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Zum statischen System von Kellerwänden aus bewehrtem Beton unter


Erddruck

Article  in  Beton- und Stahlbetonbau · May 2007

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Josef Hegger Tobias Dreßen


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06_289-295.qxd 11.04.2007 14:05 Uhr Seite 289

Fachthemen
DOI: 10.1002/best.200700545

Josef Hegger
Jörg Niewels
Tobias Dreßen
Norbert Will

Zum statischen System von Kellerwänden


aus unbewehrtem Beton unter Erddruck
Die üblichen Baustoffe für Kellerwände im Wohnungsbau sind halten aufweisen als im Nachweis nach DIN 1045-1 ange-
Mauerwerk oder bewehrter Beton. Beide Bauarten sind zeit- und nommen wird. Unter Berücksichtigung des Verformungs-
kostenintensiver als eine Ausführung der Kelleraußenwände in verhaltens wird ein statisches System vorgestellt, das zu ei-
unbewehrtem Beton. Der Hauptgrund für die allgemeine Zurück- ner deutlichen Steigerung der Tragfähigkeit bzw. bei vor-
haltung gegenüber Wänden aus unbewehrtem Beton ist die er- gegebener Belastung zu einer nennenswerten Verringe-
forderliche Wanddicke [1]. So ergeben sich nach DIN 1045-1 [2] rung der Wanddicke führt.
z. T. deutlich größere Wanddicken als bei einer Bemessung für
Mauerwerk nach DIN 1053 [3]. Nachfolgend werden, neben den 2 Bemessungssituation
Gründen für die bisher ungünstigere Bemessung, über die Rege-
lungen von DIN 1045-1 hinausgehende Systemannahmen erläu-
Die Bemessung einer unbewehrten Betonwand erfolgt für
tert, die deutlich geringere Wanddicken für durch Erddruck bean-
die in Bild 1 dargestellten Schnittgrößen nach Gl. (44) in
spruchte unbewehrte Kelleraußenwände durch Ausnutzung ihrer
[2] unter Berücksichtigung der Theorie II. Ordnung. Der
Verformungsfähigkeit ergeben.
Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft beträgt:
Static System of Earth Pressure loaded Basement Walls
made of Non-Reinforced Concrete nRd = –(h · fcd · ϕ) (1)
Basement walls in housing are usually made of masonry or rein-
forced concrete. Both styles are more labor- and material-inten- mit ϕ = 1,14 · (1 – 2 · etot/h) – 0,02 · l0/h (2)
sive and therefore more expensive than basement walls without und 0 ≤ ϕ ≤ (1 – 2 · etot/h)
reinforcement. The required wall-thickness of non-reinforced ϕ Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkung
walls is the most important reason for the general restraint [1]. von Theorie II. Ordnung auf die Tragfähigkeit
The design according to DIN 1045-1 [2] results in thicker walls h Dicke des Querschnitts
compared to the design of masonry according to DIN 1053 [3]. fcd Bemessungswert der einaxialen Betonfestigkeit
The article illustrates the reason for the conservative design ac- (mit γc = 1,8 für unbewehrten Beton)
cording to DIN 1045-1 and its supposed static system in compari- etot = e0 + ea + eϕ
son to the developed design method deduced from finite-ele- e0 = Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung
ment-simulations. Hereby the wall thickness of non-reinforced ea = 0,5 · l0/200 (ungewollte Ausmitte)
concrete walls can be reduced by using their ability of deforma- eϕ = Ausmitte infolge von Kriechen (kann
tion. i. A. vernachlässigt werden)
l0 Knicklänge nach DAfStb-Heft 525 [4] bzw.
nach Eurocode 2 [5] zur Berücksichtigung aus-
1 Einleitung steifender Querwände

Kellerwände aus unbewehrtem Beton spielen aufgrund


der Bemessungsansätze nach DIN 1045-1 [2] im Vergleich
zur Ausführung aus Mauerwerk derzeit noch eine unterge-
ordnete Rolle im Wohnungsbau. Es ergibt sich beispiels-
weise für eine Kelleraußenwand bei einer lichten Ge-
schosshöhe von 2,50 m und voller Erdanschüttung bei ei-
ner Bemessung nach DIN 1053 Teil 1 [3] eine erforder-
liche Wanddicke von 20 cm. Bei einer Ausführung in
unbewehrtem Beton gemäß DIN 1045-1 ist dagegen eine
Wanddicke von 29 cm erforderlich. Da bei beiden Bau-
stoffen die Zugfestigkeit im Nachweis nicht angesetzt wer-
den darf, Beton aber gegenüber Mauerwerk eine höhere Bild 1. Statisches System und Schnittgrößen zur Bemessung
Druckfestigkeit besitzt, ist dieser Unterschied nicht plausi- nach DIN 1045-1 [2]
bel. Nachfolgend wird gezeigt, dass Kelleraußenwände Fig. 1. Static system and internal forces for design according
aus unbewehrtem Beton ein deutlich günstigeres Tragver- to DIN 1045-1 [2]

© 2007 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Beton- und Stahlbetonbau 102 (2007), Heft 5 289
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Die Momentenbeanspruchung mEd,max der Wand wird in- fck charakteristische Betondruckfestigkeit
direkt über den Faktor ϕ berücksichtigt, der auf das Ver- [N/mm2]
fahren nach Haller [6] zurückgeht. Er vermindert die μ Reibungsbeiwert in Abhängigkeit von der
Traglast von auf Druck beanspruchten Wänden unter Be- Beschaffenheit der Fuge (Tabelle 13 in [2])
rücksichtigung der Auswirkung von Bauteilverformungen σNd = nEd/h′ ≥ – 0,6 · fcd [N/mm2]
(Theorie II. Ordnung) und der Spannungs-Dehnungslinie b = h′ (Breite des ungerissenen Restquerschnitts)
des verwendeten Materials. Nach [6] erhält man eine
Kurvenschar für den Faktor ϕ in Abhängigkeit von der Die Größe der aufnehmbaren Schubkraft ist neben der
Schlankheit l0/h und der bezogenen Ausmitte e/h. Zur vorhandenen Normalspannung vor allem von der Ober-
vereinfachten Anwendung wurden diese Kurven in DIN flächenbeschaffenheit der Fuge abhängig. Durch gezieltes
1045-1 als Geraden approximiert, Gl. (2). Diese Lineari- Aufrauen der Fuge lässt sich die Tragfähigkeit erhöhen.
sierung liegt vor allem im Bereich großer Schlankheiten Da die Querkrafttragfähigkeit sowie die Schubübertragung
deutlich auf der sicheren Seite und führt somit zu einer in der Fuge i. d. R. nicht maßgebend sind, ergibt sich
Unterschätzung der Tragfähigkeit. In [7] wird dagegen fol- die Dicke der Wand durch die maximal aufnehmbare
gende Exponentialfunktion hergeleitet, die die Kurvenver- Normalkraft in Abhängigkeit von der Momentenbean-
läufe deutlich besser annähert: spruchung.
Die gegenüber Mauerwerk ungünstigere Bemessungs-
⎛ ⎛ 1,70 ⎞ situation von Kellerwänden aus unbewehrtem Beton ist
λ ⋅ ε c2 ⎞
( )⎜
ϕ = 1 − 2 ⋅ e tot / h ⋅ exp ⎜ − ⎜
⎜ 1,25 ⋅ 1 − 2 (
⋅ e / h


/ 2⎟⎟
)
(3) nach [8], [ 9] auf folgende Punkte zurückzuführen:
– Der Beiwert ϕ wird in DIN 1045-1 durch eine Geraden-
⎜⎝ ⎝ tot ⎠ ⎟⎠
gleichung Gl. (2) beschrieben, die im Bereich großer
2 ⋅ fcd Schlankheiten und Ausmitten deutlich auf der sicheren
mit ε c2 = Dehnung bei Erreichen der Be- Seite liegt.
Ec0
messungsdruckfestigkeit – Der günstige Einfluss aussteifender Querwände darf
nach [2] lediglich durch die Reduzierung der Knicklän-
Ec0m
Ec0 = Bemessungswert des Ursprungs- ge l0 berücksichtigt werden. Darüber hinaus findet je-
γc
moduls doch aufgrund der Plattentragwirkung auch ein Lastab-
trag zu den Querwänden statt, der die Momentenbean-
l0
λ= Schlankheit der Wand spruchung in vertikaler Richtung und damit die Wand-
h
dicke reduziert.
– Nach Untersuchungen in [9] kann die Momententragfä-
Die Querkrafttragfähigkeit νRd,ct wird nach DIN 1045-1 higkeit unbewehrter Wände im Bereich geringer Nor-
Abschnitt 10.3.7 (4) durch Begrenzung der Hauptzugspan- malkräfte (die übliche Normalkraftbeanspruchung ei-
nung auf den Wert fctk;0,05/γc (mit γc = 1,8 für unbewehr- ner Kelleraußenwand im Wohnungsbau beträgt weniger
ten Beton) am ungerissenen Restquerschnitt mit der Dicke als 150 kN/m) durch den Ansatz einer Zugfestigkeit
h′ bestimmt. Es ergibt sich demnach für einen Rechteck- z. B. von 0,5 N/mm2 deutlich gesteigert werden. Wäh-
querschnitt der Breite b = 1,0 m: rend beim Querkraftnachweis unbewehrter Querschnit-
te nach [2], Abschnitt 10.3.3 die Betonzugfestigkeit aus-
2
drücklich angesetzt wird, darf sie beim Nachweis auf
I ⋅ b w ⎛ fctk;0,05 ⎞ fctk; 0,05 Biegung nach Abschnitt 10.2 (2) i. d. R. nicht berück-
v Rd,ct = ⋅ ⎜ ⎟ − α1 ⋅ σ cd ⋅ (4)
sichtigt werden.
S ⎝ γc ⎠ γc
– Die größten Traglastreserven einer unbewehrten Keller-
wand liegen jedoch in einer Modifizierung des stati-
mit I = h′3 · b/12 schen Systems. Durch das günstige Verformungsverhal-
S = h′2 · b/8 ten stellen sich rückdrehende Momente an Wandkopf
bw = b = 1,0 m und -fuß ein, die das Bemessungsmoment im mittleren
α1 = 1,0 Bereich verringern.
σcd = nEd/Ac
3 Statisches System
Neben der Querkrafttragfähigkeit ist außerdem die 3.1 Modellfindung
Schubübertragung in der Fuge zwischen Wandfuß und
Bodenplatte bzw. Wandkopf und Geschossdecke nachzu- Das maximale Feldmoment einer durch Erddruck bean-
weisen. Die aufnehmbare Schubkraft im Anschluss zwi- spruchten Kelleraußenwand kann durch den Ansatz einer
schen Wand- und Deckenelementen beträgt nach Ab- Ausmitte der Normalkraft an Wandkopf und Wandfuß
schnitt 10.3.6 (3): verringert werden. Im Mauerwerkbau ist der Ansatz einer
Ausmitte von h/3 an Wandkopf und -fuß beim Nachweis
v Rd,ct = ⎡⎢0,042 ⋅ η1 ⋅ βct ⋅ fck
13
− μ ⋅ σ Nd ⎤⎥ ⋅ b (5) von Kellerwänden gemäß [3] seit langem möglich. Die
⎣ ⎦ Begrenzung auf h/3 dient dort zur Sicherstellung einer
1,5fachen Kippsicherheit.
mit η1 = 1,0 (Normalbeton) Derzeit ist nach DIN 1045-1 lediglich der Ansatz
βct Rauigkeitsbeiwert in Abhängigkeit von der einer maximalen Ausmitte der Normalkraft durch die
Beschaffenheit der Fuge (Tabelle 13 in [2]) Deckenverdrehung am Wandkopf in Höhe von h/6 mög-

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lich, die zu einem rückdrehenden Moment an der Stelle von 18 kN/m3 und ein Erdruckbeiwert von kah = 0,3 bei
des maximalen Feldmomentes von Δm ≈ n · h/12 führt. einem Wandreibungswinkel von δa = 0 (siehe auch
Mit [10] liegen seit 2003 Bemessungsnomogramme für Bild 7). Der Erddruck wurde in den Simulationen bei kon-
Kellerwände aus unbewehrtem Beton mit einer Ausmitte stanter Normalkraftbelastung der Wand bis zum Versagen
von h/6 an Wandkopf und Wandfuß vor, die gegenüber gesteigert.
[2] ein mehr als doppelt so großes rückdrehendes Mo- Neben den Verformungen der Kellerwand wurde
ment aktivieren. Durch den Ansatz einer Ausmitte von auch der Einfluss der Verformung der anschließenden
h/3 an Wandkopf und Wandfuß analog der Bemessung Bauteile auf die Tragfähigkeit und die Momentenvertei-
von Mauerwerk nach DIN 1053 Teil 1 lässt sich die Trag- lung der Kelleraußenwand anhand verschiedener Modelle
fähigkeit einer Kelleraußenwand aus unbewehrtem Beton untersucht. Als Modell diente eine Außenwand mit der an-
aufgrund der größeren rückdrehenden Momente noch- schließenden Bodenplatte sowie der Kellerdecke (Bild 3
mals deutlich steigern. In Bild 2 ist die Überlagerung der rechts), die unter Ausnutzung der Symmetrie jeweils nur
Momente aus Erddruck und ausmittiger Normalkraft für zur Hälfte abgebildet wurden. Die Bodenplatte war mit ei-
eine beidseitige Ausmitte von e = h/3 qualitativ darge- nem Bettungsmodul von 60 MN/m3 elastisch gelagert. In
stellt. Der Ansatz einer Ausmitte von h/3 an Wandkopf den Fugen zwischen Wand und anschließendem Bauteil
und Wandfuß führt zu einer deutlichen Reduzierung des konnten keine Zugspannungen übertragen werden, so
Feldmomentes. Allerdings stellt sich bei Ansatz einer li- dass bei steigender Belastung Klaffungen auftraten. Zur
nearen Spannungsverteilung an den Endquerschnitten Abbildung der sich einstellenden Ausmitte war an Wand-
der Wand eine klaffende Fuge bis zur Querschnittsmitte kopf und Wandfuß eine feinere Diskretisierung als für den
ein. Zur Schubübertragung der Auflagerkraft steht damit übrigen Wandbereich gewählt worden. Neben dem Mo-
der halbe Wandquerschnitt zur Verfügung, was im übli- dell mit einer expliziten Abbildung der Bodenplatte und
chen Wohnungsbau keine Einschränkung der Anwendung der Kellerdecke wurde die Wand in einem weiteren Mo-
darstellt. dell mit starren Lasteinleitungsplatten an Wandkopf und
Um das Verformungsverhalten und die sich damit Wandfuß abgebildet (Bild 3 links).
einstellenden rückdrehenden Momente an den Enden In Bild 3 sind die Verformungsfiguren für beide Mo-
von Kellerwänden aus unbewehrtem Beton unter Erd- delle bei gleicher Belastung kurz vor dem Versagen darge-
druck zu untersuchen, wurden geometrisch und physika- stellt. Es ist zu erkennen, dass sich die Wandenden mit
lisch nichtlineare FE-Studien mit dem am Institut für steigender Belastung weitgehend unabhängig von der Mo-
Massivbau entwickelten Programmsystem Limfes [11] dellbildung verdrehen. Auch die dazugehörige Momen-
durchgeführt. Für die Berechnung wurden isoparametri- tenverteilung über die Wandhöhe stellt sich nahezu unab-
sche 8-Knoten Volumenelemente und 4-Doppelknoten hängig von den Verformungen der anschließenden Bau-
Interface-Elemente mit linearen Ansatzfunktionen ver- teile ein. In den Parameterstudien konnten daher die ver-
wendet. Das nichtlineare Betonverhalten wurde durch das einfachten Modelle mit beidseitig starrer Lagerung
dreiaxiale Betonstoffmodell nach Ottosen [12] mit den verwendet werden. Bei der Ermittlung der sich einstellen-
Materialparametern für einen Beton der Festigkeitsklasse den Lastausmitte liegt man damit auf der sicheren Seite,
C20/25 gemäß DIN 1045-1 [2] bzw. Model Code 90 [13] da die zusätzlichen Fundament- und Deckenverdrehun-
unter Berücksichtigung des Nachbruchverhaltens (Bruch- gen unberücksichtigt bleiben.
energie Gf = 60 N/m) im Zugbereich berücksichtigt. Als
Zugfestigkeit wurde der 5 %-Quantilwert nach [2] ange-
setzt; die Interface-Elemente übertragen keine Zugspan-
nungen. Weitere Berechnungsannahmen waren die Belas-
tung aus Erddruck bei voller Erdanschüttung und Erdan-
schüttung bis zur Wandmitte, eine Verkehrsbelastung vor
der Wand von 5 kN/m2 sowie eine Wichte des Bodens

Bild 3. FE-Modell und Verformungsfigur einer Kellerwand


mit Kellerdecke und Gründung (rechts) sowie mit starren
Bild 2. Überlagerung der Momentenverteilung aus Erddruck Lasteinleitungsplatten (links)
und ausmittiger Krafteinleitung Fig. 3. Deformations of two different finite-element-models;
Fig. 2. Superposition of moments resulting from soil pressu- with basement floor and foundation (right), with rigid load
re and eccentric loading transition (left)

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3.2 Parameterstudie Wanddicken eine Parameterstudie ausgeführt (Bild 4).


Die Wanddicke variierte zwischen 0,15 m und 0,30 m in
Mit den FE-Modellen wurde zu den sich einstellenden Schritten von je 5 cm bei Wandhöhen von 2,0 m, 2,5 m
Lastausmitten an Wandfuß und -kopf für im Wohnungs- und 3,0 m. Die Normalkraft am Wandkopf, die neben dem
bau übliche Belastungszustände sowie Wandhöhen und Eigengewicht wirkte, betrug zwischen 30 kN/m und
120 kN/m. Um den Einfluss des Betons im Zugbereich
auf die Verformung zu überprüfen, wurden die Zugfestig-
keit (1,0–1,5 N/mm2) und die Bruchenergie Gf (40–
80 N/m) variiert. Insgesamt ergaben sich 84 Parameter-
kombinationen.
Bei allen berechneten Modellen ergab sich eine Aus-
mitte von e ≥ h/3 sowohl am Wandkopf als auch am
Wandfuß. Wie aus Bild 5 zu erkennen ist, verformt sich
die Wand mit steigender horizontaler Belastung und es
kommt zu der beschriebenen exzentrischen Lasteinleitung
der Normalkraft an Wandkopf und -fuß. Nach Bild 6 er-
reichen die daraus resultierenden rückdrehenden Mo-
mente mit steigender Horizontallast alle einen Wert von
Δm ≥ n · h/3, der bis zum Erreichen der Traglast nahezu
konstant bleibt.
Bild 4. Parameter der FE-Studie Bei höheren Normalkraftbeanspruchungen stellt sich
Fig. 4. Parameter of finite-element-study eine beidseitige Lastausmitte von e = h/3 infolge der ge-
stiegenen Steifigkeit der Wand erst bei höheren Horizon-
tallasten ein. In Bild 6 ist exemplarisch die Entwicklung
der auf h/3 bezogenen Lastausmitte an Wandkopf bzw.
Wandfuß über der Belastung für eine gedrungene Wand
sowie eine schlanke Wand mit jeweils drei unterschiedli-
chen Normalkraftbeanspruchungen bis zum Versagen
dargestellt. Die Ergebnisse der Parameterstudie belegen
eindrucksvoll, dass auch Kellerwände aus unbewehrtem
Beton im üblichen Wohnungsbau rückdrehende Momen-
te an Wandkopf und -fuß von mindestens m = n · h/3 im
Bruchzustand aufbauen. Auch die Simulationen mit un-
terschiedlichen Zugfestigkeiten und Bruchenergien der
Betonelemente führten bei entsprechender Belastung zu
Bild 5. FE-Modell mit Verformungsfigur unter schrittweise Ausmitten von e ≥ h/3, bevor die Tragfähigkeit der Wand
gesteigerter Belastung erreicht wurde. Das folgende Beispiel zeigt, welche Redu-
Fig. 5. Progressing deformation of finite-element-model with zierung der Wanddicke sich durch den verbesserten An-
increasing horizontal loading satz des statischen Systems gegenüber einer Bemessung

Bild 6. Entwicklung der Lastausmitte bezogen auf h/3 für eine schlanke Wand mit l/h = 3,0 m/0,15 m (links) und eine
gedrungene Wand mit l/h = 2,0 m/0,30 m (rechts) mit jeweils drei Normalkraftbeanspruchungen
Fig. 6. Progress of related eccentricity e / (h/3) for a slender wall l/h = 3,0 m/0,15 m (left) and a compact wall l/h = 2,0 m/
0,30 m (right) for three levels of normal forces

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nach DIN 1045-1 mit einer Ausmitte der Normalkraft am mente wird vereinfacht die Normalkraft in Wandmitte an-
Wandkopf von e = h/6 ergibt. gesetzt. Die Schnittgrößen ergeben sich wie folgt:
– Normalkraft in Wandmitte:
4 Vergleichendes Bemessungsbeispiel nEd,WM = 65 + 0,175 · 1,25 · 24 = 70,25 kN/m
– Maximales Feldmoment (x = 0,563 · l) am gelenkig ge-
Nachfolgend wird eine Bemessung der in Bild 7 dargestell- lagerten Einfeldträger infolge trapezförmiger Erddruck-
ten Kelleraußenwand auf der Grundlage der DIN 1045-1 beanspruchung:
[2] durchgeführt. Es erfolgt dabei ein Vergleich zwischen
⎛ 2,25 19,46 − 2,25 ⎞
einer Bemessung mit Ansatz einer beidseitigen Ausmitte m*Ed = ⎜ + ⋅ 0,563⎟ ⋅
der Normalkraft von h/3 und dem Beiwert ϕ nach Gl. (3) ⎝ 2 3 ⎠
2 2
⋅ 0,563 ⋅ 2,50 = 8,63 kNm/m
sowie der herkömmlichen Bemessung nach [2] mit einer
Lastausmitte von h/6 am Wandkopf. – Maximales Moment unter Berücksichtung rückdrehen-
der Momente:
Gegeben: mEd = 8,63 – 70,25 · 0,175/3 = 4,53 kNm/m
– Vierseitig gehaltene Wand mit Belastung gemäß Bild 7
– Beton C20/25 Tragfähigkeitsnachweis:
– Lichte Höhe l = 2,50 m – etot = e0 + ea + eϕ =
– Lichter horizontaler Abstand der aussteifenden Wände = 4,53/70,25 + 0,5 · 2,35/200 + 0 = 0,07 m
lh = 10,00 m ⎛ 0,07 ⎞
− ϕ = ⎜1 − 2 ⋅ ⋅
– Bemessungswert der Normalkraft nEd am Wandkopf ⎝ 0,175⎟⎠
nEd,min = 65 kN/m ⎛ ⎛ 1,7 ⎞
nEd,max = 109 kN/m ⎜ 2,35/0,175 ⋅ 0,00118 ⎞
⋅ exp − ⎜ / 2⎟ = 0,0485
⎜ ⎝ 1,25 ⋅ (1 − 2 ⋅ 0,07/0,175)⎟⎠ ⎟
Gesucht: Erforderliche Wanddicke h ⎝ ⎠
– nRd = 0,0485 · 0,175 · 1,0 · 9,44 · 103 =
Damit ergeben sich folgende Ausgangswerte für den = 80,14 kN/m ≥ 70,25 kN/m
Nachweis (beidseitige Ausmitte e = h/3, Beiwert ϕ nach
Gl. (3)): Gegenüber einem Nachweis ohne rückdrehende Mo-
– Knicklänge gemäß [4] bzw. [5]: mente wird das einwirkende Moment von 8,63 kN/m auf
l0 = 2,50/[1 + (2,50/10,00)2] = 2,35 m 4,53 kN/m annähernd halbiert. Bei Ansatz einer Ausmitte
– Erddruck: von h/6 am Wandkopf und dem Beiwert ϕ nach Gl. (2) ist
eaq = 1,5 · 5 · 0,3 = 2,25 kN/m2 mit h = 0,28 m eine deutlich größere Wanddicke erforder-
eah = 1,35 · 2,50 · 17,0 · 0,3 = 17,21 kN/m2 liche. Bei einer Ausführung in Mauerwerk (SFK 12,
– Bemessungswert der Betondruckfestigkeit: MG II) gemäß DIN 1053-1 ergibt sich unter Berücksichti-
fcd = 0,85 · 20/1,8 = 9,44 MN/m2 gung einer ungewollten Ausmitte, der Theorie II. Ordnung
– Dehnung bei Erreichen der Bemessungsdruckfestigkeit: und eines rückdrehenden Momentes infolge der Ausmitte
2 ⋅ fcd 2 ⋅ 9,44 h/3 eine erforderliche Wanddicke von 0,20 m. Im vorge-
ε c2 = = = 1,18 ‰ stellten Beispiel werden weder der Querkraftnachweis
Ec0 16000
noch der Nachweis der Schubübertragung in der Fuge
mit Ec0 = 28800 / γ c = 16000 MN / m 2
maßgebend.
In Bild 8 wird die Momententragfähigkeit einer
Im ersten Schritt wird eine Wanddicke von h = 0,175 m Kelleraußenwand aus unbewehrtem Beton mit einer
angenommen. Zur Ermittlung der rückdrehenden Mo- Knicklänge l0 = 2,50 m für eine Kopfausmitte von h/6
nach [2] und für das System mit einer Ausmitte von e =
h/3 an Wandkopf und -fuß sowie dem Beiwert nach
Gl. (3) verglichen. Da im allgemeinen Wohnungsbau
i. d. R. nicht der Nachweis der Querkraft bzw. der Schub-
übertragung in der Lagerfuge maßgebend wird, lassen sich
aus dem Interaktionsdiagramm Moment und Normalkraft
die unterschiedlich hohen Tragfähigkeiten gleich dicker
Wände direkt ablesen. So kann z. B. eine Wand mit h =
0,20 m bei einer Ausmitte von h/3 bei gleicher Normal-
kraft größere Momente aufnehmen als eine Wand mit h =
0,30 m bei einer herkömmlichen Bemessung nach [2] mit
h/6 am Wandkopf.
Das beschriebene statische System und der Ansatz
des Beiwertes ϕ nach Gl. (3) wurden in einer Erweiterung
Bild 7. Kelleraußenwand mit voller Erdanschüttung unter
Erddruck und Normalkraft mit Verformungsfigur und stati- der Typenstatik [10] umgesetzt. Bild 9 zeigt hieraus ein
schem System Bemessungsnomogramm zur Ermittlung der erforderli-
Fig. 7. Deformation of an outer basement wall with defor- chen Wanddicke h für eine Knicklänge von l0 = 2,50 m.
mation figure and static system according to soil pressure Eingangswerte sind die am Einfeldträger ermittelten
and normal force Schnittgrößen nEd, mEd und vEd ohne Berücksichtigung

Beton- und Stahlbetonbau 102 (2007), Heft 5 293


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Bild 8. Momenten-Normalkraft-
Interaktion für ein statisches System
nach [2] und einer Ausmitte von h/3
an Wandkopf und -fuß sowie ϕ nach
Gl. (3), Knicklänge l0 = 2,50 m
Fig. 8. Interaction of moment and
normal forces for a system according
to [2] compared to a system with ec-
centricity of h/3 at the wall ends and
ϕ according to Eq. (3), effective length
l0 = 2,50 m

Bild 9. Bemessungsnomogramm aus


[10] zur Ermittlung der erforderlichen
Wanddicke h bei einer Knicklänge
von l0 = 2,50 m
Fig. 9. Design nomogramm from [10]
for estimating the required wall thick-
ness h, effective length l0 = 2,50 m

rückdrehender Momente. Das oben dargestellte Beispiel tigteil ist unter Beachtung der veränderten Randbedingun-
kann an dem Nomogramm nachvollzogen werden. gen möglich. Dabei ist der Nachweis der Fuge an den
Wandenden anzupassen und die ggf. veränderte Verfor-
5 Zusammenfassung und Ausblick mungsfähigkeit der Wand infolge der Transportbeweh-
rung zu berücksichtigen. In einer Fortsetzung des For-
Systematische FE-Parameterstudien belegen, dass sich bei schungsprogramms unbewehrte Betonwände wurden das
durch Erddruck belasteten Kelleraußenwänden aus un- Quertragverhalten drei- und vierseitig gehaltener Wände
bewehrtem Beton allein aufgrund ihrer eigenen Verfor- und der Ansatz der Betonzugfestigkeit im Stabilitätsnach-
mungsfähigkeit eine ausmittige Lasteinleitung an Wand- weis untersucht [7].
kopf und -fuß von e ≥ h/3 einstellt. Es ergibt sich demnach
ein über die Regelungen der DIN 1045-1 hinausgehendes, Danksagung
für die Bemessung deutlich günstigeres statisches System. Die vorgestellten Untersuchungen wurden durch For-
Das maximale Feldmoment kann analog der Bemessung schungsmittel der Forschungsgemeinschaft Transport-
im Mauerwerksbau durch rückdrehende Momente aus beton e.V. gefördert, der an dieser Stelle für die gewährte
der Normalkraftbeanspruchung reduziert werden. Zusätz- Unterstützung gedankt wird.
lich wurde der Beiwert ϕ mit Gl. (3) genauer ermittelt als
nach [2]. Die erforderlichen Wanddicken sind damit er-
heblich geringer als bei einer Bemessung nach DIN Literatur
1045-1.
[1] Bielak, E. und Niewels, J.: Wände aus unbewehrtem Beton,
Durch Einsparen der Bewehrung und der Beweh- TB-INFO, 4. Jahrgang/Nr. 12 2003/3, S. 24–27, Duisburg, in
rungsarbeiten werden zudem der Bauablauf beschleunigt puncto Transportbeton GmbH 2003.
und Kosten eingespart. Die unbewehrte Betonwand ist so- [2] DIN 1045-1 (07.01): Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und
mit im Vergleich zu Mauerwerk wieder wettbewerbsfähig. Spannbeton – Teil 1 – Bemessung und Konstruktion. Berlin –
Die Ausführung von unbewehrten Kellerwänden als Fer- Köln, Beuth. Ausgabe Juli 2001.

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J. Hegger/J. Niewels/T. Dreßen/N. Will · Zum statischen System von Kellerwänden aus bewehrtem Beton unter Erddruck

[3] DIN 1053: Mauerwerk – Teil 1: Berechnung und Ausfüh- [13] CEB: Comité Euro-International du Béton: CEB Bulletin
rung. Berlin, Beuth Verlag. Ausgabe November 1996. d’Information N° 213/214: CEB-Fip Model Code 90; Design
[4] Heft 525 des Deutschen Ausschuss für Stahlbeton, Erläute- Code, Lausanne, Schweiz, 1993.
rungen zu DIN 1045-1, 1. Auflage 2003, September 2003, Ber-
lin, Beuth 2003.
[5] DIN EN 1992-1-1: Eurocode 2: Bemessung und Konstruk-
tion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1:
Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau,
Deutsche Fassung EN 1992-1-1: 2004, Berlin: Beuth, Oktober
2005.
[6] Haller, P.: Load Capacity of Brick Masonry, Designing,
Engineering and Constructing with Masonry Products, The
International Conference of Engineering, The University of
Texas at Austin, Gulf Publishing Company Houston, Texas
1969.
[7] Hegger, J., Dreßen, T. und Will, N.: Zur Tragfähigkeit unbe-
wehrter Betonwände, Beton- und Stahlbetonbau 102, Heft 5;
S. 280–288, Berlin, Ernst & Sohn 2007. Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger Dipl.-Ing. Jörg Niewels
[8] Hegger, J., Will, N. und Niewels, J.: Kellerwände aus un- heg@imb.rwth-aachen.de jniewels@imb.rwth-aachen.de
bewehrtem Beton, Beton- und Stahlbetonbau 99, Heft 2;
S. 108–113, Berlin, Ernst & Sohn 2004.
[9] Hegger, J., Brameshuber, W., Will, N., Niewels, J. und Eck, T.:
Tragverhalten und Nachweiskonzepte unbewehrter Wände,
Bericht Nr. 87/2003, Lehrstuhl und Institut für Massivbau,
RWTH Aachen, 2003.
[10] Typenstatik Bemessungsnomogramme für Kellerwände
aus unbewehrtem Beton im Wohnungsbau (Bemessung nach
DIN 1045-1, Ausgabe 2001), Prüfbescheid Nr. II B 2-542-198,
Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V.,
Düsseldorfer Straße 50, 47051 Duisburg, 2003 (inkl. Ände- Dipl.-Ing. Tobias Dreßen Dr.-Ing. Norbert Will
rung 2006). tdressen@imb.rwth-aachen.de nwill@imb.rwth-aachen.de
[11] Kerkeni, N.: Programmbeschreibung: Limfes Dokumen-
tation, Hegger und Partner 2003, (unveröffentlicht). RWTH Aachen
[12] Ottosen, N. S.: Constitutive model for short-time loading Lehrstuhl und Institut für Massivbau
of concrete. Journal of the Engineering Mechanics Division, Mies-van-der-Rohe-Straße 1
Vol. 105, EM1, 1979, S. 127–141. 52074 Aachen

Merkblatt „Betonschalungen und Aus- Für diese Fälle sind die Empfehlungen
Aktuelles schalfristen“ neu erarbeitet und mit im neuen Merkblatt gedacht.
Anhaltswerten für Ausschalfristen er- Darüber hinaus sind die Lasten wäh-
gänzt. rend der Bauzeit von Bedeutung. Um
DBV-Merkblatt „Betonschalungen Pauschale Ausschalfristen – wie sie Schalungen und Hilfsunterstützungen
und Ausschalfristen“, Fassung noch die alte DIN 1045 enthielt – sind bemessen und Ausschalfristen festlegen
September 2006 aufgrund der heute verwendeten Vielfalt zu können, kommt es auf die Größe, die
der Betonzusammensetzungen nicht Verteilung und auf den Zeitpunkt des
Der Einsatz von Schalungen ist für die mehr brauchbar. Ausschalfristen sind Aufbringens der Last an. Auch hierauf
Baustelle ein erheblicher Kostenfaktor. abhängig von der Festigkeitsentwicklung geht das neue Merkblatt ein.
Sowohl aus planerischer als auch aus des Betons, die wiederum von der Baustützen aus Stahl mit Ausziehvor-
baubetrieblicher und betontechnologi- Zementart und -menge, von den ver- richtung nach DIN EN 1065 werden ab-
scher Sicht sind diverse Anforderungen wendeten Zusatzmitteln, Zusatzstoffen, hängig von der Belastungsklasse und
zu erfüllen. Diese aufeinander abzustim- dem Wasserzementwert, der Betontem- der maximalen Auszugslänge ausge-
men, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. peratur, der Bauteildicke, der Wärme- wählt. Alternativ zu dem Bemessungs-
Die Regelungen in DIN 1045 „Trag- dämmung, der Schalung, den herrschen- verfahren mit Teilsicherheitsbeiwerten
werke aus Beton, Stahlbeton und den Wetterbedingungen u. a. m. ab- wird in einem Anhang das bisher be-
Spannbeton“ streifen die Themen Ge- hängt. In komplizierten Fällen wird es kannte Verfahren nach DIN 4421 mit
rüste und Schalungen nur oberflächlich. deshalb erforderlich sein, die tatsäch- zulässigen Traglasten unter Berücksich-
Praxisgerechte und direkt umsetzbare liche Bauteilfestigkeit unter den Rand- tigung der Gebrauchslasten sinngemäß
Vorschriften, z. B. zur Bemessung verti- bedingungen der Baustelle festzustellen. für Baustützen nach DIN EN 1065 dar-
kaler und horizontaler Schalungen oder Labormäßig unter Normbedingungen gestellt. Dies soll den Gebrauch der
zur Festlegung von Ausschalfristen, ent- ermittelte Werte werden hierfür nicht noch weit verbreiteten alten Traglastta-
hält die Norm nicht. Spätestens jedoch ausreichen. Daneben gibt es aber auch bellen für Baustützen in der Praxis er-
für die Arbeitsvorbereitung von Baustel- eine Reihe von Standardfällen, bei de- möglichen. Ergänzt wird das Merkblatt
len werden solche Angaben benötigt. nen vereinfachte Methoden für die Fest- durch Bemessungsbeispiele für Aus-
Vor diesem Hintergrund wurde das legung von Ausschalfristen ausreichen. schalfristen und für Baustützen. Th

Beton- und Stahlbetonbau 102 (2007), Heft 5 295

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