Was die D u r c h s c h n i t t s b e l a s t u n g anbelangt, so sind die
Vokale unter den Lauten des Redeablaufs mit insgesamt 42% vertreten. Die häufigsten Vokale sind e (und e), etwa 11 von 100 Lauten bzw. 26 unter 100 Vokalen; danach a mit 10 bzw. 23%. Der seltenste Vokal ist ü, das unter den Vokalen bis zu 2%0 vorkommt.
DIE KONSONANTEN
( § 8) Das wichtigste an den Bildungsmerkmalen, die die Qualität der
Konsonanten bestimmen, besteht darin, w e l c h e s Paar der Sprech- werkzeuge und w i e bzw. w ο es das Ausströmen der Luft h e m m t . A) Bei der B i l d u n g d e r E x p l o s i v l a u t e (Verschluß- sprenglaute) bildet ein Paar der Sprechwerkzeuge des Mundraumes an dessen einem Punkt einen festen Verschluß. D a auch der Nasenraum ver- schlossen ist, wird der Verschluß im Mundraum durch die ausströmende Luft gesprengt, wobei ein deutlich hörbarer momentaner Laut zustande kommt. Die Bildung dieser Explosivlaute besteht somit aus der Bildung des Verschlusses (implosio), aus seiner Dauer (occlusio) und aus seiner Sprengung (explosio); bei den entsprechenden Längen verlängert sich eigentlich nur das mittlere Moment. Ein Teil der Explosivlaute ist s t i m m l o s . Bei anderen wiederum vibrieren während der Verschlußdauer die S t i m m l i p p e n mit, so daß diese Laute s t i m m h a f t sind. Diese zusätzliche Eigenschaft der Explosivlaute hat zur Folge, daß man die stimmlosen und stimmhaften Explosive als verschiedene Phoneme gegenüberstellen kann. Der stärkere Verschluß der stimmlosen (Tenues) und der schwächere Verschluß der stimmhaften (Mediae) ist vom Standpunkt des Lautsystems unwesentlich. Was die A r t i k u l a t i o n s s t e l l e anbelangt, kommen die Explosivlaute p, b durch Betätigung der Lippen zustande (Bilabiale); t, d sind dental-alveolare Verschlußlaute; ty, gy präpalatale; k, g mediopalatale Explosive. B) Die Artikulation der S p i r a n t e n (Reibe- bzw. Engelaute) ist dadurch gekennzeichnet, daß sich ein Paar der Artikulationsorgane des Rachen- und Mundraumes an einer der Artikulationsstellen einander nähern, ohne jedoch der ausströmenden Luft den Weg durch einen Ver- schluß zu sperren. Durch die entstehende Enge wird die ausströmende Luft mit eigentümlichem Geräusch hindurchgepreßt: hierbei entstehen die Spiranten. Ihre k u r z e n und l a n g e n Varianten unterscheiden sich durch die kurze bzw. längere Dauer der sonst gleichmäßigen Bildungsweise. Der Nasenraum ist dabei geschlossen, jedoch würde die Öffnung des Nasen- raumes die Klangfarbe nicht wesentlich beeinflussen. Sind bei der Bildung der Spiranten die S t i m m l i p p e n offen, so entstehen s t i m m l o s e Reibelaute; schwingen die Stimmlippen mit, so sind die Spiranten s t i m m h a f t . Diese Lauteigenschaft ist auch hier phonematisch relevant: sowohl die stimmlosen wie die stimmhaften Spi- ranten sind bedeutungsdifferenzierend, d. h. jeweils verschiedene Phoneme ([az ö ] /eje 'sein/ihr Kopf': [az ö ] ve]e 'sein/ihr Schwiegersohn'). Jedoch: hat das stimmhafte j keine stimmlose Entsprechung; ebenso wenig gibt es eine stimmhafte phonomatische Entsprechung zum stimmlosen h; d. h. die
Brought to you by | University of Toronto-Ocul
Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 10/30/13 10:36 AM 22 DIB KONSONANTEN
Korrelationsreihe ist hier unvollständig. — Die stimmlosen Spiranten sind
zugleich durch eine stärkere Spannung der Organe (Fortes), die stimmhaften durch ihre geringere Spannung (Lenes) gekennzeichnet, ohne daß dieser Umstand für das Lautsystem von Belang wäre. Nach der B i l d u n g s s t e l l e unterscheiden wir l a b i o d e n t a l e Reibelaute wie f, v, die durch eine Enge zwischen der oberen Zahnreihe und der Unterlippe entstehen; dann d e n t a l - a l v e o l a r e Reibelaute wie sz, z; d e n t a l - p o s t a l v e o l a r e Reibelaute wie s, zs; j ist ein p r ä p a l a t a l e r Reibelaut, h ein durch die Verengung der Stimmlippen gebildeter L a r y n g a l . C) Die N a s a l e sind eigentlich n a s a l i e r t e V e r s c h l u ß - l a u t e , denn bei ihrer Artikulation bildet ein Paar der Sprechwerkzeuge des Rachen- und Mundraumes an einer Artikulationsstelle des Mundraumes einen festen Verschluß. Während der Dauer dieses Verschlusses kann jedoch die Luft durch den Nasenraum frei ausströmen, und die Öffnung des Ver- schlusses ist eigentlich nicht mehr charakteristisch für diesen Laut, sondern zeigt vielmehr den Übergang zum folgenden Laut an. Der Mundraum ist da- bei keine selbständige Lautquelle. Die Nasale haben keinen im Mundraum entstehenden Laut: ihre Klangfarbe ist dadurch bestimmt, daß der Nasen- raum einen zusätzlichen Resonator zum unverschlossenen Teil des Mund- raums bildet. Die Nasale werden anhaltend artikuliert und auch bei ihren l a n g e n Varianten verlängert sich die Dauer der gleichmäßigen Lautung. Da die ausströmende Luft nicht besonders stark gegen den Verschluß im Mundraum drängt, ist dieser auch nicht übermäßig fest. Alle Nasale sind s t i m m h a f t . Was die A r t i k u l a t i o n s s t e l l e anbelangt, wird die Haupt- variante des L i p p e n l a u t e s m durch den Verschluß beider Lippen (bilabial) gebildet. Das η ist vorwiegend d e n t a l - a l v e o l a r , wobei der Zungensaum hinter dem Zahndamm anliegt; ny ist ein p r ä p a l a t a l e r Nasal, der durch einen mit dem Zungenrücken und dem vorderen Gaumen gebildeten Verschluß entsteht. D) Die Qualität des l a t e r a l e n E n g e l a u t e s ist zumeist durch die Enge zwischen Zunge und Gaumen gekennzeichnet: die Zunge bildet mit dem Gaumen wohl einen Verschluß, doch setzen sich die Zungen- ränder an beiden Seiten von den Zähnen ab und lassen für die Luft an der einen oder an beiden Seiten eine Enge frei. Die durchströmende Luft ergibt keinen übermäßig starken Laut. Die Artikulation ist anhaltend, liquid, und zwar auch bei der L ä n g e . (Während der Lautung ist der Nasenraum im allgemeinen geschlossen, jedoch ist das kein wichtiges Merkmal.) Der laterale Engelaut l i s t s t i m m h a f t und der Stimmton ist ein wesentliches Element des 1. Auf Grund der Artikulationsstelle ist 1 dental-alveolar. Ein p r ä p a l a t a l e r lateraler Engelaut war einst auch ly, dessen Schrift- zeichen in der heutigen Orthographie noch vorhanden ist. In der Umgangssprache ist es in seiner Artikulation schon früh mit j verschmolzen.
E) Bei der Artikulation des Z i t t e r l a u t e s (Tremulanten) r
bringt die ausströmende Luft, beeinträchtigt durch den wiederholt ge- schlossenen und gesprengten Verschluß von Zungenspitze und Alveolen, die Zungenspitze zum gut hörbaren, tremulierenden Vibrieren. Der Laut
Brought to you by | University of Toronto-Ocul
Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 10/30/13 10:36 AM DIE KONSONANTEN 23
wird auch als L ä n g e anhaltend artikuliert. Der Nasenraum ist während
der Artikulation gewöhnlich verschlossen, doch wird die Klangfarbe durch seine Öffnung nicht wesentlicher beeinflußt. Was die Stimmlippen anbe- langt, ist das r s t i m m h a f t , der Artikulationsstelle nach ist es d e n - tal-alveolar. F) Bei der Bildung der A f f r i k a t e n verrichten die Artikulations- organe des Mundraumes zwei typische Bewegungen. Der dadurch entste- hende Laut stellt die — einheitlich kurze oder lange — verschmolzene Entsprechung von zwei anderen Lauten dar: er weist die Merkmale eines Explosivlautes und eines homorganischen Spiranten auf. Ihrer sprachli- chen Funktion nach ist jede Affrikate ein einziger Konsonant. Bei der K ü r z e geht der momentane Verschluß durch die Sprengung in eine Enge über; bei der Bildung der L ä n g e wird das erste, verschlußähnliche Moment (genauer gesagt: die Dauer zwischen Verschlußbildung und Spren- gung) gedehnt. Es gibt s t i m m l o s e (c, es) und s t i m m h a f t e Affrikaten (dz, dzs); c gehört in die Lautgruppe von t und sz, es in die von (t und) s, dz in die von d und z, dzs in die von (d und) zs (s. oben). Wegen ihres den Spiranten ähnlichen Nebengeräusches werden t y und gy oft zu den Affrikaten gezählt. Dies wäre im Hinblick auf ihre Artikulationsweise nicht einmal unzutreffend, doch ist es wegen ihrer Stellung im Lautsystem richtiger, ihren explosiven Charakter hervorzuheben.
(§ 9) Auf Grund der A r t i k u l a t i o n s d a u e r können alle Kon-
sonanten k u r z oder l a n g sein. Die Länge besteht bei den meisten Konsonanten aus der Verlängerung der gleichmäßigen Lautung, bei den Explosiven und den Affrikaten jedoch nur aus der Verlängerung der Dauer zwischen Bildung und Sprengung des Verschlusses (varr; haW; jedoch Ott, [az ö] öccse Jsein/ihr [jüngerer] Bruder'). In intervokalischer Stellung ver- teilt sich die Artikulation des gedehnten Konsonanten auf zwei Silben und die Silbengrenze fällt dazwischen (var-ro, haZ-Zas; ot-t&n, öes-ese). Dieser relative Unterschied in der Artikulationsdauer ist von phonematischem Wert, d. h. auch zur Unterscheidung von sonst gleich strukturierten Wörtern und Suffixen geeignet ( [ ö is] haZott '[Auch er/sie/es ist] tot', aber: [ ö ie] haZZott '[Auch er/sie/es ] hörte [mich usw.]'. Immerhin kommen einzelne ungarische Laute in b e s t i m m t e n S t e l l u n g e n n i c h t vor. So gibt es im Wort- oder Silbenanlaut kein langes konsonantisches Phonem; hier ist nur eine emphatische Dehnung möglich. Die Affrikaten dz und dzs sind in intervokalischer Stellung und im Wortauslaut immer lang (selbst wenn sie kurz geschrieben sind), an- sonsten aber kurz. Die langen Konsonanten werden g e k ü r z t , wenn nach ihnen ein weiterer Konsonant folgt (varr, aber: varrt [spr.: vart]; Ott, aber: oiihon [spr.: othon]); dieser Artikulationswandel wird aber vom Durchschnittssprecher nicht wahrgenommen. Obschon der kurze und der lange Konsonant ein anderes Phonem dar- stellen, werden diese in der traditionellen Schrift nur durch die einfache oder doppelte Setzung desselben Buchstaben unterschieden.
Brought to you by | University of Toronto-Ocul
Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 10/30/13 10:36 AM 24 KONSONANTEN — WECHSELWIRKUNG DER LAUTE
( § 10) Das heutige Konsonantensystem gliedert sich also wie folgt:
Labial Lingual Dental Palatal Nach der Artikulatl ones teile: Bi- Denti- Laryngal labial labial vordere hintere vordere hintere
Nach der Artikula-
tionsweise: Explosive p, b t d t y gy Nasale m η ny Spiranten f V sz ζ s za } h Lateral l Tremulant r Affrikaten ο dz e s dzs
B e m e r k u n g e n : In der Tabelle sind die Buchstaben für die
s t i m m l o s e n Konsonanten stehend, die für die s t i m m h a f t e n dagegen kursiv gesetzt. — In allen Fällen ist nur die Kürze genannt, doch können alle auch Längen sein (in der Orthographie meistens durch gedop- pelte Buchstaben bezeichnet: bb, cc, ccs [cscs], dd, ddz [dzdz], ddzs [dzsdzs], ff usw.). Das stärkste phonologische Korrelationsverhältnis ergibt sich zwischen den kurzen und langen, sowie — falls beide vorhanden — zwischen den stimmlosen und stimmhaften Entsprechungen. Was die D u r c h s c h n i t t s b e l a s t u n g anbelangt, so sind die Konsonanten unter den Phonemen der zusammenhängenden Rede mit 58% vertreten. Am häufigsten das t mit 7,7% der Laute bzw. 13% der Konso- nanten. Der Anteil von 1, η und k beträgt je 5,5 bzw. 9,5%, d. h. er ist fast ebenso hoch wie bei t. Das r und das m sind jeweils mit 4,2% bzw. 7% vertreten. Diese sechs Konsonanten zeigen also hinsichtlich der Durch- schnittsbelastung eine größere Häufigkeit als alle übrigen insgesamt. Weni- ger häufige Konsonanten sind c (mit einem Anteil von 3% unter den Kon- sonanten), t y (2,4%), zs (2%). Noch geringer ist die Belastung von dz und dzs.
DIE WECHSELWIRKUNG DER LAUTE IN DER REDE
(§ 11) A) Im Redeablauf beeinflussen die u n m i t t e l b a r n a c h -
e i n a n d e r gesprochenen V o k a l e nicht ihre Artikulation: das i wird in der Form (az ö) labai 'seine/ihre Füße' im wesentlichen ebenso rein artikuliert wie in den Wörtern innen, kivälö und verschmelzt mit dem vor- ausgehenden a nicht zu einem Diphtong; selbst in Wörtern wie kündul werden die gleichen Vokale wie üblich gesprochen, wobei die Silbengrenze zwischen ihnen liegt. Zur Abgrenzung aufeinanderfolgender Vokale — besonders in der Abfolge von e und i — wird mitunter auch in der Umgangssprache ein a n o r g a n i s c h e s j eingeschoben: so wird läbai auch als läbaji gespro- chen. Dieses j hat sich in einigen Endungen durchgesetzt und neue Suffix- varianten gezeitigt: ζ. B. neben den possessiven Personalsuffixen e/a bzw. ük/uk die Varianten je/ja bzw. jük/juk; neben dem denominalen Nominal- suffix ü/ύ die Variante jü/jü.
Brought to you by | University of Toronto-Ocul
Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 10/30/13 10:36 AM