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Einstieg
Notiert hier eigene Stichworte und ergänzt Ideen eurer Kolleg*innen von der Wandtafel.
Lest den Text, bearbeitet den Auftrag und beantwortet danach die Fragen anhand der
markierten Textstellen.
2. Beschreibt das Verhalten des Vaters bzw. seinen Umgang mit dem Verhalten seiner
Tochter.
3. Welches «Problem» im Zusammenhang mit jung sein und erwachsen sein behandelt die
Geschichte? Habt ihr das auch schon erlebt?
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Deutsch: Jugend und Erwachsenwerden KSBG Dü
Jugendsprache
Aufgabe 1: Lest die jugendsprachliche Version des Märchens Der Froschkönig. Versucht
dann anhand von Textbeispielen typische Merkmale von Jugendsprache zu definieren.
Der Froschkönig
Hey Leute, ich muss euch was voll Krasses erzählen. Da war mal so'n Typ, der hatte voll viel
Kohle, ne fette Villa und so. Und der hatte ne Tochter, echt ne heiße Tussi und die hat immer
Golf gespielt, und weil die so viel Kohle übrig hatten, mit nem goldenen Ball. Und einmal hat
die dann mal so richtig auf den Ball eingedrescht und den hats dann in so nen Teich
reingehauen. Die Tuss war dann echt fertig und hat übelst rumgeflennt, da kam dann so'n
Frosch, so richtig hässlich war der, und sagt so: „Hey Süße, was flennsch du hier rum?“ Die
war dann voll geschockt, hat dem aber dann doch gesagt, was abgegangen ist. Und der
wollte ihr helfen wenn er was mit ihr freisen und in ihrm Bett pennen darf. Und die hat dem
das - Alder wie bescheuert isch die? - versprochen. Aber als die Tuss den goldenen Ball
wieder hatte, hat se den Frosch hängen lassen und isch abgehauen. Dann war se mit ihren
Homies Pizza freisen, da isch der Frosch gekommen, hat geklingelt wie n Gestörter und
wollte, dass die ihn reinlässt. Die hatte kein Bock, aber ihr Vadder wollte, dass sie ihr
Versprechen hält. Der Frosch hat dann mit denner was reingefreist und wollte dann in dem
Bett von ihr pennen. Die hat dann aber voll rumgestresst und hat geflennt und alles, musste
den Frosch dann doch mitnehmen. In ihrer Bude hat se den dann in die Ecke gesetzt und als
er zu ihr ins Bett wollte hat se dem voll eine gebombt dass das den übelst an die Wand
gefetzt hat. Und auf einmal war der kein Frosch mehr sondern voll der heiße Typ, der sah
voll gut aus und so. Der hat dann erzählt, er wär von so ner Hexe als n Frosch verzaubert
worden und das hätte ihn jetzt erlöst. Und irgendwie hat er sich in sie verschossen und wollte
sie heiraten. Und ganz am Ende haben alle ne fette Party gefeiert.
Merkmale von
Jugendsprache
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Deutsch: Jugend und Erwachsenwerden KSBG Dü
Aufgabe 2: Lest den Info-Text und schaut euch danach die Jugendwörter des Jahres an.
Welche Merkmale von Jugendsprache sind erkennbar?
Das deutsche Jugendwort des Jahres wird seit 2008 vom Langenscheidt-Verlag gemeinsam
mit einer 20-köpfigen Jury gekürt. Jugendliche können ihre Vorschläge einreichen und nach
einem öffentlich zugänglichen Online-Voting wählt die Jury aus den 10 beliebtesten Wörtern
den Gewinner sowie Plätze 2 bis 5 aus. Die Jury besteht aus Jugendlichen, Mitarbeitenden
von Jugendzeitschriften und Sprachforschenden.
Auch in Österreich wird jeweils ein Jugendwort des Jahres ermittelt. In der Schweiz gab es
dies bisher nur in den Jahren 2009 bis 2012.
2009: S Beschte wos je hets giz Das Beste, was es je gegeben hat (euphorischer
Ausdruck für etwas Positives)
2010: hobbylos keine Hobbys haben, langweilig sein, nichts Besseres
zu tun haben
2011: Mopfer Mobbing-Opfer
2012: shaz Schatz, geliebter Mensch
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Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick wurde von der Kritik dafür gelobt, dass der Autor
„seinen Helden aufs Maul zu schauen vermag“ und „ihre Sprache spricht“ (Tagesspiegel.de).
Lest die drei Dialoge im Hinblick auf folgende Frage: Welche Wirkung hat der jugendliche
Sprachstil auf Leser*innen im Vergleich zur Standardsprache?
Ich sollte melden, dass er mich nervte? Und dann kriegte ich eins in die Fresse oder was?
„Weiß ich nicht.“
„Du weißt nicht, ob ich dich nerv?“
„Ob ich lauter Fünfen hab.“
„Im Ernst?“
„Ich hab noch nicht reingeguckt.“
„In dein Zeugnis?“
„Nein.“
„Du hast in dein Zeugnis nicht reingeguckt?“
„Nein.“
„Echt? Du hast dein Zeugnis gekriegt und nicht reingeguckt? Wie cool ist das denn.“
(S. 62-63)
„Kawock!“, sagte Tschick und steuerte strahlend bei uns auf den Bürgersteig. „Denkst du,
was passiert: Fahr ich dahinten – macht’s kawock. Hier wohnst du? Hey, ist das Flickzeug?
Wie geil ist das denn, gib mal her.“
[…]
„Geiler Pool!“, rief Tschick und strahlte zu mir hoch.
„Ja, geiler Pool. Geile Jacke, geiler Pool. Und jetzt?“
Er blieb einfach da stehen. Also ging ich runter, und wir unterhielten uns ein bisschen.
Tschick war ohne Ende begeistert von dem Pool, er wollte wissen, womit mein Vater sein
Geld verdiente, und ich erklärte es ihm, und dann wollte ich von ihm wissen, wie er diesem
Ford-Typen mit drei Sätzen den Stecker gezogen hatte, und er zuckte die Schultern.
„Russenmafia.“
(S. 76-77)
„Im Ernst, du musst was machen. Wenn du nichts machst, wirst du verrückt. Lass uns da
vorbeifahren. Ist doch wurscht, ob du denkst, es ist peinlich. In einem geklauten Lada ist eh
nichts mehr peinlich. Zieh deine geile Jacke an, nimm deine Zeichnung und schwing deinen
Arsch ins Auto.“
„Never.“
„Wir warten, bis es dämmert, und dann schwingst du deinen Arsch ins Auto.“
„Nee.“
„Und warum nicht?“
„Ich bin nicht eingeladen.“
„Du bist nicht eingeladen! Na und? Ich bin auch nicht eingeladen. Und weißt du, warum?
Logisch, der Russenarsch ist nicht eingeladen. Aber weißt du, warum du nicht eingeladen
bist? Siehst du – du weißt es nicht mal. Aber ich weiß es.“
„Dann sag’s, du Held. Weil ich langweilig bin und scheiße ausseh.“
(S. 89)
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Deutsch: Jugend und Erwachsenwerden KSBG Dü
Lies den folgenden (gekürzten) Text und beantworte danach die Fragen.
4. Inwiefern wird Jugendsprache als etwas Positives gesehen? In welchem Fall sieht
Dürscheid sie als unproblematisch?
Hört man einem Gespräch unter Jugendlichen zu, dann stellt sich rasch die Frage, wie ein
solcher Sprachgebrauch zu bewerten ist. Zeichnen sich hier Sprachveränderungen ab, die
Anlass zur Sorge geben? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zunächst
5 fragen, worin die charakteristischen Merkmale dieses Sprachgebrauchs überhaupt bestehen.
In den Jugendsprach-Wörterbüchern findet man zwar einige Informationen, doch ist zu
bedenken, dass es sich dabei meist um Vorschläge von Jugendlichen handelt, die gebeten
wurden, möglichst originelle Beispiele einzureichen. So überrascht es nicht, dass sich
Einträge wie Käpt’n Wasserstoff (für eine Person mit blondierten Haaren) oder Fleischmütze
10 (für Glatzkopf) finden – also Beispiele, die vielleicht originell, aber sicher nicht im täglichen
Gebrauch sind. Was aber nun ist typisch für den jugendlichen Sprachgebrauch, und wie sind
diese Phänomene zu bewerten? Kommen wir zunächst zur ersten Frage:
Ein Merkmal jugendlichen Sprechens ist, dass Zitate, aber auch Werbesprüche in die eigene
15 Rede eingebaut oder Äusserungen spielerisch verfremdet werden. Diese Stilbastelei (=
Bricolage) erkennt man z.B. daran, dass Jugendliche formelhafte Wendungen verfremden
(z.B. Lassen Sie mich Arzt, ich bin durch) oder dass sie, auch wenn sie keinen
Migrationshintergrund haben, in grammatisch fehlerhaftem Deutsch sprechen (z.B. Gömmer
Migros?, Hesch mer Zigarett?). Eine solche Sprechweise wird in der Schweiz als
20 „Jugodeutsch“ oder „Balkandeutsch“, in Deutschland als „Türkendeutsch“ oder „Kiezdeutsch“
bezeichnet. In der Linguistik gibt es dazu bereits einige Untersuchungen, von denen die
meisten aber nur die Situation in Deutschland im Blick haben. So wird darauf hingewiesen,
dass das ethnolektale1 Sprechen ein Spiel mit der Sprache, ein Sprechen „mit fremder
Stimme“ sei und Grammatikfehler oft absichtlich gemacht würden. Viele Jugendliche würden
25 diese Ausdrucksweise aus den Medien übernehmen, wo Kabarettisten wie der türkisch-
stämmige Kaya Yanar, der perfekt Deutsch spricht, ein fehlerhaftes Deutsch inszenieren.
Dass die Medien an der Verbreitung solcher Ausdrucksweisen einen grossen Anteil haben,
sieht man auch an dem Satz S beschte wos je hets gits. Dieser Satz wurde in der Schweiz ja
30 nur deshalb so populär (und sogar zum Jugendwort des Jahres 2009), weil er an eine
charakteristische Sprechweise von Jugendlichen anschliesst und weil er über das Internet so
rasch verbreitet werden konnte. Der junge Mann, der diesen Satz erstmals äusserte, gibt
übrigens auf Nachfrage an, er „habe ihn aus Witz und Lust am frechen Klang, aber nicht aus
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Deutsch: Jugend und Erwachsenwerden KSBG Dü
Unvermögen so formuliert“ (vgl. NZZ Online, 16.6.2009) – und tatsächlich, so liest man auf
35 NZZ-Online, hat er im Gespräch mit dem Journalisten keinen sprachlichen Fehler gemacht.
Ein weiteres Merkmal zeigt sich in der Verwendung intensivierender2 Ausdrücke (z.B. mega,
voll krass, fett), wobei hier anzumerken ist, dass diese einem schnellen Wandel unterliegen,
weil sie oft von den Erwachsenen übernommen werden (vgl. cool, geil). Und auch das Code-
40 Switching3, wie es z.B. bei einer Verabschiedung auftritt (vgl. Tschau Simone, see you later),
sowie das Verwenden englischer Bezeichnungen (z. B. aus dem Hip-Hop) sind typische
Merkmale von Jugendsprache. Für Aussenstehende bleiben diese Wörter oft deshalb
unverständlich, weil sie nicht über das spezifisch kulturelle Wissen verfügen, das hinter den
Entlehnungen steht.
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Damit kommen wir zur zweiten Frage: Deuten die genannten Merkmale auf eine
Sprachverluderung4 hin, oder ist im Gegenteil das jugendliche Sprechen kreativ und
innovativ5; besteht kein Anlass zur Sorge? Und welche Auswirkungen hat die Jugendsprache
auf das Sprechen in normgebundenen Situationen, also z.B. in der Schule, am Arbeitsplatz
50 oder in einem Bewerbungsgespräch? Solche Fragen betreffen auch die geschriebene
Sprache: Führt das häufige Schreiben im Internet und von SMS möglicherweise dazu, dass
die Fähigkeit, sich gut auszudrücken und orthographisch korrekt zu schreiben, nachlässt?
Wichtig ist auf jeden Fall, dass den Jugendlichen immer bewusst ist, wer der Adressat6 ihrer
55 Äusserung ist und in welcher Kommunikationssituation sie den einen oder anderen
Sprachgebrauch anwenden können. Wenn sie diese verschiedenen sprachlichen Register7
beherrschen, dann gibt es keinen Grund zur Sorge.
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Ethnolekt: Sprechstil einer sprachlichen Minderheit in einem bestimmten Sprachraum 2verstärkender
3
mitten im Satz die Sprache wechseln 4Sprachverfall, Sprachverschlechterung 5neuartig, originell
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Zielperson, angesprochene Person 7Rede- oder Schreibweise in einer bestimmten
Kommunikationssituation
Erwachsenwerden
1. Woran zeigt sich das Erwachsenwerden der Tochter Monika? In was für einer Art
Prozess befindet sie sich?
3. Der Satz «Sie wusste aber nichts zu sagen» erscheint zwei Mal in der Geschichte (Z.
18/19, Z. 39). Was bedeutet das? Warum hat Monika nichts zu sagen?
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Seijin-no-Hi in Japan
Der zweite Montag im Januar ist in Japan ein ganz besonderer Tag, denn dann putzen sich
alle 20-Jährigen in ihrer besten traditionellen Kleidung – oft Kimonos – heraus, nehmen an
einer offiziellen Feier in einem örtlichen Rathaus teil, erhalten Geschenke und feiern die
ganze Nacht lang mit Familie und Freunden. Damit wird in Japan die Volljährigkeit der
Jugendlichen gefeiert, besser bekannt ist das Fest als Seijin-no-Hi. Die Tradition fand ihre
Anfänge bereits im frühen 13. Jahrhundert und drückt damals wie heute aus, dass die
Jugendlichen nun volle Mitglieder der Gesellschaft sind. Erst jetzt dürfen sie wählen und
Alkohol trinken.
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