Sie sind auf Seite 1von 9

________________________________Antirassismus_______________________________

Vernichtung als Bazar


der Kulturen
Zur Aktualität des Antirassismus

ALEX GRUBER eben gegen Juden richtet, wie andererseits


die Islamophobie sich Moslems als Ziel su-
che. Dieses interessierte Unverständnis ist 1 Bilder dieses Aufmarschs sind zu

uf dem größten der antisemitischen es, das dem Gerede von „strukturelle[n] finden unter: http://www.flickr.com/
A Massenaufmärsche, die in Wien anläss-
lich der Aufbringung der Friedensflotte ge-
Ähnlichkeiten zwischen Antisemitismus und
Islamfeindlichkeit“ zugrunde liegt, wobei es
photos/49643818@N03/sets/7215762
4078673959/.

nannten antiisraelischen Armada abgehalten mittlerweile zum kritisch sich gebenden Re- 2-3 Gudrun Harrer, Die Angst vor dem
wurden, wurde neben Fahnen der Hisbollah, pertoire der solcherart Argumentierenden ge- „Muselblut“, in: Der Standard, Al-
der Hamas, der Islamischen Republik Iran hört, gleichermaßen reflexartig wie gehaltlos bum vom 28.08.2010, S. A11.
sowie Flaggen des militanten Jihad auch ein darauf hinzuweisen, diese Konstatierung von 4 Als partes pro toto seien hier zwei
Transparent mitgeführt, auf dem zu lesen Parallelen geschehe, „ohne billige Gleichset- jener Bücher genannt, welche Gudrun
war: „Der Kampf gegen Israel ist nicht Anti- zungen anstellen zu wollen.“3 Harrer in dem erwähnten Standard-
semitismus, sondern Antirassismus.“1 Ange- Artikel der geneigten Leserschaft als
sichts solch einer Ausführung, die vielleicht Der Rassismus im Allgemeinen entspränge Werke von „Spezialisten“ empfiehlt:
Zwischen Antisemitismus und Islamo-
in ihrer Eindeutigkeit, nicht aber in der in ih- dem Hass auf das Fremde und der Furcht vor phobie. Vorurteile und Projektionen
nen sich reflektierenden Argumentation her- dem Unbekannten, sei also ein Vorurteil im in Europa und Nahost, hrsg. v. J.
vorsticht, sondern vielmehr von den Israel- strengen Sinne des Wortes. Der Antisemi- Bunzl u. A. Senfft, Hamburg 2008
kritikern unterschiedlichster Couleur geteilt, tismus im Besonderen sei demgemäß eine und Islamophobie in Österreich, hrsg.
v. J. Bunzl u. F. Hafez, Innsbruck -
ja sogar als Ausweis für Reflektiertheit sowie solche Fremdenfeindlichkeit gegen und Dis- Wien - Bozen 2009. - Die in diesen
Menschen- und Friedensfreundlichkeit ange- kriminierung von Juden. Der Hass auf den beiden Bänden versammelten Aufsät-
führt wird, stellt sich die Frage, was für ein Zionismus, der in antirassistischen Kampf- ze bieten mehr als genug Anschau-
Begriff von Rassismus dem Antirassismus parolen gegen Israel wie den eingangs zitier- ungsmaterial für den hier konstatier-
ten Zusammenhang. Der Aufsatz Zwi-
als Weltanschauung zugrunde liegt und wa- ten sich ausdrückt, kann in diesem Verständ- schen Antisemitismus und Islamopho-
rum dieser geradezu notwendig auf so gear- nis nicht als Antisemitismus begriffen wer- bie. Überlegungen zum neuen Europa
tete Feststellungen hinauslaufen muss. den - dies nicht zuletzt deswegen, weil die von Matti Bunzl dürfte den Herausge-
vernunft- und zivilisationsfeindliche Rankü- bern gleich dermaßen gefallen haben,
dass sie in wortidentisch in beiden
Den Vorwurf, selbst antisemitisch zu sein, ne geradezu naturwüchsig zur Grundausstat- Sammelbänden veröffentlichten. In
weisen Antirassisten, wie man nicht zuletzt tung der Warner vor Islamophobie, ihrer Vor- diesem erklärt Bunzl die Beschäfti-
an dem angesprochenen Transparent sehen stellung von Rassismus und der darüber ver- gung mit dem Antisemitismus für un-
kann, weit von sich; eine zum antirassisti- mittelten eigenen Israelkritik gehört.4 Unter erheblich, da er „sich ausgelebt“ habe,
in die „Bedeutungslosigkeit“ versun-
schen Ticket gehörige Sensibilität, die sich dem Kampfbegriff Islamophobie wird mitt- ken, „irrelevant“ und „obsolet“ ge-
auf Völkerverständigung und Minderheiten- lerweile so gut wie jede Kritik am Islam und worden sei (S. 61 bzw. 39f.) und da-
schutz beruft, gilt als Beweis, dass man kein dessen politischer Praxis subsumiert - auch mit lediglich eine Kategorie der Ver-
Antisemit sein könne, weil man kein Rassist wenn seine Propagandisten treuherzig versi- gangenheit darstelle: „Europa muss
sich dem Problem des Antisemitismus
sei. Schon in dieser Argumentation wird chern, gegen „Kritik an einzelnen Phänome- stellen, und zwar unter Anerkennung
deutlich, dass ein bestenfalls diffuses Ver- nen des Islam überhaupt nichts [zu] haben“5 seiner besonderen Geschichte. Dring-
ständnis des Antisemitismus vorherrscht: Er -, und er wird in einem weiteren Schritt als licher ist jedoch die Frage der Islamo-
wird lediglich als eine Spielart des Ras- ein den „judeophobe[n] Aspekten" des „Dis- phobie, sowohl hinsichtlich der Zu-
kunft Europas wie auch der geopoliti-
sismus betrachtet, als einer von vielen „Ras- kurses“6 gleichwertiges, wenn nicht aktuelle- schen Gesamtlage“, da sonst „eine
sismen“2, der sich in diesem konkreten Fall res und damit brennenderes Phänomen ver- weitere Zunahme des Antisemitismus

prodomo 14 - 2010 21
________________________________Antirassismus_______________________________

standen. Neben den bereits aufgeführten ge- sellschaft allumfassend gewordene Angst ab,
[…] unser geringstes Problem“ wäre. ben etwa die Veröffentlichungen des Berliner der eigenen gesellschaftlich produzierten
(S. 73f. bzw. 48) Zentrums für Antisemitismusforschung und Überflüssigkeit überführt zu werden, und
5 Harrer, Die Angst vor dem „Musel-
seines Leiters Wolfgang Benz oder die des projizieren diese in die Außenwelt. Der iden-
konkret-Autors Kay Sokolowsky7 - um nur titäre Wahn ist solcherart eine Ideologie der
blut“, a. a. O., S. A11.
zwei weitere relativ beliebige Beispiele zu Konkurrenz, eine Abgrenzung gegen und -
6 John Bunzl, Einleitung, in: Zwi- nennen - beredtes Zeugnis von dieser Tatsa- letzten Endes - Feinderklärung an den nicht
schen Antisemitismus und Islamopho- che.8 zum eigenen Kollektiv Gehörigen. In diesem
bie, a. a. O., S. 15. wird, wie verkehrt und wahnhaft auch im-
mer, der Konkurrent, die Arbeitskraft und
7 Kay Sokolowsky, Feindbild Mos-
damit der Gleiche erkannt, als der er gleich-
lem, Berlin 2009.
Zum Verhältnis von zeitig gebannt werden soll, was durch seine
Reduzierung auf Natur, die zur Verwertung
8 So stellte etwa Wolfgang Benz am Rassismus und Antisemi- nicht tauglich ist, bewerkstelligt wird. Da-
26. 05. 2010 in der Sendung kulturzeit
auf 3sat in Bezug auf die vom däni- tismus durch wird er überhaupt erst zu jenem Un-
schen Künstlerduo „Surrend“ vorge- gleichwertigen erklärt, der er in der Realität
nommene Bezeichnung des Deutsch-
land-Korrespondenten der Jerusalem
des global durchgesetzten Weltmarkts und
Post als Stürmer-Journalisten und als Materialistische Kritik dagegen hat kenntlich seiner Subjektivität eben per se nicht ist. Wie
Teil der „jüdischen[n] Lobby in zu machen, dass der Rassismus historisch die sehr in dieser Denkform der Konkurrent im-
Deutschland“ fest, mit Antisemi- Biologisierung von Produktivitätsgefällen mer noch aufscheint, und wie wenig die Pro-
tismus habe dies nichts zu tun. darstellt. Als gesellschaftlich notwendiger jektion von eigener Verwertbarkeit aufgrund
9 Vgl. dazu: Peter Schmitt-Egner,
Schein kolonialer Praxis entsprang er daraus, „natürlicher“ oder „kultureller“ Zugehörig-
Rassismus und Wertgesetz. Zur be-
dass die Wertbestimmung kolonialer Arbeits- keit selbst von denen ganz geglaubt wird, die
grifflichen Genese kolonialer und fa- kraft in Natur aufgelöst wurde - dass die ko- solche Vorstellungen hegen, das zeigt schon
schistischer Bewusstseinsformen, in: lonialen Arbeitskräfte auf Natur, auf quasi das zwangsläufig gleichzeitige, aber entge-
Gesellschaft. Beiträge zur Marxschen tierisches Dasein reduziert wurden. Sie wur- gen gesetzte Szenario, demgemäß dieselben
Theorie, hrsg. v. H.-G. Backhaus, Nr.
8/9, Frankfurt/M. 1976.
den als „Minderwertige“ projiziert und ihre Zuwanderer, die doch als bloße Natur zu
gesellschaftliche Stellung naturalisiert. Ihre Wert schöpfender Arbeit gar nicht in der La-
10 Vgl. dazu und zu den Widersprü- Erscheinung als koloniale Arbeitskraft wur- ge sein sollen, nur deswegen „zu uns“ kä-
chen, die dem Rassismus daraus er- de also für das Wesen genommen, sodass es men, um „uns die Arbeitsplätze wegzuneh-
wachsen: Clemens Nachtmann, Rasse an der Oberfläche erschien, als ob die min- men“. Gegen den vorherrschenden Rassis-
und Individuum. Plädoyer für eine
vollendet künstliche Amoral, in: Ba- derwertige Behandlung einer „natürlichen musbegriff wäre also kritisch einzuwenden,
hamas, Nr. 58/2009, S. 53ff. Minderwertigkeit“ entspreche, wie auf der dass der Rassist und Fremdenhasser am Aus-
anderen Seite die Kolonialisierung der „na- länder gerade nicht das Fremde und Anders-
türlichen Überlegenheit" der Europäer ent- artige - die Differenz, wie es im postmoder-
springe.9 Zu Zeiten des Kolonialismus und nen Jargon heißt - hasst, sondern vielmehr
der Sklaverei, zu Zeiten der Durchsetzung die Gleichartigkeit. Was der Ausländerfeind
des Weltmarkts also, heftete sich diese die also verabscheut, und wogegen er verzwei-
Unterdrückung rationalisierende Verkehrung felt seine nationale Besonderheit stellt, ist
an einen realen gesellschaftlichen Unter- die Gleichheit und Ununterscheidbarkeit der
schied, den zwischen kapitalistischer und als Subjekte konstituierten Individuen im
vorkapitalistischer Subjektivität.10 Dieser Prozess der kapitalen Verwertung - und dar-
Unterschied existiert jedoch nicht mehr - über vermittelt seine eigene Austausch- und
was allerdings nicht bedeutet, dass sich die Ersetzbarkeit.
verkehrende Projektion aufgelöst hat und
verschwunden ist. Vielmehr hat sie eine Doch in Zeiten des durchgesetzten Welt-
Transformation und Verallgemeinerung er- marktes und seiner massenhaften Produktion
fahren und befriedigt nun ein allumfassendes von für den Fortgang der Verwertung Über-
psychisches Bedürfnis der krisenhaft konsti- flüssigen gibt es kein natürlich scheinendes
tuierten kapitalen Subjekte. Kriterium - wie etwa die Hautfarbe -, das den
Einzelnen ihre produktive Indienstnahme
Der Rassismus ist demgemäß zu verstehen und damit ihre Zugehörigkeit zum Kollektiv
als eine objektive Verkehrung, durch den die der Überlegenen sichert. Gerade diese Tatsa-
Einzelnen sich ihre Tauglichkeit zur Verwer- che aber nötigt diese Einzelnen umso mehr
tung bzw. ihre Zugehörigkeit zu einer Ge- zum Beharren auf der eigenen Unverwech-
meinschaft als Naturmerkmal halluzinieren. selbarkeit und der Attributierung der Kon-
Sie spalten die in der nachbürgerlichen Ge- kurrenten als Fremde oder Nicht-Dazugehö-

22 prodomo 14 - 2010
________________________________Antirassismus_______________________________

rige. Genau in dieser Tatsache ist denn auch sich aufeinander beziehen, findet seinen
11 Vgl. dazu etwa: Christian Fahren-
die in den letzten Jahren immer verstärkter Rahmen und seinen Ausdruck in der Kul-
bach: „Ossi“-Vermerk beschäftigt Ar-
zu beobachtende Fahndung nach kollektiven tur.“12
beitsgericht, unter: http://www.mor-
Identitäten zu verstehen: die Suche nach un- genweb.de/service/archiv/artikel/
hintergehbarer Identität, deren Anerkennung Was sich hier gesellschaftskritisch gibt, ist 687146685.html: „Das Allgemeine
den Individuen ihren „Platz an der Sonne“ - das genaue Gegenteil davon, nämlich die be- Gleichstellungsgesetz (AGG), verein-
facht Antidiskriminierungsgesetz ge-
d.h. an der Werkbank - garantieren soll. Der griffliche Verdopplung der gesellschaft-
nannt, verbiete eine Absage mit dem
arbeitsgerichtliche Streit etwa darum, ob Os- lichen Realität, statt ihrer kritischen Durch- Argument ‚Ossi‘. Das Gesetz wolle
sis eine eigene Ethnie sind und deswegen dringung: Die Annerkennung der Menschen schließlich Benachteiligungen auf-
dem Antidiskriminierungsgesetz unterlie- findet nicht als Anerkennung dieser als be- grund der ‚Rasse oder wegen der eth-
nischen Herkunft‘ausschließen. ‚Die
gen,11 ist nur eine, lediglich auf den ersten sondere Individuen statt, sondern als Exem-
beiden Teile Deutschlands haben sich
Blick belanglos und absurd wirkende Er- plare kultureller Kollektivsubjekte. Die Ein- während der Trennung auseinander-
scheinung dieses gesamtgesellschaftlichen zelnen werden entindividualisiert und zu gelebt‘, erklärt Nau [der Rechtsanwalt
Trends. Die Ununterscheidbarkeit der auf klar abgegrenzten Repräsentanten fremder der ostdeutschen Klägerin; A.G.]. ‚Die
Ostdeutschen hatten teilweise Wort-
Kapitalproduktivität und Staatsloyalität fest- Kulturen gemacht, deren Kritik als eurozen-
bildungen und Sitten, die wir nicht
gelegten Monaden treibt diese zur Behaup- tristische Anmaßung aufgefasst wird. Um kannten‘, führt er aus. Die Richter
tung der Differenz. Sie treibt sie zur For- auch hier nur ein Beispiel unter vielen zu müssen also entscheiden, ob der ‚Os-
schung nach Merkmalen, die die Zugehörig- nennen, sei ein Aufsatz von Sawitri Saharso si‘ eine eigene Ethnie ist. ‚Der Begriff
ethnische Herkunft ist weder in der
keit zu einem Kollektiv unhintergehbar be- zitiert, in dem sie ausführt, dass es rassis-
ursprünglichen europäischen Richtli-
gründen und entweder die als fremd Attribu- tisch sei, die Entfernung der Klitoris als Ver- nie noch im daraus abgeleiteten deut-
tierten draußen halten, oder den Sich-selbst- stümmelung (Mutilation) zu bezeichnen und schen Gesetz genau definiert‘, erklärt
Ethnifizierenden einen Zugang zu den Fut- zu verbieten: „Das Problem eines solchen Heiko Habbe, Rechtsanwalt und
Fachmann für Antidiskriminierungs-
tertrögen garantieren sollen, indem sie sich Verbots ist aber, dass viele Lebensweisen
recht.“
als unter Schutz zu stellende „Andere“ gerie- mit Praktiken der Geschlechterdiskriminie-
ren. rung verbunden sind. Obwohl ich begrüßen 12 Iman Attia, Die „westliche Kultur“
würde, wenn wir uns alle feministischen und ihr Anderes. Zur Dekonstruktion
Statt nun aber die Willkürlichkeit der kollek- Überzeugungen anschließen würden, haben von Orientalismus und antimuslimi-
tiven und identitären Zuschreibungen als Er- wir in unserem Privatleben das Recht, ge- schem Rassismus, Bielefeld 2009, S.
gebnis der negativen Vergleichung durch schlechterdiskriminierende Praktiken zu 18f.
Staat und Kapital zu kritisieren, beteiligt sich wählen. Eine Praktik aufgrund von Ge- 13 Sawitri Saharso, Gibt es einen mul-
der Antirassismus an der Verschleierung schlechterdiskriminierung zu untersagen, tikulturellen Feminismus? Ansätze
eben dieses Mechanismus. Die Projektion würde bedeuten, dass all diese Praktiken zwischen Universalismus und Anti-
der kollektiven Verschiedenheit wird nicht nicht mehr länger rechtens wären. Dies wür- Essenzialismus, in: Zwangsfreiheiten.
als dem Wunsch des kapitalen Subjekts ent- de aber unzulässigerweise persönliche Frei- Multikulturalität und Feminismus,
hrsg. v. B. Sauer u. S. Strasser, Wien
sprungen kritisiert und nicht als wahnhafter heiten einschränken.“13 Solcher Antiras- 2008, S. 19.
Versuch denunziert, der Gleichheit der Kon- sismus, der sich allen Ernstes als emanzipa-
kurrenz zu entgehen, sondern wird vielmehr torischer Sprecher für die Unterdrückten be-
in der Anerkennung der „Verschiedenartig- greift, baut auf einer positiv verstandenen
keit der Kulturen“ affirmiert und bloß posi- kulturellen Identität der Menschen und Völ-
tiv gewendet. Dieser Antirassismus nimmt ker auf, und schreckt dabei zwangsläufig
den rassistischen Impuls auf, der die Ver- nicht davor zurück, auch noch die schlimms-
schiedenheit der Menschen nicht als je indi- ten Verbrechen als „persönliche Freiheit“
viduelle Qualität, sondern als Ausdruck ei- innerhalb der kulturellen Vielfalt unter Na-
nes unentrinnbaren Kollektivs behauptet. So turschutz und damit unter Kritikverbot zu
schreibt etwa Iman Attia in ihrem Buch Die stellen.
„westliche Kultur“ und ihr Anderes: „In ge-
sellschaftskritischer Perspektive und von so- Der Rassismus wie der Antirassismus sind
ziologischen Begriffen, Fragestellungen und objektive Denkformen der warenproduzie-
Aufgaben ausgehend, ergänzt die poststruk- renden Vergesellschaftung und als solche
turalistische Sozialwissenschaft mit der Ka- Ausdruck des Wahns mittels dessen die kapi-
tegorie ‚Kultur‘ die bislang zentralen Kateg- talen Subjekte sich einer als natürlich imagi-
orien der Struktur und des Subjekts. Als Bin- nierten, unaufkündbaren Zugehörigkeit zum
deglied zwischen Struktur und Subjekt ist Kollektiv, zur Gemeinschaft der Unab-
Kultur der Bereich, in dem Subjekte in den kömmlichen versichern möchten. Die allum-
Strukturen handeln, sie sich aneignen, sie fassende Nötigung, die eigene Nützlichkeit
hervorbringen und transformieren. […] Die- und Vernutzbarkeit im Gange der Verwer-
ser Prozess, in dem Subjekte und Strukturen tung, welche stets nur verlangt, niemals aber

prodomo 14 - 2010 23
________________________________Antirassismus_______________________________

garantiert ist, zu beweisen, ist solcherart aber zwischen Rassismus und Antisemitismus:
14 So macht etwa der sozialdemokra- nicht aus der Welt zu schaffen. Die harmo- Ersterer „ereignet sich […] im Rahmen von
tische österreichische Bundeskanzler nisch halluzinierte Gemeinschaft entpuppt Vergleichung und Konkurrenz, während der
Werner Faymann vaterlandslose Spe-
kulanten für die ausbleibende Bil- sich stets wieder als Zwangszusammenhang Antisemitismus sich gegen die durch den
dungsreform in Österreich und andere von Konkurrenten, die ihrem Verwiesensein Tausch gestiftete Vergleichung der Indivi-
Angriffe auf die Gerechtigkeit verant- an den kapitalen Prozess, den doch nur sie duen als kapitale Subjekte wendet.“ Letzte-
wortlich: „Wir sind für eine gemein- selbst in Gang halten, nicht entgehen kön- rer rationalisiert also die Vergleichung als
same Schule, für ganztägige Schulfor-
men. Da betrachte ich solche Initiati- nen. Sie befinden sich in einer objektiven Si- Verschwörung und projiziert sie auf empiri-
ven und schon gar nicht Sie persön- tuation, in der sie der negativen Verglei- sche Personen, die er ohne Rücksicht auf ih-
lich als Gegner, sondern als Unterstüt- chung in der Konkurrenz ausgesetzt sind, re Besonderheiten aus der Welt schaffen
zung. Es ist legitim, zu sagen, ich hät- welche einerseits ihre Subjektivität perma- möchte. „Antisemitismus ist der barbarische
te gerne von allem das Doppelte und
das gleich. Aber das funktioniert nent setzt, diese aber ebenso permanent be- Aufstand aller Ressentimentgeladenen und
nicht. Nicht durch die Schuld eines droht und hintertreibt. Dies bringt den Hass Opferwütigen, egal, wie sehr sie mit welch
Landes allein, sondern durch eine auf das gleichmachende Prinzip und alles, ‚rassistischen‘ Vorwänden auch immer sich
internationale Entwicklung haben was damit identifiziert wird hervor. Das untereinander selbst ans Leder wollen.“16
Spekulationen der Realwirtschaft so
viel Geld weggenommen, dass die „automatische Subjekt“ (Marx), das die Ein- Dies ist auch der Grund, warum sich unter
Staaten jetzt einfach zu wenig haben. zelnen durch ihr gesellschaftliches Handeln jenem antiisraelischen Transparent eine auf
[...] Auf der anderen Seite liefert die produzieren und reproduzieren, wird von ih- den ersten Blick derart heterogene Masse
Spekulation der Finanzmärkte nichts nen in einem Akt der Veräußerlichung als versammeln kann, wie auf der Demonstra-
an die öffentliche Hand ab. Für öf-
fentliche Aufgaben, für das, was wir über ihnen stehende Macht konkretisiert und tion in Wien am 4. Juni 2010: Internationa-
eine soziale und gerechte Welt nen- soll als Aggressor dingfest gemacht werden: listische Trotzkisten, arabische Islamisten,
nen, ist dann weniger da.“ (Der Stan- als Finanzkapital und Spekulantentum14, als kurdische Nationalisten, türkische Faschis-
dard, 28./29.08.2010, S. 8) Globalisierung, als Arroganz und Maßlosig- ten der Grauen Wölfe und „Feministischer
keit des Westens u. ä. „Die Feindschaft der Widerstand gegen imperialistischen Krieg“17
15 Uli Krug, Pazifistische Bruder-
Völker gegen die Globalisierung von außen - der Bezug auf den gemeinsamen Feind, der
schaft. Antirassisten und Nationalre-
volutionäre gemeinsam gegen Zi- entspricht der Feindschaft der Kollektivsub- gemeinsame Hass auf das Abstrakte und die
onismus und Globalisierung, in: Ba- jekte gegen den Zersetzer im Inneren. In Sehnsucht nach unhintergehbarer Gemein-
hamas, Nr. 37/2002, S. 16. multipler Form entsteht so das ‚ewig jüdi- schaft schafft die Einheit der antisemitischen
sche Prinzip‘ neu, jenes das stets verneint.“15 Internationale; diese ungenießbare Melange
16 Clemens Nachtmann, Drittes ermöglicht die Konstituierung jener Hetz-
Reich, Dritte Welt, Dritter Weg. Über
Rassismus und Antirassismus, in: Ba-
Die kapitalen Subjekte halluzinieren sich ein masse von einander spinnefeindlich gesinn-
hamas, Nr. 43, 2003/04, S.58. personifiziertes negatives Prinzip, auf das sie ten Rackets.
alle krisenhaften Phänomene der Moderne
17 Siehe unter: http://www.flickr.com/
projizieren, ihm Allmacht und Allgegenwär- Es ist allein der Antisemitismus, der als all-
photos/49643818@N03/4669495160/ tigkeit unterschieben, und es für alle emp- umfassende Welterklärung auftritt und eine
in/set-72157624078673959/.
fundenen Übel und Ungerechtigkeiten ver- existentielle Feinderklärung vornimmt, die
antwortlich machen. Insofern schwingt im ohne Rücksicht auf alle individuellen und
Antisemitismus notwendig und immer ein sozialen Eigenschaften vorgeht und alle von
sozialrevolutionäres Moment mit - die ihm Betroffenen auf bloße Opfer, auf zu ver-
Schreckgestalt eines verneinenden Prinzips, nichtendes Material reduziert. Er ist die
das die Menschen, die Völker und Kulturen autoritäre Rebellion gegen die widersprüch-
ins Übel stürzt, das ihre Identität unterwan- liche und krisenhafte Konstitution der als ka-
dert und zu zersetzen droht; diesem Prinzip pitale Subjekte gesetzten Individuen und als
soll es an den Kragen gehen, um so Identität solche gleichzeitig die bewusste Exekutie-
endgültig und definitiv fest- und stillzustel- rung der barbarischen Züge, die die kapital-
len. In genau diesem Zusammenhang ist vermittelte Vergesellschaftung in ihrem Ver-
auch das eingangs zitierte Transparent zu lauf aus sich selbst heraus produziert. Der
verstehen: Der jüdische Staat wird als jener Antisemitismus ist somit zu charakterisieren
rassistische Aggressor projiziert, der die als fetischistische Revolte gegen das Kapital
schützens- und erhaltenswerten Kulturen, auf der Grundlage des Kapitals, und genau
Differenzen und „Praktiken“ (Saharso) der darin, eine konformistische Rebellion gegen
Welt bekämpft und zerstört, um sie unterjo- das Kapital auf dessen eigener Grundlage
chen und ausbeuten zu können und den an exekutieren zu wollen, gleicht sich der ge-
diesem Unterfangen zu hindern als anti- sinnungsethische Antikapitalismus der Anti-
rassistische Pflicht erscheint. globalisierer und der Panarabisten, der Isla-
misten und der Antiimperialisten, was auch
Es existiert ein fundamentaler Unterschied erklärt, warum der Antisemitismus ein not-

24 prodomo 14 - 2010
________________________________Antirassismus_______________________________

wendiges Moment all dieser Weltanschauun- Es ist der Antirassismus selbst, der den Ras-
gen ist; und zwar genau jenes verbindende sismus nicht als eine objektive Gedanken- 18 Vgl. dazu den Report Mainz
Moment, das ihre jeweilige Avantgarde auf form der globalen kapitalistischen Vergesell- der ARD vom 07.06.2010. (http://
der Mavi Marmara hat zusammenfinden las- schaftung begreifen kann. Er macht ihn statt- www.youtube.com/watch?v=zm8
-32abifM&feature=player_em-
sen. dessen zu einer Chiffre für Unrecht und Un- bedded)
gerechtigkeit schlechthin und schwingt sich
so zum ressentimentgeladenen Deutungs- 19 Vgl. http://bak-shalom.de/in-
muster für gesellschaftliche Prozesse aller dex.php/2010/06/06/stellungnah-
Antirassismus als Art auf. Um auch hier wieder nur ein Beispiel me-des-bak-shalom-zu-den-reak-
Antikapitalismus zu nennen: Im Vorfeld der berüchtigten Dur- tionen-auf-den-stopp-der-free-ga-
za-flottille/.
ban Review-Konferenz letztes Jahr in Genf
hielt das Forum für Menschenrechte in Is- 20 Vgl. http://www.jpost.com/
Der spontane Antikapitalismus, für den in rael/Palästina, dem etwa Amnesty Interna- servlet/Satellite?cid=1239710727
Deutschland paradetypisch Die Linke steht, tional Schweiz und die Schweizer Caritas an- 591&pagename=JPost%2FJPAr-
erklärt Ausbeutung und Verelendung als Aus- gehören, am 19. April 2009 eine Israel Re- ticle%2FShowFull.
fluss egoistischer und raffgieriger Absichten, view-Konferenz ab. Auf dieser wurden allen 21 Leo Löwenthal, Falsche Pro-
fasst diese in weiterer Folge als rassistische Ernstes israelische Swimming Pools zu pheten. Studien zur faschistischen
Diskriminierung und Ausplünderung der rassistischen Unterdrückungsmaßnahmen er- Agitation, in: Ders., Falsche Pro-
Völker der Dritten Welt und ist bestrebt, dar- klärt, die den in der palästinensischen Schol- pheten. Studien zum Autorita-
über die Zusammenrottung der Verelendeten le wurzelnden Olivenhainen das Wasser ab- rismus, Frankfurt/M. 1990, S. 42.
zum Kollektiv der sich Wehrenden und Zu- graben würden.20 Wie Leo Löwenthal bereits
rückschlagenden zu betreiben, wie man nicht in den 1940er Jahren festgestellt hat, dient
zuletzt an den Geschehnissen rund um die diese Art der Agitation nichts anderem als
antisemitische Piratenfahrt gen Gaza beob- dem Schüren von „Ressentiments gegenüber
achten konnte. Es entspricht genau der anti- den Exzessen des Luxus.“ In seiner Studie
rassistischen Weltanschauung, wenn Anette Falsche Propheten führt er aus: „Der Agitator
Groth von einer „unglaublich gute[n] Atmo- entwirft ein bizarres Bild überdimensionier-
sphäre“ inklusive Gesang auf der Mavi Mar- ter luxuriöser Besitztümer, […] wo es von
mara schwärmt und Norman Paech erklärt, Schwimmbassins nur so wimmelt.“21
sich in diesem „bunte[n] Treiben“ wie auf ei-
nem „Bazar“ gefühlt zu haben.18 Es ent- Der so argumentierende Antirassismus ist ei-
spricht genau dieser Disposition, dass beide ne antikapitalistische Bewegung, die sich die
nichts als harmonische und friedliche Vielfalt Verallgemeinerung des Elends auf ihre Fah-
der Kulturen erkannt haben wollen, bis die is- nen geschrieben hat und die, die sich unter
raelische Soldateska diesem fröhlichen und dieser Fahne sammeln, erwarten nur eine
bunten Treiben ein gewaltsames Ende berei- Form der Belohnung: Sie dürfen ihr Mütchen
tet habe und dafür zurecht mit Gewalt kon- an den im Luxus verkommenen Sündern küh-
frontiert wurde, die nichts als Gegenwehr und len, wenn ihnen diese als Beuteopfer in die
Selbstverteidigung gewesen sei. Der an die- Hände fallen. Seine Agitation zielt darauf, die
ser Stelle als repräsentatives Beispiel einer Gesellschaft in identitäre, gemeinschaftliche
sich selbst als oppositionell halluzinierenden Elendsselbstverwaltung zu überführen. Die
Organisation herangezogene BAK Shalom zu schützenden Völker und Kollektive sind
gibt zu dieser Irrenlogik dann das Feigenblatt charakterisiert dadurch, dass sie durch rigide
ab, indem er in seiner Stellungnahme zur Verzichtsmoral und das aggressive Einklagen
„Unterstützung der ‚Friedensflotille‘“ den eines Opferstatus zusammengehalten werden
Parteigenossen Höger, Paech und Groth erst und dieses Einklagen ermöglicht es, sich als
Respekt ob der „widrigen Umstände, die sie jene „verfolgende Unschuld“ (Karl Kraus) zu
durchmachen mussten“, ausspricht und ihnen präsentieren, die aus den Ausführungen
danach ins Stammbuch schreibt, dass sie es Groths und Paechs spricht. Dieses Einklagen
bei der grundsätzlich nicht verwerflichen „In- ermöglicht es, sich als Opfer zu fühlen und
fragestellung der israelischen Blockadepoli- aufzutreten, das in der Verfolgung des imagi-
tik“ ein wenig übertrieben hätten, um schließ- nierten Verursachers der als Übel und Unge-
lich ebenfalls die Souveränität des jüdischen rechtigkeit empfundenen gesellschaftlichen
Staates zu untergraben, indem er ihm kluge Verhältnisse immer nur in Notwehr auf einen
Ratschläge gibt und eine internationale äußeren Aggressor zu reagieren beansprucht.
Untersuchungskommission fordert.19 So charakterisiert auch Jürgen Habermas die
Selbstmordanschläge islamistischer und pan-

prodomo 14 - 2010 25
________________________________Antirassismus_______________________________

arabistischer Rackets als psychologisch könnte, ganz selbstbewusst einen Kampf ge-
22 Jürgen Habermas, Fundamenta- nachvollziehbare Reaktion, mit der eine gen die Zivilisation führen und diese ver-
lismus und Terror, in: Ders., Der ge- durch „gewaltsame Entwurzelung“ „aus ih- nichten möchten, die an der Barbarisierung
spaltene Westen, Frankfurt/M. 2004,
ren kulturellen Traditionen herausgerissene der Verhältnisse arbeiten, sondern der rassi-
S. 19.
Bevölkerung“ auf die „aufreizend banalisie- stische Westen mit seinen universalistischen
23 Jürgen Habermas/Jacques Derrida, rende[…] Unwiderstehlichkeit einer materi- Vorstellungen etwa vom Kriegsrecht. Wäh-
Der 15. Februar - oder: Was die Eu- alistisch einebnenden Konsumgüterkultur“ rend der Kampf gegen Rassismus, wie ihn et-
ropäer verbindet, in: Habermas, Der reagiert22 Es gelte dementsprechend - so Ha- wa die amerikanische Bürgerrechtsbewe-
gespaltene Westen, a. a. O., S. 51.
bermas in einem anderen, gemeinsam mit gung in den 1960ern geführt hat, den Aus-
24 Judith Butler, Unbegrenzte Haft, Jacques Derrida verfassten Aufsatz -, den ji- schluss bestimmter Bevölkerungsgruppen
in: Dies., Gefährdetes Leben. Politi- hadistischen Terror als eine Bewegung zu se- von universalistischen Rechtsansprüchen
sche Essays, Frankfurt/M. 2005, S. hen, welche den Westen „für die Gewalt ei- kritisierte und dagegen vorging, dreht der
109. ner oktroyierten und entwurzelnden Moder- Antirassismus den Spieß um: Er behauptet,
25 Ebd., S. 108. ne zur Rechenschaft“ zieht.23 vernunftgeleitete Maßstäbe seien rassistisch,
weil westlich. Er denunziert und verwirft so
Nicht die Jihadisten mit ihrem Hass auf den den Universalismus als Partikularismus - so-
Westen sollen die Urheber der Selbstmord- lange dieser nicht auch noch das grausamste
anschläge sein, sondern der arrogante und Verbrechen im Namen der Kultur mit einbe-
überhebliche Westen, der seine Kultur dem zieht. Der Universalismus, der Butler vor-
gesamten Erdball aufzwinge, fordere solch schwebt, ist der der vollendeten kulturell-
antirassistische Gegenwehr geradezu heraus. konkreten Parzellierung im Kampf gegen die
Diese wird folglich auch nicht als Krieg, son- abstrakten Allgemeinbegriffe.
dern geradezu als - wenn auch manchmal
überzogen gewaltsame - kulturbewahrende
Notwendigkeit verstanden, womit die anti- Der friedenssehnsüchtige
westliche Enthemmung zugleich gegen jede
Kritik immunisiert wird. Durch die Selbst- Kampf gegen Israel
entmündigung mittels der Reklamierung des
Status als bloßes Opfer verbitten sich die
Kollektive und ihre Fürsprecher nicht nur je- Dieser Antirassismus ist - wie bereits er-
de Einmischung, sondern auch jede Kritik wähnt - Ausdruck einer konformistischen
von vornherein als ethno- oder eurozentristi- Revolte gegen das Kapital. Er entspringt
sche Arroganz und als Rassismus. So nicht dem Wunsch nach Emanzipation, son-
schreibt etwa Judith Butler in ihrem Aufsatz dern ist vielmehr das genaue Gegenteil von
Unbegrenzte Haft in Hinblick auf jihadisti- emanzipatorischer Umwälzung auf dem
sche Kämpfer: „Wenn wir annehmen, dass höchsten Niveau bestehender Vergesell-
jeder Mensch so Krieg führt, wie wir das tun, schaftung. Stattdessen will er in einem ein-
und daß dies ein Teil dessen ist, was ihn er- seitigen Angriff auf die als abstrakt abgespal-
kennbar menschlich macht, […] dann ver- tenen Seiten der Warenproduktion das Kon-
wenden wir einen begrenzten und begren- kret-Natürliche retten und entspricht darin
zenden kulturellen Rahmen für unser Ver- genau der antisemitischen Denkform. Die
ständnis dessen, was es heißt, menschlich zu wertförmige, über das Geld vermittelten Ver-
sein.“24 Und sie fährt fort: „Wenn diese Ge- gesellschaftung wird nicht deswegen kriti-
walt Terrorismus ist anstatt Gewalt wird sie siert, weil sie irrational und die von ihr ge-
als ein Handeln ohne politische Zielsetzung setzte Individualität als Anhängsel der Wert-
aufgefasst, oder sie kann politisch nicht ge- verwertung eine ideologische und krisenhaf-
deutet werden. […] Daß es ein islamischer te ist. Die Gesellschaft und der über sie ver-
Extremismus oder Terrorismus ist, bedeutet mittelte Individualismus werden vielmehr
einfach, daß die bereits vom Orientalismus denunziert, weil längst schon keine Gesell-
bewirkte Entmenschlichung auf die Spitze schaft von Individuen mehr gedacht, ge-
getrieben wird, so daß diese Art von Krieg schweige denn verwirklicht werden soll,
aufgrund ihrer Einzigartigkeit und Außerge- sondern lediglich ein weltweiter Ethnienzoo
wöhnlichkeit von den Annahmen der Univer- verschiedener Kulturen und anderer kollekti-
salität und vom Schutz der Zivilisation aus- ver Identitäten. „In mir“, formuliert Butler in
genommen wird.“25 Auch hier sind es ihrer Kritik der ethischen Gewalt, ist „eine
wiederum nicht die Jihadisten, die, wie man andere Geschichte am Werk und es ist un-
in jeder ihrer Verlautbarungen nachlesen möglich zwischen dem ‚Ich‘ […] und dem

26 prodomo 14 - 2010
________________________________Antirassismus_______________________________

‚Du‘ - der Menge der ‚Dus‘ -, das mein Be- der Rationalisierung die sich über ihren to-
gehren von Anfang an bewohnt und enteig- dessehnsüchtigen Voyeurismus gelegt hat, 26 Judith Butler, Kritik der ethischen

net, zu unterscheiden.“26 In allen von uns ist wenn sie auf das Gefühl der Reue und Trau- Gewalt. Adorno-Vorlesungen 2002,
eine Geschichte, eine Struktur, ein Sein Hei- er hinweist, dass „die Bilder mit Napalm ver- Frankfurt/M. 2007, S. 102.
deggerscher Provenienz am Werk, das be- brannter Kinder“ im Vietnamkrieg ausgelöst 27 Ebd., S. 136.
dingt, dass wir „alle nicht genau umgrenzt, haben. So bedauert sie, dass die „Medien
nicht wirklich abgesondert, sondern einander solche Bilder nicht mehr zeigen“ und uns 28 Judith Butler, Gefährdetes Leben,
körperlich auf Gedeih und Verderb ausgelie- deswegen die Menschenleben „nicht in ihrer in: Dies., Gefährdetes Leben, a. a. O.,
fert sind, einer in der Hand des anderen.“27 Gefährdetheit und Vernichtung erscheinen S. 170.
[…].“ „Unter den derzeitigen Bedingungen
29 Ebd., S. 177.
Dass der als Menschenliebe und Verantwor- der Darstellung" so fährt sie fort, „können
tungsethik auftretende Antirassismus sich wir weder den gequälten Schrei hören noch
aus trüben Quellen speist, aus genau jenem durch das Gesicht gezwungen oder genötigt
Hass auf den Konkurrenten, der im unmittel- werden. […] [W]elche Medien werden uns
bar rassistischen Stereotyp offen zutage tritt diese Zerbrechlichkeit wissen und fühlen
und im antirassistischen nur positiv gewen- lassen und damit an die Grenzen der Darstel-
det ist, sprechen die Vertreter dieser Weltan- lung gehen, so wie diese zur Zeit kultiviert
schauung offen aus. So hadert Judith Butler und unterhalten wird?“29
damit, dass der Westen in seiner arroganten
Zentrierung auf Vernunft und Gesundheit, Butlers gesamte Ethik ist eine Apotheose des
die „Gefährdetheit des Lebens“28 nicht als Leids als menschliches Existenzial. Den An-
das unhintergehbare menschliche Existenzial spruch auf Versöhnung wird man bei ihr ver-
affirmiere, sondern stattdessen versuche, geblich suchen, vielmehr denunziert sie ihn
diese in seiner Verdrängung des Todes und als anmaßende Hybris des modernen Sub-
des Wahnsinns zu derealisieren und zu über- jekts und insofern spielt auch der Begriff des
tünchen. Es ist lediglich eine dünne Patina Glücks in ihrer Philosophie keine Rolle: Das

Yes, understanding Hamas, Hezbollah as social movements that are progressive,


that are on the Left, that are part of a global Left, is extremely important...

So again, a critical, important engagement. I mean, I certainly think it should be


entered into the conversation on the Left. I similarly think boycotts and divestment
procedures are, again, an essential component of any resistance movement.

Heilige Judith Butler...

...bete für uns Rassist_innen...

...jetzt und am Sprechort...

...unseres Todes.

Amen!

Judith Butler (Mitte, Burka) im Kreis ihrer deutschen Anhänger

prodomo 14 - 2010 27
________________________________Antirassismus_______________________________

Menschliche, das es zu schützen gelte, ist ihr gefallen sind, welche für Butler gemäß ihrer
30 Ebd., S. 170. vielmehr der „Schrei menschlichen Leidens, Theorie diskursiver Einschreibung38 kaum
der keine direkte Darstellung zuläßt“30 - eine mehr als die Verwundung durch performati-
31 Ebd., S. 165. uns in Geiselhaft nehmende „Vokalisierung ve Sprechakte und diskriminierende Adres-
der Qual“.31 Dies nicht etwa zu kritisieren sierungen ist: Offener als an dieser Stelle
32 Butler, Kritik der ethischen Ge-
und abzuschaffen, sondern anzuerkennen kann die poststrukturalistische Trivialisie-
walt, a. a. O., S. 124.
und zum Programm einer Ethik zu machen, rung und Wegarbeitung von Auschwitz kaum
33 Ebd., S. 141. ist das Anliegen von Butlers Schriften, in de- ausfallen.
nen sie dezidiert die Bejahung der „Unfrei-
34 Ebd. S. 142f. heit im Herzen unserer Beziehungen“32 pro- Dass Butler nur pars pro toto für das antiras-
pagiert. Diese Unfreiheit und damit Todes- sistische Weltbild ist, wird deutlich, wenn
35 Vgl. ebd., S. 125ff.
verfallenheit menschlichen Lebens nicht an- man einen weiteren Blick in das bereits zi-
36 Ebd., S. 128f. zuerkennen, darin besteht für Butler die Kar- tierte Buch Die „westliche Kultur“ und ihr
dinalsünde des Westens und seiner Subjekti- Anderes wirft. Darin schreibt Iman Attia,
37 Ebd. S. 128. vität, die ihr eine einzige Veranstaltung ist, dass es „eine deutsche Mitschuld an der La-
der unhintergehbaren Verletzbarkeit allen ge von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten“
38 Vgl. dazu: Judith Butler, Hass menschlichen Lebens zu entrinnen. Es gehe gibt, und zwar „durch die nationalsozialisti-
spricht. Zur Politik des Performati- dem westlichen Denken darum, einen „‚mo- sche Ermordung und Exilierung von Juden
ven, Frankfurt/M. 2006.
ralischen Narzissmus‘ (zu nähren), dessen und Jüdinnen, die den politischen Zionismus
39 Attia, Die „westliche Kultur“ und Lustgewinn in seiner Fähigkeit liegt, die und damit die Landnahme und Vertreibung
ihr Anderes, a. a. O., S. 82. konkrete Welt zu transzendieren“33 - also von PalästinenserInnen forcierten.“39 Der
Qual, Leid und dem Tode Ausgesetztsein ab- „deutsche Beitrag zur Kolonialisierung des
40 Ebd., S. 83. ‚Orients‘ bereits vor dem Nationalsozia-
schaffen zu wollen, was laut Butler eine arro-
gante Halluzination ist. lismus“ so führt sie weiter aus, sei be-
41 Judith Butler/Gayatri Chakravorty
schränkt gewesen, da das Deutsche mit dem
Spivak, Sprache, Politik, Zugehörig-
keit, Zürich - Berlin 2007, S. 33 f. Indem sie jedes über Immanenz hinausge- Osmanischen Reich verbündet war und des-
hende Denken als Ausfluss moderner Sub- sen Interessen nicht in die Quere kommen
jektherrschaft und Selbstzurichtung denun- wollte. „Im Zuge des Nationalsozialismus
ziert, gerät ihr - wen wundert es noch - der freilich zeigte das Deutsche Reich kein Inte-
Zionismus ins Blickfeld, jene politische Be- resse an der Unterstützung von Jüdinnen und
wegung, die sich mit der Opferrolle der Ju- Juden. [sic!] In diesem Kontext ist der deut-
den nicht abfinden, sondern diese durch die sche Beitrag zur Kolonisierung Palästinas im
Schaffung eines verteidigungsfähigen Staa- Zusammenhang mit der eliminatorischen Po-
tes beenden oder zumindest eindämmen will. litik (Holocaust) und dem zunehmenden
Die Einfühlung ins Leid und die Denunzia- Antisemitismus zu sehen, in dessen Folge die
tion jedes Versuches, das Unmenschliche aus Gründung eines eigenen Staates als Ausweg
der Welt zu schaffen34, charakterisiert Judith eingeleitet wurde.“40
Butlers Denken und bricht sich in den altbe-
kannten Ressentiments Bahn. So kritisiert sie Während Attia die Vernichtung des europäi-
etwa Emmanuel Lévinas’ Versuch, über die schen Judentums also rationalisiert, indem
Bedeutung des Holocaust für seine Verant- sie die Palästinenser zu deren eigentlichen
wortungsethik nachzudenken, als eine alter- Opfern erklärt, so tut Butler dies, indem die
native Version des Auserwähltheits-An- Shoa bei ihr, wenn überhaupt, dann nur als
spruchs des Judentums.35 Lévinas’ Überle- Verwundung vorkommt, aufgrund derer Le-
gungen seien eine „skandalöse Darstellung vinas zum Zionisten wurde und so die „mör-
des jüdischen Volkes“, eine zionistische Le- derische Aggression“ Israels gerechtfertigt
gitimationsstrategie, die „zu einem schran- habe. In ihrer in dem Text Sprache, Politik,
kenlosen Rückgriff auf Aggression im Na- Zugehörigkeit geführten Auseinandersetzung
men der ‚Selbstverteidigung‘“ ermächtige.36 mit Hannah Arendts Elementen und Ur-
Während sie den Zionismus im Allgemeinen sprüngen totaler Herrschaft etwa ist mit kei-
als „mörderische Aggression“ begreift, ge- nem Wort von Antisemitismus und Vernich-
steht sie Lévinas gönnerhaft zu, dass sein tung die Rede. Der Nationalsozialismus fir-
Denken „hier wirklich durch Verletzungen miert hier als jene „Zeiten“, in „denen Men-
und Beleidigungen geprägt“37 ist, die er erlit- schen deportiert wurden, ihre Rechte verlo-
ten habe. Dazu muss man wissen, dass Lévi- ren, aus ihren Häusern vertrieben oder als
nas’ Eltern und Brüder in Litauen der natio- Menschen zweiter Klasse geführt wurden.“41
nalsozialistischen Vernichtung zum Opfer Anders darf er auch nicht vorkommen, geht

28 prodomo 14 - 2010
________________________________Antirassismus_______________________________

es Butler doch darum, Israel und die USA tional-Staates im Gegensatz zum post-sou-
als die Erben dieser Politik darzustellen; veränen Staat, dem Staat der Selbstbestim- 42 Judith Butler, Unbegrenzte Haft, in:
als Erben, die diese Politik sogar noch mung, den Butler sowohl durch den Inter- Dies., Gefährdetes Leben, a. a. O., S.
übertreffen, da die „außergesetzliche Aus- nationalen Strafgerichtshof51 als auch in 119.
übung von Souveränität“42 zwar „nicht Palästina heraufdräuen sieht, dem Staat der 43 Ebd., S. 112.
neu“ sei, der „Mechanismus“ aber, mit Selbstbestimmung, der das Territorium de-
dem die USA und Israel sich dieses Instru- nationalisiert und so die Souveränität de- 44 Judith Butler, Gewalt, Trauer, Politik,
ments bedienten, um ihre Ziele zu errei- formiert.52 Israel dagegen als Nationalstaat in: Dies., Gefährdetes Leben, a. a. O., S.
chen, eine „Einmaligkeit“ darstelle.43 Die par excellence gewinne seine Souveränität 57.
Anschläge von 9/11 betrachtet Butler dage- durch Vertreibung, Entrechtung und der 45 Ebd., S. 43.
gen als tätige „Dezentrierung“, mittels de- Einrichtung von Gaza als „Open-Air-Ge-
rer Al-Qaida den USA die konstitutive Ver- fängnis“53; allesamt „Permutationen der 46 Judith Butler, Erklärung und Entlas-
wundbarkeit des Lebens vor Augen geführt Staatsmacht“54, mit denen es nationale tung oder: Was wir hören können, in:
habe. Der Jihadismus ist ihr also quasi eine Ordnung in die von Differenz geprägten Dies., Gefährdetes Leben, a. a. O., S. 34.
Schickung des Seins, die die hybrishafte Menschen einschreibt. Mittels dieser Ein-
47 Ebd., S. 35.
Seinsvergessenheit souveräner Subjekte schreibung - in Bezug auf Israel kennt But-
anklagt, um so zum „Verlust der Überheb- ler plötzlich Einschreibungen, die nicht 48 Butler, Gefährdetes Leben, a. a. O., S.
lichkeit der Ersten Welt“44 beizutragen. rein diskursiv sind, die mehr sind als die
168.
Die USA aber hätten diese „Erfahrung der „Verletzungen und Beleidigungen“, die Lé-
Demütigung“45 nicht genutzt und stattdes- vinas durch den Nationalsozialismus erlit- 49 Butler, Gewalt, Trauer, Politik, a. a.
sen zum Zwecke der Wiederherstellung ih- ten habe - realisiert Israel seine Souverä- O., S. 59.
res Subjektstatus’ den War on Terror als ei- nität als „spezifische Anordnung von
50 Butler, Gefährdetes Leben, a. a. O.,
nen „Kreislauf der Gewalt im Namen der Macht und Zwangsmitteln, die eigens dazu
S. 168.
Gerechtigkeit“46 gestartet. Indem die Ver- bestimmt ist, die Lage und den Zustand des
einigten Staaten sich so gegen das Sein ab- Enteigneten zu schaffen und zu erhalten“55 51 „Ich glaube nicht, daß der Inter-
dichteten, indem sie Ordnung stifteten und ist so für Butlers Weltanschauung der nationale Strafgerichtshof Souveränität
kraft der Verteufelung und Vernichtung der Inbegriff eines rassistischen Apartheidsys- kriminalisiert hat, aber es ist schon der
im Islam dingfest gemachten Differenz, tems schlechthin. Dementsprechend be- Fall, daß er eine Reihe internationaler
Schutzmechanismen entwickeln will,
machten sie „die Gewalt im Namen ihrer zeichnet sie Gaza auch als Ghetto und soli- die nicht auf Basis der National-Staaten
Verleugnung zum Dauerzustand“47, eine darisiert sich mit der Hisbollah56, die sie formuliert sind, wie es die Genfer Kon-
Gewalt, die sich nicht nur im offenen Krieg als Widerstandsgruppe für die „Selbstbe- vention tat. Das Versprechen ist also, daß
äußere, sondern auch in der universalisti- stimmung des libanesischen Volkes“ apos- ein postnationales Verständnis dessen
entwickelt werden soll, was Menschen-
schen Kultur, welche die USA der Mensch- trophiert57 und mit der Hamas, die sie ge- rechte sein könnten.“ (Butler/Spivak,
heit aufzwängen. In diesem Zusammen- meinsam mit der Hisbollah, den „progres- Sprache, Politik, Zugehörigkeit, a. a. O.,
hang spricht Butler der Burka „wichtige siven sozialen Bewegungen“ und der „glo- S. 68)
kulturelle Bedeutungen“ als Notwehrmaß- balen Linken“ zurechnet, in der Butler 52 Vgl. ebd., S. 70.
nahme gegen die rassistische Oktroyierung auch sich selbst verortet58 - auch wenn sie
westlicher Werte zu: Diese stehe „für die diese Solidarität als kritische verstanden 53 Ebd., S. 10.
Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und wissen will, weil sie, wie schon Habermas
Religion, zu einer Familie“, sie sei „eine und Derrida, die Gewaltfrage im Kampf 54 Ebd., S. 12.
Übung in Bescheidenheit und Stolz“ und gegen „Kolonialismus und Imperialismus“
diene „als Schleier […], hinter dem und etwas anders beantwortet sehen möchte.59 55 Ebd., S. 9.

durch den die weibliche Handlungsfähig- Womit sich der Kreis geschlossen hat und
56 Judith Butler u.a., Solidaritätserklä-
keit wirken kann.“48 Demgemäß fasst sie wir wieder bei dem eingangs zitierten
rung mit den Menschen in Libanon und
Kritik an der Burka als „kulturimperialisti- Transparentslogan angelangt wären: Der Palästina, unter: http://www.islinke.
sche Ausbeutung des Feminismus“49, als Kampf gegen vernünftige Universalität de/sol_libanon.htm.
Teil eines Programms der „Dezimierung is- und damit der Kampf gegen allgemein-
lamischer Kultur“, das zur „Ausbreitung 57 Butler, Unbegrenzte Haft, a. a. O., S.
menschliche Emanzipation, als welcher
von US-amerikanischen kulturellen An- sich der Antirassismus heute darstellt, fällt 119.
nahmen führt, wie Sexualität und Hand- notwendig mit dem Kampf gegen Israel zu- 58 Vgl. Judith Butler on Hamas, Hezbol-
lungsfähigkeit zu organisieren und darzu- sammen - was man sowohl an dessen The- lah & the Israel Lobby, unter: http://
stellen seien.“50 orie aufzeigen kann, als auch an der Praxis, radicalarchives.org/2010/03/28/jbutler-
etwa der Demonstrationen rund um die on-hamas-hezbollah-israel-lobby/.
Diese Gewalt wird für Butler wohl nur Verteidigung israelischer Souveränität ge- 59 Judith Butler, In diesem Kampf gibt es
noch von der Israels übertroffen: Der jüdi- gen die Blockadebrecher von der Mavi keinen Platz für Rassismus, in: Jungle
sche Staat ist für sie der Inbegriff des Na- Marmara. World Nr. 30/2010. (http:// jungle-
world.com/artikel/2010/30/ 41420.html)

prodomo 14 - 2010 29

Das könnte Ihnen auch gefallen