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III Dichtetrennverfahren

III.2 Apparate zur Sedimentation im Erdfeld Seite


1. Einleitung 2
2. Grundzüge der Dimensionierung 3
3. Längsklärbecken 10
4. Rundklärbecken 12
5. Lamellenklärer 17
6. Anlagenbeispiele zur Wasseraufbereitung 23
7. Anhang 27

Institut für MVM Fest/Flüssig-Trennung III.2 - 1


1. Einleitung
- Anwendungen als „Eindicker“ oder „Klärer“

- Einsatz meist in Verbindung mit effizienteren Fest/Flüssig-Trenngeräten


⇒ Kostengünstige Vorabscheidung klarer Flüssigkeit
⇒ Entlastung des nachfolgenden höherwertigen Trennapparaten

- Geringes treibendes Potential (Erdfeld)


⇒ Große Abscheideflächen
Zulauf
⇒ Häufig Flockungshilfsmitteln Überlauf

- Grundbauformen als Längs- oder Rundbecken

Zulauf Überlauf

Unterlauf Unterlauf
Institut für MVM Fest/Flüssig-Trennung III.2 - 2
2. Grundzüge der Dimensionierung
- Längsklärbecken
• Betrachtung eines horizontal durchströmten, quaderförmigen Beckens
als effektiver Trennraum
- Vernachlässigung von • Bodenneigung • Ein- und Auslaufzone

• Trennbedingung:
Feststoff hat Strecke L zurückgelegt,
v
wenn Klarflüssigkeitsgrenze um die
Höhe H abgesunken
H
H L L "H"B . L
⇒ = = . =t w
w v V V B
.
V V
• Mittlere Verweilzeit t= . ⇒ Klärfläche A = L "B =
V w
!
• Beckentiefe resultiert aus Forderung nach turbulenzarmer Strömung
⇒ Relevante!ReL-Zahl < 2000 wird mit
! „hydraulischem Durchmesser“ Dh
für offenes Gerinne und mit mittlerer Horizontalgeschw. v gebildet
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• Bestimmung von ReL

- Hydraulischer Durchmesser Dh

durchströmter Querschnitt HB
D h= 4 = 4
benetzter Umfang 2H + B

- Mittlere Horizontalgeschwindigkeit v
.
V v
v=
H"B
H
- Reynoldszahl ReL L
.
V w
B
.
!
v " Dh " #L 4 " V " #L
ReL = =
$L (2 " H + B) " $L

• Beckentiefe H durch Vorgabe von ReL,min


! .
4 # V # $L
H"
ReL,min # (2 + B / H) # %L

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• Beckenbreite B in der Regel 2 bis 4 mal so groß, wie Tiefe H

B = (2 ÷ 4) " H

• Klärlänge L des Beckens ergibt sich aus Klärfläche A und Breite B


! .
A V
L= =
B B" w
• Reale Länge Lges des Beckens mit jeweils 10% Zuschlag für Ein- u. Auslauf

! Lges = 1.2 " L

• Alternativen auf der Basis der Sedimentation zu 1 Längsklärbecken


!
- Aufteilen des Volumenstromes und Parallelanordnung von Becken

- Runder Kläreindicker

- Lamellenklärer

- Sedimentationszentrifuge
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- Rundbecken
. .
• Gesamtbilanz für konstanten Zulaufvolumenstrom VA, Überlauf VF und
.
Unterlauf VG
. . .
VA = VF + VG

• Feststoffvolumenbilanz
. . .
! VA " cv,A = VF " cv,F + VG " cv,G

• Trennbedingung für kleine


! Partikelkonzentrationen
(Einzelkornsedimentation)
. .
VF VA .
vF = = = w St,min (VG vernachlässigbar)
A A

• „Klärflächenbelastung“ vF ≈ vA (wenn vGvernachlässigbar)


! - Übliche Werte in der Praxis: ≈1m/h (≈0.3mm/s)

Institut für MVM Fest/Flüssig-Trennung III.2 - 6


• Berechnung der benötigten Mindestklärfläche Amin bei Einzelkorn-
sedimentation aus Trennbedingung und xmin
. .
VA VA " 18 " #L
Amin = =
2
w St,min ($ s % $L ) " g " xmin

• Berechnung mit xmin ⇒


! sehr große Klärflächen ⇒
Flockung!

• Flockung
- bindet die kleinen Teilchen ⇒ schnellere Sedimentation
- erzeugt Schwarmsedimentation ⇒ gute Prozessführung

• Bei Schwarmsedimentation und gegebener Klärfläche A ist der Betrieb


eines Klärbeckens nur innerhalb gewisser Grenzen möglich
. .
- VA oder cv,A bei konstantem VG zu groß ⇒ Klärbecken „läuft über“
. .
- VG bei konst. VA zu klein ⇒ Klärbecken „läuft über“
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• Berechnung der Mindestklärfläche Amin mit dem Konzept des
.
kritischem Feststoffflusses Skrit VA .
VF
- Voraussetzungen:
• Partikelfreier Überlauf ⇒ cv,F= 0

• Partikelfront mit Sinkgeschwindigkeit w = f(cv)

• Zulaufkonzentration = Schwarmkonzentration .
VG
• Konstante Position der Sedimentationsfront (stationärer Betrieb)
# m3 &
- Ssed infolge Partikelsedimentation Ssed = w " cv,A % (
2
%$m " h('
. # m3 &
VG
- SG infolge Schlammabzug im Unterlauf SG = " cv,G % (
A 2
%$m " h('
!
- Sges wird aus der Summe der beiden Komponenten Ssed und SG gebildet
. # m3 &
VG
Sges = Ssed + SG = w!" cv,A + " cv,G% (
A 2
%$m " h('
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- Funktion Sges= f(cv) weist ein Minimum auf, das den kritischen
Fluss bestimmt, der zum stabilen Betrieb des Klärbeckens nicht
überschritten S
Sges
werden darf
Skrit
SG

SSed

cv
cv,A ckrit cv,G

- Mindestklärfläche Amin ergibt sich aus dem Minimum von Sges= f(cv)
. .
VA VA " cv,A
Amin = =
w Skrit
- Gefahr der Unterdimensionierung ⇒ Sicherheitszuschläge von ca. 20%

- Entscheidend für !
die Klärung ist die Klärfläche A und nicht die Tiefe des
Beckens
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3. Längsklärbecken
- Anwendung vorzugsweise zur Abwasseraufbereitung
- Längen bis ca. 40m, Breiten bis ca. 10m, Tiefen bis ca. 2m
- Verweilzeiten im Becken ca. 1h

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- Verschiedene Systeme zur Schlammräumung bei Längsklärbecken
• Stegkettenräumer (Bauart DEWA)

DEWA

• Hydraulischer Bodenschlammräumer (Bauart Axel Johnson)


- Rückhub 3x so schnell, wie Vorhub Räumer gleitet unter dem Schlamm

Axel Johnson

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4. Rundklärbecken
- Einfache trichterförmige Rundbecken „Dortmundbrunnen“

• Trichterförmige Geometrie des Klärbeckens

• Volumen im Bereich von ca. 30 ÷ 400m3

• Zulauf kann derart gesteuert werden, dass Einlaufrohr in die Schwarm-


zone taucht ⇒ oberer Teil der Schwarmzone wirkt als Filter

• Gesonderter Schwimmschlammabzug möglich


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- Rundbecken mit Krähleinrichtung zum Schlammaustrag bis 30m Ø
• Rundbecken mit Zentralantrieb
in Stahlblechbauweise
• Suspension verteilt sich
radial
• Zentralwelle muss für
den Fall einer Blockade
eine Hebevorrichtung
besitzen

• Schlammabzug mit Membran-


Kolben- oder Kreiselpumpen

• Ø / Höhe:
- <15m ⇒ 1:1 ÷ 4:1
- 15÷30m ⇒ 3:1 ÷ 4:1
- >30m ⇒ bis 10:1

Ø 15m • Neigung des Bodens 6o÷16o


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- Gezahntes Überlaufwehr zum gleichmäßigen Ablauf der
Klarflüssigkeit über den gesamten Umfang

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- Rundbecken mit Durchmessern von ca. 30 ÷ 200m
• Bauweise meist aus Beton

• Krählwerksantrieb auf
zentraler Mittelsäule aus
Stahl oder Beton

• Antrieb über die


Mittelsäule umschließendes
Traggerüst, an dem Krählarme montiert sind

• Möglichkeit des Hebens und Senkens des Krählwerkes (Überlastschutz)

Ø 45m

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- Hochleistungskläreindicker

• Zulauf wird über eine Tauchglocke unterhalb des Schwarmzonenspiegels


aufgegeben
⇒ Schwarmzone wirkt als
Flockenfilter für feinste
Teilchen

• Flockungsmittelzugabe
gesteuert über Dick-
schlammniveau und
Dickschlammdichte

• Gitter aus senkrechten


Stangen auf dem Krähl-
werk
⇒ Drainagekanäle im Dick-
schlamm
⇒ schnellere Kompression
⇒ höhere Schlammdichte AKW

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5. Lamellenklärer
- Verbesserung der Klärung durch
• Verkürzung des Sedi-
mentationsweges bis
zur Abscheidung
• Vergrößerung der Klärfläche

- Plattenneigung groß genug,


um Transport vom Schlamm
sicherzustellen

- Plattenneigungen
α = ca. 30o÷55o

- Plattenabstände ca. 50mm

- Lamellenklärer als eigener Apparat


oder als Plattenpaket im Absetzbecken
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- Gleichstrom-Lamellenklärer - Prinzip und Auslegungsgrundlagen

• Zulauf von oben im Gleichstrom

.
• Der Gesamtaufgabevolumenstrom VA
wird durch die schräg eingebauten
Abscheideflächen (Lamellen) auf n
Kanäle aufgeteilt
(Länge: L, Höhe: H, Breite: B)
.
. . V
VA VA,i = A
1 n

• Abscheidebedingung
! - Grenzkorn startet am Punkt „1“ und muss
spätestens am Punkt „2“ die untere
Lamelle erreichen
V L "H"B L h H
t= . = = = =
2 VA,i H " B " v v w St w St " cos #
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• Für die Länge L ergibt sich:
.
VA
L= .
n " B " w St " cos # VA
1
• Lamellendurchströmung sollte laminar sein
!
!
⇒ ReL < 2300

v " dh " #L
Re =
$L
. .
4"A 4 "H"B VA,i VA,i 2
dh = = v= =
! U 2 " (H + B) A H"B

. .
2 " VA " #L 2 " VA " #L
! ReL = =! (Verhältnisfaktor kL = B/H)
n " $L " (H + B) n " $L " H " (kL + 1)
.
2 " VA " #L
H=
! n " $L " ReL
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- Gleichstrom-Lamellenklärer „Delta-Stak“
• Zulauf von oben im Gleichstrom mit sehr geringer Fließgeschwindigkeit
zwischen den Abscheideelementen
• Sehr große Klärfläche bezogen auf die überbaute Grundfläche

EIMCO (FLSmidth)

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- Gegenstrom-Lamellenklärer
• Zulauf über bodenlosen Kasten zwischen den Lamellenpaketen
(Beruhigungszone)
• Suspension tritt seitlich in das Lamellenpaket ein und Klarflüssigkeit
strömt in den Lamellen nach oben in Ablaufrinnen
• Eintritt in die Ablaufrinnen durch Drosselöffnungen reduziert ⇒ gleich-
mäßigere Ver-
teilung der
Trübe
• Wegen Störein-
flüssen, wie z.B.
ruckartiges Ab-
rutschen der
Feststoffe
Sicherheitszu-
schäge bei der
Dimensionierung

Axel Johnson
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- Spiral-Lamellenklärer „De Hoxar Separator“
• Um eine angetriebene zentrale Welle konisch-spiralförmig angeordnete
Abscheidebleche
• Rotation wirkt der Relativbewegung zwischen sedimentierenden
Partikeln und im Spalt strömender Flüssigkeit entgegen ⇒ ungestörtere
Abscheidung der seitwärts aus dem Paket austretenden Partikeln
∅ = 5m

Southern Water PLC

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6. Anlagenbeispiele zur Wasseraufbereitung

- Kompaktanlage zur Aufbereitung von Oberflächenwasser


• Flockung - Sedimentation - Tiefenfiltration
• 400 l/sec
1. Zulaufkammer mit Dosierung

2. Reaktionskammer mit Mischeinrichtung

3. Überlauf und Zulaufkammer zur


Sedimentationskammer
4. Sedimentationskammer
mit Lamellenabscheider
und kombiniertem
Schlammeindicker
5. Offene Sandfilter

6. Betriebsgebäude mit
Steuerungsanlage, Pumpen
und Armaturenraum Bioworks

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- Biologische Abwasserreinigung (Belebtschlammverfahren)
• Längsklärbecken - Rundeindicker - Eindickdekanter -
Entwässerungsdekanter

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• Belebungsbecken
- Oberflächenbelüftung durch Rührer
- Belüftung durch Einblasen von Luft

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• Faulturm

- In Abwesenheit von O2 Bildung von Biogas

- Krankheitserreger werden durch Abwesen-


heit von O2 und Verweilzeit getötet

- Faulschlamm entwässert leichter als


Primärschlamm wegen hohem Ascheanteil

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7. Anhang

- Formelzeichen griechische Symbole


A m2 Klärfläche α o Neigungswinkel
B m Breite Δp Pa (bar) Druckdifferenz
c - Konzentration
η Pa sec dyn. Viskosität
Dh m hydraulischer Durchmesser
ρ kg/m3 spez. Dichte
H m Höhe
L m Länge Indizes
n - Anzahl A Aufgabegut
Re - Reynolds-Zahl
G Grobgut
S m3/m2h Feststofffluss
F Feingut
t sec Zeit
V m3 Volumen L, s, g flüssig, fest, gas
v m/sec Strömungsgeschwindigkeit min minimal
w m/sec Sinkgeschwindigkeit
tot total
wSt m/sec Stokessche Sinkgeschw.
v Volumen
x m Partikeldurchmesser

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