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Manfred Stahl
Antwort eins:
Die Frage der Wärmerückgewinnung aus Küchenabluft wird immer wieder gestellt und in der
Fachwelt sehr kontrovers diskutiert. Hinsichtlich der EnEV ist die Sachlage aber relativ klar.
§15 EnEV macht zunächst keine Ausnahme und verlangt für alle Lüftungsanlagen mit mindestens
4.000 m³/h mechanisch angetriebenem Zuluftvolumenstrom in Absatz 5 eine
Wärmerückgewinnung mindestens der Klasse H3. Allerdings setzt dies zweierlei voraus: Erstens,
dass diese im Gesamtzusammenhang betrachtet wirtschaftlich sinnvoll ist, und zweitens, dass sie
technisch nicht an (zum Beispiel brandschutztechnische) Schwierigkeiten stößt. Dies geht aus dem
Gesamtzusammenhang der EnEV einerseits und aus der Auslegung der Fachkommission Bautechnik
zu § 15 EnEV (siehe Staffel 19 Nr. 9, zu finden über www.bbsr-energieeinsparung.de > EnEV >
Auslegungen) hervor.
Bei der Rückgewinnung der Wärme nimmt die EnEV über den Bezug zur DIN EN 13053 nur die
Wiedereinspeisung in die zugehörige Zuluft in Betracht. Ist diese in der Küche wegen fehlenden
Heizbedarfs nicht verwendbar, und müsste sie daher bei Einbau einer Wärmerückgewinnung mit
maschinellem Aufwand wieder weggekühlt werden, ist die Unwirtschaftlichkeit einer solchen
Maßnahme von vornherein gegeben. Eine Weiterverwendung der Wärme an anderer Stelle im
Gebäude ist hier nicht verlangt, muss daher nach EnEV auch nicht geprüft werden.
Ist der (Kosten-)Aufwand zur Reinigung der Abluft-Anlage einschließlich der abluftseitigen
Einrichtung zur Wärmerückgewinnung bei ordnungsgemäß durchgeführter Wartung größer, als der
Gegenwert der zurückgewinnbaren und sinnvoll in der zugehörigen Zuluft verwertbaren
Wärmemenge, ist ebenfalls keine Wirtschaftlichkeit gegeben. Dies dürfte bei Abluft aus Kochstellen
und Frittiereinrichtungen ebenfalls häufig der Fall sein.
Je nach konkreter Art des Küchenbetriebs, der Größe der Räumlichkeiten und weiteren
Randbedingungen ist daher zu prüfen, ob die Abluft aus den Abzugshauben über Kochstellen,
Frittiereinrichtungen usw. sinnvoller in eine Gesamt-Zu-Abluftanlage integriert oder separat
behandelt wird. Lässt sie sich mit einer separaten Anlage abführen, so wird in dieser konzentriert
dunsthaltigen Anlage eine Wärmerückgewinnung in Betrachtung vorgenannter Gründe nicht
wirtschaftlich realisierbar sein. Für die getrennt ver- und entsorgte übrige Küchenluft sollte es dann
dagegen unproblematisch sein, eine Wärmerückgewinnung vorzusehen. Für die nicht mit
Wärmerückgewinnung versehene Anlage ist dann eine Befreiung nach § 25 Abs. 1 EnEV zu
beantragen.
Werner Niklasch, Fachreferent Energieeffizienz, Bauphysik und Klima, TÜV Hessen GmbH, Frankfurt
am Main
Antwort zwei:
Küchenlüftungsanlagen sind von der EnEV nicht ausgenommen. Wärmerückgewinnungssysteme als
Kreuzstrom-Wärmeübertrager oder als Kreislauf-Verbundsysteme werden schon seit über 30
Jahren eingesetzt. Entscheidend für den Erfolg ist die Vorfiltration und die Wartung und Reinigung
der Luftleitungen und der Geräte.
Zur Filtration empfehle ich stromab den in der Haube/Decke eingebauten Aerosolatabscheider
Metallgestrickfilter 80 bis 100 mm dick, V-förmig in einer Kondensatwanne angeordnet, danach
einen F7-Taschenfilter.
Befreiungen nach §25 EnEV sind möglich, wenn sich eine Wärmerückgewinnung als unwirtschaftlich
herausstellen sollte (Wirtschaftlichkeitsberechnung über eine Dauer von 15 Jahren). Diese
Befreiung ist bei den Behörden zu beantragen.
In keinem anderen Bereich - Ausnahmen sind industrielle Anwendungen und thermisch hoch
belastete Räume - sind so hohe Luftwechselraten notwendig, um die Lasten abzuführen.
Insbesondere wegen des relativ hohen Temperaturniveaus der Abluft und der freigesetzten
internen Wärmelasten macht eine WRG Sinn. Die WRG in einer Küchenabluftanlage ist bei
entsprechenden Betriebsstunden sicher eines der WRG-Systeme mit den kürzesten
Amortisationszeiten.