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deren Selbstzitat. In gewisser Schrecklähmung leichten Hang. Trotz eines hohen Maßes an for­ Geste ist.

Geste ist. Das verwendete Motiv ist dabei offen­


Die Entwurfsmethode
ob der schamlosen Virtuosität und des kons­ maler Kohärenz entstehen drei oder vier eigen­ sichtlich ohne Bezug zur konkreten Umgebung
truktiven Undogmatismus ihrer Werke ist dabei ständige Eindrücke ein und desselben Körpers, gewählt und liefert doch eine prinzipielle Antwort besteht aus einer Mischung
häufiger der Vorwurf einer zu „lauten“, zu intel­ der sich auf diese Weise selbstverständlich in auf deren grundsätzliche Natur. Man könnte es vordergründiger Wie­der­
lektuellen Architektur zu hören.
Das Projekt am Waldmeisterweg basiert auf
den Kontext einfügt. Die rückseitige Gartenfas­
sade wird durch die spitze Ecke deutlich von
als paradigmatisches Vorgehen einer architek­
tonischen Offenheit betrachten, bei dem nicht
erkennbarkeit und archi­tek­
einem gewonnenen Wettbewerb aus dem Jahr der Straße abgesetzt. Die Eckdetails tragen zu wie bei einer klassisch kontextuell gedachten turhistorischem Inter­esse.
2013. Es handelt sich um einen Ersatzneubau für dieser Zerlegung des Baukörpers bei: Die Eternit­ Architektur zwischen fremd und vertraut unter­
die Zürcher Stiftung PWG, die kostengünstigen platten treffen nicht mit Gehrungsschnitten auf­ schieden wird, sondern nur die plausible An­
Mietwohnungsbau betreibt und errichtet. Die einander, sondern überlappen sich oder stehen wendbarkeit zählt.
spitze, polygonale Form des Neubaus lotet das offen über. Ein circa 50 Zentimeter hoher Fries aus einer
Grundstück nach maximalem Baurecht aus; So sehr die Form und ihre „Überspitzung“ wie grauen vertikalen Bretterschalung teilt die Fas­
das Volumens lässt sich dabei als Summe von schon beim kleineren Mehrfamilienhaus im Basler saden horizontal und mittig. Zarte hölzerne Lise­
Flächen verstehen. Die Kubatur entwickeln die Vorort Binningen (2014) deutliche Anleihen zu nen schaffen eine primäre Gliederung über die
Architekten über präzise konnotierte Ansichten: Robert Venturis North Penn Visiting Nurses Asso­ Länge. Sie sind mit den Fenstern kurzgeschlos­
Eine prominent städtische Straßen- und Ein­ ciation (1963) aufnimmt, so sehr steht sie auch sen und im immer gleichen Abstand zu ihnen
gangsfassade flankiert den kleinen Waldmeister­ hier wieder für die spezifische Ausprägung einer gesetzt. Da diese aber nicht entlang eines starren
weg an der Nordseite, und eine ebenso eindeu­ architektonischen Idee, die zur städtebaulichen Raumrasters sondern latent frei in der Wand
tige Gartenfassade zeigt nach Süden gegen den Klärung führt und gerade nicht eine expressive platziert sind, folgen auch die Lisenen keinem

Spiel mit den Kontrasten im Die Materialität des Attika­


Treppenhaus (links), Kalei­ geschosses ist bewusst
doskopischer Reigen im ruppig gewählt, um die An­
Windfang, ausgehend von mutung als Penthouse zu
der verspiegelten Verklei­ vermeiden.
dung eines Entsorgungs­
schachtes
Ansichten im Maßstab 1:500

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