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Sommer 2016 4,95 E

KERNIG Trainer
Bruno Labbadia ist
Mister 100 Prozent

KULTIG Die 10
Dauerbrenner der
HSV-Geschichte

KNACKIG Kostic
und Halilovic: Zwei
neue Stars sind da

Nach drei sportlich


schweren Jahren
greift der HSV
wieder oben an
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Die historischen Derby-Siege +++ Vorbild Jatta +++ Das neue Team
„Ich habe meine Entscheidung getroffen:
HEK PRO Organspende - ich bin dabei!“
René Adler, Torwart des HSV

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Editorial Inhalt

SAISON
2016/17 INHALT
Liebe Fans des HSV

E
s ist ja nicht so, dass der HSV
für seine Anhänger in der
Vorsaison ein Verwöhn-Pro-
gramm abspulte. Aber nach
zwei Jahren Nervenschlacht
samt Rettung auf den letzten
Drücker in der Relegation tat es gut,

10
dass die Mannschaft sich zumindest
im unteren Mittelfeld etablierte und
nie auf einen Abstiegsplatz rutschte.
So weit, so gut.
Doch in unseren Gesprächen mit
4 ZAHLEN Angeberwissen für Fans
den Verantwortlichen und Spielern 8 SOCIAL MEDIA Profis ganz privat
im Vorfeld der 54. Bundesliga-Saison 10 HELDEN Die beiden Derbysiege gegen
wurde deutlich, dass man sich beim Werder in Bildern
„Dino“ auf Dauer nicht mit grauem 20 ZUGÄNGE Flüchtling Jatta will als HSV-
Mittelmaß begnügen will. Vorstand Profi zum Vorbild werden
Dietmar Beiersdorfer, der nun auch 24 TRAINER Labbadia ist Mister 100 Prozent
mit den Aufgaben des Sportdirektors 30 BOSS Doppelrolle für Beiersdorfer
betraut ist, und Trainer Bruno Lab- 34 INTERVIEW Sergej Barbarez
badia brennen darauf, den HSV nach 40 MÄZEN Kühne kauft den Erfolg
schweren Jahren wieder nach oben zu 42 TOP TEN Dauerbrenner des Dinos
62 TALENTE Rothöschen drehen auf
führen. Beide leben dabei in ihren Be-
64 TUNNELBLICK Müller ist fokussiert
reichen vor, was sie von den Profis er-
68 VORSCHAU Kühne Pläne: Warum der
warten: hingebungsvollen Einsatz und HSV nach „Malle“ umzieht
totale Identifikation. 72 ORDNUNGSHÜTER Jung wäre gern
„Unser HSV“ soll Ihnen Appetit
machen auf die kommende Serie, die
für den Traditionsverein sicherlich
8 Polizist geworden
76 SPIELPLAN Alle Termine, alle Spiele
78 ABSPRUNG Leben nach der Karriere
richtungsweisenden Charakter hat.
Doch auch die dritte Ausgabe des
MOPO-Sonderhefts befasst sich nicht
allein mit dem aktuellen Geschehen, 64
sondern auch mit der ruhmreichen
Geschichte der Rothosen. Nehmen Sie
sich Zeit für „Unser HSV“, wir haben
es mit Liebe gemacht– und empfehlen
Sie es weiter. Viel Spaß beim Lesen!

24
Matthias
Linnenbrügger und
Frederik Ahrens (r.),
Ressortleitung Sport

Verlag: Morgenpost Verlag GmbH, Griegstraße 75, 22763 Hamburg, Tel.: (040) 80 90 57-0, Fax: (040) 80 90 57 640,
E-Mail: verlag@mopo.de, Chefredakteur: Frank Niggemeier, Redaktion: Matthias Linnenbrügger (Leitung),
Nils Weber, Lektorat: Andrea Hagen, Layout und Produktion: Gaby Krabbe / www.layoutraum.de, Anzeigen:
Titelfotos: Witters

Hamburg First Medien & Marketing GmbH, Geschäftsführung Martin Stedler, kontakt@hamburg-first.de,
Herstellung: Stefan Fuhr, Druck: Eversfrank Berlin GmbH, Ballinstraße 15, 12359 Berlin.
Der Nachdruck dieser Ausgabe, auch auszugsweise, ist nicht gestattet.
Dieses und weitere Produkte für Hamburger und Hamburg-Fans finden Sie unter www.mopo.de/shop
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3
44
Minuten pro Spiel war
der HSV im Ballbesitz, das
entspricht einem Wert von
48,65 Prozent. Den Rest der

67,47
Zeit liefen sie hinterher.

5
Shops hat der HSV, um Tri-
kots und offizielle Fan-Artikel
zu verkaufen: in der Arena,
im Alstertal-Einkaufszentrum, Ballkontakte hatte Lewis
im Elbe-Einkaufszentrum, im Holtby im Schnitt pro Spiel.
Herold-Center in Norderstedt Damit war der Dauerbrenner,
der in allen 34 Partien
sowie in der City.  eingesetzt wurde, die prägende
Figur beim HSV. Er war
2294 Mal an der Kugel.

374
Chancen erspielten sich die
Rothosen in der vergangenen
Saison, aber nur 10,70 Pro-
zent davon konnten sie auch

61,6
nutzen. Sie schossen nur alle
76 Minuten ein Tor.
Prozent seiner Zweikämpfe

291 konnte Cléber für sich entschei-


den. Damit war der brasilia-
Pässe spielten die HSV-Profis nische Verteidiger der beste
in der Vorsaison pro Partie, Hamburger in den Duellen
immerhin 73,54 Prozent ka- Mann gegen Mann. Die meisten
men auch beim Adressaten Zweikämpfe in der Vorsaison
an. Die beste Passquote wies führte Lewis Holtby (412).
Kapitän Johan Djourou auf,
82,4 Prozent seiner Zuspiele
landeten bei den Kollegen.

28 Profis
setzte Trainer Bruno
Labbadia in der zu-
rückliegenden Serie
ein. Der jüngste Spie-
ler war Batuhan Altin-
tas (20), der älteste
Ivica Olic (36). Das
Durchschnittsalter
7 Gelbe Karten sam-
melte Abwehr-Raubein
Emir Spahic, der sich
zudem einen Platzver-
weis einhandelte und
maßgeblich daran beteiligt war,
dass der HSV den letzten Platz in
der Fairplay-Tabelle verteidigte. 555
betrug 25,52 Jahre. Fouls führten zu 73 Gelben, einer
Gelb-Roten und zwei Roten Karten.

in der vergangenen Saison.


2875 Tore hat der Liga-Dino in 53 Spielzeiten geschossen, 40 davon
4 160810095643O2-01 am 10.08.2016 über http://www.united-kiosk.de
Der HSV in Zahlen

34 Sekunden
benötigte Hasan Sa-
lihamidzic am 2. Mai
15
Scorer-Punkte
sammelte Nicolai
1998 im Gastspiel bei Müller, der damit
Borussia Dortmund, um in der vergangenen
sein Team in Führung Serie der effektivste
zu bringen. Damit hält Spieler im Kader war.
„Brazzo“ den Vereins- Neben neun Treffern
rekord für das schnells- bereitete der Flügel-
te Bundesliga-Tor. stürmer sechs Tore vor.
Ein starker Wert.

Dino in Zahlen
Nach zwei Jahren des ganz großen Zitterns und der Rettung erst in den Relegationsspielen beruhigte
sich die Lage beim HSV, Platz zehn stand am Ende zu Buche. Langweilig? Nein! Auch die 53. Bundesli-
ga-Saison brachte interessante Daten hervor. Hier gibt es einen Mix aus Aktuellem und Historischem:  

1 798
Spiele hat der HSV seit
Gründung der Bundesliga
63 Quadratmeter sind die
beiden Anzeigetafeln im Volksparkstadi-
1963 bereits absolviert. on groß, um bis zu 57 000 Zuschauer
Mehr als jeder andere rund um das Spiel zu informieren. Das
Klub. In der Ewigen Tabelle Flutlicht in der Arena hat eine Beleuch-
belegen die Rothosen dennoch nur Rang drei hinter Bayern und tungsstärke von 1500 Lux, die Soundan-
Bremen. Zu Buche stehen 728 Siege, 480 Unentschieden und lage bringt 150 dB.
590 Niederlagen.

75 279 Mitglieder (Angabe auf der Internetseite) hat


der HSV, ein Großteil davon sind fördernde Mitglieder im
Supporters Club. Aktive Sportler verteilen sich auf 31 Abtei-
lungen, darunter Bowling, Capoeira, Rugby oder Cricket. 

911  714
Fotos: Fotolia, Witters

Zuschauer verfolgten die 17 Heimspiele in der abgelaufenen Saison. Sechsmal war


das Stadion ausverkauft, im Schnitt besuchten 53.630 Fans die Partien im Volkspark.
Im Liga-Vergleich reichte das für Platz vier hinter Dortmund, Bayern und Schalke.
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MOSA SORGT HEIMAT FÜR DIE TALENTE
FÜR GAUMENSEX
Vor zehn Jahren begann seine HSV-
Das neue Herz des HSV
I
Karriere, der frühere Security-Mann m Februar begannen die Bauarbeiten, Mitte Juli wurde Richtfest gefeiert – und im
Mario Mosa wurde Betreuer bei kommenden Sommer sollen bereits die ersten Talente in den HSV-Campus einziehen.
der U23 des Klubs. Dann stieg Die Nachwuchsspieler von der U15 bis zur U21 erhalten im Volkspark eine neue Hei-
der Sizilianer zu den Profis auf, mat.Das Nachwuchsleistungs-Zentrum des Liga-Dinos entsteht neben dem Stadion auf
arbeitete zunächst als Zeugwart 4000 Quadratmetern Fläche. Zehn Millionen Euro kostet das Projekt, das von Unterneh-
(und Mädchen für alles), ehe er im mer und Edel-Fan Alexander Otto finanziert wird. Das Highlight ist der 500 Quadratme-
vergangenen Sommer den Job des ter große Athletikbereich, dazu kommen
Kochs übernahm. Das Lieblingsge-
fünf Umkleidekabinen, eine Aufwärmhal-
richt der Spieler? Mosa: „Spaghetti
mit Tomaten, Basilikum und Chili.“
le, ein medizinischer Bereich sowie eine
Guten Appetit! Mensa mit 70 Plätzen.
Der HSV-Campus ist zugleich das In-
ternat für Talente, deren Familien nicht in
Hamburg leben. Sie werden in acht Ein-
zelzimmern oder zwei Vierer-WGs unter-
gebracht.

FIFA MIT 95 NEUEN REGELN

Aufatmen bei Spahic und Co.


D
as International Football Associati- „Dreifach-Bestrafung“ aus Elfmeter, Roter
on Board (IFAB) des Weltverbandes Karte und Sperre wird abgeschwächt. So
FIFA war fleißig und hat für die Saison erwischte es in der Vorsaison zum Beispiel
2016/17 gleich 95 neue Regeln beschlossen. HSV-Verteidiger Emir Spahic. Nun ist es
Betroffen ist unter anderem der Anstoß, bei Auslegungssache des Schiedsrichters, der
dem der Ball künftig nicht mehr mit der auch bei einer Notbremse die Gelbe Karte
NEUE TECHNIK IM ersten Berührung nach vorn ausgeführt zeigen kann.
werden muss. Zu sehen war dies schon bei Die meisten Änderungen sind indes
HSV-MUSEUM der EM-Endrunde in Frankreich. banal und für die Fans nicht von Relevanz.
Das HSV-Museum bietet eine tech- Eine Neuerung gibt es zudem beim Beispiele gefällig? Vereine dürfen ihr Wap-
nische Neuheit: Als erstes Museum Elfmeter: Der Schütze darf nicht mehr pen auf Eckfahnen zeigen, Verbandsmate-
Hamburgs setzt die „Ruhmes- abstoppen, sondern nur noch verzögern. rial und Socken sowie langärmelige Unter-
halle“ des Dinos die neuartige Stoppt er ab, gibt es nun indirekten Frei- hemden oder -hosen müssen in der Farbe
Beacon-Technologie ein. Diese
stoß für den Gegner. Auch das Dauerthema der Spielkleidung gehalten sein.
sorgt dafür, dass dem Besucher an
festgelegten Standpunkten zusätz-
liche Inhalte geliefert werden – und
zwar auf das eigene Smartphone. So
erhält man zum Beispiel Bild- und
Videomaterial zu Vereinsgrößen
wie Uwe Seeler, Ernst Happel oder
Horst Hrubesch, während man ihre
Geschichte
studiert.

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SAISON
2016/17 FÜR FANS
SUPER-GRÜN IM
VOLKSPARK
Damit die Profis des HSV in den
Heimspielen nicht den Stand ver-
lieren, setzen die Greenkeeper des
Klubs auf die kontinuierliche Verbes-
serung des Hybridrasens. Dieser
besteht zwar aus 99,7 Prozent
aus Natur, doch die 0,03 Prozent
Fieberfasern im Boden sollen für
ein festeres Wurzel-Geflecht und
somit für einen stabileren, ebeneren
Untergrund sorgen.

SPIELFLÄCHE FÜR
HOBBYSPORTLER
In Zusammenarbeit mit dem Bezirks-
amt Altona hat der HSV neben dem
Parkplatz Rot eine neue Jeder-
mann-Spielfläche eröffnet. Der
Platz, der ab sofort von allen Hobby-
Sportlern genutzt werden darf, wurde
Ende Juni mit einem Fußballspiel
zwischen Nachwuchskickern des
Vereins und Flüchtlingen eingeweiht.

Pretty in Pink
In der Gunst der Männer lag der HSV gut im Rennen, doch damit
In der Saison
1976/77 traten
Kaltz und Co. in ro-
safarbenen Trikots
an. 30 Jahre später
mochte sich Peter Krohn nicht begnügen. Der damalige Vereins-Boss feiern die extrava-
ganten Hemden ein
und PR-Stratege wollte auch die Frauen in den Volkspark locken. Comeback.
Also setzte er kurzerhand seine Idee in die Tat um, die Profis in rosa-
farbenen Trikots auflaufen zu lassen. Sportlich fühlten sich diese zum
Glück nicht davon beeinträchtigt, ganz im Gegenteil: Manfred Kaltz,
Kevin Keegan, Felix Magath und Co. gewannen in der Saison 1976/77
Fotos: Witters, PR

den Europapokal der Pokalsieger. Und der Zuschauerschnitt stieg


auch. 30 Jahre danach wird der HSV erstmals wieder in pinkfarbenen
Hemden auflaufen. Vielleicht kommt ja mit ihnen der Erfolg zurück.

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7
Albin Ekdal und Freund
Für Fans in Camilla im
Riesenrad auf dem Ham
burger Dom

Intime Einblicke
Soziale Netzwerke Die Profis des HSV präsentieren sich nicht
nur bei den Spielen und im Training auf dem Platz, sie lassen die Fans
auf ihren Profilen in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram
oder Twitter auch am Privatleben teilhaben. Hier eine Auswahl:

Johan Djourou
mit Ehefrau
Emilie sowie
den Kindern
Lou, Aliany
und Julia im Zugang
Urlaub Christian
Mathenia
erkundet am
freien Tag den
Hamburger
Hafen.

Dennis Diekmeier
Aaron Hunt mit ganz lässig beim
Sohn Fin Ashley „Hantel“-Training
auf dem Jet-Ski mit Töchterchen
Dalina

Pierre-Michel
Lasogga mit
Schwester Jenny
auf dem Burj
Khalifa in Dubai
Fotos: Privat

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8
Hier fing alles an:
René Adler steht
im Garten seines
marokkanischen Elternhauses in
Nabil Bahoui, Schwede mit
zeln , bei sein er Pilg erfa hrt nach Mekka Leipzig im Tor.
Wur

Sven Schipp-
lock und
Freundin Mau-
reen senden
Urlaubsgrüße
Gotoku Sakai (M.) auf Heimatbe aus Griechen-
such in Japan mit seinen
Bundesliga-Kumpels Genki Haraguch land.
i (Her tha BSC) und
Hajime Hosogai (VfB Stuttgar t).

er
Lewis Holtby tanzt mit sein
Ann-Charlott ins neue Jahr.

Michael
Gregoritsch
grüßt aus dem
Urlaub auf
Mykonos.

Matthias Ostrzolek trägt Freundin Anne-


Kathrin beim Strandlauf als Rucksack.

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Der-by-sie-
*, die. Wenn der HSV
auf Werder trifft, bedeutet
das Hochspannung für die
Fans beider Vereine.
Zum ersten Mal seit
48 Jahren gelang es den
Hamburgern, beide Spiele
einer Saison zu gewinnen.

Fotos: Witters

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Derbysieger

-ger *

Werder – HSV 0:1


ILICEVIC ZAUBERT DEN
HSV FRÜH IN FÜHRUNG

Traumstart für den HSV! Erst drei


Minuten sind im 103. Nordderby der
Bundesliga-Geschichte gespielt, da
gelingt Ivo Ilicevic mit einem Zaubertor
die Führung. Der Kroate zieht von der
linken Bahn nach innen, lässt Bremens
Theodor Gebre Selassie wie eine Fah-
nenstange stehen und setzt die Kugel
in hohem Bogen über Keeper Felix
Wiedwald hinweg ins lange Eck. Ein
herrliches Gefühl, wie Ilicevic hinter-
her betonte: „Da hat wirklich mal alles
gepasst. Das war ganz sicher eines der
schönsten Tore meiner Karriere.“
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11
Derbysieger

Werder – HSV 0:2


GREGORITSCH ERHÖHT MIT BANDE
Eine österreichische Co-Produktion
beschert den Gästen in Minute 26 den
zweiten Treffer. HSV-Angreifer Michael
Gregoritsch legt sich den Ball aus knapp
30 Metern zum Freistoß zurecht, zieht
beherzt ab und trifft seinen Bremer
Landsmann Zlatko Junuzovic am Kopf.
Der Ball nimmt eine andere Richtung
und schlägt links im Tor ein. Werder-
Keeper Felix Wiedwald war bereits auf
dem Weg in die andere Ecke. Grego-
ritsch freute sich über seinen Glücks-
schuss: „Drin ist drin – auf welchem
Weg ist mir ziemlich egal.“
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Werder – HSV 1:2
UJAH SORGT FÜR
NEUE SPANNUNG
Werder kommt mit
mächtig Feuer aus der
Kabine, erspielt sich
zu Beginn der zweiten
Halbzeit eine Reihe
guter Möglichkeiten,
die der HSV eher mit
Glück als Verstand
vereitelt. Doch nach
einer Stunde klingelt es
im Hamburger Kasten.
Anthony Ujah schüttelt
Cléber sowie Johan
Djourou ab und lässt
Torwart René Adler
nicht den Hauch einer
Chance. Später war
der Werder-Stürmer
ernüchtert: „Klar, ein
Tor im Derby ist immer
emotional. Aber es hat
ja nichts gebracht …“

Werder – HSV 1:3 MÜLLER MACHT DEN DECKEL DRAUF


Sechs Minuten schnuppert Bremen am Ausgleich, doch dann macht der
HSV alles klar und stellt den alten Abstand von zwei Toren wieder her.
Ivo Ilicevic setzt Nicolai Müller in Szene, der läuft allein auf Werder-Kee-
per Felix Wiedwald zu und versenkt die Kugel im Kasten. Vor der Gäste-
Kurve des Weserstadions feiern die Rothosen den Derby-Sieg. Müller
war besonders happy über seinen Treffer: „Ein geiles Gefühl. Jeder von
uns hat gespürt, wie wichtig dieses Spiel auch für unsere Fans war.“

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Derbysieger

Schlussjubel
HSV-PARTY AN DER WESER
Seit 2007 hatte der HSV in der
Bundesliga nicht mehr in Bremen
gewonnen. Kein Wunder, dass die
Hamburger Profis in Party-Stim-
mung waren, nachdem sie dieser
schwarzen Serie ein Ende gesetzt
hatten. Das Spiel glich einer Ach-
terbahn der Gefühle: Erst die frü-
he Führung, dann ein Verletzungs-
schock (Stürmer Pierre-Michel
Lasogga kugelte sich die Schulter
aus), der zweite Treffer, Bremens
Anschluss und die Befreiung.
Trainer Bruno Labbadia erschöpft:
„Das war wahnsinnig intensiv.“
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15
Derbysieger

HSV – Werder 1:0


MÜLLER LEGT AUF, LASOGGA STAUBT AB
Wie im Hinspiel erwischt der HSV auch im 104. Bundesliga-Nordderby
einen Start nach Maß. Erst fünf Minuten sind im Volkspark gespielt, da
zündet Nicolai Müller auf der rechten Außenbahn den Turbo und passt den
Ball mustergültig in die Mitte. Pierre-Michel Lasogga hat sich im Rücken
der Bremer Verteidiger davongeschlichen und schiebt eiskalt zur Führung
ein. Leichtes Spiel für den Stürmer, wie er später betonte: „Müller hat das
überragend gemacht. Da musste ich nur noch den Fuß hinhalten.“

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16
HSV – Werder 2:0
LASOGGA SCHNÜRT DEN DOPPELPACK
Bremen verliert nach dem frühen Rück-
stand den Kopf, rennt planlos an und wird
dafür bestraft. Auf der linken Seite wird
Matthias Ostrzolek in Szene gesetzt, seine
scharfe Hereingabe kommt Pierre-Michel
Lasogga gelegen, der Gegenspieler Fin Bar-
tels wie eine lästige Fliege abschüttelt und
den Ball aus kurzer Distanz wuchtig mit
dem Kopf in die Maschen drückt. Werder-
Keeper Felix Wiedwald ist zwar noch dran,
hat aber keine Chance. Für Lasogga eine
Befreiung: „Ich hatte eine schwere Zeit.
Die beiden Derby-Tore waren sehr wichtig
für das Team – und für mich.“

HSV – Werder 2:1 UJAH BRINGT WERDER ZURÜCK INS SPIEL


Das hat sich angedeutet! Die Bremer drücken, drängen und werden in Minute 65
schließlich belohnt. Anthony Ujah kommt zum Abschluss, scheitert zunächst an
HSV-Torwart Jaroslav Drobny. Doch der Ball landet erneut beim Werder-Stürmer,
der im zweiten Versuch mit dem Kopf erfolgreich ist. Der Anschluss, mehr nicht.
Trainer Bruno Labbadia glücklich: „Wir haben gewackelt. Aber am Ende hat mei-
ne Mannschaft den Vorsprung leidenschaftlich verteidigt und verdient gewonnen.“
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Derbysieger

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18
HSV – Werder 2:1
HISTORISCHER DERBY-SIEG
Darauf musste man beim HSV satte
48 Jahre warten: Endlich gelingen
innerhalb einer Spielzeit wieder zwei
Siege gegen den großen Rivalen
Werder Bremen. Kein Wunder, dass
die Stimmung bei den Hamburger
Profis und Trainer Bruno Labbadia
nach dem Abpfiff ausgelassen ist.
Gemeinsam mit den Anhängern im
Volkspark feiern sie ihren Triumph:
„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“

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19
„Ich will ein
Vorbild sein“
Bakery Jatta Im Alleingang flüchtete der 18-Jährige

S
durch die Sahara nach Deutschland. In Hamburg erhielt
der Gambier einen Vertrag. Die Chance seines Lebens.

eine Geschichte bestimm- über den der Afrikaner seinen Berater Efe-Firat Aktas ken-
te in diesem Sommer die nenlernte. Der wiederum vermittelte ihm das Probetraining
Schlagzeilen. Von einem in Hamburg im vergangenen Januar und unterstützte ihn bei
„Märchen“ war die Rede, den Vertragsgesprächen. „Bakery hat es sich verdient. Er ist
schließlich ist Bakery Jatta ein toller junger Mensch, extrem fleißig und sehr zielstrebig.
der erste Flüchtling aus Af- Er wird seinen Weg gehen“, versichert Aktas.
rika, der in Deutschland ei- Daran glauben auch die Verantwortlichen des HSV. Sie
nen Vertrag als Fußballprofi wollen Jatta aber behutsam aufbauen, in allen Lebenslagen
unterschrieb. Doch was der für ihn da sein. „Wir sind von seinen Fähigkeiten überzeugt
18-Jährige erlebte, ist wenig und werden ihm alle Unterstützung geben, die er benötigt,
märchenhaft. Kein Wunder, um sich sportlich und sozial in Hamburg und im Verein ein-
dass der junge Mann dicht- zubringen“, sagt Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer, der es
macht, nicht über Vergange- als seine Aufgabe ansieht, Jatta behilflich zu sein.
nes sprechen mag. Und beim Gleiches gilt für Bruno Labbadia, der indes betont, den
HSV ist es oberstes Gebot, Zugang sportlich nicht anders als seine anderen Spieler be-
Jatta zu schützen. handeln zu wollen. „Er ist ein interessanter Junge für uns.
Als er im Juni seinen Na- Aber nicht wegen seiner ganz besonderen Geschichte, son-
men unter den Dreijahresver- dern wegen seiner sportlichen Anlagen“, bekräftigt der Trai-
trag setzte, gingen Interview- ner. „Dass er großes Talent besitzt, hat man gleich gesehen.
Wünsche aus aller Welt ein. Sogar Leute aus der Filmbranche Aber auch, dass wir noch viel mit ihm arbeiten müssen“, sagt
meldeten sich mit dem Plan, das Leben des Angreifers auf Labbadia.
die Leinwand zu bringen. Jatta ist nicht daran interessiert. Es gehört nämlich auch zur Geschichte des Flüchtlings,
„Ich habe viel erlebt, werde aber nicht mehr zurück, sondern dass er zuvor nie in einem Verein oder einer Mannschaft
nur noch nach vorn schauen“, sagt er. spielte. „Das gab es dort nicht“, erzählt Jatta, „höchstens mal
Sonderlich viel ist nicht bekannt über die Umstände sei- am Wochenende konnte man ein betreutes Training mitma-
ner Flucht nach Deutschland. Er wuchs ohne Eltern auf, chen. Ansonsten waren wir auf uns gestellt, haben auf der
machte sich von Gambia aus auf den Weg durch die Sahara Straße gespielt und uns selbst die Dinge beigebracht.“
bis zur afrikanischen Mittelmeerküste. Von dort ging es mit Der 18-Jährige wirkt im Vergleich zu den anderen Talen-
dem Schiff nach Italien und nach einer vierwöchigen Odys- ten im Kader sehr viel reifer und ernster. Dass der HSV ihm
see in ein Auffanglager in Niedersachsen. einen Vertrag bis 2019 gab, sieht Jatta als die Chance seines
Lediglich in einem längeren Gespräch mit den Mitarbei- Lebens an. „Für solch einen großen und traditionsreichen
tern der HSV-Pressestelle gewährte Jatta einen Einblick in Klub zu spielen, ist für mich ein wundervolles Gefühl und
sein vorheriges Leben. „Es waren für mich sehr schlechte eine Herausforderung. Ich werde alles geben, hart arbeiten.
Verhältnisse in Afrika. Ich wusste, dass ich diesen schwie- Ich bin bereit für diese Aufgabe.“
rigen und auch gefährlichen Weg der Flucht auf mich neh- Im Trainingslager in Graubünden (Schweiz) hinterließ er
men musste, wenn ich die Chance auf eine Zukunft haben bereits einen ersten Eindruck, in den Testspielen überzeugte
wollte.“ Er habe dabei auch „viele Gefahren“ erlebt, auf die er Jatta mit seiner Dynamik und Schnelligkeit, seinem Auge für
nicht näher einging. Und ja, es hat sich gelohnt. die Nebenleute. Doch es wurde natürlich auch deutlich, dass
In den vergangenen Monaten lebte und trainierte Jatta die taktische Grundausbildung fehlt, wie Labbadia feststellt:
in der Akademie des früheren Boxers Lothar Kannenberg, „Manchmal wirkt so viel auf ihn ein, dass man das Gefühl

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20
Zugänge

BAKERY JATTA
Geboren: 6. Juni 1998
(Alter 18), Gambia
Größe: 1,84 m
Gewicht: 79 kg
Karrierebeginn: 2016
Nie zuvor hat der junge
Angreifer in einem Verein
Fußball gespielt. In
seiner Heimat Gambia
kickte Jatta lediglich mit
Freunden auf der Straße.

Ein wenig schüchtern,


aber unverkennbar
Foto: Witters

auch voller
Stolz posiert Bakery
Jatta nach der
Vertragsunterschrift.

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21
hat, da sind 1000 Gedanken auf einmal in seinem Kopf. Dabei
ist es gerade für ihn wichtig, frei zu sein. Aber das wird von Tag
zu Tag besser.“
Jatta weiß zu schätzen, dass man beim HSV auf ihn eingeht,
ihm die Hand reicht. „Ich habe von Anfang an eine ganz beson-
dere Atmosphäre gespürt. Die Leute sind freundlich, hilfsbereit
und interessiert. Es war ein tolles Gefühl, sofort mit offenen Ar-
men empfangen zu werden. Hier bin ich genau richtig.“
Für Jatta geht es nicht nur darum, sich einen Platz in der
Mannschaft zu erkämpfen. Er will auch abseits des Fußball-
platzes ein Teil des Ganzen werden – und daher gehört es für
ihn dazu, die Sprache zu lernen. „Ich finde, es entwickelt sich
gut. Aber ganz ehrlich: Deutsch ist unglaublich schwer. Doch
ich lerne jeden Tag und auch für mich allein. Ich arbeite viel,
um es möglichst schnell zu lernen. Denn ich weiß, wie wichtig
die Sprache ist. Um ein Bestandteil der Gesellschaft zu werden
und die Kultur Deutschlands verstehen zu können, muss ich sie
beherrschen. Wie im Training arbeite ich auch in diesem Be-
reich hart an mir. Ich will das Beste aus mir herausholen und ein
Vorbild für andere sein!“ Text: Matthias Linnenbrügger

Stolzer
Moment für
Bakery Jatta: Neu aus Stuttgart: Neu aus Barcelona:
HSV-Boss Filip Kostic Alen Halilovic
Dietmar
Beiersdorfer

Sie machen
gratuliert zum
Profivertrag
bis 2019.

J
eder neue Spieler taugt zunächst einmal zum Hoff-
nungsträger. Denn der Verein hat ihn ja nicht umsonst
ausgewählt, sondern in der vollen Überzeugung, dass
In der Vorbereitung
auf die Saison er das Team stärker macht. Der HSV hat mit der finan-
kam der 18-jährige ziellen Hilfe von Investor Klaus-Michael Kühne in diesem
Gambier schon zum Sommer kräftig zugeschlagen. Diese Jungs sollen in Ham-
Einsatz.
burg glänzen. 

FILIP KOSTIC
Er war der absolute Wunschspieler von Bruno Labbadia.
Doch der Trainer musste sich einige Wochen gedulden,
ehe der Transfer des 23-jährigen Serben Ende Juli endlich
eingetütet war. Zwar hatte der VfB Stuttgart früh entschie-
den, Kostic‘ Wunsch zu entsprechen und ihn abzugeben
– doch die Bedingungen wollten sie sich nicht diktieren
lassen. Zumal sich eine ganze Reihe von Interessenten
meldete und die Chance auf ein Wettbieten groß war.
Doch die Schwaben hatten die Rechnung dabei ohne den
Flügelstürmer gemacht. Inter Mailand? Nein! FC Valen-
cia? Nein! FC Everton? Nein! VfL Wolfsburg? Nein!“ Als
der VfB noch die Angebote sortierte, bekannte sich Kostic
offen zu Hamburg: „Ich will unbedingt zum HSV! Das ist
der richtige Verein für mich. Hier kann ich ein besserer
Spieler werden.“ Am Ende einigte sich Stuttgart mit dem
Liga-Dino, der 14 Millionen Euro (inklusive Prämien) be-
zahlt. Damit ist Kostic der teuerste Einkauf der Vereins-
geschichte.

ALEN HALILOVIC
Vor zwei Jahren witterten die Talentspäher des FC Barce-
lona das ganz große Geschäft. Den „neuen Messi“ hatten
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Zugänge

Neu aus Darmstadt: Neu aus Berlin: Neu aus Frankfurt:


Christian Mathenia Bobby Wood Luca Waldschmidt

den HSV besser sie entdeckt, und zwar in Kroatien bei Dinamo Zagreb. Im BOBBY WOOD
Zugänge Der Verein hat in diesem
Sommer kräftig zugeschlagen, kaufte
für 25 Millionen Euro Hoffnung ein.

zarten Alter von 16 Jahren hatte der Mittelfeld-Regisseur sein Im Alter von 14 Jahren zog der US-Boy aus Honolulu auf Hawaii
Debüt in der ersten Liga und in der Champions League ge- mit dem großen Ziel aus, die Bundesliga zu erobern. Bei 1860
geben, sogar im Nationalteam kam Halilovic zum Einsatz. München durchlief der Angreifer die Nachwuchsteams, konnte
Fünf Millionen Euro investierte Barça, setzte den 1,70 Meter sich bei den Zweitliga-Profis aber nicht etablieren und wechsel-
großen Techniker aber nie im Profi-Team ein. Auf Leihbasis te schließlich auf Leihbasis zu Erzgebirge Aue, ehe er 2015 bei
kickte der Kroate für Sporting Gijon, entwickelte sich zum Union Berlin landete. In der Hauptstadt gelang Wood der Durch-
Stammspieler und Leistungsträger. Im Sommer schlug dann bruch, mit seinen 17 Treffern in 31 Spielen machte er auf sich
der HSV zu, einigte sich mit dem Linksfuß auf einen Vertrag aufmerksam – und der HSV schlug zu. „Der Verein hat großes
bis 2020 und zahlte fünf Millionen Euro Ablöse an den spani- Potenzial“, stellte der Stürmer fest, „mein Traum geht mit dem
schen Spitzenverein. „Der HSV gehört zu den größten Klubs Wechsel nach Hamburg in Erfüllung. Zuletzt ging es Schritt für
der Welt“, sagte Halilovic bei seiner Vorstellung. „Hier bin ich Schritt nach vorn. Ich möchte helfen, den Weg des HSV mitzuge-
richtig, um den nächsten Schritt zu machen.“ hen.“ Wood gehörte zum Team von US-Coach Jürgen Klinsmann
bei der Copa América, der Platz vier erreichte. Dadurch verpasste
CHRISTIAN MATHENIA der 23-Jährige den ersten Teil der Vorbereitung in der Hansestadt.
Bei vielen Fans löste die Verpflichtung des Torwarts von
Darmstadt 98 zunächst einmal Unverständnis aus. Das hatte LUCA WALDSCHMIDT
jedoch nichts mit dem 24-Jährigen selbst zu tun, viel mehr Bei Eintracht Frankfurt kam das Sturm-Juwel in der vergange-
klagten die Anhänger über den damit verbundenen Abgang nen Saison nur zu Kurzeinsätzen. Talente aus dem eigenen Stall
ihres Lieblings Jaroslav Drobny (36) – den es dann auch noch haben es eben immer etwas schwerer. Deshalb entschied sich
ausgerechnet zum Nord-Rivalen Werder Bremen verschlug. der 20-Jährige, sein Glück in Hamburg zu versuchen. In der
Doch während der Tscheche seine beste Zeit schon hinter Vorbereitung deutete der Junioren-Nationalspieler bereits an,
sich hat, sehen die HSV-Macher in Mathenia einen Keeper, durchaus ein Kandidat für die Startelf zu sein. Um den Junior
dem die Zukunft gehört. „Hamburg ist ein richtig großer für sich zu gewinnen, warben Klub-Boss Dietmar Beiersdorfer
Klub und ich bin sehr glücklich, jetzt ein Teil davon zu sein“, und der HSV-Trainer beim Senior. „Mein Vater, der früher mit
sagte der Zugang von den „Lilien“, der in der vergangenen Bruno Labbadia in Darmstadt zusammengespielt hat, und ich
Saison 33 Spiele bestritt und nur die letzte Partie wegen ei- hatten sehr gute Gespräche mit ihnen. Sie haben uns von ihrem
nes Handbruchs verpasste. Die Verletzung ist ausgeheilt, der Konzept absolut überzeugt“, sagte Waldschmidt, der sowohl
Fotos: Witters

Torwart heiß auf den Konkurrenzkampf mit René Adler: im Sturmzentrum als auch auf den Flügeln eingesetzt werden
„Mein Ziel ist es, auf dem Platz zu stehen und der Mann- kann. „Der HSV möchte an alte, bessere Zeiten anknüpfen –
schaft zu helfen.“ und ich dabei helfen.“  Text: Matthias Linnenbrügger
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Der Trainer

Hängen lassen?
Niemals!
Bruno Labbadia ist Mister 100 Prozent. Der HSV-
Coach lebt vor, was er von seinen Profis erwartet:
Immer vollen Einsatz! Das macht ihn authentisch.

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100 % gibt Bruno Labbadia in
seiner Freizeit. Der Trainer
des HSV hat großen Spaß
daran, sich und seinen
Körper ständig zu fordern.
Foto: Witters

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25
Der Trainer

100 %
M
it dem Abschalten und der Work-Life-
Balance ist das so eine Sache. Na klar,
auch Bruno Labbadia ist nicht grenzen-
los belastbar. Aber der Trainer des HSV
hat eben eine andere Definition davon,
was Stress im Berufsleben bedeutet. Für
den 50-Jährigen ist der Job gleichzeitig
auch Antrieb. Und Lustgewinn. Hängen
lassen? Niemals!
Ihren Sommerurlaub verbrachte Fa-
milie Labbadia auf Mallorca. Für den
Papa kam ein weiter entferntes Ziel nicht
gibt HSV-
Coach Bruno infrage, schließlich wollte er durchge-
Labbadia an hend beweglich bleiben. Die „spielfreie
der Seiten- Zeit“ bedeutet für ihn, dass in dieser Zeit
linie, wenn keine Spiele stattfinden. Aber natürlich
seine Mann-
schaft auf nicht, freizumachen. Ehefrau Sylvia,
dem Platz Tochter Jessica  und Sohn Luca kennen
steht. Hier und verstehen das.
umarmt der
  Nach der Rückkehr aus dem Süden
Hamburger
Trainer seinen blickte Labbadia zufrieden auf die Ferien
Kapitän Johan zurück. „Ein bis zwei Stunden pro Tag“
Djourou. habe er sich einfach nur erholt, „das hat
geklappt“. Den Rest der Zeit verbrachte
der HSV-Coach damit, die Saisonvor-
bereitung zu planen und mit Dietmar
Beiersdorfer über den künftigen Kader
zu sprechen: „Wir haben täglich ein paar
Mal telefoniert – und ich war spontan
auch mal unterwegs.“
 Dem Rat seines Sohnes war er den-
noch nachgekommen. „Papa, chill mal“,
hatte der Teenager eingefordert. „Ich
habe mal ein Buch gelesen, viel Sport
gemacht und wir sind auch am Strand
spazieren gegangen“, berichtete Labba-
Fotos: Witters

dia von seinem Freizeitprogramm, um


festzustellen: „Dann hatte ich den Kopf
zu 95 Prozent auch wirklich frei.“
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BRUNO LABBADIA
Als Sohn italienischer Gastarbeiter wuchs Labbadia als eines von
neun Kindern im hessischen Schneppenhausen in der Nähe von
Darmstadt auf. Nach Mittlerer Reife und einer Ausbildung zum
Versicherungskaufmann startete er 1984 im Alter von 18 Jahren
seine Profikarriere. Der Angreifer spielte für den HSV, Kaiserslau-
tern, den FC Bayern, Köln, Bremen, Bielefeld und Karlsruhe. Nach
der aktiven Laufbahn wurde er 2003 Trainer. Seine Stationen
bisher: Darmstadt, Fürth, Leverkusen, Stuttgart und Hamburg.

Labbadia überwindet
Toni Schumacher
und zeigt jubelnd den
Stinkefinger.

Für den
HSV schoss
Labbadia in
41 Bundesliga-
Spielen elf Mit Kaiserslautern wurde
Tore. Labbadia (v., hier gegen
Dietmar Beiersdorfer)
Meister und Pokalsieger.

Immerhin. Mittlerweile ist er wieder   Labbadia verzichtet darauf, öffent- wie Labbadia anstrebt. Sein Anspruch
bei 100 Prozent, und zwar beim HSV. lich ein konkretes Ziel zu formulieren. ist es, aus der Mannschaft das Maxi-
Das Training mit seiner Mannschaft Die Pflicht, nicht wieder im Abstiegs- mum herauszuholen – und das sei in
stellt alles andere in den Schatten, da- sumpf zu versinken, habe man erfüllt der vergangenen Serie leider nicht ge-
rauf richtet er den Fokus. Im Nachhin- und sich durchaus weiterentwickelt. lungen. „Wir haben nur fünf von 17
ein wertet er die zurückliegende Saison Das lässt sich auch an den Zahlen able- Heimspielen gewonnen, acht sogar
als Schritt nach vorn. „Wir haben uns sen, wie der Hamburger Coach vorbe- verloren. Das tut mir richtig weh, wenn
zumindest stabilisiert. Als ich anfing, tete: „Wir sind letztlich auf dem zehn- ich sehe, wie herausragend wir von un-
steckte das Team in einer Situation, ten Platz gelandet, haben im Vergleich seren Fans unterstützt werden. Daran
wie sie schwieriger nicht hätte sein zur Vorsaison mehr Punkte geholt, setzen wir an.“
können. Nachdem wir das gemeistert mehr Tore geschossen, weniger Ge- Natürlich weiß der Trainer, dass es
hatten, dachte ich, die ganz große An- gentreffer kassiert. Das war unter dem ungleich einfacher ist, die Defensive zu
spannung wäre damit verflogen. Aber Strich in Ordnung.“ stabilisieren als das Offensivspiel an-
zweimal Relegation in Folge, das hing Aber „in Ordnung“ ist auch nicht zukurbeln. Daher hofft er darauf, dass
noch drin in den Köpfen.“ das Gütesiegel, das ein ehrgeiziger Typ sich einige Akteure aus dem beste-

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27
Der Trainer

100 %
henden Aufgebot verbessern – insbe- scheidend verstärken. Kein Wunder, will: „Es liegt an uns, eine gute Sache
sondere im zentralen Mittelfeld. Zum dass Labbadia happy war, als Investor daraus zu machen.“
Beispiel Aaron Hunt und Albin Ekdal, Klaus-Michael Kühne Anfang Juni er- Der frühere deutsche Nationalspie-
die häufig von Verletzungen zurückge- neut seine finanzielle Unterstützung ler konzentriert sich vor allem darauf,
worfen worden waren. zusagte. „Ich bin total froh, dass wir in die Gegenwart des Liga-Dinos zu ge-
  „Sie haben großes Entwicklungs- einer schwierigen Lage jemanden wie stalten, das Tagesgeschäft im Griff zu
potenzial“, stellte Labbadia fest, für ihn ihn an unserer Seite haben. Herr Küh- haben. Hinter den Kulissen basteln die
gelte es, dieses zu wecken und auf den ne ist einer, der alles dafür tut, damit Bosse an der Zukunft. Aber wie geht es
Platz zu bringen. Der Trainer steht da- sein Verein sich verbessern kann.“ überhaupt für den Trainer weiter?
bei voll und ganz hinter dem Sorgen- Für die HSV-Granden veränderte   Labbadia, der von 1987 bis 1989
Duo: „Ich bin mir sicher, dass wir in das „Go“ des Mäzens die zuvor eher tris- für den HSV in 41 Bundesliga-Partien
Zukunft einen guten Hunt und auch ten Aussichten auf dem Transfermarkt. zum Einsatz kam und dabei elf Tore
einen guten Ekdal sehen werden. Sie „Das öffnet uns Optionen, die vorher erzielte, muss die enge Bindung zu sei-
haben das Potenzial, uns richtig wei- nicht in Reichweite waren. Es ist schön, nem Arbeitgeber nicht vorspielen. Er
terzuhelfen.“ dass sich die Situation so entscheidend empfindet sie tatsächlich, zumal der
 Der Retter von 2015 will sich aber verbessert hat. Nicht nur für diese Peri- frühere Vollblut-Stürmer in der Saison
Fotos: Witters

nicht nur darauf verlassen, die alten ode, sondern auch was die mittel- und 2009/10 bereits einmal als Trainer nach
Recken besser zu machen, er hofft langfristige Planung angeht“, sagte der Hamburg zurückgekehrt war. Doch bei
auch auf Zugänge, die das Team ent- Coach, der das Vertrauen rechtfertigen aller Verbundenheit, Labbadia würde
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Leidenschaftlich verbunden –
und die Raute im Herzen.

Wir w
HSV ünsc
eine hen dem
Saiso erfolgre
n 201 ic
6/201 he
7!

AMPri ist beim HSV mit ganzem Herzen dabei. Und


nicht nur das – auch die medizinischen Einmal-
produkte von AMPri eignen sich perfekt für den
Einsatz auf jedem Platz.
Ob Einmalhandschuhe für Eigen- oder Fremdschutz,
selbsthaftende, klebefreie Schnellpflaster, Coolpads
und vieles mehr – diese Produkte sind Allrounder
100 % gibt und optimale Mitspieler.
Bruno Labbadia,
das Weite suchen, wenn sich die Dinge wenn er am
Training der
nicht nach seinem Gusto entwickeln. Mannschaft mal
Dass der Kontrakt im Januar lediglich teilnimmt. Was
um ein Jahr bis 2017 verlängert wurde, die Ausdauer
angeht, kann er
passierte auch auf seinen Wunsch hin. HAND
mit den Profis
Warum? „Ich brauche keinen langfris- durchaus gut
tigen Vertrag, um eine Absicherung zu mithalten. Er
spüren. Und so habe auch ich eine ge- ist topfit.
wisse Unabhängigkeit.“
 Das ließe sich so interpretieren, dass
der HSV-Coach amtsmüde sein könn-
te. Oder? „Für mich ist entscheidend,
dass man sich einig darüber ist, was
der nächste Schritt sein muss. Wenn
man ein gutes Gefühl hat, kann man
immer gemeinsam weitermachen. Ich
muss mich schon zu 100 Prozent damit
identifizieren können“, so Labbadia.
 Text: Matthias Linnenbrügger Benzstraße 16 · 21423 Winsen/Luhe · Germany
www.ampri.de · info@ampri.de
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Dietmar Beiersdorfer ist
seit Juli 2014 Vorstands-
Boss der HSV Fußball
AG. Nun bekleidet er
auch den Posten des
Sportdirektors.

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30
Vorstand

Der Boss
setzt alles
– auf sich!
Dietmar Beiersdorfer geht ein hohes
Risiko ein. Der Vorstands-Boss über-
nimmt auch die Rolle des Sportchefs.
Er steht in der Pflicht.
Foto: Witters

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31
Vorstand

M
it der Rolle des Heilsbringers war er
hoffnungslos überfordert. Vor zwei
Jahren trat Dietmar Beiersdorfer den
Posten als Vorstandsvorsitzender an,
um den HSV aus einer tiefen sportli-
chen Depression zu führen. Weg vom
Bodensatz der Liga, zurück an die
Spitze. Der frühere Kapitän und Ma-
nager konnte aber kein Wunder voll-
bringen, allein mit Handauflegen war
es nicht getan. Jetzt setzt der 52-Jährige alles auf eine Karte
– und zwar auf sich selbst.
 Im ersten Jahr mit Beiersdorfer in verantwortlicher Positi-
on quälte sich das Team (zum zweiten Mal in Folge) in der Re- Beiersdorfer ist für die Zusammenstellung des Profikaders verantwortlich.
Er verhandelt und schließt ab, wie mit Sturm-Juwel Luca Waldschmidt (l.).
legation zur Rettung, im zweiten Jahr stand der Klassenerhalt
ebenfalls erst nach dem vorletzten Spieltag fest. Der Klub-Boss Bereichen nicht die Fortschritte gemacht haben, die wir uns
zog personelle Konsequenzen, fasste den Entschluss, seinen vorgenommen hatten.“
Partner Peter Knäbel zu entlassen und die Aufgaben des Sport-  Schluss damit. Beiersdorfer ist wieder da, wo er schon von
direktors selbst zu übernehmen. Zurück zu den Wurzeln.  2003 bis 2009 gewesen ist – am sportlichen Schaltknüppel.
Endlich, dürften viele gedacht haben, denen das Wohl des Er bestimmt künftig wieder über die Zusammensetzung des
HSV am Herzen liegt. Denn hinter vorgehaltener Hand hatten Profikaders, er steht rund um die Uhr mit Bruno Labbadia in
einige im Umfeld des Vereins ihre Meinung kundgetan, dass Kontakt, hört sich die Wünsche des Trainers an, verhandelt mit
Beiersdorfer zwar sicherlich der richtige Mann sei, aber den potenziellen Zugängen und deren Vereinen.
falschen Posten im Vorstand bekleide. In der Tat war „Didi“   Damals, in seiner ersten Amtszeit, war Beiersdorfer eher
eher mit repräsentativen Aufgaben betraut: Er vertrat den HSV zufällig an den Job gekommen. Der HSV suchte halt gerade
in Gesprächen mit Politik und Wirtschaft, kittete angeknackste einen Sportchef und er hatte nach Abschluss seines BWL-Stu-
diums und der Fertigstellung der Doktorarbeit mit
dem Thema „Strategisches Management in Fußball-
Unternehmen“ das theoretische Rüstzeug erworben,
um den Sprung in die Praxis zu wagen.
  Mit Beiersdorfer in dieser zentralen Funktion
gelang dem HSV das, was nun wieder gelingen soll:
Der Liga-Dino etablierte sich im oberen Drittel der
Tabelle und trat regelmäßig auf der internationalen
Bühne auf. Der Traditionsverein wurde wahrgenom-

In seiner Rolle als Sportchef will der


Vorstands-Boss an alte Erfolge anknüpfen.
Die Fans hoffen auf das Comeback
von „Dukaten-Didi“.
men, von hochbegabten Spielern wie Rafael van der
Vaart, Nigel de Jong, Vincent Kompany oder Daniel
van Buyten als interessante Adresse eingestuft. Als
Sprungbrett.
Weil er Spieler verhältnismäßig günstig verpflich-
Dietmar Beiersdorfer begleitete die Mannschaft Anfang Juli ins Trainingslager in der
tete und später für ein Vielfaches verkaufte, wurde
Schweiz. Nach der Abkühlung im Rhein hat Mario Mosa (r.) ein Handtuch für ihn parat.
Beiersdorfer der Spitzname „Dukaten-Didi“ verpasst.
oder verloren gegangene Verbindungen, hielt sich aber weitge- Klang lustig, war aber durchaus anerkennend gemeint. „Mei-
hend aus dem Tagesgeschäft heraus.  ne Aufgabe ist es, den Kontakt zum Spieler aufzunehmen, sein
Die Scheidung von Knäbel, den er erst im Oktober 2014 Umfeld zu ergründen, zu erkennen, worauf es ihm ankommt.
nach Hamburg geholt hatte, erläuterte Beiersdorfer Mitte Mai Und natürlich, ihn von uns zu überzeugen und die Lust zu we-
nüchtern und ohne einen Anflug von Reue. „Wir hatten un- cken, den Weg mitzugehen“, gewährte Beiersdorfer mal einen
terschiedliche Auffassungen von der zukünftigen Ausrichtung Einblick in seine Arbeit.
des sportlichen Bereichs. Dabei ging es vor allem um unsere   Im Vorfeld der kommenden Bundesliga-Saison hat Bei-
sportlichen Kernthemen Kader- und Personal-Planung, Scou- ersdorfer diesen Faden wieder aufgenommen. Er steht dem
Fotos: Witters

ting und Team-Management“, sagte der HSV-Boss und stellte Verein weiterhin vor, seine Verantwortung ist aber immens ge-
klar: „Ich habe über die letzten Monate die Ansicht gewonnen, stiegen. Der HSV ist angewiesen auf seine Spürnase, seine Be-
dass sich etwas ändern muss. Wir haben in entscheidenden geisterungsfähigkeit. Es ist seine Aufgabe, die Mannschaft so
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Comeback in der alten Heimat. Denn auch beim HSV gibt es
mit Klaus-Michael Kühne einen Investor, ohne den kaum et-
was laufen würde, der entsprechend umworben und informiert
werden muss. Und „Didi“ weiß, wie das funktioniert.
Einen Monat nach der Trennung von Knäbel und der Wie-
deraufnahme seiner Tätigkeit als Sportdirektor verkündete
Beiersdorfer die Einigung mit dem HSV-Mäzen. „Durch sein
finanzielles Engagement eröffnet sich uns die Möglichkeit, den
einen oder anderen Transfer zu realisieren, um unseren Kader
insgesamt zu verstärken“, erklärte der Klub-Boss und betonte,
„wie dankbar“ man Kühne sei.
 Zu Recht, denn der Clou an der Vereinbarung ist aus Ver-
einssicht, dass der Investor allein das wirtschaftliche Risi-
Als Sportchef steht Beiersdorfer wieder stärker im Fokus der Medien. ko trägt, wie Beiersdorfer den Deal beschrieb: „Herr Kühne
Der „Allesmacher“ des HSV bringt die Reporter auf den aktuellen Stand.
stellt uns Fremdkapital zur Verfügung mit dem klaren Ziel,
zu verstärken, dass sie endlich den Turnaround schafft – und die sportliche Leistungsfähigkeit unserer Mannschaft zu ver-
in der Tabelle nach oben klettert. bessern. Gelingt uns das, dann gelingt uns zwangsläufig auch
 Als hätte er es geahnt, kommt Beiersdorfer dabei seine Vita der wirtschaftliche Turnaround und die Darlehen werden
zugute. Die Identifikation mit dem Verein ist riesengroß, von durch den HSV planmäßig getilgt. Sollten die Ziele nicht er-
1986 bis 1992 hielt er in Hamburg als eisenharter Verteidiger die reicht werden, dann wird Herr Kühne das Risiko aus den dann
Knochen hin, war Kapitän und wurde gegen seinen Willen nach fehlgeschlagenen Investitionen tragen und den HSV von der
Bremen verkauft. Er habe damals „Rotz und Wasser geheult“, als Rückzahlung freistellen.“
er mit dem Auto von der einen in die andere Hansestadt fuhr,   Was Beiersdorfer unerwähnt ließ: Wenn seine Entschei-
und „immer mit Leib und Seele“ für den HSV gearbeitet. dungen nicht von Erfolg gekrönt sind, sich das Team mittel-
  Dass er im Anschluss an die Sportchef-Zeit bei „seinem“ fristig nicht weiterentwickelt und dies auch nicht in der Tabelle
Klub zunächst bei Red Bull sowie später bei Zenit St. Petersburg ablesbar sein wird, dann bleibt „Didi“ nur noch ein Ausweg
unter Vertrag stand und er es in dieser Zeit mit durchaus eigen- – und zwar der, sich selbst zu feuern.
willigen Geldgebern zu tun hatte, hilft Beiersdorfer nun beim Text: Matthias Linnenbrügger

DIE SOMMERPAUSE
WAR LANG.
DER BUNDESLIGASTART BEI ODDSET.

Teilnahme ab 18 · Spielen kann süchtig machen · Hilfe unter 0800 – 137 27 00

160810095643O2-01 am 10.08.2016 über http://www.united-kiosk.de


Ich habe mich
nie verstellt
Sergej Barbarez eroberte die Herzen der
Hamburger Fans, weil er auf und neben dem Fußball-
platz immer sein wahres Gesicht zeigte.

Fotos: Witters

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34
Interview

Ein Mann mit vielen Gesichtern. Einige davon zeigte Sergej Barbarez bei einem Foto-
Shooting im Januar 2005. Typen wie der Bosnier sind selten geworden im Profifußball.

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35
S
echs Jahre war Sergej Barba- lage komplett die Laune
rez eine prägende Figur beim verhagelt. Dann hätte
HSV. Ein Typ, der sich nie ich in den letzten Jahren
etwas gefallen ließ, weder auf auch wenig Spaß am Le-
noch neben dem Platz. Einer, ben gehabt. Aber ich är-
der in der Lage war, die ande- gere mich schon, wenn
ren Spieler mitzureißen und der HSV schlecht spielt
die Fans hinter das Team zu bringen. Ei- und verliert.
ner mit Herz. Besteht noch Kontakt
Herr Barbarez, wie fühlt es sich an, zu den Verantwortli-
wenn man zu den beliebtesten Spielern chen? Mit Vorstands-
in der so ruhmreichen Geschichte des Boss Dietmar Beiers-
HSV gehört? dorfer hatten Sie drei
Schwer zu sagen. Das war mir nämlich Jahre als Spieler und
gar nicht bewusst. Wer behauptet denn, später auch in Ihrer
dass es so ist? Zeit als Aufsichtsrat
Die MOPO stellte in einer Online- kurzzeitig zu tun. Sergej Barbarez jubelt über seinen Treffer gegen die Bayern, der ihm
Umfrage 50 Spieler zur Auswahl, mehr Ab und zu läuft man im letzten Spiel der Saison 2000/01 die Torjäger-Kanone bescherte.
als 10 000 Fans beteiligten sich daran sich bei Veranstaltun-
– und Sie landeten in der Top 10. gen über den Weg, wechselt ein paar Um dem HSV etwas Schlechtes zu wün-
Klingt nicht schlecht. Auf welchem Worte. Das ist es aber auch schon. schen, habe ich viel zu viele gute Erin-
Platz? Klingt nach einem unterkühlten Ver- nerungen.
Sie wurden Fünfter. hältnis. Was ist die schönste?
Nur Fünfter? Nein, Spaß beiseite. Das Sagen wir es mal so: Es gab Anknüp- Ich verstehe, dass diese Frage jetzt kom-
freut mich sehr. Und es zeigt, dass ich fungspunkte. Der HSV hat schwere Zei- men musste. Aber ich habe keine Ant-
den richtigen Weg gegangen bin. Ich ten durchgemacht, nicht erst in den ver- wort darauf. Weil ich die Zeit in Ham-
habe mich nicht verstellt, immer ver- gangenen zwei, drei Jahren. Da wäre ich burg im Gesamten sehe. Es gibt nicht das
sucht, authentisch zu sein. Das haben die gern für den Verein dagewesen. Ich habe eine Spiel, das eine Tor. Es hat zwischen
Fans offenbar bis heute nicht vergessen. meine Hilfe auch angeboten. dem Verein – oder besser gesagt der
Und das, obwohl es zuletzt recht ruhig Und dann? Stadt – und mir eben sofort gepasst. Der
geworden ist um Sie. Zumindest im Dietmar Beiersdorfer hat mich angeru- Funke ist übergesprungen und daran
Zusammenhang mit dem HSV. Gibt es fen und sich dafür bedankt. Aber es be- wird sich nie etwas ändern. Es war Lie-
noch eine Verbindung? stand kein Interesse, mich in irgendeiner be auf den ersten Blick. Es ist für meine
Ich bin ein großer Fan des Vereins. Die- Form einzubinden. Ob im Profi- oder Familie und mich Zuhause. Unser Hei-
mathafen.
Aber es gibt sicher die eine oder
andere Anekdote, die besonders im
Gedächtnis hängen geblieben ist.
Ganz ehrlich, ich bin kein guter Ge-
schichtenerzähler. Ich hatte beim HSV
einfach eine geile Zeit, habe mit tollen
Leuten zusammengespielt. Vor ein paar
Monaten trafen wir uns mal vor einem
Spiel im Stadion wieder. Die Klasse von
2000, das war ein Riesenspaß. Aber auch
da habe ich mich hingesetzt und mir die
Storys von früher lieber angehört.
Wenn Sie es schon ansprechen: Das
4:4 in der Champions League gegen
Juventus Turin war doch ein Spiel für
die Ewigkeit.
Klar, das war ein Highlight. Uns hatten
die Italiener damals nicht auf dem Zettel.
Barbarez, der Hitzkopf. Hier legt er sich beim legendären Auftaktspiel der Champions League in der Die kamen mit ihren Weltstars Zinedine
Saison 2000/01 gegen Juventus Turin (4:4) mit dem niederländischen Superstar Edgar Davids an. Zidane, Edgar Davids, Alessandro del
Piero, Edwin van der Saar oder Filippo
se Verbundenheit ist geblieben. Wenn es Nachwuchsbereich. Seither ist einige Inzaghi. Wir hatten sie schon in Ham-
passt, gehe ich ins Stadion. Lässt sich das Zeit vergangen, da ist längst der Deckel burg am Rande der Niederlage …
nicht einrichten, dann versuche ich, die drauf und es lohnt sich nicht, mehr dazu … bis Sie in letzter Minute Inzaghi im
Spiele vor dem Fernseher zu verfolgen. zu sagen. Strafraum am Trikot zupften. Was hat-
Wie sieht das dann aus? So impulsiv, wie Beim HSV sieht es auch unter Beiers- ten Sie da eigentlich zu suchen?
Fotos: Witters

man Sie früher auf dem Platz erlebt hat? dorfers Regie nicht sonderlich rosig Das frage ich mich im Nachhinein auch.
Nein, so weit würde ich nicht gehen. Es aus. Empfinden Sie da Schadenfreude? Wir wollten mit aller Macht das 4:3 ver-
ist auch nicht so, dass mir eine Nieder- Um Gottes willen, nein! Natürlich nicht! teidigen, da musste ich in der Defensive
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36
Interview

mithelfen. Hat leider nicht so gut ge- Warum kam es denn zur Trennung? klubs hat, aber dort wird sehr professio-
klappt. Wollten Sie zu viel Geld? nell und mit hoher Kompetenz gearbei-
War es denn ein Elfmeter? Natürlich geht es im Profigeschäft um tet. Rudi Völler hatte sich damals extrem
Nun ja, Inzaghi hatte immer den Ruf, Geld. Angebot und Nachfrage, ganz ein- um mich bemüht. Ich war 34 Jahre alt,
schnell zu fallen. Nicht zu Unrecht, wie fach. Ich wollte beim HSV bleiben, mei- zweimal kam er nach Hamburg, saß bei
ich finde. Wenn ich mir die Fernsehbil- ne Karriere in Hamburg beenden. Aber mir im Wohnzimmer auf der Couch und
der ansehe, muss ich jedoch eingestehen, nicht um jeden Preis. Mein Vertrag lief hat darum gekämpft, mich zu bekom-
dass man das wohl so pfeifen kann. Aber aus und ich hatte die Möglichkeit, zu Bo- men. Und ich habe diese Entscheidung
im Rückspiel in Turin haben wir Juven- russia Dortmund oder Bayer Leverku- nie bereut.
tus dann ja geknackt. Klar, das waren sen zu gehen. Der damalige Vorstands- Zwei Jahre und Zehntausende Kilome-
Highlights.        vorsitzende Bernd Hoffmann setzte in ter auf der Autobahn zwischen Ham-
Offenbar be- burg und Leverkusen später sind Sie
nötigen Sie
nur ein paar „Es war Liebe auf zurückgekehrt.
Sie sprechen es an. Das Pendeln zwi-
Stichworte, schen Job und Familie ging an die Sub-
um Höhe- den ersten Blick“ stanz, das wollte ich einfach nicht mehr.
punkte Ihrer Mit 36 dachte ich: jetzt ist es richtig, auf-
HSV-Zeit unseren Gesprächen ganz allein auf die zuhören. Bayer hätte mich gern noch ein
zu benen- Karte, dass ich die Stadt und den Verein Jahr behalten. Aber ich war bereit für das
nen: Saison liebe. Was mir angeboten wurde, war ein Leben nach der Fußballkarriere.
2000/01, Witz. Er dachte, ich zocke. Und dann bin Es war eine bewegte Zeit, Sie waren
letzter Spieltag. ich gegangen. 16 Jahre in Deutschland aktiv. Erinnern
Die „Meister der Herzen“-Saison. Der Nach Leverkusen. Klingt unsexy. Sie sich noch an die Anfänge?
FC Schalke 04 hätte nach Jahrzehnten Ich war zwei Jahre bei Bayer und habe Was für eine Frage. Na klar! Im Winter
den Titel geholt, wenn uns im Volkspark jeden Tag genossen. Mag sein, dass der 1991/92 sagte mein Vater, dass er es für
ein Sieg gegen den FC Bayern gelun- Verein nicht das Image der Traditions- eine gute Idee halte, wenn ich mal


gen wäre. Wir hatten damit überhaupt
nichts zu tun, standen auf Platz 13, da
ging nichts nach oben oder unten. Aber Im Miniatur-
mich hat das im Stadion wahnsinnig Wunderland ist
Sergej Barba-
mitgerissen, die Spannung, die Atmo- rez mit seiner
sphäre. Als mir das 1:0 gelang, war das eigenen Figur
ein unglaubliches Gefühl. Dementspre- vertreten.
chend habe ich gejubelt. Heute muss ich
darüber mit dem Kopf schütteln. Um
ehrlich zu sein: Ich schäme mich dafür.
Warum?
Weil es unsportlich war, total übertrie-
ben. Ein paar Bayern-Spieler haben mich
angepflaumt: „Was soll der Scheiß?“ Das
hat mich erst irritiert, aber im Nachhin-
ein konnte ich es nachvollziehen.
Sie sollten kein schlechtes Gewissen
haben. Schließlich wurde der FC Bayern
trotzdem Meister – und Ihr Treffer mach-
te Sie zum Bundesliga-Torschützenkönig.
Stimmt schon, aber das wusste ich gar
nicht. Auf der Anzeigetafel hatte ich die
Ergebnisse der anderen Spiele gesehen.
Schalke gewann 5:3 gegen Unterhaching
und ich war sicher, dass Ebbe Sand min-
destens zwei Tore geschossen hatte. Wir
lagen vor dem letzten Spieltag gleichauf.
Erst in der Kabine kam Andrej Panadic
zu mir, nahm mich in den Arm und rief:
„Du hast die Kanone!“ Weil auch Sand
nur einmal getroffen hatte.
Es war der krönende Abschluss des
ersten von sechs Jahren beim HSV.
Erinnern Sie sich auch an Tiefpunkte?
Davon gibt es nur einen. Nämlich den
Moment, in dem klar war, dass ich den
Verein verlassen werde. Das war im
Sommer 2006.
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37
Interview

Eine besondere
Verbindung hatte
Barbarez zu den
Fans. Hier feiert
er einen Sieg
in Bielefeld im
August 2005 auf
dem Zaun.

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38
wieder meinen Onkel in Hannover besu- dem Fußball gespielt wurde. Mein On-
chen würde. Also bin ich losgefahren. Ich kel bat mich, kurz zu warten. Er ging zu
hatte geplant, zwei Wochen zu bleiben. einem Mann im Trainingsanzug, sprach
Was ich nicht wusste: Die beiden hatten mit ihm und rief mir dann zu: „Junge,
hinter meinem Rücken vereinbart, dass komm her, du kannst mittrainieren!“
ich nicht nach Bosnien zurückkehren, Wo waren Sie da gelandet?
sondern in Deutschland bleiben sollte. Der Mann im Trainingsanzug war Frank
Ihr Vater wollte Sie vor dem Bürger- Pagelsdorf, der damals die Amateure
krieg schützen. von Hannover 96 betreute. Er hat mein
Richtig. Ich hatte einen einjährigen Mi- Fußballer-Leben also in Deutschland
litärdienst absolviert, wäre sicher in die von Anfang an ganz entscheidend ge-
Armee eingezogen worden und hätte prägt. Denn auch bei Union Berlin, Han-
in den Krieg ziehen müssen. Mein Va- sa Rostock und beim HSV haben wir zu-
ter hat mich davor mit seiner Entschei- sammengearbeitet.
Ungewohnte Rolle: Sergej Barbarez war von
dung bewahrt. Natürlich habe ich mei- Wenn man Ihre Geschichte hört,
Januar 2009 bis Mai 2010 Mitglied des HSV-
ne Heimat, meine Familie und Freunde kommt einem Bakery Jatta in den Sinn. Aufsichtsrats. Er trat von seinem Amt zurück.
sehr vermisst. Aber mir hat er damit ein Ein 18-jähriger Flüchtling, der ganz auf
sich allein
phase nichts passierte, war ich skeptisch.
„Ich hoffe, Jatta gestellt
von Gam- Aber mit Alen Halilovic und Filip Kostic
bia aus in sind richtig gute Jungs geholt worden,
nutzt die Chance“ Hamburg
landete
die jung sind und sich weiterentwickeln
werden. Das macht mir Hoffnung! Darf
großartiges und nach einem Probetraining vom HSV ich jetzt noch eine Frage loswerden?
Leben ge- mit einem Vertrag ausgestattet wurde. Klar.
schenkt. Ich habe einiges darüber gelesen und es Wer ist eigentlich in der anfangs erwähn-
Stimmt wäre vermessen, wenn ich sein Schicksal ten MOPO-Umfrage vor mir gelandet?
es, dass mit meinen Anfängen vergleichen wür- Uwe Seeler hat gewonnen, vor Horst
auch der Karrierestart ohne Ihr Wissen de. Das ist auch nicht nötig, um nach- Hrubesch, Kevin Keegan und Manfred
eingefädelt wurde? vollziehen zu können, was der Junge auf Kaltz.
Ja, das ist auch eine kuriose Geschichte. sich genommen hat. Ich hoffe, dass die Oh, wow … Es ist wirklich eine große
Als ich ein paar Tage bei ihm war, sagte Verpflichtung keine politische Entschei- Ehre für mich, direkt hinter diesen he-
mein Onkel zu mir: „Lass uns einen Spa- dung oder ein PR-Gag war, sondern dass rausragenden Persönlichkeiten genannt
ziergang machen. Und zieh‘ dir Sport- er die Chance bekommt und nutzt. zu werden. Dafür möchte ich mich bei
schuhe an.“ Ich hatte mir nichts dabei Letzte Frage: Was trauen Sie dem HSV den Fans herzlich bedanken.    
gedacht, wir sind dann los und standen in der kommenden Saison zu? Das Interview führte
letztlich vor einem Kunstrasenplatz, auf Als in den ersten Wochen der Transfer- Matthias Linnenbrügger

Frank Pagelsdorf prägte die Karriere von Sergej Barbarez,


den er in Hannover, Berlin, Rostock und Hamburg trainierte.
Fotos: Witters

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39
Der Investor

Nicht
kleckern,
HSV-Vorstand Dietmar Beiersdorfer, Präsident Jens Meier,
Aufsichtsratschef Karl Gernandt und Investor Klaus-Michael
sondern
klotzen
Kühne (v. l.).

Klaus-Michael Kühne liebt den HSV seit


Kindheitstagen und investiert Millionen. Nun
lässt er sich von einem Ex-Manager beraten.

M
anchmal braucht es einen Anstoß von außen, um noch
einmal richtig in Schwung zu kommen. Bei Klaus-Mi-
chael Kühne war das auch so, und der Schubser kam
von einem engen Freund, der sich auskennt im „Big
Business“ Bundesliga: Reiner Calmund. So wurde der frühere
Manager von Bayer Leverkusen zu einem HSV-Retter.
 Es ist kein Geheimnis, dass der Liga-Dino wirtschaftlich auf
dem letzten Loch pfeift. Sogar Frank Wettstein, im Vorstand
der Fußball AG für die Finanzen verantwortlich, bezeichnete
den Verein als „Sanierungsfall“. Puh! Und das, obwohl doch
Edel-Fan Kühne in den vergangenen Jahren immer wieder Mil-
lionen in seinen Herzensklub pumpte.
Der 79-Jährige, der sich selbst als „Vollblutunternehmer“ be-
zeichnet, stopfte schon häufig Löcher, beteiligte sich an Trans-
fers, trat vor der Saison 2015/16 bei der Deutschen Fußball Liga
Reiner Calmund arbeitete fast 30 Jahre als Manager bei Bayer (DFL) sogar als Bürge auf, für den Fall dass der HSV seinen
Leverkusen. Jetzt berät er Freund Kühne in HSV-Angelegenheiten. finanziellen Verpflichtungen kurzfristig nicht würde nachkom-
men können. Dazu kam es zum Glück aber nicht.
Zudem kaufte der Logistik-Riese die Namensrechte an der
Arena, gab der Spielstätte den Namen Volksparkstadion zurück
und wurde – wie könnte es anders sein – zum größten Anteils-
eigner der HSV Fußball AG. Doch das, was Kühne mit seinem
Engagement erreichen wollte, stellte sich in den vergangenen
Jahren noch nicht ein: Sportlicher Erfolg.
Der Vollblut-Hamburger und Wahl-Schweizer haderte, fass-
te aber den Entschluss, sich nicht zurückzuziehen, sondern
weiter reinzubuttern. Und da kam Calmund ins Spiel. Die bei-
den kennen und schätzen sich, verreisen gern zusammen, ge-
nießen das Leben und ihre Leidenschaft für Fußball. „Das ist
immer Thema“, erzählt der Ex-Funktionär, und die Liebe zum
HSV sei Kühne in die Wiege gelegt worden: „Oft erzählt er mir
Kühne und seine Ehefrau Christine verbindet unter anderem von seinem Vater, der schon ein glühender Anhänger war.“ Auf
die Leidenschaft für Fußball und vor allem für den HSV. hoher See machte Calmund seinem Freund klar, dass man eben
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40
Klaus-Michael Kühne
bei der Grundstein-
legung seines
Hamburger Hotels
„The Fontenay“.

mit Flickschusterei in einer so starken Liga nicht vorankomme. neuer Schlüsselspieler, aber auch von Talenten mit großem Po-
Dafür sei die Konkurrenz zum einen schon zu weit enteilt oder tenzial“, sagte Kühne.
zum anderen eben auch zu stark. Das Motto müsse ab sofort Nachdem er sich in der Vergangenheit häufiger meist vol-
lauten: Klotzen statt kleckern. ler Impulsivität öffentlich zu den Auftritten des HSV geäußert
Der frühere Bayer-Boss berichtete in einem Interview von und frühere Protagonisten wie Vorstände, Sportchefs und
diesem Dialog. Vor Weihnachten seien sie gemeinsam auf Trainer als Nichtskönner gebrandmarkt hatte, legte er großen
Kreuzfahrt gewesen, Indien, Asien, Dubai, „da quatscht man ja Wert darauf zu betonen, dass sein Engagement keinesfalls als
viel“. Kühne habe erklärt, noch einmal „richtig investieren“ zu Eingriff in das operative Geschäft zu verstehen sei.
wollen, und zwar „direkt in die Mannschaft“. Gut so, antwortete Das dürfe man „ganz und gar nicht“ so bewerten, stellte der
Calmund und nahm die Bitte, den HSV-Gönner beratend zu Investor fest: „Ich betone ausdrücklich, dass sämtliche Maß-
unterstützen, ohne zu zögern an. nahmen von der Klubführung ausgehen und umgesetzt werden
So stellte „Calli“ den Kontakt zu seinem Vertrauten und müssen. Ich mache meine Unterstützung von überzeugenden
Geschäftspartner Volker Struth her, einem Spieleragenten, der Strategien und Konzepten sowie der Aussicht auf eine sportlich
unter anderem Toni Kroos, Mario Götze und Marco Reus – positive Entwicklung abhängig. Dieser Weg wurde mir aufge-
allesamt Weltstars – betreut. Nachdem das Schiff wieder an- zeigt und ich habe mich nach fachkundiger Beratung durch
gelegt hatte, trafen sich Kühne, Calmund und Struth zum ausgewiesene Experten zu einer finanziellen Förderung in
Sechs-Augen-Gespräch auf Mallorca. einem klar definierten Umfang entschlossen.“
Der Edel-Fan habe alles wissen wollen. „Wie groß sind Anders ausgedrückt: Kühne widerspricht all denen, die
Transferbudget und Gehaltsniveau für einen Verein, der im standhaft behaupten, dass der Investor vor jeder Verpflich-
Mittelfeld der Bundesliga spielt? Wie ändert sich das, wenn tung eines Profis den Daumen hebt oder senkt. „Der HSV
man in die Spitzengruppe kommen will?“, berichtete Calmund, entscheidet, ob ein Spieler kommt oder nicht. Ich freue mich,
welche Fragen Kühne stellte. Berater Struth gab die Antwor- wenn der Verein im nationalen Wettbewerb hoffentlich schnell
ten – und der Investor gab dem HSV die Zusage, beim Aufbau weitere Fortschritte macht und eines Tages auch wieder inter-
einer starken Mannschaft tatkräftig mitzuwirken. national spielen kann.“
 Anfang Juni gab HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer die Aus- Ein Rätsel bleibt, mit welchem Betrag sich Kühne in den
weitung der Geschäftsbeziehung mit dem milliardenschweren kommenden Jahren engagiert. Weder der HSV noch der Gön-
Unternehmer bekannt, der sich erstmals nach längerer Zeit ner wollten sich dazu konkret äußern. In den Medien hieß es,
auch selbst dazu äußerte. „Ich habe mich in den vergangenen der 79-Jährige würde bis zu 50 Millionen Euro investieren. Sei-
Monaten sehr intensiv und ernsthaft mit der Frage befasst, ob ne Reaktion darauf: „Der Betrag ist völlig aus der Luft gegrif-
es Möglichkeiten gibt, die Qualität des Bundesliga-Fußballs fen. Er wurde von meiner Seite weder genannt noch bestätigt
Fotos: Witters

beim HSV wesentlich zu verbessern. Dabei geht es aus mei- und entspricht bei Weitem nicht dem, was ich bereit bin zum
ner Sicht um die weitere Entwicklung und Komplettierung Wohle des HSV einzubringen.“ Ob es mehr oder weniger Mil-
der Mannschaft und die Verpflichtung sorgfältig ausgewählter lionen sind, ließ Kühne offen. Text: Matthias Linnenbrügger
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41
Kargus wurde zum Künstler
Von 1971 bis 1980 stand RUDI KARGUS
beim HSV unter Vertrag, die meiste
Zeit als Nummer eins. Dass ihn die Fans
mochten, bewertete er nie über: „Die
Feldspieler gingen damals nicht in die
Kurve. Als Torwart habe ich den Leuten
immer zugewinkt.“ Doch es waren vor
allem seine starken Leistungen, für die ihn die Anhänger
feierten. Kargus lebt als Kunstmaler in Hamburg, blickt
gern auf die Zeit zurück: „Es gab sicher auch negative
Erlebnisse. Aber man macht seinen Frieden damit. Der
HSV ist mein Verein und wird es auch immer bleiben.“

Platz Lässiger Typ!

10
Nach einer har-
ten Krafteinheit
entspannt sich
Torwart Rudi
Kargus auf dem
Kabinenboden in
Ochsenzoll.

254 Spiele

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42
Die Dauerbrenner

10
Diese

Spieler sind
HSV-Dauerbrenner
Hunderte Spieler hielten seit Gründung der Bundesliga
1963 für den HSV ihre Knochen hin. Viele von ihnen sind
längst in Vergessenheit geraten und nur absoluten
Insidern bekannt. Andere feierten große Erfolge und
stehen bis heute für den Liga-Dino. „Unser HSV“ stellt die
zehn Dauerbrenner vor, die dem Traditionsklub über Jahre
hinweg die Treue hielten und die meisten Einsätze für die
„Rothosen“ in der deutschen Eliteklasse absolvierten.
Fotos: Witters

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43
Zaczyk hatte eine Pferdelunge
Als die Bundesliga 1963 startete, trat Karlsruhe
mit dem jüngsten aller Spieler gegen den HSV an:
KLAUS ZACZYK war drei Monate zuvor 18 Jahre
alt geworden. Er wechselte 1969 nach Hamburg,
blieb bis 1978 und war in seinem letzten Jahr der
dienstälteste Spieler der Liga. „Damals war es so,
dass man seinem Gegenspieler überallhin folgen
musste. Das machte mir keinen Spaß mehr“, erklärte Zaczyk, warum
er die Buffer an den Nagel hängte. In Erinnerung blieb er den HSV-
Fans als ein Mann mit Pferdelunge, der lief und lief und lief.

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44
Die Dauerbrenner

Platz

9
Manager Peter Krohn (l.)
und Trainer Kuno Klötzer
(r.) verfolgen den Auftritt
des HSV im UEFA-Pokal in
Polen bei Stal Mielec im
Sitzen. Klaus Zaczyk bleibt
trotz Auswechslung ste-
hen. Der HSV gewann am
17. März 1976 mit 1:0.

262 Spiele

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45
Platz

8
Als junger Kerl kam
Richard Golz aus Berlin
zum HSV, setzte sich dort
durch und wurde zum
Fan-Liebling. Kein Torwart
machte mehr Spiele als
der lange Schlacks. Hier
sieht er allerdings nach
dem 2:8 in Gladbach am
26. September 1987
ziemlich bedient aus.

273 Spiele
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46
Die Dauerbrenner

Golz war plötzlich Stein-Nachfolger


Mit so einem Blitzstart hatte er nicht gerechnet.
Doch im Supercup kurz vor Beginn der Saison
1987/88 streckte Uli Stein Bayern-Stürmer Jürgen
Wegmann mit einem Faustschlag nieder. Der Star-
Keeper wurde vom Verein suspendiert, RICHARD
GOLZ rückte nach. „Eigentlich war an der Konstel-
lation nicht zu rütteln. Als ich bei den Profis unter-
schrieb, war ich davon ausgegangen, ein paar Jahre in die Lehre zu
gehen und auf der Bank zu sitzen“, sagte Golz, der zehn Jahre beim
HSV blieb und in dieser Zeit fast immer die Nummer eins war.

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47
Die Dauerbrenner

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48
Platz

7
Der Ball liegt im
Netz, Kölns Torwart-
Ikone Toni Schuma-
cher blickt frustriert
zur Seite, während
Caspar Memering
jubelnd abdreht.
Sein Tor brachte
am 19. März 1977
das 3:3.

303 Spiele

Memering aus der


Pension verpflichtet
Alles begann mit ei-
nem Geheimtreffen in
einer Bremer Pension.
Dort wohnte CASPAR
MEMERING während
seiner Zeit bei Wer-
der, als plötzlich HSV-
Spieler Manfred Kaltz und Talentscout
Gerhard Heid an der Rezeption stan-
den. Noch am selben Abend fuhren
sie zu dritt zu Memerings Eltern und
unterschrieben einen Vertrag. „Ich
war 17 Jahre alt – und plötzlich Profi.
Mit Kaltz und Rudi Kargus wohnte ich
anfangs in einer WG. Eine spannende
Zeit“, sagte Memering, der bis 1982
beim HSV blieb, zwei Mal Meister,
Europacup- und Pokalsieger wurde.

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Magath wollte für immer bleiben
Eigentlich wollte er für immer beim HSV bleiben.
Nach zehn Jahren als Spieler mit drei Meisterschaften
und zwei Europacupsiegen schlug FELIX MAGATH
lukrative Angebote aus dem Ausland aus, weil ihm
in Hamburg der Manager-Posten angeboten wurde.
„Ich fand das reizvoll und konnte mir vorstellen, ein
Leben lang für den HSV zu arbeiten“, blickte Magath
zurück. Es kam bekanntlich anders, er wurde zu einem erfolgreichen
Wandervogel. Doch den Liga-Dino trägt der Fan-Liebling weiter fest
in seinem Herzen: „Das wird auch immer so bleiben.“

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50
Die Dauerbrenner

Platz

6
Oberschenkel wie
Baumstämme und
ein gut trainierter
Oberkörper. Kein
Wunder, dass Felix
Magath nichts
gegen ein Foto-
Shooting an seinem
Swimming-Pool
einzuwenden hatte.

306 Spiele

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51
Die Dauerbrenner

Platz

5
Nach dem Gewinn
der Meisterschaft
1979 fuhren die
HSV-Stars mit der
Schale durch die
Stadt. Kapitän
Peter Nogly und
Trainer Branko
Zebec (r.) natürlich
vorneweg.

320 Spiele

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52
Nogly stand fest
wie eine Eiche
Wenn ein Spieler
den Spitznamen
„Eiche“ verpasst
bekommt, dann
muss es sich um
einen knallharten
Verteidiger handeln.
Wie PETER NOGLY, der von 1969
bis 1980 die Stürmer in Angst und
Schrecken versetzte. Mit Wonne
erinnert sich Nogly an „vernünftige
Pressschläge“ mit seinen Gegen-
spielern, aber auch an große Zeiten
mit dem HSV. Er wurde Meister,
Europacup- und Pokalsieger. Nach
seiner aktiven Karriere arbeitete
„Eiche“ als Trainer, unter anderem
in Ghana und Dubai. Mittlerweile
ist Nogly zurück in Hamburg – und
Aufsichtsrat beim HSV.

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53
Spörl war Happels
letzter Einkauf
Nach einem Spiel in der
Bayern-Liga für den VfL
Frohnlach wurde er von
einem Berater angespro-
chen. Ob er Lust habe,
für den HSV zu spielen,
wurde HARALD SPÖRL
gefragt. „Ich meinte: Okay, kann ich ma-
chen. Läuft’s nicht, gehe ich wieder nach
Hause.“ 1987 trainierte „Lumpi“ zunächst
zur Probe, „dann sagte Ernst Happel zu
Manager Felix Magath: Gib dem Jungen
einen Vertrag.“ Happel ging, Spörl blieb
14 Jahre in Hamburg – ohne Titelgewinn.
Auf seine Meinung wird auch heute noch
Wert gelegt: Er arbeitet als Scout für den
Liga-Dino.

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54
Die Dauerbrenner

Platz

4
Harald Spörl holte mit dem
HSV zwar keinen Titel, aber
das lag ganz sicher nicht
an ihm. Denn „Lumpi“,
hier gegen Jens Jeremies,
war immer bissig und
hungrig auf Erfolg. Das 2:3
gegen 1860 München am
15. Februar 1997 konnte
er aber nicht verhindern.

321 Spiele

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55
Die Dauerbrenner

Platz

3
Wenn Ditmar Jakobs
für den HSV seine
Buffer schnürte, dann
schonte er weder die
Gegner - hier Frankfurts
Uwe Bein - noch sich
selbst. Das wurde ihm
später zum Verhängnis.
Das Spiel gegen die
Eintracht am 4. August
1989 endete 1:1.

323 Spiele

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56
Unfall beendete
Jakobs‘ Karriere
Ein böser Unfall auf
dem Fußballplatz
beendete nach
zehn Jahren beim
HSV seine große
Karriere. DITMAR
JAKOBS rutschte
im Nordderby gegen Werder bei
einer Rettungsaktion ins eigene Tor,
ein Karabiner bohrte sich in seinen
Rücken. „Das war’s für mich“, sagte
der Abwehr-Recke, der mit dem
Traditionsklub zwei Mal Meister,
Europacup- und Pokalsieger wurde.
Fußball ist für Jakobs seither tabu.
Als Fan ist er seinem Verein aber
treu geblieben, die Gefühle für die
„Rothosen“ fasste der Ex-Kapitän
in einem Satz zusammen: „Ich liebe
den HSV.“

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57
Platz

2
Mit seiner feinen
Technik, seiner Eleganz
und einer ausgeprägten
Freude am Spiel verzück-
te Thomas von Heesen
die Hamburger Fans und
narrte seine Gegner.
Am 22. Oktober 1991
schlug der HSV im UEFA-
Cup ZSKA Sofia mit 2:0.

368 Spiele

Von Heesen prägte eine „geile Zeit“


Eigentlich ist er Ostwestfale, aber seit THOMAS VON
HEESEN 1980 von Paderborn zum HSV wechselte,
sieht er sich als Hamburger Jung. 14 Jahre spielte der
Mittelfeld-Regisseur für die „Rothosen“, er wurde
zwei Mal Meister, Europacup- und Pokalsieger. Eine
„geile Zeit“ sei das gewesen. Zwar hat von Heesen
seit seinem Rücktritt aus dem Aufsichtsrat kein offi-
zielles Amt, doch er setzt sich in der Talentsichtung und als freund-
schaftlicher Berater von Vereins-Boss Dietmar Beiersdorfer ein. Für
„unseren HSV“, wie von Heesen es ausdrückt.

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58
Die Dauerbrenner

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59
Die Dauerbrenner

Platz

1
Das Siegerlächeln
beherrschte Manni
Kaltz schon in jun-
gen Jahren perfekt.
Kein Wunder, er hat-
te beim HSV ja auch
reichlich Gründe, es
aufzusetzen. Wie
nach der deutschen
Meisterschaft
1979.

581 Spiele

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60
Kaltz bleibt immer an der Spitze
Was auch immer passiert, dieser Rekord wird wohl
nie gebrochen. Von 1970 bis 1989 und in der Saison
1990/91 spielte MANFRED KALTZ für den HSV. Keine
„Rothose“ war häufiger im Einsatz, kein anderer Profi
so erfolgreich mit dem Liga-Dino. Kaltz wurde drei
Mal Meister, zwei Mal Europacup- und zwei Mal DFB-
Pokalsieger. Nach seiner Karriere kam es zum Bruch
mit dem HSV, die Verantwortlichen versäumten es nämlich, ihm einen
würdigen Abschied zu verschaffen. „Immerhin gab es noch einen
Strauß Blumen, da war man großzügig“, sagte Kaltz.

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61
Porträt

FRANK RONSTADT
kam 2011 vom FC
St. Pauli zum HSV
und schnell stellte
er sein Talent unter
Beweis. Acht Spiele
absolvierte er in der
abgelaufenen Serie
für die U23.

DREN FEKA gelang


in der vergangenen
Saison bereits der
Sprung aus dem
Junioren- in den
Herrenbereich. Er
spielte 16 Mal in
der Regionalliga-
Truppe des HSV.

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62
MATS KÖHLERT

Die drei
ist ein schneller und

!!!
technisch versierter
Angreifer, der auf
beiden Seiten zum
Einsatz kommen
kann. Er soll in der
Hamburger U21
aufgebaut werden.

Hoffnungsträger Die Talente Dren Feka,


Frank Ronstadt und Mats Köhlert träumen
vom großen Durchbruch beim Rautenklub.

D
ie Romantik blieb beim HSV in den zurückliegenden des Vereins haben mir die sportliche Perspektive aufgezeigt.
Jahren ganz gewaltig auf der Strecke. Wenn ein Spie- Jetzt kämpfe ich um meine Chance. Und wenn ich sie bekom-
ler es mal aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis me, werde ich sie auch nutzen. Davon bin ich überzeugt, das
schaffte, war er recht schnell wieder weg. Genauer ge- habe ich dem Trainer schon gesagt“, so Feka.
sagt: in Leverkusen. Der Werksklub schnappte sich Heung Eine Bilderbuchkarriere hat Mats Köhlert bisher hingelegt.
Min Son, Jonathan Tah und Levin Öztunali, die allesamt in Er war gerade sechs Jahre alt, da nahm der Linksaußen erst-
Hamburg ausgebildet wurden, ihre Zukunft aber bei Bayer mals an einem Camp der HSV-Fußballschule teil. „Wir waren
sahen. Doch die nächste Generation aus dem „Dino“-Kinder- damals schon total begeistert von ihm, weil nicht nur Bewe-
garten steht schon bereit. gungstalent und Ballgefühl zu erkennen waren, sondern auch
Mit Dren Feka (19 Jahre), Frank Ronstadt (19) und Mats sein Sozialverhalten“, sagte Simon Köster, Leiter der HSV-
Köhlert (18) stattete der HSV in den vergangenen Monaten Fußballschule, die Köhlert regelmäßig besuchte.
ein Junioren-Trio mit langfristigen Profiverträgen aus. Al- Bei den „Rothosen“ nahm er zwar am wöchentlichen För-
lesamt sollen sie zunächst in der U21 zu Leistungsträgern dertraining teil, im Verein kickte er aber zunächst für den
entwickelt und ganz behutsam an das Aufgebot von Trainer Stadtrivalen FC St. Pauli. Erst 2013 schloss sich Köhlert dem
Bruno Labbadia herangeführt werden. HSV an, um dann im Februar 2016 den ersten Profivertrag
Mittelfeld-Juwel Feka ist in diesem Prozess schon einen über drei Jahre zu unterschreiben.
Schritt weiter als die beiden anderen. Bereits vor einem Jahr Der Junioren-Nationalspieler, der bereits über WM- und
absolvierte er im Sommer große Teile der Vorbereitung mit EM-Erfahrung verfügt, gehörte in der abgelaufenen Spielzeit
der Bundesliga-Truppe, kam während des Trainingslagers in dem A-Junioren-Kader an. Nun steigt er in die Regionalliga-
Graubünden (Schweiz) und beim Telekom-Cup in Mönchen- Truppe auf – mit dem Ziel, möglichst schnell bei den „Gro-
gladbach im Finale gegen den FC Augsburg zum Einsatz. ßen“ mitmachen zu können: „Ich habe lange darauf hingear-
Im Alter von elf Jahren wechselte Feka vom TSV Bargtehei- beitet. Aber das soll erst der Anfang sein“, stellte Köhlert nach
de zum HSV, durchlief seither alle Junioren-Teams. Durchaus der Vertragsunterschrift fest.
reizvolle Offerten – unter anderem vom FC Bayern und aus Etwas verhaltener klingt Frank Ronstadt, wenn er über seine
Portugal von Benfica Lissabon – schlug er aus. „Ich hatte ei- sportlichen Ziele spricht. Wie Kumpel Köhlert kam auch der
nige Angebote, da hätte ich viel Geld verdienen können. Aber Rechtsverteidiger vom Kiezklub, allerdings schon im Alter von
ich bin froh, dass der HSV mir das Vertrauen gibt. Ich habe 13 Jahren. In der Schlussphase der Regionalliga-Saison half
Fotos: Witters

die Raute im Herzen“, sagte Feka. Ronstadt schon bei der U23 aus, nun soll es weiter vorangehen:
Bis 2018 hat er sich gebunden, schon in der kommenden „Ich will mich Schritt für Schritt verbessern.“
Saison will das Talent durchstarten. „Die Verantwortlichen Text: Matthias Linnenbrügger
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63
Der Mann
mit dem
Tunnelblick
Nicolai Müller Facebook
und Twitter? Bloß nicht!
Playstation? Schon ewig nicht
mehr angerührt! Der Turbo-
Dribbler konzentriert sich voll
und ganz auf seinen Job.

Fotos: Witters

Trainer Bruno Labbadia (l.)


setzt auch in der neuen
Saison auf Nicolai Müller.

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64
Porträt

Und Action! Ballspielen ist im Alten Elbtunnel eigentlich nicht gestattet,


aber für ein HSV-Shooting ging Nicolai Müller das Risiko trotzdem ein.

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N
ein, wer Nicolai Müller vor
sich sitzen hat und mit ihm
spricht, würde nie auf die Idee
kommen, dass er wie eine Ra-
kete zündet. Abseits des Ra-
sens wirkt er sehr ruhig und
bedächtig. Auf dem Fußball-
platz legt der Flügelstürmer
des HSV jede Zurückhaltung
ab. Mit fast 35 km/h ist er in
der vergangenen Saison „ge-
blitzt“ worden. Damit war er
der schnellste Hamburger.
Sein Start in der Hanse-
stadt verlief dagegen gar nicht
rasant. Vor zwei Jahren kam
er für 4,5 Millionen Euro vom
FSV Mainz 05, als Königs-
transfer und Versprechen auf
eine bessere Zukunft. Doch Müller tat sich zunächst
schwer mit der Umstellung, blieb hinter den Erwar-
tungen zurück. „Der Druck war extrem, das war neu
für mich“, erklärte er.
Vom beschaulichen Mainz in die Medienstadt
Hamburg. Müller musste sich an das ganze Drumhe-
rum beim HSV erst gewöhnen. „Plötzlich schauen dir
beim Training 600 Leute zu, das ist schon ein ande-
rer Schnack“, sagte der 28-Jährige, der zum Abschluss
seiner bis dahin eher enttäuschenden Premieren-Saison
schließlich doch noch zum Helden wurde: „Mit dem
Siegtor in der Relegation in Karlsruhe ist ein Rucksack
von mir abgefallen. Das war wahnsinnig emotional. Das
werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Nach einem schweren ersten Jahr drehte Müller in der ver-
gangenen Saison so richtig auf. Neun Tore gelangen ihm, der
Treffer im letzten Saisonspiel beim FC Augsburg brachte so-
gar Platz eins in der internen Schützenliste, noch vor Mittel-
stürmer Pierre-Michel Lasogga, für den acht Buden zu Buche
standen. Sein Erfolgsgeheimnis: „Mü“, wie ihn seine Kollegen
rufen, ist der Mann mit dem Tunnelblick.
Auffallen will er nur auf dem Fußballplatz, den Fokus rich-
tet er auf das Wesentliche, seinen Beruf. „Ich suche das Ram-

NICOLAI MÜLLER
Geboren: 25. Sep-
tember 1987 (Alter
28), Lohr am Main
Größe: 1,73 m
Gewicht: 66 kg
Karrierebeginn: In
der Jugend spielte
er für Eintracht
Frankfurt und
Greuther Fürth,
über Sandhausen
und Mainz kam der
Angreifer 2014 nach
Hamburg.

Als Dietmar Beiersdorfer vor zwei Jahren zum HSV zurückkehrte, war
Nicolai Müller (r.) der absolute Wunschspieler des Vorstands-Chefs.
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Porträt

Lewis Holtby, Nicolai Müller, Pierre-Michel Lasogga und Matthias Nicolai Müller geht bereits in seine dritte Saison als HSV-Profi. Nach
Ostrzolek (v. l.) haben im Trainingslager Spaß auf einem Tretboot. einem schweren ersten Jahr zündet er jetzt regelmäßig seinen Turbo.

penlicht nicht, muss nicht jeden Tag etwas über mich in der ist, dass der Flügelstürmer seine Fesseln abgelegt hat. In sei-
Zeitung lesen. Und ich will mich auch gar nicht zu allem und nem dritten Jahr beim HSV hofft Müller darauf, dass es auch
jedem äußern“, sagte Müller, der auch sein Privatleben aus in der Tabelle weiter nach oben geht. Vom Abstiegskampf
der Öffentlichkeit heraushält: „Das ist meine Sache.“ hat er genug, daran lässt der Vollgas-Fußballer keinen Zwei-
Anders als ein Großteil seiner Kollegen verzichtet der fel. „Natürlich starten wir nicht mit zu hohen Ansprüchen.
Angreifer zum Beispiel komplett darauf, sich in den sozia- Aber es wäre schön, mal um die Europapokal-Plätze mitzu-
len Netzwerken zu präsentieren. „Nicht mein Ding“, beton- mischen“, sagte Müller. Und wer hohe Ziele verfolgt, dem
te Müller. Dass sich der Wert eines Fußballers mittlerweile hilft ganz sicher ein Tunnelblick.
auch an Fans bei Facebook oder Twitter bemisst, lässt ihn Text: Matthias Linnenbrügger
kalt: „Mag sein, dass das so ist. Aber ich lege keinen Wert
auf den Glamourfaktor. Ich bin ja kein Popstar. Es ist nicht
so, dass ich andere verurteile, das muss jeder für sich selbst
entscheiden. Und für mich ist das eben nichts.“
Während der eine oder andere Mitspieler vor freien Tagen
durch das Hamburger Nachtleben streift, verbringt Müller
die Zeit lieber mit seiner Frau Jessica sowie den Zwillingen
Livia und Etienne (2). „Ich genieße das Familienleben – und
da darf es gern auch mal etwas langsamer zugehen. Man
muss das Leben ja auch genießen. Fußball ist wichtig, aber
nicht alles. Das habe ich gelernt, seit die Kinder da sind.“
Zuvor verbrachte Müller die eine oder andere Stunde vor
der Konsole. „Wenn ein neues Spiel auf den Markt kam, hat
mich das schon gepackt“, blickte er zurück. Doch auch die-
ses Hobby steht hintenan. „Die Playstation, die ich mir vor
der Geburt unserer Kinder mal gekauft hatte, habe ich noch
nicht angerührt“, erzählte er. So sei das eben als Papa, da ver-
schieben sich komplett die Prioritäten.
Die Familie steht an erster Stelle – nur für den Fußball
macht Müller Ausnahmen. Zum Beispiel im Sommer 2013,
als er seine große Liebe einige Monate nach der standes-
amtlichen Trauung auch kirchlich heiraten wollte. Doch
ausgerechnet Bundestrainer Joachim Löw kam ihm damals
in die Quere. Dieser nominierte Müller nämlich nach einer
bärenstarken Saison bei Mainz 05 in das Aufgebot der deut-
schen Nationalmannschaft, für die eine USA-Reise anstand.
So kam er auf zwei Länderspiele. Und auch Jessica war hap-
py. Das private Glück hilft Müller im Job. „Die Lockerheit,
die ich für mein Spiel brauche, ist in der vergangenen Saison
mehr und mehr durchgekommen“, sagte er.
Bei Trainer Bruno Labbadia zählt er zu den Eckpfeilern
Fotos: Witters

der Mannschaft, sein Selbstvertrauen steigerte sich immer


mehr. „Diese Entwicklung war gut zu beobachten. Nicolai
tut dem Team unglaublich gut“, stellte Labbadia fest, der froh
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Die Saisonvorschau

Kühne Pläne: Der HSV zieht


22.
August: Das Erstrundenspiel im DFB-Pokal Furore gesorgt hatte. Bei einer Ecke stellen sich
wird mit einstündiger Verspätung sechs Hamburger hintereinander auf, um dann
angepfiffen, weil der HSV zu- in alle Richtungen auszuschwärmen. Das ver-
nächst Zwickau nicht findet. wirrt die Gäste derart, dass Meier zum 1:0 für
Da die Hamburger anschließend 120 Minuten die Hausherren einnetzt. Alexander Meier.  
lang auch das Tor nicht finden, fällt die Entschei- 5. November: Hamburg feiert Uwe Seelers 80. Ge-
dung im Elfmeterschießen. René Adler verwandelt burtstag. Ina Müllers Shanty-Chor schmettert beim
den entscheidenden Strafstoß zum 13:12. großen Festakt im Rathaus „What shall we do with the
3. September: Bei Reinigungsarbeiten in der Sportschule drunken Seeler?“. Am Jungfernstieg wird eine Uwe-See-
Malente wird HSV-Legende Uwe Seeler entdeckt. Er sitzt ler-Statue enthüllt. Das schönste Geschenk für das Ge-
auf dem Sofa eines tristen Raumes und guckt Fernsehen. „Ich burtstagskind ist aber der 2:1-Sieg gegen Dortmund
habe mich schon gewundert, wann der Reinhold mal wieder am gleichen Tag. Lasogga erzielt das Siegtor mit dem
zum Schnacken vorbeikommt“, so Seeler, der sich bester Ge- Hinterkopf. „Habe ich extra gemacht. Für Uwe“, sagt
sundheit erfreut. Während der Aufzeichnungen des denk- er hinterher in der Mixed Zone. „Wer ist Uwe?“, fragt
würdigen EM-Talkformats habe er „jedes Gefühl für Zeit Waldschmidt, der daneben steht.
und Raum verloren“. 13. November: Bei ihrem Comeback-Auftritt im CCH trägt
17. September: Nach einem furiosen 40-Meter-Solo erzielt Cindy aus Marzahn das HSV-Auswärtstrikot. Das fällt zu-
Nicolai Müller den umjubelten 1:0-Siegtreffer im zweiten nächst niemandem auf. Erst nach der Show wird der Schnapp-
Heimspiel gegen Leipzig. Lotto King Karl überrascht vor dem schuss eines Zuschauers ein Internet-Hit. Hans Sarpei twittert:
Anpfiff, indem er nicht „Hamburg meine Perle“ singt, sondern „Mein Gott, ist der Ekdal fett geworden!“
eine Coverversion von Hildegard Knef: „Für mich soll’s rote 27. November: Nordderby gegen Werder. Bremens Nummer
Dosen regnen.“ Matchwinner Müller: „Der Song hat mir Flü- eins Jaroslav Drobny lässt in der 89. Minute einen Freistoß von
gel verliehen.“ Michael Gregoritsch durch die Handschuhe zum 1:2 rutschen.
21. September: Der HSV liefert dem FC Bayern München ei- Anschließend gibt es in der Werder-Fanszene wilde Verschwö-
nen großen Kampf und verdient sich einen Punktgewinn. Das rungsthemen – befeuert durch Amateur-Aufnahmen eines Zu-
0:1 der Gäste erzielt Bayerns 19-jährige Portugal-Perle Rena- schauers hinter dem Tor, die Sekunden nach dem Treffer ein
to Sanches, die aussieht wie 24. Den späten Ausgleich für den kleines Lächeln auf den Lippen des Tschechen zeigen.
HSV köpft der 20-jährige Luca Waldschmidt, der aussieht wie 22. Dezember: Die gute Hinrunde und Platz sieben wecken
16 nach Vorlage des 24-jährigen Lasogga, der aussieht wie 34. Begehrlichkeiten. Laut „Gazzetta dello Sport“ hat der italieni-
„Riesen-Kompliment an meine Jungs!“, lobt Trainer Bruno sche Verband, dessen Mannschaft in der WM-Qualifikation
Labbadia (50), der aussieht wie 40.   schwächelt, die Fühler nach Bruno Labbadia ausgestreckt, der
1. Oktober: Beim Spiel in Berlin trägt der HSV erstmals die italienische Wurzeln hat. Dem HSV liegt zudem ein Angebot
neuen pinkfarbenen Auswärtstrikots. Cindy aus Marzahn für Pierre-Michel Lasogga (sieben Tore) vor: Der chinesische
twittert: „Habe einen neuen Lieblingsverein.“  Drittligist Beiyangjiaqiaoxiang bietet 13 Millionen
8. Oktober: Beim WM-Qualifikationsspiel zwi- Euro Ablöse. Auch Lokalrivale Beiyangjiaqiaocun
schen Deutschland und Tschechien in Hamburg bietet mit.  
gibt Nicolai Müller bei seiner dritten DFB-Nomi-
nierung sein Debüt in der Startelf. Bundestrainer
Joachim Löw erklärt anschließend: „Nicolai hat au‘
angedeutet, dass er eine Alternative isch, wenn sich
die Situation ergeben sollte, dass es mal sein kann, dass wir
eventuell au‘ mal wieder, ssssssss, in Hamburg spielen.“
21. Oktober: Im Freitagsspiel gegen Frankfurt überrascht der
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HSV alle mit der Rugby-Taktik, mit der Wales bei der EM für
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Fotos: dpa, Fotolia,Witters, PR

Auf verschlungenen
Wegen durch die Saison:
die verzwickte Reise nach
Zwickau, Italiens Lust auf
Bruno, Seelers Ehrentag,
ein neuer Fan – und eine
sonnigere Heimat für die
„Rothosson“?
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nach „Malle“
Die einzig wahre Saisonvorschau!
Lesen Sie exklusiv, wie es dem HSV in dieser
Spielzeit ergehen wird – aber Vorsicht, Satire!

7. Januar: Diese Nachricht erschüttert den HSV: Das Recher- ten Pressekonferenz in der Liga-Zentrale: „Schade.“
che-Team von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ bringt 15. Januar: Kurz vor Ende der Winterpause sorgt der HSV mit
ans Licht, dass Klaus-Michael Kühne die Möglichkeit prüfen einer spektakulären Verpflichtung für Schlagzeilen. Die Hambur-
lässt, den HSV nach Mallorca zu verpflanzen, weil er dort ger holen den isländischen Stürmer Kolbeinn Sigthorsson. Ein
größeres Vermarktungspotenzial sieht und sich – wie interne genialer Marketingcoup. Kein Trikot in der HSV-Historie ver-
Papiere zeigen sollen – durch das weitaus bessere Wetter als kauft sich in den ersten 24 Stunden so oft wie das des EM-Helden.
in Hamburg größere Chancen auf Topspieler verspricht. Der 25. Februar: Der HSV gewinnt sensationell beim Tabellen-
HSV soll jedoch weiter in der deutschen Bundesliga spielen. dritten Bayern München. Siegtor: Sigthorsson.
Hintergrund sind die geheimen Expansionspläne der DFL 26. Februar: Vier Anhänger gründen den Fanklub „Rot-
nach Vorbild der US-Footballliga NFL. hosson“, der bis zum Abend auf 4376 Mitglieder anwächst.
8. Januar: Es gibt Fan-Proteste und einen Marsch unter Schlachtruf: „Huh!“
dem Motto „Alle gegen Malle“ zum Stadion. HSV-Boss Diet- 11. März: Gegen Mönchengladbach erzielt Bobby Wood sei-
mar Beiersdorfer dementiert auf das Heftigste, spricht von nen ersten Doppelpack im HSV-Trikot. Beide Vorlagen gibt
„Schwachsinn“. Kühne lässt verlauten: „Kein Kommentar“. Ein der gambische Neu-Nationalspieler Bakery Jatta.
Dementi klingt anders. 4. April: Der HSV zieht gegen die Hamburger Hochbahn AG
9. Januar: Beiersdorfer erklärt auf einer eilig anberaumten vor Gericht. Grund ist deren neue Werbekampagne  „Nur der
Pressekonferenz, dass es seines Wissens nicht um einen kom- HVV!“. 
pletten Umzug des Vereins gehe, sondern nur um die theoreti- 24. April: Lewis Holtby gibt seinen Abschied vom HSV be-
sche Möglichkeit, ausgewählte Heimspiele auf Mallorca auszu- kannt. „Ich freue mich nicht nur auf eine neue Herausforde-
tragen, um sich „neuen Märkten zu öffnen“. Mit „Schwachsinn“ rung bei einem Traditionsverein, sondern auch darauf, ein
habe er keinesfalls Kühne gemeint. neues Land, eine neue Kultur, Mentalität und Küche kennen zu
10. Januar: Kühne erklärt auf einer ei- lernen“, teilt er via Facebook mit. Sein Vertrag bei RB Leipzig
lig anberaumten Pressekonferenz, ist bis 2021 datiert.
dass er die ganze Geschichte lanciert 13. Mai: Beim FC Schalke unterliegt der HSV nach großem
hat, weil er einfach nur mal sehen Kampf mit 1:2, wodurch die Königsblauen einen Spieltag vor
wollte, wie weit er beim HSV ge- Saisonende endgültig als Deutscher Meister feststehen (HIN-
hen kann und ob es überhaupt WEIS: Spätestens an dieser Stelle sollte auch dem Allerletzten
Grenzen gebe. klar sein, dass es sich bei dieser Chronologie um eine Satire
12. Januar: Das Recherche- handelt).
Team von NDR, WDR und 20. Mai: Im Saisonfinale gegen Wolfsburg gewinnt der HSV
„Süddeutscher Zeitung“ räumt dank eines Tores von Matthias Ostrzolek mit 1:0 und schließt
kleinlaut ein, auf Kühne herein- die Saison als Tabellenneunter und bester Nord-Klub ab. Küh-
gefallen zu sein. ne spendiert dem Matchwinner einen Vokal. Die HSV-Fans im
13. Januar: DFL-Boss ganzen Land beschließen, die Relegation im TV zu boykottie-
Christian Seifert ren, in der Werder Bremen auf den FC St. Pauli trifft.
erklärt auf einer 22. Mai: Alarm in Bremen: Jaroslav Drobny ist untergetaucht.
eilig anberaum- Text: Nils Weber

Nu r de r
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Advertorial

„Organspende ist
Gipfel. Fußballprofi trifft Wirtschafts-Boss: HSV-Torwart
René Adler und Jens Luther, Vorstandsvorsitzender der HEK,
sprechen über ein Thema, das sie gemeinsam in den Fokus der
Öffentlichkeit rücken wollen: Organspende.

Protagonisten im
Volkspark: HSV-Keeper
René Adler und HEK-
Vorstandschef Jens
Luther.

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70
gelebte Solidarität“
H
err Luther, die HEK engagiert sich sehr für das Thema gewählt haben. Die Bereitschaft zur Organspende ist gelebte
Organspende und nutzt auch die Partnerschaft mit Menschlichkeit und Solidarität. Vor jedem Heimspiel läuft auf
dem HSV, um darauf aufmerksam zu machen. Warum den Videowänden im Volksparkstadion unser Spot zu diesem
liegt es Ihnen so sehr am Herzen? Thema…
Jens Luther: Zum einen ist es so, dass jede Krankenkasse …mit einem gläsernen Hauptdarsteller.
gesetzlich dazu verpflichtet ist, ihre Versicherten zu infor- Adler: Es ist ein Motiv, das polarisiert. Es sagt aus: Ob René
mieren und auch einen Organspende-Ausweis zu versenden. Adler, Spieler X oder Mensch X, von Innen sehen wir alle gleich
Aber damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir wollen darauf aus. Unter dem Strich interessiert nicht, was für ein Kopf zum
aufmerksam machen und sind sehr froh, dass uns mit René Körper gehört. Und wir sind auch alle gleich viel Wert. Wenn
Adler ein prominenter HSV-Profi und authentischer Sportler man ein Menschenleben retten kann, indem man seine Organe
dabei unterstützt. nach dem Tod spendet, dann ist das eine gute Sache.
Wie steht es um die Wahrnehmung dieses wichtigen Themas? Herr Luther, neben René Adler engagieren sich weitere Pro-
Luther: In Deutschland kommen auf eine Million Menschen minente. Wie kam es dazu?
aktuell nur zehn Organspender. Lebendspenden, wie zum Bei- Luther: Wir haben viele laufbegeisterte Mitarbeiter im Unter-
spiel Nieren, sind dabei nicht berücksichtigt. Damit liegen wir nehmen und im Rahmen des Hamburg Marathons haben wir
im internationalen Vergleich auf einem der hinteren Plätze. Da- HSV-Idol Felix Magath und den damaligen Gesundheitsminis-
bei zeigen Umfragen, dass die meisten Deutschen dem Thema ter Daniel Bahr gewinnen können, gemeinsam mit ihnen für
offen gegenüber stehen. Die Quote derer, die einen Organspen- unsere Aktion zu werben. Mehr als 800 Sportler haben vor Ort
de-Ausweis ausfüllen, ist deutlich ausbaufähig. Deshalb wollen am Stand der HEK den Organspende-Ausweis ausgefüllt. Das
wir Aufmerksamkeit dafür erzeugen. war ein schöner Erfolg.
Herr Adler, was hat Sie bewogen, das Gesicht der HEK-Initia- Auch beim HSV sind Sie aktiv geworden.
tive zu werden? Luther: Richtig. Vor dem Heimspiel gegen Mönchengladbach
René Adler: Sicher wird das Thema von der breiten Masse haben wir alle Sitzplätze mit der Autogrammkarte von René
wahrgenommen. Aber vielleicht spüren viele Hemmungen, Adler und dem abtrennbaren Organspende-Ausweis ausgestat-
den nächsten Schritt zu gehen. Wenn unsere Aktion dazu bei- tet. Wir hoffen sehr, dass viele dieser Ausweise von den HSV-
trägt, den Menschen den letzten Schubser zu geben, die sich Fans ausgefüllt worden sind und jetzt bei sich getragen werden.
noch unsicher sind, dann hat es sich schon ausgezahlt. Herr Adler, werben Sie auch bei Ihren Mitspielern für die Aktion?
Was bedeutet Gesundheit für Sie als Profisportler? Adler: Natürlich wird in der Kabine über das Thema Gesund-
Adler: Das gilt ja nicht allein für Profisportler, sondern für je- heit gesprochen. Aber in erster Linie, wenn
den. Gesundheit ist das höchste Gut. Als man selbst oder ein Kollege von Verletzung
Fußballer spricht man über Verletzungen, roffen:
oder Krankheit betroffen ist – oder Menschen,
Entscheidung get
die einen daran hindern, zu spielen. Das „Ich habe meine de - ich bin dab
ei!“ die man liebt. Da sind wir am Anfang des Ge-
Org ans pen
HEK PRO
HSV
René Adler, Torwart des

ist in dem Moment sicher bitter, relativiert sprächs: Gesundheit ist das höchste Gut.
sich aber auch, wenn man wirklich mit Herr Luther, Sie sind als Vorstandsvorsitzender
schweren Krankheiten konfrontiert wird. der HEK nicht nur ein wichtiger Sponsor, son-
Ob in der Familie oder im Freundeskreis. dern auch ein großer Fan des HSV. Mit Blick
Das klingt so, als hätten Sie in dieser Hin- auf die kommende Saison: Was wünschen Sie
sicht schon Erfahrungen machen müssen. sich von Adler und Co.?
Adler: Meine Familie war tatsächlich mit Luther: Ich wünsche mir technisch anspruchs-
einer solchen Situation konfrontiert. Mein vollen Angriffsfußball, etwas fürs Auge. Es
Bruder war 19 Jahre alt, da ist er an Krebs wäre schön, wenn sich die Mannschaft spie-
erkrankt. Das war für uns alle eine extrem lerisch weiterentwickelt. Und wenn es Trainer
schwere Zeit. Zum Glück wurde er per- Bruno Labbadia gelänge, junge Spieler, wie
fekt versorgt, so haben wir das gemeinsam zum Beispiel Michael Gregoritsch, ins Team
durchgestanden und sind noch enger zu- zu integrieren.
sammengewachsen. Aber damals hat sich für Mit welchem Gefühl blicken Sie dem ersten
mich einiges relativiert. Heimspiel entgegen?
Sie hätten alles getan, um zu helfen. Luther: Voller Vorfreude. Ich werde auf je-
Adler: Wenn mein Bruder eine Organspende den Fall weiter Stammgast im Volkspark
gebraucht hätte, wäre ich zu meinem Trainer sein. Die Transferpolitik von Dietmar Bei-
gegangen und hätte gesagt: ‚Bundesliga hin ersdorfereinis
diesem Sommer war top – der
oder her, nimm mich raus. Ich stehe für die
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72
G
Traumjob?
Ordnungs-
hüter!
Gideon Jung hatte für seine berufliche
Zukunft eigentlich andere Pläne. Doch als
der HSV rief, war er sofort Feuer und Flam-
me. Im Mittelfeld der Hamburger will der
21-Jährige für Struktur sorgen
erade mal 21 Jahre ist Gideon Jung alt
und damit ja eigentlich noch ein junger
Kerl. Aber dennoch ist er im Kreise der
Profis des HSV ein Spätstarter. Denn
während die meisten seiner Mitspie-
ler schon früh auf eine Karriere auf der
großen Bundesliga-Bühne hinarbeiteten
und alles andere zur Seite schoben, hatte
er lange Zeit ganz andere Pläne für seine
berufliche Zukunft. Jung wollte Verbre-
cher jagen. Oder zum Theater.
Vor etwas mehr als zwei Jahren wagte
der Mittelfeld-Mann noch nicht von sei-
nem Durchbruch zu träumen. Er kickte
bei Rot-Weiß Oberhausen in der Vierten
Liga, konzentrierte sich auf die Penne
und überlegte nach bestandenem Fach-
Abitur, womit er künftig sein Geld ver-
dienen könnte. An den (gut) bezahlten
Fußball verschwendete Jung zu diesem
Zeitpunkt keinen Gedanken.
„Nach der Schule wollte ich nicht alles
auf diese Karte setzen“, blickt er zurück.
Was tun? Zunächst beschäftigte sich der
Sohn einer deutschen Mutter und eines
ghanaischen Vaters mit der Möglichkeit,
zur Polizei zu gehen. „Das wollte ich frü-
Fotos: Witters

Trainer Bruno Labbadia (l.) ist davon


überzeugt, dass Gideon Jung alles her werden, es war ein Kindheitstraum
mitbringt, um richtig durchzustarten.
von mir. Während meiner Grundschul-
zeit haben wir mal eine Wache besucht,
das fand ich alles hochgradig span-

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73
nend. Die Uniform, die Streifenwagen,
das hat mich irgendwie gepackt.“
Traumjob Ordnungshüter? Letztlich
verwarf Jung diese Idee, weil ihm sein
damaliger Klub eine andere Perspekti-
ve bot. RWO-Präsident Hajo Sommers
leitete zugleich das Theater Oberhau-
sen und wollte das größte Talent der
Mannschaft zum Veranstaltungskauf-
mann ausbilden. „Er hatte diese Idee
– und ich fand sie gut“, erinnert sich
Jung. „Schon im Kindergarten und spä-
ter in der Schule habe ich Theater ge-
spielt. Das hätte schon zu mir gepasst.“
Doch bevor er im Sommer 2014 die
Ausbildung antreten wollte, kam der
HSV dazwischen. „Plötzlich bekam ich
das Angebot aus Hamburg. Um ehr-
lich zu sein, hat mich das wirklich sehr
Gideon Jung ist auch bei den
überrascht. Positiv natürlich. Ich habe kleinen HSV-Fans sehr beliebt.
nicht gezögert, musste Hajo Sommers Er nimmt sich Zeit für die Kids.
160810095643O2-01 am 10.08.2016 über http://www.united-kiosk.de
74
Porträt

und dem Theater aber absagen. Zum Übrigens: Als Jung im Rahmen einer
Glück war er mir nicht böse. Im Ge- Veranstaltung des „Kids-Club“ seinen
genteil, er war mächtig stolz auf mich“, früheren Berufswunsch verriet, wurde
so Jung. die Polizei Hamburg auf den HSV-Auf-
Auf sein Debüt in der Bundesliga steiger aufmerk-
musste er jedoch erst mal warten. Jung sam und enga-
GIDEON JUNG
kickte weiterhin viertklassig, in der gierte ihn prompt
Geboren: 12. Sep-
U23 des HSV. Doch in seiner zweiten tember 1994 (Alter für eine Einstel-
Saison startete der Defensiv-Allroun- 21) in Düsseldorf. lungskampagne.
In Hamburg und beim HSV fühlt der durch, Trainer Bruno Labbadia Größe: 1,89 m Der Shooting-Star
Gewicht: 76 kg
sich Gideon Jung zu Hause. Er vertraute ihm und so standen am Ende Karrierebeginn: Von schlüpfte dafür
identifiziert sich mit seinem Verein.
immerhin 19 Einsätze zu Buche. den Sportfreunden zwar nicht in eine
Manchmal muss sich Jung noch Baumberg ging er Uniform, setzte
2012 in die A-Ju-
kneifen, dass er tatsächlich den Sprung gend von Rot-Weiß sich aber eine Po-
zu den Profis geschafft hat. Mit dem, Oberhausen und lizeimütze auf.
was er erreicht hat, geht er aber sehr im Sommer 2014 Als Schreib-
weiter zum HSV.
bescheiden um. „Ich sehe das auf kei- tischtäter hätte er
nen Fall als Alltag an, jedes Spiel ist et- sich nicht gese-
was Besonderes für mich, jede Minute hen, das ist für ihn klar: „Ich wäre de-
auf dem Platz genieße ich. Was für ein finitiv zur Schutzpolizei gegangen, um
Erlebnis!“ Streifenwagen zu fahren und Kontakt
In der bevorstehenden Saison will zu den Menschen zu haben. Außenein-
Jung den nächsten Schritt machen, sich sätze und Blaulicht – das wäre auf jeden
weiterentwickeln, zu einer festen Grö- Fall mein Ding gewesen.“
ße werden. Dabei weiß er, wie wichtig Traumjob? Ordnungshüter! Denn
es ist, geduldig zu bleiben. „Es bringt auch auf dem Fußballplatz ist Jung im
nichts, etwas mit Macht zu erzwingen. Mittelfeld dafür verantwortlich, für
Ich arbeite konzentriert an meinem Struktur und Ordnung zu sorgen, die
Spiel und höre genau zu, was der Trai- Gegenspieler zu „verhaften“. Das passt
ner, der Manager und die wichtigsten doch wunderbar zu seinem ursprüngli-
Menschen um mich herum mir sagen. chen Berufswunsch.
Das zählt für mich.“ Text: Matthias Linnenbrügger

Im Mittelfeld des
HSV soll Gideon Jung
für Ordnung sorgen.
Hier attackiert er
Werders Clemens Fritz.
Fotos: Witters

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75
Spielplan

1 18
2016/2017 5 22
HIN 26.-28.8.16 27. - 29.1.17 RÜCK HIN 23. - 25.9.16 24. - 26.2.17 RÜCK
: FC Bayern München – Werder Bremen : : Borussia Dortmund – SC Freiburg :
: Borussia Dortmund – FSV Mainz 05 : : Mönchengladbach – FC Ingolstadt 04 :
: Mönchengladbach – Bayer Leverkusen : : FSV Mainz 05 – Bayer Leverkusen :
: Hertha BSC – SC Freiburg : : 1. FC Köln – RB Leipzig :
: 1. FC Köln – Darmstadt 98 : : HSV – FC Bayern München :
: HSV – FC Ingolstadt 04 : : FC Augsburg – Darmstadt 98 :
: FC Augsburg – VfL Wolfsburg : : Werder Bremen – VfL Wolfsburg :
: 1899 Hoffenheim – RB Leipzig : : 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04 :
: Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04 : : Eintracht Frankfurt – Hertha BSC :

HIN 9. - 11.9.16 2 19 3. - 5.2.17 RÜCK HIN 30.9. - 2.10.16 6 23 3. - 5.3.17 RÜCK


: Bayer Leverkusen – HSV : : FC Bayern München – 1. FC Köln :
: FC Schalke 04 – FC Bayern München : : Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund :
: FSV Mainz 05 – 1899 Hoffenheim : : FC Schalke 04 – Mönchengladbach :
: VfL Wolfsburg – 1. FC Köln : : Hertha BSC – HSV :
: FC Ingolstadt 04 – Hertha BSC : : VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05 :
: Werder Bremen – FC Augsburg : : FC Ingolstadt 04 – 1899 Hoffenheim :
: Darmstadt 98 – Eintracht Frankfurt : : Darmstadt 98 – Werder Bremen :
: SC Freiburg – Mönchengladbach : : SC Freiburg – Eintracht Frankfurt :
: RB Leipzig – Borussia Dortmund : : RB Leipzig – FC Augsburg :

HIN 16. - 18.9.16 3 20 10. - 12.2.17 RÜCK HIN 14. - 16.10.16 7 24 10. - 12.3.17 RÜCK
: FC Bayern München – FC Ingolstadt 04 : : Borussia Dortmund – Hertha BSC :
: Borussia Dortmund – Darmstadt 98 : : Mönchengladbach – HSV :
: Mönchengladbach – Werder Bremen : : FSV Mainz 05 – Darmstadt 98 :
: Hertha BSC – FC Schalke 04 : : VfL Wolfsburg – RB Leipzig :
: 1. FC Köln – SC Freiburg : : 1. FC Köln – FC Ingolstadt 04 :
: HSV – RB Leipzig : : FC Augsburg – FC Schalke 04 :
: FC Augsburg – FSV Mainz 05 : : Werder Bremen – Bayer Leverkusen :
: 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg : : 1899 Hoffenheim – SC Freiburg :
: Eintracht Frankfurt – Bayer Leverkusen : : Eintracht Frankfurt – FC Bayern München :

HIN 20. - 21.9.16 4 21 17. - 19.2.17 RÜCK HIN 21. - 23.10.16 8 25 17. - 19.3.17 RÜCK
: FC Bayern München – Hertha BSC : : FC Bayern München – Mönchengladbach :
: Bayer Leverkusen – FC Augsburg : : Bayer Leverkusen – 1899 Hoffenheim :
: FC Schalke 04 – 1. FC Köln : : FC Schalke 04 – FSV Mainz 05 :
: VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund : : Hertha BSC – 1. FC Köln :
: FC Ingolstadt 04 – Eintracht Frankfurt : : HSV – Eintracht Frankfurt :
: Werder Bremen – FSV Mainz 05 : : FC Ingolstadt 04 – Borussia Dortmund :
: Darmstadt 98 – 1899 Hoffenheim : : Darmstadt 98 – VfL Wolfsburg :
: SC Freiburg – HSV : : SC Freiburg – FC Augsburg :
: RB Leipzig – Mönchengladbach : : RB Leipzig – Werder Bremen :

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76
Mit einem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt star- HIN 2. - 4.12.16 13 30 21. - 23.4.17 RÜCK
: Borussia Dortmund – Mönchengladbach :
tet der HSV in die 54. Saison der Fußball-Bundesliga.
: Bayer Leverkusen – SC Freiburg :
Am dritten Spieltag kommt es dann im Volkspark zu : :
FSV Mainz 05 – FC Bayern München
einem Duell, das es noch nie gegeben hat: Debütant : VfL Wolfsburg – Hertha BSC :
RB gibt sich die Ehre. Zwei Highlights warten im : FC Augsburg – Eintracht Frankfurt :
November: Zunächst ist Borussia Dortmund am : Werder Bremen – FC Ingolstadt 04 :
80. Geburtstag von „Uns Uwe“ Seeler zu Gast, drei : Darmstadt 98 – HSV :

Wochen später steigt das Nordderby gegen Werder. : 1899 Hoffenheim – 1. FC Köln :
: RB Leipzig – FC Schalke 04 :

HIN 28. - 30.10.16 9 26 31.3. - 2.4.17 RÜCK HIN 9. - 11.12.16 14 31 28. - 30.4.17 RÜCK
: Borussia Dortmund – FC Schalke 04 : : FC Bayern München – VfL Wolfsburg :
: Mönchengladbach – Eintracht Frankfurt : : Mönchengladbach – FSV Mainz 05 :
: FSV Mainz 05 – FC Ingolstadt 04 : : FC Schalke 04 – Bayer Leverkusen :
: VfL Wolfsburg – Bayer Leverkusen : : Hertha BSC – Werder Bremen :
: 1. FC Köln – HSV : : 1. FC Köln – Borussia Dortmund :
: FC Augsburg – FC Bayern München : : HSV – FC Augsburg :
: Werder Bremen – SC Freiburg : : FC Ingolstadt 04 – RB Leipzig :
: Darmstadt 98 – RB Leipzig : : Eintracht Frankfurt – 1899 Hoffenheim :
: 1899 Hoffenheim – Hertha BSC : : SC Freiburg – Darmstadt 98 :

HIN 4. - 6.11.16 10 27 4. - 5.4.17 RÜCK HIN 16. - 18.12.16 15 32 5. - 7.5.17 RÜCK


: FC Bayern München – 1899 Hoffenheim : : Bayer Leverkusen – FC Ingolstadt 04 :
: Bayer Leverkusen – Darmstadt 98 : : FC Schalke 04 – SC Freiburg :
: FC Schalke 04 – Werder Bremen : : FSV Mainz 05 – HSV :
: Hertha BSC – Mönchengladbach : : VfL Wolfsburg – Eintracht Frankfurt :
: HSV – Borussia Dortmund : : FC Augsburg – Mönchengladbach :
: FC Ingolstadt 04 – FC Augsburg : : Werder Bremen – 1. FC Köln :
: Eintracht Frankfurt – 1. FC Köln : : Darmstadt 98 – FC Bayern München :
: SC Freiburg – VfL Wolfsburg : : 1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund :
: RB Leipzig – FSV Mainz 05 : : RB Leipzig – Hertha BSC :

HIN 18. - 20.11.16 11 28 7. - 9.4.17 RÜCK HIN 20. - 21.12.16 16 33 13.5.17 RÜCK
: Borussia Dortmund – FC Bayern München : : FC Bayern München – RB Leipzig :
: Bayer Leverkusen – RB Leipzig : : Borussia Dortmund – FC Augsburg :
: Mönchengladbach – 1. FC Köln : : Mönchengladbach – VfL Wolfsburg :
: FSV Mainz 05 – SC Freiburg : : Hertha BSC – Darmstadt 98 :
: VfL Wolfsburg – FC Schalke 04 : : 1. FC Köln – Bayer Leverkusen :
: FC Augsburg – Hertha BSC : : HSV – FC Schalke 04 :
: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt : : FC Ingolstadt 04 – SC Freiburg :
: Darmstadt 98 – FC Ingolstadt 04 : : 1899 Hoffenheim – Werder Bremen :
: 1899 Hoffenheim – HSV : : Eintracht Frankfurt – FSV Mainz 05 :

HIN 25. - 27.11.16 12 29 15. - 16.4.17 RÜCK HIN 20. - 22.1.17 17 34 20.5.17 RÜCK
: FC Bayern München – Bayer Leverkusen : : Bayer Leverkusen – Hertha BSC :
: Mönchengladbach – 1899 Hoffenheim : : FC Schalke 04 – FC Ingolstadt 04 :
: FC Schalke 04 – Darmstadt 98 : : FSV Mainz 05 – 1. FC Köln :
: Hertha BSC – FSV Mainz 05 : : VfL Wolfsburg – HSV :
: 1. FC Köln – FC Augsburg : : FC Augsburg – 1899 Hoffenheim :
: HSV – Werder Bremen : : Werder Bremen – Borussia Dortmund :
Foto: Witters

: FC Ingolstadt 04 – VfL Wolfsburg : : Darmstadt 98 – Mönchengladbach :


: Eintracht Frankfurt – Borussia Dortmund : : SC Freiburg – FC Bayern München :
: SC Freiburg – RB Leipzig : : RB Leipzig – Eintracht Frankfurt :

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77
Bastian Reinhardt hat
seinen neuen Platz
gefunden. Im Trainerstab
der U17 gibt er seine
Erfahrungen an die
Talente des HSV weiter.

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78
Ex-Profis

Angekommen im
normalen Leben
Ex-Profis Vielen Fußballern fällt der Absprung
schwer. Beim HSV wird Wert darauf gelegt, verdiente
Spieler nach der Karriere einzubinden.

D
er Moment kommt irgendwann, da
machen die Knochen einfach nicht
mehr mit. Oder die Knie. Oder der
Rücken. Und dann geht es darum,
den Absprung aus der Scheinwelt
zu schaffen in das normale Leben.
Mehdi Mahdavikia, Christian Rahn
und Bastian Reinhardt sind gerade
dabei, ihre Karriere nach der Karri-
ere anzukurbeln. Bei „ihrem“ HSV. Hart und kompromisslos, das war immer die Spielweise von Ab-
„Natürlich ist es unser Ziel, ver- wehr-Kante Bastian Reinhardt (r.), der hier Bayerns Franck Ribéry
diente Spieler im Verein zu halten“, auf die Pelle rückt.
sagt Vorstandsboss Dietmar Beiers-
dorfer, der Wert darauf legt, ehema- Verteidiger (132 Bundesliga-Spiele zwischen 2003 und 2010)
lige Profis im Nachwuchsbereich froh darüber ist, nicht mehr in der ersten Reihe zu stehen:
einzusetzen. „Sie sind den Weg „Jetzt bin ich da gelandet, wo ich eigentlich immer hinwollte.
gegangen, der vor unseren Talen- Für mich ist es ein Neustart. Ich wollte immer eher den Rasen
ten liegt. Die Jungs wissen das und spüren als das Büro.“
schauen zu ihnen auf. Für beide Seiten ist es wertvoll: Die einen Reinhardt hat Spaß an seinem Job. Plötzlich auf der ande-
geben Erfahrung weiter, die anderen nehmen das auf.“ ren Seite zu stehen, die Taktik nicht mehr umzusetzen, sondern
Mahdavikia und Rahn arbeiten als Individualtrainer. Sie ge- vorzugeben, das gefällt ihm. Zumal die Talente gut zuhören
hören nicht fest zum Stab eines Jahrgangs, sondern sind fle- und von seinen Erlebnissen profitieren wollen. „Ich empfinde
xibel einsetzbar und kümmern sich um Spieler verschiedener das als eine Rückkehr zum ehrlichen Fußball. Die Jungs spielen
Altersstufen. Reinhardt betreut mit Christian Titz die U17 in nicht vor großen Kulissen, sie sind auf dem Weg dorthin, wo
der B-Junioren-Bundesliga. ich schon war. Sie saugen die Tipps auf.“
„Ich hatte schon vor meinem Karriereende den Plan, spä- Dass Reinhardt als Profi viele Schlachten geschlagen hat,
ter als Trainer zu arbeiten“, sagt der 40-Jährige. Doch es kam spielt ihm in der Zusammenarbeit mit den Nachwuchskickern
zunächst völlig anders: Reinhardt wurde kurzerhand zum in die Karten. „Natürlich wissen sie, dass ich für den HSV ge-
Sportdirektor gemacht, plötzlich war es seine Aufgabe, den spielt habe. Mit dem Namen können sie durchaus noch etwas
Profikader zusammenzustellen. Später machte man ihn zum anfangen. Auch wenn sie mich als Spieler nicht mehr selbst er-
Nachwuchschef – ein zu großer Sprung. lebt haben.“
Fotos: Witters

„Es waren drei ereignisreiche und lehrreiche Jahre. Im Nach dem Training steht Reinhardt dann auch für die eine
Nachhinein ist es so, dass mir das jetzt zugutekommt“, blickt oder andere Fragestunde parat. „Sie wollen zum Beispiel wis-
Reinhardt zurück. Es wirkt aber so, dass der ehemalige HSV- sen, wer mein bester Gegenspieler war. Und man sagt: Oh,

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79
Ex-Profis

Die Hamburger Fans Von 2002 bis 2004


liebten Mehdi Mahda- stand Christian Rahn
vikia, der von 1999 beim HSV unter Vertrag,
bis 2007 für den HSV kam auch unter DFB-
die rechte Außenbahn Teamchef Rudi Völler in
beackerte. Nun arbei- der Nationalmannschaft
tet der Iraner für den zum Einsatz. Bei den
Liga-Dino als Individual- Rothosen hilft der Links-
trainer im Nachwuchs- fuß nun den Talente auf
bereich. die Sprünge.

das ist gar nicht so leicht. Franck Ribéry vielleicht. Oder Clau- welcher Akribie auch im Nachwuchs gearbeitet wird. Das geht
dio Pizarro. Und dann siehst du die großen Augen der Jungs“, in den ganz jungen Jahrgängen los, jede Einheit wird dokumen-
erzählt Reinhardt: „Dann merke ich erst, dass mein Job schon tiert“, sagt Rahn.
etwas Besonderes war.“ Mit einem Schmunzeln stellt er den Vergleich zu einstigen
Ähnliche Erfahrungen macht Christian Rahn, der von 2002 Abläufen her: „Als Spieler hat man ja nicht auf dem Schirm,
bis 2004 beim HSV unter Vertrag stand und für die Rothosen dass sich der Trainer um 1000 Dinge kümmern muss. Früher
45 Bundesliga-Spiele absolvierte. „Im Zeitalter von Google und bin ich eine Stunde vor der Einheit in der Kabine gewesen, habe
YouTube schauen gerade die Spieler aus der U17 oder U19, was mein Programm abgespult und bin wieder nach Hause gefah-
wir damals so auf die Beine gestellt haben. Und natürlich fragen ren. Der Trainerjob ist völlig anders. Da sammelt man in zwei,
sie auch: Wie war das damals in der Liga und bei den Länder- drei Tagen so viele Arbeitsstunden wie früher in einer Woche.“
spielen unter Rudi Völler. Die wissen da Bescheid.“ Die hohe Intensität an der Arbeit im Nachwuchsbereich
Der 37-Jährige kümmerte sich frühzeitig darum, die Zeit gefällt auch Mehdi Mahdavikia. „Wenn du 20 Jahre Fußball
nach der aktiven Laufbahn zu planen. Allerdings ohne kon- gespielt hast, kannst du nicht einfach aufhören und plötzlich
kretes Ziel. „Für mich war nicht sofort klar, dass ich Trainer nur noch herumsitzen“, betont der 39-Jährige, der von 1999 bis
werden wollte. Für mich war nur klar, dass ich im Fußball blei- 2007 beim HSV unter Vertrag stand und 211 Mal in der Bun-
ben möchte.“ Rahn fuhr zweigleisig, noch während der Zeit als desliga für den „Dino“ auflief.
Spieler erwarb er die B- und A-Lizenz, begann ein Fernstudium Zunächst ging der Iraner zurück in die Heimat, arbeitete für
im Sport-Management. „Da habe ich dann relativ schnell ge- den Verband als Sportdirektor der U17 und U19. Dann grün-
merkt, dass ich auf den Platz möchte.“ dete Mahdavikia sogar einen eigenen Verein, „um die Talente
In der vergangenen Saison startete der Ex-Nationalspieler des Landes zu fördern“. Doch die Sehnsucht nach Hamburg war
zunächst als Individualcoach, wurde dann Assistenztrainer groß und als das Angebot kam, zögerte er keine Sekunde: „Ich
der U23, die er zusammen mit Soner Uysal in der Regionalliga musste kommen, der HSV ist mein Lieblingsklub, ich habe so-
Fotos: Witters

zum Klassenerhalt führte. Nun kehrt Rahn in den ursprüngli- fort ja gesagt. Jetzt bin ich wieder zu Hause und kann helfen,
chen Job zurück – und freut sich darauf, weitere Erfahrungen junge Leute zu fördern. Das gefällt mir.“
zu sammeln: „Es ist beeindruckend, wie professionell und mit Text: Matthias Linnenbrügger
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