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WÄLZLAGERUNGEN

1 Univ.-Prof. Dr.-Ing. Michael Weigand

IKL / Maschinenelemente

Wälzlager

Schrauben-
verbindungen

Wellen

Zahnräder

Abdichtungen

Schmierung

Kupplung

Welle-Nabe-
Verbindung
IKL / Maschinenelemente HAUPTBAUELEMENTE EINES GETRIEBES 2
IKL / Maschinenelemente
WÄLZLAGER 3

IKL / Maschinenelemente
WÄLZLAGER 4
IKL / Maschinenelemente
WÄLZLAGER 5

Typischer Anwendungsfall: Zwischenwelle eines Stirnradgetriebes

IKL/Maschinenelemente ANGESTELLTE LAGERUNG 6


| Allgemeines, Definitionen, VT/NT
| Lebensdauerberechnung

| Erweiterte Lebensdauerberechnung

| Angestellte Lagerung

| Schwimmende Lagerung

| Konstruktives
y Wälzlagertoleranzen
y Wälzlagerluft
y Schmierung und Kühlung
y Abdichtung
y Lagerungen in Zahnradgetrieben

IKL/Maschinenelemente INHALT 7

| Definition: Lager sind Stützen für drehende


Maschinenteile.
| Die Formen der ineinander bewegten Teile sind
Drehkörper: Zylinder, Ebenen (verschwindende
Krümmung), seltener Kegel und Kugeln.
| 2 Grundformen:
y Kraftrichtung in Wellenachse o Spur- oder Längslager

IKL/Maschinenelemente DEFINITIONEN LAGER 9


y Kraftrichtung quer zur Wellenachse o Quer- oder
Halslager

LMetallische Flächen dürfen i.a. unter Belastung nicht


aneinander gleiten, da in diesem Fall die Oberflächen
zerstört werden (Rauhigkeitsspitzen verschweißen -
Fressen, Verschleiß). Daher müssen die Flächen
möglichst vollständig voneinander getrennt werden!

IKL/Maschinenelemente DEFINITIONEN LAGER 10

| Trennen durch zähe Fluide

y Öl aber auch Gase, wie z.B. Luft als Medium sind


möglich. Manchmal Wasser als Schmierstoff, z.B.
Schraubenwellen und Wasserturbinen.
y Solche Lager heißen Gleitlager.
LDer Lagerzapfen schwimmt bei normalem Betrieb im
Ölfilm, es gibt keinen Verschleiß. Dadurch theoretisch
unendliche Lebensdauer bei ununterbrochenem Betrieb.
Verschleiß nur beim An- und Abstellen!

IKL/Maschinenelemente TRENNUNG DER LAGERFLÄCHEN 11


PLEUELLAGER 12

IKL / Maschinenelemente
GLEITLAGERBUCHSE 13
IKL / Maschinenelemente
GLEITLAGER 14

| Trennung durch Rollkörper


y Solche Lager heißen Wälzlager

y Beim Gleitlager wird die Lagerkraft durch den sehr


hohen Flüssigkeitsdruck im Ölfilm aufgenommen
(Problem der Strömungslehre  hydrodynamische
Lagertheorie).
y Bei Wälzlagern wird die Lagerkraft durch die Pressung
zwischen Lagerung und Wälzkörper aufgenommen 
Problem der Festigkeitslehre und Elastizitätstheorie
Heinrich HERTZ  Hertzsche Pressung, 1895
LBerechnung und Konstruktion von Gleit- und Wälzlagern
ist daher grundsätzlich verschieden!

IKL/Maschinenelemente TRENNUNG DER LAGERFLÄCHEN 15


y Reines Rollen kommt nicht zustande, auch im Wälzlager
kommt es zum Gleiten zwischen Wälzkörper und Ring.
y Es ist daher auch hier Öl als Trennsubstanz erforderlich.
y Daraus folgt, dass heute die Wälzlager nach der
sogenannten E (lasto) H (ydro) D (ynamischen) Theorie
gerechnet werden, welche die Gleichungen zur
Beschreibung
1) der Verformung unter Pressung (Hertz)
2) bei Vorhandensein von Schmierstoffen (Navier-Stokes) zum
Inhalt hat.
y Die Lösung wird heute durch die „erweiterte
Lebensdauerberechnung der Wälzlager" in der Norm
berücksichtigt (Schmiermitteldicken im Spalt i.a. < 1 Pm,
d.h. Rauhigkeitsspitzen berühren sich). Näheres dazu in
der folgenden Vorlesung.

IKL/Maschinenelemente BERECHNUNG, THEORIE 16

Vorteile Nachteile

| Laufruhe, Geräuscharmut | hohes Anfahrmoment!


| für hohe und höchste Drehzahlen Beim Stillstand liegt der Zapfen auf
geeignet der Schale (rein metallische
Berührung P | 0,10,2), der Ölfilm
| Höchste Genauigkeit der bildet sich erst, wenn durch die
Wellenzentrierung, extreme Relativbewegung Öl eingezogen wird
Präzision aber nur durch (hydrodynamische Schmierung
Sonderkonstruktionen realisierbar P | 0,0020,005)
| Unempfindlichkeit gegen Stöße und | aufwendiges Kühl- und
Erschütterungen durch die Feder- Schmiersystem erforderlich
und Dämpfungseigenschaften des
| schlechterer Wirkungsgrad
Ölfilms
(Wärmeentwicklung)
| hohe Lebensdauer (theoretisch f)
L Hydrostatisch geschmierte Lager
| kleiner Raumbedarf werden eingesetzt, um das sonst
| Lager für große Durchmesser vorhandene erhöhte Anfahrmoment
(D>150 mm) sind billiger als durch Anheben des Zapfens mittels
Wälzlager gleichen Durchmessers von außen unter hohem Druck
eingebrachten Öls zu erreichen
| Lagerteilung ist leicht möglich (Dampfturbinenläuferlager) oder
(wichtig, wenn axialer Einbau nicht wenn eine hydrodynamische
möglich ist, wie z.B. bei mehrfach Schmierung nicht zustande kommt.
gelagerten Kurbelwellen. Geteilte
Wälzlager dagegen sind eher
unüblich)

IKL/Maschinenelemente GLEITLAGER VT/NT 17


Rillenkugellager Rollenlager Nadellager

Kegelrollenlager Tonnenlager Pendelkugellager

IKL/Maschinenelemente LAGERBAUFORMEN 18

IV. WÄLZLAGER
um 1720: erste Wälzlager im Uhren- und Wagenbau
1794: erstes Patent auf Querkugellager vergeben (Vaughan)
Vorteile: kleiner Reibwert (μ | 0,001 (-0,005)), ist zusätzlich unabhängig von
der Drehzahl (bes. wichtig beim Anfahren)
wartungsfreier Betrieb (Fettschmierung, keine besonderen
Schmiervorrichtungen bei normalen Verhältnissen, bei hohen
Drehzahlen ist jedoch ein aufwendiges Schmiersystem -
Ölnebelschmierung - notwendig)
fertig verfügbar, sie sind auch bis zu einem Durchmesser von ca. 100
mm billiger als vergleichbare Gleitlager
Nachteile: keine Stoßdämpfung (stoßempfindlich)
begrenzte Lebensdauer, Wälzlager werden i.a. im Zeitfestigkeitsbereich
mit einer Lebensdauer von ca. 500 - 50000 h betrieben.
Dauerfestigkeit bei geringer Belastung und extremer Reinheit
erreichbar (Ermüdungsgrenzlast).
große Lager sind teuer
lauter als Gleitlager

IKL/Maschinenelemente MASCHINENELEMENTE 1 ROHFASSUNG 19


Daraus resultieren die Haupteinsatzgebiete überall dort, wo
geringe Anfahrmomente gefordert werden (Fahrzeuge, Krane,
Walzwerke)
kleine Betriebszeiten anfallen (z.B. landwirtsch. Maschinen)
keine besondere Wartung möglich ist
kleine Kräfte auftreten (Textilmaschinen)
wo die Achsenlage genau eingehalten werden muss (E-Motoren,
Gebläse, Werkzeugmaschinen), bei extremer Genauigkeit jedoch
empfiehlt sich der Einsatz von Spezial-Gleitlagern bei
Werkzeugmaschinen (Schleifmaschinen)
die Verhältnisse für einen hydrodynamischen Schmierbetrieb eines
Gleitlagers nicht ausreichen (z.B. Lager mit Schwenkbewegung wie
Kolbenbolzenlagerungen)

IKL/Maschinenelemente 20

1. Einteilung der Wälzlager

Unterscheidung nach:

1.1 Form der Wälzkörper

Rillenkugellager Rollenlager Nadellager

Kegelrollenlager Tonnenlager Pendelkugellager

IKL/Maschinenelemente 21
1.2 Richtung der aufzunehmenden Lagerlast

Querlager (alle vorstehende Typen)


Längslager (alle vorstehende Typen, jedoch Rollenlager
nur sehr beschränkt)
Axial-Pendelrollenlager

Reine Längslager:
Axialrillenkugellager Axialzylinderrollenlager

22

1.3 Der Größe der aufzunehmenden Kräfte

leichte
mittelschwere
schwere Lager (Baureihen)

2. Berechnung der Wälzlager

Bei Belastung zweier Wälzkörper (mindestens in einer gemeinsamen


Schnittebene unterschiedliche Hauptkrümmungen) erfolgt eine Abplattung an
den Kontaktzonen.

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Die Lösung dieses Problems (Druckverteilung und Zusammenhang zwischen
Belastung und Deformation) der dreidimensionalen Elastizitätstheorie wurde
bereits von H. HERTZ (J. f. reine und angew. Math., Bd. 92, S.156, 1881 )
und HUBER (Annalen der Physik, IV. Folge, 1904) analytisch angegeben.

Sie erfolgte im elastischen Bereich unter folgenden idealisierten Bedingungen:


Kontaktfläche schubspannungsfrei
Kontaktflächenabmessungen klein gegen Hauptkrümmungsradien
Kontaktstelle ohne Anwesenheit von Öl

Unter realen Bedingungen ist die Kontaktstelle nicht frei vom Schmiermittel,
welches aus der Kontaktzone herausgedrückt wird und daher die Kontaktzone
auch nicht schubspannungsfrei ist. Die Beschreibung des Kontaktproblems
bei Anwesenheit von Öl erfolgt durch die Reynoldsgleichung (Hydrodynamik)
zusammen mit den Hertz'schen Gleichungen (Elastizitätstheorie),
zusammengefasst in der sogenannten Elasto-Hydrodynamischen Theorie
((EHD - Theorie).
Die Zähigkeit muss druckabhängig angenommen werden).

IKL/Maschinenelemente 24

Die Ergebnisse der Hertz'schen Theorie sind auf Skizzenblatt IV/001


zusammengefasst.
Die wesentlichen Aussagen sind:
1)
Die sich ergebende Druckfläche ist i.a. eine Ellipse mit den Halbachsen: Ua,
Ub, die aus elliptischen Integralen aufgebauten Funktionen μ, Q, \ liegen
tabelliert vor.
2)
Die Druckverteilung über der Druckfläche stellt sich in Form eines
Halbellipsoides dar. Die maximale Pressung pmax ist 1,5 fach größer als die
mittlere Pressung und sie tritt in der Mitte auf.

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3)
Es besteht kein linearer proportionaler Zusammenhang zwischen der Kraft
P0, welche die beiden gewölbten Körper zusammendrückt, und der Abplattung
G trotz Gültigkeit der linearen Elastizitätstheorie! (Hängt mit der von der
Belastung abhängigen Veränderung der Größe der elliptischen Druckfläche
zusammen)

IKL/Maschinenelemente 26

2.1 Verteilung der Lagerbelastung auf die Wälzkörper eines Lagers


Bei einem allgemein durch die Kräfte FR und FA belasteten Schräglager, mit
dem Druck ‘ D lauten die Gleichgewichtsbedingungen
in radialer Richtung:
FR = F0·cosD + 2·F1·cosD·cosJ + 2·F2·cosD·cos2J + ...
in axialer Richtung:
FA = F0·sinD + 2·F1·sinD + 2·F2·sinD + ...
Die Summation erfolgt in beiden Fällen über alle belasteten Kugeln.
Die Abstützung des als starr angenommenen Innenrings gegenüber dem
ebenfalls starr angenommenen Außenring ist statisch unbestimmt.
Daher muss zur Bestimmung der Wälzkörperbelastung auf die Verformung
derselben eingegangen werden:

IKL/Maschinenelemente 27
2.1.1 Annahmen
Lagerringe starr, die gesamte Verformung wird durch die Wälzkörper
aufgenommen. Die Wälzkörperverformung muss in Richtung senkrecht zur
Berührungsfläche, also in Richtung der Wälzkörperbelastung erfolgen.
Eine vertikale Absenkung des Innenringes zufolge FR um den Betrag so wirkt
sich für die n-te Kugel so aus, dass sich der Abstand der Lagerringe in
radialer Richtung um
sn = s0·cosnJ
verringert. Diese Kugel muss deshalb nach obiger Annahme alleine diese
Verschiebung durch Deformation aufnehmen. Diese Absenkung ergibt eine
Komponente in Richtung D, welche den Wälzkörper zusammendrückt und eine
Komponente in tangentialer Richtung zum Wälzkörper, welche keine
Verformung bedingt.
Eine Achsialverschiebung zufolge FA des Innenringes wirkt sich für alle Kugeln
in einer waagrechten Verschiebung sa aus.
Diese Verschiebung ergibt wieder eine Komponente in Richtung D, welche die
Kugel zusammendrückt und eine Komponente senkrecht zu D, welche keine
Deformation verursacht.

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Verschiebungen bei Absenken des starren Innenringes um so:

IKL/Maschinenelemente 29
2.1.2 Verformungen

G0 = s0·cosD + sa·sinD Kugel "0"

Gn = sn·cosD + sa·sinD = s0·cosnJ ·cosD + sa·sinD Kugel "n"

mit sa·sinD = G0 - s0·cosD folgt

Gn = G0 + s0cosnJ ·cosD - s0cosD

Gn = G0 - s0cosD·(1 - cosnJ)

mit s0·cosD = G0 - sa·sinD folgt

Gn = G0 - (G0 - sa·sinD)·(1 - cosnJ)

Gn = G0·(1 - (1 - sa·sinD/G0)·(1 - cosnJ))

Gn = G0·(1 - (1- sa·sinD/(s0·cosD + sa·sinD))·(1 - cosnJ))

Gn = G0·(1 - (1/(1 + (sa/s0)·tanD))·(1 - cosnJ))

IKL/Maschinenelemente 30

Mit der Abkürzung

H = ½·(1 + (sa/s0)·tanD) folgt

daher für die Abplattung der n-ten Kugel:

Gn = G0·(1 - (1/2H)·(1 - cosnJ))

Dabei wird mit H der Lastausbreitungsfaktor eingeführt, dessen Bedeutung im


folgenden kurz erläutert wird:

Die Lastausbreitung erfolgt bis zur letzten tragenden Kugel ñ, welche gerade
noch keine Deformation aufweist, d.h. es muss für diese gelten:

Gñ = 0 = G0·(1 - (1/2H)·(1 - cosñJ))

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unbelasteter Teil

belasteter Teil
Für die nichttriviale Lösung G0 > 0 muss der Klammerausdruck
verschwinden.
(1/2H)·(1 - cosñJ) = 1
2H = 1 - cosñJ.... Multiplikation mit D/2 ergibt
H·D = ½·D·(1 - cosñJ)
Der Lastausbreitungsfaktor gibt also den Anteil des tragenden
Kreisabschnittes bis zur letzten belasteten Kugel ñ an.

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IKL/Maschinenelemente 34
IKL/Maschinenelemente 35

2.1.3 Belastungen auf den Wälzkörpern


Verhältnis der Verschiebung der n-ten Kugel zu jener der höchstbelasteten
Kugel "0":
Gn/G0 = (1 - (1/2H)·(1 - cosnJ))
Nach HERTZ gilt für Kugellager der nichtlineare Zusammenhang zwischen der
Belastung und Deformation: (Blatt IV/001)
Gn3/Fn2 = konst. bzw.
Fn/F0 = (Gn/G0)3/2
Einsetzen in die Gleichgewichtsbedingung liefert
- für radiale Richtung: (F0·cosD herausheben)
FR = F0·cosD·(1 + 2·(F1/F0)·cosJ + 2·(F2/F0)·cos2J + ...)
FR = F0·cosD·(1 + 2·(G1/G0)3/2·cosJ + 2·(G2/G0)3/2·cos2J + ...)
Summation bis zur letzten belasteten Kugel:

J = 2S/z, z ... Kugelanzahl des Lagers


IKL/Maschinenelemente 36
Der Ausdruck in der eckigen Klammer lässt sich, ausgewertet in Abhängigkeit
des Parameters H, als sogenannter Summenwert z·Jq(H) angeben
(Skizzenblatt IV/002) und für die Querbelastung folgende verkürzte Form
finden: FR = F0·cosD·z·Jq(H)
Für die reine Radiallast und den Druckwinkel D = 0° erhält man für Jq(½) die
sogenannte Stribeck' sche Näherung zu Jq | 1/5. (Werte v. Jq(H) Blatt
IV/002)
Für die höchst auftretende Kugelbelastung F0 der Kugel "0" ergibt sich die
folgende Abhängigkeit von der äußeren radialen Lagerlast FR:
F0 = FR/(cosD·z·Jq(H))
Jede Kugel kommt in die Lage der Kugel "0" mit der höchsten Last F0. Sie ist
daher maßgebend zur Lagerdimensionierung.
- für die axiale Richtung: FA = (F0 + 2F1 + 2F2 + ...)·sinD

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Der eckige Klammerausdruck ist wiederum ausgewertet in Abhängigkeit des


Parameters H auf Skizzenblatt IV/002 als Summenwert bei Axialbelastung
z·Ja(H) dargestellt. FA = F0·sinD·z·Ja(H)

Für die Maximallast der Kugel "0" zufolge der äußeren


Axialkraftbeanspruchung FA folgt daher F0 = FA/(sinD·z·Ja(H))

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2.2 Wälzlagerdimensionierung
Jedes Wälzlager wird für eine endliche Zahl von Lastwechsel, also im
Zeitfestigkeitsbereich, ausgelegt. Nach der bereits erfolgten Bestimmung der
höchsten auftretenden Wälzkörperbelastung stellt sich nun die Frage nach
dem am meisten gefährdeten Teil des Lagers, sowie jene nach der Anzahl der
Lastwechsel, denen er im Betrieb unterworfen wird.
Die Hertz'sche Pressung wird dort am größten sein, wo die kleinste elliptische
Kontaktfläche auftritt. Dies ist der Fall bei Berührung mit der geringsten
Schmiegung, d.h. wenn die Hauptkrümmungen beider Körper an der
Kontaktstelle positiv sind.
Die höchste Beanspruchung tritt damit immer zwischen Kugel und Innenring
auf, dieser ist daher der Versagensgefahr durch die Hertz'sche Pressung
ausgesetzt. Zur Berechnung der Ermüdungslebensdauer ist deshalb die
Anzahl der Überrollungen der Wälzkörper am Innenring (Lastwechsel)
entscheidend!
Zur Ermittlung dieser Lastwechselzahlen sind 2 Fälle zu unterscheiden.

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2.2.1 Umlaufende Welle


d.h. der Innenring läuft um bei stillstehendem Außenring (bei fester
Lastrichtung F). (Die Umfangslast tritt am Innenring auf, d.h. jeder
Laufflächenpunkt tritt in den belasteten Bereich ein) Belastungsfolge und
kinematische Verhältnisse:

IKL/Maschinenelemente 40
Der Innenring überholt im belasteten Bereich die umlaufenden Kugeln. Die
Überrollungen erfolgen nicht mit der gleichen Kraft F.
Umfangsgeschwindigkeit am Innenring: v = r·Z
Z ... Winkelgeschwindigkeit der Welle
Umfangsgeschwindigkeit des Käfigs: (reines Rollen, Momentanpol am
Außenring) vK = ½·r·Z
Winkelgeschwindigkeit des Käfigs:
ZK = vK/[½·(R + r)] = Z·r/(R + r)
Die Zahl der tatsächlich auftretenden Lastwechsel hängt davon ab, um wie
viel der Innenring schneller ist als der Kugelkäfig. Es ist daher die
Relativgeschwindigkeit maßgebend!
Zrel = Z - ZK = [1 - r/(R + r)]·Z = Z·R/(R + r)
Zrel = Z·[1/(1 + (r/R))]

IKL/Maschinenelemente 41

Verweilzeit eines Punktes des Innenringes im belasteten Bereich: (entspricht


dem halben Ringumfang bei reiner Radiallast bei einer Umdrehung)
t = S/Z
Bogenwinkel D, den der betrachtete Punkt des schnelleren Innenringes
gegenüber dem Wälzkörperkäfig während dieser Zeit zurücklegt:
D = Zrel·t = Z·[1/(1 + (r/R))]·(S/Z)
D = S·[1/(1 + (r/R))]
Zahl der sich auf diesem Winkelabschnitt befindlichen Kugeln:
zD : z = D : 2·S zD = z·D/2S
Es ergibt sich also für die Anzahl der Lastwechsel pro Umdrehung des
Innenringes für diesen:
LW = (z/2S)·S·[1/(1 + (r/R))]
LW = (z/2)·[1/(1 + (r/R))]
wobei zu beachten ist, dass diese Überrollungen nicht gleichwertig sind, da
die auftretende Wälzkörperbelastung zunächst von Null (bei Eintritt in die
belastete Zone M = 0) auf den Höchstwert F0 (bei M = S/2) anwächst und
dann gegen Ende des belasteten Bereichs (M = S) wieder auf Null absinkt
(siehe Belastungsverlauf Seite 127).

IKL/Maschinenelemente 42
2.2.2 Stillstehende Welle
d.h. Außenring läuft um bei stillstehendem Innenring (bei fester Lastrichtung F).
(Punktlast am Innenring -in A-, Umfangslast am Außenring)
Es wird der Punkt A des Innenringes von jedem Wälzkörper mit der
Höchstbelastung F0 überrollt, welcher somit die gefährdete Stelle kennzeichnet!
(Richtung der äußeren Belastung dabei unverändert angenommen). Der
Betriebsfall des stillstehenden Innenringes ist schon deshalb ungünstiger als
der des umlaufenden Innenringes.

Belastungsfolge und kinematische Verhältnisse für den Punkt A am Innenring:


Überrollungen in A
Umfangsgeschwindigkeit des Außenringes: v = R·Z
Umfangsgeschwindigkeit des Käfigs: (reines Rollen, Momentanpol am Innenring)
vK = ½·R·Z

IKL/Maschinenelemente 43

Umfangsgeschwindigkeit des Außenringes:


v = R·Z
Umfangsgeschwindigkeit des Käfigs: (reines Rollen, Momentanpol am
Innenring) vK = ½·R·Z
Winkelgeschwindigkeit des Käfigs:
ZK = vK/(½·(R + r)) = (½·R·Z)/(½·(R + r))
ZK = Z·[1/(1 + (r/R))]
Diese entspricht der maßgebenden relativen Winkelgeschwindigkeit zum
Innenring, da dieser stillsteht.
Zeitdauer einer vollen Umdrehung: (alle Überrollungen unter gleicher
Belastung) t = 2·S/Z
Bogenwinkel, den die Wälzkörper bei einer Umdrehung des Außenringes
relativ gegen den Innenring zurücklegen:
D = t· ZK = (2·S/Z)·Z·[1/(1 + (r/R))]
D = 2·S·[1/(1 + r/R))]

IKL/Maschinenelemente 44
Anzahl der sich auf diesem Winkelabschnitt befindlichen Wälzkörper: (zD
Kugeln überrollen den gefährdeten Punkt A)
zD : z = D : 2S
zD = z·D/2S
Eingesetzt für D ergibt sich für die Anzahl der Lastwechsel pro Umdrehung:
LW = (z/2S)·2S·[1/(1 + (r/R))]
LW = z/(1 + (r/R))
Die Lastwechselzahl im Punkt A des Innenringes ist bei stillstehendem
Innenring doppelt so hoch als beim umlaufenden. Dies ist neben der
ungünstigen Belastungsfolge auch ein Grund, dass der Fall der Punktlast am
Innenring ungünstiger ist.
Früher wurde der Unterschied zwischen Punkt- und Umfangslast am Innenring
bei der Berechnung durch einen Umlauffaktor V berücksichtigt, heute erfolgt
diese Unterscheidung nicht mehr (Mehrbelastung wird vom Werkstoff
ertragen).
Für die Lastwechselzahl pro Umdrehung kann in beiden Fällen
zusammenfassend folgende allgemeine in z lineare Funktion angegeben
werden:
LW = z·M(r/R)

IKL/Maschinenelemente 45

2.3 Belastbarkeit (Tragfähigkeit) eines Wälzlagers

IKL/Maschinenelemente 46
IKL/Maschinenelemente 47

IKL/Maschinenelemente FEST-LOS-LAGERUNG 48
O - Anordnung

X - Anordnung

IKL/Maschinenelemente ANGESTELLTE LAGERUNG 49

Keine axiale Verspannung im Betrieb!

Nicht mit Kegelrollen- oder Schrägkugellagern!

IKL/Maschinenelemente SCHWIMMENDE LAGERUNG 50

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