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Konstruktion, Dämmung und Abdichtung optimiert


von Herbert Kahmer

Erlensee, 31. Oktober 2002


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Konstruktion, Dämmung und Abdichtung optimiert


von Herbert Kahmer

Schon seit Jahren gehen viele Kommunen dazu über, umweltfreundliche Alternativen für
Drainagemaßnahmen bei Neubauten vorzuschreiben. Die Folge: Bei Kellergeschossen wird
die Bemessung für drückendes Wasser immer mehr zum Standardfall. Für diesen Abdich-
tungslastfall "drückendes Wasser" haben sich Betonkeller, ausgeführt als Weiße Wanne, als
wirtschaftliche Bauweise mit hoher Folgekostensicherheit erwiesen. Gerade bei höchstwerti-
gen Nutzungen, wie z.B. in der 2001 fertig gestellten Pinakothek der Moderne in München,
zeigt die Weiße Wanne aus Beton, dass selbst außergewöhnliche "Lastfälle" wie die Lage-
rung unersetzlicher Kunstschätze bei staubtrockenem Raumklima zielsicher beherrscht wer-
den.

Mit einem neuen Verfahren für die Herstellung von gedämmten Wandprodukten machte die
Syspro-Gruppe vor zwei Jahren auf sich aufmerksam. "Thermowand" wurde die Innovation
getauft. In Anlehnung an die klassischen Sandwich-Fertigteile konnten erstmals in Europa
nun auch beim Doppelwandsystem die Dämmplatten bereits werkseitig in die Wand integriert
werden. Bei Wanddicken von 30 cm erfüllt die "Thermowand" die Voraussetzungen für Nied-
rigenergie-Bauweisen. Jetzt wurde diese Baustoffverbindung von Dämmung und Beton
nochmals weiterentwickelt: Die Thermowand lässt sich selbst für Wohnkeller im drückenden
Grundwasser anwenden.

Bei der Doppelwand handelt es sich um ein Fertig-


bauteil mit nachträglicher Ortbetonergänzung, das
seit mehr als 20 Jahren eingesetzt wird. Die Be-
messung der Wand erfolgt nach DIN 1045. Für die
Gitterträger gelten – wie bei der Elementdecke
auch – die bauaufsichtlichen Zulassungen.
Die Herstellung in den Werken der Syspro-Gruppe
ist ein automatisierter Prozess. Nach Montage der
Doppelwand auf der Baustelle wird der Kern zwi-
schen den Fertigplatten ausbetoniert. Nach dem
Thermowand Uni Ulm Erhärten liegt eine monolithische Konstruktion vor.
Näheres im Internet unter http://www.syspro.de/

Zur neuen Bauweise


Die Thermowand ist eine vorgefertigte Wandkonstruktion mit integrierter Kerndämmung. Sie
besteht aus dem herkömmlichen Doppelwandsystem mit Betonfertigplatten als Innen- und
Außenschale, und dem Vergußbeton. Die Fertigplatten sind werkseitig miteinander verbun-
den. Die Kerndämmung ist ebenso bereits dort eingebaut; genauso wie Elektroinstallationen,
Durchführungen, etc.
Die Thermowand ist seit 1999 allgemein bauaufsichtlich zugelassen. Auch ist das System
patentrechtlich geschützt.
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Bei Planern und Baufirmen fand sich schnelle Akzeptanz vom Keller bis zum Dach sowie in
Gewerbebauten. Alle Vorteile der Doppelwand-Bauweise bleiben erhalten. Insbesondere
sind dies:

• Kostengünstige Vorfertigung mit hohem


Gestaltungsfreiraum.
• Die Bauteile lassen sich mit wirtschaftlichem
Aufwand
• hochgradig veredeln, d.h. zahlreiche
Ausbauleistungen
• sind bereits werksmäßig integriert.
• Anstrich- und tapezierfähige Wandflächen,
kein Putz erforderlich
• und schnelle Bauzeit. Aufschlussreicher Druckversuch: Der
• Deutlich verminderter Planungsaufwand ge- Normalbeton (links) versagt, der Fa-
genüber dem klassischen Fertigteilbau. serbeton (rechts) hält stand.
• Dank Verwendung von Faserbeton werden
Risse bereits
• im jungen Beton vermieden: hohe Qualität.

Thermowände für Getränkemarkt in Mülheim/Ruhr

Weitere Vorteile der Thermowand er-


geben sich aus Statik, Wärme- und
Feuchteschutz in qualitativer und
wirtschaftlicher Hinsicht. Die neue
Wandkonstruktion erlaubt einfache
Anschlüsse durch die nunmehr trag-
fähige Außenschale. Die Dämmarbei-
ten inklusive deren vollflächige An-
schlüsse gestalten sich im Werk ein-
fach und sicher. Sockelputz und Pe-
rimeterdämmung entfallen, es erge-
ben sich zusätzlich die Vorteile einer
Weißen Wanne für hochwertige Aus-
führungen. Die Vorteile sind nachfol-
gend näher beschrieben.

Die statischen Vorteile


Bei klassischen Skelett-Konstruktionen entfallen nun Stütze und Einzelfundament. Die Be-
wehrung wird direkt von der Bodenplatte in den Kernbeton geführt. Die Stütze ist somit in der
neuen Wand "integriert".
Durch einen am Fußpunkt speziell ausgebildeten Gitterträger lässt sich der Kern ohne Fort-
führung der aus der Bodenplatte ragenden Anschlussbewehrung ausbilden; denn: Die Au-
ßenschale wird bewehrt und somit über den Spezial-Gitterträger zur Lastabtragung herange-
zogen. Dadurch erhöht sich die Steifigkeit der Wand insgesamt, und es ergeben sich bei
Querlasten wie z.B. Erddruck nur sehr geringe Verformungen. Wind- und Stabilisierungs-
lasten können wirtschaftlich aufgenommen werden.
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Das Bild links oben zeigt den klassischen Ge-


werbebau als Skelettkonstruktion mit Einzelfun-
damenten, Stützen und Sandwichplatten. Mit
der neuen Thermowand (links) vermindert sich
der Erdaushub; die Stützen entfallen. Dadurch
ergeben sich entsprechend niedriger Kosten.

Die geschilderte Aktivie-


rung der Außenschale
per Spezialgitterträger
lässt sich auch am
Wandkopf realisieren.
Die nur 6 cm dünne Au-
ßenschale leitet die Ge-
schosslasten sicher und
wirtschaftlich aufs Fun-
dament. Streckenlasten
bis 30 kN/m sowie Ein-
zellasten bis 15 kN sind
von der Außenschale al-
lein aufnehmbar.

Wärmeschutz
Die Wand hat neben den hohen Tragfähigkeiten auch gleichzeitig hohe
Dämmwerte. Bei nur 30 cm Gesamtdicke ergibt sich
k = 0,30 W/m2K bei WLG 035.

Der Wärmebrückenverlust (WBV-Wert) am Wandfuß entspricht 36,5 cm


Mauerwerk mit
Λ = 0,12 W/mK: WBV = 0,31 W/m2K
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Feuchteschutz
Bei Kellerräumen mit einer hochwertigen Nutzung als Aufenthalts- oder Wohnraum sind an
die Außenwände besonders hohe Anforderungen zu stellen, damit es nicht zu konstrukti-
onsbedingten Feuchteschäden kommt. Auf Grundlage der beim Neubau der Pinakothek
der Moderne in München gewonnenen Erfahrungen wurde die neue Thermowand vom In-
genieurbüro Plannerer, München, betrachtet. Eine aufwändige theoretische Untersuchung
und begleitende Versuche am Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V., München, bestäti-
gen die hervorragenden Eigenschaften. Das bauphysikalische Verhalten der neu entwickel-
ten Thermowand wurde mit dem konventioneller Ortbetonwände und Ziegelwände – beide
mit außenliegender Wärmedämmung und Putz – verglichen.

Die an Wandoberflächen vielfach beobachtbare Feuchtigkeit ist in den meisten Fällen auf
die anfangs erhöhte Eigenfeuchte der Baustoffe zurückzuführen. Betonbauteile trocknen
aufgrund ihres dichten Gefüges im Gegensatz zu Ziegelwänden nicht über den gesamten
Querschnitt, sondern nur im oberflächennahen Bereich aus. Die Austrocknung des Betons
dauert bis zum Erreichen der Ausgleichsfeuchte mehrere Monate bis Jahre. Ab einer be-
stimmten Mindestdicke findet kein Feuchtetransport mehr durch Betonwände statt, lediglich
in den Betonrandzonen ändert sich die Feuchte. Gegenüber Ortbetonwänden verhalten
sich Doppelwände günstiger, da die Fertigteile aufgrund ihrer geringen Dicke bereits im
Bauzustand weitestgehend ausgetrocknet sind.

Keller mit Mauerwerk und außen lie- Keller für hochwertige Nutzung als
gender Abdichtung und hoher Feuch- Weiße Wanne mit geringer Feuchte-
terate. rate.
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Auch Ziegel weisen im Bauzustand einen erhöhten Feuchtegehalt auf, da sie Wasser (Nie-
derschläge, Mörtelwasser, etc.) kapillar aufsaugen. Dieses wird über mehrere Monate hin-
weg bis zum Erreichen des baupraktischen Feuchtegehaltes wieder an die Raumluft abge-
geben.

Je nach Wandkonstruktion liegt die an die Raumluft abgegebene Eigenfeuchte zwischen


2,8 g/(m2 d) (SysproPart-thermo) und 12,5 g/(m2 d) (Vollziegel). Die nachfolgende Tabelle
zeigt die raumseitige Feuchtrate in g/m2 und d als temporären Maximalwert bei ungünstigen
Klimabedingungen; Wanddicke 30 cm, Lastfall Bodenfeuchte.

Thermowand Ortbetonwand Ziegelwand


Dampfdiffusion 0,4 0,4 1,5
Baufeuchte 2,8 4,4 12,5
Summe 4,4 6,8 14,0

Für die Gesamtbilanz der Feuchteverhältnisse im Wohnkeller sind die Einflüsse aus
Nutzung und Lüftung zu erfassen.

Verglichen mit der Feuchtemenge aus dem genannten Feuchtetransport, führt die Nut-
zung selbst zu einer bis etwa zu 5-fach größeren (d.h. 20 g/m2 d) Feuchtebelastung.

Die Menge an verdunstungsfähiger Feuchte richtet sich im Wesentlichen nach der Anzahl
der Luftwechsel. Selbst unter den ungünstigen Randbedingungen (Sommer) kann durch
Lüften mind. 50 g/(m2 d) Feuchte abgeführt werden. Gegenüber der Feuchtemenge, die
aus den Kellerwänden infolge Diffusion und Austrocknung auftritt, ist die infolge Lüftung
mögliche Verdunstungsmenge erwartungsgemäß ein Vielfaches größer – unabhängig von
dem Wandaufbau – „atmen“ die Wände nicht. Dies bedeutet generell, dass die Kellerau-
ßenwände nicht durch Schränke o.ä. zugestellt sein dürfen, da ansonsten Oberflächen-
kondensat und in Folge Schimmelpilzbildung möglich ist.
Beispielsweise kann sich im Winter an Wärmebrücken (z.B. nackte Betonwand) eine
Feuchtemenge von etwa 20 g/(m2 d) ergeben. Ebenso kann im Sommer eine warme Au-
ßenluft in den kalten Keller dringen und zu Schwitzwasser führen.

Fazit:
Die Richtung des Feuch-
tetransportes durch Diffusi-
on verläuft im allgemeinen
stets zur kälteren Seite. Bei
erdberührten Wänden
herrscht deshalb ein über-
wiegend nach außen gerich-
teter Feuchtetransport.
Konventionelle schwarze
und weiße Wannen verhal-
ten sich hinsichtlich ihres
Feuchteschutzes qualitativ
gleichwertig.
Entscheidend ist die unter-
schiedliche Baufeuchte, die
einen entscheidenden Ein-
trag bringt.
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Im Doppelwand-System sind die Baufeuchten geringer, da die werkseitig gefertigten Beton-


schalen eine hohe Qualität besitzen.

Die Thermowand als Doppelwand mit integrierten Dämmung weist die höchste Sicherheit
gegenüber Durchfeuchtung auf.

Bei Langzeitbetrachtungen über mehrere Jahre verringern sich bei den drei beschriebenen
Wandsystemen die Feuchtemengen infolge Austrocknung, was dazu führt, dass die Sicher-
heiten gegenüber Durchfeuchtung zunehmen.

Sicherheit gegen drückendes Wasser


Mit der Doppelwand liegen besonders gute Erfahrungen im drückenden Grundwasser vor.
Das Doppelwandsystem ist großflächig dicht; der Kernbeton kann zwang- und rissfrei erhär-
ten. Wird die Wand mit nur 24 cm Gesamtdicke bei 12 cm Kern ausgeführt, so sind Rissweh-
rungen grundsätzlich nicht erforderlich. Auch sind durch die großen Wandlängen nur wenige
Fugen erforderlich.
Eine Weiterentwicklung des Standardfugenbleches stellt das beschichtete Pentaflex-System
dar. Es ist seit 1995 im Einsatz und hält hohen Wasserdrücken stand. Im Vertikalstoß wird
das System als Sollrissschiene ausgebildet. Bauteilversuche der Syspro-Gruppe bestätigen
die Dichtheit des beschichteten Fugensystems bis 10 m Wassersäule in 24 cm dünnen
Wänden; d.h. selbst bei großen Trennrissen von 0,8 mm – z.B. infolge Erdbeben entsteht
kein Wasserdurchtritt.

Durch die Anwendung von Faserbetonschalen wird die Dichtigkeit nochmals erhöht.
Die Syspro-Gruppe gibt 10 Jahre Garantie auf die Dichtfunktion.

Doppelwand mit optimaler Dichtung, ei-


nem beschichteten Fugenblech.

Die Weiterentwicklung für die Thermowand im drückenden Grundwasser basiert auf zahlrei-
chen theoretischen und praktischen Untersuchungen. Wie bei der Doppelwand wird der Kern
nur 12 cm dick ausgeführt; der Feuchtetransport ist dann nur unbedeutend höher als in vor-
stehender Tabelle für Bodenfeuchte genannt.
Das umfangreiche Vorhaben mündete in eine eigene Richtlinie mit Anwendungsempfehlun-
gen für hohe Sicherheiten in der Bauausführung. Damit wird der Bauweise zu einer aner-
kannte technischen Regel verholfen.
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Ausblick
Ausgehend von der klassischen Sandwichbauweise hat die Syspro-Gruppe mit der Thermo-
wand eine neue Wandkonstruktion entwickelt, die hohe Tragkraft und Dämmung bei optima-
ler Dichtfunktion kombiniert. Die Dichtfunktion basiert auf der Funktion des herkömmlichen
Systems.

Literatur
/1/ H. Kahmer,
Dichtigkeit mit Garantie, Baugewerbe 08/2002

/2/ R. Oswald et al
Gebrauchsanweisungen für Wohnungen und Einfamilienhäuser, IRB Verlag, F2392,
Januar 2001

/3/ M. Wember
WU-Betonkeller wirtschaftlich beschichten? Baumarkt+Bauwirtschaft 12/2001

/4/ M. Plannerer und H. Springenschmid


Neue Pinakothek der Moderne, Deutsche Bauzeitung 09/2002

/5/ Eiffert, Beddoe, Springenschmid


Feuchtetransport von WU-Beton unter baupraktischen Bedingungen, Beton 02/2002

Syspro-Gruppe Betonbauteile e.V. · Geschäftsstelle: Hanauer Straße 31 · 63526 Erlensee


Telefon 0700 / 7000-2005 · Telefax 0700 / 7000-2007

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