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BAUPHYSIK

Innendämmung von
Außenwänden
Der Autor
Dipl.-Ing. Michael
Schintze
Projektleiter Die Anwendung von kapillaraktiven
Anwendungstechnik
Pavatex GmbH Holzfaserdämmstoffen zur raumseitigen
Leutkirch
Dämmung von Außenwänden
Der fortschreitende Klimawandel zwingt ƒƒ Planungsphase und Verarbeitungsfehlern ein nicht uner-
uns in zunehmendem Maße dazu, den -- Luftdichtheitskonzept hebliches Schadenspotenzial in sich.
Verbrauch an endlichen fossilen Energie- -- Wärmebrückenanalyse/Wahl der rich- Zum anderen kann bei der Verwen-
trägern drastisch zu reduzieren. Eine der tigen Dämmstoffstärke dung von sorptionsfähigen Dämmstoffen
effektivsten Maßnahmen, um dies im Ge- -- Erfordernis einer Dampfbremse auf eine Dampfsperre verzichtet werden.
bäudebereich zu erreichen, ist die Däm- prüfen Diese Art von Dämmstoffen ist in der Lage,
mung der Gebäudehülle. Bei den Außen- -- Angepasstes Nutzerverhalten nach Feuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern
wänden geschieht dies i.d.R. von außen, der Sanierung und wieder abzugeben. Hierbei sind
also auf der kalten Seite. Bei Gebäuden, ƒƒ Fachgerechte und sorgfältige Ausfüh- Dämmstoffe mit einer mittleren Wärme-
die entweder eine erhaltenswerte Außen- rung. leitfähigkeit (ca. 0,045-0,055 W/(mK)) zu
fassade besitzen oder gar unter Denkmal- Fazit: Eine Innendämmung ist machbar empfehlen, damit der Temperaturabfall in
schutz stehen, ist dies von außen oft nicht und, sofern keine Außendämmung mög- der Dämmung nicht zu stark ausfällt und
möglich. Hier bietet sich als Alternative lich ist, bezüglich Wohnhygiene und En- somit das Tauwasserrisiko gemindert wird.
die Dämmung der Außenwände von der ergieeinsparung besser, als keine Dämm- Zur Raumseite hin sollte der gewählte
Raumseite, also der warmen Seite, aus an. maßnahme durchführen zu lassen. Dämmstoff diffusionsoffen sein, um ein
ausgeglichenes Raumklima gewährlei-
Planung und Ausführung von Raumseitige Dämmung von sten zu können.
Innendämmungen Außenwänden Damit anfallendes Tauwasser zur tro-
Mit den steigenden Anforderungen an den Die Vorgänge des Feuchtetransportes in- ckenen Innenraumseite transportiert wer-
Dämmstandard unserer Gebäude wurden nerhalb des Dämmstoffes sind sehr kom- den kann, muss der Dämmstoff eine hohe
in den letzten Jahren auch immer wieder plex, da sie sowohl durch Dampfdiffusion kapillare Leitfähigkeit besitzen. Alle diese
die Vor- und Nachteile einer Innendäm- als auch durch kapillare Leitung erfolgen Anforderungen werden von natürlichen
mung diskutiert. Hierauf soll im Folgenden können. Daher müssen neben den oben Dämmstoffen aus Holzfasern erfüllt.
nicht weiter eingegangen werden. genannten konstruktiven, planerischen
Fällt bei Fachwerkhäusern oder bei und ausführungstechnischen Gesichts- Feuchteeintrag durch Diffusion
denkmalgeschützten Häusern die Wahl punkten auch bei der Auswahl des geeig- In den Wintermonaten stellt sich auf-
auf ein Innendämmsystem, so will man neten Dämmstoffes für eine Innendäm- grund des Partialdampfdruckgefälles von
damit immer ein bestimmtes Ziel verfol- mung zusätzlich einige Anforderungen innen nach außen auch ein Diffusions-
gen: Verbesserung der Wohnraumhygie- erfüllt werden, die im Wesentlichen den strom in diese Richtung ein. Da es auf-
ne und/oder Verbesserung der energe- Feuchteschutz der Konstruktion betreffen. grund der Innendämmung an der Grenz-
tischen Qualität der Gebäudehülle. Da die bestehende Wand auf der In- fläche zwischen der Dämmung und der
Werden hierbei die nachfolgend auf- nenseite gedämmt wird, kann die Tempe- Wandkonstruktion zur Unterschreitung
geführten wichtigsten Grundsätze be- ratur hinter der Dämmung oder in der der Taupunkttemperatur der Raumluft
achtet, so ist eine Innendämmung scha- Dämmung selbst so weit abfallen, dass und somit zum Tauwasserausfall kom-
densfrei möglich: die Taupunkttemperatur unterschritten men kann, erhöht sich in diesem Bereich
ƒƒ Bestandsanalyse wird. Um in diesem Fall Bauschäden infol- die Materialfeuchte. Für diese Fälle sind
Möglichst ausführlich und gewissen- ge Tauwasserbildung zu vermeiden, wer- nur poröse und hygroskopisch wirksame
haft sind folgende Dinge zu überprü- den grundsätzlich zwei mögliche Vorge- Materialien wie z. B. die Holzfaser geeig-
fen: hensweisen unterschieden: net. Sie puffern diese erhöhten Feuchte-
-- Feuchtebelastung der Wand Zum einen kann der Feuchteeintrag in mengen ab und verhindern somit deren
(Schlagregen, aufsteigende Feuchte) die Konstruktion durch geeignete Materi- Eintritt in die Wandkonstruktion.
-- Austrocknungspotenzial der Wand alien, z. B. Dampfsperren unterbunden
-- Untergrundbeschaffenheit und werden. Diese Variante birgt, insbeson- Kapillarer Wassertransport
Dampf­­dichtheit von Putzen/Anstri- dere bei nicht sorptionsfähigen Dämm- Bei vollflächig miteinander verbundenen
chen stoffen, aufgrund von in der Baupraxis Schichten entsteht ein Feuchtetransport
ƒƒ Bauphysikalische Nachweise immer wieder auftretenden Planungs- in Richtung des abnehmenden Wasserge-

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haltes. In den Wintermonaten ist i.d.R.


die Oberfläche der raumseitigen Däm-
mung aufgrund der niedrigeren relativen
Luftfeuchte im Innenraum die trockenere
Schicht. Es wird sich dann ein kapillarer
Transport nach innen einstellen. Kapillar­
aktive Dämmstoffe können somit dazu
beitragen, die Kondensatfeuchte aus der
Wandkonstruktion abzuführen.

Kapillare Kopplungsschicht
Um sicherzustellen, dass die Feuchtigkeit
abtransportiert wird, muss eine vollstän-
dige Ankoppelung der Dämmung an die
Wandkonstruktion gewährleistet sein.
Hierzu muss unbedingt zwischen der Abb. 2: Planungsziele bei einer natürlichen Innendämmung ohne Dampfsperre (Grafik PAVATEX SA)
Dämmung und der Wandkonstruktion Eine spezielle mineralische Funktions- Auch hier kamen die multifunktio-
eine diffusionsoffene, kapillar leitfähige schicht innerhalb der Dämmstoffplatte nalen und ökologischen Holzfaserdämm-
Schicht (z.B. mineralischer Putz) aufge- regelt die Feuchtetransportvorgänge in platten bei der raumseitigen Dämmung
bracht werden. Hierdurch werden auch der Konstruktion, so dass auf eine der Fassade zum Einsatz. Dank ihrer aus-
mögliche Konvektionsströmungen an der Dampfbremse verzichtet werden kann gezeichneten baubiologischen und bau-
Grenzschicht zwischen Wand und Däm- (s. Grafiken). Der Wasserdampf wird physikalischen Eigenschaften konnte so
mung unterbunden. durch die Funktionsschicht abgebremst. eine moderne Gebäudehülle geschaffen
Durch die Kapillarkräfte der Holzfasern und das ursprüngliche Gesicht der neu-
Mineralische Funktionsschicht zur erfolgt eine schnelle Rückverteilung des gotischen Fassade erhalten bleiben.
Regulierung der Feuchtebelastung Kondensates in den Innenraum, wo er Mit allen durchgeführten energetischen
Bei zu hohen Dämmdicken (ab ca. 60 durch entsprechendes Lüften nach außen Sanierungsmaßnahmen erreichte das Ge-
mm) und niedrigen Wärmeleitfähigkeiten abgeführt wird. Raumseitiges Dämmen bäude sogar den bis vor kurzem noch un-
kann die Feuchtezunahme durch Kon- wird somit sicherer. ter dem Namen »KfW-60-Haus« förderfä-
densation auch für belastbare Materialien higen Energiestandard für Neubauten.
derart hoch werden, dass die nach Norm
Praxisbeispiele
zulässigen Mengen überschritten werden Bei der Sanierung eines über 300 Jahre al-
und es zu dauerhaften Schädigungen des ten historischen und unter Denkmalschutz
Bauteiles kommt. Daher ist es notwendig, stehenden Fachwerkgebäudes inmitten
den Diffusionsstrom in die Kondensations­ der dicht bebauten Altstadt von Marbach
ebene der Wandkonstruktion hinein so wurde durch eine Innendämmung in his­
zu reduzieren, dass zum einen die torischen Mauern ein modernes Gebäude
Feuchtebelastung in der Wand auf ein geschaffen, das den zeitgemäßen Anfor-
zulässiges Maß verringert wird und zum derungen in Punkto Wohnkomfort und
anderen die Diffusionsoffenheit der Kon- Energieeffizienz gerecht wird.
struktion gewahrt bleibt. Bei dem bauphysikalisch sensiblen The-
Hierzu wurde eine neuartige Holzfaser- ma der Innendämmung wollte der Bauherr
dämmplatte entwickelt, welche beide Ei- keine Kompromisse eingehen und setzte
genschaften positiv miteinander verbindet. daher auf die ökologische Innendämmung
mit kapillaraktiven Holzfaserdämmplatten
mit integrierter mineralischer Funktions-
schicht. Nachdem alle Außenwände des
Gebäudes innenseitig mit einer Holzfaser-
Abb. 3: Heinlinscher Hof in Marbach (Bj. 1688) (Foto:
dämmplatte verkleidet waren, entstand PAVATEX GmbH)
eine energetisch hochwertige Gebäude-
hülle, die nach außen ihr traditionsreiches Feldversuch mit innovativen In-
Gesicht bewahren konnte.
nendämmsystemen im Energie-
Bei der Sanierung eines über 500 Jahre
alten, dreistöckigen Wohn- und Ge-
und Umweltzentrum, Springe
schäftshauses in Landshut gehörte neben Im Rahmen des öffentlichen Aplus-
dem sommerlichen Hitzeschutz im Dach- Bau[Physik]Labors wurden im September
bereich und einem effektiven Schall- 2007 im Energie- und Umweltzentrum
schutz im Bereich der Zwischendecken e.u.[z.] in Springe vier neuartige Innen-
auch die raumseitige Wärmedämmung dämmsysteme installiert. Über drei Jahre
Abb. 1: Regulierung der Feuchtetransport-Vorgänge
durch eine spezielle Funktionsschicht innerhalb der der historischen Fassade zu den größten soll hier das thermische und hygrische Ver-
Dämmschicht (Grafik: PAVATEX SA) Herausforderungen. halten der Systeme untersucht werden.

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Folgende Systeme kamen zum Einsatz: ckenbaulösung), in etwa alle einem Wert Im Frühjahr 2009 fielen die Werte wie-
ƒƒ Holzweichfaserplatten mit minera- an, der unterhalb der heute diskutierten der bis auf ca. 61 % (Holzfaserdämmplat-
lischer Funktionsschicht und Lehm- Richtwerte für eine zulässige Feuchte an ten), ca. 63 % (Mineralschaumplatten)
putz (Pavadentro, Fa. PAVATEX) der Grenzschicht liegt (80 % nach DIN bzw. ca. 74 % (Polystyrol-Gips-Verbund-
ƒƒ verputzte Mineralschaumplatten 4108-2; 85 % beim Simulationspro- platten) ab.
(Multipor, Fa. XELLA) gramm DELPHIN der TU-Dresden bzw. In weitergehenden Untersuchungen
ƒƒ Polystyrol-Gips-Verbundplatten 95 % gem. WTA-Merkblatt E 6.4 [9]). sollen hier noch durch Erhöhung der
(Rigitherm Doublissimo, Diese bereits in der ersten Winterperi- Raumluftfeuchten wohnähnliche Nut-
Fa. Saint-Gobain Rigips) ode stattgefundene Abtrocknung (trotz zungsverhältnisse simuliert werden.
ƒƒ Vakuumisolationspaneele VIP z. T. hoher Einbaufeuchte) lässt den
(Fa. VARIOTEC). Schluss zu, dass unter den gegebenen
Objektbericht Starnberg
Diese Systeme wurden in verschiedenen Randbedingungen langfristig bei allen Im Zuge der Umnutzung einer nicht be-
Räumen (Büro- bzw. Versammlungsraum) Sys­temen ein unkritisch hoher Ausgleichs- heizten Garage zu einem Büroraum im Un-
auf der Innenseite einer 50 cm dicken Au- feuchtegehalt erreicht werden wird. tergeschoss eines Wohnhauses in Starn-
ßenwand, die aus einem Verbundmauer- berg entschied sich der Bauherr und Archi-
werk aus Vollziegeln mit Sandsteinver- tekt Erwin Johann Steiner für eine Innen-
blendung besteht, angebracht. Die Au- dämmung der Beton-Außenwände mit ei-
ßenwände sind nach Norden bzw. Osten ner neuartigen Holzfaserdämmplatte mit
ausgerichtet, weitgehend verschattet und innen liegender mineralischer Funktions-
haben große Dachüberstände. Folgende schicht. Die Entscheidung fiel zugunsten
Datenparameter wurden aufgezeichnet: einer Innendämmung aus, weil zum einen
Temperaturen nur ein Raum gedämmt werden sollte und
ƒƒ Innen- und Außenluft zum anderen in der Außenfassade stö-
ƒƒ Innen- und Außenoberfläche rende Absätze zu vermeiden waren.
ƒƒ Grenzschicht zwischen Dämmung und
alter Wand
Relative Luftfeuchte
ƒƒ Innen- und Außenluft Abb. 6: Aufzeichnung der relativen Porenluftfeuchte
ƒƒ Porenluftfeuchte an der Grenzschicht an der Grenzschicht zwischen Dämmung und alter
zwischen Dämmung/alte Wand Wand für vier Dämmsysteme, aus [1]
Bei allen eingebauten Systemen hat im Eine Auswertung der Messergebnisse für
Verlauf der ersten Winterperiode eine die zweite Winterperiode 2008/2009 [2]
Abtrocknung der Einbaufeuchte stattge- ergab eine leichte Erhöhung der Poren-
funden. Bis zum August 2008 lagen die luftfeuchte auf ca. 75 % (Holzfaser- Abb. 7: Außenansicht (Osten) nach der Sanierung [3]
Werte für die Porenluftfeuchte an der dämmplatten) bis ca. 81 % (Polystyrol-
Grenzschicht bei folgenden Werten: Gips-Verbundplatten). Lediglich bei den
Holzfaserdämmplatten 66 % r.F., Mine- Mineralschaumplatten wurden Werte bis
ralschaumplatten 71 % r.F., Polystyrol- ca. 85 % erreicht. Es wurde jedoch bei
Gips-Verbundplatten 75 % r.F. Sie nä- keinem der eingebauten Systeme eine
hern sich, bis auf die VIP-Paneele (Tro- Tauwasserbildung festgestellt.

Abb. 8: Grundriss mit Wandaufbauten und


Fühlerpositionen [3]

Mitarbeiter der Professur für Baukon-


struktion und Bauphysik der Universität der
Bundeswehr in München führen beglei-
tende Untersuchungen zum Feuchtever-
halten des sanierten Wandaufbaus durch.
An den nach Süden bzw. Osten orien-
tierten Außenwänden wurden 3 Messstel-
len (Nr. 1, 2, 5) in 1,2 m Höhe über OK
Estrich und 2 Messstellen (Nr. 3, 4) in 0,1
m Höhe über der OK Estrich platziert. Die
beiden zuletzt genannten Messstellen be-
fanden sich somit in Höhe des Erdreiches.
Die beiden Außenwände wurden je-
Abb. 4 + 5: Wohn- und Geschäftshaus in Landshut (Bj. 1496) (Fotos: PAVATEX GmbH) weils mit einer 80 mm dicken Holzfaser-

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dämmplatte gedämmt. Hierzu wurde auf stante Feuchte von rd. 100 % noch nicht dämmung eine entscheidende Rolle. Eine
der Innenseite der östlichen Außenwand abschließend geklärt ist, liegen nach dem an die bestehende Wandkonstruktion an-
eine Kopplungsschicht aus Kalkputz auf- ersten Winter die relativen Luftfeuchten gepasste Dämmstoffdicke auf der
gebracht (Messstelle Nr. 1, 4) und an- aller anderen Messstellen auf einem nied- Rauminnenseite ermöglicht eine schnell­e­
schließend die Dämmplatten im Verband rigeren Niveau (ca. 80-92 %) als zu Be- re kapillare Rückführung von Feuchtigkeit
an den Wänden hohlraumfrei verlegt und ginn der Messung. Insbesondere bei der in den Raum, die dann durch Raumlüf-
verdübelt. Auf der Südseite (Messstellen Messstelle Nr. 2 kann die Reduzierung der tung nach außen transportiert werden
Nr. 2, 3, 5) wurden die Holzfaserdämm- rel. Feuchte von ca. 70 % auf ca. 62 % muss (s. Grafik).
platten ohne Kopplungsschicht direkt an mit der Orientierung nach Süden und Für die Sonden Nr. 1 und 2 wurden
die Innenseite der Außenwand gedübelt. dem geringeren Anfangsfeuchtegehalt über einen Zeitraum von drei Jahren er-
Danach wurden die Oberflächen der aufgrund der fehlenden Kopplungs- gänzende Betrachtungen mit dem Be-
Holzfaserdämmplatten an allen Außen- schicht zusammenhängen. rechnungsprogramm WUFI Pro 4.2 [8]
wandflächen mit einem zweilagigen, ar- Vergleichsberechnungen für eine an des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in
mierten Kalkputz versehen. die Außenluft grenzende und von innen Holzkirchen durchgeführt.
Die beiden Innenwände wurden je- gedämmte Betonwand mit dem Pro- Sie ergaben an der Trennschicht zwi-
weils mit einer 40 mm Holzfaserdämm- gramm COND der TU Dresden [7], schen Holzfaserdämmplatte und Kopp-
platte mit einer vorher aufgebrachten welches zusätzlich den kapillaren Wasser- lungsschicht bzw. Putzoberfläche für alle
Kopplungsschicht und anschließendem transport in der Konstruktion berücksich- drei betrachteten Jahreszyklen jeweils in
Rotkalkputz energetisch ertüchtigt. tigt, zeigen, dass der Feuchtegehalt in der den Wintermonaten einen Maximalwert
Holzfaserdämmplatte sowie der angren- für die Relative Luftfeuchte von ca. 88 %
Bewertung der bisherigen Mess­ zenden Kopplungsschicht und der Beton- und eine Amplitude von ca. 20 % rel.
ergebnisse wand sowohl von der Rohdichte und so- Feuchte. Dieser Wert liegt unter dem von
Von Mitte Mai 2008 an wurden neben mit vom Wasserdampfdiffusionswider- der WTA in deren Merkblatt E-6-4 [9]
der relativen Luftfeuchte und der Tempe- stand als auch von der Dicke der Außen- empfohlenen Wert von maximal 95 %.
ratur im Wandinneren, d. h. zwischen der wand abhängt. Je dampfdichter der In der ersten 20 mm dicken Holzfaser-
Holzfaserdämmlatte und der Kopplungs- Wandbaustoff ist, um so größer wird die dämmschicht hinter der Kopplungs-

Abb. 9 + 10: Messergebnisse von Mai 2008 bis April 2009 [5]

schicht bzw. dem vorhandenen Innen- Feuchteanreicherung an der Grenzschicht schicht konnte für den gleichen betrach-
putz, auch das Innenraumklima und Au- zur Innendämmung. Je dünner der vor- teten Zeitraum jeweils ein maximaler
ßenklima aufgezeichnet. handene Wandbaustoff ist, um so eher Wassergehalt von ca. 11,2 M.-% errech-
Sowohl der qualitative als auch der wird der überhygroskopische Bereich des net werden. Dieser liegt weit unter dem
quantitative Verlauf der gemessenen Wandbaustoffes erreicht, da sich zum ei- für die Holzfaserdämmplatten zulässigen
mittleren Monatswerte für Temperatur, nen die Feuchtigkeit weniger in die Tiefe Wert von 20 M.-%. Gleichzeitig betrug
rel. Luftfeuchte sowie der Partialdampf- der Wand hinein verteilen kann. Zum an- der Unterschied der Feuchtegehalte zwi-
drücke konnten mit Berechnungen nach deren sinkt die Wandtemperatur bei dün- schen Sommer und Winter ca. 4 M.-%.
dem Jenisch-Verfahren bzw. nach DIN EN neren Wänden stärker ab, so dass sich Die in ihrer Größe nahezu konstant blei-
ISO 13788 [6], unter Berücksichtigung der Taupunkt weiter im Wandinneren be- benden Maximalwerte sowie Amplituden
von regionalen Monatsmittelwerten für findet und hier eine erhöhte Gefahr der zeigen, dass ein Feuchteausgleich statt-
Temperatur und Luftfeuchte, annähernd Tauwasserbildung besteht. findet. Die erhöhte Anfangsfeuchtigkeit
bestätigt werden. Weiterhin spielt die Dicke der Innen- durch die Kopplungsschicht bei Sonde 1
Der Verlauf der mittleren Monatstem-
peraturen zeigt für alle Messstellen ver-
gleichsweise geringe Schwankungen auf,
die sich aus der unterschiedlichen Höhen-
lage am Gebäude bzw. der Orientierung
ergeben können.
Die relativen Feuchten an den Mess-
stellen lagen, bis auf die Messstelle Nr. 2,
zu Beginn der Messung bei ca. 95-100 %.
Bis auf die Messstelle Nr. 3, deren kon- Abb. 11: Stampfbeton 420 mm, Pavadentro 80 mm Abb. 12 Stampfbeton 420 mm, Pavadentro 40 mm
(Grafik: PAVATEX GmbH) (Grafik: PAVATEX GmbH)
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werden. Die Funktionsfähigkeit der Holz-


faserdämmplatten bei der Innendäm-
mung von Betonwänden wird derzeit
noch untersucht. Erste Ergebnisse bestä-
tigen auch hier die positiven Eigen-
schaften dieses Systems.

Literaturhinweise
[1].Robert Bosch-Laaks, Wilfried Walther: In-
nendämmung mit und ohne Dampfbremse,
Teil 2 – Innovative Systeme, in: die neue
quadriga, Heft 4-2008
Abb. 13: Sonde 1 (80 mm Holzfaserplatte): Feuchte- und Temperaturverlauf zwischen Holzfaserplatte und Kopp­
lungsschicht (links) sowie Wassergehalt in der ersten Schicht der Holzfaserplatte (rechts) (Quelle: PAVATEX SA) [2].Robert Bosch-Laaks, Wilfried Walther: In-
nendämmung mit und ohne Dampfbremse,
Teil 3 – Neue Messergebnisse bei innova-
tiven Innendämmsystemen, in: die neue
quadriga, Heft 3-2009
[3].Planunterlagen und Bildmaterial, Starn-
berg, 2007 und 2008 steiner architektur
[4].Versuchsbericht Nr. B-01-07-45, Universität
der Bundeswehr München, Institut für Kon-
struktiven Ingenieurbau, Professur für Bau-
konstruktion und Bauphysik, 06.11.2008
[5].Versuchsbericht Nr. B-01-07-45/2, Universi-
tät der Bundeswehr München, Institut für
Konstruktiven Ingenieurbau, Professur für
Baukonstruktion und Bauphysik,
Abb. 14: Sonde 1 (40 mm Holzfaserplatte): Feuchte- und Temperaturverlauf zwischen Holzfaserplatte und Kopp­ 22.05.2009
lungsschicht (links) sowie Wassergehalt in der ersten Schicht der Holzfaserplatte (rechts) (Quelle: PAVATEX SA) [6].Dämmwerk Bauphysik-Software 2009,
KERN Ingenieurkonzepte, Berlin
macht sich nur in den ersten Monaten Feuchte an der Grenzschicht zwischen [7].COND-V1.6.3.3- 2007, Programm zum ge-
bemerkbar. der Holzfaserdämmplatte und der Kopp- koppelten Wasserdampf- und Kapillarwas-
Bei sonst gleichen Bedingungen erga- lungsschicht. sertransport in Umfassungskonstruktionen,
ben sich bei einer auf 40 mm verringerten Institut für Bauklimatik, TU Dresden
Gesamtdicke der Holzfaserdämmplatte
Zusammenfassung [8].WUFI Pro 4.2, Programm zur Berechnung
ein maximaler Wassergehalt von ca. 10,1 Ist eine Dämmung der Außenfassade der instationären Wärme- und Feuchte-
M.-% und eine Differenz zwischen Som- nicht möglich, so kann man den stei- transportprozesse in Baukonstruktionen un-
mer und Winter von ca. 3,3 M.-%. Der genden energetischen Anforderungen ter natürlichen Klimabedingungen gemäß
Feuchtegehalt an der Kopplungsschicht auch durch eine Dämmung der Außen- DIN EN 15026, Fraunhofer-Institut für Bau-
erreichte hierbei den gleichen Wert wie wände von innen gerecht werden. Ge- physik, Holzkirchen
bei der 80 mm dicken Dämmplatte. wisse Grundsätze bei der Bestandsanaly- [9].WTA-Merkblatt E-6-4, Innendämmung
se, der Planung sowie der Ausführung nach WTA I – Planungsleitfaden, Ausgabe
Vorläufiges Fazit sind dabei allerdings zu beachten. Um 08.2008/D
Erste hygrothermische Simulationen mit insbesondere die mit solch einer Sanie-
genäherten Klimarandbedingungen und rungsmethode einhergehenden feuchte-
Materialkennwerten für eine von innen technischen Anforderungen sicher in den
mit Holzfaserdämmplatten gedämmte Griff zu bekommen, haben sich bereits
Kontakt/Information
Betonwand gegen Außenluft zeigen, bei einer Vielzahl von Sanierungsobjekten
Dipl.-Ing. Michael Schintze
dass sich die Materialfeuchten der Holz- Holzfaserdämmplatten mit speziellen
Projektleiter Anwendungstechnik
faserdämmplatten auf einem konstant Funktionsschichten bewährt. Bei lau- Pavatex GmbH
verlaufenden und unkritisch hohem Ni- fenden Forschungsvorhaben konnten die
Wangener Straße 58
veau bewegen. guten bauphysikalischen Eigenschaften 88299 Leutkirch
Die bisherigen Messergebnisse der ers­ dieser Holzfaserdämmplatten sowohl Tel. 07561-9855-24
ten Winterperiode zeigen allerdings eine durch Simulationsberechnungen als auch michael.schintze@pavatex.de
generelle, leichte Abnahme der rel. durch Messergebnisse vor Ort bestätigt

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