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SCHULANLAGE
SCHAUENBERG
Ein Gebäude der Immobilien Stadt Zürich
Zürich-Affolter n
Er s a tz ne uba u Ju n i 2 0 1 9
Adrian Streich Architekten haben den genügte. Zwei Typologien wurden sanftem Plätschern auf sich aufmerk-
Wettbewerb um die Schulanlage von den 55 am Wettbewerb teilneh- sam. Atmosphärisch aufgeladen wird
Schauenberg in Zürich-Affoltern 2014 menden Büros mehrheitlich vorge- der Hof durch die Kunst-und-Bau-
gewonnen. Die Jury bevorzugte eine schlagen: der Riegel oder disperse Arbeit «Showtime» von Raphael Hefti.
kostenbewusste Erneuerung der Infra- Bauten. Das siegreiche Team wählte Auf dem Dach sind 12 Glasprismen
struktur. Das siegreiche Konzept hat letztere und ordnete die Schulanlage um die Öffnungen angeordnet, die
die stadträtliche Auflage vorbildlich Schauenberg in vier kompakte Bau- das Sonnenlicht in Spektralfarben
erfüllt, die Baukosten im Hochbau zu körper am Hang an. Ein grosses auf die Fassaden und teilweise bis
senken, wie es das «Projekt 17/0» Dach mit vier rechteckigen, am Rand ins Gebäudeinnere streuen – eine
vorsah. Der Ersatzneubau der Schul- abgetreppten, bei Carlo Scarpa ent- spielerisch poetische, sich je nach
anlage Schauenberg steht am Beginn liehenen Öffnungen zum Himmel, Tageszeit und Sonnenstand ändernde
dieser politischen Diskussion und verbindet die einzelnen Baukörper regenbogenbunte Kulisse für die
überzeugt hinsichtlich der Baukosten, miteinander. Es bildet einen gross- spielenden Kinder und den interes-
trotz Hanglage und ebenso durch zügigen, charakteristisch einzigar- sierten Betrachter. Die Architekten
seine architektonische Qualität. tigen und geschützten Schulhaus- schufen mit dem neuen Pausenplatz
Der Vorgängerbau stammt von den platz. Dieser Platz ist als Herz der ein bis anhin fehlendes, attraktives
Architekten J. de Stoutz, W. Adam neuen Anlage im Sommer ein medi- und bereits rege genutztes Zentrum
und F. Baldes von 1969, der den terran anmutender Treffpunkt für das für die Bewohnerinnen und Bewoh-
betrieblichen, energetischen und ganze Quartier. Ein Brunnen am öst- ner entlang der Lerchenhalde; der
baulichen Anforderungen nicht mehr lichen Ende des Platzes macht mit Platz wird über den Hauptzugang
1 Ansicht von Osten auf 2 Glas, Beton, Eichenholz und
die Klinkerfassaden der Kunststeinboden sind die
hanglagig gelegenen prägenden Materialien in den
Schulanlage. Zwischen den Erschliessungsbereichen.
Gebäudeteilen führen breite
Treppen zum zentralen Platz.
von der Lerchenhalde und durch Sportplätzen aus betrachtet, kommt die ausserschulische Betreuung zu
Treppen zur Umgebung von allen das Klinkergewand der Fassade in einer autonomen Einheit zusammen-
vier Himmelsrichtungen erschlossen. seiner vertikalen Gliederung zum gefasst. Zusammen mit dem vierten
Das Zentrum liegt ungefähr an glei- Ausdruck –, und Stützmauern geben Gebäude, der Turnhalle, die auch
cher Stelle, an dem sich dasjenige den Böschungen am steilen Hang von Vereinen genutzt wird, bilden
der alten Anlage befand. Die Heraus- halt. Die vier Schulhaustrakte für die Teile ein vielschichtiges, an sich
forderung hierbei lag in der neuen, rund 330 Schulkinder sowie 70 Lehr- ändernde Nutzungen anpassendes
direkten Anbindung an die Lerchen- und Betreuungspersonen sind um Ganzes, das durch das Unterge-
halde unter Berücksichtigung der den zentralen Schulhausplatz grup- schoss mit den Nebennutzflächen
starken Geländehöhenunterschiede piert. Im Erdgeschoss der einzel- räumlich und betrieblich miteinander
und dem Einpassen der Baukörper nen Häuser, die alle über den Platz verbunden wird. Effizient ist auch die
in die Topografie. Die Landschafts- erschlossen werden, befinden sich Wirtschaftlichkeit im Bau und Betrieb
gestaltung umfasst auch offen und die gemeinschaftlichen Nutzungen des Minergie-P-ECO-zertifizierten
zugänglich gestaltete Sport- und der Schule, wie Mehrzwecksaal und Ersatzneubaus. Grosser Wert wurde
Spielplätze, die für schulische Musikunterrichtsräume, die auch auf Materialeinsparungen, Recycling-
und ausserschulische Aktivitäten an Abenden und am Wochenende beton und möglichst wenig graue
gleichsam genutzt werden können. genutzt werden können. In den drei Energie bei den gewählten Materi-
Klinker am Rand der asphaltierten Klassentrakten sind jeweils pro Etage alien gelegt. Mittels Erdsonden und
Wege nehmen das eine Material der drei Klassenzimmer, zwei Gruppen- Wärmepumpe wird im Winter der
Fassade auf – von den Spiel- und räume und ein Aufenthaltsraum für Fussboden geheizt und im Sommer
3 Schulzimmer in zurückhaltender
Farbigkeit.
gekühlt. Recycling-Sichtbeton und ein klar ablesbares Materialkonzept. Platten zum Schallschutz werden an
Klinker sind die Hauptmaterialien im Die tragenden Wände in Beton wer- der Decke elegant in ein Raster aus
Aussenbereich. Die Konstruktion ist den ergänzt durch Holzeinbauten in Eichenrahmen gefasst. Bei den Fen-
zweischalig, und um das Futteral Eiche, der Boden ist mit Terrazzo- stern kam kostengünstige Fichte
aus Beton, der den Pausenhof als ähnlichen Kunststeinplatten belegt. eichenfarbig gebeizt zum Einsatz –
quasi Innenraum einführt – und Die Eichenholzeinbauten, in denen dies ebenso ein klassisches Zitat aus
konstruktiv das Betondach hält – die Türen und Vitrinen vor den Unter- der Architekturgeschichte: Die Ver-
befindet sich die langlebige Hülle richts- und Gruppenräumen unter- edelung günstiger Materialien durch
aus rotem Klinker, von den Architekten gebracht sind, sind wie Möbel in den entsprechende Handwerkskunst. Der
bewusst von älteren Schulhaubauten Rohbau gestellt. Sie schaffen eine Ersatzneubau schenkt der Bevölkerung
der Stadt wie dem Schulhaus Letzi ruhige Einheit und erfüllen gleichzei- und Schülerschaft ein neues Zentrum.
von Ernst Gisel abgeleitet. Ein im tig die Anforderungen an den Brand- Und wenn «Showtime» an sonnigen
Stromlinienverband gemauertes ver- schutz. Die Oberlichter über den Tagen die Umgebung bunt einfärbt,
tikales Ornament gliedert die Klinker- Vitrinen sorgen für zusätzliches Licht färbt das auch auf die Schülerinnen
fassade und macht sichtbar, dass im Flur, sind aber so hoch platziert, und Schüler ab, die sich in der Pause
es sich hier um eine zweischalige dass man vom Gang nicht in die gerne in das Licht der Prismen setzen.
Konstruktion handelt, da sich hinter Schulzimmer hineinsieht und unge-
jedem zweiten Band die Dilatations- störtes Lernen möglich ist. In den Text: Jenny Keller, Zürich
fuge der äusseren Schale befindet. In Klassenräumen sind die Böden mit Fotos: Roland Bernath, Zürich
den inneren Verkehrswegen herrscht grünem Linoleum belegt. Heraklit-
5 Situationsplan Mst. 1:5 000 Titelbild: Der zentrale Platz ist das
verbindende Element der
6/7 Kunst und Bau: Raphael Hefti neuen Schulanlage.
«Showtime», 2019. Zwölf Glasprismen
auf dem Dach reflektieren das
Sonnenlicht in Spektralfarben.
Fotos: Marc Asekhame, Zürich
Raumprogramm Kostenstand
15 Klassenzimmer, 15 Gruppenräume, 5 Betreuungsräume, 1 Küche, Kostenstand 01.04.2018
1 Doppelturnhalle, 1 Mehrzweckraum, 1 Bibliothek, 3 Handarbeits- Datum der Prognose 01.06.2020
zimmer, 1 Werkraum, Teamzimmer, Büros, Garderoben, Nebenräume
Herausgeberin: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten | Redaktion: Franziska Martin, Anette Höller (AHB) | Layout: Gabriella Cristaldi (AHB) |
Gestaltungskonzept: blink design, Zürich | Druck: LITHOP Electronic Media AG, Zürich | Auflage: 500 Exemplare gedruckt auf Munken Lynx, FSC |
Bezugsquelle: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Lindenhofstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich, www.stadt-zuerich.ch | Zürich, Juni 2020
4 Erdgeschoss
Schnitt A-A
Schnitt B-B
Mst. 1:1 000
B
mobile Treppe
A
Erdgeschoss 1:500
0 12.5 25
Schnitt C-C
Schnitt C-C
0 10 20m
Schnitt D-D
4
Schnitt D-D