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Ausgabe Dezember 2022

Magazin der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Klimakrise
regional Seite 4

Nachhaltigkeit per Gesetz Seite 6 ◼ Vom Feind ein Kind Seite 12 ◼

Trick gegen Resistenzen Seite 14 ◼ Erfolgsmodell für Bildung Seite 16 ◼

Beilage zur Tiroler Tageszeitung www.uibk.ac.at


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Inhalt Ausgabe Dezember 2022


Editorial

00
10
4 Folgen der Klimakrise
Forscher*innen untersuchen die Auswirkungen
des Klimawandels auf den Wasserhaushalt.

6 Nachhaltigkeit per Gesetz


Der Jurist Malte Kramme erklärt im Gespräch,
warum Nachhaltigkeit auf solide rechtliche Bei-
ne gestellt werden muss.

8 Optimale Abläufe aus dem Computer


Maschinelles Lernen kann viele Abläufe verein-
fachen und beschleunigen, die derzeit noch ma-
nuell oder nur halbautomatisch gestaltet sind.

10 Aktionsforschung am Acker Liebe Leserin, lieber Leser!


Der „Malser Weg“ hat sich zu einer der führen-

14
den ökologischen Bewegungen in Südtirol ent- Das Jahr neigt sich dem Ende zu und es
wickelt. war erneut ein durchwachsenes. Das
erfreulichste Ereignis fand vor weni-
12 Vom Feind ein Kind gen Tagen in Stockholm statt, als Anton
Die Erziehungswissenschaftlerin Flavia Guerri- Zeilinger den Physik-Nobelpreis erhielt.
ni hat die Erinnerungen von Tiroler Besatzungs- Zeilinger war von 1990 bis 1999 Univer-
kindern aufgearbeitet. sitätsprofessor an unserem Institut für
Experimentalphysik und machte da-
14 Strategien aus der Natur nutzen mals die für den Nobelpreis entschei-
Mit einem Trick der Natur soll die Bildung von denden quantenphysikalischen Expe-
Resistenzen bei humanpathogenen Mikroorga- rimente. Was damals begann, führte zu
nismen umgangen werden. einem enormen Aufstieg der Innsbru-
cker Physik, konkret der Quantenphy-
16 Vernetzte Bildung als Erfolgsmodell sik, in die Gruppe der weltweiten Spit-
Acht Jahre lang hat das Zillertal neue Zugänge im zenforschung. Wir werden daher Anton
Bildungssystem getestet. Zeilinger auch mit einem Ehrendokto-

18
rat der Leopold-Franzens-Universität
18 Mit Ruhe zum Lernerfolg würdigen.
Mehrere Studien zeigen, dass sich kurze Ruhe- Tiefpunkt war der rücksichtslose An-
pausen nach dem Lernen positiv auf das Lang- griffskrieg gegen die Ukraine und des-
zeitgedächtnis auswirken. sen Auswirkungen, vor allem auf die
Menschen dort und in der Folge auch
20 Gemeinsam sind wir Uni auf unsere wirtschaftliche und gesell-
Im Porträt: Zwei Mitarbeiter*innen der Univer- schaftliche Situation. Eine Auswirkung
sität Innsbruck. ist die daraus entstandene Teuerung.
Mit der Unterstützung des Wissen-
21 Förderkreis 1669 wächst schaftsministeriums wird es uns aber
Auch 2022 konnte der Förderkreis 1669 neue För- gelingen, die Qualität der Lehre und der
derinnen und Förderer gewinnen. Forschung zu halten.
Wiederum erfreulich ist der Über-
blick über die Forschungsleistungen
der letzten drei Jahre, den wir uns bei
einer Bilanztagung verschafft haben:
Es gibt kaum einen Bereich an unserer
IMPRESSUM Uni, der sich nicht mit den Herausfor-
derungen des Klimawandels und den
wissenswert ­– Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 20. Dezember 2022 gesellschaftlichen Veränderungen be-
Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH.
Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner;
schäftigt und nach Lösungen sucht. Das
Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer. macht Mut! In diesem Sinne wünsche
Redaktion: Melanie Bartos, Eva Fessler, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, Lisa Marchl, Fabian ich Ihnen angenehme Feiertage und ei-
Oswald, Susanne E. Röck, Uwe Steger. nen guten Start ins neue Jahr.
Covergestaltung: Catharina Walli.
Foto Titelseite: Thomas Marke.
Fotos Seite 3: Gerhard Berger, Carolin Holtkamp, AG Siewert, iStock/sanjeri.  Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk
Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000.  Rektor der Universität Innsbruck
4

Was passiert, wenn


sich das Klima ändert
Die Klimakrise und ihre Folgen beschäftigen derzeit fental (Ötztaler Alpen) bereits seit 150 Jah-
ren. Hier haben wir ideale Rahmenbedin-
viele Wissenschaftler*innen. Thomas Marke vom gungen für unsere Forschungsaktivitäten“,
so Thomas Marke.
Institut für Geographie der Uni Innsbruck forscht an
Komplexe Zusammenhänge
der Schnittstelle zwischen Klima und Wasserhaushalt
Veränderungen im Wasserhaushalt kön-
und will die regionalen Auswirkungen des nen regional große Auswirkungen haben.

Klimawandels auf den Wasserhaushalt abschätzen.


Dass Änderungen im Bereich des Nieder-
schlages ein vermehrtes Aufkommen von
Hochwasser verursachen können, liegt auf
der Hand. Aber auch die Aufteilung in festen

D
ie jüngsten Berichte des Weltklima- was genau auf uns zukommt, ist schwierig. (Schnee) und flüssigen (Regen) Niederschlag,
rates IPCC haben deutlich gemacht: Man sieht natürlich bereits einen starken die Verteilung von Schnee und der Zeitpunkt
Die Auswirkungen des menschenge- Rückgang der Gletscher sowie Änderungen der Schneeschmelze haben Folgen auf den
machten Klimawandels sind bereits heute im Schneebereich, z. B. was die Anzahl der Wasserhaushalt einer Gebirgsregion. „Diese
auf allen Kontinenten deutlich spürbar und Schneedeckentage oder die Schneehöhen Änderungen im Wasserhaushalt zu quan-
reichen von der Zunahme von Extremereig- betrifft. Da aber im Bereich des Wasser- tifizieren, ist ein wichtiger Punkt unserer
nissen über Dürre oder Gletscherschmel- haushaltes sehr viele Faktoren zusammen- Forschung“, erklärt Thomas Marke. „Dabei
ze bis hin zum Meeresspiegelanstieg. Der spielen, sind die Änderungen nicht line- geht es zum einen natürlich um die zukünf-
Alpenraum war und ist massiv von den Fol- ar vorhersehbar.“ In seiner Arbeitsgruppe tige Wasserverfügbarkeit, die z. B. für den
gen des Klimawandels betroffen. Aber was arbeitet der Geograph an Modellen, die die Tourismus oder die Energieerzeugung durch
genau bedeuten die berechneten Szenarien Folgen der klimatischen Änderungen auf Wasserkraft von Bedeutung ist, auf der an-
für unsere Region? „Bei der Frage, wie sich den Wasserhaushalt regional berechnen deren Seite aber auch um Veränderungen im
globale Änderungen des Klimas regional sollen. „An der Universität Innsbruck bli- Bereich des Auftretens von Extremereignis-
auswirken, gibt es gerade in Gebirgsregi- cken wir auf eine lange Geschichte der alpi- sen wie Hochwasser.“ Die Rechenmodelle,
onen noch viele Unsicherheiten“, erklärt nen Forschung zurück. Hydrologisch wert- die die Wissenschaftler*innen um Marke
Thomas Marke vom Institut für Geographie volle Messdaten, von denen wir auch in der dabei nutzen, sind Open-Source-Modelle,
der Universität Innsbruck. „Vorherzusagen, Modellierung profitieren, existieren im Ro- die international von Wissenschaftlerinnen
im Wasserbereich weiterentwickelt und an-
gewendet werden. In seiner Gruppe werden
diese Modelle an die besonderen Bedin-
gungen in Gebirgsregionen angepasst. „Un-
Die Messstation „Proviantdepot“,
sere Modellregion sind die Tiroler Alpen,
die die AG von Thomas Marke im
ganz besonders das Rofental. Hier betreibt
September 2019 im Rofental auf
unser Institut seit vielen Jahren hydro-
2730 m installiert hat, liefert
klimatologische Messstationen, die unse-
wichtige Daten für die Modellierungen
re Modelle mit stündlichen Messungen von
der Wissenschaftler*innen.
Fotos: Marke
Temperatur, Niederschlagsmenge, kurz-
welliger Sonneneinstrahlung, langwelliger
Einstrahlung aus der Atmosphäre, Wind-
geschwindigkeit und Luftfeuchte füttern“,
erklärt Marke. Neben diesen Wetterdaten
fließen diverse Flächeninformationen über
Landnutzung, Topographie sowie die vor-
herrschenden Bodenarten in die Modelle
der Innsbrucker Wissenschaftler*innen ein,
die das modellierte Einzugsgebiet charak-
terisieren. „Unterschiedliche Landoberflä-
cheneigenschaften führen zu unterschied-
lichen Reaktionen im Wasserbereich, z. B.
im Abfluss“, erklärt der Wissenschaftler.
„Ist der Boden versiegelt, kann Niederschlag
nicht versickern und gelangt schneller in die
umliegenden Fließgewässer. Haben wir ei-
5

Das Tiroler Paznauntal steht im Zentrum


eines Forschungsprojekts, das die Resilienz
der Bewohner*innen im Hinblick
auf potenzielle klima- und
wasserbedingte Gefahren stärken will.
Foto: iStock/Marcin Wiklik

nen natürlichen Boden, der vielleicht noch viel Erfahrung in der Bevölkerung im Um- tät Innsbruck) und Katharina Hüfner (Ar-
stark bewachsen ist, wird im Boden Wasser gang mit Naturgefahren zurückgreifen“, beitsgruppe Psychosomatische Medizin an
gespeichert und auch ein Teil des Nieder- erklärt Thomas Marke. „Ob und wie sich In- der Medizinischen Universität Innsbruck)
schlags über die Verdunstung an die Atmo- dividuen und Gemeinschaften von solchen will Thomas Marke hier eine breite Basis
sphäre zurückgegeben.“ Extremereignissen erholen, hängt entschei- für eine nachhaltige Entwicklung der Re-
Um ihre Modelle zu überprüfen, arbeiten dend von ihrer Resilienz ab – also der Fä- gion schaffen. „Unser Fokus liegt dabei auf
die Wissenschaftler*innen mit Beobach- higkeit, Herausforderungen und Aufgaben dem transdisziplinären Ansatz; wir wollen
tungsdaten aus der Vergangenheit. „Ein mit vorhandenen Ressourcen zu meistern.“ v. a. gemeinsam mit den Bewohner*innen
Modell kann in der Zukunft nur so gut sein, Das im Jänner 2023 startende Projekt zielt vor Ort arbeiten“, so Marke. So wollen die
wie es in der Vergangenheit funktioniert hat. darauf ab, die Resilienz der Bewohner*innen Wissenschaftler*innen bereits die kon-
Daher ist die Überprüfung mittels Beobach- im Paznauntal im Hinblick auf potenzielle kreten Fragestellungen, die im Rahmen des
tungsdaten ein wichtiger Weg, um unsere klima- und wasserbedingte Gefahren in der Projekts bearbeitet werden sollen, gemein-
Modelle zu testen und auch weiterzuentwi- nahen (2021–2050) und fernen (2071–2100) sam mit Schüler*innen der Mittelschule
ckeln“, verdeutlicht Thomas Marke. „Wenn Zukunft zu stärken. „Wir setzen hier auf ei- Paznaun – die Generation, die am meisten
wir die einzelnen Prozesse und Zusammen- nen inter- und transdisziplinären Ansatz, von der Klimakrise betroffen sein wird –
hänge genau verstehen, können wir unsere der die lokale Bevölkerung im Rahmen einer ausarbeiten. Darauf aufbauend sollen dann
Modelle so verbessern, dass sie möglichst Bildungs-Forschungskooperation mitein- hydrologische Zukunftsszenarien model-
belastbare Daten für die Zukunft liefern.“ beziehen will“, beschreibt Marke. Gemein- liert und mit der Bevölkerung ausgewertet
sam mit den Arbeitsgruppen von Lars Kel- und diskutiert werden, mit dem Ziel, auf die
Zukunft des Paznauntals ler (Arbeitsgruppe Bildung für Nachhaltige Herausforderungen der Zukunft bestmög-
Entwicklung, Institut für LehrerInnenbil- lich vorbereitet zu sein.
Neben dem Rofental interessieren sich die dung und Schulforschung der Universi- susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
Wissenschaftler*innen auch für das Tiro-
ler Paznauntal. In dem von der Österreichi-
schen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
geförderten Projekt „KIDZ PAZ-NOWn“ wol- ZUR PERSON
len sie einen neuen Weg gehen, um die Res-
ilienz und nachhaltige Entwicklung der Re- Thomas Marke hat an der Ludwig-Maximilians-Universität
gion in Bezug auf die vom Klimawandel ver- München Geographie studiert, wo er 2008 promoviert hat. Von
ursachten Veränderungen zu stärken. „Das 2009 bis 2012 war er als er als Wissenschaftler an der Karl-Fran-
Paznauntal hat eine lange Geschichte, was zens-Universität Graz tätig, anschließend wechselte er an das
die Bedrohung durch Naturgefahren angeht. Institut für Geographie an der Universität Innsbruck, wo er heute
Prominenteste Beispiele sind die Lawinen- als assoziierter Professor die Arbeitsgruppe „Alpine Climate and
katastrophe von Galtür 1999 und das große Water Research“ leitet.
Hochwasser 2005. Wir können hier also auf
6

Nachhaltigkeit
per Gesetz
Ist das Recht der Schlüssel zur Lösung einer der größten
Herausforderungen unserer Zeit, der Klimakrise? Malte Kramme ist
Professor für Technik-, Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsrecht – eine in
dieser Form bisher einzigartige Stiftungsprofessur in Österreich. Der Jurist
erklärt im Gespräch, warum Nachhaltigkeit kein Modethema mehr ist und
auf solide rechtliche Beine gestellt werden muss.

wissenswert: Was ist unter einem „nachhal- gegen anzukämpfen. Daher ist das Thema stärken wird. Die Auseinandersetzung mit
tigen“ Recht zu verstehen? Nachhaltigkeit in den Rechtswissenschaften Nachhaltigkeit in der Ausgestaltung juristi-
Malte Kramme: Nachhaltigkeit bedeutet, stark im Kommen, ein Signal ist etwa auch scher Normen ist kein Modethema, sondern
unser Handeln darauf auszurichten, dass die Einrichtung der Professur, die ich be- dieses Thema ist gekommen, um zu bleiben
wir die natürlichen Lebensgrundlagen für kleide. Damit haben Universität und Fakul- – davon bin ich überzeugt. Allerdings ist da
künftige Generationen erhalten. Aufgrund tät wirklich Pionierarbeit geleistet. Bei der noch viel Luft nach oben.
der Klimakrise und der zunehmenden Um- Nachhaltigkeit handelt sich um ein recht- wissenswert: Wie können die Rechtswissen-
weltzerstörung kommt dem eine immer liches Querschnittsthema: So wie die großen schaften und die Gesetzgebung bei einem
größere Bedeutung zu. Da ist auch das Recht Herausforderungen unserer Zeit alle unsere Thema dieser Dimension gestalterisch tätig
keine Ausnahme, ganz im Gegenteil: Der Lebensbereiche betreffen, befassen sich in- werden?
Kampf gegen den Klimawandel ist die größte zwischen auch sehr viele Disziplinen inner- Malte Kramme: Rechtsnormen beeinflussen
Herausforderung unserer Zeit, die Rechts- halb der Rechtswissenschaften verstärkt mit das Verhalten der Menschen, im Privaten wie
wissenschaften und die Gesetzgebung kön- Nachhaltigkeit. Ich gehe davon aus, dass sich im Geschäftlichen. Das Recht kann also ei-
nen hier wichtige Impulse liefern, um da- das in den nächsten Jahren noch weiter ver- nen entscheidenden Beitrag zu ökologischer,

Gesetzliche Rahmenbedingungen
sollen Wettbewerbsgleichheit
herstellen und dafür Sorge tragen, dass
nachhaltige Entscheidungen nicht nur auf
Konsument*innen abgewälzt werden.
Foto: iStock/97
7

ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit


leisten, wenn es entsprechend ausgestaltet
ist. Man denke zum Beispiel an Steuern, die
Emissionen bepreisen, oder auch an Gesetze,
die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit
verpflichten, wie etwa durch die Einführung
immer strengerer Schadstoffklassen im Au-
tomobilsektor. Der Markt regelt eben nicht
alles. Hier ist die Gesetzgebung gefragt: Sie
muss für Rahmenbedingungen sorgen, die
ein Wirtschaften und Leben auf Kosten der
Umwelt und der uns nachfolgenden Genera-
tionen verhindern.
wissenswert: Welcher Aspekt steht Ihrer An-
sicht nach aktuell besonders im Vordergrund? Für den Juristen
Malte Kramme: Im Vordergrund steht der- Malte Kramme gibt
zeit, irreversible Schäden wie zum Bei- es noch viel Luft
spiel das Erreichen von Klima-Kipppunk- nach oben in der
ten oder das fortschreitende Artensterben nachhaltigen
zu vermeiden. Die Gesetzgebung ist dafür Gestaltung von
das wichtigste Instrument. Wie nachhal- Gesetzen.
tig unser Recht ist, hängt aber maßgeblich Foto: Uni Innsbruck

von Parlamentsentscheidungen ab, und da-


mit von der Bevölkerung, die die entspre-
chenden Mehrheiten bei Wahlen festlegt.
Zwar wünschen sich alle, dass unsere na-
türlichen Lebensgrundlagen erhalten blei- und Bahnen günstiger sein als das Fahren im globalen Süden angesiedelt, wo Men-
ben, doch der Wille, das dafür Notwendige mit einem eigenen Auto. Gleichzeitig darf schenrechte und umweltbezogene Stan-
zu tun, ist leider oft nicht ausreichend stark Mobilität kein Luxus sein. Das Klimaticket dards nicht ausreichend eingehalten wer-
ausgeprägt. Häufig ist die Veränderungsbe- ist hier ein guter Anfang. den oder werden können. Das neue Gesetz
reitschaft leider nicht sehr groß. Nachhal- wissenswert: Sie haben bereits betont, dass soll dafür sorgen, dass Unternehmen vor
tigkeit darf aber nicht nur vom guten Willen Nachhaltigkeit mehrere Dimensionen hat. In solchen Missständen bei Zulieferbetrieben
der Bürgerinnen und Bürger abhängen. Hier jüngster Zeit befassen Sie sich intensiv mit nicht länger die Augen verschließen dürfen.
ist vor allem die Politik gefragt. Bei vielen einem vor allem arbeitsrechtlichen und öko- Unternehmen sind also nicht mehr nur für
Dingen kann man sich schon die Frage stel- logischen Aspekt, dem so genannten „Liefer- die Arbeitsbedingungen im eigenen Betrieb
len: Warum ist das gesetzlich denn über- kettensorgfaltspflichtengesetz“. Worum geht verantwortlich, sondern in einem gewissen
haupt erlaubt? Bei Fragen des Tierwohls es hier genau? Umfang auch für jene ihrer Zulieferbetriebe.
wird das sehr deutlich. Die gesetzlichen Malte Kramme: Richtig, gemeinsam mit Dieser Ansatz ist natürlich grundsätzlich zu
Anforderungen sind auch in Österreich Kolleginnen und Kollegen habe ich dazu ei- begrüßen, ist aber auch ein gutes Beispiel
teilweise sehr niedrig – denken wir etwa nen Kommentar verfasst, der in Kürze er- dafür, wie schwierig es ist, solche Anliegen
an Schweinehaltung auf engstem Raum, die scheinen wird. Das neue Gesetz tritt Anfang in gesetzliche Normen zu gießen. Man denke
zulässig ist. Wenn es gesetzlich möglich ist, 2023 in Deutschland in Kraft. Es gibt aber etwa an Lieferketten bei so komplexen Ge-
dass Standards so niedrig angesetzt werden, auch bereits einen Entwurf für eine EU- räten wie Smartphones: Die sind typischer-
dann haben natürlich diejenigen Anbieter Richtlinie dazu, der derzeit in Brüssel ver- weise sehr lang und verzweigt. Der Einfluss
einen Kostenvorteil, die nur diese nied- handelt wird. Das bedeutet, dass es auch in auf entfernte Zulieferer in diesen Ketten ist
rigeren und günstigeren Anforderungen Österreich wohl bald entsprechende Pflich- natürlich entsprechend gering. Daher sieht
erfüllen. Werden die gesetzlichen Anforde- ten geben wird. Durch das Gesetz werden die Regelung bisher vor allem Pflichten ge-
rungen aber für alle hochgeschraubt, dann Unternehmen ab zunächst einer Größe von genüber direkten Zulieferern vor. Das führt
gibt es wieder Wettbewerbsgleichheit. Hier 3.000 und ab 2024 1.000 Mitarbeiterinnen andererseits natürlich zu großen Schutzlü-
kann man also nicht einfach den Verbrau- und Mitarbeitern dazu verpflichtet, Maß- cken. Aber es ist ein wichtiger erster Schritt,
cherinnen und Verbrauchern sagen: Dann nahmen zu etablieren, die Missstände ent- in diesem Bereich mehr Nachhaltigkeit und
lebt eben nachhaltig! Ein anderes Beispiel lang der häufig internationalen Lieferketten damit Gerechtigkeit zu etablieren.
sind Mobilitätskosten: Wenn man es mit der frühzeitig identifizieren und entsprechend Das Interview führte Melanie Bartos.
Verkehrswende ernst meint, müssen Busse beheben können. Zulieferbetriebe sind oft melanie.bartos@uibk.ac.at ◼

ZUR PERSON

Univ.-Prof. Malte Kramme ist seit Herbst Nach einem Studium der Rechtswissen- an der Universität Innsbruck die Tagung
2021 Professor für Technik-, Mobilitäts- schaften an den Universitäten Osnabrück „Nachhaltigkeit im Spiegel des Rechts“,
und Nachhaltigkeitsrecht. Die Professur und Lausanne war Kramme zunächst als an der rund 80 Jurist*innen aus dem In-
wurde durch die EUREGIO Tirol-Südtirol- Rechtsanwalt tätig, bevor er im Jahr 2013 und Ausland teilnahmen. Malte Kramme
Trentino für zunächst drei Jahre gestiftet. an die Universität Bayreuth wechselte. ist Mitherausgeber und Co-Autor eines in
Angesiedelt ist sie am Institut für Theorie Dort habilitierte sich der Jurist auf dem Kürze erscheinenden Kommentars zum
und Zukunft des Rechts, dessen stellver- Gebiet des Europäischen Zivilverfahrens- deutschen Lieferkettensorgfaltspflichten-
tretender Leiter Kramme ist. rechts. Im Oktober 2022 organisierte er gesetz.
8

Optimale Abläufe
aus dem Computer
Maschinelles Lernen kann viele Abläufe vereinfachen
und beschleunigen, die derzeit noch manuell
oder nur halbautomatisch gestaltet sind. An zwei
konkreten Umsetzungen forscht Stefan Häussler in
einem FFG-Projekt.

D
er Klang eines Automotors: Das ist forcement Learning“ zum Einsatz, eine Un- – sie werden belohnt, wenn sie etwas richtig
eins dieser Dinge, die entweder rich- terkategorie von Machine Learning. „Beim machen. Je besser das Ergebnis, desto mehr
tig oder falsch sind, also entweder Reinforcement Learning lernen Algorith- Belohnung erhalten sie. Das geschieht durch
zu laut oder zu leise oder eben genau pas- men und Maschinen so ähnlich wie Kinder millionenfache Wiederholung der immer
send. Und je nach Automarke und Fahr-
zeugtyp ist die Schwelle zwischen „richtig“
und „falsch“ an unterschiedlichen Punk-
ten auf der Skala zu finden – ein Ferrari
F8 soll schließlich anders klingen als ein
VW Golf. Der richtige Klang eines Automo-
tors beschäftigt seit einiger Zeit auch assoz.
Prof. Stefan Häussler vom Institut für Wirt-
schaftsinformatik, Produktionswirtschaft
und Logistik. Häussler befasst sich eigent-

»Eines der Ziele


von REINFORCE
ist, die Leistungs-
fähigkeit unseres
Ansatzes in der
praktischen
Anwendung zu
zeigen.«
STEFAN HÄUSSLER

lich mit Optimierungsproblemen, derzeit


beschäftigt ihn dabei aber unter anderem
die optimale Antriebssteuerung: „Ein Mo-
dell von uns hat gezeigt: Der Spritverbrauch
eines Antriebs ist optimal, wenn ein Auto-
matikgetriebe so eingestellt wird, dass es
nur zwischen dem dritten und dem sechsten
Antriebsgang schaltet. Aber natürlich kann
man dieses Getriebe niemandem verkau-
fen, unter anderem, weil der Motor sich über
weite Strecken einfach ‚falsch‘ anhört“, er-
läutert er.
Der optimale Antrieb ist ein Gegenstand
der Forschung im von der Forschungsförde-
rungsgesellschaft (FFG) geförderten Projekt
REINFORCE (siehe Box). Dabei kommt „Rein-
9

gleichen Aufgabe mit jeweils unmittelbarem


Feedback, bis die Maschine den optimalen REINFORCE
Lösungsweg für ein Problem findet“, erklärt
Stefan Häussler. „Wir sind dabei, diese Al- Das Projekt REINFORCE hat das Ziel, Reality und Visualisierung, das Institute
gorithmen in Firmen zu bringen und testen, mittels Reinforcement Learning optima- for Computer Science and Control (SZ-
wie dieses Potenzial bei realen Problemen le Strategien für die Steuerung komplexer TAKI) in Budapest und die Engel Austria
helfen kann – konkret unter anderem beim und dynamischer Systeme zu finden. Das GmbH.
Maschinenbauer Engel im REINFORCE-Pro- Projekt wird von der Forschungsförde- Die Firmenpartner arbeiten im Rah-
jekt.“ Die Wiederholungen passieren dabei rungsgesellschaft (FFG) gefördert, Pro- men des Projekts auch an der Lösung
ausschließlich am Computer, nur so kön- jektpartner sind neben der Universität konkreter Aufgaben und wollen die Lei-
nen millionenfach gleiche Aufgaben optimal Innsbruck das Fraunhofer-Innovations- stungsfähigkeit von Reinforcement Lear-
simuliert und probiert werden. zentrum „Digitale Transformation der ning in der Praxis zeigen. Das Projekt
Industrie“ (Projektleitung), die Robert läuft noch bis Ende Juni 2024.
Optimaler Transport Bosch AG, das VRVis Zentrum für Virtual Alle Infos: www.reinforce.at

Bei Engel, einem großen Hersteller von


Spritzgießmaschinen und einem der Un-
ternehmenspartner im Projekt, geht es um
den optimalen Transport ihrer Produkte von wird und auch nicht immer optimal läuft“, speichert wurde. „Wichtig dabei ist, dass die
einem Montageplatz zum nächsten. „Dort sagt Stefan Häussler. Mittels Reinforcement Lösungen nachvollziehbar sind: Die Firma
sind riesige fahrerlose Transportsysteme Learning sollen diese fixen Regeln durch muss sehen können, warum die Maschine
in der Montagehalle unterwegs, die sind selbstgelernte Lösungswege ersetzt werden zum Beispiel nach links abbiegt statt nach
rund drei mal vier Meter groß und haben ei- – im Idealfall sind die fahrerlosen Trans- rechts, wenn ihr eine andere entgegen-
ne Hubkraft von 70 Tonnen. Diese Systeme portsysteme damit auf alle Eventualitäten kommt. Diese Nachvollziehbarkeit ist auch
transportieren die Produkte durch die Hal- vorbereitet und kennen auch die jeweils für Zertifizierungen wichtig – niemand will
len. Derzeit basiert das auf programmierten beste Lösung bereits, und das, ohne dass eine Black Box, die zwar gute, aber nicht
Regeln, was aber sehr schnell sehr komplex das Verhalten davor als feste Regel einge- wirklich nachvollziehbare Entscheidungen
trifft. Wir bieten deshalb eine grafische Auf-
arbeitung von Entscheidungswegen an und
haben das von Beginn an berücksichtigt.“
Der zweite Projektpartner ist der Automo-
bilzulieferer Bosch – hier geht es um die
optimale Antriebsstrangsteuerung, die im
Projekt weiterentwickelt werden soll.

Nachvollziehbarkeit
Mangelnde Nachvollziehbarkeit ist auch
ein Grund, warum Reinforcement Learning
bislang in praktischen Produktionsbedin-
gungen noch wenig zum Einsatz kommt.
„Theoretisch ließen sich wohl mehrere Op-
timierungsprobleme mittels maschinellem
Lernen und auch mit Reinforcement Lear-
ning besser lösen, etwa in der Logistik oder
bei der Planung von Aufträgen in der Indus-
trie. Die meisten Systeme, die derzeit zu-
mindest halb-automatisiert arbeiten, funk-
tionieren nach festen Regeln. Eines der Ziele
von REINFORCE ist, die Leistungsfähigkeit
unseres Ansatzes in der praktischen An-
wendung zu zeigen“, betont Häussler.
Derzeit sind die Forscher*innen damit
beschäftigt, Simulationsmodelle für die Ko-
operationspartner zu programmieren und
zu optimieren – dabei kommen auch digitale
Zwillinge zum Einsatz, also digitale Kopien
von realen Beispielen. „Um ein Beispiel zu
nennen: Ein neuer Motor wird meistens auf
Realdaten fertiger Motoren basieren, da gibt
es dann auch immer Modelle, bei denen ein
Mensch eine idealtypische Fahrt mit einem
Das fahrerlose
vorhandenen Motor aufgezeichnet hat, die
Transportsystem bei Engel
wir dem Modell dann zugrunde legen kön-
Austria soll im Rahmen des
nen.“ Im Idealfall bringt dieses digitale Mo-
Projekts verbessert werden.
Fotos: Engel Austria, Uni Innsbruck
dell auch gleich den richtigen Klang des Mo-
tors mit.
stefan.hohenwarter@uibk.ac.at ◼
10

Aktionsforschung
auf dem Acker
Der „Malser Weg“ hat sich zu einer der führenden ökologischen
Bewegungen in Südtirol entwickelt. Wie die Malser*innen
gemeinsam eine gesunde Umwelt und eine vielfältige
Landwirtschaft ermöglichen wollen, untersucht Carolin Holtkamp
vom Institut für Soziologie der Universität Innsbruck.

I
m Nordwesten Südtirols, genauer ge- rolin Holtkamp, die am Institut für Soziolo- ziden selbst entscheiden zu dürfen, um die
sagt im Vinschgau, verteilt über mehrere gie der Universität Innsbruck den „Malser Gesundheit der Bürger*innen zu schützen.
Täler und ein Stück der Ötztaler Alpen, Weg“ wissenschaftlich untersucht. Die Noch befasst sich das oberste Verwaltungs-
liegt Mals. Die Marktgemeinde zählt gut Malser*innen, so erklärt es Holtkamp, legen gericht in Rom mit der Grundsatzfrage, die
5000 Einwohner*innen. Im April 2014 be- großen Wert darauf, dass es nicht um das Rechtsstreitigkeiten ziehen sich also bis
schlossen 74 Prozent der wahlberechtigten heute. Der „Malser Weg“ ist über die Jah-
Malser*innen in einer Volksabstimmung das re hinweg aber in vielen weiteren Bereichen
Verbot von chemisch-synthetischen Pes- »Es ist viel Bewusstsein aktiv geblieben.
tiziden in ihrer Gemeinde. Seitdem ist aus für den sozialen und
dem „Malser Weg“ eine Bewegung erwach-
ökologischen Wandel geschaffen Der Weg nach Mals
sen, die sich für einen sozial-ökologischen
Wandel über die Gemeindegrenzen hinaus worden, es wurde sehr viel Die ursprünglich aus der Nähe von Müns-
einsetzt. Damit stößt er einerseits auf Wi- ins Leben gerufen, was vorher ter stammende Holtkamp zog es über Um-
derstand. Andererseits hat der „Malser Weg“ nicht da war.« wege nach Mals. Schon in ihrer Masterarbeit
Diskussionen über Demokratie, Ökologie befasste sie sich mit der Berglandwirtschaft
und Soziales ausgelöst und lockt neugierige CAROLIN HOLTKAMP in Südtirol. Daraufhin begann sie ihre Pro-
Personen von weither an. Darunter auch Ca- motion in Innsbruck, an der Arbeitsgruppe
Verbot von Pestiziden als großes Ziel geht. „Agrar- und Regionalsoziologie“. In dieser
Die Bewegung will keine Verbote erzwingen, wird zu regionaler Entwicklung, Agrar- und
vielmehr gehe es darum, eine gesunde Um- Ernährungssystemen geforscht. Deswe-
welt und eine vielfältige Landwirtschaft zu gen hat die Arbeitsgruppe auch gute Kon-
ermöglichen und sich das Recht auf Mitbe- takte nach Mals und Holtkamp wurde dort-
stimmung zu schaffen. hin zum jährlichen Regionalentwicklungs-
fest „HIER UND DA“ eingeladen. „Zu dieser
Zwischen Selbstbestimmung und Zeit war ich noch auf der Suche nach einem
konkreten Forschungsfall zu meinem The-
Regionalpolitik
ma“, erzählt sie. „Es sollte darum gehen, wie
Die zivilgesellschaftlichen Ursprünge des Agrar- und Ernährungssysteme nachhal-
„Malser Wegs“ finden sich im Jahr 2010. Es tiger gestaltet werden können und wie der
begann damit, dass eine Bewässerungsan- Beitrag der Zivilgesellschaft dazu aussieht.
lage auf der südlichen Malser Haide gebaut Als ich dann Mals besuchte, stellte sich das
wurde. Daraufhin kauften Obstbetriebe Land als idealer Fall heraus.“ Das Forschungspro-
auf, wodurch Landpreis und die Nutzung von jekt zum Malser Weg ist transdisziplinär.
Pestiziden rasant anstiegen. Dagegen bildete Das bedeutet, dass die erarbeiteten Ergeb-
sich Protest, Initiativen wurden ins Leben nisse nicht nur für die Wissenschaft gedacht
Carolin Holtkamp forscht gerufen, und der Widerstand der Gemeinde sind, sondern auch in der Praxis anwendbar
am Institut für Soziologie gipfelte in der Volksabstimmung von 2014, sind. „Das heißt nicht, dass ich nicht objek-
der Universität Innsbruck die das Verbot von Pestiziden beschloss. tiv arbeite“, sagt Holtkamp. „Es bedeutet
zur nachhaltigen Diesen Beschluss in die Praxis umzuset- aber, dass die Forschungsfragen sich nach
Gestaltung von Agrar- zen, war jedoch nicht so einfach. Es folgten einem lokalen Bedarf ausrichten. Und dieser
und Ernährungssystemen. Blockaden durch den Gemeinderat, Klagen Bedarf ist dann wiederum interessant für die
Foto: Jörg Farys seitens der Landesregierung und der Obst- Forschung.“ Holtkamp führte in Mals einen
betriebe. Vor allem wurde der Gemeinde Workshop durch, bei dem gemeinsam mit
abgesprochen, über den Einsatz von Pesti- verschiedenen Vertreter*innen der Malser
11

Gemeinde Fragen erarbeitet wurden, die für


die Malser Bewegung relevant sind.
Ein Schild
gegen Pestizide
Die Forschung wird Teil der in Mals.
Bewegung Foto: Carolin Holtkamp

Daraus leitet sich ein weiterer Ansatz von


Holtkamps Arbeit ab, die sogenannte parti-
zipative Aktionsforschung. „Diese sieht vor,
dass Handlungen durchgeführt werden, die
vor Ort eine Auswirkung haben. Dadurch
können wiederum Daten erhoben werden“,
erklärt die Doktorandin. Während des Work-
shops kristallisierte sich ein akutes Bedürf-
nis der Malser*innen schnell heraus: 2018
trafen in Mals sehr viele Besucher*innen
ein, die sich für die Bewegung interessier-
ten. Die Gemeinde war mit diesem Zulauf
überfordert, er musste irgendwie organi-
siert werden. Daraufhin entwarf Holtkamp
das Konzept für eine Führung, für die sie
unter anderem die gesamte Geschichte des
Malser Weges dokumentierte und Inter-
views führte, also wissenschaftliche Da-
ten sammelte. Diese Führung wird nach wie
vor in der Gemeinde angeboten, das For-
schungsprojekt wurde damit zu einem Teil
der Bewegung. „Wissenschaft bringt die
Gesellschaft immer auf dem ein oder an-
deren Weg weiter“, sagt Holtkamp. „Aber
wir stehen gerade großen Krisen gegenüber
und die transdisziplinäre Forschung möch-
te, dass man diese auch direkt bearbeitet.“
Transdisziplinär, das bedeutet auch, dass
die Forschungsergebnisse außerhalb der
Wissenschaft verstanden werden sollen. Zu
diesem Zweck schrieb Holtkamp den Bericht
„Der Malser Weg – Geschichte einer sozia-
len Bewegung für Demokratie und nachhal-
tige Regionalentwicklung.“ Das grüne, kaum
70 Seiten dicke Buch ist informativ und ver-
ständlich verfasst – unter anderem wurden
mehrere Testleser*innen damit beauftragt,
alle unverständlichen Fachbegriffe zu mar-
kieren, damit sie aus dem Manuskript ent-
fernt werden konnten.

Viele Klagen, viel erreicht


Wie jede andere Bewegung auch hat der
Malser Weg eine polarisierende Wirkung.
Das stellte Holtkamp während ihrer Inter-
views fest. „Es ist eine klare Mehrheit, die
hinter der Bewegung steht, ein Zusammen- der Bewegung, die allerdings nach wenigen

Mehr Informationen
schluss aus eingefleischten biologischen Jahren schon ein beachtliches Vermächtnis
Landwirt*innen, solchen, die während der hinterlassen hat. „Es ist viel Bewusstsein für
Bewegung von konventionell auf Bio um-
stellten und Konsument*innen, die eine bi-
den sozialen und ökologischen Wandel ge-
schaffen worden, es wurde sehr viel ins Le-
zum Malser Weg
ologische Ernährung und Landwirtschaft ben gerufen, was vorher nicht da war“, sagt
bevorzugen. Aber es gibt natürlich auch Holtkamp. „Ich hatte letztens ein witziges Carolin Holtkamp: Der Malser Weg
Personen, die kein pestizidfreies Mals wol- Telefonat mit einer Vertreterin der Landes- - Geschichte einer sozialen Bewegung
len. Diese Seite sieht die Existenz der klein- regierung. Diese meinte, dass die Bewegung für Demokratie und nachhaltige Re-
strukturierten Landwirtschaft durch einen ja nicht viel erreicht habe, außer dass nun gionalentwicklung. Kassel University
,Biozwang‘ gefährdet. Außerdem bemängelt Jungbauern bei der Übernahme der Höfe oh- Press.
diese Seite sehr oft die Polarisierung selbst. ne große Streitigkeiten mit den Altbauern auf Infos im Internet: https://www.eurac.
Der Bewegung wird vorgeworfen, dass sie die Biolandbau umsteigen können. Ich denke: edu/de/blogs/agriculture/soziale-bewe-
Dorfgemeinschaft auseinandertreibe.“ Holt- Wenn das kein großer Erfolg ist, was dann?“ gungen-landwirtschaft-malser-weg
kamp beobachtet momentan ein Abflauen fabian.oswald@uibk.ac.at ◼
12

Vom Feind ein Kind


Die Erziehungswissenschaftlerin Flavia Guerrini hat die Erinnerungen von Tiroler
Besatzungskindern aufgearbeitet. Aus dem Forschungsprojekt ist nun ein Buch
entstanden, in dem neun Lebensgeschichten erzählt und in einen historischen
Kontext eingebettet werden.

G
eschätzte 30.000 Kinder aus Bezie- sem Thema zu widmen und die Forschungs- geworden, wie vielen Diskriminierungen –
hungen zwischen alliierten Soldaten lücke ein Stück weit zu schließen. Geweckt auch innerhalb der Familie – diese Kinder
und österreichischen Frauen wurden wurde ihr Interesse durch einen zufällig möglicherweise ausgesetzt waren“, erzählt
zwischen 1945 und 1956 geboren. Das Inte- entdeckten Aktenvermerk eines Amtsvor- Flavia Guerrini über die Anfänge ihres unter
resse an ihrer Situation und ihrem weite- mundes – uneheliche Kinder standen in anderem mit dem Eduard-Wallnöfer-Preis
ren Schicksal ist in den letzten Jahren mehr Österreich bis 1989 unter staatlicher Vor- ausgezeichneten Projekts.
in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen mundschaft –, auf den sie im Zuge eines an-
und öffentlichen Interesses gerückt. In Ti- deren Forschungsvorhabens zur Jugendfür- Schweigen und Ausgrenzung
rol wurde bis vor wenigen Jahren allerdings sorge und Heimerziehung in Tirol gestoßen
noch kaum dazu geforscht. Flavia Guerrini, ist: „Ein Vormund hat mehrfach in der Akt­e Für ihr Forschungsvorhaben hat sie
assoziierte Professorin am Institut für Er- festgehalten, dass das von ihm besuchte neun biografisch-narrative Interviews mit
ziehungswissenschaft und am CGI – Cen- Kind in der Familie sehr gut behandelt wer- Zeitzeug*innen geführt. Diese zu finden
ter interdisziplinäre Geschlechterforschung, de, obwohl es von einem Besatzungssoldaten und für Gespräche zu gewinnen war eine
hat vor etwa vier Jahren begonnen, sich die- ist. Dadurch ist mir erst so richtig bewusst Herausforderung, die nicht zuletzt im For-

Abzug der Franzosen aus Innsbruck,


Dezember 1953. Rund zwei Jahre vor
dem Ende der Besatzungszeit wurde
ein Großteil der französischen
Soldaten abgezogen. Es ist nicht
überliefert, wer die Frauen und
Kinder sind, die den Abzug der
Truppen beobachten.
Foto: Harry Weber/Bildarchiv und
Grafiksammlung, ÖNB/Sign.Nr.:HWBox004_014608
13

schungsgegenstand selbst begründet ist:


Viele Frauen, die von einem alliierten Solda-
ten ein Kind bekamen, gaben bei der Geburt
den Vater als unbekannt an, weil Liebes-
beziehungen zwischen Frauen und Besat-
zungssoldaten als gesellschaftlich inakzep-
tabel galten und in manchen Besatzungszo-
nen – nicht in der französischen – durch das
sogenannte Fraternisierungsverbot sogar
untersagt waren. Es verwundert also nicht,
dass rund um und über Besatzungskinder
viel geschwiegen oder nur hinter vorgehal-
tener Hand gesprochen wurde. „Eine Ge-
sprächspartnerin hat mir nach dem Inter-

»In allen bewaffneten


Konflikten kommen Kinder
zur Welt, deren Väter der
gegnerischen Konfliktpartei
angehören.«
FLAVIA GUERRINI

view gesagt, dass sie ihre ganze Geschich-


te so offen zum ersten Mal erzählt hat“,
verdeutlicht Flavia Guerrini die Situation
und fügt hinzu: „Die Interviews waren für
mich intensive Begegnungen, in denen mir
viel Vertrauen entgegengebracht wurde.“ So Es existieren nur zwei Fotos, auf denen Klara-Maria mit ihrer Mutter
entstand auch ihr Wunsch, die Ergebnisse abgebildet ist: Das hier abgedruckte zeigt sie als Säugling auf ihrem Arm vor
aus den Interviews nicht nur wissenschaft- dem Wohnhaus. Ihre Mutter habe sich nie mit ihr in der Öffentlichkeit gezeigt.
lich zu publizieren, sondern auch einer brei- Die wenigen Fotos sind gleichsam Ausdruck dafür, dass es der Mutter nicht
teren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. gelang, eine unbeschwerte Beziehung zu ihrer Tochter aufzubauen.
Wenngleich die neun im Buch gesammel- Fotos: Privatbesitz Klara-Maria, Guerrini
ten Lebensgeschichten sehr unterschiedlich
und nicht nur von negativen Erfahrungen
geprägt sind, waren alle Zeitzeug*innen in
irgendeiner Form von gesellschaftlicher, von Ablehnung und Ausgrenzung machten“, turwissenschaftler Jan Assmann hat zur
struktureller oder familiärer Diskriminie- berichtet Guerrini. „Vom Feind ein Kind“ zu Frage der Identität Folgendes überlegt: ‚Wir
rung betroffen. So berichtete beispielsweise sein – so hat es eine Zeitzeugin formuliert –, sind die Geschichten, die wir über uns zu
eine Zeitzeugin, dass sie und weitere Kinder war ein belastendes Stigma, das nicht selten erzählen vermögen.‘ Kindern alliierter Sol-
von Besatzungssoldaten – in ihrer Schul- auch die innerfamiliären Beziehungen be- daten fehlen Informationen, um die eigene
klasse gab es mehrere – durch die Sitzord- einträchtigte. Geschichte erzählen zu können“, verdeut-
nung von den anderen abgegrenzt wurden licht die Erziehungswissenschaftlerin. Mit
und keine Weiterempfehlung in die Haupt- Suche nach Identität ihrer Arbeit leistet sie nicht nur einen Bei-
schule bekamen. „Manche Kinder und Ju- trag zu einer regionalen Forschungslücke,
gendlichen erlebten aber auch in den eigenen Was viele Lebensgeschichten außerdem sondern auch zu einem neu entstandenen,
Familien Ablehnung und unterschwellige prägte, waren die offenen Fragen zur eige- internationalen Forschungsfeld, das sich
Schuldzuweisungen von Verwandten, den nen Identität, denn die meisten Kinder von „children born of war“ nennt. „In Öster-
neuen Partnern der Mutter oder der Mutter alliierten Soldaten lernten ihre Väter nicht reich handelt es sich um ein zeitgeschicht-
selbst. Manchmal war es so, dass die Kinder kennen. „Wenn der Militärverwaltung eine liches Phänomen, aber vermutlich kommen
selbst nichts über ihre väterliche Herkunft Schwangerschaft bekannt wurde, wurden in und nach allen bewaffneten Konflikten
wussten, aber das Umfeld. Dann konnten sie die Männer meist abgezogen“, ergänzt Fla- Kinder zur Welt, deren Väter der gegne-
sich nicht erklären, warum sie Erfahrungen via Guerrini ein weiteres Detail. „Der Kul- rischen Konfliktpartei angehören“, weist
Flavia Guerrini auf die Aktualität der un-
tersuchten Fragestellungen hin. Seit Okto-
ber stellt sie ihr im mandelbaum verlag er-
ZUR PERSON schienenes Buch mit dem Titel „Vom Feind
ein Kind. Nachkommen alliierter Soldaten
Flavia Guerrini studierte Pädagogik an der Universität erzählen“ im Rahmen von Buchpräsenta-
Innsbruck, wo sie 2018 sub auspiciis Praesidentis rei publicae tionen und Vorträgen vor. „Dabei ergeben
promovierte. Seit 2019 ist sie Universitätsassistentin am Institut sich oft sehr interessante Kontakte und Ge-
für Erziehungswissenschaft sowie am Center für Interdisziplinäre spräche, auch mit Personen, deren Väter al-
Geschlechterforschung (CGI). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind liierte Soldaten waren“, so Guerrini, die sich
historische Bildungsforschung, Biografie- und Geschlechter- wissenschaftlich auch weiterhin für das
forschung. Thema engagieren möchte.
eva.fessler@uibk.ac.at ◼
14

Im sogenannten Hautkopf,
einer Unterart der
Schleierlinge, fanden die
Wissenschaftler*innen
lichtaktivierbare Farbstoffe.
Fotos: AG Siewert

Strategien aus der


Natur nutzen
Resistenzentwicklungen gegen Antibiotika werden oft als „Stille Pandemie“
bezeichnet. Laut Angaben der WHO starben 2018 über 700.000 Menschen an ihren
Folgen – Tendenz steigend. Bianka Siewert vom Innsbrucker Institut für Pharmazie
erforscht einen Trick der Natur, um damit die Bildung von Resistenzen bei
humanpathogenen Mikroorganismen zu umgehen.

B
ianka Siewert, Wissenschaftlerin am tels einer Lichtquelle aktiviert wurde, wäre Verteidigungsstrategie, zum Beispiel gegen
Institut für Pharmazie der Uni Inns­ ein echter Gewinn zum Beispiel in der Tu­ Fraßfeinde, nutzen.“ Über ein Screening von
bruck, forscht an lichtaktivierbaren morbehandlung“, erklärt Bianka Siewert. über 80 verschiedenen Spezies fanden die
Verbindungen aus der Natur, die als Wirk­ Derartige Wirkstoffe fand sie in der Natur. Wissenschaftler*innen um Bianka Siewert
stoffe eingesetzt werden könnten. „Licht­ „Pilze sind in dieser Hinsicht sehr interes­ heraus, dass im Umkreis von Innsbruck Pilze
aktivierbarkeit – also ein Effekt, der erst sant: Sie treten nicht nur in vielen Formen, zu finden sind, die lichtaktivierbare Farb­
unter Einwirkung von Licht auftritt – ist sondern auch in den verschiedensten Far­ stoffe besitzen. Dabei handelt es sich ins­
aus pharmazeutischer Sicht sehr spannend. ben auf. Basierend auf Literaturrecherchen besondere um Pilze der Gattung Cortinarius
Viele Wirkstoffe lösen auch unerwünschte und mit Hilfe von Screenings haben wir un­ mit der deutschen Bezeichnung Schleier­
Nebenwirkungen aus. Eine selektive Ver­ tersucht, ob es in unserer Umgebung Pilze linge. „Einige Vertreter dieser Pilze haben
bindung, die nur dort wirkt, wo sie mit­ gibt, die lichtaktivierbare Verbindungen als stark gefärbte Fruchtkörper, die über ein
15

breites Komponenten-Profil an ähnlichen, organismus durch die Klimakrise und die da-
lichtaktivierbaren Verbindungen verfügen“, mit einhergehende Erwärmung von Sümp-
berichtet Bianka Siewert. fen für den Menschen gefährlich wurde. Da
dieser Keim über ein sehr hohes und sich
Die Natur verstehen schnell wandelndes Resistenz-Potenzia­ l
verfügt, wird er von der Medizin intensiv
Neben den anwendungsorientierten Fra- beobachtet“, erklärt Bianka Siewert. „Den
gen der Wirkstoffsuche beschäftigt die von uns isolierten Wirkstoff konnten wir am
Wissenschaftler*innen auch die Frage, wo- Institut für Hygiene und Medizinische Mi-
für die Natur diese lichtaktivierbaren Ver- krobiologie an der Medizinischen Universi-
bindungen nutzt. In Versuchen fanden sie tät gegen Candida auris testen und er zeigte
heraus, dass Mückenlarven, die in einer Zu- Bianka Siewert und unter Lichteinwirkung ein sehr gutes Wirk-
ckerlösung mit Extrakten aus diesen Pil- Johannes Fiala. profil gegen diesen Mikroorganismus. Da
zen gehalten werden, sterben, sobald sie derartige Infektionen oft in feuchten Haut-
ans Licht gestellt werden. „Die Pilze kon- bereichen, Hautfalten, im Intimbereich oder
zentrieren diese lichtaktivierbaren Verbin- in der Mundhöhle beginnen, ist er für eine
dungen auf der Unterseite in den Lamel- ein­e Resistenz entwickeln will, sondern auch Therapie mit lichtaktivierbaren Wirkstoffen
len. Da hier auch die für ihre Fortpflanzung den Zusammenhang der Wirkung mit Licht. auch gut geeignet“, so Fiala. Nun geht es den
nötigen Sporen gebildet werden, ergibt an Vereinfacht könnte man sagen: Bis die Orga- Wissenschaftler*innen darum, die Wirk-
dieser Stelle ein Schutz vor Fraßfeinden am nismen erkennen, dass ihnen der Wirkstoff stoffe leichter verfügbar zu machen. „Der-
meisten Sinn. Zum anderen könnte es auch gefährlich werden könnte, haben sie ihn zeit isolieren wir die Wirkstoffe noch aus
sein, dass sie sich ein Stück weit selbst vor bereits aufgenommen wie ein Trojanisches Wildsammlungen, was sehr schwierig und
ihren lichtaktivierten Abwehrstoffen schüt- Pferd“, zeigt sich Johannes Fiala begeistert. zeitintensiv ist. Unser Ziel ist es nun, Or-
zen müssen und daher die aktiven Farbstoffe Auch wenn sich die Anwendung dieser licht-
insbesondere an der weniger dem Licht aus- aktivierbaren Verbindungen noch nicht für
eine systemische Anwendung eignet, sieht »Eine Resistenz-
»Eine selektive Verbindung, der Pharmazeut sehr viele Anwendungs­ entwicklung ist sehr unwahr-
bereiche: „Auf der Hand liegt natürlich die
die nur dort wirkt, wo sie einer scheinlich, da der Keim nicht
lokale, äußere Anwendung, da die Haut gut
Lichtquelle ausgesetzt ist, wäre für eine Bestrahlung mit Licht zugänglich nur die Verbindung erkennen
ein echter Gewinn.« ist, aber auch Infektionen im Bereich der muss, sondern auch den
Ohren, Mandeln oder im Verdauungstrakt Zusammenhang der Wirkung
BIANKA SIEWERT
könnten gut mit Licht behandelt werden.“
mit Licht.«
gesetzten Unterseite anreichern“, so die Neuer Keim JOHANNES FIALA
Chemikerin. In weiteren Screenings stießen
die Wissenschaftler*innen auf zwei Unter- Neben Wirkstoffen gegen die drei be- ganismen zu finden, die analoge Farbstoffe
arten dieser Gattung, deren lichtaktivier- schriebenen pathogenen Mikroorganismen und somit Wirkstoffe produzieren, die wir
bare Verbindungen in Screenings zum einen konnten die Wissenschafter*innen in Zu- dann in sogenannten Bio-Reaktoren halten
sehr aktiv gegen Krebs waren und zum an- sammenarbeit mit Wissenschaftler*innen können. Erste Tests in Kooperation mit un-
deren eine hohe photo-antimikrobielle Wir- des Innsbrucker Instituts für Mikrobiolo- seren Projektpartner*innen vom Institut für
kung zeigten. gie kürzlich auch einen lichtaktivierbaren Mikrobiologie, der Medizinischen Universi-
Wirkstoff aus einem lokalen Pilz isolieren, tät und dem Management Center Innsbruck
Trojanisches Pferd der sehr gut gegen den relativ neuen Keim deuten darauf hin, dass das funktionieren
Candida auris wirkt. „Candida auris ist noch könnte“, sind Bianka Siewert und Johannes
„Im Bezug auf die photo-antimikrobielle nicht lange als humanpathogener Keim be- Fiala überzeugt.
Wirkung haben wir hauptsächlich gegen kannt. Es gibt Theorien, dass dieser Mikro­ susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
die drei humanpathogenen Mikroorganis-
men Staphylococcus aureus, Escherichia coli
und Candida albicans getestet und wir haben
Wirkstoffe gefunden, die innerhalb und auch
unterhalb des üblichen Konzentrationsbe-
reiches von bereits zugelassenen Antibiotika
und Fungiziden wirken“, erklärt Johannes
Fiala, der sich im Rahmen seiner Disserta-
tion in der Arbeitsgruppe von Bianka Sie-
wert näher mit der antimikrobiellen Wir-
kung der lichtaktivierbaren Verbindungen
in Pilzen beschäftigt. Der Vorteil dieser
Verbindungen im Einsatz gegen pathogene
Mikroorganismen liegt zum einen in ihrer Der aus den
selektiven Wirkung und zum anderen in ih- Pilzen isolierte
rem Wirkmechanismus, der auf den beiden Farbstoff zeigte
Wirkkomponenten „Wirkstoff“ und „Licht“ eine hohe
beruht. „Eine Resistenzentwicklung gegen photo-antimikrobielle
die lichtaktivierbaren Verbindungen ist sehr Wirkung.
unwahrscheinlich, da der Keim nicht nur
die Verbindung erkennen muss, gegen die er
16

Vernetzte Bildung
als Erfolgsmodell
Acht Jahre lang hat das Zillertal Neues in der Bildung getestet: Alle regionalen
Akteure haben mit wissenschaftlicher Begleitung gemeinsam und eng vernetzt
innovative Zugänge im Bildungssystem erprobt.

T
irol ist aufgrund seiner Topographie
– Tallandschaften, damit verbundene
Im Zillertal wurden acht lange Fahrtwege, wetterbedingte Ver-
Jahre lang neue Zugänge kehrseinschränkungen – für Schülerinnen
im Bildungssystem erprobt. und Schüler im Laufe ihrer Bildungskarrier­e
Foto: iStock/Jaap2 herausfordernd. Jede Schülerin und jeden
Schüler bestmöglich auf seinem oder ihrem
Bildungsweg zu begleiten, unabhängig vom
sozialen oder finanziellen Hintergrund der
Eltern oder dem spezifischen Wohnort: Das
umzusetzen und zu begleiten war Ziel in
der „Modellregion Bildung Zillertal“ (sieh­e
Box). Seit dem Schuljahr 2014/15 haben
Forscher*innen der Universität Innsbruck
die Schulen dabei unterstützt. „Angefangen
haben wir mit den sieben Mittelschulen im
Zillertal, heute sind alle Schulen der Regi-
on in der einen oder anderen Form an der
Modellregion beteiligt“, erklärt Univ.-Prof.
Christian Kraler vom Institut für LehrerIn-
nenbildung und Schulforschung. „Wissen-
schaftliches Ziel dabei war auch, Bildungs-
wege prototypisch zu beforschen.“ Der Zu-
gang der Bildungsabteilung des Landes Tirol
als Initiatorin des Projekts war dabei stark
ressourcenorientiert: Welche Ressourcen
braucht es für die Lernenden in der Regi-
on, um Bildungswege bestmöglich zu ge-
stalten? „Diese Ressourcenorientierung war
ganz zentral und ein sichtbares Ergebnis ist
das neue allgemeinbildende BORG in Zell am
Ziller, das sich mit den Tourismusschulen
ein Gebäude teilt, aber als Oberstufengym-
nasium erstmals diese Form der Ausbildung
im Tal selbst ermöglicht. Davor hieß die
Entscheidung für eine allgemeinbildende
Oberstufe für Zillertaler Schülerinnen und
Schüler entweder, in ein Internat zu müssen
oder zumindest lange Schulwege in Kauf zu
nehmen“, sagt Livia Jesacher-Rößler, PhD,
die im Rahmen des Modellregion-Projekts
ihre Doktorarbeit verfasst hat.

Übergänge beachten
Die Forscher*innen haben sich im Pro-
jekt in mehrfachen Befragungsrunden
auch aktuelle schul- und bildungsbezo-
gene Fragen näher angesehen; dazu haben
17

die Wissenschaftler*innen Kohorten von und persönlichen Ressourcen für die Be- chend darin geschult wurden. An schul-
Schüler*innen regelmäßig befragt und de- wältigung des Distanzlernens, zum Schul- übergreifenden Stärketagen präsentierten
ren Antworten ausgewertet. Besonders in übertritt und zur Bildungsungleichheit die Schüler*innen ihre Portfolios einem
den Blick genommen wurde dabei auch der während der Pandemie.“ Die Ergebnisse breiten Publikum in der Region. Dadurch er-
Übergang von einem Schultyp auf einen dieser Studien wurden jeweils an die Regi- lebten die Schüler*innen sowohl Wertschät-
anderen, wie Ass.-Prof. Claudia Schreiner on zurückgespielt; die Schulen konnten in- zung ihrer Fähigkeiten als auch positive
aus dem Projektteam erläutert: „Das Zil- dividuell darauf reagieren und, wenn ange- Rückmeldungen durch Personen außerhalb
lertal ist eine räumlich klar abgrenzbare zeigt, Schlüsse daraus ziehen. „Ganz allge- ihrer alltäglichen Schulwelten. Die Vernet-
Region. Schüler*innen wechseln tendenzi- mein hat die Pandemie auch ein Brennglas zung der Schulen im Zillertal im Rahmen der
ell schon aus geographischen Gründen eher auf bestehende Probleme geworfen – die- Modellregion betrifft viele Aspekte: „Die Ab-
innerhalb der Region die Schule, so konn- se wurden verstärkt, individuelle Abstim- stimmung von Weiterbildungsangeboten für
ten wir diese Übertritte genau verfolgen. mung und konkrete Betreuung einzelner Lehrkräfte, konkretes Wissen um die voran-
Die Ergebnisse sind vielschichtig, aber kurz Schüler*innen wurden dabei noch wich- gehende bzw. folgende Schule bei anstehen-
auf einen Punkt gebracht kann man sagen: tiger“, sagt Claudia Schreiner. dem Schulwechsel sowie die schulübergrei-
Die Schüler*innen profitieren stark davon, fende Zusammenarbeit auch mit Gemeinden
wenn Schulen untereinander stärker ver- Stärkenorientiert und Jugendeinrichtungen hinsichtlich der
netzt sind.“ Vernetzungsstrukturen wur- Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, insbe-
den durch die Modellregion neu eingerich- Von Beginn an stand in der Modellregio­n sondere für ältere Jugendliche, haben sich in
tet, Lehrer*innen und Schulleiter*innen neben der engen Vernetzung der Schul- der Modellregion deutlich verbessert“, sagt
tauschen sich im Zillertal eng über kon- standorte untereinander auch die Sicht- Christian Kraler. Und es gibt gute Aussichten
krete pädagogische Fragen und Konzepte barmachung der Stärken der einzelnen auch nach Ende des Projekts mit End­e 2022:
aus. Gemeinsam mit Kolleg*innen des In- Schüler*innen im Vordergrund: „Wir ver- „Während der Projektlaufzeit haben wir das
stituts für Erziehungswissenschaft, Univ.- folgen in der Modellregion das Ziel, den jeweils begleitet und organisiert und boten
Prof. Alfred Berger, Univ.-Ass. Wolfgang jungen Menschen neben fachlichen Kom- auch wissenschaftlichen Input an. Das Pro-
Hagleitner und Univ.-Ass. Susanne Roßnagl, petenzen auch ein Bewusstsein über ihre ei- jekt endet nun, aber wir wissen bereits, dass
führten die Bildungswissenschaftler*innen genen Stärken z.B. im Bereich der Soft Skills die Schulleiter*innen großes Interesse da-
besonders in der Pandemie auch mehrfach zu vermitteln“, erklärt Livia Jesacher-Röß- ran haben, diese Treffen auch unabhängig
Befragungen der Schüler*innen zu ihrem ler. Die Schüler*innen erarbeiteten im Zil- von der Universität weiterzuführen. Das ist
Wohlbefinden und anderen Fragen durch, lertal ab der 1. Klasse der Mittelschule ein ein ausgesprochen gutes Signal und zeigt für
wie Alfred Berger erläutert: „Im Zentrum sogenanntes Stärkenportfolio, in dem ihre mich auch, dass wir hier etwas ganz Beson-
standen hierbei neben dem Wohlbefinden Stärken und Potenziale systematisch dar- deres mit nachhaltigen Strukturen geschaf-
der Schülerinnen und Schüler auch Fragen gestellt werden. Dieser Prozess wurde von fen haben.“
zur Bedeutung von familiären, schulischen den Lehrer*innen begleitet, die entspre- stefan.hohenarter@uibk.ac.at ◼

Modellregion Bildung Zillertal


Die sieben Mittelschulen im Zillertal,
zwei in Fügen und je eine in Stumm, Zell
am Ziller, Hippach, Mayrhofen und Tux,
waren seit dem Schuljahr 2014/15 (da-
mals noch als „Neue Mittelschulen“) Teil
der Modellregion Bildung Zillertal. Später
wurden sukzessive alle 39 Schulen (Volks-
schulen, Polytechnische Schulen, Sonder-
schulen und die Tourismusschulen) der
Region eingebunden. Viele Unterrichts-
Instrumente, die mit der Einführung der
Neuen Mittelschule ermöglicht wurden,
konnten im Rahmen der Modellregion
prototypisch und erstmals systematisch
umgesetzt und von der Universität Inns- Das Forschungsteam (von links): Alfred Berger, Susanne
bruck wissenschaftlich begleitet werden; Roßnagl, Christian Kraler, Livia Jesacher-Rößler,
das Projektteam der Universität Innsbruck Wolfgang Hagleitner, Claudia Schreiner.
(siehe Foto) bestand aus Forscher*innen Foto: Christian Kraler
des Instituts für LehrerInnenbildung und
Schulforschung und des Instituts für Er-
ziehungswissenschaft. Im Steuerungs- bildungs- sowie Beratungsangebote für und weiterführenden Schulen der Region.
team der Modellregion waren neben der die beteiligten Schulen) verankert. Zen- Zudem waren Gemeinden, politische Insti-
Universität Innsbruck die Bildungslandes- traler Ansatzpunkt des Projektes war und tutionen und Wirtschaftsbetriebe der Regi-
rätin sowie die Abteilung Bildung des Lan- ist die Arbeit mit den Schulen und ihren on eng eingebunden. Mit einer Laufzeit von
des Tirol (finanzielle/bildungspolitische Schüler*innen, den Lehrer*innen, Schul- acht Schuljahren war die Modellregion zu-
Verantwortung) und die Bildungsdirek- leitungen sowie den Eltern und Erzie- gleich das am längsten kontinuierlich lau-
tion Tirol (pädagogische Verantwortung hungsberechtigten. Eine enge Kooperati- fende Kooperationsprojekt von Uni Inns-
und Koordination der begleitenden Fort- on gab es außerdem mit den Volksschulen bruck und Land Tirol im Bildungsbereich.
18

Mit Ruhe zum


Lernerfolg
Der Psychologe Markus Martini konnte in mehreren Studien zeigen, dass
sich kurze Ruhepausen nach dem Lernen positiv auf das Langzeitgedächtnis
auswirken.

L
ernt man besser mit oder ohne Mu-
sik, spielen Ablenkungen während des
Lernens eine Rolle und wie werden
Informationen am besten aufgenommen?
Die Lernforschung beschäftigt sich ausgie-
big mit diesen Fragen. Die Bedeutung von
Ruhe­phasen nach dem Lernen wurde bisher
vergleichsweise wenig untersucht. Markus
Martini, Assistenzprofessor am Institut für
Psychologie, ist allerdings davon überzeugt,
dass diese große Bedeutung haben. Sein For-
schungsschwerpunkt liegt in der Lern- und
Gedächtnispsychologie. Im Besonderen be-
schäftigt er sich aber mit der Phase nach
dem Lernen.

Informationen verarbeiten
Wenn Menschen etwas lernen, werden
komplexe neuronale Vorgänge im Gehirn
aktiviert. Vor allem für den Übergang vom
Kurz- ins Langzeitgedächtnis spielen Ru-
hephasen und Schlaf eine wichtige Rolle.
„Neue Informationen müssen vom Gehirn
auf neuro­physiologischer Ebene eingearbei-
tet werden“, erklärt Markus Martini. „Auch
wenn man gemeinhin denkt, dass die Phase
nach dem Lernen irrelevant scheint, ist sie
doch von großer Bedeutung für unser Ge-
dächtnis. Man geht davon aus, dass Infor-
mationen, nachdem sie aufgenommen wur-
den, zeitlich komprimiert wieder abgespielt
werden, um diese zu festigen, was gleich-
zeitig mit Umbau- und Umstrukturierungs­
prozessen in unserem Gehirn im Zusammen­
hang steht“, so Martini.

Experimente zum
Langzeitgedächtnis
Der Psychologe konnte gemeinsam mit
anderen Forscher*innen die Bedeutung der
Phase nach dem Lernen bereits in mehre-
Eine kurze Ruhephase nach
ren Experimenten bestätigen. Dabei unter-
dem Lernen kann dabei helfen,
suchte er zum Beispiel die Auswirkungen
sich komplexe Inhalte
einer sechsminütigen Ruhephase nach
besser zu merken.
Fotos: iStock/sanjeri, Martini
dem Lernen einer Wortliste auf das Ge-
dächtnis jüngerer Erwachsener und stellte
dies­
e Ergebnisse jenen gegenüber, die die
19

Studienteilnehmer*innen erzielten, wenn


sie nach dem Lernen sechs Minuten lang re-
lativ schnelle Musik hörten.
Im ersten Experiment wurden den 40
Studierenden, die an der Studie teilgenom-
men haben, zwei Wortlisten bestehend aus
jeweils 15 Wörtern präsentiert. Nach ei-
ner Wortliste sollten sie eine kurze Ruhe-
phase mit geschlossenen Augen in einem
abgedunkelten Raum einhalten; nach der
zweiten Wortliste hörten sie sechs Minu-
ten lang Musik. Am nächsten Tag wurden
die Studienteilnehmer*innen wieder ein-
geladen, um zu erheben, wie viele der prä-
sentierten Wörter sie sich gemerkt haben.
„Beim ersten Experiment wählten wir re-
lativ einfache Wörter, die leicht mental ver-
Im menschlichen Gehrin – im Bild in
»Neben Schlaf sind auch einer MRT-Aufnahme – laufen auch
während Schlaf- und Ruhephasen
Ruhephasen für das Gehirn sehr zahlreiche Prozesse ab.
wichtig.« Foto: iStock/Highwaystarz-Photography

MARKUS MARTINI

bildlicht werden können, wie zum Beispiel dem Lernen zeigte einen signifikant nega- ren, müssen eine bedeutende Funktion ha-
,Tasse‘ oder ,Regal‘. Hier zeigte sich im Ex- tiven Effekt auf die Langzeiterinnerung von ben, sonst würden sie nicht so einen großen
periment kein Unterschied zwischen der Musikhören im Vergleich zu einer Ruhe- Anteil einnehmen.“ Aus diesem Grund rät
Ruhephase nach dem Lernen und der Mu- phase“, berichtet Markus Martini. Ähnliche Markus Martini auch dazu, sich bewusst zu
sikphase“, erklärt Markus Martini. Im zwei- Effekte gibt es auch bei Kindern: In einem machen, dass nicht nur die Lernphase selbst,
ten Experiment gingen die Psycholog*innen weiteren Experiment konnte Markus Marti- sondern auch die Phase danach entscheidend
dazu über, die Wortliste etwas schwieriger ni zeigen, dass sich der Konsum von Anima- ist. Er empfiehlt vor allem nach dem Lernen
zu gestalten, indem sie Wörter wählten, tionsfilmen – im konkreten Fall „Minions“ komplexer Inhalte eine kurze Pause einzu-
die zwar jeder kennt, die allerdings etwas – im Anschluss an eine Lernphase negativ
weniger bildhaft waren, wie zum Beispiel auf die Merkfähigkeit der Kinder auswirkte. »Neue Informationen
„Ahnung“ oder „Reform“. „Bei der schwie-
müssen vom Gehirn auf
rigeren Wortliste zeigten sich klare Unter- Ruhephase entscheidend
schiede: Wurde nach der Phase des Lernens neurobiologischer Basis ein
eine sechsminütige Ruhepause eingehalten, Überraschend sind diese Ergebnisse für Stück weit eingearbeitet
erinnerten sich die Studierenden einen Tag den Psychologen nicht. „Neben Schlaf sind
werden.«
später an rund 13 % mehr Wörter im Ver- Ruhephasen für das Gehirn sehr wichtig,
gleich zum Musik-Konsum im Anschluss an weil viele neuronale Prozesse ablaufen, um MARKUS MARTINI
neue Erinnerungen in unserem Gehirn zu
festigen. Schon wenn wir blinzeln, schaltet
»Die Ruhepausen nach dem
unser Gehirn in ein neuronales Netzwerk, legen, um dem Gehirn die Chance zu geben,
Lernen wirken sich nur positiv das dem Schlaf sehr ähnlich ist“, erklärt der die neuen Informationen ohne Ablenkung zu
aus, wenn man in einen Psychologe. „Der Mensch schläft im Lauf verarbeiten. „Vor allem die Zeit direkt nach
Ruhezustand kommt. – Mit seines Lebens circa 30 Jahre, rechnet man dem Lernen ist wichtig“, so der Psychologe.
noch kurze Ruhephasen und mentale Zu- Er warnt jedoch Eltern davor, ihren Kindern
Zwang funktioniert das nicht.«
stände hinzu, in denen unser Aufmerksam- nach dem Lernen „Zwangspausen“ zu ver-
MARKUS MARTINI keitsfokus nach innen, also auf unsere Ge- ordnen: „Pausen nach dem Lernen wirken
danken und Tagträume gerichtet ist, hinzu, sich nur positiv aus, wenn man wirklich mal
macht das rund die Hälfte eines Menschen- abschalten kann und in einen Zustand der
das Lernen“, beschreibt der Psychologe die lebens aus. All diese Phasen, in denen wir Ruhe kommt.“
Resultate. „Dieses Ergebnis deckt sich mit nicht aktiv mit unserer Umwelt interagie- susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
den Erkenntnissen der Resting-Forschung,
die vermutet, dass eine kurze Ruhephas­ e
die neuronale Konsolidierung von neuer In-
formation fördert und Ablenkung nach dem ZUR PERSON
Lernen Ressourcen, die für die Konsolidie-
rung benötigt werden, beansprucht.“ Ähn- Markus Martini studierte Psychologie an der Universität
liche Ergebnisse fand der Psychologe auch Innsbruck. Seit 2019 ist er Assistenzprofessor am Institut für
schon in einem Experiment, bei dem nach Psychologie der Universität Innsbruck im Fachbereich
einer Lernphase Soziale Medien konsumiert Allgemeine Psychologie I. Seine Forschung fokussiert sich
wurden. „Bei dieser Studie mussten die aktuell darauf, welche Auswirkungen kurze Ruhephasen
Teilnehmer*innen Vokabeln lernen und im nach dem Lernen auf das Gedächtnis haben und was sie
Anschluss ruhen oder Soziale Medien kon- moduliert.
sumieren. Der Social-Media-Konsum nach
20

Gundula Ludwig ist Professorin Martin Hellbert ist Laborant


für Sozialwissenschaftliche für Vorlesungsvorbereitungen
Theorien der Geschlechter- und Praktika am Institut
verhältnisse und Leiterin für Experimentalphysik der
der Forschungsplattform Universität Innsbruck.
Center Interdisziplinäre Foto: Target Group/Axel Springer

Geschlechterforschung
Innsbruck (CGI) an der
Universität Innsbruck.
Foto: Target Group/Franz Oss

Gemeinsam sind wir Uni


Viele Menschen haben an der Universität Innsbruck ihre Berufung in Forschung
und Lehre, aber auch in der Verwaltung gefunden. Die Sozialwissenschaftlerin
Gundula Ludwig und der Laborant Martin Hellbert sind zwei davon.

D
ie gebürtige Wienerin Gundula Lud­ Gundul­a Ludwig nicht nur in Wien und Inns­ teresse und Know-how mit seinem ausge­
wig wagte den Sprung von einer Mil­ bruck, sondern ebenso in den USA und in prägten Sinn für Gemeinschaft und bringt
lionenstadt in die überschaubare Ti­ Deutschland. „An anderen Orten lernt man sich ein, wo er kann. Wissenschaftliches
roler Landeshauptstadt bereits zwei Mal. auch andere Debatten kennen. Zum Beispiel Interesse begleitet Martin Hellbert bereits
Im September 2021 kehrte sie Berlin den beschäftigen sich die Gender und Queer Stu­ sein ganzes Leben lang. „Das hat eigent­
Rücken und trat die Professur für Sozial­ dies in den USA schon viel länger und expli­ lich schon in der Kindheit angefangen“, er­
wissenschaftliche Theorien der Geschlech­ ziter mit Rassismus und Kolonialismus als zählt er. „Der Grundstein ist wohl mit einem
terverhältnisse in ihrem ehemaligen Stu­ im deutschsprachigen Raum.“ Chemiebaukasten gelegt worden – und von
dienort Innsbruck an. Doch nicht nur als Mit ihrer Begeisterung für die Theorie da an hat sich das entwickelt.“ So fiel der
Professorin, sondern auch als Leiterin der hält die Wissenschaftlerin nicht hintan: „Als Neugierde des damals Zwölfjährigen unter
Forschungsplattform Center Interdiszipli­ Theoretiker*innen können wir oftmals ei­ anderem auch der elterliche Fernseher zum
näre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) nen Schritt zurück gehen und verschiedene Opfer. „Das hat ziemliche Aufregung verur­
hat Ludwig hier in Innsbruck nun alle Hän­ Puzzlesteine zusammenfügen, die in der sacht, als ich vor dem aufgeschraubten Gerät
de voll zu tun. Studiert und gearbeitet hat Hektik des Alltags nicht ersichtlich sind.“ erwischt worden bin“, lacht er. „Aber: Alle
Die Mit-Herausgeberin der einzigen femi­ Teile haben ihren Weg zurückgefunden, und
nistischen politikwissenschaftlichen Zeit­ er hat danach auch wieder funktioniert.“
schrift im deutschsprachigen Raum verfolgt Fragt man Hellbert nach seiner Tätigkeit
Das Karriereportal aber auch feministische, queere und anti­
rassistische Aktivismen rund um den Glo­
am Campus Technik, antwortet er beschei­
den: „Eigentlich bin ich so richtig unschein­
der Uni Innsbruck bus aufmerksam: „Politischen Aktivismus bar.“ Dabei täuscht er sich allerdings. Denn
und Formen gelebter Solidarität und Utopie­n es gibt wohl kaum einen Physikstudierenden
Sie sind neu­ finde ich beeindruckend und bestärkend – in Innsbruck, der ihn nicht zumindest vom
gierig gewor­ gerade in Zeiten, in denen sich die vielen Sehen kennt. Immerhin sind die von ihm
den? Weitere Krisen dramatisch zuspitzen.“ vorbereiteten und teilweise selbst gebauten
Mitarbeiter*innen Physik-Versuche fixer Bestandteil ihres
der Universität Vor und hinter den Kulissen Studiums. Und auch wenn ein Großteil der
Innsbruck ler­ eigentlichen Arbeit des gelernten Elektro­
nen Sie in un­ Martin Hellbert ist Laborant für Vorle­ mechanikers hinter den Kulissen und im
serem Karriere­ sungsvorbereitungen und Praktika am In­ Keller unter den Hörsälen vonstattengeht,
portal kennen. Dort finden Sie auch stitut für Experimentalphysik. Sein Leben ist er auch in den Vorlesungen mit dabei und
unsere aktuellen Stellenangebote: dreht sich um Physik, Familie und Feuer­ sorgt dafür, dass die Demonstrationen rei­
https://www.uibk.ac.at/karriere/ wehr – und ein bisschen um Lokalpolitik. bungslos ablaufen.
Dabei kombiniert er sein technisches In­ lisa.marchl@uibk.ac.at ◼
21

Förderkreis 1669 wächst


Auch 2022 konnte der Förderkreis 1669 der Universität Innsbruck neue Förderinnen
und Förderer gewinnen.

D
er Förderkreis 1669 versteht sich als neue Förderinnen und Förderer für seine Idee Neue Einzelpersonen im Förderkreis
Schnittstelle zwischen der Universität gewinnen. 1669: Wilfried Connert, Gabriela Dür, Os-
Innsbruck und der Gesellschaft. Seit Neue Unternehmen im Förderkreis 1669: wald Gröbner, Klaus Himmelreich, Hubert
der Gründung im Jahr 2015 wurde dank der Alpex Technologies GmbH, Bankhaus Carl Huppertz, Arnold Klotz, Esther Mitterstie-
großzügigen Unterstützung zahlreicher För- Spängler & Co. AG, Baugut GmbH, Braue- ler, Karin Obwexer-Specht, Josef Prader, Va-
derinnen und Förderer bereits eine Vielzahl rei Forst AG, Brixsana Privatklinik GmbH, lentin Riccabona, Arnd-Diether Rösch, Luca­s
an Projekten, die eine Brücke zwischen Wis- CURA-Marketing GmbH, Duka AG, Fruit- Tinzl. Ausgewählte neue Förderinnen und
senschaft und Gesellschaft schlagen sollen, service GmbH, Jägerbau GmbH, Kitzbühel Förderer erklären, warum sie den Förder­
finanziert. Auch 2022 konnte der Förderkreis Country Club GmbH, LKW WALTER. kreis 1669 unterstützen:

»Technologie- »Ich bin beim


führerschaft verpflichtet – neue Förderkreis, weil
Ideen und Kreativität gepaart mit mir die Aus-
einer soliden und Bildung von
multidisziplinären jungen Menschen
technischen ein Anliegen
»Wir sind dem Förderkreis Ausbildung sind ist und es die
beigetreten, weil Innovation die Grundlage beste Basis für eine unabhängige
in unserer DNA liegt und diese für Innovation Zukunft ist.«
durch universitäre Forschung nur und Fortschritt. ESTHER MITTERSTIELER
gewinnen kann.« Wir freuen uns, einen Teil dazu
beitragen zu können.«
MANUEL REINALTER, GERHARD KAISER UND
HANNES KOHL, GESCHÄFTSFÜHRUNG DAVID KAMPENHUBER , HEAD OF BUSINESS »Die WALTER GROUP unterstützt
CURA MARKETING GMBH DEVELOPMENT BEI ALPEX TECHNOLOGIES GMBH den Förderkreis 1669, weil uns
der intensive
Austausch mit der
Wissenschaft ein
»Die Jäger
großes Anliegen
Bau GmbH
ist und wir der
unterstützt den
langjährigen
Förderkreis 1669
Partnerschaft mit
der Universität
der Universität
Innsbruck, weil
»Wir fördern 1669, weil junge Innsbruck unseren besonderen
ein starker
Talente zu Außergewöhnlichem Ausdruck verleihen möchten.«
Forschungsstandort unverzichtbar
fähig sind, wenn die für den wirtschaftlichen Erfolg MICHAEL KRAINTHALER,
Rahmenbedingungen passen!« unseres Unternehmens ist.«
VORSTANDSMITGLIED LKW WALTER

DANIEL, JOHANN UND CHRISTIAN KRAPF,


CHRISTOPH GRASS, CFO UND
GESCHÄFTSLEITUNG DUKA AG Fotos: Cura Marketing GmbH, Duka AG, Alpex Technologies
GESCHÄFTSFÜHRER JÄGERBAU GMBH GmbH, Jägerbau GmbH, ORF, LKW WALTER

Interessiert? Werden Sie FörderIn


Die Mitglieder des Förderkreises unterstützen die Universität Innsbruck gemeinsam in einem Netzwerk, als Brücke
in die Gesellschaft, sowohl ideell als auch materiell. Wenn Sie mehr über den Förderkreis erfahren wollen, kontak-
tieren Sie uns bitte unter Tel.: +43 (0)512/507-38 554, E-Mail: foerderkreis1669@uibk.ac.at – weitere Informationen:
www.uibk.ac.at/foerderkreis1669
22

Neuberufene und
Habilitierte begrüßt
Mitte November begrüßte Rektor Tilmann Märk in einem Festakt die neuberufenen
Professorinnen und Professoren an der Universität und gratulierte den neu an der
Universität Innsbruck habilitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

I n einer nun schon traditionellen Fest­


stunde wurden am 15. November die neu
an die Universität gekommenen Profes­
sorinnen und Professoren vorgestellt und Im Rahmen einer Feststunde
gleichzeitig jene Kolleginnen und Kollegen wurden 17 neu berufene
geehrt, die ihre Habilitationen im vergan­ Professor*innen und
genen Jahr abgeschlossen haben bzw. zu 13 assoziierte Professor*innen
assoziierten Professorinnen und Profes­ und Habilitierte gefeiert.
Foto: Uni Innsbruck
soren ernannt wurden. „Trotz der Heraus­
forderungen der Corona-Pandemie ist uns
in den vergangenen beiden Jahren durch­
aus vieles gelungen: Sowohl in der Lehre als
auch in der Forschung zeigen die meisten
Leistungsindikatoren signifikant nach oben.
Zum Beispiel kam es in den vergangenen
beiden Jahren bei der Anzahl der Studien­
abschlüsse und bei der Zahl der Publikati­
onen im Web of Science jeweils zu deutlichen
Steigerungen, und die Drittmitteleinnah­
men stiegen in diesem Zeitraum auf einen
neuen Rekordwert. Die Spitzenposition der
Universität soll in den kommenden Jahren in
dieser sehr transformativen Periode für die
österreichische Hochschullandschaft weiter
abgesichert werden“, sagte Rektor Tilmann antwortung. Die Reputation einer Univer­ Insgesamt begrüßte die Universität Inns-
Märk im Rahmen der Veranstaltung. „Sie, sität ist die direkte Folge der Leistungen in bruck bei der Feststunde 17 neu berufene
liebe neue Professorinnen und Professoren Forschung und Lehre der einzelnen Wissen­ ProfessorInnen und 13 assoziierte Professor-
und Habilitierte, haben hier eine große Ver­ schaftlerinnen und Wissenschaftler.“ Innen und Habilitierte.

Zukunftsplattform feiert Ehrendoktorat für


Erfolgsmodell Anton Zeilinger
E nde November wurde im Universitäts­
zentrum Obergurgl die Vielfalt der For­
Märk. Rektor Märk, auf dessen Initiative als
Vizerektor die Einführung des Forschungs­
D as Rektorat der Uni Innsbruck hat An­
fang Dezember beschlossen, Anton Zei­
linger für seine hervorragenden wissen­
schungsaktivitäten an der Universität Inns­ schwerpunktsystems zurückgeht, betonte schaftlichen Leistungen ein Ehrendoktorat
bruck in einer dreitägigen Klausur präsen­ die Jahrhundertchance, die das UG 2002 für zu verleihen. Zeilinger war von 1990 bis 1999
tiert. Die Sprecher*innen der Schwerpunkte, die Universitäten bedeutete. Es bot große Ge­ Universitätsprofessor am Institut für Expe­
Plattformen und Zentren gaben Einblicke in staltungsmöglichkeiten, brachte eine neue rimentalphysik und hat hier bahnbrechende
die Entwicklung und Leistungen der ein­ Art von Wettbewerb und forderte von den Experimente durchgeführt, so 1997 die erste
zelnen Forschungsverbünde, die gemein­ Universitäten eine Profilbildung. Neben ei­ Quantenteleportation mit Photonen, die
sam das Forschungsschwerpunktsystem ner neuen Fakultätsstruktur schuf die Uni­ nun mit dem Nobelpreis gewürdigt wur­
der Universität Innsbruck bilden. Die 8. Zu­ versität Innsbruck Mitte der 2000er-Jahre den. „Anton Zeilingers wissenschaftliche
kunftsplattform in Obergurgl war die größt­e das Schwerpunktprogramm. „Heute kommt Erfolge waren entscheidende Impulse für
bisher: „Wir hatten so viele Anmeldungen ein wesentlicher Teil der Forschungslei­ den Ausbau der Quantenphysik in Innsbruck
wie noch nie“, betonte Forschungsvize­ stung aus diesem System“, zeigte sich Märk und Wien. Diese Entwicklung hat wesent­
rektorin Ulrike Tanzer, deren Team die Ver­ stolz. Neben der Exzellenz einzelner Köpfe lich zum gegenwärtigen Weltruf Österreichs
anstaltung perfekt organisiert hatte. Eröff­ sei es der interdisziplinäre Austausch, durch in diesem zukunftsträchtigen Fachbereich
net wurde die Tagung von Rektor Tilmann den wissenschaftliche Innovation entstehe. beigetragen“, betont Rektor Tilmann Märk.
23

Meistzitierte
Wissenschaftler
D er Datenkonzern Clarivate hat Mit-
te November die jährlich aktualisierte
Liste der meistzitierten Forscherinnen und
Forscher veröffentlicht. In diesem Jahr sind
mit den Physikern Rainer Blatt und Peter
Zoller sowie dem Pharmazeuten Andre-
as Bernkop-Schnürch drei Wissenschaftler
der Universität Innsbruck unter den „Highly
Cited Researchers“.

Foto: BMBWF/Martin Lusser Fakultät feiert


Jubiläum
Diversitas-Preis für Innsbrucker Entwicklung
Am 12. Dezember wurde der Diversitätsmanagementpreis „Diversitas“ von Bundesmini-
M it der Gründung der österreichweit er-
sten Fakultät für LehrerInnenbildung
– damals als School of Education – setzte
ster Martin Polaschek verliehen. Der von Wissenschaftlerinnen am AB Human Resour- die Universität Innsbruck 2012 ein wich-
ce Management and Employment Relations der Uni Innsbruck gemeinsam mit der AK Wien tiges Signal für die wissenschaftlich fun-
entwickelte Job Ad Decoder JADE wurde dabei mit einem Anerkennungspreis ausgezeich- dierte Ausbildung künftiger Lehrerinnen
net. Ziel des digitalen Tools ist es, Stelleninserate so zu formulieren, dass Frauen, Männer, und Lehrer. Drei Institute, das Institut für
Berufseinsteiger*innen oder ältere Menschen gleichermaßen zu einer Bewerbung motiviert Islamische Theologie und Religionspädago-
werden. Im Bild Julia Brandl (2. v. l.) und Petra Eggenhofer-Rehart (r.) vom JADE-Projekt-Team gik, das Institut für LehrerInnenbildung und
mit Vizerektorin Anna Buchheim und BM Polaschek bei der Preisverleihung. Schulforschung und das Institut für Fachdi-
daktik, bieten in Zusammenarbeit mit elf

Zuegg-Literatur-Preis für
weiteren Fakultäten eine qualitätsvolle Aus-
bildung für insgesamt 24 Unterrichtsfächer
an. Mitte November feierte die Fakultät ihr

Simon Chkheidze zehnjähriges Bestehen.

D er Nachwuchsautor und Musiker Simon


Ehrenzeichen für
Ivo Hajnal
Chkheidze wurde am 7. Dezember in An-
wesenheit von Rektor Tilmann Märk und Vi-
zerektorin Ulrike Tanzer mit dem Anerken-
nungspreis der Jury des Literaturpreises 2022
der H. und K.-Zuegg-Stiftung ausgezeichnet.
Die Laudatio hielt Gabriele Wild vom Litera-
D em Innsbrucker Sprachwissenschaft-
ler Ivo Hajnal wurde am 14. Dezember
an der Universität Innsbruck das Große Sil-
turhaus Innsbruck. Im Jahr 2016 gegründet, berne Ehrenzeichen für Verdienste um die
wird der Literaturpreis der H. und K.-Zuegg- Republik Österreich verliehen. Mit der Aus-
Stiftung abwechselnd an junge Autor*innen zeichnung werden seine herausragenden
oder Literaturwissenschaftler*innen verge- Leistungen in der Wissenschaft und sein
ben. Die nach dem Südtiroler Unternehmer langjähriges Wirken als Senatsvorsitzender
Rektor Märk und Vizerektorin
Karl Zuegg und dessen Tochter Dr. Hiltraud und als Initiator des Austria-Israel Acade-
Tanzer gratulierten dem
Märk-Zuegg benannte H. und K.-Zuegg-Stif- mic Network Innsbruck gewürdigt.
Preisträger Simon Chkheidze.
tung hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge
Foto: Uni Innsbruck
Menschen auf ihrem Weg zu einer professi-
onellen Karriere zu unterstützen.

Neuer Kurs: Entscheiden unter Druck


D ie Führungsriege auf Klausur, ein Wo-
chenende Strategiebesprechung – und
mitten hinein platzen Krisen und Herausfor-
schlüpfen die Teilnehmer*innen in die Rollen
von Führungskräften eines Unternehmens,
die unter Zeitdruck auf unerwartete Ent-
derungen, auf die alle von der Geschäftsfüh- wicklungen reagieren müssen. Der Kurs steht
rung über die Rechtsabteilung bis zum Mar- für maximal zwölf Teilnehmer*innen of-
keting reagieren müssen: Dieses Szenario fen und richtet sich an derzeitige Führungs-
bietet der Universitätskurs „Führen und Ent- kräfte, die ihre Entscheidungskompetenzen
scheiden in Krisen“ an der Uni Innsbruck. Im unter Druck beweisen und schärfen wollen,
Rahmen eines dreitägigen Planspiels – ent- aber auch an angehende Manager*innen und Rektor Märk (rechts) überreichte
sprechend dem zugrunde liegenden Szenario Studierende vor dem Berufseinstieg. Infos: Ivo Hajnal die Auszeichnung.
spielt sich alles an einem Wochenende ab – ww.uibk.ac.at/weiterbildung Foto: Uni Innsbruck
hautnah
12. Jänner 2023, 18 Uhr Lieferkette: Was bringt uns Brüssel? log (IWD), veranstaltet vom Forschungs-
Frankreich-Tag des Frankreich- Vortrag von Prof. Dr. Martin Winner (WU bereich Wohn- und Immobilienrecht am
Schwerpunktes Wien) mit anschließender Diskussion mit Institut für Zivilrecht der Uni Innsbruck.
Im Rahmen des traditionellen Frank- Prof. Dr. Anne-Christin Mittwoch (Uni Weitere Infos: short.uibk.ac.at/wohnrecht
reichtags des Frankreich-Schwerpunktes Halle-Wittenberg) im Rahmen der Semi- UNO-Saal, Universitätshauptgebäude,
der Uni Innsbruck werden die Frankreich- narreihe „Aktuelle Probleme des Wirt- Innrain 52, 1. Stock
Preise 2022 verliehen. Weitere Infos: schaftsprivatrechts“ veranstaltet vom
www.uibk.ac.at/frankreichschwerpunkt/ Bereich Unternehmensrecht am Institut 26. Jänner 2023, 19 Uhr
Claudiasaal, Claudiana, Herzog-Fried- für Unternehmens- und Steuerrecht. In- Vertrauen Reloaded Reihe: Wissen-
rich-Straße 3, 2. Stock fos: short.uibk.ac.at/wirtschaftsprivatrecht schaftsskepsis
UNO-Saal, Universitätshauptgebäude, Inn- Im Gespräch: Marie-Luisa Frick, assozi-
12. Jänner 2023, 18 Uhr rain 52, 1. Stock ierte Professorin am Institut für Philo-
Islamische Philosophie – Disziplinäre sophie der Uni Innsbruck, und Alexand-
Perspektiven zwischen islamischer 17. Jänner 2023, 19 Uhr er Bogner, Privatdozent für Soziologie in
Theologie und historischen Kulturwis- Spielen als Alltagspraxis. Zugänge der Wien und Senior Scientist am Institut für
senschaften Europäischen Ethnologie Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW. Ver-
Prof. Dr. Heidrun Eichner (Universität Marion Näser-Lather im Rahmen der Vor- anstalter: AK WuV. Infos und weitere Ter-
Tübingen) im Rahmen der Vortragsreihe tragsreihe „Gaming & Wissenschaft“, die mine: www.uibk.ac.at/wuv
Islamisch-theologische Studien in Euro- von der Forschungsgruppe Game Stu- Salon Pauli im 1. Stock des Cafe Katzung,
pa am Institut für Islamische Theorie und dies veranstaltet wird. Weitere Infos: Herzog-Friedrich-Straße 16
Religionspädagogik der Uni Innsbruck. www.uibk.ac.at/projects/gamestudies/
Moderation: Mag. Dr. Rahel Fischbach. Seminarraum 40935, Geiwi-Turm, Inn- 30. Jänner 2023, 9 Uhr
Infos: www.uibk.ac.at/islam-theol/ rain 52e, 9. Stock Montagfrühstück: Der künstliche Autor?
Madonnensaal, Katholisch-Theologische Künstliche Intelligenz und literarisches
Fakultät, Karl-Rahner-Platz 3, 2. Stock 18. Jänner 2023, 16:15 Uhr Schreiben – ein Widerspruch?
Sustainable Construction: new chances Im Gespräch: Fabian Navarro, deutscher
16. Jänner 2023, 15:30 Uhr for our future? Lyriker, Autor, Kabarettist und Poetry
Critical Animal Studies Vortrag von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Slammer, und Martin Sexl, Institutslei-
Impulsvortrag von Reingard Spannring techn. MSc Alexander Passer (TU Graz) ter Vergleichende Literaturwissenschaft.
(Institut für Erziehungswissenschaft) im Rahmen der Ringvorlesung Klima- Moderation: Barbara Unterthurner, Re-
im Rahmen der interdisziplinären Vorle- schutz an der Fakultät für Technische dakteurin Tiroler Tageszeitung. Veran-
sung „Human-Animal Studies“. Im An- Wissenschaften. Weitere Informationen: stalter: AK WuV in Kooperation mit dem
schluss ausführliche Diskussion von Fra- short.uibk.ac.at/rv-klimaschutz Literaturhaus am Inn.
gen zu Human-Animal Studies und ver- Großer Hörsaal, Campus Technik, Techni- Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße
wandten Bereichen. Informationen unter: kerstr. 13b 5, 10. Stock
www.uibk.ac.at/projects/has
HS 6, Geiwi-Turm, Innrain 52e, Erdge- 23. Jänner 2023, 18:30 Uhr Infos zu diesen und wei-
schoß Mietpreisregulierung aus ökonomischer teren Veranstaltungstipps
Sicht gibt es im Online-Veran-
16. Jänner 2023, 18:30 Uhr Vortrag von Prof. Dr. Steffen Sebastian staltungskalender der Uni
Aktuelle Probleme des Wirtschaftspri- (IREBS, Uni Regensburg) im Rahmen Innsbruck unter http://
vatrechts: Verantwortlichkeit für die des Innsbrucker Wohnrechtlichen Dia- www.uibk.ac.at/events

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