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Kurztitel

Gesa Kolbe

Gelatine
Eigenschaften und Auswahlkriterien in der Papierrestaurierung

In diesem Beitrag wird Gelatine als Werkstoff aus historischer, This paper describes the material gelatine from a historical,
technologischer und restauratorischer Sicht beleuchtet. Ein- technological and conservation point of view. An overview of
gangs werden verschiedene Gelatinen und historische Leime im gelatine’s and glue’s variety is given first, focusing on the
Überblick besprochen sowie Begriffe definiert. Eine ausführliche modern and historical terminology. Next is a detailed descrip-
Darstellung der modernen Gelatineherstellung und eine diffe- tion of modern gelatine manufacturing, followed by an exami-
renzierte Betrachtung der Eigenschaften des Materials bilden nation of its characteristics in order to enable decisions on the
die Grundlage, um eine gezielte Auswahl von Gelatine für specific use during conservation work. The gelatine properties
restauratorische Maßnahmen treffen zu können. Die Eigen- are compared with requirements for conservation materials. An
schaften von Gelatine werden den Anforderungen an Materia- experimental part deals with the differences among various
lien für die Restaurierung gegenübergestellt. Die Gelatine wird qualities of gelatine, and with the effects of artificial ageing on
in Hinblick auf ihre Eignung für restauratorische Anwendun- gelatine films. Last part tries to assist the conservator to choose
gen überprüft; eine Untersuchung mit verschiedenen Gelatine- a product for specific uses in conservation.
qualitäten unter Zuhilfenahme der künstlichen Alterung wird
vorgestellt. Im letzten Teil werden Kriterien für die Auswahl
einer Gelatinequalität festgelegt, um das geeignetste Produkt
für spezielle Anwendungen herauszufinden.

Bei der Untersuchung von Methoden zur Restaurierung von 200.000 Tonnen. Die vielfältigen und sehr spezifischen Ein-
tintenfraßgeschädigten Papieren an der Staatlichen Akade- satzbereiche brachten eine ganze Palette von Produkten her-
mie der Bildenden Künste Stuttgart hat sich gezeigt, daß spe- vor, deren Unterschiede aus der Verwendung verschiedener
ziell Gelatine, z.B. als Leimungsmittel verwendet, ganz her- Rohstoffe und Herstellungsweisen sowie Modifizierungen
vorragende und vielfältige Eigenschaften besitzt, welche in resultieren (Alleavitch und Turner 1989: 312, 316).
sehr gezielter Weise eingesetzt werden können (Kolbe 2002: Die vielfältige Verwendung von Gelatine gründet zum
33–46; 273). Während dieser Studien wurde ersichtlich, daß Großteil auf der Eigenschaft, in weiten Konzentrationsberei-
Gelatinequalitäten in der Restaurierung auch für andere chen reversible Gele zu bilden, aber auch auf der Wirkung als
Anwendungen bisher wenig differenziert bewertet wurden. Da Schutzkolloid und der Fähigkeit, gleichmäßige, feste, aber
die Behandlungsergebnisse durch die entsprechende Wahl auch quellbare Filme zu bilden (Keenan 1994: 406). Dies sind
eines Produktes deutlich beeinflußt werden können, möchte grundlegende Eigenschaften, welche etwa für die Herstellung
der vorliegende Beitrag die Anregung geben, sich zunächst von photographischen Emulsionsschichten benötigt werden.
mit den theoretischen Grundlagen zum Material Gelatine Darüber hinaus ist heute die Wirkung von Gelatine als Emul-
auseinanderzusetzen, um dann in der Praxis bei der Auswahl sionsstabilisator, Verdicker, Schaumbildner und Schaumsta-
einer Gelatine innerhalb der vielfältigen Produktpalette ge- bilisator sowie die Ausbildung adhäsiver und kohäsiver Kräfte
nauer differenzieren zu können. Aufgrund der Komplexität bei der Produktion von Lebensmitteln und pharmazeutischen
des Werkstoffes erfolgt die theoretische Einführung sehr aus- Erzeugnissen von Bedeutung (DGF Stoess 1998).
führlich. Dies erscheint notwendig, um in der abschließenden Grundsubstanz für die Herstellung von Gelatine und Pro-
Zusammenfassung aus Sicht der Restaurierungspraxis ein teinleimen ist Kollagen, ein makromolekulares unlösliches
Anforderungsprofil für die benötigte Gelatine erstellen zu Skleroprotein, welches aus der Haut, dem Bindegewebe und
können. Eine konkrete bzw. fallbezogene „Behandlungs- den Knochen von Tieren gewonnen wird (Gerngroß 1933: 37;
anleitung“ entfällt zugunsten allgemeiner Überlegungen, die Willers 1986: 2). Das Grundprinzip der Leimherstellung ist der
es ermöglichen sollen, die Vielfältigkeit des Materials und ent- partielle Abbau der Kollagenketten durch Hydrolyse, welcher
sprechend das weite Einsatzfeld zu erfassen. Auf typische Fra- thermisch oder chemisch erreicht werden kann. Das endgül-
gestellungen der restauratorischen Praxis (z.B. in Hinblick tige Produkt wird damit in heißem Wasser löslich (Alleavitch
auf Farbe, Penetrations- und Reaktionsfähigkeit, pH, Dauer- und Turner 1989: 308). Für alle aus Kollagen erzeugten
haftigkeit, Quellung und Wiederentfernbarkeit) wird Bezug Abbauprodukte, wie Gelatine und verschiedene Arten von
genommen, um die Möglichkeiten von objekt- und scha- Leim, wird oftmals der Überbegriff Glutinleim verwendet.
densgerechtem Handeln aufzuzeigen. Unterschiede zwischen den Substanzen ergeben sich aus den
verwendeten Ausgangsmaterialien, der Art des hydrolytischen
Tierische Leime und Gelatinen Aufschlusses und dem Reinheitsgrad (Finch 1989: 313).
Gelatine ist ein Produkt, das heutzutage sowohl in der Lebens-
mittel-, als auch in der pharmazeutischen und photographi- Tierische Leime
schen Industrie in großen Mengen eingesetzt wird. Die welt- Tierischer Leim unterscheidet sich von Gelatine durch seinen
weite Produktion erreicht einen jährlichen Umfang von bis zu größeren Anteil an nichtkollagenen Begleitstoffen wie Mine-
Gesa Kolbe

ralien und nichtkollagenen Proteinen, das heißt, er ist in auf mittelalterlichen Vorlagen basieren, die frühere Vielfäl-
größerem Ausmaß verunreinigt. Seine Molekularmasse ist tigkeit der tierischen Leime mit ihren spezifischen Eigen-
außerdem wesentlich kleiner, da er stärker abgebaut ist. schaften und die weite Anwendung als Binde- und Klebmittel
Tierischer Leim ist bereits vor mehreren tausend Jahren jedoch verlorengegangen sind (Willers 1986: 12). Denn die
in Ägypten hergestellt und beispielsweise als Klebstoff oder unvollkommenen Angaben in mittelalterlichen Rezeptvorla-
Bindemittel verwendet worden. Auch im europäischen Raum gen setzen bestimmte Kenntnisse voraus, die in der heutigen
spielt er für diese Einsatzgebiete seit vielen Jahrhunderten Zeit nicht mehr vorhanden sind. Aber auch Duhamel du Mon-
eine wichtige Rolle (Willers 1986: 4). Rezepte zur Leim- ceau, welcher die erste wissenschaftliche und systematische
herstellung sind bereits in frühester Zeit in schriftlichen Quel- Beurteilung der Leime vornahm, bemängelte bereits 1771,
len unter anderem von Plinius, Theophilus und C. Cennini daß aus wirtschaftlichen Gründen viele Rohmaterialien
überliefert worden. Leimfabriken entstanden in Europa ab gemischt würden und angestrebt werde, einen „Universal-
dem 17. Jahrhundert, so 1685 in Holland und 1700 in Eng- leim“ herzustellen, der jedoch die frühere Produktpalette nie-
land. mals ersetzen könne (Duhamel du Monceau nach Skans, Mi-
Mit der historischen Herstellung und Verwendung tieri- chelsen 1986: 66, 69).
scher Leime hat sich ausführlich Willers in bezug auf die Durch den Einsatz von Kunstharzen werden seit den 50er
Tafel- und Faßmalerei beschäftigt. Sie gibt eine gute Über- Jahren des 20. Jh. die tierischen Leime weiter verdrängt. Dies
sicht über die wichtigsten historischen Leimbezeichnungen muß für die Restaurierung als Verlust angesehen werden, weil
und deren Rohstoffe (Willers 1986: 13–29). Überliefert sind damit traditionelle Werkstoffe nicht mehr zur Verfügung ste-
eine Vielzahl von historischen Rezepten, in welchen verschie- hen. Im Handel sind neben verschiedenen Speisegelatinen,
dene Ausgangsmaterialien erwähnt werden. Genannt werden technischen und photographischen Gelatinen weiterhin Kno-
dabei Pergament- und Lederabfälle, Sehnen, Hörner, Füße chenleim, Hautleim und Fischleim erhältliche Produkte.
von Rindern und Schafen, Häute, Innereien sowie Fischgräten Außer in der Darreichungsform als Blätter, Perlen oder Grau-
und Knochen von Vierfüßlern. Die Namensgebung erfolgte pen werden die tierischen Leime allerdings qualitativ, also
früher uneinheitlich nach Material, Herkunft oder Verwen- nach physikalischen Kenndaten, oft wenig detailliert unter-
dung des Leims, wobei die historischen Autoren die Leime in schieden.
ihren Schriften unterschiedlich definieren. Innerhalb der gro-
ben Klassifizierung nach Material, also Haut-, Knochen- oder Gelatinen
Fischleim, welche auch heute noch vorgenommen wird, wer- Anders ist dies bei den heute zur Verfügung stehenden hoch-
den die Leimqualitäten in den früheren Quellenschriften wertigen Gelatinen. Bei den Gelatinen steigt im Gegensatz zu
jedoch wesentlich genauer nach Eigenschaften differenziert. den Leimen die Vielzahl innerhalb der Produktpalette auf-
Hautleim war ein weit verbreiteter Leim, welcher aus grund der großen industriellen Bedeutung stetig an. Diese
Haut- und Fellschnitzeln von verschiedenen Tieren gewonnen Verschiedenartigkeit der Gelatine wird gezielt über die Fabri-
wurde. „Colle-forte“ beispielsweise (franz.: solider Leim), kation gesteuert und erlaubt die Reproduktion und genaue
auch „Colle de Flandre“ genannt, stammt von der Haut von Kenntnis der Endprodukte. Daher wird im folgenden speziell
Jungtieren und ergibt einen hellen, transparenten Leim mit das Produkt Gelatine vorgestellt.
wenig Klebkraft, der als Bindemittel in der Malerei oder für die Das erste Patent zur Herstellung von Gelatine wurde 1754
Papierleimung geeignet war. „La grosse Colle“, genannt in England erteilt. Die Wortprägung „Gelatine“ ist zu diesem
„d’Angleterre“, dagegen wurde aus Hautabfällen der Alttiere Zeitpunkt, um ca. 1700, aus einer Ableitung von „gelatus“
von Kaninchen und Hasen produziert und wies eine typische (lat.: steif, gefroren) entstanden. Seit dieser Zeit hat die Gela-
rote Färbung sowie größere Klebkraft auf (Duhamel du Mon- tine auch als Nahrungsergänzungsmittel und für die Herstel-
ceau, nach Skans und Michelsen 1986: 66, 69). lung pharmazeutischer Produkte einen immer größer wer-
Knochenleim war ein typisches Produkt des 19. Jahrhun- denden Stellenwert eingenommen (Koepff 1985: 3–31).
derts, da die Herstellung bestimmte technische Einrichtungen Die Entwicklung photographischer Techniken ab der
verlangt, die vor der Industrialisierung nicht zur Verfügung Mitte des 19. Jh. führte zu einem neuen, sehr umfangreichen
standen. So sind der Einsatz von Säuren und Kochen unter Anwendungsgebiet für Gelatine. In gleicher Weise wie sich die
Dampfdruck notwendig (Willers 1986: 58). Knochenleim Einsatzmöglichkeiten erweiterten, ergaben sich höhere An-
ergibt eine harte und zur Versprödung neigende Verklebung. sprüche betreffend Reinheit und klar definierten Qualitätsei-
Fischleim wird historisch aus Schwimmblasen vorwie- genschaften von Gelatine (Alleavitch und Turner 1989: 307;
gend störartiger Fische hergestellt, beispielsweise der Hause Wunderlich 1972: 8). Ab den 1860er Jahren entstanden in
oder des Störs, daher auch Hausenblasen- oder Störleim Europa auf die Herstellung photographischer Gelatine spe-
genannt, aber auch von anderen Fischarten gewonnen (Wels, zialisierte Firmen, von denen vorwiegend deutsche Firmen
Kabeljau, Schellfisch) (Willers 1986: 59–68). Eine andere ihre Produkte sogar bis in die USA (Kodak) exportierten. Die
Rohstoffquelle sind Fischabfälle, welche einen Leim minde- Produktion in Deutschland stieg nicht zuletzt deshalb Ende
rer Qualität ergeben (Willers 1986: 68–70). Fischleim wird des 19. Jahrhunderts innerhalb von 20 Jahren für alle Gela-
auch heute noch wegen seiner hohen Klebkraft geschätzt. tinequalitäten sprunghaft von 200 auf 1200 t an (Koepff 1985:
Willers konnte zeigen, daß viele Rezepte der Neuzeit zwar 3–31).
Gelatine

Man unterscheidet zunächst grob zwischen technischer zufolge zu weitgestreckten, linksläufigen Spiralen, soge-
Gelatine, Gelatine von Lebensmittelqualität und photogra- nannten Helices, geformt, von denen sich wiederum drei zu
phischer Gelatine. einer „Überschraube“, der Triple-Helix, verdrillen. Die struk-
Technische Gelatine ist im Vergleich zu den anderen Qua- turelle Grundeinheit, Tropo-Kollagen genannt, hat ein Mole-
litäten stärker verunreinigt und kann mit Konservierungs- kulargewicht von ca. 300.000 g/mol (Falbe, Regnitz 1989–
mitteln versetzt sein. 1992: 2298). Innerhalb der Drei-Kettenstruktur bilden sich
Sowohl Lebensmittel- als auch pharmazeutische Gelati- quer zur Faserrichtung Wasserstoffbrücken und kovalente
nen erfordern einen relativ hohen Reinheitsgrad (Aschegehalt Querverbindungen aus, die diese verfestigen. Die kovalenten
<2 %, besser <1 %; Babel 1996: 7), sie müssen frei sein von Querverbindungen sind typisch für das Kollagen, sie entste-
jeglicher bakterieller Kontamination. Die Richtlinien zur hen ausschließlich zwischen den Lysinresten und nehmen
Prüfung der Qualität sind im Deutschen Arzneibuch (DAB) mit fortschreitendem Alter anteilig zu. Das Kollagen wird
und im Lebensmittelgesetz festgelegt. dann starrer und brüchig. Die Stabilität der Triple-Helix wird
An photographische Gelatine werden die höchsten Anfor- damit hauptsächlich durch ihren Gehalt an Prolin und
derungen in bezug auf Reinheit und physikalische Eigen- Hydroxyprolin bestimmt. Aber nicht nur ihr Gehalt, sondern
schaften gestellt, die notwendig sind, um hochwertige photo- auch die Verteilung innerhalb der Ketten ist entscheidend. So
graphische Emulsionschichten herzustellen und keine Stö- kommen diejenigen Aminosäuren nebeneinander zu liegen,
rung der photographischen Prozesse zu erhalten. Sie dient als die hydrophobe Querverbindungen ausbilden können (Kühn
Bindemittel für das lichtempfindliche Silbersalz. Die Quell- 1974: 99).
fähigkeit der Gelatine garantiert, daß die für die Reaktion Die verschiedenen Strukturniveaus im Aufbau des Kolla-
benötigten photographischen Chemikalien in die Schicht ein- gens werden als Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartär-
dringen und durch Wässern leicht wieder entfernt werden struktur bezeichnet. Die Polypeptidketten besitzen endstän-
können. Photographische Gelatinen müssen außerdem gut dige entweder positiv geladene Ammonium- oder negativ
härtbar sein, damit sie in einen haltbaren, unlöslichen geladene Carboxylgruppen. Daher erfolgt mittels elektrostati-
Zustand übergehen (Babel 1996: 7). scher Anziehung die Aggregation zu Fibrillen. Kollagen weist
sowohl kristalline als auch amorphe Bereiche auf (Hopp
Herstellung von Gelatine 1965: 469/470, 473; Keenan 1994: 406/407).

Rohstoffe Aufschlußverfahren (Typ A, Typ B)


Grundsubstanz für die Herstellung sowohl von Gelatine als Bei der Herstellung von Gelatine wird unlösliches Haut- und
auch von Leim (Haut- und Knochenleim) ist Kollagen, ein Knochenkollagen in lösliches Material mit niedrigerer Mole-
Protein, welches aus der Haut, dem Bindegewebe und den kularmasse überführt. Die entscheidende Reaktion ist dabei
Knochen von Tieren durch chemische und physikalische Vor- die Hydrolyse. Die anfangs durch Säure oder Lauge eingelei-
behandlung gewonnen wird. Nicht verwendet werden können tete chemische Hydrolyse geht während der Herstellung in
daher nichtkollagene Substanzen wie Horn oder Hufe. In der eine thermische Hydrolyse über. Die Reaktionsrate kann
historischen Leimproduktion wurden jedoch auch diese Teile gesteigert werden durch Anhebung der Konzentration der ver-
mitverwertet, was eine Verunreinigung durch nichtkollagenes wendeten Chemikalien und Erhöhung der Temperaturen. Die
Material ergibt. Verunreinigungen mineralischer Art sind lös- durchgeführte Extraktion des Rohmaterials ergibt eine Serie
liche Sulfate, Chloride oder Phosphate. Sie wirken sich auf von „Proteinfraktionen“, auch Auszüge genannt, von niede-
Farbe und Löslichkeit des Endproduktes aus. rem Molekulargewicht. Die Qualität der Auszüge sinkt von der
Kollagen [1] gehört neben den Keratinen zur Gruppe der ersten bis zur letzten Extraktion, wobei die erste bei 60 °C
langfaserigen, linearkolloiden Skleroproteine (Gerüsteiweiß- stattfindet und bei jeder folgenden ein Temperaturanstieg um
stoffe), der Grundsubstanz in tierischer Haut, Knochen, Knor- 5–10 °C erfolgt. Die letzte Extraktion erreicht damit fast den
peln und Sehnen. Siedepunkt. Jeder Auszug wird separiert. Der erste Auszug ist
Grundbausteine des Kollagens sind 18 verschiedene Ami- von bester Qualität. Er besitzt die höchste Molekülmasse, die
nosäuren, welche durch Polykondensation unter Ausbildung höchste Viskosität, die hellste Farbe und die höchste Gel-
der Peptidbindung zu langen Ketten miteinander verbunden festigkeit. Die Lösungshydrolyse sollte möglichst milde durch-
sind. Die Aminosäurezusammensetzungen des Kollagens und geführt werden, so daß ein zu starker Abbau der Peptidketten
der Gelatine unterscheiden sich nicht, sie variieren jedoch vermieden wird.
nach Provenienz des Rohstoffs. Aufgrund ihrer Seitenketten Die Qualität der einzelnen Chargen (ca. 1.000–2.000 kg)
kann man die Aminosäuren einteilen in polare, nichtpolare, wird physikalisch, chemisch und bakteriologisch kontrolliert.
saure und basische Aminosäuren. Sie charakterisieren das Bei Lebensmittelgelatinen handelt es sich im Gegensatz zu
chemische Reaktionsvermögen des Proteins [2]. Kollagen be- Photogelatinen in der Regel um nachträglich erzeugte Ver-
steht zu über 30 % aus Glycin, zu 11 % aus Alanin und zu wei- schnitte aus verschiedenen Fraktionierungen der einzelnen
teren 22 % aus den zwei selteneren, für Kollagen typischen Chargen, wodurch die gewünschten physikalischen End-
Aminosäuren Hydroxyprolin und Prolin [3]. eigenschaften des Produktes erreicht werden [4].
Die Polypetidketten sind dem Modell der Triple-Helix Unterschieden werden zwei Herstellungsprozesse, nach
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denen sich die Auswahl der Rohstoffe richtet und welche Gela- Physikalische Kenndaten
tinen ergeben, die mit Typ A oder Typ B bezeichnet werden. Der
sogenannte saure Aufschluß liefert Gelatine von Typ A, der als Gelatine verfügt – im Gegensatz zu Leimen – auch als Natur-
alkalisch bezeichnete Herstellungsprozeß hat Gelatine von produkt über definierte und gut reproduzierbare Qualitäts-
Typ B als Endprodukt. merkmale. Diese werden u.a. im Handel über bestimmte che-
Für die Herstellung photographischer aber auch pharma- mische und physikalische Kenndaten beschrieben. Der fol-
zeutischer Gelatinen sind Tierknochen und Hautschnitzel, die gende Abschnitt dient dazu, sowohl die Eigenschaften als
von verschiedenen Tieren aus der Lederproduktion stammen, auch die üblichen verwendeten Kenndaten für RestauratoIn-
das wichtigste Ausgangsmaterial. Es handelt sich dabei um nen zunächst allgemein zu erläutern.
nicht verwertbare Abfälle, welche bereits enthaart, das heißt
mit Kalklauge geäschert, wurden und in der alkalischen Auf- Sol- und Gelzustand
bereitung Gelatine von Typ B ergeben. Für Speisegelatine ist Gelatine ist ein heterogenes Gemisch aus Proteinfraktionen
Schweineschwarte aufgrund der einfachen und billigen Ver- mit einem Molekulargewicht von ca. 15.000–250.000 g/mol
arbeitung ein wichtiger Lieferant. Allein Schweineschwarte (Falbe, Regnitz 1989–92: 1509). Gelatine enthält normaler-
wird der ökonomischeren sauren Behandlung unterzogen weise 8–12 % Feuchtigkeit und hat die Fähigkeit, unter
(Typ A) (Alleavitch und Turner 1989: 307–312; Finch 1989: Zugabe von kaltem Wasser zu quellen. Die gequollenen Par-
313–316). tikel können unter Wärmezufuhr gelöst werden (Alleavitch,
Turner 1989: 307–312; Finch 1989: 313–316; Keenan 1994:
Chemische Reaktionen bei der Überführung 407). Die Makromoleküle der Gelatine lassen sich aufgrund
des Kollagens in Gelatine ihrer Größe nicht in echte Lösungen überführen, sie bilden
Bei der Gelatineproduktion sind zwei Reaktionen zu unter- kolloide Lösungen aus.
scheiden, durch die Bruchstücke der ursprünglichen Kolla- Jedes kolloiddisperse System kann in zwei Zustandsfor-
genketten entstehen: men vorliegen
> Auflösung der Triple-Helixstruktur des Kollagens in Einzel- > als Sol, das heißt als kolloide Lösung, oder
ketten durch Spaltung von Querverbindungen > als Gel, das heißt als gallertartige Masse.
> Kettenverkürzung durch hydrolytische Spaltung der Poly- Im Solzustand sind die kolloiden Teilchen in Abhängig-
peptidbindungen (Abb. 1). keit von Temperatur und Konzentration mehr oder weniger
Die Reaktionen laufen sowohl bei der Äscherung mit frei beweglich, im Gelzustand sind sie raumnetzförmig mit-
Kalklauge als auch während der Säureeinwirkung ab, aller- einander verbunden. Jedes Sol kann in ein Gel umgewandelt
dings werden bei Kalkeinwirkung im Verhältnis mehr Quer- werden. Diesen Vorgang nennt man Koagulation (Aus-
verbindungen als Peptidbindungen zerstört (Hopp 1965: flockung). Gelatine ist normalerweise ein thermoreversibles
472). Gel, da es durch die Zuführung von Wärme erneut in den Sol-
Der Herstellungsprozeß von Gelatine wirkt sich maßgeb- zustand überführt werden kann. Nicht alle Gele lassen sich
lich auf die molekulare Struktur und damit auf die Eigen- wie Gelatine wieder in ein Sol überführen.
schaften des Endprodukts vom Typ A oder B aus (Alleavitch und Bei hoher Temperatur kommt es zu einer Auflösung des
Turner 1989: 307–312; Finch 1989: 31 –316). Netzwerkes in einzelne Polypeptidketten (Gel > Sol), bei
Erkalten des Sols zur erneuten Netzwerkbildung. Wird eine
Reinigung der Gelatine bestimmte Temperatur unterschritten, tritt eine Verfestigung
In der modernen Herstellungsindustrie durchläuft die Gela- ein. Es entsteht eine Verbindung von Molekül zu Molekül und
tine mehrere Reinigungsphasen. Es werden verschiedene Fil- damit ein Gitterwerk, das durch Hydratation Wassermoleküle
ter und Ionenaustauscher eingesetzt zur Entfernung von einbindet (Sol > Gel). Keenan beschreibt für die Gelbildung
kurzkettigen Bruchstücken, Fettspuren, Fäserchen, minerali- drei Stadien:
schen Begleitstoffen und feinsten Schwebeteilchen. Abschlie-
ßend wird eine Sicherheitssterilisation durch Ultrahocherhit-
zung durchgeführt. Die Gelatine wird je nach Anforderung
mehr oder weniger vollständig von nicht kollagenen Anteilen
befreit. Die Firmen DGF Stoess und PB Gelatins geben bei-
spielsweise an, daß Lebensmittelgelatine zu 8 –90 % aus Pro- Erhitzen Abkühlen
tein, zu 8–12 % aus Wasser und zu 2–4 % aus Mineralsalzen Thermische Teilweise
besteht. Lebensmittelgelatine wird nicht standardmäßig ent- Hydrolyse Renaturierung
salzt, sie enthält jedoch weder Fett noch Konservierungsmit-
tel (DGF Stoess AG 1998; PB Gelatins GmbH Produktinforma- Kollagen Gelatinesol Gelatinegel
tion). 1 Schematische Darstellung des Übergangs von Kollagen
zu Gelatinesol und -gel durch Erhitzen und Erkalten
(nach Babel 1996: 7).
Gelatine

> teilweise Reformierung der Molekülketten in dem Kollagen über die Verarbeitungseigenschaften des Materials, aber z.B.
ähnlichen helikalen Strukturen, auch über dessen Abbaugrad und die Eigenschaften des dar-
> Ausbildung kristalliner Bereiche, aus entstehenden ausgehärteten Films.
> Stabilisierung der Struktur durch Wasserstoffbrückenausbil- Gelfestigkeit, Bloomwert
dung zwischen den helikalen Regionen (Keenan 1994: 408). Die Gelfestigkeit wird ermittelt durch die Bloomwert-Bestim-
Roosen nennt für die Stabilisierung der räumlichen mung mit Hilfe eines Gelometers nach Bloom. Dabei wird die
Struktur außerdem hydrophobe Bindungen zwischen den Festigkeit eines Standardgels unter genau festgelegten Bedin-
unpolaren Seitenketten, elektrostatische Anziehung oder Van- gungen gemessen, indem ein Kolben in das Gel eingedrückt
der-Waals-Kräfte (Roosen 1991: 20/21). Dabei geht im Gel- wird. Das Gewicht, das benötigt wird, um eine bestimmte Tiefe
zustand nicht die vollständige Renaturierung des Kollagen- zu erreichen, ist der Bloomwert, angegeben in Gramm (Allea-
moleküls vor sich, vielmehr werden einige Verbindungsstellen vitch, Turner 1989: 308; Roosen 1991: 22).
ausgebildet, die zu einem flexiblen und lockeren Netzwerk Gelatine gilt als niedrigbloomig bei Werten zwischen 50
führen (Abb. 1). Diese erneute Bildung kollagenähnlicher und 100 g, als mittelbloomig bei Werten zwischen 100 und
Strukturen ist entscheidend für die mechanischen Eigen- 200 g und als hochbloomig zwischen 200 und 300 g. Der
schaften einer Gelatine. Je stärker das Material abgebaut ist, Bloomgrad ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Gelatine.
desto mehr sind diese Strukturen verloren und desto unähn- Er ist gleichbleibend auch bei erneuter Verflüssigung und
licher ist es dem ursprünglich elastischen Ausgangsmaterial Erstarrung des Gels, jedoch nur, solange keine verstärkte ther-
Kollagen. mische Hydrolyse einsetzt.
Die Zustandsformen der Gelatine werden mit unter- Die Gelfestigkeit ist unter anderem abhängig von der Kon-
schiedlichen physikalischen Kenndaten beschrieben. Der Sol- zentration der Lösung [5], der Temperatur, der Gelatinie-
zustand kann wie jedes flüssige Medium mit Hilfe der Visko- rungsgeschwindigkeit, einer thermischen Vorbehandlung der
sitätsmessung (Fließfähigkeit) charakterisiert werden. Bei Gelatine und der Dauer dieser Behandlung, dem Salzgehalt
dem zäheren Gel dagegen wird dessen Festigkeit gemessen. [6], dem pH, dem Rohstoff und Herstellungsprozeß und
Die Gelfestigkeit ist eine für Gelatine zentrale physikalische damit dem molekularen Aufbau.
Kennzahl. Sie gibt neben den Geleigenschaften Aufschluß Gelbildung und Gelfestigkeit werden entscheidend beein-
flusst durch kristalline und amorphe Bereiche. Bei einem
Gelatinegel kann man amorphe, teilkristalline, flüssigkri-
stalline und kristalline Polymerstrukturen unterscheiden
(Dörfler 1994: 576–577). Bei anhaltender thermischer Hydro-
lyse wird die Kristallinität der Gelatine reduziert, bis nur noch
amorphe Strukturen bleiben, welche keine Gele mehr ausbil-
den können (Gerngroß 1933: 56). Gelatine weist im Gegensatz
zum nativen Kollagen einen geringeren Grad an Kristallinität
auf. Da diese sich positiv auf das Wasserbindevermögen und
damit auf die Elastizität eines Materials auswirkt, ist Gelatine,
in Abhängigkeit des Abbaugrades, in jedem Fall spröder als
das Kollagen (Fels 1964: 1813–1824).
Läßt man ein frisch angesetztes Gel längere Zeit stehen,
so steigt die Gelfestigkeit, da sich die Moleküle neu ausrich-
ten und es zu einer höheren Kristallinität kommt (Gerngroß
1933: 78/79). In der Praxis ist zu beachten, daß erst nach 18
2 Farbgebung von Gelatinen des Typs B unterschiedlicher
Bloomgrade: Generell sind höherbloomige Gelatinen
Stunden die endgültige Gelfestigkeit erreicht wird (Hopp
sowie Gelatinen von Typ A im Vergleich zu Typ B heller. 1965: 473).

Unterhalb des IEP Isoelektrischer Punkt (IEP) Oberhalb des IEP

Kation (+) Zwitterion (neutral) Anion (–)

3 Zwitterionbildung am Beispiel der Aminosäure (nach Timar-Balázsy 1995: 51).


Gesa Kolbe

Für manche Anwendungen bieten höherbloomige Gelati- Bereich von 7 bis 9, er kann zudem in Abhängigkeit zum
nen Vorteile, beispielsweise zeigen sie höhere Schmelz- und Bloomgrad schwanken (PB Gelatins GmbH 1998).
Erstarrungspunkte und verfügen damit über kürzere Abbin- Mischungen aus Gelatinen der Typen A und B sind stark
dezeiten. Sie sind von hellerer Farbe – die typische gelbliche kolloidal eingetrübt, da es aufgrund des entgegengesetzten
Färbung der Gelatine nimmt mit steigendem Bloomwert ab Elektrolytverhaltens durch unterschiedliche Ladungen zu
(Abb. 2) – sowie von höherer Viskosität (DGF Stoess 1998). Ausflockungen kommt (Hopp 1965: 473–474).
Aufgrund dieser und weiterer Eigenschaften, wie geringer Salze beeinflussen die Elektrolyt- und damit die mecha-
Abbaugrad, höhere Kristallinität und damit höhere Elastizität nischen Eigenschaften einer Gelatine entscheidend, da es zu
eignen sich hochbloomige Gelatinen für viele Anwendungen Wechselwirkungen mit den funktionellen Gruppen der Gela-
auch in der Restaurierung. tine kommt und die elektrischen Ladungen innerhalb der
Moleküle verschoben werden [9]. Da handelsübliche Lebens-
Isoelektrischer Punkt (IEP), Elektrolytwirkung mittelgelatinen immer 1–4 % Mineralsalze als Begleitstoffe
Da die Primärstruktur von Gelatine, Kollagen und ihren enthalten, ist der Effekt der Elektrolytwirkung, also die Reak-
molekularen Bausteinen Aminosäuren dieselbe bleibt, sind tionsfähigkeit, weniger stark ausgeprägt. Salze verändern
deren chemische Eigenschaften in vielen Fällen identisch. auch den pH von Gelatine, der pH des fertigen Produktes
Die Gelatine besitzt wie die Aminosäuren reaktive basische ergibt sich letztendlich aus dem Grad der Entsalzung (Beers-
und saure Gruppen und reagiert als schwacher Elekrolyt [7]. mans et al. 1968: 592).
Sie wird daher als amphoterer [8] Elektrolyt oder Ampholyt Die Elektrolyt- bzw. Bindefähigkeit für ionische Substan-
bezeichnet. zen macht die Gelatine für die Restaurierung interessant, da
Die Dissoziation der Ampholyte erfolgt in Abhängigkeit sie für Papier schädigend wirkende freie Übergangsmetall-
vom Umgebungs-pH. In saurer Lösung ist die Gelatine posi- ionen binden kann (Kolbe 2002: 33–46; 273). Dabei ist zu
tiv geladen und reagiert als Kation in einem elektrischen Feld. beachten, daß sich die Eigenschaften des Elektrolyten Gela-
In alkalischer Lösung dagegen verhält sie sich als Anion und tine mit dem Umgebungs-pH ändern und durch den Gela-
ist negativ geladen. Am sogenannten isoelektrischen Punkt tinetyp bestimmt werden. So ist z.B. eine Gelatine von Typ B
(IEP) bilden sich Zwitterionen: Sowohl positive Ammonium- bei einem pH von 6 bindungsfähig für Kationen, da dann bei
gruppen (–NH3+) als auch negative Carboxylgruppen diesem Gelatinetyp eine große Anzahl dissoziierter, negativ
(–COO–) entstehen an einem Molekül (Abb. 3). Durch das geladener Carboxylgruppen vorhanden ist [10] (Abb. 4).
ausgewogene Verhältnis wird eine neutrale elektrische
Ladung erreicht. Diese Gelatine heißt isoelektrische Gelatine Quellung
(Gerngroß 1933: 63; Alleavitch, Turner 1989: 308). Der IEP Die Quellfähigkeit, das heißt Einlagerung von Wasser-
wird in der Einheit pH ausgedrückt. Der Wert entspricht molekülen an die hydrophilen Gruppen innerhalb der Mole-
jedoch nicht dem pH der Gelatinelösung selber und sollte mit kularstruktur, ist eine wichtige Eigenschaft der Gelatine.
diesem nicht verwechselt werden. Durch das Quellvermögen der Gelatine können beispielsweise
Ein großer Unterschied der Gelatinen der Typen A und B photographische Chemikalien in lichtempfindliche Emul-
ist, daß ihr IEP in unterschiedlichen Bereichen liegt (Tab. 1). sionschichten eindringen und lösliche Reaktionsprodukte
Bei der Einwirkung von Kalklauge auf das Kollagen (Herstel-
lung Typ B) kommt es zu einer Hydrolyse von primären Amid-
gruppen (-CONH2) der Seitenketten und damit einer Vermeh-
rung der sauren Carboxylgruppen (-COOH) des Protein- Gelatine Typ A (IEP ca. pH 8,5)
moleküls. Gelatinen des Typs B weisen demnach einen leicht in einem Umgebungs-pH
von 4,5 bis 5,5
sauren IEP (bei pH 4,7–5,4) auf, da dieser durch Anzahl und
Stärke der sauren bzw. basischen Gruppen bestimmt wird
(Beersmans et al. 1968: 588, 591; Kosar 1965: 56). Gelatine
Typ A hat ihren isoelektrischen Bereich im alkalischen pH-
Gelatine Typ B (IEP ca. pH 4,9)
in einem Umgebungs-pH
Tab. 1 Vergleich chemischer und physikalischer Kenndaten von
von 6 bis 6,5
Gelatine des Typs A und B nach Standard-Tests der Gelatin
Manufacturers Institute of America, Inc. (Alleavitch, Turner
1989: 311).
Parameter Typ A Typ B
Gelatine am IEP
Gelfestigkeit [Bloomgrad in g] 50–300 50–275
in einem Umgebungs-pH
Viskosität [mPa s] 20–70 20–75 von ca. 8,5 (Typ A) bzw. ca. 4,9 (Typ B)
Aschegehalt
[Salz- und Metallrückstände in %] 0,3–2 0,5–2
4 Einfluß von Umgebungs-pH und Gelatine-Typ (IEP) auf
pH 3,8–5,5 4,5–7,5
ionische Ladungen und damit die Reaktionsfähikgeit von
Isoelektrischer Punkt [pH] 7,0–9,0 4,7–5,4 Gelatine (nach Wunderlich 1972: 22).
Gelatine

leicht entfernt (Hopp 1965: 475) oder auch Klebstoffilme sächlich von der Länge der Moleküle ab, wogegen die Gel-
erneut gelöst werden. festigkeit stark vom strukturellen Aufbau bestimmt wird. Dies
In Polypeptiden kommt eine große Anzahl funktioneller bedeutet, daß es Gelatinen gibt, die bei hoher Viskosität nied-
Gruppen für eine Wechselwirkung mit Wassermolekülen in rige Gelfestigkeit aufweisen und umgekehrt (Hopp 1965:
Frage. Die oben benannte große Anzahl dissoziierter, negativ 473). Auch können verschiedene Gelatinearten bei gleichem
geladener Carboxylgruppen bei Gelatinetyp B sorgt auch für Molekulargewicht unterschiedliche Gelfestigkeit besitzen
eine höhere Quellfähigkeit. Die Wasseraufnahmefähigkeit (Beersmans et al. 1968: 594).
von Gelatine des Typs A ist aufgrund des herstellungsbeding-
ten geringeren Gehalts an polaren Carboxylgruppen deutlich Filmbildung
niedriger (Teuber 1990: 79, 80). Getrocknete Gelatinefilme können sowohl amorphe als auch
Das Quellungsvermögen eines Gelatinefilms ist umso kristalline Bereiche aufweisen. Bradbury und Martin haben
kleiner, je konzentrierter die Lösung ist, aus der diese Schicht gezeigt, daß die äußeren Bedingungen, unter denen die Film-
hergestellt wurde (Beersmans et al. 1968: 596). Nach Gern- bildung erfolgt, ausschlaggebend sind für die molekulare
groß wird die durch das eingelagerte Wasser vorgegebene Struktur und damit für die mechanischen Eigenschaften der
Netzstruktur des Gels beibehalten, auch wenn ein Gel zum ausgebildeten Filme (Bradbury, Martin 1952: 183–192).
Film auftrocknet und von Neuem angequollen wird (Gerngroß Bei einer Luftfeuchte von 70 % wurden sowohl sogenannte
1933: 77). Das bedeutet, trocknet ein Gel aus einem stark ver- „kalte“ Filme bei 20 °C Raumtemperatur innerhalb von 4
dünntem Sol auf, so kann der später entstandene Film durch Tagen als auch „heiße“ Filme bei 56–60 °C in nur 6 Stunden
Zugabe von Wasser erneut stark quellen, da die ursprüng- hergestellt [11]. Nach Analyse entsprach die Molekülstruktur
lichen zahlreicheren Zwischenräume mit Wassermolekülen des kalten Filmes der eines Gels, der Film hatte stärker kri-
„wieder befüllt“ werden. Schwerer quellbar dagegen ist ein stallinen Charakter und konnte leicht angequollen werden.
Film, der aus einem höherkonzentrierten Sol hergestellt Die Molekülstruktur des heißen Filmes dagegen entsprach der
wurde (Seiz, Moll 1976: 212). des Sols. Der Film hatte eine amorphe Struktur und wies ein
geringeres Wasserbindevermögen auf, d.h., er konnte schlech-
Löslichkeit ter gequollen werden. Bemerkenswert war, daß die Ausrich-
Gelatine ist außer in Wasser auch in ionischen Lösungen und tung der Moleküle reversibel war, das heißt, die heißen Filme
hochpolaren Stoffen wie Ethylenglykol oder Glycerin löslich. konnten erneut gelöst und in anderer Weise, als kalter Film,
Als Lösung angesetzt behält Gelatine allerdings nur in Wasser verfestigt werden.
ihre besondere Fähigkeit zu gelatinieren. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit (rF) von 45–85 % ver-
Isopropanol-Wasser-Mischungen lassen Gelatine schein- fügten die kalten Filme über eine deutlich höhere Reißfestig-
bar stärker quellen, da es zu einer deutlicheren Gewichts- keit. Bei niedriger rF zeigten sich beide Filmarten relativ
zunahme als in reinem Wasser kommt. Die Gelatinemolküle brüchig, wobei sich der kalte, also kristalline Filme bei Wer-
sind jedoch in Alkohol geringer löslich (Teuber 1990: 90). ten um 55 % als etwas dehnungsfähiger erwies. Stieg die rF
Nicht oder schwer löslich ist Gelatine auch in organischen über 65 %, waren die heißen, also amorphen Filme flexibler.
Lösungsmitteln wie Ether, Benzen und Aceton (Falbe, Regnitz Entscheidend für die Flexibilität, das Wasserbindevermö-
1989–92: 1509; Keenan 1994: 408). gen und die Glastemperatur [12] sind die im Gelatinefilm
enthaltenen kollagen-ähnlichen, also helikalen und kristal-
Fließverhalten, Viskosität linen Strukturen. Je höher der Anteil dieser Strukturen ist,
Da Gelatine immer als heterogenes Gemisch vorliegt, wird desto elastischer ist der Film. Aber da selbst „kalte“ Filme nur
ihre Viskosität oder Fließfähigkeit durch die Molekülgröße ca. 20 % kristalline Anteile enthalten und beispielsweise das
bzw. durch die Verteilung der Molekülmassen (Spektrum) Wasseraufnahmevermögen von Kollagen bei 30 °C und 50 %
bestimmt (Dörfler 1994: 452; Bincer 1931: 149–159). rF doppelt so hoch ist wie das der amorphen, heißen Filme,
Die Viskosität einer Gelatinelösung (Sol) steigt sowohl sind Gelatinefilme in jedem Fall brüchiger und starrer als das
mit der Konzentration der Lösung als auch mit sinkender native Kollagen. Aus diesen Gründen geben stark abgebaute
Temperatur an und beeinflußt die Verarbeitungseigenschaf- Leime, welche hohe Anteile amorpher Strukturen aufweisen,
ten wesentlich (Alleavitch, Turner 1989: 308). Weitere die Vis- eine harte und brüchige Verklebung.
kosität beeinflussende Faktoren sind die Art des Rohmaterials Zusammenfassend läßt sich sagen, Einfluß auf die Fähig-
und das Herstellungsverfahren. Alkalisch aufgeschlossene keit, erneut native, kristalline Strukturen im Gel bzw. im Film
Gelatinen besitzen im Vergleich zu sauer aufgeschlossenen auszubilden, haben die Erstarrungszeit, Erstarrungstempera-
eine höhere Viskosität bei gleicher Gelfestigkeit (DGF Stoess tur, Trocknungstemperatur, Konzentration und der Gelati-
AG 1998). Die Polypeptidketten von Gelatine vom Typ A sind netyp (Herstellung, Rohstoff). Dementsprechend sind hoch-
kürzer, diese weist jedoch eine kompaktere Molekülstruktur bloomige Gelatinen vom Typ B für die Herstellung elastischer
auf, es bleiben mehr Einzelketten miteinander verbunden Filme vorzuziehen. Die langsame Ausbildung des Films bei
(Beersmans et al. 1968: 591). kalten Temperaturen ist dabei von Vorteil.
Die Gelfestigkeit und Viskosität stehen also in keiner di-
rekten Beziehung zueinander. Die Viskosität hängt haupt-
Gesa Kolbe

Reaktionen mit anderen Substanzen 125 °C. Bei einer Steigerung des Feuchtigkeit auf 20 % sinken
Gelatine kann durch die Beigabe verschiedener Substanzen die Werte bereits auf ca. tg 25 °C und tm 75 °C.
bzw. durch unterschiedliche Reaktionen modifiziert und spe-
zifischen Anforderungen angepaßt werden (Finch 1989: 316; Bewertung in der Restaurierungsliteratur
Clark, Courts 1977: 209–241; Baumann 1967: 132; Beersmans In der Restaurierungsliteratur finden sich verschiedene qua-
et al. 1968: 593; Tutt, Lane 1962: 57–65). litative Untersuchungen, die meist eine Gegenüberstellung
Zu den wichtigen Reaktionen zählen die Härtungsreak- von Gelatine mit tierischen Leimen zum Ziel haben. Dabei
tionen. Unter dem Einfluß bestimmter Substanzen kann es zu werden Klebstofflösungen sowie Klebstoffilme nach künstli-
einer nicht reversiblen Vernetzung der reaktionsfähigen Sei- cher Alterung in bezug auf pH, Farbe und mechanische
tenketten der Proteinstruktur kommen, wodurch die Gelatine Eigenschaften untersucht (Haupt et al. 1990: 10–16; Wouters
in der Folge schwer quellbar und unlöslich wird, was auch als et al. 1992: 67–77; Karpowicz 1981: 153–160; Karpowicz
„Gerbung“ oder „permanent cross-linking“ bezeichnet wird. 1989: 67–74).
Auf dieser Reaktion beruht beispielsweise die Verfestigung Manche Autoren kommen nach vergleichenden Untersu-
photographischer Emulsionschichten (Beersmans et al. 1968: chungen unterschiedlicher Klebstoffilme mit Hilfe der künst-
597; Gerngroß 1933: 36/37). Aber auch in der Restaurierung lichen Klima- und Lichtalterung zu durchaus zufriedenstel-
ist dieser Effekt anzutreffen, da es gerade solche Vernetzungs- lenden Ergebnissen, auch in bezug auf mechanische Eigen-
reaktionen sind, die einen historischen Leim in eine unlösli- schaften und Farbveränderung eines Gelatinefilms (Wouters
che Form übergehen lassen und diesen unter Umständen für et al. 1992: 67–77) [15]. Haupt et al. zeigen, daß Gelatine bei
RestauratorInnen schwer entfernbar machen. So können aus- einem Vergleich mit anderen Glutinleimen in Hinblick auf
dampfendes Formaldehyd, aber auch im Substrat enthaltene Farbe und Reinheit, wie zu erwarten, als am besten zu bewer-
Metallionen oder pflanzliche Gerbstoffe, wie sie auch Bestand- ten ist (Haupt et al. 1990: 10–16). Auch nach einer kombi-
teile der Eisengallustinte sind, härtend wirken. Auch Zusätze nierten Licht- und Klimaalterung [16] durch Sommermeyer
direkt zur Gelatine, wie wiederum Formaldehyd oder auch wird deutlich, daß ein Gelatinefilm zwar eine Tendenz zur
Alaun, ergeben diese Eigenschaftsveränderung (Clark, Courts Versprödung zeigt und leicht vergilbt, Störleim jedoch einer
1977: 209–241; Gerngroß 1933: 37–42; Seiz, Moll 1976: 213) wesentlich stärkeren Farbverdunklung und Verformung
[13]. Vernetzungsreaktionen werden u.a. beschrieben durch unterliegt (Sommermeyer 1998: 42–49).
die Metallkationen Cr3+, Al3+, Fe3+, Ti4+ und Zr4+ (Babel Die Stabilität von Gelatine ist nach Hansen et al. in die
1996: 9/10). Kategorie B nach Feller einzustufen (20 bis 100 Jahre), hängt
Weichmacher, welche auch in der Restaurierung als jedoch entscheidend von den klimatischen Verhältnissen,
Zusätze bekannt sind, sind Polyalkohole wie Glycerol oder besonders der relativen Luftfeuchte, ab, welche die Glastem-
auch Sorbitol [14]. Sie geben Gelatinefilmen höhere Flexibi- peratur deutlich beeinflußt (Hansen et al. 1990: 163–168;
lität, da sie über ein erhöhtes Wasserbindevermögen verfügen, Feller 1978: 78/16/4/1–11). Bei geeigneten klimatischen Ver-
also hygroskopisch sind. Die Gelatine wird damit dem nativen hältnissen wird der Gelatine höhere Beständigkeit zugespro-
Kollagen in bezug auf den Wassergehalt ähnlicher. chen (Hansen et al. 1990: 165; siehe auch Karpowicz 1989:
Es ist zu beachten, daß Glycerol die Glastemperatur von 67–74).
Gelatine herabsetzt, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit In der zusammenfassenden Beurteilung des „AIC Paper
gegenüber Klimaschwankungen führt. Es kommt dabei nicht Conservation Catalog“ werden die Eigenschaften von Gelatine
nur zu einer Senkung des tg, (Glastemperatur des Polymers), eher als schlecht bewertet, da sie in der Restaurierung übliche
sondern auch des tm (Schmelzpunkt der kristallinen Anteile), Anforderungen nicht erfüllen. Als besonders negativ werden
was sich für einige Einsatzgebiete als nachteilig erweist. Denn schlechte mechanische Eigenschaften eines Gelatinefilms,
kommt es zu einer Annäherung der Umgebungstemperatur also die Neigung zur Versprödung und Schrumpfung sowie
an den gesenkten tm, so setzt eine irreversible Schrumpfung eine mögliche Vergilbung unter Einwirkung von UV-Strah-
des Gelatinefilms ein (Rose 1977: 65). lung angesehen. Außerdem werden bei dickerem Gelatine-
Tab. 2 sind folgende Richtwerte zu entnehmen: Enthält auftrag ein unerwünschter Glanz und zu dunkle Farbwirkung
der Gelatinefilm 10 % Wasseranteil (bei normalem Raum- bemängelt. Des weiteren wird ebenfalls darauf hingewiesen,
klima sind es 8–12 %), so liegen tg bei ca. 75 °C und tm bei daß die Glastemperatur von Gelatine sehr niedrig ist und der
Klebstoffilm bei steigender Luftfeuchte weich wird und Staub
Tab. 2 Der Einfluß des Wassergehalts von Gelatine auf deren
binden kann. Außerdem ist Gelatine anfällig für Mikroben-
Glastemperatur (Rose 1977: 64).
und Insektenbefall. Als positiv wird hervorgehoben, daß
Wassergehalt Glastemperatur Schmelzpunkt
Naturstoffe im Vergleich zu Kunststoffen ein niedriges Mole-
Gelatine Gelatine (tg) kristalline Anteile (tm)
kulargewicht aufweisen, so daß das Eindringverhalten von
5% > 150 °C > 150 °C
Gelatine in poröse Stoffe gut ist. Dem entgegen wirkt auf der
7,5 % ca. 100 °C > 130 °C
anderen Seite die, je nach Konzentration, hohe Viskosität
10 % ca. 75 °C ca. 125 °C
einer Gelatinelösung, welche die Benetzungswirkung herab-
15 % ca. 50 °C ca. 85 °C
setzt. Insgesamt läßt die Bevorzugung von Naturstoffen bei
20 % ca. 25 °C ca. 75 °C der Durchführung von Restaurierungsarbeiten die Gelatine
Gelatine

und tierische Leime jedoch trotzdem als bevorzugtes Material und Molekulargewicht voneinander. Die Angaben zu den gete-
erscheinen, da diese im Gegensatz zu Kunststoffen im allge- steten Materialien sind in Tab. 3 zusammengefaßt. Es handelt
meinen erneut quellbar und bei Bedarf wieder entfernbar sind sich um Photo- und Speisegelatinen, um Klebstoffmischun-
(Newman, Quandt 1994: 10–14). gen, um Störleim sowie ein Gelatinehydrolysat. Die Photo-
Bei einem Vergleich der Literatur ist die widersprüchliche gelatinen eignen sich besonders für diesen Vergleich, da für
Bewertung des Materials Gelatine auffallend, obwohl oftmals sie exakt definierte Angaben vorliegen und es sich um sehr
ähnliche Beobachtungen beschrieben werden. Für die Inter- reine Qualitäten handelt. Die physikalischen Kenndaten zu
pretation von Untersuchungsergebnissen bezüglich Eigen- den Photo- und Speisegelatinen erfolgten nach Angaben des
schaften und ausreichender Alterungsbeständigkeit sowie Herstellers [17]. In den anderen Fällen, das heißt bei Kleb-
letztendlich die Akzeptanz eines Materials scheint es dem- stoffmischungen und dem Störleim, erfolgte die Bestimmung
nach keinen allgemein gültigen Konsens zu geben. Daneben des pH durch eigene Messung mit dem pH-Meter [18]. Visko-
wird deutlich, daß das Augenmerk der Untersuchungen meist sitäts- oder Gelfestigkeitsmessungen wurden nicht selbst
auf einem Vergleich von Gelatine mit unterschiedlichen Lei- durchgeführt. Die Konzentration des Störleims entspricht aus
men liegt, eine Differenzierung bezüglich der vielfältigen technischen Gründen nicht exakt derjenigen der anderen
Gelatinequalitäten wurde bisher nicht vorgenommen. Filme. Der Leim wurde in den Vergleich miteinbezogen, da er
ein in der Pergamentrestaurierung häufig eingesetzter Kleb-
Untersuchung verschiedener Gelatinefilme stoff ist. Beim Collagel A [19] handelt es sich um ein soge-
Probematerial, Versuchsbedingungen, Kriterien nanntes Gelatinehydrolysat. Diese Hydrolysate sind in der
Regel feine, weiße Pulver, die leicht hygroskopisch sind und
Aufgrund der im theoretischen Teil dargestellten Eigenschaf- ein sehr niedriges Molekulargewicht aufweisen. Das Moleku-
ten von Gelatine stellt sich die Frage, inwieweit sich Unter- largewicht von Collagel A beträgt 10.000–18.000 g/mol. Es ist
schiede verschiedener Gelatinequalitäten in der restauratori- damit gerade noch in der Lage, ein Gel auszubilden [20]. Die
schen Praxis bemerkbar machen. Es ist zu erwarten, daß sich Hydrolysate sind kaltwasserlöslich und dienen in der Lebens-
bei einem Vergleich der Klebstoffilme Abweichungen in bezug mittelproduktion beispielsweise als Emulsionsstabilisatoren.
auf Flexibilität, Festigkeit, Farbe und Alterungsbeständigkeit Collagel A wurde in diesem Versuch getestet, um den Einfluß
ergeben. des Molekulargewichts auf die Filmbildung und Alterungs-
Versuchsweise wurden insgesamt 13 verschiedene Kleb- beständigkeit zu prüfen.
stoffilme hergestellt und diese vor und nach künstlicher Alte- Die Gelatinelösungen wurden 2%ig angesetzt und 15 ml
rung beurteilt. Die Qualitäten der Gelatinen unterscheiden davon in ca. 10 x 10 cm große Wannen aus Melinexfolie ge-
sich laut Hersteller in Gelfestigkeit, Viskosität, pH, Reinheit gossen. Die endgültige Festigkeit der Filme war nach zwei
Tab. 3 Übersicht der getesteten Gelatinequalitäten und deren chemische und physikalische Kenndaten.

Probe Produkt Gelfestigkeit Viskosität pH Bemerkungen


[Bloom] (6,67 %, 60 °C) (6,67 %, 60 °C)
P 93 Photogelatine 93 2,57 mPa s 5,92 niederbloomig
P 222 Photogelatine 222 9,24 mPa s 5,98 hochviskos
P 255 Photogelatine 255 9,37 mPa s 6,07 hochviskos
P 259 Photogelatine 259 4,84 mPa s 5,07 niedrigviskos, niedriger pH
P 298 Photogelatine 298 5,71 mPa s 6,03
A 300 Speisegelatine Typ A 300 nicht bestimmt 4,3 niedriger pH, hochbloomig
B 80 Speisegelatine Typ B 80 nicht bestimmt 5,0 niedrigviskos, niederbloomig
B 210 Speisegelatine Typ B 210 4,0-5,0 mPa s 6,0 niedrigviskos
B 219 Speisegelatine Typ B 219 nicht bestimmt 5,4
(2 %, 20 °C)
B 219/ wie B 219 mit einem Zusatz nicht bestimmt nicht bestimmt 5,4 Glycerol wirkt als Weichmacher
Glycerol von Glycerol (7 ml auf 2 g (2 %, 20 °C) und senkt tg
Gelatinepulver)
Coll. A Hydrolysat Collagen A sehr niedrig, 2,5–4,5 mPa s 5,5–6,5 sehr niedriges Molekulargewicht
nicht bestimmt (10 %, 30 °C) (10 %, 20 °C)
B 219/ wie B 219 mit einem Zusatz nicht bestimmt nicht bestimmt 5,1
Coll. A von Coll. A (0,5 g auf 2 g (2 %, 20 °C) Coll. A wirkt wahrscheinlich
Gelatinepulver) viskositätssenkend
SL Störleim * nicht bestimmt nicht bestimmt 5,3 Die Konzentration entspricht aus
technischen Gründen nicht der
von Gelatinen
* 5 g Störmleim wurden in 75 ml H2O gequollen, am nächsten Tag auf 100 ml aufgefüllt, für mehrere Stunden erwärmt
und nach dem Filtrieren 1:3 mit H2O verdünnt.
Gesa Kolbe

Tagen erreicht. Jeweils die Hälfte der Klebstoffilme wurde für zeigte sich, daß die mit Glycerol versetzte Gelatine vollkom-
die Dauer von 20 Tagen einer dynamischen Klimaalterung men braun zerschmolzen war (Abb. 5). Die Glastemperatur
unterzogen. Die Temperatur betrug konstant 50 °C, die rela- der Gelatine war durch den Weichmacher deutlich herabge-
tive Luftfeuchte wechselte zyklisch alle drei Stunden zwischen setzt. Dies stimmte mit den zuvor erläuterten Auswirkungen,
35 und 80 %. die hygroskopischen Weichmachern zugeschrieben werden,
Eine künstliche Alterung von Gelatine ist am besten bei überein.
gemäßigten Temperaturen und Feuchten vorzunehmen. Einige der Filme (Proben P93, P222, A 300, B 80, B 210,
Johnsen beschreibt das bereits in den 1950er Jahren ausführ- SL) wurden zusätzlich einer dreitägigen Lichtalterung nach
lich untersuchte Phänomen (Jopling 1956: 79–84), daß DIN 54004 unterzogen [21]. Die Alterungseigenschaften der
extreme klimatische Bedingungen die Eigenschaften von mittel- und hochbloomigen Gelatinefilme konnten nach der
Gelatine in bezug auf Quellungsvermögen und Schmelzpunkt kombinierten Klima- und Lichtalterung als gut bewertet wer-
stark verändern (Johnsen 1996: 586–590). Dies tritt immer den. Es ist zwar zu einer Deformierung der Filme infolge der
dann ein, wenn die Glastemperatur (tg) erreicht wird. Verän- hohen und wechselnden Luftfeuchte gekommen, da eine
derungen diesbezüglich sind bereits bei einer Temperatur von Annäherung an die Glastemperatur stattgefunden hat, auf-
45 bis 50 °C und einer relativen Luftfeuchte von über 60 % zu fallende Verbräunungen oder Brüchigwerden der reinen
erwarten (siehe auch Tab. 2). Materialien wurden jedoch nicht festgestellt [22]. Der Stör-
Die Filme wurde nach Herstellung sowie künstlicher Alte- leimfilm war tendenziell stärker nachgedunkelt.
rung optisch und sensorisch miteinander verglichen. Krite-
rien der Bewertung waren Farbe, Klang und Flexibilität. Anforderungen an Gelatine in der Restaurierung
In der Papier- und Pergamentrestaurierung wird Gelatine für
Ergebnisse verschiedene Anwendungen und damit mit sehr unterschied-
Abweichungen zeigten sich bei den Filmen weniger in Farbe lichen Anforderungen eingesetzt. Typische Einsatzgebiete sind
und Klang als in der Flexibilität. Die Flexibilität der Filme die Leimung von Papieroberflächen, die Konsolidierung von
erschien zunächst nach der Herstellung für alle gut, eine aus- Farbschichten oder Tinten, die Verwendung als temporäres
gesprochene Bevorzugung eines Materials konnte nicht vor- Fixiermittel (zum Beispiel vor einer wäßrigen Behandlung),
genommen werden. Einzig als negativ beurteilt wurde der oder als Hilfsmittel im Papierspaltprozeß. Auch als Klebstoff
Film des Gelatinehydrolysats, der aufgrund des niedrigen wird Gelatine vielfach eingesetzt, besonders bei Verklebungen
Molekulargewichts bzw. seiner stärker amorphen Strukturen von Pergament oder Goldschlägerhaut.
sehr brüchig war und auffallend knisterte. Bereits beim Her- Ein Ziel bei der Auswahl von Materialien in der Restau-
auslösen der Klebstoffilme aus den Melinex-Wannen fiel auf, rierung ist die Beibehaltung des originalen Bindemittel- bzw.
daß der aus dem Collagel A gebildete Film nicht ohne Zer- Stoffsystems, das heißt die Verwendung eines traditionellen
splittern bewegt werden konnte. Die Mischung einer mittel- Stoffes, natürlich unter Einschränkung, daß sich dieser als
bloomigen Gelatine mit dem Collagel dagegen erlaubte unschädlich und alterungsbeständig erwiesen hat.
zumindest die Handhabung des Films. Dieser erwies sich Gelatine hat als großindustriell gefertigtes Produkt ge-
jedoch ebenfalls als brüchig und riß leicht ein. Bei der Aus- genüber anderen Glutinleimen den Vorteil, klar definierte
wahl einer Gelatine sollte daher beachtet werden, daß ein sowie reproduzierbare Eigenschaften zu besitzen. Allerdings
niedriges Molekulargewicht zwar eine unter Umständen stimmen Ansprüche, die in der Photo- und Lebensmittelin-
erwünschte niedrige Viskosität bedeutet, damit verbunden ist dustrie an die Qualität der Gelatine gestellt werden, nicht mit
jedoch ein weniger flexibler Klebstoffilm, wobei diese Eigen- denen überein, die in der Restaurierung Vorrang haben.
schaft durch eine künstliche Alterung verstärkt wurde. Nach Daher ist die Auswahl einer geeigneten Gelatine aus der Pro-
der Alterung war auch der niedrigbloomige und niedrigvis- duktpalette nicht einfach zu treffen. Zunächst soll zusam-
kose Gelatinefilm (B80) auffallend brüchig geworden. mengefaßt werden, welche Anforderungen an Materialien in
Als auffälligste Veränderung nach der Klimaalterung der Restaurierung allgemein gestellt werden und inwieweit
Gelatine diesen entsprechen kann.
Allgemeine Anforderungen
> Das Material darf keinen chemischen und optischen Ver-
änderungen unterliegen, beispielsweise Ausdampfen, Vergil-
ben, Oxidieren: Gelatine neigt als Naturprodukt leichter zu
Veränderungen als Kunststoffe.
> Für eine Wiederentfernbarkeit dürfen keine Vernetzungsreak-
5 Zwei ausgewählte Gelatinefilme nach künstlicher Klima-
tionen stattfinden: Gelatine kann unter dem Einfluß ver-
alterung: Der Weichmacherzusatz hat die Glastemperatur schiedener Kationen und Anionen gehärtet werden. Diese
der linken Probe soweit herabgesetzt, daß diese während Reaktivität kann jedoch für spezielle Anwendungen auch von
der künstlichen Alterung überschritten wurde. Der Gela- Vorteil, und somit gewünscht sein.
tinefilm ist vollkommen aufgeschmolzen.
> Eine physikalische Stabilität sollte vorhanden sein, das heißt
Gelatine

kein Schrumpfen, Verspröden des Films: Gelatine tendiert wie > Die Teilchengröße muß so gewählt sein, daß ein Eindringen
auch andere Naturstoffe leichter zur Versprödung als manche in die poröse Oberfläche möglich ist: Gelatine verfügt als
Kunststoffe. Beeinflußbar sind diese Eigenschaft durch Gela- Naturstoff über relativ geringe Molekulargröße. Das Moleku-
tinetyp, die Verarbeitungsbedingungen und die klimatischen largewicht sinkt bei steigendem Abbaugrad.
Aufbewahrungsbedingungen. > Die Fließfähigkeit muß hoch sein, was durch eine niedrige
> Es dürfen keine externen Weichmacher enthalten sein: Reine Viskosität begünstigt wird. Daher werden oft niedrige Kon-
Gelatine enthält keine Weichmacher. zentrationen verwendet, die jedoch gleichzeitig über hohe
> Der pH sollte im neutralen Bereich liegen: Lebensmittelgela- Klebkraft verfügen sollten: Gelatinen können produktionsbe-
tine weist in der Regel einen pH von ca. 6 auf. Der pH kann dingt unterschiedliche Viskositäten, auch bei gleichbleiben-
produktionsabhängig gesteuert werden. Er hängt außer vom dem Bloomgrad, aufweisen.
Gelatinetyp auch vom Grad der Entsalzung ab. Insgesamt läßt die Bevorzugung von Naturstoffen bei der
> Die Glastemperatur sollte deutlich höher als die Raumtem- Durchführung von Restaurierungsarbeiten Gelatine als ge-
peratur, jedoch nicht höher als 65 °C sein, damit es zu keiner eignetes Material erscheinen, da diese im Gegensatz zu Kunst-
Staubbindung kommt und der Klebstoffilm mechanisch be- stoffen im allgemeinen erneut quellbar und bei Bedarf wieder
lastbar ist: Reine Gelatine enthält bei normalem Raumklima entfernbar sind. Negative Tendenzen wie Vergilben oder Ver-
8–12 % Wasser; dies entspricht einer Glastemperatur von ca. spröden können abgeschwächt werden durch die spezifische
95–60 °C. Auswahl einer Gelatinequalität (Tab. 4) sowie die Optimie-
> Der Klebstoff sollte flexibler als die verklebten Materialien rung der klimatischen Aufbewahrungsbedingungen.
sein, um neue Bruchstellen zu vermeiden: Die Flexibilität von
Gelatine hängt ab vom Typ, Bloomgrad, den Verarbeitungs- Auswahl für restauratorische Zwecke
bedingungen und den klimatischen Verhältnissen. Vor der Auswahl einer Gelatinequalität in der Restaurie-
> Die Wiederentfernbarkeit des Klebstoffilms sollte mit gängi- rungspraxis sind zunächst einige Fragen zu klären:
gen Restaurierungsmethoden und ohne schädliche Lösungs- > Für welche Anwendung soll die Gelatine eingesetzt werden,
mittel möglich sein. Für eine Wiederentfernbarkeit sind nie- also welche Anforderungen müssen vorrangig erfüllt werden?
driges Molekulargewicht und damit leichtere Quellbarkeit > Welche Konzentration, welche Klebkraft und Gelfestigkeit sind
von Vorteil: Gelatine ist mit Wasser quellbar und notfalls mit erwünscht? Dabei ist zu bedenken: Je höher die Konzentration,
Hilfe von Wärme und Enzymen lösbar. Die Quellfähigkeit wird desto entscheidender werden die mechanischen Eigenschaf-
beeinflusst durch Typ, Bloomgrad und Konzentration der ten eines Gelatinefilms, beispielsweise bei der Verwendung als
ursprünglich verwendeten Lösung. Gelatine kann durch ver- Klebstoff oder als Hilfsmittel in der Papierspaltung.
schiedene Substanzen sowie UV-Licht gehärtet werden. > Welche Penetrationseigenschaften soll die Lösung aufweisen?
> Der Klebstoff sollte möglichst farblos sein: Die Farbgebung Sind niedrig- oder hochviskose Gelatinen geeigneter? Können
von Gelatinen schwankt in Abhängigkeit von Typ, Bloomgrad, Zusätze wie Alkohol diese zusätzlich beeinflussen?
Konzentration und Reinheit. > Ist der pH der Gelatinelösung von Bedeutung? Sind der Unter-
Für einige Anwendungen, z.B. die Konsolidierung von grund, Farbstoffe oder Pigmente pH-empfindlich?
Farbschichten und Tinten, ist auch noch zu bedenken: > Haben mögliche Verunreinigungen in der Gelatine, wie me-
> Die Klebstofflösung muß in der Lage sein, den Untergrund zu tallische oder saure Kontaminationen, Einfluß auf das Sub-
benetzen, das heißt, es muß eine chemische Affinität gegeben strat? Kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen mit
sein, um physikalische Wechselwirkungen ausbilden zu kön- Farbstoffen oder Pigmenten kommen?
nen: Gelatine weist eine Vielzahl funktioneller Gruppen > Ist eine Reaktionsfähigkeit der Gelatine vielleicht sogar
innerhalb der Polypeptidketten auf. erwünscht? Ist es möglich, sich spezielle Eigenschaften einer

Tab. 4 Kriterien für die Auswahl einer Gelatinequalität in der Restaurierung und deren Beeinflussung.

Kriterien Produktabhängig Anwendungsbedingt


Typ A/B Reinheit Bloom- Molekular- Zusätze Konzen- Klima
(Asche- grad gewichts- (Alkohol, tration
gehalt) verteilung Weichmacher)
pH-Wert x x – – – – –
Reaktionsfähigkeit x x x x – – –
(Elektrolytwirkung)
Farbe x x x – – x –
Viskosität – – (x) x x x x
Gelfestigkeit – – x (x) x x x
Elastizität des Films x – x x x x x
Quellverhalten x – x x x x –
Alterungsbeständigkeit – – x x x – x
Gesa Kolbe

Gelatine, wie die Elektrolytwirkung, zunutze zu machen? mit definierten Eigenschaften zu erhalten. Dabei können spe-
> Wird eine gute Wiederentfernbarkeit angestrebt? Dies betrifft zielle Wünsche angegeben werden, zum Beispiel daß die Gela-
zum einen die Quellfähigkeit der Gelatine, auf der anderen tine ein möglichst homogenes Gemisch gleicher Molekular-
Seite müßte dann eine Härtung durch Zusatzstoffe oder durch massen darstellt oder entsalzt wird [23].
das Substrat selber vermieden werden. Für die meisten Anwendungen in der Restaurierung dürf-
Folgende Abschnitte, welche die Eigenschaften in bezug ten Lebensmittelgelatinen eine ausreichend hohe Qualität
auf Art, Typ, chemische und physikalische Kenndaten sowie haben. Ob für vereinzelte Einsatzgebiete, beispielsweise die
Verarbeitung der Gelatine noch einmal zusammenfassen, Konsolidierung empfindlicher Farbstoffe oder Pigmente oder
jedoch aus der Perspektive der restauratorischen Praxis, sol- in der Photorestaurierung, eine photographische Qualität von
len als Orientierungshilfe dienen, um ein detailliertes Anfor- Vorteil ist, bleibt weiter zu untersuchen.
derungsprofil für die jeweils benötigte Gelatine erstellen zu
konnen. Eine allgemeingültige Empfehlung für einzelne Pro- Gelatine von Typ A oder B?
dukte kann hier jedoch aufgrund der Komplexität der Ent- Herstellung und Rohstoff beeinflussen, wie gezeigt, die Eigen-
scheidungsfindung für eine schadens- und objektgerechte schaften einer Gelatine entscheidend. Gelatine von Typ B weist
Restaurierung nicht gegeben werden. wahrscheinlich für viele Anwendungen in der Restaurierung
die größeren Vorteile auf. Die sich ergebenden Unterschiede
Technische, photographische sind den hier folgenden Eigenschaften zugeordnet.
oder Lebensmittelgelatine?
Ein großer Vorteil der Gelatine ist gegenüber tierischen Lei- Farbe
men ihre gleichbleibende und reproduzierbare Qualität. Die- Die Farbe eines Gelatinefilms hängt von der Konzentration
ser Vorteil ist für technische Gelatine nur bedingt gegeben. der Lösung, dem Bloomgrad der Gelatine sowie deren Rein-
Technische Gelatine ist im Vergleich zu den anderen Qualitä- heit ab. Wird eine möglichst unauffällige Farbwirkung ge-
ten stärker verunreinigt und möglicherweise mit Konservie- wünscht, so sollte also eine hochbloomige und niedrigkon-
rungsmitteln versetzt. Von einer Verwendung in der Restau- zentrierte Lösung verwendet werden. Außerdem sind Gelati-
rierung sollte daher abgesehen werden. nen von Typ A bei vergleichbarem Bloomgrad von hellerer
Photographische Gelatinen werden von den Firmen di- Farbe als alkalisch aufgeschlossene Gelatinen, was jedoch als
rekt nach den Wünschen des Kunden für die Verwendung als deren einziger Vorteil erscheint.
Emulsions- oder Hilfsgelatinen angefertigt. Sie sind inert, je-
doch auch niemals vollkommen frei von Verunreinigungen, pH
zum Beispiel metallischer Art. Diese Gelatinen haben genau In der Literatur wird der pH einer Gelatinelösung immer als
definierte Qualitätsmerkmale, sind jedoch relativ teuer. Pho- leicht sauer angegeben, doch kann noch genauer differenziert
tographische Gelatinen sind aufgrund ihrer hohen Moleku- werden. Der pH einer entsalzten Gelatine von Typ A liegt mit
larmasse und ihrer Reinheit sehr reaktiv, was unter Umstän- pH 3,8–5,5 sehr niedrig. Gelatine von Typ B weist dagegen mit
den unerwünscht sein kann. Sie lassen sich beispielsweise pH 4,5–7,5 einen etwas höheren pH auf. Generell kann der pH
sehr gut härten und können somit leichter in eine unlösliche produktionsabhängig gesteuert werden. Lebensmittelgelati-
Form übergehen. Photographische Gelatinen sind immer nen sind nicht standardmäßig entsalzt und werden norma-
nach dem alkalischen Verfahren hergestellt (Typ B). lerweise mit einem pH von ca. 6 geliefert, was für die Anwen-
Lebensmittelgelatinen werden nach der Herstellung ver- dung in der Restaurierung als geeignet erscheint. Nicht zu
schnitten, um dem Produkt die gewünschten Eigenschaften verwechseln sind diese Werte mit den Angaben zum isoelek-
zu verleihen. Das bedeutet, je nach Charge kann die struktu- trischen Punkt.
relle, also molekulare Zusammensetzung der Gelatine zwar
schwanken (auch die Molekulargewichtsverteilung), die phy- Reaktionsfähigkeit, Isoelektrischer Punkt
sikalischen Eigenschaften Gelfestigkeit und Viskosität bleiben Die Reaktionsfähigkeit wird bestimmt durch Molekularmasse
aber weitgehend gleich. Für die meisten Anwendungen in der und Reinheit (Entsalzung), Aufschlußverfahren (Typ A oder
Lebensmittelindustrie sind diese Schwankungen von geringer B) und Verarbeitungs-pH der Gelatine. Am reaktivsten ist eine
Bedeutung. Inwieweit diese, wenn auch mäßigen, Qualitäts- langkettige und reine Gelatine.
unterschiede bei einem Einsatz in der Restaurierung wichtig Gelatine von Typ B besitzt eine vergleichsweise große
sein können, ist noch nicht weiter untersucht, möglicher- Anzahl an Carboxylgruppen, welche oberhalb des IEP von pH
weise werden die Verarbeitungseigenschaften dadurch verän- 4,7–5,4 in dissoziierter Form vorliegen. Das heißt die Gelatine
dert. Fest steht, daß Lebensmittelgelatinen in jedem Fall laut ist in diesem pH-Milieu in der Lage, Kationen zu binden
Firmenangaben mineralische Begleitstoffe in der Größenord- (Elektrolytwirkung). Ist eine kationische Bindungsfähigkeit
nung von 1 bis 4 % besitzen und frei von Konservierungsmit- der Gelatine erwünscht, z.B. bei der Leimung von tintenfraß-
teln sind. geschädigten Papieren, ist demnach eine Gelatine von Typ B
Liegen beim Anwender genaue Vorstellungen über physi- sowie eine Verarbeitung im leicht sauren, neutralen oder
kalische und chemische Kenndaten vor, so ist es aber auch alkalischen pH-Bereich zu empfehlen.
möglich, von den Herstellerfirmen ein bestimmtes Produkt Gelatine von Typ A dagegen hat ihren IEP im Bereich von
Gelatine

pH 7–9 und besitzt produktionsbedingt wenige Carboxyl- Die mechanischen Eigenschaften können mit Hilfe von
gruppen. Im leicht sauren pH Bereich liegen aber ihre Ami- Zusatzstoffen noch weiter beeinflußt werden.
nogruppen dissoziiert vor und können Anionen binden.
Zusatzstoffe
Quellung Zusätze ionischer Art, also Salze, verändern die definierten
Gelatine von Typ B besitzt aufgrund der größeren Anzahl an Eigenschaften von Gelatine wesentlich, da sie das Elektrolyt-
polaren, sauren Carboxylgruppen eine höhere Quellfähigkeit, verhalten ändern. Sie können beispielsweise die Klebkraft oder
d.h. ein besseres Wasserbindungsvermögen, als sauer aufge- die Gelierfähigkeit herabsetzen. Härtungsmittel überführen
schlossene Gelatine vom Typ A. Auch die Kristallinität beein- die Gelatine in eine schwer lösliche Form und sollten in der
flußt die Wasseraufnahmefähigkeit. Je höher die Kristalli- Restaurierung vermieden werden. Die Verwendung von Alko-
nität, desto besser die Hydratationsfähigkeit. Bereits stark hol, um eine verbesserte Penetration einer Gelatinelösung zu
abgebaute und damit mehr amorphe Anteile enthaltende erhalten, kann unter Umständen von Vorteil sein. Auch Alko-
Gelatinen (niedrigbloomig) können aus diesem Grund weni- hol kann Auswirkungen auf die Gelierfähigkeit haben und
ger Wasser binden und bilden sprödere Filme aus. Wasser diese herabsetzen. Weichmachende Substanzen, wie Sorbitol
wirkt als natürlicher Weichmacher und erhöht die Elastizität oder Glycerin, sind stark hygroskopische Stoffe, welche ein
eines Materials. erhöhtes Wasseraufnahmevermögen bewirken. Durch Weich-
Die erneute Quellung und damit Wiederentfernbarkeit macher wird Gelatine jedoch sehr empfindlich gegenüber
eines Gelatinefilms geht leichter vor sich, wenn dieser klimatischen Schwankungen.
ursprünglich aus einer niedrigkonzentrierten Lösung herge-
stellt wurde. Herstellung und Verarbeitung
Die Herstellung einer Gelatinelösung beginnt mit der Quel-
Mechanische Eigenschaften lung. Dabei benötigen feinkörnige Mahlungen (0,1–0,3 mm)
Unter mechanischen Eigenschaften versteht man die Visko- nur wenige Minuten, mittelfeine Mahlungen (0,3–0,8 mm)
sität der Lösung, die Festigkeit des Gels sowie die Elastizität ungefähr zehn Minuten, grobe Mahlungen (über 2 mm) eine
des Gelatinefilms. Werte sowohl zur Viskosität als auch zur Stunde oder länger. Beim Ansetzen hochkonzentrierter Lösun-
Gelfestigkeit werden grob unterteilt in niedrig-, mittel- und gen (20–40 %) sollten am besten grobkörnige Mahlungen
hochviskos bzw. -bloomig. verwendet werden. Feinkörnige Pulver würden stellenweise
Die Viskosität einer Gelatinelösung beeinflußt deren Ver- das Wasser zu schnell aufsaugen und zur Bildung schwerlös-
arbeitungseigenschaften in Hinblick auf das Penetrationsver- licher Verklumpungen führen. Die Gesamtmenge wird in kal-
mögen in poröse Stoffe. Interessant ist, daß es sowohl hoch- tes Wasser eingerührt, ausreichend gequollen und durch Er-
bloomige Gelatinen gibt, die hochviskos sind, als auch solche, wärmen auf maximal 60 °C gelöst.
welche niedrigviskos sind. Umgekehrt ist die Viskosität einer Das Ansetzen niedrigkonzentrierter Lösungen (bis 15%ig)
niedrigbloomigen Gelatine begrenzt, das heißt, sie kann nie- kann alternativ zeitsparender, das heißt ohne Quellvorgang,
mals hochviskos sein. Sehr niedrig viskose Gelatinen sind nach zwei Verfahren erfolgen. Entweder wird die Gelatine
herstellungsbedingt stärker abgebaut, was sich auf die Alte- langsam unter kräftigem Rühren in fast kochendes Wasser
rungsbeständigkeit negativ auswirkt. Die Viskosität kann des- gegeben und so lange eingearbeitet bis die Lösung klar ist.
weiteren über die Konzentration und Verarbeitungstempera- Eine Abkühlung sollte danach rasch erfolgen, um Qualitäts-
tur gesteuert werden. verluste zu vermeiden. Oder die Gelatine wird in der Hälfte der
Die Festigkeit des Gels ist eine vor allen Dingen bei der benötigten Menge kaltem Wasser gequollen, die andere Hälfte
Papierspaltung wichtige Kenngröße, bei welcher hoch- wird aufgekocht und dann unter Rühren der gequollenen
konzentrierte Gelatinelösungen (ca. 30 %) verwendet werden Gelatine zugegeben.
und die fertige Gelschicht als Hilfsmaterial verschiedene Gelatinelösungen können ohne große Qualitätsverluste
„Aufgaben“ in dem vielschichtigen Prozess der Spaltung zu für einige Stunden in einem Temperaturbereich von 50 bis
erfüllen hat. 60 °C aufbewahrt bzw. verarbeitet werden. Nach zwei Stunden
Je konzentrierter eine Gelatine angewendet wird, bei- bei 60 °C beträgt die Gelierkraft noch 95 % der Ausgangs-
spielsweise auch für eine Verklebung, umso entscheidender gelatine, sinkt dann jedoch immer weiter ab. Unter der län-
werden ihre mechanischen Eigenschaften. Wird die Ausbil- geren Einwirkung von Hitze, Säuren oder Laugen machen
dung flexibler Filme gewünscht, so ist eine hochbloomige, sich außerdem ein Absinken der Viskosität und eine Farbver-
also wenig abgebaute Gelatine von Typ B zu empfehlen, da dunklung bemerkbar. Die Verarbeitungstemperatur richtet
diese dem nativen Kollagen in seiner molekularen Struktur sich nach der Konzentration der Lösung. Niedrigkonzentrierte
ähnlicher sind. Gelatine von Typ B kann aufgrund ihrer che- Lösungen schmelzen bei niedrigerer Temperatur.
mischen Struktur im Vergleich zu Typ A ebenfalls mehr Was- Gelatinen von Typ A und B sollten nicht gemischt werden,
ser binden, was sich postitv auf die Elastizität auswirkt. da es aufgrund des entgegengesetzten Elektrolytverhaltens zu
Gleichzeitig wirkt sich jedoch erhöhter Wassergehalt auf die Ausflockungen kommen kann (DGF Stoess AG Produktinfor-
Glastemperatur senkend aus. mation).
Gesa Kolbe

Zustand in den hartelastischen oder glasigen Zustand über-


Dank
gehen. Beim Erreichen der Glastemperatur tritt eine drastische
Für sein stetes Interesse und die Unterstützung für das Zustan- Veränderung der Viskosität und anderer physikalischer Kern-
dekommen dieser Arbeit danke ich Herrn Prof. Dr. Gerhard größen auf (Falbe, Regnitz 1989–92: 1587). Amorphe Poly-
Banik, Stuttgart, sehr herzlich. mere verfügen über die Glastemperatur tg, für Polymere mit
kristallinen Anteilen wird zusätzlich der Wert tm angegeben,
Bezugsquellen welcher festlegt, bei welcher Temperatur die kristallinen Struk-
turen schmelzen (Horie 1987: 22).
> Aspik „Pik-As“, Goethestr. 9, D-40237 Düsseldorf, Tel. +49- [13] Beispiel aus der Papierproduktion: Mit einem proteinhaltigen
211-664657, Fax +49-211-689679, aspik.pik-as@t-online.de. Bindemittel hergestellte gestrichene Papiere wurden früher
> Deutsche Gelatine-Fabriken (DGF) Stoess AG, Postfach 1253, abschließend mit Formaldehyd „geräuchert“ oder geleimte
D-69402 Eberbach/Baden, Tel. +49-6271-84-2132, Fax +49- Papiere in einem zweiten Arbeitsschritt mit Alaunwasser
6271-84-2724, www.dfgstoess.com. behandelt (Tutt, Lane 1962: 65).
> Ewald-Gelatine GmbH, Meddersheimerstr. 50, D-55566 [14] Glycerol wurde früher bei dem Prozeß der Papierspaltung der
Bad Sobernheim, Tel. +49-6751-860. dort benötigten hochkonzentrierten 30%igen Gelatinelösung
> PB Gelatins GmbH, Gr. Drakenburger Straße 43, D-31582 zugesetzt. Sorbitol wird als Weichmacher bei der Verklebung
Nienburg, Tel. +49-5021-60100. von Pergament mittels 12%iger Gelatine genannt (Cains 1982:
15–23).
> Reinert Gruppe GmbH & Co. KG, Monzinger Gelatine, Am
Vogelsang 3, D-50374 Erftstadt, Tel. +49-2235-408-0. [15] Künstliche Licht- und Klimaalterung bei 80.000 LUX, 240 h,
30 °C, rF zyklisch wechselnd zwischen 35 und 70 %. Getestet
Anmerkungen wurden Farbe, mechanische Eigenschaften, Atmungsfähigkeit,
Wiederentfernbarkeit und Opazität. Dabei zeigte sich, daß
[1] „Kolla“ = griech. Leim; im Französischen beispielsweise Gelatine und Pergamentleim z.T. unterschiedlich gute Ergeb-
„encollager“ für leimen. nisse, je nach Einsatzbereich, beispielsweise Verklebung von
[2] Beispiel: Polare Aminosäuren können Schwermetalle binden, Pergament auf Pergament oder Pergament und Goldschläger-
apolare haben keine Affinität zu Metallionen (Kühn 1974: 99). haut, erbrachten, im allgemeinen jedoch immer alle gewünsch-
15 % der Aminosäuren besitzen eine Hydroxylgruppe in den ten Anforderungen erfüllten.
Seitenketten, 12% weisen saure und 8,5 % basische Gruppen [16] Lichtalterung nach DIN 54004 (1570 W/m2, 310–800 nm,
auf (Beersmans et al. 1968: 590). 72 h), dynamische Klimaalterung (21 Tage bei 50 °C, alle drei
[3] Neben diesen vier Hauptaminosäuren entfallen die restlichen Std. wechselnde relative Luftfeuchte von 30 bis 80 %).
ca. 30 % auf Glutaminsäure, Arginin, Asparaginsäure, Lysin, [17] DGF Stoess AG. Die Hersteller verfügen oft über firmeninterne
Leucin, Serin, Isoleucin u.a. Standardmessungen. Die jeweiligen Bedingungen sind in
[4] Mündliche Mitteilung von Wolf-Peter Walter, Monzinger Gela- Tab. 3 angegeben.
tine, Reinert Gruppe GmbH & Co. KG, Oktober 1998. [18] MV Präzisions-Labor-pH-Meßgerät (Präcotronic).
[5] Setzt man Gelfestigkeit und Konzentration in Korrelation zu- [19] Gelita-Collagel A, Art. Nr. 21610, DGF Stoess AG.
einander, so zeigt sich, daß die Beziehung nicht linear verläuft. [20] Gelatinehydrolysate mit noch niedrigerem Molekulargewicht
Beispiel: Für gleiche Gelfestigkeit benötigt man 4,3 % einer bleiben bei Raumtemperatur flüssig.
25-Bloom- oder 5,6 % einer 150-Bloom- oder aber 6,9%
[21] Bestrahlungsstärke 1250 W/m2, Wellenlänge 300–800 nm,
einer 100-Bloom-Gelatine.
Dauer 71 h, Stufe 2, entspricht „Sonnenlicht hinter Fenster-
[6] Durch den Zusatz von Salzen kann eine Gelbildung vollständig glas“. Die Bestrahlung wurde bis zum beginnenden Verblei-
verhindert werden, da es zu einer Verschiebung der elektrosta- chen des Blauwollstandards 5 vorgenommen.
tischen Ladungen, welche die intramolekularen Wechselwir-
[22] Die künstliche Alterung des Materialverbundes Gelatine/Papier
kungen bestimmen, kommt (Seiz, Moll 1976: 213; Veis 1964:
tendiert dagegen zu Verbräunungen. Dies kann man zurück-
360/361; Finch 1989: 316; Clark, Courts 1977: 209–241).
führen auf eine Reaktion zwischen reduzierenden Zuckern und
[7] Stoffe, die bewegliche Ionen enthalten, wodurch sie elektrisch Aminosäuren („Maillard-Reaktion“), also zwischen der Cellu-
leitend werden. lose und dem Protein. Die Geschwindigkeit der Reaktion hängt
[8] Verbindungen, die je nach Bedingungen sauer oder basisch ab von Temperatur, pH, dem Wassergehalt und der Struktur der
reagieren. Ausgangsverbindungen (Falbe, Regnitz 1989–92: 2605); eine
[9] Daraus ergeben sich in der Praxis Probleme für die Verarbei- künstliche Alterung unter extremen Bedingungen würde also
tung von Gemischen aus Salzen und Gelatine/Leim. Beispiels- nur eingeschränkt mit den natürlichen Abläufen vergleichbar
weise ist in der Papierproduktion bei der Herstellung einer sein.
Streichmasse aus Pigmentaufschlemmungen (CaCO3, Kaolin) [23] Derartig klar definierte Qualitätsansprüche gewinnen z.B. im
mit proteinhaltigen Klebstoffmischungen mit einer erheblichen Bereich der Papierspaltung an Bedeutung, wo hochkonzen-
Beeinträchtigung der Verarbeitungseigenschaften der Klebstoffe trierte Gelatine in großen Mengen eingesetzt wird und deren
zu rechnen (Fließfähigkeit, Flockung), besonders da der Fest- gleichbleibende Eigenschaften wichtig sind.
stoffanteil bis über 65% betragen kann (Tutt, Lane 1962:
57–65). Literatur
[10] Diesen Umstand kann man bei der Nachleimung von tinten-
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fraßgefährdeten Papieren ausnutzen, da schädigend wirkende
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Eisenionen durch Gelatine unter bestimmten Vorraussetzungen
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gebunden werden (Kolbe 2002: 18–46; 273).
307–312.
[11] Verwendet wurde eine 5%ige Gelatine Typ A.
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[12] Die Glastemperatur ist die Temperatur, bei der amorphe oder stellung, Anwendung und chemische Modifikation. Information
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Autorin
Gesa Kolbe, 1989–92 Ausbildung im Buchbinderhandwerk.
1993/94 Praktika und Kurse im Bereich der Papier- und Buch-
restaurierung in der Werkstatt der Universitätsbibliothek Biele-
feld sowie an der Fachschule Ascona/Schweiz. 1995–99 Stu-
dium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Fach-
bereich Restaurierung und Konservierung von Graphik, Archiv-
und Bibliotheksgut. Während des Studiums Aufenthalte in
Restaurierungswerkstätten im In- und Ausland (Deutschland,
Österreich, Schweiz, England). Seit 1999 freiberufliche Papier-
und Buchrestauratorin und Mitarbeiterin im Projekt zur Restau-
rierung tintenfraßgeschädigter Papierautographe der Staats-
bibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in Zusammen-
arbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart. Seit 2001 in Innsbruck. Schwerpunkte: Buchrestaurie-
rung und die Behandlung von tintenfraßgeschädigten Papieren.
Dipl.-Rest. Gesa Kolbe, Fritz Konzert Str. 6, A-6020 Innsbruck,
Tel./Fax +43-512-585212, post@kolbe-restaurierung.de

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