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DIE KONSONANTEN 21

Was die D u r c h s c h n i t t s b e l a s t u n g anbelangt, so sind die


Vokale unter den Lauten des Redeablaufs mit insgesamt 42% vertreten.
Die häufigsten Vokale sind e (und e), etwa 11 von 100 Lauten bzw. 26 unter
100 Vokalen; danach a mit 10 bzw. 23%. Der seltenste Vokal ist ü, das unter
den Vokalen bis zu 2%0 vorkommt.

DIE KONSONANTEN

( § 8) Das wichtigste an den Bildungsmerkmalen, die die Qualität der


Konsonanten bestimmen, besteht darin, w e l c h e s Paar der Sprech-
werkzeuge und w i e bzw. w ο es das Ausströmen der Luft h e m m t .
A) Bei der B i l d u n g d e r E x p l o s i v l a u t e (Verschluß-
sprenglaute) bildet ein Paar der Sprechwerkzeuge des Mundraumes an
dessen einem Punkt einen festen Verschluß. D a auch der Nasenraum ver-
schlossen ist, wird der Verschluß im Mundraum durch die ausströmende
Luft gesprengt, wobei ein deutlich hörbarer momentaner Laut zustande
kommt. Die Bildung dieser Explosivlaute besteht somit aus der Bildung
des Verschlusses (implosio), aus seiner Dauer (occlusio) und aus seiner
Sprengung (explosio); bei den entsprechenden Längen verlängert sich
eigentlich nur das mittlere Moment.
Ein Teil der Explosivlaute ist s t i m m l o s . Bei anderen wiederum
vibrieren während der Verschlußdauer die S t i m m l i p p e n mit, so daß
diese Laute s t i m m h a f t sind. Diese zusätzliche Eigenschaft der
Explosivlaute hat zur Folge, daß man die stimmlosen und stimmhaften
Explosive als verschiedene Phoneme gegenüberstellen kann. Der stärkere
Verschluß der stimmlosen (Tenues) und der schwächere Verschluß der
stimmhaften (Mediae) ist vom Standpunkt des Lautsystems unwesentlich.
Was die A r t i k u l a t i o n s s t e l l e anbelangt, kommen die
Explosivlaute p, b durch Betätigung der Lippen zustande (Bilabiale); t, d
sind dental-alveolare Verschlußlaute; ty, gy präpalatale; k, g mediopalatale
Explosive.
B) Die Artikulation der S p i r a n t e n (Reibe- bzw. Engelaute) ist
dadurch gekennzeichnet, daß sich ein Paar der Artikulationsorgane des
Rachen- und Mundraumes an einer der Artikulationsstellen einander
nähern, ohne jedoch der ausströmenden Luft den Weg durch einen Ver-
schluß zu sperren. Durch die entstehende Enge wird die ausströmende Luft
mit eigentümlichem Geräusch hindurchgepreßt: hierbei entstehen die
Spiranten. Ihre k u r z e n und l a n g e n Varianten unterscheiden sich
durch die kurze bzw. längere Dauer der sonst gleichmäßigen Bildungsweise.
Der Nasenraum ist dabei geschlossen, jedoch würde die Öffnung des Nasen-
raumes die Klangfarbe nicht wesentlich beeinflussen.
Sind bei der Bildung der Spiranten die S t i m m l i p p e n offen, so
entstehen s t i m m l o s e Reibelaute; schwingen die Stimmlippen mit,
so sind die Spiranten s t i m m h a f t . Diese Lauteigenschaft ist auch hier
phonematisch relevant: sowohl die stimmlosen wie die stimmhaften Spi-
ranten sind bedeutungsdifferenzierend, d. h. jeweils verschiedene Phoneme
([az ö ] /eje 'sein/ihr Kopf': [az ö ] ve]e 'sein/ihr Schwiegersohn'). Jedoch:
hat das stimmhafte j keine stimmlose Entsprechung; ebenso wenig gibt es
eine stimmhafte phonomatische Entsprechung zum stimmlosen h; d. h. die

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22 DIB KONSONANTEN

Korrelationsreihe ist hier unvollständig. — Die stimmlosen Spiranten sind


zugleich durch eine stärkere Spannung der Organe (Fortes), die stimmhaften
durch ihre geringere Spannung (Lenes) gekennzeichnet, ohne daß dieser
Umstand für das Lautsystem von Belang wäre.
Nach der B i l d u n g s s t e l l e unterscheiden wir l a b i o d e n t a l e
Reibelaute wie f, v, die durch eine Enge zwischen der oberen Zahnreihe und
der Unterlippe entstehen; dann d e n t a l - a l v e o l a r e Reibelaute
wie sz, z; d e n t a l - p o s t a l v e o l a r e Reibelaute wie s, zs; j ist ein
p r ä p a l a t a l e r Reibelaut, h ein durch die Verengung der Stimmlippen
gebildeter L a r y n g a l .
C) Die N a s a l e sind eigentlich n a s a l i e r t e V e r s c h l u ß -
l a u t e , denn bei ihrer Artikulation bildet ein Paar der Sprechwerkzeuge
des Rachen- und Mundraumes an einer Artikulationsstelle des Mundraumes
einen festen Verschluß. Während der Dauer dieses Verschlusses kann jedoch
die Luft durch den Nasenraum frei ausströmen, und die Öffnung des Ver-
schlusses ist eigentlich nicht mehr charakteristisch für diesen Laut, sondern
zeigt vielmehr den Übergang zum folgenden Laut an. Der Mundraum ist da-
bei keine selbständige Lautquelle. Die Nasale haben keinen im Mundraum
entstehenden Laut: ihre Klangfarbe ist dadurch bestimmt, daß der Nasen-
raum einen zusätzlichen Resonator zum unverschlossenen Teil des Mund-
raums bildet. Die Nasale werden anhaltend artikuliert und auch bei ihren
l a n g e n Varianten verlängert sich die Dauer der gleichmäßigen Lautung.
Da die ausströmende Luft nicht besonders stark gegen den Verschluß im
Mundraum drängt, ist dieser auch nicht übermäßig fest.
Alle Nasale sind s t i m m h a f t .
Was die A r t i k u l a t i o n s s t e l l e anbelangt, wird die Haupt-
variante des L i p p e n l a u t e s m durch den Verschluß beider Lippen
(bilabial) gebildet. Das η ist vorwiegend d e n t a l - a l v e o l a r , wobei
der Zungensaum hinter dem Zahndamm anliegt; ny ist ein p r ä p a l a t a l e r
Nasal, der durch einen mit dem Zungenrücken und dem vorderen Gaumen
gebildeten Verschluß entsteht.
D) Die Qualität des l a t e r a l e n E n g e l a u t e s ist zumeist
durch die Enge zwischen Zunge und Gaumen gekennzeichnet: die Zunge
bildet mit dem Gaumen wohl einen Verschluß, doch setzen sich die Zungen-
ränder an beiden Seiten von den Zähnen ab und lassen für die Luft an der
einen oder an beiden Seiten eine Enge frei. Die durchströmende Luft ergibt
keinen übermäßig starken Laut. Die Artikulation ist anhaltend, liquid,
und zwar auch bei der L ä n g e . (Während der Lautung ist der Nasenraum
im allgemeinen geschlossen, jedoch ist das kein wichtiges Merkmal.)
Der laterale Engelaut l i s t s t i m m h a f t und der Stimmton ist
ein wesentliches Element des 1. Auf Grund der Artikulationsstelle ist 1
dental-alveolar.
Ein p r ä p a l a t a l e r lateraler Engelaut war einst auch ly, dessen Schrift-
zeichen in der heutigen Orthographie noch vorhanden ist. In der Umgangssprache
ist es in seiner Artikulation schon früh mit j verschmolzen.

E) Bei der Artikulation des Z i t t e r l a u t e s (Tremulanten) r


bringt die ausströmende Luft, beeinträchtigt durch den wiederholt ge-
schlossenen und gesprengten Verschluß von Zungenspitze und Alveolen,
die Zungenspitze zum gut hörbaren, tremulierenden Vibrieren. Der Laut

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DIE KONSONANTEN 23

wird auch als L ä n g e anhaltend artikuliert. Der Nasenraum ist während


der Artikulation gewöhnlich verschlossen, doch wird die Klangfarbe durch
seine Öffnung nicht wesentlicher beeinflußt. Was die Stimmlippen anbe-
langt, ist das r s t i m m h a f t , der Artikulationsstelle nach ist es d e n -
tal-alveolar.
F) Bei der Bildung der A f f r i k a t e n verrichten die Artikulations-
organe des Mundraumes zwei typische Bewegungen. Der dadurch entste-
hende Laut stellt die — einheitlich kurze oder lange — verschmolzene
Entsprechung von zwei anderen Lauten dar: er weist die Merkmale eines
Explosivlautes und eines homorganischen Spiranten auf. Ihrer sprachli-
chen Funktion nach ist jede Affrikate ein einziger Konsonant. Bei der
K ü r z e geht der momentane Verschluß durch die Sprengung in eine Enge
über; bei der Bildung der L ä n g e wird das erste, verschlußähnliche
Moment (genauer gesagt: die Dauer zwischen Verschlußbildung und Spren-
gung) gedehnt.
Es gibt s t i m m l o s e (c, es) und s t i m m h a f t e Affrikaten
(dz, dzs); c gehört in die Lautgruppe von t und sz, es in die von (t und) s,
dz in die von d und z, dzs in die von (d und) zs (s. oben).
Wegen ihres den Spiranten ähnlichen Nebengeräusches werden t y und gy oft
zu den Affrikaten gezählt. Dies wäre im Hinblick auf ihre Artikulationsweise nicht
einmal unzutreffend, doch ist es wegen ihrer Stellung im Lautsystem richtiger, ihren
explosiven Charakter hervorzuheben.

(§ 9) Auf Grund der A r t i k u l a t i o n s d a u e r können alle Kon-


sonanten k u r z oder l a n g sein. Die Länge besteht bei den meisten
Konsonanten aus der Verlängerung der gleichmäßigen Lautung, bei den
Explosiven und den Affrikaten jedoch nur aus der Verlängerung der Dauer
zwischen Bildung und Sprengung des Verschlusses (varr; haW; jedoch Ott,
[az ö] öccse Jsein/ihr [jüngerer] Bruder'). In intervokalischer Stellung ver-
teilt sich die Artikulation des gedehnten Konsonanten auf zwei Silben und
die Silbengrenze fällt dazwischen (var-ro, haZ-Zas; ot-t&n, öes-ese). Dieser
relative Unterschied in der Artikulationsdauer ist von phonematischem
Wert, d. h. auch zur Unterscheidung von sonst gleich strukturierten Wörtern
und Suffixen geeignet ( [ ö is] haZott '[Auch er/sie/es ist] tot', aber: [ ö ie]
haZZott '[Auch er/sie/es ] hörte [mich usw.]'.
Immerhin kommen einzelne ungarische Laute in b e s t i m m t e n
S t e l l u n g e n n i c h t vor. So gibt es im Wort- oder Silbenanlaut kein
langes konsonantisches Phonem; hier ist nur eine emphatische Dehnung
möglich. Die Affrikaten dz und dzs sind in intervokalischer Stellung und
im Wortauslaut immer lang (selbst wenn sie kurz geschrieben sind), an-
sonsten aber kurz. Die langen Konsonanten werden g e k ü r z t , wenn
nach ihnen ein weiterer Konsonant folgt (varr, aber: varrt [spr.: vart]; Ott,
aber: oiihon [spr.: othon]); dieser Artikulationswandel wird aber vom
Durchschnittssprecher nicht wahrgenommen.
Obschon der kurze und der lange Konsonant ein anderes Phonem dar-
stellen, werden diese in der traditionellen Schrift nur durch die einfache
oder doppelte Setzung desselben Buchstaben unterschieden.

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24 KONSONANTEN — WECHSELWIRKUNG DER LAUTE

( § 10) Das heutige Konsonantensystem gliedert sich also wie folgt:


Labial Lingual
Dental Palatal
Nach der
Artikulatl ones teile: Bi- Denti- Laryngal
labial labial
vordere hintere vordere hintere

Nach der Artikula-


tionsweise:
Explosive p, b t d t y gy
Nasale m η ny
Spiranten f V sz ζ s za } h
Lateral l
Tremulant r
Affrikaten ο dz e s dzs

B e m e r k u n g e n : In der Tabelle sind die Buchstaben für die


s t i m m l o s e n Konsonanten stehend, die für die s t i m m h a f t e n
dagegen kursiv gesetzt. — In allen Fällen ist nur die Kürze genannt, doch
können alle auch Längen sein (in der Orthographie meistens durch gedop-
pelte Buchstaben bezeichnet: bb, cc, ccs [cscs], dd, ddz [dzdz], ddzs [dzsdzs],
ff usw.). Das stärkste phonologische Korrelationsverhältnis ergibt sich
zwischen den kurzen und langen, sowie — falls beide vorhanden — zwischen
den stimmlosen und stimmhaften Entsprechungen.
Was die D u r c h s c h n i t t s b e l a s t u n g anbelangt, so sind die
Konsonanten unter den Phonemen der zusammenhängenden Rede mit 58%
vertreten. Am häufigsten das t mit 7,7% der Laute bzw. 13% der Konso-
nanten. Der Anteil von 1, η und k beträgt je 5,5 bzw. 9,5%, d. h. er ist fast
ebenso hoch wie bei t. Das r und das m sind jeweils mit 4,2% bzw. 7%
vertreten. Diese sechs Konsonanten zeigen also hinsichtlich der Durch-
schnittsbelastung eine größere Häufigkeit als alle übrigen insgesamt. Weni-
ger häufige Konsonanten sind c (mit einem Anteil von 3% unter den Kon-
sonanten), t y (2,4%), zs (2%). Noch geringer ist die Belastung von dz und dzs.

DIE WECHSELWIRKUNG DER LAUTE IN DER REDE

(§ 11) A) Im Redeablauf beeinflussen die u n m i t t e l b a r n a c h -


e i n a n d e r gesprochenen V o k a l e nicht ihre Artikulation: das i
wird in der Form (az ö) labai 'seine/ihre Füße' im wesentlichen ebenso rein
artikuliert wie in den Wörtern innen, kivälö und verschmelzt mit dem vor-
ausgehenden a nicht zu einem Diphtong; selbst in Wörtern wie kündul
werden die gleichen Vokale wie üblich gesprochen, wobei die Silbengrenze
zwischen ihnen liegt.
Zur Abgrenzung aufeinanderfolgender Vokale — besonders in der
Abfolge von e und i — wird mitunter auch in der Umgangssprache ein
a n o r g a n i s c h e s j eingeschoben: so wird läbai auch als läbaji gespro-
chen. Dieses j hat sich in einigen Endungen durchgesetzt und neue Suffix-
varianten gezeitigt: ζ. B. neben den possessiven Personalsuffixen e/a bzw.
ük/uk die Varianten je/ja bzw. jük/juk; neben dem denominalen Nominal-
suffix ü/ύ die Variante jü/jü.

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