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Das Bobath-Konzept ist eine interdisziplinäre, rehabilitative Therapie synaptischerV erbindungen setzen dann
von Erkrankungen und Verletzungen des Zentralen Nervensystems und ein.Forscherhaben in den letzten Jahren
w esentliche N euerkenntnisse in Bezug
als 24-Stunden-Konzept weltweit bekannt. Bertha und Karel Bobath
auf das m otorische Lernen gew onnen:
entwickelten es aus der Physiotherapie heraus. Es beschäftigt sich mit ••A ktive, selbstin itiierte Bew egu n g
der Normalisierung von Muskeltonus, mit Gelenkstellungen und der führtdazu,dass sich N ervenzellen neu
Ausrichtung und Zuordnung von Körperabschnitten zueinander. Ziel bilden.
des Konzeptes ist es, Bewegung anzubahnen und zu erleichtern. Die ••A nregende U m gebung sorgt für den
Erhalt dieser N ervenzellen (der Pa-
Autorinnen stellen im Folgenden die Grundlagen vor und zeigen, wie tient lernt beim Bew egungsübergang
Pflegende schon mit wenig Aufwand viel bewirken können. von Rückenlage zur Seite seinen K opf
anzuheben und m it zu bew egen.D er
Pflegende unterstützt den Patienten
A ngesichts knapper Personalressourcen halten zu können. D as führt zu einer bei w eiteren Bew egungsabläufen so,
scheint es unm öglich,ein 24-Stunden- deutlichen Einschränkung des visuellen dass dieser seinen K opf selbst anhe-
K onzept w ie das von Bertha und K arel U m feldes und der dam it verbundenen ben kann).
Bobath zu realisieren.D er gesam te Ta- W ahrnehm ung.Lernt der Patient,sich ••Gelenkte A ufm erksam keit sorgt für
gesablauf der Patienten ist nach dem entlang des Rollstuhlrades m itderlinken feste synaptische V erbindungen (W ird
K onzept ausgerichtet.W ird ein Patient H and seitlich vom RollstuhlRichtung Bo- der Patient durch den Pflegenden be-
nicht kontinuierlich betreut, so stellt den zu bew egen,gibt ihm das die M ög- w egt,ohne die A ufm erksam keit auf
sich die Frage derU m setzbarkeit.Fürdas lichkeit,sich selbstaus seinerPosition zu den Bew egungsübergang zu lenken,
K onzept ist es w esentlich,dass Pflegen- befreien und so längerfristig Schm erzen ist die V oraussetzung für aktives M it-
de einschätzen,w ie sich der Patient als und K ontrakturen vorzubeugen.Solche bew egen des Patienten nicht gege-
nächstes bew egen könnte und entspre- Strategieerarbeitungen und Reflexio- ben).
chende M aßnahm en ergreifen.W ährend nen erfordern das Zusam m enarbeiten ••N ervenzellen, die gleichzeitig aktiv
des Bew egens sollten Patienten im m er aller am Prozess beteiligten Personen, sind, verbinden sich („N eurons that
die M öglichkeithaben,Bew egungsüber- dem Patienten,den Pflegenden,Ä rzten, fire together,w ire together“).
gänge zu reflektieren,indem sie ihre Be- Therapeuten und A ngehörigen.W esent-
w egungsressourcen für den Ü bergang lich für den größ tm öglichen Erfolg der D ie individuelle, problem - und poten-
nutzen. D araus entw ickeln Pflegende Rehabilitation ist es,gem einsam e Ziele zialorientierte Gestaltung in typischen
und Therapeuten gem einsam m it dem zu form ulieren und diese gem einsam A lltagssituation en w ie K örperpflege,
Patienten eine Strategie,w ie dieser sich um zusetzen. D iese Ziele sind m it dem Essen und Trinken, K leiden, Toiletten-
aus ungünstigen Positionen alleine her- Patienten gem äß seiner Lebensum stän- gang et cetera, verbessert durch W ie-
ausbew egen kann.Istdies nichtm öglich, de abzustim m en. derholung den autom atischen Bew e-
m uss m an die Position so anpassen,dass gungsfluss.D ie individuell angepasste
sich der Patient zw ar bew egen kann,je- Das Gehirn Gestaltung der Bew egungsübergänge,
doch ohne die Position gänzlich aufge- angelehntan norm ale Bew egung,bietet
lernt ein Leben lang
ben zu m üssen. dem M enschen die M öglichkeit,an be-
A n einem Bespielseidies verdeutlicht: D as Bobath-K on zept zielt darauf ab, reits gelerntes V erhalten anzuknüpfen
Ein hypotoner Patient mit Hemiparese norm ale Bew egungsabläufe im Pflege- oder in den therapeutischen Einheiten
rechts sinkt im Rollstuhl sitzend zur ge- alltag anzubahnen,indem es den Pati- neu Erlerntes in den A lltag zu integrie-
lähmten Seite und versucht nun, sich mit enten aktiviert und seine H altungskon- ren. D ie Pflegenden unterstützen die
der linken Hand aufrecht zu halten. Die trolle sow ie W ahrnehm ung fördert.D ie Patienten,indem sie ausgew ogen zw i-
Folgen sind starke Muskelanspannungen Grundlage,um diese Ziele zu erreichen, schen notw endiger U nterstützung und
in der linken Rumpfseite, im linken Arm ist die Plastizität des Gehirns.K arelBo- Förderun g der Selbststän digkeit un d
und vor allem in der Nackenmuskulatur. bath stellte die Behauptung auf, das Eigenaktivität um schalten.D am it ist es
Da er sich festhalten muss, sind Handlun- Gehirn sei lebenslang lernfähig,es sei dem Patienten m öglich,Bew egungsab-
gen wie trinken oder sich waschen mit der plastisch-form bar.H irnforscher haben läufe zu üben,zu autom atisieren oder
linken Seite nicht oder nur schwer mög- nachgew iesen,dass es nach einem Insult auch neu zu erlernen.Eine Ü beranstren-
lich. zu einer N euorganisation des Gehirns gung des Patienten sollten Pflegende
Eine unbew usste Strategie von Pati- kom m t.Reorganisationsm echanism en verm eiden.Sie zeigt sich in Form über-
enten ist,sich auf einen Punkt zu fixie- w ie das W iedererw achen schlafender m äßig hoherM uskelspannung einzelner
ren,um den O berkörper dadurch besser Synapsen und die A ussprossung neuer K örperabschnitte und kann langfristig
A bbildung 3
Abbildung 2 (oben):Rückenlage ohne Anpassung. Abbildung 3 (unten):Rückenlage mit Anpassung der Kissen in Form eines A.