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4GSO Einführung in die Filmanalyse COUAO

Einführung in die Filmanalyse: Einen Film deuten und


verstehen

Was verbindet ihr mit dem Thema Film?

Die Anfänge des Films

Aufgabe: Sieh dir das Video über die Anfänge des Films aufmerksam an und notiere dir die
Namen der wichtigsten Filmschaffenden sowie die Titel der bekanntesten ersten Filme.

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Die Sprache des Films

Filmisches Ergänzungsprinzip

Aufgabe: Dir wird nun 5 Sekunden lang ein Bild gezeigt. Du hast danach 3 Minuten Zeit das
Bild nachzuzeichnen. Vergleiche danach deine Version mit dem Original. Was fällt dir dabei
auf?

Filmisches Ergänzungsprinzip: Im Film schneidet man oft Teile von Personen und/oder
Gegenständen ab, da das Gehirn des Zuschauers das Fehlende ergänzt.

Neben dem Ergänzen einzelner Bilder, ergänzt das Gehirn auch ganze Zusammenhänge. Sieh
dir die beiden folgenden Bilder an! Welcher Zusammenhang könnte zwischen den beiden
Bildern bestehen? Überlege dir, mit welchem Bild diese Sequenz enden könnte.

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Das menschliche Gehirn erstellt also ganze Filmbilder und Zusammenhänge im Kopf des
Zuschauers, wenn es zwei aufeinanderfolgende Bilder sieht. Dies schürt die Erwartung
auf ein drittes Bild.

Technische Hilfsmittel der Erzählung: Die Kamera

Einstellungsgrößen

Im Prinzip geht man von 8 Einstellungsgrößen aus, auch wenn die Möglichkeiten unendlich
sind. Bei den Einstellungsgrößen geht es um den Abstand beziehungsweise die Distanz, die
die Kamera zum Dargestellten (Person, Gegenstand, Landschaft) hat. Sie erweckt den
Eindruck von Nähe oder Distanz zwischen Zuschauer und Geschehen.

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Extreme Totale Sie zeigt Menschen


oder Landschaften aus
oder Weit großem Abstand.

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Totale Sie führt die Örtlichkeit


und / oder die
Handlung ein. Die
Menschen erscheinen
in voller Größe.
Halbtotale Sie zeigt einen
Menschen von Kopf
bis Fuß oder ein Objekt
vollständig in seiner
näheren Umgebung.

Die Halbnahe Sie zeigt den Menschen


von der Hüfte an
aufwärts.

Die Die Menschen werden


von den Knien an
Amerikanische aufwärts gezeigt. Die
Form wurde oft im
Western benutzt, um
den Cowboy samt
Waffe zu zeigen.

Die Nahe Es sind der Kopf und


der Oberkörper einer
Person zu sehen (bis
Schultern oder Brust).

Großaufnahme Das Gesicht, die Hand


oder ein einzelner
Gegenstand wird
gezeigt. Eine
Orientierung im Raum
ist nicht mehr möglich.
Detailaufnahm Bedeutsame,
e symbolhafte
Körperteile oder
Gegenstände werden
herangezoomt.

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Analyse der Kameraeinstellungen in der Diva Szene aus „Das fünfte Element“

Einstellung: Wirkung:

Einstellung: Wirkung:

Einstellung: Wirkung:

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Einstellung: Wirkung:

Einstellung: Wirkung:

Einstellung: Wirkung:

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Kamerawinkel/Kameraperspektive:

Neben den Einstellungsgrößen spielt der Kamerawinkel eine wichtige Rolle dabei, wie eine
Szene auf den Zuschauer wirkt. Beim Kamerawinkel geht es um die Blickrichtung der
Kamera. Es geht also um die Frage, wie die Kamera zum Objekt steht.

Im Wesentlichen unterscheidet man die folgenden Perspektiven/Winkel:

Mit Normalsicht ist die normale Wahrnehmung eines Menschen gemeint. Steht also eine
Filmfigur vor einer Kirche, ist es normal, wenn die Kirche, die ja höher ist, von unten gefilmt
wird, da wir sie als Person höher wahrnehmen. Es handelt sich demnach nicht um eine
Untersicht. Das gleiche Prinzip gilt, wenn ein Kind einem Erwachsenen gegenübersteht. Auch
hier ist die Wahrnehmung des Kindes ausschlaggebend, das den Erwachsenen als viel größer
wahrnimmt.

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Im Wesentlichen unterscheidet man:

Normalsicht Kamera befindet sich auf


der Höhe des gefilmten
Objektes  gewohnte
Sehweise

Froschperspektive Kamera befindet sich auf


einem sehr niedrigen
Standpunkt zum Objekt
(extreme Untersicht) 
Ehrfurcht, Erregung,
Dominanz eines Akteurs

Vogelperspektive Kamera befindet sich auf


einem hohen Standpunkt
und blickt sehr schräg von
oben auf das Objekt hinab
(extreme Aufsicht) 
Orientierung im Raum
oder Gefühl der
Überlegenheit suggerieren

Top-Shot Sonderform der Aufsicht ;


ca. 90° Winkel zum
Objekt. Bei einem
Menschen sind von dieser
Position aus nur noch
Oberkopf und Schultern
zu erkennen. 
Untergebenheit,
Unwichtigkeit
Schrägsicht „gekippte Kamera“ 
Verwirrung,
Andersartigkeit,
Instabilität einer Situation

Aufgabe 1
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Erkläre in der Aufnahme des Fußballstadions sowie im Vorspann von A Game of Thrones die
Wahl der dominierenden Kameraperspektive!

Arbeitsauftrag 2
Ordnen Sie die Wirkungen der jeweiligen Kameraperspektive zu!

Normalsicht; Eye-Level-Shot  Die Kamera befindet sich auf gleicher Höhe mit dem
gefilmten Objekt, bei Personen meist auf Augenhöhe.
 beim Zuschauer Ehrfurcht vor dem Objekt erwecken
 Figuren räumlich trennen
 einen unerwünschten Vordergrund verschwinden lassen
Untersicht;Low-Angle- Shot  das Publikum mit der Umgebung einerFigur vertraut
machen, indem man diese wie eine Karte ausbreitet
 die Unterlegenheit oder Ohnmacht einer Figurdarstellen
 die Größe und Höhe des Objektes verstärken,
 eine Szene mit vielen Akteuren etablieren (ein
Fußballspiel, eine Schlacht u.ä.),
Aufsicht; High-Angle-Shot
 den Horizont aus dem Bild entfernen

Arbeitsauftrag 3

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Schaut euch den Filmausschnitt aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ (engl. Once upon a Time
in the West) an. Haltet schriftlich fest, was ihr hinsichtlich der Kameraperspektive und der
Wahl der Einstellungsgröße feststellen könnt. Welche Wirkung wird hiermit entfaltet?

Kamerabewegungen
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Auch die Richtung, in der sich die Kamera bewegt, ist ein wichtiges Ausdrucksmittel im Film.
Sie kann sogar die Funktion einer eigenständigen Erzählfigur im Film übernehmen. Man
unterscheidet hier zwischen zwei Kategorien:

1) Die Kamerafahrt

Die Kamerafahrt ist die Bewegung der Kamera durch den Raum während des Drehens.

Für Kamerafahrten werden die Kameras oftmals auf Schienenfahrzeugen montiert, die an
einem Kran befestigt sind.

Die Funktion von Kamerafahrten lässt sich gut


mit dem englischen Begriff „Tracking Shot“
erklären, denn „to track“ bedeutet „beobachten“
oder „verfolgen“. Die Kamera verfolgt demnach
Figuren oder Objekte für den Zuschauer, denen
dieser somit auf der Spur ist.

Es gibt hier mehrere Varianten von


Kamerafahrten, die verschiedene Wirkungen
erzeugen sollen:

Die Wirkung einer Kamerafahrt muss jedoch im Prinzip aus dem Kontext erschlossen werden.

2) Der Schwenk
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Beim Schwenk ist die Kamera fest an einem Standort verankert, bewegt sich aber ähnlich
einem Augenpaar, das ein sich vorüber bewegendes Objekt verfolgt. Ein Schwenk kann nach
oben, nach unten (Neigen) oder seitwärts (Schwenken) erfolgen. Eine dritte Variante ist das
Rollen, das ein Hin-und Herkippen auf einer dritten imaginären Achse darstellt.

Die unterschiedlichen Wirkungen von Schwenks:

Die Wirkung der einzelnen Schwenks hängt von der Einstellungsgröße und der jeweiligen
Geschwindigkeit der Bewegung ab.

Raumgestaltung (Produktionsdesign)
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Die Raumgestaltung schafft Orientierung, Atmosphäre und Emotionen. Sie legt außerdem die
Realitätsebene fest, auf der ein Film angesiedelt ist.

Die Elemente der Raumgestaltung sind:

1) Objekte (mit Symbolfunktion): Einzelne Objekte übernehmen eine Symbolfunktion.

Aufgabe: Beschreibe, inwiefern folgende Objekte eine Symbolfunktion in den dazugehörigen


Filmen einnehmen.

Die Tribute von Panem

Das Haus am See

Cast away
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2) Kostüme und Maske (Make-up): Sie können etwas über den psychologischen und sozialen
Charakter einer Figur aussagen. Auch können dadurch die Geschlechtsidentität einer Figur
definiert und ihre Beziehungen zu anderen Figuren verdeutlicht werden, ihre Entwicklung
kann dadurch nachvollziehbar gemacht werden und sie kann als Versteck oder Mittel der
Täuschung dienen.

Aufgabe: Was sagen Kostüme und Maske über die folgenden Filmcharaktere aus?

Adaline: Amadeus

Wolfgang Amadeus
Mozart:

Für immer Adaline

Edward mit den


Scherenhänden

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Wolverine:

Edward:

3) Architektur und Landschaften: Sie sind inszeniert, auch wenn sie bei Letzterem real
existieren. Alltägliche Räume müssen unter einem anderen Licht gezeigt werden, damit sie
hervorstechen und beim Zuschauer hängen bleiben. Landschaften bzw. Städte dienen der
Orientierung, sind aber auch Projektionsflächen für die unterschiedlichsten Erfahrungen,
Wünsche und Gefühle von Filmfiguren.

Independence Day

One Hour Photo

2012

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Das Licht

Das Licht in einem Film kann künstlich erzeugt


werden oder von natürlichen Quellen herrühren.
Filter können das Licht zusätzlich beeinflussen.
Je nachdem, ob das Licht heller oder dunkler ist,
kann man verschiedene Wirkungen erzielen.
Helle Lichtgestaltung: wirkt positiv, freundlich
Halbdunkle oder dunkle Lichtgestaltung: wirkt
gefährlich, unheimlich, mysteriös
Die Beleuchtung einer Einstellung soll entweder
realistisch (logisch, normal ausgeleuchtet) oder
dramatisch (besonders wirkungsvoll
ausgeleuchtet) wirken.

Aufgabe: Analysiere die Wirkung der Lichtverhältnisse in den folgenden Filmausschnitten.


https://www.youtube.com/watch?
v=RTcLPD5Zhhc
https://www.youtube.com/watch?
v=4aM1DjtaeF8
Die Farbe

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Die Farbe ist ein wichtiges Gestaltungsmittel im


Film. Sie hebt Wichtiges hervor und übt eine
große emotionale Wirkung aus.

Je nach Kultur haben Farben unterschiedliche Bedeutungen. Bestimmte Bedeutungen werden


Farben aber kultur- und zeitübergreifend beigemessen:

Rot: Verführung, Leidenschaft, Rebellion, Aufbruch, Aggression, Macht


Blau: Treue, Sehnsucht, Selbstbeherrschung, Frische, Leichtigkeit, Unendlichkeit
Grün: Leben, Liebe, Hoffnung, Ruhe, Harmonie
Gelb: Licht, Heiterkeit, Neid
Weiß: Reinheit, Unschuld, Ursprung, Weisheit, Wahrheit
Schwarz: Finsternis, Vernichtung, Tod, Verzicht

Je nach Kontext können Farben negative oder positive Gefühle wecken:

Die Farben eines Films dürfen nicht schematisch gedeutet werden, sondern immer nur in
Verbindung mit dem besonderen Zusammenhang, in dem sie jeweils Verwendung finden.

Aufgabe: Untersuche die Raumgestaltung in dem folgenden Filmausschnitt aus Rocky IV.
Link: https://www.youtube.com/watch?v=715qLTfcLAQ
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Folgende Fragen können bei der Analyse von Bedeutung sein:


- Wo findet die Szene statt?
- Wie sieht es an diesem Ort aus?
- Welche Lichtverhältnisse herrschen vor?
- Dominiert eine bestimmte Farbe?
- Welche Requisiten werden verwendet?
- Wie wirkt der Raum auf den Betrachter?

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