Sie sind auf Seite 1von 635

Kompakt-Lexikon Wirtschaft

Kompakt-Lexikon
Wirtschaft
5.400 Begriffe nachschlagen,
verstehen, anwenden
12., aktualisierte und erweiterte Auflage
Der Verlag bedankt sich herzlich bei Herrn Prof. Dr. Dirk Piekenbrock für seine außerorden-
tlich umfangreiche Bearbeitung und Erweiterung des vorliegenden Werkes.

ISBN 978-3-658-05790-9 ISBN 978-3-658-05791-6 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-658-05791-6

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib-


liogra¿e; detaillierte bibliogra¿sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1980, 1982, 1986, 1989, 1991, 1995, 1998, 2001, 2006,
2010, 2013, 2014
1. und 2. AuÀage unter dem Titel „Schüler-Lexikon Wirtschaft“
3. bis 5. AuÀage unter dem Titel „ Kleines Lexikon Wirtschaft“
6. AuÀage unter dem Titel „Lexikon Wirtschaft“
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung,
die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen
Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über-
setzungen, Mikrover¿lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen
Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem


Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
Namen im Sinne der Warenzeichen und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Redaktion: Prof. Dr. Dirk Piekenbrock, Claudia Hasenbalg

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe
Springer Science+Business Media
www.springer-gabler.de
Vorwort zur 12. Auflage

Aktuelle Entwicklungen führen in Politik, Medien und Wissenschaft zu neuen Begrif-


fen, Theorien und Erklärungen oder verändern alte. Für das Verständnis von kom-
plexen Sachverhalten wie der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009,
der Staatsschulden-, Euro- und Bankenkrise oder der Energiewende ist ein Nach-
schlagewerk wie das Kompakt-Lexikon Wirtschaft ein unabdingbares Hilfsmittel.
Als kleiner Bruder unseres großen Gabler Wirtschaftslexikons konzentriert
es sich auf das Wesentliche eines Wirtschaftsbegriffes und klärt über Sinn und
Bedeutung desselben auf. Das Lexikon definiert auf kurze und prägnante
Weise mehr als 4.500 Stichwörter aus den Themenbereichen
- Management/Organisation/Personal
- Finanzierung/Bank/Börse/Versicherung
- Rechnungswesen/Controlling/Steuern
- Handel
- Marketing
- Produktion
- Logistik
- Mathematik/Statistik
- Volkswirtschaft und
- Recht.
Zahlreiche Verweise ergänzen die Ausführungen und zeigen Zusammenhänge
auf. Für die 12. Auflage wurde das Lexikon komplett überarbeitet, aktualisiert und
umfassend erweitert.

Wiesbaden, im September 2014

Prof. Dr. Dirk Piekenbrock


Claudia Hasenbalg
Erläuterungen für den Benutzer

1. Unter einem aufgesuchten Stichwort ist die jeweilige Erklärung/Definition des


Begriffs zu finden. Zahlreiche Verweise (→) zielen auf Begriffe,
die dem Leser zusätzliche Informationen bieten und eine Einordnung in
größere Zusammenhänge ermöglicht.
2. Die alphabetische Reihenfolge ist – auch bei zusammengesetzten
Stichwörtern – strikt eingehalten. Dies gilt sowohl für Begriffe, die durch
Bindestriche verbunden sind, als auch für solche, die aus mehreren,
durch Leerzeichen oder Kommata getrennten Wörtern bestehen.
In diesen Fällen erfolgt die Sortierung als sei der Bindestrich bzw. das
Leerzeichen oder das Komma nicht vorhanden.
3. Substantivische Stichwortbegriffe sind i.d.R. im Singular aufgeführt.
4. Die Umlaute ä, ö, ü wurden bei der Einordnung in das Alphabet
wie die Grundlaute a, o, u behandelt; ß wurde in ss aufgelöst.
5. Geläufige Synonyme und angloamerikanische Termini werden
jeweils am Anfang eines Stichwortes in Kursivschrift aufgeführt.
Abkürzungsverzeichnis

AbzG Abzahlungsgesetz
ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
Abs. Absatz
ABWL Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
AEntG Arbeitnehmerentsendegesetz
AEVO Ausbilder-Eignungsverordnung
AfA Absetzung für Abnutzung
AfaA Absetzung für außergewöhnliche Abnutzung
AfS Absetzung für Substanzverringerung
AG Aktiengesellschaft
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen
AGG Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft
AktG Aktiengesetz
AltEinkG Alterseinkünftegesetz
AO Abgabenordnung
AOK Allgemeine Ortskrankenkasse
ArbZG Arbeitszeitgesetz
Art. Artikel
AStV Ausschuss der ständigen Vertreter
ATG Altersteilzeitgesetz

BA Bundesagentur für Arbeit


BAB Betriebsabrechnungsbogen
BADV Bundesamt für Zentrale Dienste und offene Vermögensfragen
BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
BAfI Bundesanstalt für Immobilienfragen
BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BAföG Bundesausbildungsförderungsgesetz
BBiG Berufsbildungsgesetz
BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BDSG Bundesdatenschutzgesetz
BEEG Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
bes. besonders(-e, -er, -es)
Abkürzungsverzeichnis X

BErzGG Bundeserziehungsgeldgesetz
BfA Bundesanstalt für Arbeit
BfB Bundesmonopolverwaltung für Branntwein
BfDI Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit
BFH Bundesfinanzhof
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BewG Bewertungsgesetz
BgA Betriebe gewerblicher Art
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl Bundesgesetzblatt
BGH Bundesgerichtshof
BGJ Berufsgrundbildungsjahr
BHO Bundeshaushaltsordnung
BImSchG Bundes-Immisionsschutzgesetz
BIP Bruttoinlandsprodukt
BIS Bank for International Settlement
BIZ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
BKartA Bundeskartellamt
BKK Betriebskrankenkasse
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BMF Bundesministerium der Finanzen
BMELV Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
BNE Bruttonationaleinkommen
BNetzA Bundesnetzagentur
BörsG Börsengesetz
Bobl Bundesobligationen
BPersVG Bundespersonalvertretungsgesetz
BSG Bundessozialgericht
BSP Bruttosozialprodukt
BSV Bundesschuldenverwaltung
BVA Bundesversicherungsamt
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BVerwG Bundesverwaltungsgericht
BVG Bundesversorgungsgesetz
BVJ Berufsvorbereitungsjahr
XI Abkürzungsverzeichnis

BvS Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben


BWL Betriebswirtschaftslehre
B2B Business to Business
B2C Business to Consumer
BZSt Bundeszentralamt für Steuern
bzw. beziehungsweise

ca. circa
CD Certificate of Deposite
CDAX Composite DAX
CGB Christlicher Gewerkschaftsbund
CIF Cost, Insurance, Freight
CLV Customer Lifetime Value
c.p. ceteris paribus
CP Commercial Paper
CRM Costumer Relationship Management
CSR Corporate Social Responsibility
C2C Consumer to Consumer

DAX Deutscher Aktienindex


DCGK Deutscher Corporate Governance Kodex
DGB Deutscher Gewerkschaftsbund
d.h. das heißt
DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag
DPMA Deutsches Patent- und Markenamt
DRSC Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee

EBDIT Earnings before Depreciation, Interest and Tax


EBIT Earnings before Interest and Tax
EBITDA Earnings before Depreciation, Interest, Tax and Amortisation
EBWE Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
ECR Efficient Consumer Response
ECU European Currency Unit
EDI Electronic Data Exchange
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EFF Europäischer Fischereifonds
EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung
Abkürzungsverzeichnis XII

EFTA European Free Trade Association


e.G. eingetragene Genossenschaft
EG Europäische Gemeinschaften
EGKS Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
EGV Vertrag über die Europäischen Gemeinschaften
EIB Europäische Investitionsbank
EigZulG Eigenheimzulagegesetz
ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raums
EntgFG Entgeltfortzahlungsgesetz
ERP European Recovery Programme
ESF Europäischer Sozialfonds
EStG Einkommensteuergesetz
ESVG Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen
ESZB Europäisches System der Zentralbanken
EU Europäische Union
EuGH Europäischer Gerichtshof
EURATOM Europäische Atomgemeinschaft
EUREX European Exchange
EURIBOR Euro Interbank Offered Rate
EUROSTAT Statistisches Amt der Europäischen Union
EUSt Einfuhr-Umsatzsteuer
EUV Verträge über die Europäische Union
e.V. eingetragener Verein
EVTZ Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit
EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EWIV Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung
EWR Europäischer Wirtschaftsraum
EWS Europäisches Währungssystem
EWU Europäische Währungsunion
EWWU Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
EZB Europäische Zentralbank

FASB Financial Accounting Standards Board


FDAX Future DAX
F&E Forschung und Entwicklung
FRS Federal Reserve System
XIII Abkürzungsverzeichnis

FSF Forum für Finanzmarktstabilität

GASP Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (der EU)


GATS General Agreement on Trade in Services
GATT General Agreement on Tariffs and Trade
GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts
GewO Gewerbeordnung
GewStG Gewerbsteuergesetz
GG Grundgesetz
ggf. gegebenenfalls
GKR Gemeinschaftskontenrahmen
GKV Gesetzliche Krankenversicherung
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GoB Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
GuV Gewinn- und Verlustrechnung
GVO Gruppenfreistellungsverordnung
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen

HBCI Homebanking Computer Interface


HGB Handelsgesetzbuch
HÜSt Handelsüberwachungsstelle
HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex
HwO Handwerksordnung

i.Allg. im Allgemeinen
IASB International Accounting Standards Board
IBRD International Bank of Reconstruction and Development
ICC International Chamber of Commerce
i.d.R. in der Regel
i.e.S. im engeren Sinne
IHK Industrie- und Handelskammer
IKK Innungskrankenkasse
IKR Industriekontenrahmen
IMF International Monetary Fund
InsO Insolvenzordnung
InvG Investmentgesetz
IPA Instrument for Pre-Accession Assistence
Abkürzungsverzeichnis XIV

IPO Initial Public Offering


i.S. im Sinne
IWF Internationaler Währungsfonds
i.w.S. im weiteren Sinne

JArbSchG Jugendarbeitsschutzgesetz

KapAEG Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz
KAG Kapitalanlagegesellschaft
KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau
Kfz Kraftfahrzeug
KG Kommanditgesellschaft
KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien
KGV Kurs-Gewinn-Verhältnis
KMU kleine und mittlere Unternehmen
KonTraG Gesetz zu Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
KrW-/AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz
KSchG Kündigungsschutzgesetz
KStG Körperschaftssteuergesetz
KWG Kreditwesengesetz

LAG Landesarbeitsgericht
LVA Landesversicherungsanstalt
LZB Landeszentralbank

MBO Management Buyout


MDAX Midcap DAX
MdE Minderung der Erwerbsfähigkeit
MFI Monetäre Finanzinstitute
Mio. Millionen
MitbestG Mitbestimmungsgesetz
Mrd. Milliarden
MWSt Mehrwertsteuer

NASDAQ National Association of Securities Dealers Automated Quotation


NIC Newly Industrializing Countries
NPM New Public Management
XV Abkürzungsverzeichnis

NPO Non-Profit-Organisation
NYSE New York Stock Exchange

OECD Organization for Economic Cooperation


OHG Offene Handelsgesellschaft
OLG Oberlandesgericht
OR Operations Research
OTC Over the Counter
OVG Oberverwaltungsgericht

PartG Partnerschaftsgesellschaft
PIN Persönliche Identifikationsnummer
PKV Private Krankenversicherung
Pkw Personenkraftwagen
POS Point of Sale
PR Public Relations
PSA Personal-Service-Agenturen
PublG Publizitätsgesetz

REX Deutscher Rentenindex


ROI Return on Investment

SBWL Spezielle Betriebswirtschaftslehre


SCE Societas Cooperativa Europaea
SCM Supply Chain Management
SDAX Small Caps DAX
SDR Special Drawing Rights
SEC Securities and Exchange Commission
SFAC Statements of Financial Standards Concept
SFAS Statements of Financial Accounting Standards
SGB Sozialgesetzbuch
SGE Strategische Geschäftseinheiten
StWG Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
StBA Statistisches Bundesamt
SVR Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
SZR Sonderziehungsrechte
Abkürzungsverzeichnis XVI

TAN Transaktionsnummern
TARGET Transeuropean Automated Real-Time Gross Settlement
Express Transfer-System
TecDAX Technology DAX
TIN Tax Identification Number
TVG Tarifvertragsgesetz
TzBfG Teilzeit- und Befristungsgesetz

u.a. unter anderem


u.Ä. und Ähnliche(s)
UN United Nations
UNCTAD United Nations Conference on Trade and Development
UrhG Urhebergesetz
US United States
USA United States of America
US-GAAP United States General Accepted Accounting Principles
USP Unique Selling Proposition
UStG Umsatzsteuergesetz
usw. und so weiter
UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb

v.a. vor allem


VAG Versicherungsaufsichtsgesetz
VAT Value Added Tax
VDAX Votalitätsindex DAX (Deutscher Aktienindex)
VermBG Vermögensbildungsgesetz
vgl. vergleiche
VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
v.H. von Hundert
VPI Verbraucherpreisindex
VVA EG-Verordnung zu Verbringung von Abfällen
VVaG Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit
VWL Volkswirtschaftslehre

WKN Wertpapier-Kenn-Nummer
WpHG Wertpapierhandelsgesetz
WTO World Trade Organization
XVII Abkürzungsverzeichnis

XETRA Exchange Electronic Trading

z.B. zum Beispiel


ZK Zollkodex
ZPO Zivilprozessordnung
z.T. zum Teil
z.Zt. zur Zeit
Abandon – Aufgabe eines Rechts oder ei-
A
feste, flüssige und gasförmige Abfall-
ner Sache mit der Absicht, dadurch von stoffe. – Die Verwertung in der Industrie
einer Verpflichtung (meistens zur Zah- (unter Einschaltung von Recycling-Bör-
lung) entbunden zu sein.  –  Transport- sen und Aufkaufhandel) ist Aufgabe
versicherung: Berechtigung des Versi- der ĺ  Abfallwirtschaft.  –  2.  Recht: Ab-
cherers, sich nach dem Eintritt eines fall i.S. des Kreislaufwirtschaftsgesetzes
Versicherungsfalls durch Zahlung der (KrWG)  von  2012  sind alle Stoffe oder
Versicherungssumme von allen weiteren Gegenstände, derer sich ihr Besitzer ent-
Verpflichtungen (z. B. Bergung) zu be- ledigt, entledigen will oder entledigen
freien.  –  Seeversicherung: Abondierungs- muss. Dabei wird zwischen Abfall zur Ver-
recht des Versicherungsnehmers z. B. wertung und (nicht verwertetem) Abfall
bei Verschollenheit des Schiffes. Mit der zur Beseitigung unterschieden. Der Ab-
Abandonerklärung gehen die Rechte am fall-Begriff des KrWG ist wortgleich mit
versicherten Gegenstand an den Versiche- dem in Art. 1a der EG-Abfallrichtlinie
rer über, der Versicherungsnehmer erhält von 1991 festgelegt. Nach den maßgebli-
dafür die Versicherungssumme. –  Prämi- chen EG-Richtlinien müssen Abfälle so
engeschäft: Recht, gegen Zahlung der ver- beseitigt bzw. verwertet werden, dass die
einbarten Prämie vom Bezugs- oder Lie- menschliche Gesundheit nicht gefähr-
ferungsgeschäft zurücktreten zu können. det wird und dass Verfahren oder Metho-
den verwendet werden, die die ĺ Umwelt
Abbuchungsverfahren ĺ  Lastschrift-
nicht schädigen.
verfahren.
Abfallverbringung  –  Oberbegriff
ABC-Analyse  –  Verfahren zur Klassifi-
der EG-Verordnung zur Verbringung
zierung von Gesamtheiten (A = wichtig,
von Abfällen (VVA) von 2006 für alle
B = weniger wichtig, C = unwichtig), wo-
grenz-überschreitenden Transporte von
bei die Klassengrenzen jeweils im Einzel-
ĺ  Abfall (Ausfuhren, Einfuhren und
fall festgelegt werden. – Wichtige Anwen-
Durchfuhren). Die VVA regelt EU-weit
dungsgebiete: ĺ  Materialwirtschaft (zur
die Abfallverbringungskontrolle (insbes.
Differenzierung der Beschaffungs- und
Informationspflichten, Zustimmungs-
Bereitstellungsmaßnahmen), Organisati-
pflichtigkeiten, Verbote und Ausnahme-
onsanalyse, Aufgabenpriorisierung, Ma-
regelungen). Sie wird ergänzt durch das
ke-or-Buy-Entscheidungen (ĺ  Make or
Abfallverbringungsgesetz (AbfVerbrG)
Buy).
von 2007, das z. B. die Behördenzustän-
Abfall  –  1.  Betriebswirtschaftslehre: digkeit regelt.
Bei der Bearbeitung von Werkstof-
Abfallvermeidung ĺ  Kreislaufwirt-
fen und beim Betrieb von Anlagen un-
schaft.
vermeidbar anfallendes Material, das
keine oder nur begrenzte Verwertung Abfallverwertung ĺ  Kreislaufwirt-
finden kann. Zu unterscheiden sind schaft.
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Abfallwirtschaft 2

Abfallwirtschaft  –  1.  Institutionell: wirtschaftlichen Lage des Arbeitgebers.


alle Wirtschaftssubjekte und -berei- I.d.R. werden maximal zwölf, bei älte-
che, die an der Herstellung, Beseitigung ren Arbeitnehmern maximal 18 Monats-
und Verwertung von ĺ  Abfall beteiligt verdienste als Abfindung gezahlt. – 2. Ge-
sind.  –  2.  Funktionell: wirtschaftlicher sellschaftsrecht: Eine  Abfindung ist beim
Umgang mit Abfall in allen Stadien der Ausscheiden eines Gesellschafters aus ei-
Abfallerzeugung, -beseitigung und -ver- ner Gesellschaft zu zahlen. – 3.  Sozialver-
wertung. Mit dem Kreislaufwirtschafts- sicherungsrecht und soziales Entschädi-
und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) von 1994 gungsrecht: (1) In der gesetzlichen ĺ Ren-
(Vorläufer des Kreislaufwirtschaftsge- tenversicherung erhalten Witwen/Witwer
setzes (KrWG) von 2012) wurde der bei Wiederheirat eine  Abfindung höchs-
Schritt von der Beseitigungswirtschaft zur tens des 24-fachen Monatbetrages der
ĺ Kreislaufwirtschaft vollzogen. Die Ab- Witwen-/Witwerrente. (2) Die gesetzli-
fallwirtschaft wurde zur Stoffstromwirt- che ĺ Unfallversicherung kann nach Ab-
schaft mit dem neuen Ziel der stoffstro- schluss einer Heilbehandlung den Ver-
morientierten Ressourcenschonung. sicherten mit einer Gesamtvergütung in
Höhe des voraussichtlichen Rentenauf-
Abfindung  –  einmalige Geldentschä- wandes abfinden. (3) Eine  Abfindung
digung. 1.  Arbeitsrecht:  Abfindung we- von Beschädigtenrenten von Kriegs- und
gen Beendigung des Arbeitsverhältnis- Wehrdienstopfern ist zu bestimmten
ses. Gesetzlich vorgeschrieben: (1) nach Zwecken (z. B. Grundbesitzerwerb) mög-
dem Kündigungsschutzgesetz (KSchG), lich. Außerdem erhält die Witwe eines Be-
wenn wegen dringender betrieblicher schädigten bei Wiederheirat eine  Abfin-
Erfordernisse gekündigt wurde und der dung in Höhe des 50-fachen der monatli-
ĺ  Arbeitnehmer die dreiwöchige Frist chen Grundrente.
für die Kündigungsschutzklage verstrei-
Abgaben – alle auf der ĺ Finanzhoheit
chen lässt. (2) Durch Urteil im Kündi-
beruhenden öffentlichen Einnahmen der
gungsschutzprozess, wenn die Kündigung
ĺ  Gebietskörperschaften und bestimm-
des ĺ  Arbeitgebers unwirksam ist, aber
ter ĺ Parafisci: (1) ĺ Steuern einschließ-
das Arbeitsverhältnis auf Antrag des Ar-
lich ĺ  Kirchensteuer, (2) ĺ  Zölle und
beitgebers oder des Arbeitnehmers vom
ĺ  Abschöpfungen, (3) ĺ  Gebühren (4)
ĺ  Arbeitsgericht aufgelöst wird. (3) bei
ĺ  Beiträge und (5) ĺ  Sozialabgaben,
Entlassung wegen Betriebsänderung ohne
(„Quasisteuern“) an die Träger der gesetz-
Versuch eines Interessensausgleichs mit
lichen ĺ Sozialversicherung.
dem ĺ Betriebsrat oder Abweichung von
diesem.  –  Außerdem können ĺ  Sozial- Abgabenordnung (AO) – „Steuergrund-
pläne  Abfindungen vorsehen. Am häu- gesetz“ oder „Mantelgesetz“ von 1976. Es
figsten werden  Abfindungen im Rah- umfasst in neun  Teilen sowohl das for-
men von ĺ  Aufhebungsverträgen oder melle Recht einer Verfahrensordnung
Prozessvergleichen vereinbart. – Die Ab- als auch einen allgemeinen Teil des ma-
findungshöhe richtet sich nach dem Le- teriellen Steuerrechts. Die AO enthält
bensalter und der Betriebszugehörigkeits- grundlegende Bestimmungen, Begriffs-
dauer des Arbeitnehmers sowie nach der definitionen und Grundsätze für die
3 Abmahnung

Besteuerung. Sie legt diese für zahlreiche Beschlüsse von Unternehmensvereini-


Steuerarten einheitlich fest. Durch die Re- gungen mit diesem Zweck und dieser
gelungen der AO sollen die Einzelsteu- Wirkung). – Nach Art. 81 EGV sind auf-
ergesetze entlastet und die Behandlung einander abgestimmte Verhaltensweisen
wichtiger Gebiete des Steuerrechts in ein- mit dem ĺ Gemeinsamen Markt unver-
heitlicher Form sichergestellt werden. einbar und ebenfalls verboten, soweit sie
den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu
Abgabenquote – Anteil der ĺ Abgaben
beeinträchtigen geeignet sind und eine
am ĺ Bruttoinlandsprodukt (BIP). – Vgl.
Verhinderung, Einschränkung  oder Ver-
auch ĺ Steuerquote.
fälschung des Wettbewerbs innerhalb des
Abgeld ĺ Disagio. Gemeinsamen Marktes bezwecken oder
bewirken.
Abgeltungsteuer  –  seit dem 1.1.2009
eingeführte Quellensteuer auf Kapitaler- Abgrenzungsprinzip ĺ Bewertung.
träge in Form einer ĺ Abzugsteuer. Da- abhängig Beschäftigte  –  Abhängige,
nach wird jeder Kapitalertrag, der über zusammenfassende Bezeichnung der
den ĺ  Sparer-Pauschbetrag hinausgeht, ĺ amtlichen Statistik für alle ĺ Erwerbs-
pauschal mit dem einheitlichen ĺ Steuer- tätigen in einem abhängigen Beschäfti-
satz von 25 % besteuert. Mit der einbehal- gungsverhältnis: ĺ Angestellte, ĺ Arbei-
tenen ĺ Kapitalertragsteuer gilt die Steu- ter, ĺ Auszubildende und ĺ Beamte.
erpflicht für den Privatanleger als abge-
golten, d.h., dass die bereits versteuerten Abhängige ĺ abhängig Beschäftigte.
Kapitalerträge nicht mehr in seiner jähr- Ability to Pay Prinicple ĺ  Leistungsfä-
lichen Steuererklärung aufgeführt werden higkeitsprinzip.
müssen und nicht mit seinem individuel- Ablauforganisation – der raum-zeitliche
len Steuersatz versteuert werden. Aspekt der ĺ  Organisation. Die organi-
abgestimmtes Verhalten  –  aufeinan- satorischen Elemente (Handlungsträger,
der abgestimmte Verhaltensweisen, Be- Aufgaben, Sachmittel etc.) sind hinsicht-
griff und Gegenstand des deutschen lich des zeitlichen und räumlichen Ab-
und europäischen Kartellrechts (ĺ  Kar- laufs so zu gestalten, dass alle Arbeitsvor-
tell, ĺ  Wettbewerbsrecht): alle Formen gänge lückenlos aufeinander abgestimmt
der Koordinierung des Marktverhaltens sind. Ablauforganisatorische Regelungen
ohne gegenseitige rechtliche Verpflich- sind nur bei Routineprozessen sinn-
tung, wodurch die Ungewissheit über das voll. – Gegensatz: ĺ Aufbauorganisation.
zukünftige Verhalten anderer Marktteil- Ablaufpolitik ĺ Prozesspolitik.
nehmer beseitigt wird. – Solche Verhal-
tensabstimmungen,  die eine Verhinde- ABM – Abk. für ĺ Arbeitsbeschaffungs-
rung, Einschränkung und Verfälschung maßnahme.
des ĺ Wettbewerbs bezwecken oder be- Abmahnung  –  Aufforderung, ein ver-
wirken, sind gemäß §  1 GWB verbo- tragswidriges Verhalten zu unterlassen.
ten (ebenso wie alle über abgestimm- Dabei wird für den Wiederholungsfall
tes Verhalten hinausgehende Verein- eine Strafe angedroht. – 1. Abmahnung ei-
barungen  zwischen Unternehmen und nes Arbeitnehmers: Förmlicher Ausdruck
Abmahnverein 4

der Missbilligung wegen Verletzung ar- Einrichtungen, die bei der Verteilung von
beitsvertraglicher Pflichten, verbunden ĺ Waren und ĺ Informationen mitwir-
mit dem Hinweis auf arbeitsrechtliche ken, ohne selbst Eigentümer der Ware zu
Konsequenzen, insbes. auf ĺ Kündigung werden. Zu unterscheiden sind mit der
im Wiederholungsfall.  –  2.  Wettbewerbs- ĺ  Akquisition beschäftigte  Absatzhelfer
rechtliche Abmahnung: Vorprozessuale, (z. B. Handelsvertreter, Kommissionäre,
i.d.R. schriftliche Aufforderung, ein wett- Makler, Versteigerer) und vornehmlich
bewerbswidriges Verhalten zu unterlas- die ĺ  Logistik übernehmende  Absatz-
sen und zur Vermeidung einer Klage eine helfer (z. B. Spediteure, Frachtführer, La-
ĺ Unterlassungserklärung abzugeben. gerhalter, Reeder). I.w.S. auch: Marktfor-
Abmahnverein  –  Verein, der gewerbs- schungsinstitute, Werbeagenturen, Inkas-
mäßig wettbewerbsrechtliche ĺ Abmah- sogemeinschaften, Leasinggesellschaften
nungen vornimmt. Nach dem Gesetz ge- und Factoringunternehmen.  –  Vgl. auch
gen den unlauteren Wettbewerb (UWG) ĺ Distributionsorgane.
(ĺ  unlauterer Wettbewerb) dürfen Ab- Absatzinstrumente ĺ Marketing.
mahnungen nur von Vereinen zur För- Absatzkanal  –  Marketing Channel, Dis-
derung gewerblicher Interessen, Ver- tribution Channel; der Teil des Distribu-
braucherschutzvereinen, ĺ  Hand- tionssystems, der vom Hersteller gestaltet
werkskammern sowie ĺ  Industrie- und wird, um den ĺ Absatz seiner Produkte/
Handelskammern (IHK) ausgesprochen Dienstleistungen sowie die Verteilung der
werden. erforderlichen Informationen sicherzu-
Abnutzung – wirtschaftlicher Wertever- stellen. – Wichtige Entscheidungen: An-
zehr abnutzbarer Anlagegüter wie Ge- zahl und Art der Stufen des ĺ  Absatz-
bäude, Maschinen, Fahrzeuge oder Be- weges sowie der auf jeder Stufe einge-
triebs- und Geschäftsausstattung. Die schalteten ĺ  Distributionsorgane sowie
Wertminderung durch  Abnutzung die Gestaltung der Zusammenarbeit zwi-
wird im ĺ  Rechnungswesen durch die schen den einzelnen Elementen.
ĺ  Abschreibung berücksichtigt, steuer- Absatzkette  –  die Glieder eines ĺ  Ab-
lich durch die Absetzung für Abnutzung satzweges, die in ihrer Gesamtheit die
(AfA). Distributionsfunktionen (ĺ  Distribu-
Abrechnung ĺ Clearing. tion) übernehmen. Unselbstständige Glie-
der sind Beschaffungs- und Absatzabtei-
Absatz – 1. Menge, der in einem bestimm- lungen der Produktionsunternehmun-
ten Zeitraum verkauften Produkte  (inkl. gen (inkl. Reisender und Außenlager).
Dienstleistungen).  –  2.  Schlussphase Selbstständige Glieder sind der kollektie-
des innerbetrieblichen Leistungserstel- rende Aufkaufhandel und die distribuie-
lungsprozesses, der aus den betriebli- renden ĺ  Handelsbetriebe und ĺ  Ab-
chen Grundfunktionen ĺ  Beschaffung, satzhelfer, in der Handelsvermitt-
ĺ Produktion und Absatz besteht. –  An- lung Tätige und Marktveranstaltungen.
ders: ĺ Umsatz, ĺ Vertrieb. ĺ  Konsumenten können selbststän-
Absatzhelfer  –  rechtlich und wirt- dige Beschaffungsorganisationen (Kon-
schaftlich selbstständige Personen oder sumgenossenschaften) oder persönlich
5 Abschreibung

Distributionsaufgaben übernehmen (z. B. abschlagsfreie Rente ab 63 ĺ Rente ab


Selbstbedienung).  –  Vgl. auch ĺ  Distri- 63.
butionsorgane. Abschlagszahlung ĺ Teilzahlung.
Absatzmarketing ĺ Marketing. Abschlussbilanz ĺ Jahresabschluss.
Absatzmarkt ĺ  Markt, auf dem Pro- Abschlussprovision ĺ Provision.
dukte/Dienstleistungen verkauft (abge-
setzt) werden. Der  Absatzmarkt ist der Abschlussprüfer ĺ Wirtschaftsprüfer.
ĺ  Produktion nachgelagert. Gegenstück Abschlussprüfung ĺ  Jahresabschluss-
ist der vorgelagerte ĺ  Beschaffungs- prüfung.
markt. Der Absatzmarkt des Verkäufers Abschlussvermittlung ĺ Finanzdienst-
(Anbieters) ist für den Käufer (Nachfra- leistungen.
ger) Beschaffungsmarkt.
Abschlussvertreter ĺ Handelsvertreter.
Absatzmittler – rechtlich und wirtschaft-
lich selbstständige Absatzorgane, die als Abschöpfungen  –  variable ĺ  Abgaben
Elemente des ĺ Absatzkanals von Liefe- auf ĺ Importe, die sich aus der Differenz
ranten Produkte kaufen und ohne wesent- eines staatlich festgelegten Zielpreises im
liche Be- oder Verarbeitung (Manipula- Inland und dem aktuellen Weltmarktpreis
tion) oder Einbau in andere Produkte an ergeben. Abschöpfungen wurden v.a. im
andere Absatzmittler oder Endkäufer wie- Rahmen der EU-Agrarpolitik bis zu dem
der verkaufen, z. B. eine ĺ  Großhandel- Agrarreformprozess 1992 auf Marktord-
sunternehmung oder ĺ Einzelhandelsu- nungsprodukte angewendet.
nternehmung. – Vgl. auch ĺ Distributi- Abschreibung  –  1.  Begriff: a)  Abschrei-
onsorgane. bung i.e.S.: Betrag oder Methode zur Er-
Absatzpolitik ĺ Marketingpolitik. mittlung des Betrages, der bei Gegen-
ständen des ĺ Anlagevermögens, die im
Absatzvolumen ĺ Marktvolumen. Laufe der Nutzungsdauer durch Nutzung
Absatzweg – Distributionsweg, Vertriebs- eingetretenen Wertminderung (ĺ  Ab-
weg, Marktkanal. Weg einer Ware oder nutzung) eines Vermögensgegenstandes
Dienstleistung von der Erzeugung bis hin erfassen soll.  Abschreibungen werden in
zur Verwendung bzw. zum Verbrauch, der ĺ Gewinn- und Verlustrechnung, als
d.h. Art und Umfang des Einschaltens ĺ  Aufwand und in der ĺ  Kostenrech-
von Absatzorganen (ĺ  Absatzhelfer, nung als ĺ Kosten angesetzt. – Ursprüng-
ĺ Absatzmittler) bei der akquisitorischen lich bezog sich die Abschreibungsfähig-
und physischen Distribution von Sach- keit nur auf abnutzbare Gegenstände des
und Dienstleistungen vom Hersteller zum Anlagevermögens, die sowohl materiel-
Endverbraucher. – Zu unterscheiden sind ler als auch immaterieller Art (z. B. Lizen-
im Wesentlichen: a) direkter Vertrieb (Di- zen, Patente, Konzessionen) sein können.
rektvertrieb): Der Absatz erfolgt vom Her- Die aktivierten ĺ  Anschaffungskosten
steller direkt an den Endverbraucher, b) oder ĺ  Herstellungskosten werden ent-
indirekter Vertrieb: In diesem Fall werden sprechend der voraussichtlichen betriebli-
ĺ Absatzmittler eingeschaltet, z. B. Groß- chen Nutzungsdauer jedes Jahr um einen
und Einzelhandel. bestimmten Teilbetrag zur Erfassung des
Abschreibungsgesellschaft 6

in der Rechnungsperiode an dem einzel- Inanspruchnahme oder einer Veralterung


nen Vermögensgegenstand eingetretenen hinsichtlich des technischen Fortschritts
Werteverzehrs gekürzt. b) Abschreibung kann nach dem Handelsrecht jedoch eine
i.w.S.: Neben dem betrieblich bedingten außerplanmäßige  Abschreibung vorge-
Leistungsverzehr an einem Gegenstand nommen werden. (2) Steuerrecht: Abset-
des Anlagevermögens werden auch die zung für Abnutzung (AfA), Absetzung für
sich aus sonstigen Abwertungsgeboten außergewöhnliche technische oder wirt-
und Abwertungswahlrechten ergebenden schaftliche Abnutzung (AfaA), Absetzung
Wertminderungen erfasst. c)  Abschrei- für Substanzverringerung (AfS), erhöhte
bung in der ĺ Volkswirtschaftlichen Ge- Absetzungen, Sofortabschreibung für ge-
samtrechnung ĺ  (VGR):  Abschreibun- ringfügige Wirtschaftsgüter, Sonderab-
gen in der VGR messen Wertminderun- schreibungen und Teilwertabschreibun-
gen von Vermögensgütern während einer gen. b) kalkulatorische Abschreibung: Ab-
Periode durch normalen Verschleiß und schreibungsart der ĺ  Kostenrechnung.
wirtschaftliches Veralten unter Einschluss In diesem Fall werden i.d.R. die Wieder-
des Risikos für Verluste durch versicher- beschaffungskosten angesetzt. Aufgrund
bare Schadensfälle. Sie werden sowohl auf eines unterschiedlichen Wertansatzes, ei-
das gesamte Anlagevermögen als auch auf ner unterschiedlichen ĺ Abschreibungs-
das Gebrauchsvermögen privater Haus- methode oder einem anderen Abschrei-
halte berechnet. Die Bewertung erfolgt je bungszeitraum stimmen Abschreibungen
nach Verwendung zu Anschaffungsprei- in der Bilanz und in der Kostenrechnung
sen, Wiederbeschaffungspreisen oder nicht überein.
konstanten Preisen.  –  2.  Abschreibungs-
Abschreibungsgesellschaft  –  Gesell-
ursachen: a) Technische Ursachen: ge-
schaft, die in steuerbegünstigte Anlage-
wöhnlicher Verschleiß (Gebrauchs- oder
projekte investiert. Ziel einer  Abschrei-
Ruheverschleiß, Abbau) oder außerge-
bungsgesellschaft ist es, den Kapitalanle-
wöhnlicher Verschleiß (Katastrophen-
gern Verluste zuzuweisen, die diese mit
verschleiß); b) Wirtschaftliche Ursachen:
anderen Einkünften oder Gewinnen aus-
z. B. Nachfrageverschiebungen, Fehlin-
gleichen können. Die Anleger mindern so
vestitionen oder Ineffizienz; c) Rechtliche
ihr zu versteuerndes Einkommen oder ih-
Ursachen: Entwertung durch gesetzliche
ren zu versteuernden Gewinn. Die Höhe
Maßnahmen, Ablauf von Verträgen oder
abziehbarer Verluste ist jedoch durch das
Schutzrechten. – 3. Abschreibungsarten: a)
Einkommensteuergesetz (EStG) auf die
bilanzielle Abschreibung: (1) Handelsrecht:
Höhe der Gesellschaftereinlage bzw. auf
Abnutzbare Gegenstände des Anlagever-
den Betrag begrenzt, für den der Gesell-
mögens sind in der ĺ Bilanz planmäßig
schafter gegenüber den Gläubigern haf-
abzuschreiben. D.h., die Anschaffungs-
ten muss.
oder Herstellungskosten werden entspre-
chend der voraussichtlichen betriebli- Abschreibungsmethoden  –  Verfah-
chen Nutzungsdauer jährlich um einen ren, mit denen die Abschreibungsbe-
bestimmten Teilbetrag zur Erfassung des träge berechnet werden (ĺ  Abschrei-
Werteverzehrs gekürzt. Im Fall eines voll- bung). – 1. Lineare Abschreibung: Die An-
ständigen Wertverlusts, einer erhöhten schaffungs- oder Herstellungskosten des
7 Abwicklung

Anlagevermögens werden gleichmäßig Abtretung ĺ Forderungsabtretung.


auf die voraussichtlichen Nutzungsjahre Abwehraussperrung ĺ Aussperrung.
verteilt. – 2.  Degressive Abschreibung: Die
Anschaffungs- oder Herstellungskosten Abweichungsgesetzgebung ĺ Gesetz-
werden in fallende Raten aufgeteilt. Dabei gebungskompetenz.
ist entweder die Differenz der Abschrei- Abwerbung – Die Abwerbung von Kun-
bungsraten konstant (arithmetisch de- den und/oder Beschäftigten von Mit-
gressive Abschreibung) oder der Abschrei- bewerbern ist nach dem Gesetz gegen
bungsprozentsatz (geometrisch degressive den  unlauteren Wettbewerb (UWG) erst
Abschreibung).  –  3.  Progressive Abschrei- bei Hinzutreten bes. Umstände (Einsatz
bung: Die Anschaffungs- oder Herstel- unlauterer Mittel oder Verfolgung unlau-
lungskosten werden in jährlich steigende terer Zwecke) ein „sittenwidriger“ bzw.
Beträge (arithmetisch oder geometrisch ĺ  unlauterer Wettbewerb, z. B. bei irre-
progressiv) aufgeteilt.  –  4.  Leistungsab- führenden und herabsetzenden Äußerun-
schreibung: Die Anschaffungs- oder Her- gen über den bisherigen Lieferanten bzw.
stellungskosten werden nach der Inan- Arbeitgeber. Rechtsfolge können ein An-
spruchnahme oder nach der tatsächlichen spruch auf ĺ Schadensersatz oder ein be-
Nutzung im Abschreibungsjahr verteilt. fristetes Beschäftigungsverbot sein.
Problematisch bei dieser Methode sind ab Werk ĺ  Versandklauseln, ĺ  Inco-
die Prognose und der Nachweis der ent- terms.
standenen Kosten, die auf das einzelne
Jahr entfallen. Abwertung – Wertverlust einer ĺ Wäh-
rung im Vergleich zu einer anderen Wäh-
Abschwung ĺ Konjunkturzyklus. rung. Eine  Abwertung der Inlandswäh-
Absentismus ĺ Fehlzeiten. rung liegt vor, wenn der ĺ Wechselkurs
bei Preisnotierung (z. B. Euro je US-Dol-
Absetzung für Abnutzung (AfA) ĺ Ab-
lar) steigt. In diesem Fall müssen für einen
schreibung.
US-Dollar mehr Euro gezahlt werden.
Absetzung für Substanzverringerung Der Euro wird „billiger“.  –  Mit der  Ab-
(AfS) ĺ Abschreibung. wertung sinkt der ĺ Außenwert der In-
absolute Armut ĺ Armut. landswährung. Die ĺ  Importe werden
teurer, die ĺ  Exporte billiger.  –  Gegen-
absoluter Preis ĺ Preis.
satz: ĺ Aufwertung.
Absonderung  –  Begriff aus dem Insol- Abwicklung  –  Liquidation, Begriff aus
venzrecht (ĺ  Insolvenzverfahren): das dem ĺ  Handelsrecht für die Auflösung
Recht eines Gläubigers auf eine vorzugs- eines Unternehmens. Die Abwicklung hat
weise Befriedigung eines Anspruchs aus die Aufgabe, die persönlichen und ver-
einem Pfand- oder pfandähnlichen Recht mögensrechtlichen Bindungen der Ge-
an einem zur Insolvenzmasse gehörenden sellschafter zu lösen, um so die Vollbeen-
Gegenstand. Letzterer sowie ein Über- digung der Gesellschaft herbeizuführen.
schuss verbleiben der Masse.  –  Anders: In rechtlicher Hinsicht setzt die Abwick-
ĺ Aussonderung. lung einer Gesellschaft ihre Auflösung vo-
Abstimmungskosten ĺ Koordination. raus. In wirtschaftlicher Hinsicht bleibt
ABWL 8

die Gesellschaft bestehen, jedoch in Än- Kapitalerträgen für Privatanleger, womit


derung ihres Gegenstandes nunmehr durch den Abzug die Steuerpflicht abge-
zur  Abwicklung. Gründe für eine  Ab- golten ist.
wicklung können z. B. auf einem Gesell- Accounting ĺ Rechnungswesen.
schafterbeschluss oder einer ĺ Insolvenz
der Gesellschaft beruhen. Accounting Standards Committee of
Germany ĺ  Deutsches Rechnungsle-
ABWL – Abk. für Allgemeine ĺ Betriebs- gungs Standards Committee (DRSC).
wirtschaftslehre (BWL).
Acquisition ĺ Merger & Acquisition.
Abzahlungsgeschäft  –  Ratenkauf, Ge-
schäft, bei dem der Käufer durch Kre- Action Lag ĺ Lag.
ditvertrag (ĺ  Kredit) den Kaufpreis in Ad-hoc-Publizität  –  Wichtiges Instru-
Raten (ĺ Teilzahlung) leistet. Beim Teil- ment der ĺ  Börsenkommunikation:
zahlungsgeschäft wird dem Käufer die Veröffentlichungspflicht für Wertpapie-
ĺ Ware schon vor vollständiger Zahlung remittenten nach dem Wertpapierhan-
übergeben, während beim ĺ Sukzessivlie- delsgesetz (WpHG). Danach sind die
ferungsvertrag auch die Warenmenge in Emittenten, die an einer inländischen
Raten geliefert wird. I.d.R. behält sich der Börse zum Handel zugelassen sind, ge-
Verkäufer das Eigentum an der Ware bis setzlich verpflichtet, kursrelevante Tat-
zur endgültigen Zahlung vor (ĺ  Eigen- sachen unverzüglich öffentlich zu ma-
tumsvorbehalt). Bei einem  Abzahlungs- chen. Publizitätspflichtige Tatsachen
geschäft in Form eines ĺ  Verbraucher- müssen noch vor ihrer Veröffentlichung
vertrages gelten die Schutzvorschriften der ĺ  Bundesanstalt für Finanzdienst-
des ĺ Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB), leistungsaufsicht (BaFin) und der Ge-
außerdem wird es im BGB weitestgehend schäftsführungen der betreffenden Bör-
wie ein ĺ  Verbraucherdarlehen behan- sen mitgeteilt werden. Die BaFin prüft,
delt.  –  Vgl. auch ĺ  verdecktes Abzah- ob die Emittenten ihrer Publizitätspflicht
lungsgeschäft. nachkommen. Ein Verstoß dagegen kann
Abzahlungskredit ĺ Ratenkredit. mit einer erheblichen Geldbuße geahn-
det werden. Die Börsen entscheiden da-
Abzinsung ĺ Diskontierung. rüber, ob die Veröffentlichung der kurs-
Abzugsteuern  –  Quellensteuern. Steu- beeinflussenden Tatsache eine vorüber-
ern, die nicht vom Empfänger einer Zah- gehende Kursaussetzung erfordert. Zu
lung, sondern von der auszahlenden Stelle den meldepflichtigen Tatsachen gehö-
zu leisten sind. Da der Abzug i.d.R. an ren bevorstehende ĺ  Mergers & Acqui-
der Ertrags- oder Einkunftsquelle erfolgt, sitions, Großaufträge, unerwartetes neues
werden  Abzugsteuern auch als Quellen- Umsatzpotenzial, Bilanzzahlen, Gewin-
steuern bezeichnet. Dabei kann es sich neinbrüche, gewichtige personelle und
um anrechenbare Abzugsteuern handeln, andere einschneidende Veränderungen
die den Charakter von Vorauszahlun- im Unternehmen. Ziel der  Ad-hoc-Pu-
gen haben (z. B. die ĺ Lohnsteuer). Ab- blizität ist es, durch das Herstellen der
zugsteuern können aber auch ĺ  Abgel- sog. Bereichsöffentlichkeit, also die In-
tungsteuern sein, in Deutschland z. B. bei formationsweitergabe an wesentliche
9 aggregierte Nachfrage

Informationsvermittler, dem ĺ  Insider- Agenda 21  –  weltweites Aktionspro-


handel vorzubeugen und eine allgemeine gramm zur Umsetzung des Prinzips einer
Transparenz zu schaffen. (in ökologischer, ökonomischer und sozi-
Administrative Lag ĺ Lag. aler Hinsicht) ĺ  nachhaltigen Entwick-
lung im 21.  Jahrhundert. Die Agenda 21
ad-valorem-Zoll ĺ  tarifäre Handels-
wurde 1992 auf der Konferenz der ĺ Ver-
hemmnisse, ĺ Zoll.
einten Nationen (UN) für Umwelt und
AfA – Abk. für Absetzung für Abnutzung, Entwicklung in Rio de Janeiro von 172
ĺ Abschreibung. teilnehmenden  Staaten verabschiedet. –
After-Sales-Service  –  technische und In Deutschland haben zahlreiche Kom-
kaufmännische ĺ  Dienstleistungen munen zur örtlichen Umsetzung der glo-
(ĺ Kundendienst), die nach einem Kauf balen Nachhaltigkeitsstrategie eine lokale
von einem Unternehmen als Leistun- Agenda 21 entwickelt.
gen des ĺ  Vertriebs angebotenen wer- Agentur für Arbeit – früher Arbeitsamt;
den. Dies sind z. B. Schulungen des Bedie- örtliche Dienststelle der ĺ  Bundesagen-
nungspersonals, Wartungs- und Repara- tur für Arbeit. – Vgl. auch ĺ Jobcenter.
turdienste, Managementleistungen. Von
Agglomeration  –  Zusammenballung
großer Bedeutung für die Angebotsdiffe-
oder Ansammlung von ĺ  Standorten
renzierung (ĺ Qualitätswettbewerb) und
(allg. von Merkmalsträgern) auf ein Ge-
Schaffung eines ĺ  akquisitorischen Po-
biet, z. B. Betriebsagglomeration, Kun-
tenzials bei komplexen und erklärungs-
denagglomeration oder Lieferantenagglo-
bedürftigen Produkten und Produkt-
meration.
verbunden, v.a. im Investitionsgüterbe-
reich. – Gegensatz: ĺ Pre-Sales-Service. aggregate demand  –  engl. für aggre-
gierte Nachfrage, ĺ  gesamtwirtschaftli-
AG – Abk. für ĺ Aktiengesellschaft
che Nachfrage.
AGB – Abk. für ĺ Allgemeine Geschäfts-
bedingungen. aggregate supply –  engl. für aggregier-
tes Angebot, ĺ  gesamtwirtschaftliches
Agency-Theorie  –  Prinzipal-Agent-The- Angebot.
orie. Teilgebiet der Wirtschaftstheorie.
Die Agency-Theorie beschäftigt sich mit Aggregation  –  Begriff aus der Wirt-
Kooperationen zwischen Personen oder schaftstheorie für die Zusammenfassung
Unternehmen bei Vorliegen von Inter- mehrerer Einzelgrößen hinsichtlich eines
essenkonflikten und bei unterschiedli- Merkmals. Durch die Aggregation soll es
chem Informationsstand der Beteilig- ermöglicht werden, Zusammenhänge zu
ten. Ausgangspunkt ist eine sog. Agen- erkennen. Die Nachfragen der einzelnen
cy-Beziehung, bei der eine Partei (Agent) Haushalte werden bspw. (in der ĺ  Mi-
im Auftrag einer anderen Partei (Prinzi- kroökonomie) zur Marktnachfrage oder
pal) handelt. Die  Agency-Theorie unter- (in der ĺ Makroökonomie) zur gesamt-
sucht, durch welche Anreizmaßnahmen wirtschaftlichen Nachfrage (aggregate de-
das Verhalten des Agenten indirekt beein- mand) zusammengefasst.
flusst werden kann, damit er im Interesse aggregierte Nachfrage ĺ  gesamtwirt-
des Prinzipals handelt. schaftliche Nachfrage.
aggregiertes Angebot 10

aggregiertes Angebot ĺ  gesamtwirt- Hauptzielsetzung ist die Beseitigung der


schaftliches Angebot. Einkommensdisparität gegenüber ande-
ren Wirtschaftsbereichen. Durch ein Sys-
Agio  –  Aufgeld. 1. Betrag, um den der
tem staatlich festgelegter oder beeinfluss-
Ausgabepreis eines ĺ  Wertpapiers über
ter Preise werden Einzelpreise stabilisiert.
dem ĺ  Nennwert liegt.  –  2.  Betrag,
Diese Preise sind z.T.  deutlich höher als
um den der Rückzahlungsbetrag eines
auf dem Weltmarkt. Für die Agrarpreis-
ĺ  Darlehens über dem Auszahlungsbe-
politik ist die EU zuständig. – 6. Agrarum-
trag liegt. – Gegensatz: ĺ Disagio.
weltpolitik: Ziel ist eine nachhaltige Agrar-
Agrarpolitik  –  1.  Begriff: a) Prakti- produktion, die simultan der Ernährungs-
sche Agrarpolitik: Alle wirtschaftspoli- sicherung, dem Einkommenserwerb und
tischen Maßnahmen zur Beeinflussung dem Ressourcenschutz dient.  –  7.  Agrar-
des Agrarsektors eines Wirtschaftsrau- sozialpolitik: Maßnahmen zur sozialen Si-
mes. b) Theoretische Agrarpolitik: Teilge- cherung der in der Landwirtschaft Täti-
biet der Agrarökonomik, dessen Erkennt- gen und der Armutsbekämpfung im länd-
nisgegenstand das politische Handeln lichen Raum. In Deutschland existiert
im Agrarbereich ist. Zu ihren Aufga- z. B. ein eigenständiges Versicherungssys-
ben gehört es, das agrarpolitische Han- tem, das vom Staat bezuschusst wird.
deln wissenschaftlich zu beschreiben, zu
erklären und dessen Wirkungen zu un- Agrarwirtschaft ĺ Land- und Forstwirt-
tersuchen.  –  2.  Ziele: Als Zielbereiche schaft.
der  Agrarpolitik werden hervorgehoben:
(1) Effizienz (optimale intra- und inter- AIDA-Regel – bekanntes Modell der Wer-
sektorale Ressourcenallokation), (2) Ver- bewirkungsforschung. Danach muss er-
teilungsgerechtigkeit (Sicherung ange- folgreiche ĺ  Werbung folgende Phasen
messener Einkommen in der Landwirt- durchlaufen: (1) A = Attention (Aufmerk-
schaft und die Armutsbekämpfung im samkeit erregen),  (2) I = Interest (Inter-
ländlichen Raum, Ernährungssicherung) esse wecken), (3) D = Desire (Wünsche er-
und (3) Nachhaltigkeit (Berücksichti- wecken), (4) A = Action (Reaktion auslö-
gung von Umwelteffekten in der land- sen, Kauf). – Die AIDA-Regel wurde zur
wirtschaftlichen Produktion). – 3.  Träger AIDCA- und zur AIDCAS-Formel wei-
der Agrarpolitik sind staatliche und über- terentwickelt. Bei der AIDCA-Formel
staatliche Einrichtungen, aber auch nati- folgt der Phase des Kaufwunsches die
onale Organisationen wie der Deutsche Phase der Vertrauensgewinnung (Con-
Bauernverband.  –  4.  Agrarstrukturpoli- fidence). Erst dann folgt die Kaufhand-
tik: Maßnahmen zur Milderung der An- lung. Bei der AIDCAS-Formel folgt der
passungszwänge aufgrund des sektora- Phase des Kaufwunsches die Phase der
len Strukturwandels. Diese werden durch Überzeugung vom Produktvorteil gegen-
Zuschüsse der ĺ  Europäischen Union über vergleichbaren Angeboten (Convic-
(EU) sowie durch Bund und Länder fi- tion). Außerdem geht das Modell davon
nanziert. Die EU gibt im Fall der Agrar- aus, dass nach der Kaufhandlung ĺ Kun-
strukturpolitik den Rahmen für die natio- denzufriedenheit (Satisfaction) hergestellt
nalen Politiken vor. – 5.  Agrarpreispolitik: werden muss.
11 Aktie

AKA-Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH  – Akquisition  –  1.  Marketing: auf der


AKA-Bank. privates, 1952 gegründetes Absatzseite Gewinnung von Kun-
Gemeinschaftsinstitut von 19 deutschen den oder Aufträgen, auf der Beschaf-
Banken zur Finanzierung  kurz-, mittel- fungsseite  Maßnahmen zur Beschaffung
und langfristiger Exportgeschäfte  sowie von Produkten, Dienstleistungen, Perso-
weiterer Transaktionen in  internationa- nal (Personalakquisition) und Immobi-
len Geschäften mit Sitz in Frankfurt a.M. lien. – 2.  Strategisches Management: Kauf
Für die Bewilligung eines AKA-Kredits ist eines Unternehmens oder Unternehmen-
i.d.R. eine Ausfuhrbürgschaft der Euler steiles. Heute wird meistens der angloa-
Hermeskredit-Versicherungs-AG (ĺ Ex- merikanische Begriff ĺ Merger & Acqui-
portkreditgarantien des Bundes) erfor- sition verwendet.
derlich.  –  Weitere Informationen unter akquisitorische Distribution ĺ  Ver-
www.akabank.de. trieb.
AKA-Bank ĺ  AKA-Ausfuhrkredit-Ge- akquisitorisches Potenzial  –  Gesamt-
sellschaft mbH. heit der bei potenziellen Käufern präfe-
Akkordlohn  –  Form des Leistungslohns renzschaffenden Tatbestände eines Unter-
(ĺ  Lohn). Beim  Akkordlohn wird das nehmens, bestehend aus der Qualität der
Mengenergebnis pro Zeiteinheit vergü- angebotenen Produkte, dem Ansehen des
tet. Sofern keine tarifliche Regelung be- Unternehmens, seinem ĺ Kundendienst,
steht, unterliegt die Festsetzung der Ak- seinen ĺ  Lieferungsbedingungen und
kordsätze einschließlich der Geldfaktoren ĺ  Zahlungsbedingungen und ggf. auch
dem erzwingbaren Mitbestimmungsrecht seinem ĺ Standort.
(ĺ  Mitbestimmung) des ĺ  Betriebsrats Aktie  –  Anteil an einer ĺ  Aktiengesell-
in sozialen Angelegenheiten.  –  Zu un- schaft (AG), der entsprechende Mitglied-
terscheiden sind folgende Arten von Ak- schaftsrechte verbrieft. Die  Aktie dient
kordlöhnen: (1) Einzelakkord: Die Ent- der AG zur Beschaffung von ĺ Eigenka-
geltzahlung erfolgt an einen einzelnen im pital. Jede Aktie repräsentiert entweder ei-
Akkordlohn arbeitenden Arbeitnehmer. nen auf volle Euro lautenden Nennwert
(2) Gruppenakkord: Die Entgeltzahlung (ĺ  Nennwertaktie) oder einen Anteil am
geht an eine im  Akkordlohn arbeitende Grundkapital (ĺ  Stückaktie). –  Nach der
Personengruppe. (3) Geldakkord: Lohn Übertragung unterscheidet man folgende
= Menge x Geldeinheit/Stück. (4) Zeitak- Arten von Aktien: a) Inhaberaktie: eine
kord: Lohn = Menge x Stückzeit x Geld- auf den Inhaber lautende Aktie. b) Na-
bzw. Minutenfaktor.  –  Gegensatz: Zeit- mensaktie: eine auf eine bestimmte Per-
lohn (ĺ Lohn). son lautende  Aktie. Ist bei der Übertra-
gung der Aktie die Zustimmung der AG
Akkordrichtsatz ĺ Tariflohn.
erforderlich, handelt es sich um eine sog.
Akkreditiv ĺ Dokumentenakkreditiv. vinkulierte Namensaktie. – Nach dem Um-
fang der verbrieften Rechte gibt es fol-
Akkreditivbank ĺ  Dokumentenakkre-
gende Arten von Aktien: a) Stammak-
ditiv.
tie: Aktie, die dem Inhaber die im Akti-
AKP-Staaten ĺ Cotonou-Abkommen. engesetz vorgesehenen Rechte gewährt
Aktienanalyse 12

(ĺ  Stammaktie). b) Vorzugsaktie: Ak- Verkaufsignale werden aus typischen Er-


tie, die laut Satzung mit bes. Vorrechten scheinungsbildern abgeleitet.
ausgestattet ist (ĺ Vorzugsaktie). – Nach Aktienbuch ĺ Aktienregister
dem Aktiengesetz dürfen  Aktien nur
über dem ĺ Nennwert ausgegeben wer- Aktienfonds ĺ Investmentfonds.
den (ĺ  Agio).  –  Eine  Aktie besteht aus Aktiengesellschaft (AG)  –  spezielle
dem ĺ Mantel, der die Rechte des Aktio- ĺ Rechtsform der ĺ Kapitalgesellschaft
närs verbrieft, und dem ĺ Bogen mit den (juristische Person) und damit ĺ  Han-
Zinsscheinen. delsgesellschaft mit eigener Rechtsper-
sönlichkeit, die im Aktiengesetz (AktG)
geregelt ist. Die Gesellschafter (ĺ Aktio-
Aktienanalyse  –  methodische Erfas-
näre) haften nur mit ihrer Einlage, d.h. die
sung und Auswertung aktueller und his-
Haftung der Gesellschaft beschränkt sich
torischer Daten der durch die ĺ Aktien
auf das in ĺ  Aktien zerlegte ĺ  Grund-
repräsentierten Unternehmung sowie
kapital. Die Aktionäre sind i.d.R. mit Ka-
der Entwicklungstendenz des Marktes.
pitaleinlagen am Grundkapital beteiligt
Grundlage der  Aktienanalyse bilden die
und erhalten Gewinnanteile in Form der
in die marktmäßige Bewertung (Aktien-
ĺ  Dividende.  –  Nach dem Aktiengesetz
kurse) einfließenden Faktoren. Schwer- ist für die Gründung einer AG eine Sat-
punkte der  Aktienanalyse sind das (1) zung, die notariell beurkundet wurde, er-
Selektionsproblem (Aktienauswahl), das forderlich. Diese muss die im Gesetz ge-
(2) Timingproblem (Kauf-/Verkaufszeit- nannten Mindestbestimmungen wie v.a.
punkt) und (3) die Portfolio-Zusammen- Firma, Sitz, Unternehmensgegenstand,
setzung. – Formen der Aktienanalyse sind: Höhe des Grundkapitals, Zerlegung in
a) Fundamentale Aktienanalyse: Diese be- Nennwert- oder Stückaktien und An-
ruht auf unternehmensbezogenen Grö- zahl der Vorstandsmitglieder enthalten.
ßen wie z. B. Geschäftsstruktur, Ertrags- Das Grundkapital einer AG muss mind.
lage, Kostenstruktur, Zukunftschancen 50.000 Euro betragen. Die AG muss ins
der Produkte und Qualität des Manage- ĺ  Handelsregister eingetragen werden.
ments. Aus der Analyse dieser Größen Über den Gründungsvorgang muss ab-
wird der sog. innere oder objektive Wert schließend ein Gründungsbericht erstellt
einer Aktie ermittelt. Im Vergleich zum werden.  –  Organe der AG sind ĺ  Vor-
aktuellen Börsenkurs ergibt sich daraus stand, ĺ  Aufsichtsrat und ĺ  Hauptver-
ein Kauf- oder Verkaufssignal, je nach- sammlung.  –  Eine AG kann aufgelöst
dem ob der innere Wert größer oder werden, wenn dies von der Hauptver-
kleiner als der Börsenkurs ist. b) Techni- sammlung mit Drei-Viertel-Mehrheit be-
sche Aktienanalyse: Die zukünftige Kur- schlossen wird. Sie kann außerdem durch
sentwicklung wird aus der Analyse von Eröffnung des ĺ  Insolvenzverfahrens
Kursverlauf und Handelsvolumen abge- oder nach einer satzungsmäßig festgeleg-
leitet. Als Hilfsmittel werden Charts ge- ten Zeit aufgelöst werden. – Die AG un-
nutzt. Dies sind grafische Darstellun- terliegt der ĺ Körperschaft- und ĺ Ge-
gen von Kurs- oder Umsatzentwicklun- werbesteuer.  –  Vgl. auch ĺ  kleine Akti-
gen zur Ermittlung von Trends. Kauf- und engesellschaft.
13 Aktienumtausch

Aktienindex  –  Kennziffer zur Darstel- führendes Verzeichnis, in dem Namens-


lung der Kursentwicklung (sog. Kursin- aktien (ĺ  Aktien) und ĺ  Zwischen-
dex) oder ĺ  Performance (sog. Perfor- scheine unter Angabe des Namens, Ge-
manceindex). Ein Aktienindex beruht auf burtsdatums und der Adresse des In-
einer Auswahl an Wertpapieren („Korb“). habers sowie der Stückzahl oder der
Beim ĺ  Deutschen Aktienindex (DAX) Aktiennummer und bei Nennbetragsak-
und beim US-amerikanischen ĺ Dow Jo- tien des Betrags einzutragen sind. Außer-
nes Index werden bspw. die Aktien der 30 dem wird jede Übertragung von Namens-
börsenumsatzstärksten deutschen bzw. aktien (Löschung und Neueintragung auf
US-amerikanischen Unternehmen ein- Mitteilung und Nachweis) registriert.
bezogen.  Aktienindizes werden als Ver- Aktienrückkauf  –  Kauf eigener emit-
gleichsmaßstab für Wertpapieranlagen tierter ĺ  Aktien durch eine ĺ  Aktien-
herangezogen.  –  Vgl. auch ĺ  CDAX, gesellschaft (AG). Das Gesetz zur Kont-
ĺ  MDAX, ĺ  TecDAX und ĺ  Midcap rolle und Transparenz im Unternehmens-
Market Index. bereich (KonTraG) und das Aktiengesetz
Aktienmarkt ĺ  Wertpapiermarkt, (AktG) nennen die für einen Aktienrück-
auf dem ĺ  Aktien gehandelt werden. kauf geltenden Auflagen. Danach darf
Der Aktienmarkt umfasst den Börsenhan- eine AG nur bis zu 10 % des ĺ  Grund-
del auf dem streng ĺ  regulierten Markt kapitals Aktien zurückkaufen. Dafür ist
und im Freiverkehr (ĺ Open Market) so- die Zustimmung der Aktionäre auf der
wie den außerbörslichen Handel mit Ak- Hauptversammlung erforderlich. Gründe
tien (ĺ  Over-the-Counter Market oder für den  Aktienrückkauf können die An-
OTC-Markt). Als ĺ  Primärmarkt bein- lage überflüssigen Kapitals, die Erhöhung
haltet er den Aktienemissionshandel, wäh- des Werts der verbleibenden Aktien am
rend der ĺ  Sekundärmarkt den laufen- Markt, die Erschwerung von Übernahme-
den Handel mit emittierten Aktien bildet. versuchen oder die Nutzung als Tausch-
Aktienoption  –  1.  Börsenwesen: termin- währung bei Fremdübernahmen sein.
geschäftliches Recht, in einem festgeleg- Aktiensplit  –  forward stock split; Auf-
ten Zeitraum oder zu einem bestimm- teilung einer ĺ  Aktie mit einem hohen
ten Zeitpunkt eine bestimmte  Menge Kurswert in mehrere Anteile mit klei-
von ĺ  Aktien  zu einem vereinbarten nerem Nennwert. Durch den  Aktiens-
Preis zu kaufen (Kaufoption oder ĺ Call) plit wird die Aktie billiger, ohne dass sich
oder zu verkaufen (Verkaufsoption oder das ĺ Eigenkapital der Aktiengesellschaft
ĺ Put). – 2. Personalwesen: Mitarbeitern, (AG) ändert. Die Handelbarkeit der Ak-
v.a. Führungskräften in Abhängigkeit tie soll damit verbessert werden. – Gegen-
vom Unternehmenserfolg als Zusatzver- satz: ĺ  Aktienzusammenlegung (reverse
gütung eingeräumtes Bezugsrecht auf Ak- stock split)
tien des eigenen Unternehmens (Stock Aktienumtausch  –  Maßnahme zur Fi-
Option). nanzierung von Unternehmensübernah-
Aktienregister  –  (früher) Aktienbuch; men oder Unternehmenszusammen-
ein von der ĺ  Aktiengesellschaft (AG) schlüssen. ĺ Aktien der zu übernehmen-
in Buchform oder auf Datenträgern zu den ĺ  Aktiengesellschaft (AG) werden
Aktienzertifikat 14

gegen Aktien der übernehmenden Gesell- direkt im Hinblick auf seine Zielset-
schaft getauscht. zung  (z. B.  Gewinn- oder Nutzensteige-
rung) eingesetzt werden können. Bes. Be-
Aktienzertifikat – ein anstelle von ĺ Ak-
deutung haben sie für Unternehmungen.
tien gehandeltes ĺ  Wertpapier, das von
Aktionsparameter sind u.a. Preis, Menge,
Banken über hinterlegte Aktien zerti-
Qualität, Information, Werbung, Kon-
fiziert wird, wenn der Handel der Ak-
ditionen, Service, Forschung und Ent-
tien selbst nicht möglich ist oder erleich-
wicklung. Die vom Akteur durch ihren
tert werden soll. – In Deutschland werden
Einsatz indirekt beeinflussbaren Größen
Aktienzertifikate für ausländische Aktien
(Absatz, Umsatz, Kosten, Gewinn) be-
ausgegeben.
zeichnet man als ĺ  Erwartungsparame-
Aktienzusammenlegung –  reverse stock ter.
split; Zusammenlegung von ĺ Aktien mit
Aktionsverzögerung ĺ Lag.
einem geringen Kurswert zu einer Aktie
mit höherem Nennwert. Durch die Akti- Aktiva –  Aktivposten, bilanzielles Vermö-
enzusammenlegung wird die Aktie teu- gen. Summe der Vermögensgegenstände,
rer, ohne dass sich das ĺ Eigenkapital der Rechnungsabgrenzungsposten (ĺ  Rech-
ĺ  Aktiengesellschaft (AG) ändert. Die nungsabgrenzung), Korrekturposten
Handelbarkeit der Aktie soll damit ver- und Bilanzierungshilfen eines Unter-
bessert werden.  –  Gegensatz: ĺ  Aktien- nehmens, die auf der linken Seite (Aktiv-
split (forward stock split) seite) der ĺ Bilanz ausgewiesen werden.
Die Aktivseite zeigt die Mittelverwendung
Aktionär  –  Inhaber von ĺ  Aktien.
auf. – Gegensatz: ĺ Passiva.
Der Aktionär ist damit Teilhaber (Gesell-
schafter) einer ĺ Aktiengesellschaft (AG) Aktivgeschäfte ĺ  Bankgeschäfte, die
oder einer ĺ Kommanditgesellschaft auf der Mittelverwendung der Kreditinsti-
Aktien (KGaA). Bei Inhaberaktien be- tute dienen und auf der linken Seite (Ak-
rechtigt der bloße Besitz der Aktienur- tivseite) der Bankbilanz ausgewiesen
kunde den Inhaber als Aktionär. Auf der werden. Zu den  Aktivgeschäften zählen
Namensaktie ist der Aktionär namentlich Kreditgeschäfte, aber auch eigene Anlage-
bezeichnet und im ĺ Aktienregister ein- geschäfte der Bank (z. B. Kauf von Wert-
getragen.  –  Ein  Aktionär hat  Anspruch papieren oder Beteiligungen).  –  Gegen-
auf eine Gewinnbeteiligung (ĺ  Divi- satz: ĺ Passivgeschäfte.
dende) und auf einen Anteil am Erlös im
Aktivierung – Begriff aus dem Handels-
Fall der Auflösung der Gesellschaft. Er hat
recht für den Ausweis von Vermögensge-
ĺ Stimmrecht sowie Auskunfts- und Re-
genständen auf der linken Seite (Aktiv-
derecht in der ĺ  Hauptversammlung.
seite) der ĺ  Bilanz  (ĺ  Aktiva).  –  Nach
Außerdem hat der Aktionär bei der Aus-
dem ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) müs-
gabe von jungen Aktien, Wandel- und
sen Vermögensgegenstände ausgewie-
Gewinnschuldverschreibungen sowie Ge-
sen werden (sog. Aktivierungspflicht).
nussscheinen ein ĺ Bezugsrecht.
Ein Aktivierungswahlrecht besteht jedoch
Aktionsparameter  –  Mittel, die von ei- bei einem ĺ Disagio, bei Aufwendungen
nem Akteur (Entscheidungsträger) für die Ingangsetzung und Erweiterung
15 Alleinvertrieb

eines Geschäftsbetriebs und bei ĺ laten- an die sich ändernde gesamtwirtschaftli-


ten Steuern. Zudem gilt ein sog. Aktivie- che Nachfrage angepasst werden. In Kom-
rungsverbot bspw. für Aufwendungen, die bination mit dem Multiplikatorprinzip
im Zusammenhang mit einer Unterneh- (ĺ  Multiplikator) wird das  Akzelerator-
mensgründung stehen oder für die Be- prinzip zur Erklärung von Konjunktur-
schaffung des dafür erforderlichen Ei- schwankungen (ĺ Konjunktur) herange-
genkapitals sowie für selbst erstellte zogen.
immaterielle Gegenstände des Anlage-
Akzept  –  1.  Unterschrift des Schuld-
vermögens. – Gegensatz: ĺ Passivierung.
ners auf der Wechselurkunde. Durch
Aktivierungsverbot ĺ Aktivierung. diese Annahmeerklärung verpflichtet
Aktivierungswahlrecht ĺ Aktivierung. sich der Wechselschuldner (Bezogener),
den Wechselbetrag bei Fälligkeit an den
Aktivkonto ĺ Bestandskonto.
Begünstigten (Wechselnehmer) zu zah-
Aktivposten ĺ Aktiva. len. – 2. ĺ Wechsel, der vom Schuldner
Aktivzinsen ĺ Sollzinsen. angenommen wurde.
Aktuar – bes. qualifizierter Wirtschafts-/ Akzeptakkreditiv ĺ  Dokumentenak-
Versicherungsmathematiker, der mit Me- kreditiv.
thoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung
Akzeptkredit  –  Wechselkredit. Kredit,
und Statistik  unter Berücksichtigung der
den eine Bank gewährt, indem sie inner-
rechtlichen und wirtschaftlichen Rah-
halb einer festgelegten Kreditgrenze vom
menbedingugen unterschiedliche Risi-
Kreditnehmer ausgestellte ĺ Wechsel an-
ken u. a. im Versicherungs- und Bauspar-
nimmt (ĺ Bankakzept). Durch einen Ak-
wesen, der Kapitalanlage und Altersvor-
zeptkredit stellt die Bank ihrem Kunden
sorge  (z. B. Versicherungs-, Anlage-  und
die eigene ĺ  Kreditwürdigkeit (Bonität)
Liquiditätsrisiken) analysiert.
zur Verfügung.  –  Vgl. auch ĺ  Diskont-
aktueller Rentenwert  –  wichtiger Be- kredit.
standteil der ĺ  Rentenformel. Der  ak-
tuelle Rentenwert ist der Betrag, der ei- Aliudlieferung ĺ Sachmangel.
ner monatlichen ĺ  Altersrente in der Alleineigentum ĺ Eigentum.
gesetzlichen ĺ  Rentenversicherung ent-
spricht, wenn für ein Kalenderjahr Bei- Alleinvertrieb  –  Exklusivvertrieb. Ver-
träge aufgrund des Durchschnittsentgelts triebsform, bei der das Produktprogramm
gezahlt worden sind. Der aktuelle Renten- eines Herstellers ganz oder z.T. in einem
wert wird jedes Jahr zum 1. Juli angepasst festgelegten Gebiet nur über einen Ver-
(ĺ Rentenanpassung). tragshändler angeboten wird. I.d.R. ver-
pflichtet sich dieser, die Ware nur vom
aktueller Wettbewerb ĺ Wettbewerb. betreffenden Hersteller zu beziehen oder
Akzeleratorprinzip  –  Begriff aus der nur an bestimmte Kunden im vereinbar-
ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL). Das Ak- ten Verkaufsgebiet zu verkaufen. – Allein-
zeleratorprinzip besagt, dass im Verlauf vertriebsvereinbarungen (vertikale Ver-
von gesamtwirtschaftlichen Prozessen In- einbarungen) unterliegen grundsätzlich
vestitionen aus Kapazitätsgründen linear dem Verbot des Art. 81 EGV, das aber
Allfinanz 16

über sog. Gruppenfreistellungsverord- Allgemeine Krankenversicherungs-


nungen (GVO) bedingte Ausnahmen zu- pflicht – Im Rahmen der Gesundheitsre-
lässt. form 2007 für jede Person mit Wohnsitz
in Deutschland eingeführte Pflicht (§ 193
Allfinanz  –  Angebot aller Finanzdienst- Versicherungsvertragsgesetz (VVG)), für
leistungen aus einer Hand. Allfinanz um- sich selbst und für die gesetzlich von ihm
fasst neben den klassischen Bankdienst- vertretenen Personen, soweit diese nicht
leistungen z. B. Versicherungsleistungen, selbst Verträge abzuschließen können,
ĺ  Leasing, ĺ  Factoring, ĺ  Bausparen, bei einem in Deutschland zum Geschäfts-
Vermittlung von Immobilien oder Un- betrieb zugelassenen Versicherungsun-
ternehmensberatungsleistungen. Zur ternehmen eine (private) Krankheits-
Durchführung von Allfinanzgeschäften kostenversicherung abzuschließen und
können ĺ  Kreditinstitute mit anderen aufrechtzuerhalten. Diese Pflicht zum
spezialisierten Finanzinstituten zusam- Abschluß einer privaten ĺ  Krankenver-
menarbeiten, Tochterunternehmen grün- sicherung besteht nicht für alle Perso-
den oder sich an anderen Finanzinstituten nen, die in der gesetzlichen Krankenversi-
beteiligen. Durch das Angebot von Allfi- cherung versicherungspflichtig oder ver-
nanzgeschäften sollen Kundenbindungen sichert sind oder deren Krankheitskosten
gestärkt, der Kundenkreis erweitert oder auf andere Weise gedeckt sind (z. B. Bei-
Synergien im ĺ Vertrieb genutzt werden. hilfeberechtigte, Heilfürsorgeberech-
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre tigte, Asylbewerber, Leistungsempfänger
(ABWL) ĺ  Betriebswirtschaftslehre nach den 12. Sozialgesetzbuch). Dadurch
(BWL) wurde die bis dahin bestehende Kranken-
versicherungslücke in Deutschland  ge-
Allgemeine Geschäftsbedingungen schlossen, was einer allgemeinen  Kran-
(AGB) – „das Kleingedruckte“. Vorformu- kenversicherungspflicht für Bundesbür-
lierte, also nicht im Einzelfall ausgehan- ger gleichkommt. – Um die Pflicht zu
delte Vertragsklauseln, die eine Vertrags- einer privaten substitutiven Krankenver-
partei der anderen bei Vertragsabschluss sicherung zu gewährleisten, wurden die
einseitig stellt. Sie bedürfen daher ei- privaten Krankenversicherungen (PKV)
ner bes. Kontrolle, um ihren Missbrauch durch §  12 Versicherungsaufsichtsgesetz
zu verhindern. Nach dem ĺ  Bürgerli- (VAG) seit dem 1.1.2009 verpflichtet, ei-
chen Gesetzbuch (BGB) muss derjenige, nen  den  Pflichtleistungen der gesetzli-
der die AGB stellt, den Vertragspartner chen Krankenversicherung  entsprechen-
auf die AGB ausdrücklich hinweisen. Be- den brancheneinheitlichen  Basistarif mit
stimmungen der AGB sind dann unwirk- der Möglichkeit zu einem Selbstbehalt
sam, wenn sie entgegen dem Gebot von (ĺ  Selbstbeteiligung)  anzubieten. Der
ĺ  Treu und Glauben nur die Interessen Beitrag hierfür darf den Höchstbeitrag
des wirtschaftlich Stärkeren berücksich- der gesetzlichen Krankenversicherung
tigten. Inhalt der AGB sind z. B. ĺ Erfül- nicht übersteigen. Zudem sind die priva-
lungsort, ĺ  Gerichtsstand, ĺ  Haftung, ten Krankenversicherer verpflichtet, al-
ĺ  Eigentumsvorbehalt,  ĺ  Lieferungs- len Bundesbürgern, die nicht zur gesetz-
und ĺ Zahlungsbedingungen. lichen Krankenversicherung verpflichtet
17 Alterseinkünftegesetz (AltEinkG)

sind, die Versicherung in diesem Basista- der ĺ  Marktwirtschaft wird die  Alloka-
rif zu gewähren. tion primär über den ĺ Preis bestimmt,
Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) – in der ĺ  Zentralverwaltungswirtschaft
Träger der gesetzlichen ĺ  Krankenver- durch die zentrale Planungsinstanz.
sicherung (ĺ Krankenkasse). Eine AOK Alternativkosten ĺ  Opportunitätskos-
ist eine ĺ  Körperschaft des öffentlichen ten.
Rechts. Sie unterliegt der Aufsicht der Alterseinkünfte  –  Altersbezüge, Begriff
für die Gesundheitspolitik zuständigen der ĺ  Einkommensteuer, der alle Ein-
Landesgesundheitsministerien. Insge- nahmen in Form von Geld oder geldwer-
samt gibt es in Deutschland 11 selbststän- ten Leistungen eines Steuerpflichtigen im
dige AOK, die im AOK-Bundesverband Ruhestand umfasst: (1) Bezüge und Vor-
zusammengeschlossen sind. teile aus früheren Dienstverhältnissen
allgemeines Gleichgewicht ĺ  Markt- (Pensionen, Ruhegehälter, Witwen- und
gleichgewicht. Waisengelder), (2) Nachträgliche Ein-
künfte aus einer ehemaligen Tätigkeit
Allgemeines Zoll- und Handelsab-
oder einem früheren Rechtsverhältnis, (3)
kommen (GATT)  –  General Agreement
Unterhaltsleistungen, (4) Versorgungs-
on Tariffs and Trade. Internationales Ver-
leistungen, (5) Schuldrechtlicher Versor-
tragswerk, dessen Zielsetzung die Schaf-
gungsausgleich, (6) Einnahmen aus Al-
fung einer Welthandelsordnung war. Das
tersvorsorgeverträgen, Pensionsfonds,
GATT trat 1948 in Kraft. Dem GATT ge-
Pensionskassen und Direktversicherun-
hörten über 120 Staaten an. Deutsch-
gen, (7) Wiederkehrende Bezüge und (8)
land trat 1951 dem GATT bei. Im Laufe
Leibrenten.
der Zeit entwickelte sich eine selbststän-
dige internationale Organisation. – In ins- Alterseinkünftegesetz (AltEinkG) – Ge-
gesamt acht Verhandlungsrunden wur- setz von 2004, das die Besteuerung von
den konkrete Vereinbarungen zum Ab- ĺ Alterseinkünften und ĺ Vorsorgeauf-
bau von Handelshemmnissen getroffen. wendungen für das Alter neu regelt. Ziel
In der letzten Runde 1993 (sog. Uru- des Gesetzes ist es, Beamtenpensionen
guay-Runde) wurde die Schaffung der (ĺ  Pension)  und ĺ  Renten aus der ge-
ĺ  Welthandelsorganisation (WTO) als setzlichen ĺ Rentenversicherung bei der
Nachfolgeorganisation beschlossen, die Einkommensbesteuerung gleichzustel-
1995 gegründet wurde.  –  Das GATT ist len. Entsprechend werden Renten aus der
heute Teil der WTO. Es regelt den Wa- gesetzlichen Rentenversicherung nach-
renverkehr sowie zusätzlich die Bereiche gelagert besteuert und gleichzeitig die Al-
Landwirtschaft und Textilien. tersvorsorgeaufwendungen steuerlich frei-
gestellt.  –  Renten aus der gesetzlichen
Allgemeine Wirtschaftspolitik ĺ Wirt- Rentenversicherung werden seit 2005 zu
schaftspolitik. 50 % besteuert. Für jeden neuen Rent-
Allokation  –  Begriff der ĺ  Volkswirt- nerjahrgang steigt dieser Anteil um wei-
schaftslehre (VWL): Zuweisung von Gü- tere 2 %. Die volle Besteuerung wird 2040
tern und ĺ Produktionsfaktoren auf Per- erreicht. Parallel dazu werden die Bei-
sonen und ĺ  Produktionsprozesse. In träge zur ĺ  Altersversorgung in Stufen
Altersentlastungsbetrag 18

freigestellt, beginnend mit 60 % im Jahr langjährig unter Tage beschäftigte Ber-


2005.  Die völlige Freistellung wird 2025 gleute: Vollendung des 62.  Lebensjah-
erreicht sein. Der abzugsfähige Höchstbe- res und Wartezeit von 25 Jahren.  (7) Al-
trag beläuft sich auf 20.000 Euro jährlich. tersrente wegen Arbeitslosigkeit oder Alter-
steilzeit: Altersgrenze 65 Jahre, Wartezeit
Altersentlastungsbetrag  –  Begriff der
15 Jahre,  entweder arbeitslos  bei Ren-
ĺ  Einkommensteuer: ĺ  Freibetrag für
tenbeginn und  insgesamt 52 Wochen
Steuerpflichtige, die das 64.  Lebensjahr
nach Vollendung von 58,5 Lebensjah-
vollendet haben. Nach dem ĺ Altersein-
ren oder bei mind. 24 Monaten Altersteil-
künftegesetz (AltEinkG) von 2004 ist
zeitarbeit. – Eine Altersrente kann in vol-
der Altersentlastungsbetrag von dem Ka-
ler Höhe (Vollrente) oder in halber Höhe
lenderjahr, das auf die Vollendung des
(Teilrente zu 1/3, 1/2 oder 2/3) in Anspruch
64. Lebensjahres folgt, abhängig. Für das
genommen werden.  –  Ab dem 67.  Le-
Jahr 2005 waren es 40 % der Einkünfte
bensjahr kann der Rentner unbeschränkt
(maximal 1.900 Euro monatlich). Der
hinzuverdienen. Für alle anderen  Alters-
Prozentsatz sinkt bis 2020 jährlich um
renten gelten unterschiedlich gesetzlich
1,6 % und bis 2040 um 0,8 %. Bis 2040
geregelte Hinzuverdienstgrenzen.
wird er so abgeschmolzen.
Altersruhegeld ĺ Altersrente.
Altersrente  –  Altersruhegeld, laufende
monatliche Leistung im Rahmen der ge- Alterssicherung ĺ Rentenversicherung.
setzlichen ĺ Rentenversicherung zur Al- Altersteilzeit – Verminderung der ĺ Ar-
terssicherung. Nach dem geltenden Ren- beitszeit ab dem 55. Lebensjahr, um einen
tenrecht wird unterschieden zwischen: (1) gleitenden Übergang in die ĺ Altersrente
Regelaltersrente: Vollendung des 67.  Le- zu erreichen. Im Gleichverteilungsmodell
bensjahres (mit Übergangsregelung) und wird die Arbeitszeit während der gesam-
Wartezeit von fünf Jahren. (2) Altersrente ten Altersteilzeit auf die Hälfte reduziert,
für Schwerbehinderte: Vollendung des während im Blockmodell die  Altersteil-
65. Lebensjahres (des 63. Lebensjahres bei zeit auf eine Arbeits- und eine gleich lange
Geburt vor 1952, u.U. des 60. Lebensjah- Freistellungsphase aufgeteilt wird.  –  Der
res) und Wartezeit von 35 Jahren. (3)  Al- Arbeitgeber übernimmt die Rentenver-
tersrente für langjährig Versicherte: Voll- sicherungsbeiträge für die Differenz zwi-
endung des 67.  Lebensjahres (mit Über- schen Teilzeitarbeitsentgelt und 90 % des
gangsregelung) und Wartezeit von 35 Vollzeitarbeitsentgelts. Auf diese Weise
Jahren. (4)  Altersrente für bes. langjährige werden ungekürzte Rentenansprüche ge-
Versicherte (ĺ Rente ab 63): Vollendung sichert. Die zusätzlichen Leistungen des
des 63. Lebensjahres (mit Übergangsrege- ĺ  Arbeitgebers, der Aufstockungsbe-
lung)  abschlagsfrei nach 45 Beitragsjah- trag sowie die Höherversicherung sind
ren (seit 1.  Juli 2014). (5)  Altersrente für steuer- und beitragsfrei. – Nach dem Al-
Frauen: vor dem 1.1.1952 geboren, Voll- tersteilzeitgesetz (ATG) kann  Altersteil-
endung des 65.  Lebensjahres, mehr als zeit durch die ĺ  Bundesagentur für Ar-
zehn Jahre versicherungspflichtige Tätig- beit gefördert werden. Voraussetzung ist,
keit nach dem 40. Lebensjahr und War- dass die Arbeitszeit auf die Hälfte der bis-
tezeit von 15 Jahren. (6) Altersrente für herigen vermindert wird. Die Arbeitszeit
19 Amortisationsrechnung

darf jedoch nicht weniger als 15 Arbeits- von  Privatvermögen einen angemesse-
wochenstunden betragen. Die  Förde- nen Lebensunterhalt zu sichern. – 2.  För-
rung  neuer  Altersteilzeitfälle  ist im De- derung: Neben der Sicherung der gesetz-
zember 2009 ausgelaufen. lichen Grundversorgung werden insbes.
steuerliche und finanzielle Anreize zur
Altersversorgung – 1. Begriff: Bereitstel-
privaten Altersvorsorge gegeben: Steu-
lung der erforderlichen Mittel (Kapital
erfreiheit für Arbeitgeberanteile zur ge-
oder Renten) für den Ruhestand nach Er-
setzlichen ĺ  Rentenversicherung, Steu-
reichen der Altersgrenze oder bei Invali-
erbefreiung sozialer Versorgungskassen,
dität und für die Hinterbliebenen im To-
steuerliche Anreize für die betriebliche
desfall. Genauer wäre die Bezeichnung
Altersversorgung, steuerliche Abzugs-
Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebe-
fähigkeit von Altersvorsorgebeiträgen
nenversorgung. – 2.  System der Altersver-
(ĺ  Vorsorgeaufwendungen) als Sonder-
sorgung in Deutschland: „Dreisäulenkon-
ausgaben sowie staatliche Zulagen zur ka-
zept“ eines mehrstufigen Versorgungssys-
pitalgedeckten Altersvorsorge (ĺ  Ries-
tems: a) kollektive Basisversorgung kraft
ter-Rente).
Gesetz: (1) Beamtenversorgung, (2) ge-
setzliche ĺ  Rentenversicherung und (3) Altersvorsorgeaufwendungen ĺ  Vor-
Berufsständische Zwangsversicherungs- sorgeaufwendungen.
einrichtungen für Selbständige und freie Alterszulage ĺ Zulage.
Berufe (z. B. Ärzte, Architekten, Journa- Amortisation  –  1.  Rückfluss der Inves-
listen, Handwerker, Landwirte, Rechts- titionsbeträge hinsichtlich der Finan-
anwälte). b) Betriebliche Altersversor- zierung (ĺ  Liquidität) oder der Wirt-
gung: Leistungen der Alters-, Invalidi- schaftlichkeit (ĺ  Amortisationsrech-
täts- und Hinterbliebenenversorgung aus nung). – 2. ĺ Tilgung einer Schuld.
Anlass eines Arbeitsverhältnisses. Seit
2002 gilt eine gesetzliche Verpflichtung Amortisationsanleihe ĺ  Tilgungsan-
für die Arbeitgeberseite, eine betriebli- leihe.
che  Altersversorgung anzubieten. c) In- Amortisationsdauer ĺ  Amortisations-
dividuelle Vorsorge: Jede Art der Vermö- rechnung.
gensbildung(z. B. Lebensversicherung, Amortisationshyopthek ĺ Tilgungshy-
Investmentsparen), Risiko- und Berufs- pothek.
unfähigkeitsversicherungen. d) Versor-
Amortisationsrechnung  –  Verfahren
gungslücken werden im Rahmen des
der ĺ  Investitionsrechnung zur Beur-
ĺ Subsidiaritätsprinzips durch die ĺ So-
teilung eines Investitionsobjekts im Hin-
zialhilfe (Grundsicherung im Alter) und
blick auf die Dauer der ĺ  Amortisation
die Wohlfahrtspflege geschlossen.  –  Vgl.
des investierten Kapitals. Die Amortisa-
auch ĺ Altersvorsorge.
tionsdauer ist der Zeitraum, in dem die
Altersvorsorge  –  1.  Begriff: Vorsorge- Summe der geplanten Nettoeinzahlungen
maßnahmen mit dem Ziel, im Alter durch den Anschaffungsbetrag mind. erreicht.
den Erwerb von Anwartschaften auf ge- Es kann zusätzlich eine Verzinsung des in-
setzliche und private Versorgungsleistun- vestierten Kapitals berücksichtigt werden.
gen (ĺ  Altersversorgung)  und Bildung Für die Beurteilung des Investitionsrisikos
amtlicher Makler 20

ist die Amortisationsrechnung problema- Strafsachen ist es nur zuständig, wenn ge-


tisch, da die Restlebensdauer des Investi- setzlich nicht eine höhere Instanz vorge-
tionsobjekts nach Ablauf der Amortisati- schrieben ist.
onsdauer nicht berücksichtigt wird. Amtshilfe  –  1.  Grundgesetz: Gegensei-
amtlicher Makler ĺ Skontroführer. tige Beistandsleistung aller Behörden des
Bundes und der Länder nach Art. 35 GG
amtlicher Markt  –  früherer Teilmarkt durch Auskunftserteilung, Übersendung
der ĺ  Börse, der (anders als der „gere- von Akten etc., Hilfe bei Naturkatastro-
gelte“ Markt) bes. strengen Zulassungsbe- phen und schweren Unglücksfällen durch
stimmungen unterlag. Seit dem 1.11.2007 Polizei, Bundesgrenzschutz und Streit-
gibt es aufgrund der Umsetzung der kräfte. – 2.  Steuerrecht: Alle Gerichte und
EU-Richtlinie über Märkte für Finanzins- Behörden haben den Finanzbehörden die
trumente (MiFID) von 2004 nur noch den zur Durchführung der Besteuerung erfor-
einheitlichen ĺ regulierten Markt. derliche Amtshilfe zu leisten.
amtliche Statistik  –  1.  Begriff: Gesamt- Anbieterpolypol ĺ Polypol.
heit der von speziellen Fachbehörden
und den übrigen Behörden der Gebiets- Anbieterwettbewerb ĺ Wettbewerb.
körperschaften (EU, Bund, Ländern und Anderkonto  –  Treuhandkonto. Bank-
Gemeinden) für staatliche, wissenschaft- konto, auf dem Gelder treuhänderisch
liche und private Zwecke zusammenge- verwaltet werden (ĺ  Treuhandschaft).
stellten Statistiken. – 2. Statistische Ämter: Berechtigt zur Eröffnung eines  Ander-
(1) Europäisches Statistisches Amt in Lux- kontos sind Rechtsanwälte, Notare, Wirt-
emburg, (2) ĺ  Statistisches Bundesamt schaftsprüfer, Steuerberater und Paten-
in Wiesbaden, (3) Statistische Landesäm- tanwälte. Der Treuhänder ist über das
ter.  –  3.  Hauptthemengebiete: (1) Bevöl- Konto allein verfügungsberechtigt. Der
kerungsstatistik, (2) Bildungsstatistik, (3) Vermögenseigentümer selbst hat kein
Gesundheitsstatistik, (4) Sozialstatistik, Verfügungs- und Auskunftsrecht. Ein An-
(5) Rechtspflegestatistik, (6) Umweltsta- derkonto kann bspw. bei Grundstücks-
tistik und (7) Wirtschaftsstatistik. –  Wei- käufen eröffnet werden, um sicherzustel-
tere Informationen unter www.destatis.de. len, dass die Vertragsbedingungen erfüllt
Amtsgericht ĺ Gericht der ordentlichen werden.
Gerichtsbarkeit auf der unteren Stufe des Anderskosten ĺ  Kosten, die sich zwar
Gerichtsaufbaus. Das Amtsgericht ent- direkt aus dem ĺ Aufwand ableiten las-
scheidet in Zivilsachen durch Einzelrich- sen, aber in der Höhe „anders“ als der be-
ter und in Strafsachen durch Einzelrichter treffende Aufwand erfasst werden.  An-
oder als Spruchkörper durch das Schöf- derskosten sind „bewertungsverschie-
fengericht. In Zivilsachen ist das Amtsge- dene“ oder „aufwandsungleiche“ Kosten,
richt bei Ansprüchen bis zum Streitwert z. B. Ersatz der Bilanzabschreibungen
von  5.000 Euro, Wohnraummietsachen, durch ĺ kalkulatorische Abschreibungen
Kindschafts-, Unterhalts- und Famili- und Ersatz der Fremdkapitalzinsen durch
ensachen, Reisestreitigkeiten, Mahnver- ĺ  kalkulatorische Zinsen.  –  Vgl. auch
fahren und Registersachen zuständig. In ĺ kalkulatorische Kosten.
21 Angestellter

Änderungskündigung ĺ  Kündigung Angebotskurven dargestellt. Sie zeigen die


eines ĺ  Arbeits- oder ĺ  Mietvertrags, Abhängigkeit des  Angebots vom jeweili-
verbunden mit dem  Angebot auf Ab- gen Preisniveau. Als Normalfall gilt, dass
schluss eines neuen Vertrags. I.d.R. ist das  Angebot mit steigendem Preis zu-
die neue Regelung für den Gekündigten nimmt. – Gegensatz: ĺ Nachfrage.
schlechter als die alte. Die Kündigung ein- Angebotselastizität ĺ Elastizität.
zelner Vertragsbedingungen, z. B. im Fall
des Arbeitsvertrags Arbeitsentgelt und angebotsorientierte Wirtschaftspoli-
Beschäftigungsort, sind jedoch grund- tik – mittel- und langfristig ausgerichtete
sätzlich unzulässig. Eine  Änderungs- wirtschaftspolitische Maßnahmen, die
kündigung unterliegt dem Kündigungs- an den Einflussgrößen des gesamtwirt-
schutz nach dem Kündigungsschutzgesetz schaftlichen Angebots (ĺ  Produktivität,
(KSchG) sowie dem ĺ Mieterschutz nach ĺ  Produktionskosten, ĺ  Produktions-
dem ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). potenzial) ansetzen. Sie versteht sich als
Alternative zur keynesianischen Nachfra-
anerkannter Ausbildungsberuf ĺ Aus- gesteuerung. Ziel der  angebotsorientier-
bildungsberuf. ten Wirtschaftspolitik ist es, die Bedin-
Anfangsbilanz ĺ Eröffnungsbilanz. gungen für Investitionen, ĺ Wirtschafts-
wachstum und ĺ Produktion und damit
Anfechtung  –  Mittel, um ein Rechtsge- für die ĺ Beschäftigung in der Gesamt-
schäft, das durch eine ĺ  Willenserklä- wirtschaft zu verbessern. Eine  angebots-
rung zustande gekommen ist, nachträg- orientierte Wirtschaftspolitik bedeutet
lich für nichtig zu erklären. Nach dem v.a., die Märkte zu deregulieren, die öf-
ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) kön- fentlichen Finanzen zu konsolidieren, den
nen Rechtsgeschäfte wegen Irrtums, arg- Staatsanteil zu verringern, Subventionen
listiger Täuschung oder Drohung ange- abzubauen sowie Unternehmenssteuern
fochten werden. Wenn ein Anfechtungs- und Sozialversicherungsbeiträge zu sen-
grund vorliegt, wird das Rechtsgeschäft ken. –  Gegensatz: ĺ nachfrageorientierte
rückwirkend unwirksam. Dies gilt nicht Wirtschaftspolitik.
für Arbeits- und Gesellschaftsverträge.
Angebotstheorie des Haushalts ĺ
In diesen Fällen gilt die  Anfechtung erst
Haushaltstheorie.
ab dem Zugang der Erklärung. – Die An-
fechtung ist gegenüber dem Vertragspart- Angebotsüberschuss ĺ Marktgleichge-
ner oder dem Empfänger der Willenser- wicht.
klärung zu erklären. Gesetzlich ist keine angemessene Eigenmittelausstattung
bestimmte Form für die Anfechtung vor- ĺ Solvabilität.
geschrieben. Das Anfechtungsrecht geht
Angestellter ĺ Arbeitnehmer, der nach
durch Bestätigung des Geschäfts verloren.
herkömmlicher Auffassung überwie-
Angebot  –  Menge an Gütern, die zum gend geistige Aufgaben (z. B. kaufmän-
Kauf oder ĺ  Tausch angeboten wird. nische, höhere technische, büromäßige
Als wichtigste Determinante des  Ange- oder überwiegend leitende Tätigkeit) er-
bots wird der ĺ  Preis angesehen.  –  Das füllt. Die Unterscheidung in  Angestellte
Angebotsverhalten wird durch sog. und ĺ  Arbeiter gilt als überholt. Die
Angriffsaussperrung 22

Einteilung ist jedoch teilweise noch tarif- gesetzbuch (HGB) verpflichtet,  Anla-
vertraglich und sozialversicherungsrecht- gengitter zu erstellen. Im  Anlagengitter
lich relevant. – Vgl. auch AT-Angestellter, werden die Anschaffungs- und Herstel-
ĺ leitender Angestellter. lungskosten, die Zu- und Abgänge, die
Angriffsaussperrung ĺ Aussperrung. Umbuchungen sowie die Summe der Ab-
schreibungen aus den Vorjahren und dem
Anhang  –  Bestandteil des ĺ  Jahresab-
Geschäftsjahr aufgeführt.  –  Vgl. auch
schlusses bei ĺ  Kapitalgesellschaften
Abb. „Anlagengitter“.
bzw. des ĺ Konzernabschlusses. Der An-
hang enthält Erklärungen und Ergänzun- Anlagenrechnung  –  Teilgebiet des in-
gen zu einzelnen Positionen der ĺ  Bi- ternen ĺ  Rechnungswesens. In der  An-
lanz und der ĺ  Gewinn- und Verlust- lagenrechnung wird der Bestand und
rechnung (GuV). Anhänge sind nach dem die Veränderungen der ĺ Anlagen nach
ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) prüfungs- Art, Menge und Wert erfasst. Die  Anla-
und offenlegungspflichtig. genrechnung soll Informationen für an-
lagebezogene Entscheidungen (insbes.
Ankerwährung ĺ Leitwährung.
Anlagenauswahl, -instandhaltung und
Anlageberatung ĺ  Finanzdienstleis- -ersatz) liefern.
tungen.
Anlagevermittlung ĺ Finanzdienstleis-
Anlagen  –  Vermögensgegenstände, die tungen.
dem Unternehmen langfristig dienen
Anlagevermögen  –  Begriff aus dem
sollen. – In der ĺ Kostenrechnung wer-
ĺ  Handelsrecht. Das  Anlagevermögen
den verbrauchbare Anlagen (z. B. Maschi-
sind Vermögensgegenstände eines Un-
nen, Fahrzeuge, Lizenzen), betriebsnot-
ternehmens, die nicht für den Verkauf
wendige Anlagen (z. B. Fabrikgrundstück
bestimmt sind, sondern dauerhaft dem
und -gebäude) und nicht betriebsnotwen-
Geschäftsbetrieb dienen sollen. Nach
dige Anlagen (z. B. Werkswohnungen) un-
dem Handelsgesetzbuch (HGB) zählen
terschieden. – Der Werteverzehr von An-
(1) immaterielle Vermögensgegenstände
lagen wird durch ĺ Abschreibungen be-
(z. B. Firmenwert, geleistete Anzahlun-
rücksichtigt.
gen, Konzessionen), (2) Sachanlagen (z. B.
Anlagenerneuerung ĺ  Ersatzinvesti- Grundstücke, Gebäude, technische An-
tion. lagen und Maschinen, Betriebs- und Ge-
Anlagengitter  –  Darstellung der Wer- schäftsausstattung) und (3) Finanzan-
tentwicklung der einzelnen Posten lagen (z. B. Beteiligungen, Wertpapiere)
des ĺ  Anlagevermögens. ĺ  Kapital- zum Anlagevermögen. – Das Anlagever-
gesellschaften sind nach dem ĺ Handels- mögen wird auf der linken Seite der Bilanz
23 Annexsteuern

ausgewiesen (ĺ  Aktiva) und ist abzu- Anlernausbildung  –  Qualifizierung ei-


schreiben (ĺ  Abschreibung).  –  Gegen- nes ĺ  Arbeitnehmers (Anlernling) im
satz: ĺ Umlaufvermögen. Rahmen einer betrieblichen Ausbildung,
häufig durch Unterweisung am Arbeits-
Anlageverwaltung ĺ  Finanzdienstleis- platz, ohne dass eine umfassende beruf-
tungen. liche Ausbildung (Beruf) erforderlich
ist. Sie erfolgt im Rahmen eines Anlern-
Anleihe  –  Bond, Obligation, Schuld- verhältnisses, das sich vom Berufsaus-
verschreibung, festverzinsliches Wertpa- bildungsverhältnis (ĺ  Berufsausbil-
pier, Rentenpapier. 1.  Begriff: ĺ  Wertpa- dungsvertrag) durch einen begrenzten
pier, das Gläubigerrechte verbrieft, v.a. Ausbildungszweck unterscheidet. Nach
das Recht auf Verzinsung und Rückzah- Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes
lung.  Anleihen können von juristischen gelten auch für Anlernlinge begrenzt des-
Personen begeben werden. Die Begebung sen Vorschriften.
erfolgt i.d.R. zur langfristigen Aufnahme Anmutungsqualität ĺ Qualität.
von ĺ  Fremdkapital auf dem in- und
ausländischen ĺ  Kapitalmarkt.  Anlei- Annahmeverzug – 1.  Bürgerliches Recht:
hen unterscheiden sich durch ihre ver- Der ĺ  Gläubiger gerät in  Annahmever-
schiedenen Konditionen (Laufzeiten, Zin- zug (Gläubigerverzug), wenn er die vom
sen, Emissionswährungen). Ihr Kurs wird ĺ  Schuldner angebotene Leistung nicht
in Prozent ihres Nominalwertes angege- annimmt oder wenn er bei einer Leistung
ben.  Anleihen sind i.d.R. festverzinslich, ĺ  Zug um Zug zwar zur Annahme der
es gibt aber auch Anleiheformen mit vari- Leistung bereit ist, die Gegenleistung aber
abler Verzinsung (ĺ Floating Rate Note). nicht anbietet. Die Folgen des Annahme-
Die Laufzeit beträgt fünf bis 30 Jahre. In verzugs sind, dass der Schuldner mögli-
Deutschland werden  Anleihen meist che Mehraufwendungen geltend machen
mit ĺ  Disagio emittiert, die Rückzah- kann und die Pflicht zur Verzinsung auf-
lung erfolgt i.d.R. zum Nennwert, selten hört. – 2.  Arbeitsrecht: Nichtannahme ei-
ĺ  über pari.  –  2.  Arten: a) Anleihen der ner ordnungsgemäß angebotenen Ar-
öffentlichen Hand: Bund, Länder, Kom- beitsleistung des ĺ Arbeitnehmers durch
munen und Sondervermögen des Bun- den ĺ  Arbeitgeber. Der Arbeitnehmer
des geben zur Haushaltsfinanzierung An- behält seinen Lohnanspruch, ohne nach-
leihen aus (z. B. ĺ  Bundesanleihen, arbeiten zu müssen. Er muss sich aber an-
ĺ  Bundesobligationen, Bundesschat- rechnen lassen, was er infolge des Unter-
zanweisungen (ĺ  Schatzanweisungen), lassens der Arbeitsleistung aufgrund an-
ĺ  Bundesschatzbriefe). b) Schuldver- derer Dienste erwirbt oder zu erwerben
schreibungen von Kreditinstituten (z. B. böswillig unterlässt.
ĺ  Pfandbriefe, Kommunalobligationen Annexsteuern  –  Zuschlagsteuern. Steu-
und sonstige ĺ  Bankanleihen). c) An- ern, die in ihrer Höhe mit einem be-
leihen der gewerblichen Wirtschaft (z. B. stimmten Steuersatz an eine andere Steuer
ĺ  Industrieobligationen). d) Internatio- anknüpfen, z. B. ĺ  Kirchensteuer und
nale Anleihen (z. B. ĺ Auslandsanleihen, ĺ Solidaritätszuschlag an die ĺ Einkom-
ĺ Eurobond). mensteuer.
Annuität 24

Annuität – regelmäßige, gleich hohe Zah- wie Außendienstmitarbeiter, Verkäufer


lung. 1.  Bankwesen: regelmäßiger, gleich oder Händler motiviert werden. Als An-
hoher Rückzahlungsbetrag einer Schuld. reiz können Geld (z. B. Umsatzprämien),
Die  Annuität umfasst die zwischenzeit- aber auch materielle Werte (z. B. Reisen,
lich fälligen Zinsen und den Tilgungsbe- Uhren, Autos) eingesetzt werden.  –  Vgl.
trag. – 2. Investitionsrechnung: gleich hohe auch ĺ Incentives.
Zahlung, die in jedem Zeitabschnitt des Anschaffungskosten  –  Begriff aus dem
Betrachtungszeitraums anfällt (ĺ Annu- ĺ  Handelsrecht.  Anschaffungskos-
itätenrechnung). ten sind ĺ Aufwendungen bzw. ĺ Kos-
Annuitätenhypothek ĺ  Tilgungshypo- ten, die geleistet werden, um einen Ver-
thek. mögensgegenstand zu erwerben und in
Annuitätenrechnung  –  Methode zur einen betriebsbereiten Zustand zu ver-
Beurteilung eines Investitionsobjekts setzen.  Anschaffungskosten sind damit
(ĺ  Investitionsrechnung). Es wird die der Anschaffungspreis des Gegenstan-
durchschnittliche Differenz von Ein- und des zzgl. der Anschaffungsnebenkosten
Auszahlungen je Zeitabschnitt des Be- wie z. B. ĺ  Provisionen und Frachtkos-
trachtungszeitraums unter Berücksichti- ten. Preisnachlässe (ĺ Bonus, ĺ Rabatt,
gung des ĺ Kalkulationszinsfußes ermit- ĺ  Skonto) sind abzuziehen.  –  Die  An-
telt (Barwert der Nettozahlungen). Der schaffungskosten sind Grundlage und
ĺ  Kapitalwert wird auf die Nutzungs- Höchstgrenze für die ĺ  Bewertung von
dauer des Investitionsobjektes verteilt. Vermögensgegenständen in der ĺ  Han-
delsbilanz und ĺ  Steuerbilanz. Außer-
anorganischer Konzern ĺ Konzern. dem sind sie im Fall abnutzbarer Ge-
Anrechnungszeiten  –  Zeiten, in de- genstände des ĺ  Anlagevermögens die
nen aufgrund bes. Sachverhalte Bei- Grundlage zur Bemessung der ĺ  Ab-
träge zur gesetzlichen ĺ Rentenversiche- schreibungen.
rung nicht geleistet wurden (früher als Anschaffungskredit ĺ Ratenkredit.
„Ausfallzeiten“ bezeichnet). Dazu zäh-
len z. B. Zeiten der Arbeitslosigkeit,  Ar- Anschaffungsnebenkosten ĺ  An-
beitsunfähigkeit, Ausbildung, Schwanger- schaffungskosten.
schaft, Mutterschaft, Kinderbetreuung, Anspannungsgrad ĺ Kapitalstruktur.
des Wehr- und Zivildienstes. Die Anrech-
Ansparabschreibung ĺ Investitionsab-
nungszeiten werden bei der Rentenbe-
zugsbetrag.
rechnung berücksichtigt.
Ansparanteil ĺ Ertragsanteil.
Anrechtsschein ĺ Zwischenschein.
Anreiz – Begriff der Arbeits- und Organi- Ansparanteil ĺ Ertragsanteil.
sationspsychologie: Situative Bedingung, Anspruch  –  1.  Recht: Begriff aus dem
die aufgrund einer gegebenen Bedürfnis- ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) für
struktur bzw. einer inhaltlichen ĺ Moti- „das Recht, von einem anderen ein Tun
vation Aufforderungscharakter (Valenz) oder Unterlassen zu verlangen“. Grund-
für die Person aufweist. Durch  Anreize lage kann jedes gesetzliche oder vertrag-
können Mitarbeiter, aber auch Personen liche Rechtsverhältnis sein. Ansprüche
25 Äquivalenzprinzip

unterliegen der Verjährung.  –  2.  Mar- Wirkung wirtschaftlicher Maßnah-


keting: Ansprüche bilden die Grund- men. – Gegensatz: ĺ prozyklisch.
lage für die ĺ  Kundenorientierung im antizyklische Finanzpolitik ĺ  Fiskal-
ĺ  Marketing. Sie können als nahe an politik.
der Verhaltensoberfläche liegende gegen-
standsgerichtete Wünsche des ĺ Kunden Antragsveranlagung – früher Lohnsteu-
umschrieben werden. erjahresausgleich. Verfahren zur Einkom-
mensteuerveranlagung von ĺ  Arbeit-
Anspruchsgruppe ĺ Stakeholder. nehmern im Falle zu viel gezahlter Lohn-
Anstalt des öffentlichen Rechts  –  Ver- steuer. Der Antrag wird einfach dadurch
waltungseinrichtung, die bestimmte öf- gestellt, dass der Arbeitnehmer unter Ein-
fentliche Aufgaben außerhalb der di- haltung der vierjährigen Festsetzungs-
rekten Staatsverwaltung wahrnimmt. pflicht freiwilig eine Einkommsteuerer-
Typische Beispiele für  Anstalten des öf- klärung abgibt. Die einbehaltenen Lohn-
fentlichen Rechts sind Bibliotheken und steuern werden vom Finanzamt auf die
Schulen, Rundfunkanstalten sowie die Jahreseinkommensteuerschuld angerech-
ĺ  Bundesagentur für Arbeit (früher: net und eventuelle Überschüsse erstat-
Bundesanstalt für Arbeit). Anders als bei tet.  –  Anders: ĺ  Lohnsteuerjahresaus-
einer ĺ  Körperschaft hat sie keine Mit- gleich durch den Arbeitgeber, ĺ Pflicht-
glieder, sondern „Nutzer“.  –  Zu unter- veranlagung.
scheiden sind rechtsfähige (z. B. die öf- Anwartschaft  –  auf Gesetz beruhende
fentlich-rechtlichen ĺ  Sparkassen) und Aussicht auf ĺ  Versicherungsleistun-
nicht-rechtsfähige Anstalten des öffentli- gen (z. B. auf ĺ  Altersrente), die auch
chen Rechts. Letztere sind in die staatliche vom Eintritt gewisser Ereignisse abhän-
Verwaltung eingegliedert und nicht Trä- gen kann.
ger eigener Rechte und Pflichten.
Anwartschaftsdeckungsverfahren ĺ
Anstellungsbetrug  –  Begriff aus dem Kapitaldeckungsverfahren.
Strafrecht. Ein  Anstellungsbetrug liegt
Anzahlung – Form eines Handelskredits:
vor, wenn sich jemand durch falsche An-
Vorauszahlung des Auftraggebers an den
gaben (z. B. zur Qualifikation) einen
Auftragnehmer (Lieferanten). – Vgl. auch
ĺ Arbeitsvertrag „erschleicht“ und es zu
ĺ Teilzahlung.
einem Schaden beim Arbeitgeber gekom-
men ist. Ein Schaden liegt vor, wenn ein AO – Abk. für ĺ Abgabenordnung.
Missverhältnis zwischen Leistung und Äquivalenzprinzip  –  Prinzip, nach dem
Arbeit besteht. sich Leistung und Gegenleistung ent-
Anteilseigner  –  Begriff im Mitbestim- sprechen müssen. – 1. Privatversicherung:
mungsgesetz (MitbestG) für ĺ  Aktio- Grundlegendes Kalkulationsprinzip, das
näre, Gesellschafter und Genossen. die Gleichheit von Leistung (gezahlte
Versicherungsbeiträge) und Gegenleis-
antizipative Posten ĺ  Rechnungsab- tung (Ausgaben der Versicherer) for-
grenzung. dert.  –  2.  Sozialversicherung: In der ge-
antizyklisch  –  gegen den Konjunktur- setzlichen ĺ  Rentenversicherung gilt
verlauf (ĺ  Konjunkturzyklus) gerichtete das Äquivalenzprinzip nur eingeschränkt,
Äquivalenzziffernkalkulation 26

hier bilden die sog. persönlichen ĺ Ent- Arbeitszeit und die Vorankündigungsfrist


geltpunkte den individuellen Faktor der vorsieht.
ĺ  Rentenformel.  –  3.  Steuerrecht: Die
Höhe der Abgaben oder Steuern sollte Arbeiter ĺ Arbeitnehmer, der nicht die
sich nach den staatlichen Leistungen Merkmale eines ĺ  Angestellten erfüllt.
an die Bürger richten.  –  4.  Lohnbildung: Nach herkömmlicher Auffassung verrich-
Grundsatz des leistungsgerechten Lohns. tet der Arbeiter überwiegend körperliche
Äquivalenzziffernkalkulation ĺ Kalku- Arbeit. Die Unterscheidung in  Arbeiter
lationsverfahren. und Angestellter gilt jedoch als überholt,
sie spielt nur noch tarifvertraglich und so-
Arbeit – jede körperliche und geistige Tä- zialversicherungsrechtlich eine schwin-
tigkeit mit einer wirtschaftlichen Ziel- dende Rolle.
setzung. Sowohl in der ĺ  Betriebswirt-
schaftlehre (BWL)  als auch in der der Arbeitgeber – Begriff des Arbeitsrechts:
ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL) zählt Ar- eine natürliche oder juristische Person,
beit zu den ĺ Produktionsfaktoren. die ĺ Arbeitnehmer beschäftigt. Der Ar-
Arbeit auf Abruf  –  Kapazitätsorientierte beitgeber besitzt ein ĺ Weisungsrecht ge-
variable Arbeitszeit (Kapovaz); Vereinba- genüber einem Arbeitnehmer, das Recht
rung zwischen ĺ Arbeitgeber und ĺ Ar- zur ĺ Kündigung und zur Kontrolle der
beitnehmer, dass der Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung des Arbeitnehmers. Er
Arbeitsleistung entsprechend dem Ar- ist nach dem ĺ  Bürgerlichen Gesetz-
beitsanfall erbringt. Gesetzliche Grund- buch (BGB) verpflichtet, ein ĺ  Arbeits-
lage ist das Teilzeit- und Befristungsge- entgelt (Lohn, Gehalt) an Arbeitnehmer
setz (TzBfG) von 2000.  –  Die Vereinba- zu zahlen (Vergütungspflicht). Außer-
rung muss eine bestimmte Dauer der dem hat er gegenüber dem Arbeitneh-
wöchentlichen und täglichen ĺ Arbeits- mer eine ĺ  Fürsorgepflicht und Pflicht
zeit festlegen. Ist eine bestimmte Dauer zur ĺ  Gleichbehandlung.  –  Nach dem
der wöchentlichen Arbeitszeit nicht fest- Einkommen- und Lohnsteuerrecht hat
gelegt, gilt eine Arbeitszeit von 10 Stun- der  Arbeitgeber die ĺ  Lohnsteuer ord-
den als vereinbart. Wenn die Dauer der nungsgemäß zu berechnen, beim Fi-
täglichen Arbeitszeit nicht festgelegt ist, nanzamt anzumelden und die Beträge
hat der Arbeitgeber die Arbeitsleistung an dieses abzuführen. Der  Arbeitgeber
des Arbeitnehmers jeweils für mind. drei muss eine Lohnsteuerbescheinigung aus-
aufeinander folgende Stunden  in An- fertigen und diese an das Finanzamt über-
spruch  zu nehmen.  Der Arbeitnehmer mitteln (ĺ  elektronische Lohnsteuerbe-
ist nur zur Arbeitsleistung verpflichtet, scheinigung). Über die Lohnsteuerbe-
wenn der Arbeitgeber ihm die Lage sei- scheinigung muss er dem Arbeitnehmer
ner Arbeitszeit jeweils mind. vier Tage im einen Ausdruck aushändigen oder einen
Voraus mitteilt.  –  Durch ĺ  Tarifvertrag Zugriff auf elektronische Weise ermögli-
kann von diesen Vorschriften auch zuun- chen. Außerdem hat der Arbeitgeber die
gunsten des Arbeitnehmers abgewichen Pflicht, die Beiträge zur ĺ Sozialversiche-
werden, wenn der Tarifvertrag Regelun- rung, einschließlich ĺ Arbeitgeberanteil
gen über die tägliche und wöchentliche zu zahlen.
27 arbeitnehmerähnliche Personen

Arbeitgeberanteil – Teil des Beitrags zur Vertretung der Interessen der Arbeit-


Sozialversicherung, der vom ĺ  Arbeit- geber gegenüber Gewerkschaften so-
geber für einen versicherungspflichtigen wie die Öffentlichkeitsarbeit. – 2.  Öffent-
Arbeitnehmer an die ĺ  Sozialversiche- lich-rechtliche Arbeitgeberverbände: Alle
rung zu entrichten ist. In der gesetzlichen Industrie- und Handelsunternehmen so-
ĺ  Rentenversicherung, ĺ  Pflegeversi- wie Handwerksbetriebe eines Bezirks
cherung und in der ĺ  Arbeitslosenver- sind Pflichtmitglieder einer ĺ Industrie-
sicherung  beträgt der  Arbeitgeberan- und Handelskammer (IHK)  oder einer
teil 50 % des allgemeinen Beitragssatzes, ĺ  Handwerkskammer. Ihre Aufgaben
während  der Arbeitnehmer die andere sind v.a. die Beratung ihrer Mitglieder, die
Hälfte trägt (paritätische Finanzierung). Beratung von Behörden und die Überwa-
In der gesetzlichen ĺ  Krankenversiche- chung der Berufsausbildung.
rung gilt hiervon abweichend seit dem
Arbeitnehmer – Person, die aufgrund ei-
1.7.2005, dass die Mitglieder einen zu-
nes ĺ  Arbeitsvertrags unselbstständige,
sätzlichen Beitragssatz von 0,9 % der bei-
fremdbestimmte Leistungen zu erbrin-
tragspflichtigen Einnahmen zu zahlen ha-
gen hat.  Arbeitnehmer sind grundsätz-
ben. – Der Arbeitgeber hat in bestimmten
lich sozialversicherungspflichtig. Für  Ar-
Fällen, z. B. bei ĺ geringfügiger Beschäf-
beitnehmer gelten bes. Regelungen zum
tigung bis 450 Euro, den vollen Beitrag zu
Kündigungsschutz.  –  Zu unterschei-
leisten. – Nach dem Einkommensteuerge-
den sind folgende Arbeitnehmergrup-
setz (EStG) ist der gesetzliche  Arbeitge-
pen: (1) ĺ  Angestellte und ĺ  Arbeiter,
beranteil steuerfrei.
(2) ĺ leitende Angestellte, (3) ĺ Auszu-
bildende.  –  Arbeitnehmer sind zur per-
Arbeitgeberverbände  –  Zusammen-
sönlichen Erbringung der „versproche-
schlüsse von ĺ  Arbeitgebern zur Wahr-
nen Dienste“ verpflichtet (sog. Arbeits-
nehmung gemeinsamer Interessen in ar-
pflicht). Außerdem müssen Arbeitnehmer
beitsrechtlicher und sozialpolitischer
die berechtigten Interessen des Arbeitge-
Hinsicht. Art. 9 GG garantiert das Recht,
bers vertreten. Bspw. dürfen vom Arbeit-
zur Wahrnehmung und Förderung der
nehmer Betriebsgeheimnisse nicht preis-
Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen
gegeben werden und für den Arbeitgeber
Vereinigungen zu bilden. Nach dem Tarif-
nachteilige Aktivitäten müssen unterblei-
vertragsgesetz (TVG) können  Arbeitge-
ben (ĺ  Treuepflicht). –  Keine Arbeitneh-
berverbände wie ĺ  Gewerkschaften Ta-
mer sind z. B. Beamte und Richter, Ehe-
rifvertragspartei sein. – 1. Privatrechtliche
gatten und Kinder, soweit sie auf famili-
Arbeitgeberverbände: Über 90 % der Ar-
enrechtlicher Grundlage Arbeit leisten,
beitgeber sind freiwillig in beruflich-fach-
Vorstandsmitglieder juristischer Perso-
lichen (z. B. ĺ Bundesverband der Deut-
nen, tätige Gesellschafter, Strafgefangene
schen Industrie (BDI)  und/oder tarif-
und Ordensleute.  –  Vgl. auch ĺ  arbeit-
rechtlichen Zusammenschlüssen (z. B.
nehmerähnliche Personen.
Bundesvereinigung  der Deutschen Ar-
beitgeberverbände e. V. (BDA)) organi- arbeitnehmerähnliche Personen – Per-
siert. Zu ihren Aufgaben zählen v.a. der sonen, die – ohne ĺ  Arbeitnehmer
Abschluss von Tarifverträgen sowie die zu sein – in wirtschaftlich abhängiger
Arbeitnehmeraktie 28

Stellung für andere Arbeit leisten. Arbeit- Gesamtrechnungen (VGR): Bruttolohn-


nehmerähnliche Personen sind z. B. die in und Bruttogehaltssumme der Arbeitneh-
ĺ  Heimarbeit Beschäftigten, die ihnen mer sowie Sozialbeiträge der ĺ Arbeitge-
gleichgestellten ĺ  Hausgewerbetreiben- ber. Die Bruttolohn- und Bruttogehalts-
den und selbstständige ĺ  Handelsver- summe enthält die Löhne und Gehälter
treter, die Einfirmenvertreter sind, even- (vor Abzug der Sozialbeiträge und Lohn-
tuell auch ĺ freie Mitarbeiter. Wegen der steuer), die Arbeitern, Angestellten und
wirtschaftlichen Abhängigkeit kommt ar- Beamten und anderen Arbeitnehmer-
beitnehmerähnlichen Personen im ĺ Ar- gruppen aus ihrem Arbeits- bzw. Dienst-
beitsrecht ein besonderer Schutz zu. verhältnis zufließen. Im Verhältnis zum
ĺ  Volkseinkommen gibt  das Lohnein-
Arbeitnehmeraktie ĺ  Belegschaftsak-
kommen  die ĺ  Lohnquote an. Das Ar-
tie.
beitsentgelt ist ein Teil der ĺ Arbeitsein-
Arbeitnehmeranteil  –  Teil des Beitrags kommen. – Vgl. auch ĺ Verteilungsrech-
zur Sozialversicherung, der – i.d.R. ne- nung.
ben dem ĺ Arbeitgeberanteil – vom Ar-
beitnehmer zu tragen ist. Der  Arbeit- Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG)
nehmeranteil beträgt in der gesetzlichen – Gesetz über zwingende Arbeitsbedin-
Rentenversicherung, Pflegeversicherung gungen für grenzüberschreitend ents-
und zur Arbeitslosenversicherung 50 % andte und für regelmäßig im Inland be-
des Gesamtbeitrags. Die andere Hälfte schäftigte Arbeitnehmerund Arbeitneh-
trägt der ĺ Arbeitgeber (paritätische Fi- merinnen“ (AEntG) vom 20.4.2009.
nanzierung).  Bei der gesetzlichen Kran- Das Gesetz bezweckt, die Arbeitsbe-
kenversicherung zahlt der Arbeitnehmer dingungen des Arbeitsorts als Mindest-
seit dem 1.7.2005 einen Zusatzbeitrag norm zu gewährleisten und dadurch die
in Höhe von 0,9 % der beitragspflichti- Wettbewerbsbedingungen für Unter-
gen Einnahmen.  Der  Arbeitnehmeran- nehmen, die Dienstleistungen am glei-
teil ist vom Arbeitgeber bei der Lohn- chen Ort erbringen, teilweise anzunä-
oder Gehaltszahlung einzubehalten und hern (Produktionsort-Prinzip). Das AE-
an die Einzugsstellen weiterzuleiten. Nur ntG gilt für aufgezählte Wirtschaftszweige
der Arbeitgeber ist gegenüber dem Ver- mit mehr als 50 % Tarifbindung: (1) Bau-
sicherungsträger Schuldner des gesam- gewerbe, (2) Gebäudereinigung, (3) Brief-
ten Beitrags.  –  Bei einer ĺ  geringfügi- dienstleistungen, (4) Sicherheitsdienst-
gen Beschäftigung bis  450 Euro  werden leistungen, (5) Bergbauspezialarbeiten,
die Beiträge zur Sozialversicherung voll (6) Wäschereidienstleistungen, (7) Ab-
vom Arbeitgeber gezahlt. Nach dem Ein- fallwirtschaft und (8) Aus- und Weiter-
kommensteuergesetz (EStG) ist der  Ar- bildungsdienstleistungen. In diesen Bran-
beitnehmeranteil steuerpflichtig. chen können ĺ Mindestlöhne eingeführt
werden. Tarifverträge mit einer Tarifbin-
Arbeitnehmereinkommen ĺ  Faktor-
dung für alle deutschen Arbeitgeber sind
einkommen.
nach diesem Gesetz auch für ausländi-
Arbeitnehmerentgelt  –  Lohneinkom- sche Arbeitgeber hinsichtlich ihrer in
men, Begriff der ĺ Volkswirtschaftlichen Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer
29 Arbeitsbereicherung

verbindlich. – Außerdem eröffnet das Ge- vermögenswirksamen Leistungen ande-


setz Regulierungsmöglichkeiten für die rer Art beträgt die Arbeitnehmer-Sparzu-
Arbeitsbedingungen in der Pflegebran- lage 20 % eines Betrags von höchstens 400
che (Altenpflege und ambulante Kran- Euro pro Jahr. Die Arbeitnehmer-Sparzu-
kenpflege).  –  Beschäftigungspolitisches lage wird auf Antrag von dem für die Ein-
Ziel des AEntG ist der Schutz betroffe- kommensteuer des Arbeitnehmers zu-
ner Branchen vor einem durch „Nied- ständigen Finanzamt festgesetzt und ge-
riglohn-Arbeiter“  verursachten Arbeits- zahlt.
platzabbau. – In Wirtschaftszweigen unter
50 % Tarifbindung gilt das Mindestar- Arbeitnehmerüberlassung – Leiharbeit,
beitsbedingungengesetz (ĺ  Mindestar- Personalleasing, Zeitarbeit. Gewerbliches
beitsbedingungen). Überlassen oder Verleihen eines ĺ  Ar-
beitnehmers von einem ĺ  Arbeitgeber
Arbeitnehmerfreizügigkeit ĺ  Freizü- an einen anderen. Die Arbeitnehmerü-
gigkeit. berlassung ist ein dreiseitiges Beschäfti-
gungs- bzw. Arbeitsverhältnis zwischen
Arbeitnehmer-Pauschbetrag ĺ  Pau-
Arbeitnehmer, Verleih- und Entleihfir-
schbetrag, der bei der Ermittlung der
men (ĺ  atypische Beschäftigungsver-
ĺ  Einkünfte aus nichtselbstständiger
hältnisse). Für die Entleihfirma ist sie ein
Arbeit für ĺ  Werbungskosten angesetzt
Instrument des flexiblen Personalein-
wird. Der  Arbeitnehmer-Pauschbetrag
satzes.  –  Der Verleiher ist weiterhin Ar-
beträgt 1.000 Euro jährlich. Er ist bereits
beitgeber mit den entsprechenden Pflich-
in den Lohnsteuertabellen berücksichtigt.
ten wie Zahlung des Arbeitsentgelts so-
Aufwendungen, die den Pauschbetrag
wie Abgabe von Sozialversicherungs- und
übersteigen, müssen durch Belege nach-
Lohnsteuerbeiträgen. Der Leiharbei-
gewiesen werden.
ter hat den Anweisungen des Entleihers
Arbeitnehmerschutz ĺ Arbeitsschutz. zu folgen. – Für eine gewerbsmäßige Ar-
beitnehmerüberlassung ist die Erlaub-
Arbeitnehmer-Sparzulage  –  staatliche
nis der ĺ  Bundesagentur für Arbeit er-
Leistung nach dem Fünften Vermögens-
forderlich. Die Bundesagentur hat außer-
bildungsgesetz (VermBG). Die  Arbeit-
dem gewisse Überwachungsrechte. – Die
nehmer-Sparzulage erhalten ĺ  Arbeit-
Deregulierungsmaßnahmen im Bereich
nehmer, die einen Teil des Arbeitsentgelts
der Arbeitnehmerüberlassung, insbes. die
als ĺ  vermögenswirksame Leistungen
ĺ Hartz-Gesetze, haben zu einer deutli-
anlegen. Arbeitnehmer-Sparzulagen wer-
chen Zunahme der Leiharbeit geführt.
den bei einem zu versteuernden Jahres-
einkommen von bis zu 20.000 Euro jähr- Arbeitsagentur ĺ Agentur für Arbeit.
lich oder bei Zusammenveranlagung von
Ehegatten 40.000 Euro jährlich gewährt. Arbeitsangebot ĺ Arbeitsmarkt.
Die Höhe der  Arbeitnehmer-Sparzu- Arbeitsberechtigung ĺ  Arbeitserlaub-
lage beträgt 9 % eines Betrags von höchs- nis.
tens 470 Euro pro Jahr, wenn es sich um
Aufwendungen für Wohnspar- und Arbeitsbereicherung ĺ  Job Enrich-
Wohnungsbauförderung handelt. Bei ment.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) 30

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) – selbstständig Erwerbstätigen (einschließ-


frühere Arbeitsförderungsmaßnahme der lich der mithelfenden Familienangehöri-
ĺ  Bundesanstalt für Arbeit und Instru- gen). – 3.  Sozialrecht: der nach den allge-
ment aktiver ĺ  Arbeitsmarktpolitik, bei meinen Gewinnermittlungsvorschriften
der durch Lohnkostenzuschüsse, Dar- des Einkommensteuerrechts ermittelte
lehen und Sachkostenzuschüsse an die Gewinn aus einer selbstständigen Tätig-
Maßnahmeträger die Beschäftigung  von keit.
Langzeitarbeitslosen  gefördert werden Arbeitseinkommensquote  –  Verhältnis
sollte. Wegen umstrittener Wirksam- von ĺ  Arbeitseinkommen zu ĺ  Volks-
keit wurde die ABM-Förderung seit dem einkommen. – Anders: ĺ Lohnquote.
1.4.2012 eingestellt.
Arbeitsentgelt  –  Arbeitslohn, Entloh-
Arbeitsdirektor  –  gleichberechtig- nung, Vergütung. Begriff für alle aus
tes Mitglied der Unternehmensleitung nichtselbstständiger Arbeit erzielten
(Vorstand, Geschäftsführung). Er hat ĺ  Einkünfte, d.h. aus einem Arbeits-
wie die übrigen Mitglieder seine Aufga- oder Dienstverhältnis. Das  Arbeitsent-
ben im engsten Einvernehmen mit der gelt ist das Bruttoentgelt, das sich aus
Gesamtleitung auszuüben und wird im dem an den ĺ Arbeitnehmer auszuzah-
selben Verfahren gewählt. Nach dem lenden Nettoentgeltbetrag und den vom
Mitbestimmungsgesetz (MitbestG) sind ĺ  Arbeitgeber einbehaltenen öffent-
in Unternehmen mit mehr als 2.000 Be- lich-rechtlichen Lohnabzügen (Lohn-
schäftigten oder nach dem Montan-Mit- steuer und Sozialversicherungsbeiträge)
bestimmungsgesetz (MontanMitbestG) zusammensetzt. Nach dem ĺ  Bürgerli-
in Unternehmen des Bergbaus sowie der chen Gesetzbuch (BGB) hat grundsätz-
Eisen und Stahl erzeugenden Industrie lich jeder Arbeitnehmer Anspruch auf
mit mehr als 1.000 Beschäftigten Arbeits- eine Vergütung. Das  Arbeitsentgelt ist
direktoren zu bestellen. I.d.R. ist der Ar- i.d.R. im Dienst- oder Arbeitsvertrag ge-
beitsdirektor für Sozial- und Personal- regelt. Zahlungsart, -ort und -zeit der Ent-
angelegenheiten zuständig und Vertrau- geltzahlung bestimmen sich nach den in
ensperson der ĺ Arbeitnehmer und der Tarif- und Arbeitsverträgen getroffenen
ĺ Gewerkschaften. Vereinbarungen.  –  Unterschieden wer-
Arbeitseinkommen  –  1.  Volkswirt- den der Lohn für den ĺ  Arbeiter sowie
schaftslehre: der dem Produktionsfak- das Gehalt für den ĺ  Angestellten. Die
tor ĺ Arbeit zuzurechnende Teil der im Unterscheidung ist rechtlich und in der
Zuge der Produktion von Gütern ent- Unternehmenspraxis heute jedoch ohne
standenen Einkommen. Die Entstehung Bedeutung. Außerdem zählen bes.  Ar-
des  Arbeitseinkommen wird durch die beitsentgelte wie ĺ Prämien, ĺ Gratifi-
funktionelle Verteilungstheorie unter- kationen, ĺ  Tantiemen, Arbeitnehmer-
sucht.  –  Gegensatz: Besitzeinkommen beteiligungen oder Schutz- und Mehrar-
(ĺ  Einkommen).  –  2.  Volkswirtschaft- beitszuschläge zum Arbeitsentgelt.
liche Gesamtrechnungen: Zusammenfas- Arbeitserlaubnis  –  befristete oder be-
sung von ĺ  Arbeitnehmerentgelt und schränkte Genehmigung, die bestimmte
kalkulatorischen Arbeitseinkommen der Ausländer (Nicht-Deutsche nach Art.
31 Arbeitslose

116 GG) zur Ausübung einer Arbeit in Arbeitsgerichtsbarkeit ĺ  Arbeitsge-


Deutschland benötigen. Seit 2005 ent- richt, ĺ Gerichte.
scheidet die Ausländerbehörde mit Zu-
Arbeitskampf – von Arbeitnehmer- oder
stimmung der ĺ Bundesagentur für Ar-
Arbeitgeberseite aufgrund eines Kampf-
beit über den ausländerrechtlichen Sta-
beschlusses gezielt vorgenommene Stö-
tus und die Arbeitsberechtigung. Bürger
rung des Arbeitsablaufs. Durch gemein-
der ĺ  Europäischen Union (EU)  genie-
same (kollektive) Maßnahmen soll die an-
ßen grundsätzlich ĺ  Freizügigkeit, die
dere Seite unter wirtschaftlichen Druck
auch die Aufnahme einer Erwerbstätig-
gesetzt werden, um ein bestimmtes Ver-
keit umfasst. Ausgenommen davon sind
handlungsziel zu erreichen. Ein  Arbeits-
die Bürger von Kroatien, die noch bis zum
kampf gilt im Rahmen der Tarifautono-
30.6.2015 eine Arbeitserlaubnis-EU benö-
mie als gerechtfertigt. Die Kampfmaß-
tigen.
nahmen sind auf Arbeitnehmerseite
Arbeitserweiterung ĺ  Job Enlarge- verschiedene Formen von ĺ  Streik und
ment. ĺ Boykott, auf Arbeitgeberseite ĺ Aus-
sperrung.
Arbeitsfeldvergrößerung ĺ  Job Enlar-
gement. Arbeitskreis Steuerschätzung  –  Bei-
rat beim Bundesministerium der Finan-
Arbeitsgericht  –  erste Instanz der für zen,  der seit 1955 besteht und zwei Mal
Arbeitssachen zuständigen Gerichtsbar- jährlich als Grundlage für die Haushalts-
keit (Arbeitsgerichtsbarkeit).  Arbeitsge- planung die künftige Entwicklung der
richte sind ĺ  Gerichte der Länder; Ver- Steuereinnahmen schätzt. Dem  Arbeits-
waltung und Dienstaufsicht obliegen der kreis Steuerschätzung gehören Vertreter
zuständigen Landesbehörde (meist Justiz- des Bundesministeriums der Finanzen,
oder Sozialministerium).  –  Das Arbeits- des Bundesministeriums für Wirtschaft
gericht ist v.a. zuständig für Streitigkeiten und  Energie sowie der Länderfinanz-
zwischen ĺ Arbeitgeber und ĺ Arbeit- ministerien an, außerdem Vertreter der
nehmer, zwischen Tarifparteien (ĺ  Ta- Bundesvereinigung kommunaler Spit-
rifpartner)  und für betriebsverfassungs- zenverbände, der ĺ Sachverständigenrat
rechtliche Streitigkeiten. Die Streitange- zur Begutachtung der gesamtwirtschaft-
legenheiten werden durch Kammern oder lichen Entwicklung (SVR), Vertreter der
Fachkammern entschieden. Eine Kam- fünf großen ĺ  Wirtschaftsforschungs-
mer setzt sich aus einem Berufsrichter institute, der ĺ  Deutschen Bundesbank
und zwei ehrenamtlichen Richtern, je ei- und des ĺ  Statistischen Bundesamtes.
ner von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- Planungszeitraum der Schätzung sind
seite, zusammen. – Gegen seine Entschei- das laufende Haushaltsjahr und vier Fol-
dung ist ĺ  Berufung oder Beschwerde gejahre (im Mai) bzw. fünf Folgejahre (im
beim ĺ  Landesarbeitsgericht (LAG)mög- November).
lich. Unter bestimmten Bedingungen
Arbeitslohn ĺ Arbeitsentgelt.
kann eine direkte Sprungrevision (ĺ Re-
vision) zum ĺ Bundesarbeitsgericht ein- Arbeitslose – nach der ĺ amtlichen Sta-
gelegt werden. – Vgl. auch ĺ Gerichte. tistik Personen, die (1) nicht in einem
Arbeitslosengeld 32

Beschäftigungsverhältnis stehen oder we- als „teilarbeitslos“ gemeldet und die An-
niger als 15 Stunden pro Woche arbei- wartschaftszeit erfüllt haben.
ten,  (2) eine sozialversicherungspflich-
Arbeitslosengeld I ĺ Arbeitslosengeld.
tige zumutbare Beschäftigung suchen, (3)
sich bei einer ĺ Agentur für Arbeit oder Arbeitslosengeld II ĺ  Grundsicherung
einem ĺ  Jobcenter arbeitslos gemeldet für Arbeitssuchende.
haben und (4) deren Vermittlungsbemü-
Arbeitslosenquote  –  Anteil der regist-
hungen zur Verfügung stehen. – Teilneh-
rierten ĺ Arbeitslosen (1) an den abhän-
mer an Maßnahmen der aktiven ĺ  Ar-
gig beschäftigten zivilen ĺ  Erwerbsper-
beitsmarktpolitik gelten nicht als ar-
sonen oder (2) an allen zivilen Erwerb-
beitslos. Ebenso  wird von der amtlichen
spersonen. Die  Arbeitslosenquote wird
Arbeitsmarktstatistik die sog.  ĺ stille Re-
von der ĺ Bundesagentur für Arbeit be-
serve  des Arbeitsmarktes nicht berück-
rechnet und veröffentlicht. Sie ist ein Maß
sichtigt. – Anders: ĺ Erwerbslose.
für die Unterauslastung des registrierten
Arbeitskräfteangebots und Zielgröße für
Arbeitslosengeld  –  Arbeitslosengeld I.
die ĺ  Arbeitsmarktpolitik und ĺ  Be-
Hauptsächliche Entgeltersatzleistung der
schäftigungspolitik.
ĺ  Bundesagentur für Arbeit an ĺ  Ar-
beitslose im Rechtskreis des Dritten Arbeitslosenversicherung  –  1.  Be-
ĺ Sozialgesetzbuchs (SGB III). Anspruch griff: Ältester und zweitgrößter Zweig
auf  Arbeitslosengeld haben Arbeitneh- der ĺ  Sozialversicherung in Deutsch-
mer, die (1) arbeitslos sind, (2) sich bei der land und neben der ĺ  Grundsicherung
Arbeitsagentur als arbeitssuchend gemel- für Arbeitssuchende wesentlicher Teil der
det und (3) die Anwartschaftszeit erfüllt ĺ  sozialen Sicherung bei Arbeitslosig-
haben. Seitens des Arbeitslosen muss zu- keit. – 2. Rechtsgrundlagen sind das Dritte
dem die Bereitschaft bestehen, jede zu- und Vierte Sozialgesetzbuch (SGB III und
mutbare Beschäftigung auszuüben. An- IV). – 3.  Träger ist die Bundesagentur für
dernfalls ist der Anspruch auf  Arbeits- Arbeit. – 4.  Finanzierung: Die Leistungen
losengeld ausgeschlossen.  –  Die Höhe der Arbeitsförderung und die sonstigen
des  Arbeitslosengeldes beträgt 60 % des Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit
pauschalierten Nettoentgelts oder bei Ver- werden durch Beiträge der Arbeitgeber
heirateten oder Alleinerziehenden mit ei- und -nehmer sowie durch Umlagen, Mit-
nem Kind 67 %. Die Anspruchsdauer (zwi- tel des Bundes und sonstige Einnahmen fi-
schen 6 und 24 Monaten) hängt davon ab, nanziert. Die Höhe der Arbeitgeber- und
(1) wie viele Monate der Arbeitslose in 5 Arbeitnehmerbeiträge bemisst sich nach
Jahren mind. versicherungspflichtig war der monatlichen Einkommenshöhe, be-
und (2) wie alt der Arbeitslose ist, wenn grenzt durch die ĺ  Beitragsbemessungs-
er das 50. Lebensjahr vollendet hat. – Tei- grenze. Der Beitragssatz beträgt seit dem
larbeitslosengeld (für sechs Monate) er- 1.1.2011  3,0 %. Die Beiträge werden je
halten Arbeitnehmer, die eine versiche- zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeit-
rungspflichtige Beschäftigung verloren nehmer gezahlt. Sie werden mit den Bei-
haben und sich wegen einer weiteren ver- trägen zur gesetzlichen Kranken-, Pflege-
sicherungspflichtigen Beschäftigung nur und Rentenversicherung abgeführt. Für
33 Arbeitsmarktpolitik

ĺ geringfügig Beschäftigte hat allein der Stunde ab. Beim Gleichgewichtsreallohn,


Arbeitgeber einen Pauschalbeitrag zu leis- der sich bei flexiblen  Nominal- und Re-
ten.  –  5.  Leistungen: a) nach Adressaten: allöhnen bei vollkommener  Konkurrenz
(1) Leistungen an Arbeitnehmer, (2) Leis- auf dem Arbeitsmarkt  (durch Herauf-
tungen an Arbeitgeber und (3) Leistungen bzw. Herunterkonkurrieren des Nominal-
an Träger. b) nach dem Inhalt: (1) Entgel- lohnes) „automatisch” einstellt,  kommt
tersatzleistungen: (a) ĺ Arbeitslosengeld, ein Arbeitsmarktgleichgewicht in dem
(b) Teilarbeitslosengeld, (c) ĺ Kurzarbei- Sinne zustande, dass Arbeitsangebot und
tergeld (einschließlich Saison- und Trans- Arbeitsnachfrage (ohne Arbeitslosigkeit)
ferkurzarbeitergeld) und (d) ĺ  Insol- übereinstimmen (sog. Vollbeschäftigungs-
venzgeld; (2) Leistungen der aktiven Ar- mechanismus). – Bei mangelnder Flexibi-
beitsförderung, die zugleich Instrumente lität der Nominallöhne nach unten (z. B.
der aktiven ĺ  Arbeitsmarktpolitik dar- aufgrund eines gesetzlichen oder tarifli-
stellen. chen ĺ Mindestlohnes) kommt es jedoch
bei  einem oberhalb des Gleichgewichts-
Arbeitslosigkeit  –  fehlende Beschäfti-
lohnes  fixierten Reallohn zu Arbeitslo-
gungsmöglichkeiten für Personen, die ar-
sigkeit, da die Arbeitsnachfrage kleiner
beitsfähig sowie bei dem herrschenden
ist als das Arbeitsangebot (Arbeitsmark-
Lohnniveau und den sonstigen Arbeitsbe-
tungleichgewicht). Ist der Reallohn dage-
dingungen arbeitsbereit sind. Ursache ist
gen  niedriger als der Gleichgewichtsre-
ein Angebotsüberschuss auf dem ĺ  Ar-
allohn wird der (trotz Mindestlohn nach
beitsmarkt.  –  Arbeitslosigkeit kann z. B.
oben flexible) Nominallohn durch gegen-
nach folgenden Ursachen gegliedert wer-
seitiges Überbieten der Arbeitsnachfra-
den: (1) friktionelle  Arbeitslosigkeit auf-
ger (bei zu kleinem Arbeitsangebot) bis
grund kurzfristiger Anpassungsschwie-
zum Gleichgewichtsreallohn heraufkon-
rigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, (2) kon-
kurriert (der Effektivlohn übersteigt den
junkturelle  Arbeitslosigkeit aufgrund von
Mindestlohn).
Konjunkturschwankungen, (3) lohnbe-
dingte Arbeitslosigkeit aufgrund zu hoher
Arbeitsmarktpolitik – 1. Begriff: Gesamt-
Löhne, (4) saisonale  Arbeitslosigkeit auf-
heit der einzelwirtschaftlich orientierten
grund jahreszeitlicher Nachfrageschwan-
Maßnahmen, die zur Bekämpfung der
kungen, (5) strukturelle  Arbeitslosigkeit
ĺ  Arbeitslosigkeit das Arbeitskräftean-
aufgrund sektoraler oder branchenspezi-
gebot und Arbeitskräffetnachfrage auf
fischer Strukturkrisen (z. B. durch Einsatz
den einzelnen ĺ  Arbeitsmärkten quan-
Arbeitskräfte sparender Technologien).
titativ und qualitativ beeinflussen (Ni-
Arbeitsmarkt ĺ Markt, auf dem Arbeits- veau- und Strukturdimension). Im Un-
angebot und Arbeitsnachfrage zusam- terschied dazu ist die Beschäftigungspolitik
mentreffen.  Nach neoklassischer Lehre im Rahmen der ĺ  Stabilisierungspolitik
hängen das gesamtwirtschaftliche Ar- gesamtwirtschaftlich orientiert und setzt
beitsstundenangebot  postiv und die ge- die Instrumente der Finanz-, Geld- und
samtwirtschaftliche Arbeitsstundennach- Einkommenspolitik global ein (Global-
frage negativ vom Reallohn (= Nominal- steuerung). – 2. Zielorientierungen und Ar-
lohn dividiert durch das Preisniveau) pro ten: a) Quantitative  Arbeitsmarktpolitik
Arbeitsmittel 34

(Beschäftigungsniveaupolitik): In quantita- Sie sind nach dem Dritten Sozialgesetz-


tiver Hinsicht steht mit dem Ziel der Er- buch zur Arbeitsförderung (SGB III) auf
höhung des ĺ  Beschäftigungsgrades die drei funktionalen Ebenen angesiedelt:
Verbesserung des Verhältnisses zwischen (1) die ĺ  Bundesagentur für Arbeit (BA),
der Zahl der ĺ Erwerbstätigen (Beschäf- (2) die Kompetenzzentren für neue Ar-
tigten) und dem ĺ Erwerbspersonenpo- beitsplätze und Beschäftigungsentwick-
tenzial im Vordergrund. Dies bedeutet lung (früher Landesarbeitsämter) und (3)
umgekehrt die Reduzieruang der ĺ  Ar- die ĺ  Agenturen für Arbeit (früher Ar-
beitslosenquote. b) Qualitative  Arbeits- beitsämter).  –  4.  Instrumente: a) Leistun-
marktpolitik (Beschäftigungsstrukturpoli- gen an Arbeitnehmer umfassen u.a. die
tik): In qualitativer Hinsicht wird die Be- Verbesserung der Eingliederungsaussich-
schäftigungsstruktur beeinflusst, d.h. ein ten, die Förderung der Aufnahme einer
regional, qualifikatorisch sowie in Bezug Beschäftigung, der selbstständigen Tätig-
auf die Arbeitszeitvorstellungen verbes- keit, der Berufsausbildung und berufli-
sertes Matching zwischen Arbeitsange- chen Weiterbildung sowie die Förderung
bot und Arbeitsnachfrage. Damit wird in- der Teilhabe behinderter Menschen am
direkt versucht, das Beschäftigungsniveau Arbeitsleben. b) Leistungen an Arbeitge-
zu verbessern. c) Arbeitsmarktordnungs- ber umfassen u.a. die Eingliederung von
politik: Sie versucht über die Gestaltung Arbeitnehmern, die Förderung der beruf-
bzw. Veränderung der Arbeitsmarktver- lichen Ausbildung sowie Leistungen zur
fassung die rechtlich-institutionellen Rah- Teilhabe am Arbeitsleben. c) Leistungen
menbedingungen für einen Ausgleich von an institutionelle Träger umfassen u.a. die
Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zu Förderung von Einrichtungen der beruf-
verbessern. d) Arbeitsmarktprozesspolitik: lichen Aus- und Weiterbildung oder der
Mit prozessbeeinflussenden Maßnahmen beruflichen Rehabilitation, Zuschüssen zu
wird durch die Setzung von (inbesondere Sozialplanmaßnahmen, Förderung von
finanziellen) Anreizen versucht, das Han- Strukturanpassungs- und Infrastruktur-
deln der Akteure auf dem Arbeitsmarkt zu maßnahmen. – 5. Finanzierung:Die Maß-
verbessern. e) Passiv-verwaltende Arbeits- nahmen der aktiven und passiven  Ar-
marktpolitik: Hier stehen die Lohnersatz- beitsmarktpolitik werden überwiegend
leistungen der „Arbeitslosenverwaltung“ und zu gleichen Teilen durch die Pflicht-
für Einkommensausfälle infolge von Ar- beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitge-
beitslosigkeit (ĺ  Arbeitslosengeld) im ber zur ĺ  Arbeitslosenversicherung fi-
Vordergrund. f) Aktiv-gestaltende Ar- nanziert, einzelne Instrumente (ĺ Insol-
beitsmarktpolitik: Sie zielt dagegen auf venzgeld, ĺ Wintergeld) zusätzlich durch
den aktiven Abbau der Arbeitslosigkeit, Umlagen der Arbeitgeber. Außerdem hat
d.h. auf eine Intensivierung der Arbeits- der Bund die Verpflichtung zur Über-
beratung und -vermittlung, die Erhaltung nahme bzw. zum Ausgleich von Defiziten
von Arbeitsplätzen und die Schaffung aus allgemeinen Steuermitteln.
zusätzlicher Arbeitsplätze durch Unter-
stützungsleistungen und die Wiederein- Arbeitsmittel – 1. Steuerrechtlich alle Ge-
gliederung von Arbeitssuchenden, ins- genstände und Hilfsmittel, die dazu ge-
bes. benachteiligter Gruppen. – 3.  Träger: eignet sind, die berufliche Tätigkeit zu
35 Arbeitsteilung

unterstützen und zu fördern. Aufwendun- Betriebsverfassung festgeschrieben sind


gen des ĺ Arbeitnehmers für Arbeitsmit- (Kollektivarbeitsrecht). Das  Arbeitsrecht
tel können als ĺ Werbungskosten geltend besteht aus vielen Einzelgesetzen wie
gemacht werden.  –  2.  Betriebswirtschaft- z. B. Kündigungsschutz-, Betriebsverfas-
lich ĺ Betriebsmittel. sungs-, Arbeitszeit- und Bundesurlaubs-
Arbeitsnachfrage ĺ Arbeitsmarkt. gesetz. Es umfasst außerdem Einzelbe-
stimmungen allgemeiner Gesetze wie
Arbeitspapiere  –  Unterlagen, die vom z. B. Europarecht, Verfassungsrecht und
ĺ  Arbeitnehmer bei Beginn eines Ar- ĺ  Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Ein
beitsverhältnisses vorzuweisen sind. Dies zusammenfassendes Arbeitsgesetzbuch
sind (1) ĺ  Steuer-Identifikationsnum- existiert nicht. Das Arbeitsrecht ist Teil
mer, (2) Sozialversicherungsausweis, (3) des ĺ Zivilrechts.
Bescheinigung der Krankenkassenmit-
gliedschaft, (4) im Fall ausländischer Ar- Arbeitsschutz  –  Arbeitnehmerschutz.
beitnehmer aus Nicht-EU-Staaten ĺ Ar- Alle dem ĺ  Arbeitgeber durch gesetzli-
beitserlaubnis, (5) Unterlagen über ver- che Regelungen (Arbeitsschutzrecht) vor-
mögenswirksame Leistungen und (6) geschriebenen Pflichten zum Schutz der
Urlaubsbescheinigung. (Sicherheit und Gesundheit der) Arbeit-
nehmer. Zu unterscheiden sind (1) sozi-
Arbeitsplatzbeschreibung ĺ Stellenbe- aler  Arbeitsschutz (Schutzbestimmungen
schreibung. für bes. Arbeitnehmergruppen wie z. B.
Arbeitsproduktivität  –  als Durch- Schwerbehinderte und Jugendliche) und
schnittsproduktivität das Verhältnis des (2) technischer  Arbeitsschutz (Betriebs-
Produktionsergebnisses zur Menge der und Gefahrenschutz). – Bei Nichteinhal-
eingesetzten Arbeitseinheiten (Stunden- tung der Arbeitschutzvorschriften hat
produktivität  je Arbeitsstunde, Mitar- der Arbeitnehmer u.U. ein Leistungsver-
beiterproduktivität je Mitarbeiter). Die weigerungsrecht und kann bei schuld-
Grenzproduktivität ist das Verhältnis von hafter Verletzung der Schutzvorschriften
Produktionszuwachs zum Einsatz einer ĺ Schadensersatz verlangen.
zusätzlichen Arbeitseinheit. Die  Arbeits- Arbeitsteilung  –  1.  Volkswirtschafts-
produktivität gilt als Maß für die Effizi- lehre: Aufspaltung einer Arbeitsleistung
enz des Produktionsfaktors ĺ Arbeit, d.h. in Teilverrichtungen, die von verschie-
je Arbeitskraft oder je Arbeitsstunde. Die denen Wirtschaftseinheiten (Menschen,
ĺ  Wachstumsrate der Arbeitsprodukti- Unternehmen, Gebiete, Länder) ausge-
vität (Produktivitätsfortschritt) je Stunde führt werden. Ziel der  Arbeitsteilung ist
oder je Mitarbeiter ist eine entscheidende es, die Produktivität zu steigern (ĺ  Ar-
Größe für die Entwicklung der Lohn- beitsproduktivität).  –  Internationale  Ar-
kosten (ĺ  Personalkosten) und für die beitsteilung bedeutet v.a., dass sich jedes
ĺ Lohnpolitik. Land auf die Produktion der Güter spezi-
Arbeitsrecht  –  alle Rechtsvorschriften, alisiert, die es am kostengünstigsten pro-
die das Verhältnis zwischen ĺ Arbeitge- duzieren kann. Gründe dafür können
ber und ĺ Arbeitnehmer regeln (Indivi- Unterschiede bei den Vorkommen (z. B.
dualarbeitsrecht) sowie in der Tarif- und Rohstoffe), den Produktionsverfahren
Arbeitsunfähigkeit 36

(z. B. Qualität, Zeit, Know-how) oder den Arbeitsunfall – Betriebsunfall; Begriff der


Lohnkosten sein. – 2.  Betriebswirtschafts- gesetzlichen ĺ  Unfallversicherung: Un-
lehre: Organisatorische Zerlegung einer fall, den ein Versicherter bei einer versi-
Arbeitsaufgabe in Teilaufgaben, die ein- cherten Tätigkeit erleidet. Unfälle sind
zelnen Personen oder Personengruppen danach zeitlich begrenzte, von außen auf
zur Ausführung zugewiesen werden. Als den Körper einwirkende Ereignisse, die
Vorteil werden die durch die Spezialisie- zu einem Gesundheitsschaden oder zum
rung möglichen Kosteneinsparungen an- Tod führen, außerdem sog. Wegeunfälle
gesehen. Heutige produktions- und per- (auf einer Dienstreise oder einem Dienst-
sonalwirtschaftliche Konzepte grenzen gang sowie auf dem Weg von oder zur Ar-
die  Arbeitsteilung und Spezialisierung beitsstelle). Durch den Arbeitsunfall wird
ein, um so die Motivationsprobleme auf- die Leistungspflicht des Unfallversiche-
grund von Arbeitsteilung und Spezialisie- rungsträgers ausgelöst.
rung zu lösen. Arbeitsvermögen ĺ Humankapital.
Arbeitsvertrag  –  schuldrechtlicher ge-
Arbeitsunfähigkeit – Begriff aus der ge-
genseitiger Austauschvertrag (ĺ  Ver-
setzlichen ĺ  Krankenversicherung. Ar-
trag), durch den sich der ĺ  Arbeitneh-
beitsunfähig ist ein durch Krankheit oder mer zur Leistung abhängiger ĺ  Arbeit
Unfall hervorgerufener Körper- und und der ĺ Arbeitgeber zur Zahlung einer
Geisteszustand, aufgrund dessen der Ver- Vergütung verpflichtet. Der  Arbeitsver-
sicherte seine bisherige Erwerbstätigkeit trag ist eine bes. Art des Dienstvertrages
überhaupt nicht oder nur unter der in ab- und Grundlage des Arbeitsverhältnisses.
sehbar nächster Zeit zu erwartenden Ge- Er unterliegt den Vorschriften des ĺ Bür-
fahr der Verschlimmerung seines Zu- gerlichen Gesetzbuchs (BGB). Der  Ar-
standes weiter ausüben kann. Nach dem beitsvertrag enthält zahlreiche Neben-
Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) be- pflichten, v.a. die ĺ  Treuepflicht des Ar-
steht im Fall von  Arbeitsunfähigkeit für beitnehmers und die ĺ  Fürsorgepflicht
den Arbeitnehmer ein Anspruch auf des Arbeitgebers. – Abschluss, Inhalt und
Fortzahlung seines Arbeitsentgelts für Form des Vertrages können frei vereinbart
sechs Wochen (ĺ  Entgeltfortzahlung werden. Einschränkungen der Vertrags-
im Krankheitsfall). Nach Ablauf der Ent- freiheit ergeben sich jedoch aus gesetz-
geltfortzahlung erhält der Arbeitnehmer lichen Vorschriften (z. B. Kündigungs-,
ĺ  Krankengeld. Der Arbeitnehmer muss Betriebsverfassungs-, Jugendschutzge-
innerhalb von vier Tagen dem Arbeitge- setz und Arbeitszeitordnung), Bestim-
ber ein ärztliches Attest für seine Arbeits- mungen eines anwendbaren Tarifvertrags
unfähigkeit (sog. Arbeitsunfähigkeitsbe- oder einer Betriebsvereinbarung. Lücken
scheinigung) vorlegen, es sei denn der Ar- des Arbeitsvertrags kann der Arbeitgeber
beitgeber verlangt dieses bereits am ersten durch sein Direktionsrecht (ĺ Weisungs-
Tag. In der gesetzlichen ĺ  Unfallversi- recht) ausfüllen.  –  Ein  Arbeitsvertrag
cherung ist Arbeitsunfähigkeit Vorausset- kann unbefristet oder auf einen bestimm-
zung für den Anspruch auf ĺ Verletzten- ten Zeitraum befristet abgeschlossen wer-
geld. den (ĺ befristeter Arbeitsvertrag). – Ein
37 Arbeitszeitpolitik

Arbeitsvertrag kann durch ĺ Kündigung gearbeitet wird. Werden die Pausen in die
oder einvernehmlich durch Vereinba- Schichtzeit mit eingerechnet, dann ent-
rung eines ĺ Aufhebungsvertrages aufge- spricht die Schichtzeit der Arbeitszeit. Die
löst werden. – Vgl. auch ĺ Berufsausbil- Arbeitszeit wird gegliedert in Leistungs-
dungsvertrag. zeit, Bereitschaftszeit sowie bezahlte und
unbezahlte Freizeit. – Bei Arbeitsstudien
Arbeitsvolumen ĺ  Arbeitszeit, ĺ  Be-
nach REFA wird als Arbeitszeit die Tä-
schäftigung.
tigkeitszeit zugrunde gelegt. – 3.  Amtliche
Arbeitszeit  –  1.  Arbeitsrecht: a) Abgren- Statistik: Informationen über die durch-
zung: Zeit, die der ĺ Arbeitnehmer dem schnittlich je Beschäftigten geleistete Jah-
ĺ  Arbeitgeber zur Verfügung stellen resarbeitszeit werden zusammen mit dem
muss. Es ist die Zeit von Beginn bis Ende Arbeitsvolumen  (durchschnittliche jähr-
der Arbeit ohne Ruhepausen. Zur Ar- liche Beschäftigtenzahl x durchschnitt-
beitszeit zählen auch Zeiten der Arbeits- liche Jahresarbeitszeit) im Rahmen der
bereitschaft und des Bereitschaftsdiens- ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
tes, jedochnicht die Rufbereitschaft. b) Ar- nungen (VGR) nachgewiesen. Grundla-
beitszeitregelungen: (1) Dauer: Nach dem gen sind die Arbeitszeiterhebungen des
Arbeitszeitgesetz (ArbZG) darf die regel- Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
mäßige werktägliche Arbeitszeit acht Stun- schung (IAB) der ĺ  Bundesagentur für
den nicht überschreiten. Sie kann auf bis Arbeit (BA).
zu zehn Stunden verlängert werden, wenn
Arbeitszeitmodelle  –  praktizierte Ar-
innerhalb von sechs Kalenderwochen
beitszeitregelungen mit ganz unterschied-
oder innerhalb von 24 Wochen durch-
lichen Zielsetzungen (z. B. individuelle
schnittlich acht Stunden werktäglich nicht
und betriebliche Arbeitszeitflexibilisie-
überschritten werden.  –  Die tatsächli-
rung, bessere Nutzung der betrieblichen
che tägliche oder wöchentliche  Arbeits-
Kapazität, Ausgleich von Beschäftigungs-
zeit ergibt sich aus dem ĺ Arbeitsvertrag
schwankungen, Senkung von Fehlzeiten,
oder aus einem ĺ Tarifvertrag. Bspw. gilt
Abkoppelung der Arbeitszeit von der Be-
für den Öffentlichen Dienst im Tarifge-
triebszeit, Erhöhung der Beschäftigung,
biet West (Ost)  die 39(40)-Stunden-Wo-
Verbesserung der internationalen Wett-
che. – (2) Pausen und Ruhezeiten: Nach
bewerbsfähigkeit). – Arbeitszeitmodelle
spätestens sechs Stunden ist die Arbeits-
reichen von der Gestaltung der täglichen
zeit durch Ruhepausen von mind. 30 Mi-
und wöchentlichen Arbeitszeit (ĺ  glei-
nuten zu unterbrechen. Bei einer Arbeits-
tende Arbeitzeit, ĺ Schichtarbeit, ĺ Ar-
zeit von neun Stunden sind Ruhepausen
beit auf Abruf), der jährlichen Arbeitszeit
von mind. 45 Minuten einzuhalten. Die
(Arbeitszeitkonten, ĺ  Jahresarbeitszeit-
Ruhepausen können dabei in Viertel-
vertrag, ĺ  Sabbatical), der Lebensarbeit-
stunden aufgeteilt werden.  –  Für Perso-
zeit (ĺ  Altersteilzeit, ĺ  Vorruhestand)
nen unter achtzehn Jahren gelten die Vor-
bis hin zu Modellen der ĺ Teilzeitarbeit
schriften zum ĺ  Jugendarbeitsschutz. –
(ĺ Job Sharing).
2.  Industriebetriebslehre: In der Industrie
gilt als Arbeitszeit der Teil der Schichtzeit Arbeitszeitpolitik – 1. Begriff: Summe al-
(ĺ Schichtarbeit), zu dem üblicherweise ler Maßnahmen, die die individuelle und
Arbeitszeugnis 38

betriebliche ĺ  Arbeitszeit bzgl. Umfang Arbeitszeugnis  –  Urkunde, die der


(chronometrische Dimension) und Lage ĺ Arbeitgeber nach Beendigung des Ar-
(chronologische Dimension) durch ge- beitsverhältnisses für den ĺ  Arbeitneh-
setzliche und vertragliche Regelungen be- mer auszustellen hat. Nach dem ĺ Bür-
einflussen. – 2. Träger der Arbeitszeitpoli- gerlichen Gesetzbuch (BGB) müssen
tik sind Gesetzgeber, ĺ Tarifpartner, Un- im Arbeitszeugnis Art und Dauer der Be-
ternehmensleitungen und betriebliche schäftigung bescheinigt werden. Auf Ver-
Arbeitnehmervertretungen.  –  3.  Grund- langen des Arbeitnehmers muss der Ar-
richtungen: a) Die staatliche  Arbeitszeit- beitgeber darüber hinaus die Aufgaben
des Arbeitnehmers beschreiben sowie die
politik verfolgt mit ihren gesetzlichen Ar-
Leistung und das persönliche Verhalten
beitszeitvorschriften (Arbeitszeitgesetz,
des Arbeitnehmers bewerten.
Bundesurlaubsgesetz, Jugendarbeitschutz,
Frauen- und Mutterschutz, Ladenschluss- Arbeitszimmer  –  häusliches Arbeitszim-
gesetz) vorrangig Ziele des ĺ  Arbeits- mer; Raum in einer Privatwohnung, der
schutzes. Zur Bekämpfung der ĺ  Ar- für die berufliche oder betriebliche Tä-
beitslosigkeit wurde das Instrument der tigkeit genutzt wird. Aufwendungen für
ein  Arbeitszimmer sind bei der ĺ  Ein-
Lebensarbeitszeitverkürzung (ĺ  Vorru-
kommensteuer als ĺ  Werbungskosten
hestand) eingesetzt. b) Die ĺ  Gewerk-
nur noch dann abzugsfähig, wenn der
schaften streben aus beschäftigungspoli-
Raum den Mittelpunkt der gesamten be-
tischen Gründen eine allgemeine Verkür- ruflichen oder betrieblichen Betätigung bil-
zung der tariflichen Wochenarbeitszeit det. Die Regelung betrifft nicht nur die
mit vollem Lohnausgleich (Einstieg in Kosten des  Arbeitszimmers selbst, son-
die 35-Stunden-Woche) und  den Ab- dern auch seine Ausstattung.
bau von Überstunden an, um das ge-
Arbitrage  –  Begriff aus dem Bank- und
samte Arbeitszeitvolumen auf mehr Be-
Börsenwesen: Geschäfte, die Preis-, Kurs-
schäftige zu verteilen. c) Die Arbeitgeber-
oder Zinsunterschiede zwischen ver-
verbände lehnen dies als kostensteigernd schiedenen Märkten zum Gegenstand
und beschäftigungsfeindlich ab. Sie schla- der Gewinnerzielung machen. Volks-
gen vielmehr ĺ  Arbeitszeitmodelle vor, wirtschaftlich gesehen führen Arbitra-
die Betrieben und ĺ  Arbeitnehmern geprozesse zum Ausgleich bestehender
mehr Arbeitszeitflexibilität eröffnen. Neu- Preis-, Kurs- und Zinsdifferenzen zwi-
erdings werden auch wieder kostensen- schen den Teilmärkten und bewirken so
kende und beschäftigungserhöhende Ar- eine einheitliche Preis- und Zinsfeststel-
beitszeitverlängerungen gefordert. d) Die lung. Mit der zunehmenden Ausbreitung
ordnungspolitische Zielsetzung  einer Si- des Computerhandels an der ĺ Börse so-
cherung der freien Arbeitszeitwahl (Ar- wie der Vernetzung der nationalen und
beitszeitsouveränität) wird schließlich internationalen Börsenplätze werden die
ebenfalls vertreten, damit den individu- Arbitragemöglichkeiten immer geringer.
ellen, familiären und betrieblichen Wün- Armut –  Pauperismus, Deprivation. wirt-
schen besser Rechnung getragen werden schaftliche Notlage, die nicht mehr zeit-
kann. lich begrenzt, sondern für die Lebenslage
39 atomistische Marktstruktur

ingesamt bestimmend ist. – 1.  Absolute meist einem Reiz und einer belohnten
Armut: liegt bei Unterschreiten eines phy- (oder bestraften) Reaktion (Ausnutzung
siologischen ĺ  Existenzminimums vor. in der Werbung).  –  3.  Soziologie: meist
Als absolute Armutsgrenze wird für Ent- freiwillige Verbindung von Gruppen
wicklungsländer z. B. ein täglicher Min- (aber auch einzelnen Personen) und an-
destkalorienbedarf oder  die ĺ  Kauf- deren sozialen Gebilden (z. B. Organisa-
kraftparität für 1 US-Dollar definiert. tionen) zu Gruppen-, Zweck- und Inter-
– 2.  Relative Armut wird auf die Wohl- essenverbänden (wie ĺ Gewerkschaften,
standssituation einer Gesellschaft bezo- ĺ  Genossenschaften).  –  4.  Statistik: Zu-
gen. Nach einer vom Statistischen Amt sammenhang von zwei Merkmalen belie-
der Europäischen Union (Eurostat) emp- biger Skalierung, die auch eine ĺ Korre-
fohlenen Abgrenzung soll die relative Ar- lation umfassen.
mutsgrenze für den Europäischen Ver-
Assoziierungsabkommen  –  1.  All-
gleich als 60 v.H. des Medians des Netto-
gemein: Völkerrechtliche Verträge, die
äquivalenzeinkommens definiert werden
bes. Beziehungen zwischen einer inter-
(Einkommensarmutsgrenze). Nach dem
nationalen (oder supranationalen) Or-
4. Armuts- und Reichenbericht der Bun-
ganisation und einem Nicht-Mitglieds-
desregierung von 2013  lag die Armutsri-
staat begründen.  –  2.  Assoziierungs-
sikoschwelle (60 % Medianeinkommen)
abkommen der EU: Der EG-Vertrag
in Deutschland im Jahre 2010 für  einen
(ĺ Europäische Gemeinschaft) sieht zwei
Ein-Personenhaushalt  bei 993 Euro im
Formen der Assoziierung Dritter vor: (1)
Monat.
die vorgeschriebene konstitutionelle As-
Armutsgrenze ĺ Armut. soziierung sog. überseeischer Gebiete und
Armutsrisikoschwelle ĺ Armut. Länder und (2) die Möglichkeit einer ver-
traglichen Assoziierung (z. B. von Beitritts-
Artvollmacht ĺ Handlungsvollmacht.
kandidaten, EWR-Abkommen).
Assekuranz ĺ Versicherung.
Assurancebanking ĺ Bankassurance.
Assessment Center  –  diagnostisches
Verfahren zur ĺ  Personalauswahl, bei AT-Angestellter  –  außertariflicher An-
dem mehrere Kandidaten über mehrere gestellter. ĺ  Angestellter, der eine über
Tage hinweg untersucht und von mehre- die höchste tarifliche Vergütungsgruppe
ren Beurteilern hinsichtlich ihrer Eignung hinausgehende Vergütung erhält und
für bestimmte Positionen beurteilt wer- nicht oder nicht in vollem Umfang un-
den. Dabei kommen z. B. Rollenspiele und ter den einschlägigen Tarifvertrag fällt.
Präsentationsübungen zum Einsatz. Die Vergütung richtet sich nach dem Ar-
beitsvertrag.  AT-Angestellte unterliegen
Assoziation  –  1.  Allgemein: Vereini-
gleichwohl in vollem Umfange dem Be-
gung bzw. Zusammenschluss wirtschaft-
triebsverfassungsgesetz und anderen ar-
licher Organe zur Verfolgung bes. wirt-
beitsrechtlichen Schutzgesetzen.  –  An-
schaftlicher Ziele (ĺ  Assoziierungsab-
ders: ĺ leitender Angestellter.
kommen). – 2. Psychologie: automatischer
Denkvorgang; eine gelernte Beziehung atomistische Marktstruktur ĺ  Markt-
zwischen zwei kognitiven Elementen, formen.
atypische Beschäftigungsverhältnisse 40

atypische Beschäftigungsverhält- Lebensbedingungen in Ostdeutschland


nisse – Darunter werden in der Beschäf- dem Niveau im Westen Deutschlands an-
tigtenstatistik des ĺ  Statistischen Bun- zupassen. Hierzu wurden 1990 der Fonds
desamtes Beschäftigungsverhältnisse Deutsche Einheit gegründet sowie im
verstanden, die von „normalen“ Beschäf- Rahmen des ĺ Finanzausgleichs die So-
tigungsverhältnissen durch folgende lidarpakte I und II (ĺ  Solidarpakt) ge-
Merkmale abweichen: (1) Befristung, (2) schlossen. Der Aufbau Ost soll im Jahre
Teilzeitbeschäftigung mit weniger als 20 2019 abgeschlossen sein.
Stunden in der Woche, (3) Zeitarbeits-
Aufbewahrungsfunktion ĺ Lager.
verhältnis (ĺ Arbeitnehmerüberlassung)
und (4) ĺ geringfügige Beschäftigung. Aufbewahrungspflicht  –  1.  Handels-
recht: (1) Handelsbücher, Inventare, Er-
atypische stille Gesellschaft ĺ  stille
öffnungsbilanzen, Jahresabschlüsse, La-
Gesellschaft.
geberichte, Konzernabschlüsse und
Auditing  –  engl. für revidieren, prüfen; -lageberichte sowie die zu ihrem Ver-
angloamerikanischer Begriff für ĺ Revi- ständnis erforderlichen Arbeitsanweisun-
sion (Prüfung) und zwar durch von dem gen, sonstigen Organisationsunterlagen
zu prüfenden Verantwortungsbereich un- und Buchungsbelege sind nach Erstel-
abhängige Personen. Unterschieden wird lung zehn Jahre aufzubewahren. (2) Emp-
zwischen (1) Internal  Auditing (interne fangene Handelsbriefe und Wiederga-
Revision) und (2) External Auditing (ex- ben der abgesandten Handelsbriefe sind
terne Revision). sechs Jahre aufzubewahren.  –  2.  Steuer-
recht: Eine zehnjährige Aufbewahrungsfrist
Aufbauorganisation – das statische Sys-
gilt grundsätzlich auch für steuerlich re-
tem der organisatorischen Einheiten einer
levante Unterlagen. Kürzere Fristen kön-
Unternehmung, das die Zuständigkeiten
nen sich aus speziellen Steuergesetzen er-
für die arbeitsteilige (ĺ  Arbeitsteilung)
geben.
Erfüllung der Unternehmensaufgabe re-
gelt (ĺ  Organisation). Zur Gestaltung aufeinander abgestimmte Verhaltens-
der  Aufbauorganisation werden im Rah- weisen ĺ abgestimmtes Verhalten.
men der Stellen- bzw. Abteilungsbildung
Auffanggesellschaft  –  Beschäftigungs-
die organisatorischen Einheiten nach
gesellschaft. Gesellschaft, die zur Ret-
Maßgabe ihrer ĺ Kompetenzen vonein-
tung eines von der ĺ Insolvenz bedroh-
ander abgegrenzt und durch Handlungs-
ten Unternehmens von Schuldnern und
beziehungen miteinander verknüpft. Je
Gläubigern gemeinsam gegründet wird.
nach Art dieser Abgrenzung und Ver-
Die  Auffanggesellschaft ist von der ur-
knüpfung ergeben sich unterschiedli-
sprünglichen Unternehmung rechtlich
che Organisationsstrukturen, die sich
getrennt, sie wird in die neue Gesellschaft
durch ein ĺ Organigramm abbilden las-
eingebracht. Sie soll nach einer Kapitalzu-
sen. – Gegensatz: ĺ Ablauforganisation.
führung vorliegende Aufträge überneh-
Aufbau Ost  –  im Zuge der Wiederver- men und so Arbeitsplätze sichern. Aus
einigung entstandenes wirtschaftspoli- den Erträgen der Auffanggesellschaft sol-
tisches Konzept mit der Zielsetzung, die len wiederum die Altschulden abgetragen
41 Aufsichtsrat

und die Einlagen der Gläubiger zurückge- die Aufrechnung miteinander verrechnet


zahlt werden. Es kann auch Ziel der Auf- und erlöschen somit.
fanggesellschaft sein, das Altunterneh-
Aufschwung ĺ Konjunkturzyklus.
men ganz oder teilweise zu überführen
und an einen Investor zu verkaufen. – Vgl. Aufsichtsrat – Organ, das für eine ĺ Ak-
auch ĺ Transfergesellschaft. tiengesellschaft (AG), eine ĺ  Komman-
ditgesellschaft auf Aktien (KGaA), eine
Aufhebungsvertrag  –  1.  Bürgerli- ĺ Genossenschaft und im Fall einer be-
ches Recht und Handelsrecht: ĺ  Vertrag stimmten Größe für eine ĺ Gesellschaft
zur einverständlichen Aufhebung eines mit beschränkter Haftung (GmbH) ge-
ĺ  Schuldverhältnisses.  –  2.  Arbeitsrecht: setzlich vorgeschrieben ist. Außerdem
Schriftlicher Vertrag zwischen ĺ  Ar- kann ein Aufsichtsrat bei einer ĺ Kom-
beitgeber und ĺ  Arbeitnehmer, durch manditgesellschaft (KG) oder einer ĺ of-
den ein zwischen ihnen bestehendes Ar- fenen Handelsgesellschaft (OHG) gebildet
beitsverhältnis (ĺ  Arbeitsvertrag) ein- werden. Diese Fälle sind jedoch nicht ge-
vernehmlich aufgehoben (beendet) wird. setzlich geregelt. – 1. Aufsichtsrat einer AG
Über den Aufhebungsvertrag gibt es keine oder KGaA: a) Zusammensetzung: Dieser
besonderen Schutzvorschriften, auch der besteht aus mind. drei, je nach Grundka-
Kündigungsschutz findet keine Anwen- pital aus maximal 21 Personen. Je nach
dung. Größe der Gesellschaft sind auch ĺ Akti-
Auflassung  –  die nach dem ĺ  Bürger- onäre und ĺ Arbeitnehmer vertreten. Die
lichen Gesetzbuch (BGB) zur Übereig- Mitglieder des  Aufsichtsrats werden von
nung eines Grundstückes erforderliche der ĺ Hauptversammlung gewählt (aus-
Einigung zwischen Verkäufer und Käu- genommen der Arbeitnehmervertreter).
fer über den Eigentumsübergang. I.d.R. Sie dürfen nicht dem ĺ Vorstand angehö-
muss die  Auflassung bei gleichzeitiger ren. Die Amtsdauer eines Mitgliedes be-
Anwesenheit von Verkäufer und Käufer trägt vier Geschäftsjahre. Der Aufsichtsrat
vor einem Notar erklärt werden, wobei wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden
eine Stellvertretung möglich ist. Zur Ei- und mind. einen Stellvertreter, die zum
gentumsübertragung ist außer der  Auf- ĺ  Handelsregister anzumelden sind. b)
lassung die Eintragung ins ĺ Grundbuch Aufgaben des Aufsichtsrats sind die Über-
erforderlich. wachung der Tätigkeit des Vorstands,
die Prüfung von ĺ  Jahresabschluss und
Aufrechnung  –  wechselseitige ĺ  Til- ĺ  Lagebericht, die Vertretung der AG
gung zweier sich gegenüberstehender gegenüber dem Vorstand sowie die Be-
ĺ  Forderungen durch Verrechnung. stellung und Abberufung des Vorstands.
Die Aufrechnung ermöglicht einem Gläu- c) Vergütung: Für die Tätigkeit erhal-
biger auf einfache Weise, seine Forderung ten die Aufsichtsratsmitglieder eine Ver-
gegenüber dem Schuldner durch Selbst- gütung (ĺ  Tantieme). d) Haftung:   Falls
hilfe zu vollstrecken. Voraussetzung ist, ein Mitglied seine Obliegenheiten nicht
dass der Schuldner gegen den Gläubiger mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kauf-
eine gleichartige Forderung (z. B. Geld) manns wahrnimmt, kann es von den Ak-
hat. Beide Forderungen werden durch tionären für die Schäden haftbar gemacht
Aufsichtsratsteuer 42

werden. – 2.  Aufsichtsrat einer Genossen- Aufwand – Aufwendungen. Geldwert al-


schaft: Dieser besteht aus mind. drei Mit- ler Güter, Dienstleistungen und öffent-
gliedern. Sie werden von der Generalver- lichen Abgaben, die in einem Abrech-
sammlung gewählt. Der  Aufsichtsrat hat nungszeitraum in einem Unternehmen
v.a. Überwachungsaufgaben. Die Auf- verbraucht wurden und die ĺ  Erfolgs-
sichtsratsmitglieder erhalten für ihre Tä- rechnung beeinflussen. Dazu zählen
tigkeit keine nach dem Geschäftsergebnis v.a. Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und
bemessene Vergütung. – 3. Aufsichtsrat ei- Betriebsstoffe, Personalausgaben, Ab-
ner GmbH: Die Bildung eines  Aufsichts- schreibungen, Steuern, Mieten und Ver-
rats ist für GmbHs, die mehr als 500 Mit- sicherungen.  –  Im Rahmen der ĺ  Ge-
arbeiter beschäftigten, nach dem Be- winn- und Verlustrechnung (GuV) wer-
triebsverfassungsgesetz (BetrVG) und den zur Erfolgsermittlung  Aufwand
dem Mitbestimmungsgesetz (MitbestG) und ĺ  Erträge gegenübergestellt.  Auf-
vorgeschrieben. Die Vorschriften über wendungen sind in dem Geschäftsjahr
den  Aufsichtsrat der AG gelten entspre- zu erfassen, in dem sie verursacht wur-
chend. den (ĺ  Rechnungsabgrenzung).  –  In
Aufsichtsratsteuer ĺ Tantieme. der Kostenrechnung werden nur Zweck-
aufwendungen erfasst (ĺ  Zweckauf-
aufsichtsrechtliches Eigenkapital ĺ wand). Nicht berücksichtigt werden die
Solvabilität. neutralen Aufwendungen (ĺ  neutrale
Auftrag  –  1.  Bürgerliches Recht: ĺ  Ver- Aufwendungen/Erträge).  –  Vgl. auch
trag, durch den sich der Beauftragte ver- ĺ Kosten. – Gegensatz: ĺ Ertrag. – An-
pflichtet, ein übernommenes Geschäft ders: ĺ Ausgaben.
für den Auftraggeber unentgeltlich sorg- aufwandsgleiche Kosten ĺ Grundkos-
fältig auszuführen. Nach dem ĺ Bürger- ten.
lichen Gesetzbuch (BGB) muss der Be-
Aufwandskonto ĺ Erfolgskonto.
auftragte dem Auftraggeber die erforder-
lichen Auskünfte, v.a. über den Stand des Aufwands- und Ertragskonsolidierung
Geschäfts erteilen und nach Beendigung ĺ Konzernabschluss.
des Auftrags Rechenschaft ablegen. Der Aufwendungen  –  1.  Rechnungswe-
Auftraggeber muss dem Beauftragten die sen: ĺ  Aufwand.  –  2.  Handelsrecht: er-
zur Ausführung des  Auftrags notwendi- satzpflichtige Ausgaben (Aufwendungs-
gen Aufwendungen ersetzen. Der Auftrag ersatz)  eines Beauftragten (ĺ  Auftrag),
kann vom Auftraggeber jederzeit wider- Gesellschafters einer OHG oder KG,
rufen, vom Beauftragten jederzeit gekün- ĺ  Handlungsgehilfen oder ĺ  Handels-
digt werden.  –  2.  Organisation: Organi- vertreters.  –  3.  Steuerrecht: Unterschei-
satorisches Mittel der Betriebssteuerung. dung zwischen abzugsfähigen und nicht
Die beauftragte Stelle wird zur Durch- abzugsfähigen Aufwendungen.
führung einer Leistung verpflichtet. –
Aufwendungsersatz ĺ Aufwendungen.
3. Wertpapiergeschäft: ĺ Order.
Aufwertung  –  Wertgewinn einer
Auftragsfertigung ĺ Einzelproduktion. ĺ  Währung im Vergleich zu einer an-
Auftragssplitting ĺ Splittingverfahren. deren Währung. Eine  Aufwertung der
43 Ausbildungsberuf

Inlandswährung liegt vor, wenn der die Ausstellung eines Zeugnisses nach Be-
ĺ  Wechselkurs bei Preisnotierung (z. B. endigung der Ausbildung.
Euro je US-Dollar) sinkt und weniger Ausbilder  –  derjenige, der persönlich
Euro für einen US-Dollar gezahlt wer- und fachlich geeignet und beauftragt ist,
den müssen. Der Euro wird damit teu- ĺ Auszubildende zu unterweisen. In der
rer.  –  Mit der Aufwertung steigt der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO)
ĺ  Außenwert der Inlandswährung. Die ist vorgeschrieben, dass der Ausbilder vor
ĺ  Importe werden billiger, die ĺ  Ex- der zuständigen Kammer über seine fach-
porte teurer. – Gegensatz: ĺ Abwertung. liche Eignung hinaus eine berufs- und ar-
Aufzeichnungspflichten ĺ  Buchfüh- beitspädagogische Eignung nachzuweisen
rungspflicht. hat. – Anders: ĺ Ausbildender.
Ausbildungsabschlussprüfung  –  Prü-
Aufzinsung  –  finanzmathematische Be-
fung, die in den anerkannten ĺ  Ausbil-
zeichnung für die Bestimmung des End-
dungsberufen vor einem Prüfungsaus-
kapitals Kn bei gegebenen Anfangskapi-
schuss abgelegt wird. Bestandteile sind die
tal K0, Zinssatz i und Laufzeit n. Es gilt:
schriftliche, mündliche und in einigen Be-
Kn = Ko (1+i)n. – Der mathematische Aus-
rufen zusätzlich eine praktische Prüfung.
druck (1 + i)n wird auch als Aufzinsungs-
Durch die Ausbildungsabschlussprüfung
faktor bezeichnet.  –  Gegensatz: ĺ  Dis-
festzustellen ist, ob der Prüfling die er-
kontierung (Abzinsung).
forderlichen Fertigkeiten beherrscht, die
Auktion ĺ Versteigerung. notwendigen praktischen und theoreti-
schen Kenntnisse besitzt.  –  Zugelassen
Auktionsverfahren ĺ Tenderverfahren. wird ein ĺ  Auszubildender, wenn seine
Ausbildender  –  nach dem Berufsbil- Ausbildungszeit innerhalb von zwei Mo-
dungsgesetz (BBiG) derjenige, der einen naten abläuft. Außerdem muss er die vor-
ĺ Auszubildenden zur Berufsausbildung geschriebenen Zwischenprüfungen be-
einstellt. Bei fehlender fachlicher Eig- standen und die vorgesehenen Berichts-
nung hat der Ausbildende einen ĺ Aus- hefte geführt haben. Eine Ausnahme
bilder mit der Ausbildung zu beauftra- besteht, wenn ausreichende Berufspra-
gen. Zu den Pflichten des  Ausbildenden xis oder der Besuch bestimmter berufs-
gehören: (1) eine ordnungsgemäße und bildender Schulen nachgewiesen werden
planmäßige Ausbildung auf der Grund- kann. Bei Nichtbestehen darf die  Aus-
lage der ĺ Ausbildungsordnung, (2) die bildungsabschlussprüfung zweimal wie-
Bereitstellung geeigneter Ausbildungs- derholt werden. Der Auszubildende er-
mittel, (3) die Gewährleistung zweckmä- hält bei bestandener Prüfung ein Zeugnis.
ßiger und angemessener Arbeitsbedin- Die  Ausbildungsabschlussprüfung ist für
gungen, (4) die Freistellung des Auszubil- den Auszubildenden gebührenfrei.
denden für den Berufsschulunterricht, für Ausbildungsberuf  –  anerkannter Aus-
Prüfungen sowie für Ausbildungsmaß- bildungsberuf. Bezeichnung für Aus-
nahmen außerhalb der Ausbildungsstätte, bildungsgänge, die gemäß Berufsbil-
(5) die Zahlung einer angemessenen Ver- dungsgesetz (BBiG) und ĺ  Hand-
gütung für den Auszubildenden und (6) werksordnung (HwO) als Beruf durch
Ausbildungsförderung 44

ĺ  Ausbildungsordnungen bundesweit Ausfuhrbürgschaft ĺ  Exportkreditga-


geregelt sind. Die Ausbildung in diesen rantien des Bundes.
Berufen erfolgt ausschließlich „dual“, d.h.
Ausfuhrdeckung ĺ Exportkreditgaran-
an den beiden Lernorten Betrieb und Be-
tien des Bundes.
rufsschule. Das Bundesinstitut der Be-
rufsausbildung führt und veröffentlicht Ausfuhrförderung ĺ Exportförderung.
jährlich ein Verzeichnis der anerkannten Ausfuhrgarantie ĺ  Exportkreditgaran-
Ausbildungsberufe. –  Weitere Informatio- tien des Bundes.
nen unter www.bibb.de.
Ausfuhrkredit-Gesellschaft ĺ  AKA
Ausbildungsförderung ĺ  Bundesaus- Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH.
bildungsförderungsgesetz (BAföG).
Ausfuhrsubventionen ĺ  Exportsub-
Ausbildungsfreibetrag  –  Begriff des vention, ĺ tarifäre Handelshemmnisse.
Einkommensteuerrechts für einen
ĺ Freibetrag, der pauschal für die Berufs- Ausfuhrversicherung ĺ  Exportkredit-
ausbildungskosten eines volljährigen Kin- garantien des Bundes.
des unter 27 Jahren bei einer auswärtigen Ausfuhrzoll ĺ  tarifäre Handelshemm-
Unterbringung gewährt wird. Der  Aus- nisse, ĺ Zoll.
bildungsfreibetrag beträgt höchstens 924
Ausgaben – 1. Rechnungswesen: Vermin-
Euro und wird nur auf Antrag gewährt.
derung des Geldvermögens (Zahlungs-
Ausbildungsordnung  –  Vorschriften mittelbestand + Bestand an Geldforderun-
für staatlich geregelte und einheitliche gen – Bestand an Geldverbindlichkeiten)
Ausbildungen in anerkannten ĺ Ausbil- eines Unternehmens. Ausgaben entstehen
dungsberufen. Die  Ausbildungsordnung beim Abfluss von ĺ Zahlungsmitteln und
beinhaltet einen Rahmenplan, aus dem beim Eingehen von Zahlungsverpflich-
das Unternehmen einen betrieblichen tungen in Form von Geldverbindlichkei-
Ausbildungsplan erstellt. –  Weitere Infor- ten.  –  Gegensatz: ĺ  Einnahmen.  –  An-
mationen unter www.bibb.de. ders: ĺ  Aufwand.  –  2.  Finanzwis-
Ausbildungsvergütung  –  eine nach senschaft: ĺ  öffentliche Ausgaben/
dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom Einnahmen. – 3. Steuerrecht: Aufwendun-
ĺ Ausbildenden an den ĺ Auszubilden- gen, ĺ Betriebsausgaben.
den zu zahlende angemessene Vergütung, Ausgabenkonzept ĺ Konsum.
die nach dem Lebensalter zu bemessen
ist und mit fortschreitender Ausbildung Ausgabensteuern ĺ  Umsatzsteuer,
(mind. jährlich) ansteigt. ĺ Verbrauchsteuern
Ausbringungsmenge ĺ Output. Ausgangslager ĺ Lager.
Ausfallbürgschaft ĺ Bürgschaft. Ausgeglichene-Posten-Buchführung
ĺ Offene-Posten-Buchführung.
Ausfallzeiten ĺ Anrechnungszeiten.
Ausgleichsabgaben ĺ Sonderabgaben.
Ausfuhr ĺ Export.
Ausfuhrbeschränkung ĺ  Exportbe- Ausgleichsfunktion ĺ Lager.
schränkung. Ausgleichsgeber ĺ Mischkalkulation.
45 Außenfinanzierung

Ausgleichskalkulation ĺ  Mischkalku- (Konjunkturindikator).  –  Vgl. auch


lation. ĺ Beschäftigungsgrad.
Ausgleichsmesszahl ĺ  Länderfinanz- Auslieferungslager ĺ Lager.
ausgleich. Ausschließlichkeitsbindung  –  vertikale
Ausgleichsnehmer ĺ  Mischkalkula- Vereinbarung, die die Freiheit beschränkt,
tion. Waren oder gewerbliche Leistungen von
Ausgleichszuweisung ĺ Finanzhilfe. Dritten zu beziehen oder an diese liefern
(Alleinbezugs- und Alleinbelieferungs-
Ausgliederung ĺ Spin-off. verpflichtung).  Ausschließlichkeitsbin-
Auskunftspflicht – gesetzliche Pflicht zur dungen unterliegen bei hinreichender
Erteilung einer Auskunft von Behörden Spürbarkeit dem Verbot des § 1 GWB und
oder gegenüber Behörden. Art. 81 EGV, es sei denn, es sind Ausnah-
men durch Einzel- oder Gruppenfreistel-
Auslandsanleihe  –  1.  mit inländischem
lungen möglich.
Schuldner: Im Ausland aufgelegte, auf in-
ländische oder ausländische ĺ Währung Ausschlussprinzip ĺ  öffentliches Gut,
lautende ĺ  Anleihe eines inländischen ĺ privates Gut.
privaten oder öffentlichen Schuldners. – Ausschreibung  –  Submission, öffentli-
2.  mit ausländischem Schuldner: Auf dem che Bekanntgabe der Bedingungen, zu de-
Deutschen Kapitalmarkt aufgelegte und nen ein Vertragsangebot abgegeben wer-
in Euro notierte Anleihe eines ausländi- den kann.  Ausschreibung erfolgen z. B.
schen Emittenten. für Baumaßnahmen und Beschaffungs-
Auslandsinvestition – Form des ĺ Ka- aufträge.  –  Vgl. auch ĺ  öffentliche Auf-
pitalexports: Übertragung inländischen tragsvergabe.
Kapitals ins Ausland. Zu unterscheiden Ausschreibungsverfahren ĺ  Tender-
sind ĺ  Direktinvestition und ĺ  Portfoli- verfahren.
oinvestition.
Ausschüttung ĺ  Dividende, ĺ  ver-
Auslandsverschuldung ĺ  Kapitalex- deckte Gewinnausschüttung.
port, ĺ Kapitalimport.
Außenbeitrag  –  Begriff aus den
Auslands-Vertriebsgesellschaft ĺ Ver- ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
triebsgesellschaft. nungen (VGR) und in der ĺ Zahlungsbi-
Auslandswährung ĺ Währung. lanz für den Saldo zwischen dem ĺ Ex-
Auslastungsgrad  –  Kapazitätsauslas- port und ĺ  Import von Waren und
tung; allg. das Verhältnis einer tatsäch- Dienstleistungen. Exportiert ein Land
lichen Größe zu einer Potenzialgröße. mehr (weniger) ins Ausland als es impor-
– 1.  Betriebswirtschaft: Verhältnis ef- tiert, ist der  Außenbeitrag positiv (nega-
fektiver Leistung oder Beschäftigung tiv).
zur Betriebskapazität (z. B. Werkstat- Außenfinanzierung  –  Form der ĺ  Fi-
tauslastung).  –  2.  Volkswirtschaft: Ver- nanzierung, bei der Kapital „von außen“
hältnis des ĺ  Bruttoinlandsprodukts über den ĺ Kapitalmarkt einfließt. Dies
(BIP) zum ĺ  Produktionspotenzial ist durch zusätzliche Einlagen bisheriger
Außenhandel 46

Anteilseigner oder Beteiligung Drit- das Verfahren nicht nur auf Betriebe be-
ter (ĺ  Beteiligungsfinanzierung) mög- schränkt ist, sondern auch bei anderen
lich. Es können aber auch Kredite auf- Steuerpflichtigen Anwendung finden
genommen werden (ĺ  Fremdfinanzie- kann. – Eine Außenprüfung ist ohne Ein-
rung). – Gegensatz: ĺ Innenfinanzierung. schränkungen zulässig bei Steuerpflich-
Außenhandel  –  Teil des Handels, der tigen, die einen gewerblichen oder land-
Güter über die Grenzen eines Landes und forstwirtschaftlichen Betrieb unter-
importiert (ĺ  Import) und exportiert halten oder freiberuflich tätig sind. Bei
(ĺ  Export). Träger des  Außenhandels anderen Steuerpflichtigen ist die  Außen-
sind Exporteure und Importeure. Das Au- prüfung zulässig, wenn sie deren Ver-
ßenhandelsvolumen der Bundesrepublik pflichtung betrifft, für Rechnung eines
Deutschland wird von der ĺ  amtlichen anderen Steuern zu entrichten oder ein-
Statistik nach Menge und Wert der Waren zubehalten und abzuführen, oder wenn
sowie nach Bezugs- und Absatzgebieten die für die Besteuerung erheblichen Ver-
ausgewiesen. – Gegensatz: ĺ Binnenhan- hältnisse der Aufklärung vor Ort bedür-
del.  –  Weitere Informationen unter www. fen.  –  Ein Anspruch auf  Außenprüfung
destatis.de. besteht nicht; die Durchführung liegt im
Ermessen der Behörde.
Außenhandelspolitik  –  Teil der ĺ  Au-
ßenwirtschaftspolitik: gezielte wirt- Außensteuerrecht  –  Vorschriften des
schaftspolitische Beeinflussung des inter- nationalen Steuerrechts, die sich mit gren-
nationalen Güterhandels durch ĺ tarifäre züberschreitenden Sachverhalten be-
Handelshemmnisse und ĺ  nicht tari- fassen. Dazu gehört v.a. das Außensteu-
färe Handelshemmnisse bzw. deren Ab- ergesetz (AStG). Ziel des AStG ist es,
bau und Beseitigung (ĺ  Handelslibera- ungerechtfertigte Steuervorteile auszu-
lisierung). a) tarifäre Handelshemmnisse schließen, die aus der Nutzung des in-
beinflussendurch Importzölle (ĺ  Zoll) ternationalen Steuergefälles erlangt wer-
und ĺ Exportsubventionen die Relation den können. Zum  Außensteuerrecht ge-
zwischen Weltmarktpreisen und Inland- hören außerdem z. B. die Regelungen des
spreisen. b) nicht tarifäre Hemmnisse kön- Einkommensteuergesetzes (EStG) zur Er-
nen vielfältige Formen annehmen, z. B. fassung von Auslandseinkünften und zur
werden zur Beschränkung der Einfuhren Besteuerung von im Ausland ansässigen
ĺ Importquoten und Importkontingente Personen.
sowie freiwillige Exportbeschränkungen Außenwert – Menge ausländischer Wäh-
eingesetzt. – Gegensatz: ĺ Binnenhandel- rungseinheiten, die man für eine Einheit
spolitik. der inländischen ĺ  Währung auf dem
Außenprüfung  –  bes. Sachaufklä- ĺ  Devisenmarkt erhält (Mengennotie-
rungsverfahren der Finanzbehörden. rung), z. B. 1 Euro = x US-Dollar. Bleiben
Im Unterschied zur früheren Bezeich- die Preisniveaus des Inlands und des be-
nung Betriebsprüfung soll in der durch treffenden Auslands unberücksichtigt, so
die ĺ  Abgabenordnung (AO) einge- handelt es sich um den sog. nominalen
führten Bezeichnung  Außenprüfung Außenwert. Wird das relative Preisniveau
zum Ausdruck gebracht werden, dass der Warenkörbe dagegen einbezogen, so
47 außerordentliche Kündigung

handelt es sich um den sog. realen Außen- Vereinbarungsweg mit den Gläubigern
wert. Dieser ist der Kehrwert des realen Erlass oder Stundung der Schulden zu er-
ĺ  Wechselkurses.  –  Vgl. auch ĺ  Kauf- reichen.
kraftparität.
außergewöhnliche Belastungen  –  Be-
außenwirtschaftliches Gleichge- griff aus dem Einkommensteuerrecht.
wicht –  externes Gleichgewicht; eines der Außergewöhnliche Belastungen sind
gesamtwirtschaftlichen Ziele des ĺ  Sta- Aufwendungen, die zwangsläufig, d.h.
bilitäts- und Wachstumsgesetzes (StWG). aus rechtlichen oder tatsächlichen Grün-
Da die ĺ Zahlungsbilanz buchhalterisch den, höher sind als die der überwiegen-
immer ausgeglichen ist, kann zur Defini- den Mehrzahl der Steuerpflichtigen mit
tion eines außenwirtschaftlichen Gleich- gleichen Einkommens-, Vermögens- und
gewichts i.S. eines „Zahlungsbilanzgleich- Familienverhältnissen. Dazu zählen z. B.
gewichts“ sinnvoll nur eine Teilbilanz Krankheits-, Scheidungs-, Entbindungs-
herangezogen werden. Das  außenwirt- und Ausbildungskosten der Kinder. Au-
schaftliches Gleichgewicht bezieht sich ßergewöhnliche Belastungen sind bei der
entweder auf den Ausgleich der Leistungs- Einkommensteuer absetzbar. Der Steuer-
bilanz oder auf den Ausgleich der Devi- pflichtige trägt jedoch einen Prozentsatz
senbilanz, d.h. der Saldo der Leistungs- der Belastungen selbst (ĺ zumutbare Be-
bilanz bzw. der Devisenbilanz soll annä- lastung).
hernd gleich null sein.
außerordentliche Aufwendungen/
Außenwirtschaftspolitik  –  Gesamtheit Erträge ĺ  neutrale Aufwendungen/Er-
der staatlichen Maßnahmen zur Regelung träge.
der außenwirtschaftlichen Beziehungen
eines Landes. Die  Außenwirtschaftspoli- außerordentliche Betriebsversamm-
tik umfasst v.a. die ĺ  Außenhandelspo- lung ĺ Betriebsversammlung.
litik, ĺ Währungspolitik (Währungsord-
außerordentliche Einkünfte  –  Einnah-
nungs- und ĺ  Wechselkurspolitik) und
men, die nicht im Rahmen der norma-
Integrationspolitik (Schaffung binnen-
len jährlichen Einkünfte liegen. Dazu zäh-
marktähnlicher Verhältnisse), kann aber
len v.a. Veräußerungsgewinne, Entschä-
auch in anderen Politiken enthalten sein
digungen, Nutzungsvergütungen und
(z. B. Bildungs- und Forschungspolitik).
Zinsen, Vergütungen für mehrjährige Tä-
Der Großteil der außenwirtschaftlichen
tigkeiten und Einkünfte aus Holznutzun-
Kompetenzen ist von den Mitgliedsstaa-
gen. Zur steuerlichen Entlastung kann
ten an die ĺ  Europäische Union (EU)
bei  außerordentlichen Einkünften die
übertragen worden.
ĺ  Fünftelmethode angewandt werden.
außergerichtliche Kosten ĺ  Prozess- Weiter gibt es im Fall von Veräußerungs-
kosten. gewinnen die Möglichkeit, statt der Fünf-
telmethode eine Steuersatzermäßigung zu
außergerichtlicher Vergleich ĺ  Ver- beantragen.
gleich, der mit den Gläubigern verein-
bart und geschlossen wird, ohne dass ein außerordentliche Kündigung ĺ  Kün-
Gericht eingeschaltet wird. Ziel ist es, im digung.
außertariflicher Angestellter 48

außertariflicher Angestellter ĺ den Bestand an Zahlungsmitteln (Kas-


AT-Angestellter. senbestände, Sichtguthaben bei Ban-
Aussetzung der Vollziehung – Möglich- ken).  –  2.  Bankwesen: Überweisung zur
keit einer Verwaltungsbehörde, auf den Barauszahlung eines bestimmten Betra-
Vollzug eines Verwaltungsaktes auf An- ges an einen Empfänger gegen Legitima-
trag oder von Amts wegen zu verzich- tion.  –  Gegensatz: ĺ  Einzahlung.  –  An-
ten, z. B. des ĺ Finanzamtes eine Steuer- ders: ĺ Ausgaben, ĺ Aufwand, ĺ Kos-
forderung ruhen zu lassen, bis über einen ten.
Einspruch gegen den Steuerbescheid ent- Auszubildender  –  i.S. des Berufsbil-
schieden ist. dungsgesetzes (BBiG) bzw. der ĺ Hand-
Aussonderung – Begriff aus dem Insol- werksordnung (HwO) eine Person, die
venzrecht (ĺ  Insolvenzverfahren): das auf der Grundlage eines ĺ  Berufsaus-
Trennen der Gegenstände, die nicht zum bildungsvertrages eine ĺ  Berufsausbil-
Eigentum des Schuldners gehören, von dung absolviert. a) Pflichten: Der  Aus-
der ĺ Insolvenzmasse. Dabei handelt es zubildende hat sich zu bemühen, die für
sich z. B. um geliehene und gemietete Ge- ĺ  Ausbildungsabschlussprüfung (Aus-
genstände und unter Eigentumsvorbehalt bildungsziel) erforderlichen Fertigkei-
gelieferte Waren. Die Geltendmachung ten und Kenntnisse zu erwerben. Er hat
des Anspruchs erfolgt im Streitfalle vor die im Rahmen seiner Berufsausbildung
dem ordentlichen Gericht.  –  Anders: übertragenen Verrichtungen sorgfältig
ĺ Absonderung. auszuführen, den Weisungen des ĺ Aus-
Aussperrung  –  Kampfmittel der ĺ  Ar- bildenden oder ĺ  Ausbilders zu folgen,
beitgeber im ĺ Arbeitskampf. ĺ Arbeit- über Betriebsgeheimnissen Stillschwei-
nehmer werden von einem oder mehreren gen zu bewahren, Werkzeuge, Maschinen
Arbeitgebern nicht zur Arbeit zugelassen und sonstige Einrichtungen pfleglich zu
und die Lohn- oder Gehaltszahlung ver- behandeln. – b) Rechte: Anspruchauf Ver-
weigert. Die  Aussperrung kann alle Ar- gütung, die sich nach Tarifvertrag, Aus-
beitnehmer eines Betriebes oder Wirt- bildungsjahr und Alter staffelt. Er hat ein
schaftszweigs betreffen. I.d.R. reagiert die Recht auf eine umfassende Berufsausbil-
Arbeitgeberseite mit der Aussperrung auf dung. Außerdem hat der  Auszubildende
einen zuvor begonnenen Streik mit einer einen Anspruch auf den kostenlosen Er-
Abwehraussperrung. Auch eine Angriffs- halt von Ausbildungsmitteln, auf die
aussperrung ist denkbar, aber seit Kriegs- Freistellung für den Besuch der Berufs-
ende nicht mehr erfolgt. schule sowie am Ende des Berufsausbil-
dungsverhältnisses auf die Erteilung eines
Austauschvertrag ĺ  gegenseitiger Ver-
ĺ Arbeitszeugnisses.
trag.
Ausverkauf ĺ Sonderveranstaltung. Autarkie  –  hypothetische Situation der
Auswahlfreiheit ĺ Konsumfreiheit. völligen wirtschaftlichen Unabhängigkeit
eines Landes vom Ausland, d.h. die voll-
Auszahlung  –  1.  Rechnungswesen: Ab- ständige Selbstversorgung eines Landes.
fluss an Zahlungsmitteln (Bargeld, Gi-
ralgeld). Eine  Auszahlung vermindert Autonomiekosten ĺ Koordination.
49 Avalkredit

Autoversicherung ĺ  Kraftfahrtversi- Kunden (Avalkreditnehmer) gegenüber ei-


cherung. nem Dritten (Begünstigter) im In- oder
Ausland. Das Kreditinstitut übernimmt
Aval ĺ Avalkredit.
die Haftung in Form einer ĺ Bankbürg-
Avalkredit – Aval, Bankaval. Übernahme schaft oder einer ĺ  Bankgarantie.  Aval-
der Haftung durch ein ĺ  Kreditinstitut kredite werden von den Kreditinstituten
(Avalkreditgeber) für und im Auftrag eines i.d.R. wie Barkredite behandelt.
B  –  Abk. ĺ  hinter der Kursangabe für
B
beitragen. Einige  Bagatellsteuern wie die
ĺ Brief. Getränke-, Tee-, Salz- und Zuckersteuer
B2B ĺ Business-to-Business-Markt. wurden in den letzten Jahren abgeschafft.
Derzeit werden u.a. noch die Hunde-,
B2C ĺ Business-to-Consumer-Markt.
Jagd-, Schankerlaubnis- und Schaum-
Bad Bank – dt. „schlechte Bank“, Bezeich- weinsteuer erhoben.
nung für Finanzinstitute, die in ĺ  Ban-
Bail-In – Begriff der Finanzwirtschaft: Bei
kenkrisen als reine Abwicklungsbanken
einem Bail-In tragen der Geldgeber einer
gegründet werden, d.h. zum speziellen
Institution deren Verluste mit, z. B. wenn
Zweck der Abwicklung bzw. Entsorgung
ein Staat zahlungsunfähig wird und seine
nicht einlösbarer Kreditforderungen
Gläubiger nach einem festzulegenden
und schwieriger ĺ  Wertpapiere, die bei
Schlüssel Teile ihrer Ansprüche verlieren.
Ausfall in ihrer Gesamtheit die Bonität
– Gegensatz: ĺ Bail-Out.
(ĺ  Kreditwürdigkeit) der Bank gefähr-
det hätten. Hat die Bad Bank ihre Entsor- Bail-Out  –  Begriff der Finanzwirtschaft:
gungsfunktion erfüllt, wird sie aufgelöst Maßnahmen zur Rettung einer Institu-
oder in eine „Good“ Bank umgewandelt. tion (z. B. eines Staates) bei drohender
Zahlungsfähigkeit durch Entschuldung
Badwill  –  negativer ĺ  Firmenwert,
oder Bereitstellung neuer Kredite. – Ge-
der  im Rahmen der Kapitalkonsolidie-
gensatz: ĺ Bail-In.
rung entsteht, wenn bei einem ĺ Unter-
nehmenszusammenschluss der Kaufpreis Baisse  –  Bezeichnung für einen negati-
der Beteiligungen unter dem Wert des an- ven Börsentrend mit nachhaltig fallenden
teiligen ĺ Eigenkapitals liegt. Kursen. Anleger, die eine Baisse erwarten
(sog. Baissiers), verkaufen ihre Wertpa-
BaFin – Abk. für ĺ Bundesanstalt für Fi-
piere. – Gegensatz: ĺ Hausse.
nanzdienstleistungsaufsicht.
Balanced Scorecard  –  Konzept und In-
BAföG – Abk. für ĺ Bundesausbildungs-
strument des ĺ  strategischen Manage-
förderungsgesetz.
ment. Die Balanced Scorecard ist ein Ver-
Bagatelldelikt  –  Straftat, bei der die bindungsglied zwischen Strategiefindung
Schuld des Täters als gering eingestuft und -umsetzung. Sie konzentriert sich da-
wird. Im Fall eines Bagatelldelikts besteht bei auf vier Perspektiven: (1) Finanzielle
kein öffentliches Interesse an einer Straf- Perspektive: Sie soll zeigen, ob die Imple-
verfolgung. Aus diesem Grund kann in mentierung der Strategie zur Ergebnisver-
diesem Fall von einer Verfolgung abgese- besserung beiträgt (Kennzahlen: ĺ  Ei-
hen werden. genkapitalrentabilität, Economic Value
Bagatellsteuern ĺ  Steuern, die nur im Added). (2) Kundenperspektive: Diese re-
geringen Umfang zum ĺ Steueraufkom- flektiert die strategischen Ziele des Unter-
men der jeweiligen ĺ  Gebietskörper- nehmens in Bezug auf die Kunden- und
schaft (Bund, Länder oder Gemeinden) Marktsegmente, in denen es konkurrieren
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Balance of Trade 52

möchte. (3) Interne Prozessperspektive: ĺ  Universalbanken und  Spezialbanken


Ihre Aufgabe ist es, diejenigen Prozesse unterschieden. Seit 2014 ist in Deutsch-
abzubilden, die zur Erreichung der Ziele land das ĺ  Trennbankensystem vorge-
der Finanz- und Kundenperspektive be- schrieben. Im Kreditwesengesetz (KWG)
deutsam sind. (4) Lern- und Entwick- wird der Begriff ĺ Kreditinstitut verwen-
lungsperspektive: Sie beschreibt mit Hilfe det. Keine Geschäftsbank ist die ĺ Deut-
von Kennzahlen die Infrastruktur (Mit- sche Bundesbank.
arbeiterqualifizierung, Leistungsfähigkeit Bankakzept ĺ Wechsel, der im Rahmen
des Informationssystems, Ziele und Moti- eines ĺ  Akzeptkredits von einem (erst-
vation der Mitarbeiter), die notwendig ist, klassigen) Kunden auf eine Bank gezo-
um die Ziele der drei ersten Perspektiven gen wurde und von dieser akzeptiert wird.
zu erreichen.  –  Die  Balanced Scorecard Dadurch ist die Bank verpflichtet, an den
präsentiert sich somit als strukturierte, Begünstigten bei Fälligkeit zu zahlen. Der
ausgewogene Sammlung von primär di- Bankkunde erhält somit von der Bank ei-
agnostisch zu verstehenden Kennzahlen, nen Kredit. I.d.R. wird das  Bankakzept
durch welche die wesentlichen Sichtwei- direkt von der Bank diskontiert, d.h. un-
sen eines Unternehmens für die strategi- ter Abzug des ĺ  Diskonts angekauft.
sche Planung und Steuerung des Unter- Das Bankakzept kann aber auch bei einer
nehmens abgebildet werden. fremden Bank eingereicht werden, um ei-
Balance of Trade ĺ Handelsbilanz. nen Kredit zu einem günstigeren Zinssatz
zu erhalten (ĺ  Diskontkredit). Außer-
Bank  –  Bankbetrieb, Geschäftsbank, Kre- dem ist es möglich, das Bankakzept an ei-
ditinstitut; 1.  Begriff: Unternehmen, das nen Gläubiger weiterzugeben.
gewerbsmäßig ĺ  Bankgeschäfte be-
treibt, d.h. geld- und finanzwirtschaftli- Bankanleihe  –  Bankobligation, Bank-
che Dienstleistungen anbietet. – 2. Funkti- schuldverschreibung. ĺ  Anleihe, die
onen: a) Einzelwirtschaftliche Funktion: (1) von einer ĺ  Bank zur Beschaffung von
Umtauschfunktion: Schaffung von Mög- ĺ  Fremdkapital ausgegeben wird. Sie
lichkeiten des Tauschs liquider Mittel un- dient der Bank zur ĺ Refinanzierung ih-
terschiedlicher Formen und/oder Qua- res Aktivgeschäfts. Die Laufzeit beträgt
lität. (2) Depotfunktion: Verwahrung li- i.d.R. fünf bis 30 Jahre. Bankanleihen wer-
quider Mittel über bestimmte Zeiträume. den i.d.R. in Selbstemission begeben, ent-
(3) Transportfunktion: Räumliche Über- weder als Einmal- oder als Daueremis-
tragung monetärer Mittel. (4) Finanzie- sion. – Vgl. auch ĺ Pfandbrief.
rungsfunktion: Zeitweilige Überlassung Bankassurance  –  Assurancebanking, be-
von Geld oder Kreditvergabe an Dritte. b) zeichnet die Zusammenarbeit und den
Volkswirtschaftliche Funktion: Liquiditäts- gemeinsamen Marktauftritt von Kredit-
ausgleich innerhalb des dem Wertestrom instituten (ĺ  Banken) und ĺ  Versiche-
der Sachgüter und Dienstleistungen ent- rungsunternehmen, allg. auch ĺ  Allfi-
gegengerichteten Geldstroms durch Los- nanz genannt. Ziele des  Bankassurance
größen-, Fristen- und Risikotransforma- sind, die Kundenbindung zu erhöhen,
tion.  –  3.  Arten: Je nach Anzahl der be- neue Kundengruppen zu erreichen,
triebenen Bankgeschäfte wird zwischen die Produktpalette zu erweitern und zu
53 Bankenaufsicht

ergänzen sowie ĺ  Synergien zu nutzen. die Kosten ihrer Geschäftsrisiken zu de-


Das Modell Bankassurance kann auf un- cken. Die eingenommenen Mittel spei-
terschiedliche Weise umgesetzt werden. sen den ĺ  Restrukturierungsfonds und
Bank und Versicherungsgesellschaft kön- stehen im Fall einer Krise bereit, wenn
nen im Bereich Vertrieb zusammenarbei- z. B. eine Bank im Rahmen einer geord-
ten. Möglich sind  aber auch  Unterneh- neten Isolvenz abgewickelt werden muss.
menszusammenschlüsse und Unterneh- Die Bankenabgabe wird von der ĺ Bun-
mensübernahmen. desanstalt für Finanzmarktstabilisierung
Bankauskunft  –  Mitteilung einer (FMSA)  erhoben, ihre Höhe hängt u.a.
ĺ Bank über die sog. allg. Verhältnisse ei- von der Größe und  dem Verflechtungs-
nes Kunden, die Dritten auf Anfrage er- grad einer Bank ab.
teilt wird. Sie enthält allg. gehaltene Fest-
stellungen und Bemerkungen über die Bankenaufsicht  –  staatliche Aufsicht
wirtschaftlichen Verhältnisse des Kunden, über ĺ Kreditinstitute. a) Die Bankenauf-
seine ĺ  Kreditwürdigkeit (Bonität) und sicht in Deutschland ist im Wesentlichen
Zahlungsfähigkeit. Betragsmäßige Anga- durch das Kreditwesengesetz (KWG) ge-
ben über Kontostände, Sparguthaben etc. regelt. Im Rahmen der  Bankenaufsicht
werden nicht gemacht. Nach den ĺ All- werden die gesetzlichen Vorschriften
gemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) überwacht, die für Kreditinstitute bei der
ist die Bank befugt, Auskünfte über ju- Gründung und bei ihren laufenden Ge-
ristische Personen (ĺ Kapitalgesellschaf- schäften gelten. Durch die Bankenaufsicht
ten) und im Handelsregister eingetragene soll der Gefahr des Zusammenbruchs und
ĺ Kaufleute zu erteilen, sofern keine ge- der Insolvenz von Kreditinstituten begeg-
genteilige Weisung des Kunden vorliegt. net werden. – Ausgeübt wird diese durch
Anders ist dies bei Privatkunden, Klein- die ĺ Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
gewerbetreibenden, Freiberuflern und tungsaufsicht (BaFin) und die ĺ  Deut-
Vereinigungen. Diese müssen der Aus- sche Bundesbank, die in der vereinbarten
kunftserteilung ausdrücklich zugestimmt Aufgabenaufteilung zum ganz überwie-
haben. Ansonsten gilt das ĺ  Bankge- genden Teil die operative Bankenaufsicht
heimnis. (laufende Überwachung und Auswer-
tung der von den Banken einzureichen-
Bankaval ĺ Avalkredit. den Unterlagen, Meldungen, Jahresab-
Bankbetrieb ĺ Bank. schlüssen und Prüfberichte, regelmäßige
bankgeschäftliche Prüfungen und bei Be-
Bankbürgschaft ĺ  Bürgschaft, die im darf Aufsichtsgespräche) übernimmt. Die
Auftrag eines Kunden von einer ĺ Bank Bafin trägt demgegenüber die Verant-
übernommen wird. Sie wird i.d.R. zeitlich wortung für alle hoheitlichen Maßnah-
befristet abgeschlossen und auf einen be- men.  b) Europäische Bankenaufsicht: In
stimmten Betrag beschränkt. Die  Bank- der EU sorgt die Europäische Banken-
bürgschaft zählt zu den ĺ Avalkrediten. aufsichtsbehörde (EBA) durch die Ent-
Bankenabgabe ĺ  Abgabe, die ĺ  Kre- wicklung eines einheitlichen europä-
dititinstituten seit 2011 nach dem Res- isches Regelwerk für die Angleichung
trukturierungsgesetz auferlegt wurde, um der Aufsichtspraktiken der nationalen
Bankenkonsortium 54

Aufsichtsbehörden.  –  Reform: Ab  Herbst von einer Hypothekenkrise in den USA


2014  wird die Europäische Zentralbank ausgehende  weltweite Finanzmarktkrise
(EZB) in diejenigen Ländern, die sich am (gekennzeichnet durch Bankenkonkurse,
neuen einheitlichen Aufsichtsmechanismus Banken-Run, Liquiditäts- und Refinan-
der sog. ĺ Europäischen Bankenunion be- zierungsprobleme, Kreditklemme) be-
teiligen, in enger Abstimmung mit den troffen. Insbes. in Großbritannien und
zuständigen nationalen Aufsichtsbehör- den USA werden Banken (teil-)verstaat-
den  „bedeutende” Kreditinstitute direkt licht, mehrere der größten Investment-
beaufsichtigen.  –  Weitere Informationen banken werden mit stärkeren Commer-
unter www.bafin.de und www.bundes- cial Banks verschmolzen. Lehman Bro-
bank.de. thers wird unter Konkursrecht gestellt.
Bankenkonsortium  –  Konsortium; Ver- Die Regierungen sind angehalten, die
einigung mehrerer Banken (Konsorten) in ĺ  Einlagensicherung  für Kundeneinla-
der Rechtsform einer ĺ Gesellschaft bür- gen temporär zu erhöhen und die Ban-
gerlichen Rechts (GbR) zur Durchfüh- kenaufsicht zu verschärfen, um das Ver-
rung eines gemeinsamen Geschäfts (Kon- trauen der Bankkunden in die Zahlungs-
sortialgeschäft).  Bankenkonsortien wer- fähigkeit der Banken aufrechtzuerhalten.
den v.a. zur Durchführung eines größeren Bankenstresstest ĺ Stresstest.
Wertpapieremissionsgeschäfts (Emissi- Bankenunion ĺ  Europäische Banken-
onskonsortium) oder von Großkrediten union.
(Kreditkonsortium) errichtet, um das Ri-
siko für die einzelne Bank zu verringern Bank für Internationalen Zahlungs-
und die für den Kredit erforderlichen ausgleich (BIZ)  –  Bank for Internatio-
Mittel leichter aufzubringen. nal Settlement (BIS); zwischenstaatli-
ches Finanzinstitut in der Rechtsform ei-
Banken-Kontokorrent ĺ  Korrespon- ner Aktiengesellschaft (AG) mit Sitz in
denzbank. Basel. Die BIZ wurde 1930 ursprünglich
Bankenkrise  –  krisenhafter Zustand zur Abwicklung deutscher Reparations-
des Geld- und Kreditwesens eines Lan- zahlungen im Rahmen des Young-Pla-
des, gekennzeichnet durch Illiquidi- nes gegründet. Zu den heutige Aufgaben
tät und Vertrauensverlust in ĺ  Kredi- gehören die Förderung der Zusammen-
tinstitute.  –  1.  Schwerste Bankenkrise in arbeit der Zentralbanken, die Schaffung
Deutschland 1931: Sie begann mit dem neuer Möglichkeiten für internationale
Zusammenbruch der Österreichischen Finanzgeschäfte sowie die Übernahme
Credit-Anstalt. Es folgten die Danatbank von ĺ  Treuhandschaften oder Bevoll-
und die Dresdner Bank. Außer in der allg. mächtigungen bei internationalen Fi-
ĺ  Weltwirtschaftskrise hatte die deut- nanzabkommen. Die BIZ gilt als „Zent-
sche Bankenkrise ihre letzte Ursache in ralbank der Zentralbanken“. Sie wird von
ungünstigen außenwirtschaftlichen Be- den Zentralbanken zur Zusammenar-
ziehungen (starke kurzfristige Verschul- beit und Abstimmung auf nicht offiziel-
dung der Wirtschaft gegenüber dem Aus- ler Ebene genutzt. Als Teil der ĺ Neuen
land). – 2. Moderne Bankenkrise: Seit 2007 Weltfinanzarchitektur wurde an der BIZ
sind mehr und mehr Banken durch die das ĺ  Forum für Finanzmarktstabilität
55 Bankgeschäfte

(FSF) eingerichtet.  –  Weitere Informatio- Kunden. Außerdem muss gegenüber ei-


nen unter www.bis.org. ner Strafverfolgungsbehörde bei Verdacht
auf ĺ  Geldwäsche sowie gegenüber der
Bankgarantie – Zahlungsversprechen ei-
ĺ  Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
ner ĺ  Bank in Form einer ĺ  Garantie.
tungsaufsicht (BaFin) bei Wertpapier-
Durch die  Bankgarantie übernimmt die
käufen und -verkäufen und gegenüber
Bank im Auftrag ihres Kunden die finan-
der ĺ  Deutschen Bundesbank im Zu-
zielle Absicherung, dass eine bestimmte
sammenhang mit den beim Außenwirt-
vertragliche Verpflichtung erfüllt wird
schaftsverkehr bestehenden Meldepflich-
oder ein bestimmter Schaden nicht ein-
ten Auskunft erteilt werden. Finanz- und
tritt.  Bankgarantien werden v.a. zur Ab-
Leistungsbehörden (z. B. Arbeitsagentur
sicherung und Bezahlung von Außen-
und Sozialamt) können nach dem Straf-
handelsgeschäften eingesetzt. Eine Bank-
befreiungserklärungsgesetz (StraBEG)
garantie dient dazu, die Bezahlung eines
von 2005 Kontonummer, Name des Kon-
Außenhandelsgeschäfts abzusichern (sog.
toinhabers und Angaben über Konto-
Zahlungsgarantie). Durch die Bankgaran-
bevollmächtigte abfragen.  –  Vgl. auch
tie können aber auch andere Risiken, die
ĺ Bankauskunft.
sich aus einer nicht planmäßigen Abwick-
lung eines Geschäfts ergeben können, ab-
Bankgeschäfte  –  Geschäfte, die von
gesichert werden. Die Bankgarantie zählt
ĺ  Kreditinstituten betrieben werden.
zu den ĺ Avalkrediten.
Dazu zählen die unten genannten  Bank-
Bankgeheimnis  –  Vertragspflicht der geschäfte i.S.d.  Kreditwesengesetzes
ĺ  Bank, über sämtliche Tatsachen und (KWG), der Handel mit Devisen, Sorten
Wertungen und damit über alle einen und Edelmetallen sowie das Kreditkarten-
Kunden betreffenden Angelegenheiten geschäft. – Nach § 1 KWG handelt es sich
Stillschweigen zu bewahren. Das  Bank- bei Bankgeschäften im Einzelnen um fol-
geheimnis ist in Deutschland – anders gende Geschäfte: a) Einlagengeschäft: An-
als z. B. in der Schweiz – nicht gesetzlich nahme von fremden Geldern, b) Kreditge-
geschützt. Es handelt sich um eine ne- schäft: Gewährung von Gelddarlehen und
benvertragliche Pflicht im Bank-Kun- Akzeptkrediten, c) Diskontgeschäft: An-
den-Verhältnis. Auch Kenntnisse, die im kauf von Wechseln und Schecks, d) Fi-
Rahmen der Abwicklung eines Geschäfts- nanzkommissionsgeschäft: Anschaffung
vorfalls über einen Nichtkunden erlangt und Veräußerung von Finanzinstrumen-
wurden, unterliegen dem  Bankgeheim- ten im eigenen Namen und für fremde
nis – Das Bankgeheimnis ist aufgrund ge- Rechnung, e) Depotgeschäft: Verwahrung
setzlicher Auskunftspflichten durchbro- und Verwaltung von Wertpapieren für
chen. Eine Auskunftspflicht besteht v.a. andere, f) Investmentgeschäft: Geschäfte
in Strafprozessen und bei strafrechtlichen der Kapitalanlagegesellschaften, g) Revol-
Ermittlungsverfahren, gegenüber dem vinggeschäft: Eingehen der Verpflichtung,
Finanzamt im Todesfall des Kunden so- Darlehensforderungen vor Fälligkeit
wie bei Steuerfahndungen, in einem Be- zu erweben, h) Garantiegeschäft: Über-
steuerungsverfahren und bei Zwangs- nahme von Bürgschaften, Garantien und
vollstreckungsmaßnahmen gegen einen sonstige Gewährleistungen für andere,
Bankkonto 56

i) Girogeschäft: Durchführung des bar- Bankkundenkarte ĺ Debitkarte.


geldlosen Zahlungsverkehrs und des Ab- Bankleitzahl – Kennziffer, die zur Iden-
rechnungsverkehrs, j) Emissionsgeschäft: tifizierung inländischer Banken als Zah-
Übernahme von Finanzinstrumenten für lungsdienstleister zwischen der ĺ Deut-
eigenes Risiko zur Unterbringung oder schen Bundesbank und dem inländischen
die Übernahme gleichwertiger Garantien, Kreditgewerbe vereinbart wurde und  8
k) E-Geld-Geschäft: Ausgabe und Verwal- Ziffern umfasst. Sie ist zugleich die Kon-
tung von elektronischem Geld. –  Weitere tonummer der betreffenden Bank bei der
Informationen unter www.bafin.de. Bundesbank.  Für die Zuteilung, Ände-
Bankkonto – die in Kontenform geführte rung und Löschung der Bankleitzahl ist
Rechnungslegung einer ĺ Bank für einen die Bundesbank zuständig. Die seit 1970
Bankkunden. Es werden die Forderun- in Deutschland eingeführte  Bankleit-
gen und Verbindlichkeiten aufgrund der zahl ist mit der Einführung des ĺ  Ein-
Geschäftsverbindung mit dem Kunden heitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums
erfasst.  –  Folgende Arten von  Bankkon- (SEPA) am 1.1.2014 (ab der 5.  Stelle)
ten werden unterschieden: a) Konten für in die 22-stellige internationale Bankkon-
den Zahlungsverkehr: Kontokorrentkonto tonummer ĺ IBAN integriert.
(ĺ Kontokorrent) und ĺ Girokonto, b) Banknote  –  Geldschein. Papiergeld, das
Konten für das Kreditgeschäft: Darlehens- von einer dazu berechtigten Bank (ĺ No-
konto und Kontokorrentkonto, c) Kon- tenbank) ausgegeben wird. Für Banknoten
ten für die Geldanlage: ĺ Sparkonto, Ter- als gesetzliches ĺ Zahlungsmittel besteht
mingeldkonto und Geldmarktkonto, d) eine unbeschränkte Annahmepflicht, z. B.
Konto für die Verwahrung und Verwaltung für den Euro innerhalb des ĺ Eurowäh-
von Wertpapieren: Depotkonto.  –  Zur rungsgebietes.  –  Die Ausgabe von  Bank-
Einrichtung oder Eröffnung eines  Bank- noten erfolgt im Euroraum durch das
kontos müssen die ĺ  Allgemeinen Ge- ĺ Eurosystem, in Deutschland durch die
schäftsbedingungen (AGB) und die ĺ Deutsche Bundesbank. – Vgl. ĺ Euro,
ĺ  SCHUFA-Klausel anerkannt werden. ĺ  Notenmonopol, ĺ  Notenstückelung,
Außerdem muss durch den Kunden eine ĺ Notenumlauf.
Unterschriftenprobe abgegeben werden.
Der Kunde muss Vor- und Zuname sowie Banknotenmonopol ĺ Notenmonopol.
den Wohnsitz angeben. Seitens der Bank Banknotenumlauf ĺ Notenumlauf.
erfolgt eine Prüfung der Berechtigung des Bankobligation ĺ Bankanleihe.
Kontoinhabers.
Bankrott  –  Zahlungsunfähigkeit (ĺ  In-
Bankkredit ĺ  Kredit, der von einer solvenzgrund) eines Schuldners. Auf-
ĺ  Bank eingeräumt wird. Grundlage ist grund eines Bankrotts wird das ĺ Insol-
ein Kreditvertrag. Nach der Laufzeit wird venzverfahren eröffnet.
zwischen kurz-, mittel- und langfristigem
Bankkredit, nach der Art der Mittelbe- Bankschuldverschreibung ĺ  Bankan-
reitstellung zwischen Buchkredit, ĺ Dis- leihe.
kontkredit und ĺ  Akzeptkredit unter- Banküberweisung  –  Auftrag des In-
schieden. habers eines ĺ  Bankkontos an seine
57 Barwert

ĺ  Bank, einen bestimmten Betrag dem bargeldloser Zahlungsverkehr  –  Ab-


Begünstigten auf dessen Konto zur Ver- wicklung von ĺ  Zahlungen ohne Ver-
fügung zu stellen. Das Konto des Kon- wendung von ĺ Bargeld, d.h. von Konto
toinhabers wird mit dem Betrag belas- zu Konto. Ein  bargeldloser Zahlungsver-
tet.  –  Für Banküberweisungen gelten kehr kann v.a. durch Verrechnungsscheck,
aufgrund der EU-Zahlungsdienstrichtli- Lastschrift, Dauerauftrag, Banküberwei-
nie  nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch sung, ĺ  Debitkarte oder ĺ  Zahlungs-
(BGB) folgende Ausführungsfristen: (1) karte vorgenommen werden. Der bar-
1 Tag für überweisungen in Euro inner- geldlose Zahlungsverkehr zwischen den
halb des ĺ  Europäischen Wirtschafts- Kreditinstituten wird heute überwiegend
raums (EWR), (2) 2 Tage für Überwei- ohne Belege abgewickelt. Auch die Bank-
sungen mit Überweisungsvordruck, (3) 4 kunden reichen ihre Zahlungsaufträge
Tage für Überweisungen innnerhalb des zunehmend beleglos ein, z. B. über ĺ Ho-
EWR, die nicht in Euro erfolgen, (4) un- mebanking.
beschränkt für Überweisungen außerhalb Bargeldumlauf – Umlauf von Banknoten
des EWR. Für die Fristberechnung maß- (ĺ Notenumlauf) und Münzen (ĺ Mün-
geblich sind die sog. Geschäftstage. Sams- zumlauf) in einem Land bzw. Währungs-
tage, Sonn- und Feiertage sowie Nichtöff- raum.
nungstage sind keine Geschäftstage. – Die
Verrechnung von Banküberweisungen er- Bargründung – Form der Gründung ei-
folgt über die ĺ Gironetze der Kreditin- ner ĺ  Aktiengesellschaft (AG), bei der
stitute. das ĺ  Eigenkapital durch Geldeinlagen
der Gründer aufgebracht wird.  –  Gegen-
Bannbruch ĺ Steuerstraftat, die begeht, satz: ĺ Sachgründung.
wer Gegenstände entgegen einem Ver- Barlohnumwandlung ĺ  Entgeltum-
bot, ein-, aus- oder durchführt, ohne sie wandlung.
der zuständigen Zollbehörde ordnungs-
Barreserve  –  1.  Allgemein: Bestand an
gemäß anzuzeigen. Der Täter wird wegen
ĺ  Bargeld und das jederzeit in bar ver-
ĺ  Steuerhinterziehung bestraft, wenn die
fügbare Guthaben auf ĺ  Bankkon-
Tat nicht in anderen Vorschriften als Zu-
ten. – 2. Geldpolitik: Bestände der Banken
widerhandlung gegen ein Einfuhr-, Aus-
an Bargeld (Kassenbestände) und Gut-
fuhr- oder Durchfuhrverbot mit Strafe
haben bei der Zentralbank.  –  Vgl. auch
oder Geldbuße bedroht ist.
ĺ Liquidität, ĺ Mindestreserve.
Bannerwerbung ĺ  Werbung mit ei- Barscheck ĺ Scheck.
ner Werbefläche (sog. Banner) auf einer Bartergeschäft ĺ  Kompensationsge-
Internetseite (ĺ  Internet). Die meisten schäft.
Banner sind animiert und mit einem Link
auf die Internetseite des Werbetreibenden Barwert  –  Gegenwartswert. Begriff aus
versehen. der Finanzmathematik für den heutigen
Wert einer zukünftigen Zahlung. – 1. Til-
Bargeld – gesetzliches ĺ Zahlungsmittel gungsrechnung:  Barwert ist der aktuelle
in Form von ĺ Banknoten und ĺ Mün- Wert einer in der Zukunft fälligen Zah-
zen. – Vgl. auch ĺ Geld. lung, der sich durch Abzinsung ergibt
Barzahlung 58

(ĺ  Diskontierung). – 2.  Investitionsrech- Basiszinssatz  –  Zinssatz, auf dessen


nung:  Barwert ist der Wert einer Zah- Grundlage v.a. ĺ Verzugszinsen berech-
lungsreihe im Bezugszeitpunkt, der sich net werden. Nach dem ĺ  Bürgerlichen
durch Abzinsung ergibt. Gesetzbuch (BGB) wird der  Basiszins-
Barzahlung  –  Zahlungsform, bei der satz zum 1. Januar und zum 1. Juli an die
der Schuldner dem Gläubiger ĺ Bargeld Entwicklung des Zinssatzes für Hauptre-
übergibt. Dadurch ist die Verpflichtung finanzierungsgeschäfte der Europäischen
gegenüber dem Gläubiger erfüllt.  –  Zur Zentralbank (ĺ  Offenmarktgeschäfte)
Barzahlung zählen die direkte Übergabe angepasst. Der  Basiszinssatz fällt oder
von Bargeld, der Bargeldversand mittels steigt jeweils um die Prozentpunkte wie
Wertbrief, die Postanweisung und Wech- der Zinssatz der Hauptrefinanzierungs-
sel, die bar eingelöst werden. – Häufig ist geschäfte. Er wird von der ĺ Deutschen
in Zahlungsbedingungen für  Barzahlung Bundesbank im ĺ  Bundesanzeiger ver-
ein ĺ Skonto vorgesehen. öffentlicht. –  Weitere Informationen unter
www.bundesbank.de.
Barzahlungsrabatt ĺ Rabatt.
Bauabzugsteuer  –  Steuer, die gemäß
Basel II  –  Gesamtheit der Vorschriften §§ 48 ff. EStG von Unternehmern, die im
des Baseler Ausschusses für Bankenauf- Inland eine Bauleistung in Auftrag ge-
sicht der ĺ Bank für Internationalen Zah- ben, an das Finanzamt gezahlt werden
lungsausgleichs (BIZ) über die Ausstat- muss. Die  Bauabzugsteuer wurde 2001
tung der ĺ Kreditinstitute mit ĺ Eigen- mit dem Gesetz zur Eindämmung illega-
kapital. Mit diesen Vorschriften sollen ler Betätigung im Baugewerbe zur Siche-
Risiken bei Kreditinstituten begrenzt und rung von Steueransprüchen bei Bauleis-
die Stabilität des Finanzsektors  gestärkt tungen eingeführt. Von der Rechnung
werden. des Bauunternehmers müssen 15 % di-
Basel III  –  eine auf ĺ  Basel II aufbau- rekt an das Finanzamt abgeführt werden.
ende Reform der Bankenregulierung des Dies ist nicht erforderlich, wenn der leis-
Baseler Ausschusses für Banken  und am tende Bauunternehmer eine sog. Frei-
16.12.2010 in einer finalisierten Version stellungsbescheinigung vorlegt oder es sich
veröffentlichtes Regelwerk. Basel III soll um einen Auftrag unter 5.000 Euro (Baga-
die Stabilität des Bankensektors stärken. tellgrenze) handelt.
Basistarif ĺ  Allgemeine Krankenversi- Bauerlaubnis ĺ Baugenehmigung.
cherungspflicht. Baufinanzierung  –  Finanzierung (ein-
Basiswert  –  Bezugswert, Underlying. schließlich Vor- und Zwischenfinanzie-
Kontraktgegenstand, der einem ĺ  Ter- rung) eines Bauvorhabens oder eines Im-
mingeschäft oder ĺ  Derivat zugrunde mobilienerwerbs. Zu unterscheiden sind
liegt.  Basiswerte können Waren (z. B. folgende Finanzierungsformen: (1) Eigen-
Edelmetalle, Rohstoffe) oder Finanzinst- finanzierung: eigenes Geld- oder Sachka-
rumente (z. B. Aktien, Devisen und Akti- pital (z. B. eigenes Grundstück) oder Ei-
enindizes) sein. Ein Basiswert kann auch genleistung (persönlich oder gemein-
ein künstlich geschaffenes Wertpapier wie schaftlich erbrachte Bauleistungen), (2)
z. B. ĺ Bund-Future sein. Fremdfinanzierung: Hypothekendarlehen,
59 Bedarfsermittlung

Bauspardarlehen, Arbeitgeberdarlehen Bausparkasse – Spezialkreditinstitut, das


und öffentliche Baudarlehen. Bei der Bau- das ĺ Bausparen mit dem Ziel der Finan-
finanzierung handelt es sich i.d.R. um zierung eines Bauvorhabens oder eines
eine gemischte Finanzierung durch eigene Immobilienerwerbs betreibt. Die Tätig-
und fremde Mittel. keit der Bausparkasse unterliegt der Auf-
Baugenehmigung  –  Bauerlaubnis. Ge- sicht der ĺ  Bundesanstalt für Finanz-
nehmigung zur Errichtung, zum Umbau dienstleistungsaufsicht (BaFin).
oder Abriss eines Gebäudes. Die  Bauge- BDA  –  Abk. für ĺ  Bundesvereinigung
nehmigung ist von der zuständigen Bau- der Deutschen Arbeitgeberverbände e. V.
behörde zu erteilen, wenn das Vorhaben
BDI  –  Abk. für ĺ  Bundesverband der
den öffentlich-rechtlichen Vorschriften
Deutschen Industrie.
entspricht. Sie kann unter Auflagen und
Bedingungen erteilt werden. Für die Bau- Beamte – Bedienstete des ĺ Bundes, der
genehmigung muss ein Antrag mit den ĺ  Länder, der ĺ  Gemeinden oder an-
erforderlichen Bauunterlagen wie z. B. derer öffentlich-rechtlicher ĺ  Körper-
Baupläne eingereicht werden. schaften. Beamte stehen in einem gesetz-
lich bes. geregelten Dienst- und Treue-
Baukindergeld ĺ Kinderzulage.
verhältnis gegenüber dem Staat. Das
Bausparen  –  steuerbegünstigtes Ge- Beamtenverhältnis wird durch den ho-
meinschaftssparen bei einer ĺ  Bauspar- heitlichen Formalakt der Ernennung be-
kasse mit anschließender Gewährung ei- gründet und gilt grundsätzlich auf Le-
nes zinsgünstigen Darlehens für Zwecke benszeit (ausgenommen  Beamte auf
des Baus, Erwerbs oder der Renovierung Zeit,  Beamte auf Probe und  Beamte auf
von Eigenheimen und Eigentumswoh- Widerruf). Beamte haben einen Anspruch
nungen sowie zur Ablösung der hierzu auf ĺ Besoldung, im Ruhestand auf Ver-
eingegangenen Verpflichtungen. Grund- sorgung (ĺ Pension).
lage des  Bausparens ist ein Bausparver-
trag. – Nach Abschluss des Vertrages leis- Bedarf  –  wirtschaftlicher Begriff für ein
tet der Sparer regelmäßige Einzahlungen konkretisiertes ĺ Bedürfnis und eine am
an die Bausparkasse. Die Sparbeiträge flie- Markt tatsächlich auftretende ĺ  Nach-
ßen in eine gemeinsame Zuteilungsmasse. frage.
Sie werden nach Erreichen eines Min- Bedarfsermittlung  –  Bedarfsmengen-
destguthabens (i.d.R. 40 % der Bauspar- planung, Beschaffungsdisposition, Mate-
summe) und einer Wartezeit nach einem rialbedarfsermittlung. Verfahren zur Er-
bestimmten Verteilungsschlüssel (Bewer- mittlung der zukünftig auftretenden Ma-
tungszahl) zugeteilt. Die ausgezahlte Bau- terialbedarfe nach Zeit und Menge. Zu
sparsumme setzt sich aus dem angesam- unterscheiden sind die programmorien-
melten Sparguthaben einschließlich Zin- tierte (deterministische) Bedarfsermittlung
sen und Prämien sowie einem Darlehen anhand des Absatz- und Produktions-
(i.d.R. 60 % der Bausparsumme) zusam- programms und die verbrauchsorientierte
men.  –  Durch die Steuer- und Prämien- (stochastische) Bedarfsermittlung, die auf-
gesetzgebung (ĺ  Wohnungsbauprämie) grund des Vergangenheitsverbrauchs ge-
wird das Bausparen staatlich gefördert. schätzt wird.
Bedarfsgemeinschaft 60

Bedarfsgemeinschaft ĺ  Grundsiche- Pyramide entwickelt.  –  Vgl. Abb. „Be-


rung für Arbeitsuchende. dürfnishierarchie“.
Bedarfsmengenplanung ĺ  Bedarfser-
mittlung.
Bedarfswert  –  Begriff des Bewertungs-
gesetzes (BewG): Wert, der im Gegen-
satz zum ĺ  Einheitswert nicht turnus-
gemäß für alle Grundstücke erstellt wird,
sondern nur bei Bedarf für das jeweilige
Grundstück. Der  Bedarfswert ist rele-
vant für die Bewertung von Grundbesitz
für Zwecke der ĺ  Erbschaftsteuer und
ĺ Grunderwerbsteuer. Befrachter ĺ Verfrachter, ĺ Versender.
bedingte Kapitalerhöhung – Form der befristete Einlagen ĺ Termineinlagen.
ĺ  Kapitalerhöhung bei einer ĺ  Akti-
befristeter Arbeitsvertrag ĺ  Arbeits-
engesellschaft (AG). Das ĺ  Grundka-
vertrag, der auf eine bestimmte Zeit abge-
pital wird nur in dem Umfang erhöht, in
schlossen ist. Die Befristung muss immer
dem von einem Umtausch- oder Bezugs-
schriftlich erfolgen, um wirksam zu sein.
recht auf ĺ  junge Aktien (Bezugsak-
Im Fall des befristeten Arbeitsvertrags ist
tien) Gebrauch gemacht wird. Der Nenn-
für die Beendigung des Arbeitsverhält-
betrag des bedingten Kapitals darf die
nisses eine ĺ Kündigung nicht erforder-
Höhe des Grundkapitals nicht überschrei-
lich. Andererseits ist die ordentliche Kün-
ten.  –  Die  bedingte Kapitalerhöhung ist
digung ausgeschlossen, wenn der Arbeits-
zur Gewährung von Umtausch- oder Be-
vertrag dies nicht ausdrücklich anders
zugsrechten an Gläubiger von ĺ Wande-
regelt.  –  Nach dem Teilzeit- und Befris-
lanleihen oder ĺ  Optionsanleihen, zur
tungsgesetz (TzBfG) ist eine Befristung des
Vorbereitung eines Unternehmenszu-
Arbeitsvertrages immer zulässig, wenn sie
sammenschlusses oder bei Ausgabe von
durch einen sachlichen Grund (z. B. Aus-
ĺ Belegschaftsaktien zulässig.
hilfe, Mutterschaftsvertretung und Erzie-
bedingter Vorsatz ĺ Vorsatz. hungsurlaub) gerechtfertigt ist. Außer-
Bedürfnis – Wunsch, der aus dem Emp- dem ist auch ohne sachlichen Grund eine
fingen eines Mangels herrührt. Nur ein Befristung bis zur Dauer von zwei Jahren
Teil der Bedürfnisse kann vom Menschen erlaubt. Innerhalb dieses Zeitraums kann
befriedigt und in ĺ  Bedarf umgewan- der befristete Arbeitsvertrag drei Mal ver-
delt werden. Aufgabe der Volkswirtschaft längert werden. Weitere sofort oder spä-
ist es, die Güter, die zur Bedürfnisbefrie- ter anschließende Befristungen sind ge-
digung oder zur Deckung des Bedarfs er- setzlich nur möglich, wenn ein Sachgrund
forderlich sind, bereitzustellen.  –  Von vorliegt. Andernfalls befindet sich der Ar-
Maslow (US-amerikanischer Psychologe, beitnehmer in einem unbefristeten Ar-
1908–1970) wurde eine hierarchische beitsverhältnis.
Ordnung der  Bedürfnisse in Form einer Befundrechnung ĺ Materialverbrauch.
61 Beitragsbemessungsgrenze

Begebungskonsortium ĺ Emission. Diskriminierungsverbot gemäß §  19


Abs. 2, Nr.1  des Gesetzes gegen Wettbe-
Beggar-my-Neighbour-Politik – Begriff
werbsbeschränkungen (GWB) besagt,
für „den Nachbarn ausplündern“. Wirt-
dass  ein marktbeherrschendes Unterneh-
schaftspolitische Strategie eines Landes,
men als Anbieter oder Nachfrager ei-
die eigene Konjunkturschwäche durch
ner bestimmten Art von Waren oder ge-
Exportüberschüsse auszugleichen. Da
werblichen Leistungen ein anderes Un-
die Zunahme der ĺ  Exporte eines Lan-
ternehmen (1) weder unmittelbar oder
des eine Zunahme der ĺ  Importe für
mittelbar unbillig behindern oder (2)
das Ausland darstellt, können sich für das
ohne sachlich gerechtfertigten Grund
Ausland negative Wirkungen, z. B. ĺ Ar-
unmittelbar oder mittelbar anders be-
beitslosigkeit, ergeben.
handeln (diskrimieren) darf als gleichar-
Beglaubigung  –  Bestätigung der Echt- tige  Unternehmen. Ein solches Verhal-
heit einer ĺ Urkunde durch eine Behörde ten ist  als missbräuchliche Ausnutzung
oder durch einen Notar. Zu unterschei- einer marktberrschenden Stellung  gem.
den ist zwischen der  Beglaubigung einer § 19 Abs. 1 GWB verboten. – Gem. § 20
Abschrift und der  Beglaubigung einer Un- Abs. 1 GWB gilt dieses Verbot  auch für
terschrift. –  1.  Amtliche Beglaubigung: Be- Unternehmen und Unternehmensverei-
stätigung durch eine Behörde, dass eine nigungen mit relativer Marktmacht ge-
Unterschrift echt ist oder eine Abschrift genüber kleinen und mittleren Unter-
mit dem Original übereinstimmt. – 2. Öf- nehmen. – Vgl.auch ĺ Diskriminierung,
fentliche Beglaubigung: Bestätigung einer ĺ Diskriminierungsverbot.
schriftlichen Erklärung durch die Unter- Beinahegeld ĺ Geldsurrogat.
schrift eines Notars. Diese ist für die Gül-
tigkeit verschiedener Rechtsgeschäfte vor- Beitrag ĺ  Abgabe, die von der öffent-
geschrieben, z. B. für die Anmeldung zum lich-rechtlichen ĺ  Körperschaft zur
Vereinsregister. Deckung des Aufwands für die Schaf-
fung, Erweiterung oder Erneuerung
Behinderten-Pauschbetrag ĺ  Pausch- öffentlicher Einrichtungen erhoben
betrag, der behinderten Personen mit ei- wird.  Beiträge für die Bereitstellung die-
nem Behinderungsgrad von mehr als ser Leistungen müssen unabhängig von
50 % (bedingt auch schon ab 25 %) ge- ihrer Inanspruchnahme gezahlt wer-
währt wird. Die Höhe des  Behinder- den.  –  Als  Beitrag wird häufig auch die
ten-Pauschbetrags liegt zwischen 310 Zahlung für eine Versicherung oder
Euro und 3.700 Euro jährlich. Der Pau- für die ĺ  Sozialversicherung bezeich-
schbetrag für ein Kind kann auch auf net. – Anders: ĺ Gebühr.
die Eltern übertragen werden. Anstelle
Beitragsbemessungsgrenze  –  Höchst-
des  Behinderten-Pauschbetrags können
grenze, bis zu der das Arbeitsentgelt eines
die tatsächlichen Aufwendungen ange-
Arbeitnehmers der Sozialversicherungs-
setzt werden.
pflicht unterliegt. Die  Beitragsbemes-
Behinderungs- und Diskriminierungs- sungsgrenze wird jährlich für jeden Ver-
verbot  –  Begriff aus dem ĺ  Wettbe- sicherungszweig getrennt durch Verord-
werbsrecht. Das  Behinderungs- und nung des Bundesministeriums für Arbeit
Beitragssatz 62

und Soziales (BMAS) festgelegt. – Weitere bekannt ist. Der Bekanntheitsgrad ist u.a.
Informationen unter www.bmas.de. ein Maß für die Effektivität der ĺ Kom-
munikationspolitik.
Beitragssatz – Anteil des sozialversiche-
rungspflichtigen Arbeitsentgelts, der an Bekanntmachung – 1. Veröffentlichung
die gesetzliche Renten-, Kranken-, Pflege- amtlicher Nachrichten (Verkündigung:
und Arbeitslosenversicherung (ĺ  Sozi- nur bei  Bekanntmachung von Gesetzen
alversicherung) zu zahlen ist. Der  Bei- und Verordnungen).  –  2.  Öffentliche  Be-
tragssatz wird getrennt für die einzel- kanntmachung betreffend ĺ  Handelsre-
nen Versicherungszweige festgelegt. In gister, ĺ Insolvenz, Strafverfahren, ĺ ge-
Deutschland werden die Beiträge grund- werbliche Schutzrechte, ĺ  Urheberrecht
sätzlich  jeweils zur Hälfte (paritätisch) und ĺ unlauteren Wettbewerb. – 3. Han-
vom ĺ  Arbeitgeber (Arbeitgeberanteil) delsübliche Bekanntmachung, z. B. Anzei-
und vom ĺ  Arbeitnehmer (Arbeitneh- gen, Rundschreiben.
meranteil) gezahlt. Eine Ausnahme bildet Bekanntmachungswerbung ĺ  Ein-
die gesetzliche Krankenversicherung, für führungswerbung.
die die Kassenmitglieder einen allgemei-
nen Zusatzbeitrag von 0,9 % des Arbeits- Belastung  –  1.  Buchführung: Als  Be-
entgelts zahlen. Dieser soll im Zuge der lastung wird die Buchung im Soll (linke
jüngsten Krankenkassenreform ab 2015 Seite) eines Kontos bezeichnet. Das zu
jedoch wieder abgeschafft werden bzw. belastende Konto steht an erster Stelle
durch einen Zusatzbeitrag ersetzt wer- des ĺ  Buchungssatzes.  –  Gegensatz:
den, den jede Krankenkasse selbst festset- ĺ  Gutschrift.  –  2.  Grundstücksrecht: im
zen darf. ĺ Grundbuch eingetragene Rechte eines
Dritten an einem Grundstück.
Beitragszuschuss – Zuschuss zum Kran-
kenversicherungsbeitrag. – 1. Leistung des Beleg  –  Buchungsbeleg. Schriftstück,
Arbeitgebers an Beschäftigte, die wegen das als Unterlage und als Beweis für eine
Überschreitens der Verdienstgrenze nicht ĺ  Buchung dient. Es gilt der Grund-
pflichtversichert sind oder wegen einer satz: „Keine Buchung ohne Beleg“ (Be-
privaten ĺ Krankenversicherung von der legprinzip). Es gibt Fremdbelege wie z. B.
Pflichtversicherung befreit sind. – 2. Leis- Rechnungen, Quittungen, Bankabrech-
tung des Rentenversicherungsträgers an nungen, Schecks und Wechsel. Für in-
nicht gleichzeitig in der gesetzlichen nerbetriebliche Vorgänge wie z. B. Mate-
Krankenversicherung pflichtversicherte rialentnahmen werden Eigenbelege ausge-
Rentner, wenn sie bei einem privaten Ver- stellt. – Aufbewahrungspflicht: zehn Jahre.
sicherungsunternehmen oder an einer ge- Belegschaftsaktie  –  Arbeitnehmerak-
setzlichen ĺ Krankenkasse freiwillig für tie. ĺ  Aktie, die den Mitarbeitern einer
den Krankheitsfall versichert sind. ĺ  Aktiengesellschaft (AG) angeboten
werden, um deren Interesse am Wohl-
beizulegender Wert ĺ Tageswert.
ergehen der Unternehmung zu fördern.
Bekanntheitsgrad – Prozentsatz der po- I.d.R. wird den Mitarbeitern hierfür ein
tenziellen ĺ  Kunden (meist Verbrau- Vorzugskurs eingeräumt. Durch die Aus-
cher), denen eine Marke oder Firma gabe von  Belegschaftsaktien kann die
63 Berichtigungsaktie

Vermögensbildung der Mitarbeiter ge- mit denen eines oder mehrerer ande-
fördert werden. Außerdem können Ar- rer Unternehmen. Auf diese Weise soll
beitnehmer  über die ĺ  Dividende  am die Leistungslücke zum sog. Klassenbes-
Gewinn des Unternehmens beteiligt wer- ten aufgedeckt werden, d.h. einem Un-
den. Im Regelfall kann von einem Mitar- ternehmen, das Prozesse, Methoden
beiter nur eine begrenzte Anzahl an Be- usw. hervorragend beherrscht. Grund-
legschaftsaktien erworben werden. Dies idee des Benchmarkings ist es, festzustel-
wird häufig von der Dauer der Betriebszu- len, welche Unterschiede bestehen, wa-
gehörigkeit abhängig gemacht. Ein Wei- rum diese Unterschiede bestehen und
terverkauf der  Belegschaftsaktien durch welche Verbesserungsmöglichkeiten es
den Arbeitnehmer ist meist nach Ablauf gibt. – Vgl. auch ĺ Betriebsvergleich.
einer Sperrfrist (häufig von fünf Jahren)
Benutzungsgebühr ĺ Gebühr.
möglich. – Vgl. auch ĺ Aktienoption.
Beraterhaftung ĺ  Haftung für eine
Belegschaftsrabatt  –  Personalrabatt;
Falschberatung von Versicherungs- und
verbilligte oder unentgeltliche Abgabe
Finanzmaklern, Vermittlern von Versi-
von ĺ  Waren und ĺ  Dienstleistungen
cherungen und Geldanlageberatern ge-
an Mitarbeiter.  Belegschaftsrabatte wer-
genüber Kunden. Im deutschen Recht
den nur für Leistungen eingeräumt, die
ist eine  Beraterhaftung nicht ausdrück-
im Unternehmen selbst hergestellt, ver-
lich geregelt. Grundsätzlich gelten je-
trieben oder erbracht werden. Diese Ver-
doch die gesetzlichen Haftungsregelun-
günstigungen sind beim Arbeitnehmer
gen. Der „Berater“ muss nach dem Gesetz
(bewertet zum Endabnehmerpreis abzüg-
und Spruchrecht  verschiedene Pflichten
lich 4 % Bewertungsabschlag) als steu-
erfüllen, v.a. darf er nicht mit irreführen-
erpflichtiger Arbeitslohn zu erfassen.
den Angaben werben. Eine erweiterte Be-
Für Belegschaftsrabatte gilt ein Freibetrag
ratungspflicht gilt z. B. nach dem Wertpa-
von 1.080 Euro. Deputate (z. B. Haustrunk
pierhandelsgesetz (WpHG) für Wertpa-
und Freitabakwaren) sind grundsätzlich
pierdienstleistungen. Im Regelfall muss
steuerfrei.
der Geschädigte den Nachweis erbringen,
Beleihung ĺ Pfandrecht. dass er falsch beraten wurde. Die Regel-
verjährungsfrist für Ansprüche auf Scha-
Bemessungsgrundlage  –  Steuerbemes-
densersatz beträgt drei Jahre.
sungsgrundlage. Technisch-physische
oder wirtschaftlich-monetäre Größe, auf Bereichsöffentlichkeit ĺ  Ad-hoc-Pub-
die der ĺ  Steuertarif angewandt wird. lizität.
Bei der ĺ Einkommensteuer ist beispiels-
bereinigte Lohnquote ĺ Lohnquote.
weise die  Bemessungsgrundlage das zu
versteuernde Einkommen. Bereitstellungsplanung ĺ  Produkti-
onsprozessplanung.
Benchmarking  –  Instrument der
ĺ  Konkurrenzanalyse.  Benchmarking Bergbau ĺ Urproduktion.
ist der kontinuierliche Vergleich von Pro-
Bergknappschaft ĺ Knappschaft.
dukten, Dienstleistungen sowie Prozes-
sen und Methoden eines Unternehmens Berichtigungsaktie ĺ Zusatzaktie.
Berichtswesen 64

Berichtswesen  –  In der Beriebswirt- Tätigkeit notwendigen beruflichen Fertig-


schaft Sammelbegriff für alle systematisch keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (be-
erstellten Berichte, die entscheidungs- rufliche Handlungsfähigkeit) in einem ge-
und führungsrelevante Informationen ordneten Ausbildungsgang zu vermitteln
enthalten. Die Berichte werden schriftlich sowie den Erwerb von Berufserfahrung.
verfasst oder heute häufig in elektroni- Die Berufsausbildung vollzieht sich über-
scher Form erstellt. Das Berichtswesen ist wiegend im dualen System (duale Berufs-
eine zentrale Aufgabe des ĺ Controlling, ausbildung) mit der fachpraktischen Aus-
zunehmend auch des externen ĺ  Rech- bildung im Betrieb und der fachtheoreti-
nungswesens. schen Ausbildung in der ĺ Berufsschule
bzw. in einer Berufsakademie oder dualen
Beruf ĺ Ausbildungsberuf.
Hochschule im Falle eines dualen Studi-
berufliche Ausbildung ĺ Berufsausbil- ums. – Vgl. auch ĺ Bundesausbildungs-
dung. förderungsgesetz (BAföG) und ĺ Ausbil-
berufliche Fortbildung  –  Maßnah- dungsfreibetrag.
men zur Erhaltung (Erhaltungsfortbil- Berufsausbildungsbeihilfe  –  Zuschuss
dung) und Erweiterung (Erweiterungsfort- nach SGB III von der ĺ  Bundesagentur
bildung)  der beruflichen Kenntnisse und für Arbeit für die ĺ  Berufsausbildung
Fertigkeiten im bisherigen Berufsfeld. in einem anerkannten Ausbildungsbe-
Durch die  berufliche Fortbildung sollen ruf und berufsvorbereitende Bildungs-
die bestehenden Qualifikationen an die maßnahmen von Jugendlichen und Er-
technische Entwicklung angepasst (An- wachsenen (18 Jahre oder älter), soweit
passungsfortbildung) oder ein beruflicher hierfür die eigenen Mittel für den Lebens-
Aufstieg (Aufstiegsfortbildung) ermöglicht unterhalt, die Fahrtkosten, die Lehrgangs-
werden. Die Kosten übernimmt im Fall kosten und sonstigen Aufwendungen
einer vom ĺ  Arbeitgeber veranlassten nicht ausreichen. –  Anders: Ausbildungs-
Fortbildung i.d.R. der Arbeitgeber, bei ei- beihilfe nach dem ĺ Bundesausbildungs-
geninitiierter Fortbildung weitgehend der förderungsgesetz (BAföG).
ĺ Arbeitnehmer selbst. – Im Unterschied
Berufsausbildungsverhältnis  –  Rechts-
dazu umfasst die berufliche Weiterbildung
verhältnis, das zum Zwecke der Ausbil-
als Leistung der Arbeitsförderung gemäß
dung (ĺ Berufsausbildung) in einem an-
SGB III an Arbeitnehmer, Arbeitgeber
erkannten ĺ Ausbildungsberuf zwischen
oder Träger von Arbeitsförderungsmaß-
einem ĺ  Auszubildenden und einen
nahmen auch die Befähigung zu einem
ĺ Ausbildenden begründet wird. Rechts-
anderen Beruf (Umschulung).
grundlage ist das Berufsbildungsgesetz
berufliche Weiterbildung ĺ  berufliche mit einer einheitlichen Regelung für alle
Fortbildung. Berufe und Wirtschaftszweige.
Berufsausbildung  –  berufliche Ausbil- Berufsausbildungsvertrag ĺ  Ver-
dung, Berufsbildung. Ausbildung in ei- trag zwischen einem ĺ  Auszubildenden
nem anerkannten ĺ  Ausbildungsberuf. und einem ĺ  Ausbildenden (Arbeitge-
Die Berufsausbildung hat die für die Aus- ber), der ein ĺ  Berufsausbildungsver-
übung einer qualifizierten beruflichen hältnis begründet. Bei Vertragsabschluss
65 Berufsschulzeiten

mit einem Minderjährigen ist die Zu- ĺ  Berufsausbildung, in der auf einer
stimmung des gesetzlichen Vertreters er- ĺ Berufsschule eine staatliche berufliche
forderlich. Ein  Berufsausbildungsver- Grundbildung auf Berufsfeldbreite ver-
trag muss schriftlich vereinbart werden. mittelt wird. Es gilt für ĺ  Ausbildungs-
In ihm werden Art, sachliche und zeitli- berufe, die dem ĺ Berufsfeld (z. B. Wirt-
che Gliederung sowie Ziel der ĺ Berufs- schaft und Verwaltung) zugeordnet sind.
ausbildung vereinbart. Außerdem werden Das  BGJ dauert ein Jahr und kann von
Beginn und Dauer der Ausbildung, Pro- einem späteren Ausbildungsbetrieb als
bezeit, Vergütung, Arbeitszeit und Urlaub erstes Ausbildungsjahr anerkannt wer-
sowie Kündigungsfrist festgelegt. den. Dieses Berufsbildungsangebot rich-
Berufsbildung ĺ Berufsausbildung. tet sich an Schulabgänger, die keinen be-
trieblichen Ausbildungsplatz gefunden
Berufsfeld  –  zusammenfassende Be- haben. – Anders: ĺ Berufsvorbereitungs-
zeichnung für eine Gruppe inhaltlich oder jahr (BVJ)
funktional verwandter ĺ Ausbildungsbe-
Berufshaftpflichtversicherung ĺ Haft-
rufe. Die Berufsfeldschneidung erfolgte
pflichtversicherung.
unter pragmatischen Gesichtspunkten
mit der Einführung des ĺ Berufsgrund- Berufsschule  –  Schule, die von Berufs-
bildungsjahres (BGJ), für das zunächst 13 schulpflichtigen oder -berechtigten be-
Berufsfelder unterschieden wurden. Auch sucht wird, die sich in der ĺ Berufsaus-
das ĺ  Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) ist bildung befinden oder in einem Arbeits-
berufsfeldorientiert. – Das Bundesinsti- verhältnis stehen und ihre Schulpflicht
tut  für Berufsbildung (BIBB) hat inzwi- noch nicht erfüllt haben. Die  Berufs-
schen 54 Berufsfelder abgegrenzt. schule soll als Lernort in der dualen Be-
rufsbildung allgemeine und fachliche
Berufsfreiheit  –  ein durch das Grund-
Lerninhalte unter besonderer Berück-
gesetz (Art. 12 GG) gewährleistetes
sichtigung der Anforderungen der Be-
ĺ Grundrecht, nach dem alle Deutschen
rufsausbildung vermitteln. Der Unter-
das Recht haben, Beruf, Arbeitsplatz und
richt erfolgt in Teilzeitform an einem oder
Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Be-
zwei Wochentagen oder in zusammen-
rufsausübung kann durch Gesetz oder
hängenden Teilabschnitten als Blockun-
aufgrund eines Gesetzes geregelt sein.
terricht. Im Rahmen einer in Grund- und
Berufsgenossenschaft  –  Träger der ge- Fachstufe gegliederten Berufsausbildung
setzlichen ĺ Unfallversicherung. Die Be- kann die Grundstufe als ĺ  Berufsgrund-
rufsgenossenschaft ist ein Verband in der bildungsjahr (BGJ) durchgeführt werden.
Form einer öffentlich-rechtlichen ĺ Kör- Daneben werden auch die Vollzeitberufs-
perschaft mit Selbstverwaltung. Unter- schulen als Berufsschule bezeichnet.
nehmen müssen Mitglied der für sie zu- Berufsschulzeiten  –  Unterrichtszeiten
ständigen Berufsgenossenschaft sein. Die an der ĺ  Berufsschule. Der ĺ  Ausbil-
Finanzierung erfolgt über Mitgliedsbei- dende ist nach dem Berufsbildungsgesetz
träge. (BBiG) verpflichtet, den ĺ Auszubilden-
Berufsgrundbildungsjahr (BGJ)  –  Or- den für die  Berufsschulzeiten (auch für
ganisationsform der Grundstufe der Prüfungen, Schulausflüge und sonstige
Berufsunfähigkeit 66

Schulveranstaltungen) freizustellen. Für Schulpflicht an einer berufsbildenden


die Freistellungszeiten ist die ĺ  Ausbil- Schule absolviert wird und Schulabbre-
dungsvergütung fortzuzahlen. chern u.U.  den Hauptschulabschluss er-
möglicht.  Im Rahmen des  BVJ werden
Berufsunfähigkeit – Begriff des privaten
grundlegende fachliche Kenntnisse und
Versicherungswesens: Nach den Versiche-
Fertigkeiten aus einem oder mehreren
rungsbedingungen für eine ĺ Berufsun-
ĺ  Berufsfeldern vermittelt.  –  Anders:
fähigkeitsversicherung liegt eine  Berufs-
ĺ Berufsgrundbildungsjahr (BGJ).
unfähigkeit vor, wenn der Versicherte in-
folge Krankheit, Körperverletzung oder Berufung ĺ  Rechtsmittel, das gegen
„Kräfteverfalls“ voraussichtlich sechs Mo- ĺ  Urteile der ersten Instanz zwecks er-
nate ununterbrochen außerstande ist, sei- neuter Verhandlung des Rechtsstreites
nen Beruf oder eine andere Tätigkeit aus- vor dem nächst höheren Gericht einge-
zuüben, die er aufgrund seiner Ausbil- legt werden kann. Aufgrund einer  Beru-
dung und Erfahrung ausüben könnte fung prüft das Berufungsgericht das Urteil
und die seiner bisherigen Lebensstellung in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht.
entspricht. Bei den meisten Versicher- Das Berufungsgericht kann das Urteil
ten liegt der Versicherungsfall bei mind. aufheben, um neu zu entscheiden oder
50-prozentiger Berufsunfähigkeit vor. Der die Entscheidung an das Gericht der ers-
Eintritt der Berufsunfähigkeit wird i.d.R. ten Instanz zurückzuverweisen. – Anders:
durch ein ärztliches Gutachten festge- ĺ Revision.
stellt. Die Kriterien der Berufsunfähigkeit
Beschaffung  –  Versorgung eines Unter-
sind enger gefasst als die der Erwerbsun-
nehmens mit ĺ  Material bzw. ĺ  Wa-
fähigkeit, da der Betroffene u.U. noch ei-
ren, ĺ  Dienstleistungen, ĺ  Betriebs-
ner anderen Erwerbstätigkeit nachgehen
und ĺ Arbeitsmitteln sowie Rechten und
kann. – Anders: ĺ Erwerbsminderung.
ĺ  Informationen aus unternehmensex-
Berufsunfähigkeitsrente ĺ  Rente, die ternen Quellen auf ĺ Beschaffungsmärk-
ein Versicherter der privaten ĺ  Berufs- ten. –  Ziel der Beschaffung ist es, eine an-
unfähigkeitsversicherung bei ĺ  Berufs- forderungsgerechte Versorgung sicher-
unfähigkeit erhält.  –  Versicherte der ge- zustellen, d.h., die richtige Menge in der
setzlichen ĺ  Rentenversicherung haben richtigen Qualität zum richtigen Zeit-
nach dem Rentenreformgesetz von 2001 punkt am richtigen Ort zu minimalen
bei Berufsunfähigkeit nur noch Anspruch Kosten (ĺ  Beschaffungskosten) bereit-
auf eine gestaffelte ĺ  Rente wegen Er- zustellen.  –  Zu den operativen Aufgaben
werbsminderung. der  Beschaffung zählen: Bestandskont-
rolle, ĺ  Bedarfsermittlung und ĺ  Be-
Berufsunfähigkeitsversicherung  –  pri-
stellmengenplanung, Lieferantenauswahl,
vate ĺ  Versicherung, die im Falle der
ĺ  Bestellung und Bestellüberwachung,
ĺ  Berufsunfähigkeit eine vereinbarte
Zusammenarbeit mit dem Logistikbe-
Rente (ĺ Berufsunfähigkeitsrente) zahlt.
reich, Beschaffungslogistik.  –  Strategi-
Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)  –  ein- sche Aufgaben der  Beschaffung sind:  Be-
jähriges, vollzeitschulisches Bildungs- schaffungsmarktforschung, Entschei-
jahr, das zur Erfüllung der allgemeinen dung über zentrale und/oder dezentrale
67 Beschäftigungsanspruch

Beschaffung, Lieferantenanalyse, -be- Vorprodukte, Roh- und Betriebsstoffe


wertung und -auswahl, Beziehungsma- und Waren. – Gegensatz: ĺ Absatzmarkt.
nagement zu Lieferanten, ĺ  Beschaf- Beschaffungsnebenkosten ĺ  Beschaf-
fungsmarketing, Erstellung von Beschaf- fungskosten.
fungsportfolios. – Vgl. auch ĺ Electronic
Procurement. Beschaffungspreis ĺ Beschaffungskos-
ten.
Beschaffungsdisposition ĺ  Bedarfser-
mittlung. Beschäftigte  –  Begriff aus der ĺ  amt-
lichen Statistik für Personen, die in Be-
Beschaffungskosten  –  alle ĺ  Kos- trieben, Unternehmen oder Arbeitsstät-
ten, die zur Beschaffung der notwendi- ten tätig sind: tätige Inhaber/Inhaberin-
gen Güter aufgewendet werden. Die  Be- nen, mithelfende Familienangehörige und
schaffungskosten setzen sich aus dem alle ĺ Arbeitnehmer/innen. Dazu gehö-
Rechnungspreis der Güter (sog. Beschaf- ren auch vorübergehend Abwesende (z. B.
fungspreis) und den  Beschaffungsneben- Kranke, Urlauber) und Teilzeitbeschäf-
kosten wie z. B. Frachtkosten, Versiche- tigte. – Anders: ĺ Erwerbstätige.
rung und Verwaltungskosten zusam-
men. Beschaffungskosten in diesem Sinn Beschäftigung  –  1.  Betriebswirtschafts-
sind ein Synonym für ĺ  Anschaffungs- lehre: Ausnutzung der produktionstech-
kosten. nischen ĺ  Kapazität. Die  Beschäftigung
kann outputorientiert in Leistungsmengen
Beschaffungsmarketing – Einsatz mar- (Produkte) oder inputorientiert in Grö-
ketingpolitischer Instrumente auf der Be- ßen wie Maschinenstunden oder Arbeits-
schaffungsseite eines Unternehmens, d.h stunden gemessen werden. – 2. Volkswirt-
auf ĺ  Beschaffungsmärkten.  –  Aufga- schaftslehre: der tatsächliche Einsatz des
ben des strategischen  Beschaffungsmarke- Produktionsfaktors Arbeit in einer be-
tings sind die Nutzung vorleistungsspezi- stimmten Periode. Statistisch messbar ist
fischer Marktchancen, die langfristige Si- die  Beschäftigung durch die jährlich in
cherung der Bezugsquellen und die Pflege der Gesamtwirtschaft geleisteten Arbeits-
der Beziehungen zu diesen. – Das opera- stunden (Arbeitsvolumen), die Anzahl der
tive Beschaffungsmarketing umfasst v.a. Beschäftigten oder die durchschnittliche
die Beschaffungsmarktforschung und Jahresarbeitszeit pro Beschäftigten. – Die
-analyse, Segmentierung des Beschaf- relative Beschäftigung wird am ĺ Beschäf-
fungsmarktes und das beschaffungspoli- tigungsgrad gemessen.
tische Marketing-Mix (Kontrahierungs-
Beschäftigungsanspruch  –  Anspruch
politik, Leistungs- und Qualitätspolitik,
des ĺ  Arbeitnehmers auf tatsächliche
Beschaffungswegepolitik, Beschaffungs-
Beschäftigung mit der vertraglich ver-
kommunikation).
einbarten Tätigkeit, der nur bei Unzu-
Beschaffungsmarkt  –  ein der eigenen mutbarkeit entfällt. Schutzwerte Interes-
Produktions- oder Handelstufe vorge- sen des ĺ Arbeitgebers, die diesem An-
lagerter ĺ Markt, auf dem Güter für ei- spruch entgegenstehen, können z. B. sein:
gene Produktions- und Handelspro- Auftragsmangel, Verdacht einer straf-
zesse beschafft werden können, wie z. B. baren Handlung des Arbeitnehmers
Beschäftigungsgesellschaft 68

oder Streitigkeiten mit Arbeitskollegen Maßnahmen der Beschäftigungspolitik


oder Vorgesetzten.  –  Ein Weiterbeschäf- zählen Steuer- und Zinssenkungen, hö-
tigungsanspruch während einer Kün- here Staatsausgaben sowie die Verbesse-
digungsschutzklage besteht auch nach rung der Produktions- und Investitions-
der ĺ  Kündigung bis zum rechtskräfti- bedingungen.  –  Vgl. auch ĺ  Arbeits-
gen Abschluss des Kündigungsprozes- marktpolitik.
ses, wenn ein ĺ  Arbeitsgericht festge- Beschäftigungsstrukturpolitik ĺ  Ar-
stellt hat, dass die Kündigung unwirksam beitsmarktpolitik.
ist und schutzwerte Interessen des Arbeit-
gebers einer solchen Beschäftigung nicht Beschluss  –  gerichtliche Entscheidung,
entgegenstehen.  –  Der  Beschäftigungs- die (im Gegensatz zum ĺ  Urteil) i.d.R.
anspruch kann im Klagewege oder durch ohne mündliche Verhandlung ergeht.
ĺ  einstweilige Verfügung geltend ge- beschränkte Geschäftsfähigkeit ĺ Ge-
macht werden. schäftsfähigkeit.
Beschäftigungsgesellschaft ĺ  Auf- beschränktes Monopol ĺ  Marktfor-
fanggesellschaft. men.
Beschäftigungsgrad  –  1.  Betriebswirt- beschränktes Monopson ĺ  Marktfor-
schaftslehre: Verhältnis von ĺ  Beschäf- men.
tigung zur ĺ  Kapazität bzw. von der beschränkte Steuerpflicht  –  Steuer-
Ist- zur Plan-Beschäftigung.  –  2.  Volks- pflicht von natürlichen Personen, die we-
wirtschaftslehre: Auslastungsgrad des im der Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufent-
Inland zur Verfügung stehenden Arbeits- halt im Inland haben, und von Körper-
kräfteangebots im Inland.  Der gesamt- schaften, Personenvereinigungen und
wirtschaftliche Beschäftigungsgrad ist das Vermögensmassen, die weder Sitz noch
Verhältnis der ĺ  Erwerbstätigen zum Geschäftsleitung im Inland haben. Sie
ĺ  Erwerbspersonenpotenzial der Volks- gilt im Fall der ĺ  Einkommensteuer
wirtschaft. und ĺ  Körperschaftsteuer sowie der
Beschäftigungsniveaupolitik ĺ  Ar- ĺ Erbschaftsteuer. – Gegensatz: ĺ unbe-
beitsmarktpolitik. schränkte Steuerpflicht.

Beschäftigungspolitik  –  globale staatli- Beschwerde – als gerichtlicher Rechtsbe-


che Maßnahmen zur Aufrechterhaltung helf (ĺ Rechtsmittel) führt sie dazu, dass
oder Wiederherstellung eines hohen Be- eine angefochtene Maßnahme oder Ent-
schäftigungsstandes oder ĺ  Beschäf- scheidung durch die nächsthöhere Ins-
tigungsgrades im Rahmen der ĺ  Glo- tanz geprüft wird. – Vgl. auch ĺ Rechts-
balsteuerung. Die Beschäftigungspolitik beschwerde, ĺ Kundenzufriedenheit.
versucht, die Höhe und die Struktur der Beschwerdemanagement  –  der syste-
gesamtwirtschaftlichen ĺ  Beschäftigung matische unternehmerische Umgang mit
zu beeinflussen und zielt auf die Förde- Kundenbeschwerden. Ziel des Beschwer-
rung des ĺ  Wirtschaftswachstums und demanagements ist es, die Abwanderung
damit auf die Erhöhung der Nachfrage von unzufriedenen ĺ  Kunden zu ver-
nach Arbeitskräften ab. Zu den möglichen meiden (ĺ  Kundenzufriedenheit) sowie
69 Bestellmengenplanung

Beschwerden als Hinweise auf betriebli- Schuldwechsel-, Debitoren-, Kredito-


che Schwächen und somit als Marktchan- ren- und Lagerkonten zu den Bestands-
cen zu nutzen. konten.  –  Je nachdem, auf welcher Seite
Besitz  –  tatsächliche Herrschaft einer das Konto steht, handelt es sich um fol-
Person über eine Sache. Anders als beim gende Kontenarten: (1) Aktivkonto: Die-
ĺ Eigentum muss die Sache dem Besitzer ses steht auf der linken Seite (Aktivseite)
nicht rechtlich gehören. Bspw. ist der Dieb der Bilanz. Aktivkonten erfassen die Ver-
Besitzer, aber nicht Eigentümer. änderungen der einzelnen Vermögenspo-
sitionen. Bei den Aktivkonten stehen An-
Besitzeinkommen ĺ Einkommen. fangsbestand und Zugänge auf der linken
Besitzgesellschaft ĺ  Betriebsaufspal- Seite (ĺ Soll), Abgänge und Endbestand
tung. auf der rechten Seite (ĺ Haben). (2) Pas-
Besitzkonstitut ĺ  Sicherungsübereig- sivkonto: Dieses steht auf der rechten Seite
nung. (Passivseite) der Bilanz. Passivkonten er-
fassen die Veränderungen der einzel-
Besitzsteuern  –  Steuern, die an Ertrag nen Schuldenpositionen. Bei Passivkon-
(ĺ Ertragsteuern), Einkommen oder und ten stehen Anfangsbestand und Zugänge
Vermögen anknüpfen. Dazu zählen v.a. auf der rechten Seite (Haben), Minderun-
die ĺ  Einkommensteuer, ĺ  Erbschaft- gen und Endbestand auf der linken Seite
steuer, ĺ  Gewerbesteuer, ĺ  Grund- (Soll). – Gegensatz: ĺ Erfolgskonto.
steuer, ĺ Kirchensteuer und ĺ Körper-
schaftsteuer. Bestandsnachfrage ĺ Nachfrage.
Besoldung  –  Vergütung eines ĺ  Be- Bestätigungsvermerk  –  Prüfungsver-
amten für seine Dienste. Die  Besoldung merk, Testat. Abschließende Gesamt-
umfasst folgende Dienstbezüge: Grund- beurteilung des ĺ  Jahresabschlusses
gehalt, Familien- und Ortzuschläge, durch einen ĺ Wirtschaftsprüfer auf der
Zulagen, Vergütungen und Auslands- Grundlage einer ordnungsgemäß durch-
dienstbezüge. Die Höhe der  Besoldung geführten Prüfung. Mit dem  Bestäti-
richtet sich nach den jeweiligen Besol- gungsvermerk wird bestätigt, dass der
dungsordnungen. Jahresabschluss und die ĺ Buchführung
den gesetzlichen Regelungen entspre-
Bestandsermittlung ĺ Lagerbestand.
chen und der ĺ  Lagebericht keinen fal-
Bestandsgrößen  –  Größen, die zeit- schen Eindruck über die Unternehmens-
punktbezogen gemessen werden, z. B. La- lage vermittelt.
gerbestand, Kassenbestand, Forderungen,
Bestechlichkeit ĺ Korruption.
Kapitalstock.  –  Gegensatz: ĺ  Stromgrö-
ßen. Bestechung ĺ Korruption.
Bestandskonto ĺ  Konto, das An- Bestellmengenplanung  –  Ermitt-
fangsbestand, Zu- und Abgänge sowie lung der Bestellmenge und des Bestell-
den Endbestand von ĺ  Bestandsgrö- zeitpunktes des geplanten Materialbe-
ßen  erfasst.  Bestandskonten werden für darfs. Dazu wird die Bestellmenge, bei
alle Bilanzpositionen geführt. Bspw. ge- der die Summe aus Bestell- und Lager-
hören Kassen-, Bank-, Besitzwechsel-, haltungskosten minimal ist (sog. optimale
Bestellprozess 70

Bestellmenge), ermittelt. Außerdem wer- der Einkaufsabteilung eines Unterneh-


den die Termine für die einzelnen Bestel- mens getätigt und überwacht.
lungen festgelegt.  –  Als Verfahren kön-
Besteuerungsgrundsätze ĺ  Besteue-
nen eingesetzt werden: (1) Bestellpunkt-
rungsprinzipien.
verfahren (Meldebestandsverfahren): Die
Bestellung erfolgt bei Erreichung einer Besteuerungsprinzipien  –  Besteue-
bestimmten Bestandsgröße (Mindestbe- rungsgrundsätze. Prinzipien, die zur Re-
stand, Meldebestand, ĺ  Sicherheitsbe- alisation bestimmter Ziele bei der Aus-
stand), (2) Bestellrhythmusverfahren: Die gestaltung von Steuersystemen zu beach-
Bestellung erfolgt regelmäßig nach Ablauf ten sind. Dazu zählen Grundsätze, die auf
festgelegter Fristen. eine ausreichende Deckung des Bedarfs
an finanziellen Mitteln und auf die Neu-
Bestellprozess – Prozess zur rechtlichen
tralität der Besteuerung ausgerichtet sind.
Absicherung der Besitzübertragung und
Außerdem gehören ethisch-soziale Prin-
der organisatorischen Abwicklung dieser
zipien wie Grundsätze der Allgemein-
Aufgabe auf der Grundlage der ĺ Bedarf-
heit, Gleichmäßigkeit und Leistungsfä-
sermittlung. Der Bestellprozess setzt sich
higkeit dazu. Bsp. für  Besteuerungsprin-
aus mehreren Teilprozessen zusammen:
zipien sind das ĺ Äquivalenzprinzip und
(1) Bedarfsmeldung oder Bestellanforde-
das ĺ  Leistungsfähigkeitsprinzip.  Be-
rung, (2) Angebotseinholung, (3) Ange-
steuerungsprinzipien im internationalen
botsbearbeitung, (4) Vergabeverhandlun-
Lieferungs- und Leistungsverkehr sind
gen, (5) Bestellentscheidung, (6) schrift-
das ĺ Bestimmungslandprinzip und das
liche oder elektronische Ausführung der
ĺ Ursprungslandprinzip.
ĺ Bestellung und (7) Kontrolle der Auf-
tragsannahme. – Vgl. auch ĺ Electronic Bestimmungslandprinzip ĺ  Besteu-
Procurement. erungsprinzip des Umsatzsteuerrechts
im internationalen Lieferungs- und Leis-
Bestellpunktverfahren ĺ  Bestellmen-
tungsverkehr: die Besteuerung einer Ware
genplanung.
oder Lieferung mit der Umsatzsteuer des
Bestellrhythmusverfahren ĺ  Bestell- Bestimmungslandes. Das  Bestimmungs-
mengenplanung. landprinzip ist in den EU-Mitgliedsstaa-
ten weitestgehend die Grundlage bei der
Bestellung  –  Willenserklärung eines
Umsatzsteuer. – Gegensatz: ĺ Ursprungs-
ĺ  Kunden an seinen Lieferanten, ihm
landprinzip.
zu bestimmten Bedingungen Güter zu
liefern. Bestellt der Kunde auf ein An- Best Practice  –  herausragende, exzel-
gebot rechtzeitig, so ist ein ĺ  Kaufver- lente Unternehmenspraktiken, die im ei-
trag zustande gekommen. Eine Bestäti- genen Unternehmen umgesetzt werden
gung durch den Lieferanten ist in diesem sollen. Ziel ist es, durch die Orientierung
Fall nicht erforderlich. Wurde die Bestel- am „Klassenbesten“ nachhaltige Verbes-
lung ohne ein vorheriges Angebot abge- serungen oder Wettbewerbsvorteile zu
geben, so handelt es sich um eine Anfrage erlangen.  Best Practices können z. B. im
des Kunden, die einer Bestätigung be- Rahmen des ĺ  Benchmarking aufge-
darf. – Die Bestellung wird meistens von deckt werden.
71 Betriebsabrechnung

Beteiligung ĺ  Erfolgsbeteiligung, Betrieb  –  örtliche, technische und orga-


ĺ Kapitalbeteiligung. nisatorische Einheit zum Zwecke der Er-
stellung von Gütern und/oder Dienstleis-
Beteiligungsfinanzierung  –  Einlagen- tungen, charakterisiert durch einen räum-
finanzierung, Form der ĺ Finanzierung, lichen Zusammenhang der Organisation
bei der einem Unternehmen „von außen“ des Zusammenwirkens von Menschen
ĺ  Eigenkapital zugeführt wird. Die Ka- und Sachen. Hilfs- und Nebenbetriebe zäh-
pitalbeschaffung erfolgt bei ĺ Personen- len (im Gegensatz zur Arbeitsstätte) auch
gesellschaften durch die Aufnahme neuer dann zur organisatorischen Einheit des
Gesellschafter, bei ĺ  Kapitalgesellschaf- Betriebes, wenn sie getrennt vom Haupt-
ten durch eine Erhöhung des ĺ Grund- betrieb am gleichen Ort unter der gleichen
kapitals oder des ĺ  Stammkapitals Leistung arbeiten. – Anders: ĺ Unterneh-
(ĺ Kapitalerhöhung). mung (als rechtlich und wirtschaftlich-fi-
nanzielle Einheit).
Beteiligungsgesellschaft ĺ Holdingge- Betriebe gewerblicher Art (BgA) – steu-
sellschaft. errechtlicher Begriff für Einrichtungen
von öffentlich-rechtlichen ĺ  Körper-
Betreuungsgeld – Kinderbetreuungsgeld. schaften, die einer nachhaltigen wirt-
Am 1.8.2013 eingeführte Sozialleistung schaftlichen Tätigkeit zur Erzielung von
nach dem Bundeselterngeld- und Eltern- Einnahmen oder anderen wirtschaftli-
zeitgesetz (BEEG), das ein Elternteil auf chen Vorteilen außerhalb der Land- und
Antrag für ein nach dem 1.8.2012 gebo- Forstwirtschaft dienen und die sich inner-
renes Kind für maximal 22 Monate erhält, halb der Gesamttätigkeit der juristischen
für das die Eltern keine frühkindliche Be- Person wirtschaftlich herausheben. Nicht
treuung in öffentlich bereitgestellten Kin- erforderlich ist Gewinnerzielungsabsicht
dertagesstätten in Anspruch nehmen. Das und Beteiligung am allgemeinen wirt-
Betreuungsgeld kann grundsätzlich ab schaftlichen Verkehr.
dem 15. Lebensmonat bis zur Vollendung
des 36.  Lebensmonats bezogen werden. betriebliche Altersversorgung ĺ  Al-
Vor dem 15.  Lebensmonat wird es nur tersversorgung.
gewährt, wenn die Eltern die ihnen  zu- betriebliche Ausbildung ĺ  Berufs-
stehenden Monatsbeträge des ĺ  Eltern- ausbildung.
geldes bereits ausgeschöpft haben. – Bei betriebliche Lohnpolitik ĺ  Lohnpoli-
der Einführung betrug das  Betreuungs- tik.
geld 100 Euro monatlich, ab dem 1.8.2014
werden pro Kind und Monat 150 Euro ge- betriebliche Mitbestimmung ĺ  Mit-
währt. – Das Betreuungsgeld dient dem bestimmung.
Ziel, den Eltern eine möglichst umfas- Betriebsabrechnung  –  Begriff der
sende Wahlfreiheit bei der Kinderbe- ĺ  Kostenrechnung.  Betriebsabrechnung
treuung zu eröffnen. Sie sollen frei ent- ist in der ĺ Vollkostenrechnung die peri-
scheiden können, ob sie ihr Kind privat odenbezogene (zumeist monatliche) Ver-
betreuen oder in einem öffentlich geför- rechnung aller angefallenen Kosten auf die
derten Angebot betreuen lassen wollen. ĺ Hauptkostenstellen. – Ausgangspunkt
Betriebsänderung 72

der  Betriebsabrechnung sind die in der Betriebsaufgabe  –  endgültige Einstel-


ĺ  Kostenartenrechnung gesammelten lung eines gewerblichen oder eines land-
Kostenträgergemeinkosten (ĺ  Gemein- und forstwirtschaftlichen ĺ  Betriebs
kosten). Diese werden im ersten Schritt oder einer selbstständigen Tätigkeit in-
den ĺ Hilfskostenstellen und Hauptkos- nerhalb eines kurzen Zeitraums (sonst
tenstellen, die sie verursacht haben, zu- ĺ  Abwicklung). Die wesentlichen Be-
geordnet. Anschließend erfolgt im Rah- triebsgrundlagen (z. B. Maschinen, Kraft-
men der ĺ  innerbetrieblichen Leis- fahrzeuge, Büro- und Geschäftsausstat-
tungsverrechnung eine mehrstufige tung) sind (teilweise) zu verkaufen oder
Kostenverrechnung zwischen den Hilfs- (und teilweise) in das Privatvermögen zu
und Hauptkostenstellen. Nach diesen überführen. – Einkommensteuerrechtlich
Verrechnungsvorgängen sind sämtliche gilt die  Betriebsaufgabe als ĺ  Betriebs-
Kostenträgergemeinkosten den Haupt- veräußerung. Der Veräußerungsgewinn
kostenstellen belastet. Meist werden sie ist unter Anrechnung eines Freibetrages
dann mit Hilfe von Zuschlagssätzen auf als ĺ außerordentliche Einkünfte zu ver-
die ĺ Kostenträger übertragen. – Früher steueren.
wurde die Betriebsabrechnung mittels des Betriebsaufspaltung  –  Betriebsspaltung,
tabellarischen Betriebsabrechnungsbo- Betriebsteilung, Trennung eines ĺ  Ge-
gens (BAB) manuell durchgeführt. Heute werbebetriebs in zwei rechtlich getrennte
erfolgt sie i.d.R. EDV-gestützt als Aus- Unternehmen. Der bisher einheitliche Be-
wertungsrechnung der Kostenarten- und trieb kann z. B. in eine Besitz- und in eine
Kostenstellenrechnung. Betriebsgesellschaft geteilt werden. Bei
der Besitzgesellschaft handelt es sich um
Betriebsänderung  –  grundlegende Än- eine ĺ Personengesellschaft, bei der Be-
derung der ĺ Organisation, der Struktur, triebsgesellschaft i.d.R. um eine ĺ Kapit-
des Tätigkeitsbereichs, der Arbeitsweise, algesellschaft. Möglich ist aber auch eine
der Fertigung oder des ĺ Standortes ei- Teilung in eine Produktionsgesellschaft
nes ĺ Betriebes. Nach dem Betriebsver- und eine Vertriebsgesellschaft. Eine  Be-
fassungsgesetz (BetrVG) unterliegt in triebsaufspaltung wird v.a. vorgenom-
Unternehmen mit mehr als 20 wahlbe- men, um die Haftung auf die Betriebs-
rechtigten Arbeitnehmern eine  Betrieb- gesellschaft zu beschränken oder um die
sänderung nur dann dem Mitbestim- Gewerbesteuerbelastung zu mindern.
mungsrecht (ĺ  Mitbestimmung) des
ĺ  Betriebsrats, wenn die Änderungs- Betriebsaufwand ĺ  betriebsbedingter
maßnahmen wesentliche Nachteile für die Aufwand/Ertrag.
Belegschaft oder wesentliche Teile dersel- Betriebsausgaben  –  Begriff aus dem
ben zur Folge haben. Als  Betriebsände- Einkommensteuerrecht.  Betriebsaus-
rung in diesem Sinn gelten v.a. Einschrän- gaben sind ĺ  Aufwendungen, die
kungen, Stilllegungen und Verlegungen durch den Betrieb des Steuerpflichti-
des ganzen Betriebs oder wesentlicher Be- gen veranlasst sind.  Betriebsausgaben
triebsteile, ĺ Betriebsaufspaltungen und mindern bei der Gewinnermittlung den
Zusammenschlüsse mit anderen Betrie- Gewinn, es sei denn, es handelt sich
ben. um nicht abzugsfähige  Betriebsausgaben
73 Betriebsformen des Handels

(z. B. Aufwendungen für Geschenke an Betriebsergebnis  –  Betriebserfolg. Be-


Personen, die nicht Arbeitnehmer des griff aus dem ĺ  Rechnungswesen für
Steuerpflichtigen sind). –  Keine Betrieb- das Ergebnis des betrieblichen Leistungs-
sausgaben sind: Aufwendungen zur För- prozesses. Ein positives Ergebnis wird
derung staatspolitischer Zwecke, Auf- als Betriebsgewinn, ein negatives Ergeb-
wendungen für die Wege zwischen nis als Betriebsverlust bezeichnet. Das Be-
Wohnung und Betriebsstätte und für triebsergebnis wird durch die Gegenüber-
Familienheimfahrten, Aufwendungen stellung von Kosten und Erlösen ermittelt.
für die ĺ  Gewerbesteuer und die dar- Das Betriebsergebnis, korrigiert um die
auf entfallenden Nebenleistungen. Bei pagatorischen Kosten und Erlöse, bildet
Schuldzinsen regelt das Einkomensteu- zusammen mit dem ĺ neutralen Ergeb-
ergesetz (EStG) näher, welche als be- nis das in der ĺ  Gewinn- und Verlust-
trieblich anzuerkennen sind.  –  Gegen- rechnung (GuV) auszuweisende  Unter-
satz: ĺ Betriebseinnahmen. nehmensergebnis.
betriebsbedingte Kündigung ĺ  Kün- Betriebsertrag ĺ  betriebsbedingter
digung. Aufwand/Ertrag.

betriebsbedingter Aufwand/Ertrag  – Betriebsformen des Handels  –  1.  Be-


Betriebsaufwand/-ertrag, ĺ  Aufwand griff: Eine Betriebsform des Handels ist
oder ĺ Ertrag, der durch die betriebliche die Zusammenfassung realer Erschei-
Leistungserstellung entsteht oder resul- nungsformen des Handels, die nach ei-
tiert. – Vgl. auch ĺ Zweckaufwand. nem oder mehreren Merkmalen ähn-
lich sind und sich dadurch von anderen
Betriebsbuchhaltung  –  traditionelle, ĺ Handelsbetrieben deutlich unterschei-
heute nicht mehr gebräuchliche Bezeich- den.  –  2.  Unterscheidungsmerkmale: (1)
nung für ein Teilgebiet des ĺ Rechnungs- Kundenkreis (ĺ  Großhandel, ĺ  Ein-
wesens. Die Betriebsbuchhaltung umfasst zelhandel), (2) Basisstrategie (Erlebnis-
die Kosten- und Leistungsrechnung so- handel, Versorgungshandel), (3) Betä-
wie als Nebenrechnungen die Material-, tigungsgebiet (ĺ  Binnenhandel, ĺ  Au-
Lohn- und Anlagenbuchhaltung.  –  Vgl. ßenhandel), (4) Standort (City, grüne
auch ĺ Finanzbuchhaltung. Wiese), (5) Sortiment (Universalhan-
Betriebseinnahmen  –  Begriff aus dem del, Spezialhandel), (6) Andienungsform
Einkommensteuerrecht.  Betriebsein- (Bedienung, Selbstbedienung, Katalog),
nahmen sind Geldeinnahmen und Sach- (7) Preis (Diskount- oder Hochpreisge-
werte (Geldeswerte), die durch einen schäft), (8) Inkasso (Automatenladen,
ĺ Gewerbebetrieb oder einen land- und persönliches Inkasso), (9) Distanzüber-
forstwirtschaftlichen Betrieb veranlasst windung (stationärer oder ambulanter
sind.  Betriebseinnahmen ergeben sich Handel, Versandhandel), (10) Agglomera-
auch aus der Veräußerung von Gütern tion (Einkaufzentrum, Passage), (11) Or-
des Betriebsvermögens.  –  Gegensatz: ganisationsform (Kooperation, Konzern),
ĺ Betriebsausgaben. (12) Anzahl der Verkaufsstätten (Einzel-
betrieb, Filialbetrieb), (13) Betriebsgröße
Betriebserfolg ĺ Betriebsergebnis. (Umsatz, Verkaufsfläche, Mitarbeiter),
betriebsfremde Aufwendungen/Erträge 74

(14) Warengruppen (Elektronikhandel, (ĺ Betrieb) nach quantitativen Merkma-


Lebensmittelhandel). – 3. Bedeutung: Ein- len der ĺ Betriebsgröße.
teilungen in der Statistik, bei der regiona- Betriebshaftpflichtversicherung ĺ
len Einzelhandelplanung, bei ĺ Betriebs- Haftpflichtversicherung.
vergleichen, in der Konkurrenzforschung
und in wettbewerbsrechtlichen Fragestel- Betriebskapital ĺ Umlaufvermögen.
lungen. Betriebsklima  –  Sammelbegriff für das
subjektive Erleben eines Unternehmens
betriebsfremde Aufwendungen/Er-
und seiner Arbeitsbedingungen durch
träge ĺ neutrale Aufwendungen/Er-
seine Mitarbeiter, das sich auch in deren
träge.
Arbeitszufriedenheit äußert. Ein positi-
Betriebsgeheimnis ĺ Betriebs- und Ge- ves  Betriebsklima fördert das Leistungs-
schäftsgeheimnis. vermögen des Mitarbeiters (ĺ  Motiva-
tion). Als Ausdruck eines schlechten Be-
Betriebsgemeinschaft ĺ  Interessenge-
triebsklimas gilt ĺ Mobbing.
meinschaft.
Betriebskrankenkasse (BKK)  –  Träger
Betriebsgesellschaft ĺ Betriebsaufspal- der Krankenversicherung (ĺ  Kranken-
tung. kasse). Die BKK ist eine öffentlich-recht-
Betriebsgewinn/-verlust ĺ  Betriebser- liche ĺ Körperschaft. Die BKK waren ur-
gebnis. sprünglich ausschließlich für einzelne Be-
triebe zuständig. Seit der Einführung des
betriebsgewöhnliche Nutzungs- Krankenkassenwahlrechts haben sich je-
dauer  –  Zeitraum, in dem ein Wirt- doch viele BKK für alle Versicherungs-
schaftsgut in einem Unternehmen  sei- pflichtigen und Versicherungsberechtig-
ner Zweckbestimmung nach voraussicht- ten geöffnet. Derzeit (Stand 7/2014) gibt
lich  genutzt und abgeschrieben werden es  107 BKK mit  vier Landesverbänden
kann; bei gebraucht angeschafften Wirt- und den BKK Bundesverband als Spitzen-
schaftsgütern die voraussichtliche Rest- organisation. Die BKK sind mit über  11
nutzdauer. – Vgl. auch ĺ Nutzungsdauer Mio. Mitgliedern die drittgrößte Kassen-
und ĺ Abschreibung. art der gesetzlichen ĺ Krankenversiche-
Betriebsgröße  –  Ausmaß der Kapazität rung.
oder Leistungsfähigkeit eines Unterneh- Betriebsmittel – materielle Güter, die ne-
mens. Mögliche Maßgrößen: Ausstoß, Be- ben den Elementarfaktoren (menschliche
schäftigtenzahl, Anzahl der Maschinen, Arbeitsleistungen und Werkstoffe) als be-
Lohn- und Gehaltssumme, Umsatz, Bi- triebswirtschaftlicher ĺ  Produktions-
lanzsumme etc.  –  Wegen vieler Bestim- faktor zur Leistungserstellung notwendig
mungsgrößen immer nur eine relative Be- sind. Betriebsmittel sind z. B. Maschinen,
triebsgröße. –  Optimale Betriebsgröße: (1) Gebäude, Werkzeuge und sonstige techni-
kostenminimale oder (2) gewinnmaxi- sche Anlagen.
male Betriebsgröße.
Betriebsnachfolge  –  Wechsel eines Be-
Betriebsgrößenklasse  –  Untergliede- triebsinhabers im Wege der Gesamtrechts-
rung der statistisch erfassten Einheiten nachfolge (z. B. durch Verschmelzung
75 Betriebsstätte

oder Erbschaft) oder durch Einzelrechts- sozialen und individuellen personellen


nachfolge (z. B. durch Kauf). Arbeitsver- Angelegenheiten wahr (ĺ  Mitbestim-
hältnisse werden im Fall der  Betriebs- mung). Dabei handelt es sich v.a. um Ver-
nachfolge nicht beendet, sondern beste- einbarungen zur Arbeitszeit, Urlaubspla-
hen mit den entsprechenden Rechten und nung, Einstellung und Versetzung sowie
Pflichten für den neuen Betriebsinhaber Betriebsordnung. Das Recht auf Beratung
weiter. und Mitsprache (Mitwirkung) besteht für
betriebsnotwendiges Kapital  –  be- wirtschaftliche und allg. personelle Ange-
triebsbedingtes Kapital. Es bezeichnet das legenheiten (z. B. Personalplanung, Kün-
im Unternehmen eingesetzte ĺ  Eigen- digungen, Arbeitsplatzgestaltung, Be-
und ĺ Fremdkapital, soweit es zur Erfül- triebsorganisation und Arbeitsschutz).
lung des Betriebszweckes notwendig ist. Der  Betriebsrat  trifft zudem mit dem
Es wird ermittelt, indem von der Summe ĺ  Arbeitgeber eine ĺ  Betriebsvereinba-
des für den Leistungsprozess erforder- rung.  –  Nach dem Betriebsverfassungs-
lichen Anlage- und Umlaufvermögens gesetz haben Arbeitgeber und  Betriebs-
(sog. betriebsnotwendiges Vermögen) (a) rat zum Wohle der Arbeitnehmer und
die zinslos zur Verfügung gestellten Kapi- des Betriebes vertrauensvoll zusammen-
talbeträge und (b) das betriebsfremd ein- zuarbeiten. – Ein Betriebsrat kann durch
gesetzte Kapital abgezogen werden. die Entscheidung eines ĺ Arbeitsgerichts
aufgelöst werden, wenn er seine gesetzli-
Betriebsprüfung ĺ Außenprüfung. chen Pflichten grob verletzt. Dazu ist vom
Betriebsrat  –  gesetzlich berufenes Ver- Arbeitgeber, von einer im Betrieb vertre-
tretungsorgan der Belegschaft eines Un- tenen ĺ  Gewerkschaft oder von einem
ternehmens. Als Organ der ĺ  Betriebs- Viertel der wahlberechtigten Arbeitneh-
verfassung wird der Betriebsrat im ei- mer ein entsprechender Antrag beim Ar-
genen Namen kraft Amtes tätig und ist beitsgericht zu stellen. Eine Abberufung
Träger der Mitbestimmungs- und Mitwir- des Betriebsrats ist gesetzlich nicht zuläs-
kungsrechte der Arbeitnehmer. Nach dem sig. – Vgl. auch ĺ Personalrat, ĺ europä-
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) muss ischer Betriebsrat.
in einem Unternehmen mit mehr als fünf
Betriebsrente ĺ Pensionszusage.
Arbeitnehmern ein  Betriebsrat gewählt
werden. Seine Amtszeit beträgt vier Jahre. Betriebsschutz ĺ Arbeitsschutz.
Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer
Betriebsspaltung ĺ  Betriebsaufspal-
über 18 Jahre, ausgenommen ĺ leitende
tung.
Angestellte. Wählbar sind alle Wahlbe-
rechtigten, die mind. sechs Monate dem Betriebsstätte  –  Begriff aus der ĺ  Ab-
Unternehmen angehören. Der Betriebsrat gabenordnung (AO) für jede feste Ge-
wird in geheimer und unmittelbarer Wahl schäftseinrichtung oder Anlage, die der
von den Arbeitnehmern aufgrund von Tätigkeit eines Unternehmens dient. Dazu
Wahlvorschlägen gewählt. Die Anzahl der zählen z. B. Stätten, an denen sich die Ge-
Betriebsratsmitglieder ist von der Größe schäftsleitung befindet, ĺ  Zweignie-
der Belegschaft abhängig. – Der Betriebs- derlassungen, Fabrikinstallationen, Wa-
rat nimmt die Mitbestimmungsrechte in renlager, Bergwerke, Bauausführungen
Betriebsstoffe 76

und Montagen.  –  Betriebsstätten unter- zur Verschwiegenheit gilt auch nach Be-
liegen der ĺ  Gewerbesteuer. Außerdem endigung des Arbeitsverhältnisses.
ist jeder ĺ  Arbeitgeber, der im Inland
Betriebsunfall ĺ Arbeitsunfall.
eine Betriebsstätte unterhält, gemäß Ein-
kommensteuergesetz inländischer Ar- Betriebsveräußerung – Begriff aus dem
beitgeber und unterliegt den Arbeitge- Einkommensteuerrecht.  Betriebsveräu-
berpflichten im Lohnsteuerverfahren ßerung ist der Eigentümerwechsel an ei-
(ĺ Lohnsteuer). nem Betrieb oder Teilbetrieb. Eine  Be-
triebsveräußerung liegt vor, wenn wesent-
Betriebsstoffe – Begriff aus der ĺ Kos-
liche Betriebsgrundlagen des Betriebes
tenrechnung. Stoffe, die zur Durchfüh-
oder des Teilbetriebes in einem Vorgang
rung des ĺ Produktionsprozesses benö-
auf den Käufer übertragen werden. Au-
tigt werden, ohne direkt in die Produkte
ßerdem muss der gesamte Betrieb zum
einzugehen, z. B. Schmiermittel, Repara-
Zeitpunkt der Übertragung noch beste-
tur- und Büromaterial. Die Betriebsstoffe
hen und vom Erwerber fortgeführt wer-
werden zumeist als ĺ Gemeinkosten er-
den können.  –  Der Veräußerungsgewinn
fasst und bei den ĺ Kostenstellen ausge-
ist zu versteuern. Zur Steuerreduzierung
wiesen, in denen sie verbraucht wurden.
werden Freibeträge und Steuerermäßi-
Betriebsteilung ĺ Betriebsaufspaltung. gungen gewährt.
Betriebsteuern  –  Steuern, die durch Betriebsvereinbarung  –  vertragliche
den Betrieb verursacht werden und als Vereinbarung auf betrieblicher Ebene
ĺ  Betriebsausgaben geltend gemacht zwischen ĺ Arbeitgeber und ĺ Betriebs-
werden können, z. B. ĺ  Gewerbesteuer, rat, durch die Bestimmungen getroffen
ĺ Grundsteuer, ĺ Kraftfahrzeugsteuer. werden können, die unmittelbar auf das
Arbeitsverhältnis einwirken. Betriebsver-
Betriebs- und Geschäftsgeheim-
einbarungen können Regelungen organi-
nis  – nicht offenkundiger betrieblicher
satorischer Angelegenheiten (z. B. Sprech-
Vorgang, an dem der ĺ  Arbeitgeber
stunden), Verpflichtungen zwischen
Geheimhaltungswillen hat, der auf einem
Betriebsrat und Arbeitgeber sowie Rege-
schutzwürdigen wirtschaftlichen Inter-
lungen der direkten Arbeitsverhältnisse
esse beruht. Dem Geheimschutz unterlie-
(z. B. Schichtpläne, Urlaubspläne, Gleit-
gen (1) sonderrechtlich nicht geschützte
zeitordnung) enthalten. Der ĺ  Tarifver-
technische Leistungen (Konstruktions-
trag geht einer Betriebsvereinbarung vor.
zeichnungen, Rezepturen, Verfahrensab-
Arbeitsvertragliche Bedingungen dür-
läufe etc.) und (2) kaufmännische Ge-
fen durch eine Betriebsvereinbarung nur
schäftsunterlagen (Kunden- und Preis-
verschlechtert werden, wenn ein entspre-
listen, Umsatzzahlen, Kalkulationen,
chender Vorbehalt besteht.
Vertragsunterlagen und Personalda-
ten).  –  Betriebs- und Geschäftsgeheim- Betriebsverfassung  –  arbeitsrechtliche
nisse dürfen als Nebenpflicht aus ĺ  Ar- Grundordnung, die die Zusammenarbeit
beitsverträgen von ĺ  Arbeitnehmern zwischen ĺ Arbeitgeber und ĺ Arbeit-
nicht weitergegeben werden (ĺ  Schwei- nehmern in einem ĺ  Betrieb regelt. Sie
gepflicht und ĺ Treuepflicht). Die Pflicht bestimmt die Rechtsstellung der Organe
77 Betriebsversammlung

wie ĺ  Betriebsrat, Gesamtbetriebsrat, Betrieb zu fördern. Beträgt der betriebli-


Konzernbetriebsrat sowie Jugend- und che Nutzungsanteil  10 bis 50 %, so kön-
Auszubildendenvertretung. Gesetzliche nen diese bei der Gewinnermittlung an-
Grundlage ist das Betriebsverfassungsge- gesetzt werden. Besonderheiten gelten bei
setz (BetrVG). Grundstücken. – Gegensatz: ĺ Privatver-
mögen.
Betriebsvergleich  –  systematischer,
nach bestimmten Methoden durchge- Betriebsvermögensvergleich – Verfah-
führter Vergleich betrieblicher Größen ren zur Ermittlung des steuerrechtlichen
oder Kennzahlen zur Beurteilung be- Gewinns. Der Gewinn ist die Differenz
triebswirtschaftlicher Tatbestände. Im zwischen dem ĺ  Betriebsvermögen am
Rahmen eines  Betriebsvergleichs kön- Schluss des Wirtschaftsjahres und dem
nen unterschiedliche örtliche Bereiche Betriebsvermögen am Schluss des voran-
oder einzelne Funktionsbereiche vergli- gegangenen Wirtschaftsjahres, vermehrt
chen werden.  Betriebsvergleiche können um den Wert der ĺ  Entnahmen und
als innerbetrieblicher Vergleiche in Form vermindert um den Wert der ĺ  Einla-
eines Zeitvergleichs oder Soll-Ist-Ver- gen. Wer nach Handelsrecht Bücher füh-
gleichs, aber auch als zwischenbetriebli- ren muss, muss den  Betriebsvermögens-
cher Vergleich durchgeführt werden. Zwi- vergleich nach den ĺ Grundsätzen ord-
schenbetriebliche Vergleiche beziehen sich nungsmäßiger Buchführung vornehmen.
auf finanzwirtschaftliche Daten (z. B. Bi-
Betriebsversammlung  –  Nichtöffent-
lanz-, Liquiditäts- und Finanzstruktur-
liche Versammlung der Belegschaft ei-
vergleich), Aufwands- und Ertragsgrö-
nes Unternehmens unter der Leitung des
ßen (z. B. Umsatz und Deckungsbeitrag),
Vorsitzenden des ĺ Betriebsrats. Die Be-
sonstige Daten (z. B. Produktivität, Ren-
triebsversammlung kann dem ĺ  Be-
tabilität und Wachstum) sowie Kennzah-
triebsrat Anträge unterbreiten und zu sei-
len. – Vgl. auch ĺ Benchmarking.
nen Entschlüssen Stellung nehmen. Sie
Betriebsvermögen  –  Begriff aus dem dient auch der Unterrichtung der Beleg-
Steuerrecht.  Betriebsvermögen sind alle schaft und der allgemeinen innerbetrieb-
Wirtschaftsgüter, die einem Unterneh- lichen Kommunikation.  –  1.  Ordentliche
men zugerechnet werden. Dies können Betriebsversammlung: Diese wird viertel-
z. B. Grundstücke, Maschinen, Vorräte, jährlich durch den Betriebsrat einberufen.
aber auch Rechte, Konzessionen und Fir- Bei dieser Versammlung legt der Betriebs-
menwert sein. Zu unterscheiden sind: rat Rechenschaft über seine Tätigkeit ab
a) notwendiges Betriebsvermögen: Wirt- und informiert über Betriebsangelegen-
schaftsgüter, die zu mehr als 50 % für ei- heiten. Außerdem hat der ĺ Arbeitgeber
gene betriebliche Zwecke genutzt werden. mind. einmal im Jahr in der Betriebsver-
b) gewillkürtes Betriebsvermögen: Wirt- sammlung über die wirtschaftliche Lage
schaftsgüter, die weder notwendiges  Be- des Betriebs zu berichten.  –  Der Arbeit-
triebsvermögen noch notwendiges Pri- geber ist zur Betriebsversammlung einzu-
vatvermögen sind, aber in einem gewissen laden. Er ist dort redeberechtigt. Es dür-
objektiven Zusammenhang mit dem Be- fen auch Beauftragte der im Betrieb ver-
trieb stehen. Sie müssen geeignet sein, den tretenen ĺ  Gewerkschaften teilnehmen.
Betriebswirtschaftslehre (BWL) 78

Auch der Arbeitgeber darf einen Be- Bewegungsbilanz ĺ  Bilanz, in der die
auftragten des ĺ  Arbeitgeberverban- Veränderungen der Bilanzpositionen
des hinzuziehen. – Betriebsversammlun- während einer Periode ausgewiesen wer-
gen finden i.d.R. während der Arbeitszeit den. In der Bewegungsbilanz werden Mit-
statt.  –  2.  Außerordentliche Betriebsver- telherkunft und Mittelverwendung einer
sammlung: Die außerordentliche Einbe- Periode gegenüber gestellt. Dafür sind
rufung einer Betriebsversammlung liegt zwei aufeinander folgende ĺ  Jahresab-
im Ermessen des Betriebsrats. Er ist zur schlüsse notwendig. Die Bewegungs-
Einberufung verpflichtet, wenn der Ar- bilanz veranschaulicht die Vermögens-
beitgeber oder ein Viertel der Arbeitneh- und Kapitalbewegungen. Sie ermöglicht
mer dies wünschen. Diese  Betriebsver- eine Beurteilung der Finanzlage des Un-
sammlung findet außerhalb der Arbeits- ternehmen.  –  Vgl. Abb. „Bewegungsbi-
zeit statt. lanz“.  –  Eine verfeinerte Form der  Be-
Betriebswirtschaftslehre (BWL)  –  Teil- wegungsbilanz ist die ĺ  Kapitalfluss-
gebiet der ĺ  Wirtschaftswissenschaften. rechnung.
Die BWL befasst mit dem einzelnen Un-
ternehmen und seinen Funktionsberei-
chen. Funktionsbereiche sind z. B. ĺ Pro-
duktion, ĺ  Marketing, ĺ  Vertrieb,
ĺ  Rechnungswesen, ĺ  Controlling,
ĺ Finanzierung und ĺ Investition. – Im
Rahmen der sog. Allgemeinen Betriebs-
wirtschaftslehre (ABWL) werden Erschei-
nungen und Probleme von Unterneh- Beweis  –  Mittel, dem Richter in einem
men unabhängig von ihrer Rechtsform Prozess durch ĺ  Beweismittel die Über-
und dem Wirtschaftszweig untersucht zeugung von der Wahrheit oder Unwahr-
und erklärt.  –  Die Spezielle Betriebswirt- heit einer Tatsache oder einer Behauptung
schaftslehre (SBWL) dagegen befasst sich zu verschaffen. Dabei ist keine absolute
mit Unternehmen einzelner Wirtschafts- Gewissheit erforderlich, sondern nur ein
zweige. Spezielle Lehren sind v.a. die In- so hoher Grad an Wahrscheinlichkeit, dass
dustrie-, Handels-, Bank- und Versiche- bei einem vernünftigen und lebenserfahre-
rungsbetriebslehre. nen Menschen jeder Zweifel schweigt.
Beurkundung ĺ  notarielle Beurkun- Beweislast – Regelung der Frage, welche
dung. Partei in einem Gerichtsverfahren den
Bevölkerung  –  Begriff der ĺ  amtli- ĺ  Beweis für die vom Gegner bestritte-
chen Statistik: Zur Bevölkerung Deutsch- nen Tatsachen erbringen muss. Grund-
lands zählen alle Einwohner, die mit ih- sätzlich muss jede Partei die Tatsachen
rer alleinigen Wohnung oder Hauptwoh- beweisen, aus denen sie ihre Rechte oder
nung in der Bundesrepublik Deutschland den Wegfall eines Rechtes des Gegners
gemeldet sind, also auch alle hier ge- herleitet.
meldeten Ausländer/innen.  –  Vgl. auch Beweismittel  –  Möglichkeiten, durch
ĺ Volkszählung. die dem Gericht gegenüber das Vorliegen
79 Beyond Budgeting

oder Nichtvorliegen einer Tatsache oder der Vermögensgegenstände und Schulden


Behauptung bewiesen wird (ĺ  Be- sind handelsrechtlich v.a. die  Bewertung
weis). Beweismittel im Zivil- und im Ver- zu ĺ  Anschaffungskosten und ĺ  Her-
waltungsrecht sind Augenschein, Zeugen, stellungskosten, zu Börsen- und Markt-
Sachverständige, Urkunden und die Aus- preisen sowie zu einem sich nach kauf-
sagen der Parteien. männischer Beurteilung ergebenden Wert
(ĺ  Tageswert) möglich.  –  Im Einkom-
Bewertung – Verfahren zur Bestimmung mensteuergesetz (EStG) sind Anschaf-
des Wertes von Gütern oder Handlungs- fungs-, Herstellungskosten und ĺ  Teil-
alternativen im Rahmen der ĺ  Rech- wert vorgeschrieben. – Vgl. auch ĺ Un-
nungslegung. Eine  Bewertung erfolgt ternehmensbewertung.
v.a. im Hinblick auf die Aufstellung des Bewertungsfreiheit ĺ  Bewertungs-
ĺ  Jahresabschlusses. Da die angewand- wahlrecht.
ten Bewertungsmaßstäbe die Höhe des
Erfolgs beeinflussen, gibt das Handels- Bewertungsgrundsätze ĺ Bewertung.
und Steuerrecht verbindliche Bewer- Bewertungsstetigkeit ĺ Bewertung.
tungsvorschriften vor. Zu den allgemei-
nen Bewertungsgrundsätzen, die für alle Bewertungswahlrecht – Bewertungsfrei-
Kaufleute gelten, zählen: a) Bilanziden- heit. Begriff aus dem Handels- und Steu-
tität: In der Eröffnungs- und Schlussbi- errecht für die Möglichkeit, bei der ĺ Be-
lanz müssen identische Wertansätze an- wertung von Vermögensgegenständen
gesetzt werden. b) Going-Concern-Prinzip und Schulden zwischen mehreren zuläs-
(Grundsatz der Unternehmensfortfüh- sigen Wertansätzen zum Zwecke der Ge-
rung): Bei der Bewertung ist von der Fort- winnermittlung zu wählen. Instrument
führung der Unternehmenstätigkeit aus- der ĺ Bilanzpolitik. – Im Handelrecht be-
zugehen. c) ĺ  Einzelbewertung und steht ein  Bewertungswahlrecht bspw. bei
stichtagsbezogene Bewertung (Stichtags- der Ermittlung von Herstellungskosten,
prinzip): Aktiva und Passiva, die bis zum die alternativ als Voll- oder Einzelkosten
Abschlussstichtag entstanden sind, sind oder als Zwischenwert angesetzt werden
in der Bilanz einzeln zu bewerten. Nur in können. – Im Steuerrecht kann bspw. ge-
Ausnahmefällen ist eine ĺ  Pauschalbe- wählt werden, ob man bei geringwertigen
wertung zulässig. d) ĺ Vorsichtsprinzip: Wirtschaftsgütern im Jahr der Anschaf-
Es sind vorhersehbare Risiken und Ver- fung, Herstellung oder Einlage die Auf-
luste zu berücksichtigen. Gewinne dür- wendungen absetzt. Außerdem sieht das
fen dagegen erst erfasst werden, wenn sie Steuerrecht ein Wahlrecht für ĺ Sonder-
realisiert wurden. e) Periodengerechte Ab- abschreibungen vor.
grenzung (Abgrenzungsprinzip): Aufwen- Beyond Budgeting  –  Managementmo-
dungen und Erträge sind unabhängig dell zur Verbesserung der Planung und
vom Zahlungszeitpunkt zu berücksich- Budgetierung im Unternehmen. Im Vor-
tigen. f) Bewertungs(methoden)stetigkeit: dergrund stehen die Qualität der Plan-
Die im vorangegangenen Jahresabschluss vorgaben und die Verringerung des Zeit-
gewählte Bewertungsmethode muss bei- aufwands. Im Rahmen des Beyond Bud-
behalten werden.  –  Bei der Bewertung geting wird auf starre Budgets verzichtet,
Beziehungsmarketing 80

um die operative Planung und die Maß- ist innerhalb der Bezugsfrist von mind.
nahmensteuerung flexibler gestalten zu zwei Wochen möglich. Während dieser
können. Es werden selbstständige ĺ Pro- Zeit findet auch der Handel mit Bezugs-
fitcenter geschaffen, deren sog. opera- rechten an der Börse statt.  –  Die Aktio-
tive Manager die Strategie- und Maßnah- näre haben auch ein gesetzliches Bezugs-
menplanung regelmäßig durchführen. recht bei der Ausgabe von Wandelschuld-
Die Profitcenter agieren auf sog. internen verschreibungen (ĺ  Wandelanleihen),
Märkten mit einem direkten Zugriff auf ĺ  Gewinnschuldverschreibungen und
alle Ressourcen. Zielvereinbarungen mit ĺ Genussscheinen.
den operativen Managern werden auf der Bezugswert ĺ Basiswert.
Grundlage des ĺ  Benchmarking getrof-
fen. BFH – Abk. für ĺ Bundesfinanzhof.

Beziehungsmarketing ĺ  Relationship BGB  –  Abk. für ĺ  Bürgerliches Gesetz-


Marketing. buch.

Bezogener ĺ Wechsel. BGB-Gesellschaft  –  Kurzbezeichnung


für ĺ  Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Bezugsaktien ĺ Bezugsrecht. (GbR).
Bezugsgrößenkalkulation ĺ Kalkulati- BGBl – Abk. für ĺ Bundesgesetzblatt.
onsverfahren.
BGH – Abk. für ĺ Bundesgerichtshof.
Bezugsobligation ĺ Optionsanleihe.
BGJ – Abk. für ĺ Berufsgrundbildungs-
Bezugsrecht  –  Recht eines Aktionärs, jahr (BGJ).
im Fall einer ĺ  Kapitalerhöhung einen
seinem Anteil am ĺ  Grundkapital ent- BIC  –  Abk. für ĺ  Business Identifier
sprechenden Teil ĺ junger Aktien zu be- Code (BIC).
ziehen. Wird bspw. das Aktienkapital von Bilanz  –  der Abschluss des ĺ  Rech-
drei auf vier Mio. Euro erhöht, beträgt nungswesens einer Unternehmung für ei-
das Bezugsrecht 3:1. Auf diese Weise soll nen bestimmten Zeitpunkt (Bilanzstich-
es dem Aktionär ermöglicht werden, sei- tag) in Form einer Gegenüberstellung von
nen bisherigen prozentualen Anteil am ĺ  Vermögen und ĺ  Kapital eines Un-
Grundkapital der Aktiengesellschaft (AG) ternehmens. Sie dient der Erfolgsermitt-
und die damit verbundenen Rechte un- lung und Vermögensübersicht. Das Ver-
verändert beizubehalten. Das Bezugsrecht mögen (ĺ Aktiva) zeigt die konkrete Ver-
schützt so den Altaktionär vor einer Ka- wendung der eingesetzten finanziellen
pitalverwässerung.  –  Das gesetzliche  Be- Mittel, das Kapital (ĺ  Passiva) die An-
zugsrecht kann durch die Hauptversamm- sprüche der Gläubiger (ĺ  Fremdkapi-
lung mit Drei-Viertel-Mehrheit ganz oder tal) und der Unternehmer (ĺ  Eigenka-
teilweise ausgeschlossen werden; auch zur pital als Saldo zwischen Vermögen und
Ausgabe von ĺ Belegschaftsaktien. – Der Fremdkapital, also als Restanspruch) an
Aktionär kann das ihm zustehende  Be- das Vermögen. Vermögen und Kapital
zugsrecht wahlweise durch Erwerb junger stellen dieselbe Wertgesamtheit dar, was
Aktien ausüben oder seine  Bezugsrechte in der Bilanzgleichung (Aktiva = Passiva)
an der Börse verkaufen. Eine Ausübung zum Ausdruck kommt. – Die Aufstellung
81 Bilanzgliederung

der  Bilanz und die dafür geltenden Be- Bilanzeinsichtspflicht ĺ  Offenlegungs-


wertungsrichtlinien sind im ĺ Handels- pflicht.
gesetzbuch (HGB) geregelt. Die ĺ Han- Bilanzgewinn/-verlust  –  der in der
delsbilanz ist für die ĺ  Steuerbilanz ĺ  Bilanz von ĺ  Kapitalgesellschaften
maßgeblich.  –  Zum Abschluss jedes Ge- ausgewiesene Erfolg oder Verlust. Wird
schäftsjahres muss eine Bilanz aufgestellt die Bilanz unter Berücksichtigung der
werden (Jahresbilanz). – Vgl. auch ĺ Bi- Verwendung des Jahresergebnisses aufge-
lanzgliederung, ĺ Grundsätze ordnungs- stellt, tritt an die Stelle der Posten ĺ Jah-
mäßiger Bilanzierung und ĺ  Sonderbi- resüberschuss/Jahresfehlbetrag und
lanz. ĺ Gewinnvortrag/ ĺ Verlustvortrag der
Posten  Bilanzgewinn/-verlust. Ein vor-
Bilanzanalyse  –  Bilanzkritik, Jahresab- handener Gewinn- oder Verlustvortrag
schlussanalyse. Zerlegen und Aufgliedern aus den vorherigen Jahren ist dabei einzu-
des ĺ  Jahresabschlusses bzw. ĺ  Kon- beziehen und gesondert auszuweisen.
zernabschlusses einschließlich der dar-
Bilanzgleichung ĺ Bilanz.
auf aufbauenden Beurteilung der Lage
und Entwicklung des Unternehmens. Bilanzgliederung  –  systematische Dar-
Gegenstand der  Bilanzanalyse ist nicht stellung der Posten einer ĺ  Bi-
nur die ĺ Bilanz, sondern der (Konzern-) lanz.  –  1.  Einzelunternehmen und Perso-
ĺ Jahresabschluss, bestehend aus Bilanz, nengesellschaften: Auf der Vermögensseite
ĺ Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) (Aktivseite) werden die Konten des
und ĺ Anhang, bei Kapitalgesellschaften ĺ Anlagevermögens und ĺ Umlaufver-
auch der ĺ Lagebericht. Der Konzernab-
schluss besteht zusätzlich aus einer ĺ Ka-
pitalflussrechnung und einem Eigenka-
pitalspiegel.  –  Die  Bilanzanalyse umfasst
die Analyse der Ertrags- und Finanzlage
des Unternehmens anhand von Kennzah-
len. Wichtige Kennzahl bei der Bilanzana-
lyse ist für den Vermögensaufbau das Ver-
hältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen.
Hinsichtlich der Investitionen ist es das
Verhältnis von ĺ Eigenkapital und lang-
fristigem ĺ Fremdkapital zu ĺ Anlage-
vermögen. Kennzahlen für die Finanzie-
rung und Liquidität sind der ĺ Verschul-
dungsgrad und die ĺ  Liquiditätsgrade.
Hinsichtlich der Rentabilität werden v.a.
die ĺ  Eigenkapitalrentabilität und der
ĺ Cashflow ermittelt. Zur Analyse kann mögens
aber auch die ĺ  Bewegungsbilanz und
die ĺ  Kapitalflussrechnung herangezo-
gen werden.
Bilanzidentität 82

aufgeführt. Die Kapital- oder Schul- Bilanzprüfung ĺ  Jahresabschlussprü-


denseite (Passivseite) führt das ĺ  Ei- fung.
genkapital, die ĺ  Rückstellungen und
Bilanzsumme  –  Schlusssumme der lin-
die ĺ  Verbindlichkeiten auf.  –  2.  Kapi-
ken Seite (Aktivseite) oder der rechten
talgesellschaften: Für diese ist nach dem
Seite (Passivseite) einer ĺ  Bilanz, die
ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) die in der
wertmäßig gleich hoch sind.
Abb. „Bilanzgliederung“ aufgeführte
Gliederung vorgeschrieben. Diese Gliede- Bilanzvergleich ĺ Erfolgsrechnung.
rung ist heute in zahlreichen anderen Un- Bilanzvolumen ĺ Bilanzsumme.
ternehmen gebräuchlich.
bilateraler Wechselkurs ĺ  Wechsel-
Bilanzidentität ĺ Bewertung. kurs.
bilanzielles Vermögen ĺ Aktiva. bilaterales Monopol ĺ Marktformen.

Bilanzierung  –  1.  Begriff für Kontoaus- bilaterales Oligopol ĺ Marktformen.


gleich. Ein Konto bilanziert, wenn es im bilaterales Polypol ĺ  Marktformen,
ĺ Soll und ĺ Haben die gleiche Summe ĺ Polypol.
aufweist.  –  2.  Begriff für Bilanzansatz,
Bildungsfreistellung ĺ Bildungsurlaub.
d.h. Aufstellung der ĺ Bilanz. Dabei sind
die gesetzlichen Bewertungs- und Bilan- Bildungspolitik  –  Gesamtheit der
zierungsgrundsätze zu berücksichtigen Entscheidungen, Handlungen,
(ĺ  Grundsätze ordnungsmäßiger Bilan- Handlungsprogramme und Regelungen,
zierung). die von öffentlichen und privaten Orga-
nisationen getroffen werden, um die Be-
Bilanzierungsgrundsätze ĺ  Grund- dingungen für das Gelingen von Lernpro-
sätze ordnungsmäßiger Bilanzierung. zessen inhaltlich, organisatorisch und res-
Bilanzkonto ĺ Bestandskonto. sourcenmäßig zu gestalten. Die Sicherung
eines bestimmten Bildungsniveaus gilt als
Bilanzkritik ĺ Bilanzanalyse. ein aus dem ĺ Grundgesetz (GG) ableit-
Bilanzpolitik  –  alle legalen Maßnah- bares gesellschaftliches Ziel und als Auf-
men, die der Bilanzierende innerhalb des gabe des Staates.
ĺ Jahresabschlusses und ĺ Lageberichts Bildungsurlaub  –  Bildungsfreistel-
ergreift, um die Informationen über die lung. Urlaub (Freistellung von der Ar-
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des beit oder Ausbildung), der einem ĺ Ar-
Unternehmens inhaltlich und/oder for- beitnehmer zu Bildungszwecken gewährt
mal so zu gestalten, dass bei den Adressa- wird.  Bildungsurlaub soll der Berufsbil-
ten bestimmte Reaktionen hervorgerufen dung (ĺ Berufsausbildung) auf allen Stu-
oder vermieden werden. Dies geschieht fen, aber auch der allgemeinen und poli-
durch die Ausnutzung expliziter und fak- tischen sowie gewerkschaftlichen Bildung
tischer Ansatz- und ĺ Bewertungswahl- dienen. In den meisten Bundesländern
rechte, formaler Gestaltungsmöglichkei- besteht ein Anspruch auf Bildungsurlaub.
ten und sachverhaltsgestaltende Maßnah- Die Einzelheiten sind in den jeweilgen
men. Landesgesetzen geregelt.
83 Boden

Billigkeitshaftung ĺ  Haftung eines BIS – Abk. für Bank for International Sett-


Verursachers für einen Schaden aus Bil- lement, ĺ Bank für Internationalen Zah-
ligkeitsgründen, ohne dass ein Verschul- lungsausgleich (BIZ).
den vorliegt. Die  Billigkeitshaftung ist
Bitcoins – elektronische ĺ Währung, die
nur in Ausnahmefällen bei mangelnder
2009 durch  ein direktes internationales
ĺ  Deliktsfähigkeit gegeben. Sie gilt z. B.
Zahlungssystem  mit virtuellem ĺ  Geld
dann, wenn der Schadensverursacher
eingeführt wurde. I.S.d. Kreditwesen-
unter sieben Jahre alt, geisteskrank oder
gesetzes handelt es um private ĺ  Rech-
taubstumm ist.
nungseinheiten, die kein gesetzliches
Bill of Lading ĺ Konnossement. ĺ  Zahlungsmittel darstellen. Zuneh-
mend werden Bitcoins im internationalen
Binnenhandel – Handel, der sich inner- Handel mit Gütern und Dienstleistungen
halb der nationalen Grenzen eines Staates als Zahlungsmittel akzeptiert. Bitcoins
oder Wirtschaftsunion (z. B. ĺ  Europä- werden wie ĺ  Devisen an Online-Bör-
ische Union (EU))  abspielt.  –  Gegensatz: sen gegen Währungen getauscht.  Der
ĺ Außenhandel. ĺ  Wechselkurs unterliegt jedoch ei-
Binnenhandelspolitik – staatliche Maß- ner größeren Schwankungsbreite (ĺ Vo-
nahmen zur Sicherung der optimalen latilität) als auf ĺ Devisenmärkten.
Versorgung der Bevölkerung durch den BIZ – Abk. für ĺ Bank für Internationa-
ĺ Binnenhandel. Dazu zählt v.a. die För- len Zahlungsausgleich (BIZ).
derung des Wettbewerbs (ĺ Wettbewerb-
spolitik), i.w.S. aber auch der Verbrau- blauer Umweltengel ĺ Umweltzeichen.
cherschutz (ĺ Verbraucherpolitik). – Im Blockkostenrechnung ĺ Deckungsbei-
weiteren Rahmen der ĺ  Europäischen tragsrechnung.
Union (EU)  wird Binnenhandelspolitik
auch als die Herstellung des gemeinsamen Blue Chips  –  Spitzenpapiere und Favo-
ĺ Binnenmarktes mit u.a. freiem Waren- riten unter den börsennotierten ĺ  Ak-
verkehr verstanden.  –  Gegensatz: ĺ  Au- tien. Der Begriff wurde in den USA für
ßenhandelspolitik. Titel des ĺ  Dow Jones Index geprägt,
in Deutschland sind dies v.a. Aktien im
Binnenmarkt – 1.  Allgemein: Begriff für ĺ Deutschen Aktienindex (DAX).
einen internen nationalen ĺ Markt, z. B.
Deutschland. – 2. Europäische Union: Von BNE – Abk. für ĺ Bruttonationaleinkom-
der EU verwendeter Begriff zu Kenn- men.
zeichnung des ĺ  Gemeinsamen Mark- Bobl – Abk. für ĺ Bundesobligation.
tes der ĺ Europäischen Union (EU) mit
freiem Waren- und Dienstleistungsver- Boden  –  volkswirtschaftlicher ĺ  Pro-
kehr, mit freiem Kapitalverkehr sowie duktionsfaktor neben ĺ  Arbeit und
ĺ  Freizügigkeit der Arbeitnehmer und ĺ  Kapital. Als Produktionsfaktor dient
Niederlassungsfreiheit der Selbstständi- er (1) der land- und forstwirtschaftli-
gen (Grundfreiheiten der EU). chen Produktion, (2) dem Bergbau (3)
als ĺ Standort für sonstige Produktions-
BIP – Abk. für ĺ Bruttoinlandsprodukt. betriebe. Boden ist nicht vermehrbar und
Bodenrente 84

aufgrund seiner besonderen Knappheit Bookbuilding  –  international übli-


ein Spekulationsgegenstand. ches Verfahren zur Preisbildung bei der
Börseneinführung (ĺ  Emission) eines
Bodenrente ĺ Grundrente.
ĺ  Wertpapiers, das in Deutschland ge-
Bogen – Urkunde, die bei ĺ Wertpapie- genwärtig bevorzugt wird. Im Unter-
ren Nebenrechte des Inhabers verbrieft. schied zum Emissionsverfahren mit Fest-
Bei ĺ  Aktien mit Festpreisbildung ent- preisbildung, wird beim Bookbuilding die
hält der  Bogen Gewinnanteilsscheine, Preisfindung im Dialog mit dem Anle-
die den ĺ  Aktionär zur Erhebung der ger vorgenommen. Zunächst wird auf der
ĺ  Dividende berechtigen (sog. Dividen- Grundlage von Vorgesprächen mit einzel-
denscheinbogen). Bei ĺ  Anleihen ent- nen Großanlegern eine Preisspanne (10-
hält der  Bogen Zinsscheine oder Kupons, 15 %) festgelegt. Diese wird anschließend
die zur Erhebung von Zinsen berechti- veröffentlicht. Die Anleger können dann
gen (sog. Zinsscheinbogen).  –  Gegensatz: während einer festgelegten Frist (norma-
ĺ Mantel. lerweise 8-10 Tage) ihre Gebote inner-
Bond ĺ Anleihe. halb der Preisspanne abgeben. Die Ge-
bote werden in einer zentralen Datei ge-
Bond Warrant ĺ Optionsanleihe. sammelt. Am Ende der Frist wird auf der
Bonität ĺ Kreditwürdigkeit. Grundlage der eingegangenen Gebote der
Ausgabepreis des Wertpapiers festgelegt.
Bonitätsprüfung ĺ  Kreditwürdigkeits-
prüfung. Boom ĺ Konjunkturzyklus.
Bonus – 1.  Allgemeiner Geschäftsverkehr: Börse  –  1.  Begriff: organisierter Markt,
Vergütung bzw. ĺ  Preisnachlass, der ei- an dem Vermögenswerte (Wertpapiere,
nem Abnehmer als Treueprämie nach- Waren, Devisen, Edelmetalle und andere
träglich (z. B. jährlich) vom Lieferanten handelbare Gegenstände) gehandelt wer-
gewährt wird. Boni können als (1) Gut- den. Der Börsenhandel erfolgt regelmä-
schrift, (2) Auszahlung oder (3) zusätzli- ßig zu festgelegten Zeiten.  Börsen sind
che Warenlieferung gegeben werden. Ein an verschiedenen Börsenplätzen konzen-
Bonus wird meistens auf den Umsatz oder triert, z. B. Frankfurt a.M., London, New
die Verkaufsmenge eingeräumt. – Anders: York.  –  2.  Börsenfunktionen: (1) Markt-
ĺ  Skonto, ĺ  Rabatt.  –  2.  Spargeschäft: funktion: Zusammenführen von Angebot
Nach Ablauf einer bestimmten Anlage- und Nachfrage. (2) Mobilisationsfunktion:
dauer zusätzlich zu den Sparleistungen Bereitstellung eines Umfeldes, in dem Un-
gezahlter Betrag (Sparbonus).  –  3.  Ak- ternehmen durch ĺ Emission von Wert-
tien: Eine neben der ĺ  Dividende ein- papieren Geldkapital aufnehmen können.
malig in bes. günstigen Geschäftsjahren (3) Substitutionsfunktion: Gewährleis-
ausgeschüttete Vergütung.  –  4.  Einkom- tung der Verkaufs- und Übertragungs-
mensbestandteil: In Abhängigkeit vom möglichkeit von Wertpapieren. (4) Bewer-
Unternehmensgewinn gezahlter variabler tungsfunktion: Feststellung des aktuellen
Bestandteil der Vergütung, v.a. von Ma- Marktpreises für das einzelne Wertpapier
nagern großer Unternehmen. – Vgl. auch und damit des Marktwertes der betref-
ĺ Zielvereinbarung. fenden Unternehmung. – 3.  Börsenarten:
85 Börsengesetz (BörsG)

a) Nach Art der Handelobjekte werden hat, informieren. Die Börsenaufsichtsbe-


unterschieden: (1) Wertpapierbörsen, hörde wacht über die Einhaltung des Bör-
an denen ĺ  Wertpapiere und ĺ  Deri- senrechts und der börsenrechtlichen Vor-
vate gehandelt werden (in der Praxis fin- schriften und Anordnungen sowie über
det der Derivatehandel ausschließlich die ordnungsmäßige Durchführung des
an der ĺ  Terminbörse statt), (2) De- Börsenhandels bis hin zur Geschäftsab-
visenbörsen, auf denen Guthaben und wicklung. Sie erlässt selbst börsenrele-
Schecks in ausländischer Währung ge- vante Regelwerke. Die ĺ  Bundesanstalt
handelt werden, (3) ĺ  Edelmetallbör- für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
sen, (4) ĺ  Warenbörse und Rohstoff- nimmt als dritte Aufsichtsbehörde v.a.
börse, insbes.  Warenterminbörse. b) die Überwachung der Einhaltung der In-
nach der Geschäftsart: (1) ĺ Kassabörse, siderregeln und der Publizitätsvorschrif-
(2) ĺ  Terminbörse. c) nach der Orga- ten nach dem Wertpapierhandelsgesetz
nisationsform: (1) ĺ  Parkettbörse, (2) (WpHG) wahr.  –  Weitere Informationen
ĺ  Computerbörse.  –  Schwerpunkt des unter www.boersenaufsicht.de.
Börsenhandels bilden die Wertpapierbör-
Börsenbericht – Tagesbericht in Zeitun-
sen, die heute zunehmend als ĺ  Com-
gen und elektronischen Medien über das
puterbörsen organisiert sind. – 4.  Rechts-
Börsengeschehen. Es wird über den Ver-
grundlagen: Der deutsche Börsenhandel
lauf und die allgemeinen Tendenzen an
ist durch das ĺ  Börsengesetz (BörsG)
der ĺ Börse berichtet.
und ergänzend durch das Wertpapier-
handelsgesetzes (WpHG) gesetzlich gere- Börsenersteinführung ĺ  Initial Public
gelt. – 5. Organe der Börse sind nach dem Offering (IPO).
Börsengesetz (1) der ĺ Börsenrat, (2) die
Börsengang  –  Notierungsaufnahme ei-
Börsengeschäftsführung und (3) die Han-
nes Unternehmens an der ĺ Börse. Vor-
delsüberwachungsstelle (HÜSt). Die deut-
aussetzungen: (1) Das Unternehmen ini-
schen Börsen unterliegen der ĺ Börsen-
tiiert den Börsengang. (2) Die ĺ Aktien
aufsicht durch die zuständigen Bundes-
des Unternehmens werden erstmalig an
länder.  –  6.  Teilmärkte (Marktsegmente)
der Börse gelistet.  –  Vgl. auch ĺ  Going
der  Börse sind nach dem WpHG der
Public, ĺ Initial Public Offering (IPO).
ĺ  regulierte Markt und der Freiverkehr
(ĺ Open Market). – Für den regulierten Börsengesetz (BörsG)  –  seit 1892 be-
Markt gelten als unterschiedliche Trans- stehendes Gesetz, das die Organisation
parenzlevel der ĺ  General Standard und und die Tätigkeit der deutschen ĺ  Bör-
der ĺ Prime Standard. sen regelt. Es umfasst allgemeine Bestim-
mungen über die Börse und deren Or-
Börsenaufsicht  –  Aufsicht über die Ge- gane, Feststellung des Börsenpreises und
schäfte an einer ĺ Börse. Die Börsenauf- Maklerwesens, Zulassung von Wertpa-
sicht erfolgt intern durch die Handelsüber- pieren zum Börsenhandel, Börsenter-
wachungsstelle (HÜSt) als Börsenorgan. minhandel, Ordnungsverfahren und
Stellt diese Unregelmäßigkeiten fest, muss Strafbestimmungen. Das BörsG wird er-
sie die Börsenaufsichtsbehörde des Bun- gänzt durch das Wertpapierhandelsgesetz
deslandes, in dem die Börse ihren Sitz (WpHG).
Börsenhändler 86

Börsenhändler  –  1.  I.e.S. an einer ĺ Börsenkurs ĺ Börsenpreis.


Börse zugelassene Handelsteilnehmer.  – Börsenkürzel ĺ  Kurszusätze und -hin-
2.  I.w.S. alle Personen, die an der Börse weise.
Geschäfte tätigen.
Börsenmakler ĺ freier Makler, ĺ Skon-
Börsenkapitalisierung ĺ  Marktkapita-
troführer.
lisierung.
Börsenplatz – Ort, an dem eine ĺ Börse
Börsenkommunikation  –  Teil der
ihren Sitz hat. Der bedeutendste Börsen-
ĺ Public Relations (PR) eines börsenno-
platz in Deutschland ist Frankfurt a.M.
tierten Unternehmens, der seine Wett-
Außerdem gibt es in Berlin, Bremen, Düs-
bewerbsfähigkeit am ĺ Kapitalmarkt si-
seldorf, Hamburg/Hannover, München
chern soll. Die ĺ Aktie wird dabei weni-
und Stuttgart sog. Regionalbörsen.
ger als Anteilsschein am Unternehmen,
sondern als ein am Markt zu positionie- Börsenpreis  –  Börsenkurs. Marktpreis
rendes Produkt begriffen. –  Ziel der Bör- für ĺ  Wertpapiere, ĺ  Devisen oder
senkommunikation ist es, durch Trans- ĺ  Waren. Der  Börsenpreis wird an ei-
parenz der Geschäftspolitik und Be- ner ĺ Börse aufgrund vorliegender Kauf-
reitstellung umfassender und seriöser und Verkaufsaufträge je nach Börsenart
Markt- und Unternehmensinformation in unterschiedlichen Verfahren und  Ab-
mittel- und langfristig das Vertrauen der grenzungen  festgestellt (ĺ  Börsenpreis-
Anleger zu erlangen, sie damit zu Aktien- feststellung). An deutschen Wertpapier-
käufen zu animieren und private wie in- börsen wird der Börsenpreis für Aktien in
stitutionelle ĺ  Shareholder an das Un- Euro pro Stück (Stückkurs) notiert. Anlei-
ternehmen zu binden. Wesentliche Teile hen werden in Prozent des ĺ Nennwertes
der  Börsenkommunikation sind durch (Prozentkurs) notiert.
Gesetze und Börsenverordnungen gere- Börsenpreisfeststellung  –  früher Kurs-
gelt (z. B. ĺ Geschäftsbericht und Quar- feststellung. 1.  Begriff: Ermittlung der
talsbericht, ĺ Ad-hoc-Publizität). Preise für Wertpapiere, Waren und Devi-
Börsenkrach – Starker Kursverfall an den sen im Handel an der ĺ Börse (ĺ Bör-
Börsen, der häufig einer Wirtschaftskrise senpreis).  –  2.  Verfahren: a) im  Prä-
vorausgeht. Am bekanntesten ist der Zu- senzhandel  (ĺ  ĺ  Parkettbörse)  durch
sammenbruch der New Yorker Börse am ĺ Skontroführer: Diese haben für die ih-
Freitag, dem 25.10.1929 (ĺ  Schwarzer nen übertragenen Wertpapiere Preise zu
Freitag), der als Auslöser für die nachfol- stellen, zu denen der größte Umsatz bei
gende ĺ Weltwirtschaftskrise gilt. – Der größtmöglichem Ausgleich aller vorlie-
15.9.2008 wird in Anlehnung daran als genden Aufträge erfolgt. Dazu werden
Schwarzer Montag bezeichnet. An diesem sog. gerechnete Preise als (1) Eröffnungs-
Tag kollabierte die viertgrößte amerikani- kurse, (2) Einheitskurse und (3) Schluss-
sche Investmentbank Lehmann Brothers, kurse festgestellt. Für Wertpapiere, die
nachdem staatliche Hilfe und die Hilfe nicht in die laufende Notierung einbezo-
anderer Kreditinstitute verweigert wurde. gen sind, wird börsentäglich (gewöhn-
Die Bankenpleite riss weltweit die Börsen- lich zur Mitte der Börsensitzung) nur ein
kurse in die Tiefe. Einheitskurs festgestellt. Dagegen werden
87 Brandmanagement

bei (variabler) ĺ fortlaufender Notierung Boykott  –  1.  Allgemein: Verabredung,


über die gerechneten Preise hinaus stän- Kontakte mit einer Person zu vermei-
dig variable Preise festgestellt. Dazu führt den und v.a. keine Verträge mit ihr ab-
der Skontroführer Angebote sofort mit zuschließen.  –  2.  Außenwirtschaft: Pri-
der passenden Nachfrage zusammen. b) vatwirtschaftlich organisierter Abbruch
Im elektronischen Handel (ĺ  Computer- der Wirtschaftsbeziehungen, indem be-
börse): Hier werden in Auktionen mit Un- stimmte Produktes eines Herstellers oder
terstützung der ĺ  Designated Sponsors Landes nicht mehr gekauft oder Kunden
analog zum Präsenzhandel die Preise er- bzw. Länder nicht mehr beliefert wer-
mittelt, bei denen das größte Auftragsvo- den. –  Anders: ĺ Embargo. – 3.  Wettbe-
lumen bei minimalem Überhang ausge- werbsrecht: Aufforderung eines Unter-
führt werden kann. Neben der Eröffnungs- nehmens oder einer Organisation zu ei-
und Schlussauktion gibt es untertägige ner Bezugs- oder Liefersperre, d.h.  keine
Auktionen, für die der fortlaufende Han- Geschäftsbeziehungen mit bestimmten
del unterbrochen wird. Im fortlaufen- Marktteilnehmern einzugehen, was  ei-
den Handel kommen die Preise durch nen Verstoß gegen das Gesetz gegen den
das Zusammenführen (Matching) zum je- unlauteren Wettbewerb (UWG) dar-
weils besten im Auftragsbuch angezeigten stellt.  –  4.  Arbeitsrecht: Maßnahme des
Geld- oder Brief-Limit, bei gleichem Preis ĺ  Arbeitskampfes, z. B. wenn die Ge-
in der Reihenfolge der Eingabe in das Sys- werkschaftsseite die Arbeitnehmer eines
tem (Preis-Zeit-Priorität) zustande. Betriebes dazu auffordern, einer Betriebs-
vereinbarung nicht zuzustimmen.
Börsenrat – Organ an einer ĺ Börse, der
Brainstorming  –  Technik zur Ideenfin-
aus 24 ehrenamtlichen Mitgliedern be-
dung. Beim  Brainstorming sollen alle
steht. Nach dem Börsengesetz (BörsG)
Gruppenteilnehmer Ideen spontan äu-
müssen die Personen und Unternehmen,
ßern, aufgreifen und weiterentwickeln,
die zum Börsenhandel zugelassen sind,
ohne Kritik zu üben. Die Ideen werden
vertreten sein. Die Ratsmitglieder wer-
erst nach dem  Brainstorming geordnet
den auf drei Jahre gewählt. – Aufgaben:
und ausgewertet. Bei Brainstorming geht
Der Börsenrat erlässt die Börsenordnung,
es darum, die Problemlösungsfähigkeit
die Bedingungen für die Börsengeschäfte,
und Kreativität der Mitarbeiter auszu-
die Gebührenordnung sowie die Prüfungs-
schöpfen.
ordnung für ĺ Börsenhändler. Außerdem
werden die Geschäftsführer vom  Börsen- Branche ĺ Wirtschaftszweig.
rat bestellt, abberufen und überwacht, er
Branchenabgaben ĺ Sonderabgaben.
wählt die Mitglieder des Zulassungsstelle
und des Zulassungsausschusses und be- Branchenmindestlohn ĺ Mindestlohn.
stellt schließlich auch den Leiter der Han-
Branding – Begriff aus dem ĺ Marketing
delüberwachungsstelle (HÜSt) (ĺ Börsen-
für das Kennzeichnen eines Produktes
aufsicht).
oder einer Dienstleistung als ĺ Marke.
Börsenzulassungsprospekt ĺ  Pros- Brandmanagement ĺ Produktmanage-
pekt. ment.
Branntweinmonopol 88

Branntweinmonopol  –  einziges noch in der Gewinn (= Erlös – Kosten)  genau


Anspruch genommenes ĺ  Finanzmo- Null ist. Bei  größerer (kleinerer)  Absatz-
nopol des Bundes, das sich heute im We- menge werden entsprechend Gewinne
sentlichen auf Übernahme und Vermark- (Verluste) gemacht.  –  Vgl. Abbildung
tung von Agraralkohol beschränkt und „Break-Even-Analyse“. 2. Investitionsrech-
damit der Subventionierung kleiner und nung: Ermittlung des Zeitpunkts, in dem
mittlerer landwirtschaftlicher Brennereien die Summe der durch die Investition ver-
dient. Benötigt jährlich einen Zuschuss ursachten Einzahlungen erstmals die
aus dem Bundeshaushalt von ca. 80 Mio. Summe der durch die Investition verur-
Euro. Das  Branntweinmonopol wird von sachten Auszahlungen übersteigt.
der Bundesmonopolverwaltung für Brannt- Bretton-Woods-Abkommen  –  Verträge
wein (BfB) verwaltet. – Abschaffung: Auf- zur Neuordnung der internationalen Wäh-
grund des Gesetzes zur Abschaffung des rungsordnung (ĺ  Währungssystem).
Branntweinopols (BrantwmonAG)  vom Das  Bretton-Woods-Abkommen wurde
21.06.2013, das eine  EU-Richtlinie um- 1944 in Bretton Woods (USA) abgeschlos-
setzt,  endet das deutsche Branntweinmo- sen. Es betraf v.a. die Errichtung des ĺ In-
nopol am 31.12.2017 und damit auch die ternationalen Währungsfonds (IWF) , der
staatliche Subventionierung. ĺ  Internationalen Bank für Wiederauf-
Break-Even-Analyse  –  Begriff aus der bau und Entwicklung (IBRD) sowie die
ĺ Betriebswirtschaftslehre (BWL) für ei- Einführung des Währungssystems fester
nen ermittelten kritischen Wert oder Zeit- ĺ  Wechselkurse. Deutschland trat 1952
punkt, ab dem Gewinn gemacht wird dem Bretton-Woods-Abkommen bei.
(sog. Break-Even-Punkt). – 1.  Kostenrech-
Brief – Begriff im Börsenwesen: ĺ Bör-
nung: Im Rahmen der  Break-Even-Ana-
senpreis, zu dem ein Marktteilnehmer ein
lyse wird die Ausbringungsmenge (= Ab-
ĺ Wertpapier anbietet.
satzmenge)  eines Produkts ermittelt,  ab
dem die Gewinnzone erreicht wird. Briefgeheimnis  –  Schutz der Vertrau-
lichkeit individueller schriftlicher Kom-
munikation, d.h. von Briefen und anderen
persönlichen Schriftstücken. Das Brief-
und Postgeheimnis ist im ĺ Grundgesetz
(GG) verfassungsrechtlich (Art. 10 I GG)
garantiert. – Vgl. auch ĺ Postgeheimnis.
Briefhypothek ĺ  Hypothek, ĺ  Hypo-
thekenbrief.
Briefkastengesellschaft  –  Gesellschaft,
die an ihrem Sitz nur einen „Briefkas-
ten“ unterhält. Der tatsächliche  Sitz der
Im Break-Even-Punkt (dem Schnitt- ĺ Firma oder der Geschäftsführung be-
punkt von Kosten- und Erlöskurve)  ist findet sich an einem anderen Ort. Auf-
die Summe der fixen und variablen Kos- grund ihrer Anonymität dienen Briefkas-
ten gleich dem Erlös (Umsatz), sodass tengesellschaften der Steuerbeeinflusung,
89 Bruttoinlandsprodukt (BIP)

aber auch der ĺ  Steuerhinterziehung Bruttoeinkaufspreis  –  Listenpreis


oder der Verschleierung von Geldströ- des  Lieferanten,  einschließlich ĺ  Mehr-
men. wertsteuer (MWst), aber ohne Bezugs-
kosten (Verpackung und Fracht). – An-
Briefkurs  –  Feststellung des Kurses
ders: ĺ Nettoeinkaufspreis.
(ĺ Börsenpreis), zu dem für ein ĺ Wert-
papier Verkaufsaufträge vorlagen, ohne Bruttogewinn ĺ Rohergebnis.
dass es zu einem Umsatz kam.  –  Gegen- Bruttoinlandsprodukt (BIP)  –  Begriff
satz: ĺ Geldkurs. aus den ĺ  Volkswirtschaftlichen Ge-
Broker – früher angloamerikanische Be- samtrechnungen (VGR) für die wirt-
zeichnung für Personen oder Unterneh- schaftliche Leistung einer Volkswirt-
men, die Wertpapiergeschäfte an der schaft in einem bestimmten Zeitraum
ĺ Börse vermitteln, heute allg. für Han-
delsteilnehmer.
Bruchteilseigentum ĺ Miteigentum.
Brückenbank ĺ  Bank, die  auf Anord-
nung der ĺ  Bundesanstalt für Finanz-
marktstabilisierung  (FMSA) durch die
Übertragung von systemrelevanten Un-
ternehmensteilen eines Kreditinstitu-
tes errichtet wird, um drohende Bestands-
und Systemgefährdungen zu verhindern.
Die Brückenbank ist unter dem Dach
der FMSA angesiedelt. Der Restrukturie- (i.d.R. Jahr). Das BIP gibt an, wie viele
rungsfonds kann sie durch Eigenkapital Güter im Inland produziert wurden. Da-
und Garantien stützen. bei werden Vorleistungen und Importe
abgezogen.  –  Das BIP wird auf unter-
brutto  –  vor Abzug von ĺ  Steuern,
schiedliche Weise berechnet. Dies ist da-
ĺ Abschreibungen usw. (z. B. Bruttopreis,
von abhängig, ob die Entstehungs- oder
Bruttogewinn) oder mit Verpackung (z. B.
Bruttogewicht). – Anders: ĺ netto.
Bruttoarbeitsentgelt  –  Bruttolohn,
ĺ Arbeitsentgelt vor Abzug von Steuern
(Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und ggf.
Kirchensteuer) und Sozialversicherungs-
beiträgen (i.d.R. Arbeitslosen-, Kranken-,
Pflege- und Rentenversicherung). Auf
der Grundlage des Bruttoarbeitsentgelts
werden die Steuern und die Sozialversi-
cherungsbeiträge berechnet.  –  Anders:
ĺ Nettoarbeitsentgelt.
Bruttoclearing ĺ Clearing.
Bruttokreditaufnahme 90

die Verwendungsseite des BIP betrachtet Bruttosozialprodukt (BSP) ĺ Bruttona-


wird.  –  Vgl. auch ĺ  Bruttonationalein- tionaleinkommen (BNE).
kommen (BNP) und die Abb. „BIP – Ent- Bruttoumsatz ĺ Umsatz.
stehungsrechnung“ und „BIP – Verwen-
dungsrechnung.  –  Weitere Informationen Bruttovermögen ĺ Vermögen.
unter www.destatis.de. Bruttowertschöpfung ĺ  Produktions-
wert, ĺ Wertschöpfung.
Bruttokreditaufnahme  –  Bruttoneuver- BSG – Abk. für ĺ Bundessozialgericht.
schuldung. Summe der in einem Jahr von Bubbles  –  Finanzblase. Begriff des Bör-
ĺ Bund, ĺ Ländern und ĺ Gemeinden senwesens. Bubbles sind erhebliche posi-
neu aufgenommenen Kredite.  –  Gegen- tive Abweichungen der Börsenkurse von
satz: ĺ Nettokreditaufnahme. den eigentlichen Werten eines ĺ Wertpa-
Bruttolohn ĺ Bruttoarbeitsentgelt. piers. Bubbles beruhen i.d.R. auf massen-
psychologischen Phänomenen wie z. B.
Bruttonationaleinkommen (BNP) – frü-
dem Herdenverhalten. – Häufig wird der
her Bruttosozialprodukt (BSP). Begriff
Begriff auch für positive Kursübertrei-
aus den ĺ  Volkswirtschaftlichen Ge-
bungen angewandt.
samtrechnungen (VGR). Das BNP ist ein
wichtiges Maß für den wirtschaftlichen Bubills ĺ Schatzanweisung.
Wohlstand einer Volkswirtschaft.  –  Vgl. Buchbestand – Begriff aus dem ĺ Rech-
Abb. „BNP-Berechnung“. –  Weitere Infor- nungswesen für den Wert eines ĺ  Be-
mationen unter www.destatis.de. standskontos. Mind. einmal im Jahr
werden die  Buchbestände mit den tat-
sächlichen Beständen (Ist-Beständen) ab-
gestimmt. I.d.R. erfolgt dies beim ĺ Jah-
resabschluss durch eine ĺ  Inventur am
Bilanzstichtag. Buchbestände und Ist-Be-
stände können aufgrund von Buchungs-
Bruttoneuverschuldung ĺ  Bruttokre-
fehlern, Diebstahl oder Schwund (Ein-
ditaufnahme.
trocknen, Veralten, Verderben, Verduns-
Bruttoprinzip ĺ Bruttorechnung. ten etc.) voneinander abweichen.
Bruttorechnung  –  Bruttoprinzip, Aus- Bucheffekten ĺ Wertrechte.
weis der Ausgaben und Einnahmen oder
Aufwendungen und Erträge ohne vor- Bücher ĺ Geschäftsbücher.
herige Verrechnung. Bspw. müssen nach Buchführung  –  Teil des ĺ  Rechnungs-
den Vorschriften des ĺ  Handelsgesetz- wesens.  Buchführung ist die lückenlose
buchs (HGB) im Rahmen der ĺ  Ge- und ordnungsgemäße Aufzeichnung al-
winn- und Verlustrechnung (GuV) Auf- ler Geschäftsvorfälle. Diese werden an-
wendungen und Erträge nach der  Brut- hand von ĺ  Belegen in zeitlicher Rei-
torechnung ausgewiesen werden.  –  Vgl. henfolge und mit zahlenmäßiger Wertan-
auch ĺ  Haushaltsgrundsätze.  –  Gegen- gabe erfasst. Die  Buchführung hat den
satz: ĺ Nettorechnung. Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchfüh-
rung (GoB) zu entsprechen. – Wesentliche
91 Budgetierung

Aufgaben der  Buchführung sind: (1) Do- Buchungsbeleg ĺ Beleg.


kumentation, d.h. Aufzeichnung aller Ge-
Buchungsformel ĺ Buchungssatz.
schäftsvorfälle, (2) Rechenschaftslegung,
z. B. gegenüber Anteilseignern, Gläubi- Buchungssatz  –  Buchungsformel. Gibt
gern, etc., (3) Gläubigerschutzfunktion, (4) an, wie ein Geschäftsvorfall zu buchen ist
Bereitstellung von Informationen für die (ĺ Buchung). Jeder Buchungssatz enthält
Kalkulation, innerbetriebliche Kontrolle mind. die Buchung auf zwei Konten: eine
und Besteuerung.  –  Die gebräuchlichste Buchung im ĺ  Soll (Sollbuchung) und
Form der  Buchführung ist die  ĺ  dop- eine Buchung im ĺ  Haben (Habenbu-
pelte Buchhaltung. chung). Beide Buchungen sind durch „an“
verbunden. Bsp.: „Kasse an Waren“. Die
Buchführungspflicht  –  Verpflich-
Summe der Sollbuchungen muss gleich
tung, unter der Berücksichtigung der
der Summe der Habenbuchungen sein
ĺ  Grundsätze ordnungsmäßiger Buch-
(Soll = Haben).
führung (GoB) Bücher zu führen. Nach
dem ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) ist je- Buchwert – Wert eines Vermögensgegen-
der ĺ  Kaufmann buchführungspflich- standes in den kaufmännischen Büchern
tig.  –  Die ĺ  Buchführung muss so be- oder in der ĺ Bilanz bewertet zu ĺ An-
schaffen sein, dass sie einem Dritten schaffungskosten oder ĺ  Herstellungs-
innerhalb angemessener Zeit einen Über- kosten, korrigiert um die ĺ  Abschrei-
blick über die Geschäftsvorfälle und die bungen und ĺ Zuschreibungen entspre-
finanzielle Lage des Unternehmens ver- chend den handels- und steuerrechtlichen
mitteln kann. Bewertungsgrundsätzen.  –  Vgl. auch
ĺ Restwert.
Buchgeld ĺ Geld.
Buchhaltung  –  Finanzbuchführung. Ab- Budget  –  Aufstellung der voraussicht-
teilung im Unternehmen, die für die lichen Einnahmen und der geplanten
ĺ Buchführung und ĺ Bilanzierung zu- Ausgaben für einen bestimmten Zeit-
ständig ist. raum. – 1.  Volkswirtschaft: ĺ Haushalts-
plan.  –  2.  Betriebswirtschaft: meist kurz-
Buchhypothek ĺ Hypothek. fristiger operativer Plan, der im Rahmen
Buchkredit ĺ Kredit an Kunden, der le- der Finanz- oder Investitionsplanung auf-
diglich „in den Büchern” erfasst wird, ohne gestellt wird (ĺ Finanzplan). Hinsichtlich
dass der Gegenwert beurkundet wird (wie ihrer Anpassungsfähigkeit kann zwischen
z. B. bei ĺ  Schuldscheindarlehen). Die starren und flexiblen Budgets unterschie-
häufigste Form ist das Einräumen einer den werden.
ĺ  Kreditlinie auf dem Kontokorrent- Budgetierung  –  Prozess der Budgeter-
konto oder die Gewährung eines ĺ Dar- stellung (ĺ Budget). – 1.  Volkswirtschaft:
lehens. Verfahren, bei dem ein finanzieller Rah-
Buchung  –  Begriff aus der ĺ  Buchfüh- men für den ĺ  Haushaltsplan vorgege-
rung für die Eintragung eines Geschäfts- ben wird. Die einzelnen Posten können
vorfalls in eines der ĺ  Geschäftsbücher. von den Verantwortungsträgern in sach-
Eine  Buchung erfolgt aufgrund eines licher und zeitlicher Hinsicht bestimmt
ĺ Belegs. werden.  –  2.  Betriebswirtschaft: Prozess
Bund 92

der Aufstellung und Verabschiedung ei- Berufsberatung, Förderung der berufli-


nes ĺ Budgets. Z.T. wird auch die Kon- chen Fortbildung, Umschulung und Ei-
trolle der Budgets zur Budgetierung ge- narbeitung. Die BA fördert die Wieder-
zählt. Die  Budgetierung ist ein zentra- eingliederung von Arbeitslosen in den
ler Teil der kurzfristigen Planung. Über Arbeitsmarkt z. B. durch Lohnzuschüsse.
die Budgetierung kann auch die Abstim- Sie ist außerdem für die Zahlung finan-
mung der Budgets im Unternehmen er- zieller Leistungen wie ĺ  Insolvenzgeld,
folgen. In diesem Fall werden Teilbudgets ĺ  Kurzarbeitergeld oder ĺ  Winter-
für die einzelnen Unternehmensberei- geld zuständig.  –  Der überwiegende Teil
che gebildet, die in einem Gesamtbudget der Ausgaben der BA wird durch die Bei-
zusammengeführt werden.  –  Vgl. auch träge zur ĺ Arbeitslosenversicherung fi-
ĺ Beyond Budgeting. nanziert. Der Rest wird vom Staat ge-
zahlt. – Weitere Informationen unter www.
Bund  –  1.  Staatsrecht: in der bundes-
arbeitsagentur.de.
staatlichen Ordnung der Bundesrepub-
lik Deutschland Bezeichnung für den Ge-
Bundesamt für Wirtschaft und Aus-
samtstaat („Bund und Länder“). – 2. Wer-
fuhrkontrolle (BAFA)  –  Bundesbehörde
bung: Freiraum außerhalb des Satzspiegels
mit Sitz in Eschborn a.T., die dem Bun-
in der Blattmitte oder in der Falz eines
desministerium für Wirtschaft und Ener-
Druckwerkes. Anzeigen „über Bund“ fül-
gie (BMWi) unterstellt ist. Es nimmt in
len diesen Freiraum aus und treffen in der
Deutschland wichtige administrative
Blattmitte aufeinander.
Aufgaben in den Bereichen Außenwirt-
Bundesagentur für Arbeit (BA) – früher schaft, Wirtschaftsförderung und Energie
Bundesanstalt für Arbeit, zentrale Behörde wahr. – Weitere Informationen unter www.
der Arbeitsverwaltung mit Sitz in Nürn- bafa.de.
berg. Die BA ist eine öffentlich-rechtliche
ĺ Körperschaft. Sie steht unter Aufsicht Bundesanleihe  –  spezielle Form
des Bundesministers für Arbeit und Sozi- von Bundesschuldverschreibun-
ales (BMAS). Sie unterliegt jedoch nicht gen (ĺ  Bundeswertpapiere). Sie die-
den Weisungen staatlicher Stellen. Die nen der öffentlichen Hand zur Beschaf-
BA gliedert sich in drei Stufen: die Nürn- fung von langfristigen Finanzierungs-
berger Zentrale, zehn  Regionaldirektionen mitteln.  Bundesanleihen werden in den
(früher Landesarbeitsämter), 156 örtli- ĺ  regulierten Markt der Wertpapier-
che  ĺ Agenturen für Arbeit (früher Ar- börse (ĺ  Börse) ohne ĺ  Prospekt ein-
beitsämter) mit ca. 600 Nebenstellen und geführt.  –  Ausstattungsmerkmale: (1)
304 ĺ  Jobcenter (Stand 3/2014).  –  Die feste Verzinsung, (2) jährliche Zinszah-
BA ist Hauptträger der ĺ Arbeitsmarkt- lung, (3) Tilgung am Ende der Laufzeit,
politik. Zur ihren Aufgaben zählen v.a. (4) zehn bis dreißig Jahre Laufzeit, (5)
die Arbeitsvermittlung in den örtlichen kein Mindestanlagebetrag, (6) keine ef-
Arbeitsagenturen und die Zahlung des fektiven Stücke, sondern Wertrechte, ein-
ĺ  Arbeitslosengeldes und ĺ  Kurzar- getragen in das ĺ  Bundesschuldbuch
beitergeldes. Außerdem übernimmt sie der ĺ  Deutschen Finanzagentur.  –  Die
Arbeitsförderungsmaßnahmen wie z. B. Ausgabe von Bundesanleihen erfolgt im
93 Bundesarbeitsgericht

ĺ Tenderverfahren. –  Weitere Informati- errichten. Mit Errichtung des ĺ Restruk-


onen unter www.deutsche-finanzagentur. turierungsfonds übernahm sie 2011  des-
de. sen Verwaltung,  die Anwendung seines
Bundesanstalt für Arbeit  –  frühere Be- Instrumentariums zur Vermeidung und
zeichnung für die ĺ  Bundesagentur für Bewältigung zukünftiger Bankenkrisen
Arbeit (BA). und den Einzug der ĺ Bankenabgabe. –
Weitere Informationen unter www.fmsa.
Bundesanstalt für Finanzdienstleis- de.
tungsaufsicht (BaFin) – Bundesbehörde,
die für die Bundesaufsicht über Finanz- Bundesanzeiger  –  täglich erschei-
dienstleistungsunternehmen zuständig nende Zeitung der Bundesanzeiger Ver-
ist. Die BaFin ist eine bundesunmittelbare lags GmbH in Köln. Im amtlichen Teil ma-
ĺ Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz chen Behörden Vorschriften, Mitteilun-
in Bonn und Frankfurt a.M. Sie unterliegt gen oder Entscheidungen bekannt. Im
der Rechts- und Fachaufsicht des Bundes- nicht amtlichen Teil werden z. B. Bilan-
ministers der Finanzen. Die BaFin wurde zen, Jahresabschlüsse und Einladungen zu
2002 durch Zusammenlegung der drei Hauptversammlungen veröffentlicht. Zu
ehemaligen Bundesaufsichtsämter für das ihrer Veröffentlichung sind Unternehmen
Kreditwesen, für das Versicherungswesen aufgrund von Gesetzen oder Satzung ver-
und für den Wertpapierhandel gegrün- pflichtet.  –  Seit 2007 können eine Reihe
det.  –  Der einheitlichen staatlichen Auf- gesetzlich vorgeschriebener Bekannt-
sicht durch die BaFin unterliegen ĺ Ban- machungen des Gesellschaftsrechts auch
ken, ĺ  Finanzdienstleistungsinstitute, im elektronischen Bundesanzeiger veröf-
ĺ  Versicherungsunternehmen, ĺ  Pen- fentlicht werden. Seit 2012 ist die elek-
sionsfonds und der Wertpapierhandel. tronische Veröffentlichung der Regel-
Hauptziel der Allfinanzaufsicht ist es, die fall, Druckausgaben beschränken sich auf
Funktionsfähigkeit, Stabilität und Integ- Ausnahmen. – Weitere Informationen un-
rität des deutschen Finanzmarktes zu si- ter www.bundesanzeiger.de.
chern.  –  Weitere Informationen unter
www.bafin.de. Bundesarbeitsgericht  –  oberster Ge-
Bundesanstalt für Finanzmarktstabi- richtshof des Bundes im Bereich der Ar-
lisierung (FMSA)  –  Bundesanstalt im beitsgerichtsbarkeit mit Sitz in Erfurt.
Geschäftsbereich des Bundesministe- Das  Bundesarbeitsgericht ist für Revisi-
rium der Finanzen (BMF). Sie wurde im onen und für Rechtsbeschwerden gegen
Jahre  2009 im Zuge der Finanzmarkt- Urteile der Landesarbeitsgerichte und
krise von 2008 zur Umsetzung und Über- für Nichtzulassungsbeschwerden zustän-
wachung der Stabilisierungsmaßnahmen dig. Es entscheidet in Senaten, die mit ei-
des deutschen Finanzmarktes  und  zur nem Vorsitzenden, zwei Berufsrichtern
Verwaltung des ĺ  Sonderfonds Finanz- und je einem ehrenamtlichen Richter aus
marktstabilisierung (SoFFin)  mit Sitz in den Kreisen der ĺ Arbeitnehmer und der
Fankfurt errichtet. Im Jahre 2009 erhielt ĺ  Arbeitgeber besetzt sind.  –  Vgl. auch
sie die (nicht in Anpruch genommene) ĺ Gericht. – Weitere Informationen unter
gesetzliche Möglichkeit, ĺ Bad Banks zu www.bundesarbeitsgericht.de.
Bundesauftragsverwaltung 94

Bundesauftragsverwaltung ĺ  Steuer- BfDI die gesetzliche Aufgabe, den Deut-


verwaltungshoheit. schen Bundestag und die Öffentlichkeit
Bundesausbildungsförderungsgesetz über wesentliche datenschutzrechtliche
(BAföG)  –  regelt die finanzielle Förde- Entwicklungen im privatwirtschaftlichen
rung schulischer und akademischer Aus- Bereich zu unterrichten. Er legt dem Bun-
bildungen (z. B. weiterführende Schulen, destag alle zwei Jahre einen Tätigkeitsbe-
Berufsfachschulen, Fachhochschulen und richt vor. – Der BfDI ist in der Ausübung
Universitäten). Es wird die Erstausbildung seines Amtes unabhängig. Daher  unter-
im Inland  (Inlands-BAFög) und Ausland steht er keiner Fachaufsicht, sondern nur
(Auslands-BAFög) gefördert. Die Ausbil- der Rechtsaufsicht der Bundesregierung
dungsförderung wird nur für die Studi- und der Dienstaufsicht des Bundesminis-
enregelzeit gezahlt. – Altersgrenze: Ge- teriums des Inneren (BMI). – Auf Landes-
fördert werden kann grundsätzlich nicht ebene wird der Datenschutz durch den
mehr, wer bei Beginn des Ausbildungsab- Landesdatenschutzbeauftragten und/oder
schnitts bereits das 30. Jahr vollendet hat, durch  eine Datenschutzkommission kon-
bei Masterstudiengängen das 35. Lebens- trolliert. – Weitere Informationen unter
jahr.  –  Die Höhe der Leistung wird nach www.bfdi.bund.de.
den im Gesetz genannten Bedarfssätzen Bundesergänzungszuweisungen ĺ
festgelegt. Es werden dabei Einkommen Länderfinanzausgleich.
und Vermögen des Auszubildenden, sei-
nes Ehegatten und seiner Eltern berück- Bundeserziehungsgeld ĺ  Erziehungs-
sichtigt. Schüler erhalten die Förderung geld.
als Vollzuschuss. Im Fall eines Hoch-
schulstudiums wird i.d.R. die Leistung zur Bundesfinanzhof (BFH)  –  oberster Ge-
Hälfte als Zuschuss, zur anderen Hälfte als richtshof des Bundes für ĺ Steuern und
zinsloses Darlehen gewährt.  –  Zuständig ĺ  Zölle mit Sitz in München. Der BFH
für die Durchführung ist das Amt für Aus- entscheidet als Rechtsmittelinstanz über
bildungsförderung.  –  Weitere Informatio- ĺ  Revisionen und ĺ  Beschwerden ge-
nen unter www.das-neue-bafoeg.de. gen Entscheidungen der ĺ  Finanzge-
richte. An diese Entscheidungen sind die
Bundesbank ĺ Deutsche Bundesbank. Finanzgerichte gebunden. Im Rahmen ei-
Bundesbeauftragter für den Daten- nes Gerichtsverfahrens können Steuer-
schutz und die Informationsfreiheit pflichtige bis zur Entscheidung vor dem
(BfDI)  –  Bundesbehörde, die die Einhal- BFH einen Antrag auf ĺ Aussetzung der
tung des ĺ Datenschutzes bei der Daten- Vollziehung stellen. Der BFH entscheidet
und Informationsverarbeitung der öffent- durch Senate, die mit drei Berufsrichtern
lichen Stellen des Bundes kontrolliert. Au- und zwei ehrenamtlichen Richtern be-
ßerdem berät und kontrolliert sie auch setzt sind. Bei Beschlüssen außerhalb der
bestimmte nicht öffentliche Stellen wie mündlichen Verhandlung und bei Ge-
Telekommunikations- und Postdienstun- richtsbescheiden wirken die ehrenamtli-
ternehmen sowie private Unternehmen, chen Richter nicht mit. Einfache Rechts-
die unter das Sicherheitsüberprüfungsge- fälle können auf einen Einzelrichter zur
setz fallen. Darüber hinaus obliegt dem Entscheidung übertragen werden.  –  Vgl.
95 Bundesnetzagentur

auch ĺ Gericht. –  Weitere Informationen des Bundesrechts: nach Sachgebieten ge-


unter www.bundesfinanzhof.de. ordnete Neuveröffentlichung von Rechts-
Bundesfinanzverwaltung ĺ  Finanz- vorschriften, die bei der mit dem Stand
verwaltung. 31.12.1963 abgeschlossenen Rechtsberei-
nigung als fortgeltendes Bundesrecht fest-
Bundesgerichtshof (BGH)  –  oberster gestellt worden sind. – Weitere Informatio-
Gerichtshof der Bundesrepublik Deutsch- nen unter www.bundesgesetzblatt.de.
land im Bereich der ordentlichen Ge-
richtsbarkeit, d.h. der Zivil- und Straf- Bundeskartellamt (BKartA)  –  Selbst-
rechtspflege, mit Sitz in Karlsruhe. Der ständige Bundesoberbehörde mit Sitz in
BGH ist in Zivilsachen für ĺ Revisionen Bonn, die als Kartellbehörde des Bun-
gegen Urteile der ĺ  Oberlandesgerichte des die Einhaltung des ĺ  Wettbewerbs-
(OLG) und (selten) für Sprungrevisionen rechts überwacht. Das  Bundeskartellamt
gegen Urteile von ĺ  Landgerichten zu- steht unter der Aufsicht des Bundesmi-
ständig. Weiterhin ist der BGH in Strei- nisters für Wirtschaft und Technologie,
tigkeiten des gewerblichen Rechtsschut- der dem  Bundeskartellamt lediglich all-
zes für Berufungen gegen Entscheidun- gemeine Anweisungen erteilen kann.
gen des Bundespatentgerichts (BPatG), Das  Bundeskartellamt veröffentlicht alle
in Strafsachen für Revisionen gegen Ur- zwei Jahre einen Bericht über seine Tä-
teile der Schwurgerichte und der großen tigkeit und die Lage und Entwicklung
Strafkammern der Landgerichte sowie in auf seinem Aufgabengebiet.  –  Vgl. auch
der Berufsgerichtsbarkeit für Steuerbera- ĺ Kartellbehörden. – Weitere Informatio-
ter und Wirtschaftsprüfer zuständig. Der nen unter www.bundeskartellamt.de.
BGH entscheidet in Zivil- und Strafsena-
ten, die mit jeweils fünf Richtern besetzt Bundesländer ĺ Länder.
sind.  –  Vgl. auch ĺ  Gerichte.  –  Weitere
Informationen unter www.bundesgerichts- Bundesmonopolverwaltung für Brannt-
hof.de. wein (BfB) ĺ  Branntweinmonopol,
ĺ Finanzmonopol.
Bundesgesetzblatt (BGBl)  –  amtliches
Organ zur Bekanntmachung der Bun- Bundesnetzagentur  –  Kurzbezeichnung
desgesetze und anderer Rechtsvorschrif- für: Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas,
ten.  –  Es umfasst folgende Teile: Teil I: Telekommunikation, Post und Eisenbah-
Bundesgesetze, Rechtsverordnungen von nen; selbstständige Bundesoberbehörde
wesentlicher oder dauernder Bedeutung im Geschäftsbereich des Bundesministe-
und Entscheidungsformeln der Urteile riums für Wirtschaft und Energie (BMWi)
des Bundesverfassungsgerichts sowie An- mit Sitz in Bonn. – Aufgabe: durch Libera-
ordnungen und Erlasse des Bundespräsi- lisierung und ĺ Deregulierung für einen
denten. Teil II: völkerrechtliche Verein- diskriminierungsfreien Netzzugang und
barungen und die zu ihrer Inkraftsetzung mehr Wettbewerb zu sorgen. Die Regu-
oder Durchsetzung erlassenen Rechtsvor- lierungsentscheidungen der  Bundesnetz-
schriften. Außerdem werden Rechtsvor- agentur werden durch Beschlusskammern
schriften auf dem Gebiet des Zolltarif- gefasst. – Weitere Infomationen unter www.
wesens veröffentlicht. Teil III: Sammlung bundesnetzagentur.de.
Bundesobligation 96

Bundesobligation  –  spezielle Form ei- seinen Geschäftsbereich selbstständig un-


ner Bundesschuldverschreibung (ĺ Bun- ter eigener Verantwortung leitet.
deswertpapiere) mit einer mittleren Lauf- Bundesrepublik Deutschland – Fi-
zeit von fünf Jahren. Bundesobligationen nanzagentur GmbH ĺ  Deutsche Fi-
sind fest verzinslich. Die Zinszahlung er- nanzagentur.
folgt jährlich und die Rückzahlung zum
ĺ Nennwert. Bundesobligationen haben Bundesschatzanweisung ĺ  Schatzan-
eine Stückelung von 0,01 Euro und kön- weisung.
nen in beliebigen Nennbeträgen gehan- Bundesschatzbrief  –  von der Bun-
delt und übertragen werden. Es werden desrepublik Deutschland ausgegebene
keine Wertpapierurkunden ausgedruckt. ĺ  Schuldbuchforderung. Die Erwerber
Die Schuldbuchforderungen werden le- erhalten über die Bundesschatzbriefe ab-
diglich in das ĺ  Bundesschuldbuch bei tretungsfähige Quittungen, jedoch keine
der ĺ  Deutschen Finanzagentur einge- Wertpapierurkunden. Die Laufzeit be-
tragen.  Bundesobligationen werden im trägt sechs Jahre bei jährlicher Zinszah-
ĺ  Tenderverfahren begeben und direkt lung (Typ A) oder sieben Jahre bei Zah-
danach an der ĺ Börse eingeführt. – Wei- lung der Zinsen mit Zinseszinsen zum
tere Informationen unter www.bundes- Zeitpunkt der Rückzahlung (Typ B).
wertpapiere.de. Die  Bundesschatzbriefe haben eine Stü-
ckelung von 0,01 Euro und einen Mindest-
Bundespräsident – Staatsoberhaupt der
anlagebetrag von 50 Euro. Bundesschatz-
Bundesrepublik Deutschland, von der
briefe können bei Banken und Sparkassen
Bundesversammlung für fünf Jahre ge-
zum Anlagebetrag erworben werden. Sie
wählt.
werden nicht an der Börse gehandelt. Sie
Bundesrat – Verfassungsorgan des Bun- können jedoch an Dritte übertragen wer-
des, durch das die ĺ  Länder nach dem den. –  Weitere Informationen unter www.
ĺ  Grundgesetz (GG) bei der Gesetzge- bundeswertpapiere.de.
bung und Verwaltung des ĺ Bundes mit- Bundesschuldbuch  –  öffentliches Ver-
wirken. zeichnis, in das Schulden und sonstige
Bundesrechnungshof ĺ  Rechnungs- Verbindlichkeiten (z. B. internationale
hof. Beitragsverpflichtungen) des Bundes und
seiner Sondervermögen eingetragen wer-
Bundesregierung – Regierung der Bun- den. Das Bundesschuldbuch wird von der
desrepublik Deutschland, bestehend aus ĺ Deutschen Finanzagentur geführt.
dem (der) Bundeskanzler(in), der (die)
vom Bundestag gewählt wird, und den Bundesschuldverschreibungen ĺ
Bundesministern, die auf Vorschlag des Bundeswertpapiere.
Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzle- Bundessozialgericht (BSG)  –  oberster
rin durch den ĺ  Bundespräsidenten er- Gerichtshof für Sozialgerichtsbarkeit mit
nannt und entlassen werden. Der (die) Sitz in Kassel. Das BSG ist v.a. für Revisi-
Bundeskanzler(in) bestimmt die Richtli- onen gegen Urteile der ĺ  Landessozial-
nien der Politik (Richtlinienkompetenz), gerichte zuständig. Das  BSG entscheidet
innerhalb derer jeder Bundesminister in Senaten, die mit einem Vorsitzenden,
97 Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e. V. (BDA)

zwei Berufsrichtern und zwei ehrenamt- 598, 4 Überhangmandate und 29 Aus-


lichen Richtern besetzt sind. – Vgl. auch gleichsmandate), von denen 299 in Wahl-
ĺ Gerichte. –  Weitere Informationen un- kreisen und die übrigen nach Landeslisten
ter www.bundessozialgericht.de. gewählt wurden. Die Abgeordneten wer-
Bundesstaat  –  Zusammenschluss von den für vier Jahre von den wahlberechtig-
Gliedstaaten zu einem besonderen Ge- ten Deutschen gewählt. – Neben den ihm
samtstaat mit eigenen Organen und ei- nach dem ĺ Grundgesetz (GG) zugewie-
gener Verfassung. Letzterer wird als senen Aufgaben und Rechten ist der Bun-
ĺ Bund bezeichnet. Die Gliedstaaten ver- destag als das Repräsentationsorgan des
fügen über verfassungsmäßig gesicherte Volkes der zentrale Ort der institutiona-
eigenständige und nicht beschränkbare lisierten politischen Willensbildung auf
Kompetenzbereiche und sind an der Bil- der Ebene des Bundes. – Zu seinen verfas-
dung des Bundeswillens institutionell und sungsgemäßen Aufgaben gehören u.a.: (1)
verfassungsmäßig beteiligt. – Die bundes- die Beschlussfassung über Bundesgesetze;
staatliche Gliederung der Bundesrepublik (2) die Feststellung des Bundeshaushalts;
Deutschland ist im ĺ Grundgesetz (GG) (3) die Wahl des Bundeskanzlers; (4) die
verankert (ĺ  Föderalismus) und einer Beteiligung an der Wahl des ĺ Bundes-
Verfassungsänderung entzogen. – Anders: präsidenten; (5) das konstruktive Miss-
ĺ Staatenbund. trauensvotum gegenüber dem Bundes-
kanzler; (6) Große und Kleine Anfragen
Bundessteuern ĺ  Steuern, für die der sowie Befragung der ĺ Bundesregierung;
ĺ  Bund über die Ertragshoheit ver- (7) Einsetzung von Untersuchungsaus-
fügt.  –  1.  Bundessteuern i.e.S.: Steuern, schüssen.
deren Aufkommen allein dem Bund zu-
fließt: ĺ Zölle, ĺ Verbrauchsteuern, die Bundesverband der Deutschen Indus-
nicht den Ländern (z. B. Biersteuer), Bund trie (BDI)  –  Spitzenorganisation im Be-
und Ländern (z. B. ĺ Umsatzsteuer) oder reich der Industrieunternehmen und in-
den Gemeinden (z. B. ĺ Gewerbesteuer) dustrienahen Dienstleister. Der BDI
zustehen: u.a.: Branntweinsteuer, Energie- wurde 1949 gegründet. Sitz in Berlin. Auf-
steuer, Kaffeesteuer, Schaumweinsteuer, gabe des BDI ist v.a. die Förderung aller
Solidaritätszuschlag, Stromsteuer, Tabak- gemeinsamen wirtschaftspolitischen Be-
steuer, Versicherungsteuer sowie Abga- lange der in ihm zusammengeschlossenen
ben im Rahmen der EU. – 2.  Bundessteu- Industriezweige. –  Weitere Informationen
ern i.w.S.: Gesamtheit der dem Bund zu- unter www.bdi.eu.
stehenden Steuereinannahmen, die aus Bundesvereinigung der Deutschen Ar-
den  Bundessteuern i.e.S. und dem Bun- beitgeberverbände e. V. (BDA)  –  Zu-
desanteil an den ĺ  Gemeinschaftssteu- sammenschluss von Arbeitgeberverbän-
ern besteht.  –  Vgl. auch ĺ  Gemeinde- den der deutschen Privatwirtschaft mit
steuern, ĺ Landessteuern. Sitz in Berlin. Die Aufgaben der BDA
Bundestag – Deutscher Bundestag. Volks- sind v.a. die Wahrnehmung der gemein-
vertretung der Bundesrepublik Deutsch- schaftlichen sozialpolitischen Belange auf
land in Berlin mit (im 18. Deutschen Bun- Bundes-, europäischer und internationa-
destag) 631 Abgeordneten (Reguläre Sitze ler Ebene, u.a. in Fragen der Sozial- und
Bundesverfassungsgericht (BVerfG) 98

Tarifpolitik, des Arbeitsrechts und Ar- Bundeszuschüsse und sonstigen Zuwei-


beitsmarktes, der Bildungs-, Personal- sungen an die ĺ  Rentenversicherung,
und Gesellschaftspolitik einschließlich die Zulassung von Behandlungsprogram-
der europäischen und internationalen So- men für chronisch Kranke, die Durchfüh-
zialpolitik. –  Weitere Informationen unter rung des Finanzausgleichs in der sozia-
www.arbeitgeber.de. len Pflegeversicherung und des ĺ Risiko-
strukturausgleichs und seit dem 1.1.2009
Bundesverfassungsgericht (BVerfG)  –
für die Verwaltung des Gesundheits-
höchstes Bundesgericht mit Sitz in Karls-
fonds (ĺ Gesundheitsreform) zuständig.
ruhe. Es wacht über die Einhaltung des
Schließlich ist das BVA Zahlstelle für das
ĺ  Grundgesetzes (GG) der Bundesre-
ĺ  Mutterschaftsgeld und in die Ausbil-
publik Deutschland („Hüter der Verfas-
dung des qualifizierten Nachwuchses der
sung“). Das  Bundesverfassungsgericht
Sozialversicherungsträger eingeschal-
ist für Verfassungsstreitigkeiten zwi-
tet.  –  Weitere Informationen unter www.
schen Bund und Ländern, zwischen ver-
bundesversicherungsamt.de.
schiedenen Bundesorganen und zwi-
schen verschiedenen Ländern zuständig. Bundesversicherungsanstalt für An-
Im Rahmen des sog. Normenkontroll- gestellte (BfA)  –  früherer Versiche-
verfahrens überprüft das  Bundesverfas- rungsträger, der für die Durchführung
sungsgericht ein Gesetz auf seine Verein- der Rentenversicherung für Angestellte
barkeit mit der Verfassung. Außerdem ist verantwortlich war; seit 1.10.2005 in der
das Bundesverfassungsgericht für alle an- ĺ Deutschen Rentenversicherung aufge-
deren im Grundgesetz vorgesehenen Fälle gangen.
wie z. B. Verfassungsbeschwerden, Rich- Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) –
teranklagen, Verfassungswidrigkeit von oberster Gerichtshof der für die allge-
Parteien und über die Verwirkung von meine Verwaltungsgerichtsbarkeit mit
ĺ  Grundrechten zuständig. Entschei- Sitz in Leipzig. Das BVerwG ist v.a. für
dungen des  Bundesverfassungsgerichts ĺ Revisionen gegen Urteile der ĺ Ober-
haben z.T. Gesetzeskraft.  –  Das  Bundes- verwaltungsgerichte (OVG) zuständig,
verfassungsgericht besteht aus zwei Se- außerdem für Streitigkeiten zwischen
naten mit jeweils acht Richtern, die für Bund und Ländern, zwischen Ländern
zwölf Jahre gewählt werden.  –  Vgl. auch untereinander, für Klagen auf den Ge-
ĺ Gerichte. –  Weitere Informationen un- bieten des Vereinsrechts und des Versi-
ter www.bundesverfassungsgericht.de. cherungsaufsichtsrechts. Das  Bundes-
Bundesversicherungsamt (BVA)  – verwaltungsgericht entscheidet in Sena-
selbstständige Bundesbehörde im Ge- ten, die i.d.R. mit fünf Richtern besetzt
schäftsbereich des Bundesministers für sind.  –  Vgl. auch ĺ  Gerichte.  –  Weitere
Arbeit und Soziales mit Sitz in Bonn. Ker- Informationen unter www.bverwg.de.
naufgabe des BVA ist die Rechtsaufsicht Bundeswertpapiere  –  Oberbegriff für
über die bundesunmittelbaren Träger der alle Schuldverschreibungen (ĺ  Anlei-
ĺ  Sozialversicherung. Darüber hinaus hen), die vom Bund und seinen ĺ Son-
ist es für eine Reihe von Verwaltungsauf- dervermögen begeben werden.  –  Kon-
gaben wie z. B. die Bewirtschaftung der krete Formen: ĺ  Bundesanleihe,
99 Bürgschaft

ĺ  Bundesobligation, ĺ  Bundes- Nach den Wahlen 2002 war das Bündnis


schatzbrief, Bundesschatzanweisungen für Arbeit nicht mehr aktiv.
(ĺ  Schatzanweisungen), ĺ  Finanzie- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)  –  seit
rungsschätze, Inflationsindexierte Bun- 1900 in Kraft. Das BGB ist die wichtigste
desanleihen und -obligationen, Un- Grundlage des ĺ  Bürgerlichen Rechts.
verzinsliche Finanzierungsschätze, Das BGB ist in fünf Bücher unterteilt: (1)
Fremdwährungsanleihen.  –  Weitere Allgemeiner Teil (z. B. Regelungen über
Informationen unter www.bundeswert- Geschäftsfähigkeit), (2) Schuldrecht (z. B.
papiere.de. Kaufvertrag, Werkvertrag, Mietvertrag),
Bundeswertpapierverwaltung ĺ (3) Sachenrecht (z. B. Besitz, Eigentum),
Deutsche Finanzagentur. (4) Familienrecht (z. B. Ehe, Vormund-
schaft) und (5) Erbrecht.
Bundeszentralamt für Steuern
(BZSt)  –  Bundesoberbehörde der ĺ  Fi- Bürgerliches Recht  –  1.  Bürgerliches
nanzverwaltung mit einer Vielzahl von Recht i.w.S.: Recht, das als Teil des Privat-
Zuständigkeiten, u.a. zur Vergabe der rechts die Rechtsbeziehungen der natür-
ĺ  Steuer-Identifikationsnummern und lichen und juristischen Personen regeln.
der ĺ  Umsatzsteuer-Identifikations- Zum  Bürgerlichen Recht zählen bspw.
nummern sowie im Bereich der ĺ Um- auch das Gesellschaftsrecht (z. B. Akti-
satzsteuer. – Weitere Informationen unter engesetz, GmbH-Gesetz), das Handels-
www.bzst.de. recht und die ĺ  gewerblichen Schutz-
rechte.  –  Gegensatz: ĺ  Öffentliches
Bund-Future – Euro-Bund-Future. ĺ Fu- Recht.  –  2.  Bürgerliches Recht i.e.S.: Im
ture, der auf einer idealtypischen ĺ Bun- ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und
desanleihe beruht. Der Bund-Future wird dessen Nebengesetzen geregeltes Recht.
an der ĺ  EUREX gehandelt. Grundlage
des Termingeschäfts ist eine aus einem Bürgerrechte ĺ Grundrechte.
Korb lieferbarer Anleihen berechnete, fik- Bürgerversicherung  –  Vorschlag zur
tive Bundesanleihe mit einer Verzinsung Reform der gesetzlichen ĺ  Kranken-
von 6 % und einer Restlaufzeit zwischen versicherung. Bei der  Bürgerversiche-
8,5 bis 10,5 Jahren. Das Emissionsvolu- rung sollen alle Einkunftsarten und alle
men muss mind. 5 Mrd. Euro betragen, Bevölkerungskreise (auch Beamte und
der Kontraktwert beträgt 100.000 Euro. Selbstständige) zur Finanzierung der ein-
Bündnis für Arbeit –  Bündnis für Arbeit, heitlichen Gesundheitsversorgung heran-
Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit, Ge- gezogen werden.
sprächsrunde von Bundesregierung, Ver- Bürgschaft  –  schriftliche Erklärung, die
tretern der Wirtschaftsverbände und der den Bürgen gegenüber dem Gläubiger
Gewerkschaften unter Vorsitz des Bun- verpflichtet, für die Erfüllung einer Ver-
deskanzlers. Sie wurde 1998 ins Leben ge- bindlichkeit durch den Schuldner ein-
rufen. Ziel der Gespräche war es, gemein- zustehen. D.h., der Bürge muss die Ver-
sam auf den Abbau der Arbeitslosigkeit pflichtungen des Schuldners gegenüber
hinzuarbeiten und die Wettbewerbsfähig- dem Gläubiger erfüllen.  –  Grundsätz-
keit der Wirtschaft nachhaltig zu stärken. lich hat der Gläubiger zuerst durch
Burn-out 100

ĺ  Zwangsvollstreckung beim Schuld- muss nach dem Standard des ĺ  Ein-


ner die Schuld einzutreiben. Bei der sog. heitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums
selbstschuldnerischen  Bürgschaft verzich- (SEPA) (SEPA-Standard) der BIC vorü-
tet der Bürge allerdings darauf.  –  Wich- bergehend noch bis zum 1.2.2016 neben
tige Arten der Bürgschaft sind: (1) Aus- ĺ IBAN verwendet werden.
fallbürgschaft: Der Bürge kann nur dann
Business Plan  –  Geschäftskonzept, Ge-
in Anspruch genommen werden, wenn
schäftsplan. Beschreibung eines unter-
ihm der Gläubiger nachweist, dass eine
nehmerischen Vorhabens. Im  Business
Zwangsvollstreckung gegen den Schuld-
Plan werden v.a. die unternehmerischen
ner erfolglos war. (2) Höchstbetragsbürg-
Ziele, geplante Strategien und Maßnah-
schaft: Vertragliche Begrenzung der Bürg-
men sowie die Rahmenbedingungen in-
schaft auf einen maximalen Betrag. (3)
haltlich und zahlenmäßig dargestellt. Bu-
Zeitbürgschaft: Durch eine entsprechende
siness Pläne werden für Phasen von be-
Vereinbarung erlischt die Haftung zu ei-
sonderer strategischer Bedeutung erstellt,
nem bestimmten Zeitpunkt bzw. nach ei-
z. B. Gründungsvorhaben, Einführung
ner bestimmten Frist. (4) Nachbürgschaft:
von neuen Produkten, Vorbereitung des
Für den Fall, dass ein Hauptbürge nicht
Börsengangs, Vorbereitung von Beteili-
zahlen kann, haftet dann ein Nachbürge.
gungen und strategischen Allianzen sowie
(5) Rückbürgschaft: Wenn der Bürge die
Umstrukturierungsmaßnahmen.
Hauptschuld erfüllt hat, hat er gegenüber
dem Hauptschuldner einen Rückgriffsan- Business Process Reengineering – Ana-
spruch, der durch einen weiteren Bürgen lyse der ĺ  Ablauforganisation und der
(Rückbürgen) abgesichert werden kann. ĺ  Aufbauorganisation eines Unterneh-
mens mit dem Ziel, ĺ Geschäftsprozesse
Burn-out – Stressreaktion. Ein Burn-out
und Strukturen eines Unternehmens ef-
ist dadurch gekennzeichnet, dass meist
fizienter zu gestalten.  Dabei sollen alle
ehemals beruflich sehr engagierte Perso-
Tätigkeiten aufgedeckt werden, die nicht
nen emotional erschöpft sind und in ih-
wettbewerbs- oder kundennutzenori-
rer Arbeitstätigkeit keine Erfüllung mehr
entiert sind. Diese sollen anschließend
finden.
durch eine radikale Neugestaltung der
Business AG ĺ kleine Aktiengesellschaft. Geschäftsprozesse beseitigt werden.
Business Angel  –  vermögende Privat- Business-to-Business-Markt  –  B2B.
person, die mit eigenem Kapital und be- Marktform, bei der das Angebot von Un-
ruflichen Erfahrungen junge Unterneh- ternehmen  an Unternehmen als Nach-
men (sog. ĺ  Start-up-Unternehmen) un- frager erfolgt. Der Begriff B2B dient v.a.
terstützen. der Abgrenzung der Marktbereiche, in
die das ĺ  Electronic Business eingeteilt
Business Identifier Code (BIC)  –  In-
wird. – Vgl. auch ĺ Business-to-Consu-
ternationaler Bank-Code, mit dem
mer-Markt (B2C), ĺ  Consumer-to-
sich Banken weltweit identifizieren las-
Consumer-Markt (C2C).
sen. Er umfasst  11 Stellen (Buchstaben
und Zahlen).  Bei grenzüberschreiten- Business-to-Consumer-Markt  –  B2C;
den Überweisungen und Lastschriften Marktform, in der das Angebot von
101 BWL

Unternehmen an ĺ  Konsumenten bzw. Buying Center  –  Einkaufsgremium; alle


Endverbraucher als Nachfragern erfolgt. an der ĺ Beschaffung eines Gutes betei-
Der Begriff B2C dient v.a. der Abgrenzung ligten Personen. V.a. bei der Beschaffung
der Marktbereiche, in die das ĺ Electro- von Investitionsgütern sind häufig meh-
nic Business eingeteilt wird.  –  Vgl. auch rere Funktionsträger (z. B. Geschäftsfüh-
ĺ  Business-to-Business-Markt (B2B), rer, Einkaufsleiter und Entwickler) betei-
ĺ Consumer-to-Consumer-Markt (C2C). ligt.
Bußgeld – Strafe bei ĺ Ordnungswidrig- BVJ  –  Abk. für ĺ  Berufsvorbereitungs-
keiten. Ein Bußgeld wird von der zustän- jahr (BVJ).
digen Verwaltungsbehörde durch einen BWL  –  Abk. für ĺ  Betriebswirtschafts-
Bußgeldbescheid festgesetzt. lehre (BWL).
c.p.  –  Abk. für ceteris paribus, ĺ  Cete-
C
der ĺ Kundenzufriedenheit und ĺ Kun-
ris-Paribus-Annahme. denbindung. – Vgl. auch ĺ Direktmarke-
C2C ĺ Consumer-to-Consumer-Markt. ting, ĺ Telefonverkauf.
CAD – Abk. für Computer Aided Design, Call Money  –  1.  Geldanlage bei einer
computergestütztes Konstruieren und Bank, für die keine bes. Laufzeit verein-
Entwickeln von Produkten und Werkzeu- bart wird. Sie kann eintägig (One Day
gen. Vorteile des CAD sind eine wesent- Notice) oder zweitägig (Two Days Notice)
liche Erleichterung von Neukonstrukti- gekündigt werden.  –  2.  Täglich fälliges
onen und Konstruktionsänderungen so- Geld an ĺ Geldmärkten. – 3. In Deutsch-
wie Zeit- und Kostenersparnis.  –  Arten: land wird der Begriff Call Money auch für
a) 2D-Geometrie-System: zweidimensio- ĺ Tagesgeld verwendet.
nale Darstellung in Ebenen. b) 3D-Geo-
Call Option ĺ Call.
metrie-System: dreidimensionale Darstel-
lung mit Kanten-, Flächen- und Volu- CAM – Abk. für Computer Aided Manu-
menmodellen. – Vgl. auch ĺ Concurrent facturing. Computergestützte Produktion
Engineering. sowie Produktionssteuerung und -über-
Call  –  Kurzbezeichnung für Call Option wachung. Im Rahmen von CAM erfolgt
(Kaufoption). Ein  Call gibt dem Inha- die Fertigungssteuerung durch Einsatz
ber (Käufer) gegen Zahlung der Options- von CNC-Technik, computergestützten
prämie das Recht (ĺ Option), einen ver- Transportsystemen, flexiblen Fertigungs-
einbarten Geschäftsgegenstand (Basis- systemen oder Industrierobotern.  –  Vgl.
objekt) zu einem festgelegten Basispreis auch ĺ PPS-System.
zu einem bestimmten Termin oder in ei- Cap  –  Begriff aus dem Börsenwesen für
nem bestimmten Zeitraum zu kaufen. die Vereinbarung einer Zinsbegrenzung
Der Verkäufer (Stillhalter) der Option hat zwischen Verkäufer und Käufer. Der
die Pflicht zu verkaufen, wenn der Käu- Cap-Verkäufer garantiert dem Cap-Käu-
fer sein Recht ausübt. – Gegensatz: ĺ Put fer die Zahlung der Differenz zwischen
(Verkaufsoption). dem vereinbarten Cap und dem darüber
Callcenter  –  Kommunikationszentrum, liegenden tatsächlichen Marktzinssatz für
in dem Kundenkontakte mittels moder- ein variabel verzinsliches ĺ  Finanzinst-
ner Kommunikationsmittel (z. B. Tele- rument (z. B. ĺ Floating Rate Note). Der
fon, ĺ  E-Mail, ĺ  Internet) abgewickelt Verkäufer erhält bei Vertragsabschluss
werden. In  Callcentern werden sowohl eine einmalige Prämie. Diese hängt im
Kundenanfragen von Spezialisten bear- Wesentlichen von der Höhe des Caps,
beitet als auch Kunden aktiv angespro- dem aktuellen Marktzinssatz, der Laufzeit
chen.  Callcenter sind häufig ausgeglie- und der Schwankungsbreite (ĺ  Volatili-
derte Organisationseinheiten oder selbst- tät) des ĺ Referenzzinssatzes (z. B. ĺ LI-
ständige Unternehmen. Callcenter dienen BOR) ab. Der Cap wird zur Absicherung
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_3, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
CAP 104

gegen steigende Zinsen eingesetzt.  –  Ge- Cashflow  –  Liquiditätszufluss. Wichtige


gensatz: ĺ Floor. betriebswirtschaftliche ĺ  Kennzahl zur
CAP – Abk. für Computer Aided Planning. Bewertung der Finanz- und Ertragslage
Computergestützte Arbeitsplanung. Im eines Unternehmens. Der  Cashflow ist
Rahmen von CAP werden Arbeitspläne der Überschuss der ĺ Einzahlungen über
zur Produktion eines Erzeugnisses auf die ĺ  Auszahlungen, d.h. der Nettozu-
der Grundlage geometrischer Daten von gang an flüssigen Mitteln aus dem Umsatz
ĺ  CAD sowie weiterer technologischer und sonstigen Aktivitäten eines Unter-
Informationen über Materialeigenschaf- nehmens. Er wird abgeleitet aus den Da-
ten erstellt. ten des ĺ Jahresabschlusses, v.a. aus der
ĺ Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Cargoversicherung ĺ  Transportversi- Der Net Operating Cashflow bezieht sich
cherung. nur auf Zahlungen aus der Produktions-
Carrier ĺ Verfrachter. und Absatztätigkeit, der gesamte Cashflow
Carry-over-Effekt  –  Begriff aus dem berücksichtigt zusätzlich Zahlungen aus
ĺ  Marketing. Der  Carry-over-Effekt ist Finanzierungs-, Investitions- und Aus-
die Wirkungsverzögerung beim Einsatz schüttungsentscheidungen.  –  Vgl. Abb.
absatz- oder marketingpolitischer Maß- „Cashflow“.
nahmen, v.a. von Werbemaßnahmen.
Case Management – Organisationsform
im ĺ  Marketing, bei der jeder Auftrag
als ein Geschäftsvorfall behandelt wird.
Der Kunde wird während des gesam-
ten Auftragsablaufs nur von einer Person
(sog. Case Manager) oder Stelle betreut.
Das  Case Management eignet sich v.a.
für Unternehmen, deren Produkte und
Dienstleistungen eine komplexe Marktbe-
arbeitung und eine enge und kontinuierli-
che Betreuung des Kunden erfordern.
Cash-and-Carry-Großhandel (CC)  –
Selbstbedienungsgroßhandel. Betriebsform
des Großhandels (ĺ Betriebsformen des
Handels), in der nach dem Prinzip der
Selbstbedienung ein großes Sortiment
von Konsumgütern v.a. Gewerbetreiben-
den (z. B. Einzelhändlern, Gastwirten,
Großverbrauchern und sonstigen gewerb-
lichen Verwendern) angeboten wird. Der
Kunde sucht die Ware selbst aus, bringt sie
zur Kasse, zahlt bar und transportiert sie
zum Ort der Verwendung.
105 Charge

Cashflow Statement ĺ  Kapitalfluss- CD –  Abk. für ĺ Certificate of Deposit.


rechnung. CDAX – Abk. für Composite DAX, ĺ Ak-
Cash Management – Steuerung der täg- tienindex, der die Wertentwicklung al-
lichen Gelddispositionen eines Unterneh- ler deutschen Aktien im ĺ General Stan-
mens. Als Instrument der ĺ  Finanzpla- dard und im ĺ  Prime Standard abbil-
nung ist das Cash Management kurzfristig det. Er wird von der ĺ Deutschen Börse
(mit einem Planungshorizont von we- AG berechnet und veröffentlicht. Der
nigen Tagen) ausgerichtet und plant die ĺ Deutsche Aktienindex ĺ (DAX) um-
ĺ  Liquidität für die unmittelbar bevor- fasst demgegenüber nur 30 Standard-
stehenden Tage anhand der verfügbaren werte.  –  Weitere Informationen unter
Informationen über ein- und ausgehende www.deutsche-boerse.com.
Zahlungsströme auf den zu disponieren- Certificate of Deposit (CD)  –  Deposi-
den Konten. Hauptaufgabe ist die stö- tenzertifikat; eine verbriefte ĺ  Termin-
rungsfreie Abwicklung des ĺ Zahlungs- einlage von Nicht-Banken bei Banken.
verkehrs auf der Grundlage der bei den Der Anleger einer bestimmten Mindest-
Kreditinstituten eingeräumten Kreditli- summe festverzinslicher Termineinlagen
nien sowie die kurzfristige Anlage über- erhält dafür ein Depositenzertifikat. Die-
schüssiger ĺ  Liquidität. Von der Kre- ses ist ein fungibles Wertpapier mit Lauf-
ditwirtschaft wird  Cash Management im zeiten von i.d.R ein bis sechs Monaten,
Rahmen des ĺ  Electronic Banking als das auch vor Fälligkeit veräußert werden
Dienstleistung angeboten. kann. CD unterliegen der ĺ Mindestre-
serve.
Category Management  –  Warengrup-
penmanagement. Konzept im Einzel- Ceteris-Paribus-Annahme –  Ceteris-Pa-
handel zur Umsetzung des ECR-Ansat- ribus-Klausel. Begriff aus der Wissen-
zes (ĺ  Efficient Consumer Response) schaftstheorie, der besagt, dass bei der
im Rahmen der ĺ  Sortimentspolitik. Analyse eines Zusammenhangs nur eine
Grundidee ist die Führung von Waren- betrachtete Variable verändert wird, wäh-
gruppen, die aus Sicht des Kunden zu- rend alle anderen gedanklich konstant
sammengehören (sog. Categories), als (ceteris paribus oder c.p.) gehalten wer-
Strategische Geschäftseinheiten (SGE) den. – Vgl. auch ĺ Partialanalyse.
(ĺ  Strategische Geschäftsfelder). Diese Change Management  –  Reorganisa-
sollen in einem kooperativen Prozess zwi- tion. Begriff für die laufende Anpassung
schen Hersteller und Händler optimiert von Unternehmensstrategien und -struk-
werden. Verantwortlich für die Umset- turen an veränderte Rahmenbedingun-
zung (vom Einkauf bis zum Verkauf) ist gen (ĺ Flexibilität). Das Change Manage-
auf der Handelsseite der Category Mana- ment soll ein Unternehmen ständig plan-
ger, dessen Zielvorgabe die Optimierung voll weiterentwickeln. Zu Ansätzen des
der Deckungsbeiträge der gesamten Wa- Change Managements zählen Konzepte
rengruppe ist. des Reengineerings sowie der ĺ Organi-
CC – Abk. für ĺ Cash-and-Carry-Groß- sationsentwicklung.
handel. Charge ĺ Chargenproduktion.
Chargenproduktion 106

Chargenproduktion  –  diskontinuierli- Chipkarte – spezielle Plastikkarte, in die


che Produktion. ĺ  Produktionsverfah- ein Chip mit unterschiedlichen Funktio-
ren, bei dem die Werkstoffe mit zeitlicher nen integriert ist. Zu unterscheiden sind
Unterbrechung (diskontinuierlich) in das Speicherkarten mit Datenspeicherfunk-
Arbeitssystem eingegeben und chargen- tion (z. B. Krankenversicherungskarte, Te-
oder partieweise be- und verarbeitet wer- lefonkarte) und Prozessorkarten mit ei-
den. Eine Charge oder Partie ist eine be- nem Mikroprozessor, der den Ablauf an-
stimmte nach oben begrenzte Menge von wendungsspezifischer Programme, z. B.
Einsatzgütern, die als Ganzes den Produk- zum Zugriffsschutz, erlaubt. Anwendung
tionsprozess durchlaufen. Bei der  Char- derzeit v.a. als ĺ  Zahlungskarte und als
genproduktion ist die Begrenzung der je- ĺ Debitkarte.
weiligen Produktionsmenge durch das
Fassungsvermögen der Produktionsanla- CIF  –  Abk. für Cost, Insurance, Freight
gen bestimmt. Im Unterschied dazu ist die (Kosten, Versicherung, Fracht), vgl. ĺ In-
Begrenzung bei der Partieproduktion na- coterms.
tur- oder beschaffungsbedingt (z. B. bei CIM – Abk. für Computer Integrated Ma-
Naturstoffen). nufacturing. Computergestützte Planung,
Chart  –  grafische Darstellung einer Da- Steuerung und Kontrolle der Produktion.
tenreihe, die in der technischen ĺ Akti- CIM umfasst ĺ  CAD (Computer Ai-
enanalyse die Kursentwicklung aufzeigt. ded Design), ĺ  CAP (Computer Aided
Gebräuchliche Formen des  Charts sind Planning) und ĺ  CAM (Computer Ai-
Linien-, Balken-, Candlestick- und Point- ded Manufacturing) sowie CAQ (Compu-
and-Figure-Charts. Der Analyst leitet aus ter Aided Quality Assurance), die compu-
dem Verlauf mögliche Trends der Kurs- tergestützte Qualitätssicherung und -kon-
entwicklung ab. trolle.

Charta der Grundrechte  –  Die Grund- CIP  –  Abk. für Carriage and Insurance
rechte-Charta wurde im Jahre 2000 in Paid (Transport und Versicherung ge-
Nizza von den Präsidenten des Europäi- zahlt), ĺ Incoterms.
schen Parlaments, des ĺ Rates der Euro- Clearing  –  Abrechnung. Begriff aus dem
päischen Union und der ĺ Europäischen Zahlungsverkehr: die gegenseitige Auf-
Kommission unterzeichnet. Sie wurde und Verrechnung von Forderungen und
vom Konvent ausgearbeitet und beruht Verbindlichkeiten von Geschäftspartnern
auf den gemeinsamen Verfassungstradi- über eine zentrale Stelle. Beim Nettoclea-
tionen, den einschlägigen internationalen ring werden nur die Beträge zwischen den
Verträgen und der Rechtsprechung des Teilnehmern ausgetauscht, die sich aus
ĺ  Europäischen Gerichtshofs (EUGH) der Saldierung von Forderungen und Ver-
und des Europäischen Gerichtshofs für bindlichkeiten ergeben, während beim
Menschenrechte.  –  Im Vertrag von Lis- Bruttoclearing jede Zahlung (ohne Saldie-
sabon  wurde der Charta Rechtsverbind- rung) einzeln ausgeführt wird. Ein Clea-
lichkeit verliehen und zu diesem Zweck ringsystem ist bspw. ĺ TARGET.
im Dezember 2007 ein zweites Mal pro-
klamiert. Cluster ĺ Clusteranalyse.
107 Common Stock

Clusteranalyse  –  deskriptive Methode ĺ  Marken kooperierender Anbieter für


der multivariaten ĺ Statistik, bei der zur die Nachfrager wahrnehmbar ein Leis-
Strukturierung von Beobachtungswer- tungsangebot im Verbund markieren. Die
ten möglichst homogene und untereinan- Kooperationspartner erhoffen sich davon
der möglichst unterschiedliche Gruppen eine Imageverbesserung und Verbreite-
(sog. Cluster) gebildet werden. Die Clus- rung ihrer Markenkompetenz.
teranalyse wird bspw. im ĺ  Marketing Collaborative Business  –  die unterneh-
zur Bildung von Kundengruppen bzw. mensübergreifende Zusammenarbeit al-
ĺ Marktsegmentierung eingesetzt. ler an einer ĺ  Wertschöpfungskette Be-
CLV  –  Abk. für ĺ  Customer Lifetime teiligten, vom Rohstofflieferanten bis zum
Value. Kunden. Ziel des  Collaborative Business
ist es, technologische und Wettbewerbs-
Coaching  –  Konzept der ĺ  Personal- vorteile zu erreichen, die als einzelnes
entwicklung, bei dem die Aufgabe ei- Unternehmen nicht möglich wären. Zur
ner Führungskraft darin gesehen wird, Umsetzung des  Collaborative Business
durch individuelle Betreuung der Mitar- in die Praxis sind geeignete Organisati-
beiter auf deren Leistungsverhalten ein- onsformen wie z. B. überbetriebliche Ar-
zuwirken, einen Ausgleich zwischen Un- beitsgruppen sowie Internetvernetzung
ternehmensanforderungen und Mitar- (ĺ Internet) erforderlich.
beiterbedürfnissen zu schaffen und damit
Commercial Banking ĺ Bankgeschäfte,
Hilfestellung zur Selbstmotivation zu ge-
die sich auf das Einlagen- und Kreditge-
ben. Z.T. wird zu diesem Zweck auch ein
schäft sowie den zugehörigen Zahlungs-
geschulter Berater (sog. Coach) einge-
verkehr erstrecken. – Gegensatz: ĺ Inves-
setzt. – Anders: ĺ Mentoring.
tment Banking.
Coase-Theorem  –  von R. Coase (briti- Commercial Paper (CP)  –  unbesicherte
scher Wirtschaftswissenschaftler und Inhaberschuldverschreibungen (ĺ  An-
Nobelpreisträger, geb. 1910) begrün- leihe), die ähnlich wie Sola-Wechsel
detes Theorem der Umwelt- und Res- (ĺ  Wechsel) Zahlungsversprechen be-
sourcenökonomik, nach dem unter be- inhalten. Ihre Laufzeit kann von zwei Ta-
stimmten Voraussetzungen (vollständige gen bis zu zwei Jahren reichen. CP werden
Information, klar definierte ĺ  Verfü- nur von Banken und Unternehmen erster
gungsrechte, wenige Beteiligte) durch eine Adresse (mit hoher ĺ Kreditwürdigkeit)
Verhandlungslösung ein optimales Niveau ausgegeben.
von ĺ  externen Effekten erzielt werden
kann. So zahlt z. B. der Verursacher ei- Commodity – englischer Begriff für Roh-
nes Umweltschadens den Geschädigten stoff oder ĺ Ware. Dies sind z. B. Kakao,
eine Entschädigung in der Höhe, bei der Zucker und Getreide. Commodities wer-
die Grenzvermeidungskosten gleich den den an Waren- und Warenterminbörsen
Grenzkosten der Schädigung sind (sog. (ĺ Börse) gehandelt.
Haftungsregel). Commodity Future ĺ Future.
Co-Branding  –  Markenallianz. Mar- Common Share ĺ Stammaktie.
ketingstrategie, bei der zwei oder mehr Common Stock ĺ Stammaktie.
Company Brand 108

Company Brand ĺ Dachmarke. Computerhandel ĺ Computerbörse.


Compliance – Handeln in Übereinstim- Computer Integrated Manufacturing
mung mit den Compliance-Regeln für ĺ CIM.
Mitarbeiter von Unternehmen und Wert-
Concurrent Engineering –  simultaneous
papierhandelsunternehmen, die über In-
Engineering. Konstruktionsmethode, bei
sider-Informationen verfügen. Nach dem
der die Arbeitsschritte weitgehend paral-
Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) von
lel erfolgen.  Concurrent Engineering ist
1998 dürfen Mitarbeiter bei Börsenge-
wegen der kürzeren ĺ  Produktlebens-
schäften (mit Wertpapieren, Derivaten,
zyklen, des Kostendrucks im Bereich der
Devisen oder Edelmetallen) nicht gegen
Entwicklung und der zunehmenden In-
die Interessen des eigenen Unternehmens
tegration von Informationstechnologien
und gegen die Interessen ihrer Kunden
von wachsender Bedeutung.
verstoßen. Ziel ist es, ĺ Insidergeschäfte,
ĺ  Geldwäsche und Terrorismusfinan- Constant Returns to Scale ĺ  Ska-
zierung, Marktmanipulation und ĺ Kor- lenertrag.
ruption zu verhindern sowie den ĺ Da- Consulting  –  individuelle Aufarbeitung
tenschutz zu wahren. Es gehört zu den betriebswirtschaftlicher Problemstellun-
organisatorischen Pflichten eines Wert- gen durch Interaktion zwischen einem ex-
papierdienstleistungsunternehmens eine ternen, unabhängigen Berater oder einer
Compliancestelle einzurichten, die die Beratungsgesellschaft und einem um Rat
Einhaltung dieser Regeln sicherstellt. suchenden Klienten.  –  Je nach Einfluss-
Composite DAX ĺ CDAX. grad und Beteiligungsintensität des Be-
Computer Aided Design ĺ CAD. raters werden verschiedene Beratungsar-
ten unterschieden: Problemlösungsbera-
Computer Aided Manufacturing
tung (der Berater als neutraler Dritter),
ĺ CAM.
Krisen- und Sanierungsberatung (der Be-
Computer Aided Planning ĺ CAP. rater als Krisenmanager) oder laufende
Computer Aided Quality Assurance Beratung mit Eingriffsmöglichkeiten in
(CAQ) ĺ CIM. Abstimmung mit dem Klienten (der Bera-
Computerbörse – Computerhandel, elek- ter als Interventionist).  –  Unternehmens-
tronisches Handelssystem. ĺ  Börse, de- beratung ist der Teilbereich des Consul-
ren Geschäftstätigkeit (Auftragseingabe ting, der auf Unternehmen abstellt. Ne-
und -weiterleitung, die Zusammenfüh- ben der Unternehmensberatung, die den
rung von Kauf- und Verkaufsorder sowie größten Anteil ausmacht, werden zuneh-
die ĺ  Börsenpreisfeststellung) über ein mend auch Beratungsleistungen für an-
elektronisches Handelssystem organisiert dere Organisationstypen wie Verwaltung
ist. Die Marktteilnehmer treten weder oder ĺ  Non-Profit-Organisationen an-
persönlich noch telefonisch in Kontakt. geboten. – Im Consulting wird i.d.R. nicht
Wichtige  Computerbörsen in Deutsch- mehr zwischen Personal- und Unterneh-
land sind ĺ EUREX und ĺ XETRA der mensberatung getrennt.
ĺ  Deutschen Börse AG.  –  Gegensatz: Consumer-to-Consumer-Markt  –  C2C;
ĺ Parkettbörse. Marktform, bei der das Angebot von
109 Corporate Design

ĺ  Konsumenten an Konsumenten als Zeitungen.  –  Gegensatz: ĺ  Shopping


Nachfrager gerichtet ist. Der Kontakt er- Goods, ĺ Specialty Goods.
folgt durch die neuen Möglichkeiten des
Convertible Bond ĺ Wandelanleihe.
ĺ  Electronic Commerce (E-Commerce)
i.d.R. über ĺ  Internet im Rahmen von Copyright  –  angloamerikanische Be-
Internetauktionen oder virtuellen Markt- zeichnung für ĺ  Urheberrecht an Wer-
plätzen. Eine der bekanntesten C2C-Platt- ken der Literatur, Tonkunst, bilden-
formen ist ebay. Der Begriff C2C dient v.a. den Kunst und Fotographie zur Erlan-
der Abgrenzung der Marktbereiche, in gung des Urheberrechtsschutzes in den
die das ĺ  Electronic Business eingeteilt USA. Das  Copyright unterliegt gewis-
wird.  –  Vgl. auch ĺ  Business-to-Busi- sen Formvorschriften, u.a. sind dies der
ness-Markt (B2B), ĺ Business-to-Consu- Vermerk „Copyright“ oder das Kennzei-
mer-Markt (B2C). chen  © mit der Jahresangabe der Erst-
Contestable Markets ĺ  potenzieller veröffentlichung, der Name des Berech-
Wettbewerb. tigten auf der Titel- und ersten Textseite
von Druckwerken sowie der Antrag an
Controlling  –  Teilfunktion innerhalb Register of Copyrights, Copyright Office,
der Unternehmensführung (ĺ  Manage- Library of Congress,   Washington 25, D.
ment), deren Hauptaufgabe die Planung, C., USA.
Steuerung, Kontrolle und Informations-
versorgung aller Unternehmensberei- Corporate Behaviour ĺ  Corporate
che ist. Im  Controlling laufen die Da- Identity
ten des ĺ  Rechnungswesens und ande- Corporate Communication ĺ  Corpo-
rer Quellen zusammen.  –  Grundlegend rate Identity.
ist, dass Unternehmensziele ausdrücklich
und messbar formuliert vorliegen. Au- Corporate Culture ĺ  Unternehmens-
ßerdem werden für alle Unternehmens- kultur.
bereiche Handlungsalternativen entwi- Corporate Design  –  das visuelle Er-
ckelt, ausgewählt und deren Ergebnisse scheinungsbild eines Unternehmens im
geplant. Im Rahmen des Controlling wird Rahmen und zur Unterstützung der von
zudem überprüft, inwieweit Planungen der ĺ  Corporate Identity vorgegebenen
tatsächlich eingehalten werden. Bei Ab- Ziele. Das Corporate Design soll das Un-
weichungen werden Maßnahmen ergrif- ternehmen nach innen und außen als Ein-
fen, um in der Durchführungsphase ge- heit erscheinen lassen, bes. durch formale
genzusteuern. Ggf. wird die Planung an- Gestaltungskonstanten, z. B. Firmen-
gepasst und ein neuer realistischer Plan zeichen (ĺ  Logo), Typographie, Haus-
aufgestellt. farbe etc. In Gestaltungsrichtlinien („De-
Convenience Goods  –  (problemlose) sign-Bibeln“) wird festgelegt, wie diese
Güter des täglichen Bedarfs, die der End- Gestaltungskonstanten in unterschied-
verbraucher möglichst bequem in der lichen Anwendungsbereichen einzuset-
Nähe seiner Wohnung oder seines Ar- zen sind, z. B. Briefbögen, Innenarchitek-
beitsplatzes einkaufen möchte. Dies tur, Produkt- und Verpackungsgestaltung
sind z. B. Brot, Milch, Zigaretten und und Anzeigen.
Corporate Finance 110

Corporate Finance  –  Begriff für Unter- mangelnde Unabhängigkeit deutscher


nehmensfinanzierung (ĺ Finanzierung). Aufsichtsräte und (5) eingeschränkte Un-
Wegen der im Vergleich zu Deutschland abhängigkeit der Abschlussprüfer berück-
bestehenden Dominanz von Körperschaf- sichtigt.  –  Weitere Informationen unter
ten im angelsächsischen Raum liegt ihr www.corporate-governance-code.de.
Schwerpunkt im Bereich der ĺ  Eigenfi- Corporate Identity – Konzept der strate-
nanzierung. – In der Bankpraxis ist Cor- gischen Unternehmensführung zur Posi-
porate Finance der Sammelbegriff für Be- tionierung der Identität oder des Selbst-
ratungs- und Finanzierungsdienstleis- verständnisses eines Unternehmens. Ziel
tungen einer Bank. Dazu gehören i.d.R. ist es, nach außen ein einheitliches, un-
neben dem ĺ Investment Banking auch verwechselbares Unternehmensbild (sog.
die Vermittlung von Unternehmenszu- Corporate Image) zu erreichen. Nach in-
sammenschlüssen oder Unternehmens- nen soll ein „Wir-Gefühl“ und eine gelebte
übernahmen und die Finanzierung dieser ĺ  Unternehmenskultur geschaffen wer-
Geschäfte (ĺ Merger & Acquisition). den.  Corporate Identity umfasst die Ele-
mente: (1) Corporate Behaviour: Verhalten
Corporate Governance  –  1.  Allgemein: eines Unternehmens gegenüber Mitar-
rechtlicher und faktischer Ordnungs- beitern sowie gegenüber Kunden und der
rahmen für die Leitung und Überwa- Öffentlichkeit, (2) Corporate Communica-
chung eines Unternehmens. Unvollstän- tion: unternehmensbezogene ĺ Kommu-
dige Verträge und unterschiedliche Inte- nikationspolitik, v.a. Werbung und Pub-
ressenslagen bieten den ĺ  Stakeholdern lic Relations, (3) ĺ Corporate Design: vi-
prinzipiell Gelegenheiten und Motive für suell einheitliches Erscheinungsbild eines
opportunistisches Verhalten. Regelungen Unternehmens.
zur Corporate Governance haben grund-
sätzlich die Aufgabe, durch geeignete Corporate Image ĺ Corporate Identity.
rechtliche und faktische Arrangements Corporate Social Responsibility
die Spielräume und Motivationen der Ak- (CSR)  –  Schlüsselbegriff der Unterneh-
teure für opportunistisches Verhalten ein- mensethik für die soziale ĺ  Verantwor-
zuschränken. – 2. Der Deutsche Corporate tung von Unternehmen, z. B. durch nach-
Governance Kodex (DCGK) von 2002 (ak- haltiges Wirtschaften und die Bereit-
tualisiert am 13.5.2013) fasst die Grund- schaft, gesellschaftliche Verantwortung zu
sätze einer verantwortungsvollen Unter- tragen. Inhalt von CSR sind Themen wie
nehmensführung zusammen und nennt Menschenrechte (ĺ  Grundrechte), Kin-
zahlreiche Verhaltensempfehlungen für derarbeit, Armut, ĺ  Umweltschutz, Be-
börsennotierte Unternehmen. Bei der stechung, Gemeindeaktivitäten, Bezie-
Aufstellung des Kodex wurden die häu- hungen zu ĺ Stakeholdern etc.
fig von Geldanlegern kritisierten Punkte Cost-Benefit-Analyse ĺ  Kosten-Nut-
wie (1) mangelhafte Ausrichtung auf Ak- zen-Analyse.
tionärsinteressen, (2) duale Unterneh-
mensverfassung mit Vorstand und Auf- Cost Driver ĺ Prozesskostenrechnung.
sichtsrat, (3) mangelhafte Transparenz Cost Driver Accounting ĺ  Prozesskos-
deutscher Unternehmensführungen, (4) tenrechnung.
111 Crossmedia

Cotonou-Abkommen ĺ Assoziierungs- ĺ  Parkettbörse für die Vermittlung ei-


abkommen der ĺ  Europäischen Union nes Börsengeschäfts vom Anleger er-
(EU) mit 79 Staaten aus Afrika, dem kari- hält. – 2.  Versicherungswesen: Vergütung,
bischen Raum und im Pazifischen Ozean die der ĺ  Versicherungsmakler für den
(AKP-Staaten). Das  Cotonou-Abkom- Abschluss und die Betreuung eines Ver-
men löste 2000 das Lomé-Abkommen sicherungsvertrages von der Versiche-
ab. Ziel des Cotonou-Abkommens ist v.a. rungsgesellschaft erhält.
die Armutsbekämpfung. Es ist umfassen- CP – Abk. für ĺ Commercial Paper.
der als das Lomé-Abkommen, da es ne-
ben der wirtschafts- und entwicklungs- Credit Rating  –  Rating ist eine Me-
politischen Zusammenarbeit auch die thode zur Einstufung von Sachverhal-
Frage der Menschenrechte (ĺ  Grund- ten, Gegenständen und Personen. Im Fi-
rechte)  und die konkrete Einführung ei- nanz- und Bankwesen dienen Credit Ra-
nes bilateralen freien Handels mit Waren tings zur Beurteilung und Einstufung der
und Dienstleistungen im Zeitraum von ĺ Kreditwürdigkeit von ĺ Wertpapieren
2008 bis 2020 regelt. und der Unternehmen, die diese ausgege-
ben haben. Das Rating wird anhand fest-
Counseling  –  Instrument der ĺ  Perso- gelegter Kriterien von sog. Rating-Agen-
nalentwicklung. Ein Vorgesetzter beglei- turen vorgenommen. Bei der Bewertung
tet und überwacht einen Mitarbeiter bei werden unternehmensbezogene Risiken,
der Arbeitsdurchführung, so dass der branchentypische Risiken und Länder-
Mitarbeiter eigene Erfahrungen sammeln risiken berücksichtigt. Die Einstufung er-
kann. Durch Anregung und Hilfestellung folgt anhand von Kennziffern und lässt
des Vorgesetzten soll dem Mitarbeiter das die Einschätzung der Kreditwürdigkeit
Hineinwachsen in eine neue Aufgaben- innerhalb einer abgestuften Skala (Rating-
stellung erleichtert werden.  –  Vgl. auch klassen) erkennen.
ĺ Coaching, ĺ Mentoring.
CRM  –  Abk. für ĺ  Customer Relations-
Coupon  –  Kupon. festverzinslichen hip Management.
ĺ  Wertpapieren oder ĺ  Aktien bei-
gefügte Zinsscheine oder Dividenden- Cross Border Leasing  –  Instrument der
scheine (ĺ  Bogen); wird auch als Syno- Exportfinanzierung. Grenzüberschrei-
nym für diese Scheine verwendet. Gegen tende Leasingverträge (ĺ  Leasing), d.h.
Einreichung eines einzelnen Coupons, Leasingnehmer und Leasinggeber sind
der vom Coupon-Bogen abgetrennt wird, in unterschiedlichen Staaten tätig.  Cross
wird am Zinstermin der fällige Zinsbetrag Border Leasing zielt dabei auf die Aus-
gezahlt. nutzung von Unterschieden bei der steu-
erlichen Zurechnung der Leasinggegen-
Couponing ĺ  Verkaufsförderung mit- stände auf Leasinggeber oder -nehmer ab,
tels eines ĺ Coupons, für den eine ausge- die häufig kapitalintensive Investitions-
wählte Personengruppe bei Vorlage einen güter (Flugzeuge, Schiffe, Schienenfahr-
ĺ Rabatt oder eine ĺ Zugabe etc. erhält. zeuge, Industrieanlagen etc.) sind.
Courtage – Kurtage. 1. Börsenwesen: Ge- Crossmedia  –  Begriff aus der ĺ  Wer-
bühr, die der ĺ  Skontroführer bei der bung für den parallelen Einsatz mehrerer
Cross Selling 112

möglichst synergetisch wirkender Customer Lifetime Value (CLV)  –  Kun-


ĺ Werbeträger (wie z. B. Fernsehen, Ra- denertragswert. Instrument zur Bestim-
dio und Kino) in der ĺ  Mediaplanung mung der Rentabilität einzelner Kunden
werbetreibender Unternehmen. im Rahmen des ĺ  Customer Relations-
Cross Selling – Aktivierung von vorhan- hip Management (CRM). Im einfachsten
denen Kundenkontakten für Käufe wei- Fall wird zu seiner Ermittlung die Kapital-
terer ĺ Produkte oder die Nutzung von wertmethode (ĺ  Investitionsrechnung)
weiteren ĺ Dienstleistungen einer Unter- herangezogen, bei der für die erwartete
nehmung. Dauer der Geschäftsbeziehung (lifetime)
für jede Periode die Differenz zwischen
Crowding-out-Effekt  –  Begriff der den erwarteten kundenspezifischen Ein-
ĺ  Makroökonomie, der besagt, dass und Auszahlungen mit einem ĺ  Kalku-
durch eine kreditfinanzierte Ausweitung lationszinsfuß abdiskontiert wird. In wei-
der Staatsnachfrage zinsabhängige private terführenden Ansätzen wird versucht, bei
Investitions- und Konsumgüternachfrage dieser Berechnung den Beitrag von Kun-
verdrängt wird, weil die öffentliche Kre- denreferenzen (Kundenreferenzwert) und
ditnachfrage zu einer Erhöhung des Zins- Kundeninformationen (Kundeninforma-
niveaus führt. Infolgedessen wird die ex- tionswert) zu berücksichtigen. Zugunsten
pansive Wirkung eines ĺ  Deficit Spen- höherer Kundeneinzahlungen in zukünf-
ding abgeschwächt. tigen Perioden können zur Kundenakqui-
CSR – Abk. für ĺ Corporate Social Res- sition zusätzliche Auszahlungen („Investi-
ponsibility. tionen“) getätigt werden, die sich erst im
Laufe der Geschäftsbeziehung amortisie-
Culpa in Contrahendo ĺ  Verschulden ren.
bei Vertragsabschluss.
Currency Board System ĺ  Währungs- Customer Relationship Management
system bzw. regelgebundene Geldord- (CRM) – Strategisches Konzept des Kon-
nung, bei der der Hauptteil der inlän- sumgütermarketing zur langfristigen
dischen Geldbasis (ĺ  monetäre Basis) ĺ  Kundenbindung und ĺ  Kundenzu-
durch internationale ĺ  Währungsreser- friedenheit, das zur vollständigen Pla-
ven oder Gold gedeckt ist. Die Emission nung, Steuerung und Durchführung al-
heimischer ĺ  Banknoten und ĺ  Mün- ler interaktiven Prozesse mit dem Kun-
zen erfolgt durch ein Währungsbehörde den genutzt wird. Während der klassische
zu einem Fixkurs gegenüber einer inter- Marketingansatz vorwiegend produk-
national anerkannten Währung (ĺ Leit- torientiert und auf die Gewinnung von
währung). Die Behörde garantiert umge- Kunden ausgerichtet ist, stehen im Mit-
kehrt einen freien und unbeschränkten telpunkt des CRM die Beziehungen zum
Tausch der ausgegebenen Banknoten in Kunden über den gesamten Kundenle-
die Leitwährung. Die Einführung eines benszyklus. Dabei wird die Kundenorien-
Currency Board Systems ist häufig für tierung durch eine Wirtschaftlichkeitsori-
Länder attraktiv, die hohe ĺ Inflationsra- entierung ergänzt, wodurch der Focus auf
ten haben und sich so eine Rückkehr zur dem Kundenwert liegt (Maximierung des
ĺ Geldwertstabilität erhoffen. ĺ Customer Lifetime Value). Wesentlich
113 Cybergeld

für das CRM ist die individuelle und Ziel, die individuellen Kundenbedürf-
ganzheitliche Kundenbearbeitung, z. B. nisse zu befriedigen (ĺ  Individualisie-
durch ĺ  Direktmarketing und ĺ  Kun- rung). Bspw. werden beim Customized
denclubs. Die Grundlage des CRM bilden Marketing Massenprodukte individuali-
Datenbanken (ĺ  Data Mining, ĺ  Data siert, indem ein Grundmodell durch die
Warehouse, ĺ Database Marketing) und Entwicklung zahlreicher Produktvarian-
ĺ Callcenter. ten den Wünschen des einzelnen Kunden
Customized Marketing ĺ Customizing. angepasst wird (z. B. durch Ausstattungs-
und Zubehörvarianten von Automobi-
Customizing  –  Planung, Steuerung und len). – Gegensatz: ĺ Standardisierung.
Kontrolle aller auf den Markt ausgerich-
teten Unternehmensaktivitäten mit dem Cybergeld ĺ elektronisches Geld.
Dachfonds  –  Umbrella-Fonds. ĺ  Inves-
D
ersten Tilgungsraten (Tilgungsstreckung)
tmentfonds von Gesellschaften, die statt vorgenommen werden.
ĺ Aktien oder ĺ Renten Investmentzer- Darlehen  –  1.  Begriff: Schuldrechtlicher
tifikate anderer Fonds kaufen und hierü- ĺ Vertrag, durch den einem Darlehens-
ber eigene Anteile ausgeben. In Deutsch- nehmer Geld oder vertretbare Sachen auf
land wurden  Dachfonds erst seit 1994 Zeit zum Gebrauch überlassen werden.
durch das Gesetz über Kapitalanlagege- Im allgemeinen Sprachgebrauch werden
sellschaften (inzwischen abgelöst durch die Begriffe Darlehen und ĺ  Kredit syn-
das Investmentgesetz (InvG)), eingeführt. onym verwendet, während im Kreditge-
Der Vorteil eines Dachfonds ist die relativ werbe unter  Darlehen i.e.S. mittel- und
breite Risikostreuung und damit meist ein langfristige Kredite versteht, die in ei-
besserer Schutz vor Verlusten. ner Summe ausgezahlt und für die eine
Dachgesellschaft ĺ  Holdinggesell- regelmäßige Tilgung vereinbart wer-
schaft. den. – 2. Gelddarlehen (§§ 488-498 BGB):
Mit dem Darlehensvertrag verpflich-
Dach-Hedgefonds ĺ Hedgefonds. tet sich der Darlehensgeber dem Dar-
lehensnehmer einen Geldbetrag in ver-
Dachmarke ĺ Marke (wie VW als Com-
einbarter Höhe zur Verfügung zu stel-
pany Brand), unter der alle Produkte (Ein-
len und zur Nutzung zu überlassen. Der
zelmarken wie Golf, Polo, Phaeton etc.)
Darlehensnehmer ist wiederum ver-
eines Unternehmens geführt werden.
pflichtet, einen vereinbarten Zins zu zah-
In einem Konzern sind mehrere  Dach-
len (ĺ  Darlehenszinsen) und bei Fällig-
marken nebeneinander möglich, z. B. im
keit den Darlehensbetrag zurückzuzah-
VW-Konzern VW, Audi, Porsche, Skoda
len und sofern vereinbart Sicherheiten zu
und Seat. Durch eine Dachmarke soll das
überstellen. Darlehensverträge kommen
positive Image von Einzelprodukten auf
wie andere Verträge durch übereinstim-
das gesamte Leistungsangebot des Unter-
mende ĺ  Willenserklärungen zustande.
nehmens übertragen werden. – Vgl. auch
Für ĺ  Verbraucherdarlehen ist mit Aus-
ĺ Markenstrategien.
nahme von ĺ Überziehungskrediten die
Damnum – Unterschiedsbetrag zwischen Schriftform vorgeschrieben. Das Darle-
dem Nenn- oder Rückzahlungsbetrag eines hensverhältnis endet mit dem Ablauf der
ĺ  Darlehens oder einer Forderung und Zeit, für die es eingegangen ist, oder durch
dem tatsächlich an den Darlehensnehmer Kündigung.  –  3.  Sachdarlehen (§§  607-
gezahlten Betrag (Verfügungs- oder Nomi- 609 BGB): Darlehensform, bei der sich
nalbetrag). Das  Damnum kann in Form der Darlehensgeber verpflichtet, dem
eines Abschlags bei der Auszahlung des Darlehensnehmer eine vertretbare ĺ Sa-
Darlehens (ĺ  Disagio), eines Zuschlags che zu überlassen. Der Darlehensnehmer
bei der Rückzahlung (ĺ Agio) oder durch ist verpflichtet, das vereinbarte Entgelt zu
eine entsprechende Verbuchung der zahlen und die Sache in gleicher Art, Güte
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_4, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Darlehenszinsen 116

und Menge zurückzuerstatten. Die Rück- werden. Bspw. kann so ermittelt wer-
gabe der Sache erfolgt entweder bei Fäl- den, welche Produkte häufig zusammen-
ligkeit entsprechend einer Vereinbarung gekauft werden (typische Warenkörbe)
oder nach Kündigung. Spätestens bei oder welche Faktoren ausschlaggebend
Rückzahlung ist das Darlehensentgelt zu sind für die Kundentreue. Die Zielset-
zahlen. Sachdarlehen haben nur eine ge- zung des Data Mining besteht darin, sol-
ringe praktische Bedeutung. che Zusammenhänge in den Daten aufzu-
spüren, die für den Entscheidungsträger
Darlehenszinsen – Preis für ein ĺ Dar-
interessant und nützlich sind, d.h. seine
lehen (Gelddarlehen), den der Darle-
Entscheidungen verbessern helfen.  Data
hensnehmer dem Darlehensgeber für die
Mining wird im ĺ  Marketing, v.a. im
Überlassung eines Geldbetrages und sei-
ĺ Direktmarketing, zur Zielgruppenana-
ner Nutzung zu zahlen hat. Diese Ver-
lyse eingesetzt. Es wird aber auch in ande-
pflichtung besteht nur bei entsprechender
ren Bereichen wie z. B. in der Finanzpla-
Vereinbarung, andernfalls handelt es sich
nung (z. B. Prognose von Devisenkursen)
um ein zinsloses Darlehen. Sofern ver-
genutzt.
traglich nichts anderes bestimmt ist, sind
die  Darlehenszinsen jeweils am Ende ei- Data Warehouse  –  zentrale, von den
nes Jahres oder bei der früheren Rückzah- operativen Datenverarbeitungssystemen
lung an den Darlehensgeber zu zahlen. separierte ĺ Datenbank, auf die nur Le-
Die Höhe der Darlehenszinsen kann ver- sezugriff besteht. Aus den operativen
traglich frei vereinbart werden. Sie orien- DV-Systemen werden in regelmäßigen
tiert sich jedoch i.d.R. am jeweiligen Zins- Abständen Daten zusammengetragen,
niveau. Bei Darlehen an Letztverbraucher vereinheitlicht, nach Nutzungszusam-
ist bei jedem Darlehensvertrag der ĺ Ef- menhängen geordnet und in der Daten-
fektivzins anzugeben. basis des Data Warehouse archiviert. Ziel
ist die Verbesserung der unternehmeri-
Database ĺ Datenbank. schen Informationsversorgung (ĺ  Wis-
Database Marketing  –  zielgruppenori- sensmanagement) und damit der Unter-
entierte Marktbearbeitung auf der Basis stützung strategischer Entscheidungen. Es
detaillierter Informationen zu den Adres- dient z. B. als Datenbasis für das ĺ Data
saten, die  in einer (Kunden-) ĺ Daten- Mining.
bank (Database) gespeichert sind. Diese Dateiorganisation ĺ  Datenorganisa-
enthält sowohl Stammdaten als auch tion.
Transaktionsdaten (z. B. Kaufdaten) der
Daten  –  1.  Wirtschaftstheorie: Bezeich-
ĺ Kunden.
nung für volkswirtschaftliche Gegeben-
Data Mining – Anwendung von Metho- heiten, die den Wirtschaftsablauf beein-
den und Algorithmen zur möglichst auto- flussen, ohne von diesem selbst – zu-
matischen (computergestützten) Heraus- mindest unmittelbar und kurzfristig
filterung empirischer Zusammenhänge – beeinflusst zu werden.  –  2.  Informa-
zwischen Planungsobjekten, deren Da- tik: Zum Zweck der Verarbeitung zusam-
ten in einer hierfür aufgebauten Daten- mengefasste Zeichen, die aufgrund be-
basis (ĺ  Data Warehouse) bereitgestellt kannter oder unterstellter Abmachungen
117 Dauerauftrag

Informationen (d.h. Angaben über Sach- Sperrung von Daten verlangen. Schließ-
verhalte und Vorgänge) darstellen. lich hat der Betroffene ein Widerspruchs-
recht gegenüber jeglicher Nutzung und
Datenbank  –  Database, selbstständige,
Übermittlung seiner Daten zum Zwecke
auf Dauer sowie auf flexiblen und siche-
der Werbung oder der Markt- und Mei-
ren Gebrauch ausgelegte ĺ  Datenorga-
nungsforschung. Die Einhaltung daten-
nisation, die sowohl eine Datenbasis als
schutzrechtlicher Bestimmungen wird
auch eine dazugehörige Datenverwaltung
durch einen innerbetrieblichen ĺ Daten-
umfasst. Sie dient dazu, eine große Menge
schutzbeauftragten sichergestellt, dessen
von ĺ  Daten strukturiert zu speichern
Tätigkeit wiederum von einer staatlichen
und zu verwalten.
Aufsichtsbehörde (z. B. dem Regierungs-
Datenbankorganisation ĺ  Datenorga- präsidenten) kontrolliert wird. Zuwider-
nisation. handlungen im Sinne des BDSG werden
als Straftaten oder als Ordnungswidrig-
Datenorganisation – alle Verfahren zur
keiten geahndet. – Vgl. auch ĺ Bundes-
Anordnung und zum Wiederauffinden
beauftragter für den Datenschutz und die
von ĺ Daten: Dateiorganisation und Da-
Informationsfreihet (BfDI).
tenbankorganisation.
Datenschutzbeauftragter – Person, die
Datenschutz – Schutz des Einzelnen vor
in einer Behörde oder in einem Unterneh-
einer Beeinträchtigung seines Rechts auf
men die Einhaltung der Bestimmungen
informationelle Selbstbestimmung, kraft
zum ĺ Datenschutz zu überwachen hat.
dessen jeder Bürger selbst über die Preis-
Der  Datenschutzbeauftragte soll v.a. die
gabe und Verwendung seiner ĺ  perso-
ordnungsgemäße Anwendung der Com-
nenbezogenen Daten bestimmen darf.
puter und Softwareprogramme überwa-
Dies wurde 1983 vom Bundesverfassungs-
chen und Mitarbeiter zum Datenschutz
gericht als Grundrecht anerkannt. Rechtli-
schulen. Nach dem Bundesdatenschutz-
che Grundlage des Datenschutzes sind das
gesetz (BDSG) ist ein Datenschutzbeauf-
Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und
tragter in einem Unternehmen vorge-
die Landesdatenschutzgesetze (LDSG)
schrieben, wenn mind. fünf Personen mit
für Datenverarbeitung der Landesbe-
der Erfassung und Verarbeitung ĺ  per-
hörden. Das BDSG verbietet grundsätz-
sonenbezogener Daten (z. B. Mitarbeiter-
lich jede Verarbeitung personenbezoge-
und Kundendaten) beschäftigt sind oder
ner Daten in oder aus Dateien. Zulässig
Zugriff auf diese Daten haben. Behörden
ist die Verarbeitung nur ausnahmsweise
müssen grundsätzlich einen Datenschutz-
in zwei (eng auszulegenden) Fällen: (1)
beauftragten ernennen, wenn sie perso-
Der Betroffene hat schriftlich eingewil-
nenbezogene Daten verarbeiten.  –  Vgl.
ligt oder (2) das BDSG oder andere Vor-
auch ĺ Bundesbeauftragter für den Da-
schriften sehen die Verarbeitung vor. Der
tenschutz und die Informationsfreiheit
Betroffene hat in jedem Fall ein Recht auf
(BfDI).
Auskunft über die zu seiner Person gespei-
cherten Daten. Daneben kann er Berichti- Dauerauftrag  –  Anweisung an ein
gungen unrichtiger Daten und Löschung ĺ  Kreditinstitut, regelmäßig Zahlun-
unzulässig gespeicherter Daten sowie die gen in gleicher Höhe und an denselben
Dauerlieferungsvertrag 118

Empfänger zu leisten (z. B. Miete oder ĺ Portfolio bei Fälligkeit zu einem festge-
Mitgliedsbeiträge). Die Eröffnung, Än- legten Preis abzunehmen bzw. zu liefern.
derung und Löschung eines Dauerauftrag Der Kontraktwert beträgt 25 Euro pro
wird auf einem bes. Formblatt angege- Index-Punkt des DAX. Liegt der DAX-
ben und erfolgt zunehmend an Selbstbe- Stand am Fälligkeitstag über dem bei Ge-
dienungsgeräten in den Filialen oder über schäftsabschluss vereinbarten Wert, so
das ĺ  Internet (ĺ  Homebanking). Für erhält der Käufer den entsprechenden
die termingerechte Ausführung des Dau- Differenzbetrag in Höhe von 25 Euro je
erauftrags haftet das Kreditinstitut. DAX-Punkt. Liegt der DAX-Stand dage-
Dauerlieferungsvertrag ĺ Sukzessivlie- gen unter dem vereinbarten Wert, muss
ferungsvertrag. er den Differenzbetrag an den Verkäufer
zahlen. Da beim FDAX eine tatsächliche
dauernde Lasten – Begriff aus dem Ein- Lieferung des Vertragsgegenstandes nicht
kommensteuerrecht für regelmäßig wie- möglich ist, erfolgt am Fälligkeitstag eine
derkehrende Versorgungsleistungen, die Ausgleichszahlung der erzielten Gewinne
ein Steuerpflichtiger für längere Zeit ei- oder Verluste in bar. FDAX werden an der
nem Dritten gegenüber im Zusammen- Terminbörse ĺ EUREX gehandelt.
hang mit einer Vermögensübertragung
aufgrund rechtlicher Verpflichtungen DAX-Volatilitätsindex ĺ VDAX.
(Vertrag, Testament, Gesetz) zu erbringen Day Trading  –  Intra-Day Trading. An-
hat.  –  Dauernde Lasten sind beim Leis- und Verkauf identischer ĺ  Wertpapiere
tenden als ĺ  Sonderausgaben (gemäß am gleichen Börsentag durch professi-
§  10 EStG) voll abzugsfähig und beim onelle Händler, aber auch durch private
Empfänger in voller Höhe zu versteuern. Anleger über das ĺ Internet. Day-Trader
Dauerschulden ĺ  Dauerschuldverhält- nutzen durch ĺ Arbitrage tägliche Preist-
nis. rends und -schwankungen von Wertpa-
pieren aus.
Dauerschuldverhältnis ĺ  Vertrag, bei
dem die geschuldete Leistung über einen DCF-Methode – Kurzbezeichnung für ĺ
längeren Zeitraum wiederkehrend er- Discounted Cashflow-Methode.
folgt. Bsp. hierfür sind ĺ Miete, ĺ Pacht, DCGK – Abk. für Deutscher Corporate Go-
ĺ  Darlehen, ĺ  Dienstvertrag, ĺ  Ver- vernance Kodex, vgl. ĺ Corporate Gover-
sicherungsvertrag und ĺ  Gesellschafts- nance.
vertrag. Das Dauerschuldverhältnis kann Debet ĺ Soll.
nach dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch
(BGB) aus wichtigem Grund fristlos ge- Debitkarte –  Bankkundenkarte. ĺ Zah-
kündigt werden. lungskarte, die von ĺ  Kreditinstitu-
ten herausgegeben wird. Mit der  Debit-
DAX  –  Abk. für ĺ  Deutscher Aktienin- karte können Barabhebungen an Geld-
dex (DAX). automaten und bargeldlose Zahlungen
DAX-Future –  FDAX. ĺ Future auf den (ĺ  bargeldloser Zahlungsverkehr) an
ĺ  Deutschen Aktienindex (DAX), bei Computerkassen von Handels- und
dem sich Käufer und Verkäufer verpflich- Dienstleistungsunternehmen (ĺ  Point-
ten, ein dem DAX-Index nachgebildetes of-Sale-Zahlung) vorgenommen werden.
119 Deckungsbeitragsrechnung

Nach dem Einsatz der Debitkarte wer- ĺ  Einzelkosten. Der  Deckungsbeitrag


den die Zahlungsbeträge dem Konto des gibt an, wie viel das Bezugsobjekt zur De-
Karteninhabers ohne Zeitverzug belastet ckung der ĺ  Gemeinkosten und damit
(debitiert). Außerdem können die Debit- zum Gesamterfolg beiträgt.
karten für den Zugang zu Kontoauszugs-
druckern und Selbstbedienungsgeräten Deckungsbeitragsrechnung  –  1.  Be-
eingesetzt werden. griff: betriebswirtschaftliche Erfolgs-
rechnung, die auf der Trennung von
Debitoren  –  Begriff aus der ĺ  Buch-
ĺ  variablen Kosten und ĺ  fixen Kos-
haltung für Warenschuldner oder Kun-
ten (ĺ  Grenzplankostenrechnung) oder
den, die Waren vom Lieferanten auf Ziel
auf der Unterscheidung von ĺ  Einzel-
bezogen, d.h. auf Kredit gekauft haben
kosten und ĺ  Gemeinkosten beruht.
(ĺ Schuldner). –  Gegensatz: ĺ Kredito-
Im Rahmen der  Deckungsbeitragsrech-
ren.
nung werden einem Produkt, einer Pro-
Decision Lag ĺ Lag. duktgruppe oder einem Geschäftsbereich
nur die variablen Kosten bzw. die direkt
Deckung  –  1.  Geldpolitik: Bereithaltung
zurechenbaren Einzelkosten zugeord-
von Mitteln seitens der ĺ  Zentralbank
net. Die fixen Kosten bzw. Gemeinkos-
zur Einlösung von Banknoten (Notende-
ten werden als Block bei der Ermittlung
ckung). In modernen Wirtschaftssyste-
des Gesamtbetriebsergebnisses berück-
men sind für die Stabilität des Geldwertes
sichtigt. Die  Deckungsbeitragsrechnung
keine gesetzlichen Deckungsvorschriften
ist ein wichtiges Instrument zur Planung
mehr vorgesehen.  –  2.  Zahlungsverkehr:
und Kontrolle unternehmenspolitischer
Stehen einer in Auftrag gegebenen Über-
Entscheidungen eines Unternehmens.
weisung, einer Lastschrift, einem aus-
Typische Anwendungsbereiche der  De-
gestellten Scheck oder Wechsel ausrei-
ckungsbeitragsrechnung sind die Er-
chende Mittel auf dem Konto des Auf-
mittlung des Betriebsergebnisses und die
tragsgebers oder Zahlungspflichtigen
Kontrolle der Wirtschaftlichkeit einzel-
gegenüber, wird dies als  Deckung be-
ner Produkte, Produktgruppen oder Ge-
zeichnet.
schäftsbereiche.  –  2.  Einfache  Deckungs-
Deckungsbeitrag – Begriff aus der Kos- beitragsrechnung (Blockkostenrechnung):
tenrechnung mit unterschiedlichen In- Es werden von den Umsatzerlösen jedes
terpretationen für einen Bruttogewinn: einzelnen Produkts deren variablen Kos-
1.  Grenzplankostenrechnung: Unter- ten abgezogen. Die so ermittelten ĺ De-
schiedsbetrag zwischen ĺ  Umsatzerlös ckungsbeiträge werden addiert. Von der
und ĺ variablen Kosten. Der Deckungs- Summe aller Deckungsbeiträge werden
beitrag ist somit der Beitrag eines Pro- die fixen Kosten dann als Block abgezo-
duktes oder einer Produktgruppe zur De- gen. Mit der einfachen Deckungsbeitrags-
ckung der ĺ fixen Kosten und damit zur rechnung lässt sich feststellen, ob ein ein-
Gewinnerzielung.  –  2.  Einzelkostenrech- zelnes Produkt einen positiven Deckungs-
nung: Überschuss der (direkt zurechen- beitrag erbringt und ob die fixen Kosten
baren) ĺ  Einzelerlöse eines Bezugsob- insgesamt gedeckt werden können. ĺ Di-
jektes über die (direkt zurechenbaren) rect Costing ist ein Bsp. für eine einfache
Deckungsgrad 120

Deckungsbeitragsrechnung.  –  3.  Mehr- Deckungsstock ĺ  Deckungsrückstel-


stufige Deckungsbeitragsrechnung (Fixkos- lung.
tendeckungsrechnung): Im ersten Schritt
Deckungsstockfähigkeit  –  Begriff für
werden wie bei der einfachen Deckungs-
die Eigenschaft von ĺ Wertpapieren, die
beitragsrechnung die Deckungsbeiträge
von Versicherungsgesellschaften gekauft
der einzelnen Produkte berechnet. Diese
und als Vermögenswert in den Deckungs-
Deckungsbeiträge werden nach Bezugs-
stock (ĺ  Deckungsrückstellung) ein-
objekten zusammengefasst. Dies kön-
gebracht werden dürfen. Als deckungs-
nen Produktgruppen, Geschäftsbereiche,
stockfähig gelten Wertpapiere nur dann,
Teilmärkte oder Kunden sein. Die fixen
wenn sie den Bestimmungen des Versi-
Kosten werden nach ihrer Zurechenbar-
cherungsaufsichtsgesetzes (VAG) genü-
keit auf die einzelnen Bezugsobjekte
gen.
in Erzeugnis-, Erzeugnisgruppen-, Be-
reichs- und Unternehmensfixkosten auf- Deckungszusage  –  Vereinbarung ei-
geteilt und zugeordnet. Auf diese Weise nes vorläufigen ĺ  Versicherungsschut-
kann die Wirtschaftlichkeit einzelner zes vor Abschluss des ĺ  Versicherungs-
Produktgruppen oder Geschäftsbereiche vertrags und Zahlung der Erstprämie. Die
kontrolliert werden. vorläufige Deckung endet, wenn der end-
gültige Versicherungsvertrag abgeschlos-
Deckungsgrad  –  1.  Bilanzielle Kenn-
sen wird oder sich die Vertragsverhand-
zahl: Verhältnis von kurzfristigem Um-
lungen endgültig zerschlagen haben. Er
laufkapital zu kurzfristigen Verbind-
kann auch rückwirkend entfallen, wenn
lichkeiten.  –  Vgl. auch ĺ  Liquiditäts-
der Versicherungsnehmer innerhalb einer
grad.  –  2.  Kostenrechnerische Kennzahl:
vertraglich festgelegten Frist die erste Prä-
Quotient aus Erlösen zu einem bestimm-
mie nicht gezahlt hat.
ten Kostenvolumen.
Decreasing Returns to Scale ĺ  Skale-
Deckungskredit ĺ  öffentliche Kredit-
nertrag.
aufnahme.
Deckungsrückstellung ĺ Rückstellung, Deficit Spending – wirtschaftspolitische
die nach dem Versicherungsaufsichtsge- Maßnahme des ĺ Keynesianismus. Defi-
setz (VAG) von 1992 und dem ĺ  Han- cit Spending ist die Bildung eines ĺ Defi-
delsgesetzbuch (HGB) für zukünftige zits, d.h. die durch Kredite finanzierte Er-
ĺ  Versicherungsleistungen von ĺ  Ver- höhung der öffentlichen Ausgaben und/
sicherungsunternehmen zu bilden ist. oder Steuersenkung, um in einer kon-
Die  Deckungsrückstellung ist in der Le- junkturellen Abschwungphase die Nach-
bens- und Krankenversicherung, aber frage zu erhöhen und damit die Konjunk-
auch in der Unfall- und Haftpflichtver- tur anzukurbeln. Boomt die Wirtschaft,
sicherung von bes. Bedeutung. – Zur Si- soll das Defizit und die Verschuldung wie-
cherung der als  Deckungsrückstellung der abgebaut werden. – Vgl. ĺ Crowding-
ausgewiesenen Ansprüche ist ein Son- out-Effekt.
dervermögen zu bilden, das von einem Defizit  –  Überschuss der Ausgaben ge-
Treuhänder (ĺ  Treuhandschaft) über- genüber den Einnahmen. Beim öf-
wacht wird (sog. Deckungsstock). fentlichen Haushalt spricht man von
121 Delkredere

Haushaltsdefizit (ĺ  öffentliche Kredit- „Wertpapierhaus” und Girozentrale der


aufnahme, ĺ Deficit Spending), im kauf- Sparkassen-Finanzgruppe fungiert. Die
männischen Rechnungswesen von einem Dekabank ist als zentraler Dienstleis-
Kassendefizit (Fehlbetrag auf einem Kas- ter der Sparkassen, die auch ihre Eigen-
senkonto). tümer und exklusiven Vetriebspartner
Defizitverfahren ĺ Europäischer Stabi- sind,  in den Geschäftsfeldern  Wertpa-
litäts- und Wachstumspakt. piere, Immobilien, Kapitalmarkt und
Finanzierungen tätig. Mit einem Fonds-
Deflation – Wirtschaftsphase mit abneh- vermögen von ca. 180 Mrd. Euro (Stand
mendem ĺ  Preisniveau bzw. negativer 9/2013) zählt sie zu den größen Finanz-
ĺ Inflationsrate (dh. postiver ĺ Deflati- dienstleistern in Deutschland.
onsrate) verbunden mit einer wirtschaft-
lichen Krise. Diese kann dadurch ver- Delikt  –  1.  Zivilrecht: ein schuldhaftes
schärft werden, dass die Nachfrager mit Verhalten, das zu einer Schadensersatz-
weiteren Preissenkungen rechnen und pflicht führt (ĺ Schadensersatz). Ein De-
ihre Käufe hinauszögern. Der  Deflation likt wird auch als unerlaubte Handlung be-
kommt heute nur eine geringe praktische zeichnet.  –  2.  Strafrecht: eine mit Strafe
Bedeutung zu. – Gegensatz: ĺ Inflation. bedrohte rechtswidrige Handlung.
Deflationierung  –  Begriff der Wirt- Deliktsfähigkeit  –  Begriff aus dem
schaftsstatistik (ĺ Statistik) für das Ver- ĺ  Bürgerlichen Recht: Fähigkeit, durch
fahren zur Bereinigung von in Geldein- eine unerlaubte Handlung schadenser-
heiten ausgedrückten Größen  (Nominal- satzpflichtig (ĺ Schadensersatz) zu wer-
werten) von Preisänderungseinflüssen. den. Neben der ĺ Geschäftsfähigkeit Teil
Die Geldgröße wird dabei  durch einen der Handlungsfähigkeit. – Zu unterschei-
adäquaten ĺ Preisindex dividiert, um ih- den sind: (1) doppelt beschränkte Delikts-
ren Realwert zu bestimmen. fähigkeit: Kinder zwischen sieben und
neun Jahren mit Ausnahme von Ver-
Deflationsrate – absoluter Wert der pro-
kehrsunfällen, soweit erforderliche Ein-
zentualen Abnahme des ĺ  Preisnivaus,
sicht gegeben ist; (2) einfach beschränkte
d.h. der absolute  Wert einer negativen
Deliktsfähigkeit: Kinder und Jugendliche
ĺ Inflationsrate (z. B. 3 % Deflationsrate
zwischen zehn und 18 Jahren, soweit er-
im Falle einer Inflationsrate von -3%).
forderliche Einsicht gegeben ist; (3) volle
degressive Abschreibung ĺ  Abschrei- Deliktsfähigkeit: Mit Vollendung des 18.
bungsmethoden. Lebensjahres.  –  Anders: ĺ  Geschäftsfä-
degressive Kosten  –  unterproportio- higkeit.
nale Kosten. Sinkende ĺ  Grenzkosten Delkredere  –  1.  Handelsrecht: Gewähr-
und/oder ĺ  Stückkosten bei steigen- leistung für den Eingang einer ĺ  For-
dem Absatz bzw. zunehmender Beschäfti- derung. Der Delkrederegeber haftet so-
gung. – Gegensatz: ĺ progressive Kosten. mit gegenüber dem Gläubiger im Fall
DekaBank Deutsche Girozent- der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners.
rale  –  deutsches ĺ  Kreditinstitut, Das ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) sieht
ĺ  Anstalt des öffentlichen Rechts, die Delkrederehaftung beim ĺ  Han-
mit Sitz in Frankfurt a.M., das als delsvertreter und beim Kommissionär
Delkredereprovision 122

(ĺ  Kommissionsgeschäft) vor. Der Del- Investmentgesetz (InvG) Unternehmen,


krederegeber erhält für die Übernahme die die Verwahrung und Überwachung
des  Delkrederes eine zusätzliche Vergü- von Investmentvermögen ausführen.
tung (sog. Delkredereprovision). – 2. Rech- Depotgeschäft ĺ  Bankgeschäft i.S.d.
nungswesen: Als  Delkredere wird die Kreditwesengesetzes (KWG). Das Depot-
ĺ Wertberichtigung für voraussichtliche geschäft ist die gewerbsmäßige Aufbe-
Forderungsausfälle bezeichnet. wahrung und Verwaltung von Wertgegen-
Delkredereprovision ĺ Delkredere. ständen, hauptsächlich ĺ  Wertpapiere,
durch ein  ĺ  Kreditinstitut (ĺ  Depot).
Demand Pull ĺ Market Pull.
Gesetzliche Regelungen zum  Depotge-
Department Store ĺ Warenhaus. schäft enthält das ĺ Bürgerliche Gesetz-
Depositen – zu dt. „das Hinterlegte“: die buch (BGB) und das Gesetz über die Ver-
kurz- und mittelfristigen ĺ  Einlagen: wahrung und Anschaffung von Wertpa-
a) ĺ  Sichteinlagen(Sichtdepositen); b) pieren (DepotG).
ĺ Termineinlagen (Termindepositen). Depression ĺ Konjunkturzyklus.
Depositengeschäft ĺ Einlagengeschäft. Deprivation ĺ Armut.
Depositenzertifikat ĺ Certificate of De- Deputat ĺ  Belegschaftsrabatt, ĺ  Sach-
posit (CD). bezüge.
Depot  –  Aufbewahrungsort für Wert- Deregulierung  –  Abbau bestehender
gegenstände (v.a. ĺ  Wertpapiere), der staatlicher Regelungen, v.a. bürokrati-
i.d.R. bei Kreditinstituten eingerich- scher und gesetzlicher Vorschriften. De-
tet ist. In Bezug auf die unterschiedli- regulierungsmaßnahmen werden häu-
che Aufbewahrung der Wertpapiere wer- fig in der wirtschaftspolitischen Diskus-
den folgende Depotarten unterschieden: sion gefordert, um durch die Beseitigung
(1) Sammeldepot (Sammelverwahrung): einschränkender Bestimmungen für un-
Aufbewahrung von Wertpapieren glei- ternehmerisches Handeln und somit
cher Art unterschiedlicher Hinterleger. durch Schaffung von mehr ĺ  Wettbe-
(2) Streifbanddepot (Sonderverwahrung): werb zu höherer volkswirtschaftlicher
getrennte Aufbewahrung von Wertpa- Leistung beizutragen. Die Forderung
pieren. Die Wertpapiere des Hinterlegers nach Deregulierung wird insbes. für den
können aufgrund einer bes. Kennzeich- ĺ Arbeitsmarkt und für Staatsunterneh-
nung (Streifband) von denen Dritter oder men (z. B. Bahn, Post) erhoben. –  Gegen-
von den eigenen Beständen der Bank un- satz: ĺ Regulierung.
terschieden werden.  –  Beim offenen  De- Derivate –  Finanzderivate. ĺ Terminge-
pot sind die hinterlegten Wertgegenstände schäfte (Fest- oder ĺ Optionsgeschäfte),
der Bank bekannt, beim geschlossenen De- deren Kurse von der Preisentwicklung ei-
pot unbekannt. Beim offenen Depot wird nes zugrunde liegenden Anlageobjektes
die Depotverwaltung von der Bank über- (Basiswert, Underlying) abgeleitet sind.
nommen. Dazu zählen v.a. ĺ Aktienzertifikate und
Depotbanken  –  i.w.S. alle depotführen- ĺ  Optionen.  Derivate werden entwe-
den Banken (ĺ Depot). – I.e.S. nach dem der an ĺ  Terminbörsen oder außerhalb
123 Deutsche Finanzagentur

von ĺ Börsen an sog. Over-the-Counter- Deutsche Bundesbank  –  1.  Institu-


Märkten (ĺ  Over-the-Counter Market) tion: ĺ  Zentralbank der Bundesrepub-
gehandelt. lik Deutschland und seit 1999 Bestand-
teil des ĺ  Europäischen Systems der
derivativer Firmenwert ĺ Firmenwert. Zentralbanken (ESZB). Sitz in Frank-
derivativer Produktionsfaktor ĺ  Pro- furt a.M. – 2. Aufgaben: Seit dem Inkraft-
duktionsfaktoren. treten des ESZB sind die ursprünglich
auf der Bundesbankebene angesiedel-
Designated Sponsor ĺ  Banken oder ten Aufgaben der Sicherung der Wäh-
sonstige ĺ  Finanzdienstleistungsinsti- rung und die Verantwortung für die Ab-
tute, die im elektronischen Handel der wicklung des Zahlungsverkehrs auf das
ĺ Börse (ĺ Computerbörse) zur Über- ESZB übergegangen. Die  Deutsche Bun-
brückung temporärer Ungleichgewichte desbank ist gegenüber dem ESZB wei-
von Angebot und Nachfrage nicht so li- sungsgebunden und setzt dessen Ziele auf
quider Aktien verbindliche Preislimits für deutscher Ebene um. Zentrales Geschäfts-
den An- und Verkauf von Aktien abge- feld ist infolgedessen die ĺ  Geldpolitik
ben. Bei nicht ausreichender ĺ  Liquidi- im Eurosystem. Weitere Kerngeschäftsfel-
tät eines Wertpapiers im laufenden Handel der sind (1) das Finanz- und Währungs-
muss sein Emittent mind. einen Designa- system, (2) die ĺ Bankenaufsicht, (3) der
ted Sponsor verpflichten. unbare Zahlungsverkehr im Inland und
mit dem Ausland, (4) die Bargeldversor-
Desinvestition  –  Rückgewinnung bzw.
gung (ĺ Bargeld), (5) die Verwaltung der
Freisetzung der in konkreten Vermögens-
ĺ  Währungsreserven, (6) die Funktion
werten gebundenen finanziellen Mittel
als Hausbank des Staates und (7) die Be-
(ĺ  Kapitalbindung) durch Verkauf, Li-
ratung der Bundesregierung in währungs-
quidation und Aufgabe. Die  Desinvesti-
politischen Fragen.  –  3.  Organisation:
tion ist die Umkehrung der ĺ Investition.
Die Deutsche Bundesbank ist in 9 Haupt-
Deutsche Börse AG  –  Dachgesellschaft verwaltungen (früher Landeszentralban-
der Gruppe Deutsche Börse mit Haupt- ken) und 41 Filialen (Stand 2013) unter-
sitz in Frankfurt a.M. Die Deutsche Börse gliedert. Der Vorstand leitet und verwaltet
AG ist Trägergesellschaft der Frankfur- die Bundesbank. Er besteht aus dem Prä-
ter Wertpapierbörse. Dort gliedert sie den sidenten, dem Vizepräsidenten und vier
Börsenhandel in drei Teilmärkte, die sich weiteren Mitgliedern. Der Bundesbank-
hinsichtlich der Transparenzanforderun- präsident hat Sitz und Stimme im Rat der
gen unterscheiden. Dies sind der ĺ Ge- ĺ  Europäischen Zentralbank ĺ  (EZB)
neral Standard und ĺ  Prime Standard und wirkt so an den geldpolitischen Ent-
sowie der ĺ Open Market (Freiverkehr). scheidungen der EZB mit. – Weitere Infor-
Die Deutsche Börse AG bietet außerdem mationen unter www.bundesbank.de.
umfassende Börsendienstleistungen in
den Bereichen Informationstechnologie Deutsche Finanzagentur  –  Die „Bun-
sowie Handel und Abwicklung an. – Vgl. desrepublik Deutschland Finanzagen-
auch ĺ  Börse.  –  Weitere Informationen tur GmbH“ (Deutsche Finanzagentur)
unter www.deutsche-boerse.com ist aus der Bundesschuldenverwaltung
Deutscher Aktienindex (DAX) 124

(BSV) hervorgegangen; 2000 gegründet Deutscher Corporate Governance Ko-


mit Sitz in Frankfurt a.M. Sie ist der zen- dex (DCGK) ĺ Corporate Governance.
trale Dienstleister für die Kreditaufnahme Deutsche Rentenversicherung  –  Trä-
und das Schuldenmanagement des Bun- ger der gesetzlichen ĺ  Rentenversiche-
des. –  Aufgaben: (1) Aufnahme von Kre- rung. Bundesträger ist die Deutsche Ren-
diten für den Bund und seine ĺ Sonder- tenversicherung Bund, in welche die frü-
vermögen sowie Maßnahmen der Port- here Bundesversicherungsanstalt für
foliosteuerung und zur Marktpflege. (2) Angestellte aufgegangen ist. Die 14 Regi-
Verwaltung der Schulden und Finanzie- onalträger heißen Deutsche Rentenversi-
rungsinstrumente des Bundes. (3) Füh- cherung mit einem die regionale Zustän-
rung des ĺ Bundesschuldbuchs. (4) Ab- digkeit anzeigenden Zusatz (z. B. Deutsche
schluss von Geschäften zur Steuerung der Rentenversicherung Westfalen). In ihnen
Liquidität. – Weitere Informtionen unter sind die früheren Landesversicherungs-
www.deutsche-finanzagentur.de. anstalten aufgegangen.  –  Weitere Infor-
mationen unter www.deutsche-rentenver-
Deutscher Aktienindex (DAX) ĺ  Ak- sicherung.de
tienindex, der die 30 umsatzstärksten
deutschen Aktien (ĺ  Blue Chips) im Deutscher Gewerkschaftsbund
ĺ  Prime Standard beinhaltet. Das Ge- (DGB)  –  Vereinigung und Dachorgani-
wicht jeder Aktie im Index richtet sich sation von acht Einzelgewerkschaften
nach ihrem Anteil an der gesamten (ĺ Gewerkschaft) mit Sitz in Berlin. Mit-
ĺ  Marktkapitalisierung der DAX-Ti- glieder sind IG Bauen-Agrar-Umwelt, IG
tel. Die Auswahl der DAX-Aktien erfolgt Bergbau, Chemie und Energie, EVG-Ei-
nach dem Börsenumsatz und der Markt- senbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Ge-
kapitalisierung des Streubesitzes. Über werkschaft Erziehung und Wissenschaft,
die Zusammensetzung des DAX wird IG Metall, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-
einmal jährlich im September entschie- Gaststätten, Gewerkschaft der Polizei,
den. Beim DAX handelt es sich um ei- ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerk-
nen Kurs- und Performance-Index, der schaft). –  Aufgaben des DGB sind v.a. die
aus XETRA-Kursen (ĺ XETRA) sekünd- Vertretung der Arbeitnehmerinteressen
lich berechnet und aktualisiert wird. Der in der nationalen und internationalen So-
DAX wird von der ĺ  Deutsche Börse zial- und Arbeitsmarktpolitik sowie der
AG veröffentlicht. – Der DAX ist für den Ausbau der Mitbestimmung. – Weitere In-
deutschen Kapitalmarkt repräsentativ, er formationen unter www.dgb.de.
dient als Marktbarometer, Benchmark Deutscher Industrie- und Handelskam-
(ĺ Benchmarking) und als ĺ Basiswert mertag (DIHK) – Spitzenorganisation der
für ĺ  Derivate.  –  Vgl. auch ĺ  MDAX, 80 ĺ  Industrie- und Handelskammern
ĺ  Deutscher Rentenindex (REX), (IHK) in Deutschland mit Sitz in Berlin.
ĺ SDAX, ĺ TecDAX, ĺ VDAX. – Wei- Hauptaufgaben des DIHK sind die För-
tere Informationen unter www.deut- derung und Sicherung der Zusammenar-
sche-boerse.com. beit der Kammern untereinander sowie
die Vertretung der Interessen der gewerb-
Deutscher Bundestag ĺ Bundestag. lichen Wirtschaft innerhalb Deutschlands
125 Devisenhandel

und im Ausland. – Weitere Informationen Deutsche Terminbörse ĺ EUREX.


unter www.dihk.de. Developing Countries ĺ Entwicklungs-
Deutscher Rentenindex (REX)  –  In- land.
dex, der auf 30 idealtypischen deutschen Devisen ĺ  Zahlungsmittel in frem-
ĺ Anleihen mit unterschiedlichen ganz- der ĺ Währung. Es kann sich dabei um
zahligen Laufzeiten (von ein bis zehn Jah- Guthaben auf ausländischen Bankkonten
ren) und Zinssätzen (6, 7,5 und 9 %) be- oder um ĺ Schecks und ĺ Wechsel han-
ruht. Jede der 30 Anleihen wird mit ih- deln, die auf fremde Währung lauten und
rem Marktanteil gewichtet. Der REX gibt im Ausland zahlbar sind.  –  Im ĺ  Devi-
die Bewertung eines repräsentativen Aus- senhandel werden nur die Guthaben auf
schnitts des deutschen ĺ  Rentenmark- ausländischen Bankenkonten als Devisen
tes wieder. Er wird von der ĺ  Deut- bezeichnet. – Vgl. auch ĺ Sorten.
schen Börse AG berechnet und veröffent-
licht. – Weitere Informationen unter www. Devisenbewirtschaftung –  Devisenkon-
deutsche-boerse.com. trolle; staatliche Maßnahmen zur Rege-
lung und Kontrolle des Zahlungsverkehrs
Deutsches Patent- und Markenamt mit dem Ausland meist im Falle eines
(DPMA) – selbstständige Bundesbehörde, chronischen Devisenmangels. Der An-
die dem Bundesminister der Justiz (BMJ) und Verkauf von ĺ  Devisen erfolgt nur
untersteht. Hauptsitz in München mit Au- über die dafür zuständigen staatlichen
ßenstellen in Jena und Berlin. Das Patent- Stellen. Durch die  Devisenbewirtschaf-
amt ist die Zentralbehörde auf dem Ge- tung soll verhindert werden, dass Devi-
biet des gewerblichen Rechtsschutzes sen in einem von staatlicher Seite nicht
in Deutschland. Es erteilt und verwaltet gewollten Umfang gekauft oder verkauft
ĺ gewerbliche Schutzrechte (ĺ Patente, werden. Häufig sind die Währungen in
ĺ  Gebrauchsmuster, ĺ  Marken und diesen Ländern überbewertet, so dass der
ĺ  Geschmacksmuster).  –  Weitere Infor- Handel nur auf dem Schwarzmarkt er-
mationen unter www.dpma.de. folgt. – Gegensatz: ĺ Konvertibilität.
Deutsches Rechnungslegungs Stan- Devisenbilanz ĺ Zahlungsbilanz.
dards Committee (DRSC)  –  Accounting
Standards Committee of Germany. Priva- Devisenbörse – Abteilung der ĺ Börse,
tes Rechnungslegungsgremium, das 1998 an der der An- und Verkauf von zum Bör-
nach den Vorbildern des ĺ Financial Ac- senhandel zugelassenen ĺ Devisen statt-
counting Standards Board (FASB) und findet. Die bedeutendsten internationa-
des ĺ  International Accounting Stan- len  Devisenbörsen sind New York, Lon-
dards Board (IASB) gegründet wurde. don, Tokio, Frankfurt a.M. und Zürich.
Laut dem Handelsgesetzbuch (HGB) hat In Deutschland wird der größte Teil der
das DRSC v.a. die Aufgabe, Empfehlun- Devisen außerbörslich gehandelt.  –  Vgl.
gen zur Anwendung von Grundsätzen auch ĺ Devisenmarkt.
über die Konzernrechnungslegung (sog. Devisenhandel – Kauf und Verkauf von
Deutsche Rechnungslegungs Standards ĺ Devisen. Devisen werden v.a. von Zen-
(DRS)) zu entwickeln. – Weitere Informa- tralnotenbanken, ĺ  Kreditinstituten so-
tionen unter www.drsc.de. wie großen Unternehmen gehandelt. Der
Devisenkassageschäft 126

Devisenhandel ist weltweit und jederzeit Art des Geschäftes wird zwischen dem
mittels Telekommunikation sowohl an Devisenkassamarkt (ĺ  Devisenkassa-
ĺ  Devisenbörsen also auch außerbörs- geschäft) und dem Devisenterminmarkt
lich möglich. Im  Devisenhandel werden (ĺ  Devisentermingeschäft) unterschie-
ĺ  Devisenkassageschäfte, ĺ  Devisen- den. – Vgl. auch ĺ Devisenhandel.
termingeschäfte und Devisenoptionsge- Devisenmarktintervention ĺ Devisen-
schäfte (ĺ  Devisenoption) abgeschlos- markt.
sen.
Devisenoption – Recht des Inhabers ei-
Devisenkassageschäft  –  Käufe oder ner Option, einen bestimmten Wäh-
Verkäufe von ĺ  Devisen, die innerhalb rungsbetrag zu einem vereinbarten Kurs
von zwei Geschäftstagen nach Geschäfts- bis oder zu einem festgelegten Zeitpunkt
abschluss zu erfüllen sind. Devisenkassa- zu kaufen oder zu verkaufen. Die Kauf-
geschäfte werden von Kreditinstituten im option wird als  ĺ Call, die Verkaufsop-
Auftrag von Kunden als ĺ Kommissions- tion als ĺ  Put bezeichnet. Devisenoptio-
geschäfte (Kundengeschäft) und auf eigene nen werden zur Absicherung von Risiken,
Rechnung (Eigengeschäft) abgeschlos- die aufgrund fallender oder steigender
sen. – Vgl. auch ĺ Devisenhandel. Kurse bei Außenhandelsgeschäften beste-
Devisenkassamarkt ĺ Devisenmarkt. hen, eingesetzt. Devisenoptionen werden
aber auch aus spekulativen Gründen ge-
Devisenkontrolle ĺ  Devisenbewirt-
kauft oder verkauft (ĺ  Devisenspekula-
schaftung.
tion). – Vgl. auch ĺ Devisenhandel.
Devisenkurs ĺ Wechselkurs. Devisenreserven ĺ Währungsreserven.
Devisenmarkt – Markt, an dem das An- Devisenspekulation  –  Käufe oder Ver-
gebot und die Nachfrage von ĺ  Devi- käufe von ĺ  Devisen in der Erwar-
sen zusammentreffen. Am Devisenmarkt tung, dass der Devisenkurs (ĺ  Wech-
bildet sich der ĺ  Wechselkurs. Der  De- selkurs)  steigt oder sinkt und somit die
visenmarkt befindet sich gesamtwirt- Devisen mit Gewinn wieder verkauft
schaftlich im Gleichgewicht, wenn die oder zurückgekauft werden können. Die
Leistungsbilanz (ĺ Zahlungsbilanz) aus- Transaktion erfolgt am Devisenkassa-
geglichen ist und die internationalen Ka- markt (ĺ  Devisenkassageschäft) und/
pitalgeber die zu einem bestimmten Zeit- oder am Devisenterminmarkt (ĺ  Devi-
punkt existierenden Devisenbestände zu sentermingeschäft), wobei auch Swapge-
halten bereit sind (Bestandsgleichgewicht). schäfte (ĺ Swap) und Devisenoptionsge-
Das Devisenmarktgleichgewicht wird bei schäfte (ĺ Devisenoption) abgeschlossen
freien Wechselkursen durch die Anpas- werden können.
sung des Wechselkurses an die Angebots-
und Nachfrageentwicklung erreicht. Im Devisenswap ĺ Swap.
Fall fester Wechselkurse (mit Bandbreite) Devisentermingeschäft  –  Käufe oder
kommt es zu Devisenmarktinterventio- Verkäufe von ĺ Devisen zu einem heute
nen (Devisenankäufen oder -verkäufen) vereinbarten (und damit sicheren) Kurs,
der Zentralbank, wenn der Wechselkurs die (im Unterschied zum ĺ Devisenkas-
die Bandbreite zu verlassen droht. – Nach sageschäft)erst nach zwei Geschäftstagen
127 Dienstleistungsmarketing

oder später erfüllt werden.  Devisenter- Dienstleistungsbilanz ĺ  Zahlungsbi-


mingeschäfte werden zur Absicherung lanz.
von Risiken, die aufgrund fallender oder
Dienstleistungsexport ĺ Export.
steigender Kurse bei Außenhandelsge-
schäften bestehen, eingesetzt (Wechsel- Dienstleistungsfreiheit  –  eine der
kurssicherung). Devisen werden aber auch Grundfreiheiten der EU (ĺ  Binnen-
aus spekulativen Gründen per Termin ge- markt), die für jeden Bürger der ĺ  Eu-
kauft oder verkauft (ĺ  Devisenspekula- ropäischen Union (EU) und im Gebiet
tion). – Vgl. auch ĺ Devisenhandel. des ĺ  Europäischen Wirtschaftsraums
(EWR) gilt. – 1. Aktive Dienstleistungsfrei-
Devisenterminmarkt ĺ Devisenmarkt.
heit: Das Recht, sich zur Erbringung einer
Dezentralisation – Dezentralisierung; or- ĺ  Dienstleistung in einen anderen Mit-
ganisatorische Verteilung von Funktionen gliedsstaat der EU bzw. des EWR zu be-
und Aufgaben auf verschiedene ĺ  Stel- geben und zu den dortigen Branchen-
len. D.h., im Hinblick auf ein Merkmal vorschriften tätig zu werden. – 2.  Passive
werden gleichartige Aufgaben stellenmä- Dienstleistungsfreiheit: Das Recht, sich zur
ßig getrennt.  –  Gegensatz: ĺ  Zentralisa- Entgegennahme einer Dienstleistung in ei-
tion. nen anderen Mitgliedsstaat der EU bzw.
des EWR zu begeben.
DGB  –  Abk. für ĺ  Deutscher Gewerk-
schaftsbund (DGB). Dienstleistungsmarke ĺ  Markenarti-
kel.
Diagnostic Lag ĺ Lag.
Dienstleistungsmarketing   –  Analyse,
Dialogfähigkeit ĺ Sozialkompetenz.
Planung, Steuerung und Kontrolle aller
Dienstbarkeit  –  Recht zur Nutzung ei- marketingpolitischen Maßnahmen eines
ner Sache, durch  welches das Recht des Dienstleistungsunternehmens. Besonder-
Eigentümers eines ĺ  Grundstücks ein- heiten ergeben sich dabei aus den Merk-
geschränkt wird.  Dienstbarkeiten sind malen von ĺ Dienstleistungen: Immate-
v.a. ĺ Nießbrauch und ĺ Grunddienst- rialität, Nichtlager- und Nichttransport-
barkeit.  Dienstbarkeiten sind in das fähigkeit sowie Kundenbeteiligung bei
ĺ Grundbuch einzutragen. der Erstellung.  –  Zu den Instrumenten
des Dienstleistungsmarketings zählen: (1)
Dienstgeheimnis ĺ  Betriebs- und Ge-
Leistungspolitik: Dienstleistungen müs-
schäftsgeheimnis.
sen entsprechend den Wünschen und Be-
Dienstleistung  –  nicht stoffliche, nicht dürfnissen der Kunden gestaltet werden.
körperliche Leistung (immaterielles Der Kundennutzen kann v.a. durch Zu-
Gut).  Dienstleistungen sind z. B. Bank-, satzleistungen (z. B. Essen und Getränke
Transport-, Versicherungsleistungen während eines Fluges) gesteigert werden.
oder Unterhaltungsleistungen. Sie sind (2) Preispolitik: Der Preis wird häufig vom
v.a. durch Gleichzeitigkeit von Produk- Kunden als Qualitätsindikator verwendet,
tion und Verbrauch und dadurch gekenn- da die Qualität einer Dienstleistung vor
zeichnet, dass sie nicht lager- und trans- der Inanspruchnahme vom Kunden nur
portfähig sind. – Gegensatz: ĺ Sachgut. schwer beurteilt werden kann. Außerdem
Dienstleistungssektor 128

kann die Preispolitik eingesetzt werden, kann über ĺ  Dienstleistungen jegli-


um eine bessere Kapazitätsauslastung zu cher Art abgeschlossen werden. I.d.R. be-
erreichen (z. B. unterschiedliche Hotel- stimmt der  Dienstvertrag Art, Umfang,
preise je nach Saison). (3) Distributions- Ort und Zeitdauer der Dienstleistung so-
politik: Standortentscheidungen kommen wie die Vergütung.  –  Zu unterscheiden
eine größere Bedeutung als im Konsum- sind: (1) Dienstvertrag unselbstständig Tä-
güter- oder Industriegütermarketing zu, tiger: ĺ Arbeitsvertrag. (2) Dienstvertrag
da eine Dienstleistung nicht transportfä- selbstständig Tätiger (Unternehmer oder
hig ist. (4) Kommunikationspolitik: Das Freiberufler): In diesem Fall ist derjenige,
Leistungsangebot muss fassbar gemacht der die Arbeitsleistung erbringt, wirt-
werden. Außerdem muss Vertrauen beim schaftlich und sozial unabhängig.  –  An-
Kunden geschaffen werden. Dies kann ders: ĺ Werkvertrag.
hauptsächlich durch eine möglichst ge- Dienstwagen ĺ Firmenwagen.
naue Beschreibung der Leistung erreicht
werden (z. B. im Fall einer Autowasch- Differenzierung  –  betriebliche
anlage durch die Beschreibung techni- ĺ Wachstumsstrategie, bei der ein erfolg-
scher Besonderheiten). (5) Personalpoli- reiches Angebot (ĺ Produkt, ĺ Dienst-
tik: Sie zählt als zusätzliches Instrument leistung) genauer an die Wünsche und Be-
des Dienstleistungsmarketings. Aufgrund dürfnisse der unterschiedlichen Kunden-
des direkten Kontakts zwischen Mitarbei- gruppen angepasst wird. Dazu werden die
ter und Kunde ist eine systematische Per- Kunden entsprechend ihren differenzier-
sonalpolitik von bes. Bedeutung (ĺ inter- ten Anspruchsschwerpunkten aufgeteilt
nes Marketing). (ĺ  Marktsegmentierung). Aus einem
Einzelprodukt entsteht eine Gruppe von
Dienstleistungssektor ĺ  tertiärer Sek- ähnlichen Produkten (Produktlinie,
tor. ĺ Produktfamilie). – Anders: ĺ Diversi-
Dienstleistungsunternehmen  –  Unter- fikation.
nehmen, das ĺ  Dienstleistungen erstellt digitales Geld ĺ elektronisches Geld.
und verkauft. Dazu zählen ĺ Handelsbe-
DIHK – Abk. für ĺ Deutscher Industrie-
triebe, Verkehrsbetriebe, Telekommuni-
und Handelskammertag (DIHK).
kationsunternehmen, ĺ Banken, ĺ Ver-
sicherungsunternehmen und sonstige Dilemma-These ĺ Wettbewerbspolitik.
Unternehmen wie Gaststätten, Hotels, dingliches Recht – Recht einer Person an
Restaurants, Friseure, Kinos oder Kran- einer Sache (Ding), das gegen jeden Drit-
kenhäuser. Außerdem sind Freiberufler ten gilt und von jedem anderen respek-
wie Ärzte, selbstständige ĺ  Steuerbera- tiert werden muss. Die wichtigsten dingli-
ter oder ĺ Makler Dienstleistungsunter- chen Rechte sind ĺ Eigentum, ĺ Hypo-
nehmen. thek, ĺ Grundschuld und ĺ Pfandrecht.
Dienstreise ĺ Reisekosten. dingliches Vorkaufsrecht ĺ  Vorkaufs-
Dienstvertrag ĺ  Vertrag, bei dem sich recht.
ein Vertragspartner verpflichtet, für den DIN-Normen  –  technische ĺ  Normen,
anderen zu arbeiten. Ein  Dienstvertrag die vom Deutschen Institut für Normung
129 Direktmarketing

e. V. (DIN) aufgestellt und mit dem Zei- der geringeren Verwaltungskosten kön-
chen DIN herausgegeben werden. nen dem Kunden Bankgeschäfte günsti-
DIN-Normen sind keine von Behörden ger angeboten werden. Häufig wird nur
oder Körperschaften öffentlichen Rechts ein eingeschränktes oder spezialisiertes
erlassene Verordnungen, sondern am Produktangebot mit unterschiedlicher
Stand von Wissenschaft und Technik ori- Serviceintensität angeboten.
entierte Empfehlungen an Industrie und direkte Preiselastizität ĺ Elastizität.
Handel, deren Anwendung der Entschei-
dung des Einzelnen unterliegt. – Vgl. auch direkter Vertrieb ĺ Absatzweg.
ĺ EN-Normen, ĺ ISO-Normen. –  Wei- direkte Steuern ĺ  Steuern, die direkt
tere Informationen unter www.din.de. vom Steuerschuldner (Unternehmen,
Personen, private Haushalte) auf dem
Direct Costing –  Proportionalkostenrech-
Wege der ĺ  Veranlagung erhoben und
nung, eine einfache Form der ĺ  Teil-
gezahlt werden. Zu den  direkten Steu-
kostenrechnung bzw. der ĺ  Deckungs-
ern zählen Steuern auf das Einkommen
beitragsrechnung, die in den 1930er-Jah-
und das Vermögen (z. B. ĺ Einkommen-
ren in den USA entwickelt wurde.
steuer, ĺ  Lohnsteuer, ĺ  Körperschaft-
Das Direct Costing beruht auf der Tren-
steuer und ĺ Solidaritätszuschlag) sowie
nung von ĺ variablen Kosten und ĺ fi-
Steuern im Zusammenhang mit dem pri-
xen Kosten. Von den Umsätzen je Produkt
vaten Verbrauch (z. B. ĺ  Kraftfahrzeug-
(ĺ  Umsatzerlös) werden die variablen
steuer und Hundesteuer).  –  Gegensatz:
Kosten abgezogen (ĺ Deckungsbeitrag).
ĺ indirekte Steuern.
Von der Summe aller Deckungsbeiträge
wird dann zur Ermittlung des Betriebser- Direktinvestition  –  Form der ĺ  Aus-
gebnisses der gesamte Fixkostenblock landsinvestition. ĺ  Kapitalexport durch
subtrahiert. Wirtschaftssubjekte eines Landes in ein
anderes Land mit dem Ziel, dort Immo-
Direct Mailing  –  Mailing, Begriff aus bilien zu erwerben, Betriebsstätten oder
dem ĺ  Marketing.  Direct Mailing ist Tochterunternehmen zu errichten, aus-
die gezielte Ansprache einer bestimm- ländische Unternehmen zu erwerben
ten Kundengruppe (Zielgruppe) mit ei- oder sich an ihnen mit einem Anteil zu
nem persönlich adressierten Anschreiben beteiligen, der einen entscheidenden Ein-
(Brief) oder auch einer ĺ E-Mail (Direct fluss auf die Unternehmenspolitik ge-
Mail). Direct Mailing ist eine Maßnahme währleistet.  –  Gegensatz: ĺ  Portfolioin-
des ĺ Direktmarketing. vestition, die vorrangig der Geldanlage
Direct Marketing ĺ Direktmarketing. dient.

Direktbank ĺ Kreditinstitut, das seinen Direktionsrecht ĺ Weisungsrecht.


Kunden Leistungen anbietet, ohne ein Fi- Direktmarketing  –  Direct Marketing.
lialnetz zu unterhalten. Die ĺ  Bankge- Alle Marketingmaßnahmen, bei dem
schäfte werden i.d.R. telefonisch, per Fax, durch einstufige Kommunikation ein di-
online oder per ĺ  Internet abgewickelt. rekter, individueller Kontakt zum Kun-
Eine Beratung findet nur in geringem den aufgebaut wird. Durch eine per-
Umfang oder gar nicht statt. Aufgrund sönliche Ansprache sollen Kunden und
Direktverkauf 130

Kundengruppen gezielt erreicht werden. Discounted Free Cashflow-Methode


Wichtige Instrumente des  Direktmarke- ĺ Discounted Cashflow-Methode.
tings sind Direktwerbung (ĺ Direct Mai- Discounter  –  Betriebsform des ĺ  Ein-
ling), persönlicher Verkauf und Telefon- zelhandels, die nur ein begrenztes ĺ Sor-
verkauf (ĺ Callcenter). Direktmarketing timent (geringe Sortimentsbreite und
ist für das ĺ Customer Relationship Ma- -tiefe) von Waren mit hoher Umschlags-
nagement (CRM) von großer Bedeutung. häufigkeit zu Dauerniedrigpreisen an-
Direktverkauf ĺ Absatzweg. bietet. Es handelt sich i.d.R. um Selbstbe-
Direktversicherung  –  Form der  be- dienungsgeschäfte, die keine Serviceleis-
trieblichen ĺ  Altersversorgung. Es wird tungen wie z. B. Beratung bieten und die
ein Lebensversicherungsvertrag (ĺ  Le- Waren ohne großen Aufwand präsentie-
bensversicherung) zwischen dem ĺ  Ar- ren (Verkauf direkt von der Palette oder
beitgeber (Versicherungsnehmer) und aus dem Karton). Bes. starke Position im
der Versicherungsgesellschaft zugunsten Lebensmitteleinzel- und Konsumelektro-
des ĺ  Arbeitnehmers und/oder dessen nikhandel.
Hinterbliebenen vereinbart. Discount-Handelsmarke ĺ  Handels-
Direktvertrieb ĺ Absatzweg. marke.
Direktzusage ĺ Pensionszusage. Diskont  –  Zinsabschlag, der beim An-
kauf von noch nicht fälligen ĺ Forderun-
Disagio  –  Abgeld. 1.Betrag, um den der
gen (insbes. von ĺ Wechseln) abgezogen
Ausgabepreis eines ĺ Wertpapiers unter
wird für die Zeit vom Ankaufstag bis zur
dem ĺ  Nennwert liegt.  –  2.  Betrag, um
Fälligkeit der Forderung.
den der Auszahlungsbetrag eines Darle-
hens unter dem Rückzahlungsbetrag liegt Diskontgeschäft  –  1.  Kreditwesenge-
(ĺ Damnum). – Gegensatz: ĺ Agio. setz (KWG): Ankauf von noch nicht fäl-
ligen ĺ Wechseln oder ĺ Schecks mit ei-
Discount Broker  –  Institut, das Bank-
nem ĺ Diskontsatz bis zum Fälligkeitstag
dienstleistungen, v.a. die Abwicklung
(ĺ  Diskont).  –  2.  Bankpraxis: ĺ  Dis-
von Wertpapierkauf- und Wertpapierver-
kontkredit.
kaufsaufträgen ohne Beratungsleistungen
zu günstigen Konditionen anbietet. Die Diskontierung  –  Abzinsung. Finanzma-
Auf-tragserteilung erfolgt meist über Te- thematische Bezeichnung für die Bestim-
lefon, per Fax oder ĺ Internet. Discount mung des Anfangskapitals K0 bei gegebe-
Broker sind i.d.R. ĺ Direktbanken. nen Endkapital Kn, Zinsfaktor q und Lauf-
zeit n. Es gilt: K0 = 1 / (qn · n · Kn), wobei q
Discounted Cashflow-Methode  –  Dis-
= 1 + p / 100 (p = Kalkulationszinsfuß). –
counted Free Cashflow-Methode. Ein in
Der Abzinsungsfaktor 1 / qn wird auch als
der Praxis häufig verwendetes Verfahren
Diskontierungsfaktor bezeichnet. – Gegen-
der ĺ Unternehmensbewertung und Im-
satz: ĺ Aufzinsung.
mobilienbewertung. Es wird der Gegen-
wartswert (ĺ  Barwert) der zukünftigen Diskontierungsfaktor ĺ Diskontierung.
Zahlungsüberschüsse berechnet und mit Diskontkredit  –  kurzfristiger ĺ  Kre-
einem Risikoaufschlag abgezinst (ĺ Dis- dit, der durch den Ankauf von noch nicht
kontierung). zur Zahlung fälligen ĺ  Wechseln und
131 Distribution

ĺ Schecks gewährt wird. Der ĺ Diskont Diskriminierungsverbot  –  1.  Wett-


wird vom Zahlungsbetrag abgezogen. Der bewerbsrecht: ĺ  Behinderungs- und
Kreditnehmer kann bis zu einer verein- Diskriminierungsverbot gemäß §  19
barten Höhe ĺ Wechsel zum Ankauf ein- f.  GWB.  –  2.  Steuerrecht: Verbot, fremde
reichen. Die Tilgung des  Diskontkredits Staatsangehörige bei vergleichbarer Sach-
erfolgt durch die Zahlung des Wechselbe- lage steuerlich schlechter zu behandeln als
trags bei Fälligkeit. die des eigenen Staates. – 3.  Arbeitsrecht:
ĺ Diskriminierung.
Diskontpapiere ĺ  Finanzierungs- Disposition  –  1.  Organisation: die von
schätze. einer Situation abhängige Entscheidung
oder Regelung im Rahmen der dauer-
Diskontsatz – Zinssatz für einen ĺ Dis- haft und umfassend angelegten ĺ Orga-
kontkredit. nisation. Das Verhältnis von Organisation
und Disposition bestimmt den Organisa-
Diskriminierung  –  Benachteili- tionsgrad. – 2.  Planung: die Entscheidung
gung durch unterschiedliche Behand- im Rahmen einer kurzfristigen Planung
lung.  –  1.  Außenwirtschaft: Unter- von Mengen und Zeiten, z. B. Bedarfs-
schiedliche Behandlung der einzel- mengenplanung.
nen Partnerstaaten hinsichtlich des
Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalver- Dispositionskredit  –  Kreditlinie, die
kehrs.  Diskriminierung liegt z. B. vor bei Privatkunden von einem ĺ  Kreditins-
Abweichung von der ĺ  Meistbegünsti- titut eingeräumt wird; meist statisch in
gung, bei nach Währungsräumen oder Höhe von drei Netto-Monatsgehältern.
Ländern unterschiedlichen Devisenbe- Bei moderneren Vergabeverfahren wird
stimmungen sowie bei ĺ tarifären Han- die Kredithöhe anhand festgelegter Bo-
delshemmnissen oder ĺ  nicht tarifären nitätskriterien automatisch ermittelt und
Handelshemmnissen. Der Abbau von au- bei Änderungen der ĺ  Kreditwürdig-
ßenwirtschaftlichen  Diskriminierungen keit automatisch angepasst.  –  Vgl. auch
gehört zu den Zielen verschiedener in- ĺ Kontokorrentkredit, ĺ Überziehungs-
ternationaler Organisationen (ĺ  Welt- kredit.
handelsorganisation (WTO), ĺ  OECD, dispositive Faktoren ĺ Produktionsfak-
ĺ  Internationaler Währungsfonds toren.
(IWF). – 2. Arbeitsrecht: Nach dem Allge-
meinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Distanzhandel ĺ Teleshopping.
sind ĺ  Arbeitgeber dazu verpflichtet, Distribution – 1. Betriebswirtschaftslehre:
„Benachteiligungen aus Gründen der Verteilung der Vertriebsobjekte (ĺ  Wa-
Rasse oder wegen der ethnischen Her- ren, ĺ  Dienstleistungen, ĺ  Informati-
kunft, des Geschlechts, der Religion oder onen und Rechte), d.h. alle (physischen
der Weltanschauung, einer Behinderung, und akquisitorischen) Prozesse, die zwi-
des Alters oder der sexuellen Identität zu schen Produzenten direkt oder indirekt
verhindern oder zu beseitigen.“ – 3. Wett- über Händler bis zum Endabnehmer ab-
bewerbsrecht: ĺ Behinderungs- und Dis- laufen. In der Praxis werden synonym
kriminierungsverbot. auch die Begriffe Absatz, Vertrieb und
Distribution Channel 132

Verkauf benutzt.  –  2.  Volkswirtschafts- ähnlich sind und auf derselben Produkti-
lehre: gesamtwirtschaftliche Verteilung onsstufe liegen. (2) vertikale Diversifika-
von Einkommen (ĺ Einkommensvertei- tion: Aufnahme von Produkten auf der
lung) und Vermögen (ĺ Vermögensver- vor- oder nachgelagerten Produktions-
teilung).  –  Vgl. auch ĺ  Verteilungspoli- stufe (vertikale Integration). (3) laterale
tik. Diversifikation: Aufnahme von Produk-
Distribution Channel ĺ Absatzkanal. ten, die keinen oder nur minimalen Be-
zug zu den bisherigen Produkten aufwei-
Distributionslogistik ĺ Logistik. sen. – Anders: ĺ Differenzierung.
Distributionsorgane  –  Personen und Dividende  –  1.  Bei einer ĺ  Aktienge-
Einrichtungen, die bei der ĺ Distribution sellschaft ĺ  (AG) der auf eine einzelne
von Produkten eingesetzt werden. Dazu ĺ  Aktie fallende Anteil am ausgeschüt-
zählen: (1) Vertriebsorgane des Herstellers, teten Gewinn. Die Gewinnanteile der
z. B. Verkaufsabteilungen und Reisende, ĺ Aktionäre bestimmen sich nach ihren
Verkaufssyndikate, (2) ĺ  Absatzmittler, Anteilen am ĺ  Grundkapital. Die Höhe
z. B. Groß- und Einzelhändler, (3) ĺ Ab- der Dividende wird in Euro pro Mindest-
satzhelfer, z. B. Handelsvertreter und Spe- nennwert (Nennwert) oder in Prozenten
diteure, (4) Marktveranstaltungen, z. B. des Nennwertes ausgedrückt. Die Satzung
Messen, Ausstellungen und Auktionen kann aber auch eine andere Form der Ge-
und (5) Beschaffungsorgane der Abneh- winnverteilung vorsehen. Die Dividen-
mer, z. B. Einkaufs- und Konsumgenos- denhöhe wird aufgrund des ĺ Jahresab-
senschaften sowie Einkaufsreisende. schlusses i.d.R. vom Vorstand und vom
Distributionspolitik  –  marketingpoli- Aufsichtsrat vorgeschlagen und von der
tische Maßnahmen, die die Verteilung Hauptversammlung beschlossen. – 2.  Bei
(ĺ  Distribution)  eines Vertriebsobjek- der ĺ Gesellschaft mit beschränkter Haf-
tes vom Hersteller oder Anbieter bis zum tung (GmbH) ist die Dividende der Anteil
Endabnehmer betreffen. Die  Distributi- an der Gewinnauschüttung, der auf einen
onspolitik umfasst: (1) Vertriebspolitik: Gesellschaftsanteil entfällt. Die Gewinn-
Entscheidungen v.a. über den ĺ Absatz- verteilung erfolgt i.d.R. wie bei der Akti-
weg und über ĺ  Absatzmittler. (2) Ver- engesellschaft (AG).  –  Dividenden sind
kaufspolitik: z. B. Entscheidungen über als Einkünfte aus Kapitalvermögen steu-
Verkaufsbezirke, Planung und Steuerung erpflichtig. Im Zusammenhang mit dem
des Außendienstes und Schulungen für Aktienbesitz anfallende Kosten sind ab-
Verkäufer. zugsfähig. Seit 2008 gilt für  Dividenden
Distributionsweg ĺ Absatzweg. das sog. ĺ Teileinkünfteverfahren.

Diversifikation  –  Ausweitung des Leis- Dividendenkapitalerhöhung ĺ Schütt-


tungsprogramms eines Unternehmens aus-Hol-zurück-Politik.
auf neue Produkte und neue Märkte Dividendenpolitik – Teil der Unterneh-
(ĺ  Wachstumsstrategie).  –  Zu unter- menspolitik, der auf die Bemessung der
scheiden sind folgende Arten: (1) hori- ĺ Dividende ausgerichtet ist. Die ĺ Ak-
zontale Diversifikation: Aufnahme von tiengesellschaft (AG) ist meist bestrebt,
Produkten, die den bisherigen Produkten über einen längeren Zeitraum hinweg eine
133 Dokumenteninkasso

gleichmäßige Dividende auszuschütten. Akkreditivbank kann ihr Zahlungsver-


Die  Dividendenpolitik hat im Sharehol- sprechen jederzeit ändern oder zurück-
der-Value-Konzept (ĺ  Shareholder nehmen.  –  Nach der Leistungsart und
Value) für den ĺ Aktionär eine bes. Be- dem Leistungszeitpunkt kann außer-
deutung, da sie den Marktwert des Eigen- dem folgende Unterteilung vorgenommen
paitals der Unternehmung beeinflusst. werden: (1) Sichtakkreditiv: Bei Vorlage
Dividendenschein ĺ Bogen. der Dokumente wird von der jeweiligen
Bank sofort gezahlt. (2) Nachsichtakkre-
Dividendenscheinbogen ĺ Bogen. ditiv: Die Bank zahlt erst zu einem festge-
Dividendenvorrecht ĺ Vorzugsaktie. setzten Zeitpunkt nach Vorlage der Do-
divisionale Organisation ĺ  Spartenor- kumente. (3) Akzeptakkreditiv: Die Bank
ganisation. verpflichtet sich, einen den Dokumenten
beigefügten ĺ  Wechsel des Exporteurs
Divisionskalkulation ĺ  Kalkulations- zu akzeptieren oder die Einlösung eines
verfahren. vom Importeur akzeptierten Wechsels zu
Dokumentenakkreditiv  –  Akkredi- garantieren. (4) Negoziierungsakkreditiv:
tiv. Eine im Außenhandel gebräuchliche Die Zahlung erfolgt gegen einen Wechsel
Zahlungsform. Ein ĺ Kreditinstitut (Ak- und/oder ein Dokument durch eine an-
kreditivbank) verpflichtet sich im Auf- dere Bank, die durch die Akkreditivbank
trag seines Kunden (z. B. Importeur), ge- damit beauftragt wurde.
gen Vorlage bestimmter Dokumente eine
Zahlung an einen Dritten (z. B. Expor-
teur) zu leisten. Bei den Dokumenten
kann es sich z. B. um Fracht-, Versiche-
rungsdokumente oder Handelsrechnun-
gen handeln. Das  Dokumentenakkredi-
tiv ist ein Zahlungsversprechen der Bank
gegenüber dem Begünstigten. Es gibt
dem Begünstigten die Sicherheit, dass
er den Erlös aus dem Exportgeschäft er-
hält.  –  Vgl. Abb. „Abwicklung des Do-
kumentenakkreditivs“. – Es können nach
der Art der Verpflichtung folgende Arten Dokumenteninkasso  –  Auftrag eines
des  Dokumentenakkreditivs unterschie- Exporteurs an seine Bank, die von ihm
den werden: (1) Unwiderrufliches unbe- eingereichten Dokumente (z.B Fracht-,
stätigtes Dokumentenakkreditiv: Die Ver- Versicherungsdokumente und Handels-
pflichtung kann von der Akkreditivbank rechnungen) an den Importeur zu über-
nicht zurückgenommen werden. (2) Un- geben. Voraussetzung für die Übergabe
widerrufliches bestätigtes Dokumentenak- ist, dass der Importeur gezahlt, einen
kreditiv: Zusätzlich zur Akkreditivbank ĺ  Wechsel akzeptiert oder einen un-
verpflichtet sich auch die Bank des Ak- widerruflichen Zahlungsauftrag unter-
kreditivbegünstigten zur Zahlung. (3) Wi- schrieben hat. Grundlage ist der zwischen
derrufliches Dokumentenakkreditiv: Die Exporteur und Importeur geschlossene
Domizilprinzip 134

Kaufvertrag, in dem die Zahlungsabwick- Doppik ĺ doppelte Buchhaltung.


lung über ein  Dokumenteninkasso ver- Dow Jones Index  –  Dow Jones Indust-
einbart wurde. rial Average. Der wichtigste und bekann-
Domizilprinzip ĺ Haustürgeschäft. teste US-Aktienindex. Er wird an der
Doppelbesteuerung  –  Bezeichnung New York Stock Exchange für die 30 um-
für die Besteuerung eines Steuerpflichti- satzstärksten Aktien berechnet. Der An-
gen für den gleichen Zeitraum mit einer teil einer Aktie am Index bestimmt sich
gleichartigen Steuer in zwei Ländern. Um nur durch ihren Kurs. Der Dow Jones In-
eine  Doppelbesteuerung zu verhindern, dex wird während der Börsenzeit laufend
haben die meisten Staaten untereinander ermittelt.  –  Weitere Informationen unter
zweiseitige internationale Verträge (Dop- ĺ www.djindexes.com.
pelbesteuerungsabkommen) abgeschlos- Dow Jones Industrial Average ĺ Dow
sen. So hat Deutschland mit zahlreichen Jones Index.
Einzelstaaten Abkommen vereinbart, die Drei-Sektoren-Hypothese ĺ  Struktur-
eine doppelte Besteuerung im Bereich der wandel.
ĺ  Einkommensteuer, aber auch anderer
Drittaufwand – Begriff aus dem Einkom-
Steuern wie z. B. der Erbschaftsteuer ver-
mensteuerrecht. Drittaufwände sind Aus-
hindern sollen.  –  Weitere Informationen
gaben, die mit der Erzielung von ĺ Ein-
unter www.bundesfinanzministerium.de.
künften in Verbindung stehen, die aber
Doppelbesteuerungsabkommen ĺ von einem Dritten getragen werden. Drit-
Doppelbesteuerung. taufwände können nicht als Betriebsaus-
doppelte Buchführung ĺ  doppelte gaben oder ĺ Werbungskosten des Steu-
Buchhaltung. erpflichtigen geltend gemacht werden.
doppelte Buchhaltung – doppelte Buch- Drittlandsgebiet – Begriff aus dem Um-
führung, Doppik. Gebräuchliche ĺ Buch- satzsteuerrecht für alle Gebiete, die um-
führung, bei der jeder Geschäftsvor- satzsteuerlich zu keinem Mitgliedsstaat
fall immer mind. zwei Konten (ĺ Konto der ĺ  Europäischen Union (EU) gehö-
und Gegenkonto) berührt. Es erfolgt ren.
stets eine Soll- und eine Habenbuchung Drittschuldner  –  Person, die bei der
(ĺ  Buchungssatz). Die Gewinnermitt- ĺ  Zwangsvollstreckung  durch Forde-
lung wird über die ĺ Bilanz und über die rungspfändung dem Schuldner etwas
ĺ Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) schuldet. Im Fall der Lohnpfändung ist
durchgeführt. dies bspw. der ĺ Arbeitgeber.
doppelte Haushaltsführung  –  Begriff Drittstaateneinlagenvermittlung ĺ
aus dem Einkommensteuerrecht. Dop- Finanzdienstleistungen.
pelte Haushaltsführung ist der notwen- DRSC  –  Abk. für ĺ  Deutsches Rech-
dige Unterhalt eines zweiten Haushalts nungslegungs Standards Committee.
aus betrieblichem Anlass. Die Ausga-
ben für die  doppelte Haushaltsführung duale Berufsausbildung ĺ  Berufsaus-
sind unter bestimmten Bedingungen  als bildung.
ĺ Werbungskosten abzugsfähig. duales Studium ĺ Berufsausbildung.
135 Dyopol

dubiose Forderung ĺ zweifelhafte For- Durchschnittsbewertung  –  ein nach


derung. dem Handels- und Steuerrecht zulässiges
Dumping – Verkauf von Waren zu Prei- vereinfachtes Verfahren zur Bewertung
sen, die unter den ĺ Selbstkosten liegen. von Vermögensgegenständen. Gleichar-
Ziel ist es, Wettbewerber aus dem Markt tige Gegenstände des Anlage- und Um-
zu verdrängen.  Dumping verstößt gegen laufvermögens, v.a. der Lagervorräte, wer-
das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän- den zusammengefasst. Aus den zu unter-
kungen (GWB).  –  Zum Schutz vor aus- schiedlichen Preisen gekauften Waren
ländischen Dumpingangeboten können wird entweder einmal zum Jahresende ein
im Rahmen der Außenwirtschaftspolitik Durchschnittswert gebildet oder es wer-
ĺ  Zölle eingesetzt werden (ĺ  Protekti- den während des Jahres laufende Durch-
onismus). schnitte errechnet.
Duopol ĺ Oligopol. Durchschnittsertrag – Durchschnittspro-
Durchführbarkeitsstudie ĺ  Feasibili- dukt. Verhältnis von Ausbringungs-
ty-Studie. menge zur zugehörigen Faktoreinsatz-
menge.  –  Kehrwert: Produktionskoeffizi-
Durchfuhrhandel ĺ Transithandel. ent (z. B. ĺ Kapitalkoeffizient).
Durchführungsverzögerung ĺ Lag.
Durchschnittskosten  –  die durch-
Durchfuhrzoll ĺ Zoll. schnittlich auf eine Leistungseinheit (z. B.
Durchgriffshaftung ĺ Haftung von Ge- Produkt, Auftrag, Kostenstelle) entfallen-
sellschaftern einer juristischen Perso- den Gesamtkosten. – Vgl. auch ĺ Stück-
nen (z. B. GmbH und GmbH & Co. KG) kosten.
für Verbindlichkeiten dieser juristischen Durchschnittsprodukt ĺ Durchschnitts-
Person. Die  Durchgriffshaftung kommt ertrag.
nur in Ausnahmefällen in Betracht, z. B.
wenn Gesellschaftsvermögen und sons- Durchschnittsproduktivität ĺ Produk-
tiges Vermögen nicht unterschieden wer- tivität.
den können. Durchgriffshaftung führt zur Durchschnittssteuersatz  –  Verhältnis
vollen persönlichen Haftung. zwischen Steuerbetrag und ĺ  Bemes-
durchlaufende Posten – Begriff aus dem sungsgrundlage. Der  Durchschnittssteu-
ĺ Rechnungswesen für Beträge, die vom ersatz gibt insofern die Belastung der ge-
Unternehmen einbehalten und an Dritte samten Besteuerungsmenge an. – Anders:
weitergeleitet werden. Durchlaufende ĺ Grenzsteuersatz.
Posten sind z. B. ĺ Arbeitgeberanteile zur
Durchsetzungsverzögerung ĺ Lag.
ĺ Sozialversicherung bei der Lohn- und
Gehaltsabrechnung. Dyopol ĺ Oligopol.
e.G.  –  Abk. für eingetragene ĺ  Genos-
E
steuerliche Einflüsse unberücksichtigt.
senschaft. Außerdem wird nur die eigentliche Ge-
e. V. – Abk. für eingetragener ĺ Verein. schäftstätigkeit des Unternehmens zum
Vergleich herangezogen, da der Anteil
Earnings before Depreciation, Inte- des ĺ  Fremdkapitals nicht einbezogen
rest, Tax and Amortisation (EBDITA, wird. – Ähnlich: ĺ Betriebsergebnis.
EBITDA)  –  international gebräuchliche
Kennziffer, die aus der ĺ  Gewinn- und Earnings per Share ĺ Gewinn je Aktie.
Verlustrechnung (GuV) abgeleitet wird. EBA – Abk. für European Banking Autho-
EBDITA ist der Gewinn vor ĺ Abschrei- rity, ĺ  Europäische Bankenaufsichtsbe-
bungen, ĺ  Zinsen, ĺ  Steuern und Ge- hörde (EBA).
schäftswertabschreibungen (Amorti- EBDIT – Abk. für ĺ Earnings before De-
sation) bzw. die um die Amortisation preciation, Interest and Tax.
geminderten ĺ Earnings before Depreci-
EBDITA – Abk. für ĺ Earnings before De-
ation, Interest and Tax (EBDIT).
preciation, Interest, Tax and Amortisation
Earnings before Depreciation, Inte- (EBDITA oder EBITDA).
rest and Tax (EBDIT) – international ge- EBIT – Abk. für ĺ Earnings before Inte-
bräuchliche Kennziffer, die aus der ĺ Ge- rest and Tax.
winn- und Verlustrechnung (GuV) ab-
geleitet wird. EBDIT ist der Gewinn EBITDA  –  Abk. für ĺ  Earnings before
(Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstä- Depreciation, Interest, Tax and Amortisa-
tigkeit) vor dem Abzug von ĺ Abschrei- tion (EBDITA oder EBITDA).
bungen, ĺ Zinsen und ĺ Steuern. Durch EBRD – Abk. für European Bank for Re-
die Kennziffer sollen zur besseren Ver- construction and Development (EBRD);
gleichbarkeit solche Einflüsse (Abschrei- ĺ  Europäische Bank für Wiederaufbau
bungspolitik, Verschuldungsgrad, Steue- und Entwicklung (EBWE).
reffekte) ausgeschaltet werden, die unab- E-Business  –  Kurzbezeichnung für
hängig vom Unternehmen bestehen. So ĺ Electronic Business.
werden Zinsen von den Gläubigern (z. B.
EBWE – Abk. für ĺ Europäische Bank für
Banken), Steuern und Abschreibungs-
Wiederaufbau und Entwicklung.
möglichkeiten vom Staat festgelegt.
E-Cash  –  Kurzbezeichnung für ĺ  Elec-
Earnings before Interest and Tax
tronic Cash.
(EBIT) – Operating Income, Operating Pro-
fit. International gebräuchliche Kennzif- EC-Karte  –  häufig verwendeter Begriff
fer, die aus der ĺ Gewinn- und Verlust- für die vom deutschen Kreditgewerbe
rechnung (GuV) abgeleitet wird. EBIT gemeinsam herausgegebene Bankkun-
ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern. denkarte (ĺ Debitkarte).
Beim Vergleich von Unternehmen aus Ecklohn – im ĺ Tarifvertrag festgelegter
verschiedenen Ländern bleiben somit Stundenlohn für einen Facharbeiter der
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_5, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Eckrentner 138

untersten Tarifgruppe im Alter von über Skalenerträge (Increasing Returns to Scale)


21 Jahren (Mindeststundenlohn). Auf der entstehen.  Economies of Scale sind eine
Grundlage des Ecklohns werden die tarif- Ursache der ĺ Unternehmenskonzentra-
lichen Grundlöhne für andere Lohngrup- tion und für natürliche Monopole (ĺ na-
pen berechnet. Im Rahmen von Lohn- türliches Monopol). – Vgl. auch ĺ Skale-
verhandlungen geht es i.d.R. nur um die nertrag und ĺ Economies of Scope.
Neufestsetzung des Ecklohns. Economies of Scope  –  Verbundvor-
Eckrentner  –  Standardrentner. Standar- teile; wirtschaftliche Vorteile, die bei di-
disierter Musterfall eines Beziehers einer versifizierten Unternehmen, die mit ver-
ĺ  Altersrente, der während seines ge- schiedenen Produkten auf verschiede-
samten Arbeitslebens mit einer Dauer von nen Märkten tätig sind, auftreten können.
45 Jahren ein durchschnittliches ĺ  Ar- Diese Unternehmen können in bestimm-
beitsentgelt erzielt hat. Das Verhältnis sei- ten Unternehmensbereichen Synergien
ner Rente zum Durchschnittseinkommen zusammenführen, um Kostenerspar-
beziffert das Rentenniveau. nisse zu erzielen. Bspw. können die Kos-
E-Commerce  –  Kurzbezeichnung für ten der Mehrprodukt-Unternehmen für
ĺ Electronic Commerce. ĺ  Forschung und Entwicklung (F&E)
von zwei verschiedenen Produkten nied-
E-Community  –  Kurzbezeichnung für riger sein, als wenn die Produkte von zwei
ĺ Electronic Community. Unternehmen gesondert entwickelt wür-
E-Company  –  Kurzbezeichnung für den. – Vgl. auch ĺ Synergie.
ĺ Electronic Company.
ECU – Abk. für European Currency Unit
Economic Value Added (EVA)  –  Be- (ĺ Europäische Währungseinheit).
triebswirtschaftliche Kennzahl, die im
Edelmetallbörse ĺ Börse, an der Edel-
Rahmen eines Wertsteigerungskonzeptes
metalle (Gold und Silber) gehandelt
zur Anwendung kommt. Der EVA-Ansatz
werde. Die größten Edelmetallbörsen der
errechnet ein wertorientiertes Residual-
Welt sind die Commodity Exchange (CO-
einkommen der zu bewertenden ĺ  In-
MEX) in New York und die London Metall
vestition. Diese ist dann wertsteigernd,
Exchange (LME), an der neben Edelme-
wenn sie eine positive Differenz (EVA)
tallen vorwiegend Industriemetalle (Alu-
zwischen der tatsächlichen Rendite und
minium, Blei, Kupfer, Zink etc.) gehandelt
den geforderten Kapitalkosten erwirt-
werden.
schaftet.
Economies of Scale  –  Größenkostener- EDI – Abk. für ĺ Electronic Data Inter-
sparnisse. Bezeichnung der Wirtschafts- change.
theorie für Kostenersparnisse (sin- EEG-Umlage – Umlage nach dem Erneu-
kende Durchschnittskosten und sin- erbare-Energien-Gesetz (EEG)  von 2000,
kende Grenzkosten), die bei gegebener die von den Stromverbrauchern über den
ĺ  Produktionsfunktion mit zunehmen- Strompreis erhoben wird. Das Umlage-
der Ausbringungsmenge entweder kurz- aufkommen soll die Differenz zwischen
fristig aufgrund der Fixkostendegression der nach dem EEG den Ökostromerzeu-
oder langfristig aufgrund zunehmender gern garantierten Einspeisevergütung,
139 Efficient Consumer Response (ECR)

welche die zur Stromabnahme verpflich- (ĺ Depotgeschäft) sowie die Übernahme


teten  Netzbetreiber einerseits als festen und Unterbringung von Wertpapieren auf
Stromeinkaufspreis zu zahlen haben, und eigenes Risiko (ĺ Emissionsgeschäft).
dem i.d.R. niedrigeren Stromverkaufs- Effektenpensionierung ĺ  Wertpapier-
preis  ausgleichen,  den die Netzbetrei- pensionsgeschäft.
ber andererseits für den Ökostrom an der
Strombörse erzielen. Bei sinkenden Prei- effektiver Wechselkurs ĺ Wechselkurs.
sen an der Strombörse kommt es so ku- Effektivmarkt ĺ Kassamarkt.
rioserweise für die Letztverbraucher zu Effektivverschuldung ĺ  Verschul-
einem steigenden Strompreis. Da dieser dungsgrad.
Preisauftrieb mit wachsendem Anteil er-
neuerbarer Energien an der Stromversor- Effektivzins – tatsächlicher Zinssatz, der
gung und infolgedessen steigender Um- die mit einer Kapitalaufnahme verbun-
lage forciert wird, droht dieses Strompreis- denen Kosten bzw. die mit einem Kapi-
dilemma die  ĺ  Energiewende ernsthaft taleinsatz erzielte Rentabilität wieder-
zu blockieren. – Die im Juli 2014  vom gibt. Bei der Berechnung des Effektivzin-
Bundestag und Bundesrat verabschiedete ses werden der Nominalzins, Gebühren,
EEG-Reform soll (vorbehaltlich der Zu- Laufzeit, Agio bzw. Disagio und Tilgungs-
stimmung der EU-Kommission) durch modalitäten berücksichtigt. Nach dem
verschiedene Maßnahmen (u.a. Kürzung ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und
der Ökostromsubventionen, Verschär- der Preisangabenverordnung (PAngV)
fung der Befreiung von der EEG-Umlage) müssen Kreditinstitute bei Krediten an
zur Lösung dieses Problems beitragen. Privatkunden den „effektiven Jahreszins“
angeben. – Gegensatz: ĺ Nominalzins.
EFF  –  Abk. für Europäischer Fischerei-
fonds, ĺ Strukturfonds. Efficient Consumer Response
(ECR) – Distributionssystem in der Kon-
Effekten – Sammelbegriff für vertretbare, sumgüterindustrie, in dem alle Vertrieb-
d.h. fungible ĺ  Wertpapiere (zur Geld- spartner (Lieferanten und Handel) zur
anlage geeignet). Zu ihnen gehören v.a. Optimierung der Wertschöpfungskette
ĺ  Aktien, ĺ  Anleihen, ĺ  Pfandbriefe eng zusammenarbeiten. Unter ECR wer-
und Optionsscheine (ĺ Optionen). Nicht den verschiedene Managementmetho-
dazu zählen ĺ  Banknoten, ĺ  Schecks den zusammengefasst, um die Versor-
und ĺ Wechsel. gungsketten effizient und an den ĺ  Be-
Effektengeschäft ĺ  Bankgeschäft im dürfnissen der Verbraucher orientiert zu
Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG). gestalten. – Ziel ist es, flexibler, schneller
Es handelt sich dabei um unterschied- und gezielter auf Änderungen der Kun-
liche Geschäfte mit ĺ  Wertpapieren. denachfrage reagieren zu können und
Dazu zählen der An- und Verkauf von gleichzeitig die Distributionskosten zu
Wertpapieren in Kommission (ĺ  Kom- senken.  –  Wichtig für das ECR-Kon-
missionsgeschäft), der An- und Ver- zept ist, dass Warenabverkauf und Wa-
kauf von Wertpapieren auf eigene Rech- rennachschub aufeinander abgestimmt
nung (ĺ  Eigengeschäft), die Aufbewah- sind. Auf diese Weise können die Wa-
rung und Verwaltung von Wertpapieren renbestände und somit Kosten verringert
Effizienz 140

werden (Efficient Continuous Replenish- eGK – Abk. für ĺ elektronische Gesund-


ment). Durch die enge Zusammenarbeit heitskarte (eGK).
sollen außerdem im Handel Warenan- EGKS – Abk. für ĺ Europäische Gemein-
gebote wirtschaftlicher und kundenori- schaft für Kohle und Stahl.
entierter gestaltet und präsentiert (Ef-
ficient Store Assortment) und Herstel- E-Government  –  Kurzbezeichnung für
ler bei der Entwicklung und Einführung ĺ Electronic Government.
neuer Produkte durch Informationsaus- Ehegattensplitting ĺ  Splittingverfah-
tausch unterstützt werden (Efficient Pro- ren.
duct Instruction). Es werden Verkaufsför- EHIC  –  Abk. für European Health In-
derungsaktionen gemeinsam geplant und surance Card, ĺ Europäischen Kranken-
durchgeführt (Efficient Promotions). Eine versicherungskarte (EHIC).
entscheidende Rolle spielt beim ECR der
lückenlose Informationsfluss von den Fi- EIB  –  Abk. für ĺ  Europäische Investiti-
lialen der beteiligten Händler zurück in onsbank (EIB).
die zentralen Systeme des Handels und eidesstattliche Versicherung  –  Versi-
von dort in die der Hersteller (ĺ Electro- cherung an Eides statt. Form der Beteu-
nic Data Interchange (EDI)). erung, dass eine abgegebene Erklärung
Effizienz  –  Beurteilungskriterium, mit richtig ist. Sie wird in vielen Fällen vom
dem sich beschreiben lässt, ob eine Maß- Gesetz vorgeschrieben oder zugelassen,
nahme geeignet ist, ein vorgegebenes Ziel kann aber auch sonst in einem förmli-
in einer bestimmten Art und Weise (z. B. chen Beweisverfahren vor einer Behörde
unter Beachtung der ĺ  Wirtschaftlich- als Grundlage für eine Entscheidung ab-
keit) zu erreichen. gegeben werden.
EFRE – Abk. für Europäischer Fonds für Eigenanzeige ĺ Selbstanzeige.
regionale Entwicklung, ĺ Strukturfonds. Eigenbetrieb  –  Rechtsform, in der
EFSF – Abk. für European Financial Sta- ĺ  kommunale Unternehmen geführt
bility Facility (EFSF), ĺ Europäische Fi- werden können.  Eigenbetriebe sind or-
nanzstabilisierungsfazilität (EFSF). ganisatorisch und finanzwirtschaftlich
aus der Gemeindeverwaltung ausgeglie-
EFSM  –  Abk. für European Financial
dert (ĺ  Sondervermögen). Sie besitzen
Stabilisation Mechanism, ĺ  Europäi-
keine eigene Rechtspersönlichkeit. Die
scher Finanzstabilisierungsmechanismus
Gemeinde haftet unbeschränkt für die
(EFSM).
Schulden ihrer Eigenbetriebe.
EFTA – Abk. für European Free Trade As-
eigene Leistung ĺ  innerbetriebliche
sociation, ĺ  Europäische Freihandelsas-
Leistung.
soziation.
EG  –  Abk. für ĺ  Europäische Gemein- eigener Wechsel ĺ Wechsel.
schaft sowie für ĺ Europäische Gemein- Eigenfertigung oder Fremdbezug
schaften. ĺ Make or Buy.
E-Geld  –  Kurzbezeichnung für ĺ  elekt- Eigenfinanzierung ĺ  Finanzierung,
ronisches Geld. die der Beschaffung von ĺ  Eigenkapital
141 Eigenkapitalrentabilität

dient. Dies ist möglich, indem das Eigen- Einzelunternehmen (ĺ Einzelkaufmann)


kapital des Unternehmens durch Einla- und den persönlich haftenden Gesell-
gen bisheriger oder neu hinzukommen- schaftern von ĺ  Personengesellschaften
der Gesellschafter erhöht wird (ĺ Betei- werden Gewinne, Verluste, Einlagen und
ligungsfinanzierung). Es kann aber auch Entnahmen auf den sog. Kapitalkonten
durch die Einbehaltung von Gewinnen der Gesellschafter ausgewiesen. – ĺ Ka-
zusätzliches Eigenkapital gebildet werden pitalgesellschaften müssen nach dem
(ĺ  Selbstfinanzierung). In diesem Fall ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) das Eigen-
wird der Unternehmensgewinn nicht an kapital in der ĺ Bilanz in folgende Posten
die Gesellschafter oder Aktionäre ausge- unterteilen und ausweisen: (1) gezeichne-
zahlt. tes Kapital (nominelles Haftungskapital),
(2) Kapitalrücklagen, (3) Gewinnrücklagen
Eigengeschäft  –  Propergeschäft. Ge-
(gesetzliche Rücklage, Rücklagen für ei-
schäft im eigenen Namen und auf eigene
gene Anteile, satzungsmäßige Rücklagen,
Rechnung. Bspw. kaufen oder verkaufen
andere Gewinnrücklagen), (4) Gewinn-
ĺ  Kreditinstitute ĺ  Wertpapiere ohne
vortrag/Verlustvortrag, (5) Jahresüber-
Auftrag eines Kunden oder ein Einkaufs-
schuss/-fehlbetrag. – Gegensatz: ĺ Fremd-
verband kauft ohne Auftrag seiner Mit-
kapital.
glieder Waren. –  Gegensatz: ĺ Fremdge-
schäft. Eigenkapitalquote – betriebswirtschaft-
liche Kennziffer zur Beurteilung der fi-
Eigenhandel ĺ Finanzdienstleistungen. nanziellen Stabilität und Unabhängigkeit
Eigenheimzulage – Zulage, die ĺ Steu- eines Unternehmens. Die  Eigenkapital-
erpflichtige nach dem Eigenheimzulagen- quote ist der Anteil des ĺ  Eigenkapitals
gesetz (EigZulG) erhalten (haben), wenn am ĺ Gesamtkapital. – Vgl. auch ĺ Ka-
sie eine Wohnung in einem Haus oder pitalstruktur.
eine eigene Eigentumswohnung gebaut Eigenkapitalrendite ĺ Eigenkapitalren-
oder gekauft haben. Die Eigenheimzulage tabilität.
wurde für Neufälle  ab dem 1.1.2006 ge-
Eigenkapitalrentabilität  –  Eigenkapital-
strichen. Das bisherige Gesetz ist nur noch
rendite, engl. Return on Equity (ROE). Be-
anzuwenden, wenn vor dem 1.1.2006 mit
triebswirtschaftliche Kennzahl zur Be-
der Herstellung des Objekts begonnen,
urteilung des Erfolgs eines Unterneh-
die Anschaffung aufgrund eines rechts-
mens.  Eigenkapitalrentabilität ist das
wirksam abgeschlossenen Vertrages getä-
Verhältnis des ĺ  Gewinns eines Unter-
tigt oder einer ĺ  Genossenschaft beige-
nehmens zum ĺ  Eigenkapital. Die  Ei-
treten wurde. Die Eigenheimzulage kann
genkapitalrentabilität gibt an, wie sich
sich durch die ĺ Kinderzulage erhöhen.
das Eigenkapital eines Unternehmens in-
Eigenkapital  –  Finanzmittel (ĺ  Kapi- nerhalb eines Zeitraums (i.d.R. ein Jahr)
tal) eines Unternehmens, die von sei- verzinst hat. Wegen des unternehmeri-
nen Eigentümern zur deren ĺ Finanzie- schen Risikos sollte die Eigenkapitalrenta-
rung aufgebracht oder als erwirtschaf- bilität deutlich über der Verzinsung einer
tete Gewinne im Unternehmens belassen sicheren Geldanlage liegen.  –  Vgl. auch
wurden (ĺ  Selbstfinanzierung).  –  Bei ĺ Rentabilität.
Eigentum 142

Eigentum  –  Begriff aus dem Bürgerli- Miteigentum. (3) Weitergeleiteter Eigen-


chen Recht für die rechtliche Herrschaft tumsvorbehalt: Anweisung an den Kun-
über Sachen und andere Vermögensge- den, nur unter  Eigentumsvorbehalt wei-
genstände. Im Rahmen der bestehen- terzuverkaufen.  –  Ist der Käufer mit der
den Gesetze kann der Eigentümer damit Zahlung im Verzug, kann der Verkäufer
nach Belieben verfahren. Eigentum kann vom Vertrag zurücktreten.
im Fall beweglicher Sachen durch Eini- Eigenverbrauch ĺ  unentgeltliche
gung und Übergabe, im Fall unbeweg- Wertabgaben.
licher Sachen (Immobilien, Grundstü-
cke) durch Auflassung und Eintragung Ein-Euro-Job  –  befristete, sozialversi-
in das ĺ  Grundbuch übertragen wer- cherungsfreie Beschäftigung für Bezie-
den. – Zu unterscheiden sind: (1) Allein- her von Arbeitslosengeld II bei einem ge-
eigentum: Nur eine Person ist Eigentümer. eigneten Träger. Zusätzlich zum Arbeits-
(2) ĺ  Miteigentum: Mehrere Personen losengeld II erhalten Ein-Euro-Jobber ein
sind Eigentümer. Dazu zählt das Bruch- bis zwei Euro pro geleistete Arbeitsstunde.
teilseigentum, bei der jedem Eigentümer Es muss sich dabei um eine Tätigkeit han-
ein bestimmter ideeller (nicht realer) An- deln, die im öffentlichen Interesse liegt
teil gehört. Er kann über diesen Anteil frei und wettbewerbsneutral ist. –  Weitere In-
verfügen. Er kann ihn verkaufen oder be- formationen unter www.arbeitsagentur.de.
lasten. Außerdem ist das Gesamthands- einfache Regression ĺ Regressionsana-
eigentum eine Form des Miteigentums. lyse.
Beim Gesamthandseigentum gehört allen Einfuhr ĺ Import.
alles (z. B. das der Gesellschaft gehörende
Grundstück). – Anders: ĺ Besitz. Einfuhrsubventionen ĺ  tarifäre Han-
delshemmnisse.
Eigentumsvorbehalt  –  bes. Verein- Einfuhrumsatzsteuer (EUSt)  –  Form
barung in einem Kaufvertrag über be- der Verbrauchsteuer i.S. der ĺ Abgaben-
wegliche Sachen (ĺ  Waren). Danach ordnung und Einfuhrabgabe i.S. des Zoll-
bleibt der Verkäufer so lange Eigentümer rechts, die auf die Einfuhr von Gegenstän-
(ĺ  Eigentum), bis die Ware vollständig den aus sog. Drittlandsgebieten in das
bezahlt ist. Damit das Eigentum bei der Inland von der Bundeszollverwaltung er-
Weiterveräußerung oder Verarbeitung hoben wird. Die Einfuhrumsatzsteuer be-
nicht untergeht, können zusätzliche Ver- misst sich nach dem Zollwert des einge-
einbarungen in folgenden Formen getrof- führten Gegenstands. Ihr Aufkommen
fen werden: (1) Erweiterter Eigentumsvor- steht dem Bund und den Ländern ge-
behalt: Der Eigentumsvorbehalt erstreckt meinsam zu. Durch die Belastung der aus
sich nicht nur auf die derzeitigen Waren- Drittländern eingeführten Waren mit der
forderung, sondern auch auf alle weiteren EUSt wird ein umsatzsteuerlicher Gren-
Forderungen. (2) Verlängerter Eigentums- zausgleich bewirkt. Das Ursprungsland
vorbehalt: Bei einer Weiterveräußerung (ĺ  Ursprungslandprinzip) entlastet die
steht die entstehende Forderung auto- Ware von der Umsatzsteuer, das Bestim-
matisch dem Erstverkäufer zu. Wird die mungsland (ĺ  Bestimmungslandprinzip)
Ware verarbeitet, erhält der Verkäufer ein belastet die Ware, so dass das inländische
143 Einheitlicher Abwicklungsmechanismus (SRM)

Umsatzsteuerniveau erreicht wird. – Vgl. ĺ  Einheitlichen Abwicklungsmechanis-


auch ĺ Erwerbsteuer, ĺ Zoll. mus (SRM), auf die im Falle einer durch
Einführungswerbung ĺ  Werbung zur die europäische Abwicklungsbehörde ent-
Unterstützung der Markteinführung ei- schiedenen Restrukturierung und Liqui-
nes neuartigen Produkt, einer neuen dation einer in Schieflage geratenen Bank
ĺ  Dienstleistung oder neuen ĺ  Marke. zurückgegriffen werden kann. – Das Ent-
Durch diese Maßnahmen soll das Pro- scheidungsverfahren ist so angelegt, dass
dukt bekannt gemacht (Bekanntma- Abwicklungsmaßnahmen schnell und ef-
chungswerbung) und seine Aktualität er- fizient – notfalls auch an einem Wochen-
zeugt werden. Außerdem soll die Wahr- ende – beschlossen werden können. So-
nehmbarkeit und Eigenständigkeit der weit dabei größere Beträge aus dem neuen
Positionierungsbotschaft (ĺ  Produktpo- Abwicklungsfonds eingesetzt werden sol-
sitionierung) sichergestellt und integriert len, sind alle Mitgliedstaaten an dem Ent-
vermittelt werden. – Vgl. auch ĺ Erhal- scheidungsprozess zu beteiligen. Wenn
tungswerbung, ĺ Erinnerungswerbung. die ĺ  Europäische Kommission Zweifel
an der Entscheidung der Abwicklungs-
Einfuhrzoll ĺ  tarifäre Handelshemm-
behörde hat, kann sie den Rat der EU-Fi-
nisse, ĺ Zoll.
nanzminister (ECOFIN) anrufen. Dieser
Eingangslager ĺ Lager. hat das Recht, in bestimmten Fragen, z. B.
eingetragener Kaufmann (e.K.) ĺ Ein- der Fondsnutzung, einer Abwicklungs-
zelkaufmann. maßnahme zu widersprechen oder Än-
derungen zu verlangen. – Die Fondsfinan-
eingetragener Verein (e. V.) ĺ Verein.
zierung muß national organisiert werden,
Eingruppierung  –  Begriff des Arbeits- da das europäische Recht keine ĺ  Ban-
rechts: Einordnung eines ĺ  Arbeitneh- kenabgabe kennt. Der Abwicklungsfonds
mers in eine bestimmte Vergütungs- startet daher als ein System mit nationalen
gruppe. Soweit Lohn- und Gehaltsgrup- Abteilungen, in die die  nationalen Ban-
pen nach der Art der Tätigkeit gebildet kenbeiträge transferiert werden. Die Bün-
werden, beschreiben die Tarifvertrags- delung der Gelder ist im Verlauf von zehn
parteien im ĺ Tarifvertrag auch die Tä- Jahren geplant. In dieser Zeit sollen von
tigkeitsmerkmale, die für die  Eingrup- den Banken ca. 55 Mrd. Euro eingesam-
pierung maßgeblich sind. Erfüllt die von melt werden. In der Aufbauphase können
einem Arbeitnehmer erbrachte Arbeits- die nationalen Abteilungen den anderen
leistung die Tätigkeitsmerkmale einer be- nationalen Abteilungen Kredite erteilen
stimmten Lohn- oder Gehaltsgruppe, so oder auch  nachträgliche Bankenabgaben
hat er Anspruch auf Vergütung nach die- zur Kostendeckung einziehen. – Haupt-
ser Gruppe. – In Betrieben mit mehr als ziel der Bildung des Abwicklungsfonds
zwanzig wahlberechtigten Arbeitneh- ist, dass künftig nicht mehr die Steuerzah-
mern hat der ĺ Betriebsrat bei Eingrup- ler, sondern die Finanzinstitute selbst für
pierungen ein Mitbestimmungsrecht Bankenprobleme aufkommen.
(ĺ Mitbestimmung).
Einheitlicher Abwicklungsfonds Einheitlicher Abwicklungsmecha-
(SRF)  –  Finanzielle  Grundlage des nismus (SRM)  –  Single Resolution
Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (SSM) 144

Mechanism. Mechanismus zur geordne- Mrd. Euro oder 20 % der Wirtschafsleis-


ten Abwicklung von in Schieflage gera- tung eines Landes beträgt. Werden diese
tenen Banken in den 18 Mitgliedstaaten beiden  Kriterien nicht erfüllt, wird  die
des ĺ  Eurosystems auch über nationale EZB in jedem Fall die drei größten Insti-
Grenzen hinweg. Die  übrigen EU-Mit- tute eines Landes überwachen. Nach ak-
gliedstaaten können sich an dem neuen tuellem Stand (4/2014)  sollen insgesamt
Abwicklungsmechanismus beteiligen 124 Banken, 24 aus Deutschland, von der
(Opt-In). – Als institutionelle Grundlage EZB beaufsichtigt werden, wobei diese auf
wird eine europäische Abwicklungsbehörde die Unterstützung der nationalen Auf-
geschaffen, die künftig direkt über die Ab- sichtsbehörden zurückgreifen kann. Für
wicklung von unter EZB-Aufsicht stehen- die Aufsicht über die übrigen, weniger be-
den Kreditinstituten sowie grenzüber- deutsamen Banken bleiben die nationalen
schreitend tätiger Banken entscheidet. Behörden zuständig. – Die anderen Mit-
Für alle übrigen Banken überwacht die gliedstaaten der ĺ  Europäischen Union
Behörde die Einhaltung der vereinbarten (EU) können  am SSM  freiwillig teilneh-
Spielregeln. Notwendige Abwicklungen men.
werden aber grundsätzlich von den nati-
Einheitlicher Binnenmarkt ĺ  Binnen-
onalen Behörden vorgenommen. – Für
markt, ĺ  Europäische Gemeinschaft
die finanzielle Grundlage  haben die Ban-
(EG).
ken selbst durch den Aufbau eines ĺ Ein-
heitlichen Abwicklungsfonds (SRF) zu Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrs-
sorgen. raum (SEPA) – Single Euro Payments Area.
Vereinheitlichung des grenzüberschrei-
Einheitlicher Aufsichtsmechanismus
tenden bargeldlosen Zahlungsverkehrs in
(SSM)  –  Single Supervisory Mechanism,
Europa, bei dem Lastschriftverfahren und
ĺ  Einheitlicher Bankenaufsichtsmecha-
Überweisungen nach den gleichen, von
nismus (SSM).
den Banken ausgearbeiteten Standards
Einheitlicher Bankenaufsichtsmecha- (SEPA-Standards) durchgeführt werden.
nismus (SSM)  –  Single Supervisory Me- Dadurch soll der Euro-Zahlungsverkehr
chanism, Einheitlicher Aufsichtsmecha- einfacher, schneller und kostengünstiger
nismus. Die einheitliche europäische Ban- abgewickelt werden. SEPA  kann für Eu-
kenaufsicht  ist wesentlicher Baustein der ro-Zahlungen in den 28 EU-Staaten sowie
ĺ  Europäischen Bankenunion. Der ar- in Liechtenstein, Island, Monaco, Norwe-
beitsteilige SSM setzt sich zusammen gen, San Marino und in der Schweiz ge-
aus der ĺ  Europäischen Zentralbank nutzt werden. – Kern der Standardisie-
(EZB)  und den nationalen Aufsichtsbe- rung ist die Einführung der internatio-
hörden. Ohne die Errichtung einer neuen nalen Bankkontonummer ĺ  ĺ  IBAN
Behörde werden  ab Herbst 2014 bedeu- (International Bank Account Number),
tende Großbanken der am ĺ  Eurosys- die in Deutschland 22 Stellen hat. – SEPA
tem teilnehmenden Länder direkt unter wurde am 1.2.2014 eingeführt, bis zum
die Aufsicht der EZB gestellt. Als bedeu- 1.8.2014 können  Bankkunden  für Zah-
tende Großbanken werden Banken ein- lungsaufträge  aber noch das alte  Format
gestuft, deren Bilanzsumme  mehr als 30 benutzen, für Verbraucher gilt dies sogar
145 Einkaufspreis

bis zum  1.2.2016.  In dieser Übergangs- (ĺ  Sozialplan), ist ohne eine Einigung
zeit führen die Banken einer kostenlose keine wirksame Regelung möglich. Der
und sichere Konvertierung der Bankad- Auflösung dieser Konflikte dient die  Ei-
resse durch. Bei grenzüberschreitenden nigungsstelle. Ihr Spruch ersetzt die feh-
Zahlungen in die 34 teilnehmenden SE- lende Einigung. – Die Einigungsstelle ist
PA-Länder  ist vorübergehend neben der i.d.R. keine Dauereinrichtung, sondern
IBAN noch der international standardi- wird bei Bedarf gebildet. Sie besteht aus
sierte ĺ  Business Identifier Code (BIC) einer gleichen Anzahl von Arbeitgeber-
anzugeben, mit dem Zahlungsdienstleis- vertretern und Betriebsräten sowie einem
ter weltweit eindeutig identifiziert werden unparteiischen Vorsitzenden, auf den sich
können. Im inländischen Zahlungsver- beide Parteien einigen müssen. In der
kehr kann auf die Angabe von BIC nach Praxis ist das meist ein Richter der Ar-
wie vor verzichtet werden. beitsgerichtsbarkeit.
Einheitskosten ĺ Stückkosten. Einkauf  –  Sammelbegriff für alle opera-
tiven Tätigkeiten, die mit der Bestellung
Einheitskurs ĺ Börsenpreisfeststellung.
von ĺ Werkstoffen, ĺ Waren und ĺ Be-
Einheitswert  –  der nach den Vorschrif- triebsstoffen verbunden sind, die Festle-
ten des Bewertungsgesetzes (BewG) für gung der ĺ Einkaufspolitik und die Be-
die dort bezeichneten Bewertungsgegen- schaffungsmarktforschung (ĺ  Beschaf-
stände einheitlich für mehrere Steuerar- fungsmarketing). Der Begriff  Einkauf ist
ten und in einem gesonderten Verfahren im Vergleich zur ĺ  Beschaffung enger
ermittelte Wert für wirtschaftliche Ein- gefasst, da sich diese zusätzlich mit der
heiten (z. B. Grundstücke). Die Feststel- Beschaffungslogistik beschäftigt.
lung von Einheitswerten erfolgt unabhän-
Einkaufsgremium ĺ Buying Center.
gig von der Steuerfestsetzung. Nach dem
Wegfall der Vermögensteuer ist der  Ein- Einkaufspolitik – Teilbereich der ĺ Un-
heitswert nur noch bei der ĺ  Grund- ternehmenspolitik, der sich mit der Be-
steuer und der ĺ Erbschaftsteuer von Be- stimmung der Ziele des ĺ Einkaufs und
deutung. der Festlegung der entsprechenden Maß-
nahmen befasst. Die Einkaufspolitik um-
Einigungsstelle  –  im Betriebsverfas-
fasst die Lieferanten- und Kontraktpolitik.
sungsgesetz vorgesehene privatrecht-
Im Rahmen der Lieferantenpolitik erfol-
liche, innerbetriebliche Schlichtungs-
gen Lieferantenauswahl und -pflege so-
stelle zur Beilegung von Meinungsver-
wie die Gestaltung der Zusammenarbeit.
schiedenheiten zwischen ĺ  Betriebsrat
Die Kontraktpolitik befasst sich mit der
und ĺ  Arbeitgeber (ĺ  Betriebsverfas-
Gestaltung von Verträgen, der Festlegung
sung). Arbeitgeber und Betriebsrat sol-
von Preisen, Konditionen und Gewähr-
len nach dem Gesetz über strittige Fragen
leistungsansprüchen.
mit ernstem Willen zur Einigung verhan-
deln. In mitbestimmungspflichtigen An- Einkaufspreis  –  der im Rahmen der
gelegenheiten (erzwingbare Mitbestim- ĺ  Einkaufspolitik mit dem Lieferan-
mung), z. B. in sozialen Angelegenheiten ten kontrahierte Preis eines Beschaf-
und wirtschaftlichen Angelegenheiten fungsgutes: Bezugspreis (netto) abzüglich
Einkommen 146

Preisnachlässe.  –  Vgl. auch ĺ  Ware- Einkommensteuer  –  Steuer, die das


neinstandspreis. ĺ  Einkommen natürlicher Personen
(Einzelpersonen und Mitunternehmer
Einkommen – Einnahmen in Form von in Personengesellschaften) erfasst. Da-
Geld und Gütern.  –  1.  Mikroökonomik: bei werden sieben Einkunftsarten (ĺ Ein-
Stromgröße im Rahmen der ĺ  Haus- künfte) berücksichtigt. Bemessungsgrund-
haltstheorie, die einem privaten ĺ Haus- lage für die  Einkommensteuer ist das
halt innerhalb einer Periode i.Allg. aus ĺ  zu versteuernde Einkommen auf das
vier Einkommensarten zufließt: (1) Ein- der Einkommensteuertarif angewandt
kommen aus Arbeitsleistungen Lohnzah- wird: Ein Grundfreibetrag in Höhe des
lungen (Arbeitseinkommen). (2) Einkom- Existenzminimums bleibt unbelastet, da-
men aus Vermögen in Form von Zinsen nach beginnt eine untere Proportionalzone
bzw. Grundrente durch die Bereitstellung mit einem festen Steuersatz von 15 %. Da-
von Kapital und Boden (Besitzeinkom- nach steigt der Steuersatz allmählich an
men). (3) Einkommen aufgrund recht- (Progressionszone), um schließlich einen
licher Ansprüche oder freiwilliger Zu- Spitzensteuersatz von 42 % bzw. 45 % (=
wendungen (Transfereinkommen). (4) ĺ Reichensteuer seit 2007) ab einem Ein-
Einkommen als Residualgewinn aus un- kommen von 250.000 bzw. 500.000 Euro
ternehmerischer Tätigkeit (Unternehme- zu erreichen. Danach bleibt der Steuer-
reinkommen).  –  2.  Volkswirtschaftliche satz konstant (obere Proportionalzone).
Gesamtrechnungen (VGR):  Einkommen Die  Einkommensteuer wird nach Ablauf
sind alle Entgelte für die Bereitstellung des Kalenderjahres nach dem Einkom-
von Arbeit, Kapital und Boden sowie lau- men veranlagt, das während dieser Zeit
fende Übertragungen (ĺ  Transfers). Bei bezogen wurde. Auf die  Einkommen-
der Berechnung des Bruttoinlandspro- steuer werden geleistete Vorauszahlun-
dukts (BIP) und des Bruttonationalein- gen, Lohn- und Kapitalertragsteuer sowie
kommens (BNP) unterscheidet man fol- anrechenbare Körperschaftsteuer ange-
gende Einkommensarten: (1) Faktor- rechnet. –  Bes. Erhebungsformen der Ein-
einkommen (Leistungseinkommen), (2) kommensteuer sind die ĺ  Lohnsteuer
ĺ  Transfereinkommen   (Übertragungs- sowie die ĺ  Kapitalertragsteuer und
einkommen).  –  Vgl. auch ĺ  Volksein- ĺ  Abgeltungsteuer, die bei Einkünften
kommen.  –  3.  Steuerrecht: Gesamtbetrag aus unselbstständiger Arbeit und bei be-
der Überschüsse, die eine Person in ei- stimmten Kapitalerträgen direkt abge-
nem bestimmten Zeitraum erwirtschaf- zogen werden.  –  Außerdem ist die  Ein-
tet. – Vgl. auch ĺ Einkünfte, ĺ zu ver- kommensteuer Bemessungsgrundlage
steuerndes Einkommen. für die ĺ  Kirchensteuer und für den
ĺ  Solidaritätszuschlag (Zuschlagsteu-
Einkommensarmutsgrenze ĺ Armut.
ern).  –  Die  Einkommensteuer ist eine
Einkommenselastizität der Nachfrage Gemeinschaftsteuer, d.h. ihr Aufkom-
ĺ Elastizität. men steht dem Bund und den Länder ge-
meinsam zu. Vorab wird ein bestimmter
einkommenspolitische Empfehlungen (durch Bundesgesetz festgelegter) Anteil
ĺ Lohnleitlinien. für die Gemeinden reserviert.
147 Einkünfte

Einkommensteuertarif ĺ Einkommen- Generationen (Aufteilung nach Alter). –


steuer. Vgl. auch ĺ Verteilungspolitik.

Einkommensverteilung  –  Verteilung Einkünfte  –  Begriff des Einkommen-


des ĺ Volkseinkommens (vor oder nach steuerrechts (ĺ Einkommensteuer). Ein-
der Umverteilung) auf bestimmte Grup- künfte sind der ĺ Gewinn oder der Über-
schuss der Einnahmen über die ĺ Wer-
pen, Schichten oder Klassen. Die Ein-
bungskosten, die der Steuerpflichtige im
kommensverteilung, die sich direkt aus
Rahmen der sieben Einkunftsarten erzielt:
dem Produktionsprozess ergibt, wird als
(1) Einkünfte aus Land- und Forstwirt-
Primärverteilung bezeichnet. Sie stellt die
schaft: z. B. Einkünfte aus dem Betrieb von
Entlohnung der einzelnen Produktions-
Land- und Forstwirtschaft, Wein-, Obst-
faktoren (Arbeit, Kapital, Boden) dar. Die
und Gemüseanbau, Baumschulen, Tier-
sog. Sekundärverteilung ergibt sich da-
haltung und Tierzucht, Binnenfischerei,
gegen nach einer Umverteilung des Ein-
Fischzucht, Imkerei und Saatzucht. (2)
kommens. Meistens handelt es sich um
Einkünfte aus Gewerbebetrieb:  Einkünfte
staatliche Maßnahmen, die die  Einkom-
aus gewerblichen Unternehmen, Gewin-
mensverteilung verändern (z. B. Erhe- nanteile der Gesellschafter einer offenen
bung von Steuern und Sozialabgaben, Handelsgesellschaft (OHG), Kommandit-
soziale Leistungen).  –  Man unterschei- gesellschaft (KG) oder einer anderen Ge-
det folgende Arten von Einkommensver- sellschaft, bei der die Gesellschafter als
teilung: (1) Personelle Einkommensver- Mitunternehmer anzusehen sind, Gewin-
teilung: Aufteilung nach Personen oder nanteile der persönlich haftenden Gesell-
privaten Haushalten. Dabei werden alle schafter einer Kommanditgesellschaft auf
Einkommensarten einer Person oder ei- Aktien (KGaA), Vergütungen von Gesell-
nes Haushalts zusammengefasst (z. B. Ar- schaftern der Personengesellschaften oder
beitseinkommen, Zins- und Pachteinnah- der haftenden Gesellschafter der KGaA
men). (2) Funktionale Einkommensver- sowie Veräußerungsgewinne. (3) Ein-
teilung: Aufteilung nach den Funktionen künfte aus selbstständiger Arbeit: z. B. Ein-
der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapi- künfte aus der Tätigkeit der freien Be-
tal und Boden. Auch die Verteilung des rufe, Einkünfte aus sonstiger selbstständi-
Einkommens nach sozialen Gruppen ger Tätigkeit wie Vermögensverwaltung,
(Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbstän- Aufsichtsratsvergütungen. (4) Einkünfte
dige, Nichterwerbstätige) ist eine funkti- aus nichtselbstständiger Arbeit: z. B. Gehäl-
onale Einkommensverteilung. Das Volks- ter, Löhne, Provisionen, Gratifikationen,
einkommen wird in Arbeitnehmer-, Un- Tantiemen, Ruhegelder. (5) Einkünfte aus
ternehmer- und Vermögenseinkommen Kapitalvermögen: z. B. Dividenden, sons-
gegliedert (ĺ Faktoreinkommen). – Au- tige Bezüge aus Aktien, Genussscheine,
ßerdem gibt es die sektorale Einkommens- Zinsen aus Hypotheken, Grundschul-
verteilung (Aufteilung nach Wirtschafts- den und Renten, Diskontbeträge, Veräu-
zweigen), regionale  Einkommensvertei- ßerungseinnahmen von Zinsscheinen,
lung (Aufteilung nach Regionen) und von ab- oder aufgezinsten Kapitalforde-
die  Einkommensverteilung zwischen den rungen. (6) Einkünfte aus Vermietung und
Einkunftsarten 148

Verpachtung: z. B. Einkünfte aus Vermie- Einlagenfinanzierung ĺ Beteiligungsfi-


tung und Verpachtung von unbewegli- nanzierung.
chen Vermögen (z. B. Grundstück, Ge- Einlagengeschäft ĺ Bankgeschäft i.S.d.
bäude, Schiffe) und Sachen (v.a. beweg- Kreditwesengesetzes (KWG). Einlagenge-
liches Betriebsvermögen). (7) sonstige schäft ist die Annahme fremder Gelder als
Einkünfte: Renten und sog. dauernde Las- verzinsliche oder unverzinsliche ĺ  Ein-
ten, aber auch Einkünfte aus Unterhalts- lage. Im Fall von Sicht- und Termineinla-
zahlungen und private Veräußerungs- gen (sog. ĺ Depositen) wird dies auch als
geschäfte. – Zu den sog. Gewinneinkünf- Depositengeschäft bezeichnet.
ten gehören die Einkünfte aus Land- und
Forstwirtschaft, aus Gewerbebetrieb und Einlagensicherung  –  Verpflichtung der
aus selbstständiger Arbeit, zu den Über- ĺ Kreditinstitute, ihre Einlagen und Ver-
schusseinkünften die Einkünfte aus nichts- bindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften
elbstständiger Arbeit, aus Kapitalvermö- durch die Zugehörigkeit zu einer Entschä-
gen, aus Vermietung und Verpachtung so- digungseinrichtung zu sichern. Die Einla-
wie die sonstigen Einkünfte. gensicherung besteht nach dem Einlagen-
sicherungs- und Anlegerentschädigungs-
gesetz (EAG). Die Entschädigung ist seit
Einkunftsarten ĺ Einkünfte.
dem 31.12.2010 auf 100 % der Einlage und
100.000 Euro pro Kunde begrenzt.  – Zu-
Einlage – 1.  Handelsrecht: alle Bar- oder
sätzlich existieren in Deutschland freiwil-
Sachleistungen, mit denen sich ein Gesell-
lige Einlagesicherungseinrichtungen der
schafter an einer ĺ  Handelsgesellschaft
Bankenverbände. – Weitere Informationen
(Personen- oder Kapitalgesellschaft) be-
unter www.bafin.de. 
teiligt. Barleistungen werden als Kapital-
einlagen, Sachleistungen als Sacheinla- Einmanngesellschaft  –  Einpersonenge-
gen bezeichnet. – 2.  Bankwesen: alle Zah- sellschaft. Kapitalgesellschaft, bei der alle
lungsmittel aus dem Nichtbankenbereich, Geschäftsanteile in einer Hand liegen
die bei ĺ Kreditinstituten deponiert wer- (z. B. Einmann-GmbH und Einman-AG).
den. Dazu zählen eingezahlte Geldbeträge Einmann-GmbH ĺ  Einpersonengesell-
sowie kurz-, mittel- oder langfristige Fi- schaft.
nanzierungsmittel. Grundlage ist ein Dar-
Einmarkenstrategie ĺ  Markenstrate-
lehensvertrag oder ein Verwahrungsver-
gien.
trag. – Nach der Art der Einlage werden
unterschieden: ĺ  Sichteinlage, ĺ  Spa- Einnahmen – 1. Rechnungswesen: Strom-
reinlage und ĺ  Termineinlage.  –  Vgl. größe zum ĺ Geldvermögen: Zufluss an
auch  ĺ  Einlagengeschäft.  –  3.  Steuer- ĺ  Zahlungsmitteln und/oder Erlangung
recht:  Einlagen sind alle Wirtschaftsgü- von ĺ Forderungen. – Gegensatz: ĺ Aus-
ter, die der Steuerpflichtige dem Betrieb gaben. – Anders: ĺ Einzahlung, ĺ Erlös,
zuführt (z. B. Geld, Waren, Grundstücke, ĺ Ertrag. – 2.  Finanzwissenschaft: ĺ öf-
Forderungen, Patente).  –  Gegensatz: fentliche Ausgaben/Einnahmen. – 3. Steu-
ĺ Entnahme. errecht: ĺ Betriebseinnahmen.
Einnahmen-Überschuss-Rechnung
Einlagefazilität ĺ ständige Fazilitäten. ĺ Überschussrechnung.
149 Einstellungszuschuss

Einpersonengesellschaft ĺ  Einmann- eines Monats nach Bekanntgabe eingelegt


gesellschaft. werden.
Ein-Prozent-Regelung  –  einkommen- Einstandspreis  –  Anschaffungspreis
steuerrechtliche Regelung, um die Kos- von Beschaffungsgütern. Er umfasst
ten der privaten Nutzung eines (betrieb- den ĺ  Einkaufspreis sowie alle Bezugs-
lichen) Pkw zu schätzen. Die Regelung Nebenkosten, die durch den Güter-
wird sowohl für Unternehmer als auch transport entstehen (Verpackung, Ver-
für Arbeitnehmer angewandt. Dabei wird sicherung, Fracht, Zoll).  –  Vgl. auch
zwischen der allgemeinen Privatnut- ĺ  Anschaffungskosten, ĺ  Ware-
zung und der speziellen Nutzung des Pkw neinstandspreis.
für Fahrten zwischen Wohnung und Ar- Einstellung  –  1.  Arbeitsrecht: (1) Ab-
beitsstätte unterschieden. Die allgemeine schluss eines ĺ Arbeitsvertrages und (2)
Privatnutzung wird monatlich mit ei- die damit zusammenhängende Einglie-
nem Wert von 1 % des Bruttolistenpreises derung des Arbeitnehmers in den Be-
des Pkw (zzgl. sonstiger Kosten wie z. B. trieb (Arbeitsaufnahme). In Betrieben mit
für Sonderausstattung) angesetzt. Fahr- mehr als zwanzig Arbeitnehmern unter-
ten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte liegt eine  Einstellung dem Mitbestim-
werden zusätzlich mit 0,03 % je Entfer- mungsrecht des Betriebsrats (ĺ  Mitbe-
nungskilometer berechnet. Darüber hin- stimmung).  –  2.  Beamtenrecht: Begrün-
aus wird auch für Familienheimfahrten ein dung eines Beamtenverhältnisses durch
Vorteil von 0,02 % des Listenpreises zu- Ernennung zum ĺ  Beamten.  –  3.  Han-
sätzlich angesetzt. delsrecht:  Einstellung des Geschäfts-
Einsatzmenge ĺ Input. betriebes durch die Erben bei Firmen-
fortführung.  –  4.  Insolvenzrecht: Durch
einseitiges Rechtsgeschäft  –  Rechts- Beschluss des Gerichts angeordnete vor-
geschäft, das nur aus einer Willenserklä- zeitige Einstellung des Insolvenzverfah-
rung besteht. Dies sind z. B. ĺ  Kündi- rens.  –  5.  Zwangsvollstreckung:  Einstel-
gung, ĺ Rücktritt von einem Vertrag und lung der Vollstreckung, wenn diese aus-
ĺ Testament. – Gegensatz: ĺ Vertrag. drücklich für unzulässig erklärt oder
Einspruch ĺ Rechtsbehelf gegen eine be- durch gerichtliche Entscheidung angeord-
hördliche Verfügung oder einen gerichtli- net wurde. – 6.  Käuferverhalten: Die Ein-
chen Bescheid. – 1.  Zivilrecht: Einspruch stellung eines Käufers  zu einem Mei-
a) gegen Versäumnisurteile und b) gegen nungsgegenstand gilt als „hypothetisches
Vollstreckungsbescheide im Mahnver- Konstrukt“, auch als Image bezeichnet,
fahren bei einem Amts- oder Landgericht das nicht direkt beobachtet werden kann,
(Arbeitsgericht) innerhalb von zwei Wo- sondern i.d.R. aus verbalen Stellungnah-
chen (einer Woche) einzulegen. – 2.  Ver- men oder offenem Verhalten erschlossen
waltungsrecht: ĺ Widerspruch. – 3. Steu- wird. Ein Subjekt besitzt einem Objekt ge-
errecht: Außergerichtlicher Rechtsbehelf genüber eine positive, negative oder neut-
gegen Verwaltungsakte der Finanzbe- rale Einstellung.
hörden in Abgabenangelegenheiten (z. B. Einstellungszuschuss – ein von der Bun-
Steuerbescheid). Dieser muss innerhalb desagentur für Arbeit (nach §§  225-228
einstweilige Verfügung 150

SGB III) gewährter Zuschuss bei Neu- ĺ  Bilanz einzeln bewertet werden müs-
gründungen von Unternehmen, wenn ein sen. Nur in Ausnahmefällen sind ver-
neuer Arbeitsplatz mit einem förderungs- einfachte Verfahren wie die ĺ  Grup-
fähigen ĺ Arbeitslosen besetzt wird und penbewertung oder die ĺ  Durch-
dieser einen unbefristeten ĺ Arbeitsver- schnittsbewertung zulässig.  –  Gegensatz:
trag erhält. Die Höhe des Einstellungszu- ĺ Pauschalbewertung.
schuss beträgt maximal 50 % des Arbeits- Einzelerlöse  –  spezifische Erlöse. ĺ  Er-
entgelts und wird maximal für 12 Monate löse, die einem sachlich und zeitlich ab-
gewährt. gegrenzten Bezugsobjekt wie z. B. Pro-
einstweilige Verfügung  –  vorläufige dukt oder Kunde eindeutig zugerechnet
gerichtliche  Entscheidung in einem be- werden können. Entspricht von der Zure-
schleunigten Verfahren.  –  1.  Zivilpro- chenbarkeit dem Begriff ĺ Einzelkosten.
zess:  einstweilige Verfügung (1) zur Si- Einzelfertigung ĺ Einzelproduktion.
cherung von Ansprüchen (ausgenommen
Geldforderungen), deren Durchsetzung Einzelfirma ĺ Einzelkaufmann.
durch Veränderung des bestehenden Zu- Einzelhandel  –  Begriff und Stufe des
stands vereitelt oder wesentlich erschwert ĺ Handels: 1.  Institutioneller Begriff: Ab-
werden könnte (z. B. Anordnung eines satz (ohne wesentliche Be- und Verarbei-
Veräußerungsverbots), sowie (2) zur Re- tung) von ĺ Waren an Letztverbraucher
gelung eines streitigen Rechtsverhältnis- durch ĺ  Einzelhandelsunternehmun-
ses.  –  2.  Handelsrecht:  einstweilige Ver- gen. – 2.  Funktionaler Begriff: Absatz von
fügung zur Eintragung in das ĺ  Han- Waren und sonstigen warenbezogenen
delsregister. – 3.  Arbeitsrecht: einstweilige Dienstleistungen an Letztverbraucher.
Verfügung bei Eilbedürftigkeit im ar- einzelhandelsrelevante Kaufkraft
beitsgerichtlichen Verfahren, z. B. auf ĺ Kaufkraft.
Beschäftigung bzw. Weiterbeschäfti-
gung.  –  4.  Wettbewerbsrecht:  einstwei- Einzelhandelsunternehmung  –  Einzel-
lige Verfügung zur Durchsetzung wett- handlung. ĺ Unternehmung, deren wirt-
bewerbsrechtlicher Unterlassungsansprü- schaftlicher Tätigkeitsschwerpunkt aus
che. dem An- und Verkauf bzw. der Beschaf-
fung und dem Absatz von ĺ Waren be-
Einzahlung – Zunahme des Bestands an steht. In  Einzelhandelsunternehmungen
Bargeld und sofort verfügbarer Gutha- werden an der Ware nur unwesentliche
ben auf dem ĺ  Girokonto  eines Unter- (handelsübliche) Be- und Verarbeitungs-
nehmens (ĺ Stromgröße). Durch die lau- prozesse (Sortieren, Mischen, Ändern,
fende Erfassung von  Einzahlungen und Zuschneiden, Verpacken, Reparieren
Auszahlungen kann das Rechnungswesen etc.) und mit speziellen ĺ  Dienstleis-
die ĺ Liquidität eines Unternehmens be- tungen (Serviceleistungen) das Warenan-
stimmen. – Gegensatz: ĺ Auszahlung. gebot für den ĺ  Letztverbraucher ver-
Einzelbewertung – wichtiger ĺ Grund- kaufsfähig gemacht (Lagern, Präsentie-
satz ordnungsmäßiger Bilanzierung. Die- ren, Beraten, Transportieren, Finanzieren
ser besagt, dass Vermögensgegenstände etc.). Bes. Merkmale von  Einzelhandel-
und ĺ  Schulden am Jahresende in der sunternehmungen sind die Abgabe von
151 Elastizität

Waren in kleinen und kleinsten Mengen sollen die auf das Durchführen oder Un-
an Letztverbraucher, das Zusammenstel- terlassen bestimmter Handlungen zu-
len von Warenangeboten zu mehr oder rückzuführenden kosten- und erlösmä-
weniger breiten und/ oder tiefen Sorti- ßigen Konsequenzen bestimmt werden.
menten sowie vielfältige ĺ  Betriebsfor- Hieraus folgt unmittelbar die Notwendig-
men des Handels (vom ĺ Discounter bis keit, alle Kosten und Erlöse als ĺ Einzel-
zum ĺ Warenhaus). kosten bzw. ĺ Einzelerlöse zu erfassen.
Einzelhandlung ĺ  Einzelhandelsunter- Einzellöhne ĺ Fertigungslöhne.
nehmung. Einzellohnkosten ĺ Fertigungslöhne.
Einzelkaufmann  –  Einzelfirma, Einzel- Einzelnachfrage ĺ Nachfrage.
unternehmen. Unternehmungsform mit Einzelproduktion –  Einzelfertigung. Ele-
einem das ĺ Handelsgewerbe als Allein- mentartyp der Produktion: ĺ  Produk-
inhaber betreibenden ĺ Kaufmann. Der tionsverfahren, bei dem jedes produ-
Inhaber kann seinen Namen oder eine be- zierte Stück auf die Wünsche eines Kun-
liebige, nicht irreführende Bezeichnung den zugeschnitten ist.  Einzelproduktion
als ĺ  Firma führen. Die Firma muss in ist die typische Form der Auftragsferti-
diesem Fall den Zusatz „eingetragener gung.  –  Vgl. auch ĺ  Serienproduktion,
Kaufmann (e.K.)" enthalten. Der Einzel- ĺ Sortenproduktion, ĺ Massenproduk-
unternehmer haftet persönlich und unbe- tion.
schränkt für die Verbindlichkeiten seines
Einzelunternehmen ĺ  Einzelkauf-
Unternehmens. –  Gegensatz: ĺ Handels-
mann.
gesellschaft.
Einzelvollmacht ĺ  Handlungsvoll-
Einzelkosten  –  identifizierbare Kosten, macht.
spezifische Kosten. ĺ  Kosten, die einem
bestimmten Bezugsobjekt wie z. B. Pro- Einzugsermächtigungsver fahren
dukt, Kunde oder Kostenstelle direkt zu- ĺ Lastschriftverfahren.
gerechnet werden oder direkt zugerech- EIOPA – Abk. für European Insurance an
net werden können. Einzelkosten sind v.a. Occupational Pensions Authority, ĺ  Eu-
die Kosten für Roh- und Hilfsstoffe so- ropäische Aufsichtsbehörde für das Ver-
wie Fertigungslöhne. – Gegensatz: ĺ Ge- sicherungswesen und die betriebliche Al-
meinkosten. tersversorgung (EIOPA).
Einzelkostenrechnung  –  System der eiserner Bestand ĺ Sicherheitsbestand.
ĺ  Teilkostenrechnung, das durch das Elastizität  –  Kennziffer aus der Wirt-
Bestreben gekennzeichnet ist, die Rea- schaftstheorie für das Maß des Wirkungs-
lität des Kostenanfalls möglichst wirk- zusammenhangs zweier ökonomischer
lichkeitsnah abzubilden. ĺ  Kosten und Variablen: Verhältnis der relativen (pro-
ĺ Erlöse werden nur dann erfasst, wenn zentualen) Veränderung der abhängigen
sie mit ĺ Auszahlungen und ĺ Einzah- Variablen y (Wirkung) zur relativen Än-
lungen verbunden sind. Die Einzelkosten- derung der unabhängigen Variablen x
rechnung verwendet damit den entschei- (Ursache). Der Elastizitätskoeffizient gibt
dungsorientierten Kostenbegriff, d.h. es dabei mit dem (positiven oder negativen)
Electronic Banking 152

Vorzeichen die Wirkungsrichtung und (ĺ  Electronic Procurement), der Ver-


mit seinem absoluten Wert die Wirkungs- kauf von Produkten und Dienstleistungen
stärke an. Z. B. besagt ein Elastizitätswert (ĺ  Electronic Shop und ĺ  Electronic
von -2, dass y um 2 % abnimmt, wenn x Commerce) und die Ermöglichung des
um 1 % steigt.  –  Nach dem betrachteten Handels über digitale Märkte (ĺ  Elec-
Zusammenhang werden z. B. die Ange- tronic Marketplace). Hinzu kommen zwei
botselastizität (Angebotsmenge und Preis Plattformen, die zum erweiterten Kreis
eines Gutes), die Einkommenselastizität des Electronic Business gehören: elekt-
der Nachfrage (Nachfrage eines Haus- ronische Kontaktnetzwerke (ĺ  Electro-
halts nach einem Gut und seinem Ein- nic Community) und elektronische Un-
kommen), die direkte Preiselastizität der ternehmenskooperation (ĺ  Electronic
Nachfrage (Nachfragemenge und Preis Company).
eines Gutes) und die Kreuzpreiselastizität Electronic Cash  –  E-Cash. Zahlungs-
(Nachfragemenge eines Gutes und Preis verfahren, bei dem der Käufer den Kauf-
eines anderen Gutes) unterschieden. preis mittels Bankkundenkarte (ĺ  De-
Electronic Banking  –  Onlinebanking. bitkarte) am ĺ Point of Sale (POS) durch
Ausführung von ĺ  Bankgeschäften un- Eingabe der ĺ persönlichen Identifikati-
ter Nutzung von Datenträgern und -lei- onsnummer (PIN) bezahlt. Die positive
tungen. Die EDV wird genutzt, um Daten Online-Autorisierung durch die Autori-
zu erfassen, zu verarbeiten, zu transpor- sierungszentrale, welche die Prüfung der
tieren und wieder zur Verfügung zu stel- PIN, der Kartenechtheit, einer möglichen
len. Zum Electronic Banking zählen v.a. Sperre und der Deckung umfasst, garan-
ĺ  Electronic Cash, Selbstbedienungsge- tiert dem Verkäufer die unbedingte Zah-
schäfte (z. B. Nutzung von Kontoauszugs- lung.
druckern, Geldautomaten, Kundentermi- Electronic Commerce  –  E-Commerce.
nals) sowie ĺ Homebanking. Abwicklung von Absatzvorgängen über
Electronic Business  –  E-Business. Op- ĺ  Internet oder ähnliche Computer-
timierung aller Geschäftsprozesse durch netze (z. B. Extranet). Zum  Electronic
den Einsatz von Internettechnologien Commerce gehören v.a. die Onlinekata-
(ĺ  Internet). D.h., es werden die An- loge, die Onlinebestellung, die elektroni-
bahnung sowie die Unterstützung, Ab- sche Zahlungsabwicklung (ĺ Homeban-
wicklung und Aufrechterhaltung des king) und die Auftragsbestätigung per
gesamten Leistungsaustauschprozes- ĺ  E-Mail.  Electronic Commerce ist Teil
ses vom Hersteller bis zum Endverbrau- des ĺ Electronic Business.
cher einbezogen. Nach den Akteuren Electronic Community –  E-Community,
wird beim  Electronic Business v.a. zwi- virtuelle Community. Organisierte Kom-
schen ĺ  Business-to-Business-Markt munikation innerhalb eines elektroni-
(B2B), ĺ  Business-to-Consumer-Markt schen Kontaktnetzwerkes und damit die
(B2C) und ĺ  Consumer-to-Consumer- Bereitstellung einer technischen Platt-
Markt (C2C) unterschieden. – Die wich- form (z. B. im ĺ Internet oder durch Mo-
tigsten Plattformen des Electronic Busi- bilfunk) für die virtuelle Zusammenkunft
ness sind die elektronische Beschaffung einer Gruppe von Individuen, die in einer
153 elektronische Gesundheitskarte (eGK)

bestimmten Beziehung zueinander stehen Electronic Mail ĺ E-Mail.


bzw. zueinander stehen wollen.
Electronic Marketplace  –  E-Market-
Electronic Company  –  E-Company, vir- place, elektronischer Marktplatz, virtuel-
tuelles Unternehmen. Einsatz elektroni- ler Marktplatz. Elektronisch unterstützte
scher Informations- und Kommunika- Institutionen zum Austausch von Gü-
tionstechnologien zur Verknüpfung von tern. Die Marktplatzbetreiber sind bei der
Unternehmungen zwecks Kooperation Durchführung von Transaktionen durch
zu einem virtuellen Unternehmen. Dabei die Bereitstellung virtuellen Handelsrau-
entsteht ein gemeinsames, über digitale mes behilflich. Sie beeinflussen die hier
Wertschöpfungsnetze erstelltes Transak- stattfindenden Käufe und Verkäufe aber
tionsangebot. Häufig stehen bei solchen nicht.  Electronic Marketplaces sind z. B.
virtuellen Unternehmungen die Samm- Finanzmärkte, Gebrauchtwarenbörsen,
lung, Aufbewahrung und neue Aufberei- Onlineauktionen oder Reservierungssys-
tung von Informationen im Vordergrund. teme im Luftverkehr.
Electronic Data Interchange Electronic Procurement  –  E-Procure-
(EDI)  –  Elektronischer Datenaustausch. ment, Electronic Purchasing, Online-
Begriff für den papierlosen, z.T. automa- beschaffung. Durch elektronische Systeme
tisierten elektronischen  Austausch von unterstützter ĺ  Einkauf von Produk-
Daten zwischen Unternehmen oder zwi- ten und Dienstleistungen. Dazu zählen
schen einzelnen Unternehmensteilen. Die z. B. die elektronische Rechnungsstellung
ĺ Daten sind nach einheitlichen interna- durch den Lieferanten, die elektronische
tionalen Standards (z. B. EDIFACT, SIN- Auftragsübermittlung und die Auftrags-
FOS) strukturiert und formatiert. verfolgung im ĺ Internet. Electronic Pro-
curement ist ein Teilbereich des ĺ Elec-
Electronic Government  –  E-Govern- tronic Business.
ment. Abwicklung geschäftlicher Pro-
zesse im Zusammenhang mit Regieren Electronic Purchasing ĺ  Electronic
und Verwalten mit Hilfe von Informa- Procurement.
tions- und Kommunikationstechnologien Electronic Shop  –  E-Shop, Onlineshop.
über elektronische Medien. Dabei handelt Plattform des ĺ  Electronic Business,
es sich um Prozesse innerhalb des öffent- auf der Anbieter ihre Waren und Dienst-
lichen Sektors sowie zwischen öffentli- leistungen präsentieren. Die Interessen-
cher Verwaltung und Bürgern, Unterneh- ten können sich über die Angebote in-
men und gemeinnützigen Organisatio- formieren, Bestellungen und u.U. auch
nen. Electronic Government zielt auf eine Bezahlungen vollständig elektronisch ab-
grundlegende Modernisierung der Ver- wickeln.
waltung.
elektronische Gesundheitskarte
Electronic Logistic –  E-Logistik. Teil des (eGK)  –  Identifikationskarte der gesetz-
ĺ  Electronic Business: Planung, Aufga- lichen ĺ  Krankenversicherung, die seit
benerfüllung und Kontrolle von logisti- dem 1.1.2014 als Nachweis für die Be-
schen Prozessen (ĺ  Logistik) durch In- rechtigung zur Inanspruchnahme  ärzt-
ternettechnologien (ĺ Internet). licher Leistungen sukzessive eingeführt
Elektronische Lohnsteuerabzugsmerkmale (ELStAM) 154

wird. Sie  löst mit zusätzlichen  Eigen- Datenbank des Finanzamtes auf Abruf
schaften ausgestattet spätestens bis zum zur Verfügung gestellt, um den monat-
1.10.2014 die bisherige ĺ Krankenversi- lichen  Lohnsteuerabzug für  jeden lohn-
chertenkarte ab. – Zur Vermeidung von steuerpflichtigen Mitarbeiter  berechnen
Missbrauch enthält die Karte ein Lichtbild zu können.
(Pflicht für Versicherte über 15 Jahre). elektronische Lohnsteuerbescheini-
Entscheidende Neuerung ist ein Mikro- gung  –  Bescheinigung des Arbeitge-
prozessor, der neben den Stammdaten bers, die am Ende des Kalenderjahres
auch umfangreiche medizinische Daten oder am Ende des Dienstverhältnisses
für die durch einen elektronischen Heilbe- auf elektronischem Weg an die Finanz-
rufsausweis berechtigten und mit einem behörde übermittelt wird. Die Bescheini-
Lesegerät ausgestatteten Leistungserbrin- gung muss bis zum 28. Februar des Fol-
ger (Ärzte, Zahnärzte,  Krankenhäuser) gejahres durchgeführt worden sein und
liefern kann. Dritte (wie z. B. Versicherun- u.a. folgende Daten enthalten: persönli-
gen) haben hierauf  keinen Zugriff. Der che Daten (Name, Vorname, Geburtsda-
Datenschutz für die sensiblen persönli- tum und Adresse), Dauer des Dienstver-
chen Daten  wird durch Verschlüsselung hältnisses und U-Vermerke (Arbeitspe-
und  das Zwei-Schlüssel-Prinzip gewähr- rioden von mind. fünf Arbeitstagen, für
leistet: Patient und Arzt stimmen der Ent- die der Lohnanspruch weggefallen ist),
schlüsselung zu, in dem der Patient seine Art und Höhe des ĺ Arbeitsentgelts und
elektronische Gesundheitskarte und der ĺ  Versorgungsbezüge,  Höhe der einbe-
Arzt seinen elektronischen Heilberufs- haltenen ĺ  Lohnsteuer, ĺ  Solidaritäts-
ausweis gleichzeitig in ein Kartenterminal zuschlag und ĺ  Kirchensteuer, bezoge-
einstecken und der Patient durch Eingabe nes ĺ  Kurzarbeitergeld, Zuschuss zum
seiner PIN-Nummer den Zugriff auf seine ĺ  Mutterschaftsgeld,  Alterteilzeitzu-
Daten erlaubt. Eine Ausnahme bilden schlag etc., auf die Entfernungspauschale
Notfalldaten, auf die auch ohne PIN-Ein- anzurechnende Leistungen des Arbeitge-
gabe zugegriffen werden kann. – Darü- bers, und Arbeitgeber- und Arbeitneh-
ber hinaus  wird die Rückseite der elek- merbeiträge zur ĺ Sozialversicherung.
tronischen Gesundheitskarte als ĺ  Eu-
ropäische Krankenversicherungskarte  Elektronische Lohnsteuerkarte
ĺ (ĺ EHIC ĺ ) genutzt. ĺ Elektronische Lohnsteuerabzugsmerk-
male (ELStAM).
Elektronische Lohnsteuerabzugsmerk- Elektronischer Datenaustausch
male (ELStAM) – Elektronische Lohnsteu- ĺ Electronic Data Interchange (EDI).
erkarte. Elektronisches Verfahren, das seit elektronischer Handel ĺ  Computer-
2013 die früher dem ĺ Arbeitgeber vor- börse.
zulegende Lohnsteuerkarte ersetzt. Die
auf der Vorderseite der Lohnsteuerkarte elektronischer Marktplatz ĺ Electronic
verzeichneten Steuermerkmale des ĺ Ar- Marketplace.
beitnehmers (Steuerklasse, Zahl der Kin- elektronischer Zahlungsverkehr  –  be-
der, Freibeträge, Religionszugehörig- leglose Erfassung und Abwicklung des
keit) werden dem Arbeitgeber von der ĺ  bargeldlosen Zahlungsverkehrs.
155 Elterngeld

Werden vom Kunden Zahlungsver- ausgehen. Rechtsgrundlage für dieses


kehrsbelege beim ĺ Kreditinstitut einge- Verfahren ist das Signaturgesetz (SigG).
reicht, werden diese über Datenterminals elektronisches Orderbuch ĺ  Order-
in Datensätze umgewandelt und dann im buch.
Datenträgeraustauschverfahren oder mit-
tels Datenfernübertragung an das end- elektronische Steuererklärung (ELS-
begünstigte Institut weitergeleitet. Dieses TER)  –  Programm der Finanzverwal-
schreibt den eingehenden Auftrag ohne tung, das in auf dem Markt befindlichen
Erstellung eines Beleges auf dem Konto Steuerprogrammen integriert ist. Der
des Zahlungsempfängers gut. Steuerpflichtige kann mit ELSTER seine
ĺ  Steuererklärung am Computer erstel-
elektronisches Geld  –  E-Geld, digitales len und diese über ĺ Internet dem ĺ Fi-
Geld. Eine auf einem elektronischen Me- nanzamt übermitteln.
dium gespeicherte Werteinheit, die allg.
zur Zahlung an Unternehmungen genutzt elektronisches Unternehmensregister
werden kann, die nicht Emittenten sind. ĺ Unternehmensregister.
Elektronisches Geld kann z. B. auf einem Elementarfaktoren ĺ  Produktionsfak-
Chip (ĺ  Chipkarte) oder auf der Fest- toren.
platte eines Computers (Cybergeld) ge- ELER – Abk. für Europäischer Landwirt-
speichert sein. In Deutschland gibt es mit schaftsfonds für die Entwicklung des
der ĺ  Geldkarte ein von der deutschen ländlichen Raums, ĺ Strukturfonds.
Kreditwirtschaft gemeinsam betriebenes
E-Geld-System. E-Logistik  –  Kurzbezeichnung für
ĺ Electronic Logistic.
elektronisches Handelssystem
ĺ Computerbörse. ELStAM  –  Abk. für ĺ  Elektronische
Lohnsteuerabzugsmerkmale (ELStAM)
elektronische Signatur  –  Authentifika-
tion eines in elektronischer Form vorlie- ELSTER – Abk. für ĺ elektronische Steu-
genden Objekts. Das größte Problem elek- ererklärung (ELSTER).
tronischer Unterlagen liegt in der Un- Elterngeld  –  Sozialleistung nach dem
gewissheit ihrer Herkunft, die mithilfe Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
der elektronischen Signatur bestätigt wer- (BEEG): Mütter und Väter erhalten  für
den soll. Zu diesem Zweck werden Ver- die Dauer von maximal 14 Monaten nach
fahren der Kryptographie angewendet, der Geburt des Kindes Elterngeld, wo-
indem mittels eines nur dem Sender be- bei beide  (unter der Voraussetzung von
kannten Schlüssels algorithmisch festleg- mind. zwei Partnermonaten) den Zeit-
bare Teile der zu zertifizierenden Nach- raum beliebig untereinander aufteilen
richt verschlüsselt werden. Zur Authenti- können. Das  Elterngeld wird seit dem
fizierung der Nachricht entschlüsselt der 1.1.2007 anstelle des Bundeserziehungs-
Empfänger mittels eines allg. bekannten, geldes (ĺ  Erziehungsgeld) gewährt. Es
öffentlichen Schlüssels diese  elektroni- soll den Einkommensausfall ausgleichen,
sche Signatur und kann so bei Gleichheit wenn Eltern nach der Geburt für die Be-
des entschlüsselten Teils mit der erhalte- treuung ihres Kindes die berufliche Ar-
nen Nachricht von deren Authentizität beit unterbrechen oder einschränken.
Elternzeit 156

– Voraussetzungen: Der Anspruchsbe- des Ehegatten oder Lebenspartners in ei-


rechtigte  muss in der Bundesrepublik nem Haushalt leben und dieses selbst be-
Deutschland wohnen, mit dem Kind in treuen und erziehen. – Der Elternzeitan-
einem Haushalt leben, das Kind selbst spruch besteht bis zur Vollendung des
betreuen oder erziehen und keine oder dritten Lebensjahres des Kindes. Ein An-
keine volle (bis zu 30 Wochenstunden) teil bis zu zwölf Monaten ist mit Zustim-
Erwerbstätigkeit ausüben. – Die Höhe mung des ĺ Arbeitgebers bis zur Vollen-
des  Elterngelds beträgt zwischen 65 und dung des achten Lebensjahres übertrag-
67 % des in den letzten zwölf Monaten bar. Die  Elternzeit kann, auch anteilig,
vor dem Monat der Geburt durchschnitt- von jedem Elternteil allein oder gemein-
lich  erzielten Nettoeinkommens aus Er- sam genommen werden. Sie ist aber auf
werbstätigkeit  oder des Differenzbe- insgesamt drei Jahre pro Kind begrenzt.
trages aus dem nach der Geburt durch- Während der  Elternzeit ist eine Teilzeit-
schnittlich erzielten Nettoeinkommen im beschäftigung von bis zu 30 Stunden pro
Vergleich zu dem vor der Geburt durch- Woche zulässig. Bei einem unbefristeten
schnittlich erzielten, mind. aber 300 Euro Arbeitsverhältnis bleibt dieses während
und höchstens 1.800 Euro. Das ĺ  Mut- der Elternzeit weiter bestehen, ein befris-
terschaftsgeld wird angerechnet. – Mehr- tetes Arbeitsverhältnis endet zum verein-
kindfamilien erhalten einen Zuschlag von barten Zeitpunkt. – Die Elternzeit bedarf
10 % des sonst zustehenden Elterngeldes, nicht der Zustimmung des Arbeitgebers,
mind. aber 75 Euro. Bei Mehrlingsgebur- sie muss jedoch spätestens 7 Wochen vor
ten besteht neben dem Mehrlingszuschlag ihrem Beginn schriftlich gegenüber dem
von 300 Euro für jedes neugeborene Kind Arbeitgeber verlangt werden.  Mit An-
ein eigener Elterngeldanspruch. – Kein El- meldung der Elternzeit, frühestens jedoch
terngeldanspruch haben Eltern, die im Ka- acht Wochen vor deren Beginn besteht für
lenderjahr vor der Geburt des Kindes ein den Arbeitnehmer ein besonderer Kündi-
gemeinsam zu versteuerndes Einkommen gungsschutz. – Vgl. auch ĺ Elterngeld.
von mehr als 500.000 Euro hatten, bei Al- E-Mail  –  Electronic Mail; weit verbrei-
leinerziehenden von mehr als 250.000 teter Dienst im ĺ  Internet, mit dessen
Euro. –  Vgl. auch ĺ Elternzeit, ĺ Siche- Hilfe Textnachrichten und digitale Daten
rung der Familie und von Kindern. (in Form eines Attachments) an einen be-
stimmten Empfänger versendet werden
Elternzeit  –  arbeitsrechtlicher Anspruch können.
eines ĺ  Arbeitnehmers auf Freistellung
von der Arbeit nach dem Bundeseltern- E-Marketplace  –  Kurzbezeichnung für
geld- und Elternzeitgesetz (BEEG) im An- ĺ Electronic Marketplace.
schluss an die nachgeburtliche Schutz- Embargo  –  staatlich angeordnete
frist des ĺ Mutterschutzes (ĺ Sicherung Zwangsmaßnahme (im Unterschied zum
der Familie und von Kindern). – An- privatwirtschaftlichen ĺ  Boykott), mit
spruchsberechtigt sind Arbeitnehmer der der Handel mit bestimmten Gütern
einschließlich zur Berufsausbildung Be- mit einem bestimmten Staat unterbunden
schäftigte und Heimarbeiter, die mit ei- wird.  Ein Embargo kann aus politischen
nem eigenen Kind oder mit dem Kind Gründen als wirtschaftliches Druck- oder
157 Emissionshandel

Sanktionsmittel eingesetzt werden, z. B. Kapitalmarkt auf eigenes Risiko oder die


als Repressalie gegen Völkerrechtsverlet- Übernahme gleichwertiger Garantien.
zungen oder um das Land zu bestimm- Bspw. übernehmen im ersten Fall meh-
ten Handlungen oder Unterlassungen zu rere Banken (Übernahmekonsortium)
zwingen. eine ĺ  Emission zu einem festen Kurs
Emerging Markets ĺ Schwellenländer. in den eigenen Bestand und bringen die
Wertpapiere im eigenen Namen und für
EMFF  –  Abk. für Europäischer Meeres- eigene Rechnung am Markt unter.
und Fischereifonds, ĺ Strukturfonds.
Emission  –  1.  Bank- und Börsenwesen: Emissionshandel  –  Emissionsrechtehan-
Ausgabe von ĺ  Aktien und anderen del. Ökonomisches Instrument
Wertpapieren, d.h. ihre Unterbringung der ĺ  Umweltpolitik zum Klima-
im Publikum und ihre Einführung in den schutz.  Emissionshandel ist der Handel
Verkehr. Während eine Selbstemission nur mit Emissionsrechten (ĺ Umweltzertifi-
für Kredit- und Finanzdienstleistungsin- kat). Ziel des Emissionshandels ist es, die
stitute in Frage kommt, ist die Regel eine Atmosphäre im Hinblick auf die Emis-
Fremdemission. Dabei übernimmt ein sion von Treibhausgasen in ein kosten-
Konsortium professioneller Finanzdienst- pflichtiges Gut zu verwandeln, in dem die
leister die Abwicklung der Emission, ĺ  Emission solcher Gase an den Besitz
meist in Form eines Übernahmekonsor- von Berechtigungen zur Treibhausgase-
tiums (ĺ  Emissionsgeschäft) oder Bege- mission geknüpft wird. Die Gesamtmenge
bungskonsortiums. Im letztgenannten Fall an Emissionsberechtigungen ist dabei be-
wird für den Emittenten kein Risiko über- grenzt. Jeder Emittent darf nur die Menge
nommen. Das gegenwärtig bevorzugte an Schadstoffen in einer Periode freiset-
Emissionsverfahren ist das ĺ  Bookbuil- zen, für die er über Emissionsrechte ver-
ding. – 2. ĺ Umweltpolitik: Ausstoß von fügt. Dem Emittenten steht es frei, ob er
Schadstoffen bei Produktion, Verteilung die höchstens zugelassene Schadstoff-
und Verbrauch (z. B. Lärm, Gase, Strah- menge freisetzt oder versucht, die Schad-
lung). Das Bundes-Immissionsschutzge- stoffemission durch technische Innova-
setz (BImSchG) definiert  Emissionen als tionen oder durch Installation von Fil-
Luftverunreinigungen, Geräusche, Er- tern etc. zu verringern. Erreicht er eine
schütterungen, Licht, Wärme, Strahlen Reduktion der Emissionsmenge, verfügt
und ähnliche Umwelteinwirkungen, die er über überschüssige Emissionsrechte.
von Anlagen wie Betriebsstätten, Maschi- Diese kann er an solche Emittenten wei-
nen oder Grundstücke ausgehen.  –  Ge- terveräußern, für die etwa eine Nachrüs-
gensatz: ĺ Immission. tung der Anlagen höhere Kosten verur-
Emissionsauflage ĺ Umweltauflage. sacht als der Erwerb zusätzlicher Emissi-
onsrechte. Auf diese Weise bildet sich ein
Emissionsdisagio ĺ Emissionskurs. ĺ  Markt für Emissionsrechte. Verant-
Emissionsgeschäft ĺ  Bankgeschäft wortliche haben die Wahl, entweder im
i.S.d. Kreditwesengesetzes (KWG). Bereich der eigenen Anlage Emissionen
Das Emissionsgeschäft ist die Übernahme zu reduzieren oder Berechtigungen von
der Platzierung von ĺ Wertpapieren am anderen Verantwortlichen zuzukaufen.
Emissionskonsortium 158

Der Emissionshandel ist insofern ein kos- und dieses Wissen in Führungssituatio-


tengünstiges Instrument, mit dem genau nen erfolgreich einzusetzen.  –  Vgl. auch
definierte Reduktionsziele erreicht wer- ĺ Kompetenz, ĺ Sozialkompetenz.
den können: Es wird für die betroffenen empirische Wirtschaftsforschung  –
Unternehmen ein Anreizsystem geschaf- Teilbereich der Volkswirtschaftslehre,
fen, ihre Emission zu verringern oder zu in dem ökonomische Zusammenhänge
vermeiden, um durch Emissionen ver- mit Hilfe statistischer und ökonometri-
ursachte Betriebskosten zu sparen. – Die scher Verfahren und Modelle (ĺ  Statis-
ĺ  Europäische Union (EU) führte am tik, ĺ  Ökonometrie) untersucht wer-
1.1.2005  den Europäisches Emissions- den. Es werden Daten für die Erklärung
handelssytem (European Union Emis- von Wirtschaftsabläufen (ĺ  Konjunk-
sions Trading System (EU ETS))  für be- turforschung) und als Basis wirtschafts-
stimmte Branchen in ihren Mitgliedsstaa- politischer Meinungsbildung aufberei-
ten ein, um den Ausstoß von CO2-Gasen tet. Außerdem werden zukünftige wirt-
zu reduzieren. Die Teilnehmer des Han- schaftliche Entwicklungen abgeschätzt
delssystems sind derzeit die Betreiber von (Wirtschaftsprognose).  –  Vgl. auch
großen Energieanlagen und energieinten- ĺ Wirtschaftsforschungsinstitute.
siven Industrieanlagen.  –  Für die Zutei-
lung und Ausgabe der Emissionsberech- Empowerment  –  angloamerikanische
tigungen in Deutschland ist die Deutsche Bezeichnung für Maßnahmen des ĺ Ma-
Emissionshandelsstelle (DEHSt) zustän- nagements zur Erweiterung der Autono-
dig.  –  Weitere Informationen unter www. mie und Mitbestimmungsmöglichkeiten
dehst.de. von Mitarbeitern rund um ihren Arbeits-
platz.  Empowerment bezeichnet somit
Emissionskonsortium ĺ  Bankenkon- die Weitergabe von Entscheidungsbefug-
sortium. nissen und Verantwortung durch Vorge-
Emissionskurs – Kurs, zu dem neu aus- setzte an ihre Mitarbeiter.
gegebene ĺ Wertpapiere dem Publikum Endkostenstelle ĺ Kostenstelle, auf der
angeboten werden. Anleihen werden häu- in der ĺ  innerbetrieblichen Leistungs-
fig mit einem ĺ Disagio (Emissionsdisa- verrechnung gesammelte Beträge nicht
gio) von 2 bis 3 % unter dem ĺ Nennwert auf weitere Kostenstellen verrechnet,
ausgegeben (ĺ  unter pari). ĺ  Aktien sondern direkt in die Kalkulation über-
dürfen dagegen nur über dem Nennwert nommen werden. Es kann sich um eine
ausgegeben werden (ĺ über pari). ĺ  Hauptkostenstelle oder ĺ  Hilfskos-
Emissionsmarkt ĺ Primärmarkt. tenstelle handeln.  –  Gegensatz: ĺ  Hilfs-
Emissionsrechtehandel ĺ  Emissions- kostenstelle (Vorkostenstelle).
handel. Endpreis ĺ Preisangabe.
Emissionszertifikat ĺ Umweltzertifikat. Endverbraucher ĺ Konsument.
emotionale Kompetenz  –  Fähigkeit Energieleistung  –  als ĺ  Produkt, die
einer Führungskraft, bedeutungshal- Arbeitsleistung, die dem Verbraucher
tige Signale und Gefühle seiner Mitar- als Nutzenenergie (Raumwärme, Vor-
beiter sowie eigene Gefühle zu erkennen wärtsbewegung eines Kraftfahrzeugs,
159 EN-Normen

Arbeitsleistung eines Staubsaugers) zur der Klimaschutz im  Vordergrund stand,


Verfügung gestellt wird. wurde bald auch gegen starken politi-
schen Widerstand der Atomausstieg pro-
Energiepolitik  –  wirtschaftspolitische
pagiert. Über die Risiken und Laufzeiten
Maßnahmen, die auf die ĺ Energiewirt-
von Atomkraftwerken wurde jahrelang
schaft oder auf deren Teilbereiche Einfluss
erbittert gestritten. Erst die Reaktorkatas-
nehmen. Ziel der Energiepolitik ist es, die
trophe von Fukushima im Jahre 2011 löste
Energieversorgung kurz- und langfris-
ein Umdenken in eine gemeinsame ener-
tig zu sichern. Zur Energieversorgung ge-
giepolitische Richtung aus. Noch im glei-
hören die Gewinnung und Bereitstellung
chen Jahre wurde von der Bundesregie-
sog. Primärenergien wie Erdgas, Kohle,
rung der Ausstieg aus der Kernenergie bis
Mineralöl, Wind-  oder Wasserkraft so-
zum Jahre 2022  mit breiter öffentlicher
wie veredelte sog. Sekundärenergien wie
Zustimmung verkündet und beschlossen.
Benzin, Heizöl oder Strom. Die Instru-
Nicht die Energiewende an sich, sondern
mente der  Energiepolitik lassen sich in
nur  die Umsetzungsgeschwindigkeit und
ordnungsrechtliche Vorgaben einerseits
damit die Frage der Finanzierbarkeit der
und direkte Interventionen an den Märk-
Fördermaßnahmen (vgl. die Problematik
ten andererseits einordnen. Bes. die lei-
der ĺ EEG-Umlage) werden heute noch
tungsgebundenen Energieträger (Gas,
kontrovers diskutiert.
Strom, Fernwärme) unterliegen der staat-
lichen Aufsicht. Außerdem existieren für Energiewirtschaft  –  Wirtschaftssektor,
einzelne Branchen wie Kernenergie und der sich mit der Förderung oder dem Im-
Steinkohle aus politischen Gründen Son- port von Energieträgern, deren Umwand-
derregelungen.  –  Aus der Zuständig- lung, Lagerung und Transport befasst.
keit der ĺ  Europäischen Union (EU) in Der Energiemarkt setzt sich aus sehr un-
Wettbewerbsfragen oder ĺ  Umweltpo- terschiedlichen Teilmärkten wie z. B. für
litik trifft die EU Vorgaben für die natio- Kohle, Öl und Strom zusammen. Diese
nale Energiepolitik. Dies betrifft z. B. die Teilmärkte sind unterschiedlich organi-
Ausgestaltung der Klimapolitik durch die siert und wettbewerbsintensiv. Um die
Einführung des ĺ Emissionshandels für Energieversorgung der Volkswirtschaft zu
CO2 oder die Öffnung der Verteilungs- sichern, wird die Energiewirtschaft durch
netze für Strom oder Erdgas (ĺ Bundes- die ĺ Energiepolitik beeinflusst.
netzagentur).
EN-Normen  –  Europäische Normen;-
Energiewende  –  Konzept einer nach- von verschiedenen europäischen Insti-
haltigen ĺ Energiepolitik, welche (1) die tutionen (z. B. dem Europäischen Kom-
Ablösung der umweltschädlichen Nut- mittee für Normung CEN) entwickel-
zung nuklearer und fossiler Energieträ- tes Regelwerk zur Standardisierung,
ger durch die umweltfreundliche Nutzung das v.a. der Entwicklung des Europä-
erneuerbarer Energien fördern, (2) Ener- ischen ĺ  Binnenmarktes  dienen soll.
gieeinsparungen  und (3) die Energieef- Die ĺ  Normen sind in 10 vordefinier-
fizienz steigern will. – In Deutschland ten Nummernbereichen (z. B. EN 1 bis
wird seit fast 15 Jahren eine energiepoliti- EN 99 und EN 1000 bis EN 1999) klassi-
sche Wende gefordert. Während zunächst fiziert. Hinter der Norm-Nummer wird
Entfernungspauschale 160

durch einen Doppelpunkt abgetrennt Güter. Entgelt ist der Oberbegriff für Be-
das Entstehungsjahr angeführt.  EN-Nor- schaffungsausgabe und ĺ Erlös. – 3. Um-
men können auch vom Deutschen Insti- satzsteuerrecht:  Entgelt ist Tatbestands-
tut für Normung e. V. mit gleicher Num- merkmal und ĺ  Bemessungsgrundlage
mer unter der Bezeichnung DIN EN als der ĺ Umsatzsteuer.
ĺ DIN-Normen übernommen werden. –
Entgeltersatzleistungen – früher Lohn-
Vgl. auch ĺ ISO-Normen.
ersatzleistungen. Leistungen der gesetzli-
Entfernungspauschale ĺ  Pauschbe- chen Sozialversicherungen und des Staa-
trag, den ein Arbeitnehmer für Fahrten tes zum Ausgleich aus verschiedenen
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte Gründen entfallenen ĺ  Arbeitsentgelts.
wie ĺ  Werbungskosten ansetzen kann. Die Höhe berechnet sich meistens aus
Seit 2004 können unabhängig vom Be- dem zuletzt erzielten Arbeitsentgelt. Ent-
förderungsmittel für jeden Entfernungs- geltersatzleistungen sind z. B. ĺ Arbeits-
kilometer 30 Cent geltend gemacht wer- losengeld, ĺ Elterngeld, ĺ Krankengeld,
den (maximal 4.500 Euro). Die ab dem ĺ  Insolvenzgeld, ĺ  Kurzarbeitergeld
1.1.2007 eingeführte Beschränkung ab und ĺ  Mutterschaftsgeld. – Entgelter-
dem 21.  Entfernungskilometer wurde satzleistungen sind nicht zu versteuern.
nach einem Urteil des Bundesverfas- Die Zahlung wird auf der ĺ Lohnsteuer-
sungsgerichts für verfassungswidrig er- karte bescheinigt.
klärt, sodass die Aufwendungen hierfür
rückwirkend wieder berücksichtigt wer- Entgeltfortzahlung im Krankheits-
den. Zusätzlich zur Entfernungspauschale fall  –  Lohnfortzahlung, Fortzahlung des
können die Kraftfahrzeug-Haftpflichtver- ĺ  Arbeitsentgelts bei krankheitsbeding-
sicherung und eventuell entstandene Un- ter Arbeitsunfähigkeit des ĺ Arbeitneh-
fallkosten steuerlich geltend gemacht wer- mers. Diese ist im Entgeltfortzahlungsge-
den. – Vgl. auch ĺ Fahrgemeinschaft. setz (EntgFG) geregelt. Der Anspruch auf
Entgeltfortzahlung besteht für die Dauer
entgangener Gewinn  –  Begriff des von sechs Wochen. Bei einer erneuten Er-
Schadensersatzrechts: der mit Wahr- krankung (Fortsetzungskrankheit) hat der
scheinlichkeit zu erwartende Gewinn. Arbeitnehmer keinen Anspruch auf Ent-
Dieser kann als Teil des ĺ  Schadenser- geltfortzahlung. Dies gilt nicht, wenn er
satzes geltend gemacht werden. Bspw. seit der letzten Erkrankung mind. sechs
kann ein ĺ Kaufmann, der eine ĺ Ware Monate arbeitsfähig war. Der Arbeitneh-
kauft, um diese weiterzuverkaufen, i.d.R. mer hat im Krankheitsfall seinen ĺ  Ar-
bei Nichtlieferung als Schadensersatz den beitgeber unverzüglich zu informieren
Unterschied zwischen dem Einkaufs- und und spätestens innerhalb von drei Tagen
Marktpreis verlangen. eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Entgelt  –  1.  Arbeitsrecht: ĺ  Arbeitsent- vorzulegen. Die Fortzahlungsbeträge er-
gelt.  –  2.  Kostenrechnung: Geldäquiva- halten Arbeitgeber, die nicht mehr als 30
lent, das für die Beschaffung von Waren, Arbeitnehmer (ausschließlich der Aus-
Dienst- und Arbeitsleistungen zu bezah- zubildenden) haben, von den Trägern
len ist, oder Anspruch auf Zahlung ei- der gesetzlichen Krankenversicherung
nes geldlichen Äquivalents für abgesetzte bis zur Höhe von 80 % zurück. Die Mittel
161 Entrepreneur

hierfür werden durch Umlagen aufge- Ersatzansprüche. Über die  Entlastung


bracht. – Vgl. auch ĺ Krankengeld. muss in den ersten acht Monaten eines
Entgeltpunkte – Bestandteil der ĺ Ren- Geschäftsjahres durch die ĺ  Hauptver-
tenformel. Die jeweilige Rentenhöhe der sammlung beschlossen werden. Wird
einzelnen Versicherten richtet sich nach die Entlastung verweigert, kann der Auf-
der Höhe der persönlichen Entgeltpunkte. sichtsrat die Vorstandsmitglieder abbe-
Sie werden aus der Anzahl der anrechen- rufen. Für betroffene Aufsichtsratmitglie-
baren Versicherungsjahre und der Höhe der kann dies Grund zur fristlosen Kün-
der in diesen Jahren bezogenen ĺ  Ar- digung sein.
beitsentgelte berechnet. Außerdem wer- Entlastungsbetrag für Alleinerzie-
den versicherungsfreie Zeiten z.T. ange- hende  –  Begriff des Einkommensteuer-
rechnet. rechts: ĺ  Freibetrag in Höhe von 1.308
Entgelttarifvertrag ĺ Tarifvertrag. Euro im Jahr für Steuerpflichtige, die
nicht die Voraussetzungen für eine Zu-
Entgeltumwandlung  –  Barlohnum- sammenveranlagung erfüllen und auch
wandlung. Begriff aus der betrieblichen nicht mit einer anderen Person außer ih-
ĺ  Altersversorgung.  Entgeltumwand- ren eigenen Kindern in häuslicher Ge-
lung ist eine vertragliche Vereinbarung meinschaft leben.
zwischen Arbeitgeber und –nehmer,
nach der Teile des Arbeitsentgelts in eine Entlohnung ĺ Arbeitsentgelt.
gleichwertige Anwartschaft auf Versor- Entnahme  –  1.  Handelsrecht: alle Bar-
gungsleistungen im Alter umgewandelt und Sachleistungen, die der Unterneh-
werden. Seit 2002 hat jeder Arbeitnehmer mer oder ein Gesellschafter für betriebs-
Anspruch auf eine Entgeltumwandlung fremde Zwecke entnimmt. Entnahmen
zum Zweck der betrieblichen Altersver- werden über das ĺ Privatkonto oder di-
sorgung jährlich in Höhe von 4 % der Be- rekt über das Eigenkapitalkonto ver-
messungsgrundlage in der gesetzlichen bucht. –  Gegensatz: ĺ Einlage. – 2.  Steu-
ĺ  Rentenversicherung. Die Entgeltum- errecht: Eine  Entnahme liegt vor, wenn
wandlung kann durch eine ĺ  Pensions- Wirtschaftsgüter des Betriebsvermögens
kasse oder durch einen ĺ Pensionsfonds (z. B. ein Firmenwagen), aber auch Bar-
erfolgen. Bietet der Arbeitgeber dies nicht geld aus der Betriebskasse für sich, seinen
an, kann der Arbeitnehmer eine ĺ  Di- Haushalt oder für betriebsfremde Zwe-
rektversicherung zu seinen Gunsten ver- cke entnommen werden. Zur  Entnahme
langen. gehören auch die aus Betriebsmitteln ge-
Entlassung ĺ Kündigung. zahlten Einkommen-, Kirchen- und Erb-
schaftsteuern.  –  3.  Gewerblicher Rechts-
Entlastung  –  1.  Buchführung: Bezeich-
schutz:  Entnahme bezeichnet den Um-
nung für eine Kontogutschrift oder Ha-
stand, dass eine ĺ Erfindung von einem
beneintragung. – 2.  Aktienrecht: Billi-
Nichtberechtigten als ĺ  Patent oder
gung der Geschäftsführung des ĺ  Vor-
ĺ Gebrauchsmuster angemeldet wird.
stands und des ĺ  Aufsichtsrats einer
ĺ  Aktiengesellschaft (AG). Die  Entlas- Entrepreneur – ein ĺ Unternehmer bzw.
tung enthält jedoch keinen Verzicht auf Unternehmensgründer mit innovativen
Entsorgung 162

Geschäftsideen, die mit hohem Risiko als  Entwicklungshilfe zu gelten.  –  Viele


und Wachstumschancen behaftet sind. Industrieländer haben sich der Zielset-
Entsorgung – 1.  Abfallrecht: Verwertung zung der ĺ  Vereinten Nationen (UN),
und Beseitigung von ĺ  Abfällen. Dies die  Entwicklungshilfe auf mind. 0,7 %
kann auf unterschiedliche Weise gesche- des ĺ Bruttoinlandsprodukt (BIP) anzu-
hen. Es können aus Abfällen Stoffe oder heben, angeschlossen. Die tatsächlichen
Energie gewonnen werden (Abfallver- Leistungen liegen jedoch wesentlich dar-
wertung, ĺ  Recycling). Es ist außerdem unter.
möglich, dass Abfälle abgelagert werden Entwicklungsländer  –  Staaten, die im
(Abfallentsorgung auf Deponien).  –  Vgl. Vergleich zu ĺ  Industrieländern einen
auch ĺ Abfallwirtschaft. – 2. Betrieblich:- Entwicklungsrückstand aufweisen. Bei
Zum Bereich Entsorgung zählen: (1) Ein- diesen Staaten wird das erzielte Wohl-
stufung von Abfällen nach technisch-phy- fahrtsniveau als niedrig und die Funk-
sikalischen Eigenschaften. (2) Erfassen, tionsfähigkeit des Wirtschaftssystems
Sammeln, Umformen, Selektieren, Auf- als nicht ausreichend angesehen. Cha-
bereiten, Regenerieren, Vernichten, Ver- rakteristische Merkmale sind ein niedri-
werten und Verkaufen der zu entsor- ges Pro-Kopf-Einkommen, geringer Bil-
genden Stoffe. (3) Durchführung aller dungsstand, hohe Arbeitslosigkeit und
übrigen zur Entsorgung notwendigen Ak- unzulängliche Infrastruktur.  –  Die  Ent-
tivitäten, wie z. B. der Abtransport und die wicklungsländer werden entsprechend
Verschrottung gemäß den gesetzlichen den ĺ  Vereinten Nationen (UN) nach
Vorschriften sowie den technischen Ge- bestimmten Kriterien in Least Developed
gebenheiten. Countries (am wenigsten entwickelte Län-
Entsparen ĺ Sparen. der) und Developing Countries (normale
Entwicklungsländer) unterschieden.
Entstehungsrechnung ĺ Bruttoinland-
sprodukt (BIP). Entwicklungspolitik  –  Gesamtheit aller
staatlichen Maßnahmen zur Förderung
Entwicklung ĺ Forschung und Entwick- der sozioökonomischen Entwicklung in
lung (F&E). ĺ Entwicklungsländern. In der Entwick-
Entwicklungshilfe  –  staatliche Leistun- lungspolitik werden als Hauptziele die
gen materieller und nicht materieller Art Überwindung der Armut und die Siche-
an ĺ  Entwicklungsländer zu Vorzugs- rung der Menschenrechte verfolgt. Trä-
bedingungen. Ziel ist es, deren sozioöko- ger der  Entwicklungspolitik sind neben
nomische Entwicklung und die Lebens- den Regierungen in den Entwicklungs-
bedingungen zu verbessern. Im neueren ländern v.a. internationale Organisationen
Sprachgebrauch werden auch die Begriffe sowie Regierungen und Institutionen der
finanzielle und technische Zusammenar- Industrieländer. Ein wichtiger Teilbereich
beit verwendet. Nach der Definition des der  Entwicklungspolitik ist die ĺ  Ent-
Development Assistance Commitee ist ein wicklungshilfe. Aber auch andere Politik-
Zuschusselement von mind. 25 % bei den felder wie z. B. Handels- und Agrarpolitik
betreffenden Leistungen im Vergleich sind für die wirtschaftliche Entwicklung
zu üblichen Geschäften notwendig, um der Entwicklungsländer von Bedeutung.
163 Erbvertrag

Nach dem Brundtland-Bericht wird die der Oberfläche eines ĺ Grundstücks ein
ĺ Nachhaltigkeit der Entwicklung betont. Gebäude oder Bauwerk zu haben. Für das
Entwicklungsländer benötigen ein aufho- Erbbaurecht ist ein Erbbauzins (sog. Erb-
lendes Wachstum, aber es müssen auch die pacht) an den Grundstückseigentümer zu
Folgen der Entwicklung für die Umwelt zahlen. Als Belastung des Grundstücks
berücksichtigt werden. Weitere Prioritäten muss ein Erbbaurecht an erster Rangstelle
liegen bei der Überwindung des Problems in das ĺ Grundbuch eingetragen werden.
der explosiven Bevölkerungsentwicklung Erbpacht ĺ Erbbaurecht.
und der stärkeren Berücksichtigung der
Erbschaft ĺ Nachlass.
ĺ  Globalisierung und Dezentralisierung
von Institutionen und Finanzmitteln. Erbschaftsteuer  –  Schenkungsteuer.
Steuer, die den Übergang von Vermögens-
E-Procurement  –  Kurzbezeichnung für
werten (1) durch Erbfall an den Erben,
ĺ Electronic Procurement.
(2) durch Schenkung unter Lebenden, (3)
Equity-Methode  –  Methode zur ĺ  Bi- durch ĺ Zweckzuwendungen sowie  (4)
lanzierung bestimmter langfristiger Be- das Vermögen einer Familienstiftung (Er-
teiligungen einer ĺ  Kapitalgesellschaft, bersatzsteuer) erfasst. Die Erbschaftsteuer
die am stimmberechtigten Kapital einer ist im Erbschaftsteuer- und Schenkungs-
anderen Gesellschaft beteiligt ist. Aus- steuergesetz (ErbStG) geregelt. Die  Erb-
gehend von den ĺ  Anschaffungskosten schaftsteuer berücksichtigt in Abhängig-
der Beteiligung wird der Wert der Betei- keit vom Verwandtschaftsverhältnis zwi-
ligung (sog. Equity-Wert) laufend an die schen Erblasser und Erben bestimmte
Entwicklung des ĺ Eigenkapitals des Be- ĺ Freibeträge und beträgt zwischen sie-
teiligungsunternehmens angepasst. – Vgl. ben und 50 % des Erbwertes. – Vgl. auch
Abb. „Equity-Methode".  –  Die  Equi- Abb. „Erbschaftsteuer – Steuersätze“.
ty-Methode ist gemäß dem ĺ Handelsge-
setzbuch (HGB) im ĺ Konzernabschluss Erbschaftsteuer – Steuersätze
für die Bewertung von Beteiligungen an
Wert des steuer- Prozent in der Steuerklass e
sog. assoziierten Unternehmen vorge- pflichtigen Erwerbs bis
einschließlich ... Euro
schrieben. I II III
75.000 7 1 5
300.000 1 1 20
30
600.000 1 5 25
6.000.000 1 9 30
13.000.000 2 3 35
26.000.000 2 7 40 50
über 26.000.000 3 04 3

Erbvertrag  –  Form der Verfügung von


Todes wegen, bei der der Erblasser zu Leb-
zeiten einen Vertrag schließt. Vertragsver-
Erbauungsnutzen ĺ Kundennutzen. fügungen, wie z. B. Einsetzung von Erben,
Erbbaurecht – ein vererbliches und i.d.R. Vermächtnisse und Auflagen, können von
veräußerliches ĺ  Recht, auf oder unter ihm nicht einseitig geändert werden. Ein
Erfindung 164

nach dem Abschluss eines  Erbvertrages Aufwandskonten werden die Aufwen-


gemachtes ĺ Testament ist entsprechend dungen erfasst (ĺ  Aufwand). Die Auf-
unwirksam. wendungen werden auf der linken Seite
des Kontos (ĺ Soll) ausgewiesen. (2) Er-
Erfindung – kreative Leistung, die auf der
tragskonto: Auf den Ertragskonten wer-
Anwendung von Erkenntnissen auf tech-
den die Erträge erfasst (ĺ  Ertrag). Sie
nischem Gebiet beruhen. Eine Erfindung
werden auf der rechten Seite des Kon-
ist dem Patentschutz (ĺ  Patent) und/
tos (ĺ Haben) ausgewiesen. – Gegensatz:
oder Gebrauchsmusterschutz (ĺ  Ge-
ĺ Bestandskonto.
brauchsmuster) zugänglich, wenn mit
ihr eine neue, auf erfinderischer Tätig- Erfolgsrechnung  –  Rechnung zur Er-
keit beruhende und gewerblich anwend- mittlung des Erfolgs (ĺ  Betriebsergeb-
bare Lehre zum planmäßigen Handeln nis) eines Unternehmens innerhalb eines
unter Einsatz beherrschbarer Naturkräfte Zeitraums. Die Erfolgsrechnung ist in un-
zur unmittelbaren Erreichung eines kau- terschiedlichen Varianten möglich. Die
sal übersehbaren Erfolgs gegeben wird. einfachste Form ist der Bilanzvergleich,
bei dem Anfangs- und Endkapital gegen-
Erfolg ĺ Betriebsergebnis. übergestellt werden. Eine differenzierte
Erfolgsbeteiligung  –  individual- oder Form ist die ĺ  Gewinn- und Verlustrech-
kollektivvertragliche Vereinbarung eines nung (GuV), da diese die Quellen der Auf-
ĺ Arbeitgebers mit seinen Mitarbeitern, wendungen und Erträge offen legt.
die additiv zu seinem (tarif-)vertraglich Erforderlichkeitsklausel ĺ  Gesetzge-
festgesetzten Lohn regelmäßig einen An- bungskompetenz.
teil am Erfolg des Unternehmens gewährt.
Einer Erfolgsbeteiligung kann der ĺ Ge- Erfüllung  –  Begriff des ĺ  Bürgerlichen
winn (ĺ Gewinnbeteiligung), der ĺ Er- Rechts für das Erbringen einer geschul-
trag (Ertragsbeteiligung) oder die ĺ Leis- deten Leistung. Die Erfüllung kann bspw.
tung (Leistungsbeteiligung) zugrunde ge- durch Zahlung erfolgen. Mit der  Erfül-
legt werden. Die häufigste Form in der lung erlischt das ĺ Schuldverhältnis.
Praxis ist die Gewinnbeteiligung. Durch Erfüllungsgehilfe  –  diejenige (natürli-
eine  Erfolgsbeteiligung soll das Interesse cher oder juristische) Person, welcher sich
der Mitarbeiter an ihrer Arbeit und ihrem der ĺ Schuldner zur ĺ Erfüllung seiner
Unternehmen gefördert werden. Außer- ĺ  Verbindlichkeiten bedient (z. B. die
dem sollen sie sich stärker mit dem Un- Bank, durch die der Schuldner zahlt).
ternehmen identifizieren.
Erfüllungsort  –  Leistungsort. Ort, an
Erfolgskonto ĺ Konto, auf dem erfolgs- dem der ĺ  Schuldner seine Leistung zu
wirksame Vorgänge verbucht werden. Er- erbringen hat. Gesetzlicher  Erfüllungs-
folgskonten erfassen die Aufwendungen ort ist im Zweifel Wohnsitz bzw. gewerb-
oder Erträge der Konten, die in der ĺ Ge- liche Niederlassung des Schuldners bei
winn- und Verlustrechnung (GuV) be- Entstehung der Schuld. Bei gegenseiti-
rücksichtigt werden.  –  Bei den  Erfolgs- gen Verträgen (z. B. Kauf) kann der Erfül-
konten sind folgende Kontenarten zu un- lungsort für beide Teile verschieden sein.
terscheiden: (1) Aufwandskonto: Auf den Der Erfüllungsort begründet besonderen
165 Erlös

ĺ Gerichtsstand bei Klagen auf ĺ Erfül- Erinnerung  –  nicht fristgebundener, ge-


lung oder Schadensersatz. setzlich geregelter ĺ Rechtsbehelf, der zur
Überprüfung innerhalb derselben Instanz
Ergänzungsbilanz ĺ  Steuerbilanz, die
führt. Bei der ĺ Zwangsvollstreckung z. B.
Korrekturen zu den Wertansätzen in der
die Geltendmachung der ĺ Unpfändbar-
Steuerbilanz der Gesellschaft (Gesamt-
keit gegen das Vorgehen des Gerichtsvoll-
handelsbilanz) enthält. Eine Ergänzungs-
ziehers. Erinnerung ist einzulegen beim
bilanz ist eventuell nach einem Gesell-
Vollstreckungsgericht, das vor der Ent-
schafterwechsel oder bei Einbringung
scheidung die einstweilige Einstellung der
personenbezogener Steuervergünstigun-
Vollstreckung anordnen kann.
gen durch eine Personengesellschaft für
einzelne Gesellschafter zu erstellen. – An- Erinnerungsposten ĺ  Erinnerungs-
ders: ĺ Sonderbilanz. wert.
ErgänzungskapitalKapital. Erinnerungswerbung ĺ  Werbung
zur Erinnerung an bestimmte Werbe-
Ergebnis ĺ Performance. inhalte.  Erinnerungswerbung zielt auf
Ergiebigkeit ĺ Produktivität. eine Erhaltung und Sicherung des Absat-
zes (ĺ Erhaltungswerbung). – Vgl. auch
Erhaltungsaufwand  –  Begriff aus dem
ĺ Einführungswerbung.
Steuerrecht.  Erhaltungsaufwände sind
ĺ  Aufwendungen für die laufende In- Erinnerungswert  –  Erinnerungsposten.
standhaltung und die Instandsetzung be- Merkposten in der ĺ Bilanz für einen bis
trieblicher und privater Wirtschaftsgü- auf einen Euro abgeschriebenen Vermö-
ter. Erhaltungsaufwände können sofort in gensgegenstand, vielfach bei Wirtschafts-
voller Höhe abgesetzt werden. Seit 2004 gütern des ĺ Anlagevermögens, teilweise
können größere Erhaltungsaufwände für auch bei uneinbringlichen ĺ Debitoren.
Gebäude, die nicht zu einem Betriebs- Erkenntnisverzögerung ĺ Lag.
vermögen gehören und überwiegend Erlebensfallversicherung ĺ Lebensver-
Wohnzwecken dienen, auf zwei bis fünf sicherung.
Jahre gleichmäßig verteilt werden.
Erlebnismarketing ĺ  Marketing, das
Erhaltungsinvestition ĺ Investition, die den Konsumenten einen Erlebniswert
der Erhaltung der betrieblichen Substanz, bietet. Erlebniswerte sind z. B. Genuss,
d.h. der betrieblichen Leistungsfähigkeit Luxus, Schönheit oder Umweltbewusst-
dient. Zur Substanzerhaltung kann Ersatz sein. Dabei wird der mögliche Kunde auf
und/oder Erweiterung notwendig sein Gefühlsebene angesprochen. – Vgl. auch
(ĺ Ersatzinvestition, ĺ Erweiterungsin- ĺ Event Marketing.
vestition).
Erlös  –  1.  Rechnungswesen: Gegenwert
Erhaltungswerbung ĺ  Werbung, aus Verkauf, Vermietung und Verpach-
die einen Absatz- oder Umsatzrück- tung von Produkten, Waren und Dienst-
gang gegenüber der Vorperiode verhin- leistungen. Von diesem Wert werden
dern soll.  –  Anders: ĺ  Expansionswer- ĺ  Umsatzsteuer und ĺ  Erlösschmäle-
bung, ĺ Reduktionswerbung. – Vgl. auch rungen abgezogen (sog. Nettoerlös). – Ge-
ĺ Erinnerungswerbung. gensatz: ĺ  Kosten.  –  2.  Preis- und
Erlösrechnung 166

Markttheorie: Produkt aus Preis und Ab- Errichtungsinvestition ĺ  Gründungs-


satzmenge (ĺ Umsatz). investition.
Erlösrechnung – Erfassung und Darstel- Ersatzinvestition  –  Anlagenerneuerung.
lung der Wertzuwächse, die dem Unter- Art der ĺ  Investition: Ersatz vorhande-
nehmen durch die Erstellung und Ver- ner Anlageobjekte durch neue.  Eine Er-
wertung von Leistungen zugehen. Die satzinvestition kann durchgeführt werden
ĺ Kostenrechnung dagegen ermittelt die als ĺ Reinvestition zur Aufrecherhaltung
durch die Leistungserstellung entstan- der betrieblichen Leistungsfähigkeit oder
denen ĺ  Kosten. Auf der Basis von  Er- als ĺ  Erweiterungsinvestition, bei der
lösrechnung und Kostenrechnung kann die betriebliche Leistungsfähigkeit erhöht
durch Gegenüberstellung von Kosten und wird.
Erlösen das ĺ Betriebsergebnis ermittelt Ersatzkasse ĺ  Krankenkasse, die ur-
werden. Die Erlösrechnung ist Teil des in- sprünglich auf bestimmte Berufsgruppen
ternen ĺ Rechnungswesens. beschränkt war. Die Mitglieder der  Er-
Erlösschmälerungen  –  Minderung satzkasse waren in der gesetzlichen Kran-
der erzielten ĺ  Erlöse. Dies sind v.a. kenkasse befreit. Seit 1996 haben alle Ver-
Erlöskorrekturen, ĺ  Rabatte, Skonti sicherten die Wahlmöglichkeit, Mitglied
(ĺ Skonto), Boni (ĺ Bonus), Gutschrif- einer Ersatzkasse zu werden. Eine Ersatz-
ten und sonstige Preisnachlässe (ĺ Preis- kasse ist eine ĺ Körperschaft des öffent-
nachlass). lichen Rechts. – Dachorganisation der Er-
Ermessensrücklagen ĺ  stille Rückla- satzkassen ist der Verband der Ersatzkas-
gen. sen (vdek).

erneuerbare Ressource ĺ  natürliche erschöpfliche Ressource ĺ  natürliche


Ressource, ĺ Ressourcenökonomik. Ressource, ĺ Ressourcenökonomik.

Erneuerungsschein ĺ Bogen. Erschwerniszulage ĺ Zulage.

Eröffnungsauktion ĺ  Börsenpreisfest- Ersitzung – Begriff aus dem Bürgerlichen


stellung. Recht. Rechtsgrund für Eigentumser-
werb. (1) Wer eine bewegliche Sache zehn
Eröffnungsbilanz  –  Anfangsbilanz. Jahre in Eigenbesitz hat, erwirbt durch Er-
ĺ Bilanz, die bei Beginn der Geschäftstä- sitzung ĺ  Eigentum. (2) Wer, ohne Ei-
tigkeit (Gründung) oder zu Beginn eines gentümer zu sein, 30 Jahre lang als Eigen-
Geschäftsjahres aufgestellt werden muss. tümer im ĺ  Grundbuch eingetragen ist
Nach dem Grundsatz der Bilanzkontinui- und in dieser Zeit das Grundstück in Ei-
tät (ĺ Grundsätze ordnungsmäßiger Bi- genbesitz hat, erwirbt Eigentum.
lanzierung) müssen ĺ Schlussbilanz und
Eröffnungsbilanz des Folgejahres über- Ertrag  –  1.  Betriebswirtschaftslehre: Der
einstimmen. Ertrag entspricht den einer Unternehmen
wegen der Erstellung von Gütern und
Eröffnungskurs ĺ  Börsenpreisfeststel- Dienstleistungen zugerechneten ĺ  Ein-
lung. nahmen.  –  Gegensatz: ĺ  Aufwand. – In
ERP  –  Abk. für European Recovery Pro- der ĺ  Gewinn- und Verlustrechnung
gram, ĺ Marshall-Plan. (GuV) wird zwischen dem  Ertrag der
167 Erwerbsfähige

gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und dem und ĺ  Gewerbesteuer sowie die daran


außerordentlichen  Ertrag differenziert. anknüpfenden ĺ Annexsteuern (ĺ Kir-
Der neutrale  Ertrag fließt der Unterneh- chensteuer und ĺ Solidaritätszuschlag).
mung aufgrund betriebsfremder und au- Ertragswert  –  Begriff aus der ĺ  Inves-
ßerordentlicher Geschäftsvorfälle (Buch- titionsrechnung. Der  Ertragswert ist der
gewinne bei Veräußerung von Anlage- Gegenwartswert (ĺ  Barwert) zukünfti-
gegenständen, Steuerrückerstattungen, ger Zahlungsüberschüsse aus einem In-
Währungsgewinnen etc.) zu.  –  Erträge, vestitionsobjekt. Der Ertragswert wird
die den Erlösen entsprechen, nennt man durch Abzinsung der über die Nutzungs-
ĺ  Zweckerträge.  –  2.  Volkswirtschafts- dauer des Objekts zu erwartenden Zah-
lehre: Gütermenge, die mit einem gegebe- lungsüberschüsse berechnet (ĺ  Diskon-
nen Aufwand an ĺ Produktionsfaktoren tierung).
in einer Periode hergestellt wird. Der Er-
trag pro Aufwandseinheit heißt ĺ Durch- Ertragswertverfahren ĺ  Unterneh-
schnittsertrag, der Ertragszuwachs bei mensbewertung.
Vermehrung des Aufwands um eine un- Erwartungsparameter  –  ökonomische
endlich kleine (infinitesimale) Einheit Größe, die ein Akteur (Entscheidungs-
heißt ĺ Grenzertrag. träger) indirekt durch die Fixierung von
ĺ Aktionsparametern beeinflussen kann.
Ertragsanteil – Begriff aus dem Einkom-
Setzt z. B. der Monopolist seinen Preis
mensteuerrecht. Der  Ertragsanteil ist im
als Aktionsparameter ein, ist die Absatz-
Unterschied zum Ansparanteil (Summe
menge Erwartungsparameter.
der angesparten Geldbeträge) der Teil
der ĺ  Rente, der zu versteuern ist. Der Erweiterter Rat ĺ  Europäische Zen-
Ertragsanteil bemisst sich je nach Alter tralbank (EZB).
nach einer dafür vorgesehenen amtlichen Erweiterungsinvestition ĺ  Investition
Altersrenten-Tabelle.  –  Vgl. auch ĺ  Al- zur Vergrößerung der betrieblichen Leis-
terseinkünfte. tungsfähigkeit. –  Wirkungen: (1) horizon-
Ertragsbeteiligung ĺ  Erfolgsbeteili- tale Erweiterung: mengenmäßige Aus-
gung. weitung des Produktions- und Absatz-
programms; (2) vertikale Erweiterung:
ertragsgesetzliche Produktionsfunk-
Vergrößerung der Produktionstiefe durch
tion ĺ Produktionsfunktion.
Angliederung von Produktionsstufen. –
Ertragskonto ĺ Erfolgskonto. Vgl. auch ĺ Ersatzinvestition, ĺ Erhal-
Ertragsmanagement ĺ  Yield Manage- tungsinvestition.
ment. Erwerbseinkommen ĺ  Faktoreinkom-
Ertragsteuern  –  Steuern, deren ĺ  Be- men.
messungsgrundlage an das wirtschaftliche Erwerbsfähige – Begriff aus der ĺ amt-
Ergebnis (Ertrag, Gewinn) anknüpft. Der lichen Statistik für Personen im erwerbs-
Staat ist so am wirtschaftlichen Erfolg des fähigen Alter (i.d.R zwischen 15 und 65
ĺ Steuerpflichtigen beteiligt. Zu den Er- Jahren) unabhängig davon, ob sie tat-
tragsteuern zählen im Einzelnen ĺ Ein- sächlich einer Erwerbstätigkeit nachge-
kommensteuer, ĺ  Körperschaftsteuer hen. – Anders: ĺ Erwerbspersonen.
Erwerbslose 168

Erwerbslose  –  Begriff aus der ĺ  amtli- Erwerbspersonenpotenzial  –  Maß für


chen Statistik, der auf der Definition des das im Inland zur Verfügung stehende
Internationalen Arbeitsamtes (ILO) be- Arbeitskräfteangebot. Es setzt sich zu-
ruht: Personen ohne Erwerbstätigkeit, die sammen aus der festgestellten Zahl der
sich in den letzten vier Wochen aktiv um im Inland ĺ  Erwerbstätigen, der Zahl
eine Arbeitsstelle bemüht haben und dem der registrierten ĺ  Arbeitslosen und ei-
ĺ  Arbeitsmarkt sofort (d.h. innerhalb ner geschätzten Zahl versteckt Arbeitslo-
von zwei Wochen) zur Verfügung ste- ser (stille Reserve). Damit ist dieses Ab-
hen. Zu den  Erwerbslosen können auch grenzungskonzept umfassender als das
Personen zählen, die nicht als ĺ Arbeits- der ĺ Erwerbspersonen, das die stille Re-
lose gemeldet sind. Damit ist der Begriff serve nicht berücksichtigt. Das  Erwerbs-
der Erwerbslosen umfassender als der Be- personenpotenzial bildet die Basis für die
griff der Arbeitslosen.  Auf der anderen Berechnung des ĺ Beschäftigungsgrades.
Seite zählen Arbeitslose, die vorüberge- Erwerbsquote  –  Anteil der ĺ  Erwerb-
hend einer ĺ  geringfügigen Beschäfti- spersonen an der Gesamtbevölkerung
gung nachgehen, nicht zu den Erwerbs- oder einer Bevölkerungsgruppe. Die glo-
losen, sondern zu den Erwerbstätigen. bale  Erwerbsquote bezieht sich auf die
ĺ Erwerbstätige und Erwerbslose bilden Gesamtbevölkerung, die spezifische Er-
zusammen die ĺ Erwerbspersonen. werbsquote auf die ĺ Erwerbsfähigen. Es
können auch alters- und geschlechtsspezi-
Erwerbsminderung  –  1.  Teilweise Er- fische  Erwerbsquoten berechnet werden,
werbsminderung: liegt vor, wenn der Ver- z. B. für Frauen (Männer) von 20 bis un-
sicherte wegen Krankheit oder Behin- ter 25 Jahren.
derung außerstande ist, unter den übli-
chen Bedingungen des Arbeitsmarktes Erwerbstätige – Begriff aus der ĺ amt-
mind. sechs Stunden täglich erwerbstätig lichen Statistik. Personen, die in einem
zu sein. – 2. Volle Erwerbsminderung: liegt Arbeitsverhältnis stehen, selbstständig
vor, wenn der Versicherte wegen Krank- ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft
heit oder Behinderung außerstande ist, betreiben oder einen freien Beruf aus-
unter den üblichen Bedingungen des Ar- üben. Nach der Stellung im Beruf werden
beitsmarktes mind. drei Stunden täglich ĺ  Selbstständige und ĺ mithelfende Fa-
erwerbstätig zu sein. – Anders: ĺ Minde- milienangehörige sowie ĺ  abhängig Be-
rung der Erwerbsfähigkeit (MdE). schäftigte unterschieden.  Erwerbstätige
gehören zu den ĺ Erwerbspersonen und
Erwerbsminderungsrente ĺ Rente we- zum ĺ Erwerbspersonenpotenzial.
gen Erwerbsminderung. Erwerbsteuer – eine bes. Erhebungsform
der ĺ Umsatzsteuer, die seit 1993 bei in-
Erwerbspersonen  –  Begriff aus der nergemeinschaftlichen Warenlieferungen
ĺ  amtlichen Statistik.  Erwerbspersonen an die Stelle der ĺ Einfuhrumsatzsteuer
sind Personen, die eine Erwerbstätigkeit (EUSt) getreten ist, weil diese EU-intern
ausüben (ĺ  Erwerbstätige) oder suchen mit dem Wegfall der Grenzkontrollen
(ĺ Erwerbslose). –  Gegensatz: ĺ Nicht- nicht mehr praktikabel zu erheben gewe-
erwerbspersonen. sen wäre. Die Bemessungsgrundlage ist
169 Euler Hermes Kreditversicherungs-AG

das Nettoentgelt zzgl. der Verbrauchsteu- ESM  –  Abk. für European Stability Me-
ern im Land des Erwerbers. Der Steuer- chanism, ĺ  Europäischer Stabilitätsme-
satz entspricht dem des Bestimmungs- chanismus (ESM).
lands der Ware. ESMA  –  Abk. für European Securities
Erwerbsunfähigkeit ĺ  Erwerbsminde- and Markets Authority, ĺ  Europäische
rung. Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde
(ESMA).
Erwerbsunfähigkeitsrente ĺ Rente we-
gen Erwerbsminderung. ESM-Programme ĺ Europäischer Stabi-
litätsmechanismus (ESM).
Erzeugung ĺ Produktion.
ESRB – Abk. für European Systemic Risk
Erziehungsfreibetrag ĺ  Kinderfreibe- Board, ĺ  Europäischer Ausschuss für
trag. Systemrisiken (ESRB)
Erziehungsgeld –  Bundeserziehungsgeld. ESVG – Abk. für ĺ Europäisches System
Sozialleistung, die bis zum 31.12.2006 volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen.
nach dem Bundeserziehungsgeldgesetz
(BErzGG) an Mütter und Väter bis zu 24 ESZB – Abk. für ĺ Europäisches System
Monaten nach der Geburt des Kindes ge- der Zentralbanken.
währt wurde. Ab dem 1.1.2007 wurde Etablissementbezeichnung ĺ  Ge-
diese Leistung durch das ĺ  Elterngeld schäftsbezeichnung.
ersetzt. – In vier Bundesländern (Ba-
Etat ĺ Haushaltsplan.
den-Württemberg, Bayern, Sachsen und
Thüringen) wird jedoch im Anschluß an EU – Abk. für ĺ Europäische Union.
das Elterngeld weiterhin ein Landeserzie- EU ETS – Abk. für European Union Emis-
hungsgeld (von unterschiedlicher Dauer) sons Trading System, ĺ  Emissionshan-
gezahlt. – Vgl. auch ĺ Betreuungsgeld. del.
Erziehungsurlaub ĺ Elternzeit. EuGH  –  Abk. für ĺ  Europäischer Ge-
Erziehungszeiten ĺ  Kindererziehungs- richtshof.
zeiten. EU-Grundlagenvertrag ĺ  EU-Reform-
ESAs  –  Abk. für Joint Committee of the vertrag.
European Supervisory Authorities, ĺ Ge- EU-Kommission ĺ  Europäische Kom-
meinsamer Ausschuss der Europäischen mission.
Aufsichtsbehörden (ESAs). Euler Hermes Kreditversiche-
ESF – Abk. für Europäischer Sozialfonds, rungs-AG  –  kurz Hermes. Privates Kre-
ĺ Strukturfonds. ditinstitut, das erwerbswirtschaftli-
che Kreditversicherung betreibt und
ESFS  –  Abk. für European System of Fi-
von bes. Bedeutung im Bereich der
nancial Supervision, ĺ  Europäisches Fi-
Ausfuhrversicherung ist. Sie vergibt
nanzaufsichtssystem (EFSF)
im Auftrag des Bundes Ausfuhrbürg-
E-Shop  –  Kurzbezeichnung für ĺ  Elec- schaften, -garantien und -deckungen
tronic Shop. (ĺ  Exportkreditgarantien des Bundes,
EU-Ministerrat 170

ĺ Exportförderung). –  Weitere Informa- Ratspräsident wird für zweieinhalb Jahre


tionen unter www.eulerhermes.de. vom Europäischen Rat mit qualifizierter
EU-Ministerrat ĺ Rat der Europäischen Mehrheit gewählt. Er darf kein anderes
Union. politisches Amt in einem Mitgliedsland
oder der EU haben. (5) Der ĺ  Rat der
EU-Organe ĺ Europäische Union (EU). Europäischen Union besteht aus je einem
EU-Parlament ĺ  Europäisches Parla- Vertreter der Mitgliedsstaaten auf Minis-
ment. terebene. Er entscheidet in nunmehr 23
Politikbereichen mit qualifizierter Mehr-
EURATOM  –  Abk. für ĺ  Europäische heit. Ab dem 1.1.2014 gilt das Prinzip der
Atomgemeinschaft. doppelten Mehrheit: Zustimmen müs-
EU-Reformvertrag  –  Vertrag von Lis- sen 55 % der Ratsmitglieder, gebildet aus
sabon, EU-Grundlagenvertrag. Re- mind. 15 Mitgliedern, die zumindest 65 %
form der ĺ  Europäischen Union (EU) der Bevölkerung repräsentieren. Eine
durch den Vertrag von Lissabon vom Sperrminorität muss mind. vier Mitglie-
13.12.2007.  Durch den Vertrag werden der des Rats umfassen. Übergangsrege-
die Vertragsgrundlagen der EU grundle- lungen können bis 2017 zur Anwendung
gend reformiert: (1) Der Vertrag löst die kommen. (6) Der Hohe Vertreter leitet die
bisherige Drei-Säulenstruktur der Euro- Gemeinsame Außen- und Sicherheitspo-
päischen Union auf. EU und EG werden litik (ĺ  GASP) und hat den Vorsitz im
zu einer Rechtspersönlichkeit verschmol- Rat für Auswärtige Angelegenheiten. (7)
zen, die „Europäische Union“ heißt. Der Der Präsident der Europäischen Kommis-
Vertrag zur Gründung der Union wird in sion wird unmittelbar durch das Euro-
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäi- päische Parlament gewählt. Die Zahl der
schen Union (AEUV) umbenannt. (2) Die Kommissionsmitglieder einschließlich des
ĺ Charta der Grundrechte wird nicht als Kommissionspräsidenten und des Hohen
Text in den Vertrag übernommen, wird Vertreters soll ab dem 1.1.2014 nur noch
aber durch Anerkennung des Vertra- der Zahl von zwei Dritteln der Mitglieds-
ges verbindlich. (3) Das ĺ  Europäische länder bestehen. Diese Regelung wurde
Parlament wird neben dem ĺ  Europäi- jedoch, auf Basis des geltenden Vertrags-
schen Rat gleichberechtigter Mitgesetzge- rechts, von den Staats- und Regierungs-
ber. Das Mitentscheidungsverfahren wird chefs bei Europäischen Rat im Dezem-
zum ordentlichen Gesetzgebungsverfah- ber 2008 aufgehoben, um Irland den Ra-
ren. Der Haushaltsplan wird zusammen tifizierungsprozess zu erleichtern. – Nach
mit dem Rat festgelegt. Das Parlament der Ratifikation durch Tschechien ist der
wählt den Präsidenten der ĺ  Europäi- EU-Reformvertrag am 1.12.2009 in Kraft
schen Kommission. Je Mitgliedsstaat gibt getreten.
es 6 bis 96 Abgeordnete je nach Bevölke-
EU-Rettungsschirme ĺ  Europäische
rungszahl. (4) Der Europäische Rat be-
Rettungsschirme.
steht aus den Staats- und Regierungschefs
der Mitgliedsstaaten, dem Präsidenten EUREX  –  Abk. für European Exchange.
des Europäischen Rats und dem Präsiden- Vollelektronische ĺ Börse für den Han-
ten der Europäischen Kommission. Der del mit ĺ Futures und ĺ Optionen auf
171 Euromarkt

Aktien. Die EUREX wird gemeinsam von Währung, vielfach der Euro-Dollar.
der Deutschen Börse AG und der Schwei- – 2.  Euro-Staatsanleihe, EU-Staatsan-
zer Börse betrieben. Die EUREX ist die leihe;  bisher nicht realisiertes und um-
Nachfolgeorganisation der Deutschen strittenes  Projekt einer gemeinsamen
Terminbörse (DTB) und der Schwei- Staatsanleihe mehrerer EU-Staaten in der
zer Soffex. –  Weitere Informationen unter ĺ  Europäischen Union (EU) oder Eu-
www.eurexchange.com. rozone, um den  Staaten mit unterdurch-
EURIBOR – Abk. für Euro Interbank Offe- schnittlicher eingestufter Bonität (ĺ Cre-
red Rate. ĺ Referenzzinssatz für ĺ Ter- dit Rating) einen leichtere und zinsgüns-
mingelder im ĺ Euromarkt (Ausleihun- tigere Verschuldung am Kapitalmark zu
gen unter Banken bis zu zwölfmonatiger ermöglichen.
Laufzeit). Der EURIBOR wird täglich an- Euro-Bund-Future ĺ Bund-Future.
hand von 57 Referenzbanken (davon 12 Eurogeldmarkt ĺ Euromarkt.
in Deutschland) ermittelt. Der EURIBOR
Euro Interbank Offered Rate ĺ EURI-
ist auch ein wichtiger Referenzzinssatz für
BOR.
andere Finanzierungsinstrumente und
hat in vielen Marktsegmenten den ĺ LI- Eurokapitalmarkt ĺ Euromarkt.
BOR als Referenzzinssatz ersetzt. – We- Euro-Krise  –  Sammelbezeichnung für
gen der Manipulation des EURIBOR und die seit 2009 anhaltende und sich ge-
LIBOR wurden 2013 mehrere europä- genseitig verstärkende Staatsschulden-
ische  Großbanken von der EU-Kom- krise und ĺ Bankenkrise in einigen Län-
mission zu einer Strafe von insgesamt dern der Eurozone (ĺ Eurowährungsge-
1,7 Mrd. Euro verurteilt. –  Weitere Infor- biet), namentlich Griechenland,  Irland,
mationen unter www.de.euribor-rates.eu. Spanien, Portugal und Zypern. Zur Ab-
EU-Richtlinie ĺ Richtlinie. wendung  von Staats-  bzw. Bankenbank-
rotten mussten sich diese  sog. Euro-Kri-
Euro  –  Zahlungsmittel und Rechenein- senländer unter die ĺ Europäischen Ret-
heit in der ĺ Europäischen Wirtschafts- tungsschirme begeben. – Eine Krise des
und Währungsunion (EWWU). Ersetzt Euro als Währung ist nicht Begriffsinhalt,
seit 1.1.1999 die nationalen Währungen da sowohl der Binnen-  als auch der Au-
der Teilnehmerstaaten im ĺ  Eurowäh- ßenwert des ĺ  Euro während der „Eu-
rungsgebiet, zunächst als  Buchgeld ro-Krise” von Stabilität gekennzeichnet
(ĺ  Geld) und ĺ  elektronisches Geld, war. Allerdings wurde im Falle einer nicht
seit dem 1.1.2002 auch als ĺ Bargeld und verhinderten Ausweitung und Eskalation
ausschließliches ĺ Zahlungsmittel inner- der Euro-Krise auch ein Verlust an Ver-
halb der EWWU. trauen in den Euro befürchtet.
Euroanleihe ĺ Eurobond. Euro-Krisenländer ĺ Euro-Krise.
Eurobond –  1. Euroanleihe; eine an dem Euromarkt  –  internationaler Markt
ĺ  Euromarkt begebene, auf den Inha- für kurz- und mittelfristige (Eurogeld-
ber lautende  Anleihe (Inhaberschuld- markt) oder langfristige (Eurokapital-
verschreibung). Die Emissonswährung markt) Geldanlageformen. Auf  dem  Eu-
ist eine vom Emissionsland verschiedene romarkt werden Anlageformen in
Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) 172

allen bedeutsamen Währungen gehan- beaufsichtigt wird und (6) den Verbrau-
delt. Wichtige europäische Finanzplätze cherschutz zu verbessen.
für den Euromarkt sind London, Paris,
Europäische Bankenaufsichtsbehörde
Luxemburg und Frankfurt a.M.
(EBA) – European Banking Authority. Un-
Europäische Atomgemeinschaft (EU- abhängige Europäische Behörde mit Sitz
RATOM)  –  eine der drei ĺ  Europäi- in London, die seit dem 1.1.2011 Bestand-
schen Gemeinschaften (EG). Sie wurde teil des ĺ Europäischen Finanzaufsichts-
durch die Römischen Verträge zum 1. Ja- systems (ESFS) ist. – Aufgabe der EBA ist
nuar 1958 zeitgleich mit der Europäischen es, ein wirksames und kohärentes Maß an
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), heute Regulierung und Beaufsichtigung im eu-
ĺ  Europäische Gemeinschaft (EG), ge- ropäischen Bankensektor zu gewährleis-
gründet. Aufgabe von EURATOM ist die ten. Während die nationalen Aufsichts-
Kontrolle und Koordination der friedli- behörden und demnächst die ĺ Europä-
chen Nutzung der Kernenergie und -for- ische Zentralbank (EZB) im Rahmen des
schung.  –  Weitere Informationen unter neuen einheitlichen Aufsichtsmechanis-
www.ec.europa.eu. mus der ĺ  Europäischen Bankenunion
auch künftig für die Überwachung ein-
Europäische Aufsichtsbehörde für das
zelner Finanzinstitute zuständig sind,
Versicherungswesen und die betrieb-
soll die EBA insbesondere (1) durch ver-
liche Altersversorgung (EIOPA) –  Euro-
bindliche technische Standards und Leit-
pean Securities and Occupational Pensi-
linen zur Erarbeitung des Einheitlichen
ons Authority. Unabhängige EU-Behörde
Europäischen Regelwerks im Finanzsek-
mit Sitz in Frankfurt a.M., die seit dem
tor beitragen, (2) durch die Förderung der
1.1.2011 als Teil des ĺ Europäischen Fi-
Angleichung der Aufsichtspraktiken eine
nanzaufsichtssystem (FSFS) zur Stabilität
harmonisierte Anwendung der Auf-
des Finanzsektors der ĺ  Europäischen
sichtsregeln sicherstellen, (3) Risiken und
Union (EU) beitragen soll. – Aufgabe der
Schwachstellen im EU-Bankensektor ins-
EIOPA  ist es insbes., (1) zur Verbesse-
bes. mit Hilfe regelmäßiger Berichte  zur
rung des Funktionierens des ĺ  Binnen-
Risikobewertung und zu europaweiten
marktes mittels einer soliden, wirksamen
Bankenstresstest bewerten, (4) Nachfor-
und kohärenten Regulierung und Über-
schungen über die unzureichende An-
wachung beizutragen, (2) die Integrität,
wendung des EU-Rechts durch nationale
Transparenz, Effizienz und das ordnungs-
Behörden anstellen, (5)  Meinungsver-
gemäße Funktionieren der Finanzmärkte
schiedenheiten zwischen zuständigen Be-
zu gewährleisten, (3) die internationale
hörden bei grenzüberschreitenden Fällen
Koordinierung der Aufsicht auszubauen,
beilegen und (6) das ĺ Europäische Par-
(4) Aufsichtsarbitrage zu verhindern und
lament, den ĺ Europäischen Rat und die
gleiche Wettbewerbsbedingungen zu för-
ĺ Europäische Kommission unabhängig
dern, (5) zu gewährleisten, dass die Über-
beraten.
nahme von Risiken im Zusammenhang
mit Tätigkeiten der Versicherung, Rück- Europäische Bankenunion  –  Banken-
versicherung und der betrieblichen Al- union. Einheitliches Regelwerk für alle
tersversorgung angemessen reguliert und im europäischen ĺ Binnenmarkt tätigen
173 Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF)

Finanzinstitute, das der ĺ  Europäische Europäische Bank für Wiederaufbau


Rat im Juni 2009 einstimmig empfoh- und Entwicklung (EBWE)  –  European
len hat und die ĺ Europäische Kommis- Bank for Reconstruction and Development
sion weitgehend umgesetzt hat. Dadurch (EBRD). Internationale Organisation, die
soll sichergestellt werden, dass in allen Be- 1991 gegründet wurde, mit Sitz in Lon-
reichen angemessene Vorschriften gel- don. Mitglieder sind insgesamt 64 Staa-
ten und keine Regulierungslücken beste- ten sowie die ĺ Europäische Union (EU)
hen, sodass gleiche Wettbewerbsbedin- und die ĺ Europäische Investitionsbank
gungen für Banken und ein integrierter (EIB). Aufgabe der EBWE ist v.a. die För-
derung ost- und mitteleuropäischer Staa-
Binnenmarkt für Finanzdienstleistun-
ten sowie der Gemeinschaft unabhängiger
gen gewährleistet sind. – Tragende Säulen
Staaten (GUS), die sich zu Mehrparteien-
der Bankenunion sind (1) strengere Auf-
demokratie, Pluralismus und Marktwirt-
sichtsvorschriften: a)  höhere Eigenkapi- schaft bekennen. Anders als bei der Welt-
talanforderungen an Banken durch Um- bank (ĺ Internationale Bank für Wieder-
setzung von ĺ Basel III in europäisches aufbau und Entwicklung (IBRD)) besteht
Recht, die seit dem 1.1.2014 gelten; b) ein politischer Auftrag. – Weitere Informa-
Vorschriften zur Einhaltung ausreichen- tionen unter www.ebrd.com.
der Kapital- und Liquiditätsreserven; c)
erhöhte Anforderungen an die ĺ  Cor- Europäische Finanzstabilisierungsfa-
porate Governance  der Banken  bezüg- zilität (EFSF)  –  European Financial Sta-
lich der Diversifität der Leistungsgremien bilty Facilität. Private Kapitalgesellschaft
(insbes. ein ausgewogenes Geschlechter- nach luxemburgischen Recht, die 2010
verhältnis) und strengere Vorschriften als Element des temporären Euro-Schutz-
für Bonus-Zahlungen.–(2) Neufassung schirmes (ĺ  Europäische Rettungs-
der Richtlinie über Einlagensicherungs- schirme)  zur Bewältigung der akuten
systeme, sodass in allen Mitgliedslän- ĺ Staatsschuldenkrise gegründet wurde.
dern im Falle eines Bankenausfalls weiter- Sie kann Notkredite an Länder der Euro-
hin bis zu 100.000 Euro pro Einleger und zone ausgeben, wenn deren Probleme die
Bank gesichert sind.–(3) Schaffung eines desamte Europäische Währungsunion
gefährden. Die EFSF wurde Mitte 2013
ĺ  Einheitlichen Bankenaufsichtsmecha-
durch den dauerhaften ĺ  Europäischen
nismus (SSM) mit neuen zentralen Auf-
Stabilitätsmechanismus (ESM) abgelöst
sichtsbefugnissen der ĺ  Europäischen
und wird aus diesem Grunde nur noch
Zentralbank (EZB) über die Großbanken die bereits zugesagten Finanzhilfen an die
im ĺ Eurosystem, (4) Einigung über den Programmländer tätigen und danach suk-
ĺ  Einheitlichen Abwicklungsmechanis- zessive abgewickelt. – Das Ausleihvolu-
mus ĺ (ĺ SRM ĺ ) mit einem Einheit- men des EFSF beträgt 440 Mr. Euro bei ei-
lichen Abwicklungsfonds (SRF) zur Sanie- nem maximalen Garantierahmen von 780
rung und Abwicklung von Banken, damit Mrd. Euro, wovon Deutschland einen ma-
im Falle eines Bankausfalls nicht wiede- ximalen Garantieanteil von ca. 211 Mrd.
rum der Steuerzahler  die Bankenrettung Euro trägt. Das Geld für die Kredite leiht
übernehmen muss. sich die EFSF am Kapitalmarkt, wofür die
Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) 174

Euroländer anteilig Garantien bereitstel- Europäische Gemeinschaften (EG)  –


len. zusammenfassende Bezeichnung für die
drei Gemeinschaften: (1) Europäische
Europäische Freihandelsassoziation
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), heute
(EFTA) – European Free Trade Association.
ĺ  Europäische Gemeinschaft (EG); (2)
ĺ Freihandelszone, die 1960 von Staaten,
Europäische Gemeinschaft für Kohle und
die aus politischen oder wirtschaftlichen
Stahl (EGKS) bis 23.7.  2002; (3) ĺ  Eu-
Gründen nicht Mitglied der ĺ  Europä-
ropäische Atomgemeinschaft (EURA-
ischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
TOM).  –  Die Bezeichnung wurde durch
werden wollten, gegründet wurde. Mit-
den Vertrag zur Einsetzung eines Ge-
glieder der EFTA waren Dänemark, Finn-
meinsamen Rates und einer Gemeinsa-
land, Großbritannien, Österreich, Portu-
men Kommission der EG von 1965 ein-
gal und Schweden. Diese sind inzwischen
geführt. Nach der Gründung der ĺ  Eu-
der ĺ  Europäischen Union (EU) bei-
ropäischen Union (EU) bildeten zunächst
getreten. Derzeitige Mitglieder sind nur
die drei EG, nach Wegfall der bis zum
noch Island, Liechtenstein, Norwegen
23.7.2002 befristeten EGKS nur noch
und die Schweiz. Seit 1994 arbeiten EFTA
zwei EG die sog. Erste Säule der EU.
und EU im Rahmen des ĺ Europäischen
Eine formelle Vereinigung der EG hat je-
Wirtschaftsraums (EWR) eng zusammen
doch nicht stattgefunden. Die gemeinsa-
(ausgenommen die Schweiz).  –  Weitere
men Organe werden heute als Organe der
Informationen unter www.efta.int.
EU bezeichnet: der EG-Rat als EU-Rat
Europäische Gemeinschaft (EG)  –  eine (ĺ Europäischer Rat) und die EG-Kom-
der drei ĺ  Europäischen Gemeinschaf- mission als EU-Kommission (ĺ Europä-
ten (EG). Sie wurde als Europäische Wirt- ische Kommission). – Weitere Informatio-
schaftsgemeinschaft (EWG) durch die nen unter www.europa.eu.
Römischen Verträge zum 1.1.1958 zeit-
gleich mit der ĺ Europäischen Atomge- Europäische Gemeinschaft für Kohle
meinschaft (EURATOM) gegründet. Die und Stahl (EGKS)  –  Montanunion. Eine
EWG wurde 1992 in EG unbenannt. Der der drei ĺ  Europäischen Gemeinschaf-
reformierte (ehemalige) EWG-Vertrag ten (EG). Sie wurde bereits 1951 von Bel-
wurde unter der (neuen) Bezeichnung gien, Deutschland, Frankreich, Italien,
EG-Vertrag (Vertrag zur Gründung der Luxemburg und den Niederlanden ge-
Europäischen Gemeinschaft) Bestand- gründet. Ziel der EGKS war die Schaf-
teil des Vertrags über die Europäische fung eines gemeinsamen Marktes für
Union. Mit dem Mantelvertrag zur ĺ Eu- Kohle, Eisen, Schrott und Stahl. 1965
ropäischen Union (EU) (ĺ  Maastrich- wurden die Organe der EGKS mit denen
ter Vertrag) wurden die damals noch der ĺ Europäischen Wirtschaftsgemein-
drei, heute zwei Gemeinschaften zur sog. schaft (EWG) und der ĺ  Europäischen
Ersten Säule der EU. Die völkerrechtli- Atomgemeinschaft (EURATOM) zusam-
che Selbstständigkeit der Gemeinschaf- mengefasst. Der bis zum 23.7.2002 be-
ten wurde dadurch jedoch nicht aufgeho- fristete Gründungsvertrag ist nach fünf-
ben. –  Weitere Informationen unter www. zigjähriger Laufzeit außer Kraft getreten.
europa.eu. Seitdem gelten für den Montansektor die
175 Europäischer Ausschuss für Systemrisiken (ESRB)

allgemeinen Bestimmungen des EG-Ver- Europäische Kommission  –  EU-Kom-


trags. – Weitere Informationen unter www. mission. Organ der ĺ  Europäischen
europa.eu. Union (EU) mit Sitz in Brüssel. Die  Eu-
ropäische Kommission hat ein Mitglied je
Europäische Genossenschaft (SCE) – So-
EU-Mitgliedsland der EU (z.Zt. 28). Der
cietas Cooperativa Europaea. Suprana-
Präsident und die Mitglieder werden von
tionale Rechtsform, die durch das Aus-
den Mitgliedsstaaten mit Zustimmung
führungsgesetz zur Verordnung über
des ĺ Europäischen Parlaments ernannt.
das Statut der Europäischen Genossen-
Die  Europäische Kommission hat das
schaft (SCE) von 2003 seit August 2006
Recht, Gesetze vorzuschlagen und diese
in Deutschland neben die ĺ  Genossen-
dem ĺ Europäischen Rat und dem Par-
schaft nationalen Rechts tritt. – Die Grün-
lament vorzulegen. Außerdem ist die Eu-
dung muss von mind. 5 natürlichen bzw.
ropäische Kommission verantwortlich
juristischen Personen erfolgen, die ihren
für die Aufstellung und Verwaltung des
Sitz in mind. zwei EU-Mitgliedsstaaten
EU-Haushalts und die Überwachung der
haben müssen. Die Mitgliederförderung
EU-Verträge. Sie vertritt die EU nach au-
bezieht sich nicht nur auf wirtschaftliche,
ßen und verhandelt im Auftrag des Ra-
sondern auch auf soziale und kulturelle
tes internationale Abkommen. Beitritte
Zwecke. Die Satzung kann nicht nutzende
neuer EU-Mitglieder werden von der Eu-
Mitglieder als Kapitalgeber zulassen. Eine
ropäischen Kommission vorbereitet und
wesentliche Mindestvoraussetzung ist ein
überwacht. – Weitere Informationen unter
tatsächliches Grundkapital von 30.000
www.ec.europa.eu.
Euro, das auch als Sachanlagen zur Ver-
fügung gestellt werden kann. In der un- Europäische Krankenversicherungs-
ternehmerischen Willensbildung ist die karte (EHIC)  – European Health In-
Generalversammlung das höchste Organ surance Card. Einheitlich gestalteter eu-
der SCE, bei der grundsätzlich das Eine- ropäischer Versicherungsausweis, der
Person-eine-Stimme-Prinzip gilt. auf der Rückseite der in Deutschland seit
1.1.2014 eingeführten ĺ  elektronischen
Europäische Investitionsbank (EIB)  – Gesundheitskarte (eGK) aufgebracht ist.
selbstständige öffentlich-rechtliche Fi- Sie ermöglicht den Mitgliedern der deut-
nanzierungseinrichtung der ĺ  Europäi- schen gesetzlichen ĺ  Krankenversiche-
schen Union (EU) mit Sitz in Luxemburg. rung eine unbürokratische medizinische
Sie wurde 1958 gegründet. Die EIB ver- Behandlung im europäischen Ausland
folgt keinen Erwerbszweck. Ihre Haupt- (EU-Länder, Island, Liechtenstein, Nor-
aufgabe besteht in der Förderung einer wegen und Schweiz).  Die Karte  enthält
ausgewogenen Entwicklung der ĺ  Eu- alle Daten, die für die Gewährung von
ropäischen Union (EU)  durch Finanzie- medizinischen Leistungen und die Erstat-
rung von Investitionen, v.a. zur Entwick- tung der Kosten nach europäischem Ge-
lung strukturschwacher Gebiete. Außer- meinschaftsrecht notwendig sind.
dem vergibt die EIB seit 1993 Darlehen im
Rahmen der Kooperations- und Entwick- Europäische Normen ĺ EN-Normen.
lungspolitik an Drittstaaten. – Weitere In- Europäischer Ausschuss für System-
formationen unter www.eib.org. risiken (ESRB)  –  European Systemic Risk
europäischer Betriebsrat 176

Board. Ausschuß im Rahmen des ĺ Eu- Europäischer Bürgerbeauftragter – Eu-


ropäischen Finanzaufsichtssystems ropäischer Ombudsmann. Einrichtung,
(ESFS) mit Sitz in Frankfurt a.M., der den um Beschwerden von Bürgern oder von
Auftrag hat, aus makroökonomischer und natürlichen und juristischen Personen
systemischer Sicht einen Beitrag zur Ab- mit Wohnsitz bzw. Sitz in einem EU-Mit-
wendung oder Eindämmung von System- gliedsland über Missstände in Organen
risiken für die Finanzstabilität der ĺ Eu- und Einrichtungen der ĺ  Europäischen
ropäischen Union (EU) zu leisten. Er soll Union (EU) entgegenzunehmen, zu un-
damit sicherstellen, das der ĺ  Binnen- tersuchen und nach Möglichkeit zu besei-
markt reibungslos funktioniert und der tigen. – Weitere Informationen unter www.
Finanzsektor einen nachhaltigen Beitrag ombudsman.europa.eu.
zum Wirtschaftswachstum leisten kann.
Europäische Rettungsschirme  –
– Aufgaben des ESRB sind u.a. (1) die Er-
EU-Rettungsschirme, Euro-Rettungs-
mittlung und Einordnung von Systemrisi-
schirme, EU-Schutzschirme, Euro-Schutz-
ken nach Prioritäten (Risikoanalyse),  (2)
schirme. Institutionelle Finanzhilfe der
Herausgabe von Risikowarnungen und
ĺ  Europäischen Union (EU) und des
ggf. deren Veröffentlichung, (3) Erteilung
ĺ Internationalen Währungsfonds (IWF)
von Empfehlungen für Abhilfemaßnahmen
zur Rettung von EU-Mitgliedstaaten vor
zu den erkannten Risiken und gegebenen-
der drohenden Zahlungsunfähigkeit. –
falls deren Veröffentlichung sowie (4) die
1.  Temporärer Rettungsschirm von Mai
Überwachung der Maßnahmen, mit de-
2010 bis Mitte 2013 unter Berufung auf
nen Warnungen und Empfehlungen um-
die Beistandsklausel in § 122 AUEV. Der
gesetzt werden.
Schirm umfasste  ein Garantievolumen
von 750 Mrd. Euro mit den drei Schirm-
europäischer Betriebsrat ĺ  Betriebs-
trägern (1) ĺ  Europäischer Finanzsta-
rat in einer gemeinschaftsweit operie-
bilisierungsmechanismus (EFSM), (2)
renden Unternehmung oder Unterneh-
ĺ  Europäische Finanzstabilisierungsfa-
mensgruppe. Ein  europäischer Betriebs-
ziliät (EFSF) und (3) dem IWF (mit einer
rat muss nach europäischem Recht in
Beteiligung von 250 Mrd. Euro). – 2. Per-
Unternehmen bzw. Unternehmensgrup-
manenter Rettungsschirm durch die Er-
pen mit mind. 1.000 Arbeitnehmern in
richtung des ĺ Europäischen Stabilitäts-
den Mitgliedsstaaten und jeweils mind.
mechanismus (ESM)  im Jahre 2012 mit
150 in zwei EU-Mitgliedsstaaten einge-
einem Stammkapital von 700  Mrd. Euro
richtet werden. Nach Möglichkeit soll
und einem Ausleihvolumen von 428 Mrd.
ein  europäischer Betriebsrat jedoch frei-
Euro, das durch die laufenden  ESM-Pro-
willig durch eine Vereinbarung zwischen
gramme für Spanien und Zypern mit ins-
Arbeitnehmern und Unternehmen erfol-
gesamt 50 Mrd. Euro  in Anspruch ge-
gen. Durch die Einrichtung eines euro-
nommen wird.
päischen Betriebsrats soll das Recht auf
Unterrichtung und Anhörung der Ar- Europäischer Finanzstabilisierungs-
beitnehmer gestärkt werden. Mitbestim- mechanismus (EFSM) – European Finan-
mungsrechte hat der  europäische Be- cial Stabilisation Mechanism. Der EFSM
triebsrat nicht. war ein EU-Gemeinschaftsinstrument,
177 Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM)

das zu dem 2010 errichteten temporären Wirtschafts- und Finanzminister kön-


Euro-Schutzschirm (ĺ Europäische Ret- nen in Fragen der ĺ Europäischen Wirt-
tungsschirme)  60 Mrd. Euro beisteuerte. schafts- und Währungsunion (EWWU)
Der deutsche  Finanzierungsanteil  ent- hinzugezogen werden. – Der Europäische
sprach dem Anteil am EU-Haushalt Rat gibt der EU die für die Entwicklung
in Höhe von 20 %. Mit der Ablösung duch erforderlichen Impulse und legt die allge-
den permanenten ĺ  Europäischen Sta- meinen politischen Zielvorstellungen für
bilisierungsmechanismus (ESM)  fiel der diese Entwicklung fest. Der  Europäische
EFSM Mitte 2013 ersatzlos fort. Rat kann als Gemeinschaftsorgan han-
Europäischer Gerichtshof (EuGH) – Ge- deln und Beschlüsse fassen. Im Rahmen
richtshof der Europäischen Gemeinschaf- der Gemeinsamen Außen- und Sicher-
ten. Oberstes Rechtsprechungsorgan der heitspolitik (ĺ GASP) kann er nicht nur
ĺ  Europäischen Union (EU) mit Sitz Grundsätze und allgemeine Leitlinien,
in Luxemburg. Seine Richter (ein Rich- sondern auch gemeinsame Strategien be-
ter je Mitgliedsstaat) und acht Gene- schließen. –  Anders: ĺ Rat der Europäi-
ralanwälte werden von den Regierungen schen Union. – Weitere Informationen un-
der Mitgliedsstaaten für sechs Jahre er- ter www.eurpopa.eu.int.
nannt. –  Hauptaufgabe des EuGH ist die Europäischer Rechnungshof  –  Organ
Wahrung des Gemeinschaftsrechts bei der ĺ Europäischen Union (EU) mit Sitz
der Auslegung und Anwendung von Ver- in Luxemburg. Der  Europäische Rech-
trägen. Der EuGH ist in erster Linie Ver- nungshof wurde 1975 eingerichtet. Seine
fassungsgericht, ferner hat er verwal- Mitglieder (ein Mitglied je Mitglieds-
tungsgerichtliche Zuständigkeiten und land) werden vom ĺ  Europäischen Rat
ist Rechtsmittelinstanz für Entscheidun- nach Anhörung des ĺ Europäischen Par-
gen des Europäischen Gerichts erster In- laments für sechs Jahre ernannt. Der Eu-
stanz (EuG). Außerdem erstellt der EuGH ropäische Rechnungshof prüft die Rech-
Rechtsgutachten für die ĺ  Europäische nung, die Recht- und Ordnungsmäßigkeit
Kommission und den ĺ  Europäischen der Einnahmen und Ausgaben jeder EU-
Rat. –  Weitere Informationen unter www. Einrichtung und überzeugt sich von der
europa.eu. Wirtschaftlichkeit der Haushaltsführung.
Europäischer Ombudsmann ĺ  Euro- Er kontrolliert auch nationale und regio-
päischer Bürgerbeauftragter. nale Stellen, die EU-Gelder verwalten, so-
wie Empfänger von EU-Beihilfen. –  Wei-
Europäischer Rat  –  Dachorgan und
tere Informationen unter www.europa.eu 
höchste politische Instanz der ĺ Europä-
ischen Union (EU). In ihm kommen die Europäischer Stabilitätsmechanis-
Staats- und Regierungschefs der EU und mus (ESM)  –  European Stability Mecha-
der Präsident der Europäischen Kom- nism. Der ESM wurde Mitte 2013 durch
mission bis zu viermal jährlich zusam- völkerrechtlichen Vertrag (ESM-Ver-
men. An den mind. zwei Gipfeltreffen trag) als internationale Finanzinstitu-
pro Jahr nehmen i.d.R. die Außenminis- tion mit Sitz in Luxemburg gegründet.
ter und ein weiteres Mitglied der ĺ Eu- Er löst als permanenter europäischer Kri-
ropäischen Kommission teil. Auch die senmechanismus sowohl die temporäre
Europäischer Stabilitäts- und Wachstumspakt 178

ĺ  Europäische Finanzstabilisierungsfa- sodass Spanien insgesamt ein Ausleihvo-


zilität (EFSF) als auch den temporären lumen von knapp 41,4 Mrd Euro in An-
ĺ  Europäischen Finanzstabilisierungs- spruch genommen hat. – 2.  Zypern hat
mechanismus (EFSM) ab. – Das Stamm- am 25.6.2012 Finanzhilfe bei der Europäi-
kapital des ESM beträgt 700 Mrd. Euro, schen Union (EU) und am 26.6.2012 beim
wovon 80 Mrd. Euro eingezahlt und 620 Internationalen Währungsfonds (IWF)
Mrd. Euro abrufbar sind. Der Finanzie- beantragt. Im Auftrag der Euro-Gruppe
rungsanteil Deutschlands  (27,15 %) ent- hat die ĺ Troika (EU-Kommission, EZB
spricht rd. 22 Mrd. Euro eingezahltem und IWF) ein Memorandum für ein An-
und 168 Mrd. Euro abrufbarem Kapi- passungspramm mit verschiedenen Auf-
tal. Das maximale deutsche Haftungsri- lagen erarbeitet. Der ESM hat das Pro-
siko ist auf rd. 190 Mrd. Euro beschränkt. gramm mit einem Ausgabevolumen von
– Das Ausleihvolumen ist gem. ESM-Ver- 10 Mrd. Euro beschlossen, wovon der
trag dadurch begrenzt, dass das Verhält- ESM 9 Mrd. Euro  und der IWF 1 Mrd.
nis von eingezahltem Kapital zum ausste- Euro trägt.
henden Betrag an ESM-Anleiheemissio-
nen mind. 15 % betragen muß. Bei (2014) Europäischer Stabilitäts- und Wachs-
durch die Mitgliedstaaten eingezahltem tumspakt  –  Euro-Stabilitätspakt. 1997
Kapital von 64,3 Mrd. Euro beträgt das vom ĺ Europäischen Rat in Amsterdam
Ausleihvolumen aktuell 428,6 Mrd. Euro. getroffene Entschließung der Mitglieds-
Davon sind 41,4 Mrd. Euro durch Spanien staaten der ĺ Europäischen Union (EU).
und 9,0 Mrd. Euro durch Zypern belegt, Der Pakt verpflichtet die Mitgliedsstaa-
sodass noch 378,2 Mrd. Euro ausgeliehen ten, mittelfristig einen nahezu ausge-
werden können. Dies entspricht einem glichenen oder überschüssigen Haus-
Ausschöpfungsrad von 12 %. – ESM-Pro- halt anzustreben. Dabei soll unabhängig
gramme: 1.  Spanien  hat am 25.6.2012 bei von der konjunkturellen Lage ein Haus-
den Mitgliedstaaten des Euro-Raums fi- haltsdefizit von 3 % des Bruttoinland-
nanzielle Hilfe zur Stützung seiner Ban- sprodukts (BIP) nicht überschritten wer-
ken beantragt. Am 20.7.2012 hat die Eu- den. Eine Ausnahme ist nur für den Fall
ro-Gruppe dem Bankenprogramm Spa- einer schweren Rezession (Rückgang des
niens zugestimmt und ein maximales realen BIP von mind. 0,75 % auf Jahres-
Programmvolumen von 100 Mrd. Euro basis) vorgesehen. Liegen Hinweise da-
mit einer Laufzeit von 18 Monaten be- für vor, dass ein Mitgliedsstaat die Ober-
schlossen. Am 29.12.2012 wurde die- grenze erreicht oder überschritten hat,
ses Programm vollständig von der EFSF wird das sog. Defizitverfahren eingelei-
in den ESM überführt. Nach fristge- tet. Zunächst wird dem betreffenden Staat
rechter Erfüllung der Programmaufla- eine Frist von sechs Monaten zur Korrek-
gen wurde am 11.12.2012 die erste Tran- tur des zu hohen Defizits eingeräumt. Da-
che von 39,5 Mrd ausgezahlt,  die Aus- nach ist je nach Höhe des Fehlbetrags eine
zahlung einer zweiten Tranche von 1,865 unverzinsliche Einlage von 0,2 bis 0,5 %
Mrd. Euro erfolgte am 5.2.2013. Bis zum des BIP an die EU zu zahlen. Die Einlage
Programmende am 23.1.2014 wurden wird dann nach zwei Jahren in eine Geld-
keine weiteren Finanzhilfen notewendig, buße umgewandelt, falls Maßnahmen zur
179 Europäisches System der Zentralbanken (ESZB)

Haushaltskonsolidierung unterbleiben. Bankenaufsichtsbehörde (EBA), (2) die


Aufgrund zahlreicher politischer Abstim- ĺ  Europäische Wertpapier- und Markt-
mungsmechanismen kann das Defizitver- aufsichtsbehörde (ESMA), (3) die ĺ  Eu-
fahren eventuell umgangen werden. ropäische Aufsichtsbehörde für das Ver-
Europäischer Verbund für territoriale sicherungswesen und die betriebliche
Zusammenarbeit (EVTZ) ĺ  Struktur- Altersversorgung (EIOPA), (4) den ĺ Eu-
fonds. ropäischen Ausschuss für Systemrisiken
(ESRB), (5) den ĺ  Gemeinsamen Aus-
Europäischer Wirtschaftsraum (EWR) schuss der europäischen Aufsichtsbehörden
ĺ Freihandelszone, die von der ĺ Euro- (ESAs) sowie (6) die nationalen Aufsichts-
päischen Union (EU) und der ĺ Europä- behörden umfasst.
ischen Freihandelsassoziation (EFTA) ge-
bildet wird. Die Schweiz nimmt allerdings Europäisches Parlament  –  EU-Par-
am EWR nicht teil. Grundsätzlich über- lament; parlamentarisches Organ der
nehmen die EFTA-Staaten die Regelun- ĺ Europäischen Union (EU) mit Sitz in
gen der ĺ Europäischen Gemeinschaften Straßburg. Ausschüsse und Fraktionen ta-
(EG) für den Waren-, Personen-, Dienst- gen in Brüssel. Die Abgeordneten des Eu-
leistungs- und Kapitalverkehr sowie die ropäischen Parlaments werden für fünf
Grundzüge des Wettbewerbsrechts. Ei- Jahre von den Bürgern der Mitgliedsstaa-
nige Ausnahmen bestehen z. B. bzgl. der ten direkt gewählt. Das Europäische Par-
ĺ Agrarpolitik. lament kontrolliert die ĺ  Europäische
Kommission. Es muss der Ernennung
Europäische Schuldenkrise  –  Eu-
der Kommissionsmitglieder zustimmen
ro-Schuldenkrise. ĺ  Staatsschuldenkrise
und kann ein Misstrauensvotum gegen sie
einiger Mitgliedsländer der ĺ  Europäi-
vorbringen. Außerdem hat es Mitsprache-
schen Union (EU)  und Eurozone (Grie-
recht in Haushaltsfragen. Bei der EU-Ge-
chenland, Irland, Portugal, Spanien und
setzgebung in der Ersten Säule der EU hat
Zypern), die eine Bedrohung für die Sta-
das Parlament abgestufte Mitwirkungs-
bilität des Euro als gemeinsame Währung
rechte: (1) Anhörungsverfahren, (2) Ko-
darstellte und auf die seit 2010 zur Über-
operationsverfahren, (3) Zustimmungs-
windung der ĺ  Euro-Krise mit zwei
verfahren und Miteinscheidungsverfah-
ĺ  Europäischen Rettungsschirmen re-
ren. In der Zweiten und Dritten Säule hat
agiert wurde.
es lediglich Anhörungs-, Beratungs- und
Europäische Schutzschirme ĺ Europä- Kontrollrechte. Außerdem hat das  Euro-
ische Rettungsschirme. päische Parlament das Recht, die Kom-
Europäisches Emissionshandelssystem mission zu einer Rechtssetzungsinitiative
ĺ Emissionshandel aufzufordern.  –  Weitere Informationen
unter www.europarl.europa.eu.
Europäisches Finanzaufsichtssys-
tem (ESFS)  –  European System od Fi- Europäisches System der Zentralban-
nancial Supervision. System von Insti- ken (ESZB)  –  1.  Begriff: Zentralbanksys-
tutionen  der grenzüberschreitenden Fi- tem, das aus der ĺ  Europäischen Zent-
nanzaufsicht in der ĺ  Europäischen ralbank (EZB) und den nationalen Zen-
Union (EU) , das (1) die ĺ  Europäische tralbanken aller 28 Mitgliedsstaaten der
Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 180

ĺ Europäischen Union (EU) besteht, un- ESVG ist dem System of National Accounts
abhängig davon, ob sie den ĺ Euro einge- (SNA)der ĺ  Vereinten Nationen (UN)
führt haben oder nicht. Das ESZB wurde weitgehend angeglichen.  –  Weitere Infor-
durch den Vertrag zur Gründung der Eu- mationen unter www.destatis.de.
ropäischen Gemeinschaft (EG-Vertrag Europäisches Währungssystem (EWS) –
von Maastricht 1993) eingerichtet, der zu- Währungssystem, das 1979 von den
sammen mit der als Protokoll beigefüg- Staaten der ĺ  Europäischen Gemein-
ten ESZB-Satzung auch die Aufgaben der schaften (EG) eingeführt wurde. Nur
ESZB festlegt. Der EG-Vertrag und die Großbritannien nahm nicht teil. Ge-
Satzung beziehen sich auf die „ESZB“ in kennzeichnet war das EWS durch die
der Annahme, dass letztlich alle EU-Mit- Einführung des ECU (ĺ  Europäische
gliedsstaaten den Euro einführen werden. Währungseinheit) als Währungseinheit
Bis dahin wird das ĺ Eurosystem die Auf- sowie die Festlegung der Wechselkurse
gaben des ESZB ausführen. – 2.  Ziele: a) innerhalb des Währungsverbundes mit
Vorrangiges Ziel der ESZB ist es, die Preis- Bandbreiten und Pflichten zu Eingrif-
stabilität zu gewährleisten. b) Soweit dies fen. Das EWS mit der Paritätsbindung
ohne Beeinträchtigung des Zieles der an den ECU (sog. EWS I) war die erste
Preisstabilität möglich ist, unterstützt das Stufe zur ĺ  Europäischen Währungs-
ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik union (EWU). – Seit dem 1.1.1999 wird
in der Gemeinschaft, um zur Verwirkli- der dem EWS zugrunde liegende Wech-
chung der Ziele hohes Beschäftigungsni- selkursmechanismus mit einer Pari-
veau und ein beständiges, nicht inflatio- tätsbindung an den ĺ  Euro (sog. EWS
näres Wachstum beizutragen. – 3. Grund- II oder Wechselkursmechanismus II)
legende Aufgaben: a) Festlegung und auf Währungen von EU-Mitgliedsstaa-
Ausführung der Geldpolitik des Eurowäh- ten angewandt, die vorerst noch nicht
rungsgebietes, b) Durchführung von De- an der dritten Stufe der Europäischen
visengeschäften, c) Haltung und Verwal- Währungsunion teilnehmen.  Auch
tung der offiziellen Währungsreserven der Nicht-EU-Mitgliedsstaaten können frei-
EU-Mitgliedsländer, d) Förderung des willig das EWS II übernehmen.
reibungslosen Funktionierens der Zah-
lungssysteme. – Weitere Informationen un- Europäisches Wettbewerbsrecht ĺ
ter www.ecb.europa.eu. Wettbewerbsrecht.
Europäische Union (EU) – 1. Begriff: Ge-
Europäisches System Volkswirtschaft- meinschaft europäischer Staaten. Die
licher Gesamtrechnungen (ESVG) – Eu- Mitgliedsstaaten der EU arbeiten auf der
ropean System of Accounts. System zur Grundlage des Maastrichter Vertrags von
Vereinheitlichung der ĺ  Volkswirt- 1992 wirtschaftlich weitgehend sowie po-
schaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) litisch bereichsweise zusammen. Ziel ist
in den Mitgliedsstaaten der ĺ  Europäi- die Fortsetzung des europäischen Integ-
schen Union (EU) von 2010 (kurz ESVG rationsprozesses.  –  2.  Integrationssäulen
2010). Danach müssen Daten, die an EU- der EU:  erste Säule: die drei (heute noch
ROSTAT gemeldet werden, einer EU-ein- zwei) ĺ  Europäischen Gemeinschaf-
heitlichen Systematik entsprechen. Das ten (EG); zweite Säule: die Gemeinsame
181 Europäische Währungsunion (EWU)

Außen- und Sicherheitspolitik transparenter und effizienter werden.


(ĺ  GASP);  dritte Säule: die Zusammen- Der Entwurf gliedert sich in vier Teile: (1)
arbeit in den Bereichen Justiz und Inneres grundlegende Verfassungsbestimmungen
(ZBJI).  –  1997 wurde der Amsterdamer (Ziele, Zuständigkeiten, Entscheidungs-
Vertrag von allen EU-Mitgliedsstaaten verfahren und Organe), (2) ĺ Charta der
unterzeichnet, der den Maastrichter Ver- Grundrechte, (3) Politikbereiche und (4)
trag änderte. U.a. wurde damit die recht- Schlussbestimmungen. – Nach dem Schei-
liche Grundlage einer abgestimmten Stra- tern wurde vom Europäischen Rat im Juni
tegie gegen Arbeitslosigkeit geschaffen. 2005 eine „Reflexionsphase“ eingeleitet,
Außerdem erhielten die EU-Organe zu- die im Juni 2007 zu dem Beschluss des Ra-
sätzliche Verantwortungen im Bereich der tes über den ĺ  EU-Reformvertrag von
Sozial- und Beschäftigungspolitik. An- Lissabon (ĺ  EU-Reform) führte. Dieser
liegen des Vertrags war es, einerseits po- ist am 1.12.2009 durch die Ratifizierung
litische Defizite des Maastrichter Ver- Tschechiens in Kraft getreten und enthält
trags auszugleichen, andererseits die EU wesentliche Elemente der Verfassung.
und ihre Organe auf die EU-Erweiterung
Europäische Währungseinheit (ECU)  –
vorzubereiten.  –  3.  EU-Organe sind: (1)
Verrechnungseinheit des ĺ  Europäi-
ĺ  Europäisches Parlament (EU-Parla-
schen Währungssystems (EWS). Der
ment), (2) ĺ  Europäischer Rat (EU-Rat),
ECU enthielt als sog. Korbwährung die
(3) ĺ  Rat der Europäischen Union, (4)
Währungen aller Mitgliedsstaaten der
ĺ  Europäische Kommission (EU-Kom-
Europäischen Gemeinschaft (EG). Seit
mission), (5) ĺ  Europäischer Gerichtshof
dem 1.1.1999 ist der ĺ  Euro gemein-
(EuGH), (6) ĺ  Europäischer Rechnungs-
same Währung der Teilnehmerstaaten
hof. – Weitere EU-Institutionen sind z. B.
der ĺ  Europäischen Wirtschafts- und
der Ausschuss der Regionen, der Wirt-
Währungsunion (EWWU).
schafts- und Sozialausschuss und die
ĺ Europäische Investitionsbank. – 4. Re- Europäische Währungsunion (EWU)  –
form der EU: Eine grundlegende Reform Vereinheitlichung der Währung (Wäh-
wurde durch den ĺ  EU-Reformver- rungsunion), die 1991 auf der Konfe-
trag von Lissabon am 1.12.2009 eingelei- renz der Regierungschefs der EG in
tet.  –  Weitere Informationen unter www. Maastricht auf dem Gebiet der ĺ  Eu-
europa.eu. ropäischen Union (EU) (oder Teilen da-
von) ab 1.1.1999 beschlossen wurde. Die
Europäische Verfassung – Verfassungs- EWU bildet einen Kernpunkt in den Be-
entwurf für die ĺ  Europäische Union strebungen zur Schaffung eines in Form
(EU) und ihre Mitgliedsstaaten, der am der ĺ  Europäischen Wirtschafts- und
24.10.2004 vom ĺ Europäischen Rat un- Währungsunion (EWWU) geeinten Eu-
terzeichnet worden war. Die Ratifika- ropa.  –  Die Einführung des ĺ  Euro er-
tion scheiterte jedoch, weil Frankreich folgte in drei Stufen: Die 1. Stufe begann
und die Niederlande in Volksabstim- am 1.6.1991 und bestand in einer weit-
mungen gegen die Annahme der Verfas- gehenden Aufhebung aller Kapitalver-
sung stimmten. Durch die  Europäische kehrskontrollen und der Verwirklichung
Verfassung sollte die EU demokratischer, des Europäischen Binnenmarktes ab
Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) 182

1.1.1993. Zudem sollten die Wechselkurse Die geldpolitische Verantwortung in die-


zwischen den EU-Währungen im Wech- sem Euroraum trägt seit Beginn der
selkursmechanismus des EWS (ĺ  Euro- 3. Stufe die EZB.
päisches Währungssystem) zunächst mit
Europäische Wertpapier- und Markt-
einer maximalen Schwankungsbreite von
aufsichtsbehörde (ESMA)  –  European
+/- 2,25 % um den bilateral festgelegten
Securities and Markets Authority. Unab-
Leitkurs stabilisiert werden. Im Zuge der
hängige EU-Behörde und Teil des ĺ Eu-
EWS-Krise im September 1992 (mit der
ropäischen Finanzaufsichtssystems
Folge des Austritts von Großbritannien
(ESFS) mit Sitz in Paris, die am 1.1.2011
und vorübergehenden Austritts von Ita-
gegründet wurde und zur Stabilität des Fi-
lien) wurde die maximale Schwankungs-
nanzsystems in der Europäischen  Union
breite jedoch auf +/- 15 % erweitert. – Die
(EU) beitragen soll. Insbes. besteht ihre
2.  Stufe begann am 1.1.1994 und zielte
Aufgabe darin, die Integrität, Transpa-
vorrangig auf die beschleunigte Annähe-
renz, Effizienz und Funktionsweise der
rung der wirtschaftlichen Entwicklung in
ĺ Wertpapiermärkte sicherzustellen und
den potenziellen Teilnehmerländern ab.
den Anlegerschutz zu intensivieren.
Der Währungskorb für die ĺ  Europäi-
sche Währungseinheit (ECU) wurde fest- Europäische Wirtschaftliche Interes-
gelegt. Außerdem wurde das Europäische senvereinigung (EWIV)  –  Rechtsform
Währungsinstitut (EWI) als Vorläufer für kleinere und mittlere Unternehmen
der ĺ  Europäischen Zentralbank (EZB) aus Mitgliedsstaaten der ĺ Europäischen
mit der Aufgabe eingerichtet, die dritte Union (EU). In Form der EWIV können
Stufe der EWU vorzubereiten und das Unternehmen grenzüberschreitend zu-
ĺ  Europäische System der Zentralban- sammenarbeiten. Die an der EWIV be-
ken (ESZB) aufzubauen, das am 1.6.1998 teiligten Unternehmen bleiben rechtlich
seine Arbeit aufnahm. – Die 3. Stufe be- selbstständig. Sie haften unbeschränkt
gann am 1.1.1999 mit der Einführung und gesamtschuldnerisch. Die Grund-
des ĺ Euro. Die Teilnahmeberechtigung struktur der EWIV ähnelt der ĺ offenen
der EU-Mitgliedsstaaten entschied sich Handelsgesellschaft (OHG). Die Vereini-
am 2.5.1998 anhand der Erfüllung von gung selbst hat nicht den Zweck der eige-
vier sog. Konvergenzkriterien. Es qualifi- nen Gewinnerwirtschaftung, sondern soll
zierten sich als die elf Gründungsmitglie- die unternehmerischen Ergebnisse der
der EWU: Belgien, Deutschland, Finn- Mitglieder verbessern. – Weitere Informa-
land, Frankreich, Irland, Italien, Luxem- tionen unter www.europa.eu.
burg, Niederlande, Österreich, Portugal
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
und Spanien. Im weiteren Verlauf qualifi-
(EWG) ĺ  Europäische Gemeinschaft
zierten sich nach erfolgreicher Teilnahme
(EG).
am EWS II Griechenland (2001), Slowe-
nien (2007), Zypern und Malta (2008), die Europäische Wirtschafts- und Wäh-
Slowakei (2009), Estland (2011) und Lett- rungsunion (EWWU)  –  erste Säule
land (2014). Das ĺ Eurowährungsgebiet der ĺ  Europäischen Union (EU). Die
umfasst  damit z.Zt. das Territorium von EWWU ist das Vertragswerk zur Schaf-
18 EU-Staaten mit ca. 334 Mio. Bürgern. fung eines Binnenmarktes mit freien
183 Europäische Zentralbank (EZB)

Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und mit Sitz in Frankfurt a.M. Die EZB bil-
Kapitalverkehr (Wirtschaftsunion) so- det mit den 27 nationalen Zentralban-
wie einer gemeinsamen Währung und ken der Mitgliedsländer der ĺ  Europä-
einer einheitlichen Geld- und Wech- ischen Union (EU) das ĺ  Europäische
selkurspolitik (Währungsunion). Nach System der Zentralbanken (ESZB) und
dem Maastrichter Vertrag von 1992 sol- mit den 18 nationalen Zentralbanken des
len die Mitgliedsstaaten ihre Wirtschafts- ĺ  Eurowährungsgebiets das ĺ  Eurosys-
politiken als eine Angelegenheit von ge- tem.  –  2.  Aufgaben (neben den grundle-
meinsamen Interessen ansehen und im genden Aufgaben des ESZB bzw. des Eu-
Rahmen des ĺ  Rates der Europäischen rosystems): (1) Banknoten: Die EZB hat
Union abstimmen. Die Politiken sind an das ausschließliche Recht, die Ausgabe
dem Ziel der Preisniveaustabilität sowie von Banknoten im Euroraum zu geneh-
an den Grundsätzen der offenen Markt- migen. (2) Statistik: In Zusammenarbeit
wirtschaft (freier Wettbewerb, gesunde mit den nationalen Zentralbanken erhebt
öffentliche Finanzen, langfristiges au- die EZB die zur Aufgabeerfüllung not-
ßenwirtschaftliches Gleichgewicht) aus- wendigen statistischen Daten. (3) Auf-
zurichten. Entspricht das Verhalten eines sicht über die Kreditinstitute und Stabilität
Mitgliedsstaates nicht den Grundprinzi- des Finanzsystems: Die EZB und das Eu-
pien, so kann der Rat konkrete Empfeh- rosystem tragen zur Durchführung der
lungen an den betreffenden Staat richten. von den zuständigen Behörden auf die-
Dies ist v.a. in der Fiskal- und Lohnpolitik sem Gebiet ergriffenen Maßnahmen bei.
von Bedeutung, da diese Bereiche nicht (4) Internationale und europäische Zusam-
auf die Union übertragen wurden.  –  Im menarbeit: Zum Zwecke der dem Euro-
Maastrichter Vertrag wurde für die ĺ Eu- system übertragenen Aufgaben arbeitet
ropäische Währungsunion (EWU) ein die EZB in der EU und international mit
konkreter Zeitplan mit drei Integrations- den zuständigen Organen, Einrichtun-
stufen vereinbart, an dessen Ende eine ge- gen und Foren zusammen.  –  3.  Organe:
meinsame Währung stand, für deren Si- (1) EZB-Rat: Zentrales Beschlussorgan,
cherung das ĺ  Europäische System der das aus den Mitgliedern des Direktori-
Zentralbanken (ESZB) zuständig ist. Die ums und den Präsidenten der nationa-
dritte Stufe wurde mit der Schaffung der len Zentralbanken des Eurosystems be-
ĺ Europäischen Zentralbank (EZB) und steht. (2) EZB-Direktorium: Ausführendes
der Einführung des ĺ Euro am 1.1.1999 Organ der gemeinschaftlichen Geldpoli-
erreicht. tik entsprechend den Leitlinien und Be-
schlüssen des Rates. Es besteht aus dem
Europäische Zentralbank (EZB) – 1. Be- EZB-Präsidenten, dem EZB-Vizepräsiden-
griff: Zentrale Währungsbehörde ten und vier weiteren Mitgliedern. (3) Er-
(ĺ  Zentralbank) für die Mitgliedsstaa- weiterter Rat: Übergangsgremium, das
ten der ĺ Europäischen Währungsunion das Funktionieren des EWS II (ĺ Euro-
(EWU). Die EZB wurde 1993 durch den päisches Währungssystem (EWS)) und als
Maastrichter Vertrag von 1992 gegrün- Forum für die geld- und währungspoliti-
det und besitzt eine eigene Rechtsper- sche Zusammenarbeit mit den 10 an der
sönlichkeit. Sie arbeitet seit dem 2.6.1998 EWU nicht teilnehmenden Staaten dient.
European Banking Authority (EBA) 184

Mitglieder sind der EZB-Präsident, der Euro-Rettungsschirme ĺ  Europäische


EZB-Vizepräsident und die Präsiden- Rettungsschirme.
ten der nationalen Zentralbanken aller 28 Euro-Schuldenkrise ĺ  Europäische
EU-Mitgliedsstaaten. – Weitere Informati- Schuldenkrise.
onen unter www.ecb.int.
Euro-Schutzschirme ĺ  Europäische
European Banking Authority (EBA) Rettungsschirme.
ĺ  Europäische Bankenaufsichtsbehörde
(EBA). Euro-Staatsanleihe ĺ Eurobond.

European Exchange ĺ EUREX. EURO STOXX 50 –  STOXX 50. Aktienin-


dex, der auf den Aktien der 50 größten
European Financial Stabilisation Aktiengesellschaften in den Ländern der
Mechanism (EFSM) ĺ  Europäischer Fi- ĺ  Europäischen Wirtschafts- und Wäh-
nanzstabilisierungsmechanismus (EFSM). rungsunion (EWWU) beruht. Er wird in
European Financial Stability Facility Euro und US-Dollar berechnet. Basisda-
(EFSF) ĺ  Europäische Finanzstabilisie- tum ist 31.12.1991 mit dem Basiswert von
rungsfazilität (EFSF). 1000 Punkten.
European Health Insurance Card (EHIC) Eurosystem  –  Zentralbankensystem im
ĺ  Europäische Krankenversicherungs- ĺ  Eurowährungsgebiet. Es besteht im
karte (EHIC). Unterschied zum ĺ  Europäischen Sys-
tem der Zentralbanken nur aus der ĺ Eu-
European Insurance and Occupational ropäischen Zentralbank und den 18 na-
Pensions Authority (EIOPA) ĺ Europä- tionalen Zentralbanken, die den ĺ Euro
ische Aufsichtsbehörde für das Versiche- eingeführt haben.
rungswesen und die betriebliche Alters-
versorgung (EIOPA). Eurowährungsgebiet  –  Euroraum, Eu-
rowährungsraum, Eurozone. Gebiet der-
European Recovery Program (ERP) jenigen Mitgliedsstaaten der ĺ  Eu-
ĺ Marshall-Plan. ropäischen Union (EU), in denen der
European Securities and Markets ĺ  Euro gesetzliches ĺ  Zahlungsmittel
Authority (ESMA) ĺ Europäische Wert- ist. Das Eurowährungsgebiet umfasst z.Zt.
papier- und Marktaufsichtsbehörde das Territorium von 18 EU-Staaten, die
(ESMA). sich durch Erfüllung der Konvergenzkri-
terien für die ĺ Europäische Währungs-
European Stability Mechanism (ESM)
union (EWU) qualifiziert haben.
ĺ  Europäischer Stabilitätsmechanismus
(ESM). Eurowährungsraum ĺ  Eurowäh-
rungsgebiet.
European System for Financial Super-
vision (SFS) ĺ Europäisches Finanzauf- Eurozone ĺ Eurowährungsgebiet.
sichtssystem (ESFS). EU-Schutzschirme ĺ  Europäische Ret-
European Union Emissions Trading tungsschirme.
System (EU ETS) ĺ Emissionshandel. EU-Staatsanleihe ĺ Eurobond.
Euroraum ĺ Eurowährungsgebiet. EU-Strukturfonds ĺ Strukturfonds.
185 Existenzminimum

EU-Strukturfonds ĺ Strukturfonds. Exchange Electronic Trading ĺ  XE-


EVA – Abk. für ĺ Economic Value Added TRA.
(EVA). Exekutive  –  Begriff für die ausübende
Evaluation – Evaluierung. Verfahren, um Gewalt des Staates im Rahmen der ĺ Ge-
z. B. Produkte, Projekte oder Prozesse an- waltenteilung. Sie ist für die Ausführung
hand von festzulegenden Kriterien zu be- der von der ĺ Legislative beschlossenen
werten. Gesetze verantwortlich. Die  Exekutive
umfasst die Regierung als staatsleitendes
Event ĺ Event Marketing.
Organ und die gesamte öffentliche Ver-
Event Marketing  –  Instrument des waltung. – Vgl. auch ĺ Gewaltenteilung.
ĺ Marketings, mit dem für ein Produkt,
Existenzgründungsförderung  –  staat-
eine Dienstleistung oder für ein Unter-
liche Maßnahmen zur Unterstützung bei
nehmen im Rahmen eines informie-
der ĺ Gründung von Unternehmen oder
renden und unterhaltenden Ereignis-
bei der Aufnahme einer selbstständigen
ses (Event) die Basis für eine erlebniso-
Tätigkeit. Sie ist Teil der ĺ Wirtschaftsför-
rientierte Kommunikation (erhöhtes
derung und ĺ  Mittelstandspolitik. Dazu
Aktivierungspotenzial) geschaffen wer-
zählen z. B. Kredite und Beratungsleistun-
den soll.  –  Vgl. auch ĺ  Erlebnismarke-
gen der ĺ Kreditanstalt für Wiederaufbau
ting.
(KfW), Gemeinschafts-Förderprogramme
EVTZ  –  Abk. für Europäischer Ver- von Bund, Ländern und Banken, aber
bund für territoriale Zusammenarbeit, auch Leistungen der ĺ Bundesagentur für
ĺ Strukturfonds. Arbeit (ĺ  Gründungszuschuss).  –  Wei-
EWG – Abk. für Europäische Wirtschafts- tere Informationen unter www.bmwi.
gemeinschaft, heute ĺ  Europäische Ge- de und www.kfw.de/Gründen.
meinschaft (EG). Existenzgründungszuschuss ĺ  Grün-
ewige Anleihe ĺ Tilgungsanleihe. dungszuschuss.
EWIV  –  Abk. für ĺ  Europäische Wirt- Existenzminimum  –  1.  Volkswirt-
schaftliche Interessenvereinigung. schaft:  Existenzminimum ist die für den
EWR  –  Abk. für ĺ  Europäischer Wirt- Lebensunterhalt notwendige Einkom-
schaftsraum. mens- bzw. Lohnhöhe, die sich nach
dem Lebensstandard des jeweiligen Lan-
EWS  –  Abk. für ĺ  Europäisches Wäh-
des und nach dem technischen und kul-
rungssystem (EWS).
turellen Stand der wirtschaftlichen Ent-
EWS II ĺ Europäisches Währungssystem wicklung richtet.  –  2.  Einkommensteu-
(EWS). errecht: Nach der Rechtssprechung des
EWU  –  Abk. für ĺ  Europäische Wäh- ĺ  Bundesverfassungsgerichts (BVerfG)
rungsunion. muss dem ĺ  Steuerpflichtigen nach der
Erfüllung seiner Steuerschuld von sei-
EWWU – Abk. für ĺ Europäische Wirt- nem Erworbenen so viel verbleiben, wie
schafts- und Währungsunion. er zu Bestreitung seines Lebensunterhalts
Ex-ante-Koordination ĺ Koordination. und desjenigen seiner Familie bedarf.
Exklusivvertrieb 186

Die Höhe des steuerlich zu verschonen- Exportkreditfinanzierung, Tätigkeit von


den  Existenzminimums hängt von den Auslandshandelskammern und Gemein-
allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnis- schaftswerbung im Ausland zu nen-
sen und dem in der Rechtsgemeinschaft nen.  –  Hauptakteur ist jedoch der Staat,
anerkannten Mindestbedarf ab. Im deut- der durch eine Reihe von Gesetzen und
schen Einkommensteuerrecht soll der Bestimmungen eingreifen kann, z. B. im
Grundfreibeitrag (ĺ Freibetrag) das Exis- Rahmen des Außenwirtschaftsgesetzes
tenzminimum sichern. (AWG). Ziele der staatlichen  Exportför-
Exklusivvertrieb ĺ Alleinvertrieb. derung sind einerseits die Erzielung ei-
nes Handelsbilanzüberschusses oder die
Expansion ĺ Konjunkturzyklus.
Verringerung eines Handelsbilanzdefi-
Expansionswerbung ĺ  Werbung zits, andererseits die Verbesserung des
zwecks kontinuierlicher Erhöhung des ĺ  Beschäftigungsgrades im Inland. Zu
Umsatzes, Absatzes oder des Marktanteils den zahlreichen Instrumenten, die der
gegenüber dem vorangegangenen Zeit- Staat einsetzen kann, zählen z. B. die Ge-
abschnitt.  –  Anders: ĺ  Erhaltungswer- währung von ĺ  Exportsubventionen,
bung.  –  Gegensatz: ĺ  Reduktionswer- Exportprämien, ĺ  Exportkreditgaran-
bung. tien des Bundes, Steuerbefreiungen und
expansive Lohnpolitik ĺ  Lohn-Preis- -ermäßigungen, Erlaubnis zur Bildung
Spirale. steuerfreier Rücklagen, Sonderabschrei-
bungen auf Exportforderungen, Zinszu-
Export  –  Ausfuhr. Abgabe der in einem
schüsse bei Exportkrediten oder staatliche
Wirtschaftsgebiet produzierten Sachgüter
Auslandswerbung.
(Warenexport) und/oder Dienstleistungen
(Dienstleistungsexport) in das Ausland. Exportkontingent ĺ Kontingent.
Teil des ĺ Außenhandels. Der Export von
Waren und Dienstleistungen wird in der Exportkreditgarantien des Bundes  –
ĺ Handelsbilanz (ĺ Zahlungsbilanz) er- Hermes-Deckungen, Garantien der Bun-
fasst. – Gegensatz: ĺ Import. desrepublik Deutschland zugunsten deut-
scher Exporteure und Kreditinstitute zur
Exportbeschränkung  –  Exportrestrik- Absicherung der mit Exportgeschäften
tion, Ausfuhrbeschränkung; Begriff für verbundenen Käuferrisiken (bestimmte
alle staatlichen Maßnahmen der ĺ  Au- wirtschaftliche Schadenstatbestände) und
ßenhandelspolitik, die den ĺ Export ein- Länderrisiken (bestimmte politische Scha-
schränken oder sogar unterbinden, wie denstatbestände). Instrument der ĺ  Ex-
ĺ  Embargo, Ausfuhrzölle (ĺ  Zoll) und portförderung. Exportkreditgarantien des
Ausfuhrverbote.  –  Vgl. auch ĺ  tarifäre Bundes werden durch die ĺ Euler Hermes
Handelshemmnisse und ĺ nicht tarifäre Kreditversicherungs-AG vergeben.  –  Fol-
Handelshemmnisse. gende Formen werden unterschieden: (1)
Exportförderung  –  Ausfuhrförde- Ausfuhrbürgschaften: Diese werden nur
rung. Staatliche und private Maßnah- für Geschäfte mit ausländischen Staaten
men, um ĺ  Exporte zu fördern. Auf oder ausländischen Gebietskörperschaften
privater Basis sind v.a. Exportkar- genehmigt. (2) Ausfuhrgarantien: Diese
telle (ĺ  Kartell), gemeinschaftliche werden für Geschäfte mit ausländischen
187 EZB

Vertragspartnern, die nicht durch Aus- entstehen aufgrund des Unterschieds


fuhrbürgschaften gedeckt werden (z. B. zwischen privaten und volkswirtschaft-
insolvenzfähige ausländische Unterneh- lichen Kosten oder Erträgen. Bsp. für ex-
men), vergeben. (3) Fabrikationsrisikode- terne Kosten sind Umweltbelastungen,
ckungen: diese decken die Risiken des Ex- für externe Erträge die Grundlagenfor-
porteurs bis zum Versand der Ware. (4) schung.  –  Die Anlastung der externen
Ausfuhrdeckungen: Diese werden zur Ab- Kosten oder die Vergütung der externen
sicherung einer uneinbringlichen Export- Erträge beim Verursacher externer Ef-
förderung aufgrund politischer oder wirt- fekte wird als Internalisierung bezeichnet.
schaftlicher Risiken vergeben. – Weitere In- Dadurch sollen die Fehler bei der ĺ Allo-
formationen unter www.bmwi.de. kation von Gütern und Produktionsfakto-
Exportquote  –  Anteil des Exports am ren beseitigt werden.
ĺ Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Markt- externe Erträge ĺ externe Effekte.
preisen. externe Kosten ĺ externe Effekte.
Exportrestriktion ĺ  Exportbeschrän-
externe Revision ĺ Revision.
kung.
externes Gleichgewicht ĺ  außenwirt-
Exportsubvention  –  Ausfuhrsubven-
schaftliches Gleichgewicht.
tion. Instrument der ĺ Exportförderung:
vom Staat gewährte finanzielle Unterstüt- externes Rechnungswesen ĺ  Rech-
zung von ĺ Exporten, um sonst interna- nungswesen.
tional nicht konkurrenzfähige ĺ  Waren Extranet  –  geschlossenes, meist
auf dem ĺ  Weltmarkt wettbewerbsfähig unternehmenseigenes Computernetz-
zu machen. – Vgl. auch ĺ tarifäre Han- werk, das auf Internettechnologien
delhemmnisse. (ĺ Internet) beruht. Als Ergänzung zum
Ex-post-Koordination ĺ Koordination. unternehmenseigenen ĺ  Intranet er-
externe Effekte  –  Begriff aus der Wirt- möglicht es die Interaktion bzw. Transak-
schaftstheorie für Auswirkungen von tion mit Lieferanten, Kunden und weite-
ĺ Konsum und ĺ Produktion auf Dritte, ren Geschäftspartnern.
die i.d.R. dem Urheber zugerechnet wer- EZB  –  Abk. für ĺ  Europäische Zentral-
den. Positive und negative  externe Effekte bank.
F&E  –  Abk. für ĺ  Forschung und Ent-
F
übernimmt sie das Ausfallrisiko. Dafür
wicklung. berechnet die Factoringgesellschaft zu-
Fabrik – historischer Begriff für eine Be- sätzlich zu den banküblichen Zinsen Ge-
triebsform der Industrie, die durch eine bühren. Seit dem 25.12.2008 ist Factoring
stark mechanisierte ĺ  Produktion ge- im Kreditwesengesetz (KWG) als erlaub-
kennzeichnet ist.  –  Vgl. auch ĺ  Manu- nis- und aufsichtspflichtige ĺ  Finanz-
faktur. dienstleistung definiert. Factoringunter-
nehmen unterliegen daher der Aufsicht
Fabrikationsrisikodeckung ĺ  Export- durch die ĺ  Bundesanstalt für Finanz-
kreditgarantien des Bundes. dienstleistungsaufsicht (BaFin) und der
Fabrikverkauf ĺ Factory-Outlet. ĺ Deutschen Bundesbank.
Fachkompetenz ĺ Kompetenz. Factory-Outlet  –  Fabrikverkauf. Ver-
Fachpromotoren ĺ Promotoren. kaufsstelle eines Herstellers, in der Waren
direkt an den Endverbraucher verkauft
Facility Management  –  Gebäudemana-
werden. In einem Factory-Outlet werden
gement. Integrative und ganzheitliche Pla-
häufig II.-Wahl-Artikel, überschüssige
nung, Kontrolle und Bewirtschaftung von
Produktionsmengen oder auslaufende
Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen
Waren direkt an den Endverbraucher ver-
(facilities). Das  Facility Management be-
kauft. I.d.R. befinden sich  Factory-Out-
schäftigt sich mit der Zweckmäßigkeit
lets am Herstellungsort. Die Preise in Fac-
und Wirtschaftlichkeit von Gebäuden
tory-Outlets liegen deutlich unter den
und Anlagen über die gesamte Lebens-
Preisen des Fachhandels. – Factory-Out-
dauer hinweg. Ziel ist es, Gebäude und
lets verschiedener Hersteller in einem
Anlagen auf die Bedürfnisse der Mieter
Gebäudekomplex, der von einer Betrei-
und Nutzer auszurichten und deren Wirt-
bergesellschaft gemanagt wird, wird als
schaftlichkeit sicherzustellen.
Factory-Outlet-Center bezeichnet. Diese
Factoring – Begriff aus der ĺ Finanzie- liegen i.d.R. an einem  verkehrsgünstigen
rung. Factoring ist der Verkauf noch nicht ĺ Standort, um ein großes Einzugsgebiet
fälliger ĺ  Forderungen aus Warenliefe- zu erzielen.
rungen und Dienstleistungen an eine Fac-
Factory-Outlet-Center ĺ  Factory-Out-
toringgesellschaft (Factor). Forderungen
let.
an Verbraucher werden i.d.R. nicht ange-
kauft. Der Forderungsverkäufer schließt Fahrgemeinschaft  –  Begriff aus dem
mit dem Factor einen Vertrag mit i.d.R. Einkommensteuerrecht. Eine Fahrge-
zweijähriger Laufzeit ab. Die Factoring- meinschaft ist ein Zusammenschluss
gesellschaft schreibt dem Forderungsver- von Arbeitnehmern, die zur Kostener-
käufer die offenen Forderungen sofort sparnis wechselweise gemeinsam ein
nach Rechnungsstellung mit entsprechen- Kraftfahrzeug (Kfz) für Fahrten zwi-
dem Liquiditätsvorteil gut. Außerdem schen Wohnung und Arbeitsstätte,
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_6, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Fahrlässigkeit 190

Familienheimfahrten und Dienstrei- Neubewertung der beteiligten Unterneh-


sen nutzen. Jeder Teilnehmer der Fahr- men vorausgeht.
gemeinschaft kann die ĺ  Entfernungs- Faktoreinkommen  –  Leistungseinkom-
pauschale (maximal 4.500 Euro jährlich) men, Primäreinkommen. Begriff aus den
steuerlich geltend machen, da diese von ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
der tatsächlichen Benutzung eines eige- nungen (VGR). Faktoreinkommen ist das
nen Kfz unabhängig ist. ĺ Einkommen, das aus der Bereitstellung
Fahrlässigkeit – Begriff aus dem ĺ Bür- von ĺ Produktionsfaktoren (Arbeit, Ka-
gerlichen Gesetzbuch (BGB).  Fahrlässig- pital und Boden) erzielt wird. Dies sind
keit ist das Außerachtlassen der im Ge- z. B. Löhne, Gehälter, Zinsen, Gewinne,
schäftsverkehr erforderlichen Sorgfalt. (1) Mieten und Pachten. Faktoreinkommen
Bewusste Fahrlässigkeit: Bewusst fahrläs- setzen sich zusammen aus: (1) Erwerbs-
sig handelt der, der den Schaden voraus- einkommen: Faktoreinkommen, das für
sieht, aber hofft, er werde nicht eintreten. Arbeitsleistung in Form von Löhnen und
(2) Unbewusste Fahrlässigkeit: Unbewusst Gehältern für das Führen eines Unter-
fahrlässig handelt der, der den schädli- nehmens und Verwerten von Gebäuden
chen Erfolg nicht voraussieht, ihn aber bei in Form von Gewinnen gezahlt wird. Die
Anwendung der üblichen Sorgfalt hätte Löhne und Gehälter werden auch als Ar-
voraussehen müssen. (3) Grobe Fahrläs- beitnehmereinkommen oder Einkommen
sigkeit: Nichtbeachtung dessen, was jedem aus unselbstständiger Tätigkeit bezeichnet.
einleuchten muss. – Ein Schuldner muss Für Gewinne werden auch die Begriffe
nur für konkrete  Fahrlässigkeit haften Einkommen aus Unternehmertätigkeit
(ĺ Haftung), d.h. Verletzung der Sorgfalt, oder auch Unternehmereinkommen ver-
die der Schuldner in eigenen Angelegen- wandt. (2) Vermögenseinkommen: Fakto-
heiten anzuwenden pflegt. In bestimmten reinkommen, das als Entgelt für die Nut-
Gesetzen ist die Haftung auf Vorsatz und zung von Kapital und Boden gezahlt wird.
grobe Fahrlässigkeit beschränkt. Dies sind z. B. Dividenden, Zinsen, Pacht
für Grundstücke. – Gegensatz: ĺ Transfe-
Fahrtkosten Wohnung – Arbeitsstätte reinkommen.
ĺ  Ein-Prozent-Regelung, ĺ  Entfer-
nungspauschale, ĺ Fahrgemeinschaft. Faktorverbrauch ĺ Produktionskosten,
ĺ Verbrauch.
Fahrzeugversicherung ĺ  Kraftfahrt-
Faktorverbrauchsfunktion ĺ Produkti-
versicherung.
onsfunktion.
Fair Value – 1. Allgemein: der einem Ver- Faktura ĺ Rechnung.
mögenswert oder einer Schuld an ei-
nem Stichtag tatsächlich beizulegende Fakturierung – Erstellung einer ĺ Rech-
Wert.  –  2.  Wertpapierhandel: Preis, zu nung.
dem ein Finanzinstrument zwischen zwei Fälligkeit  –  Zeitpunkt, von dem an eine
unabhängigen Parteien frei gehandelt geschuldete Leistung vom ĺ  Schuld-
werden würde. – 3.  Unternehmenszusam- ner gefordert werden kann. Nach dem
menschluss: Der Wertansatz in der Kapi- ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) kann
talkonsolidierung, der eine vollständige der ĺ  Gläubiger die Leistung sofort
191 Feasibility-Studie

verlangen, wenn dies vertraglich nicht erfolgt durch den ĺ  Kinderfreibetrag


anders vereinbart wurde. Oft ist die  Fäl- und den Freibetrag für den Betreuungs-,
ligkeit von einer ĺ  Kündigung abhän- Erziehungs- und Ausbildungsbedarf oder
gig (z. B. im Fall von ĺ Darlehen). Fällig- durch das ĺ  Kindergeld.  –  2.  Familien-
keit ist die Voraussetzung dafür, dass ein politik: Über den ĺ  Familienlastenaus-
Schuldner in Verzug gerät (ĺ Schuldner- gleich hinausgehende staatliche Kompen-
verzug) und für eine Leistungsklage. sation der Leistungen, die die Familien für
Familienheimfahrten ĺ  Ein-Pro- die Gesellschaft erbringen, die aber nicht
zent-Regelung. über den Markt abgegolten werden.

Familienhilfe – Leistung der gesetzlichen Familienmutterschaftshilfe ĺ  Famili-


ĺ Krankenversicherung im Rahmen der enhilfe.
ĺ  Familienversicherung (§  10 SGB V).
Familienversicherung  –  beitragsfreie
Die  Familienhilfe erhalten bei Krank-
Versicherung von Familienangehörigen
heit (Familienkrankenhilfe) und Entbin-
in der gesetzlichen ĺ  Krankenversiche-
dung (Familienmutterschaftshilfe) Fa-
rung (gem. § 10 SGB V) und gesetzlichen
milienangehörige, gegenüber denen der
ĺ  Pflegeversicherung  (gem. §  25 SGB
Versicherte unterhaltspflichtig ist. Die Fa-
XI). – Vgl. auch ĺ Familienhilfe.
milienhilfe wird für Ehegatten und Le-
benspartner, für Kinder bis zum 18. oder FASB – Abk. für ĺ Financial Accounting
während der Schul- und Berufsausbil- Standards Board.
dung bis zum 25.  Lebensjahr sowie für
sonstige Familienangehörige gewährt, die Faustregeln ĺ Regeln.
mit dem Ehegatten/Lebenspartner in ei- Fazilität – allg. alle von ĺ Kreditinstitu-
nem Haushalt leben und von diesem ganz ten ihren Kunden eingeräumten Möglich-
oder überwiegend unterhalten werden. keiten des Zahlungsverkehrs, der Geldan-
Familienkasse ĺ Kindergeldkasse. lage oder Kreditnahme, i.e.S. der bereit-
gestellte Finanzierungsrahmen, der vom
Familienkrankenhilfe ĺ Familienhilfe.
Kunden in Anspruch genommen werden
Familienlastenausgleich  –  Leistungen darf (Kreditfazilität).  –  Vgl. auch ĺ  Eu-
(direkte Transfers und Steuererleichterun- ropäische Finanzstabilisierungsfazilität
gen) des Staates an Familien mit Kindern, (EFSF) , ĺ Kreditlinie, ĺ ständige Fazi-
welche die Belastungen der Eltern durch litäten.
Geburt, Unterhalt, Betreuung und Erzie-
hung der Kinder ausgleichen sollen. – An- FDAX – Abk. für ĺ DAX-Future.
ders: ĺ Familienleistungsausgleich. Feasibility-Studie  –  Durchführbarkeits-
Familienleistungsausgleich  –  1.  Ein- studie, Machbarkeitsstudie. Vorstudie,
kommensteuerrecht: Mit dem  Familien- die im Rahmen der strategischen Pla-
leistungsausgleich soll die steuerliche nung eines Investitionsvorhabens, ins-
Freistellung des ĺ  Existenzminimums bes. Großprojektes, durchgeführt wird. Es
des Kindes erreicht werden. Hierzu ge- wird überprüft, ob ein Projekt überhaupt
hört der Bedarf für Betreuung und Erzie- durchführbar und ob es technisch und
hung oder Ausbildung. Die Freistellung ökonomisch sinnvoll ist.
Federal Reserve Bank 192

Federal Reserve Bank ĺ  Federal Re- feindliche Übernahme ĺ Takeover.


serve System (FRS).
Feinsteuerungsoperationen ĺ  Of-
Federal Reserve System (FRS)  –  Geld- fenmarktgeschäfte.
und Kreditorganisation der USA. In zwölf
Federal Reserve Districts sind jeweils Fe- Fernabsatzvertrag ĺ  Verbraucherver-
deral Reserve Banks (Bundesreserveban- trag über die Lieferung von ĺ  Waren
ken) als alleinige Notenbanken und Zen- oder über die Erbringung von ĺ Dienst-
tralinstitute errichtet worden, bei denen leistungen, bei dem ausschließlich Briefe,
die dem FRS angehörenden Banken ihre Kataloge, Telefonanrufe, ĺ  E-Mails und
Liquiditätsreserven halten. Die Federal andere Fernkommunikationsmittel ver-
Reserve Banks nehmen die üblichen Auf- wendet werden.  Fernabsatzverträge sind
gaben einer ĺ Zentralbank wahr, so z. B. z. B. Verträge im Versandhandel (ĺ Han-
die Ausgabe von ĺ  Banknoten. Außer- del) oder ĺ Electronic Commerce. Nach
dem besorgen sie die ĺ  Bankgeschäfte dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)
der Regierung, erledigen das zwischen- muss der Verbraucher vor Abschluss ei-
staatliche ĺ  Clearing und kaufen oder nes  Fernabsatzvertrages über alle für
verkaufen ĺ  Anleihen im Rahmen der ihn wichtigen Informationen in klarer
ĺ Offenmarktgeschäfte. –  Weitere Infor- und verständlicher Form verfügen kön-
mationen unter www.federalreserve.gov. nen. Außerdem hat der Verbraucher ein
ĺ  Widerrufsrecht bzgl. des Vertrages.
Fehlzeiten – in Arbeitsstunden oder -ta-
Der Widerruf kann ohne Angabe von
gen gemessene Abwesenheit eines ĺ Ar-
Gründen  in Textform oder durch Rück-
beitnehmers von seinem Arbeitsplatz.
gabe  (ĺ  Rückgaberecht) innerhalb von
Gesetzlich oder vertraglich vereinbarte
zwei Wochen nach Erhalt der Ware er-
Abwesenheiten wie Urlaub oder ĺ Mut-
klärt werden.
terschutz gelten nicht als Fehlzeiten. Un-
terschieden werden (1) motivations- Fernsehzuschauerpanel ĺ Panel.
bedingte  Fehlzeiten (Absentismus), (2)
krankheitsbedingte  Fehlzeiten und (3) Fertigerzeugnis – Fertigfabrikat. ĺ Pro-
sonstige  Fehlzeiten aufgrund von Zusat- dukt, das den ĺ  Produktionsprozess bis
zurlaub oder Fortbildungsmaßnahmen. zum Ende durchlaufen hat. Fertigerzeug-
Motivational bedingte Abwesenheit ist nisse stehen zum Verkauf oder zum Ver-
i.d.R. ein Indikator für fehlende Arbeits- brauch im eigenen Betrieb zur Verfü-
zufriedenheit und für die Qualität der gung. – Der Bestand an Fertigerzeugnis-
Personalführung. – Wegen der negativen sen wird durch ĺ  Inventur jeweils am
Auswirkungen auf die Personalkosten, Anfang und am Ende eines Geschäfts-
aber auch auf den Arbeitsablauf sollten jahres festgestellt. Fertigerzeugnisse wer-
die  Fehlzeiten möglichst gering gehalten den unter dem Bilanzposten ĺ Umlauf-
werden. Zur Verringerung der  Fehlzeiten vermögen ausgewiesen. Sie müssen nach
können Maßnahmen wie z. B. Fehlzeiten- dem ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) mit
briefe, persönliches Rückkehrgespräch, den ĺ Herstellungskosten oder nach dem
motivierende Arbeitsplatzumgebung ein- strengen ĺ  Niederstwertprinzip mit ei-
gesetzt werden. nem niedrigeren Marktpreis bewertet
193 Festwertbewertung

werden.  –  Gegensatz: ĺ  unfertiges Er- selbst tragen. Durch die Festbetragsrege-


zeugnis. lung sollen die Ausgaben der Kranken-
Fertigfabrikat ĺ Fertigerzeugnis. kassen gesenkt werden.  –  Für Hilfsmittel
wie z. B. Brillengläser gilt eine ähnliche
Fertigung ĺ Produktion.
Regelung.
Fertigungskosten ĺ  Produktionskos-
feste Kosten ĺ fixe Kosten.
ten.
fester Wechselkurs ĺ  Wechselkursbil-
Fertigungslöhne  –  Einzellöhne, Einzel-
dung.
lohnkosten. Löhne und Gehälter für di-
rekt am Werkstück verrichtete Arbeiten. Festgeld ĺ  Termineinlage, die an ei-
Die  Fertigungslöhne werden i.d.R. dem nem festgelegten Tag ausgezahlt wird. Die
Erzeugnis direkt als ĺ Einzelkosten zuge- Laufzeit beträgt mind. einen Monat. Der
rechnet. Sie sind Teil der ĺ Produktions- Zinssatz wird fest vereinbart. Er hängt
kosten. – Gegensatz: ĺ Hilfslöhne. von der Höhe des Anlagebetrags und der
vereinbarten Laufzeit ab.   –  Gegensatz:
Fertigungsplanung ĺ  Produktionspla-
ĺ Kündigungsgeld.
nung.
Feststellungsbescheid  –  gesonderter
Fertigungsprogramm ĺ  Produktions-
Bescheid des ĺ  Finanzamtes über die
programm.
Feststellung der Besteuerungsgrundla-
Fertigungsprogrammplanung ĺ  Pro- gen, die dann in die ĺ Steuererklärung zu
duktionsprogrammplanung. übernehmen sind.
Fertigungsprozessplanung ĺ Produk- Feststellungsklage ĺ Klage.
tionsprozessplanung.
festverzinsliches Wertpapier ĺ  An-
Fertigungssteuerung ĺ  Produktions- leihe.
steuerung.
Festwertbewertung – vereinfachtes Ver-
Fertigungsverfahren ĺ  Produktions- fahren zur Bewertung von Vermögensge-
verfahren. genständen. Es werden gleich bleibende
Festbeträge für Arznei- und Verband- Mengen und gleich bleibende Werte an-
mittel  –  Obergrenzen für den Apothe- gesetzt, wenn der Bestand in seiner
kenabgabepreis, bis zu denen die gesetz- Größe, seinem Wert und seiner Zusam-
lichen ĺ  Krankenkassen die Kosten für mensetzung nur geringen Veränderungen
bestimmte Arznei- und Verbandmittel unterliegt. Nach dem ĺ  Handelsgesetz-
erstatten. Der Gemeinsamer Bundesaus- buch (HGB) ist die Festwertbewertung für
schuss (G-BA) als höchstes Gremium der Vermögensgegenstände des Sachanlage-
gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärz- vermögens und für Roh-, Hilfs- und Be-
ten und Krankenkassen legt einmal im triebsstoffe, die regelmäßig ersetzt wer-
Jahr die Höhe der Festbeträge fest. Wer- den und in ihrem Gesamtwert für das
den Arznei- oder Verbandmittel mit ei- Unternehmen von nachrangiger Bedeu-
nem höheren Preis verschrieben, muss tung sind, zulässig.  Nach den Internatio-
der Patient die Differenz zwischen Fest- nal Financial Reporting Standards (IFRS)
betrag und tatsächlichem Preis (Aufzah- (ĺ  International Accounting Standards
lung)  plus die normale ĺ  Zuzahlung Board (IASB)) und den ĺ United States
Festzinssatz 194

Generally Accepted Accounting Princip- (ĺ  Verbrauchsfolgeverfahren). Deswe-


les ĺ (ĺ US-GAAP ĺ ) ist die Festwert- gen werden bei der Bewertung der End-
bewertung jedoch unzulässig. bestände die Preise der letzten Einkäufe
Festzinssatz  –  Zinssatz eines ĺ  Darle- zugrunde gelegt.  –  Steuerliche Anerken-
hens oder einer Vermögensanlage, der für nung nur möglich, wenn Fifo auch der
eine bestimmte Laufzeit festgeschrieben tatsächlichen Verbrauchsreihenfolge ent-
ist und nicht geändert werden darf. Nach spricht. – Vgl. auch ĺ Steuerbilanz.
Ablauf der Frist muss die Höhe des Zins- Filialbetrieb ĺ Filiale.
satzes neu vereinbart werden.  –  Gegen- Filiale  –  Filialbetrieb. Einzelne ĺ  Be-
satz: ĺ variabler Zinssatz. triebsstätte einer ĺ  Filialunterneh-
Festzinstender ĺ Tenderverfahren. mung (insbes. im ĺ  Handel). Die Filia-
Feuer-Sachversicherung ĺ Feuerversi- len stehen unter einer einheitlichen Lei-
cherung. tung. – Anders: ĺ Zweigniederlassung.

Feuerversicherung  –  Versicherung für Filialist ĺ Filialunternehmung.


Schäden durch Brand, Blitzschlag, Explo- Filialunternehmung  –  Filialist. Unter-
sion und durch Absturz eines Flugkör- nehmung mit mind. fünf räumlich ge-
pers und seiner Teile oder seiner Ladung trennten Niederlassungen (ĺ  Filia-
und durch Löschen, Niederreißen oder len), die unter einheitlicher Leitung ste-
Ausräumen infolge eines dieser Ereig- hen. Verkaufsfilialen des Einzelhandels
nisse. Die einzelnen Gefahren werden in unterhalten sowohl Hersteller bei direk-
den Versicherungsbedingungen z.T. ab- tem Verkauf (ĺ  Factory-Outlets) und
weichend vom allg. Sprachgebrauch de- ĺ  Großhandelsunternehmung als auch
finiert. Gegenstand der Feuerversiche- große ĺ  Einzelhandelsunternehmungen
rung sind entweder Sachen wie z. B. Ge- (z. B. ĺ Disounter, ĺ Warenhäuser). We-
bäude, Maschinen, Vorräte und Hausrat gen räumlich begrenzter Einzugsgebiete
(Feuer-Sachversicherung) oder Erträge aus der ĺ  Standorte von Verkaufsfilialen
der Nutzung von Sachen (Feuer-Betriebs- sind  Filialunternehmungen durch groß-
unterbrechungsversicherung). räumige Filialnetze bes. im Lebensmit-
Fifo  –  Fifo-Verfahren. 1.  Allge- teleinzelhandel verbreitet.
mein:   –  Kurzbezeichnung für First-in- Finance Leasing  –  Finanzierungsleasing.
first-out, Prioritätsprinzip in der Warte- Form des ĺ Leasings mit einer mittel- bis
schlangentheorie, nach dem zuerst an- langfristigen Vertragslaufzeit. Es wird eine
kommende Transaktionen zuerst bedient Grundmietzeit festgelegt, während der
werden. Angewandt u.a. in der ĺ  Rei- das Vertragsverhältnis von den Vertrags-
henfolgeplanung.  –  Vgl. auch ĺ  Hifo, parteien nicht gekündigt werden kann.
ĺ  Lifo, ĺ  Lofo.  –  2.  Handels-/Steuer- Die Grundmietzeit beträgt i.d.R. zwi-
recht: Verfahren zur Bewertung gleichar- schen 50 und 75 % der betriebsgewöhn-
tiger Gegenstände des Vorratsvermögens. lichen Nutzungsdauer des Leasinggegen-
Beim Fifo-Verfahren wird unterstellt, dass stands. Das  Finance Leasing wird auf-
die zuerst gekauften Waren auch zuerst grund der relativ langen Grundmietzeit
verbraucht oder weiter veräußert werden i.d.R. zur Finanzierung sehr spezieller, auf
195 Finanzausgleich

die Wünsche des Leasingnehmers abge- des ĺ  Forums für Finanzmarktstabilität


stellte Leasinggegenstände (z. B. Spezial- (FSF).
maschinen) genutzt. – Gegensatz: ĺ Ope-
Finanzamt  –  örtliche Landesfinanzbe-
rate Leasing.
hörde (ĺ  Finanzverwaltung). Die Zu-
Financial Accounting Standards Board ständigkeit eines  Finanzamts ergibt sich
(FASB) – US-amerikanische unabhängige aus dem Wohnsitz des ĺ  Steuerpflichti-
Organisation, die Standards für die Rech- gen oder aus dem Sitz der Geschäftslei-
nungslegung privater Gesellschaften erar- tung. Das Finanzamt führt das gesamte
beitet und herausgibt. Sie wurde 1972 ge- Besteuerungsverfahren von der Steuer-
gründet. Hauptorgan ist das Board, das veranlagung (ĺ  Veranlagung) bis zur
aus sieben hauptberuflichen Mitarbeitern Steuererhebung oder bis zur Vollstre-
besteht. Diese werden für sieben Jahre be- ckung der Steuerschuld durch.
stellt und dürfen während ihrer Board-Tä- Finanzanalyse – Analyse der wirtschaft-
tigkeit keiner weiteren beruflichen Tätig- lichen Lage eines Unternehmens. Die
keit nachgehen. Das FASB wird von der Analyse erfolgt v.a. im Hinblick auf die zu-
Financial Accountig Foundation finanziert künftige Erfolgsermittlung und die Zah-
und überwacht. Die Financial Accoun- lungsfähigkeit (ĺ Liquidität). Grundlage
ting Foundation ist eine Stiftung, die von der Finanzanalyse sind Daten der ĺ Bi-
den wichtigsten Berufsorganisationen aus lanz, der ĺ  Gewinn- und Verlustrech-
dem Bereich des Rechnungswesens getra- nung (GuV), des ĺ  Geschäftsberichts,
genen wird. – Das FASB veröffentlicht: (1) der Branche und der konjunkturellen Ent-
Statements of Financial Accounting Stan- wicklung. – Eine durch das Unternehmen
dards (SFAS): Verlautbarungen zu Rech- selbst durchgeführte Analyse (interne Fi-
nungslegungsproblemen; (2) Statements nanzanalyse) soll Planungs- und Kont-
of Financial Standards Concept (SFAC): rollinformationen für Entscheidungen
Verlautbarungen zu übergeordneten Zie- der Unternehmensleitung zur Verfügung
len und Definitionen der Rechnungsle- stellen. Eine von unternehmensexternen
gung; (3) Interpretations: Veröffentlichun- Personen durchgeführte Analyse (externe
gen zu Einzelfragen und Interpretatio- Finanzanalyse) bildet die Grundlage für
nen der Standards; (4) Technical Bulletins: Entscheidungen wie der Kauf einer Betei-
Richtlinien zu aktuellen Problemen der ligung, die Gewährung eines ĺ Lieferan-
Rechnungslegung.  –  Die SFAS und die tenkredits oder eines ĺ Darlehens.
SFAC durchlaufen den sog. Due Process.
Dies ist ein standardisiertes Verfahren zur Finanzanlagen – Teil des ĺ Anlagever-
Verabschiedung von Rechnungslegungs- mögens, der auf Dauer finanziellen Anla-
grundsätzen, bei dem interessierte Perso- gezwecken dient. Hierzu gehören Beteili-
nen und Gruppen ihre Vorstellungen ein- gungen, Ausleihungen an Beteiligungs-
bringen können. unternehmen sowie langfristig gehaltene
ĺ  Wertpapiere.  –  Anders: ĺ  Sachanla-
Financial Future ĺ Future. gen, ĺ immaterielle Wirtschaftsgüter.
Financial Stability Board (FSB)  –  Fi- Finanzausgleich  –  Regelungen zur
nanzstabilitätsrat, Nachfolgeorganisation Verteilung öffentlicher Aufgaben und
Finanzbedarf 196

Ausgaben sowie der Einnahmen in ei- Mischsystem. D.h., es gibt Steuern, die nur
nem Staat mit einem gegliederten Auf- einer Ebene zustehen (ĺ Bundessteuern,
bau (ĺ  Föderalismus). Im Rahmen ĺ  Landessteuern, ĺ  Gemeindesteuern)
des passiven  Finanzausgleichs werden und solche, die mehreren Ebenen zuste-
den einzelnen Ebenen die für sie ge- hen (ĺ Gemeinschaftsteuern). Es erfolgt
eigneten Aufgaben und die damit ver- ein ergänzender Finanzausgleich zwi-
bundenen Ausgaben zugeordnet.  –  Er- schen Bund und Ländern, zwischen den
folgt die Aufgabenverteilung auf ĺ  Ge- Ländern untereinander (ĺ Länderfinan-
bietskörperschaften gleicher Ebene, wird zausgleich), zwischen Land und Kom-
dies als horizontaler  Finanzausgleich be- munen sowie zwischen den Kommunen
zeichnet. Handelt es sich dagegen um untereinander (kommunaler Finanzaus-
Körperschaften auf verschiedenen Ebe- gleich).
nen (Bund, Länder, Gemeinden), spricht Finanzbedarf ĺ Finanzausgleich, ĺ Ka-
man von einem vertikalen Finanzaus- pitalbedarf.
gleich.  –  Für die Verteilung der Einnah-
men (aktiver Finanzausgleich) stehen un- Finanzblase ĺ Bubbles.
terschiedliche Systeme zur Verfügung: (1) Finanzbuchhaltung  –  Geschäftsbuch-
Trennsystem (Konkurrenzsystem): Jede haltung, kaufmännische Buchhaltung, Pa-
Körperschaft verfügt über eigene Einnah- gatorische Buchhaltung. Teil des ĺ Rech-
mequellen; d.h., sie erhebt eigene Steu- nungswesens, der die Zahlungsvorgänge
ern. (2) Mischsystem: Beim Zuschlagssys- eines Unternehmens erfasst. Die Finanz-
tem besitzt eine Körperschaft die Steuer- buchhaltung liefert das Zahlenmaterial
hoheit, eine andere hat jedoch das Recht, für die Erstellung des ĺ Jahresabschlus-
prozentuale Zuschläge auf die Steuer- ses (ĺ Bilanz und ĺ Gewinn- und Ver-
schuld oder Bemessungsgrundlage zu er- lustrechnung (GuV)). Jeder Kaufmann
heben. Beim Verbundsystem erhebt eine ist zur  Finanzbuchhaltung verpflich-
Körperschaft die Steuer, an der die an- tet. – Vgl. auch ĺ Betriebsbuchhaltung.
dere mit einem festgelegten Anteil betei-
ligt ist. (3) Zuweisungssystem: Die oberste Finanzderivate ĺ Derivate.
Ebene besitzt die alleinige Steuerhoheit. Finanzdienstleistungen  –  Sammelbe-
Die unteren Ebenen werden über Zah- griff für Leistungen, die von Kreditinsti-
lungen an den Einnahmen beteiligt. – Der tuten und Organisationen wie Bauspar-
ergänzende oder sekundäre  Finanzaus- kassen oder Kreditkartenorganisationen
gleich regelt, wie der nach der Verteilung angebotenen werden. Nach dem Kredit-
der Einnahmen verbleibende Ausgleichs- wesengesetz (KWG) zählen folgende Leis-
bedarf gedeckt wird. Der Ausgleichsbe- tungen zu den Finanzdienstleistungen: (1)
trag ist die Differenz zwischen Steuerein- Anlagevermittlung: Vermittlung von Ge-
nahmen und Finanzbedarf. Beim Aus- schäften über die Anschaffung und Ver-
gleichsbedarf werden Zahlungen an eine äußerung von ĺ Finanzinstrumenten; (2)
andere Körperschaft berücksichtigt.  –  In Anlageberatung: Abgabe von persönlichen
Deutschland ist die Verteilung der Steue- Empfehlungen an Kunden oder deren
reinnahmen im ĺ Grundgesetz (GG) ge- Vertreter, die sich auf Geschäfte mit be-
regelt. Danach gelten das Trenn- und das stimmten Finanzinstrumenten beziehen;
197 Finanzhilfe

(3) Platzierungsgeschäft: Platzieren von Geschäftsbetrieb erfordert, und das kein


Finanzinstrumenten ohne feste Übernah- ĺ  Kreditinstitut ist.  Finanzdienstleis-
meverpflichtung; (4) Abschlussvermitt- tungsinstitute sind v.a. Anlagevermitt-
lung: Anschaffung und Veräußerung von ler, Vermögensverwalter und Wertpapier-
Finanzinstrumenten im fremden Namen handelsbanken.  Finanzdienstleistungs-
für fremde Rechnung; (5) Finanzportfoli- institute unterliegen wie Kreditinstitute
overwaltung: Verwaltung einzelner in Fi- der Aufsicht durch die ĺ  Bundesanstalt
nanzinstrumenten angelegter Vermögen für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-
für andere mit Entscheidungsspielraum; Fin). – Weitere Informationen unter www.
(6) Eigenhandel: Anschaffung und Ver- bafin.de.
äußerung von Finanzinstrumenten für
Finanzflussrechnung ĺ  Kapitalfluss-
eigene Rechnung als Dienstleistung für
rechnung.
andere; (7) Eigengeschäft: Anschaffung
und Veräußerung von Finanzinstrumen- Finanzgericht  –  erste Instanz der Fi-
ten für eigene Rechnung; (8) Drittstaa- nanzgerichtsbarkeit in den Ländern. Es
teneinlagenvermittlung: Vermittlung von besteht aus dem Präsidenten, den Vor-
ĺ Einlagengeschäften mit Unternehmen sitzenden Richtern und weiteren Rich-
mit Sitz außerhalb des ĺ  Europäischen tern.  Finanzgerichte sind zuständig für
Wirtschaftsraums (EWR); (9) Factoring: öffentlich-rechtliche Streitigkeiten mit
der laufende Ankauf von Forderungen auf Finanzbehörden im Bereich der ĺ Abga-
der Grundlage von Rahmenverträgen mit ben und in anderen in der Finanzgerichts-
oder ohne Rückgriff; (10) Sortengeschäft: ordnung geregelten Fällen sowie für Be-
Handel mit Sorten; (11) Finanzierungs- rufsrechtsstreitigkeiten der ĺ  Steuerbe-
leasing: Abschluss von Finanzierungslea- rater. –  Finanzgerichte entscheiden i.d.R.
singverträgen als Leasinggeber und die nach mündlicher Verhandlung durch
Verwaltung von Objektgesellschaften; ĺ  Urteil.  Finanzgerichte können aber
(12) Anlageverwaltung: Anschaffung und auch ohne mündliche Verhandlung ei-
Veräußerung von Finanzinstrumenten nen Gerichtsbescheid erlassen. – Gegen
für eine Gemeinschaft von Anlegern, die Urteile des  Finanzgerichts ist die ĺ  Re-
natürliche Personen sind. – Weitere Infor- vision möglich, wenn das  Finanzgericht
mationen unter www.bafin.de. oder der ĺ  Bundesfinanzhof (BFH) auf
Beschwerde der Nichtzulassung eine Re-
Finanzdienstleistungsaufsicht ĺ  Bun-
vision zugelassen hat. Gegen andere Ent-
desanstalt für Finanzdienstleistungsauf-
scheidungen ist die ĺ Beschwerde beim
sicht (BaFin), ĺ Europäische Wertpapier-
BFH statthaft.
und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) .
Finanzgerichtsbarkeit ĺ Gerichte.
Finanzdienstleistungsinstitut  –  Begriff
aus dem Kreditwesengesetz (KWG). Ein Finanzhilfe  –  1.  ĺ  Zuweisung (Aus-
Finanzdienstleistungsinstitut ist ein Un- gleichszuweisung oder Lenkungszuwei-
ternehmen, das ĺ  Finanzdienstleistun- sung), die der Bund den Ländern und
gen i.S.d. KWG für andere erwerbsmäßig Gemeinden für bes. wichtige Investitio-
oder in einem Umfang erbringt, der einen nen gewähren kann.  Finanzhilfen wer-
in kaufmännischer Weise eingerichteten den gezahlt (1) zur Abwehr einer Störung
Finanzhoheit 198

des gesamtwirtschaftlichen Gleichge- Finanzierungsregeln  –  Sollvorschrif-


wichts, (2) zum Ausgleich unterschied- ten für die Zusammensetzung des Kapi-
licher Wirtschaftskraft im Bundesgebiet tals eines Unternehmens. Finanzierungs-
und (3) zur Förderung des Wirtschafts- regeln gehen davon aus, dass die ĺ  Li-
wachstums.  –  2.  Staatliche Ausgabe mit quidität eines Unternehmens durch ihre
dem Charakter einer ĺ  Subvention. – Einhaltung sichergestellt ist. Zu unter-
Vgl. auch ĺ Finanzausgleich. scheiden sind: (1) horizontale Finanzie-
rungsregeln: Regeln hinsichtlich der Kapi-
Finanzhoheit  –  Befugnis zur selbststän-
talstruktur. Dazu zählen v.a. die sog. Gol-
digen Regelung der eigenen öffentlichen
dene Finanzierungsregel, nach der sich die
Finanzen sowie zur Begrenzung der fi-
Fristen zwischen Kapitalbeschaffung und
nanzwirtschaftlichen Rechte der übrigen
-rückzahlung sowie Kapitalverwendung
Körperschaften. Sie umfasst die ĺ  Ge-
entsprechen sollen. Ein weiteres Bsp. ist
setzgebungskompetenz, ĺ  Verwal-
die sog. ĺ Goldene Bilanzregel. (2) Ver-
tungshoheit und ĺ  Steuerertragshoheit
tikale Finanzierungsregeln: Vorgaben, die
über öffentliche Einnahmen (ĺ öffentli-
ein bestimmtes Verhältnis von Eigen- und
che Ausgaben/Einnahmen), inbes. Steue-
Fremdkapital festlegen.
reinnahmen.
Finanzierung  –  Maßnahmen zur Be- Finanzierungsschätze – vom Bund aus-
schaffung von Eigen- und Fremdkapital: gegebene ĺ  Anleihen. Sie haben ei-
(1) ĺ Außenfinanzierung und (2) ĺ In- nen Mindestnennwert von 500 Euro
nenfinanzierung. (ĺ  Nennwert). Ihre Laufzeiten betragen
ein oder zwei Jahre (Typ 1 oder 2). Finan-
Finanzierungsgemeinschaft ĺ  Inter-
zierungsschätze werden abdiskontiert be-
essengemeinschaft.
geben (Diskontpapiere), d.h., der Anleger
Finanzierungsgesellschaft – Unterneh- zahlt den Anlagebetrag abzüglich Zinsab-
men, das für nah stehende Unternehmen schlag (ĺ  Diskont) und erhält am Ende
Finanzierungsmittel beschafft.  Finanzie- der Laufzeit den Nennbetrag zurück.  Fi-
rungsgesellschaften übernehmen keinen nanzierungsschätze werden nicht an der
Zahlungsverkehr. Sie kaufen ĺ  Aktien Börse gehandelt. Sie können während der
und ĺ  Anleihen i.d.R. zwecks dauern- Laufzeit nicht an den Bund zurückgege-
der Übernahme oder zum Weiterverkauf. ben werden.  Finanzierungsschätze wer-
Der Kauf wird mit Mitteln finanziert, die den in das ĺ  Bundesschuldbuch einge-
sie durch eigene ĺ Emissionen erwerben. tragen.
Finanzierungskosten  –  Kapitalkosten.
Finanzinstitute ĺ  monetäre Finanzins-
ĺ  Kosten, die bei der Beschaffung von
titute (MFI).
ĺ Eigenkapital und ĺ Fremdkapital ein-
malig und laufend anfallen. Dazu zählen
Finanzinstrumente  –  Sammelbegriff
hauptsächlich die Kosten der Kapitalbe-
nach dem Kreditwesengesetz (KWG) für
schaffung (z. B. Provisionen) und die Kos-
ĺ  Wertpapiere, ĺ  Geldmarktpapiere,
ten der Kapitalnutzung (z. B. Zinskosten).
ĺ Devisen oder Rechnungseinheiten so-
Finanzierungsleasing ĺ Leasing. wie ĺ Derivate.
199 Finanzplanung

Finanzinvestition  –  Erwerb von Forde- ĺ  Wettbewerbsbeschränkung). Ein Fi-


rungs- und Beteiligungsrechten (ĺ Kapi- nanzmonopol wird verwaltet durch eine
talbeteiligung). – Vgl. auch ĺ Investition. Monopolbehörde (Monopolamt), die zu-
gleich die Monopolsteuer auf die Waren
Finanzmanagement  –  Planung, Steu-
erhebt.  –  2.  Finanzmonopole in Deutsch-
erung und Kontrolle aller betrieblichen
land: Die ausschließliche Gesetzgebung
Zahlungsströme. Das Finanzmanagement
über die Finanzmonopole steht nach dem
umfasst alle Finanz- und Investitionsent-
ĺ  Grundgesetz (GG) dem Bund zu. In
scheidungen.  –  Ziele des  Finanzmanage-
der Bundesrepublik Deutschland existiert
ments sind v.a. die Sicherung und Erhal-
nur noch das am 31.12.2017 auslaufende
tung der ĺ Liquidität sowie die Maximie-
ĺ Branntweinmonopol, das von der Bun-
rung der ĺ  Rentabilität.  –  Im Rahmen
desmonopolverwaltung für Branntwein
des strategischen  Finanzmanagements er-
(BfB) verwaltet wird.  Das frühere Zünd-
folgt die langfristige Planung, Steuerung
warenmonopol wurde 1982 abgeschafft.
und Kontrolle der Erfolgs- und Risikopo-
sitionen des Unternehmens, v.a. die Ka- Finanzplan – 1. Finanzwissenschaft: Auf-
pitalverteilung und Kapitalstrukturie- stellung der Einnahmen und Ausgaben
rung. – Das operative Finanzmanagement von Bund, Länder und Gemeinden für
dagegen besteht im Wesentlichen aus der einen längeren Zeitraum. Im Gegensatz
Sicherung der Zahlungsfähigkeit. Ein zum ĺ Haushaltsplan, der als Gesetz ver-
wichtiges Instrument des Finanzmanage- abschiedet wird, ist der Finanzplan recht-
ments ist die ĺ  Finanzanalyse. Auf der lich nicht verbindlich.  –  2.  Betriebswirt-
Grundlage der Finanzanalyse können die schaft: zukunftsbezogene Rechnung, die
Finanz- und Investitionsentscheidungen für einen Planungszeitraum für jede Teil-
an die relevanten Einflussfaktoren ange- periode (Tag, Woche, Monat, Quartal,
passt werden. Jahr) Ein- und Auszahlungen unsaldiert
gegenüberstellt. Der  Finanzplan ist ein
Finanzmarkt  –  Kreditmarkt, monetärer
Instrument der operativen ĺ Finanzpla-
Markt. Markt, auf dem ĺ  Finanzinstru-
nung und dient vorrangig der Sicherung
mente gehandelt werden. Zu unterschei-
der ĺ Liquidität.
den sind folgende Arten von Finanzmärk-
ten: (1) ĺ Geldmarkt und (2) ĺ Kapital- Finanzplanung  –  1.  Betriebswirtschaft:
markt. Teilgebiet der ĺ Unternehmensplanung.
Prozess der zielgerichteten, d.h. an der
Finanzmarktkrise ĺ Bankenkrise.
ĺ  Liquidität, ĺ  Rentabilität und an Ri-
Finanzmonopol  –  1.  Begriff: Allei- sikozielen ausgerichteten Gestaltung zu-
nige Befugnis des Staates, zu Einnah- künftiger Finanzentscheidungen.  –  Die
mezwecken bestimmte Waren als ab- operative Finanzplanung umfasst die voll-
soluter Monopolist (ĺ  Monopol) her- ständige, zeitpunkt- und betragsgenaue
zustellen und/oder zu vertreiben. Aus Prognose von Ein- und Auszahlungen
fiskalischen und/oder aus wirtschaftspo- zur Gestaltung zukünftiger Finanzent-
litischen Gründen nimmt der Staat einen scheidungen, die Ermittlung des zukünf-
völligen Ausschluss des freien ĺ  Wett- tigen Finanzbedarfs sowie die Bestim-
bewerbs vor (Bsp. für eine staatliche mung der Art, Höhe und Zeitpunkte von
Finanzpolitik 200

Finanzierungsmaßnahmen. Ergebnis der des ĺ  Forums für Finanzmarktstabilität


Finanzplanung ist der ĺ Finanzplan. – In (FSF).
der strategischen  Finanzplanung werden
Finanzterminkontrakt ĺ Future.
die Rahmendaten der rentabilitäts- und
risikoorientierten Finanzentscheidungen Finanztransaktionssteuer  –  geplante
festgelegt.  –  2.  Volkswirtschaft: ĺ  Haus- Kapitalverkehrssteuer, mit welcher der
haltsplan, ĺ  mittelfristige Finanzpla- Wert  börslicher und außerbörslicher Fi-
nung. nanztransaktionen (nach Art der Umsatz-
Finanzpolitik  –  Teilgebiet der Wirt- steuer) besteuert werden soll. Diskutiert
schaftspolitik, das sich mit Einnahmen, wird ein Steuersatz von 0,01 bis  0,1 %. –
Ausgaben und Vermögen der öffentli- Ziele der Einführung einer Transaktions-
chen Hand (ĺ  öffentliche Ausgaben/ steuer  sind (1)  der Stabilisierungseffekt
Einnahmen) beschäftigt.  –  Die Zielset- durch die Eindämmung kurzfristiger und
zungen der  Finanzpolitik können zu fol- hochvolumiger Spekulationsgeschäfte,
genden Bereichen zusammengefasst wer- die sich aufgrund der Transaktionskoste-
den: (1) fiskalpolitisches Ziel: Sicherung nerhöhung kaum noch lohnen, und (2)
der staatlichen Einnahmen; (2) allokati- die Steuermehreinnahmen, mit denen sich
onspolitisches Ziel: Veränderung der Res- die bisherige Belastung der Steuerzahler
sourcenverteilung, z. B. zwischen Staat durch die Kosten der staatlichen Stabilise-
und Privaten oder innerhalb des Staa- rung der Finanzmärkte ausgleichen ließe.
tes; (3) verteilungspolitisches Ziel: Korrek- Finanzunternehmen  –  Unternehmen
tur der Einkommensverteilung unter so- nach dem Kreditwesengesetz (KWG), die
zialen Gesichtpunkten, z. B. durch Trans- keine ĺ Kreditinstitute, ĺ Finanzdienst-
ferleistungen; (4) stabilisierungspolitisches leistungsinstitute, Kapitalanlagegesell-
Ziel: Förderung des Wirtschaftswachs- schaften oder ĺ Investmentaktiengesell-
tums durch gezielte konjunkturelle Im- schaften sind. Ihre Haupttätigkeit besteht
pulse. – Als Instrumente der Finanzpolitik vielmehr darin, (1) Beteiligungen zu er-
stehen zur Verfügung: (1) Einnahmenpo- werben und zu halten, (2) Geldforderun-
litik: Erhöhung oder Senkung der Steu- gen entgeltlich zu erwerben, (3) Leasing-
ersätze, Einführung neuer Steuern und objektgesellschaft zu sein, (4) mit ĺ  Fi-
staatliche Kreditaufnahme; (2) Ausgaben- nanzinstrumenten für eigene Rechnung
politik: Einsparungen und Umschichtun- zu handeln, (5) andere bei der Anlage in
gen bei der Finanzierung von Konjunk- Finanzinstrumente zu beraten, (6) Un-
tur- und Beschäftigungsprogrammen, ternehmen über die Kapitalstruktur, in-
Subventionierung, Zahlung von Transfer- dustrielle Strategie, bei Zusammenschlüs-
leistungen. – Träger der Finanzpolitik sind sen und Übernahmen zu beraten und ih-
v.a. Bund, Länder und Gemeinden sowie nen Dienstleistungen anzubieten sowie
die ĺ Europäische Union (EU). (7) Darlehen zwischen Kreditinstituten zu
Finanzportfolioverwaltung ĺ  Finanz- vermitteln.
dienstleistungen. Finanzverwaltung  –  alle Behörden,
Finanzstabilitätsrat (FSB) – Financial Sta- die auf der Grundlage des Finanzver-
bility Board (FSB), Nachfolgeorganisation waltungsgesetzes (FVG) ĺ  Abgaben
201 Firma

einziehen und verwalten.  –  1.  Bundesfi- Haushaltsaufstellung, Einnahmen- und


nanzverwaltung: a) Oberste Behörde ist das Ausgabenpolitik). b) Probleme der Bud-
Bundesministerium der Finanzen (BMF). getbestimmung (normative Theorie der
b) Oberbehörden: (1) Bundesmonopolver- Finanzwissenschaft): Die  Finanzwissen-
waltung für Branntwein (BfB) (ĺ Brannt- schaft geht dabei von einem durch die
weinmonopol), (2) ĺ  Bundeszentralamt gesellschaftliche Struktur und die poli-
für Steuern (BZSt), (3) Bundesamt für tischen Entscheidungsinstanzen gesetz-
Zentrale Dienste und offene Vermögens- ten Zielsystem aus und untersucht, wie
fragen (BADV), (4) ĺ Bundesanstalt für das optimale ĺ Budget gestaltet sein soll.
Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Das Zentralproblem ist, wie eine optimale
(5) Bundesanstalt für Immobilienaufga- Aufteilung der Produktivkräfte und eine
ben (BAfI), (6) Bundesanstalt für verei- gerechte ĺ  Einkommensverteilung er-
nigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). reicht werden kann, d.h. welche spezifi-
c) Mittelbehörden:Bundesfinanzdirek- schen öffentlichen Bedürfnisse befriedigt
tionen, ĺ  Oberfinanzdirektionen und werden sollen und wer dafür zu zahlen
das Zollkriminalamt (ZKA) d) Ortsbe- hat. Die Theorie der öffentlichen Verschul-
hörden: Hauptzollämter, Zollfahndungs- dung (ĺ öffentliche Kreditaufnahme) ist
ämter.  –  2.  Landesfinanzverwaltung: a) darin ebenfalls enthalten. c) Wirkungen
Oberste Behörden: Landesfinanzministe- der Budgetpolitik: Die ĺ  Inzidenz der
rien bzw. Finanzsenatoren. b) Mittelbe- budgetpolitischen Maßnahmen auf mik-
hörden: Oberfinanzdirektionen (Landes- roökonomischer Basis (Reaktion der Un-
abteilungen). c) Ortsbehörden: ĺ Finanz- ternehmen und Haushalte auf Verände-
ämter. rungen von ĺ  öffentlichen Ausgaben/
Einnahmen) und deren Einkommens-
Finanzwechsel ĺ  Wechsel, der nur der
verteilungswirkungen (mikro- und mak-
Geldbeschaffung dient. Dem  Finanz-
roökonomische Steuerüberwälzung) steht
wechsel liegt kein Waren- oder Dienstleis-
hier im Mittelpunkt der Untersuchungen.
tungsgeschäft zugrunde.  Finanzwechsel
Darunter fallen auch konjunktur- und
kommen z. B. im Rahmen von ĺ Akzept-
wachstumspolitisch motivierte Analysen
krediten vor.  –  Gegensatz: ĺ  Handels-
der Staatstätigkeit. – Vgl. auch ĺ Finanz-
wechsel.
politik.
Finanzwissenschaft – 1.  Begriff: Bereich
Finanzzuweisung ĺ Zuweisung.
der Volkswirtschaftslehre. Im Rahmen
der Finanzwissenschaft wird das wirt- Firma – rechtlicher Name, unter dem ein
schaftliche Handeln des Staates analy- ĺ  Kaufmann seine Geschäfte betreibt
siert. – 2.  Hauptbereiche: a) Ökonomische und mit dem er unterschreibt, klagt und
Theorie der öffentlichen Haushalte (posi- verklagt werden kann. Die  Firma muss
tive Theorie der Finanzwissenschaft): Die seitens des Kaufmanns zur Eintragung
Finanzwissenschaft liefert systematische im ĺ  Handelsregister angemeldet wer-
Aussagen über die Funktionsweise des den. Es steht den Kaufleuten und Han-
öffentlichen Sektors, Zielsetzungen der delsgesellschaften frei, Personen-, Sach-
Budgetpolitik, institutionelle und funkti- oder Fantasiefirmen zu wählen. Fremd-
onelle Regelungen (ĺ  Finanzausgleich, sprachliche  Firmen sind nur begrenzt
Firmengründung 202

zulässig.  –  Handelsgesellschaften müs- Nachweis der tatsächlichen Kosten mit


sen die Rechtsform durch einen entspre- Hilfe eines Fahrtenbuchs erfolgen.
chenden Firmenzusatz oder eine ver-
ständliche Abkürzung erkennen lassen Firmenwert –  Geschäftswert. Betrag, den
(z. B. AG, KG und GmbH).  –  Die  Firma ein Käufer bei Übernahme einer ĺ  Un-
eines Einzelkaufmanns muss die Bezeich- ternehmung als Ganzes unter der Berück-
nung „eingetragener Kaufmann“, „ein- sichtigung künftiger Ertragserwartun-
getragene Kauffrau“, „e.K.“, „e.Kfm. oder gen (ĺ  Ertragswert, ĺ  Unternehmens-
„e.Kfr.“ führen. – Nach dem ĺ Handels- bewertung) über den Wert der einzelnen
gesetzbuch (HGB) gelten folgende Grund- Vermögensgegenstände hinaus nach Ab-
sätze der Firmenbildung: (1) Firmenaus- zug der ĺ  Schulden (ĺ  Substanzwert)
schließlichkeit: Die  Firma muss sich klar zu zahlen bereit ist (Unternehmensmehr-
von anderen abgrenzen, um Verwechs- wert). Ist der Ertragswert höher als der
lungen auszuschließen. (2) Firmenbestän- Substanzwert, wird dies als Goodwill,
digkeit: Nach einem Inhaberwechsel kann ist er niedriger, als ĺ  Badwill bezeich-
die Firma durch den neuen Inhaber fort- net.  –  Firmenwertbildende Faktoren sind
geführt werden. Dazu muss der bishe- z. B. gutes Management, effiziente Her-
rige Inhaber oder der ausscheidende Ge- stellungsverfahren, Facharbeiterstamm,
sellschafter, dessen Name Bestandteil der verkehrsgünstige Lage, Stammkund-
Firma ist, der Fortführung zustimmen. schaft, etc. Im Handels- und Steuerrecht
Ein Verkauf nur der  Firma ist nicht zu- werden unterschieden: (1) Originärer Fir-
lässig. (3) Firmeneinheit: Ein Unterneh- menwert: Dies ist der selbst geschaffene
men darf nur als eine Firma geführt wer- Firmenwert. Er wird als Differenz von
den. (4) Firmenwahrheit: Die  Firma darf Ertrags- und Substanzwert berechnet.
keine irreführenden Angaben enthalten. Der Ansatz des originären  Firmenwer-
Sie muss bestimmte rechtlich vorgeschrie- tes ist weder handels- noch steuerrecht-
bene Firmenzusätze enthalten und Haf- lich zulässig. (2) Derivativer Firmenwert:
tungsbeschränkungen deutlich machen. Dies ist der durch Kauf erworbene Fir-
menwert. Er wird als Differenz zwischen
Firmengründung ĺ Gründung. Kaufpreis und Substanzwert berechnet.
Nach den handelsrechtlichen Vorschrif-
Firmenlogo ĺ Logo.
ten darf nur der derivative  Firmenwert
Firmentarifvertrag ĺ Tarifvertrag. in der Bilanz angesetzt werden. Er muss
in den folgenden Geschäftsjahren jeweils
Firmenwagen –  Dienstwagen. Kraftfahr- zu mind. einem Viertel oder aber plan-
zeug (Kfz), das ein ĺ Arbeitgeber einem mäßig auf die voraussichtliche Nutzungs-
ĺ  Arbeitnehmer im Rahmen des Ar- dauer abgeschrieben werden. Nach dem
beitsverhältnisses zur Nutzung überlässt. Steuerrecht ist der derivative Firmenwert
Wird vereinbart, dass das Kfz auch privat zu den ĺ  Anschaffungskosten (abzüg-
genutzt werden kann, ist dieser ĺ  geld- lich Absetzung für Abnutzung (AfA)) an-
werte Vorteil steuerpflichtig. Die Ver- zusetzen und über 15 Jahre abzuschrei-
steuerung kann nach der sog. ĺ Ein-Pro- ben. Der derivative  Firmenwert kann
zent-Regelung oder entsprechend dem auch nach den  International Financial
203 Fixkosten

Reporting Standards (IFRS) (ĺ Internati- Schritt  wurde mit dem am 1.1.2013 in


onal Accounting Standards Board (IASB) Kraft getretenen  Vertrag über Stabi-
und ĺ United States Generally Accepted lisierung, Koordinierung und Steue-
Accounting Principles (US-GAAP) abge- rung in der Wirtschafts- und Währungs-
schrieben werden. union (SKS-Vertrag) getan, der auch  ei-
Firmenzeichen ĺ Logo. nen Fiskalpakt (Fiscal  Compact) umfasst
mit dem  Ziel, die Zusammenarbeit von
Firmenzusatz ĺ Firma.
EU-Staaten im Bereich der Fiskalpolitik
First-in-first-out ĺ Fifo. zu stärken.
Fischerei ĺ Urproduktion. Fiskus  –  ursprünglicher Begriff für das
Fiskalpakt ĺ Fiskalunion. Staatsvermögen. Dazu gehören auch die
Fiskalpolitik  –  Maßnahmen des Staa- ĺ  Sondervermögen (Parafisci), wie z. B.
tes zur Beeinflussung der ĺ  Konjunk- das Bundeseisenbahnvermögen.
tur durch öffentliche Einnahmen und fixe Kosten – Fixkosten, feste Kosten, kon-
Ausgaben (ĺ  öffentliche Ausgaben/ stante Kosten. ĺ Kosten, die von der be-
Einnahmen, ĺ  Finanzpolitik, ĺ  Kon- trachteten Kosteneinflussgröße (z. B. Aus-
junkturpolitik, ĺ  Stabilisierungspoli- bringungsmenge) unabhängig sind. Sie
tik). Ausgehend von der keynesianischen fallen somit in unveränderter Höhe an.
Wirtschaftstheorie soll die öffentliche Bleiben die Kosten bei Variation der  be-
Einnahmen-, Ausgaben- und Vermögen- trachteten Größe  unverändert, werden
spolitik ĺ antizyklisch zum Konjunktur- die Kosten als absolut fixe Kosten bezeich-
verlauf (ĺ  Konjunkturzyklus)  eingesetzt net. Steigen die Kosten während des Zeit-
werden. Sie ist häufig mit einer Verschul- raums dagegen „in Sprüngen“, werden
dungspolitik verbunden, um die notwen- sie intervallfixe oder sprungfixe Kosten ge-
digen Einnahmen z. B. für Ausgaben- und nannt. Die (z.B stufenförmig ansteigen-
Konjunkturprogramme bereitstellen zu den) Kosten bleiben in diesem Fall zwi-
können (ĺ Deficit Spending). schen den Sprungstellen  konstant.  –  Ge-
Fiskalunion  –  gemeinsame ĺ  Fiskalpo- gensatz: ĺ variable Kosten.
litik  innerhalb eines föderalen Bundes- fixer Wechselkurs ĺ  Wechselkurs-
staates oder eines Staatenbundes, wie der bildung.
ĺ  Europäischen Union (EU). Dazu ge-
hören gemeinsame Insitutionen zur fis- Fixgeschäft – Geschäft, das zu einem be-
kalpolitischen Beeinflussung und Koor- stimmten Zeitpunkt oder innerhalb einer
dinierung des zentralen und der dezent- bestimmten Frist erfüllt werden muss. Ist
ralen Staatshaushalte. – In der EU wurde die Einhaltung des Zeitpunkts so wesent-
am 9.12.2011 auf dem EU-Gipfel in Brüs- lich, dass die verspätete Leistung die Nich-
sel von den Euroländern und acht weite- terfüllung des Vertrags bedeutet, entsteht
ren EU-Ländern (ausgenommen Groß- ein Anspruch auf ĺ Schadensersatz. Dies
britannien und Tschechien)  beschlos- ist z. B. im Fall des Reisevertrags der Fall.
sen, die ĺ Europäische Wirtschafts- und Ansonsten kann der Gläubiger vom Ver-
Währungsunion (EWWU) zur Europäi- trag zurücktreten (ĺ Rücktritt).
schen Fiskalunion auszubauen.  Als erster Fixkosten ĺ fixe Kosten.
Fixkostendeckungsrechnung 204

Fixkostendeckungsrechnung ĺ  De- eingeschränkt. Entweder ist mit der paral-


ckungsbeitragsrechnung. lelen Heraufsetzung der Altersgrenze für
den vorzeitigen Bezug oder mit zuneh-
Fixum – fest vereinbarter Teil des ĺ Ar-
menden Rentenabschlägen zu rechnen.
beitsentgelts. Ein Fixum ist v.a. bei fest an-
gestellten Außendienstmitarbeitern und flexibler Wechselkurs ĺ  Wechsel-
Handelsvertretern zur Grundsicherung kursbildung.
üblich. Darüber hinaus wird eine Umsatz- Fließproduktion ĺ  Produktionsverfah-
provision (ĺ Provision) als Leistungsan- ren, bei dem der Produktionsablauf durch
reiz gezahlt. die Anordnung der Arbeitssysteme be-
flache Hierarchie  –  Organisationsform stimmt ist. Die einzelnen Arbeitsgänge
mit einer nur geringen Anzahl von Wei- werden zeitlich genau aufeinander abge-
sungs- und Kontrollebenen. Vorteile stimmt durchgeführt. Für die Arbeitssta-
der  flachen Hierarchie sind mehr Flexi- tionen einer sog. Prüfstrecke ist die gleiche
bilität und eine bessere Nutzung der vor- Zeitdauer zur Durchführung eines Ar-
handenen Leistungsfähigkeit der Mitar- beitsganges (Taktzeit) vorgegeben. Die-
beiter. – Vgl. ĺ Hierarchie. ser Taktzeit müssen alle Arbeitsgänge an-
gepasst werden. Ist dies nicht möglich, so
Flächentarifvertrag ĺ Tarifvertrag.
kann die ĺ  Straßenproduktion als Ver-
Flexibilität  –  Änderungs- und Anpas- fahren angewandt werden.
sungsvermögen einer Person oder eines Floater ĺ Floating Rate Note.
Unternehmens.  Flexibilität ist die Fähig-
keit, auf veränderte Bedingungen oder Floating  –  Begriff für das freie Einpen-
Störungen zu reagieren, um so die vor- deln des nominellen ĺ  Wechselkur-
gegebenen Ziele zu erreichen oder neue ses nach Angebot und Nachfrage am
Ziele zu setzen.  –  Vgl. auch ĺ  Change ĺ  Devisenmarkt. Bei Beeinflussung der
Management. ĺ  Wechselkursbildung durch Devisen-
marktinterventionen (Ankauf oder Ver-
flexible Altersgrenze  –  Begriff aus der kauf von Devisen)  der Zentralbank wird
gesetzlichen ĺ  Rentenversicherung. Die auch vom „schmutzigen“ Floating gespro-
flexible Altersgrenze ist die Möglichkeit, chen. – Vgl. auch  ĺ Wechselkurspolitik.
bereits vor dem gesetzlichen Rentenein-
trittsalter eine ĺ  Altersrente zu bezie- Floating Rate Note – Floater. ĺ Anleihe,
hen. Die Voraussetzungen dafür sind im die variabel verzinst wird und eine Lauf-
Sechsten ĺ  Sozialgesetzbuch (SGB VI) zeit von bis sechs Monaten hat. Der Zins-
festgelegt und ab 2014 auf Altersrenten satz wird in regelmäßigen Abständen
für langjährige Versicherte und Schwer- (i.d.R. halbjährlich) an einen ĺ Referenz-
behinderte begrenzt. Die vorzeitige Inan- zinssatz (z. B. ĺ  EURIBOR) angepasst.
spruchnahme der Altersrente ist mit Ab- Dabei kann der Zinssatz der Anleihe je
schlägen bei der Rentenhöhe verbunden. nach Kreditwürdigkeit des Emittenten
– Aufgrund der  stufenweise Anhebung den Referenzzinssatz um eine festgelegte
des gesetzlichen Renteneintrittsalters Spanne über- oder unterschreiten.
auf 67 bis zum Jahre 2029 sind die Mög- Floor  –  Begriff aus dem Börsenwesen
lichkeiten zum vorzeitigen Rentenbezug für eine Zinsuntergrenze. Ein Floor kann
205 Föderalismusreform

zur Absicherung gegen fallende ĺ  Zin- Föderalismusreform  –  1.  Begriff: Be-


sen eingesetzt werden. Der Floor-Verkäu- zeichnung für grundlegende mit einer
fer garantiert dem Floor-Käufer die Zah- entsprechenden Änderung des ĺ Grund-
lung der Differenz zwischen dem verein- gesetzes verbundenen Reform der Ho-
barten Floor und dem darunter liegenden heitsrechte der Träger des föderalen
tatsächlichen Marktzinssatz. –  Gegensatz: Staatsaufbau in Deutschland, die in zwei
ĺ Cap. Schritten mit der Föderalismusreform I
(2006) und Föderalismusreform II (2008)
Fluktuation  –  1.  Fluktuation i.e.S.: der
durchgeführt wurde. – 2. Reform I: a) Vor-
Abgang oder die Abgangsrate von Mitar-
bereitung: Die erste  Föderalismusreform
beitern. – 2. Fluktuation i.w.S.: der Wech-
wurde durch eine Gemeinsame Kommis-
sel von Mitarbeitern von einem Unter-
sion von Bundestag und Bundesrat zur Mo-
nehmen zu einem anderen. – Für die Per-
dernisierung der bundesstaatlichen Ord-
sonalführung ist die motivationsbedingte
nung in den Jahren 2003 und 2004 vor-
Fluktuation, die im Gegensatz zur natürli-
bereitet und durch das umfassendste
chen Fluktuation (z. B. Ruhestand) beein-
Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes
flussbar ist, von Bedeutung. Die Fluktuati-
(GGÄndG) seit seinem Inkrafttreten am
onsstatistik liefert Daten für die ĺ Perso-
28.8.2006 beschlossen. b) Schwerpunkte:
nalbedarfsermittlung und Informationen
(1) Stärkung der Gesetzgebung von Bund
über das ĺ Betriebsklima.
und Ländern durch eine deutlichere Zu-
flüssige Mittel ĺ liquide Mittel. ordnung der Gesetzgebungskompeten-
zen und Abschaffung der Rahmengesetz-
Flyer ĺ  Werbemittel in einem kleinen
gebung; (2) Neubestimmung der Zustim-
Papierformat mit einer oder wenigen Sei-
mungsbedürftigkeit von Bundesgesetzen
ten, das auch als kleiner ĺ Prospekt be-
im Bundesrat; (3) Abbau von Mischfinan-
zeichnet werden kann. Flyer sind häufig
zierungen und Neufassung der Möglich-
Bestandteil des ĺ Direktmarketing.
keit von Finanzhilfen des Bundes. (4) Stär-
FMSA – Abk. für ĺ Bundesanstalt für Fi- kung der Europatauglichkeit des Grund-
nanzmarktstabilisierung (FMSA). gesetzes.  –  3.  Reform II: a) Vorbereitung:
Die Zweite  Föderalismusreform wurde
FOB  –  Abk. für Free on Board (frei an
durch die Gemeinsame Kommission von
Bord), ĺ Incoterms.
Bundestag und Bundesrat zur Modernisie-
Föderalismus – politisches Strukturprin- rung der Bund-Länder-Finanzbeziehun-
zip, nach dem sich ein Staat aus mehre- gen (Föderalismuskommission II)vorbe-
ren, ihre Entscheidungen abstimmen- reitet und durch das Gesetz zur Änderung
den, aber ihre Eigenständigkeit bewah- des Grundgesetzes (GGÄndG 2008) am
renden Gemeinschaften zusammensetzen 8.10.2008 beschlossen. b) Schwerpunkt:
soll („Einheit in der Vielfalt“). Födera- grundlegende Änderung der Regelungen
listische Gestaltungsmöglichkeiten sind des Grundgesetzes über die öffentliche
der ĺ  Bundesstaat oder der ĺ  Staaten- Kreditaufnahme, wonach die Haushalte
bund. – Föderale Ebenen in Deutschland von Bund und Ländern grundsätzlich
sind ĺ Bund, ĺ Länder und ĺ Gemein- ohne Einnahmen aus Krediten auszuglei-
den sowie die ĺ Parafisci. chen sind (ĺ Schuldenbremse).
Fonds 206

Fonds ĺ Investmentfonds. ĺ Bankgarantien oder ĺ Dokumenten-


akkreditive zugunsten des Schuldners in
Fonds Deutsche Einheit ĺ Aufbau Ost.
Frage.
fondsgebundene Lebensversicherung
formelle Organisation  –  formal festge-
ĺ Lebensversicherung.
legte ĺ Organisation. Aufgaben und Ver-
Forderung  –  Anspruch auf Entgelt für antwortungen sind zugewiesen. Die Ar-
eine erbrachte ĺ Leistung. In der ĺ Bi- beitsabläufe sind festgelegt.  –  Gegensatz:
lanz müssen Forderungen i.d.R. als ĺ informelle Organisation.
ĺ Umlaufvermögen untergliedert ausge-
Formkaufmann  –  Begriff aus dem
wiesen werden.  Forderungen sind zu ih-
ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) für ei-
rem ĺ Nennwert anzusetzen.
nen ĺ  Kaufmann kraft Rechtsform.
Forderungsabtretung  –  Abtretung, Der  Formkaufmann erlangt die Eigen-
Zession. Übertragung einer ĺ  Forde- schaft mit der Entstehung des Unterneh-
rung von einem Gläubiger (Zedenten) mens, auch wenn kein Handelsgewerbe
auf einen anderen Gläubiger (Zessionar). betrieben wird. Die Kaufmannseigen-
Grundsätzlich sind alle Forderungen ab- schaft ist jedoch von der Eintragung
tretbar, sofern sie genügend bestimm- ins ĺ  Handelsregister abhängig. Fol-
bar sind.  –  Nicht abtretbar sind Forde- gende ĺ Rechtsformen zählen als Form-
rungen, (1) wenn die  Forderungsabtre- kaufmann: ĺ  Aktiengesellschaft (AG),
tung durch Vereinbarung ausgeschlossen ĺ  Kommanditgesellschaft auf Aktien
ist (häufig z. B. bei Versicherungsver- (KGaA), ĺ Gesellschaft mit beschränkter
trägen), (2) wenn die Forderungsabtre- Haftung (GmbH), eingetragene Genos-
tung nicht ohne Veränderung des Inhalts senschaft (eGen), ĺ  Versicherungsver-
der Forderung erfolgen kann (z. B. bei ein auf Gegenseitigkeit (VVaG) und die
Ansprüchen auf Dienstleistungen), (3) ĺ  Europäische Wirtschaftliche Interes-
wenn die Forderungsabtretung unpfänd- senvereinigung (EWIV). Unabhängig von
bar ist (ĺ Unpfändbarkeit) und (4) wenn der Eintragung ins Handelsregister haben
die  Forderungsabtretung gesetzlich ver- ĺ  offene Handelsgesellschaften (OHG)
boten ist. – Vgl. auch ĺ Globalabtretung, und ĺ  Kommanditgesellschaften (KG)
ĺ Mantelzession. die Eigenschaft des Formkaufmanns.
Forfaitierung  –  Form der Exportfinan- Formvorschriften  –  Rechtsvorschrif-
zierung. Forfaitierung ist der Verkauf von ten, die die Gültigkeit eines Rechtsge-
mittel- und langfristigen Exportforderun- schäfts von einer bestimmten Form ab-
gen durch den Exporteur (Forfaitist) als hängig machen. Dabei werden u.a. fol-
Ganzes („mit Bausch und Bogen“) mit al- gende Formenunterschieden: (1) einfache
len Risiken an ein Kredit- oder Finanzie- Schriftform: Die Willenserklärung wird
rungsinstitut (Forfaiteur). Der Exporteur schriftlich eigenhändig unterschrieben
haftet nur für den Bestand der Forderung (ĺ  Schriftform). (2) Schriftform mit öf-
und für ĺ  Mängelanzeigen. Meistens fentlicher Beglaubigung: Die eigenhän-
handelt es sich bei den verkauften For- dige Unterschrift unter das entspre-
derungen um Solawechsel (ĺ  Wechsel). chende Schriftstück wird vom Notar oder
Als Sicherheiten kommen ĺ Avalkredite, einer zuständigen Behörde beglaubigt
207 Frachtbrief

(ĺ Beglaubigung). (3) Schriftform mit no- auf der Grundlage einer früheren Erhe-
tarieller Beurkundung: Die Willenserklä- bung. –  Bsp.: Ermittlung der Einwohner-
rung wird vom Notar in einer öffentlichen zahl einer Gemeinde durch  Fortschrei-
Urkunde beurkundet (ĺ notarielle Beur- bung auf der Basis der Werte einer frühe-
kundung). ren Volkszählung.
Forschung und Entwicklung (F&E) – ge- Forum für Finanzmarktstabilität
plante, systematische Suche nach neuen (FSF) –  Financial Stability Forum. Forum
Erkenntnissen unter Anwendung wis- für den Informationsaustausch zwischen
senschaftlicher Methoden. Als Forschung nationalen und internationalen Aufsichts-
wird der grundsätzliche Erwerb neuer organen, das 1999 auf Vorschlag des deut-
Kenntnisse, als Entwicklung die konkrete schen Bundesbankpräsidenten durch die
Anwendung und praktische Umsetzung Finanzminister und Zentralbankpräsi-
dieser neuen Kenntnisse bezeichnet. Der denten der G7-Länder (ĺ  G 7) gegrün-
zunehmende Wettbewerb auf nationaler det wurde. Zu den Aufgaben des FSF ge-
und internationaler Ebene sowie ein sich hört insbes. (1) die Förderung der in-
immer rascher vollziehender technischer ternationalen Finanzstabilität, (2) die
Fortschritt haben dazu geführt, dass neue Verbesserung der Funktionsweise der Fi-
Produkte oder Verfahren von Unterneh- nanzmärkte und (3) die Reduzierung der
men systematischer und schneller entwi- Gefahr finanzieller Schocks. – Auf dem
ckelt werden müssen, um wettbewerbsfä- G20-Gipfel (ĺ G20) von 2009 in London
hig zu bleiben. wurde das FSF unter dem Namen  Finan-
Fortbildung ĺ berufliche Fortbildung. cial Stability Board (FSB)  (Finanzstabili-
tätsrat) auf eine breitere  Mitgliederbasis
fortlaufende Notierung  –  fortlaufender (einschließlich Spanien, der ĺ  Europäi-
Handel, variable Notierung: laufende Fest- schen Kommission, des ĺ  Internationa-
stellung der ĺ  Börsenpreise der jeweils len Währungsfonds (IWF) und der Welt-
getätigten Geschäftsabschlüsse, die an bank (ĺ Internationale Bank für Wieder-
der Frankfurter Börse  im elektronischen aufbau und Entwicklung (IBRD)) gestellt.
Handelssystem ĺ  XETRA erfolgt.  Alle
von der  Deutschen Börse  in einen Aus- forward stock split ĺ Aktiensplit.
wahlindex aufgenommmenen ĺ Wertpa- Frachtbrief – Begleitpapier einer Frachts-
piere sind (als Aufnahmevoraussetzung) endung, das den Versand nachweisen soll.
fortlaufend notiert. – Gegensatz: Einheits- Bestimmte Ausfertigungen des  Fracht-
kurs (ĺ Börsenpreisfeststellung). briefes berechtigen den Absender außer-
fortlaufender Handel ĺ  Börsenpreis- dem, die ĺ Ware zu stoppen, zurückzu-
feststellung, ĺ fortlaufende Notierung. geben oder an einen anderen Empfänger
auszuhändigen. Der  Frachtbrief ist vom
fortlaufender Kurs ĺ  Börsenpreisfest- Versender auszufüllen. Der Frachtbrief ist
stellung, ĺ fortlaufende Notierung. Grundlage des Frachtvertrags (ĺ Fracht-
Fortschreibung – Begriff aus der Lager- geschäft) und ist vom ĺ  Frachtführer
und Anlagenbuchführung und Statistik dem Empfänger der Ware auszuhändigen.
für die laufende Dokumentation von Ver- Der Versender haftet für die Richtigkeit
änderungen durch Zugänge und Abgänge der Angaben im Frachtbrief.
frachtfrei 208

frachtfrei ĺ Versandklauseln.
Verfügung, gewährt ĺ  gewerbliche
Frachtführer ĺ Kaufmann, der gewerbs- Schutzrechte, übernimmt die Ausbil-
mäßig ĺ Frachtgeschäfte durchführt. dung des Franchisenehmers und unter-
Frachtgeschäft  –  gewerbliche Beförde- stützt ihn mit seinem Know-how aktiv
rung von Gütern zu Lande, auf Binnen- und i.d.R. laufend. Der Franchisenehmer
gewässern oder mit Luftfahrzeugen durch ist verpflichtet, das Leistungsprogramm
ĺ Frachtführer durch einen ĺ Werkver- des Franchisegebers zu nutzen. – 2. Versi-
trag (sog. Frachtvertrag). Durch den Ver- cherungswesen: Selbstbehalt (ĺ  ĺ Selbst-
trag verpflichtet sich der Frachtführer, beteiligung), d.h. eigene Gefahrtragung
eine Ware an einen bestimmten Ort zu des Versicherungsnehmers in einem fes-
liefern und dem Empfänger auszuhändi- ten Betrag oder mit einem prozentualen
gen. Der Empfänger ist zur Zahlung ei- Schadensanteil pro Schadensfall oder pro
nes vereinbarten Entgelts (Fracht) ver- Deckungsperiode.  –  3.  Wettbewerbsrecht:
pflichtet. Der Frachtvertrag kann münd- Im Rahmen von Franchise-Vereinbarun-
lich abgeschlossen werden.  –  Vgl. auch gen wird die wirtschaftliche Handlungs-
ĺ Frachtbrief. freiheit der beteiligten Parteien zumeist
Frachtvertrag ĺ Frachtgeschäft. stark beschränkt, z. B. im Hinblick auf Al-
leinbezugsverpflichtungen des Franchi-
fraktale Organisation  –  Organisations- senehmers. Soweit diese Regelungen eine
form, die aus unternehmerisch handeln- notwendige Nebenabrede darstellen, liegt
den Personen oder Personengruppen be- i.d.R. noch kein Verstoß gegen § 1 GWB
steht (sog. Fraktale). Diese Personen bil- bzw. Art. 81 I EGV vor. Soweit Bestim-
den gewissermaßen ein „Unternehmen mungen zum Kartellverbot (ĺ  Kartell)
im Unternehmen“. Sie erledigen die an anwendbar sind, ergeben sich Freistel-
sie übertragenen Aufgaben selbststän- lungsmöglichkeiten im Rahmen der
dig oder in ĺ  Arbeitsteilung mit ande- ĺ Vertikal-GVO.
ren Fraktalen. Auf diese Weise können die
Stärken eines Einzelnen oder eines Teams Franchise-System ĺ Franchise.
besser eingesetzt werden. Franchising ĺ Franchise.
Franchise  –  Franchising, Franchise-Sys- Free Cashflow ĺ Cashflow.
tem. 1.  Handelsbetriebslehre: Vertriebs-
system, bei dem rechtlich selbstständige Freefloat ĺ Streubesitz.
Unternehmen in Form einer vertikalen Freeze-out  –  US-amerikanische Be-
ĺ  Vertriebsbindung zusammenarbei- zeichnung für Maßnahmen einer Kont-
ten. Ihre jeweiligen Rechte und Pflichten rollmehrheit einer ĺ  Aktiengesellschaft
werden im Franchisevertrag vereinbart. (AG), durch die Minderheitsaktionäre
Vorteil für den Franchisegeber ist eine ra- unfreiwillig ihre Beteiligung an der Ge-
sche Marktausdehnung, für den Fran- sellschaft verlieren.  –  Nach deutschem
chisenehmer die fachkundige Unterstüt- Aktienrecht kann die ĺ Hauptversamm-
zung und Entlastung bei der Sortiments-, lung einer AG oder KGaA auf Verlangen
Preis- und Kommunikationspolitik. Der eines Aktionärs, dem Aktien von 95 %
Franchisegeber stellt das Beschaffungs-, des Grundkapitals gehören (Hauptakti-
Absatz- und Organisationskonzept zur onär), die Übertragung der Aktien der
209 freier Makler

Minderheitsaktionäre gegen angemessene Berechnung des Gewerbesteuermessbe-


Barabfindung beschließen.  –  Vgl. auch trages nach dem Gewerbeertrag bleiben
ĺ Squeeze-out. bei Einzelgewerbetreibenden und Perso-
Freiaktie ĺ Zusatzaktie. nengesellschaften 24.000 Euro des ĺ Ge-
werbeertrages unbesteuert. Bei Unterneh-
Freiberufler ĺ freie Berufe. men von juristischen Personen des öffent-
Freibetrag  –  1.  Begriff des Steuerrechts lichen Rechts beträgt der Freibetrag 5.000
für einen von der Besteuerung freiblei- Euro. – 5. Erbschaftsteuerrecht: a) Persönli-
benden Betrag.  –  2.  Einkommensteuer: che Freibeträge in Abhängigkeit vom Ver-
a) Grundfreibetrag: In den Tarif einge- wandtschaftsgrad und b) Versorgungsfrei-
bauter Freibetrag, der das ĺ  Existenz- beträge für überlebende Ehegatten bzw.
minimum des ĺ  Steuerpflichtigen frei- Lebenspartner und Kinder des Erblas-
lassen soll (ab 2010 8.004 Euro). b) Frei- sers. – Anders: ĺ Freigrenze.
beträge bei der Einkünfteermittlung: (1)
freibleibend  –  bedeutet, dass eine Ver-
Freibetrag für Veräußerungsgewinne, (2)
tragspartei nicht an das Angebot gebun-
Einkünfte aus nichtselbstständiger Ar-
den ist. Diese kann das Angebot zurück-
beit:  Versorgungsfreibetrag (ĺ  Versor-
ziehen oder ein neues Angebot unterbrei-
gungsbezüge), (3) Einkünfte aus Kapital-
ten. – Vgl. auch ĺ Freizeichnungsklausel.
vermögen: Hier ist der frühere ĺ  Spa-
rer-Freibetrag mit der Umstellung auf freie Arbeitsplatzwahl ĺ Berufsfreiheit.
die ĺ  Abgeltungsteuer ausgelaufen und
freie Berufe  –  Freiberufler. Selbststän-
durch einen ĺ  Sparer-Pauschbetrag er-
dige Berufstätigkeit, die i.d.R. eine wis-
setzt worden ist. c) Freibeträge bei der
senschaftliche oder künstlerische Vor-
Einkommensermittlung: (1) ĺ  Alter-
bildung voraussetzt. Im Einkommen-
sentlastungsbetrag, (2) ĺ  Entlastungs-
steuergesetz (EStG) gibt es eine genaue
betrag für Alleinerziehende, (3) bes. Frei-
Aufzählung der  freien Berufe. Freiberuf-
betrag bei der Ermittlung der Einkünfte
ler sind z. B. selbstständig tätige Architek-
aus Forst- und Landwirtschaft für klei-
ten, Ärzte, Rechtsanwälte, ĺ Steuerbera-
nere Betriebe, (4) ĺ  Kinderfreibetrag,
ter und ĺ  Wirtschaftsprüfer. Nach dem
(5) ĺ Ausbildungsfreibetrag und (6) Al-
Einkommensteuergesetz dürfen Freibe-
tenheim-Freibetrag. d) Freibeträge im
rufler ihre Einkünfte in Form einer ein-
Rahmen des Lohnsteuerabzugs: Freibe-
fachen Einnahmen-Überschussrechnung
träge für ĺ  Werbungskosten, ĺ  Son-
(ĺ  Überschussrechnung) ermitteln. Für
derausgaben und Pauschbeträge für Be-
sie besteht keine Gewerbesteuerpflicht, sie
hinderte und Hinterbliebene.  –  3.  Kör-
unterliegen aber i.d.R. der Umsatzsteuer.
perschaftsteuerrecht: a)  Freibetrag für
kleinere Körperschaften in Höhe von freier Makler  –  Freimakler. ĺ  Makler,
3.835 Euro, höchstens in Höhe des Ein- der an der ĺ Börse zugelassen ist. Im Un-
kommens. b)  Freibetrag für Erwerbs- terschied zum ĺ Skontroführer ist er je-
und Wirtschaftsgenossenschaften sowie doch nicht berechtigt, im ĺ  regulier-
land- und forstwirtschaftliche Vereine in ten Markt ĺ  Börsenpreise festzustellen,
den ersten 10 Jahren in Höhe von 13.498 sondern nur im Freiverkehr (ĺ  Open
Euro.  –  4.  Gewerbesteuerrecht: Bei der Market). Freie Makler vermitteln den
freier Mitarbeiter 210

Abschluss von Wertpapierhandelsge- Freihandelsabkommen ĺ  Transatlan-


schäften. Sie dürfen auch auf eigene Rech- tische Handels- und Investitionspartner-
nung kaufen oder verkaufen. schaft (TTIP).
freier Mitarbeiter  –  Person, die ohne Freihandelszone  –  Begriff aus der
ein festes Beschäftigungsverhältnis auf- ĺ Außenhandelspolitik für ein Konzept,
grund einzelner aufeinander folgender nach dem zwischen den Partnerländern
Aufträge für ein Unternehmen tätig ist. schrittweise alle ĺ Zölle und ĺ Kontin-
Je nach Grad der Abhängigkeit des freien gente abgebaut werden. Im Unterschied
Mitarbeiters vom Unternehmen wird er zur ĺ  Zollunion behält jedes Land wei-
als ĺ  Arbeitnehmer oder als ĺ  arbeit- terhin die volle Autonomie bei der Ge-
nehmerähnliche Person eingestuft. – Vgl. staltung seiner Handelspolitik gegenüber
auch ĺ Scheinselbstständigkeit. Drittstaaten. – Eine Freihandelszone ver-
stößt gegen den Grundsatz der ĺ Meist-
freier Verkehr ĺ Open Market. begünstigung des Allgemeinen Zoll- und
freier Wechselkurs ĺ Wechselkurs. Handelsabkommens (GATT) und der
Welthandelsorganisation (WTO).  –  Vgl.
freier Wettbewerb ĺ  Wettbewerbsfrei- auch ĺ Integration.
heit. frei Haus ĺ Versandklauseln.
freies Gut ĺ Gut, das in einem bestimm- Freistellungsauftrag  –  Begriff aus dem
ten Zeitraum und Gebiet unbegrenzt Einkommensteuerrecht. Der  Freistel-
oder in ausreichendem Umfang verfüg- lungsauftrag ist ein Auftrag, den ein Gläu-
bar ist, um die ĺ Bedürfnisse aller Indi- biger von Kapitalerträgen an die aus-
viduen zu befriedigen, z. B. Luft. In einer zahlende Stelle oder an den Schuldner
ĺ Marktwirtschaft hat ein freies Gut ei- der Kapitalerträge richtet, um im Rah-
nen Preis von Null. Die freie Verfügbar- men des ihm zustehenden Freistellungs-
keit von freien Gütern ist im Zuge steigen- volumens Kapitaleinnahmen von der
der ĺ Knappheit aufgrund von Bevölke- ĺ  Abgeltungsteuer freizustellen. Ohne
rungswachstum und Umweltbelastung erteilten  Freistellungsauftrag sind die
zunehmend kritisch zu sehen.  –  Gegen- Kreditinstitute verpflichtet, 25 % Einkom-
satz: ĺ knappes Gut. mensteuer (plus ĺ  Solidaritätszuschlag
und ggfs. ĺ Kirchensteuer) aus jeglichen
freie Verkehrswirtschaft ĺ  Marktwirt-
Zinserträgen an das ĺ Finanzamt abzu-
schaft.
führen. Ein  Freistellungsauftrag ist vom
Freigrenze – Grenzbetrag, der nur dann Steuerpflichtigen und seinem nicht dau-
steuerfrei bleibt, wenn er nicht über- ernd getrennt lebenden Ehegatten ge-
schritten wird. Dies bedeutet, dass der meinsam zu erteilen.
gesamte Betrag bei Überschreiten der Freistellungsbescheid ĺ  Steuerbe-
Grenze versteuert werden muss. Die Frei- scheid.
grenze beträgt bspw. bei der Besteuerung
von privaten Veräußerungsgeschäften Freistellungsbescheinigung ĺ  Bau-
(Spekulationsgeschäften) 600 Euro pro abzugsteuer.
Jahr. – Anders: ĺ Freibetrag. Freiverkehr ĺ Open Market.
211 Fremdfinanzierung

freiwilliges soziales Jahr ĺ soziales Jahr. frei zu besimmen und jederzeit zu än-
dern. Das Freizügigkeitsrecht darf nur un-
freiwillige Versicherung  –  freiwilliger
ter bestimmten Bedingungen durch Ge-
Beitritt zu einer gesetzlichen Sozialver-
setz oder aufgrund eines Gesetzen ein-
sicherung oder freiwillige Fortsetzung ei-
geschränkt werden. – 2.  Europäische
ner Pflichtversicherung.  –  1.  Gesetzli-
Union: a) allgemeine Freizügigkeit (Art.
che ĺ  Krankenversicherung: Die  frei-
45 AEUV) für Unionsbürger, sich im Ho-
willige Versicherung ist für Personen
heitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu be-
möglich, die als Pflichtmitglieder aus-
wegen und aufzuhalten (vorbehaltlich der
geschieden sind und innerhalb der letz-
in den Verträgen und Durchführungsbe-
ten fünf Jahre mind. 24 Monate oder un-
stimmungen vorgesehenen Beschränkun-
mittelbar vor dem Ausscheiden mind.
gen und Bedingungen). b) Arbeitnehmer-
zwölf Monate versichert waren. Außer-
freizügigkeit (Art  45 AEUV): Sie umfasst
dem können sich u.a. Personen, deren
(1) die Abschaffung  jeder auf der Stats-
ĺ  Familienversicherung erlischt, frei-
angehörigkeit beruhenden  unterschiedli-
willig versichern. – 2.  Gesetzliche ĺ Ren-
chen Behandlung der Arbeitnehmer der
tenversicherung: Selbstständig Erwerbs-
Mitgliedstaaten in Bezug auf Beschäf-
tätige können auf Antrag innerhalb von
tigung, Entlohnung und sonstigen Ar-
fünf Jahren nach Aufnahme der selbst-
beitsbedingungen und (2) das Recht, sich
ständigen Tätigkeit als Pflichtversicherte
um angebotene Stellen zu bewerben, sich
beitreten. Außerdem können sich alle
zu diesem Zweck im Hoheitsgebiet der
Bürger nach Vollendung des 16. Lebens-
EU-Mitgliedstaaten frei zu bewegen, eine
jahres, wenn sie nicht rentenversiche-
Beschäftigung auszuüben und nach Aus-
rungspflichtig sind (z. B. Hausfrauen),
übung der Beschäftigung  (unter den Be-
versichern. – 3. Gesetzliche ĺ Pflegeversi-
dingungen einer von der Europäischen
cherung: Auf Antrag können sich Perso-
Kommission festgelegten Verordnung)
nen freiwillig versichern, die aus der Ver-
im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaa-
sicherungspflicht ausgeschieden sind und
tes zu verbleiben. c) Niederlassungsfrei-
in den letzten Jahren vor dem Ausschei-
heit (Art. 49 AEUV): Freie Niederlassung
den mind. zwölf Monate pflichtversichert
von Staatsangehörigen eines Mitglied-
waren. Dies gilt auch für Personen, deren
staats im Hoheitsgebiet eines anderen
Familienversicherung erlischt.
Mitgliedstaats. Sie umfasst die Aufnahme
Freizeichnungsklausel  –  Klausel nach und Ausübung selbstständiger Erwerbs-
dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), tätigkeiten sowie die Gründung und Lei-
durch die die rechtliche Bindung eines tung von Unternehmen.
Angebots oder die Haftung einer Partei
Fremdemission ĺ Emission.
ausgeschlossen werden soll, was rechtlich
nur eingeschränkt möglich ist. Fremdfinanzierung  –  Beschaffung
von ĺ  Fremdkapital von Kreditinsti-
Freizeitausgleich ĺ Nachtarbeit.
tuten oder auf Finanzmärkten (ĺ  Fi-
Freizügigkeit  –  1.  Grundgesetz: Recht nanzierung). Die  Fremdfinanzierung
nach Art. 11 GG für alle Deutschen, im kann durch die Aufnahme von ĺ  Kre-
Bundesgebiet Aufenthalt und Wohnsitz diten oder ĺ  Anleihen erfolgen. Die
Fremdgeschäft 212

Kapitalgeber sind ĺ Gläubiger. Das Kapi- freundliche Übernahme ĺ Takeover.


tal wird dem Unternehmen für einen be- Friedenspflicht ĺ  Tarifvertrag, ĺ
grenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Streik.
Zins- und Tilgungszahlungen werden
Friendly Takeover ĺ Takeover.
zwischen Kapitalgeber und Unternehmen
fest vereinbart. Der Kapitalgeber hat i.d.R. friktionelle Arbeitslosigkeit ĺ Arbeits-
kein Mitspracherecht im Unternehmen. losigkeit.
D.h., er besitzt keinen direkten Einfluss Frist  –  Zeitraum, innerhalb dessen eine
auf unternehmenspolitische Entschei- Handlung vorgenommen werden muss.
dungen. Bei langfristiger Finanzierung Fristigkeit  –  1.  Unternehmensplanung:
lässt sich jedoch durch vertragliche Ver- kurz-, mittel oder langfristiger Zeitraum,
einbarungen die  Fremdfinanzierung für den ein Plan aufgestellt wurde. – 2. Fi-
mit Eigenschaften einer Eigenfinanzie- nanzplanung: Zeitraum der Überlassung
rung (mit Mitsprache- und Kontrollrech- oder Bindung finanzieller Mittel.
ten) ausstatten (Mischform). –  Gegensatz:
ĺ Eigenfinanzierung. fristlose Kündigung ĺ Kündigung.
Frühwarnsysteme  –  spezielle Art von
Fremdgeschäft  –  Geschäft im fremden
Informationssystemen, die verdeckt vor-
Namen und auf fremde Rechnung. Bspw.
handene Unternehmensrisiken in Form
sind Handelsmakler (ĺ  Makler) und
von Reizen, Impulsen und Informatio-
ĺ Handelsvertreter für Dritte tätig. – Ge-
nen frühzeitig vor deren Eintreten signa-
gensatz: ĺ Eigengeschäft.
lisieren.
Fremdkapital  –  Finanzmittel (ĺ  Kapi- FSB – Abk. für Financial Stability Board,
tal), die einem Unternehmen nur befristet Nachfolgeorganisation des ĺ Forums für
zur Verfügung stehen. – In der ĺ Bilanz Finanzmarktstabilität (FSF).
wird das Fremdkapital auf der Passivseite
ausgewiesen. Es wird nach dem ĺ Han- FSF  –  Abk. für ĺ  Forum für Finanz-
delsgesetzbuch (HGB) in ĺ Verbindlich- marktstabilität.
keiten, ĺ  Rückstellungen und passive Fuhrpark  –  Sammelbezeichnung für die
Rechnungsabgrenzungsposten (ĺ  Rech- Transportmittel eines Unternehmens. Da
nungsabgrenzung) gegliedert.  –  Gegen- zu zählen neben Pkws und Lkws auch Ga-
satz: ĺ Eigenkapital. belstapler, Kranwagen usw. – In der ĺ Bi-
lanz wird der  Fuhrpark auf der linken
Fremdkapitalquote  –  betriebswirt-
Seite (Aktivseite) unter ĺ Anlagevermö-
schaftliche Kennziffer zur Beurteilung
gen ausgewiesen.
der finanziellen Stabilität und Abhängig-
keit eines Unternehmens.  Fremdkapital- Führung  –  Ausrichtung des Handelns
quote ist der Anteil des ĺ Fremdkapitals von einzelnen Personen oder Grup-
am ĺ Gesamtkapital. – Vgl. auch ĺ Ka- pen auf die Verwirklichung vorgege-
pitalstruktur. bener Ziele. Führungsfunktionen sind
die Orientierung auf die Zielerrei-
Fremdvergleichsgrundsatz ĺ Verrech- chung, die Motivation der Mitarbeiter
nungspreis. und die Stärkung des Gruppenzusam-
Fremdwährung ĺ Währung. menhalts (Identifikation).  –  Vgl. auch
213 Funktionsbereich

ĺ Führungsstil, ĺ Management, ĺ Ma- Stellen (z. B. Unternehmen, Privatperso-


nagement-by-Techniken, ĺ Personalfüh- nen, Staat, Stiftungen).
rung. Fünftelmethode – Begriff aus dem Ein-
Führungsfunktionen ĺ Führung kommensteuerrecht für ein Verfahren,
Führungskraft  –  Person mit Personal- bei dem ĺ  außerordentliche Einkünfte
und Sachverantwortung. Führungskräfte ermäßigt besteuert werden, die über meh-
haben aufgrund ihrer relativ hohen hie- rere Jahre erwirtschaftet, aber nur in ei-
rarchischen Stellung Einfluss auf das ge- nem Jahr ausgezahlt und besteuert wer-
samte Unternehmen oder auf Teilberei- den (z. B. Abfindungen, Vergütungen für
che. – Vgl. auch ĺ leitender Angestellter. mehrjährige Tätigkeiten). Um den Steu-
erprogressionseffekt abzuschwächen, be-
Führungsmodelle ĺ  Management-by-
trägt die Einkommensteuer (nur)  das
Techniken.
Fünfache der auf einen Fünftel der zu ver-
Führungsspanne ĺ Leitungsspanne. steuernden  Einkünfte entfallenden Ein-
Führungsstil – Art und Weise des Verhal- kommenszeuer.
tens von Vorgesetzten gegenüber Unter- Fünf Weise ĺ  Sachverständigenrat zur
gebenen (ĺ  Führung). – Varianten: (1) Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Der autoritäre Führungsstil beruht auf ei- Entwicklung (SVR).
nem Befehls- und Gehorsamkeitsverhält- fungibel ĺ vertretbar.
nis zwischen dem Führenden und den
Geführten. (2) Beim partizipativen  Füh- funktionale Einkommensverteilung
rungsstil werden die Mitarbeiter und ihre ĺ Einkommensverteilung.
Ideen und Vorschläge vom Vorgesetzten funktionale Organisation ĺ  Funktio-
mit einbezogen. (3) Im Fall des demokra- nalorganisation.
tischen  Führungsstils beteiligen sich die Funktionalorganisation  –  funktionale
Mitarbeiter aktiv an Entscheidungen. Ge- Organisation. Organisationsform, die bei
meinsam werden die Schritte zur Errei- der zweiten Leitungsebene ansetzt und
chung der Ziele geplant, wobei der Vor- aufgrund verrichtungsorientierter Spe-
gesetzte ggf. alternative Vorgehensweisen zialisierung nach betrieblichen Funktio-
vorschlägt und mit seinen Mitarbeitern nen (wie ĺ Beschaffung, ĺ Produktion,
bespricht. ĺ Absatz und ĺ Verwaltung) gegliedert
fundamentale Aktienanalyse ĺ  Akti- wird. D.h., auf der zweiten Ebene entste-
enanalyse. hen Teilbereiche (ĺ Funktionsbereiche),
Fundraising  –  Spendenmarketing, pro- in denen jeweils die Verantwortungen für
fessionelles, auf Marketinggrundsätzen eine betriebliche Funktion im Hinblick
beruhendes Werben um finanzielle Un- auf das gesamte Unternehmen zusam-
terstützung. I.d.R. erfolgt keine Gegen- mengefasst sind.
leistung des Geförderten. Das  Fund- Funktionsbereich  –  Begriff aus der
raising hat v.a. für die Finanzierung Betriebswirtschaft für die in einem
von ĺ  Non-Profit-Organisationen Unternehmen zusammengefassten
(NPO)  eine große Bedeutung.  Fundrai- gleichartigen Aufgabenstellungen oder
sing richtet sich an private und öffentliche Verrichtungen.  Funktionsbereiche sind
Funktionsrabatt 214

z. B. ĺ Controlling, ĺ Marketing, ĺ Pro- Fusion  –  Verschmelzung. Zusammen-


duktion und ĺ  Vertrieb.  –  Vgl. auch schluss zweier oder mehrerer Unterneh-
ĺ Funktionalorganisation. men zu einer wirtschaftlichen und recht-
Funktionsrabatt ĺ Rabatt. lichen Einheit. Nach dem ĺ  Wettbe-
werbsrecht sind  Fusionen und andere
Fürsorgepflicht  –  Pflicht zur Wahrung ĺ Unternehmenszusammenschlüsse un-
schutzwürdiger Interessen einer anderen ter bestimmten Voraussetzungen anzuzei-
Person. Die  Fürsorgepflicht ist v.a. eine gen und unterliegen der Fusionskontrolle
Nebenpflicht des ĺ Arbeitgebers gegen- (ĺ Zusammenschlusskontrolle).
über dem ĺ  Arbeitnehmer. Die Fürsor-
gepflicht beinhaltet z. B. die Schutzpflicht Fusionskontrolle ĺ  Zusammenschluss-
vor Gefahren für Leib und Leben (ĺ Ar- kontrolle.
beitsschutz) und vor Beeinträchtigung
seiner Persönlichkeit (ĺ Datenschutz). Future  –  standardisierter, börsenmäßig
Fürsorgeprinzip – Prinzip der ĺ sozialen handelbarer Vertrag über ein ĺ Termin-
Sicherung und ĺ Sozialpolitik, nach dem geschäft. Es wird vereinbart, dass Waren
bei Eintritt eines Schadensfalls oder einer (Commodity Future) oder Finanztitel (Fi-
Notlage öffentliche Sach- oder Geldleis- nancial Future) zu einem späteren Zeit-
tungen nach einer Prüfung der Bedürftig- punkt und zu einem bereits bei Vertrag-
keit gewährt werden. Dies erfolgt ohne vor- sabschluss festgelegten Preis zu kaufen
herige Beitragsleistungen des Betroffenen. oder zu verkaufen sind.
G 10  –  Group of Ten, Zehner-Club, Zeh- G 33 ĺ G 20.
G
ner-Gruppe. 1962 gegründetes Gremium
G 7 –  Group of Seven, Siebener-Club, Sie-
der zehn (inzwischen elf) großen westli-
bener-Gruppe. Informeller Zusammen-
chen Industriestaaten. Zum Kreise der G
schluss der sieben wichtigsten Indust-
10 gehören Belgien, Deutschland, Frank-
riestaaten der Welt. Zum Kreis der G 7
reich, Großbritannien, Italien, Japan, Ka-
gehören Deutschland, Frankreich, Groß-
nada, Niederlande, Schweden, Schweiz
britannien, Italien, Japan, Kanada und die
(seit 1983) und die USA. Es werden von
USA. Die Zusammenarbeit dieser Län-
den Aufsichtsbehörden und Regulie-
der findet mit unterschiedlicher Beteili-
rungsinstanzen, die für die Finanzmärkte
gung nationaler und internationaler Stel-
verantwortlich sind, Fragen zum interna-
len auf mehreren Ebenen statt. – Seit 1975
tionalen Währungs- und Finanzsystem
finden jährliche Konferenzen statt (sog.
erörtert.
Weltwirtschaftsgipfel). An diesen nehmen
die Staats- und Regierungschefs der G 7,
G 20 –  Group of Twenty, Zwanziger-Club, der Präsident der ĺ Europäischen Kom-
Zwanziger-Gruppe. 1999 in Berlin zur Lö- mission und der Präsident Russlands als
sung weltwirtschaftlicher Stabilitätspro- gleichberechtigte Partner teil. Dieser Kreis
bleme und Förderung einer nachhaltigen wird als G 8 bezeichnet. Auf den Weltwirt-
Entwicklung gegründetes Gremium der schaftsgipfeln werden aktuelle Fragen, v.a.
Finanzminister und Zentralbank-Gou- die Weltwirtschaftslage, erörtert.  –  Zu-
verneure von 19 Ländern und der EU. sätzlich finden mehrmals jährlich Tagun-
Dem G 20-Gipfel gehören an: Argenti- gen der Finanzminister und Zentralbank-
nien, Australien, Brasilien, Deutschland, präsidenten unter Beteiligung des Direk-
Frankreich, Großbritannien, Indien, In- tors der Weltbank statt. Bei diesen Treffen
donesien, Italien, Japan, Kanada, Me- werden finanz- und währungspolitische
xiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Themen erörtert.
Südkorea, Türkei, USA, Volksrepublik
G 8 ĺ G 7.
China). – Die Reform der Weltwirtschaft
und das Internationale Finanzsystem Gap-Analyse  –  Lücken-Analyse. Instru-
standen 1999 auch auf der Tagesord- ment des ĺ strategischen Managements.
nung der erweiterten G 33-Gruppe. – Der In einem Koordinatensystem werden
G 20-Gipfel im Jahre 2009 in Großbri- mögliche Geschäftsentwicklungen gegen-
tannien diente v.a. der Bewältigung der übergestellt. Es werden i.d.R. die voraus-
jüngsten internationalen Finanzkrise. sichtliche Entwicklung des Kerngeschäfts
Es wurden insbes. schärfere Regeln für und die Entwicklung bei Ausschöpfung
die internationale Finanzmärkte und ein aller Potenziale des Unternehmens dar-
größerer Einfluss aufstrebender Schwel- gestellt. Auf diese Weise können Abwei-
len- und Entwicklungsländer bei globalen chungen (Gap, Lücke) erkannt werden. Im
Wirtschaftsfragen beschlossen. Rahmen der Analyse werden die Lücken
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_7, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Garantie 216

interpretiert und Vorschläge zu ihrer Arbeits- und Materialfehler auf seine Kos-
Schließung erarbeitet. ten zu beheben.
Garantie  –  1.  Allgemeiner Sprachge- Garantievertrag  –  Gewährvertrag.
brauch:  Garantie wird häufig synonym ĺ Vertrag, durch den jemand einem an-
für ĺ  Sachmängelhaftung verwendet, deren verspricht, für einen Erfolg einzu-
aber auch i.S. von ĺ Bürgschaft. – 2. Bür- stehen. D.h., er übernimmt das Risiko
gerliches Recht: Die  Garantie ergibt sich eines Geschäfts für den anderen. Eine
aus einem ĺ  Kaufvertrag oder aus ei- ĺ Garantie kann auch Teil eines ĺ Kauf-
nem ĺ Werkvertrag. Sie ist die über die vertrags oder ĺ Werkvertrags sein.
gesetzliche ĺ  Sachmängelhaftung hin- Gartenbau ĺ Urproduktion.
ausgehende Gewähr des Verkäufers oder
GASP  –  Abk. für Gemeinsame Außen-
des Unternehmers gegenüber dem Käu-
und Sicherheitspolitik. 1.  Begriff: Gemein-
fer oder dem Besteller. – Im Fall der sog.
same Politik der ĺ Europäischen Union
Herstellergarantie übernimmt der Herstel-
(EU), die zusammen mit der ĺ  Euro-
ler gegenüber dem Händler oder direkt
päischen Wirtschafts- und Währungs-
gegenüber dem Endverbraucher die Ge-
union (EWWU) und der Zusammen-
währleistung.  –  3.  Bankwesen: ĺ  Bank-
arbeit in den Bereichen Justiz und In-
garantie.
neres als bes. Tätigkeitsschwerpunkt
Garantiefonds – geschlossener ĺ Inves- der EU (sog. 2.  Säule) 1993 errich-
tmentfonds, bei dem die Auszahlung ei- tet wurde.  –  2.  Rechtliche Grundlagen:
nes bestimmten Kapitalbetrags bei Fällig- EU-Vertrag von Maastricht 1993 und Ver-
keit garantiert wird. trag von Lissabon (seit November 2009 in
Kraft). – 3. Ziele: (1) Festigung, Förderung
Garantiekapital – 1. Eigenkapital der pri- und Wahrung der gemeinsamen Werte,
vaten Realkreditinstitute, das in gesetzlich der grundlegenden Interessen, der Sicher-
festgelegtem Verhältnis zu dem Betrag der heit, der Unabhängigkeit und der Unver-
ausstehenden ĺ Pfandbriefe stehen muss; sehrtheit der  Union; (2) Friedenserhal-
Garantie gegen eine übermäßige Pfand- tung, Konfliktverhütung und Stärkung
briefemission.  –  2.  Eine der wirtschaft- der internationalen Sicherheit im Ein-
lichen Zweckbestimmungen von ĺ  Ei- klang mit der Charta der Vereinten Nati-
genkapital in einer Unternehmung:  Ga- onen, der Schlussakte von Helsinki und
rantiekapital hat Haftungsfunktion für der Charta von Paris; (3) nachhaltige Ent-
Verbindlichkeiten gegenüber Dritten. wicklung in Bezug auf Wirtschaft, Gesell-
Garantiesumme ĺ Kaution. schaft und Umwelt, und Beseitigung von
Armut; (4) Katastrophenhilfe und (5)
Garantieverpflichtung  –  Gewährleis- Förderung einer Weltordnung basierend
tungsverpflichtung. Pflichten, die sich im auf multinationaler Zusammenarbeit und
Garantiefall aus einer ĺ  Garantie erge- veranwortungsvoller Weltordnungspo-
ben. Bspw. ist ein Verkäufer verpflichtet, litik. – 4.  Akteure: a) Der ĺ Europäische
innerhalb der gesetzlich bestimmten oder Rat bestimmt die Grundsätze und die
durch Vertrag vereinbarten Garantiefrist allg. Leitlinien der GASP. b) Der Rat für
wegen mangelhafter Leistung entstandene auswärtige  Angelegenheiten (Außenrat)
217 Gebietskörperschaft

(RAB), der aus den Außenministern der des Pressesprechers des Hohen Vetreters
EU-Mitgliedsstaaten besteht, ist das zen- und (3) lokale EU-Erkärungen (nicht aus
trale Entscheidungsgremium im Rahmen Brüssel). f) Demarchen auf Weisung des
der GASP. c) Der Ausschuss der ständi- Hohen Vetreters durch EU-Delegatio-
gen Vertreter (AStV), eine GASP-Ratsar- nen. g) Politischer Dialog mit Drittstaaten;
beitsgruppe, die jeder Vorschlag an den h) EU-Sonderbeauftragte für bes. politi-
Rat vor der Befassung der Minister- bzw. sche Fragen. – Weitere Infomationen unter
Chef-Ebene erst passieren muss. d) Das www.auswaertiges-amt.de.
Politische und Sicherheitspolitische Komi-
GATT  –  Abk. für General Agreement on
tee (PSK) tagt ständig in Brüssel und ver-
Tariffs and Trade, ĺ  Allgemeines Zoll-
folgt die internationale Lage im außen-
und Handelsabkommen (GATT).
und sicherheitspolitischen Bereich und
unterstützt den RAB. Der Rat kann dem Gattungsmarke ĺ  Marke, ĺ  No Na-
PSK operative Entscheidungsbefugnisse mes.
übertragen. e) Der Hohe Vertreter für die
GbR – Abk. für ĺ Gesellschaft bürgerli-
GASP sitzt dem RAB vor und verleiht der
chen Rechts.
GASP mehr Sichtbarkeit nach außen. Er
unterstützt den EU-Ratspräsidenten bei Gebäudeabschreibung ĺ  Abschrei-
der Vertretung von GASP-Angelegen- bung eines betrieblich oder zu Wohnzwe-
heiten gegenüber Drittstaaten. Mit In- cken genutzten Gebäudes oder von Ge-
krafttreten des Vertrags von Lissabon am bäudeteilen auf die Jahre der Nutzung.
1.12.2009 wurde das Amt des Hohen Ver- Die  Gebäudeabschreibung richtet sich
treters mit dem des EU-Kommissars für nach den ĺ  Anschaffungskosten oder
Außenbeziehungen zusammengelegt mit ĺ  Herstellungskosten. Gebäude  kön-
dem Titel Hoher Vertreter der EU für Au- nen unter bestimmten Bedingungen li-
ßen- und Sicherheitspolitik und der politi- near oder degressiv abgeschrieben wer-
schen Funktion eines „EU-Außenminis- den (ĺ Abschreibungsmethoden).
ters“. f) Ratsarbeitsgruppen  (über 20) im
Gebäudemanagement ĺ  Facility Ma-
GASP-Bereich arbeiten dem PSK zu (z. B.
nagement.
mit der Erstellung von Handlungsemp-
fehlungen). g) Der Europäische Auswär- Gebäudeversicherung ĺ  Sachversi-
tige Dienst (EAD)  unterstützt den Hohen cherung der Gebäude mit unterschiedli-
Verteter bei der Erfüllung seines Auftra- cher Gefahrendeckung. Dazu zählen v.a.
ges.  –  5.  Instrumente: a) Allgemeine Leit- die ĺ  Feuerversicherung, die Sturmver-
linien und strategische Vorgaben des Eu- sicherung und die Leitungswasserversi-
ropäischen Rates;  b) Beschlüsse des Rates cherung.
für Auswärtige Angelegenheiten; c)  Rats-
Geberländer ĺ Länderfinanzausgleich.
schlussfolgerungen vom Europäischen
Rat und Rat für auswärtige Angelegen- Gebietskörperschaft  –  eine ĺ  Körper-
heiten. d) Restriktive Maßnahmen (Sank- schaft des öffentlichen Rechts, deren Mit-
tionen); e) Erklärungen: (1) Erklärung des glieder alle Bewohner eines bestimmten
Hohen Vetreters im Namen der EU und Gebietes sind. Gebietskörperschaften sind
in eigener Verantwortung, (2)  Erklärung ĺ  Bund, ĺ  Länder, ĺ  Landkreise und
geborenes Orderpapier 218

ĺ  Gemeinden (einschließlich Gemein- Gebührenordnung  –  Tabelle mit fest-


deverbände). gelegten ĺ  Gebühren oder Gebühren-
geborenes Orderpapier ĺ Orderpapier. sätzen. Im Bereich der Rechtsberatung,
der Gesundheitspflege und bei sonstigen
Gebrauchsgut ĺ Konsumgut. Dienstleistungen im öffentlichen Inter-
Gebrauchsmuster – ein ĺ gewerbliches esse werden durch den Staat oder durch
Schutzrecht, das neben dem ĺ  Patent Selbstverwaltungskörperschaften freibe-
Schutz für eine technische ĺ  Erfindung ruflich Tätiger (z. B. Ärzte, Rechtsanwälte,
gewährt. Die sachlichen Schutzvorausset- Wirtschaftsprüfer)  Gebührenordnungen
zungen sind (1) Neuheit, (2) erfinderische vorgeschrieben.
Leistung und (3) gewerbliche Anwend- Gefährdungshaftung  –  Gefährdenshaf-
barkeit. Als  Gebrauchsmuster anmelden tung. Schadensersatzpflicht (ĺ Haftung),
kann man auch chemische Stoffe, Nah- die kein Verschulden voraussetzt, son-
rungs- und Arzneimittel. Ausgenommen dern darauf beruht, dass der Ersatzpflich-
sind Verfahren. – Gebrauchsmuster sind tige bei einer erlaubten Tätigkeit unver-
einfacher und preiswerter als Patente zu meidlich eine gewisse Gefährdung seiner
erlangen. Die Schutzdauer gilt zunächst Umgebung herbeiführt (z. B. durch Hal-
für drei Jahre, ist jedoch gegen eine Auf- ten eines Tieres oder Kfz). Bspw. haftet
rechterhaltungsgebühr auf maximal zehn der Hersteller eines fehlerhaften Produk-
Jahre verlängerbar. Gebrauchsmuster sind tes (ĺ  Produkthaftung) nach dem Pro-
auf der Grundlage des Gebrauchsmuster- dukthaftungsgesetz (ProdHaftG).  –  Ge-
gesetzes (GebrMG) beim Deutschen Pa- gensatz: ĺ Verschuldenshaftung.
tent- und Markenamt in das Gebrauchs-
musterregister einzutragen.  –  Weitere In- Gegengeschäft ĺ  Kompensationsge-
formationen unter www.dpma.de. schäft.

Gebrauchswert ĺ Wert. gegenseitiger Vertrag  –  Austauschver-


trag. ĺ  Vertrag, bei dem sich die Ver-
gebrochene Preise ĺ Preisschwellenef- tragsparteien zu einer wechselseitigen
fekt. Leistung und Gegenleistung verpflichten.
Gebühr ĺ  Abgabe, die als Entgelt für Dies sind z. B. ĺ  Kaufvertrag, ĺ  Miet-
eine bes. Leistung einer Behörde oder ei- vertrag und ĺ  Werkvertrag. Nach dem
ner öffentlichen Anstalt erhoben wird. ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) haben
Die  Gebühr belastet im Gegensatz zum Leistung und Gegenleistung ĺ  Zug um
ĺ  Beitrag somit den Einzelnen, der die Zug zu erfolgen. Jede Vertragspartei kann
öffentliche Leistung tatsächlich in An- ihre Leistung bis zur Bewirkung der Ge-
spruch genommen hat. Die Gebühren- genleistung verweigern, wenn sie nicht zu
höhe sollte möglichst nach dem Kosten- einer Vorleistung verpflichtet ist. Ist eine
deckungsprinzip die entstehenden Kosten Partei vorleistungspflichtig, kann diese
decken. Zu unterscheiden sind Gebühren ihre Leistung zurückhalten, wenn auf-
für die Inanspruchnahme einer öffent- grund einer Verschlechterung der Vermö-
lichen Einrichtung (Benutzungsgebühr) genslage der anderen Partei die Gegen-
und solche für die Amtshandlung einer leistung gefährdet ist und keine Sicher-
Behörde (Verwaltungsgebühr). heitsleistung erfolgt.
219 Geldmarktfonds

Gegenseitigkeitsgeschäft ĺ  Kompen- die Transaktion kein Konto eingeschaltet


sationsgeschäft. wird, ist die Zahlung weitgehend so ano-
Gegenwartswert ĺ Barwert. nym wie eine Bargeldzahlung. Die Geld-
karte ist in Deutschland meist in die
Gehalt ĺ Arbeitsentgelt. Bankkundenkarte (ĺ  Debitkarte) integ-
gehaltsumwandelnde Lebensversiche- riert. – Weitere Informationen unter www.
rung ĺ Direktversicherung. geldkarte.de.
gekorenes Orderpapier ĺ Orderpapier. Geldkurs – 1. Kurs eines ĺ Wertpapiers
Geld  –  allg. anerkanntes Tausch- und an der ĺ Börse, zu dem Kaufaufträge vor-
ĺ  Zahlungsmittel, das teilbar, transpor- lagen, aber kein Angebot.  –  Gegensatz:
tierbar, haltbar, knapp und begehrt ist. ĺ Briefkurs.
Weitere Geldfunktionen bestehen in sei-
nem Gebrauch als Wertaufbewahrungs- Geldleihe  –  1.  Kreditgeschäft: Ausleihe
mittel (späterer Tausch gegen Güter) und von ĺ Geld im Rahmen festgelegter Be-
als Recheneinheit (Preise werden in Geld dingungen (ĺ  Kredit). – Gegensatz:
ausgedrückt und so vergleichbar).  –  Fol- ĺ  Kreditleihe.  –  2.  Geldmarktgeschäft:
gende Arten von Geld können unterschie- Ausleihe von Zentralbankguthaben un-
den werden: (1) ĺ Bargeld und (2) Buch- ter Banken in verschiedenen Formen wie
geld (Giralgeld): täglich fällige Sichteinla- ĺ Tagesgeld und ĺ Termingeld.
gen auf den Konten der Geschäftsbanken Geldlohn ĺ Lohn.
(nicht der Zentralbank). – Anders: ĺ mo-
netäre Basis, ĺ Zentralbankgeld. Geldmarkt  –  1.  Geldmarkt im mak-
roökonomischen Sinn: Zusammentreffen
Geldangebotstheorie ĺ Geldtheorie.
von Angebot von  und Nachfrage nach
Geldbasis ĺ monetäre Basis. ĺ  Geld von ĺ  Banken und Nichtban-
Geld-Brief-Spanne ĺ Spread. ken.  –  2.  Geldmarkt im institutionellen
Gelddarlehen ĺ Darlehen. Sinn: Markt für den kurzfristigen Geld-
handel, v.a. für den Handel von ĺ Zent-
Geldentwertung ĺ Inflation. ralbankgeld zwischen ĺ Kreditinstituten.
Geldersatzmittel ĺ Geldsurrogat. Er dient dem partiellen Liquiditätsaus-
Geldfunktionen ĺ Geld. gleich der Banken. Am  Geldmarkt wer-
den Zentralbankguthaben und ĺ  Geld-
Geldkarte  –  vorausbezahlte Karte, die marktpapiere (mit Laufzeiten bis zu zwei
die deutsche Kreditwirtschaft als natio- Jahren) gehandelt. Der Zins, zu dem
nales E-Geldverfahren mit multilatera- Zentralbankgeld gehandelt wird, ist der
ler Funktion entwickelt hat. Gegen einen Geldmarktzins.
Geldbetrag oder unter Verwendung der
ĺ  persönlichen Identifikationsnummer Geldmarktfonds ĺ  Investment-
(PIN) zulasten eines Kontos lässt sich an fonds, die in Bankguthaben und liquide
einem Ladeterminal bis zu dem Höchst- ĺ  Geldmarktinstrumente investieren,
betrag von 200 Euro aufladen. Bei Nut- wie ĺ  Schuldscheindarlehen, ĺ  Anlei-
zung der Karte zur Zahlung reduziert sich hen, festverzinsliche Wertpapiere mit kur-
der Betrag bis auf den Restbetrag. Da für zer Restlaufzeit. Haupteinflussfaktor für
Geldmarktinstrumente 220

die Rendite ist die Zinsentwicklung am sowie Einlagen mit einer vereinbarten
ĺ Geldmarkt. Kündigungsfrist bis zu drei Monaten. (3)
M3: beinhaltet M2 und zusätzlich Repo-
Geldmarktinstrumente – alle Gattungen
geschäfte,  Geldmarktfondsanteile und
von Forderungen, die auf dem ĺ  Geld-
Schuldverschreibungen mit einer Lauf-
markt gehandelt werden, z. B. kurzfristige
zeit von bis zu zwei Jahren. – Für die Geld-
Schuldscheindarlehen, außer Zahlungsin-
politik der ĺ  Europäischen Zentralbank
strumenten.
(EZB)  ist in erster Linie die Geldmenge
Geldmarktpapiere – Geldmarkttitel. Ver- M3 von Bedeutung.
briefte Vermögensrechte (ĺ Wertpapier), Geldmengenabgrenzungen ĺ  Geld-
die mit dem primären Ziel der kurzfris- menge.
tigen Liquiditätsversorgung am ĺ Geld-
markt emittiert werden. So z. B. durch die Geldmengenorientierung ĺ  Geldpo-
ĺ  Deutsche Bundesbank ausgegebene litik
ĺ  Schatzwechsel und unverzinsliche Geldnachfragetheorie ĺ Geldtheorie.
ĺ  Schatzanweisungen zur Finanzierung
Geldordnung ĺ Währungssystem.
öffentlicher Haushalte. Geldmarktpapiere
werden aber auch von Unternehmen (z. B. Geldpolitik  –  Maßnahmen zur Rege-
ĺ  Commercial Papers (CP))oder von lung der Geldversorgung und des Kredit-
Banken (z. B. ĺ  Certificates of Deposit angebots der Banken. Dabei sind die ge-
(CD)) ausgegeben. Die Laufzeit der Geld- samtwirtschaftlichen Ziele, hauptsächlich
marktpapiere beträgt i.d.R. weniger als ein das Ziel der Preisniveaustabilität zu be-
Jahr. achten. Als monetäres Zwischenziel dient
nach monetaristischer Auffassung v.a. die
Geldmarktzins ĺ Geldmarkt. ĺ  Geldmenge bzw. deren Wachstums-
Geldmenge  –  Geldvolumen, Geldmen- rate (Geldmengenorientierung).  –  Trä-
genaggregat. Bestand an Zahlungsmit- ger der europäischen  Geldpolitik ist das
teln in Händen von privaten Haushalten, ĺ  Europäische System der Zentralban-
Unternehmen (ausgenommen Banken) ken (ESZB) und somit die ĺ Europäische
und öffentlichen Haushalten. Die  Geld- Zentralbank (EZB).  –  Die Instrumente
menge ist die wichtigste Steuerungsgröße (Politikbereiche) der europäischen  Geld-
der ĺ Geldpolitik. – Es gibt unterschied- politik lassen sich in drei Bereiche einord-
liche Abgrenzungen. Im ĺ  Eurosystem nen: (1) ĺ  Mindestreserve (Mindestre-
existieren folgende Geldmengenabgren- servepolitik), (2) ĺ  ständige Fazilitäten
zungen: (1) M1: umfasst den Bargeldum- (Zins- oder Fazilitätenpolitik), (3) ĺ  Of-
lauf außerhalb des Bankensystems (ohne fenmarktgeschäfte (Offenmarktpolitik).
Kassenbestände der ĺ  monetären Fi- Geldpolitische Outright-Geschäfte
nanzinstitute (MFI)) und täglich fällige ĺ  Outright Monetary Transactions
Einlagen von Nichtbanken  (ĺ  Sichtein- (OMT).
lagen) bei  monetären Finanzinstitute im
Euro-Währungsgebiet. (2) M2: beinhal- Geldschein ĺ Banknote.
tet M1 und Einlagen mit einer verein- Geldschöpfung – Schaffung von zusätz-
barten Laufzeit von bis zu zwei Jahren lichem ĺ  Geld. Durch die Zentralbank
221 Geldwäsche

kann zusätzliches ĺ  Zentralbankgeld wird und wie sie im Rahmen der Geldpo-
durch die Gewährung von Krediten an litik gesteuert werden kann. Zentraler Ge-
Geschäftsbanken oder an die öffentli- genstand der monetären Theorie ist da-
chen Haushalte geschaffen werden. Dies bei die Frage, wie monetäre Impulse (bes.
ist auch durch den Ankauf von ĺ  De- Maßnahmen der Zentralbank) auf den re-
visen möglich.  –  Die  Geldschöpfung er- alen Sektor übertragen werden (Transmis-
folgt aber v.a. über die Kreditgewährung sionsmechanismen). Hierzu werden Geld-
der Geschäftsbanken. Dem Kreditnehmer mengen-, Zins- und Preisniveaueffekte
wird ein Sichtguthaben in Höhe des aufge- aus dem Zusammenspiel von Geldange-
nommenen Kredits eingeräumt, wodurch bot und Geldnachfrage hergeleitet, die im
die Geldmenge steigt. Mit der Geldschöp- Gütersektor Anpassungsreaktionen aus-
fung der Banken erhöht sich zugleich ihr lösen. Über die konkreten Wirkungen
Bedarf an Zentralbankgeld, weil ein be- monetärer Impulse herrschen jedoch gra-
stimmter Teil des neu geschaffenen Ban- vierende Meinungsunterschiede zwischen
kengeldes in ĺ Bargeld umgetauscht wird der klassischen Lehre (ĺ  Klassik), dem
und mit den verbleibenden Bankeinlagen ĺ Keynesianismus und dem ĺ Moneta-
die Verpflichtungen zur ĺ  Mindestre- rismus.
serve wachsen. Da die Geschäftsban-
Geldvermögen  –  Zahlungsmittelbe-
ken weder Bargeld noch Zentralbankgut-
stand (ĺ  Zahlungsmittel)  zuzüglich Be-
haben selbst schaffen können, sind ihre
stand an ĺ  Forderungen abzüglich Be-
Geld- und Kreditschöpfungsmöglichkei-
stand an ĺ Verbindlichkeiten. Änderun-
ten durch die Geldschöpfung der Zentral-
gen des Geldvermögens (die zugehörigen
bank begrenzt und steuerbar.
ĺ  Stromgrößen) werden als ĺ  Einnah-
Geldsubstitut ĺ Geldsurrogat. men bzw. ĺ Ausgaben bezeichnet.
Geldsurrogat  –  Beinahegeld, Gelder- Geldwäsche  –  verdecktes Einschleusen
satzmittel, Geldsubstitut, Quasigeld. For- illegal erworbener Vermögenswerte (z. B.
men von Geld, die an Stelle gesetzlicher durch organisierte Kriminalität, Drogen-
Zahlungsmittel treten, aber keinen An- handel und ĺ  Steuerhinterziehung) in
nahmezwang aufweisen. Zu den  Geld- den legalen Wirtschaftskreislauf.  Gewa-
surrogaten zählen ĺ  Wechsel   und schenes ĺ  Geld wird z. B. für den Kauf
ĺ Schecks. von Wertpapieren, Grundstücken und
Geldtheorie  –  monetäre Theorie. Teilge- Edelmetallen, aber auch für den Erwerb
biet der ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL). von Unternehmensbeteiligungen verwen-
Die Geldtheorie erklärt, welche Rolle die det. Geldwäsche ist eine strafbare Hand-
einzelnen geldwirtschaftlichen Größen lung und wird mit Freiheitsstrafen von
wie z. B. ĺ Geld, ĺ Kredit und ĺ Zinsen drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft
im Wirtschaftsablauf spielen. Die  Geldt- (§ 261 StGB).–Nach dem Geldwäschege-
heorie erklärt das Geldangebot (Geldan- setz (GwG) sind v.a. Banken, Versiche-
gebotstheorie), die Geldnachfrage (Geld- rungen und Spielbanken, aber auch an-
nachfragetheorie) und den ĺ  Geldwert dere Gewerbetreibende zur aktiven Mit-
(Inflationstheorie). Außerdem wird un- hilfe bei der Bekämpfung der Geldwäsche
tersucht, wie die ĺ Geldmenge bestimmt verpflichtet.
Geldwert 222

Geldwert –  Kaufkraft des Geldes; die für von ĺ  Geld beruht. Es gilt (1) ĺ  Ware
eine Geldeinheit (z. B. für einen Euro) gegen Geld und (2) Geld gegen Ware. Die
käufliche Gütermenge. Diese entspricht Verwendung von Geld ermöglicht die
im Inland (Binnenwert) dem Kehrwert moderne, arbeitsteilige Wirtschaft. –  Ge-
des inländischen Preisniveaus P, also 1/P. gensatz: ĺ Naturalwirtschaft.
Da der Nenner konstant bleibt, entspricht
die Geldwertentwicklung der Wachstums- Geltungsnutzen ĺ Kundennutzen.
rate des Preisniveaus, d.h. der ĺ Inflati- Gemeinde –  Kommune. Als ĺ Gebiets-
onsrate. Die Entwicklung des  Geldwerts körperschaft juristische Person des öffent-
wird anhand von Preisindizes, in Europa lichen Rechts mit eigener Verfassung, ei-
mit dem ĺ Harmonisierten Verbraucher- genem Haushalt und Dienstherrenfähig-
preisindex (HVPI) bzw. in Deutschland keit. Die  Gemeinden einschließlich der
mit dem ĺ  Verbraucherpreisindex für kreisfreien und kreisangehörigen Städte
Deutschland (VPI) gemessen. – Vgl. auch sind die wichtigsten Aufgabenträger auf
ĺ Außenwert, ĺ Geldwertstabilität. der unteren Stufe der öffentlichen Ver-
Geldwertentwicklung ĺ  Geldwert, waltung. Die Gemeinden sind Träger der
ĺ Inflationsrate. kommunalen ĺ Selbstverwaltung, die ih-
nen nach dem ĺ Grundgesetz garantiert
geldwerter Vorteil  –  Begriff aus dem ist.
Einkommensteuerrecht für ĺ  Waren,
die einem ĺ Arbeitnehmer aufgrund sei- Gemeindeanteil ĺ  Gemeinschaftssteu-
ner beruflichen Tätigkeit günstiger oder ern.
unentgeltlich zufließen. Der  geldwerte
Vorteil wird ebenso als ĺ Einnahme an- Gemeindeertragsteuern ĺ Gemeinde-
gesehen wie eine Geldzahlung. Er ge- steuern.
hört bei Überschreitung einer bestimm- Gemeindesteuern  –  Kommunalsteu-
ten ĺ  Freigrenze zum steuerpflichtigen ern. 1.  Gemeindesteuern i.e.S. (Gemein-
ĺ Arbeitsentgelt. deertragsteuern): ĺ  Steuern, deren Auf-
Geldwertsicherungsklausel ĺ  Wertsi- kommen allein den Gemeinden zufließt
cherungsklausel. (ĺ  Steuerertragshoheit), z. B. ĺ  Ge-
werbesteuer (ein Teil ist als Gewerbe-
Geldwertstabilität  –  Erhaltung der steuerumlage an Bund und Länder ab-
Kaufkraft des Geldes. Da der ĺ Geldwert zuführen), ĺ  Grundsteuer, ĺ  Grun-
dem Kehrwert des inländischen Preisni- derwerbsteuer sowie die örtlichen
veaus entspricht, bedeutet  Geldwertsta- Verbrauch- und Aufwandsteuern (Ge-
bilität ĺ  Preisniveaustabilität oder die tränke-, Hunde-, Pferde-, Jagd-, Schan-
Vermeidung sowohl von ĺ Deflation als kerlaubnis-,  Vergnügungs- und Zweit-
auch von ĺ Inflation. Die Geldwertstabi- wohnungsteuer).  –  2.  Gemeindesteuern
lität ist vorrangiges Ziel der ĺ Geldpolitik i.w.S.: Gesamtheit der den Gemeinden
des ĺ Europäischen Systems der Zentral- zur Verfügung stehenden Steuereinnah-
banken (ESZB). men, die aus den Gemeindesteuern i.e.S.
Geldwirtschaft ĺ  Volkswirtschaft, bei und dem Gemeindeanteil an den ĺ Ge-
der jeder ĺ Tausch auf der Verwendung meinschaftssteuern (ĺ  Steuerverbund)
223 gemeinnützige Unternehmen

besteht.  –  Vgl. auch ĺ  Bundessteuern, Zuschlagssatz auf die Einzelkosten. In


ĺ Landessteuern, ĺ Finanzausgleich. der ĺ  Deckungsbeitragsrechnung er-
Gemeindeverbände  –  Zusammen- folgt keine Schlüsselung der Gemeinkos-
schluss mehrerer ĺ Gemeinden zu einer ten. – Gegensatz: ĺ Einzelkosten.
ihrerseits mit ĺ Selbstverwaltung ausge- Gemeinkostenlöhne ĺ Hilfslöhne.
statteten ĺ  Gebietskörperschaft mit un- Gemeinkostenschlüssel ĺ Gemeinkos-
mittelbar gewählter Volksvertretung. Ge- ten.
meindeverbände dienen der Erfüllung
überregionaler Aufgaben, z. B. Wasser- Gemeinkostenwertanalyse  –  Verfah-
versorgung, Energieversorgung, Stra- ren zur Reduzierung von ĺ  Gemein-
ßenbau.  Gemeindeverbände sind auch kosten; spezielle Form der ĺ  Wertana-
ĺ  Landkreise und in ĺ  Ländern mit lyse. Die  Gemeinkostenwertanalyse wird
dreistufigem Verwaltungsaufbau Bezirks- v.a. im Verwaltungsbereich eingesetzt. Es
verbände. werden mit Hilfe von Kreativitätstechni-
ken Kosten und Nutzen der Leistungen
gemeiner Wert  –  Verkehrswert. Begriff eines Gemeinkostenbereichs wie z. B. der
aus dem Steuerrecht. Der  gemeine Wert Verwaltungs- oder Vertriebsabteilung un-
ist der ĺ Preis, der im gewöhnlichen Ge- tersucht und Einsparungsmöglichkeiten
schäftsverkehr nach der Beschaffenheit aufgedeckt.
des  Wirtschaftsgutes bei einer Veräuße-
rung zu erzielen wäre. Der gemeine Wert Gemeinkostenzuschlag ĺ Gemeinkos-
ist immer dann anzusetzen, wenn gesetz- ten.
lich kein anderer Wert (ĺ  Ertragswert, Gemeinlastprinzip  –  Grundsatz der
ĺ  Teilwert, ĺ  Kurswert, ĺ  Nennwert) ĺ Umweltpolitik. Die Kosten für ĺ Um-
vorgeschrieben ist. weltbelastung, Umweltqualitätsverbes-
Gemeinkosten  –  indirekte Kosten, Ver- serung und Beseitigung von Umweltbe-
bundkosten. ĺ  Kosten, die für mehrere lastungen übernehmen gesellschaftliche
oder alle Bezugsobjekte wie z. B. Auftrag, Gruppen oder ĺ  Gebietskörperschaf-
Produkt oder Kostenstelle gemeinsam an- ten und damit die Allgemeinheit. Das Ge-
fallen.  Gemeinkosten können somit ei- meinlastprinzip sollte nur angewendet
nem Bezugsobjekt nicht direkt zugeord- werden, wenn die verursachungsgerechte
net werden.  –  Gemeinkosten werden in Zuordnung der Kosten nicht möglich
der ĺ  Kostenrechnung auf die einzel- ist. – Gegensatz: ĺ Verursacherprinzip.
nen Kostenstellen oder Kostenträger ver- gemeinnützige Unternehmen  –  Be-
teilt (ĺ  Betriebsabrechnung). Der hier- zeichnung des Steuerrechts für Unter-
für verwendete Gemeinkostenschlüssel nehmen in der Rechtsform der ĺ  Kapi-
ist für die einzelnen Gemeinkostenarten talgesellschaften, ĺ  Genossenschaften
unterschiedlich, z. B. für Betriebsstoffe und eingetragenen Vereine (e. V.) (ĺ Ver-
die Materialentnahmescheine und für ein), mit deren Tätigwerden unmittel-
Raumkosten die Quadratmeterzahl. Nach bar und ausschließlich ĺ gemeinnützige
der Verteilung wird jeweils der sog. Ge- Zwecke verfolgt werden. Gemeinnützige
meinkostenzuschlag berechnet. Der Ge- Unternehmen genießen steuerliche Vor-
meinkostenzuschlag ist der prozentuale teile nach der ĺ Abgabenordnung (AO)
gemeinnützige Zwecke 224

und nach dem Körperschaftsteuergesetz ĺ Europäischen Union ĺ (EU): ĺ Bin-


(KStG). Sie sind v.a. von der ĺ  Körper- nenmarkt, ĺ  Europäische Wirtschafts-
schaftsteuer befreit. und Währungsunion (EWWU). –
gemeinnützige Zwecke  –  Aufgaben, Vgl. auch ĺ Integration.
durch deren Erfüllung ausschließlich und Gemeinschaftskontenrahmen der In-
unmittelbar die Allgemeinheit gefördert dustrie (GKR) ĺ  Kontenrahmen, der
wird. Dies ist anzunehmen, wenn durch vom Bundesverband der Industrie e. V.
die Tätigkeit die Allgemeinheit auf ma- (BDI) empfohlen wird. Der GKR kann
teriellem, geistigem oder sittlichem Ge- grundsätzlich von allen Unternehmen
biet selbstlos gefördert wird. V.a. zählt verwendet werden.
hierzu die Förderung von Wissenschaft
und Forschung, Bildung und Erziehung, Gemeinschaftskonto ĺ Bankkonto mit
Kunst und Kultur, Religion, Völkerver- zwei oder mehreren Personen als Konto-
ständigung, Jugend- und Altenhilfe und inhaber. Es kann sich um ein sog. Oder-
des Sports. Zuwendungen (ĺ  Spenden) Konto, bei dem für jeden Kontoinhaber
an entsprechende Organisationen können eine Einzelverfügung besteht, oder um ein
steuerlich abgesetzt werden. sog. Und-Konto, über das die Kontoinha-
ber nur gemeinschaftlich verfügen kön-
Gemeinsamer Ausschuss der Europäi- nen, handeln.
schen Aufsichtsbehörden (ESAs) – Joint
Committee of the European Supervisory Gemeinschaftsmarke ĺ Marke.
Authorities. Der gemeinsame Ausschuss Gemeinschaftssteuern  –  1.  Begriff:
dient als Forum für die regelmäßige Zu- Steuern, deren Aufkommen nach dem
sammenarbeit der drei europäischen Grundgesetz (GG) ĺ Bund und ĺ Län-
Aufsichtsbehörden: (1) ĺ  Europäi- dern gemeinsam zustehen.  –  2.  Derzei-
sche Bankenaufsichtsbehörde (EBA), (2) tige Aufteilung: (1) Vom Aufkommen
ĺ  Europäische Wertpapier- und Markt- der ĺ  Lohnsteuer und der veranlagten
aufsichtsbehörde (ESMA) und (3) ĺ Eu- ĺ Einkommensteuer erhalten Bund und
ropäische Aufsichtsbehörde für das Ver- Länder je 42,5 %, von der Körperschaft-
sicherungswesen und die betriebliche steuer je 50 % und vom Zinsabschlag je
Altersversorgung (EIOPA). Er soll eine 44 %. (2) Von der Umsatzsteuer stehen
sektorübergreifende Abstimmung solcher dem Bund vorab 4,45 % zum Ausgleich
Themen gewährleisten, die eine bran- für die Belastungen aufgrund der Sen-
chenübergreifende integrierte Sichtweise kung des Beitragssatzes der Arbeitslosen-
verlangen (z. B. Finanzglomerate und Be- versicherung zu und vorab 5,05 % für die
kämpfung der ĺ Geldwäsche). Der ESAs Belastungen aufgrund eines zusätzlichen
ist eine Institution des ĺ  Europäischen Bundeszuschusses an die Rentenversiche-
Finanzaufsichtssystems (ESFS). rung. Vom verbleibenden Umsatzsteuer-
Gemeinsamer Markt – 1.  Allgemein: Be- aufkommen stehen den Gemeinden 2,2 %
zeichnung für die Märkte innerhalb einer zu und von dem danach verbleibendem
Wirtschaftsunion, regionale ĺ  Freihan- Aufkommen dem Bund 50,5 % und den
delszone (ĺ  Zollunion).  –  2.  Ge- Ländern 49,5 %. – 3. Gemeindeanteil: Von
meinsamer Markt im Rahmen der dem Länderanteil am Gesamtaufkommen
225 Generationenvertrag

der Gemeinschaftsteuern fließt den Zu dieser Erhöhung wird der ĺ  Vor-


ĺ  Gemeinden und ĺ  Gemeindever- stand mit Zustimmung des ĺ Aufsichts-
bänden insgesamt ein von der Landesge- rats per Satzung für höchstens fünf Jahre
setzgebung zu bestimmender Hundert- nach der Gründung der Gesellschaft  er-
satz zu. Außerdem erhalten die Gemein- mächtigt. Das  genehmigte Kapital kann
den einen eigenen Anteil am Aufkommen höchstens die Hälfte des zur Zeit der Er-
der ĺ Einkommensteuer: 15 % des Auf- mächtigung vorhandenen Grundkapitals
kommens an der ĺ Lohnsteuer und ver- betragen. Die Satzung kann auch vorse-
anlagten Einkommensteuer und 12 % am hen, dass die neuen Aktien an Arbeitneh-
Zinsabschlag. Der Gemeindeanteil wird mer der Gesellschaft ausgegeben werden
nach einem Schlüssel auf die Gemeinden (ĺ  Belegschaftsaktie). –   Genehmigtes
verteilt, der von den Ländern aufgrund Kapital ist eine Form der ĺ Kapitalerhö-
der Steuerstatistik ermittelt wird. Außer- hung.
dem stehen den Gemeinden 2,2 % vom
verbleibenden Umsatzsteueraufkommen General Standard  –  Teilmarkt der
zu. – Vgl. auch ĺ Bundessteuern, ĺ Lan- Frankfurter Wertpapierbörse (ĺ  Deut-
dessteuern, ĺ Gemeindesteuern, ĺ Steu- sche Börse AG). Für im General Standard
erverbund, ĺ Steuerertragshoheit. notierte Unternehmen gelten Zulassungs-
vorschriften und Pflichten, die auf den
Gemeinschaftsunternehmen ĺ  Joint Mindestvorschriften des Börsengesetzes
Venture. (BörsG) für den ĺ regulierten Markt be-
Gemeinschuldner ĺ  Insolvenzschuld- ruhen. Dazu gehören z. B. die Erstellung
ner, ĺ Insolvenzverfahren. von Jahresabschlüssen und Halbjahres-
berichten. Der  General Standard ist v.a.
Gemeinwirtschaft – wirtschaftliche Ak-
für kleine und mittlere Unternehmen ge-
tivitäten, die unmittelbar auf das Wohl
eignet, die nicht international tätig sein
einer übergeordneten Gesellschaft (Ge-
wollen. – Gegensatz: ĺ Prime Standard.
meinwohl) ausgerichtet sind. Anstelle des
Gewinnziels der Privatwirtschaft tritt eine Generalversammlung ĺ  Genossen-
gemeinschaftliche Nutzenmaximierung. schaft.
gemeldete Stellen  –  offene Stellen. Be-
griff aus der Arbeitsmarktstatistik für die Generalvollmacht ĺ  Handlungsvoll-
von ĺ  Arbeitgebern den ĺ  Agenturen macht.
für Arbeit gemeldeten Stellenangebote für Generationenvertrag  –  Begriff aus der
Beschäftigungsverhältnisse mit einer Be- ĺ  Sozialpolitik. Fiktiver Vertrag zwi-
setzungsdauer von mehr als 7 Tagen. Die schen jeweils zwei Generationen als the-
Anzahl der  gemeldeten Stellen werden oretisch-institutionelle Grundlage ei-
von der ĺ Bundesagentur für Arbeit er- ner im ĺ  Umlageverfahren finanzierten
fasst und monatlich veröffentlicht. ĺ Rente, nach dem die arbeitende Gene-
genehmigtes Kapital  –  Betrag, bis zu ration die aus dem Erwerbsleben ausge-
dem das ĺ Grundkapital einer ĺ Akti- schiedenen Personen durch Beiträge an
engesellschaft (AG) durch die Ausgabe die ĺ  Rentenversicherung zu unterhal-
neuer ĺ  Aktien erhöht werden kann. ten hat.
Generic Placement 226

Generic Placement ĺ  Product Place- Gentlemen's Agreement  –  eine auf ge-


ment. genseitigem Vertrauen beruhende, des-
halb schriftlich nicht näher fixierte Ab-
Generics ĺ No Names. machung zwischen zwei oder mehreren
Partnern. Ihre Erfüllung ist nicht gericht-
Genossenschaft – Gesellschaft von nicht
lich durchsetzbar.
geschlossener Mitgliederzahl mit dem
Zweck, den Erwerb oder die Wirtschaft Genussrechte ĺ Genussschein.
ihrer Mitglieder oder deren soziale oder
Genussschein ĺ  Wertpapier, das sog.
kulturellen Belange mittels gemeinsamen
Genussrechte unabhängig von der Rechts-
Geschäftsbetriebes zu fördern. Die  Ge-
form verbrieft. Genussrechte sind Rechte
nossenschaft ist damit seit Einführung
(vornehmlich am Reingewinn und Li-
der ĺ  Europäischen Genossenschaft
quidationserlös), die aber im Unterschied
(SCE) nicht mehr nur auf wirtschaftli-
zur ĺ Aktie kein Stimmrecht beinhalten.
che Aktivitäten beschränkt. Die  Genos-
Ein Genussschein kann als ĺ Inhaberpa-
senschaft hat eine eigene Rechtspersön-
pier, ĺ Namenspapier oder ĺ Orderpa-
lichkeit (ĺ  juristische Person). Die  Ge-
pier ausgegeben werden.
nossenschaft stellt eine Satzung (sog.
Statut) auf und wählt Aufsichtsrat und geregelter Markt  –  ehemaliges öffent-
Vorstand. Jede Genossenschaft hat sich lich-rechtliches Zulassungssegment an
einem sog. Prüfungsverband anzuschlie- der ĺ  Börse, das am 1.11.2007 in den
ßen, der für eine korrekte Rechnungsle- ĺ regulierten Markt überführt wurde.
gung garantiert.  –  Eine  Genossenschaft
Gerichte  –  mit unabhängigen, nur dem
ist in das ĺ Genossenschaftsregister ein-
Gesetz unterworfenen Richtern besetzte
zutragen (eingetragene Genossenschaft,
Rechtssprechungsorgane und Rechtspfle-
eG). Organe der Genossenschaft sind der
gebehörden, die auch Aufgaben der Justiz-
Vorstand, der Aufsichtsrat und die Ge-
verwaltung wahrnehmen. Richter fällen
neralversammlung (Versammlung aller
Urteile, nach denen sich die betreffenden
Mitglieder). – Die Anteile an einer Genos-
Parteien zu richten haben. Die Parteien
senschaft sind grundsätzlich nicht über-
können gegen die ergangenen Urteile ggf.
tragbar.  –  Die  Genossenschaft ist gesetz-
Berufung oder Revision einlegen. Fol-
lich im Genossenschaftsgesetz (GenG)
gende  Gerichte sind in Deutschland zu-
und im ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) ge-
ständig: (1) Ordentliche Gerichtsbarkeit:
regelt.
ĺ Amtsgericht, ĺ Landgericht, ĺ Ober-
Genossenschaftsbank ĺ  Kreditgenos- landesgericht und ĺ  Bundesgerichtshof
senschaft. (BGH). (2) Verwaltungsgerichtsbarkeit:
ĺ  Verwaltungsgericht, ĺ  Oberverwal-
Genossenschaftsregister  –  beim zu- tungsgericht und ĺ Bundesverwaltungs-
ständigen ĺ Amtsgericht geführtes elek- gericht. (3) Arbeitsgerichtsbarkeit: ĺ  Ar-
tronisches Register, in dem ein Nachweis beitsgericht, ĺ Landesarbeitsgericht und
über die Rechtsverhältnisse der ĺ Genos- ĺ  Bundesarbeitsgericht. (4) Sozialge-
senschaft gegenüber der Öffentlichkeit richtsbarkeit: ĺ Sozialgericht, ĺ Landes-
geführt wird. sozialgericht und ĺ Bundessozialgericht.
227 Gesamtkosten

(5)  Finanzgerichtsbarkeit: ĺ  Finanzge- als ĺ Betriebsausgaben abgesetzt werden


richt und ĺ Bundesfinanzhof (BFH). (6) (Sofortabschreibung).  –  Alternativ kann
Verfassungsstreitigkeiten: ĺ  Bundesver- (seit 2010) für alle abnutzbaren, bewegli-
fassungsgericht. chen und selbstständig nutzungsfähigen
Gerichtsbarkeit ĺ Gerichte. Wirtschaftsgüter, deren Anschaffungs-
bzw. Herstellungskosten netto mehr als
Gerichtshof der Europäischen Gemein- 150 Euro bis 1000 Euro betragen,  ein
schaften ĺ  Europäischer Gerichtshof Sammelposten gebildet werden, der ab
(EuGH). dem Jahr der Bildung und in den kom-
Gerichtskosten ĺ Prozesskosten. menden vier Wirtschaftsjahren gleichmä-
Gerichtsstand  –  örtliche Zuständigkeit ßig mit jeweils 1/5 gewinnmindernd auf-
eines Gerichts (ĺ  Gerichte).  –  1.  Allge- zulösen ist (Poolabschreibung).
meiner Gerichtsstand: Wohnsitz oder der Gesamtangebot ĺ  gesamtwirtschaftli-
Sitz des Beklagten; für Klagen gegen den ches Angebot.
ĺ Fiskus nach dem Sitz der diesen vertre- Gesamtbewertung ĺ  Pauschalbewer-
tenden Behörde; bei ĺ Insolvenz der Sitz tung.
des ĺ Insolvenzgerichts. – 2.  Besonderer
Gerichtsstand für einzelne Klagen: a) per- Gesamteinkommen  –  Summe der
sönlicher Gerichtsstand: Gerichtsstand am ĺ  Einkünfte i.S.d. Einkommensteuer-
Beschäftigungsort bei arbeitsrechtlichen rechts. Es umfasst gemäß §  16 SGB IV
Angelegenheiten;  Gerichtsstand der Nie- insbes. das ĺ  Arbeitsentgelt und das
derlassung für alle sich auf den Betrieb Arbeitseinkommen selbstständig Er-
der Niederlassung beziehenden Klagen. werbstätiger. Das  Gesamteinkommen ist
b) sachlicher Gerichtsstand:  Gerichtsstand maßgeblich für die Berechnung von Bei-
nach dem ĺ  Erfüllungsort;  Gerichts- trägen und zur Ermittlung von Leistungs-
stand der unerlaubten Handlung (ĺ De- ansprüchen in der ĺ Sozialversicherung.
likt) dort, wo diese begangen wurde; bei gesamtfällige Anleihe ĺ  Tilgungsan-
ĺ  Grundstücken das Gericht, in des- leihe.
sen Bezirk die Sache gelegen ist (dingli-
Gesamthandseigentum ĺ Eigentum.
cher Gerichtsstand); im ĺ  Mahnverfah-
ren das zuständige Amtsgericht des An- Gesamtkapital  –  Summe aus ĺ  Eigen-
tragstellers. kapital und ĺ  Fremdkapital, Passivseite
der ĺ Bilanz.
geringfügige Beschäftigung ĺ  Mini-
job. Gesamtkapitalrentabilität  –  betriebs-
geringwertige Wirtschaftsgüter  –  ab- wirtschaftliche Kennzahl zur Beurteilung
nutzbare bewegliche  und selbststän- des Erfolgs eines Unternehmens. Gesamt-
dig nutzungsfähige Wirtschaftsgüter des kapitalrentabilität ist das Verhältnis des
ĺ Anlagevermögens, deren ĺ Anschaf- ĺ Gewinns einschließlich Fremdkapital-
fungskosten oder ĺ  Herstellungskosten zinsen zum ĺ Gesamtkapital. – Vgl. auch
ohne Vorsteuern  410 Euro  nicht über- ĺ Rentabilität.
steigen, können bereits im Jahr ihrer An- Gesamtkosten  –  Totalkosten. Alle in ei-
schaffung oder Herstellung vollständig nem bestimmten Zeitraum in einem
Gesamtkostenverfahren 228

Betrieb angefallenen ĺ  Kosten. Die  Ge-


samtkosten setzen sich aus ĺ fixen Kosten
und ĺ variablen Kosten oder aus ĺ Ge-
meinkosten und ĺ  Einzelkosten zusam-
men. Gliederung nach ĺ Kostenarten und
ĺ  Kostenstellen.  –  Gegensatz:  ĺ  Stück-
kosten. – Vgl. auch ĺ Grenzkosten.
Gesamtkostenverfahren  –  1.  Externes
Rechnungswesen: Form der ĺ  Gewinn-
und Verlustrechnung (GuV). Für einen
bestimmten Zeitraum werden die ĺ Um-
satzerlöse und die angefallenen, nach
Aufwandsarten gegliederten Aufwen-
dungen (ĺ  Aufwand) gegenübergestellt.
Das  Gesamtkostenverfahren ist nach
dem ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) und
nach den International Financial Repor-
ting Standards (IFRS) zulässig.  –  2.  Kos-
tenrechnung: Verfahren zur Ermittlung
des Betriebsergebnisses im Rahmen einer
kurzfristigen Erfolgrechnung. – Vgl. Abb.
„Gesamtkostenverfahren – kurzfristige einzelne die gesamte Schuld zu leisten hat,
Erfolgsrechnung“ und zur Gliederung der wenn er vom ĺ Gläubiger dazu aufgefor-
GuV bei der Anwendung des Gesamtkos- dert wird. Der Gläubiger ist nur einmal
tenverfahrens vgl. Abb. „Gesamtkosten- berechtigt, die Forderung zu verlangen. Er
verfahren – Gliederung der GuV“. –  An- kann die Leistung ganz oder z.T. fordern.
ders: ĺ Umsatzkostenverfahren. Untereinander sind die Gesamtschuld-
ner einander zu gleichen Teilen verpflich-
tet. D.h., der Schuldner, der die gesamte
Schuld gezahlt hat, kann die Schuld von
den anderen einfordern. Als  Gesamt-
schuldner haften bspw. die persönlich
haftenden Gesellschafter einer Komman-
ditgesellschaft (KG) und einer offenen
Handelsgesellschaft (OHG).

Gesamtsozialversicherungsbeitrag  –
Gesamtnachfrage ĺ  gesamtwirtschaft-
Summe der Beiträge für einen versi-
liche Nachfrage.
cherungspflichtigen Beschäftigten zur
Gesamtnutzen ĺ Kundennutzen. Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeits-
Gesamtschuldner ĺ  Schuldner, die für losenversicherung. Die Gesamtsozial-
eine Schuld in der Weise haften, dass jeder versicherungsbeiträge werden vom ĺ
229 Geschäftsbericht

Arbeitgeber an die zuständige ĺ  Kran- (Importangebot)  werden. – Gegensatz:


kenkasse abgeführt. ĺ gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Gesamtvertretung  –  Gesamtvollmacht, gesamtwirtschaftliches Gleichge-
Kollektivvertretung. Form der ĺ  Vertre- wicht  –  Begriff der ĺ  Volkswirtschafts-
tung, die das Zusammenwirken aller Be- lehre (VWL): 1.  Makroökonomie: Im
vollmächtigten oder einer vorher be- makroökonomischen Totalmodell ei-
stimmten Mindestzahl (mind. zwei Perso- ner offenen Volkswirtschaft das Zu-
nen, Vier-Augen-Prinzip) verlangt. Eine sammentreffen von Gütermarktgleich-
Gesamtvertretung dient der Sicherheit im gewicht (Übereinstimmung von ĺ  ge-
Geschäftsverkehr, schützt vor Unvorsich- samtwirtschaftlicher Nachfrage und
tigkeiten und Unredlichkeiten. ĺ  gesamtwirtschaftlichem Angebot),
Arbeitsmarktgleichgewicht und au-
Gesamtvollmacht ĺ Gesamtvertretung. ßenwirtschaftlichem Gleichgewicht. –
2.  Wirtschaftspolitik: Hauptzielsetzung
Gesamtwirtschaft ĺ Volkswirtschaft.
der staatlichen ĺ  Stabilisierungspoli-
gesamtwirtschaftliche Nachfrage – ag- tik, im Stabilitäts- und Wachstumsgsetz
gregierte Nachfrage (engl. aggregate de- (StabG)  konkretisiert durch das sog.
mand), Gesamtnachfrage. Begriff der Ma- ĺ Magische Viereck.
kroökonomie: Zusammenfassung (ĺ Ag- Geschäft  –  1.  Kaufmännischer Sprachge-
gregation) aller in einer bestimmten brauch: Bezeichnung für eine Unterneh-
Periode in einer ĺ  Volkswirtschaft (Ge- mung und für das Verkaufslokal (Laden)
samtwirtschaft)  nachgefragten Mengen einer Unternehmung (meist Handels-
inländischer Güter (modelltheoretisch betrieb), aber auch für eine von mehreren
nach einem universell verwendbaren Verkaufsstellen (Filiale). Unter  Geschäft
Standardgut): (1) private Konsumgüter- wird i.d.R. ein Einzelhandelsgeschäft ver-
nachfrage, (2) private Investitionsgüter- standen.  –  2.  Rechtlich: ĺ  Handelsge-
nachfrage, (3) Staatsnachfrage (Staatsaus- schäfte, ĺ Rechtsgeschäfte.
gaben oder ĺ öffentliche Ausgaben) und
Geschäftsanteil – 1.  Gesellschaft mit be-
(4) Auslandsnachfrage (ĺ  Exporte). –
schränkter Haftung (GmbH): ĺ  Stam-
Gegensatz: ĺ gesamtwirtschaftliches An-
meinlage. – 2.  Genossenschaft: Betrag, bis
gebot.
zu dem sich die einzelnen Genossen nach
gesamtwirtschaftliches Angebot  –  ag- der Satzung mit Einlagen an der ĺ  Ge-
gregiertes Angebot (engl. aggregate sup- nossenschaft beteiligen können.
ply), Gesamtangebot. Begriff der Mak- Geschäftsbank ĺ Bank.
roökonomie: Zusammenfassung (ĺ  Ag-
gregation) aller in einer bestimmten Geschäftsbereichsorganisation ĺ
Periode in einer ĺ  Volkswirtschaft (Ge- Spartenorganisation.
samtwirtschaft)  angebotenen Güter- Geschäftsbericht  –  Sammelbegriff
mengen (modelltheoretisch eines uni- für die Zusammenfassung von ĺ Jahres-
versell verwendbaren Standardgutes), abschluss und ĺ  Lagebericht oder von
die im Inland produziert  (Inlandsange- ĺ  Konzernabschluss und Konzernla-
bot) und aus dem Ausland importiert gebericht. Der Geschäftsbericht enthält
Geschäftsbezeichnung 230

Informationen, die über den gesetzlich Rechnungsausgangs-, Rechnungsein-


vorgeschriebenen Inhalt hinausgehen. Bei gangs-, Waren- und Lohnbücher.
der Offenlegung bzw. Veröffentlichung Geschäftsbuchhaltung ĺ  Finanzbuch-
des  Geschäftsberichts müssen Form und haltung.
Inhalt gemäß ĺ  Handelsgesetzbuch
(HGB) beachtet werden. Der Geschäfts- Geschäftsfähigkeit  –  Begriff aus dem
bericht wird v.a. zur Außendarstellung des ĺ  Bürgerlichen Recht. Die  Geschäfts-
Unternehmens genutzt. fähigkeit ist die Fähigkeit einer Person,
ĺ  Willenserklärungen rechtsgültig ab-
Geschäftsbezeichnung  –  Bei Unter- zugeben und entgegenzunehmen. (1) Un-
nehmen bzw. Gewerbetreibenden, die beschränkte Geschäftsfähigkeit: Voll ge-
im ĺ  Handelsregister eingetragen sind, schäftsfähig sind i.d.R. alle natürlichen
identisch mit der ĺ  Firma, die ein Un- Personen nach Vollendung des achtzehn-
ternehmen im Geschäftsverkehr kenn- ten Lebensjahrs (Volljährigkeit). (2) Be-
zeichnet.  –  Für nicht ins Handelsregis- schränkte Geschäftsfähigkeit: Minderjäh-
ter eingetragene Unternehmen (Nicht- rige zwischen sieben und achtzehn Jah-
kaufleute oder Kleingewerbetreibende) ren sind beschränkt geschäftsfähig. Ihre
sind  Geschäftsbezeichnungen oder auch Rechtsgeschäfte werden nur wirksam,
sog. Etablissementbezeichnungen Wahl- wenn ein gesetzlicher Vertreter (z. B. El-
namen, welche die Individualität, Identi- tern, gesetzlicher Vormund) zugestimmt
tät und Unterscheidbarkeit gegenüber der haben. Die beschränkte  Geschäftsfä-
Umwelt sichern sollen. – Eine Geschäfts- higkeit ist beim Barkauf von Gütern mit
bezeichnung erlangt zwar nach § 12 BGB dem Taschengeld (sog. Taschengeldpara-
allein schon durch seine tatsächliche Ver- graph) sowie bei Geschäften aufgrund ei-
wendung einen gesetzlichen Namens- nes vom gesetzlichen Vertreter erlaubten
schutz, ein bes. Schutz lässt sich jedoch Arbeitsverhältnisses ausgeschlossen. (3)
durch Eintragung als ĺ Marke nach dem Geschäftsunfähigkeit: Kinder unter sieben
Markengesetz (MarkG) erzielen. Jahren und Personen, die unter krankhaf-
Geschäftsbücher  –  Bücher, Handelsbü- ten Störungen des Geisteszustands leiden,
cher. Unterlagen der ĺ  Buchführung. sind geschäftsunfähig.  –  Anders: ĺ  De-
Es kann sich dabei um Bücher, geord- liktsfähigkeit, ĺ Rechtsfähigkeit.
net abgelegte Blätter oder sonstige Da- Geschäftsführer  –  gesetzlicher Vertre-
tenträger handeln. Die  Geschäftsbücher ter (Organ) und verantwortlicher Lei-
müssen den ĺ  Grundsätzen ordnungs- ter einer ĺ  Gesellschaft mit beschränk-
mäßiger Buchführung (GoB) entspre- ter Haftung (GmbH). Dabei muss der Ge-
chen.  –  Die doppelte Buchführung ver- schäftsführer nicht ein Gesellschafter der
wendet folgende Bücher: (1) Grundbuch GmbH sein. Der  Geschäftsführer ver-
(Journal): Erfassung der Geschäftsvorfälle tritt die Gesellschaft nach außen in al-
in zeitlicher Reihenfolge; (2) Hauptbuch: len Rechtsangelegenheiten. Im Regel-
Zusammenfassung der Buchungen des fall müssen mehrere  Geschäftsfüh-
Grundbuchs auf den einzelnen Konten rer zusammen handeln. Es kann jedoch
(ĺ Konto). – Außerdem werden Neben- durch Satzung oder Gesellschafterbe-
bücher geführt. Dieses sind z. B. Kassen-, schluss die Geschäftsführung durch einen
231 Geschmacksmuster

einzelnen  Geschäftsführer vorgesehen Geschäftsprozess  –  Folge zusammen-


werden. Die Bestellung des Geschäftsfüh- hängender Wertschöpfungsaktivitä-
rers erfolgt durch den ĺ  Gesellschafts- ten (ĺ  Wertschöpfung). Am Anfang ei-
vertrag oder durch die ĺ Gesellschafter- nes  Geschäftsprozesses stehen ein oder
versammlung. Er kann jederzeit gekün- mehrere Einsatzfaktoren (Inputs) und am
digt werden. Es müssen jedoch für eine Ende eine Leistung (Output), die Kunden-
Kündigung gewichtige Gründe vorliegen. nutzen stiftet.  Geschäftsprozesse können
auf verschiedenen Aggregationsebenen
Geschäftsführung  –  Führung aller Ge-
betrachtet werden, z. B. für die Gesamtun-
schäfte einer Gesellschaft.  –  1.  Aktien-
ternehmung, einzelne Sparten oder Funk-
gesellschaft (AG) und Genossenschaft:
tionsbereiche. Der  Geschäftsprozess ist
Die Geschäftsführung wird vom ĺ Vor-
zentraler Untersuchungsgegenstand des
stand wahrgenommen.  –  2.  Gesellschaft
ĺ Business Process Reengineering. – Vgl.
des bürgerlichen Rechts (GbR): Zur  Ge-
auch ĺ Prozessorganisation.
schäftsführung sind alle Gesellschafter
gemeinschaftlich befugt. Für jedes Ge- Geschäftsunfähigkeit ĺ  Geschäftsfä-
schäft ist die Zustimmung aller Gesell- higkeit.
schafter erforderlich. – 3.  Gesellschaft mit Geschäftswert ĺ Firmenwert.
beschränkter Haftung (GmbH): Die  Ge-
schäftsführung wird durch einen oder geschlossener Immobilienfonds ĺ Im-
mehrere ĺ  Geschäftsführer wahrge- mobilienfonds.
nommen.  –  4.  Kommanditgesellschaft geschlossener Investmentfonds ĺ In-
(KG) und Kommanditgesellschaft auf Ak- vestmentfonds.
tien (KGaA): Die  Geschäftsführung er-
Geschmacksmuster  –  zweidimensiona-
folgt durch den ĺ  persönlich haftenden
les Muster (z. B. Stoffe, Tapeten, Logos)
Gesellschafter.  –  5.  Offene Handelsgesell-
oder dreidimensionales Modell (z. B. Mö-
schaft (OHG): Die Geschäftsführung um-
bel, Auto, Spielzeug), das für gewerbli-
fasst alle laufenden Maßnahmen zur För-
che Erzeugnisse (Massenwaren) als Vor-
derung des Gesellschaftszwecks, nicht je-
lage angefertigt wird. Seine Farb- und
doch die Stellvertretung. Die Regelung
Formgebung lässt sich nach dem Ge-
der  Geschäftsführung kann von den
schmacksmustergesetz (GeschmMG)
Gesellschaftern beliebig geregelt wer-
schützen, wenn das  Geschmacksmus-
den. – Anders: ĺ Vertretung.
ter neu ist oder einen im Vergleich zu ei-
Geschäftsgeheimnis ĺ  Betriebs- und nem anderen Muster unterschiedlichen
Geschäftsgeheimnis. Gesamteindruck erweckt. Die Schutz-
frist beträgt maximal 25 Jahre. Während
Geschäftsgründung ĺ Gründung. dieser Schutzfrist kann der geistige Ur-
Geschäftsjahr ĺ Wirtschaftsjahr. heber des  Geschmacksmusters das Mus-
ter gewerblich nutzen. Dies bedeutet, dass
Geschäftskonzept ĺ Business Plan. ihm das alleinige Vervielfältigungs- und
Verbreitungsrecht zusteht.  Geschmacks-
Geschäftsplan ĺ Business Plan.
muster sind beim ĺ  Deutschen Pa-
Geschäftsportfolio ĺ Portfolio. tent- und Markenamt in das Register für
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) 232

Geschmacksmuster einzutragen.  –  Vgl. Gesellschafterdarlehen ĺ Darlehen ei-


auch ĺ  Gebrauchsmuster.  –  Weitere In- nes Gesellschafters an seine Gesellschaft.
formationen unter www.dpma.de. Im Fall von ĺ Personengesellschaft ent-
stehen i.d.R. zwischen vollhaftenden Ge-
Gesellschaft bürgerlichen Rechts sellschaftern und der Gesellschaft keine
(GbR)  –  BGB-Gesellschaft. Zusammen- Forderungen und Schulden;  Gesellschaf-
schluss von mind. zwei (natürlichen oder terdarlehen gelten daher als ĺ  Einlage,
juristischen) Personen zur Erreichung ei- Rückzahlungen als ĺ  Entnahmen.  Ge-
nes gemeinsamen Zwecks, der nicht auf sellschafterdarlehen von Kommanditis-
den Betrieb des ĺ Handelsgewerbes aus- ten (ĺ Kommanditgesellschaft (KG) sind
gerichtet ist. Die GbR ist im Bürgerlichen echte Darlehen, wenn das Haftungskapital
Gesetzbuch (BGB) geregelt. Sie ist keine voll eingezahlt ist. Im Fall von ĺ Kapital-
Gesellschaft i.S.d. ĺ Handelsgesetzbuchs gesellschaften sind  Gesellschafterdarle-
(HGB) und keine ĺ  juristische Person. hen grundsätzlich echte Darlehen. – Steu-
Nach neuer Rechtssprechung des ĺ Bun- erlich wird das Gesellschafterdarlehen bei
desgerichtshofes (BGH) ist sie aber als Personengesellschaften als Eigenkapital,
Außengesellschaft rechtsfähig, soweit sie die Zinszahlung als Auszahlung von Ge-
durch Teilnahme am Rechtsverkehr ei- winnen behandelt. Beim  Gesellschafter-
gene Rechte und Pflichten begründet darlehen an eine Kapitalgesellschaft stel-
(Teilrechtsfähigkeit). Die GbR führt keine len die Zinszahlungen Fremdkapitalzin-
ĺ Firma, sondern nennt die Namen aller sen dar, d.h. sie sind bei der Gesellschaft
Gesellschafter. – Alle Gesellschafter müs- Betriebsausgaben und beim Empfänger
sen einstimmig zusammen handeln. Dies Zinseinnahmen.
kann jedoch im Gesellschaftsvertrag an-
ders geregelt sein. Ein einzelner Gesell- Gesellschafterverbrauch ĺ unentgeltli-
schafter kann nicht frei über seinen Anteil che Wertabgaben.
verfügen, da das Gesellschaftsvermögen
allen Gesellschaftern in Gemeinschaft zur Gesellschafterversammlung  –  Be-
gesamten Hand zusteht. Die Gewinn- und schlussorgan der ĺ  Gesellschaft mit be-
Verlustteilung erfolgt meistens entspre- schränkter Haftung (GmbH). Zu den
chend der Höhe der Kapitaleinlagen. Ist Aufgaben der  Gesellschafterversamm-
jedoch dieser Punkt im Gesellschaftsver- lung gehört u.a. die Feststellung des Jah-
trag nicht geregelt, kann die Teilung auch resabschlusses, Entscheidungen über
nach Köpfen erfolgen. – Die Gründung er- die Erteilung einer ĺ  Prokura und
folgt durch einen ĺ Gesellschaftsvertrag. über die Gewinnverteilung, die Bestel-
Eine GbR wird i.d.R. bei Erreichung ihres lung, Abberufung, Prüfung und Entlas-
Zweckes, bei Kündigung oder Tod eines tung von ĺ  Geschäftsführern, Ände-
Gesellschafters oder bei Insolvenz aufge- rungen der Satzung, Einforderung von
löst. Falls der Gesellschaftsvertrag Fort- Nachschüssen sowie Entscheidungen
dauer der GbR bei Kündigung, Tod und über die Auflösung der Gesellschaft. Be-
Insolvenz vorsieht, haben diese Umstände schlüsse werden grundsätzlich mit einfa-
nur ein Ausscheiden des betreffenden Ge- cher Stimmenmehrheit (je 1 Euro eines
sellschafters zur Folge. Geschäftsanteils = 1 Stimme) gefasst. Bei
233 Gesellschaftsvertrag

Satzungsänderungen ist jedoch eine Drei- des Gesellschaftsvertrags, eines Gesell-


viertel-Mehrheit erforderlich. schafterbeschlusses oder einer ĺ  Insol-
venz erfolgen.  –  Der Gewerbeertrag der
gesellschaftliche Verantwortung der
GmbH unterliegt der ĺ  Gewerbesteuer,
Unternehmensführung ĺ  Corporate
das Einkommen der ĺ  Körperschaft-
Social Responsibility (CSR).
steuer. – Vgl. auch ĺ GmbH & Co. KG,
Gesellschaft mit beschränkter Haf- ĺ Unternehmergesellschaft.
tung (GmbH) ĺ Rechtsform, die im Ge- Gesellschaftsformen ĺ Rechtsformen.
setz betreffend die Gesellschaften mit be-
schränkter Haftung (GmbHG) geregelt Gesellschaftsrecht  –  gesetzliche Rege-
ist. Die GmbH ist eine ĺ  Kapitalgesell- lungen privatrechtlicher Personenverei-
schaft mit eigener Rechtspersönlichkeit. nigungen, die zur Erreichung eines ge-
Die Gesellschaft haftet mit dem Gesell- meinsamen Zwecks vertraglich gegründet
schaftsvermögen, aber nicht mit dem Ver- werden. Dazu zählen v.a. alle Regelungen
mögen der Gesellschafter.  –  Die Gesell- der ĺ  Rechtsformen von Unternehmen
schafter haben ein Recht auf Auskunft und wie z. B. ĺ  Gesellschaft mit beschränk-
Einsicht in die ĺ  Geschäftsbücher. Die ter Haftung (GmbH), ĺ offene Handels-
Gewinn- und Verlustteilung kann nach gesellschaft (OHG), ĺ  Kommanditge-
dem Verhältnis der Geschäftsanteile, nach sellschaft (KG) und ĺ Aktiengesellschaft
einem im ĺ  Gesellschaftsvertrag festge- (AG). In einem begrenzten Umfang gehö-
legten Schlüssel oder nach Gesellschafter- ren auch die Regelungen über ĺ Vereine
beschluss erfolgen. In vielen Fällen wer- dazu.
den Gewinnanteile jedoch zur Stärkung Gesellschaftsvertrag  –  Vertrag, der
des Eigenkapitalpostens genutzt.  –  Or- die Rechtsverhältnisse der Gesellschaf-
gane der GmbH sind der ĺ  Geschäfts- ter untereinander regelt. – 1. ĺ Aktienge-
führer, die ĺ  Gesellschafterversamm- sellschaft (AG) , ĺ  Genossenschaft  und
lung und bei mehr als 500 Arbeitnehmern ĺ  Kommanditgesellschaft auf Aktien
der ĺ Aufsichtsrat. Die Satzung kann au- ĺ  (KGaA): ĺ  Satzung.  –  2.  ĺ  Gesell-
ßerdem einen Beirat und einen Verwal- schaft  bürgerlichen Rechts (ĺ  GbR):
tungsrat vorsehen. – Die Errichtung einer Der  Gesellschaftsvertrag ist entspre-
GmbH erfolgt mit Abschluss eines Gesell- chend den Vorschriften über Verträge
schaftsvertrags in notarieller Form durch abzufassen und grundsätzlich form-
eine oder mehrere Personen. Das Min- frei. – 3. ĺ  Gesellschaft mit beschränkter
deststammkapital beträgt 25.000 Euro. Haftung (GmbH): Der  Gesellschaftsver-
25 % des ĺ  Stammkapitals oder mind. trag muss vom Notar beurkundet wer-
12.500 Euro müssen eingezahlt sein. (Nur den. Er ist von allen Gesellschaftern zu
1 Euro Stammkapital ist notwendig bei unterzeichnen und zum ĺ  Handelsre-
der neu eingeführten ĺ  Unternehmer- gister einzureichen. Der  Gesellschafts-
gesellschaft.) Es können von den Gesell- vertrag muss Firma, Sitz und Gegenstand
schaftern auch Sacheinlagen eingebracht der GmbH, Betrag des Stammkapitals
werden. Die Eintragung ins ĺ  Han- und der einzelnen Stammeinlagen enthal-
delsregister ist erforderlich.  –  Die Auflö- ten.  –  4.  ĺ  Kommanditgesellschaft (KG),
sung kann v.a. aufgrund des Auslaufens ĺ  offene Handelsgesellschaft ĺ  (OHG)
Gesetzgebungskompetenz 234

und ĺ  stille Gesellschaft: Der Gesell- oder die Wahrung der Rechts- und Wirt-
schaftsvertrag ist für die Entstehung der schaftseinheit im gesamtwirtschaftlichen
Gesellschaft erforderlich. Es gelten keine Interesse eine bundesgesetzliche Rege-
bes. Formvorschriften. Als Ausnahme lung erforderlich macht. – Die Gesetzge-
gilt, wenn ein Grundstück in die Ge- bung bei ĺ Zöllen und Finanzmonopo-
sellschaft eingebracht wird. Der  Gesell- len steht dem Bund ausschließlich zu. Für
schaftsvertrag enthält v.a. vom Gesetz ab- die übrigen Steuern besitzt er die (weitest-
weichende Regelungen. gehend in Anspruch genommene) kon-
kurrierende Gesetzgebung, falls (1) deren
Gesetzgebungskompetenz  –  Gesetz- Aufkommen dem Bund ganz oder teil-
gebungszuständigkeit. Das Recht zur Ge- weise zusteht (ĺ Steuergesetzgebungsho-
setzgebung haben in Deutschland nach heit, ĺ Bundessteuern, ĺ Gemeinschaf-
dem ĺ Grundgesetz (GG) grundsätzlich steuern, ĺ  Steuerverbund) oder (2) die
die ĺ Länder, soweit das GG nicht dem Erforderlichkeitsklausel gilt. Den Län-
Bund Gesetzgebungsbefugnisse verleiht. dern verbleibt die Gesetzgebung, falls (1)
Im Bereich der eigentlich ausschließlichen die Voraussetzungen der konkurrieren-
Gesetzgebungskompetenz des Bundes ha- den Gesetzgebung für den Bund nicht ge-
ben die Länder die Befugnis zur Gesetz- geben sind, (2) der Bund von dem Recht
gebung nur, wenn und soweit sie hierzu zur konkurrierenden Gesetzgebung kei-
im Bundesgesetz ausdrücklich ermächtigt nen Gebrauch macht oder (3) über die
sind. Im Bereich der konkurrierenden Ge- örtlichen Verbrauch- und Aufwandsteu-
setzgebung haben die Länder Gesetzge- ern, solange und soweit sie nicht bundes-
bungsbefugnis, solange und soweit der gesetzlich geregelten Steuern gleichartig
Bund von seiner Gesetzgebungszustän- sind. – Vgl. auch ĺ Finanzausgleich.
digkeit nicht durch Gesetz Gebrauch Gesetz gegen den unlauteren Wettbe-
macht. Die Rahmengesetzgebung des Bun- werb (UWG) ĺ unlauterer Wettbewerb.
des wurde im Zuge der ĺ Föderalismus-
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän-
reform I abgeschafft. Dafür wurde die sog.
kungen (GWB) ĺ Wettbewerbsrecht.
Abweichungsgesetzgebung eingeführt, wo-
nach die Länder abweichende Regelun- gesetzliche Krankenversicherung
gen durch Gesetz treffen können, sofern ĺ Krankenversicherung.
der Bund von seiner Gesetzgebungsbe- gesetzliche Pflegeversicherung
fugnis Gebrauch gemacht hat. Im Rah- ĺ Pflegeversicherung.
men der Föderalismusreform sind auch gesetzliche Rentenversicherung
aus dem Bereich der konkurrierenden ĺ Rentenversicherung.
Gesetzgebung einige Bereiche dem Bund
oder den Ländern eindeutig zugeordnet gesetzliche Rücklage ĺ  Gewinnrück-
worden. Außerdem wurden große Berei- lagen.
che aus der Erforderlichkeitsklausel aus- gesetzlicher Vertreter  –  Person, deren
genommen, die besagt, dass dem Bund Vertretungsmacht auf Gesetz beruht. Ge-
dann die Gesetzgebung zusteht, wenn setzliche Vertreter sind z. B. der ĺ  Ge-
und soweit die Herstellung gleichwerti- schäftsführer für die ĺ  Gesellschaft
ger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet mit beschränkter Haftung (GmbH), der
235 Gewerbe

ĺ Vorstand für die ĺ Aktiengesellschaft Medikamenten; Möglichkeit zu Rabatt-


(AG) und alle Gesellschafter für die ĺ of- verträgen mit Herstellern. d) Mehr Wett-
fene Handelsgesellschaft (OHG). bewerbsfreiheit für ĺ  Krankenkassen:
gesetzliches Orderpapier ĺ  Orderpa- Einführung von Wahltarifen für bes. Ver-
pier. sorgungsformen, Selbstbehalte und Kos-
tenerstattung, freie Wahl der Rehabilita-
gesetzliches Vorkaufsrecht ĺ  Vor- tionseinrichtung. e) Bürokratieabbau: nur
kaufsrecht. noch ein Spitzenverband (statt bisher sie-
gesetzliche Unfallversicherung ĺ Un- ben) für die GKV; Professionalisierung
fallversicherung. der Selbstverwaltungsgremien; neue ver-
tragsärztliche Eurogebührenordnung. f)
gesetzliche Zahlungsmittel ĺ  Zah-
Finanzierungsreform: Einführung des Ge-
lungsmittel.
sundheitsfonds und des morbiditätsori-
Gestaltungsklage ĺ Klage. entierten Risikostrukturausgleichs. g) Re-
Gesundheitsfonds ĺ  Gesundheitsre- form der privaten Krankenversicherung
form. (PKV): Einführung eines Basistarifs zu
GKV-ähnlichen Bedingungen, Möglich-
Gesundheitskarte ĺ  elektronische Ge- keit zur Übertragung von Altersrückstel-
sundheitskarte (eGK). lungen. h) Neue Gebührenordnung für
Gesundheitsreform – 1.  Begriff: Schlag- Vertragsärzte der GKV.  –  3.  Reformpla-
wort für umfassende Neuregelungen im nungen: Grundlegende (umstrittene) Re-
Gesundheitswesen, zuletzt durchgeführt form der Beitragsfinanzierung der Kran-
mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsge- kenversicherung durch die Einführung
setz (GKV-WSG) von 2007, das als Er- einer ĺ  Bürgerversicherung mit Pau-
weiterung des Gesetzes zur Moder- schalbeiträgen für jeden Versicherten.
nisierung der gesetzlichen Kran- Getränkesteuer ĺ Gemeindesteuern.
kenversicherung (GMG) von 2004
(vorherige Gesundheitsreform) einge- Gewähr ĺ Obligo.
führt wurde. – 2. Reformschwerpunkte des Gewährleistungsverpflichtung ĺ  Ga-
GKV-WSG: a) Einführung einer Pflicht- rantieverpflichtung.
versicherung für alle Einwohner in der Gewährvertrag ĺ Garantievertrag.
gesetzlichen oder privaten ĺ  Kranken-
versicherung. b) Änderungen im Leis- Gewaltenteilung  –  Grundsatz des
tungsrecht: Ausweitung von medizinisch Rechtsstaats, nach dem die Staatsgewalt
notwendigen Leistungen, z. B. in der Pal- von drei voneinander getrennten Trägern
liativversorgung, der ambulanten Kran- ausgeübt wird. Dies sind (1) ĺ Exekutive,
kenhausversorgung, Rechtsanspruch auf (2) ĺ  Legislative und (3) ĺ  Judikative
Rehabilitation und häusliche Kranken- (Rechtssprechung).
pflege, Impfungen sowie Vater-/Mutter- Gewerbe – jede selbstständige Tätigkeit,
Kind-Kuren werden Pflichtleistungen. die nicht unter Land- und Forstwirtschaft
c) Arzneimittelversorgung: Kosten-Nut- oder ĺ  freie Berufe fällt. Gewerbetrei-
zen-Bewertung für neue Medikamente; bende haben das Ziel, dauernd und mit
ärztliche Zweitmeinung bei speziellen der Absicht der Gewinnerzielung sowie
Gewerbeanmeldung 236

unter eigenem Namen und unter eigener Aufsicht erfolgt durch das Gewerbeauf-
Verantwortung tätig zu sein. Für die Aus- sichtsamt in Zusammenarbeit mit den
übung bestimmter  Gewerbe ist eine Ge- ĺ Berufsgenossenschaften und gewerbe-
nehmigung erforderlich (ĺ  Gewerbeer- ärztlichen Diensten. Gesetzliche Grund-
laubnis). Das Betreiben eines Handelsge- lagen sind v.a. die ĺ  Gewerbeordnung
werbes macht zum ĺ Kaufmann. (GewO) sowie eine Vielzahl von ergän-
zenden Gesetzen wie z. B. das Arbeitszeit-
Gewerbeanmeldung –  Gewerbeanzeige.
gesetz (ArbZG) und das Jugendarbeits-
Anmeldung oder Anzeige eines ĺ  Ge-
schutzgesetz (JArbSchG).
werbes bei der Gewerbemeldestelle der-
jenigen ĺ  Gemeinde, in der der Be-
Gewerbebetrieb – Betrieb, der die Vor-
triebssitz liegt oder eingerichtet wer-
aussetzung eines ĺ Gewerbes erfüllt.
den soll. Die Gewerbeanmeldung kann
persönlich, in vielen Gemeinden auch
Gewerbeerlaubnis  –  für die Einrich-
schriftlich oder online erfolgen. Ein Ge-
tung eines ĺ  Gewerbebetriebes nach
werbe ist nach der ĺ  Gewerbeordnung
der ĺ  Gewerbeordnung (GewO) vorge-
(GewO) anzumelden, bei (1) Einrich-
schriebene gebührenpflichtige Erlaubnis
tung, (2) Übernahme, (3) Verlegung eines
für überwachungsbedürftige Gewerbe (sog.
Gewerbebetriebes in eine andere Kom-
„Vertrauensgewerbe”), z. B. für An- und
mune, (4) Gründung einer Zweignieder-
Verkauf Makler hochwertiger Kon-
lassung, (5) Wechsel der Rechtsform oder
sumgüter, Kraftfahrzeuge, Edelmetalle
(6) Neuaufnahme eines Gesellschafters.
etc.,  Auskunfteien und Detekteien, Part-
Über die Gewerbeanmeldung wird eine
nerschaftsvermittlungen, Reisebüros und
Gewerbeanmeldebescheinigung (ĺ  Ge-
Unterkunftsvermittlungen, Vertrieb und
werbeschein) ausgestellt. Die Daten der
Einbau von Gebäudesicherungseinrich-
Gewerbeanzeige werden von der Ge-
tungen, Herstellen und Vertreiben spezi-
meinde automatisch an die betroffenen
eller diebstahlsbezogener Öffnungswerk-
Behörden (Finanzamt, IHK, Handwerks-
zeuge. Die Erlaubnis erteilt das zuständige
kammer, Berufsgenossenschaft etc.) wei-
Ordnungsamt auf Antrag und nach Bean-
tergeleitet. Die  Gewerbeanmeldung ist
tragung eines Führungszeugnisses und ei-
ausreichend, soweit keine bes. ĺ Gewer-
ner Auskuft aus dem Gewerbezentralregis-
beerlaubnis oder sonstige Erlaubnis (z. B.
ter durch den Gewerbetreibenden.
für Spielgeräte) erforderlich ist.
Gewerbeanmeldungsschein ĺ Gewer- Gewerbeertrag – alleinige Besteuerungs-
beschein. grundlage für die ĺ  Gewerbesteuer. Er-
mittlung durch Hinzurechnungen zum
Gewerbeanzeige ĺ  Gewerbeanmel-
und Kürzungen vom gewerblichen Ge-
dung.
winn, der sich nach den Vorschriften des
Gewerbeaufsicht  –  staatliche Überwa- Einkommensteuergesetzes (EStG) oder
chung der Einhaltung von Vorschriften des Körperschaftsteuergesetzes (KStG)
des  Arbeits-, Umwelt- und Verbraucher- für den dem Erhebungszeitraum entspre-
schutzes  durch die nach Landesrecht zu- chenden Veranlagungszeitraum (Kalen-
ständige Gewerbeaufsichtsbehörde. Die derjahr) ergibt.
237 Gewerkschaften

Gewerbeertragsteuer ĺ  Gewerbe- Gewerbebetrieb in mehreren Gemeinden


steuer. aktiv, so wird die Bemessungsgrundlage
durch Zerlegung auf diejenigen Gemein-
Gewerbefreiheit – Recht für jedermann,
den verteilt, in denen der Gewerbebetrieb
ein ĺ Gewerbe im Rahmen der gesetzli-
über eine Betriebsstätte verfügt. Die Ent-
chen Bestimmungen zu betreiben. In der
richtung der Gewerbesteuer erfolgt durch
Bundesrepublik Deutschland ist die  Ge-
vierteljährliche Vorauszahlungen und ist
werbefreiheit im ĺ  Grundgesetz (GG)
als ĺ Betriebsausgabe absetzbar. Die Ge-
garantiert. Auch die ĺ Gewerbeordnung
werbesteuer wird auf die ĺ Einkommen-
(GewO) geht vom Grundsatz der  Ge-
steuer angerechnet.
werbefreiheit aus, der durch Ausnahmen
(ĺ Gewerbeerlaubnis) Einschränkungen
gewerbliche Schutzrechte – Sammelbe-
unterliegt.
griff für geistige und gewerbliche Leistun-
Gewerbeordnung (GewO)  –  Rege- gen, die geschützt sind. Dazu zählen tech-
lung  des gesamten Gewerberechts, v.a. nische Schutzrechte wie ĺ  Patent und
die Zulassung, den Umfang und die Aus- ĺ Gebrauchsmuster, ästhetische Schutz-
übung eines ĺ  Gewerbes, die Art der rechte wie ĺ  Geschmacksmuster so-
Gewerbebetriebe sowie Arbeitsschutz, wie nach dem Markengesetz geschützte
Lohnschutz, Betriebssicherheit und Zeug- Kennzeichen (ĺ Marke).
nisse. Sie enthält außerdem zahlreiche
Straf- und Bußgeldvorschriften. Gewerkschaften  –  freiwillige Vereini-
gungen von ĺ Arbeitnehmern zur Wah-
Gewerbeschein  –  Gewerbeanmeldungs-
rung ihrer Interessen. – Hauptziel der Ge-
schein. Behördliche Bescheinigung
werkschaften ist es, die sozialen und wirt-
über  eine nach der ĺ  Gewerbeordnung
schaftlichen Lebensbedingungen für die
(GewO)  erforderlichen ĺ  Gewerbean-
Arbeitnehmer zu verbessern.  Gewerk-
meldung, die vom zuständigen Gewerbe-
schaften sind neben den ĺ Arbeitgebern
amt ausgestellt wird.
oder ĺ  Arbeitgeberverbänden ĺ  Ta-
Gewerbesteuer  –  Gewerbeertragsteuer. rifpartner. Wichtigste Aufgabe der Ge-
ĺ  Realsteuer (Objekt- oder Sachsteuer), werkschaften ist somit der Abschluss
deren  Steuergegenstand  der ĺ  Gewer- von ĺ  Tarifverträgen. Weitere rechtli-
bebetrieb und seine Ertragskraft sind. che Aufgaben der Gewerkschaften sind
Die  Gewerbesteuer ist eine ĺ  Gemein- die Vorbereitung und Durchführung von
desteuer und tragende Säule der kom- ĺ  Arbeitskämpfen sowie die Vertretung
munalen Einnahmen.  –  Gesetzliche ihrer Mitglieder vor dem ĺ  Arbeitsge-
Grundlage ist das Gewerbesteuerge- richt. – In Deutschland kommen den In-
setz (GewStG).  –  Besteuerungsgrund- dustriegewerkschaften (IG) die größte Be-
lage ist der ĺ  Gewerbeertrag. Der er- deutung zu. Sie nehmen alle Arbeitneh-
mittelte Gewerbeertrag wird mit einer mer einer Branche, unabhängig von Beruf
sog. Steuermesszahl gewichtet, so dass oder Status, als Mitglieder auf (z. B. IG
der Steuermessbetrag entsteht. Auf die- Metall). –  Dachorganisation der Gewerk-
sen wird ein von der Gemeinde selbst schaften ist der ĺ  Deutsche Gewerk-
festgelegter Hebesatz angewendet. Ist ein schaftsbund (DGB). Daneben gibt es den
Gewichtszoll 238

Deutschen Beamtenbund (DBB) und den Beitragsrückerstattung z. B. in der


Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB). ĺ Krankenversicherung.
Gewichtszoll ĺ Zoll. Gewinneinkünfte ĺ Einkünfte.
gewillkürtes Betriebsvermögen ĺ Be- Gewinnermittlung ĺ Gewinn.
triebsvermögen. Gewinngemeinschaft ĺ  Interessenge-
gewillkürtes Orderpapier ĺ  Orderpa- meinschaft.
pier. Gewinn je Aktie  –  Earnings per Share.
Gewinn  –  Erfolg. 1.  Handelsrecht: Der Kennziffer, die im Rahmen der ĺ  Akti-
Gewinn wird im Rahmen der ĺ  Ge- enanalyse verwendet wird. Der  Gewinn
winn- und Verlustrechnung (GuV) er- je Aktie ist der Gewinn einschließlich of-
mittelt und in der ĺ Bilanz ausgewiesen. fener und stiller Rücklagen einer ĺ Akti-
Der Gewinn ist die positive Differenz zwi- engesellschaft (AG), geteilt durch die An-
schen Erträgen und Aufwendungen in ei- zahl der ausgegebenen ĺ Aktien der Ge-
nem Abrechnungszeitraum (ĺ  Jahres- sellschaft.
überschuss/Jahresfehlbetrag).  –  2.  Kos- Gewinnmaximierung  –  nach traditio-
tenrechnung: Der Betriebsgewinn ist die neller Sicht der ĺ  Betriebswirtschafts-
positive Differenz zwischen Erlösen und lehre (BWL) und ĺ Volkswirtschaftslehre
Kosten eines Abrechnungszeitraums (VWL) das wirtschaftliche Hauptziel pri-
(ĺ  Betriebsergebnis).  –  3.  Steuerrecht: vater Unternehmen.  Gewinnmaximie-
Die Ermittlung des Gewinns kann durch rung kann sowohl kurz- als auch langfris-
Ermittlung der ĺ  Einkünfte auf unter- tiges ĺ Unternehmensziel sein und muss
schiedliche Weise erfolgen. Nach dem zusammen mit anderen Zielen wie Firme-
Einkommensteuergesetz (EStG) ist der nerhaltung, Liquidität, Marktmacht und
Gewinn auch der Überschuss der ĺ Be- Wachstum gesehen werden. Unterneh-
triebseinnahmen über die ĺ Betriebsaus- men berücksichtigen heute zunehmend
gaben. – 4.  Preis- und Markttheorie: Dif- bei ihren Entscheidungen auch ökologi-
ferenz zwischen Erlös (Umsatz) und Kos- sche und soziale Aspekte (ĺ  Corporate
ten. – Gegensatz: ĺ Verlust. Social Responsibility (CSR)).
Gewinnausschüttung ĺ  Dividende, Gewinnobligation ĺ  Gewinnschuld-
ĺ verdeckte Gewinnausschüttung. verschreibung.
Gewinnbeteiligung  –  Beteiligung am Gewinnrücklagen ĺ  Rücklagen, die
Erfolg eines Unternehmens. 1.  Gewinn- nach dem ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB)
beteiligung der Aktionäre einer Aktien- von ĺ Kapitalgesellschaften gebildet wer-
gesellschaft (AG): ĺ  Dividende.  –  2.  Ge- den müssen. Als Gewinnrücklagen dür-
winnbeteiligung der Vorstands- oder Auf- fen nur Beträge ausgewiesen werden, die
sichtsratsmitglieder einer Aktiengesellschaft im Geschäftsjahr oder in den vergange-
(AG): ĺ  Tantieme.  –  3.  Gewinnbeteili- nen Jahren aus dem Jahresüberschuss ge-
gung der Arbeitnehmer: ĺ  Erfolgsbetei- bildet worden sind. Dazu zählen: (1) ge-
ligung.  –  4.  Gewinnbeteiligung eines Ver- setzliche Rücklagen (jährlich 5 % des
sicherungsnehmers: Überschussbeteili- um einen Verlustvortrag aus dem Vor-
gung in der ĺ Lebensversicherung oder jahr verminderten Jahresüberschusses);
239 Giralgeld

(2) Rücklagen für eigene Anteile; (3) auf Gewinnvergleichsrechnung – statisches


Satzung oder Gesellschaftsvertrag beru- Verfahren der ĺ  Investitionsrechnung.
hende Rücklagen; (4) andere Rücklagen Es werden die durchschnittlichen ĺ Ge-
(z. B. Rücklagen aufgrund eines Gewinn- winne der einzelnen Investitionsalternati-
verwendungsbeschlusses der Hauptver- ven ermittelt, indem die Erlöse und Kos-
sammlung). ten (einschließlich Abschreibungen und
kalkulatorischer Zinsen) gegenüberge-
Gewinnschuldverschreibung –  Gewinn- stellt werden. Diese so ermittelten Werte
obligation. ĺ  Anleihe mit Anspruch auf werden dann verglichen. Vorteil ist die
ĺ  Gewinnbeteiligung, d.h. zusätzlich zu leichte Durchführbarkeit. Problematisch
einer festen Grundverzinsung wird eine bei der  Gewinnvergleichsrechnung ist,
gewinnabhängige Zusatzverzinsung ge- dass der zeitliche Anfall der Ein- und Aus-
zahlt. Meistens wird die Zusatzverzinsung zahlungen und die Zinswirkungen nicht
von der Höhe der ĺ Dividende abhängig berücksichtigt werden.
gemacht. Die ĺ Aktionäre haben auf die
Gewinnschuldverschreibung ein ĺ  Be- Gewinnvortrag – Begriff aus der ĺ Bi-
zugsrecht. lanzierung für nicht ausgeschüttete Ge-
winne, die auf die ĺ Bilanz des nächsten
Gewinnthesaurierung ĺ  Selbstfinan- Jahres übertragen (vorgetragen) und der
zierung. Ausschüttungsbasis (ĺ  Bilanzgewinn)
hinzugerechnet werden.  –  Gegensatz:
Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) –
ĺ Verlustvortrag.
Verfahren zur Ermittlung des Unterneh-
menserfolgs. Es werden alle ĺ  Aufwen- Gewohnheitsrecht  –  Begriff für unge-
dungen und ĺ  Erträge eines Geschäfts- schriebene Rechtsnormen, die sich durch
jahrs gegenübergestellt. Die GuV ist ständige Übung gebildet haben und auf
Pflichtbestandteil des ĺ  Jahresabschlus- dem allgemeinen Rechtsbewusstsein be-
ses von Kaufleuten.  –  Die GuV kann in ruhen.  –  Vgl. auch ĺ  Handelsbrauch,
Kontoform aufgestellt werden. In diesem ĺ Verkehrssitte.
Fall werden alle Posten mit Sollsaldo un-
tereinander auf der linken Seite, alle mit gezeichnetes Kapital  –  Nennkapital,
Habensaldo auf der rechten Seite aufge- Nominalkapital. Kapital einer ĺ  Kapi-
listet. Bei der Staffelform dagegen wer- talgesellschaft, auf das die Haftung der
den alle Posten untereinander aufgelis- Gesellschafter beschränkt wird. In der
tet. Einzelunternehmen und Personenge- ĺ  Bilanz steht das  gezeichnete Kapital
sellschaften können die Form frei wählen. an erster Stelle des ĺ  Eigenkapitals. Bei
Die einmal gewählte Form sowie die Pos- der ĺ  Aktiengesellschaft (AG) ist das
tenbezeichnungen und -folge sind dann ĺ  Grundkapital und bei der ĺ  Gesell-
jedoch beizubehalten. Für Kapitalgesell- schaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
schaften ist die Staffelform vorgeschrie- das ĺ Stammkapital als gezeichnetes Ka-
ben. Kapitalgesellschaften können als Ver- pital ausgewiesen.
fahren das ĺ  Gesamtkostenverfahren gezogener Wechsel ĺ Wechsel.
oder das ĺ Umsatzkostenverfahren aus-
wählen. Giralgeld ĺ Geld.
Girokonto 240

Girokonto ĺ  Bankkonto, über das der eines Unternehmens. Gläubiger sind z. B.


bargeldlose Zahlungsverkehr des Kon- Eigenkapitalgeber, Fremdkapitalgeber,
toinhabers abgewickelt wird. Der Kon- Lieferanten, Arbeitnehmer, aber auch
toinhaber kann über das Girokonto mit- Krankenkassen und Finanzverwaltung.
tels Barabhebungen, Bareinzahlungen, Die Rechtsvorschriften zum  Gläubiger-
Überweisungen, Lastschriften und Dau- schutz finden sich in zahlreichen Geset-
eraufträge verfügen. Aufträge können zen, z. B. im ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch
schriftlich, per Telefon oder online erfol- (BGB), im gesamten Gesellschaftsrecht
gen. – Die Guthaben auf Girokonten zäh- sowie im Insolvenz- und Wirtschaftsstraf-
len zum ĺ Geld (Giralgeld). recht.
Gironetz  –  Filial- oder Institutssystem Gläubigerversammlung  –  oberstes
einer Bankengruppe zur Abwicklung Selbstverwaltungsorgan im ĺ Insolvenz-
des ĺ  bargeldlosen Zahlungsverkehrs. verfahren, deren Rechte in der Insolven-
In Deutschland gibt es  das Gironetz (1) zordnung (InsO) geregelt sind. Die Be-
der ĺ  Deutschen Bundesbank, (2) der rufung der Gläubigerversammlung er-
ĺ  Sparkassen, (3)  der Genossenschafts- folgt durch das ĺ  Insolvenzgericht zum
banken, (4) der Filialbanken und (5) der Wahl-, Prüfungs-, Schluss- und Zwangs-
Postbank AG. vergleichstermin sowie auf bes. Antrag.
Girovertrag ĺ  Vertrag zwischen ei- Die Leitung in der  Gläubigerversamm-
nem ĺ  Kreditinstitut und seinem Kun- lung hat der Insolvenzrichter. Die Ver-
den, durch das sich das Kreditinstitut ver- handlung ist nicht öffentlich. Abstimmun-
pflichtet, für den Kunden (1) ein ĺ  Gi- gen in der Versammlung erfolgen mit ab-
rokonto einzurichten, (2) eingehende soluter Mehrheit der Erschienenen oder
Zahlungen dem Konto gutzuschreiben Vertretenen, wobei die Höhe der ange-
und (3) Überweisungsaufträge zu Lasten meldeten Forderungen maßgebend ist.
des Kontos abzuwickeln. Die nicht erschienenen Gläubiger müssen
sich an die Beschlüsse halten. – Die Gläu-
Girozentrale ĺ DekaBank Deutsche Gi- bigerversammlung kann den vom Ge-
rozentrale,  ĺ Landesbank. richt eingesetzten ĺ  Insolvenzverwalter
GKR – Abk. für ĺ Gemeinschaftskonten- abwählen und einen anderen bestimmen.
rahmen der Industrie. Außerdem wählt die Gläubigerversamm-
Gläubiger –  Kreditor, derjenige, der vom lung Personen, die den Gläubigeraus-
ĺ  Schuldner (Debitor) aufgrund eines schuss bilden und den Insolvenzverwal-
ĺ  Schuldverhältnisses eine Leistung zu ter unterstützen sollen. Die Gläubigerver-
fordern hat. Beim ĺ Kaufvertrag ist der sammlung kann über einen Insolvenzplan
Lieferant Gläubiger des Käufers hinsicht- beschließen.
lich des Kaufpreises und Schuldner in Be- Gläubigerverzug ĺ Annahmeverzug.
zug auf die Lieferung der Leistung (z. B. Gleichbehandlung  –  arbeitsrechtli-
der Ware). cher Grundsatz, nach dem alle ĺ  Ar-
Gläubigerschutz  –  Rechtsvorschriften beitnehmer durch einen ĺ  Arbeitge-
und Maßnahmen zum Schutz der tat- ber gleich zu behandeln sind. Eine Aus-
sächlichen und potenziellen ĺ Gläubiger prägung des Gleichheitsgrundsatzes im
241 Globalisierung

ĺ Grundgesetz (GG) und ein Gebot der täglichen über die wöchentliche bis zur
Verwirklichung austeilender Gerechtig- jährlichen Arbeitszeit (ĺ  Jahresarbeits-
keit. Der Arbeitgeber muss bei betriebs- zeitvertrag) oder sogar der Lebensarbeits-
bezogenen Entscheidungen und Maß- zeit (ĺ Sabbatical).
nahmen den Grundsatz beachten, dass
Gleitzeit ĺ gleitende Arbeitszeit.
das, was sachlich gleich ist, gleich behan-
delt werden muss. Eine willkürliche Dif- Gleitzonenbeschäftigung  –  Midijob,
ferenzierung ist verboten (ĺ  Diskrimi- Niedriglohnjob. Begriff der ĺ  Sozialver-
nierung). sicherung für eine Beschäftigung mit ei-
nem ĺ Arbeitsentgelt, das die Zone zwi-
Gleichgewicht ĺ Marktgleichgewicht.
schen 450,01 Euro und maximal 850,00
Gleichgewichtspreis ĺ  Marktgleichge- im Monat regelmäßig nicht überschreitet.
wicht. Beschäftigungsverhältnisse in der Gleit-
zone begründen grundsätzlich eine So-
Gleichordnungskonzern ĺ Konzern.
zialversicherungspflicht. Während der
gleitende Arbeitszeit –  Gleitzeit. ĺ Ar- ĺ  Arbeitgeber den vollen Beitragsanteil
beitszeitmodell zur Flexibilisierung der zu zahlen hat, steigt der Arbeitnehmeran-
individuellen ĺ  Arbeitszeit, die nicht teil von 15 % bei 450,01 Euro auf 20 % bei
auf bestimmte Anfangs- und Endtermine 850,00 Euro an. Bei mehreren Beschäfti-
festgelegt ist. Ziel ist die Erhöhung der gungsverhältnissen ist das insgesamt er-
persönlichen Arbeitszeitsouveränität und zielte Arbeitsentgelt maßgebend.  –  Vgl.
die Entlastung des Berufsverkehrs in Bal- auch ĺ Minijob.
lungsgebieten. – Die gleitende Arbeitszeit
Globalabtretung  –  Globalzession. Form
setzt sich zusammen aus der Gleitspanne
der ĺ Forderungsabtretung, meist zur Si-
(z. B. von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 19
cherung eines Bankkredits, durch die der
Uhr) und der Kernarbeitszeit (in diesem
Zedent alle gegenwärtigen und zukünf-
Bsp. von 9 bis 15 Uhr) zwischen den Gleit-
tigen Forderungen aus dem Verkauf und
zeiten. In der Kernarbeitszeit muss der
der Verwertung einer Sache oder einer
ĺ  Arbeitnehmer im Betrieb anwesend
Geschäftstätigkeit bereits mit Vertragsab-
sein, in der Gleitspanne kann er inner-
schluss abtritt. Bei einer Doppelabtretung
halb bestimmter Grenzen seinen Arbeits-
gilt der Grundsatz der Priorität: Die erste
beginn und sein Arbeitsende selbst be-
Abtretung ist wirksam. – Anders: ĺ Man-
stimmen. Dabei muss er im Durchschnitt
telzession.
die vereinbarte Wochenarbeitszeit erfül-
len. In den jeweiligen Arbeitszeitregelun- Globalisierung  –  Allgemein: welt-
gen kann die zulässige Zahl an Plus- bzw. weite Ausdehnung.  –  1.  Volkswirtschaft:
Minusstunden und der Zeitraum fest- Als Globalisierung wird die interna-
gelegt werden, in denen diese auszuglei- tionale Ausdehnung wirtschaftlicher
chen sind. Zum Nachweis der geleisteten Aktivitäten bezeichnet. Durch  Glo-
Arbeitszeit sind geeignete (elektronische) balisierung wird der internationale
Zeiterfassungsgeräte erforderlich.  –  Die Wettbewerbsdruck erhöht und die Über-
Modelle der  gleitenden Arbeitszeit rei- tragung wirtschaftspolitischer Prob-
chen von der flexiblen Gestaltung der leme zwischen den Ländern verstärkt.  –
Global Sourcing 242

2.  Betriebswirtschaft:  Globalisierung ist und antizyklischen Finanzpolitik (ĺ Fis-


die Strategie eines international täti- kalpolitik). – Vgl. auch ĺ Stabilisierungs-
gen Unternehmens, Wettbewerbsvorteile politik.
weltweit durch Ausnutzung von Stand- Globalurkunde ĺ Sammelurkunde.
ortvorteilen und Erzielung von ĺ Econo-
mies of Scale aufzubauen. – 3. ĺ Umwelt- Globalzession ĺ Globalabtretung.
politik:  Globalisierung ist verknüpft mit GmbH – Abk. für ĺ Gesellschaft mit be-
der Tatsache, dass auch lokale anthropo- schränkter Haftung.
gene Handlungen (z. B. CO2-Emmissio-
GmbH & Co. KG – eine ĺ Kommandit-
nen) globale Auswirkungen (z. B. auf das
gesellschaft (KG), bei der eine ĺ Gesell-
globale Klima) haben können. Die Globa-
schaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
lisierung erfordert interdisziplinäre For-
persönlich haftender Gesellschafter ist
schungsansätze zur Erfassung komplexer
(auch Komplementär-GmbH) und andere
Systemzusammenhänge. Ein Instrument
Personen (meist die Gesellschafter die-
zur besseren internationalen Bekämpfung
ser GmbH) nicht haftende Gesellschaf-
globaler Umweltprobleme ist ĺ Joint Im-
ter (Kommanditisten) sind. Die GmbH &
plementation. – 4. Ethik: Im Zuge der Glo-
Co. KG ist juristisch und steuerlich eine
balisierung nehmen sowohl Kooperati-
ĺ Personengesellschaft. – Die Gründung
onsmöglichkeiten als auch Konflikte zu
und die Löschung erfolgen wie bei der
(ĺ  Wettbewerb). Für Unternehmen er-
ĺ Kommanditgesellschaft (KG).
wachsen hieraus neue Herausforderun-
gen im Hinblick auf ihre ĺ  Verantwor- GoB – Abk. für ĺ Grundsätze ordnungs-
tung (ĺ Corporate Social Responsibility mäßiger Buchführung.
(CSR)), auf ordnungspolitischer Ebene Going-Concern-Prinzip ĺ  Bewertung,
nimmt der Bedarf an verlässlichen Re- ĺ  Grundsätze ordnungsmäßiger Bilan-
gelsystemen (ĺ Ordnungspolitik, ĺ Re- zierung.
geln) zu. – Vgl. auch ĺ Wirtschaftsethik.
Going Public – 1.  I.e.S.: Gang einer bis-
Global Sourcing ĺ Sourcing. her nicht börsennotierten ĺ  Aktien-
Globalsteuerung  –  wirtschaftspoliti- gesellschaft (AG) oder ĺ  Komman-
sche, auf Keynes zurückgehende Konzep- ditgesellschaft auf Aktien (KGaA) an
tion der Beeinflussung gesamtwirtschaft- die ĺ  Börse: ĺ  Initial Public Offering
licher („globaler“) Aggregate der Nach- (IPO). – 2. I.w.S.: Umwandlung eines Un-
frageseite der Volkswirtschaft (wie z. B. ternehmens von einer anderen Rechts-
z. B. Investitionen und Konsum). Durch form in eine Aktiengesellschaft (AG)
eine Globalsteuerung soll das Niveau der oder Kommanditgesellschaft auf Aktien
ĺ gesamtwirtschaftlichen Nachfrage be- (KGaA), um externen Eigenkapitalgebern
einflusst werden. In Deutschland bedeu- die Möglichkeit zur Investition in das Un-
tet  Globalsteuerung in erster Linie die ternehmen zu geben.
Beeinflussung der gesamtwirtschaftli- Goldene Bilanzregel  –  ursprünglich
chen Nachfrage entsprechend der Ent- ĺ  Finanzierungsregel für ĺ  Kreditin-
wicklung des ĺ  Produktionspotenzials stitute (goldene Bankregel), die besagt,
im Sinne einer diskretionären (fallweisen) dass die langfristig an das Unternehmen
243 Grenznutzen

gebundenen Anlagegüter durch langfris- Arbeitnehmers auf einen ĺ  Bonus auf-


tiges Kapital – in erster Linie ĺ Eigenka- grund einer ĺ Zielvereinbarung.
pital – finanziert sein sollten, während das
Gratisaktie ĺ Zusatzaktie.
ĺ  Umlaufvermögen durch kurzfristiges
Kapital gedeckt sein kann. Grauer Markt  –  1.  Handel: Absatz von
ĺ  Waren unter Umgehung privatrecht-
Goldene Finanzierungsregel ĺ Finan- licher Vereinbarungen und anerkann-
zierungsregeln. ter Handelsbräuche, die nicht vom Her-
Goodwill  –  positiver ĺ  Firmenwert. – steller oder Lieferanten autorisiert
Gegensatz: ĺ Badwill. sind.  –  2.  Bank- und Börsenwesen: Der
Handel von Anlagen auf dem unregle-
Gossensche Gesetze  –  Theoreme der mentierten ĺ  Kapitalmarkt (z. B. stille
mikroökonomischen ĺ  Haushaltsthe- Beteiligungen, geschlossene Immobilien-
orie bezüglich der Bedürfnisbefriedi- fonds und außerbörsliche Aktien, etwa
gung ĺ  privater Haushalte (ĺ  Nut- vor ihrer offiziellen Emission). –  Anders:
zen). Sie wurden von H. Gossen (deut- ĺ Schwarzmarkt.
scher Nationalökonom, 1810–1858)
aufgestellt. – 1.  Gesetz vom abnehmenden Grenzerlös  –  Grenzumsatz. Zusätzlicher
Grenznutzen: Der ĺ  Grenznutzen eines ĺ Erlös (Umsatz), der durch den Verkauf
Gutes nimmt mit zunehmender Befrie- einer weiteren Mengeneinheit (Absatzein-
digung der ĺ  Bedürfnisse (im Extrem- heit) entsteht.
fall bis zur ĺ  Sättigungsmenge mit ei- Grenzertrag –  Grenzprodukt. Begriff aus
nem Grenznutzen von Null) ab. – 2.  Ge- der Produktionstheorie: 1. Partieller Gren-
setz vom Ausgleich der Grenznutzen: Der zertrag: Zusätzlicher ĺ  Ertrag (Output),
Haushalt verteilt (bei rationalem Verhal- der durch den Einsatz einer zusätzlichen
ten) sein Einkommen so auf die Güter sei- (infinitesimal kleinen) Einheit eines Pro-
nes Begehrskreises, dass der in Geldein- duktionsfaktors, z. B. des Faktors ĺ  Ar-
heiten gemessene Grenznutzen in allen beit, erzielt wird. – 2. Totaler Grenzertrag:
Verwendungen gleich ist. Die Summe der partiellen Grenzerträge
Gratifikation  –  eine freiwillige Sonder- aller eingesetzten ĺ  Produktionsfakto-
zuwendung, die der ĺ Arbeitgeber  dem ren.
ĺ  Arbeitnehmer zusätzlich zum ĺ  Ar- Grenzkosten  –  Begriff der Kostentheo-
beitsentgelt anlässlich eines bestimmten rie für zusätzliche ĺ Kosten, die bei der
Ereignisses (z. B. Weihnachten, Dienstju- ĺ Produktion einer weiteren Einheit ei-
biläum oder Urlaub) gewährt. Der Arbeit- nes Gutes entstehen.
nehmer erhält die Gratifikation als Aner-
Grenzneigung zum Konsum ĺ  Kon-
kennung für die geleistete Arbeit und als
sumquote.
Anreiz für weitere Leistungen. Auf die
Zahlung einer Gratifikation besteht weder Grenznutzen – Begriff der mikroökono-
Kraft Gesetzes noch aufgrund der ĺ Für- mischen ĺ Haushaltstheorie. Der Grenz-
sorgepflicht des Arbeitgebers ein Rechts- nutzen bezeichnet den Nutzenzu-
anspruch.  –  Abzugrenzen von solchen wachs (ĺ  Nutzen), der einem ĺ  priva-
Sonderzuwendungen sind Ansprüche des ten Haushalts durch den Konsum einer
Grenzplankostenrechnung 244

zusätzlichen Einheit eines ĺ  Gutes er- wesentliche Be- und Verarbeitung) von
wächst. – Vgl. auch ĺ  Gossensche Ge- ĺ  Waren  durch ĺ  Großhandelsunter-
setze. nehmungen.  –  2.  Funktionaler Begriff:
Grenzplankostenrechnung ĺ Plankos- Absatz von Waren und sonstigen waren-
tenrechnung auf der Basis von ĺ  Teil- bezogenen Dienstleistungen an Wieder-
kosten. Die  Grenzplankostenrechnung verkäufer (insbes. ĺ Einzelhandelsunter-
berücksichtigt sowohl bei den Verrech- nehmungen), Weiterverarbeiter, gewerb-
nungssätzen für innerbetriebliche Leis- liche Verwerter oder Großverbraucher.
tungen als auch bei den Kalkulationssät- Großhandelsunternehmung  –  Groß-
zen der primären ĺ  Kostenstellen nur handlung. 1.  Begriff: ĺ  Unterneh-
die ĺ variable Kosten, d.h. in der Stück- mung, deren wirtschaftliche Tätigkeit
rechnung nur die ĺ Grenzkosten. Die fi- ausschließlich oder überwiegend dem
xen Kosten werden aus der ĺ Kostenstel- ĺ  Großhandel im funktionellen Sinne
lenrechnung direkt in die ĺ Erfolgsrech- zuzurechnen ist. Großhandlungen tre-
nung übernommen. –  Ähnlich: ĺ Direct ten in unterschiedlichen Betriebsformen
Costing. auf (ĺ Betriebsformen des Handels). Sie
Grenzprodukt ĺ Grenzproduktivität. sind auf nahezu allen Stufen der ĺ  Ab-
satzkette tätig, bes. dann, wenn durch Ein-
Grenzproduktivität  –  Begriff der Pro- schaltung selbstständiger Institutionen,
duktionstheorie. Die Grenzproduktivität die Aufgaben der ĺ  Beschaffung und
ist die Änderung der Ausbringungsmenge ĺ  Distribution von Waren rationeller
(Output) eines Unternehmens bei einer als durch den direkten Kontakt zwischen
sehr kleinen (infinitesimalen) Änderung Hersteller (Anbieter) und Weiterverar-
der Einsatzmengen (Input) eines ĺ Pro- beiter (Nachfrager) abgewickelt werden
duktionsfaktors, auch physisches oder re- können.  –  2.  Charakteristische Leistun-
ales Grenzprodukt genannt.  –  Vgl. auch gen: (1) Sammeln von kleinen Waren-
ĺ Wertgrenzprodukt. partien und deren Weiterveräußerung an
Grenzproduktivität des Kapitals ĺ Ka- Großabnehmer (kollektierende Großhand-
pitalproduktivität. lungen); (2) Ankauf großer Warenmen-
Grenzsteuersatz – gibt die Erhöhung der gen und deren Weiterverkauf an ĺ Ein-
Steuerbelastung (in %) an, die sich bei ge- zelhandelsunternehmungen oder andere
gebenem ĺ  Steuertarif infolge einer Er- Abnehmer (distribuierende Großhandlun-
höhung der ĺ  Bemessungsgrundlage gen); (3) ĺ  Lagerhaltung (lagerhaltende
des ĺ Steuerpflichtigen um eine zusätzli- Großhandlungen); (4) Durchführung von
che Einheit ergibt. – Vgl. auch ĺ Durch- ĺ Streckengeschäften.
schnittssteuersatz. Großhandlung ĺ  Großhandelsunter-
Grenzumsatz ĺ Grenzerlös. nehmung.
Größenkostenersparnisse ĺ  Econo- Grundbedürfnis ĺ Bedürfnis.
mies of Scale. Grundbuch  –  1.  Buchführung: Journal,
Großhandel  –  Begriff des ĺ  Handels: ĺ  Geschäftsbücher.  –  2.  Grundstücks-
1.  Institutioneller Begriff: ĺ Absatz (ohne recht: öffentliches Register, das beim
245 Grundgesetz (GG)

Grundbuchamt geführt wird mit dem Mecklenburg-Vorpommern, Nieder-


Zweck, die Rechte am ĺ Grundstück zu sachsen, Nordrhein-Westfalen, Rhein-
offenbaren (Publizitätsprinzip). Nach dem land-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thürin-
Eintragungsgrundsatz müssen alle eintra- gen bei 5 %, im Saarland bei 5,5 %, in Ber-
gungsfähigen Rechte im Grundbuch ein- lin bei 6 % und in Schleswig-Holstein bei
getragen werden, vorher werden sie nicht 6,5 %.) Bis zu einem Kaufpreis von 2.500
wirksam. Grundbucheinsicht ist weitge- Euro besteht eine Freigrenze. – Für grun-
hend zu gewähren. In Abteilung 1 steht derwerbsteuerbare Vorgänge herrscht
der Eigentümer mit vollem Namen oder grundsätzlich Anzeigepflicht. Damit wird
Firma, in Abteilung 2 alle Belastungen und dem zuständigen ĺ  Finanzamt ermög-
Beschränkungen, ausgenommen Grund- licht, durch einen ĺ  Steuerbescheid
pfandrechte (z. B. ĺ  Grunddienstbar- die  Grunderwerbsteuer festzusetzen, die
keiten) sowie in Abteilung 3 die Grundp- i.d.R. einen Monat nach dessen Bekannt-
fandrechte (z. B. ĺ Hypothek, ĺ Grund- gabe fällig wird. Erst nach erfolgter Zah-
schuld). lung und einer durch das Finanzamt aus-
Grunddienstbarkeit  –  Recht des gestellten Unbedenklichkeitsbescheini-
Grundstückseigentümers, ein anderes gung kann der neue Eigentümer in das
ĺ  Grundstück beschränkt zu nutzen. ĺ Grundbuch eingetragen werden.
Vom Eigentümer des belasteten oder die- Grundfreibetrag ĺ Freibetrag.
nenden Grundstücks wird dabei entweder Grundfreiheiten der EU ĺ  Binnen-
Duldung (z. B. Begehen, Befahren, Einwir- markt.
kungen durch Rauch, Gase, Geräusche)
oder Unterlassung (z. B. Baubeschrän- Grundgesetz (GG)  –  1.  Begriff: Ver-
kungen) verlangt.  Grunddienstbarkeiten fassung der Bundesrepublik Deutsch-
sind für das genutzte Grundstück in das land, die am 24.5.1949 zunächst vorläu-
ĺ Grundbuch einzutragen. fig und mit Inkrafttreten des Einigungs-
vertrages für das gesamte Deutschland in
Gründergesellschaft ĺ Vorgesellschaft. Kraft getreten ist. – 2. Inhalt: Das GG ent-
Grunderwerbsteuer ĺ  Verkehrsteuer, hält eine Reihe von ĺ  Grundrechten der
die erhoben wird, wenn die rechtliche Bürger, die die Gesetzgebung, Verwal-
oder wirtschaftliche Verfügungsmacht an tung und Rechtsprechung als unmittelba-
einem ĺ  Grundstück übergeht. Haupt- res Recht binden. Weitere Abschnitte be-
fall ist der Abschluss eines ĺ  Kaufver- treffen das sog. Staatsorganisationsrecht.
trages über ein inländisches Grundstück, Letzteres sind Regelungen für ĺ  Bund
unter bestimmten Bedingungen auch die und ĺ  Länder, ĺ  Bundestag, ĺ  Bun-
Übertragung von Anteilen an einer Ge- desrat, ĺ  Bundesregierung, ĺ  Bundes-
sellschaft, wenn zu deren Vermögen ein präsident, Gesetzgebungen des Bundes,
inländisches Grundstück gehört.  –  Der Ausführungen der Bundesgesetze, Bun-
Steuersatz kann seit dem 1.9.2006 von desverwaltung, Rechtsprechung und Fi-
den ĺ Ländern festgesetzt werden. (2014 nanzwesen. – 3. Das Verhältnis von Bund
liegt er in Bayern und Sachsen bei 3,5 %, und Ländern ist nach dem Prinzip des
in Hamburg bei 4,5 %, in Baden-Wüt- ĺ  Föderalismus gestaltet: a) Die Länder
temberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, sind grundsätzlich für die Ausübung aller
Grundkapital 246

staatlichen Befugnisse und Erfüllung al- das Grundkapital als ĺ gezeichnetes Kapi-


ler staatlichen Aufgaben zuständig, so- tal auf der Passivseite auszuweisen.
weit das GG keine andere Regelung trifft Grundkosten  –  aufwandsgleiche Kos-
oder zulässt. Die Ausführung der Bun- ten, ĺ  Aufwand, der in gleicher Höhe
desgesetze obliegt den Verwaltungsbehör- als ĺ  Kosten in die Kostenrechnung
den der Länder, sofern nicht eine bundes- eingeht.  –  Gegensatz: ĺ  Anderskosten,
eigene Verwaltung mit eigenem Verwal- ĺ Zusatzkosten.
tungsunterbau oder Bundesoberbehörden
zugelassen und errichtet worden sind Grundlohn  –  1.  Arbeits- und Tarifrecht:
(z. B. Auswärtiger Dienst, Bundesfinanz- tariflich festgelegtes ĺ Arbeitsentgelt für
verwaltung oder Bundesämter). b) Im Be- die übliche Arbeitsleistung in verschie-
reich des Finanzwesens zeigt sich das Fö- denen Lohnformen (ĺ Lohn). – Anders:
deralismusprinzip durch die Regelung ĺ  Ecklohn.  –  2.  Einkommensteuerrecht:
der Zuständigkeit in der Steuergesetzge- Der Grundlohn besteht aus dem monatli-
bung und durch die Verteilung des Steuer- chen Grundgehalt,  geldwerten Vorteilen,
aufkommens (ĺ  Finanzausgleich, ĺ  Fi- nichtbegünstigten Lohnzuschlägen (z. B.
nanzhoheit, ĺ  Steuerertragshoheit). c) Erschwernis- und Schmutzzulagen), Bei-
Verfassungsorgan zur Wahrung der Bun- trägen zu einer Direktversicherung  und
desstaatlichkeit ist der Bundesrat. Er ist den Beirägen an eine Pensionskasse oder
neben dem Bundestag Gesetzgebungs- Pensionsfonds.
organ des Bundes. Seine Zustimmung ist Grundnutzen ĺ Kundennutzen.
zu bestimmten Gruppen von Gesetzen,
Rechtsverordnungen und Verwaltungs- Grundpfandrechte  –  Sammelbegriff
vorschriften erforderlich.  –  4.  GG-Än- für ĺ  Hypothek, ĺ  Grundschuld und
derungen: Die letzten Verfassungs- ĺ Rentenschuld. Grundpfandrechte wer-
änderungen erfolgten durch die ĺ  Fö- den in das ĺ Grundbuch eingetragen.
deralismusreformen I (28.8.2006) und II Grundrechte  –  die im Grundrechts-
(vom 29.7.2009). – 5. Verfassungsrecht: Im teil des ĺ  Grundgesetzes (GG) ver-
sog. Normenkontrollverfahren überprüft ankerten Freiheits- und Gleichheits-
auf Anfrage das ĺ  Bundesverfassungsge- rechte.  –  Grundrechte, die allen Men-
richt die verfassungsrechtliche Rechtsmä- schen unterschiedslos zukommen, heißen
ßigkeit von Gesetzen. Menschrechte, und diejenigen, die nur für
deutsche Staatsbürger gelten, werden als
Grundkapital  –  Aktienkapital einer ĺ Bürger- oder Deutschenrechte bezeich-
Aktiengesellschaft (AG). Das Grundkapi- net.  –  Als Menschenrechte gelten: Recht
tal entspricht dem ĺ Nennwert aller aus- auf Leben und körperliche Unversehrtheit,
gegebenen ĺ  Aktien. Das Grundkapital Gleichheitssatz,  Glaubensfreiheit, Gewis-
und die Rücklagen bilden das Eigenka- sensfreiheit, Bekenntnisfreiheit, Meinungs-
pital der Gesellschaft. Der Mindestnenn- freiheit, Pressefreiheit, Unverletzlichkeit
betrag des Grundkapitals beträgt 50.000 der Wohnung, Gewährleistung des Eigen-
Euro. Die Höhe des  Grundkapitals sagt tums und Erbrechts. – Bürger- und Deut-
nichts über den Wert des Gesellschafts- schenrechte sind: Berufsfreiheit, Versamm-
vermögens aus.  –  In der ĺ  Bilanz ist lungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, Recht
247 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB)

der Freizügigkeit, Wahlrecht. – Die Grund- Aufwendungen und Erträge dürfen nicht


rechte binden Gesetzgebung, Verwaltung miteinander verrechnet werden. An-
und Rechtsprechung als unmittelbar gel- lage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital,
tendes Recht. Gegen unberechtigte Ein- Schulden und Rechnungsabgrenzungs-
griffe in die  Grundrechte kann sich der posten müssen gesondert ausgewiesen
Einzelne nach Ausschöpfung des Rechts- werden. (2) Grundsatz der Bilanzkonti-
weges v.a. durch Erhebung der ĺ Verfas- nuität: Die Wertansätze der Eröffnungs-
sungsbeschwerde wehren. Soweit jemand und Schlussbilanz sowie die Bilanzgliede-
zum Kampfe gegen die freiheitlich demo- rung müssen übereinstimmen. Außerdem
kratische Grundordnung gewisse Grund- müssen die Bewertungsmethoden beibe-
rechte missbraucht, kann er diese verwir- halten werden. (3) Grundsatz der Richtig-
ken. Die Verwirkung wird vom ĺ  Bun- keit und Vollständigkeit: Es müssen die Bi-
desverfassungsgericht ausgesprochen. lanzierungs- und Bewertungsvorschriften
eingehalten werden. Außerdem müssen
Grundrente – 1.  Sozialpolitik: Diskutier-
alle Vermögensgegenstände, Schulden
tes Modell einer beitragsunabhängigen
und Rechnungsabgrenzungsposten in
ĺ  Altersrente für alle Bürger mit einem
die Bilanz aufgenommen werden. (4) Go-
festen Betrag als Grundsicherung, die aus
ing-Concern-Prinzip: Bei der Bewertung
Steuermitteln finanziert wird. Im der-
ist von der Fortführung des Unterneh-
zeitigen deutschen Alterssicherungssys-
mens auszugehen.
tem ist diese Form der ĺ Rente allerdings
nicht vorgesehen. Grundrenten gibt es je-
Grundsätze ordnungsmäßiger Buch-
doch z.T. in anderen Ländern. Für den
führung (GoB) – Vorschriften und Prin-
Begriff  Grundrente wird gleichbedeu-
zipien zur ĺ Buchführung und zur Erstel-
tend Volksrente und Mindestrente verwen-
lung des ĺ Jahresabschlusses (ĺ Grund-
det. – 2. Volkswirtschaft: Einkommen, das
sätze ordnungsmäßiger Bilanzierung). Im
aus der Nutzung des Bodens erzielt wird.
Einzelnen besagen die GoB: (1) Grund-
Die Grundrente beruht auf dem Privatei-
satz der Klarheit und Übersichtlichkeit:
gentum an Grund und Boden und wird
Die Buchführung soll so sein, dass sich
auch als Bodenrente bezeichnet.
ein sachverständiger Dritter in angemes-
Grundsätze ordnungsmäßiger Bilan- sener Zeit einen Überblick über alle Ge-
zierung  –  Teil der ĺ  Grundsätze ord- schäftsvorfälle, ihre Entstehung und Ab-
nungsmäßiger Buchführung (GoB). Es wicklung sowie über die Lage des Unter-
sind die Richtlinien, die bei der Aufstel- nehmens verschaffen kann. (2) Grundsatz
lung des ĺ  Jahresabschlusses und da- der Vollständigkeit und der Richtigkeit: Es
mit auch der ĺ  Bilanz, der ĺ  Gewinn- dürfen keine Geschäftsvorfälle weggelas-
und Verlustrechnung (GuV) und des An- sen, hinzugefügt oder anders als tatsäch-
hangs eingehalten werden müssen. Im lich dargestellt werden. Sämtliche Bu-
Einzelnen besagen die Grundsätze: (1) chungen müssen anhand von Belegen
Grundsatz der Klarheit und Übersicht- jederzeit nachprüfbar sein. (3) Grund-
lichkeit: Der Jahresabschluss muss klar satz der rechtzeitigen und geordneten Bu-
und übersichtlich gestaltet sein. Posten chung: Buchungen müssen innerhalb ei-
der linken und rechten Bilanzseite sowie ner angemessenen Frist in ihrer zeitlichen
Grundschuld 248

Reihenfolge vorgenommen werden. Kas- haben, erwerbsfähig und ohne anderwei-


seneinnahmen und Kassenausgaben sind tigen Versicherungs- und Versorgungsan-
i.d.R. täglich festzuhalten. (4) Aufbewah- spruch sind und ihren gewöhnlichen Auf-
rungspflicht: Geschäftsbücher und Bu- enthalt in Deutschland haben. Sie erhal-
chungsunterlagen müssen zehn Jahre auf- ten Arbeitslosengeld II und die Mitglieder
bewahrt werden. ihrer Bedarfsgemeinschaft ĺ  Sozialgeld.
Empfänger von Arbeitslosengeld II ha-
Grundschuld  –  Belastung eines ĺ
ben kein Anrecht auf ĺ Sozialhilfe nach
Grundstücks in der Weise, dass dem Be-
SGB XII. – 4. Träger: Träger der Grundsi-
günstigten eine bestimmte Geldsumme
cherung für Arbeitssuchende sind grund-
aus dem Grundstück zu zahlen ist. Durch
sätzlich die ĺ Bundesagentur für Arbeit
eine Grundschuld werden meist langfris-
und die kreisfreien Städte und Gemein-
tige Kredite abgesichert.  –  Eine  Grund-
den. Für 69 sog. Optionskommunen be-
schuld ist in das ĺ Grundbuch einzutra-
steht die wahrgenommene Möglichkeit,
gen. – Die Grundschuld gehört neben der
alle Leistungen in einheitlicher Träger-
ĺ Hypothek und der ĺ Rentenschuld zu
schaft zu erbringen.  –  5.  Leistungen: Die
den ĺ Grundpfandrechten.
Leistungen setzen sich zusammen aus der
Grundsicherung für Arbeitssu- Regelleistung, dem Sozialgeld und dem
chende  –  Arbeitslosengeld II. 1.  Begriff: Mehrbedarf. (1) Die Regelleistung beträgt
Staatliche Unterstützung, die im Fall der seit 1.1.2014 für Alleinstehende, allein
Bedürftigkeit an Arbeitssuchende ge- Erziehende und Volljährige mit minder-
zahlt wird. Das Arbeitslosengeld II er- jährigem Partner 391 Euro, für erwach-
setzt seit 2005 die vorherigen Leistun- sene Partner 353 Euro, für Volljährige bis
gen in Form der Arbeitslosen- und Sozi- zur Vollendeng des 25. Lebensjahres (18-
alhilfe. – 2. Rechtsgrundlage ist das Zweite 24 Jahre) 313 Euro, für 14- bis 18-jährige
Sozialgesetzbuch (SGB II).  –  3.  Aufgabe: Kinder 296 Euro, für Kinder von 6 bis 13
Die Grundsicherung soll die Eigenverant- Jahren 261 Euro und  für Kinder bis zur
wortung von erwerbsfähigen Hilfebedürf- Vollendung des 6. Lebensjahre 229 Euro.
tigen und Personen, die mit ihnen in einer (2) Als Mehrbedarf erhalten schwangere
sog. Bedarfsgemeinschaft leben, stärken Mütter 17 %, Alleinerziehende von Min-
und dazu beitragen, dass sie ihren Lebens- derjährigen 36 % bei einem Kind un-
unterhalt unabhängig von der Grundsi- ter 7 Jahren oder zwei bis drei Kindern
cherung aus eigenen Mitteln und Kräften unter 16 Jahren, oder je 12 % für jedes
bestreiten können. – Erwerbsfähig ist, wer Kind, zusammen jedoch nicht mehr als
gegenwärtig oder voraussichtlich in den 60 %.  –  6.  Leistungsvoraussetzungen: das
nächsten Monaten nicht wegen Krankheit Vorliegen von Hilfebedürftigkeit. Bei ih-
oder Behinderung außerstande ist, mind. rer Beurteilung ist Einkommen und Ver-
drei Stunden täglich zu arbeiten. Es ist da- mögen zu berücksichtigen. Für eigenes
bei unerheblich, ob eine Erwerbstätigkeit Erwerbseinkommen bestehen Freibe-
vorübergehend unzumutbar ist. – Als er- träge (mind. 100 Euro). Eigenes Vermö-
werbsfähige Hilfsbedürftige gelten Perso- gen mindert den Anspruch auf Arbeits-
nen, die das 15. Lebensjahr vollendet und losengeld II, je vollendetes Lebensjahr
das 65.  Lebensjahr noch nicht vollendet bleiben jedoch 150 Euro frei, mind. aber
249 Gründungszuschuss

3.100 Euro. – 7.  Leistungskürzungen: Ver- Für  Grundstücke werden zum Zwecke


letzt der Hilfebedürftige seine Obliegen- der ĺ Grundsteuer ĺ Einheitswerte er-
heiten, ist die Leistung in verschiedenen mittelt, für die ĺ Grunderwerbsteuer der
Stufen zu kürzen. sog. ĺ  Bedarfswert und für die ĺ  Erb-
schaftsteuer grundsätzlich der ĺ gemeine
Grundsicherung im Alter ĺ  Altersver-
Wert.
sorgung.
Gründung – Firmengründung, Geschäfts-
Grundsteuer ĺ Realsteuer, die mit dem
gründung, Unternehmensgründung. Er-
Charakter einer ĺ  Substanzsteuer land-
richtung eines arbeitsfähigen, erwerbs-
wirtschaftliche, gewerbliche ĺ  Grund-
wirtschaftlichen Betriebs. Je nach Rechts-
stücke und Wohngrundstücke erfasst.
form muss die neu gegründete ĺ Firma
Befreit sind u.a. Grundbesitz der öf-
in das ĺ  Handelsregister eingetra-
fentlichen Hand, von Religionsgemein-
gen werden. Außerdem sind weitere ge-
schaften, Schulen und Krankenanstal-
setzlich vorgeschriebene Gründungsvor-
ten. – Die  Grundsteuer wird von den
aussetzungen einzuhalten, u.U. auch eine
ĺ Gemeinden erhoben und anhand des
ĺ  Gewerbeanmeldung. Grundsätzlich
ĺ  Einheitswerts, eines vom Finanzamt
muss eine Gründungsbilanz aufgestellt
durch Steuermessbescheid festgelegten
werden (ĺ Eröffnungsbilanz).
Steuermessbetrags nach dem Hebesatz,
den jede Gemeinde für sich selbst festlegt, Gründungsbilanz ĺ  Eröffnungsbilanz,
errechnet. Die Festsetzung der  Grund- ĺ Gründung.
steuer erfolgt jährlich durch einen Steu-
Gründungsinvestition  –  Errichtungsin-
erbescheid und wird grundsätzlich vier-
vestition. (Gesamt-)Ausgabe (ĺ  Inves-
teljährlich fällig (am 15. Februar, 15. Mai,
tition) für die Planung, Errichtung und
15. August und 15. November).
Erstausstattung eines Betriebes sowie für
Grundstoffe ĺ Rohstoffe. den Aufbau seiner inneren und äußeren
Organisation bis zur erstmaligen Produk-
Grundstück  –  Immobilie. 1.  Bürgerliches
tion von Erzeugnissen. Die Gründungsin-
Recht: Begrenzter, durch Vermessung ge-
vestition führt i.d.R. zur langfristigen Bin-
bildeter Teil der Erdoberfläche, der als
dung des eingesetzten Kapitals (ĺ Kapi-
selbstständiges Grundstück im ĺ Grund-
talbindung).
buch eingetragen ist. Die Übertragung
von  Grundstücken unterliegt bes. Vor- Gründungszuschuss – Leistung der Ar-
schriften. Es muss ein notarieller Ver- beitsförderung durch die ĺ Bundesagen-
trag abgeschlossen werden. Außerdem tur für Arbeit zur Aufnahme einer selbst-
sind die ĺ  Auflassung und Eintragung ständigen Tätigkeit aus der Arbeitslosig-
in das Grundbuch im Fall von  Grund- keit heraus. ĺ  Arbeitnehmer, die durch
stücken vorgeschrieben. –  Gegensatz: be- Aufnahme einer selbstständigen, haupt-
wegliche ĺ  Sache (Mobilie).  –  2.  Steuer- beruflichen Tätigkeit die ĺ Arbeitslosig-
recht: wirtschaftliche Einheit des Grund- keit beenden, haben Anspruch auf einen
vermögens. Zu  Grundstücken gehören Gründungszuschuss. – Als  Gründungs-
auch das ĺ  Erbbaurecht und ĺ  Teil- zuschuss wird für die Dauer von 6 Mona-
eigentum (ĺ  Wohnungseigentum). ten das zuletzt bezogene Arbeitslosengeld
Grüne Versicherungskarte 250

zzgl. 300 Euro bezahlt. Der Gründungszu- untersucht. Sie verlangen die Anwendung
schuss kann für weitere 9 Monate in Höhe des ĺ  ökonomischen Prinzips.  –  Güter
von 300 Euro gezahlt werden, wenn  die werden nach unterschiedlichen Kriterien
Geschäftstätigkeit anhand geeigneter Un- eingeteilt. Nach dem Verwendungszweck
terlagen dargelegt wird. – Der  Zuschuss gibt es z. B. folgende Güterarten: ĺ Kon-
dient der Sicherung des Lebensunterhalts sumgut und ĺ  Investitionsgut.  –  Nach
und zur sozialen Sicherung in der Zeit der Zugangsmöglichkeit lassen sich un-
nach der Existenzgründung, nicht zur Fi- terscheiden: ĺ öffentliches Gut (Kollekti-
nanzierung der ĺ Gründungsinvestition. vgut) und ĺ privates Gut(Individualgut).
Grüne Versicherungskarte ĺ Versiche- Gutenberg-Produktionsfunktion ĺ
rungskarte. Produktionsfunktion.

Gruppenbewertung  –  Gruppenpreis- Güterarten ĺ Gut.


verfahren. Handelsrechtlich zulässi- Gütergemeinschaft ĺ Güterstand.
ges Verfahren der ĺ  Pauschalbewer- Güterstand  –  rechtlicher Begriff für die
tung (ĺ Bewertung). Bei der Aufstellung Vermögensverhältnisse von Eheleuten
des ĺ Inventars und der ĺ Bilanz kön- untereinander (eheliches Güterrecht). Zu
nen gleichartige Vermögensgegenstände unterscheiden sind: (1) Zugewinngemein-
des ĺ Vorratsvermögens jeweils zu einer schaft: Die Zugewinngemeinschaft ist ge-
Gruppe zusammengefasst und mit dem setzlicher Güterstand. Das Vermögen der
gewichteten Durchschnittswert bewertet einzelnen Ehegatten sowie das Vermögen,
werden. das ein Ehegatte während der Ehe erwirbt,
Guerilla Marketing  –  Marketingstrate- wird nicht gemeinschaftliches Vermögen.
gie für flexible, kleinere Unternehmen, Das während der Ehe hinzugewonnene
die darauf abzielt, durch ungewöhnli- Vermögen der Ehegatten wird jedoch bei
che, überraschende oder geschickte Ak- Beendigung der Zugewinngemeinschaft
tionen Aufsehen zu erwecken bzw. durch (i.d.R. bei einer Scheidung) ausgeglichen.
eine profilierende Nischenstrategie Kon- (2) Gütergemeinschaft: Die Gütergemein-
kurrenten Marktanteile abzunehmen. schaft kann durch Ehevertrag verein-
Nach der ursprünglichen Idee des  Gue- bart werden. Das Vermögen jeweils bei-
rilla Marketings sollen für diese Maßnah- der Eheleute wird durch den Vertrag ge-
men nur geringe finanzielle Mittel einge- meinschaftliches Vermögen und Eigentum.
setzt werden. (3) Gütertrennung: Die Gütertrennung
kann ebenfalls durch Ehevertrag verein-
Gut – materielles oder immaterielles Mit- bart werden. Die Vermögen der Ehegat-
tel zur Befriedigung menschlicher ĺ Be- ten bleiben während der Ehe und bei ei-
dürfnisse; insofern vermag es ĺ  Nut- ner Scheidung getrennt. Jeder Ehegatte ist
zen zu stiften. Im Gegensatz zu ĺ  freien über sein Vermögen jeweils unbeschränkt
Gütern unterliegen ökonomische oder verfügungsberechtigt.
wirtschaftliche Güter der ĺ  Knapp-
heit (ĺ  knappes Gut). Nur letztere sind Gütertrennung ĺ Güterstand.
Gegenstand des wirtschaftlichen Han- gutgläubiger Erwerb  –  Begriff aus
delns, welches die ĺ  Mikroökonomie dem ĺ  Bürgerlichen Recht für einen
251 GWB

Eigentumserwerb von einem Nichtbe- Rechtsgeschäft erwirbt, gilt der Inhalt des
rechtigten. Das ĺ Eigentum an einer Sa- Grundbuchs als richtig, solange kein Wi-
che kann man grundsätzlich nur vom bis- derspruch eingetragen oder dem Erwer-
herigen Eigentümer rechtsgeschäftlich er- ber Unrichtigkeit nicht positiv bekannt
werben. In gewissen Fällen ersetzt jedoch ist.
der gute Glaube des Erwerbers an das Ei- Gutschrift – Buchung einer Leistung zu-
gentum des anderen teils dessen man- gunsten einer Person oder eines Unter-
gelnde Veräußerungsbefugnis. Nach nehmens auf der Habenseite des ĺ Kon-
dem Gesetz kann ein Erwerber von ei- tos. Als Gutschrift wird auch die schrift-
nem Nichteigentümer eine Sache erwer- liche Mitteilung über die Buchung an den
ben, wenn dem Anschein nach der Ver- Begünstigten bezeichnet.  –  Gegensatz:
käufer der Eigentümer oder im Fall eines ĺ Belastung.
ĺ Kaufmanns der Vertretungsberechtigte
ist. – Beim Erwerb von ĺ Grundstücken GuV – Abk. für ĺ Gewinn- und Verlust-
rechnung.
gilt der öffentliche Glaube des ĺ  Grund-
buchs: Zugunsten desjenigen, der ein GWB  –  Abk. für Gesetz gegen Wettbe-
dingliches Recht an einem Grundstück werbsbeschränkungen, ĺ  Wettbewerbs-
bzw. ein Recht an solchem Recht durch recht.
Haben  –  1.  Buchführung:  Haben ist die
H
Kinder) Schutz bei Schadensersatzan-
rechte Seite eines ĺ  Kontos.  –  2.  Bank- sprüchen Dritter aufgrund gesetzlicher
wesen: positiver Saldo (Guthaben) auf ei- Haftpflichtbestimmungen privatrecht-
nem Konto, z. B. Bankkonto. – Gegensatz: lichen Inhalts bietet. I.d.R. werden Per-
ĺ Soll. sonenschäden und Sachschäden ersetzt,
Habenbuchung ĺ Buchungssatz. durch bes. Vereinbarungen sind auch Ver-
mögensschäden versicherbar. Handelt
Habenzinsen  –  Passivzinsen. ĺ  Zinsen, der Versicherungsnehmer oder handeln
die von Kreditinstituten für verzinsliche die mitversicherten Personen vorsätzlich,
ĺ Einlagen (z. B. ĺ Spareinlagen, ĺ Ter- besteht kein Versicherungsschutz.  –  Zu
mineinlagen) gezahlt werden.  –  Gegen- den Haftpflichtversicherungen zählen v.a.
satz: ĺ Sollzinsen. (1) Privathaftpflichtversicherung zur Ab-
haftendes Eigenkapital  –  Nach dem deckung der Risiken als Privatperson aus
Kreditwesengesetz (KWG) muss jede den Gefahren des täglichen Lebens (z. B.
Bank ein angemessenes haftendes ĺ  Ei- Tierhalterhaftpflichtversicherung), (2)
genkapital aufweisen, um die Verpflich- die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung
tungen gegenüber ihren Gläubigern er- zur Abdeckung durch den Gebrauch ei-
füllen zu können. Die Bestandteile nes Kfz verursachter Schäden, (3) die Be-
des haftenden Eigenkapitals sind im Ein- rufshaftpflichtversicherung zur Absiche-
zelnen in § 10 KWG festgelegt: (1) Kern- rung beruflich verursachter Schäden (z. B.
kapital (eingezahltes Geschäfts- Grund-, Arzthaftpflichtversicherung) sowie (4) die
Stammkapital, Rücklagen, Sonderposten Betriebshaftpflichtversicherung zur Ab-
für allgemeine Bankrisiken, Vermögen- deckung gewerblicher Risiken (z. B. Pro-
seinlagen stiller Gesellschafter, nachge- dukthaftpflichtversicherung).
wiesene Zwischengewinne aus Zwischen- Haftung – Einstehen für einen ĺ Scha-
abschlüssen) plus (2) Ergänzungskapital den oder für ĺ  Verbindlichkei-
(Vorsorgereserven, Vorzugsaktien, Rück- ten. – 1.  Bürgerliches Recht: Einstehen für
lagen, Genussrechtskapital, Neubewer- einen Schaden, den ein anderer durch
tungsreserven, länger-fristige nachran- vorsätzliches oder fahrlässiges Verhal-
gige Verbindlichkeiten, Haftsummenzu- ten erlitten hat (ĺ  Verschuldenshaf-
schlag bei Genossenschaften) minus (3) tung). Nur bei fehlender ĺ Deliktsfähig-
Abzugsposten (Bilanzverlust, Zwischen- keit gilt die ĺ  Billigkeitshaftung. Auch
verlust, immaterielle Vermögensgegen- im Falle der ĺ Gefährdungshaftung (z. B.
stände,Korrekturposten, Kredite an Akti- aufgrund des Produkthaftungs- oder des
onäre, Gesellschafter etc.). Straßenverkehrsgesetzes) kommt es nicht
Haftpflichtversicherung  –  Zweig der auf ein Verschulden an.  –  2.  Handels-
ĺ  Schadenversicherung, der dem Ver- recht: ĺ  Schuldenhaftung.  –  3.  Arbeits-
sicherungsnehmer und den mitversi- recht: a) Haftung des Arbeitgebers: (1) Be-
cherten Personen (z. B. Ehepartner und schränkte Haftung des Arbeitgebers bei
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_8, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Haftungsbeschränkungen 254

Personenschäden: Für Personenschäden er für einen Personenschaden nur, wenn


(alle Schäden aus Tötung und Verletzung) er den Unfall vorsätzlich herbeigeführt
bei Arbeitsunfällen haftet der ĺ Arbeit- hat. – Vgl. auch ĺ Unfallversicherung.
geber dem ĺ Arbeitnehmer, seinen An- Haftungsbeschränkungen  –  gesetzli-
gehörigen und Hinterbliebenen nur bei che oder vertragliche Regelungen, die die
Vorsatz und Unfällen im allg. Verkehr (zu gesetzliche ĺ  Verschuldenshaftung auf
dem wird Werkverkehr nicht gerechnet). Vorsatz, grobe ĺ Fahrlässigkeit, die Ver-
Grund der Regelung ist, dass der Arbeit- letzung der eigenüblichen Sorgfalt be-
geber allein die Beiträge zur ĺ Unfallver- grenzen oder die ĺ Haftung auf einen be-
sicherung trägt und deshalb von jedem stimmten Höchstbetrag begrenzen. Bspw.
zusätzlichen Risiko befreit sein soll (Un- ist der ĺ  Schuldner nur für ĺ  Vorsatz
ternehmerprivileg). (2) Haftung für Sach- und grobe Fahrlässigkeit haftbar, wenn
schäden beim Arbeitnehmer: Werden beim der ĺ  Gläubiger in ĺ  Annahmeverzug
Arbeitsunfall eingebrachte Sachen des Ar- ist.
beitnehmers beschädigt (z. B. Kleidung)
Haftungsregel ĺ Coase-Theorem.
richtet sich die Ersatzpflicht des Arbeit-
gebers nach der allg. Verschuldenshaf- Haftungsregel ĺ Coase-Theorem.
tung. Mitverschulden des Arbeitnehmers halbbare Zahlung ĺ  Zahlung un-
ist zu berücksichtigen. Auch ohne Ver- ter „halber“ Verwendung von ĺ  Bar-
schulden hat der Arbeitgeber Schäden an geld (d.h. eine sowohl bare als auch un-
Sachen des Arbeitnehmers zu ersetzen, bare Zahlung). Eine  halbbare Zahlung
die bei der Arbeit entstanden sind, es sei liegt vor, wenn einer von zwei Partnern
denn, die Schäden gehören zum allg. Le- eines Zahlungsverkehrs kein Bankkonto
bensrisiko des Arbeitnehmers und sind besitzt oder benutzt, z. B. ein Käufer auf
durch das Arbeitsentgelt abgegolten. b) das Konto des Verkäufers eine Bareinzah-
Haftung des Arbeitnehmers: (1) gegenüber lung vornimmt oder der Verkäufer einen
dem Arbeitgeber: Nach der Rechtspre- auf das Konto des Käufers lautenden Bar-
chung ist die Haftung wegen der ĺ Für- scheck (ĺ Scheck) einreicht.
sorgepflicht bzw. des Betriebsrisikos be-
Halbeinkünfteverfahren  – körper-
grenzt, wenn der Schaden bei einer be-
schaftsteuerrechtliches Verfahren bei der
trieblichen Tätigkeit verursacht wurde:
Besteuerung von Gewinnausschüttungen,
(a) leichteste Fahrlässigkeit: keine Haftung,
die nach dem  Halbeinkünfteverfahren
(b) mittlere Fahrlässigkeit: Schadenstei-
nur zur Hälfte besteuert wurden, um eine
lung unter Abwägung des Verschuldens
im Vergleich zu den Personengesellschaf-
des Arbeitnehmers und des Betriebsri-
ten höhere Steuerbelastung zur vermei-
sikos des Arbeitgebers; (c) Vorsatz und
den. Das  Halbeinkünfteverfahren wurde
grobe Fahrlässigkeit: grundsätzlich volle
2009 durch das ĺ Teileinkünfteverfahren
Haftung. Beweislast für Pflichtverletzun-
abgelöst.
gen und Verschulden hat der Arbeitge-
ber. (2) Haftung unter Arbeitskollegen: Ist Halberzeugnis ĺ unfertiges Erzeugnis.
ein Arbeitsunfall durch einen im gleichen Handel  –  1.  Allgemein: Der Tausch von
Betrieb tätigen Arbeitnehmer bei betrieb- ĺ  Gütern aller Art und i.w.S.  –  2.  Han-
licher Tätigkeit verursacht worden, haftet del im engeren funktionellen Sinne: Das
255 Handelsgesellschaft

Beschaffen und Absetzen von ĺ  Wa- Handelsbrauch  –  Handelssitte, Handel-


ren (Warenhandel), ohne diese wesent- susance, Usance. Gesetzlich nicht fest-
lich zu be- oder verarbeiten. Warenma- gelegte ĺ  Verkehrssitte im Handelsver-
nipulationen wie Abpacken, Sortieren, kehr, d.h. wie man sich im Geschäftsle-
Mischen und Zuschneiden gelten dabei ben verhalten sollte. Ein  Handelsbrauch
nicht als Be- oder Verarbeitung. – 3. Han- bildet sich durch die Praxis und kann
del im engeren institutionellen Sinne: Un- zum ĺ Gewohnheitsrecht werden, wenn
ternehmungen, die (gemessen an der allg. die Überzeugung herrscht, so han-
Wertschöpfung) überwiegend Handel im deln zu müssen. Von bes. Bedeutung ist
funktionellen Sinne betreiben (Abgren- der Handelsbrauch als Norm im ĺ Han-
zung nach dem Schwerpunktprinzip). Zu delsgesetzbuch (HGB): „Unter Kaufleu-
unterscheiden sind: (1) ĺ  Einzelhandel- ten ist in Ansehung der Bedeutung und
sunternehmung oder Einzelhandlung; (2) Wirkung von Handlungen und Unterlas-
ĺ Großhandelsunternehmung oder Groß- sungen auf die im Handelsverkehr gelten-
handlung.  –  In regionaler Hinsicht wer- den Gewohnheiten und Gebräuche Rück-
den funktionell und institutionell ĺ  Bin- sicht zu nehmen.“ Über das Bestehen eines
nenhandel und ĺ  Außenhandel unter- Handelsbrauchs erteilen die ĺ Industrie-
schieden. und Handelskammern (IHK) Auskunft
und Gutachten.
Handelsbetrieb  –  Handlung, Handels- Handelsbücher ĺ Geschäftsbücher.
unternehmung. Selbstständige Institu-
tion, die im funktionellen Sinne überwie- Handelsgeschäfte  –  1.  Handelsunter-
gend ĺ  Handel mit ĺ  Waren betreibt. nehmen im Rechtssinn: ĺ Kaufmann und
Der  Handelsbetrieb ist Gegenstand der ĺ  Handelsgesellschaften.  –  2.  Rechts-
Handelsbetriebslehre.  –  Vgl. auch ĺ  Be- handlungen eines Kaufmanns: a) Be-
triebsformen des Handels, ĺ Einzelhan- griff:Alle Geschäfte eines Kaufmanns, die
delsunternehmung, ĺ  Großhandelsun- zum Betrieb eines Handelsgewerbes ge-
ternehmung. hören. b) Arten: (1) einseitige Handelsge-
schäfte, die nur auf einer Seite Handelsge-
Handelsbilanz  –  1.  Handelsrecht: ĺ  Bi- schäfte sind (Vertrag zwischen Kaufmann
lanz, die ein ĺ  Kaufmann nach den und Nichtkaufmann); (2) beiderseitige
Vorschriften des ĺ  Handelsgesetzbu- Handelsgeschäfte: Geschäfte zwischen
ches (HGB) bei Beginn seines Handels- Kaufleuten. Handelsrechtliche Vorschrif-
gewerbes (ĺ  Eröffnungsbilanz) und je- ten gelten für beide Geschäftsparteien.
weils für den Schluss eines Geschäftsjah- Handelsgesellschaft  –  Vereinigung
res (ĺ Jahresbilanz) aufzustellen hat. Die von zwei oder mehr Personen mit dem
Handelsbilanz ist Bestandteil des ĺ Jah- Ziel, unter einer einheitlichen ĺ  Firma
resabschlusses.  –  2.  Volkswirtschaftliche ĺ  Handelsgeschäfte zu betreiben.  Han-
Gesamtrechnungen: Teil der ĺ Zahlungs- delsgesellschaften sind im ĺ Handelsge-
bilanz und insbes. Leistungsbilanz, in der setzbuch (HGB) geregelt. Sie müssen in
der Wert der ĺ Exporte und ĺ Importe das ĺ  Handelsregister eingetragen wer-
von Waren ausgewiesen wird (Balance of den.  –  Zu unterscheiden sind: Personen-
Trade). gesellschaft und Kapitalgesellschaft.  –  In
Handelsgesetzbuch (HGB) 256

Aufgabenstellung und Auftreten im Han- ist. Beim Handelskauf werden ĺ  Waren


delsverkehr sind ĺ  Genossenschaf- oder ĺ  Wertpapiere gehandelt. Im Inte-
ten  Handelsgesellschaften gleichzustel- resse der schnellen und glatten Abwick-
len. – Gegensatz: ĺ Einzelkaufmann. lung von  Handelskäufen wird der Ver-
käufer nach dem ĺ  Handelsgesetzbuch
Handelsgesetzbuch (HGB) – enthält ei-
(HGB) im Vergleich zum ĺ Kaufvertrag
nen wesentlichen Teil der vom ĺ Bürger-
nach dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch
lichen Recht abweichenden Sonderrege-
(BGB) begünstigt.
lungen für Kaufleute. Das HGB gliedert
sich in fünf Bücher: (1) Buch I: Handels- Handelsklauseln – kurze Formeln (Klau-
stand mit Definitionen der Kaufmanns- seln), die v.a. in Kaufverträgen üblich sind
eigenschaft, von Handelsregister, Firma, und diesen einen bestimmenden Inhalt
bes. handelsrechtlicher Vollmachten geben. Sie sind sowohl im nationalen als
(ĺ  Prokura, ĺ  Handlungsvollmacht), auch im internationalen Handel (ĺ Inco-
des Handelsmaklers und des Handelsver- terms) weit verbreitet. – Vgl. auch ĺ Lie-
treters; (2) Buch II: Handelsgesellschaften ferungsbedingungen, ĺ  Zahlungsbedin-
und stille Gesellschaft; (3) Buch III: Han- gungen, ĺ Versandklauseln.
delsbücher (Buchführung, Bilanzrecht); Handelsliberalisierung  –  Befreiung des
(4) Buch IV: Handelsgeschäfte und bes. internationalen Handels von ĺ tarifären
Vertragsformen (z. B. Kommissionsge- Handelshemmnissen und ĺ  nicht tari-
schäft, Speditionsgeschäft); (5) Buch V: fären Handelshemmnissen. Für den Fall
Seehandel. – Vgl. auch ĺ Handelsrecht. des Alleingangs eines Landes spricht man
Handelsgewerbe  –  jeder ĺ  Gewerbe- von unilateraler Handelsliberalisierung,
betrieb, ausgenommen solche Unterneh- während die entsprechende Abstimmung
men, die nach Art und Umfang einen in mehrerer Länder als multilaterale  Han-
kaufmännischer Weise eingerichteten Ge- delsliberalisierung bezeichnet wird. Im
schäftsbetrieb nicht erfordern. Ob dies Rahmen der ĺ Welthandelsorganisation
der Fall ist, ergibt sich aus einer Gesamt- (WTO) wird dieser Prozess durch völker-
beurteilung. Zu dieser Beurteilung wer- rechtliche Regelungen gefördert.
den Kriterien wie Vielfalt der Erzeugnisse Handelsmakler  –  1.  Begriff: Derjenige,
und Leistungen, Umsatzvolumen, Höhe der gewerbsmäßig die Vermittlung von
des Anlage- und Umlaufvermögens so- Verträgen über Anschaffung oder Ver-
wie Zahl und Funktion der Beschäftig- äußerung von Waren, Immobilien, Wert-
ten herangezogen.  –  Der Betreiber ei- papieren, Versicherungen, Güterbeför-
nes Handelsgewerbes ist grundsätzlich derungen, Schiffsmieten oder andere
ĺ  Kaufmann i.S.d. ĺ  Handelsgesetz- Gegenständen des Handelsverkehrs über-
buchs (HGB). nimmt. Gewerbsmäßig bedeutet eine
planmäßig auf Gewinn gerichtete Tätig-
Handelshemmnisse ĺ  nicht tarifäre
keit (ĺ  Gewerbe). Wer nur gelegentli-
Handelshemmnisse, ĺ  tarifäre Handels-
che Vermittlung übernimmt ist Zivilmak-
hemmnisse.
ler. Die Tätigkeit des Handelsmaklers be-
Handelskauf ĺ  Handelsgeschäft, bei zieht sich auf die Vermittlung, nicht auf
dem mind. ein Beteiligter ĺ  Kaufmann den Abschluss oder den Nachweis von
257 Handelsregister

Gelegenheiten. – 2.  Arten: (1) Warenma- Betriebsform, Distributionskanäle, Stand-


kler, (2) Immobilienmakler, (3) Effekten- ort, Verkaufsfläche, Personalintensität
makler (Wertpapiermakler), (4) Versi- und -qualität, Filialisierungsgrad, Ko-
cherungsmakler (Assekuranzmakler), (5) operation etc.), Sortimentspolitik, Preis-
Schiffsmakler (Vermittlung von Schiffs- und Konditionenpolitik, Ladengestaltung
raum) und (6) öffentlich bestellte Makler: und Warenpräsentation, Servicepolitik,
z. B. Börsenmakler (ĺ Skontroführer). Absatzkommunikation).
Handelsmarke  –  Eigenmarke, Haus- Handelspanel ĺ Panel.
marke. Waren- oder Firmenzeichen, mit
Handelspolitik ĺ  Außenhandelspolitik,
dem ĺ Handelsbetriebe Waren versehen
ĺ Binnenhandelspolitik.
oder versehen lassen, wodurch sie als Eig-
ner oder Dispositionsträger der ĺ Marke Handelsrecht  –  Sonderrecht des ĺ
auftreten. Der Distributionsgrad der Han- Kaufmanns: rechtliche Vorschriften, die
delsmarke bleibt i.d.R. auf die Handelsu- für Kaufleute gelten oder die die Rechts-
nternehmung oder Handelsgruppe be- beziehungen zwischen Kaufleuten re-
schränkt. Traditionell werden  Handels- geln. Das  Handelsrecht konkretisiert
marken als preisgünstige Alternative zu das ĺ  Bürgerliche Recht im Hinblick
herstellergeführten ĺ  Markenartikeln auf den Rechtsverkehr unter Kaufleuten
(Herstellermarken) eingeführt. Sie gelten (ĺ Handelsgeschäfte). Es hat Vorrang vor
als Ausdruck eines aktiven ĺ  Handels- dem Bürgerlichen Recht. Die wichtigste
marketing zur Profilierung im Absatz- Rechtsquelle des  Handelsrechts ist das
markt, Sortimentsbereinigung und so- ĺ Handelsgesetzbuch (HGB). Zum Han-
mit Festigung der Nachfrageposition ge- delsrecht werden auch das Wettbewerbs-,
genüber den Herstellern. Das Spektrum Gesellschafts-, Wertpapier-, Bank-, Bör-
der Handelsmarken reicht von der Premi- sen-, Privatversicherungs- und Warenzei-
um-Handelsmarke (= mittleres Preisseg- chenrecht gerechnet. Das Handelsrecht ist
ment) bis zur Discount-Handelsmarke (= Teil des ĺ Zivilrechts.
unteres Preissegment). – Vgl. auch ĺ No
Handelsregister  –  öffentliches Register,
Names.
das ĺ  Kaufleute und ĺ  Handelsgesell-
Handelsmarketing  –  1.  Begriff: ĺ schaften unter ihrer ĺ Firma verzeichnet
Marketing für und von ĺ  Handelsbe- und bestimmte Rechtsvorgänge offenkun-
trieben, das sowohl ĺ  Beschaffungs- dig macht (Publizitätsprinzip). Das  Han-
marketing als auch Absatzmarketing delsregister wird vom ĺ  Amtsgericht
umfasst.  –  2.  Instrumente a) Beschaf- elektronisch geführt. Es enthält v.a. fol-
fungsinstrumente: Beschaffungsmarkt- gende Angaben: Firma, Geschäftsinha-
forschung, Beschaffungswegepoli- ber, Geschäftssitz, Art und Gegenstand
tik, Beschaffungsorganisation, ĺ  Ein- des Geschäfts, Errichtung von Filialen,
kaufspolitik, Bestellmengenpolitik Bestellung und Widerruf von Prokuris-
(ĺ  Bestellmengenplanung) und Be- ten, Eröffnung des Insolvenzverfahrens,
schaffungskommunikation. b) Absatzin- Löschung durch Liquidation oder nach
strumente: Akquisitorische Strukturent- endgültiger Beendigung des Insolvenz-
scheidungen (Branche, Handelsstufe, verfahrens. Alle Eintragungen werden
Handelssitte 258

nur auf Antrag vorgenommen. –  Anmel- Eine ständige Betrauung verlangt eine
dungen zur Eintragung sind elektronisch auf Dauer gerichtete Vertragsbeziehung,
in öffentlich beglaubigter Form einzurei- auch für eine Saison, aber nicht nur gele-
chen. Die gleiche Form ist für eine Voll- gentlich.  –  Der  Handelsvertreter hat die
macht zur Anmeldung erforderlich. – Ne- Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Kauf-
ben dem  Handelsregister werden vom manns zu erfüllen. Dies gilt auch, wenn
Bundesministerium für Justiz (BMJ) elek- in seinem Fall ein kaufmännischer Ge-
tronisch das öffentliche ĺ  Unterneh- schäftsbetrieb nicht erforderlich ist. Der
mensregister, ĺ  Genossenschaftsregis- Handelsvertreter muss den Unterneh-
ter und Partnerschaftsregister (über eine mer sofort über einen Vertragsabschluss
zentrale Internetplattform zugänglich) ge- informieren. Außerdem unterliegt er der
führt. – Weitere Informationen unter www. Schweige- und Treuepflicht sowie der Ver-
unternehmensregister.de. pflichtung, die Interessen des Unterneh-
Handelssitte ĺ Handelsbrauch. mers wahrzunehmen. Der Unterneh-
mer hat seinerseits dem Handelsvertreter
Handelsspanne  –  Differenz zwischen
die erforderlichen Unterlagen bereitzu-
dem ĺ Einstandspreis und dem (Netto-)
stellen und ihm jegliche Unterstützung
Verkaufspreis einer ĺ Ware im ĺ Han-
zu gewähren. – Der Handelsvertreter er-
delsbetrieb. Die  Handelsspanne kann als
hält als Vergütung für einen Geschäftsab-
absolute Zahl (Stückspanne oder Waren-
schluss eine ĺ Provision, Auslagenersatz
rohertrag) oder in Prozent des Verkaufs-
und eventuell eine Inkasso- oder Delkre-
preises (Prozentspanne) ausgedrückt wer-
dereprovision (ĺ Delkredere). –  Anders:
den.
ĺ Handlungsreisender.
Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) ĺ
Börsenaufsicht. Handelswaren ĺ  Waren, die von ei-
Handelsunternehmen ĺ  Handelsbe- nem anderen (Hersteller oder Händler)
trieb. beschafft und ohne wesentliche Be- oder
Verarbeitung wieder abgesetzt werden.
Handelsunternehmung ĺ  Handelsbe-
Manipulationen wie Abpacken, Sortie-
trieb.
ren, Mischen, Markieren oder Zuschnei-
Handelsusance ĺ Handelsbrauch. den gelten dabei als unwesentliche Be- und
Handelsvertreter – Person, die als selbst- Verarbeitung.
ständiger Gewerbetreibender für einen
anderen Unternehmer ständig damit be- Handelswechsel ĺ  Wechsel, dem ein
traut ist, Geschäfte zu vermitteln (Ver- Dienstleistungsgeschäft oder ein Waren-
mittlungsvertreter) oder in dessen Na- geschäft (Warenwechsel) zugrunde liegt.
men abzuschließen (Abschlussvertreter). Dabei stellt der Dienstleister oder Waren-
Selbstständig ist, wer im Wesentlichen frei lieferant einen Wechsel aus, den der Käu-
seine Tätigkeit gestalten und seine Ar- fer (als Bezogener) akzeptiert. Bei Fällig-
beitszeit bestimmen kann. Fehlen diese keit (meist nach 90 Tagen) ist der Käu-
Voraussetzungen, so gilt er als Ange- fer verpflichtet, den vereinbarten Betrag
stellter. Wenn sein Arbeitgeber ĺ  Kauf- an den Wechselnehmer (als Begünstigter)
mann ist, ist er ĺ  Handlungsgehilfe. zu zahlen. Somit erhält der Käufer einen
259 Handwerksinnung

ĺ Lieferantenkredit. –  Gegensatz: ĺ Fi- sind folgende Arten der Handlungsvoll-


nanzwechsel. macht: (1) Generalvollmacht (Gesamtvoll-
Handlung ĺ Handelsbetrieb. macht): Vollmacht, die alle Bereiche des
Betriebs umfasst. Eine Generalvollmacht
Handlungsbevollmächtigter ĺ  Hand- besitzt z. B. ein Geschäftsführer. (2) Art-
lungsvollmacht. vollmacht (Teilvollmacht): Diese Voll-
Handlungsgehilfe  –  kaufmännischer macht berechtigt nur zur Vornahme von
Angestellter. Angestellter, der bei einem Rechtsgeschäften, die sich auf einen Teil
ĺ  Kaufmann kaufmännische Dienste des Betriebs konzentrieren. Über eine
leistet. Handlungsgehilfen sind z. B. Buch- Artvollmacht verfügt z. B. ein Einkaufslei-
halter, Einkäufer, Verkäufer und Kassierer. ter. (3) Spezialvollmacht (Einzelvollmacht):
Nach dem ĺ  Handelsgesetzbuch gelten In diesem Fall wird die Erlaubnis auf eine
für das Arbeitsverhältnis des Handlungs- bestimmte oder einmalige Aufgabe be-
gehilfen bes. Vorschriften. Bspw. besteht schränkt, z. B. die Inkassovollmacht für
für den  Handlungsgehilfen ein ĺ  Wett- den Verkaufsfahrer.  –  Die  Handlungs-
bewerbsverbot, das vertraglich verlängert vollmacht erlischt durch Widerruf, Kün-
werden kann. digung, Insolvenz des Unternehmens
Handlungskosten ĺ Selbstkosten. oder Tod des Handlungsbevollmächtig-
ten. – Eine bes. umfangreiche Vollmacht
Handlungsreisender ĺ  Handlungs- ist die ĺ Prokura.
gehilfe, der damit betraut ist, außerhalb
des Betriebs für einen Unternehmer Ge- Handschenkung ĺ Schenkung.
schäfte zu vermitteln oder abzuschlie- Handwerk  –  1.  Handwerk als Tätigkeit:
ßen. Im Fall des Handlungsreisenden be- selbstständige Erwerbstätigkeit auf dem
stimmt der Unternehmer, wie die Tätig- Gebiet der Be- und Verarbeitung von
keit und die Arbeitszeit zu gestalten ist. Stoffen sowie im Reparatur- und Dienst-
Der Handlungsreisende erhält als Vergü- leistungsbereich.  –  2.  Handwerk als Be-
tung i.d.R. einen festen Grundbetrag und rufsstand: Handwerker ist derjenige, der
zusätzlich eine Provision für Geschäftsab- ein in der ĺ Handwerksordnung (HwO)
schlüsse. – Anders: ĺ Handelsvertreter. aufgeführtes Gewerbe ausübt. Im Fall ei-
Handlungsvollmacht – die einer Person nes zulassungspflichtigen Handwerks (auf-
(sog. Handlungsbevollmächtigter) nicht als gelistet im Anhang A der HwO) muss der
ĺ Prokura erteilte ĺ Vollmacht, im Rah- Betriebsinhaber i.d.R. eine Meisterprü-
men eines ĺ  Handelsgewerbes übliche fung abgelegt haben (Ausnahme z. B. der
Rechtshandlungen vorzunehmen. Von gleichwertige Abschluss an einer Deut-
der Handlungsvollmacht ausgeschlos- schen Hochschule) und in der ĺ Hand-
sen sind v.a. die Veräußerung und Belas- werksrolle eingetragen sein.  –  Daneben
tung von Grundstücken, das Eingehen können zulassungsfreie Handwerke und
von Wechselverbindlichkeiten, die Auf- handwerksähnliche Gewerbe (Anhang B
nahme von Darlehen und Führung von der HwO) betrieben werden, die diese Vo-
Prozessen. Eine Handlungsvollmacht raussetzungen nicht erfüllen müssen.
wird durch den Unternehmer oder einen Handwerksinnung – Handwerkerinnung,
Prokuristen erteilt.  –  Zu unterscheiden Innung. Freiwilliger Zusammenschluss
Handwerkskammer 260

von Betriebsinhabern des gleichen zu- zuständigen ĺ  Industrie- und Handels-


lassungspflichtigen oder freien ĺ  Hand- kammer (IHK) vorgeschrieben.
werks oder des handwerksähnlichen Ge- Handwerksordnung (HwO) – regelt die
werbes oder solcher Handwerke, die sich Ordnung des ĺ  Handwerks und hand-
fachlich oder wirtschaftlich nahe stehen werksähnlicher Gewerbe. Ziel des Geset-
auf der Rechtsgrundlage der ĺ  Hand- zes ist es, das Handwerk als Berufsstand in
werksordnung (HwO). Voraussetzung ist, Deutschland zu schützen und zu fördern.
dass für das jeweilige Gewerbe eine Aus- Die HwO umfasst folgende Teile: (1) Teil
bildungsordnung erlassen worden ist. Auf- I: Ausübung eines Handwerks oder eines
gabe der Handwerksinnung ist es, die ge- handwerksähnlichen Gewerbes; (2) Teil
meinsamen gewerblichen Interessen in- II: Berufsbildung im Handwerk; (3) Teil
nerhalb eines bestimmten Bezirks zu III: Meisterprüfung und -titel; (4) Teil IV:
fördern. Die  Handwerksinnung ist eine Organisation des Handwerks; (5) Teil V:
ĺ  Körperschaft des öffentlichen Rechts. Bußgeldvorschriften.
Sie untersteht der Aufsicht der ĺ  Hand-
werkskammer. Handwerksrolle  –  Verzeichnis der In-
haber von Betrieben zulassungspflich-
Handwerkskammer  –  Interessenvertre- tiger ĺ  Handwerke in einem Bezirk.
tung des ĺ  Handwerks als Berufsstand, Nur Handwerker, die in der Handwerks-
die nach der ĺ  Handwerksordnung rolle eingetragen sind, dürfen ein zuläs-
(HwO) zu errichten ist. Die Handwerks- siges Handwerk (aufgelistet im Anhang
kammer ist eine ĺ Körperschaft des öf- A der ĺ  Handwerksordnung (HwO))
fentlichen Rechts. Mitglieder der  Hand- betreiben.  –  Die  Handwerksrolle enthält
werkskammer sind die Inhaber eines z. B. folgende Angaben: Art und Umfang
Betriebs des Handwerks oder eines hand- des Betriebs, Staatsangehörigkeit, Ge-
werksähnlichen Gewerbes im Kammer- burtsdatum, Anschrift und abgelegte Be-
bezirk sowie die Gesellen, andere Arbeit- fähigungsnachweise des Inhabers oder
nehmer mit einer abgeschlossenen Be- des Betriebsleiters. Die  Handwerksrolle
rufsausbildung und die Lehrlinge dieser wird von der für den Bezirk zuständigen
Gewerbetreibenden. Die  Handwerks- ĺ Handwerkskammer geführt.
kammer hat die Interessen des Hand- Harmonisierter Verbraucherpreisin-
werks zu fördern und für einen gerechten dex (HVPI)  –  Verbraucherpreisindex für
Ausgleich der Interessen der einzelnen europäische Zwecke. Der HVPI beruht
Handwerke und ihrer Organisationen zu auf harmonisierten Methoden und Ver-
sorgen. Sie ist insbes. für die ĺ  Berufs- fahren, die für alle Mitgliedsstaaten der
ausbildung im Handwerk verantwortlich, ĺ Europäischen Union (EU) verbindlich
sie erlässt hierfür Vorschriften zur Ausbil- sind, wobei der zugrunde gelegte Waren-
dung und nimmt Prüfungen ab. Außer- korb die nationalen Verbrauchsgewohn-
dem führt sie die ĺ Handwerksrolle so- heiten berücksichtigt. Er wurde 1997 ein-
wie Lehrlingsrolle und hat die Aufsicht geführt, um die Preisveränderungsraten
über die ĺ  Handwerksinnungen inne. in den EU-Mitgliedsstaaten vergleichen
Bei nicht handwerklichen Betriebstei- zu können. Anhand des HVPI wird die
len ist zusätzlich die Mitgliedschaft in der ĺ  Inflation im ĺ  Eurowährungsgebiet
261 Hausgewerbetreibende

gemessen.  Die ĺ  Europäische Zentral- Hauptkostenstelle ĺ  Endkostenstelle,


bank (EZB) verwendet ihn als Maßstab die sich mit der Herstellung der Haupt-
für die Geldwertstabilität des Euro. In produkte des Unternehmens befasst (in
Deutschland wird daneben der nationale einem Metall verarbeitenden Betrieb
ĺ  Verbraucherpreisindex für Deutsch- z. B. Gießerei, Fräserei, Dreherei, Schlei-
land (VPI) verwendet. – Weitere Informa- ferei).  –  Gegensatz: ĺ  Hilfskostenstelle,
tionen unter www.destatis.de. ĺ Nebenkostenstelle.

Hartgeld ĺ Münzen. Hauptprozesse ĺ  Prozesskostenrech-


nung.
Hartz-Gesetze – Schlagwort für die vier
Gesetze zur Reform der ĺ Arbeitsmarkt- Hauptrefinanzierungsgeschäfte ĺ Of-
politik in Deutschland (Hartz-Refor- fenmarktgeschäfte.
men). Diese Gesetze beruhen auf einem Hauptversammlung  –  Gesetzliches Or-
Bericht der sog. Hartz-Kommission, ei- gan einer ĺ Aktiengesellschaft (AG) oder
nem von der Regierung eingesetzten Ex- einer ĺ  Kommanditgesellschaft auf Ak-
pertengremium unter der Leitung von P. tien (KGaA). Die  Hauptversammlung
Hartz (ehemaliger Personalvorstand der ist die Versammlung aller ĺ  Aktionäre
Volkswagen AG). – 1. Hartz I und II: Ge- oder ihrer Bevollmächtigten. Jeder Aktio-
setz mit Regelungen und Maßnahmen när hat ein Stimmrecht, wobei i.d.R. jede
zur Erschließung von Beschäftigungs- Aktie eine Stimme bedeutet. Die  Haupt-
möglichkeiten und Schaffung neuer Ar- versammlung muss mind. einmal jähr-
beitsplätze. Im Rahmen von Hartz I und lich in den ersten acht Monaten des Ge-
II wurden v.a. die rechtlichen Grundlagen schäftsjahres stattfinden. Die  Haupt-
für die ĺ  Ich-AGs und für ĺ  Minijobs versammlung wird vom ĺ  Vorstand
(geringfügige Beschäftigung) geschaffen. einberufen.  –  Die  Hauptversammlung
Außerdem wurden die Vorschriften zur fasst Beschlüsse über die Gewinnvertei-
Arbeitnehmerüberlassung gelockert und lung, ĺ  Kapitalerhöhungen und ĺ  Ka-
ĺ  Personal-Service-Agenturen (PSA) pitalherabsetzungen sowie Änderun-
eingeführt. – 2.  Hartz III: Gesetz zur Re- gen der ĺ Satzung. Sie entlastet den Vor-
gelung des Umbaus der Bundesanstalt für stand und den ĺ Aufsichtsrat und wählt
Arbeit in einen kundenorientierten und die Mitglieder des Aufsichtsrats. Außer-
leistungsfähigen Dienstleister und Un- dem bestellt die Hauptversammlung den
benennung in ĺ  Bundesagentur für Ar- Abschlussprüfer. Die Hauptversammlung
beit. Außerdem wurden Arbeitslosenleis- kann vom Vorstand Auskunft verlangen.
tungen, Arbeitslosenförderung und der
Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instru- Hausgewerbetreibende  –  Perso-
mente wie z. B. ABM-Maßnahmen ver- nen, die mit nicht mehr als zwei frem-
einfacht.  –  3.  Hartz IV: Gesetz zur Zu- den Hilfskräften in eigener Arbeits-
sammenlegung von Arbeitslosen- und stätte (Wohnung oder Betriebsstätte)
Sozialhilfe (ĺ  Grundsicherung für Ar- wie ĺ  Heimarbeit im Auftrage von
beitssuchende). Gewerbetreibenden oder Zwischen-
meistern Waren herstellen, bearbeiten
Hauptbuch ĺ Geschäftsbücher. oder verpacken und selbst wesentlich
Haushalt 262

mitarbeiten.  Hausgewerbetreibende un- dürfen dagegen nicht aufgeführt werden.


terliegen der ĺ  Gewerbesteuer.  –  Vgl. (4) Genauigkeit: Alle Ausgaben sind ex-
auch ĺ arbeitnehmerähnliche Personen. akt zu planen, alle Einnahmen zu schät-
zen. (5) Vorherigkeit: Der Haushaltsplan
Haushalt – 1.  Volkwirtschaftstheorie: Pri-
muss zu Beginn des Haushaltsjahrs vorlie-
vates Wirtschaftssubjekt, das eine oder
gen. (6) Spezialität: Die geplanten Mittel
mehrere Personen mit einheitlicher Wil-
dürfen nur für den festgelegten Zweck, in
lensbildung umfasst. Der  Haushalt stellt
der geplanten Höhe und während des lau-
die Planungs- und Entscheidungseinheit
fenden Haushaltsjahrs ausgegeben wer-
beim Erwerb bzw. bei der Verwendung von
den. (7) Öffentlichkeit: Der Haushaltsplan
ĺ Einkommen dar, indem er ĺ Produk-
muss unbeschränkt zugänglich sein und
tionsfaktoren (Arbeit, Kapital und Boden)
veröffentlicht werden. (8) Nonaffektation:
anbietet bzw. Konsumgüter nachfragt und
Alle Einnahmen können zur Deckung
spart. Er ist Gegenstand der ĺ Haushalts-
des gesamten Ausgabenbedarfs eingesetzt
theorie, d.h. der Angebots- und Nachfra-
werden. Die Einnahmen sind nicht an ei-
getheorie des Haushalt als Teil der ĺ Mi-
nen Zweck gebunden.
kroökonomie.  –  2.  Finanzwissenschaft:
ĺ  öffentlicher Haushalt.  –  3.  Amtliche Haushaltskonsolidierung ĺ  Konsoli-
Statistik: ĺ privater Haushalt. dierung.

Haushaltsbehörde der EU ĺ  Rat der Haushaltspanel ĺ Panel.


Europäischen Union. Haushaltsplan  –  Budget, Etat. Aufstel-
lung der Ausgaben und Einnahmen einer
Haushaltsdefizit ĺ Defizit.
ĺ Gebietskörperschaft (Bund, Land, Ge-
Haushaltsgrundsätze  –  Budgetprinzi- meinde). Die Ausgaben werden geplant
pien. Anforderungen an den ĺ  öffentli- und sind verbindlich. Die Einnahmen
chen Haushalt, entwickelt von der Finanz- werden geschätzt.  –  Anders: ĺ  Finanz-
wissenschaft und -praxis. In Deutschland plan. – Vgl. auch ĺ öffentlicher Haushalt,
sind diese Grundsätze im ĺ  Grundge- ĺ Haushaltsgrundsätze.
setz (GG), in der Bundeshaushaltsord- Haushaltsrechnung ĺ  öffentlicher
nung (BHO), in den Landeshaushaltsord- Haushalt.
nungen (LHO) sowie im Haushaltsgrund-
sätzegesetz (HGrG) berücksichtigt.  –  Im Haushaltsscheck-Verfahren ĺ  Mini-
Einzelnen gelten folgende Grundsätze: job-Zentrale.
(1) Vollständigkeit: Alle geplanten Ausga- Haushaltstheorie – Teilgebiet der ĺ Mi-
ben und Einnahmen müssen einzeln und kroökonomie, das sich mit dem wirt-
unsaldiert aufgeführt werden. (2) Klar- schaftlichen Verhalten des privaten
heit: Aus der Benennung müssen eindeu- ĺ  Haushalts befasst. Das Verhalten als
tig Herkunft und Verwendung hervorge- Anbieter von ĺ  Produktionsfaktoren
hen. Außerdem ist nach einem einheitli- (Arbeit, Kapital und Boden) zum Erwerb
chen Schema zu gliedern. (3) Einheit: Es von ĺ Einkommen wird in der Angebot-
sind alle Ausgaben und Einnahmen ei- stheorie des Haushalts, das Nachfrage-
ner Gebietskörperschaft (Bund, Land, verhalten im Rahmen der Einkommens-
Gemeinde) aufzuführen. Sonderfonds verwendung in der Nachfragetheorie des
263 Hedgefonds

Haushalts untersucht. Dabei wird i.d.R. Angabe von Gründen widerrufen (ĺ Wi-
Nutzenmaximierung unterstellt. Die in- derruf). Wurde der Verbraucher nicht
stitutionelle Theorie der Haushaltung be- über sein Widerrufs- oder Rückgaberecht
rücksichtigt in der Nachfragetheorie die informiert, kann er sogar ohne zeitliche
Konsumtechnik und den Zeitbedarf des Einschränkung widerrufen. Der Verbrau-
Konsums. cher muss schriftlich, per Fax oder per
häusliches Arbeitszimmer ĺ  Arbeits- ĺ E-Mail mit eingescannter Unterschrift
zimmer. widerrufen. – 2. Vertriebspolitik: Form des
direkten Vertriebs (ĺ  Absatzweg): Das
Hausratversicherung  –  verbundene Angebot und der Verkauf an der Haus-
Hausratversicherung. Versicherung zur oder Wohnungstür (Domizilprinzip) ist
Absicherung gegen die „verbundenen“ z. B. für Eier, Getränke, Tiefkühlkost, Zei-
Gefahren Brand, Blitzschlag, Explosion, tungsabonnements gebräuchlich.
Einbruchdiebstahl, Raub, Vandalismus,
Leitungswasser, Sturm und Hagel. Ver- HBCI – Abk. für ĺ Home Banking Com-
sichert ist der gesamte Hausrat in der ver- puter Interface.
sicherten Wohnung. Die Versicherung er- Head Hunting ĺ  Abwerbung ganz be-
streckt sich auf die Zerstörung, Beschä- stimmter, vorher ausgewählter Führungs-
digung und das Abhandenkommen der kräfte von anderen Unternehmen i.d.R
versicherten Sachen sowie auf verschie- durch Einschaltung darauf spezialisierter
dene Kostenpositionen. Es handelt sich Personalberater (Head Hunter).
grundsätzlich um eine ĺ  Vollwertversi- Hebelwirkung des Fremdkapitals
cherung zum Neuwert, so dass die Ver- ĺ Leverage-Effekt.
sicherungssumme dem Wiederbeschaf-
fungspreis gleichartiger neuer Sachen Hebesatz ĺ Steuersatz, der von den Ge-
entsprechen muss, damit ausreichender meinden jährlich für die Erhebung der
Versicherungsschutz und keine ĺ  Unter- ĺ  Grundsteuer oder ĺ  Gewerbesteuer
versicherung vorliegt. autonom festgesetzt wird. Durch Landes-
recht können jedoch Grenzen gezogen
Hausse – Börsenausdruck für ein länger werden.
anhaltendes Ansteigen der Börsenkurse.
Anleger, die eine  Hausse erwarten (sog. Hedgefonds ĺ  Investmentfonds, die
Haussiers), kaufen Wertpapiere. –  Gegen- keinen gesetzlichen Anlagerichtlinien
satz: ĺ Baisse. oder sonstigen Beschränkungen unterlie-
gen. Die Mittel des Investmentfonds wer-
Haustarifvertrag ĺ Tarifvertrag. den v.a. in ĺ  Derivate investiert.  Hed-
Haustürgeschäft – 1.  Bürgerliches Recht: gefonds sind hochspekulativ und risi-
Vertrag, der in einer Privatwohnung, koreich, bieten jedoch entsprechend
am Arbeitsplatz, auf der Straße oder bei hohe Ertragschancen. – In Deutsch-
sog. Kaffeefahrten abgeschlossen wird. land aufgelegte und vertriebene Hed-
Ein  Haustürgeschäft kann der Verbrau- gefonds unterliegen der Aufsicht nach
cher innerhalb von zwei Wochen nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB).
Vertragsabschluss oder bei Warenlie- Zugelassene Kapitalverwaltungsge-
ferungen nach Erhalt der Ware ohne sellschaften können  Dach-Hedgefonds
Hedging 264

(sowohl ĺ  Publikumsfonds  als auch Vermögensgegenständen herangezogen


ĺ  Spezialfonds) und  Single-Hedgefonds werden. – Anders: ĺ Herstellungskosten.
(nur als Spezialfonds an professionelle Herstellung ĺ Produktion.
oder semiprofessionelle Anleger) vetrei-
ben. Herstellungskosten  –  Begriff aus dem
Handels- und Steuerrecht für die ĺ  Be-
Hedging – Maßnahmen zur Absicherung wertung von Vermögensgegenständen
gegen Kurs-, Währungs- und Zinsrisiken. (handelsrechtlich) oder Wirtschaftsgü-
Der sog. Hedger überträgt die Risiken auf tern (steuerrechtlich), die im eigenen Be-
einen anderen, der das Risiko aus spekula- trieb hergestellt wurden. Die  Herstel-
tiven Motiven übernimmt oder ein entge- lungskosten sind die Aufwendungen, die
gengesetztes Risiko abzusichern versucht. durch den Verbrauch von Gütern und
Zur Absicherung werden hauptsächlich die Inanspruchnahme von Diensten für
ĺ Termingeschäfte abgeschlossen. die Herstellung eines Vermögensgegen-
Heimarbeit  –  Erwerbstätigkeit, die im stands, seine Erweiterung oder Verbesse-
Auftrag und i.d.R. in der eigenen Woh- rung entstehen. ĺ  Kalkulatorische Kos-
nung verrichtet wird. Im arbeitsrechtli- ten ohne Aufwandsentsprechung dür-
chen Sinn zählen Heimarbeiter nicht zu fen nicht eingerechnet werden. –  Anders:
den ĺ  Arbeitnehmern, sondern zu den ĺ Herstellkosten.
ĺ  arbeitnehmerähnlichen Personen. Sie heterogene Konkurrenz ĺ  Marktfor-
sind daher durch das Heimarbeitsgesetz men.
(HAG) bei ĺ Kündigung und beim Ent-
heterogenes Oligopol ĺ Marktformen,
gelt sonderrechtlich geschützt.
ĺ Oligopol.
Hermes –  kurz für ĺ Euler Hermes Kre- heterogenes Polypol ĺ Marktformen.
ditversicherungs-AG.
HGB  –  Abk. für ĺ  Handelsgesetzbuch
Hermesdeckungen ĺ  Exportkreditga- (HGB).
rantien des Bundes.
Hidden Action ĺ Moral Hazard.
Herstellergarantie ĺ Garantie.
Hidden Information ĺ Moral Hazard.
Herstellerleasing ĺ Leasing.
Hierarchie  –  Über- und Unterordnung
Herstellermarke ĺ Markenartikel. innerhalb einer ĺ Organisation. Eine Hi-
Herstellkosten ĺ  Kosten, die durch erarchie ist umso steiler (flacher) je höher
die Herstellung eines Produkts entstan- (niedriger) die Zahl der Ebenen ist. Hier-
den sind. Die  Herstellkosten setzen sich archien besitzen eine Koordinationsfunk-
aus ĺ  Materialkosten und ĺ  Produk- tion. Eine übergeordnete Stelle erteilt un-
tionskosten (Fertigungskosten) zusam- tergeordneten Stellen Anweisungen, so
men. Auf der Grundlage der  Herstell- dass die spezialisierten Aufgaben der ein-
kosten werden i.d.R. die Gemeinkosten- zelnen Stellen auf ein gemeinsames Ziel
zuschläge für Verwaltung und Vertrieb ausgerichtet sind.  –  Vgl. auch ĺ  flache
berechnet (ĺ  Gemeinkosten). Außer- Hierarchie.
dem können die Herstellkosten zur inter- Hifo  –  Kurzbezeichnung für Highest-
nen Bewertung von selbst hergestellten in-first-out; ein im Ausland beliebtes
265 Hinterlegung

ĺ  Verbrauchsfolgeverfahren, nach deut- ĺ  Kriegsopferversorgung an dessen Fa-


schem Handels- und Steuerecht aber kein milienangehörige gezahlt wird.  –  2.  Ge-
zulässiges Verfahren zur Bewertung setzliche Rentenversicherung: Rente mit
gleichartiger Wirtschaftsgüter des ĺ Vor- Unterhaltsfunktion an Witwen oder Wit-
ratsvermögens.  –  Vgl. auch ĺ  Fifo, wer, geschiedene Ehegatten und an Wai-
ĺ Lifo, ĺ Lofo. sen. Die sog. große Witwen- oder Witwer-
Highest-in-first-out ĺ Hifo. rente wird gezahlt, wenn der Empfänger
älter als 45 Jahre, berufs- oder erwerbs-
Hilfsfisci ĺ Parafisci. unfähig ist oder mind. ein Kind bis zum
Hilfskostenstelle  –  Vorkostenstelle. 18. Lebensjahr erzieht oder für ein behin-
ĺ Kostenstelle, die Vorleistungen für die dertes Kind sorgt. Sie beträgt 55 % (nach
Herstellung betrieblicher Produkte er- altem Recht 60 %). – Die sog. kleine Wit-
bringt (ĺ  innerbetriebliche Leistung). wen- oder Witwerrente wird an Frauen
Die Kosten der  Hilfskostenstelle werden oder Männer, die unter 45 Jahre sind,
im Rahmen der ĺ  Betriebsabrechnung kein Kind haben und nicht erwerbsge-
einer Endkostenstellen oder einer ande- mindert sind, gezahlt. Sie beträgt 25 %
ren  Hilfskostenstelle zugerechnet.  –  Ge- einer auf den Todeszeitpunkt berechne-
gensatz: ĺ Endkostenstelle, ĺ Hauptkos- ten vollen Erwerbsminderungsrente des
tenstelle. Verstorbenen. Sie ist auf 24 Kalender-
Hilfslöhne  –  Begriff der ĺ  Kostenrech- monate begrenzt. –  Waisenrente wird bis
nung für Löhne und Gehälter, die nicht zum 27. Lebensjahr gewährt. – 3.  Gesetz-
direkt im Zusammenhang mit der ĺ Pro- liche Unfallversicherung: Bei Tod des Ver-
duktion  (Fertigung) stehen und daher sicherten durch Arbeitsunfall oder Be-
nicht als ĺ  Fertigungslöhne erfasst und rufskrankheit gewährt die gesetzliche
verrechnet werden. Dies sind z. B. Löhne Unfallversicherung ebenfalls eine Rente
für Transport und Reinigungsarbeiten. für die Hinterbliebenen, die sich nach
Hilfslöhne werden als ĺ  Gemeinkosten dem Jahresarbeitsverdienst richtet (z. B.
verrechnet. für Witwen/Witwer 2/3 bis zu drei Kalen-
dermonaten, danach 30 %).  –  4.  Kriegs-
Hilfsstoffe – Begriff aus der Kostenrech- opferversorgung: Nach dem Bundesver-
nung für ĺ  Material, das zwar in das sorgungsgesetz (BVG) wird Witwen-/Wit-
Endprodukt eingeht, im Gegensatz zu den werrente sowie Hinterbliebenenrente an
ĺ Rohstoffen aber nur als Nebenbestand- Waisen, Verwandte der aufsteigenden Li-
teil. Hilfsstoffe sind bspw. bei der Möbel- nie (Elternrente) und frühere Ehegatten
produktion Lacke und Leim. Die Kos- gezahlt, wenn der Tod Folge einer Beschä-
ten von  Hilfsstoffen werden zumeist als digung (Kriegsbeschädigung) war.
ĺ unechte Gemeinkosten verrechnet und
mit den ĺ Betriebsstoffen zu einer Kos- Hinterlegung  –  Möglichkeit des ĺ
tenartengruppe zusammengefasst. Schuldners, seine Verbindlichkeit zu er-
Hinterbliebenenrente  –  1.  Begriff: füllen. Es können Geld, Wertpapiere und
Rente, die nach dem Tod eines Versicher- sonstige Urkunden sowie Kostbarkeiten
ten von der gesetzlichen ĺ  Rentenver- beim ĺ  Amtsgericht des Erfüllungsorts
sicherung, ĺ  Unfallversicherung oder hinterlegt werden. Der Schuldner kann
Hinzuverdienstgrenze 266

diese Gegenstände hinterlegen, wenn er Gesellschaften und übergibt ihrerseits


seine Leistung aufgrund des ĺ  Gläubi- Aktien der  Holdinggesellschaft an diese.
gers oder eines durch den Gläubiger zu Die angeschlossenen Gesellschaften blei-
vertretenen Umstands nicht leisten kann. ben nach außen rechtlich selbstständig.
Dies ist bspw. bei ĺ Annahmeverzug der Die  Holdinggesellschaft beeinflusst je-
Fall. doch wirtschaftlich die untergeordneten
Hinzuverdienstgrenze ĺ  Altersrente, Gesellschaften und besitzt die einheitliche
ĺ Rente wegen Erwerbsminderung. Leitung des Konzerns.
Höchstbetragsbürgschaft ĺ Bürgschaft. Holprinzip ĺ Kanban-System.
Höchstpreis ĺ  Preisobergrenze, Homebanking  –  Erledigung von
ĺ Preisregulierung. ĺ Bankgeschäften von zu Hause aus per
Höchstwertprinzip  –  handelsrechtli- Fax, Telefon oder PC. Als Dienstleistun-
cher Grundsatz für die ĺ Bewertung von gen im Rahmen des  Homebanking wer-
ĺ  Verbindlichkeiten. Das  Höchstwert- den z. B. das Ausführen von Dauerauf-
prinzip besagt, dass von zwei grundsätz- trägen und Überweisungen, das Bestellen
lich möglichen Wertansätzen stets der hö- von Scheckvordrucken und Reiseschecks,
here gewählt werden muss. Das  Höchst- die Erteilung von Aufträgen für Geld- und
wertprinzip ergibt sich aus dem Prinzip Kapitalanlagen und Darlehen sowie das
der Bilanzvorsicht (ĺ  Vorsichtsprin- Einziehen und Einlösen von Lastschrif-
zip). – Gegensatz: ĺ Niederstwertprinzip. ten angeboten. Im sog. PIN-TAN-Verfah-
ren muss der Kunde seine Kontonum-
höhere Gewalt  –  Begriff aus dem Haft- mer, die ĺ  persönliche Identifikations-
pflichtrecht. Höhere Gewalt ist ein unvor- nummer (PIN) und zusätzlich für jeden
hersehbares außergewöhnliches Ereignis, Vorgang eine ĺ  Transaktionsnummer
das auch durch äußerste Vorsicht nicht (TAN) eingeben. Auf diese Weise erhält
verhütet werden kann (z. B. ein Blitz- er Zugang zu seinem Konto und kann z. B.
schlag). Der Schuldner haftet regelmäßig Überweisungen vornehmen. Aus Sicher-
bei  höherer Gewalt nicht. Davon ausge- heitsgründen stellen viele ĺ Kreditinsti-
nommen sind jedoch die Fälle des ĺ An- tute auf das ĺ Home Banking Computer
nahmeverzugs und des ĺ Schuldnerver- Interface (HBCI)-Verfahren um.  –  Vgl.
zugs. auch ĺ Electronic Banking, ĺ Internet-
Höherschätzung des Gegenwartskon- banking, ĺ Telefonbanking.
sums ĺ Sparen.
Home Banking Computer Interface
Holdinggesellschaft  –  Beteiligungsge- (HBCI) – Standard für ĺ Homebanking,
sellschaft, Dachgesellschaft. Sonderform der von den Spitzenverbänden der deut-
im Konzernbereich. Die  Holdinggesell- schen Kreditinstitute vereinbart wurde.
schaft ist die Gesellschaft, die lediglich HBCI soll Homebanking sicherer ma-
die angeschlossenen Unternehmen (Kon- chen. Es kann unabhängig von Endgerät,
zernmitglieder) verwaltet. Sie selbst über- Datennetz und Software genutzt werden.
nimmt keine Produktions- und Handels-
aufgaben. Die Holdinggesellschaft hält die Home Broking ĺ Internet Broking.
Mehrheit der Aktien der angeschlossenen Home Shopping ĺ Teleshopping.
267 Hypothek

homogenes Oligopol ĺ  Marktformen, oder in einer Organisation. Dazu gehören


ĺ Oligopol. Maßnahmen zur Verbesserung des Infor-
homogenes Polypol ĺ Marktformen. mationsaustausches und der Kommuni-
kation mit den Mitarbeitern. Durch diese
Homogenitätsbedingungen ĺ  Markt- Maßnahmen soll die Identifikation, Moti-
formen. vation und Bereitschaft zur Zusammenar-
Homo Oeconomicus  –  wirtschaftswis- beit gefördert werden.
senschaftliches Modell eines ausschließ- Human Ressorce-Abteilung ĺ  Perso-
lich „wirtschaftlich“ denkenden Men- nalabteilung.
schen. Charakteristisch für den  Homo
Oeconomicus ist seine Fähigkeit, sich Human Ressource ĺ Humanvermögen.
ohne Einschränkungen zweckrational zu Human Ressource Management
verhalten. Außerdem versucht er, als Kon- ĺ Personalwirtschaft.
sument seinen ĺ Nutzen und als Produ- Humanvermögen  –  Human Ressource.
zent seinen ĺ Gewinn zu maximieren. Begriff der Betriebswirtschaftslehre für
horizontale Diversifikation ĺ  Diversi- das Leistungsvermögen, das einem Unter-
fikation. nehmen durch seine Mitarbeiter zur Ver-
horizontale Erweiterung ĺ  Erweite- fügung gestellt wird.  –  Im Rahmen der
rungsinvestition. sog. Humanvermögensrechnung wird das
Humanvermögen wie bei der Bilanz auf-
horizontale Kooperation ĺ  Koopera- gestellt. Es werden Leistungsvermögen
tion. und Leistungsbereitschaft erfasst und ge-
horizontaler Finanzausgleich ĺ  Län- genübergestellt.  –  Anders: ĺ  Humanka-
derfinanzausgleich. pital.
horizontaler Konzern ĺ Konzern. Hundesteuer ĺ Gemeindesteuern.
Hostile Takeover ĺ Takeover. HVPI – Abk. für ĺ Harmonisierter Ver-
Human Capital ĺ Humankapital. braucherpreisindex (HVPI).

Humankapital –  Human Capital. Begriff Hybridkapital ĺ  Mezzanine-Finanzie-


der Volkswirtschaftslehre für das perso- rung.
nengebundene Leistungsvermögen der Hyperinflation ĺ Inflation.
Arbeitskräfte (Arbeitsvermögen). Dieses Hypothek ĺ Grundpfandrecht, mit dem
beruht auf Erziehung, Ausbildung und Be- ein ĺ  Grundstück zur Sicherung einer
rufserfahrung. Der Stand des Humankapi- ĺ  Forderung belastet wird. Wird eine
tals kann z. B. anhand des Ausbildungsni- Schuld nicht vereinbarungsgemäß zu-
veaus oder der Ausbildungsdauer beurteilt rückgezahlt, kann der ĺ  Gläubiger die
werden. Das Humankapital ist ein wesent- ĺ Zwangsversteigerung oder ĺ Zwangs-
licher Bestimmungsfaktor der ĺ Produk- verwaltung des Grundstücks verlan-
tivität. – Anders: ĺ Humanvermögen. gen. Die  Hypothek besteht nur in Höhe
Human Relations  –  Internal Relations. der ĺ  Forderung, die abgesichert wer-
Pflege und Gestaltung zwischenmenschli- den soll. Sie erlischt mit der Rückzah-
chen Beziehungen in einem Unternehmen lung der Schuld.  –  Eine  Hypothek muss
Hypothekenbank 268

in das ĺ  Grundbuch eingetragen wer- Form der Hypothek) ist die Forderung
den. Die Eintragung erfolgt i.d.R. da- grundsätzlich aufgrund der Grundbuch-
durch, dass ein ĺ Hypothekenbrief aus- eintragung geschützt.
gestellt wird (Briefhypothek). Die Eintra-
gung kann aber auch ohne Erteilung eines Hypothekenbank ĺ Pfandbriefbank.
Hypothekenbriefs vorgenommen werden Hypothekenbrief  –  Urkunde über eine
(Buchhypothek). Vorteil der Briefhypo- ĺ  Hypothek (Briefhypothek). Die Ur-
thek ist es, dass die Hypothek ohne Ein- kunde wird vom Grundbuchamt aus-
tragung in das Grundbuch übertragen gestellt. Nach der Grundbuchordnung
werden kann.  –  Zu unterscheiden sind: (GBO) muss ein  Hypothekenbrief den
(1) Sicherungshypothek: Sie ist streng von Geldbetrag der Hypothek und das belas-
der persönlichen Forderung abhängig. tete Grundstück sowie Unterschrift und
D.h., sie ist durch die Grundbucheintra- Siegelung enthalten. Der Hypotheken-
gung nicht geschützt. Der Gläubiger muss brief ist durch Übergabe und schriftliche
im Streitfall seine Forderung beweisen. Abtretung bzw. Eintragung im ĺ Grund-
Die Sicherungshypothek kann nur eine buch übertragbar.
Buchhypothek sein. (2) Verkehrshypothek:
Bei der Verkehrshypothek (gewöhnliche Hypothekenpfandbrief ĺ Pfandbrief.
IAS  –  Abk. für International Accounting
I
identifizierbare Kosten ĺ Einzelkosten.
Standards, ĺ  International Accounting
IFRS  –  Abk. für International Financial
Standards Board (IASB).
Reporting Standards, ĺ International Ac-
IASB – Abk. für ĺ International Accoun- counting Standards Board (IASB).
ting Standards Board (IASB).
IHK  –  Abk. für ĺ  Industrie- und Han-
IASC – Abk. für International Accounting delskammer (IHK).
Committee, ĺ International Accounting
Standards Board (IASB). IKR – Abk. für ĺ Industriekontenrahmen
(IKR).
IBAN  –  International Bank Accont Num-
ber, Internationale Bankkontonummer. Illiquidität  –  Zustand eines Unterneh-
Kennziffer, die am 1.2.2014  im ĺ  Ein- mens, in dem die flüssigen Mittel und
heitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum leicht veräußerbaren Vermögensgegen-
(SEPA)  in 36 europäischen Staaten  zur stände nicht ausreichen, um die fälligen
Standardisierung des bargeldlosen natio- ĺ  Verbindlichkeiten zu erfüllen. Kann
nalen und internationalen Zahlungsver- die Illiquidität nicht behoben werden, so
kehrs eingeführt wurde. In Deutschland liegt eine Zahlungsunfähigkeit vor. Auf-
hat IBAN 22 Stellen (das zweistellige Län- grund dieser muss die ĺ Insolvenz bean-
derkennzeichen DE, ein zweistelliges Prüf- tragt und ein Insolvenzverfahren eingelei-
zeichen, die achtstellige ĺ  Bankleitzahl tet werden. Gegen eine Illiquidität können
und die 10-stellige Kontonummer, vorne als Maßnahmen z. B. die ĺ Stundung der
mit Nullen aufgefüllt). fälligen Kredite, die Aufnahme kurzfris-
tiger Kredite oder ein Vergleich mit den
IBRD  –  Abk. für International Bank for
Gläubigern ergriffen werden. – Gegensatz:
Reconstruction and Development, ĺ In-
ĺ Liquidität.
ternationale Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (IBRD). Image – Konstrukt der Markt- und Wer-
ICC – Abk. für International Chamber of bepsychologie: Gesamtheit der ĺ  Ein-
Commerce, ĺ  Internationale Handels- stellungen, die ein Einzelner oder eine
kammer (ICC). Gruppe mit einem Produkt, einer Dienst-
leistung, einem Unternehmen oder ei-
Ich-AG  –  durch die ĺ  Hartz-Gesetze ner Idee verbindet. Image und Einstellun-
2003 eingeführter sog. Existenzgründer- gen entstehen aufgrund von Erfahrungen.
zuschuss, der durch die ĺ  Bundesagen- Zur Imagemessung und -analyse stehen
tur für Arbeit gewährt wurde. Mitte 2006 zahlreiche Verfahren zur Verfügung. Zur
wurde diese Förderung mit dem Über- Imagegestaltung können marketingpo-
brückungsgeld zum einheitlichen Instru- litische Maßnahmen wie Kommunika-
ment des ĺ  Gründungszuschusses zu- tion, Produktgestaltung, Preispolitik oder
sammengelegt. Auswahl der Absatzwege eingesetzt wer-
Identifikation ĺ Führung. den. – Vgl. auch ĺ Corporate Identity.
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_9, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Image Placement 270

Image Placement ĺ Product Placement. abgeschrieben werden. Für ab 2010 be-


IMF  –  Abk. für International Monetary ginnende Geschäftsjahre besteht für selbst
Fund, ĺ Internationaler Währungsfonds geschaffene  immaterielle Wirtschaftsgüter
(IWF). des Anlagevermögens ein Aktivierungs-
wahlrecht. – 3. Steuerbilanz:  Immaterielle
immaterielle Investition  –  Potenzialin- Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens
vestition. ĺ  Investition in immaterielle müssen aktiviert werden, wenn sie ent-
Werte (ĺ immaterielle Wirtschaftsgüter). geltlich erworben wurden. Selbst geschaf-
Bsp.: Ausbildungs-, Forschungs-, Orga- fene immaterielle Wirtschaftsgüter dürfen
nisations-, Werbeinvestition. – Vgl. auch nicht aktiviert werden. – Für immaterielle
ĺ Finanzinvestition, ĺ Realinvestition. Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens
immaterielles Gut ĺ immaterielle Wirt- besteht Aktivierungspflicht.  –  Abnutz-
schaftsgüter. bare  immaterielle Wirtschaftsgüter (z. B.
immaterielles Vermögen ĺ Vermögen. Firmenwert, befristetes Lizenzrecht) sind
mit den Anschaffungskosten, vermindert
immaterielle Vermögensgegenstände um Absetzungen für Abnutzung (AfA)
ĺ immaterielle Wirtschaftsgüter. (ĺ Abschreibung) anzusetzen.
immaterielle Wirtschaftsgüter  –  im-
Immission  –  durch ĺ  Emission in die
materielle Vermögensgegenstände. 1.  Be-
ĺ  Umweltmedien eindringende oder
griff: Nicht stoffliche Gegenstände des
dort in bestimmten Konzentrationen vor-
ĺ  Anlagevermögens und des ĺ  Um-
handener ĺ  Schadstoff.  Immissionen
laufvermögens eines Unternehmens, wie
können nur durch Maßnahmen gegen
(1) Standort, Kundenstamm, Firmen-
die Emissionsquellen bekämpft werden
name, Mitarbeitstamm, ĺ  Humanver-
(ĺ Immissionsschutz).
mögen (ĺ  Firmenwert), (2) Konzessi-
onen, (3) Kontingente, (4) Erfindungen Immissionsschutz – 1. Begriff: (1) Schutz
und (5) verschiedene Rechte (Patente, Li- von Menschen, Tieren, Pflanzen, Böden,
zenzen, Warenzeichen- und Gebrauchs- Wasser, Atmosphäre, Kultur und sons-
musterrechte, Bezugs- und Belieferungs- tigen Sachgüter vor schädlichen Um-
rechte, Urheberrechte und Verlagsrechte). welteinwirkungen; (2) bei genehmigungs-
Immaterielle Wirtschaftsgüter tragen we- pflichtigen Anlagen Schutz vor Gefahren,
sentlich zur Bildung des Gesamtunter- erheblichen Nachteilen und Belästigun-
nehmenswertes (ĺ  Unternehmensbe- gen, die auf andere Weise herbeigeführt
wertung) bei.  –  2.  Handelsbilanz: Imma- werden; (3) Vorbeugung vor dem Entste-
terielle Wirtschaftsgüter müssen in der hen solcher Umwelteinwirkungen, wie
Bilanz von Kapitalgesellschaften auf der Luftverunreinigungen, Geräusche, Er-
linken Seite (Aktivseite) vor den Sach- schütterungen, Licht, Wärme und Strah-
anlagen und Finanzanlagen ausgewiesen len.  –  2.  Rechtsgrundlagen: Gesetz zum
werden (ĺ  Aktiva). Für alle angeschaff- Schutz vor schädlichen Umwelteinwir-
ten  immateriellen Wirtschaftsgüter be- kungen durch Luftverunreinigungen, Ge-
steht Aktivierungspflicht. Ein aktivierter räusche, Erschütterungen und ähnliche
ĺ  Firmenwert muss planmäßig auf die Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzge-
voraussichtliche Nutzungsdauer verteilt setz-BImSchG) und  Durchführungs-
271 Importquote

verordnungen, Gesetze und Verord- Immobilienfonds beteiligt, erzielt Ein-


nungen zum Schutz gegen Fluglärm, künfte aus Kapitalvermögen.  –  2.  Ge-
Schallschutzverordnung und das Ben- schlossener  Immobilienfonds (Closed End
zinbleigesetz (BzBlG).  –  3.  Maßnahmen: Fonds): Das Zertifikatkapital wird zur
Zur Verringerung der Immissionen setzt Zeichnung durch Anleger nur einmal mit
die nationale und europäische Umwelt- einer begrenzten Anzahl an Anteilsschei-
politik Grenzwerte für Emissionsbelas- nen aufgelegt. Das Vermögen besteht häu-
tungen (maximale Schadstoffkonzentra- fig nur aus einer Immobilie oder sehr we-
tionen) fest. Bspw.  wurden Grenzwerte nigen Immobilien. Geschlossene  Immo-
für den Ausstoß von Schwefeldioxid, bilienfonds unterliegen nicht dem InvG.
Feinstaubpartikeln und Blei durch die Wer Anteile an einem geschlossenen Im-
EU-Feinstaub-Richtlinie festgelegt. Ein mobilienfonds hält, erzielt Einkünfte aus
weiteres Bsp. ist die Technische Anlei- Vermietung und Verpachtung.
tung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), Imparitätsprinzip  –  handelsrechtlicher
die Grenzwerte für den Schadstoffausstoß Bewertungsgrundsatz, der besagt, dass
von Anlagebetreibern vorschreibt. – We- noch nicht erfolgte, aber bereits erkenn-
sentliche Grundlage des  Immissions- bare ĺ  Verluste in der Bilanz ausgewie-
schutzes in Deutschland ist das Bundes- sen werden müssen. Noch nicht realisierte
Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Das ĺ Gewinne dürfen dagegen nicht in der
Gesetz regelt die Umweltschutzanforde- Bilanz berücksichtigt werden (ĺ Realisa-
rungen bei der Errichtung und dem Um- tionsprinzip). – Vgl. auch ĺ Grundsätze
bau von genehmigungspflichtigen Anlagen ordnungsmäßiger Bilanzierung.
und für den Betrieb von nicht genehmi-
gungsbedürftigen Anlagen (z. B. Kraftfahr- implizite Volatilität ĺ Volatilität.
zeuge, Wohnhäuser). Es legt Immissions- Import  –  Einfuhr. Bezug von Waren,
und Emissionsgrenzwerte fest. Außerdem Dienstleistungen und Kapital aus dem
ist es Grundlage für Umweltschutzanfor- Ausland.  Import ist ein Teil des ĺ  Au-
derungen an industrielle und gewerbliche ßenhandels. Aus Sicht des Zollrechts alle
Erzeugnisse. Einfuhren in das Zollgebiet der ĺ Euro-
Immobilie ĺ Grundstück. päischen Union (EU). – In der ĺ Volks-
wirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)
Immobilienfonds ĺ  Investmentfonds, werden Importe auf der rechten Seite der
bei dem die Kapitalanlage im Wesent- ĺ  Zahlungsbilanz erfasst.  –  Gegensatz:
lichen aus Grundstücken und Gebäu- ĺ Export.
den besteht. – 1.  Offener Immobilienfonds
(Open End Fonds): Für einen offenen Im- Importkontingent ĺ Kontingent.
mobilienfonds werden unbegrenzt An- Importquote  –  1.  Außenhandelspoli-
teilsscheine ausgegeben. Nach dem Inves- tik: durch staatliche Stellen beschränkte
tmentgesetz (InvG) müssen bei der Anla- Importmenge (Einfuhrkontingent),
gepolitik bes. Vorschriften berücksichtigt die zu den ĺ  nicht tarifären Handels-
werden. Offene  Immobilienfonds verfol- hemmnissen zählt. Bspw. wurde von
gen grundsätzlich das Prinzip der Risi- der ĺ  Europäischen Union (EU) 2005
komischung. Wer sich an einem offenen eine  Importquote für Textilien aus
Impulskäufe 272

China festgelegt.  –  2.  Volkswirtschaftli-


che Gesamtrechnung (VGR): Anteil der
ĺ  Importe am ĺ  Bruttoinlandspro-
dukt (BIP).  –  Gegensatz: ĺ  Export-
quote.  –  Weitere Informationen unter
www.destatis.de.
Impulskäufe ĺ Point of Sale (POS).
Incentives – 1. Wirtschaftspolitik: Anreize
finanzieller, institutioneller oder rechtli-
cher Art, um zur Erreichung bestimmter
wirtschaftpolitischer Ziele ein bestimmtes
wirtschaftliches Verhalten der Adressaten
(insbes. Haushalte und Unternehmun-
gen) zu fördern (ĺ  Wirtschaftsförde-
rung), z. B. Senkung der Umsatzsteuer zur
Steigerung des Konsums oder die Zah-
lung von Investitionsprämien zur Steige-
rung der Investitionen.  –  Gegensatz: Di-
sincentives.  –  2.  Arbeits- und Organisati-
onspsychologie: ĺ Anreiz.
Incoterms  –  International Commercial
Terms. Vertragsklauseln im internationa-
len Handelsverkehr. Die  Incoterms wur-
den von der ĺ Internationalen Handels-
kammer (ICC) erlassen. Sie regeln v.a. unmittelbar an einen Index gekoppelt ist.
den Gefahrenübergang vom Verkäufer Eine  Indexanleihe kann mit einem be-
auf den Käufer und die Kostenteilung be- stimmten Bezugsverhältnis (1:10 oder
züglich Fracht, Versicherungsprämie und 1:100) an einen Aktienindex wie den
Zölle. – Vgl. Abb. „Incoterms“. – Vgl. auch ĺ  Deutschen Aktienindex (DAX), an
ĺ Handelsklauseln. die Preisentwicklung eines wertbeständi-
gen Objekts wie Gold oder an die durch-
Increasing Returns to Scale ĺ  Skale-
schnittliche jährliche ĺ Inflationsrate ge-
nertrag.
bunden werden.
Index  –  Indexzahl, Kenngröße zur Be-
schreibung von Preis-, Mengen- und Wer- Index der Nettoproduktion ĺ Produk-
tentwicklungen. Eine Indexzahl wird als tionsindex.
Mittelwert, inbes. als gewogenes arith- Indexfonds ĺ  Investmentfonds, des-
metisches Mittel von Messzahlen mit sen Vermögensanlage sich an einem Bör-
gleicher Basis- und Berichtsperiode er- senindex (Aktien- oder Rentenindex)
mittelt. – Vgl. auch ĺ Preisindex. orientiert und nicht aktiv verwaltet wer-
Indexanleihe ĺ  Anleihe, deren Verz- den. Die Gewichtung der einzelnen Ak-
insung oder Rückzahlungsbetrag tien und Branchen wird entsprechend der
273 Individualversicherung

Gewichtung innerhalb der Aktienindizes indirekte Kosten ĺ Gemeinkosten.


wie z. B. dem ĺ Deutschen Aktienindex indirekter Vertrieb ĺ Absatzweg.
(DAX) vorgenommen. Die Verwaltungs-
kosten eines Indexfonds sind im Vergleich indirekte Steuern – Steuern, die indirekt
zu gemanagten Fonds gewöhnlich nied- (über einen Dritten) an das ĺ Finanzamt
riger. Gegenüber Einzelaktien bieten sie gezahlt werden. Dabei wird unterstellt,
den Vorteil einer breiteren Risikostreu- dass die Steuerbelastung vom ĺ  Steuer-
ung. – Ähnlich sind sog. indexnahe Fonds, pflichtigen (Verkäufer) über den Preis ei-
die nicht im Verhältnis 1:1, sondern nur ner Ware oder Dienstleistung an den ei-
in einer abgeschwächten Form an den In- gentlichen Steuerschuldner (Käufer) wei-
dex gebunden sind. tergegeben wird (Steuerüberwälzung).
Die Tabaksteuer wird bspw. vom Zigaret-
Indexierung – Kopplung wirtschaftlicher tenhersteller geschuldet, gezahlt wird sie
Größen wie Löhne, Mieten oder Renten aber „letzten Endes“ vom Zigarettenkäu-
an die Preisentwicklung gemessen durch fer. Zu den indirekten Steuern gehören die
einen bestimmten ĺ Preisindex. ĺ  Verbrauchsteuern (z. B. Umsatz-, Mi-
Indexmiete ĺ Mieterhöhung. neralöl-, Tabak- und Stromsteuer) und
die ĺ Verkehrsteuern (z. B. Grunderwerb-
Indexzahl ĺ Index.
steuer, Versicherungsteuer).  –  Gegensatz:
Indifferenzkurve – Begriff der ĺ Haus- ĺ direkte Steuern.
haltstheorie. Eine  Indifferenzkurve stellt Individualfonds ĺ Spezialfonds.
im Zwei-Güter-Modell alle Mengen-
kombinationen der beiden Konsumgü- Individualgut ĺ privates Gut.
ter dar, die dem Haushalt den gleichen Individualisierung  –  1.  Personalwe-
ĺ  Nutzen stiften und insoweit gleich- sen: Personalwirtschaftliches Programm,
wertig (Isoquante) sind. Eine Indifferenz- das systematisch auf die Persönlich-
kurve hat unter der Annahme eines po- keit des einzelnen Mitarbeiters ausge-
sitiven ĺ Grenznutzen des Konsums ein richtet ist. Dies wird dadurch umgesetzt,
höheres Nutzenniveau, je weiter sie vom dass dem Mitarbeiter Wahlmöglichkei-
Ursprung entfernt ist. Die Krümmung ten z. B. hinsichtlich Arbeitszeit, Entgelt,
der Indifferenzkurve hängt vom Grad der Tätigkeiten oder Arbeitsgruppen gebo-
Substituierbarkeit der betreffenden Güter ten werden. Aus diesen kann der Mitar-
ab. Im Grenzfall vollständiger Substitute beiter dann auswählen. Durch die  Indi-
(ĺ Substitutionsgut) verläuft sie linear. vidualisierung soll die Motivation und
Indikator – Größe, die einen wirtschaftli- Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter gestei-
chen Sachverhalt beschreibt, der nicht di- gert werden. – 2.  Marketing: ĺ Customi-
rekt gemessen werden kann. Bspw. gilt die zing. – Gegensatz: ĺ Standardisierung.
ĺ Arbeitslosenquote als Beschäftigungs- Individualkonsum ĺ Konsum.
indikator, der Auftragsindex der Indus- Individualnachfrage ĺ Nachfrage.
trie als ĺ  Konjunkturindikator. Die Bil-
dung und Abgrenzung von  Indikatoren Individualpanel ĺ Panel.
ist bes. für die ĺ empirische Wirtschafts- Individualversicherung ĺ  Privatversi-
forschung von Bedeutung. cherung.
Indossament 274

Indossament  –  Übertragungsvermerk Industrieländer  –  wirtschaftlich weit


auf einem ĺ  Wertpapier. Bei einem auf entwickelte Staaten.  Industrieländer
den Namen des Berechtigten (Indos- zeichnen sich durch einen relativ hohen
santen) lautenden ĺ  Orderpapier, wer- Anteil des produzierenden Gewerbes am
den alle Rechte bei der Übergabe des Pa- ĺ Bruttonationaleinkommen, ein relativ
piers auf einen anderen (Indossatar) hohes ĺ  Pro-Kopf-Einkommen, relativ
übertragen. Der Indossant haftet für die hohes technologisches Niveau und eine
Annahme des Wechsels oder Schecks und relativ hohe Funktionsfähigkeit bzw. Ef-
für die Zahlung. Er kann den Forderungs- fizienz des Wirtschaftssystems aus. –  Ge-
betrag jedoch von einem auf dem Indos- gensatz: ĺ Entwicklungsländer.
sament angegebenen Vorgänger zurück-
Industrieobligation ĺ Anleihe eines In-
fordern. Wird dem Indossament die Klau-
dustrieunternehmens auf dem ĺ  Kapi-
sel „nicht an Order“ hinzugefügt, haftet
talmarkt in Form einer langfristigen und
der Indossant nur dem Indossatar, aber
festverzinslichen Schuldverschreibung.
nicht gegenüber den weiteren Nachfol-
gern. Industriepolitik  –  gezielte staatliche Be-
einflussung der sektoralen Produktions-
Industrie  –  Produzierendes Gewerbe.
struktur einer Volkswirtschaft. Die  In-
Oberbegriff für die Menge aller Industri-
dustriepolitik zielt nicht auf die Gesamt-
eunternehmungen, d.h. Betriebe, die ge-
wirtschaft, sondern nur auf Teilbereiche
werblich Sachgüter produzieren. Charak-
(i.d.R. Branchen) ab (ĺ sektorale Struk-
teristisch sind für die Industrie eine hohe
turpolitik). Durch die Industriepolitik soll
Kapitalausstattung und eine maschinelle,
ein Mindestmaß an inländischer Produk-
arbeitsteilige Produktion. Zu unterschei-
tion in bestimmten Wirtschaftszweigen
den sind: (1) Verbrauchsgüter produzie-
aufrechterhalten werden. Heute steht v.a.
rendes Gewerbe (Konsumgüterindustrie):
im Vordergrund, die strukturellen Anpas-
z. B. Bekleidungs-, Schuh-, Möbel- und
sungsprozesse zeitlich zu strecken und die
Haushaltsgeräteindustrie; (2) Investitions-
sozialpolitischen Auswirkungen abzufe-
güter produzierendes Gewerbe (Investiti-
dern (Strukturanpassungspolitik). Außer-
onsgüterindustrie): z. B. Maschinenbau-,
dem sollen zukunftsträchtige Produkti-
Stahl- und Schiffsbauindustrie.
onsbereiche gestärkt werden (strategische
Industriegewerkschaften ĺ  Gewerk- Industriepolitik). – Industriepolitische In-
schaften. strumente können bei den Produktions-
bedingungen für Unternehmen im Inland
Industriekontenrahmen (IKR) ĺ  Kon-
(Binnenprotektion) oder bei den Absatz-
tenrahmen, der 1971 vom Betriebswirt-
bedingungen gegenüber Konkurrenten
schaftlichen Ausschuss des Bundesver-
aus dem Ausland (Außenprotektion) an-
bandes der Industrie (BDI) entwickelt
setzen.
wurde. Der IKR ist eine Weiterentwick-
lung des ĺ  Gemeinschaftskontenrah- Industrie- und Handelskammer (IHK) –
mens der Industrie (GKR). Beim IKR wird 1.  Begriff: regionale Selbstverwaltungsor-
zwischen Finanzbuchhaltung (Konten- ganisation und Interessenvertretung der
klassen 0 bis 8) und Betriebsbuchhaltung gewerblichen Wirtschaft (ohne ĺ Hand-
(Kontenklasse 9) getrennt. werk). Sie ist eine ĺ  Körperschaft des
275 Inflation

öffentlichen Rechts. Alle gewerblichen Inflation – Geldentwertung. 1. Begriff: An-


Unternehmen eines Bezirks müssen Mit- haltender Anstieg des Preisniveaus (posi-
glied der jeweiligen IHK sein. Ausgenom- tive ĺ Inflationsrate), verbunden mit ei-
men sind Handwerksbetriebe, die Mit- nem Rückgang des ĺ  Geldwertes. Nach
glied der zuständigen ĺ  Handwerks- dem Tempo, mit dem die Geldentwertung
kammer sein müssen.  –  2.  Aufgaben der erfolgt, wird eine (1) schleichende Infla-
IHK sind v.a. die Förderung der gewerb- tion, (2) trabende und(3) galoppierende In-
lichen Wirtschaft sowie die Förderung flation (Hyperinflation)unterschieden. Es
und Durchführung der kaufmännischen existieren jedoch keine konkreten Gren-
und gewerblichen Berufsausbildung (Ab- zwerte für diese Einteilung. Zur Inflation
nahme von Ausbildungsabschlussprü- zählen nur Steigerungen des ĺ  Preisni-
fungen, Führen der Lehrlingsrolle). Au- veaus und nicht schon Steigerungen von
ßerdem stellen sie die im internationalen Einzelpreisen, die zu den in einer Markt-
Handel notwendigen Ursprungszeugnisse wirtschaft normalen Anpassungsvor-
aus. – 3.  Organe: Über die Angelegenhei- gängen gehören.  –  2.  Inflationsursachen:
ten der IHK beschließt die Vollversamm- Zur Erklärung der Ursachen von  Infla-
lung, deren Mitglieder von den kammer-
tion sind zahlreiche theoretische Ansätze
zugehörigen Firmen gewählt werden.
entwickelt worden. Einige Ansätze sehen
Die Vollversammlung wählt aus ihrer
die Ursache in einer im Verhältnis zur tat-
Mitte den ehrenamtlich tätigen Präsiden-
sächlichen Produktion zu starken Ausdeh-
ten und die Vizepräsidenten sowie den
nung der Geldmenge.  –  Andere Ansätze
hauptamtlich tätigen Hauptgeschäftsfüh-
gehen davon aus, dass Inflation im güter-
rer.  –  4.  Beiträge: Von den IHK werden
wirtschaftlichen Bereich ausgelöst wer-
zur Finanzierung Kammerbeiträge er-
hoben. Es kann sich dabei um einheitli- den. Dies ist bspw. der Fall, wenn die ge-
che Grundbeiträge und um Umlagen auf- samtwirtschaftliche Nachfrage über das
grund der Gewerbesteuermessbeträge mit den vorhandenen Produktionskapa-
handeln.  –  5.  Dachorganisation der IHK zitäten zu erstellende gesamtwirtschaftli-
ist der ĺ Deutsche Industrie- und Han- che Angebot hinausgeht (Nachfrageinfla-
delskammertag (DIHT).  –  Die IHK ge- tion). Inflation entsteht auch dann, wenn
hören zu den ĺ Parafisci, da sie z.T. Auf- Unternehmen oder Gewerkschaften ihre
gaben im öffentlichen Interesse wahr- Marktmacht ausnutzen und so die Lohn-
nehmen.  –  Vgl. auch ĺ  Internationale steigerungen höher sind als die Produk-
Handelskammer (ICC). tivitätszuwächse, was Preisniveausteige-
rung aufgrund von Kostensteigerungen
inferiores Gut ĺ  Gut, dessen mengen- und Angebotsrückgängen bewirkt (Kos-
mäßige Nachfrage mit steigendem Ein- ten- bzw. Angebotsinflation).  –  3.  Inflati-
kommen nur in geringerem Maße zu- onswirkungen: Inflation hat überwiegend
bzw. sogar abnimmt. Dabei handelt es wirtschaftlich und sozial nachteilige Ver-
sich i.d.R. um geringwertigere Güter, die teilungseffekte. Positive Wachstums- und
mit steigendem Einkommen durch hö- Beschäftigungseffekte, die häufig behaup-
herwertige ersetzt werden. – Gegensatz: tet werden, sind empirisch kaum nach-
ĺ superiores Gut. weisbar.
Inflationsrate 276

Inflationsrate  –  prozentuale Verände- Infrastruktur  –  Grundausstattung eines


rung (ĺ  Wachstumsrate), mit der das Staates oder einer Region mit Einrich-
ĺ  Preisniveau in einem Zeitraum an- tungen, die zum volkswirtschaftlichen
steigt oder der ĺ  Geldwert abnimmt ĺ  Kapitalstock gerechnet werden kann,
(ĺ  Inflation). Die  Inflationsrate wird in die aber für die private Wirtschaftstätig-
Deutschland durch den ĺ  Verbraucher- keit den Charakter von ĺ Vorleistungen
preisindex für Deutschland (VPI), in Eu- hat. Klassische Beispiele sind Verkehrs-
ropa durch den ĺ  Harmonisierten Ver- netze (z. B. Straßen-, Schienen- und Was-
braucherpreisindex (HVPI) erfasst. serwege) sowie Ver- und Entsorgungsein-
richtungen (z. B. für Energie und Wasser,
Inflationstheorie ĺ Geldtheorie. Kommunikationsnetze, Entwässerungs-
und Abfallanlagen). Charakteristisch für
Information – Anteil einer Nachricht, der
Einrichtungen der Infrastruktur sind v.a.
den Wissensstand bezüglich einer (wirt-
die lange Nutzungsdauer und ein hoher
schaftlichen) Entscheidung verbessert.
Kapitalbedarf, so dass Infrastrukturinves-
Informationsmanagement  –  Planung, titionen häufig vom Staat vorgenommen
Organisation und Kontrolle der ĺ Infor- werden. Die ĺ  Privatisierung öffentli-
mationen und Informationsflüsse im Un- cher Infrastruktureinrichtungen ist heute
ternehmen. Aufgabe des Informations- ein wichtiges Thema in der Infrastruktur-
management ist es, dafür zu sorgen, dass politik.
Informationen als unternehmerische Res- Inhaberaktie ĺ Aktie.
source effektiv (zielgerichtet) und effizi-
Inhaberklausel ĺ Überbringerklausel.
ent (wirtschaftlich) eingesetzt werden.
V.a. vor dem Hintergrund der wachsen- Inhaberpapier ĺ  Wertpapiere, die
den Datenmengen in Unternehmen müs- nicht auf einen bestimmten Namen lau-
sen durch die Gewinnung, Strukturierung ten. Bei einem Inhaberpapier gilt grund-
und Verknüpfung sowie Archivierung sätzlich der Inhaber als Berechtigter. D.h.,
von Informationen eine optimale Nut- die verbrieften Leistungen stehen nur
zung und ein schneller Zugriff gewähr- dem jeweiligen Inhaber zu (Inhaberklau-
leistet werden.  Informationsmanage- sel). Damit können die Rechte aus dem
ment ist somit integraler Bestandteil und Papier durch einfache ĺ  Übereignung
eine Querschnittsfunktion der Unterneh- übertragen werden. Bei ĺ  Aktien und
mensführung (ĺ Management). ĺ  Schecks handelt es sich i.d.R. um  In-
haberpapiere. – Gegensatz: ĺ Namenspa-
informelle Organisation  –  System piere.
menschlicher Beziehungen innerhalb ei-
nes Unternehmens oder einer ĺ Organi- Inhaberschuldverschreibung ĺ  An-
sation. Die informelle Organisation wird leihe.
durch persönliche Ziele, Wünsche, Sym- Initial Public Offering (IPO)  –  Pri-
pathien und Verhaltensweisen der Mitar- mary Offering,  engl. für Börsenerstein-
beiter bestimmt. Sie bildet sich spontan führung; erstmaliges öffentliches An-
und ungeplant.  –  Gegensatz: ĺ  formelle gebot einer bisher nicht börsennotier-
Organisation. ten ĺ  Aktiengesellschaft (AG) oder
277 innerbetriebliche Leistungsverrechnung

ĺ  Kommanditgesellschaft auf Aktien Zur  Innenfinanzierung gehören die Fi-


(KGaA), ĺ Aktien des emittierenden Un- nanzierung aus einbehaltenen ĺ Gewin-
ternehmens an der ĺ Börse zu zeichnen. nen (ĺ  Selbstfinanzierung) sowie aus
Grund für ein IPO ist v.a. die Beschaffung ĺ  Abschreibungen und ĺ  Rückstellun-
von zusätzlichem ĺ Eigenkapital. – Vgl. gen. Außerdem zählt die Finanzierung
auch ĺ Börsengang, ĺ Going Public. aus Vermögensumschichtungen dazu,
Inkasso  –  Einziehung von Forderun- z. B. durch den Verkauf von nicht be-
gen. Dabei handelt es sich v.a. um den triebsnotwendigen Vermögensgegenstän-
Einzug von ĺ  Schecks (Scheckinkasso), den. – Gegensatz: ĺ Außenfinanzierung.
Lastschriften (Lastschrifteninkasso) und Innengesellschaft ĺ stille Gesellschaft.
ĺ Wechseln (Wechselinkasso), Zins- und
Dividendenscheinen, fälligen ĺ  Schuld- Innenrevision ĺ interne Revision.
verschreibungen sowie von Dokumenten innerbetriebliche Leistung  –  eigene
(ĺ  Dokumenteninkasso).  –  Weitere In- Leistung, Wiedereinsatzleistung. Leistung
formationen unter www.inkasso.de. eines Unternehmens, die nicht an Kunden
Inkassobüro  –  Unternehmen, das ge- verkauft wird. Sie wird im eigenen Betrieb
werbsmäßig fremde oder abgetretene For- verwendet. Innerbetriebliche Leistungen
derungen einzieht (ĺ Inkasso). sind v.a. Leistungen der allgemeinen Kos-
tenstellen, z. B. Leistungen der Entwick-
Inkubator – Einrichtung bzw. Institution, lungs- und Forschungsabteilung, der Ver-
welche Existenzgründer bei der  Unter- waltung und des Vertriebs sowie Innen-
nehmensgründung (ĺ  Gründung)  un- aufträge zur Eigenerstellung von Anlagen,
terstützt. Die Hilfe umfasst fachliche Be- Maschinen, Werkzeugen etc.  –  Die Ver-
ratung, Qualifikation oder ĺ  Coaching rechnung  innerbetrieblicher Leistungen
sowie den Zugang zu Netzwerken. Häu- erfolgt über die ĺ innerbetriebliche Leis-
fig stellt der Inkubator auch erforderliche tungsverrechnung.
Büroräume und Ausstattung zur Verfü-
gung. Inkubatorenzentren sind häufig öf- innerbetriebliche Leistungsverrech-
fentliche Technologiezentrenoder mit der nung  –  Sekundärkostenrechnung; Er-
Unterstützung durch Venture Capital und fassung, Bewertung und Verrechnung
ĺ Business Angel verknüpft. der ĺ  innerbetrieblichen Leistungen
als ĺ Gemeinkosten. Die Verfahren, die
Inländerkonzept ĺ Volkseinkommen.
eingesetzt werden können, richten sich
Inlandsprodukt ĺ  Bruttoinlandspro- nach der Art der Leistungsverflechtun-
dukt (BIP). gen. – 1.  Wechselseitige Leistungsverflech-
Inlandsproduktberechnung ĺ  Volks- tungen: Das Gleichungsverfahren erfasst
wirtschaftliche Gesamtrechnungen die Leistungsverflechtungen als lineare
(VGR). Gleichungen, wobei die Leistungsmenge
bekannt, der Verrechnungspreis jedoch
Inlandswährung ĺ Währung. zu berechnen ist. – Nach dem Iterations-
Innenfinanzierung  –  Maßnahmen verfahren wird eine Nährungslösung be-
zur Kapitalbeschaffung (ĺ  Finanzie- stimmt, indem Verrechnungsfehler auf-
rung) innerhalb des Unternehmens. grund der Leistungsrückflüsse immer
innere Kündigung 278

weiter verkleinert werden.  –  2.  Einseitige Bestimmungsland die Umsatzbesteue-


innerbetriebliche Leistungsströme: Beim rung zustehen soll (ĺ Bestimmungsland-
Stufenleiterverfahren werden die Hilfskos- prinzip). – Gegensatz: innergemeinschaft-
tenstellen so aufgereiht, dass jede ĺ Kos- licher Erwerb (ĺ Erwerbsteuer).
tenstelle an die nachfolgenden Kostenstel-
len innerbetriebliche Leistungen abgibt, innergemeinschaftlicher Erwerb ĺ Er-
selbst aber keine erhält.  –  Beim Anbau- werbsteuer.
verfahren bleiben die Leistungsströme Innovation  –  völlig neues ĺ  Produkt
zwischen den Hilfskostenstellen unbe- (Produktinnovation) oder ĺ  Dienstleis-
rücksichtigt.  –  3.  Einzelne innerbetriebli- tung. Es kann sich aber auch um neue
che Leistungsströme: Beim Kostenarten- Verfahren, Techniken oder Organisati-
verfahren werden nur die ĺ  Einzelkos- onsformen handeln, die es bisher noch
ten der innerbetrieblichen Leistung von nicht (am Markt) gab (Prozessinnovation
einer Hauptkostenstelle auf eine Hilfskos- oder Verfahrensinnovation). In der be-
tenstelle verrechnet.  –  Beim Kostenstel- trieblichen Praxis werden auch bereits in
lenausgleichsverfahren werden neben den der Unternehmensgeschichte „neue“ Pro-
Einzelkosten auch die anteiligen ĺ  Ge- dukte, Dienstleistungen oder Verfahren
meinkosten verrechnet.  –  Das Kosten- als Innovation bezeichnet.
trägerverfahren wird angewendet, wenn
mehrere Hauptkostenstellen eine inner- Innovationsmanagement  –  Planung,
betriebliche Leistung erstellen. Die inner- Kontrolle, Führung und Organisation
betriebliche Leistung wird als eigenstän- hinsichtlich der Gestaltung und Bereit-
diger ĺ Kostenträger behandelt. stellung von ĺ Innovationen. Im Rahmen
des Innovationsmanagements werden die
innere Kündigung  –  innere Emigration; Innovationsprojekte, die vom Unterneh-
mentale Verweigerung einer engagier- men verfolgt werden sollen, festgelegt und
ten Leistung durch einen Mitarbeiter, die geplant. Außerdem muss der Verlauf der
nicht explizit geäußert wird. Grund dafür Innovationsprojekte geplant und kontrol-
ist meistens die Demotivation des Mitar- liert werden. Wesentlich ist zudem, Un-
beiters. Es ist ein „stiller Rückzug“, d.h., ternehmenskultur, -ziele und -strategien
der Mitarbeiter „kündigt“ innerlich. sowie Organisation und Führung so aus-
innergemeinschaftliche Liefe- zurichten, dass die Entwicklung von In-
rung  –  Begriff aus dem Umsatzsteuer- novationen gefördert wird.
recht: Lieferung eines Gegenstands von Innung ĺ Handwerksinnung.
einem Mitgliedsstaat der ĺ  Europä-
ischen Union (EU) in einen anderen, Innungskrankenkasse (IKK)  –  von
wenn der Käufer des betreffenden Gegen- ĺ Handwerksinnungen gegründete Trä-
standes wegen dieses Vorgangs im Ziel- ger der gesetzlichen ĺ Krankenversiche-
land der ĺ Umsatzsteuer unterliegt. Für rung (ĺ  Krankenkasse), die durch Be-
den Verkäufer ist diese Lieferung steu- schluss der Selbstverwaltung nicht mehr
erfrei, wenn er nachweist, dass eine  in- nur für Handwerker, sondern für alle Per-
nergemeinschaftliche Lieferung vorliegt. sonen frei wählbar ist. Die IKK ist eine
Sinn der Steuerbefreiung ist, dass  dem ĺ  Körperschaft des öffentlichen Rechts.
279 Insolvenzgeld

Insgesamt gibt es in Deutschland  5 IKK Bank- und Börsenmitarbeiter (Primär-In-


mit über 5 Mio. Mitgliedern. sider). Zu den  Insidern werden aber
Input  –  Einsatzmenge; mengenmäßiger auch Personen gerechnet, die über pri-
Einsatz von ĺ  Produktionsfaktoren zur vate Beziehungen (Familienangehörige,
Erstellung von Gütern oder Dienstleis- Freunde) mit den zuvor genannten Perso-
tungen. – Gegensatz: ĺ Output. nen verbunden sind und indirekte Kennt-
nis von Insider-Informationen erlangt ha-
Input-Output-Analyse  –  volkswirt- ben (Sekundär-Insider). – Vgl. auch ĺ In-
schaftliche Modellrechnung, in der mit sidergeschäfte.
Hilfe von Input-Output-Tabellen die Gü-
terströme zwischen den zu Produktions- Insidergeschäfte  –  Börsengeschäfte, bei
sektoren zusammengefassten Produkti- denen Informationen von ĺ  Insidern
onseinheiten einer Volkswirtschaft in ei- (Insiderinformationen), die nicht der Öf-
nem bestimmtem Zeitraum dargestellt fentlichkeit zugänglich sind, ausgenutzt
sowie volkswirtschaftliche Simulationen werden. Diese sind nach dem Wertpapier-
und Prognosen durchgeführt werden. handelsgesetz (WpHG) verboten, da sich
der Insider durch missbräuchliche Aus-
Insassenunfallversicherung ĺ  Kraft- nutzung seines Informationsvorsprungs
fahrtversicherung. Vorteile gegenüber den Marktteilneh-
Insichgeschäft  –  Rechtsgeschäft, das mern verschaffen könnte. Sie können mit
eine Person mit sich selbst als Vertre- Geld- oder auch mit Freiheitsstrafen bis
ter (ĺ  Vertretung) zweier verschiedener zu fünf Jahren geahndet werden.  –  Die
Personen oder im eigenen Namen und Insiderüberwachung gehört zu den Auf-
gleichzeitig als Vertreter des Geschäfts- gaben der ĺ  Bundesanstalt für Finanz-
partners abschließt. Das  Insichgeschäft dienstleistungsaufsicht (BaFin).
ist nur zulässig, wenn die beteiligten Ver- Insiderinformationen ĺ Insider, ĺ In-
tragsparteien dem Vertreter das ĺ Selbst- sidergeschäfte.
kontrahieren gestattet haben oder das
Rechtsgeschäft ausschließlich in der Er- Insiderüberwachung ĺ  Insiderge-
füllung einer ĺ Verbindlichkeit besteht. schäfte.

Insider – Person, die für den ĺ Börsen- Insolvenz  –  Zahlungsunfähigkeit, früher


preis eines Wertpapiers relevante ĺ  In- Konkurs. Unvermögen eines Schuldners,
formationen früher als die Öffentlichkeit auf Dauer seine fälligen Geldschulden zu
erhält oder diese Informationen selbst ge- zahlen. Entsprechend wird eine vorüber-
staltet. Der Insider erhält diese Informati- gehende Zahlungsunfähigkeit (Zahlungs-
onen auf legalem Wege, z. B. aufgrund sei- stockung) nicht als  Insolvenz bezeich-
nes Berufes, seiner Tätigkeit, seiner Be- net. – Gegensatz: ĺ Solvenz.
teiligung an dem Kapital des Emittenten Insolvenzgeld – Leistung der ĺ Bundes-
oder eines mit dem Emittenten verbun- agentur für Arbeit (BA). Das  Insolvenz-
denen Unternehmen. Personen mit Insi- geld wird an ĺ  Arbeitnehmer gezahlt,
derinformationen sind v.a. Vorstands- und die aus der Zeit vor Eintritt des Insolvenz-
Aufsichtsratsmitglieder, persönlich haf- falls ihres ĺ Arbeitgebers noch Ansprü-
tende Gesellschafter, Kapitaleigner oder che auf ĺ Arbeitsentgelt haben. Die Höhe
Insolvenzgericht 280

des  Insolvenzgeldes entspricht dem Net- Verfahrens erwirbt. Nicht dazu zählen
toarbeitsentgelt (bis maximal 5.300 Euro unpfändbare Gegenstände (ĺ  Unpfänd-
im Westen und 4.500 Euro im Osten) barkeit).
und  wird für maximal drei Monate ge- Insolvenzplan ĺ Insolvenzverfahren.
zahlt.
Insolvenzschuldner –  Gemeinschuldner;
Insolvenzgericht ĺ  Amtsgericht, das juristische oder natürliche Person, die den
ein ĺ  Insolvenzverfahren abwickelt. Es Grund für ein ĺ Insolvenzverfahren ge-
ist das Amtsgericht zuständig, in dessen liefert hat (ĺ  Insolvenzgrund) und des-
Bezirk ein Landgericht seinen Sitz und sen Vermögen (ĺ  Insolvenzmasse) vom
in dem der Schuldner seine gewerbliche ĺ  Insolvenzverwalter verwertet und an
Niederlassung hat. Ist keine gewerbliche die ĺ Insolvenzgläubiger verteilt wird.
Niederlassung vorhanden, bestimmt sich
Insolvenzverfahren – 1.  Begriff: Verfah-
das Gericht nach dem allgemeinen Ge-
ren zur gemeinschaftlichen Befriedigung
richtsstand (Wohnsitz) des Schuldners.
der ĺ Gläubiger eines Schuldners durch
Insolvenzgläubiger  –  juristische oder (1) Verwertung des Vermögens und Er-
natürliche Person, die zum Zeitpunkt lösverteilung oder (2) Sanierung des Un-
der Eröffnung eines ĺ  Insolvenzverfah- ternehmens durch einen Insolvenzplan
rens Gläubiger des ĺ  Insolvenzschuld- nach den Vorschriften der Insolvenz-
ners ist. Die Insolvenzgläubigen bilden die ordnung (InsO). – 2.  Beteiligte: (1) ĺ  In-
ĺ  Gläubigerversammlung.  –  Gegensatz: solvenzgericht; (2) ĺ  Insolvenzverwal-
ĺ Massegläubiger. ter; (3) ĺ  Gläubigerversammlung; (4)
Gläubigerausschuss: Fakultatives Organ,
Insolvenzgrund  –  Anlass zur Er-
das den Insolvenzverwalter unterstützt
öffnung eines ĺ  Insolvenzverfah-
und überwacht; (5) ĺ  Insolvenzgläubi-
rens.  –  1.  Zahlungsunfähigkeit: ĺ  Insol-
ger; (6) ĺ  Insolvenzschuldner(Gemein-
venz. – 2. ĺ Überschuldung: Überwiegen
schuldner).  –  3.  Ablauf: (1) Insolvenzer-
der ĺ  Schulden über die ĺ  Forderun-
öffnung auf Antrag des Schuldners oder
gen.  –  3.  Drohende Zahlungsunfähigkeit:
eines Gläubigers durch das Insolvenzge-
Zusätzlich zu den vorgenannten Kon-
richt. Voraussetzung ist, dass ein ĺ  In-
kursgründen kann ein  Insolvenzgrund
solvenzgrund vorliegt. Außerdem muss
auch dann schon gegeben sein, wenn der
eine ĺ  Insolvenzmasse vorhanden sein,
Schuldner voraussichtlich nicht in der
die den Kosten des Verfahrens entspricht.
Lage sein wird, die bestehenden Zah-
(2) Feststellung der Vermögensmasse und
lungsverpflichtungen im Zeitpunkt der
Schuldnermasse: Der Insolvenzverwal-
Fälligkeit zu erfüllen.  –  4.  Rechtsform:
ter hat (a) die zur ĺ Insolvenzmasse ge-
Die Insolvenzgründe sind je nach Gesell-
hörenden Gegenstände entgegenzuneh-
schaftsform unterschiedlich.
men und zu verwerten, (b) die nicht zu
Insolvenzmasse  –  das gesamte Vermö- Massen gehörenden Sachen auszuson-
gen des ĺ Schuldners zum Zeitpunkt der dern (ĺ  Aussonderung) und (c) Abson-
Eröffnung des ĺ  Insolvenzverfahrens. derungsberechtigten Befriedigung zu
Zur Insolvenzmasse gehört auch das Ver- gestatten (ĺ  Absonderung). (3) Vertei-
mögen, das der Schuldner während des lung der Masse: (a) Abschlagsverteilung,
281 Integration

wenn genügend Masse vorhanden ist, (b) untergeordneten organisatorischen Ein-


Schlussverteilung nach vollständiger Ver- heiten (z. B. ĺ Stellen) ausgestattet ist, die
wertung und (c) Nachverteilung nach de- je nach dem Instanzenaufbau der Unter-
ren Ausführung. – Die Anordnung, Vor- nehmung selbst Instanzcharakter haben
bereitung Durchführung der Verteilung können. Je nach Zahl der Handlungsträ-
ist grundsätzlich Aufgabe des Insolven- ger, mit denen eine Instanz besetzt ist, un-
zverwalters. Vor den Insolvenzgläubi- terscheidet man zwischen Singularinstanz
gern sind die ĺ  Massegläubiger zu be- und Pluralinstanz. Der Instanzenaufbau
friedigen. (4) Aufhebung: (a) durch ge- bildet eine ĺ Hierarchie.
richtlichen Beschluss nach Abhaltung des Institut  –  1.  Oberbegriff des Kreditwe-
Schlusstermins oder (b) durch Einstel- sengesetzes (KWG) für ĺ  Kreditinsti-
lung des Verfahrens. – 4. Rechtsmittel: Ge- tut und ĺ  Finanzdienstleistungsinsti-
gen Eröffnung kann der Gemeinschuld- tut.  –  2.  Bezeichnung einer Einrichtung
ner, gegen Ablehnung der Eröffnung der des Staates oder einer Körperschaft mit
Antragsteller binnen zwei Wochen ĺ Be- vorwiegend wissenschaftlichen Aufga-
schwerde beim Amts- oder Landgericht ben.  –  3.  Bezeichnung für gewerbliche
einlegen.  –  Zum  Insolvenzverfahren von Unternehmungen, die zur Vermeidung
Privatpersonen vgl. ĺ Verbraucherinsol- einer irreführenden Angabe (ĺ  irrefüh-
venzverfahren. rende Werbung) nach dem Gesetz gegen
Insolvenzverwalter  –  Person, die im Unlauteren Wettbewerb (UWG) nur mit
Rahmen des ĺ  Insolvenzverfahren die dem Hinweis auf den gewerblichen Cha-
Vermögensmasse des Schuldners fest- rakter zulässig ist, z. B. Beerdigungsinsti-
stellt, verwertet und verteilt. Der  Insol- tut, Kosmetikinstitut.
venzverwalter wird zunächst vom zu-
institutionelle Anleger  –  Anleger an
ständigen ĺ  Insolvenzgericht bestellt.
der ĺ Börse, die im Unterschied zu pri-
Er muss anschließend jedoch von der
vaten Kleinanlegern als Institutionen re-
ĺ  Gläubigerversammlung bestätigt oder
gelmäßig große Geldsummen anlegen.
aber ausgewechselt werden.  –  Der  Insol-
Zu den institutionellen Anlegern werden
venzverwalter wird von einem Gläubi-
v.a. ĺ Kreditinstitute, ĺ Versicherungs-
gerausschuss, dessen Mitglieder von der
unternehmen, ĺ  Kapitalanlagegesell-
Gläubigerversammlung gewählt werden,
schaften (KAG) und große Vermögens-
unterstützt und überwacht.
verwaltungen gezählt.
Insourcing  –  Wiedereingliederung von
Institutionelle Theorie der Haushal-
Leistungsprozessen in ein Unternehmen,
tung ĺ Haushaltstheorie.
die zu seinen Kernaufgaben gehören.
Eventuell wurden diese Aufgaben zuvor Instrumental Lag ĺ Lag.
durch ĺ Outsourcing aus dem Leistungs- Integration  –  Herstellung einer Ein-
umfang des Unternehmens ausgegliedert. heit oder Eingliederung in ein größe-
Instanz – Begriff aus der Organisations- res Ganzes.  –  1.  Volkswirtschaft: Zusam-
lehre: Element der ĺ  Aufbauorganisa- menschluss von Staaten, die bisher un-
tion, die als Leitungseinheit mit Weisungs- abhängig waren oder zwischen denen
befugnis gegenüber den ihr hierarchisch Hemmnisse im Außenwirtschaftsverkehr
integrierte Materialwirtschaft 282

bestanden. Die Zusammenführung Freiheiten. Sie werden oft zur gemeinsa-


reicht vom Abbau von Handelshemm- men Kapitalbeschaffung vereinbart (Fi-
nissen (ĺ  tarifäre Handelshemmnisse, nanzierungsgemeinschaften). – In der Stu-
ĺ  nicht tarifäre Handelshemmnisse) bis fenleiter der Konzentrationsformen steht
zur Vereinheitlichung verschiedener Be- die  Interessengemeinschaft zwischen
reiche der Wirtschaftspolitik.  –  Werden ĺ Kartell und ĺ Konzern.
die Handelshemmnisse untereinander be- Interessengruppe ĺ Lobby.
seitigt, aber die eigene Handelspolitik ge-
genüber Drittstaaten jedoch beibehalten, Interest Netting ĺ Netting.
wird dies als ĺ Freihandelszone bezeich- Interimsschein ĺ Zwischenschein.
net. – Bei einer ĺ Zollunion wird dage-
Intermediäre Finanzgewalten ĺ  Pa-
gen eine gemeinsame Handelspolitik ge-
rafisci.
genüber anderen verfolgt. – Im Fall einer
Wirtschaftsunion werden auch die nati- Internalisierung externer Effekte ĺ ex-
onalen Wirtschaftspolitiken aufeinan- terne Effekte, ĺ Ökosteuer.
der abgestimmt. – Durch Hinzukommen Internal Relations ĺ Human Relations.
einer Währungsunion wird die höchste
Stufe der Wirtschaftsintegration erreicht International Accounting Standards
(ĺ  Europäische Wirtschafts- und Wäh- (IAS) ĺ  International Accounting Stan-
rungsunion (EWWU)). – 2. Wettbewerbs- dards Board (IASB).
recht: ĺ  Unternehmenskonzentration, International Accounting Standards
ĺ Unternehmenszusammenschluss. Board (IASB)  –  privatrechtliche Organi-
sation mit Sitz in London. Das IASB er-
integrierte Materialwirtschaft ĺ Mate-
arbeitet und gibt internationale Standards
rialwirtschaft.
zur Verbesserung und Harmonisierung
Interessengemeinschaft – 1.  Allgemein: von Rechnungslegungsgrundsätzen, -me-
Zusammenschluss von mehreren Perso- thoden und -verfahren heraus. Es wurde
nen, Unternehmen oder Institutionen zur 1973 als International Accounting Stan-
Wahrnehmung gemeinsamer Interessen. dards Committee (IASC) gegründet. Das
Grundlage ist ein ĺ  Vertrag.  –  2.  Wirt- IASB besteht aus 16 unabhängigen Exper-
schaftlich: Zusammenschlüsse von Unter- ten. Träger ist die IASC Foundation, die
nehmen zur Wahrung und Förderung ge- sich aus den auf dem Gebiet der ĺ Rech-
meinsamer Interessen sind häufig ĺ Ge- nungslegung tätigen Berufsgruppen zu-
sellschaften bürgerlichen Rechts (GbR). sammensetzt. Deutschland ist durch das
Dadurch bleiben die Unternehmen recht- Institut der Wirtschaftsprüfer e. V. ver-
lich selbstständig, schränken ihre wirt- treten.  –  Verlautbarungen: Herausgege-
schaftliche Selbstständigkeit jedoch ver- ben werden vom IASB zu einzelnen Rech-
traglich ein. – Nach der Zielsetzung kön- nungslegungsbereichen die sog. Inter-
nen Betriebs-, Verteilungs-, Produktions-, national Financial Reporting Standards
Rationalisierungs- und Gewinngemein- (IFRS), zu denen auch die bisher veröf-
schaften unterschieden werden. Die Ge- fentlichten International Accounting Stan-
winngemeinschaften lassen den ange- dards (IAS) gehören. Derzeit (Stand 2014)
schlossenen Unternehmen sehr viele liegen 14 IFRS-Standards vor. Außerdem
283 internationale Rechnungslegung

gibt das IASB Ausführungen zu Zielset- Reinerträgen.  –  Weitere Informationen


zung und Prinzipien der Rechnungsle- unter www.worldbank.org.
gung heraus (sog. Framework). Daneben
internationale Bankkontonummer
werden vom International Financial Re-
(IBAN) ĺ IBAN.
porting Interpretations Committee (IFRIC)
in unregelmäßigen Abständen (bisher 21) Internationale Handelskammer
weitergehende Interpretationen zu beste- (ICC)  –  International Chamber of Com-
henden Rechnungslegungsstandards he- merce. Privatrechtliche Einrichtung zur
rausgegeben.  –  Gemäß der EU-Verord- Förderung des Welthandels. Sie wurde
nung zur Rechnungslegung müssen seit 1919 mit Sitz in Paris gegründet. Mitglie-
2005 börsennotierte Unternehmen ih- der sind Großunternehmen, Unterneh-
ren Konzernabschluss nach IFRS erstel- mensverbände  in mehr als 120 Staaten.
len.  –  Weitere Informationen unter www. Zu ihren Aufgaben gehören v.a. die Ein-
ifrs-portal.com. führung von Standardregeln im interna-
tionalen Handel, Verbesserung des Zah-
International Bank Account Number
lungsverkehrs und der Finanzierung im
(IBAN) ĺ IBAN.
Außenhandel sowie die Schlichtung von
Internationale Bank für Wiederaufbau Streitfällen auf internationaler Ebene. Un-
und Entwicklung (IBRD)  –  Internatio- ter Mitwirkung nationaler Komitees be-
nal Bank for Reconstruction and Develop- schäftigt sie sich mit allen wichtigen Fra-
ment, Weltbank. Einrichtung der ĺ Welt- gen des Welthandels. – Weitere Informati-
bankgruppe, die 1945 im Zusammenhang onen unter www.iccwbo.org.
mit dem ĺ  Bretton-Woods-Abkommen
internationaler Bank-Code ĺ Business
gegründet wurde. Aufgabe der IBRD war
Identifier Code (BIC).
ursprünglich der Wiederaufbau und die
Unterstützung der vom Zweiten Weltkrieg internationale Rechnungslegung
geschädigten Länder. Der IBRD gehö- ĺ  Rechnungslegung nach internatio-
ren heute 187 Staaten an. Voraussetzung nalen oder ausländischen Rechnungs-
für die Mitgliedschaft ist die Mitglied- legungsregelungen. Die Festlegung in-
schaft im ĺ  Internationalen Währungs- ternationaler Standards ist erforderlich,
fonds.  –  Hauptaufgabe der IBRD ist es, um Rechnungslegungsinformationen
die wirtschaftliche Entwicklung in den wie Jahresabschlüsse vergleichbar zu ma-
ĺ Entwicklungsländern durch Finanzie- chen.  –  In Deutschland wurden bereits
rungsmaßnahmen zu unterstützen. Sie 1998 erste Schritte unternommen, die
gewährt dazu Darlehen und Kredite mit Rechnungslegungsvorschriften des
Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren. In letzter ĺ Handelsgesetzbuches (HGB) an inter-
Zeit werden außerdem andere Hilfen wie nationale Standards anzupassen. Dazu
Umweltschutz und Strukturanpassungs- wurden v.a. das Kapitalaufnahmeerleich-
programme gewährt. Die Finanzierung terungsgesetz (KapAEG) sowie das Gesetz
erfolgt überwiegend aus internationa- zur Kontrolle und Transparenz im Unter-
len Kapitalmarktanleihen sowie aus Dar- nehmensbereich (KonTraG) verabschie-
lehensrückzahlungen und Einzahlungen det. Nach dem KapAEG durften börsen-
der Mitglieder auf ihr Grundkapital sowie notierte Konzermutterunternehmen ihre
Internationaler Währungsfonds (IWF) 284

Jahresabschlüsse nach internationalen in den IWF-Organen ab.  –  Organe des


Standards aufstellen. Dies waren die Inter- IWF sind:  (1) Gouverneursrat: Dies ist die
national Accounting Standards (IAS) bzw. oberste Behörde, in die jeder Mitglieds-
International Financial Reporting Stan- staat einen Vertreter entsendet. Er tritt
dards (IFRS), die vom ĺ  International i.d.R. einmal jährlich zusammen und ist
Accounting Standards Board (IASB) auf- für die grundlegenden Fragen zuständig.
gestellt wurden, und die ĺ United States (2) Direktorium: Das Direktorium wird
Generally Accepted Accounting Priciples von 24 Exekutivdirektoren gebildet, wobei
ĺ  (ĺ  US-GAAP ĺ  ). Durch das Kon- fünf von den Mitgliedern mit den größ-
TraG wurde die Entwicklung von Stan- ten Quoten (Deutschland, Frankreich,
dards für die Konzernrechnungslegung Großbritannien, Japan und die USA) er-
an ein privatrechtliches Gremium über- nannt werden. Die übrigen werden aus
tragen. Dazu wurde 1998 das ĺ Deutsche den Mitgliedergruppen gewählt, wobei
Rechnungslegungs Standards Committee Saudi-Arabien, China und Russland als
(DRSC) gegründet.  –  Entscheidend war eigenständige Gruppe auftreten. (3) Ge-
jedoch die EU-Verordnung betreffend schäftsführender Direktor: Präsident des
die Anwendung internationaler Rech- IWF und Vorsitzender des Gouverneurs-
nungslegungsstandards. Nach dieser Ver- rat.  –  Der IWF gewährt bei Zahlungs-
ordnung müssen seit 2005 börsennotierte bilanzschwierigkeiten finanzielle Hilfen,
Gesellschaften aus der ĺ  Europäischen deren Umfang sich an der Quote des be-
Union (EU) ihre Konzernabschlüsse nach treffenden Staats orientiert. Außerdem
IFRS aufstellen. gewährt das IWF zusätzliche Kredite, die
jedoch an Auflagen gebunden sind (sog.
Internationaler Währungsfonds Bereitschaftskredite), sowie Sonderkredite.
(IWF)  –  International Monetary Fund Seit 1986 ist der IWF auch verstärkt im
(IMF). Internationale Organisation zur Bereich der Förderung von ĺ  Entwick-
Schaffung geordneter Währungsbezie- lungsländern tätig. Dazu werden Sonder-
hungen zwischen seinen Mitgliedsstaa- kredite mit Auflagen vergeben (Poverty
ten. Der IWF wurde 1945 auf der Grund- Reduction and Growth Facility). – Weitere
lage des ĺ  Bretton-Woods-Abkommen Informationen unter www.imf.org.
mit Sitz in Washington, D.C., gegrün-
det und ist seit 1947 eine Sonderorgani- Internationales Steuerrecht  –  1.  Inter-
sation der ĺ  Vereinten Nationen (UN). nationales Steuerrecht i.w.S.: die Gesamt-
Der IWF hat 188 Mitgliedsstaaten.  –  Je- heit aller Normen des in Deutschland gül-
dem Mitgliedsstaat wird eine Quote zu- tigen Steuerrechts, das Fallkonstellationen
gewiesen, die sich nach der Höhe des mit internationalem Bezug regelt. – 2. In-
ĺ Volkseinkommens, den ĺ Währungs- ternationales Steuerrecht i.e.S.: alle rechtli-
reserven und dem Umfang des ĺ Außen- chen Bestimmungen zur Abgrenzung der
handels richtet. Nach dieser Quote rich- verschiedenen nationalen Steuergewalten.
tet sich die Einzahlungsverpflichtung und Zum  Internationalen Steuerrecht zählen
die Zuteilung neu geschaffener ĺ  Son- das ĺ  Außensteuerrecht, das Recht der
derziehungsrechte (SZR). Außerdem Doppelbesteuerungsabkommen (ĺ Dop-
hängt von dieser Quote das Stimmrecht pelbesteuerung) und alle internationalen
285 Intranet

Verträge, die Steuervorschriften enthal- internes Rechnungswesen ĺ  Rech-


ten. nungswesen.
internationale Versicherungskarte Internet  –  weltumspannendes, hetero-
ĺ Versicherungskarte. genes Computernetzwerk, das auf dem
Netzwerkprotokoll TCP/IP basiert. Über
International Financial Reporting Stan- das  Internet werden zahlreiche Dienste
dards (IFRS) ĺ International Accounting wie z. B. ĺ E-Mail, FTP, World Wide Web
Standards Board (IASB). (WWW) oder IRC angeboten. Steuerliche
Behandlung: elektronischer Geschäftsver-
interne Revision ĺ  Revision  interner
kehr.
Betriebsabläufe und Prozesse mittels Prü-
fung durch unternehmensinterne, prozes- Internetbanking – Onlinebanking. Bank-
sunabhängige Mitarbeiter. – Als  interne geschäfte, die über ĺ  Internet abgewi-
Revision oder Innenrevision wird auch die ckelt werden. Das Internetbanking ist ein
Abteilung oder Stabsstelle, die die Über- wesentlicher Bestandteil des ĺ  Home-
wachung durchführt, bezeichnet. Bei banking.
ĺ Konzernen spricht man von Konzern- Internet Broking – Home Broking, Online
revision. Broking. Elektronischer Kauf oder Ver-
interner Zinsfuß  –  Begriff aus der kauf von ĺ Wertpapieren ohne Beratung.
ĺ  Investitionsrechnung für die interne Internetmarketing  –  zusammenfassen-
ĺ  Rendite einer ĺ  Investition oder die der Begriff für das Marketing im ĺ  In-
durchschnittliche ĺ  Wachstumsrate des ternet. Zum  Internetmarketing gehören
investierten Kapitals während eines Pla- Maßnahmen wie z. B. Onlinekataloge,
nungszeitraums. Es ist der Zinsfuß, bei Banner-Werbung oder Onlinevertrieb.
dem der auf den Kalkulationszeitpunkt Das Internetmarketing zählt zum ĺ Elec-
bezogene ĺ Kapitalwert einer Investition tronic Commerce.
gleich Null ist bzw. bei dem der ĺ  Bar- intervallfixe Kosten ĺ fixe Kosten.
wert der Auszahlungen gleich dem der
Einzahlungen ist. Er ist somit der Effekti- Interventionismus ĺ  Wirtschaftspoli-
vzinssatz bei Finanzierungen. tik, bei der der Staat gezielt und punktu-
ell eingreift. Aus wirtschaftstheoretischer
Internes Marketing – Konzept, bei dem Sicht werden diese an keinem ordnungs-
Mitarbeiter als interne Kunden betrach- politischen Leitbild orientierten Eingriffe
tet werden. Ziel ist es, ĺ  Marketing als ordnungsinkonform und problematisch
interne Denkhaltung im Unternehmen angesehen, da sie nachträglich fallweise
durchzusetzen, da die Zufriedenheit der korrigierend (reaktiv), relativ unzusam-
Mitarbeiter, v.a. derjenigen mit direktem menhängend und wenig vorausschauend
Kundenkontakt, einen Einfluss auf die erfolgen.
ĺ  Kundenzufriedenheit und damit auf Interventionspreis ĺ Preisregulierung.
den Markterfolg ausübt. Ein zielgerich-
tetes internes Marketing versucht dabei, Intra-Day Trading ĺ Day Trading.
seine Planung mit der des kundenorien- Intranet  –  unternehmens- oder orga-
tierten Marketings in Einklang zu bringen. nisationsinternes Computernetzwerk.
Intrapreneur 286

Das Intranet unterstützt unternehmensin- Zu- und Abgänge jeweils nach Tag, Art
terne Prozesse. – Vgl. auch ĺ Extranet. und Menge in der Lagebuchführung. Au-
Intrapreneur  –  im Unterschied zum ßerdem ist einmal im Jahr eine Inven-
ĺ  Entrepreneur ein angestellter Mana- turkontrolle der Bestände durchzufüh-
ger, der mit entsprechender Gestaltungs- ren. (4) Stichprobeninventur: Hierbei wird
freiheit und Verantwortung wie ein inno- der Bestand mittels mathematisch-statis-
vativer Unternehmer im Unternehmen tischer Methoden aufgrund von ĺ Stich-
handelt. proben ermittelt.

Inventar – 1. Umgangssprachlich: die zum Inventurdifferenzen ĺ Lagerbestand.


Betrieb gehörenden Einrichtungsgegen- inverse Zinsstruktur ĺ Zinsstruktur.
stände.  –  2.  Rechnungswesen: Bestands-
verzeichnis aller im Unternehmen vor- Investition  –  Investment. 1.  Betriebs-
handenen Vermögensgegenstände und wirtschaft: zielorientierte, i.d.R. lang-
Schulden, das auf der Grundlage einer fristige Kapitalbindung zur Erwirtschaf-
ĺ  Inventur aufgestellt wird. Nach Han- tung zukünftiger Erträge. Die Planung
dels- und Steuerrecht ist jeder ĺ  Kauf- von Investitionen erfolgt mit Hilfe spezi-
mann verpflichtet, zu Beginn seines eller Verfahren der ĺ  Investitionsrech-
ĺ Handelsgewerbes und zum Schluss ei- nung.  –  Man unterscheidet (1) nach der
nes jeden Geschäftsjahres ein  Inventar Art des Investitionsobjektes ĺ  Finan-
aufzustellen. zinvestition, ĺ  immaterielle Investition
und Sach- oder ĺ  Realinvestition und
Inventur  –  körperliche und buchmä-
(2) nach dem Zweck ĺ  Gründungsin-
ßige Bestandsaufnahme aller Vermö-
vestition, ĺ  Ersatzinvestition, ĺ  Erwei-
gensgegenstände und Schulden eines Un-
terungsinvestition, ĺ  Rationalisierungs-
ternehmens zu einem bestimmten Zeit-
investition.  –  Gegensatz: ĺ  Desinvesti-
punkt (Stichtag), die in der ĺ Bilanz dem
tion.  –  2.  Volkswirtschaft: Sammelbegriff
Grunde nach angesetzt werden müssen
für Bruttoanlageinvestitionen und Vor-
bzw. können. Die  Inventur findet ihren
ratsinvestitionen. Bruttoanlageinvestiti-
Niederschlag im ĺ Inventar. – Folgende
onen sind alle Anschaffungen von dau-
Arten der Inventur werden unterschieden:
erhaften Produktionsmitteln durch Un-
(1) Stichtagsinventur: Die Inventur erfolgt
ternehmen, private Organisationen ohne
zum Stichtag oder wenige Tage vor oder
Erwerbscharakter und staatliche Stellen.
nach diesem Stichtag. (2) Vor- oder nach-
Ausgenommen sind langlebige Konsum-
gelagerte Inventur: Diese Inventur wird in-
güter, die von privaten Haushalten ge-
nerhalb von drei Monaten vor oder zwei
kauft werden, sowie rein militärische Gü-
Monate nach dem Stichtag durchgeführt.
ter.
Um bei einer Prüfung auf den Stichtag zu-
rückrechnen zu können, müssen alle Be- Investitionsabzugsbetrag  –  früher  An-
lege bis und nach dem Stichtag als sog. In- sparabschreibung. Einkommensteuer-
venturbelege aufbewahrt werden. (3) Lau- pflichtige können nach § 7g EStG für die
fende oder permanente Inventur: Diese künftige Anschaffung oder Herstellung
Art der Inventur erfolgt durch Bestands- eines abnutzbaren beweglichen Wirt-
fortschreibung, d.h. durch Erfassung aller schaftsguts des Anlagevermögens bis zu
287 Investment Banking

40 % der voraussichtlichen ĺ  Anschaf- Investitionsprogramm bestimmt wer-


fungskosten  oder ĺ  Herstellungskos- den. Die Ergebnisse der Investitionsrech-
ten gewinnmindernd abziehen. Im Wirt- nung bilden eine wesentliche Grundlage
schaftsjahr der Anschaffung oder Herstel- der Investitionsentscheidungen eines Un-
lung des begünstigsten Wirtschaftsgutes ternehmens. Es stehen zahlreiche stati-
ist der hierfür in Anspruch genommene sche und dynamische Verfahren zur Verfü-
Abzugsbetrag  dann wieder gewinnerhö- gung. – Vgl. Abb. „Investitionsrechnung –
hend hinzuzurechnen. Durch das Vorzie- Verfahren“ auf der nächsten Seite.
hen von Abschreibungen kann  jedoch ein
Investivlohn – Begriff aus der ĺ Vertei-
Liquiditätsvorteil erzielt werden.
lungspolitik für die Beteiligung der ĺ Ar-
Investitionsförderung – 1. Begriff: Staat- beitnehmer am Produktivvermögen und
liche Förderung gewerblicher ĺ  Inves- Erfolg ihrer Unternehmung. Es wird ein
titionen, die i.d.R. als spezifische För- Teil des Arbeitsentgelts oder der Lohn-
derung betrieben wird: a) Sektorale In- erhöhung nicht ausgezahlt, sondern vom
vestitionsförderung: Begünstigung der Unternehmen für einen bestimmten Zeit-
Investitionen von Unternehmungen be- raum investiert. Diskutiert wird neben
stimmter Wirtschaftszweige. b) Regionale der direkten Beteiligung am eigenen Un-
Investitionsförderung: Begünstigung von ternehmen auch eine indirekte Beteiligung
Investitionen in bestimmten Regionen im über einen überbetrieblichen Fonds.
Rahmen der ĺ  Regionalpolitik.  –  2.  In-
Investment ĺ Investition.
strumente: a) Steuerliche Anreize: Son-
derabschreibungen, Investitionsfreibe- Investmentaktiengesellschaft ĺ  Ak-
träge und Investitionsprämien; b) Direkte tiengesellschaft (AG), deren Gegenstand
Finanzhilfen: Investitionszulagen und In- nach der Satzung auf die Anlage und Ver-
vestitionszuschüsse; c) Investitionskredite: waltung ihrer Mittel nach dem Grund-
langfristige und zinsgünstige Kredite ins- satz der Risikomischung zur gemein-
bes. der ĺ  Kreditanstalt für Wiederauf- schaftlichen Kapitalanlage in Wertpapie-
bau (KfW); d) Öffentliche Bürgschaften ren, Geldmarktinstrumente, Derivate,
zur Ermöglichung einer bankmäßigen Bankguthaben und sonstigen Vermö-
ĺ Fremdfinanzierung. gensgegenständen (außer Immobilien)
beschränkt ist und bei der die Anleger
Investitionsgut ĺ Gut, das für die Leis-
das Recht zur Rückgabe in Aktien ha-
tungserstellung eingesetzt und über
ben.  –  Spezial-Investmentaktiengesell-
mehrere Wirtschaftsperioden genutzt
schaften sind Investmentaktiengesell-
wird. – Gegensatz: ĺ Konsumgut.
schaften, deren Aktien nur von Anlegern,
Investitionsgüterindustrie ĺ Industrie. die nicht natürliche Personen sind, gehal-
ten werden dürfen. – Vgl. auch ĺ Kapi-
Investitionsrechnung  –  Methoden, mit
talanlagegesellschaft.
denen die Vorteilhaftigkeit investitions-
politischer Maßnahmen geprüft wer- Investment Banking  –  Tätigkeiten von
den. Im Rahmen der  Investitionsrech- ĺ  Kreditinstituten (Investmentbanken),
nung soll das im Hinblick auf die Ziel- die mit der Unterbringung, dem Han-
setzung des Unternehmens optimale del, der Verwaltung und Verwahrung von
Investment Banking 288
289 IPA

ĺ  Wertpapieren sowie mit der Anlage- die Anlageberatung, der Vertrieb von An-
beratung im Zusammenhang stehen. Es teilen, der Abschluss von Altersvorsorge-
können aber auch Unternehmensbera- verträgen und die Abgabe von Mindest-
tung, Anbahnung von ĺ Fusionen sowie zahlungszusagen.
die Vermittlung von Unternehmensüber-
Investmentgesellschaft ĺ  Kapitalanla-
nahmen und Unternehmensbeteiligun-
gegesellschaft.
gen (ĺ  Merger & Acquisition) zum  In-
vestment Banking gezählt werden.  –  Ge- Investmentzertifikat ĺ  Investment-
gensatz: ĺ Commercial Banking. fonds.
Investmentfonds  –  Sondervermögen, Investor – Person oder Unternehmen, die
das von einer ĺ Kapitalanlagegesellschaft bzw. das eine ĺ Investition tätigt.
verwaltet wird und bei denen die Anleger
das Recht zur Rückgabe der Anteile ha- Investor Relations  –  Maßnahmen einer
ben. Es werden Anteilsscheine (sog. Inves- ĺ  Aktiengesellschaft (AG), um sich ein
tmentzertifikate) an Anleger verkauft. Das gutes Ansehen bei aktuellen und zukünf-
Kapital wird in bestimmte Vermögens- tigen Anlegern zu verschaffen oder zu er-
werte wie Wertpapiere, Grundstücke oder halten. Dazu zählen umfassende Informa-
stille Beteiligungen angelegt. Bei der An- tionen wie Aktionärsbriefe, -zeitschrif-
lage gilt grundsätzlich das Prinzip der Ri- ten oder ĺ Geschäftsberichte. Außerdem
sikomischung.  –  Zu unterscheiden sind: sollte sich die Dividenden- und Emissi-
(1) Offener Investmentfonds: Es werden onspolitik nach Möglichkeit an den Er-
ohne Begrenzung neue Anteile am Inves- wartungen und Interessen der ĺ  Akti-
tmentvermögen ausgegeben. Das Geld onäre orientieren. Durch entsprechende
wird in weitere Vermögenswerte inves- Maßnahmen soll das Vertrauen der Öf-
tiert. Nach dem Investmentgesetz (InvG) fentlichkeit in das Unternehmen geför-
sind bei der Anlagepolitik eines offe- dert und die Bekanntheit des Unter-
nen  Investmentfonds bes. Vorschriften nehmens gesteigert werden.  –  Vgl. auch
einzuhalten. (2) Geschlossener Investment- ĺ Börsenkommunikation.
fonds: Dieser hat ein von vorneherein vor- Inzidenz – Wirkungen einer finanzpoliti-
gegebenes Volumen. Es wird nur eine be- schen Maßnahme (z. B. Steuererhöhung,
grenzte Anzahl von Anteilsscheinen aus- Ausgabenvariation) auf die ĺ  Einkom-
gegeben. Geschlossene  Investmentfonds mensverteilung, wobei unterstellt wird,
sind in Deutschland nur als ĺ Immobili- dass alle Überwälzungsvorgänge abge-
enfonds üblich. schlossen sind. Aufgabe einer Inzidenz-
Investmentgeschäft  –  Geschäfte einer analyse ist es entsprechend, die Unter-
Kapitalanlagegesellschaft (ĺ Investment- schiede in der Einkommensverteilung (1)
fonds) i.S.d. Investmentgesetzes (InvG). ohne und (2) mit finanzpolitischem Ein-
Neben dem Kerngeschäft der Verwaltung griff festzustellen.
von Investmentvermögen gehören zum
Inzidenzanalyse ĺ Inzidenz.
Investmentgeschäft bestimmte Dienstleis-
tungen und Nebendienstleistungen wie IPA  –  Abk. für Instrument for Pre-Ac-
die individuelle Vermögensverwaltung, cession Assistence, ĺ Strukturfonds.
IPO 290

IPO – Abk. für ĺ Initial Public Offering übernommenen ISO-Normen sind durch


(IPO). EN ISO gekennzeichnet.
irreführende Werbung – objektiv falsche Isoquante ĺ Indifferenzkurve.
und/oder subjektiv falsch interpretierbare Istkaufmann ĺ Kaufmann.
Werbeaussagen. Irreführende ĺ  Wer- Istkosten  –  alle ĺ  Kosten, die während
bung ist ĺ unlauterer Wettbewerb und als einer Abrechnungsperiode tatsächlich an-
spezielle irreführende geschäftliche Hand- gefallen sind. Die Erfassung und Abrech-
lung durch das Gesetz gegen den unlau- nung der Istkosten erfolgt in der ĺ Istkos-
teren Wettbewerb (UWG) und zahlreiche tenrechnung. – Gegensatz: ĺ Plankosten.
gesetzliche Spezialvorschriften untersagt.
Istkostenrechnung – Form der ĺ Kos-
ISIN  –  Abk. für International Securities tenrechnung, bei der die ĺ  Istkosten
Identification Number, eine internatio- ohne Korrekturen auf die Produkte wei-
nale zwölfstellige Kennnummer eines an terverrechnet werden (ĺ  Nachkalkula-
der ĺ  Börse gehandelten Wertpapiers. tion). Manche Kostenarten, deren Höhe
– Vgl. auch die nationale ĺ Wertpapier- erst später feststehen (z. B. Steuern), müs-
kennummer (WKN). sen zu Normal- oder Planwerten ange-
ISO-Normen  –  branchen- und produkt- setzt werden (ĺ Normalkosten, ĺ Plan-
abhängiges System der Qualitätssiche- kosten). Die Istkostenrechnung hat nur
rung von Gütern und Dienstleistungen, eine geringe Aussagekraft über die Wirt-
das  von der International Organization schaftlichkeit des Unternehmens, da den
for Standardization (ISO) erlassen wurde. Istwerten keine Sollwerte gegenüberge-
Zahlreiche ISO-Normen sind auch als stellt werden. Außerdem werden störende
ĺ  DIN-Normen unter der  Bezeichnung Zufallsschwankungen nicht isoliert. – Ge-
DIN ISO eingetragen. Die von der ĺ Eu- gensatz: ĺ Plankostenrechnung.
ropäische Union (EU) im Rahmen der IWF  –  Abk. für ĺ  Internationaler Wäh-
Europäischen Normen (ĺ  EN-Normen) rungsfonds (IWF).
Jagdsteuer ĺ Gemeindesteuern.
J
ĺ  Jahresabschluss und bei bestimmten
Unternehmungen ggf. der ĺ Lagebericht
Jahresabschluss  –  Die nach dem
unter Einbeziehung der ĺ Buchführung
ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) von jedem
zu prüfen sind. Aufgrund anderer Bestim-
ĺ  Kaufmann am Ende eines Geschäfts-
mungen können sich weitere Prüfungs-
jahres aufzustellende (Jahres-) ĺ  Bilanz
notwendigkeiten ergeben. In erster Linie
und ĺ  Gewinn- und Verlustrechnung
ist die  Jahresabschlussprüfung eine um-
(GuV). Dabei sind alle Vermögensge-
fassende Prüfung der Ordnungsmäßigkeit
genstände, Schulden, Rechnungsabgren-
der Rechnungslegung. – Über die Jahres-
zungsposten (ĺ Rechnungsabgrenzung),
abschlussprüfung ist vom Abschlussprü-
Aufwendungen und Erträge auszuweisen.
fer ein Prüfungsbericht zu erstellen. Das
Der Jahresabschluss hat den ĺ Grundsät-
Prüfungsergebnis ist der ĺ Bestätigungs-
zen ordnungsmäßiger Buchführung und
vermerk oder seine Nichterteilung.
den ĺ  Grundsätzen ordnungsmäßiger
Bilanzierung zu entsprechen. Der Jahres- Jahresarbeitszeitvertrag ĺ  Arbeits-
abschluss ist in deutscher Sprache und in zeitmodell zur Flexibilisierung der ĺ Ar-
Euro auszustellen. Er muss vom ĺ Kauf- beitszeit. Die Verteilung einer vertrag-
mann oder dem persönlich haftenden lich fixierten Jahresarbeitszeit wird unter
Gesellschafter unterschrieben werden. Berücksichtigung der arbeitsrechtlichen
Jahresabschlüsse sind zehn Jahre aufzu- Vorschriften zwischen ĺ  Arbeitgeber
bewahren.  –  Bei mittleren und großen und ĺ Arbeitnehmer flexibel gestaltet.
ĺ  Kapitalgesellschaften ist der  Jahres- Jahresbilanz ĺ Bilanz.
abschluss um einen ĺ  Anhang und den
Jahresfehlbetrag ĺ  Jahresüberschuss/
ĺ Lagebericht zu erweitern.
Jahresfehlbetrag.
Jahresabschlussanalyse ĺ  Bilanzana-
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag  –
lyse.
Begriff der handelsrechtlichen ĺ  Ge-
Jahresabschlussprüfung  –  Bilanzprü- winn- und Verlustrechnung (GuV) sowie
fung. Prüfung des ĺ  Jahresabschlusses. der ĺ  Bilanz von ĺ  Kapitalgesellschaf-
Sie erfolgt durch einen ĺ  Wirtschafts- ten. Der Jahresüberschuss (Jahresfehl-
prüfer, vereidigten Buchprüfer oder betrag) ergibt sich als positive (negative)
durch eine Wirtschaftsprüfungsgesell- Differenz zwischen den ĺ Erträgen und
schaft (sog. Abschlussprüfer). – Bei freiwil- ĺ  Aufwendungen des betreffenden Ge-
liger  Jahresabschlussprüfung hängt deren schäftsjahres. Bei der Ermittlung werden
Gestaltung im Wesentlichen vom Prü- ĺ  Gewinnvortrag / ĺ  Verlustvortrag,
fungsauftrag ab. – Bei Pflichtprüfungen Entnahmen und Einstellungen aus/in of-
sind die jeweiligen gesetzlichen Bestim- fene Rücklagen nicht berücksichtigt. Der
mungen maßgebend. Die wichtigste Prü- Jahresüberschuss führt zu einer Erhöhung
fungspflicht ergibt sich aus dem ĺ Han- des ĺ  Eigenkapitals in der Bilanz. Er
delsgesetzbuch (HGB), wonach der kann aber auch an die ĺ Aktionäre oder
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_10, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Jahreswirtschaftsbericht 292

Gesellschafter ausgezahlt werden. Der zusätzliche Aufgaben erweitert und viel-


Jahresfehlbetrag führt zu einer Verrin- fältiger wird. Mit Hilfe des  Job Enlarge-
gerung des ĺ Eigenkapitals. – Vgl. auch ment soll der Monotonie und ihren Fol-
ĺ Rücklagen. gen am Arbeitsplatz entgegengewirkt
sowie eine höhere Flexibilität der Mitar-
Jahreswirtschaftsbericht  –  Bericht,
beiter erreicht werden. Job Enlargement
der nach dem ĺ Stabilitäts- und Wachs-
bewirkt eine Verringerung der horizonta-
tumsgesetz (StWG) von der Bundesregie-
len ĺ Arbeitsteilung. – Vgl. auch ĺ Job
rung jeweils im Januar vorgelegt werden
Enrichment.
muss. Im Jahreswirtschaftsbericht nimmt
die Regierung zum Jahresgutachten des Job Enrichment  –  Maßnahme zur Ar-
ĺ  Sachverständigenrats zur Begutach- beitsgestaltung, bei der der Entschei-
tung der gesamtwirtschaftlichen Entwick- dungs- und Kontrollspielraum von Mit-
lung (SVR) Stellung. Außerdem ist eine arbeitern erweitert wird. Auf diese Weise
Darlegung der für das laufende Jahr von soll die ĺ Motivation und die Arbeitszu-
der Bundesregierung angestrebten wirt- friedenheit der Mitarbeiter gefördert wer-
schafts- und finanzpolitischen Ziele (Jah- den.
resprojektion) und Maßnahmen zu geben. Job Pairing ĺ Job Sharing.
Jobbörse ĺ Stellenbörse. Job Rotation  –  systematischer Wechsel
Jobcenter  –  zentrale Betreuungstelle des Arbeitsplatzes innerhalb eines Un-
für Bezieher von Arbeitslosengeld II ternehmens im Ringtauschverfahren. Da
(ĺ  Grundsicherung für Arbeitssu- die Arbeitsplätze unterschiedliche Ar-
chende)  in einem Landkreis oder einer beitsinhalte haben, können Fachkennt-
kreisfreien Stadt. Jobcenter wurden zum nisse und Erfahrungen auf diese Weise
1.1.2005 nach dem Vierten Gesetz für mo- entfaltet oder vertieft werden. Ziel ist es,
derne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt die Flexibilität der Mitarbeiter zu fördern
(Hartz IV) errichtet (ĺ  Hartz-Gesetze). und der Arbeitsmonotonie entgegenzu-
Im gesetzlichen Regelfall sind Jobcenter wirken. – Außerdem ist Job Rotation eine
gemeinsame Einrichtungen der ĺ Agen- Methode zur Förderung des Führungs-
tür für Arbeit und einer Kommune (335 nachwuchses und zur Weiterbildung be-
Jobcenter), in zunächst 69 Fällen wur- trieblicher Führungskräfte.
den  Kommunen (Optionskommunen) als Job Sharing – Teilung eines Arbeitsplat-
alleinige Träger von Jobcentern  zugelas- zes. Die Mitarbeiter bestimmen selbst die
sen. Seit dem 1.1.2012 kamen 41 neue Op- Aufteilung und die Lage der Arbeitszei-
tionskommunen hinzu. – Hauptaufgaben ten. Durch  Job Sharing können Arbeits-
der Jobcenter sind (1) die Gewährung von zeiten flexibler gestaltet werden. Zu unter-
Leistungen zur Sicherung des Lebensun- scheiden sind die zeitliche Arbeitsplatz-
terhalts und (2) die Vermittlung in Arbeit. teilung (Job Splitting) und die funktionale
Job Enlargement  –  Arbeitserweiterung, Arbeitsplatzteilung (Job Pairing).  –  Vgl.
Arbeitsfeldvergrößerung. Maßnahme auch ĺ Teilzeitarbeit.
zur Arbeitsgestaltung, durch die der Ar- Jobshop Scheduling ĺ Reihenfolgepla-
beitsbereich eines Mitarbeiters durch nung.
293 junge Aktie

Jobshop Sequencing ĺ  Reihefolgepla- ĺ  Gerichte des Bundes und der Länder


nung. ausgeübt. – Vgl. auch ĺ Exekutive, ĺ Le-
Job Splitting ĺ Job Sharing. gislative.

Joint Committee of the European Su- Jugendarbeitsschutz – 1. Begriff: ĺ Ar-


pervisory Authorities (ESAs) ĺ  Ge- beitsschutz für alle Beschäftigten unter
meinsamer Ausschuss der Europäischen achtzehn Jahren (Jugendliche und Kin-
Aufsichtsbehörden (ESAs). der). Gesetzlich geregelt ist der Jugendar-
beitsschutz im Jugendarbeitsschutzgesetz
Joint Implementation – Methode zur in-
(JArbSchG) und der Kinderarbeitsschutz-
ternationalen Verminderung von Schad-
verordnung. – 2. Personen unter 15 Jahren
stoffen der gemeinsamen Umsetzung von
(Kinder): Für Kinder ist Arbeit grundsätz-
Industriestaaten, bei denen sich ein Land
lich verboten. Ausnahmen können von
A, um seine Verpflichtungen zu erfüllen,
der Aufsichtsbehörde Kinder unter be-
Vermeidungsmaßnahmen von Land B
stimmten Voraussetzungen und Aufla-
unter bestimmten Umständen anrechnen
gen zugelassen werden. – 3.  Personen im
lassen kann. Die Möglichkeiten zu Joint
Alter von 15 bis 18 Jahren (Jugendliche):
Implementation-Projekten zur Reduk-
Jugendliche dürfen regelmäßig maximal
tion von Treibhausgasen eröffnet das Kyo-
acht Stunden täglich und 40 Stunden wö-
to-Protokoll von 1997 Ländern, die in An-
chentlich arbeiten. Es gilt die Fünftage-
hang B des Protokolls gelistet sind (sog.
woche. Grundsätzlich darf dem Jugendli-
Annex-B-Staaten).
chen jedoch keine längere Arbeitszeit als
Joint Venture  –  Gemeinschaftsunterneh- den übrigen erwachsenen Arbeitnehmern
men. Gemeinsames Unternehmen zweier zugemutet werden. Die ĺ  Mehrarbeit
oder mehrerer Partner. Ein Joint Ven- ist zu vergüten. Jugendliche dürfen zwi-
ture ist rechtlich selbstständig. Die Part- schen 20:00 und 6:00 Uhr nicht beschäf-
ner sind jeweils mit Kapital beteiligt, tra- tigt werden. Ausgenommen sind Gastro-
gen gemeinsam das Investitionsrisiko und nomie, Familienbetriebe des Schausteller-
nehmen gemeinsam Führungsfunktio- gewerbes, Bäckereien, Konditoreien und
nen im Unternehmen wahr. Die Entschei- Schichtbetriebe. An Samstagen sowie an
dungsbefugnisse der Partner richten sich Sonn- und Feiertagen dürfen Jugendliche
i.d.R. nach der Höhe ihrer Kapitalbetei- nicht arbeiten. In diesem Fall sind Einzel-
ligungen. Durch diese Form der Zusam- handel, Verkehrsbetriebe, Gastronomie
menarbeit soll das Risiko für die einzel- und Friseure ausgenommen. Mind. zwei
nen Partner verringert sowie die Stärken Samstage im Monat sollten jedoch frei
des Partners wie z. B. seine Marktkennt- sein. Wird ein Jugendlicher samstags be-
nisse genutzt werden. schäftigt, muss er an einem anderen be-
Journal ĺ Geschäftsbücher. rufsschulfreien Tag derselben Woche frei
bekommen.
Judikative  –  Rechtsprechung. Rechtspre-
chende Gewalt des Staates im Rahmen junge Aktie  –  neue Aktie. ĺ  Aktie, die
der ĺ Gewaltenteilung, die den Richtern bei einer ĺ  Kapitalerhöhung neu aus-
anvertraut ist. Sie wird durch das ĺ Bun- gegeben wird, im Gegensatz zu den al-
desverfassungsgericht sowie durch die ten Aktien. Den Altaktionären steht ein
Junk Bond 294

gesetzliches ĺ Bezugsrecht auf die junge öffentlichen Rechts: Dazu zählen ĺ  Kör-


Aktie oder auf einen Teil davon zu. Sobald perschaften des öffentlichen Rechts,
die junge Aktie den alten hinsichtlich der ĺ Anstalten des öffentlichen Rechts und
Dividende etc. gleichstehen, entfällt die ĺ  Stiftungen. (2) juristische Person des
Bezeichnung „junge Aktie“ und die bes. Privatrechts: Dazu zählen ĺ  Vereine,
Notierung im Börsenverkehr. ĺ  Kapitalgesellschaften, ĺ  Genossen-
Junk Bond  –  Risikoanleihe. ĺ  Anleihe, schaften und ĺ Stiftungen. –  Gegensatz:
die ein Unternehmen mit niedriger oder ĺ natürliche Person.
fehlender ĺ  Kreditwürdigkeit ausgibt Just in Time  –  Organisationsprinzip der
oder ausgegeben hat.  Junk Bonds zeich- ĺ Logistik. Die Anlieferung der benötig-
nen sich durch eine hohe Verzinsung ten ĺ Ware soll nach diesem Prinzip ge-
und durch ein hohes Risiko aus. Es han- nau zum Zeitpunkt des Bedarfs erfolgen.
delt sich um eine hoch spekulative Anla- Dies betrifft sowohl den Wareneingang
geform. als auch den Vertrieb der fertigen Erzeug-
juristische Person  –  Personenvereini- nisse. Durch Just in Time soll die ĺ La-
gung oder Zweckvermögen mit gesetzlich gerhaltung möglichst gering gehalten
anerkannter Selbstständigkeit. Die  juris- werden. Wichtig für ein funktionierendes
tische Person ist Träger von Rechten und Just in Time-Konzept ist v.a. eine integ-
Pflichten, hat Vermögen, kann als Erbe rierte Informationsverarbeitung, eine op-
eingesetzt werden, in eigenem Namen timale Gestaltung und Abstimmung der
klagen und verklagt werden. – Zu unter- Produktionseinheiten und eine auf die
scheiden sind: (1) juristische Person des Produktion abgestimmte Beschaffung.
Kahlpfändung ĺ  Pfändung und Ver-
K
ĺ  Einzelkosten werden der einzelnen
wertung  sämtlicher Vermögensgegen- Leistungseinheit direkt zugerechnet. Die
stände eines ĺ  Schuldners. Zur Verhin- ĺ  Gemeinkosten werden mit Hilfe von
derung der  Kahlpfändung sind in der Kalkulationssätzen verrechnet.  –  Nach
Zivilprozessordnung (ZPO) gewisse Ver- dem Zeitpunkt der Kalkulation wird zwi-
mögensstücke für unpfändbar erklärt und schen ĺ  Vorkalkulation, Zwischenkal-
dadurch der ĺ Zwangsvollstreckung ent- kulation oder ĺ  Nachkalkulation unter-
zogen (ĺ Unpfändbarkeit). Auch das Ar- schieden. – Vgl. auch ĺ Kalkulationsver-
beitseinkommen ist nur teilweise pfänd- fahren.
bar (ĺ  Lohnpfändung).  –  Gegen  Kahl-
pfändung kann der Schuldner das Kalkulationsverfahren  –  Verfahren,
Rechtsmittel der ĺ Erinnerung einlegen. die im Rahmen der ĺ  Kalkulation an-
gewandt werden. Dazu zählen v.a.: (1)
Kaizen  –  kontinuierlicher Verbesserungs-
Divisionskalkulation: Die ĺ  Gesamt-
prozess. Managementkonzept aus Japan.
kosten, unterschieden nach Werkstoff-,
Kaizen ist eine dauernde Folge von Ver-
Fertigungs-, Verwaltungs- und Ver-
besserungsschritten. Kaizen bedeutet
triebskosten, werden durch die erzeugte
ein konsequentes Innovationsmanage-
Menge geteilt. Dieses Verfahren kann
ment oder einfach die Verbesserung der
bei Massen- und Sortenproduktion an-
Produkte sowie aller betrieblichen Pro-
gewandt werden. (2) Bezugsgrößenkal-
zesse (z. B. Entwicklung, Produktion, Ver-
kulation (Äquivalenzziffernkalkulation):
trieb).  –  Ziele: (1) Qualität von Anfang
Die ĺ  Gemeinkosten des ĺ  Kostenträ-
an; (2) Standardisierung der Arbeitsvor-
gers werden durch die Bezugsgrößen wie
gänge nach den Überlegungen der Mit-
z. B. Maschinenstunden geteilt. Mit Hilfe
arbeiter durch Identifikation und Befol-
der so ermittelten Kalkulationssätze wer-
gen selbst gesetzter Ziele. (3) Vermeidung
den die Gemeinkosten weiterverrechnet.
von Ressourcenverschwendung (Arbeits-
(3) Zuschlagskalkulation: Hierbei werden
zeit, Material); (4) Schwachstellen sollen
die Gemeinkosten des Kostenträgers über
eigenständig erkannt und beseitigt wer-
Zuschlagssätze den Kostenträgern zuge-
den.  –  Voraussetzungen dieses Konzepts
rechnet. Die Zuschlagskalkulation wird
sind eine aufgabenübergreifende, inter-
v.a. bei Einzel- und Kleinserienproduk-
disziplinäre Zusammenarbeit in Gruppen
tion angewendet.
und ein kooperativer ĺ Führungsstil.
Kalkulation – Kostenträgerstückrechnung, Kalkulationszinsfuß  –  Begriff aus der
Selbstkostenrechnung. Teilbereich der ĺ  Investitionsrechnung. Der Kalkula-
ĺ  Kostenträgerrechnung. Im Rahmen tionszinsfuß ist der ĺ  Zinssatz, zu dem
der Kalkulation werden die Kosten einer Einzahlungsüberschüsse einer Zahlungs-
einzelnen Leistungseinheit (z. B. Produkt, reihe auf- oder abgezinst (ĺ Aufzinsung,
Auftrag) ermittelt. Die so ermittelten ĺ Diskontierung) werden.
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_11, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
kalkulatorische Abschreibung 296

kalkulatorische Abschreibung  –  Be- Unternehmen herangezogen. Mit dem


griff aus der ĺ  Kostenrechnung. Kalku- Ansatz des  kalkulatorischen Unterneh-
latorische Abschreibungen sind ĺ  kal- merlohns soll der Nutzenentgang des Ein-
kulatorische Kosten, die sich aus den satzes des Unternehmers in einem ande-
bilanziellen ĺ  Abschreibungen herlei- ren Tätigkeitsfeld berücksichtigt werden
ten und die tatsächliche ĺ  Wertminde- (ĺ Opportunitätskosten).
rung von Vermögensgegenständen be-
kalkulatorische Wagnisse ĺ  kalkula-
rücksichtigen. Divergenzen zu den bi-
torische Kosten, die für nicht versicherte
lanziellen Abschreibungen können auf
Unternehmensrisiken (ĺ  Wagnis) an-
einen unterschiedlichen Wertansatz
gesetzt werden können. Auf diese Weise
(ĺ  Wiederbeschaffungskosten anstelle
können z. B. Forderungsausfälle, Rekla-
von ĺ Anschaffungskosten), eine unter-
mationen und Schwund bei Beständen
schiedliche ĺ  Abschreibungsmethode
berücksichtigt werden. Für die voraus-
(proportional statt z. B. degressiv) oder ei-
sichtlich eintretenden Verluste wird ein
nen anderen Abschreibungszeitraum (tat-
prozentualer Zuschlag bei der ĺ  Kalku-
sächliche Einsatzdauer anstelle steuerlich
lation berücksichtigt. Der Zuschlag wird
normierter Nutzungsdauer) zurückge-
aufgrund von Erfahrungswerten festge-
führt werden.
legt.
kalkulatorische Kosten ĺ  Kosten, de-
nen kein Aufwand (ĺ  Zusatzkosten) kalkulatorische Zinsen ĺ  kalkulatori-
oder Aufwand in anderer Höhe (ĺ  An- sche Kosten, die für die Verzinsung des
derskosten) gegenübersteht. Dazu zählen vom Unternehmer zur Verfügung gestell-
z. B. ĺ  kalkulatorischer Unternehmer- ten ĺ  betriebsnotwendigen Kapitals an-
lohn und ĺ kalkulatorische Zinsen sowie gesetzt werden. Zur Berechnung wird
ĺ  kalkulatorische Abschreibungen und das ĺ  Eigenkapital mit einem kalkula-
ĺ kalkulatorische Wagnisse. torischen Zinssatz multipliziert. Der kal-
kulatorische Zinssatz kann entsprechend
kalkulatorischer Ausgleich ĺ  Misch- dem Fremdkapitalzinssatz oder individu-
kalkulation. ell festgesetzt werden. Die kalkulatorische
kalkulatorischer Unternehmerlohn ĺ Verzinsung soll die ĺ Opportunitätskos-
kalkulatorische Kosten bzw. der Art nach ten einer anderweitigen Verwendung des
ĺ  Zusatzkosten, die das Entgelt für die Eigenkapitals abdecken.
leitende Tätigkeit eines Unternehmers er-
Kameralistik  –  kameralistische Buchfüh-
fassen, der ohne fest vereinbarte Entloh-
rung; einfache Form der ĺ Buchführung.
nung arbeitet. Auch für Angehörige des
Es erfolgt lediglich eine Gegenüberstel-
Unternehmers, die ohne Entlohnung mit-
lung von ĺ  Einnahmen und ĺ  Ausga-
arbeiten, kann ein entsprechendes Ent-
ben. Die  Kameralistik ist in der öffentli-
gelt kalkulatorisch verrechnet werden.
chen ĺ Verwaltung verbreitet.
Zur Bestimmung der Höhe des kalkulato-
rischen Unternehmerlohns wird als Ver- Kanban-System  –  System der Pro-
gleichswert häufig das durchschnittliche duktionssteuerung nach dem Holprin-
Gehalt eines Angestellten mit gleichwer- zip. D.h., erst wenn eine Produktions-
tiger Tätigkeit in einem vergleichbaren stufe „Nachfrage“ entwickelt, wird auf
297 Kapitalanteil

der vorgelagerten Stufe produziert. Nach Kapazitätserweiterungseffekt ĺ  Loh-


dem Kanban-System wird also nur dann mann-Ruchti-Effekt.
gefertigt, wenn ein tatsächlicher Bedarf
Kapazitätsorientierte variable Arbeits-
vorliegt (ĺ Just in Time). Die Fertigung
zeit (Kapovaz) ĺ Arbeit auf Abruf.
wird von der nachgelagerten Produkti-
onsstelle durch eine spezielle Karte (sog. Kapital – 1. Volkswirtschaft: a) Sach- oder
Kanban) angestoßen. Durch das  Kan- Realkapital: Bestand an Vermögenswer-
ban-System können Materialbestände ten, der (zusammen mit ĺ  Arbeit und
verringert werden. Außerdem wird eine ĺ  Boden) als ĺ  Produktionsfaktor zur
höhere Termintreue erreicht. Erstellung von Gütern (einschließlich
Dienstleistungen) eingesetzt werden kann
Kannibalismus-Effekt – Begriff aus dem
(ĺ  Kapitalstock). b) Geld- oder Finanz-
ĺ Marketing. Der Kannibalismus-Effekt
kapital für Investitionszwecke. Das Geld-
ist die negative Beeinflussung (ĺ  Spil-
kapital umfasst Beteiligungskapital (z. B.
lover-Effekt) des Absatzes eines Gutes
Aktien, Gesellschaftsanteile) und Kredit-
durch ein anderes Gut des Unternehmens.
kapital (z. B. Wertpapiere).  –  Vgl. auch
Zu Kannibalismus-Effekten kann es kom-
ĺ Humankapital. – 2.  Betriebswirtschaft:
men, wenn unterschiedlich geplante Pro-
Finanzierungsmittel, die einem Unter-
duktangebote vom Endverbraucher als
nehmen zur Verfügung stehen. Es wird
identisch angesehen werden und sich auf
unterschieden nach Gewinnanspruch:
dem gleichen Markt gegenseitig Konkur-
ĺ  Eigenkapital und ĺ  Fremdkapital
renz machen („Eine Marke frisst eine an-
oder nach betriebswirtschaftlicher Funk-
dere auf “).
tion: ĺ  betriebsnotwendiges Kapital und
Kannkaufmann ĺ Kaufmann. Ergänzungskapital (für den eigentlichen
Betriebszweck nicht erforderliches Ka-
Kapazität – Nutzungspotenzial, Produkti- pital). – Kapital wird in der ĺ Bilanz auf
onskapazität; höchst mögliche Leistungs- der rechten Seite (Passivseite) ausgewie-
fähigkeit einer technischen Einheit (z. B. sen (ĺ Passiva).
Maschine) oder wirtschaftlichen Einheit
(z. B. Betrieb) in einem bestimmten Zeit- Kapitalanlagegesellschaft (KAG) – Ins-
raum. Als quantitative  Kapazität wird titut, das mit der speziellen Aufgabe be-
das Leistungsvermögen in Mengen- oder traut ist, Sondervermögen in Form von
Zeiteinheiten (z. B. Ergiebigkeit) ausge- ĺ Investmentfonds mit der Sorgfalt eines
drückt, als qualitative Kapazität bezüglich ordentlichen ĺ Kaufmannes für gemein-
Art und Güte (z. B. Genauigkeit).  –  Die schaftliche Rechnung der Anleger zu ver-
prozentuale Auslastung der Kapazität walten.
wird als  ĺ  Auslastungsgrad oder Ka- Kapitalanteil – gesetzlicher Maßstab für
pazitätsauslastung bezeichnet. die wirtschaftliche Beteiligung des ein-
Kapazitätsauslastung ĺ  Auslastungs- zelnen Gesellschafters am Gesellschafts-
grad. vermögen einer ĺ  Personengesellschaft.
Nach dem Kapitalanteil richtet sich der
Kapazitätsbelegungsplanung ĺ  Pro- Gewinnanspruch (Gewinn- und Ver-
duktionsprozessplanung. lustbeteiligung) des Gesellschafters, die
Kapitalbedarf 298

Entnahme oder bei Auflösung der An- dem  Kapitaldeckungsverfahren wer-


spruch auf das Reinvermögen (ĺ Vermö- den die ĺ Anwartschaften auf die künf-
gen). tigen Versicherungsleistungen nach
Kapitalbedarf  –  Finanzbedarf. Summe dem versicherungstechnischen ĺ  Äqui-
der für die unternehmerischen Teilpläne valenzprinzip kalkuliert und entspre-
erforderlichen finanziellen Mittel einer chende Versicherungsprämien erho-
Periode. Die Differenz zwischen dem Ge- ben (Anwartschaftsdeckungsverfahren).
samtkapitalbedarf und den aus der ĺ In- Dadurch entsteht ein Kapitalstock, der
nenfinanzierung zur Verfügung stehen- für das Versicherungskollektiv die Er-
den Mitteln der Periode ist der Betrag, der wartungswerte der künftigen Versiche-
durch ĺ  Außenfinanzierung beschafft rungsleistungen deckt. Anwendung fin-
werden muss.  –  Vgl. auch ĺ  Finanzie- det das  Kapitaldeckungsverfahren v.a. in
rung, ĺ Finanzplanung. der ĺ  Lebensversicherung, der priva-
ten ĺ  Rentenversicherung, der privaten
Kapitalbeschaffung ĺ Finanzierung. ĺ Krankenversicherung und der privaten
Kapitalbeteiligung  –  Beteiligung eines ĺ Pflegeversicherung.
Arbeitnehmers am ĺ Kapital des Unter- Kapitaleinkünfte ĺ Einkünfte.
nehmens. Der Arbeitnehmer kann eine
Kapitaleinlage im Rahmen der ĺ Erfolgs- Kapitalerhöhung  –  Maßnahme der
beteiligung, durch Unternehmenszuwen- ĺ Finanzierung zur Erhöhung des ĺ Ei-
dungen oder Eigenleistungen aufbringen. genkapitals einer Unternehmung. – 1. Per-
Eine weitere Möglichkeit zur Kapitalbe- sonengesellschaften: a) Selbstfinanzie-
teiligung ist der ĺ Investivlohn. rung durch Nichtentnahme von Gewin-
nen; b) Zusätzliche Kapitaleinlagen durch
Kapitalbilanz ĺ Zahlungsbilanz.
die bisherigen oder durch die Aufnahme
Kapitalbindung – Bezeichnung für kurz- neuer Gesellschafter. In diesem Fall ist
fristig nicht oder nur schwer veräußerbare die Zustimmung aller Gesellschafter er-
Vermögensgegenstände eines Unterneh- forderlich.  –  2.  Aktiengesellschaft (AG):
mens, insbes. des ĺ Anlagevermögens. Nach dem Aktiengesetz (AktG) beste-
Kapitalbindungskosten ĺ  Opportuni- hen folgende Möglichkeiten einer Kapi-
tätskosten für das in einer Unternehmung talerhöhung: (1) ordentliche Kapitalerhö-
investierte Kapital, z. B. für das in Lager- hung: Die Kapitalerhöhung erfolgt durch
beständen gebundene Kapital (Produkt die Ausgabe ĺ  junger Aktien. Für diese
von durchschnittlichem Lagerwert und steht den Altaktionären i.d.R. ein ĺ Be-
kakulatorischem Zinssatz). zugsrecht zu. Für eine ordentliche Kapita-
lerhöhung ist eine Drei-Viertel-Mehrheit
kapitaldeckende private Altersvor- in der Hauptversammlung erforderlich.
sorge ĺ Riester-Rente. (2) Bedingte Kapitalerhöhung: Es werden
Kapitaldeckungsverfahren  –  grund- junge Aktien an die Inhaber von ĺ Wan-
legendes Kalkulations- und Finan- delanleihen oder ĺ  Optionsanleihen
zierungsverfahren in der ĺ  Pri- ausgegeben, wenn diese von ihrem Um-
vatversicherung, insbes. der priva- tauschrecht oder Bezugsrecht Gebrauch
ten ĺ  Personenversicherung. Nach machen (ĺ  bedingte Kapitalerhöhung).
299 Kapitalgesellschaft

(3) Genehmigte Kapitalerhöhung: Betrag, kaufen (Abnahme der Auslandsverschul-


bis zu dem der Vorstand einer AG das dung). – Gegensatz: ĺ Kapitalimport.
ĺ Grundkapital durch die Ausgabe jun- Kapitalflussrechnung  –  Cashflow State-
ger Aktien gegen Einlagen erhöhen kann. ment, Finanzflussrechnung. Form der
(4) nominelle Kapitalerhöhung (Kapitaler- ĺ Bewegungsbilanz. Es werden die Zah-
höhung aus Gesellschaftsmitteln): Die Ka- lungsströme eines Unternehmens dar-
pitalerhöhung erfolgt durch die Umwand- gestellt, wobei die Aufwands- und Er-
lung von ĺ  Rücklagen in Grundkapital. tragspositionen einbezogen werden. Ein-
Die Altaktionäre erhalten in diesem Fall zelne Bilanzposten werden zu sog. Fonds
Berichtigungsaktien (ĺ  Zusatzaktie). Es zusammengefasst, dessen Zu- und Ab-
fließen der AG keine Mittel zu. – 3. Gesell- gänge dargestellt werden. I.d.R. wer-
schaft mit beschränkter Haftung (GmbH): den die Veränderungen der Fonds nach
Im Rahmen einer  Kapitalerhöhung wird den Bereichen laufende Geschäftstätig-
das ĺ  Stammkapital der GmbH erhöht keit, Investitionstätigkeit und Finanzie-
durch a) Erhöhung einzelner Stamman- rungstätigkeit getrennt dargestellt.  –  Die
teile der Gesellschafter, b) Umwandlung wesentlichen Ziele der  Kapitalflussrech-
von ĺ  Rücklagen in Stammkapital oder nung sind: (1) die Ermittlung des Finanz-
c) Aufruf von Nachschüssen. – Gegensatz: bedarfs, (2) die Darstellung der Deckung
ĺ Kapitalherabsetzung. des Finanzbedarfs, (3) der Ausweis der Li-
Kapitalertragsteuer  –  bes. Erhebungs- quiditätsveränderungen und (4) die Dar-
form der ĺ  Einkommensteuer. Bei stellung der Investitions- und Finanzie-
ĺ Einkünften aus Kapitalvermögen wird rungstätigkeit.  –  Die Abb. „Kapitalfluss-
die Einkommensteuer direkt durch den rechnung – Gliederungsschema“ auf der
Steuerabzug vom Kapitalertrag erho- nächsten Seite zeigt ein Bsp. für den mög-
ben. Seit 2009 gilt mit dem Einbehalt der lichen Aufbau einer Kapitalflussrech-
Kapitalertragsteuer die Einkommensteuer nung. – Die Kapitalflussrechnung ist Be-
als abgegolten, d.h. die Kapitaleinkünfte standteil des ĺ Konzernabschlusses nach
müssen nicht erklärt werden (ĺ  Abgel- den International Financial Reporting
tungsteuer), sofern nicht ein bes. Steuer- Standards (IFRS) (ĺ  International Ac-
satz gilt oder die Einkünfte einer anderen counting Standards Board (IASB)) und
Einkunftsart zugerechnet werden.  –  Der den ĺ United States Generally Accepted
Steuersatz beträgt für Kapitalerträge 25 %, Accounting Principles (US-GAAP) sowie
zzgl. ĺ  Solidaritätszuschlag 5,5 % und nach dem deutschen ĺ  Handelsgesetz-
ggf. ĺ Kirchensteuer von 8 bis 9 %. buch (HGB).

Kapitalexport – Kauf einer auf ausländi- Kapitalfreisetzungseffekt ĺ  Loh-


sche ĺ  Währung lautenden Forderung mann-Ruchti-Effekt.
durch inländische Wirtschaftssubjekte. Kapitalgesellschaft ĺ  Handelsgesell-
Dadurch erhöht sich die Gläubigerposi- schaft, bei der im Gegensatz zur ĺ  Per-
tion des Inlands gegenüber dem Ausland. sonengesellschaft eine ĺ  Kapitalbeteili-
Kapitalexporte können auch dadurch er- gung der  Gesellschafter im Vordergrund
folgen, dass Inländer von Ausländern auf steht und nicht deren Persönlichkeit. Eine
inländische Währung lautende Aktiva Beteiligung ohne Kapitaleinlage ist nicht
Kapitalgesellschaft 300
301 Kapitalkonto

möglich, eine Mitarbeit nicht erforder- der Aufforderung an die ĺ  Gläubiger,


lich. Die Gesellschafter haften nicht mit sich bei der GmbH zu melden. Die An-
ihrem privaten Vermögen für Schulden sprüche der Gläubiger, die der Kapitalhe-
der Kapitalgesellschaft. Nach innen und rabsetzung nicht zustimmen, sind zu be-
außen wird die Kapitalgesellschaft durch friedigen oder sicherzustellen.  –  Gegen-
ihre gesetzlichen Vertreter (ĺ  Vorstand satz: ĺ Kapitalerhöhung.
oder ĺ  Geschäftsführer) vertreten. Eine Kapitalimport  –  Kapitalaufnahme im
Kapitalgesellschaft ist eine ĺ  juristische Ausland zur Finanzierung von ĺ Impor-
Person.  –  Kapitalgesellschaften sind (1) ten oder Investitionen im Inland (Aus-
ĺ  Aktiengesellschaft (AG), (2) ĺ  Gesell- landsverschuldung).
schaft mit beschränkter Haftung (GmbH),
(3) ĺ  Kommanditgesellschaft auf Aktien Kapitalisierung – finanzmathematischer
(KGaA). – Die ĺ Genossenschaft ist eine Begriff.  Kapitalisierung ist die Umrech-
Mischform aus Kapital- und Personenge- nung eines laufenden Ertrags oder einer
sellschaft.  –  Kapitalgesellschaften unter- regelmäßigen Geldleistung auf den ge-
liegen der ĺ  Körperschaftsteuer.  –  Ge- genwärtigen Wert (ĺ Kapitalwert). D.h.,
gensatz: ĺ Personengesellschaft. zukünftige Erträge oder Geldleistungen
werden auf den Berechnungszeitpunkt
Kapitalherabsetzung  –  Verminderung abgezinst (ĺ Diskontierung).
des ĺ Grundkapitals oder ĺ Stammka- Kapitalismus  –  historisierende und, v.a.
pitals einer ĺ Kapitalgesellschaft. – 1. No- durch die Vertreter des Marxismus, wer-
minelle Kapitalherabsetzung: Ausgleich tende Bezeichnung für heutige ĺ  Wirt-
von Verlusten oder Wertminderungen schaftssysteme mit dominierendem Pri-
durch Anpassung des Eigenkapitals (Sa- vateigentum an den Produktionsmitteln
nierung).  –  2.  Effektive Kapitalherabset- und dezentraler Planung des Wirtschafts-
zung: Rückzahlung eines Teils des Grund- prozesses. Es herrschen Erwerbs- und Ge-
kapitals oder Umwandlung von Grundka- winnstreben vor. Das Konkurrenz- und
pital in Rücklagen. – 3. Aktiengesellschaft: Leistungsprinzip ist anerkannt. Wertneu-
a) Ordentliche Kapitalherabsetzung: Be- traler als Kapitalismus ist der Begriff der
schluss der ĺ  Hauptversammlung mit ĺ Marktwirtschaft. – Gegensatz: ĺ Sozi-
Zwei-Drittel-Mehrheit mit Zweckangabe alismus.
notwendig, insbes. ob Rückzahlungen an Kapitalkoeffizient  –  Verhältnis des ge-
die ĺ  Aktionäre erfolgen sollen. b) Ver- samtwirtschaftlichen Einsatzes von Re-
einfachte Kapitalherabsetzung: Es dürfen alkapital (ĺ  Kapital) zum gesamt-
keine Rückzahlungen an Aktionäre er- wirtschaftlichen Produktionsergebnis.
folgen. Die  Kapitalherabsetzung ist zu- Kehrwert der durchschnittlichen ĺ Kapi-
lässig zur Verlustabdeckung und Einstel- talproduktivität.
lung von Beträgen in die ĺ Kapitalrück-
lage. c) Aktieneinziehung. – 4. Gesellschaft Kapitalkonsolidierung ĺ  Konzernab-
mit beschränkter Haftung (GmbH): Der schluss.
Beschluss auf eine  Kapitalherabsetzung Kapitalkonto ĺ  Konto, das das ĺ  Ei-
muss dreimal in den Geschäftsblättern genkapital ausweist.  –  1.  Einzelunter-
bekannt gemacht werden, verbunden mit nehmen und Personengesellschaften: Das
Kapitalkosten 302

positive  Kapitalkonto erscheint auf der Produktionsergebnisses zum Kapital-


rechten Seite (Passivseite) der ĺ  Bilanz. einsatz.  –  Kehrwert: ĺ  Kapitalkoeffizi-
I.d.R. wird bei der Personengesellschaft ent.  –  2.  Marginale Kapitalproduktivität
für jeden voll haftenden Gesellschafter (Grenzproduktivität des Kapitals): Pro-
ein  Kapitalkonto geführt. Dieses kann duktionsmengenzuwachs, der auf den
sich jährlich durch Gewinn- und Verlust- Einsatz einer zusätzlichen Einheit
zuweisungen oder aufgrund von Entnah- des Faktors Kapital zurückzuführen
men verändern.  –  Ein negatives  Kapital- ist.  –  3.  Volkswirtschaftliche Gesamtrech-
konto auf Aktivseite der Bilanz entsteht nung: Verhältnis vom ĺ  Bruttoinland-
bei ĺ  Überschuldung des Unterneh- sprodukt (BIP) zum ĺ  Kapitalstock je-
mens.  –  2.  Kapitalgesellschaften: Das Ka- weils in konstanten Preisen gemessen.
pitalkonto ist das Konto des ĺ  gezeich-
Kapitalrendite ĺ Return on Investment
neten Kapitals (ĺ  Grundkapital oder
(RoI).
ĺ  Stammkapital). Dies bleibt unverän-
dert. Kapitalrücklage ĺ  Rücklage, die von
Kapitalkosten ĺ Finanzierungskosten. ĺ  Kapitalgesellschaften gebildet werden
muss. Nach dem ĺ  Handelsgesetzbuch
Kapitallebensversicherung ĺ  Lebens- (HGB) müssen folgende Beträge als  Ka-
versicherung. pitalrücklage ausgewiesen werden: (1)
Kapitalmarkt  –  Markt, an dem mit- Betrag, der bei der Ausgabe von Antei-
tel- und langfristig ĺ  Kapital (Geldka- len (z. B. Aktien) über den ĺ  Nennwert
pital) aufgenommen oder angelegt wird. erzielt wird (ĺ Agio), (2) Betrag, der bei
Es handelt sich dabei v.a. um ĺ Kredite ĺ Wandelanleihen und ĺ Optionsanlei-
mit Laufzeiten von mehr als einem Jahr hen erzielt wird, (3) Zuzahlungen, die Ge-
und Beteiligungskapital (v.a. ĺ  Aktien). sellschafter gegen Einräumung eines Vor-
Man unterscheidet den organisierten Ka- rechts in das Eigenkapital leisten.
pitalmarkt (z. B. ĺ Börse) und den nicht Kapitalstock – volkswirtschaftliches Ge-
organisierten Kapitalmarkt: v.a. Kredit- samtmaß für den ĺ  Produktionsfaktor
beziehungen zwischen Unternehmun- ĺ  Kapital, das als jahresdurchschnittli-
gen (z. B. langfristiger ĺ Lieferantenkre- ches Bruttoanlagevermögen (ĺ  Anlage-
dit), zwischen privaten Haushalten sowie vermögen) in konstanten Preisen eines
Unternehmungen und privaten Haushal- Basisjahres berechnet wird. Die Ermitt-
ten. – Anders: ĺ Geldmarkt. lung erfolgt im Rahmen der ĺ Volkswirt-
Kapitalmarktzins ĺ Zins für langfristige schaftlichen Gesamtrechnungen (VGR).
ĺ Kredite (Kapitalmarktzins i.w.S.) oder Kapitalstruktur  –  Quellen und Zusam-
für langfristige ĺ  Wertpapiere (Kapital- mensetzung des Kapitals eines Unterneh-
marktzins i.e.S.). mens. Die  Kapitalstruktur wird v.a. im
Kapitalproduktivität  –  Maß für die ge- Rahmen der ĺ Bilanzanalyse untersucht.
samtwirtschaftliche Effizienz des Produk- Dadurch sollen Finanzierungsrisiken ab-
tionsfaktors ĺ  Kapital.  –  1.  Durch- geschätzt werden.  –  Kennziffern der Ka-
schnittliche Kapitalproduktivität: Ver- pitalstruktur sind: (1) Anspannungs-
hältnis des gesamtwirtschaftlichen grad (ĺ  Fremdkapitalquote): Verhältnis
303 Kartell

von ĺ  Fremdkapital zu Gesamtkapital, herangezogen. Eine Investition lohnt sich


(2) ĺ  Eigenkapitalquote: Verhältnis von nach der Kapitalwertmethode, wenn der
ĺ Eigenkapital zu Gesamtkapital, (3) sta- Kapitalwert größer oder gleich Null ist.
tischer Verschuldungsgrad: Verhältnis von
Fremdkapital zu Eigenkapital. Kapitalwertmethode ĺ  Investitions-
rechnung, ĺ Kapitalwert.
Kapitalverkehr  –  Gesamtheit der finan-
ziellen Transaktionen, die nicht direkt Kapovaz – Abk. für kapazitätsorientierte
durch den Waren- und Dienstleistungs- variable Arbeitszeit, ĺ Arbeit auf Abruf.
verkehr bedingt sind (sonst ĺ Zahlungs-
verkehr).  –  In den ĺ  Volkswirtschaftli- Kappungsgrenze ĺ Mieterhöhung.
chen Gesamtrechnungen (VGR) werden
unter dem Begriff Kapitalverkehr alle fi- Kartell – 1.  Begriff: Nach der Legaldefini-
nanziellen Übertragungen zwischen Ge- tion des §  1 des Gesetzes gegen Wettbe-
bietsansässigen und Ausländern zusam- werbsbeschränkungen (GWB) (ĺ  Wett-
mengefasst. Diese Übertragungen werden bewerbsrecht) Vereinbarungen zwischen
in der ĺ Zahlungsbilanz erfasst. Unternehmungen, Beschlüsse von Un-
ternehmensvereinigungen, abgestimmte
Kapitalverkehrsfreiheit – Grundfreiheit Verhaltensweisen, die eine Verhinderung,
nach dem europäischen Recht, die für je- Einschränkung oder Verfälschung des
den Bürger der ĺ  Europäischen Union Wettbewerbs bezwecken oder bewirken.
(EU) im gemeinsamen ĺ  Binnenmarkt Kartelle, die zu einer spürbaren Wettbe-
gilt. Die  Kapitalverkehrsfreiheit verbietet werbsbeschränkung führen, sind grund-
jede Beschränkung des Kapitalverkehrs sätzlich verboten. Ob im Einzelfall eine
zwischen den EU-Mitgliedsstaaten sowie Freistellung vom Kartellverbot vorliegt, ist
zwischen dem Gebiet der EU und Dritt- nach § 2 GWB oder Art. 81 III EG-Ver-
staaten. Verboten ist die unterschiedliche trag zu beurteilen.  –  2.  Freigestellte Kar-
Behandlung von Kapitalanlagen und An- telle: Vom grundsätzlichen Verbot des
legern je nach dem Wohnort des Anlegers §  1 GWB freigestellt sind Kartelle, wenn
und dem Ort der Kapitalanlage. Die Kapi- sie unter angemessener Beteiligung der
talverkehrsfreiheit besteht seit 1994 auch Verbraucher an dem entstehenden Ge-
im gesamten Gebiet des ĺ Europäischen winn zur Verbesserung der Warenerzeu-
Wirtschaftsraums (EWR). gung oder -verteilung oder zur Förde-
Kapitalverkehrssteuer ĺ  Finanztrans- rung des technischen oder wirtschaft-
aktionssteuer. lichen Fortschritts beitragen, ohne dass
den beteiligten Unternehmungen (1) Be-
Kapitalverwässerung ĺ Bezugsrecht. schränkungen auferlegt werden, die für
Kapitalwert  –  Begriff aus der dynami- die Verwirklichung dieser Ziele nicht un-
schen ĺ  Investitionsrechnung. Zur Be- erlässlich sind, oder (2) Möglichkeiten er-
rechnung des Kapitalwertes einer Investi- öffnet werden, für einen wesentlichen Teil
tion werden alle Ein- und Auszahlungen der betreffenden Waren den Wettbewerb
auf den Zeitpunkt Null abgezinst (ĺ Dis- auszuschalten.  –  Ebenfalls freigestellt
kontierung) und addiert. Zur Diskontie- sind ĺ  Mittelstandskartelle.  –  Vgl. auch
rung wird der ĺ  Kalkulationszinsfuß ĺ Zusammenschlusskontrolle.
Kartellbehörden 304

Kartellbehörden  –  Behörden, die die -ausgaben. Feststellung der Differenz zwi-


Einhaltung des ĺ  Wettbewerbsrechts schen dem ĺ Kassenbestand am Anfang
überwachen. Dies sind in Deutschland und am Ende eines Geschäftstages, die als
das ĺ Bundeskartellamt, das Bundesmi- steuerpflichtige Betriebseinnahmen zu
nisterium für Wirtschaft und Technolo- erfassen sind. Der Kassenbericht dient v.a.
gie (BMWi) sowie die Landeskartelläm- als Sammelbeleg für Kassenbuchungen.
ter.  –  Auf europäischer Ebene ist es das Kassenbestand – Bestand an ĺ Bargeld,
Wettbewerbskommissariat der ĺ  Euro- der am Ende eines Geschäftstages durch
päischen Union (EU). den ĺ Kassenbericht zu ermitteln ist.
Kartellrecht ĺ Wettbewerbsrecht. Kassendefizit ĺ Defizit.
Kartellverbot ĺ Kartell. Kassenmanko ĺ Manko.
Kaskoversicherung ĺ  Kraftfahrtversi- Kassenobligation ĺ Wertpapier mit fes-
cherung. tem Zinssatz und mittlerer Laufzeit (ma-
Kassabörse  –  Teilmarkt einer ĺ  Börse, ximal 4 Jahre), das (1) von der ĺ Deut-
auf dem ĺ  Kassageschäfte durchgeführt schen Bundesbank im Auftrag der öffent-
werden. Der Kassamarkthandel an der lichen Hand (als ĺ Schatzanweisung) im
Frankfurter Börse wird sowohl an der tra- Ausschreibungsverfahren (ĺ  Tender-
ditionellen ĺ  Parkettbörse als auch im verfahren) verkauft oder (2) von Banken
elektronischen Handelssystem ĺ  XE- zur eigenen  Mittelbeschaffung ausgege-
TRA abgewickelt.  –  Gegensatz: ĺ  Ter- ben wird (ĺ Passivgeschäft).
minbörse. Kassenverstärkungskredit ĺ  öffentli-
Kassageschäft – Kauf oder Verkauf von che Kreditaufnahme.
ĺ  Wertpapieren, ĺ  Devisen  und sons- Kauf ĺ Kaufvertrag, ĺ Tausch.
tige ĺ  Finanzinstrumente oder ĺ  Wa-
ren, der innerhalb eines kurzen Zeitrau- Kauf auf Probe  –  Abschluss eines
mes kurzfristig (an der deutschen ĺ Kas- ĺ  Kaufvertrages unter der Bedingung,
sabörse innerhalb von zwei Börsentagen) dass der Käufer die ĺ Ware billigt. Inner-
erfüllt werden muss. –  Gegensatz: ĺ Ter- halb der Frist kann der Kunde die Ware
mingeschäft. zurückgeben. Erst nach Ablauf der verein-
barten Frist gilt der Kaufvertrag als abge-
Kassakurs ĺ  Börsenpreis, ĺ  Wechsel- schlossen. – Anders: ĺ Kauf nach Probe.
kurs.
Käufermarkt – Begriff aus dem ĺ Mar-
Kassamarkt – Effektivmarkt, Lokomarket, keting. Als Käufermarkt wird eine Markt-
Spotmarkt. Ort, an dem ĺ Kassageschäfte situation bezeichnet, bei der die Nachfra-
durchgeführt werden. Es kann sich dabei ger eine stärkere Position als die Anbieter
um eine ĺ Kassabörse wie die ĺ XETRA haben. Die Nachfrager können Preise und
oder um einen außerbörslichen Markt Angebotsmengen maßgeblich bestim-
(ĺ Over-the-Counter Market) handeln. men. Häufig wird der  Käufermarkt be-
Kasse ĺ Kassenbestand. grifflich mit sinkenden Preisen verbun-
Kassenbericht  –  schriftlicher Abschluss den. – Gegensatz: ĺ Verkäufermarkt.
der täglichen Bargeldeinnahmen und Kaufhaus ĺ Warenhaus.
305 Kaution

Kaufkraft – 1. Nominelle Kaufkraft: Geld- ist grundsätzlich das ĺ  Handelsgesetz-


summe, über die eine Person oder ein pri- buch (HGB) anwendbar.  –  Vgl. auch
vater Haushalt tatsächlich zur Verausga- ĺ Formkaufmann.
bung verfügt. Die einzelhandelsrelevante kaufmännische Buchhaltung ĺ  Fi-
Kaufkraft in einer Region oder dem Ein- nanzbuchhaltung.
zugsgebiet des Standorts einer ĺ  Ein-
zelhandelsunternehmung ist einer der kaufmännischer Angestellter ĺ Hand-
wichtigsten ĺ Standortfaktoren des Ein- lungsgehilfe.
zelhandels. – 2.  Reale Kaufkraft: ĺ Geld- Kauf nach Probe ĺ Kaufvertrag, der auf-
wert. grund einer Warenprobe oder eines Wa-
Kaufkraft des Geldes ĺ Geldwert. renmusters abgeschlossen wird, deren Ei-
genschaften als zugesichert gelten. –  An-
Kaufkraftparität  –  Situation, in der die ders: ĺ Kauf auf Probe.
reale ĺ  Kaufkraft bzw. der ĺ  Geldwert
Kaufoption ĺ Call, ĺ Option.
zweier Währungen bei gegebenem oder
herrschendem ĺ  Wechselkurs, gemes- Kaufprämie ĺ Prämie.
sen anhand eines ĺ  Preisindex gleich Kaufvertrag  –  Kauf. Gegenseitiger
ist. Die  Kaufkraftparitäten werden i.d.R. ĺ  Vertrag, durch den sich der Käufer
auf der Grundlage eines in beiden Län- zur Zahlung des in ĺ  Geld bestehen-
dern identischen ĺ Warenkorbes ermit- den Kaufpreises (sonst Realtausch), ggf.
telt. – Problematisch ist dabei, dass im Fall zur Abnahme der Sache, der Verkäu-
der ausgewählten Waren in den Ländern fer zur Übereignung und Übergabe ei-
unterschiedliche Verbrauchsgewohnhei- ner Sache oder eines Rechts verpflichtet.
ten oder Warenqualitäten bestehen kön- Das ĺ  Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)
nen und diese nicht berücksichtigt wer- schreibt keine bestimmte Form für den
den. Kaufvertrag vor. Dies bedeutet, dass er
Kaufleute  –  Plural und Sammelbegriff auch mündlich abgeschlossen werden
des ĺ  Handelsrechts für verschiedene kann. Ein  Kaufvertrag kann Gerichts-
Arten des ĺ Kaufmanns. stand, Erfüllungsort, Gefahrenübergang,
Lieferungs- und Zahlungsbedingungen
Kaufmann  –  Kauffrau. Begriff aus dem abweichend von den gesetzlichen Rege-
Handelsrecht.  Kaufmann ist jeder, der lungen festlegen. – Ist die verkaufte Sache
selbstständig ein ĺ  Handelsgewerbe be- mangelhaft, kann der Käufer den Verkäu-
treibt (sog. Istkaufmann, früher Muss- fer haftbar machen (ĺ  Sachmängelhaf-
kaufmann). D.h., er unterhält einen kauf- tung). – Vgl. auch ĺ gutgläubiger Erwerb,
männischen Geschäftsbetrieb.  –  Ein sog. ĺ  Kauf auf Probe, ĺ  Kauf nach Probe,
Kannkaufmann ist jeder, der erst durch die ĺ Verbrauchsgüterkauf, ĺ Tausch.
Eintragung in das Handelsregister Kauf-
mann ist. Zu den Kannkaufleuten gehören Kausalität  –  Begriff aus der Wissen-
z. B. Kleingewerbetreibende, die im Han- schaftstheorie.  Kausalität ist der Zusam-
delsregister eingetragen sind. Außerdem menhang von Ursache und Wirkung.
sind land- und forstwirtschaftliche Be- Kaution  –  Garantiesumme. Geldbetrag,
triebe Kannkaufleute. – Für Kaufmänner der zur Sicherung der Einhaltung und
Kennzahlen 306

Erfüllung eines Vertrags von den Ver- M. Keynes (englischer Nationalökonom,


tragspartnern vereinbart wird. Durch 1883–1946) zurückgehen.  –  1.  Keynes-
eine Kaution soll v.a. eine zu einem spä- sche Wirtschaftslehre: Nach Keynes nimmt
teren Zeitpunkt fällige Forderung abge- die Lenkung der Wirtschaft durch den
sichert werden. – Am häufigsten kommt Staat eine Schlüsselrolle ein. Grundlage
die Kaution als ĺ Mietkaution vor. des  Keynesianismus ist die Annahme,
Kennzahlen – Größen, die für einen in- dass eine Marktwirtschaft grundsätzlich
ner- und zwischenbetrieblichen Vergleich instabil ist. Dieses führt der Keynesianis-
ermittelt werden.  Kennzahlen setzen in mus im Wesentlichen auf Schwankungen
einem Zahlenausdruck unterschiedli- der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage,
che wirtschaftliche Größen in ein sinn- v.a. bei den Investitionen zurück. Es be-
volles Verhältnis zueinander. Zu unter- steht die Gefahr eines anhaltenden ge-
scheiden sind absolute  Kennzahlen wie samtwirtschaftlichen Ungleichgewichts,
z. B. ĺ Gewinn oder ĺ Cashflow und re- verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit,
lative Kennzahlen (sog. Verhältniszahlen) aus dem sich die Wirtschaft aus eigener
wie ĺ  Rentabilität oder ĺ  Produktivi- Kraft allein nicht befreien kann. Aus die-
tät.  Kennzahlen haben nur im Vergleich sem Grund fordern Vertreter des  Key-
wie z. B. bei einem Betriebsvergleich nesianismus Eingriffe des Staates in den
(ĺ  Benchmarking) oder Zeitvergleich Wirtschaftsprozess, um das Wirtschafts-
Aussagekraft. wachstum anzukurbeln und Vollbeschäf-
tigung zu erreichen. Im Unterschied zum
Kernarbeitszeit ĺ gleitende Arbeitszeit.
ĺ  Monetarismus fordern Vertreter des
Kernbeschränkungen ĺ Vertikal-GVO. Keynesianismus den Einsatz aller mög-
Kernsortiment ĺ Sortiment. lichen wirtschaftspolitischen Instru-
mente, aber hauptsächlich den Einsatz fi-
Key Account  –  Schlüsselkunde. Ang-
nanzpolitischer Maßnahmen (ĺ  Defi-
loamerikanischer Begriff für einen bes.
cit Spending).  –  Bis in die 1960er-Jahre
wichtigen Kunden des Unternehmens.
war der Keynesianismus von bes. Bedeu-
Dem  Key Account kommt aufgrund des
tung in der praktischen ĺ  Wirtschafts-
ĺ  Umsatzes bzw. ĺ  Deckungsbeitrags,
politik. Dies kommt auch im ĺ  Stabili-
der mit ihm erzielt wird, eine bes. Bedeu-
täts- und Wachstumsgesetz (StWG) zum
tung und bevorzugte Behandlung zu.
Ausdruck. Hohe Arbeitslosigkeit, Infla-
Key Account Management  –  Organi- tion und immer stärkere Einflüsse des
sationsform des ĺ  Marketings. Es wird Auslands in den 1970er-Jahren ließen je-
nicht nach Produkten, sondern nach Ein- doch an der Theorie des Keynesianismus
zelkunden oder Kundengruppen geglie- zweifeln. – 2. Neokeynesianismus: Im Rah-
dert. Kunden, die für das Unternehmen men des Neokeynesianismus wurde ver-
bes. wichtig sind (ĺ Key Account), wer- sucht, die Ideen der Keynesschen Lehre
den bevorzugt behandelt. Sie werden um- in mathematische Formeln zu fassen. Es
fassend von einem sog. Key Account Ma- entstanden zahlreiche Modelle wie z. B.
nager betreut. Multiplikator-Akzelerator-Prinzip oder
Keynesianismus  –  makroökonomische das IS-LM-Modell.  –  3.  Postkeynesianis-
Theorien (ĺ Makroökonomie), die auf J. mus: Dieser betont, dass sich Märkte im
307 Kindergeld

stetigen Ungleichgewicht befinden, da in der gesetzlichen Rentenversicherung


unternehmerische Entscheidungen, v.a. für den Elternteil berücksichtigt, dem
Investitionsentscheidungen, unsicher die  Kindererziehungszeiten zuzuordnen
sind, Wirtschaftspläne nicht gleichzeitig sind. Die  Kindererziehungszeiten gelten
aufgestellt werden und oligopolistische als Pflichtbeitragszeiten, denen ĺ  Ent-
Preisbildung (ĺ  Oligopol) erfolgt. Aus geltpunkte zugeordnet werden. – Vgl.
diesem Grund befürworten die Vertreter auch ĺ Mütterrente.
des Postkeynesianismus neben der key-
Kinderfreibetrag ĺ  Freibetrag, der für
nesianischen Globalsteuerung staatliche
jedes berücksichtigungsfähige Kind des
Kontrollen des Investitions- und Finan-
Steuerpflichtigen gewährt wird, wenn
zierungsbereichs. – 4. Der Begriff Keyne-
nicht die Inanspruchnahme von ĺ Kin-
sianismus wird heute häufig auch gleich-
dergeld günstiger ist. Der  Kinderfreibe-
bedeutend für eine staatliche Wirtschafts-
trag berücksichtigt im Rahmen des ein-
politik verwendet, die in erster Linie zur
kommensteuerrechtlichen ĺ  Familien-
Sicherung der Vollbeschäftigung ein-
leistungsausgleichs zusammen mit dem
greift.
Freibetrag für den Betreuungs-, Erzie-
KfW – Abk. für ĺ Kreditanstalt für Wie- hungs- oder Ausbildungsbedarf (Erzie-
deraufbau. hungsfreibetrag) die Aufwendungen für
Kfz-Haftpflichtversicherung ĺ  Kraft- den Unterhalt und die Berufsausbildung
fahrtversicherung. von Kindern. Der Kinderfreibetrag be-
Kfz-Kaskoversicherung ĺ  Kraftfahrt- trägt  seit 2010 bei Zusammenveranla-
versicherung. gung von Ehegatten jährlich 7.008 Euro
pro Kind. Bei der Veranlagung wird von
Kfz-Steuer ĺ Kraftfahrzeugsteuer.
Amts wegen geprüft, ob der Kinderfreibe-
Kfz-Unfallversicherung ĺ  Kraftfahrt- trag für den Steuerpflichtigen günstiger ist
versicherung. als das ĺ Kindergeld.
Kfz-Versicherung ĺ Kraftfahrtversiche- Kindergeld  –  staatliche Leistung für je-
rung. des Kind an Erziehungsberechtigte im
KG – Abk. für ĺ Kommanditgesellschaft Rahmen des ĺ Familienlastenausgleichs.
(KG). Das  Kindergeld wird monatlich gezahlt.
KGaA  –  Abk. für ĺ  Kommanditgesell- Nach Ablauf des Jahres zieht das Finanz-
schaft auf Aktien (KGaA). amt bei der Veranlagung zur Einkom-
mensteuer den ĺ  Kinderfreibetrag von
KGV – Abk. für ĺ Kurs-Gewinn-Verhält-
dem zu versteuernden Einkommen ab,
nis (KGV).
falls dies für den Steuerpflichtigen güns-
Kinderbertreuungsgeld ĺ Betreuungs- tiger ist. Das gezahlte Kindergeld wird in
geld. diesem Fall verrechnet.  –  Anspruch auf
Kindererziehungszeiten  –  Begriff aus Kindergeld hat, wer in Deutschland sei-
der gesetzlichen ĺ  Rentenversiche- nen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen
rung.  Kindererziehungszeiten sind die Aufenthaltsort hat. Ein Ausländer er-
Zeiten der Erziehung eines Kindes in hält Kindergeld nur, wenn er im Besitz ei-
den ersten drei Lebensjahren. Sie werden ner Aufenthaltserlaubnis ist.  Kindergeld
Kindergeldkasse 308

wird grundsätzlich bis zur Vollendung des Kirchensteuer  –  Steuer, die steuerbe-
18. Lebensjahrs gezahlt. Außerdem kann rechtigte Religionsgemeinschaften zur
ein Kind bis zum 27. Lebensjahr berück- Deckung des allg. Kirchenbedarfs von
sichtigt werden, wenn es sich in der Schul- ihren Mitgliedern erheben. Die Lohn-
oder Berufsausbildung befindet, ein so- oder Einkommensteuer bildet die Be-
ziales oder ökologisches Jahr ableistet messungsgrundlage für den zu zahlen-
oder sich wegen einer Behinderung nicht den Kirchensteuerbetrag. Der Steuersatz
selbst unterhalten kann. – Das Kindergeld ist in den einzelnen Bundesländern unter-
beträgt seit 2010 für das erste und zweite schiedlich hoch. Er liegt zwischen 8 und
Kind jeweils 184 Euro, für das dritte Kind 9 % (bei Pauschalierung der Lohnsteuer
190 Euro und für das vierte sowie für je- zwischen 7 bis 9 %). Die gezahlte Kirchen-
des weitere Kind 215 Euro monatlich. steuer kann bei der Einkommensteuer als
ĺ  Sonderausgabe im Jahr der Zahlung
Kindergeldkasse  –  Familienkasse. Be- abgezogen werden.
zeichnung für die ĺ  Bundesagentur für
Arbeit (BA), insoweit sie für die Durch- Kitchin-Zyklus ĺ Konjunkturzyklus.
führung des Bundeskindergeldgesetzes Klage  –  1.  Begriff: Begehren, durch das
(BKGG) zuständig ist. Die jeweils zustän- der Kläger bei Gericht um Rechtsschutz
dige ĺ  Agentur für Arbeit entscheidet nachsucht. Die  Klage richtet sich ge-
über die Anträge zum ĺ Kindergeld. Die gen den Beklagten. Sie muss in einer be-
Aufwendungen für das Kindergeld und stimmten Form erhoben werden. Über
die Verwaltungskosten trägt der Bund. eine Klage wird durch ĺ Urteil entschie-
den.  –  2.  Arten: a) Leistungsklage: Klage
Kinderzulage  –  (für Neufälle  seit dem auf Tun oder Unterlassen. b) Feststellungs-
1.1.2006 gestrichene) Zulage in Höhe von klage: Klage auf Feststellung des Beste-
800 Euro pro Jahr, die Bauherren oder Er- hens (positive Feststellungsklage) oder des
werbern von Wohneigentum nach dem Nichtbestehens (negative Feststellungs-
Eigenheimzulagengesetz (EigZulG) zu- klage) eines Rechtsverhältnisses. c) Ge-
sätzlich zur ĺ Eigenheimzulage für jedes staltungsklage: Klage auf Änderung eines
Kind gewährt wird, für das sie im Förder- bestehenden Rechtszustandes.  –  Anders:
zeitraum einen ĺ  Kinderfreibetrag und ĺ Privatklage.
ĺ  Kindergeld erhalten. Die  Kinderzu-
lage ersetzt seit 1996 das frühere Baukin- Klassik  –  Ansätze zur ĺ  Makroöko-
dergeld. nomie.  –  1.  Klassische Wirtschaftslehre:
Grundlage der Klassik ist das wirtschaft-
Kinderzuschlag  –  staatliche Leis- liche Handeln des Individuums. Dieses
tung nach dem Bundeskindergeldgesetz wird in erster Linie aus dem Eigennutz
(BKGG) an gering verdienende Eltern. Es erklärt. Präzisiert wird diese Vorstellung
wird ein Kinderzuschlag für Kinder unter durch das Bild des ĺ Homo Oeconomi-
25 Jahren, für die auch ĺ Kindergeld ge- cus. Adam Smith (englischer National-
zahlt wird, gewährt. Der  Kinderzuschlag ökonom, 1723–1790) versuchte zu zeigen,
beträgt höchstens 140 Euro monatlich. dass eigennützig handelnde Individuen
Der Kinderzuschlag wird von der ĺ Kin- nicht nur ihre eigene Wohlfahrt, sondern
dergeldkasse gezahlt. auch das allgemeine Wohl steigern. Aus
309 Kleinunternehmer

diesem Grund forderte er die individu- (4) Steuersatz für die Umsatzsteuer oder
elle Freiheit des Einzelnen und die wei- Hinweis auf Steuerbefreiung, (5) Ausstel-
testgehende Zurückhaltung des Staates lungsdatum der Rechnung.
(ĺ  Laissez-faire). Der Staat hat nur für Kleinbetrieb – Begriff aus dem Arbeits-
die ordnungspolitischen Rahmenbedin- recht. Ein Kleinbetrieb ist ein ĺ Betrieb
gungen zu sorgen. Voraussetzung, dass mit einer geringen Anzahl von ĺ Arbeit-
der Eigennutz auch das Gemeinwohl för- nehmern. Sowohl das Kündigungsschutz-
dert, ist das Vorhandensein eines wirksa- gesetz (KSchG) als auch das Betriebsver-
men Konkurrenzmechanismus. Dieses fassungsgesetz (BetrVG) gelten nur für
hat Smith mit dem Bild der „unsichtbaren Betriebe mit mehr als fünf Arbeitneh-
Hand“ veranschaulicht. Das Marktgleich- mern (ausschließlich Auszubildenden).
gewicht wird danach immer automatisch
erreicht („Selbstheilungskräfte des Mark- kleine Aktiengesellschaft  –  Business
tes“). Es kann lediglich zu kurzfristigen AG. ĺ  Aktiengesellschaft (AG) mit ei-
Störungen kommen, wenn veränderte ner kleinen Anzahl von Aktionären.
Marktbedingungen Anpassungen erfor- Die  kleine Aktiengesellschaft kann von
derlich machen. – Die Vorstellungen über nur einem Gründer gegründet werden.
die „Selbstheilungskräfte des Marktes“ lie- Außerdem können ihre Aktien mit einem
ßen sich jedoch mit der Weltwirtschafts- ĺ Nennwert von 1 Euro ausgestellt wer-
krise nicht vereinbaren. Aus der Kritik an den. Die Aktien werden jedoch nicht an
der Klassik entwickelte sich der ĺ Keyne- der Börse gehandelt. Für die Gründung
sianismus. – 2. Neoklassik: Die Neoklassik einer  kleinen Aktiengesellschaft ist ein
folgt dem Gleichgewichtsansatz der klas- Mindestkapital von 50.000 Euro erforder-
sischen Lehre. Es wird jedoch von der ob- lich. Die Haftung der  kleinen Aktienge-
jektiven zur subjektiven Wertlehre über- sellschaft ist auf die Höhe des ĺ Grund-
gegangen. D.h., der Wert eines Gutes be- kapitals beschränkt.
misst sich nach den Wertvorstellungen kleine und mittlere Unternehmen
des Einzelnen. Außerdem treten Prob- (KMU) ĺ Mittelstand.
leme der Verteilung in den Vordergrund.
Kleinkredit ĺ  Kredit bis zu einer Höhe
Kleinbetragsrechnung  –  Begriff des von 5.000 Euro. Die Laufzeit beträgt sechs
Umsatzsteuerrechts für eine Rechnung bis 24 Monate. Ein Kleinkredit wird in fes-
über einen geringfügigen Gesamtbetrag ten Raten zurückgezahlt (ĺ Ratenkredit).
bis 150 Euro.  Kleinbetragsrechnungen Er wird v.a. Privatpersonen zur Beschaf-
müssen die umfangreichen Angaben, die fung von Möbeln, Kraftfahrzeugen usw.
im Fall von Rechnungen vom Umsatz- bar ausgezahlt. Der  Kleinkredit hat z.T.
steuerrecht gefordert werden, nicht ent- durch den ĺ  Dispositionskredit an Be-
halten. Es genügen folgende Angaben: (1) deutung verloren.
Name und Anschrift des leistenden Un- Kleinunternehmer  –  Begriff des Um-
ternehmers, (2)  Menge und handelsübli- satzsteuerrechts: ĺ  Unternehmer, der
che Bezeichnung des Gegenstands oder nur geringe Umsätze tätigt. D.h., wenn
Art und Umfang der Leistung, (3) Ent- sein Umsatz im vorangegangenen Jahr
gelt und Steuerbetrag in einer Summe, 17.500 Euro nicht überstiegen hat und im
KMU 310

laufenden Jahr 50.000 Euro voraussicht- Bergbaus beschäftigten Arbeitnehmer.


lich nicht übersteigen wird. Nach der sog. Träger ist das aus der Reichsknappschaft
Kleinunternehmerregelung erhebt das Fi- hervorgegangene Verbundsystem Deut-
nanzamt auf die Umsätze des Kleinunter- sche Rentenversicherung Knappschaft-
nehmers keine ĺ  Umsatzsteuer. Dieser Bahn-See (KBS). Die knappschaftliche
ist dann aber auch nicht zum Vorsteuer- Krankenversicherung wird in diesem Ver-
abzug berechtigt. bund unter dem Namen Knappschaft wei-
KMU – Abk. für kleine und mittlere Un- tergeführt. –  Weitere Informationen unter
ternehmen, ĺ Mittelstand. www.kbs.de.
Know-how  –  Bezeichnung für das bes.
knappes Gut – wirtschaftliches Gut, Wirt-
Wissen eines Unternehmens aufgrund be-
schaftsgut. ĺ  Gut, das nicht zu jeder
trieblicher oder technischer Erfahrungen.
Zeit und an jedem Ort in der gewünsch-
Bspw. sind dies bes. Produktions- oder
ten Menge und Qualität zur Verfü-
Absatzerfahrungen. Das Know-how kann
gung steht (verfügbare Menge < Bedarfs-
durch einen Know-how-Vertrag auch an-
menge). – Gegenteil: ĺ freies Gut.
deren Betriebe, ähnlich einer ĺ  Lizenz,
Knappheit – folgt aus der Tatsache, dass zur Verfügung gestellt werden.
die Menge der ĺ Güter, die zur vollstän-
Kohäsionsfonds  –  Europäischer
digen Befriedigung der menschlichen
ĺ Strukturfonds.
ĺ Bedürfnisse (Sättigung) notwendig ist,
deren Verfügbarkeit bzw. die Möglichkei- Kollektiveigentum ĺ Privateigentum.
ten der Produktion übersteigt. Knappheit Kollektivgut ĺ öffentliches Gut.
bzw. ĺ knappe Güter sind der Grund des
Kollektivkonsum ĺ Konsum.
wirtschaftlichen Handels des Menschen.
Die auf ĺ  Märkten jeweils auftretenden Kollektivvertretung ĺ  Gesamtvertre-
ĺ  Preise sind Ausdruck dieser Knapp- tung.
heitsrelation (Knappheitspreise). kombinierte Versicherung ĺ  verbun-
Knappschaft  –  1.  Bergknappschaft. Zu- dene Versicherung.
sammenschluss von Bergleuten eines Kommanditaktionäre ĺ  Kommandit-
Bergwerks oder Bergbaureviers zur (ge- gesellschaft auf Aktien (KGaA).
werkschaftsähnlichen) Interessenvertre- Kommanditgesellschaft (KG)  –  1.  Be-
tung und sozialen Sicherung (ĺ Knapp- griff: Die KG ist eine ĺ  Personengesell-
schaftsversicherung) – 2. Gesetzliche schaft, deren Zweck auf den Betrieb eines
ĺ  Krankenversicherung der Deutschen ĺ Handelsgewerbes unter gemeinschaft-
Rentenversicherung Knappschaft-Bahn- licher ĺ  Firma ausgerichtet ist. Sie be-
See (ĺ Knappschaftversicherung). steht aus mind. einem persönlich haften-
Knappschaftsversicherung  –  Zweig den Gesellschafter (Komplementär) und
der deutschen ĺ  Sozialversicherung. mind. einem Gesellschafter, dessen Haf-
Die Knappschaftsversicherung um- tung auf die Einlage beschränkt ist (Kom-
fasst die Kranken- und Rentenversi- manditist). Die Haftsumme der Kom-
cherung für alle in Betrieben oder be- manditisten ist in das ĺ Handelsregister
rufsständischen Organisationen des einzutragen. Auch ĺ juristische Personen
311 Kommissionsgeschäft

können Komplementär oder Kom- wie bei der OHG. – 8. Steuerrecht: Die KG
manditist sein. Die KG hat kein eigenes unterliegt nicht der Einkommensteuer. Je-
Grund- oder Stammkapital, sondern nur doch werden die Gewinne bei den Gesell-
die einzelnen Kapitalkonten der Gesell- schaftern im Rahmen ihrer Einkommen-
schafter.  –  2.  Rechtsgrundlage ist v.a. das steuererklärung versteuert. Die KG ist ge-
ĺ Handelsgesetzbuch (HGB), ergänzend werbesteuer- und umsatzsteuerpflichtig.
gelten Vorschriften für ĺ  offene Han- Kommanditgesellschaft auf Aktien
delsgesellschaft (OHG) und die ĺ Gesell- (KGaA)  –  Mischform einer ĺ  Aktienge-
schaft bürgerlichen Rechts (GbR). – 3. Er- sellschaft (AG) und einer ĺ  Komman-
richtung: Die KG wird durch ĺ  Gesell- ditgesellschaft (KG) nach dem Aktienge-
schaftsvertrag errichtet, der u.a. Dauer, setz (AktG). Bei der KGaA gibt es mind.
Kündigungsmöglichkeit, Haftsumme des einen persönlich haftenden Gesellschaf-
Kommanditisten und die Richtlinien der ter (Komplementär) und mind. vier Ak-
Geschäftspolitik festlegt. Vertraglich kann tionäre, die nur mit ihrer durch ĺ  Ak-
von den Regelungen des HGB abgewichen tien verbrieften Einlage haften (Kom-
werden. – 4. Geschäftsführung und Vertre- manditaktionäre). Die KGaA ist eine
tung der Gesellschaft erfolgt nur durch die ĺ  juristische Person und eine ĺ  Kapit-
Komplementäre. Die Kommanditisten algesellschaft. – Die Geschäftsführung und
können durch Erteilung einer Handlungs- die Vertretung der KGaA erfolgt wie bei
vollmacht oder Prokura Vertretungs- der KG durch den Komplementär. –  Or-
macht erhalten.  –  5.  Stimmrechte: Bei gane der KGaA sind der ĺ  Aufsichtsrat
grundlegenden Gesellschafterbeschlüs- und die ĺ Hauptversammlung. – Grün-
sen wie z. B. Änderung des Gesellschafts- dung und sonstige Regelungen entspre-
vertrages, Aufnahme neuer Gesellschaf- chen weitestgehend denen der AG.
ter und Auflösung der Gesellschaft haben
die Kommanditisten das Recht, gleich- Kommanditist ĺ  Kommanditgesell-
berechtigt mitzuwirken. Durch den Ver- schaft (KG).
trag können jedoch den Komplementä- Kommissionär ĺ Kommissionsgeschäft.
ren Vorrechte eingeräumt oder die Rechte
der Kommanditisten eingeschränkt wer- Kommissionierung  –  Zusammenstel-
den.  –  6.  Gewinn- und Verlustverteilung: lung von ĺ  Waren nach vorgegebenen
Nach dem HGB muss das Kapital mit 4 % Aufträgen (Kommissionieraufträgen) aus
oder, wenn der Gewinn nicht ausreicht, dem Gesamtbestand eines Warenlagers.
mit einem niedrigerem Satz verzinst wer- Die Kommissioniertechnik reicht von der
den. Der danach verbleibende Restge- Handkommissionierung bis zu vollauto-
winn oder der Jahresverlust sind in einem matisierten Kommissionierapparaten.
angemessenen Verhältnis zu verteilen. Kommissionsgeschäft  –  Handelsge-
Häufig regelt der Gesellschaftsvertrag die schäft, bei dem ein ĺ  Kaufmann ge-
Gewinn- und Verlustverteilung jedoch werbsmäßig im eigenen Namen auf
abweichend. Er sieht meistens eine höhere fremde Rechnung ĺ  Waren oder
Gewinnbeteiligung der Komplementäre ĺ Wertpapiere kauft oder verkauft. Der-
oder eine Verlustverteilung nach Anteilen jenige, der das Kommissionsgeschäft aus-
vor. – 7. Auflösung: Die Auflösung erfolgt führt, ist der Kommissionär. Derjenige,
Kommissionsprovision 312

auf dessen Auftrag das Geschäft ausge- werden meistens als ĺ Eigenbetriebe ge-
führt wird, wird als Kommittent bezeich- führt.
net.  –  Der Kommissionär muss sich für Kommunalsteuern ĺ  Gemeindesteu-
den Kommittenten um günstige Ver- ern.
tragsbedingungen bemühen. Außerdem
muss er den Auftraggeber unverzüglich Kommunalwirtschaft  –  Gemeinde-
über abgeschlossen Geschäfte informie- wirtschaft; Sammelbegriff für diejenigen
ren. Der Kommissionär erhält als Vergü- Einrichtungen der ĺ  Gemeinden und
tung eine Provision (Kommissionsprovi- ĺ  Landkreise, die Entgelte für Versor-
sion). Außerdem müssen ihm seine Aus- gungs- oder Entsorgungsleistungen erhe-
lagen ersetzt werden. Ggf. erhält er auch ben. Dazu zählen v.a. Stadtwerke, Einrich-
eine Delkredereprovision (ĺ  Delkre- tungen der Gemeinden wie Straßenrei-
dere). Solange der Kommissionär sein nigung, Entwässerung oder Müllabfuhr
Entgelt noch nicht erhalten hat, besteht sowie ĺ kommunale Unternehmen.
ein ĺ Pfandrecht. Kommunen  –  1.  Lebensgemeinschaf-
Kommissionsprovision ĺ  Kommissi- ten, in denen auch nicht miteinander ver-
onsgeschäft. wandte Personen zusammenleben und
eine Wirtschaftsgemeinschaft (nicht nur
Kommittent ĺ Kommissionsgeschäft. Wohngemeinschaft) bilden. – 2.  ĺ  Ge-
kommunaler Finanzausgleich ĺ  Fi- meinden und ĺ Gemeindeverbände.
nanzausgleich, durch den der den ĺ Ge- Kommunikationspolitik  –  Maßnah-
meinden und ĺ  Gemeindeverbänden men der ĺ  Marketingpolitik, durch die
nach dem Grundgesetz (Art. 106 GG) zu- Informationen über das Leistungsange-
stehende Prozentsatz des Länderanteils bot und das ĺ Marketing des Unterneh-
an den ĺ Gemeinschaftssteuern zufließt. mens vermittelt werden. Ziel der  Kom-
Dieser Prozentsatz sowie die Verteilung munikationspolitik ist es, das Leistungs-
der Landesmittel an die Kommunen und angebot (Produkt, Dienstleistung) so zu
die Umverteilung zwischen den Kom- kommunizieren, dass es für den Kunden
munen wird durch Landesgesetze (un- attraktiv ist und sich von der Konkurrenz
terschiedlich) geregelt. – Ziel des kom- abhebt.  –  Instrumente der  Kommunika-
munalen Finanzausgleichs ist es, den Ge- tionspolitik sind: ĺ  Werbung, ĺ  Pub-
meinden und Gemeindverbänden unter lic Relations (PR), ĺ  Direktmarketing,
Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen ĺ Event Marketing, ĺ persönlicher Ver-
Finanzkraft die Erfüllung ihrer Aufgaben kauf, ĺ  Verkaufsförderung, ĺ  Sponso-
zu ermöglichen. ring und ĺ Product Placement.
kommunale Unternehmen ĺ  öffentli- Kompensationsgeschäft  –  1.  Handel/
che Unternehmen der ĺ Gemeinden und Außenhandel: Gegengeschäft, Gegensei-
der ĺ  Landkreise. Kommunale Unter- tigkeitsgeschäft. Geschäfte, bei denen die
nehmen gibt es hauptsächlich im Bereich Vertragspartner bewusst wechselseitig
der Verkehrs-, Versorgungs- und Woh- Leistungen voneinander abgeben bzw.
nungswirtschaft sowie bei den ĺ  Spar- abnehmen, unabhängig davon, ob zu-
kassen. Kommunale Unternehmen sätzliche Zahlungsströme erfolgen oder
313 Konjunktur

nicht. Dies ist bes. bedeutsam für Länder Gutes, so nimmt u.U. nicht nur die Nach-
mit Mangel an ĺ Devisen. Bei der Voll- frage nach diesem Gut, sondern – in glei-
kompensation (sog. Bartergeschäft) glei- chem Maße – auch die Nachfrage sei-
chen sich die Warenströme wertmäßig ner  Komplementärgüter ab (z. B. bei
vollständig aus (Kompensationsquote Stablampen und Batterien).  –  Gegensatz:
100 %), während bei der Teilkompensation ĺ Substitutionsgut.
ein Teil des wertmäßigen Warenstroms Konditionen  –  Geschäftsbedingungen.
durch einen Zahlungsstrom ausgeglichen Dazu zählen ĺ  Lieferungsbedingun-
wird.  –  2.  Wertpapiergeschäft: Verrech- gen und ĺ Zahlungsbedingungen. – Vgl.
nung von entgegengesetzt lautenden Auf- auch ĺ  Allgemeine Geschäftsbedingun-
trägen durch eine Bank, ohne dass diese gen (AGB), ĺ Konditionenpolitik.
über eine ĺ Börse abgewickelt werden.
Konditionenpolitik  –  Teilbereich der
Kompensationshandel ĺ  Kompensati- ĺ Kontrahierungspolitik: Gestaltung der
onsgeschäft. ĺ Konditionen (Geschäftsbedingungen),
Kompensationskalkulation ĺ  Misch- insbes. Entscheidungen über die Gewäh-
kalkulation. rung von ĺ Rabatten und ĺ Garantien
sowie über ĺ  Lieferungsbedingungen
Kompetenz  –  1.  Öffentliches Recht: Zu-
und ĺ Zahlungsbedingungen.
ständigkeit zum Erlass von Hoheitsak-
ten, insbes. die ĺ Gesetzgebungskompe- Kondratieff-Zyklus ĺ  Konjunkturzyk-
tenz.  –  2.  Betriebswirtschaftslehre: Befug- lus.
nis eines Mitarbeiters, Anweisungen und Konferenz der Vereinten Nationen
Maßnahmen zu ergreifen, um seine Auf- für Handel und Entwicklung (UNC-
gaben zu erfüllen. – Der Begriff der Kom- TAD) – Organ der ĺ Vereinten Nationen
petenz wird außerdem für die Fähigkeit (UN). Sitz in Genf. Aufgabe der UNC-
eines Mitarbeiters, die Qualifikationsan- TAD ist v.a. die Förderung der Umstruk-
forderungen seitens des Unternehmens zu turierung des Welthandels zugunsten der
erfüllen, verwendet. Dabei werden Fach- ĺ  Entwicklungsländer und des Han-
kompetenz (fachliche Kenntnisse), Metho- dels zwischen den Entwicklungslän-
denkompetenz (Verständnis für arbeitsor- dern. – Weitere Informationen unter www.
ganisatorische Zusammenhänge) sowie unctad.org.
ĺ  Sozialkompetenz und ĺ  emotionale
Konfliktmanagement  –  Feststellung,
Kompetenz unterschieden.
Steuerung und Regelung von Streitig-
Komplementär ĺ  Kommanditgesell- keiten zwischen Personen oder Perso-
schaft (KG). nengruppen durch spezifische Handha-
Komplementärgut ĺ  Gut, dessen Ver- bungsformen, z. B. Verhandlung, Vermitt-
wendung zwangsläufig oder gewöhnlich lung und Schlichtungen einschließlich
die Verwendung eines anderen Gutes be- Zwangsschlichtung. – Vgl. auch ĺ Medi-
dingt, so dass sich beide Güter beim Ab- ation.
satz gegenseitig ergänzen und fördern. Konjunktur  –  mehr oder weniger regel-
Steigt der Preis des für den Ge- oder Ver- mäßige Schwankungen des ĺ  Auslas-
brauch ausschlaggebenden „primären“ tungsgrads des gesamtwirtschaftlichen
konjunkturelle Arbeitslosigkeit 314

ĺ  Produktionspotenzials. Die Schwan- ĺ  Konjunktur anzeigen. Mit Hilfe der


kungen können anhand von in Wellen- Konjunkturindikatoren wird versucht,
linien verlaufenden ĺ  Konjunkturzy- den zukünftigen ĺ  Konjunkturzyk-
klen mit Auf- und Abschwungsphasen lus vorauszusehen. Da es sich im Fall der
dargestellt werden.  –  Die Konjunktur- Konjunktur um ein komplexes Phäno-
theorie versucht, Erklärungsansätze für men handelt, muss es durch zahlreiche In-
die Existenz von Konjunkturzyklen zu dikatoren beschrieben werden. Zu unter-
liefern.  –  Vgl. auch ĺ  Konjunkturfor- scheiden sind Einzelindikatoren wie z. B.
schung. Auftragseingangsindex und die Lohnent-
wicklung sowie sog. Diffusionsindizes, die
konjunkturelle Arbeitslosigkeit ĺ  Ar-
sich aus mehreren Einzelindikatoren zu-
beitslosigkeit.
sammensetzen. Darüber hinaus werden
konjunkturelles Kurzarbeitergeld ĺ Konjunkturindikatoren in drei Gruppen
Kurzarbeitergeld. zusammengefasst: (1) vorlaufende (lea-
ding), (2) gleichlaufende (coinciding)  und
Konjunkturforschung  –  Teilbereich der
(3) nachlaufende (lagging) Reihen (se-
ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL). Im Rah-
ries)  die dem „eigentlichen“ Konjunktur-
men der  Konjunkturforschung wird ver-
verlauf, dargestellt durch einen hypotheti-
sucht, mit Hilfe wissenschaftlicher Me-
schen Vergleichszyklus (Referenzzyklus),
thoden die konjunkturelle Entwicklung
zeitlich vorauseilen, mit ihm zusammen-
der Wirtschaft zu untersuchen, zu erklä-
fallen oder ihm hinterher eilen.
ren und zu prognostizieren. Man versteht
unter  Konjunkturforschung zumeist die Konjunkturphasen ĺ  Konjunkturzyk-
empirisch orientierte Konjunkturana- lus.
lyse im Unterschied zur rein theoreti-
Konjunkturpolitik – staatliche Maßnah-
schen Konjunkturlehre (Konjunkturtheo-
men zur Steuerung der ĺ  Konjunktur.
rie). – Die Konjunkturforschung umfasst
Konjunkturpolitische Maßnahmen sol-
Branchenbeobachtungen, Konjunkturdi-
len Schwankungen größeren Ausmaßes
agnosen und Konjunkturprognosen. Au-
im ĺ  Auslastungsgrad des gesamtwirt-
ßerdem werden die konjunkturellen Ent-
schaftlichen ĺ  Produktionspotenzials
wicklungen in einzelnen Ländern und
verhindern. V.a. sollen eine starke Rezes-
die der Gesamtwirtschaft beobachtet.
sion und Arbeitslosigkeit vermieden wer-
Im Rahmen der  Konjunkturforschung
den. – Wichtige Instrumentalbereiche sind:
werden (1) mit ĺ  Konjunkturindikato-
(1) Finanzpolitik: Zur Bekämpfung der
ren arbeitende Verfahren, (2) analytische
Rezession können die öffentlichen Ausga-
Verfahren, die am Instrumentarium der
ben (z. B. öffentliche Investitionen) erhöht
ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
bzw. die öffentlichen Einnahmen (haupt-
nungen (VGR) ansetzen, sowie (3) öko-
sächlich Steuern) verringert werden. Auf
nometrische Modelle (ĺ  Ökonomet-
diese Weise wird die ĺ gesamtwirtschaft-
rie) eingesetzt.
liche Nachfrage direkt bzw. indirekt ge-
Konjunkturindikatoren  –  Ökonomi- stärkt. In der Aufschwungphase der Wirt-
sche Zeitreihen und aus ihnen abgelei- schaft müssen die finanzpolitischen Maß-
tete Messgrößen, die den Verlauf der nahmen dagegen zurückgefahren werden.
315 Konkurrenzanalyse

(2) Geldpolitik: In diesem Fall wird die ge- geringe Investitionen und hohe Banken-
samtwirtschaftliche Nachfrage indirekt liquidität.  –  In der Konjunkturtheorie
über Änderungen des Zinssatzes oder werden  Konjunkturzyklen mit verschie-
der ĺ  Geldmenge beeinflusst. Zinssatz denen Längen unterschieden, so z. B. der
und Geldmenge haben einen großen Ein- Kitchin-Zyklus (drei bis vier Jahre), der
fluss auf die Ausgabenentscheidungen Juglar-Zyklus (sieben bis elf Jahre) und
von privaten Haushalten und Unterneh- der Kondratieff-Zyklus (fünfzig bis sech-
men. – Außerdem können für konjunktu- zig Jahre).
relle Zielsetzungen außenwirtschafts- und
währungspolitische Maßnahmen ergrif-
fen werden.
Konjunkturtheorie ĺ  Konjunktur,
ĺ Konjunkturforschung.
Konjunkturzyklus – Bezeichnung für den
gesamten Schwingungsablauf der Kon-
junktur während eines bestimmten Zeit-
raums. Der Konjunkturzyklus wird i.d.R.
von einem oberen (oder unteren) Wende-
punkt bis zum nächsten oberen (oder un-
teren) Wendepunkt gemessen. – Vgl. auch
Konkurrenz ĺ Wettbewerb.
Abb. „Konjunkturphasen“.  –  Der  Kon-
junkturzyklus wird in unterschiedliche Konkurrenzanalyse  –  Wettbewerbsana-
Konjunkturphasen unterteilt. Nach dem lyse. Begriff aus der Unternehmensführung
Vier-Phasen-Schema gibt es bspw. fol- und des Marketings. Die  Konkurrenzana-
gende Phasen: (1) Expansion: gekenn- lyse ist die Untersuchung der Mitbewerber
zeichnet durch eine verbesserte Kapazi- auf dem ĺ Absatzmarkt oder ĺ Beschaf-
tätsauslastung, steigende private Investi- fungsmarkt. Dabei werden v.a. folgende
tionen und Lohnsumme, zunehmendes Gesichtspunkte berücksichtigt: Anzahl der
ĺ  Volkseinkommen und einem erhöh- Wettbewerber, Profil der einzelnen Kon-
ten privaten Konsum. (2) Boom (Hoch- kurrenzunternehmen (wirtschaftliche Da-
konjunktur): nach der Vollbeschäftigung ten, Organisationsstruktur, Marktposition),
der Produktionsfaktoren beginnend und Produktangebot und Struktur des ĺ Sorti-
durch starke Preissteigerungen und Stö- ments. Durch die  Konkurrenzanalyse sol-
rungen des Geld- und Kapitalmarktes len Stärken und Schwächen der Wettbe-
gekennzeichnet. (3) Rezession: gekenn- werber sowie Veränderungen in der Kon-
zeichnet durch rückläufige private Inves- kurrenzlage erkannt werden. Auf diese
titionen, stagnierenden privaten Kon- Weise werden mögliche Einordnungen auf
sum, sinkende Gewinne und Lohnsumme dem Markt aufgezeigt sowie Reaktionen
und wirtschaftliche Probleme für zahlrei- auf das Verhalten der Konkurrenz erleich-
che Unternehmen. (4) Depression (Krise): tert. Außerdem werden durch die  Kon-
gekennzeichnet durch hohe Arbeitslo- kurrenzanalyse Möglichkeiten zur Zusam-
sigkeit, geringe Kapazitätsauslastung, menarbeit mit Mitbewerbern deutlich.
Konkurrenzklausel 316

Konkurrenzklausel ĺ  Wettbewerbsver- Konsortium ĺ Bankenkonsortium.


bot. konstante Kosten ĺ fixe Kosten.
Konkurrenzverbot ĺ  Wettbewerbsver- Konsum – Konsumtion, Verbrauch. 1. All-
bot. gemein: Verbrauch und/oder Nutzung
konkurrierende Gesetzgebung ĺ  Ge- materieller und immaterieller ĺ  Gü-
setzgebungskompetenz. ter durch Letztverwender. – 2. Marketing:
Untersuchungsgegenstand bezüglich sei-
Konkurs ĺ Insolvenz.
ner Einflussfaktoren im Zusammenhang
Konnossement – Bill of Lading; wichtigs- mit dem Käufer- und Konsumentenver-
tes Transportpapier im Seefrachtgeschäft. halten.  –  3.  Volkswirtschaftliche Gesamt-
Das  Konnossement ist eine Urkunde, rechnungen: Teil der Verwendung des
mit der der Verfrachter dem Ablader den ĺ Bruttoinlandsprodukts (BIP). Der ge-
Empfang der Ware bescheinigt und die samtwirtschaftliche  Konsum wird nach
Auslieferung an den Berechtigten ver- dem Ausgabenkonzept und dem Ver-
spricht. Der Inhaber des Konossement ist brauchskonzept abgegrenzt: a) Ausga-
der Eigentümer der Ware. Gegen Vorlage benkonzept: Konsumausgaben der priva-
des Papiers kann er die Ware bspw. im Ha- ten Haushalte, der privaten Organisati-
fen in Empfang nehmen. – Das Konnos- onen ohne Erwerbszweck (z. B. Kirchen,
sement ist damit ein ĺ  Wertpapier und Gewerkschaften, Verbände und Par-
im Fall einer ĺ Orderklausel auf andere teien) und des Staates. b) Verbrauchskon-
übertragbar. zept: Danach werden die Konsumausga-
Konsensfähigkeit ĺ Sozialkompetenz. ben des Staates in individualisierbare und
kollektive Güter (Kollektivkonsum) aufge-
konsolidierter Abschluss ĺ  Konzern-
spalten. Der individualisierbare Teil wird
abschluss.
dann dem Individualkonsum der privaten
Konsolidierung  –  Konsolidation. 1.  Fi- Haushalte zugerechnet. Dieser ist insofern
nanzwissenschaft: Begrenzung und Rück- größer als die Konsumausgaben der pri-
führung von öffentlichen Haushaltsfehl- vaten Haushalte.
beträgen der ĺ  Gebietskörperschaften Konsument – Verbraucher. Einzelperson,
(Bund, Länder, Gemeinden) und ĺ Par- Haushalt oder Gruppe, die Güter oder
afisci (Haushaltskonsolidierung).  –  2.  Be- Leistungen ver- oder gebraucht. Der Ge-
triebswirtschaftslehre: a) Aufrechnung oder Verbrauch von ĺ  Konsumgütern
konzerninterner Vorgänge wie z. B. Be- erfolgt zur Befriedigung der ĺ  Bedürf-
teiligungen oder konzerninterne Waren- nisse des Konsumenten. – In der ĺ Haus-
lieferungen (ĺ  Konzernabschluss). b) haltstheorie wird i.d.R. unterstellt, dass
Transformation von Schulden in Eigen- der  Konsument mit dem Ziel der Nut-
kapital oder langfristige Verbindlichkei- zenmaximierung unter Berücksichtigung
ten.  –  3.  Bankwesen: Zusammenziehung physiologischer und ökonomischer Be-
unterschiedlicher ĺ  Anleihen zu einer schränkungen (Budgetrestriktion) ein op-
einheitlichen (Unifizierung). timales Konsumgüterbündel als ĺ Nach-
Konsortialgeschäft ĺ  Bankenkonsor- frage nach Konsumgütern auswählt. – An-
tium. ders: ĺ Letztverbraucher.
317 Kontingent

Konsumentenkredit  –  Kredit an pri- Konsumausgaben zum ĺ  verfügba-


vate Haushalte zur Finanzierung des Gü- ren Einkommen eines Haushalts oder ei-
terverbrauchs. Der  Konsumentenkredit ner Volkswirtschaft. Die durchschnittli-
kann als ĺ  Ratenkredit oder als ĺ  Di- che Konsumquote gibt den Anteil des Ein-
spositionskredit abgeschlossen wer- kommens oder des Volkseinkommens
den. – Vgl. auch ĺ Verbraucherdarlehen. an, der für Konsumzwecke eingesetzt
wird. – Die marginale Konsumquote (auch
Konsumentensouveränität ĺ  Kons-
Grenzneigung zum Konsum) gibt an, um
umfreiheit.
welchen Betrag der Konsum steigt, wenn
Konsumfreiheit  –  Konsumentensouve- das Einkommen oder Volkseinkommen
ränität. Die  Freiheit der Konsumenten, um einen minimalen Betrag steigt. – Vgl.
im Rahmen ihres Budgets die Kauf- und auch ĺ Sparquote.
Verbrauchsentscheidung über die ih-
Kontenklassen ĺ Kontenrahmen.
nen (zu bestimmten Preisen) angebote-
nen  Konsumgüter unabhängig von Drit- kontenlose Buchführung ĺ  Offe-
ten und nur aufgrund ihrer persönlichen ne-Posten-Buchführung.
ĺ  Präferenzen  treffen zu können.  Ohne Kontenplan  –  Begriff aus der ĺ  Buch-
eine  ihren persönlichen Konsumbedürf- führung. Der Kontenplan ist eine syste-
nissen  entsprechende Auswahlfreiheit an matische Gliederung, in der alle in ei-
Konsumgüterangeboten bleibt diese Frei- nem Unternehmen tatsächlich benötigten
heit jedoch formal. – Die Konsumfrei- Buchführungskonten (ĺ  Konto) ver-
heit  wird als wesentliches Gestaltungs- zeichnet sind. Der  Kontenplan wird aus
merkmal einer freien ĺ Marktwirtschaft einem ĺ Kontenrahmen abgeleitet.
angesehen. Um die Auswahlfreiheit zu
sichern wird  ergänzend u.a. ein freier Kontenrahmen  –  Begriff aus der
ĺ  Wettbewerb um die Konsumnach- ĺ  Buchführung. Der  Kontenrahmen
frage bzw. die Bekämpfung von ĺ Wett- ist ein Schema, in dem die Konten einer
bewerbsbeschränkungen gefordert.  Buchführung (ĺ Konto) nach sachlichen
und zeitlichen Gesichtspunkten geordnet
Konsumgut ĺ  Gut, das von Privatper- sind. Mit Hilfe eines Kontenrahmens sol-
sonen oder Haushalten (ĺ  Konsumen- len die Geschäftsvorfälle erfasst und über-
ten) zur Befriedigung von Bedürfnissen sichtlich dargestellt werden.  Kontenrah-
nachgefragt wird. Konsumgüter werden men werden von Wirtschaftsverbänden
häufig verbraucht (Verbrauchsgut). Nah- empfohlen. Verbreitet sind v.a. der ĺ Ge-
rungsmittel sind bspw. Verbrauchsgü- meinschaftskontenrahmen der Industrie
ter.  Konsumgüter können aber auch ge- (GKR) und der ĺ  Industriekontenrah-
braucht und längerfristig genutzt werden men (IKR).
(Gebrauchsgut). Bsp. für Gebrauchsgüter
sind Möbel und Kraftfahrzeuge. – Gegen- Kontingent  –  vom Staat festgesetzte
satz: ĺ Investitionsgut. wert- oder mengenmäßige Quote zur
Begrenzung eines Warenangebots beim
Konsumgüterindustrie ĺ Industrie. ĺ  Export (Exportkontingent), ĺ  Im-
Konsumquote  –  Begriff aus der Wirt- port (Importkontingent) oder im Zuge
schaftstheorie für das Verhältnis der planwirtschaftlicher Maßnahmen. V.a.
kontinuierlicher Verbesserungsprozess 318

Importkontingente (ĺ  Importquote) Kontokorrentkonto  –  laufendes Konto.


werden häufig im internationalen Han- ĺ  Bankkonto, auf dem alle Gutschrif-
del eingesetzt. Durch diese soll die inlän- ten und Belastungen eines Kunden er-
dische Produktion geschützt werden. Sie fasst und täglich abgerechnet werden. Der
werden entweder autonom fixiert oder in Kunde kann jederzeit durch Einzahlung,
zwischenstaatlichen Verhandlungen ver- Barabhebung, Überweisung oder Scheck
traglich festgelegt. über das  Kontokorrentkonto verfügen.
Über das  Kontokorrentkonto können
kontinuierlicher Verbesserungspro- alle Bankgeschäfte, v.a. der Zahlungsver-
zess ĺ Kaizen. kehr abgewickelt werden.  –  Häufig wird
Konto – Gegenüberstellung und Abrech- das Kontokorrentkonto auch als ĺ Giro-
nung von Ein- und Abgängen (z. B. Ein- konto bezeichnet.
und Auszahlungen) auf T-Konten oder Kontokorrentkredit ĺ  Kredit, den der
in Tabellenform.  –  1.  Buchführung: Mit Kreditnehmer bis zu einem festgeleg-
Hilfe von  Konten werden Geschäftsvor- ten Höchstbetrag (ĺ Kreditlinie) in An-
fälle systematisch, vollständig und ord- spruch nehmen kann. Der Kreditnehmer
nungsgemäß erfasst. Ein Konto ist in eine kann bis zur Kreditlinie über sein Konto
Sollseite (ĺ Soll) und in eine Habenseite verfügen, d.h. das Konto „überziehen“.
(ĺ  Haben) unterteilt. Die Sollseite (De- Ein Kontokorrentkredit wird für eine be-
betseite) ist die linke Seite des Kontos, die stimmte Zeit (i.d.R. sechs Monate) ver-
Habenseite (Kreditseite) die rechte. Die einbart. In der Praxis wird der Kontokor-
Bezeichnung der Kontenseiten ist histo- rentkredit jedoch häufig regelmäßig ver-
risch entstanden. Haben oder Soll haben längert. – Vgl. auch ĺ Dispositionskredit.
keine inhaltliche Bedeutung.  –  Zu un- Kontrahierungspolitik  –  Sammelbegriff
terscheiden sind ĺ  Bestandskonto und für ĺ  Preispolitik und ĺ  Konditionen-
ĺ Erfolgskonto. – Vgl. auch ĺ Konten- politik.
plan, ĺ Kontenrahmen. – 2.  Bankwesen:
ĺ Bankkonto. Kontrakt ĺ Vertrag.
Kontraktpolitik ĺ Einkaufspolitik.
Kontokorrent  –  laufende Rechnung. Be-
griff aus dem Handelsrecht (ĺ  Han- Kontraktpolitik ĺ Einkaufspolitik.
delsgesetzbuch (HGB)). Das  Konto- Kontrolle  –  Durchführung eines Ver-
korrent ist eine Verrechnungsart ge- gleichs zwischen geplanten oder ange-
genseitiger Ansprüche, die aus einer strebten und tatsächlichen Größen. Au-
dauerhaften Geschäftsverbindung mit ßerdem umfasst die  Kontrolle die Ana-
mind. einem ĺ  Kaufmann entstehen. lyse der Abweichungsursachen. Kontrolle
Die Einzelansprüche werden verrechnet ist eine Form der ständigen Überwa-
und in regelmäßigen Zeitabständen auf- chung, durchgeführt von direkt oder in-
gerechnet (saldiert). Mind. einmal im Jahr direkt in den Realisationsprozess einbe-
erfolgt ein Rechnungsabschluss. Derje- zogenen Personen oder Organisations-
nige, dem dabei ein Überschuss gebührt, einheiten. Kontrollinformationen können
kann hierfür Zinsen verlangen, sofern Daten für nachfolgende Planungen lie-
Zinsen in der Rechnung enthalten sind. fern. Im Unterschied zum ĺ Controlling
319 Konzernabschluss

gehört zur Kontrolle i.d.R. keine Mängel- Konzern  –  Zusammenschluss mehre-


beseitigung. rer Unternehmen unter einer Geschäfts-
leitung (ĺ  Unternehmenszusammen-
Kontrollmitteilung  –  Auswertung von
schluss). Die Konzernunternehmen sind
Feststellungen, die ein Außenprüfer im
rechtlich selbstständig. Sie geben je-
Rahmen einer ĺ Außenprüfung über die
doch ihre wirtschaftliche Selbständig-
Verhältnisse Dritter trifft. Kontrollmittei-
keit auf. – Nach dem Aktiengesetz (AktG)
lungen werden dem zuständigen ĺ  Fi-
werden unterschieden: (1) Gleichord-
nanzamt mitgeteilt und von diesem über-
nungskonzern (Koordinationskonzern):
prüft.
Die Konzernunternehmen unterstehen
Konventionalstrafe ĺ Vertragsstrafe. keinem übergeordneten (herrschenden)
Unternehmen. (2) Unterordnungskonzern
Konvergenzprogramm ĺ  Stabilitäts-
(Subordinationskonzern): Die Konzernun-
und Wachstumspakt.
ternehmen stehen unter der Leitung eines
Konvertibilität  –  Konvertierbarkeit. übergeordneten (herrschenden) Unter-
Recht, Währungsguthaben in eine an- nehmens. – Je nachdem, welcher Produk-
dere ĺ  Währung umzutauschen und tionsstufe die Konzernunternehmen an-
zu transferieren.  –  Bei voller Konvertibi- gehören, können unterschieden werden:
lität kann der Eintausch zu den gelten- (1) horizontaler Konzern: Zusammen-
den ĺ  Wechselkursen in unbegrenzter schluss von Unternehmen der gleichen
Höhe und ohne personelle Einschrän- Produktionsstufe; (2) vertikaler Konzern:
kungen in jede Währung erfolgen.  –  Im Zusammenschluss von Unternehmen auf-
Falle beschränkter  Konvertibilität ist das einander folgender Produktionsstufen
Umtauschrecht auf bestimmte Personen (von der Rohstofflieferung bis zum Ver-
oder Organisationen, Verwendungszwe- kauf); (3) Mischkonzern (anorganischer
cke (z. B. Schuldendienst) oder Währun- Konzern): Zusammenschluss von Unter-
gen eingeschränkt. Die Verwirklichung nehmen unterschiedlichster Art wie z. B.
der Konvertibilität ist eines der Haupt- Bank, Versicherung, Reiseunternehmen.
ziele des ĺ  Internationalen Währungs-
fonds (IWF). Konzernabschluss ĺ  Jahresabschluss
der wirtschaftlichen Einheit ĺ Konzern,
Konvertierbarkeit ĺ Konvertibilität.
besteht aus (1) Konzernbilanz, (2) Kon-
Konzentration  –  1.  Statistik: Vereini- zern-Gewinn- und Verlustrechnung, (3)
gung eines hohen Anteils von Merkmal- Konzernanhang einschl. ĺ  Kapitalfluss-
sausprägungen auf eine relative geringe rechnung. Nach dem ĺ  Handelsgesetz-
Anzahl von Merkmalsträgern. – 2.  Wirt- buch (HGB) muss eine Kapitalgesellschaft
schaftspolitik: Zusammenballung wirt- einen  Konzernabschluss (einschl. Kon-
schaftlicher Größen einschließlich der zernlagebericht) aufstellen, wenn sie bei
Verfügungsmacht, z. B. die Einkommens- einem anderen Unternehmen die Mehr-
oder Vermögenskonzentration (ĺ  Ver- heit besitzt und gleichzeitig Gesellschaf-
teilungspolitik) und die ĺ  Unterneh- terin ist (Mehrheitsbeteiligung). Sie muss
menskonzentration (ĺ Wettbewerbspoli- dieses auch tun, wenn sie aufgrund eines
tik, ĺ Zusammenschlusskontrolle). Beherrschungsvertrags oder aufgrund der
Konzernanlage 320

Satzung einen beherrschenden Einfluss Konzern-Gewinn- und Verlustrech-


hat. Der Konzernabschluss dient nicht als nung ĺ Konzernabschluss.
Grundlage für die Gewinnverteilung und
Konzernlagebericht ĺ  Konzernab-
Besteuerung, sondern der Information
schluss.
über die Vermögens-, Finanz- und Er-
tragslage. – Zur Aufstellung der Konzern- Konzernrevision ĺ interne Revision.
abschlüsse werden die Einzelabschlüsse Konzession  –  Begriff aus dem Verwal-
der ĺ  Muttergesellschaft und aller in- tungsrecht: 1.  befristete behördliche Ge-
und ausländischen ĺ Tochtergesellschaf- nehmigung eines konzessionspflichtigen
ten aufgestellt und addiert. Konzernin- ĺ  Gewerbes oder ĺ  Handels, z. B. eine
terne Vorgänge müssen anschließend her- Taxikonzession oder eine Ausschank-
ausgerechnet werden. Dazu sind folgende genehmigung für Gaststätten.  –  2.  Ver-
Schritte erforderlich: (1) Aufrechnung des leihung eines besonderen Rechts an einer
Beteiligungsbuchwertes gegen das Eigen- öffentlichen Sache, z. B. an einer Straße,
kapital der Beteiligungsgesellschaft (Ka- einem Wasserlauf, am Betrieb einer Ei-
pitalkonsolidierung), (2) Aufrechnung senbahn, Straßenbahn oder Fähre.
der Forderungen und Schulden zwischen
den Konzerngesellschaften (Schuldenkon- Kooperation  –  Zusammenarbeit un-
solidierung), (3) Entfernen der Gewinne terschiedlicher Intensität, Dauer und
und Verluste aus den Geschäftsbeziehun- Zielrichtung zwischen rechtlich selbst-
gen der Konzerngesellschaften unterei- ständigen Unternehmen. Die Koopera-
nander (Zwischenergebniseliminierung), tionspartner können der gleichen Wirt-
(4) Aufrechnung von Aufwendungen und schaftsstufe und der gleichen Marktseite
Erträgen aus den Geschäftsbeziehungen angehören (horizontale Kooperation),
der Konzerngesellschaften untereinander z. B. Lebensmitteleinzelhändler, oder un-
(Aufwands- und Ertragskonsolidierung), terschiedlichen Wirtschaftsstufen und
(5) Anpassung der latenten Steuern, so- Marktseiten angehören (vertikale Koope-
weit die konsolidierungsbedingten An- ration), z. B. Automobilhersteller und Au-
satzveränderungen vorübergehender Na- tohäuser. Die Intensitätsstufen können
tur sind. – Der Konzernabschluss ist nach vom Informationsaustausch über Abspra-
den handelsrechtlichen Vorschriften, die chen und Gemeinschaftsarbeit bis zur Ge-
für den Jahresabschluss von Kapitalge- meinschaftsgründung reichen. – Im Rah-
sellschaften gelten, aufzustellen. Er kann men einer Kooperation getroffene hori-
jedoch auch nach anerkannten interna- zontale oder vertikale Vereinbarungen
tionalen Rechnungslegungsgrundsätzen können je nach individueller Ausgestal-
wie den International Financial Reporting tung gegen das Kartellverbot (ĺ Kartell)
Standards (IFRS) (ĺ  International Ac- gemäß § 1 GWB oder Art. 81 I EGV ver-
counting Standards Board (IASB)) erstellt stoßen. – Vgl. auch ĺ Unternehmenszu-
werden. sammenschluss.
Koordination  –  Abstimmung von Teil-
Konzernanlage ĺ Konzernabschluss. aktivitäten im Hinblick auf ein überge-
ordnetes Ziel. – 1. Organisation: a) Anlass
Konzernbilanz ĺ Konzernabschluss. zur Koordination besteht, wenn zwischen
321 Kopfsteuer

den arbeitsteiligen Handlungen (ĺ  Ar- Zentralplanmäßige  Koordination (Ex-an-


beitsteilung) der organisatorischen Ein- te-Koordination): Die Abstimmung der
heiten Interdependenzen bestehen. b) Wirtschaftspläne erfolgt vor ihrer späte-
Aufgaben: (1)  Koordination löst Vertei- ren Durchführung. Eine zentrale Koordi-
lungskonflikte. (2)  Koordination trägt nationsinstanz erarbeitet, ausgehend von
dazu bei, dass Arbeitsabläufe so gestal- einer wirtschaftlichen Zielsetzung, die
tet werden, dass Doppelarbeit vermie- Leistungsbeiträge der beteiligten Wirt-
den wird und sich eine optimale Reihen- schaftseinheiten und weist sie als ver-
folge realisieren lässt. (3)  Koordination bindliche Planvorgaben zu. Die  Koordi-
führt dazu, dass die Unternehmensziele nation ist bei der Planausführung somit
bewusst gemacht, täglich angewandt und (im Idealfall) ohne spätere Korrekturnot-
ggf. auf Verbesserungs- und Änderungs- wendigkeiten gewährleistet. Überwiegen-
vorschläge hin untersucht werden. (4) Ko- des Koordinationsprinzip in der ĺ Zent-
ordination gleicht Wissens- und Wahr- ralverwaltungswirtschaft und der ĺ  Or-
nehmungsunterschiede unter den Orga- ganisation.
nisationsmitgliedern aus. c) Grenzen: Der Koordinationskonzern ĺ Konzern.
Einsatz von Koordinationsinstrumenten
verursacht Kosten (Abstimmungskosten) Kopfpauschale  –  Vorschlag zur Re-
und Demotivationseffekte. Ein Verzicht form der Finanzierung der gesetzlichen
auf  Koordination hingegen verursacht ĺ  Krankenversicherung.  Kopfpauschale
Autonomiekosten. Im Hinblick auf die or- ist der monatliche Beitrag, den jeder Er-
ganisatorische Effizienz stellt sich also die wachsene unabhängig von seinem Ein-
Frage nach dem optimalen Koordinations- kommen in die Krankenversicherung in
grad.  –  2.  Volkswirtschaft: a) Begriff: Ab- gleicher Höhe einzahlen soll. Die  Kopf-
stimmung von Wirtschaftsplänen in einer pauschale soll dabei auch von nicht er-
arbeitsteiligen Wirtschaft. Realgüterwirt- werbstätigen Ehepartnern gezahlt wer-
schaftlich besteht ein Koordinationsbe- den. Für Kinder können reduzierte Pau-
darf hinsichtlich (1) der Konsumpläne der schalen gelten. Dies bedeutet den Wegfall
Haushalte und der Produktionspläne der der heutigen ĺ  Familienversicherung.
Unternehmen und (2) der Produktions- Soziale Härten sollen über Steuererleich-
pläne der Unternehmen, die unterein- terungen und/oder Transferleistungen
ander in Zulieferbeziehungen stehen. b) ausgeglichen werden. Im Fall der  Kopf-
Arten: (1) Marktmäßige  Koordination pauschale soll der bisherige ĺ Arbeitge-
(Ex-post-Koordination): Die bei Vertrags- beranteil zur Krankenversicherung ent-
freiheit und planerischer Selbstständig- fallen und einkommenserhöhend an die
keit dezentral gefassten Wirtschaftspläne ĺ Arbeitnehmer ausgezahlt werden.
werden schrittweise einander angepasst, Kopfsteuer  –  einfachste Form der Be-
wobei divergierende Pläne Preisbewegun- steuerung. Bei der Kopfsteuer wird jede
gen auslösen und auf die Wirtschaftspläne erwerbsfähige Person unabhängig von ih-
zurückwirken. Eine  Koordination ergibt rer Leistungsfähigkeit (ĺ Leistungsfähig-
sich allmählich nach Ablauf mehrerer Pe- keitsprinzip) mit dem gleichen Pausch-
rioden. Überwiegendes Koordinations- betrag besteuert. Die Kopfsteuer wird als
problem in der ĺ  Marktwirtschaft. (2) entscheidungsneutral angesehen, weil die
Korbwährungen 322

Höhe der Steuer von wirtschaftlichen Dis- Die  Körperschaftsteuer ist auf das Ein-
positionen völlig unabhängig ist. kommen, das die Körperschaft innerhalb
Korbwährungen ĺ  Europäische Wäh- eines Kalenderjahres bezogen hat, zu zah-
rungseinheit (ECU), ĺ  Rechnungsein- len.  –  Der Körperschaftsteuersatz beträgt
heiten, ĺ Sonderziehungsrechte (SZR). seit 2008 nur noch 15 % des nach den Vor-
schriften des Einkommensteuergesetzes
Körperschaft  –  Zusammenschluss, der (EStG) und Körperschaftsteuergesetzes
als ĺ  juristische Person eigene Rechts- (KStG) ermittelten Gewinns. Bei der spä-
fähigkeit besitzt und durch Organe ver- teren Ausschüttung der Nettogewinne als
treten wird.  –  1.  Körperschaft des Pri- ĺ Dividende werden dann entweder (1)
vatrechts: Dazu zählen im Einzelnen Betriebseinkünfte nach dem ĺ  Teilein-
ĺ  Aktiengesellschaft (AG), ĺ  Kom- künfteverfahren noch zu 60 % steuerlich
manditgesellschaft auf Aktien (KGaA), berücksichtigt oder (2) Privateinkünfte
ĺ Gesellschaft mit beschränkter Haftung als ĺ  Einkünfte aus Kapitalvermögen-
(GmbH) und ĺ  Genossenschaft, aber mit den einheitlichen Steuersatzvon 25 % 
auch der rechtsfähige ĺ Verein. – 2. Kör- im Rahmen der ĺ  Abgeltungsteuerbe-
perschaft des öffentlichen Rechts: Vereini- steuert. – Steuerbefreiungen gelten v.a. für
gung zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben, Körperschaften die gemeinnützige Zwe-
die unter staatlicher Aufsicht steht. Dazu cke verfolgen. Dazu gehören Pensionskas-
zählen ĺ  Gebietskörperschaften (Bund, sen, Kranken- und Unterstützungskassen,
Länder und Gemeinden), Personen- und politische Parteien sowie Versicherungs-
Vereinskörperschaften (z. B. Berufskam- und Versorgungseinrichtungen.
mern) und Verbandskörperschaften (z. B.
kommunale Zweckverbände).  –  Körper- Korrelation – Bezeichnung in der ĺ Sta-
schaften des Privatrechts und ĺ Betriebe tistik für einen mehr oder minder intensi-
gewerblicher Art (BgA) von Körperschaf- ven Zusammenhang zweier quantitativer
ten öffentlichen Rechts unterliegen der Merkmale bzw. Zufallsvariablen. Man un-
ĺ Körperschaftsteuer. terscheidet zwischen Maßkorrelation und
Rangkorrelation.  Die Messung der Korre-
Körperschaft des öffentlichen Rechts lation erfolgt durch sog. Korrelationskoef-
ĺ Körperschaft. fizienten.  –  Eine positive (negative)  Kor-
Körperschaft des Privatrechts ĺ  Kör- relation liegt vor, wenn zu einem hohen
perschaft. Wert des einen Merkmals tendenziell ein
hoher (niedriger) Wert des zweiten Merk-
Körperschaftsteuer  –  Steuer, die das
mals gehört. – Bei qualitativen Variablen
ĺ  zu versteuernde Einkommen von
wird statt von Korrelation von ĺ Assozia-
ĺ  Kapitalgesellschaften, anderen ju-
tion gesprochen.
ristischen Personen, nicht-rechtsfä-
higen Vereinen und Zweckvermögen Korrespondenzbank ĺ  Kreditinstitut,
des Privatrechts sowie von ĺ  Betrie- das Zahlungsverkehr und andere Dienst-
ben gewerblicher Art (BgA) von Körper- leistungen für eine andere Bank erbringt,
schaften des öffentlichen Rechts erfasst i.d.R. grenzüberschreitend zur Durchfüh-
(ĺ Körperschaft). Sie ist damit die „Ein- rung von Auslandsgeschäften. Beide Kre-
kommensteuer der Körperschaften“. ditinstitute können per ĺ  Kontokorrent
323 Kosten

(Banken-Kontokorrent) gegenseitige For- in einem Bundeslagebericht Korruption


derungen und Verbindlichkeiten verrech- die aktuellen Erkenntnisse zur Lage und
nen. Oft sind mit diesen Geschäftsbezie- Entwicklung der Korruption in Deutsch-
hungen auch ĺ Kreditlinien verbunden. land. – Weitere Informationen unter www.
bka.de.
Korruption  –  1.  Vorteilsannahme/Be-
stechlichkeit: Missbräuchliche Ausnut- Kosten  –  bewerteter Güterver-
zung der Handlungsmöglichkeiten ei- zehr. –  1.  Volkswirtschaft: Begriff für den
nes Amtsrägers (z. B.eines Beamten oder bewerteten Güterverzehr in der Produk-
Richters),  politischen Mandatsträgers tion. Die Einsatzmengen der ĺ Produkti-
(z. B. eines  Abgeordneten)   oder Funk- onsfaktoren werden mit ihren jeweiligen
tionsträgers  der Wirtschaft (z. B. ei- Preisen (Faktorpreisen) bewertet und ad-
nes Angestellten oder Beauftragten ei- diert. Der Zusammenhang zwischen Kos-
nes Geschäftsbetriebes), indem er  für ten und Produktionsmenge wird als
die Ausübung oder Unterlassung seiner Funktion dargestellt (ĺ  Kostenfunk-
Dienstausübung  oder  Handlung im Ge- tion).  –  Vgl. auch ĺ  Opportunitätskos-
schäftsverkehr  für sich oder  für einen ten. – 2.  Rechnungswesen: Begriff für den
Dritten einen Vorteil fordert, sich ver- bewerteten mengenmäßigen Güterver-
sprechen  läßt oder annimmt, ggf. unter zehr zur Erstellung und zum Absatz von
Verletzung seiner Amts- oder Geschäfts- Sach- und/oder Dienstleistungen. Kosten
pflichten. – 2.  Vorteilsgewährung/Beste- werden i.d.R. aus dem ĺ Aufwand abge-
chung: Das Anbieten, Versprechen  oder leitet. – Kosten und Aufwand können fol-
Gewähren  von Vorteilen (z. B. Geldleis- gendermaßen abgrenzt werden: (1) Kos-
tungen)  für eine Gegenleistung eines ten, die gleichzeitig Aufwendungen sind:
Amtsrägers, politischen  Mandatsträgers ĺ  Grundkosten und ĺ  Anderskos-
oder Funktionstragers in der Wirtschaft. ten. (2) Aufwendungen, die keine Kos-
– Das Strafrecht sieht in bestimmen Fällen ten sind: ĺ neutraler Aufwand. (3) Kos-
hierfür Freiheitsstrafen bis zu fünf Jah- ten, die keine Aufwendungen sind: ĺ Zu-
ren und Geldstrafen vor. – Das Bundes- satzkosten. – Vgl. auch Abb. „Kosten und
kriminalamt (BKA) veröffentlich jährlich Aufwand“.  –  Wichtige Kostenkategorien
Kostenart 324

sind die ĺ  fixen Kosten und ĺ  variab- werden ĺ  fixe Kosten und ĺ  varia-
len Kosten sowie die ĺ  Gemeinkosten ble Kosten sowie ĺ  Durchschnittskos-
und ĺ Einzelkosten. –  Gegensatz: ĺ Er- ten und ĺ  Grenzkosten unterschieden.
lös. – Vgl. auch ĺ kalkulatorische Kosten. Die  Kostenfunktion wird bei gegebenen
Preisen für die eingesetzten ĺ Produkti-
Kostenart  –  Teil der Gesamtkosten, der
onsfaktoren und unterschiedlichen An-
nach der Art der ver- oder gebrauch-
nahmen über die Art der Faktorvariation
ten Güter oder Dienstleistungen gebildet
aus der ĺ Produktionsfunktion hergelei-
wird. Alle Kostenarten sind eindeutig zu
tet.
definieren. Jeder Kostenbetrag muss ge-
nau einer bestimmten Kostenart zugeord- Kosten für Verwaltungsleistungen
net werden. – Zu unterscheiden sind: (1) ĺ Verwaltungskosten.
primäre  Kostenarten (originäre Kostenar-
Kosten-Nutzen-Analyse  –  Nutzen-Kos-
ten): Kostenkategorie für Güter, die von
ten-Analyse, Cost-Benefit-Analyse. Ver-
Unternehmensexternen bezogen werden.
fahren zum Vergleich und zur Bewer-
Ihre Erfassung erfolgt in der ĺ  Kosten-
tung von Investitionsobjekten oder Hand-
artenrechnung. (2) Sekundäre  Kostenar-
lungsmöglichkeiten. Im ersten Schritt
ten (abgeleitete Kostenarten): Kostenkate-
werden die zukünftigen, auf den gegen-
gorie für ĺ innerbetriebliche Leistungen.
wärtigen Zeitpunkt abgezinsten ĺ  Kos-
Diese werden in der ĺ  Kostenstellen-
ten und Nutzen (ĺ Erträge) des einzelnen
rechnung erfasst.
Objektes bestimmt (ĺ  Diskontierung).
Kostenartenrechnung – Teilbereich der Diese werden dann mit den entsprechen-
ĺ  Kostenrechnung. In der  Kostenarten- den Größen alternativer Investitionsob-
rechnung werden die ĺ Kosten nach ih- jekte verglichen. Gewählt wird die Alter-
rer Art erfasst (primäre ĺ  Kostenar- native mit der größten Differenz zwischen
ten). Die Kostenartenrechnung bildet die Nutzen und Kosten. Die  Kosten-Nut-
Grundlage der ĺ Kostenstellenrechnung zen-Analyse wurde ursprünglich für die
und der ĺ  Kostenträgerrechnung. Sie öffentliche Verwaltung entwickelt und
kann Auskunft über die betragsmäßige dort v.a. bei Infrastruktur-Investitionsvor-
Entwicklung einzelner Kostenarten im haben (ĺ Infrastruktur) angewandt.
Zeitablauf und über die Kostenstruktur
Kostenplatz  –  Abrechnungsbereich
der Unternehmung geben. Der Aufbau
innerhalb einer ĺ  Kostenstelle.  Kos-
der  Kostenartenrechnung entspricht im
tenplätze werden v.a. dann eingerichtet,
Wesentlichen dem für die Finanzbuchhal-
wenn innerhalb einer Kostenstelle unter-
tung maßgeblichen ĺ Kontenrahmen.
schiedliche Leistungsarten erbringende
Kostenauswertung ĺ Kostenrechnung. Leistungsstellen vorhanden sind und
diese gesondert kalkuliert werden sollen.
Kostenfunktion  –  analytisches Instru-
ment der ĺ  Produktions- und Kosten- Kostenpräkurrenz – Begriff für das zeit-
theorie: mathematisch-funktionale Be- liche Vorauseilen der ĺ Kosten bei einer
ziehung zwischen der Produktionsmenge Steigerung der Ausbringungsmenge, z. B.
eines Gutes und den hierfür anfallenden durch Lernprozesse erklärbar.  –  Gegen-
ĺ  Kosten. Neben den ĺ  Gesamtkosten satz: ĺ Kostenremanenz.
325 Kostenstellenrechnung

Kostenrechnung  –  zentraler Teilbe- werden ĺ  Teilkostenrechnung und


reich des internen ĺ  Rechnungswesens. ĺ Vollkostenrechnung unterschieden.
Im Rahmen der  Kostenrechnung wer-
Kostenremanenz –  Kostenresistenz. Ent-
den die ĺ Kosten erfasst, gespeichert, den
wicklung der ĺ Kosten, die dadurch ge-
verschiedenen Bezugsgrößen (z. B. Pro-
kennzeichnet ist, dass bei Verringerung
dukte, Aufträge) zugeordnet und für spe-
der Ausbringungsmenge die Kosten nicht
zielle Zwecke ausgewertet, d.h selektiert,
oder nicht in gleichem Maße zurückge-
verknüpft und/oder verdichtet (Kosten-
hen, wie sie bei Erhöhung der Ausbrin-
auswertung).  –  Hauptsächliche Adressa-
gungsmenge angestiegen sind. Die rema-
ten der Kostenrechnung sind interne Stel-
nenten Kosten bleiben gleich hoch oder
len, von der Unternehmensleitung bis hin
sinken weniger.  –  Gegensatz: ĺ  Kosten-
zu einzelnen Kostenstellenleitern und Di-
präkurrenz.
sponenten. Die  Kostenrechnung stellt
Kosten- und Erlösinformationen, die für Kostenresistenz ĺ Kostenremanenz.
die Planung, Kontrolle und Analyse des
Kostenstelle  –  spezielle Bezugsgröße
Unternehmenserfolgs erforderlich sind,
der ĺ  Kostenrechnung. Kostenstellen
zur Verfügung (ĺ  Deckungsbeitrags-
sind als Orte der Kostenentstehung rech-
rechnung). Außerdem werden Daten der
nungsmäßig abgegrenzte institutionelle
Kostenrechnung für die ĺ  Kalkulation
Teile des Gesamtbetriebes, für die ĺ Kos-
und Überprüfung von Angebotspreisen
ten separat erfasst werden. Die Abgren-
benötigt. Die Kostenrechnung wird auch
zung erfolgt funktionell, nach Verant-
zur Wirtschaftlichkeitskontrolle von Fer-
wortungsbereichen, nach räumlichen
tigungsverfahren, Abteilungen, Vertriebs-
Gesichtspunkten, hinsichtlich ĺ  Kos-
wegen usw. genutzt. – Häufig wird der Be-
tenträgern oder nach speziellen ab-
griff der Kostenrechnung auch auf die Be-
rechnungs- und leistungstechnischen
trachtung und Analyse von Erlösen oder
Gesichtspunkten. Für jede Kostenstelle
Leistungen ausgeweitet. In diesem Zu-
werden die von ihr verursachten ĺ Kos-
sammenhang wird dann auch von einer
tenarten erfasst und ausgewiesen.  –  Es
Kosten- und Leistungsrechnung gespro-
gibt ĺ Hauptkostenstellen, ĺ  Nebenkos-
chen. – Teilbereiche der Kostenrechnung
tenstellen und ĺ  Hilfskostenstellen sowie
sind: (1) ĺ  Kostenartenrechnung, (2)
ĺ  Endkostenstellen. – Vgl. auch ĺ Kos-
ĺ Kostenstellenrechnung, (3) ĺ Kosten-
tenplatz und ĺ Kostenstellenrechnung.
trägerrechnung.  –  Vgl. auch ĺ  Kosten-
rechnungssysteme. Kostenstellenrechnung  –  Teilbereich
der ĺ Kostenrechnung, in dem ĺ Kos-
Kostenrechnungssysteme  –  Systeme ten für die einzelnen ĺ Kostenstellen er-
zur Erfassung und Auswertung von fasst und zwischen diesen verrechnet wer-
ĺ Kosten, die sich hinsichtlich Zeitbezug den. Die  Kostenstellenrechnung erfasst
und Umfang unterscheiden. Nach dem alle Kostenstellengemeinkosten (ĺ  Ge-
Zeitbezug werden ĺ  Istkostenrechnung, meinkosten) und ordnet diese entspre-
ĺ Normalkostenrechnung und ĺ Plan- chend ihrer Verursachung den Kosten-
kostenrechnung unterschieden. Nach stellen zu. Danach werden die Kosten für
Art und Umfang der Kostenverrechnung innerbetriebliche Leistungen verrechnet
Kostentheorie 326

(ĺ  innerbetriebliche Leistungsverrech- Kostenvoranschlag  –  ausführliche Be-


nung) und zwar entweder vollständig rechnung der voraussichtlichen Kosten
(ĺ  Vollkostenrechnung) oder nur z.T. der im ĺ Werkvertrag versprochenen Ar-
(ĺ Teilkostenrechnung). beit. –  Zweifache Bedeutung: (1) Verbind-
Kostentheorie ĺ  Produktions- und licher Kostenvoranschlag: Verpflichtung
Kostentheorie. des Unternehmers (z. B. Handwerkers),
das Werk zu der im Voranschlag genann-
Kostenträger  –  Produkt oder Leistung ten Summe zu erbringen. Keine Mehr-
eines Unternehmens, dem bzw. der die forderung möglich, auch wenn die Aus-
Kosten zugeordnet werden. Die Kos- führung wider Erwarten teurer wird. (2)
ten werden im Rahmen der ĺ  Kosten- Unverbindlicher Kostenvoranschlag: Zur
trägerrechnung bzw. ĺ  Kalkulation, der Information des Bestellers, höherer Ver-
ĺ Kostenstellenrechnung oder der ĺ in- gütungsanspruch also nicht ausgeschlos-
nerbetrieblichen Leistungsverrechnung sen. Der Besteller kann kündigen (Un-
dem Kostenträger zugerechnet.  –  Vgl. ternehmer muss anzeigen), wenn sich
ĺ Kostenarten, ĺ Kostenstellen. herausstellt, dass das Werk nicht ohne er-
Kostenträgerrechnung  –  Teilbereich hebliche Überschreitung der veranschlag-
der ĺ  Kostenrechnung, der ĺ  Kosten ten Kosten ausführbar ist, andernfalls
für ĺ Kostenträger direkt aus der ĺ Kos- schuldet er die erhöhte Vergütung.
tenartenrechnung (ĺ Einzelkosten) oder Kraftfahrtunfallversicherung ĺ  Kraft-
mit Hilfe von Kalkulationsverfahren aus fahrtversicherung.
der ĺ Kostenstellenrechnung übernimmt
und pro Kostenträger für die gesamte Ab- Kraftfahrtversicherung  –  Autoversiche-
rechnungsperiode (Kostenträgerzeitrech- rung, Kraftfahrzeugversicherung, Kfz-Ver-
nung) oder pro Einheit eines Kostenträ- sicherung. Versicherungsschutz für Schä-
gers (Kostenträgerstückrechnung) ausweist den, die durch ein Kraftfahrzeug (Kfz)
(ĺ Kalkulation). verursacht werden. Die  Kraftfahrtversi-
cherung gilt nur in der ĺ  Europäischen
Kostenträgerstückrechnung ĺ  Kalku-
Union (EU). – 1. Kraftfahrzeughaftpflicht-
lation, ĺ Kostenträgerrechnung.
versicherung: Die Versicherung dient der
Kostentreiber ĺ  Prozesskostenrech- Deckung von Personen-, Sach- und sons-
nung. tigen Vermögensschäden, um den Schutz
Kosten- und Erlösrechnung ĺ Kosten- der Verkehrsopfer sicherzustellen. Es be-
rechnung. steht für den Halter von Kraftfahrzeugen
und Kraftfahrzeuganhängern Versiche-
Kosten- und Leistungsrechnung rungspflicht, sofern das Fahrzeug auf öf-
ĺ Kostenrechnung. fentlichen Straßen und Plätzen betrieben
Kostenvergleichsrechnung  –  statisches wird und seinen ordentlichen Standort
Verfahren der ĺ  Investitionsrechnung. im Inland hat. Die gesetzliche Mindest-
Bei der  Kostenvergleichsrechnung wer- versicherungshöhe beträgt 7,5 Mio. Euro
den die ĺ  Kosten alternativer ĺ  Inves- für Personenschäden, 1,0 Mio. Euro für
titionen zur Beurteilung ihrer Vorteilhaf- Sachschäden und 50.000 Euro für sons-
tigkeit miteinander verglichen. tige Vermögensschäden. In der Praxis
327 Krankengeld

werden i.d.R. höhere Versicherungssum- ab 1.7.2009: Die Steuer richtet sich nach
men vereinbart. – 2. Fahrzeugversicherung dem amtlich festgestellten CO2-Ausstoß,
(Kaskoversicherung): freiwillige Sachver- zzgl. eines gewissen hubraumbezogenen
sicherung, die bei Beschädigung, Zer- Sockelbetrages. – 3. Verfahren: Der Halter
störung oder Verlust des Fahrzeugs ein- hat der Zulassungsbehörde eine ggf. mit
tritt. Sie deckt das Interesse des Versi- der Fahrzeuganmeldung identische Steu-
cherungsnehmers an der Erhaltung des ererklärung abzugeben. Das zuständige
wirtschaftlichen Werts des versicher- Hauptzollamt (spätestens ab 1.7.2014, frü-
ten Fahrzeugs ab. Zu unterscheiden sind her das  Finanzamt) setzt die Kfz-Steuer
Fahrzeugvollversicherung (Vollkaskover- durch Steuerbescheid jährlich im Voraus
sicherung), bei der v.a. auch selbst ver- fest.  –  4.  Steuergläubiger/Verwaltungsho-
schuldete Unfälle versichert sind, und heit: Seit 2009 fließt das Steueraufkom-
Fahrzeugteilversicherung (Teilkasko- men nicht mehr den Ländern, sondern
versicherung).  –  3.  Kraftfahrtunfallversi- dem Bund zu, der auch die Verwaltung
cherung: Freiwillige Unfallversicherung, übernommen hat.
durch die Gesundheitsschäden der Fahr-
Kraftfahrzeugversicherung ĺ  Kraft-
zeuginsassen (Insassenunfallversicherung)
fahrtversicherung.
aufgrund eines Unfalls versichert sind.
Krankengeld  –  finanzielle ĺ  Entgelter-
Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung
satzleistung der gesetzlichen ĺ  Kran-
ĺ  Haftpflichtversicherung, ĺ  Kraft-
kenkasse. Das Krankengeld wird gezahlt,
fahrtversicherung.
wenn der Versicherte wegen Krankheit
Kraftfahrzeugsteuer – Kfz-Steuer. 1. Be- arbeitsunfähig ist. Dies bescheinigt der
griff: ĺ  Steuer, die auf das Halten von behandelnde Vertragsarzt. I.d.R. zahlt in
Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugan- den ersten sechs Wochen der ĺ Arbeitge-
hängern erhoben wird, die zum Verkehr ber das ĺ Arbeitsentgelt weiter (ĺ Ent-
auf öffentlichen Straßen bestimmt sind. geltfortzahlung im Krankheitsfall). Da-
Die Steuerpflicht beginnt mit der Zulas- nach erhält der Arbeitnehmer Kranken-
sung und endet mit der Abmeldung bei geld. Die Höhe des Krankengeldes beträgt
der zuständigen Zulassungsbehörde. Steu- i.d.R. 70 % des wegen Arbeitsunfähigkeit
erschuldner ist i.d.R. die Person, auf die entgangenen regelmäßigen Arbeitsent-
das Fahrzeug zugelassen wurde. – 2. Steu- gelts, soweit es der Beitragsberechnung
erberechnung: Parallele Steuerberech- unterliegt. Es darf aber 90 % des Nettoar-
nungssysteme für a) Altfahrzeuge (Zulas- beitsentgelts  und den Betrag von  94,50
sung vor 1.7.2009): Bemessungsgrundlage Euro pro Tag nicht überschreiten. We-
ist für Fahrzeuge mit Hubkolbenmotoren gen derselben Krankheit wird  Kranken-
der Hubraum, bei übrigen Motoren das geld höchstens 78 Wochen gezahlt. – Ein
zulässige Gesamtgewicht. Bei PKW wer- Anspruch auf  Krankengeld besteht auch
den zusätzlich die Schadstoff- und Koh- für den Fall, dass ein Kind unter 12 Jah-
lendioxidemissionen, bei den übrigen ren des Arbeitnehmers krank ist. In die-
Fahrzeugen über 3.500 kg zusätzlich die sem Fall wird für bis zu zehn Arbeits-
Schadstoff- und Geräuschemissionen be- tage oder 20 Arbeitstage für Alleinerzie-
rücksichtigt. b) Fahrzeuge mit Zulassung hende Krankengeld gezahlt. Höchstdauer
Krankenkasse 328

pro Kalenderjahr 25 Tage bzw. 50 Tage für durch die Einführung des ĺ  Kranken-
Alleinerziehende. kassenwahlrechts im Rahmen des Ge-
sundheitsstrukturgesetzes bedeutungslos
Krankenkasse  –  Träger der gesetzlichen geworden.  –  Die Krankenkassen finan-
ĺ  Krankenversicherung, in Deutsch- zieren sich seit dem 1.1.2009 aus den ih-
land in der Form öffentlich-rechtlicher nen zugeteilten Mitteln aus dem Gesund-
ĺ Körperschaft. Sie hat einen hauptamt- heitsfonds, in dem zunächst die Kran-
lichen Vorstand und einen ehrenamtli- kenkassenbeiträge nach den von der
chen Veraltungsrat. Sie sind organisato- Bundesregierung einheitlich festgelegten
risch und finanziell unabhängig und un- Beitragssätzen und die Bundeszuschüsse
terstehen der Aufsicht von Bund oder zusammenfließen.  –  Vgl. auch ĺ  Ge-
Ländern. Kennzeichnend für die gesetzli- sundheitsreform.
chen Krankenkasse ist die Pflichtmitglied-
schaft der ĺ Arbeitnehmer  und die Auf- Krankenkassenwahlrecht  –  Recht der
bringung der Beiträge jeweils durch den Versicherungsberechtigten und Versi-
ĺ  Arbeitgeber und -nehmer (2014:  Ar- cherungspflichtigen, eine gesetzliche
beitgeberanteil 7,0 %, Arbeitnehmeran- ĺ  Krankenkasse frei zu wählen. Das
teil 7,9 % der beitragspflichtigen Einnah- Krankenkassenwahlrecht kann nach Voll-
men). – Der Leistungsanspruch der in der endung des 15.  Lebensjahres ausgeübt
gesetzlichen  Krankenkasse Versicherten werden. Die Ausübung des Wahlrechts ist
ist im Fünften Sozialgesetzbuch (SGB V) gegenüber der gewählten Krankenkasse
festgelegt. Die Krankenkassen stellen den zu erklären. Diese darf die Mitgliedschaft
Versicherten Leistungen zur Verfügung, nicht ablehnen. Der Versicherte ist an die
soweit diese nicht der Eigenverantwor- gewählte Krankenkasse mind.18 Monate
tung der Versicherten unterliegen. Die gebunden.  –  Eine Kündigung ist nur mit
Qualität und Wirksamkeit der Leistun- einer Frist von drei Monaten zum Ende
gen haben dem allg. anerkannten Stand des Kalenderjahres möglich. Allerdings
der medizinischen Erkenntnisse zu ent- besteht im Fall einer Beitragserhöhung
sprechen und den medizinischen Fort- ein Kündigungsrecht mit einer Frist von
schritt zu berücksichtigen. Die Versi- nur einem Monat. Die Kündigung wird
cherten erhalten die Leistungen als Sach- nur wirksam, wenn innerhalb der Kün-
und Dienstleistungen, soweit gesetzlich digungsfrist die Mitgliedschaft in einer
nichts anderes vorgesehen ist. Dies bedeu- anderen Krankenkasse durch eine ent-
tet, dass diese, anders als bei der privaten sprechende Bescheinigung nachgewiesen
Krankversicherung, nicht zunächst vom wird. Außerdem kann das Wahlrecht bei
Versicherten bezahlt und dann erst von einem Wechsel des Arbeitgebers jederzeit
der Krankenkasse erstattet werden. – Bei ausgeübt werden. – Kein Krankenkassen-
den gesetzlichen Krankenkassen kann wahlrecht haben die beitragsfrei mitversi-
zwischen ĺ  Allgemeine Ortskranken- cherten Angehörigen des Kassenmitglie-
kassen (AOK), ĺ Betriebskrankenkassen des in der ĺ Familienversicherung.
(BKK), ĺ  Innungskrankenkassen (IKK)
und ĺ  Ersatzkassen unterschieden wer- Krankenschein ĺ Krankenversicherten-
den. Diese Unterscheidung ist allerdings karte.
329 Krankenversicherung

Krankenversichertenkarte  –  Ausweis behinderte Menschen, Empfänger von


des Versicherten über die bestehende Mit- Arbeitslosengeld (II), landwirtschaftliche
gliedschaft in einer ĺ Krankenkasse, die Unternehmer, Künstler und Publizisten in
seit dem 1.1.1992 mit wenigen Ausnah- der GKV pflichtversichert. Des Weiteren
men den Krankenschein abgelöst hat. Seit besteht eine Versicherungspflicht für Bür-
dem 1.1.2014 wird  die Krankenkassen- ger, die keinen anderweitigen Anspruch
karte sukzessive durch die ĺ  elektroni- auf Absicherung im Krankheitsfall ha-
sche Gesundheitskarte (eGK) abgelöst, ben. Die GKV umfasst auch eine beitrags-
die auf der Rückseite die ĺ Europäische freie ĺ  Familienversicherung. Danach
Krankenversicherungskarte (EHIC) als sind Ehe- und eingetragene Lebenspart-
Sichtausweis umfasst. ner sowie Kinder (bis zu einem gewissen
Alter) mitversichert. –  Träger der gesetz-
Krankenversicherung  –  Teil des Sys- lichen Krankenversicherung sind die ge-
tems der ĺ  sozialen Sicherung. Die Ri- setzlichen ĺ  Krankenkassen.  –  2.  Pri-
siken von Krankheiten können entweder vate  Krankenversicherung (PKV): a) Be-
im Rahmen der gesetzlichen oder der pri- griff:  Als PKV wird die Gesamtheit der
vaten  Krankenversicherung abgesichert privatrechtlich organisierten Versiche-
werden. – 1.  Gesetzliche Krankenversiche- rungswirtschaft bezeichnet, die eine Absi-
rung (GKV): Ältester Zweig der ĺ Sozial- cherung gegen Krankheitskosten anbietet.
versicherung, der 1883 gegründet wurde. Die privaten Krankenversicherungsun-
Sie ist die durch das fünfte ĺ  Sozialge- ternehmen sind im Verband der privaten
setzbuch (SGB V) begründete Pflichtver- Krankenversicherung e. V. organisiert und
sicherung gegen das Krankheitsrisiko. In unterliegen der Aufsicht der ĺ  Bundes-
der GKV sind ca. 90 % der deutschen Be- anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
völkerung krankenversichert. ĺ  Arbeit- (BaFin). b) Versicherte: Eine PKV kann
nehmer sind automatisch in der GKV nur von Personen abgeschlossen werden,
versicherungspflichtig, wenn sie ihren deren Bruttojahreseinkommen oberhalb
Wohnsitz in Deutschland haben und ihr der Versicherungspflichtgrenze liegt. Da-
regelmäßiges Bruttojahresentgelt die ge- rüber hinaus können sich auch Selbst-
setzlich festgelegte Krankenversicherungs- ständige, Beamte (einkommensunabhän-
pflichtgrenze (2014: 53.550 Euro) nicht gig) und Freiberufler privat versichern.
überschreitet. Versicherungsfrei sind sie Private Zusatzversicherungen sind dage-
erst dann, wenn das regelmäßige Brutto- gen für jeden Bürger möglich. Eine bei-
jahresentgelt diese Grenze in drei aufei- tragsfreie Mitversicherung von Famili-
nander folgenden Kalenderjahren über- enmitgliedern wie in der GKV gibt es bei
schritten hat. In diesem Fall  kann man privaten Krankenversicherungsunterneh-
entscheiden, ob  man in der GKV blei- men nicht. c) Leistungen: Private Versi-
ben oder in eine private Krankenversi- cherungsunternehmen bieten in Deutsch-
cherung wechseln will. Neben den Ar- land sowohl Vollversicherung als auch Zu-
beitnehmern sind auch Studenten, Prak- satzversicherung an. In der PKV sind die
tikanten, Auszubildende, Rentner, wenn Versicherten selbst Vertragspartner des
sie in der 2.  Hälfte ihres Erwerbslebens Arztes oder Krankenhauses. Dabei gilt
überwiegend Mitglied in der GKV waren, das Kostenerstattungsprinzip, wonach die
Krankenversicherungslücke 330

Versicherten zunächst finanziell in Vor- Jahr, (2) mittelfristiger Kredit: Laufzeit von
leistung gehen und die entstandenen Kos- einem Jahr bis zu vier Jahren, (3) langfris-
ten anschließend mit der Krankenkasse tiger Kredit: Laufzeit von mind. vier Jah-
abrechnen. Art und Umfang des Versiche- ren.  –  Nach den gegebenen Sicherheiten
rungsschutzes sind i.Allg. grundsätzlich für den Kredit gibt es den (1) ĺ Realkre-
nicht gesetzlich geregelt, sondern richten dit und (2) den  ĺ Personalkredit.
sich nach den Versicherungsbedingungen
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
und den vereinbarten Tarifen. d) Die Ver-
ĺ  Kreditinstitut, das zur Förderung der
sicherungsprämien zur PKV werden in-
Wirtschaft ĺ  Kredite vergibt. Sitz in
dividuell und risikoäquivalent kalkuliert.
Frankfurt a.M. mit Niederlassungen in
e) Reform: Das GKV-Wettbewerbsstär-
Berlin und Bonn. Die KfW vergibt ent-
kungsgesetz 2007 schreibt mit Wirkung
sprechend den struktur- und umweltpo-
zum 1.1.2009 vor, dass es für alle Bürger
litischen Zielen der Bundesregierung, z.T.
einen bezahlbaren und umfassenden pri-
auch im Rahmen von Förderprogrammen
vaten Krankenversicherungsschutz (Ba-
in ihrem Auftrag, Kredite. Die KfW be-
sistarif mit Kontrahierungszwang) geben
schränkt sich jedoch auf Kreditgeschäfte,
muss.
bei denen sie nicht mit den Geschäftsban-
Krankenversicherungslücke ĺ  Allge- ken konkurriert. Die KfW ist in den Ge-
meine Krankenversicherungspflicht. schäftsbereichen Investitionsfinanzie-
rung, Export- und Projektfinanzierung,
Krankenversicherungspflicht ĺ  allge-
Mittelstands- und Existenzgründungs-
meine Krankenversicherungspflicht.
finanzierung, Mezzanine-Finanzierung,
Krankheitskostenversicherung ĺ Zusammenarbeit mit Entwicklungs-
Krankenversicherung, ĺ  Allgemeine ländern sowie Beratungsleistungen tä-
Krankenversicherungspflicht. tig. – Zur KfW-Gruppe gehören die KfW
Mittelstandsbank, die KfW Privatkun-
Kredit – Überlassung von ĺ Kapital auf
denbank, die KfW-Kommunalbank, die
Zeit. Darüber hinaus wird auch das bei
KfW IPEX-Bank (Internationale Pro-
der ĺ  Fremdfinanzierung überlassene
jekt- und Exportfinanzierung), die KfW
Kapital selbst als  Kredit bezeichnet. Im
Entwicklungsbank und die DEG (Deut-
Unterschied zum ĺ  Darlehen bezieht
sche Investitions- und Entwicklungsge-
sich der Kredit nicht nur auf die ĺ Geld-
sellschaft). –  Weitere Informationen unter
leihe, sondern auch auf Formen der
www.kfw.de.
ĺ Kreditleihe (z. B. ĺ Avalkredit, ĺ Dis-
kontkredit). – Grundlage eines Kredits ist Kreditfazilität ĺ Fazilität
ein Kreditvertrag, der zwischen Kredit-
Kreditfinanzierung  –  Form der
nehmer und Kreditgeber abgeschlossen
ĺ  Fremdfinanzierung, bei der die Ka-
wird. Im Kreditvertrag werden v.a. Kre-
pitalbeschaffung einer Unternehmung
dithöhe, Laufzeit und Rückzahlung, Zin-
durch die Aufnahme eines ĺ Kredites er-
sen und Sicherheiten für den Kreditgeber
folgt.
vereinbart. – Hinsichtlich der Laufzeit las-
sen sich folgende Arten unterscheiden: (1) Kreditgenossenschaft  –  Genossen-
kurzfristiger Kredit: Laufzeit unter einem schaftsbank. ĺ  Kreditinstitut, das in der
331 Kreditprovision

Rechtsform einer eingetragenen ĺ  Ge- der Nutzung liegt im ĺ  bargeldlosen


nossenschaft (eG) geführt wird und his- Zahlungsverkehr.
torisch als Selbsthilfeorganisation des ge-
Kreditkonsortium ĺ  Bankenkonsor-
werblichen und landwirtschaftlichen
tium.
ĺ Mittelstandes entstanden ist. Während
für die Genossenschaftsbanken ursprüng- Kreditleihe  –  Teilbereich des ĺ  Kredit-
lich die Kreditvergabe an ihre Mitglieder geschäfts. Bei der  Kreditleihe stellt das
im Vordergrund stand, sind sie heute als Kreditinstitut seinem Kunden keine Geld-
ĺ  Universalbanken tätig.  Kreditgenos- mittel, sondern seine ĺ  Kreditwürdig-
senschaften sind v.a. Volksbanken, Raif- keit zur Verfügung. Durch die Kreditleihe
feisenbanken sowie Spar- und Darlehens- werden die Mittel der Bank nur in An-
kassen. spruch genommen, wenn der Kunde sei-
nen Verpflichtungen nicht nachkommt.
Kreditgeschäft ĺ  Bankgeschäft i.S.d. Zur Kreditleihe zählen ĺ Avalkredit und
Kreditwesengesetzes (KWG). Ein Kredit- ĺ  Akzeptkredit.  –  Gegensatz: ĺ  Geld-
geschäft ist die Gewährung von Gelddar- leihe.
lehen (ĺ Darlehen) und ĺ Akzeptkredi-
ten. Teilbereiche des Kreditgeschäfts sind Kreditlimit ĺ Kreditlinie.
ĺ Geldleihe und ĺ Kreditleihe. Kreditlinie – Kreditlimit. 1. Kreditgeschäft:
Einem Kreditnehmer entsprechend der
Kreditinstitut  –  Unternehmen, das
Kreditzusage eingeräumter (maxima-
ĺ  Bankgeschäfte i.S.d. Kreditwesenge-
ler) Kreditbetrag (ĺ Limit). Die Kreditli-
setzes (KWG) betreibt. Nach dem KWG
nie kann  im Kreditvertrag (Kredit) nach
müssen für ein  Kreditinstitut drei Merk-
außen dokumentiert oder intern von der
male gegeben sein: (1) Ein Unternehmen,
Bank festgesetzt worden sein. – 2. Außen-
also nicht eine einzelne natürliche Person,
handel: Beträge, bis zu dem (1) bei bila-
auch wenn es sich um einen ĺ Kaufmann
teralen Verrechnungsabkommen ein Land
handelt; (2) das Betreiben mind. eines der
vom Partnerland Kredit erhalten darf
zwölf Bankgeschäfte i.S.d. KWG, im Un-
oder (2) bei multilateralen Verrechnungs-
terschied zur Definition des EU-Bank-
abkommen ein Land (Mitglied) Kredit ge-
rechts; (3) ein gewisser Umfang der Ge-
währen muss und/oder Kredite von der
schäfte, wofür eine gewerbsmäßige Tätig-
multilateralen Verrechnungsstelle erhal-
keit (ĺ Gewerbe) maßgeblich ist. – Nach
ten kann.
der Rechtsprechung der ĺ  Europäi-
schen Union (EU) bezieht sich der Be- Kreditmarge ĺ Marge.
griff Kreditinstitut nur auf Unternehmen, Kreditmarkt ĺ Finanzmarkt.
die sowohl ĺ Einlagengeschäfte als auch
ĺ Kreditgeschäfte betreiben. – Vgl. auch Kreditoren  –  Begriff aus der ĺ  Buch-
ĺ Bank. haltung für die ĺ Gläubiger eines Unter-
nehmens, v.a. Lieferanten.  –  Gegensatz:
Kreditkarte ĺ Zahlungskarte, die zur Be- ĺ Debitoren.
schaffung von ĺ  Bargeld an Geldausga-
Kreditprolongation ĺ Prolongation.
beautomaten und zur bargeldlosen Zah-
lung eingesetzt wird. Der Schwerpunkt Kreditprovision ĺ Provision.
Kreditsicherheiten 332

Kreditsicherheiten  –  Vermögensgegen- Verhältnissen sowie den Einkommens-


stände (ĺ Sachen und ĺ Rechte), die den und Vermögensverhältnissen des Kredit-
ĺ Gläubiger gegen das Ausfallrisiko der nehmers abhängig. Diese werden im Rah-
Gewährung von ĺ  Krediten absichern men einer ĺ  Kreditwürdigkeitsprüfung
sollen. – Vgl. auch Abb. „Kreditsicherhei- vor der Kreditvergabe überprüft.
ten – Arten“.

Kreditvertrag ĺ Kredit.
Kreditwürdigkeitsprüfung  –  Boni-
Kreditwürdigkeit – Bonität. Maßstab für tätsprüfung. Prüfung der ĺ  Kredit-
die Beurteilung der Fähigkeit eines priva- würdigkeit (Bonität) eines Kreditneh-
ten oder institutionellen Kreditnehmers, mers. Es werden die persönlichen und
einen zur Verfügung gestellten ĺ Kredit wirtschaftlichen Verhältnisse des Kre-
vereinbarungsgemäß verzinsen und til- ditnehmers zur Abschätzung des mit
gen zu können. Die  Kreditwürdigkeit ist der Kreditvergabe verbundenen Risi-
im Wesentlichen von den persönlichen kos geprüft und beurteilt. Das Ergebnis
333 Krisenmanagement

der  Kreditwürdigkeitsprüfung dient als Kriegsbeschädigte ĺ  Kriegsopferver-


Entscheidungsgrundlage für Gewäh- sorgung.
rung beauftragter bzw. die Belassung ein-
Kriegsopferfürsorge ĺ Kriegsopferver-
geräumter ĺ  Kredite.  –  Bei Privatkun-
sorgung.
den werden v.a. die aktuellen Einkom-
mens- und Vermögensunterlagen geprüft, Kriegsopferversorgung – 1.  Begriff: Ge-
die persönliche Zuverlässigkeit und das samtheit der staatlichen Versorgungsleis-
Arbeitsplatzrisiko eingeschätzt. Außer- tungen (ĺ  soziale Sicherung) nach dem
dem wird die Verwendung des ĺ  Kre- Bundesversorgungsgesetz (BVG) für (1)
dits bei den Überlegungen einbezogen. Personen, die im Zusammenhang mit ei-
Bei Firmenkunden werden v.a. die Jahres- nem der beiden Welkriege im militäri-
abschlüsse der letzten drei Jahre, aktuelle schen oder militärähnlichen Dienst oder
Zwischenzahlen und Unternehmenspläne durch sonstige Umstände Gesundheits-
analysiert. schäden erlitten haben (Kriegsbeschä-
digte), und für die (2) Hinterbliebenen
(Witwen, Witwer, Waisen und Eltern)
Kreislaufwirtschaft  –  1.  Institutionell:
der an den Folgen einer Schädigung ver-
alle Wirtschaftssubjekte und -bereiche storbenen Kriegsbeschädigten.  –  2.  Leis-
der ĺ  Abfallwirtschaft, die an der Ver- tungen: (1) Kriegsopferfürsorge als sozi-
meidung und Verwertung von ĺ  Ab- ale Mindestsicherung, (2) Heilbehand-
fall beteiligt sind.  –  2.  Funktionell: Nach lung, (3) Versorgungskrankengeld, (4)
dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) Beschädigtenrente und sonstige Geldleis-
von 2012 die Vermeidung und Verwer- tungen und (5) Hinterbliebenenversor-
tung von Abfällen: a) Abfallvermeidung: gung. – Das Leistungssystem der Kriegs-
jede Maßnahme, die ergriffen wird, bevor opferversorgung gilt auch für Wehr-
ein Stoff, Material oder Erzeugnis zu Ab- dienst- und Zivildienstbeschädigte,
fall geworden ist, und dazu dient, die Ab- Impfgeschädigte, Opfer von Gewalttaten
fallmenge, die schädlichen Auswirkungen und für politische Häftlinge.
des Abfalls auf Mensch und ĺ  Umwelt
oder den Gehalt an schädlichen Stoffen in Krisenberatung ĺ Consulting.
Materialien und Erzeugnissen zu verrin- Krisenmanagement  –  Maßnahmen zur
gern (z. B. die anlageninterne Kreislauf- Vermeidung oder Bewältigung von Un-
führung von Stoffen oder die abfallarme ternehmenskrisen (oder auch Staatskri-
Produktgestaltung). b) Abfallverwertung: sen).  Krisenmanagement ist eine bes.
jedes Verfahren, als dessen Hauptergeb- Form der Führung von höchster Priori-
nis die Abfälle innerhalb der Anlage oder tät, deren Aufgabe es ist, alle jene Prozesse
in der weiteren Wirtschaft einem sinn- zu vermeiden (Krisenvermeidung oder ak-
vollen Zweck zugeführt werden, indem tives Krisenmanagement) oder zu bewälti-
sie entweder andere Materialien ersetzen, gen (Krisenbewältigung oder reaktives Kri-
die sonst zur Erfüllung einer bestimmten senmanagement), die den Fortbestand der
Funktion verwendet worden wären, oder Unternehmung (oder Staates)  substanzi-
indem die Abfälle so vorbereitet werden, ell gefährden oder sogar unmöglich ma-
dass sie diese Funktion erfüllen. chen würden.
Kulanz 334

Kulanz – Gefälligkeit oder Entgegenkom- Kundendatenbank ĺ Datenbank.


men im Geschäftsverkehr, worauf der Be- Kundendienst  –  Service. Zusatzleistun-
günstigte keinen Rechtsanspruch hat. gen für ein Produkt. Die Leistungen kön-
Kunde  –  ein tatsächlicher oder poten- nen bereits vor dem Kauf (ĺ  Pre-Sa-
zieller Nachfrager auf Märkten. Dies les-Service) und nach dem Kauf (ĺ  Af-
können Einzelpersonen oder Instituti- ter-Sales-Service) erbracht werden.
onen mit mehreren Entscheidungsträ- Serviceleistungen sind z. B. Abhol- und
gern sein.  –  Zu unterscheiden sind: (1) Auslieferungsdienste, Montage, Installa-
Laufkunden: Kunde, die im Vorüberge- tion, Bestell- und Umtauschdienste. Ser-
hen oder nach Prüfung des Marktangebo- viceleistungen werden zur ĺ Kundenbin-
tes bei wechselnden Anbietern kaufen. (2) dung eingesetzt.
Stammkunden: Kunde, die ihren Bedarf Kundenertragswert ĺ  Customer Life-
regelmäßig bei demselben Anbieter de- time Value (CLV).
cken. – Vgl. auch ĺ Key Account.
Kundeninformationswert ĺ  Customer
Kundenbindung – Bindung eines Nach- Lifetime Value (CLV).
fragers an einen bestimmten Anbieter,
wodurch es zu wiederholten Geschäfts- Kundennähe ĺ Kundenorientierung.
abschlüssen mit ein und demselben Kundennutzen  –  Grad der Befriedi-
ĺ  Kunden (Stammkundschaft) kommt. gung von ĺ  Bedürfnissen, den ein Pro-
Zur  Kundenbindung können zahlreiche dukt dem ĺ Kunden erbringt. Jede Kau-
Maßnahmen (Kundenbindungsmaßnah- fentscheidung ist für den Kunden ein Ab-
men) wie z. B. Treuerabatte, Hotline, Te- wägen von Kosten und ĺ Nutzen. – Das
lefonmarketing, Kundenzeitschriften, absatzwirtschaftliche Nutzenkonzept geht
ĺ  Kundenclubs, Kundenkarten einge- dabei von einer hierarchischen Gliede-
setzt werden. Grundlage ist aber v.a. eine rung unterschiedlicher Nutzenarten aus,
ĺ  Produkt- und Programmpolitik, die aus denen sich der Produktnutzen addi-
sich an den Wünschen und Bedürfnissen tiv zusammensetzt. Der sog. Grundnutzen
des Kunden orientiert (ĺ Kundenorien- schafft dabei die aus den physisch-funk-
tierung). tionalen Produkteigenschaften resultie-
Kundenclub – ein von einem Unterneh- rende Bedarfsdeckung. Der Zusatznut-
men organisierter Club seiner ĺ  Kun- zen lässt sich in den Erbauungsnutzen, der
den. Durch den Kundenclub soll v.a. sich aus den ästhetischen Eigenschaften
die ĺ  Kundenbindung gefördert wer- des Produktes (z. B. Form, Farbe und Ge-
den. Außerdem kann ein  Kundenclub ruch) ergibt, und den Geltungsnutzen un-
zur Mundpropaganda (Word-of-Mouth) terteilen, der aus den sozialen Eigenschaf-
genutzt werden. Clubmitgliedern wer- ten des Produktes (z. B. Prestige) resul-
den v.a. Sonderpreisaktionen oder -nach- tiert. Grund- und Zusatznutzen ergeben
lässe, aber auch exklusive Serviceleistungen zusammen den Gesamtnutzen.
(z. B. Versicherungen, Veranstaltungen Kundenorientierung  –  Kunden-
und Reisen) angeboten. Meistens besteht nähe. Ausrichtung aller marktrelevan-
zu den Clubmitgliedern ein regelmäßiger ten Maßnahmen eines Unternehmens
Kontakt über Clubzeitschriften. auf die ĺ Bedürfnisse und Probleme der
335 Kündigung

ĺ  Kunden. Ziele der Kundenorientie- Rechtsverhältnisses (ĺ  Dauerschuldver-


rung sind die Erhöhung des ĺ Kunden- hältnis), meist nach Ablauf einer Frist,
nutzens und der ĺ Kundenzufriedenheit herbeigeführt werden soll. Die i.d.R. nur
und damit die Stärkung der ĺ Kunden- aus wichtigem Grund zulässige außer-
bindung. ordentliche oder fristlose  Kündigung löst
das Rechtsverhältnis sofort auf.  –  2.  Ar-
Kundenreferenzwert ĺ  Customer Li-
beitsrecht: Die  Kündigung eines Arbeits-
fetime Value (CLV).
vertrags: Sie muss schriftlich vorgenom-
Kundenunzufriedenheit ĺ  Kundenzu- men werden, eindeutig und unbedingt
friedenheit. sein und sich auf den Arbeitsvertrag im
Ganzen beziehen. Eine Teilkündigung ist
Kundenzufriedenheit  –  Nachkaufphä-
unzulässig. Vorsorgliche  Kündigung und
nomen, bei dem der ĺ  Kunde erwor-
Änderungskündigung sind echte Kündi-
bene Produkte oder Dienstleistungen an-
gungen. In Betrieben mit einem ĺ  Be-
hand seiner gewonnenen Nutzungser-
triebsrat muss dieser vor dem Ausspruch
fahrungen (ĺ  Kundennutzen) beurteilt.
einer  Kündigung angehört werden.  –  Zu
Die  Kundenzufriedenheit drückt als hy-
unterscheiden sind: (1) Ordentliche Kün-
pothetisches Konstrukt der Käuferverhal-
digung: zur Auflösung von unbefristeten
tensforschung aus, inwieweit die Erwar-
Arbeitsverhältnissen, bei befristeten Ar-
tungen des Kunden mit dem tatsächlichen
beitsverträgen nur möglich, wenn dies
Konsumerlebnis subjektiv übereinstim-
einzelvertraglich oder im anwendbaren
men. – Werden die Erwartungen nicht er-
Tarifvertrag vereinbart ist. Bei der ordent-
füllt, liegt Kundenunzufriedenheit vor. Bei
lichen  Kündigung sind die gesetzlichen
unzufriedenen Kunden besteht die Ge-
Kündigungsfristen einzuhalten. Nach dem
fahr, dass sie (still) zur Konkurrenz ab-
Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beträgt
wandern (Unvoiced Complainers) und/
die Mindestkündigungsfrist vier Wochen
oder ihre Unzufriedenheit dem Unter-
zum 15.  oder 1.  eines Kalendermonats.
nehmen in Form einer ĺ  Beschwerde
Während der Probezeit kann jederzeit mit
(ĺ  Beschwerdemanagement) oder an-
einer Frist von zwei Wochen gekündigt
deren Personen durch negative Mund-
werden.  –  Eine ordentliche  Kündigung
propaganda mitteilen. –  Zufriedene Kun-
kann aus betriebs-, personen- und ver-
den sind i.d.R. treue Kunden und weniger
haltensbedingtem Grunde erfolgen. Der
preissensibel. D.h.  Kundenzufriedenheit
Kündigungsgrund wird i.d.R. in der Kün-
wird als ein wesentlicher Faktor der Kun-
digung angegeben. Der Arbeitgeber ist
denloyalität bzw. ĺ Kundenbindung an-
dazu jedoch nicht verpflichtet. – Eine be-
gesehen. Außerdem können zufriedene
triebsbedingte  Kündigung liegt vor, wenn
Kunden durch Mundpropaganda ein po-
die Weiterbeschäftigung des Arbeitneh-
sitives Image des Unternehmens vermit-
mers aus dringenden betrieblichen Erfor-
teln.
dernissen nicht möglich ist. Diese kann
Kündigung  –  1.  Allgemein: ein emp- erfolgen, wenn aufgrund inner- oder au-
fangsbedürftiges ĺ  einseitiges Rechts- ßerbetrieblicher Ursachen (z. B. Rationa-
geschäft, durch das die Beendigung ei- lisierung, Auftragsmangel.) Arbeitsplätze
nes regelmäßig dauerhaft laufenden überflüssig werden. Bei der Auswahl der
Kündigungsfristen 336

zu kündigenden Arbeitnehmer hat der den Banken i.d.R. längerfristig zur Verfü-
Arbeitgeber soziale Gesichtspunkte wie gung. Die Zinsen sind gestaffelt nach ver-
z. B. Lebensalter oder Familienstand (sog. schiedenen Laufzeitbändern. – Gegensatz:
Sozialauswahl) zu berücksichtigen. – Die ĺ Festgeld.
ordentliche  Kündigung wird häufig Kündigungsschutz ĺ Kündigung.
durch Tarifvertrag ganz ausgeschlossen.
Das Recht zur außerordentlichen Kündi- künstliche Umwelt ĺ Umwelt.
gung bleibt dadurch unberührt. (2) Au- künstliche Währungen ĺ  Rechnungs-
ßerordentliche Kündigung: Bei der außer- einheiten.
ordentlichen  Kündigung sind die gesetz- Kupon ĺ Bogen, ĺ Coupon.
lichen Fristen nicht einzuhalten. I.d.R.
handelt es sich um eine sofortige Kündi- Kuponsteuer ĺ Kapitalertragsteuer.
gung (sog. fristlose Kündigung). Eine au- Kuppelprodukt ĺ Kuppelproduktion.
ßerordentliche Kündigung kann vorge- Kuppelproduktion  –  technisch verbun-
nommen werden, wenn die Fortsetzung dene Produktion. ĺ  Produktionsverfah-
des Arbeitsverhältnisses unzumutbar ist. ren, bei dem aus demselben Produktions-
Dies gilt v.a. bei grober Pflichtverletzung, prozess mehrere verschiedenartige Pro-
wiederholtem pflichtwidrigen Verhalten dukte (Kuppelprodukte) anfallen. Bspw.
(ĺ  Abmahnung), strafbaren Handlun- entstehen bei der Produktion von Ben-
gen sowie unter Umständen bei schweren zin schweres und leichtes Heizöl oder bei
Erkrankungen, die eine absehbare Gene- der Gaserzeugung Koks und Teer.  –  Die
sung nicht erwarten lassen. Die außeror- Kosten können nach folgenden Verfah-
dentliche Kündigung muss innerhalb von ren den Produkten zugerechnet werden:
zwei Wochen nach Kenntnisnahme des (1) Restwertrechnung: Fallen Haupt- und
Kündigungsgrundes durch den Arbeitge- Nebenprodukte an, werden die Erlöse aus
ber erfolgen. Sie ist schriftlich vorzuneh- den Nebenprodukten von den Gesamt-
men. Im Kündigungsschreiben muss der kosten abgezogen. Dann werden die Rest-
Arbeitgeber den Kündigungsgrund nen- kosten dem Hauptprodukt zugerechnet
nen.  –  3.  Berufsausbildungsgesetz: Wäh- oder auf die Hauptprodukte verteilt. (2)
rend der Probezeit kann der Berufsausbil- Schlüsselungsverfahren: Fallen Produkte
dungsvertrag jederzeit gekündigt werden, von gleicher Bedeutung an, werden die
nach der Probezeit nur aus wichtigem Gesamtkosten der  Kuppelproduktion im
Grund. Der Auszubildende hat das Recht, Verhältnis eines bestimmten Schlüssels
mit einer Frist von vier Wochen schrift- auf die einzelnen Kuppelprodukte verteilt.
lich zu kündigen, wenn er die Berufsaus-
bildung aufgeben oder einen anderen Be- Kurs ĺ Börsenpreis, ĺ Wechselkurs.
ruf erlernen möchte. Kursaussetzung  –  Aussetzung der Bör-
sennotierung eines ĺ  Wertpapiers. Die
Kündigungsfristen ĺ Kündigung.
Geschäftsführung der ĺ Börse kann den
Kündigungsgeld ĺ Termineinlage, über Handel aussetzen, wenn ein ordnungsge-
die erst nach vorheriger Kündigung un- mäßer Börsenhandel zeitweilig gefähr-
ter Einhaltung einer Kündigungsfrist ver- det oder wenn dies zum Schutz des Pub-
fügt werden kann.  Kündigungsgeld steht likums geboten erscheint.  Dabei werden
337 Kurzarbeit

alle vorliegenden Orders  für das betref- und ĺ  Optionen werden von der Börse
fende Wertpapier gelöscht. Eine Kursaus- in Stücknotierung (Währungseinheiten
setzung kann z. B. notwendig sein, wenn pro Stück) angegeben. (2)  Kurswerte von
Ereignisse eintreten, die zu starken Ver- ĺ  Anleihen  und ĺ  Futures werden in
änderungen des Börsenkurses betroffener Prozentnotierung (Kurswert = Nennwert x
Papiere führen können. Eine Kursausset- Kurs/100) veröffentlicht. – Der Kurswert
zung dient primär dem Schutz breiter An- ist maßgebend für die steuerliche Bewer-
legerschichten und dem Ausgleich tem- tung von Wertpapieren.
porärer Informationsgefälle. Im Normal-
Kurszettel  –  Kursbericht, Kursblatt; re-
fall kann die Notierung innerhalb weniger
gelmäßig, meist börsentäglich erschei-
Tage nach Ausgleich des Informations-
nende Liste der an der jeweiligen ĺ Börse
standes wieder aufgenommen werden.
notierten ĺ  Wertpapiere, unterteilt in
Kursbericht ĺ Kurszettel. ĺ  regulierten Markt und Freiverkehr
Kursfeststellung ĺ  Börsenpreisfeststel- (ĺ Open Market). In Börsen- und Tages-
lung. zeitungen werden häufig die amtlichen
Kurszettel (ganz oder im Auszug) sowie
Kursgewinn  –  Unterschiedsbetrag die Kurse im Freiverkehr veröffentlicht.
zwischen Ankaufspreis und höhe- Banken geben oft Kurszettel von nicht an
rem Verkaufspreis (ĺ  Börsenpreis)  ei- der Börse notierten Wertpapieren heraus.
nes ĺ  Wertpapiers. Bei der Berechnung
des Kursgewinns werden Spesen und Ge- Kurszusätze und -hinweise  –  Erläute-
bühren abgezogen. rungen der Börsenkurse im amtlichen
Kurszettel. – Vgl. auch Abb. „Kurszusätze
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)  –  Price
und -hinweise“ auf der nächsten Seite.
Earnings Ratio. Kennziffer, die im Rah-
men der ĺ Aktienanalyse berechnet wird Kurtage ĺ Courtage.
und wichtiges Maß für die Preisbeurtei-
Kurzarbeit  –  Reduzierung der betriebli-
lung einer Aktie darstellt. Das KGV ist
chen ĺ Arbeitszeit zum Zwecke der vo-
das Verhältnis von Aktienkurs zu dem aus
rübergehenden Arbeitsstreckung, v.a. bei
Jahresabschlussdaten geschätzten Reinge-
Auftragsmangel. Das ĺ  Arbeitsentgelt
winn je Aktie. KGV werden regelmäßig in
wird entsprechend gekürzt. Durch Kurz-
den täglichen  Kursberichten  der einzel-
arbeit soll der Zeitraum, für den zu we-
nen Aktiengesellschaften ermittelt und
nige Aufträge in Unternehmen vorliegen,
unterscheiden sich von Branche zu Bran-
ohne Entlassungen überbrückt werden.
che sehr stark.
Sieht der Tarifvertrag eine sog. Kurzar-
Kursindex ĺ Aktienindex. beitsklausel vor, muss der Arbeitgeber
Kursmakler ĺ Skontroführer. die  Kurzarbeit innerhalb eines angemes-
senen Zeitraums ankündigen und erklä-
Kurssicherung ĺ Hedging. ren. – In Betrieben mit mehr als zwanzig
Kurswert  –  Marktwert eines ĺ  Wert- Arbeitnehmern muss der ĺ  Betriebsrat
papiers, der sich aus der ĺ Börsenpreis- der Kurzarbeit zustimmen. – Für Kurzar-
feststellung zu einem bestimmten  Zeit- beiter kann der Anspruch auf ĺ Kurzar-
punkt ergibt: (1) Kurswerte von ĺ Aktien beitergeld bestehen.
Kursbericht 338
339 Kurzarbeitergeld

Kurzarbeitergeld – konjunkturelles Kurz- bekommt Kurzarbeitergeld in Höhe von


arbeitergeld. 1.  Begriff: Geldersatzleis- 67 % (60 %) der Differenz zwischen dem
tung der Bundesagentur für Arbeit (BA) pauschalierten Nettoentgelt aus dem Sol-
an von ĺ  Kurzarbeit betroffene Arbeit- lentgelt bei Vollarbeit und dem pauscha-
nehmer und Instrument der ĺ  Arbeits- lierten Nettoentgelt aus dem Istentgelt bei
marktpolitik zur Erhaltung von Arbeits- Kurzarbeit, wenn er mind. ein Kind (kein
plätzen.  –  2.  Kurzarbeit als Leistungsvo- Kind) hat. Das pauschalierte Nettoentgelt
raussetzung liegt vor, wenn Betriebe aus wird vom gerundeten Soll- bzw. Istent-
wirtschaftlichen Gründen die ĺ Arbeits- gelt durch den Abzug einer Sozialversi-
zeit vorübergehend verringern und der cherungspauschale von 21 %, der Lohn-
Arbeitsausfall nicht vermeidbar und „er- steuer nach Lohnsteuerkarte und des
heblich“ ist, d.h. in einem Kalendermo- Solidaritätszuschlags ermittelt.  –  5.  Zah-
nat mind. ein Drittel der in einem Be- lungsmodus: Das  Kurzarbeitergeld wird
trieb beschäftigten Arbeitnehmer von ei- i.d.R. durch den Betrieb ausgezahlt und
nem Entgeltausfall von mehr als 10 % auf Antrag des Arbeitgebers oder Be-
ihres monatlichen Bruttoentgelts betrof- triebrats von der Bundesagentur für Ar-
fen sind.  –  3.  Weitere Leistungsvorausset- beit (BA) erstattet. – 6. Bezugsdauer: I.d.R.
zungen: (1) Der Arbeitsausfall wurde der kann  Kurzarbeitergeld in einem Betrieb
Bundesagentur für Arbeit (BA) vom Ar- bis zu 6 Monaten gewährt werden. Bei
beitgeber oder Betriebsrat angezeigt. (2) außergewöhnlichen Verhältnissen auf
Eine grundlegende Bedingung ist außer- dem Arbeitsmarkt kann diese Frist auf
dem, dass hierdurch die Arbeitsplätze der maximal 24 Monate verlängert werden.
betroffenen Arbeitnehmer erhalten blei- Durch Rechtsverordnung gilt bis  zum
ben.  –  4.  Höhe: Ein Arbeitnehmer, der 31.12.2014 eine maximale Bezugsdauer
als persönliche Bezugsvoraussetzung we- von 12 Monaten. – 7.  Sonderformen: (1)
gen des Arbeitsausfalls ein verminder- Saison-Kurzarbeitergeld und (2) Transfer-
tes oder gar kein Arbeitsentgelt erhält, kurzarbeitergeld.
Ladenöffnungszeiten ĺ  Ladenschluss-
L
Korrektur. Zu unterscheiden sind v.a. fol-
zeiten. gende Arten: (1) Recognition Lag (Erken-
nungsverzögerung): Dieser umfasst die
Ladenschlusszeiten  –  Zeiten, zu denen Verzögerung bis die Störung wahrgenom-
Ladengeschäfte und Verkaufsstände ge- men wird (Diagnostic Lag) und die Ver-
schlossen sein müssen. Bis zur ĺ Födera- zögerung bis ein Prognoseergebnis vor-
lismusreform I war für die Ladenschluss- liegt (Prognostic Lag). (2) Action Lag (Ak-
zeiten das Ladenschlussgesetz (LadSchlG) tionsverzögerung): Dieser besteht aus der
als Bundesrecht maßgebend. Seit dem Verzögerung bis zur Bestimmung geeig-
1.9.2006 liegt die Gesetzgebungskompe- neter Maßnahmen (Planning Lag) und
tenz für den Ladenschluss ausschließlich der Verzögerung bis zur endgültigen Ent-
bei den Ländern, wovon außer Bayern scheidung (Decision Lag). (3) Instrumen-
alle Länder durch Erlass eigener Laden- tal oder administrative  Lag (Durchfüh-
schluss- bzw. Ladenöffnungsgesetze Ge- rungsverzögerung): Verzögerung durch
brauch gemacht haben. In Bayern, Hessen, die rechtsverbindliche Ausgestaltung und
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gilt das praktische Umsetzung der Maßnahmen.
LadSchlG als partielles Bundesrecht noch (4) Reaction  Lag (Reaktionsverzögerung):
fort. Danach dürfen Ladengeschäfte und Verzögerung bis zur Wahrnehmung der
Verkaufsstände montags bis einschließ- Maßnahmen durch die Betroffenen. (5)
lich samstags vor 6.00 und nach 20.00 Uhr Operational Lag (Durchsetzungsverzöge-
sowie sonn- und feiertags ganztägig nicht rung): Verzögerung bis zur Reaktion der
geöffnet sein. Sonderregelungen gelten Betroffenen.
für Bäckereien, Apotheken, Tankstellen,
Bahnhofs- und Flughafenstände. – In den Lagebericht  –  rechtlich und funktional
anderen Bundesländern sind die Regelun- eigenständiges Instrument der ĺ  Rech-
gen unterschiedlich. Vielfach – wie in Ba- nungslegung im Rahmen der Publizitäts-
den-Württemberg, Berlin, Brandenburg, pflicht von ĺ  Kapitalgesellschaften. Er
Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nord- erläutert den ĺ  Jahresabschluss und er-
rhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gänzt diesen um Informationen allgemei-
– sind die Ladenöffnungszeiten an sechs ner Art über den Geschäftsverlauf ein-
Werktagen, in Mecklenburg-Vorpom- schließlich des Geschäftsergebnisses und
mern und Sachsen-Anhalt an fünf Werk- die Lage der Gesellschaft. Der ĺ Lagebe-
tagen völlig freigegeben. Unterschiedlicher richt wird von der ĺ  Geschäftsführung
Regelungen gelten an Sonn- und Feierta- erstellt.
gen.
Lager  –  Knoten im logistischen System
Lag –  Time Lag, Zeitverzögerung. Begriff (ĺ  Logistik), in dem Güter vorüberge-
aus der ĺ Wirtschaftspolitik. Lag ist der hend gelagert werden (Aufbewahrungs-
Zeitraum zwischen dem Auftreten einer funktion). Häufig werden die Lagergüter
Störung des Wirtschaftsablaufs und der auch in ihrer Mengenzusammensetzung
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_12, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Lagerbestand 342

geändert (ĺ  Kommissionierung) oder Basis wichtiger Lagerkennziffern: ĺ  La-


durch Reifung (z. B. Wein, Käse) oder gerdauer, ĺ Lagerumschlag.
Trocknung (z. B. Holz) veredelt (Um- Lagerbestandsmanagement ĺ  Lager-
formungsfunktion). Durch Lagerhal- haltung.
tung werden Unterschiede hinsicht-
lich Menge und Zeit zwischen Beschaf- Lagerbuchhaltung  –  Nebenbuchhal-
fung, Fertigung und Absatz ausgeglichen tung, die Abrechnungsunterlagen für
(Ausgleichsfunktion). Außerdem kann die ĺ  Betriebsbuchhaltung erstellt. Im
mit Lagerbeständen möglichen Versor- Rahmen der  Lagerbuchhaltung wer-
gungsengpässen vorgebeugt werden (Si- den Menge und Art der im ĺ Lager ein-
cherungsfunktion).  Lager bilden sowohl gehenden, vorhandenen und ausgehen-
Liefer- und Empfangspunkte, als auch den ĺ  Materialien (im Produktionsbe-
Auflöse- und Konzentrationspunkte. – Es trieb) bzw. ĺ Waren (in Handelsbetrieb)
werden folgende Lager unterschieden: (1) erfasst. Auf diese Weise wird der ĺ  La-
Eingangslager: In diesem  Lager werden gerbestand überwacht. Außerdem kann
auf diese Weise die Menge und der Wert
v.a. Roh- und Hilfsstoffe, die bei der Pro-
des ĺ  Materialverbrauchs bzw. des
duktion eingesetzt werden, gelagert. Die
ĺ  Wareneinsatzes festgestellt werden.
Eingangslager dienen als Puffer zwischen
Die erfassten Daten werden für die Erstel-
Beschaffung und Produktion. (2) Zwi-
lung der ĺ Bilanz, der ĺ Gewinn- und
schenlager: Hier werden Güter kurzfristig
Verlustrechnung (GuV) und der ĺ  Kal-
gelagert. Es dient als Puffer zwischen den
kulation benötigt.
einzelnen Produktionsstufen. (3) Aus-
gangs- oder Auslieferungslager: In diesem Lagerdauer – Kennziffer für die Zeit, die
Lager werden Enderzeugnisse gelagert. Es ein ĺ Material oder eine ĺ Ware von der
dient als Puffer zwischen Produktion und Einlagerung bis zur Entnahme durch-
Absatz. I.d.R. wird im Ausgangslager auch schnittlich im ĺ  Lager verbleibt.  –  Vgl.
die Kommissionierung der Waren vorge- auch ĺ Lagerumschlag.
nommen. – Anders: ĺ Lagerbestand. Lagerhalter  –  Gewerbetreibender, der
die Lagerung und Aufbewahrung von Gü-
Lagerbestand  –  Bestand an Gütern in tern übernimmt. Der  Lagerhalter haftet
einem ĺ  Lager.  –  In der ĺ  Buchfüh- für den Verlust der Güter und für ihre Be-
rung und ĺ  Bilanz wird der  Lagerbe- schädigungen, die von ihm zu vertreten
stand als Warenlager oder ĺ  Vorratsver- sind (ĺ  Schadensersatz). Andererseits
mögen bezeichnet.  –  Bestandsermittlung: hat er Anspruch auf Zahlung der Lager-
(1) durch körperliche Bestandsaufnahme haltungskosten sowie auf Ersatz von Schä-
(ĺ  Inventur) oder (2) durch laufende den, die ihm durch die Beschaffenheit der
Notierung der Zu- und Abgänge (Skon- eingelagerten Güter oder durch vertrags-
tration). Soll- und Istbestand stimmen widriges Verhalten des Einlagerers entste-
überein, wenn keine Mess-, Registrier-, hen. – Vgl. auch ĺ Spediteur.
oder Schreibfehler sowie Materialverluste Lagerhaltung  –  Lagerbestandsmanage-
durch Schwund, Diebstahl (Inventurdiffe- ment. Teilgebiet der ĺ  Materialwirt-
renzen) auftreten. – Der Lagerbestand ist schaft (im Produktionsbetrieb) bzw. der
343 Länderfinanzausgleich

Warenwirtschaft (im Handelbetrieb, Laissez-faire  –  Verzicht auf eine Beein-


ĺ  Warenwirtschaftssystem). Unter dem flussung des Wirtschaftsablaufs durch den
Begriff  Lagerhaltung werden alle Ent- Staat. Die Idee des Laissez-faire beruht auf
scheidungen und Handlungen, die einen der Denkrichtung des klassischen ĺ  Li-
Einfluss auf die ĺ Lagerbestände haben, beralismus und deren Annahme, dass die
zusammengefasst. Ziele der Lagerhaltung Wirtschaft sich selbst steuern kann. – Vgl.
bzw. der Haltung eines ĺ Lagers sind v.a. auch ĺ Klassik.
die Sicherung der Lieferbereitschaft und
Länder  –  Bundesländer. Mittlere Ebene
der Ausgleich von Nachfrage- und An-
der ĺ Gebietskörperschaften in Deutsch-
gebotsüberhängen (Sicherungs- und Aus-
land. Aufgrund der im ĺ  Grundgesetz
gleichfunktion). Es muss berücksichtigt
(GG) festgelegten föderalen Staatsverfas-
werden, dass die ĺ Kosten für die Lager-
sung der Bundesrepublik Deutschland
haltung (Lagerhaltungskosten)  möglichst
(ĺ  Föderalismus) sind die 16 Bundes-
gering gehalten werden.
länder teilsouveräne Gliedstaaten eines
Lagerhaltungskosten ĺ  Lagerhalter, ĺ Bundesstaates. Gemäß GG ist die Aus-
ĺ Lagerhaltung. übung der staatlichen Befugnisse und die
Erfüllung der staatlichen Aufgaben Sache
Lagerkennziffern ĺ  Lagerbestand, der Länder, soweit das Gesetz keine an-
ĺ Lagerdauer, ĺ Lagerumschlag. dere Regelung trifft oder zulässt. Soweit
die Länder für die Gesetzgebung zustän-
Lagerumschlag  –  betriebswirtschaftli-
dig sind, können sie mit Zustimmung der
che Kennzahl bzw. Lagerkennziffer: Der
ĺ  Bundesregierung sogar mit auswärti-
Lagerumschlag ist das Verhältnis von
gen Staaten Verträge schließen.
Umsatz oder bewertetem Lagerabgang
zum durchschnittlichen (wertmäßigen) Länderfinanzausgleich – 1. Begriff: hori-
ĺ Lagerbestand. Die Bedeutung des La- zontaler ĺ Finanzausgleich zwischen den
gerumschlages liegt in den mit jeder Bundesländern. Der Länderfinanzaus-
ĺ  Lagerhaltung verbundenen ĺ  Kapi- gleich ist ein gesetzlich vorgeschriebenes
talbindungskosten und Lagerhaltungskos- Verfahren, das den angemessenen Aus-
ten (z. B. Raum-, Zins- und Verwaltungs- gleich der unterschiedlichen Finanzkraft
kosten).  –  Zu unterscheiden sind fol- der ĺ  Länder regelt. Es werden dabei
gende Kennzahlen: (1) Umschlagsdauer: aber auch die Steueraufkommen und der
Zeitspanne von der Verfügbarkeit einer Finanzbedarf der Gemeinden und Ge-
Ware bis zur Umsatzerzielung. (2) Um- meindeverbände berücksichtigt. Ziel ist
schlagshäufigkeit (Umschlagsgeschwindig- es, die Lebensverhältnisse in den Ländern
keit): ĺ Wareneinsatz zum durchschnitt- relativ zu vereinheitlichen. – 2. Verfahren:
lichen ĺ  Lagerbestand. Die Umschlags- a) Umsatzsteuervorwegausgleich: Ein ers-
häufigkeit sagt aus, wie oft eine Ware ter Ausgleich wird bereits durch den Ver-
oder das gesamte Warenlager in einem teilungsmodus des Länderanteils an der
bestimmten Zeitraum (z. B. Jahr) umge- Umsatzsteuer erreicht. Dieser berechnet
setzt wird.  –  Verknüpfung: Umschlags- sich zu 75 % nach der Einwohnerzahl und
dauer = Tage des Berechnungszeitraums/ zu 25 % nach der mangelnden Steuerkraft.
Umschlagshäufigkeit. b) Horizontaler Finanzausgleich: In der
Landesarbeitsgericht (LAG) 344

zweiten Stufe folgt der eigentliche Län- führt öffentliche Fördermaßnahmen


derfinanzausgleich. Es werden (durch Er- durch und dient der Wirtschaft des Lan-
mittlung der Ausgleichsmesszahl) der Fi- des als Geschäftsbank. Außerdem fun-
nanzbedarf eines Landes und (durch Er- giert die Landesbank als  Girozentrale der
mittlung der Steuerkraftmesszahl) seine angeschlossenen Sparkassen. Damit ist sie
originäre Finanzkraft gegenübergestellt. die zentrale Verrechnungsstelle für den
Nach dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) bargeldlosen Zahlungsverkehr. – Nach
wird dann festgelegt, in welchem Ausmaß verschiedenen Fusionen existieren in
Abweichungen von einem bestimmten Deutschland (Stand 2014) nur noch sechs
Mittelwert ausgeglichen werden sollen. Landesbanken.
Auf diese Weise werden ausgleichsberech- Landesertragsteuern ĺ Landessteuern.
tigte Nehmerländer und zahlende Geber-
länder festgestellt. – 3. Bundesergänzungs- Landeserziehungsgeld ĺ  Erziehungs-
zuweisungen: Sie werden im Rahmen des geld.
vertikalen Finanzausgleichs vom Bund ge- Landesfinanzverwaltung ĺ Finanzver-
zahlt, wenn die Finanzkraft eines Bundes- waltung.
landes auch nach dem horizontalen Fi- Landesrechnungshof ĺ Rechnungshof.
nanzausgleich unterhalb von 99,5 % vom
Bundesdurchschnitt bleibt. Landessozialgericht – zweite Instanz der
Sozialgerichtsbarkeit (ĺ  Gerichte). Das
Landesarbeitsgericht (LAG) – zweite In- Landessozialgericht ist für ĺ  Berufun-
stanz der Arbeitsgerichtsbarkeit. Die LAG gen und ĺ  Beschwerden gegen ĺ  Ur-
sind ĺ  Gerichte der ĺ  Länder, deren teile und Entscheidungen der ĺ  Sozial-
Verwaltung und Dienstaufsicht der obers- gerichte zuständig. Das  Landessozialge-
ten Landesbehörde (meist Justiz- oder So- richt entscheidet in Fachsenaten, die mit
zialministerium) obliegt. Das LAG ist für drei Berufs- und zwei ehrenamtlichen
Berufungen und Beschwerden gegen Ent- Richtern besetzt sind. ĺ  Revision ge-
scheidungen der ĺ  Arbeitsgerichte zu- gen Urteile des Landessozialgerichts sind
ständig. Es entscheidet in Kammern, die nur bei bes. Zulassung oder nach erfolg-
mit einem Berufsrichter und je einem eh- reicher Nichtzulassungsbeschwerde beim
renamtlichen Richter aus den Kreisen der ĺ Bundessozialgericht (BSG) zulässig.
ĺ Arbeitnehmer und der ĺ Arbeitgeber
Landessteuern  –  finanzwissenschaft-
besetzt sind. Gegen ĺ  Urteile des LAG
licher Begriff zur Kennzeichnung der
ist ĺ  Revision, gegen verfahrensbeen-
ĺ  Steuerertragshoheit der ĺ  Länder:
dende ĺ Beschlüsse ĺ Beschwerde zum
a)  Landessteuern i.e.S.: ĺ  Steuern, de-
ĺ Bundesarbeitsgericht zulässig.
ren Aufkommen gemäß ĺ  Grundge-
Landesbank  –  Spitzeninstitut der Spar- setz (GG) allein einem einzelnen Bun-
kassenorganisation auf Länderebene. Da- desland zufließen (Landesertragsteu-
chinstitut der  Landesbanken und Zen- ern), z. B. ĺ  Grunderwerbsteuer,
tralbank des Sparkassensektors ist die ĺ  Erbschaftsteuer, Rennwett- und Lot-
ĺ  DekaBank Deutsche Girozentrale. teriesteuer, Biersteuer, Feuerschutz-
Die  Landesbank besorgt die ĺ  Bank- steuer, Spielbankenabgabe.  –  Gegensatz:
geschäfte des jeweiligen Bundeslandes, ĺ  Bundessteuern, ĺ  Gemeindesteuern.
345 Langzeitarbeitslose

b)  Landessteuern i.w.S.: Die Gesamtheit, In einigen Fällen muss jedoch durch Ein-
der einem Land zustehenden Steuerein- zelrichter entschieden werden.
nahmen, die aus den Landessteuern i.e.S.
Landkreis  –  Gemeindeverband und
und dem Länderanteil an den ĺ Gemein-
kommunale ĺ  Gebietskörperschaft, die
schaftsteuern bestehen. – Vgl. ĺ Finanz-
nach dem ĺ Grundgesetz (GG) die Ga-
ausgleich, ĺ Steuerverbund.
rantie der Selbstverwaltung genießt. Als
Landesversicherungsanstalt (LVA)  – Selbstverwaltungskörperschaft nimmt er
frühere regionale Träger der gesetzli- Aufgaben von überörtlicher Bedeutung
chen ĺ  Rentenversicherung. Seit dem wahr. Der Landkreis ist zugleich untere
1.10.2005 bilden sie nur noch (mit ent- staatliche Verwaltungsbehörde. Rechtli-
sprechender Kennzeichnung) die Regi- che Grundlage sind die Kreisordnungen
onalträger der ĺ  Deutschen Rentenver- der ĺ Länder.
sicherung, z. B. Deutsche Rentenversiche-
rung Berlin. Land- und Forstwirtschaft – alle selbst-
ständigen Betriebe und Nebenerwerbs-
Landeszentralbanken (LZB)  –  frühere betriebe, die sich mit der Nutzung von
Hauptverwaltungen der ĺ  Deutschen Boden zur (1)  Pflanzenproduktion, (2)
Bundesbank auf Länderebene. Durch Tierproduktion und (3) Holzproduk-
die Bundesbankreorganisation von 2002 tion befassen. Zur  Land- und Forstwirt-
wurden die LZB in nicht mehr eigenstän- schaft zählen v.a. Ackerbau, Wiesen- und
dige Hauptverwaltungen der Deutschen Weidewirtschaft, Viehwirtschaft, Gar-
Bundesbank umgewandelt. ten- und Obstbau, berufsmäßige Binnen-
Landgericht ĺ Gericht der ordentlichen fischerei und Imkerei und die Waldwirt-
Gerichtsbarkeit (Straf- und Zivilgerichte), schaft. Sie ist  ein Teil der ĺ  Urproduk-
das im Gerichtsaufbau zwischen ĺ Amts- tion.  –  Die ĺ  Einkünfte aus  Land- und
gericht und ĺ Oberlandesgericht (OLG) Forstwirtschaft unterliegen der ĺ  Ein-
steht. Das Landgericht ist für alle Zivilsa- kommensteuer.  Land- und Forstwirt-
chen, die nicht dem ĺ Amtsgericht zuge- schaft sind nicht gewerbesteuerpflich-
wiesen sind, zuständig. Bspw. werden vor tig (ausgenommen Landschaftsgärtne-
dem  Landgericht alle nicht vermögens- reien und Gärtnereien, die überwiegend
rechtlichen Streitigkeiten sowie vermö- fremde Erzeugnisse verkaufen).
gensrechtliche Streitigkeiten mit einem
längerfristige Refinanzierungsge-
Streitwert von mehr als 5.000 Euro ver-
schäfte ĺ Offenmarktgeschäfte.
handelt. – In Strafsachen ist das Landge-
richt in erster Instanz zuständig zur Ab- Langzeitarbeitslose  –  Personen, die
urteilung von Verbrechen (insoweit auch ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet
als Schwurgericht), sowie nicht das Amts- sind (ĺ Arbeitslose). Mit der Dauer der
oder Oberlandesgericht zuständig ist. Es ĺ Arbeitslosigkeit sinkt die Wahrschein-
entscheidet ferner über ĺ  Beschwerden lichkeit der Reintegration in den ĺ  Ar-
und ĺ Berufungen gegen ĺ Urteile und beitsmarkt. Dieser Personenkreis wird bei
ĺ  Beschlüsse des Amtsgerichts.  –  Das Maßnahmen der ĺ  Arbeitsmarktpolitik
Landgericht entscheidet durch Kammern, und im Rahmen der ĺ Grundsicherung
die i.d.R. mit je drei Richtern besetzt sind. für Arbeitssuchende bes. berücksichtigt.
Langzeiturlaub 346

Langzeiturlaub ĺ Sabbatical. besteht ein Bilanzierungswahlrecht. Es


kann als Bilanzierungshilfe ein besonde-
Last-in-first-out ĺ Lifo.
rer Posten angesetzt werden.
Lastschrifteninkasso ĺ Inkasso. laterale Diversifikation ĺ  Diversifika-
Lastschriftverfahren  –  Verfahren zur tion.
Abwicklung des ĺ  bargeldlosen Zah- laufende Inventur ĺ Inventur.
lungsverkehrs. Der Zahlungsempfänger
kann über seine Bank den Einzug fälliger laufende Rechnung ĺ Kontokorrent.
Forderungen vom Konto des Zahlungs- laufendes Konto ĺ Kontokorrentkonto.
pflichtigen veranlassen. Voraussetzung laufende Verbindlichkeit ĺ  Verbind-
hierfür ist das Einverständnis des Zah- lichkeit mit einer Laufzeit von weniger
lungspflichtigen. Vorteil des Lastschrift- als drei Monaten. Wird mit dem ĺ Kre-
verfahrens für den Gläubiger ist, dass er dit ein Gegenstand des ĺ Umlaufvermö-
den Zeitpunkt der Zahlung bestimmen gens finanziert, wird das Bestehen einer
kann. Der Schuldner ist andererseits der laufenden Verbindlichkeit angenommen,
Mühe enthoben, seine Zahlungstermine bei der Finanzierung von ĺ  Anlagever-
zu überwachen und Überweisungen oder mögen wird demgegenüber eine Dauer-
Schecks auszustellen. – Zu unterscheiden schuld vermutet. Entgelte für ĺ Schulden
sind: (1) Einzugsermächtigungsverfahren: sind seit 2008 unabhängig von der Lauf-
Der Zahlungspflichtige erteilt seine Zu- zeit bei der ĺ  Gewerbesteuer mit 25 %
stimmung direkt an den Zahlungsemp- bei der Ermittlung des Gewerbeertrages
fänger. (2) Abbuchungsverfahren: Der hinzurechnen.
Zahlungspflichtige erteilt seiner Bank die
Zustimmung, bestimmte Lastschrift ein- Laufkarte – Schriftstück, das im Rahmen
zulösen. – Zur banktechnischen Erleich- der ĺ  Produktionssteuerung als Hilfs-
terung des Lastschriftverfahrens in Eu- mittel eingesetzt wird. Auf der Laufkarte
ropa wurde 2014 der ĺ Einheitliche Eu- sind die einzelnen Arbeitsgänge und -sta-
ropäische Zahlungsverkehrsraum (SEPA) tionen zur Bearbeitung eines Auftrags an-
eingeführt. gegeben. Nach Abschluss eines Arbeits-
gangs wird der Stand der Auftragsrealisie-
latente Steuern  –  Begriff aus dem rung auf der Laufkarte vermerkt.
ĺ  Rechnungswesen für die Differenzen
zwischen den handelsrechtlichen Wertan- Laufkunde ĺ Kunde.
sätzen von Vermögensgegenständen, Lean Management  –  Managementkon-
ĺ  Schulden und Posten zur ĺ  Rech- zept zur Verschlankung von Strukturen
nungsabgrenzung und ihren steuerli- und zur Beschleunigung von Prozessen.
chen Ansätzen. Gleichen sich die Diffe- Ziele des Lean Management sind ĺ Kun-
renzen in den folgenden Geschäftsjahren denorientierung und Kostensenkung. Ein
voraussichtlich aus, ist eine sich daraus er- wichtiger Grundsatz ist die ĺ Dezentrali-
gebende Steuerbelastung (passive latente sation. Darunter werden verstärkte Über-
Steuern) als ĺ Rückstellung in der ĺ Bi- tragung von Aufgaben und Kompeten-
lanz anzusetzen. Für die Aktivierung von zen, direkte und kurze Informations- und
Steuervorteilen (aktive latente Steuern) Kommunikationswege sowie ĺ  flache
347 Lebensversicherung

Hierarchien verstanden. Ein weiterer ĺ Liquidität anzutasten. Die monatliche


wichtiger Grundsatz ist die sog. Simulta- Leasingrate sollte aus den Erträgen, die
nisierung, wodurch Abläufe vereinfacht durch den Einsatz des Leasinggegen-
und Prozesse permanent verbessert wer- stands erwirtschaftet werden, bestritten
den. werden. – Vgl. auch ĺ Cross Border Lea-
sing, Sale and Lease Back.
Lean Production  –  sparsamer und zeit-
sparender Einsatz von ĺ  Produktions- Least developed Countries ĺ Entwick-
faktoren, ĺ Betriebsmitteln, ĺ Personal, lungsländer.
ĺ  Werkstoffen, Planung (ĺ  Unterneh- Lebenshaltungskosten  –  durchschnitt-
mensplanung) und ĺ Organisation. Ziel liche Aufwendungen für die Lebens-
ist es, die bestmögliche ĺ  Produktivität führung (z. B. für  Verpflegung, Beklei-
der Produktionsfaktoren, Produktqualität dung, Unterkunft, Körperpflege, Ener-
und Anpassungsfähigkeit der ĺ Produk- gie). Als Messzahl wird vom Statistischen
tion zu erreichen. Bundesamt der ĺ  Verbraucherpreisin-
Leasing – bes. Vertragsform der Vermie- dex für Deutschland (VPI) berechnet.
tung und Verpachtung von Investitions- In der ĺ  Europäischen Union gilt der
gütern und Konsumgütern (ĺ Konsum- ĺ Harmonisierte Verbraucherpreisindex
gut). Es kann sich beim Leasinggegenstand (HVPI) als Maßstab.
z. B. um Büromaschinen, Kraftfahrzeuge Lebenshaltungskostenindex ĺ  Le-
oder um Produktionsanlagen handeln. benshaltungskosten, ĺ Verbraucherprei-
Er kann von einer speziellen Leasingge- sindex (VPI), ĺ Harmonisierter Verbrau-
sellschaft gekauft und dann von dieser als cherpreisindex (HVPI).
Leasinggeber an den Leasingnehmer ver-
mietet werden (indirektes Leasing). Ein Lebensstandardsicherung ĺ  Renten-
Hersteller kann das Leasingobjekt aber versicherung.
auch direkt vermieten (direktes  Leasing Lebensversicherung  –  Risikoversiche-
oder Herstellerleasing). – Der Leasingver- rung, die als Versicherungsfall das Erle-
trag sieht eine unkündbare Grundmietzeit ben eines bestimmten Zeitpunkts (Erle-
und die Höhe der zu zahlenden Leasing- bensfallversicherung) oder den Tod des
rate vor. Außerdem räumt der Leasing- Versicherten (Todesfallversicherung)
vertrag häufig die Möglichkeit ein, den deckt. Grundlage ist ein Versicherungs-
Vertrag zu verlängern oder den Leasing- vertrag, der zwischen der Lebensversi-
gegenstand nach Ablauf des Vertrags zu cherungsgesellschaft und dem Versiche-
kaufen. Teilweise sieht der Vertrag auch rungsnehmer abgeschlossen wird. In die-
zusätzliche Dienstleistungen des Lea- sem Vertrag wird v.a. das Bezugserrecht
singgebers vor (z. B. Wartung, Reparatur- geregelt. D.h., welche Person oder Perso-
dienst). – Zu unterscheiden sind nach der nen die Versicherungsleistungen im To-
Dauer des Leasingvertrags: ĺ  Finance des- oder Erlebensfall erhalten soll. Tritt
Leasing und ĺ Operate Leasing. – Vorteil- der Versicherungsfall ein, wird die Versi-
haft für den Leasingnehmer ist es, dass er cherungssumme entweder als Kapitalbe-
ĺ  Investitionen finanzieren kann, ohne trag (Kapitalversicherung) oder als Rente
auf Eigenkapital zurückzugreifen oder die (Rentenversicherung) ausgezahlt.  –  Im
Lebenszyklus 348

Wesentlichen können folgende Arten ĺ  Berufsunfähigkeitsversicherung ange-


von Lebensversicherungen abgeschlossen boten.
werden: (1) Risikolebensversicherung: Bei Lebenszyklus ĺ Produktlebenszyklus.
dieser wird bei Tod der versicherten Per-
son die Versicherungssumme an die Be- Leerkosten  –  Begriff für den Teil der
zugsberechtigten gezahlt. Sie dient v.a. zur ĺ  fixen Kosten, der  rechnerisch auf die
Absicherung von Angehörigen, die wirt- nicht genutzte ĺ Kapazität entfällt. – Ge-
schaftlich abhängig sind, und zur Siche- gensatz: ĺ Nutzkosten.
rung von Verbindlichkeiten. (2) Kapital- Legislative  –  gesetzgebende Gewalt des
lebensversicherung: Sie kombiniert Todes- Staates im Rahmen der ĺ  Gewalten-
fallabsicherung und Sparanlage. Es wird teilung. Die  Legislative ist für die Ver-
bei Tod der versicherten Person die Ver- abschiedung von Gesetzen verantwort-
sicherungssumme an die Bezugsberech- lich. Zur  Legislative in Deutschland ge-
tigten für den Todesfall gezahlt. Erlebt die hören im Wesentlichen ĺ Bundestag und
versicherte Person den Ablauf der Versi- ĺ Bundesrat.
cherungsdauer, wird die Versicherungs- Lehre ĺ Berufsausbildung.
leistung an die Bezugsberechtigten aus-
gezahlt. Meistens ist dies der Versiche- Leiharbeit ĺ Arbeitnehmerüberlassung.
rungsnehmer selbst. (3) Fondsgebundene Leihe  –  unentgeltliche Überlassung ei-
Lebensversicherung: Die in den Beiträgen ner ĺ Sache. Der Verleiher muss den Ge-
enthaltenen Sparanteile werden in ĺ In- brauch gestatten und kann i.d.R. die Sa-
vestmentfonds investiert. Im Rahmen der che jederzeit zurückfordern. Der Entlei-
mit dem Tarif verbundenen Investment- her haftet für jedes ĺ Verschulden, muss
fonds kann der Versicherungsnehmer die Sache pfleglich behandeln, darf sie
meist einen oder mehrere Investment- nicht weiterverleihen und muss sie nach
fonds selbst auswählen, wobei er die Aus- Zeitablauf oder bei Kündigung zurückge-
wahl während der Versicherungsdauer ben. – Gegensatz: ĺ Miete.
i.d.R. ändern kann. (4) Private Rentenver- Leistung  –  1.  Betriebswirtschaft: Aus-
sicherung: Es wird ab dem vereinbarten bringungsmenge eines ĺ  Produktions-
Rentenbeginn eine Rente gezahlt. I.d.R. prozesses. Als Leistung wird aber auch
wird eine private Rentenversicherung ma- die bewertete Ausbringung bezeich-
ximal nur so lange gezahlt, wie die versi- net. Die  Leistung in diesem Sinn wird
cherte Person am Leben ist. – Die Versi- in der Kosten- und Leistungsrechnung
cherungsbeiträge können bei der Ein- (ĺ Kostenrechnung) erfasst. – Zu unter-
kommensteuer als ĺ  Sonderausgaben scheiden sind Absatzleistung und ĺ  in-
geltend gemacht werden, wenn die  Le- nerbetriebliche Leistung.  –  Vgl. auch
bensversicherung zur Altersvorsorge ab- ĺ  Erlös.  –  2.  Zivilrecht: Handlung oder
geschlossen wurde. Die Versicherungs- Unterlassung, zu der ein ĺ  Schuldner
leistungen sind steuerfrei, wenn der Ver- aufgrund eines ĺ  Schuldverhältnisses
trag eine Laufzeit von mind. zwölf Jahren verpflichtet ist.  –  3.  Umsatzsteuerrecht:
hat.  –  Zur  Lebensversicherung werden Obergriff für ĺ  Lieferung und sonstige
zahlreiche Zusatzversicherungen, v.a. die Leistungen.
349 Leitungsspanne

Leistungsabschreibung ĺ  Abschrei- Stellung besitzt er in einigen Bereichen je-


bungsmethoden. doch eine bes. Rechtsstellung. Nach der
Leistungsbeteiligung ĺ  Erfolgsbeteili- Rechtsprechung ist leitender Angestellter,
gung. wenn eine Gesamtwürdigung ergibt, dass
ein ĺ  Angestellter ausreichend bedeut-
Leistungsbilanz ĺ Zahlungsbilanz. same unternehmerische Entscheidungen
Leistungseinkommen ĺ  Faktorein- wahrnimmt, dabei einen erheblichen Ent-
kommen. scheidungsspielraum zu verantworten hat
Leistungsentlohnung ĺ Tariflohn. und dies auch seiner Dienststellung und
seinem Dienstvertrag entspricht. Der Be-
Leistungsfähigkeit ĺ Produktivität. griff des leitenden Angestellten ist für das
Leistungsfähigkeitsprinzip  –  Ability to Kündigungsschutzgesetz, das Arbeitsge-
Pay Principle. Grundsatzprinzip der Be- richtsgesetz und das Betriebsverfassungs-
steuerung (ĺ  Besteuerungsprinzipien), gesetz jeweils eigenständig bestimmt. Ab-
nach dem die Besteuerung nach der Leis- zugrenzen ist der leitende Angestellte vom
tungsfähigkeit des Steuerpflichtigen er- außertariflichen Angestellten (ĺ AT-An-
folgen soll. Als Indikator für die Leis- gestellter).
tungsfähigkeit gelten Einkommen, Ver-
Leitkurs  –  Orientierungskurs auf dem
mögen und Ausgaben. In den meisten
ĺ Devisenmarkt, von dem ein ĺ Wech-
Staaten werden infolgedessen ĺ  Ein-
selkurs innerhalb einer bestimmten Band-
kommensteuern, ĺ Vermögensteuern (in
breite nach oben oder unten abweichen
Deutschland nicht) und Ausgabensteuern
darf.  Leitkurse werden meist vertrag-
(z. B. ĺ Umsatzsteuer, ĺ Verbrauchsteu-
lich im Rahmen eines ĺ  Währungssys-
ern) erhoben.
tems vereinbart. Bspw. wurde im Rahmen
Leistungsklage ĺ Klage. des ĺ  Europäischen Währungssystems
Leistungslohn ĺ Lohn. II ein  Leitkurs zwischen dem ĺ  Euro
und den nicht an der ĺ  Europäischen
leistungsmäßige Abschreibung ĺ Ab-
Währungsunion (EWU) teilnehmenden
schreibungsmethoden.
ĺ Währungen festgelegt.
leistungsmengeninduzierte Prozess-
kosten ĺ Prozesskostenrechnung. Leitungsspanne  –  Führungsspanne. Be-
griff aus der Organisationslehre (ĺ Orga-
leistungsmengenneutrale Prozesskos- nisation).  Leitungsspanne ist die Anzahl
ten ĺ Prozesskostenrechnung. der ĺ  Stellen, die einer Leitungsebene
Leistungsort ĺ Erfüllungsort. (ĺ  Instanz) direkt untergeordnet sind.
Leistungsprämie ĺ Prämie. Die Leitungsspanne kann von  Instanz zu
Instanz unterschiedlich sein. Nach der äl-
Leistungszulage ĺ Zulage. teren Organisationslehre galt eine  Lei-
leitender Angestellter  –  mit Arbeitge- tungsspanne mit drei bis 25 Stellen und
berfunktionen betraute Person, häufig mit höherer Hierarchieebene abneh-
auch als Manager bezeichnet. Er ist zwar mend als optimal. Heute geht man davon
arbeitsrechtlich echter ĺ  Arbeitneh- aus, dass die optimale  Leitungsspanne
mer, aufgrund seiner herausgehobenen vom jeweiligen Einzelfall abhängig ist.
Leitwährung 350

Grundsätzlich gilt jedoch, dass der Koor- Lenkungszuweisung ĺ Finanzhilfe.


dinationsaufwand mit der Größe der Lei-
Letztverbraucher  –  1.  Allgemein: Ver-
tungsspanne steigt und die  Leitungs-
braucher, die ĺ Waren und ĺ Dienstleis-
spanne mit steigender Hierarchieebene
tungen zum Eigenverbrauch kaufen oder
sinkt.
selbst herstellen, d.h. letztes Glied in der
Leitwährung  –  Ankerwährung, Reser- Verteilerkette sind. – 2. Energiewirtschaft:
vewährung. ĺ  Währung, die innerhalb nach dem Gesetz über die Energie- und
eines internationalen ĺ  Währungssys- Gasversorgung (EnGW) natürliche und
tems als internationales Zahlungs- und juristische Pesonen, die Energie für den
Reservemittel (Reservewährung) sowie als eigenen Verbrauch kaufen. – 3.  Wettbe-
internationale Anlagewährung verwandt werbsrecht: Die Preisangabenverordnung
wird. Die Leitwährung wird auch als An- (PAngV) unterscheidet zwischen  Letzt-
kerwährung bezeichnet, weil die ĺ Wech- verbrauchern, die die Ware oder die Leis-
selkurse der Währungen aller anderen tung in ihrer selbstständigen beruflichen
Länder in einer relativ stabilen Beziehung oder gewerblichen oder in ihrer behördli-
zu der Leitwährung gehalten werden. Sie chen oder dienstlichen Tätigkeit verwen-
dient somit auch als Recheneinheit zur den, und den restlichen (privaten) Letzt-
Bestimmung des Wertes aller Währun- verbrauchern.
gen.
letztwillige Verfügung ĺ Testament.
Leitzinsen ĺ Zinssätze, die eine ĺ Zent-
Leverage-Effekt  –  Hebelwirkung des
ralbank im Rahmen ihres geldpolitischen
Fremdkapitals. Erhöhung der ĺ  Eigen-
Instrumentariums festsetzt, um damit die
kapitalrentabilität durch den Einsatz von
Zinsverhältnisse am ĺ  Geldmarkt und
mehr ĺ Fremdkapital. Dabei erhöht sich
darüber auch die allgemeine Zinsentwick-
die Eigenkapitalrentabilität, solange die
lung in der Volkswirtschaft maßgeblich
ĺ  Gesamtkapitalrentabilität den Zins-
zu beeinflussen bzw. zu „leiten“. Sie sig-
satz des Fremdkapitals übersteigt. In die-
nalisieren den von der Zentralbank ange-
sem Fall ist also eine Kreditaufnahme
strebten geldpolitischen Kurs. So soll eine
unter dem Gesichtspunkt der Rentabi-
Anhebung (Senkung) der Leitzinsen eine
lität lohnend. Die Eigenkapitalrentabili-
restriktive (expansive) der ĺ  Geldpoli-
tät steigt (linear), wenn mehr Fremdka-
tik anzeigen. – Die ĺ Europäische Zent-
pital im Verhältnis zum ĺ  Eigenkapital
ralbank (EZB) bestimmt mit solcher Sig-
eingesetzt wird, d.h. mit zunehmendem
nalwirkung drei verschiedene Leitzinsen:
ĺ  Verschuldungsgrad.  –  Umgekehrt
(1) den Zinssatz für das Hauptrefinanzie-
sinkt die Eigenkapitalrentabilität linear
rungsgeschäft (ĺ  Offenmarktgeschäfte),
mit dem Verschuldungsgrad, wenn die
(2) den Zinssatz für die Einlagefazilität
Gesamtkapitalrentabilität geringer ist als
(Einlagesatz) und (3) den Zinssatz für die
der Fremdkapitalzins.
Spitzenrefinanzierungsfazilität (ĺ  stän-
dige Fazilitäten).  –  Der Zinssatz für die Liberalismus – Gesellschafts- und Wirt-
Hauptrefinanzierung wird als wichtigster schaftskonzeption, die die Freiheit und
Refinanzierungszins häufig auch als „der“ Verantwortung des Einzelnen in al-
Leitzins bezeichnet. len Bereichen betont.  –  1.  Klassischer
351 Lieferungsbedingungen

Liberalismus: Vertreter des klassischen Li- den  Lieferantenkredit wird im Verkaufs-


beralismus lehnen staatliche Eingriffe preis einkalkuliert.
grundsätzlich ab (ĺ Laissez-faire). Dem- Lieferantenpolitik ĺ Einkaufspolitik.
zufolge fordert der Liberalismus eine freie
ĺ  Marktwirtschaft und einen Handel Lieferbedingungen ĺ Lieferungsbedin-
ohne jegliche staatlichen Beschränkun- gungen.
gen.  –  2.  Neoliberalismus: Vertreter der Lieferbereitschaft – betriebswirtschaftli-
neoliberalen Schule lehnen staatliche Ein- che Kennzahl, die angibt, ob das Unter-
griffe nicht mehr grundsätzlich ab. Nach nehmen den Auftrag erfüllen kann. Die
ihrer Meinung muss der freie Wettbewerb Lieferbereitschaft kann über den sog. Lie-
vor ĺ  Wettbeschränkungen durch pri- ferbereitschaftsgrad gemessen werden.
vate ĺ  Marktmacht geschützt werden. Dieser kann z. B. als Verhältnis der voll-
Der Staat muss für die entsprechenden ständig erfüllten zu den insgesamt einge-
politischen, rechtlichen und sozialen Rah- gangenen Aufträgen angegeben werden.
menbedingungen sorgen.  –  Die Ausge- Die Höhe der angestrebten  Lieferbereit-
staltung des Neoliberalismus in Deutsch- schaft bestimmt die Höhe des ĺ Sicher-
land wird als ĺ Ordoliberalismus bezeich- heitsbestands des ĺ Lagers.
net. Lieferbereitschaftsgrad ĺ Lieferbereit-
LIBOR  –  Abk. für London Interbank Of- schaft.
fered Rate, weltweit bekannter ĺ  Refe- Lieferschein  –  1.  Begleitpapier bei Wa-
renzzinssatz. Der LIBOR ist der Durch- rensendungen. Der  Lieferschein wird in
schnittszinssatz, der aus den Verkaufs- dreifacher Ausfertigung ausgestellt. Bei
kursen von 8, 12 bzw. 16 internationaler Ablieferung der ĺ Ware wird der Liefer-
Großbanken in London für ĺ  Termin- schein mit dem Auftrag und den gelie-
geld mit Laufzeiten von ein bis zwölf Mo- ferten Waren verglichen, um Falschlie-
naten gebildet wird. Er wird arbeitstäg- ferungen und Fehlmengen festzustel-
lich berechnet. Der LIBOR dient z. B. als len. – 2. Anweisung an den ĺ Lagerhalter,
Referenzzinssatz für variabel verzinsliche an die im Lieferschein genannte Person
ĺ  Anleihen. – Wegen der Manipulation die Waren auszuliefern.
des LIBOR und EURIBOR wurden 2013 Lieferung  –  1.  Allgemein: Überbrin-
mehrere europäische Großbanken von gen einer ĺ  Ware an einen Empfän-
der EU-Kommission zu einer Strafe von ger.  –  2.  Umsatzsteuerrecht: ĺ  Leistung,
insgesamt 1,7 Mrd. Euro verurteilt. aufgrund dessen der Abnehmer im eige-
Lieferantenkredit ĺ  Kredit, den Lie- nen Namen über einen Gegenstand verfü-
feranten ihren Kunden durch Gewäh- gen kann. Lieferungen unterliegen i.d.R.
rung eines ĺ  Zahlungsziels einräumen. der ĺ Umsatzsteuer.
Der  Lieferantenkredit ist ein kurzfristi- Lieferungsbedingungen  –  Lieferbe-
ger Kredit, welcher der Absatzsicherung dingungen. 1.  Allgemein: im Handelsver-
dient. Er hat eine Laufzeit von ein bis kehr bei ĺ Kaufverträgen und ĺ Werk-
drei Monaten. I.d.R. wird bis zum Zah- verträgen übliche Vereinbarungen. Es
lungseingang ein ĺ  Eigentumsvorbe- wird festgelegt, wie, wann und wo zu lie-
halt vereinbart. Die Zinsbelastung durch fern ist.  Lieferungsbedingungen können
Lieferungsverzug 352

vertraglich frei geregelt werden. Sie kön- bei dem unterstellt wird, dass die zu-
nen sich jedoch auch auf ein Gesetz oder letzt gekauften Waren zuerst verkauft
die ĺ  Allgemeinen Geschäftsbedingun- bzw. verbraucht werden. In der ĺ  Bi-
gen (AGB) beziehen.  –  Lieferungsbedin- lanz werden die Vorräte mit den Anschaf-
gungen sind normalerweise mit ĺ  Zah- fungskosten der zuerst beschafften Wa-
lungsbedingungen verbunden. Daher ren angesetzt; bei steigenden Preisen der
spricht man vielfach auch von Lieferungs- niedrigste Einstandswert der Vorräte, wo-
und Zahlungsbedingungen.  –  2.  Außen- durch das Ergebnis niedriger ausgewiesen
handel: v.a. Abreden darüber, wann und wird und ĺ stille Rücklagen gebildet wer-
wo die zu liefernde Exportware dem Käu- den. – 3.  Steuerbilanz: Die Lifo-Methode
fer oder seinem Auftraggeber überge- kann nach dem Einkommensteuergesetz
ben wird (von Bedeutung für den Über- (EStG) grundsätzlich von Gewerbetrei-
gang des Lieferrisikos). Zu Lieferungsbe- benden angewendet werden, die aufgrund
dingungen im internationalen Handel vgl. gesetzlicher Vorschrift zur ĺ  Buchfüh-
ĺ Incoterms. rung verpflichtet sind oder freiwillig Bü-
Lieferungsverzug ĺ Schuldnerverzug. cher führen. Von der Lifo-Methode kann
in den folgenden Wirtschaftsjahren nur
Lieferzeit – Zeitraum von der ĺ Bestel- mit Zustimmung des ĺ  Finanzamts ab-
lung bis zur Verfügbarkeit der ĺ  Ware gewichen werden.  –  Vgl. auch ĺ  Fifo,
beim Empfänger nach ihrer Prüfung im ĺ Hifo, ĺ Lofo.
Wareneingang. Die Lieferzeit, die der Lie-
ferant in seinem Angebot aufgeführt hat, Limit – 1. Allgemein: durch Planung oder
wird vom Eingang der Bestellung beim Erfahrung ermittelte mengen- oder wert-
Lieferanten an gerechnet. Der Kunde mäßige Begrenzung nach oben oder nach
muss also bei seiner Bestellungsaufgabe unten.  –  2.  Börsengeschäft: ĺ  Börsen-
zusätzlich zur angegebenen Lieferfrist den preis, zu dem Wertpapiere höchstens ge-
Zeitaufwand zur Auftragsübermittlung kauft oder mind. verkauft werden sollen.
einkalkulieren. Die Lieferzeit wird haupt- Das Limit wird vom Auftraggeber festge-
sächlich durch die Zeit für die Auftragsab- setzt. Limitierte Aufträge werden als Li-
wicklung und den Transport beeinflusst. mit Order bezeichnet. – 3.  Kreditgeschäft:
Kürzere Lieferzeiten ermöglichen niedri- ĺ Kreditlinie.
gere ĺ  Lagerbestände, geringere ĺ  Ka- limitationale Produktionsfunktion
pitalbindung und eine zeitnähere ĺ Dis- ĺ Produktionsfunktion.
position.
Limit Order ĺ Limit.
Lifo  –  1.  Allgemein:   –  Kurzbezeichnung
für Last-in-first-out; Prioritätsprinzip der lineare Abschreibung ĺ  Abschrei-
Warteschlangentheorie, nach dem zuletzt bungsmethoden.
eingehende Transaktionen zuerst bedient lineare Kosten  –  proportionale Kosten.
werden. Angewandt u.a. bei der Reihen- Lineare ĺ  Kostenfunktion,  bei der  sich
folgeplanung oder als ĺ  Verbrauchsfol- die ĺ variablen Kosten im gleichen Ver-
geverfahren.  –  2.  Handelsbilanz: Verfah- hältnis wie die Kosteneinflussgröße (z. B.
ren zur Bewertung gleichartiger Wirt- Beschäftigung, Ausbringungsmenge) än-
schaftsgüter des ĺ  Vorratsvermögens, dern. Sowohl die ĺ Grenzkosten als auch
353 Lobby

die ĺ  Durchschnittskosten sind in die- bilanzierten Werten verkauft werden kön-


sem Fall konstant und gleich groß. – Die nen (vgl. auch Deckungsgrad). Es werden
zugehörige Kostenkurve verläuft gradlinig folgende  Liquiditätsgrade unterschieden:
(linear) durch den Koordinatenursprung. (1) Liquidität 1. Grades:
Linienproduktion ĺ Straßenproduktion. liquide Mittel
kurzfristige Verbindlichkeiten
i100.

Liquidation ĺ Abwicklung.
(2) Liquidität 2. Grades:
Liquidationswertverfahren ĺ  Unter-
liquide Mittel + kurzfristige Forderungen
nehmensbewertung. i100.
kurzfristige Verbindlichkeiten

liquide Mittel  –  flüssige Mittel; vorhan-


dene, sofort verfügbare ĺ  Zahlungsmit- (3) Liquidität 3. Grades:
tel. Dazu zählen ĺ Kassenbestände, Gut- liquide Mittel + kurzfristige Forderungen + Warenbestände
i100.
kurzfristige Verbindlichkeiten
haben auf ĺ Girokonten (Giralgeld) und
Vermögensgegenstände, die bei Bedarf Liquiditätsstatus ĺ Vermögensstatus.
sofort verkauft werden können.
Lizenz – vertragliches Recht zur Anwen-
Liquidität  –  1.  Betriebswirtschaft: Fähig- dung und Nutzung eines ĺ  gewerbli-
keit einer Person oder eines Unterneh- chen Schutzrechts. Eine Lizenz kann nur
mens, seine Zahlungsverpflichtungen je- der Urheber oder der Inhaber des Schutz-
derzeit fristgerecht zu erfüllen oder neue rechts (Lizenzgeber) an den Lizenznehmer
einzugehen. Als Liquidität wird aber auch vergeben. Der Lizenzgeber kann die Li-
die Eigenschaft eines Vermögensgegen- zenz mengenmäßig, zeitlich und räumlich
stands bezeichnet, sich in sofort verfügbare beschränken. Lizenzen können für ĺ Ur-
Mittel (z. B. ĺ Bargeld) umwandeln zu las- heberrechte, ĺ  Patente, ĺ  Gebrauchs-
sen. – 2.  Volkswirtschaft: Liquidität ist die muster, ĺ Marken und ĺ Sortenschutz-
Voraussetzung dafür, über Güter verfügen rechte eingeräumt werden. I.d.R. wird
zu können. Sie bestimmt die wirtschaftli- eine  Lizenz gegen ein Entgelt (Lizenzge-
che Entscheidungs- und Handlungsfrei- bühr) gewährt.
heit. Die  Liquidität ist abhängig von der
LKW-Maut ĺ Maut.
Versorgung der Wirtschaft mit Zahlungs-
mitteln gemessen an der ĺ  Geldmenge. lmi-Prozesskosten ĺ  Prozesskosten-
Aufgabe der Notenbank ist es, die Liquidi- rechnung.
tät der Volkswirtschaft den Erfordernissen lmn-Prozesskosten ĺ  Prozesskosten-
der Konjunktur zur Sicherung der Stabili- rechnung.
tät anzupassen (ĺ Geldpolitik). Lobby  –  Interessengruppe. 1.  Amerika-
Liquiditätsgrad – betriebswirtschaftliche nisch für Vorraum, Empfangshalle von
Kennzahl, die das Verhältnis von ĺ liqui- Hotels oder auch Wandelhallen des Parla-
den Mitteln zu kurzfristigen Zahlungsver- ments. – 2. Organisierte Gruppe, z. B. ein
pflichtungen  angibt. Er zeigt, wie oft die ĺ Verband, die den Willensbildungspro-
kurzfristigen ĺ Verbindlichkeiten durch zess oder Entscheidungen von Parlament
Vermögensgegenstände des ĺ  Umlauf- und Regierung zu beeinflussen versucht.
vermögens gedeckt sind. Dabei wird un- Auf diese Weise sollen die Interessen ihrer
terstellt, dass die Gegenstände zu den Mitglieder durchgesetzt werden.
Lobbyismus 354

Lobbyismus  –  Einflussnahme organi- sind: (1) Distributionslogistik: Transport


sierter Interessengruppen (ĺ Lobby) auf zu den Abnehmern, (2) Materiallogistik:
Exekutive und Legislative bspw. in Form Lagerhaltung (Beschaffungslogistik) sowie
von Anschreiben, Telefonaten, Anhörun- innerbetriebliche Logistik und die räumli-
gen, Vorlagen, Berichten und Studien. Ge- che Anordnung der Produktionsanlagen
genleistungen der Interessengruppen kön- (Produktionslogistik).
nen spezifische Informationen, Spenden Logo  –  Firmenlogo, Firmenzeichen. Gra-
etc. sein.  Lobbyismus kann sich auch in fisch gestaltetes Symbol (Bildlogo und/
der Androhung von politischem Druck oder Schriftlogo). Es ist wesentlicher Be-
(Streik, Lieferboykott, Abbau von Arbeits- standteil des visuellen Erscheinungsbil-
plätzen) äußern. des (ĺ  Corporate Design) einer Unter-
Lofo  –  Kurzbezeichnung für Lowest-in- nehmung. Logos sind so zu gestalten, dass
first-out; ĺ  Verbrauchsfolgeverfahren, sie aktivieren, Gefallen erzielen, positio-
das unterstellt, dass die Waren mit den nierungsrelevante Assoziationen hervor-
niedrigsten ĺ  Anschaffungskosten zu- rufen sowie leicht wahrnehmbar und er-
erst verbraucht werden. Die Anwendung innerbar sind.
des Lofo-Verfahrens im handelsrecht- Lohmann-Ruchti-Effekt  –  Kapazititäts-
lichen Jahresabschluss zur Bewertung erweiterungseffekt, Kapitalfreisetzungsef-
von gleichartigen Wirtschaftsgütern des fekt. Begriff aus der Finanzierungstheo-
ĺ Vorratsvermögens ist strittig. Die Vor- rie. Der  Lohmann-Ruchti-Effekt besagt,
räte werden dabei zu den teuersten Prei- dass durch ĺ Abschreibungen die ĺ Ka-
sen bilanziert. Dies widerspricht dem pazität erweitert oder ĺ  Kapital freige-
Vorsichtsprinzip und stimmt daher nicht setzt wird. Dabei wird davon ausgegan-
mit den ĺ Grundsätzen ordnungsmäßi- gen, dass der Abschreibungswert in den
ger Buchführung (GoB) überein.  –  Ein- Verkaufspreisen der hergestellten Erzeug-
kommensteuerrechtlich ist dieses Ver- nisse berücksichtigt und so i.d.R. bereits
fahren nicht zulässig. – Vgl. auch ĺ Fifo, vor der Erneuerung der Anlagen vergütet
ĺ Hifo, ĺ Lifo. wird. Werden die in diesem Sinn vorweg-
Logistik  –  Planung, Koordination, genommenen Abschreibungsbeträge lau-
Durchführung und Kontrolle der Gü- fend investiert, führt dies zu einer Erwei-
terflüsse (Transport-, Lager- und Um- terung der Anlagen. Für die Erweiterung
schlagsvorgänge) in und zwischen Betrie- sind somit (theoretisch) keine neuen Fi-
ben.  Logistik ist im Produktionsbereich nanzmittel erforderlich.
Teil der ĺ  Materialwirtschaft bzw. im Lohn ĺ  Arbeitsentgelt an einen ĺ  Ar-
Handel Teil der Warenwirtschaft (ĺ Wa- beiter oder allg. an einen ĺ  Arbeitneh-
renwirtschaftssystem). Sie sichert in der mer. Zum Lohn gehören der ĺ  Grund-
Seven-Rights-Definition die Verfügbarkeit lohn, die  Zuschläge für ĺ  Mehrar-
(1) des richtigen Gutes, (2) in der richti- beit  und sonstige Geldleistungen wie
gen Menge, (3) im richtigen Zustand, (4) z. B. Gratifikationen und Prämien (sog.
am richtigen Ort, (5) zur richtigen Zeit, Geldlohn). Es werden aber auch ĺ Sach-
(6) für den richtigen Kunden und (7) zu bezüge wie z. B. freies Essen oder De-
den richtigen Kosten. – Zu unterscheiden putatbier (sog. Naturallohn) zum Lohn
355 Lohnleitlinien

gerechnet. – Die Ermittlung des Lohns er- Lohnbuchführung – Lohn- und Gehalts-


folgt in der ĺ  Lohnbuchführung. Vom abrechnung, Lohnabrechnung. Teilbereich
errechneten Bruttolohn werden die ge- der ĺ  Buchführung. Aufgabe der  Lohn-
setzlichen Abzüge berechnet und einbe- buchführung ist die Erfassung, Abrech-
halten. Der Nettolohn wird an den Ar- nung und Buchung der ĺ Arbeitsentgelte
beitnehmer ausgezahlt. – Wichtige Lohn- (ĺ  Löhne und Gehälter in jeder Form)
formen sind: (1) Zeitlohn: Die Entlohnung sowie der gesetzlichen und freiwilligen
erfolgt unabhängig von der Leistung nach Abzüge hiervon. Im Rahmen der Lohn-
der Dauer der Arbeitszeit (Stunden- oder buchführung werden die Lohn- und Ge-
Monatslohn). (2) ĺ Akkordlohn: Es wird haltskonten der einzelnen Arbeitnehmer
ein Mengenergebnis pro Zeiteinheit ver- geführt.
gütet. (3) Prämienlohn: Es wird zu einem Lohndumping ĺ Sozialdumping.
Grundlohn eine vereinbarte Zusatzver-
gütung für Mehrleistungen (Prämie) ge- Lohneinkommen ĺ  Arbeitnehmerent-
zahlt. Die Prämie kann anhand unter- gelt.
schiedlicher Merkmale wie z. B. Menge Lohnersatzleistungen ĺ  Entgeltersatz-
oder Qualität gewährt werden (ĺ  Er- leistungen.
folgsbeteiligung).  –  Akkord- und Prä-
Löhne und Gehälter  –  Sammelbezeich-
mienlohn werden auch unter dem Begriff
nung für die Bruttobeträge der ĺ Arbeits-
Leistungslohn zusammengefasst. – Vgl.
entgelte. Dazu gehören alle Vergütungen,
auch ĺ Tariflohn, ĺ Reallohn.
die Belegschaftsmitglieder (ĺ  Arbeiter
Lohnabrechnung ĺ Lohnbuchführung. und ĺ Angestellte) und ĺ Geschäftsfüh-
Lohnausgleich  –  Ausgleich von Lohn- rer sowie Mitglieder des ĺ Vorstands er-
oder Gehaltskürzungen.  –  1.  Lohn- halten, gleichgültig in welcher Form sie
ausgleich bei Arbeitszeitverkürzung: gewährt werden, also auch Sachbezüge,
Ein voller  Lohnausgleich wird von den Aufwandsentschädigungen etc. Belege für
ĺ  Gewerkschaften regelmäßig im Zu- ihre Berechnung und Zahlung sind Lohn-
sammenhang mit einer tarifvertraglichen und Gehaltslisten. Die Buchung erfolgt auf
Arbeitszeitverkürzung gefordert. Die ta- bes. Aufwandskonten als Teil der ĺ Per-
rifliche Wochenarbeitszeit soll (durch sonalkosten. Die betriebliche Abrechnung
eine ausgleichende Erhöhung des tarif- erfolgt in der ĺ Lohnbuchführung.
lichen Stundenlohnes) ohne Kürzung Lohnformen ĺ Lohn.
des tariflichen Wochenlohnes und  Tarif-
gehaltes herabgesetzt werden.  –  2.  Frei- Lohnfortzahlung ĺ  Entgeltfortzahlung
williger Lohnausgleich des Arbeitgebers im Krankheitsfall.
durch Erstattung der Differenz zwischen Lohnkosten ĺ Personalkosten.
ĺ  Krankengeld und dem durchschnitt- Lohnleitlinien  –  einkommenspolitische
lichen ĺ Arbeitsentgelt eines Arbeitneh- Empfehlungen. Empfehlungen von Bun-
mers bei länger als sechs Wochen dauern- desregierung, politischen Parteien, Ver-
der Krankheit. bänden, ĺ Wirtschaftsforschungsinstitu-
lohnbedingte Arbeitslosigkeit ĺ  Ar- ten und vom ĺ Sachverständigenrat zur
beitslosigkeit. Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Lohnnebenkosten 356

Entwicklung (SVR) an die Tarifparteien. werden v.a. die Tariflöhne mit einer ver-
Dabei kann es sich um Empfehlungen einbarten Laufzeit festgelegt. Ergänzt wird
zur Lohnhöhe und -entwicklung und zur die  Lohnpolitik der Tarifparteien durch
Lohnstruktur handeln. Bsp. sind die Emp- die betriebliche Lohnpolitik. Es werden
fehlungen des SVR zur produktivitätsori- ĺ  Betriebsvereinbarungen zwischen ei-
entierten Lohnpolitik.  –  Direkte Eingriffe nem Unternehmen und seinen Arbeit-
in die Tariflohnpolitik, wie z. B. Lohn- nehmern abgeschlossen, die die Regelun-
stopps,  sind aufgrund der bestehenden gen des Tarifvertrags ergänzen.
ĺ Tarifautonomie jedoch nicht erlaubt.
Lohn-Preis-Spirale  –  Preis-Lohn-Spi-
Lohnnebenkosten ĺ  Personalneben- rale. Begriff aus der ĺ Volkswirtschafts-
kosten. lehre (VWL). Als Lohn-Preis-Spirale wird
Lohnpfändung  –  Pfändung von ĺ  Ar- eine Entwicklung bezeichnet, bei der eine
beitseinkommen. Bei der Berechnung über den Produktivitätsfortschritt hinaus-
des pfändbaren Arbeitseinkommens gehende Erhöhung der Löhne (expansive
wird vom Einkommen nach Abzug der Lohnpolitik) zu steigenden Lohnkosten
ĺ  Lohnsteuer und der Sozialversiche- je Erzeugnis (Lohnstückkosten) und da-
rungsbeiträge ausgegangen.  –  Die  Lohn- mit bei gewinnmaximierendem Verhal-
pfändung ist (aus sozialpolitischen ten der  Produzenten zu steigenden Prei-
Gründen) durch die Zivilprozessord- sen für die Erzeugnisse führt. Diese Ent-
nung (ZPO) stark eingeschränkt. Gep- wicklung führt wiederum zu weiteren
fändet werden  nur monatliche Einkom- Lohnforderungen der Arbeitnehmer und
men von mehr als 1029,99 Euro (Pfän- Gewerkschaften, da  eine Preisniveauer-
dungsfreigrenze gültig bis 30.6.2015). Im höhung den ĺ Reallohn senkt. Die Lohn-
Fall von Unterhaltsverpflichtungen gel- Preis-Spirale wird häufig als Argument
ten höhere Freigrenzen. Unpfändbar sind gegen „überzogene“ gewerkschaftliche
bspw. das ĺ  Erziehungsgeld, die Hälfte Lohnforderungen angeführt.
der für Mehrarbeitsstunden erhaltenen Lohnquote  –  Begriff aus der ĺ  amtli-
Bezüge, das ĺ Urlaubsgeld, Weihnachts- chen Statistik.  Lohnquote ist der Anteil
gratifikationen bis 500 Euro, Zulagen für der Einkommen aus nichtselbstständi-
auswärtige Beschäftigung sowie Gefah- ger Arbeit bzw. des ĺ Arbeitnehmerent-
ren- und Erschwerniszulagen. – Vgl. auch gelts (Lohneinkommen) am ĺ  Volksein-
ĺ Zwangsvollstreckung. kommen. Die Aussagekraft der  Lohn-
Lohnpolitik  –  Maßnahmen des Staa- quote ist jedoch begrenzt, da sich der
tes (staatliche Lohnpolitik) und der Tarif- Anteil der Arbeitnehmer an den ĺ  Er-
parteien (tarifliche  Lohnpolitik) zur Be- werbstätigen ständig ändert. Um diese
einflussung von Lohnbildung, -höhe und Änderungen auszuschalten, wird eine
-struktur. – In Deutschland sind aufgrund sog. bereinigte Lohnquote berechnet. Dazu
der ĺ  Tarifautonomie die Gewerkschaf- wird die einfache Lohnquote mit dem An-
ten und Arbeitgeberverbände Träger der teil der Arbeitnehmer an den Erwerbs-
Lohnpolitik. Im Rahmen von Verhand- tätigen multipliziert.  –  Unter Berück-
lungen werden von den Tarifparteien sichtigung der ĺ  Arbeitseinkommen
ĺ Tarifverträge abgeschlossen. In diesen der Selbstständigen und mithelfenden
357 Lohnsteuerklassen

Familienangehörigen wird ergänzend die ausschließlich Einkünfte aus nichtselbst-


ĺ  Arbeitseinkommensquote aller Er- ständiger Arbeit, Kapitaleinkünfte, Ein-
werbstätigen berechnet. künfte aus Vermietung und Verpachtung
Lohnsteuer ĺ Einkommensteuer, die bei sowie sonstige Einkünfte aus wiederkeh-
ĺ  Einkünften aus nichtselbstständiger renden Bezügen (z. B. Renten oder Un-
Arbeit erhoben wird. Die Höhe der Lohn- terhaltsleistungen) beziehen. Lohnsteuer-
steuer richtet sich nach der Höhe des Ar- hilfevereine unterstehen der Aufsicht der
beitslohns und nach der Steuerklasse des ĺ Oberfinanzdirektionen.
Arbeitnehmers (ĺ  Lohnsteuerklasse). Lohnsteuerjahresausgleich  –  1.  Durch
Die  Lohnsteuer wird im sog. Lohnsteu- das Finanzamt auf Antrag des steuer-
erabzugsverfahren vom ĺ  Arbeitgeber pflichtigen Arbeitnehmers, heute offizi-
berechnet, direkt vom Arbeitslohn ab- ell als ĺ  Antragsveranlagung bezeich-
gezogen (ĺ  Abzugsteuer) und  an das net. – 2. Durch den Arbeitgeber: Ausgleich
ĺ Finanzamt weitergeleitet. – Die Lohn- von Steuerüberzahlungen im Vergleich
steuerabzug wirkt bei der Einkommen- zur gesetzlich geschuldeten Jahresein-
steuerveranlagung wie eine Steuervoraus- kommensteuer, die durch schwankende
zahlung. Zu viel gezahlte Steuern werden Monatsbezüge entstehen können. Um in
zurückgezahlt. Ist der Arbeitnehmer nicht einfach gelagerten Fällen der Finanzver-
verpflichtet, eine Einkommensteuererklä- waltung und auch den betroffenen Ar-
rung abzugeben, kann er dies im Rahmen beitnehmern Mühen zu ersparen, sieht
des ĺ  Lohnsteuerjahresausgleichs frei- das Gesetz vor, dass der Arbeitgeber von
willig tun (ĺ  Antragsveranlagung). Auf sich aus einen Lohnsteuerjahresausgleich
diese Weise kann der Arbeitnehmer eben- durchzuführen hat. Das Wahlrecht des
falls zu viel gezahlte Steuern zurückerhal- Arbeitnehmers, eine reguläre Einkom-
ten. – Die gezahlte Lohnsteuer muss vom mensteuerveranlagung durch das Finanz-
Arbeitgeber bescheinigt werden (ĺ elekt- amt zu beantragen, bleibt dadurch unbe-
ronische Lohnsteuerbescheinigung). rührt.
Lohnsteuerabzugsverfahren ĺ  Lohn- Lohnsteuerkarte ĺ  Elektronische
steuer. Lohnsteuerabzugsmerkmale (ELStAM).
Lohnsteuerbescheinigung ĺ  elektro- Lohnsteuerklassen  –  Gruppen, in die
nische Lohnsteuerbescheinigung. einkommensteuerpflichtige ĺ  Arbeit-
nehmer eingeordnet werden. Es gibt sechs
Lohnsteuerermäßigungsantrag ĺ Lohnsteuerklassen: (1) Steuerklasse I: Ar-
Steuerermäßigungsantrag. beitnehmer, die ledig, verheiratet, ver-
Lohnsteuerhilfeverein  –  Selbsthilfeein- witwet oder geschieden sind und bei de-
richtung von ĺ Arbeitnehmern zur Hil- nen die Voraussetzungen für Steuerklasse
feleistung in Sachen ĺ  Lohnsteuer, die III oder IV nicht erfüllt sind. (2) Steuer-
ihre Mitglieder kostenlos beraten. I.d.R. klasse II: die unter Steuerklasse I genann-
muss jedoch ein Mitgliedsbeitrag ge- ten Arbeitnehmer, wenn ihnen ein Entlas-
zahlt werden. Dieser ist regional unter- tungsbetrag für Alleinerziehende zusteht.
schiedlich hoch.  Lohnsteuerhilfevereine (3) Steuerklasse III: verheiratete Arbeit-
dürfen nur Steuerpflichtige beraten, die nehmer, wenn beide Ehegatten im Inland
Lohnsteuer-Pauschalierung 358

wohnen, nicht dauernd getrennt leben ĺ  Kirchensteuer mit einem ermäßig-


und der Ehegatte keinen Arbeitslohn be- ten  Steuersatz (je nach Bundesland zwi-
zieht oder auf Antrag beider Ehegatten schen 4 und 7 %) zu zahlen, wenn der Ar-
in der Steuerklasse V besteuert wird. (4) beitgeber einer Religionsgemeinschaft an-
Steuerklasse IV: verheiratete Arbeitneh- gehört.
mer, wenn beide Ehegatten Arbeitslohn Lohnsteuertabelle  –  Tabelle, in der für
beziehen, im Inland wohnen und nicht jede Höhe des ĺ  Arbeitsentgelts die zu
dauernd getrennt leben. (5) Steuerklasse berechnende ĺ Lohnsteuer abzulesen ist.
V: Diese tritt für einen der Ehegatten an Dabei werden die ĺ  Lohnsteuerklassen
die Stelle der Steuerklasse IV, wenn der und verschiedene ĺ Freibeträge (Grund-
andere Ehegatte auf Antrag beider Ehe- freibetrag, Arbeitnehmer-Pauschbetrag,
gatten in der Steuerklasse III besteuert Kinderfreibetrag, Versorgungspauschale)
wird. (6) Steuerklasse VI: Diese gilt, wenn berücksichtigt. Anhand der  Lohnsteu-
ein Arbeitnehmer nebeneinander von ertabelle berechnet der Arbeitgeber die
mehreren Arbeitgebern Arbeitslohn be- monatlichen, wöchentlichen oder tägli-
zieht. – Die Lohnsteuerklassen sind in der chen Lohnsteuerabzüge im Rahmen der
elektronischen Lohnsteuerkarte (ĺ  Elek- Lohn- und Gehaltsabrechnung (ĺ Lohn-
tronische Lohnsteuerabzugsmerkmale buchführung).
(ELStAM)) erfasst.
Lohnstückkosten ĺ Lohn-Preis-Spirale.
Lohnsteuer-Pauschalierung  –  pau- Lohn- und Gehaltsabrechnung
schale Lohnsteuer; vereinfachtes Verfah- ĺ Lohnbuchführung.
ren zur Berechnung der ĺ  Lohnsteuer Lohn- und Gehaltsgruppen ĺ  Ein-
von ĺ  Arbeitnehmern in bestimm- gruppierung.
ten Fällen. Bei der  Lohnsteuer-Pauscha- Lohn- und Gehaltstarifvertrag ĺ  Ta-
lierung wird die Lohnsteuer nicht nach rifvertrag.
dem individuellen Steuersatz des Arbeit-
nehmers erhoben, sondern nach einem Lohnzulage ĺ Zulage.
durchschnittlichen oder gesetzlich vorge- Lohnzusatzkosten ĺ  Personalneben-
gebenen Pauschalsteuersatz. Außerdem kosten.
ist die pauschale Lohnsteuer endgültig. Lohnzuschlag ĺ Zulage.
Aus diesem Grund braucht der Arbeit-
lokale Agenda 21 ĺ Agenda 21.
nehmer die pauschale Steuer nicht bei sei-
ner Steuererklärung anzugeben.  –  Eine Lokomarket ĺ Kassamarkt.
pauschale Lohnsteuer kann z. B. für ver- Lombardkredit ĺ  Kredit, der gegen
billigte oder unentgeltliche Mahlzei- Verpfändung von beweglichen ĺ  Sa-
ten, für Arbeitslohn von sonstigen Be- chen oder ĺ Forderungen gewährt wird.
zügen, Erholungsbeihilfen, Betriebsver- Es kann sich dabei z. B. um ĺ  Waren,
anstaltungen, Fahrgelderstattungen, bei ĺ  Wertpapiere, Forderungen aus Wa-
Teilzeitbeschäftigten (ĺ  Minijobs)  und renlieferungen oder um Lohn- und Ge-
ĺ geringfügiger Beschäftigung sowie für haltsansprüche handeln. I.d.R. wird ein
Aushilfskräfte berechnet werden.  –  Auf fester Kreditbetrag vereinbart. Dieser
die pauschale Lohnsteuer ist zusätzlich wird in einer Summe bereitgestellt und
359 LZB

zurückgezahlt. Der Lombardkredit ist ein Los ĺ Losgröße.


kurzfristiger Kredit.  –  Die Funktion des
Losgröße – Menge einer Produktart oder
früheren  Lombardkredits der ĺ  Deut-
Baugruppe, die in einer Produktionsstufe
schen Bundesbank, den diese zum Lom-
als ein Posten ohne Unterbrechung pro-
bardsatz für lombardfähige Wertpapiere
duziert wird.  –  Vgl. auch ĺ  Serienpro-
an die Geschäftsbanken vergeben hat,
duktion, ĺ Sortenproduktion.
hat in der ĺ  Europäischen Zentralbank
(EZB) die Spitzenrefinanzierungsfazilität Lower Management ĺ Management.
mit dem SRF-Satz (ĺ  ständige Fazilitä-
Lowest-in-first-out ĺ Lofo.
ten) übernommen.
Lücken-Analyse ĺ Gap-Analyse.
Lomé-Abkommen ĺ Cotonou-Abkom-
men. LVA – Abk. für ĺ Landesversicherungs-
anstalt.
London Interbank Offered Rate ĺ LI-
BOR. LZB – Abk. für ĺ Landeszentralbank.
Maastrichter Vertrag  –  Vertrag über
M
magisches Vieleck ĺ  magisches Vier-
die EU (EUV), Vertrag zur Änderung der eck.
EWG (EWGV) in die EG (EGV); von den
magisches Viereck  –  Ausdruck dafür,
Staats- und Regierungschefs der Mit-
dass sich mehrere gesamtwirtschaftliche
gliedsstaaten der Europäischen Wirt-
Ziele nicht gleichzeitig erfüllen lassen.
schaftsgemeinschaft (EWG) am 9. und
Dies wäre nur mit „magischen Kräften“
10.12.1991 in Maastricht vereinbarter und
möglich.  –  Als magisches Viereck wer-
am 7.2.1992 unterzeichneter Vertrag über
den die vier Hauptziele des ĺ Stabilitäts-
die EU (EUV), der seit dem 1.11.1993 in
und Wachstumsgesetzes (StWG) bezeich-
Kraft ist. Vertragsziel war, die EWG mit
net: (1) hoher Beschäftigungsstand (Voll-
erweiterten und verbesserten Aktions-
beschäftigung), (2) Preisniveaustabilität,
möglichkeiten auszustatten. Gleichzeitig
(3) außenwirtschaftliches Gleichgewicht
wurde die EWG in ĺ  Europäische Ge-
(Zahlungsbilanzgleichgewicht), (4) ange-
meinschaft (EG) umbenannt. Der EUV
messenes und stetiges Wirtschaftswachs-
ist als Mantelvertrag angelegt, der die
tum.  –  Auf ähnliche Zielkombinationen
einzelnen Elemente der Union zusam-
ist heute die ĺ Wirtschaftspolitik fast al-
menführt. Strukturell stellt der EUV die
ler westlichen Länder verpflichtet.  –  Als
Union auf drei Säulen: (1) die (seit 1958
zusätzliche Komponenten eines erweiter-
schrittweise ausgebaute) „ökonomische“
ten magischen Vielecks (magic polygon)
Säule der zunächst drei Gemeinschaften
werden häufig eine gerechte Einkommen-
(ĺ Europäische Gemeinschaft für Kohle
verteilung, ein ausgeglichener öffentlicher
und Stahl (EGKS), EWG und ĺ Europä-
Haushalt, die Erhaltung der Umwelt und
ische Atomgemeinschaft (EURATOM))
humane Arbeitsbedingungen genannt.
sowie die beiden neuen Säulen der (2) Ge-
meinsamen Außen- und Sicherheitspolitik Mahnbescheid ĺ Mahnverfahren.
(ĺ GASP) und der (3) Zusammenarbeit Mahnung  –  1.  Bürgerliches Recht: Auf-
in den Bereichen Justiz und Inneres, heute forderung des ĺ  Gläubigers an den
polizeiliche und justizielle Zusammenar- ĺ  Schuldner, die geschuldete Leis-
beit in Strafsachen genannt.  –  Vgl. auch tung zu erbringen. Ist die ĺ  Schuld fäl-
ĺ Europäische Union (EU). lig und die  Mahnung erfolglos, kommt
der Schuldner in Verzug (ĺ  Schuldner-
Machbarkeitsstudie ĺ  Feasibility-Stu-
verzug). Er muss dann für die gesamten
die.
Schadenskosten, d.h. auch für Verzugs-
Macht ĺ Marktmacht. zinsen und eventuelle Anwalts- und Ge-
richtskosten, aufkommen.  –  Die  Mah-
Machtkontrolle ĺ  Wettbewerb, nung kann auch durch konkludente
ĺ Wettbewerbsfunktionen. Handlungen, v.a. durch Klageerhebung,
Zustellung eines Mahnbescheids, Über-
Machtpromotoren ĺ Promotoren. sendung einer quittierten Rechnung oder
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_13, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Mahnverfahren 362

einer Zahlkarte erfolgen.  –  Eine zweite eines Mahnbescheids beim Amtsgericht,


und dritte  Mahnung werden gesetzlich bei dem er seinen Gerichtsstand hat. Der
nicht vorausgesetzt, um einen Mahnbe- hierfür vorgesehene Vordruck wird vom
scheid zu beantragen (ĺ  Mahnverfah- Amtsgericht dahingehend geprüft, dass
ren). Sie sind jedoch in der Praxis üb- er alle vorgeschriebenen Angaben ent-
lich.  –  2.  Steuerrecht: Die  Mahnung soll hält. b) Ist der Antrag korrekt, wird der
dem Vollstreckungsschuldner i.d.R. vor Mahnbescheid durch das Amtsgericht er-
der Vollstreckung (ĺ  Zwangsvollstre- lassen und dem ĺ  Schuldner zugestellt.
ckung) mit Zahlungsfrist von einer Wo- Der Mahnbescheid enthält die Auffor-
che zugestellt werden. Sie ist jedoch keine derung an den Schuldner innerhalb von
unerlässliche Voraussetzung für den Be- zwei Wochen (bei Vermeidung des Erlas-
ginn der Vollstreckung. Sie ist außer- ses eines Vollstreckungsbescheides) die
dem kein ĺ  Verwaltungsakt und daher Schuld zzgl. Zinsen und genannten Kos-
nicht mit einem ĺ Einspruch anfechtbar. ten zu begleichen oder ĺ  Widerspruch
Für Mahnungen werden keine Kosten er- einzulegen.  c) Erhebt der Schuldner kei-
hoben; Kosten durch einen Postnachnah- nen Widerspruch, kann der Gläubiger in-
meauftrag trägt jedoch der Schuldner. nerhalb von sechs Monaten nach Ertei-
lung des Mahnbescheids den Erlass eines
Mahnverfahren  –  1.  Begriff: Zivilrecht- Vollstreckungsbescheids beantragen. Die-
liches Verfahren mit dem Ziel, dem An- ser wird durch den Gerichtsvollzieher zu-
tragsteller auf schnellerem und billi- gestellt und steht einem Versäumnisurteil
gerem Wege als im gewöhnlichen Zi- gleich. Der Schuldner kann innerhalb von
vilprozess einen ĺ  Vollstreckungstitel zwei Wochen nach Zustellung Einspruch
zu verschaffen, ohne die Rechtsstel- einlegen, der den Rechtsstreit in das or-
lung des Antragsgegners zu beeinträch- dentliche Verfahren überleitet. d) Erhebt
tigen. Ausschließlich zuständig ist (un- der Schuldner bis zum Erlass des Vollstre-
abhängig vom Streitwert) das ĺ  Amts- ckungsbescheids Widerspruch und bean-
gericht. Das  Mahnverfahren ist zulässig tragt eine Partei die Durchführung des
für Ansprüche auf eine bestimmte Geld- Verfahrens, so gibt das Gericht, das den
summe in Euro.  –  Ein Mahnverfahren Mahnbescheid erlassen hat, den Rechts-
findet nicht statt, (1) für Ansprüche ei- streit von Amts wegen an das im Mahnbe-
nes Unternehmers aus einem Verbrau- scheid benannte Amts- oder Landgericht
cherdarlehen oder -finanzierungshilfen, ab. Der Gläubiger muss seinen Anspruch
wenn der effektive Jahreszins den bei Ver- innerhalb von zwei Wochen in einer der
tragsabschluss geltenden ĺ  Basiszins- Klageschrift entsprechenden Form be-
satz um mehr als 12 Prozentpunkte über- gründen.
steigt, (2) wenn die Geltendmachung des
Mailing ĺ Direct Mailing.
Anspruchs von einer noch nicht erbrach-
ten Gegenleistung abhängig ist oder (3) Make or Buy  –  Eigenproduktion oder
wenn die Zustellung des Mahnbescheids Fremdbezug. Entscheidungsproblem im
durch öffentliche Bekanntmachung erfol- Hinblick auf das Ausmaß der vertikalen
gen müsste. – 2. Verfahrensschritte: a) Der Integration einer Unternehmung. Aus-
ĺ Gläubiger stellt einen Antrag auf Erlass schlaggebend für die Entscheidung, ob
363 Makroökonomie

eine Aktivität innerhalb der betrieblichen Teilgebiet der ĺ  Volkswirtschaftslehre


ĺ  Wertschöpfungskette selbst erbracht (VWL). Die Makroökonomie befasst sich
oder als Marktleistung hinzugekauft wer- im Unterschied zur ĺ  Mikroökonomie
den soll, sind ĺ  Kosten, ĺ  Liquidität, mit dem gesamtwirtschaftlichen Verhal-
Zuverlässigkeit und zeitliche Flexibilität ten ganzer Sektoren und deren Beeinflus-
sowie Qualität. Bei der Kostenkalkula- sung. Sie ist eine Analysemethode, die auf
tion sind nicht nur die aktivitätsbezoge- der Grundlage funktioneller und institu-
nen fixen und variablen Kosten (ggf. auch tioneller Aggregate (wie Haushaltssektor,
ĺ  Opportunitätskosten) zu berücksich- Unternehmenssektor, Ausland) das Wirt-
tigen, sondern auch die ĺ Transaktions- schaftsgeschehen in seiner Gesamtheit
kosten, die bei der Koordination der Ak- betrachtet und demzufolge gesamtwirt-
tivität innerhalb der Unternehmung bzw. schaftliche Fragestellungen untersucht.
bei Bezug über den Markt anfallen. Dazu wird im Rahmen der Makroökono-
Makler –  Mäkler. Person, die Käufe oder mie auf gesamtwirtschaftliche Variablen
Verkäufe vermittelt. – 1.  Bürgerliches Ge- zurückgegegriffen, die in den ĺ  Volks-
setzbuch (BGB): Person, die einen Ver- wirtschaftlichen Gesamtrechnungen
trag vermittelt (Zivilmakler). Dazu zählen (VGR) durch ĺ Aggregation einzelwirt-
Grundstücks-, Hypotheken-, Wohnungs- schaftlicher Größen gewonnen werden.
und Häusermakler, aber auch Darlehens- Gesamtwirtschaftliche Aggregatvariablen
und Ehevermittler. Der Zivilmakler hat sind z. B. privater Konsum, gesamtwirt-
bei Abschluss eines ĺ  Maklervertrages schaftliche Investition, Volkseinkommen,
einen Anspruch auf eine Vergütung (Ma- Preisniveau, Wirtschaftswachstum und
klerlohn).  –  2.  Handelsgesetzbuch (HGB): Zahlungsbilanz. – Hinsichtlich der Analy-
ĺ  Handelsmakler.  –  3.  Börsenwesen: semethoden wird zwischen der makroöko-
ĺ freier Makler, ĺ Skontroführer (Kurs- nomischen ĺ  Partialanalyse im Rah-
makler). men von Teilmodellen (wie gesamtwirt-
schaftlicher Arbeitsmarkt, Geldmarkt,
Mäkler ĺ Makler. Gütermarkt oder Wertpapiermarkt) und
Maklerbuch ĺ Orderbuch. der makroökonomischen ĺ  Totalanalyse
Maklerlohn ĺ Makler. im Totalmodell unterschieden, bei dem
alle gesamtwirtschaftliche Märkt im Zu-
Maklervertrag ĺ Vertrag, der zwischen sammenhang untersucht werden. Darü-
einem ĺ Makler und seinem Auftragge- ber hinaus werden komparativ-statistische
ber abgeschlossen wird. Durch den Ver- und dynamische Makromodelle verwen-
trag wird der Makler beauftragt, eine be- det. – Es haben sich im Laufe der Zeit un-
stimmte Leistung im Sinn des Auftrag- terschiedliche makroökonomische Lehr-
gebers zu erbringen. Der Makler ist aber meinungen herausgebildet. Grundsätzlich
nicht zur Tätigkeit verpflichtet. Entspre- wird zwischen gleichgewichtsorientierten
chend hat er nur bei Erfolg Anspruch auf Makrotheorien und Ungleichgewichts-
den Maklerlohn(Erfolgsprinzip).  –  Ähn- theorien unterschieden. Die gleichge-
lich: ĺ Werkvertrag. wichtsorientierte Makroökonomie geht da-
Makroökonomie – Makroökonomik, Ma- von aus, dass sich das Wirtschaftssystem
krotheorie, makroökonomische Theorie. überwiegend im Gleichgewicht befindet
Makroökonomik 364

bzw. zum Gleichgewicht tendiert. Bsp. für Übernahme eines ganzen Unternehmens
die gleichgewichtsorientierten Theorien oder eines Unternehmensteils, der dann
sind ĺ  Klassik und ĺ  Monetarismus. ausgegliedert wird, geschehen. MBO er-
Im Fall der Ungleichgewichtstheorien wird folgt häufig im Fall von Unternehmens-
diese Vorstellung aufgegeben. Sie gehen umstrukturierungen, zur Lösung eines
auf John M. Keynes (englischer National- Nachfolgeproblems oder als Abwehrmaß-
ökonom, 1883–1946) zurück. Zu Bsp. für nahme gegen feindliche Übernahmen
Ungleichgewichtstheorien vgl. ĺ Keyne- (ĺ Takeover).
sianismus. –  Gegensatz: ĺ Mikroökono-
mie. Management-by-Techniken  –  einfa-
che Führungshilfen für das ĺ  Manage-
Makroökonomik ĺ Makroökonomie. ment, die aus praktischen Erfahrungen
makroökonomische Theorie ĺ  Mak- abgeleitet sind. Dazu zählen v.a.: (1) Ma-
roökonomie. nagement by Conflicts: Konflikte werden
als Anzeichen für sich entwickelnde oder
Makrotheorie ĺ Makroökonomie.
vorhandene Koordinationsmängel aufge-
Management  –  Unternehmensfüh- fasst und genutzt. (2) Management by De-
rung, angloamerikanischer Begriff für legation: Übertragung weitgehender Ent-
Leitung eines Unternehmens.  –  1.  Ma- scheidungsfreiheiten und Verantwortung
nagement als Institution: Personen, die an Mitarbeiter. (3) Management by Excep-
in einem Unternehmen leitende Aufga- tion: Entscheidungen erfolgen durch den
ben erfüllen (Manager). Das  Manage- Mitarbeiter. Ein Eingriff durch den Vor-
ment vertritt die Interessen des Unter- gesetzten erfolgt nur bei erheblichen
nehmers als ĺ  Arbeitgeber gegenüber Soll-Ist-Abweichungen. (4) Management
den ĺ Arbeitnehmern. – Es werden fol- by Objectives: Zielvereinbarung und Fest-
gende Führungsebenen unterschieden: legung von Befugnissen, Mitteln, Kon-
(1) Top Management: Unternehmenslei- trollpunkten und Zeitplan auf der Basis
tung wie z. B. Geschäftsführer oder Vor- definierter Ziele. (5) Management by Re-
stand; (2) Middle Management: mitt- sults: wie Management by Objectives, wo-
lere Ebene wie z. B. Hauptabteilungsleiter bei die Ziele aufgrund von Ergebnisanaly-
oder Abteilungsleiter; (3) Lower Manage- sen vereinbart werden.
ment: unterste Ebene wie Unterabtei-
lungsleiter, Meister.  –  2.  Management als Managementstil ĺ Führungsstil.
Funktion: Tätigkeiten, die von Führungs-
kräften in allen Bereichen der Unterneh- Manager ĺ  Management, ĺ  leitender
mung (Personalwirtschaft, Absatz, Be- Angestellter.
schaffung, Verwaltung, Finanzierung etc.) Mangel  –  Begriff aus dem ĺ  Bürger-
zur Erfüllung ihrer Führungsaufgaben er- lichen Recht.  Mangel ist jede Abwei-
bracht werden.  –  Vgl. auch ĺ  Manage- chung der tatsächlichen Gegebenheiten
ment-by-Techniken. oder Verhältnisse vom Vertragsinhalt.
Management Buyout (MBO)  –  Über- Bei einem Mangel kann es sich um einen
nahme eines Unternehmens durch das ĺ Rechtsmangel oder um einen ĺ Sach-
bisherige ĺ Management. Dies kann als mangel handeln.
365 Marge

Mängelanzeige  –  Mängelrüge. Begriff Mantel – Urkunde, in der bei ĺ Aktien


aus dem ĺ Bürgerlichen Recht. – 1. Män- das Anteilsrecht bzw. bei ĺ Anleihen die
gelanzeige im Falle einer gekauften Sache: Forderung verbrieft ist. Auf dem  Man-
vom Käufer an den Verkäufer gerichtete tel sind u.a. Wertpapiernummer, Firma,
Anzeige, dass die gekaufte Sache Mängel Nennbetrag, Ort und Ausstellungsdatum
hat (ĺ  Sachmangel). Sie muss rechtzei- vermerkt, bei Schuldverschreibungen zu-
tig erfolgen. Außerdem muss der Mangel sätzlich Zinstermin und Zinssatz sowie
genau angegeben werden. Mit der  Män- Teile der Anleihebedingungen.  –  Gegen-
gelanzeige können Gewährleistungs- satz: ĺ Bogen.
rechte geltend gemacht werden (ĺ Sach-
Manteltarifvertrag ĺ Tarifvertrag.
mängelhaftung).  –  2.  Mängelanzeige im
Falle einer vermieteten Sache: vom Mie- Mantelzession  –  eine Art der ĺ  Siche-
ter an den Vermieter gerichtete Anzeige, rungsabtretung (Zession), bei der sich
dass die vermietete Sache Mängel hat der Zedent verpflichtet, dem Zessionär
oder dass eine Maßnahme zum Schutz ĺ  Forderungen in bestimmbarer oder
der Mietsache erforderlich ist. Bei unter- variabler Höhe abzutreten und ihm zu
lassener Mängelanzeige ist der Mieter dem bestimmten Zeitpunkten die abgetrete-
Vermieter zum Ersatz des daraus entste- nen Forderung aufzulisten. Die ĺ  For-
henden Schadens verpflichtet. Soweit der derungsabtretung wird erst mit der Über-
Vermieter aufgrund der Unterlassung gabe der Forderungsaufstellung wirksam.
der Mängelanzeige keine Abhilfe schaffen Damit wird dem Bestimmtheitsgebot ge-
konnte, stehen dem Mieter keine Rechte nügt. Mantelzession ist v.a. zur Sicherung
aus ĺ Sachmängelhaftung zu. – 3.  Män- von ĺ Bankkrediten üblich. – Vgl. auch
gelanzeige beim Reisevertrag:  beim Rei- ĺ Globalabtretung.
severtrag führt die unterlassene Anzeige
Manufaktur – wirtschaftshistorischer Be-
von Mängeln ebenfalls zum Ausschluss
griff: großbetriebliche Warenproduktion
der Mängelhaftung.
vor der Industrialisierung (Blütezeit zwi-
schen 1780 und 1820). In den Manufak-
Mängelhaftung ĺ  Rechtsmängelhaf-
turen wurden überwiegend Massenpro-
tung, ĺ Sachmängelhaftung.
dukte (Textilien, Glas, Draht- und Metall-
waren) hergestellt. Als Produktionsform
Mängelrüge ĺ Mängelanzeige.
wurde die Manufakturen von der ĺ Fab-
rik abgelöst, die sich v.a. durch den erheb-
Manko  –  1.  Allgemein: ĺ  Mangel oder
lich höheren Einsatz von Maschinen aus-
Fehlbetrag, z. B. Fehlbetrag in der Kasse
zeichnet.
durch falsches Herausgeben  (Kassen-
manko).  –  2.  Transportversicherung: Be- Marge  –  1.  Allgemein: Differenz zwi-
zeichnung für ungeklärte Güterverluste schen Kursen, An- und Verkaufspreisen,
(Verdunsten, Verwiegen) bzw. natürli- Soll- und Habenzinssätzen, vorgegebenen
cher Schwund (im Grunde unversicher- Ober- und Untergrenzen usw.  –  2.  Kre-
bar).  Versicherungseinschluss gegen ditgeschäft: Bezeichnung des Aufschlags
Prämienzuschlag und mit Selbstbehalt auf einen ĺ Referenzzinssatz, z. B. ĺ LI-
(ĺ Franchise). BOR (Kreditmarge), aber auch für die
Marginalanalyse 366

Differenz zwischen Kreditzins und Refan- hoher Bekanntheitsgrad und umfassende


zierungszins.  –  3.  Arbitragegeschäft: Un- Marktgeltung, die durch eine intensive
terschied zwischen Kursen an verschiede- Werbung zu erreichen versucht wird. Zu
nen ĺ Börsen (ĺ Arbitrage). unterscheiden sind Markenartikel, die von
Marginalanalyse  –  Methode der Wirt- Herstellern (Herstellermarken), von Han-
schaftstheorie. Bei der  Marginalanalyse delsunternehmen und -ketten (ĺ  Han-
werden die Auswirkungen einer mar- delsmarken) oder von Dienstleistungsun-
ginalen Änderung einer oder mehre- ternehmen (Dienstleistungsmarken) ange-
rer Größen auf die Ausgangslage unter- boten werden. – Gegensatz: ĺ No Names
sucht. Mathematisch werden im Rahmen (Gattungsmarke).  –  Vgl. auch ĺ  Mar-
der Marginalanalyse bei Vorliegen steti- kenstrategien.
ger Funktionen (partielle) Ableitungen Markenpiraterie ĺ Produktpiraterie.
(z. B. ĺ  Grenzkosten, ĺ  Grenznutzen,
ĺ Grenzproduktivität) betrachtet. Markenstrategien  –  Strategien zur er-
folgreichen Darstellung eines Produktes
marginale Kapitalproduktivität ĺ  Ka- oder einer Produktgruppe als ĺ  Marke
pitalproduktivität. (ĺ  Markenartikel) im Markt. Zu unter-
marginale Konsumquote ĺ  Konsum- scheiden sind im Wesentlichen: (1) Ein-
quote. markenstrategie: Es wird nur ein Produkt
Marke – 1.  Marketing: Zeichen zur Iden- als Marke (Einmarke) geführt. (2) Mehr-
tifikation und Differenzierung eines Pro- markenstrategie: In einem Produktbereich
duktes oder einer Dienstleistung eines werden mehrere Marken in den Markt
Anbieters von konkurrierenden Ange- eingeführt. Aufgrund der Gefahr des
boten. Bei einer Marke kann es sich z. B. ĺ Kannibalismus-Effekts werden in die-
um einen Namen, eine Bezeichnung, ein sem Fall häufig ĺ  Produktfamilien oder
Design, ein Symbol oder um die Kombi- ĺ  Dachmarken gebildet. (3) Marken-
nation dieser Elemente handeln. – 2.  Ge- transferstrategie: Der Marken-Goodwill
werblicher Rechtsschutz: Eine  Marke ist etablierter Marken wird als Grundlage be-
nach dem Markengesetz (MarkenG) ge- nutzt, um in andere Produktbereiche zu
schützt.  –  Nach europäischem Recht diversifizieren.
kann eine Marke als Gemeinschaftsmarke Markentransferstrategie ĺ  Mar-
EU-weit geschützt werden.  –  Vgl. auch kenstrategien.
ĺ Markenartikel, ĺ Markenstrategien.
Marketing  –  Grundgedanke und Denk-
Markenallianz ĺ Co-Branding. haltung, das gesamte Unternehmen kon-
Markenartikel  –  Güter, die mit einer sequent auf die Bedürfnisse des ĺ  Ab-
ĺ  Marke auf den Markt gebracht wird. satzmarktes auszurichten (Absatzmarke-
Die Markierung hat Herkunfts-, Un- ting), aber auch die Beschaffungsquellen
terscheidungs-, Schutz-, Garantie- und zu sichern und zu pflegen (ĺ  Beschaf-
Werbefunktion gegenüber anonymen fungsmarketing). Insbes. ist  Marketing
Gütern und konkurrierenden Marken- die unternehmerische Aufgabe, Markt-
artikel. Kennzeichen sind gleichblei- veränderungen und Bedürfnisver-
bende ĺ  Qualität (Qualitätssicherheit), schiebungen sowie Möglichkeiten zur
367 Market Pull

Steigerung des Kundennutzens zu er- Routinegschäfts, Coaching und Beratung,


kennen, um Wettbewerbsvorteile auf- Projekt- und Kooperationscontrolling.
bauen zu können.  –  Marketingpolitische Marketing-Mix – optimale Kombination
Instrumente sind: (1) ĺ  Produktpoli- der zeitraum- und markt- bzw. markt-
tik, (2)  ĺ Programmpolitik, (3) ĺ Prei- segmentbezogen eingesetzten marketing-
spolitik, (4) ĺ  Konditionenpolitik, (5) politischen Instrumente eines Unterneh-
ĺ  Kommunikationspolitik, (6) ĺ  Dis- mens, um die verfolgten Marketingziele
tributionspolitik.  –  Je nach Branche und zu erreichen (ĺ Marketing).
Art der Leistung gibt es Besonderhei-
ten, die bei der Ausarbeitung und Umset- Marketingpolitik  –  Absatzpolitik, Ge-
zung der Marketingkonzepts zu berück- samtheit der Ziel- und Maßnahmeent-
sichtigen sind. Aus diesem Grund haben scheidungen zur Gestaltung der markt-
sich z. B. Konsumgüter-, Investitionsgü- bezogenen Aktivitäten der Unter-
ter-, Dienstleistungsmarketing und Mar- nehmung.  –  Ebenen: (1) strategische
keting für gemeinnützige und öffentliche Marketingpolitik: marketingpolitische
Einrichtungen herausgebildet.  –  Marke- Grundsatzentscheidungen über Problem-
ting kann auch als umfassendes Konzept lösungsbereiche, Marktfelder und Basis-
der Unternehmensführung aufgefasst strategien. (2) Operative Marketingpolitik:
werden. In diesem Fall werden alle Aus- konkrete Gestaltung der marketingpoliti-
tauschprozesse des Unternehmens mit schen Instrumente im Rahmen der strate-
Kunden, aber auch mit Mitarbeitern, Ge- gischen Pläne. – Vgl. auch ĺ Marketing.
sellschaftern, Aktionären, Staat usw. ge- Marketingstrategie ĺ  Wachstumsstra-
staltet.  –  Vgl. auch ĺ  Beschaffungsmar- tegie.
keting, ĺ Relationship Marketing.
Market Maker  –  Betreuer. Begriff aus
Marketing Channel ĺ Absatzkanal. dem Börsenwesen. Ein zum Handel an
Marketingcontrolling  –  Verbindung Wertpapier- und Devisenbörsen zugelas-
der Ziele von ĺ Marketing und ĺ Con- senes Unternehmen (Bank oder Wertpa-
trolling, um die Effizienz und Effektivi- pierhandelshaus) mit zusätzlichen Auf-
tät einer marktorientierten Unterneh- gaben: Hauptaufgabe des Betreuers ist es,
mensführung sicherzustellen. Hauptfunk- für bestimmte ihm zugewiesene ĺ Wert-
tionen des  Marketingcontrollings sind papiere oder ĺ Devisen die fortwährende
die (1) Informationsfunktion: Problem- Handelbarkeit sicherzustellen. Durch Ihre
bezogene Informationsversorgung, ins- ständige Bereitschaft, im Börsenhandel als
bes. Marktforschung und Marketing-Ac- Marktpartei (Käufer oder Verkäufer) auf-
counting; (2) Planungsfunktion: Unter- zutreten, stabilisieren sie den Markt  ins-
stützung der operativen und strategischen bes. für umsatzschwache Werte.  –  Vgl.
Marketingplanung bezüglich Willensbil- auch ĺ Designated Sponsor.
dung und -durchsetzung; (3) Kontroll- Market Pull  –  Demand Pull, Nachfra-
funktion: Überwachung des Marketings gesog; besagt, dass Forschungs- und Ent-
mittels Marketingkontrolle und Marke- wicklungsaktivitäten und Produktinno-
tingaudits; (4) führungsübergreifende Ko- vationen von Anbietern durch die Nach-
ordinationsfunktion: Aufgaben abseits des frage der Kunden ausgelöst werden. Um
Markt 368

dies zu erkennen, müssen im Rahmen der einem unvollkommenen  Markt gespro-


ĺ  Marktforschung latent unbefriedigte chen.  –  3.  Marktabgrenzung: Um einen
Kundenwünsche erkannt werden. Markt zu bestimmen, ist dieser (1) sach-
lich (durch Auswahl des Gutes bzw. der
Markt  –  1.  Begriff: Ort, an dem ĺ  An- Güter), (2) persönlich (durch Identifika-
gebot und ĺ  Nachfrage zusammen- tion seines Anbieters bzw. ihrer Anbieter
treffen und sich im Falle eines Tausches und seines Nachfragers bzw. ihrer Nach-
Preise bilden. Mindestvoraussetzung für frager), (3) räumlich (durch Bestimmung
das Entstehen eines  Marktes ist eine po- der Angebots- und Nachfrageorte) und
tenzielle Tauschbeziehung, d.h. abge- (4) zeitlich (durchFestlegung des Betrach-
sehen vom Tauschmittel (i.d.R. Geld) tungs- oder Geltungszeitraumes) abzu-
mind. ein Tauschobjekt (knappes Gut), grenzen. Den Schlüssel zu dieser Abgren-
mind. ein Anbieter und mind. ein Nach- zung bildet das Kriterium der funktiona-
frager. – 2.  Arten: a) Ein Markt kann or- len Austauschbarkeit der Güter, durch die
ganisiert oder nicht organisiert sein. Im ihre Anbieter und Nachfrager im theore-
ersten Fall liegt ein  Markt im institutio- tischen Konstrukt „Markt“ eine bes. wirt-
nellen Sinne vor, auf dem bestimmte Re- schaftliche Interdependenz (Marktbe-
geln herrschen, z. B. Wochenmärkte, ziehung) erfahren und (vom bilateralen
Jahrmärkte, Auktionen, Ausschreibun- Monopol (ĺ  Marktformen) abgese-
gen, Börsen, Messen und Ausstellungen. hen) auch in eine Konkurrenzbeziehung
b) Nach dem Marktzutritt können offene, (ĺ  Wettbewerb) mit anderen Anbietern
beschränkte und geschlossene  Märkte un- bzw. Nachfragern geraten.  –  Vgl. auch
terschieden werden. c) Ein Markt ist frei, ĺ Marktformen, ĺ Marktgleichgewicht.
wenn die Marktteilnehme ihre ĺ  Ak-
tionsparameter (insbes. den Preis) frei Marktabgrenzung ĺ Markt.
aushandeln bzw. selbstständig einset- Marktanalyse  –  systematische Unter-
zen können. Unterliegen die Aktions- suchung der Stellung eines Unterneh-
parameter (abgesehen von Spielregeln) mens im ĺ Markt, die neben der Markt-
behördlichen Eingriffen (z. B. in Form beobachtung zur Schaffung  der eigenen
von Fest-, Höchst- oder Mindestprei- ĺ Markttransparenz beiträgt und die Ge-
sen) so liegt ein regulierter Markt vor. d) schäftspolitik der Unternehmung fun-
Nach Fehlen bzw. Vorliegen von Präfe- diert. Es werden  v.a. Absatzmärkte, aber
renzen wird zwischen homogenen (ohne auch Beschaffungsmäkte  untersucht. Im
sachliche, räumliche, zeitliche und per- Rahmen der  Marktanalyse werden Ver-
sönliche Präferenzen) und heteroge- fahren der ĺ Marktforschung eingesetzt.
nen Märkten (mit mind. einer Präferenz-
art) unterschieden. e) Ein vollkommener Marktangebot  –  Begriff der Mikroöko-
Markt liegt vor, wenn für einen homoge- nomie: Zusammenfassung (ĺ  Aggre-
nen Markt zusätzlich das Kriterium der gation) aller  bei alternativen Preisen  an-
vollständigen Markttransparenz erfüllt gebotenen Mengen  des ĺ  Gutes bzw.
ist. In allen anderen Fällen, d.h. bei ei- der Güter, die nach sachlicher, persön-
nem heterogenen  Markt und/oder un- licher, räumlicher und zeitlicher Abgre-
vollständiger Markttransparenz wird von zung einen ĺ Markt bilden. – Gegensatz:
369 Markteintrittsstrategien

ĺ Marktnachfrage. – Anders: ĺ gesamt- auf andere Waren oder Leistungen umzu-


wirtschaftliches Angebot. stellen, sowie die Möglichkeit der Markt-
Marktanteil  –  betriebswirtschaftli- gegenseite, auf andere Unternehmen aus-
che Absatzkennzahl. Der Marktanteil ist zuweichen, zu berücksichtigen.  –  Nach
das Verhältnis des Absatzes bzw. Umsat- dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän-
zes eines Unternehmens zum Gesamtab- kungen (GWB) ist die missbräuchliche
satz bzw. Gesamtumsatz auf einem Markt Ausnutzung einer marktbeherrschen-
(ĺ  Marktvolumen). Problematisch bei den Stellung durch ein oder mehrere Un-
der Bestimmung des  Marktanteils ist es, ternehmen verboten (§  19 GWB), was
den ĺ  Markt  realistisch abzugrenzen eine ĺ  Missbrauchsaufsicht erforder-
und die erforderlichen Gesamtabsatz- lich macht. – Im Rahmen der Zusammen-
bzw. Gesamtumsatzzahlen zu besorgen. schlusskontrolle ist ein Zusammenschluss
Der  Marktanteil drückt die Bedeutung vom ĺ  Bundeskartellamt (BKartA) zu
des Unternehmens am Markt und somit untersagen (§ 36 GWB), wenn zu erwar-
dessen Konkurrenzstärke aus. ten ist, dass er eine marktbeherrschende
Stellung begründet oder verstärkt, es sei
marktbeherrschende Stellung denn die beteiligten Unternehmen wei-
ĺ Marktbeherrschung. sen nach, das durch den Zusammen-
Marktbeherrschung  –  marktbeherr- schluss auch Verbesserungen der Wett-
schende Stellung. Begriff aus dem ĺ Wett- bewerbsbedingungen eintreten und diese
bewerbsrecht. Tatbestandsmerkmal der Verbesserungen die Nachteile der Markt-
ĺ  Missbrauchsaufsicht und ĺ  Zusam- beherrschung überwiegen. – Vgl. auch
menschlusskontrolle. Als marktbeherr- ĺ Marktmacht.
schend wird (nach § 18 des Gesetzes gegen
Marktdurchdringung  –  Marktpenetra-
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB))
tion, Penetration. 1. Durchdringung eines
die Stellung eines Unternehmens verstan-
ĺ  Marktes, Teilmarktes oder einer Ver-
den, soweit es als Anbieter oder Nachfra-
brauchergruppe mit Informationen oder
ger einer bestimmten Art von Waren oder
Produkten. – 2. In der Werbewirkungsmes-
gewerblichen Leistungen auf dem sach-
sung (ĺ Werbung) der Quotient aus der
lich und räumlich relevanten ĺ  Markt
Zahl der Werbeerinnerer und der Zahl
(1) ohne Wettbewerber ist oder (2) kei-
der Werbegemeinten (ĺ  Bekanntheits-
nem wesentlichen ĺ Wettbewerb ausge-
grad).  –  3.  Bei der Markteinführung der
setzt ist oder (3) eine im Verhältnis zu sei-
Anteil der Käufer des neuen Produktes
nen Wettbewerbern überragende Markt-
an den Käufern der Warengruppe. – Vgl.
stellung einnimmt; hierbei sind insbes.
auch ĺ Wachstumsstrategie.
sein ĺ  Marktanteil, seine Finanzkraft,
sein Zugang zu den Beschaffungs- oder Markteintrittsstrategien  –  1.  Begriff:
Absatzmärkten, Verflechtungen mit an- ĺ  Strategien, ein Unternehmen oder
deren Unternehmen, rechtliche oder tat- seine Produkte auf einem neuen ĺ Markt
sächliche Schranken für den Marktzutritt einzuführen, d.h. i. d. R. Marktein-
anderer Unternehmen, der tatsächliche trittsschranken zu überwinden.  –  2.  Ein-
oder potenzielle Wettbewerb, die Fähig- zelstrategien: a) Interne Entwicklung: Ein-
keit, sein Angebot oder seine Nachfrage tritt auf der Basis eigener Ressourcen und
Marktentwicklung 370

Fähigkeiten. b) Akquisition: Kauf eines ĺ  Markttransparenz.  –  Darüber hinaus


im neuen Geschäft bereits tätigen Unter- werden in der Marktformenlehre nach der
nehmens. c) Lizenznahme: Erwerb des Beschaffenheit der Güter homogene bzw.
Rechts auf Nutzung von Name, Produkt heterogene Polypole sowie homogene bzw.
oder Dienstleistung des Lizenzgebers, vgl. heterogene Oligopole unterschieden. He-
ĺ  Lizenz. d) Interne Ventures: Bildung terogene Polypole (i.w.S. auch heterogene
einer neuen organisatorischen Einheit Oligopole) werden wegen der Nichterfül-
für den Markteintritt. e) ĺ  Joint Ventu- lung der Vollkommenheitskriterien auch
res: Verbund zweier Unternehmen (auch als heterogene, unvollkommene oder un-
durch Gründung eines dritten Unterneh- vollständige Konkurrenz bezeichnet.
mens). f) Venture-Capital-Beteiligungen: Marktforschung  –  systematische Erfor-
Erwerb von Minderheitsbeteiligungen an schung von Beschaffungs- und Absatz-
ĺ Start-up-Unternehmen. märkten. Nach der Form der Datener-
Marktentwicklung ĺ  Wachstumsstra- hebung werden unterschieden: (1) Pri-
tegie. märforschung: Erhebung ursprünglicher
Marktformen  –  Klassifizierung der Daten. Als Erhebungsverfahren werden
Märkte (ĺ  Markt) u.a. nach der Anzahl im Wesentlichen Befragung, Beobach-
der Marktteilnehmer, deren relativem Ge- tung oder Experiment eingesetzt. (2) Se-
wicht und sonstigen Strukturmerkma- kundärforschung: Auswertung bereits
len (Marktmorphologie). Durch die Kom- vorhandener Daten.  –  Die Ergebnisse
bination von einem, wenigen und vielen der Marktforschung bilden die Grundlage
Anbietern und Nachfragern lässt sich ein für die Beurteilung und die Vorhersage
Schema, wie in der Abb. „Marktformen“ der zukünftigen Marktenwicklung. Da-
dargestellt, bilden. Sind auf beiden Markt- mit sind sie für marketingpolitische Ent-
seiten sehr viele (wenige) Akteure vorhan- scheidungen wesentlich, v.a. bei der Ein-
den spricht man auch von atomistischer führung von neuen Produkten.
(oligopolistischer) Marktstruktur. – Als voll- Marktgleichgewicht  –  Begriff aus
kommene Konkurrenz wird das bilaterale der Wirtschaftstheorie. Ein einzelner
Polypol bezeichnet, wenn zusätzlich alle ĺ Markt befindet sich bei vollkommener
Vollkommenheitskriterien erfüllt sind, d.h. Konkurrenz (ĺ Marktformen) im Gleich-
die vier Homogenitätsbedingungen (Fehlen gewicht, wenn das geplante Angebot und
sachlicher, persönlicher, räumlicher und die geplante Nachfrage der Markteil-
zeitlicher Präferenzen) und vollständige nehmer hinsichtlich Preis und Menge
371 Marktsättigungsgrad

übereinstimmen (Gleichgewichtspreis Marktmorphologie ĺ Marktformen.


und -menge). Existiert kurzfristig ein An-
Marktnachfrage  –  Begriff der Mik-
gebotsüberschuss (Nachfrageüberschuss),
roökonomie: Zusammenfassung (ĺ  Ag-
fällt (steigt) der Marktpreis auf das Gleich-
gregation) aller bei alternativen Prei-
gewichtsniveau. Bei vollkommener Kon-
sen nachgefragten Mengen  nach dem
kurrenz wird also ein Marktungleichge-
ĺ  Gut  bzw.  den Gütern, das bzw. die
wicht stets ausgeglichen. – Herrscht auf al-
nach  sachlicher, persönlicher,  räumli-
len Märkten ein simultanes Gleichgewicht
cher und zeitlicher  Abgrenzung einen
wird auch von einem allgemeinen Gleich-
ĺ Markt bilden. – Gegensatz: ĺ Markt-
gewicht gesprochen.  –  Vgl. auch Abb.
angebot. – Anders: ĺ gesamtwirtschaftli-
„Gleichgewichtspreis“.
che Nachfrage.
Marktnische  –  Teilmarkt (Marktseg-
ment), der durch vorhandene Produkte
nicht voll ausgeschöpft ist, weil diese den
potenziellen Käufern nicht genügend ent-
sprechen. Nach deren Verhalten sind zu
unterscheiden: (1) manifeste Marktnische:
Potenzielle Käufer verzichten ganz auf ei-
nen Kauf; (2) latente Marktnische: Sie wei-
chen auf andere Produkte aus. – Vgl. auch
ĺ Wettbewerbsstrategien.
Marktkanal ĺ Absatzweg.
Marktpenetration ĺ  Marktdurchdrin-
Marktkapitalisierung  –  Börsenkapitali- gung.
sierung. Marktkapitalisierung ist ein Ver-
fahren zur Ermittlung des ĺ  Marktwer- Marktpotenzial  –  Aufnahmefähig-
tes eines börsennotierten Unternehmens. keit eines ĺ  Marktes oder Teilmarktes.
Die Marktkapitalisierung wird berechnet, Das  Marktpotenzial ist die Gesamtheit
indem die Anzahl aller seiner  frei han- möglicher Absatzmengen eines Produktes
delbarer Aktien  mit  ihrem ĺ  Börsen- bzw. einer Produktkategorie, das bzw. die
preis bewertet (multipliziert) wird. einen eigenen Markt oder Teilmarkt bil-
det. Das  Marktpotenzial bildet die obere
Marktmacht – die Fähigkeit eines Markt-
Grenze für das ĺ Marktvolumen.
teilnehmers, innerhalb einer Marktbezie-
hung seine Interessen gegenüber Teilneh- Marktpreis ĺ Marktgleichgewicht.
mern der gleichen Marktseite (z. B. An-
Marktsättigungsgrad  –  Kennzahl zur
bieterseite)  oder der Marktgegenseite
Ausschöpfung eines ĺ Marktes oder Teil-
(z. B. Nachfragerseite)  auch gegen deren
marktes (Marktsegmentes): Verhältnis
Widerstreben durchzusetzen.
von ĺ Marktvolumen zum ĺ Marktpo-
marktmäßige Koordination ĺ Koordi- tenzial.  –  Aus dem  Marktsättigungsgrad
nation. lässt sich ableiten, inwieweit im Gesamt-
Marktmechanismus ĺ  Preismechanis- oder Teilmarkt noch Wachstumschancen
mus. für ein ĺ Produkt bestehen.
Marktsegmentierung 372

Marktsegmentierung  –  Begriff aus Produktangebotes auf einem  abgegrenz-


dem ĺ  Marketing.  Marktsegmentie- ten ĺ Markt in einem bestimmten Zeit-
rung ist die Aufspaltung eines Gesamt- raum. Das  Marktvolumen ist der aus-
marktes in Teilmärkte (Marktsegmente), geschöpfte Teil des ĺ  Marktpotenzials
die hinsichtlich des Käuferverhaltens (ĺ  Marktsättigungsgrad).  –  Das  Markt-
oder kaufverhaltensrelevanter Merk- volumen ist notwendig zur Berech-
male in sich möglichst ähnlich (homo- nung des mengen- oder wertmäßigen
gen) sind. Ziel ist es, Käufergruppen zu ĺ Marktanteils.
bilden und so marketingpolitische Ins-
trumente gezielt einzusetzen. Die Auf- Marktwert  –  Preis oder Wert eines
spaltung kann anhand demografischer ĺ Gutes am Absatz- oder Beschaffungs-
(z. B. Alter, Geschlecht, Religion, Haus- markt zu einem bestimmten Zeitpunkt.
haltsgröße), sozio-ökonomischer (z. B. Ein- Der Marktwert dient der Realisierung des
kommen, Schulbildung, Beruf) oder psy- ĺ  Niederstwertprinzips im ĺ  Umlauf-
chografischer (z. B. Lebensstil, Persönlich- vermögen. Im Rahmen der Internationa-
keit) Merkmale vorgenommen werden. lisierung der Rechnungslegung kommt
Es ist aber auch möglich, Teilmärkte nach der ĺ Bilanzierung zum Marktwert eine
Kaufverhaltensmerkmalen wie z. B. Käu- bes. Bedeutung zu.  –  Vgl. auch ĺ  Fair
fer/ Nichtkäufer oder Preiseinstellung zu Value, ĺ Tageswert.
bilden. Im Rahmen der Marktsegmentie-
rung werden v.a. statistische Methoden Marktwertverfahren ĺ Unternehmens-
(z. B. ĺ  Clusteranalyse, ĺ  Regressions- bewertung.
analyse) eingesetzt.
Marktwirtschaft  –  freie Verkehrswirt-
Marktstruktur ĺ Marktformen.
schaft. Wirtschaftsordnung mit dezentra-
Markttransparenz  –  Begriff aus der ler Planung und Steuerung der wirtschaft-
Wirtschaftstheorie. Wissen über Markt- lichen Prozesse, die über ĺ Märkte mit-
vorgänge, v.a. hinsichtlich des Verhaltens tels des ĺ Preismechanismus koordiniert
anderer Marktteilnehmer (Haushalte, Un- werden (ĺ Marktgleichgewicht). Die Ab-
ternehmen). Vollständige Markttranspa- stimmung der einzelnen Haushalts- und
renz (neben den Homogenitätsbedigungen Unternehmenspläne erfolgt durch den
ein Kriterium für vollkommene Märkte sich frei bildenden ĺ Preis. Der Staat hat
(ĺ Marktformen)) liegt vor, wenn Haus- durch die Rahmenbedingungen für ei-
halte und Unternehmen als Entschei- nen möglichst freien Wettbewerb zu sor-
dungsgrundlage  über alle wesentlichen gen. Außerdem ist es Aufgabe des Staates,
Informationen zum Marktgeschehen ĺ öffentliche Güter bereitzustellen. I.d.R.
verfügen. Dies gilt hauptsächlich für die ist eine Marktwirtschaft durch ĺ Privat-
Preisbildung. – Vgl. auch ĺ Markt. eigentum, ĺ Wettbewerbsfreiheit, ĺ Ge-
werbefreiheit und ĺ Konsumfreiheit so-
Marktversagen ĺ öffentliches Gut.
wie ĺ Berufsfreiheit und ĺ freie Arbeits-
Marktvolumen  –  realisierte Absatz- platzwahl gekennzeichnet.  –  Gegensatz:
menge (Absatzvolumen) oder reali- ĺ  Zentralverwaltungswirtschaft.  –  Vgl.
sierter Umsatz (Umsatzvolumen) eines auch ĺ soziale Marktwirtschaft.
373 Materialbedarfsermittlung

Marshall-Plan –  European Recovery Pro- Massenfertigung ĺ Massenproduktion.


gram (ERP). Plan zum Wiederaufbau der Massenmedien ĺ Medium.
europäischen Wirtschaft nach dem Zwei-
ten Weltkrieg. Er wurde 1947 von dem da- Massenproduktion  –  Massenfertigung.
maligen US-Außenminister Marshall ver- ĺ  Produktionsverfahren, bei dem ein
kündet und nach diesem benannt. Ent- ĺ  Produkt unbegrenzt produziert wird.
sprechend dem Marshall-Plan wurden ca. Die  Massenproduktion ist gekennzeich-
14 Mrd. US-Dollar als Kredite, nicht rück- net durch ein hohes Maß an ĺ Rationali-
zahlbare Zuschüsse, Sach- und Lebens- sierung (Automatisierung des ĺ Produk-
mittelhilfen zum Wiederaufbau vergeben. tionsprozesses) und niedrige ĺ Stückkos-
ten. Nachteil der Massenproduktion ist
Maschinenstundensatz  –  wichtige die mangelnde Flexibilität des Produkti-
Größe bei der ĺ Kalkulation der ĺ Pro- onsprozesses aufgrund des Einsatzes von
duktionskosten.  Maschinenstundensätze Spezialmaschinen. – Vgl. auch ĺ Sorten-
sind die ĺ  Kosten, die für eine Stunde produktion.
Laufzeit pro Maschine anfallen. Zu die- Maßgeblichkeitsprinzip  –  Prinzip der
sem Zweck werden alle Anlagekosten wie ĺ  Bilanzierung, das besagt, dass die
z. B. anteilige Raumkosten, Werkzeug- ĺ Handelsbilanz für die ĺ Steuerbilanz
bedarf, Abschreibungen, Wartungs- und maßgeblich ist. Dies bedeutet, dass in der
Energiekosten pro Monat ermittelt und Steuerbilanz dieselben Werte wie in der
dann durch die betriebsübliche oder opti- Handelsbilanz angesetzt werden müs-
male Laufzeit geteilt. sen. Somit werden die ĺ Grundsätze ord-
Massegläubiger ĺ Gläubiger, deren An- nungsmäßiger Buchführung (GoB) zu ei-
sprüche ausschließlich durch oder wäh- nem integralen Bestandteil des Bilanz-
rend eines ĺ  Insolvenzverfahrens ent- steuerrechts.
stehen und die volle Befriedigung aus der Maßkorrelation ĺ Korrelation.
ĺ Insolvenzmasse vor allen ĺ Insolvenz- Material  –  Stoffe. Sammelbegriff für
gläubigern beanspruchen können. ĺ  Rohstoffe, ĺ  Hilfsstoffe und ĺ  Be-
Massenentlassung  –  Begriff des Kün- triebsstoffe der Fertigung (ĺ  Produk-
digungsschutzgesetzes (KSchG). Danach tion). Außerdem werden Kleinmate-
liegt eine Massenentlassung vor, wenn in- rial, bezogene Normteile, einbaufertige
nerhalb von dreißig Tagen eine bestimmte Aggregate, wiederverwertbare Rest-
Mindestanzahl von Entlassungen erfolgt: stoffe, d.h. vorwiegend Ausgangstoffe
(1) bei 20 bis 59 Arbeitnehmern fünf Ent- der Produktion unter dem Begriff  Ma-
lassungen, (2) bei 60 bis 499 Arbeitneh- terial zusammengefasst. Nicht dazu zäh-
mern 10 % oder mehr als 25 Entlassun- len ĺ  Fertigerzeugnisse und ĺ  unfer-
gen, (3) bei 500 Arbeitnehmern 30 Ent- tige Erzeugnisse und selbst gefertigte Be-
lassungen. – Eine Massenentlassung muss standteile. – Vgl. auch ĺ Materialkosten,
der zuständigen ĺ  Bundesagentur für ĺ  Materialverbrauch, ĺ  Materialwirt-
Arbeit (BA) angezeigt werden. Außerdem schaft.
besteht eine Sperrfrist von einem Monat, Materialbedarfsermittlung ĺ  Bedarf-
bis die ĺ Kündigungen wirksam werden. sermittlung, ĺ Materialbedarfsplanung.
Materialbedarfsplanung 374

Materialbedarfsplanung  –  Materialbe- -gemeinkosten zusammen. – Die Materi-


darfsermittlung. Verfahren zur Ermitt- aleinzelkosten sind die Materialkosten, die
lung des Bedarfs an ĺ Material nach Art, einer Bezugsgröße oder einem Kostenträ-
Menge, Qualität und Zeitstruktur. Unter- ger direkt zugerechnet werden können.
schieden wird dabei in (1) Primärbedarf (ĺ Einzelkosten). – Die Materialgemein-
(Bedarf an Fertigprodukten), (2) Sekun- kosten müssen dagegen über die ĺ inner-
därbedarf (Bedarf an Baugruppen, Ein- betriebliche Leistungsverrechnung ver-
zelteilen und Rohstoffen) und (3) Terti- rechnet werden (ĺ  Gemeinkosten). Zu
ärbedarf (Bedarf an Betriebs- und Hilfs- ihnen gehören v.a. die Kosten, die für die
stoffen). – Es können folgende Verfahren Beschaffung, Prüfung, Lagerung und Ab-
angewandt werden: (1) deterministische nahme anfallen.
(bedarfsorientierte) Disposition: Der zu- Materiallogistik ĺ Logistik.
künftigen Materialbedarf wird auf der
Grundlage konkret vorliegender oder ge- Materialverbrauch – Verbrauch an Roh-,
planter Kunden- und Fertigungsaufträge Hilfs- und Betriebsstoffen. Der Verbrauch
berechnet. Dabei wird der jeweils noch von ĺ  Material  kann berechnet werden
verfügbare Lagerbestand für das entspre- durch: (1) Fortschreibung (Skontration):
chende Gut berücksichtigt. (2) Stochasti- Diese erfolgt mit Hilfe von ĺ  Materia-
sche (verbrauchsorientierte) Disposition: lentnahmescheinen. (2) Befundrechnung:
Der zukünftige Materialbedarf wird an- Anfangsbestand + Zugänge – Endbestand
hand des Materialverbrauchs in der Ver- (Bestand laut Inventur) = Verbrauch (Ab-
gangenheit ermittelt. gänge). (3) Rückrechnung:  Materialver-
brauch = gelieferte Stückzahl x Bruttoma-
Materialeinzelkosten ĺ  Materialkos- terialverbrauch pro Stück.
ten.
Materialwirtschaft  –  1.  I.e.S.: alle Auf-
Materialentnahmeschein  –  Beleg, mit gaben und Entscheidungen zur Ver-
dem der ĺ  Materialverbrauch erfasst sorgung der Produktion mit ĺ  Ma-
wird. Auf dem  Materialentnahmeschein terial (ĺ  Beschaffung, Materialbe-
müssen mind. Art und Menge des ĺ Ma- reitstellung, ĺ  Lagerhaltung und
terials, empfangene Kostenstelle, Kosten- ĺ  Abfallwirtschaft).  –  2.  I.w.S.: alle ma-
nummer und Unterschrift des Berech- terialbezogenen Funktionen, die sich
tigten (z. B. Meister, Abteilungsleiter) mit der Materialversorgung des Betrie-
angegeben werden. Der  Materialentnah- bes und der Steuerung des Materialflus-
meschein dient als Beleg für die Materi- ses durch die Fertigung bis hin zu Aus-
albestandsrechnung und zur auftragsbe- lieferung der Fertigerzeugnisse befas-
zogenen Erfassung der ĺ Materialkosten. sen (integrierte Materialwirtschaft). – Die
Aufgaben der Materialwirtschaft sind so-
Materialgemeinkosten ĺ  Materialkos-
wohl logistischer Natur (Materialbereit-
ten.
stellung in der erforderlichen Art, Menge
Materialkosten  –  Stoffkosten. ĺ  Kos- und Qualität zur rechten Zeit am rechten
ten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe Ort) als auch betriebswirtschaftlich-or-
(ĺ  Material). Die Materialkosten setzen ganisatorischer Natur, d.h., die Wirt-
sich aus den Materialeinzelkosten und schaftlichkeit der Bereitstellung ist zu
375 Mediaplanung

optimieren (materialwirtschaftliches Opti- der Maut wird durch die Achszahl, Schad-


mum). – Vgl. auch ĺ Logistik. stoffklasse und die Länge der mautpflich-
materialwirtschaftliches Optimum tigen Strecke bestimmt. Mit der Erhebung
ĺ Materialwirtschaft. und Abrechnung ist zunächst bis August
2015  die Toll Collect GmbH betraut. Da-
materielles Gut ĺ Sachgut.
nach wird eine Übernahme durch den
Matrixorganisation  –  Organisations- Bund diskutiert. – Weitere Informationen
struktur, die auf zwei Gliederungsprin- unter www.toll-collect.de.
zipien beruht. Die Gliederung erfolgt (1)
Maximalpreis ĺ  Preisobergrenze,
nach Funktionsbereichen, z. B. Beschaf-
ĺ Preisregulierung.
fung, Produktion und Absatz, und (2)
nach Objekten (Produkte, Produktgrup- Maximalprinzip ĺ  ökonomisches Prin-
pen, Kunden), z. B. Produkt A, Pro- zip.
dukt B, Produkt C. Dadurch entsteht ein MDAX – Abk. für Midcap-DAX. ĺ Akti-
Mehrliniensystem. D.h., eine Schnittstelle enindex, der die Wertentwicklung der 50
nimmt Anweisungen von zwei Vorgesetz- ĺ  Aktien der nach ĺ  Marktkapitalisi-
ten an. –  Bsp.: vgl. Abb. „Matrixorganisa- sierung und Börsenumsatz größten deut-
tion“. – Der Nachteil der Matrixorganisa- schen ĺ Aktiengesellschaften (AG) klas-
tion ist, dass es zu Überscheidungen bei sischer Branchen im ĺ  Prime Standard
den Zuständigkeiten kommt. Als Vorteil unterhalb des ĺ Deutschen Aktienindex
wird v.a. die Verbesserung der Qualität (DAX) abbildet.
der Entscheidung angesehen. MdE  –  Abk. für ĺ  Minderung der Er-
werbsfähigkeit (MdE).
Media ĺ Werbeträger.
Mediaanalyse  –  Werbeträgeranalyse.
Empirische Untersuchung des Beitrags
von ĺ  Werbeträgern (Media) zur Wer-
bewirkung oder zum Werbeerfolg. In
der  Mediaanalyse wird v.a. die Zusam-
mensetzung der Nutzer (Leser, Hörer, Se-
her) von Werbeträgern analysiert. Außer-
dem wird ermittelt, wie oft und in welcher
Intensität der Nutzer den Werbeträger
oder die ĺ  Werbung wahrgenommen
hat. Wichtig ist auch die Ermittlung der
räumlichen, qualitativen und quantitati-
ven ĺ  Reichweite (Kontaktmaßzahlen)
Maut – LKW-Maut. Gebühr, die alle Lkw der Werbeträger. Die Mediaanalyse ist die
ab 12 t für die Benutzung deutscher Au- Grundlage der ĺ Mediaplanung.
tobahnen und seit 1.8.2012 auch auf au- Mediaplanung  –  Streuplanung, Wer-
tobahnähnlichen Bundesstraßenab- beträgerplanung. Festlegung und Bele-
schnitten zu entrichten haben. Die Höhe gung der ĺ  Werbeträger und damit der
Mediation 376

zeitlichen Abfolge der ĺ Werbung. D.h., Arbeitsverhältnissen. Jeder ĺ  Arbeit-


es wird festgelegt, welche Werbeträger geber berechnet und zahlt die jeweilige
wann und wie häufig eingesetzt werden. ĺ  Lohnsteuer. Außerdem trägt er den
Ziel ist es, eine maximale Werbewirkung Anteil des Sozialversicherungsbeitrags für
unter Einhalt des Werbebudgets  zu er- die jeweilige Beschäftigung. Die vom Ar-
reichen. Entscheidungskriterien sind die beitnehmer gewählte ĺ Krankenkasse ist
Kosten und ĺ  Reichweiten der Medien. Einzugsstelle für den ĺ Gesamtsozialver-
Die notwendigen Informationen stellt die sicherungsbeitrag aus allen zeitgleich aus-
ĺ Mediaanalyse zur Verfügung. geübten Beschäftigungen.
Mediation  –  Form des außergerichtli- mehrgleisiger Vertrieb ĺ  Multi Chan-
chen Konfliktmanagements. Unter Hin- nel Retailing.
zuziehung eines unparteiischen Dritten
mehrjährige Finanzplanung ĺ  mittel-
(sog. Mediator) versuchen die am Konflikt
fristige Finanzplanung.
beteiligten Parteien eine Lösung oder Re-
gelung zu erarbeiten. Mehrkanalsystem im Einzelhandel
ĺ Multi Channel Retailing.
Medien – 1. Plural von Media (ĺ Werbe-
träger). – 2. Plural von ĺ Medium. – Vgl. Mehrliniensystem ĺ  Matrixorganisa-
auch ĺ Umweltmedien. tion.
Medienforschung  –  Teilgebiet der Mehrmarkenstrategie ĺ Markenstrate-
ĺ  Marktforschung, in dem ĺ  Reich- gien.
weiten und Nutzungshäufigkeiten von Mehrwert – Begriff aus der Wirtschafts-
ĺ Werbeträgern untersucht werden. lehre des Marxismus.  Mehrwert ist der
Medium  –  Einrichtung zur Übermitt- Unterschied zwischen dem Tausch-
lung von Informationen, Meinungen, etc., wert der von den Arbeitern für ein Pro-
v.a. die Massenmedien Funk, Fernsehen, dukt aufgewandten Arbeitszeit und dem
Presse und ĺ Internet. Tauschwert der Arbeit (Arbeitslohn).
Mehrarbeit  –  Begriff des Arbeitszeit- Aufgrund der Verfügungsmacht kann der
rechts: ĺ Arbeitszeit, die über die gesetz- Unternehmer über den  Mehrwert verfü-
liche werktägliche Höchstarbeitszeit von gen.
acht Stunden (bis  maximal zwei Stun- Mehrwertsteuer (MWSt)  –  Value Ad-
den pro Tag) hinausgeht. Sie muß durch ded Tax (VAT), Bezeichnung für die
Freizeit so ausgeglichen werden, dass in- ĺ Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug vor
nerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt Einführung des Umsatzsteuergesetzes
acht Stunden werktäglich nicht über- 1973.  Nach der ĺ  Einkommensteuer ist
schritten werden. – Anders: ĺ Überstun- die MWSt wichtigste Einnahmequelle des
den. Staates. Der Normalsatz der  MWSt be-
Mehraufwands-Wintergeld ĺ  Winter- trägt 19 % (seit 2007), der ermäßigte Satz
geld. (für Grundnahrungsmittel, Zeitschriften
Mehrfachbeschäftigter  –  Teilbeschäf- und Bücher) beträgt unverändert 7 %.
tigter. ĺ  Arbeitnehmer mit mehreren Meinungsführer  –  Opinion Leader. Per-
gleichzeitigen versicherungspflichtigen son, die auf eine Gruppe einen stärkeren
377 Messe

Einfluss als die anderen ausübt. Sie beein- Hersteller übernommen), v.a. Tätigkei-
flusst maßgeblich die Meinung der ande- ten am Regal wie Warenplatzierung, Ein-
ren. Einem Meinungsführer kommt eine räumen der Ware, Preisauszeichnung
Schlüsselfunktion zu, da er i.d.R. „Auslö- etc. – 2. Vermarktung von ĺ Lizenz ĺ en
ser“ für die Meinung oder Entscheidung (Licensing), v.a. in der Film- und Fernseh-
(z. B. Kauf) anderer ist.  Meinungsführer branche.
sollten bei der Personalführung und bei Merger & Acquisition  –  Zusammen-
Marketingentscheidungen berücksichtigt führung von Unternehmen durch Fu-
werden. sion oder Erwerb von Unternehmensan-
Meistbegünstigung – wichtiger Grund- teilen.  –  Als Merger wird der Zusam-
satz des ĺ  Allgemeinen Zoll- und Han- menschluss von zwei oder mehreren
delsabkommens (GATT) und der Unternehmen zu einer rechtlichen und
ĺ Welthandelsorganisation (WTO). Da- wirtschaftlichen Einheit (ĺ  Fusion) be-
nach ist ein Staat verpflichtet, alle han- zeichnet. – Eine Akquisition (Acquisition)
delspolitischen Vergünstigungen, die ei- ist dagegen der Kauf von Unternehmen-
nem Staat eingeräumt wurden, auch al- seinheiten oder eines ganzen Unterneh-
len anderen Staaten einzuräumen, mit mens durch ein anderes. Das gekaufte Un-
denen  Meistbegünstigung vereinbart ist. ternehmen wird in den Unternehmens-
Dies gilt v.a. für Zollvorteile. verbund des Käufers eingegliedert. Als
Meldebestand ĺ  Bestellmengenpla- Käufer treten strategische Käufer und Fi-
nung. nanzinvestoren auf. Bei strategisch mo-
tivierten Käufen lassen sich horizontale,
Mengenanpasser ĺ Polypol.
vertikale und laterale Übernahmen unter-
Mengennotierung ĺ  Außenwert, scheiden. – Die anschließende Eingliede-
ĺ Wechselkurs. rung der Unternehmen wird als Post Mer-
Mengenrabatt ĺ Rabatt. ger Integration bezeichnet. Wichtig sind
in dieser Phase hauptsächlich die Ver-
Mengentender ĺ Tenderverfahren.
zahnung der Führungsorganisation und
Mengenzoll ĺ  tarifäre Handelshemm- der einzelnen Geschäftstätigkeiten. – Vgl.
nisse, ĺ Zoll. auch ĺ Takeover.
Menschenrechte ĺ Grundrechte. meritorisches Gut ĺ Gut, das vom Staat
Mentoring –  Patenschaft. Tätigkeit einer angeboten wird, weil er  eine unzurei-
erfahrenen Person (Mentor/in), die ihr chende Versorgung mit diesem Gut be-
fachliches Wissen und ihre Erfahrungen fürchtet. Zu den  meritorischen Gütern
an eine unerfahrene Person (Mentee) wei- zählen z. B. Ausbildung, Gesundheits-
tergibt. – Zielsetzung ist die Unterstützung und Kulturwesen.
bei der beruflichen und persönlichen Ent- Messe  –  Veranstaltung mit Marktcha-
wicklung. Im Unterschied zum ĺ  Coa- rakter, die ein umfassendes Angebot ei-
ching ist der Mentor üblicherweise nicht nes oder mehrerer Wirtschaftszweige prä-
für die Tätigkeit ausgebildet. sentiert. I.d.R. findet eine Messe in re-
Merchandising  –  1.  Verkaufsfördernde gelmäßigen Abständen am selben Ort
Maßnahmen im Handel (häufig vom statt. Hersteller, Großhändler und/oder
Metallgeld 378

Handelsvertreter informieren die Besu- einen festgelegten Anteil am ĺ Grundka-


cher über ihr Leistungsprogramm und pital zu kaufen.
nehmen Aufträge an. Verkauft wird nur MFI – Abk. für ĺ monetäre Finanzinsti-
an Gewerbetreibende zum gewerblichen tute.
Ge- oder Verbrauch oder aber zum Wie-
derverkauf. Der Besuch von Endverbrau- Midcap-DAX ĺ MDAX.
chern ist an allen Messetagen, jedoch nur Midcap Market Index ĺ  Aktienin-
zu zeitlich eingeschränkten Zeiten zuläs- dex, der die Wertentwicklung der 80 Ak-
sig. Messen werden i.d.R. von Messege- tien des ĺ  MDAX und des ĺ  TecDAX
sellschaften organisiert. – Abgrenzung zur zusammenfassend abbildet, d.h. der
Ausstellung fließend. deutschen Unternehmen mit einer
mittelgroßen Marktkapitalisierung
Metallgeld ĺ Münzen. (Midcaps). – Vgl. auch ĺ Deutscher Ak-
Methodenkompetenz ĺ Kompetenz. tienindex (DAX)

Me-too-Produkt  –  Nachahmerprodukt. Middle Management ĺ Management.


Imitation eines bereits am Markt vor- Midijob ĺ Gleitzonenbeschäftigung.
handenen Produkts (Produktimitation). Miete  –  Mietzins. Entgelt für das zeit-
Sie werden durch Einsparung von For- lich beschränkte Überlassen einer Sache
schungs- und Entwicklungskosten sowie zu ihrer Nutzung. Es kann sich dabei um
Marketingkosten meist zu deutlich nied- bewegliche Sachen (z. B. Kraftfahrzeug)
rigeren Preisen als die Originalprodukte oder unbewegliche Sachen (z. B. Woh-
verkauft. – Vgl. auch ĺ Produktpiraterie. nung) handeln. Grundlage ist i.d.R. ein
Mezzanine-Finanzierung  –  Mezzanine ĺ  Mietvertrag.  –  Beim Vermieter un-
Financing. Finanzierung mit Hybridkapi- terliegen die Mieteinnahmen als ĺ  Ein-
tal, die sowohl Eigenschaften der Eigen- künfte aus Vermietung und Verpachtung
kapital- als auch der Fremdkapitalfinan- der ĺ  Einkommensteuer. Ist der Mie-
zierung enthält. Sie hat ihren Ursprung ter ein Unternehmen, sind die Mietzah-
bei der Finanzierung von ĺ  Manage- lungen als ĺ  Betriebsausgaben abzu-
ment Buyouts (MBO). Der Begriff Mez- setzen. –  Ähnlich: ĺ Pacht. –  Gegensatz:
zanine deutet auf eine Finanzierungsform ĺ Leihe.
hin, die zwischen dem voll haftenden Mieterhöhung  –  1.  Begriff: Erhöhung
ĺ  Eigenkapital und einem erstrangigen der ĺ Miete für Wohnraum während ei-
ĺ Darlehen steht, d.h. es handelt sich um nes Mietverhältnisses durch den Vermie-
nachrangige Darlehen, die nicht durch ter.  –  2.  Formen: a) Vertragliche Verein-
ĺ  Pfandrechte, ĺ  Sicherungsüber- barungen: (1) Eine  Mieterhöhung kann
eignung, ĺ  Sicherungsabtretung oder vertraglich ausgeschlossen werden. (2)
ĺ  Grundpfandrechte abgesichert sind. Künftige Mieterhöhungen können durch
Mezzanine-Geber erhalten aufgrund des eine Staffelmiete oder durch eine Index-
höheren Risikos eine feste Verzinsung miete schriftlich vereinbart werden. Bei
und häufig zusätzlich einen Anteil am der Staffelmiete wird die Miete für be-
Wertzuwachs des Unternehmens. Bspw. stimmte Zeiträume in unterschiedlicher
wird ihnen die Möglichkeit eingeräumt, Höhe vereinbart. Durch die Indexmiete
379 Mietvertrag

wird vereinbart, dass die Miete durch den begrenzt. Sie kann in drei Teilbeträgen
vom ĺ Statistischen Bundesamt ermittel- gezahlt werden, wobei die erste bei Be-
ten Preisindex für die Lebenshaltung aller ginn des Mietverhältnisses zu zahlen ist.
privaten Haushalte bestimmt wird. In bei- Die Mietkaution ist bei einer Bank mit ei-
den Fällen muss die Miete jeweils ein Jahr ner dreimonatigen Kündigungsfrist auf
unverändert bleiben. b) Gesetzliche Mög- einem gesonderten Konto anzulegen (z. B.
lichkeiten: (1) Für eine  Mieterhöhung bis Sparbuch). Gibt der Mieter die Wohnung
zur ortsüblichen Vergleichsmiete kann die im vertragsgemäßen Zustand zurück,
Zustimmung des Mieters verlangt wer- muss die  Mietkaution an ihn zurückge-
den, wenn die Miete seit 15 Monaten un- zahlt werden. Ansonsten wird die  Miet-
verändert ist und unter der ortsüblichen kaution mit Forderungen des Vermieters
Vergleichsmiete liegt, die anhand eines (z. B. Mietforderungen) verrechnet. – Die
ĺ  Mietspiegels oder Mietdatenbank zu gesetzlichen Regelungen gelten nicht bei
berechnen ist. Dabei gilt für die  Mieter- Geschäftsräumen.
höhung eine Kappungsgrenze von 20v.H. Mietminderung  –  (1) Befreiung von
innerhalb von drei Jahren. c) Modernisie- der Entrichtung der ĺ  Miete, wenn die
rungsmaßnahmen: Wenn der Vermieter Wohnung Mängel hat, die ihre Tauglich-
bauliche Maßnahmen durchführt, die (1) keit zum vertragsgemäßen Gebrauch auf-
den Gebrauchswert der Mietsache bzw. hebt, oder (2) Recht zu einer angemesse-
die allg. Wohnverhältnisse nachhaltig ver- nen Herabsetzung der Miete während der
bessern, (2) nachhaltig Energie oder Was- Zeit, in der die Tauglichkeit gemindert
ser einsparen oder (3) auf vom Vermie- ist.  –  Diese Rechte zur  Mietminderung
ter unverschuldeten Umständen beruhen, gelten auch, wenn eine zugesicherte Ei-
kann der jährliche Mietzins um 11 % der genschaft fehlt oder später wegfällt. Eine
für die Wohnung aufgewendeten Kosten geringfügige Minderung der Tauglichkeit
erhöht werden. d) Betriebskostenerhöhun- bleibt dagegen außer Betracht.
gen kann der Vermieter auf den Mieter
umlegen, sofern dies im Mietvertrag ver- Mietspiegel – Übersicht über die ortsüb-
einbart wurde. liche Vergleichsmiete (ĺ  Mieterhöhung)
im freifinanzierten Wohnunsgbau, die
Mieterschutz  –  alle vertraglich nicht ab- von der Gemeinde, oder von Interessens-
dingbaren Regelungen, die zugunsten des verbänden der Vermieter und der Mie-
Mieters von Wohnraum die freie Kündi- ter gemeinsam erstellt oder anerkannt
gung durch den Vermieter oder die Be- ist. Mietspiegel können für das Gebiet ei-
endigung des Mietverhältnisses aus an- ner Gemeinde oder mehrerer Gemein-
deren Gründen einschränken (soziales den oder für Teile von Gemeinden erstellt
Mietrecht). Der Mieterschutz ist im ĺ Bür- werden. Sie sollen im Abstand von zwei
gerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Jahren der Marktentwicklung angepasst
Mietkauf ĺ Leasing. werden.
Mietkaution  –  Form der ĺ  Kaution. Mietvertrag – Vertrag nach dem ĺ Bür-
Die  Mietkaution ist vertraglich zu ver- gerlichen Gesetzbuch (BGB), durch den
einbaren. Die Höhe der  Mietkaution ist sich der Vermieter verpflichtet, dem Mie-
gesetzlich auf drei Nettomonatsmieten ter während der Mietzeit den Gebrauch
Mietzins 380

der Mietsache zu gewähren, d.h. diese Marktprozesstheorie (ĺ  Wettbewerbs-


dem Mieter in einem zum vertragsge- theorie) sowie als positive oder norma-
mäßen Gebrauch geeigneten Zustand zu tive Theorie betrieben werden. Letzteres
überlassen und während der Mietzeit in geschieht in der ĺ  Wohlfahrtsökono-
diesem Zustand zu erhalten. Der Vermie- mie. – Gegensatz: ĺ Makroökonomie.
ter hat außerdem die auf der Miete ru- Mikroökonomik ĺ Mikroökonomie.
henden Lasten zu tragen. – Der Mieter ist
verpflichtet, dem Vermieter die verein- mikroökonomische Theorie ĺ  Mi-
barte ĺ  Miete zu entrichten.  –  Anders: kroökonomie.
ĺ Leihe, ĺ Pacht. Mikrotheorie ĺ Mikroökonomie.
Mietzins ĺ Miete. Mikrozensus  –  amtliche Repräsenta-
tivstatistik zur Erfassung bevölkerungs-
Mikroökonomie  –  Mikroökonomik, Mi- und erwerbsstatistischer Daten. Der Mik-
krotheorie, mikrokökonomische Theorie. rozensus ist eine laufende Haushaltsstich-
Teilgebiet der ĺ  Volkswirtschaftslehre probe, bei der jährlich 1 % aller Haushalte
(VWL). Die  Mikroökonomie analysiert befragt wird. Es werden v.a. Daten zur
die Entscheidungsprobleme und Koor- Person (z. B. Alter, Geschlecht, Staats-
dinationsvorgänge, die aufgrund der Ar- angehörigkeit) und zum Familien- und
beitsteiligkeit der Produktionsprozesse Haushaltszusammenhang ermittelt. Au-
(ĺ  Arbeitsteilung) notwendig werden. ßerdem werden Angaben zu Erwerbs-
Sie setzt grundsätzlich an den Individua- tätigkeit, Arbeitssuche, Ausbildungsab-
litäten des Wirtschaftsprozesses an, näm- schluss, Quelle des Lebensunterhalts, zur
lich den ĺ  Wirtschaftssubjekten (Haus- Sozialversicherung und zur Höhe des
halte, Unternehmen, Staat) einerseits und Einkommens abgefragt. Mit dem Mikro-
den einzelnen ĺ Gütern anderseits. – Als zensus werden die Ergebnisse der letzten
Untersuchungsbereiche sind die Partial- ĺ  Volkszählung fortgeschrieben.  –  Wei-
und die Totalanalyse zu unterscheiden. Im tere Informationen unter www.destatis.de.
Rahmen der ĺ Partialanalyse wird unter- Minderschätzung zukünftiger Bedürf-
sucht, wie das einzelne Wirtschaftssub- nisse ĺ Sparen.
jekt (Haushalt oder Unternehmen) sich in
den über ĺ Märkte vermittelten Tausch- Minderung  –  Herabsetzung des Kauf-
prozess einfügt (ĺ Haushaltstheorie und preises, der Vergütung oder Miete beim
ĺ  Unternehmenstheorie) und wie sol- ĺ  Kaufvertrag, ĺ  Werkvertrag oder
che Wirtschaftssubjekte auf einem einzel- ĺ Mietvertrag (ĺ Mietminderung) we-
nen Produktmarkt zusammenwirken. Bei gen eines Mangels (ĺ  Sachmängelhaf-
der ĺ  Totalanalyse wird das simultane tung).
Zusammenwirken aller am Wirtschafts- Minderung der Erwerbsfähigkeit
prozess beteiligten Wirtschaftssubjekte (MdE)  – Begriff aus der gesetzlichen
betrachtet. In beiden Analysebereichen ĺ  Unfallversicherung. Die MdE ist das
steht die Rolle der ĺ  Preisbildung im Ausmaß, um das die normale körperli-
Zentrum der Überlegungen (ĺ  Preis- che und geistige Fähigkeit einer Person im
theorie).  –  Methodisch kann die  Mik- allg. Erwerbsleben gemindert ist. Es han-
roökonomie als Gleichgewichts- oder delt sich dabei um jemanden, der einen
381 Mindestlohn

Arbeitsunfall erlitten hat oder unter einer Mindestgebot  –  bei der ĺ  Zwangsver-
Berufskrankheit leidet. Die MdE wird in steigerung das Gebot, das zur Verhinde-
Prozent angegeben. Die Berechnung be- rung der Verschleuderung des Grund-
ruht auf sog. MdE-Tabellen. Nach dem stücks nicht unterschritten werden darf.
Grad der MdE richtet sich die Höhe der Das Mindestgebot wird vom Gericht fest-
Unfallrente. –  Anders: ĺ Erwerbsminde- gesetzt. Es beträgt gewöhnlich 70 % des
rung. Verkehrswerts (ĺ gemeiner Wert). Liegt
das Höchstgebot bei der Versteigerung
Mindestarbeitsbedingungen  –  Min- darunter, kann der ĺ Gläubiger beantra-
destarbeitsentgelte (ĺ  Mindestlöhne, gen, dass der ĺ  Zuschlag nicht gegeben
nicht auch andere Arbeitsbedingun- wird. Damit kommt ein Kauf nicht zu-
gen), die nach dem Mindestarbeitsbedin- stande.
gungengesetz (MiArbG) in Wirtschafts-
zweigen mit einer Tarifbindung unter Mindestkapital ĺ  Eigenkapital, das bei
50 % festgesetzt werden können. Bei Ta- einer Unternehmensgründung mind.
rifbindungen über 50 % gilt das ĺ  Ar- aufgebracht werden muss. Das Mindest-
beitnehmer-Entsendegesetz (AEntG). kapital einer ĺ  Aktiengesellschaft (AG)
Die Mindestlohnfestsetzung muss ge- beträgt 50.000 Euro (ĺ  Grundkapital).
eignet sein, angemessene Arbeitsbedin- Bei einer ĺ Gesellschaft mit beschränk-
gungen zu schaffen, faire und funktio- ter Haftung (GmbH) sind es 25.000 Euro
nierende Wettbewerbsbedingungen zu (ĺ  Stammkapital). Bei ĺ  Unterneh-
schaffen und sozialversicherungspflich- mergesellschaften kann als Ausnahme
tige Beschäftigungsverhältnisse zu erhal- das Mindestkapital auch nur 1 Euro betra-
ten. Die Mindestarbeitsbedingungen kön- gen. Für Einzelunternehmen, offene Han-
nen auf Vorschlag des Bundesministeri- delsgesellschaften (OHG) und Komman-
ums für Arbeit und Soziales (BMAS) von ditgesellschaften (KG) ist kein Mindestka-
der Bundesregierung durch Rechtsver- pital gesetzlich vorgeschrieben.
ordnung erlassen werden. Die Mindest- Mindestlohn  –  Untergrenze für Lohn-
löhne wirken wie ein ĺ Tarifvertrag. Sie vereinbarungen mit unterschiedlichem
gehen Tarifverträgen vor, die nach dem Geltungsbereich.  Mindestlöhne können
16.7.2009 geschlossen werden und wel- auf Gesetz oder auf ĺ  Tarifvertrag be-
che die Mindestlöhne unterschreiten. – ruhen. – 1.  Gesetzliche Mindestlöhne: a)
Das Mindestarbeitsbedingungengesetz Branchenmindestlöhne sind durch (1) das
soll ab 1.1.2015 mit der geplanten Einfüh- Gesetz über die Festsetzung von ĺ Min-
rung eines allg. gesetztlichen Mindestloh- destarbeitsbedingungen  (bei einer Tarif-
nes aufgehoben werden, nachdem auf sei- bindung unter 50 %)  und (2) das ĺ  Ar-
ner Grundlage keine Mindestarbeitsent- beitnehmer-Entsendegesetz (AEntG)
gelte festgesetzt wurden. (bei einer Tarifbindung über 50 %) mög-
Mindestbemessungsgrundlage ĺ  un- lich. b) Ein allgemeiner  flächendecken-
entgeltliche Wertabgaben. der Mindestlohn von brutto 8,50 Euro
je Zeitstunde  wird  jedoch aufgrund des
Mindestbestand ĺ  Bestellmengenpla- am 11.7.2014 vom Bundesrat verab-
nung. schiedeten  Gesetzes zur Regelung eines
Mindestlohnkommission 382

allgemeinen  Mindestlohns (Mindestlohn- Kündigungsfrist von bis zu zwei Jahren,


gesetz – MiLoG) 1.1.2015 wirksam. Aus- Anleihen mit einer vereinbarten Laufzeit
nahmen  bestehen für Jugendliche, Lang- von bis zu zwei Jahren sowie Geldmarkt-
zeitarbeitsose und Praktikanten. Son- papiere. Von ihrem Mindestreserve-Soll
derregelungen  gibt es für Saisonarbeiter können die Kreditinstitute einen ĺ Frei-
und  Zeitungszusteller. Einzelne Bran- betrag von 100.000 Euro abziehen. Das
chen dürfen auf der Grundlage des AE- Mindetreservesystem der ESZB erlaubt
ntG noch bis Ende 2016 vom allgemeinen dabei eine Durchschnittserfüllung, d.h.
Mindestlohn abweichen. Das in der Pra- dass sich die Erfüllung der Mindestre-
xis bedeutungslos gebliebene  Mindestar- servepflicht nach den durchschnittlichen
beitsbedingungengesetz wird ab 2015 Kalendertagesendgutgaben auf den Min-
aufgehoben. Ab 2017 soll eine Mindest- destreservekonten innerhalb einer Min-
lohnkommission die Höhe des Mindest- destreserve-Erfüllungsperiode bemisst. Die
lohnes  bestimmen.  – 2. Tarifliche Min- Mindestreserveguthaben werden von der
destlöhne: Nach dem Tarifvertragsgesetz EZB verzinst. Bei Unterschreitungen des
(TVG) sind die Tariflöhne Mindestlöhne Mindestreserve-Solls muss das Krediti-
für alle Betriebe, deren Arbeitgeber tarif- tinstitut einen Sonderzins zahlen.  –  Die
gebunden sind. – 3.  Mindestlohnklausel Festlegung des Mindestreservesatzes, der
im BGB: Das ĺ Bürgerliche Gesetzbuch Mindestreservebasis und sonstigen Erfül-
(BGB) enthält für den Einzelfall eine Min- lungsbedingungen sind Gegenstand der
destlohnklausel, da danach ein Lohn sit- Mindestreservepolitik und ein Instrument
tenwidrig ist, der nicht 2/3 der tariflichen der ĺ  Geldpolitik der ĺ  Europäischen
oder üblichen Löhne erreicht. Zentralbank (EZB).
Mindestlohnkommission ĺ  Mindest- Mindeststeuersatz  –  Steuersatz, der
lohn. bei einer ĺ  Steuer mind. erhoben wer-
den muss. Im europäischen Steuerrecht
Mindestnennbetrag ĺ Grundkapital.
sind  Mindeststeuersätze für die ĺ  Um-
Mindestpreis ĺ Preisregulierung. satzsteuer (15 % als Normalsatz, 5 % als
Mindestrente ĺ Grundrente. ermäßigter Steuersatz) und für bestimmte
ĺ  Verbrauchsteuern (Bier-, Tabak- und
Mindestreserve  –  Guthaben, das die ĺ Mineralölsteuer) festgelegt.
ĺ  Kreditinstitute aufgrund des Statuts
der ESZB/EZB bei der nationalen ĺ Zen- Mindestvorsorgepauschale ĺ  Vorsor-
tralbank als Liquiditätsreserve hinterlegen gepauschale.
müssen. Das zu erfüllende Mindestreser- Mineralölsteuer  –  EU-harmonisierte
ve-Soll wird durch Multiplikation der re- ĺ  Verbrauchsteuer auf eingeführte und
servepflichtigen ĺ  Einlagen(Mindestre- im Inland hergestellte Mineralöle (seit
servebasis)mit dem Mindestreservesatz (z. dem 1.8.2006 nicht mehr nach dem Mi-
Zt. 1 %) berechnet. In die Mindestreser- neralölsteuergesetz, sondern nach dem
vebasis einbezogen werden täglich fäl- Energiesteuergesetz (EnergieStG)). Die
lige Einlagen (Übernachteinlagen), Ein- Steuersätze sind von der Mineralölart ab-
lagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei hängig. Sie betragen für (1) Benzin zwi-
Jahren, Einlagen mit einer vereinbarten schen 0,6698 Euro und 0,721 Euro je
383 Minus-Lieferung

Liter, (2) mittelschwere Öle 0,6544 Euro im Kalenderjahr begrenzt ist und nicht
je Liter, (3) Schweröle 0,130 Euro je Li- berufsmäßig ausgeübt wird. Keine Sozi-
ter, (4) Schmieröle 0,4857 Euro je Liter, (5) alversicherungspflicht,  Lohnsteuer ent-
Heizöle 0,130 Euro je kg und (6) Erdgas weder  nach den individuellen Steuerab-
0,0318 Euro je Megawattstunde. In zahl- zugsmerkmalen oder u.U. pauschal mit
reichen Sonderfällen kann die Mineralöl- 25 % (zzgl. Kirchensteuer und Solidari-
steuer auf Antrag erlassen, erstattet oder tätszuschlag) zu zahlen an das Betriebs-
vergütet werden. stättenfinanzamt. – In allen drei Fällen
haben Minijobber Anspruch auf Entgelt-
Mini-GmbH ĺ Unternehmergesellschaft.
fortzahlung im Krankheitsfall sowie auf
Minijob  –  1.  450-Euro-Minijob im ge- finanzielle Absicherung bei Mutterschaft
werblichen Bereich: geringfügig entlohnte nach dem Mutterschutzgesetz. Aus die-
Beschäftigung, bei der das monatliche sem Grunde zahlen die Arbeitgeber im
ĺ Arbeitsentgelt 450 Euro nicht überstei- Rahmen eines Ausgleichsverfahrens die
gen darf. Der ĺ Arbeitgeber entrichtet bei Umlage 1 (0,7 %)  für Aufwendungen bei
Verzicht auf individuelle Steuerabzugs- Krankheit und Umlage 2 (0,14%) für Auf-
merkmale (ĺ  elektronische Lohnsteu- wendungen bei Mutterschaft. Die gewerb-
erabzugsmerkmale (ELStAM)) eine  Pau- lichen Arbeitgeber, die einem Insolven-
schalsteuer von 2 % sowie einen Pauschal- zverfahren unterliegen können, zahlen
beitrag von 15 % zur Rentenversicherung außerdem eine Insolvenzgeldumlage von
(der ĺ  Arbeitnehmer bei Rentenversi- 0,15 %. – Vgl. auch ĺ Gleitzonenbeschäf-
cherungspflicht die restlichen 3,9 %) und tigung (Midi-Job).  –  Weitere Informatio-
für die Krankenversicherung von 13 % nen unter www.minijob-zentrale.de.
an die ĺ Minijob-Zentrale. Neben einer
Minijob-Zentrale  –  zentrale Meldestelle
versicherungspflichtigen Hauptbeschäfti-
für alle ĺ  Minijobs (geringfügigen Be-
gung kann ein Minijob versicherungsfrei
schäftigungen)  in Deutschland. Aufgabe
ausgeübt werden. Wird bei Zusammen-
der Minijob-Zentrale ist (1) das Melde-
rechnung mehrerer Minijobs die 450-Eu-
verfahren zur Sozialversicherung, (2) der
rogrenze überschritten, sind die einzelnen
Einzug der Pauschalabgaben für alle ge-
Beschäftigungen sozialversicherungs-
werblichen Minijobs, (3) die Durchfüh-
pflichtig. – 2.  450-Euro-Minijob in Pri-
rung des Haushaltsscheck-Verfahrens für
vathaushalten:  Der Arbeitgeber zahlt bei
alle Minijobs in Privathaushalten und (4)
Verzicht auf individuelle Lohnsteuerab-
die Information und Beratung von Ar-
zugsmerkmale eine Pauschalsteuer von
beitgebern und Arbeitnehmern über das
2 %, einen Pauschalbeitrag von 5%  zur
Versicherungs-, Beitrags- und Melderecht
Rentenversicherung (der Arbeitnehmer
bei geringfügigen Beschäftigungen.
bei Rentenversicherungspflicht die rest-
lichen 13,9%) und von 5 % zur Kranken- Minimalprinzip ĺ  ökonomisches Prin-
versichrung. – 3. Kurzfristiger Minijob (so- zip.
wohl im gewerblichen Bereich als auch in
Ministerrat ĺ  Rat der Europäischen
Privathaushalten), wenn die Beschäfti-
Union.
gung von vornherein auf nicht mehr als
zwei Monate oder auf insgesamt 50 Tage Minus-Lieferung ĺ Sachmangel.
Mischkalkulation 384

Mischkalkulation  –  Ausgleichskalkula- Unternehmen; (2) Entgelte oder sonstige


tion, kalkulatorischer Ausgleich, Kompen- Geschäftsbedingungen gefordert werden,
sationskalkulation. Kalkulationsverfahren die von denjenigen abweichen, die sich
im Handel. Bei der Mischkalkulation wer- bei wirksamem Wettbewerb mit hoher
den einzelne ĺ Waren oder Warengrup- Wahrscheinlichkeit ergeben würden; (3)
pen mit unterschiedlichen ĺ  Handels- ungünstigere Entgelte oder sonstige Ge-
spannen belastet. Ausgleichsnehmer wer- schäftsbedingungen gefordert werden, als
den mit niedrigeren, Ausgleichsträger mit sie das marktbeherrschende Unterneh-
höheren Spannen als im Durchschnitt des men selbst auf vergleichbaren Märkten
ĺ Sortiments kalkuliert. von vergleichbaren Abnehmern fordert;
Mischkonzern ĺ Konzern. (4) anderen Unternehmen gegen ein an-
gemessenes Entgelt der Zugang zu Netzen
Mischkonzern ĺ Konzern. oder anderen Infraktruktureinrichtun-
Missbrauchsaufsicht – Missbrauchskont- gen verweigert wird; (5) Lebensmittel und
rolle. Aufsicht der ĺ Kartellbehörden zur andere Waren dauerhaft unter Einstand-
Durchsetzung (1) des Verbots  der miss- spreis verkauft werden.
bräuchlichen Ausnutzung einer markt-
Mission ĺ Unternehmensleitbild.
beherrschenden Stellung (ĺ  Marktbe-
herrschung) durch ein oder mehrere Mission Statement ĺ  Unternehmens-
Unternehmen und (2) des Verbots miss- leitbild.
bräuchlicher  Verhaltensweisen von Un-
ternehmen mit relativer und überlege- Mitarbeiterbeteiligung ĺ Erfolgsbetei-
ner Marktmacht.  Die  Missbrauchsauf- ligung, ĺ Kapitalbeteiligung.
sicht stellt als Verhaltenskontrolle eine Mitarbeiterbeurteilung  –  planmä-
wichtige Ergänzung zur ĺ  Zusammen- ßige und systematische Beurteilung ei-
schlusskontrolle dar. Während letztere nes Mitglieds einer Organisation durch
als präventive Strukturkontrolle die Ent- seinen Vorgesetzten oder ĺ Arbeitgeber.
stehung oder Verstärkung marktbeherr- Eine Mitarbeiterbeurteilung erfolgt i.d.R.
schender Stellung durch externes Un- jährlich. Bewertet wird die Leistung und/
ternehmenswachstum verhindern soll, oder das Verhalten und/oder die Persön-
ermöglicht die  Missbrauchsaufsicht ex- lichkeit.  –  Nach den arbeitsrechtlichen
post die Intervention gegen das miss- Bestimmungen hat der Arbeitgeber seine
bräuchliche Verhalten solcher Unterneh- Beurteilung zu begründen. Er muss die
men, die ihre Marktbeherrschung durch Beurteilung seiner Leistungen und die be-
internes Wachstum erreicht haben. Die ruflichen Entwicklungsmöglichkeiten des
Rechtsgrundlage für die Missbrauchsauf- ĺ  Arbeitnehmers erläutern, wenn der
sicht bilden §§  19 f. GWB und Art. 82 Arbeitnehmer dieses verlangt. Allgemeine
EGV.  –  Ein Missbrauch liegt danach u.a. Grundsätze für  Mitarbeiterbeurteilungen
vor, wenn ein marktbehrrschendes Unter- durch den Arbeitgeber bedürfen der Zu-
nehmen als Anbieter oder Nachfrager (1) stimmung durch den ĺ Betriebsrat.
ein anderes Unternehmen unbillig behin-
dert  oder ohne  sachlich gerechtfertigten Mitarbeiterführung ĺ  Personalfüh-
Grund anders behandelt als gleichartige rung.
385 mittelfristige Finanzplanung

Mitarbeiterproduktivität ĺ  Arbeits- Miteigentum – Bruchteilseigentum. Form


produktivität. des ĺ Eigentums. Miteigentum liegt vor,
wenn mehrere Personen gemeinsam Ei-
Mitbestimmung  –  aktive Teilnahme gentümer einer Sache sind. Jeder Mitei-
von Arbeitnehmern an Entscheidungs- gentümer ist Eigentümer an einem ide-
prozessen in Betrieben und Unterneh- ellen Anteil, über den er allein verfü-
men.  –  1.  Betriebliche Mitbestimmung: gen kann. Jeder Miteigentümer kann die
Nach dem Betriebsverfassungsgesetz (Be- Aufhebung der Gemeinschaft, bei be-
trVG) werden die Arbeitnehmer durch weglichen Sachen durch Verkauf, bei
den ĺ  Betriebsrat in sozialen, personel- ĺ  Grundstücken durch ĺ  Zwangsver-
len, wirtschaftlichen und organisatori- steigerung verlangen.
schen Fragen vertreten. Der Betriebsrat mithelfende Familienangehörige  –
muss u.a. bei Einstellungen und Betrieb- 1.  Amtliche Statistik: Familienangehörige,
sänderungen informiert werden. Außer- die in einem Betrieb mithelfen, der von ei-
dem hat er ein Anhörungs- und Bera- nem Selbstständigen geleitet wird, ohne
tungsrecht v.a. bei ĺ  Kündigungen. Der hierfür Lohn oder Gehalt zu erhalten und
Betriebsrat hat das Recht, z. B. bei Einstel- ohne dass für sie Pflichtbeiträge zur ge-
lungen, Eingruppierungen, Versetzun- setzlichen ĺ Rentenversicherung gezahlt
gen und im Fall ordentlicher Kündigun- werden. – 2. Steuerrecht: Begriff für die im
gen zu widersprechen. Die Zustimmung Betrieb mithelfenden Familienangehö-
des Betriebsrates ist hauptsächlich bei so- rungen, deren Vergütungen (Lohn oder
zialen Angelegenheiten und für ĺ  Sozi- Gehalt) grundsätzlich als ĺ Betriebsaus-
alpläne erforderlich.  –  2.  Unternehmens- gaben abzugsfähig sind.
bezogene Mitbestimmung: Beteiligung der
Arbeitnehmer im ĺ  Aufsichtsrat und Mitnahmeeffekt  –  Begriff aus der Fi-
im ĺ  Vorstand. Das Mitbestimmungs- nanzwissenschaft. Der  Mitnahmeeffekt
gesetz (MitbestG) sieht eine  Mitbestim- besagt, dass Personen oder Unterneh-
mung grundsätzlich bei allen Unterneh- men auch ohne die Zahlung von finanzi-
men mit eigener Rechtspersönlichkeit bei ellen Anreizen (z. B. ĺ Subventionen) ihr
mehr als 2.000 Arbeitnehmern vor, wäh- Verhalten teilweise oder in vollem Um-
rend das Montan-Mitbestimmungsge- fange geändert hätten. Die staatliche För-
setz (MontanMitbestG) für Unternehmen derung kann somit sowohl dem Grunde
des Bergbaus und der Eisen und Stahl er- als auch der Höhe nach „mitgenommen“
zeugenden Industrie diese Grenze bereits worden sein. Bspw. hätten Unternehmen
bei 1.000 Beschäftigten zieht. Der Auf- auch ohne Steuererleichterungen inves-
sichtsrat setzt sich aus einer gleichen An- tiert. Mitnahmeeffekte lassen sich jedoch
zahl von Vertretern der Anteilseigner und bei notwendigerweise generalisierenden
der Arbeitnehmer zusammen. Im Vor- Förderungsvoraussetzungen nicht gänz-
stand ist ein ĺ Arbeitsdirektor zu bestel- lich vermeiden.
len. Personengesellschaften sind von die- mittelfristige Finanzplanung  –  mehr-
sen Regelungen ausgenommen. Im Fall jährige Finanzplanung. Seit 1967 (durch
von Kommanditgesellschaften (KG) gel- das ĺ  Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
ten Einschränkungen. (StWG) für ĺ Bund und ĺ Länder und
Mittelstand 386

seit 1974/75 auch für die ĺ Kommunen zuständig sind überwiegend die Wirt-
gesetzlich vorgeschriebene Ergänzung des schaftsministerien. Bei Beratungsleistun-
traditionellen jährlichen ĺ  Haushalts- gen sind jedoch häufig Wirtschaftsorga-
plans. Die  mittelfristige Finanzplanung nisationen (Kammern und Verbände)
umfasst eine Gegenüberstellung der Aus- eingeschaltet.  –  4.  Instrumente:  Mittel-
gaben und Einnahmen der jeweils nächs- standsförderung besteht in erster Linie
ten fünf Jahre. Die mittelfristige Finanz- aus ĺ  Investitionsförderung. Daneben
planung ist nicht vollzugsverbindlich. Sie spielen Bürgschaftsprogramme und Be-
wird dem jeweiligen Parlament nur zur ratungsförderung, z. B. in Form von Zu-
Information vorgelegt. schüssen zu Beratungsleistungen, eine
Mittelstand  –  kleine und mittlere Un- Rolle.
ternehmen (KMU), mittelständische Un- Mittelstandskartelle ĺ  Kartelle, die
ternehmen. Unternehmen mittlerer nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
Größe. – Nach den Förderrichtlinien der schränkungen (§  3 GWB) vom allgemei-
ĺ Europäischen Union (EU) werden un- nen Kartellverbot (gem. §  1 GWB) frei-
ter KMU seit 2005 Unternehmen verstan- gestellt sind, wenn (1) sie die Rationali-
den, die (1) weniger als 250 Mitarbeiter, sierung wirtschaftlicher Vorgange durch
(2) einen Jahresumsatz von höchstens 50 zwischenbetriebliche Zusammenarbeit
Mio. Euro oder (3) eine Jahresbilanz von zum Gegenstand haben, (2) dadurch der
maximal 43 Mio. Euro aufweisen. Wettbewerb auf dem Markt nicht wesent-
mittelständische Unternehmen ĺ Mit- lich beeinträchtigt wird und (3) der Be-
telstand. schluss oder die Vereinbarung dazu dient,
die Wettbewerbsfähigkeit kleiner oder
Mittelstandsförderung  –  1.  Begriff:
mittlerer Unternehmen (KMU) zu ver-
Maßnahmen im Rahmen der ĺ  Wirt-
bessern.  –  Hauptziel der Freistellung ist
schaftsförderung zugunsten von Un-
der strukturelle Nachteilsausgleich mit-
ternehmen des gewerblichen ĺ  Mittel-
telständischer Unternehmen gegenüber
stands. I.e.S. versteht man darunter För-
auf dem Markt tätigen Großunterneh-
dermaßnahmen ausschließlich für kleine
men.  –  Grundvoraussetzung ist ferner,
und mittlere Unternehmen (KMU), in der
dass das Mittelstandskartelle zu keiner
Praxis werden jedoch häufig allgemeine
spürbaren Beeinträchtigung des Handels
Fördermaßnahmen (z. B. im Rahmen der
zwischen den Mitgliedsstaaten der ĺ Eu-
ĺ Regionalpolitik) durch eine Zusatzbe-
ropäischen Union (EU) führt. Sonst rich-
stimmung qualifiziert, wonach sich die
tet sich die Beurteilung des Kartells allein
Förderung vorrangig an den Mittelstand
nach europäischem Wettbewerbsrecht
richtet.  –  2.  Die Förderziele der  Mittel-
(Art. 81 I EGV), da dieses eine entspre-
standsförderung leiten sich aus den Ziel-
chende Sonderregelung für kleine und
setzungen der ĺ  Mittelstandspolitik ab:
mittlere Untenehmen nicht vorsieht.
Bestandserhaltung und –erneuerung so-
wie Nachteilsausgleich für KMU. – 3. Trä- Mittelstandspolitik  –  1.  Begriff: Wirt-
ger: Mittelstandsförderung wird auf Bun- schaftspolitische Maßnahmen zur Un-
des- und Landesebene sowie  von der terstützung und Förderung des ĺ  Mit-
ĺ  Europäischen Union (EU)  betrieben, telstands.  –  2.  Zielsetzungen sind (1) die
387 Mobilität

Erhaltung mittelständischer Strukturen, Rechtsanwälte, Steuerberater, Ärzte und


z. B. Schutz vor dem Verdrängungswett- andere Angehörige freier Berufe können
bewerb durch Großunternehmen (Be- sich zu Mitunternehmerschaften (Gemein-
standserhaltung), (2) der Ausgleich unter- schaftspraxen) zusammenschließen.
nehmensgrößenbedingter Wettbewerbs- Mitverschulden  –  Begriff aus dem
nachteile (Nachteilsausgleich) und (3) die ĺ  Bürgerlichen Recht.  Mitverschulden
Schaffung günstiger Bedingungen für ist das teilweise (mitwirkende) Verschul-
ein kontinuierliches Nachwachsen klei- den des Geschädigten bei der Entstehung
ner Unternehmungen (Bestandserneue- eines Schadens. In diesem Fall können
rung). – 3.  Instrumente: a) Ordnungspoli- die Schadensersatzansprüche (ĺ  Scha-
tisch: (1) Einsatz der ĺ Wettbewerbspoli- densersatz) des Geschädigten nicht ausge-
tik zum Schutz und Nachteilsausgleich des schlossen, aber eingeschränkt werden.
Mittelstandes im Wettbewerb mit Groß-
unternehmen, v.a. durch ĺ Missbrauch- Mitwirkungspflicht  –  Begriff aus dem
saufsicht, ĺ  Zusammenschlusskontrolle, Verwaltungsverfahrensgesetz (Vw-
Freistellung von ĺ  Mittelstandskartel- VfG).  Mitwirkungspflicht ist die Ver-
len und Schutz vor ĺ unlauterem Wett- pflichtung eines am Verfahren Beteiligten
bewerb; (2) mittelstandsfreundliche Ge- oder einer Behörde, bekannte Tatsachen
staltung der sonstigen rechtlichen Rah- und Beweismittel anzugeben und so bei
menbedingung (z. B. ĺ Gewerbeordnung der Ermittlung des Sachverhalts mitzu-
(GewO), ĺ Handwerksordnung (HwO), wirken. Eine  Mitwirkungspflicht gilt v.a.
Arbeits- und Sozialrecht, Umweltrecht) bei Besteuerungsverfahren und bei Ver-
für kleine und mittlere Unternehmen fahren hinsichtlich Sozialleistungen (z. B.
(KMU) durch Mittelstandsklauseln und ĺ Sozialhilfe und ĺ Kindergeld).
vereinfachte Verfahren. b) Steuerpolitisch: Mobbing  –  Phänomen in der Arbeits-
steuerliche Entlastungen und Steuerver- welt, wobei ein ĺ  Arbeitnehmer durch
einfachungen für kleine und mittlere Un- Kollegen oder Vorgesetzte gezielt und
ternehmungen, insbes. im Bereich der dauerhaft angegriffen und ausgegrenzt
ĺ Unternehmensbesteuerung. c) Spezifi- wird.  Mobbing kann sich z. B. äußern
sche Fördermaßen für KMU im Rahmen durch Verbreitung falscher Tatsachen, Zu-
der ĺ Mittelstandsförderung. d) ĺ Exis- weisung sinnloser Arbeitsaufgaben, sozi-
tenzgründungsförderung. ale Isolation, ständige Kritik an der Arbeit
und Gewaltandrohung. Nicht zu  Mob-
Mitunternehmer  –  Gesellschafter einer bing zählen kleine Konflikte und verein-
Personengesellschaft, der das Unterneh- zelt auftretende Streitereien.
mensrisiko mitträgt und an unternehme-
rischen Entscheidungen mitbeteiligt ist. Mobile Commerce  –  spezielle Ausprä-
Im Einzelnen können Gesellschafter einer gung des ĺ Electronic Commerce: elek-
ĺ  offenen Handelsgesellschaft (OHG), tronische Geschäftsabwicklung durch mit
einer ĺ Kommanditgesellschaft (KG), ei- dem Internet verbundene mobile Endge-
ner ĺ  Gesellschaft bürgerlichen Rechts räte (z. B. Mobiltelefone).
(GbR) und einer atypischen ĺ  stillen Mobilität – 1. Räumliche Mobilität: räum-
Gesellschaft  Mitunternehmer sein. Auch liche Flexibilität und Beweglichkeit, z. B.
Modularisierung 388

eines Arbeitnehmers den Wohnsitz zu Monetarismus  –  wirtschaftswissen-


wechseln. – 2. Geistige Mobilität: Fähigkeit schaftliche Schule, die v.a. aus der Kri-
einer Person, flexibel und in Alternativen tik der geldtheoretischen Vorstellungen
zu denken. – 3.  Soziale Mobilität: Verän- des ĺ  Keynesianismus entstand. Nach
derungen der Schichtzugehörigkeit von diesem Ansatz sind Preisniveaustabili-
Personen oder Personengruppen im Le- tät (ĺ Inflation) und die Regulierung der
benslauf oder in der Abfolge von Genera- ĺ  Geldmenge (ĺ  monetäre Basis) ent-
tionen. scheidend für die gesamtwirtschaftliche
Modularisierung  –  1.  Organisation: Bil- Entwicklung. Die Vertreter des  Moneta-
dung organisatorischer Einheiten als un- rismus (v.a. Friedman und Brunner) ge-
ternehmerische, sich wechselseitig er- hen davon aus, das ein marktwirtschaft-
gänzende Grundbausteine. Sie werden je liches System bei flexiblen Preisen zu ei-
nach Situation oder Aufgabenstellung un- nem stabilen Gleichgewicht neigt. Sind
terschiedlich kombiniert und sind häufig die Rahmenbedingen für eine funkti-
mit umfassenden Zuständigkeiten aus- onsfähige Marktwirtschaft gegeben, wer-
gestattet (z. B. ĺ Profitcenter). – 2.  Wirt- den wirtschaftliche Störungen über den
schaftsinformatik: Im Software-Enginee- Markt automatisch behoben („Selbsthei-
ring die Zerlegung eines umfangreicheren lungskräfte des Marktes“). Die Vorausset-
Problems in kleinere Teilprobleme, die als zungen dafür sind flexible Preise, offene
Module eines Softwaresystems realisiert Märkte, eine funktionsfähige Eigentums-
werden. ordnung und eine kontinuierliche Wirt-
schaftspolitik, v.a. ĺ  Geldpolitik. Nach
Monatsgeld – Begriff aus dem Bankwe- Meinung der Vertreter des Monetarismus
sen für ĺ  Termingeld. Zentralbankgut- werden wirtschaftliche Störungen wie v.a.
haben, die unter ĺ  Kreditinstituten zur Arbeitslosigkeit durch Eingriffe des Staa-
Standardlaufzeit von 30 Tagen verliehen tes hervorgerufen. Aus diesem Grund leh-
werden. nen die Vertreter des Monetarismus eine
monetäre Basis –  Geldbasis. Summe aus Konjunktur- und Beschäftigungspolitik
ĺ  Bargeldumlauf, ĺ  Mindestreserven zur Stärkung der ĺ  gesamtwirtschaft-
und Überschussreserven. Die Geldbasis lichen Nachfrage ab. Ausschlaggebend
ist aus Sicht des ĺ  Monetarismus zen- sind für sie die Preisniveaustabilität sowie
trale Steuerungsgröße der ĺ  Geldpoli- die Schaffung der notwendigen Rahmen-
tik. – Vgl. auch ĺ Geld. bedingungen durch eine entsprechende
monetäre Finanzinstitute (MFI) – Sam- Wettbewerbs- und Ordnungspolitik.
melbegriff für (1) ĺ Banken und ĺ Bau-
sparkassen, (2) ĺ  Geldmarktfonds, (3) Monopol ĺ Marktform, bei der ein ein-
die ĺ  Europäische Zentralbank (EZB) ziger Anbieter (sog. Monopolist) vie-
und (4) die nationalen Zentralnotenban- len (kleinen) Nachfragern gegenüber-
ken, die dem ĺ Europäischen System der steht. Bei geschlossenem ĺ  Markt
Zentralbanken (ESZB) angehören. spricht man von einem absoluten Mo-
nopol, während das  Monopol bei offe-
monetärer Markt ĺ Finanzmarkt. nem Markt als prozessuales Monopol be-
monetäre Theorie ĺ Geldtheorie. zeichnet wird. Der Monopolist steht
389 Motivation

einer ĺ  Preisabsatzfunktion gegenüber, Interessen und eine asymmetrische In-


die gleichzeitig der Gesamtnachfrage formation der Vertragspartner, die Hid-
des Marktes entspricht. Aufgrund seiner den Information (versteckte Informa-
nicht durch ĺ Wettbewerb eingeschränk- tion) und/oder Hidden Action (versteckte
ten ĺ  Marktmacht kann er auf seinem Handlung) erlaubt. Das Problem besteht
Markt den Preis oder die Menge bestim- darin, dass das Verhalten des besser in-
men. – Vgl. auch ĺ natürliches Monopol, formierten Vertragspartners die Pay-Offs
ĺ Finanzmonopol. (Auszahlungen) des schlechter Infor-
Monopolamt ĺ Finanzmonopol. mierten beeinflusst. Letzterer kann sich
nur unvollständig über das Verhalten des
monopolistische Konkurrenz ĺ  Poly- Transaktionspartners informieren bzw.
pol. dieses evaluieren. b) I.e.S.: Von der Ver-
Monopolkommission  –  Sachverständi- sicherungswirtschaft geprägter Begriff,
gengremium mit der Aufgabe, die ĺ Un- der ursprünglich im Zusammenhang mit
ternehmenskonzentration in Deutschland der Feuerversicherung verwendet wurde.
zu beobachten und zu beurteilen. Nach Moral Hazard bezeichnet den Anreiz ei-
dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän- nes feuerversicherten Gebäudeeigentü-
kungen (GWB) setzt sich die  Monopol- mers, (nach Abschluss der Feuerversiche-
kommission aus fünf Mitgliedern zu- rung) weniger Sorgfalt bei der Schadens-
sammen. Diese werden auf Vorschlag der vermeidung bzw. Schadensbegrenzung
Bundesregierung vom Bundespräsiden- aufzuwenden als ein nicht versicherter
ten ernannt. Die  Monopolkommission Hausbesitzer (vor Abschluss einer Versi-
veröffentlicht alle zwei Jahre ein Haupt- cherung). Ähnlichen Anreizen sollen u.a.
gutachten und in unregelmäßigen Abstän- Krankenversicherte unterliegen.  –  2.  Als
den Sondergutachten. –  Weitere Informa- Instrumente zur Verringerung dieses Wag-
tionen unter www.monopolkommission.de. nisses bieten sich neben versicherungsver-
traglichen Sorgfaltspflichten oder einer
Monopolsteuern ĺ Finanzmonopol.
ĺ Selbstbeteiligung des Versicherten alle
Monopson  –  Nachfragemonopol. Mittel an, die i.w.S. zu einem Interessen-
ĺ Marktform, bei der ein einziger Nach- angleichung der Vertragspartner führen,
frager (sog. Monopsonist) einer großen z. B. Gewinn- oder Kapitalbeteiligungen,
Zahl von (kleinen) Anbietern gegenüber- Prämiensysteme, Akkordlöhne oder Bo-
steht. nussysteme.
Montanmitbestimmung ĺ  Mitbestim- Moralisches Wagnis ĺ Moral Hazard.
mung.
Motivation  –  Zustand einer Person, der
Montanunion ĺ  Europäische Gemein- sie dazu veranlasst, eine bestimmte Hand-
schaft für Kohle und Stahl (EGKS). lungsalternative auszuwählen, um ein be-
Moral Hazard  –  moralisches Wagnis. stimmtes Ergebnis zu erreichen, und der
1.  Begriff: a) I.w.S.: Risiko eines nach- dafür sorgt, dass diese Person ihr Ver-
vertraglichen Opportunismus zwischen halten hinsichtlich Richtung und In-
Transaktionspartnern. Die Ursache tensität beibehält. Im Gegensatz zu den
für dieses Risioko ist eine Kollision der beim Menschen begrenzten biologischen
Multi Channel Retailing 390

Antrieben sind  Motivation und einzelne Importe oder Exporte) um eine Einheit
Motive gelernt bzw. in Sozialisationspro- steigt.
zessen vermittelt. Der Begriff der Moti- Multi Sourcing ĺ Sourcing.
vation wird oft auch im Sinne von Hand-
lungsantrieb oder ĺ  Bedürfnis verwen- Mündelsicherheit  –  Erfordernis ei-
det. ner bes. sicheren Form der Geldanlage.
In mündelsichere Geldanlagen darf nach
Multi Channel Retailing  –  Mehrka- dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)
nalsystem im Einzelhandel, mehrgleisi- das Geldvermögen einer unter Vor-
ger Vertrieb. Gleichzeitige Nutzung von mundschaft stehenden Person (Mündel-
unterschiedlichen Absatzkanälen. Der geld) investiert werden. Mündelsichere
Kunde kann zwischen mehreren Kanälen Geldanlagen sind z. B. ĺ  Grundschul-
wählen, z. B. stationärer Einzelhandel, Ka- den, ĺ  Hypotheken, ĺ  Pfandbriefe so-
talog-Versand, Onlineshop oder via TV, wie Bundes- und Länderanleihen (ĺ An-
um Leistungen eines Anbieters nachzu- leihe).
fragen. Auf diese Weise sollen gleichzeitig
Münzen  –  Hartgeld, Metallgeld, Münz-
unterschiedliche Käufergruppen erreicht
geld. Geprägte Metallscheiben, die
werden. Probleme bereitet die Abstim-
Wertangaben enthalten und als Zahlungs-
mung der Marketingsinstrumente zwi-
mittel eingesetzt werden. Sie stellen eine
schen den einzelnen Absatzkanälen.
Ergänzung der ĺ  Banknoten für kleine
multilateraler Wechselkurs ĺ Wechsel- Zahlungen dar. Der auf den Münzen an-
kurs. gegebene Nennwert ist i.Allg. höher als
der Metallwert. Solche nicht „vollwerti-
Multilateralismus  –  mehrseitige zwi- gen“ Münzen werden als Scheidemünzen
schenstaatliche Wirtschaftsbeziehungen bezeichnet. – Im Gegensatz zu den Bank-
im internationalen Handel (ĺ  Außen- noten sind  Münzen nur ein beschränktes
handel). Als  Multilateralismus werden gesetzliches Zahlungsmittel. In Deutsch-
auch Handels- und Zahlungsabkommen land bestimmt das Münzgesetz (MünzG),
mit mehreren Staaten bezeichnet.  Multi- dass ein Gläubiger nicht verpflichtet ist,
lateralismus ist ein wichtiger Grundsatz (unabhängig von der Stückelung) mehr
des ĺ Allgemeinen Zoll- und Handelsab- als 50 Münzen bei einer Zahlung anzu-
kommens (GATT) und der ĺ  Welthan- nehmen.  –  Vgl. auch ĺ  Münzhoheit,
delsorganisation (WTO). ĺ Münzumlauf.
multiple Regression ĺ Regressionsana- Münzgeld ĺ Münzen.
lyse. Münzgewinne ĺ Münzumlauf.
Multiplikator  –  Begriff der ĺ  Mak- Münzhoheit  –  Münzregal; hoheitliches
roökonomie. Der  Multiplikator gibt an, Recht, ĺ  Münzen auszugeben, bzw. das
um wie viele Einheiten das ĺ  Volksein- Recht, das Münzwesen zu regeln, haben
kommen zu- oder abnimmt, wenn eine i.d.R. die Staatsregierungen (in Deutsch-
gesamtwirtschaftliche Variable (z. B. die land die Bundesregierung). – Im  ĺ Eu-
privaten Investitionen, der Konsum, rowährungsgebiet obliegt es jedoch
die Staatsausgaben oder -einnahmen, der ĺ  Europäischen Zentralbank, die
391 Mutterschutz

Münzausgabe zu genehmigen. – Vgl. auch des ĺ  Bundes an Frauen während des


ĺ Münzumlauf. ĺ  Mutterschutzes. Als Mutterschafts-
Münzregal ĺ Münzhoheit. geld wird das durchschnittliche kalen-
dertägliche monatliche Nettoarbeitsent-
Münzumlauf – Gesamtheit der in einem gelts der letzten drei Monate vor Beginn
Land bzw. Währungsgebiet umlaufenden der Schutzfrist gewährt. Es beträgt höchs-
ĺ  Münzen.  –  Im ĺ  Eurowährungsge- tens 13 Euro pro Kalendertag. Liegt das
biet werden die Euromünzen wie die Eu- durchschnittliche Nettoarbeitsentgelt dar-
robanknoten (ĺ  Notenumlauf) von den über, muss der ĺ Arbeitgeber den Unter-
nationalen Notenbanken im Umlauf ge- schiedsbetrag als Zuschuss zahlen.
bracht, die diese den Regierungen auf-
grund ihrer ĺ  Münzhoheit zum Nenn- Mutterschutz  –  1.  Begriff: Anspruch je-
wert abkaufen müssen. Da die Herstel- der Mutter auf Schutz und Fürsorge der
lungskosten der Münzen meist geringer Gemeinschaft nach Art. 6 I des ĺ Grund-
sind, ziehen die Regierungen aus dem gesetzes (GG). Gesetzlich geregelt ist
Münzregal sog. Münzgewinne, die im Ver- bisher nur der Schutz der erwerbstäti-
hältnis zu den gesamten Haushaltsein- gen Mutter durch das Mutterschutzge-
nahmen jedoch gering sind. setz (MSchG).  –  2.  Schutzvorschriften:
Musskaufmann ĺ Kaufmann. a) Arbeitsplatzgestaltung: Bei der Ein-
Muttergesellschaft  –  Obergesellschaft. richtung und Gestaltung des Arbeits-
Gesellschaft (ĺ  Kapitalgesellschaft oder platzes sind die erforderlichen Vorkeh-
ĺ  Personengesellschaft), die kapital- rungen zum Schutz von Leben und Ge-
mäßig aufgrund von Beteiligungen oder sundheit der werdenden oder stillenden
sonst mittelbar oder unmittelbar einen Mutter zu treffen. b) Beschäftigungsver-
beherrschenden Einfluss auf ein oder bot: (1) vor der Entbindung (a) bei durch
mehrere andere Unternehmen (ĺ Toch- ärztliches Zeugnis nachgewiesener Ge-
tergesellschaft) ausübt. fährdung von Leben und Gesundheit von
Mutter oder Kund, (b) sechs Wochen vor
Mütterrente – keine eigene Art der ĺ Al- der Entbindung und (c) unabhängig von
tersrente, sondern Bezeichnung für die Konstitution und Gesundheitszustand
bessere Anerkennung von Erziehungszei- der werdenden Mutter bei bestimmten
ten  für vor 1992 geborene Kinder. Wäh- schweren oder gesundheitsgefährdenden
rend vorher ein Jahr Kindererziehungs- Arbeiten. (d) Mehr-, Nacht-, Sonn- und
zeit berücksichtigt wurde, werden ab dem Feiertagsarbeit. (2) nach der Entbindung:
1.  Juli 2014 für alle erziehenden Mütter (a) Bis zum Ablauf von acht Wochen darf
(oder Väter) zwei Kinderziehungsjahre die Wöchnerin nicht beschäftigt werden;
angerechnet. Dadurch wird die Rente für Fristverlängerung bei Früh- und Mehr-
jedes vor 1992 geborene Kind pauschal lingsgeburten auf zwölf Wochen. (b) Bei
um einen zusätzlichen ĺ  Entgeltpunkt, nicht voller Leistungsfähigkeit darf die
d.h. um 28,61 Euro (West)  bzw. 26,39 Wöchnerin nur entsprechend ihrer Leis-
Euro (Ost) erhöht. tungsfähigkeit gemäß ärztlichen Zeug-
Mutterschaftsgeld  –  Geldleistung nis herangezogen werden. (c) Stillende
der gesetzlichen ĺ  Krankenkasse oder Mütter dürfen nicht mit schweren und
Mutterschutz 392

gesundheitsgefährdenen Arbeiten be- (3) Arbeitgeberzuschuss zum Mutter-


schäftigt werden. c) Wirtschaftliche Si- schaftsgeld; (4) Gewährung von ĺ Eltern-
cherung: (1) Weiterzahlung des Arbeits- zeit. d) Kündigungsverbot für die gesamte
entgelts bei Beschäftigungsverboten; (2) Zeit der Schwangerschaft und für die ers-
Gewährung von ĺ  Mutterschaftsgeld; ten vier Monate nach der Entbindung.
Nachahmerprodukt ĺ  Me-too-Pro-
N
dem Arbeitsmarkt (gesamtwirtschaftli-
dukt. che Arbeitsnachfrage) und auf dem Geld-
Nachbesserung  –  Verpflichtung des markt (gesamtwirtschaftliche Geldnach-
Verkäufers beim ĺ  Kaufvertrag bzw. frage). – Gegensatz: ĺ Angebot.
des Unternehmens beim ĺ  Werkver- Nachfrageelastizität ĺ Elastizität.
trag, den ĺ  Mangel an einer verkauften Nachfragefragetheorie des Haushalts
bzw. herzustellenden Sache auf Verlan- ĺ Haushaltstheorie.
gen des Käufers bzw. Bestellers zu besei-
tigen. – Vgl. auch ĺ Sachmängelhaftung. Nachfragefunktion ĺ Nachfrage.

Nachbürgschaft ĺ Bürgschaft. Nachfragemonopol ĺ Monopson.


Nacherfüllung  –  Oberbegriff des nachfrageorientierte Wirtschaftspo-
ĺ  Schuldrechts für ĺ  Nachbesserung litik  –  mittel- und langfristig ausgerich-
und ĺ Nachlieferung wegen einer man- tete ĺ Wirtschaftspolitik, die zur Beein-
gelhaften Sache beim ĺ Kaufvertrag und flussung der Konjunktur gemäß der key-
ĺ Werkvertrag. nesianischen Lehre (ĺ  Keynesianismus)
an den Einflussgrößen der ĺ gesamtwirt-
Nachfrage – Entscheidung und Streben, schaftlichen Nachfrage  ansetzen. Dabei
ĺ Güter und ĺ Produktionsfaktoren zu werden insbes. Mittel der ĺ Fiskalpolitik
erwerben oder im Falle von ĺ  Geld als eingesetzt, v.a. das Instrument des ĺ De-
Bestand zu halten (Bestandsnachfrage). ficit Spending. – Vgl. auch ĺ öffentliche
Die  Nachfrage hängt im Wesentlichen Ausgaben/Einnahmen, ĺ  Konjunktur-
vom Preis des Gutes ab.  Nachfrage und politik, ĺ Stabilisierungspolitik. – Gegen-
ĺ  Angebot bestimmen den Marktpreis satz: ĺ  angebotsorientierte Wirtschafs-
(ĺ  Marktgleichgewicht).  –  Die Wirt- politik.
schaftstheorie erfasst das Nachfragever-
halten wird durch mathematische Funk- Nachfragerpolypol ĺ Polypol.
tionsgleichungen (sog. Nachfragefunkti- Nachfragerwettbewerb ĺ Wettbewerb.
onen), welche die nachgefragte Menge in Nachfragesog ĺ Market Pull.
Abhängigkeit vom Preis oder Einkom-
men angibt. Man unterscheidet in der Nachfrageüberschuss ĺ  Marktgleich-
ĺ  Mikroökonomie die Individualnach- gewicht.
frage oder Einzelnachfrage eines Haushalts Nachfrist  –  Frist, die nach Ablauf ei-
oder einer Unternehmung nach einem ner vertraglich festgelegten Frist noch
Gut und die zusammengefasste ĺ Markt- besteht oder gesetzt wird. Ein ĺ  Gläu-
nachfrage und in der ĺ Makroökonomie biger kann eine  Nachfrist setzen, wenn
die aggregierten ĺ  gesamtwirtschaftli- der ĺ Schuldner mit seiner Leistung im
chen Nachfrage auf dem Gütermarkt (ge- Verzug ist (ĺ  Schuldnerverzug) oder
samtwirtschftliche Güternachfrage: Inves- den Vertrag verletzt hat. Der Gläubiger
titions- und Konsumgüternachfrage), auf muss danach die Leistung nicht mehr
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_14, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
nachgelagerte Besteuerung 394

abnehmen, wenn er dies gleichzeitig mit Resultat zunehmender gesellschaftlicher


der Nachfrist erklärt hat. Problemlagen, angefangen von Armut
über Umweltverschmutzungen bis zum
nachgelagerte Besteuerung ĺ  Al-
Klimawandel. Als konsensfähig gilt die In-
terseinkünftegesetz (AltEinkG).
terpretation von Nachhaltigkeit im Sinne
nachgelagerte Inventur ĺ Inventur. der triple bottom line, welche die drei Di-
mensionen Ökologie (Umweltschutz),
nachhaltige Entwicklung  –  Sustainable
Ökonomie (Wirtschaftlichkeit) und So-
Development. Begriff der Umwelt- und
ziales (sozialer Ausgleich) umfasst (sog.
Ressourcenökonomik für ein ĺ  Wirt-
Nachhaltigkeitsdreieck, vgl. Abb.). In der
schaftswachstum, das die Erhaltung der
Zeitdimension wird außerdem das Ziel
Umwelt auch für alle kommenden Ge-
der inter- und intragenerativen Gerechtig-
nerationen sichert. Ihre Umsetzung in
keit hervorgehoben.  –  2.  Wirtschaft: Das
der Umweltpolitik sah erstmals 1992 die
in der Forstwirtschaft seit Jahrhunderten
ĺ  Agenda 21 der ĺ  Vereinten Natio-
angewandte Prinzip der Nachhaltigkeit ist
nen (UN) vor. – Die vier Grundregeln für
unter dem Aspekt der Ökonomik als eine
eine  nachhaltige Entwicklung lauten: (1)
Art des Wirtschaftens zu bezeichnen, bei
Erneuerbare ĺ Ressourcen sollen nur in
welcher derzeitige Bedürfnisse befriedigt
dem Umfang abgebaut werden, wie sie
werden, ohne zukünftigen Generationen
sich erneuern. (2) Nicht erneuerbare Res-
die Lebensgrundlage zu entziehen (Sus-
sourcen dürfen nur in dem Umfang ge-
tainable Development). Ziel ist ein Fließ-
nutzt werden, in dem sie in ihrer Funk-
gleichgewicht der natürlichen Ressourcen.
tion durch gleichwertige erneuerbare Res-
sourcen ersetzt werden können. (3) Es
dürfen nicht mehr Stoffe in die Umwelt
abgegeben werden, als die Umwelt durch
ihr Selbstreinigungsvermögen verarbei-
ten kann. (3) Veränderungen der Umwelt
durch den Menschen dürfen das zeitliche
Anpassungsvermögen natürlicher Pro-
zesse nicht überfordern. – 2001 wurde in
Göteborg die Eingliederung der nachhal-
tigen Entwicklung in die Strategie „wett-
bewerbsfähiger Wirtschaftsraum“ der
ĺ  Europäischen Union (EU) beschlos-
Nachkalkulation  –  eine auf eine Leis-
sen. Um ĺ  Nachhaltigkeit zu erzielen,
tungseinheit bezogene ĺ Kalkulation auf
müssen danach die wirtschaftlichen, so-
der Grundlage der ĺ Kosten, die tatsäch-
zialen und ökologischen Aspekte im Rah-
lich bei der Leistungserstellung angefal-
men der Wettbewerbsfähigkeit berück-
len sind (ĺ  Istkosten). Die Nachkalku-
sichtigt werden.
lation dient v.a. der Kostenermittlung und
Nachhaltigkeit  –  1.  Ethik: normativer -kontrolle. Sie wird überwiegend in Be-
Schlüsselbegriff der modernen Gesell- trieben mit ĺ  Einzelproduktion ange-
schaft. Seine gewachsene Bedeutung ist wandt. – Gegensatz: ĺ Vorkalkulation.
395 NASDAQ

Nachlass  –  Erbschaft. Begriff aus dem Zuschlag (Nachtzuschlag) zahlen oder


ĺ  Bürgerlichen Recht für das gesamte eine angemessene Zahl bezahlter freier
hinterlassene Vermögen eines Verstorbe- Tage (Freizeitausgleich) gewähren. Häu-
nen, einschließlich der Schulden (Aktiva fig enthalten ĺ Tarifverträge genaue Re-
und Passiva). gelungen zur Nachtarbeit.
Nachlieferung  –  Verpflichtung des Ver- Nachtragshaushalt ĺ  Haushaltsplan
käufers beim ĺ  Kaufvertrag, Ersatz für mit Positionen, die gegenüber einem be-
mangelhaft gelieferte Ware zu liefern. reits verkündeten Haushalt geändert wer-
Der Verkäufer hat die erforderlichen Kos- den sollen. Der  Nachtragshaushalt ist
ten z. B. für Ersatzware und Transport zu nicht als Haushaltsüberschreitung, son-
tragen.  –  Vgl. auch ĺ  Nachbesserung, dern als originärer Haushalt anzusehen,
ĺ Sachmängelhaftung. der nach demselben, jedoch beschleu-
nigten Verfahren wie die Jahreshaushalts-
Nachschusspflicht – durch Gesetz, Ver- pläne aufgestellt, beraten und durchge-
trag oder Satzung festgelegte oder aus- führt wird.
zuschließende Verpflichtung für Gesell-
Nachtzuschlag ĺ Nachtarbeit.
schafter, an ihre Gesellschaft unter be-
stimmten Voraussetzungen zahlenmäßig Naked Warrant ĺ Option.
beschränkte oder unbeschränkte Nach- Namensaktie ĺ Aktie.
schüsse auf die schon bestehenden Ein-
Namenspapiere  –  Rektapapiere.
zahlungen (Anteile) zu leisten. Nach-
ĺ  Wertpapiere, die auf den Namen ei-
schüsse dienen meist der ĺ  Sanie-
ner bestimmten Person lautet. Nur der
rung. – Eine gesetzliche Nachschusspflicht
namentlich genannte Inhaber kann den
gilt im Fall der ĺ  Genossenschaft. Sie
durch das Papier beurkundeten An-
kann jedoch durch die Satzung ausge-
spruch geltend machen. Er kann sei-
schlossen oder beschränkt werden. Bei
nen Anspruch an einen anderen abtreten
der ĺ Gesellschaft mit beschränkter Haf-
(ĺ  Forderungsabtretung). Zu den  Na-
tung (GmbH) kann eine  Nachschuss-
menspapieren zählen z. B. Hypotheken-
pflicht im Gesellschaftsvertrag vereinbart
briefe sowie Schecks und Wechsel mit ei-
werden. Für Aktionäre einer ĺ  Aktien-
ner ĺ Rektaklausel. – Gegensatz: ĺ Inha-
gesellschaft (AG) sowie für Gesellschaf-
berpapiere.
ter einer ĺ  offenen Handelsgesellschaft
(OHG) und einer ĺ  Kommanditgesell- Namensschuldverschreibung ĺ  An-
schaft (KG) besteht grundsätzlich keine leihe.
Nachschusspflicht. NASDAQ  –  Abk. für National Associa-
tion of Securities Dealers Automated Quo-
Nachsichtakkreditiv ĺ Dokumentenak-
tation. Amerikanische ĺ  Computer-
kreditiv.
börse der Freiverkehrshändler in New
Nachtarbeit  –  jede Arbeit, die mehr York, an der bes. wachstumsträchtige,
als zwei Stunden der Nachtzeit (23 bis 6 aber auch spekulative ĺ Aktien des Tech-
Uhr) umfasst.  –  Nach dem Arbeitszeit- nologiesektors gehandelt werden. Die
gesetz (ArbZG) muss der ĺ  Arbeitge- Börse ist der führende Handelsplatz für
ber für  Nachtarbeit einen angemessen Wachstumsunternehmen weltweit. Der
NASDAQ-Composite-Index 396

NASDAQ-Composite-Index spiegelt die Außerdem gibt es die sog. erneuerbaren


Entwicklung der NASDAQ-Werte wi- Ressourcen wie z. B. Wasser- und Wind-
der.  –  Die NASDAQ gilt als Vorbild für kraft, Sonnenenergie und Erdwärme, die
alle später entstandenen europäischen sich in dem für die menschliche Planung
Marktsegmente im Bereich der Wachs- relevanten Zeitraum regeneriert.
tumsunternehmen, wie z. B. der ĺ  EU- natürliches Monopol  –  Situation, in
REX. – Weitere Informationen unter www. der die firmeninterne Kostendegression
nasdaq.com. (ĺ  Economies of Scale) in Relation zur
NASDAQ-Composite-Index ĺ  NAS- gegebenen Marktgröße so wichtig ist, dass
DAQ. im Wettbewerb auf die Dauer nur ein An-
bieter (ĺ  Monopol) überleben würde.
Nationaleinkommen – früher Sozialpro-
Abnehmende langfristige Durchschnitts-
dukt. Begriff aus den ĺ Volkswirtschaftli-
und Grenzkosten können insofern eine
chen Gesamtrechnungen (VGR). Das Na-
Monopolstellung implizieren, als ein ein-
tionaleinkommen wird ermittelt, indem
ziges Unternehmen das Gut kostengüns-
vom ĺ  Bruttoinlandsprodukt (BIP) die
tiger herstellen kann als jede größere
sog. Primäreinkommen, die an die übrige
Anbieterzahl (Subadditivität der Kos-
Welt geflossen sind, abgezogen und um-
ten).  –  Bsp.: Leitungsnetze (Strom, Gas,
gekehrt die Primäreinkommen, die aus
Wasser, Telekommunikation), Verkehrs-
der übrigen Welt bezogen wurden, hinzu-
wege (Eisenbahn).
gefügt werden. Unter dem Begriff Primä-
reinkommen werden Arbeitsentgelte, Un- natürliche Umwelt ĺ Umwelt.
ternehmens- und Vermögenseinkommen Nebenabrede  –  Vereinbarung zwischen
(abzüglich Subventionen) zusammenge- zwei Vertragspartnern, die über den ei-
fasst. – Anders: ĺ Volkseinkommen. gentlichen Vertragsinhalt hinausgehen
Nationalökonomie ĺ Volkswirtschafts- oder ihn ergänzen. – Nebenabreden sind
lehre (VWL). nur wirksam, wenn sie schriftlich verein-
bart oder öffentlich beurkundet wurden.
Naturallohn ĺ Lohn.
Wer sich auf Nebenabreden beruft, muss
Naturaltausch ĺ Tausch. beweisen, dass sie vereinbart sind und
Naturalwirtschaft  –  geldlose Volks- neben der beurkundeten Erklärung gel-
wirtschaft. In der  Naturalwirtschaft wird ten sollen, weil das beurkundete Rechts-
Ware gegen Ware getauscht. –  Gegensatz: geschäft immer die Vermutung der Voll-
ĺ Geldwirtschaft. ständigkeit und Richtigkeit für sich hat.
Bei Verstoß gegen den gesetzlichen Form-
natürliche Person – im rechtlichen Sinne zwang ist vielfach das gesamte Geschäft
jeder Mensch. –  Gegensatz: ĺ juristische nichtig.
Person.
nebenberufliche Tätigkeit ĺ  Nebentä-
natürliche Ressource  –  natürlich vor- tigkeit.
kommende ĺ  Ressourcen: Rohstoffe
und Bodenschätze. Dazu gehören sog. Nebenbeschäftigung ĺ Nebentätigkeit.
erschöpfliche Ressourcen wie z. B. Öl, Nebeneinkünfte – Begriff aus dem Ein-
Kohle, Gas und mineralische Rohstoffe. kommensteuerrecht.  Nebeneinkünfte
397 Nennwertaktie

sind grundsätzlich einkommen/-lohn- Negativklausel  –  Negativerklärung, Ne-


steuerpflichtig.  –  Ausnahme bilden die gative Pledge Clause. Verpflichtung eines
sog. Aufwandsentschädigungen für be- Kreditnehmers oder eines Anleiheschuld-
stimmte nebenberufliche Tätigkeiten ners (ĺ Anleihe), in Zukunft bestimmte
(z. B. Übungsleiter, Betreuer, Pfleger, etc.). Vermögenswerte nicht oder nicht hö-
Diese sind bis zu einem Höchstbetrag von her zu beleihen und anderen ĺ  Gläubi-
2.400 Euro im Jahr steuerfrei.  –  Für  Ne- gern keine Sicherheiten zu gewähren. Es
beneinkünfte können ĺ Werbungskosten sei denn, der bisherige Gläubiger erlaubt
nur berücksichtigt werden, wenn diese die dies. Meistens wird eine  Negativklausel
steuerfreien Einnahmen übersteigen. bei Grundbesitz vereinbart.
Nebenfisci ĺ Parafisci. Negoziierungsakkreditiv ĺ Dokumen-
tenakkreditiv.
Nebengelder ĺ Rechnungseinheiten.
Nehmerländer ĺ  Länderfinanzaus-
Nebenkläger ĺ Privatklage. gleich.
Nebenkostenstelle ĺ  Endkostenstelle, Nennbetrag ĺ Nennwert.
die kein Haupt-, sondern ein Nebenpro-
Nennbetragsaktie ĺ Nennwertaktie.
dukt fertigt, z. B. Abfall verarbeitet. –  Ge-
gensatz: ĺ Hauptkostenstelle. Nennkapital ĺ gezeichnetes Kapital.
Nebentätigkeit  –  Nebenbeschäftigung, Nennwert  –  Nennbetrag, Nominalwert.
nebenberufliche Tätigkeit. Begriff aus dem Betrag, der auf einer Aktie, Anleihe oder
Arbeits- und Steuerrecht für eine Tätig- Banknote aufgedruckt oder auf einer
keit, die neben dem Hauptberuf ausgeübt Münze aufgeprägt ist. – 1. Nennwert einer
wird. Im Fall einer Nebentätigkeit dürfen Banknote oder einer Münze: Der  Nenn-
die Pflichten aus dem Hauptarbeitsver- wert gibt an, welchen gesetzlichen Wert
hältnis nicht verletzt werden. Ist der Ar- ein ĺ Zahlungsmittel hat. Er wird durch
beitnehmer gleichzeitig in einem anderen die ĺ Zentralbank festgelegt. – 2.  Nenn-
Unternehmen tätig, muss dies der Haupt- wert einer Aktie: Der  Nennwert gibt an,
arbeitgeber erlauben. – Vgl. auch ĺ Ne- mit welchem Anteil der Aktionär am
beneinkünfte. ĺ  Grundkapital der ĺ  Aktiengesell-
schaft (AG) beteiligt ist. – 3. Nennwert ei-
Nebenwert – Begriff aus dem Börsenwe- ner Anleihe:  Nennwert ist der zu verzin-
sen für eine ĺ Aktie einer kleinen, wenig sende Schuldbetrag. Er wird am Ende der
bekannten ĺ  Aktiengesellschaft (AG). Laufzeit zurückgezahlt, falls kein anderer
Mit Nebenwerten werden nur geringe Rückzahlkurs angegeben ist. – Der Nenn-
Umsätze an der Börse gemacht. –  Gegen- wert kann bei ĺ  Wertpapieren vom
satz: ĺ Standardwert, ĺ Blue Chips. ĺ Kurswert erheblich abweichen, v.a. bei
negative Orderklausel ĺ Rektaklausel. Aktien.
Negative Pledge Clause ĺ Negativklau- Nennwertaktie  –  Nennbetragsaktie,
sel Summenaktie. ĺ Aktie, die auf eine feste
Summe (ĺ  Nennwert) lautet. Der Min-
Negativerklärung ĺ Negativklausel. destbetrag von  Nennwertaktien be-
negatives Ergebnis ĺ Verlust. trägt einen Euro. Höhere Nennwerte
nennwertlose Aktie 398

müssen auf volle Euro lauten.  –  Gegen- Nettokreditaufnahme  –  Nettoneuver-


satz: ĺ Stückaktie. schuldung. Summe der in einem Jahr von
nennwertlose Aktie ĺ Stückaktie. ĺ Bund, ĺ Ländern und ĺ Gemeinden
neu aufgenommenen Kredite (Bruttokre-
Neokeynesianismus ĺ  Keynesianis- ditaufnahme), abzüglich der vorgenom-
mus. menen Schuldentilgungen.  –  Gegensatz:
Neoklassik ĺ Klassik. ĺ Bruttokreditaufnahme.
Neoliberalismus ĺ Liberalismus, ĺ Or- Nettolohn ĺ Nettoarbeitsentgelt.
doliberalismus. Nettoneuverschuldung ĺ Nettokredit-
Net Operating Cashflow ĺ Cashflow. aufnahme.
Netting  –  Verrechnung gegenläufi- Nettoprinzip ĺ Nettorechnung.
ger Zahlungsbewegungen, um Anzahl Nettorechnung ĺ  Erfolgsrechnung, in
und Volumen von Transaktionen inner- der Aufwendungen und Erträge mehr
halb von nationalen oder internationalen oder weniger stark saldiert werden (Net-
ĺ  Konzernen zu verringern.  –  Verrech- toprinzip). Die handelsrechtliche ĺ  Ge-
nung von Zinszahlungen (Interest Net- winn- und Verlustrechnung (GuV) ist
ting). eine ĺ Bruttorechnung. Kleine und mit-
netto – (1) nach Abzug von Steuern, Ab- telgroße ĺ  Kapitalgesellschaften dürfen
schreibungen, Rabatten usw. (z. B. Net- das Rohergebnis in einer  Nettorechnung
topreis, Nettogewinn); (2) ohne Ver- darstellen.
packung (z. B. Nettogewicht); (3) Sal- Nettoumlaufvermögen ĺ Working Ca-
dengröße (z. B. Nettokapitalimporte als pital.
Differenz aus Kapitalexport und –im- Nettoumsatz ĺ Umsatz.
port). – Gegensatz: ĺ brutto.
Nettovermögen ĺ Vermögen.
Nettoarbeitsentgelt – Nettolohn. ĺ Ar-
Net Working Capital ĺ  Working Ca-
beitsentgelt nach Abzug von Lohn- und
pital.
Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag und
Sozialversicherungsbeiträgen. Das Net- neue Aktie ĺ junge Aktie.
toarbeitsentgelt wird an den ĺ  Arbeit- Neue Institutionenökonomie  –  Theo-
nehmer ausgezahlt. – Gegensatz: ĺ Brut- rie der ĺ  Volkswirtschaftslehre (VWL),
toarbeitsentgelt. die die Wirkungen von Institutionen
Nettoclearing ĺ Clearing. auf Haushalte und Unternehmen un-
tersucht. Institutionen i.S.d. Neuen In-
Nettoeinkaufspreis  –  Bruttoeinkaufs- stitutionenökonomie sind Regeln, die
preis zzgl. aller (direkt zurechenbaren) das menschliche Verhalten in eine be-
Bezugsnebenkosten (z. B. Frachtgeld, stimmte Richtung lenken. Darun-
Rollgeld) und abzüglich (aller direkt zu- ter werden z. B. Sitten und Gebräuche,
rechenbaren) Preisnachlässe (z. B. Rabatt, Gesetz, Eigentumsrecht und Verträge
Skonto). –  Gegensatz: ĺ Bruttoeinkaufs- verstanden. Die  Neue Institutionenöko-
preis. nomie geht von Annahmen wie v.a. an-
Nettoerlös ĺ Erlös. haltenden Ungleichgewichten der Märkte,
399 Neue Politische Ökonomie

unvollständigen Verträgen, ungleichmä- Gleichgewicht (ĺ  Marktgleichgewicht).


ßigen Informationen, verändertem Wis- Wesentlich für die  Neue Klassische Ma-
sen, beschränkter Rationalität, Oppor- kroökonomie ist die Annahme, dass die
tunismus und ĺ  Transaktionskosten Erwartungen von Haushalten und Unter-
aus.  –  Zur  Neuen Institutionenökono- nehmen auf den in der Vergangenheit ge-
mie gehören die ĺ  Agency-Theorie, die machten Erfahrungen beruhen. Ihr Wis-
ĺ  Transaktionskostentheorie, die  Pro- sen über wirtschaftliche Zusammenhänge
perty-Rights-Theorie (ĺ  Vermögens- und über das Verhalten der anderen be-
rechte) und die ĺ Neue Politische Öko- stimmt, wie sie sich vernünftigerweise zu
nomie. verhalten haben. Sie stellen sich auf staat-
liche Maßnahmen, die zu erwarten sind,
Neue Keynesianische Makroökono-
entsprechend ein (rationale Erwartun-
mie  –  Ansatz der ĺ  Makroökonomie.
gen). Dadurch ist es möglich, dass staatli-
Die  Neue Keynesianische Makroökono-
che Maßnahmen, insbes. auch eine syste-
mie versucht, die Aussagen des ĺ Keyne-
matisch betriebene Geldpolitik nicht wir-
sianismus mit dem Verhalten der einzel-
ken. Aufgrund dieser Annahmen lehnen
nen Haushalte und Unternehmen zu be-
Vertreter der  Neuen Klassischen Mak-
gründen (mikroökonomische Fundierung).
roökonomie staatliche Eingriffe ab.
Vertreter der  Neuen Keynesianischen
Makroökonomie betonen die Bedeutung Neue Ökonomie  –  New Economy.
von bestehenden stabilen Ungleichge- Schlagwort für einen Wirtschaftsbereich,
wichten an Märkten. Es sind anhaltende der in starkem Maße auf dem ĺ Internet
Marktungleichgewichte wahrscheinlich, und damit verbundenen Informations-
wenn die Anpassungen der ĺ Preise oder und Kommunikationstechnologien auf-
ĺ  Löhne nur langsam erfolgen. Das Er- baut. Produziert und gehandelt werden in
reichen des ĺ  Marktgleichgewichts ver- erster Linie immaterielle Güter, aber auch
zögert sich und es kommt zu Rückwir- bei materiellen Gütern kann die  Neue
kungen auf dem Güter- oder Arbeits- Ökonomie etwa im Vertrieb oder in der
markt. Eine andere Theorie der  Neuen Organisation und Vernetzung der Pro-
Keynesianischen Makroökonomie be- duktionsprozesse eine große Rolle spie-
gründet Marktungleichgewichte damit, len. Für manche Beobachter ist die Neue
dass die Nachfrage nicht nur vom Preis Ökonomie zugleich ein Synonym für die
abhängt. So kann bspw. die Nachfrage zunächst euphorisch gefeierte und dann
auch von einer Mengenbeschränkung auf geplatzte spekulative Blase an den Börsen
einem anderen Markt abhängen. in den Jahren von 1999 bis 2003.
Neue Klassische Makroökono- Neue Politische Ökonomie  –  Pu-
mie  –  Ansatz der ĺ  Makroökonomie. blic-Choice-Theorie. Teilbereich der
Die  Neue Klassische Makroökonomie ĺ  Volkswirtschaftslehre (VWL).
stellt eine Weiterentwicklung des tradi- Die Neue Politische Ökonomie stellt eine
tionellen ĺ  Monetarismus dar. Sie geht Ausweitung der ökonomischen Analyse
davon aus, dass ĺ  Märkte bei flexiblen auf die Politik dar. Im Mittelpunkt der
ĺ  Preisen und ĺ  Löhnen immer ge- Untersuchungen stehen politische Insti-
räumt werden. D.h., Märkte neigen zum tutionen und das Handeln von politischen
Neuer Markt 400

Akteuren. Kernaussage der Neuen Politi- 2000 hat sich die Debatte in diesem letz-
schen Ökonomie ist, dass Politiker, Wäh- teren Sinne konkretisiert. Sie konzent-
ler und Interessengruppen wie Privatper- riert sich auf fünf Bereiche: (1) Erhöhung
sonen handeln und ihren Eigennutz ver- der Transparenz nationaler Wirtschafts-
folgen. Dies bedeutet, dass für Politiker politiken, (2) Einführung internationa-
ihre Wiederwahl im Vordergrund steht. ler Standards für Regierungsarbeit (Good
Andere, für das Allgemeinwohl wesentli- Governance), (3) Stärkung der nationalen
chere Ziele haben nur eine geringe Bedeu- Finanzsektoren (z. B. durch Bankenregu-
tung. lierung), (4) Einbeziehung privater Kre-
ditgeber in die Bereinigung von Finanz-
Neuer Markt – 1997 von der Deutschen
krisen und (5) Umgestaltung der Arbeit
Börse AG geschaffenes Börsensegment
von IWF und Weltbank.
(ĺ Börse) für Wachstums- und Techno-
logieunternehmen mit internationaler
Neue Weltwirtschaftsordnung  –  seit
Ausrichtung. Ziel des Neuen Marktes war
Anfang der 1970er-Jahre von ĺ Entwick-
es, risikobewusste Investoren und wachs-
lungsländern geforderte Änderung der
tumsstarke und innovative Unternehmen
ĺ Weltwirtschaftsordnung mit dem Ziel
zusammenzuführen. Nach seiner Einstel-
einer Reduzierung der Benachteiligung
lung im Jahre 2003 wurde das Segment in
von Entwicklungsländern bei der Integra-
den ĺ  General Standard und ĺ  Prime
tion der Weltwirtschaft. – Die Forderun-
Standard überführt.
gen richten sich v.a. auf folgende Bereiche:
Neue Weltfinanzarchitektur  –  Bezeich- (1) Internationaler Handel: Stabilisierung
nung für die Neugestaltung des interna- der Rohstoffpreise durch ein integrier-
tionalen Finanzsystems, also der interna- tes Rohstoffprogramm, Ankoppelung der
tionalen Finanzmärkte und internationa- Rohstoffpreisänderungen an die Preis-
len Finanzinstitutionen. Die Debatte über veränderungen von Industriegütern, Be-
die  Neue Weltfinanzarchitektur wurde seitigung von Importbeschränkungen in
durch die Wirtschafts- und Währungs- ĺ  Industrieländern. (2) Entwicklungsfi-
krise in Asien 1997 angestoßen und erlebt nanzierung und Ressourcentransfer: Er-
seit der Finanzkrise seit 2008 neue Anre- höhung der ĺ  Entwicklungshilfe, Kop-
gungen. Gefordert wird u.a. eine Neude- pelung von ĺ  Sonderziehungsrechten
finition der „Spielregeln“ an den interna- (SZR) und Entwicklungshilfe sowie Er-
tionalen Finanzmärkten und eine grund- weiterung und Liberalisierung der Kre-
legende Reform des ĺ  Internationalen ditfazilitäten beim ĺ  Internationa-
Währungsfonds (IWF) und der ĺ Inter- len Währungsfonds (IWF), Verstärkung
nationalen Bank für Wiederaufbau und des privaten Kapitalzuflusses in Form
Entwicklung (Weltbank). Die Vorschläge von ĺ  Direktinvesititionen, Schulde-
reichen von einer völligen Neugestal- nerlass für die ärmsten Länder und Fest-
tung des internationalen Finanzsystems legung günstigerer, allg. verbindlicher
(z. B. Schaffung einer Weltzentralbank), Umschuldungsrichtlinien. (3) Technolo-
über eine Rückkehr zum Goldstandard gietransfer und Reduzierung von techno-
bis hin zu detaillierten Vorschlägen einer logischer Abhängigkeit: Revision des in-
Vielzahl einzelner Bausteine. Seit Anfang ternationalen Patentrechts zugunsten der
401 Nichterwerbspersonen

Entwicklungsländer, Einführung eines Neuverschuldungsquote ĺ  Verschul-


Verhaltenskodex für den ĺ Technologie- dungsgrenzen.
transfer. (4) Industrialisierung: Förderung
New Economy ĺ Neue Ökonomie.
der Weiterverarbeitung von Rohstoffen in
Entwicklungsländern. (5) Stärkere Mit- Newly Industrializing Countries (NIC)
bestimmung von Entwicklungsländern in ĺ Schwellenländer.
den internationalen Organisationen.
New Public Management (NPM) – An-
neutrale Aufwendungen/Erträge sätze zur Reform und Modernisierung
ĺ  Aufwendungen oder ĺ  Erträge, die von Staat und Verwaltung. Ziel des NPM
betriebsfremd, periodenfremd oder au- ist es, Verwaltungen wirtschaftlicher zu
ßerordentlich verursacht wurden. (1) gestalten. Dazu werden betriebswirt-
Betriebsfremde Aufwendungen/Erträge: schaftliche Konzepte auf den öffentli-
Diese fallen völlig unabhängig vom Be- chen Bereich übertragen. Gekennzeichnet
triebszweck an. Betriebsfremde Auf- sind die Konzepte durch (1) eine stärkere
wendungen sind z. B. Verluste aus Wert- Markt- und Wettbewerbsorientierung, (2)
papierverkäufen, Schenkungen und Bürgerorientierung,  (3) ziel- und ergeb-
Spenden, Zinszahlungen und Grund- nisorientierte Steuerung und durch (4)
stücksaufwendungen. Zu den betriebs- ĺ flache Hierarchien.
fremden Erträgen gehören z. B. Gewinne New Venture  –  1.  junge Unternehmen
aus Wertpapierverkäufen und Steuerer- oder 2.  neues und bes. risikoreiches Ge-
stattungen. (2) Periodenfremde Aufwen- schäft für ein bestehendes Unternehmen.
dungen/Erträge: Diese sind durch den Be-
triebszweck verursacht, aber nicht dem New York Stock Exchange
betrachteten Geschäftsjahr zuzuordnen. (NYSE)  –  NYSE. Bedeutendste Wertpa-
Sie wurden oder werden in der vergan- pierbörse (ĺ Börse) der Welt mit Sitz an
genen oder in der zukünftigen Periode der Wall Street in New York. Sie wurde
ausgelöst. (3) Außerordentliche Aufwen- 1792 gegründet. An der NYSE werden
dungen/Erträge: Diese fallen nur einma- über 8.500 gelistete ĺ  Wertpapiere ge-
lig oder in nicht gewöhnlicher Höhe an. handelt. 2007 fusionierte die NYSE Group
Neutrale Aufwendungen/Erträge  wer- mit der Euronext N.V. zur ĺ  NYSE Eu-
den nicht in die ĺ Kostenrechnung über- ronext.  –  Weitere Informationen unter
nommen. – Gegensatz: ĺ Zweckaufwand. ĺ www.nyse.com.

neutraler Erfolg ĺ neutrales Ergebnis. nicht an Order ĺ Rektaklausel.


Nichterfüllung ĺ Nichtleistung.
neutrales Ergebnis  –  neutraler Erfolg.
Begriff aus dem ĺ  Rechnungswesen. Nichterwerbspersonen – Begriff aus der
Das  neutrale Ergebnis entsteht unabhän- amtlichen Statistik.  Nichterwerbsperso-
gig vom betrieblichen Leistungsprozess. nen sind alle Personen mit Wohnsitz in
Es ist die Differenz zwischen neutralen Er- Deutschland, die keine Erwerbstätigkeit
trägen und neutralen Aufwendungen und ausüben oder auszuüben suchen, d.h. sie
ist Bestandteil des Unternehmensergeb- sind weder ĺ Erwerbstätige noch ĺ Er-
nisses. – Gegensatz: ĺ Betriebsergebnis. werbslose. Zu den Nichterwerbspersonen
Nichtigkeit 402

gehören z. B. Rentner. – Gegensatz: ĺ Er- berücksichtigt, indem der niedrigere Wert


werbspersonen. angesetzt wird. Bei Gegenständen des
ĺ  Anlagevermögens besteht nur bei ei-
Nichtigkeit – 1. Nichtigkeit eines Rechtsge-
ner dauernden Wertminderung ein Ab-
schäfts: vollständige rechtliche Wirkungs-
wertungsgebot.
losigkeit eines ĺ Rechtsgeschäfts, v.a. von
Verträgen. Sie tritt z. B. ein, wenn der Ver- nicht rechtsfähiger Verein ĺ Verein.
trag gegen ein bestehendes Gesetz oder nicht rivalisierender Konsum ĺ  öf-
gegen die guten Sitten verstößt. – 2. Nich- fentliches Gut.
tigkeit eines Verwaltungsakts: Ein ĺ Ver-
waltungsakt ist nichtig, wenn er an einem Nichtrivalitätsaxiom ĺ öffentliches Gut.
schwerwiegenden und offenkundigen nichtselbstständige Tätigkeit ĺ  Ein-
Fehler leidet oder die im Verwaltungs- künfte.
verfahrensgesetz aufgeführten Nichtig- nicht tarifäre Handelshemmnisse – alle
keitsgründe erfüllt.  –  3.  Nichtigkeit einer Arten von Handelshemmnissen, die nicht
Rechtsnorm (Rechtssatz): Normen, die ge- die Form von ĺ tarifären Handelshemm-
gen ein höherrangiges Recht verstoßen, nissen haben. Es handelt sich um staatli-
sind grundsätzlich nichtig. che Maßnahmen, die den internationalen
Nichtleistung  –  Nichterfüllung. Begriff Handel in Volumen, Zusammensetzung
aus dem Bürgerlichen Recht für eine Leis- und Ausrichtung verzerren. Dazu zählen
tung, die (1) aus tatsächlichen oder recht- bspw. Anmeldeformalitäten für Importe,
lichen Gründen von niemandem bzw. ĺ  Importquoten, Export- und Import-
vom Schuldner nicht erbracht werden verbote, mengenmäßige Beschränkun-
kann oder (2) verzögert wird.  –  Rechts- gen, Ausfuhrsubventionen oder umwelt-
folgen: ĺ Unmöglichkeit, Leistungsverzö- politische Produktnormen.  –  Vgl. auch
gerung, ĺ Schuldnerverzug. ĺ Außenhandelspolitik.
Nichtpreiswettbewerb ĺ  Preiswettbe- Nichtveranlagungsbescheinigung  –
werb. eine nach außen gerichtete Bestätigung
des ĺ  Finanzamts, wonach eine Veran-
nicht realisierter Gewinn/Verlust – Ge- lagung zur ĺ Einkommensteuer nicht in
winn bzw. Verlust, der aufgrund gegebe- Betracht kommt. Eine ĺ natürliche Per-
ner Markt- und Tagespreise bei der Ver- son kann auf Antrag vom zuständigen Fi-
äußerung von Vermögensgegenständen nanzamt eine Nichtveranlagungsbeschei-
entstehen würde. Er fällt jedoch nicht nigung erhalten, wenn sie voraussichtlich
tatsächlich an, da die Vermögensgegen- (z. B. wegen nur geringer Einkünfte) nicht
stände nicht verkauft sind oder wer- veranlagt wird. Sie wird für höchstens drei
den.  –  Nicht realisierte Gewinne dür- Jahre ausgestellt und kann vom Finanz-
fen nach Handels- und Steuerrecht nicht amt jederzeit widerrufen werden.
ausgewiesen werden, da die Anschaf-
fungs- bzw. Herstellungskosten die Be- Niederlassungsfreiheit ĺ Freizügigkeit.
wertungsobergrenze bilden.  –  Nicht re- Niederstwertprinzip  –  wichtiges Be-
alisierte Verluste werden bei Gegenstän- wertungsprinzip des Handelsrechts. Ver-
den des ĺ  Umlaufvermögens jedoch mögensgegenstände, für die mehrere
403 No Names

Bewertungsansätze in Frage kommen, und nicht nur völlig unerhebliche wirt-


müssen danach immer mit dem jeweils schaftliche Verbindungen mit Deutsch-
niedrigeren Wert bewertet werden.  –  Zu land aufrechterhält, unterliegt mit seinen
unterscheiden sind: (1) strenges Niederst- deutschen Einkünften einer verschärften
wertprinzip: Es besteht die Pflicht, den Form der Besteuerung (erweiterte ĺ be-
Vermögensgegenstand mit dem niedri- schränkte Steuerpflicht).
geren Wert zu bewerten. Es gilt für Ver- Nießbrauch  –  Begriff aus dem Bürger-
mögensgegenstände des ĺ  Umlaufver- lichen Recht.  Nießbrauch ist das Recht,
mögens. (2) gemildertes Niederstwert- Nutzen aus einem Gegenstand zu zie-
prinzip: Der Vermögensgegenstand muss hen.  Nießbrauch ist nicht vererbbar und
nur mit dem niedrigeren Wert bewertet kann nicht veräußert werden.  Nieß-
werden, wenn die Wertminderung von brauch kann man an beweglichen Sachen,
Dauer ist. Es gilt für Vermögensgegen- Grundstücken und auch an Rechten ha-
stände des ĺ Anlagevermögens. – Gegen- ben. – Zu unterscheiden sind: (1) Zuwen-
satz: ĺ  Höchstwertprinzip.  –  Vgl. auch dungsnießbrauch: Der Eigentümer bestellt
ĺ  Grundsätze ordnungsmäßiger Bi- dem Berechtigten unentgeltlich einen
lanzierung. Nießbrauch. (2) Vorbehaltsnießbrauch:
Niedriglohnbeschäftigung – Begriff der Der Eigentümer behält sich den Nieß-
amtlichen Statistik für die Beschäftigung brauch vor.
mit einem Monatsverdienst (Stunden- Niveaugrenzprodukt ĺ Skalenertrag.
lohn), der unter  der Niedriglohnschwelle
von zwei Dritteln des Euro-Betrages liegt, Nominaleinkommen  –  in Geld bewer-
der die Verteilung (der Stundenlöhne) al- tetes ĺ  Einkommen eines Wirtschafts-
ler Vollzeitbeschäftigten nach ihrem Mo- subjektes oder auch ĺ Volkseinkommen
natsverdienst (Stundenlohn) genau in (in laufenden Preisen) ohne Berücksichti-
zwei Hälften teilt (Median). gung der realen ĺ Kaufkraft des Einkom-
mens. – Gegensatz: ĺ Realeinkommen.
Niedriglohnjob ĺ  Gleitzonenbeschäfti-
Nominalkapital ĺ gezeichnetes Kapital.
gung.
Nominalwert ĺ Nennwert.
Niedriglohnsektor – Anteil der Beschäf-
tigten, der unterhalb der Niedriglohn- Nominalzins – Zins für einen ĺ Kredit,
schwelle (ĺ  Niedriglohnbeschäftigung) ein Sparguthaben (ĺ  Sparkonto) oder
arbeitet (2010 in Deutschland 20,6 % aller eine ĺ  Anleihe. Der  Nominalzins wird
Beschäftigten in Betrieben mit zehn und in Prozent auf den ĺ Nennwert angege-
mehr Beschäftigten). ben. – Vgl. auch ĺ Effektivzins, ĺ Real-
zins.
Niedrigsteuerland  –  Begriff aus dem
Außensteuerrecht. Ein Land, in dem das nomineller Wechselkurs ĺ  Wechsel-
Ertragsteuerniveau für einen ĺ  Steuer- kurs.
pflichtigen mit einem bestimmten Refe- No Names  –  Gattungsprodukte, Gene-
renzeinkommen um mehr als 25 % unter rics, weiße Produkte; vom Handel ohne
dem in Deutschland liegt. Ein Deutscher, differenzierenden Markennamen, nur
der in ein  Niedrigsteuerland umzieht mit dem Aufdruck der Warengattung
Non-Profit-Organisation (NPO) 404

(Gattungsmarke) vertriebene Waren, z. B. Normung e. V. die sog. ĺ  DIN-Normen


Zucker, Mehl oder Waschpulver. Durch festgelegt. Auf internationaler Ebene legt
einfache, einheitliche Verpackung und die International Organization for Stan-
Verzicht auf Werbung sollen Marketing- dardization (ISO) die sog. ĺ  ISO-Nor-
kosten eingespart und ein Sortiments- men fest. – Vgl. auch ĺ Normung.
ausschnitt einfacher Konsumgüter preis- normale Zinsstruktur ĺ Zinsstruktur.
günstig angeboten werden. Die niedrigen
Preise sollen die  No Names günstig von Normalkosten  –  Durchschnittskos-
den preislich höher liegenden ĺ Marken- ten, die aus den ĺ Istkosten der vergan-
artikeln abheben und die Preiskonkur- genen Abrechnungszeiträume ermittelt
renz der ĺ  Discounter und Fachmärkte werden. Die Normalkosten werden in der
abwehren.  –  Vgl. auch ĺ  Handelsmar- ĺ Kalkulation angesetzt, wenn die Istkos-
ken. ten stark schwanken. Durch den Ansatz
der  Normalkosten kann vermieden wer-
Non-Profit-Organisation (NPO)  –  nicht den, dass die ĺ Preiskalkulation ständig
erwerbswirtschaftliche Organisation. Or- angepasst werden muss.
ganisation oder Einrichtung, die nicht
auf Gewinn ausgerichtet ist. Sie verkau- Normalkostenrechnung ĺ Kostenrech-
fen i.d.R. nicht individuell nutzbare Güter nung, bei der ĺ  Normalkosten erfasst
oder Dienstleistungen gegen mind. kos- und verrechnet werden. In reiner Form
tendeckende Preise. Zu den NPO gehören gibt es die  Normalkostenrechnung nicht
öffentliche Verwaltungen sowie private in der Praxis. Es wird jedoch teilweise in
Organisationen wie z. B. Vereine, Ver- der ĺ  Istkostenrechnung mit Normal-
bände, Stiftungen, Wohlfahrtsverbände, kosten gerechnet.
Kirchen und Parteien. Grenz- und Über- Normenkontrollverfahren ĺ  Bundes-
gangsformen sind Genossenschaften, verfassungsgericht (BVerfG), ĺ  Grund-
ĺ  Handwerkskammern und ĺ  Indust- gesetz (GG).
rie- und Handelskammern (IHK). Normung  –  Vereinheitlichung einzelner
Norm  –  verbindlich anerkannte Re- Teile eines Produkts nach Art, Größe, Ab-
gel.  –  1.  Ethik (Verhaltensnorm): Auffor- messung, Form und Farbe, um die Ma-
derung, in bestimmten gleichen Situa- terial- und Montagekosten zu senken.
tionen bestimmte Handlung auszufüh- Diesem Zweck dienen u.a. technische
ren (oder zu unterlassen) oder bestimmte ĺ Normen.
Wirkungen herbeizuführen (oder zu ver- notarielle Beurkundung – die durch ei-
meiden).  –  2.  Rechtsnorm: z. B. Gesetze nen Notar (Anwaltsnotar oder Amts-
und Verordnungen. – 3. Technische Norm: notar) vorgenommene ĺ öffentliche Be-
Festlegung der Eigenschaften von tech- urkundung.
nischen Einheiten wie z. B. Geräten so-
wie von technischen Schnittstellen, und Notenbank  –  andere Bezeichnung für
Messverfahren. Technische Normen wer- die ĺ  Zentralbank, die darauf hinweist,
den von anerkannten Organisationen auf- dass diese Bank in einem Land oder Wäh-
gestellt und veröffentlicht. In Deutsch- rungsgebiet das ĺ Notenmonopol hat.
land werden vom Deutschen Institut für Notendeckung ĺ Deckung.
405 Nutzwertanalyse

Notenmonopol  –  Notenprivileg; allei- ĺ Bedürfnis eines privaten Haushalts be-


niges Recht, in einem Land ĺ  Bankno- friedigen zu können.
ten als gesetzliches Zahlungsmittel auszu- Nutzen-Kosten-Analyse ĺ Kosten-Nut-
geben. In Deutschland hat die ĺ  Deut- zen-Analyse.
sche Bundesbank das ausschließliche
Recht zur Ausgabe von Banknoten. Seit Nutzkosten  –  Teil der ĺ  fixen Kosten,
der Einführung der Eurobanknoten be- der auf die genutze ĺ Kapazität entfällt. –
darf es hierzu der Genehmigung durch Gegensatz: ĺ Leerkosten.
die ĺ  Europäische Zentralbank (EZB). Nutzungsdauer  –  Begriff aus dem
In Umlauf gebracht werden die Euro- ĺ  Rechnungswesen: Verwendungsdauer
banknoten jedoch nach wie vor durch von Gegenständen des ĺ Anlagevermö-
die Deutsche Bundesbank. Überwiegend gens. Es werden (1) betriebsgewöhnliche
werden die von ihr in Umlauf gebrachten Nutzungsdauer, (2) technische  Nutzungs-
Eurobanknoten auch in ihrer Bilanz aus- dauer (technisch mögliche Nutzungs-
gewiesen (ĺ Notenumlauf). dauer) und (3) wirtschaftliche  Nutzungs-
dauer (unter dem Gesichtspunkt der
Notenstückelung  –  Nennwertvertei- Wirtschaftlichkeit sinnvolle Nutzungs-
lung der einzelnen ĺ Banknoten. Die Eu- dauer) unterschieden.  –  Die  Nutzungs-
ro-Banknotenstückelung beträgt 500, 200, dauer ist aus Vorsichtsgründen maßgeb-
100, 50, 20, 10 und 5 ĺ Euro. lich für die Höhe der ĺ Abschreibungen,
Notenumlauf  –  Banknotenumlauf; Um- im Unterschied zur meist längeren Le-
lauf von ĺ Banknoten, die in einem Land bensdauer des Anlagegutes.  –  Vgl. auch
bzw. Währungsraum unbeschränktes ge- ĺ Restnutzungsdauer.
setzliches ĺ  Zahlungsmittel sind. Passi- Nutzungspotenzial ĺ Kapazität.
vposten (ĺ  Passivgeschäfte) der Noten-
Nutzungsrecht  –  1.  Urheberrecht: Das
bank. – Die ĺ Europäischen Zentralbank
vom ĺ  Urheber einem anderen einge-
(EZB) und die nationalen Notenbanken
räumte Recht, die dem Urheber vorbe-
im ĺ  Eurosystem haben sich darauf ge-
haltenen Verwertungsrechte auszuüben.
einigt, dass 92 % der umlaufenden Euro-
Das ĺ Urheberrecht als solches kann we-
banknoten in den Bilanzen der nationalen
der ganz noch teilweise übertragen wer-
Notenbanken und 8 % in der Bilanz der
den.  Nutzungsrechte können räumlich,
EZB ausgewiesen werden. In Umlauf ge-
zeitlich und inhaltlich beschränkt über-
bracht werden sie jedoch vollständig von
tragen werden.  –  2.  Wirtschaftstheorie:
den nationalen Notenbanken.
ĺ Verfügungsrechte (Property Rights).
notwendiges Betriebsvermögen Nutzwertanalyse  –  Scoring-Modell,
ĺ Betriebsvermögen. Rangfolge-Modell. Verfahren der ĺ  Un-
NPM – Abk. für ĺ New Public Manage- ternehmensplanung zur Bewertung von
ment (NPM). Alternativen. Dabei können wirtschaftli-
che, aber auch technische, psychologische
Nutzen  –  Nutzwert. In der mikroöno- und soziale Kriterien berücksichtigt wer-
mischem ĺ  Haushaltstheorie die Fä- den. Im ersten Schritt wird ein Zielpro-
higkeit eines ĺ  Gutes, ein bestimmtes gramm aufgestellt. Für jede Alternative
NYSE 406

wird der Zielertrag berechnet, indem NYSE Euronext  –  erste transatlantische


jede Alternative hinsichtlich jedes Be- ĺ Börse, die im Jahre 2007 aus der NYSE
wertungskriteriums direkt bewertet wird. Group (ĺ  New York Stock Exchange
Durch die Multiplikation von Zielertrag
(NYSE) und der Euronext N. V. hervor-
und Gewichtung wird der Zielwert er-
mittelt. Schließlich werden die einzelnen gegangen ist. Sie vereinigt mehrere Bör-
Zielwerte der Alternativen zu ihrem Ge- senplätze unter einem Dach: Amsterdam,
samtnutzenwert zusammengefasst.  –  An- Brüssel, Lissabon, Paris, London und New
ders: ĺ Kosten-Nutzen-Analyse. York. Die NYSE Euronext umfasst fast
NYSE – Abk. für ĺ New York Stock Exch- 4.000 notierte Gesellschaften.  –  Weitere
ange (NYSE). Informationen unter www.euronext.com.
Oberfinanzdirektion  –  Mittelbehörde
O
ĺ  Revision zuständig sein. Das OVG
der ĺ  Finanzverwaltung, die gleich- entscheidet in Senaten, die i.d.R. mit drei
zeitig Landes- und Bundesbehörde ist. Richtern besetzt sind. – Vgl. auch ĺ Ge-
Die Oberfinanzdirektion ist für die Auf- richt.
sicht der ĺ  Finanzämter sowie über die
ĺ Lohnsteuerhilfevereine zuständig. Objektsteuern ĺ Realsteuern.

Obergesellschaft ĺ Muttergesellschaft. Obliegenheit – Begriff aus dem Bürger-


lichen Recht und dem Handelsrecht. Ob-
Oberlandesgericht (OLG) ĺ  Gericht
liegenheit ist eine Handlung, die nicht er-
der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Das
zwungen werden kann, aber zur Vermei-
OLG steht im Gerichtsaufbau zwischen
dung von Rechtsnachteilen im eigenen
dem ĺ Landgericht und dem ĺ Bundes-
Interesse geboten ist, z. B. die Mitwirkung
gerichtshof (BGH).  –  In Zivilsachen ent-
des ĺ  Gläubigers bei der Erfüllung von
scheidet das OLG über ĺ  Berufungen,
Verträgen, um nicht in ĺ Annahmever-
ĺ  Beschwerden und Revisionen gegen
zug zu geraten (Gläubigerverzug).
Urteile oder Beschlüsse der Landgerichte
und in Familien- und Kindschaftssachen Obligation ĺ Anleihe.
über Berufungen und Beschwerden gegen
Entscheidungen des ĺ Amtsgerichts. – In Obligo –  Verpflichtung. Obligo wird aber
Strafsachen ist das OLG hauptsächlich für auch i.S. von Gewähr verwendet werden.
die ĺ Revision gegen Urteil der Amtsge- So bedeutet „ohne Obligo“, dass keine Ge-
richte, gegen Berufungsurteile der kleinen währ gegeben wird.  –  Im Finanzwesen
und großen Strafkammern der Landge- wird der Begriff für die gesamten Zah-
richte und für Beschwerden gegen Land- lungsverpflichtungen eines Unterneh-
gerichtsbeschlüsse zuständig. – Das OLG mens verwendet.  –  Im Wechselgeschäft
entscheidet durch Senate, die i.d.R. aus kann ein Indossant mit dem Zusatz „ohne
drei Richtern bestehen. In einigen Fällen Obligo“ die Haftung gegenüber nachfol-
kann jedoch durch einen Einzelrichter genden Berechtigten (Indossatar) aus-
entschieden werden. – In erster Instanz ist schließen. Unter Wechselobligo wird der
das OLG außerdem für Staatschutzdelikte Gesamtbetrag der Wechselverpflichtun-
zuständig. gen verstanden.
Oberverwaltungsgericht (OVG)  –  Ver- Obsoleszenz  –  Veralterung; wirtschaft-
waltungsgerichtshof. Zweite Instanz der lich neben dem Nutzungsverschleiß Ur-
für öffentlich-rechtliche Streitigkeiten sache für ĺ  Abschreibungen.  –  Bewusst
(nicht verfassungsrechtliche) zuständigen herbeigeführte oder geplante  Obsoleszenz
Gerichtsbarkeit. Das OVG ist im Wesent- durch entsprechende Maßnahmen (tech-
lichen für Berufungen und Beschwerden nische Neuerungen, eingebauter Ver-
gegen Urteile der ĺ Verwaltungsgerichte schleiß oder Modewechsel) führt zu ver-
zuständig. Es kann auch im Fall einer kürzter Lebensdauer von Produkten
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_15, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Oder-Konto 408

(„Wegwerf-Gesellschaft“) und zu schlech- diesen Betrag hinausgeht, an ihn aus-


terer ĺ Qualität. gezahlt wird. Häufig werden im Gesell-
Oder-Konto ĺ Gemeinschaftskonto. schaftsvertrag monatliche und nach oben
begrenzte Entnahmen vereinbart.  –  Die
OECD  –  Abk. für Organization for Eco- OHG wird durch Gesellschaftsvertrag er-
nomic Cooperation and Development, richtet. Sie ist beim zuständigen Amtsge-
ĺ  Organisation für wirtschaftliche Zu- richt in das ĺ  Handelsregister einzutra-
sammenarbeit und Entwicklung (OECD). gen.
offene Handelsgesellschaft (OHG) Offene-Posten-Buchführung  –  konten-
ĺ Rechtsform, die im ĺ Handelsgesetz- lose Buchführung. ĺ  Buchführung, bei
buch (HGB) und im ĺ Bürgerlichen Ge- der zwar auch Konten geführt werden,
setzbuch (BGB) geregelt ist. Die OHG ist aber das Konto nur aus den Kontostand
eine ĺ  Personengesellschaft, deren Ge- verändernden ĺ  Belegen (den „offenen
sellschafter den ĺ  Gläubigern unmittel- Posten“) besteht, die nach Konten geord-
bar und unbeschränkt mit ihrem Privat- net karteimäßig aufbewahrt werden, bis
und Geschäftsvermögen haften. Die OHG das Konto ausgeglichen ist, z. B. die Rech-
wird unter einer gemeinschaftlichen nung bezahlt oder der Kredit getilgt ist.
ĺ Firma geführt. – Die OHG ist eine sog. Dann werden die Belege in der Ausgegli-
Gemeinschaft zur gesamten Hand. D.h., je- chenen-Posten-Buchhaltung in der glei-
der Gesellschafter kann selbstständig die chen Reihenfolge abgelegt.  –  Die Offe-
Geschäfte führen und ist allein zur Ver- ne-Posten-Buchführung ist steuerlich
tretung nach außen berechtigt. Im Ge- anerkannt und in Industrie- und Han-
sellschaftsvertrag können jedoch einzelne delsbetrieben weit verbreitet, v.a. durch
Gesellschafter von der Geschäftsführung die elektronische Datenverarbeitung.
oder der Vertretung nach außen ausge-
schlossen werden. Es kann auch eine ge- offene Rechnung  –  Vereinbarung,
meinsame Geschäftsführung und/oder nach der ĺ  Forderungen eines Vertrag-
Vertretung vereinbart werden. – Ein Ge- steils laufend in Rechnung gestellt, aber
sellschafter kann nicht über seinen Anteil erst nach bestimmten Rechnungsperio-
frei verfügen. Er kann seine Anteile nur den (z. B. monatlich) zusammengerech-
mit Zustimmung der anderen übertra- net und bezahlt werden sollen. –  Ähnlich:
gen oder verkaufen. – Gesetzlich steht je- ĺ Kontokorrent.
dem Gesellschafter ein Vorzugsgewinnan- offener Immobilienfonds ĺ Immobili-
teil von 4 % seines Anteils zu. Der restli- enfonds.
che Gewinn wird nach Köpfen verteilt. Im
Verlustfall wird der Verlust ebenfalls nach offener Investmentfonds ĺ  Invest-
Köpfen verteilt. Durch Gesellschaftsver- mentfonds.
trag kann die Gewinn- und Verlustvertei- offener Markt ĺ  Markt ohne Zutritts-
lung jedoch anders geregelt werden. Au- und Austrittsbeschränkungen bzw. mit
ßerdem kann ein Gesellschafter aus der freiem Marktzutritt und -austritt, d.h. je-
Gesellschaftskasse Geld bis zu 4 % sei- der kann ihn als Anbieter (Nachfrager)
nes Anteils entnehmen. Er kann auch ver- betreten und wieder verlassen. Aktu-
langen, dass sein Gewinnanteil, der über elle Anbieter (Nachfrager) sind dadurch
409 öffentliche Auftragsvergabe

einem ĺ  potenziellen Wettbewerb aus- ĺ  Wertpapierpensionsgeschäfte mit ei-


gesetzt. ner Laufzeit von einer Woche, die nur mit
offene Rücklagen ĺ Rücklagen. Geschäftsbanken abgeschlossen werden.
Die Zentralbank kauft auf Zeit Wertpa-
offene Selbstfinanzierung ĺ  Selbstfi- piere an und legt die Bedingungen für An-
nanzierung. und Rückkauf fest. Auf diese Weise kann
offene Stellen ĺ gemeldete Stellen. sie die ĺ  Geldschöpfung steuern. (2)
Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte:
Offenlegungspflicht  –  Bilanzeinsichts- Dies sind Wertpapierpensionsgeschäfte
pflicht.  –  1.  Offenlegungspflicht für Kre- mit einer Laufzeit von drei Monaten. (3)
ditinstitute: Nach dem Kreditwesenge- Feinsteuerungsoperationen: In diesem Fall
setz (KWG) muss das ĺ  Kreditinsti- handelt es sich um Wertpapiergeschäfte,
tut bei Einräumung von Krediten über die zum Ausgleich von plötzlichen
750.000 Euro oder 10 % des haftenden Schwankungen der gesamtwirtschaftli-
ĺ  Eigenkapitals von dem Kreditneh- chen ĺ Liquidität eingesetzt werden. (4)
mer Offenlegung seiner wirtschaftlichen Strukturelle Operationen: Diese werden
Verhältnisse, v.a. durch Vorlegung der durchgeführt, um die Liquidität des Fi-
Jahresabschlüsse, verlangen. – 2.  Offenle- nanzsektors grundsätzlich anzupassen.
gungspflicht für Kapital- und Personenge- Dazu werden z. B. Termineinlagen herein-
sellschaften: Verpflichtung von Unterneh- genommen oder kurz laufende ĺ Anlei-
men, ĺ Jahresabschlüsse und andere Un- hen ausgegeben.
terlagen offen zu legen. Dies ist möglich,
indem die Unterlagen beim ĺ Handelsre- öffentliche Auftragsvergabe  –  Ent-
gister hinterlegt oder im ĺ Bundesanzei- geltliche Beschaffung von Gütern und
ger bekannt gemacht werden. Nach dem Dienstleistrungen durch öffentliche Auf-
Handelsgesetzbuch (HGB) müssen dies traggeber, d.h. von ĺ Bund, ĺ Ländern
ĺ  Aktiengesellschaften (AG), ĺ  Kom- oder ĺ  Gemeinden oder eines ĺ  Son-
manditgesellschaften auf Aktien (KGaA), dervermögens. Nach der Vergabeverord-
ĺ  Gesellschaften mit beschränkter Haf- nung (VgV) gehören zum Kreis der öf-
tung (GmbH) und ĺ  Genossenschaften fentlichen Auftraggeber auch ĺ  natür-
tun. Außerdem sind nach dem  Publizi- liche und ĺ  juristische Personen, die
tätsgesetz (PublG) (ĺ  Publizität)  Unter- überwiegend durch die öffentliche Hand
nehmen einer bestimmten Größenord- finanziert sind oder mehrheitlich kontrol-
nung zur Offenlegung verpflichtet. liert öffentliche Aufgaben erfüllen. – Nach
Offenmarktgeschäfte – 1. I.w.S.: alle am der Vergabeordnung müssen  öffentliche
ĺ offenen Markt getätigten An- und Ver- Auftragsvergabe europaweit ausgeschrie-
käufe von ĺ  Wertpapieren.  –  2.  I.e.S.:- ben werden, wenn bestimmte Grenzwerte
Von der ĺ  Deutschen Bundesbank überschritten werden. Die öffentliche
und der ĺ  Europäischen Zentralbank Auftragsvergabe kann im Wege folgen-
(EZB) im Rahmen der Offenmarktpoli- der Verfahren durchgeführt werden: (1)
tik durchgeführten Wertpapiertransak- Offenes Verfahren: hierbei wird eine un-
tionen. Dazu zählen im Einzelnen: (1) beschränkte Anzahl von Unternehmen
Hauptrefinanzierungsgeschäfte: Dies sind öffentlich zur Abgabe von Angeboten
öffentliche Ausgaben/Einnahmen 410

aufgefordert (sog. öffentliche Ausschrei- bei der  öffentlichen Kreditaufnahme um


bung). (2) Nicht offenes Verfahren: hier Einnahmen, die aus der Beteiligung am
wird nur eine beschränkte Anzahl von marktwirtschaftlichen Prozess resultie-
Unternehmen zur Angebotsabgabe auf- ren. – Zu unterscheiden sind die ĺ Brut-
gefordert. (3) Verhandlungsverfahren: Der tokreditaufnahme und die ĺ  Nettokredit-
Auftraggeber wendet sich an ausgewählte aufnahme.  –  2.  Schuldenarten: a) Nach
Unternehmen, um mit einem oder meh- dem Dokument: (1) Briefschulden: Sie
reren über die Auftragsbedingungen zu werden über eine gesonderte Schuldenur-
verhandeln. (4) Öffentliche Auftraggeber kunde dokumentiert. (2) Buchschulden:
müssen i.d.R. das offene Verfahren an- Sie werden in ein Schuldbuch eingetragen.
wenden. Ausnahmen regelt die Vergabe- b) Nach der Fristigkeit: (1) Geldmarktpa-
verordnung (VgV). piere: kurzfristige Verschuldung am Geld-
öffentliche Ausgaben/Einnah- markt durch unverzinsliche ĺ  Schat-
men  –  Ausgaben oder Einnahmen von zanweisungen, ĺ  Finanzierungsschätze
ĺ  Bund, ĺ  Ländern oder ĺ  Gemein- und (eingeschränkt) ĺ  Schatzwech-
den und der ĺ  Sozialversicherungsträ- sel. (2) Kapitalmarktpapiere: langfristige
ger. Öffentliche Ausgaben/Einnahmen Verschuldung am Kapitalmarkt durch
werden auch als Staatsausgaben/-einnah- ĺ  Bundesobligationen, Kassenobligati-
men bezeichnet.  –  Vgl. auch ĺ  öffentli- onen, ĺ  Bundesschatzbriefe, ĺ  Anlei-
cher Haushalt. hen, ĺ  Schuldscheindarlehen sowie So-
zialversicherungs- und Versicherungsdar-
öffentliche Betriebe ĺ  öffentliche Un- lehen.  –  Vgl. ĺ  Bruttokreditaufnahme,
ternehmen. ĺ Nettokreditaufnahme. – 3. Ziele: a) Fis-
öffentliche Beurkundung  –  Beurkun- kalische Zielsetzung: primär Einnahmen-
dung eines ĺ  Rechtsgeschäfts durch ei- erzielung zur Finanzierung der staatli-
nen Notar oder andere Urkundspersonen. chen Aufgabenerfüllung (Deckungskredit)
oder zur kurzfristigen Überbrückung
öffentliche Hand  –  Bezeichnung für von Liquiditätsengpässen (Kassenver-
ĺ  Körperschaften des öffentlichen stärkungskredtit). b) Stabilisierungspoliti-
Rechts. Der Begriff der öffentlichen Hand sche Zielsetzung: ĺ  Deficit Spending im
wird v.a. im Zusammenhang mit der Tä- Rahmen der keynesianischen ĺ  Fiskal-
tigkeit von ĺ  Bund, ĺ  Ländern oder politik.  –  Vgl. auch ĺ  Schuldenbremse,
ĺ  Gemeinden als Unternehmer (ĺ  öf- ĺ Verschuldungsgrenzen.
fentliches Unternehmen) oder im Hin-
blick auf ihr Vermögen (ĺ  Fiskus) ver- öffentlicher Dienst – berufliche Tätigkeit
wendet. bei ĺ Anstalten des öffentlichen Rechts,
öffentliche Kreditaufnahme  –  öffent- ĺ Körperschaften und ĺ Stiftungen des
liche Verschuldung, Staatsverschuldung. öffentlichen Rechts: öffentlich Bediens-
1.  Begriff: die von der ĺ  öffentlichen tete können je nach Anstellung ĺ  Be-
Hand aufgenommenen und normaler- amte, ĺ  Angestellte oder ĺ  Arbeiter
weise mit einer Rückzahlungs- und Verz- sein. – Für Angestellte und Arbeiter im öf-
insungspflicht verbundenen ĺ  Kredite. fentlichen Dienst gilt ein tarifvertragliches
Im Gegensatz zur Steuer handelt es sich Sonderrecht, das den bes. Verhältnissen
411 Ökoaudit

im öffentlichen Dienst  Rechnung trägt: zur Verfügung gestellt werden.  –  Gegen-


(1) ĺ  Tarifvertrag für die Tarifbeschäf- satz: ĺ privates Gut.
tigten von ĺ  Bund und ĺ  Gemeinden öffentliches Recht  –  alle rechtlichen
(TVöD) (keine Unterscheidung von Ar- Regelungen, die sich auf die Rechtsver-
beitern und Angestellten) und (2) Tarif- hältnisse des Einzelnen zum Staat und
vertrag für die Beschäftigten von ĺ Län- den ĺ  Körperschaften des öffentlichen
dern (TV-L). Rechts sowie den Trägern der öffentlichen
Gewalt beziehen. Dazu zählen v.a. Staats-
öffentlicher Haushalt – 1.  I.e.S.: Zusam- recht, Verwaltungsrecht, Steuerrecht,
menstellung aller öffentlichen ĺ  Aus- Strafrecht, Polizeirecht, Prozessrecht, Völ-
gaben und ĺ  Einnahmen. Die Soll-Ein- kerrecht und Kirchenrecht. Im öffentli-
nahmen und -Ausgaben werden im chen Recht ist der Einzelne dem Staat un-
ĺ Haushaltsplan im Voraus für ein Rech- tergeordnet. – Gegensatz: ĺ Privatrecht.
nungsjahr geplant. Die tatsächlichen Ein-
nahmen und Ausgaben werden nachträg- öffentliche Unternehmen  –  öffentliche
lich im Rahmen der Haushaltsrechnung Betriebe, Staatsunternehmen, Wirtschafts-
erfasst und zusammengestellt. – 2.  I.w.S.: betriebe der öffentlichen Hand. Organi-
Einrichtung, die Gemeinschaftsaufgaben satorisch abgrenzbare Leistungsbereiche
erfüllt. Diese gibt ihre Leistungen meis- i.S. von Wirtschaftseinheiten (Unterneh-
tens unentgeltlich ab. Sie finanziert sich men), die vollständig oder im Fall einer
durch ĺ Abgaben. Es handelt sich dabei Kapitalgesellschaft mehrheitlich im Besitz
um den ĺ Bund und seine ĺ Sonderver- der ĺ öffentlichen Hand sind. Zu den öf-
mögen, die ĺ Länder, die ĺ Gemeinden fentlichen Unternehmen zählen Ver-
mit ihren kommunalen Einrichtungen so- waltungseinheiten ohne jede Selbststän-
wie um die ĺ Parafisci. digkeit (sog. Regiebetriebe). Außerdem
gehören öffentlich-rechtliche ĺ  Körper-
öffentliches Gut  –  Kollektivgut, Social schaften (z. B. ĺ  Sozialversicherungsträ-
Good. ĺ  Gut, an dessen Ver- oder Ge- ger), ĺ Anstalten des öffentlichen Rechts
brauch jeder unentgeltlich teilnehmen (z. B. ĺ  Sparkassen) und ĺ  Stiftungen
kann, da der Nutzungsausschluss z. B. aus des öffentlichen Rechts dazu. Es existie-
technischen Gründen nicht ausschließbar ren aber auch Unternehmen in einer pri-
oder aus gesellschaftlichen Gründen un- vaten Rechtsform, v.a. als ĺ Aktiengesell-
erwünscht ist (Nichtanwendbarkeit des schaft (AG) oder als ĺ  Gesellschaft mit
Ausschlussprinzips), z. B. die Landesvertei- beschränkter Haftung (GmbH).
digung. Der den Individuen aus der Nut- öffentliche Verschuldung ĺ öffentliche
zung des  öffentlichen Gutes zufließende Kreditaufnahme.
Nutzen ist unabhängig von der Zahl der
Nutzer (nicht rivalisierender Konsum oder OHG – Abk. für ĺ offene Handelsgesell-
Nichtrivalitätsaxiom). Aufgrund dieser schaft (OHG).
Merkmale kann eine effiziente Allokation Ökoaudit  –  Umweltaudit,
und Verteilung des Gutes nicht über den Umweltbetriebsprüfung; regelmäßige Er-
ĺ  Markt erfolgen (Marktversagen). Öf- fassung umweltrelevanter Tätigkeitsfel-
fentliche Güter müssen durch den Staat der der Produktion und Überprüfung
Ökobilanz 412

der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. ĺ Statistik und der ökonomischen Theo-


Rechtsgrundlage bildet eine EG-Verord- rie, bes. der mathematischen Wirtschafts-
nung von 2001 über die freiwillige Betei- theorie. Außerdem werden auf Beobach-
ligung von Organisationen an einem Ge- tungen beruhende empirische Analysen
meinschaftssystem für das Umweltma- ökonomischer Phänomene einbezogen.
nagement und die Umweltbetriebsprüfung, Dabei werden wirtschaftstheoretische
deren Umsetzung durch das Umweltau- Modelle sowie wirtschafts- und sozialsta-
ditgesetz (UAG) erfolgt.  Ökoaudits kön- tistische Methoden angewandt. Hauptauf-
nen durch Betriebsprüfer des eigenen Un- gabe der  Ökonometrie ist die Ableitung
ternehmens oder durch als Umweltgut- ökonometrischer Modelle aus ökonomi-
achter zugelassene externe Personen oder schen Modellen und deren numerische
Organisationen durchgeführt werden. Konkretisierung.
Ökobilanz  –  Ökologie-Bilanz, Umwelt- Ökonomie ĺ Makroökonomie, ĺ Mik-
bilanz. Zusammenfassung und Bewer- roökonomie, ĺ  Wirtschaftswissenschaf-
tung der umweltrelevanten Tätigkei- ten.
ten des Unternehmens in Form einer ökonomisches Gut ĺ Gut.
Bilanz (Input-Output-Bilanz, Prozessbi-
ökonomisches Prinzip  –  Wirtschaft-
lanz, Produktbilanz und Substanzbilanz).
lichkeitsprinzip. Grundsatz, dass ein be-
Die  Ökobilanz ist Teil eines ökologischen
stimmter Erfolg mit dem geringst mögli-
Management-Informationssystems, das
chen Mitteleinsatz (Minimalprinzip) oder
eine controllinggerechte Planung, Kon-
mit einem bestimmten Mitteleinsatz ein
trolle und Steuerung von ökologischen
höchst möglicher Ertrag (Maximalprin-
Zielsetzungen unterstützt. Vorausset-
zip) erzielt werden soll.
zung ist eine ökologische Buchhaltung, die
alle ökologisch relevanten Aktivitäten er- Ökosphäre ĺ Umwelt.
fasst und bewertet. Auch zur Kommuni- Ökosteuer ĺ  Abgabe, die dazu dienen
kation nach außen (Kunden, Lieferanten soll, über den Preis als marktkonformes
etc.) kann die Unternehmung die  Öko- Regulativ eine Verringerung von Umwelt-
bilanz einsetzen. – Eine allg. gültige Me- belastungen zu erreichen. Durch die In-
thode zur Erfassung, Bewertung und Dar- ternalisierung externer Kosten (ĺ externe
stellung umweltrelevanter Daten gibt es Effekte), d.h. die „künstliche“ Anhebung
bisher nicht. Von den Unternehmen wer- des Preises bzw. bewusste Verände-
den unterschiedliche, auf das jeweilige rung der relativen Preise, soll das Verhal-
Unternehmen zugeschnittene Konzepte ten der Verbraucher und/oder der Pro-
verwendet. duzenten indirekt so beeinflusst werden,
Ökologiebilanz ĺ Ökobilanz. dass Umweltbelastungen vermieden wer-
den. Die Ökosteuer ist ein Anreiz für Un-
ökologische Buchhaltung ĺ  Ökobi- ternehmen, ihre Kosten durch Einsatz des
lanz. technischen Fortschritts zu senken. – Vgl.
Ökonometrie – Teilbereich der ĺ Wirt- auch ĺ Umweltabgabe.
schaftswissenschaften. Die  Ökonomet- Ökosystem  –  komplexes Wirkungsge-
rie umfasst Arbeiten der mathematischen füge verschiedener Lebewesen und deren
413 Operate Leasing

anorganischer ĺ  Umwelt. Die trophi- Streitigkeiten zwischen Versicherungs-


schen Ebenen (Nahrungsebenen) garan- nehmern und Versicherern bzw. Versiche-
tieren den Energietransfer durch Auf- rungsvermittlern.
und Abbau von Stoffen und damit den
OMT  –  Abk. für ĺ  Outright Monetary
ökologischen Kreislauf.
Transactions (OMT).
Oligopol ĺ  Marktform, bei der auf der
Seite des ĺ Angebots (Angebotsoligopol), Onlinebanking ĺ  Electronic Banking,
der ĺ Nachfrage (Nachfrageoligopol oder ĺ Internetbanking.
Oligopson) oder auf beiden Marktseiten Onlinebeschaffung ĺ  Electronic Pro-
(bilaterales Oligopol) nur wenige relativ curement.
große Verkäufer oder Käufer auftreten.
Im Fall von nur zwei Verkäufern spricht Online Broking ĺ Internet Broking.
man vom Dyopol oder Duopol. Zwischen
Onlineshop ĺ Electronic Shop.
den Oligopolisten besteht eine  bes. Ab-
hängigkeit (oligopolistische Interdepen- Open Market  –  Freiverkehr. Segment
denz). Aufgrund dieser Abhängigkeit ge- des börsenregulierten Wertpapierhan-
hen in die Gewinnfunktion des einzel- dels (ĺ  Aktienmarkt), auf dem z. B. an
nen Käufers oder Verkäufers Größen ein, der Frankfurter ĺ Börse in- und auslän-
auf die er selbst keinen Einfluss hat. D.h., dische ĺ Aktien und ĺ Anleihen, Opti-
er muss, wenn er seinen ĺ Gewinn ma- onsscheine (ĺ  Option) und ĺ  Aktien-
ximieren will, Vorgehen und Reaktionen zertifikate gehandelt werden. Der Frei-
seiner Konkurrenten berücksichtigen (oli- verkehr ist kein organisierter Markt i.S.d.
gopolistische Reaktionsverbundenheit). Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG). Die
oligopolistische Interdependenz ĺ Einbeziehungskriterien für den  Open
Oligopol. Market regeln die Allgemeinen Geschäfts-
bedingungen der betreffenden Börse für
oligopolistische Marktstruktur ĺ
den Freiverkehr, welche kaum Folge-
Marktformen.
pflichten für den Emittenten haben.
oligopolistische Reaktionsverbunden-
heit ĺ Oligopol. Operate Leasing  –  Form des ĺ  Lea-
sings mit einer kurzfristigen Vertrags-
Oligopson ĺ Marktformen, ĺ Oligopol. laufzeit (i.d.R. nicht länger als ein Jahr).
Ombudsmann – 1.  Bankwesen: Bezeich- Es kann aber auch die Möglichkeit einge-
nung für den von Mitgliedern des Bun- räumt werden, den Vertrag kurzfristig zu
desverbandes Deutscher Banken beru- kündigen. Aufgrund der kurzen Laufzeit
fene Person, die bei strittigen Geschäfts- werden nur Standardprodukte, die leicht
vorfällen zwischen Kunde und Bank eine zu verwerten sind, geleast. Bspw. können
außergerichtliche Schlichtung herbeifüh- dies Kopierer oder Computer sein. Vorteil
ren soll. – 2. Ombudsmann der EU: ĺ Eu- des Operate Leasing ist es, dass der Lea-
ropäischer Bürgerbeauftragter. – 3.  Versi- singnehmer stets über einen Gegenstand
cherungswesen: für Verbraucher kosten- verfügt, der dem neuesten technischen
freie Beschwerde- und Schlichtungsstelle Stand entspricht. – Gegensatz: ĺ Finance
zur außergerichtlichen Beilegung von Leasing.
Operating Income 414

Operating Income ĺ  Earnings before Vermeidung von  Opportunitätskosten


Interest and Tax (EBIT). folgt aus dem ĺ ökonomischen Prinzip.
Operating Profit ĺ Earnings before In- optimale Bestellmenge ĺ  Bestellmen-
terest and Tax (EBIT). genplanung.
Operational Lag ĺ Lag. optimale Betriebsgröße ĺ  Betriebs-
Operations Research (OR)  –  Unterneh- größe.
mensforschung. Entwicklung und Ein-
Option  –  1.  Börsenwesen: Eine  Option
satz mathematischer Verfahren zur Un-
ist das verbriefte Recht, eine bestimmte
terstützung von Entscheidungsprozessen
Menge eines Basiswertes (z. B. ĺ  De-
(Entscheidungsvorbereitung, -findung
visen, ĺ  Waren, ĺ  Wertpapiere oder
und -durchführung) im Unternehmen.
ĺ  Derivate) zu einem bestimmten Preis
Im Rahmen des OR werden bes. Be-
(Basispreis) zu einem bestimmten Zeit-
schreibungs- und Erklärungsmodelle
punkt oder innerhalb eines bestimm-
entwickelt, die z. B. durch Verfahren der
ten Zeitraumes zu kaufen (Kaufoption,
Netzplantechnik und Simulation gebil-
ĺ  Call) oder zu verkaufen (Verkaufsop-
det werden. Aus einem Entscheidungs-
tion, ĺ  Put).  –  Optionen können durch
modell werden z. B. mit Verfahren der
einen sog. Optionsschein (Warrant) beur-
mathematischen Optimierung und mit
kundet sein. Ein Optionsschein kann im
Modellen der ĺ  Spieltheorie Entschei-
Zusammenhang mit einer ĺ Optionsan-
dungsvorschläge abgeleitet.  –  Typische
leihe ausgegeben werden. Er kann aber
OR-Probleme: (1) Wartezeitprobleme, (2)
auch ohne Bezug zu einer Optionsanleihe
Zuteilungsprobleme; Reihenfolge (Wege,
bestehen (sog. „nackter“ Optionsschein,
Aufträge) Transport, Produktionspro-
Naked Warrant). Optionen, die nicht
gramm; (3) Lagerhaltungsprobleme, (4)
durch einen Optionsschein beurkundet
Ersatzprobleme und (5) Konkurrenzpro-
sind, werden an der ĺ  EUREX gehan-
bleme.
delt.  –  2.  Umsatzsteuerrecht: Recht des
operative Planung ĺ  Unternehmens- Unternehmers (statt einer Steuerbefrei-
planung. ung, z. B. als ĺ  Kleinunternehmer, oder
Opinion Leader ĺ Meinungsführer. Pauschalbesteuerung) die Regelbesteue-
rung zu wählen, um die tatsächlich ange-
Opportunitätskosten  –  Alternativ-
fallenen Vorsteuern abziehen zu können.
kosten. Entgangene Gewinne, Erträge
usw.  –  1.  Betriebswirtschaft: entgangene Optionsanleihe  –  Optionsschuldver-
ĺ Deckungsbeiträge einer nicht gewähl- schreibung, Bezugsobligation, Bond War-
ten Handlungsmöglichkeit. Opportuni- rant. Sonderform der ĺ Anleihe, bei der
tätskosten werden zur Beurteilung des er- ein ĺ Gläubiger einen Anspruch auf Be-
zielten oder erzielbaren Deckungsbeitrags zug von Aktien der ausgebenden ĺ Akti-
herangezogen, wenn die Produktions- engesellschaft (AG) besitzt. Das Bezugs-
kapazitäten knapp sind und es zum Eng- recht (ĺ  Option) wird durch einen sog.
pass kommt. – 2. Volkswirtschaft: entgan- Optionsschein (Warrant) beurkundet. Der
gene Erträge oder Nutzen der besten nicht Optionsschein kann von der Anleihe ge-
realisierten Handlungsalternative. Die trennt gehandelt werden. Neben dem
415 Ordnungspolitik

Bezugsrecht hat der Gläubiger wie bei der ĺ  Börsenpreisfeststellung. Während das
normalen Anleihe einen Anspruch auf Orderbuch früher Papierform hatte und
Zinszahlungen und auf Rückzahlung des vom ĺ Skontroführer persönlich geführt
Anleihebetrags. wurde, ist es heute in das elektronische
Optionsgeschäft ĺ Termingeschäft, das Handelssystem (z. B. ĺ  XETRA)  integ-
dem Käufer einer ĺ  Option die Wahl- riert (elektronisches Orderbuch).
möglichkeit einräumt, innerhalb einer be- Orderklausel – Zusatz „an Order“ auf ei-
stimmten Frist oder zu einem bestimm- nem Wertpapier. Durch die  Orderklau-
ten Zeitpunkt zu einem vereinbarten Kurs sel wird ein Wertpapier ein ĺ Orderpa-
einen Vermögensgegenstand zu kaufen pier. – Gegensatz: ĺ Rektaklausel.
(ĺ Call) oder zu verkaufen (ĺ Put). Orderkonossement ĺ Orderpapier.
Optionsschein ĺ  Option, ĺ  Options- Orderpapier  –  Orderkonossement.
anleihe. ĺ Wertpapier, das auf den Namen eines
Optionsschuldverschreibung ĺ  Op- bestimmten Berechtigten lautet. Sog. ge-
tionsanleihe. borene  Orderpapiere (gesetzliche Order-
papiere) können ohne ĺ  Orderklausel
OR  –  Abk. für ĺ  Operations Research
nur durch eine schriftliche Erklärung auf
(OR).
dem Papier an eine andere Person über-
ordentliche Betriebsversammlung tragen werden (ĺ  Indossament). Ge-
ĺ Betriebsversammlung. borene  Orderpapiere sind z. B. Schecks,
ordentliche Gerichtsbarkeit ĺ  Ge- Wechsel und Namensaktien. Bei sog. ge-
richte. korenen  Orderpapieren (gewillkürte Or-
derpapiere) ist dagegen eine Orderklau-
ordentliche Kündigung ĺ Kündigung.
sel erforderlich. Zu diesen gehört z. B. das
Order  –  Auftrag, Bestellung. V.a. im Zu- ĺ Konnossement.
sammenhang mit Wertpapiergeschäften
Orderscheck ĺ Scheck.
wird häufig von Order gesprochen. In die-
sem Fall ist die Order der Auftrag an eine Ordnungskonformität ĺ Ordnungspo-
Bank, ĺ Wertpapiere zu kaufen oder zu litik.
verkaufen. Limitierte  Orders enthalten ordnungsmäßige Buchführung
beim Kaufauftrag einen maximalen Preis ĺ  Grundsätze ordnungsmäßiger Buch-
bzw. beim Verkaufsauftrag einen mini- führung (GoB).
malen Preis. Bei unlimitierten Orders ist Ordnungspolitik – 1.  Begriff: Summe al-
billigst zu kaufen und bestens zu verkau- ler rechtlich-organisatorischen Maß-
fen. – Im Fall einer ĺ Orderklausel kenn- nahmen, durch  welche die Träger der
zeichnet der Begriff Order den Berechtig- ĺ  Wirtschaftspolitik über eine ent-
ten, ein Wertpapier zu erhalten oder darü- sprechende Ausgestaltung der ĺ  Wirt-
ber zu verfügen. schaftsverfassung die längerfristigen
Orderbuch  –  Maklerbuch, Skontro. Ver- Rahmenbedingung für eine ĺ  Wirt-
zeichnis aller aktuell vorliegenden Kauf- schaftsordnung setzen.  –  2.  Funktionen/
und Verkaufsaufträge für ein ĺ Wertpa- Ziele: Durch die gegenseitige Abgren-
pier an  der ĺ  Börse, Grundlage für die zung und inhaltliche Bestimmung der
Ordnungswidrigkeit 416

Entscheidungs- und Handlungsspiel- Der  Ordoliberalismus wurde v.a. von


räume der einzelne Wirtschaftsakteure ist W. Eucken (deutscher Nationalökonom,
die ordnungskonforme und in sich abge- 1891–1950) und F. Böhm (deutscher Ju-
stimmte Ausgestaltung der einzelnen Tei- rist und Ökonom, 1895–1977) begrün-
lordnungen wie Eigentumsordnung, Pla- det. Der  Ordoliberalismus sieht in einer
nungsordnung, Unternehmensordnung Rahmenordnung, die vom Staat bestimmt
oder Geldordnung zu gewährleisten. wird, die Grundlage für einen funktionie-
Hierdurch werden zugleich die Ziele und renden ĺ Wettbewerb. D.h., der Staat hat
Instrumente der ĺ  Prozesspolitik vor- die Aufgabe, die Voraussetzungen für ei-
geformt. Die Bedingung der Ordnungs- nen freien Wettbewerb zu schaffen und so
konformität erfordert, dass die ordnungs- seine Funktionsfähigkeit zu gewährleis-
politischen Maßnahmen dem Grund- ten.  –  Ordoliberalismus ist die Grund-
typus der Wirtschaftsordnung (zentrale lage der wirtschaftlichen Konzeption der
oder dezentrale Planung und Koordina- ĺ sozialen Marktwirtschaft.
tion des Wirtschaftsprozesses) entspre- Organ  –  gewählte oder ernannte Per-
chen (z. B. Marktkonformität). Die Wahl son oder Personengruppe, die als ge-
des Grundtypus determiniert den Inhalt setzliche Vertreter handelt. V.a. im Fall
der ergänzenden ordnungspolitischen ĺ  juristischer Personen wie z. B. einer
Maßnahmen. – 3. Die aktuelle Ausgestal- ĺ  Aktiengesellschaft (AG) und einer
tung der Ordnungspolitik wird u.a. durch ĺ Gesellschaft mit beschränkter Haftung
das jeweils herrschende ordnungspoliti- (GmbH) sind  Organe erforderlich, um
sche Leitbild (z. B. ĺ  Ordoliberalismus, im Rechtsverkehr nach innen und außen
ĺ  Soziale Marktwirtschaft) beeinflusst, handeln zu können.
in das auch (gesellschafts-)politische
und kulturelle Wertvorstellungen einflie- Organgesellschaft ĺ Organschaft.
ßen. – 4.  Bsp.: ĺ Wettbewerbspolitik zur Organigramm  –  Organisationsplan, Or-
Sicherung des funktionsfähigen Wettbe- ganisationsschaubild; grafisches Hilfsmit-
werbs; ĺ Grundgesetz mit Sicherung der tel der ĺ  Organisation zur Darstellung
Eigentumsrechte (ĺ  Verfügungsrechte); des Strukturgefüges einer Organisation
ĺ  Umweltpolitik mit dem ĺ  Verursa- (ĺ  Organisationsstruktur).  –  1.  Das  Or-
cherprinzip als Grundsatz zur Interna- ganigramm der Aufbauorganisation bildet
lisierung der negativen ĺ  externen Ef- das System der organisatorischen Einhei-
fekte.  –  Vgl. auch ĺ  Wirtschaftspolitik, ten ab. Es veranschaulicht v.a. die Aufga-
ĺ Wirtschaftsethik. bengliederung (Zerlegung eines Aufga-
benkomplexes in Teilaufgaben) bzw. die
Ordnungswidrigkeit  –  rechtswidrige
Gliederung der ĺ Stellen und Abteilun-
und vorwerfbare – vorsätzliche oder fahr-
gen sowie die Kommunikationsbeziehun-
lässige – Handlung, die den Tatbestand ei-
gen zwischen den organisatorischen Ein-
nes Gesetzes verwirklicht, das die Ahn-
heiten (Bereichsbildung).  –  Bsp.: ĺ  Ma-
dung mit einem ĺ Bußgeld zulässt.
trixorganisation.  –  2.  Das  Organigramm
Ordoliberalismus  –  Ausgestaltung des der Ablauforganisation bildet Arbeitsfol-
Neoliberalismus (ĺ  Liberalismus), die gen und zeitlich oder räumlich (Weg-,
in Deutschland verwirklicht wurde. Lauf- und Verkehrsorganigramm) ab.
417 Organschaft

Organisation  –  1.  Soziales System, das Organisation ohne Erwerbszweck


durch eine bes. Zweckorientierung, gere- ĺ Non-Profit-Organisation (NPO).
gelte Arbeitsteilung und festgelegte Zu- Organisationsentwicklung  –  geplan-
ständigkeiten charakterisiert ist. Zu un- ter und systematischer Wandel der ĺ Or-
terscheiden sind ĺ formelle Organisation ganisation durch die Beeinflussung der
und ĺ informelle Organisation. – 2. Auf- ĺ  Organisationsstruktur, der ĺ  Unter-
bau und Gliederung eines Unternehmen nehmenskultur und des Verhaltens des
oder eines Unternehmensteils. D.h., es Einzelnen. Ziel der  Organisationsent-
ist die Gestaltung der ĺ  Organisations- wicklung ist es, die Leistungsfähigkeit der
struktur. Organisation und die Entfaltung der Mit-
glieder der Organisation zu fördern. Eine
Organisation für wirtschaftliche Zu- Anpassung an die Umwelt und an die un-
sammenarbeit und Entwicklung ternehmensinternen Gegebenheiten muss
(OECD) –  Organization for Economic Co- stetig erfolgen.
operation and Development.  –  1.  Begriff: Organisationsgrad ĺ Disposition.
Internationale Organisation zur Koordi- Organisationsplan ĺ Organigramm.
nierung der nationalen Wirtschaftspoli-
tiken der Industrieländer mit Sitz in Pa- Organisationsschaubild ĺ  Organi-
ris. Sie wurde 1960 gegründet und ist die gramm.
Nachfolgeorganisation der Organiza- Organisationsstruktur  –  Art der Stel-
tion for European Economic Cooperation len- und Abteilungsbildung als Ausdruck
(OEEC). Der OECD gehören 34 markt- der ĺ Organisation eines Unternehmens.
wirtschaftlich orientierte westliche Indus- Die Organisationsstruktur bildet das ver-
trieländer, darunter  18 europäische Län- tikal und horizontal gegliederte System
der an. Auch Deutschland ist Mitglied der der Kompetenzen ab, das gemäß dem in-
OECD. – 2. Aufgabe der OECD ist die Pla- strumentalen Organisationsbegriff als ge-
nung, Koordination und Vertiefung der nereller Handlungsrahmen die arbeits-
wirtschaftlichen Zusammenarbeit und teilige Erfüllung (ĺ  Arbeitsteilung) der
Entwicklung der Mitgliedsstaaten. Außer- Aufgaben regelt.  –  Man unterscheidet
dem koordiniert sie die Hilfe für Entwick- zwischen der ĺ  Funktionalorganisation
lungsländer. – 3.  Organe der OECD sind: (Gliederung nach dem Verrichtungsprin-
(1) Rat: Leitungsorgan, bei dem alle Mit- zip) und der ĺ Spartenorganisation oder
gliedsstaaten durch den Leiter der Ständi- divisionalen Organisation (Gliederung
gen Delegation vertreten sind. (2) Exeku- nach dem Objektprinzip). Die ĺ  Mat-
tivausschuss: Vorbereitungsgremium für rixorganisationstellt eine Sonderform dar.
die Ratssitzungen. (3) Sekretariat: Vorbe- Organschaft  –  Begriff aus dem Steuer-
reitungsgremium der Sitzungen der Fach- recht. Eine  Organschaft liegt vor, wenn
ausschüsse. (4) Fachausschüsse: Diese die- ein oder mehrere rechtlich selbststän-
nen dem Informationsaustausch zwi- dige, aber wirtschaftlich unselbststän-
schen den Mitgliedern der Ständigen dige ĺ  Kapitalgesellschaften (Organge-
Delegationen.  –  Weitere Informationen sellschaften) in ein übergeordnetes Un-
unter www.oecd.org. ternehmen (Organträger) eingegliedert
Organträger 418

werden. Dabei werden nur Unternehmen Output – Ausbringungsmenge. 1. Produk-


im Inland berücksichtigt.  –  1.  Körper- tionstheorie: mengenmäßiger ĺ  Ertrag
schaftsteuerliche und gewerbesteuerliche (Ausbringung, Ausstoß, Produktion) ei-
Organschaft: Nach dem Körperschaftsteu- nes Betriebs (einer Kostenstelle) in einem
ergesetz (KStG) und nach dem Gewerbe- bestimmten Zeitraum. – 2. ĺ Volkswirt-
steuergesetz (GewStG) müssen die Ge- schaftliche Gesamtrechnungen (VGR)
winne und Verluste einer Organgesell- und ĺ  Makroökonomie: Summe der
schaft dem Organträger zugerechnet und Lieferungen eines Wirtschaftszweigs an
dort versteuert werden. Voraussetzung andere.  –  Gegensatz: ĺ  Input.  –  3.  Sys-
ist, dass die Organgesellschaften finanziell temtheorie/Kynbernetik: Beziehungsauf-
eingegliedert sind. Außerdem müssen sie nahme zwischen System und Umwelt in
durch einen Gewinnabführungsvertrag Form der drei Grundkategorien Materie,
verpflichtet sein, ihren ganzen Gewinn Energie und Information.
an den Organträger abzuführen. – 2. Um-
Outright Monetary Transactions
satzsteuerliche Organschaft: Nach dem
(OMT)  –  Geldpolitische Outright-Ge-
Umsatzsteuergesetz (UStG) unterliegen
schäfte. Programm des ĺ  Eurosystems
Leistungen zwischen Organträger und
zum Ankauf von Staatsanleihen bestimm-
Organgesellschaft nicht der Umsatzsteuer.
ter Euroländer auf dem Sekundärmarkt
Voraussetzung ist, dass die Organgesell-
in unbegrenzter Höhe. Ankaufsvoraus-
schaften finanziell, wirtschaftlich und or-
setzung ist, dass der betreffende Staat sich
ganisatorisch eingegliedert sind.
den  Auflagen im Rahmen eines EFSF-/
Organträger ĺ Organschaft. ESM-Programms unterwirft (ĺ Europäi-
sche Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF),
originäre Produktionsfaktoren ĺ Pro- ĺ  Europäischer Stabilitätsmechanismus
duktionsfaktoren. (ESM)). Das OMT-Programm sieht vor,
originärer Firmenwert ĺ Firmenwert. das durch die Transaktionen geschaffene
Zentralbankgeld dem Geldmarkt wieder
örtliche Verbrauch- und Aufwandsteu- zu entziehen. – Zielsetzung des OMT-Pro-
ern ĺ Gemeindesteuern. grammes ist es, durch den Ankauf  von
Ortszuschlag ĺ Zulage. Staatsanleihen aller Euroländer, d.h. auch
der Krisenländer, auf dem Sekundär-
OTC-Market  –  Kurzbezeichnung für markt  die Einheitlichkeit der Geldpolitik
ĺ Over-the-Counter Market. des Eurosystems sicherzustellen.
Outplacement – einvernehmliche Tren- Outsourcing  –  Ausgliederung von Un-
nung von Unternehmen und ĺ  Füh- ternehmensaufgaben an externe Spezia-
rungskräften (oberes oder auch mittleres listen. Durch Outsourcing werden häufig
ĺ Management). Es wird ein ĺ Aufhe- die Kosten verringert und Produktions-
bungsvertrag abgeschlossen. Der Mitar- kapazitäten abgebaut. D.h., ein Unterneh-
beiter wird häufig durch einen externen men hat, wenn es sich auf seine Kern-
Personalberater unterstützt, eine neue, aufgaben konzentriert, Kosten- und so-
seinen Fähigkeiten und Kenntnissen ent- mit Wettbewerbsvorteile. Zu beachten
sprechende Position zu finden. ist, dass im Rahmen des  Outsourcing
419 Over-the-Counter Market

Schlüsseltechnologien und -kompeten- Wertpapiere und ĺ Derivate. Er ist nicht


zen, die für das eigene Unternehmen eine lokalisiert und hat keine festen Handels-
grundlegende Bedeutung besitzen, nicht zeiten. Die Geschäfte werden einzeln ver-
aufgegeben werden, da es dadurch zu un- einbart (i.d.R. telefonisch mit schriftlicher
erwünschten Abhängigkeiten von Liefe- Bestätigung) und die Preise frei ausgehan-
ranten kommen kann. – Gegensatz: ĺ In- delt. OTC-Geschäfte unterliegen jedoch
sourcing. – Vgl. auch ĺ Make or Buy. den gesetzlichen Bestimmungen über den
Wertpapierhandel. Handelspartner sind
Over-the-Counter Market  –  OTC-Mar- meistens Banken, Fondsgesellschaften,
ket. Außerbörslicher Markt für Versicherungen und große Unternehmen.
Pacht  –  1.  Bürgerliches Recht: Vertragli-
P
hinweg wiederholt zum selben Thema be-
che Überlassung des Gebrauchs und des fragt.  –  Zu unterscheiden sind: Verbrau-
Genusses der Früchte einer Sache oder ei- cherpanel:  Panel zur Untersuchung der
nes Rechts gegen Entgelt, den sog. Pacht- Kaufgewohnheiten von Einzelpersonen
zins. ĺ  Miete umfasst demgegenüber (Individualpanel) oder Haushalten (Haus-
nur die Gebrauchsüberlassung von Sa- haltspanel). Das Haushaltspanel wird
chen.  –  2.  Handelsrecht: Die Übernahme z. B. von der Gesellschaft für Konsumfor-
eines Unternehmens durch Pachtver- schung (GfK) durchgeführt. – Handelspa-
trag wird bes. hinsichtlich der Firmen- nel: Panel von Groß- und Einzelhandelsu-
fortführung wie eine ĺ  Veräußerung nternehmen zur Untersuchung von End-
behandelt.  –  3.  Steuerrecht: Einnahmen verbraucherabsätzen einzelner Geschäfte;
aus  Pacht sind steuerpflichtige ĺ  Ein- ferner die Warenbestände und ihre Verän-
künfte aus Vermietung und Verpachtung, derungen, Bezugsquellen, Bestellmenge
wenn unbewegliches Vermögen, Betriebe und -termine, etc. –  Fernsehzuschauerpa-
oder bestimmte Rechte, z. B. ĺ Urheber- nel: Panel, bei dem das Fernsehzuschau-
rechte, verpachtet werden. erverhalten der jew. Haushaltsmitglieder
Pachtvertrag ĺ Pacht. kontinuierlich erfasst wird.

Pachtzins ĺ Pacht.
Parafisci  –  Hilfsfisci, Nebenfisci, inter-
pagatorisch  –  auf Zahlungsvorgängen mediäre Finanzgewalten. Einrichtungen
beruhend oder mit Zahlungen verbunden (Finanzinstitutionen) zur Güterversor-
(pagare (lat.) = zahlen). gung der Bürger im intermediären Be-
pagatorische Buchhaltung ĺ  Finanz- reich zwischen privatem und öffentli-
buchhaltung. chem Bereich. Meistens handelt es sich
um ĺ  Körperschaften des öffentlichen
pagatorischer Kostenbegriff ĺ  Kos- Rechts. Diese besitzen Selbstverwaltungs-
ten begriffen als die im betrieblichen Pro- rechte und sind finanziell weitgehend un-
zess gezahlten Entgelte; ĺ  neutrale Auf- abhängig.  –  Finanziert werden  Parafisci
wendungen inbegriffen, ĺ  Zusatzkosten i.d.R. über ĺ Abgaben oder durch staatli-
nicht. Im Gegensatz zum ĺ  wertmäßi- che ĺ Zuschüsse. Zwangsabgaben an Pa-
gen Kostenbegriff umfassen pagatorische rafisci sind z. B. die ĺ Kirchensteuer, die
Kosten keine ĺ  kalkulatorische Kosten, Pflichtbeiträge zur ĺ Sozialversicherung
sie arbeiten auch nicht mit ĺ  Verrech- und an Industrie- und Handelskammern.
nungspreisen. Zu den  Parafisci zählen in Deutschland
Panel  –  Begriff aus der ĺ  Marktfor- z. B. die ĺ  Sozialversicherungsträger,
schung  und Meinungsforschung für ei- ĺ  Sondervermögen, ĺ  Industrie- und
nen bestimmten, gleich bleibenden Handelskammern (IHK), ĺ Handwerks-
Kreis von Auskunftspersonen. Diese kammern, ĺ  Wohlfahrtsverbände, Kir-
werden über einen längeren Zeitraum chen und Religionsgemeinschaften.
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_16, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Parität 422

Parität  –  Wertgleichheit zweier Grö- des Modells im Betrachtungszeitraum ge-


ßen oder Tauschverhältnis zwischen zwei danklich konstant gehalten, deckt sich die
Größen.  –  Währungsparität: vertraglich Partialanalyse mit der ĺ  Ceteris-Pari-
festgelegtes Tauschverhältnis zweier Wäh- bus-Annahme.  –  Gegensatz: ĺ  Totalana-
rungen (ĺ Wechselkursbildung) im Sys- lyse.
tem fester oder stufenflexibler Wechsel- partiarisches Darlehen  –  langfristi-
kurse. – Vgl. auch ĺ Kaufkraftparität. ges ĺ  Darlehen an ein Unternehmen,
Parkett ĺ Parkettbörse. bei dem der ĺ  Gläubiger anstelle von
ĺ Zinsen einen bestimmten Anteil vom
Parkettbörse  –  Parkett, Parketthandel, Gewinn oder Umsatz erhält.  –  Ähnlich:
Präsenzbörse, Präsenzhandel. Börsen- ĺ stille Gesellschaft.
handel, der in einem Börsensaal stattfin-
partielle Produktivität ĺ Produktivität.
det. Händler und Makler müssen per-
sönlich anwesend sein. Bei der  Parkett- Partieproduktion ĺ  Chargenproduk-
börse werden Geschäfte durch Zuruf und tion.
Handschlag abgewickelt. Die Bedeutung Partnerschaftsgesellschaft (PartG)
der  Parkettbörse nimmt jedoch stark ab, ĺ Rechtsform nach dem Partnerschafts-
da der Handel zunehmend  elektronisch gesellschaftsgesetz (PartGG), in der sich
per Computer  stattfindet.  –  Gegensatz: Angehörige Freier Berufe zur Ausübung
ĺ Computerbörse. ihrer Berufe zusammenschließen. Sie
Parketthandel ĺ Parkettbörse. üben kein ĺ Handelsgewerbe aus. – Frei-
berufler i.S.d. PartGG sind u.a. Architek-
Partialanalyse  –  Methode wirtschafts- ten, Ärzte, Diplom-Psychologen, Han-
und sozialwissenschaftlicher Untersu- delschemiker, Ingenieure, Journalisten,
chungen.  –  1.  Partialanalyse i.w.S.: Her- Krankengymnasten, Rechtsanwälte, Steu-
auslösung eines z. B. ökonomisch relevan- erberater, Schriftsteller, Übersetzer und
ten Teilaspektes als Untersuchungsprojekt vereidigte Buchprüfer.  –  Grundlage ist
aus dem umfassenderen Wirtschaftsge- ein Partnerschaftsvertrag. Eine PartG ist
schehen, so z. B. der private Haushalt, die in das Partnerschaftsregister beim Amts-
Unternehmung oder der einzelne Pro- gericht einzutragen. Die Partner haften
duktmarkt als Erkenntnisobjekt. Dabei i.d.R. gemeinsam für die ĺ Verbindlich-
wird unterstellt, dass Wechselwirkun- keiten der Gesellschaft. Geschäftsfüh-
gen zwischen dem analysierten Zusam- rung, Vertretung nach außen und Been-
menhang und anderen auch außeröko- digung der Gesellschaft sind wie bei der
nomischen Vorgängen vernachlässigt ĺ  Offenen Handelsgesellschaft (OHG)
werden können. – 2.  Partialanalyse i.e.S.: geregelt.
Isolierung einzelner Ursache-Wirkungs- Partnerschaftsregister ĺ  Partner-
zusammenhänge aus einem umfassen- schaftsgesellschaft (PartG).
deren Geschehen in Form von Modellen.
Wird dabei lediglich untersucht, wie sich Partnerschaftsvertrag ĺ  Partner-
die Veränderung einer Veränderlichen schaftsgesellschaft (PartG).
auf eine andere Modellvariable auswirkt Passiva – Passivposten. Sammelbegriff für
und werden dabei alle übrigen Variablen alle auf der rechten Seite (Passivseite) der
423 Pauschalbewertung

ĺ Bilanz ausgewiesenen Positionen (Pos- Absicherung von Gewährleistungs-


ten). Die Passiva werden in ĺ  Eigenka- ansprüchen) zu bilanzieren.
pital, ĺ  Rückstellungen, Sonderposten Passivkonto ĺ Bestandskonto.
mit Rücklagenanteil, ĺ  Verbindlichkei-
ten und passive Rechnungsabgrenzungs- Passivposten ĺ Passiva.
posten (ĺ Rechnungsabgrenzung) unter- Passivzinsen ĺ Habenzinsen.
teilt. – Gegensatz: ĺ Aktiva.
Patenschaft ĺ Mentoring.
Passivgeschäfte ĺ  Bankgeschäfte, die Patent ĺ  gewerbliches Schutzrecht, das
der Mittelbeschaffung der ĺ  Kreditin- neben dem ĺ Gebrauchsmuster für den
stitute dienen. Sie werden auf der rech- Schutz technischer Erfindungen gewährt
ten Seite (Passivseite) der Bankbilanz aus- wird.  Patente werden auf der Grundlage
gewiesen. Zu den  Passivgeschäften zäh- des Patentgesetzes (PatG) vom ĺ  Deut-
len: (1) Einlagengeschäfte: Annahme von schen Patent- und Markenamt (DPMA)
Sicht-, Termin- und Spareinlagen, (2) Auf- verliehen. Sie unterscheiden sich in den
nahme von Geldern am Geldmarkt und (3) Schutzvoraussetzungen gegenüber Ge-
Mittelbeschaffung durch Ausgabe von z. B. brauchsmustern dadurch, dass  Patente
Bankaktien, ĺ Bankanleihen, ĺ Genuss- auch für Verfahrenserfindungen erteilt
scheinen, ĺ  Pfandbriefen und ĺ  Kas- werden können, höhere Anforderungen
senobligation. – Bei der ĺ Notenbank ge- an die Erfindungshöhe gestellt werden
hört der ĺ  Notenumlauf dazu. –  Gegen- und der Erteilung ein Prüfungsverfah-
satz: ĺ Aktivgeschäfte. ren vorausgeht, so dass ein qualifiziertes
Passivierung  –  Begriff der ĺ  Buchfüh- Schutzrecht mit hoher Bestandskraft ent-
rung und ĺ  Bilanzierung für jede Bu- steht.  –  Patentfähig sind alle neuen und
chung, die zu einer Erhöhung der Pos- gewerblich anwendbaren Erfindungen,
ten auf der Passivseite der ĺ  Bilanz die auf einer erfinderischen Tätigkeit be-
führt. – Gegensatz: ĺ Aktivierung. ruhen. Bei Nahrungs-, Genuss- und Arz-
neimitteln kann nur das Verfahren, nicht
Passivierungspflicht  –  Gebot, grund- das Erzeugnis patentiert werden. Die
sätzlich alle ĺ  Verbindlichkeiten, Schutzdauer beträgt zwanzig Jahre.  Pa-
ĺ  Rückstellungen und Rechnungsab- tente werden in das Patentregister (frü-
grenzungsposten (ĺ  Rechnungsabgren- her Patentrolle) des  DPMA eingetra-
zung) in der ĺ Bilanz zu passivieren. Aus- gen. – Vom Patentinhaber können ĺ Li-
nahmen lässt das ĺ  Passivierungswahl- zenzen vergeben werden.
recht zu.  –  Bei ĺ  Kapitalgesellschaften
besteht außerdem die Pflicht, das ĺ  ge- Patentregister ĺ Patent.
zeichnete Kapital zum Nennwert anzu- Pauperismus ĺ Armut.
setzen.  –  Gegensatz: Aktivierungspflicht
Pauschalbewertung  –  Gesamtbewer-
(ĺ Aktivierung).
tung, Sammelbewertung. Abkehr vom
Passivierungswahlrecht  –  im Gegen- Grundsatz der ĺ Einzelbewertung durch
satz zur grundsätzlichen ĺ  Passivie- zusammenfassende ĺ  Bewertung meh-
rungspflicht das Wahlrecht, bestimmte rerer Vermögensgegenstände. Dazu zäh-
ĺ  Passiva (z. B. Rückstellungen für die len die ĺ  Durchschnittsbewertung,
pauschale Lohnsteuer 424

ĺ  Festwertbewertung, ĺ  Gruppenbe- andere Personen, die in einem öffentlich-


wertung und ĺ  Verbrauchsfolgeverfah- rechtlichen Dienstverhältnis stehen.
ren (ĺ Fifo, ĺ Lifo). – Gegensatz: ĺ Ein-
Pensionsfonds  –  rechtlich selbststän-
zelbewertung.
dige Einrichtung der Vermögensverwal-
pauschale Lohnsteuer ĺ  Lohnsteu- tung und -anlage, die gegen Zahlung von
er-Pauschalierung. Beiträgen eine kapitalgedeckte  betrieb-
Pauschalsteuersatz ĺ Lohnsteuer-Pau- liche ĺ Altersversorgung für einen oder
schalierung. mehrere ĺ  Arbeitgeber durchführt. Es
besteht ein Rechtsanspruch auf Leistun-
Pauschalwertberichtigung ĺ  Wert-
gen des Pensionsfonds, der im Falle ei-
berichtigung auf eine Bilanzposition ins-
nes Arbeitgeberwechsels übertragbar ist.
gesamt (nicht auf einzelne Gegenstände).
Der  Pensionsfonds hat die Versorgungs-
Pauschbeträge  –  Begriff aus dem Ein- leistung als lebenslange Rente zu zah-
kommensteuerrecht für Beträge, die bei len. Die Finanzierung des Pensionsfonds
der Ermittlung der ĺ Einkünfte pauschal erfolgt durch Leistungen des Arbeitge-
abgezogen werden können.  –  1.  Pausch- bers, die als ĺ  Betriebsausgaben steuer-
beträge für Werbungskosten: a) ĺ  Ar- mindernd geltend gemacht werden kön-
beitnehmer-Pauschbetrag (1.000 Euro);  nen. Es besteht aber auch die Möglichkeit,
b) Pauschbeträge für Einnahmen aus wie- Teile des Arbeitsentgelts des Arbeitneh-
derkehrenden Bezügen und Unterhalts- mers umzuwandeln. – Pensionsfonds un-
leistungen (102 Euro). – 2.  Pauschbeträge terliegen der Aufsicht der ĺ  Bundesan-
für Betriebsausgaben: Die Finanzverwal- stalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
tung lässt aus Vereinfachungsgründen (BaFin).
bei einzelnen Berufsgruppen  Pauschbe-
träge zu (z. B. bei doppelter Haushaltsfüh- Pensionsgeschäfte  –  Repurchase Agree-
rung und Reisekosten). – 3. Pauschbeträge ment, Repogeschäfte. 1. Handelsgesetzbuch
für Sonderausgaben, wenn keine höheren (HGB): Verträge, durch die ein Kreditin-
Aufwendungen nachgewiesen werden. stitut oder dessen Kunde (Pensionsgeber)
Zu unterscheiden sind der ĺ Sonderaus- ihm gehörende Vermögensgegenstände
gaben-Pauschbetrag und die ĺ  Vorsor- einem anderen Kreditinstitut oder einem
gepauschale.  –  4.  Pauschbeträge für au- seiner Kunden (Pensionsnehmer) gegen
ßergewöhnliche Belastungen: a) ĺ  Be- Bezahlung eines Betrags überträgt und in
hinderten-Pauschbetrag (310 bis 3.700 denen gleichzeitig vereinbart wird, dass
Euro); b) Hinterbliebenen-Pauschbetrag die Vermögensgegenstände später gegen
(370 Euro); c) ĺ  Pflege-Pauschbetrag Entrichtung des empfangenen oder eines
(924 Euro). im Voraus vereinbarten anderen Betra-
ges an den Pensionsgeber zurückgegeben
Penetration ĺ Marktdurchdringung. werden müssen (echtes Pensionsgeschäft)
Pension  –  Ruhegehalt (ĺ  Versorgungs- oder können (unechtes Pensionsgeschäft).
bezüge) der im ĺ  öffentlichen Dienst Häufig handelt es sich bei den Vermö-
stehenden ĺ Beamten, Richter und Sol- gensgegenständen um ĺ  Wertpapiere
daten (nach dem Beamtenversorgungs- (ĺ  Wertpapierpensionsgeschäft). –
gesetz (BeamtVG)) sowie Pfarrer und 2.  Geldpolitik: Pensionsgeschäfte, die eine
425 Periodenerfolg

Zentralbank im Rahmen ihrer ĺ Offen- Pensionszusage  –  Direktzusage, Versor-


marktgeschäfte mit Geschäftsbanken ab- gungszusage. Zusage des ĺ Arbeitgebers,
schließt, dienen der befristeten Bereits- eine betriebliche ĺ  Altersversorgung zu
stellung bzw. dem befristeten Entzug von gewähren. Bei einer  Pensionszusage ist
Zentralbankgeld. der Arbeitgeber verpflichtet, die Versor-
Pensionskasse – rechtlich selbstständige gungsleistungen im Alter (sog. Betriebs-
Einrichtung, die ihren Mitgliedern einen renten) direkt an den in Ruhestand ge-
Anspruch auf Leistungen der betriebli- gangenen Arbeitnehmer zu zahlen, d.h.
chen ĺ Altersversorgung gewährt. I.d.R. der Arbeitgeber ist selbst Versorgungs-
ist die  Pensionskasse ein ĺ  Versiche- träger. – In Höhe der zugesicherten Ver-
rungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) sorgungsleistungen müssen vom Unter-
oder eine ĺ Aktiengesellschaft (AG). Vo- nehmen Rückstellungen gebildet werden
raussetzungen und Leistungen werden in (ĺ Pensionsrückstellungen).
der Satzung geregelt. Pensionskassen wer- Performance  –  Ergebnis.  –  1.  Betriebs-
den von einzelnen Unternehmen (Ein- wirtschaft: Maß für die Erfüllung einer
zelkasse) oder von mehreren wirtschaft- vorgegebenen Leistung. Dies ist z. B. das
lich verbundenen oder nicht verbunde- Verhältnis des erreichten Umsatzes zu ei-
nen Unternehmen errichtet und getragen nem angestrebten Umsatzziel für eine Pe-
(Konzernkasse oder Gruppenkasse). Ihre riode. – 2. Wertpapiergeschäft: prozentua-
Finanzierung erfolgt durch die Trägerun- ler Wertzuwachs eines ĺ Portfolios oder
ternehmen. – Die Ausgestaltung und die einzelnen Wertpapiers innerhalb eines be-
Verwaltung der Pensionskassen sind mit- stimmten Zeitraums. Die Performance er-
bestimmungspflichtig (ĺ  Mitbestim- gibt sich aus den Kurssteigerungen und
mung). – Pensionskassen unterliegen der den erhaltenen Erträgen (z. B. Dividen-
Aufsicht der ĺ Bundesanstalt für Finanz- den, Zinsen).
dienstleistungsaufsicht (BaFin).  –  Vgl.
auch ĺ Unterstützungskasse. Performanceindex ĺ Aktienindex.

Pensionsrückstellungen  –  Begriff aus Periodenabgrenzung ĺ  Rechnungsab-


dem Handels- und Steuerrecht.  Pensi- grenzung.
onsrückstellungen sind ĺ  Rückstellun- Periodenerfolg  –  Begriff aus dem
gen für Verpflichtungen des Unterneh- ĺ  Rechnungswesen.  Periodenerfolg ist
mens aus ĺ Pensionszusagen im Rahmen der Gewinn (Periodengewinn) oder Ver-
der betrieblichen ĺ  Altersversorgung. lust (Periodenverlust) eines bestimmten
Die Höhe der  Pensionsrückstellungen Zeitraums. I.d.R. wird der Periodenerfolg
wird auf der Grundlage versicherungs- für ein Kalenderjahr oder einen Planungs-
mathematischer Berechnungen festge- zeitraum berechnet. In der ĺ  Gewinn-
stellt. Pensionsrückstellungen müssen so- und Verlustrechnung (GuV) werden
wohl in der ĺ Handelsbilanz als auch in ĺ Aufwendungen und ĺ Erträge gegen-
der ĺ  Steuerbilanz ausgewiesen werden übergestellt. Der Periodenerfolg kann im
(ĺ Passivierungspflicht). Fall der GuV durch das ĺ  Gesamtkos-
Pensions-Sicherungs-Verein ĺ  Unter- tenverfahren oder durch das ĺ Umsatz-
stützungskasse. kostenverfahren ermittelt werden. In der
periodenfremde Aufwendungen/Erträge 426

ĺ Kostenrechnung werden ĺ Erlös und beizufügen. Unrichtige ĺ personenbezo-


ĺ Kosten gegenübergestellt. gene Daten sind zu berichtigen, unzuläs-
periodenfremde Aufwendungen/Er- sig gespeicherte Daten zu löschen.
träge ĺ  neutrale Aufwendungen/Er- Personalauswahl  –  Personalselektion.
träge. Entscheidung über die Besetzung einer
periodengerechte Abgrenzung ĺ  Be- frei gewordenen, frei werdenden oder
wertung. noch zu schaffenden Arbeitsstelle mit ei-
nem Bewerber. Zur Unterstützung wer-
Periodengewinn/-verlust ĺ  Perioden- den verschiedene eignungsdiagnostische
erfolg. Verfahren wie Fähigkeits- und Persönlich-
permanente Inventur ĺ Inventur. keitstests, Interviews, biografische Fra-
gebögen sowie zunehmend umfassende
Personal – Bezeichnung für die zur Leis-
Auswahlverfahren wie das ĺ  Assess-
tungserbringung eingesetzten, bezahl-
ment Center eingesetzt. Mitunter erfolgt
ten Mitarbeiter eines Unternehmens,
auch der Rückgriff auf eine Personalbera-
auch  – Kurzbezeichnung für ĺ Personal-
tung. – Vgl. auch ĺ Personalwirtschaft.
wirtschaft.
Personalbedarf ĺ  Personalbedarfser-
Personalabteilung  –  Personalressort, mittlung.
Human Ressorce-Abteilung. Organisati-
onseinheit im Unternehmen, die für die Personalbedarfsermittlung – 1.  Begriff:
Erfüllung der Personalaufgaben (ĺ  Per- Festlegung des Arbeitskräftepotenzials,
sonalwirtschaft) zuständig ist. Die Perso- das ein Unternehmen momentan bzw.
nalabteilung unterstützt die Personalver- zu einem zukünftigen Zeitpunkt benö-
antwortlichen und hat Servicefunktion tigt, um die geplanten Aktivitäten durch-
für die Mitarbeiter. Zunehmend über- führen zu können. Dieses umfasst An-
nimmt sie auch den Personalaspekt der zahl, qualitative Struktur sowie zeitlichen
strategischen ĺ Unternehmensplanung. und räumlichen Einsatz der Arbeits-
kräfte. Dieser ermittelte Personalbedarf
Personalakquisition ĺ Akquisition. bildet einen Soll-Wert, an dem sich alle
Personalakte  –  aktenmäßig oder inner- personalwirtschaftlichen Maßnahmen
halb einer ĺ  Datenbank geführte Infor- auszurichten haben.  –  2.  Determinanten
mationen über einen ĺ  Arbeitnehmer. des Personalbedarfs: a) Arbeitsaufgabe
Dies sind i.d.R. Bewerbungsschreiben, (Mengenaspekt, Aufgabeninhalt, zeitli-
Personalbogen, Arbeitsvertrag, Arbeits- che Struktur), b) Arbeitsträger (Art, Tech-
zeugnisse, Belege über Änderungen des nologie der Arbeitsmittel, Arbeitskräfte
Arbeitsentgelts, Beurteilungen, Abmah- selbst als Wirkungsfaktor: Belastbar-
nungen und Verwarnungen sowie Ne- keit, Arbeitsbereitschaft, Arbeitsfähigkeit
benakten wie Urlaubs- oder Fehlzeiten- etc.); c) Arbeitsbedingungen (Arbeitsor-
kartei. – Der ĺ Arbeitgeber ist nicht ver- ganisation, Arbeitsumwelt).  –  3.  Ermitt-
pflichtet, eine Personalakte zu führen. Der lungsmethoden: a) Direkte Bedarfsermitt-
Arbeitnehmer kann jederzeit Aktenein- lung: Ableitung unmittelbar aus anderen
sicht nehmen. Er hat außerdem das Recht, Planzahlen der Unternehmung (z. B. Jah-
der  Personalakte Gegendarstellungen resproduktion in Stück und Kennziffern
427 Personalentwicklung

der Arbeitszeit und Stundenproduktivi- ĺ  Personalinformationssystem gegeben


tät). b) Indirekte Bedarfsermittlung: Ana- sind. Faktisch sind die Ansätze bislang
lyse der Auswirkungen der zahlreichen über altbekannte Vorschläge zur Bildung
Determinanten auf die zukünftigen Qua- von ĺ Personalkennzahlen kaum hinaus-
lifikationsmerkmale und die Organisa- gekommen.
tionsstruktur (ĺ  Personalentwicklung). Personaleinsatz  –  Zuordnung von Ar-
c) Weitere Verfahren: Stellenbesetzungs- beitsaufgaben zu Mitarbeitern. Ziel ist
methode, Anlagen- und Arbeitsplatz- eine möglichst genaue Deckung zwischen
methode, Nachfolge- und Laufbahnme- Anforderungs- und Qualifikationsprofil
thode. sowie des kurzfristigen Personalbedarfs in
Personalbeschaffung  –  Personalgewin- den einzelnen Unternehmensbereichen.
nung. 1.  Begriff: Teilgebiet der ĺ  Perso- Die Personaleinsatzplanung ist Teil der
nalwirtschaft. Personalbeschaffung ist die ĺ Personalplanung.
Beschaffung der von einem Unterneh- Personaleinsatzplanung ĺ  Personal-
men benötigten Arbeitskräfte in quanti- einsatz.
tativer, qualitativer, zeitlicher und räum-
Personalentwicklung – 1.  Begriff: Maß-
licher Hinsicht. Maßnahmen der  Per-
nahmen, die auf die Entwicklung und
sonalbeschaffung dienen der Deckung
Verbesserung der Leistungsfähigkeit und
des ermittelten Personalbedarfs (ĺ  Per-
-bereitschaft der Mitarbeiter abzielen. In-
sonalbedarfsermittlung).  –  2.  Alternati-
novationen, technologische Veränderun-
ven: a) externe Personalbeschaffung: An-
gen, Marktveränderungen etc. erfordern
passung der personellen Kapazität durch
teilweise völlig neue Qualifikationen von
Neueinstellungen (ĺ  Personalauswahl)
Mitarbeitern (ĺ  Management).  Perso-
oder Personalleasing (ĺ  Arbeitnehmer-
nalentwicklung umfasst die (1) berufliche
überlassung). b) interne Personalbeschaf-
Erstausbildung, (2) Anpassungsqualifika-
fung: Besetzung von Stellen durch Verset-
tion, (3) Weiterbildung und (4) Umschu-
zung und Beförderung eigener Mitarbei-
lung. Sie stellt einen Teil des betrieblichen
ter. – 3. Instrumente: a) Anreizinstrumente
Anreizpotenzials dar, da sie dem Bedürf-
(materielle und immaterielle Anreize,
nis der meisten Arbeitnehmer nach per-
Arbeitssituationen als Anreizfaktor). b)
sönlicher Entfaltung und Erhaltung der
Einsatz von Beschaffungsmittlern (z. B.
eigenen Berufschancen entgegenkommt.
ĺ Head Hunting, ĺ Bundesagentur für
Ein bedeutender Teil der  Personalent-
Arbeit, Personalberatern und –vermitt-
wicklung ist die Führungskräfteentwick-
lern). c) Kommunikationspolitik (Perso-
lung, da die Entwicklung eines unter-
nalwerbung, ĺ Public Relations (PR)).
nehmensspezifischen Know-how Wett-
Personalcontrolling  –  Anwendung des bewerbsvorteile eröffnet.  –  2.  Methoden:
Controllinggedankens (ĺ  Personalpla- a) Verfahren der ĺ  Personalauswahl ge-
nung) auf Probleme der Steuerung und winnen zunehmend an Bedeutung, da
Kontrolle personeller Vorgänge im Un- sie nicht nur der Selektion, sondern auch
ternehmen, wobei in konzeptionel- der Ermittlung des individuellen Ent-
ler Hinsicht starke Überschneidungen wicklungsbedarfs dienen. b) Pädagogische
mit der ĺ  Personalplanung und dem Methoden der Erwachsenenbildung, u.a.
Personalfreisetzung 428

Schulungen, Seminare, Trainings, mode- der Entwicklung von Führungsmodel-


rierte Workshops, Qualitätszirkel, Plan- len und die operative Personalführung mit
spiele und Rollenspiele. Diese Methoden Fragen der Mitarbeiterführung.
fallen insgesamt unter die  Personalent-
wicklung off-the-Job. Andere Methoden Personalgewinnung ĺ  Personalbe-
wie z. B. Traineeprogramme, Job-Rota- schaffung.
tion, Auslandsaufenthalte werden als Per- Personal Identification Number ĺ Per-
sonalentwicklung on-the-Job oder Perso- sönliche Identifikationsnummer (PIN).
nalentwicklung into-the-Job bezeichnet.
Personalinformationssystem  –  Soft-
Personalfreisetzung  –  Personalreduzie- waresystem, das die persönlichen Da-
rung. Verringerung der Mitarbeiterzahl ten der Mitarbeiter erfasst und bearbei-
eines Unternehmens, die erforderlich ist, tet. Dieses umfasst die Personalstamm-
wenn der Personalbestand größer ist als daten, die Bearbeitung tatsächlicher
der Personalbedarf (ĺ  Personalbedarf- (Fluktuation) und potenzieller (ĺ  Per-
sermittlung).  –  Maßnahmen: (1) Entlas- sonalplanung) Personalbewegungen, die
sungen (ĺ  Kündigung), (2) Nichterset- Arbeitszeiterfassung, die ĺ  Mitarbeiter-
zen des natürlichen Abgangs (bei Tod, beurteilung, Aus- und Weiterbildungs-
Fluktuation, Pensionierung) und (3) För- maßnahmen (ĺ  Personalentwicklung)
derung des freiwilligen Ausscheidens sowie die Lohn- und Gehaltsabrechnung
durch Abfindungsangebote.  –  Vgl. auch (ĺ Lohnbuchführung).
ĺ Outplacement.
Personalkennzahlen  –  aus Personalda-
Personalführung  –  Mitarbeiterführung; ten (ĺ  Personalinformationssystem) ge-
zielgerichtete soziale Einflussnahme auf wonnene Kennzahlen (absolute Zahlen
Mitarbeiter (ĺ  Führung). D.h., dass ein und Verhältniszahlen), die über personal-
Vorgesetzter mind. eine ihm unterstellte wirtschaftliche Sachverhalte (Personal-
Person bei der Durchführung einer ge- entwicklung und -struktur, Arbeitspro-
meinsamen Aufgabe anweist, koordiniert duktivitäten, Personalaufwand, Per-
und überwacht. Daneben gehören auch sonalverhalten) informieren und für
das Informieren, Unterweisen und Mo- personalpolitische Entscheidungen und
tivieren der Mitarbeiter zur Personalfüh- das ĺ  Personalcontrolling bedeutsam
rung. – Unterschiedliche Formen der Per- sind.
sonalführung finden im ĺ  Führungsstil
und in unterschiedlichen Führungsmo- Personalkosten  –  Lohnkosten. Begriff
dellen (ĺ  Management-by-Techniken) des internen ĺ  Rechnungswesens: alle
ihren Ausdruck. Es werden wie bei der ĺ Kosten, die durch den Einsatz von Ar-
Unternehmensführung (ĺ Management) beitskräften (Personal) direkt oder indi-
zwischen strategischer, taktischer und rekt entstehen. Dazu gehören die Löhne
operativer  Personalführung unterschie- und Gehälter (ĺ  Bruttoarbeitsentgelt),
den. Auch die Aufgaben sind analog fest- die ĺ Sozialkosten und sonstigen ĺ Per-
gelegt: Die strategische  Personalführung sonalnebenkosten. Ausgenommen von
befasst sich v.a. mit konzeptionellen Auf- den  Personalkosten ist der ĺ  kalkulato-
gaben, die taktische  Personalführung mit rische Unternehmerlohn. Buchhalterisch
429 Personal-Service-Agentur

festgehalten werden die Personalkosten in Die  Personalplanung ist Teil der ĺ  Per-


der ĺ Lohnbuchführung. sonalwirtschaft und Teil der ĺ  Unter-
Personalkredit  –  Kredit, der aufgrund nehmensplanung.  –  2.  Teilbereiche:  Per-
der ĺ  Kreditwürdigkeit (Bonität) des sonalplanung vollzieht sich in mehreren
Kreditnehmers ohne weitere dingliche Prozessschritten: (1) ĺ  Personalbedarf-
Sicherheiten gewährt wird. Ein  Perso- sermittlung; (2) Planung der ĺ  Perso-
nalkredit kann z. B. durch eine ĺ Siche- nalbeschaffung; (3) Planung der ĺ  Per-
rungsübereignung, eine ĺ  Bürgschaft sonalentwicklung; (4) Planung des
oder eine ĺ Forderungsabtretung abgesi- ĺ  Personaleinsatzes; (5) Planung der
chert werden. – Gegensatz: ĺ Realkredit. ĺ Personalfreisetzung. – Voraussetzung ist
ein gut ausgebautes, dem ĺ Datenschutz
Personalleasing ĺ  Arbeitnehmerüber- Rechnung tragendes ĺ Personalinfomati-
lassung. onssystem.
Personalmanagement ĺ Personalwirt- Personalpolitik ĺ Personalwirtschaft.
schaft.
Personalrabatt ĺ Belegschaftsrabatt.
Personalnebenkosten  –  Lohnnebenkos-
Personalrat  –  gewählte Personalvertre-
ten, Lohnzusatzkosten, Personalzusatz-
tung der Bediensteten (anstelle des ĺ Be-
kosten. Aufwendungen der ĺ  Arbeitge-
triebsrates) in Betrieben und Verwaltun-
ber, die neben dem ĺ  Arbeitsentgelt an
gen des ĺ  Bundes, der ĺ  Länder, der
die ĺ Arbeitnehmer gezahlt werden. Sie
ĺ Gemeinden und sonstigen ĺ Körper-
können gesetzlich vorgeschrieben, durch
schaften des öffentlichen Rechts zu Wahr-
einen ĺ Tarifvertrag vereinbart oder frei-
nehmung der Mitwirkungs- und Mitbe-
willig sein. Zu den  Personalnebenkos-
stimmungsrechte. Rechtsgrundlagen sind
ten zählen v.a. Arbeitgeberanteile zur So-
das Bundespersonalvertretungsgesetz
zialversicherung, Beiträge zur Berufsge-
(BPersVG) und entsprechende Landesge-
nossenschaft (ĺ  Sozialkosten), bezahlte
setze.
Abwesenheit wie Urlaub, Feiertage und
Krankheitstage sowie Aufwendungen für Personalreduzierung ĺ  Personalfrei-
Aus- und Fortbildung, Werksverpflegung, setzung.
Zuschüsse zur Altersversorgung. Perso- Personalressort ĺ Personalabteilung.
nalnebenkosten sind Teil der ĺ Personal-
kosten. Personalselektion ĺ Personalauswahl.

Personalplanung  –  1.  Begriff: Planung, Personal Selling ĺ  persönlicher Ver-


d.h. die gedankliche Vorwegnahme zu- kauf.
künftiger personeller Maßnahmen. Sie Personal-Service-Agentur – neue Form
soll dafür sorgen, dass kurz-, mittel- und der ĺ  Arbeitnehmerüberlassung, einge-
langfristig die im Unternehmen benö- führt im Rahmen der ĺ  Hartz-Gesetze
tigten Arbeitnehmer in der erforderli- als Instrument zum Abbau der ĺ  Ar-
chen Qualität und Quantität zum rich- beitslosigkeit, inzwischen aber wieder ab-
tigen Zeitpunkt und am richtigen Ort geschafft. Sie waren eigenständige Einhei-
und unter Berücksichtigung der Un- ten der ĺ  Jobcenter, die staatlich-privat
ternehmensziele zur Verfügung stehen. oder nur privat organisiert sind.
Personalsteuern 430

Personalsteuern ĺ Personensteuern. personenbezogene Daten – Begriff aus


dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG).
Personalverwaltung – Summe aller ad- Personenbezogene Daten sind Einzelan-
ministrativ personalbezogenen Maßnah- gaben über persönliche oder sachliche
men in einem Unternehmen. Die  Perso- Verhältnisse einer Person.  –  Vgl. auch
nalverwaltung umfasst z. B. Erledigung ĺ Datenschutz.
aller Formalitäten von der Personalein-
stellung bis zur ĺ  Personalfreisetzung, Personengesellschaft ĺ  Rechtsform
Führen der ĺ  Personalakte, Erstellung der Gesellschaft, die aus einem Zusamen-
der Personalstatistik und Abwicklung der schluss von mind. zwei Personen zur
Lohn- und Gehaltszahlungen. Verwirklichung eines bestimmten Zwe-
ckes besteht. Im Unterschied zur ĺ  Ka-
Personalwesen ĺ Personalwirtschaft. pitalgesellschaft ist die  Personengesell-
schaft keine ĺ  juristische Person. Eine
Personalwirtschaft  –  Personalmanage-
Kapitalbeteiligung ist rechtlich nicht er-
ment, Personalpolitik, Personalwesen, Hu-
forderlich, in der Praxis aber üblich. Die
man Ressource Management. Alle Maß-
Anteile an einer  Personengesellschaft
nahmen des Unternehmens, damit Mit-
sind nicht vererbbar oder veräußerbar.
arbeiter mit der richtigen Qualifikation
Grundsätzlich arbeiten die Gesellschaf-
am richtigen Arbeitsplatz in ausreichen-
ter persönlich mit und haften persön-
der Anzahl vorhanden sind und im Sinn
lich mit ihrem Vermögen. – Zu den Per-
des ĺ  Unternehmensziels zusammen-
sonengesellschaften zählen im Einzelnen:
arbeiten. Die personalwirtschaftlichen
(1) ĺ  Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Aufgaben werden in der Hauptsache von
(ĺ  GbR), (2) ĺ  Kommanditgesellschaft
der ĺ  Personalabteilung wahrgenom-
(KG), (3) ĺ  offene Handelsgesellschaft
men.  –  Im Einzelnen gehören folgende
(OHG), (4) ĺ  Partnerschaftsgesellschaft
Aufgabenbereiche zur Personalwirtschaft:
(PartG).  –  Die ĺ  stille Gesellschaft ist
(1) ĺ  Personalbedarfsermittlung, (2)
keine Personengesellschaft, weil hier ein
ĺ Personalbeschaffung, (3) ĺ Personal-
gesellschaftlicher Zusammenschluss nur
auswahl, (4) Einstellung und Eingliede-
im Innenverhältnis vorhanden ist.  –  Ge-
rung des neuen Mitarbeiters, (5) ĺ  Per-
gensatz: ĺ Kapitalgesellschaft.
sonalfreisetzung, (6)  Personaleinsatzpla-
nung (ĺ Personaleinsatz), (7) Gestaltung Personenkonto  –  Begriff aus der
von Arbeitszeit (ĺ  Arbeitszeitmodelle), ĺ  Buchführung.  Personenkonto ist ein
Arbeitsentgelt und Aufgaben, (8) ĺ Perso- ĺ  Konto, das für einen einzelnen Kun-
nalentwicklung (Aus- und Weiterbildung), den (ĺ  Debitoren) oder Lieferanten
(9) Laufbahngestaltung, (10) ĺ  Perso- (ĺ  Kreditoren) geführt wird.  –  Gegen-
nalführung, (11) ĺ  Personalverwaltung, satz: ĺ Sachkonto.
(12) ĺ Personalcontrolling. Personensteuern  –  Subjektsteuern, Per-
Personalzusatzkosten ĺ  Personalne- sonalsteuern. Steuern, mit denen die wirt-
benkosten. schaftliche Leistungsfähigkeit von natür-
lichen und juristischen Personen erfasst
personelle Einkommensverteilung werden soll (ĺ  Leistungsfähigkeitsprin-
ĺ Einkommensverteilung. zip).  Personensteuern sind z. B. die
431 Pfandrecht

ĺ Einkommensteuer und die ĺ Körper- ĺ  offenen Handelsgesellschaft (OHG),


schaftsteuer. – Gegensatz: ĺ Realsteuern. der ĺ Partnerschaftsgesellschaft (PartG),
der Komplementär der ĺ  Kommandit-
Personenversicherung ĺ Versicherung,
gesellschaft (KG) und der ĺ  Komman-
bei der das versicherte Risiko (ĺ  Wag-
ditgesellschaft auf Aktien (KGaA), nicht
nis) überwiegend in der Beeinträchtigung
jedoch stille Gesellschafter der ĺ  stillen
der körperlichen Unversehrtheit einer
Gesellschaft.
natürlichen Person liegt.  Personenversi-
cherung sind v.a. die ĺ Krankenversiche- Pfandbrief  –  gedeckte ĺ  Anleihe, die
rung, ĺ  Lebensversicherung, ĺ  Pflege- von ĺ  Pfandbriefbanken (früher Real-
versicherung, ĺ Rentenversicherung und kreditinstituten wie Hypothekenbanken,
die ĺ  Unfallversicherung.  –  Gegensatz: Landesbanken und Pfandbriefanstalten)
ĺ Sachversicherung. aufgrund erworbener Hypotheken (Hy-
pothekenpfandbrief), Forderungen ge-
persönliche Identifikationsnummer genüber staatlichen Stellen (Staatspfand-
(PIN)  –  Personal Identification Number; brief) oder Schiffshypotheken (Schiffs-
nur einer oder wenigen Personen bekann- pfandbrief) vergeben wird. Die Laufzeit
ter numerischer Code, mit dem sich diese von Pfandbriefen liegt i.d.R. zwischen ei-
gegenüber einer Maschine authentisie- nem Jahr und zehn Jahren.  Pfandbriefe
ren kann/können. Mit einer PIN kann nur werden an der Börse gehandelt und im
überprüft werden, ob der Teilnehmer den Kurs meist sehr beständig.
Code kennt, nicht aber, ob er zur Benut-
zung berechtigt ist. – Häufige Anwendun- Pfandbriefbank  –  früher Hypotheken-
gen: Geldausgabeautomat, ĺ  Electronic bank. ĺ  Kreditinstitut, das nach dem
Cash, ĺ Homebanking, Mobiltelefon. Pfandbriefgesetz (PfandBG) durch
ĺ Grundpfandrechte gesicherte ĺ Dar-
persönlicher Verkauf –  Personal Selling. lehen gewährt. Zur Finanzierung werden
Instrument der ĺ  Kommunikationspo- von den Pfandbriefbanken ĺ Pfandbriefe
litik, das auf dem unmittelbaren Kontakt ausgegeben. –  Weitere Informationen un-
zwischen Verkäufer und Käufer beim Ab- ter www.pfandbrief.de.
satz von ĺ Waren und ĺ Dienstleistun-
Pfandrecht ĺ  dingliches Recht, eine
gen beruht. Zentrale Bedeutung beim An-
fremde Sache oder ein fremdes Recht zu
gebot erklärungsbedürftiger Produkte
verwerten. Es dient zur Sicherung einer
(z. B. ĺ  Specialty Goods), bei dem das
Geld- oder Sachforderung eines Gläubi-
Kaufverhalten stark von den persönlichen
gers gegenüber einem Schuldner. – Nach
Beratungs- und Überzeugungsleistungen
dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)
des Verkäufers beeinflusst wird.
gibt es nur Pfandrechte an Rechten und an
persönlich haftender Gesell- beweglichen Sachen. Ein entsprechendes
schafter  –  Gesellschafter, der ne- Recht an Grundstücken bezeichnet das
ben seiner Kapitaleinlage mit sei- Gesetz nicht als  Pfandrecht (ĺ  Grund-
nem ĺ  Privatvermögen für die Ver- pfandrecht).  –  Zu unterscheiden sind:
bindlichkeiten der Gesellschaft haftet (1) Gesetzliches Pfandrecht: Pfandrecht
(ĺ  Haftung). Persönlich haftende Ge- aufgrund von Gesetzen. Dazu gehö-
sellschafter sind alle Gesellschafter der ren z. B. das  Pfandrecht des Vermieters,
Pfändung 432

des Pächters oder Verpächters und beim Waisen- und Hilfskassen sowie Sterbe-
Werkvertrag das  Pfandrecht des Unter- geldversicherungen bis 3.579 Euro. – Vgl.
nehmers. (2) Vertragliches Pfandrecht: auch ĺ Unpfändbarkeit.
vertraglich vereinbartes Pfandrecht. I.d.R. Pfändungsfreigrenze ĺ  Lohnpfän-
muss die verpfändete Sache dem Pfand- dung.
gläubiger übergeben werden. Aus die-
sem Grund ist das vertragliche Pfandrecht Pferdesteuer ĺ Gemeindesteuern.
in der Praxis wenig gebräuchlich.  –  Der Pflege-Bahr ĺ  Pflegetagegeldversiche-
Gläubiger hat aufgrund des  Pfandrechts rung.
das Recht, bei Nichterfüllung der durch
das  Pfandrecht gesicherten Forderung Pflegebedürftigkeit  –  Voraussetzung
den Pfandgegenstand zu verwerten. für Leistungen (ĺ  Pflegegeld) der so-
zialen und privaten ĺ  Pflegeversiche-
Pfändung  –  Begriff aus dem Zwangs- rung.  –  Pflegebedürftig sind diejenigen,
vollstreckungsrecht (ĺ  Zwangsvollstre- die wegen einer körperlichen, geistigen
ckung) bei einer Geldforderung.  Pfän- oder seelischen Krankheit oder Behin-
dung ist die staatliche Beschlagnahmung derung für die gewöhnlichen und wie-
eines Gegenstandes oder einer Forderung derkehrenden Verrichtungen im Ablauf
zum Zwecke der Verwertung.  –  1.  Pfän- des täglichen Lebens auf Dauer, voraus-
dung von Sachen: Der Gerichtsvollzieher sichtlich für mind. sechs Monate, in er-
nimmt den Gegenstand an sich (Faust- heblichem oder höherem Maße der Hilfe
pfand) oder er belässt ihn im Gewahr- bedürfen.  –  Je nach  Pflegebedürftigkeit
sam des ĺ Schuldners, versieht den Ge- werden drei Pflegestufen unterschieden:
genstand aber mit einem Pfandsiegel erheblich Pflegebedürftige (Pflegestufe I),
oder „Kuckuck“. Nicht pfändbar sind je- Schwerpflegebedürftige (Pflegestufe II)
doch Gegenstände, die der Ausübung und Schwerstpflegebedürftige (Pflegestufe
des Berufs und der Lebensführung die- III). Die Pflegebedürftigkeit wird von den
nen. Kann der Gerichtsvollzieher nicht ĺ Pflegekassen durch den Medizinischen
pfänden, stellt er eine Urkunde über Un- Dienst der Krankenversicherung (MDK)
pfändbarkeit aus. Das Gericht kann den festgestellt und regelmäßig überprüft.
Schuldner in diesem Fall laden und ein Pflegegeld – Leistung der ĺ Pflegever-
Vermögensverzeichnis mit ĺ  eidesstatt- sicherung für „selbst beschaffte Pflegehil-
licher Versicherung verlangen. – 2.  Pfän- fen“ anstelle der ansonsten bei Eintritt ei-
dung von Forderungen: Es wird auf An- nes Pflegefalls als Pflegesachleistung zu
trag vom Amtsgericht ein Pfändungs- und gewährenden häuslichen Pflege durch zu-
Überweisungsbeschluss ausgestellt und gelassene ambulante Pflegeeinrichtun-
dem Schuldner zugestellt. Die Pfändung gen. Dabei handelt es sich in den meis-
von Arbeitsentgelten ist allerdings be- ten Fällen um Familienangehörige, die
schränkt (ĺ Lohnpfändung). Grundsätz- die Pflege übernommen haben (Pflegeper-
lich sind Ansprüche aus einer ĺ Lebens- sonen).  –  Die Höhe des  Pflegegeldes rich-
versicherung bis zur Höhe des Rückkaufs- tet sich nach der ĺ  Pflegebedürftigkeit.
werts pfändbar. Unpfändbar oder bedingt Im Fall der Pflegestufe I beträgt das Pfle-
pfändbar sind Bezüge aus der Witwen-, gegeld seit 1.1.2012 235 Euro, im Fall der
433 Pflegeversicherung

Pflegestufe II 440 Euro und im Fall der Pflegestufen ĺ Pflegebedürftigkeit.


Pflegestufe III 700 Euro monatlich. Für
Pflegetagegeldversicherung – 1. Unge-
Familienangehörige, die die Pflege über-
förderte Pflegetagegeldversicherung: Pri-
nommen haben, ist das  Pflegegeld steu-
vate ĺ Pflegezusatzversicherung, die bei
erfrei.
ĺ Pflegebedürftigkeit durch Zahlung ei-
Pflegekasse  –  Träger der sozialen nes vertraglich vereinbarten Tagessatzes
ĺ Pflegeversicherung. Die Pflegekasse ist zusätzlich zu den Leistungen der gesetz-
eine selbstständige ĺ  Körperschaft des lichen ĺ  Pflegeversicherung das Pfle-
öffentlichen Rechts. Sie steht unter staat- gekostenrisiko unabhängig von den tat-
licher Aufsicht. Die Aufgaben der  Pfle- sächlich anfallenden Kosten mindert. Die
gekasse werden von den ĺ Krankenkas- Höhe des Tagesgeldes variiert je nach Ver-
sen wahrgenommen. Die  Pflegekassen sicherungstarif mit dem Grad der Pflege-
sind jedoch rechtsfähig und treten in ei- bedürftigkeit oder in Abhängigkeit von
genem Namen und in eigener Verantwor- ambulanter oder stationärer Pflege. –
tung auf. 2.  Staatlich geförderte Pflegetagegeldversi-
Pflegekostenversicherung  –  Private cherung (Pflege-Bahr): Seit 2013 können
ĺ  Pflegezusatzversicherung  zum  teil- private Pflegetagegeldversicherungen auf
weisen oder vollen Ersatz der von der ge- Inititiative des früheren Gesundheitsmi-
setzlichen ĺ  Pflegeversicherung nicht nisters Daniel Bahr durch einen monat-
gedeckten Pflegekosten. Die Versiche- lichen Zuschuss von 5 Euro staatlich ge-
rungsleistungen bestehen i.d.R. aus einer fördert werden, wenn der Versicherte
prozentualen Erstattung der nachgewiese- eine monatliche Mindestprämie von 10
nen Kosten, wobei vertraglich deren Art Euro selbst übernimmt. Die wichtigs-
und häufig auch Höchstgrenzen für die ten gesetzlichen Voraussetzungen für die
Kostenerstattung  vereinbart werden.  Die Förderungsfähigkeit sind: (1) Kontra-
nach dem ĺ  Kapitaldeckungsverfahren hierungszwang für die Versicherer, (2)
kalkulierte  Versicherungsprämie richtet Unzuässigkeit von Gesundheitsprüfun-
sich u.a. nach dem Leistungsumfang, Ge- gen, Risikozuschlägen und Leistungsaus-
schlecht, Eintrittsalter und dem bei Ver- schlüssen, (3) Abhängigkeit der Versiche-
tragsabschluss eingeschätzten  Gesund- rungsprämie nur vom Eintrittsalter und
heitsrisiko des Versicherten. – Vgl. auch Versicherungsumfang, (4) Versicherungs-
ĺ Pflegetagegeldversicherung. leistungen bestehen aus Geldleistungen
(Pflegetagesgeld oder Pflegemonatsgeld)
Pflege-Pauschbetrag ĺ  Pauschbetrag,
und (5) die Wartezeit bis zum Beginn
den ein ĺ Steuerpflichtiger, der einen an-
der Leistungspflicht des Versicherers darf
deren pflegt, steuerlich geltend machen
höchstens fünf Jahre betragen. – Vgl. auch
kann. Der Pauschbetrag beträgt 924 Euro.
ĺ Pflegekostenversicherung.
Er kann als ĺ  außergewöhnliche Belas-
tung bei der ĺ Einkommensteuer ange- Pflegeversicherung  –  Zweig des deut-
setzt werden. Die Pflege muss allerdings schen Systems der sozialen Sicherung.
in der Wohnung des Steuerpflichtigen Im Rahmen der Pflegeversicherung wird
oder in der Wohnung der Pflegeperson das Risiko der ĺ Pflegebedürftigkeit ab-
durchgeführt werden. gesichert. Die  Pflegeversicherung wurde
Pflegezusatzversicherung 434

1994 eingeführt.  –  1.  Gesetzliche  Pflege- Prämien. Die Prämien dürfen die Höchst-
versicherung (soziale Pflegeversicherung): beiträge der gesetzlichen Pflegeversiche-
Die Pflegeversicherung ist eine Pflichtver- rung nicht überschreiten.
sicherung. Die ĺ  Versicherungspflicht
und die Befreiung von der Versicherungs- Pflegezusatzversicherung  –  private
pflicht sind entsprechend der ĺ  Kran- Pflegezusatzversicherung. ĺ  Pflege-
kenversicherung geregelt. Die wichtigste versicherung,  welche  bei ĺ  Pflegebe-
Leistung der Pflegeversicherung ist das dürftigkeit  als private Zusatzversiche-
ĺ Pflegegeld. Von ihr werden aber auch rung die i.d.R. nicht kostendeckenden
Sachleistungen wie z. B. Gehhilfen, Bett- Leistungen der gesetzlichen Pflegever-
vorrichtungen und Rollstühle übernom- sicherung aufstockt. Pflegezusatzver-
men: bei Pflegestufe I seit 1.1.2012 bis zu sicherungen werden von der privaten
einem Wert von 450 Euro monatlich, bei Versicherungswirtschaft als (1) ĺ Pflege-
Pflegestufe II bis zu 1.100 Euro, bei Pflege- tagegeldversicherung oder (2) ĺ  Pflege-
stufe III bis zu 1.550 Euro sowie bei Härte- kostenversicherung angeboten.
fällen bis zu 1.918 Euro. – Träger der Pfle-
geversicherungen sind die ĺ  Pflege- Pflichtveranlagung  –  Pflicht zur  Ein-
kassen.  –  Die Finanzierung erfolgt über kommensteuerveranlagung durch das
Umlagen (ĺ  Umlageverfahren). Bezüg- ĺ Finanzamt. Grundätzlich sind alle Ein-
lich Beitragsbemessungsgrenze und Be- kommensteuerpflichtigen zur Abgabe ei-
messungsgrundlage gelten die Regelun- ner ĺ  Steuererklärung verpflichtet. Bei
gen der gesetzlichen Krankenversiche- Arbeitnehmern, die dem Lohnsteuerab-
rung. Derzeit beträgt der Beitragssatz zugsverfahren unterliegen, wird  jedoch
2,05 % (2014) der beitragspflichtigen Ein- eine Veranlagung durch das Finanzamt
nahmen des Versicherten. Auch bei der i.d.R. nur  auf freiwilligen Antrag durch-
gesetzlichen  Pflegeversicherung werden geführt (ĺ  Antragsveranlagung). In be-
die Beiträge jeweils zur Hälfte von Arbeit- stimmten Fällen sind Arbeitnehmer aber
gebern und -nehmern aufgebracht (Aus- verpflichtet, nach Ablauf des Kalender-
nahme Sachsen: Arbeitnehmer 1,525 %, jahres bis zum 31.  Mai des Folgejahres
Arbeitgeber 0,525 %).  –  2.  Private Pfle- unaufgefordert eine Einkommensteu-
geversicherung: Versicherungspflichtig ererklärung abzugeben,  u.a. wenn au-
sind alle privat Krankenversicherten so- ßer dem Arbeitsentgelt noch andere ein-
wie in der gesetzlichen Krankenversiche- kommensteuerpflichtige Einkünfte (z. B.
rung freiwillig Versicherte, wenn sie von ĺ  Renten  aus der gesetzlichen ĺ  Ren-
der Versicherungspflicht in der gesetzli- tenversicherung) oder dem ĺ Progressi-
chen  Pflegeversicherung befreit sind. Es onsvorbehalt unterliegende ĺ  Entgelter-
wird ein privater Pflegeversicherungsver- satzleistungen (z. B. ĺ  Arbeitslosengeld,
trag zwischen dem Versicherungsnehmer ĺ  Kurzarbeitergeld, ĺ  Krankengeld,
und einer Versicherungsgesellschaft abge- ĺ  Elterngeld) bezogen wurden und de-
schlossen. Die Leistungen und Leistungs- ren positive Summe mehr als 410 Euro
voraussetzungen müssen den Regelungen beträgt.
der gesetzlichen  Pflegeversicherung ent-
sprechen. Die Finanzierung erfolgt über physische Distribution ĺ Vertrieb.
435 Polypol

physisches Grenzprodukt ĺ Grenzpro- eines ĺ  Werbemittels innerhalb des


duktivität ĺ Mediums.
PIN – Abk. für ĺ persönliche Identifikati- Platzierungsgeschäft ĺ  Finanzdienst-
onsnummer (PIN). leistungen.
PIN-TAN-Verfahren ĺ Homebanking. Pluralinstanz ĺ Instanz.
Plankosten ĺ  Kosten, die für eine be- Point of Purchase (POP) ĺ Point of Sale
stimmte Bezugsgröße für einen zukünf- (POS).
tigen Abrechnungszeitraum zu erwar- Point of Sale (POS)  –  Point of Purchase
ten oder geplant sind.  Plankosten sind (POP); Ort des Einkaufs (aus Sicht des
das Produkt aus geplanten Faktorver- Kunden) bzw. Ort des Verkaufs (aus
brauchsmengen und geplanten Faktor- Sicht des Händlers). Der POS ist also der
preisen. – Gegensatz: ĺ Istkosten. Ort des Warenangebots (meist Laden
Plankostenrechnung  –  Form der bzw. Regal als innerbetrieblicher Stand-
ĺ  Kostenrechnung, die auf der Grund- ort), an dem der Kunde direkten Kon-
lage von geplanten Zukunftszahlen takt mit der ĺ Ware hat. – Aus Sicht des
vorgenommen wird. Für jede ĺ  Kos- ĺ Marketings ist dieser Ort für Maßnah-
tenstelle werden für eine bestimmte Pla- men der ĺ Verkaufsförderung bes. wich-
nungsperiode die ĺ Plankosten im Vor- tig, da Kunden dort zu spontanen Käu-
aus nach ĺ Kostenarten und ĺ Kosten- fen (Impulskäufen) angeregt werden kön-
trägern differenziert kalkuliert.  –  Nach nen.  –  Beim ĺ  Electronic Commerce
Ablauf des Planungszeitraums werden verlagert sich der POS nach Hause (in den
Plankosten und ĺ  Istkosten gegenüber- privaten Bereich) oder an den Arbeits-
gestellt, um so die Kostenabweichungen platz (in den geschäftlichen Bereich).
festzustellen.  –  Im Gegensatz zur star- Point-of-Sale-Zahlung  –  POS-Zah-
ren  Plankostenrechnung teilt die flexi- lung, bargeldloses Zahlen am ĺ Point of
ble Plankostenrechnung die Kosten zuerst Sale (POS), d.h. an der Computerkasse
in ĺ  fixe Kosten und ĺ  variable Kos- von Handels- und Dienstleistungsunter-
ten auf. Erst danach werden die Kosten nehmen. Zur Zahlung wird eine Bank-
den einzelnen Kostenstellen zugerech- kundenkarte eingesetzt (ĺ  Debitkarte,
net. – Gegensatz: ĺ Istkostenrechnung. ĺ Geldkarte, ĺ Kreditkarte). – Vgl. auch
Planning Lag ĺ Lag. ĺ Electronic Cash.
Planpreis ĺ Verrechnungspreis. Police ĺ Versicherungsschein.
Planung ĺ Unternehmensplanung. Polypol ĺ  Marktform, die durch viele
kleine Anbieter (Anbieterpolypol), Nach-
Planwirtschaft ĺ  Zentralverwaltungs- frager (Nachfragerpolypol bzw. Polyp-
wirtschaft. son) oder Anbieter und Nachfrager  (bi-
Platzierung – 1. Bank- und Börsenwesen: laterales Polypol) gekennzeichnet ist. Das
Als Platzierung wird die Unterbringung Polypol ist im Unterschied zum ĺ Oligo-
neu ausgegebener Wertpapiere bei kauf- pol durch das Fehlen einer merklichen In-
willigen Anlegern bezeichnet. – Vgl. auch terdependenz bzw.  Reaktionsverbunden-
ĺ  Emission.  –  2.  Werbung: „Standort“ heit zwischen den Anbietern und/oder
Polypson 436

Nachfragern gekennzeichnet. Aufgrund Portfolioinvestition – Form der ĺ Aus-


ihres kleinen Marktanteils können sie landsinvestition, bei der zur Erzielung
durch ihr Verhalten den Marktpreis nicht von Renditen und Kursgewinnen Forde-
beeinflussen und verhalten sich demzu- rungen erworben werden, die keine di-
folge bei gegebenem Marktpreis als Men- rekten Eigentumsrechte begründen (z. B.
genanpasser. ĺ Wertpapiere). –  Gegensatz: ĺ Direkt-
Polypson ĺ Polypol. investition.

Poolabschreibung ĺ  geringwertige POS – Abk. für ĺ Point of Sale.


Wirtschaftsgüter. Postgeheimnis  –  1.  Begriff: Schutz der
Portefeuille ĺ Portfolio. Unverletzlichkeit von Postsendungen, ga-
rantiert durch Art. 10 des ĺ  Grundge-
Portfolio  –  Portefeuille. 1.  Wertpapier- setzes (GG) und § 39 Postgesetz (PostG).
portfolio: Gesamtbestand an ĺ  Wert- Dem  Postgeheimnis unterliegen die nä-
papieren und seine Zusammenset- heren Umstände des Postverkehrs be-
zung.  –  2.  Geschäftsportfolio: Gesamtheit stimmter natürlicher und juristischer
und Zusammensetzung der Geschäfts- Personen sowie der Inhalt von Post-
felder, auf denen ein Unternehmen tätig sendungen.  –  2.  Umfang: Zu Wahrung
ist. – Vgl. ĺ Portfolio-Analyse. des Postgeheimnisses ist verpflichtet, wer
Portfolio-Analyse – verbreitetes Analyse- geschäftsmäßig Postdienste erbringt und
und Planungsinstrument des ĺ  strate- daran mitwirkt. Den Verpflichteten ist es
gischen Manegements. Die strategischen untersagt, sich oder anderen über das für
Geschäftseinheiten eines Unternehmens die Erbringung der Postdienst erforderli-
werden in einer Matrix angeordnet. Auf che Maß hinaus Kenntnis vom Inhalt von
einer Achse werden die Bewertungskri- Postsendungen oder den näheren Um-
terien, die vom Unternehmen beeinflusst ständen des Postverkehrs zu verschaf-
werden können, abgetragen. Dies ist z. B. fen.  –  3.  Ausnahmen: a) postdienstrecht-
der relative ĺ  Marktanteil, der ĺ  Ge- liche Ausnahme: Dieses Verbot gilt nicht,
winn, der ĺ  Deckungsbeitrag oder der soweit es erforderlich ist, (1) bei entgelt-
ĺ Cashflow. Die andere Achse bildet die begünstigten Postsendungen das Vorlie-
Bewertungskriterien ab, die vom Markt gen tariflicher Voraussetzungen zu prü-
bestimmt und damit vom Unternehmen fen, (2) den Inhalt beschädigter Postsen-
nicht beeinflussbar sind. Dies sind z. B. dungen zu sichern, (3) den auf anderem
das ĺ  Marktvolumen, das Marktwachs- Wege nicht feststellbaren Empfänger oder
tum oder die Phasen des ĺ  Produktle- Absender eine unanbringlichen Post-
benszyklus. Ordnet man die strategischen sendung zu ermitteln und (4) körperli-
Geschäftseinheiten in der Matrix an, las- che Gefahren abzuwenden, die von einer
sen sich Unternehmensstrategien ablei- Postsendung für Personen und Sachen
ten. Bekannte Beispiele sind die Vierfel- ausgehen. b) strafrechtliche Ausnahme:
dermatrix der Boston Consulting Group, Von der Wahrung des  Postgeheimnis-
die Neunfeldermatrix von McKinsey und ses entbinden (1) Kenntnis von Vorha-
das Markt-Produktlebenszyklus-Portfo- ben gemeingefährlicher Verbrechen, wie
lio. – Vgl. auch Abb. „Portfolio-Analyse“. Hochverrat, Münzverbrechen, Mord und
437 Postgeheimnis
Postkeynesianismus 438

Menschenraub; (2) amstrichterliche Be- in Industrieunternehmen. Die Struk-


schlüsse bei strafgerichtlichen Untersu- tur eines PPS-Systems besteht häufig aus
chungen etc., Beschlagnahme von Post- Grunddatenverwaltung, Produktionspro-
sendungen; (3) Abwehr von drohenden grammplanung (Absatzprognosen und/
Gefahren für die freiheitlich-demokra- oder Kundenauftragsverwaltung), Ma-
tische Grundordnung oder für Bestand terialwirtschaft (Bedarfsplanung, Lager-
und Sicherheit der in der Bundesrepublik haltung, Bestellwesen), Zeit- und Kapazi-
Deutschland stationierten Truppen der tätsplanung (Durchlaufterminierung, Ka-
NATO. – Vgl. auch ĺ Briefgeheimnis. pazitätsplanung) und Werkstattsteuerung
Postkeynesianismus ĺ  Keynesianis- (Verfügbarkeitsprüfung und Auftrags-
mus. freigabe, Feinterminierung und Auftrags-
fortschrittskontrolle). Der Einsatz von
Post Merger Integration ĺ  Merger &
PPS-Systemen ist in großen Unterneh-
Acquisition.
men sehr verbreitet, in kleinen und mitt-
POS-Zahlung  –  Kurzbezeichnung für leren Unternehmen jedoch relativ selten.
ĺ Point-of-Sale-Zahlung.
PR – Abk. für ĺ Public Relations.
Potenzialinvestition ĺ immaterielle In-
vestition. Präferenz  –  Vorrang, Vorzug.  –  1.  Wirt-
schaftstheorie: Ausdruck der relativen
potenzieller Wettbewerb ĺ  Wettbe-
subjektiven Bewertung eines Nachfra-
werb, dem etablierte Anbieter oder Nach-
gers, indem er z. B. das Güterbündel A
frager auf ĺ offenen Märkten oder mehr
dem Güterbündel B im Hinblick auf die
oder weniger überwindbaren Markt-
erwartete Bedürfnisbefriedigung bzw.
zutrittsbarrieren durch den möglichen
den erwarteten ĺ Nutzen vorzieht (prä-
Marktzutritt neuer Anbieter oder Nach-
feriert).  –  2.  Außenwirtschaft: Vorzugs-
frager (Newcomer) ausgesetzt sind. – Die
behandlung eines anderen Staates, z. B.
Bedeutung des potenziellen Wettbewerbs
durch Einräumung von Vorzugszöllen.
liegt darin, dass sich aktuelle Anbieter
I.d.R. wird dies vertraglich geregelt (sog.
oder Nachfrager (selbst Alleinanbieter
Präferenzabkommen). Dies widerspricht
oder -nachfrager) u.U. als Reaktion auf
jedoch dem Grundsatz der ĺ  Meistbe-
die Bedrohung ihrer Marktposition von
günstigung des Allgemeinen Zoll- und
außen zur Abwehr möglicher Marktzu-
Handelsabkommen (GATT) und der
tritte (z. B. durch die Forderung „markt-
ĺ Welthandelsorganisation (WTO).
zutrittsverhindernder“ Preise) so verhal-
ten wie bei aktuellem Wettbewerb. Von Präferenzabkommen ĺ Präferenz.
dieser umstrittenen These geht z. B. das
Prämie  –  Allgemein: finanzieller oder
wettbewerbstheoretische Konzept der
nichtmonetärer Anreiz, um Erfolg oder
Contestable Markets aus.
Leistung zu belohnen. – 1.  Personalwesen:
ppa – Abk. für per prokura (durch Pro- Die Prämie als Anerkennung bes. betrieb-
kura), ĺ Prokura. licher Leistungen des Arbeitnehmers (Leis-
PPS-System  –  Produktionsplanungs- tungsprämie) ist Bestandteil des ĺ  Ar-
und -steuerungssystem. Software zur Pla- beitsentgelts. – Vgl. auch ĺ Erfolgsbetei-
nung und Steuerung der Produktion ligung, ĺ Lohn. – 2.  Marketing: Prämien
439 Preisbildung

können zur Verkaufsförderung eingesetzt dem ĺ  Preis (als ĺ  Aktionsparameter)


werden. Kunden können als  Kaufprämie eines Anbieters und der zu diesem Preis
z. B. ein Geschenk oder einen Gutschein in der Planperiode absetzbaren Menge
beim Kauf eines bestimmten Produktes (als ĺ  Erwartungsparameter). Im Falle
erhalten. – 3.  Versicherung: Prämie ist das des Mehr-Produkt-Monopols sowie bei
Entgelt, das der Versicherungsnehmer homogenen und heterogenen Konkur-
für den ĺ  Versicherungsschutz zahlen renzprodukten sind in der  Preisabsatz-
muss (Versicherungsprämie). Mit der Prä- funktion des Anbieters bzw. Produktes
mie sind Versicherungsteuer und Neben- die Konkurrenzpreise zu berücksichtigen.
gebühren zu entrichten. Die nicht recht- Die Bedeutung von  Preisabsatzfunktio-
zeitige Zahlung der Erstprämie führt zum nen liegt darin, dass sie die nachfragethe-
Verlust des Versicherungsschutzes. Au- oretischen Grundlagen zur Erklärung der
ßerdem kann der Versicherer den ĺ Ver- ĺ  Preisbildung darstellen.  –  Vgl. auch
sicherungsvertrag kündigen. Bei der nicht ĺ Nachfrage, ĺ Preistheorie.
rechtzeitigen Zahlung einer Folgeprämie
Preisangabe  –  Angabe von ĺ  Preisen
hat der Versicherer ebenfalls ein Kündi-
für Waren und Leistungen, die Endver-
gungsrecht.
brauchern gewerbs- oder geschäftsmäßig
Prämienlohn ĺ Lohn. angeboten werden. Nach der Preisanga-
Präsenzbörse ĺ Parkettbörse. benverordnung (PAngV) muss der End-
preis angegeben werden, d.h. der Preis
Praxisgebühr  –  Im Jahre 2004 einge- einschließlich der Umsatzsteuer und
führte und seit 2013 wegen mangelnder sonstiger Preisbestandteile (z. B. Über-
Effizienz abgeschaffte Zuzahlung eines führungskosten). Wer Waren nach Ge-
in der gesetzlichen ĺ  Krankenversiche- wicht, Volumen, Länge oder Fläche anbie-
rung Versicherten an einen Vertrags-Arzt, tet, muss neben dem Endpreis den Preis
Vertrags-Physiotherapeuten usw. Die Pra- pro Mengeneinheit angeben. Auf die Be-
xisgebühr betrug zehn Euro pro Quartal. reitschaft, über den Preis zu verhandeln,
Ziel der Praxisgebühr war es u.a., unnö- kann hingewiesen werden, soweit es der
tige Arztbesuche der Versicherten zu ver- allg. Verkehrsauffassung entspricht und
hindern. Rechtsvorschriften nicht entgegenstehen.
Preis – der in Geldeinheiten ausgedrückte Preisbildung  –  Zustandekommen eines
Tauschwert eines ĺ  Gutes. Das Verhält- Preises.  –  1.  Wirtschaftstheorie:  Preisbil-
nis der Geldeinheit zur Mengeneinheit dung ist das Zustandekommen eines Prei-
(z. B. Euro pro Stück oder kg) wird als ses auf einem Markt und die Ermittlung
absoluter  Preis bezeichnet. Beim relati- der Preishöhe. Die Art der  Preisbildung
ven Preis wird dagegen der Tauschwert ei- hängt im Wesentlichen von der ĺ Markt-
nes Gutes in Einheiten eines anderen Gu- form und dem Verhalten der Anbieter
tes ausgedrückt. – Anders: Preisrelation. und Nachfrager ab. – 2. Betriebswirtschaft:
Preisabsatzfunktion – bezeichnet in der Festlegung der Preishöhe. Im Wesentli-
ĺ Preistheorie im einfachsten Fall (ohne chen erfolgt die Preisbildung auf der Basis
Einfluss von Konkurrenzpreisen) den der ĺ Kalkulation. – Vgl. auch ĺ Preis-
funktionalen Zusammenhang zwischen politik.
Preisbindung 440

Preisbindung  –  gesetzliche oder ver-


tragliche Verpflichtung, ein Gut zu einem vertraglicher Bindung beruhende Preis-
festgesetzten Preis zu verkaufen.  –  Die beeinflussung durch den Hersteller. Der
vertragliche  Preisbindung zwischen An- Hersteller empfiehlt seinem Kunden ei-
gehörigen der gleichen Absatzstufe (hori- nen bestimmten Wiederverkaufspreis.
zontale Preisbindung) oder unterschiedli- Dies kann offen durch Aufdruck des
cher Absatzstufen (vertikale Preisbindung) empfohlenen Preises auf der Ware oder
ist in Deutschland grundsätzlich verboten Verpackung (Verbraucher-Preisempfeh-
(§ 1 GWB). –  Ausnahmen: (1) Die verti- lung) oder über Preislisten an den Händ-
kale Preisbindung für Zeitungen und Zeit- ler (Händler-Preisempfehlung) gesche-
schriften ist gemäß § 30 GWB zulässig. (2) hen. Durch Preisempfehlungen wird ver-
Außerdem unterliegen die Letztabneh- sucht, ein relativ einheitliches Niveau bei
merpreise für Bücher durch das Buch- den Endverbraucherpreisen für ein Pro-
preisbindungsgesetz (BuchPrG) der ge- dukt zu erreichen. Handelsbetriebe nut-
setzlichen Preisbindung. zen u.U.  Preisempfehlungen zur geziel-
ten Preisunterbietung aus.  –  Wettbe-
Preisdifferenzierung  –  Verkauf von werbsrechtlich sind  Preisempfehlungen
sachlich gleichen Produkten (Sach- und durch Gruppenfreistellungen (ĺ  Verti-
Dienstleistungen) durch einen Anbieter kal-GVO) i.d.R. zulässig. Davon ausge-
an verschiedene Kunden/Kundengrup- nommen sind Preisempfehlungen, die
pen zu unterschiedlichen Preisen. Instru- ein Lieferant durch Druckausübung und
ment der differenzierten Marktbearbei- Gewährung von Anreizen mit binden-
tung zur Abschöpfung von Gewinnpo- der Wirkung zur Umgehung des Preisbin-
tenzialen.  –  Die  Preisdifferenzierung ist dungsverbots (ĺ Preisbindung) durchzu-
direkt über den Preis oder indirekt über setzen versucht.
die Konditionen wie z. B. Gewährung von
Preis freibleibend ĺ  Handelsklausel in
Rabatten möglich.  Preisdifferenzierung
Lieferungsverträgen. ĺ Preis freibleibend
kann nach Kundengruppen, z. B. Einzel-
bedeutet, dass der Vertrag bindend ist, der
handel und Großhandel, oder nach Ver-
Preis jedoch entsprechend dem Markt-
wendungszweck, z. B. Stromtarife für pri-
preis am Lieferungstag verändert werden
vate Haushalte oder Industrie (personelle
kann.
Preisdifferenzierung), nach Mengen, z. B.
Staffelung durch Mengenrabatte (quan- Preisindex – Begriff aus der ĺ amtlichen
titaive Preisdifferenzierung),  nach zeitli- Statistik. Indexzahl zur Dokumentation
chen Aspekten, z. B. Vorsaison, Haupt- der Preisentwicklung in bestimmten Be-
saison  und Nachsaison (zeitliche Preis- reichen des Binnenmarktes.  –  Der  Prei-
differenzierung) und nach räumlichen sindex ist der gewichtete Durchschnitt
Aspekten, z. B. Inland und Ausland von Messzahlen für Preise einzelner Wa-
(räumliche Preisdifferenzierung) erfolgen. ren oder Dienstleistungen eines Wirt-
schaftsbereichs (Preis im Basisjahr =
Preiselastizität der Nachfrage ĺ  Elas-
100). Die Gewichtung erfolgt anhand der
tizität.
Bedeutung, die dem jeweiligen Gut in
Preisempfehlung  –  unverbindli- der Umsatz- und Ausgabenstruktur zu-
che Preisempfehlung. Eine nicht auf kommt. – Wichtige Preisindizes sind der
441 Preispolitik

ĺ  Verbraucherpreisindex für Deutsch- aller wichtigen Güter oder Güterbündel


land (VPI) und der ĺ  Harmonisierte (ĺ Warenkorb) in einer Volkswirtschaft.
Verbraucherpreisindex (HVPI). Der Kehrwert des Preisniveaus gibt die
Preiskalkulation ĺ  Preisbildung  auf Kaufkraft des Geldes an (ĺ Geldwert).
der Grundlage der ĺ  Kalkulation der Preisniveaustabilität  –  stabiles Preis-
ĺ Stückkosten (nach der ĺ Vollkosten- niveau. Zielsetzung der ĺ  Stabilisie-
rechnung oder ĺ  Teilkostenrechnung) rungspolitik, insbes. der ĺ  Geldpolitik,
und der preisabhängigen Absatz- und und eines der gleichrangigen Ziele des
Umsatzerwartungen für ein Produktan- ĺ magischen Vierecks, das sich auch als
gebot, die i.d.R. an dem erwartungsgemäß Vermeidung von ĺ Inflation und ĺ De-
insgesamt zu erzielenden ĺ Gewinn oder flation und als Sicherung des ĺ Geldwer-
ĺ Deckungsbeitrag des Produktes orien- tes umschreiben lässt.
tiert wird.
Preisnotierung ĺ Wechselkurs.
Preisklausel ĺ Wertsicherungsklausel.
Preisobergrenze  –  Höchstpreis, Maxi-
Preis-Lohn-Spirale ĺ  Lohn-Preis-Spi-
malpreis. Preis eines Produkts oder einer
rale.
Dienstleistung, den eine Person oder ein
Preismechanismus  –  Marktmechanis- Unternehmen als Nachfrager freiwillig
mus. Bezeichnung für das Prinzip der höchstens zu zahlen bereit ist (maximale
dezentralen Koordination von Wirt- Preisbereitschaft), oder der gesetzlich oder
schaftsplänen auf ĺ  Märkten, wo sich vertraglich vom Anbieter (Wiederver-
der ĺ  Preis als Ergebnis des Zusam- käufer) nicht überschritten werden darf
menspiels von Angebot und Nachfrage (ĺ Preisregulierung, ĺ Preisbindung).
frei von staatlicher Einflussnahme bilden
kann (ĺ  Preisbildung). Die Koordina- Preispolitik  –  alle Entscheidungen über
tion ist das Ergebnis der Koordinationsme- die Höhe des Preises eines Produktes
chanismen Verhandlung, ĺ Wettbewerb, (ĺ  Preisbildung, ĺ  Preiskalkulation).
ĺ Vertrag und ĺ Tausch. Der Preisme- Bei den Entscheidungen können auch
chanismus ist die dominierende Form der die Möglichkeiten einer ĺ Preisdifferen-
Koordinierung wirtschaftlicher Prozesse zierung einbezogen werden. Preispoliti-
in der ĺ  Marktwirtschaft.  –  Vgl. auch sche Entscheidungen beruhen i.d.R. auf
ĺ Marktgleichgewicht. Erwartungen über die Absatzwirkungen
(ĺ  Preisabsatzfunktion) und Daten der
Preisnachlass  –  Minderung des Ver- Kostenrechnung (ĺ  Preisuntergrenze).
kaufspreises durch den Verkäufer: (1) auf- Soll der Gewinn bzw. Deckungsbeitrag
grund einer Mängelrüge: ĺ Minderung; maximiert werden, sind der ĺ  Gren-
(2) aus wirtschaftlichen Gründen kann zerlös und die ĺ  Grenzkosten für die
dem Kunden ein ĺ Rabatt, ein ĺ Skonto Preisentscheidung maßgeblich. Dabei
oder ein ĺ  Bonus eingeräumt wer- sind möglicherweise existierende Preis-
den. – Vgl. auch ĺ Erlösschmälerungen. schwellen (ĺ  Preisschwelleneffekt) und
Preisniveau  –  Bezeichnung für den ĺ  Preisobergrenzen zu beachten.  Prei-
durch Indexzahlen (ĺ  Preisindex) ge- spolitik ist ein wichtiges Instrument des
messenen Durchschnittsstand der Preise ĺ Marketings.
Preisregulierung 442

Preisregulierung – staatliche Maßnahmen Preisuntergrenze  –  untere Grenze der


der Beeinflussung des Marktpreises eines betrieblichen Preissetzung (ĺ  Preispo-
Wirtschaftsgutes. Zur Preisregulierung kann litik), bei dessen Unterschreitung die an-
ein Mindestpreis oder Höchstpreis oder ein gefallenen Kosten nicht mehr gedeckt
Preis, ab dem der Staat eingreift (Interven- werden. Zu unterscheiden sind: (1) kurz-
tionspreis), festgelegt werden. – Preise kön- fristige  Preisuntergrenze (absolute Prei-
nen außerdem indirekt durch eine Besteue- suntergrenze): Bei dieser Preisgrenze wer-
rung von bestimmten Waren (ĺ Ökosteuer, den die ĺ  variablen Kosten pro Stück
ĺ Verbrauchsteuern) oder durch ihre Sub- noch gedeckt. Verluste entstehen jedoch
ventionierung (ĺ  Subvention) beeinflusst in Höhe der ĺ fixen Kosten; (2) langfris-
werden.  –  Aus volkswirtschaftlicher Sicht tige Preisuntergrenze: In diesem Fall wer-
werden Mindest- und Höchstpreise als sehr den variable und fixe Kosten gedeckt, aber
problematisch angesehen. Bei Mindestprei- kein Gewinn erzielt. – Daneben kann ein
sen kann es zu einer Überschussproduktion, staatlicher Mindestpreis (ĺ  Preisregu-
bei Höchstpreisen zu einer Unterversorgung lierung) auch oberhalb der betrieblichen
und somit zur Entstehung von ĺ Schwarz- Preisuntergrenze wirksam werden.
märkten kommen. Preiswettbewerb ĺ  Wettbewerb mit
Preisrelation – Verhältnis des ĺ Preises dem ĺ  Aktionsparameter ĺ  Preis, d.h.
eines Gutes zu dem Preis eines anderen das Streben von Anbietern mit einem
Gutes oder dem Durchschnittspreis einer günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis vor
Gruppe von Gütern. Internationale Preis- anderen Anbietern bei den Nachfragern
relationen (zwischen Inlandspreisen und zum Verkaufserfolg zu kommen. – Im Un-
Auslandspreisen bzw. Weltmarktpreisen) terschied zu anderen Formen des Wettbe-
bestimmen maßgeblich den ĺ  Außen- werbs (Nichtpreiswettbewerb) gewährleis-
handel. tet der  Preiswettbewerb in weitem Maße
die Ausrichtung aller wirtschaftlichen
Preisschwelleneffekt – Phänomen, dass Tätigkeiten am ĺ  ökonomischen Prin-
eine Preiserhöhung (Preisssenkung) bei zip. Ein wirksamer Preiswettbewerb kann
Überschreiten bestimmter Schwellen- i.d.R. als entscheidender Beitrag zur Er-
werte zu einem größeren Absatzverlust reichung des Zielkatalogs der ĺ Wettbe-
(Absatzgewinn) führt. Aufgrund von psy- werbspolitik gelten.
chologischen Preisschwellen werden häu-
fig gebrochene Preise (wie z. B. 9,98 Euro) Premium-Handelsmarke ĺ  Handels-
festgelegt. marke.

Preisstopp ĺ Schwarzmarkt. Pre-Sales-Service ĺ  Dienstleistung zur


Unterstützung des Verkäufers zur Kun-
Preistheorie  –  Teilgebiet der ĺ  Mik- dengewinnung, z. B. persönliche Bera-
roökonomie, in dem im Rahmen der tung. – Gegensatz: ĺ After-Sales-Service.
Markttheorie versucht wird, die ĺ Preis-
bildung in unterschiedlichen ĺ  Markt- Price Earnings Ratio (PER) ĺ Kurs-Ge-
formen theoretisch (i.d.R.  unter An- winn-Verhältnis (KGV).
nahme der ĺ  Gewinnmaximierung) zu Primäraktivitäten ĺ  Wertschöpfungs-
erklären. kette.
443 private Lebensführung

Primäreinkommen ĺ  Faktoreinkom- Privatbankier – Unternehmer des priva-


men, ĺ Nationaleinkommen. ten Bankgewerbes, der unter Einsatz ei-
genen Kapitals, unbeschränkter Gesamt-
Primärenergie ĺ Energiepolitik.
vermögenshaftung und Entscheidungs-
primärer Sektor  –  Begriff der Wirt- befugnis ohne übergeordnete Organe
schaftstheorie für die Wirtschaftszweige ĺ Bankgeschäfte i.S.d. Kreditwesengeset-
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fi- zes (§ 1 KWG) betreibt.
scherei. – Vgl. auch ĺ Urproduktion und
private Altersvorsorge ĺ  Lebensversi-
ĺ Sektoren der Volkswirtschaft.
cherung, ĺ Riester-Rente.
Primärforschung ĺ Marktforschung.
private Einlage ĺ Einlage.
Primärmarkt  –  Emissionsmarkt. Begriff private Entnahme ĺ Entnahme.
aus dem Bank- und Börsenwesen. Der
Primärmarkt ist der Finanzmarkt für den Private Equity – Begriff aus der Finanz-
Erstabsatz neu ausgegebener Wertpa- wirtschaft.  Private Equity ist von priva-
piere. – Gegensatz: ĺ Sekundärmarkt. ten und/oder institutionellen Anlegern
bereitgestelltes Kapital, mit dem Beteili-
Primärverteilung ĺ  Einkommensver- gungsgesellschaften (Private-Equity-Ge-
teilung. sellschaften) Unternehmensanteile für ei-
Primary Offering ĺ Initial Public Offe- nen begrenzten Zeitraum erwerben, um
ring (IPO). eine finanzielle Rendite zu erwirtschaften.
Der Begriff Private-Equity-Investitionen
Prime Standard  –  Teilmarkt der Frank- i.w.S. umfasst (1) Finanzierungen in eta-
furter Wertpapierbörse (ĺ  Deutsche blierte Unternehmen (Private-Equity-In-
Börse AG). Für im  Prime Standard no- vestitionen i.e.S.) und (2) Finanzierungen
tierte Unternehmen gelten deutlich stren- in junge Unternehmen (Venture-Capi-
gere Pflichten als die nach dem Börsen- tal-Investitionen, ĺ Venture-Capital).
gesetz (BörsG). Sie müssen den interna-
tional geltenden Anforderungen an eine Private-Equity-Gesellschaften ĺ  Pri-
hohe Transparenz gerecht werden. Es vate Equity.
müssen v.a. nach internationalen Rech- Private-Equity-Investitionen ĺ  Private
nungslegungsstandards aufgestellte Quar- Equity.
talsberichte und Jahresabschlüsse vorge-
Privateigentum  –  Im ĺ  Kapitalis-
legt werden. Die Aufnahme in den Prime
mus besteht ein Privateigtentum an den
Standard ist Voraussetzung für die Auf-
ĺ  Produktionsmitteln (Kapital). Dem-
nahme in einen der Auswahlindizes der
gegenüber bedeutet ein Kollektiveigentum
Deutschen Börse (ĺ  Deutscher Akti-
im ĺ Sozialismus, dass der Staat oder die
enindex (DAX) , ĺ  MDAX, ĺ  SDAX,
Gesellschaft das ĺ Eigentum an den Pro-
ĺ  TecDAX).  –  Gegensatz: ĺ  General
duktionsmitteln besitzt.
Standard.
private Lebensführung  –  Begriff aus
Prinzipal ĺ Unternehmer.
dem Einkommensteuerrecht. Ausgaben,
Prinzipal-Agent-Theorie ĺ  Agen- die im Zusammenhang mit der  privaten
cy-Theorie. Lebensführung eines ĺ Steuerpflichtigen
private Pflegezusatzversicherung 444

stehen, können steuerlich nicht geltend häufig im Hinblick auf eine höhere Effi-
gemacht werden. Hiervon wird nur ab- zienz privater Unternehmen oder zur De-
gewichen, wenn die Aufwendungen den ckung öffentlicher Haushaltsfehlbeträge
ĺ Sonderausgaben oder den ĺ außerge- gefordert.
wöhnlichen Belastungen zugeordnet wer- Privatklage  –  Begriff des Strafrechts für
den können. eine durch den Verletzten beim ĺ Amts-
private Pflegezusatzversicherung gericht zu erhebende Anklage wegen be-
ĺ Pflegezusatzversicherung. stimmter leichterer zum Nachteil des Ver-
letzten begangener Vergehen, die nicht
privater Haushalt  –  Begriff aus der
von bes. öffentlichen Interesse sind, z. B.
ĺ amtlichen Statistik. Ein privater Haus-
bei Verleumdung, Körperverletzung,
halt ist eine zusammenwohnende, wirt-
Hausfriedensbruch. Bei solchen ĺ  De-
schaftliche Personengemeinschaft oder
likten wird der Verletzte von der Staats-
eine Person, die allein wohnt und wirt-
anwaltschaft auf den Weg der Privatklage
schaftet. – Vgl. auch ĺ Haushalt.
verwiesen. – Erhebt die Staatsanwaltschaft
privates Gut  –  Individualgut. Gut, das bei den sog. Privatklageverfahrens-Delik-
in einer ĺ Marktwirtschaft von privaten ten Anklage, kann sich der Verletze als Ne-
Anbietern, v.a. Unternehmen auf einem benkläger anschließen.
ĺ Markt angeboten wird. Für ein privates
Privatkonto  –  Begriff aus der ĺ  Buch-
Gut ist charakteristisch, dass andere von
führung. Ein Privatkonto ist das ĺ Konto,
seiner Nutzung ausgeschlossen werden
auf dem die ĺ Entnahmen und ĺ Einla-
können (Ausschlussprinzip) und durch
gen der Einzelunternehmer oder der per-
seine Mitnutzung rivalisieren (Rivalitäts-
sönlich haftenden Gesellschafter einer
prinzip). – Gegensatz: ĺ öffentliches Gut.
ĺ Personengesellschaft verbucht werden.
Privathaftpflichtversicherung ĺ  Haft- Das Privatkonto wird als Unterkonto des
pflichtversicherung. ĺ Kapitalkontos über dieses abgeschlos-
Privatisierung  –  Überführung von ge- sen.
meinwirtschaftlichen oder öffentlichen Privatrecht  –  Haupteinteilung des deut-
Vermögen oder Aufgaben in den pri- schen Rechts neben dem ĺ öffentlichen
vaten Sektor einer Volkswirtschaft. Ge- Recht. Synonym werden für  Privatrecht
meinwirtschaftliche oder öffentliche Ver- auch die Begriffe ĺ  Bürgerliches Recht
mögen können in private Rechtsformen (rechtliche Beziehungen zwischen Bür-
überführt werden. Auf diese Weise kön- gern) oder Zivilrecht verwendet, die genau
nen Aufgabenfelder dem direkten Ein- genommen aber nur einen Teil desselben
fluss des öffentlichen Dienstrechts und bezeichnen. Die Unterscheidung in  Pri-
der Politik entzogen werden. Außer- vatrecht und öffentliches Recht ist be-
dem können so privatwirtschaftliche Fi- stimmend für das anzuwendende materi-
nanzierungsquellen erschlossen werden. elle Recht und für die Wahl des zulässigen
Eine Privatisierung kann auch durch den Rechtsweges (z. B. ordentliche Gerichte
Verkauf öffentlichen Vermögens erfolgen. oder Verwaltungsgerichte). – Zum Privat-
Die Privatisierung öffentlicher Unterneh- recht gehören vornehmlich das Bürgerli-
men wird in der politischen Diskussion che Recht (auch allgemeines Privatrecht
445 Produktdifferenzierung

genannt) einerseits und andererseits die höchstens drei Monate. Während der Pro-
Sonderprivatrechte, die für bestimmte Be- bezeit kann das Arbeitsverhältnis ohne
rufsgruppen und Sachgebiete spezielle Begründung i.d.R. mit einer Frist von
Regeln enthalten (z. B. Handels- oder Ge- zwei Wochen gekündigt werden.
sellschaftsrecht).
Product Placement  –  Werbemaß-
Privatvermögen – alle Wirtschaftsgüter, nahme, bei der ein ĺ Markenartikel ge-
die nicht zum ĺ  Betriebsvermögen ge- zielt als Requisite, z. B. in die Handlung ei-
zählt werden. Das  Privatvermögen dient ner Fernsehsendung, eingesetzt und eine
dem persönlichen Gebrauch des Unter- hohe Werbewirkung erwartet wird. Wird
nehmers. Dazu gehören z. B. die Woh- eine ganze Warengruppe eingesetzt, wird
nungseinrichtung, das privat bewohnte dies als Generic Placement bezeichnet.
Einfamilienhaus, der private Wagen, aber Ist das Gesamtthema eines Films auf ein
auch Schmuck und Sportgeräte. Privat- Unternehmen oder Produkt zugeschnit-
vermögen darf in der ĺ  Handelsbilanz ten, handelt es sich um sog. Image Place-
des ĺ  Kaufmanns nicht ausgewiesen ment. – Product Placement ist als getarnte
werden. Werbung i.d.R. ĺ unlauterer Wettbewerb
Privatversicherung  –  Individualversi- (ĺ sittenwidrige Werbung), in Rundfunk
cherung. Sammelbegriff für die privat- und Fernsehen verstößt es zudem gegen
wirtschaftliche ĺ  Versicherung durch das Trennungsgebot von Werbeinhalten
private Versicherungsunternehmen und und dem sonstigen Sendungsinhalt.
öffentlich-rechtliche Versicherungsan- Produkt  –  Ergebnis der ĺ  Produktion,
stalten. Die Versicherungsverhältnisse das ein Unternehmen als Endprodukt
kommen auf privatrechtlicher Grundlage, auf dem ĺ  Markt anbietet oder  als Vor-
also durch Verträge zustande. Zu unter- oder Zwischenprodukt selbst verwendet.
scheiden sind ĺ Personenversicherungen Aus Sicht eines Nachfragers ist ein  Pro-
und ĺ Sachversicherungen. –  Gegensatz: dukt ein Mittel zur Befriedigung seiner
ĺ Sozialversicherung. ĺ Bedürfnisse (ĺ Gut). – Produkte wer-
Probezeit  –  Zeitraum zu Beginn eines den in ĺ  Sachgüter (materielle Güter),
Arbeitsverhältnisses, der für ein Probe- ĺ  Dienstleistungen (immaterielle Gü-
arbeitsverhältnis vorgesehen ist. In dieser ter) und ĺ  Energieleistungen unterschie-
Zeit können die Vertragspartner die Eig- den. Eine weitere Einteilung kann nach
nung und Leistungen des ĺ  Arbeitneh- dem empfundenen Kaufrisiko eines End-
mers sowie die Arbeitsbedingungen prü- verbrauchers vorgenommen werden. In
fen. Die Dauer der  Probezeit muss sich diesem Fall unterscheidet man ĺ  Con-
aus der Vereinbarung ergeben. In ĺ Ta- venience Goods, ĺ  Shopping Goods und
rifverträgen wird sie meist auf drei Mo- ĺ Specialty Goods.
nate begrenzt. Die Höchstdauer darf sonst
Produktdesign ĺ Produktgestaltung.
sechs Monate betragen. Bei bes. verant-
wortungsvoller Arbeit sind über neun Produktdifferenzierung  –  Hinzufügen
Monate zulässig. Bei ĺ  Berufsausbil- einer weiteren Produktvariante zum Ab-
dungsverhältnissen beträgt die  Probe- satzprogramm (ĺ  Produkt- und Pro-
zeit gesetzlich mind. einen Monat und grampolitik)  unter Beibehaltung der
Produktentwicklung 446

bisherigen Ausführung durch Ände- vorliegen. Bei Personenschäden wird


rung einer oder mehrerer Eigenschaf- ein ĺ  Schadensersatz (Höchstbetrag 85
ten eines ĺ  Produkts. Dadurch sollen Euro), jedoch kein Schmerzensgeld an
die Ansprüche der einzelnen Kunden- den Geschädigten geleistet. Bei Sach-
gruppen genauer erfüllt werden. Es kön- schäden ist eine Selbstbeteiligung von
nen der Produktkern (z. B. Motorleis- 500 Euro vorgesehen. Dem Geschädigten
tung) oder die Produkthülle (z. B. Ka- bleibt aber u.U. die ĺ  Produzentenhaf-
rosserie, Dekor, Verpackung,) verändert tung. Die Verjährung beträgt drei Jahre.
werden. Produktdifferenzierung wird Der Anspruch erlischt zehn Jahre nach
häufig mit einer ĺ  Preisdifferenzierung dem Zeitpunkt, in dem der Hersteller das
kombiniert.  –  Vgl. auch ĺ  Wachstums- Produkt erstmals in den Verkehr gebracht
strategie. hat.
Produktentwicklung ĺ  Wachstums- Produkthülle ĺ Produktdifferenzierung.
strategie.
Produktfamilie  –  Produktlinie, Pro- Produktimitation ĺ  Me-too-Produkt,
duktgruppe. Begriff aus dem ĺ  Marke- ĺ Produktpiraterie.
ting. Als Produktfamilie werden im Ab-
Produktinnovation ĺ  Innovation,
satz verbundene Produkte bezeichnet,
ĺ Wachstumsstrategie.
z. B. eine Pflegeserie bei Kosmetika. Pro-
duktfamilien werden meist unter einer ge- Produktion –  Erzeugung, Fertigung, Her-
meinsamen ĺ  Marke (ĺ  Dachmarke) stellung. 1.  Betriebswirtschaftslehre: Pro-
vertrieben. – Vgl. auch ĺ Markenstrate- zess der zielgerichteten Kombination von
gien. ĺ  Produktionsfaktoren (ĺ  Input) und
Produktgestaltung  –  Product Design. deren Transformation in ĺ  Produkte
Festlegung der Erscheinungsform ei- (Erzeugnisse, ĺ  Output).  –  In der inge-
nes ĺ  Produkts in Ausstattung, Quali- nieurwissenschaftlichen Literatur wird
tät, Form und Markierung.  Produktge- der Ausdruck Fertigung für die zusam-
staltung ist eine im Rahmen der ĺ Pro- menbauende  Produktion und der Be-
dukt- und Programmpolitik zu treffende griff Erzeugung für die chemische Pro-
Entscheidung. duktion verwendet. Die  Produktion
ist Gegenstand der Produktionstheo-
Produktgruppe ĺ Produktfamilie. rie (ĺ  Produktions- und Kostentheo-
Produkthaftung  –  verschuldensunab- rie) und ĺ  Produktionsplanung.  –  Vgl.
hängige ĺ  Haftung (ĺ  Gefährdungs- auch ĺ Produktionsverfahren. – 2. Volks-
haftung) des Herstellers nach dem Pro- wirtschaftslehre: Kombination von Pro-
dukthaftungsgesetz (ProdHaftG). Die duktionsfaktoren (Boden, Arbeit und
Produkthaftung gilt für Personen- und Kapital) zur Herstellung von ĺ  Gütern
Sachschäden, die durch die Benutzung (einschließlich ĺ Dienstleistungen). Pro-
eines von ihm in den Verkehr gebrach- duktion wird wegen der ĺ  Knappheit
ten fehlerhaften ĺ Produkts hervorgeru- der Güter vorgenommen, führt überwie-
fen werden. Im Fall der  Produkthaftung gend zur ĺ Arbeitsteilung und damit zur
muss kein Verschulden des Herstellers Notwendigkeit der ĺ Koordination. Die
447 Produktionsindex

Produktion ist Gegenstand der ĺ  Mik- Produktionsfunktionen (mit konstantem


roökonomie und ĺ Makroökonomie. Faktoreinsatzverhältnis) werden unter-
schiedliche Typen von Produktionsfunkti-
Produktionsablaufplanung ĺ Produk-
onen unterschieden. Bekannt sind v.a.: (1)
tionsprozessplanung.
Produktionsfunktion vom Typ A (ertrags-
Produktionsbreite ĺ  Produktionspro- gesetzliche Produktionsfunktion): Wird
gramm. ein Einsatzfaktor vermehrt eingesetzt und
alle anderen Faktoren konstant gehalten,
Produktionsfaktoren  –  Einsatzgrö-
steigt die Ausbringungsmenge zunächst
ßen (ĺ  Inputs), die für die ĺ  Produk-
stärker, dann schwächer als der Einsatz-
tion notwendig sind.  –  1.  Betriebswirt-
faktor. Die Erhöhung der Ausbringungs-
schaftslehre: Nach Erich Gutenberg (deut-
menge ist nur bis zu einem bestimmten
scher Betriebswirt, 1897– 1984) sind bei
Punkt möglich. Danach kann die Aus-
den  Produktionsfaktoren Elementarfak-
bringungsmenge nicht mehr durch eine
toren und dispositive Faktoren zu un-
Erhöhung des Einsatzfaktors gesteigert
terscheiden. Die Elementarfaktoren sind
werden. (2) Produktionsfunktion  vom
ĺ Werkstoffe, ĺ Betriebsmittel und die
Typ B (Gutenberg-Produktionsfunktion):
objektbezogene menschliche Arbeitskraft.
Bei dieser Produktionsfunktion wird da-
Unter dispositiven Faktoren werden die
von ausgegangen, dass Produktionsfakto-
Funktionen Leitung, Planung, Orga-
ren nicht gegenseitig substituierbar sind
nisation und Überwachung eines Un-
(limitationale Produktionsfunktion). Aus
ternehmens zusammengefasst. – 2. Volks-
diesem Grund müssen für jeden Produk-
wirtschaftslehre:  Produktionsfaktoren
tionsprozess und für jedes Maschinenag-
sind ĺ  Boden, ĺ  Arbeit und ĺ  Kapi-
gregat eine Faktorbrauchsfunktion aufge-
tal. Die Faktoren Boden und Arbeit sind
stellt werden. Dies ist die mathematische
ursprüngliche  Produktionsfaktoren(sog.
Beziehung zwischen Verbrauchsmengen
originäre Produktionsfaktoren). Kapi-
und technischer Leistung. Die technische
tal wird aus Boden und Arbeit abgeleitet.
Leistung ist wiederum Bedingung für die
Entsprechend wird der Faktor Kapital als
Ausbringungsmenge.
abgeleiteter  Produktionsfaktor (sog. deri-
vativer Produktionsfaktor) bezeichnet. Produktionsgemeinschaft ĺ  Interes-
sengemeinschaft.
Produktionsfunktion  –  funktionale Be-
ziehung zwischen Ausbringungsmenge Produktionsindex  –  Index der Netto-
(ĺ  Output) und eingesetzten ĺ  Pro- produktion. Begriff aus der ĺ  amtlichen
duktionsfaktoren (ĺ  Inputs) bei ge- Statistik. Indexzahl zur Fortschreibung
gebener Technologie. In der ĺ  Mik- der monatlichen ĺ  Wertschöpfung ei-
roökonomie bezieht sich die  Produkti- nes Wirtschaftszweiges oder des Produ-
onsfunktion auf ein Produkt oder einen zierenden Gewerbes insgesamt, die als
Betrieb, in der ĺ  Makroökonomie auf zeitnaher und wichtiger Indikator für die
einen Wirtschaftszweig oder die Ge- konjunkturelle Entwicklung in Deutsch-
samtwirtschaft.  –  Neben substitutio- land dient.  –  Der  Produktionsindex lie-
nalen  Produktionsfunktionen (mit aus- fert u.a. Informationen zur Schnellschät-
tauschbaren Faktoren) und limitationalen zung des ĺ  Bruttoinlandsprodukts
Produktionskapazität 448

(BIP).  –  Weitere Informationen unter Produktionsplanungs- und -steue-


www.destatis.de. rungssystem ĺ PPS-System.
Produktionskapazität ĺ Kapazität. Produktionspotenzial  –  Begriff aus
der ĺ  Volkswirtschaftslehre (VWL).
Produktionskoeffizient ĺ  Durch- Das  Produktionspotenzial ist die ge-
schnittsertrag. samtwirtschaftliche Produktion, die bei
maximaler (oder nach  einem anderen
Produktionskosten  –  alle bei der be-
Konzept bei normaler) Beschäftigung al-
trieblichen Leistungserstellung durch
ler volkswirtschaftlichen ĺ  Produkti-
den Einsatz der ĺ  Produktionsfaktoren
onsfaktoren hergestellt werden könnte.
(Faktorverbrauch) entstehenden ĺ  Kos-
Das Produktionspotenzial kann aufgrund
ten.  –  Der Begriff der  Produktionskos-
von Unternehmensbefragungen über die
ten kann aber auch enger gefasst werden.
Kapazitätsauslastung, Zeitreihenanalysen
In diesem Fall sind die  Produktionskos-
oder Schätzverfahren berechnet werden.
ten die im Unternehmensbereich ĺ Pro-
Das  Produktionspotenzial ist ein wichti-
duktion (Fertigung) anfallenden Kosten.
ger Konjunktur- und Wachstumsindika-
Produktionskosten in diesem Sinn wer-
tor, insbes. findet es bei der potenzialori-
den auch als Fertigungskosten bezeich-
entierten ĺ Geldpolitik Anwendung. Der
net. Die Produktionskosten sind Teil der
ĺ Sachverständigenrat zur Begutachtung
ĺ Herstellkosten.
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Produktionsmittel  –  Begriff aus der (SVR) und die ĺ Deutsche Bundesbank
ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL). Als Pro- führen regelmäßig Berechnungen des
duktionsmittel wird der Produktionsfak- Produktionspotenzials durch.
tor ĺ Kapital bezeichnet, im Unterschied Produktionsprogramm  –  Fertigungs-
zu den originären ĺ Produktionsfaktoren programm. Gesamtheit aller ĺ Produkte
Boden und Arbeit. Dauerhafte  Produkti- und ĺ  Dienstleistungen, die ein Unter-
onsmittel sind z. B. Gebäude und Maschi- nehmen herstellt und auf seinen Absatz-
nen. Nicht dauerhafte  Produktionsmittel märkten anbietet. Die Anzahl der Pro-
sind z. B. Rohstoffe und Energie.  –  I.w.S. duktarten, die ohne eine Umstellung des
werden die Begriffe  Produktionsmittel Programms produziert werden können,
und Produktionsfaktor gleichbedeutend wird als Produktionsprogrammbreite (Pro-
verwendet. grammbreite, Produktionsbreite) bezeich-
Produktionsplanung  –  Fertigungspla- net. Die Produktionsprogrammtiefe (Pro-
nung. Sammelbegriff für ĺ Produktions- grammtiefe, Produktionstiefe) dagegen ist
programmplanung, ĺ  Produktionspro- die Anzahl der Produktionsstufen (Ar-
zessplanung und ĺ  Materialwirtschaft. beitsgänge), die den Produktionspro-
Im Anschluss an die Produktionsplanung zess bilden. Das  Produktionsprogramm
erfolgt die ĺ Produktionssteuerung, wo- wird im Rahmen der ĺ Produktionspro-
bei die Auftragsfreigabe das Bindeglied grammplanung festgelegt.
zwischen  Produktionsplanung und Pro- Produktionsprogrammplanung  –  Fer-
duktionssteuerung bildet.  –  Vgl. auch tigungsprogrammplanung, Planung
ĺ PPS-System. und Festlegung der Art und Menge der
449 Produktionsverfahren

ĺ  Produkte, die in einem bestimm- erarbeiteten Planvorgaben ausgeführt


ten Zeitraum produziert werden sollen wird.  Produktionssteuerung umfasst die
(ĺ Produktionsprogramm). (1) Im Rah- Auftragsfreigabe, Überwachung, Termin-
men der strategischen  Produktionspro- planung, das Erstellen von Maschinen-
grammplanung werden die Produktfel- und Stellenbesetzungsplänen und die Ein-
der, auf denen das Unternehmen in Zu- haltung der optimalen Kapazitätsauslas-
kunft tätig sein will, ausgewählt. (2) In tung (ĺ  Auslastungsgrad).  –  Vgl. auch
der mittelfristigen  Produktionsprogramm- ĺ PPS-System.
planung werden grob die zu produzie- Produktionsstufen ĺ  Produktionspro-
renden Mengen der Produkte oder Pro- gramm.
duktgruppen für einen Zeitraum von ei-
nem Jahr geplant. Es werden allerdings Produktionstiefe ĺ  Produktionspro-
die unterschiedlichen Produktvarianten gramm.
nicht näher bestimmt. (3) In der kurzfris- Produktionstypen ĺ  Produktionsver-
tigen  Produktionsprogrammplanung wer- fahren.
den schließlich die genauen Mengen aller
Produktvarianten auf der Grundlage von Produktions- und Kostentheorie – Teil-
ĺ Stücklisten bestimmt. gebiet der Wirtschaftstheorie sowohl in
der ĺ Volkswirtschaftslehre als auch der
Produktionsprozess  –  technologisch, ĺ  Betriebswirtschaftslehre, in dem der
zeitlich und örtlich bestimmtes Zusam- Zusammenhang zwischen dem produk-
menwirken der ĺ  Produktionsfaktoren tionswirtschaftlichen Mengengerüst (Ge-
zur Herstellung einer bestimmten Gü- genstand der Produktionstheorie) und
termenge (ĺ  Produktion).  –  Vgl. auch dem Werteverzehr (Gegenstand der Kos-
ĺ Produktionsprozessplanung. tentheorie) des Einsatzes von ĺ Produkti-
Produktionsprozessplanung  –  Ferti- onsfaktoren untersucht wird. Analytische
gungsprozessplanung, Produktionsablauf- Instrumente sind die ĺ  Produktionsfun-
planung,  Produktionsvollzugsplanung. kion (Zusammenhang zwischen den Fak-
Festlegung der zeitlichen und örtlichen toreinsatzmengen (Input) und der Pro-
Reihenfolge von Be- und Verarbeitungs- duktionsmenge (Output)) und die ĺ Kos-
vorgängen zur Durchführung von Pro- tenfunktion (Zusammenhang zwischen
duktionsaufträgen. Die  Produktionspro- den Faktoreinsatzkosten und der Produk-
zessplanung umfasst v.a. die Terminpla- tionsmenge). Letztere lässt sich ermitteln,
nung und Kapazitätsbelegungsplanung indem man die Faktorverbrauchsfunktion
(ĺ  Reihenfolgeplanung) sowie die Be- (Umkehrfunktion der Produktionsfunk-
reitstellungsplanung für die betrieblichen tion) mit den Faktorpreisen bewertet.
ĺ  Produktionsfakoren (ĺ  Personal, Dabei wird unterschieden zwischen der
ĺ  Werkstoffe  und ĺ  Betriebsmit- kurzfristig partiellen und langfristig tota-
tel.) – Vgl. auch ĺ PPS-System. len Faktorvariation, d.h. zwischen kurz-
Produktionssteuerung – Fertigungssteu- und langfristigen Kostenfunktionen.
erung. Tätigkeit, die während des Pro- Produktionsverfahren  –  Produktions-
duktionsprozesses zur Umsetzung der typen, Fertigungsverfahren. Grundtypen
in der ĺ  Produktionsprozessplanung der Güterherstellung (ĺ  Produktion).
Produktionsvollzugsplanung 450

Bspw. können unterschieden werden: (1) Betriebswirtschaftlich dienen die Pro-


Produktionsverfahren nach der Ausstoß- duktionskennziffern der ĺ  Produkti-
menge: ĺ Einzelproduktion, ĺ Chargen- onsplanung und Wirtschaftlichkeitsana-
produktion oder Partieproduktion, ĺ Se- lyse. Die ĺ Arbeitsproduktivität ist neben
rienproduktion, ĺ  Sortenproduktion der ĺ Arbeitszeit eine wichtige Kennzif-
und ĺ Massenproduktion. (2) Produkti- fer für die Personalbedarfs- und Personal-
onsverfahren nach den Arbeitssystemen: einsatzplanung. – 2. Volkswirtschaftslehre:
ĺ Fließproduktion, ĺ Werkstattproduk- Messzahlen zur Produktivität werden v.a.
tion und ĺ Zentrenproduktion. (3) Pro- für Wachstumsanalysen sowie für inter-
duktionsverfahren nach dem Mechani- nationale Vergleiche herangezogen. – Zu
sierungsgrad: manuelle Produktion, ma- unterscheiden sind: (1) Totale Produktivi-
schinelle Produktion, teilautomatisierte tät: Verhältnis von ĺ  Bruttoinlandspro-
Produktion und vollautomatisierte Pro- dukt (BIP) und den mit den jeweiligen
duktion. (4) Produktionsverfahren nach Preisen bewerteten Einsatzmengen al-
der Prozessuntergliederung: einstufige ler Faktoren (Wertproduktivität). (2) Par-
oder mehrstufige Produktion. (5) Produk- tielle Produktivität: Verhältnis von Brut-
tionsverfahren nach der technologischen toinlandsprodukt (BIP) zum Arbeitsein-
Verbundenheit: unverbundene oder ver- satz (ĺ  Arbeitsproduktivität pro Stunde
bundene Produktion (ĺ  Kuppelproduk- oder Erwerbstätigen) und Kapitalein-
tion). Es existieren zahlreiche weitere Ein- satz (ĺ Kapitalproduktivität). – Vgl. auch
teilungskriterien. ĺ Grenzproduktivität.
Produktionsvollzugsplanung ĺ  Pro- Produktivvermögen  –  Begriff aus der
duktionsprozessplanung. Volkswirtschaftslehre.  Produktivvermö-
Produktionswert  –  Begriff aus den gen ist das Vermögen, das der gewerbli-
ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech- chen Wirtschaft für Produktionszwecke
nungen (VGR). Wert der von inländi- zur Verfügung steht. Zu unterscheiden ist
schen Wirtschaftseinheiten in der Be- menschliches Produktivvermögen (ĺ Hu-
richtsperiode produzierten Güter. Somit mankapital) und sachliches  Produktiv-
werden auch produzierte ĺ  Vorleistun- vermögen (Maschinen, Werkzeuge, Roh-
gen erfasst. Zieht man vom Produktions- stoffe, Grund und Boden).
wert die Vorleistungen ab, ergibt sich die
Bruttowertschöpfung. Produktkern ĺ Produktdifferenzierung.

Produktivität –  Ergiebigkeit, Leistungsfä- Produktlebenszyklus  –  Konzept, das


higkeit.  –  1.  Betriebswirtschaftslehre:  Pro- in der strategischen ĺ  Unternehmens-
duktivität ist als Durchschnittsproduk- planung und im ĺ Marketing eingesetzt
tivität das Verhältnis von Produktions- wird. Jedes Produkt durchläuft in sei-
ergebnis (ĺ  Output) und der bei der ner Absatzentwicklung bestimmte Pha-
Produktion eingesetzten Einsatzmen- sen: (1) Einführung, (2) Wachstum, (3)
gen (ĺ Input) aller Faktoren (totale Pro- Reife, (4) Sättigung und (5) Verfall (Dege-
duktivität) oder einzelner Faktoren (par- neration). Am Produktlebenszyklus wird
tielle Produktivität) für ein einzelnes v.a. der idealtypische Verlauf, die Tren-
ĺ  Produkt oder die Gesamproduktion. nung und der zeitliche Gleichverlauf der
451 Produkt- und Programmpolitik

Phasen kritisiert.  –  Vgl. auch Abb. „Le- bis hin zu den Massenartikeln. Es werden
benszyklus“. hauptsächlich Namen, Markenzeichen
oder Symbole sowie Design und Verpa-
ckung imitiert. Sie sind i.d.R. von schlech-
terer Qualität als die Originale. Produkt-
piraterie wird nach dem Gesetz zur Stär-
kung des Schutzes geistigen Eigentums
und zur Bekämpfung der Produktpirate-
rie (PrPG) mit bis zu drei Jahren bestraft.
Produktpolitik  –  Gesamtheit der Ent-
scheidungen, die sich auf die Gestaltung
des Angebots (ĺ Produkt und ĺ Dienst-
leistung) eines Unternehmens beziehen.
Produktpolitik ist ein Instrument des
ĺ Marketing und wesentlicher Bestand-
teil des ĺ Marketing-Mix. Den Kern der
Aktivitäten bildet das Produkt selbst, wel-
ches (1) entwickelt, (2) am Markt einge-
führt, (3) gepflegt und bei Bedarf (4) mo-
difiziert oder (5) eliminiert werden muss.
Produktlinie ĺ Produktfamilie. Daneben spielen Entscheidungen über
Produktmanagement  –  Brandmanage- begleitenden Service, die Verpackungs-
ment. Organisationsform des ĺ  Marke- gestaltung und die Markenbildung eine
tings. Das Marketing ist nach Produk- Rolle. – Vgl. auch ĺ  Produkt- und Pro-
ten, Marken oder Produktgruppen orga- grammpolitik.
nisiert. Ein sog. Produktmanager ist für
Produktpositionierung  –  Bezeichnung
ein ĺ  Produkt eine ĺ  Marke oder eine
für (1) die Ermittlung der Position von
ĺ  Produktfamilie verantwortlich. Der
ĺ  Produkten in mehrdimensionalen
Verantwortungsbereich wird in der Pra-
Wahrnehmungs- und Darstellungsräu-
xis unterschiedlich festgelegt. Das  Pro-
men oder (2) die bewusste Veränderung
duktmanagement kann von der Pro-
einer Produktposition im mehrdimensi-
duktentwicklung bis zum Einsatz marke-
onalen Raum der produktrelevanten At-
tingpolitischer Entscheidung und Verkauf
tribute. – Wesentliche Basis der Produkt-
verantwortlich sein. – Vgl. auch ĺ Mat-
positionierung sind Verfahren der Ein-
rixorganisation.
stellungsmessung (ĺ  Einstellung) in
Produktnutzen ĺ Kundennutzen. Verbindung mit multivariaten Analyse-
Produktpiraterie –  Markenpiraterie. Ge- methoden.
zielte Verletzung von ĺ  Urheberrech- Produkt- und Programmpolitik  –  Be-
ten und ĺ  gewerblichen Schutzrechten stimmung der ĺ  Produkte, die produ-
durch das unerlaubte Nachahmen und ziert werden sollen. Im Rahmen der Pro-
Kopieren von ĺ Waren. Erfasst heute alle dukt- und Programmpolitik sind also
Schutzgegenstände und Warenbereiche Entscheidungen darüber zu treffen,
Produktvarianten 452

welche Produkte neu zu entwickeln und Arbeitslosmeldung für den Arbeitssu-


einzuführen sind. Es wird auch entschie- chenden ein  Profiling erarbeiten, um
den, welche ergänzenden Produktvari- die staatliche Arbeitsvermittlung zu be-
anten entwickelt werden (ĺ  Produkt- schleunigen. Ein Profiling sowie ein Ein-
differenzierung) und welche Produkte gliederungsplan muss für Beratungs- und
aus dem Programm genommen werden. Betreuungskunden erstellt werden. Der
Außerdem zählt die Verpackungsgestal- Beratungskunde ist in Bezug auf die Vor-
tung zur  Produkt- und Programmpoli- gehensweise bei der Arbeitsplatzsuche
tik. Die  Produkt- und Programmpolitik zu beraten. Der Betreuungskunde ist der
ist ein wichtiges Instrument des ĺ Mar- schwer Vermittelbare, der von einem per-
ketings. sönlichen Vermittler, dem sog. Fallmana-
Produktvarianten ĺ Varianten. ger, betreut wird.
Profitcenter  –  Teilbereich eines Unter-
Produktvariation  –  Modifikation be-
nehmens, der die Verantwortung für sein
reits im Produktprogramm enthalte-
Ergebnis (i.d.R. ĺ  Gewinn oder ĺ  De-
ner ĺ  Produkte. Bewusste Verände-
ckungsbeitrag) trägt und damit verbun-
rung an technischen oder ästhetischen
den auch für seine ĺ Kosten. Ein Profit-
Eigenschaften oder auch vom Status-
center ist praktisch ein „Unternehmen im
wert (ĺ  Image) eines Produktes zur
Unternehmen“. – Vgl. ĺ Beyond Budge-
Anpassung an kundenseitig verän-
ting.
derte Erwartungen oder an veränderte
Verbrauchs- und/oder Potenzialfakto- Prognostic Lag ĺ Lag.
reigenschaften.  –  Im Unterschied zur Programmbreite ĺ  Produktionspro-
ĺ  Produktdifferenzierung ändert sich gramm.
bei der  Produktvariation die Produkti-
Programmpolitik ĺ Produkt- und Pro-
onsprogrammtiefe (ĺ  Produktionspro-
grammpolitik.
gramm) nicht.
Programmtiefe ĺ  Produktionspro-
Produzentenhaftung ĺ  Haftung des
gramm.
Herstellers für fehlerhafte Produkte. Der
Hersteller haftet nur, wenn seinerseits ein Progressionsvorbehalt  –  Begriff aus
Verschulden vorliegt (ĺ  Verschuldens- dem ĺ  Außensteuerrecht.  Progressions-
haftung). Anders als bei der ĺ Produkt- vorbehalt ist das Verfahren, nach dem
haftung ist im Fall der  Produzentenhaf- ausländische Einkünfte und Vermögen-
tung die Haftung nicht durch Höchstbe- steile bei der Berechnung des progres-
trag und Selbstbeteiligung beschränkt. siven Steuersatzes auf die inländischen
Es besteht auch keine Beschränkung der Einkünfte und Vermögensteile berück-
Haftung auf den Privatgebrauch. sichtigt werden. Von der Bemessungs-
grundlage werden die ausländischen Ein-
Produzierendes Gewerbe ĺ Industrie. künfte und Vermögensteile jedoch aus-
Profiling  –  Erarbeitung eines umfas- genommen.  –  Ein  Progressionsvorbehalt
senden Bewerberprofils. Nach dem So- ist nach deutschem Steuerrecht auch bei
zialgesetzbuch (SGB) müssen ĺ  Agen- einer Vielzahl von Lohnersatzleistun-
turen für Arbeit spätestens bei der gen wie z. B. dem  ĺ Arbeitslosengeld zu
453 Prokura

berücksichtigen. Der höhere Steuersatz Die Abschlussphase eines Projektes bildet


ergibt sich, wenn die Summe dieser Leis- i.d.R. die Abnahme durch den Auftrag-
tungen bei der Berechnung der ĺ  Ein- geber und eine abschließende Projektab-
kommensteuer mit einbezogen werden. schlussbesprechung. Außerdem erfolgt
eine ĺ Nachkalkulation.
progressive Abschreibung ĺ Abschrei-
bungsmethoden. Pro-Kopf-Einkommen  –  statistischer
Durchschnittswert. Das  Pro-Kopf-Ein-
progressive Kosten  –  überproportio-
kommen wird ermittelt, indem das
nale Kosten. ĺ Kosten, die stärker als die
ĺ Volkseinkommen oder das ĺ Brutto-
Kosteneinflussgröße (z. B. Beschäftigung,
nationaleinkommen (BNE) eines Landes
Fertigungsmenge) steigen.  –  Gegensatz:
durch die Bevölkerungszahl geteilt wird.
ĺ degressive Kosten.
Anhand des  Pro-Kopf-Einkommen wird
Projekt  –  zeitlich befristete Aufgabe. die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung
I.d.R. handelt es sich um eine relativ in- in den Regionen eines Landes oder ver-
novative und risikobehaftete Aufgabe von schiedener Länder und im Zeitablauf ver-
bes. Komplexität, z. B. die Einführung ei- glichen. Das  Pro-Kopf-Einkommen ist
nes neuen Produkts oder die Errichtung u.a. ein Einteilungskriterium für ĺ  Ent-
eines neuen Betriebsstandortes. Auf- wicklungsländer.
grund der Schwierigkeit und Bedeutung
Prokura  –  umfassende ĺ  Handlungs-
eines Projekts ist häufig ein ĺ Projektma-
vollmacht. Der Umfang der Vollmacht ist
nagement (PM) erforderlich.
durch das ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB)
Projektmanagement  –  1.  Begriff: Pla- gesetzlich festgelegt, jedoch grundsätz-
nung, Steuerung und Kontrolle von lich unbeschränkt. Der Prokurist ist zu al-
ĺ  Projekten. Ziel des  Projektmanage- len gerichtlichen und außergerichtlichen
ments ist es, Projekte so abzuwickeln, Geschäften ermächtigt, die ein ĺ  Han-
dass sie termingerecht das Projektziel un- delsgewerbe mit sich bringt. Das bedeu-
ter wirtschaftlicher Verwendung der Res- tet, dass die Befugnisse des Prokuristen
sourcen erreichen. – 2. Phasen: (1) In der unbeschränkt sind. Ausgenommen sind
Definitionsphase wird das Projekt auf der bei der  Prokura jedoch die ĺ  Veräuße-
Grundlage einer Ausgangsanalyse abge- rung und Belastung von Grundstücken,
grenzt und konkretisiert. D.h., es wird das Unterschreiben der ĺ Bilanz, die Er-
das Projektziel festgelegt sowie eine Risi- teilung einer  Prokura an einen anderen
koanalyse, Grob- und erste Feinplanung und die Anmeldung der ĺ Insolvenz. In-
vorgenommen. Außerdem wird die Frage terne Beschränkungen gelten nicht nach
geklärt, wer für das Projekt verantwort- außen. – Bei der Namensunterschrift des
lich ist. (2) Die anschließende Durchfüh- Prokuristen ist der Zusatz „ppa“ oder „pp“
rungsphase umfasst die Feinplanung, die (per prokura oder durch Prokura) vorge-
Auftragsvergabe, die Überwachung der schrieben.  –  Die  Prokura ist ausdrück-
Projektdurchführung und eine Neuein- lich zu erklären und muss im ĺ  Han-
schätzung von Risiken. Eventuell müssen delsregister eingetragen werden. Die Pro-
in Anbetracht der Risiken Gegensteue- kura erlischt durch ĺ  Widerruf, durch
rungsmaßnahmen ergriffen werden. (3) Tod des Prokuristen, durch Insolvenz des
Prolongation 454

Unternehmens oder durch Beendigung werden sollen, müssen nach dem Wertpa-
des Arbeitsverhältnisses. Die Aufhebung pierprospektgesetz (WpPG) der Anbieter
der Prokura ist ebenfalls in das Handels- bzw. Zulassungsantragsteller einen Wert-
register einzutragen. papierprospekt veröffentlichen. Der  Pro-
Prolongation  –  1.  Begriff: Stundung fäl- spekt muss in leicht analysierbarer und
liger Leistungen oder Verlängerung der verständlicher Form sämtliche Angaben
Kreditfrist.  –  2.  Arten: a) Kreditprolong- enthalten, die im Hinblick auf die Wert-
ation: Erfolgt meist auf Antrag des Kre- papiere und ihren Emittenten notwen-
ditnehmers und schriftliche Bestätigung, dig sind, um dem Publikum ein zutref-
nachdem der Kreditgeber (z. B. Bank) das fendes Urteil über die Vermögenswerte
Kreditengagement der üblichen ĺ  Kre- und Verbindlichkeiten, die Finanzlage,
ditwürdigkeitsprüfung unterzogen hat. die Gewinne und Verluste, die Zukunfts-
b) Wechselprolongation: Verlängerung des aussichten des Emittenten und jedes Ga-
Zahlungsziels eines ĺ  Wechsels durch rantiegebers sowie über die mit diesen
Vereinbarung von Wechselinhaber und Wertpapieren verbundenen Rechte zu er-
-schuldner. c)  Prolongation beim ĺ  Ter- möglichen. Verantwortlich und haftbar
mingeschäft: Hinausschieben der Erfül- für den Prospektinhalt sind der Wertpa-
lung auf einen späteren Termin, wenn die pieremittent und das Emissonskonsor-
Erwartungen auf ein Steigen oder Fallen tium (ĺ Prospekthaftung). Der Prospekt
des Preises nicht eingetreten sind. darf vor der Billigung durch die Bundes-
anstalt für Finanzdienstleistungen (Ba-
Promotion ĺ Verkaufsförderung. Fin) nicht veröffentlicht werden. – 2. Wer-
Promotoren – Personen, die einen Inno- bung: wenige Seiten umfassende Werbe-
vations- oder Problemlösungsprozess ak- schrift (Werbeprospekt) mit überwiegend
tiv fördern. Zu unterscheiden sind Macht- bildlichen Dokumenten, die häufig als
promotoren (Personen mit Machtkom- Beilage verwendet wird.
petenz), Fachpromotoren (Personen mit
Prospekthaftung  –  gesetzliche Ver-
Fachkompetenz) und Prozesspromotoren
pflichtung der für einen Wertpapierpro-
(Personen mit Beratungs- und Koordina-
spekt (ĺ  Prospekt) Verantwortlichen,
tionskompetenz).
i.d.R. Wertpapieremittenten und emissi-
Propergeschäft ĺ Eigengeschäft. onsbegleitenden Kreditinstituten (Kon-
Property Rights ĺ Verfügungsrechte. sortialführer), als Gesamtschuldner zu
haften (ĺ Haftung), falls im Prospekt für
Property-Rights-Theorie ĺ  Verfü-
die Beurteilung eines ĺ Wertpapiers we-
gungsrechte.
sentliche Angaben unvollständig oder un-
proportionale Kosten ĺ lineare Kosten. richtig sind. Der Erwerber kann die Rück-
Proportionalkostenrechnung ĺ Direct nahme der Wertpapiere gegen Erstattung
Costing. des Kaufpreises und der mit dem Erwerb
verbundenen Kosten verlangen.
Prospekt – 1.  Börsenwesen: Für ĺ Wert-
papiere, die im Inland öffentlich ange- Protektionismus  –  Schutzmaßnah-
boten werden bzw. zum Handel am or- men der inländischen Wirtschaft oder
ganisierten Markt (ĺ  Börse) zugelassen inländischer Wirtschaftszweige vor
455 Prozesskostenrechnung

ausländischer Konkurrenz (ĺ  Wettbe- der Forderungen (ĺ Delkredere) verein-


werb). Schutzmaßnahmen sind v.a. Im- bart, sind dafür zusätzlich  Provision zu
portbeschränkungen (z. B. Importzölle, zahlen.  –  3.  Bankwesen: Entgelt, das von
Importverbote für bestimmte Güter, Im- ĺ  Kreditinstituten für die Übernahme
portkontingente) sowie Devisenkont- von ĺ  Dienstleistungen erhoben wird,
rolle (ĺ  Devisenbewirtschaftung). Ziel z. B. für die Ausführung von Aufträgen
des Protektionismus kann z. B. der Schutz im Rahmen des Zahlungsverkehrs, von
neu aufzubauender Industrien oder die Wertpapiergeschäften, für die Bearbei-
Sicherung der allgemeinen Beschäfti- tung und Bereitstellung eines ĺ Kredites
gungslage sein. – Vgl. auch ĺ Außenhan- (Kreditprovision) und bei der Inanspruch-
delspolitik. nahme eines ĺ  Überziehungskredites
(Überziehungsprovision).
Protest  –  amtliche Beurkundung eines
Notars oder Gerichtsvollziehers über die Prozentkurs ĺ Börsenpreis.
Annahme- oder Zahlungsverweigerung
Prozessinnovation ĺ Innovation.
bei einem ĺ  Wechsel (Wechselprotest).
Der  Protest dient als Beweismittel, dass Prozesskosten  –  1.  Recht: Kosten, die
der Wechsel „Not leidend“ ist. Er ist eine durch die Führung eines Rechtsstreits
notwendige Voraussetzung dafür, dass der entstehen. Zu den  Prozesskosten zäh-
Wechselnehmer auf Personen, die sich aus len Gerichtskosten (z. B. Gebühren, Aus-
dem Wechsel verpflichtet haben, zurück- lagen) und sog. außergerichtliche Kos-
greifen kann (ĺ Rückgriff). ten (z. B. Rechtsanwaltskosten, Gerichts-
vollzieherkosten). Im Zivilprozess ist die
Provision – 1.  Allgemein: Form der Ver-
Befreiung oder teilweise Befreiung von
gütung, die i.d.R. in Prozent einer Wert-
den Prozesskosten unter bestimmten Vo-
größe (z. B. Umsatz) berechnet wird.
raussetzungen möglich (sog. Prozesskos-
Teilweise wird eine  Provision auch an
tenhilfe). – 2. Kostenrechnung: ĺ Prozess-
ĺ  Arbeitnehmer als zusätzliches ĺ  Ar-
kostenrechnung.
beitsentgelt gezahlt.  –  2.  Handelsrecht:
Nach dem ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) Prozesskostenrechnung  –  Vorgangs-
hat jeder ĺ  Kaufmann Anspruch auf kalkulation, Activity Based Costing, Cost
Provision, wenn er im Rahmen seines Driver Accounting. ĺ  Vollkostenrech-
ĺ  Handelsgewerbes, Dienste für andere nung, die sich auf die verursachungsge-
leistet, soweit nicht die Verkehrssitte da- rechte Verrechnung der prozessabhän-
gegensteht. Eine  Provision muss nicht gigen ĺ  Gemeinkosten konzentriert.
ausdrücklich vereinbart werden.  –  Der Bei der  Prozesskostenrechnung wer-
ĺ Handelsvertreter hat für Geschäfte, die den zunächst durch eine detaillierte Tä-
er auf Rechnung und Namen eines Un- tigkeitsanalyse die Beziehungen der Ak-
ternehmens abgeschlossen hat, Anspruch tivitäten indirekter Leistungsbereiche
auf  Provision (Abschlussprovision). Dies (Prozesse) untersucht. Diese werden zu
gilt auch für abgeschlossene Geschäfte, Teilprozessen oder dann zu Hauptpro-
die durch ihn vorbereitet wurden. Wer- zessen zusammengefasst. Tätigkeiten,
den zudem das Einziehen von Geldern die von Leistungsmengen (z. B. von der
(ĺ  Inkasso) oder die Risikoübernahme Zahl der Aufträge) abhängen, werden
Prozesskostensatz 456

als leistungsmengeninduzierte (lmi) Pro- ĺ  Geldpolitik, ĺ  Finanzpolitik und


zesse, von Leistungsmengen unabhängige ĺ  Außenwirtschaftspolitik.  –  Gegensatz:
Tätigkeiten als leistungsmengenneutrale ĺ Ordnungspolitik.
(lmn) Prozesse (z. B. die Leitung einer Ab- Prozesspromotoren ĺ Promotoren.
teilung) bezeichnet. Die Leistungsmen-
gen, von denen Tätigkeitskosten abhän- Prozessvergleich ĺ Vergleich.
gen, werden als Kostentreiber begriffen. prozyklisch  –  mit dem ĺ  Konjunktur-
Durch die Bestimmung der Kosten (Per- zyklus gleichgerichtete (parallele) (1) Be-
sonal- und Sachkosten) pro Mengenein- wegung wirtschaftlicher Größen oder
heit (sog. Prozesskostensatz) ergeben sich (2) Wirkung wirtschaftlicher Maßnah-
durch Multiplikation mit den kostentrei- men. – Gegensatz: ĺ antizyklisch.
benden Prozessmengen (Aufträge) die (va- Prüfung ĺ  Außenprüfung, ĺ  interne
riablen) lmi-Prozesskosten, während die Revision, ĺ Wirtschaftsprüfung.
(fixen) lmn-Prozesskosten durch die Kal-
Prüfungsverband ĺ Genossenschaft.
kulation des mengenunabhängigen Pro-
zesses (Abteilungsleitung) bestimmt wer- PSA  –  Abk. für ĺ  Personal-Service-
den. Auf diese Weise gelingt es, den Block Agentur.
der sog. ĺ unechten Gemeinkosten weit- Public-Choice-Theorie ĺ  Neue Poli-
gehend aufzulösen und verursachungsge- tische Ökonomie.
mäß den ĺ Kostenträgern als ĺ Einzel-
Public Management ĺ New Public Ma-
kosten zuzurechnen.
nagement.
Prozesskostensatz ĺ  Prozesskosten- Public Private Partnership  –  bes. Form
rechnung. der Steuerung und Aufgabenerfüllung
Prozessorganisation ĺ  Organisation, von öffentlichen  Verwaltungen. Es han-
bei der die Bereiche auf der Grundlage delt sich dabei um eine Zusammenarbeit
der Erfordernisse des Ablaufs der ĺ Ge- von mindestens einem öffentlichen und
schäftsprozesse gebildet werden. Die einem privaten Partner. Die Zusammen-
Kompetenzverteilung orientiert sich an arbeit bezieht sich auf ein abgegrenztes
den identifizierten Geschäftsprozessen. Aufgabenfeld (z. B. auf die Entwicklung
Dies bedeutet, dass die ĺ Aufbauorgani- und Erneuerung städtischer Problemzo-
sation der ĺ Ablauforganisation folgt. nen). Die Partner bringen jeweils eigene
Prozesspolitik  –  Ablaufpolitik. Begriff ĺ Ressourcen ein. Die Zusammenarbeit
der ĺ  Volkswirtschaftslehre (VWL) für kann informell oder vertraglich geregelt
wirtschaftspolitische Maßnahmen, die sein.
den Wirtschaftsprozess beeinflussen. Public Relations (PR)  –  Öffentlichkeits-
Sie dienen vornehmlich der Prozesssta- arbeit. Interessengeleitete Kommunika-
bilisierung und dem Wirtschaftswachs- tion gegenüber Öffentlichkeiten, z. B.
tum. Die Rahmenbedingungen einer Maßnahmen, den Ruf eines Unterneh-
Wirtschaftsordnung werden als gege- mens oder einer Marke zu verbessern und
ben unterstellt. Zur  Prozesspolitik zäh- eine höhere öffentliche Wahrnehmung
len v.a. die ĺ Konjunkturpolitik, ĺ Sta- zu erreichen  (Corporate Image, ĺ  Cor-
bilisierungspolitik, ĺ  Wachstumspolitik, porate Identity). Außerdem sollen durch
457 Put Option

PR-Maßnahmen das Kundenvertrauen sowie über die Ursachen ihrer geschäftli-


gestärkt, die Motivation der Mitarbeiter chen Entwicklung. Publizität liegt grund-
und die Loyalität von weiteren Gruppen sätzlich im Interesse einer Unterneh-
wie z. B. ĺ Anteilseigner oder Banken er- mung, soweit sie ihren sog. Goodwill
höht werden. Für diese Ziele können Ei- (ĺ  Firmenwert) stärkt.  –  Publizitäts-
genpublikationen wie z. B. Kunden-, Mit- pflicht besteht für ĺ Aktiengesellschaften
arbeiterzeitschriften oder Produktinfor- (AG), ĺ  Kommanditgesellschaften auf
mationen, Journalistengespräche und Aktien (KGaA), ĺ Gesellschaften mit be-
-veranstaltungen, Tag der offenen Tür schränkter Haftung (GmbH), ĺ  Genos-
usw. eingesetzt werden. Auch das ĺ  In- senschaften sowie Großunternehmen und
ternet bietet Möglichkeiten für PR-Maß- ĺ  Konzerne, die dem Publizitätsgesetz
nahmen, z. B. Onlinemedien, User (PublG) unterliegen.  –  Vgl. auch ĺ  Of-
Groups oder Diskussionsplattformen. PR fenlegungspflicht.
ist Teil der ĺ Kommunikationspolitik. Publizitätsgesetz (PublG) ĺ Publizität.
Publikumsfonds ĺ  Investmentfonds, Purchase Agreement ĺ  Pensionsge-
dessen Anteile auch von Kleinanlegern schäfte.
(Publikum) gekauft werden können. – Ge-
Put  –  Kurzbezeichnung für Put Option
gensatz: ĺ Spezialfonds.
(Verkaufsoption). Ein  Put gibt dem Ver-
Publikumsgesellschaft ĺ  Personenge- käufer das Recht, einen vereinbarten Ge-
sellschaft, an der sich eine Vielzahl von schäftsgegenstand zu einem festgeleg-
Gesellschaftern oder ĺ  Anteilseignern ten Preis und Termin oder auch Zeitraum
beteiligen können. Publikumsgesellschaf- zu verkaufen. Der Käufer der Option
ten dienen der reinen Kapitalanlage. (ĺ  Optionsgeschäft) hat die Pflicht zu
Publizität  –  Unterrichtung der Öffent- kaufen, wenn der Verkäufer sein Recht
lichkeit über das Betriebsgeschehen, die ausübt. – Gegensatz: ĺ Call.
Lage und Erfolge einer Unternehmung Put Option ĺ Put.
Qualifikation – individuelles Arbeitsver- Qualitätsimage ĺ Qualität.
Q
mögen, d.h. die persönlichen Fähigkeiten, Qualitätskontrolle ĺ  Qualitätssiche-
Kenntnisse und Verhaltensmuster, die es rung.
dem Einzelnen erlauben, die Anforderun-
gen in bestimmten Arbeitsfunktionen auf Qualitätsmanagement ĺ Total Quality
Dauer zu erfüllen. Sie umfasst die funkti- Management (TQM).
onale, politisch-ökonomische und soziale Qualitätsplanung ĺ  Qualitätssiche-
Dimension von ĺ  Arbeit.  –  Vgl. auch rung.
ĺ  Schlüsselqualifikation, ĺ  Human- Qualitätssicherung – 1. Begriff: Bestand-
kapital. teil des Qualitätsmanagements (ĺ  To-
tal Quality Management), das alle orga-
Qualität –  Produktqualität. Übereinstim- nisatorischen und technischen Maßnah-
mung von Leistungen mit Ansprüchen. men umfasst, die vorbereitend, begleitend
Anspruchsteller sind Verwender, Händ- und prüfend der Schaffung und Erhal-
ler und Hersteller. Entscheidend ist, was tung einer definierten ĺ  Qualität eines
diese vor dem Hintergrund ihrer Anfor- Produkts oder einer Dienstleistung die-
derungen wahrnehmen und für wich- nen.  –  2.  Teilfunktionen: a) Qualitätspla-
tig halten. Während die rational bedingte nung: Festlegung der Qualitätsmerkmale
Sachqualität mit naturwissenschaftlich- für Produkt und Verfahren sowie ihrer ge-
technischen Methoden messbar ist, berei- forderten und zulässigen Ausprägungen.
tet die reproduzierbare Messung von An- Dies geschieht im Hinblick auf die durch
mutungsqualität Probleme.  Qualität ist die Anwendung oder eine Norm gegebe-
der Gesamteindruck von Teilqualitäten. nen Erfordernisse und deren Realisier-
Der Qualitätsbegriff kann objektiv (ob- barkeit. b) Qualitätssteuerung (Qualitäts-
jektive Qualität) und subjektiv (subjektive lenkung oder -regelung): Vorgabe der Pro-
Qualität) interpretiert werden. Verhalten- dukt- und Ausführungsanforderungen
sentscheidend ist die subjektive Qualitäts- sowie deren Überwachung bei der Leis-
erwartung (Qualitätsimage) der Nutzer, tungserstellung mit ggf. erforderlichen
die bei unvollkommener Qualitätstrans- Korrekturen. c) Qualitätskontrolle oder
parenz von den objektiven Leistungs- -prüfung: Soll-Ist-Vergleich, bei dem fest-
merkmalen eines Produktes mehr oder gestellt wird, inwieweit die Produkte die
weniger abweichen können.  –  Qualität an sie gestellten Qualitätsanforderungen
kann durch technische und marketingpo- erfüllen. Die Qualitätskontrolle i.w.S. be-
litische, insbes. produkt- und kommuni- inhaltet sowohl die Entwurfsqualität als
kationspolitische Maßnahmen beeinflusst auch die Ausführungsqualität. d) Qua-
(Qualitätspolitik) und gesichert (ĺ Quali- litätsnormen: Zur Erhöhung der Quali-
tätssicherung) werden. – Vgl. auch ĺ To- tät von Produkten und Dienstleistungen
tal Quality Management, ĺ  Qualitäts- hat die ISO 1987 eine Reihe von Normen
wettbewerb. erlassen, die von mehr als 100 Ländern
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_17, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Qualitätssicherungsnormen 460

(u.a. auch von Deutschland) als natio- Probleme und Schwachstellen selbst auf-
nale Normvorschriften anerkannt sind greifen und analysieren, um Problemlö-
(ĺ ISO-Normen). sungen zu erarbeiten und umzusetzen. Es
Qualitätssicherungsnormen ĺ ISO- handelt sich dabei um Qualitätsprobleme
Normen. bei Produkten und Verfahren wie z. B. zu
hohe Ausschuss- oder Fehlerquote, man-
Qualitätssteuerung ĺ  Qualitätssiche-
gelnde Arbeitsgeschwindigkeit oder Ter-
rung.
minabweichungen.
Qualitätstransparenz ĺ Qualität.
Quality Circle ĺ Qualitätszirkel.
Qualitätswettbewerb – Art des ĺ Wett-
Quasigeld ĺ Geldsurrogat.
bewerbs, der sich auf die ĺ Qualität von
ĺ Produkten bezieht. Im Gegensatz zum Quellensteuern ĺ Abzugsteuern.
(über Kostensenkungen u.U. mit minde- Quittung  –  schriftliches Empfangs-
rer Produktqualität geführten) ĺ  Preis- bekenntnis, das auf Verlangen des
wettbewerb sollen hier die Leistungen ĺ  Schuldners ĺ  Zug um Zug gegen
möglichst genau den Ansprüchen der Empfang der geschuldeten Leistung vom
Zielgruppe entsprechen. Neben der Pro- ĺ  Gläubiger zu erteilen ist. Die Kosten
duktqualität spielt die Vermarktungsqua- der Quittung trägt im Zweifel der Schuld-
lität (z. B. Service und Distribution) eine ner. Die  Quittung ist gleichzeitig Bu-
wichtige Rolle. Wichtige Komponenten chungsbeleg (ĺ Beleg). Quittungen kön-
sind die ĺ  Produktdifferenzierung und nen auch nachträglich ausgestellt werden.
ĺ Produktvariation. Die  Quittung wird im Geschäftsverkehr
Qualitätszirkel  –  Quality Circle; kleine i.d.R. auf einem Vordruck mit eigenhän-
Arbeitsgruppe von Mitarbeitern eines diger Unterschrift des Empfängers ausge-
Unternehmens, die auf freiwilliger Ba- stellt.
sis in ihrem Arbeitsbereich auftretende Quotenaktie ĺ Stückaktie.
Rabatt ĺ  Preisnachlass für ĺ  Waren
R
Jobber aber auch mit eigenen Verkäufern
und ĺ  Dienstleistungen, der auf einen und auf eigene Abrechnung. Rack Jobber
formell einheitlichen Angebotspreis (z. B. wird v.a. (häufig als ĺ Shop in the Shop)
Listenpreis) absolut oder als Prozentsatz im ĺ  Warenhaus, ĺ  Cash-and-Carry-
gewährt wird, wenn dieser gegenüber ver- Großhandel (CC) und SB-Warenhaus
schiedenen Abnehmern unter verschie- praktiziert.
denen Umständen oder zu verschiedenen Rahmenvereinbarung ĺ  Vertrag über
Zeiten differenziert werden soll. Seit Weg- Art und Umfang einer Zusammenar-
fall des Rabattgesetzes (2001) ist die Ra- beit für einen bestimmten Zeitraum.
battvergabe wettbewerbsrechtlich nicht Bspw. fallen darunter Jahresvereinbarun-
mehr eingeschränkt.  –  Folgende Rabat- gen über geplante Umsätze, über Rabatt-
tarten werden u.a. unterschieden: (1) Bar- staffelungen oder über gemeinsame Ver-
zahlungsrabatt: Preisnachlass bei sofor- kaufsförderungsaktionen.
tiger Zahlung. V.a. der Kundenrabatt ist
i.d.R. ein Barzahlungsrabatt. (2) Men- Raiffeisenbank ĺ Kreditgenossenschaft.
genrabatt: dieser wird bei einer größe- Randsortiment ĺ Sortiment.
ren Mengenabnahme in einer Lieferung
Rangfolge-Modell ĺ Nutzwertanalyse.
oder nach Ablauf eines bestimmten Zeit-
raums auch als Umsatzrabatt gewährt. (3) Rangkorrelation ĺ Korrelation.
Funktionsrabatt: Vergütung für die Über- Rat der Europäischen Union  –  Rat der
nahme von Handelsfunktionen an Groß- EU, früher Ministerrat.  –  1.  Begriff: Ge-
und Einzelhändler. (4) Treuerabatt: wird setzgebendes Organ der ĺ  Europäi-
für lange und dauernde Geschäftsbezie- schen Union (EU), der aus je einem Mi-
hungen eingeräumt. (5) Saisonrabatt, z. B. nister der derzeit 28 Mitgliedsstaaten be-
Frühbucherrabatt. (6) Sonderrabatt, z. B. steht. Der „Rat“ (nicht zu verwechseln mit
Personalrabatt, Beamten- oder Vereinsra- dem ĺ Europäischen Rat der Regierungs-
batt. chefs) kann  zu verschiedenen Fachthe-
men in insgesamt  zehn Ratsformationen
Rack Jobber  –  Regalgroßhändler. Her- zusammentreten (z. B. äußere Angele-
steller oder Großhändler, der Verkaufs- genheiten, Wirtschaft und Finanzen, Jus-
räume oder Regalflächen in Einzel- und tiz und Inneres, Landwirtschaft, Soziales,
Großhandelsgeschäften anmietet und Umwelt und Verkehr). – 2.  Aufgaben: Im
dort Waren als Ergänzung zum vorhan- Rat der EU bringen die Mitgliedsstaaten
den Sortiment anbietet. Der Vermie- der EU ihr nationales Interesse mit den
ter übernimmt zumeist die Abrechnung EU-Interessen in Einklang und beschlie-
und den Einzug von Forderungen. Hier- ßen Rechtsakte (Verordnungen, Richt-
für erhält er als Entgelt einen festen Be- linien, Beschlüsse; gemeinsame Stand-
trag (sog. Regalmiete) und/oder eine Um- punkte, Maßnahmen, Empfehlungen
satzprovision. Zum Teil arbeitet ein Rack oder Stellungnahmen).  –  Internationale
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_18, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Rat der fünf Weisen 462

Abkommen und Verträge mit Drittstaa- gesamtwirtschaftlichen  Entwicklung


ten oder internationalen Organisationen (SVR).
werden ebenfalls vom Rat abgeschlos- Ratenanleihe ĺ Tilgungsanleihe.
sen. In den Außenbeziehungen kann
er Wirtschaftssanktionen (z. B. ein Em- Ratenkauf ĺ Abzahlungsgeschäft.
bargo) beschließen und über die Auf- Ratenkredit –  Abzahlungskredit. ĺ Kre-
nahme neuer Mitglieder entscheiden. – dit, der als ĺ Darlehen in einer Summe
Der Rat sorgt für die Abstimmung der zur Verfügung gestellt wird und durch
Wirtschaftspolitiken der Mitgliedsländer. gleichbleibende (i.d.R. monatliche) Teil-
In Bereichen, in denen die EU die Poli- beträge (Raten) zu tilgen ist. Er kommt als
tik der Mitgliedsstaaten ergänzt (z. B. So- ĺ  Konsumentenkredit und ĺ  Verbrau-
zialpolitik, allgemeine und berufliche cherdarlehen an private Haushalte zur Fi-
Bildung, Jugend) kommt die  Offene Me- nanzierung von Konsumgütern und als
thode der Koordinierung (OMK) zur An- sog. Produktivkredit an Gewerbetreibende
wendung.  –  Der Rat der EU bildet mit und Selbstständige zur Finanzierung von
dem Europäischen Parlament die Haus- ĺ  Investitionen vor.  –  Es handelt sich
haltsbehörde der EU, die den Haushalts- häufig um standardisierte Kredite mit
plan festsetzt.  –  3.  Arbeitsweise: Jeweils vorgegebenen Mindest- und Höchstbe-
ein Mitgliedsstaat übernimmt im Wechsel trägen sowie Mindest- und Höchstlaufzei-
für sechs Monate die Ratspräsidentschaft ten. Sie können zweckgebunden oder zur
(den Vorsitz des Rates), bestimmt auf al- freien Verfügung gewährt werden. – Ihre
len Ebenen das Arbeitsprogramm, berei- Abwicklung erfolgt über Darlehenskonten.
tet die Beschlüsse vor und vertritt die EU Bei Ratenkrediten an Privatpersonen wird
nach außen. Eine mehrstufige Vorberei- ein regelmäßiges gesichertes Einkommen
tung der Beschlüsse erfolgt im Rahmen vorausgesetzt. – Die Kredithöhe beträgt in
der über 200 Ratsarbeitsgruppen (Exper- den meisten Fällen maximal 25.000 Euro,
ten aus den nationalen Verwaltungen) die Laufzeit zwölf bis 72 Monate.  –  Die
und danach im Ausschuss der Ständigen Besicherung von  Ratenkrediten erfolgt
Vertreter. Das Ratsekretariat wird vom v.a. durch Abtretung von Lohn- und Ge-
Generalsekretär geleitet, der gleichzeitig haltsansprüchen, Mitunterzeichnung des
Hoher Vertreter für die GASP ist. – 4.  Ab- Vertrags durch den Ehegatten oder Le-
stimmungsverfahren: Beschlüsse werden benspartner oder durch ĺ  Sicherungs-
eintimmig oder mit qualifizierter Mehr- übereignung.
heit gefasst. Ab November 2014 mit einer Ratenlieferungsvertrag ĺ Sukzessivlie-
Übergangsfrist bis 2017 gilt die doppelte ferungsvertrag.
Mehrheit: Mind. 55 % der Mitgliedstaa-
ten, die mind. 65 % der EU-Bevölkerung Ratenzahlung ĺ Teilzahlung.
repräsentieren, sind für eine Mehrheit er- Rating  –  1.  ĺ  Marktforschung: Me-
forderlich. –  Weitere Informationen unter thode der Datenerhebung durch Befra-
www.consilium.europa.eu. gung, bei der die Testpersonen die Unter-
suchungs- bzw. Einstellungsobjekte an-
Rat der fünf Weisen ĺ  Sachver- hand vorgegebener Merkmale auf einer
ständigenrat zur Begutachtung der Antwortskala (Rating-Skala) einordnen
463 Realkredit

sollen.  –  2.  Bank- und Börsenwesen: unlauteren Wettbewerb (UWG) jetzt


ĺ Credit Rating. grundsätzlich zulässig ist, gelten auch
Rating-Agenturen ĺ Credit Rating. für  Räumungsverkäufe keine einschrän-
kenden Regelungen mehr. Es darf je-
Ratingklassen ĺ Credit Rating.
doch nach wie vor für Räumungsverkäufe
rationale Erwartungen ĺ Neue Klassi- keine ĺ irreführende Werbung betrieben
sche Makroökonomie. werden.
Rationalisierung  –  Maßnahmen zur Reaction Lag ĺ Lag.
Verbesserung der ĺ  Produktivität oder
Reaktionsverzögerung ĺ Lag.
ĺ  Wirtschaftlichkeit bzw. (allgemeiner)
der optimalen Zielerreichung eines Un- Realeinkommen  –  Begriff aus der
ternehmens unter veränderten Bedin- ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL). Das Re-
gungen. – Auf betrieblicher Ebene ist dies aleinkommen berechnet man, indem
v.a. durch Automatisierung und die effi- das ĺ Nominaleinkommen durch einen
zientere Gestaltung der Arbeitsprozesse ĺ Preisindex geteilt wird. In Deutschland
möglich. – In der Praxis wird unter Rati- wird der ĺ Verbraucherpreisindex (VPI)
onalisierung häufig auch die Vereinheitli- zur Berechnung des Realeinkommen he-
chung von Fertigungsteilen oder Gütern rangezogen. Das  Realeinkommen drückt
(ĺ Normung), aber auch die Spezialisie- die tatsächliche ĺ Kaufkraft des Einkom-
rung auf wenige Produkte verstanden. mens aus.
Rationalisierungsgemeinschaft ĺ  In- realer Wechselkurs ĺ Wechselkurs.
teressengemeinschaft. reales Austauschverhältnis ĺ Terms of
Rationalisierungsinvestition ĺ  In- Trade.
vestition zum Zwecke der ĺ Rationalisie- reales Grenzprodukt ĺ  Grenzproduk-
rung, d.h. der Verbesserung der betriebli- tivität.
chen Anlagen mit dem Ziel einer Steige-
rung der ĺ  Produktivität und Senkung Realinvestition – Sachinvestition. Erwerb
der ĺ Kosten, aber nicht primär zur Er- von ĺ Sachanlagen. – Vgl. auch ĺ Inves-
weiterung der ĺ  Kapazität (ĺ  Erweite- tition, ĺ Finanzinvestition.
rungsinvestition). Rationalisierungsinves- Realisationsprinzip – handelsrechtlicher
titionen sind jedoch regelmäßig mit einer Grundsatz der ĺ Bewertung. Das Reali-
Leistungssteigerung verbunden, so dass sationsprinzip besagt, dass Erträge oder
die Grenzen zur Erweiterungsinvestition Gewinne erst dann ausgewiesen werden
fließend sind. dürfen, wenn sie durch den Umsatzpro-
Räumungsverkauf – verbilligter Verkauf zess erzielt worden sind. Das Realisations-
von ĺ Waren durch Betriebe des ĺ Ein- prinzip ist aus dem ĺ  Vorsichtsprinzip
zelhandels, z. B. wegen Aufgabe des ge- abgeleitet. – Vgl. auch ĺ Grundsätze ord-
samten Geschäftsbetriebes, Filialaufgabe, nungsmäßiger Bilanzierung.
Schadensereignissen, Umbau, Renovie- Realkredit  –  Sachkredit. ĺ  Kredit,
rungsarbeiten. Da jede Art der Sonder- der durch Sachwerte oder dingliche
veranstaltung im Einzelhandel (aus je- Rechte abgesichert ist. Ein  Realkredit
dem Anlass) nach dem Gesetz gegen den kann durch ĺ  Sicherungsübereignung,
Reallohn 464

ĺ  Sicherungsabtretung oder durch der Lieferung oder der sonstigen Leis-


ĺ Pfandrechte an Sachen, Grundstücken tung. Außerdem muss in der  Rechnung
oder Forderungen gesichert werden.  Re- das Entgelt für die Lieferung oder sonsti-
alkredite werden z. B. von Hypotheken- gen Leistung und den auf das Entgelt ent-
banken (ĺ Pfandbriefbank) oder ĺ Bau- fallenden Steuerbetrag aufgeführt wer-
sparkassen zur Finanzierung von Wohn- den. Der Steuerbetrag muss gesondert
gebäuden gewährt. In diesem Fall wird ausgewiesen werden. Seit 2004 müssen
der Kredit durch ĺ  Grundpfandrechte auch die erteilte Steuernummer oder die
abgesichert. ĺ  Umsatzsteuer-Identifikationsnummer,
Reallohn  –  Verhältnis zwischen Nomi- das Ausstellungsdatum der Rechnung,
nallohn (in Geldeinheiten) und einem eine fortlaufende Nummer mit einer oder
Preisindex, i.d.R. dem ĺ  Verbraucher- mehreren Zahlenreihen und der anzu-
preisindex für Deutschland (VPI). Indika- wendende Steuersatz aufgeführt wer-
tor für die reale ĺ Kaufkraft des Lohnes. den.  –  Vgl. auch ĺ  Kleinbetragsrech-
nung.
Realsteuern  –  Objektsteuern, Sachsteu-
ern. Steuern, die einen Gegenstand (z. B. Rechnungsabgrenzung  –  Periodenab-
Unternehmen, Grundstück) besteu- grenzung. Begriff aus dem ĺ Rechnungs-
ern, ohne die persönlichen Verhältnisse wesen. Die Rechnungsabgrenzung ist die
des Eigentümers oder sonst Berechtig- zeitliche Zuordnung der Aufwendungen
ten zu berücksichtigen.  Realsteuern sind (ĺ Aufwand) und Erträge (ĺ Ertrag). Sie
z. B. ĺ  Gewerbesteuer und ĺ  Grund- ist erforderlich, um den ĺ Periodenerfolg
steuer. – Gegensatz: ĺ Personensteuern. in der ĺ Gewinn- und Verlustrechnung
Realtausch ĺ Tausch. (GuV) zu ermitteln. Durch die  Rech-
Realzins – Zinssatz, der sich bei Berück- nungsabgrenzung werden alle Aufwen-
sichtigung der prozentualen Preisni- dungen und Erträge, die wirtschaftlich in
veauänderung ergibt, d.h. Geldzins ab- ein Geschäftsjahr fallen, auch in diesem
züglich ĺ  Inflationsrate oder zuzüglich erfasst. Dies geschieht unabhängig da-
(absolute) ĺ Deflationsrate. –  Gegensatz: von, ob der Zahlungsvorgang außer- oder
ĺ Nominalzins. innerhalb des Geschäftsjahrs lag.  –  Fol-
gende Rechnungsabgrenzungsposten wer-
Recheneinheit ĺ Geld. den gebildet: (1) Transitorische Posten:
Rechnung  –  Faktura. Mitteilung über Auf diesen werden bereits geleistete Zah-
ein fälliges Entgelt. I.d.R. wird das Ent- lungen, die als Aufwand und Ertrag in das
gelt aufgrund eines Kaufvertrags gefor- nächste Geschäftsjahr gehören, erfasst.
dert. – Nach dem Umsatzsteuerrecht muss Diese sind in der Bilanz gesondert auszu-
eine Rechnung folgende Angaben ent- weisen. Die Ausgaben vor dem Stichtag
halten: Name und Anschrift des leisten- werden auf der linken Bilanzseite aufge-
den Unternehmens, Name und Anschrift führt (sog. aktive Rechnungsabgrenzungs-
des Leistungsempfängers, Menge und die posten). Die Einnahmen vor dem Stichtag
handelsübliche Bezeichnung des Gegen- sind entsprechend auf der rechten Seite
stands der Lieferung oder Art und Um- auszuweisen (sog. passive Rechnungsab-
fang der sonstigen Leistung, Zeitpunkt grenzungsposten). (2) Antizipative Posten:
465 Recht

Auf diesen werden noch nicht geleistete (HGB) und im Publizitätsgesetz (Pu-
Zahlungen, die aber als Aufwand oder Er- blG). – Vgl. auch ĺ internationale Rech-
trag in das abgelaufene Geschäftsjahr ge- nungslegung.
hören, erfasst. Diese Zahlungen dürfen Rechnungsprüfungsamt ĺ  Rech-
handelsrechtlich nicht als Rechnungsab- nungshof.
grenzung ausgewiesen werden. Antizipa-
tive Aktiva sind in der Bilanz unter dem Rechnungswesen  –  1.  Volkswirtschafts-
Posten sonstige Vermögensgegenstände, lehre: ĺ  Volkswirtschaftliche Gesamt-
antizipative Passiva unter sonstige Ver- rechnungen (VGR).  –  2.  Betriebswirt-
bindlichkeiten (u.U. auch als ĺ Rückstel- schaftslehre: Accounting. Verfahren, in
lungen) auszuweisen. dem alle internen und externen zahlen-
und mengenmäßigen Vorgänge systema-
Rechnungsabgrenzungsposten ĺ tisch erfasst werden. Die Daten werden
Rechnungsabgrenzung. für die Planung, Steuerung und Kontrolle
Rechnungseinheiten  –  Korbwährun- des betrieblichen Geschehens aufbereitet
gen, künstliche Währungen, Nebengel- und ausgewertet. Es werden unterschie-
der. Den ĺ Devisen gleichgestellte ĺ Fi- den: a) Internes Rechnungswesen: In die-
nanzinstrumente, die keine gesetzlichen sem Bereich werden Daten für Mitarbei-
ĺ  Zahlungsmittel sind, z. B. ĺ  Europä- ter des Unternehmens erfasst und ausge-
ische Währungseinheit (ECU), ĺ  Son- wertet. Die Bereiche ĺ  Kostenrechnung
derziehungsrechte (SRZ), regionale Kom- und Leistungsrechnung, Investition und
plementärwährungen  und  digitale Zah- Finanzierung (ĺ  Investitionsrechnung,
lungsmittel (z. B. ĺ Bitcoins). ĺ  Finanzplanung) werden deshalb zum
internen Rechnungswesen gezählt. b) Ex-
Rechnungshof  –  oberste unabhängige ternes Rechnungswesen: Dies richtet sich
Behörde, die die Ordnungs- und Wirt- als Rechenschaftslegung und Informa-
schaftlichkeitsprüfung der ĺ  öffentli- tion in erster Linie an unternehmensex-
chen Haushalte nach dessen Vollzug und terne Personen (Gläubiger) und an In-
damit die administrativen Kontrollfunk- stitutionen (Staat, Banken), aber auch
tion obliegt. – Der Bundesrechnungshof ist an unternehmensinterne Personen (Ge-
für den Bundeshaushalt, der Landesrech- sellschafter, Arbeitnehmer). Zum exter-
nungshof für die jeweiligen Landeshaus- nen  Rechnungswesen gehören die Be-
halte und das Rechnungsprüfungsamt für reiche ĺ  Buchführung und Jahresab-
den Haushalt von ĺ  Gemeindeverbän- schluss (ĺ  Rechnungslegung) sowie
den zuständig.  –  Vgl. auch ĺ  Europäi- Steuern.  –  Neben dem internen und ex-
scher Rechnungshof. ternen  Rechnungswesen gibt es ein be-
Rechnungslegung  –  Aufstellung und reichsübergreifendes ĺ  Berichtswesen.
Bekanntmachung des ĺ  Jahresabschlus- Ziel des Berichtswesens ist es, den allg. In-
ses. Es werden ĺ Bilanz, ĺ Gewinn- und formationsbedarf zu decken, Transparenz
Verlustrechnung (GuV) und ĺ Anhang, zu schaffen und Entscheidungen vor- und
sowie ggf. ein ĺ Lagebericht erstellt. Ge- nachzubereiten.
setzliche Vorschriften zur  Rechnungsle- Recht – 1. Gesamtheit der Rechtsnormen,
gung finden sich im Handelsgesetzbuch die in der Rechtsgemeinschaft gelten, die
Rechtsanspruch 466

Rechtsordnung.  –  2.  Die vom Recht ge- und alle ĺ  juristischen Personen.  –  An-
währte, in einem subjektiven Recht ver- ders: ĺ Geschäftsfähigkeit.
körperte Machtbefugnis oder Berechti-
Rechtsformen – Gesellschaftsformen, Un-
gung, der Rechtsanspruch.
ternehmensformen. Rechtliche Organisa-
Rechtsanspruch ĺ Recht. tionsstruktur von Unternehmen, die wirt-
Rechtsbehelf – 1.  Rechtsbehelf i.w.S.: Be- schaftlich tätig sind. Das Handels- und
zeichnung für ĺ Rechtsmittel. – 2. Rechts- Gesellschaftsrecht gibt den Unterneh-
behelf i.e.S.: außerhalb der eigentlichen men die zur Verfügung stehenden Rechts-
Rechtsmittel eröffnete Möglichkeiten zur formen vor. Die  Rechtsform wirkt sich
Herbeiführung einer Nachprüfung ergan- u.a. auf Haftungsfragen der Unterneh-
gener Entscheidungen, z. B. Antrag auf mer und deren Recht zur Geschäftsfüh-
gerichtliche Entscheidung im Bußgeld- rung aus. Sie bestimmt zudem, ob das
verfahren, Dienstaufsichtsbeschwerde, Unternehmen eine eigene Rechtspersön-
ĺ  Einspruch.  –  Vgl. auch ĺ  Rechtsbe- lichkeit besitzt oder ob die Unternehmer
schwerde. bzw. Gesellschafter des Unternehmens
als natürliche Personen handeln.  –  Typi-
Rechtsberatung  –  geschäftsmäßige Be- sche  Rechtsformenen sind: (1) ĺ  Einzel-
sorgung fremder Rechtsangelegenheiten kaufmann; (2) ĺ  Personengesellschaft,
einschließlich der Einziehung fremder z. B. ĺ  Gesellschaft bürgerlichen Rechts
oder zum Zweck der Einziehung abge- (GbR), ĺ  Offene Handelsgesellschaft
tretener Forderungen. Nach dem Rechts- (OHG), ĺ Kommanditgesellschaft (KG),
diensleistungsgesetz ist die haupt- oder stille Gesellschaft; (3) ĺ  Kapitalgesell-
nebenberufliche Rechtsberatung von der schaft, z. B. ĺ Gesellschaft mit beschränk-
zuständigen Landesjustizverwaltung zu ter Haftung (GmbH), ĺ  Aktiengesell-
erlauben. Die Erlaubnis ist abhängig von schaft (AG), ĺ  Kommanditgesellschaft
der persönlichen Zuverlässigkeit und Eig- auf Aktien (KGaA); (4) Mischformen,
nung und wird nur für bestimmte Sachbe- z. B. ĺ GmbH & Co. KG; (5) Sonderfor-
reiche erteilt, z. B. als Rentenberater, Ver- men, z. B. ĺ Genossenschaft, ĺ Stiftung,
sicherungsberater, Frachtprüfer.  –  Keine ĺ Anstalt des öffentlichen Rechts.
Erlaubnis ist z. B. erforderlich für Rechts-
anwälte und Zwangs-, Vermögens- und Rechtsgeschäfte  –  Tatbestände, die
Insolvenzverwalter. eine oder mehr als eine ĺ Willenserklä-
rung enthalten und von der Rechtsord-
Rechtsbeschwerde ĺ  Rechtsmittel ge- nung als Grund für den Eintritt der als
gen gerichtliche Beschlüsse. Die Rechts- gewollt bezeichneten Rechtswirkung an-
beschwerde ist nur zulässig, wenn ein im erkannt sind. Durch Rechtsgeschäfte kön-
Gesetz vorgesehener Fall vorliegt oder das nen die einzelnen ihre rechtlichen Be-
Beschwerde- oder Berufungsgericht die ziehungen gestalten.  Rechtsgeschäfte
Rechtsbeschwerde zugelassen hat. können ĺ  Rechtsverhältnisse begrün-
Rechtsfähigkeit  –  Fähigkeit, Träger von den, verändern und aufheben.  –  Zu un-
Rechten und Pflichten zu sein. Rechtsfä- terscheiden sind (1) einseitige Rechtsge-
higkeit besitzen alle ĺ  natürlichen Per- schäfte: z. B. ĺ Kündigung; (2) zweiseitige
sonen (auch Minderjährige und Betreute) Rechtsgeschäfte: z. B. ĺ Vertrag. – Die allg.
467 Rechtsverhältnisse

Vorschriften über  Rechtsgeschäfte sind gegen Verfügungen der ĺ  Kartellbehör-


im ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) den und (2) Rechtsbeschwerde gegen den
niedergelegt, z. B. über Nichtigkeit, An- Beschluss des ĺ Oberlandesgerichts.
fechtung, Bestätigung und Scheinge- Rechtsordnung ĺ Recht.
schäft.  –  Voraussetzung zur wirksamen
Vornahme von  Rechtsgeschäfte ist i.d.R. Rechtspfleger  –  Beamter des Justiz-
ĺ Geschäftsfähigkeit. dienstes, der ihm durch Gesetz übertra-
gene Aufgaben der Rechtspflege sachlich
Rechtsmangel – Begriff aus dem ĺ Bür-
unabhängig entscheidet und dabei nur
gerlichen Recht: Ein Rechtsmangel liegt
an Recht und Gesetz gebunden ist.  –  Er
vor, wenn Dritte auf den Kaufgegenstand
ist v.a. in der freiwilligen Gerichtsbar-
Rechte geltend machen können. Dies ist
keit für Grundbuch-, Vormundschafts-,
z. B. der Fall, wenn ein Grundstück ver-
Nachlass-, Handels-, Register- und Insol-
kauft wird, das mit einer ĺ Hypothek be-
venzsachen zuständig. Außerdem ist er
lastet ist, oder die verkaufte ĺ Ware ge-
für Mahnverfahren, den Erlass von Pfän-
stohlen wurde. Im Fall eines  Rechts-
dungs- und Überweisungsbeschlüssen
mangels kann der Käufer den Verkäufer
und Zwangsversteigerungen verantwort-
haftbar machen (ĺ  Rechtsmängelhaf-
lich.
tung).
Rechtsprechung ĺ Judikative.
Rechtsmängelhaftung ĺ  Haftung des
Verkäufers im Fall eines ĺ  Rechtsman- Rechtsschutzversicherung  –  Zweig der
gels, ohne dass es auf sein Verschulden Schadensversicherung. Sie erbringt und
ankommt. Im Fall eines Rechtsmangels vermittelt Dienstleistungen zur Wahr-
stehen dem Käufer folgende Rechte zu: nehmung rechtlicher Interessen und trägt
(1) ĺ  Rücktritt, (2) ĺ  Minderung, (3) nach Eintritt eines Rechtsschutzfalles im
ĺ Schadensersatz, (4) ĺ Nacherfüllung. vereinbarten Umfang, maximal bis zur
Rechtsmittel  –  förmliche, gesetzlich vereinbarten Versicherungssumme, die
zugelassene ĺ  Rechtsbehelfe, um die Rechtskosten.  –  Zur  Rechtsschutzver-
Überprüfung einer gerichtlichen Ent- sicherung zählen v.a. die Verkehrs- und
scheidung durch eine höhere Instanz Fahrzeugrechtsschutzversicherung, die
zu erreichen.  –  1.  Zivilrecht:  Rechts- Familienrechtsschutzversicherung (Pri-
mittel sind (1) die ĺ  Berufung, (2) die vat- und Berufsrechtsschutz für Nichts-
ĺ Revision und (3) die sofortige ĺ Be- elbstständige), Rechtsschutzversicherung
schwerde.  –  2.  Strafrecht:  Rechtsmittel für Grundstückseigentum und Miete,
sind (1) die einfache, sofortige und wei- Firmenrechtsschutzversicherung und
tere Beschwerde, (2) die Berufung und Rechtsschutzversicherung für Gewerbe-
(3) Revision.  –  3.  Arbeitsrecht: (1) Beru- treibende und Selbstständige sowie die
fung und (2) Revision.  –  4.  Steuerrecht: Rechtsschutzversicherung für Vereine.
(1) Gegen Verfügungen der Finanzbe- Rechtsverhältnisse  –  die durch Rechts-
hörden der ĺ  Rechtsbehelf des ĺ  Ein- vorschriften geordneten Beziehungen von
spruchs und (2) gegen die Rechtsbehelf- Personen zu anderen Personen oder Ge-
sentscheidungen Klage vorm ĺ  Finanz- genständen, z. B. Mietverhältnis, Ehe, Be-
gericht.  –  5.  Kartellrecht: (1) Beschwerde amtenverhältnis.
Recognition Lag 468

Recognition Lag ĺ Lag. Regelaltersgrenze  –  Altersgrenze für


Recycling  –  Rückführung von Produk- den  abschlagsfreien Beginn der  Regel-
tions- und Konsumabfällen (auch Ab- altersrente (ĺ  Altersrente). Seit dem
wärme) in den Wirtschaftskreislauf. In- 1.1.2012 wird die Regelaltersgrenze be-
nerbetrieblich Aufgabe der ĺ  Ab- ginnend mit dem Jahrgang 1947 bis zum
fallwirtschaft.  –  Dies kann durch Jahre 2029 schrittweise (bis zum Jahr-
Wiederverwendung (z. B. Mehrwegfla- gang 1958 in Ein-Monats-Schritten,
schen), Weiterverwendung (z. B. Granu- von Jahrgang 1959 bis 1964 in zwei-Mo-
lat aus Altreifen für Bodenbeläge) oder nats-Schritten) von 65 auf 67 Jahre ange-
Weiterverwertung (z. B. Altpapier für sog. hoben. – Jeder vorgezogene Monat des
Umweltschutzpapier) geschehen.  –  Vgl. Rentenbeginns kostet 0,3 % Abschlag.
auch ĺ Abfallwirtschaft, ĺ Entsorgung, Wer die Regelaltersgrenze erreicht, aber
ĺ Kreislaufwirtschaft. noch keine Rente beantragt hat, erhöht
seinen Rentenanspruch auch ohne wei-
Reduktionswerbung  –  Werbung tere Beitragszahlung für jeden Kalende-
zwecks gezielten Absatz- bzw. Umsatz- ronat um 0,6 %.
abbaus.  –  Anders: ĺ  Erhaltungswer-
bung.  –  Gegensatz: ĺ  Expansionswer- Regelaltersrente ĺ Altersrente.
bung.
Regeln  –  1.  Faustregeln: Sie geben die
Referenzzinssatz – repräsentativer Zins- Empfehlung, bestimmte typische Ent-
satz am ĺ Geldmarkt, auf dessen Grund- scheidungen gemäß solchen  Regeln zu
lage andere Zinssätze festgelegt werden. treffen. Die Begründung liegt darin, dass
Auf der Grundlage eines  Referenzzins- dieses Verfahren per Saldo zu besseren
satzes werden z. B. die Zinssätze variabel Ergebnissen führt als die (kostspielige)
verzinslicher Anleihen vereinbart (ĺ Flo- Einzelfallkalkulation oder die Zufallsent-
ating Rate Note). Wichtige  Referenz- scheidung.  –  2.  Spielregeln: Regeln, die
zinssätze sind der ĺ EURIBOR und der ein Spiel als eine gesellschaftliche Inter-
ĺ LIBOR. aktion (z. B. ĺ  Kooperation, ĺ  Wettbe-
Refinanzierung – Beschaffung von Geld- werb) konstituieren und definieren. Sie
mitteln durch ĺ  Kreditinstitute zur Fi- sind zum einen Voraussetzung für das
nanzierung ihres ĺ  Kreditgeschäfts. Zustandekommen von gesellschaftlichen
Die  Refinanzierung erfolgt v.a. über die Interaktionen und zum anderen die Vor-
Annahme von Sicht-, Termin- und Spar- aussetzung für die Ermöglichung von Ko-
einlagen und durch Mittelbeschaffung operationsgewinnen. In der modernen,
am ĺ  Geldmarkt. Außerdem kann sich demokratisch verfassten Gesellschaft ge-
ein Kreditinstitut durch Geschäfte mit der hen die Spielregeln gemäß der Konsen-
ĺ Europäischen Zentralbank (ĺ Offen- sethik auf das Wollen der Bürger zurück.
marktgeschäfte, ĺ  ständige Fazilitäten) Die Individuen legen damit den Rahmen
refinanzieren. Das Kreditinstitut kann für das gesellschaftliche Zusammenleben
sich schließlich auch Mittel beschaffen, selbst fest.
indem es ĺ Anleihen ausgibt. Regiebetrieb ĺ  öffentliche Unterneh-
Regalgroßhändler ĺ Rack Jobber. men.
469 Regressionsanalyse

regionale Fördergebiete  –  1.  Begriff: fördern v.a. die gewerbliche Wirtschaft


strukturschwache Gebiete, die nach ein- und den Fremdenverkehr bei der Errich-
heitlichen Kriterien der ĺ  Europäi- tung, dem Ausbau oder dem Umbau von
schen Union (EU) ausgewiesen wer- Gewerbebetrieben. Außerdem wird der
den.  –  2.  Hauptarten: a) Regionen mit Ausbau der ĺ  Infrastruktur gefördert.
Entwicklungsrückstand, deren Bruttoin- Die Förderung konzentriert sich auf die
landsprodukt (BIP) pro Kopf unter 75 % sog. ĺ  regionalen Fördergebiete. – 2.  Eu-
des EU-Durchschnitts liegt. b) Regionen, ropäische Union (EU): Die europäische
die bes. schwer von rückläufiger industri- Regionalpolitik dient der Stärkung des
eller Entwicklung betroffen sind. Haupt- wirtschaftlichen Zusammenhalts (Kohäs-
kriterien sind die Struktur der Erwerbs- ion) in der ĺ Europäischen Union (EU).
tätigkeit und der Arbeitslosigkeit ver- Die EU fördert strukturschwache Ge-
glichen mit benachbarten Gebieten. c) biete über drei ĺ Strukturfonds: (1) Eu-
Regionen mit hoher landwirtschaftlicher ropäische Fonds für regionale Entwick-
Beschäftigung, aber unterdurchschnitt- lung (EFRE), (2) Europäische Sozialfonds
licher Wertschöpfung.d)In Deutsch- (ESF) und (3) die Abteilung Ausrichtung
land erfolgt die Fördergebietsabgrenzung des Europäische Ausrichtungs- und Garan-
auf Gemeinde- und Kreisebene (Schwer- tiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL).
punktorte). – Weitere Informationen unter Außerdem ist eine Förderung über die
www.bmwi.de. ĺ  Europäische Investitionsbank (EIB)
und den Europäischen Investitionsfonds
regionale Strukturpolitik ĺ  Regional-
(EIF) möglich. Die EU gibt ca. ein Drit-
politik.
tel ihres Haushalts für Regionalsubventi-
Regionalpolitik  –  regionale Struktur- onen aus.
politik. Wirtschaftspolitische Maßnah-
men zum Abbau regionaler Unterschiede Regress  –  1.  Synonym für ĺ  Rück-
bzgl. der wirtschaftlichen Leistungsfähig- griff. – 2. Anspruch auf ĺ Schadensersatz.
keit. Regionalpolitik ist ein Teilbereich der
ĺ Strukturpolitik. – 1. Deutschland: Zen- Regressionsanalyse  –  Regressionsmo-
trales Instrument der  Regionalpolitik in dell. Modell zur Untersuchung der Art
Deutschland ist die von Bund und Län- der Beziehungen zwischen einer abhängi-
dern wahrgenommene Gemeinschaftsauf- gen (endogenen) Variablen und einer er-
gabe „Verbesserung der regionalen Wirt- klärenden (exogenen) Variablen (einfache
schaftsstruktur“ (GRW). Die GRW ist Regression) oder mehreren erklärenden
verfassungsrechtlich im ĺ  Grundgesetz Variablen (multiple Regression), wobei zu-
(GG) (Art. 91a) und im Gesetz über die sätzlich eine zufällige Komponente (Stör-
GRW konkretisiert. Die Förderung muss term) in die Modellgleichung eingeht. Als
mit den Grundsätzen der allg. ĺ  Wirt- Schätzmethode wird meist die gewöhnli-
schaftspolitik und mit den Zielen und Er- che Kleinstequadratemethode verwendet,
fordernissen der Raumordnung und Lan- bei der die Parameter so geschätzt wer-
desplanung übereinstimmen; sie hat au- den, dass die Summe der quadrierten Ab-
ßerdem auf gesamt-deutsche Belange weichungen der Regressionskurve von den
Rücksicht zu nehmen. – Bund und Länder Datenpunkten minimiert wird.
regressive Kosten 470

regressive Kosten ĺ  Kosten, die mit Konditionen sowie auf den Kontrahie-
steigender Beschäftigung abnehmen oder rungszwang.  –  Typische Regulierungs-
mit sinkender Beschäftigung steigen, z. B. maßnahmen sind Produktionsauflagen,
erhöhte Kühlenergiekosten beim gerin- Qualitätsstandards bei Produkten und
geren Füllungsgrad einer offenen Tief- Dienstleistungen, Ausnahmen vom Wett-
kühltruhe im Lebensmitteleinzelhandel. bewerbsgesetz, Berufsordnungen und
Regressive Kosten kommen nur selten in Vorschriften der Preis- und Tarifgestal-
der Praxis vor. – Gegensatz: ĺ progressive tung. – Gegensatz: ĺ Deregulierung.
Kosten. Regulierungsbehörde für Telekom-
regulierter Markt  –  organisierter munikation und Post – ehemalige Bun-
Markt i.S.d. Wertpapierhandelsgesetzes desbehörde, die 2005 durch die ĺ  Bun-
(WpHG), der die bisherige Unterteilung desnetzagentur (BNetzA) abgelöst wurde.
organisierter Märkte in den amtlichen Rehabilitation ĺ Rentenversicherung.
Markt und geregelten Markt aufgehoben
hat. Seit dem 1.11.2007 kann eine Zulas- Reichensteuer  –  Bezeichnung für die
sung von ĺ Wertpapieren zum Handel an erhöhte Besteuerung von bes. hohen
der ĺ  Börse nur noch an dem regulier- ĺ  Einkommen. Der Spitzensteuersatz
ten Markt (ĺ General Standard) bzw. zu der ĺ  Einkommensteuer beträgt bei ei-
einem Teilbereich des  regulierten Mark- nem zu versteuerndem Einkommen ab
tes mit weiteren Zulassungsfolgepflich- 250.731 Euro für Ledige und 501.462
ten (ĺ  Prime Standard) erfolgen. Vor Euro für Verheiratete grundsätzlich 45 %,
der Aufnahme des Börsenhandels ist vom d.h. um 3 Prozentpunkte über dem „nor-
Emittenten des Wertpapiers zusammen malen“ Spitzensteuersatz von 42 %.
mit einem zum Börsenhandel zugelasse- Reichweite  –  1.  Werbung: Kontaktmaß-
nen Kredit- oder Finanzdienstleistungsin- zahl zur Beurteilung und Auswahl von
stitut bei der Geschäftsführung der Börse ĺ Werbeträgern, z. B. der Anteil der Be-
die Zulassung zum regulierten Markt zu völkerung oder eines Teils davon, die in
beantragen. Die rechtlichen Grundlage einem bestimmten Zeitraum Kontakt
für die Zulassung sind im ĺ  Börsenge- mit einem Werbeträger haben.  –  2.  Um-
setz (BörsG), in der Börsenzulassungsver- welt- und Ressourcenökonomik: Indikator
ordnung, im Wertpapierprospektgesetz für die Verfügbarkeit einer erschöpflichen
(ĺ Prospekt) und in der Börsenordnung Ressource (ĺ  natürliche Ressource), die
geregelt. sich als Quotient aus vorhandenem Be-
Regulierung  –  Beeinflussung des Ver- stand und Jahresverbrauchsmenge er-
haltens von Unternehmen und Konsu- rechnet.
menten durch gesetzgeberische, meist Reihenfolgeplanung  –  Jobshop Sequen-
marktspezifische Maßnahmen mit dem cing, Jobshop Scheduling. Bestimmung der
Ziel der Korrektur bzw. Vermeidung von zeitlichen Reihenfolge, in der verschie-
vermutetem  Marktversagen, z. B. zur Ver- dene ĺ Produkte an verschiedenen Ma-
hinderung ruinöser Konkurrenz.  Re- schinen zu bearbeiten sind. Die Bestim-
gulierung bezieht sich im Wesentlichen mung sollte so vorgenommen werden,
auf Marktzugang, Preise, Qualität und dass minimale Durchlauf- und Leerzeiten
471 Reklamation

auftreten. Die Reihenfolgeplanung ist Teil Auswärtstätigkeit anfallen. Dazu zäh-


der ĺ  Produktionsprozessplanung, v.a. len Fahrtkosten, Mehraufwendungen für
bei ĺ  Einzelproduktion, ĺ  Serienpro- Verpflegung, Übernachtungskosten so-
duktion und ĺ Sortenproduktion. wie Reisenebenkosten (z. B. Parkgebühren,
Reihenproduktion ĺ  Straßenproduk- Trinkgelder, Mitbringsel an Geschäfts-
tion. freunde).  Reisekosten können als ĺ  Be-
triebsausgaben oder ĺ  Werbungskosten
Reimport  –  Wiedereinfuhr von ĺ  Wa- steuerlich berücksichtigt werden.
ren, die zuvor ins Ausland ausgeführt
wurden. Reimporte werden z.T. zur Um- Reisender – Angestellter eines Unterneh-
gehung von ĺ  Preisbindungen oder mens im Außendienst. Der Reisende be-
ĺ  Preisempfehlungen vorgenommen. treut Kunden des Unternehmens und ver-
Für Hersteller sind Reimporte problema- sucht neue hinzuzugewinnen. – Vgl. auch
tisch, wenn damit eine regionale ĺ Preis- ĺ Handlungsgehilfe, ĺ Reisekosten.
differenzierung unterwandert wird. Reisescheck  –  Travellerscheck. ĺ  Zah-
Reingewinn/-verlust  –  Begriff aus dem lungsmittel im internationalen Reise-
Handelsrecht: Der Reingewinn ist das po- verkehr in Form von ĺ  Schecks oder
sitive, der Reinverlust das negative Er- scheckähnlichen Urkunden (Anweisun-
gebnis eines Geschäftsjahrs. Der  Reinge- gen), das gegen Einlösen von Unbefug-
winn/-verlust ergibt sich aus der Summe ten durch doppelte Unterschrift gesichert
der Erträge (ĺ  Ertrag) abzüglich der ist: eine Unterschrift bei Scheckaushändi-
niedrigeren bzw. der höheren Summe der gung, die zweite bei Scheckeinlösung. Rei-
Aufwendungen (ĺ  Aufwand).  Reinge- seschecks lauten auf feste Beträge und
winne/-verluste sind von Einzelkaufleu- sind bei der Ausgabe sofort zu bezah-
ten und ĺ Personengesellschaften in der len. – Durch die Einführung des ĺ Euro
ĺ Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) uund die  zunehmenden Einsatzmöglich-
und ĺ Bilanz auszuweisen. – Bei ĺ Kapi- keiten von international verwendbaren
talgesellschaften ist der Begriff des Rein- ĺ  Zahlungskarten hat der  Reiseschecks
gewinns/-verlusts durch den Begriff an Bedeutung verloren.
ĺ  Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag er-
Rekapitalisierung  –  Begriff der Finanz-
setzt worden.
marktmarktstabilisierung (ĺ  Bundes-
Reinvermögen ĺ Vermögen. antalt für Finanzmarktstabilisierung
Reinvestition  –  erneute Bindung frei (FMSA)): Ausstattung der Banken mit
gewordener Investitionsmittel zur An- dem notwendigen Eigenkapital durch (1)
schaffung oder Herstellung neuer Pro- den Ankauf neu ausgegebener Aktien der
duktionsanlagen.  Die Reinvestition  dient Bank oder (2) den Erwerb von stillen Be-
zum einen der Erhaltung der betriebli- teiligungen durch den ĺ Sonderfonds Fi-
chen ĺ  Kapazität (ĺ  Ersatzinvestition), nanzmarktstabilisierung (SoFFin) mit ei-
zum anderen der Kapazitätserweiterung ner Vergütung von p.a. 9 % bis 10 %.
(ĺ Lohmann-Ruchti-Effekt). Reklamation  –  Beanstandung ei-
Reisekosten  –  Aufwendungen, ner gelieferten ĺ  Ware.  –  Im recht-
die bei einer beruflich veranlassten lichen Sprachgebrauch wird von
Rektaklausel 472

ĺ  Mängelanzeige (Mängelrüge) gespro- veränderten Verpackung erneut in den


chen. Markt einzuführen.
Rektaklausel  –  negative Orderklau- Remboursbank ĺ Remboursgeschäft.
sel. Vermerk „nicht an Order“ auf ei- Remboursgeschäft  –  Mitwirkung einer
nem ĺ  Wertpapier, ĺ  Wechsel und ĺ Bank bei der Begleichung eines über-
ĺ  Scheck. Durch die Rektaklausel wird seeischen Warengeschäfts, in bestimmten
untersagt, die Rechte durch ĺ  Indossa- Fällen mit Kreditgewährung (Rembour-
ment zu übertragen. Dadurch werden skredit). Als Unterlage für das Rembours-
diese Papiere zu Rektapapieren (ĺ  Na- geschäft dienen die Fracht- und Versi-
menspapiere), deren Übertragung nur cherungspapiere, evtl. Fakturen und Prü-
durch gewöhnliche ĺ  Forderungsabtre- fungszertifikate für Gewicht und Qualität
tung möglich ist. –  Gegensatz: ĺ Order- (sog. Dokumente). Die wichtigste Form
klausel. des Remboursgeschäfts ist der Wechsel-
Rektapapier ĺ  Namenspapier, ĺ  Rek- rembours. Eine Bank (sog. Remboursbank)
taklausel. akzeptiert im Auftrag der Bank des Im-
porteurs einen vom Exporteur ausge-
Rektascheck ĺ Scheck.
stellten Wechsel. Voraussetzung dafür ist,
Relationship Marketing  –  Beziehungs- dass die vereinbarten Dokumente vorge-
marketing. Aufbau und Gestaltung lang- legt werden. Die Remboursbank haftet für
fristiger Beziehungen des Unternehmens die Einlösung des Wechsels.  –  Vgl. auch
v.a. zu seinen ĺ Kunden (und Lieferan- ĺ Akzeptkredit.
ten). Die Beziehungen zu bestehenden
Rembourskredit ĺ Remboursgeschäft.
Kunden spielen heute eine wichtige Rolle,
da durch wettbewerbsintensive und gesät- Rendite  –  jährlicher Gesamtertrag ei-
tigte Märkte die Akquisition von neuen ner Kapitalanlage. Die Rendite wird in
Kunden schwierig geworden ist. Durch Prozent des eingesetzten Kapitals aus-
eine möglichst bedürfnisgerechte, in- gedrückt.  –  Der Begriff der  Rendite
dividuelle ĺ  Kundenorientierung soll wird teilweise auch gleichbedeutend für
eine hohe ĺ  Kundenzufriedenheit und ĺ Rentabilität verwendet.
ĺ  Kundenbindung erreicht werden. Rentabilität  –  wichtige betriebswirt-
Gleichzeitig soll die Kundenabwande- schaftliche Kennzahl, die das Verhältnis
rungsrate z. B. durch ein ĺ Beschwerde- einer Erfolgsgröße (z. B. Gewinn) zum
management gesenkt werden. eingesetzten Kapital oder zum Umsatz
relative Armut ĺ Armut. in einem bestimmten Zeitraum angibt.
Es lassen sich folgende Kennzahlen un-
relativer Preis ĺ Preis.
terscheiden: (1) ĺ Eigenkapitalrentabili-
Relaunch  –  Strategie zur Verlängerung tät, (2) ĺ  Gesamtkapitalrentabilität, (3)
des ĺ  Produktlebenszyklus. Das alte, ĺ Umsatzrentabilität. – Anhand der Ren-
nicht mehr erfolgreiche Produkt wird tabilität kann der wirtschaftliche Er-
kurzfristig vom Markt genommen, um folg eines Unternehmens beurteilt wer-
es zu einem späteren Zeitpunkt in ver- den. – Vgl. auch ĺ Return on Investment
änderter Form, meistens auch mit einer (ROI).
473 Rentenschuld

Rente – regelmäßige Geldleistungen oder mit Rücksicht auf den ĺ aktuellen Ren-


Zahlungen.  –  1.  Sozialversicherung:  Ren- tenwert. Die  Rentenanpassung erfolgt
ten sollen Personen finanziell für den i.d.R. zum 1.  Juli jeden Jahres durch die
Fall absichern, dass sie eine Erwerbstä- Rentenanpassungsgesetze.
tigkeit alters- oder gesundheitsbedingt
Rentenfonds ĺ  Investmentfonds, der
nicht mehr ausüben können. Darüber hi-
v.a. in festverzinsliche ĺ  Wertpapiere
naus sollen sie im Todesfall eine Grund-
(z. B. ĺ  Anleihen) investiert.  Renten-
versorgung für die Familie sicherstel-
fonds haben geringere Wertschwankun-
len. Zu den Renten zählen in erster Linie
gen als Aktienfonds (ĺ  Investment-
die ĺ  Altersrente, die ĺ  Rente wegen Er-
fonds). Anleger beteiligen sich an Ren-
werbsminderung und die ĺ  Hinterbliebe-
tenfonds, wenn sie langfristig relativ
nenrente.  –  2.  Finanzmathematik: regel-
konstante Erträge erzielen wollen.
mäßige, gleich bleibende Ein- und Aus-
zahlungen.  –  3.  Bank- und Börsenwesen: Rentenformel – Berechnung des monat-
ĺ  Rentenwerte.  –  4.  Mikroökonomik: lichen Rentenbetrags. Er ist das Produkt
ĺ Grundrente (Bodenrente). von persönlichen ĺ Entgeltpunkten, sog.
Zugangsfaktoren, dem ĺ  aktuellen Ren-
Rente ab 63  –  abschlagsfreie Rente ab
tenwert und dem Rentenartfaktor. Die
63. ĺ Altersrente für bes. langjährige Ver-
Multiplikation der genannten Faktoren
sicherte, die mind. 45 Versicherungsjahre
ergibt die monatliche Bruttorente ohne
in der gesetzlichen Rentenversicherung
Abzug der Beiträge zur Kranken- und
pflichtversichert waren. Seit 2012 konnten
Pflegeversicherung, die der Rentner even-
bes. langjährig Versicherte bereits mit 65
tuell zu zahlen hat. Maßgeblich für die
Jahren abschlagsfrei in Rente gehen,  seit
Rentenberechnung nach der  Rentenfor-
dem 1.7.2014 gilt dies auch für alle bes.
mel ist der Zeitpunkt des Rentenbeginns.
langjährig Versicherten, die 63 Jahre und
älter sind und bislang noch keine Alters- Rentenmarkt  –  Börsenmarkt für den
rente beziehen.  Für ab 1953 geborene Handel mit festverzinslichen Wertpapie-
wird die Altersgrenze jedoch schrittweise ren (ĺ  Anleihe). Es werden z. B. Staats-
auf 65 Jahre (ab Jahrgang 1964) angeho- und Kommunalanleihen, Pfandbriefe,
ben. Zeiten des Bezugs von Arbeitslosen- Schuldverschreibungen öffentlich-rechtli-
geld werden unbegrenzt berücksichtigt, cher Kreditanstalten und Industrieobli-
in den letzten zwei Jahren vor Rentenbe- gationen gehandelt. Der Rentenmarkt ist
ginn allerdings nur infolge einer Insol- Teil des ĺ  Kapitalmarkts und volumen-
venz oder vollständiger Geschäftsaufgabe mäßig von ebenso großer Bedeutung wie
des Arbeitgebers. der ĺ Aktienmarkt.
Rentenanpassung  –  Veränderung der Rentenniveau ĺ Eckrentner.
Höhe der aus der gesetzlichen ĺ Renten-
Rentenpapiere ĺ Rentenwerte.
versicherung zu zahlenden Renten, der
Versorgungsbezüge nach dem Bundes- Rentenschuld  –  Sonderform der
versorgungsgesetz und der vom Jahresar- ĺ Grundschuld, bei dem eine Rente aus
beitsverdienst abhängigen Geldleistungen dem Grundstück gezahlt wird. Die  Ren-
der gesetzlichen ĺ  Unfallversicherung tenschuld ist wie die Grundschuld von
Rentenversicherung 474

einer persönlichen Forderung unabhän- Kreditanstalten und Industrieobligatio-


gig. – Anders: ĺ Hypothek. nen.
Rente wegen Erwerbsminderung –  Er-
Rentenversicherung  –  1.  Gesetzliche
werbsminderungsrente. Leistung der ge-
Rentenversicherung: Zweig der ĺ  So-
setzlichen Rentenversicherung, die seit
zialversicherung im Rahmen des deut-
2001 die frühere ĺ  Berufsunfähigkeits-
schen Systems der ĺ sozialen Sicherung.
rente und Erwerbsunfähigkeitsrente er-
Die Rentenversicherung schützt ihre Ver-
setzt. Die  Rente wegen Erwerbsminde-
sicherten bei Gefährdung oder Minde-
rung wird bei krankheits- oder behin-
rung der Erwerbsfähigkeit, im Alter (Al-
derungsbedingten Einbußen gewährt.
terssicherung) sowie bei Tod deren Hin-
Anspruch hat, wer teilweise oder voll er-
terbliebene. Zentrale Aufgabe sind der
werbsgemindert ist (ĺ  Erwerbsminde-
Ersatz ausgefallener Arbeitseinkommen
rung). Außerdem muss der Versicherte
(Lebensstandardsicherung) sowie die Er-
mind. fünf Jahre sowie in den letzten fünf
haltung, Besserung und Wiederherstel-
Jahren vor Eintritt der Erwerbsminde-
lung der Erwerbsfähigkeit der Versicher-
rung mind. 36 Monate pflichtversichert
ten (Rehabilitation).  –  Die  Rentenver-
gewesen sein. Die Rente wegen Erwerbs-
sicherung gewährt Renten wegen Alters
minderung wird i.d.R. nur befristet ge-
(ĺ Altersrente), wegen verminderter Er-
währt(Zeitrente) und zwar höchstens für
werbsfähigkeit (ĺ Rente wegen Erwerbs-
drei Jahre. Sie kann verlängert werden,
minderung), ĺ  Hinterbliebenenrenten
wenn die gesundheitlichen Einschrän-
sowie Leistungen zur medizinischen Re-
kungen weiter vorliegen. Die Rente wird
habilitation oder zur Teilhabe am Arbeits-
längstens bis zum Eintritt der Regelalters-
leben.  –  Die Finanzierung der gesetzli-
grenze gezahlt. Danach wird die Regelal-
chen  Rentenversicherung erfolgt durch
tersrente (ĺ Altersrente) gewährt. Es gel-
Beiträge der Versicherten (ĺ Arbeitneh-
ten differenzierte Hinzuverdienstgrenzen.
meranteil, ĺ  Arbeitgeberanteil), Bun-
deszuschüssen sowie Beiträgen der Träger Reorganisation ĺ  Change Manage-
von ĺ Entgeltersatzleistungen, die für de- ment.
ren Empfänger die Rentenversicherungs-
Repogeschäfte ĺ Pensionsgeschäfte.
beiträge ganz oder zur Hälfte überneh-
men.  –  Träger der  Rentenversicherung Reproduktionswert ĺ Substanzwert.
sind die ĺ Deutsche Rentenversicherung
Reservewährung ĺ Leitwährung.
und die Deutsche Rentenversicherung
Knappschaft-Bahn-See. – 2.  Private Ren- Ressource – 1.  Volkswirtschaftslehre: Be-
tenversicherung: kapitaldeckende private zeichnung für den Bestand an ĺ  Pro-
Altersvorsorge (ĺ  Lebensversicherung, duktionsfaktoren (Arbeit, Boden und
ĺ Riester-Rente) Kapital) bzw. natürlich vorkommende
Rohstoffe und Bodenschätze (ĺ  natür-
Rentenwerte  –  Rentenpapiere; festverz- liche Ressource, ĺ  Ressourcenökono-
insliche ĺ Wertpapiere, z. B. Staats- und mik).  –  2.  Produktion: Mittel, die in die
Kommunalanleihen, Pfandbriefe, Schuld- ĺ  Produktion eingehen, u.a. auch Hu-
verschreibungen öffentlich-rechtlicher man Ressource (ĺ Humanvermögen).
475 Restschuldbefreiung

Ressourcenökonomik  –  Bereich der das  Restrukturierungsfondsgesetz ge-


ĺ Volkswirtschaftslehre (VWL) , der die schaffen wurde und von der Kreditwirt-
(optimalen) zeitlichen Abbau- bzw. Ern- schaft über die ĺ  Bankenabgabe  finan-
tepfade erschöpfbarer und erneuerbarer ziert wird. Der Fonds soll in Schieflage ge-
Ressourcen untersucht.  –  Bei erschöpfli- ratene ĺ systemrelevante Kreditinstitute
chen Ressourcen (z. B. traditionelle Ener- sanieren, umorganisieren und nicht-sys-
gieträger wie Öl, Kohle, Erdgas und mine- temrelevante Teile nötigenfalls abwickeln.
ralische Rohstoffe) wird davon ausgegan- Das Gesamtvolumen des Restrukturie-
gen, dass der Bestand für den betrachteten rungsfonds soll 70 Mrd. Euro betragen,
Zeitraum nicht durch Regeneration ver- 100 Mrd. Euro können im Bedarfsfalle
ändert werden kann. Der pareto-opti- an Kredit aufgenommen werden. Ziel des
male Abbau endlicher Ressourcen ver- Restrukturierungsfonds ist es, die Stabili-
langt, dass der diskontierte Nettogrenz- tät des Finanzsektors zu erhöhen und nö-
nutzen in allen Perioden identisch ist tigenfalls auch eine Großbank abzuwi-
(Hotelling-Regel). Die  Ressourcenökono- ckeln – und zwar zu Lasten des Banken-
mik untersucht, unter welchen Bedingun- systems und nicht des Steuerzahlers. Der
gen dieses Optimum herbeigeführt wer- Restrukturierungsfonds wird von der
den kann. – Bei erneuerbaren Ressourcen ĺ Bundesanstalt für Finanzmarktstabili-
wird davon ausgegangen, dass sich diese sierung (FMSA) verwaltet.
im relevanten Zeitraum vermehren kön-
nen, wobei die Wachstumsrate von vielen
Faktoren (u.a. vom Bestand) abhängt. Un- Restschuldbefreiung – Begriff aus dem
ter dieser Bedingung gilt es, den optima- Insolvenzrecht.  Restschuldbefreiung ist
len Erntepfad zu bestimmen, bei dem un- der Erlass der Schulden einer ĺ natürli-
ter Berücksichtigung bio-ökonomischer chen Person, nachdem ein ĺ Insolvenz-
Gleichgewichte in jedem Zeitpunkt eine verfahren oder ein ĺ  Verbraucherinsol-
dem Regenerationszuwachs des Ressour- venzverfahren durchgeführt wurde. Die
cenbestandes entsprechende Menge ge- Restschuldbefreiung muss beim ĺ  In-
erntet wird. solvenzgericht beantragt werden und er-
folgt nach einer stark kontrollierten Wohl-
Restbuchwert ĺ Restwert.
verhaltensphase von sechs Jahren. Der
Restnutzungsdauer  –  Begriff aus dem Schuldner muss sein pfändbares Arbeits-
ĺ  Rechnungswesen. Die Restnutzungs- einkommen oder sonstige laufende Be-
dauer ist die nach Ablauf einer bestimm- züge für sechs Jahre an einen Treuhänder
ten Zeit (meist für die Zeit nach dem ak- abtreten (ĺ Treuhandschaft). Außerdem
tuellen Bilanzstichtag) noch verbleibende ist der Schuldner verpflichtet, eine zumut-
ĺ Nutzungsdauer eines Anlagegutes. Die bare Erwerbstätigkeit auszuüben, geerb-
Restnutzungsdauer ist maßgeblich für die tes Vermögen zur Hälfte dem Treuhänder
Absetzung für Abnutzung (AfA) bei der zu überlassen und Zahlungen nur an den
ĺ Abschreibung eines Vermögensgegen- Treuhänder zu leisten. Durch die  Rest-
stands. schuldbefreiung soll dem Schuldner ein
Restrukturierungsfonds ĺ  Sonder- wirtschaftlicher Neuanfang ermöglicht
vermögen des Bundes, das 2011 durch werden.
Restschuldversicherung 476

Restschuldversicherung  –  Variante der ĺ Rechtsmittel, aufgrund dessen ein Ur-


ĺ  Lebensversicherung zur Absicherung teil in rechtlicher Hinsicht überprüft wird.
von Forderungsausfällen. Der Darlehens- REX  –  Abk. für ĺ  Deutscher Rentenin-
nehmer verpflichtet sich zum Abschluss dex (REX).
eines Lebensversicherungsvertrages und
tritt die Ansprüche auf Auszahlung im Rezession ĺ Konjunkturzyklus.
Versicherungsfall in Höhe der noch be- Richtlinie  –  Anordnung einer überge-
stehenden Restkreditschuld an den Darle- ordneten Behörde.  –  1.  Steuerrecht: Ver-
hensgeber ab. waltungsanordnung, die von einer über-
Restwert – Restbuchwert. Wert eines Ver- geordneten Behörde erlassen wird. Die
mögensgegenstands, der nach Abzug der nachgeordneten Finanzbehörden sind an
bis dahin vorgenommenen ĺ  Abschrei- diese gebunden.  Richtlinien werden er-
bungen verbleibt. Der Restwert erscheint lassen, damit das Steuerecht durch die Fi-
als Aktivum in der ĺ Bilanz. – Vgl. auch nanzbehörden einheitlich angewendet
ĺ Buchwert. wird.  –  2.  Europäisches Recht: Rechtsakt,
Retentionsrecht ĺ  Zurückbehaltungs- der innerhalb einer bestimmten Frist in
recht. nationales Recht umgesetzt werden muss
(EU-Richtlinie).
Return on Investment (ROI)  –  Kapital-
rendite. Wichtige betriebswirtschaftli- Richtlinienkompetenz ĺ  Bundesregie-
che Kennzahl. Der ROI ist das Verhältnis rung.
des gesamten investierten Kapitals und Riester-Rente  –  1.  Begriff: Oberbegriff
des Umsatzes zum Gewinn. Es wird fol- für die staatlich geförderte, kapitalge-
gendermaßen berechnet: deckte Altersvorsorge (ĺ  Alterversor-
Gwinn Umsatz gung), die im Zuge der Rentenreform
RoI = ⋅
Umsatz investiertes Kapital 2001 eingeführt wurde.  –  2.  Merkmale:
= Umsatzerfolg ⋅Umschlag des investierten Kapitals
Förderberechtigt sind in der Gesetzli-
Der ROI dient zur Beurteilung des wirt- chen ĺ  Rentenversicherung pflichtver-
schaftlichen Erfolgs eines Unternehmens sicherte ĺ Arbeitnehmer und ĺ Selbst-
(ĺ Rentabilität). ständige, ĺ Beamte, geringfügig Beschäf-
Returns to Scale ĺ Skalenertrag. tigte (ĺ  geringfügige Beschäftigung),
die auf die Versicherungsfreiheit ver-
Revenue Management ĺ  Yield Ma-
zichten, Bezieher von ĺ  Arbeitslosen-
nagement.
geld (I und II) sowie weitere Personen-
reverse stock split ĺ Aktienzusammen- gruppen. Die staatliche Förderung ist auf
legung. staatlich zertifizierte Altervorsorgepro-
Revision  –  1.  Rechnungswesen: Prüfung dukte beschränkt. Sie erfolgt entweder in
der ĺ  Rechnungslegung auf ihre Ord- Form eines Sonderausgabenabzugs (ma-
nungsmäßigkeit. Eine Revision kann von ximal 2.100 Euro) oder über eine jährliche
externen Prüfern (externe Revision) oder Grundzulage (154 Euro) sowie Kinderzu-
unternehmensintern (ĺ  interne Revi- lagen (185 Euro je Kind, 300 Euro für ab
sion) durchgeführt werden.  –  2.  Recht: 2008 geborene Kinder). Der Anspruch auf
maximale Förderung besteht erst, wenn
477 Rohstoffe

ein Mindesteigenbetrag in Höhe von 4 % durch den die gesetzlichen Krankenkas-


des rentenversicherungspflichtigen Vor- sen einen finanziellen Ausgleich für die
jahreseinkommens (maximal ein Betrag unterschiedlichen Krankheits- und Ver-
von 2.100 Euro) angelegt wird. Die Zula- sorgungsrisiken (nach Alter, Geschlecht,
gen werden hierauf angerechnet. Krankengeschichte etc.) ihrer individuel-
Risiko ĺ Wagnis. len Versichertengemeinschaften (Risiko-
populationen) erhalten.
Risikoanleihe ĺ Junk Bond.
Rivalitätsprinzip ĺ privates Gut.
Risikokapital ĺ Venture-Capital.
ROE – Abk. für Return on Equity, ĺ Ei-
Risikolebensversicherung ĺ  Lebens-
genkapitalrentabilität.
versicherung.
Rohergebnis –  Bruttogewinn. Zwischen-
Risikomanagement  –  Planung, Steue-
ergebnis in der ĺ Gewinn- und Verlust-
rung und Kontrolle aller Risiken (ĺ Wag-
rechnung (GuV). Nach dem Handelsrecht
nis), die für ein Unternehmen beste-
können kleine und mittelgroße Aktien-
hen. Ziel ist es, die Risiken zu reduzieren
gesellschaften (AG) bei der Aufstellung
und Abweichungen von den Unterneh-
der GuV Posten als  Rohergebnis zusam-
menszielen zu verhindern.  –  In der ers-
menfassen. Beim (1) ĺ  Gesamtkosten-
ten Phase wird die Risikoanalyse durch-
verfahren sind dies die Posten: Umsat-
geführt, wobei die Risiken, auch die in
zerlöse ± Erhöhung oder Verminderung
Zukunft möglicherweise auftretenden
des Bestands an fertigen oder unfertigen
Risiken, identifiziert und nach Eintritts-
Erzeugnissen + andere aktivierte Eigen-
wahrscheinlichkeit und der möglichen
leistungen + sonstige betriebliche Erträge
Schadenshöhe bewertet (Risikobewer-
– Materialaufwand, beim (2) ĺ  Um-
tung) werden. – Anschließend werden die
satzkostenverfahren: Umsatzerlöse – Her-
risikopolitischen Handlungsmöglichkei-
stellungskosten der zur Erzielung der
ten des Unternehmens beurteilt. Dabei
Umsatzerlöse erbrachten Leistungen +
werden auch Nebeneffekte der Maßnah-
sonstige betriebliche Erträge.  –  Die Er-
men berücksichtigt (Risikoplanung). – In
gebnisse beider Verfahren weichen i.d.R.
der letzten Phase werden die risikopoli-
voneinander ab.
tischen Maßnahmen durchgeführt (Ri-
sikosteuerung) und kontrolliert (Risiko- Rohstoffbörse ĺ Börse.
kontrolle).  –  Prozessbegleitend ist eine Rohstoffe  –  Grundstoffe.  –  1.  Betriebs-
Risikokommunikation im Unternehmen wirtschaftslehre: ĺ Material, das im Pro-
erforderlich, die eine rechtzeitige Weiter- duktionsprozess direkt in das Erzeugnis
leitung der relevanten Informationen an eingeht. Die Kosten für Rohstoffe werden
die jeweils Verantwortlichen sicherstellt als ĺ Einzelkosten erfasst. – 2. Volkswirt-
und das Risikobewusstsein in der Unter- schaftslehre: unbearbeitete Grundstoffe,
nehmung stärken soll. die durch Nutzung des Bodens (ĺ  Ur-
Risikostrukturausgleich  –  Teil der produktion) gewonnen werden. Rohstoffe
ĺ  Gesundheitsreform im Zusammen- sind z. B. Kohle, Erdöl, Gas und jedes Er-
hang mit der Einführung des Gesund- zeugnis der Landwirtschaft, Forstwirt-
heitsfonds (ĺ  Gesundheitsreform), schaft und Fischerei.
Römische Verträge 478

Römische Verträge ĺ  Europäische Lebensversicherungen beträgt er mind.


Atomgemeinschaft (EURATOM), ĺ Eu- 50 % der gezahlten Beiträge.
ropäische Gemeinschaft (EG).
Rücklagen  –  Reserven von ĺ  Kapital-
Rückbürgschaft ĺ Bürgschaft. gesellschaften in der Form von ĺ Eigen-
Rückgaberecht – gesetzliches Recht zur kapital, das nicht als ĺ gezeichnetes Ka-
rückwirkenden Auflösung eines ĺ  Ver- pital, ĺ  Gewinnvortrag oder ĺ  Jahres-
brauchervertrages durch Rücksendung überschuss ausgewiesen wird. Sie werden
der Ware oder durch Rücknahmeverlan- entweder auf gesonderten Rücklagekon-
gen, wenn die Ware nicht als Paket ver- ten bilanziert (offene Rücklagen) oder tre-
sandt wurde. Es kann beim ĺ Fernabsatz- ten in der ĺ Bilanz nicht in Erscheinung
vertrag, ĺ Haustürgeschäft und Teilzah- (ĺ  Stille Rücklagen). –  Anders: ĺ Rück-
lungsgeschäft (ĺ  Abzahlungsgeschäft) stellungen.
anstelle des ĺ  Widerrufsrechts verein- Rückrechnung ĺ Materialverbrauch.
bart werden, das im Gegensatz zum Rück-
gaberecht nicht nur durch Rücksendung Rückstellungen – Begriff aus dem Han-
oder Rücknahmeverlangen ausgeübt wer- delsrecht.  Rückstellungen sind ĺ  Ver-
den kann.  –  Im Fall des Rückgaberechts bindlichkeiten, ĺ  Verluste oder ĺ  Auf-
haben die Parteien wie beim ĺ Rücktritt wendungen, die hinsichtlich ihrer Ent-
die gegenseitig empfangenen Leistungen stehung oder Höhe ungewiss sind. Durch
zurückzuerstatten. die Bildung von Rückstellungen sollen die
später zu leistenden Ausgaben den Pe-
Rückgriff – Regress. Inanspruchnahme ei- rioden ihrer Verursachung zugerechnet
nes Dritten wegen bestimmter Forderun- werden. Rückstellungen müssen i.d.R. in
gen. Der Rückgriff reicht ein Haftungsri- der Bilanz ausgewiesen werden (ĺ  Pas-
siko weiter. Bspw. fordert derjenige, der sivierungspflicht). Dies gilt v.a. für unge-
Schadensersatz leisten musste, diesen von wisse Verbindlichkeiten und drohende
einem Dritten zurück (z. B. der Arbeitge- Verluste aus schwebenden Geschäf-
ber vom Arbeitnehmer, der einen Scha- ten.  –  Alle  Rückstellungen sind aufzulö-
den verursacht hat). sen bei Inanspruchnahme und Wegfall
Rückkaufswert ĺ  Rückkauf von Versi- des Grundes.
cherungen. Rücktritt  –  einseitige, empfangsbedürf-
Rückkauf von Versicherungen  –  vor- tige Erklärung einer Vertragspartei, die
zeitige Kündigung einer ĺ  Lebensversi- einen gültigen ĺ  Vertrag rückwirkend
cherung oder einer ĺ Unfallversicherung aufhebt. Das Recht zum  Rücktritt muss
mit garantierter Beitragsrückzahlung jedoch im Gesetz oder Vertrag vorgese-
durch den Versicherungsnehmer. – Nach hen sein. Das Recht zum Rücktritt besteht
dem Versicherungsvertragsgesetz (VVG) bspw. beim ĺ  Schuldnerverzug, wenn
steht dem Versicherungsnehmer bei einer eine Nachbesserung oder Nachlieferung
Lebensversicherung ein sog. Rückkaufs- nicht möglich ist oder nicht erfolgt. – Bei
wert zu. Dieser ist der Wert, der nach fi- unwahren oder irreführende Werbeanga-
nanzmathematischen Regeln als Zeitwert ben (ĺ irreführenden Werbung), die für
berechnet wird. Bei vermögenswirksamen den Vertragsabschluss wesentlich sind,
479 Rüstkosten

ist ein Rücktritt nach dem Gesetz gegen Rückzahlung – Rückerstattung einer frü-
unlauteren Wettbewerb (UWG) mög- her erfolgten Zahlung (z. B. von Arbeits-
lich.  –  Im Fall des  Rücktritts haben die entgelten, Beiträgen, Steuerzahlungen);
Parteien die gegenseitig empfangenen im Falle von Darlehen, Krediten oder
Leistungen zurückzuerstatten. Schuldverschreibungen als ĺ Tilgung be-
zeichnet.
Rückversicherung  –  Versicherung der
Versicherer zur Versicherung der über-
nommenen Risiken (ĺ  Wagnis). D.h., Ruhepause ĺ Arbeitszeit.
dass z. B. ein Erstversicherer die von ihm
zu übernehmenden Risiken an einen an- Rüstkosten ĺ  Kosten, die bei der Um-
deren Versicherer (Rückversicherer) über- rüstung von Produktionsanlagen anfallen.
trägt. Auch der Rückversicherer kann sein Dies sind z. B. Personalkosten der Rüst-
Risiko wiederum durch eine  Rückversi- mannschaften, rüstbedingter Verschleiß
cherung absichern. der Werkzeuge und Reinigungskosten.
Sabbatical  –  Langzeiturlaub, Sabbat- Sachdarlehen ĺ Darlehen.
S
jahr. ĺ  Arbeitszeitmodell, bei dem teil-
Sacheinlage ĺ Einlage, die nicht durch
weise durch Ansparung von Urlaubs-
Geldeinzahlung, sondern durch Einbrin-
ansprüchen ein längerfristiger Sonderur-
gung von Maschinen, Gebäuden, Grund-
laub (ggf. bis zu einem Jahr) genommen
stücken u.Ä. geleistet wird.
wird. Ein  Sabbatical wird i.d.R. für au-
ßerberufliche Zwecke, häufig aber auch Sachen  –  i.S. des ĺ  Bürgerlichen Ge-
zur Weiterbildung des Arbeitnehmers ge- setzbuches (BGB) sind  Sachen körperli-
nutzt. Im Normalfall handelt es sich um che Gegenstände, und zwar feste, flüssige
eine unbezahlte Freistellung. Es existie- und gasförmige Körper (letztere i.d.R. in
ren jedoch auch Modelle, bei denen ein einem Behältnis). Keine  Sachen sind da-
bezahltes  Sabbatical in einer Ansparzeit gegen unkörperliche Gegenstände, z. B.
durch teilweise unentgeltliche Arbeitszei- Rechte, Firmenwert, Kundenkreis eines
ten vorfinanziert wird. – Sabbaticals ver- Kaufmanns und geistige Schöpfungen
kürzen die Lebensarbeitszeit eines Arbeit- (z. B. ein Roman, anders als das Buch).
nehmers. Keine Sache ist der Körper des lebenden
Menschen. Auch Tiere sind keine Sachen,
Sabbatjahr ĺ Sabbatical. auf sie werden jedoch die für Sachen gel-
Sachanlagen  –  Sachanlagevermögen, tenden Vorschriften angewendet, soweit
Teil des ĺ  Anlagevermögens.  Sachanla- nichts anderes bestimmt ist.
gen sind materielle Gegenstände wie z. B. Sachenrecht  –  gesetzliche Vorschrif-
Grundstücke, Gebäude, Anlagen und Ma- ten, die die Rechtsbeziehungen zwischen
schinen sowie Betriebs- und Geschäfts- Personen und ĺ Sachen regeln. Zum Sa-
ausstattungen. –  Gegensatz: ĺ immateri- chenrecht zählen z. B. Regelungen über
elle Wirtschaftsgüter. ĺ  Eigentum, ĺ  Besitz, ĺ  Hypothek,
Sachanlagevermögen ĺ Sachanlagen. ĺ Grundschuld und ĺ Pfandrecht. Das
Sachenrecht ist v.a. im ĺ  Bürgerlichen
Sachbezüge  –  Teile des ĺ  Arbeitsent- Gesetzbuch (BGB) geregelt.  –  Gegensatz:
gelts, die einem Arbeitnehmer vom Ar- ĺ Schuldrecht.
beitgeber zugewendet werden, einen
Sachgründung  –  Gründung einer Ge-
Geldwert besitzen, aber nicht aus ĺ Geld
sellschaft, bei der die Mindesteinlagen für
bestehen. Sachbezüge sind z. B. kosten-
das ĺ  Eigenkapital ganz oder teilweise
lose Kleidung, kostenlose Wohnung und
durch ĺ  Sachen (Maschinen, Grund-
in Brauereien kostenloses Bier.  Sachbe-
stücke) erbracht werden (ĺ  Sachein-
züge gehören zu den steuerpflichtigen
lage). – Gegensatz: ĺ Bargründung.
ĺ  Einkünften aus unselbstständiger Ar-
beit (ĺ geldwerter Vorteil) und sind bei Sachgüter  –  materielle Güter, körper-
der Berechnung der Sozialversicherungs- liche ĺ  Güter (im rechtlichen Sinne
beiträge zu berücksichtigen. ĺ  Sachen). Zu unterscheiden sind
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_19, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Sachinvestitionen 482

bewegliche  Sachgüter (ĺ  Waren) und ĺ Nacherfüllung (ĺ Nachbesserung oder


unbewegliche  Sachgüter (Immobilien, ĺ  Nachlieferung), (2) ĺ  Rücktritt, (3)
ĺ Grundstück). – Vgl. auch ĺ Sachan- ĺ Minderung, (4) ĺ Schadensersatz, (5)
lagen. – Gegensatz: ĺ immaterielle Wirt- ĺ Aufwendungsersatz.
schaftsgüter.
Sachqualität ĺ Qualität.
Sachinvestitionen ĺ Realinvestition.
Sachsteuern ĺ Realsteuern.
Sachkonto  –  Begriff aus der Buchfüh-
rung.  Sachkonto ist jedes ĺ  Konto, das Sachversicherung – Form der ĺ Scha-
über die ĺ Bilanz oder über die ĺ Ge- denversicherung, die auf Schäden aus-
winn- und Verlustrechnung (GuV) ab- gerichtet ist, die in der Zerstörung, Be-
geschlossen wird. Zu unterscheiden schädigung und im Abhandenkommen
sind ĺ  Bestandskonto und ĺ  Erfolgs- versicherter Sachen (z. B. Gebäude und
konto. – Gegensatz: ĺ Personenkonto. Hausrat) bestehen. Bsp. für Sachversiche-
rungen sind die ĺ Feuerversicherung, die
Sachkredit ĺ Realkredit.
ĺ Hausratversicherung und die ĺ Kraft-
Sachleistungen – Leistungen der ĺ So- fahrtversicherung. – Gegensatz: ĺ Perso-
zialversicherungen, die neben Barleistun- nenversicherung.
gen wie z. B. dem ĺ  Krankengeld über-
nommen werden.  Sachleistungen sind Sachverständigenrat zur Begutach-
z. B. Krankenhauspflege, ärztliche Be- tung der gesamtwirtschaftlichen Ent-
handlung durch Vertragsärzte, Bestrah- wicklung (SVR)  –  unabhängiges Gre-
lung oder Versorgung mit Medikamen- mium, das Gutachten zur gesamtwirt-
ten. schaftlichen Entwicklung erstellt. Der
SVR soll damit zur Erleichterung der Ur-
Sachmangel  –  Begriff aus dem ĺ  Bür- teilsbildung bei allen wirtschaftspolitisch
gerlichen Recht. Ein Sachmangel liegt vor, verantwortlichen Instanzen und in der
wenn die gekaufte Sache nicht die verein- Öffentlichkeit beitragen (wirtschafts-wis-
barte Beschaffenheit aufweist, wenn sie senschaftliche Politikberatung).  –  Der
nicht für die vertraglich vorausgesetzte SVR hat fünf Mitglieder. Er wird daher
Verwendung geeignet ist oder wenn von auch der „Rat der fünf Weisen“ genannt.
den Werbeangaben abgewichen wird. Seine Mitglieder werden auf Vorschlag
Außerdem gilt eine fehlerhafte Montage der Bundesregierung vom Bundespräsi-
oder Montageanleitung als Sachmangel. denten auf fünf Jahre berufen. – Der SVR
Als Sachmangel gilt auch, wenn eine an- analysiert in seinem Jahresgutachten die
dere Sache als die vereinbarte bzw. eine nationale und internationale Konjunktur-
zu kleine Menge geliefert wird (Aliudlie- und Wirtschaftslage des vergangenen Jah-
ferung bzw. Minus-Lieferung). Im Fall ei- res. Außerdem soll im Gutachten die ge-
nes  Sachmangels kann der Käufer den genwärtige wirtschaftliche Lage beurteilt
Verkäufer haftbar machen (ĺ Sachmän- und eine Zukunftsprognose aufgestellt
gelhaftung). werden. Der SVR hat Sondergutachten zur
Sachmängelhaftung ĺ  Haftung des erstellen, wenn Entwicklungen erkennbar
Verkäufers im Fall eines ĺ  Sachman- werden, die die im ĺ magischen Viereck
gels. Der Käufer hat Anspruch auf: (1) angestrebten Ziele gefährden, oder wenn
483 Sammelposten

die Bundesregierung ihn mit der Erstat- unabwendbaren Ereignis beruhen. – Sai-
tung eines zusätzlichen Gutachtens beauf- son-Kurzarbeitergeld wird ab der 1. Aus-
tragt. – Die Bundesregierung muss in ih- fallstunde gezahlt, soweit der Arbeitsaus-
rem ĺ Jahreswirtschaftsbericht zum Gut- fall nicht durch die Auflösung eines Ar-
achten des SVR Stellung nehmen. Der beitszeitguthabens überbrückt werden
Bundestag erörtert das Jahresgutachten kann. Wie beim konjunkturellen Kurzar-
und die Stellungnahme der Bundesregie- beitergeld besteht ein Anspruch auf Sai-
rung dazu im Rahmen seiner Beratungen son-Kurzarbeitergeld nur, wenn das Ar-
über den Jahreswirtschaftsbericht. beitsverhältnis nicht gekündigt oder
Sachverständiger  –  Person mit bes. durch einen Aufhebungsvertrag aufge-
Fachkenntnissen und Erfahrungen auf ei- löst wurde. – Die Finanzierung des Sai-
nem bestimmten Fachgebiet. Ein Sachver- son-Kurzarbeitergeldes erfolgt durch die
ständiger ist häufig durch eine entspre- Beiträge zur ĺ Arbeitslosenversicherung.
chende Berufsausbildung qualifiziert. Ge- Saldo  –  Begriff aus der ĺ  Buchfüh-
eignete Personen können z. B. durch die rung.  Saldo ist der Unterschiedsbetrag,
ĺ Industrie- und Handelskammer (IHK) der sich durch die Aufrechnung zwischen
oder die ĺ  Handwerkskammer (HWK) der linken Seite (Sollseite) und rechten
benannt werden. Sachverständige werden Seite (Habenseite) eines ĺ Kontos ergibt.
häufig in Zivilverfahren zur Erstellung Der  Saldo wird als Ausgleichsposten auf
von Gutachten herangezogen, wenn die der kleineren Seite eingesetzt.
erforderlichen Sachkenntnisse seitens des
Gerichts fehlen. Außerdem werden Sach- Sale and Lease back  –  Sonderform des
verständige im Handelsverkehr zur Be- ĺ  Leasings, bei der ein Leasingnehmer
gutachtung von Streitfällen eingesetzt. ein ihm gehörendes Wirtschaftsgut an
den Leasinggeber verkauft. Anschließend
saisonale Arbeitslosigkeit ĺ Arbeitslo-
verleast dieser den Gegenstand an den
sigkeit.
Leasingnehmer. Sale and Lease back wird
Saison-Kurzarbeitergeld  –  Sonderform z. B. bei Immobilien vereinbart.
des ĺ Kurzarbeitergeldes, das im Unter-
schied zum konjunkturellen Kurzarbeite- Sales Promotion ĺ Verkaufsförderung.
rergeld nur bei saisonalen Arbeitsausfällen salvatorische Klausel  –  Vertragsklausel,
in der Schlechtwetterzeit (von Dezember die bestimmt, dass der ĺ  Vertrag auch
bis März) gewährt wird. Zielsetzung ist dann im Ganzen gültig bleibt, wenn ein-
die Vermeidung  saisonaler ĺ  Arbeitslo- zelne Regelungen ungültig sind. Dies be-
sigkeit. – Anspruch auf Saison-Kurzarbei- deutet, dass die Parteien am Restvertrag
tergeld haben Arbeitnehmer in Betrieben festhalten können.
des (1) Baugewerbes, (2) Dachdecker-
handwerks, (3) Garten- und Landschafts- Sammelbewertung ĺ  Pauschalbewer-
baus sowie (4) des Gerüstbaus (von No- tung.
vember bis März) bei vorüberhgehenden
Sammeldepot ĺ Depot.
und nicht vermeidbaren  Arbeitsausfäl-
len, die auf wirtschaftlichen oder witte- Sammelposten ĺ  geringwertige Wirt-
rungsbedingten Gründen oder auf einem schaftsgüter.
Sammelurkunde 484

Sammelurkunde  –  Globalurkunde. Ur- Satzung  –  Statut. Vertragliche Bestim-


kunde über ein ganze Wertpapieremis- mungen über die Verfassung einer ĺ Ka-
sion (ĺ  Emission), über einen Teil da- pitalgesellschaft, einer ĺ Genossenschaft
von oder über eine größere Anzahl von oder einer ĺ  Körperschaft des öffentli-
ĺ Wertpapieren. Die Ausgabe einer Sam- chen Rechts. Im Fall einer Genossenschaft
melurkunde soll bei der Neuemission von wird die  Satzung als Statut bezeichnet.
Wertpapieren deren Verwahrung und Eine Satzung muss öffentlich beurkundet
Verwaltung vereinfachen. werden.  –  1.  Satzung einer Aktiengesell-
Sammelverwahrung ĺ Depot. schaft (AG) oder Kommanditgesellschaft
auf Aktien (KGaA): Für die Gründung ei-
Sanierung  –  organisatorische und fi- ner AG und KGaA ist eine  Satzung vor-
nanztechnische Maßnahmen zur Wie- geschrieben. In der Satzung sind anzuge-
derherstellung der Leistungsfähigkeit ben: Gründer, Nennwert oder Anzahl der
von Unternehmen, v.a. zur Abwendung
Stückaktien, Ausgabebetrag und even-
von ĺ Insolvenz und ĺ Überschuldung.
tuell Art der Aktien, Firma und Sitz der
Voraussetzung für eine erfolgreiche  Sa-
Gesellschaft, Gegenstand des Unterneh-
nierung ist, dass die Ursachen der Zah-
lungsunfähigkeit erkannt und ein Sanie- mens, Höhe des Grundkapitals, Nennbe-
rungsplan aufgestellt wird. Besteht keine träge und Anzahl der Aktien, Form der
Aussicht auf Erfolg der Sanierung, muss Bekanntmachungen der Gesellschaft.
die Eröffnung des ĺ  Insolvenzverfah- Für eine Änderung der Satzung ist eine
ren beantragt werden. Für eine vorüber- Drei-Viertel-Mehrheit in der ĺ  Haupt-
gehende Zahlungsunfähigkeit ist eine Sa- versammlung erforderlich.  –  2.  Satzung
nierung nicht notwendig. In diesem Fall der Gesellschaft mit beschränkter Haftung
müssen i.d.R. die Gläubiger sich bereit er- (GmbH): In diesem Fall enthält die Sat-
klären, Kredite zu stunden, zu erlassen zung: Firma und Sitz der Gesellschaft, Ge-
oder kurzfristige Kredite in langfristige genstand des Unternehmens, Betrag des
umzuwandeln. Stammkapitals und der Stammeinlagen
sowie etwaige Nebenverpflichtungen der
Sanierungsberatung ĺ Consulting.
Gesellschafter. Eine Änderung der  Sat-
Sättigung ĺ Sättigungsmenge. zung ist durch einen Gesellschafterbe-
schluss mit mind. Drei-Viertel-Mehr-
Sättigungsmenge  –  Nachfragemenge,
heit möglich.  –  3.  Satzung einer Genos-
bei der einzelne Nachfrager oder Aggre-
gate von ĺ Wirtschaftssubjekten im Hin- senschaft: Es müssen aufgeführt werden:
blick auf ein ĺ  Gut ihre ĺ  Bedürfnisse Firma und Sitz der Genossenschaft, Ge-
vollständig befriedigen können, so dass genstand des Unternehmens, Bestim-
der zusätzliche Nutzen (ĺ  Grenznut- mungen der ĺ Nachschusspflicht im In-
zen) jeder weiteren konsumierten Einheit solvenzfall, Bestimmungen zur General-
gleich Null oder sogar negativ wird. Die versammlung, Höhe des Geschäftsanteils
Existenz und Erzielung von Sättigungs- und der daraus zu zahlenden Mindestein-
mengen (Sättigung) ist Voraussetzung für zahlung sowie Vorschriften über gesetzli-
die Überwindung von ĺ Knappheit. che Rücklagen.
485 Schadenversicherung

Säumniszuschlag  –  Zuschlag, der von Vereinbarung einer ĺ  Franchise oder


der ĺ  Finanzverwaltung erhoben wird, ĺ Selbstbeteiligung möglich.
wenn eine Steuer bis zur ĺ  Fälligkeit Schadensersatz  –  Ausgleich des
nicht gezahlt wurde. Es wird für jeden an- ĺ Schadens, der einem anderen durch ei-
gefangenen Monat 1 % des (auf volle 50 nen vom Ersatzpflichtigen zu vertreten-
Euro nach unten aufgerundet) rückstän- den Umstand erwachsen ist. Eine Scha-
digen Steuerbetrags berechnet. Die Fi- densersatzpflicht kann sich u.a. sowohl
nanzämter räumen über die eigentliche aus einem zwischen den Parteien beste-
Zahlungsfrist hinaus eine sog. Schonfrist henden Vertrag (Pflichtverletzung), bes.
von drei Tagen ein. Bei Vorliegen wichti- bei gegenseitigen Verträgen, als auch aus
ger Gründe wird i.d.R. auf Antrag auf ei- einem ĺ  Verschulden bei Vertragsver-
nen Säumniszuschlag verzichtet. handlungen oder auch außerhalb ver-
SBWL  –  Abk. für Spezielle ĺ  Betriebs- traglicher Beziehungen aus dem Gesichts-
wirtschaftslehre (BWL). punkt unerlaubter Handlung (ĺ  Delikt)
oder der ĺ  Gefährdungshaftung erge-
SCE – Abk. für Societas Cooperativa Eu- ben. – Grundsätzlich muss der Schädiger
ropaea, ĺ  Europäische Genossenschaft den tatsächlichen Zustand wieder herstel-
(SCE). len, der bestehen würde, wenn das Scha-
Schachtelprivileg  –  Steuerbegünstigung densereignis nicht eingetreten wäre. I.d.R.
für eine ĺ Kapitalgesellschaft, die an ei- wird heute in der Praxis als  Schadenser-
ner anderen Kapitalgesellschaft beteiligt satz Geld gezahlt. Der zu ersetzende Scha-
ist. Durch das Schachtelprivileg wird eine den umfasst auch den ĺ  entgangenen
steuerliche Doppel- oder Mehrfachbelas- Gewinn. Vorteile, die dem Geschädig-
tung, die durch die Verschachtelung von ten eventuell entstanden sind, sind eben-
Gesellschaften entsteht, vermieden. Es falls beim Schadensersatz zu berücksich-
handelt sich insofern um kein begünsti- tigen. Handelt es sich nicht um einen Ver-
gendes Steuerprivileg. mögensschaden, kann ein Schadensersatz
nur verlangt werden, wenn dies gesetzlich
Schaden  –  Nachteil, der sich für einen vorgeschrieben ist (v.a. ĺ  Schmerzens-
schädigenden Umstand für eine Per- geld). Trifft den Geschädigten eine Mit-
son oder ein Gut ergibt. – 1.  Bürgerliches schuld, wird der  Schadensersatz geteilt
Recht: Differenz zwischen dem Vermö- oder entfällt unter Umständen ganz.
gensstand vor und nach einem Schadens-
ereignis.  –  2.  Versicherungswesen: nega- Schadensersatzpflicht ĺ  Schadenser-
tive Beeinträchtigung des versicherten In- satz.
teresses, die im Versicherungsfall eintritt. Schadenversicherung  –  Sammelbe-
Der Schaden ist die Höchstgrenze der Er- griff für Versicherungszweige, bei de-
satzleistung der Versicherung. Im Falle nen die Versicherungsgesellschaft einen
einer ĺ  Unterversicherung erfolgt der Vermögensschaden ersetzt. Der Schaden
ĺ Schadensersatz allerdings nur im Ver- muss allerdings vom Versicherungsneh-
hältnis der Versicherungssumme zum mer nachgewiesen werden.  Schadenver-
Versicherungswert. Eine Beteiligung sicherungen sind z. B. die ĺ  Feuerver-
des Versicherungsnehmers ist durch die sicherung, ĺ  Haftpflichtversicherung,
Schadstoff 486

ĺ  Hausratversicherung, ĺ  Kraftfahrt- begeben. Die Laufzeit bei Ausgabe beträgt


versicherung, ĺ  Rechtsschutzversiche- 3, 6, 9 oder 12 Monate. Sie werden zum
rung, ĺ Transportversicherung. – Gegen- ĺ  Nennwert abzüglich des vereinbarten
satz: ĺ Summenversicherung. Zinsabschlags (ĺ  Disagio) verkauft und
Schadstoff  –  in der Umwelt vorkom- bei Fälligkeit zum Nennwert zurückge-
mender (natürlicher und anthropogener) zahlt. – Weitere Informationen unter www.
Stoff, der unter bestimmten Vorausset- bwvp.de.
zungen auf Menschen, andere Lebewesen, Schätzungsrücklagen ĺ  stille Rückla-
Ökosysteme oder ĺ  Sachen schädlich gen.
wirken kann. Schatzwechsel ĺ  Geldmarktpapiere,
Schaltergeschäft ĺ Tafelgeschäft. die vom ĺ  Bund, den Sondervermögen
des Bundes und den ĺ  Ländern ausge-
Schankerlaubnissteuer ĺ  Gemeinde-
geben werden können. Schatzwechsel ha-
steuern.
ben eine Laufzeit von 30 bis 90 Tagen und
Schattenwirtschaft  –  wirtschaftliche sind als Diskontpapiere ausgestattet, d.h.
Aktivitäten, die zur gesamtwirtschaftliche der Zinsbetrag wird beim Verkauf vorweg
ĺ Wertschöpfung beitragen, jedoch nicht abgezogen (ĺ  Diskont).  –  In Deutsch-
in der offiziellen Wirtschaftsstatistik aus- land sind praktisch keine Schatzwechsel
gewiesen werden. Zur Schattenwirtschaft im Umlauf, da die ĺ öffentliche Hand ih-
gehören v.a. Schwarzarbeit, Schwarzhan- ren Kassenkreditbedarf durch ĺ  Buch-
del, Steuerhinterziehung, Nachbarschafts- kredite deckt.
hilfe und Eigenversorgung.  –  Die wirt- Scheck  –  Anweisung des Ausstellers an
schaftspolitische Problematik liegt, abge- sein ĺ  Kreditinstitut, eine Zahlung an
sehen von Steuerverlusten und Einbußen den Schecknehmer zu leisten. Nach dem
bei den Sozialversicherungsbeiträgen, da- Scheckgesetz (ScheckG) müssen  Schecks
rin, dass das statistische Bild einer Volks- folgende Angaben enthalten: zu zah-
wirtschaft nicht mehr den realen Verhält- lende Geldsumme, Name des Bezoge-
nissen entspricht und damit als Informa- nen, Zahlungsort, Datum und Ort der
tionsgrundlage der Wirtschaftspolitik Ausstellung, Unterschrift des Ausstel-
fragwürdig wird. lers. Änderungen und Streichungen auf
Schatzanweisung  –  kurz- oder mit- dem Scheckformular sind nicht zulässig.
telfristige ĺ  Anleihe, die von ĺ  Ge- Das bezogene Kreditinstitut garantiert
bietskörperschaften, v.a. vom ĺ  Bund nicht für die Einlösung der Schecks. – Zu
ausgegeben wird (Bundesschatzanwei- unterscheiden sind: (1) Barscheck: der
sung).  –  1.  Verzinsliche Schatzanweisung: Einreicher des  Schecks kann sich den
Diese werden mit Laufzeiten von zwei Scheckbetrag bar auszahlen lassen. (2)
Jahren vom Bund regelmäßig im viertel- Orderscheck: Schecks mit Angabe des Be-
jährlichen Rhythmus emittiert.  –  2.  Un- günstigten, der als ĺ Orderpapier durch
verzinsliche  Schatzanweisung (U-Schatz): ĺ Indossament übertragen werden kann.
U-Schätze mit sechsmonatiger Lauf- (3) Rektascheck: durch die Beifügung
zeit (Bubills) werden ebenfalls regelmä- der ĺ  Rektaklausel „nicht an Order“
ßig mit zwei bis drei Ausgaben pro Monat kann der Scheck nur von dem Aussteller
487 Scheinselbstständigkeit

benannten Person eingelöst werden. (4) Scheidemünzen ĺ Münzen.


Verrechnungsscheck: Ein Verrechnungs-
Scheingeschäft ĺ  Rechtsgeschäft, das
scheck muss auf einem Bankkonto gut-
einem anderen gegenüber mit dessen Ein-
geschrieben werden. – Schecks sind heute
verständnis nur zum Schein vorgenom-
nur noch als ĺ Zahlungsmittel zwischen
men wird. Das Scheingeschäft ist nichtig.
Unternehmen von Bedeutung.
Soll mit dem  Scheingeschäft ein anderes
Scheckinkasso ĺ Inkasso. Rechtsgeschäft verdeckt werden, ist dieses
Schecksperre  –  Mitteilung eines Kon- gültig, wenn die gesetzlichen Vorschrif-
toinhabers an das bezogene ĺ  Kreditin- ten eingehalten wurden. Auch steuerlich
stitut mit dem Ziel, die Einlösung eines ist das Scheingeschäft ohne Bedeutung,
ĺ  Schecks zu verhindern. (1) Scheckwi- für die Besteuerung ist ggf. das verdeckte
derruf: Ein ausgestellter Scheck kann durch Rechtsgeschäft maßgebend.
jederzeitigen Widerruf gesperrt werden. Scheinselbstständigkeit  –  1.  Begriff:
Nach Ablauf der Vorlegungsfrist hat das be- ĺ  Erwerbstätige, die vertraglich als
zogene Institut eine  Schecksperre nur für ĺ  Selbstständige behandelt werden, tat-
sechs Monate nach Eingang des Wider- sächlich aber wie ĺ  abhängig Beschäf-
rufs zu beachten, sofern der Aussteller die tigte arbeiten und arbeitsrechtlich wie
Sperre nicht schriftlich um weitere sechs solche verpflichtet sind (z. B. weisungs-
Monate verlängert. (2) Scheckverlust: Er- gebunden und nur einem ĺ Arbeitgeber
hält das Kreditinstitut vom Kontoinhaber verpflichtet). – 2. Sozialversicherungsrecht:
Kenntnis, dass ihm Scheckformulare oder Scheinselbstständige unterliegen nicht
Bestellvordrucke abhanden gekommen den Schutznormen der ĺ  Sozialversi-
sind, so darf es später eingereichte Schecks cherung und sind nicht sozialversiche-
auch nicht innerhalb der Einlösefrist einlö- rungspflichtig. Dadurch ersparen sie
sen. Eine Missachtung führt zu einem Re- bes. den Arbeitgebern Kosten.  Schein-
gressanspruch des Kunden aus positiver selbstständigkeit bedeutet eine unzuläs-
Vertragsverletzung. sige Umgehung der Sozialversicherungs-
Scheckverlust ĺ Schecksperre. pflicht. – Zur Feststellung, ob eine sozial-
versicherungspflichtige Tätigkeit vorliegt,
Scheck-Wechsel-Verfahren – Zahlungs- können die Beteiligten bei der ĺ  Deut-
verfahren, bei dem der Aussteller und der schen Rentenversicherung Bund eine
Bezogene eines ĺ Wechsels vor einer Wa- schriftliche Entscheidung beantragen
renlieferung vereinbaren, dass der Bezo- (sog. Anfrageverfahren).  –  3.  Steuerrecht:
gene den Wechsel bei seinem Kreditin- Die Einstufung einer Person als Unter-
stitut diskontieren lässt und den ĺ  Dis- nehmer oder Nicht-Unternehmer ist steu-
kontkredit zur Bezahlung der ĺ  Ware erlich generell nicht an die arbeits- und
verwendet, zumeist unter Abzug von sozialrechtliche Einstufung gebunden. Es
ĺ Skonto. Da die Bezahlung früher meist zählt vielmehr das Gesamtbild, das sich
per ĺ  Scheck erfolgte, wird dieses Vor- unter Berücksichtigung der gesamten
gehen als  Scheck-Wechsel-Verfahren be- Verhältnisse des Einzelfalls ergibt. Dabei
zeichnet. – Vgl. auch ĺ Umkehrwechsel. gelten bei der Einkommensteuer, Umsatz-
Scheckwiderruf ĺ Schecksperre. und Gewerbesteuer im Kern die gleichen
Schenkung 488

Beurteilungskriterien. Es besteht also für Biorhythmus ist bes. ĺ  Nachtarbeit pro-


die Finanzbehörde ein Beurteilungsspiel- blematisch. Schichtarbeit kann sich fer-
raum. Es empfiehlt sich daher für Perso- ner negativ auf das soziale Umfeld des
nen mit Nähe zur Scheinselbstständig- Schichtarbeiters auswirken.
keit, ihren Status als Unternehmer oder
Nicht-Unternehmer möglichst eindeu- Schichtzeit ĺ Arbeitszeit.
tig zu gestalten, um steuerliche Risiken zu Schiedsgericht – Organ, das über privat-
vermeiden. rechtliche Streitigkeiten im ĺ Schiedsge-
Schenkung – 1. Begriff: ĺ Vertrag, durch richtsverfahren entscheidet.
den der Schenker dem Beschenkten ei-
Schiedsgerichtsverfahren  –  schieds-
nen Teil seines Vermögens unentgeltlich
richterliches Verfahren. Verfahren, das
überlässt. Wird die Schenkung sofort er-
durch eine Schiedsvereinbarung zustande
füllt, z. B. indem Gegenstände übergeben
kommt, entweder in Form einer selbst-
werden (sog. Handschenkung), müssen
ständigen Vereinbarung (Schiedsabrede)
keine Formvorschriften eingehalten wer-
oder in Form einer Klausel in einem Ver-
den.  –  Liegt lediglich ein Schenkungsver-
trag (Schiedsklausel). Dadurch vereinba-
sprechen vor, muss dieses in Form einer
ren die Parteien einzelne oder alle Strei-
ĺ öffentlichen Beurkundung erklärt wer-
tigkeiten, die zwischen ihnen in Bezug
den, damit sich der Beschenkte darauf be-
eines bestimmten Rechtsverhältnisses
rufen kann. Nach dem Bürgerlichen Ge-
entstanden sind oder zukünftig entstehen,
setzbuch (BGB) können  Schenkungen
der Entscheidung (statt durch ordentli-
unter festgelegten Bedingungen zurück-
che ĺ  Gerichte) durch ein ĺ  Schieds-
verlangt oder das Schenkungsversprechen
gericht zu unterwerfen. Gegenstand ei-
widerrufen werden.  –  2.  Steuerliche Be-
nes  Schiedsgerichtsverfahrens können
handlung: Eine Schenkung unterliegt der
vermögensrechtliche und nicht vermö-
Schenkungsteuer (ĺ  Erbschaftsteuer),
gensrechtliche Ansprüche sein, jedoch
nicht jedoch der Einkommen- und Kör-
keine Rechtsstreitigkeiten über den Be-
perschaftsteuer.  –  Wegen fehlenden Ent-
stand eines Wohnungsmietverhältnisses.
gelts unterliegt eine Schenkung grund-
Ein ordentliches Gericht wird dabei ledig-
sätzlich auch keiner Umsatzsteuer, wenn
lich hinsichtlich einzelner Akte, wie Beei-
es sich nicht um einen Fall von steuerba-
digung von Zeugen, Vollstreckbarkeitser-
ren ĺ unentgeltlichen Wertabgaben han-
klärung und Niederlegung des Schieds-
delt.
spruchs tätig. – Die Parteien oder Dritte,
Schenkungsteuer ĺ Erbschaftsteuer. z. B. eine ĺ Industrie- und Handelskam-
mer, können den oder die Schiedsrich-
Schenkungsversprechen ĺ  Schen-
ter ernennen. Die Anzahl der Schieds-
kung.
richter ist vertraglich vereinbart, ansons-
Schichtarbeit  –  arbeitsorganisatorisch ten sind es drei. – Der Schiedsspruch hat
bedingte Arbeitszeitregelung, bei der die Wirkung eines rechtskräftigen ge-
die Lage der individuellen ĺ  Arbeits- richtlichen Urteils und ist i.d.R. unan-
zeit von der als üblich betrachteten Ta- fechtbar. – Vorteil des Schiedsgerichtsver-
gesarbeitszeit abweicht. Aufgrund des fahrens ist die häufig schnellere und den
489 Schmerzensgeld

wirtschaftlichen Belangen der Parteien Schlussbilanz ĺ Bilanz, die (1) am Ende


dienlichere Entscheidung. eines Geschäftsjahrs oder (2) am Ende der
Geschäftstätigkeit (nach erfolgter ĺ Ab-
schiedsrichterliches Verfahren
wicklung einer Unternehmung) meist un-
ĺ Schiedsgerichtsverfahren.
ter gleichzeitiger ĺ  Inventur aufgestellt
Schiedsvereinbarung ĺ  Schiedsge- wird. Nach dem Grundsatz der Bilanz-
richtsverfahren. kontinuität (ĺ Grundsätze ordnungsmä-
Schiedsvergleich ĺ Vergleich. ßiger Bilanzierung) müssen Schlussbilanz
und ĺ  Eröffnungsbilanz des Folgejahrs
Schiffspfandbrief ĺ Pfandbrief. übereinstimmen.
Schleichwerbung ĺ Werbung, die nicht Schlüsselkunde ĺ Key Account.
als solche erkennbar ist. Bspw. kann dies
eine Anzeige sein, die nach Form und In- Schlüsselqualifikationen  –  Kenntnisse,
halt wie die redaktionellen Beiträge aufge- Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche die
macht ist. Schleichwerbung ist im rechtli- Eignung für viele Positionen und Funk-
chen Sinn sittenwidrig (ĺ  sittenwidrige tionen gegenwärtig sowie für die Bewäl-
Werbung). tigung von sich laufend verändernden
Anforderungen während des zukünfti-
Schlichtung  –  Verfahren zur Beilegung gen Berufslebens erbringen.  –  Man un-
von arbeitsrechtlichen Gesamtstreitig- terscheidet „harte“ (Fach- und Metho-
keiten bei der Schaffung neuer oder Er- denkompetenz) und „weiche“ Qualifika-
gänzung bestehender ĺ  Tarifverträge. tionen (ĺ Sozialkompetenz, Sprach- und
Die  Schlichtung kann auch dazu die- Kulturkompetenz) sowie persönliche Ar-
nen, einen bereits begonnenen ĺ  Ar- beitstugenden (Individualkompetenz)
beitskampf beizulegen. – Nach geltendem und Führungsqualitäten (Führungskom-
Recht gibt es keine staatliche Zwangssch- petenz). – Vgl. auch ĺ Kompetenz.
lichtung. Schlichtung wird vielfach in
Tarifverträgen vereinbart, um Arbeits- Schlusskurs – Schlusspreis. 1. Früher vom
kämpfe zu vermeiden.  –  Das Schlich- ĺ  Skontroführer offiziell festgestellter
tungsverfahren wird nur mit Zustimmung letzter Kurs (ĺ  Börsenpreis)  eines Han-
der Tarifpartner eingeleitet. Der Schlich- delstages an der Börse, der zum 1.  April
tungsausschuss besteht aus dem von der 2004 abgeschafft wurde. – 2.  Heute  wer-
obersten Aufsichtsbehörde des jewei- den die Schlusspreise im elektronischen
ligen Landes benannten Vorsitzenden Handelssystem ĺ XETRA im Rahmen ei-
und der gleichen Anzahl von Arbeitge- ner Schlussauktion ab 17.30 Uhr festge-
ber- und Arbeitnehmervertretern. Erlässt stelllt.
der Schlichtungsausschuss mit einfacher Schlusspreis ĺ Schlusskurs.
Mehrheit einen Schiedsspruch, ist dieser
Schmerzensgeld  –  im allg. Sprachge-
nur bindend, wenn sich die Parteien zu-
brauch Bezeichnung für eine Entschädi-
vor auf seine Annahme verständigt haben
gung in Geld für die Verletzung persönli-
oder ihn nachträglich annehmen.
cher Rechtsgüter wie Körper und Gesund-
Schlussauktion ĺ  Börsenpreisfeststel- heit. – Neben ĺ Schadensersatz kann in
lung, ĺ Schlusskurs. folgenden Fällen für Verletzungsfolgen,
Schmuggel 490

die nicht in einem Vermögensschaden Anschaffungswert minimal, so bleibt er


bestehen (Schmerzen, Entstellung, Be- in der Praxis bei Bemessung der ĺ  Ab-
hinderung), eine billige Entschädigung schreibung meist unberücksichtigt. Ge-
in Geld verlangt werden: (1) unabhängig nau ist der Anschaffungswert abzüg-
vom Haftungsgrund (ĺ  Delikt, Pflicht- lich Schrottwert eine Anlage als Aufwand
verletzung etc.) bei Verletzung des Kör- auf die Jahre der Nutzung zu verteilen.
pers, Gesundheit, Bewegungsfreiheit, se-
xueller Selbstbestimmung; (2) in den SCHUFA  –  Abk. für Schutzgemeinschaft
gesetzlich bestimmten Fällen der ĺ  Ge- für allgemeine Kreditsicherung e. V. Ge-
fährdungshaftung. meinschaftseinrichtung der kreditgeben-
Schmuggel  –  Form der ĺ  Steuerstraf- den Wirtschaft (z. B. Kreditinstitute, Kre-
tat, die begeht, wer (1) gewerbsmäßig Ein- ditkarten- und Leasinggesellschaften und
oder Ausfuhrabgaben hinterzieht; (2) ge- Handels- und Telekommunikationsunter-
werbsmäßig durch Zuwiderhandlungen nehmen) in Form einer Holding AG. Sie
der Monopolvorschriften ĺ  Bannbruch hat die Aufgabe, ihre Vertragspartner mit
begeht; (3) bei (1) und (2) eine Schuss- Informationen zum Schutz vor Verlusten
waffe bei sich führt; (4) bei (1) und (2) im Kreditgeschäft zu versorgen. Diese In-
eine Waffe oder sonst ein Werkzeug oder formationen erhält die  SCHUFA über-
Mittel bei sich führt, um den Widerstand wiegend von den Vertragspartnern selbst,
eines anderen durch Gewalt oder Andro- aber auch aus öffentlichen Verzeichnissen
hung von Gewalt zu verhindern oder zu und amtlichen Bekanntmachungen (z. B.
überwinden; (5) als Mitglied einer Bande Eröffnung eines ĺ Insolvenzverfahrens).
und unter Mitwirkung eines Bandenmit- Die Auskünfte umfassen Angaben zu na-
glieds die Tat ausführt. – Strafe: Freiheits- türlichen Personen und Informationen
strafe von regelmäßig sechs Monaten bis über die nicht vertragsgemäße Abwick-
10 Jahren. lung von Geschäften. – Weitere Informati-
onen unter www.schufa.de.
schmutziges Floating ĺ Floating.
Schmutzzulage ĺ Zulage. SCHUFA-Klausel  –  übliche Klausel in
Schonfrist ĺ Säumniszuschlag. Kreditverträgen. Aufgrund der  SCHU-
FA-Klausel ist das Kreditinstitut berech-
Schriftform ĺ  Urkunde, die vom Aus- tigt, von der ĺ SCHUFA Auskünfte über
steller eigenhändig durch Namensunter- den Kreditnehmer und die Aufnahme
schrift oder mittels notariell beglaubig- und Abwicklung von Krediten einzu-
ten Handzeichens unterschrieben wird. holen.
Bei einem ĺ  Vertrag muss die Unter-
zeichnung auf derselben Urkunde erfol- Schuld  –  Begriff aus dem Zivilrecht für
gen.  –  Vgl. auch ĺ  elektronische Signa- die Leistungspflicht eines Schuldners ge-
tur, ĺ Formvorschriften. genüber dem Gläubiger. Grundlage ist
Schrottwert – Begriff aus dem ĺ Rech- ein ĺ  Schuldverhältnis. Im Falle eines
nungswesen. Wert einer ĺ  Anlage ĺ  Kaufvertrages schuldet der Verkäufer
am Ende ihrer ĺ  Nutzungsdauer. Ist den gekauften Gegenstand, der Käufer die
der  Schrottwert im Verhältnis zum Zahlung des vereinbarten Kaufpreises.
491 Schuldenerlass

Schuldanerkenntnis – Vertrag zwischen der zustimmenden Gläubiger mehr als die


ĺ  Gläubiger und ĺ  Schuldner, durch Hälfte der Gesamtansprüche betragen.
den der letztere eine neue ĺ Schuld aner- Schuldenbremse  –  durch die ĺ  Fö-
kennt oder eine bestehende Schuld bestä- deralismusreform II vorgeschlagene und
tigt. Die Erklärung des Schuldners bedarf 2009 in das ĺ Grundgesetz (GG) aufge-
i.d.R. der ĺ Schriftform. nommene Regelungen zur Begrenzung
Schuldbeitritt ĺ Schuldübernahme. der ĺ  Nettokreditaufnahme von Bund
und Ländern. Danach sind deren Haus-
Schuldbuch  –  Verzeichnis, in dem halte grundsätzlich ohne Einnahmen aus
ĺ  Schuldbuchforderungen gegen Bund, Krediten auszugleichen. Beim Bund wird
Länder, Gemeinden und deren ĺ  Son- dem entsprochen, wenn die Einnahmen
dervermögen eingetragen und beurkun- aus Krediten 0,35 % des ĺ Bruttoinland-
det werden. Die Schuldbuchforderungen sprodukts (BIP) nicht überschreiten. Den
gegen den Bund werden im ĺ  Bundes- Ländern ist demgegenüber eine struktu-
schuldbuch, die gegen die Länder in Lan- relle Verschuldung überhaupt nicht er-
desschuldbüchern eingetragen. laubt. Der Bund hatte das neue Haushalts-
recht erstmals im Haushaltsjahr 2011 an-
Schuldbuchforderung  –  Darlehens-
zuwenden. Die Länder können von den
forderung gegenüber dem Staat.  Schuld-
neuen Vorgaben von 2011 bis 2019 noch
buchforderungen werden als Wertrechte
abweichen. Allerdings können Bund und
in ein ĺ  Schuldbuch eingetragen.
Länder Regelungen „zur im Ab- und Auf-
Für  Schuldbuchforderungen werden
schwung symmetrischen Berücksichti-
keine ĺ Wertpapiere ausgegeben.
gung für die Auswirkungen einer von der
Schulden – Begriff aus dem Bilanz- und Normallage abweichenden konjunkturel-
Steuerrecht für ĺ Verbindlichkeiten und len Entwicklung“ vorsehen. Das gilt auch
ĺ Rückstellungen. für eine Ausnahmeregelung für Naturkata-
strophen oder außergewöhnliche Notsitu-
Schuldenbereinigungsplan  –  Begriff ationen, die sich der Kontrolle des Staates
aus dem Insolvenzrecht.  Schuldenberei- entziehen und die staatliche Finanzlage
nigungsplan ist ein Plan, der im Rahmen erheblich beeinträchtigen. Für die Aus-
eines ĺ Verbraucherinsolvenzverfahrens nahmeregelung ist eine entsprechende
dem ĺ Insolvenzgericht vom ĺ Schuld- Tilgungsregelung vorgesehen.
ner vorgelegt werden muss. Der  Schul-
denbereinigungsplan enthält Regelun- Schuldendienst  –  alle Zahlungsver-
gen, die zu einer angemessenen Schul- pflichtungen des ĺ Schuldners zur Rück-
denbereinigung führen sollen. Dabei sind zahlung aufgenommener Verbindlichkei-
die Einkommens-, Familien- und Ver- ten. Diese setzen sich i.d.R. aus Zins- und
mögensverhältnisse des Schuldners so- Tilgungsleistungen zusammen.
wie die Interessen der ĺ  Gläubiger zu Schuldenerlass – Verzicht auf die Rück-
berücksichtigen. Der  Schuldenbereini- zahlung bestehender Verbindlichkeiten.
gungsplan gilt als angenommen, wenn V.a. ĺ Entwicklungsländer fordern einen
ihm mehr als die Hälfte der Gläubiger zu- Verzicht auf die Rückzahlung ihrer (öf-
stimmen und die Summe der Ansprüche fentlichen) Auslandsschulden, was auch
Schuldenhaftung 492

zunehmend von den Industrieländern Leistung nicht erbringt. – Ist ein Schuld-


unterstützt wird. Ein genereller Schulden- ner mit einer Zahlung in Verzug, wird
erlass dürfte jedoch zu einer Reduzierung dies auch als Zahlungsverzug bezeich-
der künftigen Kapitalhilfe führen, so dass net. In diesem Fall ist der Schuldner
Entwicklungsländer weniger als erwartet grundsätzlich dreißig Tage nach Fällig-
davon profitieren. keit und Zugang einer Rechnung in Ver-
Schuldenhaftung  –  Einstehen (ĺ  Haf- zug. – Nach dem ĺ Bürgerlichen Gesetz-
tung) für ĺ  Verbindlichkeiten, v.a. bei buch (BGB) hat der Schuldner den Ver-
Vorhandensein mehrerer rechtlich oder zugsschaden, d.h. die durch den Verzug
wirtschaftlich getrennter Vermögensmas- entstandenen Kosten wie z. B. Mahnkos-
sen. Im Handelsrecht hängt die Schulden- ten oder Rechtsanwaltskosten zu ersetzen.
haftung von der ĺ Rechtsform ab. Außerdem muss er im Falle einer Geld-
schuld ĺ Verzugszinsen an den ĺ Gläu-
Schuldenkonsolidierung ĺ  Konzern-
biger zahlen.
abschluss.
Schuldrecht  –  alle Regelungen der
Schuldenstandsquote ĺ  Verschul-
ĺ  Schuldverhältnisse. Das ĺ  Bürgerli-
dungsgrenzen.
che Gesetzbuch (BGB) enthält allg. Vor-
Schuldmitübernahme ĺ  Schuldüber- schriften für alle Schuldverhältnisse (z. B.
nahme. Begründung, Erfüllung, Aufrechnung
Schuldner  –  Debitor. Begriff aus dem und Unmöglichkeit) sowie bes. Bestim-
Bürgerlichen Recht. Schuldner ist der- mungen über einzelne Schuldverhält-
jenige, der aufgrund eines ĺ  Schuld- nisse (z. B. Miete, Kauf und Darlehen).
verhältnisses einem ĺ  Gläubiger eine Das  Schuldrecht ist Teil des ĺ  Zivil-
ĺ  Leistung zu erbringen verpflichtet rechts. – Anders: ĺ Sachenrecht.
ist. – Vgl. auch ĺ Gesamtschuldner. Schuldschein ĺ  Urkunde, in der der
Schuldnerverzeichnis  –  Verzeichnis, ĺ Schuldner eine ĺ Leistung verspricht.
in das alle Personen eingetragen werden, I.d.R. verspricht er die Zahlung einer be-
die bei der ĺ  Zwangsvollstreckung eine stimmten Geldsumme. Der Besitz der Ur-
ĺ  eidesstattliche Versicherung abgege- kunde ist zur Geltendmachung der Forde-
ben haben oder gegen die zur Erzwingung rung nicht erforderlich. Die Vorlage bei
die Haft angeordnet ist. Es wird beim der ĺ  Forderungsabtretung kann aber
ĺ Amtsgericht des Wohnsitzes oder des zu einem ĺ  gutgläubigen Erwerb füh-
Sitzes des Schuldners geführt. Auskünfte ren. Ist die Leistung oder Zahlung er-
werden an jedermann erteilt, aber nur für folgt, kann der Schuldner die Herausgabe
Zwecke der Zwangsvollstreckung und zur des Schuldscheins verlangen. Der Schuld-
Prüfung der wirtschaftlichen Zuverlässig- schein ist kein ĺ Wertpapier. – Vgl. auch
keit. ĺ Schuldscheindarlehen.
Schuldnerverzug  –  Lieferungsverzug. Schuldscheindarlehen ĺ  Darle-
Pflichtverletzung, bei der der ĺ Schuld- hen, über das ein ĺ  Schuldschein aus-
ner seine Leistung verzögert. Ein Schuld- gestellt wird. Hinsichtlich Ausstat-
nerverzug liegt vor, wenn der Schuld- tung und Umfang ist das  Schuld-
ner nach Fälligkeit trotz ĺ Mahnung die scheindarlehen einer ĺ  Anleihe
493 Schwarzer Montag

ähnlich.  Schuldscheindarlehen wer- zu berücksichtigen.  –  Schuldzinsen, die


den gegen Schuldscheine v.a. von großen durch Maßnahmen zur Erzielung steu-
ĺ Gebietskörperschaften, ĺ Kreditinsti- erpflichtiger ĺ  Einkünfte verursacht
tuten und ĺ Versicherungsunternehmen worden sind, sind bei der ĺ  Einkom-
gegeben. Der Schuldschein beherbergt mensteuer als ĺ  Betriebsausgaben oder
dabei die Verpflichtung zur Rückzah- ĺ Werbungskosten abzugsfähig.
lung und Zinszahlung. Er dient als Be-
weis für die Vergabe des Kredites. Schuld- Schütt-aus-Hol-zurück-Politik  –  Divi-
scheindarlehen werden nicht an der dendenkapitalerhöhung, bes. Finanzie-
ĺ Börse gehandelt. rungspolitik von ĺ  Kapitalgesellschaf-
ten. Die Mitglieder der Haupt- oder Ge-
Schuldtitel ĺ Vollstreckungstitel. sellschafterversammlung beschließen,
Schuldübernahme  –  Übernahme einer den gesamten Jahresüberschuss vor Steu-
ĺ  Verbindlichkeit durch einen neuen ern auszuschütten. Gleichzeitig wird eine
ĺ  Schuldner.  –  Je nachdem, ob der alte Zuführung von ĺ Eigenkapital durch die
Schuldner völlig aus der ĺ Haftung ent- Gesellschafter beschlossen. Die Erhöhung
lassen wird oder als ĺ Gesamtschuldner des ĺ  Eigenkapitals entspricht mind.
weiter haftet, liegt eine befreiende Schul- dem Mittelbetrag, über den das Unter-
dübernahme oder eine Schuldmitüber- nehmen bei voller Einbehaltung hätte ver-
nahme vor. fügen können.
Schuldverhältnis – Rechtsverhältnis des Schutzgemeinschaft für allgemeine
ĺ  Bürgerlichen Rechts zwischen zwei Kreditsicherung e. V. ĺ SCHUFA.
oder mehr Personen, bei der eine Person
von einer anderen oder beide gegensei- Schwarzarbeit – selbstständige oder un-
tig voneinander eine bestimmte ĺ  Leis- selbstständige Tätigkeit, bei der die ge-
tung fordern kann oder können. Schuld- setzlichen Anmelde- und Anzeigepflich-
verhältnisse können nur durch ĺ Vertrag ten umgangen werden. Nach dem Ge-
begründet, geändert oder aufgehoben setz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit
werden. Dies sind z. B. ĺ  Bürgschaft, (SchwArbG) werden i.d.R. der Schwarz-
ĺ  Kaufvertrag, Kreditvertrag (ĺ  Kre- arbeiter und der Auftraggeber bestraft.
dit)  und ĺ  Gesellschaftsvertrag. Neben Gefälligkeiten, Nachbarschaftshilfe oder
diesen durch Rechtsgeschäfte zustande Selbsthilfe stellen jedoch keine  Schwarz-
kommenden  Schuldverhältnissen exis- arbeit dar. –  Ahndung: Geldbußen bis zu
tieren auch solche, die durch Gesetz ent- 300.000 Euro und Freiheitsstrafen bis zu
stehen (gesetzliches Schuldverhältnis), z. B. 10 Jahren.
unerlaubte Handlung (ĺ Delikt) und un- Schwarzer Freitag  –  Zusammenbruch
gerechtfertigte Bereicherung. der New Yorker Börse am Freitag, den
Schuldverschreibung ĺ Anleihe. 25.10.1929. Durch den Zusammenbruch
wurde die ĺ Weltwirtschaftskrise einge-
Schuldzinsen  –  Zinsen für ĺ  Fremd- leitet. – Freitage gelten seitdem nach Bör-
kapital. In der ĺ  Gewinn- und Verlust- senaberglaube als bes. kritisch.
rechnung (GuV) sind  Schuldzinsen ei-
nes Unternehmens als ĺ Aufwendungen Schwarzer Montag ĺ Börsenkrach.
Schwarzgeld 494

Schwarzgeld  –  Begriff aus dem Straf- des ĺ  Aufsichtsrats.  Schweigepflicht be-


recht für einen Vermögensvorteil, der steht auch für Bedienstete des öffentlichen
aus einer rechtswidrigen Tat (häufig Dienstes über dienstliche Vorgänge sowie
ĺ  Schwarzarbeit)  erzielt wurde.  –  Steu- für Steuerprüfer, Rechtsanwälte und zahl-
errechtlich ist Schwarzgeld die Einnahme, reiche andere Personen.
die einer ordnungsgemäßen Besteuerung Schwellenländer  –  Emerging Markets,
vorenthalten wurde. Newly Industrializing Countries (NIC).
Schwarzmarkt  –  Markt, der sich un- Nicht genau definierter Begriff für Län-
ter Umgehung gesetzlicher Vorschriften der, die sich auf dem Weg zum Kreis der
bildet. Schwarzmärkte entstehen, wenn ĺ  Industrieländer befinden. D.h., diese
staatliche Eingriffe wie z. B. ĺ  Preisre- Länder haben die typischen Merkmale ei-
gulierung, ĺ  Devisenbewirtschaftung nes ĺ Entwicklungslandes überwunden.
und Handelsverbote die freie Markt- und Als  Schwellenländer gelten z. B. Länder
ĺ  Preisbildung behindern. Wird bspw. wie Brasilien, China, Indien, Mexiko, Ma-
ein staatliches Verbot von Preiserhöhun- laysia, Südafrika und Thailand.
gen (Preisstopp) verhängt, halten die An- Schwerbehinderter  –  Person, deren
bieter ihre Waren zurück. Es entsteht ein Grad der Behinderung mit hoher Wahr-
Nachfrageüberschuss (ĺ  Marktgleichge- scheinlichkeit länger als sechs Monate
wicht), der auf dem Schwarzmarkt durch mind. 50 % beträgt.  Schwerbehinderte
überhöhte Preise abgebaut wird. werden durch die Schutzregelungen des
schwebende Geschäfte – zweiseitig ver- Neunten Sozialgesetzbuchs (SGB IX) im
pflichtende, auf Leistungsaustausch ge- Berufsleben geschützt. Sog. Integrations-
richtete Vertrag, der von einem Vertrags- ämter sind für  Schwerbehinderte in ar-
partner noch nicht voll erfüllt ist. Schwe- beitsrechtlichen Fragen zuständig.
bende Geschäfte werden in der ĺ Bilanz Schwund  –  Gewichtsverlust einer
nur dann berücksichtigt, wenn Verluste ĺ  Ware infolge von Lagerung, Umpa-
aus einem Ungleichgewicht von Leistung ckung oder Beförderung.  Schwund wird
und Gegenleistung drohen. In diesem Fall im Handelsverkehr vom Verkäufer z.T.
ist eine ĺ Rückstellung zu bilden. Schwe- bei der Berechnung des Gewichts be-
bende Geschäfte größeren Umfangs, die rücksichtigt. In der ĺ  Kostenrechnung
für die Finanzlage von Bedeutung sind, wird Schwund durch die Einrechnung in
sind im ĺ Anhang des Jahresabschlusses die ĺ kalkulatorischen Wagnisse berück-
einer ĺ Kapitalgesellschaft anzugeben. sichtigt.
Schweigepflicht  –  Verpflichtung einer SCM – Abk. für ĺ Supply Chain Manage-
Person, über bestimmte Sachverhalte zu ment.
schweigen. Die ĺ Treuepflicht des ĺ Ar-
beitnehmers verbietet es ihm, ihm be- Scoring-Modell ĺ Nutzwertanalyse.
kannte und anvertraute Betriebs- und Ge- SDAX – Abk. für Small-Cap-DAX. ĺ Ak-
schäftsgeheimnisse an Unbefugte wei- tienindex, der aus den Kursen der nach
terzugeben.  Schweigepflicht ergibt sich ĺ  Marktkapitalisierung und Börsen-
unter bestimmten Voraussetzung auch für umsatz 50 größten Unternehmen der
die Mitglieder des ĺ  Betriebsrates und klassischen Branchen des ĺ  Prime
495 sektorale Strukturpolitik

Standard unterhalb des ĺ MDAX gebil- (DRSC) überlassen, Empfehlungen über


det wird. die Ausgestaltung der Segmentberichter-
stattung zu erarbeiten und zu veröffent-
SEC  –  Abk. für ĺ  Securities and Ex-
lichen. Nach den internationalen Rech-
change Commission (SEC).
nungslegungsvorschriften des ĺ  United
Securities and Exchange Commission States Generally Accepted Account Prin-
(SEC) – Wertpapier- und Börsenaufsichts- ciples (US-GAAP) ist die  Segmentbe-
behörde in den USA mit Sitz in Washing- richterstattung bereits seit längerem regel-
ton, D.C. Die SEC ist v.a. für die Neuzulas- mäßiger Bestandteil der ĺ Rechnungsle-
sung von Wertpapieren zum Börsenhan- gung.
del und für die Überwachung des Handels Segmentierung ĺ  Marktsegmentie-
zuständig. –  Weitere Informationen unter rung.
www.sec.gov.
Segment Reporting ĺ Segmentbericht-
Securitization  –  Begriff aus Bank- und erstattung.
Börsenwesen für die Verbriefung von
sektorale Strukturpolitik  –  sektorale
Kredit- und Einlagenpositionen. Handel-
Wirtschaftspolitik, Sektorpolitik. 1.  Be-
bare ĺ  Wertpapiere treten an die Stelle
griff: Teil der ĺ Strukturpolitik, mit dem
der ĺ  Buchkredite. Durch die Verbrie-
auf die Entwicklung der sektoralen Wirt-
fung wird die Übertragbarkeit von Fi-
schaftstruktur (ĺ  Sektoren der Volks-
nanzmitteln erhöht. Durch die  Securiti-
wirtschaft) Einfluss genommen wird. –
zation werden die Trennungslinien zwi-
2.  Ziele: Allg. Ziel der  sektoralen Struk-
schen Geld-, Kredit- und Kapitalmärkten
turpolitik ist es, die Richtung und/oder
verwischt.
das Tempo des sektoralen ĺ  Struktur-
Segmentberichterstattung  –  Segment wandels zu verändern. Ist das Ziel die Ab-
Reporting. Veröffentlichung von Finan- bremsung des marktgesteuerten Struk-
zinformationen zu einzelnen Teilberei- turwandels, wird dies als konservierende
chen des Unternehmens. Ziel ist es, über Strukturpolitik oder Erhaltungspolitik be-
die unterschiedlichen Geschäftsbereiche zeichnet. Geht es dagegen darum, den
eines Unternehmens differenziert zu in- Strukturwandel voranzutreiben und den
formieren.  –  Nach dem ĺ  Handelsge- Unternehmen die Anpassung zu erleich-
setzbuch (HGB) müssen ĺ Kapitalgesell- tern, spricht man von Anpassungspolitik.
schaften im ĺ Anhang die Umsatzerlöse Bei der Gestaltungspolitik geht es um die
nach Tätigkeitsbereichen und geografisch Lenkung des Strukturwandels in eine be-
bestimmten Märkten aufgliedern. Sie stimmte Richtung, ggf. gegen die Kräfte
können aber auch eine Segmentberichter- des Marktes.  –  3.  Instrumente: Als Inst-
stattung erstellen, börsennotierte Unter- rumente kommen Eingriffe in die Wett-
nehmen dagegen sind dazu im ĺ Jahres- bewerbs- oder Eigentumsordnung so-
abschluss verpflichtet. Das HGB enthält wie die Festlegung von Produktionsmen-
jedoch keine Vorschriften zur Ausgestal- gen oder Preisen, die Beschränkung von
tung der Segmentberichterstattung. Der Produktionskapazitäten oder die Be-
Gesetzgeber hat es dem ĺ  Deutschen günstigung einzelner Sektoren durch
Rechungslegungs Standards Committee eine Verbesserung der Absatz- oder
sektorale Wirtschaftspolitik 496

Angebotsbedingungen in Frage. – 4.  Trä- Sekundäreinkommen ĺ  Transferein-


ger: Sektorale Strukturpolitik wird in kommen.
Deutschland auf Bundes- und Landese- Sekundärenergie ĺ Energiepolitik.
bene betrieben, und zwar überwiegend
durch die jeweiligen Wirtschaftsministe- sekundärer Sektor  –  Begriff der Wirt-
rien. Daneben übernimmt die ĺ  Euro- schaftstheorie für die Wirtschaftszweige
päische Union (EU) zunehmend Verant- der Waren produzierenden Gewerbe.
wortung. Dies gilt v.a. für die Agrar- und Dazu zählen im Einzelnen Energie-, Was-
Handelspolitik sowie für sensible Wirt- serwirtschaft, Bergbau, Verarbeitendes
schaftszweige wie z. B. Kohle, Stahl und Gewerbe und Baugewerbe.  –  Vgl. auch
Eisen. Außerdem stellt die EU Mittel aus ĺ Sektoren der Volkswirtschaft.
den ĺ  Strukturfonds für die nationa- Sekundärforschung ĺ Marktforschung.
len  sektorale Strukturpolitik zur Verfü-
Sekundärkostenrechnung ĺ  innerbe-
gung.
triebliche Leistungsverrechnung.
sektorale Wirtschaftspolitik ĺ  sekto-
Sekundärmarkt  –  Umlaufmarkt. Be-
rale Strukturpolitik.
griff aus dem Bank- und Börsenwesen.
Sektoren der Volkswirtschaft – 1. Volks- Der Sekundärmarkt ist der Markt für be-
wirtschaftliche Gesamtrechnungen (VGR):- reits in Umlauf befindliche ĺ  Wertpa-
Zusammenfassung von Wirtschaftsein- piere. Dies sind v.a. die Wertpapierbörsen
heiten. Zu unterscheiden sind: (1) finan- (ĺ Börse). – Gegensatz: ĺ Primärmarkt.
zielle Kapitalgesellschaften (z. B. Banken,
Versicherungen, Pensionskassen), (2) Sekundärverteilung ĺ  Einkommens-
nicht finanzielle Kapitalgesellschaften (z. B. verteilung.
AG, GmbH, OHG, KG sowie öffentli- Selbstanzeige  –  Eigenanzeige, im Steu-
che Krankenhäuser und staatliche Ei- erstraf- und Steuerordnungswidrig-
genbetriebe), (3) private Haushalte (z. B. keitenrecht vorgesehene Möglichkeit,
Nichtselbstständige, Selbstständige, Ein- bei ĺ  Steuerhinterziehung Straffrei-
zelunternehmen), (4) private Organisati- heit und bei leichtfertiger Steuerverkür-
onen ohne Erwerbscharakter (z. B. Stiftun- zung (ĺ  Steuerordnungswidrigkeit) die
gen, Vereine, Verbände), (5) Staat (Bund, Nichtfestsetzung einer Geldbuße zu er-
Länder, Gemeinden, Regiebetriebe, Sozi- langen. Mit einer Selbstanzeige kann der
alversicherungen), (6) übrige Welt (Mit- Betroffene unrichtige oder unvollstän-
gliedsstaaten der Europäischen Union, dige Angaben berichtigen oder ergänzen
Drittstaaten, internationale Organisatio- sowie unterlassene Angaben nachholen.
nen).  –  2.  Wirtschaftstheorie: Gliederung Straffreiheit wird nicht gewährt, wenn die
der Volkswirtschaft aus entwicklungsthe- Steuerhinterziehung bereits entdeckt war.
oretischer Sicht in einer zeitlichen und Grundsätzlich muss die zuwenig gezahlte
systematischen Reihenfolge: (1) ĺ  pri- Steuer zuzüglich der von den Finanzbe-
märer Sektor, (2) ĺ  sekundärer Sektor, hörden festgesetzten Hinterziehungszin-
(3) ĺ tertiärer Sektor. –  Zur Drei-Sekto- sen nachgezahlt werden.
ren-Hypothese vgl. ĺ Strukturwandel. Selbstauskunft  –  schriftliche Erklä-
Sektorpolitik ĺ sektorale Strukturpolitik. rung eines Kreditnehmers, in der er seine
497 Selbstkostenpreis

persönlichen und wirtschaftlichen Ver- durch die Überbewertung von Passiva


hältnisse offen legt. Die Selbstauskunft ĺ stille Rücklagen gebildet werden.
ist neben der Einholung von Fremdein- Selbstkontrahieren  –  Begriff aus dem
künften (ĺ  SCHUFA) Grundlage einer ĺ Bürgerlichen Recht für ein ĺ Rechts-
ĺ Kreditwürdigkeitsprüfung. geschäft eines Vertreters im Namen ei-
Selbstbedienungsgroßhandel ĺ Cash- nes Vertretenen mit sich selbst im eigenen
and-Carry-Großhandel. Namen oder mit sich selbst im Namen ei-
nes Vertretenen. Diese Geschäfte sind un-
Selbstbehalt ĺ  Selbstbeteiligung,
zulässig, wenn sie nicht ausschließlich in
ĺ Franchise.
der Erfüllung einer ĺ Verbindlichkeit be-
Selbstbeteiligung  –  Selbstbehalt. Im stehen oder dem Vertreter das Selbstkon-
Schadenfall trägt der Versicherungsneh- trahieren gestattet oder später genehmigt
mer bis zum vereinbarten Selbstbehalt wird.
den ĺ  Schaden selbst. Es gibt  Selbstbe- Selbstkosten – Summe aller Kosten, die
teiligungen als feste Eurobeträge oder im betrieblichen Leistungsprozess ent-
als Prozentanteile des Schadens, der Ver- standenen sind. Bei der ĺ  Vollkosten-
sicherungssumme oder der Entschädi- rechnung werden alle Kosten einbezogen,
gungsgrenze selbst. Selbstbeteiligungen während bei der ĺ  Teilkostenrechnung
vermeiden relativ hohe Regulierungskos- nur die variablen Kosten berücksichtigt
ten bei Bagatellschäden, stärken die Ei- werden. – 1.  Selbstkosten in Fertigungsbe-
genverantwortung des Versicherungs- trieben: Vgl. Abb. „Selbstkosten in Ferti-
nehmers und bieten einen Anreiz zur gungsbetrieben“. – 2. Selbstkosten in Han-
Senkung der Schadenswahrscheinlich- delsbetrieben: Kosten des Beschaffungs-,
keit und -höhe (ĺ Moral Hazard). Selbst- Lager-, Verwaltungs- und Vertriebsbe-
beteiligung wird häufig in der privaten reichs (Handlungskosten).
ĺ  Krankenversicherung und ĺ  Kraft-
fahrtversicherung angeboten.
Selbstemission ĺ Emission.
Selbstfinanzierung  –  Gewinnthesauri-
erung, Thesaurierung. Finanzierung im
Rahmen der ĺ  Innenfinanzierung, in-
dem Gewinne nicht ausgeschüttet wer-
den. Bei Einzelunternehmen (ĺ  Einzel-
kaufmann) und ĺ  Personengesellschaf-
ten erfolgt die  Selbstfinanzierung durch
die Ansammlung von Gewinnen auf dem
ĺ Kapitalkonto der Gesellschafter. – Bei
ĺ  Kapitalgesellschaften werden ĺ  Ge-
winnrücklagen gebildet (offene Selbstfi- Selbstkostenpreis – 1. Preis, der gerade
nanzierung).  –  Von einer stillen  Selbstfi- die ĺ Selbstkosten einer Leistungseinheit
nanzierung wird gesprochen, wenn durch deckt (Selbstkosten pro Stück).  –  2.  Preis
die Unterbewertung von Aktiva oder nach den Leitsätzen für die Preisermittlung
Selbstkostenrechnung 498

aufgrund von Selbstkosten (LSP) bei ĺ öf- Ein typisches Bsp. für die  Serienproduk-
fentlicher Auftragsvergabe. tion ist die Automobilherstellung.  –  Vgl.
Selbstkostenrechnung ĺ Kalkulation. auch ĺ  Einzelproduktion, ĺ  Massen-
produktion, ĺ Sortenproduktion.
Selbstständige – Begriff aus der ĺ amt-
lichen Statistik. ĺ  Erwerbstätige, die ei- Service ĺ  Kundendienst, ĺ  After-Sa-
nen Betrieb oder eine Arbeitsstätte ge- les-Service, ĺ Pre-Sales-Service.
werblicher oder landwirtschaftlicher Art SFAC – Abk. für Statements of Financial
wirtschaftlich und organisatorisch als Ei- Accounting Concept (ĺ  Financial Ac-
gentümer oder Pächter leiten (einschließ- counting Standards Board (FASB)).
lich selbstständiger Handwerker) so- SFAS  –  Abk. für Statements of Financial
wie alle Freiberufler (ĺ  freie Berufe), Accounting Standards (ĺ  Financial Ac-
ĺ  Hausgewerbetreibende und ĺ  Zwi- counting Standards Board (FASB)).
schenmeister.
SGB  –  Abk. für ĺ  Sozialgesetzbuch
selbstständige Arbeit ĺ Einkünfte. (SGB).
Selbstverwaltung  –  Verwaltung der ei- SGE – Abk. für Strategische Geschäftsein-
genen Angelegenheiten gewisser ĺ Kör- heit (ĺ strategisches Geschäftfeld).
perschaften des öffentlichen Rechts durch
selbstständige und selbstverantwortliche Share –  angloamerikanischer Begriff für
eigene Organe. Sie sind unabhängig von ĺ Aktie.
Weisungen übergeordneter staatlicher Shareholder  –  angloamerikanischer Be-
Behörden, unterstehen jedoch hinsicht- griff für den ĺ Anteilseigner einer Kapi-
lich Rechtmäßigkeit (nicht Zweckmäßig- talgesellschaft. – Vgl. auch ĺ Stakeholder.
keit) der staatlichen Aufsicht. Die Selbst-
Shareholder Value ĺ  Ertragswert des
verwaltung wird auf der Grundlage einer
ĺ  Eigenkapitals; Maßgröße der ĺ  Un-
eigenen oder staatlich gegebenen Satzung
ternehmensbewertung als Alternative
durchgeführt.
zum ĺ  Substanzwert. Der  Shareholder
SEPA  –  Abk. für Single Euro Payments Value ergibt sich durch Abdiskontierung
Area, ĺ  Einheitlicher Euro-Zahlungs- des künftigen ĺ  Cashflows (Net Ope-
raum (SEPA). rating Cashflow). Zur Bestimmung des
Separate Banking ĺ  Trennbankensys- Kalkulationszinsfußes werden die durch-
tem. schnittlichen Kapitalkosten (Eigen- und
Fremdkapitalkosten) herangezogen. Für
Serie ĺ Serienproduktion. den Anteilswert einer Aktie aus Sicht des
Serienproduktion ĺ  Produktionsver- ĺ Anteilseigners (ĺ Shareholder) ergibt
fahren, bei dem mit dem Merkmal der sich daraus ein Aktienwert, der nicht mit
Prozesswiederholung unterschiedliche dem Börsenkurs der Aktie identisch sein
Produkte parallel oder nacheinander auf muss. Die praktische Ermittlung wird
der gleichen Produktionsanlage in Losen durch das Problem der Ermittlung der
(ĺ Losgröße) produziert werden. Es wer- Kalkulationsgrundlagen (Prognose des
den von jedem Produkt größere, aber be- Cashflows und der Risikoeinschätzung)
grenzte Stückzahlen (Serien) hergestellt. erschwert.
499 Sicherungsabtretung

Shop in the Shop  –  Shop-in-Shop-Prin- der ĺ  sozialen Sicherung sind daher so


zip. Konzept im ĺ  Einzelhandel. Der gestaltet, dass sie der bes. Lage von Fami-
großflächige Verkaufsraum (insbes. in lie und Kindern Rechnung tragen. Zu un-
ĺ  Warenhäusern) wird in mehrere Be- terscheiden sind ehebezogene und fami-
reiche aufgeteilt, in denen zusammenge- lienbezogene Sozialleistungen.  –  2.  Ehe-
hörige Waren (Warenwelten) angeboten bezogene Leistungen: (1) Steuerliche
werden. Dabei wird darauf geachtet, dass Erleichterungen für Ehegatten durch das
die Ware in der jeweils passenden Atmo- ĺ  Splittingverfahren (Ehegattensplit-
sphäre als Konsumerlebnis (ĺ  Erlebnis- ting), (2) Familienzuschläge und Beihil-
marketing) präsentiert wird.  –  Teilweise fen im ĺ  öffentlichen Dienst, (3) Wit-
werden die Shops an externe Anbieter ver- wengeld nach dem Beamtenversorgungs-
mietet. Betreiber sind häufig Hersteller gesetz (BVG), (4) Witwen-/Witwerrenten
exklusiver Waren wie z. B. Textilien, Kos- und (5) beitragsfreie Mitversicherung von
metika und Sportartikel sowie Spezialan- Ehepartnern in der gesetzlichen ĺ Kran-
bieter wie z. B. Bäckereien. kenversicherung und ĺ Rentenversiche-
Shopping Goods – erklärungsbedürftige rung. – 3. Familienbezogene Leistungen für
ĺ Produkte des gehobenen, periodischen alle Familien mit mind. einem Kind (ohne
und aperiodischen Bedarfs, die relativ sel- die ehebezogenen Leistungen, in der Glie-
ten gekauft werden. In diesem Fall ist der derung des Familienreports): (1) ĺ  Fa-
Verbraucher bereit, Anstrengungen wie milienlastenausgleich, (2) Familienförde-
z. B. weite Einkaufswege und umfassende rung, die über den Lastenausgleich hin-
Preisvergleiche auf sich zu nehmen. Shop- ausgeht (ĺ  Familienleistungsausgleich)
ping Goods sind z. B. Möbel, Filmkame- und (3) Grundbedarf und spezifische
ras und modische Kleidung.  –  Gegen- Leistungen.
satz: ĺ Convenience Goods. – Vgl. auch
ĺ Specialty Goods. Sicherungsabtretung  –  Sicherungszes-
sion. ĺ  Forderungsabtretung zur Absi-
Sicherheitsbestand  –  eiserner Bestand. cherung einer ĺ  Forderung (z. B. eines
Vorratsmenge, durch die nach statisti- Kredits) des Zessionärs gegen den Zeden-
scher Wahrscheinlichkeit auftretende (1) ten. Die Sicherungsabtretung ist ein treu-
potenzielle Entnahmeüberschreitungen, händerisches Rechtsverhältnis (ĺ  Treu-
(2) Überschreitungen der Beschaffungs- handschaft). Der Zessionär hat als Treu-
bzw. Lieferzeit und (3) Fehler hinsichtlich händer gegenüber dem ĺ Schuldner der
der Dispositions- und Liefermengen aus- abgetretenen Forderung die volle Rechts-
geglichen werden können. D.h. er ist kein stellung des ĺ Gläubigers der abgetrete-
„eiserner“ Bestand in dem Sinne, dass er nen Forderung, darf von dieser jedoch
durch Verkauf „unter keinen Umständen“ nur im Innenverhältnis zum Zedenten im
unterschritten werden darf.  –  Vgl. auch Rahmen der getroffenen Vereinbarung
ĺ Bestellmengenplanung. Gebrauch machen. Der Zessionär muss
Sicherung der Familie und von Kin- die Forderung zurückübertragen, wenn
dern – 1. Begriff: Nach dem ĺ Grundge- seine Forderung gegenüber dem Zeden-
setz (GG) stehen Ehe und Familie unter ten erlischt.  –  Vgl. auch ĺ  Globalabtre-
dem bes. Schutz des Staates. Leistungen tung, ĺ Mantelzession.
Sicherungsfunktion 500

Sicherungsfunktion ĺ Lager. Single Euro Payments Area (SEPA)


ĺ  Einheitlicher Euro-Zahlungsraum
Sicherungshypothek ĺ Hypothek.
(SEPA).
Sicherungsübereignung  –  Vertrag, Single-Hedgefonds ĺ Hedgefonds.
durch den der ĺ  Schuldner das ĺ  Ei-
gentum an einer beweglichen Sache (z. B. Single Sourcing ĺ Sourcing.
ĺ Ware) oder eine Sachgesamtheit (z. B. Singularinstanz ĺ Instanz.
Warenlager) an den ĺ  Gläubiger über- sittenwidrige Werbung ĺ Werbung, die
trägt. Die Sache wird jedoch nicht tat- gegen die guten Sitten verstößt und bis
sächlich übergeben, sondern es wird ein zur Neufassung des Gesetzes gegen den
Rechtsverhältnis vereinbart, durch das unlauteren Wettbewerb (UWG) 2004 per
der Erwerber den mittelbaren Besitz er- Generalklausel verboten wurde. Der Be-
langt (Besitzkonstitut). Sobald die Schuld griff wurde in der UWG-Novelle 2004
getilgt ist, besteht die Verpflichtung zur durch den Begriff der unlauteren Wettbe-
Rückübertragung. Es kann jedoch auch werbshandlung und in der UWG-Novelle
vereinbart werden, dass das Eigentum 2010 wiederum durch den Begriff der un-
nach Erfüllung der Schuld von selbst an lauteren geschäftlichen Handlung ersetzt.
den Schuldner zurückfällt. Die  Siche- Damit sollte der unlauter Werbende nicht
rungsübereignung ist wie die ĺ  Siche- weiter mit dem Stigma der „Unsittlichkeit“
rungsabtretung ein treuhänderisches belastet und die Terminologie dem euro-
Rechtsverhältnis (ĺ Treuhandschaft). päischen  Gemeinschafsrecht angepasst
Sicherungszession ĺ  Sicherungsabtre- werden.
tung. Sittenwidrigkeit – Verstoß gegen die gu-
Sichtakkreditiv ĺ  Dokumentenakkre- ten Sitten, d.h. gegen das Anstandsgefühl
ditiv. aller billig und gerecht Denkenden. Also
ein Verstoß gegen die in der Gesellschaft
Sichtdepositen ĺ Sichteinlagen. vorherrschende Rechts- und Sozialmo-
Sichteinlagen  –  Sichtdepositen. Begriff ral. Sittenwidrige ĺ Rechtsgeschäfte sind
aus dem Bankwesen für ĺ  Einlagen auf grundsätzlich nichtig, z. B. Knebelungs-
einem ĺ Girokonto, die täglich fällig sind verträge, Kredittäuschungsverträge und
und dem ĺ  bargeldlosen Zahlungsver- ĺ Wucher.
kehr dienen. Für Sichteinlagen sind keine Sitz – Bezeichnung für den Ort, an dem
Laufzeiten und Kündigungsfristen verein- eine ĺ  Handelsgesellschaft ihren Be-
bart. – Gegensatz: ĺ Termineinlagen. triebsmittelpunkt (Hauptniederlas-
sung) hat. Für die meisten Gesellschaf-
Signatur ĺ elektronische Signatur.
ten muss der Sitz durch Gesellschaftsver-
Simultaneaus Engineering ĺ  Concur- trag oder Satzung festgelegt und in das
rent Engineering. ĺ  Handelsregister eingetragen werden.
Der Sitz ist v.a. maßgebend für den ĺ Er-
simultanes Gleichgewicht ĺ  Markt-
füllungsort, den ĺ  Gerichtsstand sowie
gleichgewicht.
das für die Führung des Handelsregis-
Simultanisierung ĺ Lean Management. ters zuständige Registergericht und das
501 Soli

ĺ  Insolvenzgericht.  –  Nach deutschem Skontro ĺ Orderbuch, ĺ Skontroführer.


internationalem Privatrecht bestimmt
Skontroführer  –  (früher Börsenmakler).
sich das für eine Handelsgesellschaft
Der bis 2011 an der ĺ Parkettbörse agie-
maßgebliche Recht nach ihrem tatsächli-
rende Skontroführer war ein zum Handel
chen Sitz, d.h. Ort der Hauptverwaltung
an der ĺ  Börse zugelassener Marktteil-
(sog. Sitztheorie). Für die Mitgliedsstaa-
nehmer (Finanzdienstleistungs- oder Kre-
ten der EU hat der ĺ  Europäische Ge-
ditinstitut), der im ĺ  regulierten Markt
richtshof (EuGH) aus dem Gesichtspunkt
die Vermittlung und den Abschluss von
der Niederlassungsfreiheit der sog. Grün-
Börsengeschäften betrieb und auf einen
dungstheorie den Vorzug gegeben, d.h.
geordneten Marktablauf hinwirken sollte.
maßgeblich bei europäischem Recht ist,
Die Zuständigkeit des Skontroführers er-
wo die Gesellschaft gegründet wurde.
streckte sich nur auf ein ĺ  Wertpapier.
Skalenertrag  –  Niveaugrenzprodukt, Re- Gemäß Börsenordnung war der Skontro-
turns to Scale. Begriff aus der ĺ  Volks- führer bei der ĺ  Börsenpreisfeststellung
wirtschaftslehre (VWL) für die Änderung gehalten, alle bis dahin vorliegenden Auf-
der Produktionsmenge (ĺ  Output), die träge zu berücksichtigen, wozu er in ei-
dadurch entsteht, dass bei gegebener Pro- nem ĺ Orderbuch (Skontro) eine Liste al-
duktionstechnik alle Faktoreinsatzmen- ler Kauf- und Verkaufsaufträge führte. –
gen (ĺ  Inputs) im gleichen Verhältnis Seit Mai 2011 wurden die Skontroführer
variiert werden. Verändert sich die Pro- im Parketthandel der Frankfurter Börse
duktionsmenge proportional, überpro- durch ĺ  Spezialisten für das elektroni-
portional oder unterproportional zum sche Handelssystem ĺ XETRA mit mo-
Faktoreinsatz, spricht man von (1) kons- difizierten Aufgaben abgelöst.
tantem, (2) zunehmendem oder (3) abneh- Social Good ĺ öffentliches Gut.
mendem  Skalenertrag (Constant, Increa-
sing oder Decreasing Returns to Scale). Social Marketing  –  Sozialmarketing.
Marketingkonzept zum Erreichen eines
Skonto  –  prozentualer ĺ  Preisnachlass, geplanten sozialen Wandels. Ziel ist eine
der entsprechend den ĺ  Zahlungsbe- Verhaltensänderung, meistens eine ge-
dingungen auf den Rechnungsbetrag bei sellschaftliche Verhaltenskorrektur (z. B.
Zahlung binnen einer bestimmten Frist im Fall der Familienplanung, Verzicht auf
gewährt wird, oft auch gestaffelt: „Zahl- Rauchen, Schutz vor HIV). Träger sind
bar in drei Monaten netto, binnen einem überwiegend ĺ Non-Profit-Organisatio-
Monat 2 % und binnen zehn Tagen 3 % nen (NPO), wie z. B. Kirchen, Wohlfahrt-
Skonto.“ – Sonderform: Nachlass in Form verbände und staatliche Stellen.
von Waren (Warenskonto). – Umsatzsteu- SoFFin  –  Abk. für ĺ  Sonderfonds Fi-
erliche Behandlung: beim Lieferanten wird nanzmarktstabilisierung (SoFFin)
das Entgelt und damit die ĺ  Umsatz-
steuer gemindert, beim Abnehmer der Sofortabschreibung ĺ  geringwertige
Vorsteueranzug gekürzt. Wirtschaftsgüter.
Solawechsel ĺ Wechsel.
Skontration ĺ Lagerbestand, ĺ Materi-
alverbrauch. Soli ĺ Solidaritätszuschlag.
Solidargemeinschaft 502

Solidargemeinschaft ĺ  Solidaritäts- Soll  –  Debet. 1.  Buchführung: die linke


prinzip. Seite eines ĺ  Kontos, auf der die Last-
Solidaritätsprinzip  –  sozialpolitisches schrift gebucht wird. – 2.  Bankwesen: ne-
Grundprinzip, nach dem der Einzelne für gativer Saldo (Verbindlichkeit) auf ei-
Aufgaben der Gemeinschaft und die Ge- nem Konto, z. B. Bankkonto. – Gegensatz:
meinschaft für die gesellschaftlich Schwa- ĺ Haben.
chen einzutreten hat  (Solidargemein- Sollbuchung ĺ Buchungssatz.
schaft). Entsprechend diesem Grund- Sollertragsteuern ĺ Sollsteuern.
satz orientieren sich die Beiträge in den
ĺ  Sozialversicherungen nicht an den Soll-Ist-Vergleich  –  Gegenüberstellung
Risikowahrscheinlichkeiten des Einzel- der geplanten Mengen oder Werte (Soll-
nen. Auch staatlichen Transferleistungen werte) und der tatsächlichen Größen (Ist-
(ĺ  Transfers) liegt der Grundgedanke werte).  –  In der ĺ  Plankostenrechnung
der Solidarität zugrunde. ist der  Soll-Ist-Vergleich die Gegenüber-
stellung der ĺ  Plankosten (Sollkosten)
Solidaritätszuschlag  –  umgangssprach- mit den tatsächlich angefallenen Kosten
lich Soli. Steuer, die als Ergänzungsabgabe (ĺ  Istkosten). Als Differenz ergibt sich
zur ĺ Einkommensteuer und ĺ Körper- die Kostenabweichung (sog. Verbrauchs-
schaftsteuer als ĺ  Bundessteuer erho- abweichung). Innerhalb der einzelnen
ben wird. Der Solidaritätszuschlag beträgt Kostenstellen werden die Verbrauchsab-
5,5 % der geschuldeten Einkommen- und weichungen analysiert, d.h. auf ihre Ur-
Körperschaftsteuer. sachen zurückgeführt. Der Soll-Ist-Ver-
Solidarpakt  –  gesetzliche Regelung zur gleich wird zur Kostenkontrolle und
stärkeren Ausrichtung des Finanzaus- Wirtschaftlichkeitsanalyse eingesetzt.
gleichs auf die neuen Bundesländern Sollsteuern – Sollertragsteuern. ĺ Steu-
(Aufbau Ost).  –  1.  Solidarpakt I: Dieser ern, die an das Halten von Vermögens-
wurde 1993 vereinbart und lief Ende 2004 und Kapitalbeständen unabhängig von
aus. Durch ihn erhielten die neuen Länder tatsächlich erzielten Erträgen anknüp-
und ihre Gemeinden über den Finanzaus- fen. Fehlen Erträge, führen  Sollsteuern
gleich vom Bund und den alten Ländern zur Aufzehrung der Vermögens- und Ka-
insgesamt 94,5 Mrd. Euro. Damit wurden pitalsubstanz (Gefahr bei Vermögens-,
ökologische Altlasten beseitigt und der Grund-, und ĺ  Erbschaftsteuer); ent-
Erhalt industrieller Kerne unterstützt. Der sprechend werden  Sollsteuern in diesem
Wohnungsbau wurde mit Sanierungs- Fall auch als Substanzsteuern bezeichnet
mitteln gestärkt. – 2.  Solidarpakt II: Die- (anders: ĺ Substanzsteuern im Sinne der
ser wurde 2001 beschlossen und trat am betriebswirtschaftlichen Steuerlehre).
1.1.2005 in Kraft. Er gilt bis 2019. Da-
rin verpflichtet sich der Bund, den neuen Sollzinsen – Aktivzinsen. Zinsen, die dem
Ländern für den Aufbau Ost insgesamt Kreditnehmer für seine ĺ  Kredite be-
156,5 Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen. rechnet werden.  –  Gegensatz: ĺ  Haben-
Davon sind 105,3 Mrd. Euro Teil des Fi- zinsen.
nanzausgleichs zum Abbau sog. teilungs- Solvabilität  –  aufsichtsrechtliches Ei-
bedingter Lasten. genkapital. Begriff des Kredit- und
503 Sondereinzelkosten

Versicherungswesens: aufsichtsrechtlich Sonderausgaben: (1) Unterhaltsleistun-


geforderte Fähigkeit von Kreditinstitu- gen an den geschiedenen oder dauernd
ten und Versicherungsunternehmen, ihre getrennt lebenden Ehegatten, (2) Vor-
Existenz und dauernde Erfüllbarkeit der sorgeaufwendungen, (3) bestimmte Kos-
eingegangenen Verpflichtungen durch ten für die Berufsausbildung, (4) Teile des
eine angemessene Eigenmittelausstattung Schulgelds für ein Kind des Steuerpflich-
sicherzustellen. tigen, (5) Beiträge für Altersvorsorgever-
träge, (6) Spenden und (7) Kinderbetreu-
Solvenz – Zahlungsfähigkeit. Fähigkeit ei-
ungskosten.  –  3.  Verfahren: Zur Berück-
ner Person oder eines Unternehmens, fäl-
sichtigung der  Sonderausgaben werden
lige ĺ  Verbindlichkeiten sofort oder in
Pauschbeträge angesetzt (ĺ  Sonderaus-
absehbarer Zeit zu erfüllen. –  Gegensatz:
gaben-Pauschbetrag und ĺ  Vorsorge-
ĺ Insolvenz.
pauschale). Im Rahmen der ĺ  Veran-
Sonderabgaben ĺ  Abgaben, die lagung können höhere Sonderausgaben
nur  bestimmten Gruppen auferlegt wer- berücksichtigt werden, wenn dafür Nach-
den.  Sonderabgaben werden als Aus- weise erbracht werden.
gleichsabgaben (z. B. Arbeitsplatzabgabe,
Sonderausgaben-Pauschbetrag ĺ
Schwerbehindertenabgabe) oder Bran-
Pauschbetrag, der im Rahmen der ĺ Ein-
chenabgaben für bestimmte Wirtschafts-
kommensteuer für ĺ  Sonderausgaben
zweige erhoben (z. B. Umlage zur Finan-
angesetzt wird. Der Sonderausgaben-Pau-
zierung der ergänzenden Leistungen beim
schbetrag beträgt jährlich 36 Euro, bei Zu-
Saison-Kurzarbeitergeld im Baugewerbe).
sammenveranlagung von Ehegatten 72
Sonderabschreibung ĺ  Abschreibung, Euro. Höhere Sonderausgaben können
die zusätzlich zur normalen Abschrei- steuerlich geltend gemacht werden, wenn
bung vorgenommen werden kann. Der sie nachgewiesen werden.
Zweck der  Sonderabschreibung ist die
Sonderbilanz –  Spezialbilanz. ĺ Bilanz,
Gewährung einer Steuervergünstigung
die außerplanmäßig aus bes. Anlass auf-
durch Manipulation der Größe „Gewinn“,
gestellt wird (z. B. Auseinandersetzungs-,
um für (bestimmte) Unternehmen den
Gründungs-, Fusions-, Insolvenz-, Liqui-
Anreiz zu (bestimmten) ĺ Investitionen
ditäts-, Sanierungs-, Umwandlungs-, Ver-
zu erhöhen.
mögens- und Verschuldungsbilanz). Son-
Sonderausgaben  –  1.  Begriff: einkom- derbilanzen werden häufig als ĺ  Status
mensteuerrechtlich Ausgaben, die von oder Statusbilanz bezeichnet, v.a. in den
der Bemessungsgrundlage für die ĺ Ein- Fällen, in denen der Ausweis von Vermö-
kommensteuer abzugsfähig sind, aber gen und Schulden im Vordergrund steht.
nicht als ĺ  Betriebsausgaben oder als
Sondereigentum ĺ  Teileigentum,
ĺ Werbungskosten gelten. – 2. Arten von
ĺ Wohnungseigentum.
Sonderausgaben: a) unbeschränkt abzugs-
fähige Sonderausgaben: (1) auf bes. Ver- Sondereinzelkosten – in der Zuschlags-
pflichtungsgründen beruhende Renten kalkulation (ĺ  Kalkulationsverfahren),
und ĺ dauernde Lasten und (2) ĺ Kir- im Rahmen der ĺ  Vollkostenrechnung
chensteuer. b) beschränkt abzugsfähige über Einzelmaterial und Fertigungslöhne
Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) 504

hinaus auftragsweise erfassbaren ĺ Ein- höheren Selbstständigkeitsgrad als


zelkosten, die nicht in die Kostenstellen- Verwaltungseinheiten. Für Sondervermö-
rechnung einbezogen werden. Sie wer- gen werden im Haushalt Sonderrechnun-
den den Kostenträgern direkt zugerech- gen erstellt, die entweder getrennt neben
net. Zu den Sondereinzelkosten zählen dem ĺ  Haushaltsplan des Trägers oder
z. B. Kosten für Spezialwerkzeuge, Li- als bes. Abschnitt im Haushaltsplan ge-
zenz- und Patentkosten (Sondereinzelkos- führt werden.
ten der Fertigung), aber auch Kosten für
Sonderverwahrung ĺ Depot.
Versandverpackungen und Transportver-
sicherungen (Sondereinzelkosten des Ver- Sonderzahlung ĺ Lohn, ĺ Teilzahlung.
triebs).
Sonderziehungsrechte (SZR)  –  Spe-
Sonderfonds Finanzmarktstabilisie- cial Drawing Rights (SDR). Von den Mit-
rung (SoFFin)  –  Sonderfonds des Bun- gliedsländern des ĺ  Internationalen
des, der 2008 durch das Finanzmarktsta- Währungsfonds (IWF) 1969 durch Ver-
bilisierungsgesetz zur Stabilisierung des einbarung geschaffene und erstmals 1970
Finanzsystems in Deutschland  errichtet zugeteilte internationale ĺ Währungsre-
wurde und von der ĺ Bundesanstalt für serven. SZR stellen Buchkredite dar, die
Finanzmarktstabilisierung (FMSA) ver- der IWF seinen Mitgliedern im Rahmen
waltet wird. Der SoFFIN kann u.a. (1) von des SZR-Systems entsprechend ihrer ein-
Banken emittierte Schuldverschreibun- gezahlten IWF-Quoten einräumt.  –  Bei
gen (ĺ  Anleihen)  garantieren, (2) sich Finanzbedarf wendet sich ein Mitglied
zur Eigenkapitalerhöhung an Finanzinsti- an den IWF, der ein anderes Mitglied
tuten beteiligen und (3) durch Ankauf Ri- mit starker ĺ  Zahlungsbilanz auffor-
sikopositionen der Banken übernehmen. dert, seine SZR in konvertierbare Wäh-
rung umzutauschen.  –  SZR stellen zu-
Sonderveranstaltung  –  Sonderverkauf.
sätzliche internationale Liquidität dar,
Bis zum 8.7.2004 unzulässige Verkaufs-
die nicht durch Exporte verdient wer-
veranstaltung im ĺ  Einzelhandel, die
den muss. Um ĺ Inflation zu vermeiden,
außerhalb des regelmäßigen Geschäfts-
blieb die Schaffung von SZR begrenzt, so-
verkehrs stattfindet, der Beschleunigung
dass sie als internationale ĺ  Zahlungs-
des Warenabsatzes dient und den Ein-
mittel keine große Bedeutung haben. Seit
druck der Gewährung bes. Kaufvorteile
1970 wurden in sechs jährlichen Raten bis
hervorruft. Nach der Novellierung des
1981 insgesamt 21,4 Mrd. SZR ausgege-
Gesetzes gegen den unlauteren Wettbe-
ben, was ca. 2 % aller Währungsreserven
werb (UWG) von 2004 gibt es kein Verbot
der Fonds-Mitglieder entspricht.  –  Wei-
von Sonderveranstaltungen mehr.
tere Informationen unter www.imf.org.
Sonderverkauf ĺ Sonderveranstaltung.
sonstige Verbindlichkeiten  –  Sam-
Sondervermögen  –  Vermögensteil im melposten für alle ĺ  Verbindlichkei-
Eigentum von Bund, Ländern oder Ge- ten, die in der ĺ Bilanzgliederung nicht
meinden, der über keine Rechtsfähigkeit unter andere Positionen fallen, u.a.
verfügt. Es besitzt aber organisatorisch Steuerschulden, noch nicht gezahlte
und haushaltsmäßig einen wesentlich Löhne und Gehälter, einbehaltene
505 Sortimentspolitik

Sozialversicherungsbeiträge, fällige Pro- ĺ  Handelsbetrieb zu einem bestimm-


visionen. Sonstige Verbindlichkeiten wer- ten Zeitpunkt anbietet. – Als Sortiments-
den in der Bilanz auf der rechten Seite breite wird die Anzahl der angebotenen
(Passivseite) ausgewiesen (ĺ Passiva). Warengruppen oder Warenbereiche (ad-
sonstige Vermögensgegen- ditive Kaufmöglichkeiten), als Sortiment-
stände  –  Sammelposten für alle stiefe die Anzahl der Waren oder Wa-
Vermögensgegenstände, die nicht an an- renarten innerhalb einer Warengruppe
derer Stelle der ĺ Bilanzgliederung aus- (alternative Kaufmöglichkeiten) bezeich-
zuweisen sind. Unter diesen  sonstigen net.  –  Das ĺ  Kernsortiment umfasst
Vermögensgegenständen sind z. B. Ge- die Hauptumsatzträger. Als Sortiments-
haltsvorschüsse, geleistete Kautionen schwerpunkt lässt es die inhaltliche Ori-
und Steuererstattungsansprüche. Sons- entierung des Warenangebots und damit
tige Vermögensgegenstände werden in die Positionierung des Handelsbetriebes
der Bilanz auf der linken Seite (Aktiv- im Branchengefüge erkennen. Das Zu-
seite) als ĺ  Umlaufvermögen ausgewie- satzsortiment umfasst diejenigen Waren-
sen (ĺ Aktiva). kreise, die das Kernsortiment unter Ver-
bundgesichtspunkten sinnvoll ergänzen
Sorten ĺ  Banknoten und ĺ  Münzen, oder hohe zusätzliche Erträge gewährleis-
die auf eine ausländische ĺ Währung lau- ten. Demgegenüber handelt es sich beim
ten. Sie werden nicht zu den ĺ Devisen Randsortiment um Artikel, die aus Grün-
gezählt. den der Vollständigkeit und Abrundung
Sortengeschäft ĺ  Finanzdienstleistun- des Sortiments angeboten werden (z. B.
gen. Übergrößen), aber aufgrund niedriger
Sortenproduktion ĺ  Produktionsver- Umschlagszahlen nur geringe Deckungs-
fahren, bei dem artverwandte Produkte beiträge liefern. – Die Bildung eines kun-
in größerer, aber begrenzter Stückzahl denorientierten und deckungsbeitrags-
(sog. Sorte) hergestellt werden. Das Aus- optimalen  Sortiments auf gegebener La-
gangsmaterial der gefertigten Produkte ist ger- und Verkaufsfläche ist Aufgabe der
gleich. Sortenproduktionen sind z. B. Bier ĺ Sortimentspolitik.
und Zigaretten. Auf derselben Anlage Sortimentsbreite ĺ  Sortiment, ĺ  Sor-
können bei der Sortenproduktion nachei- timentspolitik.
nander oder parallel verwandte Produkte
in Losen (ĺ  Losgröße) produziert wer- Sortimentspolitik – 1.  Begriff: Entschei-
den. – Ähnlich: ĺ Serienproduktion. dungen des Handelsmanagements über
die Zusammensetzung des ĺ  Sorti-
Sortenschutzrecht – auf der Grundlage ments . Die  Sortimentspolitik ist abhän-
des Sortenschutzgesetzes (SSchG) erteil- gig vom Zielsystem des ĺ Handelsbetrie-
tes ĺ gewerbliches Schutzrecht für Pflan- bes, bes. von der Wahl der Betriebsform
zensorten, die unterscheidbar, homogen, (ĺ  Betriebsformen des Handels)  und
beständig, neu und durch eine eintragbare des ĺ  Standortes. Weitere, sich hieraus
Sortenbezeichnung bezeichnet sind. ableitende Determinanten sind die Ab-
Sortiment  –  Gesamtheit aller ĺ  Wa- satz- und Beschaffungspotenziale, inner-
ren und ĺ  Dienstleistungen, die ein betriebliche Begrenzungsfaktoren wie
Sortimentstiefe 506

Verkaufsflächen, Lagerkapazität und Per- (Sport, Werkszeitung etc.) Der  Sozialbe-


sonalintensität, Freiheitsgrad für die Sor- richt informiert die Öffentlichkeit (als Teil
timentsgestaltung, z. B. Zentral- oder der ĺ  Sozialbilanz) außerdem über ge-
Filialkompetenzen, kooperative Bin- sellschaftlich relevante Aspekte der un-
dungen. – 2.  Arten: a) qualitative Sortim- ternehmerischen Aktivitäten. Bisher gibt
entspolitik: Wahl der Eigenarten der an- es keine einheitlichen Reglungen zur Art
geboten Waren, d.h. der Sortimentsin- und Gestaltung eines Sozialberichts. Er
halte, z. B. Lebensmittel, Drogerieartikel, wird freiwillig, aufgrund der Satzung
Schuhe, Textilien. b) quantitative Sortim- oder auf Beschluss der Gesellschafterver-
entspolitik: Festlegung der Zahl der ge- sammlung abgefasst. – 2. Sozialbericht der
führten Artikel über die Dimensionen Bundesregierung: Seit 1973 sollen  Sozial-
Sortimentstiefe (Differenzierung) und berichte (als Teil der Sozialberichterstat-
Sortimentsbreite (Diversifizierung). c) tung) jeweils im ersten Jahr der Legisla-
zeitliche Sortimentspolitik: bezieht sich auf turperiode (als Programmbericht) und im
die Stetigkeit (Sortimentsstabilität) und letzten Jahr (als Rechenschaftsbericht) vor-
Veränderbarkeit (Sortimentsdynamik) gelegt werden. Sie informieren über die
von Inhalt und Dimensionen eines Sorti- sozialpolitische Situation und die sozial-
ments. politischen Aktivitäten während der Le-
Sortimentstiefe ĺ  Sortiment, ĺ  Sor- gislaturperiode, insbes. über die deutsche
timentspolitik. und europäische ĺ Sozialpolitik, ĺ Ar-
beitsmarktpolitik, das ĺ  Sozialbudget
Sourcing ĺ Beschaffung einer Produkt- und die ĺ soziale Sicherung.
oder Leistungspalette aus einer Quelle
(Single Sourcing) oder aus mehreren Quel- Sozialbilanz – freiwillige Form einer sys-
len (Multi Sourcing). Auf diese Weise soll tematischen und regelmäßigen betrieb-
die Nachfrage gebündelt werden, um bes- lichen Berichterstattung, um Informa-
sere ĺ Konditionen beim Lieferanten zu tionen über die gesellschaftlich positi-
erzielen. Bei einer weltweiten Ausdeh- ven und/oder negativen Auswirkungen
nung der Beschaffung auf internationale von Unternehmensaktivitäten zu veröf-
Quellen spricht man von Global Sourcing. fentlichen. Mit verschiedenen Sozialbi-
Sozialabgaben ĺ Abgaben in Form von lanzenkonzepten wird versucht, den an
ĺ  Beiträgen (ĺ  Arbeitgeberanteil und einzelwirtschaftlichen Zielen ausgerich-
ĺ Arbeitnehmeranteil) an die Träger der teten ĺ  Jahresabschluss durch eine auf
gesetzlichen ĺ Sozialversicherung. gesamtwirtschaftliche und gesellschaft-
Sozialaufwand ĺ Sozialkosten. liche Ziele bezogene Berichterstattung
zu ergänzen.  –  Nach den Empfehlungen
Sozialauswahl ĺ Kündigung. des Arbeitskreises „Sozialbilanz-Praxis“
Sozialbericht  –  1.  Betrieblicher Sozial- soll die Sozialbilanz folgende Gliederung
bericht: Teil des ĺ  Geschäftsberichts aufweisen: (1) ĺ Sozialbericht, (2) Wert-
mit Daten über die Entwicklung der Be- schöpfungsrechnung (Wertzuwachs und
legschaftszahlen nach Geschlecht, Al- dessen Verteilung) und (3) Sozialrechnung
ter, Krankheitstagen, Lohnsumme, Sozi- („gesellschaftsbezogene“ Aufwendungen
alleistungen und Belegschaftsaktivitäten und Erträge).
507 soziale Sicherung

Sozialbudget  –  Zusammenfassung Wettbewerbsordnung auf, ergänzt jedoch


finanzieller Daten und Kennziffern über den Katalog wirtschaftspolitischer Staats-
alle ĺ  Sozialleistungen in Deutschland, aufgaben unter Betonung sozialpoliti-
die ein perioden- und verlaufsbezoge- scher Ziele. Mit diesem Leitbild wird ver-
nes Gesamtbild der ĺ sozialen Sicherung sucht, Ziele und Lösungsvorschläge des
hinsichtlich Höhe, Struktur und Entwick- ĺ  Liberalismus, der christlichen Sozial-
lung der Kosten und Leistungen des so- lehre und des freiheitlichen Sozialismus
zialen Sicherungssystems liefern sollen. miteinander zu verbinden. Die  Soziale
Die Gliederung des  Sozialbudgets struk- Marktwirtschaft ist kein in sich geschlos-
turiert die Gesamtleistungen (einschließ- senes Konzept, wodurch der Gestaltungs-
lich steuerlicher Leistungen) auf der Leis- auftrag an die Träger der ĺ Wirtschafts-
tungsseite nach (1) Funktionen, (2) In- politik umfassender und elastischer ist
stitutionen und (3) Arten sowie auf der als beim Ordoliberalismus. Sie ist eher
Finanzierungsseite nach (1) Institutionen, eine Ordnungsidee, die offen ist für sozi-
(2) Arten und (3) Quellen. – Vgl. auch ale und auch ökologische Erweiterungen
ĺ Sozialleistungsquote. bzw. Spezifizierungen.
Sozialdumping  –  Lohndumping. Billi-
ges Exportangebot eines Landes aufgrund soziale Sicherung – 1.  Begriff: Die sozi-
niedriger Lohnkosten, die auf einem ale Sicherung stellt einen zentralen Zweig
niedrigeren Lohnniveau oder geringe- der ĺ Sozialpolitik dar. Sie dient der Vor-
rer Lohnnebenkosten (v.a. ĺ Sozialabga- sorge und Absicherung der Menschen
ben) beruhen. – Sozialdumping stellt kein gegenüber Risiken und Ungewissheit in
ĺ  Dumping i.S.d. ĺ  Welthandelsorga- verschiedenen Lebenslagen (Kindheit,
nisation (WTO) dar, da der Exportvor- Jugend, Alter, Arbeitslosigkeit, Krank-
teil durch einen allg. Kostenvorteil, aber heit, Behinderung, soziale Schädigung
nicht durch eine räumliche Preisdifferen- etc.). – 2 Organisation: In Deutschland ist
zierung verursacht wird. ein großer Teil der sozialen Sicherung in
Form von Körperschaften des öffentlichen
soziale Aufwendungen ĺ Sozialkosten. Rechts organisiert. Die soziale Sicherung
soziale Kompetenz ĺ Sozialkompetenz. erfolgt v.a. durch die Träger der ĺ  So-
zialversicherung (gesetzliche ĺ  Kran-
soziale Leistungen ĺ  Sozialkosten, kenversicherung, ĺ  Pflegeversicherung,
ĺ Sozialleistungen. ĺ Rentenversicherung und ĺ Unfallver-
Soziale Marktwirtschaft  –  von Alfred sicherung). Eine bes. Form der Selbstver-
Müller-Armack (deutscher Nationalöko- waltung gilt für die ĺ Bundesagentur für
nom 1901–1978) und Ludwig Erhard Arbeit, die v.a. die ĺ  Arbeitslosenversi-
(deutscher Politiker 1897–1977) konzi- cherung administriert. Außerdem erbrin-
piertes wirtschaftspolitisches Leitbild, gen staatliche Behörden Leistungen u.a. in
das seit 1948 als ĺ  Wirtschaftsordnung den Bereichen ĺ  Sicherung der Familie
in der Bundesrepublik Deutschland ver- und von Kindern, Jugendhilfe, ĺ Grund-
wirklicht wird. Es greift die Forderung sicherung für Arbeitssuchende, im Al-
des ĺ Ordoliberalismus nach staatlicher ter, bei Erwerbsminderung, für Kriegs-
Gewährleistung einer funktionsfähigen opfer (ĺ Kriegsopferversorgung) und für
soziales Jahr 508

Asylbewerber, Sozialhilfe, Wiedergutma- soziale Wohnraumförderung  –  staatli-


chung und Wohnungspolitik. – 3.  Rechts- che Maßnahmen zur Förderung des Woh-
grundlagen: Das ĺ Sozialgesetzbuch ent- nungsbaus und zur Unterstützung ein-
hält wesentliche gesetzliche Grundlagen kommensschwächerer Haushalte und
der sozialen Sicherung, es sind daneben Personen bei der Versorgung mit Woh-
aber zahlreiche Einzelgesetze maßgeblich. nungen. Unterstützt werden Haushalte,
Die Sozialgerichtsbarkeit (ĺ  Gerichte) die sich im Markt nicht angemessen mit
dient der juristischen Kontrolle in einem Wohnraum versorgen können und auf
eigenen Instanzenzug.  –  4.  Leistungen: Unterstützung angewiesen sind. Rechts-
Die Leistungen der sozialen Sicherung grundlage ist das Wohnraumförderungs-
werden überwiegend als finanzielle Leis- gesetz (WoFG).
tungen (Transferzahlung und geldwerte
Sozialgeld ĺ  Grundsicherung für Ar-
Steuererleichterungen), aber z.T. auch
beitssuchende.
in Form von Dienst- und Sachleistungen.
Alle gleichartigen Träger der sozialen Si- Sozialgericht – erste Instanz der für An-
cherung müssen im Wesentlichen glei- gelegenheiten der Sozialversicherungen
che Leistungen (Regelleistungen) anbie- und des Sozialrechts zuständigen Ge-
ten, bei einzelnen Trägern sind jedoch im richtsbarkeit (ĺ Gerichte). Verfahren vor
Bedarfsfalle auch Mehrleistungen vorgese- dem  Sozialgericht sind für Versicherte,
hen. – 5. Finanzierung: Die gesetzliche So- Leistungsempfänger und Behinderte ge-
zialversicherung wird überwiegend durch richtskostenfrei.  Sozialgerichte entschei-
Sozialbeiträge finanziert, aber auch durch den durch Fachkammern, die mit einem
Bundeszuschüsse. Die Finanzierung der Berufsrichter und zwei ehrenamtlichen
vom Staat direkt angebotenen Leistun- Richtern besetzt sind. – Vgl. auch ĺ Lan-
gen der sozialen Sicherung erfolgt durch dessozialgericht, ĺ Bundessozialgericht.
Haushaltseinnahmen und Steuerminder-
Sozialgerichtsbarkeit ĺ Gerichte.
einnahmen. Ein wesentlicher Teil der so-
zialen Sicherung wird jedoch von den Sozialgesetzbuch (SGB)  –  Gesetzes-
Arbeitgebern im ĺ  öffentlichen Dienst text, in dem alle Gesetze zu ĺ  Sozial-
und der privaten Wirtschaft (z. B. ĺ Ar- leistungen zusammengefasst werden sol-
beitgeberanteil, ĺ Entgeltfortzahlung im len. Bis heute ist dies nur z.T. geschehen.
Krankheitsfall, betriebliche ĺ  Altersver- Es existieren noch zahlreiche Einzelge-
sorgung etc.) übernommen. setze wie z. B. das Bundeskindergeldge-
setz, das Bundesausbildungsförderungs-
soziales Jahr  –  freiwilliges soziales Jahr. gesetz und das Wohngeldgesetz, die noch
Einjährige Hilfstätigkeit in sozialen Ein- nicht eingegliedert wurden.  –  Folgende
richtungen wie z. B. Krankenhäusern, Se- Teile sind in Kraft: Teil I: Allgemeiner Teil
niorenheimen und Kindergärten. Meis- (SGB I), Teil II: Grundsicherung für Ar-
tens handelt es sich um pflegerische, beitssuchende (SGB II), Teil III: Arbeits-
erzieherische oder hauswirtschaftliche förderung (SGB III), Teil IV: Gemeinsame
Hilfstätigkeiten. Helfer oder Helferinnen Vorschriften für die Sozialversicherung
sollen i.d.R. zwischen 17 und 27 Jahre alt (SGB IV), Teil V: Gesetzliche Krankenver-
sein. sicherung (SGB V), Teil VI: Gesetzliche
509 Sozialleistungen

Rentenversicherung (SGB VI), Teil VII: Umgestaltung der Eigentumsordnung


Gesetzliche Unfallversicherung (SGB durch eine Überführung der Produkti-
VII), Teil VIII: Kinder- und Jugendhilfe onsmittel und der Produktionsgrund-
(SGB VIII), Teil IX: Rehabilitation und lagen in Staatseigentum,  zumindest
Teilhabe behinderter Menschen (SGB IX), aber  eine staatliche Kontrolle der Pro-
Teil X: Verwaltungsverfahren, Schutz der duktionsmittel. Außerdem ist die zen-
Sozialdaten, Zusammenarbeit der Leis- trale Lenkung der Wirtschaftsprozesse
tungsträger (SGB X), Teil XI: Soziale Pfle- eine weitere Grundlage (ĺ  Zentralver-
geversicherung (SGB XI), Teil XII: Sozial- waltungswirtschaft). –  Gegensatz: ĺ Ka-
hilfe (SGB XII). pitalismus.
Sozialhilfe – Teil des deutschen Systems Sozialkompetenz  –  soziale Kompetenz.
der ĺ sozialen Sicherung. Die Sozialhilfe Sammelbegriff für die kommunikativen
wird zur Sicherung der Existenz in Fäl- (Dialogfähigkeit), integrativen (Konsens-
len individueller Notlagen auf der Rechts- fähigkeit) und kooperativen (Teamfähig-
grundlage des zwölften ĺ  Sozialgesetz- keit) Fähigkeiten eines Menschen. Sozial-
buchs (SGB XII) gewährt.  –  Wer nicht kompetenz eines Mitarbeiters wird heute
in der Lage ist, aus eigenen Kräften sei- im Zusammenhang mit Gruppen- und
nen Lebensunterhalt zu bestreiten oder Teamarbeit sowie im Kontakt mit Kun-
in bes. Lebenslagen sich selbst zu helfen den und Lieferanten von zunehmender
und auch von anderer Seite keine aus- Bedeutung.  –  Vgl. auch ĺ  Kompetenz,
reichende Hilfe erhält, hat ein Recht auf ĺ Schlüsselqualifikationen.
persönliche und wirtschaftliche Hilfe,
Sozialkosten  –  soziale Aufwendun-
die seinem bes. Bedarf entspricht, ihn
gen, Sozialaufwand, soziale Leistun-
zur Selbsthilfe befähigt, die Teilnahme
gen, Soziallasten. Teil der im betriebli-
am Leben in der Gesellschaft ermöglicht
chen ĺ  Rechnungswesen zu erfassen-
und die Führung eines menschenwürdi-
den ĺ  Personalnebenkosten.  –  Zu den
gen Lebens sichert. – Die Sozialhilfe um-
gesetzlichen  Sozialkosten gehören v.a. die
fasst (1) Hilfe zum Lebensunterhalt, (2)
ĺ  Sozialabgaben (ĺ  Arbeitgeberanteil
Grundsicherung im Alter und bei Er-
zur Sozialversicherung und Unfallversi-
werbsminderung, (3) Hilfen zur Gesund-
cherung).  –  Freiwillige  Sozialkosten (z. B.
heit, (4) Eingliederungshilfen für behin-
Zuschüsse zur Pensionskasse, Kantinen,
derte Menschen, Hilfe zur Pflege, (5) Hilfe
Gratifikationen) sind sonstige betriebli-
zur Überwindung bes. sozialer Schwierig-
che Aufwendungen.
keiten und (6) Hilfe in anderen Lebens-
lagen.  –  Erwerbsfähige Hilfebedürftige Soziallasten ĺ Sozialkosten.
erhalten keine Sozialhilfe, sondern die
Sozialleistungen  –  soziale Leistun-
ĺ Grundsicherung für Arbeitssuchende.
gen von staatlichen und privaten Trä-
Sozialismus  –  Konzept für eine Gesell- gern im Rahmen der ĺ  sozialen Siche-
schaftsordnung, in der Gleichheit, Soli- rung des Staates oder ĺ  Körperschaf-
darität und Gerechtigkeit zwischen al- ten des öffentlichen Rechts. Es sind die
len Menschen gewährleistet ist. Sozia- laufenden Geld-, Dienst- und Sachleis-
listische Konzeptionen fordern v.a. eine tungen, die ohne Gegenleistung zur
Sozialleistungsquote 510

Abdeckung sozialer Risiken erfolgen. Sie verfassungsrechtlich verankert. Den Kern


werden von Unternehmen, Sozialversi- der Sozialpolitik bilden die Gestaltung der
cherungsträgern, Bund, Ländern und Ge- ĺ sozialen Sicherung und die ĺ Arbeits-
meinden sowie von Non-Profit-Organi- marktpolitik. – 2. Träger: Träger der Sozi-
sationen (NPO) erbracht. Höhe, Struktur alpolitik sind einerseits der Staat, anderer-
und Finanzierung der Sozialleistungen in seits öffentlich-rechtliche ĺ Körperschaf-
Deutschland  werden im ĺ  Sozialbudget ten (z. B. Kirchen) und Organisationen
ausgewiesen. (z. B. Arbeitgeberverbände, Gewerkschaf-
Sozialleistungsquote  –  im ĺ  Sozial- ten, Wohlfahrtsverbände).  –  3.  Instru-
budget ausgewiesene Kennziffer: gesamte mente: a) Angebot, Erbringung und För-
ĺ  Sozialleistungen in Deutschland im derung von ĺ Sozialleistungen. b) Siche-
Verhältnis zum ĺ  Bruttoinlandsprodukt rung der Finanzierung der Systeme der
(BIP) (Schätzwert für 2014:  29,7 %). Die ĺ  sozialen Sicherung; c) Gestaltung des
Sozialleistungsquote informiert über das ĺ Sozialrechts (Sozialgesetzgebung) und
volkswirtschaftliche Gewicht der ĺ sozi- Gewährleistung der Sozialgerichtsbarkeit
alen Sicherung. (ĺ  Gerichte).  –  4.  Internationale Sozial-
politik: Sie beruht auf Verträgen nationa-
Sozialmarketing ĺ Social Marketing. ler Staaten oder überstaatlicher Organi-
Sozialpartner ĺ Tarifpartner. sationen wie z. B. ĺ Europäischen Union
(EU), die eine eigenständige Europäi-
Sozialplan ĺ Betriebsvereinbarung über sche  Sozialpolitik betreibt, oder im Wirt-
Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aus- schafts- und Sozialrat der ĺ  Vereinten
gleich oder Milderung der wirtschaftli- Nationen (UN).
chen Nachteile, die Arbeitnehmern durch
eine geplante ĺ  Betriebsänderung, v.a. Sozialprodukt ĺ Nationaleinkommen.
Betriebsstilllegung, entstehen. Der  Sozi- Sozialrechnung ĺ Sozialbilanz.
alplan wird von der Unternehmensleitung
und dem ĺ Betriebsrat vereinbart. – Als Sozialrecht  –  Teilgebiet des öffentlichen
Ausgleichsmaßnahmen kann der  Sozial- Verwaltungsrechts, das alle Rechtsgebiete
plan z. B. Lohnausgleichszahlungen, Ab- umfasst, die v.a. Teile des ĺ Sozialgesetz-
findungen, Zuschüsse zum Arbeitslosen- buchs (SGB) sind und nach denen An-
geld, Umschulungen vorsehen.  –  Nach spruch auf ĺ Sozialleistungen nach dem
dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) SGB besteht. Es wird unterteilt in das (1)
müssen bei Betriebsänderungen in Unter- Sozialversicherungsrecht, (2) Recht der so-
nehmen mit mehr als zwanzig Arbeitneh- zialen Entschädigung, (3) Sozialhilferecht
mern Sozialpläne aufgestellt werden. und (4) Recht der sozialen Förderung.
Sozialpolitik – 1.  Begriff: Gesamtheit der Sozialstaat  –  Sozialstaatsprinzip, ne-
Maßnahmen zur Verbesserung der Situ- bendem Demokratieprinzip und Rechts-
ation bestimmter schutzbedürftiger oder staatsprinzip eine für alle Staatsgewalten
gesellschaftlich schwacher Gruppen. rechtsverbindliche Grundentscheidung
Sie ist wesentliches Merkmal der ĺ  So- des ĺ  Grundgesetzes (GG). Danach
zialen Marktwirtschaft und im Sozial- wird in erster Linie der Gesetzgeber zur
staatsgebot des ĺ  Grundgesetzes (GG) Schaffung sozialer Gerechtigkeit (Abbau
511 Sparen

sozialer Ungleichheit, Schutz der sozial Sparbrief  –  Sparkassenbrief. ĺ  Anleihe,


Schwachen, z. B. ĺ Sozialhilfe) und so- die von Banken und Sparkassen ausgege-
zialer Sicherheit (ĺ  soziale Sicherung) ben wird, kein ĺ  Wertpapier i.S.d. De-
verpflichtet.  –  Anders: ĺ  Wohlfahrts- potgesetzes. Der  Sparbrief stellt eine  Al-
staat. ternativanlage zur ĺ Spareinlage mit fes-
ter Laufzeit (von einem Jahr bis zu zehn
Sozialstaatsprinzip ĺ Sozialstaat.
Jahren) und fester Verzinsung dar, die
Sozialversicherung  –  wesentlicher mit der Laufzeit zunimmt. Während der
Teil des Systems der ĺ  sozialen Siche- vereinbarten Laufzeit ist eine Kündigung
rung und staatlichen ĺ  Sozialpolitik in ausgeschlossen. Es gibt aufgezinste Spar-
Deutschland. Die  Sozialversicherung ist briefe, bei denen die Zinsbeträge jährlich
eine gesetzliche Pflichtversicherung, die dem Anlagebetrag gutgeschrieben und
weite Kreise der Bevölkerung gegen die mitverzinst werden. Bei abgezinsten Spar-
grundlegenden Risiken sichert, die die briefen werden die Zinsen im Voraus be-
Existenzgrundlage des Einzelnen beein- rechnet und vom Anlagebetrag abgezo-
trächtigen könnten. Zur  Sozialversiche- gen. In diesem Fall wird vom Anleger eine
rung zählen die gesetzliche (1) ĺ  Kran- geringere Summe eingezahlt.  Sparbriefe
kenversicherung, (2) ĺ  Pflegeversi- werden nicht an der ĺ Börse gehandelt,
cherung, (3) ĺ  Unfallversicherung, (4) so dass kein Kursrisiko besteht.
ĺ  Rentenversicherung und (5) ĺ  Ar- Sparbuch ĺ Sparkonto.
beitslosenversicherung.
Spareinlage ĺ  Einlage auf einem
Sozialversicherungsträger – Träger der ĺ Sparkonto. Spareinlagen müssen nach
fünf Zweige der gesetzlichen ĺ  Sozial- der Rechnungslegungsverordnung für
versicherung: (1) Träger der Krankenver- Kreditinstitute bestimmte Bedingungen
sicherung: ĺ  Krankenkasse; (2) Träger erfüllen: Über die Spareinlage ist eine Ur-
der Pflegeversicherung: ĺ Pflegekasse; (3) kunde (i.d.R. ein Sparbuch) auszustel-
Träger der Unfallversicherung: ĺ Berufs- len. Spareinlagen dienen der Anlage und
genossenschaft und ĺ  Unfallkasse; (4) Ansammlung von Vermögen, nicht der
Träger der Rentenversicherung: ĺ  Deut- aber dem Geschäftsbetrieb und Zahlungs-
sche Rentenversicherung; (5) Träger der verkehr. Die Kündigungsfrist einer  Spa-
Arbeitslosenversicherung: ĺ Bundesagen- reinlage beträgt mind. drei Monate, wobei
tur für Arbeit. ein Betrag von maximal 2.000 Euro pro
Kalendermonat frei verfügbar ist. Bei dar-
Sozialzulage ĺ Zulage. über hinausgehenden ungekündigten Be-
Soziosphäre ĺ Umwelt. trägen kann das Kreditinstitut dem Sparer
ĺ  Vorschusszinsen in Rechnung stellen.
Spam  –  Werbe-E-Mail (ĺ  E-Mail), die Es können aber auch  Spareinlagen mit
dem Empfänger unaufgefordert zuge- einer längeren Kündigungsfrist (mind.
sandt wird. Spamming gilt nach inoffizi- sechs Monate) vereinbart werden.
ellem Verhaltenskodex der Internetnutzer
Sparen  –  Begriff aus der ĺ  Volkswirt-
(ĺ Internet) als verpönt.
schaftslehre (VWL):  Sparen ist der Teil
Sparbonus ĺ Bonus. des ĺ  verfügbaren Einkommens, der
Sparer-Freibetrag 512

nicht für Konsum ausgegeben wird. – Bie- Werbungskosten ein Betrag von 801 Euro
tet eine Volkswirtschaft keine Möglich- (1602 Euro bei Zusammenveranlagung)
keit, Einkommensteile für geplante Kon- abgezogen. Der Abzug der tatsächlichen
sumausgaben zu verwenden, wird von Werbungskosten ist ausgeschlossen.
Zwangssparen gesprochen. Freiwilliges Sparkassen ĺ  Kreditinstitute, die mit
Sparen kann entweder Vermögensan- dem öffentlichen Auftrag zur Förde-
lage oder Zwecksparen sein, z. B. für den rung und Pflege des Sparens im Rah-
Kauf dauerhafter Konsumgüter. – Es wird men der satzungsmäßigen Bestim-
angenommen, dass die Höhe des  Spa- mungen mit jedermann als ĺ  Univer-
rens vom Zins (Klassiker) und vom lau- salbanken ĺ  Bankgeschäfte jeder Art
fenden Einkommen (Keynes) oder auch betreiben. Sparkassen befinden sich über-
vom permanenten Einkommen (Fried- wiegend in kommunaler Trägerschaft.
man) positiv abhängig ist.  –  Aufgrund Seit Wegfall der Gewährsträgerhaftung
der Unsicherheit über die Zukunft ha- im Jahre 2005 haftet jedoch nicht mehr
ben die Haushalte i.d.R. eine Zeitpräfe- die betreffende kommunale Körperschaft
renz zugunsten der Gegenwart, so dass sie für die Verbindlichkeiten der Sparkas-
den gegenwärtigen Konsum höher schät- sen, sondern allein der Haftungsverbund
zen als den zukünftigen. Bei ausgepräg- der Sparkassen-Finanzgruppe. – Sparkas-
ter Höherschätzung des Gegenwartskon- sen sind regional in Sparkassen- und Gi-
sums kann es daher auch zum Entsparen roverbände mit jeweiligen Girozentralen
kommen. Die Minderschätzung zukünfti- zusammengeschlossen, die im Deutschen
ger Bedürfnisse kann andererseits durch Sparkassen- und Giroverband e. V. (DSGV)
die Zahlung eines Zinses auf den Sparbe- ihre Spitzenorganisation haben. – Weitere
trag ausgeglichen werden, was die positive Informationen unter www.sparkasse.de.
Abhängigkeit des Sparens vom Sparzins
erklärt.  –  Gesamtwirtschaftlich werden Sparkonto ĺ  Bankkonto, auf dem
durch das Sparen in gleichem Umfang ĺ  Spareinlagen gebucht werden. Alle
Mittel für ĺ Investitionen bereitgestellt. Einzahlungen, Abhebungen und Zinsgut-
schriften werden in einem Sparbuch ein-
Sparer-Freibetrag – früherer ĺ Freibe- getragen und quittiert. Das Sparbuch er-
trag, der von den ĺ Einkünften aus Ka- hält der Inhaber des  Sparkontos von der
pitalvermögen abgezogen werden konnte, Bank oder Sparkasse bei Kontoeröffnung.
durch die Umstellung auf die ĺ  Abgel- Ein  Sparkonto muss grundsätzlich ein
tungsteuer aber ausgelaufen und durch Guthaben aufweisen. Es erlischt, wenn die
den ĺ  Sparer-Pauschbetrag für Wer- Einlage zurückgezahlt ist.
bungskosten ersetzt worden ist.
Sparquote  –  1.  Volkswirtschaftslehre: a)
Sparer-Pauschbetrag ĺ  Pauschbetrag, durchschnittliche Sparquote: Anteil der Er-
der mit der Einführung der ĺ  Abgel- sparnis S (ĺ Sparen) der privaten Haus-
tungsteuer am 1.1.2009 eingeführt wurde halte am Volkseinkommen Y, d.h. S/Y. b)
und den früheren ĺ  Sparer-Freibetrag marginale Sparquote: Anteil der Erspar-
und die Werbungskostenpauschale er- nis an jeder zusätzlichen Einkommen-
setzt hat. Bei der Ermittlung der ĺ Ein- seinheit: ΔS/ΔY.  –  2.  Volkswirtschaftli-
künfte aus Kapitalvermögen werden als che Gesamtrechnung (VGR): a) Sparquote
513 Spenden

der privaten Haushalte: Anteil der Erspar- Versenders) zu befördern haben. Über-
nis am ĺ  verfügbaren Einkommen. b) nimmt der  Spediteur selbst auch Beför-
Gesamtwirtschaftliche Sparquote: Anteil derungen und/oder Lagerung, ist er zu-
der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis am gleich auch Frachtführer bzw. Verfrach-
ĺ Bruttoinlandsprodukt (BIP). ter (Selbsteintritt).  –  Für den  Spediteur
Spartenorganisation  –  divisionale Or- gelten die Regelungen des ĺ  Handels-
ganisation, Geschäftsbereichsorganisation. gesetzbuches (HGB) und die Allgemei-
Organisationsstruktur, bei der die Glie- nen Deutschen Spediteurbedingungen
derung nach Produkten, Produktgrup- (ADSp). – Der Spediteur schließt mit dem
pen oder Kundengruppen erfolgt. Auf der Versender einen Speditionsvertrag ab. Er
zweiten Leitungsebene entstehen Teilbe- hat Anspruch auf ĺ Provision und Ausla-
reiche (sog. Divisionen, Geschäftsbereiche, genersatz. Solange er im Besitz des Spedi-
Sparten), die jeweils für eine Produktart tionsgutes ist, hat er daran ein gesetzliches
oder Kundengruppe bzgl. aller Funktio- ĺ Pfandrecht. – Vgl. auch ĺ Lagerhalter.
nen und Märkte zuständig sind. Die Teil- Spekulation  –  1.  Allgemein: Ausnut-
bereiche werden häufig als ĺ Profitcenter zung von zeitlichen Preisunterschieden,
geführt. um Gewinne zu erzielen.  –  2.  Börsenge-
schäft: An der ĺ Börse werden unter Spe-
Spar- und Darlehenskasse ĺ Kreditge-
kulation (Börsenspekulation) meistens nur
nossenschaft.
kurzfristige Geschäfte verstanden. Da-
Special Drawing Rights (SDR) ĺ  Son- bei kann auf ein Steigen (Hausse-Speku-
derziehungsrechte (SZR). lation) oder ein Fallen (Baisse-Spekula-
Specialty Goods  –  höherwertige, teure tion) der ĺ Börsenpreise spekuliert wer-
ĺ  Produkte, die nur sehr selten gekauft den. Letzteres setzt den Abschluss eines
werden. Der Informationsbedarf und die ĺ  Termingeschäfts voraus.  –  Wirkun-
Kaufanstrengungen des Käufers sind bei gen: Indem die  Spekulation die zukünf-
diesen Gütern (z. B. Kraftfahrzeuge)  hö- tige Entwicklung vorwegnimmt, kann sie
her als bei ĺ  Shopping Goods.  –  Vgl. marktregulierend, preis- und risikoaus-
auch ĺ Convenience Goods. gleichend wirken sowie die Handelbar-
keit von Wertpapieren erhöhen und damit
Spediteur – derjenige, der gewerbsmäßig eine volkswirtschaftlich nützliche Funk-
im Rahmen der für Speditionsgeschäfte tion erfüllen. Andererseits kann die Spe-
gültigen Rechtsvorschriften Güterversen- kulation Kursbewegungen induzieren, die
dungen durch ĺ Frachtführer oder Ver- zu tiefgreifenden Störungen des Kapital-
frachter von Seeschiffen in eigenem Na- marktes führen, im Extremfall auslösen-
men für Rechnung eines anderen (des des Moment für einen ĺ  Börsenkrach
Auftraggebers bzw. Versenders) besorgt. sein können. – 3.  Devisenhandel: ĺ De-
Das Besorgen von Gütersendungen bein- visenspekulation. – Anders: ĺ Arbitrage.
haltet die kaufmännisch-organisatori-
sche Auswahl und Kontrolle von und den Spekulationsgeschäfte ĺ Spekulation.
Vertragsabschluss mit Frachtführern bzw. Spenden – 1.  Begriff: freiwillige Leistun-
Verfrachtern oder Verkehrsbetrieben, die gen, die ohne Gegenleistung, aber i.d.R.
dann die Güter (des Auftraggebers bzw. mit einer gewissen Zweckbestimmung
Spendenmarketing 514

(z. B. Hilfe nach Naturkatastro- je nach Fallgestaltung bis zu zwölf Wo-


phen). – 2.  Besteuerung: a) Grundsätzlich chen betragen.
sind Spenden nicht abzugsfähige Kosten Spezialbank ĺ  Kreditinstitut, das sich
der Lebensführung. b) Ausnahmen: Spen- auf bestimmte Aufgaben oder Geschäfte
den zur Förderung steuerbegünstigte spezialisiert hat.  Spezialbanken sind z. B.
(gemeinnützige, mildtätige und kirchli- ĺ Bausparkassen, ĺ Kapitalanlagegesell-
che) Zwecke mindern als ĺ  Sonderaus- schaften (KAG)  oder Kreditinstitute mit
gaben die ĺ  Einkommensteuer und als Sonderaufgaben wie die ĺ  Kreditanstalt
abzugsfähige Ausgaben die ĺ  Körper- für Wiederaufbau (KfW).  –  Gegensatz:
schaftsteuer. Die Höhe der Abzugsfähig- ĺ Universalbank.
keit ist begrenzt auf 20 % des Gesamtbe-
trags der ĺ Einkünfte bzw. 4 Promille der Spezialbilanz ĺ Sonderbilanz.
gesamten Umsätze und der im gesamten Spezialfonds  –  Individualfonds. ĺ  In-
Jahr aufgewendeten Löhne und Gehäl- vestmentfonds, dessen Anteile nur ei-
ter. – 3. Kostenrechnung: Spenden sind, so- nem begrenzten Kreis von Anlegern (ju-
weit sie nicht im Rahmen betriebs- und ristische Personen und institutionelle An-
branchenüblicher freiwilliger sozialer leger) angeboten werden.  –  Gegensatz:
Aufwendungen bleiben oder unmittelbar ĺ Publikumsfonds.
als ĺ  Werbungskosten angesehen wer-
den können, als betriebsfremde ĺ  Auf- Spezial-Investmentaktiengesellschaf-
wendungen bei der Umformung Auf- ten ĺ Investmentaktiengesellschaft.
wendungen in Kosten auszuscheiden. Spezialisten  –  Börsenbegriff für Mit-
Spendenmarketing ĺ Fundraising. arbeiter von Wertpapierhandelsbanken
oder -dienstleistern,  welche die Ausfüh-
Sperrminorität  –  Minderheitsrecht ei- rung der Kauf- und Verkaufsaufträge in
ner Gruppe von Aktionären, Beschlüsse der ĺ  Parkettbörse überwachen. Dabei
der ĺ  Hauptversammlung zu verhin- ist für jedes Wertpapier und dessen (ge-
dern. Bspw. kann mit einer Sperrminori- schlossenes) ĺ Orderbuch nur ein Spezi-
tät von 25 % des ĺ Grundkapitals und ei- alist zuständig. Wenn ausführbare Orders
ner Stimme der Beschluss über eine Än- in seinem Orderbuch registriert sind, ini-
derung der Satzung verhindert werden. In tiiert der Spezialist eine Auktion im Han-
diesem Fall wäre eine Drei-Viertel-Mehr- delssystem ĺ  XETRA, durch die der
heit der Hauptversammlung erforderlich. ĺ Börsenpreis elektronisch ermittelt wird
Sperrzeit – Zeitraum, in dem ein ĺ Ar- und  die Aufträge  ausgeführt werden. –
beitsloser wegen bestimmter Verhaltens- Bei wenig gehandelten Nebenwerten sor-
weisen kein ĺ  Arbeitslosengeld erhält. gen die Spezialisten außerdem für die nö-
Eine  Sperrzeit wird verhängt wegen (1) tige Liquidität. – Die Spezialisten haben
Arbeitsaufgabe, (2) Arbeitsablehnung, seit Mai 2011 an der Frankfurter Börse die
(3) unzureichender Eigenbemühungen, bis dahin im Parketthandel eingesetzen
(4) Ablehnung oder Abbruch einer be- ĺ Skontroführer ersetzt, die für die von
ruflichen Eingliederungsmaßnahme, (5) ihnen betreuten Wertpapiere sowohl die
Melderversäumis oder (6) verspäteter Ar- An- und Verkaufspreise selbst festgestellt
beitssuchendmeldung. Die Sperrzeit kann als auch die Orders erfüllt haben.
515 Sponsoring

Spezialvollmacht ĺ  Handlungsvoll- (z. B. ĺ  Umbrella-Effekt) als auch nega-


macht. tive  Spillover-Effekte (z. B. ĺ Kannibalis-
Spezielle Betriebswirtschaftslehre mus-Effekt).
(SBWL) ĺ  Betriebswirtschaftslehre Spin-off  –  Ausgründung. Ausgliederung
(BWL). einer Organisationseinheit aus beste-
spezifische Erlöse ĺ Einzelerlöse. henden Strukturen (Unternehmen, Uni-
spezifische Kosten ĺ Einzelkosten. versität oder Forschungsinstitut) durch
Neugründung eines eigenständigen Un-
spezifischer Zoll ĺ Zoll, ĺ tarifäre Han- ternehmens durch Mitarbeiter der Ur-
delshemmnisse. sprungsorganisation. Ausgründungen im
Spielregeln ĺ Regeln. Unternehmensbereich werden v.a. dann
Spieltheorie – mathematische Methode, vorgenommen, wenn sich die das Ur-
die das rationale Entscheidungsverhal- sprungsunternehmen stärker auf seine
ten in sozialen Konfliktsituationen ab- Kerngeschäfte konzentrieren oder sich
leitet, in denen der Erfolg des Einzelnen aus einem Geschäftsfeld zurückziehen
nicht nur vom eigenen Handeln, sondern will, das aber z. B. durch eine Produktidee
auch von den Aktionen anderer abhängt. eine gute Geschäftsperspektive aufweist.
Der Begriff beruht darauf, dass am An- Spitzenrefinanzierungsfazilität ĺ
fang der mathematischen Spieltheorie den ständige Fazilitäten.
Gesellschaftsspielen wie Schach, Mühle,
Dame etc. große Aufmerksamkeit gewid- Splittingverfahren  –  1.  Einkomensteu-
met wurde. Frühe ökonomische Beiträge errecht: Verfahren, das bei der gemeinsa-
zur Spieltheorie wurden in der Oligopol- men Veranlagung von Ehegatten zur Ein-
theorie (ĺ Oligopol) verfasst. Später hat kommensteuer angewendet wird (Ehe-
sich die Spieltheorie als die auf dem Ge- gattensplitting). Dabei wird das ĺ  zu
biet strategischer Entscheidungen beherr- versteuernde Einkommen zunächst hal-
schende Methodik in den Wirtschaftswis- biert und für den halbierten Betrag die
senschaften sowie mehr und mehr auch in Steuer berechnet. Der sich daraus erge-
den sozialwissenschaftlichen Nachbardis- bende Steuerbetrag wird danach verdop-
ziplinen durchgesetzt. pelt. Diese Steuer ist dann von beiden
Ehegatten zusammen zu zahlen. – 2. Bör-
Spillover-Effekt  –  Auswirkungen von
senwesen: ĺ  Aktiensplit.  –  3.  Produk-
Aktivitäten auf andere Ebenen und Be-
tionsplanung: Splitting eines Auftrages
reiche.  –  1.  Volkswirtschaftslehre: a)
(Auftragssplitting), um durch Parallelfer-
Wirtschaftstheorie: räumlicher ĺ  ex-
tigung die Durchlaufzeit zu verkürzen
terner Effekt. b) Wirtschaftspolitik: Be-
(Nachteil: mehrfache Rüstkosten).
einflussung der internationalen Ebene
durch Entscheidungen auf nationa- Sponsoring  –  Unternehmensaktivitä-
ler Ebene.  –  2.  Marketing: Beeinflussung ten, durch die Personen und Organisati-
von Image und Bekanntheitsgrad ei- onen in den Bereichen Sport, Kultur, So-
nes Produkts durch ein anderes Pro- ziales, Umwelt oder Medien gefördert
dukt und dessen Image (Partizipations- werden. Durch  Sponsoring soll v.a. der
effekt). Möglich sind sowohl positive ĺ Bekanntheitsgrad eines Unternehmens
Spotmarkt 516

gesteigert und sein ĺ  Image verbes- Form des Zusammenschlusses mit viel
sert werden. Die Leistungen des Spon- Selbstständigkeit der Mitgliedsstaaten
sors können Geld, Sachmittel, Dienstleis- und nur schwachen Ansätzen zur Bildung
tungen oder Know-how sein. Im Gegen- einer Zentralgewalt (z. B. Deutscher Bund
satz zu ĺ Spenden gilt beim Sponsoring 1815-67, Britisches Commonwealth).
das Prinzip von Leistung und Gegenleis- staatliche Lohnpolitik ĺ Lohnpolitik.
tung. Sponsoring ist Teil der ĺ Kommu-
Staatsausgaben/-einnahmen ĺ öffent-
nikationspolitik.
liche Ausgaben/Einnahmen.
Spotmarkt ĺ Kassamarkt.
Staatsbankrott ĺ Staatsschuldenkrise.
Spread – Spanne zwischen zwei ĺ Zins-
Staatspfandbrief ĺ Pfandbrief.
sätzen oder ĺ  Börsenpreisen.  –  1.  Auf-
oder Abschlag auf einen ĺ  Referenz- Staatsquote  –  Anteil der gesamten öf-
zinssatz zur Bestimmung des Zinssat- fentlichen Ausgaben am ĺ Bruttoinland-
zes eines Kredits (Zinsspread). Die Höhe sprodukt (BIP). Die  Staatsquote drückt
richtet sich nach der Kreditwürdigkeit aus, inwieweit eine Volkswirtschaft durch
und der Marktstellung des Kreditneh- den staatlichen Sektor in Anspruch ge-
mers.  –  2.  Differenz zwischen dem bes- nommen wird. – Vgl. auch ĺ Abgaben-
ten Ankaufs- und Verkaufskurs eines quote, ĺ Sozialleistungsquote.
ĺ Wertpapiers an der ĺ Börse zu einem Staatsschulden ĺ öffentliche Kreditauf-
bestimmten Zeitpunkt (sog. Geld-Brief- nahme.
Spanne). Staatsschuldenkrise  –  Bezeichnung
sprungfixe Kosten ĺ fixe Kosten. für die als Folge einer  zu hohen Staats-
verschuldung (ĺ  öffentliche Kreditauf-
Squeeze-out  –  Ausschlussverfahren zur
nahme) drohende oder tatsächliche Zah-
Übertragung von Aktien der Minder-
lungsunfähigkeit eines Staates (Staats-
heitsaktionäre an den Hauptaktionär ge-
bankrott), die sich in einer teilweisen
gen Barabfindungen. Nach dem Aktien-
oder völligen Nichterfüllung der gegen-
gesetz (AktG) kann der Hauptaktionär,
über den Gläubigern eingegangenen Ver-
der mindestens 95 % des Grundkapitals
pfichtung zur Zins- und Tilgungszahlung
unmittelbar oder mittelbar hält, von den
äußert. – Die Staatsschuldenkrise und
Minderheitsaktionären die Übertragung
ĺ Bankenkrise mehrerer Mitgliedstaaten
ihrer Aktien an ihn verlangen. Dafür ist
der Eurozone  (ĺ  Eurowährungsgebiet)
eine angemessene Barabfindung zu zah-
war  bestimmend für die Entstehung der
len. – Vgl. auch ĺ Freeze-out.
ĺ Euro-Krise.
SRM – Abk. für Single Resolution Mecha-
Staatsunternehmen ĺ  öffentliche Un-
nism, ĺ  Einheitlicher Abwicklungsme-
ternehmen.
chanismus (SRM).
Staatsverbrauch ĺ Verbrauch.
Staatenbund – völkerrechtliche Verbin-
dung von Staaten, i.d.R. zu einem einheit- Staatsverschuldung ĺ öffentliche Kre-
lichen Völkerrechtssubjekt mit einer ein- ditaufnahme.
heitlichen ĺ  Verfassung. Anders als der Stab  –  Stabsstelle, Stabsabteilung. Ele-
ĺ Bundesstaat eine verhältnismäßig lose ment der ĺ  Aufbauorganisation;
517 Stabilitäts- und Wachstumspakt

organisatorische Einheit, die nur indirekt Stabilitätsprogramm ĺ Stabilitäts- und


durch Unterstützung einer ĺ Instanz zur Wachstumspakt.
Lösung der Unternehmungsaufgaben bei-
Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
trägt, v.a. bei der Vorbereitung und Kont-
(StabG) – Rechtsgrundlage für Bund und
rolle der Entscheidungen der Instanz. Au-
Länder zur Durchführung ihrer ĺ Kon-
ßerdem haben Stabsstellen Beratungs-
junkturpolitik und ĺ Stabilisierungspoli-
und Informationsaufgaben. Die Aufgaben
tik. Das StabG verpflichtet Bund und Län-
sind entweder genereller Art (Stabsgene-
der, die Zielsetzungen des ĺ  magischen
ralist, z. B. Direktionsassistent) oder spe-
Vierecks zu verfolgen, und stellt hierfür
zieller Art (Stabsspezialist, z. B. Rechts-
verschiedene Instrumente zur Verfügung.
berater).  –  Bei multipersonellen Stäben
können Stabsstellen auch mit Weisungs- Stabilitäts- und Wachstumspakt – Ent-
befugnis ausgestatten sein, allerdings nur schließung der Mitgliedsstaaten der
für den Bereich der Stabsabteilung. ĺ  Europäischen Union (EU), mittel-
fristig einen zumindest ausgegliche-
stabiles Preisniveau ĺ  Preisniveausta- nen Haushalt anzustreben. Der  Stabili-
bilität. täts- und Wachstumspakt wurde 1997 an-
Stabilisierungspolitik  –  Stabilitätspo- lässlich der Annahme des Amsterdamer
litik. 1.  Begriff: alle staatlichen Maßnah- Vertrags geschlossen. Nach dem  Stabili-
men zur Erreichung eines ĺ  gesamt- täts- und Wachstumspakt soll ein Haus-
wirtschaftlichen Gleichgewichts, d.h. die haltsdefizit von 3 % des ĺ Bruttoinland-
Kombination von ĺ  Prozesspolitik und sprodukt (BIP) nicht überschritten wer-
ĺ  Ordnungspolitik auf makroökonomi- den. Eine Ausnahme ist nur im Fall einer
scher Ebene. – I.e.S. werden unter Stabili- tief greifenden  Rezession (ĺ  Konjunk-
sierungspolitik nur die prozesspolitischen turzyklus) erlaubt. Bei Überschreiten der
Maßnahmen verstanden. Ordnungspo- Defizitobergrenze wird das sog. Defizit-
litische Maßnahmen werden in diesem verfahren durch die ĺ Europäische Kom-
Fall der ĺ  angebotsorientierten Wirt- mission eröffnet.  –  Außerdem müssen
schaftspolitik zugeordnet. – 2. Ziele: Gem. die Mitgliedsstaaten, die an der Europäi-
§ 1 des ĺ Stabilitäts- und Wachstumsge- schen Währungsunion teilnehmen, jähr-
setz (StWG) haben Bund und Länder bei lich ein mehrjähriges Stabilitätsprogramm
ihren wirtschafts- und finanzpolitischen zur Haushaltspolitik vorlegen. Dieses Sta-
Maßnahmen die Erfordernisse des ge- bilitätsprogramm wird durch die ĺ  Eu-
samtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu ropäische Kommission und den ĺ  Rat
beachten, welches durch das gleichzeitige der Europäischen Union überwacht. Staa-
Erreichen des sog. ĺ  magischen Vier- ten, die nicht an der Währungsunion teil-
eck ĺ  s konkretisiert wird: (1) Stabilität nehmen, müssen ein sog. Konvergenzpro-
des Preisniveaus, (2) hoher Beschäftigungs- gramm vorlegen. – Zur Überwachung der
stand, (3) außenwirtschaftliches Gleichge- fiskalischen Disziplin wurde weiterhin ein
wicht bei (4) stetigem und angemessenem Frühwarnsystem installiert. Dieses sieht
Wirtschaftswachstum. vor, dass der Ministerrat vor dem Entste-
hen eines übermäßigen Defizits in einem
Stabilitätspolitik ĺ Stabilisierungspolitik. Mitgliedsstaat eine frühzeitige Warnung in
Stabsabteilung 518

Form einer Empfehlung an den betreffen- Stammaktie  –  Common Share, Com-


den Staat richtet, sein Budget zu konsoli- mon Stock. Gewöhnliche Form der ĺ Ak-
dieren. tie, die dem Inhaber die im Aktiengesetz
(AktG) vorgesehenen normalen Mitglied-
Stabsabteilung ĺ Stab.
schaftsrechte an einer ĺ  Aktiengesell-
Stabstelle ĺ Stab. schaft (AG)  gewährt (Stimm-, Dividen-
den- und ĺ Bezugsrecht, Recht auf einen
Staffelmiete ĺ Mieterhöhung. Anteil am Liquidationserlös sowie Aus-
Stagflation  –  Begriff, der aus ĺ  Stag- kunftsrecht und Recht auf Rechenschafts-
nation und ĺ  Inflation zusammenge- legung).  –  Die Stammaktie ist Hauptträ-
setzt ist. Stagflation kennzeichnet eine ge- ger der Beschaffung von ĺ Eigenkapital
samtwirtschaftliche Situation, in der eine in der AG. – Gegensatz: ĺ Vorzugsaktie.
Unterauslastung des ĺ  Produktionspo- Stammeinlage  –  Geschäftsanteil. An-
tenzials, ĺ  Arbeitslosigkeit und ein un- teil eines Gesellschafters am ĺ  Stamm-
zureichendes ĺ  Wirtschaftswachstum kapital (mind. 25.000 Euro) einer ĺ Ge-
sowie gleichzeitig ein starker Anstieg des sellschaft mit beschränkter Haftung
ĺ Preisniveaus auftreten. (GmbH). Ein Gesellschafter kann bei Er-
richtung der GmbH mehrere Geschäfts-
Stagnation  –  Phase stagnierenden
anteile übernehmen. Der Nennbetrag je-
ĺ  Wirtschaftswachstums einer Volks-
des Geschäftsanteils muss auf volle Euro
wirtschaft. Stagnierendes Wachstum be-
lauten. Der Gesamtbetrag der Stammein-
deutet, dass die ĺ  Wachstumsrate des
lagen muss mit dem Stammkapital über-
ĺ  Bruttoinlandsprodukts (BIP) negativ,
einstimmen.  Die Höhe der Nennbeträge
Null oder nur geringfügig positiv ist.
der einzelnen Geschäftsanteile kann ver-
Stakeholder  –  Anspruchsgruppe. Ang- schieden sein. – Im Falle einer ĺ  Sach-
lo-amerikanische Bezeichnung für alle in- einlage muss ihr Gegenstand und Nenn-
ternen und externen Personengruppen, betrag im Gesellschaftsvertrag festgesetzt
die von den unternehmerischen Tätigkei- werden. – Vgl. auch ĺ  Unternehmerge-
ten gegenwärtig oder in Zukunft direkt sellschaft.
oder indirekt betroffen sind und ohne Stammkapital  –  Haftungskapital der
deren Unterstützung das Unternehmen ĺ Gesellschaft mit beschränkter Haftung
nicht überlebensfähig wäre. Die Gruppe (GmbH). Das Stammkapital muss mind.
der  Stakeholder umfasst die Anteilseig- 25.000 Euro betragen, bei der ĺ  Unter-
ner (ĺ  Shareholder), aber auch andere nehmergesellschaft weniger. Das Stamm-
Gruppen wie z. B. Arbeitnehmer, Kunden kapital ist die Summe der ĺ Stammein-
und Lieferanten, Staat und Öffentlich- lagen. Das  Stammkapital wird in der
keit. Nach dem Stakeholder-Ansatz muss Bilanz als ĺ  gezeichnetes Kapital aus-
die Unternehmensführung bei ihren Ent- gewiesen.  –  Finanzierungsmäßig ist
scheidungen nicht nur die Interessen der das  Stammkapital ĺ  Eigenkapital, es
Anteilseigner, sondern die aller Stakehol- dient zur ĺ Finanzierung und als ĺ Ga-
der berücksichtigen. rantiekapital.
Stakeholder-Ansatz ĺ Stakeholder. Stammkunde ĺ Kunde.
519 Standortfaktoren

Standardisierung  –  Vereinheitlichung (2) Spitzenrefinanzierungsfazilität (Über-


nach bestimmten Mustern.  –  1.  Produk- nachtkredit): Die EZB gewährt Kreditin-
tion: Die  Standardisierung erfolgt durch stituten gegen Besicherung im Rahmen
ĺ Normung und ĺ Typung. Vorteile für des Sicherheitenkontos Übernachtkredit
den Hersteller sind Vereinfachungen bei bis zum Beginn des nächsten Geschäfts-
Produktion und Lagerung, für den Käu- tages. Der Übernachtkredit ist mit Zin-
fer eine Vereinfachung bei der Bestel- sen an dem auf die Inanspruchnahme fol-
lung und eine bessere Ersatzteilbeschaf- genden Tag fällig (Liquiditätsbereitstel-
fung. – 2. Organisation: Vereinheitlichung lung).  –  Die Zinssätze für Einlage- und
von Abläufen. Auf diese Weise sollen Kos- Spitzenrefinanzierungsfazilitäten bilden
ten verringert werden. – 3.  Marketing: den sog. Zinskorridor für den Tagesgeld-
Produkte werden an den durchschnittli- markt. Der Einlagensatz ist der niedrigste
chen Anforderungen und Erwartungen Zinssatz für Tagesgelder, der Spitzenrefi-
bestimmter Kundengruppen ausgerichtet. nanzierungssatz der höchste. Ziel der ESB
Der große Nachteil der Standardisierung ist es, dass sich die aktuellen Zinssätze
ist die geringere Anpassung an individu- zwischen den Kreditinstituten möglichst
elle Kundenwünsche oder -bedürfnisse innerhalb des Zinskorridors bewegen.
(ĺ  Kundenorientierung).  –  Gegensatz:
Standort  –  1.  Äußerer Standort: Ort, an
ĺ Individualisierung, ĺ Customizing.
dem ein Unternehmen Güter erstellt oder
Standardrentner ĺ Eckrentner. verwertet. Die Wahl des optimalen Stand-
Standardwert – Begriff aus dem Börsen- orts wird u.a. durch die sog. ĺ  Standort-
wesen für die ĺ Aktie einer großen, be- faktoren bestimmt. – 2.  Innerbetrieblicher
kannten ĺ  Aktiengesellschaft (AG). Standort: die räumliche Lage der einzel-
Mit einem  Standardwert werden regel- nen Teile eines Unternehmens oder ei-
mäßig hohe Umsätze an der Börse ge- ner Abteilung zueinander und ihre Zu-
macht. – Gegensatz: ĺ Nebenwert. – Vgl. ordnung.
auch ĺ Blue Chips. Standortfaktoren  –  Bestimmungs-
ständige Fazilitäten  –  Möglichkei- gründe für die Wahl eines optimalen be-
ten der Geldanlage und Mittelbeschaf- trieblichen ĺ  Standortes. Im Wesent-
fung im Rahmen des ĺ  Europäischen lichen sind bei gegebenen Zielsetzun-
Systems der Zentralbanken (ESZB). Sie gen für ein bestimmtes Standortprojekt
können von den ĺ  Kreditinstituten in folgende Faktoren relevant: (1) Beschaf-
Anspruch genommen werden. Stän- fungsbezogene Standortfaktoren: Grund
dige Fazilitäten gehören zum geldpo- und Boden, Betriebsausstattung, Materi-
litischen Instrumentarium des ESZB alien, Rohstoffe, Waren, Personal, Ener-
(ĺ  Geldpolitik). Die  ständigen Fazili- gieversorgung, Dienstleistungsangebot,
täten umfassen: (1) Einlagefazilität (Ta- Transportmöglichkeiten usw. (2) Produk-
gesgeld): Kreditinstitute können bei der tions- bzw. leistungsbezogene Standortfak-
EZB überschüssige Liquidität als Ein- toren: allgemeine und spezielle die Pro-
lage bis zum Beginn des nächsten Ge- duktions- bzw. Leistungsart betreffende
schäftstages zum Satz der Einlagenfazi- wirtschaftliche, ökologische, rechtliche,
lität anlegen (Liquiditätsabschöpfung). soziale, politische und technologische
Stärken-/Schwächenanalyse 520

Rahmenbedingungen. (3) Absatzbezogene Statistik – methodisch-quantitative Inst-


Faktoren: Nähe der Absatzmärkte, Kun- rumente zur Charakterisierung und Aus-
den- und Absatzpotenziale, Verfügbarkeit wertung empirischer Befunde gleichar-
von Absatzmittlern, Intensität der Kon- tigen Einheiten (Massenphänomenen).
kurrenz, Erreichbarkeit usw. Statistische Verfahren werden v.a. in
Wirtschaft (Wirtschaftsstatistik)  und Ge-
Stärken-/Schwächenanalyse  –  Ana-
sellschaft, Medizin, Technik und Natur-
lyse- und Planungsinstrument des ĺ stra-
wissenschaften eingesetzt.  –  Vgl. auch
tegischen Managements. Im Rahmen
ĺ amtliche Statistik, ĺ Ökonometrie.
der Stärken-/Schwächenanalyse werden
die Ressourcen eines Unternehmens aus Statistisches Bundesamt (StBA)  –
langfristiger Sichtweise analysiert und be- selbstständige Bundesbehörde im Ge-
wertet. Dabei misst man sich z. B. mit den schäftsbereich des Bundesministers des
wichtigsten Konkurrenten oder an be- Innern mit Sitz in Wiesbaden. – Das StBA
triebswirtschaftlichen Standards. Nach hat den Auftrag, objektive, unabhän-
Möglichkeit sollten die Werte auf Mes- gige und qualitativ hochwertige statisti-
sungen beruhen. Ansonsten können sie sche Informationen bereitzustellen und
auch auf dem intuitiven Ermessen des zu verbreiten. Nutzer dieser Informatio-
Entscheidungsträgers beruhen.  –  Vgl. nen sind Politik, Regierung, Verwaltung,
auch ĺ SWOT-Analyse. Wirtschaft, Forschung und Privatperso-
nen.  –  Hauptaufgabenbereiche sind (1)
Startkapital ĺ Venture-Capital, ĺ Exis-
die methodische und technische Vorbe-
tenzgründungsförderung.
reitung der einzelnen Statistiken, (2) die
Start-up-Unternehmen  –  Unter- Weiterentwicklung des Programms der
nehmen, das aufgrund einer innova- Bundesstatistik, (3) die Koordinierung
tiven Geschäftsidee neu gegründet der Statistiken untereinander und (4) die
wird.  Start-up-Unternehmen verfügen Zusammenstellung und Veröffentlichung
in den meisten Fällen nur über ein ge- der Bundesergebnisse. (5) Die bundes-
ringes Startkapital. Zur Ausweitung ihrer weite ĺ  amtliche Statistik (Bundesstatis-
Geschäfte sind sie somit darauf angewie- tik) wird vom StBA in Zusammenarbeit
sen, Startkapital (ĺ  Venture-Capital) zu mit den statistischen Ämtern der 16 Bun-
erhalten, z. B. durch ĺ  Business Angels desländer durchgeführt. – Zu den Haupt-
oder durch einen Börsengang (ĺ  Initial veröffentlichungen zählen (1) das jähr-
Public Offering (IPO)). lich erscheinende Statistische Jahrbuch,
(2) die monatliche Publikation Wirtschaft
Statements of Financial Accounting
und Statistik und (3) die periodisch er-
Concept (SFAC) ĺ Financial Accounting
scheinenden Fachserien über 19 Fachge-
Standards Board (FASB).
biete. – Weitere Informationen unter www.
Statements of Financial Accounting destatis.de.
Standards (SFAS) ĺ  Financial Accoun-
Status ĺ Vermögensstatus.
ting Standards Board (FASB).
Statusbilanz ĺ Sonderbilanz.
statischer Verschuldungsgrad ĺ Kapi-
talstruktur. Statut ĺ Satzung.
521 Steuerberater

Stelle  –  kleinste organisatorische Ein- Namen. Eine  Stellvertretung ist grund-


heit, deren Aufgaben von einer einzel- sätzlich bei allen Rechtsgeschäften mög-
nen Person erfüllt werden. Bezeichnung, lich. Einem Stellvertreter ist jedoch i.d.R.
Befugnisse und Verantwortungsbereich ĺ Selbstkontrahieren verboten.
sind in der ĺ Stellenbeschreibung festge-
legt. – Vgl. auch ĺ Instanz. Steuerarten ĺ Steuern.

Stellenbeschreibung  –  Arbeitsplatz- Steueraufkommen  –  Summe der Ein-


beschreibung, schriftliche Beschreibung nahmen aus einzelnen ĺ  Steuern in ei-
der organisatorischen Eingliederung ei- ner bestimmten Periode (Rechnungsjahr,
ner ĺ  Stelle im Unternehmen hinsicht- Kalenderjahr etc.). – Vgl. auch ĺ Finan-
lich ihrer Ziele, Aufgaben, Befugnis etc. zausgleich.
Eine Stelle wird durch folgende Kriterien Steuerausländer  –  nicht amtliche Be-
bestimmt: Bezeichnung der Stelle und ih- zeichnung für Personen mit ĺ  be-
res organisatorischen Ranges in der Hie- schränkter Steuerpflicht. Diese haben ih-
rarchie, Kompetenzen, aktive und passive ren Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen
Stellvertretung, Tätigkeitsgebiet und spe- Aufenthalt im Ausland und sind daher
zielle Aufgaben. zumeist Ausländer. –  Gegensatz: ĺ Steu-
Stellenbörse  –  Jobbörse, Stellenmarkt. erinländer.
Sammlung von Stellenangeboten unter-
schiedlicher Unternehmen.  Stellenbörse Steuerbemessungsgrundlage ĺ  Be-
werden in Zeitungen, in den letzten Jah- messungsgrundlage.
ren aber auch verstärkt im ĺ Internet an- Steuerberater  –  Person, die nach dem
geboten (Jobbörse der ĺ Bundesagentur Steuerberatungsgesetz (StBerG) ge-
für Arbeit). Vorteile der Onlinestellenbör- schäftsmäßige Hilfe in Steuersachen leis-
sen sind die im Vergleich zu Stellenbörse ten. Steuerberater haben die Aufgabe, im
in Zeitungen geringeren Kosten und die Rahmen ihres Auftrags ihre Auftragge-
Automatisierung und Beschleunigung der ber in Steuersachen zu beraten, sie zu ver-
Prozesse zur Stellenbesetzung. treten und ihnen bei der Bearbeitung ih-
Stellenmarkt ĺ Stellenbörse. rer Steuerangelegenheiten und bei der
Erfüllung ihrer steuerlichen Pflichten
Stellvertreter ĺ Stellvertretung. Hilfe zu leisten. Dazu gehören auch Hil-
Stellvertretung – 1.  Organisation: Über- feleistung in Steuerstrafsachen und in
nahme der Aufgaben eines Inhabers ei- Bußgeldsachen wegen einer ĺ  Steuer-
ner ĺ Stelle durch einen anderen. Dies ist ordnungswidrigkeit sowie Hilfeleistung
z. B. im Krankheitsfall oder bei geschäft- bei der Erfüllung gesetzlicher Buchfüh-
lich bedingter Abwesenheit erforder- rungspflichten, bes. die Erstellung von
lich. Der Stellvertreter nimmt die formale ĺ Steuerbilanzen und deren steuerrecht-
ĺ  Kompetenz im Namen und im Sinn liche Beurteilung.  –  Die Tätigkeit ist ein
des Vertretenen, aber in eigener ĺ  Ver- ĺ  freier Beruf, kein Gewerbe. Sie wird
antwortung wahr. – 2.  Bürgerliches Recht: häufig im Rahmen von Steuerberatungs-
Abgabe oder Empfang einer ĺ  Willen- gesellschaften ausgeübt.  Zum  Steuerbe-
serklärung für einen anderen in dessen rater kann nur bestellt werden, wer die
Steuerbescheid 522

Steuerberaterprüfung bestanden hat oder Steuererklärung – Erklärung über steu-


von dieser befreit worden ist. erlich erhebliche Sachverhalte. Aufgrund
der  Steuererklärung werden die Besteu-
Steuerbescheid  –  Verwaltungsakt einer erungsgrundlagen festgestellt und die
Finanzbehörde (ĺ  Finanzverwaltung), Steuer durch ĺ  Steuerbescheid festge-
der eine Steuerfestsetzung bewirkt, voll setzt.  –  Unbeschränkt Steuerpflichtige
oder teilweise von einer Steuer freistellt müssen jährlich bis zum 31. Mai des Fol-
(Freistellungsbescheid) oder einen Antrag gejahres eine Steuererklärung beim ĺ Fi-
auf Steuerfestsetzung ablehnt. – Steuerbe- nanzamt abgeben. Auf formlosen An-
scheide sind grundsätzlich schriftlich zu trag kann die Abgabefrist jedoch verlän-
erteilen und müssen Art und Betrag der gert werden. Werden Steuererklärungen
festgesetzten Steuersumme und den Steu- über einen ĺ  Steuerberater erstellt, ver-
erschuldner benennen sowie eine Rechts- längert sich die Frist zur Abgabe automa-
behelfsbelehrung enthalten.  –  Gegen tisch bis zum 30. September des Folgejah-
den  Steuerbescheid ist ein ĺ  Einspruch res. Steuererklärungen sind grundsätzlich
möglich. Gibt das ĺ Finanzamt dem Ein- auf den amtlich vorgegebenen Vordru-
spruch nicht statt, kann der Steuerpflich- cken abzugeben und müssen eigenhän-
tige beim ĺ  Finanzgericht Klage einrei- dig unterschrieben sein. Steuerpflichtige
chen. können aber auch ihre Daten mit ELSTER
Steuerbilanz ĺ Bilanz, die nach steuer- (ĺ  elektronische Steuererklärung) an
rechtlichen Vorschriften aufgestellt wird. das Finanzamt übertragen. Die steuerre-
Die  Steuerbilanz wird aus der ĺ  Han- levanten Belege und eine unterzeichnete
delsbilanz abgeleitet (ĺ  Maßgeblich- Kurzerklärung müssen in diesem Fall ge-
keitsprinzip). Die  Steuerbilanz soll den sondert an das Finanzamt geschickt wer-
tatsächlich erwirtschafteten Gewinn er- den. – Lohnsteuerzahler können eine sog.
mitteln. Sie dient somit als Grundlage der ĺ Antragsveranlagung durchführen.
Ermittlung der Bemessungsgrundlage der Steuerermäßigungsantrag  –  Lohnsteu-
ĺ  Einkommensteuer, ĺ  Körperschaft- erermäßigungsantrag, amtlicher Vordruck,
steuer und der ĺ  Gewerbesteuer.  –  In mit dem die Speicherung von ĺ Freibe-
der  Steuerbilanz erfolgt die Bewertung trägen als ĺ Elektronische Lohnsteuerab-
der Wirtschaftsgüter nach der ĺ  Ein- zugsmerkmale (ELStAM) beantragt wer-
zelbewertung. Handelsrechtliche Bewer- den kann. Wer bereits im Vorjahr einen
tungsvereinfachungen werden steuerlich Freibetrag in gleicher Höhe hatte, kann
anerkannt, wenn sie den ĺ Grundsätzen einen vereinfachten Antrag auf Lohnsteu-
ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) er-Ermäßigung  stellen. Ein Antrag muss
entsprechen. So sind z. B. die ĺ  Durch- spätestens bis zum 30. November des
schnittsbewertung, die ĺ  Festwertbe- Steuerjahres gestellt werden.
wertung und die ĺ  Gruppenbewertung
sowie das Lifo-Verfahren (ĺ Lifo) aner- Steuerertragshoheit  –  Steuerertrags-
kannt. kompetenz, Teil der ĺ Steuerhoheit. Recht
auf das ĺ  Steueraufkommen. Die  Steu-
Steuererfindungsrecht ĺ Steuergesetz- erertragshoheit ist geteilt. Die Verteilung
gebungsrecht. des Steueraufkommens auf Bund, Länder
523 Steuerharmonisierung in der EU

und Gemeinden sind im ĺ Grundgesetz ĺ  Finanzmonopole; (2) konkurrierende


(GG) festgelegt. – Vgl. ĺ Bundessteuern, Gesetzgebung für die übrigen ĺ Steuern,
ĺ  Landessteuern, ĺ  Gemeindesteuern, deren Aufkommen (ĺ  Steueraufkom-
ĺ Gemeinschaftssteuern. men) dem Bund ganz oder teilweise zu-
Steuerertragskompetenz ĺ  Steuerer- stehen oder für die ein Bedürfnis nach
tragshoheit. bundeseinheitlicher Regelung besteht.
b)  Steuergesetzgebungshoheit der Län-
Steuerfestsetzung  –  Entscheidung der
der: (1) ausschließliche Gesetzgebung für
ĺ Finanzverwaltung über den kraft Ge-
örtliche Verbrauch- und Aufwandsteu-
setz entstandenen Steueranspruch durch
ern, solange und soweit sie nicht bundes-
ĺ  Steuerbescheid. Als  Steuerfestset-
gesetzlich geregelten Steuern gleichartig
zung gelten auch die volle oder teilweise
sind. Recht, den Steuersatz der ĺ Grun-
Freistellung von einer Steuer sowie die
derwerbsteuer festzulegen. (2) Konkur-
Ablehnung eines Steuerfestsetzungsan-
rierende Gesetzgebung solange und so-
trags.
weit der Bund nicht von seinem Gesetzge-
Steuerflucht  –  Verlegung eines Wohn- bungsrecht Gebrauch macht. – Vgl. auch
oder Unternehmenssitzes ins Ausland ĺ Gesetzgebungskommpetenz.
mit dem Zweck der Steuerersparnis. Da-
durch komm es zu einer Verlagerung von
ĺ Einkünften und Vermögen in ĺ Steu- Steuerharmonisierung in der EU – Be-
eroasen und ĺ Niedrigsteuerländer, wo- zeichnung für das Vorhaben, unterschied-
durch sich i.d.R. wegen Wegfalls der liche steuerliche Regelungen und Steuer-
ĺ  unbeschränkten Steuerpflicht in der sätze zwischen den Ländern der ĺ Euro-
Bundesrepublik und wegen möglicher päischen Union (EU) anzugleichen, um
und erstrebte Ausnutzung des niedrige- so einen Steuerwettbewerb zu vermeiden
ren Steuerniveaus in dem ausländischen bzw. den Handel auf dem Binnenmarkt zu
Staat Steuervorteile ergeben. Diese Vor- verbessern.  –  Bisher wurde versucht, v.a.
teile sind allerdings seit 1972 durch das ĺ Verbrauchsteuern und die ĺ Umsatz-
Außensteuergesetz (AStG) erheblich ein- steuer zu harmonisieren. Bei der Umsatz-
geschränkt und z.T. sogar in ihr Gegenteil steuer wurde  für den Normalsteuersatz
verkehrt worden. ein  Mindestsatz von 15 % und Höchst-
satz von 25 % sowie ein ermäßigter Steuer-
Steuerfreibetrag ĺ Freibetrag.
satz von 5 % vereinbart. Fortschritte wur-
Steuergefährdung ĺ  Steuerordnungs- den außerdem bei der Angleichung der
widrigkeit. Tabak-, Alkohol- und Mineralölsteuer er-
Steuergesetzgebungshoheit  –  1.  Be- reicht. Für die Verbrauchsteuern wurden
griff: Das Recht zur Gesetzgebung im Grundsätze zur Gestaltung vorgegeben,
Bereich des Steuerrechts schließt das die zu besteuernden Gegenstände festge-
Steuererfindungsrecht ein.  Steuerge- legt und technische Fragen näher gere-
setzgebungshoheit ist Teil der ĺ  Fi- gelt. Problematisch gestaltet sich dagegen
nanzhoheit.  –  2.  Arten: a)  Steuergesetz- die Harmonisierung der ĺ direkten Steu-
gebungshoheit des Bundes: (1) ausschließ- ern wie v.a. der ĺ Einkommensteuer und
liche Gesetzgebung für ĺ  Zölle und ĺ Körperschaftsteuer.
Steuerhinterziehung 524

Steuerhinterziehung  –  rechtswidrige das bei Anträgen, Erklärungen und Mit-


Form der Steuerabwehr. Straftatbestand teilungen gegenüber dem ĺ  Finanzamt
nach der ĺ Abgabenordnung (AO). Wer anzugeben ist. (1) Natürliche Personen er-
den Finanzbehörden vorsätzlich unrich- halten eine Identifikationsnummer, die aus
tige oder unvollständige Angaben über einer elfstelligen Ziffernfolge besteht. (2)
steuerlich erhebliche Tatsachen macht, Wirtschaftlich Tätige (ĺ  natürliche Per-
macht sich schuldig. Eine  Steuerhinter- sonen, die wirtschaftlich tätig sind, ĺ ju-
ziehung wird mit Freiheitsstrafe bis zu ristische Personen und Personenvereini-
fünf Jahren, in bes. schweren Fällen bis gungen) erhalten eine Wirtschafts-Identi-
zu zehn Jahren oder mit Geldstrafe be- fikationsnummer, die mit den Buchstaben
straft. –  Straffreiheit kann durch rechtzei- DE beginnt. (3) Einzelunternehmer und
tige Selbstanzeige erreicht werden. Hin- Freiberufler besitzen folglich zwei Identi-
terzogene Steuern sind zu verzinsen. Die fikationsnummern (als natürliche Person
Festsetzungsfrist verlängert sich auf zehn und als wirtschaftlich Tätige). Im Gegen-
Jahre. zug entfällt die separate ĺ  Umsatzsteu-
Steuerhoheit  –  das Recht einer öffent- er-Identifikationsnummer.
lich-rechtlichen ĺ Körperschaft, ĺ Steu- Steuerinländer  –  nicht amtliche Be-
ern zu erheben (originäre Steuerhoheit: zeichnung für eine Person  mit unbe-
Bund und Länder, derivative Steuerho- schränkter Steuerpflicht. Gemeint sind sol-
heit: Gemeinden und Kirchen). Die Steu- che Personen, die aus Sicht der Steuerge-
erhoheit ist Teil der ĺ Finanzhoheit, die setze als Inländer behandelt werden. Das
das gesamte Finanzwesen mit der Ein- sind v.a. diejenigen, die ihren Wohnsitz
nahmen- und Ausgabenseite umfasst. oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt in
Obwohl sich die Steuerhoheit nur auf ei- Deutschland haben. Auf die Staatsange-
nen Teil der öffentlichen Einnahmen (die hörigkeit kommt es nach dem deutschen
Steuern) bezieht, wird diese in der Politik Steuerrecht nicht an; deshalb sind auch
als wichtiger Teil der Staatshoheit angese- Ausländer mit deutschem Wohnsitz fach-
hen, da die staatliche Handlungsfreiheit sprachlich als Steuerinländer zu bezeich-
stets eng mit der Finanzierbarkeit verbun- nen. – Gegensatz: ĺ Steuerausländer.
den ist.  –  Arten: (1) ĺ  Steuergesetzge- Steuerklassen ĺ  Erbschaftsteuer,
bungshoheit, (2) ĺ  Steuerertragshoheit, ĺ Lohnsteuerklassen.
(3) ĺ  Steuerverwaltungshoheit und (4)
Steuerrechtsprechungshoheit. Steuerkraftmesszahl ĺ  Länderfinanz-
ausgleich.
Steuer-ID ĺ  Steuer-Identifikations-
nummer. Steuerkumulation ĺ Umsatzsteuer.

Steuer-Identifikationsnummer  –  Steu- steuerliche Nebenleistungen ĺ  Steu-


er-ID, Steuernummer, Tax Identification ern.
Number (TIN), Steuer-TIN; einheitliches Steuern  –  öffentliche ĺ  Abgaben, die
und dauerhaftes Identifikationsmerkmal, ein Gemeinwesen kraft Zwangsgewalt
das vom ĺ  Bundeszentralamt für Steu- (ĺ  Steuerhoheit) in einseitig festgesetz-
ern jedem ĺ  Steuerpflichtigen zur ein- ter Höhe und (anders als bei ĺ  Beiträ-
deutigen Identifikation zugeteilt wird und gen und ĺ Gebühren) ohne Gewährung
525 Steuerpolitik

einer Gegenleistung von ĺ  natürlichen (2) Steuergefährdung: Sie wird u.a. began-
Personen  oder ĺ  juristischen Personen gen, wenn unrichtige Belege ausgestellt,
seines Gebietsbereichs erhebt.  –  Durch unrichtige oder unvollständige Buchun-
Steuern erzielen Bund, Länder und Ge- gen vorgenommen oder den Mitteilungs-
meinden Einnahmen für die Finanzie- pflichten gegenüber den Finanzbehörden
rung wirtschafts-, sozial- und vermögen- nicht nachgekommen wird. – Die Verfol-
spolitischer Ziele. – Im Wesentlichen sind gung von  Steuerordnungswidrigkeiten
folgende Steuerarten zu unterscheiden: verjährt nach fünf Jahren.
(1) ĺ  Ertragsteuern (z. B. Einkommen-, Steuerpflicht ĺ  beschränkte Steuer-
Körperschaft- und Gewerbesteuer), (2) pflicht, ĺ unbeschränkte Steuerpflicht.
ĺ  Verkehrsteuern (z. B. Umsatzsteuer
und Zölle), (3) ĺ  Substanzsteuern (z. B. Steuerpflichtiger  –  nach der ĺ  Abga-
Grund-, Erbschaft- und Schenkung- benordnung (AO) derjenige, der (1) eine
steuer), (4) ĺ Verbrauchsteuern (z. B. Mi- ĺ Steuer schuldet, (2) für eine Steuer haf-
neralölsteuer).  –  Sog. steuerliche Neben- tet, (3) eine Steuer für Rechnung eines
leistungen sind Verspätungszuschläge, Dritten einzubehalten und abzuführen,
Zinsen, Säumniszuschläge, Zwangsgelder (4) eine Steuererklärung abzugeben, (5)
und Kosten. Sicherheit zu leisten, (6) Bücher und Auf-
zeichnung zu führen oder (7) andere ihm
Steuernummer ĺ  Steuer-Identifikati- durch die Steuergesetzgebung auferlegte
onsnummer, ĺ Umsatzsteuer-Identifika- Verpflichtungen zu erfüllen hat.  Steuer-
tionsnummer. pflichtige sind auch gesetzliche Vertreter,
Steueroase  –  Bezeichnung für Länder, Vermögensverwalter und Verfügungsbe-
die ein niedriges Steuerniveau haben, weil rechtigte.
keine oder nur sehr niedrige ĺ  Steuern Steuerpolitik – 1. Finanzwissenschaft und
oder sonstige ĺ  Abgaben werden, z. B. Wirtschaftspolitik: a) Begriff: Einsatz steu-
die Bermuda-Inseln, die Bahamas und – erlicher Maßnahmen des Staates mit jegli-
mit gewissen Einschränkungen – Liech- chen politischen Zielsetzungen. Fiskalisch
tenstein, Monaco, Schweiz. versucht die Steuerpolitik, ĺ Steuern als
Einnahmen in ausreichender Höhe zu er-
Steuerobjektauswahl ĺ Steuerpolitik.
halten, um die Ausgaben für das Regie-
Steuerordnungswidrigkeit  –  Zoll- rungsprogramm zu decken. Bspw. kön-
ordnungswidrigkeit. Zuwiderhandlung, nen die Abschreibungsmöglichkeiten er-
die nach den Steuergesetzen mit Geld- höht werden, um die ĺ Investitionen und
buße bis zu 50.000 Euro geahndet wer- das ĺ  Wirtschaftswachstum zu fördern.
den kann. Zu den  Steuerordnungswid- b) Ansatzmöglichkeiten: (1) Steuerobjek-
rigkeiten gehören: (1) Steuerverkürzung: tauswahl: z. B. Neueinführung oder Ab-
Sie begeht, wer als ĺ  Steuerpflichtiger schaffung von Steuern. (2) Steuertechnik:
oder bei Wahrnehmung der Angelegen- z. B. Steuerbefreiungen, Steuersatzände-
heiten eines Steuerpflichtigen grob fahr- rungen, Senkung/Erhöhung der Steuer-
lässig handelt. Sie bewirkt, dass Steuerein- bemessungsgrundlage.  –  2.  Betriebswirt-
nahmen verkürzt oder Steuervorteile zu schaftslehre: a) Begriff: Teil der Unter-
Unrecht gewährt oder belassen werden. nehmenspolitik, der sich auf das Objekt
Steuerquote 526

Steuern bezieht. In der betrieblichen Steu- Steueraufkommens: vgl. ĺ  Arbeitskreis


erlehre werden zahlreiche steuerpoliti- Steuerschätzung.
sche – vornehmlich steuerbilanzpolitische Steuerstraftat – Steuervergehen. Steuerli-
– Ziele diskutiert. In allg. gültiger Form che Straftaten sind (1) Taten, die nach den
kann eine steuerpolitische Zielfunktion so Steuergesetzen strafbar  sind (ĺ  Steuer-
definiert werden: Minimiere den Barwert hinterziehung, gewerbsmäßiger, gewalt-
der Steuerauszahlungen, der sich durch samer und bandenmäßiger ĺ  Schmug-
die Wirkungen des Einsatzes steuerpoli- gel, Steuerhehlerei), (2) ĺ  Bannbruch,
tischer Mittel auf die Größen Steuerhöhe (3) Steuerzeichenfälschung, (4) Begüns-
und Zahlungszeitpunkt erzielen lässt, und tigung einer Person, die eine dieser Ta-
beachte hierbei die Gewährleistung des ten begangen hat. – Steuerstraftaten wer-
vorgegebenen Erfolgsniveaus. b) Mittel: den mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe
(1) Sachverhaltsgestaltung: z. B. Wahl der bestraft. Die Strafverfolgung verjährt in
Rechtsform, Bestimmung des Standorts, fünf Jahren.
Anschaffung geringwertiger Wirtschafts-
güter. (2) Steuerliche Wahlrechte: Ausnut- Steuertarif  –  mathematisch-funktio-
zung der bilanz- und rechnungspoliti- nale Beziehung zwischen ĺ Bemessungs-
schen Wahlrechte und Rechtswahlmög- grundlage und  Steuerschuld. Der  Steu-
lichkeiten. ertarif wird in Einzelsteuergesetzen  fest-
gelegt.
Steuerquote  –  Anteil der Steuerschuld
oder der tatsächlichen Steuereinnahmen Steuertechnik ĺ Steuerpolitik.
an einer anderen wirtschaftlichen Größe. Steuer-TIN ĺ  Steuer-Identifikations-
Auf diese Weise soll die relative Belastung nummer.
durch die Besteuerung dargestellt wer-
Steuerüberwälzung ĺ  indirekte Steu-
den.  –  Die gesamtwirtschaftliche  Steuer-
ern.
quote ist der Anteil der Steuereinnahmen
am ĺ Bruttoinlandsprodukt (BIP). – Vgl. Steuerveranlagung ĺ Veranlagung.
auch ĺ Abgabenquote. Steuerverbund  –  Steuerarten, deren
Steuersatz  –  Prozentsatz oder Promil- ĺ  Steuerertragshoheit sich gemäß dem
lesatz der ĺ  Bemessungsgrundlage, mit Verbundsystem auf mehrere öffentliche
dessen Hilfe der zu zahlende Steuerbetrag Aufgabenträger verteilt. –  Arten: (1) Ein-
ermittelt wird. – Vgl. auch ĺ Steuertarif. zelverbund: Das Aufkommen einer einzel-
Steuerschätzung – 1.  Finanzverwaltung: nen Steuer wird aufgeteilt. (2) Gesamtver-
Schätzung der Steuerhöhe, die vom ĺ Fi- bund: Das Aufkommen mehrerer Steuern
nanzamt durchgeführt wird, wenn der wird aufgeteilt. (3) Kleiner Steuerverbund
ĺ Steuerpflichtige seiner Pflicht zur Ab- zwischen Bund und Ländern (Körper-
gabe einer Steuererklärung nicht nach- schaft- und Umsatzsteuer) und (4) gro-
kommt. Es wird außerdem eine  Steuer- ßer  Steuerverbund zwischen Bund, Län-
schätzung vorgenommen, wenn Anga- dern und Gemeinden (Einkommen- und
ben nicht schlüssig sind und nicht genau Gewerbesteuer).  –  Vgl. auch ĺ  Finanz-
ermittelt werden können.  –  2.  Schät- ausgleich.
zung des gesamtwirtschaftlichen Steuervergehen ĺ Steuerstraftat.
527 stille Reserve

Steuerverkürzung ĺ  Steuerordnungs- Satzung werden Name, Sitz, Zweck, Ver-


widrigkeit. mögen und ĺ Organe geregelt. Als Organ
Steuerverwaltungshoheit  –  Teil der ist ein ĺ Vorstand zu bilden, durch den
ĺ  Steuerhoheit. Recht zur Verwaltung die  Stiftung vertreten wird. Weitere Or-
der ĺ  Steuern, nach dem ĺ  Grundge- gane können durch die Satzung bestimmt
setz (GG) festgelegte Kompetenz zum Ge- sein. Die  Stiftung ist eine ĺ  juristische
setzesvollzug der Steuergesetze durch die Person. b) Stiftung des öffentlichen Rechts
Bundesfinanzbehörden, durch die Lan- (öffentliche Stiftung): Diese ist meist zu-
desfinanzbehörden im Auftrage des Bun- gleich eine ĺ  Anstalt des öffentlichen
des (Bundesauftragsverwaltung), wobei Rechts. Sie besitzt meistens eine ĺ Selbst-
die Verwaltung der den Gemeinden zu- verwaltung, allerdings vielfach als sog. un-
fließenden Steuern, die grundsätzlich bei selbstständige  Stiftung keine ĺ  Rechtsfä-
den Ländern liegt, den Gemeinden über- higkeit.
tragen werden kann, wie bei den ĺ  Re- stille Gesellschaft  –  Innengesellschaft.
alsteuern und örtlichen Verbrauch- und 1.  Die typische  stille Gesellschaft ist eine
Aufwandsteuern (ĺ Gemeindsteuern). im ĺ  Handelsgesetzbuch (HGB) gere-
Steuerzinsen ĺ Vollverzinsung. gelte Sonderform der Personenvereini-
Stichprobe  –  Begriff der ĺ  Statistik: gung, bei der sich eine Person (auch ju-
Teilmenge einer Grundgesamtheit, die für ristische Person, andere Gesellschaften),
eine Untersuchung ausgewählt wird. Die derart an dem ĺ  Handelsgewerbe eines
Bildung von repräsentativen Stichproben anderen (Einzelkaufmann oder Handels-
erfolgt durch statistische Auswahlverfah- gesellschaft) beteiligt, dass ihre Einlage
ren wie z. B. einfache oder geschichtete gegen einen Anteil am Gewinn in das Ver-
Zufallsauswahl, Quotenauswahl oder ty- mögen des Inhabers des Handelsgeschäf-
pische Auswahl. – Anwendung z. B. bei tes übergeht. Der stille Gesellschafter hat
der ĺ Inventur (Stichprobeninventur). keinen Einfluss auf das Unternehmen und
dessen Geschäftsführung. Er tritt nicht im
Stichprobeninventur ĺ Inventur. Namen der Gesellschaft nach außen auf.
Stichtagsinventur ĺ Inventur. I.d.R. verfügt der stille Gesellschafter nur
Stichtagsprinzip ĺ Bewertung. über geringe Kontrollrechte, z. B. kann
er die schriftliche Mitteilung des Jahres-
Stiftung – 1.  Begriff: a) Zuwendung von
abschlusses verlangen und die Überprü-
Vermögenswerten für bestimmte, oft ge-
fung der Richtigkeit des Jahresabschlus-
meinnützige oder wohltätige Zwecke. b)
ses einsehen. – 2. Die atypische stille Ge-
Bezeichnung für die Vermögenswerte
sellschaft unterscheidet sich dadurch, dass
selbst.  –  2.  Arten: a)  Stiftung des Privat-
dem stillen Gesellschafter über die gesetz-
rechts (private Stiftung): Diese wird als
lichen Vorgaben des HGB hinaus weitge-
selbstständige Stiftung im ĺ Bürgerlichen
hende Vermögens- und Kortollrechte ein-
Gesetzbuch (BGB) geregelt. Eine Stiftung
geräumt werden, die ihn zum ĺ Mitun-
wird durch ein Testament oder unter Le-
ternehmer machen.
benden durch Vertrag errichtet. Rechtsfä-
higkeit erlangt die Stiftung dadurch, dass stille Reserve – 1. Rechnungswesen: ĺ stille
sie behördlich genehmigt wird. In der Rücklagen. – 2. Arbeitsmarkt: Schätzgröße
stille Reserven 528

für eine  in der amtlichen Arbeitsmarkt- Stock Option ĺ Aktienoption.


statistik nicht erfasste Zahl von ĺ  Ar- Stoffkosten ĺ Materialkosten.
beitslosen, die  einen Teil des ĺ  Erwerb-
spersonenpotenzials bildet. Die stille Re- Stop Buy Order  –  Auftrag eines Kun-
serve des Arbeitsmarktes entwickelt sich den an seine ĺ  Bank, ein bestimmtes
antizyklisch (ĺ Konjunkturzyklus): a) bei ĺ Wertpapier zu kaufen, sobald der Kurs
schlechter Beschäftigungslage (im Kon- einen festgelegten Wert überschritten
junkturtief) erreicht sie ihren Höchstwert, hat. – Gegensatz: ĺ Stop Loss Order.
b) bei guter Beschäftigungslage (im Kon- Stop Loss Order  –  Auftrag eines Kun-
junkturhoch) löst sie sich nahezu auf. den an seine ĺ  Bank, ein bestimmtes
ĺ  Wertpapier zu verkaufen, sobald der
stille Reserven ĺ stille Rücklagen. Kurs einen festgelegten Wert unterschrit-
stille Rücklagen  –  stille Reserven. ten hat. – Gegensatz: ĺ Stop Buy Order.
ĺ Rücklagen, die in der ĺ Bilanz nicht Stornierung  –  1.  Rückbuchung ei-
offen ausgewiesen werden. Stille Rück- ner bereits erfolgten unrichtigen ĺ  Bu-
lagen können durch eine Unterbewer- chung.  –  2.  Rückziehung eines ĺ  Auf-
tung der Vermögensgegenstände oder trags.  –  3.  Rückbuchung  einer ĺ  Gut-
durch eine Überbewertung der Verbind- schrift durch die Bank.
lichkeiten entstehen. Sie können sich au-
STOXX 50 ĺ EURO STOXX 50.
ßerdem ergeben, wenn aktivierungsfä-
hige Vermögensgegenstände nicht akti- Straßenproduktion –  Reihenproduktion,
viert werden (ĺ  Aktivierung) oder auf Linienproduktion. ĺ  Produktionsverfah-
mögliche ĺ Zuschreibungen von Vermö- ren, bei dem Arbeitsplätze und Arbeits-
gensgegenständen verzichtet wird. Stille mittel hintereinander angeordnet sind.
Rücklagen können aber auch zwangsläu- Von der ĺ  Fließproduktion unterschei-
fig entstehen (Zwangsrücklagen). Bspw. det sich die Straßenproduktion durch die
können  stille Rücklagen aufgrund von fehlende Taktzeit und durch die Möglich-
Preisschwankungen entstehen, die nach keit, innerhalb der Fertigung auch relativ
den gesetzlichen Bestimmungen nicht kurzfristig Veränderungen durchführen
berücksichtigt werden dürfen. Gründe zu können.
für stille Rücklagen können aber auch das Strategie  –  1.  Unternehmensplanung:
Ausnutzen von Ermessensspielräumen Grundsätzliche, langfristige Verhaltens-
(Ermessensrücklagen) oder Schätzfehlern weise (Maßnahmenkombination) des
(Schätzungsrücklagen) sein. Unternehmens (Unternehmensstrategie)
gegenüber seiner Umwelt. Durch die Ver-
stille Selbstfinanzierung ĺ Selbstfinan-
folgung der Strategie sollen die langfristi-
zierung.
gen Ziele des Unternehmens verwirklicht
Stimmrecht – Befugnis eines ĺ Anteils- werden. – Vgl. auch ĺ Wettbewerbsstra-
eigners oder ĺ Aktionärs zur Teilnahme tegie. – 2. Entscheidungs-/Spieltheorie: Satz
an der Willensbildung durch Beschlüsse. von Regeln, deren Beachtung die Wahr-
Das  Stimmrecht wird i.d.R. im Rahmen scheinlichkeit für das Auftreten eines ge-
der ĺ  Gesellschafterversammlung oder wünschten Ereignisses erhöhen soll. In
ĺ Hauptversammlung ausgeübt. der Entscheidungstheorie Aktion in einer
529 Stresstest

mehrstufigen Entscheidung, bestehend des Unternehmens auf dem Markt. – Vgl.


aus aufeinanderfolgenden Maßnahmen auch ĺ Unternehmensplanung.
über alle betrachteten Teilperioden; in der Streckengeschäft  –  Direktbelieferung
Spieltheorie ein Spielplan, nach dem ein von Einzelhandelsgeschäften durch den
Spieler seine Auswahlmöglichkeiten für Hersteller. Der Großhändler tritt nur als
jeden Spielzug bestimmt. Auftragsvermittler auf, übernimmt die
strategische Allianz  –  strategische Part- Rechnungsstellung und das ĺ  Delkre-
nerschaft; grundsätzliche Vereinbarung dere.
zweier rechtlich und wirtschaftlich selbst-
Streifband ĺ Depot.
ständiger Unternehmen zur Zusam-
menarbeit, die i.Allg. über einzelne Pro- Streifbanddepot ĺ Depot.
jekte konkretisiert wird. Sie kann durch Streik  –  verfassungsrechtlich zulässiges
ĺ Joint Ventures oder wechselseitige Be- Mittel der ĺ  Arbeitnehmer im ĺ  Ar-
teiligungen institutionalisiert werden. beitskampf. Eine größere Anzahl von Ar-
Motive für eine  strategische Allianz sind beitnehmern legt ihre Arbeit mit dem
u.a. die Nutzung der Stärken des Part- Ziel nieder, ihre gestellten Forderun-
ners (z. B. Know-how-Vorsprung, Markt- gen durchzusetzen. Innerhalb der Lauf-
kenntnisse), Risikoteilung, Synergieef- zeit eines ĺ  Tarifvertrags darf jedoch
fekte (ĺ  Synergie), Neutralisierung von nicht gestreikt werden (sog. Friedens-
Konkurrenz. pflicht). – Bei einem sog. Warnstreik wird
strategische Geschäftseinheit ĺ  stra- nur kurz und zeitlich befristet die Arbeit
tegisches Geschäftsfeld. niedergelegt. Damit soll die Bereitschaft
strategische Partnerschaft ĺ  strategi- der Arbeitnehmer, im Fall einer Nicht-
sche Allianz. einigung zwischen den Tarifparteien in
Streik zu treten, gezeigt werden.  –  Dem
strategische Planung ĺ  Unterneh- Beginn und Ende eines  Streiks geht eine
mensplanung. geheime Abstimmung der gewerkschaft-
strategisches Geschäftsfeld  –  strategi- lich organisierten Arbeitnehmer (sog.
sche Geschäftseinheit (SGE). Teilbereich Urabstimmung) voraus. Für einen  Streik
des gesamten Betätigungsfeldes eines Un- müssen mind. 75 % der Arbeitnehmer zu-
ternehmens, das durch die Zusammen- gestimmt haben.  –  Während des  Streiks
fassung von untereinander möglichst na- werden den organisierten Arbeitnehmern
heliegender und für eine strategische finanzielle Unterstützungen von den Ge-
ĺ Unternehmensplanung sinnvoller Pro- werkschaften gezahlt. – Gegenmaßnahme
dukt- bzw. Marktkombinationen gebildet der ĺ Arbeitgeber bei einem Streik ist die
wird. ĺ Aussperrung.
strategisches Management  –  Planung, Stresstest  –  Simulation der Auswirkun-
Steuerung und Kontrolle der Erfolgs- gen extremer Wirtschafts- und Marktent-
potenziale eines Unternehmens. Dazu wicklungen auf die Bilanzposition von
gehören v.a. die Festlegung langfristi- Banken (Bankenstresstest) und Versiche-
ger Ziele, die Entwicklung von Strate- rungen (Versicherungsstesstest) mit Hilfe
gien und die langfristige Positionierung der ĺ  Szenariotechnik  (z. B. durch das
Streubesitz 530

Szenario eines simulierten Kursrückgan- Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung


ges von Wertpapieren), um so Risiken des ländlichen Raums (ELER), (5) Euro-
für die Zahlungsfähigkeit dieser Institute päischer Fischereifonds (EFF) 2015 auslau-
aufzudecken. Stresstests werden regelmä- fend, seit 2014 Europäischer Meeres- und
ßig als Instrument der deutschen und eu- Fischereifonds (EMFS).  –  Ziel der  Struk-
ropäischen Aufsichtsbehörden (z. B. der turfonds ist es, die wirtschaftliche und so-
ĺ  Deutschen Bundesbank, ĺ  Bundes- ziale Zusammenarbeit (Kohäsion) in der
anstalt für Finanzdienstlungsaufsicht (Ba- EU zu stärken. Um die grenzüberschrei-
Fin), ĺ Europäischen Zentralbank (EZB) tende Kooperation bei den Strukturfonds
und ĺ Europäischen Bankenaufsichtsbe- zu verbessern, wurde mit der Förderpe-
hörde (EBA)) durchgeführt. riode 2007-2013 das Rechtsinstrument
Streubesitz  –  Freefloat. Frei handelbare der Europäische Verbund der territorialen
ĺ Aktien im Besitz vieler ĺ Aktionäre. Zusammenarbeit (EVTZ) eingeführt, das
Die Handelbarkeit einer Aktie ist i.d.R. z. B. grenzüberschreitende Verkehrsver-
umso größer, je höher der Streubesitzan- bünde, binationale Kommunalbetriebe
teil ist. (Entsorgungsbetriebe, Krankenhäu-
ser) ermöglichen soll.  –  In Anbetracht
Streuplanung ĺ Mediaplanung. der EU-Erweiterung wurden außerdem
Stromgrößen  –  Größen, die perioden- das strukturpolitische Finanzinstrument
bezogen gemessen werden, z. B. Absatz, zur Beitrittsvorbereitung IPA (Instru-
Umsatz, Bruttoinlandprodukt.  –  Gegen- ment for Pre-Accession Assistence) einge-
satz: ĺ Bestandsgrößen. führt. – Weitere Informationen unter www.
Strukturanpassungspolitik ĺ Struktur- europa.eu.
politik.
Strukturpolitik  –  alle Maßnahmen der
strukturelle Arbeitslosigkeit ĺ  Ar- ĺ  Wirtschaftspolitik, die auf die Verän-
beitslosigkeit. derung der ĺ Wirtschaftsstruktur abzie-
strukturelle Operationen ĺ  Offen- len. Mit Hilfe strukturpolitischer Maß-
marktgeschäfte. nahmen sollen Veränderungen innerhalb
struktureller Wandel ĺ  Strukturwan- oder zwischen den Wirtschaftssektoren
del. (sektorale Strukturpolitik) und Regionen
(regionale Strukturpolitik, ĺ  Regional-
Strukturerhaltungspolitik ĺ  Struktur- politik) erreicht werden. Auch die Beein-
politik. flussung der Unternehmensgrößenstruk-
Strukturfonds  –  EU-Strukturfonds. Fi- tur (ĺ  Mittelstandspolitik) zählt dazu.
nanzierungsinstrumente, die von der Die  Strukturpolitik kann den ĺ  Struk-
ĺ  Europäischen Union (EU) hinsicht- turwandel fördern oder die sozialen Fol-
lich strukturpolitischer Ziele eingesetzt gen, wie v.a. Arbeitslosigkeit mildern
(ĺ  Strukturpolitik) werden. Im Ein- (Strukturanpassungspolitik). Umstritten
zelnen zählen dazu: (1) Europäischer sind Maßnahmen, die den Wandel histo-
Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), rischer Wirtschaftsstrukturen aufzuhal-
(2) Europäischer Sozialfonds (EFS), ten versuchen, d.h. i.d.R. schrumpfende
(3) Kohäsionsfonds, (4) Europäischer Wirtschaftszweige (z. B. Landwirtschaft,
531 stufenflexible Wechelskurse

Kohlebergbau) zu erhalten (Strukturer- verbrieft. Alle Stückaktien einer ĺ Akti-


haltungspolitik).  –  Vgl. auch ĺ  Indust- engesellschaft (AG) sind mit der gleichen
riepolitik, ĺ Strukturfonds. Quote am in der Satzung ausgewiesenen
Strukturvertrieb  –  Vertriebsorganisa- Grundkapital beteiligt. Der auf eine ein-
tion, die aus mehreren Stufen besteht. zelne  Stückaktie entfallende Anteil darf
An der Spitze der ĺ Hierarchie steht ein einen Euro nicht unterschreiten. – Gegen-
Strukturkopf, häufig in Form einer ĺ Ver- satz: ĺ Nennwertaktie.
triebsgesellschaft, die für die einzelnen Stückelung – 1.  Börsenwesen: Einteilung
mit ihr durch einen Vermittlervertrag ver- einer Aktien- oder Wertpapierausgabe in
bundenen Untervermittler eine pyrami- die ĺ  Nennwerte der einzelnen Aktien
denförmige Struktur vorgibt und die Ver- oder Anteile. Die Stückelung ist i.d.R. auf
mittler in diese einstuft. Mitarbeiter auf dem ĺ  Kurszettel angegeben.  –  2.  Geld-
höheren Ebenen erhalten neben ĺ  Pro- wesen: Einteilung der Nennwerte von
visionen für selbst abgeschlossene Ge- ĺ  Münzen und ĺ  Banknoten (ĺ  No-
schäfte auch für die Geschäfte eine Provi- tenstückelung).
sion, die von ihnen angeworbene Vermitt-
Stückkosten –  Einheitskosten. ĺ Selbst-
ler und deren Vermittler abgeschlossen
kosten pro Leistungseinheit (Stück).
haben. Den  Strukturvertrieb gibt es z. B.
Die Stückkosten werden im Rahmen der
in der Versicherungsbranche.
ĺ Kalkulation ermittelt.
Strukturwandel  –  struktureller Wandel.
Veränderung der ĺ  Wirtschaftsstruktur. Stückkurs ĺ Börsenpreis.
Damit ist die Veränderung der relativen Stückliste  –  tabellarische Aufzeichnung
Gewichte der einzelnen ĺ  Sektoren der der zur ĺ  Produktion eines Produkts
Volkswirtschaft während des Entwick- oder Baugruppe benötigten Teile und de-
lungsprozesses gemeint.  –  Der Struktur- ren Mengen.
wandel zwischen den volkswirtschaftli-
Stückzinsen  –  die bei der ĺ  Veräuße-
chen Sektoren steht im Mittelpunkt der
rung von festverzinslichen ĺ  Wertpa-
sog. Drei-Sektoren-Hypothese. Diese be-
pieren seit dem Fälligkeitstag des letzten
sagt, dass im Laufe der wirtschaftlichen
eingelösten ĺ  Coupons bis zum Veräu-
Entwicklung die Bedeutung des ĺ  pri-
ßerungstag aufgelaufenen Zinsen.  Stück-
mären Sektors (Agrarsektor) abnimmt,
zinsen werden bei Börsenumsätzen dem
die des ĺ  sekundären Sektors (Indus-
ĺ Kurswert zugerechnet. – Die Stückzin-
triesektor) und des ĺ  tertiären Sek-
sen werden beim Verkäufer den ĺ  Ein-
tors (Dienstleistungssektor) dagegen zu-
künften aus Kapitalvermögen zugerech-
nimmt. Der tertiäre Sektor wird nach die-
net, wenn die gesondert in Rechnung ge-
ser Hypothese schließlich den sekundären
stellt werden. Beim Erwerber sind die
Sektor überflügeln.
gezahlten  Stückzinsen als negative Ein-
Stückaktie – nennwertlose Aktie, Quoten- nahmen abzuziehen.
aktie. ĺ Aktie, die einen in der Aktienur-
Stückzoll ĺ Zoll.
kunde nicht genannten, sondern durch
die ausgegebene Stückzahl bestimmten stufenflexible Wechelskurse ĺ  Wech-
prozentualen Anteil am ĺ Grundkapital selkursbildung.
Stundenproduktivität 532

Stundenproduktivität ĺ  Arbeitspro- Staat nur soziale Aufgaben wahrzuneh-


duktivität. men hat, wenn diese von nicht staatlichen
Stundung – Vertrag zwischen ĺ Gläubi- Einrichtungen wie z. B. Wohlfahrtsver-
ger und ĺ Schuldner, durch den die Fäl- bände und Kirchen nicht erfüllt werden
ligkeit einer Forderung hinausgeschoben können.  –  4.  Europarecht: Im Lissaboner
wird. Während der Stundung werden die EU-Vertrag verankertes gemeinschafts-
Verjährungsfristen verzögert. Zu zahlen rechtliches Subsidiaritätsprinzip, das be-
sind ggf. Stundungszinsen.  –  Eine  Stun- sagt, dass bei Angelegenheiten, die nicht
dung kann einem Schuldner in sozialen in die ausschließliche Zuständigkeit der
Härtefällen auch von öffentlichen Stellen Gemeinschaft fallen, die Gemeinschaft
wie z. B. Finanzämtern und Gerichten zu- nur tätig wird, sofern die Ziele der in Be-
gestanden werden. tracht gezogenen Maßnahmen auf Ebene
der Mitgliedsstaaten nicht ausreichend er-
Stundungszinsen ĺ Stundung. reicht werden können und daher wegen
Subaddivität der Kosten ĺ natürliches ihres Umfanges oder ihrer Wirkung bes-
Monopol. ser auf Gemeinschaftsebene erreicht wer-
Subjektsteuern ĺ Personensteuern. den können. Der Subsidiaritätsgrundsatz
entspricht also dem föderalen Prinzip und
Submission ĺ Ausschreibung.
dient dem Zweck, dass in der Gemein-
Subordinationskonzern ĺ Konzern. schaft staatliche Entscheidungen mög-
Subsidiaritätsprinzip  –  1.  Begriff: ge- lichst bürgernah getroffen werden und die
sellschaftsethisches Prinzip, nach dem nationale Identität der Mitgliedsstaaten
der Staat nur dort eingreifen soll, wo der gewahrt bleibt.
Einzelne die Aufgaben der Daseinsge-
Substanzsteuern – 1.  Betriebswirtschaft-
staltung nicht lösen kann. Dabei hat die
liche Steuerlehre: In Abgrenzung zu den
Hilfe zur Selbsthilfe Vorrang vor der direk-
ĺ  Ertragsteuern knüpfen die  Substanz-
ten Aufgabenübernahme durch den Staat.
steuern an Roh- oder Reinvermögens-
Das  Subsidiaritätsprinzip ist wesentli-
größen, d.h. an ĺ Bestandsgrößen an. Zu
ches Element der ĺ Sozialen Marktwirt-
den  Substanzsteuern zählen die frühere
schaft. – 2. Finanzwissenschaft: Das Subsi-
ĺ Vermögensteuer und Gewerbekapital-
diaritätsprinzip wird als Grundsatz für die
steuer (beide seit 1997 nicht mehr erho-
Aufgabenverteilung zwischen Privaten
ben), die ĺ Grundsteuer und die ĺ Erb-
und Staat sowie innerhalb des privaten
schaftsteuer.  –  2.  Finanzwissenschaft:
und öffentlichen Sektors angewandt. Die
ĺ Sollsteuern.
Verantwortung für eine Aufgabe ist der je-
weils kleinsten dafür geeigneten Einheit Substanzwert – Reproduktionswert, Wie-
zu übertragen. Dies kann ein Einzelner, derherstellungswert. Unternehmenswert,
ein Haushalt, aber auch der Bund oder der sich als Summe der einzelnen bilan-
eine internationale Organisation sein. Der zierten Vermögensgegenstände nach Ab-
föderative Staatsaufbau der Bundesrepu- zug der Schulden ergibt. Dabei werden
blik Deutschland beruht auf dem Subsi- die Vermögensgegenstände zu ĺ  Tages-
diaritätsprinzip. – 3. Sozialpolitik: Hier be- werten angesetzt.  –  Anders: ĺ  Firmen-
deutet das Subsidiaritätsprinzip, dass der wert.
533 Supply Chain Management (SCM)

Substanzwertverfahren ĺ  Unterneh- Summenaktie ĺ Nennbetragsaktie.


mensbewertung. Summenversicherung  –  zusammenfas-
substitutionale Produktionsfunktion sende Bezeichnung für Versicherungs-
ĺ Produktionsfunktion. zweige, bei denen im Versicherungsfall
eine im Voraus vereinbarte Summe aus-
Substitutionsgut ĺ  Gut, das durch ein gezahlt wird. Dazu zählen z. B. ĺ Lebens-
anderes in seinem Verwendungszweck versicherung und Krankentagegeldversi-
ersetzt werden kann, z. B. Butter/Marga- cherung.  –  Gegensatz: ĺ  Schadenversi-
rine, Kohle/Heizöl, Dampfkraft/Elektri- cherung.
zität. – Gegensatz: ĺ Komplementärgut.
superiores Gut ĺ  Gut, dessen ĺ  Kon-
Subvention – einseitige Übertragung des sum mit steigendem Einkommen über-
Staates an die Privatwirtschaft; Geldzah- proportional zur Einkommenssteigerung
lungen oder geldwerte Vorteile (z. B. Steu- zunimmt. Dies sind zumeist Luxusgüter. –
ervergünstigungen, Preisnachlässe bei Gegensatz: ĺ inferiores Gut.
Käufen vom Staat), die der Staat oder Ins-
Supply Chain Management (SCM) – Be-
titutionen der EU (ohne marktwirtschaft-
zeichnung für Aufbau und die Verwal-
liche Gegenleistung) i.d.R. Unternehmen
tung integrierter Logistikketten (Mate-
gewährt.  –  Häufig liegen  Subventionen
rial- und Informationsflüsse) über den
bestimmte Bedingungen oder erwartete
gesamten Wertschöpfungsprozess, aus-
Verhaltensweisen zugrunde. Die Begrün-
gehend von der Rohstoffgewinnung über
dungen von  Subventionen sind häufig
die Veredelungsstufen bis zum Endver-
fragwürdig, Erfolgskontrollen fehlen re-
braucher. SCM beschreibt somit die ak-
gelmäßig. Die Problematik von Subventio-
tive Gestaltung, um Kunden oder Märkte
nen liegt darin, dass sie leicht (häufig ver-
wirtschaftlich mit Produkten und Dienst-
steckt) einzuführen, aber nur schwer wie-
leistungen zu versorgen. Im Unterschied
der abzuschaffen sind und häufig weitere
zum Begriff ĺ  Logistik beinhaltet SCM
Maßnahmen nach sich ziehen. – Im Sub-
neben den physischen Aktivitäten auch
ventionsbericht der Bundesregierung wer-
die begleitenden Auftragsabwicklungs-
den in erster Linie Geldzahlungen und
und Geldflussprozesse. Durch den pa-
Steuervergünstigungen als  Subventionen
pierlosen Austausch von planungsrele-
ausgewiesen. – Vgl. auch ĺ Transfers.
vanten Daten können die Beschaffungs-,
Sukzessivlieferungsvertrag  –  Dauer- Produktions- und Vertriebsplanungen auf
lieferungsvertrag, Ratenlieferungsvertrag. den verschiedenen Stufen aufeinander ab-
ĺ Vertrag, nach dem ein Vertragspartner gestimmt werden, und die Unternehmen
eine Warenmenge in Raten (Teillieferun- können auf Störungen unmittelbar mit
gen) liefern muss. I.d.R. zahlt der andere Planänderungen reagieren.  –  Ziele: Re-
Vertragspartner ebenfalls ratenweise. Ver- duktion von Lagerhaltungs- und Trans-
säumt eine Partei den Liefer- oder Zah- portkosten, Vermeidung von zwischen-
lungszeitpunkt oder ist eine Teillieferung betrieblichen Liegezeiten, Verbesserung
mangelhaft, kann der andere vom Vertrag der Termintreue und des Informationss-
zurücktreten oder Schadensersatz verlan- tandes über entstehende Störungen in der
gen. – Vgl.  auch ĺ Abzahlungsgeschäft. Logistikkette.
Sustainable Development 534

Sustainable Development ĺ  nachhal- Einzelleistungen. Synergieeffekte wer-


tige Entwicklung, ĺ Nachhaltigkeit. den häufig als Gründe für einen ĺ  Un-
ternehmenszusammenschluss genannt,
SVR  –  Abk. für ĺ  Sachverständigenrat
da durch die gemeinsame Nutzung von
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftli-
ĺ  Ressourcen geringere ĺ  Kosten ent-
chen Entwicklung (SVR).
stehen.  –  Aber auch in der Arbeits- und
Swap – 1. Devisenswap: Kauf von ĺ De- Organisationspsychologie werden Syner-
visen auf dem Devisenmarkt (ĺ Devisen- gien bei der Lösung von komplexen Pro-
kassageschäft) zum Devisenkassakurs und blemen durch eine Gruppe angenommen,
gleichzeitiger Verkauf dieser Devisen da die Gruppenmitglieder unterschied-
zu einem späteren Termin (ĺ  Devisen- liche Kenntnisse und Erfahrungen zur
termingeschäft) zum Devisentermin- Problemlösung einbringen können. – Be-
kurs oder umgekehrt. Dabei wird ein be- hindert wird Synergie durch Beziehungs-
stimmter Swapsatz (Differenz zwischen spannungen zwischen den Gruppenmit-
Devisenterminkurs und Devisenkassa- gliedern, durch Konformität und durch
kurs bezogen auf den Devisenkassakurs) eine zu große Zahl von Gruppenmitglie-
erzielt.  –  2.  Swap  als Finanzinnovation: dern.
Gegenseitige Nutzung von komparativen
System ĺ Wirtschaftssystem.
Kostenvorteilen durch zwei Vertragspart-
ner, indem sie ihre Finanzierungskonditi- systemrelevante Kreditinstitute – 1. Im
onen austauschen. Auf diese Weise kön- globalen Rahmen: Begriff des Finanz-
nen sie von den Kostenvorteilen des ande- stabilisierungsrates ĺ  (Forum für Fi-
ren profitieren. nanzmarktstabilität (FSF)) für derzeit
(2014)  28 Banken und 9 Versicherungs-
Swapsatz ĺ Swap.
unternehmen, die global gesehen als so
SWOT-Analyse  –  Analyse- und Pla- groß eingeschätzt werden, dass ihr Zu-
nungsverfahren des ĺ strategischen Ma- sammbruch das Finanzsystem gefährden
nagements. Die  SWOT-Analyse unter- würde. Von diesen Instituten werden zur
sucht neben den Stärken und Schwächen Absicherung ihrer Risiken von der Ban-
(Strengths and Weaknesses) auch die kenaufsicht  höhere Eigenkapitalanforde-
Chancen und Risiken (Opportunities and rungen gestellt. – 2.  Im nationalen Rah-
Threats) des Unternehmens, die sich aus men sieht die Deutsche Bundesbank eine
dem Unternehmensumfeld ergeben. Die Bank oder Bankengruppe als systemrele-
Chancen werden auf ihre Erfolgswahr- vant an, wenn ihre Zahlungsunfähigkeit
scheinlichkeit überprüft. D.h., es wird das Funktionieren des inländischen Fi-
untersucht, ob Stärken und Erfolgserfor- nanzsystems oder Teile davon gravierend
dernisse des Marktes zusammenpassen. beeinträchtigen würde und zudem nega-
Auch die Gefahren werden auf ihre Risi- tive Auswirkungen auf die Realwirtschaft
kowahrscheinlichkeit überprüft.  –  Vgl. hätte. – Vgl. auch ĺ Too Big to Fail.
auch ĺ Stärken-/Schwächenanalyse. Szenariotechnik  –  Planungsverfah-
Synergie  –  Zusammenwirken ver- ren, bei dem die möglichen alternati-
schiedener Kräfte zu einer Gesamtleis- ven Entwicklungen (sog. Szenarien) dar-
tung, die höher ist als die Summe der gestellt werden. Auf diese Weise können
535 SZR

Chancen und Risiken unternehmens- Hilfe von Prognoseverfahren. (2) Best-Ca-


politischer Entscheidungen besser abge- se-Szenario: der bestmögliche Entwick-
schätzt werden. I.d.R. werden drei Szena- lungsverlauf. (3) Worst-Case-Szenario: der
rien entwickelt und im Vergleich darge- schlechteste Entwicklungsverlauf.
stellt: (1) Trend-Szenario: Fortschreibung SZR – Abk. für ĺ Sonderziehungsrechte
der heutigen Situation in die Zukunft mit (SZR).
Tafelgeschäft  –  Schaltergeschäft. Ge-
T
Unternehmens durch ein anderes. Bei ei-
schäft im Bankbetrieb, bei dem Leistung ner feindlichen Übernahme (hostile ta-
und Gegenleistung ĺ Zug um Zug erfol- keover) erfolgt die Übernahme gegen
gen, z. B. wenn der Kunde am Bankschal- den Willen des Managements des über-
ter ĺ Wertpapiere gegen Barzahlung er- nommenen Unternehmens. Bei einer
wirbt oder an der Sortenkasse auslän- freundlichen Übernahme (friendly takeo-
disches Bargeld (ĺ  Sorten) gegen Euro ver) handelt es sich i.d.R. um eine ĺ Fu-
einwechselt. sion.  –  Vgl. auch ĺ  Merger & Acquisi-
tion.
Tagesgeld  –  1.  Anlage (Angebot) oder
Kreditaufnahme (Nachfrage) von Zen- taktische Planung ĺ Unternehmenspla-
tralbankgeld unter Geschäftsban- nung.
ken mit eintägiger Rückzahlungs- oder Taktzeit ĺ Fließproduktion.
Kündigungsfrist.  –  2.  Einlage und Kre-
TAN – Abk. für ĺ Transaktionsnummer
ditaufnahme von Zentralbankgeld durch
(TAN).
Geschäftsbanken bei der ĺ  Europäi-
schen Zentralbank (EZB) im Rahmen der Tantieme – Form der ĺ Gewinnbeteili-
ĺ  ständigen Fazilitäten. – 3.  Form der gung. Anteil am Jahresgewinn eines Un-
Geldanlage von Privatanlegern bei Kredi- ternehmens, den ĺ  Geschäftsführer,
tinstituten auf sog. Tagesgeldkonten, über ĺ  leitende Angestellte, Mitglieder des
die täglich verfügt werden kann. ĺ  Aufsichtsrats und des ĺ  Vorstands
aufgrund eines Anstellungsvertrages bzw.
Tageswert  –  beizulegender Wert, Zeit-
satzungsgemäß erhalten. Die  Tantieme
wert. Wert, der am Bilanzstichtag für ei-
wird i.d.R. nach dem ĺ Bilanzgewinn be-
nen Vermögensgegenstand am Markt zu
rechnet.
zahlen oder zu erzielen ist. Der  Tages-
wert entspricht i.d.R. dem ĺ Marktwert. Tara  –  Gewicht der Verpackung bzw.
Nach dem ĺ Handelsgesetzbuch (HGB) Ladeeinheit einer Frachtladung oder
müssen Gegenstände des ĺ  Umlaufver- -sendung als Differenz zwischen Brutto-
mögens zum Tageswert angesetzt werden, und Nettogewicht.
wenn dieser unter den Anschaffungs- TARGET  –  Abk. für Transeuropean Au-
oder Herstellungskosten liegt (ĺ  Nie- tomated Real-Time Gross Settlement Ex-
derstwertprinzip). Im Fall des ĺ Anlage- press Transfer-System. Zahlungssystem
vermögens muss der Tageswert nur dann des ĺ  Europäischen Systems der Zent-
angesetzt werden, wenn es sich um eine ralbanken (ESZB) zur Abwicklung gren-
dauerhafte ĺ  Wertminderung handelt. züberschreitender Zahlungen. Abgewi-
Ist die Wertminderung nicht von Dauer, ckelt werden z. B. Zahlungen, die sich aus
kann der Tageswert angesetzt werden. der Durchführung geld- und währungs-
Takeover  –  angloamerikanische Be- politischer Maßnahmen ergeben.
zeichnung für eine Übernahme eines Target Costing ĺ Zielkostenrechnung.
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_20, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Tarif 538

Tarif  –  Preisangabe in einer Liste Deutschland nur ĺ Arbeitgeberverbände


(meist Tabelle): 1.  Bahnverkehr: Ei- und ĺ Gewerkschaften für die tarifliche
senbahntarif.  –  2.  Energiewirtschaft: ĺ Lohnpolitik verantwortlich sind.
Stromtarif.  –  3.  Arbeitsrecht: ĺ  Ta- tarifliche Lohnpolitik ĺ Lohnpolitik.
riflohn.  –  4.  Zollverkehr: Zolltarif
(ĺ Zoll). – Vgl. auch ĺ Steuertarif. Tariflohn  –  das nach ĺ  Tarifvertrag zu
zahlende ĺ  Arbeitsentgelt. Im Tarif-
tarifäre Handelshemmnisse – Sammel- vertrag finden sich v.a. Regelungen des
begriff für handelspolitische Maßnahmen Zeitlohns (i.d.R. Stundenlohn) und der
durch vertraglich vereinbarte Zolltarife Lohn- und Gehaltsgruppen sowie in eini-
(ĺ  Zoll). Die Zollerhebung ist das klas- gen Branchen des ĺ  Ecklohns. Vielfach
sische Instrument des ĺ  Protektionis- stellt der Tarifvertrag auch die Möglich-
mus, mit dem sich ein Land einen Vorteil keit einer Vergütung nach Leistung frei,
zulasten eines anderen Landes verschafft ohne das System der Leistungsentlohnung
und wird auch als tarifäre Protektion be- im Einzelnen festzulegen. Bspw. kann sich
zeichnet. Die grenzüberschreitenden Gü- der Tarifvertrag auf die Festlegung eines
tertransaktionen werden einer ĺ  indi- Akkordrichtsatzes beschränken, während
rekten Steuer (Importsteuer oder Ein- die Zeitvorgaben für einen Arbeitsgang
fuhrzoll, Exportsteuer oder Ausfuhrzoll) betrieblich bestimmt werden.
unterworfen. Sind die Steuern nega-
tiv entstehen ĺ  Subventionen (Einfuhr- Tarifparteien ĺ Tarifpartner.
oder Ausfuhrsubventionen). Die Steu- Tarifpartner  –  Sozialpartner, Tarifpar-
ern können auf Mengenbasis eingeführt teien, Tarifvertragsparteien. Parteien ei-
werden (Mengenzoll, spezifischer Zoll) nes ĺ  Tarifvertrags. Auf der Arbeitneh-
oder auf Wertbasis (Wertzoll, ad-valo- merseite sind dies die ĺ Gewerkschaften,
rem-Zoll).  –  Tarifäre Handelshemmnisse auf Arbeitgeberseite die (1) ĺ Arbeitge-
führen zu einer Verzerrung der Welt- berverbände oder (2) einzelne ĺ Arbeit-
marktpreise (ĺ Terms of Trade) und den geber. Spitzenorganisationen der Arbeit-
im Inland relevanten Güterpreisen. – Vgl. geberverbände und Gewerkschaften sind
ĺ  Außenhandelspolitik.  –  Gegensatz: tariffähig, wenn dies laut Satzung zu ihren
ĺ nicht tarifäre Handelshemmnisse. Aufgaben gehört.
tarifäre Protektion ĺ  tarifäre Handels- Tarifregister ĺ Tarifvertrag.
hemmnisse. Tarifvertrag  –  1.  Begriff: Vertrag zwi-
Tarifautonomie  –  Recht der ĺ  Ta- schen Parteien mit Tariffähigkeit (ĺ Ta-
rifpartner, unabhängig von staatlicher rifpartner) zur Regelung ihrer Pflich-
Einflussnahme die Arbeits- und Wirt- ten (schuldrechtlicher Teil) und zur Fest-
schaftsbedingungen zu regeln, d.h. ĺ Ta- legung von arbeitsrechtlichen Normen
rifverträge abzuschließen. Die  Tarifau- (normativer Teil). Der Tarifvertrag bedarf
tonomie ist verfassungsrechtlich durch grundsätzlich der Schriftform. – 2. Regist-
die im ĺ  Grundgesetz (GG) garan- rierung: Abschluss, Änderung und Aufhe-
tierte Koalitionsfreiheit mitgeschützt, ge- bung eines Tarifvertrags werden in einem
setzlich konkretisiert ist sie im Tarifver- Tarifregister eingetragen, das beim Bun-
tragsgesetz (TVG). Dies bedeutet, dass in desministerium für Arbeit und Soziales
539 Technische Norm

(BMAS) geführt wird.  –  3.  Geltungsbe- aus unterschiedlichen Hierarchieebe-


reich: (1) Wird der Tarifvertrag zwischen nen. – Vgl. auch ĺ Projektmanagement.
einem einzelnen Arbeitgeber und einer Tausch – Hingabe eines ĺ Gutes (Ware,
Gewerkschaft abgeschlossen, handelt es Leistung, Geld) gegen den Erhalt ei-
um einen sog. Haus-, Werks- oder Firmen- nes anderen Gutes. Der Wert getausch-
tarifvertrag. Er gilt für sämtliche gleichar- ter Güter richtet sich nach den subjek-
tigen Betriebe des Arbeitgebers. (2) Ein tiven Vorstellungen der Tauschenden
sog. Flächen- oder Verbandstarifvertrag und nach dem Knappheitsgrad des Gu-
wird dagegen von einem Arbeitgeberver- tes. – Der Real- oder Naturaltausch bedeu-
band und einer Gewerkschaft vereinbart. tet ĺ  Ware gegen Ware. Kauf oder Ver-
Er gilt für das ganze Zuständigkeitsge- kauf ist der Tausch ĺ Geld gegen Ware.
biet der Tarifparteien. – 4. Inhalt: Der Ta-
rifvertrag regelt die Rechte und Pflichten Tauschmittel ĺ Geld.
von Arbeitgebern und -nehmern. Außer- Tauschwert ĺ Wert.
dem legt er arbeitsrechtliche Normen fest. Tax Identification Number (TIN)
Der Tarifvertrag enthält v.a. Bestimmun- ĺ Steuer-Identifikationsnummer.
gen zu Lohn und Gehalt, Arbeitszeit, Ur-
laub und Kündigungsfristen.  –  Es kön- Taylorismus – Teilung der Arbeit (ĺ Ar-
nen nach dem Inhalt folgende Arten von beitsteilung)  in kleinste Einheiten. Die
Tarifverträgen abgeschlossen werden: (1) Arbeiten werden aufgrund des geringen
Manteltarifvertrag: Dieser regelt die allg. Arbeitsinhalts schnell und routinemäßig
Arbeitsbedingungen (z. B. Urlaub). Er wiederholt. Sie erfordern meistens kein
gilt i.d.R. für einen längeren Zeitraum. oder nur geringes Denken. Der Tayloris-
(2) Entgelt-, Lohn- oder Gehaltstarifver- mus diente der ĺ Rationalisierung. Heute
trag: Dieser enthält Regelungen zur Ent- gilt er aufgrund der damit verbundenen
geltfestsetzung unter Berücksichtigung Monotonie, Fremdbestimmung und Un-
von Ausbildung, Alter, Schwierigkeits- terforderung als Inbegriff unmenschli-
grad der Tätigkeit und Betriebszugehö- cher Arbeit.
rigkeit. – Der Tarifvertrag endet mit Ab- Teamfähigkeit ĺ Sozialkompetenz.
lauf der vereinbarten Zeit. Er kann auch TecDAX – Abk. für Technology DAX. Ak-
durch die Tarifvertragsparteien aufgeho- tienindex, der aus den Kursen der 30
ben oder durch einen neuen Tarifvertrag nach Marktkapitalisierung und Börsen-
ersetzt werden. Außerdem ist i.d.R. eine umsatz bedeutendsten Aktien der Tech-
befristete Kündigung möglich. nologiebranche im ĺ  Prime Standard
Tarifvertragsparteien ĺ Tarifpartner. unterhalb des ĺ  Deutschen Aktienin-
Taschengeldparagraph ĺ  Geschäftsfä- dex (DAX) gebildet wird. – Weitere Infor-
higkeit. mationen unter www.deutsche-börse.com.

Taskforce  –  Arbeitgruppe, die zur Lö- technische Aktienanalyse ĺ  Aktien-


sung einer genau festgelegten Aufgabe analyse.
für einen begrenzten Zeitraum einge- Technische Norm ĺ  Norm,
richtet wird. I.d.R. kommen die Mitglie- ĺ  DIN-Normen, ĺ  EN-Normen,
der aus verschiedenen Abteilungen und ĺ ISO-Normen.
technischer Fortschritt 540

technischer Fortschritt  –  Herstellung gefördert. Ein wesentlicher Teil der Tech-


neuartiger oder wesentlich verbesser- nologiepolitik ist auch der Schutz von
ter ĺ  Produkte und Anwendung neuer ĺ Patenten. Die Technologiepolitik steht
rationellerer ĺ  Produktionsverfahren in einer engen Verbindung mit der Bil-
und sonstiger Verfahren. Technischer dungs- und Wissenschaftspolitik, da zwi-
Fortschritt entsteht durch ĺ  Innovatio- schen beiden enge Wechselbeziehungen
nen. – Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist bestehen.  –  2.  Ziele der deutschen Tech-
es positiv zu beurteilen, wenn vorhandene nologiepolitik: a) Verbesserung der In-
ĺ Ressourcen effizienter verteilt und ge- novationsfähigkeit mittelständischer Un-
nutzt werden und durch Produktivitäts- ternehmen in Zusammenarbeit mit
fortschritt zusätzliches ĺ  Wirtschafts- Forschungseinrichtungen (Zentrales In-
wachstum erreicht oder möglich wird novationsprogramm Mittelstand, Einfüh-
(ĺ Produktionspotenzial). Als problema- rung von Gutscheinen für Innovations-
tisch werden jedoch die möglichen nega- beratungen). b) Förderung wissensbasier-
tiven Begleiterscheinungen wie Arbeits- ter Unternehmensgründungen (Hightech
platzverluste durch ĺ  Rationalisierung Gründerfonds und EXIST: Existenzgrün-
und sog. arbeitssparenden  technischen dungen aus der Wissenschaft). c) Stär-
Fortschritt angesehen. kung industrieller Schlüsseltechnologien
technisch verbundene Produktion (Energie-, Verkehrs-, Luftfahrt-, Schiff-
ĺ Kuppelproduktion. fahrt- und Raumfahrtforschung) und
Querschnittstechnologien (Informations-
Technologiemanagement  –  Aufbau technologien, Multimedia) durch tech-
und Weiterentwicklung technologieba- nologiespezifische Förderprogramme. d)
sierter Leistungspotenziale eines Unter- Vernetzung von Forschung und Wirtschaft
nehmens, um seine Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen der regionalen Wirtschafts-
langfristig zu sichern.  Technologiema- förderung und Förderung von Netzwer-
nagement umfasst die Planung, Organi- ken.  –  3.  Europäische Technologiepolitik:
sation, Führung und Kontrolle der Un- Auch auf europäischer Ebene nimmt die
ternehmensprozesse, welche die Beschaf- Bedeutung der Technologiepolitik zu. Ziel
fung, Speicherung und die Verwertung der gemeinschaftlichen Forschungs- und
von Technologien zum Inhalt haben. Technologiepolitik der ĺ  Europäischen
Technologiemanagement hat wesentliche Union (EU) ist es, die Forschungsarbeit
Überschneidungen mit dem ĺ  Innova- in den einzelnen Mitgliedsländern zu or-
tionsmanagement und mit ĺ Forschung ganisieren und die einzelstaatlichen Stra-
und Entwicklung (F&E). tegien zu koordinieren. Mit der Erklärung
Technologiepolitik  –  1.  Begriff: alle von Lissabon wurde das Ziel verkündet,
staatlichen Maßnahmen zur Erhöhung Europa zum „dynamischsten und wett-
des ĺ  technischen Fortschritts in einer bewerbsfähigsten wissensbasierten Wirt-
Volkswirtschaft. Im Rahmen der Techno- schaftsraum der Welt” zu machen. Euro-
logiepolitik werden v.a. ĺ Forschung und paweit sollen die Ausgaben auf 3 % des
Entwicklung (F&E) sowie die Grundla- Bruttoinlandsprodukts gesteigert wer-
genforschung an Universitäten und ande- den. Hauptinstrument ist das (i.d.R. vier-
ren staatlichen Forschungseinrichtungen jährige) Forschungsrahmenprogramm. Im
541 Teilleistung

Novemer 2011 legte die ĺ  Europäische ĺ  Halbeinkünfteverfahren abgelöst hat.


Kommission mit dem Legislativpaket Ho- Demnach sind Einnahmen aus Dividen-
rizont 2020  ein Rahmenprogramm für den und aus der Veräußerung von Gesell-
den Zeitraum 2014-2020 vor. –   Weitere schaftsanteilen nicht mehr mit 50 % (Hal-
Informationen unter www.bmwi.de. beinkünfteverfahren), sondern mit 60 %
Technologietransfer – Übertragung von der Einkommensteuer zu unterwerfen.
technologischem Wissen zwischen Ent- Die mit diesen Einnahmen in Verbindung
stehung und Verwendung im Produkti- stehenden Ausgaben können in analoger
onsprozess. Technologietransfer bedeutet Anwendung mit 60 % steuermindernd
institutionell den planvollen, zeitlich li- berücksichtigt werden.
mitierten, privatwirtschaftlich oder staat- Teilhaberpapier ĺ  Wertpapier, das ne-
lich unterstützten Prozess der Diffusion ben dem Kapitalanteil ein Mitglied-
oder Verbreitung von Technologie zur schaftsrecht an einer Gesellschaft ver-
wirtschaftlichen Nutzbarmachung durch brieft, z. B. ĺ Aktie.
Dritte. Die Übertragung erfolgt i.d.R. auf
Teilkaskoversicherung ĺ  Kraftfahrt-
der Grundlage von Verträgen (Lizenz-
versicherung.
und Know-how-Verträge). – Ein  Tech-
nologietransfer kann z. B. zwischen Hoch- Teilkosten  –  Begriff aus der ĺ  Kosten-
schulen, Forschungseinrichtungen, Er- rechnung.  Teilkosten sind die ĺ  variab-
findern und Unternehmen, innerhalb len Kosten oder ĺ Einzelkosten, die den
eines internationalen Unternehmens, ĺ  Kostenträgern, wie  z. B. einem Pro-
zwischen verschiedenen Unternehmen dukt, zugeordnet werden können. Sie
oder auch zwischen Industrie- und Ent- sind nur ein Teil der Gesamtkosten. – Vgl.
wicklungsländern stattfinden. auch ĺ Teilkostenrechnung. – Gegensatz:
Technology DAX ĺ TecDAX. ĺ Vollkosten.
Technosphäre ĺ Umwelt. Teilkostenrechnung ĺ  Kostenrech-
nung, bei der nur die ĺ  Teilkosten den
Teilarbeitslosengeld ĺ  Arbeitslosen-
ĺ  Kostenträgern zugerechnet werden.
geld.
Alle übrigen Kosten werden als Block aus-
Teilbeschäftigter ĺ  Mehrfachbeschäf- gewiesen. Bsp. für  Teilkostenrechnung
tigter. sind die ĺ  Deckungsbeitragsrechnung,
Teileigentum – Begriff des Wohnungsei- das ĺ  Direct Costing und die relative
gentumsrechts: Sondereigentum an nicht ĺ  Einzelkostenrechnung.  –  Gegensatz:
zu Wohnzwecken dienenden Räumen ei- ĺ Vollkostenrechnung.
nes Gebäudes (z. B. Wasch- oder Trocken- Teilleistung  –  Begriff aus dem Bürger-
raum) in Verbindung mit einem  ĺ Woh- lichen Recht für die teilweise ĺ  Erfül-
nungseigentum. lung einer ĺ  Verbindlichkeit, die nach
Teileinkünfteverfahren  –  Be- dem ĺ  Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)
griff der ĺ  Einkommensteuer: Ver- grundsätzlich unzulässig ist. Der ĺ Gläu-
fahren zur Behandlung von Einnah- biger kann daher eine Teilleistung zurück-
men aus Beteiligungen an ĺ  Kapital- weisen, ohne in ĺ  Annahmeverzug zu
gesellschaften, das seit 2009 das frühere geraten. – Vgl. auch ĺ Teilzahlung.
Teilprozesse 542

Teilprozesse ĺ Prozesskostenrechnung. Teilzahlungsgeschäft ĺ Abzahlungsge-


schäft.
Teilrechtsfähigkeit ĺ  Gesellschaft Bür-
gerlichen Rechts (GbR). Teilzeitarbeit  –  Teilzeitarbeitsverhältnis.
Arbeitsverhältnis mit gegenüber der ta-
Teilvollmacht ĺ Handlungsvollmacht.
riflichen oder betriebsüblichen verkürz-
teilweise Erwerbsminderung ĺ  Er- ten ĺ Arbeitszeit. Die arbeitsrechtlichen
werbsminderung. Vorschriften gelten grundsätzlich auch
für Teilzeitarbeiter. Dies gilt v.a. auch für
Teilwert – Begriff aus dem Einkommen-
die Pflichten des Arbeitgebers zur ĺ Ent-
steuerrecht.  Teilwert ist der Betrag, den
geltfortzahlung im Krankheitsfall, Ge-
der Käufer eines Unternehmens im Rah-
währleistung des gesetzlichen Urlaubs-
men des Gesamtkaufpreises für das ein-
anspruchs und die ĺ Fürsorgepflicht des
zelne Wirtschaftsgut ansetzen würde. Da-
Arbeitgebers.  –  Sonderformen der  Teil-
bei ist davon auszugehen, dass der Käufer
zeitarbeit sind ĺ  Arbeit auf Abruf und
das Unternehmen fortführt. Der Teilwert
ĺ Job Sharing.
ist eine Schätzgröße.
Telearbeit  –  Erwerbstätigkeit, die auf-
Teilwertabschreibung ĺ  Abschrei-
grund der Informations- und Kommu-
bung, bei der der ĺ Teilwert, der niedri-
nikationstechnologien außerhalb der be-
ger ist als die Anschaffungs- oder Herstel-
trieblichen Arbeitsstätte erbracht wird.
lungskosten, angesetzt wird. Die Teilwert-
Telearbeiter arbeiten i.d.R. in ihrer Privat-
abschreibung ist die Differenz zwischen
wohnung (Teleheimarbeit), aber auch im
ĺ  Buchwert und Teilwert. Die  Teilwert-
Nachbarschafts- oder Satellitenbüro oder
abschreibung darf nur vorgenommen
mobil (mobile Telearbeit). Je nachdem wie
werden, wenn der Teilwert voraussicht-
der Vertrag ausgestaltet ist, kann der Tele-
lich dauerhaft gesunken ist. Steigt der
arbeiter ĺ Selbstständiger, ĺ Arbeitneh-
Wert zu einem späteren Zeitpunkt, muss
mer, Heimarbeiter (ĺ  Heimarbeit) oder
eine entsprechende ĺ Zuschreibung vor-
auch eine ĺ  arbeitnehmerähnliche Per-
genommen werden.
son sein.
Teilzahlung  –  Abschlagszahlung, Raten-
Telefonbanking  –  telefonische Abwick-
zahlung. Zahlung eines Teilbetrags ei-
lung von ĺ Bankgeschäften. Das Telefon-
ner Schuld. Ist eine Teilzahlung nicht ver-
banking findet i.d.R. über ĺ  Callcenter
traglich vereinbart, kann der Gläubiger
statt. Über das Telefon können z. B. Kon-
eine Teilzahlung wie jede andere ĺ Teil-
tostände abgefragt, Überweisungsauf-
leistung ablehnen. Möglich sind  Teilzah-
träge übermittelt und Daueraufträge auf-
lungen jedoch bei einem ĺ  Werkver-
gegeben, abgeändert oder gelöscht wer-
trag, ĺ Wechsel oder ĺ Scheck. Bei ei-
den. Beim Telefonbanking muss vom
nem Werkvertrag kann der Unternehmer
Kontoinhaber die Kontonummer und ein
eine Teilzahlung für einen in sich abge-
Geheimwort oder eine Geheimzahl ange-
schlossenen Teil des Werkes verlangen.
geben werden. – Vgl. auch ĺ Homeban-
Bei einem Wechsel oder einem Scheck
king.
muss der Wechsel- oder Scheckinhaber
eine Teilzahlung annehmen. Telefonhandel ĺ Telefonverkauf.
543 Termineinlagen

Telefonverkauf –  Telefonhandel. Verkauf (ĺ  Versteigerung). Das ausgebende Un-


über Telefon, häufig über ĺ  Callcenter ternehmen oder seine Bank sammelt die
abgewickelt. Der Telefonverkauf wird v.a. eingehenden unterschiedlichen Gebote
zur Kundengewinnung, Kundenbetreu- und teilt auf deren Grundlage die Wert-
ung und Bestellannahme eingesetzt. Te- papiere zu. Bei der Zuteilung haben die
lefongespräche mit Privatpersonen sind bietenden Banken mit den höchsten Ge-
wettbewerbsrechtlich nur zulässig, wenn boten Vorrang. Es sind folgende Verfah-
ein ausdrückliches Einverständnis des ren zu unterscheiden: (1) Mengenten-
Angerufenen vorliegt. Dies ist bspw. der der (Festzinstender): Die Banken bieten
Fall, wenn ein entsprechender Coupon nur einen Geldbetrag. Die Zuteilung der
von einem Kunden zurückgesandt wurde. Wertpapiere erfolgt zum vorher angekün-
Ein  Telefonverkauf ist kostengünstiger digten Zinssatz. I.d.R. erhält jedes Kredi-
als ein Außendienst. Nachteilig ist, dass tinstitut nur einen Prozentsatz seines Ge-
nur ein Gespräch, aber kein persönlicher botes. (2) Zinstender: Die Banken bieten
Kontakt stattfindet. den gewünschten Geldbetrag sowie den
Teleshopping  –  Home-Shopping. Form Zinssatz, zu dem sie Wertpapiere wün-
des Handels, bei dem zwischen Kunden schen. Die Zuteilung erfolgt in diesem
und  Anbieter (Hersteller oder Händler) Fall nach der Höhe der gebotenen Zins-
eine Distanz überbrückt wird (Distanz- sätze. – In Deutschland werden Kasseno-
handel). Einkauf von zu Hause mit Hilfe bligationen des Bundes und U-Schätze
von Informations- und Kommunikati- nach dem  Tenderverfahren zugeteilt.
onstechnologien. Der Verbraucher wählt Das  Tenderverfahren wird auch als Ver-
das Produkt seiner Wahl im Fernsehen fahren im Rahmen von ĺ  Offenmarkt-
oder im ĺ  Internet aus. Er kann dieses geschäften der ĺ  Europäischen Zentral-
dann per Telefon, Fax, Onlineshop oder bank (EZB) angewandt.
ĺ E-Mail beim Anbieter bestellen.
Terminbörse – Teil des ĺ Terminmarkts,
Tendenzbetrieb  –  Begriff aus dem Be- der den Handel von Termingeschäften an
triebsverfassungsrecht. Ein  Tendenzbe- der ĺ Börse umfasst. Die ĺ EUREX ist
trieb ist ein Betrieb, der überwiegend ide- die Terminbörse in Deutschland.
elle Ziele hat. Dies sind z. B. Betriebe mit
karitativer, politischer oder künstlerischer Termindepositen ĺ Depositen, ĺ Ter-
Bestimmung. Zu den Tendenzbetrieben mineinlagen.
zählen z. B. Bildungseinrichtungen der
Gewerkschaften oder Arbeitgeberverei- Termineinlagen  –  Termindepositen, be-
nigungen, Betriebe des Deutschen Roten fristete Einlagen. ĺ  Einlage bei Ban-
Kreuzes, Privatschulen, Theater und Pres- ken.  Termineinlagen können mit einer
seunternehmen. Für Tendenzbetriebe gilt bestimmten Laufzeit (ĺ  Festgeld), aber
nicht das Betriebsverfassungsgesetz (Be- auch mit einer Kündigungsfrist vereinbart
trVG). werden (ĺ Kündigungsgeld). ĺ Sparein-
Tenderverfahren  –  Auktionsverfahren. lagen und sehr kurzfristige  Termineinla-
Verfahren zur Unterbringung einer Wert- gen (unter 30 Tagen) sind keine Termin-
papieremission im Rahmen einer Auktion einlagen.
Termingeld 544

Termingeld ĺ Zentralbankgeld, das un- gleichen Währungseinheiten ausge-


ter Geschäftsbanken auf dem ĺ  Geld- drückte Preisverhältnis zwischen Ex- und
markt für einen bestimmten Zeitraum Importen. Sie geben an, wie viele Güter
(i.d.R. ein bis drei Monate) verliehen wird. ein Land exportieren muss, um eine be-
Der Zinssatz für  Termingeld liegt höher stimmte Menge von Gütern importieren
als für ĺ Tagesgeld. zu können (reales Austauschverhältnis).
Eine Verbesserung der Terms of Trade be-
Termingeschäft – Begriff aus dem Bank-
deutet, dass das Inland mehr Importgüter
und Börsenwesen. Bei einem  Terminge-
pro Einheit des Exportgutes erhält als vor-
schäft wird vereinbart, eine festgelegte
her. – Vgl. auch ĺ Wechselkurs.
Menge eines Gegenstands zu einem be-
stimmten Preis und zu einem im Vor- tertiärer Sektor  –  Dienstleistungssek-
aus festgelegten Termin zu kaufen oder tor. Sammelbegriff der Wirtschaftsthe-
zu verkaufen. Vertragsgegenstand kön- orie für Handel, Kreditgewerbe, Versi-
nen ĺ  Waren, ĺ  Wertpapiere, ĺ  De- cherungen, Verkehr, sonstige Dienst-
visen (ĺ  Devisentermingeschäft) oder leistungsunternehmen, Staat, öffentliche
andere ĺ  Finanzinstrumente sein. Ter- Verwaltung und gemeinnützige Orga-
mingeschäfte werden an Terminbörsen, nisationen.  –  Vgl. auch ĺ  Sektoren der
aber auch mit einzeln vereinbarten Ver- Volkswirtschaft.
tragsinhalten außerhalb der Börse abge-
schlossen.  –  Zu unterscheiden sind: (1) Testament –  letztwillige Verfügung. Wil-
Unbedingtes  Termingeschäft (festes Ter- lenserklärung, durch die der Erblasser
mingeschäft): In diesem Fall muss zum u.a. den Erben bestimmt, einen Verwand-
vereinbarten Zeitpunkt geliefert und ge- ten oder Ehegatten von der gesetzlichen
zahlt werden. Ein unbedingtes  Termin- Erbfolge ausschließt, Vermächtnisse oder
geschäft ist z. B. ein Future. (2) Bedingtes Auflagen anordnet und Testamentsvoll-
Termingeschäft: Es besteht keine feste Ver- strecker einsetzt. Als Formen des  Testa-
pflichtung zur Abnahme oder Lieferung ments sind zu unterscheiden: (1) Eigen-
des Vertragsgegenstands. Gegen Zahlung händiges  Testament (privates  Testament):
einer Prämie kann einer der Vertragspar- Das  Testament muss eigenhändig ge-
teien vom Vertrag zurücktreten. – Gegen- schrieben und mit Vor- und Familienna-
satz: ĺ Kassageschäft. men unterschrieben werden. Es muss Ort
und Zeit angegeben werden. (2) Notariel-
Terminkurs ĺ Wechselkurs. les Testament (öffentliches Testament): Der
Terminmarkt – Ort, an dem ĺ Termin- Erblasser erklärt mündlich oder durch
geschäfte abgeschlossen werden. Es kann Übergabe einer Schrift zur Niederschrift
sich dabei um eine ĺ  Terminbörse wie seinen Willen beim Notar. (3) Gemein-
die EUREX oder um einen außerbörsli- schaftliches Testament: Dieses können nur
chen Markt (ĺ  Over-the-Counter Mar- Eheleute errichten. – Der Erblasser kann
ket) handeln. das Testament durch ein neues Testament
oder durch Vernichtung des alten wider-
Terms of Trade – reales Austauschverhält- rufen (ĺ Widerruf).
nis. Begriff aus der ĺ  Volkswirtschafts-
lehre (VWL):  Terms of Trade ist das in Testat ĺ Bestätigungsvermerk.
545 Trading-up

Theorie der Unternehmung ĺ  Unter- Todesfallversicherung ĺ  Lebensversi-


nehmenstheorie. cherung.
Theorie der Wirtschaftspolitik ĺ Wirt- Too Big to Fail – Als zu groß, um zu schei-
schaftspolitik. tern, werden solche Unternehmen be-
Thesaurierung ĺ Selbstfinanzierung. zeichnet, deren ĺ  Insolvenz die Volks-
Tilgung  –  regelmäßige Abzahlung einer wirtschaft mit höheren Kosten belas-
Geldschuld, wie z. B. eines ĺ  Bankkre- ten würde als ihre Rettung. – Vgl. auch
dits oder einer ĺ Anleihe. Je nach Verein- ĺ systemrelevante Kreditinstitute.
barung kann die Tilgung in Teilbeträgen Top Management ĺ Management.
nach einem vorgegebenen Tilgungsplan,
in einer Summe am Ende der Laufzeit Totalanalyse – Untersuchungsansatz der
oder variabel während der Laufzeit nach Wirtschaftstheorie, die sich im Unter-
Ermessen des Schuldners erfolgen. schied zur ĺ Partialanalyse nicht mit ei-
nem Teil, sondern der Gesamtheit der
Tilgungsanleihe –  Amortisationsanleihe.
über Märkte vermittelten Interaktionen
ĺ Anleihe, die im Gegensatz zur ewigen
zwischen konsumierenden und produzie-
Anleihe getilgt wird. Die Tilgung kann am
renden Einheiten (Haushalte, Unterneh-
Ende der Laufzeit in einer Summe erfol-
men) beschäftigt.
gen (gesamtfällige Anleihe) oder durch
jährlich gleich bleibend hohe Teilbeträge totale Produktivität ĺ Produktivität.
(Ratenanleihe).
Totalkosten ĺ Gesamtkosten.
Tilgungshypothek – Amortisationshypo-
thek, Annuitätenhypothek. ĺ  Hypothek, Total Quality Management
bei der die zugrunde liegende Forderung (TQM)  –  Optimierung der ĺ  Qualität
in fest vereinbarten Raten zurückgezahlt von Produkten und Dienstleistungen ei-
wird. Die Rate besteht aus Tilgungsbe- nes Unternehmens in allen Funktionsbe-
trag und Zinsen. Da das Kapital und da- reichen und allen Ebenen durch Mitwir-
mit auch die jährliche Zinsschuld im- kung aller Mitarbeiter. TQM strebt die
mer geringer werden, die jährliche Leis- Erhöhung der ĺ  Kundenzufriedenheit
tung (ĺ Annuität) jedoch konstant bleibt, an. – Demgegenüber ist der Begriff Qua-
wächst der Anteil der Tilgung an der An- litätsmanagement enger gefasst: Planung,
nuität kontinuierlich. Steuerung und Überwachung der Quali-
Tilgungsplan ĺ Tilgung. tät eines Prozesses bzw. Prozessergebnis-
ses, die die Qualitätsplanung, -lenkung,
Tilgungsstreckung ĺ Damnum. -prüfung, -verbesserung und -sicherung
Time Lag ĺ Lag. umfasst.
Titel ĺ Vollstreckungstitel. Trading-up  –  Veränderung des Leis-
Tochtergesellschaft – von einer ĺ Mut- tungsangebots eines ĺ Handelsbetriebes
tergesellschaft abhängige Kapitalgesell- „nach oben“. Das Angebot wird erweitert,
schaft. Das Kapital der Tochtergesellschaft vertieft oder qualitativ angehoben. Auf
ist zum großen Teil, meist sogar zu 100 %, diese Weise sollen neue Zielgruppen er-
im Besitz der herrschenden Gesellschaft. reicht werden.
Traineeprogramm 546

Traineeprogramm  –  speziell von Groß- ĺ  Effizienz unterschiedlicher institutio-


unternehmen angebotene Maßnahme neller Einbettungen (Markt, Hierarchie)
zum Berufseinstieg von Hochschulab- von ĺ Transaktionen untersucht. Es wird
gängern. Der Einsteiger (Trainee) durch- unter Berücksichtigung von Unsicherheit
läuft systematisch die verschiedenen Ab- und Information die Form gesucht, bei
teilungen und Funktionsbereiche des der die Summe von ĺ Transaktionskos-
Unternehmens. Ein  Traineeprogramm ten und ĺ  Produktionskosten am nied-
dauert sechs bis 24 Monate. Während rigsten sind.
des  Traineeprogramms sollen praxisrele-
Transaktionsnummer (TAN)  –  i.d.R.
vante Fähigkeiten für die später zu über-
sechsstellige Nummer, die beim ĺ Elec-
nehmende Führungsaufgabe erlernt wer-
tronic Banking bzw. ĺ Homebanking bei
den (Learning by Doing).
jedem Auftrag, Dauerauftrag oder jeder
Training off the Job – zusätzliche Schu- Überweisung (als einmaliges Passwort)
lungsmaßnahmen, die als Ergänzung zur eingegeben werden muss.
praktischen Ausbildung am Arbeitsplatz
(ĺ  Training on the Job) durchgeführt Transaktionswert ĺ Zollwert.
werden. Transatlantic Trade and Investment
Training on the Job – systematische Un- Partnership (TTIP) ĺ  Transatlantische
terrichtung und Einweisung direkt am Handels- und Investitionspartnerschaft
Arbeitsplatz. I.d.R. wird ein  Training on (TTIP).
the Job durch Seminare oder ähnliche in- Transatlantische Handels- und Inves-
terne oder externe Ausbildungsmaßnah- titionspartnerschaft (TTIP)  –  Transat-
men (ĺ Training off the Job) ergänzt. lantisches Freihandelsabkommen. Ge-
Tranche  –  Teilbetrag einer Wertpapie- plantes und noch verhandeltes (Stand
remission (ĺ  Emission). Häufig werden 7/2014) Freihandelsabkommen zwischen
ĺ Anleihen in mehreren Tranchen in ge- der ĺ Europäischen Union (EU) und den
wissen Zeitabständen aufgelegt. Vereinigten Staaten von Amerika (USA)
Transaktion – Austausch von ĺ Gütern mit dem Ziel,  auf beiden Seiten des At-
und ĺ Leistungen. lantiks Wachstum und Arbeitsplätze zu
schaffen. Der Abbau von ĺ  tarifären
Transaktionskosten  –  Begriff der Wirt- Handelshemmnissen und ĺ nicht tarifä-
schaftstheorie  für ĺ  Kosten, die in ei- ren Handelshemmnissen soll sowohl den
nem direkten Zusammenhang mit einer Kauf und Verkauf von Waren und Dienst-
ĺ Transaktion (z. B. Kauf, Verkauf) ent- leistungen als auch Investitionen im je-
stehen.  Transaktionskosten sind z. B. In- weils anderen Wirtschaftsgebiet fördern
formationskosten bei der Suche nach Ge- und erleichtern. – Zentrale Vertragsele-
schäftspartnern, Vertragsabschlusskosten mente: (1) Abbau von Zollschranken
und Kosten für die Änderung einer Be- für Güter und von Beschränkungen für
stellung. Dienstleistungen; (2) verbesserter Zugang
Transaktionskostentheorie  –  Theorie zum öffentlichen Beschaffungsmarkt und
der ĺ Neuen Institutionenökonomie. In für Investitionen; (3) verbesserte regula-
der  Transaktionskostentheorie wird die tive Kohärenz und Zusammenarbeit, etwa
547 Transportgutversicherung

durch den Abbau unnötiger Barrieren wie vermieden werden sollen. – Vgl. auch
bürokratische Doppelanforderungen; (4) ĺ Transfergesellschaft.
verbesserte Zusammenarbeit im Bereich
Transferleistungen ĺ Tranfers.
internationaler Regelsetzung (Standards
und Regulierungen). Transfers  –  Transferausgaben, Transfer-
leistungen, Transferzahlungen, Übertra-
Transferausgaben ĺ Transfers. gungen. Tatsächliche und bestimmte un-
Transfereinkommen  –  Übertragungs- terstellte Zahlungen bzw. Einnahmen
einkommen. Begriff aus den ĺ Volkwirt- der Sektoren (ĺ Sektoren der Volkswirt-
schaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) schaft), die ohne spezielle Gegenleistung
für das ĺ Einkommen, das private Haus- an andere Sektoren geleistet oder von die-
halte ohne direkte Gegenleistung erhal- sen empfangen werden. Soweit  Trans-
ten (ĺ  Transfers). Zu den Transferein- fers Zahlungen der ĺ öffentlichen Hand
kommen gehören z. B. Renten, Arbeitslo- an private Haushalte darstellen, erhö-
sengeld und Kindergeld. Die Zahlung von hen sie deren ĺ  verfügbare Einkom-
Transfereinkommen ist Bestandteil der men.  –  In den ĺ  Volkswirtschaftlichen
staatlichen Umverteilungspolitik, durch Gesamtrechnungen (VGR) werden sog.
die primäre ĺ  Einkommensverteilung laufende  Transfers (z. B. veranlagte Ein-
korrigiert werden soll (ĺ Verteilungspo- kommensteuer, Zinsabschlag und Kapi-
litik). – Gegensatz: ĺ Faktoreinkommen. talertragsteuer, Nettoprämien für Scha-
densversicherungen und empfangene
Transfergesellschaft – eine sog. bes. be- Schadensversicherungsleistungen, Über-
triebliche Einheit (beE), die vom bisheri- tragungen privater Haushalte an das Aus-
gen Arbeitgeber gegründet und getragen land bzw. aus dem Ausland) und einma-
wird mit dem Zweck, durch Kündigung lige Vermögenstransfers (z. B. Geld- und
bedrohte Arbeitnehmer in einem befriste- Sachwertübertragungen, vermögenswirk-
ten Arbeitsverhältnis (maximal ein Jahr) same Steuern, Investitionszuschüsse) un-
zu qualifizieren und in neue Beschäfti- terschieden.
gungsverhältnisse zu vermitteln.  Trans-
fergesellschaften werden durch ein ge- Transferzahlungen ĺ Transfers.
setzliches Verfahren in Zusammenarbeit Transithandel  –  Durchfuhrhandel. Wa-
mit der ĺ Bundesagentur für Arbeit ge- renhandel, der durch ein Land hindurch-
bildet, die den Beschäftigten unter be- geleitet wird. Die Waren werden weder
stimmten Bedingungen ein ĺ Kurzarbei- gelagert noch be- oder verarbeitet. Für
tergeld (Transferkurzarbeitergeld) bezahlt. den  Transithandel gelten Sonderreglun-
Außerdem können aus dem Europäischen gen im Zoll- und Außenwirtschaftsrecht.
Sozialfonds (ESF) Mittel zur Qualifizie-
rung der Arbeitnehmer beantragt wer- transitorische Posten ĺ  Rechnungsab-
den. – Vgl. auch ĺ Auffanggesellschaft. grenzung.
Transmissionsmechanismen ĺ  Geld-
Transferkurzarbeitergeld – Sonderform
theorie.
des ĺ  Kurzarbeitergeldes, durch dessen
Gewährung Entlassungen bei betrieb- Transportgutversicherung ĺ  Trans-
lichen Restrukturierungsmaßnahmen portversicherung.
Transportmittelversicherung 548

Transportmittelversicherung ĺ Trans- Geschäften vom Kundengeschäft trennen


portversicherung. müssen.
Transportversicherung  –  Versicherung Trennungsgebot ĺ Product Placement.
der Transportmittel und der beförderten Treuepflicht  –  Begriff aus dem Arbeits-
Güter. Die  Transportversicherung deckt recht.  Treuepflicht ist eine Nebenpflicht
auch die damit verbundene Vor-, Zwi- des ĺ  Arbeitnehmers, die schutzwürdi-
schen- und Nachlagerung ab. Sie um- gen Interessen seines ĺ Arbeitgebers zu
fasst die Kaskoversicherung (Transport- wahren. Die Treuepflicht besteht aus ein-
mittelversicherung), die Cargoversicherung zelnen Unterlassungspflichten, aber auch
(Transportgutversicherung), aber auch die aus Pflichten zum positiven Tun. Der Ar-
Haftpflichtversicherung. Zu den  Trans- beitnehmer darf z. B. keine Geschäfts-
portversicherungen gehören z. B. See-, geheimnisse an Dritte verraten, keine
Lufttransport- und Binnentransportversi- Schmiergelder annehmen und dem Ar-
cherung. Die Transportversicherung zählt beitgeber keine Konkurrenz machen
zu den ĺ Sachversicherungen. (ĺ  Wettbewerbsverbot). Er hat außer-
dem bestimmte Mitteilungs- und An-
Tratte – gezogener ĺ Wechsel, der vom
zeigepflichten (z. B. einen drohenden
Wechselschuldner (Bezogenen) noch
Schaden anzuzeigen) und Gehorsams-
nicht angenommen, d.h. unterschrieben
pflicht. – Der Treuepflicht des Arbeitneh-
wurde.
mers steht die ĺ Fürsorgepflicht des Ar-
Travellerscheck ĺ Reisescheck. beitgebers gegenüber.
Trennbank ĺ Trennbankensystem. Treueprämie ĺ Bonus.

Trennbankengesetz ĺ  Trennbanken- Treuezulage ĺ Zulage.


system. Treuhandkonto ĺ Anderkonto.
Trennbankensystem  –  Bankensystem, Treuhandschaft  –  Rechtsverhältnis, bei
in dem es den Banken (Trennbanken)  im dem eine ĺ natürliche Person oder ĺ ju-
Unterschied zu ĺ  Universalbanken ver- ristische Person (Treugeber) einer anderen
boten ist, gleichzeitig das Kreditgeschaft Person (Treuhänder) ein Recht unter der
und das Wertpapiergeschäft (ĺ  Inves- Bedingung überträgt, von diesem Recht
tment Banking) zu betreiben (Separate nicht zum eigenen Vorteil Gebrauch zu
Banking), um Interessenskonflikte der machen. Der Treuhänder nimmt unei-
beiden Geschäftsfelder und Spekulations- gennützig die Interessen des Treugebers
risiken zu vermeiden. – In der Bundes- wahr oder übt uneigennützig amtliche
republik gelten ab 2014  die Vorschriften Befugnisse aus. Grundlage ist ein Treu-
des Gesetzes zur Abschirmung von Risi- handvertrag oder ein Verwaltungsakt
ken und zur Planung der Sanierung und oder eine gerichtliche Entscheidung auf-
Abwicklung von Kreditinstituten und Fi- grund gesetzlicher Bestimmungen.
nanzgruppen (Trennbankengesetz), wo- Treu und Glauben  –  privatrechtlicher
nach Einlagenkreditinstitute  oberhalb Grundsatz, der ein redliches Verhalten
bestimmter Schwellenwerte die Risiken mit Rücksicht auf die schutzwürdigen Be-
aus eigenen spekulativen und riskanten lange anderer verlangt. Der Schuldner
549 Typung

hat z. B. seine Leistung so zu erbringen, TTIP  –  Abk. für Transatlantic Trade and
wie  Treu und Glauben es mit Rücksicht Investment Partnership, ĺ  Transatlanti-
auf die ĺ Verkehrssitte erfordern. sche Handels- und Investitionspartner-
schaft (TTIP).
Troika  –  Bezeichnung für eine interna- Turnaround – Wende eines in einer wirt-
tionale Prüfkommission bestehend aus schaftlichen Krise befindlichen Unterneh-
den drei Teams (1) der ĺ  Europäischen mens von der (existenzgefährdenden)
Kommission, (2) der ĺ  Europäischen Verlustzone in eine langfristige (überle-
Zentralbank (EZB) und (3) des ĺ Inter- benssichernde) Gewinnsituation.
nationalen Währungsfonds (IWF) mit
der Aufgabe, mit denjenigen Ländern typische stille Gesellschaft ĺ stille Ge-
der ĺ  Europäischen Währungsunion sellschaft.
(EWU)  Verhandlungen zu führen, die Typung – Vereinheitlichung der ĺ Pro-
sich unter die ĺ Europäischen Rettungs- duktgestaltung hinsichtlich Art, Größe
schirme begeben haben. Die Troika über- und Ausführungsform zwecks Verkleine-
prüft im Auftrage der Geberländer insbes. rung des Produktprogramms einer Un-
die Umsetzung der mit den Schuldnerlän- ternehmung und Ausschöpfung von Ra-
dern vereinbarten Strukturanpassungs- tionalisierungsmöglichkeiten.  –  Anders:
programme. ĺ Normung.
Überarbeit ĺ Überstunden.
U
Übernahmekonsortium ĺ  Emissions-
geschäft.
Überbewertung  –  bilanzieller Wertan-
satz von Vermögensgegenständen (Ak- über pari  –  Kurs eines ĺ  Wertpapiers,
tivposten) über dem rechtlich zulässigen der über dem ĺ  Nennwert liegt. Die
Wert. Bei Überbewertung ist der ĺ Jah- Differenz zwischen Kurs und Nennwert
resabschluss einer ĺ  Kapitalgesellschaft wird als ĺ Agio bezeichnet. –  Gegensatz:
nichtig. – Gegensatz: ĺ Unterbewertung. ĺ unter pari.
Überbringerklausel  –  Inhaberklau- überproportionale Kosten ĺ  progres-
sel. Vermerk „oder Überbringer“ auf ei- sive Kosten.
nem ĺ  Scheck hinter dem Namen des Überschuldung  –  liegt vor, wenn das
Zahlungsempfängers (Nehmers). Durch ĺ Vermögen die ĺ Schulden nicht mehr
die  Überbringerklausel wird der Scheck deckt. Im Fall der  Überschuldung muss
zu einem ĺ Inhaberpapier. von juristischen Personen ein Insolvenz-
antrag gestellt werden (ĺ  Insolvenzver-
Überbrückungsgeld  –  frühere Leistung
fahren).
der Bundesagentur für Arbeit zur ĺ Exis-
tenzgründungsförderung, 2006 durch den Überschuldungsstatus ĺ  Vermögens-
ĺ Gründungszuschuss ersetzt. status.
Übereignung  –  rechtsgeschäftliche Überschusseinkünfte ĺ Einkünfte.
Übertragung des ĺ  Eigentums einer Überschussrechnung  –  Einnah-
ĺ  Sache an einen Dritten. Die  Übereig- men-Überschuss-Rechnung. Steuerrechtli-
nung erfolgt durch ausdrücklich erklärte cher Begriff: Ermittlung des Überschusses
Einigung und Übergabe der Sache. der ĺ Einnahmen über die ĺ Werbungs-
Übergangsgeld  –  1.  Sozialversicherung: kosten als Betriebsgewinn.
ergänzende Leistung der ĺ  Sozialver- Überstunden  –  Überarbeit. Überschrei-
sicherungsträger und der ĺ  Kriegsop- ten der ĺ Arbeitszeit, die durch Arbeits-
ferversorgung im Zusammenhang mit vertrag, Betriebsvereinbarung oder Ta-
Leistungen zur Rehabilitation (ĺ  Ren- rifvertrag festgelegt ist und die (im Un-
tenversicherung)  und zur Teilhabe am terschied zur ĺ Mehrarbeit) nicht durch
Arbeitsleben. Die Höhe des  Übergangs- Freizeit ausgeglichen wird. Grundsätzlich
geldes richtet sich nach den persönlichen braucht ein Arbeitnehmer keine  Über-
Verhältnissen. – 2.  Beamtenrecht: Versor- stunden zu leisten, es sei denn, dass ver-
gungsbezüge für ĺ Beamte, die nicht auf traglich etwas anderes bestimmt ist. Auf-
eigenen Antrag entlassen werden (zeitlich grund der ĺ Treuepflicht kann sich u.U.
begrenzt). eine Pflicht zur Leistung von Überstun-
den ergeben, z. B. um drohenden Schaden
Übernachtkredit ĺ ständige Fazilitäten.
vom Betrieb fernzuhalten.  –  Überstun-
Übernahme ĺ Takeover. den sind i.d.R. (tarifvertraglich meist mit
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_21, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Übertragungen 552

Überstundenzuschlag) zu vergüten. Bei Alternative oder eine Ergänzung zur Aus-


leitenden Angestellten sind Überstunden bildung im Betrieb.
häufig durch ihr normales Gehalt abge-
Ultimo  –  der letzte Tag (im Geld- und
golten. – Die Anordnung von Überstun-
Börsenverkehr der letzte Börsentag) im
den unterliegt der zwingenden Mitbe-
Monat.
stimmung des ĺ Betriebsrats in sozialen
Angelegenheiten. Ultimogeld – kurzfristiger Kredit, der am
Übertragungen ĺ Transfers. letzten Tag des Monats (ĺ Ultimo) ohne
vorherige Kündigung fällig wird.
Übertragungseinkommen ĺ  Transfer-
einkommen. Umbrella-Effekt – i.d.R. positiver ĺ Spil-
lover-Effekt. Das gute ĺ  Image bereits
überwachungsbedürftige Gewerbe eingeführter ĺ  Marken wird genutzt,
ĺ Gewerbeerlaubnis. um anderen (meist neuen) Produkten die
Überweisung ĺ Banküberweisung. ĺ  Marktdurchdringung zu erleichtern,
indem alle Marken zu Markenfamilien
Überzeichnung – Begriff aus dem Bank- zusammengeführt werden.  –  Vgl. auch
und Börsenwesen bei ĺ  Emission von ĺ Kannibalismus-Effekt.
ĺ  Wertpapieren: Die Summe der ge-
zeichneten Beträge liegt über dem ange- Umbrella-Fonds ĺ Dachfonds.
botenen Gesamtbetrag der neuen Wert- Umbuchung ĺ  Buchung schon ein-
papiere. Im Fall einer Überzeichnung er- mal verbuchter Beträge auf ein anderes
folgt die Ausgabe mit einer geringeren Konto.  Umbuchung entstehen v.a. durch
Quote oder es findet eine Verlosung statt. die vorbereitenden Buchungen zum Jah-
Bei einer  Überzeichnung wird i.d.R. die resabschlusses, durch die einzelne Konten
Frist für die Abgabe von Kaufaufträgen erst abschlussreif gemacht werden.
verkürzt.
Umformungsfunktion ĺ Lager.
Überziehungskredit – Form des ĺ Kon-
tokorrentkredits, bei dem der Kontoinha- Umkehrwechsel  –  umgedrehter Wech-
ber ohne bes. schriftliche Absprache mit sel. ĺ Wechsel, der bei der Lieferung von
dem ĺ  Kreditinstitut, aber mit dessen ĺ  Waren ausgestellt und dem Bezoge-
Duldung, sein laufendes Konto oder Kre- nen ausgehändigt wird. Der Käufer be-
ditlimit überzieht. zahlt eine Warenlieferung in der Skontof-
rist mit Skontoabzug (früher häufig per
Überziehungsprovision ĺ Provision.
Scheck, deshalb auch ĺ Scheck-Wechsel-
Übungsfirma  –  Modell eines Wirt- Verfahren genannt). Gleichzeitig akzep-
schaftsbetriebs, in dem kaufmännische tiert der Käufer einen vom Lieferanten
Auszubildende als Lernort praktische Er- ausgestellten Wechsel, den dieser bei der
fahrungen im administrativ-verwalten- Bank zum Diskont einreicht und schafft
den Bereich machen können, wobei die sich so die notwendige Liquidität zur Be-
technisch-exekutiven Prozesse (Produk- zahlung der Ware. Der ĺ  Diskontkredit
tion, Waren- und Geldverkehr) nur si- ist im Vergleich zum ĺ  Lieferantenkre-
muliert werden. Die Übungsfirma ist eine dit günstiger.
553 Umsatzkostenverfahren

Umlageverfahren  –  Verfahren zur Fi- Umsatzergebnis ĺ  Umsatzkostenver-


nanzierung von Leistungen der ĺ  So- fahren.
zialversicherungen. Die Versicherungs- Umsatzerlös  –  erster Ertragsposten in
beiträge werden so bemessen, dass sie der der ĺ  Gewinn- und Verlustrech-
die innerhalb des betreffenden Zeit- nung (GuV) von ĺ  Kapitalgesellschaf-
raums geplanten Ausgaben (einschließ- ten. Erlöse im Rahmen des gewöhnlichen
lich der Verwaltungsausgaben und ab- Geschäftsverkehrs nach Abzug von Erlös-
züglich gesetzlicher Staatszuschüsse) de- schmälerungen und Umsatzsteuer.
cken. Das Umlageverfahren wird im
Umsatzkosten ĺ  Umsatzkostenverfah-
deutschen Sozialversicherungssystem an-
ren.
gewandt.  –  Gegensatz:  Anwartschaftsde-
ckungsverfahren (ĺ Kapitaldeckungsver- Umsatzkostenverfahren – 1. Begriff: Ge-
fahren). staltungsform der Erfolgsrechnung, in
der die ĺ  Kosten bzw. ĺ  Aufwendun-
Umlaufmarkt ĺ Sekundärmarkt. gen der zur Erzielung der ĺ  Umsatzer-
Umlaufrendite ĺ  Rendite festverzinsli- löse erbrachten Leistungen (Umsatzkos-
cher, im Umlauf befindlicher ĺ Wertpa- ten) den Umsatzerlösen gegenübergestellt
piere. Die  Umlaufrendite liegt meist ge- werden. Anders: ĺ  Gesamtkostenver-
ringfügig über der Rendite neu emittierter fahren.  –  2.  Kostenrechnung: Zweck ist
festverzinslicher Wertpapiere (Emissions- die Ermittlung des „umgesetzten“ Be-
rendite). triebsergebnisses (Umsatzergebnis) un-
ter Ausschaltung derjenigen Faktoren, die
Umlaufvermögen  –  Betriebskapital. Be- Bestimmungsgrößen eines evtl. betriebs-
griff aus dem Handelsrecht für Vermö- fremden oder neutralen Ergebnisses wer-
gensgegenstände, die nicht dazu bestimmt den könnten. – Verfahrenschema:
sind, dem Geschäftsbetrieb dauerhaft zu
dienen, und nicht Posten der ĺ  Rech-
nungsabgrenzung sind. Zum  Umlauf-
vermögen zählen v.a. Vorräte, Forde-
rungen, Kassenbestände, Bankgutha-
ben und Wertpapiere. – In der ĺ Bilanz
ist das  Umlaufvermögen gesondert auf
der linken Seite (Aktivseite) auszuwei-
sen (ĺ  Aktiva). Die Bewertung erfolgt  
zum ĺ Niederstwertprinzip. – Gegensatz:
3.  Jahresabschluss: Im ĺ  Jahresabschluss
ĺ Anlagevermögen.
von Kapitalgesellschaften ist das Umsatz-
Umsatz  –  Summe der in einer Periode kostenverfahren im Rahmen der nach
verkauften, zu ihren jeweiligen Verkaufs- der Staffelform aufzustellenden ĺ  Ge-
preisen bewerteten Leistungen (Produkte, winn- und Verlustrechnung (GuV) nach
Dienstleistungen) eines Unternehmens dem ĺ  Handelsgesetzbuch ebenso zu-
(einschließlich Umsatzsteuer: Bruttoum- lässig wie das ĺ  Gesamtkostenverfah-
satz, abzüglich Umsatzsteuer: Nettoum- ren. Auch nach den International Fi-
satz)). – Anders: ĺ Absatz, ĺ Erlös. nancial Reporting Standards (IFRS) ist
Umsatzrabatt 554

das  Umsatzkostenverfahren zulässig. da die  Umsatzsteuer über die Preise auf


Die United States Accepted Accounting den Kunden abgewälzt wird (ĺ  indi-
Principles (US-GAAP) schreiben sogar rekte Steuern). Dies entspricht auch der
das  Umsatzkostenverfahren vor.  –  Zur Zielsetzung, da der Konsum als Indika-
Gliederung der GuV beim Umsatzkosten- tor für die ĺ  Leistungsfähigkeitsprinzip
verfahren vgl. auch Abb. „Umsatzkosten- (ability to pay) besteuert werden soll. Der
verfahren – Gliederung der GuV“. normale Steuersatz beträgt in Deutsch-
land derzeit 19 %, der ermäßigte Steuer-
satz (z. B. für Lebensmittel und Bücher)
beträgt 7 %. – 2. Steuerverfahren: Interna-
tional überwiegend und auch in Deutsch-
land praktiziert wird die nicht kumulative
Allphasenumsatzsteuer. Jedes Unterneh-
men kann i.d.R. die Umsatzsteuer, die in
den von ihm bezogenen Vorprodukten
und Vorleistungen enthalten ist, von sei-
ner eigenen Umsatzsteuerschuld als sog.
Vorsteuer abziehen. Durch den Vorsteu-
erabzug wird erreicht, dass jeder Umsatz
nur einmal mit der Umsatzsteuer belastet
wird. Dadurch wird dann zwar auf jeder
Stufe Umsatzsteuer erhoben, bleibt jedoch
nur bei Umsatzsteuer mit dem Letztver-
braucher endgültig bestehen. Eine Steuer-
kumulation (Steuer von der Steuer) wird
vermieden. Die Umsatzsteuer ist eine Jah-
ressteuer, es sind aber während des Jah-
res (monatlich oder vierteljährlich) beim
Umsatzrabatt ĺ Rabatt. ĺ Finanzamt eine ĺ Umsatzsteuer-Vor-
Umsatzrendite ĺ Umsatzrentabilität. anmeldung einzureichen und Vorauszah-
lungen zu leisten.  –  Im grenzüberschrei-
Umsatzrentabilität – Umsatzrendite; be-
tenden Rahmen folgt die  Umsatzsteuer
triebswirtschaftliche Kennzahl zur Beur-
dem ĺ Bestimmungslandprinzip, d.h. es
teilung des wirtschaftlichen Erfolgs eines
bekommt jeweils das Land das Recht zur
Unternehmens. Die Umsatzrentabilität ist
Besteuerung der Umsätze, in dem der
das Verhältnis von ĺ Gewinn zu ĺ Um-
Konsum letztendlich stattfindet.
satz. – Vgl. auch ĺ Rentabilität.
Umsatzsteuer  –  1.  Begriff: Steuer auf Umsatzsteuer-Identifikationsnum-
den ĺ  Umsatz eines Unternehmens. mer –  USt-IDNr., Kennnummer, die von
Umsatzsteuerpflichtig sind Unterneh- jedem EU-Staat zur Identifizierung einer
mer mit Ausnahme von ĺ  Kleinunter- umsatzsteuerpflichtigen Person im in-
nehmern. Die  Umsatzsteuer wird je- nergemeinschaftlichen Warenverkehr ver-
doch i.d.R. von den Käufern getragen, geben wird. Sie dient zur Kontrolle der
555 Umwelt

korrekten Behandlung von innergemein- Umsatzsteuervorauszahlung ĺ  Um-


schaftlichen Umsätzen durch die be- satzsteuer-Voranmeldung.
teiligten Personen (korrekte Erwerbs-
besteuerung, Steuerbefreiung für die Umsatzsteuervorwegausgleich ĺ Län-
innergemeinschaftliche Lieferung). derfinanzausgleich.
Die  Umsatzsteuer-Identifikationsnum- Umschlagsdauer ĺ Lagerumschlag.
mer wird auf schriftlichen Antrag vom
ĺ Bundeszentralamt für Steuern an um- Umschlagshäufigkeit ĺ  Lagerum-
satzsteuerlich registrierte Unterneh- schlag.
men erteilt. Seit 2010 wird die  Umsatz- Umschuldung – Umstrukturierung fälli-
steuer-Identifikationsnummer auch bei ger ĺ Verbindlichkeiten bei Zahlungsun-
Erbringung und Einkauf von innerge- fähigkeit des ĺ Schuldners. Im Rahmen
meinschaftlichen Dienstleistungen ver- einer Umschuldung können (1) längere
langt.  –  Die  Umsatzsteuer-Identifikati- Fälligkeiten, (2) niedrigere Zinsen oder
onsnummer wird zusätzlich zur ĺ Steu- (3) tilgungsfreie Zeiten vereinbart wer-
er-Identifikationsnummer vergeben. den. Umschuldungen können auf privat-
wirtschaftlicher Ebene ebenso stattfinden
Umsatzsteuerveranlagung ĺ  Umsatz- wie zwischenstaatlich.
steuer-Voranmeldung.
Umverteilung ĺ Verteilungspolitik.
Umsatzsteuer-Voranmeldung – Steuer-
Umwandlung  –  Änderung der ĺ
erklärung des umsatzpflichtigen Unter-
Rechtsform eines Unternehmens ohne
nehmers über die der ĺ  Umsatzsteuer
Liquidation mit Herbeiführung einer
unterliegenden Tatbestände im Voran-
Gesamtrechtsnachfolge. Zu unterschei-
meldungszeitraum (grundsätzlich viertel-
den sind: (1) formwechselnde Umwand-
jährlich, regelmäßig Kalendermonat). Sie
lung: Wechsel nur der Rechtsform. (2)
muss bis zum zehnten Tag nach Ablauf
verschmelzende Umwandlung: Übertra-
jedes Voranmeldungszeitraums beim Fi-
gung der Vermögenswerte und Schulden
nanzamt eingereicht werden. In der Um-
auf ein anderes bereits bestehendes Unter-
satzsteuer-Voranmeldung errechnet der
nehmen (ĺ Fusion). – Die Umwandlung
Unternehmer die Umsatzsteuerzahllast
ist im Umwandlungsgesetz (UmwG) ge-
oder Umsatzsteuervorauszahlung bzw.
regelt.
Umsatzsteuererstattung selbst. Darüber-
hinaus ist für das abgelaufene Kalender- Umwelt  –  Umgebung eines Systems
jahr eine Umsatzsteuererklärung abzuge- oder einer Lebenseinheit,  die mit die-
ben. Im Rahmen der Umsatzsteuerveran- ser in wechselseitiger Beziehung steht.
lagung wird die tatsächlich entstandene Grundsätzliche Unterscheidung der Um-
Umsatzsteuer mit der ĺ  Vorauszahlung welt des Menschen in natürliche  Umwelt
verrechnet. Die Umsatzsteuer-Voranmel- (Ökosphäre) und künstliche Umwelt (So-
dung ist heute im Regelfall durch Daten- zio- und Technosphäre). Unternehmens-
fernübertragung abzugeben, die Abgabe umwelt: technische, wirtschaftliche, ge-
in Papierform wird nur auf Antrag in sellschaftliche, politische und natürliche
Härtefällen erlaubt. Umwelt.
Umweltabgabe 556

Umweltabgabe ĺ  Abgabe, die für die Umweltbelastung ĺ  Emission von


Nutzung der natürlichen ĺ Umwelt und Schadstoffen in die natürliche ĺ Umwelt,
ĺ natürlichen Ressourcen erhoben wird. die nach dem ĺ Vorsorgeprinzip und der
Durch eine Umweltabgabe wird der Ver- Internalisierung ĺ  externer Effekte zur
ursacher der Umweltschäden belastet Vermeidung von Umweltschäden mög-
(ĺ Verursacherprinzip). Um Abgaben zu lichst vermieden werden soll.
vermeiden, muss er ĺ  Umweltbelastun- Umweltbetriebsprüfung ĺ Ökoaudit.
gen verhindern und sich umweltgerech-
ter verhalten. Problematisch an einer Um- Umweltbilanz ĺ Ökobilanz.
weltabgabe sind die Festsetzung der Ab- Umweltgebühr  –  Form der ĺ  Um-
gabenhöhe und die Berücksichtigung der weltabgabe. ĺ  Gebühr, die für die Nut-
unterschiedlichen regionalen Umwelt- zung der natürlichen ĺ  Umwelt und
schutzerfordernisse. – Vgl. auch ĺ Öko- ĺ  natürlichen Ressourcen zu entrichten
steuer, ĺ  Umweltbeitrag, ĺ  Umweltge- ist.  Umweltgebühren werden v.a. zur Fi-
bühr. nanzierung von Entsorgungsleistungen
Umweltaudit ĺ Ökoaudit. eingesetzt, z. B. bei der Abwasser- und Ab-
fallentsorgung.
Umweltauflage  –  Instrument der
ĺ  Umweltpolitik: Umweltauflagen sind Umwelthaftpflichtversicherung – Son-
Ge- oder Verbote in Form einer direkten derform der Betriebshaftpflichtversiche-
umweltbezogenen Verhaltensvorschrift. rung für das Risiko (ĺ Wagnis), das ins-
Zu unterscheiden sind: (1) Emissionsauf- bes. von bestimmten umweltgefährden-
lage: Grenzwerte für den Schadstoffaus- den Anlagen (Anlagerisiko), aber auch
stoß. (2) Auflage für Produktionsprozesse: vom Betrieb allg. (Basisrisiko) ausgeht.
Gebote zur Verwendung z. B. bestimm- Auch das Produktrisiko für die Lieferung
ter Rohstoffe und Vorschriften bezüglich oder Planung umweltgefährdender An-
der anzuwendenden Technologien bei lagen(-teile) kann versichert werden (Re-
Anlagen (Prozessnormen). (3) Produkti- gressrisiko). Zu den versicherten Risiken
onsauflage: z. B. Begrenzung der Produk- zählen v.a. Gewässerbeeinträchtigungen,
tionsmengen, Produktionseinstellung in Abwässeranlagen- und Einwirkungsri-
Notfällen und Ansiedlungsverbote.  –  In siken sowie Schäden aus Umwelteinwir-
Deutschland werden  Umweltauflagen kungen aus Anlagen, die der ĺ Umwelt-
häufig eingesetzt.  Sie sind der Öffent- haftung nach dem Umwelthaftungsgesetz
lichkeit relativ leicht verständlich zu ma- (UmweltHG) unterliegen.
chen,  einfach durchsetzbar und kontrol- Umwelthaftung  –  Haftung einer natür-
lierbar. lichen oder juristischen Person für Um-
Umweltbeitrag  –  Form der ĺ  Umwel- weltschäden: 1. Umwelthaftung nach dem
tabgabe. ĺ  Beitrag, durch den die Auf- Umwelthaftungsgesetz (UmweltHG): Da-
wendungen der ĺ öffentlichen Hand für nach haftet der Betreiber einer Anlage,
die Errichtung, Bereitstellung und Unter- wenn durch Umwelteinwirkungen (z. B.
haltung von Versorgungs- und Entsor- durch Stoffe, Gase, Dämpfe, die sich in
gungseinrichtungen an die Benutzer wei- Boden, Luft, Wasser oder anderen Trägern
tergegeben werden. ausgebreitet haben) aus seiner Anlage ein
557 Umweltzeichen

Körper-, Sach- oder Vermögensscha- Umweltschadensversicherung  –  Ge-


den Dritter entstanden ist (ĺ  Gefähr- genstand der  Umweltschadensversiche-
dungshaftung).  –  Vgl. auch ĺ  Umwelt- rung ist die ĺ  Umwelthaftung beruflich
haftpflichtversicherung.  –  2.  Umwelt- Tätiger nach dem Umweltschadensge-
haftung nach dem Umweltschadensgesetz setz (USchadG) von 2007. Im Falle eines
(USchadG): öffentlich-rechtliche ĺ  Ge- Schadens an einer ĺ  natürlichen Res-
fährdungshaftung und ĺ  Verschuldens- source (geschützte Pflanzen- und Tier-
haftung von beruflich Tätigen für Um- arten und deren Lebensräume, Gewässer
weltschäden an ĺ  natürlichen Ressour- und Böden) verlangt die zuständige Be-
cen (Pflanzen- und Tierarten und deren hörde von dem Verantwortlichen auf öf-
Lebensraum, Boden und Wasser) mit der fentlich-rechtlicher Grundlage die Durch-
Verpflichtung zur Übernahme der Sanie- führung der im UschadG festgelegten
rungskosten. – Vgl. ĺ Umweltschadens- Sanierungsmaßnahmen auf dessen Kos-
versicherung. ten (ĺ  Verursacherprinzip). Für be-
stimmte berufliche Tätigkeiten sieht das
Umweltlizenz ĺ Umweltzertifikat. Gesetz eine verschuldensunabhängige
ĺ  Gefährdungshaftung, für andere eine
Umweltmedien  –  Elemente (Subsys- ĺ  Verschuldenshaftung für (versicher-
teme) der natürlichen ĺ  Umwelt, die bare) fahrlässiges oder (nicht versicher-
Lebensraum für Organismen abgeben bare) vorsätzliches Handeln.  –  Die Um-
(ĺ  Ökosystem): (1) Atmosphäre (Luft), weltschadensversicherung bietet zunächst
(2) Hydrosphäre (Wasser) und (3) Li- eine Grunddeckung für Schäden außer-
thosphäre (Boden).  Umweltmedien sind halb des eigenen Grundstücks (jedoch
Objekte der ĺ Umweltbelastung. ĺ Um- unter Ausschluss von Grundwasserschä-
weltschutz ist daher weitgehend Schutz den) an. Ergänzend kann eine Deckungs-
der Umweltmedien vor Belastungen. erweiterung auf Umweltschäden am Was-
ser (Baustein 1) und am Boden (Baustein
Umweltpolitik  –  staatliche Maßnahmen 2) beantragt werden.  –  Anders: ĺ  Um-
zur Sicherung und Erhaltung der ĺ Um- welthaftpflichtversicherung.
weltmedien als natürlicher Lebensgrund- Umweltschutz  –  zusammenfassende
lage (ĺ  Umweltschutz). Ziel der  Um- Bezeichnung für alle Bestrebungen und
weltpolitik ist es, die Umweltqualität zu Maßnahmen, die ĺ  Umweltmedien als
verbessern, Umweltbelastungen zu ver- natürliche Lebensgrundlage des Men-
ringern sowie die natürliche ĺ  Umwelt schen zu erhalten. Staatliche Umwelt-
zu schonen. Wichtigste Grundprinzipien schutzmaßnahmen sind Teil der ĺ Um-
der Umweltpolitik sind das ĺ Vorsorge- weltpolitik.
prinzip und ĺ Verursacherprinzip. – Aus
ökonomischer Sicht dient die Umweltpo- Umweltsteuer ĺ Ökosteuer, ĺ Umwel-
litik hauptsächlich der Internalisierung tabgabe.
ĺ externer Effekte. – Zu den Instrumen- Umweltzeichen  –  Auszeichnung für
ten der Umweltpolitik zählen v.a. ĺ Um- umweltfreundliche Produkte. Ziel ist es,
weltauflagen, ĺ Umweltabgaben, ĺ Um- durch  Umweltzeichen das Umweltbe-
welthaftung und ĺ Umweltzertifikate. wusstsein, aber v.a. auch die Nachfrage
Umweltzertifikat 558

nach umweltfreundlichen Produkten zu Körperschaften, Personenvereinigun-


fördern. Umweltfreundliche Produkte gen und Vermögensmassen, die ihren Sitz
werden mit dem sog. Blauen Umwelten- oder ihre Geschäftsleitung im Inland ha-
gel (Umweltemblem der Vereinten Natio- ben. Einschränkungen der unbeschränk-
nen) versehen. ten Steuerpflicht können sich aus den
Doppelbesteuerungsabkommen ergeben
Umweltzertifikat  –  Umweltlizenz, Emis-
(ĺ  Doppelbesteuerung).  –  Gegensatz:
sionszertifikat. Verbrieftes Nutzungsrecht
ĺ beschränkte Steuerpflicht.
an natürlichen Ressourcen. Aufgrund ei-
nes  Umweltzertifikats hat der Inhaber unbestellte Lieferung – Zusendung von
das Recht, eine vorgegebene Schadstoff- ĺ Waren, die der Empfänger ohne Bestel-
menge in einer bestimmten Region in die lung erhält. Durch die Annahme der Ware
Umwelt abzugeben (Emissionsrecht). Es kommt kein ĺ  Kaufvertrag zustande.
werden zunächst Höchstgrenzen für den Dies gilt auch dann, wenn der Empfän-
Schadstoffausstoß festgelegt. Entspre- ger nicht reagiert, die Ware nicht ablehnt
chend dieser Obergrenzen werden dann oder nicht zurücksendet. Der Empfänger
sog. Emissionsrechte durch Versteige- kann die Leistung unentgeltlich ge- oder
rung (Auktionsverfahren) oder durch Ver- verbrauchen.
gabe an jedes Unternehmen im Ausmaße UNCTAD  –  Abk. für United Nations
der bisherigen Emissionen (Grandfathe- Conference on Trade and Development,
ring oder Senioritätsprinzip) zugeteilt. ĺ Konferenz der Vereinten Nationen für
Die Emissionsrechte können in Form von Handel und Entwicklung.
Urkunden gehandelt werden. Sind we-
Underlying ĺ Basiswert.
niger Zertifikate vorhanden als nachge-
fragt, bildet sich ein Preis, über den eine Und-Konto ĺ Gemeinschaftskonto.
wirksame Verteilung des Umweltschut- unechte Gemeinkosten ĺ Gemeinkos-
zes erfolgt. – Seit 2005 gibt es in Deutsch- ten, die theoretisch zwar direkt als ĺ Ein-
land einen Handel mit CO2-Zertifikaten zelkosten auf die Kostenträger oder Kos-
(ĺ Emissionshandel). tenstellen zugerechnet werden könn-
UN  –  Abk. für United Nations (ĺ  Ver- ten, aber aus Wirtschaftlichkeitsgründen
einte Nationen). mit Hilfe von Gemeinkostenschlüsseln
verrechnet werden, z. B. Stromkosten,
Unbedenklichkeitsbescheinigung ĺ Schmiermittelkosten. Unechte Gemein-
Grunderwerbsteuer. kosten sind wegen ihres variablen Cha-
unbeschränkte Steuerpflicht  –  Steuer- rakters grundsätzlich bei der Berechnung
pflicht, die sich auf das gesamte ĺ  Ein- der ĺ Deckungsbeiträge zu berücksichti-
kommen und ĺ  Vermögen erstreckt, gen. – Gegensatz: echte ĺ Gemeinkosten.
also auch auf Einkommen aus dem uneinbringliche Forderung ĺ  Forde-
Ausland und Vermögen im Ausland. rung, die endgültig als verloren anzusehen
Eine  unbeschränkte Steuerpflicht be- ist. Dies ist z. B. bei einer ĺ Insolvenz des
steht für alle Personen, die ihren Wohn- ĺ Schuldners der Fall. Eine uneinbringli-
sitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort che Forderung ist in voller Höhe oder auf
im Inland haben. Sie gilt außerdem für einen Erinnerungswert abzuschreiben
559 Unionsbürgerschaft

(ĺ  Abschreibung), die ĺ  Umsatzsteuer ĺ Unfallkassen der öffentlichen Hand so-


zu korrigieren. wie die Feuerwehr-Unfallkassen. – Die Fi-
nanzierung erfolgt über Beiträge, die allein
unentgeltliche Wertabgaben  –  frü-
vom Arbeitgeber gezahlt werden. – 2. Pri-
her Eigenverbrauch und Gesellschafterver-
vate Unfallversicherung: Durch die Unfall-
brauch. Begriff aus dem Umsatzsteuer-
versicherung kann eine Erwerbsunfähig-
recht für bestimmte Vorgänge, bei de-
keit durch einen Unfall versichert und im
nen ĺ  Lieferungen oder ĺ  Leistungen
Todesfall eine Renten- oder Kapitalzah-
zwar nicht vorliegen, aber dennoch eine
lung an Hinterbliebene gewährleistet wer-
ĺ  Umsatzsteuer erhoben werden soll,
den.
um Manipulationen zulasten des Steuer-
aufkommens auszuschließen. Daher wer- unfertiges Erzeugnis  –  Halberzeugnis,
den unentgeltliche Wertabgaben fiktiv ei- Zwischenerzeugnis. Be- oder verarbei-
ner Leistung/Lieferung gleichgestellt, als tete Stoffe, deren Produktion jedoch noch
Ersatz für das Entgelt dient die Mindest- nicht beendet ist. Sie sind noch nicht ver-
bemessungsgrundlage, d.h die Kosten der kaufsfähig. Es kann sich auch um eine un-
Lieferung bzw. Leistung. fertige Dienstleistung handeln.  –  In der
ĺ  Bilanz sind  unfertige Erzeugnisse als
unerlaubte Handlung ĺ Delikt. ĺ  Umlaufvermögen auszuweisen. Sie
Unfallkassen  –  Träger der gesetzlichen sind zu ihren ĺ  Herstellungskosten zu
ĺ  Unfallversicherung der ĺ  öffentli- bewerten.  –  Gegensatz: ĺ  Fertigerzeug-
chen Hand, eine in jedem Bundesland, nis.
drei bundesweite Unfallkassen und die unfrei ĺ Versandklauseln.
Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung
(DGUV) als Spitzenverband. ungewisse Verbindlichkeit ĺ Verbind-
lichkeit, deren Höhe oder Fälligkeit noch
Unfallversicherung – 1.  Gesetzliche Un- nicht feststeht. Ungewisse Verbindlichkei-
fallversicherung: Zweig der ĺ  Sozial- ten sind z. B. die Gerichtskosten für einen
versicherung, geregelt im siebten ĺ  So- schwebenden Prozess.  –  Für  ungewisse
zialgesetzbuch (SGB VII). Die gesetzli- Verbindlichkeiten müssen ĺ  Rückstel-
che  Unfallversicherung hat die Aufgabe, lungen gebildet werden.
den Versicherten bei einem Arbeitsun-
fall oder einer Berufskrankheit soziale Unifizierung ĺ Konsolidierung.
Leistungen zu gewähren, aber diese auch Unionsbürgerschaft  –  Unionsbürger
mit allen geeigneten Mitteln zu verhü- ist jeder, der Staatsbürger eines der Mit-
ten. Versichert sind Arbeitnehmer und gliedsstaaten der ĺ Europäischen Union
sonstige Personen wie z. B. Heimarbei- (EU) ist. Die Unionsbürgerschaft gilt ne-
ter.  –  Leistungen der  Unfallversicherung ben der nationalen Staatsbürgerschaft.
sind Heilbehandlung, Berufshilfe, ergän- Für einen Unionsbürger gilt die Niederlas-
zende Leistungen (z. B. Haushaltshilfe), sungsfreiheit. Ein Unionsbürger kann bei
Verletztengeld, Übergangsgeld, Verletz- den Kommunalwahlen in dem Mitglieds-
tenrente, Sterbegeld, Hinterbliebenen- staat, in dem er seinen Wohnsitz hat, das
rente und Überbrückungshilfe.  –  Träger aktive und passive Wahlrecht ausüben.
sind die ĺ  Berufgenossenschaften, die Er hat das Petitionsrecht gegenüber dem
Unique Selling Proposition (USP) 560

ĺ  Europäischen Parlament. Außerdem Universalbank ĺ Bank, die alle oder zu-


genießt er im Hoheitsgebiet eines Dritt- mindest einen überwiegenden Teil der
staates diplomatischen und konsularischen ĺ  Bankgeschäfte i.S.d. Kreditwesenge-
Schutz durch alle dort vertretenen Mit- setzes (KWG) betreibt.  Universalbank
gliedsstaaten. betreiben v.a. das Einlagen-, Kredit- und
Wertpapiergeschäft. –  Gegensatz: ĺ Spe-
Unique Selling Proposition zialbank.
(USP)  –  Unique Value Proposition. Be-
griff aus dem ĺ Marketing. Der USP ist unlautere geschäftliche Handlungen
das Herausstellen des bes. Nutzens eines ĺ unlauterer Wettbewerb.
Produkts oder einer Dienstleistung in der unlauterer Wettbewerb  –  Begriff aus
Werbung (einzigartiges Verkaufsverspre- dem Wettbewerbsrecht. Unlauterer Wett-
chen). Auf diese Weise soll deutlich ge- bewerb manifestiert sich nach neuer Ter-
macht werden, worin sich das Produkt minologie durch unlautere geschäftliche
oder die Dienstleistung von den Konkur- Handlungen. Sie sind unzulässig, wenn
renzangeboten abhebt. V.a. soll mit Hilfe sie geeignet sind, die Interessen von Mit-
des USP der Verbraucher vom Produkt bewerbern, Verbrauchern und sonstigen
oder von der Dienstleistung überzeugt Marktteilnehmern spürbar zu beeinträch-
und zum Kauf angeregt werden. tigen. Das Gesetz gegen den unlauteren
Wettbewerb (UWG) führt die in die-
Unique Value Proposition ĺ  Unique sem Sinn unzulässige Handlungen sowie
Selling Proposition (USP). zahlreiche Fallbeispiele auf, u.a. folgende
United States Generally Accepted Verstöße: (1) irreführende geschäftliche
Accounting Principles (US-GAAP)  – Handlungen, (2) vergleichende Werbung,
US-amerikanische Bilanzierungsvor- (3) unzumutbare Belästigungen, ins-
schriften. Die US-GAAP bestehen aus bes. durch Werbung, (4) unwahre Anga-
zahlreichen Einzelfallregelungen. Be- ben und das Erwecken eines unzutreffen-
standteile der Rechnungslegung nach US- den Eindrucks. – Bei Verstößen gegen das
GAAP sind: (1) Balance Sheet (ĺ Bilanz), UWG können eine Beseitigung oder Un-
(2) Statement of Income (ĺ Gewinn- und terlassung der unzulässigen Handlungen
Verlustrechnung (GuV)), (3) Statement (ĺ  Unterlassungserklärung), ĺ  Scha-
of Cashflows (ĺ  Kapitalflussrechnung), densersatz oder Gewinnabschöpfung zu-
(4) Statement of Changes in Stakeholders gunsten des Bundeshaushalts verlangt
Equity (Eigenkapitalverwendungsrech- werden. Außerdem können Freiheitsstra-
nung), (5) Notes of Financial Statements fen bis zu drei Jahren verhängt und Ord-
(Angabepflichten zur Bilanzierungspoli- nungswidrigkeiten mit einer Geldbuße
tik). – Die US-GAAP werden vom ĺ Fi- bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
nancial Accounting Standards Board Unmöglichkeit  –  Begriff aus dem
(FASB) erlassen. Die amerikanischen Be- ĺ  Bürgerlichen Recht. Bezeichnung für
rufsorganisationen haben jedoch einen ein Ereignis, das den ĺ  Schuldner hin-
maßgeblichen Einfluss auf die inhaltliche dert, vertraglich vereinbarte Leistung zu
Entwicklung. – Vgl. auch ĺ International erbringen. Es entpflichtet den Schuld-
Accounting Standards Board (IASB). ner von seiner Leistungspflicht. In diesem
561 Unternehmensbewertung

Fall muss der Käufer den Kaufpreis nicht Durch Unterbewertung entstehen ĺ stille
zahlen oder ein bereits gezahlter Kauf- Rücklagen. Wird durch vorsätzliche  Un-
preis muss an ihn zurückerstattet wer- terbewertung die Vermögens- und Er-
den.  –  Ist die  Unmöglichkeit durch den tragslage einer ĺ Aktiengesellschaft (AG)
Schuldner zu vertreten, stellt sie eine oder ĺ  Gesellschaft mit beschränkter
ĺ Nichtleistung dar. Dies bedeutet, dass Haftung (GmbH) unrichtig wiedergege-
der ĺ Gläubiger den Ersatz des Schadens ben oder verschleiert, ist der ĺ Jahresab-
(ĺ  Schadensersatz) und des entstande- schluss nichtig.  –  Gegensatz: ĺ  Überbe-
nen Aufwands fordern und vom Vertrag wertung.
zurücktreten kann. Unterlassungserklärung  –  schriftliche
Unpfändbarkeit  –  Begriff aus dem Erklärung, eine bestimmte Handlung zu
Zwangsvollstreckungsrecht.  Unpfänd- unterlassen. Eine Unterlassungserklärung
barkeit bedeutet, dass bestimmte Gegen- erfolgt i.d.R. nach einer ĺ  Abmahnung.
stände des Schuldners zur Vermeidung Durch die  Unterlassungserklärung wird
der ĺ  Kahlpfändung nicht gepfändet ein Streitfall außergerichtlich beigelegt.
werden dürfen (ĺ  Pfändung).  –  1.  Un- Unternehmen ĺ Unternehmung.
pfändbare Sachen: (1) Gegenstände, die
dem persönlichen Gebrauch oder dem Unternehmensberatung ĺ Consulting.
Haushalt dienen, z. B. Kleider, Hausrat. Unternehmensbesteuerung – Bezeich-
(2) Nahrungs- und Feuerungsvorräte für nung für alle Steuerarten, denen Unter-
die nächsten vier Wochen oder der zur nehmen jeglicher Rechtsform (auch „Un-
Beschaffung solcher Vorräte erforderli- ternehmen“ der freiberuflichen Tätig-
che Geldbetrag. (3) Alle zur Fortsetzung keit) unterliegen. – In Deutschland besteht
der Erwerbstätigkeit notwendigen Sa- mit der gleichzeitig erhobenen ĺ  Ein-
chen (Arbeitsgeräte). – 2.  Unpfändbarkeit kommensteuer für die Einzel- und Per-
von Forderungen: Bei der ĺ  Lohnpfän- sonengesellschaftsunternehmen und der
dung sind bestimmte Beträge unpfänd- ĺ  Körperschaftsteuer für Kapitalgesell-
bar. Miet- und Pachtzinsen sind nur dann schaften und andere juristische Personen
pfändbar, wenn sie den Betrag der not- eine „dualistische“ Unternehmensbesteu-
wendigen Belastungen (Tilgung, Hypo- erung. Dadurch ist sie rechtsformneut-
thekenzinsen) und den erforderlichen In- ral und in bestimmten Fällen wegen der
standsetzungsaufwand übersteigen. Un- Steuersatzunterschiede bei der ĺ  Ein-
pfändbar sind auch Forderungen aus dem kommensteuer und ĺ  Körperschaft-
Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse, steuer zwischen Unternehmen gleichen
soweit die Einkünfte zur Aufrechterhal- Ertrags oder Gewinns – jedoch unter-
tung einer geordneten Wirtschaftsfüh- schiedlicher Gesellschafterzahl – nicht
rung unentbehrlich sind. – Entscheidung wettbewerbsneutral.
über die Unpfändbarkeit obliegt auf Erin-
Unternehmensbewertung  –  Un-
nerung dem Vollstreckungsgericht.
ternehmungsbewertung. Bezeich-
Unterbewertung  –  bilanzieller Wertan- nung für die Verfahren zur Werter-
satz von Vermögensgegenständen un- mittlung eines Unternehmens als Gan-
ter dem rechtlich zulässigen Wert. zes (sog. Unternehmenswert). Für
Unternehmensergebnis 562

die  Unternehmensbewertung lassen sich Unternehmenskonzentration  –  1.  Be-


unregelmäßige Anlässe (z. B. Kauf und griff: Zustand bzw. Prozess der Konzen-
Verkauf von Unternehmen(steilen), Ein- tration hinsichtlich der Unternehmens-
tritt oder Austritt von Gesellschaftern) zahl und der relativen Unternehmens-
oder regelmäßige Anlässe (Unterneh- größe.  –  2.  Konzentrationsarten: a)
mensbewertung als periodisches Rechen- absolute Konzentration (1) als Zustand
werk z. B. im Rahmen der wertorientier- liegt vor, wenn die tatsächliche Unter-
ten Unternehmensführung) unterschei- nehmenszahl kleiner ist als eine „ge-
den. Es werden v.a. folgende Verfahren im wünschte“ Zahl, (2) als Prozess, wenn die
Rahmen der  Unternehmensbewertung absolute Unternehmenszahl im Zeitver-
angewandt: (1) Ertragswertverfahren: Die- gleich abnimmt. b) relative Konzentration
ses Verfahren berücksichtigt bei der Un- (1) als Zustand ist gegeben, wenn die Un-
ternehmensbewertung die zukünftige Un- ternehmensgrößen ungleich verteilt sind,
ternehmensentwicklung, indem zukünf- (2) als Prozess, wenn die Ungleichvertei-
tige Zahlungsüberschüsse abdiskontiert lung zunimmt. – 3.  Wettbewerbspolitische
werden (Discounted Cash Flow-Methode, Bedeutung: Diese Konzentrationsbegriffe
ĺ  Ertragswert). (2) Substanzwertverfah- sind für die Wettbewerbspolitik nur im
ren: Die Grundlage dieses Verfahrens bil- Marktzusammenhang relevant, da Wett-
den die Wiederbeschaffungswerte der bewerb ex definitione eine horizontale
einzelnen Vermögensgegenstände Marktbeziehung entweder auf der An-
(ĺ  Substanzwert). (3) Liquidationswert- bieter- oder Nachfragerseite darstellt, d.h.
verfahren: Unter dem Liquidationswert es kommt auf die Zahl der Marktteilneh-
versteht man den Betrag, den der bishe- mer und deren relative Größe an, wettbe-
rige Eigentümer bei dem Verkauf aller werbsrechtlich gemessen an deren Markt-
einzelnen Vermögenswerte (nach Beglei- anteil als Indiz für ihre Marktmacht. So
chung der Schulden) erzielen könnte. (4) wird ĺ Marktbeherrschung (als Voraus-
Marktwertverfahren: Die marktorientier- setzung für die ĺ  Missbrauchsaufsicht)
ten Bewertungsverfahren versuchen den entscheidend durch Marktanteilskriterien
Verkehrswert aus am Markt tatsächlich mitdefiniert, die einen bestimmten Grad
gezahlten Preisen abzuleiten. an relativer Konzentration überschrei-
ten. Analoges gilt für die ĺ Zusammen-
Unternehmensergebnis ĺ  Betriebser- schlusskontrolle, die einerseits die Markt-
gebnis. beherrschungskriterien als Untersagungs-
Unternehmensformen ĺ  Rechtsfor- grund heranzieht, andererseits an dem
men. Tatbestand der absoluten Konzentration
als Prozess ansetzt. Denn jeder ĺ Unter-
Unternehmensforschung ĺ  Opera- nehmenszusammenschluss i.S.d. Zusam-
tions Research (OR). menschlusskontrolle bedeutet (ceteris pa-
ribus) die Abnahme der Zahl selbstständi-
Unternehmensführung ĺ  Manage-
ger Marktteilnehmer bzw. Wettbewerber.
ment.
Unternehmensgründung ĺ  Grün- Unternehmenskultur  –  Corporate Cul-
dung. ture. Gemeinsame Werte, Normen und
563 Unternehmensregister

Einstellungen, welche die Entscheidun- Ganzes gegenüber den Anspruchsgrup-


gen, Handlungen und das Verhalten der pen (ĺ Stakeholder) verfolgten Ziele und
Unternehmensführung und der Mitar- Visionen, die allg. Grundsätze der Unter-
beiter prägen. I.d.R. wird die  Unterneh- nehmenspolitik und Mitarbeiterführung,
menskultur nicht bewusst beeinflusst. Sie die gemeinsam geteilten Werte etc. Diese
ist vielmehr das Ergebnis der Verhaltens- normativen Festlegungen werden häufig
weisen der Mitarbeiter, v.a. der Führungs- in einem ĺ  Unternehmensleitbild (Mis-
kräfte. sion Statement) explizit gemacht. b) Stra-
Unternehmensleitbild – Unternehmens- tegische Planungsebene: Sie bezieht sich
philosophie, Mission, Mission Statement. als Teilaufgabe des ĺ  strategischen Ma-
1.  Begriff: Element des normativen Rah- nagements auf den Aufbau, die Pflege,
mens eines Unternehmens, in dem es den die Kombination und den Rückzug von
Zweck seines Daseins (Mission) in Form Erfolgspotenzialen, die das langfristige
von Nutzenversprechen gegenüber sei- Überleben bzw. den Fortschritt des Un-
nen Anspruchsgruppen (ĺ  Stakehol- ternehmens sichern sollen. Ziel ist die Re-
der) darlegt.  –  2.  Merkmale: a) Orientie- alisierung nachhaltiger Wettbewerbsvor-
rungsfunktion: In expliziter Form wird die teile im Einklang mit Umwelt und Gesell-
Soll-Identität des Unternehmens (ĺ Cor- schaft auf Ebene der Geschäftsfelder und
porate Identity) zum Ausdruck gebracht. der Gesamtunternehmung. c) Operative
b) Motivationsfunktion: Die ĺ  Motiva- Planungsebene: Sie basiert auf den Vorga-
tion der Mitarbeiter wird verstärkt. Es ben aus der strategischen Planungsebene,
wird eine anspruchsvolle, zugleich aber bricht diese nun aber in zeitliche Perioden
konsensfähige (realistische) Zielvorstel- (z. B. Jahresplanung) und ausführende
lung formuliert. c) Legitimationsfunktion: Einheiten auf. Auf ihr basiert eine ĺ Bud-
Die verschiedenen Interessenten werden getierung und ĺ Finanzplanung.
über die handlungsleitenden Grundsätze Unternehmenspolitik  –  alle Entschei-
aufgeklärt und diese zugleich begründet. dungen, v.a. strategische, die von der
Unternehmensphilosophie ĺ  Unter- Unternehmensführung getroffen wer-
nehmensleitbild. den. Die Unternehmenspolitik wird vom
ĺ Unternehmensleitbild geprägt.
Unternehmensplanung – 1.  Begriff: In-
stitutionalisierung und Formalisierung Unternehmensregister  –  elektronisches
der Planungsfunktion in einem Unter- Unternehmensregister. Zentrales Regis-
nehmen. Sie ist ein Managementkonzept ter, das auf der Grundlage des Gesetzes
zur Unterstützung der Unternehmens- über elektronische Handelsregister und
führung. Ergebnis sind Pläne für die zu Genossenschaftsregister sowie das Un-
führenden Organisationseinheiten. Meist ternehmensregister (EHUG) geschaf-
wird mit der Planungsfunktion zugleich fen wurde. Über das Unternehmensregis-
auch die Kontrolle verbunden.  –  2.  Pla- ter lassen sich seit dem 1.1.2007 alle we-
nungsebenen: a) Unternehmenspoliti- sentlichen Unternehmensdaten abrufen,
sche Rahmenplanung: Hier geht es pri- deren Offenlegung von der Rechtsord-
mär um die Definition des Unterneh- nung vorgesehen ist. Der Rechts- und
menszwecks und seiner grundsätzlich als Wirtschaftsverkehr muss also nicht mehr
Unternehmensstrategie 564

verschiedene Informationsquellen be- Unternehmensverfassung  –  Gesamt-


mühen, um die wesentlichen publizitäts- heit der konstitutiven und langfristig an-
pflichtigen Angaben über ein Unterneh- gelegten Regelungen für Unternehmun-
men zu erhalten. – Weitere Informationen gen. Sie ergibt sich aus (1) gesetzlichen
unter www.unternehmensregister.de. Regelungen, bes. dem Wettbewerbs-, Ka-
pitalmarkt-, Verbraucherschutz- Gesell-
Unternehmensstrategie ĺ Strategie. schafts-, Arbeits- und Mitbestimmungs-
recht, aus (2) kollektivvertraglichen Re-
Unternehmenstheorie  –  Theorie der
gelungen wie Firmentarifverträgen und
Unternehmung. 1.  Betriebswirtschafts-
Betriebsvereinbarungen sowie (3) priva-
lehre: Die betriebswirtschaftliche  Unter-
tautonomen Rechtssetzungen wie dem Ge-
nehmenstheorie befasst sich mit der spe-
sellschaftsvertrag, der Satzung, den Ge-
ziellen Wirtschaftseinheit ĺ  Betrieb im
schäftsordnungen oder Unternehmens-
System der ĺ  Marktwirtschaft, der als
verträgen. Konkretisierend können (4)
ĺ  Unternehmung bezeichnet wird (Gu-
höchstrichterliche Entscheidungen hin-
tenberg). Die Betriebswirtschaftslehre ist
zutreten. Die Unternehmensverfassung
daher überwiegend eine Theorie der Un-
umfasst also die interne formale Macht-
ternehmung. Gegenstand sind alle in der
verteilung zwischen den involvierten In-
Unternehmung ablaufenden  Prozesse,
teressengruppen und die sie ergänzen-
die mit dem betrieblichen Umsatzprozess
den extern ansetzenden Regelungen zum
i.w.S. zu tun haben. – 2.  Volkswirtschafts-
Schutz von verfassungsrelevanten Inter-
lehre: Das volkswirtschaftliche Programm
essen.
der mikroökonomischen Theorie der Un-
ternehmung beschränkt sich zunächst auf
Unternehmenswert ĺ  Firmenwert,
die preistheoretisch relevante Entschei-
ĺ Unternehmensbewertung.
dungstheorie der Unternehmung, d.h. auf
die Produktions- und Kostentheorie  so-
Unternehmensziele – Ziele, die im Rah-
wie Güterangebots- und Faktornachfrage-
men der strategischen Planung (ĺ  Un-
theorie (neoklassische Theorie der Unter-
ternehmensplanung) für das Gesamtun-
nehmung). Darüber hinaus entwickelten
ternehmen festgelegt werden. Wichtigste
sich im Zusammenhang mit der Theorie
Zielsetzung für nach dem erwerbswirt-
des Marktversagens neuere Erklärungs-
schaftlichen Prinzip geführte Unterneh-
ansätze im Rahmen der ĺ Transaktions-
men ist ihr Gewinn- und Rentabilitäts-
kostentheorie, Prinzipal-Agent-Theorie
streben. Dies bedeutet i.d.R. als Haupt-
(ĺ Agency-Theorie) und der Governan-
unternehmensziel die Maximierung des
ce-Structure-Theorie der Unternehmung.
Unternehmensgewinns sowie als Un-
Unternehmensumwelt ĺ Umwelt. terziele u.a. die Ausschöpfung der Absatz-
und Umsatzpotenziale, Steigerung der
Unternehmens- und Vermögensein- Produktivität und Senkung der Kosten so-
kommen  –  Teil des ĺ  Volkseinkom- wie die Erhaltung und Stärkung der Wett-
mens, der nicht aus ĺ Arbeitnehmerent- bewerbsfähigkeit. Hinzu die kommen die
gelt besteht.  –  Vgl. auch ĺ  Faktorein- Sicherheitsziele: Sicherung des Unterneh-
kommen. menspotenzials (Substanzerhaltung) und
565 Unternehmung

Liquiditätssicherung (Aufrechterhaltung eine ĺ  natürliche Person, ĺ  juristische


des finanziellen Gleichgewichts). Person oder rechtsfähige ĺ Personenge-
sellschaft, die einen Gewerbebetrieb un-
Unternehmenszusammenschluss  –
terhält. Auch Freiberufler, Handwerker,
1.  Allgemein: freiwillige Vereinigung von
Landwirte und Kleingewerbetreibende
Unternehmungen auf dem Vertragswege
sind ggf. Unternehmer.  –  Gegensatz:
durch Verschmelzung (ĺ  Fusion) oder
ĺ  Verbraucher.  –  3.  Steuerrecht:  Unter-
durch einseitige oder gegenseitige Beteili-
nehmer ist derjenige, der eine gewerbli-
gung (Bildung von Unterordnungs- oder
che oder berufliche Tätigkeit selbststän-
Gleichordnungskonzernen).  –  2.  Wettbe-
dig ausübt. Als gewerblich oder beruf-
werbsrecht: nach dem Gesetz gegen Wett-
lich ist jede länger dauernde Tätigkeit zur
bewerbsbeschränkungen (§ 37 GWB) gilt
Erzielung von Einnahmen anzusehen.
als Zusammenschluss: a) Erwerb des Ver-
Ein  Unternehmer unterliegt der ĺ  Um-
mögens eines anderen Unternehmens
satzsteuer.
ganz oder zu einem wesentlichen Teil. b)
Erwerb der unmittelbaren oder mittelbaren Unternehmereinkommen ĺ Faktorein-
Kontrolle durch ein oder mehrere Unter- kommen.
nehmen über die Gesamtheit oder Teile Unternehmergesellschaft  –  Mi-
eines oder mehrerer anderer Unterneh- ni-GmbH.  Form der ĺ  Gesellschaft mit
men. c) Erwerb von Anteilen an anderen beschränkter Haftung (GmbH), die durch
Unternehmen, wenn die Anteile 50 oder das Gesetz zur Modernisierung des Gm-
25 % des Kapitals oder der Stimmrechte bH-Rechts und zur Bekämpfung von
des anderen Unternehmens erreichen. Missbräuchen (MoMiG) von 2008 er-
d) Jede sonstige Verbindung von Unter- möglicht wird. Die Unternehmergesell-
nehmen, auf Grund deren ein oder meh- schaft kann ohne höheres Mindestkapi-
rere Unternehmen unmittelbar oder mit- tal mit 1 Euro (pro Geschäftsanteil) ge-
telbar einen wettbewerblich erheblichen gründet werden und soll als bequeme
Einfluss auf ein anderes Unternehmen Einstiegsvariante u.a. Existenzgründer
ausgeübt werden kann. – Unternehmens- mit dünner Kapitaldecke an diese Rechts-
zusammenschlüsse unterliegen unter be- form heranführen. Die  Unternehmer-
stimmten Bedingungen der ĺ  Zusam- gesellschaft darf in ihrer ĺ  Firma nicht
menschlusskontrolle. den Zusatz GmbH führen, sondern muss
Unternehmer  –  1.  Betriebswirtschaft: ihre Besonderheit nach außen zeigen, in-
Der Unternehmer ist eine natürliche Per- dem sie als „Unternehmensgesellschaft“
son, die ein Unternehmen plant, mit Er- oder „UG“ auftritt, jeweils mit dem Zusatz
folg gründet (ĺ  Entrepeneur)  und/oder „haftungsbeschränkt“.
selbstständig und verantwortlich mit Ini- Unternehmerlohn ĺ  kalkulatorischer
tiative leitet. Er übernimmt das persönli- Unternehmerlohn.
che Risiko oder das Kapitalrisiko. – Vgl.
auch ĺ  leitender Angestellter.  –  2.  Bür- Unternehmerwagnis ĺ Wagnis.
gerliches Recht und Handelsrecht:  Unter- Unternehmung  –  Unternehmen. 1.  Be-
nehmer (in älteren noch geltenden Vor- griff: wirtschaftlich und rechtlich
schriften auch als Prinzipal bezeichnet) ist selbstständige Einheit, die nach dem
Unterordnungskonzern 566

erwerbswirtschaftlichen Prinzip (d.h. ge- Unterversicherung – liegt vor, wenn die


winnorientiert) Leistungen erbringt und Versicherungssumme zum Zeitpunkt des
vermarktet. Die Bezeichnung Unterneh- Eintritts des Versicherungsfalls niedriger
men wird v.a. in Gesetzestexten gleichbe- als der Versicherungswert ist. Der Ver-
deutend verwendet. – 2.  Abgrenzung zum sicherer haftet (bei erheblicher Unterver-
Betrieb: a)  Unternehmung häufig Syno- sicherung) nur für einen entsprechend
nym für Betrieb; b)  Unternehmung über- niedrigeren Betrag.
geordneter Begriff, während der Betrieb unverbindliche Preisempfehlung
als organisatorische Teileinheit begrif- ĺ Preisempfehlung.
fen wird; c)  Unternehmung untergeordne-
unverzinsliche Anleihe ĺ Zero Bond.
ter Begriff, d.h. nur eine mögliche Ausprä-
gung für den „Betrieb“ als Erkenntnisob- unverzinsliche Schatzanweisung
jekt der Betriebswirtschaftslehre. ĺ Schatzanweisung.
unverzüglich  –  im zivilrechtlichen Sinn
Unterordnungskonzern ĺ Konzern. nicht „sofort“, sondern „ohne schuldhaf-
unter pari – Kurs eines Wertpapiers, der tes Zögern“. Dies bedeutet, dass eine ge-
unter dem ĺ Nennwert liegt. Die Diffe- wisse Überlegungsfrist besteht.
renz zwischen Kurs und Nennwert wird unvollkommene Konkurrenz ĺ Markt-
als ĺ  Disagio bezeichnet.  –  Gegensatz: formen.
ĺ über pari. unvollkommener Markt ĺ Markt.
unterproportionale Kosten ĺ  degres- unvollständige Konkurrenz ĺ  Markt-
sive Kosten. formen.
Urabstimmung ĺ Streik.
Unterstützungskasse – Einrichtung, die
Urheber  –  Bezeichnung für den Schöp-
Versorgungsleistungen der betrieblichen
fer eines urheberrechtsfähigen Werkes
ĺ Altersversorgung gewährt. Im Gegen-
der Literatur, Wissenschaft und Kunst
satz zur ĺ Pensionskasse ist der Rechts-
(ĺ Urheberrecht), der je nach dem Maß
anspruch auf eine Leistung ausgeschlos-
seiner schöpferischen Leistung (Eigen-
sen. Nach der Rechtsprechung bedeutet
tümlichkeit) mit seinem Werk unter per-
dies, dass eine Versorgungsleistung wi-
sönlichkeitsrechtlichen Gesichtspunkten
derrufen werden kann.  Unterstützungs-
verbunden bleibt (Urheberpersönlichkeits-
kassen sind häufig Vereine, größere  Un-
recht). Der Urheber ist außerdem Inhaber
terstützungskassen sowie auch ĺ  Ge-
der urheberrechtlichen Verwertungsrechte
sellschaften mit beschränkter Haftung
und Vergütungsansprüche.
(GmbH). Sie werden von einzelnen Un-
ternehmen oder einem Unternehmens- Urheberpersönlichkeitsrecht ĺ  Urhe-
verbund getragen. Es besteht eine gesetzli- ber, ĺ Urheberrecht.
che Verpflichtung zur Insolvenzsicherung Urheberrecht  –  Recht, das den ĺ  Ur-
durch einen sog. Pensions-Sicherungs-Ve- heber nach dem Urheberrechtsge-
rein. Die Finanzierung erfolgt durch Auf- setz (UrhG) schützt (1) durch das Ur-
wendungen der Trägerunternehmen und heberpersönlichkeitsrecht (Veröffentli-
durch Erträge der Vermögensanlage. chungsrecht, Recht auf Anerkennung der
567 Ursprungslandprinzip

Urheberschaft und auf Verbot der Ent- Urlaubsentschädigung  –  volle Abgel-


stellung seines Werkes), und (2) durch tung des noch nicht verbrauchten Urlaubs
die Zuordnung von Verwertungsrech- in Geld, wenn das Arbeitsverhältnis en-
ten in seinen geistigen, persönlichen und det. – Vgl. auch ĺ Urlaubsgeld.
vermögensrechtlichen Beziehungen zu
Urlaubsgeld  –  Urlaubsentgelt, Urlaubs-
seinem Werk. Dessen Rechtsschutz be-
lohn. ĺ Arbeitsentgelt, das während des
ginnt mit seiner Entstehung und be-
Urlaubs weitergezahlt wird.  –  Als  Ur-
darf im Unterschied zu den ĺ gewerbli-
laubsgeld wird aber auch das zusätzlich
chen Schutzrechten keiner Hinterlegung
zum Urlaubsentgelt gezahlte Entgelt (Ur-
oder Registrierung.  –  Als dem  Urheber-
laubsgratifikation) oder die Abgeltung bei
recht zugängliche Werkarten nennt das
Verzicht auf Urlaub. – Anders: ĺ Urlaub-
UrhG u.a. Sprachwerke (Reden, Schrift-
sentschädigung.
stücke und Computerprogramme), Mu-
sikwerke, pantomimische Werke und Urlaubsgratifikation ĺ Urlaubsgeld.
Werke der Tanzkunst, Werke der bilden- Urlaubslohn ĺ Urlaubsgeld.
den und angewandten Kunst; Bauwerke,
Lichtbildwerke, Filmwerke sowie Dar- Urproduktion  –  1.  Volkswirtschafts-
stellungen wissenschaftlicher und techni- lehre:  Sammelbegriff für die produktive
scher Art (Zeichnungen, Pläne, Karten, Nutzung des Bodens (1) als organisch mit-
Skizzen, Tabellen, plastische Darstellun- wirkender ĺ  Produktionsfaktor durch
gen). – Das Urheberrecht ist vererblich. Es Landwirtschaft, Forstwirtschaft  (Wald-
erlischt grundsätzlich 70 Jahre nach dem wirtschaft) und Fischerei sowie (2)  mit-
Tod des Urhebers. Es können gegen eine tels Abbau von Bodenschätzen durch
angemessene Vergütung ĺ  Nutzungs- Bergbau, Gas- und Mineralölförderung.
rechte an Dritte eingeräumt werden. – 2.  Gewerbeordnung: Abgrenzung der
landwirtschaftlichen Urproduktion von
Urkunde  –  1.  Zivilprozessrecht: alle den anzeigepflichtigen gewerblichen Tä-
schriftlichen Gedankenäußerungen, tigkeiten:  erste Bearbeitungsstufe von
gleich zu welchem Zweck, in welcher pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
Sprache und vermittels welcher Schrift- sowie  sonstigen landwirtschaftlichen Er-
zeichen und ohne Rücksicht darauf, ob zeugnissen (Mist, Humus, Kompost, Bio-
sie unterschrieben sind. Der Beweiswert Gas).
der  Urkunde wird durch Letzteres aber Ursprungslandprinzip – Prinzip für die
u.U. maßgeblich beeinflusst.  –  2.  Straf- Umsatzbesteuerung grenzüberschreiten-
recht: Verkörperte Gedankenerklärung, der Geschäfte. Das Ursprungslandprinzip
die allg. oder für Eingeweihte verständ- sieht vor, dass die erbrachten grenzüber-
lich ist, einen Aussteller erkennen lässt schreitenden Umsätze mit der Steuer
und die zum Beweis einer rechtlich erheb- des Landes belastet werden, in dem der
lichen Tatsache geeignet und bestimmt leistende Unternehmer seinen Sitz hat
ist.  –  Vgl. auch ĺ  öffentliche Beurkun- bzw. die leistende Niederlassung ihren
dung. Sitz hat. In der ĺ  Europäischen Union
(EU) wird das relativ einfach zu handha-
Urlaubsentgelt ĺ Urlaubsgeld. bende  Ursprungslandprinzip als Fernziel
Urteil 568

angestrebt, wenn die zuvor notwendige Rechtsmittelfrist und die Vollstreckungs-


(fast) vollständige Angleichung der Steu- möglichkeit). Das Urteil klärt die strittige
ersätze erreicht ist (ĺ Steuerharmonisie- Frage endgültig zwischen den Parteien. Je
rung in der EU). – Gegensatz: ĺ Bestim- nach Art der Klage und Gerichtsinstanz
mungslandprinzip. sind verschiedene ĺ  Rechtsmittel zuge-
lassen, um das Urteil anzufechten.
Urteil  –  gerichtliche Entscheidung über
eine ĺ  Klage, die in bestimmter Form Usance ĺ Handelsbrauch.
i.d.R. aufgrund (notwendiger) mündli- U-Schatz ĺ Schatzanweisung.
cher Verhandlung ergeht. Das Urteil er-
geht „Im Namen des Volkes“ und wird von US-GAAP – Abk. für ĺ United States Ge-
den Richtern erlassen, die an der letzten nerally Accepted Accounting Principles.
mündlichen Verhandlung teilgenommen
USP – Abk. für ĺ Unique Selling Propo-
haben. Es wird den Parteien schriftlich
sition (USP).
zugeleitet und enthält eine ausführliche
Begründung. Die Zustellung erfolgt von USt-IDNr.  –  Abk. für ĺ  Umsatzsteu-
Amts wegen (wichtig für den Beginn der er-Identifikationsnummer.
Valorennummer ĺ  Wertpapierkenn-
V
Merkmalen, aber nicht oder nur wenig in
nummer (WKN). der Grundstruktur unterscheiden. Bspw.
Value Added Tax (VAT) ĺ  Mehrwert- können bei der Automobilherstellung Va-
steuer. rianten eines Pkw-Typs hinsichtlich Farbe
oder Motorleistung produziert werden.
Value Analysis ĺ Wertanalyse.
VAT  –  Abk. für Value Added Tax,
Value Engineering ĺ Wertanalyse. ĺ Mehrwertsteuer.
Valuta  –  1.  Bezeichnung für ĺ  Geld in VDAX – DAX-Volatilitätsindex. Index, der
ausländischer ĺ Währung. – 2.  Wertstel- die vom Terminmarkt erwartete Schwan-
lung eines Buchungspostens auf ei- kungsbreite des ĺ  Deutschen Aktienin-
nem Konto (Valutierung). Der Tag der dizes (DAX) in den kommenden 45 Tagen
Wertstellung weicht häufig vom Bu- ausdrückt. Der VDAX wird von der Deut-
chungstag ab, ist aber für die Zinsberech- schen Börse AG minütlich berechnet und
nung maßgeblich. – 3. Wert, Gegenwert. veröffentlicht.  –  Weitere Informationen
Valutaklausel ĺ Währungsklausel. unter www.deutsche-börse.com.
variable Kosten ĺ  Kosten, die in ih- Venture-Capital – Risikokapital, Wagnis-
rer Höhe von den Veränderungen der je- kapital. Zeitlich begrenzte Kapitalbeteili-
weiligen Kosteneinflussgröße (z. B. Aus- gung an einem jungen, innovativen, nicht
bringungsmenge) abhängen. Je nach börsennotierten Unternehmen. Diese
Kostenverlauf werden ĺ  lineare Kos- jungen Unternehmen zeichnen sich trotz
ten, ĺ degressive Kosten und ĺ progres- z.T. unzureichender Ertragkraft durch ein
sive Kosten unterschieden.  –  Gegensatz: überdurchschnittliches Wachstumspo-
ĺ fixe Kosten. tenzial aus. I.d.R. stellen Venture-Capi-
variable Notierung ĺ fortlaufende No- tal-Investoren nicht nur Kapital zur Ver-
tierung. fügung, sondern unterstützen auch durch
Beratungsleistungen. Außerdem verfügen
variabler Kurs ĺ  Börsenpreisfeststel- Venture-Capital-Investoren häufig über
lung, ĺ fortlaufende Notierung. umfangreiche Eingriffs- und Kontroll-
variabler Zinssatz ĺ Zinssatz eines Kre- möglichkeiten, wodurch ein Teil des un-
dits oder einer Vermögensanlage, der an ternehmerischen Risikos von ihnen mit
den Marktzins angepasst wird. Die An- übernommen wird.
passung kann aufgrund der Vereinbarung Veranlagung  –  Steuerfestsetzung mit
einer ĺ  Zinsanpassungsklausel sofort Hilfe eines gesetzlich festgelegten, förm-
oder unter Einhaltung einer bestimmten lichen Verfahrens.  –  1.  Einkommen-
Frist vorgenommen werden. – Gegensatz: steuer:  Veranlagung nach Ablauf des
ĺ Festzinssatz. Veranlagungszeitraums (Kalenderjahr)
Varianten  –  Produktvarianten. Pro- mit dem Einkommen, das der Steuer-
dukte, die sich zwar in untergeordneten pflichtige in diesem Zeitraum bezogen
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_22, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Verantwortung 570

hat. Der Steuerpflichtige ist verpflich- andere Person, im Gegensatz zu einem


tet, durch Abgabe einer ĺ  Steuererklä- nur eine Verpflichtung zur Veräußerung
rung an einer  Veranlagung mitzuwir- begründenden schuldrechtlichen Ge-
ken. Das ĺ  Finanzamt ist verpflich- schäft, z. B. Kaufvertrag. ĺ  Sachen wer-
tet, die Steuererklärung zu prüfen und den durch ĺ Übereignung, ĺ Forderun-
über die durchgeführte  Veranlagung ei- gen durch ĺ Forderungsabtretung veräu-
nen ĺ  Steuerbescheid zu erteilen.  –  For- ßert. – Vgl. auch ĺ Veräußerungsverbot.
men der  Veranlagung sind die Einzelver- Veräußerungsgewinn ĺ  außerordent-
anlagung und die Zusammenveranlagung liche Einkünfte, ĺ Betriebsveräußerung.
von Ehegatten. Bei der Einzelveranlagung
wird für jede einzelne Person aufgrund Veräußerungsverbot – gesetzliche oder
des ĺ zu versteuernden Einkommens die behördliche, bes. gerichtliche Anordnung,
Einkommensteuer festgelegt. Ehegatten welche die ĺ  Veräußerung bestimmter
können wählen, ob sie gemeinsam oder Gegenstände verbietet. – 1. Absolutes Ver-
getrennt veranlagt werden wollen. Bei der äußerungsverbot: Eine Veräußerung kann
Zusammenveranlagung wird das ĺ Split- aus Gründen des öffentlichen Interes-
tingverfahren angewandt. – Bei ĺ Arbeit- ses verboten werden. Das entsprechende
nehmern wird die vom Arbeitslohn zu ĺ Rechtsgeschäft ist in diesem Fall nich-
zahlende Einkommensteuer direkt vom tig.  –  2.  Relatives Veräußerungsverbot:
Arbeitslohn erhoben (ĺ  Lohnsteuer). Verbote, die den Schutz bestimmter Per-
Mit dem Steuerabzug ist die Veranla- sonen oder bestimmter Personenkreise
gung i.d.R. abgeschlossen. Der Arbeit- bezwecken, z. B. Verfügungsbeschrän-
nehmer kann jedoch eine ĺ  Antragsver- kungen des Gemeinschuldners, Veräu-
anlagung einreichen, um zuviel gezahlte ßerungsverbot durch einstweilige Verfü-
Lohnsteuer zurückzuerhalten.  –  2.  Kör- gung, das im Pfändungs- und Überwei-
perschaftsteuer: Die  Veranlagung erfolgt sungsbeschluss ausgesprochene Verbot,
nach den Vorschriften für die Einkom- an den Schuldner zu zahlen.  –  Das ver-
mensteuer.  –  3.  Umsatzsteuer: ĺ  Um- botswidrige Rechtsgeschäft ist gültig, wird
satzsteuer-Voranmeldung, ĺ  Umsatz- aber den geschützten Personen gegenüber
steuer. – 4.  Gewerbesteuer: Erhebung auf- i.d.R. als unwirksam behandelt. – 3.  Ver-
grund einer Gewerbesteuererklärung tragliches Veräußerungsverbot kann wirk-
(ĺ Gewerbesteuer). sam vereinbart werden, aber bei Ver-
stößen nur zu Schadensersatzansprüchen
Verantwortung – Verpflichtung und Be- führen. Die verbotswidrige Veräußerung
rechtigung, zum Zwecke der Erfüllung ei- ist wirksam.
ner Aufgabe oder in einem eingegrenzten
Verband  –  Zusammenschluss von Per-
Funktionsbereich selbstständig zu han-
sonen oder eine Vereinigung auf freiwil-
deln.  Verantwortung ist eng verknüpft
liger Basis. Zweck ist die Durchsetzung
mit der ĺ Kompetenz für Aufgabe oder
gemeinsamer Interessen, v.a. wirtschaft-
Funktionsbereich.
licher, politischer, sozialer oder kulturel-
Veräußerung  –  unmittelbar rechtsän- ler Art. Verbände können von der Rechts-
dernde rechtsgeschäftliche Übertragung form her (1) eingetragene ĺ Vereine, (2)
von Gegenständen einer Person an eine ĺ Körperschaften öffentlichen Rechts, auf
571 Verbraucherdarlehen

der Grundlage einer gesetzlich statuierten Verbraucher  –  1.  Betriebs- und Volks-
Pflichtzugehörigkeit oder (3) öffentlich an- wirtschaft: ĺ  Konsument (Endverbrau-
erkannte (Wirtschafts-)Verbände sein, die cher). – 2.  Bürgerliches Recht: eine ĺ na-
kraft Gesetz mit bestimmten Aufgaben türliche Person, die Rechtsgeschäfte
und Befugnissen ausgestattet sind. – Der nur zu privaten Zwecken abschließt.  Im
organisatorische Aufbau eines  Verbands Rahmen des  Verbraucherschutzes wur-
ist unterschiedlich. I.d.R. haben Verbände den einige spezielle Vorschriften wie
ein Präsidium, einen Vorstand und ei- z. B. im Bereich der Allgemeinen Ge-
nen Geschäftsführer. –  Bsp. für Verbände schäftsbedingungen (AGB), beim Ver-
sind die unterschiedlichen Wirtschafts- brauchsgüterkauf oder beim Dar-
und Berufsverbände, ĺ  Genossenschaf- lehensvermittlungsvertrag erlassen
ten und ĺ  Kartelle.  –  Neben dem Ge- (ĺ  Verbraucherpolitik).  –  Gegensatz:
setzesrecht und dem Recht über Vereine ĺ Unternehmer.
hat sich ein umfangreiches Verbandsrecht
z. B. in Form von Satzungen, Ordnungen Verbraucherdarlehen  –  1.  Begriff:
und Allgemeinen Geschäftsbedingungen ĺ  Verbrauchervertrag in Form eines
entwickelt. entgeltlichen Kreditvertrags zwischen
Verbandstarifvertrag ĺ Tarifvertrag. Unternehmer als Kreditgeber und Ver-
braucher als Kreditnehmer. Da der Kre-
Verbindlichkeiten  –  Begriff des Bi- ditgeber gegenüber dem Verbraucher
lanz- und Steuerrechts.  Verbindlichkei- regelmäßig über einen großen Infor-
ten sind Verpflichtungen gegenüber Drit- mationsvorsprung verfügt, wird der Ver-
ten, die (im Gegensatz zu ĺ Rückstellun- braucher durch diese Vertragsform bes.
gen) nach Grund, Höhe und Fälligkeit geschützt.  –  2.  Ausnahmebereiche: (1)
feststehen. Dazu zählen z. B. Verbindlich- Kredit bis 200 Euro Nettokreditbetrag;
keiten gegenüber Kreditinstituten,  Ver- (2) Arbeitgeberkredit mit Zinsen un-
bindlichkeiten aus Lieferungen und Leis- ter marktüblichen Sätzen; (3) Kredit im
tungen, Schuldwechsel und Steuern. – In Rahmen der Förderung des Wohnungs-
der ĺ  Bilanz müssen die  Verbindlich- wesens und Städtebaus mit Zinsen unter
keiten auf der rechten Seite (Passivseite) marktüblichen Sätzen. – 3.  Gleichstellung:
ausgewiesen werden (ĺ  Passiva). Wa- Dem  Verbraucherdarlehen weitgehend
renforderungen und  Verbindlichkeiten gleichgestellt sind (1) Finanzierungslea-
dürfen nicht miteinander verrechnet wer- sing (ĺ  Finance Leasing); (2) Teilzah-
den.  –  Vgl. auch ĺ  Schulden, ĺ  unge- lungsgeschäft (ĺ  Abzahlungsgeschäft);
wisse Verbindlichkeit. (3) Ratenlieferungsvertrag (ĺ  Sukzessi-
Verbrauch  –  1.  Verzehr von Gütern vlieferungsvertrag); (4) Verträge, durch
und Dienstleistungen zur Bedürfnis- die ein Unternehmer einem Verbrau-
befriedigung privater Haushalte (pri- cher einen unentgeltlichen Zahlungsauf-
vater ĺ  Konsum).  –  2.  Verbrauch von schub oder sonstige Finanzierungshilfen
ĺ  öffentlichen Gütern (Staatsver- gewährt.  –  4.  Rechtsfolgen: Die Regelung
brauch).  –  3.  Verwendung von Gütern des  Verbraucherdarlehens im Bürgerli-
und Dienstleistungen zu Produktions- chen Gesetzbuch (BGB) weicht zuguns-
zwecken (Faktorverbrauch). ten des Verbrauchers vom allgemeinen
Verbrauchererziehung 572

Kreditvertrag ab. a) Form und Inhalt: ĺ  Vermögensverzeichnis mit Erklärung,


Der in Schriftform niederzulegende Ver- dass diese Angaben vollständig und rich-
trag muss mind. folgende Vertragserklä- tig sind; (4) einen Schuldenbereinigungs-
rung enthalten: (1) Nettokreditbetrag, (2) plan.  –  3.  Verfahren: (1) Das zuständige
Gesamtbetrag aller Teilzahlungen, (3) Art ĺ Insolvenzgericht stellt die Verzeichnisse
und Weise der Rückzahlung, (4) Höhe der und den Schuldenbereinigungsplan den
Monatsraten, (5) Laufzeit, (6) Nominal- Gläubigern zu, die binnen einer Notfrist
zinssatz und effektiver Jahreszins, (7) Kos- von einem Monat dazu Stellung nehmen
ten einer Restschuld, (8) zu bestellende Si- können. (2) Werden Einwendungen nicht
cherheiten. b) Widerruf: Der Verbraucher erhoben, gilt der Schuldenbereinigungs-
kann den Kreditvertrag unter bestimm- plan als angenommen. (3) Wenn mehr als
ten Voraussetzungen innerhalb einer Frist die Hälfte der Gläubiger nach Anzahl und
von zwei Wochen widerrufen. c) Kündi- Forderungshöhe dem Plan zugestimmt
gung: Der Kreditgeber kann bei Verzug haben, ersetzt das Insolvenzgericht auf
(ĺ  Schuldnerverzug) mit der Zahlung Antrag eines Gläubigers oder des Schuld-
bei Teilzahlungen nur unter qualifizierten ners unter bestimmten Voraussetzungen
Bedingungen kündigen, die von Laufzeit, die Einwendungen gegen eine Zustim-
Anzahl und Höhe der ausgefallenen Zah- mung. Andernfalls ist ein vereinfachtes In-
lungen abhängt. solvenzverfahren (kein Insolvenzplan, ver-
Verbrauchererziehung ĺ Verbraucher- einfachte Verteilung) durchzuführen.
politik. Verbraucherpanel ĺ Panel.
Verbraucherinformation ĺ  Verbrau- Verbraucherpolitik  –  1.  Begriff: Alle
cherpolitik. Maßnahmen und Entscheidungen, die
Verbraucherinsolvenzverfahren  – darauf abzielen, dem Interesse der ĺ Ver-
1.  Begriff: gesondertes ĺ  Insolvenz- braucher gegenüber den Anbietern zu ei-
verfahren für natürliche Personen, die ner angemessenen Durchsetzung zu ver-
keine selbstständige Tätigkeit ausüben helfen. Im Vordergrund stehen Maßnah-
oder ausgeübt haben. Das  Verbraucher- men der Verbraucherinformation, des
insolvenzverfahren gilt außerdem für Verbraucherschutzes und der Verbrau-
ĺ  Schuldner, die selbstständig sind und chererziehung.  –  2.  Verbraucherinforma-
überschaubare Vermögensverhältnisse ha- tion: der Verbraucher soll möglichst ak-
ben, d.h. wenn sie weniger als 20 ĺ Gläu- tuelle Informationen über das Güter-
biger haben und keine ĺ Forderung aus angebot (Konsummöglichkeiten) über
Arbeitsverhältnissen besteht. – 2. Voraus- möglichst verschiedene Kommunikati-
setzungen: Der Schuldner muss mit dem onskanäle erhalten. Dadurch sollen ein-
Insolvenzantrag folgende Unterlagen vor- seitige, verzerrte Anbieterinformationen
legen: (1) Bescheinigung, dass eine außer- ergänzt und richtig gestellt werden. Ziel-
gerichtliche Einigung mit den Gläubigern setzung ist die Herstellung eines höheren
über einen ĺ  Schuldenbereinigungs- Grades an ĺ  Markttransparenz. Wich-
plan in den letzten sechs Monaten erfolg- tige Informationskanäle sind: produkt-
los verlief; (2) eine Erklärung, ob ĺ Rest- begleitende Information (Gebrauchsan-
schuldbefreiung beantragt wird; (3) leitung, Dosierung, Zusammensetzung),
573 Verbrauchervertrag

Verbraucherberatung, Einsatz von Mas- Verbraucherinteressen werden repräsen-


senmedien (Zeitschrift „test“ der Stif- tativ wahrgenommen, eine direkte Ein-
tung Warentest, Berlin). Von der staat- flussnahme durch einzelne Verbraucher
lichen  Verbraucherpolitik werden v.a. besteht nur ansatzweise. Ergänzend kom-
die Verbraucherberatung und die Arbeit men Dienststellen des Bundes und der
der Stiftung Warentest finanziell unter- Länder, die sich speziell der Verbraucher-
stützt. – 3.  Verbraucherschutz: Zahlreiche politik widmen, hinzu: Verbraucherrefe-
Gebote und Verbote, fixiert in zivil- und rate bei den Wirtschaftsministerien, Ver-
öffentlichrechtlichen Regelungen, sol- braucherbeiräte beim Bundesministerium
len die Stellung des Verbrauchers gegen- für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
über den Anbietern stärken. Ihrem Re- und beim Bundesministerium für Ernäh-
gelungsbereich nach lassen sie sich so rung, Landwirtschaft und Verbraucher-
untergliedern: a) Reglementierung des schutz (BMELV). – Weitere Informationen
Anbieterverhaltens auf Konsumgüter- unter www.bmelv.de.
märkten (Verbraucherinformationsgesetz Verbraucherpreisindex für Deutsch-
(VIG), Lebensmittel- und Bedarfsge- land (VPI)  –  wichtiger Indikator für die
genständegesetz (LMBG), Gesetz gegen ĺ  Preisniveaustabilität  im Rahmen der
den unlauteren Wettbewerb (UWG), Ge- ĺ  Stabilisierungspolitik. Der VPI weist
setz gegen Wettbewerbsbeschränkun- nach, in welchem Maße sich die Le-
gen (GWB), AGB-Gesetz, Abzahlungsge- benshaltung der privaten Haushalte in
setz (AbzG), Mietrecht. b) Reglementie- Deutschland infolge von Preisänderun-
rung des Handelns öffentlicher Anbieter gen verteuert oder verbilligt hat. Er dient
(z. B. Informationsrechte bei der Planung der wirtschaftspolitischen Orientierung
öffentlicher Güter); c) Schutz individuel- der Unternehmen, der Gewerkschaften,
ler Rechtsgüter vor Verletzungen durch des Staates und der privaten Haushalte.
Anbieter (ĺ  Produkthaftung, Haftung Der VPI wird monatlich auf der Grund-
für Planungsfehler, Entschädigungs- lage einer ĺ  Stichprobe berechnet. Die
recht).  –  4.  Verbrauchererziehung: Be- zugrunde liegende Güterauswahl (sog.
reits in der Schule sollen Menschen auch ĺ  Warenkorb) und die Gewichtung der
auf die Rolle des Konsumenten vorberei- einzelnen Güter werden ca. alle fünf Jahre
tet werden. Inhalte einer lebenszyklisch- angepasst. – Auf europäischer Ebene wird
spezifischen Verbrauchererziehung könn- der ĺ  Harmonisierte Verbraucherprei-
ten sein: (1) sozioökonomische Zusam- sindex (HVPI) berechnet. – Weitere Infor-
menhänge eines Wirtschaftssystems; (2) mationen unter www.destatis.de.
Struktur von Haushaltbudgetentschei-
dungen; (3) Genese von Bedürfnissen; Verbraucherschutz ĺ  Verbraucherpo-
(4) materielle und immaterielle Konsum- litik.
möglichkeiten; (5) Möglichkeiten zur Ar- Verbrauchervertrag – Vertrag zwischen
tikulation und Durchsetzung von Ver- einem ĺ Verbraucher und einem ĺ Un-
braucherinteressen.  –  5.  Organisationen: ternehmer.  –  Für den  Verbraucherver-
In der  Verbraucherpolitik in Deutsch- trag gelten zahlreiche den Verbraucher
land dominiert die Fremdorganisation schützende Sondervorschriften bei den
durch sog. Verbraucherverbände, d.h. ĺ  Allgemeinen Geschäftsbedingungen
Verbrauchsabweichung 574

(AGB), ĺ  Haustürgeschäft, ĺ  Fernab- zulässig. (3) Bei neuen ĺ Sachen darf für
satzvertrag, ĺ  Widerrufsrecht, ĺ  Ver- die Verjährung von Rechten aus Män-
brauchsgüterkauf, ĺ  Verbraucherdarle- gelhaftung keine kürzere Frist als zwei
hen, der Darlehensvermittlung und nach Jahre, bei gebrauchten Sachen keine kür-
der BGB-Informationspflichten-Verord- zere Frist als ein Jahr vereinbart werden.
nung (BGB-InfV). (4) Tritt ein Sachmangel innerhalb von
sechs Monaten auf, wird vermutet, dass
Verbrauchsabweichung ĺ Soll-Ist-Ver-
die Mangel bereits zum für die Sachmän-
gleich.
gelhaftung entscheidenden Zeitpunkt des
Verbrauchsfolgeverfahren  –  Ver- Gefahrübergangs vorlag. (5) Eine ĺ Ga-
einfachungsverfahren zur bilanziel- rantie muss bestimmte Angaben enthal-
len ĺ  Bewertung gleichartiger Vermö- ten sowie einfach und leicht verständlich
gensgegenstände des ĺ  Umlaufvermö- abgefasst sein.  –  Zum Ausgleich hat der
gens.  Verbrauchsfolgeverfahren sind im Unternehmer eine verbesserte Rückgriffs-
Einzelnen: (1) ĺ  Hifo, (2) ĺ  Lifo und möglichkeit auf den Lieferanten.
(3) ĺ Lofo. – Das Fifo- und das Lifo-Ver- Verbrauchskonzept ĺ Konsum.
fahren sind nach dem Handelsgesetzbuch
(HGB) sowie nach den International Fi- Verbrauchsteuern ĺ Steuern, die an die
nancial Reporting Standards (IFRS) und Einkommensverwendung durch ĺ  Ver-
die United States Generally Accepted Ac- brauch, d.h. an den Verbrauchsausga-
counting Principles (US-GAAP) zulässig. ben anknüpfen (Ausgabensteuern). Die
Nach dem deutschen Steuerrecht ist nur Steuer zahlt letztendlich der Käufer der
das Lifo-Verfahren zulässig. Hifo- und steuerlich belasteten Güter. Um jedoch
Lofo-Verfahren sind nur unter Beachtung den Steuerabzug zu gewährleisten, wird
des ĺ  Niederstwertprinzips handels- sie beim Hersteller oder beim Händler er-
rechtlich zulässig. Hifo- und Lofo-Verfah- hoben.  Verbrauchsteuern sind u.a. Bier-
ren sind steuerrechtlich nicht zulässig. steuer, Branntweinsteuer, Energiesteuer,
Kaffeesteuer und Tabaksteuer.
Verbrauchsgut ĺ Konsumgut.
verbundene Hausratversicherung
Verbrauchsgüterkauf ĺ  Verbraucher- ĺ Hausratversicherung.
vertrag in der Form des Kaufvertrages,
bei dem ein ĺ Unternehmer eine beweg- verbundene Versicherung  –  kombi-
liche Sache (ĺ  Ware)  an einen ĺ  Ver- nierte Versicherung. Versicherung, die
braucher verkauft. Ausgenommen ist die mehrere verschiedene, ursprünglich
öffentliche Versteigerung gebrauchter Sa- selbstständige Einzelversicherungen zu-
chen. Beim Verbrauchsgüterkauf wird der sammenfasst. Es handelt sich rechtlich
Käufer im Vergleich zum normalen Kauf- nur noch um einen Versicherungsvertrag.
vertrag gesetzlich bes. geschützt: (1) Beim Bsp. für eine  verbundene Versicherung
ĺ  Versendungskauf wird der Gefahrü- sind die verbundene Wohngebäudeversi-
bergang nicht vorgezogen. (2) Der voll- cherung gegen Feuer, Sturm und Leitungs-
ständige oder teilweise vertragliche Aus- wasser und die verbundene ĺ  Hausrat-
schluss der ĺ Sachmängelhaftung ist mit versicherung.
Ausnahme des Schadensersatzes nicht Verbundkosten ĺ Gemeinkosten.
575 Verein

Verbundproduktion ĺ  Kuppelproduk- Leistungen, ausgenommen Bauleistungen


tion. (VOL), sowie die Verdingungsordnungen
für Bauleistungen (VOB).
Verbundvorteile ĺ Economies of Scope.
verdeckte Gewinnausschüttung – Ver- Verein  –  freiwilliger Zusammenschluss
mögensminderung oder verhinderte Ver- einer größeren Anzahl von Personen mit
mögensvermehrung, die nicht mit einer körperschaftlicher Verfassung. Diese ver-
offenen Gewinnausschüttung im Zusam- folgen unter gemeinschaftlichen Na-
menhang steht. Als verdeckte Gewinnaus- men einen bestimmten Zweck. Ein  Ver-
schüttung werden z. B. ein unangemessen ein ist im Bestand unabhängig vom
hohes Gehalt für die Geschäftsführungs- Wechsel seiner Mitglieder. Vereine wer-
tätigkeit eines Gesellschafters, zinslose den von den Mitgliedern getragen, von
oder unterverzinsliche Darlehen oder denen „alle Macht ausgeht“. Sie bestim-
auch eine Unterpreislieferung an Gesell- men in Versammlungen über Satzung
schafter angesehen. und Grundsatzfragen, wählen die nach-
verdecktes Abzahlungsgeschäft – liegt geordneten Organe (Vorstand, Präsi-
vor, wenn ĺ  Kreditgeschäft und ĺ  Ab- dium) und kontrollieren deren Aufga-
zahlungsgeschäft nicht aufeinander be- benerfüllung.  –  1.  Rechtsfähiger Verein:
zogen sind. D.h., dass der Kredit an den Zusammenschluss von mind. sieben Per-
Käufer als eigenständiges Geschäft betont sonen zur Erreichung eines gemeinsa-
wird. Aufgrund der Trennung der Ge- men Zwecks gemäß schriftlicher Ver-
schäfte sind die Finanzierungsteilzahlun- einssatzung. Ein Verein, dessen Zweck
gen keine Ratenzahlungen. Ziel eines ver- sich auf einen wirtschaftlichen Geschäfts-
deckten Abzahlungsgeschäfts ist es, das betrieb richtet (sog. wirtschaftlicher Ver-
Verbraucherschutzrecht des ĺ  Bürgerli- ein), ist durch staatliche Anerkennung
chen Gesetzbuches (BGB) zu umgehen. durch das zuständige Land rechtsfähig.
Bsp. eines wirtschaftlichen rechtsfähi-
Verdienstbescheinigung  –  eine vom gen Vereins kraft bundesgesetzlicher Rege-
ĺ  Arbeitgeber auszustellende Beschei- lung sind die ĺ Aktiengesellschaft (AG),
nigung über Beschäftigungszeit und Ver- ĺ  Gesellschaft mit beschränkter Haf-
dienst (alle versicherungspflichtigen Ein- tung (GmbH), ĺ Kommanditgesellschaft
künfte) des ĺ  Arbeitnehmers. Sie wird auf Aktien (KGaA) und die eingetra-
am Ende eines Kalenderjahres oder am gene ĺ Genossenschaft. – In allen nicht
Ende einer Beschäftigung ausgestellt. wirtschaftlichen Fällen erlangt ein  Ver-
Verdingungsordnungen  –  Zusammen- ein durch Eintragung in das ĺ Vereinsre-
fassung der Grundsätze für die ĺ öffent- gister Rechtsfähigkeit (sog. eingetrage-
liche Auftragsvergabe. Im Teil A wird das ner  Verein (e. V.)). Der Verein wird beim
Verfahren zur Auftragsvergabe, im Teil Vereinsregister durch den Vorstand an-
B die allgemeinen Vertragsbedingungen gemeldet.  –  2.  Nicht rechtsfähiger Ver-
für die Ausführung der Leistungen gere- ein: Für diesen finden die Regelungen
gelt. Die Verdingungsordnungen müssen über die ĺ  Gesellschaft bürgerlichen
von den Behörden berücksichtigt werden. Rechts (GbR) Anwendung. Auch hier-
Es gelten die  Verdingungsordnungen für bei kann zwischen wirtschaftlichen und
Vereinsregister 576

nicht wirtschaftlichen Verein unterschie- Die deutsche Verfassung ist im ĺ Grund-


den werden. gesetz (GG) geregelt.  –  2.  ĺ  Unterneh-
Vereinsregister  –  Verzeichnis, in das mensverfassung.
nicht wirtschaftliche ĺ  Vereine einge- Verfassungsbeschwerde  –  verfas-
tragen werden. Das  Vereinsregister wird sungsrechtliche ĺ Beschwerde, die beim
beim ĺ Amtsgericht geführt. ĺ  Bundesverfassungsgericht (BVerfG)
Vereinte Nationen (UN)  –  Nachfolge- einzureichen ist.  Verfassungsbeschwerde
organisation des nach dem Ersten Welt- kann jede natürliche oder juristische Per-
krieg gegründeten Völkerbundes. Die son erheben, die sich durch den Staat in
UN wurde 1945 in San Francisco durch einem  ihrer ĺ  Grundrechte oder in ei-
51 teilnehmende Staaten gegründet. nem ihrer im ĺ Grundgesetz (GG) ver-
Deutschland ist seit 1973 Mitglied. Der ankerten Rechte verletzt sieht. Die Verfas-
Hauptsitz der UN ist in New York. Nach sungsbeschwerde ist i.d.R. erst nach Aus-
der UN-Charta sind die Hauptziele der schöpfung des Rechtswegs möglich. In
UN die Wahrung des Weltfriedens und Ausnahmefällen kann das BVerfG auch
der internationalen Sicherheit, Entwick- ohne vorherige Erschöpfung des Rechts-
lung freundschaftlicher Beziehungen zwi- weges entscheiden. – Die Verfassungsbe-
schen den Staaten, Zusammenarbeit bei schwerde bedarf der Annahme zur Ent-
der Lösung internationaler wirtschaftli- scheidung, über die eine aus drei Richtern
cher, sozialer, kultureller und humanitärer bestehende Kammer vorentscheidet.
Aufgaben und Probleme sowie die Durch- Verfrachter  –  Carrier. ĺ  Frachtführer
setzung der Menschenrechte.  –  Weitere in der Seeschiffahrt. Er schuldet dem Be-
Informationen unter www.un.org. frachter als Vertragspartner den Erfolg des
Verfahrensinnovation ĺ Innovation. Schiffstransports.
Verfallklausel – Klausel in Verträgen, die verfügbares Einkommen  –  Be-
die ratenweise Tilgung einer Geldschuld griff aus den ĺ  Volkswirtschaftlichen
zum Gegenstand hat. Die  Verfallklausel Gesamtrechnungen (VGR). Das  verfüg-
besagt, dass bei nicht rechtzeitiger Zah- bare Einkommen ist das ĺ Einkommen,
lung der Raten die gesamte Restschuld ge- das privaten Haushalten und Unterneh-
zahlt werden muss. Die Verfallklausel ist men nach Umverteilung für Verbrauch
v.a. bei ĺ  Abzahlungsgeschäften und in und Ersparnis zur Verfügung steht. Die
Prozessvergleichen üblich. Berechnung des  verfügbaren Einkom-
mens wird vom ĺ Europäischen System
Verfassung  –  1.  Rechtliche Grundord-
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen
nung eines Staates. Die  Verfassung um-
(ESVG) vorgeschrieben.
fasst alle Rechtssätze über die Bildung,
den Aufgabenkreis und die Organisation Verfügbarkeit  –  Voraussetzung für den
der obersten Staatsorgane, das Verhältnis Anspruch auf ĺ  Arbeitslosengeld nach
der Organe untereinander, die staatlichen dem Dritten ĺ  Sozialgesetzbuch (SGB
Aufgaben, den staatsrechtlichen Auf- III).  Verfügbarkeit bedeutet, dass der
bau des Staates und die Rechte des Bür- Arbeitssuchende der Arbeitsvermitt-
gers gegen den Staat (ĺ  Grundrechte). lung zur Verfügung stehen muss. Der
577 Verjährung

Arbeitssuchende muss bereit sein, jede volkswirtschaftlicher Sicht maßgeblich


von der ĺ Agentur für Arbeit angebotene für Höhe und Verteilung des Wohlstands
Arbeit anzunehmen, die er ausüben kann einer Volkswirtschaft.
und darf. Vergleich – Vertrag, durch den ein Streit
Verfügung ĺ einstweilige Verfügung. im Weg gegenseitigen Nachgebens bei-
gelegt wird. Ein Vergleich kann außerge-
Verfügungsrechte  –  Property Rights. richtlich (ĺ  außergerichtlicher Vergleich)
1.  Begriff: aus ökonomischer Sicht die Fä- oder vor Gericht geschlossen werden
higkeit eines Individuums im Sinne der (Prozessvergleich oder Schiedsvergleich).
Chance, eine bestimmte Entscheidung,
im Besonderen ein bestimmtes Handeln vergleichende Werbung  –  nach dem
oder Unterlassen  bezüglich eines (knap- Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb
pen) Gutes im Rahmen einer anerkann- (UWG) eine ĺ Werbung, die unmittelbar 
ten sozialen Beziehung durchsetzen zu oder mittelbar einen Mitbewerber oder
können. – Bsp.: (1) der Eigentümer E, der die von einem Mitbewerber angebotenen
gegenüber beliebigen Dritten eine be- ĺ  Waren oder ĺ  Dienstleistungen er-
stimmte Verfügung X über den Eigen- kennbar macht. Vergleichende Werbung
tumsgegenstand durchsetzen kann; (2) in diesem Sinne ist grundsätzlich zuläs-
der Arbeitgeber A, der im Rahmen des sig, es sei denn, es liegt einer der im UWG
mit B abgeschlossenen Arbeitsvertrages genannten Fälle vor. – Verboten ist u.a. ein
von jenem die Verrichtung Y verlangen Vergleich, (1) der sich auf nicht substitu-
kann. Der Begriff Gut umfasst dabei so- ierbare Produkte bezieht; (2) der nicht ob-
wohl materielle Güter (Dienst- und Sach- jektiv auf eine oder mehrere wesentliche,
leistungen) als auch immaterielle Güter, relevante, nachprüfbare und typische Ei-
nämlich „Rechte“ (z. B. Forderungen, Ur- genschaften oder den Preis dieser Waren
heber- und Patentrechte) und „Verhält- und Dienstleistungen bezogen ist; (3) der
nisse“ (z. B. den Kundenstamm eines Un- im geschäftlichen Verkehr zu Verwechs-
ternehmens). – Ein exklusives Verfügungs- lungen zwischen dem Werbenden und ei-
recht besitzt ein Individuum, wenn es die nem Mitwerber oder zwischen den von
betreffende Handlungsfähigkeit praktisch diesen angebotenen Waren und Dienst-
sicher durchsetzen kann. Als Bsp. kann leistungen oder den von ihnen verwende-
das dingliche Vollrecht eines Eigentümers ten Kennzeichen führt; (4) der die Wert-
einer Sache gelten, der „mit der Sache schätzung des von einem Mitwerber ver-
nach Belieben verfahren und andere von wendeten Kennzeichens in unlauterer
der Sache ausschließen kann“ (§ 903 BGB, Weise ausnutzt (Image-Transfer).
Privateigentum).  –  2.  Bedeutung:  Verfü- Vergnügungsteuer ĺ  Gemeindesteu-
gungsrechte bestimmen aus ökonomi- ern.
scher Sicht die in einer Gesellschaft aner- Vergütung ĺ Arbeitsentgelt.
kannten Handlungsspielräume und -an-
reize von Akteuren hinsichtlich knapper Verhaltensnorm ĺ Norm.
Ressourcen, die alternative Verwendungs- Verjährung  –  Ablauf einer vom Gesetz
möglichkeiten haben. Definition und Zu- vorgeschriebenen Frist (ĺ  Verjährungs-
ordnung von Verfügungsrechten sind aus fristen), die für den Verpflichteten das
Verjährungsfristen 578

Recht begründet, dem Anspruch des Be- Werkvertrag für bewegliche Sachen; (5) 3
rechtigten mit einer Leistungsverweige- Jahre ab Verfalltag bei Wechseln für An-
rung entgegenzutreten. Nach der dem sprüchen gegen den Akzeptanten; (6) 5
deutschen Recht eigentümlichen Zwei- Jahre ab Übergabe bzw. Ablieferung beim
teilung in Öffentliches und Privates Recht Kaufvertrag oder Werkvertrag über Bau-
geht es dabei um Ansprüche der „Priva- werke sowie für die dafür erforderlichen
ten“ untereinander (Privatrecht) und um Planungs- und Überwachungsleistungen;
Ansprüche des Staates gegenüber Bür- (7) 30 Jahre für Herausgabeansprüche aus
gern und umgekehrt (regelmäßig öffent- Eigentum und anderen dinglichen Rech-
liches Recht, z. B. Strafverfolgungsverjäh- ten, familien- und erbrechtliche Ansprü-
rung).  –  Der dahinter liegende Gedanke che, Ansprüche aus vollstreckbaren Ver-
liegt in der „verdunkelnden Macht der gleichen oder Urkunden sowie Insolven-
Zeit“ und in dem Gedanken des Rechts- zverfahren.
friedens. Einfach gesprochen: „Irgend-
Verkauf ĺ  Kaufvertrag, ĺ  Tausch,
wann einmal muss endgültig Schluss sein,
ĺ Vertrieb.
damit Ruhe ist!“
Verkäufermarkt  –  Begriff aus dem
Verjährungsfristen  –  Zeiträume, nach ĺ  Marketing. Als  Verkäufermarkt wird
deren Ablauf die ĺ  Verjährung ein- eine Marktsituation bezeichnet, bei der
tritt.  –  1.  Zivilrecht: a) Die regelmä- die Anbieter eine stärkere Position als die
ßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre ab Nachfrager haben. Die Anbieter können
Ende des Jahres, in dem der Anspruch fäl- Preise und Angebotsmengen maßgeblich
lig wird und der Gläubiger von den Um- bestimmen. Häufig wird der  Verkäufer-
ständen des Anspruchs Kenntnis genom- markt begrifflich mit steigenden Preisen
men hat. Wegen der Kenntnisnahme verbunden. – Gegensatz: ĺ Käufermarkt.
kann die Frist von drei Jahren unter Um-
Verkaufsförderung  –  Sales Promotion.
ständen deutlich überschritten wer-
Instrument der ĺ Kommunikationspoli-
den (bis zu zehn oder dreißig Jahren). b)
tik. Zeitlich begrenzte Aktionen zur Ab-
Wichtige bes. Verjährungsfristen: (1) 3 Mo-
satzsteigerung. Es gibt zahlreiche ver-
nate bei Verletzung des Wettbewerbsver-
kaufsfördernde Maßnahmen: (1)  Akti-
bots durch Handlungsgehilfen und Ge-
onen, die sich an den Endverbraucher
sellschafter. (2) 6 Monate für Ersatzan-
richten, sind z. B. kostenlose Proben, Gut-
sprüche des Vermieters und Verpächters
scheine und Sonderpreisaktionen. (2)
wegen Veränderung oder Verschlechte-
Viele Maßnahmen richten sich aber auch
rung der Mietsache und für Ansprüche
an das Verkaufspersonal (z. B. Verkäufer-
des Indossanten ab Einlösung oder kla-
schulung, Prämiensysteme für bes. Ver-
geweiser Geltendmachung eines Wech-
kaufsleistungen, Verkaufswettbewerbe)
sels; (3) 1 Jahr ab rechtzeitig erhobenem
oder (3) an  Händler (z. B. Messen, Ver-
Protest bzw. ab Verfalltag im Fall des Ver-
kaufsausstellungen, Laden- und Deko-
merks „ohne Kosten“ bei Wechseln; (4) 2
rationshilfen, Gemeinschaftswerbung,
Jahre ab Übergabe bzw. Ablieferung beim
Merchandising).
Kaufvertrag für die Mängelhaftung be-
weglichen Sachen und ab Abgabe beim Verkaufsoption ĺ Option, ĺ Put.
579 Verletztenrente

Verkaufspolitik ĺ Distributionspolitik. Schuldverhältnisses nach ĺ  Treu und


Glauben. – Ähnlich: ĺ Handelsbrauch.
Verkaufsprospekt ĺ Prospekt.
Verkehrsteuern ĺ Steuern, die an Vor-
Verkauf unter Einstandspreis ĺ  Miss- gänge des Rechts- und Wirtschaftsver-
brauchsaufsicht. kehrs anknüpfen. Steuergegenstand ist
ein Verkehrsakt. Im Einzelnen zählt man
Verkehrshypothek ĺ Hypothek.
die ĺ Umsatzsteuer als allg. Verkehrsteuer
Verkehrspolitik  –  staatliche Maßnah- dazu sowie die große Gruppe der speziel-
men, die sich mit dem Transport von Per- len  Verkehrsteuern, z. B. Kapitalverkehr-,
sonen, Gütern und Nachrichten sowie mit Grunderwerb-, Kraftfahrzeug- und Versi-
den damit verbundenen Dienstleistun- cherungsteuer.
gen befassen. Die  Verkehrspolitik um- Verkehrswert ĺ gemeiner Wert.
fasst folgende Teilbereiche: (1) Verkehrsin-
Verkehrswirtschaft ĺ Marktwirtschaft.
frastrukturpolitik: Planung, Realisierung,
Betrieb, Bereitstellung und Finanzierung Verkündigung ĺ Bekanntmachung.
der ĺ  Infrastruktur. Für die Verkehr- Verletztengeld  –  Leistung der gesetzli-
sinfrastrukturpolitik sind Bund, Länder chen ĺ  Unfallversicherung. Anspruch
und Gemeinden sowie für die Schienen- auf Verletztengeld haben Versicherte,
infrastruktur die Deutsche Bahn AG zu- die infolge eines Versicherungsfalls ar-
ständig. (2) Verkehrsordnungspolitik: Re- beitsunfähig sind oder wegen einer Maß-
gulierung des Markteintritts und -aus- nahme der Heilbehandlung eine ganztä-
tritts sowie Preisregulierungen. Für alle gige Erwerbstätigkeit nicht ausüben kön-
Verkehrsträger wird der Marktzugang nen. Um Verletztengeld zu erhalten, muss
im Personen- und Güterverkehr durch der Versicherte allerdings zuvor Arbeits-
ein System von Erlaubnissen und Kon- entgelt, Arbeitseinkommen oder Loh-
zessionen geregelt. Dies gilt v.a. im ge- nersatzleistungen bekommen haben. Die
werblichen Straßengüterverkehr und im Höhe des Verletztengelds entspricht der
Luftverkehr.  –  Hinsichtlich der  Verkehr- des ĺ Krankengelds (i.d.R. 80 % des ent-
spolitik nimmt die Bedeutung der ĺ Eu- gangenen regelmäßigen Entgelts, darf
ropäischen Union (EU) zu. Nachdem die aber das entgangene Nettoarbeitsentgelt
Öffnung der Märkte im Verkehrsbereich nicht überschreiten).
weit fortgeschritten ist, betont die natio-
nale  Verkehrspolitik zunehmend Privati- Verletztenrente  –  wichtigste Leis-
sierungsaufgaben und die Gestaltung ei- tung der gesetzlichen ĺ  Unfallversiche-
ner umweltverträglichen Verkehrspolitik. rung. Die Verletztenrente soll den Un-
terhalt des Verletzten so sichern, wie die
Verkehrssitte  –  die in den beteilig- Erwerbsfähigkeit durch einen Unfall
ten gesellschaftlichen Kreisen herr- oder durch eine Berufskrankheit einge-
schende Anschauung und tatsächliche schränkt wurde. Voraussetzung ist, dass
Übung. Verkehrssitte ist keine Rechts- die Erwerbsfähigkeit länger als 26 Wo-
norm. Sie findet jedoch Berücksichti- chen um mindestens 20 % gemindert ist
gung bei der Auslegung von Verträgen (ĺ  Minderung der Erwerbsfähigkeit).
und bei der Bestimmung des Inhalts eines Bei voller Erwerbsunfähigkeit beträgt
Verlust 580

die  Verletztenrente zwei Drittel des Jah- Verluste, die bei der Ermittlung der Ein-
resarbeitsverdiensts. Bei einer geringeren künfte nicht ausgeglichen werden, kön-
Minderung wird der Teil der Vollrente ge- nen vom Gesamtbetrag der Einkünfte des
währt, der dem Grad der Erwerbsminde- vorherigen Veranlagungszeitraums abge-
rung entspricht. zogen werden. Ein Verlustrücktrag ist bis
maximal 511.500 Euro oder bei Zusam-
Verlust – negatives Ergebnis. – 1. Handels-
menveranlagung bis 1.023.000 Euro mög-
recht: Der  Verlust ist die negative Diffe-
lich. Auf den  Verlustrücktrag kann der
renz zwischen Erträgen und Aufwendun-
Steuerpflichtige auf Antrag ganz oder teil-
gen  in einem Abrechnungszeitraum. Er
weise verzichten, z. B. wenn ein ĺ  Ver-
wird im Rahmen der ĺ  Gewinn- und
lustvortrag für ihn günstiger ist. Nicht
Verlustrechnung (GuV) ermittelt und
rücktragsfähige Verluste können im Rah-
in der ĺ Bilanz ausgewiesen (ĺ Jahres-
men des Verlustvortrages berücksichtigt
überschus/Jahresfehlbetrag). – 2.  Kosten-
werden.
rechnung: Der Betriebsverlust ist die ne-
gative Differenz zwischen Erlösen und Verlustvortrag  –  Verluste, die nicht im
Kosten eines Abrechnungszeitraums Rahmen des ĺ  Verlustrücktrags abge-
(ĺ  Betriebsergebnis).  –  3.  Einkommen- deckt werden, können in künftigen Ge-
steuerrecht: Der steuerrechtliche  Verlust schäftsjahren vom Gesamtbetrag der
ist der negative Unterschiedsbetrag zwi- Einkünfte abgezogen werden. Dies gilt
schen dem Betriebsvermögen des laufen- auch, wenn der Verlustrücktrag zu-
den und des vorangegangenen Geschäfts- vor nicht oder nur teilweise beansprucht
jahres (ĺ  Betriebsvermögensvergleich). wurde. Ein Verlustvortrag ist bis maximal
Nach dem Einkommensteuergesetz 1.000.000 Euro oder bei Zusammenver-
(EStG) ist der  Verlust auch das negative anlagung bis 2.000.000 Euro möglich. Da-
Einkommen, das sich ergibt, wenn die rüber hinausgehende Beträge können zu
ĺ  Betriebsausgaben über den ĺ  Be- 60 % des Restbetrags berücksichtigt wer-
triebseinnahmen liegen.  –  Gegensatz: den. Ein unverbrauchter Rest des Verlust-
ĺ Gewinn. vortrags ist ins nächste Jahr zu übertra-
gen. – Vgl. auch ĺ Gewinnvortrag.
Verlustabzug – Oberbegriff für alle Mög-
lichkeiten, negative ĺ Einkünfte (ĺ Ver- Verlustzuweisungsgesellschaft  –  Ge-
luste) bei der Ermittlung des steuerlichen sellschaft, deren Gesellschafter primär
Einkommens (ĺ Einkommensteuer) ab- beabsichtigen, Vermögensvorteile durch
ziehen zu können. Steuerersparnisse zu erzielen, v.a. ihre
Kapitalanlage ganz oder z.T. aus erspar-
Verlustausgleich – Begriff aus dem Ein-
ter ĺ  Einkommensteuer zu finanzieren.
kommensteuerrecht für die Verrechnung
Mit dem Steuerentlastungsgesetz 1999
von ĺ  Verlusten und ĺ  Gewinnen aus
(StEntlG) wurde jedoch die Nichtabzugs-
einzelnen Einkunftsarten (ĺ  Einkünfte)
fähigkeit von Verlusten aus Verlustzuwei-
innerhalb desselben Veranlagungszeit-
sungsgesellschaften eingeführt. Danach
raums. – Vgl. auch ĺ Verlustabzug.
dürfen Verluste aufgrund von Beteili-
Verlustrücktrag  –  Begriff aus der Ein- gungen an Gesellschaften oder ähnlichen
kommen- und Körperschaftsteuerrecht. Modellen nicht mit anderen Einkünften
581 Vermögensverteilung

ausgeglichen werden, wenn die Erzielung Auslandsverbindlichkeiten abgezogen, er-


eines steuerlichen Vorteils im Vorder- hält man das sog. Netto-, Rein- oder Volks-
grund steht. vermögen.
Vermarktungsqualität ĺ Qualitätswett- Vermögensaufstellung  –  Aufstellung
bewerb. der Besitz- und Schuldposten eines Ge-
werbebetriebs unter Berücksichtigung
Vermietung und Verpachtung ĺ  Ein-
der Vorschriften des Bewertungsgesetzes
künfte.
(BewG). Auf der Grundlage der  Vermö-
Vermittlung  –  Vorbereitung eines Ver- gensaufstellung wird der ĺ Einheitswert
tragsabschlusses bis auf den Abschluss des des Betriebsvermögens ermittelt.  –  An-
ĺ Vertrages. Es genügt aber nicht allein ders: ĺ Vermögensverzeichnis.
der Nachweis für die Möglichkeit eines
Vermögenseinkommen ĺ  Faktorein-
zukünftigen Abschlusses. – Wer Vermitt-
kommen.
lung im Handelsverkehr gewerbsmäßig
übernimmt, ist Handelsmakler (ĺ  Ma- Vermögensrechnung ĺ  Volkswirt-
kler) oder ĺ  Handelsvertreter.  Vermitt- schaftliche Gesamtrechnungen (VGR).
lung anderer Geschäfte und gelegentli- Vermögensstatus  –  Status. Gegen-
che  Vermittlung unterliegen den Vor- überstellung des ĺ  Vermögens und der
schriften für den Zivilmakler (ĺ Makler). ĺ  Verbindlichkeiten. Der  Status dient
Vermittlungsvertreter ĺ  Handelsver- dazu, den Unternehmer selbst sowie
treter. eventuell seine Gläubiger (z. B. Bank) über
die aktuelle Vermögenslage zu informie-
Vermögen – 1. Bürgerliches Recht: die ei- ren.  –  Mit einem Überschuldungsstatus
ner Privatperson zustehenden geldwer- wird geprüft, ob eine ĺ  Überschuldung
ten Güter, Rechte und Forderungen ohne vorliegt, während ein Liquiditätsstatus die
Abzug der Schulden und Verpflichtun- Liquiditätssituation einer Unternehmung
gen.  –  2.  Rechnungswesen: Hauptteil der untersucht. – Vgl. auch ĺ Sonderbilanz.
Aktivseite der Bilanz (ĺ  Anlagevermö-
gen und ĺ  Umlaufvermögen).  –  Zieht Vermögensteuer  –  Steuer auf das an
man vom Vermögen die Verbindlichkei- einem bestimmten Stichtag vorhan-
ten ab, erhält man das sog. Reinvermö- dene ĺ  Vermögen  (ĺ  Substanzsteuer).
gen. – 3.  Volkswirtschaftliche Gesamtrech- Eine  Vermögensteuer wird in Deutsch-
nungen (VGR): Das Bruttovermögen ist land seit 1996 nicht mehr erhoben.
die Summe der bewerteten Vermögens- Vermögensverteilung  –  anteilige Zu-
bestände. Es besteht aus dem Sachvermö- rechnung des Vermögens auf die priva-
gen, dem immateriellen Vermögen und ten Haushalte oder Bevölkerungsgrup-
dem Geldvermögen (Auslandsforderun- pen einer Volkswirtschaft. Theorien zur
gen). Zum Sachvermögen gehören z. B. Erklärung der ungleichen Vermögensver-
Boden, Bodenschätze, die Anlagevermö- teilung basieren einerseits auf dem Ver-
gen der Unternehmen und die Vermö- erbungssystem, andererseits auf der Le-
gen der privaten Haushalte. Immaterielles benszyklus-These des Sparens mit (nach-
Vermögen sind z. B. Patente und Urheber- weislich) besserer Vermögenslage im
rechte. Werden vom Bruttovermögen die Alter. Der Grad der  Ungleichverteilung
Vermögensverzeichnis 582

der personellen  Vermögensverteilung ist Verpackungsgestaltung ĺ  Produkt-


in Deutschland wesentlich größer als der- und Programmpolitik.
jenige der personellen ĺ  Einkommens- Verpfändung ĺ Pfandrecht.
verteilung. Ein Teil der ungleichen Ver-
teilung der Einkommen scheint auf die Verpflichtung ĺ Obligo.
einseitige  Vermögensverteilung zurück- Verrechnungspreis  –  Planpreis. 1.  Kos-
zugehen. tenrechnung: Bezeichnung der ĺ  Plan-
kostenrechnung für den Verrechnungs-
Vermögensverzeichnis  –  Aufstellung wert je Mengeneinheit eines Kosten-
über das ĺ  Vermögen des Schuldners gutes, der in der Kostenplanung unter
im Rahmen einer ĺ  Zwangsvollstre- Berücksichtigung aller für die Planperi-
ckung und eines ĺ Verbraucherinsolven- ode zu erwartenden Preisänderungen an-
zverfahrens. Ein  Vermögensverzeichnis gesetzt wird.  –  2.  Steuerrecht: Preis, der
ist die Voraussetzung zur Verfahrenser- zwischen rechtlich selbstständigen, aber
öffnung  und muss mit dem Eröffnungs- durch Beteiligungsbeziehungen direkt
antrag vorgelegt werden.  Die Richtigkeit oder indirekt miteinander verbundene
der  Vermögensverzeichnisse muss durch Unternehmen für Leistungen und Liefe-
eine ĺ  eidesstattliche Versicherung des rungen vereinbart wird. Grundsätzlich
Schuldners erklärt werden.  –  Anders: müssen die verbundenen Unternehmen
ĺ Vermögensaufstellung. ihre Leistungen untereinander so abrech-
nen, wie dies auch einander fremde Dritte
vermögenswirksame Leistun- täten (Fremdvergleichsgrundsatz). Die-
gen  –  Geldleistungen i.S.d. Vermögens- ser Grundsatz gilt sowohl im nationalen
bildungsgesetzes (VermBG), die der Recht als auch im grenzüberschreitenden
ĺ Arbeitgeber für den ĺ Arbeitnehmer Rahmen.
anlegt. Diese Leistungen können auch für
Verrechnungsscheck ĺ Scheck.
den Ehegatten, die Kinder oder die Eltern
des Arbeitnehmers angelegt werden. Versandhandel ĺ Handel.
Versandklauseln – vertragliche Regelun-
Verpackung  –  äußere (einfache oder gen über die Kostenübernahme für Trans-
mehrfache) Umhüllung eines Packgutes port und Versand. Wichtige Versandklau-
zum Zwecke des Schutzes (des Packgu- seln sind: (1) frei Haus: der Verkäufer trägt
tes, der Umgebung), der Portionierung die Kosten, (2) frachtfrei: der Verkäufer
(bei Produktion, Verwendung) sowie der trägt die Kosten bis zum Bestimmungs-
Lagerung, des Transports und der phy- ort (z. B. Bahnhof), (3) unfrei: der Käufer
sischen Manipulation. Die  Verpackung trägt die Kosten ab Versandstation (z. B.
bildet eine Einheit aus den Komponen- Bahnhof am Ort des Verkäufers), (4) ab
ten Packmittel, Packstoff und Hilfsmit- Werk: der Käufer trägt die Kosten. – Vgl.
tel.  –  Nach der Verpackungsverordnung auch international geltende ĺ Incoterms.
(VerpackV) besteht eine Rücknahme-
pflicht für Transportverpackungen (z. B. Verschmelzung ĺ Fusion.
Fässer, Kanister), Umverpackungen (z. B. Verschulden  –  Begriff aus dem Zivil-
Folien) und Verkaufsverpackungen. recht für ein pflichtwidriges Tun oder
583 Versetzung

Unterlassen einer Person. Schuldformen oder Schuldenaufnahme ziehen zu kön-


sind ĺ Vorsatz und ĺ Fahrlässigkeit. nen, werden v.a. folgende Kennzahlen
berechnet: (1) Zins-Steuer-Quote: Ver-
Verschulden bei Vertragsab-
hältnis von Zinsaufwendungen zu Steu-
schluss  –  Culpa in Contrahendo. Ver-
ereinnahmen. Sie gibt an, inwieweit die
letzung einer Schutzpflicht bei der Auf-
Zinsbelastung durch Steuern gedeckt ist.
nahme von Vertragsverhandlungen oder
(2) Zins-Ausgaben-Quote: Verhältnis von
der Anbahnung eines Vertrags (z. B. Ab-
Zinsaufwendungen zu Gesamtausgaben.
bruch von Vertragsverhandlungen ohne
Sie gibt an, welcher Anteil der Staatsaus-
triftigen Grund). In diesen Fällen sind
gaben auf den Schuldendienst entfällt. (3)
die Beteiligten verpflichtet, auf die Rechte
Neuverschuldungsquote: Verhältnis von
und Interessen des anderen Rücksicht zu
Neuverschuldung zu Bruttoinlandspro-
nehmen. Andernfalls kann der Beteiligte,
dukt (BIP). (4) Schuldenstandsquote: Ver-
der dieser Pflicht nicht nachkommt, haft-
hältnis von Schuldenstand zu Bruttoin-
bar gemacht und zum ĺ Schadensersatz
landsprodukt (BIP).
verpflichtet werden.
Versender – derjenige, der einen Versen-
Verschuldenshaftung  –  Schadenser- dungsauftrag an einen ĺ Spediteur gibt.
satzpflicht (ĺ  Haftung) aufgrund eines Für dessen Rechnung besorgt der Spedi-
rechtswidrigen zurechenbaren Verhaltens teur die Versendung. Der Spediteur ist im
(ĺ Verschulden). Der Geschädigte muss Verhältnis zum ĺ  Frachtführer Versen-
in diesem Fall beweisen, dass sein Scha- der, im Verhältnis zum Verfrachter Be-
den auf den Verursacher zurückzuführen frachter.
ist. – Gegensatz: ĺ Gefährdungshaftung.
Versendungskauf ĺ  Kaufvertrag, nach
Verschuldungsgrad  –  Bilanzkennzahl dem der Verkäufer die Ware an einen an-
zur Analyse der Kapitalstruktur eines Un- deren Ort als den ĺ  Erfüllungsort ver-
ternehmens. Der statische Verschuldungs- sendet. Der Erfüllungsort ist i.d.R. der
grad ist der Anteil des ĺ  Fremdkapitals Ort des Verkäufers. Gefahrübergang tritt
am ĺ Eigenkapital. Der dynamische Ver- mit Ausnahme des ĺ  Verbrauchsgüter-
schuldungsgrad ist der Anteil der tatsächli- kaufs mit der ordnungsgemäßen Waren-
chen Verschuldung (Effektivverschuldung) übergabe an den ĺ Frachtführer ein. Die
am ĺ Cashflow. Frachtkosten trägt i.d.R. der Käufer.
Verschuldungsgrenzen  –  Grenzen der Versetzung  –  eine nicht nur vorüberge-
Staatsverschuldung (ĺ  öffentliche Kre- hende Änderung des Tätigkeitsbereichs
ditaufnahme). Exakt definierbare  Ver- eines ĺ  Arbeitnehmers nach Art, Ort
schuldungsgrenzen sind ex ante nicht be- und Umfang. Es hängt vom Inhalt des Ar-
gründbar. I.d.R. zeigen sie sich erst an den beitsvertrags ab, ob der ĺ  Arbeitgeber
Folgewirkungen der staatlichen Schul- einseitig kraft Direktionsrecht (ĺ  Wei-
denaufnahme auf den Geld- und Kapi- sungsrecht) die Versetzung anordnen
talmärkten sowie an gesamtwirtschaft- kann, oder ob diese nur mit Zustimmung
lichen Zielverletzungen (z. B. ĺ  In- des Arbeitnehmers (Änderungsvertrag)
flation).  –  Um Rückschlüsse auf die oder durch eine ĺ Änderungskündigung
tatsächliche Belastung durch Schulden erfolgen kann.
Versicherer 584

Versicherer ĺ  Versicherungsunterneh- der gesetzlichen ĺ  Krankenversicherung


men. ist derjenigen in der Rentenversicherung
angeglichen. Darüber hinaus sind Arbeit-
Versichertenälteste  –  Mittler zwischen
nehmer versicherungsfrei, deren regel-
Versicherten und ĺ Sozialversicherungs-
mäßiges Jahresarbeitsentgelt die Versiche-
trägern auf der Rechtsgrundlage des vier-
rungspflichtgrenze übersteigt (53.550 Euro
ten ĺ  Sozialgesetzbuchs (SGB IV) und
im Jahr 2014).
Satzungsrecht.  Versichertenälteste bera-
ten und betreuen Versicherte und Leis- Versicherungsgeschäft ĺ  Rechtsge-
tungsberechtigte in Fragen der ĺ  Sozi- schäft, bei dem gegen Entgelt für den Fall
alversicherung, v.a. der ĺ  Rentenversi- eines ungewissen Ereignisses bestimmte
cherung. Sie werden gewählt und üben Leistungen (ĺ  Versicherungsleistungen)
eine ehrenamtliche Tätigkeit aus, für die versprochen werden, wobei das übernom-
sie eine Entschädigung erhalten und bei mene Risiko auf eine Vielzahl durch die
ĺ Verschulden haften. gleiche Gefahr bedrohter Personen ver-
teilt wird und der Risikoübernahme eine
Versicherung  –  1.  Wirtschaftszweig, der
auf dem Gesetz der großen Zahl beru-
die Risiken von natürlichen und juristi-
hende Kalkulation zugrunde liegt.
schen Personen gesetzlich oder vertrag-
lich durch ĺ  Versicherungsleistungen Versicherungsgesellschaft ĺ Versiche-
absichert (ĺ  Sozialversicherung und rungsunternehmen.
ĺ  Privatversicherung).  –  2.  Versicherer:
Versicherungskarte  –  Grüne Versiche-
ĺ  Versicherungsunternehmen, ĺ  So-
rungskarte, internationale Versicherungs-
zialversicherungsträger.  –  3.  ĺ  Versiche-
karte. Vom Versicherer in der Kraftfahr-
rungsvertrag.
zeughaftpflichtversicherung (ĺ  Kraft-
Versicherung an Eides statt ĺ  eides- fahrtversicherung) kostenfrei ausgestellte
stattliche Versicherung. Bescheinigung zum Nachweis eines be-
stehenden Versicherungsschutzes im
Versicherungsfreiheit  –  Nichtzugehö-
Ausland durch das deutsche ĺ Versiche-
rigkeit zur Pflichtversicherung in der
rungsunternehmen. Die  Versicherungs-
deutschen ĺ  Sozialversicherung. In der
karte ist in den meisten europäischen
gesetzlichen ĺ  Rentenversicherung sind
Ländern gültig. Bei Schäden im Ausland
versicherungsfrei u.a. Beamte und sons-
stehen örtliche Versicherungsbüros zur
tige Beschäftigte mit Anspruch auf Versor-
Regulierung bereit.
gung nach beamtenrechtlichen Vorschrif-
ten oder kirchenrechtlichen Regelungen, Versicherungsleistungen  –  Leistun-
außerdem Studenten, Praktikanten und gen der ĺ  Versicherungsunternehmen
Personen, die eine Vollrente wegen Al- an die Versicherungsnehmer.  –  Steuer-
ters beziehen. Personen, die eine ĺ  ge- lich sind ausgezahlte  Versicherungsleis-
ringfügige Beschäftigung, eine gering- tungen der Einkunftsart (ĺ  Einkünfte)
fügige selbstständige Tätigkeit oder eine zuzurechnen, die zuvor bei der Prämi-
geringfügige nicht erwerbsmäßige Pflege- enzahlung belastet wurde. Bspw. sind
tätigkeit ausüben, sind ebenfalls versiche- Leistungen, die ein Betrieb aus einer be-
rungsfrei.  –  Die  Versicherungsfreiheit in trieblichen Versicherung (z. B. aus einer
585 Versicherungsschein

Betriebsunterbrechungsversicherung) er- Versicherungspflichtgrenze ĺ  Versi-


hält, beim Betrieb als Betriebseinnahme cherungsfreiheit.
zu verbuchen.  –  Leistungen aus Lebens-
Versicherungspolice ĺ  Versicherungs-
und Kapitalversicherungen sind beim
schein.
Empfänger steuerfrei, wenn die Mindest-
laufzeit zwölf Jahren betragen hat. Leis- Versicherungsprämie ĺ Prämie.
tungen aus der Sozial-, Arbeitslosen-, Un-
Versicherungsprinzip  –  Prinzip des Ri-
fall- und Krankenversicherung sind ent-
sikoausgleichs in der Privat- und Sozial-
weder steuerfrei oder wie bei ĺ  Renten
versicherung. Ein Risikoausgleich durch
nur mit ihrem ĺ Ertragsanteil zu versteu-
Versicherung erfolgt durch Bildung von
ern.
Gefahrengemeinschaften im Sinne ei-
Versicherungsmakler  –  Vermittler zwi- nes Zusammenschlusses von Personen,
schen ĺ  Versicherungsnehmer und die von gleichartigen Gefahren bedroht
ĺ  Versicherungsunternehmen. Ein  Ver- sind. Durch laufende Prämienzahlung
sicherungsmakler ist selbstständig. Er ist seitens der Gesamtheit der Versicherten
im Auftrag eines Versicherungsnehmers soll gewährleistet sein, dass bei Eintritt ei-
tätig. Aufgabe des Versicherungsmaklers nes Schadens der zum Schadensausgleich
ist die Beratung seiner Auftraggeber und notwendige Betrag bereitgestellt ist. Dar-
die Vermittlung von geeigneten Versiche- aus folgt, dass die Höhe der von einzelnen
rungen. Der Versicherungsmakler ist im zu leistenden Prämienzahlung grundsätz-
rechtlichen Sinn ein ĺ  Handelsmakler. lich von der Höhe des Risikos abhängt,
Als Vergütung erhält der  Versicherungs- mit dem sie die Versichertengemeinschaft
makler i.d.R. eine Vermittlungsgebühr belastet. Es dominiert somit hier die Idee
(ĺ Courtage). der gemeinsamen Selbsthilfe nach Maß-
Versicherungsnehmer  –  Käufer von gabe des ĺ  Äquivalenzprinzips i.S. ei-
Versicherungsschutz bei einem ĺ Versi- nes Gegenseitigkeitsverhältnisses.  –  Das
cherungsunternehmen. Der Versichersi- System der ĺ  sozialen Sicherung in
cherungsnehmer übernimmt die Pflicht Deutschland ist durch eine starke Verkop-
zur Zahlung der ĺ Prämie und erhält das pelung von Versicherungs-, Versorgungs-
Recht auf die ĺ Versicherungsleistung im und Fürsorgeprinzip gekennzeichnet.
Versicherungsfall. Versicherungsnehmer Versicherungsschein  –  Police, Versi-
kann eine natürliche oder juristische Per- cherungspolice, Versicherungsurkunde.
son sein. Urkunde über den ĺ  Versicherungs-
Versicherungspflicht – Pflicht, der deut- vertrag (Vertragsdokument), der zwi-
schen ĺ  Sozialversicherung anzugehö- schen dem ĺ  Versicherungsunterneh-
ren. Eine Versicherungspflicht besteht für men und dem ĺ  Versicherungsnehmer
alle in abhängiger Beschäftigung stehende zustande gekommen ist. Im  Versiche-
Arbeitnehmer, für eine Gruppe von rungsschein werden individuelle vertrag-
Selbstständigen und Rentnern, außerdem liche Verhältnisse dokumentiert. Er ent-
unter bestimmten Voraussetzungen für halt alle vertraglich relevanten Daten,
Wehr- und Ersatzdienstleistende.  –  Aus- wie Angaben zum Versicherungsneh-
nahmen: ĺ Versicherungsfreiheit. mer, dem Versicherungsunternehmen,
Versicherungsschutz 586

zum vereinbarten Versicherungstarif ein- Befriedigung von Versicherungsbedürf-


schließlich der versicherten Risiken, zur nissen unter den Mitgliedern, die zugleich
Versicherungssumme oder zu den Ent- ĺ  Versicherungsnehmer sind. Rechts-
schädigungsgrenzen sowie zum Beginn grundlage ist das Versicherungsaufsichts-
und Ablauf der Versicherung. I.d.R. ent- gesetz (VAG).
hält der Versicherungsschein die faksi-
Versicherungsvertrag ĺ  Vertrag, der
milierte Unterschrift eines oder mehrerer
zwischen einem ĺ  Versicherungsunter-
Vorstände des Versicherers. Der Versiche-
nehmen und einem ĺ  Versicherungs-
rungsschein gilt als Bestätigung für den
nehmer zum Zwecke des ĺ  Versiche-
bestehenden Versicherungsschutz, auch
rungsschutzes abgeschlossen wird. Der
z. B. gegenüber Kreditinstituten bei der
Versicherer verpflichtet sich mit dem Ver-
Gewährung von Darlehen.
tragabschluss, die versicherte Gefahr zu
Versicherungsschutz  –  Schutz eines tragen und im Versicherungsfall die ver-
ĺ Versicherungsnehmers (oder von Drit- einbarte ĺ  Versicherungsleistung zu er-
ten) vor versicherten Gefahren durch den bringen. Der Versicherungsnehmer ist
Versicherer (ĺ  Versicherungsunterneh- verpflichtet, die ĺ Prämie zu zahlen und
men) gemäß ĺ Versicherungsvertrag. (im eigenen Interesse) die Obliegenhei-
Versicherungsstresstest ĺ Stresstest. ten des  Versicherungsvertrags zu erfül-
len. Der Abschluss eines  Versicherungs-
Versicherungsunternehmen – Versiche- vertrags unterliegt keinen Besonderheiten
rer, Versicherungsgesellschaft. Unterneh- und entspricht den Anforderungen des
men, das ĺ  Versicherungsgeschäfte be- allg. Zivilrechts. – Der Versicherungsver-
treibt und kein ĺ Sozialversicherungsträ- trag verlängert sich maximal um ein Jahr,
ger ist. Das Versicherungsunternehmen wenn der Versicherungsnehmer i.d.R.
ist neben dem ĺ  Versicherungsnehmer nicht drei Monate vor Ablauf des  Versi-
die zweite Partei in einem ĺ  Versiche- cherungsvertrags gekündigt hat (Aus-
rungsvertrag. Das  Versicherungsunter- nahme: ĺ  Kraftfahrtversicherung, die
nehmen ist Anbieter und Verkäufer von nach einen Monat vor Vertragsablauf ge-
ĺ Versicherungsschutz. – Versicherungs- kündigt werden kann). Außerdem be-
unternehmen dürfen nur als ĺ  Aktien- stehen u.U. Sonderkündigungsrechte im
gesellschaft (AG), ĺ Versicherungsverein Schadensfall, bei Prämienerhöhungen
auf Gegenseitigkeit (VVaG) und ĺ Kör- und Leistungseinschränkungen.
perschaft oder ĺ Anstalt des öffentlichen
Rechts betrieben werden. Versicherungsvertreter  –  Selbststän-
diger, der ĺ  Versicherungsverträge ver-
Versicherungsurkunde ĺ  Versiche- mittelt und abschließt. Der  Versiche-
rungsschein. rungsvertreter kann für ein oder für meh-
Versicherungsverein auf Gegenseitig- rere ĺ  Versicherungsunternehmen tätig
keit (VVaG) – mit eigener Rechtspersön- sein. Für den Versicherungsvertreter gel-
lichkeit ausgestattetes privatrechtliches ten die allg. Vorschriften für den ĺ Han-
ĺ  Versicherungsunternehmen, das auf delsvertreter. – Vom angestellten Versiche-
dem Genossenschaftsgedanken beruht rungsmittler unterscheidet sich der  Ver-
(ĺ Genossenschaft). Der VVaG dient der sicherungsvertreter dadurch, dass er in
587 Versteigerung

der Tätigkeitsgestaltung und Bestim- Versorgungszusage ĺ Pensionszusage.


mung seiner Arbeitszeit frei ist und kei-
nem ĺ  Weisungsrecht des Versicherers Verspätungszuschlag  –  Zuschlag, der
unterliegt.  –  Im Gegensatz zum ĺ  Ver- vom ĺ Finanzamt gegen denjenigen fest-
sicherungsmakler, der vom ĺ  Versiche- gesetzt werden kann, der seiner Verpflich-
rungsnehmer in einem Maklerauftrag mit tung zur Abgabe der ĺ  Steuererklärung
der Beschaffung von ĺ  Versicherungs- nicht oder nicht fristgemäß nachkommt.
schutz betraut und Sachwalter des Versi- Der  Verspätungszuschlag ist eine steu-
cherungsnehmers ist, wird der  Versiche- erliche Nebenleistung (ĺ  Steuern)und
rungsvertreter im Auftrage eines oder kann bis zu 10 % der festgesetzten Steuer,
mehrerer Versicherungsunternehmen tä- höchstens 25.000 Euro betragen.
tig (Ein- oder Mehrfirmenvertreter).
Versorgungsbezüge  –  Begriff des Ein- versteckter Mangel  –  Begriff aus dem
kommensteuerrechts für Bezüge und Vor- ĺ  Bürgerlichen Recht. Ein  versteckter
teile aus einem früheren Arbeitsverhält- Mangel ist ein ĺ  Sachmangel, der vom
nis. Dazu zählen Ruhegehälter, Witwen- Käufer auch bei ordnungsgemäßer Un-
und Waisengelder, Unterhaltsbeiträge tersuchung nicht sofort erkannt wer-
oder gleichartige Bezüge. Versorgungsbe- den kann. Versteckte Mängel sind bei ei-
züge müssen versteuert werden. Es kann nem Handelskauf unverzüglich nach Be-
jedoch 2014 (2015) ein Versorgungsfreibe- kanntwerden dem Verkäufer mitzuteilen.
trag von 25,6 (24,0) % der Versorgungsbe- In diesem Fall gilt die ĺ Sachmängelhaf-
züge, jedoch höchstens 1.920 (1.800) Euro tung.
jährlich, geltend gemacht werden. Darü-
ber hinaus wird auf den Freibetrag ein Zu- Versteigerung  –  Auktion. Form der
schlag (2014) von bis zu  576 (540)  Euro Markveranstaltung, bei der Gegenstände
jährlich gewährt.  –  Diese Vergünstigun- durch einen Zuschlag an den Meistbieten-
gen werden jedoch bis 2040 schrittweise den verkauft werden. Bei der verdeckten
für neu hinzukommende Versorgungs- Auktion geben die Teilnehmer ihre Ge-
empfänger vermindert. bote ohne Wissen der Gebote der ande-
ren Teilnehmer ab. Bei der (klassischen)
Versorgungsfreibetrag ĺ Versorgungs- offenen Auktion sind die teilnehmen-
bezüge. den Bieter dagegen über sämtliche abge-
Versorgungsprinzip  –  Grundsatz im gebenen Gebote informiert.  –  Gewerbs-
Rahmen der ĺ sozialen Sicherung. Nach mäßige private  Versteigerungen müssen
dem  Versorgungsprinzip entstehen Leis- durch Behörden genehmigt werden. Eine
tungsansprüche nicht aufgrund von Bei- behördlich angeordnete  Versteigerung
tragszahlungen (ĺ  Versicherungsprin- (z. B. ĺ Zwangsversteigerung) muss vor-
zip), sondern aufgrund anderer Voraus- her öffentlich bekannt gemacht werden.
setzungen. Dies gilt v.a., wenn Leistungen Ein Gericht setzt hierbei ein ĺ Mindest-
für den Staat erbracht werden (z. B. Be- gebot fest, das nicht unterschritten wer-
amte, Wehrpflichtige). Versorgungsleis- den darf.  –  Sonderregelungen gelten für
tungen werden aus Steuereinnahmen fi- eine  Versteigerung im Rahmen einer öf-
nanziert. fentlichen ĺ Zwangsvollstreckung.
Verteilungsgemeinschaft 588

Verteilungsgemeinschaft ĺ  Interes- Vertikal-GVO  –  Abk. für die Gruppen-


sengemeinschaft. freistellungsverordnung der ĺ  Europäi-
Verteilungspolitik  –  wirtschaftspoliti- schen Kommission, die unabhängig vom
sche Maßnahmen, die darauf gerichtet Vertragstyp Regelungen für vertikale Bin-
sind, die personelle ĺ  Einkommensver- dungen enthält und grundsätzlich für
teilung und ĺ  Vermögensverteilung im ĺ  Waren und ĺ  Dienstleistungen aller
Sinn bestimmter Verteilungsprinzipien Wirtschaftsbereiche und -stufen gilt. Da-
durch Umverteilung systematisch zu be- nach sind mit Ausnahme einiger verbo-
einflussen. Es werden v.a. finanz- und so- tener Klauseln (Kernbeschränkungen) alle
zialpolitische Maßnahmen eingesetzt, um Arten vertikaler Bindungen freigestellt,
die ungleiche Primärverteilung (vor  Um- wenn der Marktanteil der beteiligten Un-
verteilung) in eine gleichmäßigere Sekun- ternehmen unter 30 % liegt und etwa-
därverteilung (nach Umverteilung) zu ige Wettbewerbsverbote als Teil der Ver-
überführen. Es handelt sich dabei haupt- einbarung zeitlich befristet sind.  –  Eine
sächlich um Steuern, Sozialversiche- spezielle GVO gilt für vertikalen Verein-
rungsbeiträge, Sozialtransfers und Sub- barungen in der Kfz-Branche (Kfz-GVO
ventionen. Außerdem ist die ĺ Bildungs- 2010).
politik für die  Verteilungspolitik von Vertrag  –  Kontrakt. Übereinkunft durch
Bedeutung, wenn man von dem Grund- übereinstimmende ĺ  Willenserklärung
gedanken ausgeht, dass eine gleichmäßi- zweier oder mehrerer Parteien, etwas zu
gere Verteilung der Bildungschancen zu tun oder zu unterlassen. Mittel zur recht-
gleichmäßigeren Einkommensansprü- lichen Gestaltung ihrer persönlichen und
chen unter den Arbeitnehmern führt. wirtschaftlichen Verhältnisse. Ein  Ver-
trag kann schriftlich oder mündlich ge-
Verteilungsrechnung  –  Begriff aus den
schlossen werden. Er kommt durch An-
ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
trag (ĺ Vertragsangebot) und Annahme
nungen (VGR) für die Gliederung der
zustande. ĺ  Schuldverhältnisse beruhen
Einkommensarten ĺ  Arbeitnehmerent-
auf  Verträgen. Die meisten kaufmänni-
gelt und ĺ  Unternehmens- und Ver-
schen Geschäftsvorfälle sind selbst  Ver-
mögenseinkommen, die im Rahmen der
träge (z. B. Kauf, Stundung, Bürgschaft,
Darstellung des ĺ  Volkseinkommens
Forderungsabtretung und Sicherungs-
vorgenommen wird.
übereignung) oder beruhen auf Verträ-
vertikale Diversifikation ĺ Diversifika- gen.  –  Zur Wirkungslosigkeit von  Ver-
tion. trägen vgl. ĺ  Nichtigkeit.  –  Gegensatz:
vertikale Erweiterung ĺ Erweiterungs- ĺ einseitiges Rechtsgeschäft.
investition. vertragliches Vorkaufsrecht ĺ  Vor-
vertikale Integration ĺ Diversifikation. kaufsrecht.
vertikale Kooperation ĺ Kooperation. Vertragsangebot  –  eine an eine an-
dere Person gerichtete Willenserklärung.
vertikaler Finanzausgleich ĺ Länderfi- Wer ein Angebot macht, ist daran gebun-
nanzausgleich. den. Die Bindung erlischt, wenn das An-
vertikaler Konzern ĺ Konzern. gebot abgelehnt oder nicht rechtzeitig
589 Vertriebsbindung

angenommen wird. Mündliche oder tele- austauschbar, leicht handelbar und bör-
fonische Vertragsangebote müssen sofort senfähig sind. Bspw. sind ĺ Effekten so-
angenommen werden. Bei schriftlichen wie Anleihen, Investmentzertifikate und
Angeboten kann die Bindung durch ei- Aktien innerhalb einer Gattung fungibel
nen Zusatz wie z. B. ĺ freibleibend ausge- und daher an der ĺ Börse handelbar.
schlossen werden. Vertretung  –  Stellvertretung bei allen
Vertragsbruch – Vertragsverletzung. Ver- Geschäften und Rechtshandlungen ei-
letzung vertraglicher Pflichten (ĺ  Ver- ner Gesellschaft. Im Vergleich zur ĺ Pro-
trag). Zuwiderhandlung gegen den allg. kura ist die  Vertretung weitergehend, da
Grundsatz: „Verträge sind einzuhalten“, die Vertretung auch die Veräußerung von
lat.: „pacta sunt servanda“. Grundstücken und die Erteilung von Pro-
Vertragsfreiheit – Grundsatz des Bürger- kura umfasst. Ausgeschlossen sind bei
lichen Rechts. Die Vertragsfreiheit als der der  Vertretung jedoch Geschäfte, die in
das Recht der Schuldverhältnisse beherr- das Gesellschaftsverhältnis eingreifen,
schende Aspekt der Privatautonomie be- z. B. die Aufnahme neuer Gesellschaf-
sagt, dass jeder darüber entscheiden kann, ter. – Anders: ĺ Geschäftsführung.
ob er einen ĺ  Vertrag abschließen will Vertrieb  –  Sammelbegriff für den Ver-
oder nicht. Außerdem können die Par- kauf (akquisitorische Distribution) und
teien den Inhalt der Verträge frei bestim- die Verteilung (physische Distribution)
men. Der  Vertragsfreiheit sind jedoch von ĺ  Waren und ĺ  Dienstleistungen
durch Gesetze, Verordnungen und ĺ All- einschließlich des ĺ  After-Sales-Ser-
gemeine Geschäftsbedingungen (AGB) vice. – Die Begriffe ĺ Absatz, ĺ Distribu-
Grenzen gesetzt. Die  Vertragsfreiheit ist tion und Vertrieb werden häufig gleichbe-
ein entscheidendes Merkmal einer freien deutend verwendet. – Vgl. auch ĺ Distri-
ĺ Marktwirtschaft. butionspolitik.
Vertragsstrafe  –  Konventionalstrafe, ein Vertriebsbindung  –  vertragliche Be-
auf Zahlung einer Geldstrafe gerichte- grenzung des Absatzes von ĺ  Waren
tes Druckmittel, um einen Schuldner zur und ĺ  Dienstleistungen durch eine ver-
Vertragstreue anzuhalten. Sie steht abseits tikale Vertriebsvereinbarung (z. B. Händ-
der gesetzlichen Rechte bei ĺ  Vertrags- ler- oder Franchisevertrag), die dem Bin-
bruch und muss daher vertraglich verein- denden (z. B. Hersteller oder Franchi-
bart werden. segeber) und dem Gebundenen (z. B.
Vertragsverletzung ĺ Vertragsbruch. Groß- und/oder Einzelhändler oder Fran-
Vertrag von Lissabon ĺ  EU-Reform- chisenehmer) einerseits bestimmte Ver-
vertrag. triebsrechte (z. B. ĺ  Alleinvertrieb, Ge-
bietsschutz) einräumt, andererseits auch
Vertrauensgewerbe ĺ Gewerbeerlaub- bestimmte Vertriebspflichten auferlegt
nis. (z. B. Beschränkung des Kundenkreises,
vertretbar  –  fungibel. Eigenschaft von Bezugsbindungen). – Vertriebsbindungen
ĺ  Sachen oder ĺ  Rechten, die auf- sind wettbewerbsrechtlich u.a. durch die
grund gleicher Beschaffenheit (z. B. ĺ  Vertikal-GVO beschränkt und regle-
Zahl, Maß oder Gewicht) untereinander mentiert.
Vertriebsgesellschaft 590

Vertriebsgesellschaft – Gesellschaft, de- ausgeübte behördliche Tätigkeit, die we-


ren Gegenstand nur der Vertrieb von Wa- der Gesetzgebung (ĺ  Legislative) noch
ren oder Dienstleistungen ist, nicht aber Rechtsprechung (ĺ  Judikative) ist.
deren Produktion. Eine  Vertriebsgesell- Die Verwaltung ist Teil der ĺ Exekutive.
schaft wird häufig von Konzernen ge-
gründet, um (1) die Haftung auf deren Verwaltungsakt  –  jede Verfügung, Ent-
Vermögen zu begrenzen, (2) den Vertrieb scheidung oder andere hoheitliche Maß-
aller Produkte des Konzerns zentral zu nahme, die eine Behörde zur  (1) Ein-
koordinieren oder (3) in einem anderen zelfallregelung auf dem Gebiet des
Land durch eine Auslands-Vertriebsge- öffentlichen Rechts trifft und die auf un-
sellschaft den Kunden im dortigen Markt mittelbare Rechtswirkung nach außen ge-
eine Anlaufstelle bieten zu können. richtet ist, sowie eine (2) Allgemeinverfü-
Vertriebspolitik ĺ Distributionspolitik. gung, die einen nach allgemeinen Merk-
malen bestimmten oder bestimmbaren
Vertriebsweg ĺ Absatzweg. Personenkreis oder die öffentlich-recht-
Verursacherprinzip  –  Grundsatz der liche Eigenschaft einer Sache oder ihre
ĺ  Umweltpolitik, nach dem der Verur- Benutzung durch die Allgemeinheit be-
sacher die sozialen Kosten der Umwelt- trifft. Ein Verwaltungsakt kann münd-
belastungen zu tragen hat. Das  Verursa- lich, schriftlich oder elektronisch bekannt
cherprinzip gilt sowohl für bereits durch gegeben werden. – Verwaltungsakte sind
Umweltschädigungen entstandene Kos- nur anfechtbar (ĺ  Anfechtung), gelten
ten als auch für Kosten zur Vermeidung also als rechtswirksam, bis sie aufgrund
und zum Ausgleich von Umweltschä- eines Widerspruchs, einer Beschwerde
den. Das  Verursacherprinzip fordert da- oder eines Einspruchs durch eine Verwal-
mit eine Internalisierung externer Kosten tungsbehörde oder aufgrund einer An-
wirtschaftlicher Aktivitäten. –  Gegensatz: fechtungsklage durch eine verwaltungsge-
ĺ Gemeinlastprinzip. – Vgl. auch ĺ ex- richtliche Entscheidung (ĺ Verwaltungs-
terne Effekte. gericht) aufgehoben werden.
Verwahrung  –  Aufbewahrung beweg- Verwaltungsgebühr ĺ Gebühr.
licher Sachen (z. B. Wertpapiere) für an-
dere. Grundlage ist ein Verwahrungsver- Verwaltungsgericht  –  erste Instanz für
trag. öffentlich-rechtliche (nicht verfassungs-
Verwaltung – 1.  Betriebliche Verwaltung: rechtliche) Streitigkeiten, für die der Ver-
alle Aufgaben, die den Betriebsablauf si- waltungsrechtsweg offensteht, soweit
cherstellen sollen. Diese Aufgaben haben nicht ausnahmsweise das ĺ Oberverwal-
nicht direkt mit der Leistungserstellung tungsgericht (OVG) oder das ĺ Bundes-
und -vermarktung zu tun. Zur  Verwal- verwaltungsgericht (BVerwG) zuständig
tung zählen i.d.R. Organisation, Rech- sind.  Verwaltungsgerichte entscheiden
nungswesen, Finanzwirtschaft, Personal- durch Kammern, die mit drei Berufsrich-
verwaltung sowie Anlagen- und Materi- tern und zwei ehrenamtlichen Verwal-
alverwaltung. – 2. Öffentliche Verwaltung: tungsrichtern besetzt sind.  –  Vgl. auch
die im Rahmen der Gewaltenteilung ĺ Gerichte.
591 Verzugszinsen

Verwaltungsgerichtsbarkeit ĺ  Ge- Anstalt bei Rechtsgeschäften mit dem


richte. Vorstand.
Verwaltungsgerichtshof ĺ  Oberver- Verwaltungsrecht  –  Gesamtheit der
waltungsgericht. rechtlichen Vorschriften, die die staatliche
ĺ  Verwaltung regeln. Das  Verwaltungs-
Verwaltungshoheit – Befugnis im Rah- recht ist Teil des ĺ  öffentlichen Rechts.
men der ĺ  Finanzhoheit zur Durch- Zum  Verwaltungsrecht zählen v.a. Poli-
bzw. Ausführung öffentlicher Aufga- zei-, Gewerbe-, Beamten-, Steuer-, Kom-
ben und zur Erhebung öffentlicher Ein- munal-, Schul- und Sozialversicherungs-
nahmen. Die  Verwaltungshoheit bei der recht. Das  Verwaltungsrecht besteht aus
Aufgabenerfüllung liegt grundsätzlich einer Vielzahl von Einzelgesetzen.
bei den ĺ Ländern, daneben existiert je-
doch auch eine bundeseigene Verwaltung. Verwendungsrechnung  –  Begriff aus
Bei der Erhebung öffentlicher Einnah- der ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamt-
men liegt die Verwaltungshoheit ebenfalls rechnungen (VGR) für die Berechnung
grundsätzlich bei den Ländern. Ausge- und Darstellung des ĺ  Bruttoinlands-
nommen sind (1) ĺ Zölle und ĺ Finanz- produkt (BIP) nach Art seiner Verwen-
monopole, die bundesgesetzlich geregel- dung (z. B. ĺ Konsum, ĺ Investition und
ten ĺ  Verbrauchsteuern einschließlich ĺ Außenbeitrag).
der ĺ  Einfuhrumsatzsteuer (EUSt) und Verwertungsrechte ĺ Urheberrecht.
die Abgaben im Rahmen der EU sowie
(2) die ĺ  Gemeindesteuern, soweit die Verzinsung  –  Zahlung von Teilbeträ-
Ländern den Gemeinden die Verwaltung gen (ĺ Zinsen) auf den Nennwert einer
übertragen haben. ausgeliehene Summe von Geldkapital als
Preis für dessen Bereitstellung.
Verwaltungskosten  –  Kosten für Ver-
waltungsleistungen. Dazu gehören u.a. Verzug ĺ  Annahmeverzug, ĺ  Schuld-
die ĺ Kosten des Verwaltungspersonals, nerverzug.
Aufsichtsratsgehälter, Verbandsbeiträge, Verzugsschaden ĺ Schuldnerverzug.
Prüfungskosten, Kosten der Verwaltungs-
Verzugszinsen – Zinsen, die von einem
gebäude, Büroeinrichtung und -bedarf,
Schuldner im Falle eines ĺ  Schuldner-
Post- und Telefongebühren sowie Reise-
verzugs für eine (an und für sich unverz-
kosten.
insliche) Geldschuld gezahlt werden müs-
Verwaltungsrat  –  Organ zur Über- sen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch
wachung der Geschäftsführung einer (BGB) betragen die  Verzugszinsen unter
ĺ  Körperschaft des öffentlichen Rechts Privatpersonen fünf Prozentpunkte über
oder ĺ  Anstalt des öffentlichen Rechts. dem ĺ Basiszinssatz. Ansonsten werden
Ein Verwaltungsrat hat ähnliche Kontroll- acht Prozentpunkte über dem Basiszins-
funktionen wie der ĺ Aufsichtsrat bei der satz berechnet. Ein höherer Zinssatz kann
ĺ  Aktiengesellschaft (AG). Gesetz oder sich jedoch aus den vertraglichen Verein-
Satzung bestimmen die Zusammenset- barungen ergeben. Dies gilt v.a. im Fall ei-
zung und regeln die Befugnisse. Der Ver- ner Konventionalstrafe oder eines Ver-
waltungsrat vertritt die Körperschaft oder zugsschadens.
VGR 592

VGR  –  Abk. für ĺ  Volkswirtschaftliche Volkseinkommen  –  Begriff aus den


Gesamtrechnungen (VGR) . ĺ  Volkswirtschaftlichen Gesamtrech-
nungen (VGR) für die Darstellung der
vinkulierte Namensaktie ĺ Aktie.
ĺ  Einkommensverteilung. Es setzt sich
virtuelle Community ĺ  Electronic aus den ĺ  Arbeitnehmerentgelten und
Community. den ĺ  Unternehmens- und Vermögen-
seinkommen von Inländern in einem be-
virtuelle Organisation – Form der Netz-
stimmten Zeitraum zusammen. Nach
werkorganisation, die sich aus mehre-
dem Inländerkonzept zählen zum deut-
ren kleinen Einheiten zusammensetzt
schen  Volkseinkommen bspw. auch die
(ĺ Modularisierung) und sich durch den
Arbeitseinkommen der Deutschen, die
Einsatz gemeinsamer Informations- und
im Ausland beschäftigt sind, sowie Divi-
Kommunikationstechnik auszeichnet.
denden, Zinsen und Gewinne aus Ver-
Durch die Virtualisierung soll die gesamte
mögensanlagen im Ausland. Das  Volks-
ĺ  Wertschöpfungskette optimiert und
einkommen wird ermittelt, indem vom
die Ausrichtung auf individuelle Kunden-
ĺ  Bruttonationaleinkommen (BNE) die
bedürfnisse verbessert werden.
Abschreibungen sowie die Produktions-
virtueller Marktplatz ĺ Electronic Mar- und Importabgaben abgezogen werden.
ketplace.
Volksrente ĺ Grundrente.
virtuelles Unternehmen ĺ  Electronic
Volksvermögen ĺ Vermögen.
Company.
Volkswirtschaft  –  Gesamtwirtschaft.
Volatilität  –  Schwankungsbreite eines
1.  Makroökonomie: Gesamtheit aller un-
Börsenkurses oder der ĺ  Rendite eines
mittelbar und mittelbar auf die Wirtschaft
Finanzinstruments (z. B. Aktie, Option)
einwirkenden Kräfte sowie alle wirt-
innerhalb eines bestimmten Zeitraums.
schaftlichen Beziehungen und Verflech-
Die  Volatilität kann vergangenheitsbe-
tungen der Einzelwirtschaften innerhalb
zogen als prozentuale Abweichung von
der Grenzen eines Staatsgebiets mit ein-
einem Ausgangswert ermittelt werden.
heitlicher Währung, aber auch ihre gren-
Wird die zukünftige Schwankungsbreite
züberschreitenden Beziehungen zum
eingeschätzt, wird dies als implizite Vola-
Ausland. – Die Volkswirtschaft ist Gegen-
tilität bezeichnet. – Vgl. auch ĺ VDAX.
stand der makroökonomischen ĺ  To-
Volksaktie ĺ Aktie, die an breite Bevöl- talanalyse.  –  2.  Volkswirtschaftliche Ge-
kerungskreise verkauft wird.  Volksaktien samtrechnung (VGR): Die wirtschaftli-
werden v.a. im Rahmen der ĺ  Privati- che Betätigung aller Wirtschaftseinheiten
sierung von Bundesvermögen ausgege- (Personen und Institutionen), die ihren
ben. In der Vergangenheit wurden Volks- ständigen Sitz bzw. Wohnsitz im Inland
aktien teilweise zu Vorzugskursen auf den haben. Relevanter Wirtschaftsraum der
ĺ  Nennwert ausgegeben. Bspw. wurden nationalen VGR.
die Aktien der Volkswagen AG als Volks-
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnun-
aktien bezeichnet.
gen (VGR)  –  1.  Begriff: zentrale gesamt-
Volksbank ĺ Kreditgenossenschaft. wirtschaftliche Statistik, die ein möglichst
593 Volkszählung

umfassendes und übersichtliches quan- gesamtwirtschaftliche Analysen und Pro-


titatives Gesamtbild des wirtschaftlichen gnosen. Auf die Angaben der VGR stüt-
Geschehens einer ĺ  Volkswirtschaft in zen sich Politik, Wirtschaft und Verwal-
einem abgelaufenen Zeitraum geben soll. tung bei ihren Arbeiten und Entscheidun-
Dabei werden die zu Sektoren zusammen- gen. –  Weitere Informationen unter www.
gefassten Wirtschaftseinheiten (ĺ  Sek- destatis.de.
toren der Volkswirtschaft) mit ihren für
Volkswirtschaftslehre (VWL)  –  frü-
die Beschreibung des Wirtschaftsablaufs
her Nationalökonomie. Gebiet der Wirt-
wichtigen Tätigkeiten und damit verbun-
schaftswissenschaften, das sich mit den
denen Vorgängen einbezogen. Die Trans-
ökonomischen Zusammenhängen in der
aktionen zwischen den Sektoren und
ĺ Volkswirtschaft befasst. Die VWL ver-
teilweise auch innerhalb der Sektoren
sucht v.a. das ökonomische Geschehen
werden als Ströme dargestellt (ĺ  Wirt-
und Verhalten von den kleinsten Wirt-
schaftskreislauf).  –  2.  Bestandteile: Den
schaftseinheiten (ĺ Mikroökonomie) bis
Kern der VGR bildet die Inlandsprodukt-
zur Gesamtwirtschaft (ĺ  Makroökono-
berechung, die vierteljährlich und jähr-
mie) zu verstehen und zu erklären sowie
lich alle Daten liefert, die für die laufende
auf der Grundlage erkannter Gesetzmä-
Wirtschaftsbeobachtung und -analyse
ßigkeiten zu prognostizieren. Letzteres ist
notwendig sind. Dazu gehören v.a. die
jedoch nur bedingt möglich. Außerdem
Rechnungen zur (1) Entstehung, (2) Ver-
hat die VWL das Ziel, die konkrete Wirt-
teilung und (3) Verwendung des ĺ Brut-
schaftspolitik zu beeinflussen. Die Kon-
toinlandsprodukts ĺ  (BIP) und des
kretisierung der VWL wird z.T. anhand
ĺ  Bruttonationaleinkommens (BNE)
einer systematischen Beschreibung ihrer
in jeweiligen Preisen und preisberei-
Erkenntnisgegenstände versucht, d.h. es
nigt.  –  Die sog. Nebenrechnungen ergän-
wird konkret beschrieben, mit welchem
zen diesen Hauptteil. (1) In der gesamt-
Fragenkatalog sich die VWL beschäftigt.
wirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
In der deutschen VWL hat W. Eucken
werden bspw. die Finanzierungsströme,
(deutscher Ökonom, 1891-1950) alle Fra-
(2) in der Input-Output-Rechnung die
gen zu den sog. W-Fragen zusammenge-
produktions- und gütermäßige Verflech-
fasst: Was wird wofür, wann, wie und wo
tung in der Volkswirtschaft sowie (3) in
produziert.
der Vermögensrechnung die Summe ver-
schiedener Vermögenswerte und Ver- Volkszählung  –  statistische Erfassung
bindlichkeiten in einem bestimmten Zeit- der ĺ Bevölkerung (Umfang und Struk-
punkt dargestellt. Die ĺ Zahlungsbilanz tur) eines Staates mit Hilfe einer Voller-
wird nicht zur VGR gezählt. – Die Ergeb- hebung, gemäß Empfehlung der ĺ  Ver-
nisse der VGR werden in der gesamten einten Nationen (UN) möglichst alle
ĺ Europäischen Union (EU) in gleicher zehn Jahre durchzuführen. Nachfolgende
Weise nach dem ĺ  Europäischen Sys- Stichprobenerhebungen, v.a. der ĺ Mik-
tem volkswirtschaftlicher Gesamtrech- rozensus, und die laufende Fortschreibung
nungen ĺ  (ESVG).  –  3.  Bedeutung: Die des Bevölkerungsstands und die Bevöl-
VGR sind ein wichtiges Instrument zur kerungsvorausberechnung beruhen auf
Beobachtung der Wirtschaft sowie für den Ergebnissen der Volkszählung. – Der
Vollbeschäftigung 594

letzte Zensus 2011 wurde als registerge- vollkommene Konkurrenz ĺ Marktfor-


stützte Erhebung durchgeführt, bei der men.
bereits vorhandene Registerdaten, z. B.
vollkommener Markt ĺ Markt.
die kommunalen Melderegister und der
ĺ  Sozialversicherungsträger, verwendet Vollkosten  –  Begriff aus der Kosten-
wurden. Er dient noch 2014 der aktuellen rechnung.  Vollkosten sind die Summe
Fortschreibung.  –  Weitere Informationen der ĺ  Einzelkosten eines ĺ  Kosten-
unter www.destatis.de. trägers wie v.a. eines Produkts sowie der
Vollbeschäftigung  –  Zustand in ei- ihm anteilig zugeordneten ĺ  Gemein-
ner ĺ Volkswirtschaft, bei dem alle ver- kosten. Die Addition sämtlicher Voll-
fügbaren ĺ  Produktionsfaktoren ein- kosten der Produkteinheiten ergibt als
gesetzt und ausgelastet sind, gleichbe- Summe die ĺ Gesamtkosten der Unter-
deutend mit einer Vollauslastung des nehmung. – Vgl. auch ĺ Vollkostenrech-
gesamtwirtschaftlichen ĺ  Produktions- nung. – Gegensatz: ĺ Teilkosten.
potenzials.  –  In der praktischen Wirt- Vollkostenrechnung ĺ  Kostenrech-
schaftspolitik wird  Vollbeschäftigung al- nung, bei der alle bei der Leistungser-
lerdings i.d.R. nur auf den Faktor ĺ Ar- stellung entstandenen Kosten (ĺ  Ge-
beit bezogen. Eine Vollbeschäftigung liegt samtkosten) für einzelne ĺ Kostenträger
vor, wenn für eine Beschäftigung geeig- ausgewiesen werden. Dies erfolgt unab-
nete Personen (Erwerbsfähige), die Ar- hängig von ihrer Zurechenbarkeit. Die
beit zum herrschenden Lohnsatz suchen, zurechenbaren ĺ  Einzelkosten werden
diese ohne längeres Warten finden kön- direkt für den einzelnen Kostenträger er-
nen. Konkret wird Vollbeschäftigung bzw. fasst. Die ĺ  Gemeinkosten werden im
deren Verfehlung an der ĺ  Arbeitslosen- Rahmen der ĺ  Kostenstellenrechnung
quote, neuerdings auch am ĺ  Beschäf- mit Zuschlags- oder Verrechnungssätzen
tigungsgrad festgemacht. Es gibt jedoch weiterverrechnet. D.h., jedem Kostenträ-
keine herrschende Definition in Form ger werden neben den Einzelkosten an-
eines konkreten Zahlenwertes für eine teilig Gemeinkosten zugeordnet. Proble-
mit  Vollbeschäftigung zu vereinbaren- matisch an der  Vollkostenrechnung sind
de(n) Arbeitslosenquote bzw. Beschäfti- v.a. die willkürliche Schlüsselung der Ge-
gungsgrad. – Vollbeschäftigung im Sinne meinkosten und der Verzicht auf die Auf-
eines „hohen Beschäftigungsstandes“ ist spaltung in ĺ fixe Kosten und ĺ varia-
in Deutschland eines der vier Ziele des ble Kosten. Die Vollkostenrechnung lässt
ĺ  Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes aufgrund dessen keine Grenzkostenbe-
(StWG) (ĺ magisches Viereck). Mit der trachtung und demzufolge auch kein Ge-
Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit winnmaximierungskalkül zu. Vollkosten-
wird Ähnliches auch im Dritten Sozialge- rechnungen sind in der Praxis dennoch
setzbuch (SGB) gefordert. verbreitet.  –  Gegensatz: ĺ  Teilkosten-
volle Erwerbsminderung ĺ  Erwerbs- rechnung.
minderung. Vollmacht – durch einseitiges ĺ Rechts-
Vollkaskoversicherung ĺ  Kraftfahrt- geschäft erteilte Vertretungsbefugnis. Der
versicherung. Bevollmächtigte ist befugt, im Namen
595 Vorfälligkeitsentschädigung

eines anderen zu handeln (ĺ Stellvertre- (z.B bei Gebäuden und Hausrat). Die Prä-
tung). Die Erteilung erfolgt durch Erklä- mie wird nach der dem Vollwert entspre-
rung gegenüber dem zu Bevollmächtigen- chenden Versicherungssumme berechnet.
den oder gegenüber dem Geschäftspart- In der Praxis liegt jedoch häufig der tat-
ner.  –  Bes. Formen der  Vollmacht sind sächliche Versicherungswert über der ver-
ĺ Handlungsvollmacht und ĺ Prokura. einbarten Versicherungssumme (ĺ  Un-
vollständige Konkurrenz ĺ Polypol. terversicherung).
vollstreckbarer Titel ĺ  Vollstreckungs- Vorauszahlung  –  im Voraus geleistete
titel. Zahlung. – 1. Lebensversicherung: die teil-
weise Leistung der Versicherungssumme
vollstreckbare Urkunde ĺ Zwangsvoll-
vor Eintritt des Versicherungsfalls. Dies
streckung.
gibt es nur bei rückkaufsfähigen Lebens-
Vollstreckung ĺ Zwangsvollstreckung. versicherungen oder Unfallversicherun-
Vollstreckungstitel  –  Schuldtitel. Ur- gen. – 2. Steuerrecht: a) Einkommensteuer-
kunde, die ĺ  Zwangsvollstreckung er- Vorauszahlung: Zahlung, die der Steuer-
möglicht. Zu den wichtigsten  Vollstre- pflichtige vor der Steuerfestsetzung auf
ckungstiteln zählen rechtskräftige Urteile, die voraussichtliche Steuerschuld leis-
einstweilige Anordnungen, Schiedssprü- tet.  Vorauszahlungen bei der Einkom-
che, Vollstreckungsbescheide, gerichtliche mensteuer sind jeweils zum 10. März, 10.
Vergleiche, Kostenfestsetzungsbeschlüsse Juni, 10. September und 10. Dezember
und Zuschlagsbeschlüsse bei Zwangsver- fällig. Die Vorauszahlungen werden durch
steigerungen. einen Vorauszahlungsbescheid festgesetzt.
Vollverzinsung  –  Verzinsung von Steu- Ändern sich die steuerlichen Verhältnisse,
ernachforderungen und –erstattungen. kann die Vorauszahlung auf Antrag nach
Sie soll im Interesse der Gleichmäßigkeit oben oder unten angepasst werden. Die in
der Besteuerung und zur Vermeidung von den einzelnen Quartalen entrichteten Vo-
Wettbewerbsverzerrungen einen Aus- rauszahlungen werden später auf die fest-
gleich dafür schaffen, dass Steuern – ob- gesetzte Jahressteuerschuld angerech-
wohl sie zum gleichen Zeitpunkt entste- net. b) Körperschaftsteuer-Vorauszahlung:
hen – zu unterschiedlichen Zeitpunk- Grundsätzlich nach gleicher Regelung. c)
ten festgesetzt und erhoben werden. Die Gewerbesteuer-Vorauszahlung: am 15. Fe-
Verzinsung ist gesetzlich vorgeschrieben bruar, 15.  Mai, 15.  August und 15.  No-
und steht nicht im Ermessen der Finanz- vember zu entrichten; auch hier Anpas-
behörde. Die Zinsen werden grundsätz- sung bei Änderung des Gewerbeertrages
lich im automatisierten Verfahren berech- möglich. d) Umsatzsteuer-Vorauszahlung:
net und festgesetzt. Die Festsetzung wird ĺ Umsatzsteuer-Voranmeldung.
regelmäßig mit dem ĺ  Steuerbescheid Vorbehaltsnießbrauch ĺ Nießbrauch.
oder der Abrechnungsmitteilung verbun- Vorfälligkeitsentschädigung  –  Vorfäl-
den. ligkeitsgebühr, Vorfälligkeitsentgelt. Be-
Vollwertversicherung  –  Versicherung, trag, der einem Kreditnehmer bei vor-
bei der der volle Versicherungswert als zeitiger Kündigung eines langfristi-
Versicherungssumme vereinbart wird gen ĺ  Kredits berechnet werden kann.
Vorfinanzierung 596

Eine  Vorfälligkeitsentschädigung kann Vorkäufer ĺ Vorkaufsrecht.


vom ĺ  Kreditinstitut nur verlangt wer-
Vorkaufsrecht  –  gesetzliches oder ver-
den, wenn der Kreditvertrag nicht die
tragliches Recht, in einen zwischen dem
Möglichkeit vorsieht, den Kredit vor Fäl-
Eigentümer und einem Dritten geschlos-
ligkeit zurückzuzahlen.
senen ĺ  Kaufvertrag an die Stelle des
Vorfinanzierung ĺ  Zwischenfinanzie- Dritten einzutreten. Übt der Vorkäufer
rung. sein  Vorkaufsrecht aus, so erlangt er da-
Vorgangskalkulation ĺ Prozesskosten- durch nur einen Anspruch gegen den
rechnung. Verkäufer auf Übereignung der verkauf-
ten Sache; ist diese bereits an den Dritten
vorgelagerte Inventur ĺ Inventur. übereignet, kann der Vorkäufer von dem
Vorgesellschaft  –  Gründergesellschaft, Dritten nicht Herausgabe verlangen. – Bei
Vorgründungsgesellschaft. Nicht rechtsfä- ĺ  Grundstücken kann das Vorkaufs-
higer ĺ  Verein, der nach Abschluss des recht durch Eintragung in das ĺ Grund-
Gesellschaftsvertrags bis zur handels- buch als dingliches  Vorkaufsrecht auch
rechtlichen Errichtung einer ĺ  Kapital- gegen Dritte wirken.  –  Gesetzliche Vor-
gesellschaft durch Eintragung der Gesell- kaufsrechte dienen bes. staatlich gelenk-
schaft in das ĺ  Handelsregister besteht. ter Boden- und Siedlungspolitik (z. B. das
Sie tritt im Rechtsverkehr mit dem Zu- Vorkaufsrecht der Gemeinden nach dem
satz zur Firmierung i.Gr. auf. Eine Vorge- Baugesetzbuch (BauGB)).
sellschaft ist buchführungs- und steuer- Vorkostenstelle ĺ Hilfskostenstelle.
pflichtig.
Vorleistung – 1. Kaufmännischer Sprach-
vorgezogene Altersrente ĺ  Alters- gebrauch:  Vorleistung ist eine (entge-
rente. gen dem Handelsbrauch) in Voraus er-
Vorgründungsgesellschaft ĺ  Vorge- folgte Lieferung oder Zahlung, die den
sellschaft. Handelspartner zur Einhaltung der ver-
traglichen Vereinbarungen verpflich-
Vorkalkulation  –  auf die Leistungsein-
ten soll. – 2. ĺ Volkswirtschaftliche Ge-
heit bezogene ĺ  Kalkulation, die vor
samtrechnungen (VGR): Wert der Güter
der Leistungserstellung erfolgt. Durch
(ĺ Waren und ĺ Dienstleistungen), die
die Vorkalkulation werden die ĺ Selbst-
inländische Wirtschaftseinheiten von an-
kosten ermittelt. Die  Vorkalkulation ist
deren in- und ausländischen Wirtschafts-
somit Grundlage der Preisfestlegung (An-
einheiten bezogen und im Berichtszeit-
gebotskalkulation). Vorkalkulationen wer-
raum im Zuge der ĺ  Produktion ver-
den v.a. in Betrieben mit Einzelproduk-
braucht haben.
tion erstellt.  –  Nach Erstellung der be-
treffenden Leistung ist ein Vergleich mit Vormerkung – vorläufige Eintragung im
der ĺ  Nachkalkulation notwendig, um ĺ Grundbuch zur Sicherung einer künf-
Schätzungsfehler und andere Fehlerquel- tigen Eintragung eines Rechts.
len der  Vorkalkulation sowie Unwirt-
Vorrang ĺ Präferenz.
schaftlichkeiten aufzuspüren und in Zu-
kunft zu vermeiden. Vorräte ĺ Vorratsvermögen.
597 Vorsorgepauschale

Vorratsvermögen  –  Vorräte. Alle auf Vorschusszinsen  –  Zinsen, die einem


ĺ  Lager befindlichen Erzeugnisse, Leis- Sparer von seinem ĺ  Kreditinstitut be-
tungen, Waren und Stoffe. Das  Vorrats- rechnet werden, wenn er vorzeitig über
vermögen ist in der ĺ Bilanz als Teil des sein Sparguthaben verfügt. I.d.R. betragen
ĺ  Umlaufvermögens auszuweisen.  –  In die  Vorschusszinsen ein Viertel der Gut-
Fertigungsbetrieben wird das  Vorrats- habenzinsen.
vermögen in ĺ Rohstoffe, ĺ Hilfsstoffe, Vorsichtsprinzip  –  Bilanzierungsgrund-
ĺ  Betriebsstoffe, ĺ  Fertigerzeugnisse satz des Handelsrechts, der besagt, dass
und ĺ unfertige Erzeugnisse unterteilt. grundsätzlich vorsichtig zu bewerten ist.
Vorrechtsaktie ĺ Vorzugsaktie. Aus dem Vorsichtsprinzip lassen sich u.a.
das ĺ Imparitätsprinzip und das ĺ Rea-
Vorruhestand  –  vorzeitiges Ausschei- lisationsprinzip ableiten.
den eines älteren Arbeitnehmers aus
dem Berufsleben. Der  Vorruhestand ist Vorsorgeaufwendungen  –  Begriff aus
ein Rechtsverhältnis eigener Art zwi- dem Einkommensteuerrecht für diejeni-
schen dem beendeten Arbeitsverhält- gen ĺ  Sonderausgaben (Versicherungs-
nis und dem Eintritt in den Ruhestand. beiträge), die der privaten Vorsorge die-
Das Vorruhestandsgesetz (VRG), das nen. Der Gesetzgeber  unterscheidet
den Vorruhestand regelte, lief Ende 1988 zwischen der (1) Basisversorgung (z. B.
aus. Ähnliche Ziele mit anderen Mit- Beiträge zur gesetzlichen ĺ  Rentenver-
teln verfolgt heute das Altersteilzeitgesetz sicherung und Rürup-Rentenversiche-
(ATG). – Vgl. ĺ Altersteilzeit. rung), den (2)  sonstigen Vorsorgeauf-
wendungen (z. B. Beiträge zur Kranken-,
Vorsatz – 1. Zivilrecht: Bewusstes Herbei- Pflege-, Unfall- und Haftpflichtversiche-
führen oder Vereiteln eines Erfolgs; be- rung) und der (3) Zusatzversorgung (z. B.
dingter Vorsatz: Das Inkaufnehmen die- Beiträge zur Riester-Rentenversiche-
ser Tatsache, d.h. Billigung für den Fall rung) mit Günstigerprüfung  durch das
ihres (zwar erwünschten) Eintretens (im Finanzamt im Vergleich zur staatlichen
Gegensatz zur bewussten ĺ  Fahrlässig- Zulage.  –  Sonderausgabenabzug: (1) Für
keit).  –  2.  Strafrecht: Vorsatz ist Wissen die Basisversorgung gilt 2014 (2015):  78
und Wollen der Verwirklichung der Ta- (80) % der Beiträge von maximal 20.000
tumstände, die zu einem Straftatbestand Euro (bei Zusammenveranlagung 40.000
gehören. Euro) abzüglich Arbeitgeberanteil. Der
Vorschuss  –  Vorauszahlung auf eine abzugsfähige Prozentsatz steigt seit 2006
i.d.R. noch nicht fällige ĺ  Forde- um jährlich zwei Prozentpunkte an bis
rung. – Ein Rechtsanspruch auf Vorschuss zu 100 % im Jahr 2025. (2) Für die sons-
für künftige Auslagen entsteht, soweit es tigen Vorsorgeaufwendungen gilt  ein
sich um eine Geschäftsbesorgung und zu Höchstbetrag von 2.400 Euro. – Vgl. auch
ersetzende Auslagen handelt. – Vorschuss ĺ Vorsorgepauschale.
auf das künftig fällige ĺ Arbeitsentgelt an Vorsorgepauschale ĺ  Pauschbe-
einen ĺ  Arbeitnehmer kann von einem trag, der für ĺ  Vorsorgeaufwendun-
ĺ  Arbeitgeber gewährt werden. Es be- gen von  Arbeitnehmern bei der Ermitt-
steht jedoch kein Anspruch darauf. lung  des zu versteuernden Einkommens
Vorsorgeprinzip 598

abzugsfähig ist. Seit 2010 kommt die Vor- ein Vorstandmitglied als Vorsitzenden be-
sorgepauschale nur noch beim Lohnsteu- stimmen. Nach dem Mitbestimmungs-
erabzug  (in allen Steuerklassen) zur An- gesetz (MitbestG) ist als gleichberech-
wendung, während in der Steuererklä- tigtes Mitglied ein ĺ  Arbeitsdirektor zu
rung (ohne Günstigerprüfung) nur die bestellen. Die Mitglieder des  Vorstands
tatsächlich gezahlten Vorsorgeaufwen- erhalten Bezüge oder Tantiemen als Ver-
dungen absetzbar sind. – Die Berechnung gütung. – 2.  Vorstand der Genossenschaft:
der Pauschale erfolgt durch drei Teilbe- Der  Vorstand leitet die Genossenschaft.
träge: (1) der gesetzlichen ĺ Rentenver- Der  Vorstand muss aus mind. zwei Per-
sicherung (9,95 % des Arbeitslohns), (2) sonen bestehen. – 3. Vorstand des Vereins:
der gesetzlichen ĺ  Krankenversiche- gesetzlicher Vertreter des Vereins. Die
rung (7,6 % des Arbeitslohns) oder Min- Satzung regelt die Berufung und Zusam-
destvorsorgepauschale (12 % des Arbeits- mensetzung des Vorstands.
lohns, max. 1.900 Euro in den Steuerklas-
Vorsteuerabzug ĺ Umsatzsteuer.
sen I, II, IV, V oder VI, max. 3.000 Euro in
der Steuerklasse III) und (3) der gesetzli- Vorteilsannahme ĺ Korruption.
chen ĺ Pflegeversicherung (0,975 % bzw.
bei Alleinstehenden 1,225 % des Arbeits- Vorteilsgewährung ĺ Korruption.
lohns) oder Mindestvorsorgepauschale. Vorzug ĺ Präferenz.
Vorsorgeprinzip  –  Grundsatz der
Vorzugsaktie –  Vorrechtsaktie. ĺ Aktie,
ĺ  Umweltpolitik, nach dem mögliche
die aufgrund der Satzung gegenüber einer
Umweltgefahren zu vermeiden sind, d.h.
ĺ Stammaktie Vorrechte für den Aktio-
präventiver Umweltschutz zu betreiben
när vorsieht. Diese können sich auf (1) die
ist.  –  Vgl. auch ĺ  nachhaltige Entwick-
Gewinnbeteiligung (Dividendenvorrecht),
lung.
(2) die Beteiligung am Liquidationserlös
Vorstand – Organ einer ĺ Aktiengesell- der Gesellschaft und (3) auf das Stimm-
schaft (AG), einer ĺ Genossenschaft oder recht beziehen.
eines ĺ  Vereins.  –  1.  Vorstand der Akti-
engesellschaft (AG): Der  Vorstand leitet VPI – Abk. für ĺ Verbraucherpreisindex
die AG und vertritt sie. Der Vorstand hat für Deutschland (VPI) .
dem ĺ  Aufsichtsrat regelmäßig Bericht
VVaG – Abk. für ĺ Versicherungsverein
über den Gang der Geschäfte zu erstat-
auf Gegenseitigkeit (VVaG).
ten. Der Vorstand wird vom Aufsichtsrat
auf fünf Jahre gewählt. Bei einem mehr- VWL – Abk. für ĺ Volkswirtschaftslehre
köpfigen Vorstand kann der Aufsichtsrat (VWL).
Wachstum ĺ Wirtschaftswachstum.
W
als Niveaufaktoren des BIP. b) Beeinflus-
sung der Wachstumsraten des Pro-Kopf-
Wachstumspolitik – 1.  Begriff: staatliche BIP: Nach dem Standardmodell der neo-
Maßnahmen zur Förderung des ĺ Wirt- klassischen Wachstumstheorie bestim-
schaftswachstums, definiert als die lang- men die Akkumulation des physischen
fristige Erhöhung des Pro-Kopf-Brutto- Kapitals (Nettoinvestitionen), das Bevöl-
inlandsprodukts (BIP) eines Landes oder kerungswachstum und der technische
eines anders abgrenzten Wirtschaftsrau- Fortschritt, mit welchem Tempo sich eine
mes, z. B. der ĺ  Europäischen Union Volkswirtschaft bis zur Erreichung ei-
(EU). Die Wachstumspolitik umfasst viel- nes stabilen Wachstumspfades entwickelt.
fältige wirtschaftspolitische Maßnahmen, Die neuere Wachstumstheorie misst auch
die an den insbes. in der Wachstumsthe- dem ĺ  Humankapital eine bes. Bedeu-
orie ermittelten Determinanten ansetzen. tung bei. Die Wachstumspolitik hat dem-
Dort werden Faktoren, die auf lange Sicht zufolge die privaten unternehmerischen
das Niveau des BIP bestimmen (Niveauef- Investitionen, den technischen Fortschritt
fekte) von solchen unterschieden, die über (Forschungs- und ĺ Technologiepolitik)
die Beeinflussung von ĺ  Wachstums- und die Humankapitalbildung (ĺ  Bil-
raten eine Anpassung an Niveaus bewir- dungspolitik) bes. zu fördern. Außerdem
ken (Wachstumsrateneffekte).  –  2.  Maß- ist auf dem Arbeitsmarkt für eine ausrei-
nahmen: a) Beeinflussung des BIP-Niveaus: chend hohe Erwerbsbeteiligung der Be-
Empirische Studien zeigen, dass das BIP völkerung zu sorgen. Nicht zuletzt sollte
eines Landes sich nur dann auf einem ho- das Wachstum den Anforderungen einer
hen Niveau entwickelt, wenn in diesem ĺ nachhaltigen Entwicklung genügen.
Land die Rahmenbedingungen bestimmte Wachstumsrate  –  die auf den Anfangs-
Eigenheiten aufweisen. Zu diesen zäh- wert bezogene Veränderung einer zeitbe-
len stabile politische Systeme, die durch zogenen Variablen. Die Veränderung ge-
Rechtssysteme sowie durch Eigentums- genüber der Vorperiode wird in Prozent
und Wettbewerbsordnungen gekenn- ausgedrückt. Die Rate des ĺ Wirtschafts-
zeichnet sind, eine leistungsfähige Ver- wachstums entspricht bspw. dem prozen-
kehrs- und Kommunikationsinfrastru- tualen Anstieg  des ĺ  Bruttoinlandspro-
ktur sowie ein entwickelter Finanzsektor. dukts (BIP) .
Ferner gibt es Belege dafür, dass eine so-
Wachstumsrateneffekte ĺ  Wachstum-
lide makroökonomische Politik das
spolitik.
Wachstumsniveau einer Volkswirtschaft
positiv beeinflusst. Indikatoren dafür sind Wachstumsstrategie  –  Marketingstra-
eine erfolgreiche ĺ  Geldpolitik,  eine li- tegie. Ausrichtung der ĺ  Marketingpo-
berale ĺ  Handelspolitik und eine solide litik einer Unternehmung an einer be-
ĺ  Finanzpolitik. Ferner gelten hohe In- stimmten Produkt- oder Marktkonstel-
vestitionsquoten und Bildungsstandards lation mit vier Grundrichtungen einer
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_23, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Wagnis 600

Wachstumsstrategie: (1) ĺ  Marktdurch- des Auslandes bzw. der Nicht-Unionslän-


dringung: verstärkter Absatz der vor- der  eine Auslandswährung oder Fremd-
liegenden Produkte auf gegenwärti- währung.
gen Märkten durch Anreiz zum Mehr-
Währungsklausel –  Valutaklausel. Form
verbrauch, z. B. über Push und Pull. (2)
der ĺ  Wertsicherungsklausel, die bei
Marktentwicklung: Absatz der gegenwär-
grenzüberschreitenden Zahlungen gegen
tigen Produkte auf national oder inter-
einen Währungsverfall sichern soll. Dabei
national neuen Märkten oder in neuen
wird die  Begleichung einer Geldschuld
Verwender-/Käufergruppen (ĺ  Markt-
vertraglich an eine ausländische ĺ Wäh-
segmentierung). (3) Produktentwicklung:
rung gekoppelt.
Entwicklung neuer oder verbesserter Pro-
dukte für gleiche oder komplementäre Währungsordnung ĺ  Währungssys-
Bedürfnisse auf den vorliegenden Märk- tem.
ten und Marktsegmenten (ĺ Innovation,
Währungspolitik – Teilbereich der Wirt-
ĺ Produktdifferenzierung). (4) ĺ Diver-
schaftspolitik, der das Verhältnis der in-
sifikation: Aufnahme neuer Produkte, die
ländischen ĺ  Währung gegenüber dem
in mehr oder weniger engem Bezug zum
Ausland regelt. Dazu gehören ordnungs-
bisherigen Verkaufsprogramm stehen,
politische Entscheidungen (Währungs-
um neue Märkte/Marktsegmente zu er-
ordnungspolitik), wie die Festlegung
schließen.
des Wechselkurssystems in Form fester
Wagnis  –  Risiko. Verlustgefahr für ein oder flexibler Wechselkurse (ĺ  Wech-
Unternehmen.  Wagnisse sind somit alle selkursbildung), der Beitritt zu einer
Gefahren, Unsicherheits- und Zufällig- ĺ  Währungsunion, die Entscheidung
keitsfaktoren, die mit den wirtschaftli- über Kapitalverkehrskontrollen  oder
chen Handlungen des Unternehmens ver- Maßnahmen der ĺ Devisenbewirtschaf-
bunden sind. Zu unterscheiden sind: (1) tung. Darüberhinaus zählt dazu als Wäh-
Allgemeine Unternehmerwagnisse: Ge- rungsprozesspolitik die gezielte Beein-
samtrisiken, die durch den Unternehmer- flussung des Wechselkurses durch die
gewinn abgegolten werden. (2) Kalkulier- inländische Zentralbank (ĺ Wechselkur-
bare Wagnisse: Einzelwagnisse, deren Ur- spolitik) zur außenwirtschaftlichen Ab-
sachen, Umfang und Höhe feststellbar sicherung der inländischen Geldpolitik
sind. Diese werden häufig in der Kosten- bei flexiblen Wechselkursen (schmutziges
rechnung durch die Verrechnung kalku- ĺ Floating).
latorischer Wagnisse erfasst. (3) Kalkula-
torische Wagnisse: kalkulatorische Kosten Währungsreserven – Bestand eines Lan-
für eintretende Verluste, die in der Kalku- des oder einer ĺ  Währungsunion an
lation berücksichtigt werden können. kurzfristig verfügbaren, international an-
erkannten Vermögenswerten. Die  Wäh-
Wagniskapital ĺ Venture-Capital. rungsreserven setzen sich zusammen aus:
Währung  –  Geldeinheit eines Lan- (1) Goldbeständen, (2) Devisenreserven
des oder einer ĺ  Währungsunion: aus und (3) Reservepositionen im ĺ  Inter-
Sicht des Inlandes bzw. der Währungs- nationalen Währungsfonds (IWF) und
union die Inlandswährung, aus der Sicht zugeteilten ĺ  Sonderziehungrechten
601 Warengruppenmanagement

(SZR).  Währungsreserven können zur auf  Wandelanleihe zu. Für die Ausgabe
Unterstützung des ĺ  Wechselkurses der einer  Wandelanleihe ist eine Drei-Vier-
eigenen Währung und zur Finanzierung tel-Mehrheit der ĺ  Hauptversammlung
von Außenhandelsdefiziten eingesetzt erforderlich.
werden. Die Verwaltung der  Währungs-
Wandelschuldverschreibung ĺ  Wan-
reserven erfolgt in der ĺ  Europäischen
delanleihe.
Währungsunion (EWU) durch die ĺ Eu-
ropäische Zentralbank (EZB). Ware  –  bewegliche Sache.  –  1.  Handels-
recht: bewegliche Sache, die Gegenstand
Währungssystem – Rechtliche Ordnung
des Handelsverkehrs ist.  –  2.  Zollrecht:
des Währungswesens eines Landes.  Das
alle beweglichen Sachen sowie elektri-
nationale Währungssystem (Geldordnung)
sche Energie. Das Zollrecht unterscheidet
regelt im Rahmen der ĺ Geldpolitik das
nach dem Zollkodex der ĺ Europäischen
nationale Geldwesen für die inländische
Union (EU) zwischen Gemeinschaftsware
ĺ  Währung, das internationale  Wäh-
und Nichtgemeinschaftsware. – 3.  Außen-
rungssystem (Währungsordnung)  ordnet
wirtschaftsrecht: alle beweglichen Sachen,
im Rahmen der ĺ  Währungspolitik das
die Gegenstand des Handelsverkehrs sein
Verhältnis der Inlandswährung zu den
können und Elektrizität, ausgenommen
Auslandswährungen, z. B. durch Anwen-
Wertpapiere und Geld.  –  4.  Wirtschafts-
dung eines bestimmten Wechselkurssys-
theorie: Gut, das auf dem ĺ Markt ange-
tems (ĺ Wechselkursbildung).
boten und nachgefragt wird.
Währungsunion – Verbund von mehre-
Warenbörse ĺ  Börse, an der fungible
ren Staaten, die eine einheitliche ĺ Wäh-
ĺ  Waren (z. B. Getreide, Futtermit-
rung benutzen, z. B. die ĺ  Europäische
tel, Rohstoffe) gehandelt und Warenter-
Währungsunion (EWU).
mingeschäfte (ĺ  Termingeschäfte) ab-
Waldwirtschaft ĺ Land- und Forstwirt- geschlossen werden (Warenterminbörse).
schaft, ĺ Urproduktion.
Wareneinsatz  –  Begriff der Handelsbe-
Wall Street – Straße im Südteil von Man- triebslehre: Wert der Warenmenge, die
hattan in New York City. Die Wall Street zur Erzielung eines bestimmten ĺ  Um-
ist berühmt als Hauptfinanzzentrum der satzes erforderlich ist. Der  Wareneinsatz
USA, insbes. Sitz der weltgrößten Wert- wird berechnet, indem die  Menge der
papierbörse ĺ New York Stock Exchange einzelnen ĺ Waren mit ihren ĺ Waren-
(NYSE). einstandspreisen multipliziert wird.
Wandelanleihe  –  Convertible Bond, Wareneinstandspreis  –  Einstand-
Wandelschuldverschreibung. ĺ  Anleihe spreis  einer ĺ  Ware im ĺ  Handelsbe-
einer ĺ  Aktiengesellschaft (AG), bei trieb: Einkaufspreis einer Wareneinheit
der neben dem Anspruch auf Rückzah- (Bezugpreis abzüglich Preisnachlass) plus
lung des ĺ Nennwerts und der geringen Bezugs-Nebenkosten.
ĺ  Zinsen ein Wandlungsrecht in eine
Warenexport ĺ Export.
bestimmte Anzahl von ĺ  Stammaktien
der emittierenden Gesellschaft besteht. Warengruppenmanagement ĺ  Cate-
Den Aktionären steht ein ĺ Bezugsrecht gory Management.
Warenhandel 602

Warenhandel ĺ Handel. (EU) gilt. Die Warenverkehrsfreiheit ver-


Warenhaus  –  Department Store. Groß- bietet jede Beschränkung des Warenver-
flächige Betriebsform des Einzelhandels kehrs zwischen den EU-Mitgliedsstaaten
in zentraler Citylage oder in einem Ein- sowie zwischen dem Gebiet der EU und
kaufszentrum mit einem branchenüber- Drittstaaten. Die  Warenverkehrsfreiheit
greifenden breiten ĺ  Sortiment ein- war Voraussetzung der Verschmelzung
schließlich Lebensmittel („Alles unter der EU-Mitgliedsstaaten zu einem voll-
einem Dach“). Die Warenpräsentation ständigen ĺ Gemeinsamen Markt. – Vgl.
erfolgt heute häufig nach dem Prinzip auch ĺ Binnenmarkt.
ĺ Shop in the Shop. Ein Kaufhaus unter- Warenwechsel ĺ Handelswechsel.
hält demgegenüber keine Lebensmittelab- Warenwelten ĺ Shop in the Shop.
teilung.
Warenwirtschaftssystem  –  compu-
Warenkennzeichnung  –  warenbeglei- tergestütztes System zur Steuerung des
tende Informationen über Eigenschaften Warenflusses in einem ĺ  Handelsbe-
von Produkten mit dem Ziel einer erhöh- trieb. Neben der Steuerungsfunktion hat
ten Qualitätstransparenz. Für Lebensmit- das Warenwirtschaftssystem die Aufgabe,
tel und Textilien sind Kennzeichnungen waren- und kundenbezogene Daten zur
gesetzlich vorgeschrieben (z. B. Mindest- ĺ  Rechnungslegung, ĺ  Inventur und
haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln). Statistik bereitzustellen. Teile des  Waren-
Weitere Kennzeichnungen sind die Han- wirtschaftssystems sind: (1) Einkaufssys-
delsklassen, Güte- und Sicherheitszeichen tem: Angebotsverwaltung, Bestellwesen,
(z. B. DIN, VDE, TÜV, GS) sowie ĺ Um- Disposition, Reklamation; (2) Verkaufs-
weltzeichen. system: Kundendatenmanagement, Akti-
Warenkorb – Gesamtheit der in die Be- onsplanung und -überwachung, Verkäu-
rechnung des ĺ  Verbraucherpreisin- ferdatenmanagement, Retouren; (3)  Wa-
dex für Deutschland (VPI) eingehenden reneingangssystem: Rechnungsprüfung,
Güter. Der  Warenkorb umfasst ca. 700 Warenannahme und -kontrolle, Anliefe-
ĺ  Waren und ĺ  Dienstleistungen und rung; (4) Warenausgangssystem: Waren-
repräsentiert den gesamten Verbrauch der ausgangskontrolle, Auftragsbearbeitung,
privaten Haushalte und die Preisentwick- Kommissionierung, Versandabwicklung;
lung der nachgefragten Güter. (5) Lagerwirtschaft: z. B. Lagerbestand-
Warenlager ĺ Lagerbestand. führung, Inventurabwicklung.

Warenrohertrag ĺ Handelsspanne. Warnstreik ĺ Streik.

Warenskonto ĺ Skonto. Warrant ĺ Option, ĺ Optionsanleihe.

Warenterminbörse ĺ Warenbörse. Wechsel ĺ  Wertpapier, das die unbe-


dingte Anweisung des Wechselausstellers
Warentermingeschäft ĺ  Terminge- an die zahlungspflichtige Person (Bezoge-
schäft, ĺ Warenbörse. ner) enthält, eine bestimmte Geldsumme
Warenverkehrsfreiheit  –  Grundfreiheit zu einem festgelegten Zeitpunkt an ihn
nach dem europäischen Recht, die für je- oder an eine im Wechsel genannte Person
den Bürger der ĺ  Europäischen Union oder deren Order zu zahlen. Der Wechsel
603 Wechselkurs

ist eine ĺ  Urkunde, deren Form im Wechselkurs  –  Devisenkurs. Wertver-


Wechselgesetz (WG) vorgeschrieben ist. hältnis zweier Währungen. 1.  Nomi-
Der Wechsel ist ein ĺ Orderpapier. Die neller Wechselkurs: a) Preisnotierung
Umwandlung in ein Rektapapier ist durch (Preisnotiz): Preis einer ausländischen
Beifügung der negativen Orderklausel Währungseinheit in inländischen Wäh-
(ĺ Rektaklausel) möglich. – Der letzte In- rungseinheiten ausge-drückt (z. B. x Euro
haber des Wechsels kann bei Nichteinlö- pro 1 US-Dollar).  –  Ein steigender (sin-
sung einen Prozess anstreben. Vorausset- kender)  Wechselkurs bedeutet bei Preis-
zung hierfür ist die Vorlage des Wechsels notierung eine Abwertung (Aufwer-
spätestens zwei Geschäftstage nach dem tung) der inländischen bzw. Aufwertung
Verfallstag sowie die schriftliche Erklä- (Abwertung) der ausländischen Wäh-
rung eines Notars oder Gerichtsvollzie- rung. b) Mengennotierung (Mengenno-
hers über seine Nichteinlösung (Protestur- tiz): Der Preis einer inländischen Wäh-
kunde). Wechselrechtlich haften dem letz- rungseinheit wird in ausländischen
ten Inhaber alle Beteiligten, also neben Währungseinheiten angegeben (z. B. x
dem Bezogenen auch der Aussteller sowie US-Dollar für 1 Euro).  –  Ein steigen-
die Indossanten (ĺ  Indossament).  –  Zu der (sinkender)  Wechselkurs bedeutet
unterscheiden sind: (1) gezogener  Wech- bei Mengennotiz eine Aufwertung (Ab-
sel (Tratte): Die unbedingte Anweisung ei- wertung) der inländischen bzw. Abwer-
nes Wechselausstellers an einen Bezoge- tung (Aufwertung) der ausländischen
nen, eine bestimmte Geldsumme zu ei- Währung. Die Mengennotierung ist der
nem bestimmten Zeitpunkt (Verfallstag) Kehrwert der Preisnotierung. c) Von ei-
zu zahlen: „Gegen diesen Wechsel zahlen nem Kassakurs wird gesprochen, wenn
Sie …“. (2) Solawechsel (eigener Wechsel): bei der ĺ  Wechselkursbildung der Ab-
Zahlungsversprechen des Wechselaus- schluss und die Durchführung eines De-
stellers „Gegen diesen Wechsel zahle ich visengeschäfts zusammenfallen (ĺ  De-
...“. – Der Wechsel gehörte früher zu den visenkassageschäft), während bei der Bil-
gängigen Instrumenten der Mittelstands- dung des Terminkurses der Abschluss
finanzierung. Heute hat er sehr an Bedeu- heute und die Erfüllung des Geschäfts
tung verloren, da die ĺ  Deutsche Bun- an einem zukünftigen Termin stattfin-
desbank seit Übertragung der geldpoliti- det (ĺ  Devisentermingeschäft).  –  2.  Re-
schen Befugnisse an die ĺ  Europäische aler Wechselkurs: Preisverhältnis zweier
Zentralbank (EZB) kein Diskontgeschäft Güter in verschiedenen Währungsräu-
mehr betreibt und deshalb die früheren men. Schreibt man w für den nominel-
zinsgünstigen Refinanzierungsmöglich- len Wechselkurs, P* für den Ausland-
keiten nicht mehr bestehen. Wechsel kön- spreis und P für den Inlandspreis, ist der
nen bei den Kreditinstituten nur noch zu reale W durch wP*/P definiert. Wenn es
marktüblichen Zinssätzen eingereicht sich dabei um ein homogenes Gut han-
werden (ĺ Diskontkredit). delt würde dieser Kurs bei Freihandel und
ohne Berücksichtigung von Transport-
Wechselinkasso ĺ Inkasso. kosten eins sein (Law of one Price). Han-
delt es sich um zwei verschiedene Güter,
Wechselkredit ĺ Akzeptkredit. dann entspricht der reale  Wechselkurs
Wechselkursbildung 604

den ĺ  Terms of Trade.  –  3.  Effektiver ĺ Währungsreserven und zu einem po-


Wechselkurs: Im Gegensatz zum bilatera- sitiven bzw. negativen Saldo der Devisen-
len Wechselkurs ist dieser ein multilate- bilanz, also Zahlungsbilanzungleichge-
raler Wechselkurs, welcher aus dem ge- wichten. – 3.  System stufenflexibler Wech-
wichteten Mittel verschiedener bilatera- selkurse: Hierbei handelt es sich um ein
ler Wechselkurse gebildet wird. Mit Hilfe Wechselkurssystem mit Bandbreite, bei
des effektiven Wechselkurses können Ver- dem ein amtlicher Mittelkurs (Leitkurs
änderungen des gesamten Außenwertes oder Parität) sowie als prozentuale Ab-
einer Währung ermittelt werden.  –  Vgl. weichung davon nach oben und unten
auch ĺ  Wechselkursbildung, ĺ  Wech- ein Höchst- und Niedrigstkurs. Diese bei-
selkurspolitik. den Kurse bilden ein mehr oder weniger
breites Band, in dem der Wechselkurs frei
Wechselkursbildung  –  Preisbildung schwanken kann. Erst wenn dieser die
auf dem ĺ  Devisenmarkt, die von dem Bandgrenzen (Interventionspunkte) zu
durch die Währungsordnung festgeleg- über- oder unterschreiten droht, greift die
ten Wechselkurssystem (Wechselkursre- Zentralbank durch Devisenkäufe oder –
gime) abhängig ist.  –  1.  System flexibler verkäufe in die Kursbildung ein. Bei fun-
oder freier Wechselkurse: Der  Wechsel- damentalen Devisenbilanzungleichge-
kurs bildet sich entsprechend Angebot wichten wird das gesamte Band durch
und Nachfrage der betreffenden Wäh- eine Auf- oder Abwertung des Mittelkur-
rung frei, d.h. ohne staatliche Eingriffe am ses stufenförmig nach unten oder nach
Devisenmarkt. Wichtige Determinanten oben an den lang- oder mittelfristigen
der freien Kursbildung (ĺ  Floating) sind Entwicklungstrend des Wechselkurses
die internationalen Handelsströme (Güte- angepasst. Das frühere System von Bret-
rexporte und -importe), Zinsunterschiede ton-Woods und das ĺ Europäische Wäh-
zwischen dem In- und Ausland (Kapita- rungssystem (EWS) sind Bsp. für ein stu-
lexporte und –importe) und die Devisen- fen-flexibles Wechselkurssystem mit be-
spekulation. Greift die Zentralbank durch grenzt freier Kursbildung.
freiwillige Devisenkäufe oder –verkäufe
Wechselkursmechanismus II ĺ  Euro-
in die Kursbildung ein (ĺ  Wechselkur-
päisches Währungssystem (EWS).
spolitik) wird dies als „Schmutziges“ Floa-
ten bezeichnet. Dies ist gängige Praxis der Wechselkurspolitik  –  1.  Ordnungspo-
ĺ  Europäischen Zentralbank (EZB) im litik: Festlegung des Grades an Wechsel-
ĺ Eurosystem. – 2. System eines festen (fi- kursflexibilität durch Gestaltung der De-
xen) Wechselkurses: Der Wechselkurs wird visenmarktordnung bzw. des Wechsel-
von der zuständigen Währungsbehörde kurssystems (ĺ  Wechselkursbildung)
oder der Zentralbank festgesetzt. Diese in der Frage feste vs. flexible ĺ  Wech-
sog. amtliche Parität muss durch kurssta- selkurse.  –  2.  Prozesspolitik: gezielte Be-
bilisierende Interventionen der Zentral- einflussung des ĺ  Wechselkurses durch
bank auf dem Devisenmarkt, d.h. durch die Zentralbank in einem System freier
Stützungskäufe bzw. –verkäufe gesichert Wechselkurse (schmutziges ĺ  Floating)
werden. Dies führt zu entsprechenden zur Unterstützung bzw. außenwirtschaft-
Zunahmen bzw. Abnahmen der zentralen lichen Absicherung der inländischen
605 Weltmarkt

ĺ Geldpolitik). – Vgl. auch ĺ Wechsel- (ICSID).  –  Gemeinsames Ziel der Orga-


kursbildung. nisationen der  Weltbankgruppe ist es,
Wechselkurssicherung ĺ  Devisenter- ĺ Entwicklungsländern durch finanzielle
mingeschäft. Hilfen (v.a. durch Kredite und Vermitt-
lung von Unternehmensbeteiligung) und
Wechselkurssysteme ĺ  Wechsel- technische Hilfen sowie durch Beratung
kursbildung. in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu
Wechselobligo ĺ Obligo. fördern.
Wechselprolongation ĺ Prolongation.
Welthandelsorganisation (WTO) – Son-
Wechselrembours ĺ  Remboursge- derorganisation der ĺ  Vereinten Na-
schäft. tionen (UN) zur Gestaltung zwischen-
Wegeunfall ĺ Arbeitsunfall. staatlicher Handelsbeziehungen. Die
weiße Produkte ĺ No Names. WTO ist die Nachfolgeorganisation des
ĺ  Allgemeinen Zoll- und Handelsab-
Weisungsrecht  –  Direktionsrecht. Recht kommens (GATT). Sie wurde 1995 in
des ĺ Arbeitgebers, Inhalt, Ort und Zeit Genf gegründet. Die WTO hat derzeit
der Arbeitsleistung sowie Ordnung und 159 Mitglieder. Vertragliche Grundla-
Verhalten der ĺ  Arbeitnehmer im Be- gen der Arbeit der WTO sind das GATT
trieb nach billigen Ermessen näher zu be- für den Warenhandel, das General Agree-
stimmen. Dabei sind vom Arbeitgeber die ment on Services (GATS) für den Dienst-
bestehenden vertraglichen und gesetzli- leistungsbereich und das Agreement on
chen Regelungen einzuhalten. Trade-Related Aspects of Intellectual Pro-
Weiterbeschäftigungsanspruch ĺ  Be- perty Rights (TRIPS) für Fragen des geis-
schäftigungsanspruch. tigen Eigentums. – Handelspolitisch setzt
Weiterbildung ĺ  berufliche Fortbil- die WTO die Ziele und Aufgaben des
dung, ĺ Bildungsurlaub. GATT fort. Daneben hat sie jedoch als
neue Aufgaben v.a. die Liberalisierung des
Weltbank ĺ  Internationale Bank für Agrar- und Dienstleistungshandels sowie
Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). den Schutz des geistigen Eigentums über-
Weltbankgruppe  –  zusammenfas- nommen. Die GATT-Prinzipien der Ab-
sende Bezeichnung für bestimmte, sehr schaffung von Handelsbeschränkungen,
eng verbundene rechtlich selbststän- Gegenseitigkeit (Reziprozitätsprinzip),
dige Finanzierungsinstitutionen. Dazu Nichtdiskriminierung (ĺ  Meistbegüns-
zählen im Einzelnen: (1) Internationale tigung), Transparenz und Informations-
ĺ Bank für Wiederaufbau und Entwick- pflicht gelten auch weiterhin. – Weitere In-
lung ĺ  (IBRD), auch als Weltbank be- formationen unter www.wto.org.
zeichnet, (2) Internationale Entwicklungs-
organisation (IDA), (3) Internationale Fi- Weltmarkt  –  gedachter, nicht zu lokali-
nanz-Kooperation (IFC), (4) Multilaterale sierender ĺ  Markt für weltweit gehan-
Investitions-Garantie-Agentur (MIGA), delte Güter (Welthandelsgüter), auf dem
(5) Internationales Zentrum für die Bei- sich in gegenseitiger Abhängigkeit (In-
legung von Investitionsstreitigkeiten terdependenz) der volkswirtschaftlichen
Weltwährungssystem 606

Binnenmärkte deren Verflechtung zu ei- sowie die Reparationsleistungen Deutsch-


ner ĺ Weltwirtschaft ergibt. lands an die Siegermächte des Ersten
Weltkrieges angesehen.
Weltwährungssystem  –  Gesamtheit al-
ler institutionellen und praktischen Re- Weltwirtschaftsordnung  –  Sys-
gelungen zur möglichst reibungslo- tem völkervertraglicher Regelungen
sen Durchführung zwischenstaatlicher der internationalen Wirtschaftsbezie-
wirtschaftlicher Transaktionen, bes. des hungen.  –  Hauptelemente der Welt-
Zahlungs- und Kreditverkehrsystem wirtschaftsordnung sind die Welthan-
(ĺ Währungssystem). Hierzu zählen v.a. delsordnung (Abkommen der ĺ  Welt-
die Abkommen über den ĺ  Internatio- handelsorganisation (WTO)) und das
nalen Währungsfonds (IWF), die ĺ Or- ĺ  Weltwährungssystem, die allerdings
ganisation für wirtschaftliche Zusam- nicht uneingeschränkt weltweit gelten, da
menarbeit und Entwicklung (OECD), die einige Länder nicht Mitglied der Instituti-
ĺ  Bank für Internationalen Zahlungs- onen sind bzw. sich den Vereinbarungen
ausgleich (BIZ) sowie über die ĺ Europä- nicht angeschlossen haben. – Unter dem
ische Union (EU) getroffenen Vereinba- Eindruck der jüngsten Weltwirtschafts-
rungen über den intervalutarischen Zah- und Finanzkrise wird eine ĺ Neue Welt-
lungsverkehr. wirtschaftsordnung und eine ĺ  Neue
Weltfinanzarchitektur gefordert.
Weltwirtschaft  –  Begriff für die durch
den internationalen Handel und die Ka- Weltzentralbank ĺ Neue Weltfinanzar-
pitalbewegungen zwischen den Volks- chitektur.
wirtschaften bestehenden globalen inter- Werbemittel  –  Ausdrucksmittel der
nationalen Wirtschaftsbeziehungen und ĺ  Werbung, in dem die aus den Wer-
-verflechtungen. bezielen abgeleitete Werbebotschaft ge-
Weltwirtschaftsgipfel ĺ G 7. bündelt und dargestellt wird. Die Art
des Werbemittels ist von dem jeweiligen
Weltwirtschaftskrise  –  Zusammen- ĺ  Werbeträger abhängig, z. B. Anzeigen
bruch der industriellen Produktion in Printmedien, Werbespots in Rundfunk
und des internationalen Handels in der und Fernsehen, Plakate in der Außenwer-
ĺ  Weltwirtschaft.  –  Meistens wird je- bung oder Werbebriefe in der Direktwer-
doch die  Weltwirtschaftskrise von 1929 bung.
bis 1933 darunter verstanden (große Welt-
wirtschaftskrise). Das Volkseinkommen Werbeprospekt ĺ Prospekt.
in Deutschland sank in dieser Zeit um ca. Werbeträger  –  Media, Medien; alle Per-
40 %, in den USA um über 50 %. Die In- sonen oder Dinge, die ĺ Werbemittel un-
dustrieproduktion ging in Deutschland ter dem Vorgang der Streuung an Zielper-
um ca. 43 %, in den USA um über 45 % sonen (Werbesubjekte) herantragen und
zurück. Als wichtigste Ursachen werden damit die Werbebotschaften der Werbe-
aus heutiger Sicht die industrielle Über- treibenden (advertisers) verbreiten. –  Ar-
produktion, die überzogene Börsenspe- ten: (1) Insertions- oder Printmedien
kulation v.a. in den USA, die Behinderung (z. B. Zeitung, Zeitschriften, Prospekte),
des internationalen Handels durch Zölle (2) elektronische Medien (ĺ  Internet,
607 Werkstoffe

Fernsehen, Funk, Video, Film), (3) Me- der Abzug der tatsächlichen  Werbungs-
dien der Außenwerbung (Plakatanschlag, kosten bei Kapitalerträgen. Dafür gibt es
Verkehrsmittel- und Sportstättenwer- einen ĺ Sparer-Freibetrag.
bung) und (4) sonstige Medien (Adress-
bücher, Messen, Sponsoring, Werbege- Werbungskosten-Pauschbetrag ĺ
schenke). Pauschbetrag, der für ĺ Werbungskosten
angesetzt werden kann. Bei den Einkünf-
Werbeträgeranalyse ĺ Mediaanalyse. ten aus nichtselbstständiger Arbeit be-
trägt der  Werbungskosten-Pauschbetrag
Werbeträgerplanung ĺ Mediaplanung.
je Arbeitnehmer 1.000 Euro jährlich. Er
Werbung  –  Teilbereich der ĺ  Kommu- ist im Lohnsteuertarif bereits eingearbei-
nikationspolitik.  Werbung ist die ver- tet. Für Versorgungsbezüge steht je Emp-
suchte Meinungsbeeinflussung von be- fänger ein Werbungskosten-Pauschbetrag
stimmten Personengruppen (ĺ  Ziel- von 102 Euro jährlich zu Verfügung.
gruppe) hinsichtlich eines Werbeziels.
Zur Beeinflussung werden bes. Medien Werklohn ĺ Werkvertrag.
(ĺ  Werbeträger) eingesetzt. Ziel einer Werkstarifvertrag ĺ Tarifvertrag.
Werbekampagne ist es, Bekanntheit, Ein-
stellung oder Kaufabsicht der Zielgruppe Werkstattproduktion  –  Werkstattferti-
gegenüber einem Produkt, einer Dienst- gung. ĺ  Produktionsverfahren, bei dem
leistung oder Idee zu beeinflussen.  –  Im in Teilbetrieben gleichartige Produkti-
Rahmen der Werbeplanung sind v.a. Ent- onseinrichtungen oder Arbeitssysteme als
scheidungen hinsichtlich Werbebotschaft, abgeschlossene Einheiten zusammenge-
Werbebudget, Werbemittel und Werbe- fasst sind (Werkstatt). Bei  Werkstattpro-
träger zu treffen. – Vgl. auch ĺ irrefüh- duktion gibt es unterschiedliche Durch-
rende Werbung, ĺ  sittenwidrige Wer- laufwege der zu bearbeitenden Produkte
bung, ĺ vergleichende Werbung. bzw. Aufträge. Teilbereiche der  Werk-
stattproduktion sind z. B. Dreherei, Boh-
Werbungskosten – Begriff des Einkom- rerei, Fräserei, Schleiferei und Lackiererei.
mensteuerrechts für Aufwendungen zur Die Werkstattproduktion ist v.a. bei häu-
Erwerbung, Sicherung und Erhaltung der fig wechselnden Produktionsprogram-
Einnahmen. Sie können bei ĺ  Einkünf- men für Kleinserien- und Einzelproduk-
ten aus nichtselbstständiger Arbeit, aus tion einzusetzen.
Kapitalvermögen, aus Vermietung und
Verpachtung sowie bei sonstigen Ein- Werkstoffe – Teil der betriebswirtschaft-
künften (z. B. Renten) von den Einnah- lichen ĺ  Produktionsfaktoren.  Werk-
men abgezogen werden. Werbungskos- stoffe sind Stoffe und Erzeugnisse, die
ten sind bei entsprechendem Nachweis als Ausgangs- und Grundstoffe in die
in tatsächlicher Höhe abzugsfähig oder Produkte eines Unternehmens einge-
in Höhe des ĺ Werbungskosten-Pausch- hen. Es kann sich dabei um ĺ  Roh-
betrages, wenn keine höheren Werbungs- stoffe, ĺ  Hilfsstoffe und ĺ  Betriebs-
kosten nachgewiesen werden.  –  Mit der stoffe und ĺ unfertige Erzeugnisse, aber
Einführung der ĺ  Abgeltungsteuer ab auch um ĺ  Fertigerzeugnisse handeln.
dem Veranlagungszeitraum 2009 entfällt Fertigerzeugnisse als  Werkstoffe werden
Werkvertrag 608

unverarbeitet oder nur leicht veredelt in Produktionsfaktoren und Produktions-


das zu fertigende Produkt eingearbeitet. organisationen auf einen möglichst ho-
Werkvertrag – Vertrag, mit dem sich der hen Stand der Wirtschaftlichkeit hin zu
eine Teil (Unternehmer) zur Herstellung entwickeln (Value Engineering) oder ent-
eines Werks, der andere (Besteller) zur sprechend umzugestalten (Value Analy-
Zahlung einer Vergütung (Werklohn) ver- sis). – Bsp. für Produkte: Aufdeckung von
pflichtet. Nach dem ĺ  Bürgerlichen Ge- Kosten der Produktgestaltung, die für den
setzbuch (BGB) kann ein Werk die Herstel- Funktionswert des Produktes von unter-
lung (z. B. Anfertigung eines Maßanzugs) geordneter Bedeutung sind.
oder die Veränderung (z. B. Reparatur) ei- Wertaufholung ĺ Zuschreibung.
ner Sache sein. Es kann sich auch um einen Wertberichtigungen  –  Wertberichti-
durch Arbeit oder Dienstleistung herbei- gungsposten. Begriff aus dem Handels-
zuführenden Erfolg handeln (z. B. Anfer- recht. ĺ Wertminderungen als Posten auf
tigung eines Gutachtens, chemische Un- der Passivseite einer ĺ Bilanz für zu hoch
tersuchung eines Stoffes). Wesentlich ist, angesetzte ĺ Aktiva. Bei ĺ Kapitalgesell-
dass beim  Werkvertrag der Unternehmer schaften ist der Ausweis von Wertberich-
für den Erfolg seiner Arbeit einsteht, wäh- tigungen unzulässig. – Vgl. auch ĺ Pau-
rend beim ĺ  Dienstvertrag u.U. bereits schalwertberichtigung.
ein Bemühen zur Vertragserfüllung aus-
reicht. – Ähnlich: ĺ Maklervertrag. Werteverzehr ĺ Wertminderung.

Wert  –  1.  Mikroökonomie: Ausdruck für Wertgrenzprodukt  –  das mit seinem


die Wichtigkeit eines ĺ Gutes, die es für Marktpreis bewertete physische oder re-
die Befriedigung des subjektiven Bedürf- ale Grenzprodukt (ĺ  Grenzproduktivi-
nisses des Einzelnen besitzt, die sich in tät) eines ĺ Produktionsfaktors, d.h. der
seinem ĺ  Nutzen (Gebrauchswert) wi- mit den Mengeneinheiten des Grenzpro-
derspiegelt. Steht die Bereitschaft im Vor- duktes zu erzielende ĺ Grenzerlös.
dergrund, im Zuge von Marktprozessen wertmäßiger Kostenbegriff  –  Charak-
Ressourcen zur Erlangung bestimmter teristisch für den  wertmäßigen Kosten-
Güter hinzugeben, wird im Unterschied begriff ist die Zweckbezogenheit, die in
zum Gebrauchswert von Tauschwert ge- Abhängigkeit vom Zweck der ĺ Kosten-
sprochen. Wirtschaftlichen Wert können rechnung unterschiedliche Bewertungs-
nur ĺ  knappe Güter besitzen.  –  2.  Be- ansätze (Anschaffungswert, Tageswert,
triebswirtschaftslehre: ĺ  Bewertung, Opportunitätskosten) offen lässt. Sein In-
ĺ Unternehmensbewertung. halt kann also erst im Zusammenhang mit
Wertanalyse  –  bes. Vorgehensweise zur einem bestimmten Rechnungszweck fest-
Ergebnisverbesserung in allen Berei- gelegt werden. – Vgl. ĺ Kosten, ĺ paga-
chen einer Unternehmung. Ausgehend torischer Kostenbegriff.
von den Funktionen eines Objekts wird Wertminderung  –  Wertverzehr. Begriff
durch systematische Analyse und Pla- aus dem Handelsrecht für die Entwertung
nung eine Verbesserung der Erlös-Kos- eines Vermögensgegenstandes. Ursachen
ten-Relation angestrebt. Eine Wertanalyse einer  Wertminderung sind z. B. Abnut-
kann angewendet werden, um Produkte, zung, Verschleiß, Veralterung, Ablauf von
609 Wertrechte

Patenten und Sinken des Preisniveaus. werden  international durch ĺ  ISIN ge-
Sie werden i.d.R. durch den Ansatz von kennzeichnet.
ĺ Abschreibungen berücksichtigt. – Vgl. Wertpapiermarkt – Markt, auf dem bör-
auch ĺ Wertberichtigungen. senmäßig auf dem ĺ  regulierten Markt
wertorientierte Unternehmensfüh- und im Freiverkehr oder außerbörslich
rung  –  Konzept der Unternehmensfüh- (ĺ  Over-the-Counter Market) verschie-
rung (ĺ  Management). Die geschäftpo- dene Arten von ĺ Wertpapieren (ĺ Ak-
litischen Entscheidungen sollen nach der tienmarkt, ĺ  Rentenmarkt) gehandelt
wertorientierten Unternehmensführung werden. Wertpapiergeschäfte unterliegen
an der Steigerung des Unternehmenswer- dem Wertpapierhandelsgesetz (WpHG).
tes (ĺ  Unternehmensbewertung) aus- Wertpapierorder ĺ Order.
gerichtet werden. Häufig wird der Un-
ternehmenswert mit dem Marktwert des Wertpapierpensionsgeschäft  –  Effek-
Eigenkapitals, also dem Wert eines Un- tenpensionierung. Vertrag (ĺ  Pensions-
ternehmens für die Eigenkapitalgeber geschäfte), durch den ein ĺ Kreditinsti-
gleichgesetzt (ĺ Shareholder Value). tut oder der Kunde eines Kreditinstitutes
(Pensionsgeber) ihm gehörende ĺ  Wert-
Wertpapier  –  Urkunde, die ein priva- papiere einem anderen Kreditinstitut oder
tes Recht verbrieft, zu dessen Ausübung einem seiner Kunden (Pensionsnehmer)
der Besitz der Urkunde nötig ist. Die Ent- gegen Zahlung eines Betrages überträgt.
wicklung auf den Finanzmärkten hat je- Dabei wird vereinbart, dass das Papier per
doch zu einer Ausweitung dieser traditio- Termin zu einem höheren Rücknahme-
nellen Sichtweise geführt: So definiert das preis zurückgekauft wird.  –  Wertpapier-
Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) die pensionsgeschäfte unter Banken dienen
verschiedenen Arten auch dann als Wert- der Steuerung der Liquidität und lassen
papier, wenn für sie keine Urkunden aus- den Preis des Aktivums weitgehend un-
gestellt sind und sie als ĺ Wertrechte auf- berührt.  –  Wertpapierpensionsgeschäfte
treten.  –  Wertpapiere können nach ver- bilden gleichzeitig das Hauptinstrument
schiedenen Gesichtspunkten, z. B. nach der ĺ  Europäischen Zentralbank (EZB)
ihrer wirtschaftlichen Funktion oder zur Liquiditätsversorgung des Bankensys-
nach der Art der verbrieften Rechte, un- tems.
terschieden werden. – Vgl. Abb. „Wertpa-
pier – Arten“. Wertpapierportfolio ĺ Portfolio.

Wertpapierbörse ĺ Börse. Wertpapierprospekt ĺ Prospekt.

Wertpapierkennnummer (WKN)  –  Va- Wertproduktivität ĺ Produktivität.


lorennummer. In Deutschland gebräuchli- Wertrechte  –  Bucheffekten. ĺ  Forde-
cher Nummer eines ĺ Wertpapiers, die es rungen, die nicht in Form von Einze-
mit einer auf ihm aufgebrachten sechsstel- lurkunden verwaltet werden (wie tradi-
ligen Buchstaben- und Ziffernfolge kenn- tionell bei ĺ  Wertpapieren), sondern
zeichnet, um den Handel zu erleichtern. nur als ĺ  Schuldbuchforderungen (für
An der ĺ Börse gehandelte Wertpapiere ĺ Anleihen des Bundes und der Länder
wertorientierte Unternehmensführung 610
611 Wertschöpfungskette

verfügbar) registriert werden. Wertrechte ermittelt. (3) Auch bei ĺ  Kreditinstitu-


bringen im Vergleich zu anderen Verwah- ten und ĺ  Versicherungsunternehmen
rungsformen deutliche Arbeitserleichte- gilt eine bes. Berechnungsmethode. So
rungen. I.S.d. Wertpapierhandelsgesetz werden bei den Banken neben den Ver-
(Wp-HG) gehören  Wertrechte auch zu käufen, Provisionen und Gebühren eine
den „Wertpapieren“. unterstellte Gebühr aus der Differenz
zwischen Soll- und Habenzinsen berück-
Wertschöpfung  –  1.  Volkswirtschaftli- sichtigt. – 2.  Betriebswirtschaftslehre: Bei-
che Gesamtrechungen (VGR): Summe der trag eines Unternehmens zum ĺ  Volks-
in einzelnen Wirtschaftsbereichen wäh- einkommen. Die Wertschöpfungsrechnung
rend der Berichtsperiode erbrachten wirt- kann aus der Brutto-Erfolgsrechnung
schaftlichen Leistungen, die seit der Re- (ĺ  Erfolgsrechnung) entwickelt werden.
vision der VGR (2005) nicht mehr zu Das vom Betrieb erzeugte Gütereinkom-
Marktpreisen, sondern zu Herstellprei- men ergibt sich aus den gesamten Erlö-
sen bewertet werden. Dadurch soll der sen (den nach außen abgegebenen Güter-
Einfluss des Staates (durch Gütersteu- werten), von denen die „Vorleistungskos-
ern und -subventionen) herausgerech- ten“ (die von außen herein genommenen
net werden. (1) Die Bruttowertschöp- Güterwerte, d.h. Leistungen vorgelagerter
fung wird bei Marktproduzenten als Dif- Produktionsstufen) abgezogen werden.
ferenz zwischen dem ĺ Produktionswert Das vom Betrieb erzeugte Gütereinkom-
(zu Herstellpreisen) und den ĺ  Vorleis- men ist gleich dem vom Betrieb erzeugten
tungen berechnet. (2) Soweit der Staat Geldeinkommen, der Summe von Arbeits-
und private Organisationen ohne Er- erträgen, Kapitalerträgen (Saldo) und Ge-
werbszweck (ĺ  Non-Profit-Organsia- meinerträgen (Steuern und sonstige Ab-
tion (NPO)) sich als Nichtmarktproduzen- gaben).
ten betätigen, wird die Bruttowertschöp-
fung durch Addition der Aufwandsposten Wertschöpfungskette  –  Leistungskette,
(Arbeitnehmerentgelt, Abschreibungen) Value Chain. Managementkonzept von
Wertschöpfungsrechnung 612

Porter (US-amerikanischer Betriebswirt, letzten fünf Jahre zu mind. 1 % unmittel-


1947 geboren). Die  Wertschöpfungskette bar oder mittelbar beteiligt war. Der steu-
stellt die zusammenhängenden Unterneh- erliche Veräußerungsgewinn einer sol-
mensaktivitäten des betrieblichen Güte- chen Beteiligung unterliegt seit 2009 dem
rerstellungsprozesses grafisch dar.  –  Vgl. ĺ Teileinkünfteverfahren.
auch Abb. „Wertschöpfungskette“. – Nach
Porter gibt es fünf Primäraktivitäten, die Wettbewerb – Konkurrenz. 1. Allgemein:
den eigentlichen Wertschöpfungsprozess das selbstständige (antagonistische und
beschreiben, sowie vier Unterstützungs- nicht kooperative) Streben von zwei oder
aktivitäten, die den Wertschöpfungspro- mehr Personen vor dem oder den ande-
zess ergänzen. Jede Unternehmensaktivi- ren (Mitbewerbern) ein knappes Ziel zu
tät stellt einen Ansatz zur Differenzierung erreichen.  –  2.  Wirtschaftlicher  Wettbe-
dar und leistet einen Beitrag zur relati- werb (Marktwettbewerb): das selbststän-
ven Kostenstellung des Unternehmens im dige Streben mind. zweier (aktueller und/
Wettbewerb. oder potenzieller) Teilnehmer der glei-
Wertschöpfungsrechnung ĺ  Sozialbi- chen Marktseite (Angebots- oder Nach-
lanz. frageseite) durch einen Geschäftserfolg
mit der Marktgegenseite vor dem oder
Wertsicherungsklausel – Geldwertsiche- den anderen Teilnehmern der gleichen
rungsklausel, Preisklausel. Vertragsklau- Marktseite (Wettbewerber) zum Zuge zu
sel zur Sicherung von Zahlungen gegen kommen. Insofern ist (1) zwischen An-
eine eventuelle Geldentwertung, die v.a. bieterwettbewerb auf der einen und Nach-
in Miet-, Pacht-, Übergabe- und Pensi- fragerwettbewerb auf der anderen Markt-
onsverträgen vorkommt. I.d.R. wird der seite und (2) zwischen aktuellem Wettbe-
zu zahlende Betrag an einen ĺ  Preisin- werb zwischen tatsächlichen Anbietern
dex (z. B. den ĺ  Verbraucherpreisindex bzw. Nachfragern und ĺ  potenzieller
für Deutschland (VPI)) gekoppelt. Preis- Wettbewerb zwischen mind. einem aktu-
klauseln bei der Bestimmung von Geld- ellen Anbieter (Nachfrager) und mind. ei-
schulden sind nach dem Preisklauselge- nem potenziellen Anbieter (Nachfrager)
setz (PreisKlG) grundsätzlich verboten, aufgrund drohenden Marktzutritts zu un-
jedoch lässt das Gesetz hiervon verschie- terscheiden.  –  3.  Bedeutung: Durch die
dene Ausnahmen zu.  –  Eine Sonder- gleichzeitige Anreiz- und Ordnungsfunk-
form der Wertsicherungsklausel stellt die tion stellt Wettbewerb ein wichtiges Len-
ĺ Währungsklausel dar. kungsinstrument in einer ĺ  Marktwirt-
Wertstellung ĺ Valuta. schaft dar. Um den Wettbewerb inhaltlich
auszufüllen, sind in der ĺ Wettbewerbs-
Wertzoll ĺ  Zoll, ĺ  tarifäre Handels- theorie verschiedene wettbewerbspoliti-
hemmnisse. sche Leitbilder bzw. Konzeptionen entwi-
wesentliche Beteiligung  –  Begriff aus ckelt worden. Auf der Basis einer solchen
dem Einkommensteuerrecht. Es han- Konzeption ist es Aufgabe der ĺ  Wett-
delt sich um eine wesentliche Beteili- bewerbspolitik, einen funktionsfähigen
gung, wenn der ĺ Steuerpflichtige an ei- Wettbewerb zu gewährleisten.  –  4.  Wirt-
ner ĺ  Kapitalgesellschaft innerhalb der schaftsethik: Der Wettbewerb bringt
613 Wettbewerbsfunktionen

definitionsgemäß ein antagonistisches die keine (unverhältnismäßige) ĺ Markt-


Element in die soziale Beziehung. Dies macht zuläßt. Dabei wird die Wettbe-
hat den Menschen und den Moralphilo- werbsfreiheit als ein Ziel an sich begriffen
sophen seit Jahrhunderten theoretische und nicht als ein Mittel zur Erreichung be-
und ethische Probleme bereitet. Wirt- stimmter ökonomischer ĺ Wettbewerbs-
schaftsethik hat deutlich zu machen, dass funktionen, weil der freie Wettbewerb am
der Wettbewerb, sofern er unter einer ge- ehesten mit ökonomischer Vorteilhaftig-
ordneten Rahmenbedingung abläuft, eine keit verbunden sei (Non-Dilemma-These).
ethische Begründung hat: Er hält alle Ak- Der Staat soll sich nach diesem Konzept
teure zu Kreativität und Disziplin an und darauf beschränken, die Wettbewerbs-
garantiert so, dass die Allgemeinheit sehr freiheit durch Setzung von Spielregeln für
schnell in den Genuss der relativ besten den ĺ Wettbewerb und Bekämpfung von
Problemlösungen gelangt.  Wettbewerb ĺ  Wettbewerbsbeschränkungen zu si-
ist nach Franz Böhm (deutscher Ökonom chern.
und Jurist, 1895-1977) „das großartigste
und genialste Entmachtungsinstrument Wettbewerbsfunktionen  –  Aufgaben
der Geschichte“ (ĺ Marktmacht). bzw. Ziele, die der ĺ  Wettbewerb erfül-
len soll: (1) Verteilungsfunktion i.S. einer
Wettbewerber ĺ Wettbewerb.
funktionellen ĺ  Einkommensverteilung
Wettbewerbsanalyse ĺ  Konkurren- nach der Marktleistung. (2) Konsumen-
zanalyse. tensouveränität i.S. von Auswahlfreiheit
und Steuerung der Zusammensetzung
Wettbewerbsbeschränkung  –  jede
des Güterangebots nach den Nachfrager-
Form der willkürlichen Beeinträchtigung
präferenzen (Anpassungsfunktion).(3)
des (abgesehen von den vom Staat gesetz-
Optimale Faktorallokation i.S. einer Len-
ten oder zugelassenen Spielregeln) freien
kung der Produktionsfaktoren in ihre
ĺ Wettbewerbs. Dies kann durch staatli-
produktivsten Verwendungen (Alloka-
che Maßnahmen (z. B. Zwangswirtschaft)
tionsfunktion). (4) Anpassungsflexibili-
(staatliche Wettbewerbsbeschränkung),
tät i.S. einer laufenden flexiblen Anpas-
aber auch durch ĺ Kartelle oder ĺ Un-
sung von Produkten und Produktionska-
ternehmenszusammenschlüsse (private
pazitäten an sich ständig ändernde Daten
Wettbewerbsbeschränkung) geschehen.
(Nachfragestruktur oder Produktions-
Die Verhinderung von  Wettbewerbsbe-
technik). (5) Förderung des technischen
schränkung ist Aufgabe der ĺ  Wettbe-
Fortschritts in Form neuer Produkte oder
werbspolitik und ist Gegenstand des
Produktionsmethoden (Fortschritts- und
ĺ Wettbewerbsrechts, insbes. des Geset-
Entwicklungsfunktion). (6) Machtkont-
zes gegen Wettbewerbsbeschränkungen
rolle: Gewährleistung der wirtschaftlicher
(GWB).
Handlungs- und Entschließungsfreiheit
Wettbewerbsfreiheit  –  freier Wettbe- (ĺ  Wettbewerbsfreiheit) als außer- oder
werb. Liberales Konzept der ĺ  Wettbe- metaökonomische  Wettbewerbsfunktio-
werbspolitk, das eine Handlungs- und nen (Freiheitsfunktion). (7) Eliminierung
Entschließungsfreiheit der Marktteilneh- Leistungsschwacher aus dem Markt i.S.
mer im Verhältnis zueinander postuliert, einer Auslese (Selektionsfunktion).
Wettbewerbsklausel 614

Wettbewerbsklausel ĺ  Wettbewerbs- tätig. – 4. Hauptbereiche der Wettbewerbs-


verbot. politik sind die (1) Kartellaufsicht (Über-
wachung des Kartellverbots und der
Wettbewerbspolitik  –  1.  Begriff: we- Freistellungen, ĺ  Kartell); (2) ĺ  Miss-
sentlicher Teil der ĺ  Ordnungspoli- brauchsaufsicht über marktbeherrschende
tik, durch den die Rahmenbedingun- und marktstarke Unternehmungen als
gen für das Marktverhalten der Wirt- Verhaltenskontrolle; (3) ĺ  Zusammen-
schaftssubjekte (Marktverfassung) gesetzt schlusskontrolle als Strukturkontrolle zur
werden. Die  Wettbewerbspolitik um- Verhinderung der ĺ Marktbeherrschung
fasst alle Maßnahmen, die der Aufrecht- durch externe Wachstumsstrategien; (4)
erhaltung des ĺ  Wettbewerbs dienen. Bekämpfung des ĺ  unlauteren Wettbe-
Dies geschieht einmal durch die aktive werbs.
Gestaltung der Wettbewerbsvorausset-
zungen, in dem die Märkte offen gehal- Wettbewerbsrecht  –  Kartellrecht, alle
ten und Marktschranken beseitigt wer- Gesetze und Vorschriften, die insbes.
den, zum anderen durch eine defensive durch Gebote und Verbote die rechtlichen
Bekämpfung von wettbewerbsbeschrän- Rahmenbedingungen für das Markt-
kenden Strategien (ĺ  Wettbewerbsbe- verhalten bilden.  –  1.  Deutsches Wettbe-
schränkungen).  –  2.  Aufgaben und Ziele: werbsrecht: In Deutschland ist das Kar-
Die  Wettbewerbspolitik soll sowohl die tellrecht nach dem Kriege v.a. durch die
Handlungs- und Entschließungsfreiheit wettbewerbspolitischen Vorstellungen
(ĺ  Wettbewerbsfreiheit) der Marktbe- des ĺ  Ordoliberalismus und das US-
teiligten (Individualschutz) als auch den amerikanische Vorbild der Antitrustpoli-
Wettbewerb als Instrument zur Realisie- tik beeinflusst worden. Es sollte insbes. ei-
rung der vorgegebenen ĺ Wettbewerbs- nen freien und lauteren ĺ Wettbewerb si-
funktionen (Institutionenschutz). Strit- chern. Diesem Schutzzweck dienen noch
tig ist, ob zwischen diesen beiden Schutz- heute das Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
zielen Zielkonflikte auftreten können schränkungen (GWB) und das Gesetz ge-
oder nicht. Die überwiegende Mehrheit gen den unlauteren Wettbewerb (UWG)
der Wettbewerbstheoretiker bejaht diese (ĺ  unlauterer Wettbewerb), die mehr-
Möglichkeit (Dilemma-These), so dass im fach novelliert und stellenweise dem eu-
konkreten Fall u.U. eine Güterabwägung ropäischen Kartellrecht angeglichen wur-
vorgenommen werden muss.  –  3.  Trä- den.  –  2.  Europäisches Wettbewerbsrecht:
ger der  Wettbewerbspolitik sind der Staat Die Kernvorschriften liefert der EG-Ver-
durch Gestaltung des ĺ  Wettbewerbs- trag (EGV): (1) Nach Art. 81 EGV sind
rechts (ĺ  Legislative) und die exekuti- alle Vereinbarungen zwischen Unter-
ven ĺ Kartellbehörden. In der ĺ Euro- nehmen und Beschlüsse von Unterneh-
päischen Union (EU) nimmt diese Auf- mensvereinigungen und abgestimmte
gabe die ĺ  Europäische Kommission Verhaltensweisen, welche den Handel
wahr. Als Kontrollinstanzen für die Kar- zwischen Mitgliedsstaaten zu beeinträch-
tellbehörden sind sowohl auf nationa- tigen geeignet sind, mit dem gemeinsa-
ler als auch europäischer Ebene außer- men Markt unvereinbar und verboten.
dem die Kartellgerichte (ĺ  Judikative) (2) Gleiches gilt nach Art. 82 EGV für die
615 Widerruf

missbräuchliche Ausnutzung einer be- die wissenschaftliche Grundlage für die


herrschenden Stellung auf dem Gemein- staatliche ĺ Wettbewerbspolitik zu schaf-
samen Markt oder auf einem wesentli- fen.
chen Teil desselben durch ein oder meh-
Wettbewerbsverbot  –  Konkurrenz-
rer Unternehmen, soweit dies dazu führen
verbot, Konkurrenzklausel, Wettbe-
kann, den Handel zwischen Mitglieds-
werbsklausel. Gesetzliches Verbot, das
staaten zu beeinträchtigen.  –  Beide Vor-
Personen gewisse in Wettbewerb mit
schriften sind von der zuständigen natio-
dem Unternehmer tretende Tätigkei-
nalen Kartellbehörde zwingend anzuwen-
ten u.Ä. untersagt.  –  1.  Handelsrecht: Es
den. – Darüber hinaus gilt die Europäische
gilt ein  Wettbewerbsverbot v.a. für (1)
Fusionskontrollverordnung (FKVO) über
den ĺ  Handlungsgehilfen, (2) die per-
die Kontrolle von ĺ  Unternehmenszu-
sönlich haftenden Gesellschafter der of-
sammenschlüssen mit gemeinschafts-
fenen Handelsgesellschaft (OHG) und
weiter Bedeutung. Diese ist dann gege-
der Kommanditgesellschaft (KG) sowie
ben, wenn der weltweite Gesamtumsatz
für (3) die Vorstandsmitglieder der Akti-
aller am Zusammenschluss beteiligten
engesellschaft (AG).  –  2.  Arbeitsrecht: a)
Unternehmen 5 Mrd. Euro und der ge-
Während des bestehenden Arbeitsverhält-
meinschaftsweite Gesamtumsatz 200 Mio.
nisses dürfen Arbeitnehmer ohne Einwil-
Euro beträgt (Aufgreifkriterien).
ligung des Arbeitgebers in dessen Han-
Wettbewerbsstrategie  –  Management- delszweig weder ein eigenes Handels-
ansatz zur Positionierung des Unterneh- gewerbe betreiben noch für eigene oder
mens oder seiner Geschäftsfelder in Be- fremde Rechnung Geschäfte machen.
zug zu seinen Konkurrenten. Porter Verletzt der Arbeitnehmer das Wettbe-
(US-amerikanischer Betriebswirt) un- werbsverbot, so kann der Arbeitgeber Un-
terscheidet je nach der Attraktivität der terlassung verlangen, u.U. zur außeror-
Branche und der Wettbewerbsposition dentlichen ĺ Kündigung berechtigt sein
des Unternehmens im Vergleich zu sei- und Schadensersatz fordern. b) Nach Be-
nen Konkurrenten vier Wettbewerbs- endigung des Arbeitsverhältnisses besteht
strategien. Dies sind: (1) Kostenführer- kein Wettbewerbsverbot mehr. Der Wett-
schaft, (2) ĺ  Differenzierung, (3) Fokus bewerb kann aber über das Ende des Ar-
mit Schwerpunkt Kosten, (4) Fokus mit beitsverhältnisses hinaus beschränkt wer-
Schwerpunkt Differenzierung. In reifen den. Da diese die Freiheit des Arbeitneh-
Branchen sollte die Kostenführerschaft, mers und sein berufliches Fortkommen
in schrumpfenden Branchen die Nischen- erheblich beeinträchtigen können, un-
strategie (ĺ Marktnische) und in interna- terliegen sie bestimmten gesetzlichen Be-
tionalen Branchen die Strategie der Diffe- schränkungen (u.a. Schriftform und nicht
renzierung gewählt werden. über zwei Jahre).
Wettbewerbstheorie  –  mikroöko- Widerruf  –  1.  Handelsrecht: einseitige,
nomische Theorie mit der Auf- formfreie empfangsbedürftige ĺ  Wil-
gabe, Ursache-Wirkungszusammen- lenserklärung, die auf die Aufhebung ei-
hänge wettbewerblicher Marktprozesse nes Rechtsverhältnisses oder die Been-
(ĺ  Wettbewerb) zu erklären und damit digung einer Rechtswirkung gerichtet
Widerrufsrecht 616

ist, z. B.  Widerruf einer ĺ  Vollmacht Verpflichtungsklage vorausgehende Vor-


oder einer ĺ  Prokura.  –  2.  Öffentliches verfahren eingeleitet wird.  –  3.  Register-
Recht:Aufhebung eines rechtmäßigen (be- recht: Befugnis, gewisse Eintragungen ins
günstigenden oder belastenden) ĺ  Ver- ĺ Handelsregister zur verhindern.
waltungsakts.  –  3.  Arbeitsrecht:  Widerruf Wiederbeschaffungskosten  –  Wieder-
von Arbeitsvertragsbedingungen i.d.R. beschaffungspreis, Wiederbeschaffungs-
nur zulässig, wenn er von der widerrufen- wert. ĺ  Anschaffungskosten eines im
den Partei vorbehalten wurde. Andern- Unternehmen vorhandenen Vermögens-
falls ist eine ĺ Änderungskündigung er- gegenstandes zum Zeitpunkt seiner Wie-
forderlich. derbeschaffung.
Widerrufsrecht  –  1.  Verbraucherrecht: Wiedereinsatzleistung ĺ innerbetrieb-
Recht zur rückwirkenden Auflösung eines liche Leistung.
ĺ Verbrauchervertrages durch einseitige
Wiederherstellungswert ĺ  Substanz-
empfangsbedürftige ĺ Willenserklärung.
wert.
Der Widerruf bedarf keiner Begründung
und ist in Textform oder durch Rücksen- wiederkehrende Bezüge  –  Begriff aus
dung der Ware grundsätzlich innerhalb dem Einkommensteuerrecht. Wieder-
von zwei Wochen seit Vertragabschluss kehrende Bezüge sind ĺ Einnahmen, die
gegenüber dem Unternehmer zu erklä- aufgrund eines einheitlichen Entschlus-
ren. Die rechtzeitige Absendung reicht ses oder Rechtsgrundes wiederholt und
zur Fristwahrung. – 2. Versicherungsrecht: mit einer gewissen Regelmäßigkeit erzielt
Der Versicherungsnehmer kann einen werden. Wiederkehrende Bezüge gehören
ĺ  Versicherungsvertrag innerhalb eines zu den sonstigen ĺ  Einkünften, soweit
Zeitraums von zwei Wochen nach Zu- sie nicht einer anderen Einkunftsart zuge-
gang des Versicherungsscheins und der ordnet werden können.
Vertragsbestimmungen einschließlich Willenserklärung  –  Begriff aus dem
der Allgemeinen Versicherungsbedin- ĺ  Bürgerlichen Recht. Äußerung ei-
gungen (AVB) sowie der Belehrung über ner Person, durch die sie bewusst eine
das Widerrufsrecht und die Rechtsfolgen Rechtsfolge herbeiführen will, z. B. Ver-
des  Widerrufsrechts schriftlich widerru- tragsangebot, Kündigung, Rücktritt vom
fen. Dies gilt nicht für Verträge mit einer Vertrag, Widerruf.  –  Voraussetzung ei-
Laufzeit von nicht mehr als einem Monat. ner gültigen  Willenserklärung ist i.Allg.
Bei ĺ Lebensversicherungen beträgt die die ĺ Geschäftsfähigkeit der erklärenden
Widerrufsfrist 30 Tage. Person.
Widerspruch  –  1.  Zivilprozessordnung: Wintergeld  –  Leistung der ĺ  Bundes-
förmlicher ĺ  Rechtsbehelf u.a. gegen agentur für Arbeit (BA) an Arbeitnehmer
Mahnbescheid und ĺ  einstweilige Ver- des Baugewerbes, die auf witterungsbe-
fügung; führt i.d.R. zu mündlicher Ver- dingten Arbeitsplätzen beschäftigt sind.
handlung und ĺ Urteil. – 2.  Öffentliches In der Zeit vom 15.  Dezember bis Ende
Recht: förmlicher Rechtsbehelf, mit dem Februar wird für witterungsbedingte
in der Verwaltungsgerichtsbarkeit das re- Mehraufwendungen für geleistete Ar-
gelmäßig der Anfechtungsklage und der beitsstunden 1,00 Euro je Arbeitsstunde
617 Wirtschaftskreislauf

gezahlt (Mehraufwands-Wintergeld). In des Umweltschutzes) durchgeführt wer-


der Zeit vom 1. November bis Ende März den. –  Weitere Informationen unter www.
wird ein Zuschuss zum Winterausfallgeld bmwi.de.
in Höhe von 2,50 Euro je Ausfallstunde Wirtschaftsforschungsinstitute  –  pri-
gewährt (Zuschuss-Wintergeld). vate und öffentliche Einrichtungen, die
wirtschaftliches Gut ĺ knappes Gut. Wirtschaftsforschung bzw. Konjunktur-
Wirtschaftlichkeit – Begriff für eine Tä- forschung auf der Grundlage von Beob-
tigkeit, die dem ĺ ökonomischen Prinzip achtungen durchführen. Die bekanntes-
genügt. Bei einer wertmäßigen Betrach- ten deutschen  Wirtschaftsforschungsin-
tung werden ĺ Aufwand und ĺ Ertrag stitute sind das (1) Deutsche Institut für
oder ĺ Kosten und ĺ Erlös gegenüber- Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, (2)
gestellt. – Vgl. auch ĺ Produktivität. Institut für Wirtschaftsforschung (HWWA)
in Hamburg, (3) Institut für Wirtschafts-
Wirtschaftlichkeitsprinzip ĺ ökonomi-
forschung (ifo) in München, (4) Institut für
sches Prinzip.
Weltwirtschaft (IfW) an der Universität
Wirtschaftsbetriebe der öffentlichen Kiel, (5) Institut für Wirtschaftsforschung
Hand ĺ öffentliche Unternehmen. (IWH) in Halle und (6) Rheinisch-West-
Wirtschaftseinheit ĺ  Wirtschaftssub- fälische Institut für Wirtschaftsforschung
jekt. (RWI) in Essen. Die genannten  Wirt-
Wirtschaftsethik  –  Das Fach  Wirt- schaftsforschungsinstitute veröffentlichen
schaftsethik beschäftigt sich mit der mo- jeweils im Frühjahr und im Herbst eine
ralischen Bewertung von wirtschaftlichen gemeinsame Einschätzung und Beurtei-
Systemen und sucht nach Möglichkeiten lung der Lage der Weltwirtschaft und der
für gesellschaftliche Kooperationspoten- deutschen Wirtschaft.
ziale. Angesichts zunehmender Kritik an Wirtschaftsgut ĺ knappes Gut.
dem marktwirtschaftlichen System sowie
Wirtschafts-Identifikationsnummer
an Unternehmen gewinnt die Vermittlung
ĺ Steuer-Identifikationsnummer.
von normativem Orientierungswissen im
Hinblick auf wirtschaftliche Zusammen- Wirtschaftsjahr  –  Geschäftsjahr. Zeit-
hänge zunehmend an Bedeutung. raum, für den ein ĺ Jahresabschluss er-
Wirtschaftsförderung  –  wirtschafts- stellt wird. I.d.R. beträgt ein Geschäftsjahr
politische Maßnahmen zur Begünsti- zwölf Monate. Ein  Wirtschaftsjahr muss
gung bestimmter wirtschaftlicher Tatbe- nicht mit dem Kalenderjahr übereinstim-
stände oder Verhaltensweisen. Maßnah- men. Bei der ĺ Steuerbilanz kann jedoch
men zur  Wirtschaftsförderung können nur mit der Zustimmung des ĺ Finanz-
branchenbezogen (ĺ sektorale Struktur- amtes ein vom Kalenderjahr abweichen-
politik), regional (ĺ Regionalpolitik) und des Wirtschaftsjahr gewählt werden.
zur Förderung bestimmter Unterneh- Wirtschaftskreislauf  –  Darstellung
mensgruppen oder wirtschaftlicher Tä- der Leistungen der Wirtschaftssekto-
tigkeiten (z. B. ĺ  Existenzgründungsför- ren in Form eines Kreislaufs. Als Sek-
derung, ĺ  Mittelstandsförderung, För- toren werden private Haushalte, Unter-
derung des Fremdenverkehrs, Förderung nehmen, Vermögensbildung, Staat und
Wirtschaftsordnung 618

Gesamtrechnungen (VGR).  –  Vgl. Abb.


„Kreislaufanalyse – Vereinfachter Wirt-
schaftskreislauf “und „Kreislaufanalyse –
Komplexer Wirtschaftskreislauf.“

Wirtschaftsordnung  –  Gesamtheit al-


ler jeweils realisierten Teilordnungen
bzw. -strukturen, die ein bestimmtes Ord-
nungsgefüge für das ökonomische Han-
deln der Menschen konstituieren. Die-
ses Ordnungsgefüge stimmt die wirt-
schaftlichen Aktivitäten der Menschen
aufeinander ab und ist somit Vorausset-
Ausland betrachtet. Im Kreislauf wer-
zung für die knappheitsmindernde Wir-
den die Güter und die Zahlungs-
kung des arbeitsteiligen Wirtschaftspro-
ströme zwischen den Sektoren dar- zesses.  –  Determinierende Faktoren: (1)
gestellt. Der  Wirtschaftskreislauf ist die gesetzlich fixierte ĺ  Wirtschaftsver-
wichtige Grundlage für die ĺ Makroöko- fassung, (2) die gewachsene kulturelle,
nomie und für die ĺ Volkswirtschaftliche sittlich-moralische Ordnung und (3) die
619 Wirtschaftsprüfung

realisierte ĺ  Wirtschaftspolitik.  –  Vgl. Zielsetzungen (wirtschaftspolitische


auch ĺ Wirtschaftssystem. Ziele), den entsprechenden Instrumen-
teneinsatz (wirtschaftspolitische Mittel)
Wirtschaftspolitik  –  Allgemeine Wirt- und deren Entscheidungs- und Einsatz-
schaftspolitik, Theorie der Wirtschaftspo- träger (wirtschaftspolitische Träger) ver-
litik. 1.  Begriff: Teilgebiet der ĺ  Volks- weist. – 3.  Fragestellungen: Die letzte Sys-
wirtschaftslehre (VWL), die als theore- tematik ergibt sich aus der grundlegen-
tische Grundlage der  Wirtschaftspolitik den Frage der Wirtschaftspolitik: Wer
zu verstehen ist. Im Gegensatz zur wis- macht was, warum und wie? Darauf basie-
senschaftlichen Analyse spezieller Berei- ren die funktionellen Grundelemente der
che der  Wirtschaftspolitik (z. B. Geld-, theoretischen Wirtschafspolitik: Die Ziel-
Finanz-, Einkommens-, Verteilungs-, richtung der wirtschaftspolitischen Maß-
Konjunktur-, Wachstums-, Beschäfti- nahmen (warum), die Maßnahmen (Mit-
gungspolitik etc.) befasst sich die Allge- tel) im instrumentalen Sinne selbst (was)
meine  Wirtschaftspolitik mit der grund- und der Akteur (Träger) der Maßnahme
sätzlichen Systematik wirtschaftspoliti- (wer). Die Frage nach dem „Wie“ führt zu
scher Handlungen weitgehend ohne den der Forderung der Rationalität der wirt-
konkreten Bezug auf bestimmte ökonomi- schaftspolitischen Maßnahmen, die sich
sche Ziele oder Gegebenheiten. Auch die auf den Ziel-Mittel-Zusammenhang be-
Analyse bestimmter wirtschaftswissen- zieht.
schaftlicher Theorien, die politisch-prak- Wirtschaftsprognose ĺ  empirische
tische Relevanz besitzen, zählt nicht direkt Wirtschaftsforschnung.
zum Gegenstand der Allgemeinen  Wirt-
schaftspolitik. Jedoch können diese und Wirtschaftsprüfer  –  Person, die durch
andere Theorien der ĺ Makroökonomie Ausstellung einer Urkunde durch die
zu ihrer praktischen Umsetzung heran- Wirtschaftsprüferkammer (WPK) zur
gezogen werden. Die Allgemeine  Wirt- ĺ  Wirtschaftsprüfung öffentlich be-
schaftspolitik bezeichnet daher die allg. stellt ist. Voraussetzung für die Bestel-
Erklärung wirtschaftspolitischer Aktivi- lung als  Wirtschaftsprüfer ist, dass die
täten staatlicher Instanzen.  –  2.  Systema- Person das Wirtschaftsprüferexamen be-
tisierung: Um die Komplexität der Allge- standen hat. Wirtschaftsprüfer prüfen die
meinen  Wirtschaftspolitik zu strukturie- ĺ  Buchhaltung, den ĺ  Jahresabschluss
ren, werden verschiedene Aufteilungen und den ĺ Lagebericht von Gesellschaf-
vorgenommen, z. B. in die Gestaltung ten. Über die Ordnungsmäßigkeit der ge-
der Wirtschaftsordnung (ĺ  Ordnungs- prüften Sachverhalte erstellen die  Wirt-
politik) und die Einflussnahme auf den schaftsprüfer einen Bericht, ggf. erteilen
wirtschaftlichen Ablauf (ĺ  Prozesspo- sie einen ĺ Bestätigungsvermerk. Außer-
litik). Gelegentlich wird diese Form der dem sind  Wirtschaftsprüfer zur steuerli-
Aufteilung ergänzt durch die Einfluss- chen und betriebswirtschaftlichen Bera-
nahme auf die ĺ  Wirtschaftsstruk- tung befugt.
tur (ĺ  Strukturpolitik). Allen Auftei- Wirtschaftsprüfung – Prüfung von Un-
lungen übergeordnet ist die funktio- ternehmen oder öffentlichen Haushalten.
nelle Systematisierung, die auf bestimmte Institutionell das gesamte Tätgkeitsgebiet
Wirtschaftssektoren 620

des ĺ  Wirtschaftsprüfers. Eine  Wirt- Unternehmen, ĺ Non-Profit-Organisati-


schaftsprüfung umfasst die Prüfung der onen (NPO) und der Staat.
Buchhaltung und Rechnungslegung. Wirtschaftssystem  –  1.  Ordoliberalis-
Durch die Wirtschaftsprüfung soll die for- mus: Idealtypische Art und Weise der Len-
male und sachliche Korrektheit der An- kung der Wirtschaft. Klassifikationskrite-
gaben eines Unternehmens sichergestellt rium ist, ob die Planung des Wirtschafts-
werden.  –  Gesetzliche Pflichtprüfungen geschehen dezentral von den einzelnen
im Rahmen der Wirtschaftsprüfung sind Wirtschaftsubjekten (ĺ Marktwirtschaft)
v.a. die regelmäßig wiederkehrenden Prü- oder von einer Zentralinstanz (ĺ  Zent-
fungen des Jahresabschlusses aufgrund ralverwaltungswirtschaft) durchgeführt
allg. gesetzlicher Bestimmungen für Un- wird. Die Wirtschaftsordnung wird dem-
ternehmen einzelner Branchen (v.a. De- gegenüber als realtypische Ausprägung
potprüfung nach dem Kreditwesenge- begriffen.  –  2.  Systemtheorie: Unter ei-
setz) und einzelner Rechtsformen (z. B. nem System werden eine Menge von Ele-
genossenschaftliche Pflichtprüfung). – Au- menten, die in einem System- und Sinn-
ßerdem werden Sonderprüfungen wie zusammenhang miteinander stehen, und
z. B. Gründungsprüfungen, Sonderprü- die hieraus folgenden Abläufe verstanden.
fungen wegen unzulässiger Unterneh- Das Wirtschaftssystem ist ein Teil des Ge-
mensbewertung, Sonderprüfungen der sellschaftssystems. Als Mindestklassifika-
Geschäftsbeziehungen einer abhängi- tion wird zwischen wirtschaftlichem, poli-
gen Gesellschaft zum herrschenden Un- tischem und kulturellem Teilsystem unter-
ternehmen und Abwicklungsprüfungen schieden.
durchgeführt.
Wirtschaftsunion  –  Zusammenschluss
Wirtschaftssektoren ĺ  Sektoren der mehrerer selbstständiger Staaten zu ei-
Volkswirtschaft. nem gemeinsamen Wirtschaftsgebiet mit
Wirtschaftsstruktur  –  Aufteilung ei- binnenwirtschaftsähnlichen Verhältnis-
ner wirtschaftlichen Größe in Teilberei- sen (z. B. ĺ Binnenmarkt der ĺ Europä-
che. Größen können dabei z. B. Sozial- ischen Union (EU)). Die Verwirklichung
produkt, Angebot, Nachfrage, Beschäf- einer Wirtschaftsunion erfolgt im Wege
tigung und Märkte sein.  –  1.  Sektorale einer stufenweisen ĺ Integration der Bin-
Wirtschaftsstruktur: Anteile der einzelnen nenwirtschafts- und Außenwirtschafts-
Sektoren (z. B. Handel und Verarbeiten- politiken der Mitgliedstaaten sowie ihrer
des Gewerbe) am ĺ  Bruttoinlandspro- ĺ  Sozialpolitik. Ein Großteil der natio-
dukt (BIP), Verteilung der Erwerbstätigen nalen Rechtsordnung wird durch supra-
auf Sektoren oder Aufteilung der Investi- nationales Recht ersetzt oder diesem an-
tionen auf Sektoren. – 2.  Regionale Wirt- gepasst. Als Ergänzung kann auch eine
schaftsstruktur: räumliche Aufteilung der gemeinsame ĺ  Währungsunion gebil-
wirtschaftlichen Größe. det werden. – Vgl. als Bsp. die ĺ Europä-
Wirtschaftssubjekt  –  Wirtschaftsein- ische Wirtschafts- und Währungsunion
heit, selbstständiges Sozialgebildemit (EWWU).
einheitlichem Wirtschaftsplan.  Wirt- Wirtschaftsverfassung  –  1.  Begriff der
schaftssubjekte sind ĺ private Haushalte, jüngeren historischen Schule, die ihn
621 WKN

meist gleichbedeutend mit verwand- herkömmlicher Weise werden die  Wirt-


ten Begriffen wie ĺ Wirtschaftsordnung schaftswissenschaften in die  ĺ  Volks-
und ĺ Wirtschaftssystem oder auch mit wirtschaftslehre ĺ  (ĺ  VWL)  (ein-
Wirtschaftsstil und Wirtschaftsstufe ge- schließlich Finanzwissenschaften) und
braucht.  –  2.  Wirtschaftsrecht: a) Im de- ĺ  Betriebswirtschaftslehre (BWL) aufge-
skriptiven Sinne alle durch den Gesetz- teilt. Diese Gebiete werden teils funktio-
geber erlassenen Rechtsregeln (Ge- und nell, teils institutionell weiter unterglie-
Verbote), die die ökonomischen Aktivitä- dert.
ten der Rechtssubjekte beeinflussen. b) Im
funktionalen Sinne diejenigen Rechtsre- Wirtschaftszweig  –  Zusammenfassung
geln, die eine bestimmte Wirtschaftsord- produzierender institutioneller Einhei-
nung, z. B. die ĺ soziale Marktwirtschaft, ten nach einer in der ĺ  Europäischen
konstitutieren. Union (EU) verbindlichen Klassifikation
der Wirtschaftsbereiche (Wirtschafts-
Wirtschaftswachstum  –  Zunahme
zweigesystematik). Die Zuordnung der
der wirtschaftlichen Leistungsfähig-
einzelnen Produktionseinheiten zu ei-
keit einer ĺ  Volkswirtschaft. Die Leis-
nem  Wirtschaftszweig erfolgt nach dem
tungsfähigkeit kann durch verschie-
Schwerpunkt seiner Tätigkeit (Schwer-
dene Größen ausgedrückt werden. I.d.R.
punktprinzip), i.d.R. gemessen an der
wird im internationalen Vergleich das
ĺ Wertschöpfung.
ĺ  Bruttoinlandsprodukt (BIP) dazu
herangezogen.  Absolutes Wirtschafts-
Wissensmanagement  –  Erwerb, Ent-
wachstum bedeutet dann eine Zunahme
wicklung, Transfer, Speicherung sowie
des BIP, relatives Wachstum eine positive
die Nutzung von Wissen in einer ĺ Or-
ĺ Wachstumsrate des BIP.
ganisation.  Wissensmanagement ist
Wirtschaftswissenschaften  –  Wissen- weit mehr als ĺ  Informationsmanage-
schaft, deren Gegenstand die Erforschung ment. Information ist zwar die notwen-
der Gesetzmäßigkeiten in der Wirtschaft dige Voraussetzung für Wissen. Wis-
ist. Unter Wirtschaft wird der rationale sen entsteht jedoch nicht durch die An-
Umgang mit ĺ  knappen Gütern nach häufung von Informationen, sondern
dem ĺ  ökonomischen Prinzip verstan- erst durch die Verknüpfung der Infor-
den. Dabei kann es sich um private oder mationen mit bereits vorhandenem Wis-
öffentliche Güter handeln. Ein Anliegen sen.  –  Das bekannteste Modell des  Wis-
der Wirtschaftswissenschaften ist die Er- sensmanagements ist die Wissensspirale,
forschung wirtschaftlicher Erscheinun- die davon ausgeht, dass kontinuierlich ein
gen und ihrer Zusammenhänge bei der Austausch von explizitem Wissen (repro-
Verteilung der knappen Güter auf die ein- duzierbaren Wissen)und implizitem Wis-
zelnen Individuen und Gemeinschaften sen (verborgenes, unspezifisches Wissen)
sowie der Auswirkung historischer Ver- stattfinden muss, damit organisatorisches
teilungen auf die Gegenwart. Ein zweites Wissen entwickelt und übertragen wird.
Anliegen betrifft die Analyse der Ziele,
Mittel und Träger zur Gestaltung wirt- WKN  –  Abk. für ĺ  Wertpapierkenn-
schaftlicher Prozesse und Strukturen. – In nummer.
Wohlfahrtsökonomie 622

Wohlfahrtsökonomie –  Wohlstandsöko- ĺ  Volkseinkommen pro Kopf herange-


nomik. Teilgebiet der ĺ  Mikroökono- zogen. Zusätzlich werden z. B. Kennzah-
mie, in dem die Bedingung für ein Wohl- len in den Bereichen Gesundheitswesen
fahrtsoptimum und die Kriterien für ge- (z. B. Ärzteanzahl je 1.000 Einwohner und
sellschaftliche Wohlstandserhöhungen Lebenserwartung), im Bildungsbereich
analysiert werden. Dabei wird der Fra- (z. B. Studienplätze je 1.000 Einwohner,
gestellung nachgegangen, wie mit volks- Alphabetisierungsrate), für die Umwelt-
wirtschaftlich knappen Mitteln um- qualität (z. B. Emissionsmengen bestimm-
gegangen werden soll, damit eine Ver- ter Schadstoffe) einbezogen.
sorgung erreicht wird, die von den Wohlstandsindikatoren ĺ Wohlstand.
Gesellschaftsmitgliedern als bestmöglich
(optimal)beurteilt wird. Wohnsitzprinzip – finanzwissenschaftli-
ches Prinzip, um eine regionale ĺ Dop-
Wohlfahrtsoptimum ĺ Wohlfahrtsöko- pelbesteuerung zu vermeiden. Die Steu-
nomie. ererträge fließen demjenigen Land oder
Wohlfahrtsstaat  –  sozialpolitisches derjenigen Region zu, in dem der ĺ Steu-
Grundmodell. Die staatliche Verantwor- erpflichtige seinen Wohnsitz hat.
tung für die Gewährleistung grundle- Wohnungsbauförderung ĺ  Eigen-
gender Menschenrechte und für die Da- heimzulage, ĺ  Kinderzulage, ĺ  Woh-
seinsvorsorge seiner Bürger hat danach nungsbauprämie.
Vorrang vor der persönlichen Eigenvor-
sorge. – Anders: ĺ Sozialstaat. Wohnungsbauprämie  –  Zulage für un-
beschränkt steuerpflichtige Personen zur
Wohlfahrtsverbände – Sammelbezeich- Förderung des Wohnungsbaus. Gefördert
nung für die in der Bundesarbeitsgemein- werden v.a. Beiträge zu Bausparverträgen.
schaft der freien Wohlfahrtspflege e. V. Voraussetzung ist, dass die Aufwendun-
(BAGFW) zusammengeschlossenen Ver- gen nicht ĺ  vermögenswirksame Leis-
bände (Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Di- tungen sind. Ferner wird die Wohnungs-
akonie, Parität, Deutsches Rotes Kreuz bauprämie nur gewährt, wenn das zu ver-
und Zentralwohlfahrtsstelle der Juden steuernde Einkommen des Antragstellers
in Deutschland), die nach der deutschen eine bestimmte Einkommensgrenze nicht
Sozialgesetzgebung als bevorzugte Trä- überschreitet (25.600 Euro bzw. 51.800
ger von sozialen Einrichtungen (z. B. Kin- Euro bei Zusammenveranlagung). Ge-
dergärten und -tagesstätten, Alten- und zahlt wird eine Prämie von 8,8 % der Auf-
Pflegeheime, Krankenhäuser, ambulante wendungen, höchstens 512 Euro jährlich
Hilfsdienste) den größten Teil der sozia- und bei Zusammenveranlagung 1.024
len Dienstleistungen in Deutschland ge- Euro.
währleisten.
Wohnungseigentum  –  bes. Form des
Wohlstand  –  Lebensqualität des Einzel- Eigentums im Wohnungseigentumsge-
nen oder der Bevölkerung.  –  Als Wohl- setz (WEG): Sondereigentum an der Woh-
standsindikatoren werden v.a. das ĺ Brut- nung in Verbindung mit ĺ  Miteigentum
toinlandsprodukt (BIP), das ĺ  Brut- am Grundstück. Nicht zu Wohnzwecken
tonationaleinkommen (BNE) und das dienende Räume (z. B. Waschküche im
623 Wucher

Keller) stehen in ĺ  Teileigentum.  –  Be- World Trade Organization (WTO)


gründung, Übertragung und Aufhebung ĺ Welthandelsorganisation (WTO) .
des  Wohnungseigentums erfolgen durch
ĺ  Auflassung und Eintragung in das WTO  –  Abk. für World Trade Organiza-
ĺ Grundbuch. Der Vertrag ist öffentlich tion, ĺ Welthandelsorganisation (WTO).
zu beurkunden.
Wucher – Begriff aus dem Zivilrecht. Wu-
Working Capital –  Net Working Capital, cher ist ein ĺ  Rechtsgeschäft, bei dem
Nettoumlaufvermögen. Im US-amerika- zwischen Leistung und Gegenleistung ein
nischen Rechnungswesen gebräuchli- gravierendes Missverhältnis besteht. Bei
che Kennzahl für die Differenz zwischen dem Geschäft wird eine Notlage oder die
ĺ  Umlaufvermögen und kurzfristigen Unerfahrenheit und Unkenntnis des Ver-
ĺ  Verbindlichkeiten. Das  Working Ca- tragspartners ausgenutzt. Ein entspre-
pital dient zur Beobachtung von Liquidi- chender Vertrag kann als gegen die guten
tätsveränderungen hinsichtlich des Um- Sitten verstoßend (ĺ  Sittenwidrigkeit)
laufvermögens. der ĺ Nichtigkeit verfallen.
XETRA  –  Abk. für Exchange Electronic
X–Z
i.d.R. Bestandteil der ĺ Allgemeinen Ge-
Trading. Elektronisches Handelssystem schäftsbedingungen (AGB) und werden
der ĺ  Kassabörse der Deutschen Börse häufig mit ĺ  Lieferungsbedingungen
AG, das in der Zeit von 9.00 bis 17.30 verbunden.  –  Grundsätzliche Möglichkei-
Uhr verfügbar ist. Der Handel findet in ten: (1) Vereinbarung der Vorauszahlung
dem offenen elektronischen Orderbuch (v.a. bei unbekannten und unsicheren
eines zentralen Computers statt. Hierin Kunden); (2) Übergabe gegen Bezahlung
werden die von einem beliebigen Stand- (ĺ Zug um Zug); (3) Zahlung nach Über-
ort weltweit eingehenden Kauf- und Ver- gabe (z. B. Klauseln „sofort Kasse“ oder
kaufsaufträge gegenübergestellt. Kauf- „gegen bar“, ĺ  Barzahlung); (4) Verein-
und Verkaufsaufträge, die sich entspre- barung eines Zahlungsziels (ĺ Lieferan-
chen, werden automatisch ausgeführt. Es tenkredit), z. B. „zahlbar in 30 Tagen ohne
können alle lizensierten Händler teilneh- Abzug oder innerhalb von 10 Tagen mit
men. ĺ Designated Sponsors sorgen für 2 % Abzug“.
zusätzliche Liquidität. –  Weitere Informa- Zahlungsbilanz  –  systematische Erfas-
tionen unter www.deutsche-börse.com. sung und Darstellung aller wirtschaft-
Yield Management  –  Revenue Manage- lichen Transaktionen zwischen In- und
ment. System zur kurzfristigen Nach- Ausländern für eine abgelaufene Periode.
fragesteuerung bei Kapazitätsbeschrän- Die Erfassung der Transaktionswerte er-
kung. Yield Management wird bei Dienst- folgt nach dem Prinzip der doppelten
leistungsunternehmen zur Umsatz- oder Buchführung, so dass die Zahlungsbilanz
Ertragssteigerung eingesetzt. Es ist bes. insgesamt immer ausgeglichen ist. D.h.,
bei Fluggesellschaften, in der Hotellerie die Salden der Teilbilanzen müssen sich zu
und bei Autovermietern verbreitet. Die Null addieren.  –  Die  Zahlungsbilanz be-
Gesamtkapazität (z. B. Flugtickets, Hotel- steht aus folgenden Teilbilanzen: (1) Han-
zimmer, Mietwagen) wird dabei den Kun- delsbilanz (Warenverkehr), (2) Dienstleis-
dengruppen mit der höchsten Preisbereit- tungsbilanz, (3) Bilanz der Erwerbs- und
schaft angeboten. Die Differenzierung der Vermögenseinkommen, (4) Bilanz der lau-
Kundenklassen erfolgt anhand der Nach- fenden Übertragungen, (5) Bilanz der Ver-
frageentwicklung in der Vergangenheit. mögensübertragungen, (6) Kapitalver-
kehrsbilanz, (7) Devisenbilanz (Änderung
Zahlung – Übertragung einer Geldforde-
der Währungsreserven), (8) Saldo der sta-
rung durch einen Zahlungspflichtigen an
tistisch nicht aufgliederbaren Transakti-
eine Partei, die vom Begünstigten aner-
onen (Restposten).  –  Die Handels- und
kannt wird.
Dienstleistungsbilanz sowie die Bilanzen
Zahlungsbedingungen  –  Vereinba- der laufenden Übertragungen und der
rungen über Zahlungsort, Zahlungs- Vermögensübertragungen bilden zusam-
zeitpunkt und Zahlungsweise von Geld- men die Leistungsbilanz. – Vgl. auch Abb.
schulden. Die Zahlungsbedingungen sind „Zahlungsbilanz“.  –  Die  Zahlungsbilanz
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft,
DOI 10.1007/978-3-658-05791-6_24, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
Zahlungsfähigkeit 626

für Deutschland wird von der ĺ  Deut- Zahlungsmittel –  Bargeld. Guthaben auf
schen Bundesbank erstellt. Von der Bankkonten sowie alle Geldersatzmit-
ĺ Europäischen Zentralbank (EZB) wird tel (ĺ  Geldsurrogat),  die im Zahlungs-
außerdem eine gemeinsame  Zahlungsbi- verkehr zur Tilgung von Geldschulden
lanz für den Eurowährungsraum aufge- oder als allg. Tauschmittel anerkannt sind.
stellt. –  Anders: ĺ außenwirtschaftliches Geldersatzmittel sind z. B. ĺ  Schecks,
Gleichgewicht.  –  Weitere Informationen ĺ  Wechsel und ĺ  Kreditkarten. Die
unter www.destatis.de. Zahlungsmitteleigenschaft können be-

Zahlungsfähigkeit ĺ Solvenz.
stimmte Finanzmittel gewohnheitsmäßig
Zahlungsgarantie ĺ Bankgarantie. oder kraft Gesetzes (gesetzliche Zahlungs-
Zahlungskarte  –  Ausweiskarte, die den mittel) besitzen. Die vom ĺ Eurosystem
Inhaber berechtigt, bei den an den Zah- emittierten Banknoten sind im Eurowäh-
lungsverfahren angeschlossenen Ver- rungsgebiet unbeschränkt gesetzliche
tragsunternehmen Rechnungen ohne Zahlungsmittel. Bei Euro- und Centmün-
Bargeld zu begleichen.  Zahlungskarten zen ist die Annahmepflicht auf maximal 50
sind v.a. ĺ  Kreditkarten und ĺ  Debit- Münzen und betragsmäßig auf 100 Euro
karten. Häufig sind zusätzliche Funktio- begrenzt. – Vgl. auch ĺ Geld.
nen an  Zahlungskarten gekoppelt. Bspw.
kann Bargeld an Bankautomaten abge- Zahlungsstockung ĺ Insolvenz.
hoben werden oder es sind mit der Zah-
lungskarte Versicherungsleistungen ver- Zahlungsunfähigkeit ĺ  Insolvenz,
bunden. ĺ Illiquidität.
627 Zentralisation

Zahlungsverkehr  –  Summe aller Zah- Ländern gibt es verschiedene Grade der


lungsvorgänge innerhalb einer ĺ  Volks- Unabhängigkeit der Zentralbank und un-
wirtschaft (nationaler Zahlungsverkehr) terschiedliche Aufteilungen der geldpoli-
oder zwischen verschiedenen Volkswirt- tischen Kompetenzen zwischen der Zen-
schaften (internationaler Zahlungsver- tralbank und den Regierungen. I.d.R. hat
kehr). Je nach eingesetztem ĺ Zahlungs- die  Zentralbank das Recht zur Ausgabe
mittel kann der  Zahlungsverkehr bar von Banknoten (ĺ Notenmonopol) und
(ĺ  Barzahlung), halbbar (ĺ  halbbare Münzen. Aus diesem Grund wird häu-
Zahlung) oder bargeldlos (ĺ  bargeldlo- fig für  Zentralbanken die Bezeichnung
ser Zahlungsverkehr) erfolgen. ĺ Notenbank verwendet. – Im Zuge der
Zahlungsverzug ĺ Schuldnerverzug. ĺ  Europäischen Währungsunion wurde
in der ĺ  Europäischen Union (EU) das
Zahlungsziel  –  Zeitpunkt, zu dem eine
ĺ  Europäische System der Zentralban-
Geldschuld bezahlt werden soll. Gewäh-
ken (ESZB) geschaffen mit der ĺ  Euro-
rung eines  Zahlungsziels (ĺ  Zahlungs-
päischen Zentralbank als Zentralbank des
bedingungen) ist die typische Form des
ĺ Eurosystems.
kurzfristigen ĺ Lieferantenkredits. Häu-
fig wird vereinbart, dass ein Zahlungsziel Zentralbankgeld – von einer ĺ Zentral-
oder ein Skonto bei sofortiger Zahlung in bank geschaffenes ĺ Geld. Das Zentral-
Anspruch genommen werden kann. bankgeld umfasst das ĺ Bargeld in Form
Zeichnung  –  1.  Handelsrecht: a) Organ- von ĺ  Banknoten und ĺ  Münzen so-
vertreter (Vorstände oder Gesellschaf- wie Sichteinlagen von ĺ  Geschäftsban-
ter) einer Gesellschaft zeichnen für diese ken und Nichtbanken (i.d.R. der Staat)
durch Unterschrift ohne Zusatz. b) Pro- bei der Zentralbank, die jederzeit in Bar-
kuristen zeichnen durch ĺ  Firma, Na- geld umgetauscht werden können.  –  Die
mensunterschrift und den Zusatz „ppa“. Entstehung bzw. Vernichtung von Zentral-
c) Handlungsbevollmächtigte haben bei bankgeld schlägt sich in einer Verlänge-
Zeichnung den Zusatz „per“ bzw. „in rung bzw. Verkürzung der Zentralbank-
Vollmacht“ zu verwenden. – 2. Börsenwe- bilanz nieder.  Zentralbankgeld wird ge-
sen: Abgabe von Kaufaufträgen für neu schaffen (vernichtet) durch den Ankauf
ausgegebene ĺ Wertpapiere. (Verkauf) von Gold, ĺ  Devisen und
ĺ  Sonderziehungsrechten (SZR) durch
Zeitarbeit ĺ Arbeitnehmerüberlassung. die Zentralbank oder durch Kredite an
Zeitbürgschaft ĺ Bürgschaft. die Geschäftsbanken (Rückzahlung von
Zeitlohn ĺ Lohn. Zentralbankkrediten durch die Geschäfts-
banken) jeweils in Form der Einräumung
Zeitpräferenz ĺ Sparen.
(Abbuchung) von Sichteinlagen bei der
Zeitverzögerung ĺ Lag. Zentralbank.
Zeitwert ĺ Tageswert.
Zentralisation  –  Zentralisierung. Orga-
Zeitzulage ĺ Zulage. nisatorische Zusammenfassung von Teil-
Zentralbank  –  staatliche Einrichtung, aufgaben bei einer Stelle nach bestimmten
die die Aufgaben der ĺ Geldpolitik i.d.R. Aufgabenmerkmalen. Die  Zentralisation
autonom wahrnimmt. In den einzelnen ist eng mit der Frage der ĺ Koordination
zentralplanmäßige Koordination 628

verbunden. Je stärker die  Zentralisa- ĺ Anleihe, bei der während der Laufzeit
tion ist, umso größer ist die Anzahl der keine Zinsen gezahlt werden, sondern das
Leitungsebenen. Somit ist ein autoritä- Entgelt für die Kapitelüberlassung als Dif-
rer Führungsstil erforderlich. Neue For- ferenz zwischen dem Rückzahlungsbetrag
men der Organisation gehen allerdings und dem niedrigeren Ausgabebetrag ge-
von einer zunehmenden Dezentralisation währt wird. Bedeutung hat die Bonität des
aus (ĺ  flache Hierarchie).  –  Gegensatz: Schuldners, da erst bei Fälligkeit zurück-
ĺ Dezentralisation. gezahlt werden muss. Die Laufzeit beträgt
drei bis 35 Jahre.
zentralplanmäßige Koordination
ĺ Koordination. Zertifikat ĺ  Aktienzertifikat, ĺ  Um-
weltzertifikat.
Zentralverwaltungswirtschaft  –  Plan-
wirtschaft. Idealtypisches ĺ Wirtschafts- Zession ĺ Forderungsabtretung.
system (nach der Abgrenzung des ĺ Or- Zielgruppe – Adressaten. Gesamtheit tat-
doliberalismus), in dem die Wirtschafts- sächlicher oder potenzieller Personen, die
prozesse von einer zentralen staatlichen mit einer bestimmten Marketingakivität
Stelle geplant und koordiniert werden. angesprochen werden sollen. – Grundlage
Haushalte und Betriebe haben keine Ent- zur Zielgruppenfindung nach jeweils re-
scheidungskompetenzen. Dementspre- levanten Merkmalen ist die ĺ Marktseg-
chend gibt es weder ĺ Wettbewerb, freie mentierung. Hauptproblem ist die zeit-
ĺ  Preisbildung oder freie Arbeitsplatz- liche Instabilität (Dynamik).  –  Zur Ver-
und Konsumwahl noch Privateigentum meidung von Streuverlusten werden in
an den Produktionsmitteln. Den Betrie- der ĺ  Mediaplanung nur die zielgrup-
ben werden Produktionsmengen vorge- penspezifischen ĺ Medien ausgewählt.
geben, die erfüllt werden müssen. Leitbild Zielkostenmanagement ĺ  Zielkosten-
der  Zentralverwaltungswirtschaft ist der rechnung.
ĺ  Sozialismus.  –  Gegensatz: ĺ  Markt-
wirtschaft. Zielkostenrechnung  –  Zielkostenma-
nagement, Target Costing. Verfahren der
Zentrenproduktion ĺ  Produktionsver- Kostenplanung, das nicht auf die Kosten-
fahren, bei dem in Teilbetrieben verschie- minimierung bei der ĺ Produktion, son-
denartige Produktionseinrichtungen oder dern auf die frühen Phasen im integrier-
Arbeitssysteme (Zentren) zusammenge- ten ĺ  Produktlebenszyklus abzielt und
fasst sind. Diese sind i.d.R nicht nach der versucht, bereits in der Entwicklungs-
Verrichtungsfolge bzw. nach dem Pro- phase des Produktes Einsparungspotenzi-
duktentstehungsprozess angeordnet, son- ale zu erzielen. Zugrunde liegt ein streng
dern nach Produkten (z. B. Tischpro- marktorientiertes Kostenmanagement, bei
duktion).  Zentrenproduktion verknüpft dem die wichtigste Frage lautet, wie viel
ĺ Werkstattproduktion und ĺ Fließpro- ein Produkt höchstens kosten darf (Ziel-
duktion. kosten), um sich am Markt behaupten zu
Zero Bond –  Nullkupon-Anleihe, unverz- können.
insliche Anleihe, unverzinsliche Obliga- Zielvereinbarung  –  individuelle Ver-
tion, unverzinsliche Schuldverschreibung. einbarung zwischen ĺ  Arbeitgeber und
629 Zoll

ĺ  Arbeitnehmer über zu erreichende vereinbaren, dass nicht abgehobene Zin-


Jahresziele mit Entgeltbezug. Je nach Grad sen von Einlagen als neue verzinsliche
der Zielerreichung erhält der Arbeitneh- Einlagen gelten sollen. Nach dem Han-
mer einen jährlichen ĺ Bonus. delsgesetzbuch (HGB) gilt das Zinseszins-
Zinsanpassungsklausel  –  Zinsgleitklau- verbot auch nicht für das ĺ  Kontokor-
sel. Vereinbarung in einem Kreditvertrag, rent.
wonach das Kreditinstitut den vereinbar- Zinseszinsverbot ĺ Zinseszinsen.
ten Zinssatz in Anpassung an einen Leit- Zinsfuß ĺ interner Zinsfuß, ĺ Kalkula-
zins herauf- oder herabsetzen darf. – Vgl. tionszinsfuß, ĺ Zinssatz.
auch ĺ variabler Zinssatz.
Zinsgleitklausel ĺ Zinsanpassungsklau-
Zinsanteil ĺ Ertragsanteil. sel.
Zins-Ausgaben-Quote ĺ  Verschul- Zinskorridor ĺ ständige Fazilitäten.
dungsgrenzen. Zinssatz – Prozentsatz, der die Höhe der
Zinsen – 1. Volkswirtschaftslehre: Preis für ĺ  Zinsen festlegt.  –  Die Begriffe  Zins-
die Überlassung von Kapital bzw. Geld. satz und Zinsfuß werden häufig gleichbe-
In diesem Sinne werden auch Miete und deutend verwendet. In der Finanzmathe-
Pacht als Zinsen (Mietzins, Pachtzins) an- matik wird jedoch zwischen dem Zinssatz
gesehen.  –  2.  Bankwesen: a) Aktiv- oder (p% = p/100) und dem Zinsfuß (p) unter-
Sollzinsen: Zinsen, welche die Bank er- schieden.
hält, also der Kunde zahlen muss. b) Pas- Zinsscheinbogen ĺ Bogen.
siv- oder Habenzinsen: Zinsen, welche
Zinsspread ĺ Spread.
die Bank an den Kunden für seine Einla-
gen zu zahlen hat. – 3. Bürgerliches Recht/ Zins-Steuer-Quote ĺ  Verschuldungs-
Handelsrecht: Unterscheidung zwischen grenzen.
vertraglich vereinbarten und gesetzlichen Zinsstruktur  –  ergibt sich aus dem Zu-
Zinsen. Eine Zinsobergrenze wird durch sammenhang zwischen den Zinssätzen
die Vorschriften des Bürgerlichen Ge- und den (Rest)Laufzeiten. Man unter-
setzbuches (BGB) zum ĺ Wucher festge- scheidet die (1) normale Zinsstruktur mit
legt. – Zu unterscheiden sind ĺ Effektiv- höheren Zinsen für längerfristige Kapital-
zins und ĺ Nominalzins. anlagen und Kredite sowie die (2) inverse
Zinseszinsen  –  Wiederverzinsung auf- Zinsstruktur mit höheren Zinsen für kurz-
laufender Zinsen, die dem Kapital zu- fristige Kapitalanlagen und Kredite.
geschlagen werden. Vereinbarungen Zinstender ĺ Tenderverfahren.
über  Zinseszinsen sind gesetzlich nicht Zivilmakler ĺ Makler.
zulässig und somit ungültig. Von  Zin-
seszinsen sind Verzugszinsen nach dem Zivilrecht ĺ Privatrecht.
ĺ Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) nicht Zoll  –  1.  Begriff: steuerähnliche Ab-
zu entrichten (Zinseszinsverbot).  –  Zu- gabe, die auf den Ex- oder Import und
lässig sind jedoch nachträgliche Ver- den ĺ  Transithandel  von Gütern erho-
einbarungen von  Zinseszinsen. Außer- ben wird.  Zoll auf die Ausfuhr (ĺ  Ex-
dem können Kreditinstitute im Voraus port) wird als Ausfuhrzoll, auf die Einfuhr
Zollkodex (ZK) 630

(ĺ  Import) als Einfuhrzoll und auf den Zollwert  –  wichtigster Maßstab für die
Transit als Durchfuhrzoll  bezeichnet. Ziel Bemessung der Höhe des ĺ  Zolls, der
der Erhebung von Zöllen ist die Erzielung sich weltweit durchgesetzt hat. Nur noch
von Einnahmen, aber in erster Linie der wenige Staaten verzollen nach spezifi-
Schutz der inländischen Wirtschaft vor schen Maßstäben, etwa Gewicht oder
ausländischer Konkurrenz (ĺ  tarifäre Menge. Im Gemeinsamen Zolltarif der
Handelshemmnisse). – 2.  Arten: Der Zoll ĺ  Europäischen Union (EU) sind nur
wird i.d.R. als Wertzoll (ad-valorem-Zoll) noch wenige einzelne Waren aufge-
erhoben. D.h., es wird ein bestimm- führt, die nach spezifischen Zollsätzen
ter Prozentsatz auf den Wert einer Ware zu verzollen sind (u.a. Tabak, Schaum-
als  Zoll berechnet. Im Gegensatz dazu wein).  –  I.d.R. ist der  Zollwert der sog.
wird beim sog. Mengenzoll (spezifischer Transaktionswert. Dieser ist der tatsäch-
Zoll) ein bestimmter Wert pro impor- lich gezahlte oder zu zahlende Preis, wo-
tierte Ware (Stückzoll) oder pro Gewicht bei noch nach dem ĺ  Zollkodex (ZK)
(Gewichtszoll) als Zoll gefordert.  –  In der EU vorzunehmende Kürzungen oder
der ĺ  Europäischen Union (EU) wer- Hinzurechnungen zu berücksichtigen
den Zölle im Rahmen des Gemeinsamen sind.
Zolltarifs auf importierte Waren erhoben.
Zugabe  –  vom Bezug einer Haupt-
Zollkodex (ZK)  –  europäische Verord- ware abhängige Abgabe von Waren oder
nung von 1992. Der Zollkodex bildet die Dienstleistungen als bes. Form der Wert-
Grundlage des europäischen Zollrechts. reklame. Seit Wegfall der Zugabenverord-
Er gilt seit 1994 in allen Mitgliedsstaa- nung im Jahre 2001 sind Zugaben grund-
ten der ĺ  Europäischen Union (EU). sätzlich zulässig, wenn die Grenzen des
Der Zollkodex enthält neun sog. Titel: (1) Kundenfangs nach dem Gesetz gegen
Titel I–III: Behandlung der Waren beim den unlauteren Wettbwerb (UWG) nicht
Eingang in das EU-Zollgebiet, (2) Titel IV: überschritten werden.
Zollverfahren, v.a. die Überführung der Zugangsfaktor ĺ Rentenformel.
Waren in den freien Verkehr, (3) Titel V–
Zugewinngemeinschaft ĺ Güterstand.
IX: Zollschuld, Zollentrichtung, Erstat-
tung und Rechtsbehelfe. – Der Zollkodex Zug um Zug  –  Begriff des ĺ  Bürgerli-
wurde 2008 insbes. durch einen elektroni- chen Rechts. Gleichzeitig gegen eine Leis-
schen Datenaustausch modernisiert (mo- tung eines anderen Teils ist eine Leistung
dernisierter ZK). zu bewirken, i.Allg. bei Geltendmachung
eines ĺ Zurückbehaltungsrechts und bei
Zollordnungswidrigkeit ĺ  Steuerord- ĺ gegenseitigen Verträgen.
nungswidrigkeit.
Zulage  –  Leistungszulage, Lohnzulage,
Zollunion – Zusammenschluss mehrerer Lohnzuschlag. Teil des vertraglich ver-
Staaten mit der Absprache, bei gegensei- einbarten oder freiwilligen ĺ  Arbeits-
tigem Gütertausch keinen ĺ  Zoll zu er- entgelts, der dem Lohn zugeschlagen
heben und gegenüber Drittländern einen wird, um bes. Gegebenheiten des Be-
gemeinsamen Außenzolltarif anzuwen- triebes im Hinblick auf Arbeitsverhält-
den. – Anders: ĺ Freihandelszone. nisse und Arbeitsbedingungen gerecht zu
631 Zusatzkosten

werden.  –  Bsp.: (1) Zulage aufgrund un- (FKVO) (ĺ  Wettbewerbsrecht) kontrol-
günstiger Arbeitsbedingungen (Erschwer- liert werden. Der  Zusammenschlusskon-
niszulage, Schmutzzulage); (2) Zeitzu- trolle unterliegen dabei entsprechend de-
lage (z. B. Überstundenzuschlag, Nacht- taillierter Aufgreif- und Eingriffskriterien
zuschlag, Feiertagszuschlag); (3)  Zulage nur Zusammenschlüssen ab einer Um-
aufgrund der Lebenshaltung (Ortszu- satz- und damit Marktbedeutung. Zu-
schlag); (4) Zulage aufgrund persönlicher ständig sind entweder die nationalen
Verhältnisse (z. B. Sozialzulage, Alterszu- Wettbewerbsbehörden (in Deutschland
lage und Treuezulage). das ĺ Bundeskartellamt) oder bei höhe-
ren welt- und gemeinschaftsweiten Um-
zumutbare Belastung – Begriff aus dem
sätzen der Zusammenschlussbeteilig-
Einkommensteuerrecht für den Teil der
ten die Generaldirektion Wettbewerb der
außergewöhnlichen Belastungen, der von
ĺ Europäischen Kommission. Die Wett-
dem ĺ  Steuerpflichtigen selbst zu tra-
bewerbsbehörde prüft die Auswirkungen
gen ist. Nur der die zumutbare Belastung
des Zusammenschlussvorhabens auf die
übersteigende Teil der Aufwendungen
Marktstrukturen. Bei kritischen Zusam-
mindert auf Antrag den Gesamtbetrag
menschlusswirkungen (Erlangung oder
der Einkünfte. Dieser ist je nach Einkom-
Verstärkung von ĺ Marktbeherrschung)
menshöhe, Familienstand und Kinder-
können Zusammenschlüsse untersagt
zahl unterschiedlich hoch.
oder eine Zulassung mit Auflagen ver-
Zündwarenmonopol ĺ Finanzmonopol. knüpft werden, um die negativen Auswir-
kungen zu reduzieren oder auszugleichen.
Zurückbehaltungsrecht  –  Retentions-
recht. Begriff aus dem Bürgerlichen Recht Zusatzaktie –  Berichtigungsaktie, Freiak-
für das Recht einer Vertragspartei, die ihr tie, Gratisaktie. 1. Zusatzaktie ohne eigent-
obliegende Leistung so lange zu verwei- liche Gegenleistung ist nach deutschem
gern, bis der Vertragspartner seine ge- Aktienrecht unzulässig.  –  2.  Zusatzaktie
schuldete Leistung erbringt. Dazu muss gegen Aufrechnung von Forderungen auf
ein wirtschaftlicher Zusammenhang den Anteil von Aktionären am Gesamtge-
zwischen den beiden Leistungen beste- winn oder an ĺ Rücklagen hingegebene
hen. – Sonderregelungen bestehen für das Gratisaktien (zu versteuern). – 3. Kapital-
kaufmännische  Zurückbehaltungsrecht erhöhung aus Gesellschaftsmitteln durch
und im Falle eines ĺ gegenseitigen Ver- Ausgabe von Freiaktien ist zulässig, so-
trages. weit durch Gesellschaftsbeschluss Rückla-
gen in Nennkapital umgewandelt werden
Zusammenschlusskontrolle  –  Fusi-
(steuerfrei).
onskontrolle. Teilbereich der ĺ  Wettbe-
werbspolitik, in dem ĺ  Unternehmens- Zusatzkosten ĺ Kosten in der ĺ Voll-
zusammenschlüsse i.S. und nach den kostenrechnung, denen in der Finanz-
Vorschriften des Gesetzes gegen Wett- buchhaltung kein ĺ  Aufwand gegen-
bewerbsbeschränkungen (GWB) und übersteht, sondern nur kalkulatorisch
bei Zusammenschlüssen mit gemein- für Leistungen des Unternehmens ange-
schaftsweiter Bedeutung nach der Eu- setzt werden. Bsp. für  Zusatzkosten sind
ropäischen Fusionskontrollverordnung ĺ  kalkulatorischer Unternehmerlohn,
Zusatznutzen 632

ĺ kalkulatorische Zinsen, ĺ kalkulatori- Zwecksetzung. Zuschüsse sind z. B. Lohn-


sche Abschreibungen und ĺ kalkulatori- kostenzuschüsse durch die ĺ  Bundes-
sche Wagnisse. agentur für Arbeit für die Eingliederung
Zusatznutzen ĺ Kundennutzen. von Langzeitarbeitslosen.

Zusatzsortiment ĺ Sortiment. Zuschuss-Wintergeld ĺ Wintergeld.


Zuschlag – 1. Zuschlag bei einer Versteige- zu versteuerndes Einkommen  –  Be-
rung: a) Bei der Zwangsversteigerung wird messungsgrundlage der ĺ  Einkommen-
das Grundstück oder Schiff vom Vollstre- steuer. Das  zu versteuernde Einkommen
ckungsgericht dem Meistbietenden durch wird ermittelt, indem vom Einkommen
sog. Zuschlagsbeschluss zugeschlagen mit mögliche Freibeträge und Aufwendungen
der Wirkung, dass der Ersteher Eigen- abgezogen werden.
tümer ist. b) Bei einer privaten Versteige-
rung stellt der Zuschlag die Annahme des Zuweisung –  Finanzzuweisung. Zahlung
durch das Gebot angenommenen Ange- einer ĺ Gebietskörperschaft an eine an-
bots dar. – 2. Zuschlag zum Arbeitsentgelt: dere.  Zuweisungen erfolgen v.a. im Rah-
ĺ Zulage. – 3. Bewertungsrecht: Zuschlag men des kommunalen ĺ  Finanzaus-
auf den Vergleichswert wegen werterhö- gleichs zwischen Ländern und Kommu-
hender Umstände, z. B. bei der Bewertung nen. Es werden aber auch  Zuweisungen
von Mietwohngrundstücken. beim Länderfinanzausgleich zwischen
den Ländern (horizontal) und zwischen
Zuschlagskalkulation ĺ  Kalkulations- Bund und Ländern (vertikal) gezahlt. Zu-
verfahren. weisungen können als sog. Zweckzuwei-
Zuschlagsteuern ĺ Annexsteuern. sungen mit einer Zweckbindung versehen
werden.
Zuschreibung  –  Wertaufholung. Erhö-
hung des ĺ Buchwertes von Vermögens- Zuwendungsnießbrauch ĺ  Nieß-
gegenständen (1) als Folge einer Wert- brauch.
zunahme, ohne dass sich die Substanz
des Wirtschaftsgutes geändert hat, (2) als Zuzahlung  –  Teilbetrag, den Versi-
Korrektur überhöhter ĺ Abschreibungen cherte der gesetzlichen ĺ Krankenversi-
früherer Rechnungsperioden.  –  Durch cherung (ausgenommen  Kinder und Ju-
das Bilanzrechtsmodernisierungsge- gendliche unter 18 Jahren sowie Patien-
stz (BilMoG) wurde das bisher bereits ten mit schwerwiegenden Erkrankungen)
für ĺ Kapitalgesellschaften geltende Zu- für ein verschreibungspflichtiges Medi-
schreibungsgebot 2009 für alle Rechtsfor- kament selbst zahlen müssen. Sie beträgt
men verbindlich und die Ungleichbe- 10 % des Arzneimittelpreises, mind. aber
handlung der Rechtsformen aufgehoben. 5 Euro und höchstens 10 Euro. Den Rest
erstattet die Krankenkasse. – Eine Belas-
Zuschreibungsgebot ĺ Zuschreibung. tungsgrenze (in Höhe von 2 % des Brutto-
Zuschüsse  –  private oder öffentli- einkommens, für chronische Kranke von
che Zuwendungen, i.d.R. Zahlungen 1 %) soll die Versicherten gegen eine fi-
an ein Unternehmen aus unterschiedli- nanzielle Überforderung schützen. – Eine
chen Gründen und mit unterschiedlicher Zuzahlungsbefreiung  besteht außerdem
633 Zwecksparen

für  vergleichsweise preisgünstige Medi- wird auf Antrag des Gläubigers in einem
kamente. bes. Verfahren, das eine schnellstmög-
Zwangsrücklagen ĺ stille Rücklagen. liche Befriedigung der Ansprüche des
Gläubigers sichern soll, durchgeführt.
Zwangssparen ĺ Sparen. Einwendungen kann der ĺ  Schuld-
Zwangsversteigerung – Verwertung ei- ner im Zwangsvollstreckungsverfahren
ner Sache durch staatlichen Hoheitsakt im nicht mehr geltend machen. Die Kos-
Wege der Versteigerung.  –  Die  Zwangs- ten der  Zwangsvollstreckung trägt der
versteigerung findet durch Gerichtsvollzie- Schuldner.  –  2.  Arten: a)  Zwangsvollstre-
her i.d.R. in der Gemeinde statt, in der die ckung in das bewegliche Vermögen: Der
Sache gepfändet wurde. Ort, Zeit und Ge- Gerichtsvollzieher pfändet Sachen, die
genstand der Versteigerung sind öffent- sich im Gewahrsam des Schuldners be-
lich bekanntzumachen. Der ĺ  Zuschlag finden (ĺ  Pfändung). Diese werden an-
erfolgt an den nach dreimaliger Auffor- schließend versteigert (ĺ  Zwangsver-
derung Meistbietenden. Das Gebot muss steigerung). b)  Zwangsvollstreckung in
mind. die Hälfte des gewöhnlichen Ver- das unbewegliche Vermögen: Die Zwangs-
kaufswertes erreichen. Gold- und Silber- vollstreckung v.a. von Grundstücken und
sachen dürfen nicht unter ihrem Metall- grundstücksgleichen Rechten wie Erb-
wert zugeschlagen werden. ĺ  Wertpa- baurecht und Wohnungseigentum er-
piere mit Börsen- oder Markpreis werden folgt durch die ĺ  Zwangsversteigerung
freihändig zum Tagespreis verkauft (an- oder die ĺ Zwangsverwaltung. –  Anders:
dere können versteigert werden).  –  Der ĺ Insolvenzverfahren.
Ersteigerer erhält die Sache nur gegen
Zweckaufwand  –  kostengleicher Auf-
Barzahlung, er erlangt mit der Übergabe
wand. Aufwendungen, die auch ĺ  Kos-
lastenfreies ĺ  Eigentum. ĺ  Sachmän-
ten sind und in der Betriebsbuchhaltung
gelhaftung ist ausgeschlossen. – Vgl. auch
als ĺ  Grundkosten verrechnet werden.
ĺ Zwangsverwaltung.
Der  Zweckaufwand ist durch die Leis-
Zwangsverwaltung  –  Neben der tungserstellung bedingt, fällt im Rahmen
ĺ  Zwangsversteigerung Art der der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit an
ĺ  Zwangsvollstreckung. Die Ansprüche und ist dem betrachteten Zeitraum zuzu-
des Gläubigers werden durch die aus ei- rechnen. –  Gegensatz: neutraler Aufwand
nem Grundstück erzielten laufenden Er- (ĺ neutrale Aufwendungen/Erträge).
löse (v.a. Miete und Pacht) befriedigt.
Zweckertrag  –  Teil des ĺ  Ertrags, der
Zwangsvollstreckung  –  Vollstreckung. wirtschaftlich der betrachteten Periode
1.  Begriff: Anwendung staatlicher Gewalt zurechenbar ist und zur Erfüllung des Be-
zur Durchsetzung eines privatrechtlichen triebszwecks anfällt. Zweckerträge wer-
Anspruchs des ĺ Gläubigers. Vorausset- den in die Kostenrechnung als ĺ Erlöse
zung für die Zwangsvollstreckung ist ein übernommen. –  Gegensatz: neutraler Er-
ĺ  Vollstreckungstitel, die vollstreckbare trag (ĺ  neutrale Aufwendungen/Er-
Ausfertigung dieses Titels sowie dessen träge).
vorherige oder gleichzeitige Zustellung an
den Schuldner. Die  Zwangsvollstreckung Zwecksparen ĺ Sparen.
Zweckzuweisung 634

Zweckzuweisung ĺ Zuweisung. in gleicher Weise Aufwendungen erbracht


werden, ohne dass ihr in gleicher Weise
Zweckzuwendung  –  Begriff des Er-
wie von den einheimischen Dauerbewoh-
brechts für eine freigebige Zuwendung,
nern Einnahmen zufließen (ĺ  Äquiva-
die nicht einer bestimmten natürlichen
lenzprinzip).
oder juristischen Person zukommen, son-
dern zur Verwirklichung eines ganz be- Zwischenergebniseliminierung ĺ
stimmten Zwecks verwendet werden soll Konzernabschluss.
(z. B. für die Armen in der Gemeinde, ein Zwischenerzeugnis ĺ  unfertiges Er-
Sammelvermögen).  –  Die  Zweckzuwen- zeugnis.
dung unterliegt der ĺ  Erbschaftsteuer Zwischenfinanzierung  –  Vorfinan-
(Steuerklasse III). zierung. Aufnahme eines kurzfristi-
zweifelhafte Forderung  –  dubiose For- gen Kredits, der zu einem späteren Zeit-
derung. Forderung, deren Zahlungsein- punkt durch ein langfristiges Darlehen
gang ungewiss ist. Handelsrechtlich sind oder durch ĺ  Eigenkapital ersetzt wird.
zweifelhafte Forderungen am Ende eines Die  Zwischenfinanzierung findet v.a. im
Geschäftsjahres mit ihrem wahrscheinli- Bereich der Baufinanzierung Anwen-
chen Wert anzusetzen.  –  Anders: ĺ  un- dung, wenn die Voraussetzungen zur
einbringliche Forderung. Auszahlung der zugesagten langfristigen
Zweigniederlassung  –  Niederlassung Finanzierungsmittel zunächst noch nicht
eines Kaufmanns bzw. einer Handelsge- erfüllt sind.
sellschaft, wo diese teils abhängig von der Zwischenlager ĺ Lager.
Hauptniederlassung, teils unabhängig von Zwischenmeister  –  Person, welche die
ihr wirken. – Merkmale sind: (1) räumli- von Gewerbetreibenden (Industrie- und
che Selbstständigkeit, (2) sachlich die glei- Handelsunternehmen) übergebenen Ar-
che Geschäftstätigkeit wie die Hauptnie- beiten an Heimarbeiter (ĺ  Heimarbeit)
derlassung und (3) auf Dauer eingerich- oder ĺ  Hausgewerbetreibende weiter-
tet. – Anders: ĺ Filiale. gibt.
Zweitwohnungsteuer  –  direkte ĺ Zwischenschein  –  Anrechtsschein, In-
Steuer, die v.a. von Fremdenverkehrsge- terimsschein. 1.  Vorläufige ĺ  Urkunde,
meinden erhoben wird (ĺ  Gemeinde- die nach Gründung einer ĺ  Aktienge-
steuern).  Sie erfasst Zweitwohnsitze (Ei- sellschaft (AG) oder bei einer Kapita-
gentümer und Mieter). Besteuerungs- lerhöhung vor Ausstellung der endgül-
grundlage ist die Höhe der ortsüblichen tigen ĺ  Aktie ausgegeben wird.  Zwi-
Miete.  –  Rechtfertigung: (1) Innehaben schenscheine müssen auf den Namen des
einer Zweitwohnung als Ausdruck bes. Aktionärs lauten und sind als ĺ  Order-
wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit papiere durch ĺ  Indossament übertrag-
(ĺ  Leistungsfähigkeitsprinzip); (2) Aus- bar.  –  2.  Urkunden zur Abfertigung von
gleich dafür, dass für auswärtige Inhaber einfuhrzollbarem Freigut im Zwischen-
von Zweitwohnungen von der Gemeinde auslandsverkehr.

Das könnte Ihnen auch gefallen