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UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Vermögenssteuer:
SCHULDEN-UHR
Appell a nden Neidkomplex S t a a t s v e r s c h u l d u n g
Kanzler Schröder im Banne des linken Flügels seiner Partei in
Für jeden Sozialdemokraten, so hard Klimmt meldete sich mit ei- Staat neue Arbeitsplätze schaffen
hieß es noch vor einem Dutzend nem Schreiben an den Bonner D e u t s c h f a n d
kann. Und das kostet Geld. Die erste
Jahre, gibt es drei Großmächte: Die Kanzler z u Wort, i n dem er das Fehlüberlegung bei den Forderun-
U S A , die Sowjetunion u n d denSchröder/Blair-Papier für die gen nach Wiedereinführung der
SPD-Parteivorstand. Doch inzwi- SPD-Niederlage bei den Europa- 1997 abgeschafften Vermögenssteu-
schen: außer den U S A ist v o n wahlen verantwortlich machte. 81« Mrd. Mio. Ted DM
er war schon die Annahme, das Geld
„Großmächten" nichts mehr übrig- M i t Schröders Politik, so Klimmt
geblieben. Die S P D zerfranst i m weiter, solle „die Gerechtigkeit
Streit zwischen Traditionalisten ausgemustert werden".
komme der Bundeskasse zugute.
Einnahmen aus einer Vermögens-
steuer würden jedoch nach der im
Schuldenzuwachs
und Modernisierern. Kanzler Ger- Grundgesetz vorgesehenen Finanz- pro Sekunde
Für viele SPD-Landesfürsten
hard Schröder kann zwar davon aufteilung zwischen Bund und Län-
stand sofort fest, wie sich soziale
ausgehen, daß er in der innerpartei- dern den Ländern zugute kommen.
Gerechtigkeit i n Deutschland
lichen Auseinandersetzung die Die Länder hatten zum Ausgleich Wer w i r k l i c h wissen w i l l , was die finanzielle Stunde i n Deutschland
schaffen lassen könnte: durch neue
besseren Argumente hat, aber eine der Verluste durch die weggefallene geschlagen hat, der sollte weniger auf die Prophezeiungen der Politi-
Steuern. Damit hatten die Umver-
Serie von Landtagswahlen mit dro- teiler und Steuererhöherer schon Vermögenssteuer eine Erhöhung ker hören, sondern einen Blick auf die v o m B u n d der Steuerzahler i n
henden Niederlagen der SPD könn- den ersten Fehler gemacht, der sie der ihnen zustehenden Erbschafts- Wiesbaden installierte Schuldenuhr werfen, die vor gut einer Woche
ten eine schwere Hypothek für die aber nicht i m geringsten störte: steuer erhalten. Von einer Senkung die Schuldensumme von 2.346.513.285.183 D M anzeigte. Jede Sekunde
Autorität des Kanzlers werden. der Erbschaftssteuer sprach aber wächst die Schuld u m 2.775 M a r k Foto Schadt
Gerechtigkeit hat nämlich immer
niemand.
Es war das v o n Schröder zusam- zwei Seiten. Da ist die eine Seite des
men mit dem britischen Premier Empfängers staatlicher Leistun- Großvermögensbesitzer, die be-
Tony Blair vorgelegte Grundsatz- gen. Hier muß Gerechtigkeit herr- reits mehr als die Hälfte ihrer Ein- E n t m a c h t u n g s v e r s u c h / Von Peter Fischer
papier, das den SPD-Linken die schen. Wenn sich Arbeiten nicht nahmen dem Finanzamt überlas-
Haare z u Berge stehen ließ. Beide mehr lohnt, weil die sozialen Lei- sen müssen, dürfen wegen des er Pulverdampf« vom A m - die Kulturarbeit unter dem Vor-
Regierungschefs hatten sich darin stungen aus der Staatskasse genau- vom Verfassungsgericht aufge- selfeld hat sich noch nicht wand schlechter Bundes-Kassenla-
für umfassende Wirtschaftsrefor- so hoch sind, dann ist die Gerech- stellten Halbteilungsgrundsatzes D verzogen, die Schreie der ge und angeblicher organisatori-
men, Steuersenkungen insbeson- tigkeit abgeschafft. Gerechtigkeit nicht zusätzlich belastet werden. vertriebenen Albaner treffen sich scher „Verzettelung" der Vertrie-
dere für die Betriebe und eine Ent- gilt aber auch für den Steuerzahler. Dieser Grundsatz besagt, daß je- längst mit denen der nunmehr i m benenarbeit gezahlt werden wür-
bürokratisierung (früher bekannt Der baden-württembergische FDP- dem Bürger mindestens die Hälfte Gegenzug verfolgten Serben, da den. Die Kürzungssumme er-
als schlanker Staat) ausgespro- Politiker Walter Döring überrasch- des von ihm verdienten Geldes wagt die Bundesregierung unter scheint angesichts des Vertriebe-
chen. Was die Linken in der SPD, te neulich mit der Nachricht, 23 bleiben muß. Genau bei denen w i l l Federführung ihres Kulturstaats- nenapparates gering, doch bei stei-
zum Beispiel den Sprecher des Milliarden Mark soziale Leistun- die SPD jedoch kassieren. Völlig ministers Naumann das, was frü- genden Kosten u n d Fördermitteln
Frankfurter Kreises, Detlev v o n gen i n Deutschland würden nicht übersehen haben die Befürworter here Politiker aus wahltaktischen aus dem Bundeshaushalt von der-
Larcher, besonders ärgert: A u s zweckbestimmt ausgegeben. Steu- der Vermögenssteuer, daß auch Gründen bislang noch immer ver- zeit 43,2 Millionen Mark ist die
dem Papier kann man genausogut ergerechtigkeit ist das gewiß nicht. Grundbesitz Vermögen darstellt. mieden: den Generalangriff auf Fortführung der Arbeit nunmehr
die Grundzüge der Wirtschaftspo- Einrichtungen deutscher Vertrie- insgesamt gefährdet: Nach dem
litik der früheren britischen Pre- Jetzt soll also die Wiedereinfüh- Für den Chef des Bonner Instituts bener.
schon fast gelungenen Versuch der
mierministerin Margaret Thatcher rung der Vermögenssteuer für mehr Finanzen und Steuern, Adalbert
Wie immer in Bonn, parteiüber- politischen Entmachtung folgt
herauslesen. S o z i a l d e m o k r a t i - Gerechtigkeit sorgen. Schröder will Uelner, handelt es sich bei den R u -
nunmehr der kundig geführte of-
sches Traditionsvokabular, etwa die Steuer nicht, weil Abgaben fen nach Vermögenssteuer nur u m greifend, w i r d der finanzielle Kne-
das Wirtschaftswachstum bremsen. einen „Appell an den Neidkom- bel angesetzt: Zunächst argumen- fene Kampf i n Form finanziellen
die Forderung nach sozialer Ge- Druckes auf die i n Bonn immer
rechtigkeit, kommt entweder über- Den SPD-Linken ist das egal, weil plex, der i m Wahlkampf nützen tierte Naumann damit, daß rund
ihrer Ansicht nach ohnehin nur der soll". H L acht Millionen Mark weniger für ungeliebten Organisationen der
haupt nicht oder nur noch am Ran- Vertriebenen mit eindeutiger Ziel-
de vor. Besonders Sozialdemokra- vorstellung.
ten, die vor Landtagswahlen ste-
hen, reagierten empört: Der saar-
ländische Ministerpräsident Rein-
Kontakte trotz Widrigkeiten vertiefen U m dem Vorwurf z u entgehen,
sich gleichsam dem Thema insge-
samt z u entziehen, w i l l Naumann
Brandenburgs Manfred Stolpe im Gespräch mit Gouverneur Leonid Gorbenko nunmehr eine zentrale „Kulturstif-
tung östliches Europa" aus der
DIESE W O C H E Für das nördliche Ostpreußen
koll unterzeichneten Ministerprä- Ein wichtiges Thema seines Ge- Taufe heben, wobei dann die Ver-
hat sich die Lage nach der Nato-
sident Manfred Stolpe (SPD) u n d sprächs mit dem Gouverneur sei treiberstaaten mit einbezogen wer-
Naumanns Konzept Osterweiterung im Frühjahr noch
Gouverneur Leonid Gorbenko ver- die Sanierung von Plattenbauwoh- den sollen. Was folgt, ist mühelos
„Das Schlachtermesser deutlicher verändert. Dies zeigte
gangene Woche in Königsberg. nungen gewesen. Gorbenko habe vorhersagbar: Die Vertreiber wer-
sich jetzt auch beim Besuch des
Schwerpunkte der künftigen Z u - großes Interesse an den Erfahrun- den solche Mitarbeiter in die Gre-
angesetzt... brandenburgischen Ministerpräsi- gen brandenburgischer Baufirmen
sammenarbeit sollen dem Doku- mien der Stiftung einbauen, die
denten Manfred Stolpe. „Rußlands
ment zufolge Industriekooperation, mit diesen sozialistischen Bauten sich selbstverständlich nicht ir-
westlichster Außenposten", wie er
Landwirtschaft, Soziales, Bauwirt- gezeigt. Die Stadt und viele weitere
G e d a n k e n z u r Zeit gendeiner nebulösen „neutralen"
in Moskau selbstvergessen u n d
schaft und Architektur, Umwelt- Orte des geschändeten ostpreußi-
„Wir vermissen den Halt Geschichtsbetrachtung verpflich-
ahnungslos immer noch genannt
schutz, Kultur, Bildung und Wis- schen Gebiets bestünden überwie-
tet fühlen, sondern der jeweiligen
w i r d , grenzt direkt an die Nato,
senschaft sowie Tourismus sein. Ein gend aus Betonplatten und seien
ohne daß die Russen den Wert die- nationalen Interessenlage. Die Ge-
Gesenkte Mieten erster Kooperationsvertrag war im modernisierungsbedürftig. A u c h
ses Gebietes beim Ausbau der wolle die Gebietsadministration schichte der Vertreibung w i r d
Portugal 25 Jahre April 1994 unterzeichnet worden, dann neu geschrieben, und zwar
deutsch-russischen Beziehungen
allerdings war der Vertrag von 1994 15 000 neue Wohnungen bauen
nach der „Nelkenrevolution" ins Kalkül ziehen. lassen. Finanziert werden könne so, daß sie rechtmäßig erscheinen
weithin ergebnislos verpufft. dürfte. Wer dann noch immer
der Aufbau durch sogenannte
Wenn sich Stolpe nun schon seit Für 1999 und 2000 sind unter an- Dreiecksgeschäfte. Diese beruhen zweifelt, ist vermutlich nichts an-
A m Ende nur Monotonie Jahren in Königsberg engagiert, er derem Seminare für russische deres als ein dreckiges Faschisten-
auf dem Austausch von Rohstoffen
Achtzig Jahre Bauhaus tut dies übrigens auch als Vorsit- Agrarfachleute sowie Praktika für schwein.
und Waren, ohne daß die Russen
zender der deutsch-russischen Agrarstudenten aus Königsberg in Devisen aufbringen müssen.
Freundschaftsgruppe im Bundes- Brandenburg vorgesehen. Die E u - ls weiteres Argument führt
Forschender Blick
rat und in Absprache mit der Bun- ropa-Universität „Viadrina" i n In seinen Gesprächen mit Gor- Naumann an, daß die O p -
Alfred Cammann desregierung, so tut er es vermut- Frankfurt (Oder) und die Universi- benko betonte Stolpe, die regionale A fer der Vertreibung „aus
zum 90. Geburtstag lich nicht bewußt im Sinne der Ost- tät Königsberg wollen ihre Koope- Zusammenarbeit mit Königsberg Altersgründen zunehmend nicht
preußen. U n d dennoch dient der ration in Lehre und Forschung ver- habe volle Unterstützung der Re- mehr die wesentlichen Träger des
gebürtige Stettiner den Ostpreu- stärken. Im Königsberger Deutsch- gierungen in Moskau und Berlin. allgemeiner gewordenen Kultur-
Aus Trauer wurde Freude ßen, indem er durch seine Aktivitä- Russischen Haus w i r d n o c h in die- Der Gouverneur begrüßte die In- austausches" sein können. W i e
Kondolenzspenden kamen Königs- ten Ostpreußen stärker ins Be- sem Jahr eine Ausstellung „Hum- itiative der Landesregierung und das? Zunächst übergeht er (be-
23 wußtsein und i n die Greifbarkeit boldts Reise durch Rußland" ge- sagte z u , das Gebiet wolle seine wußt?), daß die Kinder und Enkel-
berger Waisenhäusern zugute
der Deutschen holt. Daher ist es z u zeigt. Die Zusammenarbeit v o n geopolitische Lage nutzen und zur kinder Vertriebener durch eine
begrüßen, daß Brandenburg und Unternehmen aus Brandenburg europäischen Integration beitra- früher i n diesem Punkte wenig-
Ein Superjet aus Dresden Königsberg ihre .1992 aufgenom- und Königsberg soll durch Aus- gen. Und er versprach eine Verbes- stens umsichtiger agierende politi-
Im März 1959 zerschellte mene Zusammenarbeit vertiefen stellungen, Seminare und Präsen- serung des Investitionsklimas i m sche Gruppierung immerfort Ver-
tationen angekurbelt werden. Gebiet. H. N. / P. F. triebene bleiben, also sich ständig
Düsenflieger „B 152" 24 wollen. Ein entsprechendes Proto-
Politik t w s sripttuUcnblatt 7. August 1999 - Folge 31 - Seite 2
D
och die frühen Schlagwor- Pommern, der Ostbrandenburger, künftig iticht vernachlässigt werden. mentes vom 25. April 1999 zum regelmä-
Der Bund der Vertriebenen wie der Deutschen aus Weichsel-Warthe
te, die von „Dreigeteilt nie auch die Vertreter der betroffenen und der West- und Ostpreußen? Kulturelle Traditionen müssen über ßigen Bericht der Kommission über die
mals" (CDU) bis hin z u Kultureinrichtungen wurden vom die Staatsgrenzen hinweg vermittelt Fortschritte der Tschechischen Republik
„Verzicht ist Verrat" (SPD reichten, Staatsminister mit diesem Konzept werden." auf dem Wege zum Beitritt sowie die Ent-
Ich habe zu diesem Thema vor Stu- schließung des österreichischen Natio-
bereiten den Heutigen keine vor vollendete Tatsachen gestellt. denten in Prag und mit Politikern in Mit dieser Stellungnahme ist es
Scham mehr. Sie sahen in den Ver- Was er jetzt der Presse vorgestellt hat, Ungarn gesprochen. Ist das etwa die nalrates vom 19. Mai 1999 „betreffend die
nicht vereinbar, wenn jetzt von
triebenen nur das Potential für den Aufhebung der,Benesch-Dekrete "... und
kann nur als Zerstörung der bisheri- Verschlossenheit, die Herr Nau- Staatsminister Naumann eine Kahl- fordert die Bundesregierung auf, im Sinne
nächsten Urnengang, was sich mü- gen Kulturarbeit der Vertriebenen- mann meint? schlagpolitik eingeschlagen wird, *der oben genannten Beschlüsse selbst und
helos daran ablesen läßt, daß bis verbände gewertet werden. Das Kon- die zerstörerisch ist. im Verbund mit den anderen Mitglied-
auf den heutigen Tag nicht eine ein- Wer ist denn seit Jahrzehnten und
nicht erst seit der Öffnung des Eiser- Ich habe Verständnis dafür, daß staaten sowie den Institutionen der Euro-
zige außenpolitische Konzeption Sparmaßnahmen niemanden aus- päischen Union gegenüber betreffenden
besteht, die den Interessen der Ver- Zerschlagung der nen Vorhangs der ständige A n -
nehmen können. Ich habe kein Ver-
sprechpartner der ost- und südosteu- Staaten tätig zu werden.
triebenen entsprochen hätte. Selbst Strukturen durch ropäischen Wissenschaftler, wenn ständnis dafür, wenn das Schlachter-
Aktivitäten der Uno, die auf eine messer angesetzt wird und Struktu- Das Europa-Parlament hatte Prag
nicht die Kultureinrichtungen der aufgefordert, „Gesetze und Dekrete
Aufhebung der Vertreibung abzie- finanzielle Sperren Vertriebenen. Schon vor der Öffnung ren zerschlagen werden.
aus dem Jahre 1945 und 1946 aufzuhe-
len, werden für Deutsche als nicht der Grenzen gab es rege und lebendi- Im übrigen braucht Herr Nau- ben, soweit sie sich auf die Vertrei-
verbindlich deklariert. ge Kontakte zwischen Vertriebenen, mann keine neue Stiftung zu grün- bung von einzelnen Volksgruppen in
zept ist in sich nicht schlüssig und Ihren Einrichtungen und den Men- den. Ihm ist bekannt, daß als Stiftung
Umgekehrt hätten die Vertriebe- der ehemaligen Tschecho-Slowakei
enthält erhebliche fachliche Fehler. schen jenseits der Grenzen. der deutschen Heimatvertriebenen
nen und ihre Einrichtungen immer beziehen". Die mit den Stimmen von
So werden zum Beispiel Aufgaben- das Zentrum gegen Vertreibungen
noch hinreichende Möglichkeiten, SPÖ und ÖVP angenommene Resolu-
bereiche zusammengelegt, die nichts Hat man im Hause Naumann die entsteht. Wenn er die Kultureinrich- tion des Österreichischen Nationalra-
ihre Interessen z u artikulieren und miteinander zu tun haben, oder erschrockenen Briefe des ehemali- tungen zusammenfügen will, sollte tes hatte sich die Entschließung des
künstliche Regionen geschaffen, die
mit entsprechendem Druck z u ver-
sehen, sei es nun durch eine eigene miteinander nichts gemeinsam ha- P
en polnischen Außenministers
rof. Bartoszewski und des estni-
ben. Die kulturelle Breitenarbeit wird schen Staatspräsidenten Lennart
er das vertrauensvoll in die Obhut
dieser von Kompetenz und Fachkun-
Europa-Parlamentes zu eigen ge-
macht und die Bundesregierung er-
Parteiengründung oder, gedämpf- de getragenen Einrichtung tun. sucht, auf die Aufhebung dieser Ge-
ter, durcn gezielte Aktionen. Die entweder liquidiert oder Museen zu- Meri an den deutschen Bundeskanz-
Eine Anhörung im Kulturaus- setze und Dekrete „hinzuwirken".
Anlehnung an das allgemeine U n - geordnet. Der § 96 wird dadurch sei- ler, in denen die Vertriebenen als Trä-
nem Sinn nach ausgehebelt. ger der grenzüberschreitenden K u l - schuß des Deutschen Bundestages ist
behagen an der Bonner Politik, das Sollte der Unions- Antrag angenom-
tur- Und Verständigungsarbeit aus- jetzt überfällig. Im übrigen sollte sich
sich in breiten Teilen unseres V o l - Geradezu haarsträubend ist die in drücklich hervorgehoben werden, men werden, verpflichtet er indirekt
Herr Naumann Rat bei seinem Kolle-
kes vorfinden läßt, könnte zudem der Presse wiedergegebene Behaup- die Bundesregierung, erst nach Aufhe-
gen Schily holen. Der Innenminister
die notwendige Rückkoppelung tung, die Vertriebenen zeigten eine überhaupt zur Kenntnis genommen? eht mit den Anliegen des BdV, für
bung der Vertreibungsdekrete dem
finden lassen. Die stille Entmündi- starke Verschlossenheit in sich selbst
gung der Vertriebenen, wie sie nun und hätten zehn Konsequenzen aus
Das Ergebnis von Naumanns Vor- S en er zuständig ist, sensibel und
verantwortungsbewußt um, auch
Beitritt Prags zur E U zuzustimmen.
Wird der Antrag von der rotgrünen
angestrebt w i r d , sollte so nicht hin- den Veränderungen gezogen.
genommen werden. Königsberg,
f ehen ist staatlich gelenkte Kulturar-
eit. dort, wo er sparen muß.
Mehrheit abgelehnt, setzt sich die Ko-
alition in einer schwerwiegenden
•1 ;v.'-'*v menschenrechtlichen Frage in Gegen-
Stettin, Karlsbad und Breslau blei-
Der Osten stürzt immer tiefer ab
satz zum Europa-Parlament und fällt
ben unsterblich, solange w i r sie im zudem noch ihren sozialistischen Ge-
Bewußtsein halten. nossen in Wien in den Rücken. Die rot-
grünen Koalitionäre sind nicht zu be-
Der mitteldeutsche Arbeitsmarkt gerät auch rechtlich aus den Fugen neiden. E. S.
S?£>a$ Dffprtujjcnblau
„Der Osten stürzt ab", titelte kürz- man wissen, daß in Rostock nur noch fern und die beiden Kinder im Alter
UNABHÄNGIGE WOCHEN- lich die „Bild-Zeitung". Die wirt-
schaftliche Entwicklung bleibe hin-
wenige Firmen Tariflohn zahlen, in
Frankfurt/Oder keine mehr. Unter
von 16 und 14 Jahren leben. Netto Stolpes Wahlkampf
ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND würden sie rund 2400 Mark erhalten.
ter den Erwartungen zurück, das diesen Bedingungen wird dort nicht Das ist nur unwesentlich mehr, als Wahlkampfzeit ist eine heiße Zeit,
Chefredakteur: ElimarSchubbe Heer der Arbeitslosen prügele sich mehr gestreikt. Genauso ist die Lage sie jetzt schon als Arbeitslosenhilfe da wird kräftig ausgeteilt und nicht
(Verantwortlich f. d. redaktionellen Teil) um die letzten verbliebenen Jobs auf in der Bauwirtschaft. Inzwischen be- sowie ergänzende Sozialhilfe erhal- jedes Wort auf die Goldwaage gelegt.
Politik, Zeitgeschehen, Feuilleton, Le- dem Arbeitsmarkt. Und die Löhne knien die roten Gewerkschaftssekre- ten. Das ist auch in Ordnung so, die Wän-
serbriefe: Peter Fischer, Hans Heckel; sinken deutlich, so die „Bild-Zei- täre die Bau-Bonzen: „Bitte geht doch ler sollen ja die Unterschiede erken-
Wehrwesen, Geopolitik: Generalmajor tung". in den Arbeitgeberverband." U n d Genau dieses Phänomen gehört nen. Doch was jetzt der brandenbur-
a. D. Gerd H. Komossa (Freier Mitarbei-
sogar Ex-Bundespräsident Roman auch zur Wirklichkeit in der Ex- gische Regierungschef Manfred Stol-
ter); Kultur, Unterhaltung, Frauensei- Etwas positiver wollte jetzt die Ber- DDR. M i t Arbeitslosengeld oder pe „austeilte", zeigt mangelnde
Herzog hat in seiner letzten Rede die
te: Silke Osman; Geschichte, Landes- liner Tageszeitung „Die Welt" be- auch Sozialhilfe erhält man fast so Kenntnis ökonomischer Gesetze an.
Firmenchefs beschworen, die soziale
kunde, Literatur: Hans ß. v. Sothen; Hei- richten, sie veröffentlichte eine Rang- viel, als wenn man 40 Stunden die Auf dem Landesparteitag der SPD in
matkreise, Gruppen, Aktuelles: Maike Verantwortung über den Betriebs-
liste der 100 größten Unternehmen in Woche malocht. Und neuerdings er- Potsdam sagte Stolpe, daß Mittel-
Mattern; Ostpreußische Familie: Ruth egoismus zu stellen und wieder den
Mitteldeutschland. Die Liste zeige, halten einige Malocher sogar weni- deutschland auch im Jahre 10 nach der
Geede; Östliches Mitteleuropa: Martin Flächentarifvertrag zu akzeptieren.
wie erfreulich groß das Wachstum ger: eine Baufirma aus Mecklenburg, Wende Unterstützung brauche. Alle
Schmidt (Freier Mitarbeiter). Natürlich vergebliche Liebesmühe.
einiger Firmen ist. Der Umsatz stieg die ganz solide dasteht, zahlt auch Reformvorhaben würden daran ge-
Ständige Mitarbeiter: Alfred v. Arneth durchschnittlich um 13 Prozent. Fai- Warum soll eine Firma jemanden nur Haustarif. Ein Facharbeiter, der messen, „ob es dem Land Branden-
(Wien/Bozen), Wilfried Böhm (Melsun- rerweise weist die „Welt" aber selbst für einen Stundenlohn von 30 Mark laut Tarifvertrag sonst rund 4200 burg vorwärts hilft und die Nachteile
gen), Jürgen Mathus (Bonn), Dr. Jaroslav
Opocensky (Prag), Willy Fehling (Berlin).
auch darauf hin: „Die TOP 100 kom- einstellen, wenn sie auch für 7,50 D M Mark brutto hätte, verdienen sollen, für Ostdeutsche abbaut", betonte
men gemeinsam nur auf ein Ge- Arbeiter findet. Herzog darf eben erhält nach Haustarif 2800 Mark Stolpe. Die Landesregierung werde
Anschrift für alle: Parkallee 84/86, 20144 schäftsvolumen von 82,10 Milliarden nicht vergessen, daß den Geschäfts- brutto. Wenn der Arbeiter den Ver- die Zustimmung im Bundesrat immer
Hamburg. Verlag: Landsmannschaft Ost- Mark. Dieser Betrag entspricht dem trag nicht unterschreiben will, kein dann verweigern, „wenn der Aufbau
preußen e.V., Parkallee 86,20144 Ham- Umsatz der Veba, dem fünftgrößten Problem, es gibt genügend Arbeits- Ost gefährdet ist oder die Branden-
burg. Das Ostpreußenblatt ist das Organ
Unternehmen Deutschlands. Wer in lose - und wenn nicht, dann wird der burger als Deutsche zweiter Klasse be-
der Landsmannschaft Ostpreußen und
erscheint wöchentlich zur Information der
einer dieser 100-Top-Firmen sein Der Flächentarif Maurer aus Schottland eingeflogen handelt werden", So weit, so gut. Man
Brot verdient, kann glücklich sein, oder der Stahlbieger aus Polen. kann sich ja durchaus auf den Stand-
Mitglieder des Förderkreises der Lands-
doch was machen die anderen? besteht faktisch
Diese mecklenburgische Baufirma punkt stellen, daß das Leistungsver-
mannschaft Ostpreußen. - Bezugspreis
Inland 12,40 DM monatlich einschließlich
7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland
Den wirtschaftlichen Absturz in längst nicht mehr baute in Brandenburg eine Nieder- mögen im Beitrittsgebiet immer noch
15,80 DM monatlich, Luftpost 22,30 DM Mitteldeutschland hat Manuela lassung auf. In der brandenburgi- schwach sei und man daher weitere
monatlich. Abbestellungen sind mit einer Werll aus Rostock jetzt konkret er- schen Stadt war gerade ein Hochbau- finanzielle Unterstützung brauche.
Frist von einem Monat zum Quartalsende fahren. Nach jahrelangem Suchen leuten neben dem deutschen A r - Unternehmen pleite gegangen. Die Doch dann vollzieht der märkische
schriftlich an den Verlag zu richten. hat sie einen neuen Job gefunden. In beitsmarkt auch der europäische zur entlassenen Facharbeiter hätten bei Regierungschef einen abrupten
Konten: Landesbank Hamburg, BLZ einer Fleischerei soll die gelernte Verfügung steht - vom „schwarzen" den Mecklenburgern, die für ihre Wechsel. Stolpe forderte in scharfem
Kassenmechanikerin die Buchhal- ganz zu schweigen. U n d so haben Niederlassung neue Arbeiter such- Tonfall, daß zehn Jahre nach der Ein-
200 500 00, Konto-Nr. 192 344. Post-
Renten:
R i e s t e r s R u n d s c h l a g
„Nach Kassenlage": Statt sozialem Füllhorn für alle droht jetzt der Einbruch
Von M A R T I N LESSENTHIN
muß die Bundesregierung bereit ne-Erben an der Saar geht es um die nehmend unattraktiver. Kasse zu bitten, besteht nicht mehr.
4
Politik £>as Cfiprcu&mblati 7. August 1999 - Folge 31 - Seite 4
Iran:
In Kürze Zitate • Zitate
„ F o c u s " an der Spitze „Kennzeichen einer verdeckten A k t i o n " Leserbrief zum Artikel „Wir kön-
Wie das Nachrichtenmagazin „Fo- Khatami, der Präsident ohne Macht, unter fundamentalistischem Druck nen nicht verzeihen, weil man uns
cus" berichtet, hat die Media-Analy- nie u m Verzeihung gebeten hat"
se '99 ergeben, daß jede Woche Mehr und mehr vollzieht sich im tens des Mullahregimes Zweifel an diesem wird ausgeführt, daß die (FAZ vom 17. Juli):
durchschnittlich 5,8 Millionen Men- Nachgang z u den Studentenunru- der Loyalität des Militärs gab. Kha- Unruhen, die am 8. Juli begannen,
schen den Focus lesen. Damit hat das „Es ist verständlich, daß Michaela
hen im Iran das, was z u erwarten tami hingegen kann noch nicht ein- von Anhängern des Mullahre- Wiegel aus Oradour die offizielle
Magazin die Spitzenposition vor war:der als gemäßigt geltende Prä- mal über die Polizei verfügen. Des- gimes und von Studenten spontan
dem Spiegel, der nur noch 5,64 M i l - französische Darstellung der Tra-
sident Khatami gerät mehr und halb muß er den Brief der „Revolu- initiiert worden seien. Die schwe-
lionen Leser vorweisen kann. mehr unter den Druck der funda- gödie, die sich dort vor 55 Jahren
tionswächter", der von 24 hochran- ren Übergriffe der folgenden Tage,
mentalistischen Kräfte. In einem ereignete, übermittelt hat. A u s
gigen Militärführern unterzeich- so die „Sunday Times , hätten „alle
Brief vom 12. Juli werfen führende deutscher Sicht muß aber gesagt
Nicht zumutbar? net ist, sehr ernst nehmen. Kennzeichen einer wohlgeplanten
Vertreter der sogenannten „Revo- werden, daß seit 1981 seriöse For-
Der Brief gibt im übrigen denje- verdeckten Aktion aufgewiesen, in
Der niederländische Privatsender lutionswächter" Khatami vor, dem der der Pöbel instrumentalisiert schungen von Herbert Taege vor-
„Veronica" will in Zukunft deutsche Angriff auf ein Studentenwohn- nigen Stimmen Nahrung, die be- liegen, die neuerdings durch V i n -
haupten, daß die Unruhen i m wurde, u m eine populäre Bewe-
Krimis synchronisieren lassen. In ei- heim mehr Aufmerksamkeit ge- gung in Mißkredit z u bringen." Ein cent Reynouard bestätigt wurden.
nem Gespräch mit der „Welt" sagte schenkt z u haben als dem Verhal- Grunde genommen gegen Kha- Sie bringen den Indizienbeweis,
tami und seine Regierung gerichtet (gewünschtes) Ergebnis dieser U n -
Kim Koppenol, Mitarbeiterin des ten der Studenten selber. Warum, daß die Kirche mit den über 200
gewesen seien. So verweist die Ta- ruhen sei die Distanzierung Khata-
TV-Senders: „Die niederländische so die provokante Frage der „Revo- Frauen und Kindern nicht durch
Jugend will einfach kein Deutsch geszeitung „Neshat" in ihrer Aus- mis von den Demonstranten gewe-
lutionswächter", wurden die Be- sen. Soldaten des Regiments ,Der Füh-
mehr hören." drohung der nationalen Sicherheit gabe vom 15. Juli darauf, daß Ver-
rer' der 2. SS-Panzerdivision in
und die Parolen gegen die Islami- treter der Vereinigung der Mujahe- Es bleiben i m Zusammenhang
din der Islamischen Revolution Brand gesteckt wurde. Im Turm
sche Republik Iran bisher keiner mit dem Brief der „Revolutions-
Kritik abgewiesen (MIRO) darauf hingewiesen hät- wächter" allerdings noch eine Rei-
und unter dem Dach des Kirchen-
eingehenden Untersuchung unter- schiffs hatten französische Partisa-
Wie die „Welt am Sonntag" berich- zogen? Dieser Brief wurde am 19. ten, daß „gewisse Kreise", die in he v o n unbeantworteten Fragen.
tete, ist die Kritik des jüdischen H i - Opposition zur Politik Khatamis Warum wurde dieser Brief zum jet- nen große Mengen Munition und
Juli in den iranischen Tageszeitun- Sprengstoff versteckt. Sie spreng-
storikers Michael Wolffsohn an gen „Jomhuri-yi Islami" und „Kay- ständen, ein Interesse am Schüren zigen Zeitpunkt veröffentlicht?
Ignaz Bubis vom Zentralrat der Ju- von Konflikten hätten, um die all- Der frühere Kommandeur der „Re- ten diese Vorräte, u n d dadurch
han" veröffentlicht und sorgten
den zurückgewiesen worden. Wolff- seither für Gesprächsstoff. Die „Re- gemeine Unzufriedenheit i m Lan- volutionswächter", Mohsen Rezai, wurden die meisten Frauen und
sohn hatte dem Vorsitzenden des volutionswächter" haben ihren de weiter z u forcieren. Die Vertre- spricht von „geheimen Händen", Kinder getötet. N u r wenige konn-
Rates vorgeworfen, zu pessimistisch Angriff auf Khatami mit einer un- ter von M I R O wiesen weiter darauf die i m Spiel waren, als dieser Brief ten durch Soldaten der Waffen-SS
zu sein, und ihn zum Rücktritt ge- verhohlenen Warnung verbunden. hin, daß der Angriff auf das Tehe- zum Abdruck gekommen ist. Die gerettet werden.
drängt. raner Studentenwohnheim u n d Parallele zur kürzlich verbotenen Im Dezember 1963 besuchte der
Wörtlich schreiben sie: „Unsere
Geduld ist z u Ende. W i r können der folgende Aufruhr ohne Koor- liberalen Zeitung „Salaam" ist damalige Oberstleutnant der Bun-
diese Situation nicht länger tolerie- dination u n d Organisation nicht mehr als auffällig. Bei beiden Zei- deswehr, Eberhard Matthes, in
Stoiber dementiert möglich gewesen wären. M I R O
ren, wenn nicht umgehend gehan- tungen, die den Brief veröffentlich- Uniform Oradour, und zwei über-
Wie das Nachrichtenmagazin „Fo- delt w i r d . " behauptet, daß sich Vertreter der ten, ist inzwischen eine scharfe lebende Frauen bestätigten i h m
cus" berichtete, würden neue Doku- iranischen Sicherheitskräfte als Verwarnung des Kultur- und K u l - ihre Rettung durch Soldaten. In ei-
mente den Verdacht erhärten, daß Khatami zeigte sich sichtlich be- Provokateure unter die Studenten tusministeriums eingegangen. Wie
der bayerische Ministerpräsident gemischt hätten. Z u ähnlichen ner eidesstattlichen Erklärung
eindruckt, als er erklärte, daß die man es auch dreht und wendet:
Edmund Stoiber und sein Kabinett Schlüssen kommt ein Artikel der vom 16. November 1980 bezeugte
Unruhen u n d Gewalttätigkeiten Das Intrigenspiel u m die Macht i m
Einfluß auf das mitteldeutsche Bau- „Sunday Times" vom 18. Juli. In er diese Tatsache. Die Akten des
„gegen die Interessen der Nation Iran ist i m vollen Gange. S. E l l .
geschäft genommen hätten. Stoiber Prozesses vor dem Höheren M i l i -
wies daraufhin erneut die Vorwürfe u n d gegen die Politik der Regie-
tärgericht 1953 in Bordeaux wur-
zurück. rung gerichtet seien. Unzweifel-
haft hatte er bei diesen unmißver- den für die Dauer von 70 Jahren in
ständlichen Äußerungen den Brief ein Geheimarchiv überführt. Ihre
190 000 Deportierte der „Revolutionswäcnter" vor A u - Wie Freigabe würde die Indizienbewei-
gen. U m nachvollziehen z u kön- se durch Tatsachenbeweise erset-
Wie aus Archiven und Statistiken nen, in welcher Situation Khatami
ANDERE zen." Hubert Meyer
des sowjetischen Geheimdienstes sich derzeit befindet, muß man Leverkusen
N K W D nervorgeht, wurden zwi- es sehen:
wissen, daß Khatami i m Grunde »
schen Januar und April 1945 190 000
„Westarbeiter" in die Sowjetunion
deportiert. Hierbei handelte es sich
genommen ein Präsident ohne
lacht ist. Die Streitkräfte sind dem Hilfsprogramm
„Im Jahre 1992 setzte die Bush-Re-
gierung eine Richtlinie für den
nicht um Gefangene der Wehrmacht, Revolutionsführer Ayatollah Kha- für das Kosovo Verteidigungsplan' in Umlauf, die
sondern um männliche deutsche Z i - menei unterstellt. In der Armee wie ein nützlicher Denkzettel ver-
vilisten, berichtete der russische H i - geben die „Revolutionswächter" stehen läßt, was die Grundabsicht
storiker Pawel Poljan. Schätzungen den Ton an, die gleich nach Ende der amerikanischen Außenpolitik
bisheriger Forschungen liegen aller- der Revolution als ein Gegenge- Zeichnung aus ist. Darin wurde dargelegt, daß die
dings noch deutlich höher als die Sta- wicht z u m Militär geschaffen wor- „Berliner Vereinigten Staaten so zu handeln
tistiken des N K W D . den sind. Dies deshalb, weil es sei- Morgenpost" haben, daß sie gleichzeitig beruhi-
gen u n d abschrecken, nämlich
,mögliche Konkurrenten von ei-
nem Streben nach einer größeren
regionalen oder globalen Rolle'.
W e n n d i e M i e t e n g e s e n k t w e r d e n . . . Was sieben Jahre lang unvorstell-
bar schien, ist nun nach 70 Tagen
Portugal 25 Jahre nach der „Nelkenrevolution" / Von Stefan Gellner deutlich geworden. Der Krieg i m
Kosovo hat - laut den Worten von
Portugal ist aus deutscher Sicht ten sollte, kann man sich leicht aus- men des EU-Gipfels von Berlin ihre stem z u konstatieren, die nicht mit Victor Tschernomyrdin, dem frü-
zu einem der wichtigen Handels- malen. Interessen zu wahren. den sonst in der E U üblichen Stan- heren russischen Ministerpräsi-
partner aufgestiegen. A u s portu- Dem Reisenden fällt auf, daß bei dards verglichen werden können. denten, einer prowestlichen Stim-
Daß die wirtschaftliche Entwick-
giesischer Sicht ist Deutschland Katastrophale Folgen zeitigen die me - ,die amerikanisch-russischen
lung noch andere Schattenseiten allen Projekten, die die E U in Por-
nicht nur wichtigstes Exportland, von der Regierung durchgesetzten Beziehungen u m mehrere Jahr-
hat, zeigen die Umweltprobleme tugal fördert, entsprechende H i n -
sondern gleichzeitig auch führen- niedrigen Mieten. Die Hausbesit- zehnte zurückversetzt'.
des Landes. Bodenerosion, Luft- weisschilder aufgebaut sind. In fast
der Auslandsinvestor. C a . 450 zer investieren kaum noch Geld in Umfragen zeigen, daß er recht hat.
verschmutzung durch Industrie- jedem Gespräch mit einem Portu-
deutsche Unternehmen sind der- ihre Immobilien, so daß diese i m -
und Autoemissionen sowie Was- giesen, bei dem die Rede auf die E U 72 Prozent der Russen haben jetzt
zeit i n Portugal aktiv. Die deut- mer mehr verkommen. Dies kann
serverschmutzung, insbesondere kommt, spürt man eine große eine schlechte Meinung von den
schen Unternehmen tragen damit nicht nur in den Randbezirken der
in den Küstenregionen, sind die Dankbarkeit für die Förderpraxis. U S A , während es vor dem Krieg
das ihrige z u m Wachstum des por- großen Städte beobachtet werden,
ungelösten Hauptprobleme, vor Insgesamt erhält Lissabon gegen- nur bis z u 28 Prozent waren. In
tugiesischen Bruttoinlandspro- wärtig fünf Milliarden Mark von sondern überall. Wer vor diesem China haben w i r einen Ausbruch
duktes bei, das derzeit bei ca. drei der E U . Der Dank vieler Portugie- Hintergrund einmal durch Lissa- von anti-amerikanischer Wut gese-
Prozent liegt. sen gilt insbesondere Deutschland, bon spaziert, w i r d sich an die End- hen, die unheimlich an die Kultur-
Die portugiesische Wirtschaft
Geostrategische Randlage das als größter Nettozahler den Lö- phase der „DDR" erinnert fühlen.
revolution erinnert. Und die Lehre,
wenanteil des EU-Nettohaushaltes Nicht selten stürzen ganze Häuser
w i r d insbesondere durch den Be- bestimmte die Paktbeitritte bestreitet. die Europa aus diesem Krieg gezo-
Hier ist ein deutlicher in sich zusammen.
reich Dienstleistungen bestimmt, gen hat, lautet, daß es z u abhängig
in dem ca. 56 Prozent des portugie- des iberischen Staates Unterschied zur Mentalität der Es gibt allerdings Entwicklun- von den U S A ist. A m letzten Don-
sischen Bruttosozialproduktes er- Spanier und Franzosen zu spüren, gen, bei denen aucn der Langmut nerstag stimmten z u m ersten M a l
wirtschaftet werden. Hier nimmt die die Subventionen der E U als der Portugiesen endet: oeim in ihrer Geschichte die 15 Länder
der Bereich Tourismus naturge- selbstverständlich erachten. Rauschgifthandel beispielsweise. der Europäischen Union überein,
mäß eine zentrale Rolle ein. Z u be- denen die portugiesische Umwelt- Im derzeitigen Parlament ver- Der Drogenhandel ist inzwischen Europa mit einer militärischen
achten ist aber, daß die Vorausset- politik steht. fügt die Sozialistische Partei (PS) eines der massivsten gesellschaftli- Kraft auszustatten, mit unabhängi-
zungen für eine kontinuierliche Die geographische Randlagensi- über 112 von insgesamt 230 Sitzen, chen Probleme. Schon müssen z. B. gem Kommando, unabhängiger
Entwicklung der portugiesischen tuation ist mit ein G r u n d , warum die Sozialdemokraten (PDS) über öffentliche Schulen von der Polizei Kontrolle und unabhängigen
Wirtschaft auf sehr wackligen Bei- Lissabon auf eine enge Einbindung 88, die nationalkonservative bewacht werden, u m Kinder vor
Truppen. Unabhängig, das bedeu-
nen stehen. So tendiert z. B. die in die E U gedrängt nat. Im Unter- Volkspartei (PP) über 15 und die aggressiven Drogenhändlern z u
schützen. In Lissabon gibt es insbe- tet, unabhängig von den Vereinig-
Sparquote gegen null, was konkret schied z u Spanien und Frankreich Vereinigte Demokratische Union, ten Staaten von Amerika. Wenn im
heißt, daß die Portugiesen oft ihr aber, die ihre Interessen in der E U die aus Kommunisten (13) u n d sondere in den Außenbezirken
Elendsviertel voller Drogenabhän- Mittelpunkt der Welt nach dem
gesamtes Einkommen in Konsum- in der Regel kompromißlos durch- Grünen (2) zusammengesetzt ist, Ende des Kalten Krieges die einzig-
güter umsetzen. Die portugiesi- zusetzen trachten, geben sich die über insgesamt 15 Sitze. Die Regie- giger, die der Tourist auf jeden Fall
meiden sollte. Die Drogen, die Por- artige Macht Amerikas stand, so
schen Banken erteilen auch dann portugiesischen Politiker eher ela- rung des Sozialisten Jorge Sampaio
tugal überschwemmen, kommen hat der Krieg im Kosovo die ersten
Kredite, wenn nicht im ausreichen- stisch. Dennoch sollte nicht überse- hat es bisher nicht vermocht, die
in erster Linie aus Lateinamerika Wallungen gebracht: mit einem
den Maße Sicherheiten vorliegen. hen werden, daß Portugal insbe- augenfälligen Mängel der portu-
(Kokain) und Südwestasien (Hero- Groll gegen die Großmacht, mit
Welche Probleme eine derartige
Kreditvergabepraxis nach sich zie-
hen kann, wenn die portugiesische
sondere mit Spanien harte Ausein-
andersetzungen um die EU-Pfrün- f
iesischen Nation wirksam zu be-
ämpfen. Gravierende Defizite
de führt. Den Portugiesen ist es sind nach wie vor im Gesundheits-,
in). Portugal dient dabei auch als
Einfalltor für den Drogenschmug-
Ablehnung
kampf."
und Konkurrenz-
„Nezvs-week"
gel nach Europa.
Wirtschaft in eine Rezession gera- aber dennoch gelungen, i m Rah- Ausbildungs- und Erziehungssy- 14. Juni 1999
Östliches Mitteleuropa £>rj5 Oftprcuicnblait 7. August 1 9 9 9 - F o l g e 31 - Seite 6
5600 für „Schwaben". vik Vaculik, der Ende der 60er Jah-
(Carei-Mare bzw. Nagy-Käroly) eine re das berühmte „Manifest der
Seit der sogenannten „Revolution" 1000 Worte" verfaßte, der österrei-
nationale Wiederbesinnung ein, die von 1989 gilt das Deutsche als mo-
bei dieser weitgehend madjarisier- chische Fürst Schwarzenberg (er-
dern und ist ein potentieller Karriere- ster Leiter von Havels Präsidenten-
ten Volksgruppe kaum jemand für faktor. Viele junge Rumänen und
möglich gehalten hätte. kanzlei), Erzbischof Miroslav V l k
Ungarn in der Region lernen mit gro- sowie der Gewerkschaftsvorsit-
Die junge ungarische Sprachfor- ßem Eifer die Sprache Luthers und zende Richard Falber. D e m für ein
scherin Csilla Racz aus Klausenburg Goethes, die als Fremd- oder sogar halbes Jahr gewählten dreiköpfi-
gen Leitungsgremium gehören der
Havel-Berater Jiri Pehe sowie zwei
Im Wiedererwerb der Muttersprache liegt die Zukunft Deutsches andere dem Präsidenten naheste-
Lyzeum i n hende Personen an, so daß die
stellte 1998 auf einer Tagung des Her- Zweitsprache in der Schule, im Beruf Sathmar: tschechischen M e d i e n von der M i t -
mannstädter Jugendforums fest: oder im Umgang mit deutschspra- w i r k u n g des Staatsoberhauptes an
chigen Freunden überall präsent ist. Abiturienten
„Heute können wir den schwäbisch- der Parteienschelte ausgehen.
ungarischen Sprachwechsel als abge- übergeben
Prof. Paul Philippi, der inzwischen
schlossen betrachten, auch die abgelöste Vorsitzende des Demokra- nachfolgenden
schwäbisch-ungarische Zweispra- tischen Forums der Deutschen in
Skandal in der Ukraine
chigkeit scheint zurückzutreten, Schülern den
Rumänien (DFDR), nannte das Ge- „Schlüssel zum K i e w - Der ukrainische Präsi-
zwei neue hingegen tauchen auf: die biet um Sathmar im August 1998 an-
ungarisch-rumänische sowie die un- dent Leonid Kutschma ist in der
läßlich der Eröffnung einer Ausstel- Wissen" vergangenen Woche beschuldigt
garisch-deutsche Zweisprachigkeit." lung „Sathmarschwaben - gestern worden, die Ermordung eines be-
Die verbliebenen Dialektkenntnis- und heute" im Kreismuseum eine Foto Helmut Berner kannten Korruptionsermittlers an-
se weichen zunehmend einer mehr „Zone im Aufwind". Dies gelte dank geordnet oder zumindest davon
oder weniger gut gesprochenen des im September 1997 in der Stadt gewußt z u haben. Das vermeintli-
deutschen Standardsprache. Diese eröffneten Deutschen Lyzeums auch Insbesondere aus den letzten Jah- mittelständische Betriebe und Land-
in bezug auf die Minderheit. ren gibt es eine Reihe positiver Si- wirte sowie im Gesundheitswesen. che Opfer Gregorij Omelschenko
steht im Sathmarer Land - wie in brachte seine Anklage gegen den
ganz Rumänien - mittlerweile hoch gnale für die nicht ausgesiedelten
A n diesem Gymnasium lernten Sathmarer Schwaben zu vermelden. Auch die Patenkreise der Sathma- Präsidenten mit laufenden Ermitt-
im Kurs. Der harte sprachliche A n - 1998 genausoviele Schüler Deutsch Z u Beginn waren es die Sektionen rer Schwaben, Ravensburg und Bi- lungen über Auslandskonten hoher
passungsdruck, dem die etwa 50 000 wie vor der Wende in der gesamten des „Demokratischen Forums der berach, leisten einiges. Seit 1991 wer- ukrainischer Politiker in Verbin-
deutschen Siedler (Schätzung für die Region, in der es bis auf kurzzeitige Deutschen den zum Beispiel jährliche Land-
1930er Jahre) hier beginnendab dem Nordsiebenbürgens", dung. Er berief sich auf Informatio-
Versuche des rumänischen Staates die den kulturellen Neuanfang in schulaufenthalte von Kindern und Ju- nen eines früheren Geheimdienst-
österreichisch-ungarischen Aus- nicht eine einzige weiterführende Gang brachten. Später kamen ande- gendlichen aus dem Raum Sathmar in
gleich von 1867 ausgesetzt waren, ist Baden-Württemberg organisiert. mannes, wonach zwei russische K i l -
deutschsprachige Schuleinrichtung re Gruppen wie die Jugendorganisa- lergruppen angeheuert und auf sei-
passe. Im Jahre 1907wurdedas Deut- ab der achten Klasse gegeben hatte. tion „Gemeinsam" hinzu. Diese bie-
sche sogar per Gesetz aus allen sath- Einer langfristig angelegten Förde- nen Kopf eine halbe Million Dollars
Bereits seit 1995 existiert in Sathmar tet Volkstänze ebenso wie gemeinsa- rung der Minderheit kommt die Tat- ausgesetzt worden sei.
marschwäbischen Schulen beseitigt. eine deutschsprachige Schülerzei- me Discoabende an, man unterhält sache zugute, daß die Aussiedlung
Ins Land gekommen waren die tung „Pusteblume" mit einer Aufla- eine Theatergruppe und gestaltet seit 1992 praktisch gestoppt ist. Wer
Schwaben vor allem im Zuge der ge von immerhin 1800 Exemplaren. allmonatlich eine deutsche Seite in heute noch im Land der Vorfahren Hoher Orden für Stoiber
den Türkenkriegen folgenden Kolo- Andererseits ist die Zahl der zwei Bei
örtlichen Tageszeitungen mit.
„Gemeinsam sind auch Blas-
aufgenommen werden will, muß ge- Bukarest - Bayerns Ministerprä-
nisierungsbemunungen des 18. und Grundschulklassen mit deutscher musik- und Volkstanzgruppen mäß einer Entscheidung des Bundes-
19. Jahrhunderts. Zwischen 1712 so- sident E d m u n d Stoiber erhielt
Unterrichtssprache in letzter Zeit er- wie Chöre in Fienen, Petrifeld, Te- verwaltungsgerichts vom März letz-
und 1838 wurden überwiegend ten Jahres den sehr schwierigen während seines zweitägigen R u -
neut rückläufig. Kritiker aus der rem, Kalmandi und Trestenburg mit mänien-Besuches Ende letzter W o -
durch die ostungarischen Grafen Landsmannschaft machen hierfür von der Partie. Nachweis von „Benachteiligungen"
Kärolyi 2000 deutsche Familien in 32 das Generalschulinspekorat und die bzw. „nachwirkenden Benachteili- che den höchsten Orden des Lan-
Gemeinden angesiedelt. Die Z u - Schulbehörde in Sathmar verant- gungen" erbringen, die sich indivi- des. Präsident Constantinescu per-
Eine schwerwiegende Folge der
wanderer kamen überwiegend aus wortlich, zumal das große Interesse Madjarisierungspolitik war der Aka- duell aus der Herkunft ergeben. sönlich verlieh seinem Gast den
katholischen Dörfern Oberschwa- in der Bevölkerung eher eine gegen- demikerschwund. Vor diesem Hin- „Stern v o n Rumänien". Stoiber
bens und Frankens. teilige Tendenz erwarten ließe. Ob sich die Reste der deutschen führte in Bukarest u n d i n Te-
tergrund setzen die Sprecher der Volksgruppe in Sathmar und den meschwar vor allem wirtschafts-
Die Madiarisierungspolitik und Symptomatisch ist die Situation in Volksgruppe große Hoffnungen auf angrenzenden Gebieten auf Dauer politische Gespräche. Die kulturel-
die Niederlage Deutschlands im die im September 1998 an der Klau-
dem schwäbischen Ort Petrifeld, wo senburger Babes-Bolyai-Universität halten können, wird davon abhän-
Zweiten Weltkrieg wirkten sich für en, ob das erwachte nationale Be- len Pläne für die Einrichtung eines
die Identität der Sathmarer Schwa-
ben verheerend aus. Bereits 1944
sich Ende der 70er Jahre nur noch gegründete deutschsprachige Fakul-
neun Prozent zur deutschen Natio- tät für Verwaltungswissenschaften fenntnis mehr ist als eine Modeer- „Bayerischen Hauses" i n Her-
scheinung. Entscheidend ist, inwie- mannstadt sowie eines Internatio-
nalität bekannten. 1982 waren es mit zunächst zwanzig Plätzen.
flüchteten etwa 3000 von ihnen nach dann 48 Prozent und bei der Volks- weit sich die nachwachsende Gene- nalen Jugendbegegnungszentrums
Oberösterreich, Bayern und Thürin- zählung von 1992 sogar 58 Prozent. In Petrifeld ist ein schwäbisches ration in Hamroth, Petrifeld, Sukun- im U m l a n d der siebenbürgischen
gen. Später siedelten Tausende in die Selbst in Dörfern wieDarotz, das be- Museum entstanden und in Terem den oder Burlescht die deutsche Stadt befinden sich nach wie vor im
Bundesrepublik aus, darunter bis reits vor dem Ersten Weltkrieg als eine schwäbische Theatergruppe. Muttersprache zu eigen macht. Anfangsstadium.
80 Jahre Bauhaus:
A m E n d e
nur M o n o t o n i e
Walter Gropius favorisierte
radikale Denkungsweisen
Von PETER R O S E N B E R G
D ie Jahrhundertwende oder
besser gesagt die Jahrtau-
sendwende ist in greifbare
Nähe gerückt. Trotzdem scheint es
ner Architekt Walter Gropius (1883
- 1969) in jener Zeit gleichfalls ein
Konzept des „Neuen Sehens" vor
allem in der Architektur, das ge-
so, daß dieser „Zeitensprung", ab- meinhin unter dem Begriff Bau-
gesehen von den nur scheinbar re- haus-Architektur oder noch allge-
volutionären Ereignissen wie vor- meiner als Bauhaus-Kunst mit tief-
gebliche Globalisierung oder der greifenden Folgen insbesondere
rasanten Entwicklung im Multime- für die deutsche Architektur be-
dienbereich, weit weniger umwäl- kanntgeworden ist.
zenden Charakter trägt als es bei
den neuen Strömungen vor 100 „Das Endziel aller künstleri-
Jahren der Fall gewesen ist. Ja, es schen Tätigkeit ist der Bau", postu-
ließe sich sogar sagen, daß die da- lierte Gropius, als er 1919 die Lei-
mals in Angriff genommenen Pro- tung der ehemaligen Großherzog- D i e Liebe zur Geometrie konsequent auf die Spitze getrieben: die Bauhaus-Schule in Dessau. An die Stelle der
blembereicne nachgerade noch i m - lichen Hochschule für Bildende überwunden geglaubten Monotonie trat eine neue Gleichförmigkeit insbesondere an Neubauvierteln hervor, deren
mer ungelöst sind und auf zufrie- Kunst in Weimar übernahm und negative Wirkung auf das Unterbewußte des Menschen gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann
denstellendere Antworten i m neu- daraus eben jenes Bauhaus machte.
en Jahrtausend harren. In dem Gründungsaufruf heißt es
weiter, ihn (den Bau) z u schmük-
Einig waren sich u m 1900 viele ken, „war einst die vornehmste Anforderungen an Unterbringung Zugegeben, Gropius u n d sein notonie i m Vordergrund. Die Ant-
maßgebliche Kreise vor allem i n Aufgabe der bildenden Künste ... von Menschen u n d Einrichtung Bauhaus mögen auch Überlegun- worten waren nur verschieden.
der Kunst, daß zuvor praktizierte Heute stehen wir in selbstgenügsa- von Industriegebäuden der Mono- gen über das notwendige Fließen
Gropius jedenfalls emigrierte in
Äußerungsformen, das heißt, das mer Eigenheit, aus der wir erst wie- tonie z u begegnen. Ein Versuch, der Begriffe angestrengt haben. den 30er Jahren in die Vereinigten
Kompendium bestehend aus der erlost werden können durch der manchmal aberwitzige Formen Allein, die Bauhaus-Revolution Staaten. Dort fand er ein breites
Form, Inhalt und Geist, einer neuen bewußtes M i t - und Ineinanderwir- annahm. hat z u neuem Dogmatismus in Ge- Arbeitsfeld vor und konnte seine
Definition und damit eines neuen, ken aller Werkleute untereinan- Gropius und sein Bauhaus, z u stalt der absoluten geometrischen Ideen vom neuen Bauen weltweit
den eingetretenen Entwicklungen der." dem angesichts der ganzheitlichen Komposition geführt, die sich eher verbreiten. Nach dem Zweiten
gerecht werdenden Ausdrucks t>e- Konzeption auch Maler wie Paul dem Kollektiven als dem Individu- Weltkrieg entwickelte sich der
dürfe. Es wurde allenthalben bis Das angebotene u n d zunächst Klee, Oskar Schlemmer, Wasily ellen verpflichtet fühlt. So kam es Bauhausgedanke in sehr unter-
tief ins Unterbewußtsein wahrge- verblüffende Konzept blieb nicht Kandinski und Lyonel Feininger denn auch nicht von ungefähr, daß schiedlicher Weise weiter. Wäh-
nommen, daß ein Kulturbereich, ohne Erfolg. Ließ es doch das mit- gehörten, wollten wie viele andere Gropius 1928 die Direktorenschaft rend in der 1949 entstandenen
telalterliche Prinzip der Bauhütten Abhilfe schaffen und diese Milde für das Bauhaus an den überzeug- D D R der Bauhausgedanke lange
wieder aufleben und bot es doch und von ihnen verlogen genannte ten und praktizierenden Schweizer Zeit verpönt war und erst in den
Ä r g e r m i t d e r L i n i e einen entsprechenden Ausbil- Monotonie nicht länger hinneh- Marxisten Hannes Meyer abgab. 70er Jahren an eine Rekonstruktion
düngsgang mit zusammenleben- men. Für Gropius, der für den ihn Fortan wurde das Bauhaus auch des Schulgebäudes gedacht wur-
den Lehrlingen und Gesellen, die umgebenden Künstlerkreis u n d eine „Kathedrale des Sozialismus" de, wuchs der Gedanke an Gropius
der v o n griechischer u n d römi- es z u Meistern bringen sollten. U n d seine Schüler fast die Rolle eines genannt. Zuvor, 1925, war die und sein Bauhaus in der Bundesre-
scher Zeit über das Mittelalter bis es achtet darauf, dem Zuwachs an Gurus spielte, stand vor allem in Kunst- und Architekturschule von ublik geradezu ins Kraut. Die
z u m Klassizismus des 19. Jahrhun- Menschen sowie der fortschreiten- der Arcnitektur die reine geome- Weimar nach Dessau verlegt wor- E
ausünden der 50er und 60er Jahre
trisch Form als Alternative, die al- den. Querelen mit einer angeblich beispielsweise in Westberlin spra-
derts reichte, letztlich unwieder- den weltweit spürbaren Technisie-
bringlich verlorengegangen war. rung gerecht z u werden. So war lenfalls die Natur in sich hinein- nationalistisch gesinnten Weima- chen eine deutliche Sprache.
Aber was tun, wenn nicht nur rei- denn auch das von Gropius ver- wachsen, aber letztlich den rer Verwaltung hätten den Aus- Währenddessen baute Gropius
nes Adeptentum gepflegt werden kündete Credo „Kunst und Tech- menschlichen Widerschein ver- schlag dafür gegeben, heißt es heu- in N e w York seinen „Pan-Am"-
sollte? U n d welchen Stellenwert nik - eine neue Einheit" ein durch- missen ließ. te, jedoch scheinen die Umzugs-
sollte der Mensch i n dieser Ent- aus zeitentsprechendes Postulat. gründe eher persönlicher und sub- Wolkenkratzer und kam gegen
Funktionalismus war jetzt das tilerer Art gewesen zu sein. sein Lebensende i n seinem Buch
wicklung einnehmen? Die Problemstellung war aller- Zauberwort, dem sich alle anderen „Die neue Architektur u n d das
Diese und andere Fragen trieben dings nicht neu, denn spätestens gestalterischen Formen unterzu- Fest steht allerdings, daß i m Bauhaus" z u verblüffenden Ein-
auch den Anthroposopnen Rudolf mit Beginn des 17. Jahrhunderts ordnen hatten. Die reine Zweckori- Herbst 1932 die Räume in Dessau sichten: „Niemand, der die Quel-
Steiner u m , als er 1907 i n einem sah sich vor allem die Architektur entiertheit war tonangebend. auf Drängen des Dessauer Parla- len der neuen Baubewegung ...
Vortrag in München sagte: „Das ist vor das Problem gestellt, dem A n - Selbst die kleinsten Einricntungs- ments gekündigt und der Unter- kennt, kann behaupten, daß sie
die Hauptsache, daß der Mensch wachsen der Bevölkerung und der gegenstände wurden in ihrer ab- richt eingestellt wurde. Leiter des anti-traditionell sei und eine me-
nicht dasjenige, was er einmal i n immer mehr zunehmenden Ver-
einen schönen Begriff gebracht hat, größerung der Heere gerecht z u
nun für eine ewige Weisheit hält. werden. Damals, so scheint es, hat
aus schierer Zweckmäßigkeit der R ü c k g r i f f e auf reine G e o m e t r i e signalisieren M a n g e l an Geistigkeit
M a n w i r d sich daran gewöhnen
müssen, die Begriffe flüssig z u ma- bewußte Rückgriff auf Geometrie
chen, z u erkennen, daß Begriffe mit seinem einhergehenden Miß-
verständnis hinsichtlich der Linie straktesten Form gestaltet, nur das Bauhaues war damals der Archi- chanistische Technik als Selbst-
sich verändern, und das w i r d ein Horizontale, das Vertikale und der tekt Mies van der Rohe, der darauf- zweck ansehe, die blindlings alle
Fortschritt sein. Diese Möglichkeit, im Steinerschen Sinn begonnen.
Bis heute gibt es keine profunde Kreis standen zur Verfügung. hin die Schule privat in Berlin-Steg- tieferen nationalen Bindungen ne-
von starren, dogmatischen Begrif- Gleichzeitig war dies auch die Ge- litz weiterführte. Im A p r i l 1933 giert und zu reinem Materialismus
fen überzugehen in flüssige, das ist Erforschung der sozio-kulturellen
Bedeutung der Kaserne. burtsstunde dessen, was bis heute wurde auf Drängen der Dessauer führt."
es, was ausgebildet werden muß in unter Design verstanden wird. Staatsanwaltschaft das Berliner
denjenigen Menschen, die die Trä- Die Jesuiten beispielsweise lie- Haus durchsucht u n d vorläufig Was Gropius hier sagt, ist zwei-
ger der Zukunft sein wollen." Es lag natürlich ganz im Sinne der geschlossen. Im Juli desselben Jah- fellos bemerkenswert, aber durch
ßen nach Geometriemustern, die
fortwährend betonten Fortschritt- res sah sich Mies van der Rohe zur die von ihm geplante und nach ihm
Es ist nicht von ungefähr, daß sich reichlich wenig u m menschli- lichkeit, daß Gropius vorzugsweise benannte Gropiusstadt i n Berlin
Steiner gerade i n seinen zahlrei- che Belange kümmerten, in Süd- Auflösung des Bauhauses ge-
Arbeiterwohnhäuser baute. U n d zwungen. ziemlich widerlegt. Dieser mehr
chen kunsttheoretischen Arbeiten amerika ganze Städte errichten. wer möchte ihm dies verdenken. als 120 000 Einwohner zählende
diese Gedankengänge einfließen Nachdem Lissabon i m Jahre 1755 Erfolgreich versucht hat er sich Es ist nicht z u leugnen, daß z w i - Ortsteil des Bezirks Neukölln hat
ließ. Er hat das vor allem i m H i n - durch ein Erdbeben fast dem Erd- auch an Krankenhäusern, Lager- schen den an die Macht gelangten es mit seinen reinen geometrischen
blick auf seine Vorstellungen von boden gleich war, erwirkte ein kö- häusern, Theatern, Papierfabriken Nationalsozialisten und dem Bau- Formen nie über den Status einer
Architektur getan und dabei sinn- nigliches Dekret den Wiederauf- und Juweliergeschäften. Immer haus eine tiefe Gegnerschaft be- sogenannten Schlafstadt hinaus
gemäß die Ansicht unterstrichen, bau der Unterstadt in Form von an- wieder sind es die reinen, auf ver- stand. Andererseits ist aber auch gebracht. Die Menschen gehen
daß es eine Linie an sich nicht gebe, einander gereihten Quadraten. meintlicher Linienführung beru- nicht z u bestreiten, daß die N S - A r - morgens zur Arbeit und kehren
sondern, daß sie immer nur ein Ähnlich wie in Mannheim, wo der henden geometrischen Formen, die chitektur ohne ihre oft unendlich nur für die Nacht zurück, es gibt
Symbol für die Darstellung geome- Kurfürst den Bau der Stadt als ei- zwar auf Grund der kompositori- peinlich heroisierenden Auswüch- kaum Integration und kein wirkli-
trischer Zusammenhänge bedeute, nen Kreis mit eingefügten Quadra- schen Arbeit verblüffen und in der se sehr wohl darum bemüht war, ches Miteinander beispielsweise in
das aber immer i m engen Zusam- ten verordnete. Noch neute gibt es Tat viel an unnötigem Beiwerk be- den Anforderungen von Bevölke- Lokalen, auf Plätzen oder anderen
menhang mit dem Menschen z u dort keine Straßennamen, sondern seitigt haben. Aber an die Stelle der rungszuwachs, von wachsenden Einrichtungen. Hier wurde das
sehen sei. Daraus entstand neben nur Buchstaben und Ziffern. fragwürdig gewordenen milden Industriebereichen und von besse- Wirklichkeit, was das Bauhaus
zahlreichen anderen Strömungen Es war dies ganz offenbar der Monotonie ist eine neue Monotonie ren sozialen Bedingungen gerecht schon in seinen Ursprüngen woll-
jener Zeit ein ganz bestimmtes, or- Beginn einer ständig zunehmen- getreten. Sie verblüfft zunächst, zu werden. Die kategorische A b - te: Weg von der milden Monotonie
ganisches Arcnitekturkonzept des den, aber durch geschickte Archi- stößt aber die Mehrzahl der Men- lehnung der Architektur jener Zeit und Schaffung einer geometri-
Steinerschen Kreises. tekten beim dezenten Rückgriff auf schen im Unbewußten ab. Die The- im Wohnungsbau und anderen schen u n d nur geometrischen
se scheint sich z u bewahrheiten, Zweckbauten hält einer wissen- Welt. Der Stellenwert des Men-
In seinen Anfängen zwar durch- kulturelles Erbe abgemilderten schaftlichen Betrachtung nicht schen ist dabei reichlich z u kurz
aus metaphysisch geprägt, aber in Monotonie. In derartiger, aber daß im Ablauf der Kulturen Rück-
griffe auf die reine Geometrie z u - ohne weiteres stand. Wie beim gekommen. Was Gropius hinter-
der Konsequenz dann der eigentli- reichlich mißglückter Weise ver- Bauhaus stand dort auch der Ge- lassen hat, ist eben eine neue M o -
chen Essenz des Menschen entge- suchten auch noch die Architekten meist einen Mangel an umfassen-
der Geistigkeit bedeuten. danke zur Überwindung der M o - notonie, eine häßliche Monotonie.
gengerichtet, entwickelte der Berli- der Gründerzeit stetig ansteigende
ib.
Das politische Buch Das £)fipr(uHcnblatt 7. August 1999 - Folge 31 - Seite 8
H u n d e r t M e t e r v o r d e m Z i e l
D i e erste u m f a s s e n d e B i o g r a p h i e des R e i c h s k a n z l e r s H e i n r i c h B r ü n i n g
N
icht erst das Vorwort des
langjährigen Bundesmini-
sters und habilitierten H i -
storikers Stoltenberg macht deut-
lich, daß w i r es in der ersten Ge-
samtbiographie Heinrich Brünings
mit einer beachtlichen Veröffentli-
chung einer jungen Historikerin z u
tun haben. Der letzte demokrati-
sche Reichskanzler vor dem
Schicksalsjahr 1933 war ein Politi-
ker von persönlicher Integrität,
der, wie er selbst einmal bemerkte,
„hundert Meter vor dem Z i e l " , der
Aufhebung der Reparationslasten,
gestürzt wurde.
Deutschland hatte in 15 Jahren
zwölf Reichskanzler und 20 Koali-
tionsregierungen. Brüning selbst
hatte mit zwei Jahren und zwei
Monaten die längste Amtszeit als
Kanzler, vermochte aber den Zer-
fall der Demokratie nicht z u ver-
hindern. Die Kontroverse u m die
Regierungszeit Brünings hält auch
in der Geschichts- und Politikwis-
senschaft immer noch an. Trifft
aber die Apostrophierung als
„Hungerkanzler der Massenar-
beitslosigkeit" tatsächlich zu? Bei
allem Respekt vor seiner staats-
männischen Leistung ist Astrid
Mannes keineswegs blind für die
Schwächen seiner Politik. So wollte
Brüning wohl z u viel in z u kurzer
Zeit erreichen. Wenngleich seine
innen- und außenpolitische
Grundkonzeption Aussicht auf Er-
folg hatte, war sie doch z u wenig
psychologisch fundiert. Brüning
hat wohl die Einsichts- u n d Lei-
densfähigkeit des Volkes über-
und die Gefahr der nationalsoziali-
stischen Massenbewegung unter-
schätzt. Die Verantwortlichen des
Auslands erkannten ihre Fehler in
der Politik gegenüber Deutschland
zu spät und trugen so ganz wesent-
lich z u m Aufstieg Hitlers bei.
H e i n r i c h Brüning
Die Familie Brüning ist fest i m
Münsterland verwurzelt, von ka-
tholisch-konservativer Prägung.
Heinrich war das jüngste von sechs ganzen Lebens durch. Es stünde durch Sparkurse, Erhöhung v o n Wehe seines Vaterlandes besorgt aus Brünings Regierungszeit sind
Kindern, er verlor den Vater, als er u m unsere Demokratie besser, Steuern und Kürzung der staatli- und wandte sich immer wieder sich Politiker u n d Historiker je-
erst anderthalb Jahre alt war. In sei- wenn diese sogenannten Sekun- chen Personal- und Sachausgaben gegen das Diktat v o n Versailles doch weitgehend einig, daß er ein
nem älteren Bruder fand er einen därtugenden bei den heutigen Po- zu erreichen. Aber diese Politik, die und dessen unselige Folgen. Daß er untadeliger Politiker war, der sich
Ersatz vater und sein Vorbild. litikern ähnlich ausgeprägt wären. z u wenig psychologisch vorberei- trotz allen Unrechts, das i h m w i - im Dienst für sein Vaterland buch-
Brüning studierte Rechtswissen- Dann gäbe es nicht das weitver- tet war, begünstigte die Radikali- derfahren war, seinem Land die stäblich verzehrte.
schaften, Geschichte und Philoso- breitete Phänomen der Politikver- sierung der Massen. Bei 1930 gut 63 Treue hielt, w i r d unter anderem
Höchst aufschlußreich ist die Ein-
phie und promovierte in National- drossenheit. Millionen Einwohnern stieg die aus einem Brief an einen Bekannten
schätzung seiner Persönlichkeit bei
ökonomie. Zeitweise war er Hörer Zahl der Arbeitslosen im Februar v o m 18. Juni 1956 deutlich, in dem
Männern des Widerstandes. In den
von Albert Schweitzer in Straß- V o n 1920 bis 1930 war Heinrich 1932 auf 6 128 000. es heißt: „Herr v. Brentano (der da-
Kaltenbrunner-Berichten v o m 5.
burg. Brüning Generalsekretär des D G B malige Bundesaußenminister - d .
September 1944 heißt es, daß
und unterstützte in dieser Eigen- Brünings oberstes Ziel war die Red.) hat bei seinem ersten Besuch
Z u Kriegsbeginn 1914 meldete er Brüning von Goerdeler bis Wirmer
schaft den passiven Widerstand im Befreiung von den Reparationsko- in London, u m sich dort populär z u
sich freiwillig, wurde aber - da z u und Letterhaus als „unerreichter
Ruhrgebiet. 1924 wurde er für das sten. Daß dies gelang, ist unbe- machen, nicht nur gleich für immer
kurzsichtig und schmächtig - erst Meister der Außenpolitik" angese-
Zentrum im Wahlkreis 7 (Breslau) streitbar sein Verdienst. Aber der auf die deutschen Gebiete jenseits
später angenommen. Im Krieg war in den Reichstag gewählt, dem er Erfolg kam für ihn persönlich z u hen wurde. Goerdeler meinte,
der Oder-Neiße-Grenze verzichtet,
Brüning als Leutnant Z u g - und bis zur Auflösung der Partei 1933 spät. Er wurde am 30. M a i 1932 Brüning wäre es wahrscheinlich
sondern auch alle Wünsche der
Kompanieführer und wurde mit auch gelungen, die Korridorfrage
beiden Eisernen Kreuzen ausge- zu lösen, wenn er nicht gestürzt
zeichnet. A m Kriegsende wurde er worden wäre. A u c h der Altmeister
zum Vorsitzenden des Soldatenra- Wachsende Entfremdung von Adenauer der Politikwissenschaft, Theodor
Eschenburg, bezeichnet ihn neben
tes gewählt. Kurze Zeit war er Mit-
arbeiter des Berliner Großstadt- Stresemann, Adenauer u n d Hel-
apostels Dr. Carl Sonnenschein. mut Schmidt als bedeutendsten
angehörte. Brüning war beispiel- „hundert Meter vor dem Z i e l " , wie Engländer auf Übernahme der Be-
Dann wurde er persönlicher Refe- Politiker nach Bismarck.
haft in der Finanzpolitik und es hieß, gestürzt. 14 Tage nach sei- satzungskosten erfüllt." (248 f.)
rent bei Wohlfahrtsminister A d a m wandte sich gegen die Verschwen- ner Entlassung verlieh ihm seine Astrid Mannes hat ein ausgewo-
Stegerwald. Gemeinsam mit i h m dungssucht in Städten und Ge- Vaterstadt Münster das Ehrenbür- Nach kurzer Lehrtätigkeit an der
genes, eindrucksvolles Bild Brü-
setzte sich Brüning dafür ein, alle meinden. Hierbei verschonte er gerrecht. U n i Köln verließ Brüning wegen
nings vorgelegt, das seine Gesamt-
christlichen Arbeiterverbände und auch die eigenen Parteifreunde wachsender Entfremdung von
Nach der Machtergreifung Hit- persönlichkeit klar hervortreten,
politischen Gruppierungen in ei- nicht, wie etwa den Kölner Ober- Adenauer Deutschland erneut u n d
lers wurde der Altkanzler wegen aber auch erkennen läßt, wie die
ner Gewerkschaft z u vereinen. Sie bürgermeister Adenauer. kehrte in die U S A zurück, w o er am
seines vehementen Widerstandes unsinnige Rachepolitik, die weit-
sollte deutsch, christlich, demokra- 30. März 1970 vereinsamt u n d arm
A m 30. März 1930 wurde gegen das Ermächtigungsgesetz gehend das Verhalten der Sieger-
tisch und sozial geprägt sein und starb. A u f seinen Wunsch wurde
Katholiken und Protestanten verei- Brüning durch den Reichspräsi- auf die Mordliste der Nationalso- sein Leichnam nach Deutschland mächte des Ersten Weltkriegs be-
nen, da beide Konfessionen für sich denten Paul von Hindenburg be- zialisten gesetzt. Brüning floh z u - überführt und in Münster beige- stimmte, z u m A u f k o m m e n eines
auftragt, ein Kabinett z u bilden, nächst in die Niederlande, später setzt. Diktators führte, der sich als Rä-
allein z u widersprüchlich oder cher des Schanddiktats von Ver-
schwach waren (49 f.). und wurde von seinen Gnaden nach England und in die U S A . Dort
Reichskanzler. Die wirtschaftliche setzte er sich nach Kräften für poli- Brünings Memoiren erschienen sailles betrachtete.
Wenn in Brünings militärischer und finanzielle Lage Deutschlands tische Emigranten ein, ließ sich sieben Monate nach seinem Tod P. Lothar Groppe SJ
Beurteilung gesagt wurde, er sei war, vor allem wegen der unsinni- aber im Gegensatz z u vielen von und lösten heftige Kontroversen Astrid Luise Mannes: Brüning.
zuverlässig, pflichtbewußt und ka- gen Reparationsforderungen, de- ihnen nicht in eine Hetzkampagne um Aussage und Quellenwert aus. Leben - Werk - Schicksal, Olzog
meradschaftlich, so hielt er diese solat. Brüning suchte die inter- gegen Deutschland einspannen. Bei mancherlei Kritik an dieser Verlag München, 1999, geb., 304 S.,
Grundhaltung während seines nationale Wettbewerbsfähigkeit Unablässig war er u m Wohl und oder jener politischen Maßnahme 58 Mark
7. August 1999 - Folge 31 - Seite 9
Das sripmiUcnblati Kultur
Forschender Blick
A l f r e d C a m m a n n z u m 90. Geburtstag
Gastfreundschaft daheim
Von S E N T A HEINE
Unvergessenes Kinderparadies
Von CHRISTEL BETHKE
G
roß vor allem durch die sitt- Das historische Kalenderblatt: 2. August 1934
liche Stärke verkörpert der
Generalfeldmarschall von
Hindenburg alle guten und herrli-
chen Eigenschaften des deutschen
Volkes und insbesondere der preu-
ßischen Armee. So steht er in unse-
„Größe durch sittliche Stärke"
rer Geschichte als ein ganz Großer." Paul von Hindenburg war Leit- und Integrationsfigur für viele Deutsche
Mit diesen Worten beschrieb ein
prominenter Zeitgenosse Paul von V o n P H I L I P P HÖTENSLEBEN
Beneckendorff und von Hinden-
burg. Dieser Tage allerdings stellt
sich diese Größe anders dar. Dabei Jahre 1889 kommt er ins Kriegsmi- scheidenen und unauffälligen H i n - kommt anders, die Monarchie als Sieger aus der Reichstagswahl
basiert das heutige Urteil weniger nisterium und übernimmt vier Jah- denburg bringt sein Sieg eine unge- bricht zusammen. hervor u n d nimmt schließlich in
auf historischen Fakten, vielmehr re später als Oberst das Infanterie- heure Popularität. Eine kriegsbe- der Reichskanzlei Platz. Hinden-
regiment 91 in Oldenburg. Dann geisterte Nation hat einen Helden Aber Hindenburgs R u h m dauert burg hat noch nach Möglichkeiten
ist es das Ergebnis der Diktatur der an, die „Ära H i n d e n b u r g " über- gesucht, dies z u verhindern, doch
„politischen Korrektheit". Vor 65 w i r d er Chef des Stabes des VIII. bekommen, nach dem bald nicht
Armeekorps in Koblenz, im Jahre nur Speisen, Restaurants und Stra- dauert diese Zäsur. Zunächst stellt die N S D A P ist trotz starker Verlu-
Jahren starb der Generalfeldmar-
1900 Kommandeur der 28. Divisi- ßen, sondern sogar eine Stadt be- er sich der neuen Regierung zur ste stimmenstärkste Partei. Der
schall und Reichspräsident.
on in Karlsruhe und 1903 schließ- nannt werden. Verfügung, u m die Revolutionsge- Reichspräsident wünscht sich ein
Sein Lebensweg beginnt am 2. lich Kommandierender General fahr einzudämmen und eine ge- überparteiliches Kabinett, doch
Diese Verehrung treibt Hinden- ordnete Rückführung des Feldhee- Hitler reklamiert als Gewinner der
Oktober 1847 als Sohn eines preu- des IV. Armeekorps in Magde- burg z u immer höheren Aufgaben, res z u gewährleisten. Nachdem demokratischen Wahlen seinen
ßischen Offiziers i n Posen. „Soldat burg. Damit hat Hindenburg die u n d der Kaiser macht ihn z u m dies geschehen ist, nimmt H i n d e n - Anspruch auf die Regierungsbil-
zu werden war für mich kein Ent- Spitze der militärischen Hierarchie Oberbefehlshaber Ost. Im Sommer burg i m Sommer 1919 seinen A b - dung. Den an ihn herangetragenen
schluß, es war eine Selbstverständ- erklommen, denn das General- 1916 w i r d Hindenburg z u m Gene- schied. Nach dem Tode des Reichs- Vorschlag, den Reichstag aufzulö-
lichkeit." Dies hielt er später in sei- kommando ist in Friedenszeiten ralstabschef des Feldheeres und präsidenten Friedrich Ebert w i r d sen, den Staatsnotstand auszuru-
nen Memoiren fest, und es war kei- die höchste Kommandobehörde Ludendorff z u m Generalquartier- der unpolitische u n d parteilose fen u n d die N S D A P u n d K P D zu
neswegs übertrieben. Zielstrebig unter dem Monarchen. In dieser meister ernannt. Zusammen bil- Pensionär, der wieder zurückgezo- verbieten, weist er mit Hinweis auf
absolviert der junge Hindenburg Position scheidet er als General der den sie so die 3. Oberste Heereslei- gen in Hannover lebt, i m A p r i f l 9 2 5 seine demokratischen Pflichten
nach kurzem Besucn des Gymnasi- Infanterie 1911 mit Erreichen der tung. Damit ist die Verantwortung als Kandidat der national-konser- energisch zurück. Nach langen
ums von 1859 bis 1866 die Kadet- Altersgrenze aus dem aktiven für die Kriegsführung de facto in vativen Parteien i m zweiten W a h l - Verhandlungen mit den Führern
tenanstalten in Wahlstatt und Ber- Dienst und zieht sich ins Privatle- die Hände dieses militärisch über- gang z u m Reichspräsidenten ge- der politischen Parteien u n d auf
lin. Im Anschluß erhält er i m soge- ben nach Hannover zurück. aus befähigten Duos gelegt. Der wählt. O b w o h l er sich offen zur Druck seiner Berater, unter denen
nannten Deutschen Krieg von 1866 Doch es dauert nur wenige Jahre, Kaiser, formal immer noch ober- Monarchie bekennt, erweist er sich seinem Sohn Oskar eine besondere
seine Feuertaufe. Im Jahre 1870 bis der Ruf des Vaterlandes ihn ster Kriegsherr, tritt immer mehr in als loyaler und gerechter Präsident Rolle zukommt, ernennt der greise
zieht er als Regimentsadjutant i n wieder erreicht. Drei Wochen nach den Hintergrund. Hindenburg der Republik, der über den Partei- Reichspräsident am 30. Januar 1933
den Krieg gegen Frankreich. Kriegsbeginn 1914 w i r d er bei w i r d neben dem immer mehr ver- en steht. Unter dem Druck der wirt- Hitler z u m Reichskanzler. Darin,
Nach diesem Krieg beginnt seine gleichzeitiger Ernennung z u m blassenden Monarchen zur eigent- schaftlichen Verhältnisse läßt er ab daß er diese Entwicklung, die heu-
glänzende Karriere als Offizier, Oberbefehlshaber der schwer rin- lichen nationalen Leitfigur. Doch März 1930 Reichskanzler Brüning te als „Machtergreifung" Hitlers
während der er sich in Theorie und genden 8. Armee als Generaloberst auch die neue Doppelspitze kann mit Hilfe des Paragraphen 48 der und Versagen des Reichspräsiden-
Praxis als militärischer Vorgesetz- reaktiviert. Gemeinsam mit seinem das Kriegsglück nicht mehr wen- Verfassung, also durch v o m ten fehlgedeutet w i r d , nicht hat
ter bewährt. Hindenburg gilt als Generalstabschef, Generalmajor den. Hindenburg und sein Gene- Reichspräsidenten verfügte Not- verhindern können, liegt die Tra-
unpolitischer Mensch, dessen In- Erich Ludendorff, kann er mit un- ralquartiermeister sehen sich z u - verordnungen, regieren. Unge- gik i m Leben Hindenburgs.
teresse ausschließlich seinem terlegenen Kräften die Ostfront nehmend gezwungen, auch kriegs- wollt trägt er damit zur Aushöh-
Dienst gilt, den er in unbedingt stabilisieren und die eingedrunge- wirtschaftliche und politische Ver- lung der Demokratie bei. Im Früh- V o n schlechten Beratern umge-
moriarchietreuer, preußischer Tra- nen russischen Armeen bei Tan- antwortung z u übernehmen. A l s jahr 1932 stellt er sich widerwillig ben u n d altersbedingt in seiner
dition versieht. 1881 w i r d er Erster nenberg und an den Masurischen Hindenburg im Oktober 1918 er- zur Wiederwahl, die er mit absolu- Urteilsfähigkeit eingeschränkt,
Generalstabsoffizier der 1. Divisi- Seen vernichtend schlagen. Ost- kennt, daß der Kaiser angesichts ter Mehrheit gegen A d o l f Hitler ge- läßt er sich zunehmend von den
on in Königsberg. Nach einer Ver- preußen ist gerettet. Die Wirkung der sich abzeichnenden militäri- winnt. Nationalsozialisten instrumentali-
wendung in Posen kommt er z u m dieses grandiosen Sieges auf die schen Niederlage das Vertrauen sieren. A l s Hindenburg am 2. A u -
Großen Generalstab und z u m III. Heimat ist nach dem unbefriedi- seiner Untertanen verloren hat, rät Wenig später geht dieser von gust 1934 i m Alter v o n 87 Jahren
Armeekorps in Berlin und w i r d genden Ausgang der Marne- er ihm zur Abdankung, u m die Hindenburg verachtete österrei- stirbt, geht mit der verehrten Inte-
Lehrer an der Kriegsakademie. Im Schlacht erheblich. Dem eher be- Monarchie noch z u retten. Doch es chische Gefreite mit seiner N S D A P grationsfigur eine Epoche unter.
7. August 1999 - Folge 31 - Seite 13 Das ßriprruiitnblaH Ostpreußen heute
U:
nser nächstes Besuchsziel
ist Andrej Demianowitsch
Chimitsch. Vielleicht kann
er uns ein paar Erinnerungen aus
dem Gerdauen der Nachkriegszeit
Das Himmelblau der Zaunlatten
erzählen. Ich frage nach C h i - G e s p r ä c h e i m Gerdauen von heute (Teil II) / V o n U l r i c h K ü h n
mitschs damaliger Tätigkeit am
Bahnhof. „Ich leitete ein Kohlenla-
Als Vera und ich an ihrem Haus
ger. M i r unterstanden drei Deut-
anlangen und Betrachtungen über
sche, sie mußten die Kohlenwag- seine Beschaffenheit anstellen, hat
gons be- u n d entladen." Vera ist sich über uns der Himmel grau be-
verstört, als sie mir das übersetzt, zogen und läßt für die nächste Zeit
sie erläutert beschämt: „Es waren keinen Sonnenschein erwarten.
alles Frauen!" Chimitsch kann sich Das Heim der hilfsbereiten Frau ist
auch bei ihnen an keine Namen er- eines jener Gebäude im Doppelga-
innern. ragenformat, wie sie zunehmend
Er erzählt, daß der Gerdauener im nördlichen Ostpreußen die
Bahnhof damals ständig übervoll deutschen Häuser ersetzen: Well-
war: „Auf allen Gleisen standen blechdach und offenliegende Zie-
Züge. Die Züge transportierten - " gel aus Kalksand, die eigentlich ei-
Vera zögert bei der Übersetzung nes Verputzes bedürfen, um dau-
und fragt mich: „Gibt es ein Wort, erhaft gegen die Witterung ge-
das Reparation' heißt?" Ich erkläre schützt z u sein.
es ihr, denn ihr ist nicht nur das Die Bewohnerin des bescheide-
Wort unbekannt, sie weiß auch nen Hauses läßt uns nicht lange
nicht, daß es sowas damals über- warten, und nach einem Blick z u m
haupt gab. Dann fährt sie fort z u sich verdunkelnden Himmel zeigt
übersetzen, was Chimitsch berich- sie Verständnis dafür, daß wir
tet: nicht eintreten wollen, sondern
„Die Züge transportierten Repa- geht uns voran in den Garten. Be-
rationsgüter aus Deutschland: M a - vor sie uns aber auf das Nachbar-
schinen, Einrichtungen, Zucker grundstück führt, zeigt sie uns bei
und vieles mehr. In Gerdauen wur- sich einen alten deutschen Grab-
den sie auf russische Spurbreite stein, den der Vorbenutzer ihres
umgeladen. Da der Platz nicht aus- Gärtleins z u irgend etwas ge-
reichte, wurde auch in Klein Gnie, braucht hat, den weiter z u benut-
Bokellen, Mattenau, Rehfeld und zen ihr aber die Pietät verbietet;
Insterburg umgeladen. Die Züge und so hat sie ihn vorerst gegen die
wurden von deutschen Eisenbah- Wand einer kleinen Holzbude ge-
nern gefahren. Sie brachten die vol- Gerdauen 1952: Der Marktplatz mit den Ruinen der Geschäftshäuser äm Eingang der Wilhelmstraße lehnt. Was sie damit machen solle,
len Züge her, warteten, bis sie ab- fragt sie. Wer sind die Nachfahren
geladen waren, und fuhren dann der Begrabenen?
mit den leeren Zügen wieder z u - Dann führt sie uns durch ein Tür-
deckten die jeweilige Sache auf, re- übersetzen. Ich sehe mich ein biß- und daß er vor zwei Jahren ein wei-
rück. Da sie den Bahnhof während chen i m Zaun auf das Nachbarge-
gelten sie und verplombten den chen um, so weit ich den Kopf un- teres M a l geheiratet habe. Ich be-
der Wartezeit nicht verlassen durf- lände, in den Garten des unleidli-
Waggon wieder. auffällig drehen kann. Das Haus wundere Chimitschs Rüstigkeit
ten, schliefen sie i n ihren Waggons. chen Mannes. Den Garten meiner
Das ganze Viertel u m den Bahnhof Schließlich erinnert sich C h i - scheint vollständig erhalten, nichts und wünsche ihm und seiner Frau Großeltern. Ich habe diesen Garten
war damals überhaupt ein eigenes mitsch aber doch noch an eine be- fortgenommen, nichts hinzuge- noch viele gesunde Jahre. nie betreten, kenne ihn als Nachge-
Gebiet. Es gehörte nicht zur Ger- sondere Begebenheit: „Ich erinnere fügt, und alles in Maßen gepflegt. Während w i r langsam aufbre- borener nur von Fotos und Schilde-
dauener Kommandantur, sondern mich noch an den Abtransport der Ich frage mich, ob die Blumen, die chen, sagt Vera z u Chimitsch, daß rungen, und das, was ich jetzt sehe,
hatte eine eigene Kommandantur. letzten Deutschen. Das war im Sep- aus dem Vorgarten üppig durch wir vorher bei Poljakow gewesen hat mit den Fotos nichts gemein.
Der Bahnhof selbst gehörte zur In- tember 1948. Die Menschen stan- den Lattenzaun wuchern, auch sind, der in der Nachkriegszeit Das, was ich als gepflegtes Refugi-
sterburger Verwaltung. Er gehört den einen Tag lang auf dem Bahn- noch - wie wohl alles hier - aus Mechaniker i m Kino war (sie er- u m meiner Großeltern kenne, als
bis heute z u i h r . " steig. Dann wurden sie in einen deutscher Zeit stammen. A n einem wähnt nichts von Herta und dem idyllischen Spielplatz meiner Mut-
Z u g verladen und nach Westen Rankgitter über der Einfahrt Kind); daß wir aber Pech hatten ter und ihrer Schwester, zeigt sich
„Bis z u welchem Jahr gab es Re- wächst ein alter Weinstock, der so-
abtransportiert."
parationstransporte durch Ger- gar ein paar klitzekleine Beeren
dauen?" Da ihm keine Einzelheiten dazu trägt. Im Hintergrund, vor dem
mehr einfallen, frage ich etwas an- hohen Grasgrün, das vermutlich E n d l i c h i m G a r t e n der Großeltern
„Bis 1950. Danach wurden regu- deres: „Hatte die nahe Grenze z u m mal ein Gemüsegarten war, steht
läre Waren transportiert. V o r allem polnischen Gebiet eine Auswir- eine Hundehütte, deren Bewohner
Kohle aus Schlesien und Polen." während des ganzen Gespräches und er uns nichts von damals er- mir als großes festgetrampeltes
kung auf die Stadt?"
(Chimitsch selbst gebraucht diese seinen regelmäßigen Wachsam- zählen konnte, weil er Kopf- Terrain in der Art eines Lagerplat-
Unterscheidung.) „Das Zugauf- Chimitsch überlegt lange. Des- schmerzen bekam. - „Seien Sie zes, mitten draufgesetzt das Haus
keitsrapport in unsere Richtung
kommen war immer noch groß. Es halb frage ich genauer: „Gab es viel nicht enttäuscht. Das ist bei ihm des bösen Mannes, das nun nach
gebellt hat. - Eine Kleinigkeit fes-
wurde später langsam geringer." Schmuggel oder ähnliches?" immer so", sagt Chimitsch. „Er be- seinem Tod die meiste Zeit des Ta-
selt meine Einbildungskraft: A n
„Es gab viele Grenzzwischenfäl- den Zaunlatten des Vorgartens hat kommt jedes M a l Kopfschmerzen, ges leersteht.
Ich frage, ob sich Chimitsch an wenn man ihn auf die Zeit damals
besondere Ereignisse erinnern le mit Menschen. A n einen Fall er- sich in der hellgrünen Ölfarbe ein Die Größe des Hauses und seine
innere ich mich noch, da wollte ein dichtes Netz von Rissen gebildet; anspricht. Darüber hat er noch nie-
kann, die damals passiert sind. Er Zweistöckigkeit zeigen die heraus-
Litauer über die Grenze fliehen. Er die so entstandenen Farbschüpp- mandem etwas erzählt."...
denkt nach, hat aber nichts Ent- gehobene Stellung des Erbauers in
sprechendes im Gedächtnis behal- wurde gefaßt. Weiteres weiß ich chen haben sich an den Rändern ... Der Garten meiner Großeltern der Sowjetepoche der Stadt; aller-
ten. U m seine Erinnerung anzusto- aber nicht mehr. Genaues müssen hochgebogen und lassen ein dar- war uns lange Jahre verschlossen. dings sieht es aus wie i m Rohbau
ßen, erzähle ich deshalb eine Ge- die Grenzsoldaten wissen, die wa- unterliegendes intensives Blau Eine Bekannte unserer Familie hat- bezogen, und obwohl sicher nicht
ren mit so was befaßt." durchscheinen. Es ist dieselbe Far- te als erste versucht, den Garten älter als 15 Jahre zeigt es schon Zei-
schichte, die ich von einem der
be, die ich, als Chimitsch uns in der wieder zu betreten; das war kurz chen des Verfalls. Die Nachbarin
deutschen Jungs von damals ge- Jetzt erzählt Vera von ihrer Tätig-
geöffneten Eingangstür begrüßte, nachdem Gerdauen Deutschen weist uns auf den stabilsten Teil
hört habe. Er mußte bei seiner A r - keit am Bahnhof. Sie hat dort in den im Innern der Glasveranda sah. Es
beit für die Sowjettruppen elektri- sechziger Jahren kurze Zeit i m ist eben jenes leuchtende Himmel- wieder zugänglich war. Doch der des Gebäudes hin: drei in einem
sche Leitungen am Bahnhof legen. Büro gearbeitet und die Begleitpa- Zugang zu unserem Garten wurde Stück gegossene Betonstufen aus
ihr verwehrt. Ein Russe hatte sich deutscher Zeit, die, das weiß sie
im vorderen Teil des Grundstücks noch, vorher den Aufgang z u m
ein Haus gebaut, und der ließ kei- Garten gebildet haben.
V o n hier g i n g e n die Transporte n a c h R u ß l a n d nen Deutschen auf das Gelände.
Weitere Überreste des alten Gar-
Jetzt erfuhr ich, daß der grimmi- tens erblicken wir in anderer Rich-
blau, das ich aus den Erzählungen ge Russe gestorben war, und so tung: zwei zerzauste Apfelbäume,
Dabei beobachtete er, wie i n einem piere der ankommenden deut-
der drei Deutschen kenne, die als wollte ich den alten Garten z u m reduziert bis fast auf den Stamm.
Waggon voll H e u aus Deutschland schen Züge ins Russische über-
setzt. Der Gerdauener Bahnhof war Jungs im Nachkriegsgerdauen für ersten M a l besuchen. Die Nach- Trotz des Anblicks der Baumkrüp-
Schmuggelgut entdeckt wurde.
damals immer noch ein nicht unbe- die Sowjets arbeiten mußten. Sie richt vom Tod des bösen Mannes pel packt mich Freude, denn ich
Die Zollsoldaten hatten nämlich deutender Grenzübergangspunkt mußten unter vielem anderen auch stammte von seiner Nachbarin. Sie sehe, daß das Grundstück des üb-
mit langen Eisenstangen i m H e u für den Warentransport in die So- die Wohnungen der Offiziere strei- hatte es meiner russischen Beglei- len Mannes nur einen Teil des Gar-
gestochert und waren auf Wider- wjetunion. Immerhin hatte diese chen. U n d die Farbe, von der die terin und Übersetzerin Vera er- tens meiner Großeltern einnimmt,
stand gestoßen. Daraufhin ließen Funktion der Stadt sogar ihren rus- Russen nicht genug bekommen zählt und ihr angeboten, uns auf nur etwa ein Drittel. Ein weiteres
sie alles H e u neben die Schienen sischen Namen Schelesnodro- konnten, war jenes Himmelblau. das Grundstück z u führen, was ich Drittel liegt in Richtung Soldauer
schippen. Z u m Vorschein kam ein roschnij gegeben: ,Eisenbahnort'. M i r rieselt ein kleiner Schauer den natürlich annahm. Daß ich da- Straße und ist Ödland mit den Spu-
Volkswagen. Den hatten wahr- Der Güterverkehr nahm erst in den Rücken runter bei der Vorstellung, durch auch z u zwei lohnenden ren früherer Bearbeitung. Der Rest,
scheinlich sowjetische Offiziere, neunziger Jahren stark ab, bis 1997. daß ich hier neben den Ergebnissen Gesprächen kommen würde, das Kernstück des alten Gartens,
die auch in dem Z u g fuhren, in die V o n jenem Jahr an wurde keine der Fronarbeit jener schlimmen konnte ich nicht ahnen. bietet mit hohen Büschen und dich-
Sowjetunion schmuggeln wollen. - Kohle mehr aus Polen eingeführt, Jahre sitze. Ich überlege, ob ich da- Der Garten meiner Großeltern ten Baumkronen den Anblick einer
Chimitsch kann sich an diese Ge- die Grenze wurde geschlossen. Der nach fragen soll, aber das Gespräch liegt außerhalb der Gerdauener In- üppigen Halbwildnis; der umge-
schichte nicht mehr erinnern. Personenverkehr nach Insterburg zwischen Chimitsch und Vera ist nenstadt, da wo der Wilmersdorfer bende Zaun ist in die Vegetation
offensichtlich dabei, in Kompli- eingewachsen und unüberwind-
Aber er beschreibt bei dieser Ge- bestand zuletzt aus täglich drei Platz auf die Soldauer Straße trifft.
menten zu enden, und so unterlas- lich. Die Nachbarin weiß, wer z u
legenheit, wie es gehandhabt wur- Zügen im Winter und zwei i m Genau im Winkel beider Straßen
se ich es. dem Grundstück gehört. Der
de, wenn bei den regulären Trans- Sommer. Er wurde 1997 auch ein- allerdings, also umgeben von un-
gestellt. Jetzt ist der Bahnhof nur serem Garten, befindet sich ein Mann wohnt in einem alten, hohen
portgütern nach 1950 Unregelmä-
noch Zollamt. Ohne Grenzverkehr. Vera wendet sich mir zu und sagt, Zwickel Land mit einem Häuschen Haus hinter dem Garten. U m ihn
ßigkeiten auftraten: Dann erschie- z u erreichen, müssen w i r die
Vera und Chimitsch sind nun beim daß sie eben erfahren habe, daß darauf, nämlich dem der freundli-
nen ein Grenzoffizier mit H u n d , Grundstücke fast umrunden.
Austausch privater Erinnerungen; Andrej Chimitsch schon 85 Jahre alt chen Nachbarin, die uns für heute
ein Zolloffizier, ein Techniker und
Vera braucht mir nicht mehr zu sei, was ihm doch niemand ansehe, nachmittag ihre Hilfe zugesagt hat. (Fortsetzung folgt)
er, durchsuchten den Waggon,
Glückwünsche Das Oftprcuftcnblatt 7. August 1999 - Folge 31 - Seite 14
Das £>fiprcuß<nblau
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http://www.ostpreussenblatt.de
7. August 1999 - Folge 31 - Seite 15 £>as OfipaulHnbJati Landsmannschaftliche Arbeit
Königsberg und eine Aussprache mit Wuppertal - Freitag, 20. August, 15 - Montag, 16. August, 14.30 Uhr, Tref-
dem ermlandisch-masurischen Ver- Uhr, Treffen der Tanzgruppe mit fen der Singegruppe in der Begeg-
band d e u t s c h s t ä m m i g e r Landfrauen U. Knocks im Stennert 8. nungsstätte Knarrberg. - Mittwoch, 18.
Landsmannschaftliche Arbeit in Nikolaiken. Das Deutsch-Russische
Haus ist ein deutsch-russisches G e -
August, 14.30 Uhr, Treffen der H a n d -
dorf. Kreisvertreter Friedrich-Karl Milthaler der Vertriebenen Deutschen in Schles- Nordenburg; Stascneit, Martin, Assau- * m m m cj
am Abend im Bürgerhaus in seiner Ein- wig-Holstein. Christine Felchner nen; Dr. Wokulat, Jürgen, Assaunen;
5. September, Johannisburg: dankte in bewegten Worten für die er- Buchholz, Werner, Friedenberg; Rück-
Hauptkreistreffen. Westfalen- führung zur Vorführung eines Video-
films hin. Der Film „Paradies der Erin- fahrene Ehrung und die ihr aus diesem wardt, Gottfried, Groß Schönau; Allies, Es lohnt sich,
halle, Goldsaal, Dortmund. nerung - Masuren" von Dietrich Waw- Anlaß ausgesprochenen Glückwün- Manfred, Karpauen; Bannick, Ilse, einen neuen Abonnenten für
zyn fand große Aufmerksamkeit. Der sche . Kleingnie; Bannick, Dirk, Kleingnie; bas Dfipruliablaii zu werben
1
weiter ü b e r A ß m a n n s h a u s e n z u m Nie- orchester spielt zudem z u m Tanz auf. le-Sottrum. Langheim: Scheiba, M i n n a ,
derwalddenkmal. V o n dort ging es mit Bisher hat sich v o n unseren etwa 300 Stuttgart. Sußnick: Landini, Helga,
der Seilbahn, ü b e r g r ü n e Weinberge Mitgliedern nur ein knappes Drittel Wuppertal. Wendehnen: Puschke,
hinweg schwebend, nach R ü d e s h e i m . angemeldet. A n m e l d e s c h l u ß ist der 10. Herbert, Emden. Zandersdorf: Laben-
V o n d e m Tagesausflug z u r ü c k g e k e h r t August. Bahnreisende nach L ö f kön- ski, Johann-Gottfried, Marburg.
u n d nach einem reichen Abendessen nen Herrn Kretzer, Telefon 0 26 05/44 K i r c h s p i e l Paaris - Bezirksvertreter:
s a ß e n die Teilnehmer noch lange in 43, i m Hotel anrufen, der sie dann ab- Scheffrahn, Ulrich, Cramme. Ortsver-
angeregten G e s p r ä c h e n zusammen, holt. Kontaktadresse: G ü n t e r Walleit, treter: Paaris, Seeligenfeld, G r o ß W i n -
wobei immer wieder Erinnerungen an H u n t e m a n n s t r a ß e 21 A , 26131 O l d e n - keldorf: Roggatz, Elisabeth, W a l d - M i -
die Heimat u n d die Schulzeit aufge- burg, Telefon 04 41/5 80 91. Jede Stor- Fortsetzung von Seite 14 Schumacher, Erika, geb. Schulz, aus
chelbach.
frischt w u r d e n . W ä h r e n d einige Teil- no-Buchung oder Ä n d e r u n g an G e r d Horn/Abbau, Kreis Mohrungen,
Kirchspiel S c h ö n f l i e ß - Bezirksver-
nehmer, die einen besonders weiten M i n u t h , Telefon 0 69/50 52 96. z u m 80. Geburtstag jetzt H a m b u r g s t r a ß e 52, 19258 Boi-
treter: Paehr, Martin, Wesel. Ortsver-
H e i m w e g hatten, sich a m Sonntag D a w i d o n i s , Willi, aus Tawe, Kreis zenburg, am 3. August
treter: Babziens, Schönfließ, Tolksdorf:
nach d e m F r ü h s t ü c k schon verabschie- Elchniederung, jetzt Buschblick 31, Schwellnus, H e d w i g , geb. Henkies,
Rastenburg Müller, Kurt, Göttingen.
deten, besuchten die anderen noch die 24159 Kiel, am 13. August aus Nemmersdorf, Kreis G u m b i n -
Kreisvertreten Hubertus Hil- K i r c h s p i e l Schwarzstein - Bezirks-
Festung „ E h r e n b r e i t s t e i n " i n Koblenz D i l b a , Erika, geb. Biallas, aus Treu- nen, jetzt L ü b e c k e r Straße 3, 23923
gendorff, Tel. (0 43 81) 43 66, vertreter: Gawrisch, Gerhard, Bad
u n d genossen bei herrlichstem Wetter burg, L ö t z e n e r Straße 23, jetzt Graf- Selmsdorf, am 12. August
Dorfstraße 22, 24327 Flehm. Zwischenahn. Ortsvertreter: Blaustein,
einen weiten Rundblick ü b e r Rhein Geschäftsstelle Patenschaft Adolf-Straße 73, 51065 Köln, am 15. S t ü r z l , Käte, geb. Glitz, verw. Thalei-
N e u Rosenthal: Jander, Kurt, Mülheim. Mai ser, aus Neukirch, Kreis Elchniede-
u n d Mosel, das Deutsche Eck, die Stadt Rastenburg: Kaiserring 4,
46483 Wesel, Tel. (02 81) 2 69 50 Partsch: M a y , Dietrich, Oldenburg. E i d a m , Käthe, geb. Wargalla, aus Frei- rung, jetzt H a y d n s t r a ß e 12, 69245
Koblenz u n d ü b e r die Berge von Eifel Pohiebels, Schwarzstein: Diertrich, dorf, Kreis Neidenburg, jetzt Tier- Bammental, am 11. August
u n d H u n s r ü c k . A b s c h l i e ß e n d stellten W a h l a u f r u f für die W a h l der Be- Gertrud, O s n a b r ü c k . Woplauken: ?
g a r t e n s t r a ß e 27,35619 Braunfels, am Voigt, Gustav, aus Gilgetal, Kreis Elch-
alle Teilnehmer fest, d a ß solche Treffen zirks- u n d Ortsvertreter nach § 6 der K i r c h s p i e l W e n d e n - Bezirksvertre- 13. August niederung, jetzt Seestraße 4, 18439
wichtig sind, u m die Erinnerungen an Satzung der Heimatkreisgemeinschaft ter: Klein, G ü n t h e r , Hardegsen. Orts-
Ester, Erich, aus Ortelsburg, jetzt H a i - Stralsund, am 10. August
die Heimat wachzuhalten. Solange es Rastenburg. G e w ä h l t werden die Ver- vertreter: A l t Rosenthal: ? Kemlack:
dener Straße 109, 58095 Hagen, a m Witt, Ernst, aus Liesken, Kreis Barten-
den ehemaligen K l a s s e n b r ü d e r n noch treter der einzelnen Bezirke der Stadt B r ü c k m a n n , Erich, Erftstadt. Rodeh-
11. August stein, jetzt Rotdornweg 8,23845 Gra-
physisch m ö g l i c h ist, wollen sie sich und des Kreises Rastenburg. Stimmbe- len: ? Stettenbruch: Himer, Harald, Ba- bau, am 4. August
Gerstler, Max, aus Littfinken, Kreis
auch z u k ü n f t i g jährlich treffen. Es ist rechtigt sind alle Mitglieder, die in der den-Baden. Wehlack: A r p , Margarete, Zapf, Edeltraut, geb. Karasch, aus O r -
Neidenburg, jetzt Im Alten Busch 16,
vorgesehen, d a ß das 8. Klassentreffen Heimatkartei aufgenommen sind. Die Probsteierhagen. Wenden: Siegmann, 29356 Bröckel, am 15. August telsburg, jetzt O h l y s t r a ß e 29, 64285
i m Jahr 2000 i m norddeutschen R a u m Wahl der Kandidaten ist erfolgt, wenn Lieselotte, Neustadt-Glewe. Dombeh- Darmstaat, am 12. August
H i m m , Elisabeth, geb. Bolz, aus N e u -
stattfindet. Klassenkamerad Erich Stu- nicht innerhalb von 21 Tagen nach der nen: ? Elisenthal: Klein, G ü n t h e r , Har- endorf, Kreis Lyck, jetzt Mittelstraße
bel, der i n H a m b u r g wohnt, hat es Veröffentlichung des Wahlaufrufes degsen. Pladlack, Hermannshof: Ip- 165, 45549 S p r o c k h ö v e l , a m 9. A u -
ü b e r n o m m e n , das n ä c h s t e Treffen vor- beim Wahlausschuß Widerspruch sen, Renate, Meckenheim. gust zur Diamantenen Hochzeit
zubereiten. oder Gegenstimmen eingehen. Der H o f f m a n n , Friedrich, aus Mensguth, Borowski, Erwin, aus Königsberg, und
W a h l a u s s c h u ß : gez. Johann Gottfried Kreis Ortelsburg, jetzt Haurup-West Frau A n n a , aus Breitenstein/Kau-
Labenski, Wilh.-Raabe-Weg 8, 35039 S e n s b u r g 3, 29483 Handewitt-Haurup, a m 15. pischken, jetzt Vogelweide 11,06130
Heiligenbeil M a r b u r g u n d G ü n t h e r Klein, Fuchs- - - ] Kreisvertreter Johannes Schmidt, August Halle, am 12. August
M
Kreisvertreten Siegfried Dre- breite 6, 37181 Hardegsen. Eichenheege 12a, 63477 Main- Jungkeit, Kurt, aus Karmitten, jetzt
her, Telefon (0 41 02) 6 13 15, Bezirk Rastenburg Stadt - Stadtver- tal. Geschäftsstelle: In Stadt- B o u t e r w e k s t r a ß e 47,42327 Wupper-
Fax (0 41 02) 69 77 94, Papen- verwaltung Remscheid, Nord- zur Goldenen Hochzeit
treter: Brosch, Herbert, Berlin. Bezirks- tal, a m 9. August
wisch 11, 22927 Groghansdorf ^ / Straße 74, 42849 Remscheid, H i n z , Horst, aus Gilgenburg, Kreis
vertreter: Soltwedel, Edith, Düssel- K a m i n s k i , Margarete, aus Wehlau,
Tel. (0 21 91) 16 3718 Osterode, und Frau Grete, geb. See-
dorf; K u m m e r , Marliese, Buxtehude; G a r t e n s t r a ß e 16, jetzt Stüffeleck 1,
Das 8. Ortstreffen der Jakobsdorf er 22359 H a m b u r g , am 3. August ger, aus Ostdorf, Kreis Scruoßberg,
Einladung zur Mitgliederver- Korf Dorothea, Birkenfeld; Scheffler,
jetzt Breslauer Straße 29,40822 Mett-
s a m m l u n g u n d Kreistagssitzung - Horst, Düsseldorf; Krawolitzki, Frank, u n d L o c k w i n n e r fand im Gasthof Koschorreck, Frieda, geb. Segatz, aus
Nienhaus statt. R u n d 50 Teilnehmer mann, am 13. August
Erlangen. Seliggen, Kreis L y c k j e t z t Lieselotte-
G e m ä ß unserer Satzung ( § 5 u n d § 8) Rassmus, Felix, u n d Frau Emma, geb.
konnte H e i n z Gaschk, in dessen H ä n - H e r m a n n - S t r a ß e 35,23968 Wismark,
gebe ich bekannt, d a ß die d i e s j ä h r i g e Bezirk Rastenburg L a n d - Bezirks- Wittkowski, aus Hellenerund, Kreis
den die Organisation lag, b e g r ü ß e n . am 13. August
M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g der Kreisge- vertreter; G e m m e l , Bernhard, Düssel- Ortelsburg, jetzt Karl-Müller-Ring
Unter den G ä s t e n befanden sich auch K r ü g e r , Hertha, aus R ä d t k e i m , jetzt
meinschaft am Sonnabend, 4. Septem- dorf. Ortsvertreter: G r o ß Galbuhnen: 6A, 22179 Hamburg, am 30. Juli
der B ü r g e r m e i s t e r der Stadt Dorsten, F r e u d e n t h a i s t r a ß e 16a, 27356 Roten-
ber, u m 12.30 U h r i m Rathaus 1, Hoffmeister, Irmgard, Bocholt. G r o ß S y m a n o w s k i , Günther, und Frau Wal-
Dr. Z a h n , selbst Vertriebener aus burg, a m 14. August
M a r k t s t r a ß e 55, Burgdorf, abgehalten Neuhof: Grossmann, Heinz, Rangen- traud, aus G r . S c h ö n a u , Kreis Gerd-
Schlesien, der in seinem G r u ß w o r t den K w a s n y , Heinrich, aus H a m r u d a u ,
w i r d . In K o m b i n a t i o n d a z u w i r d auch dingen. B ü r g e r s d o r f : Dittloff, Ida, Lan- auen, jetzt Hunteburger Straße 9,
Anwesenden zurief, „nicht nachzulas- Kreis Ortelsburg, jetzt Reinwardt-
eine Kreistagssitzung stattfinden. D e n gen. Krausendorf: Trojan, Heinz, 49179 Ostercappeln, a m 23. Juli
sen i m Bekenntnis zur angestammten straße 33, 42899 Remscheid, a m 13.
eingeschriebenen Mitgliedern u n d Wannweil. Muhlak: Sonau, Helmut, Schulz, Heinz, aus Schönwall, u n d
Heimat". Gemeindepfarrer Andreas August
den g e w ä h l t e n Kreistagsmitgliedern Bochum. G r o ß K ö s k e i m , Weischnuren, Frau Elli, geb. Reimann, aus Rädt-
Deppermann, Abstamm ostpreußi- Machlitt, L y d i a , geb. Kaiser, aus Reus-
ist die schriftliche E i n l a d u n g des Weitzdorf, Neuendorf, Kotittlack: keim/Mehleden, jetzt Heimatweg
scher Vorfahren, ü b e r b r a c h t e die G r ü - sen, Kreis Mohrungen, jetzt Wein-
Kreisvertreters bereits i m Juli zuge- G e m m e l , Bernhard, Düsseldorf. 12, 25474 Bönningstedt, a m 6. A u -
ße der evangelischen Gemeinde u n d garten 21, 36772 Niederaula, am 12.
stellt worden. D i e umfangreiche T a - K i r c h s p i e l B ä s l a c k - Bezirksvertre- wies in seiner kurzen Ansprache be- gust
August
gesordnung u m f a ß t ü b e r Toteneh- ter: Klaes, Helga, Werdohl. Ortsvertre- sonders auf das Recht auf die Heimat Machts, Käthe, geb. Quehl, aus Tie- Z i m p e l , Manfred, u n d Frau Erika, geb.
rung, Ehrungen, Kassenbericht, W a h l ter: Bäslack: Rüster, Martha, Berlin. hin. A l s G ä s t e konnten auch die Ehe- fen, Kreis Lotzen, jetzt Brunnen- Nitschmann, aus Widminnen, Kreis
des 2. K a s s e n p r ü f e r s u n d die Karteien Heiligelinde, Pastern: Schier, Fredi, leute Walter u n d Herta Fischer aus quell 11, 35094 Goßfelden, am 11. Lotzen, jetzt A m Steinbach 46,09661
auch die Themen n ä c h s t e s Kreistref- H ö v e l h o f . P ö t s c h e n d o r f : Merkel, A l - Leichlingen b e g r ü ß t werden, die i m August Etzdorf, am 13. August
fen i m M a i 2000, Deutschlandtreffen fred, H a m b ü h r e n . Puls, Spiegels, W i d - Januar ihre „Eiserne Hochzeit" gefeiert Meier, Luise, geb. Arndt, aus Gerwen,
2000 in L e i p z i g etc. rinnen: Gingster, Margarete, M ö n - hatten. H e i n z Gaschk überreichte Her- Kreis G u m b i n n e n , jetzt 8832 Bronx, z u m bestandenen Examen
chengladbach. Scharfs: Engel, W a l - ta Fischer ein O s t p r e u ß e n b u c h u n d A v e . Skokie III 60077/USA, a m 13.
Stolzke, U l f A . , Diplom agrar oeco-
traud, N o r d e n . Wilkendorf, Laxdoyen, eine Blumenschale. In seiner B e g r ü - August
nom, mit Auszeichnung bestandene
Insterburg Stadt u n d L a n d Pragenau: Bludau, M a r i a , Paderborn. ßungsansprache erinnerte Heinz Meischt, Elfriede, aus Neufrost, Kreis
D o k t o r p r ü f u n g an der Christian-Al-
Geschäftsstelle: Telefon K i r c h s p i e l Barten: Bezirksvertreter: Gaschk auch an 50 Jahre Bundesrepu- Elchniederung, jetzt S c h l a m e r s t r a ß e
brecht-Universität Kiel (Eltern: Eck-
(0 21 51) 4 89 91, Fax (0 21 51) Windt, Kurt, Altenkirchen. Ortsvertre- blik Deutschland u n d das 50jährige 6, 23774 Heiligenhafen, am 10. A u -
hard R. Stolzke und Frau Dora, geb.
491141. Besuche nur nach vor- ter: Barten: Schumacher, Gerda, Enne- Bestehen der Landsmannschaft Ost- gust
Votel, aus B ö n k e n w a l d e ; G r o ß m u t -
heriger Terminvereinbarung. petal. Baumgarten: Nitsch, U d o , A l - p r e u ß e n . Er rief dazu auf, das „ H e i m a t - M o d e l l , Horst aus Allenburg, Kreis
ter: Friedel Stolzke, geb. Dannowski,
Altes Rathaus, A m Marktplatz feld. Freudenberg: Behrend, H i l d e - g e f ü h l " auch weiterhin wachzuhalten. Wehlau, jetzt A m Kurpark 1, 25761
10, 47829 Krefeld aus Deutsch Thierau, Kreis Heiligen-
gard, Essen. Jankenwalde: Pawlowski, In seinen weiteren A u s f ü h r u n g e n wies B ü s u m , am 9. August
beil, jetzt Haaasenbanckweg 22,
Schultreffen der H i n d e n b u r g - Lore, H a m b u r g . Meistersfelde, Sans- er auf die Sensburger Deutsche Gesell- Petrat, Hildegard, geb. Posegga, aus
22119 Hamburg)
O b e r s c h u l e - Unser diesjähriges Tref- garben, S a u s g ö r k e n : Perbandt, M a n - schaft „ B ä r e n t a t z e " hin, die z u d e m G r ü n e b e r g , Kreis Elchniederung,
fen findet a m Sonnabend, 9. Oktober, fred, Viersen. Skandlack: Leinenber- Treffen G r u ß w o r t e ü b e r s a n d t hatte, jetzt Bergstraße 33,08149 Vielau, am
13 U h r , i m M a r i t i m Hotel Reichshof, 9. August
ger, Erich, M ü n c h e n . Taberwiese: V o - u n d empfahl allen Besuchern der H e i -
Seidel, Elfriede, geb. Pillich, aus O r -
R a u m Senator, Kirchenallee 34-36, gel, Dr. Regina, M ü n c h e n . mat, bei der Geschäftsstelle in Sens- telsburg, jetzt Breslauer Straße 2,
Verbrauchermesse
H a m b u r g , Telefon 0 40/24 83 30, statt. K i r c h s p i e l D ö n h o f s t ä d t - Bezirks- burg vorzusprechen u n d so die in der
56170 Bendorf, am 12. August
A n m e l d u n g e n bis s p ä t e s t e n s 4. Okto- vertreter: Kuhnke, Horst, Warstein. Heimat verbliebenem Landsleute i n
ber bei Ilse Wendt, K ü n n e k e s t r a ß e 33,
S c h ä t z k e , Otto, aus Wosnitzen, Kreis Hamburg - Auch in diesem Jahr
Ortsvertreter: Dönhofstädt, G r o ß ihrem Bestreben, das Deutschtum z u
22145 H a m b u r g . Wolfsdorf, Klein Wolfsdorf, Krimlack: erhalten, z u unterstützen. N a c h d e m
Sensburg, jetzt Kolpingstraße 21, ist der Landesverband der vertrie-
Kemper, Helga, Oer-Erkenschwick. offiziellen Teil blieb g e n ü g e n d Zeit für
48329 Havixbeck, am 15. Juli benen Deutschen in Hamburg wie-
Schischke, Erna, geb. Bartholomeyzik, der mit einem Beraterstand für
Plehnen: Scheffrahn, Ulrich, Cramme. ausführliches Schabbern und den A u s - aus Neuendorf7 Kreis L y c k j e t z t F.-
Königsberg-Stadt Modgarben: Kuhls, Waltraud, Buden- tausch von Erinnerungen. Ein angebo- Aussiedler- und Flüchtlingsfragen
C.-Weiskopf-Straße 41, 04509 D e -
Stadtvorsitzender: Klaus Wei- bostel. Kamplack: Jonalis, Walter, tenes Würfelspiel, bei dem es gute Prei- litzsch, am 11. August
auf der Verbrauchermesse ,,Du
gelt. Geschäftsstelle: Annelies Reinfeld. se z u gewinnen gab, fügte sich gut in Schulz, Albert, aus Stobingen, Kreis und Deine Welt" vom 27. August
Kelch, Luise-Hensel-Straße 50, K i r c h s p i e l Drengfurt - Bezirksver- das g e m ü t l i c h e Beisammensein ein. Wehlau, jetzt N o r d weg 106, 32130 bis 5. September in der Hansestadt
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diesem A b e n d statt. E i n kleines Tanz- fort. Lablack: Labenski, Gottfried, H o l - Wiegratz.
Die ostpreußische Familie £>as £>rtptcuHcnblatt 7. August 1998 - Folge 31 - Seite 18
der Vorgang als offen geführt. Dort Königsberg. Die Mutter starb bei en unvergeßlich geblieben, die Mut- Masehnen und war so kleinwüch-
Lewe Landslied, sig, daß er nicht eingezogen wurde.
hatte man sich auch mit Trägern des seiner Geburt, der Vater, Fritz Krau- ter gebar nach den Vergewaltigun-
es ist schon so, wie eine Leserin Namens Junkeries in Verbindung se, heiratete erneut. A u s dieser Ehe gen ein Kind, das bald starb. 1947 A l s i m Januar 1945 Frau Komorow-
schreibt: In der Ostpreußischen Fa- gesetzt, leider ohne Erfolg. Warum stammen ein Sohn und eine Toch- schickten die Frauen ihn und seinen ski mit ihren Kindern flüchtete -
milie muß man einfach alles miter- der Name Jungries oder Jungrieß ter, die Namen sind unbekannt. Jür- zwei Jahre jüngeren Bruder Alfred zuerst mit Gespann bis Bartenstein,
leben! Die Erfolge sind immer wie- geändert wurde, ist unbekannt. gen hielt sich in seinen ersten K i n - mit dem Zug nach Litauen, weil sie dann mit dem Lazarettzug bis
der ein Quell der Freude, denn das derjahren zumeist bei den Großel- selber wohl dem Tode nahe waren. Braunsberg - , blieb Erich bei den
„Mitfreuen" ist nun einmal eine
unserer besten Eigenschaften. Aber
auch das „Mitleiden", denn viele
D ie Frage lautet also: Wer kannte
eine Familie Junkeries oder
ähnlich aus Königsberg oder Umge-
tern auf, die dann verhungert sein
sollen. Wo sie lebten, wie sie hießen
- das alles weiß der Suchende nicht.
Hari verlor seinen Bruder wahr-
scheinlich in Schaulen. Er selber
wurde halbverhungert von einem li-
Pferden, die er nicht verlassen woll-
te. - Erich war mit Paul (... ski?)
befreundet, der mit Mutter und
der geschilderten Schicksale gehen bung, der im August 1943 eine Toch- Er hofft, über die Ostpreußische tauischen Ehepaar gefunden, das ihn Schwester 1944 i n das benachbarte
schon unter die Haut. So dürfte das ter mit Namen Brigitte geboren wur- Familie vielleicht seine Stiefge- in Pflege nanm. Weil er litauisch Haus der Familie Bressel gezogen
auch in dem Fall „Brigitte Graup- de? Wer weiß von den Vorgängen schwister z u finden. sprechen mußte, hat er die deutsche war. V o n w o sie kamen, weiß Fierr
ner" sein, mit dem wir unsere heuti- auf der Flucht im Januar/Februar Sprache verlernt. Deshalb sind auch Komorowski nicht. A l s z u Beginn
ge Extra-Familie beginnen, die sich 1945 und kann sich an die Mutter er- Sehr schwierig sieht es i m dritten die Angaben vage. Vielleicht heißt er ihrer Flucht die Komorowskis noch
wieder einmal mit sehr schweren innern, die wahrscheinlich dabei Fall aus, denn es sind nur Vorname richtig Harald, weil sich daraus einmal kurz nach Rosengarten z u -
Suchwünschen befaßt. ums Leben kam? Frau Graupner und Geburtsort bekannt: Hans aus „Hari" ableiten läßt? Was ist aus dem rückkehrten, traf er Paul mit seiner
glaubt, daß diese einen langen, dik- Königsberg. Die Familie war kin- damals etwa fünfjährigen Alfred ge- Familie an, auch ein Bruder in M a r i -
G raupner ist der Name ihrer A d -
optiveltern, der richtige lautet
Brigitte Jungkeries (auch Jungries
ken Zopf auf dem Rücken trug. Je-
der noch so kleine Hinweis ist für
die Suchende von größter Wichtig-
derreich, Plans ist wohl das jüngste
von sieben Kindern. Eine Scnwester
war schon verheiratet, die andern
worden? Es wäre erfreulich, wenn
diese erneuten Angaben zu einem
neuniform war anwesend. V o n da
an verliert sich jede Spur. Was ist
aus Ernst und Paul geworden? Viel-
Erfolg führen würden. Sein Name
oder Jungrieß). Jetzt endlich, im A l - keit. Da sie uns als Vermittler einge- gingen zur Schule. Wahrscheinlich lautet heute Anicetas Maciulskis, leicht können andere Bewohner des
ter von 55 Jahren, will die vom Le- setzt hat, bitte alle Zuschriften an die ist er 1939 geboren, denn er erinnert Adresse: Jucio 14-8,5640 Plunge, L i - damals über 1100 Einwohner zäh-
ben geschundene Frau versuchen, Ostpreußische Familie. sich, daß seine Mutter zu ihm sagte: tauen. lenden Rosengarten etwas aussa-
über unsere Ostpreußische Familie „Hans, du mußt nun auch zur Schu- gen? (Paul Komorowski, A n der
Klarheit über ihre Herkunft zu be- Mit einem Kindertransport aus le!" Die Mutter ist verhungert. M i t A l s Paul Komorowski nach der Chaussee 107, 18246 Jürgensha-
kommen, denn alle Nachforschun- Ostpreußen kam auch Heinrich einem Bruder kam Hans nach Litau- Wende Das Ostpreußenblatt halten gen.)
gen blieben ergebnislos. Geboren Frischmuth am 30. Oktober 1947 en, und hier wurden sie getrennt. konnte, zweifelte er daran, ob eine
wurde sie am 23. oder 29. August
1943 im Raum Königsberg. Sie will
sich noch an die Kämpfe u m Kö-
nach Mecklenburg/Vorpommern.
In der ersten Registrierliste der SBZ
steht er mit dem Namen: Frisch-
Vielleicht erinnert sich jetzt dieser
Bruder, falls er nach Deutschland
kam, an den kleinen Hans? Selbst
Suche nach Bekannten aus seiner
ostpreußischen Heimat überhaupt I mmer wieder gehen die Gedan-
ken zurück an die Zeit der
Zweck hätte. Aber inzwischen hat Flucht. Für Ruth Großmann führen
nigsberg im Januar/Februar 1945 muth, Heini, geb. etwa er festgestellt, daß vie- sie i n das Lager Oksböl in Däne-
erinnern: „Ich sitze dick eingemum- 1943, Ort unbekannt. les, was unlösbar mark. Gemeinsam mit Horst Sück-
melt in einem Schlitten mit halbrun- Da er keine Papiere be- schien, doch geklärt au, mit dem sie dort i m März 1945
dem Gitter. Rechts über mir Leucht- saß, wurde 1951 das D i e werden konnte, und auf einem Schulhelfer-Lehrgang
kugeln. Später war ich immer der Geburtsdatum auf den das machte ihm M u t , war u n d den sie über Das Ostpreu-
Meinung, daß der Weihnachts- 18. März 1944 festege- nun doch einen Ver- ßenblatt nach 50 Jahren wieder-
baum in den Himmel gehängt wird! legt, Geburtsort G u m - o s t p r e u ß i s c h e such z u wagen. Vor al- fand. N u n suchen beide die „Weg-
Wir waren vermutlich schon außer- binnen. Beim Eintrag lem, weil er jetzt gerade nerin", wie die Barackenvorstehe-
halb der Stadt. Alles war weiß, weit- wurde sein Name in F a m i l i e dabei ist, für seine rin der Baracke 5, Gertrud Wegner,
räumig und hell erleuchtet. Vor mir Fischmuth geändert. Nachkommen die Ver- genannt wurde. Zusammen mit ih-
sehe ich eine dunkle weibliche Ge- 1953 wurde er adop- gangenheit z u doku- rer Freundin Ruth Brilling war sie
stalt, die dann plötzlich nicht mehr tiert und heißt heute
e x t r a mentieren. schon i m Februar beauftragt wor-
da ist." Zog die Mutter den Schlit- Heinrich Meissner. Wie den, die notwendigen Verwal-
ten, die dann verletzt oder getötet aus der russischen Liste des Kinder- wenn er diese Zeilen nicht liest: Es Es sind mehrere ungeklärte tungsarbeiten für die Ankunft der
wurde? Das Kind erhielt rechtssei- hauses Gumbinnen zu entnehmen sind alle Landsleute angesprochen, Schicksale, die ihn beschäftigen. Im Flüchtlinge z u übernehmen. Ger-
tig Verletzungen, auch stammt ist, gehört er z u jenen Kindern, die die wissen, daß ein in Königsberg Sommer 1942 nahm die Familie K o - trud Wegner stammte aus Köln,
wohl eine Narbe in der linken A u - 194/ von Ebenrode (Stallupönen)
genbraue aus jener Zeit. nach Gumbinnen verlegt wurden.
Dort ist als Geburtsjahr 1942 ver-
feborener Bekannter als „Wolfs-
i n d " aus Litauen kam, den sie dar-
aufhin ansprechen können. Jeder
morowski in Rosengarten, Kreis war als Schulhelferin in Ostpreu-
Angerburg, drei 11- bisl 2jährige ßen eingesetzt worden u n d flüch-
D as mutterlose Kind muß dann Berliner Jungen auf. Einer von in- tete mit unseren Landsleuten über
zeichnet, der Geburtsort ist leider Hinweis ist wertvoll. (Alle Z u - nen hieß Horst Kapek. Als seine von See nach Dänemark. Die gemeinsa-
in das Säuglingsheim Charlot- nicht vermerkt. Der Suchende erin- schriften bitte direkt an Frau Ruth ihrem französischen M a n n geschie- me Lagerarbeit brachte sie enger
tenburg (Laugallen) gekommen nert sich an zwei ältere Schwesern, Goriene, Darzelio 36,5400 Siauliai/ dene Mutter ihren Sohn besuchte, zusammen. Wahrscheinlich ist
sein, von dort mit einem Kinder- von denen eine bereits verstorben Litauen.) entwickelte sich zwischen ihr und Gertrud Wegner in ihre Heimat-
transport nach Reitzenhain (Erzge- war. Wer kann etwas über eine Fa-
birge). Bereits im Herbst 1945 wird den Komorowskis ein freund- stadt Köln zurückgekehrt. Frau
das blonde, blauäugige Mädchen
den kinderlosen Eheleuten Graup-
milie Frischmuth aussagen, auf die
diese Angaben zutreffen könnten?
(Zuschriften bitte an Christa Pfeiler-
V or drei Jahren haben wir nach
den Angehörigen des „Wolfs-
kindes" Hari Gladstein gefragt, lei-
schaftliches Verhältnis. Frau Kapek Großmann u n d Herr Sückau wür-
arbeitete in Berlin als Dolmetsche- den gerne wissen, was aus ihrer al-
rin. Als i m Juni 1944 die Russen die ten Freundin geworden ist. Außer-
ner übergeben, die es 1958 adoptier- Iwohn, Laurembergstieg 3, 22391
ten. Keine glückliche Kindheit, für der kam keine Resonanz. Brigitte Ka- deutsche Grenze erreichten, fuhren dem sucht Frau Großmann noch
Hamburg.) sten fand nun diesen Fall im Nachlaß die Berliner nach Hause. Frau K a - Elfriede Wechsler, die ebenfalls i m
die Adoptivmutter soll der „sture
Ostpreußenkopf" des Mädchens von Herrn Dr. Radtke aus Bad pek kam mit ihrem Sohn Mitte Juli Lager Oksböl war. Ihr letzter Auf-
immer wieder ein Anlaß zu Schlä- U n d wieder übersendet uns Bri- Kreuznach und bittet mich, ihn noch noch einmal wieder und versprach
enthaltsort in Deutschland war
gen gewesen sein - für Brigitte einegitte Kasten die Suchwünsche von einmal aufzurollen, da jetzt weitere bei der Abreise, gleich zu schreiben,
Gettorf i n Schleswig-Holstein.
Art Selbstschutzmechanismus, wie drei „Wolfskindern", die hoffen, Angaben vorliegen. Hari oder Harie was aber nicht geschah. A u c h die an
„Liebes Ostpreußenblatt, hilfst d u
sie heute sagt. Ich kann hier nicht mit Hilfe der Ostpreußischen Fami- Gladstein, geb. 1938/39, stammt sie gerichteten Briefe wurden nie
uns?" fragt Horst Sückau. W i r be-
die Vorgänge schildern, die das lie ihre Identität und ihre Angehöri- wahrscheinlich aus Groß Holstein, beantwortet, kamen aber auch nicht
Kind psychisch und physisch so be- gen zu finden. Sie wurden unserer Kreis Fischhausen. Er erinnert sich, mit postalischem Vermerk zurück. mühen uns, wie man sieht. (Ruth
einflußten, daß erst 1993 nach der Leserin von Ruth Goriene übermit- daß er aus den Fenstern eines zwei- Herr Komorowski meint, dieses ab- Großmann, Etzwiesenweg 14,
Wende eine erfolgreiche Therapie telt, die ja ebenfalls ein „Wolfskind" stöckigen gelben Hauses die Kräne rupte Abbrechen der Verbindung 69226 Nußloch.)
der Frau z u einem besseren Leben
verhalf. Beruflich machte sie, nach-
dem ihre Adoptiveltern nach Berlin
ist und aus dem Kreis Gerdauen
stammt. N u n sind die Angaben,
falls man sie überhaupt als solche
des Hafens sehen konnte. Der Vater
soll, ehe er Soldat wurde, Kranführer
gewesen sein. Die Mutter zog wahr-
könnte auch etwas mit dem 20. Juli
zu tun haben. Vielleicht war die
Dolmetscherin, die beim Baden im
W ieder eine Extra-Familie vol-
ler Schicksalsfragen. Ich wäre
dankbar, wenn viele Leserinnen
gezogen waren, auf deren Wunsch bezeichnen kann, mehr als mager. scheinlich zur Großmutter nach Kö- Mauersee mit einem Soldaten z u - und Leser mithelfen, sie z u klären.
die Ausbildung z u m Fachschulin- So weiß einer der Suchenden nur, nigsberg. Der Suchende schreibt sammen war, verhaftet worden Damit wir uns dann alle wieder mit-
genieur. daß er Helmut Kutkowski heißt, „Reistrazesraße" (?). Er erinnert sich, oder untergetaucht? freuen können.
1941 geboren wurde und aus dem daß sie auf der Flucht zuerst auf ein
Die Sehnsucht nach ihrer leibli- Kreis Wehlau stammt. Schiff gekommen sind, das sie wie- Seine nächste Suchfrage bezieht
chen Mutter hat ihr ganzes Leben der verlassen mußten. Nach dem sich auf einen Erich (Kratz), der
Russeneinmarsch soll die Familie in Eure
bestimmt - bis heute. Nach ihr wur- Im zweiten Fall gibt es schon ge- 1943 den Komorowskis als Hilfs-
de schon z u DDR-Zeiten gesucht, nauere Angaben. Es handelt sich einem Gartenhaus gelebt haben.
kraft zugewiesen wurde. Dieser
bis jetzt wird beim DRK-Suchdienst um Jürgen Krause, geboren 1935 in Dem Mann sind die Leiden der Frau-
Erich stammte aus Langbrück oder Ruth Geede
50. Jahrgang Das Ofijmu&tnblaii 7. August 1999 - Folge 31 - Seite 19
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7. August 1999 - Folge 31 - Seite 22 Das ÖfipttuGcnblait 50. Jahrgang
Am 13. August diesen Jahres werde ich Goldenen Hochzeit Die Trauerfeier hat in aller Stille stattgefunden.
Frau
In tiefer Trauer
Elfriede Freyer, geb. G i r o d Willi Wiese Die Trauerfeier hat am Freitag, dem 30. Juli 1999, i n
Witwe des Superintendenten Herbert und Vera Koebnik der Friedhofskapelle z u Reinbek-Neuschönning-
Arnold Freyer und alle Angehörigen stedt stattgefunden; anschließend Beisetzung i m
geb. am 7. 8.1909 Familiengrab.
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7. August 1999- Folge 31 - Seite 23 Das Dfiprcugtnblaii Aktuelles
E i n glanzvoller Abschluß
Buntes Folkloreprogramm beendete die 7. Ostdeutschen Kulturtage in Thüringen
Weimar - Z u einem bunten Folk- Die Durchführung der A b - loristischen Darbietungen, Tanzfe-
loreprogramm lud der BdV-Lan- schlußveranstaltung der 7. Ost- ste und landsmannschaftliche Ver-
desverband Thüringen Heimat- deutschen Kulturtage in Weimar, anstaltungen haben einen Einblick
vertriebene und Gäste aus ganz in der Zeit, in der Weimar Kultur- in das Kulturschaffen des Vertrie-
Deutschland nach Weimar, der hauptstadt Europas ist, war für die benen Verbandes gegeben, das, von
diesjährigen Kulturstadt Europas, deutschen Heimatvertriebenen Laienkünstlern getragen, Zeugnis
ein. Das Programm gestalteten von besonderer Bedeutung. Dazu von einer intensiven kulturellen
die BdV-Chöre aus Bernburg führte Dr. Latussek in seinem Re- Breitenarbeit gibt.
(Sachsen-Anhalt), Schwarzenberg sümee u. a. folgendes aus: „Das
(Sachsen), Weimar (Thüringen), ostdeutsche Kulturerbe wieder Der Landesverband Thüringen
der Chor aus Metzenseifen (Slowa- verstärkt ins Bewußtsein unseres besitzt mittlerweile 18 Chöre und
kei), die Kinder- und Jugendtanz- Volkes z u bringen ist ein Teil des Singegruppen mit 420 aktiven Sän-
gruppe aus der Kaschubei und die kulturpolitischen Auftrages, den gerinnen und Sängern. Er verfügt
Jugendblasformation des B d V - sich die Heimatvertriebenen selbst über zehn Tanz- und Trachten-
Thüringen mit Liedern und Tän- gegeben haben, obwohl die Erhal- gruppen, hat fünf Musikgruppen
zen aus allen Vertreibungsgebie- tung dieses Erbes und die Heran- und drei Mundartsprechergrup-
ten. In der neu erbauten Weimar- führung der Jugend eine eigentlich pen. Gemeinsam mit ihnen haben Begeisterte das P u b l i k u m mit ihren Vorführungen: Die Kinder- und
halle konnte der BdV-Landesvor- selbstverständliche Pflicht einer Kulturgruppen aus Sachsen, Sach- Jugendtanzgruppe aus der Kaschubei Foto privat
sitzende Dr. Paul Latussek mehr verantwortungsbewußten Kultur- sen-Annalt, Nordrhein-Westfalen,
als 1200 Gäste begrüßen, unter i h - politik des deutschen Staates sein Rheinland-Pfalz, Baden-Württem-
D
er erste öffentliche Flug, ein den Mittelstreckenverkehr dazu be-
Propagandaflug Ulbrichts, rufen sein, den Verkehr zwischen
sollte Chruschtschow schok- Hauptstädten und Verkehrszentren
kieren, wie der „Sputnik" die Welt durchzuführen. Die Maschine wird
kurze Zeit zuvor. Geleitet von Funk- 48 bis 72 Passagiere bis zu 3000 Kilo-
stellen des Ministeriums für Staats- meter weit in einer Höhe von zehn
sicherheit und ohne offizielle Ge- bis zwölf Kilometern mit einer maxi-
nehmigung der zuständigen Prüf- malen Reisegeschwindigkeit von
stelle machte sich ein vierstrahliges 850 km/h befördern ... und mit der
Düsenpassagierflugzeug zum D i - ,153' entsteht ein auf besonders hohe
rektflug vom Flugplatz Dresden- Wirtschaftlichkeit gezüchtetes Mit-
Klotzsche auf, um in nur 100 Metern telstreckenverkehrsflugzeug,
Höhe das Leipziger Messegelände auch als Transporter für wertvolle
zu überfliegen, exakt zum Staats- Güter geeignet." Die Hamburger
rundgang von Chruschtschow und „Welt" sprach von einem „Wirt-
Ulbricht. Schlagzeilen der interna- schaftswunder aus Dresden".
tionalen Presse für den „Superjet aus Trotz eines Rückstandes von meh-
Dresden" wären sicher gewesen, reren Monaten in der Entwicklung
aber auch Stolz und Enthusiasmus und weiterhin fehlender Verträge
der Dresdner Flugzeugbauer spiel- mit Moskau gab Baade sein Verspre-
ten eine wichtige Rolle, die wenige chen über eine grandiose Luftfanrt-
Jahre zuvor als verschleppte „Spe- zukunft an Ulbricht, überschätzte
zialisten" in Stalins geheimen Kon- dabei die Lösung technischer Pro-
struktionsbüros ihr technisches Wis- bleme, aber auch die Sichtweite
sen den Sowjets übereignen mußten. Moskaus.
Doch der Flug der „152" vor 40 Jah- A m 4. Dezember 1958 war es
ren war ohne Aufwind und endete schließlich soweit: Die „B 152", der
mit einer Tragödie. Bis heute ist un- Superjet aus Dresden, startete zum
klar, ob Moskaus KGB-Agenten hal- Erstflug und landete nach 25 Minu-
fen, den Traum einer eigenständigen ten Flug erfolgreich in Dresden-
Flugzeugindustrie „Made in G u R " Klotzsche. Das Jahr 1959 sollte end-
scheitern zu lassen oder ausschließ- p R o l l out" i n Dresden: Die „Baade B 152 Foto Archiv Henze gültig den Durchbruch für die Groß-
lieh eine unverantwortbare Fehlent- Konstruktion des mit vier Jumo-004 Wie überall in der SBZ endeten ges, dem Projekt „151", begann. fertigung der „152" bringen. Weitere
scheidung zum Unglück führte. ausgestatteten ersten Großstrahl- sämtliche Arbeiten am 22. Oktober Hauptaufgabe war die Entwicklung Testflüge waren nötig, doch auch
Die Geschichte der „B152" begann bombers der Welt, der Ju 287. Noch 1946, als in einer Nacht- und Nebel- der späteren Strahlturbine „Pirna- das internationale Interesse mußte
mit der Entwicklung des Düsen- kurz vor Kriegsende ließ Junkers- aktion des Geheimdienstes N K W D 014", deren Vorläufer bereits bei auf Dresden gelenkt werden.
strahlantriebs, einer Erfindung von Chefkonstrukteur Brunolf Baade die auch die deutschen Luftfahrt-Fach- Junkers unter der Bezeichnung Entgegen jeglicher Logik und un-
Hans-Joachim Pabst von Ohain, Mit- Nullserie der Ju 287 anlaufen und leute, etwa 5000 Techniker und ihre Jumo-012 gebaut und von den Deut- ter Umgehung der zuständigen
te der 30er Jahre in Deutschland. die ersten Maschinen in Brandis bei Familien, in die Sowjetunion ver- schen bei den Sowjets verbessert Prüfstelle entschied sich Brunolf
Leipzig zum Probeflug bringen. schleppt wurden. In Moskau, Pod- worden war. Auch entstanden Stu- Baade z u m Propagandaflug nach
Es war im ersten Morgenlicht des Noch waren die Deutschen weltweit beresje, Sawjelowo, Kasan> Tuschi- dien für den Bau von Hoch- und Leipzig. Der neue Flug am 4. März
27. August 1939, als in Rostock-Ma- in der Düsenentwicklung führend. no, Monino und Godorok bei Kuiby- Niedergeschwindigkeitswindkanä- 1959 mit den Versuchspiloten W i l l i
rienehe Heinkel-Testpilot Erich schew waren geheime Konstrukti- len für die Flugzeugzellen-Serien- Lehmann und Kurt Bemme, Flug-
Warsitz, der kurz zuvor das erste Nachdem Moskau im Juli 1945 die onsbüros, Arbeitsgruppen und fertigung und Triebwerksherstel-
zuvor von Amerikanern und Briten versuchsingenieur Georg Eismann
Raketenflugzeug der Welt, die Wohnobjekte für die deutschen lung. In Dresden und Pirna, dem und Bordingenieur Paul Heerling
He 176, geflogen hatte, sich in seiner besetzten Gebiete Mitteldeutsch- Spezialisten entstanden, gebaut von neuen Standort der künftigen Flug-
lands übernahm, bedienten sich die verlief zunächst einwandfrei. Nach
He 178 anschnallte und auf das deutschen Kriegsgefangenen. Nach zeugfertigung der DDR-Lufthansa,
Sowjets vielerorts eines Täu- 56 Minuten Flug, im überschnellen
Startkommando wartete. Das Trieb- Uprawlentscheski wurden die Flug- bereitete brunolf Baade im Frühjahr
schungsmanövers. Entgegen den und unerprobten Sinkflug, gelang es
werk wurde angelassen, und mit motoren-Konstruktionsbüros aus 1954 die Rückkehr „seiner" Mitar-
Festlegungen des Potsdamer A b - der Besatzung jedoch nicht, die M a -
zunehmender Drehzahl ging das Dessau und Staßfurt verlagert, die beiter vor, und im Juli 1954 kehrten
Singen der Turbine in ein wildes kommens ließen sie in wichtigen schine abzufangen und die Trieb-
nachfolgend unter Leitung von Fer-
Heulen über. Dann begann die Rüstungsbetrieben, auch bei Junkers dinand Brandner standen, die Flug-
He 178 V I zu rollen, fraß Meter für in Dessau, die Entwicklungs- und zeugfertigung nach Podberesje bei
Meter und hob kurz vor dem Platz- Rekonstruktionsarbeiten, auch eine Moskau unter Leitung von Brunolf
Absturz nach unerprobtem Sinkflug
ende elegant vom Boden ab. Das gezielte Produktion, fast anderthalb Baade.
Flugyerhalten war ausgezeichnet, Jahre weiterführen. Dieser Umstand
das Triebwerk HeS 3B von Pabst von führte dazu, daß zahlreiche deut- In Podberesje begannen die Flug- die Luftfahrt-Spezialisten zurück. werke zügig hochzufahren. Die Be-
Ohain arbeitete gleichmäßig und sche Mitarbeiter ihre bisherige Tä- zeugbauer von Junkers, Siebel und Während Ferdinand Brandner nach lastungsgrenzen von Triebwerk,
zuverlässig. 600 K m pro Stunde tigkeit fortsetzten, an eine neue Z u - Heinkel mit der Weiterentwicklung neun Jahren Zwangsarbeit seine Tanks und Material waren der Crew
Fluggeschwindigkeit wurden er- kunft glaubten und wegen des Ost- von Aufklärungs- und Bombenflug- Heimat in Österreich wiedersah, nur unzureichend bekannt ... Die
reicht. Als Warsitz nach sechs Flug- West-Klimas eine privilegierte Wei- zeugen mit Strahlantrieb sowie mit gründete Dr. Baade das „Volkseige- „B 152" schlug auf, die Besatzung
minuten wieder zur Landung ein- terarbeit an unvollendeten Projek- der Konstruktion und Weiterent- ne Flugzeugwerk" in Dresden. Z u war tot.
schwebte, war allen klar, daß mit ten auch akzeptierten. wicklung von Raketenjägern. den Rückfünrungsgütern von den
diesem Flug eine neue Zeit in der Sowjets gehörten auch Maschinen Aber die Entwicklung in Dresden
Geschichte der Luftfahrt begann. In Dessau wurde das für die So- Aus dem deutschen Pfeilflügler und Konstruktionsunterlagen für endete nicht, noch nicht. Neue Test-
wjets wichtigste Konstruktionsbüro Messerschmitt P 1101 und in indirek- das zweimotorige Verkehrsflug- flüge verliefen erfolgreich, selbst die
Den Kernpunkt bildeten die neu- der Sowjetzone (SBZ) für Flugzeuge ter Vorarbeit durch Siegfried Gün- Folgetypen „154" und „160" für den
zeug IL-14P, welches ab 1956 in
entwickelten Turbinenstrahltrieb- und Flugmotoren mit der Bezeicn- ther, ehemals Chefprojektor bei Hein- interkontinentalen Luftverkehr der
Dresden als Lizenzprodukt in Serie
kel, nun Planungscner für Düsenjäger DDR-Lufthansa waren bereits in
ging. Voller Enthusiasmus wollten
bei den Sowjets, wurde die M i G 15 Angriff genommen. Doch dann stor-
„Wie wenn ein Engel ihn schiebt!" Brunolf Baade und Chefkonstruk-
geboren, die in ihrer Konstruktion nierten die Sowjets im Juni 1959 völ-
große Ähnlichkeit mit der amerikani- teur Fritz Freytag in Dresden „die
große Tradition des Hauses Junkers lig die Abnahme der „B 152". Nicht
schen F-86 A Sabre hatte, die ebenfalls ohne Grund, denn seit einiger Zeit
werke Jumo-004, konstruiert von nung OKB-1 eingerichtet. Sämtliche nach der P 1101 entstanden war. Kein fortsetzen".
flog ihre Tu-104 als erstes sowjeti-
Anselm Franz bei Junkers in Magde- Arbeiten erfolgten weiter mit deut- Wunder, daß sich im Korea-Krieg an- In Dresden sollte ab 1954 das erste sches Verkehrsdüsenflugzeug, Ab-
burg, und das BMW-003. Ausgelegt schen Mitarbeitern unter Chefkon- nähernd baugleiche Maschinen im vierstrahlige Düsenverkehrsflug- kömmling der militärischen Tu-16,
für zwei Turbinen baute Heinkel be- strukteur Alfred Scheibe. In Staßfurt Luftkampf begegneten. zeug deutscher Produktion entste- und kurz darauf entsprang aus dem
reits 1941 den ersten Strahljäger, die lief in 400 Meter Tiefe die Produktion hen. Doch die noch bei den Sowjets Turboprop-Bomber Tu-20 die Zivil-
He 280. Doch Heinkel gehörte nicht der BMW-Strahltriebwerke unter Doch nun sollte ein neuer Weg
erarbeiteten Projektunterlagen hält version Tu-114.
zu den Favoriten des Reichsluft- Chefkonstrukteur Karl Prestel er- beschritten werden: Die Konstruk- Moskau zurück. Zeitdruck ist die
fahrtministeriums für staatliche Ent- neut an, oberirdisch entstanden völ- tion eines Düsenbombers und die Folge. N u n wird ein Flugzeug zum Moskau hatte dem DDR-Flug-
wicklungsaufträge. Bei Junkers be- lig neue Prüfstände, und auf der Er- Generation neuer Strahltriebwer- zweiten Male konstruiert, erhält die zeugbau die wirtschaftliche Basis
gann dagegen die Nullserienferti- probungsstelle der Luftwaffe in ke, welche völlig neu erdacht wer- Bezeichnung „Baade B152" oder entzogen, und nach Westen war Ost-
ung des Jumo-004 in Muldenstein Rechlin erbeuteten die Sowjets un- den sollten, das Projekt „150", ge-
f ei Bitterfeld. Ferdinand Brandner, versehrt einen Düsenbomber vom plant als Tu-15. Pfeilflügel, Druck-
Konstrukteur des stärksten Junkers- Typ Ju 287, welcher umgehend in kabine, neue Strahlturbinen sowie
„BB 152" und soll in Großserie pro-
duziert werden. Die Aussichten wa-
berlin längst politisch isoliert. A m
28. Februar 1961 endete per Beschluß
des SED-Politbüros das euphorische
ren gut, denn Moskau läßt einen
Propellermotors Jumo 222, wurde die UdSSR geschafft wurde. A b 1946 ein modernes Design bestimmten Kaufwunsch von 100 Maschinen Flugzeugprogramm der DDR. Be-
Betriebsleiter der Jumo-004-Serien- lief bereits in Tschernikowsk am das Flugzeug. Im September 1952 mitteilen. Für den 1. M a i 1958, vier reits vorhandene Flugzeuge wurden
fertigung und -Fehleranalyse. Mitte Ural, im aus Kothen demontierten begannen die Flugerprobungen der Jahre nach Grundsteinlegung der verschrottet. Lediglich als museales
1944 ging mit der Me 262, ausgestat- Junkerts-Werk, die Verbesserung „150", die Erfahrungen der Deut- Dresdener Flugzeugwerke, soll der Andenken erhielt 1991 das Deutsche
tet mit zwei Jumo-004B-Triebwer- des Jumo 004, kurz darauf in Upra w- schen gingen direkt in das Sowjet- Erstflue der „B152" stattfinden, Museum in München ein Triebwerk
ken, der erste Düsenjäger der Welt in lentscheski Gorodok bei Kuiby- projekt Tu-16. doch Konstruktions- und Material- vom Typ Pirna-014.
Serie, von dem Fliegergeneral Gal- schew die Weiterentwicklung lei- Ab 1953 wurde in Sawjelowo, probleme verhinderten dies. Statt-
land sagte, er fliege, „wie wenn ein stungsfähiger Propellertriebwerke nördlich von Moskau, eine deutsche In Erinnerung blieb aber auch die
dessen gab es ein „Roll out" der er- tödlich verunglückte Besatzung der
Engel schiebt!" unter Ferdinand Brandner, welchen Gruppe unter Baade zusammenge- sten „152" mit Triebwerksattrappen, „B152", auf deren gemeinsamer
Die Fehlentscheidung Hitlers, die die Sowjets bereits im Juli 1945 nach zogen, die auf der Grundlage des und Professor Brunolf Baade be- Grabstätte noch heute zu lesen ist:
Me 262 als Bomber einzusetzen, Osten verschleppt und inhaftiert Bombers „150" mit der Projektie- schrieb die Zukunft: „Die ,152' wird „Ihr Leben diente dem technischen
führte bei Junkers in Dessau zur hatten. rung eines Strahlverkehrsflugzeu- als äußerst schnelles Flugzeug für Fortschritt."