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Ethik Rösler
Moralbegründungen: Zusammenfassung
Diskursethik
Im
Lehrplan:
Sprachliche
Interaktion
als
Basis
der
Begründung
von
Moral
Universalisierungs-‐
(U),
Diskursgrundsatz
(D)
Diskursregeln
(Habermas)
Selbstverpflichtung
und
wechselseitige
Verpflichtung,
praktische
Vernunft
und
soziale
Vernunft;
Beispiele
für
praktische
Diskurse
Übung:
einen
ethischen
Diskurs
führen,
Diskursregeln
selbst
entwickeln.
Kritik
der
Diskursethik
Praktische
Konsequenz
des
Ansatzes:
Konsensfähigkeit
von
Handlungsabsichten
prüfen,
Begründungspflicht
für
alle
Forderungen
Hintergrundwissen:
• vom
lat.
discursus
=
herumlaufen,
Hin-‐
und
hergehendes
Gespräch.
• Die
Diskursethik
geht
auf
philosophische
Theorien
von
Sokrates
und
Kant
zurück.
Sokratisches
Gespräch
=
dialogische
Methode
des
Bezweifelns
und
Prüfens
auf
einem
rein
argumentativen
Weg.
• Die
kritische
Prüfung
der
Resultate
eines
Diskurses
findet
sich
schon
in
Kants
Kritik
der
reinen
Vernunft,
in
der
die
reine
Vernunft
als
Gerichtshof
verstanden
wird,
vor
dem
alle
Streitigkeiten
der
Vernunft
entschieden
werden
können.
Zudem
haben
sie
den
Universalisierungsanspruch
gemeinsam
und
sind
beide
Prinzipienethiken.
• Sowohl
Kants
Philosophie
zur
Zeit
der
Aufklärung
als
auch
die
Diskursethik
nehmen
die
Entwicklung
der
Philosophie
des
20.
Jahrhunderts
auf
–
die
Hinwendung
zur
Sprache.
Grundlagen
der
Diskursethik:
• Die
sprachliche
Interaktion
stellt
die
Basis
zu
Begründung
von
Moral
dar.
• DE
ist
keine
ausgearbeitete
Theorie,
sondern
ein
Verfahren
zur
Ermittlung
ethischen
Prinzipien
durch
einen
Diskurs.
1
• Nach
Habermas
führt
die
Festlegung
ethischer
Prinzipien
dazu,
dass
nur
diejenigen
Normen
gelten
dürfen,
die
die
Zustimmung
aller
Betroffenen
als
Teilnehmer
eines
praktischen
Diskurses
finden
könnten.
Grundbegriffe
der
Diskursethik:
• "Statt
allen
anderen
eine
Maxime,
von
der
ich
will,
dass
sie
ein
allgemeines
Gesetz
sei,
als
gültig
vorzuschreiben,
muss
ich
meine
Maxime
zum
Zweck
der
diskursiven
Prüfung
ihres
Universalitätsanspruchs
allen
anderen
vorlegen.
Das
Gewicht
verschiebt
sich
von
dem,
was
jeder
(einzelne)
ohne
Widerspruch
als
allgemeines
Gesetz
wollen
kann,
auf
das,
was
alle
in
Übereinstimmung
als
universale
Norm
anerkennen
wollen
"
(J.
Habermas,
Diskursethik
–
Notizen
zu
einem
Begründungsprogramm,
in:
Ders:
Moralbewusstsein
und
kommunikatives
Handeln)
• Universalisierungsgrundsatz
„U“:
o jede
gültige
Norm
muss
der
Bedingung
genügen,
dass
die
Folgen
und
Nebenwirkungen,
die
sich
jeweils
aus
ihrer
allgemeinen
Befolgung
für
die
Befriedigung
der
Interessen
eines
jeden
Einzelnen
ergeben,
von
allen
Betroffenen
akzeptiert
werden
können.
• Diskursgrundsatz
„D“=
diskurstheoretische
Lesart
(=Art
und
Weise
wie
etwas
ausgedrückt
wird)
des
kategorischen
Imperativs
von
Kant
o Eine
Norm
ist
nur
gültig,
wenn
alle
von
ihr
möglichen
Betroffenen
als
Teilnehmer
eines
praktischen
Diskurses
ihr
Einverständnis
abgeben,
dass
diese
Norm
gilt.
• Regeln
für
den
praktischen
Diskurs
(ergänzend
zum
Universalisierungsgrundsatz
und
Diskursgrundsatz):
o 4.1:
"Kein
Sprecher
darf
sich
widersprechen.
o 4.2:
Jeder
Sprecher,
der
ein
Prädikat
F
auf
einen
Gegenstand
a
anwendet,
muss
bereit
sein,
F
auf
jeden
anderen
Gegenstand,
der
a
in
allen
relevanten
Hinsichten
gleicht,
anzuwenden.
o 4.3:
Verschiedene
Sprecher
dürfen
den
gleichen
Ausdruck
nicht
mit
verschiedenen
Bedeutungen
benutzen."
(S.
97)
o 5.1:
"Jeder
Sprecher
darf
nur
das
behaupten,
was
er
selbst
glaubt.
o 5.2:
Wer
eine
Aussage
oder
Norm,
die
nicht
Gegenstand
der
Diskussion
ist,
angreift,
muss
hier
für
einen
Grund
angeben."
(S.
98)
o 6.1:
"Jedes
sprach-‐
und
handlungsfähige
Subjekt
darf
an
Diskursen
teilnehmen.
o 6.2:
Jeder
darf
jede
Behauptung
problematisieren.
o 6.3:
Jeder
darf
jede
Behauptung
in
den
Diskurs
einführen.
o 6.4:
Jeder
darf
seine
Einstellungen,
Wünsche
und
Bedürfnisse
äußern.
o 6.5:
Kein
Sprecher
darf
durch
innerhalb
oder
außerhalb
des
Diskurses
herrschenden
Zwang
daran
gehindert
werden,
seine
obigen
Rechte
wahrzunehmen."
(s.
99)
(Aus:
J.
Habermas,
Diskursethik
–
Notizen
zu
einem
Begründungsprogramm,
in:
Ders:
Moralbewusstsein
und
kommunikatives
Handeln,
Frankfurt
1983,
S.
53-‐126)
Kritik
an
der
Diskursethik
• Manche
Kritiker
der
Diskursethik
sehen
die
Diskursethik
bei
einer
Begriffsanalyse
des
guten
Willens
nicht
als
radikal
genug
an,
um
das
oberste
Moralprinzip
zu
entwickeln.
Jeder
für
sich
soll
sich
am
guten
Willen
orientieren,
welches
die
richtigen
Normen
sind
und
nicht
die
Orientierung
an
dem
Kollektiv
eines
Diskurses.
• Die
Diskursethik
bestreite
nach
den
Gegner
auch
zu
Unrecht,
dass
es
Pflichten
des
Menschen
gegen
sich
selbst
gebe.
• Andere
Gegner
meinen,
dass
Diskursregeln
vor
einem
Diskurs
vorausgesetzt
werden,
welche
aber
sich
eigentlich
erst
im
Verlauf
eines
Diskurses
als
gültige
Norm
herausstellen.
2
Gefühlsethik (Mitleidsethik – Schopenhauer)
Im
Lehrplan:
moral
sense
als
Begründung
von
Moral.
Spektrum
moralischer
Gefühle.
Sympathie
und
sinnliche
Erfahrung
(Hume)
/
und
Unparteilichkeit
(Smith)
Mitleid
und
Natur
(Rousseau)
Mitleid
und
Egoismus
(Schopenhauer)
(Mitgefühl
und
Geborgenheit
–
Rorty
,
Care-‐Ethiken,
Achtsamkeit
und
Asymmetrie)
Aktualisierung:
Hirnforschung,
Spiegelneuronen,
Kritik
der
Gefühlsethiken
à
Empathiefähigkeit
fördern
Hintergrundwissen:
Seit
Platons
Seelenlehre
mit
dem
Fokus
auf
dem
Rationalen
und
der
Abwertung
allem
emotionalen
/
sinnlichen
gilt
der
Weg
über
die
Vernunft
als
Königsweg
zur
Moralbegründung.
Bei
Aristoteles
ist
es
die
Vernunft,
die
durch
ein
tugendhaftes
Leben
zum
Glück
führt,
der
Utilitarist
muss
vernünftig
kalkulieren
und
die
Folgen
berechnen
können
und
Kants
Ethik
ist
eine
reine
Vernunftethik.
Die
Gefühlsethik
stellt
somit
eine
Alternative
zur
herkömmlichen
Sicht
der
Moralbegründungen
dar:
Sie
kehren
das
Verhältnis
von
Vernunft
und
Gefühl
um:
Nicht
die
Vernunft
ist
es,
die
eine
moralische
Handlung
bewirkt,
sondern
ein
Gefühl;
sagen
ihre
Vertreter
wie
David
Hume
und
Arthur
Schopenhauer.
Grundlagen
der
Gefühlsethik:
• In
der
zeitgenössischen
Philosophie
ist
durch
das
immer
wieder
vorkommende
Versagen
der
Vernunft,
die
Bedeutung
der
Gefühle
gestiegen.
Man
traut
Gefühlen
zu,
was
die
Vernunft
nie
erfassen
kann.
Wichtig
dabei
ist
aber
die
Qualität
der
Gefühle
im
Rahmen
moralischer
Urteile.
• Die
Frage
der
Moralbegründung
nach
der
Gefühlsethik
lautet:
Was
motiviert
Menschen
dazu,
moralisch
zu
sein?
Daher
stammt
der
Einwand
der
Gefühlsethikgegner:
Sie
sei
keine
Moralbegründung,
da
sie
nicht
begründen
könne.
Moralische
Normen
können
eine
Gültigkeit
beanspruchen,
die
Gefühlsethik
stehe
aber
zwischen
einer
normativen
und
deskriptiven
(beschreibende)
Moralbegründung;
sie
beschreiben,
was
Menschen
veranlasst
moralisch
zu
handeln.
• Der
normative
Teil
der
Gefühlsethik
kommt
daher,
dass
es
nicht
garantiert
ist,
dass
Menschen
sich
nur
von
moralischen
Gefühlen
leiten
lassen.
Da
moralische
Gefühle
nicht
die
einzigen
Handlungsmotive
sind
und
nicht
bei
allen
gleich
ausgebildet
sind,
lauten
die
normativen
Imperative
der
Gefühlsethik
(GE):
• Orientiere
dich
bei
deinen
Entscheidungen
an
deinen
moralischen
Gefühlen
• Erziehe
deine
Kinder,
Schüler,
Schutzbefohlenen
so,
dass
sie
ihre
Empathiefähigkeit
entwickeln
können.
• Der
Schwerpunkt
liegt
bei
der
GE
liegt
aber
zu
zeigen,
wo
die
Motivation
für
moralisches
Handeln
liegt
und
nicht
in
der
Normbegründung.
• GE
sind
keine
Prinzipienethiken,
sondern
Motivationsethiken.
• Philosophie
des
„moral
sense“
=
Theorie
des
Mitleids
bzw.
der
Sympathie:
Man
geht
in
dieser
Theorie
davon
aus,
dass
es
in
der
Menschennatur
ein
für
Moral
zuständiges
Gefühl
gibt,
das
durch
einschlägige
Wahrnehmungen
stimuliert
und
somit
billigende
oder
missbilligende
Einstellungen
hervorruft.
• Die
„klassischen“
Vertreter
der
GE
sind
sich
einig,
dass
Gefühle,
wenn
ihre
angemessene
Kultivierung
vorausgesetzt
ist,
selbst
wichtigen
Einfluss
auf
die
Vernunft
haben
können
und
kognitive
(wahrnehmende,
denkende)
Leistungen
so
erbringen
können,
zu
denen
ein
„gefühlloser“
Verstand
nicht
in
der
Lage
wäre.
• Gefühlethische
Moralbegründungen
gewinnen
an
Bedeutung,
da:
o David
Hume,
Adam
Smith
und
Arthur
Schopenhauer
stärker
wahrgenommen
werden.
3
o Psychologische
und
neurologische
Forschungen
bestärken
naturwissenschaftlich
die
Bedeutung
von
Gefühlen
für
das
Denken,
Handeln
und
Kommunikation.
(Entdeckung
„somatischer
Marker“
und
„Spiegelneuronen“)
o Es
entsteht
eine
Philosophie
der
Gefühle,
die
deutlich
macht,
dass
das
traditionelle
Trennen
von
Gefühl
und
Vernunft
nicht
haltbar
ist.
Denken
und
Entscheiden
sind
geistige
Prozesse,
an
denen
rationale
und
emotionale
Anteile
beteiligt
sind.
• wichtigste
Vertreter:
4
Emotionen:
Angst,
Freude,
Trauer,
Melancholie
Stimmungen:
Fröhlichkeit,
Niedergeschlagenheit
Empfindungen:
Ekel,
Schmerz,
Scham,
Sexualität
Wünsche:
Bedürfnisse,
Interessen,
Neigungen,
Lust
Erkennende
Gefühle:
Intuition,
Phantasie,
Kreativität
Gefühlstugenden:
Mitleid,
Empörung,
Reue,
Dankbarkeit
Nicht
alle
Gefühle
haben
einen
moralischen
Wert.
Hass,
Neid,
Schadenfreude,
Eifersucht
sind
starke
Gefühle,
die
aber
moralische
als
negativ
zu
bewerten
sind.
Die
moralischen
Gefühle
werden
unterteilt.
Je
nachdem
ob
sie
auf
mich
selbst
bezogen
sind
oder
auf
andere
Personen.
Man
kann
sie
zudem
in
positive
und
negative
Gefühle
unterteilen.
Menschen
können
moralisch
handeln,
weil
sie
die
natürliche
Anlage
haben,
ein
System
von
moralischen
Gefühlen
auszubilden,
an
dem
sie
sich
für
moralische
Entscheidungen
orientieren
können.
Menschen
handeln
moralisch,
wenn
sie
sich
an
diesem
System
moralischer
Gefühle
orientieren.
Diese
bilden
die
Grundlage
moralischer
Urteile.
Menschen
sollen
moralisch
handeln,
weil
es
ihrem
Glück
dient.
à
Ein
gutes
Gewissen,
Lob
anderer,
Stolz
auf
die
eigenen
moralischen
Fähigkeiten
sind
positive
Gefühle,
die
zum
eigenen
Glück
/
gutem
Gefühl
beitragen.
à
man
soll
nach
seinen
moralischen
Gefühlen
handeln,
weil
sie
zum
menschlichen
Wesen
gehören
.
Hirnforschung
-‐
Spiegelneuronen
• Die
psychologischen
und
neurologischen
Forschungen
bestärken
naturwissenschaftlich
die
Bedeutung
von
Gefühlen
für
das
Denken,
Handeln
und
Kommunikation
à
Mitleid
ist
das
Resultat
gewisser
Nervenzellen
im
menschlichen
Gehirn
(=Spiegelneuronen).
Sie
sorgen
dafür,
dass
wir
Handlungen,
die
wir
bei
anderen
sehen,
in
unserem
Kopf
miterleben.
• Spiegelneuronen:
o Resonanzsysteme
im
menschlichen
Gehirn
und
reagieren
auf
die
Umwelt.
Sie
sind
die
Grundvoraussetzung
dafür
Mitleid
empfinden
zu
können.
o Spiegelneuronen
sind
lernfähig
und
das
Resultat
aus
vergangener
Aktionen.
o Die
Spiegelneuronen
zeigen,
dass
Denken,
Entscheiden
und
Handeln
wesentlich
gefühlsgesteuert
sind
und
für
das
Zusammenleben
unentbehrlich.
Kritik
an
der
Gefühlsethik:
• Laut
den
Kritikern
der
Gefühlsethik
sind
moralische
Gefühle
zwar
leicht
zu
erzeugen,
aber
sehr
instabil:
Mitleid
kann
schnell
in
Verachtung
oder
Zuneigung
in
Abneigung
umschwenken.
• Moralische
Gefühle
lassen
sich
leichter
missbrauchen
als
vernünftige
Einsichten.
(Bsp.:
Kriegspropaganda
kann
Entrüstung,
Stolz
oder
Kampfeslust
provozieren.)
à
eine
vernünftige
generell
geltende
Begründung
von
Gewaltfreiheit
ist
schwerer
aus
dem
Gleichgewicht
gebracht
werden.
5
Quellenverzeichnis:
• J.
Habermas,
Diskursethik:
Notizen
zu
einem
Begründungsprogramm,
in:
Ders:
Moralbewusstsein
und
kommunikatives
Handeln,
Frankfurt
1983,
S.
53-‐126
• Praxis
Philosophie
-‐
Ethik
–
Gefühle
und
Moral
-‐
Ausgabe
6:
Westermanngruppe,
Braunschweig,
2015.
• Praxis
Philosophie
Ethik
–
Arthur
Schopenhauer
-‐
Ausgabe
1:
Westermanngruppe,
Braunschweig,
2017.
• Georgen,
Klaus
/
Frericks,
Hanns
:
Mein
Ziel:
Abitur
Ethik,
3.Auflage:
Bange
Verlag
GmbH,
Hollfeld
2016.
• Sänger,
Monika:
Kolleg
Ethik
in
Sekundarstufe:
Buchner
Verlag,
Bamberg,
2015.
• Beckmann,
Annika
et
al.:
Leben
leben,
1.
Auflage:
Klett
Verlag,
Stuttgart,
2016.
• Engels
Helmut/
Goergen,
Klaus:
Abi
Philosophie.
Mehr
wissen.
Mehr
können.:
Schöningh
Verlag,
Paderborn
2017.
6