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DOI: 10.1002/stab.200901280
Matthias Kraus
Hans Joachim Niebuhr
© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 79 (2010), Heft 1 1
M. Kraus/H. J. Niebuhr · Hangar für drei Großraumflugzeuge
a) b)
aus Kreishohlprofilen parallel zu den Hauptträgern ange- und die gesamte Rückwand ist mit Betonelementen als
ordnet, die durch die gesamte Halle geführt werden. Als Brandwand ausgebildet, wodurch sich eine scheibenartige
Verbandsdiagonalen werden U-Profile unterschiedlicher Wirkung erzeugen lässt.
Profilhöhen verwendet. Zur horizontalen Aussteifung der Zur Unterstützung der Wartungsarbeiten ist die Halle
Halle sind die bereits angesprochenen Verbundstützen mit zwei Kranbahnanlagen (5-t-Einträger-Deckenkrane)
der Rückwand und die Stahlstützen der Seitenwände mo- ausgestattet. In Bild 5 sind die entsprechenden Kranbahn-
mententragfähig in die Fundamente eingespannt. Darüber bereiche dargestellt. Die Kranbahnträger sind parallel zu
hinaus sind in den Außenwänden Verbände angeordnet, den Nebenträgern in den Achsen A, F und L angeordnet.
a)
b)
Bild 3. Aufbau des Hangars – Haupttragelemente und Aus- Bild 4. a) Koppelstäbe im Bereich der Hauptträger; b) An-
steifungsebenen im Dach ordnung der Nebenträger
Fig. 3. Hangar assembly – main elements and layers of the Fig. 4. a) Coupling members in the area of the main girders;
roof stiffening b) arrangement of the secondary girders
2 Torträger
Der Torträger ist mit einer statischen Höhe von 7,2 m als b)
ebenes Fachwerk ausgebildet (s. Bild 7). Er lagert auf
Stahlstützen der Außenwände mit I-förmigem Querschnitt Bild 6. a) Tore, Torkasten und Radargitter; b) Schnitt des
(h = 1150 mm, b = 600 mm, tg = 40, ts = 28 mm) sowie auf Torkastens und Radargitters
zwei Innenstützen, die als geschweißte Hohlkastenprofile Fig. 6. a) Gates, gate box and radar grit; b) section of the ga-
800 mm × 800 mm × 40 mm ausgeführt sind. Damit ergibt te box and radar grit
sich ein Dreifeldträger mit gleichmäßigen Stützweiten von
jeweils 70 m und eine Gesamttorträgerlänge von ca.
Tabelle 1. Kreishohlprofile des Torträgers
210 m.
Table 1. Circular hollow sections of the gate girder
Bei der Fachwerkkonstruktion des Torträgers sind
kreisförmige Hohlprofile zum Einsatz gekommen. Die Bauteil Durchmesser & Blechdicken [mm]
verwendeten Profilabmessungen sind in Tabelle 1 zusam-
Obergurt RO 864 × 40
mengestellt. Die Diagonalen werden dabei durch ge-
schraubte, zweischnittige Laschenverbindungen an die Untergurt RO 508 × 32/36/40/45
Gurte angeschlossen. Dazu sind die Diagonalen mit Pfosten (über Stützen) RO 864 × 40
Schlitzen versehen, in die jeweils ein Flachstahl einge-
Diagonalen RO 406,4 × 14,2/16/20/25/30
führt und verschweißt ist (s. Bild 8). An den Bindergurten
Bild 9. Vergleichsspannung (von Mises, kN/cm2) des Gurt- Bild 10. Vergleichsspannung (von Mises, kN/cm2) des Gurt-
profils im Anschlussbereich mit und ohne Berücksichtigung profils im Anschlussbereich für die Fälle 2 (links) und 3
des zusätzlichen Blechs für Fall 1 in Bild 8b (Deformation (rechts) in Bild 8b (Deformation 25-fach überhöht)
25-fach überhöht) Fig. 10. Comparison stress (von Mises, kN/cm2) of the chord
Fig. 9. Comparison stress (von Mises, kN/cm2) of the chord member at the joint for the cases 2 (left) and 3 (right) of
member at the joint with and without the regard of the addi- Fig. 8b (deformation enlargement factor: 25)
tional plate for case 1 of Fig. 8b (deformation enlargement
factor: 25)
3 Hauptträger
4 Verbundstützen
Bild 24. Hub des Hauptträgers (Achsen 16-17) und des Tor-
5 Montage trägermittelfeldes
Fig. 24. Lift of the main girder (axes 16-17) and the midfield
Die Montage der Halle erfolgte in mehreren Abschnitten. of the gate girder
Haupt-, Tor und Nebenträger wurden auf dem Boden vor-
montiert und mit Hilfe von Mobilkranen in ihre end-
gültige Position gehoben. spannende Wirkung. Die großen Druckkräfte in den Stüt-
Beim ersten Hub wurde das mittlere Feld des Torträ- zen können als Einzellasten aufgefasst werden, die an den
gers mit zwei Kranen auf den Innenstützen der Tore abge- Torträgerenden in den Binder eingeleitet werden. Da-
setzt. Im gleichen Zug wurde der mittlere Hauptträger mit durch verhält sich der Torträger ähnlich wie zwei Kragar-
Hilfe von vier Kranen gezogen, auf den rückwärtigen me, die durch Einzellasten an Kragarmenden beansprucht
Brandwandstützen abgesetzt und in Feldmitte des Torträ- werden und zum Biegedrillknicken neigen. Sie können
gers mit diesem verbunden (s. Bild 24). Im Bereich der In- sich allerdings nicht frei verformen, da sie durch die Stie-
nenstützen wurden zusätzliche Verbandsdiagonalen für le gehalten werden, das heißt die Biegesteifigkeit der Stie-
die Montage eingebaut, was zu einer deutlichen Reduktion le stabilisieren den Torträger.
der Momentenbeanspruchung für die Stützen führt. Die Träger des Hangars wurden sukzessive am Boden
Natürlich müssen die einzelnen Montageschritte be- vormontiert und durch Mobilkrane in die endgültige Lage
züglich der Standsicherheit beurteilt werden. Bild 25 zeigt gebracht. Bild 26 gibt einen Überblick zu verschiedenen
das statische System des ersten Montagezustandes. Die Zuständen des Montagefortschritts.
Beanspruchungen in diesem Zustand ergeben sich zum ei- Neben dem Zustand 1 (Teilbild b) ist der Bauzustand
nen aus dem Eigengewicht der Träger, zum anderen haben in Teilbild f) im Hinblick auf die Tragfähigkeit der Tor-
die Windlasten einen nicht zu vernachlässigenden Ein- innenstützen von Bedeutung. Im Bereich der montierten
fluss. Nebenträger ist das Hallendach weitestgehend als Scheibe
Voraussetzung für den statischen Nachweis ist, dass ausgebildet. Die horizontalen Windlasten, die parallel
sich das System in einem stabilen Gleichgewicht befindet. zum Torträger wirken und aufgrund der Vielzahl von Stä-
Eine Eigenwertanalyse ergibt als kleinsten positiven Ei- ben zu vergleichsweise hohen Beanspruchungen führen,
genwert ηKi = 3,6 und die in Bild 25 dargestellte Eigen- werden mit der Scheibenwirkung durch die Brandwand-
form. Diese lässt sich sehr anschaulich interpretieren. Der stützen auf der einen Seite und durch die Torinnen- und
Hauptträger hat für den Torträger in Feldmitte eine ein- -außenstützen auf der anderen Seite abgetragen. Bezüg-
Baugrundgutachten:
Mull und Partner, Düsseldorf
Windgutachten:
Zerna Ingenieure GmbH, Bochum
Ingenieurgesellschaft Niemann & Partner GbR, Bochum
schweißtechnische Überwachung:
SLV Duisburg, Niederlassung der GSI mbH, Duisburg
Prüfung der Standsicherheit:
Dipl.-Ing. H. J. Niebuhr, Dortmund
Literatur
Am Bau Beteiligte:
Bauherr und Projektleitung:
Flughafen Düsseldorf GmbH, Düsseldorf
Mieter:
Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG, Berlin
Generalplanung:
Dipl.-Ing. Architekt Bodo Jäger, Hamburg
Tragwerksplanung: Autoren dieses Beitrages:
Binnewies Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg Dr.-Ing. Matthias Kraus, Ruhr-Universität Bochum,
Bauausführung: Lehrstuhl für Stahl- und Verbundbau, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum,
ARGE Flugzeughangar Halle 7, Düsseldorf Matthias.Kraus@ruhr-uni-bochum.de
Ed. Züblin AG, Düsseldorf
Claus Queck GmbH, Düren Dipl.-Ing. Hans Joachim Niebuhr,
Ingenieursozietät Schürmann – Kindmann und Partner GbR,
Interfer Rohrunion, Voerde Prinz-Friedrich-Karl-Str. 36, 44135 Dortmund, skpdortmund@skp-ing.de