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14371049, 2014, 8, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/stab.201410183 by Universidad Politecnica De Madrid, Wiley Online Library on [21/01/2023]. See the Terms and Conditions (https://onlinelibrary.wiley.com/terms-and-conditions) on Wiley Online Library for rules of use; OA articles are governed by the applicable Creative Commons License
Sven Plieninger DOI: 10.1002/stab.201410183
Jörg Mühlberger
Wei Chen

Basketballhalle Dongguan
Die wohl längste Seilnetzfassade der Welt

In Dongguan im Süden Chinas wurde nach mehrjähriger Bauzeit nun eine der moderns- einer mehrgeschossigen Tribünenan-
ten Basketballhallen in China fertiggestellt. Basketball hat in China und Dongguan einen lage und den in den USA üblichen
hohen Stellenwert und so fasst die neue Halle 15000 Zuschauer und ist in ihren Abmes- VIP-Boxen, die in zwei Ebenen ange-
sungen und auch von der Ausstattung her mit einer modernen NBA Halle in den USA ordnet sind. Ein weiterer Baustein ei-
vergleichbar. Gleichzeitig soll sie, wie immer in China, eine möglichst positive und einma- ner jeden solchen Halle ist der sog.
lige architektonische Erscheinung haben. Die Arena greift daher das Bild des Basket- Videowürfel mit einer „mehrgeschos-
ballkorbes auf, bestehend aus einer ringförmigen Dachstruktur, die eine Kombination aus sigen“ möglichst flexibel nutzbaren
Hängetragwerk und Stahlfachwerk darstellt, und das charakteristische Netz, das die Werbeanlage. Dies sind in der Regel
Hallenfassade bildet. Diese doppelt gekrümmte Seilnetzfassade stellt wohl derzeit die 35 bis 40 t schwere, vierseitig nutz-
längste Fassade ihrer Art in der Welt dar und ist das konstruktive Highlight des Projektes. bare und mit zahlreichen LED-Bild-
schirmen und entsprechenden Akus-
Dongguan basketball stadium - the supposedly longest cablenet façade of the world. tikanlagen ausgestattete Unterhal-
Dongguan, South of China, has recently seen the completion of one of the most modern tungseinrichtungen. Um diese Flächen
basketball arenas in China. At a capacity of 15.000 spectators, it illustrates the great im- optimal zu vermarkten, werden die
portance of basketball in China and Dongguan in particular. Its dimensions and state-of- Videowürfel in den Spielpausen über
the-art facilities are comparable to those of modern NBA stadia. Its elaborate design, the der Spielfläche abgesenkt und wäh-
result of several years on-site, apprehends the aspiration for positive and unique design rend des Spiels ins Tragwerk hinauf-
omnipresent in China. The design tentatively evokes the image of a basketball hoop: The gezogen. Ziel dabei ist es, die Hallen-
circular perimeter of the concentric roof structure, a combination of funicular form and höhe und damit das zu konditionie-
steel trusses serves to suspend a light-weight net, the building’s façade. This filigree, rende Volumen nicht unnötig zu
doubly-curved cable net façade is probably the largest of its kind in the world and the vergrößern. So ergibt sich die Notwe-
constructional highlight of the project.
nigkeit, ein Dachtragwerk zu entwi-
ckeln, das die Mitte hierfür offen lässt
und dennoch wirtschaftlich und effi­
1 Einleitung Schon zu Beginn des ausgeschrie- zient bleibt.
benen Wettbewerbs im Jahr 2006 war Da in China jedes Gebäude auch
Die südchinesischen Städte des Pearl klar, dass bei allen wesentlichen Nut- eine eindrückliche Geschichte vermit-
River-Deltas wie Dongguan waren der zungen die „amerikanische“ NBA- teln soll, wurde das Sinnbild des Bas-
Anfang der rasanten wirtschaftlichen Halle das Vorbild sein muss. Dies be- ketballkorbes, also dessen kreisrunde
Entwicklung Chinas in den letzten zieht sich im Wesentlichen auf die Form und das daran hängende Netz,
Jahrzehnten und sind sehr vom an- Hallengröße (15000 Zuschauer) mit als Motiv für die Ausformung des Ge-
fangs taiwanesischen und später inter-
nationaleren Unternehmensumfeld,
dessen Wohlstand, Wünschen aber
auch den damit einhergehenden wirt-
schaftlichen Abhängigkeiten geprägt.
Insofern ist wenig verwunderlich, dass
westliche Sportarten wie Basketball
dort einen immer größeren Stellen-
wert erlangen.
Für das erfolgreiche lokale Team,
die Dongguan Leopards, bildet die
nun fertiggestellte Halle das Heimsta-
dion und ist darüber hinaus die zen­
trale Veranstaltungshalle der Region Bild 1.  Tagansicht Basketballhalle Dongguan (© Christian Gahl)
(Bild 1). Fig. 1.  Daytime view of Dongguan basketball stadium (© Christian Gahl)

© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 83 (2014), Heft 8 575
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bäudes aufgegriffen. Dies ist natürlich

für die im Leichtbau beheimateten In-
genieure ein willkommener Pass und
so lag es auf der Hand, ein Fassaden-
netz um die 16 bis 26 m hohe Halle
zu spannen, das gleichzeitig auch de-
ren Tragstruktur bildet. Diese so ent-
standene doppelgekrümmte Seilnetz-
fassade ist mit einer Länge von ca.
500 m die derzeit längste Fassade ihrer
Art und das konstruktive Schmuck-
stück des Gebäudes.

2  Die Tragstruktur der Halle

Die Gesamtabmessung der Halle be-

trägt ca. 160 m im Durchmesser. Den
zentralen Baukörper bildet die in Ort-
beton ausgeführte Stadionschüssel.
Sie sitzt auf dem ebenen Baugelände
und hat einen Durchmesser von ca.
126 m. Das 6- bis 7-geschossige, also
etwa 22 m hohe Gebäude enthält auf
der Erdgeschossebene die Spielfläche
mit allen Servicefunktionen und Tech-
nikflächen. Eine unterirdisch ange-
ordnete Trainingshalle ist als Appen-
dix an den Baukörper angehängt. Um
die Halle in der topografisch flachen
Umgebung deutlich zu positionieren,
wurde sie kegelförmig bis auf ca. 9 m
angeschüttet und stellt sich somit wie
auf einem Präsentierteller dar. Die da-
mit entstehende Concourseebene
(+9 m) ist das Eingangsniveau für den
Besucher und ab dieser Höhe baut
sich das stählerne Dachtragwerk auf.
Bild 3.  3D-Modell des Tragwerks
Fig. 3.  3D model of structural system
Es besteht aus zwei Teilen, dem
inneren Teil, dem über der Hallenflä-
che hängenden Dachtragwerk mit
der „offenen“ Nabe für den Video­
würfel, und dem angehängten, umge-
benden Teil, der die Foyerflächen
überdeckt, die Radialkräfte des In-
nendaches in einem Druckring kurz-
schließt und die Fassadenlasten trägt
(Bild 2).
Das stählerne Tragwerk (Bild 3)
wird am äußeren Rand von 28 V-Stüt-
zen (D = 608 mm), die der ondulieren-
den Dachform (16 bis 26 m) angepasst
sind, getragen. Über ihnen ruht der
umlaufende Druckring, der alle Hori-
zontallasten aus der Hängewirkung
des Innendaches aufnimmt.
Von ihm aus verlaufen radiale „Spei-
chen“ (Rechteckhohlquerschnitte h/b
500/600 mm) bis zur mittleren Nabe,
die einen Öffnungsdurchmesser von
ca. 30 m aufweist. Auf der Oberkante
der Tribüne werden zusätzlich 28
kurze Pendelstützen angeordnet. Von
hier aus verlaufen nach unten geneigte
Zugelemente (Rechteckhohlquer-
schnitte h/b 300/500 mm) zur Nabe.

Bild 2.  Schnitte durch Hochpunkt und Tiefpunkt des Druckrings (© gmp)

Fig. 2.  Section at highest and lowest point of the compression ring (© gmp)

576 Stahlbau 83 (2014), Heft 8

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Die Speichen werden hierauf über ver-

tikale Pfosten und zusätzliche Diago-
nalen aufgesetzt. Das System ist so
ausgelegt, dass die Eigengewichtslas-
ten (gleichmäßige Lasten) zunächst
über die radialen Zugelemente zum
äußeren Druckring laufen. Dieser steht
mit dem inneren, unteren Zugring
(Nabe) im Gleichgewicht. Die Mitte
kann somit offen bleiben und gibt
Raum für den Videowürfel frei. Erst im
zweiten Schritt, bei ungleichmäßigen
Lasten, werden die Fachwerke aus
Obergurt, Zugband sowie Pfosten und
Diagonalen beansprucht bzw. will der
Zugring (Nabe) sich ovalisieren. Diese
Ovalisierung wird durch das speichen-
ähnliche System verhindert (Bild 4),
somit erzeugt sich ein Kurzschluss der
Kräfte über die Mitte (Bild 5).
Die radial gegliederte Dachfläche
wird durch in den Viertelspunkten an-
geordnete Verbandsfelder ausgesteift.
Die äußeren Horizontallasten werden
von den V-förmig angeordneten Stüt-
zen abgetragen.

3 Die doppeltgekrümmte Seilnetz­

fassade

Die umlaufende Fassade wird zwi-

schen der 9-m-Ebene und dem Dach-
tragwerk aufgespannt. Beim Entwurf
der Fassade stand, wie bereits beschrie-
ben, der Korb-Gedanke Pate. Mit einer
Seilnetzfassade lässt sich, wie bei vie-
Bild 4.  Schnitt und Untersicht der offenen Nabe len Beispielen gezeigt, eine maximale
Fig. 4.  Section and bottom view of open hub Transparenz erreichen. Die meisten
der von schlaich bergermann und part-
ner entwickelten und auch in China
gebauten Seilnetzfassaden werden aus
einer horizontalen und einer vertika-
len Seilschar gebildet. Sie werden
meist eben ausgeführt und mit ebenen
Verbundsicherheitsgläsern ausgestat-
tet. Die oft starken Verformungen wer-
den durch eine Verwindung der recht-
eckigen Gläser aufgenommen. Soll die
entstehende Fläche des Netzes jedoch
räumlich gekrümmt sein, erfordert dies
mehr Steifigkeit bzw. geringere Verfor-
mungen. Da anfangs noch der Wunsch
einer Isolierverglasung bestand, die
kaum Verwindungen der Scheiben
ohne Verlust der Dichtigkeit zulässt,
wurden dem „Netzgedanken“ folgend
zwei gegeneinander verschwenkte,
vertikale Seilscharen und eine in der
Umfangsrichtung verlaufende Seil-
schar gewählt, die damit Dreiecks-
Bild 5.  Offene Nabe mit verfahrbarem Videowürfel (© Christian Gahl) scheiben ergeben. Dies stellt ein einfa-
Fig. 5.  Open hub with electrical driven video cube (© Christian Gahl) ches Prinzip dar und es wird schnell

Stahlbau 83 (2014), Heft 8 577


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Bild 6.  Innenansicht des Seilnetzes mit
V-Stützen im Außenbereich
(© Christian Gahl)
Fig. 6.  Interior view of the cable net
with V-columns (© Christian Gahl)
klar, dass durch die Vorspannung der
im Umfang geführten Seile die Vertika-
len nach innen gezogen werden und so
ein doppeltgekrümmtes Seilnetz ent-
steht, das aufgrund der antiklastischen
578 Stahlbau 83 (2014), Heft 8
Bild 8.  Abmessungen Glasscheiben
Fig. 8.  Dimensions of glass panels
Krümmungen der Seilscharen eine ex-
trem hohe Steifigkeit entfaltet (Bilder 6
und 7).
Alle Seile wurden bei der Planung
als parallele Seilpaare ausgeführt, so-
Bild 7.  Mehrteiliger Glasklemmhalter mit zentraler Verbindungsschraube
Fig. 7.  Segmented glass clamps with central bolt
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dass der Seilknoten mit einer Zen­
tralschraube zum einfachen Verbin-
den der einzelnen Elemente aus­
geführt werden konnte (Bild 7). Die
vertikalen Doppelseile bestehen
aus offenen Spiralseilen (OSS) d =
14,1 mm, die Ringseile aus je zwei
OSS d = 20,1 mm.
Als Seilanschlusspunkt am Dach-
tragwerk wurde ein zweiter zurückge-
rückter Ringträger eingeführt, der der
Ondulation des äußeren Druckringes
folgt. In den Einzelabschnitten der
Segmente entlang des Ringes sind
zwölf Unterteilungen gewählt, sodass
Abmessungen der Glasscheiben von
1,2 m bis 1,4 m Breite und entspre-
chend der vertikalen Ondulation eine
Höhe von 1,7 m bis zu 2,4 m (Bild 8)
entstehen. Auf der 9-m-Ebene ist das
Seilnetz durch im Beton eingelassene
Rohrhülsen geführt und mit Radialge-
lenklagern gegen Einbauteile abgesetzt
worden (Bild 9).
Als Grundlage der Formfindung
diente das spannungslose Netz eines
Kegelstumpfes, wobei durch gleich-
mäßigen „Unterdruck“ die benötigte
Ringvorspannung und die antiklasti-
sche Form gefunden wurden.

Bild 9.  Detail Anschluss Fußpunkt mit Durchführung durch 9-m-Level
Fig. 9.  Section at foot point with block out at 9 m level
Aus funktionalen architektoni-
schen Gründen war die Krümmung
des Netzes nach innen limitiert:
a) aus reinen Gestaltungsgründen
b) da der verbleibende Luftraum zwi-
schen Fassade und den Treppen
zur umlaufenden Empore knapp
war und damit auch
c) die Verformungen möglichst ge-
ring sein mussten.
Dem entgegen stand der Wunsch
d) die Seilkräfte und auch die Seil-
querschnitte zu beschränken, da
diese direkte Einwirkungen auf den
umlaufenden Druckring mit den
angeschlossenen V-Stützen haben.
Ergebnis dieser Randbedingungen
war eine Vorspannkraft von 195 kN
für die Ringseilpaare, die als einziges
Mittel zum Vorspannen des Netzes
genutzt wurden. Hieraus ergaben sich
Seilkräfte von ca. 85 kN in den verti-
kalen Seilpaaren. Das Vorspannkon-
zept sah ein stufenweises Vorspannen
mit 50 %, 75 % und 100 % der Vor-
spannkraft vor, um ein Seilkriechen
nach der Montage möglichst einzu-
dämmen (vorgereckte Seile sind in
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China selten verfügbar) und den
nachträglichen Einfluss auf die Geo-
metrie der Fassade zu minimieren.
Um Aufbautoleranzen mit abzude-
cken, wurden alle Nachweise sowohl
mit 90 als auch 110 % des Vorspann-
niveaus geführt.
Die Berechnungen wurden zu-
nächst an zwei getrennten Systemen
für das Dachtragwerk und die Seil-
netzfassade ausgeführt. Die Lasten
der Fassade auf den Ringträger des
Daches wurden aus dem unabhängi-
gen Fassadennetzmodell ermittelt
und im Modell des Daches als eigene
Lastfälle aufgebracht.
Gegen Ende der Planungsphase
wurden dann beide Modelle in ein ge-
meinsames zusammengeführt, um die
Auswirkungen der Nachgiebigkeit des
Dachtragsystems auf die Fassade zu
untersuchen. Da beim Teilmodell der
Fassade bereits mit unterschiedlichen
Auflagersteifigkeiten für die zu erwar-
tenden Durchbiegungen des Ringträ-
gers gerechnet wurde, konnten die
Ergebnisse mit sehr geringen Abwei-
chungen am Gesamtmodell verifiziert
werden.
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Die am zusammengeführten Mo-
dell nachvollziehbare Verformung des
Ringträgers hat nach dem Vorspan-
nen nur geringe Auswirkungen auf
das Seilnetz selbst. Diese musste aber
bei der Seillängenberechnung und der
Installation mit berücksichtigt wer-
den, um die korrekte Vorspannung in
den Seilen zu erreichen.
Auf Winddrucklasten reagiert
das System mit einer Zunahme der
vertikalen Seillasten und einem Ab-
bau der Vorspannung der Ringseile.
Für lokale Einflüsse der Winddruck-
lasten bleibt aufgrund diagonaler An-
ordnung der Vertikalseile ein Ringseil-
kraftabbau örtlich begrenzt, weil jeder
Knotenpunkt sich quasi nur normal
zur Scheibenebene verformen kann.
Für Soglasten kehrt sich das System
um.
Da sich Dongguan in einer Re-
gion erhöhter Erdbebenlasten (Kate-
gorie 7 mit 0,1g Bodenbeschleuni-
gung) befindet, wurde am komplexe-
ren Gesamtmodell mit Hilfe des
Antwortspektrumverfahrens der obli-
gatorische Erbebennachweis für das
häufig auftretende (für Verformungen
Stahlbau 83 (2014), Heft 8 579

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relevant), das mittlere (kein Fließen
der Profile erlaubt) und das seltene
Erdbeben (Fließgelenke unter Ausbil-
dung eines alternativen Lastpfades
erlaubt) geführt.
Die Glasscheiben wurden in der
Berechnung ohne eigene Steifigkeit
mitgeführt und lediglich zur Lastauf-
bringung genutzt. Ihr Eigengewicht
beträgt 50 kg/m2 (2 × 10 mm ESG).
Die Lasten wurden gemäß Chi-
nesischer Norm angesetzt, für den
­Ansatz der Windlasten auf Dach und
Fassade wurde ein Windkanaltest
durchgeführt. Hieraus ergaben sich
Windsoglasten auf dem Dach von bis
zu 1,5 kN/m2 und ein maximaler
Winddruck auf der Fassade von
1,1 kN/m2.
Je nach Windrichtung kommt es
zu unterschiedlich starken Verfor-
mungen der Seilnetzfassade, die auch
abhängig von der jeweiligen Fassa-
denhöhe sind. In Kombination mit
den Temperaturerhöhungen wird ein
Maximalwert von ca. 185 mm erreicht
(Bild 10). Bei einer Höhe von ca. 26 m
entspricht dies einem Wert von l/140.
Die Seilkräfte wachsen im ULS
auf bis zu 170 kN für die vertikalen
Seilpaare sowie 370 kN für die Ring-
seilpaare an. Somit ergibt sich eine Aus-
lastung von 78 % für die d = 14,1 mm
OSS sowie 83 % für die d = 20,1 mm
OSS, und noch genügend Sicherheit
für auftretende Installationsungenauig-
keiten dieser komplexen Fassaden-
struktur.
Die maximalen Differenzkräfte
an den Seilknoten betragen nur ca.
35 kN. Diese können auf verschiedene
Anteile zurückgeführt werden:
Bild 10.  Verformung der Fassade unter Windlasten (überhöht) [mm]
Fig. 10.  Deflections due to wind loads (magnified) [mm]
580 Stahlbau 83 (2014), Heft 8
a) Umwandlung der Ringseilkraft in
vertikale Seilkräfte
b) höhenmäßige Ondulation der Ring­
seile
c) Glaseigenwicht
d) Verformungen im Bereich der Tür-
öffnungen, welche nicht affin zu
den restlichen Verformungen sind.
Die Differenzkräfte werden über die
Vorspannung der Seilteller vom Seil
abgenommen und über die Zen­tral­
schraube kurzgeschlossen.
Glaspaneele
Für die Bemessung der Glaspaneele
wurden vier maßgebliche Glasschei-
ben berechnet. Da die sehr langen
Scheiben teilweise sehr spitzwinkelig
in den Knoten einlaufen, kommt der
Modellierung und dem Ansatz der
Steifigkeiten im Knoten besondere
Bedeutung zu. Je nach Ansatz der
Steifigkeit der EPDM-Einlagen im
Knoten kam es zu extremen Span-
nungskonzentrationen in Auflager-
nähe und so wurde relativ schnell
beschlossen, ein Zwischenauflager an
der langen Kante der Scheibe aus­
zubilden. Da dieser Halter sich nur
mittig auf das Seilpaar aufstützt
(Bild 11), also einen weichen Stütz-
punkt bildet, wurde eine Sensitivitäts-
analyse mit verschiedenen Vorspann-
niveaus durchgeführt.
Im Zuge der vom chinesischen
Partnerbüro durchgeführten bauphy-
sikalischen Nachweise wurde der
Scheibenaufbau geringfügig abgewan-
delt. Zum Einsatz kamen eine 12 mm
ESG-Scheibe, eine in das PVB einla-
minierte XIR-Sonnenschutzfolie und
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Bild 11.  Dreiecksscheiben mit Zwi-
schenhalter (© Christian Gahl)
Fig. 11.  Triangular glass panes with in-
termediate support (© Christian Gahl)
eine weitere 8 mm dicke mit Low-E-
Beschichtung ausgeführte ESG-
Scheibe. Des Weiteren wurde der Seil-
knoten dahingehend abgewandelt,
dass es sich beim Ringseil nur noch
um ein einzelnes Seil handelt, was ge-
wisse Vorteile beim Vorspannen mit
sich brachte.
4 Resümee
Bedingt durch die wirtschaftliche
Krise der Jahre 2008-2010 ist die neue
Basketballhalle in Dongguan nach ei-
ner ungewöhnlich langen Planungs-
(zwei Jahre) und Bauzeit (fünf Jahre)
von sieben Jahren fertiggestellt wor-
den. Die fast 500 m lange doppeltge-
krümmte Seilnetzfassade, die die Halle
umschließt, sorgt für eine maximale
Transparenz und schöne Ein- und Aus-
blicke. Durch eine sorgfältige Konzep-
tion und Betreuung der Firmenplanun-
gen konnte eine für China technisch
sehr innovative Kombination aus Trag-
struktur und Form geschaffen werden.
Die doppelte, antiklastische Krüm-
mung der Fassadenfläche entfaltet bei
moderater Vorspannung hervorra-
gende Trageigenschaften, die für die-
sen Typ sehr geringe Verformungen
aufweist. Eine Weiterentwicklung in
Richtung der ursprünglich angedach-
ten isolierverglasten Fassade auf ei-
nem Seilnetz erscheint sinnvoll.
Die Idee des Basketballkorbes
mit dem Netz mochte zu Anfang allen
Beteiligten etwas platt erscheinen.
Am fertigen Gebäude wirken Gebäu-
deform und Fassade wie eine Einheit
und frei von Symbolik. Lediglich der
Betonkörper der Tribüne ist letzte Er-
innerung des Balles im Netz (Bild 12).
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Bild 12.  Nachtansicht der fertiggestellten Basketballhalle (© Christian Gahl)

Fig. 12. Nighttime view of the completed basketball arena (© Christian Gahl)

Projektdaten: Peter Schulze, Hongyang Zheng, pg Autoren dieses Beitrages:

Planungszeitraum (sbp): 10/2007 - Kuhn Dipl.-Ing. Sven Plieninger,
08/2008 s.plieninger@sbp.de
Bauzeit: 2009–2014 Dipl.-Ing. Jörg Mühlberger,
Stahltonnage: 2300 t Bauherr: j.muehlberger@sbp.de
Dipl.-Ing. Wei Chen,
Gesamte Seillänge: ca. 44000 m Dongguan Civil Construction Admin-
w.chen@sbp.de
Gesamtanzahl Glasscheiben: 7822 istration Office
schlaich bergermann und partner,
Kapazität: 14730 Sitze Architekt: Schwabstraße 43
gmp Architekten von Gerkan, Marg 70197 Stuttgart
Projektbeteiligte: und Partner
schlaich bergermann und partner Chinesisches Partnerbüro:
Wei Chen, Birgit Dephoff, Jörg Mühl- CABR, China Academy of Building
berger, Sven Plieninger, Bernd Ruhnke, Research (Beijing)

Stahlbau 83 (2014), Heft 8 581