Sie sind auf Seite 1von 6

No 03 | 2020

SCHULANLAGE

SCHAUENBERG
Ein Gebäude der Immobilien Stadt Zürich

Zürich-Affolter n

Er s a tz ne uba u Ju n i 2 0 1 9

Die 1969 errichtete Schulanlage Schauenberg in Zürich-Affoltern wurde von


Adrian Streich Architekten AG durch einen an Zitaten aus der Architektur-
geschichte reichen Neubau ersetzt. Dieser schenkt dem Quartier ein neues
Zentrum. Der Ersatzneubau ist beispielhaft hinsichtlich Baukosten und war
der erste im Projekt zur Kostensenkung in städtischen Hochbauvorhaben.
SCHULANLAGE SCHAUENBERG
Z ü r ich-A ff o l t e r n

Adrian Streich Architekten haben den genügte. Zwei Typologien wurden sanftem Plätschern auf sich aufmerk-
Wettbewerb um die Schulanlage von den 55 am Wettbewerb teilneh- sam. Atmosphärisch aufgeladen wird
Schauenberg in Zürich-Affoltern 2014 menden Büros mehrheitlich vorge- der Hof durch die Kunst-und-Bau-
gewonnen. Die Jury bevorzugte eine schlagen: der Riegel oder disperse Arbeit «Showtime» von Raphael Hefti.
kostenbewusste Erneuerung der Infra- Bauten. Das siegreiche Team wählte Auf dem Dach sind 12 Glasprismen
struktur. Das siegreiche Konzept hat letztere und ordnete die Schulanlage um die Öffnungen angeordnet, die
die stadträtliche Auflage vorbildlich Schauenberg in vier kompakte Bau- das Sonnenlicht in Spektralfarben
erfüllt, die Baukosten im Hochbau zu körper am Hang an. Ein grosses auf die Fassaden und teilweise bis
senken, wie es das «Projekt 17/0» Dach mit vier rechteckigen, am Rand ins Gebäudeinnere streuen – eine
vorsah. Der Ersatzneubau der Schul- abgetreppten, bei Carlo Scarpa ent- spielerisch poetische, sich je nach
anlage Schauenberg steht am Beginn liehenen Öffnungen zum Himmel, Tageszeit und Sonnenstand ändernde
dieser politischen Diskussion und verbindet die einzelnen Baukörper regenbogenbunte Kulisse für die
überzeugt hinsichtlich der Baukosten, miteinander. Es bildet einen gross- spielenden Kinder und den interes-
trotz Hanglage und ebenso durch zügigen, charakteristisch einzigar- sierten Betrachter. Die Architekten
seine architektonische Qualität. tigen und geschützten Schulhaus- schufen mit dem neuen Pausenplatz
Der Vorgängerbau stammt von den platz. Dieser Platz ist als Herz der ein bis anhin fehlendes, attraktives
Architekten J. de Stoutz, W. Adam neuen Anlage im Sommer ein medi- und bereits rege genutztes Zentrum
und F. Baldes von 1969, der den terran anmutender Treffpunkt für das für die Bewohnerinnen und Bewoh-
betrieblichen, energetischen und ganze Quartier. Ein Brunnen am öst- ner entlang der Lerchenhalde; der
baulichen Anforderungen nicht mehr lichen Ende des Platzes macht mit Platz wird über den Hauptzugang
1 Ansicht von Osten auf 2 Glas, Beton, Eichenholz und
die Klinkerfassaden der Kunststeinboden sind die
hanglagig gelegenen prägenden Materialien in den
Schulanlage. Zwischen den Erschliessungsbereichen.
Gebäudeteilen führen breite
Treppen zum zentralen Platz.

von der Lerchenhalde und durch Sportplätzen aus betrachtet, kommt die ausserschulische Betreuung zu
Treppen zur Umgebung von allen das Klinkergewand der Fassade in einer autonomen Einheit zusammen-
vier Himmelsrichtungen erschlossen. seiner vertikalen Gliederung zum gefasst. Zusammen mit dem vierten
Das Zentrum liegt ungefähr an glei- Ausdruck –, und Stützmauern geben Gebäude, der Turnhalle, die auch
cher Stelle, an dem sich dasjenige den Böschungen am steilen Hang von Vereinen genutzt wird, bilden
der alten Anlage befand. Die Heraus- halt. Die vier Schulhaustrakte für die Teile ein vielschichtiges, an sich
forderung hierbei lag in der neuen, rund 330 Schulkinder sowie 70 Lehr- ändernde Nutzungen anpassendes
direkten Anbindung an die Lerchen- und Betreuungspersonen sind um Ganzes, das durch das Unterge-
halde unter Berücksichtigung der den zentralen Schulhausplatz grup- schoss mit den Nebennutzflächen
starken Geländehöhenunterschiede piert. Im Erdgeschoss der einzel- räumlich und betrieblich miteinander
und dem Einpassen der Baukörper nen Häuser, die alle über den Platz verbunden wird. Effizient ist auch die
in die Topografie. Die Landschafts- erschlossen werden, befinden sich Wirtschaftlichkeit im Bau und Betrieb
gestaltung umfasst auch offen und die gemeinschaftlichen Nutzungen des Minergie-P-ECO-zertifizierten
zugänglich gestaltete Sport- und der Schule, wie Mehrzwecksaal und Ersatzneubaus. Grosser Wert wurde
Spielplätze, die für schulische Musikunterrichtsräume, die auch auf Materialeinsparungen, Recycling-
und ausserschulische Aktivitäten an Abenden und am Wochenende beton und möglichst wenig graue
gleichsam genutzt werden können. genutzt werden können. In den drei Energie bei den gewählten Materi-
Klinker am Rand der asphaltierten Klassentrakten sind jeweils pro Etage alien gelegt. Mittels Erdsonden und
Wege nehmen das eine Material der drei Klassenzimmer, zwei Gruppen- Wärmepumpe wird im Winter der
Fassade auf – von den Spiel- und räume und ein Aufenthaltsraum für Fussboden geheizt und im Sommer
3 Schulzimmer in zurückhaltender
Farbigkeit.

gekühlt. Recycling-Sichtbeton und ein klar ablesbares Materialkonzept. Platten zum Schallschutz werden an
Klinker sind die Hauptmaterialien im Die tragenden Wände in Beton wer- der Decke elegant in ein Raster aus
Aussenbereich. Die Konstruktion ist den ergänzt durch Holzeinbauten in Eichenrahmen gefasst. Bei den Fen-
zweischalig, und um das Futteral Eiche, der Boden ist mit Terrazzo- stern kam kostengünstige Fichte
aus Beton, der den Pausenhof als ähnlichen Kunststeinplatten belegt. eichenfarbig gebeizt zum Einsatz –
quasi Innenraum einführt – und Die Eichenholzeinbauten, in denen dies ebenso ein klassisches Zitat aus
konstruktiv das Betondach hält – die Türen und Vitrinen vor den Unter- der Architekturgeschichte: Die Ver-
befindet sich die langlebige Hülle richts- und Gruppenräumen unter- edelung günstiger Materialien durch
aus rotem Klinker, von den Architekten gebracht sind, sind wie Möbel in den entsprechende Handwerkskunst. Der
bewusst von älteren Schulhaubauten Rohbau gestellt. Sie schaffen eine Ersatzneubau schenkt der Bevölkerung
der Stadt wie dem Schulhaus Letzi ruhige Einheit und erfüllen gleichzei- und Schülerschaft ein neues Zentrum.
von Ernst Gisel abgeleitet. Ein im tig die Anforderungen an den Brand- Und wenn «Showtime» an sonnigen
Stromlinienverband gemauertes ver- schutz. Die Oberlichter über den Tagen die Umgebung bunt einfärbt,
tikales Ornament gliedert die Klinker- Vitrinen sorgen für zusätzliches Licht färbt das auch auf die Schülerinnen
fassade und macht sichtbar, dass im Flur, sind aber so hoch platziert, und Schüler ab, die sich in der Pause
es sich hier um eine zweischalige dass man vom Gang nicht in die gerne in das Licht der Prismen setzen.
Konstruktion handelt, da sich hinter Schulzimmer hineinsieht und unge-
jedem zweiten Band die Dilatations- störtes Lernen möglich ist. In den Text: Jenny Keller, Zürich
fuge der äusseren Schale befindet. In Klassenräumen sind die Böden mit Fotos: Roland Bernath, Zürich
den inneren Verkehrswegen herrscht grünem Linoleum belegt. Heraklit-
5 Situationsplan Mst. 1:5 000 Titelbild: Der zentrale Platz ist das
verbindende Element der
6/7 Kunst und Bau: Raphael Hefti neuen Schulanlage.
«Showtime», 2019. Zwölf Glasprismen
auf dem Dach reflektieren das
Sonnenlicht in Spektralfarben.
Fotos: Marc Asekhame, Zürich

Grundmengen nach SIA 416 (2003) SN 504 416


Le Grundstücksfläche m2 21 315
rc
he
nh
al Gebäudegrundfläche m2 2 791
de
Umgebungsfläche m2 18 524
Bearbeitete Umgebungsfläche m2 13 490
Ausnutzungsziffer AZ 1
Funktionale Einheiten FE1 15
Gebäudevolumen m3 44 927
Geschossfläche m2 8 830
Hauptnutzfläche (SIA d 0165) m2 4 528

Erstellungskosten BKP 1-9 inkl. MwSt.


1 Vorbereitungsarbeiten CHF 3 105 000
2 Gebäude CHF 28 310 000
3 Betriebseinrichtungen CHF 270 000
4 Umgebung CHF 5 540 000
5
5 Nebenkosten CHF 2 520 000
9 Ausstattung inkl. Kunst und Bau CHF 2 755 000
Erstellungskosten BKP 1-9 CHF 42 500 000
(ohne Provisorien und Altlasten)
0 Grundstück / Altlast CHF 100 000
1 Provisorien CHF 1 500 000
Erstellungskosten BKP 0-9 CHF 44 100 000
(inkl. Provisorien und Altlasten)

Gebäudekosten BKP 2 inkl. MwSt.


20 Baugrube CHF 1 395 000
21 Rohbau 1 CHF 8 705 000
22 Rohbau 2 CHF 2 575 000
23 Elektroanlagen CHF 2 175 000
24 Wärmeerzeugung CHF 325 000
Wärmeverteilung (inkl. Dämmung) CHF 530 000
Lüftungsanlage CHF 1 060 000
6 7 25 Sanitäranlagen CHF 895 000
Objekt 26 Transportanlagen CHF 165 000
Schulanlage Schauenberg, Lerchenhalde 40 a-d, 8046 Zürich-Affoltern 27 Ausbau 1 CHF 2 875 000
28 Ausbau 2 CHF 3 085 000
Projektorganisation 29 Honorare (nur für BKP 2) CHF 4 525 000
Bauherrschaft Stadt Zürich Gebäudekosten CHF 28 310 000
Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
Olivia Lips, Annette Weise Kostenkennwerte inkl. MwSt.
Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten BKP 1-9
Felipe Rodriguez, Henning Hinrichsen, Erstellungskosten / Gebäudevolumen CHF / m 3 946
Hans Weibel Erstellungskosten / Geschossfläche CHF / m 2 4 813
Architektur Adrian Streich Architekten AG, Zürich Erstellungskosten / Hauptnutzfläche CHF / m 2 9 386
Landschaftsarchitektur Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich Erstellungskosten / FE CHF 2 833 333
Bauleitung GMS Partner AG, Zürich BKP 2
Bauingenieure Freihofer & Partner AG, Zürich Gebäudekosten / Gebäudevolumen CHF / m 3 630
Elektroingenieure Mosimann & Partner AG, Zürich Gebäudekosten / Geschossfläche CHF / m 2 3 206
HLKS-Ingenieure Eicher + Pauli Luzern AG, Kriens Gebäudekosten / Hauptnutzfläche CHF / m 2 6 252
Bauphysik Raumanzug GmbH, Zürich Gebäudekosten / FE CHF 1 887 333
Kunst und Bau Raphael Hefti «Showtime», 2019
Trudi Demut «Drei Plastiken», 1958 – 1969, Energiekennwerte nach SIA 380 / 1 SN 520380 / 1
restauriert und replatziert, 2019 Energiebezugsfläche m2 7 814.6
Gebäudehüllzahl 1.48
Termine Spezifischer Heizwärmebedarf kWh / m 2a 18.9
Wettbewerb Februar 2014 Spezifischer Wärmebedarf Warmwasser kWh / m 2a 5.3
Gemeinderatsbeschluss Juni 2016 Spezifischer Elektrizitätsbedarf Beleuchtung kWh / m 2a 10.5
Baubeginn November 2016 Gewichtete Energiekennzahl Minergie kWh / m 2a 20.8
Bezug Juni 2019 Wärmeerzeugung Wärmepumpe (Erdsonden)

Raumprogramm Kostenstand
15 Klassenzimmer, 15 Gruppenräume, 5 Betreuungsräume, 1 Küche, Kostenstand 01.04.2018
1 Doppelturnhalle, 1 Mehrzweckraum, 1 Bibliothek, 3 Handarbeits- Datum der Prognose 01.06.2020
zimmer, 1 Werkraum, Teamzimmer, Büros, Garderoben, Nebenräume

Herausgeberin: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten | Redaktion: Franziska Martin, Anette Höller (AHB) | Layout: Gabriella Cristaldi (AHB) |
Gestaltungskonzept: blink design, Zürich | Druck: LITHOP Electronic Media AG, Zürich | Auflage: 500 Exemplare gedruckt auf Munken Lynx, FSC |
Bezugsquelle: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Lindenhofstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich, www.stadt-zuerich.ch | Zürich, Juni 2020
4 Erdgeschoss
Schnitt A-A
Schnitt B-B
Mst. 1:1 000

B
mobile Treppe

A
Erdgeschoss 1:500

0 12.5 25

Schnitt C-C

Schnitt C-C

0 10 20m

Schnitt D-D

4
Schnitt D-D

Das könnte Ihnen auch gefallen