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Das

Dry-Drunk-Syndrom
José Antonio Elizondo López

Index
Vorwort 7
Einführung 11
Kapitel 1 15
Der zweiköpfige Drache 15
Kapitel 2 18
Kapitel 3 23
Symptom Nummer 1 23
Der junge König 23
Kapitel 4 28
Symptom Nummer 2 28
Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes 28
Kapitel 5 32
Symptom Nummer 3 32
Der bittere Skorpion 32
Kapitel 6 36
Symptom Nummer 4 36
Segeln unter einer schuldigen Flagge 36
Kapitel 7 42
Kapitel 8 48
Symptom Nummer 6 48
Die Angst vor der Angst: das Bedürfnis, nicht zu fühlen 48
Kapitel 9 54
Symptom Nummer 7 54
Depressionen: die nicht enden wollende Agonie 54
Kapitel 10 61
Symptom Nummer 8 61
Der Mach-o-less 61
Kapitel 11 70
Kapitel 12 76
Symptom Nummer 10 76
Transformieren statt verändern 76
Kapitel 13 83
Symptom Nummer 11 83
Die Anbeter des goldenen Kalbes 83
Kapitel 14 90
Symptom Nummer 12 90
Sie schlagen nicht, sie fangen nicht und sie lassen sie nicht schlagen. 90
Kapitel 15 96
DIE 12 SYMPTOME DER NÜCHTERNHEIT 96
Kapitel 16 101
Von der Abstinenz zur Nüchternheit 101
Glossar 114

SYMPTOM NUMMER 1.
DER KINDERKÖNIG
Unreife und Infantilismus, Stagnation der emotionalen Entwicklung und anhaltende
Abhängigkeiten
Vorwort..................................................................................................................................................7
Einführung............................................................................................................................................11
Kapitel 1...............................................................................................................................................15
Der zweiköpfige Drache...................................................................................................................15
Kapitel 2...............................................................................................................................................18
Kapitel 3...............................................................................................................................................23
Symptom Nummer 1........................................................................................................................23
Der junge König...............................................................................................................................23
Kapitel 4...............................................................................................................................................28
Symptom Nummer 2........................................................................................................................28
Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes............................................................................28
Kapitel 5...............................................................................................................................................32
Symptom Nummer 3........................................................................................................................32
Der bittere Skorpion.........................................................................................................................32
Kapitel 6...............................................................................................................................................36
Symptom Nummer 4........................................................................................................................36
Segeln unter einer schuldigen Flagge...............................................................................................36
Kapitel 7...............................................................................................................................................42
Kapitel 8...............................................................................................................................................48
Symptom Nummer 6........................................................................................................................48
Die Angst vor der Angst: das Bedürfnis, nicht zu fühlen.................................................................48
Kapitel 9...............................................................................................................................................54
Symptom Nummer 7........................................................................................................................54
Depressionen: die nicht enden wollende Agonie.............................................................................54
Kapitel 10.............................................................................................................................................61
Symptom Nummer 8........................................................................................................................61
Der Mach-o-less...............................................................................................................................61
Kapitel 11.............................................................................................................................................70
Kapitel 12.............................................................................................................................................76
Symptom Nummer 10......................................................................................................................76
Transformieren statt verändern.........................................................................................................76
Kapitel 13.............................................................................................................................................83
Symptom Nummer 11......................................................................................................................83
Die Anbeter des goldenen Kalbes....................................................................................................83
Kapitel 14.............................................................................................................................................90
Symptom Nummer 12......................................................................................................................90
Sie schlagen nicht, sie fangen nicht und sie lassen sie nicht schlagen.............................................90
Kapitel 15.............................................................................................................................................96
DIE 12 SYMPTOME DER NÜCHTERNHEIT..............................................................................96
Kapitel 16...........................................................................................................................................101
Von der Abstinenz zur Nüchternheit..............................................................................................101
Glossar............................................................................................................................................114

SYMPTOM NUMMER 4.
SEGELN UNTER EINER SCHULDIGEN FLAGGE
Ständige Schuldgefühle mit Selbsteinschätzung, Behinderung und Neigung zur
Selbstbestrafung
Kapitel 7 38
SYMPTOM NUMMER 5.
SAG MIR, WAS DU VORZEIGST, UND ICH SAGE DIR, WAS DIR FEHLT
Egozentrik, neurotische Selbstgenügsamkeit, mangelnde Aggressionsbewältigung
und Allmachtsstreben.
Kapitel 8 44
SYMPTOM NUMMER 6.
DIE ANGST VOR DER ANGST: DAS BEDÜRFNIS, NICHT ZU FÜHLEN
Ständige Ängste: ängstliche Haltung gegenüber den Herausforderungen des Lebens
mit ständigen Ängsten und Spannungen.
Vorwort..................................................................................................................................................7
Einführung............................................................................................................................................11
Kapitel 1...............................................................................................................................................15
Der zweiköpfige Drache...................................................................................................................15
Kapitel 2...............................................................................................................................................18
Kapitel 3...............................................................................................................................................23
Symptom Nummer 1........................................................................................................................23
Der junge König...............................................................................................................................23
Kapitel 4...............................................................................................................................................28
Symptom Nummer 2........................................................................................................................28
Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes............................................................................28
Kapitel 5...............................................................................................................................................32
Symptom Nummer 3........................................................................................................................32
Der bittere Skorpion.........................................................................................................................32
Kapitel 6...............................................................................................................................................36
Symptom Nummer 4........................................................................................................................36
Segeln unter einer schuldigen Flagge...............................................................................................36
Kapitel 7...............................................................................................................................................42
Kapitel 8...............................................................................................................................................48
Symptom Nummer 6........................................................................................................................48
Die Angst vor der Angst: das Bedürfnis, nicht zu fühlen.................................................................48
Kapitel 9...............................................................................................................................................54
Symptom Nummer 7........................................................................................................................54
Depressionen: die nicht enden wollende Agonie.............................................................................54
Kapitel 10.............................................................................................................................................61
Symptom Nummer 8........................................................................................................................61
Der Mach-o-less...............................................................................................................................61
Kapitel 11.............................................................................................................................................70
Kapitel 12.............................................................................................................................................76
Symptom Nummer 10......................................................................................................................76
Transformieren statt verändern.........................................................................................................76
Kapitel 13.............................................................................................................................................83
Symptom Nummer 11......................................................................................................................83
Die Anbeter des goldenen Kalbes....................................................................................................83
Kapitel 14.............................................................................................................................................90
Symptom Nummer 12......................................................................................................................90
Sie schlagen nicht, sie fangen nicht und sie lassen sie nicht schlagen.............................................90
Kapitel 15.............................................................................................................................................96
DIE 12 SYMPTOME DER NÜCHTERNHEIT..............................................................................96
Kapitel 16...........................................................................................................................................101
Von der Abstinenz zur Nüchternheit..............................................................................................101
Glossar............................................................................................................................................114

SYMPTOM NUMMER 9.
STRAUSSENSYNDROM: KANN NICHT SEHEN, NICHT HÖREN, NICHT SPRECHEN
Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität mit anhaltenden Rationalisierungs- und
Projektionsmechanismen.
Kapitel 12 72
SYMPTOM NUMMER 10.
TRANSFORMIEREN, NICHT VERÄNDERN
Substitution von Alkohol durch andere Drogen oder Suchtmittel
Kapitel 13 79
SYMPTOM NUMMER 11.
DIE ANBETER DES GOLDENEN KALBES
Fehlende oder sehr verarmte Spiritualität mit intellektueller Arroganz, Neigung zum
Materialismus und wenig oder gar keinem Glauben.
Kapitel 14 86
SYMPTOM NUMMER 12.
SIE SCHLAGEN NICHT, SIE FANGEN NICHT, UND SIE LASSEN SIE NICHT SCHLAGEN
Unangemessenes Verhalten in Ihrer Behandlung, sowohl bei Ihrem Therapeuten als
auch in Ihrer Selbsthilfegruppe.
Vorwort..................................................................................................................................................7
Einführung............................................................................................................................................11
Kapitel 1...............................................................................................................................................15
Der zweiköpfige Drache...................................................................................................................15
Kapitel 2...............................................................................................................................................18
Kapitel 3...............................................................................................................................................23
Symptom Nummer 1........................................................................................................................23
Der junge König...............................................................................................................................23
Kapitel 4...............................................................................................................................................28
Symptom Nummer 2........................................................................................................................28
Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes............................................................................28
Kapitel 5...............................................................................................................................................32
Symptom Nummer 3........................................................................................................................32
Der bittere Skorpion.........................................................................................................................32
Kapitel 6...............................................................................................................................................36
Symptom Nummer 4........................................................................................................................36
Segeln unter einer schuldigen Flagge...............................................................................................36
Kapitel 7...............................................................................................................................................42
Kapitel 8...............................................................................................................................................48
Symptom Nummer 6........................................................................................................................48
Die Angst vor der Angst: das Bedürfnis, nicht zu fühlen.................................................................48
Kapitel 9...............................................................................................................................................54
Symptom Nummer 7........................................................................................................................54
Depressionen: die nicht enden wollende Agonie.............................................................................54
Kapitel 10.............................................................................................................................................61
Symptom Nummer 8........................................................................................................................61
Der Mach-o-less...............................................................................................................................61
Kapitel 11.............................................................................................................................................70
Kapitel 12.............................................................................................................................................76
Symptom Nummer 10......................................................................................................................76
Transformieren statt verändern.........................................................................................................76
Kapitel 13.............................................................................................................................................83
Symptom Nummer 11......................................................................................................................83
Die Anbeter des goldenen Kalbes....................................................................................................83
Kapitel 14.............................................................................................................................................90
Symptom Nummer 12......................................................................................................................90
Sie schlagen nicht, sie fangen nicht und sie lassen sie nicht schlagen.............................................90
Kapitel 15.............................................................................................................................................96
DIE 12 SYMPTOME DER NÜCHTERNHEIT..............................................................................96
Kapitel 16...........................................................................................................................................101
Von der Abstinenz zur Nüchternheit..............................................................................................101
Glossar............................................................................................................................................114

Vorwort
Es ist unbestreitbar, dass Alkoholismus zu einem der schwerwiegendsten Probleme der
öffentlichen Gesundheit geworden ist, sowohl in unserem Land als auch im Rest der Welt,
und dass er nicht nur die Betroffenen betrifft, da er unter anderem mit Phänomenen wie
Gewalt in der Familie, Unfällen, Verletzungen, Tötungsdelikten und Selbstmorden in
Verbindung gebracht wird.
Soziale Ablehnung, Einsamkeit, Verlassenheit, Invalidität oder vorzeitiger Tod sind
mögliche Folgen, die ein Trinker während der Entwicklung seiner Abhängigkeit herbeiführt.
Auf der anderen Seite bleiben einige für den Menschen grundlegende Werte - Integrität,
Würde, Solidarität und Freiheit - auf der Strecke.
Leider ist dies ein weit verbreitetes und schwerwiegendes Problem in unserem Land.
Offiziellen Angaben zufolge gibt es etwa drei Millionen Menschen mit Alkoholproblemen
und mindestens weitere drei Millionen mit Alkoholproblemen im Übermaß, was eine enorme
Belastung für das wichtigste Gut einer Nation darstellt: ihre Bevölkerung.
Es ist paradox, dass dieses komplexe Phänomen nicht nur in der Gesellschaft insgesamt,
sondern auch in den Fachkreisen, einschließlich des Gesundheitswesens, nur
unzureichend verstanden wird und dass verzerrte Mythen und Überzeugungen über die
Wechselwirkung zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren sowie
über deren Kausalität vorherrschen.
Infolgedessen entsprechen die Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten derzeit nicht
dem Ausmaß und der Bedeutung des Problems. Die institutionellen Therapiemöglichkeiten
sind vergleichsweise dürftig und spärlich; Screening-, Behandlungs- und
Rehabilitationsprogramme und -modelle für Alkoholismus oder Alkoholmissbrauch sind
nicht in die Gesundheitsprogramme integriert worden.
Allerdings haben die Zivilgesellschaft und die Hilfsorganisationen auf Gegenseitigkeit in der
Vergangenheit auf dieses Problem reagiert. Der Aufbau von Solidaritätsmaßnahmen hat es
ihnen ermöglicht, eine große Zahl von Gruppen zu bilden, was wiederum zur Bildung von
Netzen von Selbsthilfegruppen und privaten Behandlungszentren geführt hat.
Die Anerkennung der Auswirkungen und der Kosten des Problems für die Gesellschaft ist
von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Notwendigkeit wirksamer Modelle für
Prävention, Behandlung und Rehabilitation, die in Programme zur öffentlichen
Gesundheitserziehung und Sozialfürsorge integriert werden. Dies erfordert moderne und
landesweit relevante technische Elemente, um diese Arbeit zu erleichtern.
Aus all diesen Gründen ist es zweifellos wichtig, Fachleute vom Format eines Dr. José
Antonio Elizondo López zu haben, der sein fruchtbares Berufsleben dem Studium und der
Erforschung des Phänomens des Alkoholismus gewidmet hat.
Dr. Elizondo ist ein hervorragender Psychiater und Psychotherapeut, 1972 Pionier des
Rehabilitationsprogramms für Alkoholiker des mexikanischen Sozialversicherungsinstituts
(IMSS); engagiertes Mitglied des Kuratoriums und qualifizierter Redner der Anonymen
Alkoholiker (AA); Mitarbeiter der Zeitschrift Plenitud seit 1978; Förderer der Ausbildung
verschiedener Personen im Bereich Alkoholismus und Süchte; Vizepräsident des Zentrums
für Studien über Alkohol und Alkoholismus (CESAAL); Mitarbeiter und Redner an der
Autonomen Universität von Veracruz und der Autonomen Universität von Veracruz (UVA);
Mitarbeiter und Redner des mexikanischen Sozialversicherungsinstituts (IMSS).Außerdem
ist er Vizepräsident des Centro de Estudios sobre Alcohol y Alcoholismo (CESAAL);
Mitarbeiter und Referent an der Universidad Autónoma Veracruzana und der Universidad
Nacional Autónoma de México (UNAM) sowie Mitglied des Redaktionsausschusses der
Fachzeitschrift LíberAddictus.
Besonders hervorzuheben ist die unermüdliche Förderung und Verbreitung des Themas bei
den Anonymen Alkoholikern, angefangen bei einem internationalen Expertenforum bis hin
zu einfachen, aber nicht weniger wichtigen Treffen in abgelegenen Gegenden des Landes.
Dr. Elizondo konnte die Solidität seines Studiums mit umfassender klinischer Erfahrung
verbinden, die er im täglichen Kontakt mit alkoholkranken Patienten und ihren Familien in
deren Umfeld erworben hat. Diese Erfahrung spiegelt sich in der kontinuierlichen sozialen
Arbeit zugunsten derjenigen wider, die an dieser Krankheit leiden oder ihr besonders
ausgesetzt sind.
Diese engagierte Arbeit hat ihm die Wertschätzung und Bewunderung seiner zahlreichen
Patienten und der auf diesem Gebiet spezialisierten Institutionen eingebracht.
Ebenso hat Dr. Elizondo den seltenen Vorzug, die Tiefe seiner Studien und Analysen mit
Konkretheit und Eloquenz zu verbinden, was es ihm ermöglicht, die emotionalen Symptome
des Alkoholikers in eine praktische und zugängliche Sprache zu übersetzen und zu lehren,
und zwar mit einer solchen Eindringlichkeit, dass diejenigen, die an der Krankheit leiden,
sich unweigerlich im Dry-Drunk-Syndrom wiederfinden.
In diesem Werk beschreibt er auf didaktische Weise die Wege zu den elementarsten
Ursachen des Alkoholismus und deckt die Ängste und unverständlichen Gefühle auf, die
manche Menschen irgendwann in ihrem Leben zum Alkohol greifen lassen.
Dieses Buch wird vor allem für diejenigen von Nutzen sein, die glauben, dass sich ihre
Probleme automatisch ändern und sie glücklich werden, wenn sie nur das Trinken
aufgeben; oder für diejenigen, die zu den AA gehen, aber nicht an ihrem
Wachstumsprogramm arbeiten. Diese Alkoholiker erreichen zwar Abstinenz, aber keine
Nüchternheit.
In Form von Geschichten und Moralpredigten drückt es in einem umgangssprachlichen Ton
die zuverlässigsten Gefühle und täglichen Erfahrungen des Alkoholikers aus, der damit
beschäftigt ist, abstinent zu bleiben und in einem ständigen Kampf mit seinen Emotionen
und Gefühlen zu stehen, um eine wahre Entwicklung in sich selbst zu fördern.
Der Autor vertritt die Ansicht, dass es für den Alkoholiker wichtig ist, die süchtige und
neurotische Dualität rechtzeitig zu erkennen und sich aus ihr zu befreien, um sich selbst
und anderen nicht eine weitere Last aufzubürden, die noch zerstörerischer ist als der
Alkohol: die, dieses Syndrom für das ganze Leben darzustellen und es als Banner
hochzuhalten, um andere Schwächen, Unzulänglichkeiten und Lücken zu rechtfertigen.
Ich bin überzeugt, dass dieses Werk für jeden Leser von Interesse sein wird und ein
positives Nachdenken über den täglichen Kampf gegen den Alkoholismus fördern wird.
Darüber hinaus wird es Fachleuten aus verwandten Disziplinen technische Instrumente an
die Hand geben, die ihnen helfen, die emotionale Reife von Alkoholikern ganzheitlich zu
steuern und zu fördern, die für die Aufrechterhaltung ihrer Nüchternheit unerlässlich ist.
Im Allgemeinen wird dieses Material für alle, die sich für dieses komplexe Problem
interessieren, von großem Nutzen sein, da es ihnen helfen wird, Betreuungs- und
Verwaltungssysteme und -programme mit einem humaneren und umfassenderen Ansatz
für den Alkoholismus zu rekonstruieren.

Lizenz. José M. Castrejón Leere


Direktor für sektorale Zusammenarbeit
Nationaler Rat gegen Suchtkrankheiten, CONADIC
Einführung
Der Begriff "trockener Alkoholiker" wurde von Bill W., dem Mitbegründer der Anonymen
Alkoholiker (AA), selbst eingeführt.
In einem Brief aus dem Jahr 1954 erwähnt er Folgendes: "Manchmal werden wir deprimiert.
Wenn ich das wüsste; ich war ein Verfechter der trockenen Trunkenheit. Die
oberflächlichen Ursachen waren zwar Teil des Bildes - auslösende Ereignisse, die die
Depression auslösten -, aber die grundlegenden Ursachen liegen meiner Überzeugung
nach viel tiefer".
Später, in den 1970er Jahren, erschien in der informellen AA-Literatur ein Pamphlet mit
dem Namen Dry Drunk Syndrome. 1982, R.J. Solberg von der Hazelden Foundation in
Minnesota veröffentlichte eine ausführlichere Broschüre, die in englischer und spanischer
Sprache unter dem Titel Síndrome de la Borrachera Seca (Dry Drunk Syndrome) erschien.
Diese Pamphlete sprachen vor allem über den "trockenen Alkoholiker", den genesenden
Alkoholiker, der sich damit begnügt, "die Flasche zuzumachen", und der seine
charakterlichen Mängel nicht überwunden hat. Es werden einige offensichtliche
Verhaltensmerkmale genannt, wie z. B. aufgeblasenes Verhalten, starres Urteilsvermögen,
persönliche Herabsetzung, der Wunsch nach sofortiger Befriedigung von Forderungen,
kindisches Verhalten und Einstellungen, abrupte Stimmungsschwankungen, Kurzatmigkeit,
unrealistisches und unangepasstes Verhalten sowie selbstzerstörerische Tendenzen.
Nach Durchsicht dieser Literatur und aufgrund der Erfahrungen, die er in 10 Jahren Arbeit
mit Alkoholikern gesammelt hat, veröffentlichte der Autor in der Ausgabe 5 der Zeitschrift
Plenitud, der offiziellen Zeitschrift des Allgemeinen Dienstbüros der AA in Mexiko, die erste
Version des "Syndroms der trockenen Trunkenheit", in der acht grundlegende Symptome
des Syndroms beschrieben werden.Nach Durchsicht dieser Literatur und auf der Grundlage
der in 10 Jahren Arbeit mit genesenden Alkoholikern gesammelten Erfahrungen
veröffentlichte der Autor in Ausgabe 5 der Zeitschrift Plenitud, der offiziellen Zeitschrift des
mexikanischen General Service Office der Anonymen Alkoholiker, die erste Version des
"Dry-Drunk-Syndroms", in der acht Schlüsselsymptome des Syndroms beschrieben
werden.
Dieser Artikel hatte große Auswirkungen auf die spanischsprachige AA-Gemeinschaft,
sowohl in Mexiko als auch im Ausland (hauptsächlich in den Vereinigten Staaten und
Mittelamerika). Ich wurde mehrfach eingeladen, das Thema weiterzuentwickeln, und in den
Rückmeldungen und Analysen zu diesem Thema, die wir häufig mit AA-Mitgliedern hatten,
dachte ich über die Notwendigkeit einer neuen, korrigierten und erweiterten Version des
"Dry-Drunk-Syndroms" nach, diesmal mit 12 Symptomen.
Das bedeutet nicht, dass vier weitere Symptome aufgetaucht sind, aber aus praktischen
und didaktischen Gründen wurden die bisherigen acht Symptome zum besseren
Verständnis auf 12 erweitert.
So veröffentlichte die Zeitschrift Plenitude im September 2002 die neue Version des Dry-
Drunk-Syndroms mit den 12 Symptomen. Später wurde eine Reihe von Artikeln
veröffentlicht, die sich mit jedem der 12 Symptome befassten; der letzte Artikel erklärte die
12 Symptome der Nüchternheit.
Der Begriff "trockenes Saufen" bezeichnet in erster Linie das Fehlen einer Veränderung bei
der Person, die erkannt hat, dass sie alkoholabhängig ist und den Entschluss gefasst hat,
mit dem Trinken aufzuhören. Der Alkoholiker hört zwar auf zu trinken (er ist trocken), zeigt
aber keine positive Veränderung seiner Einstellung oder seines Verhaltens; er behält
weiterhin einen berauschten Geist bei, obwohl er nicht mehr trinkt, d.h. er ist immer noch
betrunken.
Der Begriff "Rausch" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Gift". Die trockene
Trunkenheit impliziert also einen Geisteszustand und ein Verhalten, das für das
Wohlbefinden des Alkoholikers giftig ist (Zustand der emotionalen Intoxikation).
Das Wort Syndrom bedeutet eine Ansammlung von Symptomen. Die Symptome der
trockenen Trunkenheit beschreiben einen Zustand des Unbehagens und der
Unzufriedenheit des Alkoholikers, wenn er nicht trinkt, was auf eine psychische Störung
(Neurose) hinweist.
Dieser Zustand der psychischen Belastung (Neurose) war beim Alkoholiker bereits
vorhanden, bevor er mit dem Trinken begann. Tatsächlich beginnen viele Menschen, die
später Alkoholismus entwickeln, als Folge ihrer unangemessenen Einstellungen und
Verhaltensweisen stark zu trinken.
Mit anderen Worten: Die Krankheit des Alkoholismus tritt auf, bevor der Alkoholiker seinen
ersten Drink zu sich nimmt. Seine Neurose bestand bereits vor seiner Alkoholabhängigkeit.
Man könnte sagen, dass das emotionale Unbehagen und die soziale Unangepasstheit,
unter denen dieser zukünftige Alkoholiker leidet, ihn dazu bringen, den Alkohol als
emotionale Krücke zu benutzen, die ihm hilft, sich selbst zu enthemmen und seine
Persönlichkeit zu verändern, um schwierige Situationen zu meistern, die er nüchtern nicht
bewältigen kann, oder um zu fliehen und die Probleme, denen er sich nicht stellen will,
vorübergehend zu vergessen.
Diese Situation zwingt ihn, immer dann zur Droge Alkohol zu greifen, wenn er Probleme,
Frustrationen oder Situationen hat, denen er entfliehen will; bei regelmäßigem Konsum wird
er immer mehr von der Substanz brauchen, um die gleiche Wirkung zu erzielen, die er mit
niedrigeren Dosen erreicht hat, ein Zustand, der zur Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit
führt, die ihn in die schrecklichen Tiefen stürzen lässt, die Alkoholiker erreichen.
Während der Zeit, in der er alkoholabhängig ist, wird sich die bereits bestehende Neurose
verstärken. Alle Probleme, Misserfolge, Verluste, Peinlichkeiten, Zurückweisungen, Schuld-
und Schamgefühle, die der aktive Alkoholiker erleidet, verstärken diese bereits bestehende
Neurose, so dass zu dem Zeitpunkt, zu dem er sich entschließt, mit dem Trinken
aufzuhören und einer AA-Gruppe beizutreten, die Neurose, die ihn zum unkontrollierten
Trinken getrieben hat, bereits schlimmer geworden ist.
Deshalb sollte sich der genesende Alkoholiker nicht damit zufrieden geben, einfach mit
dem Trinken aufzuhören. Sie sollten nicht denken, dass Alkoholabstinenz automatisch zu
emotionalem Wachstum führt, sondern dass Sie nach einer Phase stabiler Abstinenz
beginnen sollten, aktiv an Ihrem emotionalen Wachstum zu arbeiten.
Wenn ein Alkoholiker mit dem Trinken aufhört, aber mit der verstärkten Neurose
weitermacht, die diese Situation des psychischen Unbehagens, der emotionalen
Unzufriedenheit und der negativen Einstellung zum Leben verursacht, leidet er oder sie
unter dem Dry-Drunk-Syndrom.
Ziel dieser Publikation ist es, dem genesenden Alkoholiker zu helfen, die Symptome seiner
trockenen Trunkenheit zu erkennen und zu akzeptieren, sie zu überwinden und dadurch
emotionales Wachstum, d.h. Reife, zu erreichen.
Aus diesem Grund war es notwendig, die Symptome des Dry-Drunk-Syndroms zu
beschreiben, damit der genesende Alkoholiker sie erkennen kann.
Ich werde nun die acht Symptome auflisten, die ich in dem Artikel vom Dezember 1978
veröffentlicht habe:
1. Neigung zur Übertreibung
2. Verhalten des Kindes
3. Anhaltende Unzufriedenheit
4. Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität
5. Rationalisierung ihrer neurotischen Probleme
6. Fortbestehen von Familienproblemen
7. Unangemessenes Verhalten in Ihrer AA-Gruppe
8. Wiederkehrende Ängste und Depressionen

Im September 2002 erschien der Artikel über das Syndrom der trockenen Trunkenheit in
einer neuen Fassung mit 12 Symptomen, die im Folgenden aufgeführt sind:
1. Unreife und Infantilismus: Hemmung des emotionalen Wachstums und Fortbestehen
von Abhängigkeiten.
2. Ständige unehrliche Haltung gegenüber sich selbst und anderen.
3. Existenzielle Bitterkeit und Unzufriedenheit aufgrund anhaltender Ressentiments.
4. Ständige Schuldgefühle mit Selbstabwertung, Behinderung und Neigung zur
Selbstbestrafung.
5. Egozentrik, neurotische Selbstgenügsamkeit, mangelnde Aggressionsbewältigung
und Allmachtsstreben.
6. Ständige Ängste: ängstliche Haltung gegenüber den Herausforderungen des Lebens
mit ständigen Ängsten und Spannungen.
7. Zyklische oder dauerhafte Depression mit pessimistischer und demotivierender
Haltung.
8. Sexuelle und emotionale Unbeherrschtheit.
9. Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität mit anhaltenden Rationalisierungs- und
Projektionsmechanismen.
10. Substitution von Alkohol durch andere Substanzen oder Suchtverhalten.
11. Fehlende oder sehr verarmte Spiritualität, mit intellektueller Arroganz, einer Tendenz
zum Materialismus und wenig oder gar keinem Glauben.
12. Unangemessenes Verhalten in ihrer AA-Gruppe, sowohl gegenüber Gleichaltrigen
als auch gegenüber den Grundsätzen des Programms.
Wie bereits erwähnt, bedeutet dies nicht, dass in den vergangenen 24 Jahren neue
Symptome der trockenen Trunkenheit aufgetaucht sind, sondern dass die ersten acht
Symptome ausführlicher dargestellt wurden, um sie verständlicher, spezifischer und
objektiver zu machen.
In der folgenden Tabelle werden die acht Symptome des ersten Artikels mit den 12
Symptomen des zweiten Artikels verglichen, um ihre Korrelation zu erklären:
1. Neigung zur Übertreibung. Es entspricht dem 5. Symptom der neuen Version:
neurotische Selbstgenügsamkeit und Neigung zur Allmacht.
2. Verhalten des Kindes. Entspricht dem 1. und 11. Symptom: Unreife und
Infantilismus und fehlende Spiritualität.
3. Anhaltende Unzufriedenheit. Entspricht dem 3. und 4. Symptom: existenzielle
Unzufriedenheit aufgrund von anhaltenden Ressentiments und ständigen
Schuldgefühlen.
4. Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität. Entspricht dem 9. und 10. Symptom:
Verleugnung der alkoholfreien Realität und Substitution von Alkohol durch andere
Drogen und Suchtmittel.
5. Rationalisierung ihrer neurotischen Probleme. Entspricht dem 2. und 5. Symptom:
ständige Unehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen und neurotische
Selbstgenügsamkeit.
6. Fortbestehen von Familienproblemen. Entspricht dem 1., 2. und 8. Symptom:
Fortbestehen von Abhängigkeiten, unehrliches Verhalten gegenüber anderen und
sexuelle und gefühlsmäßige Unbeherrschtheit.
7. Unangemessenes Verhalten in ihrer AA-Gruppe. Entspricht dem 12. Symptom:
unangemessenes Verhalten in ihrer AA-Gruppe.
8. Wiederkehrende Ängste und Depressionen. Entspricht dem 6. und 7. Symptom:
permanente Ängste mit ständiger Angst und Anspannung und zyklische oder
permanente Depression.
Wie man sieht, ist die neue Version mit 12 Symptomen viel didaktischer und erleichtert das
Verständnis und das Nachvollziehen dieser Charakterfehler mit einer größeren Genauigkeit
bei der Identifizierung des Symptoms.
Kapitel 1
Der zweiköpfige Drache

Es war einmal, zu einer beliebigen Zeit und an einem beliebigen Ort, ein Prinz, der in eine
Prinzessin verliebt war. Leider wurde sie in einem Schloss gefangen gehalten, das sie nicht
verlassen konnte, weil es von einem schrecklichen zweiköpfigen Drachen bewacht wurde,
der niemanden in seine Nähe ließ. Wer es wagte, wurde von dem Ungeheuer, das schon
viele Opfer auf dem Gewissen hatte, grausam angegriffen: Die meisten von ihnen starben
im Kampf, andere waren in den Kerkern des Schlosses gefangen, ohne Hoffnung auf
Entkommen, und diejenigen, die verwundet und misshandelt entkommen konnten, litten für
den Rest ihres Lebens an irgendeiner Behinderung, die ihnen unendliches Leid verursachte
und sie von Wohlbefinden und Glück fernhielt.
Aber unser Prinz war ein entschlossener und kühner Mensch, der wusste, dass das
einzige, was ihm Glück bringen konnte, die Liebe seiner geliebten Prinzessin war.
Er wollte den Drachen besiegen, also studierte er jede seiner Bewegungen und Schwächen
und rüstete sich bis an die Zähne mit einer Rüstung, die ihn vor den Flammen aus dem
Maul des Ungeheuers schützen würde, und mit einem mächtigen Schwert, das ihm beim
ersten Schlag den Kopf abschlagen würde. Sein Pferd war schnell und wendig und an
diese Art von Kampf gewöhnt, bei dem unser Held in der Regel siegreich war.
Als der kühne Prinz vor den Toren des Schlosses ankam, wurde er sofort von dem
schrecklichen Drachen angegriffen, um ihn am Durchgang zu hindern. Mit geschickten
Bewegungen seines Pferdes gelang es dem Prinzen, dem Angriff des Tieres
auszuweichen. Er wiederum nahm sein Schwert und schlug mit großer Kraft und
Entschlossenheit einen der Köpfe ab. In diesem Kampf verlor der Prinz sein Schwert und
musste den Kampf aufgeben.
Als er zum Schloss zurückkehrte, stellte unser Held verblüfft fest, dass der Drache zwei
Köpfe hatte. Aus einem für den Prinzen unverständlichen Grund war es dem Monster
gelungen, seinen verlorenen Kopf zu regenerieren.
Der Prinz beschloss, ins Dorf zurückzukehren und um Rat zu fragen, damit er eine
Strategie entwickeln konnte, um den Drachen zu besiegen.
Er beriet sich mit den Weisen des Dorfes, die ihm sagten, dass der einzige Weg, den
Drachen zu besiegen, darin bestand, ihm beide Köpfe mit einem einzigen Schlag
abzuschlagen, da er die Fähigkeit besaß, den verlorenen Kopf zu regenerieren, solange er
den anderen behielt.
In Kenntnis dieses Geheimnisses bewaffnete sich der Prinz mit einem viel größeren und
stärkeren Schwert und bewahrte zwei weitere Schwerter im Sattel seines Pferdes auf, falls
er sie brauchen sollte.
Der Kampf war heftig: Das Ungeheuer griff mit all seiner Kraft an, riesige Flammen kamen
aus seinem Maul und es schlug hart auf das Pferd ein, das zweimal stürzte, sich aber sofort
wieder erholte. Der Prinz versetzte dem Drachen einen kräftigen Stoß gegen den Kopf,
verfehlte aber den Schlag und das Schwert blieb im Schwanz des Drachens stecken; der
Drache drehte seinen Hals in Richtung Schwanz, um das Schwert herauszuziehen, das ihm
so viel Schmerz bereitete. Der Prinz nutzte die Gelegenheit, um ein weiteres Schwert zu
nehmen und mit einem scharfen Schlag in den Nacken beide Köpfe abzuschlagen: Der
Drache war tot.
Der Prinz betrat das Schloss und befreite die schöne Prinzessin, die er heiratete und mit
der er viele, viele Jahre glücklich lebte.
Diese Geschichte, die wie die meisten Kindergeschichten mit dem Triumph des Guten über
das Böse und dem Erreichen des ewigen Glücks endet, schildert den harten Kampf, den
ein Alkoholiker führen muss, um nüchtern zu werden.
Der Prinz stellt den kranken Alkoholiker dar, der wieder gesund werden will; der Drache
steht für die Krankheit Alkoholismus, die eine Dualität aufweist: Sie wird durch die beiden
Köpfe des Drachens dargestellt, wobei der erste Kopf der süchtige Kopf ist, der zweite der
neurotische Kopf. Der süchtige Kopf steht für die Unbeherrschtheit des Alkoholikers
gegenüber dem Alkohol; der neurotische Kopf steht für die Unbeherrschtheit des
Alkoholikers gegenüber seinen Gefühlen und Emotionen.
Die Prinzessin verkörpert das, wonach jeder Alkoholiker in der Genesung strebt: Glück.
Das Schloss steht für Nüchternheit.
Die beiden Köpfe des Drachens: Alkoholabhängigkeit und emotionale Unbeherrschtheit
hindern den Alkoholiker daran, nüchtern zu werden.
Die Schwerter des Prinzen stehen für die Entschlossenheit, die Disziplin und die positive
Einstellung des Alkoholikers, der sich erholen und glücklich werden will.
Die Dorfweisen stehen für die Sponsoren der AA: die Berater, die Ärzte, die Psychologen,
die Psychiater und die Priester, die dem Alkoholiker sagen, was er tun muss, um seine
Krankheit zu überwinden.
Wenn man diese Geschichte und ihre Symbolik kennt, kann man besser verstehen, was die
Krankheit Alkoholismus ist und wie man sie überwinden kann.
Vielen Alkoholikern fehlt es an Entschlossenheit, Überzeugung und einer positiven
Einstellung, mit dem Trinken aufzuhören und sich zu ändern. Ihre Schwerter sind sehr
schwach und sie werden den Drachen damit niemals besiegen können.
Andere glauben, dass sich alles andere automatisch ändert, wenn sie mit dem Trinken
aufhören, und dass sie dann glücklich werden. Sie sind diejenigen, die an den AA
teilnehmen, aber nicht in ihrem Wachstumsprogramm arbeiten. Sie glauben, dass alle ihre
existenziellen Probleme eine Folge ihres Alkoholismus sind und dass das Glück von selbst
kommt, wenn sie aufhören zu trinken. Diese Alkoholiker erreichen Abstinenz, aber keine
Nüchternheit; sie haben nur den süchtigen Kopf des Drachens abgeschlagen, aber sie
haben den neurotischen Kopf am Leben gelassen, er wird sich um die Regeneration des
süchtigen Kopfes kümmern und ein Rückfall wird nicht lange auf sich warten lassen.
Andere wiederum akzeptieren ihren Alkoholismus nicht und wollen mit den AA nichts zu tun
haben. Sie denken, dass sie nur emotionale Probleme haben und dass sie, wenn sie diese
lösen, in der Lage sein werden, kontrolliert zu trinken. Das sind Personen, die einen
Psychologen, Psychiater oder Psychoanalytiker aufsuchen, aber weiter trinken. Sie sind
diejenigen, die den neurotischen Kopf abschneiden, aber den süchtigen Kopf am Leben
lassen. Wenn er am Leben bleibt, wird der süchtige Kopf die Neurose wieder zum
Vorschein bringen und seinen Alkoholismus verschlimmern.
Es wurde erwähnt, dass die Prinzessin das Glück verkörpert, das jeder genesende
Alkoholiker anstrebt. Aber die Geschichte zeigt, dass man kämpfen muss, um glücklich zu
werden, und zwar sehr hart. Bekämpfung von alkoholbedingtem Fehlverhalten und von
emotionalem Fehlverhalten.
Menschen, die unter dem Dry-Drunk-Syndrom leiden, sind genesende Alkoholiker, die sich
damit zufrieden geben, mit dem Trinken aufzuhören, sich aber nicht ändern. Sie haben
immer noch dieselben Verhaltensstörungen wie zu ihrer Zeit als Trinker, nur sind sie jetzt
trocken; sie sind trockene Trinker.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass die Krankheit Alkoholismus sehr komplex ist; dass
der Alkoholiker bereits emotional unbeherrschbar ist, bevor er zu trinken beginnt; dass
diese emotionale Unbeherrschbarkeit viele Trinker dazu gebracht hat, Alkoholiker zu
werden, und dass, wenn sie einer AA-Gruppe beitreten, weil sie beschlossen haben, mit
dem Trinken aufzuhören, die emotionale Unbeherrschbarkeit wieder stark in Erscheinung
tritt und es notwendig ist, an emotionalem Wachstum zu arbeiten.
In den folgenden Kapiteln werden die 12 Symptome der trockenen Trunkenheit
beschrieben.
Kapitel 2
Das Dry-Drunk-Syndrom
Der Entzug ist nicht dasselbe wie Nüchternheit.

Abstinenz bedeutet, den Konsum von Alkohol oder der Droge, von der man abhängig ist,
einzustellen. Nüchternheit bedeutet, dass man lernt, in Abstinenz zu leben, indem man
durch kontinuierliches emotionales Wachstum zur Reife gelangt. Mit anderen Worten: Die
Summe aus Abstinenz und Reife macht die Nüchternheit aus.
Viele Alkoholiker hören zwar auf zu trinken, entwickeln sich aber emotional nicht weiter.
Auch wenn sie abstinent sind, sind sie immer noch emotionale Babys.
Diese Menschen leiden unter dem so genannten Syndrom der trockenen Trunkenheit.
Das Dry-Drunk-Syndrom ist eine Form der Neurose, unter der der genesende Alkoholiker
leidet, wenn er oder sie sich damit zufrieden gibt, einfach nur nicht mehr zu trinken.
Dieses Syndrom behindert die Lebensfülle des Alkoholikers, da es dazu führt, dass seine
familiären, beruflichen und sozialen Probleme fortbestehen und seine Unzufriedenheit und
sein Unglücklichsein andauern, und ist eine der Hauptursachen für einen Rückfall bei
Alkoholikern.
Das Erreichen der Abstinenz ist nur das Ende vom Anfang. Der wahre Weg zur Genesung
beginnt mit der absoluten Überzeugung der Abstinenz, dem Fundament, auf dem das
Gebäude der Nüchternheit errichtet wird.
Die Zahl 12 ist bei AA eine ganz besondere Zahl. Wir haben die 12 Schritte, die 12
Traditionen, die 12 Versprechen, die 12 Dinge, die AA nicht tut, und so weiter. Es ist
sinnvoll, sich mit den 12 Symptomen des trockenen Alkohols vertraut zu machen.
Denn es ist sehr wichtig, dass ein genesender Alkoholiker wirklich nach Nüchternheit strebt
und nicht in der mittelmäßigen Konformität der Abstinenz verharrt. Wenn es schwierig ist,
mit dem Trinken aufzuhören, ist es noch viel schwieriger, emotional zu reifen. Vergessen
Sie nicht, dass die Kombination aus Abstinenz von Alkohol (und jeder anderen Droge) und
der emotionalen Reife des Einzelnen wahre Nüchternheit ausmacht.
Symptome kurz erklärt:
1. Unreife und Infantilismus: Hemmung des emotionalen Wachstums und Fortbestehen
von Abhängigkeiten. Sie ist das wesentliche Symptom der trockenen Trunkenheit. Die
Unfähigkeit, emotional zu wachsen. Obwohl er nicht mehr trinkt, ist der Alkoholiker immer
noch ein Kind, was sein Denken, seinen Umgang mit Gefühlen und sein Handeln betrifft.
Wenn er ein emotionales Kind bleibt, wird er nicht in der Lage sein, sich wie ein
verantwortungsvoller Erwachsener zu verhalten, der seine Lebensziele erreichen kann. Wie
gute emotionale Babys bleiben diese Alkoholiker abhängig von Personen wie ihrer Mutter,
ihrem Vater, ihren Geschwistern, ihrer Frau, ihren Freunden, ihrem Chef usw. Diese
Abhängigkeit hindert sie daran, zwei grundlegende Voraussetzungen für Nüchternheit zu
erlangen: Autonomie und Verantwortung. Da sie emotional an andere Menschen gebunden
sind, geben sie anderen Menschen die Schuld für ihr existenzielles Versagen und nehmen
die Rolle des Opfers ein.
2. Ständige unehrliche Haltung gegenüber sich selbst und anderen. Unehrlichkeit ist eine
schlechte Angewohnheit, die sich der Alkoholiker im Laufe seiner Krankheit aneignet. Er
betrügt, lügt, erfindet Vorwände, verspricht und hält nicht, betrügt, hält sich nicht an die
Spielregeln, leiht sich Geld und zahlt es nicht zurück, bietet Bestechungsgelder an, um
einer Verhaftung zu entgehen, und beteiligt sich an anderen Arten von Korruption und so
weiter. Diese Trägheit der Unehrlichkeit bleibt auch dann bestehen, wenn der Alkoholiker
nicht mehr trinkt. Er belügt weiterhin seine Frau, zahlt seine Schulden nicht, hält seine
Versprechen nicht ein und so weiter. Oft lügt er seinen Therapeuten an oder erzählt in
seiner Gruppe Lügen. Er kämpft mit der täglichen Praxis der Ehrlichkeit. Das Schlimmste
ist, dass der Alkoholiker viele dieser Lügen glaubt und in dieser Haltung verharrt, seine
eigene Realität zu verdrängen und nicht zu akzeptieren.
3. Emotionale Verbitterung und Unzufriedenheit aufgrund anhaltender Ressentiments.
Obwohl er nicht mehr trinkt, ist der Alkoholiker nicht in der Lage, die Erfüllung, die
Zufriedenheit des Lebens zu erreichen. Er ist unzufrieden, unzufrieden, hat viele bittere
Seiten in seinem Leben und kann die Süße der Nüchternheit nicht schmecken. Der Verzicht
auf das Trinken ist eher eine Verpflichtung als eine Überzeugung, und Rückfälle sind bei
existenziell Unzufriedenen häufig. Darüber hinaus hegt er noch immer viele Ressentiments
aus seinem früheren Leben, die er nicht überwinden konnte. Er ist wütend auf die
Menschen und auf die Welt. Sie sind die typischen trockenen Säufer, die an die
Vergangenheit gekettet sind und sich nicht nur auf die Gegenwart beziehen können.
4. Ständige Schuldgefühle mit Selbstabwertung, Behinderung und Neigung zur
Selbstbestrafung. Diese Alkoholiker tragen eine schreckliche Last von Schuldgefühlen aus
der Vergangenheit mit sich herum, die sie sich nicht vergeben können. Sie fühlen sich
immer noch in vielen Situationen schuldig, z. B. beim Tod eines geliebten Menschen, bei
der Krankheit eines ihrer Kinder oder beim Versagen anderer usw. Es sind Menschen mit
sehr geringem Selbstwertgefühl und einem starken Hang zum Perfektionismus. Da sie sich
selbst nicht verzeihen (auch wenn andere ihnen bereits verziehen haben), fühlen sie sich
weniger wert als andere und haben das Gefühl, sich selbst abzuwerten. Um sich von dieser
Last zu befreien, entwickeln sie ein neurotisches Bedürfnis nach Sühne, so dass sie sich
selbstzerstörerisch verhalten, ihren eigenen Erfolg sabotieren und sich des Glücks nicht
würdig fühlen. Diese selbstzerstörerischen Tendenzen können zu einem Rückfall führen.
5. Egozentrik, neurotische Selbstgenügsamkeit, mangelnde Aggressionsbewältigung und
Allmachtsstreben. Der Egozentrismus des Alkoholikers ist die neurotische Kompensation
eines Minderwertigkeitskomplexes und eines geringen Selbstwertgefühls, das, wie bei allen
emotional infantilen Menschen, zu einer Überkompensationshaltung führt, so dass sie die
Aufmerksamkeit anderer auf sich ziehen wollen. Wenn sie betrunken waren, wurden sie
deshalb zum Spaßvogel der Party. Sobald sie mit dem Trinken aufhören, richten sie ihre
Egozentrik gegen Familienmitglieder oder Gleichaltrige, gegen die Arbeit oder gegen
Menschen im Allgemeinen; sie entwickeln eine konfliktive Haltung mit schlecht kontrollierten
Aggressionen, die oft unkontrollierbar werden, sie geraten in ständige Konflikte mit anderen
und werden unfähig, nüchtern zu bleiben. Die neurotische Selbstgenügsamkeit bezieht sich
nicht auf die produktive Selbstgenügsamkeit, die eine Folge der Reife ist, sondern auf
denjenigen, der weiterhin denkt, dass er keine Hilfe von anderen braucht und allein
zurechtkommt, was ihn unweigerlich dazu bringt, falsche Entscheidungen zu treffen, um
seine existenziellen Probleme zu lösen. Wenn sich die neurotische Selbstgenügsamkeit
verschlimmert, wird sie zur Allmacht, der schwerwiegendsten Charakterschwäche, in die
ein Alkoholiker verfallen kann. Allmacht ist eine pathologische Form der Hybris. Ein
Überlegenheitskomplex, hinter dem sich ein tiefes Gefühl der Minderwertigkeit verbirgt, das
kompensiert werden will.
6. Ständige Ängste: ängstliche Haltung gegenüber den Herausforderungen des Lebens mit
ständigen Ängsten und Spannungen. Viele Alkoholiker leben in ständiger Bedrängnis.
Tatsächlich lebten sie schon vor dem Alkoholkonsum in Spannungen, und es war das
Bedürfnis, ihre Spannungen durch Alkohol abzubauen, das zu ihrem Alkoholismus führte.
Diese Menschen sind im Allgemeinen sehr unsicher, ängstlich, leben in ständiger
Anspannung und entwickeln viele Ängste: vor Problemen, Konflikten, Krankheit,
Verantwortung, dem Erwachsensein, der Arbeit, den täglichen Gefahren, dem Tod und so
weiter. Sie haben nicht die Möglichkeit, in der Gegenwart zu leben, sondern leben in der
Zukunft. Sie ärgern sich über das, was noch nicht geschehen ist. All dies beeinträchtigt ihre
Gesundheit, da sie unter ständiger Anspannung und Dauerstress leben, was verschiedene
Symptome wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schwitzen, Schlaf- und Appetitstörungen usw.
verursacht. Manchmal ist ihr Leidensdruck so groß, dass sie unter anderen psychiatrischen
Störungen wie Phobien, Zwangsvorstellungen, Zwängen oder Panikattacken leiden. Solche
genesenden Alkoholiker sollten, unabhängig von ihrer AA-Gruppe, von einem Psychiater
betreut werden.
7. Zyklische oder dauerhafte Depression mit pessimistischer Einstellung, Demotivation und
geringer Energie. Eine andere Art von genesenden Süchtigen sind Depressive. Es handelt
sich um emotional sehr verletzliche Menschen, die oft traurig sind, denen es an Energie
mangelt, die nicht in der Lage sind, sich an Dingen zu erfreuen, die zu Traurigkeit und
Apathie neigen, die existenziell unmotiviert sind, die wenig Lust am Leben und manchmal
einen starken Wunsch haben, zu sterben. Sowohl dieses Symptom als auch das
vorhergehende (Angst) entsprechen der so genannten dualen Störung, d. h. der Patient
leidet zusätzlich zu seiner Sucht an einer anderen psychiatrischen Erkrankung, da sowohl
Angst als auch Depression Krankheiten sind, die die psychische Gesundheit
beeinträchtigen und daher eine spezielle medizinische Behandlung erfordern.
8. Sexuelle und emotionale Unbeherrschtheit. Das psychologische Profil des Süchtigen ist
durch die Schwierigkeit gekennzeichnet, sowohl sexuelle als auch emotionale Triebe zu
kontrollieren. Noch bevor der Alkoholiker mit dem Trinken beginnt, zeigt er diese
Tendenzen bereits. Da sie unsichere Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind, haben
sie große Probleme, sich auf das andere Geschlecht einzulassen. Deshalb greift er auf die
emotionale Krücke des Alkohols oder anderer Drogen zurück, um sich Mut zu machen und
sich zu enthemmen. Unter Alkoholeinfluss wagt er sich an Dinge, die er nüchtern nicht tut,
sondern schlecht geplant und schlechter ausgeführt. Wie viele Alkoholiker haben einer Frau
im Vollrausch einen Heiratsantrag gemacht und es später bereut, oder wie viele andere
haben im betrunkenen Zustand zugestimmt, eine Heiratsurkunde zu unterschreiben.
Andererseits werden im Zustand des Alkoholrausches die primitivsten sexuellen Impulse
ausgelöst, die zu unerwünschtem Verhalten wie sexueller Gewalt (Vergewaltigung,
Unzucht, Sadismus) oder homosexuellem Verhalten führen. Viele Alkoholiker, die nicht
mehr trinken, bleiben trocken, weil sie weiterhin sexuelle Gewalt, Machogehabe oder
krankhafte Eifersucht an den Tag legen. Von Nüchternheit kann keine Rede sein, wenn der
genesende Alkoholiker seinen Ehepartner weiterhin kontrolliert, bedroht, schlägt oder
eifersüchtig ist. Auch Probleme mit vorzeitigem Samenerguss, Impotenz oder Frigidität
treten auf. Untreue mit dem Partner und eine Tendenz zur sexuellen Promiskuität sind eine
weitere Erscheinungsform der trockenen Trunkenheit auf sexueller und emotionaler Ebene.
Viele dieser sexuell unbeherrschbaren Menschen entwickeln schließlich eine sexuelle
Abhängigkeit oder eine Co-Abhängigkeit gegenüber ihrem Partner.
9. Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität mit anhaltenden Rationalisierungs- und
Projektionsmechanismen. Obwohl er abstinent bleibt, ist dieser trockene Trinker immer
noch ein Verleugner, und obwohl er seinen Alkoholismus nicht mehr leugnet, leugnet er
weiterhin eine Reihe von Charakterfehlern, die er sich nicht vorstellen oder akzeptieren
kann und die ihn an einer optimalen emotionalen Entwicklung hindern. Solche Alkoholiker
neigen dazu, sich sehr aufzuregen, wenn jemand sie mit ihren Fehlentwicklungen
konfrontiert, und wechseln oft die Gruppe, weil sie sich "von außen angegriffen" fühlen. Sie
lehnen auch jede Art von professioneller Psychotherapie ab und behaupten, Ärzte und
Psychologen wüssten nichts über Alkoholismus und das AA-Programm. Sie suchen
weiterhin nach Schuldigen für alles, was ihnen widerfährt.
10. Substitution von Alkohol durch andere Substanzen oder Suchtverhalten. Viele
Alkoholiker hören auf zu trinken, ersetzen ihr zwanghaftes Trinkverhalten aber durch
andere Drogen wie Marihuana, Kokain, Inhalationsmittel oder Methamphetamine. Viele
hören auf zu trinken, entwickeln aber stattdessen Verhaltensweisen wie Spielsucht,
Sexsucht oder Arbeitssucht. Manchmal verfallen sie in die Selbstmedikation mit
Beruhigungstabletten oder werden tabaksüchtig. Manchmal vergessen Alkoholiker, dass
Rauchen auch eine Sucht ist, die genauso viele Menschen krank macht und tötet wie der
Alkoholismus. Es darf nicht vergessen werden, dass bei Alkoholismus das exzessive
Trinkverhalten nur das Symptom einer tiefer gehenden Störung ist, die durch eine
pathologische Struktur mit Suchtcharakter gekennzeichnet ist, deren Ursprung genetisch
bedingt ist und die die Person potenziell süchtig nach jeder Art von Substanz oder
Verhalten macht, die eine Stimulation des Belohnungszentrums des Gehirns bewirkt. Diese
ungesunde Struktur des Alkoholikers führt auch zu einem schlechten Umgang mit all jenen
existenziellen Situationen, die Angst oder Stress verursachen. Das nennt man emotionale
Unbeherrschtheit.
11. Fehlende oder sehr verarmte Spiritualität, mit intellektueller Arroganz, einer Tendenz
zum Materialismus und wenig oder gar keinem Glauben. Viele Alkoholiker erholen sich
körperlich, haben ihre Emotionen besser im Griff und verbessern ihr soziales Verhalten und
ihre Anpassungsfähigkeit, aber sie erleben nicht das spirituelle Erwachen, das eine
Grundvoraussetzung für eine vollständige Nüchternheit ist. Es darf nicht vergessen werden,
dass das Wesen des 12-Schritte-Programms im Wesentlichen spirituell ist und dass es
neben der psychophysischen und sozialen Genesung auch eine spirituelle Genesung
geben muss, d. h. die Genesung des Glaubens. Vom Glauben an sich selbst, an andere, an
die Welt und an eine höhere Macht, den jeder hat, auch Agnostiker. Die gegenwärtige Krise
der Werte, die sich in einem extremen Materialismus niederschlägt, bei dem wirtschaftlicher
Erfolg und der Besitz von Konsumgütern den höchsten Wert darstellen, führt die Menschen
von Gott und den höchsten Werten des Geistes weg. Eine fehlende oder verarmte
Spiritualität ist auch Ausdruck einer intellektuellen Arroganz und existenziellen
Selbstgenügsamkeit, die typisch ist für bestimmte genesende Alkoholiker, die ein hohes
Maß an Kultur, Reichtum, Macht oder Prestige erreicht haben. Dieser Mangel an Demut
lässt sie in eine fortschreitende Arroganz verfallen, die in eines der schwerwiegendsten
Symptome der trockenen Trunkenheit ausarten kann, nämlich in Allmachtsphantasien. Wer
unter Allmacht leidet, denkt, dass er allein seine höhere Macht ist.
12. Unangemessenes Verhalten in ihrer AA-Gruppe, sowohl gegenüber Gleichaltrigen als
auch gegenüber den Grundsätzen des Programms. Mangelndes emotionales Wachstum
führt zu einer Verzerrung des Verständnisses, die so weit geht, dass der genesende
Alkoholiker die Philosophie und die Grundsätze des 12-Schritte-Programms verfälscht, was
zu unangemessenem Verhalten in seiner Gruppe führt. Dies führt dazu, dass er die
Grundprinzipien des Programms auf seine Weise und nach seinem Gutdünken auslegt,
wobei er sich mehr darauf konzentriert, seine neurotischen Mängel zu kompensieren, als
auf das Gemeinwohl, die Einheit und den Dienst am Nächsten. Weit davon entfernt, ein
Zeugnis der Nüchternheit und des guten Urteilsvermögens in seinem Verhalten gegenüber
anderen zu sein, wird er zum typischen AA-Mitglied, das unangepasst und konfrontativ zu
allem ist, was in der Gruppe gemacht wird. Die unberechenbaren Verhaltensweisen dieser
trockenen Betrunkenen sind Machtkämpfe, Neid, Ressentiments gegenüber Gleichaltrigen,
Exhibitionismus, ungesunde Kritik, Klatsch und Politik. Andere zeigen ihre trockene
Trunkenheit, indem sie sich in der Gruppe extrem passiv verhalten (das Podium nicht
nutzen, die Literatur nicht lesen, nicht beim Gottesdienst mitarbeiten und nur passiv
zuhören, Kaffee trinken und andere kritisieren) oder indem sie neurotische Beweggründe
für die Teilnahme an der Gruppe haben, z. B. Geschäfte mit Gruppenkollegen machen,
Geld leihen (und nicht zurückzahlen) oder sich emotional oder sexuell mit Partnern des
anderen Geschlechts einlassen.Sie können neurotische Beweggründe für die Teilnahme an
der Gruppe haben, wie z. B. Geschäfte mit Gruppenkollegen zu machen, Geld zu leihen
(und es nicht zurückzuzahlen) oder sich emotional oder sexuell mit Partnern des anderen
Geschlechts einzulassen.
Die umfassende Genesung von Alkoholismus und anderen Süchten ist ein langer und
komplizierter Prozess, den jeder Genesende berücksichtigen muss. Nüchternheit zu
erlangen bedeutet, Qualitäten wie Freiheit, Verantwortung, Ehrlichkeit und Demut zu
praktizieren, die im Rahmen von Disziplin, Ausdauer, Entschlossenheit zur Veränderung
und Offenheit entwickelt werden. Sobald die Trägheit der Nüchternheit erreicht ist, gibt es
ein Phänomen des progressiven emotionalen Wachstums, das keine Grenzen kennt und
die Person zum ultimativen Ziel der Behandlung führt, das darin besteht, Glück zu
erreichen.
Kapitel 3
Symptom Nummer 1
Der junge König
Unreife und Infantilismus, Stagnation des emotionalen Wachstums
und Fortbestehen von Abhängigkeiten.

"Ob mit oder ohne Geld, ich


mache immer, was ich will,
und mein Wort ist Gesetz.
Ich habe keinen Thron, keine
Königin, niemanden, der
mich versteht, aber ich bin
immer noch der König" José
Alfredo Jiménez.

Eines der Hauptmerkmale des psychologischen Profils von Alkoholikern ist die emotionale
Unreife. In der Psychobiographie der meisten Alkoholabhängigen finden wir eine
Geschichte von affektiver Ablehnung, Überbehütung oder vorzeitiger Verantwortung. Diese
Kindheitserfahrungen sind ausschlaggebend für eine verzögerte
Persönlichkeitsentwicklung, die dazu führt, dass dieser Menschentyp unsicher, ängstlich,
egozentrisch, mit geringem Selbstwertgefühl und einer Reihe von Komplexen ist, die die
optimale Entwicklung seiner Persönlichkeit behindern.
Mit dem Eintritt in die Adoleszenz treten eine Reihe von Phänomenen auf, wie z. B. das
Auftreten sekundärer Geschlechtsmerkmale, die Anziehung zum anderen Geschlecht, das
Bedürfnis, in der Gruppe der Gleichaltrigen akzeptiert zu werden, die Suche nach der
eigenen Identität und der zunehmende soziale Druck, schulischen, familiären und
gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Wenn diese zukünftigen Alkoholiker mit dieser Reihe von Zwängen konfrontiert werden,
erzeugen sie große Ängste, die ein starkes psychologisches Unbehagen und gleichzeitig
eine große Frustration hervorrufen, da sie sich nicht in der Lage fühlen, diese Bedürfnisse
zu befriedigen.
Aber auch in der Pubertät findet der erste Kontakt mit Alkohol statt. Der emotional Unreife,
voller Komplexe und Einschränkungen in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen,
entdeckt beim Experimentieren mit Alkohol eine wunderbare Substanz, die seine
Persönlichkeit verändert und ihn von schüchtern zu mutig, von feige zu tapfer, von
introvertiert zu extrovertiert, von unfreundlich zu sympathisch und von lakonisch zu
geschwätzig werden lässt.
So findet dieser unsichere, ängstliche Mann im Alkohol eine emotionale Krücke, die ihm
hilft, seine psychischen Einschränkungen zu überkompensieren. So beginnt eine Karriere,
die mit dem Konsum beginnt, mit der Gewohnheit weitergeht, mit dem Missbrauch
weitergeht und mit der Alkoholabhängigkeit endet.
Alkoholismus ist eine Krankheit, die einen hohen physischen und psychischen Tribut
fordert. Das Hauptmerkmal des psychologischen Burnouts eines Alkoholikers ist die
Lähmung seiner emotionalen Entwicklung. Mit anderen Worten: Ein aktiver Alkoholiker
wächst emotional nicht. Er ist psychisch verkrüppelt, weil er immer auf die emotionale
Krücke des Alkohols zurückgegriffen hat, um die verschiedenen Konflikte in seinem Leben
zu bewältigen oder ihnen zu entkommen.
Beim Alkoholiker ist also das Phänomen des Regens auf Regen vorhanden, denn bevor er
zu trinken begann, hatte er schwerwiegende Einschränkungen im Prozess der Reifung
seiner Persönlichkeit, was schließlich zur Entwicklung seines Alkoholismus führte und eine
Stagnation in diesem Prozess des emotionalen Wachstums verursachte.
Wenn der Alkoholiker sich entschlossen hat, mit dem Trinken aufzuhören, und die
Abstinenz erreicht hat, bleibt die emotionale Unreife bestehen. Abstinenz allein führt nicht
zu emotionalem Wachstum, aber der genesende Alkoholiker muss, sobald er oder sie eine
angemessene Zeit der Abstinenz erreicht hat, damit beginnen, an emotionalem Wachstum
zu arbeiten.
Deshalb sagen wir, dass der Alkoholiker, der mit dem Trinken aufhört, aber emotional nicht
wächst, am Dry-Drunk-Syndrom leidet. Dieses erste Symptom der trockenen Trunkenheit
ist der Kern des Syndroms. Die anderen 11 Symptome der trockenen Trunkenheit sind in
gewisser Weise eine Folge der emotionalen Unreife.
Wir nennen den emotional Unreifen den Kinderkönig, denn sein Verhalten ist typisch für ein
furchtbar egozentrisches Individuum, das alle Rechte eines Kindes einfordert, aber keine
Pflichten eines Erwachsenen erfüllt. Mit anderen Worten: Wenn es ihm passt, verhält er
sich wie ein Kind, und wenn es ihm passt, verhält er sich wie ein autoritärer Erwachsener.
Die wichtigsten Merkmale des psychologischen Profils des Königskindes sind die
folgenden:

1. Infantilismus. 10. Oberflächlichkeit.


2. Übermäßige Nachfrage. 11. Manipulation.
3. Egoismus. 12. Unfähigkeit,
4. Narzissmus. Befriedigungen
aufzuschieben.
5. Intoleranz gegenüber
Frustration. 13. Rebellion gegen die
Autorität.
6. Launen.
14. Egozentrik.
7. Inkonsistenz.
15. Verantwortungslosigkeit.
8. Unbeständigkeit.
16. Passivität.
9. Emotionale Abhängigkeiten.
Auch soziokulturelle Faktoren haben die Entwicklung des psychologischen Profils des
Kinderkönigs stark beeinflusst. Der Machismo, der übermäßige Schutz durch die Mutter, die
traditionellen Geschlechterrollen in der mexikanischen Familie, die Unterwerfung der Frau
usw. sind Faktoren, die in hohem Maße zur Herausbildung dieses Typs von Alkoholikern
beigetragen haben, die psychisch schwach sind, aber eine Dominanz ausüben, die auf
körperlicher Stärke oder wirtschaftlicher Macht beruht.
In Kinderkönigshaushalten ist die Ehefrau oder Mutter in der Regel psychologisch stark. Für
den männlichen König sind die Mutter und die Frau ein und dasselbe, und dieser Typ
Mensch sucht immer eine Frau mit sehr mütterlichen Eigenschaften, die nichts anderes als
die Fortsetzung seiner Mutter ist. Der junge König dominiert seine Frau, ist aber gleichzeitig
sehr abhängig von ihr. Der junge König kann nicht ohne seine Frau und Mutter leben, und
obwohl er sie oft betrügt, angreift und demütigt, kann er nicht dulden, dass sie ihn verlässt
oder ignoriert. Erich Fromm beschreibt in seiner Sozio-Psychoanalyse des mexikanischen
Bauern diese Dynamik in der mexikanischen Bauernfamilie; er nennt sie das unterminierte
Patriarchat, denn in diesem Familienkern, in dem der Mann scheinbar dominiert, ist die
Frau (Mutter oder Ehefrau) die wirklich Starke, weshalb Fromm ihn als "ein als Patriarchat
getarntes Matriarchat" bezeichnet.
Verantwortungslosigkeit, Inkonsequenz und Unbeständigkeit sind weitere typische
Merkmale des psychologischen Profils des Kinderkönigs. Es handelt sich um Menschen,
denen es schwer fällt, Verantwortung zu übernehmen, und die dazu neigen, diese ständig
zu vermeiden. Sie sind inkonsequent und inkonsequent, weil sie nicht zu Ende bringen, was
sie begonnen haben. Manchmal begeistern sie sich für ein Projekt, beginnen es mit viel
Enthusiasmus und sind bald gelangweilt und geben es auf. Diese Personen haben kurze
Impulse, da es ihnen schwer fällt, eine Disziplin aufrechtzuerhalten, die Ausdauer erfordert.
Unverantwortlich zu sein, macht sie aufmerksam. In vielen Familien mit Königskindern ist es
die Ehefrau, die die größte finanzielle Last trägt. In anderen Fällen werden sie von Eltern
oder Geschwistern unterstützt.
Natürlich ist das Königskind sehr verärgert, wenn ihm Regeln oder Einschränkungen
auferlegt werden. Sie sind kapriziöse Menschen, die aufgrund ihrer Frustrationstoleranz
nicht in der Lage sind, Befriedigungen aufzuschieben. Sie setzen ihren Willen fast immer
durch Launen, sentimentale Erpressung oder Manipulation durch. Sie sind egoistische,
narzisstische und egozentrische Menschen. Dies ist die Folge eines
Überkompensationsmechanismus für ihre Minderwertigkeitskomplexe. Sie wollen
Aufmerksamkeit erregen, im Mittelpunkt stehen. Sie sind gerne "bei Hochzeiten die Braut
und bei Beerdigungen die Toten". Sie sind stets auf ihre eigenen Bedürfnisse bedacht,
haben aber wenig Interesse an den Gefühlen oder Bedürfnissen anderer. Dies führt zu
Enttäuschung und Unmut bei den Menschen, die mit ihnen eine Beziehung haben.

Viele Alkoholiker, die mit dem Trinken aufgehört haben, Mitglieder der Anonymen
Alkoholiker sind und bereits mehrere Jahrestage ohne Rückfall hinter sich gebracht haben,
weisen diese Persönlichkeitsmerkmale weiterhin auf. Es ist offensichtlich, dass diese
Menschen unter dem Dry-Drunkness-Syndrom leiden, weil sie trotz ihrer Alkoholabstinenz
nicht an ihrer emotionalen Entwicklung gearbeitet haben, was dazu führt, dass sie entweder
rückfällig werden oder ein sehr schlechtes emotionales Leben führen, mit wachsenden
familiären Problemen und permanenter Unzufriedenheit. Eine beträchtliche Anzahl von
Ehen von Alkoholikern wird nach einer längeren Zeit der Alkoholabstinenz geschieden.
Diese scheinbar widersprüchliche Situation ist nichts anderes als der Ausdruck der
Enttäuschung und Desillusionierung der Ehefrau, die eine zufriedenstellendere
Veränderung des Alkoholikers und nicht nur eine mittelmäßige Abstinenz erwartet hatte.
Durch konsequente psychotherapeutische Arbeit kann eine bessere Selbsterkenntnis und
Selbstakzeptanz erreicht werden, die zu einem objektiveren Verständnis dafür führt, in
welchen Lebensbereichen Veränderungen notwendig sind. Diese Arbeit kann in einigen
Fällen mit Hilfe des 12-Schritte-Programms geleistet werden, aber in anderen Fällen
schwerer Neurosen reicht die Unterstützung von Selbsthilfegruppen nicht aus und es muss
eine professionelle Psychotherapie in Anspruch genommen werden.
Kapitel 4
Symptom Nummer 2
Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes
Ständige unehrliche Haltung gegenüber sich selbst und anderen

Das große Problem mit der Mentalität des Alkoholikers ist, dass Lügen und Unehrlichkeit so
lange benutzt wurden, um sein Suchtverhalten zu rechtfertigen, dass sich dies in seinem
Geist als ein automatischer Mechanismus festgesetzt hat, mit dem er in der Genesung nur
schwer umgehen kann.
Im Genesungsprozess des Alkoholikers (und des Süchtigen im Allgemeinen) besteht eines
der schwierigsten Elemente für den genesenden Alkoholiker darin, das Vertrauen anderer
wiederzugewinnen. Eines der wichtigsten Ziele bei der Rehabilitation von Süchtigen ist es
nämlich, das Vertrauen anderer, insbesondere ihrer Angehörigen, wiederzugewinnen.
Im Allgemeinen werden Alkoholiker und andere Drogenabhängige zu vollendeten Lügnern,
zu Profis der Täuschung, der Lüge oder im besten Fall der Halbwahrheit, um an die Droge
heranzukommen, ihre Wirkung zu verbergen oder die systematische Aufgabe der
Verantwortung zu rechtfertigen, die Alkohol- und Drogenabhängigkeit mit sich bringen.
Das gefährlichste psychologische Werkzeug des Süchtigen ist die Zunge. Der Alkoholiker
wird zu einem professionellen Redner. Seine Unsicherheit und seine
Minderwertigkeitskomplexe führen dazu, dass er kompensatorische Fantasien über sich
selbst und sein Leben entwickelt, Fantasien, die sich in Lügen verwandeln und an die er
schließlich selbst glaubt. Sorda S., eine genesene Alkoholikerin, die seit sechs Jahren an
AA-Gruppen teilnimmt, sagte, dass sie sich wegen ihrer bescheidenen Herkunft immer für
ihre Familie geschämt habe. Als sie ihren Freund kennenlernte, der einen höheren sozialen
und wirtschaftlichen Status hatte, log sie ihn immer über ihre Familie an und erzählte ihm,
dass sie in den Vereinigten Staaten lebe und bei Verwandten wohne. Jedes Mal, wenn sie
eine Frage ihres Verlobten über ihre Familie beantworten musste, antwortete sie mit Lügen,
Lügen, die mit weiteren Lügen untermauert werden mussten, bis ein Netz der Täuschung
gewoben war, in dem sie schließlich selbst gefangen war, denn als sie beschlossen, die
Hochzeitsvorbereitungen zu formalisieren, kam die ganze Wahrheit ans Licht. Die
Enttäuschung des Bräutigams über ihre unehrliche Haltung war so groß, dass er die
Hochzeit absagte. Diese Situation führte dazu, dass Sonia an Alkoholismus erkrankte, von
dem sie sich glücklicherweise erholt hat und es nun zu einem Grundprinzip ihrer Genesung
macht, immer die Wahrheit zu sagen, egal was passiert.
Viele genesende Alkoholiker und Süchtige sind jedoch weiterhin Meister der Ausreden und
Meister der Vorwände, machen weiterhin Versprechungen, die sie nicht halten, prahlen mit
dem, was sie nicht haben, manipulieren andere um des Profits willen, erpressen, um
andere zu kontrollieren, betrügen ihre Ehepartner, betrügen, betrügen, praktizieren
Korruption, leihen sich Geld und zahlen nicht zurück, verkaufen 800-Gramm-Kilos,
behaupten, Single zu sein, wenn sie verheiratet sind, missachten ihre Verpflichtungen, sind
bequem und entgegenkommend, verkaufen 800-Gramm-Kilos, behaupten, Single zu sein,
wenn sie verheiratet sind, missachten ihre Verpflichtungen, sind bequem und
entgegenkommend.Sie mogeln, sie betrügen, sie praktizieren Korruption, sie leihen sich
etwas und zahlen es nicht zurück, sie verkaufen 800-Gramm-Kilos, sie behaupten, sie
seien ledig, wenn sie verheiratet sind, sie halten sich nicht an ihre Verpflichtungen, sie sind
Kompromissler und Kompromittierer, sie halten sich nicht an das Gesetz und die
Vorschriften, sie sind nicht aufrichtig, sie sagen das eine und tun das andere, und sie
schaffen es nicht, das Vertrauen anderer wiederzugewinnen, insbesondere das ihrer
engsten Angehörigen.
Diese genesenden Alkoholiker sind trockene Alkoholiker, die ihre Unehrlichkeit nicht
überwunden haben. Diese trockenen Trinker lassen sich gerne sagen, dass sie in der
Vergangenheit viel gelogen haben, aber sie hassen es, wenn man ihnen sagt, dass sie
immer noch lügen, obwohl sie nicht mehr trinken.
Diese Unfähigkeit, Unehrlichkeit zu überwinden, ist lediglich ein Symptom für Unreife. Wie
Ann Landers sagt: "Reife bedeutet Verlässlichkeit, sein Wort zu halten, Krisen zu
überwinden. Die Unreifen sind Meister der Ausreden, sie sind die Verwirrten und
Unorganisierten, ihr Leben ist eine Mischung aus gebrochenen Versprechen, verlorenen
Freunden, unerledigten Angelegenheiten und guten Vorsätzen, die nie Wirklichkeit
werden". Oder wie Patrón Lujan sagt: "Ein Mann zu sein bedeutet, sich zu schämen, sich
zu schämen, eine Frau zu verspotten, die Schwachen zu missbrauchen oder die Naiven zu
belügen".

Von der Täuschung zur Selbsttäuschung


Neben der Unreife ist ein weiterer psychologischer Mechanismus, der die Unehrlichkeit
bestimmt, die Verleugnung. Der Süchtige ist von Natur aus ein Verweigerer. Er akzeptiert
seine Realität nicht, weder seine alkoholische noch seine nichtalkoholische Realität. Dies
könnte eine Ursache für ihre Neigung zur Unehrlichkeit sein.
"Der Täuschung anderer liegt fast immer eine Täuschung unserer selbst zugrunde", heißt
es im Grapevine vom August 1961. Der Alkoholiker ist ein Mensch, der ständig in
Selbsttäuschung lebt, weil er seine Realität nicht akzeptiert, und das führt dazu, dass er die
schlechte Angewohnheit entwickelt, andere zu täuschen. Aber weil er seine eigenen Lügen
glaubt, fühlt er sich manchmal von anderen zum Opfer gemacht, weil sie ihm nicht glauben
oder vertrauen.
Eine andere Form der Unehrlichkeit ist die Projektion. Sich selbst zu projizieren bedeutet, in
anderen Menschen unsere eigenen Fehler, Schwächen und Abweichungen zu sehen.
Wenn wir im Prozess der Genesung von Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit mehr über
die Unzulänglichkeiten anderer als über unsere eigenen nachdenken, verfallen wir in einen
Mechanismus der Verdrängung unserer eigenen Realität, der nichts anderes ist als eine
Form der Unehrlichkeit gegenüber uns selbst. Bill W. bezeichnet in einem seiner Briefe
(1966) diese Form der Unehrlichkeit wie folgt: "Es handelt sich um eine subtile und
perverse Form der Selbstzufriedenheit, die es uns erlaubt, uns unserer Unzulänglichkeiten
nicht bewusst zu sein".
Ein weiterer psychologischer Abwehrmechanismus, der den Alkoholiker zum König der
Vorwände macht, ist die Rationalisierung. Alkoholiker und Drogensüchtige haben ihr
zwanghaftes Bedürfnis nach Alkohol und Drogen immer rationalisiert, indem sie versuchten,
mit Vorwänden zu rechtfertigen, warum sie Drogen nehmen. Sobald sie vom Alkohol oder
den Drogen loskommen, fahren sie fort, ihre alkoholfreie Realität zu rationalisieren. Sie
rationalisieren ihr unehrliches Verhalten zu Hause oder am Arbeitsplatz. Sie finden immer
einen Vorwand, um zu rechtfertigen, warum sie ein Versprechen nicht eingehalten oder ein
Projekt nicht abgeschlossen haben. Sie trinken nicht mehr, sie nehmen keine Drogen mehr,
aber sie versagen weiterhin, sie versagen weiterhin, sie sabotieren weiterhin ihren Erfolg...
und sie finden immer einen Vorwand, um damit durchzukommen und ihre wahre Realität
nicht zu akzeptieren.
Wie und wann wir die Wahrheit sagen - oder schweigen - kann oft den Unterschied
zwischen echter Integrität und deren völligem Fehlen ausmachen.
Wir ergänzen diesen Gedanken mit dem, was wir auf Seite 68 des Blauen Buches der
Anonymen Alkoholiker lesen: "Mehr als die meisten Menschen führt der Alkoholiker ein
Doppelleben, er ist in hohem Maße ein Schauspieler. Nach außen hin spielt er seine Rolle
als Schauspieler. Das ist das einzige, das er seinen Mitmenschen zeigen möchte. Er
möchte ein gewisses Ansehen genießen, weiß aber im Grunde, dass er es nicht verdient.

Absolute Ehrlichkeit?
All dies soll nicht heißen, dass der einzige Weg, um nicht an trockener Trunkenheit zu
leiden, darin besteht, eine stählerne, absolute, fundamentalistische Ehrlichkeit zu
praktizieren. Nur Gott kann genau wissen, was absolute Ehrlichkeit ist, daher muss sich
jeder von uns eine Vorstellung davon machen, was dieses wunderbare Ideal sein kann, je
nach seinen eigenen Fähigkeiten.
In einem anderen seiner Briefe (1966) schreibt Bill W. Er erklärt: "So fehlbar wir alle im
Leben sind und sein werden, wäre es vermessen zu glauben, dass wir tatsächlich absolute
Ehrlichkeit erreichen könnten. Das Beste, was wir tun können, ist, uns um die
Verbesserung der Qualität unserer Ehrlichkeit zu bemühen".
Dies ist ein Merkmal der Nüchternheit, die ein Gleichgewicht ist. Bei der
Selbstverbesserung des genesenden Alkoholikers müssen Perfektionismus und
Fundamentalismus vermieden werden. Absolute Ehrlichkeit ist, wie bereits erwähnt, eine
Eigenschaft, die nur Gott zu eigen ist.

Einige Fragen, die mir helfen zu wissen, ob ich ehrlich bin


Jeder weiß in seinem Inneren, ob er im Leben integer handelt, ob er kongruent ist zwischen
dem, was er denkt, was er sagt und was er tut, und ob er tatsächlich die Wahrheit als
grundlegendes Werkzeug seiner Existenz einsetzt oder ob er häufig auf die Lüge als eine
Form der existenziellen Gewohnheit zurückgreift.
Der Verstand des Alkoholikers ist jedoch tückisch und neigt zur Selbsttäuschung, so dass
viele genesende Alkoholiker glauben, sie seien sehr ehrlich, obwohl sie es nicht sind. Diese
fünf Fragen helfen dem Alkoholiker auf dem Weg der Genesung, mehr Gewissheit darüber
zu erlangen, ob sein Verhalten ehrlich ist.
1. Bin ich ehrlich zu mir selbst, was meine Beweggründe angeht?
Hier lautet die richtige Antwort natürlich Ja. Viele genesende Alkoholiker täuschen sich
jedoch oft selbst über die Echtheit ihrer Beweggründe: Das Gruppenmitglied der Anonymen
Alkoholiker, das ein untypisches Interesse daran zeigt, dem neu hinzugekommenen
Mitglied zu helfen, dessen wahre Motivation aber darin besteht, sie zu verführen; oder
derjenige, der jeden Tag an den Treffen teilnimmt und nach der Sitzung noch stundenlang
mit anderen Mitgliedern plaudert, dessen wahre Motivation aber darin besteht, vor seinen
Problemen mit seiner Frau davonzulaufen.
2. Versuche ich, Ausreden zu finden, um meine Unzulänglichkeiten zu rechtfertigen?
Die richtige Antwort ist Nein. Ich suche nicht nach Ausreden, sondern akzeptiere meine
Fehler und versuche, sie zu überwinden. Der trockene Betrunkene praktiziert das goldene
Buch der Vorwände in Perfektion. Sie übernimmt nie die Verantwortung für ihr Versagen
oder ihre Unzulänglichkeiten. Er findet immer einen Schuldigen: "Ich bin zu spät
gekommen, weil zu viel Verkehr war", "Ich bin nicht zur Arbeit gegangen, weil meine Oma
krank war", "Ich bin wegen des Lehrers durchgefallen", "Ich habe kein Geld wegen der
Regierung", und so weiter.
3. Versuche ich, keine Lügen zu erzählen, nicht einmal kleine Lügen?
Hier sollte die Antwort Ja lauten. Ich versuche, nie zu lügen, nicht einmal Notlügen zu
erzählen. Die meisten genesenden Süchtigen lügen weiter, vor allem kleine Lügen, weil sie
durch ihren aktiven Alkoholismus bereits darauf konditioniert sind, zu lügen. Viele
Menschen denken, dass es unwichtig ist, kleine Lügen oder Notlügen zu erzählen. Manche
bevorzugen Halbwahrheiten. Es sollte nicht vergessen werden, dass Halbwahrheiten
Halblügen sind und somit eine Form der Unehrlichkeit darstellen.
4. Kann ich anderen gegenüber integer sein, indem ich ihnen zeige, wer ich bin?
Die richtige Antwort lautet: Ja. Ich schäme mich nicht, anderen zu sagen, wer ich bin und
an welcher Krankheit ich leide. Viele Alkoholiker, vermutlich in der Genesung, verleugnen
sich weiterhin, weil es ihnen zu peinlich ist, andere wissen zu lassen, wer sie sind. Sie
verleugnen ihre Herkunft, ihre soziale und wirtschaftliche Situation, ihre Krankheit, ihre
Schwächen und werden zu Schauspielern, die eine Rolle spielen, um ihr Image vor
anderen zu pflegen. Das hindert sie daran, authentisch zu sein, was zur Folge hat, dass sie
nicht aufrichtig sind und oft lügen.
5. Achte ich darauf, dass ich unter dem Deckmantel der Ehrlichkeit nicht feindselig oder
bösartig bin?
Auch hier ist die Frage zu bejahen. Viele Alkoholiker, die schon lange in der Genesung sind
und sich in den Augen ihrer Altersgenossen ein gewisses Ansehen erworben haben,
erliegen oft der Versuchung der Macht oder des Ansehens und wollen weniger erfahrene
Altersgenossen kontrollieren oder manipulieren. Sie empfinden oft Neid, Missgunst oder
Antipathie und greifen sie dann an oder verteufeln sie mit dem Argument, sie täten dies zu
ihrem eigenen Besten. Solche Haltungen werden oft gegen Angehörige, Freunde oder
Kollegen eingenommen.
Die Entwicklung der Gewohnheit der Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit ist
eines der grundlegenden Ziele derjenigen, die sich um Nüchternheit bemühen. Dies
erfordert große Disziplin, Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle. Authentisch, ehrlich und
konsequent in dem zu sein, was man denkt, sagt und tut, bedeutet, die Tugend der
Ehrlichkeit erfolgreich zu entwickeln.
Wir schließen mit dem Gedanken von Konfuzius: "Der ehrliche Mensch ist derjenige, der
sein Recht der Pflicht unterordnet".
Kapitel 5
Symptom Nummer 3
Der bittere Skorpion
Existenzielle Bitterkeit und Unzufriedenheit aufgrund von anhaltenden Ressentiments

Der nachtragende Mensch streift durch die Welt wie ein Skorpion, der sein Gift versprüht,
und wenn sein Stachel nicht trifft, sticht er sich selbst.
Der Skorpion, auch Skorpion genannt, ist ein nachtaktives Spinnentier, das sich tagsüber
unter Steinen versteckt hält und nachts zur Jagd herauskommt. Sein auffälligstes Merkmal
ist der Stachel am Ende seines Schwanzes. Dieser Stachel ist mit einer Giftdrüse
ausgestattet, und bei jedem Stich injiziert er sein Gift in sein Opfer. Es heißt, wenn der
Skorpion sein Opfer nicht sticht, sticht er sich selbst mit seinem giftigen Stachel und kann
seinen eigenen Tod verursachen.
Manchmal verhalten sich Menschen, vor allem Suchtkranke, die nicht die Möglichkeit
hatten, sich von ihrem Groll zu befreien, ähnlich wie diese Spinnentiere, und obwohl sie
alkohol- oder drogenabstinent sind, führt die Hartnäckigkeit ihres Grolls dazu, dass sie in
eine chronische existenzielle Verbitterung fallen, die sie daran hindert, einen Zustand der
Nüchternheit zu erreichen. Dies ist eine andere Art von trockenem Alkohol, den wir den
bitteren Skorpion genannt haben.
Ressentiments sind ein natürliches Gefühl. Wir haben es alle gespürt. In der Tat kann ein
(positiv gehandhabter) Groll manchmal hilfreich sein, z. B. wenn er eine Person dazu
veranlasst, aufzustehen und positiv zu handeln; bei Alkoholikern und Süchtigen ist es
jedoch üblich, den Groll negativ zu handhaben, was ihre Situation noch verschlimmert.
Groll ist ein Gift, das sich in unserem Geist ansammelt. Diese geistige Drüse, die voll von
Gift ist, wird Bitterkeit genannt. Er greift mit seinem Gift jeden an, der sich ihm nähert, und
wenn seine Lanze das Ziel nicht trifft, sticht er sich selbst und provoziert seine langsame
Selbstzerstörung.
Der Alkoholiker (und der Süchtige im Allgemeinen) sieht sich zu Beginn des
Genesungsprozesses mit zwei schwerwiegenden Problemen der geistigen
Unzurechnungsfähigkeit konfrontiert: Schuld und Groll, beides störende Gefühle, die
zeigen, dass die genesende Person nicht in der Lage war, sich von der Vergangenheit zu
lösen. Sie hat ihre wahre Befreiung noch nicht erreicht. Er ist immer noch von den
Gespenstern des Gestern gefangen, die ihn daran hindern, die Gegenwart richtig und
angemessen zu bewältigen. Das ist der genesende Alkoholiker, der es versäumt hat, sich
selbst (Schuldgefühle) und anderen (Ressentiments) zu vergeben.
Die Schuldgefühle werden zu gegebener Zeit im Rahmen der 12 Symptome der trockenen
Trunkenheit weiter analysiert. In diesem Abschnitt werden wir eines der häufigsten und
hartnäckigsten Hindernisse für echtes Wachstum im genesenden Süchtigen analysieren:
die Hartnäckigkeit von Ressentiments.
Aufgestauter Groll ist ein Abszess, der sich infiziert und in Bitterkeit umschlägt.
Es gibt viele Alkoholiker und Drogenabhängige, die, obwohl sie nicht mehr trinken oder
Drogen nehmen, nachtragend bleiben. Sie ärgern sich über das Leben, ihre Eltern, ihre
Geschwister, ihre Ex-Freundin, ihren Ehepartner, einen Freund oder ihren Chef. Und
während sie Abstinenzler bleiben, hat der nachklingende Groll verhindert, dass sie all die
angenehmen Dinge des Lebens, die Gelassenheit und Erfüllung bringen, genießen können.
Mit anderen Worten: Groll führt zu Bitterkeit, und Bitterkeit verhindert die Fülle des Lebens.
Verbitterung bedeutet, wieder zu fühlen. Die nachtragende Person ist in dem durch den
Groll verursachten psychischen Leiden gefangen. Die nachtragende Person empfindet
dieses unangenehme Gefühl weiterhin, weil sie irgendwie an die Erinnerung gekettet ist.
Sie ist gefangen. Es kann nicht weg.
Der nachtragende Mensch steckt in der Vergangenheit fest. Die Situation, die den Groll
ausgelöst hat, ist in seinem emotionalen Gedächtnis gespeichert, und jedes Mal, wenn er
ähnliche Situationen in seiner Interaktion mit anderen Menschen erlebt, fühlt er den
psychologischen Schmerz der ersten Erfahrung erneut (Re-Sentiment) und wiederholt das
Geschehene immer wieder in seinem Kopf. Wenn sich dies über einen langen Zeitraum
wiederholt, nährt sich der Groll selbst, und das Ergebnis ist, dass sich die nachtragende
Person in Selbstmitleid verstrickt.
Das macht den Groll zur treibenden Kraft in ihrem Leben; natürlich eine sehr negative
treibende Kraft, die die nachtragende Person in den Skorpion verwandelt, der jeden
vergiftet, der in seine Nähe kommt und schließlich von seinem eigenen Gift zerstört wird.
In der Geschichte gibt es berühmte Menschen, die ihren Unmut zur treibenden Kraft ihres
Lebens gemacht haben. Wie im Fall von Adolf Hitler, dessen Ressentiments gegenüber
den Juden den Holocaust auslösten, oder wie im jüngsten Fall des Terroristen Osama Bin
Laden, der mit seinen Ressentiments gegenüber den Amerikanern so viel Zerstörung
anrichtete. Wenn Sie damit beschäftigt sind, sich über etwas oder jemanden zu ärgern,
kontrolliert dieser Jemand oder diese Sache Ihr Leben. Ihr Groll nimmt Ihre ganze Zeit und
Energie in Anspruch und lässt keinen Raum für die Entwicklung Ihrer geistigen und
seelischen Gesundheit.
"Ressentiments sind der Haupttäter. Sie zerstört mehr Alkoholiker als alles andere, und von
ihr leiten sich alle Formen geistiger Krankheit ab..." (Blaues Buch der AA, S. 60).
"Es ist klar, dass ein Leben in tiefer Verbitterung nur zu Vergeblichkeit und Unglück führt. In
dem Maße, in dem wir dies zulassen, verschwenden wir weitere Stunden, die sich lohnen
könnten. (Blaues Buch der AA, S. 62)

Gegen wen hegen die Menschen einen Groll?


Es kann sein, dass man sich über Menschen ärgert, seien es Familienmitglieder oder
Personen außerhalb der Familie. Wir können sehr alte oder aktuelle Ressentiments haben,
gegenüber lebenden oder verstorbenen Menschen.
Die Ressentiments können sich gegen Institutionen richten: die Regierung, die Polizei, die
Schulen, die Kirche, transnationale Unternehmen, das Militär usw.
Man kann sich auch gegen bestimmte Grundsätze auflehnen: Gesetze, Moralvorstellungen,
die zehn Gebote, Moderegeln, Verkehrsregeln, steuerliche Verpflichtungen und vieles
mehr.
Es ist wichtig, Ressentiments zu erkennen. Deshalb wird allen genesenden Süchtigen
empfohlen, eine Liste der Menschen, Institutionen und Prinzipien zu erstellen, mit denen sie
sich nicht abfinden wollen.

Ursachen für Ressentiments


Nachdem man diese Liste von Personen, Institutionen und Prinzipien erstellt hat, mit denen
man sich unzufrieden fühlt, sollte man über jede einzelne Person nachdenken und
analysieren, was die Ursache für den Unmut ist. In vielen Fällen sind die Wurzeln des
Grolls unbewusst, und bestimmte psychologische Abwehrmechanismen verhindern, dass
die Person an die wahren Ursachen herankommt, so dass in diesen Fällen die Hilfe eines
professionellen Psychotherapeuten notwendig ist, um die wahren Motive zu klären. In
anderen Fällen kann ein einfaches Nachdenken oder das Durcharbeiten des vierten und
fünften Schritts mit den Partnern in der Gruppe die Ursache für diesen psychologischen
Schmerz aufdecken.
Zum Beispiel Oscar F., ein Alkoholiker in der Rehabilitation, in seiner Anamnese an, dass
er große Ressentiments gegenüber seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder hegte, weil
dieser ihn bei seiner Geburt aus seiner Position als verwöhnter Sohn verdrängt hatte, was
sein Selbstwertgefühl beeinträchtigte.Später war der jüngere Bruder in seinem Studium und
bei Frauen erfolgreicher, was Oscars Komplexe und Ressentiments (Ressentiments gegen
Menschen) noch verstärkte.
Alfonso P. Er erwähnte, dass er der Polizei gegenüber sehr nachtragend sei, weil sie ihn
einmal zu Unrecht beschuldigt, ihn lächerlich gemacht und ihm mit Gefängnis gedroht habe,
so dass er ihnen Geld geben musste, damit sie ihn freiließen. Aufgrund dieser Erfahrung
hasst Alfonso nicht nur die Polizei, sondern auch jeden, der eine Autorität darstellt
(Ressentiment gegen Institutionen).
Alicia Z., eine zwanghafte Esserin, die sich aufgrund ihrer Fettleibigkeit benachteiligt fühlte
und ein geringes Selbstwertgefühl hatte, empfand eine große Abneigung gegen die Regeln
der Mode, den Kult um den schlanken Körper oder die feminine Kleidung, die die schlanke
Figur hervorhob. Er empfand sogar Abneigung gegen Schauspielerinnen oder modische
Sängerinnen, die wegen ihres guten Körpers bewundert wurden (Ressentiments gegen
Prinzipien).
Diejenigen, die sich gegen Institutionen oder Grundsätze wehren, wehren sich gegen die
Menschen, die sie repräsentieren oder symbolisieren, oder bringen sie einfach mit diesen
Institutionen oder Grundsätzen in Verbindung.
Wenn man über Ressentiments nachdenkt, über sie spricht, sie analysiert, sie mit anderen
emotionalen Phänomenen in Verbindung bringt und ihre möglichen Ursachen untersucht,
werden viele irrationale Faktoren aufgedeckt, die sich um sie drehen. Dies ist ein guter
Anfang, um sie zu überwinden.

Was beeinflusst meine Ressentiments?


Ressentiments sind nichts anderes als eine Form der Wut, weil etwas oder jemand
instinktive Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und sozialer Akzeptanz (Selbstwertgefühl, Stolz
und positive zwischenmenschliche Beziehungen), Sicherheit (emotional und materiell),
sexuellen Beziehungen sowie allgemeinen Ambitionen (Sex, Macht und Prestige) bedroht.
Es ist sehr wichtig, dass derjenige, der an seinem Groll arbeitet, es schafft, sich mit
demjenigen zu verbinden, der den Groll hegt, mit der Ursache des Grolls und mit den
instinktiven Bedürfnissen, die durch die Ursache des Grolls bedroht werden.
Im Fall von Oscar F. fühlte er sich beispielsweise seinem jüngeren Bruder gegenüber
verärgert, weil er von seinen Eltern zurückgelassen worden war (dies ist zumindest seine
subjektive Erfahrung). Er fühlte sich abgelehnt und ungeliebt und hatte das Gefühl, dass
seine instinktiven Bedürfnisse nach Selbstwertgefühl, Stolz und positiven persönlichen
Beziehungen ernsthaft bedroht waren.
Der falsche Umgang mit Ressentiments
Im Allgemeinen geht die nachtragende Person mit ihren feindseligen Gefühlen
unzureichend um, und diese Fehlbehandlung führt fast immer zu einer Verschlimmerung
der Situation.
Das Beispiel von Oscar F., der sich über seine Eltern und seinen jüngeren Bruder ärgert, ist
eine Geschichte, die sich in ähnlichen Fällen wiederholt: Die verärgerte Person reagiert mit
Arroganz, indem sie ihren Bruder angreift und eine Haltung der Wut und Rebellion
gegenüber ihren Eltern einnimmt, ohne die Möglichkeit zu haben, den wahren Grund ihres
Ärgers zu kommunizieren. Er benutzt immer das Spiel "Rate mal, worüber ich wütend bin".
Ihr Verhalten wird trotzig und rebellisch. Der Beginn eines übermäßigen Alkoholkonsums
oder der Einnahme von Drogen ist Teil dieses Spiels und mit Sicherheit der Beginn ihrer
Alkohol- und Drogenabhängigkeit (der selbstaggressive Skorpion). Dies wird zu einer sehr
konfliktreichen Beziehung zwischen der nachtragenden Person und ihrer Familie (Eltern
und Bruder) führen. In Oscars Fall ging diese schlechte Beziehung so weit, dass er seine
Familie verließ und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Oscar verfiel in schweren
Alkoholismus, da er sich von seiner Familie verstoßen und von der Gesellschaft abgelehnt
fühlte (ein typisches Bild von Selbstmitleid), bis er den Tiefpunkt erreichte und zu einer AA-
Gruppe kam. Nachdem er ein Jahr lang abstinent war, arbeitete er ernsthaft an seinem
vierten und fünften Schritt. Mit Hilfe seines Sponsors und eines auf Süchte spezialisierten
Psychiaters gelang es ihm, die Ursache für seine Ressentiments zu entdecken. Heute ist er
wieder bei seiner Familie, und die Beziehung zu seinem jüngeren Bruder hat sich sehr
positiv entwickelt, und sie haben sich sogar in einem erfolgreichen Autoteilegeschäft
zusammengeschlossen. Oscar gesteht, dass er sich durch das Gespräch mit seiner Familie
über seine langjährigen Ressentiments wie von einer großen Last befreit fühlte.
Daher ist es wichtig, nicht nur zu analysieren, wen ich verärgert habe, was der Grund für
den Groll ist und welche instinktiven Bedürfnisse bedroht sind, sondern auch zu
analysieren, was getan wurde, um die Situation zu verursachen oder zu verschlimmern. Es
gibt vier Möglichkeiten: Man kann egoistisch, unehrlich, ängstlich oder rücksichtslos sein,
oder manchmal auch eine Mischung aus zwei oder mehreren dieser Eigenschaften.
Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie feststellen, dass in den meisten Fällen zumindest
teilweise ein gewisses Maß an Schuld an der Situation, die den Groll hervorgerufen hat,
vorhanden war (außer in Fällen von Missbrauch). Fast immer wird die verärgerte Person,
nachdem sie alle ursächlichen Faktoren objektiv analysiert hat, feststellen, dass keine ihrer
Verärgerungen wahr war. Sie hatten ihre Schuld einfach auf andere Menschen,
Institutionen oder Prinzipien übertragen.
Einer der Faktoren, die am häufigsten zum Dry Drunkenness Syndrom führen, ist das
Fortbestehen von Ressentiments. Es ist nicht leicht, Ressentiments zu überwinden, wenn
man diese psychologischen Konflikte nicht mit Entschlossenheit, Offenheit, Ehrlichkeit,
Kommunikation, Beharrlichkeit und Demut mit anderen durcharbeitet.
Kapitel 6
Symptom Nummer 4
Segeln unter einer schuldigen Flagge
Ständige Schuldgefühle mit Selbstabwertung,
Behinderung und Neigung zur Selbstbestrafung

Der Süchtige wurde so oft und intensiv beschuldigt, gedemütigt und beschämt, dass er
einen konditionierten Reflex auf Schuldgefühle entwickelt hat. Das Schlimmste aber ist,
dass sein unerbittlichster Ankläger sich selbst als solcher entpuppt.
Es ist allgemein bekannt, dass Alkoholismus und Drogenabhängigkeit als ernstes
moralisches Problem angesehen werden. Ein Laster. Bis heute sind viele Menschen,
darunter Ärzte, Priester und Lehrer, der Meinung, dass jeder, der eine Art von Sucht
entwickelt, ein bösartiger Mensch ist, der von der Gesellschaft stigmatisiert und
ausgestoßen werden muss. Der Ausdruck "Er ist süchtig" wird immer noch verwendet, um
die Entwicklung einer Abhängigkeit von einem beliebigen Suchtmittel zu beschreiben.
Erinnern Sie sich an die Ausdrücke, mit denen Eltern ihre Kinder ansprechen, wenn sie
beim Drogenkonsum erwischt werden: "Du bist lasterhaft!", "Du bist ein Degenerierter!", "Du
bist es nicht wert, unseren Namen zu tragen! Und wer weiß, wie viele andere Dinge. Oder
wie sich Angehörige von Alkoholikern ausdrücken: "Du bist ein dreckiger, elender Säufer!",
"Du bist ein armer Teufel!", "Du bist ein mittelmäßiger Taugenichts!".
Schuldgefühle führen zu Scham. Alkoholiker und andere Drogenabhängige haben sich
schon immer mit Schuld und Scham herumgeschlagen. Süchtige werden von anderen
beschämt. Die Familie des Alkoholikers schämt sich für ihn. Das Problem wird in der
Öffentlichkeit nicht diskutiert, aber unter vier Augen wird er angegriffen und gedemütigt. Die
Kinder des Alkoholikers wollen ihre Freunde nicht mit ins Haus bringen, weil sie sich für
ihren Vater schämen. Die Eltern illegaler Drogenkonsumenten wollen nicht über das
Problem sprechen, und es wird zu einem Geheimnis und einem Tabu. Die Süchtigen selbst
wollen nicht akzeptieren, dass sie ein Problem haben, denn das würde bedeuten, dass sie
zugeben, dass sie ein schreckliches Laster haben. Mit anderen Worten: Der Alkoholiker
und der Drogenabhängige schämen sich für sich selbst.
Viele der Verhaltensweisen, die Alkoholiker oder Süchtige in ihrer aktiven Phase an den
Tag legen, rufen Schuldgefühle und Scham hervor:
die Beleidigungen gegenüber der Ehefrau, die Übergriffe auf die Kinder; der Autounfall, bei
dem es Verletzte gab und der viel Geld gekostet hat; der verlorene Arbeitsplatz, die
Schulden, der Betrug, die aufgedeckten Lügen, der Schulverweis, die Inhaftierung wegen
Drogenbesitzes und so weiter.
All dies führt dazu, dass der Süchtige sein Gesicht verliert. Sie genießt einen schlechten
Ruf. Niemand traut ihm. Diese Diskreditierung, dieses Misstrauen, diese permanente
familiäre und soziale Stigmatisierung erzeugt in ihm ein intensives und dauerhaftes Gefühl
von Schuld und Scham, das zu einer Last wird, die von Tag zu Tag schwerer auf seinem
Gewissen lastet.
Und obwohl Alkoholiker und Drogenabhängige im Allgemeinen rebellisch und subversiv
gegenüber den gesellschaftlichen Normen sind und scheinbar die Anschuldigungen und
Verurteilungen anderer zurückweisen und manchmal sogar zynische und schamlose
Haltungen einnehmen.Obwohl Alkoholiker und Drogenabhängige im Allgemeinen rebellisch
und subversiv gegenüber den gesellschaftlichen Normen sind und dem Anschein nach die
Verurteilungen und Verwerfungen anderer zurückweisen und manchmal sogar zynische
und unverschämte Haltungen einnehmen, sind sie im tiefsten Inneren diejenigen, die sich
selbst am meisten verurteilen, die sich selbst am meisten zurückweisen und hassen und die
das größte neurotische Bedürfnis haben, sich selbst zu bestrafen.

Die Sabotage des Erfolgs und "Ich verdiene es nicht".


Ein Mitglied der Anonymen Alkoholiker wiederholte in seiner Seifenkiste immer wieder: "Der
körperliche Dreck tut am wenigsten weh, aber der moralische Dreck ist ein unerträgliches
Leiden, eine unerträgliche Qual, die dazu führt, dass man sich selbst immer mehr hasst, die
dazu führt, dass man allmählich sein Selbstwertgefühl verliert, und die dazu führt, dass man
sich als der schlechteste aller Menschen fühlt, der am meisten zu verabscheuen ist. Man
fühlt sich wie etwas Schlimmeres als Müll, wie ein widerlicher Spucknapf".
Schuldgefühle erzeugen Scham, Scham provoziert Selbstabwertung und Herabsetzung,
was zu einem Gefühl der Selbstverleugnung und des Selbsthasses führt, der ein
neurotisches Bedürfnis nach Sühne hervorruft.
Wenn der Alkoholiker oder Drogenabhängige sich selbst besiegt und den Entschluss zur
Abstinenz fasst und sich einer Selbsthilfegruppe anschließt oder einen Fachmann aufsucht,
bringt er diese schreckliche Last von Schuld, Scham, Selbsthass und Selbstablehnung mit,
die ihn daran hindern wird, nüchtern zu werden. Aus diesem Grund sind ständige
Schuldgefühle, Selbstabwertung, Selbstlosigkeit und die Tendenz zur Selbstbestrafung
eines der wichtigsten und häufigsten Symptome der trockenen Trunkenheit.
Wie äußert sich das neurotische Bedürfnis nach Wiedergutmachung? Die Antwort kann in
zwei Begriffen gegeben werden: Sabotage des Erfolgs und "Ich verdiene es nicht".
Da das Schuldgefühl zu einem konditionierten Reflex auf jedes Verhalten geworden ist,
segelt der Süchtige mit einem Schuldgefühl durchs Leben. Und obwohl er bewusst gesund
werden und in allen Bereichen seines Lebens erfolgreich sein will, sabotiert er unbewusst
seinen Triumph, denn das neurotische Bedürfnis nach Sühne trägt die verborgene
Überzeugung in sich, dass er Erfolg und Glück nicht verdient, dass die beste Art, alle seine
Fehler zu bestrafen, darin besteht, bei seinen Versuchen, sich zu verbessern, zu versagen
und ein ständiger Verlierer zu bleiben, bis er von seinen Fehlern gereinigt ist.Das
neurotische Bedürfnis nach Sühne bringt die verborgene Überzeugung mit sich, dass er
Erfolg und Glück nicht verdient, dass die beste Art, alle seine Fehler zu bestrafen, darin
besteht, bei seinen Versuchen, sich zu verbessern, zu scheitern und ein ständiger Verlierer
zu bleiben, bis er von seinen Fehlern gereinigt ist.
Das Schreckliche ist, dass vielen Alkoholikern oder Drogenabhängigen, die eine langfristige
Abstinenz erreichen, von ihren Angehörigen, ihren Freunden, ihrem Chef, ihren Kollegen,
ihrem Partner vergeben wird. Natürlich wird ihnen auch von Gott (oder seiner höheren
Macht) vergeben, weil sie selbst in ihren Gebeten darum gebeten haben. Aber sie haben es
nicht geschafft, sich selbst zu vergeben, denn der unerbittlichste Richter des Süchtigen ist
der Süchtige selbst, und der unerbittlichste Scharfrichter des Süchtigen ist auch der
Süchtige selbst, wenn es um die Bestrafung geht.
Ohne Selbstvergebung ist es unmöglich, nüchtern zu werden. Solange die Last der Schuld
nicht beseitigt ist, wird der genesende Süchtige nicht in der Lage sein, im Leben
voranzukommen. Er bleibt an die Vergangenheit gebunden, an seine Schuldgefühle, er
fühlt sich weiterhin beschämt und weniger wert als andere, und all dies wird ihn daran
hindern, im Leben erfolgreich zu sein: Es wird ein gewaltiges Hindernis für ihn sein, die
Ziele zu erreichen, für die er beschlossen hat, mit dem Alkohol und/oder den Drogen
aufzuhören, und er wird in einem Zustand permanenter Mittelmäßigkeit und Stagnation
bleiben.
Schuldgefühle, Groll, Bitterkeit, Depression und geringes Selbstwertgefühl
Schuldgefühle sind eng mit Ressentiments verbunden. Die meisten, die sich nicht vom Groll
befreien konnten, konnten sich auch nicht von der Schuld befreien. Die Schuldigen und die
nachtragenden Menschen vergeben einander nicht und haben nicht vergeben. Daher lautet
die am meisten empfohlene Formel zur Überwindung dieser beiden unerwünschten
Gefühle: Verzeihen Sie sich selbst und vergeben Sie.
Andere unerwünschte Emotionen, die durch Schuld hervorgerufen werden, sind
existenzielle Bitterkeit und Depression. In seiner ständigen Angst vor Erfolg sabotiert sich
der Süchtige selbst, was ihn zu ständigen existenziellen Misserfolgen führt. Da diese
Sabotage des Erfolgs aus dem Unbewussten heraus erfolgt, beginnt der genesende
Süchtige, Schuldige außerhalb seiner selbst zu suchen, und fühlt sich daher als Opfer und
nimmt anderen die Schuld.Dies führt nicht nur dazu, dass er seine Ressentiments verstärkt
und seine Opferrolle intensiviert, sondern auch dazu, dass er in existenzieller Bitterkeit
versinkt. Wenn diese Situation chronisch wird, verfällt er in eine Depression, die die
Schuldgefühle eher noch verschlimmert. Vergessen Sie nicht, dass eines der Symptome
der Depression eine verzerrte und übertriebene Wahrnehmung bestimmter Handlungen ist,
die ein unverhältnismäßiges Schuldgefühl hervorrufen. Depressionen führen zu Apathie
und Stagnation, verstärken die Unsicherheit und das geringe Selbstwertgefühl, und der
genesende Süchtige gerät in einen Teufelskreis aus Schuld-Scham-Selbstabwertung-
neurotisches Bedürfnis nach Sühne-Bitterkeit-Depression-Apathie und Unbeweglichkeit-
Versagen-mehr Schuld.Schuld-Scham-Selbsteinschätzung-Selbstabwertung-Neurotisches
Bedürfnis nach Sühne-Bitterkeit-Depression-Apathie und Unbeweglichkeit-Versagen-Mehr
Schuld.
Einige Fragen zur Vermeidung ungerechtfertigter Schuldgefühle
Wir haben bereits gesehen, wie Schuldgefühle ein geringes Selbstwertgefühl verstärken.
Wenn der Süchtige sich schon vor dem Beginn des Alkohol- oder Drogenkonsums
schlechter als andere fühlte und sich dieses geringe Selbstwertgefühl im Laufe seiner Sucht
noch verstärkte, muss der Süchtige beim Absetzen von Alkohol und/oder Drogen den
Entschluss fassen, sich von seinen Schuldgefühlen zu befreien. Wie wird dies erreicht?
"Der Erwerb eines stärkeren und positiveren Selbstkonzepts und die Aufrechterhaltung
dieses Selbstkonzepts, unabhängig von unserer Kompetenz oder unserem Mangel an
Kompetenz in einem bestimmten Bereich und unabhängig von der Zustimmung oder
Missbilligung anderer" (Nathaniel Branden: How to improve your self-esteem, Paidós,
1995).
Schuldgeplagte Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind in der Regel sehr streng bei
der Beurteilung von Verhaltensweisen, die Schuldgefühle auslösen (Süchtige sind im
Allgemeinen Perfektionisten). Um dieses schlechte Urteil zu vermeiden, sollte die Person
ihr Verhalten so objektiv wie möglich bewerten, tolerant, verständnisvoll und wohlwollend
mit sich selbst umgehen, um ein ungerechtes Urteil zu vermeiden, das zur
Selbstverurteilung und folglich zur Selbstbestrafung führen würde.
Der bereits erwähnte Branden schlägt vor, dass die Person ihr Verhalten auf der Grundlage
der folgenden Fragen objektiv bewerten sollte:
1. Nach wessen Maßstäben beurteilen Sie Ihr Verhalten: nach Ihrem eigenen oder nach
dem eines anderen?
2. Versuchen Sie zu verstehen, warum er so gehandelt hat, wie er es getan hat?
3. Berücksichtigen Sie die Umstände, den Kontext und die Optionen, die Ihnen Ihrer
Meinung nach zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung standen?
4. Bewerten Sie Ihr eigenes Verhalten so, als wäre es das eines anderen Menschen?
5. Identifiziert er die spezifischen Bereiche oder Umstände, in denen sein Verhalten
stattfindet, oder verallgemeinert er zu sehr und sagt: "Ich ignoriere es", obwohl er in
Wirklichkeit ein bestimmtes Thema ignoriert, aber viele andere Themen gut kennt?
6. Oder sagen Sie: "Ich bin schwach", obwohl es Ihnen vielleicht in einem bestimmten
Bereich an Mut oder Stärke fehlt, in anderen aber nicht?
7. Wenn Sie Ihre Handlungen bereuen, versuchen Sie dann, daraus zu lernen, damit Sie
in Ihrem zukünftigen Verhalten nicht dieselben Fehler wiederholen?
8. Oder leidet sie einfach unter der Vergangenheit und bleibt passiv an
Verhaltensmustern hängen, von denen sie weiß, dass sie unangemessen sind?

Ich brauche die Anerkennung der anderen


Ein typisches Element des psychologischen Profils von Alkoholikern und
Drogenabhängigen ist das neurotische Bedürfnis nach Anerkennung durch andere. Ihre
Unsicherheit und ihr geringes Selbstwertgefühl machen sie zu passiven Menschen, die
immer denken: Was erwarten andere von mir? Sie haben keine eigenen Ziele und keinen
persönlichen Lebensplan. Sie warten immer darauf, dass andere über ihr Verhalten
entscheiden. Sie glauben nicht an sich selbst. Dies ist einer der Hauptgründe, warum sie in
den Alkoholismus oder die Drogensucht abgleiten. In der Geschichte der meisten Süchtigen
ist es so, dass sie das erste Mal, als sie in ihrer Jugend Tabak, Alkohol oder Drogen
konsumierten, nicht aus eigenem Antrieb dazu kamen, sondern von jemand anderem dazu
veranlasst wurden. Die Motivation für diesen ersten Konsum ist, von anderen akzeptiert zu
werden, zu einer Gruppe zu gehören und nicht von der dominierenden Mehrheit isoliert zu
sein. In diesem Umweltkontext ist es klar, dass die ersten Erfahrungen mit solchen
Suchtmitteln eine Folge von Erwartungen waren: Was erwarten andere von mir? Und die
Antwort: Andere erwarten von dir, dass du tust, was sie tun, dass du dich der Gruppe
unterordnest, dass du keine eigenen Ideen hast, die sich von ihren unterscheiden, dass du
bedingungslos alle Tests akzeptierst, die sie dir zumuten (eine Flasche Tequila austrinken,
bis du betrunken bist, oder eine neue Droge ausprobieren, die du noch nie genommen hast,
usw.). Im Gegenzug werden Sie von anderen akzeptiert und befriedigen Ihr Bedürfnis nach
Zugehörigkeit.
Der Süchtige kann als umweltabhängig bezeichnet werden. Das bedeutet, dass sie sehr
stark von den Erwartungen des Umfelds abhängt, in dem sie sich bewegt. Deshalb ist es für
ihn so schwer, Nein zu sagen. Viele Alkoholiker halten ihr Versprechen, mit dem Trinken
aufzuhören, nicht ein, weil sie sich nicht vorstellen können, Nein zu sagen, wenn sie zu
einem Essen oder einer Party eingeladen werden.
Was hat das alles mit Schuld zu tun? Vieles hat mit der Missbilligung oder Verurteilung
durch andere zu tun, durch sehr einflussreiche Menschen wie Eltern, Lehrer, Freunde oder
Ehepartner. Wenn eine unsichere Person nicht das tut, was andere von ihr erwarten, fühlt
sie sich schuldig. In Wirklichkeit hat er keine Schuldgefühle, sondern Angst davor,
verleugnet zu werden, von anderen nicht akzeptiert zu werden, was eine große Bedrohung
für seine Sicherheit darstellt.
Wenn der Süchtige beschließt, mit seiner Lieblingsdroge aufzuhören, und die Abstinenz
erreicht, aber sein neurotisches Bedürfnis, von anderen anerkannt zu werden, fortbesteht,
stellt dies ein Hindernis für das Erreichen der Nüchternheit dar. Was mit dem genesenden
Süchtigen, der umweltabhängig bleibt, geschieht, ist, dass er oder sie eine Autorität gegen
eine andere austauscht. Wenn er zum Beispiel Alkohol oder Drogen konsumierte, wurde
die Autorität von seinem Freundeskreis gebildet, der ihn beeinflusste. Jetzt, wo er in der
Genesung ist, ist die Autorität vielleicht seine AA-Gruppe oder sein Therapeut, und er tut
vielleicht, was ihm gesagt wird, aber nicht aus Überzeugung, sondern um die Zustimmung
seiner neuen Autorität zu bekommen. So verwandeln viele AA-Mitglieder, die an trockener
Trunkenheit leiden, ihre Drogenabhängigkeit in eine neurotische Abhängigkeit von der
Gruppe, oder viele andere werden von ihrem Therapeuten abhängig und entwickeln das
Bedürfnis, dass der Therapeut für sie entscheidet.
Das zugrundeliegende Problem ist, um es mit den Worten von Nathaniel Branden zu
sagen, "die Abhängigkeit und die Angst vor der Selbstbehauptung, genauer gesagt, die
Angst davor, die Werte anderer einflussreicher Menschen in Frage zu stellen". Eine
wichtige Aufgabe bei der Erlangung der Nüchternheit besteht daher darin, sich von Schuld
zu befreien, indem man eine individuelle Werteskala aufstellt, die es einem ermöglicht,
seine eigenen moralischen Überzeugungen zu entwickeln und auf deren Grundlage man
seinen Lebensplan aufstellt; von diesem Moment an ist man für sein Verhalten und die
Folgen dieses Verhaltens verantwortlich. Dies ist ein reifer Mann, der keine Angst davor
hat, "was die Leute sagen werden", der auf die authentische Stimme seiner selbst hört und
sein eigenes Urteil über die Überzeugungen anderer respektiert, die er nicht wirklich teilt.

Vom Teufels- zum Tugendkreis


Nicht nur das Bekenntnis zu den eigenen Werten führt zur Schuldfreiheit, auch andere
Werte wie Akzeptanz und Verantwortung sind wichtig.
Bei Süchtigen ist die Akzeptanz eine grundlegende Voraussetzung für die Befreiung von
Schuld. Viele Alkoholiker zum Beispiel akzeptieren ihre Krankheit nach außen hin, halten
sich aber innerlich immer noch für bösartig. Der Gedanke, dass man bösartig ist, erzeugt
Schuldgefühle. Die Vorstellung, an einer unheilbaren, aber beherrschbaren Krankheit zu
leiden, schafft Verantwortung.
Wenn der Süchtige dabei bleibt, seine Krankheit nicht zu akzeptieren (auch wenn er dies
vorgibt), wird er in seiner Schuld verankert bleiben und in den oben erwähnten Teufelskreis
geraten, der zu Groll, Verbitterung, Selbstverachtung, neurotischem Bedürfnis nach Sühne,
Versagen, Verbitterung, Depression und noch mehr Schuld führt.
Wenn der Süchtige hingegen seine unheilbare, aber kontrollierbare Krankheit akzeptiert,
übernimmt er die Verantwortung, die Mittel zu ergreifen, um seine Krankheit in den Griff zu
bekommen und nicht wieder zu seiner Lieblingsdroge zurückzukehren. Das Bewusstsein,
eine Krankheit zu haben, befreit ihn von seinen Schuldgefühlen, und selbst wenn er in der
Vergangenheit durch seine Sucht zu Schaden gekommen ist, wird er dies als ein Symptom
seiner Krankheit und nicht als eine schreckliche, unverzeihliche Sünde verstehen. Er wird
dann die Mittel ergreifen, um erstens abstinent zu bleiben, zweitens Maßnahmen zu
ergreifen, um emotionales Wachstum und Reife zu erreichen, und drittens den Schaden,
den er anderen durch seine Suchterkrankung zugefügt hat, so weit wie möglich
wiedergutzumachen und sich mit sich selbst und anderen zu versöhnen.
Dies zeigt zwei Phänomene auf: Das Fortbestehen von Schuldgefühlen führt die Person in
einen Teufelskreis, der zu noch mehr Schuldgefühlen führt, während die Akzeptanz (sowohl
der Sucht als auch der Neurose) die Person dazu veranlasst, eine anhaltende
Verantwortung zu entwickeln, die zu einem positiven Kreislauf führt, der durch Akzeptanz,
Vergebung, Verantwortung, Handeln und fortschreitendes emotionales Wachstum
gekennzeichnet ist und es der Person ermöglicht, Nüchternheit zu erreichen. Die Akzeptanz
(sowohl der Sucht als auch der Neurose) wird die Person dazu bringen, eine anhaltende
Verantwortung zu entwickeln, die zu einem positiven Kreislauf führt, der durch Akzeptanz,
Vergebung, Verantwortung, Handeln und fortschreitendes emotionales Wachstum
gekennzeichnet ist und es der Person ermöglicht, nüchtern zu werden.

Verzeihen und Vergeben


Sobald der genesende Süchtige in der Lage ist, den Teufelskreis zu durchbrechen und in
den Tugendkreis einzutreten, kann eine vielversprechende Reise zur Nüchternheit
beginnen. Der Wechsel von einer Haltung der Schuld zu einer Haltung der Verantwortung
kann Sie in die Lage versetzen, die Aufgabe der Selbstvergebung zu erfüllen. Nach
Branden impliziert Selbstvergebung die folgenden Bedingungen:
1. Erkennen Sie an (machen Sie es sich bewusst, anstatt es zu leugnen oder zu
ignorieren), dass wir es sind, die diese bestimmte Handlung begangen haben.
2. Wenn eine andere Person durch unser Handeln verletzt wurde, müssen wir dieser
Person (oder diesen Personen) den Schaden, den wir angerichtet haben, ausdrücklich
zugestehen und unser Verständnis für die Folgen unseres Verhaltens vermitteln, sofern
dies möglich ist.
3. alle in unserer Macht stehenden Maßnahmen zu ergreifen, die den Schaden, den wir
verursacht haben, wiedergutmachen oder minimieren können (Schulden bezahlen, eine
Lüge zurücknehmen usw.).
4. Nehmen Sie sich fest vor, sich in Zukunft anders zu verhalten, denn ohne
Verhaltensänderung werden wir immer wieder neues Misstrauen schaffen.
5. Seien Sie bereit, die Gründe zu erforschen, warum die Tat begangen wurde (der Grund
für die Schuld). Wenn wir dies vermeiden, können wir uns nicht von Schuldgefühlen
befreien und werden wahrscheinlich das Muster des unangemessenen Verhaltens
wiederholen.
Wenn wir Selbstvergebung erlangt haben, übernehmen wir die Verantwortung für unser
eigenes Verhalten und tragen dessen Konsequenzen. Hier müssen wir nicht mehr nach
Schuldigen suchen, und wir hören automatisch auf, die Opferrolle der anderen zu spielen.
In diesem Moment ist das Feld offen, sich unserem Groll zu stellen, ihn zu akzeptieren und
zu überwinden, denn was wirklich schwierig ist, ist die Selbstvergebung, und wenn wir uns
selbst vergeben haben, ist es viel einfacher, anderen zu vergeben.
Wenn wir lernen, uns selbst zu verstehen und zu verzeihen und uns selbst gegenüber
wohlwollend und mitfühlend zu sein, wird sich unser Verhalten tendenziell verbessern und
unser emotionales Wachstum gefördert, während sich unser Selbstwertgefühl eher
verschlechtert, wenn wir uns weiterhin selbst geißeln und unser Verhalten verurteilen.
"Schuld ist eigentlich die Kehrseite der Medaille des Stolzes. Schuldgefühle führen zur
Selbstzerstörung, Stolz zur Zerstörung anderer" (Bill W., in Grapevine).
Kapitel 7
Symptom Nummer 5
Sag mir, was du prahlst, und ich sage dir, was dir fehlt
Egozentrik, neurotische Selbstgenügsamkeit, mangelnde Aggressionsbewältigung
und Neigung zur Allmacht

Manche Alkoholiker haben ein enormes neurotisches Bedürfnis, ein Gefühl der
Minderwertigkeit und Wertlosigkeit zu kompensieren, das sie dazu bringt, wahrgenommen
werden zu wollen. Deshalb suchen sie die Wirkung des Alkohols, um zu prahlerischen,
angeberischen, exhibitionistischen und angeberischen Subjekten zu werden. Wenn sie mit
dem Trinken aufhören und der Minderwertigkeitskomplex bestehen bleibt, werden sie
narzisstisch und arrogant und fühlen sich allmächtig - typische Symptome des trockenen
Rausches.
Eines der am häufigsten auftretenden psychologischen Merkmale in der
Persönlichkeitsstruktur des Süchtigen ist der so genannte Minderwertigkeits- oder
Behinderungskomplex. Sie besteht in dem anhaltenden Gefühl, weniger wert zu sein als
andere. Die Behinderung ist das Ergebnis unglücklicher Erfahrungen in der frühen Kindheit,
als die Bedürfnisse nach Zuneigung und Akzeptanz nicht angemessen erfüllt wurden, was
zu einem Mangel an Selbstbestätigung in Bezug auf ihre Qualitäten und ihr Potenzial
führte, was wiederum zu anhaltender Unsicherheit und mangelndem Selbstvertrauen führte.
All dies führt zu einem offensichtlichen Ungleichgewicht im Leben des Einzelnen, der
unbewusst versucht, seine Situation zu kompensieren, um das verlorene Gleichgewicht
wiederherzustellen. Dieses Phänomen wird als Überkompensation bezeichnet und ist ein
psychologischer Abwehrmechanismus der Persönlichkeit.

Das Gesetz des Alles oder Nichts: der Extremist


Menschen, die überkompensieren, befinden sich eher im anderen Extrem. Sie sind
Extremisten. Dies ist ein typisches Merkmal von Süchtigen und insbesondere von
Alkoholikern. Viele Alkoholiker sind schüchtern und introvertiert, aber nach drei oder vier
Drinks werden sie mutig, gesprächig und kontaktfreudig. Mit anderen Worten, sie bewegen
sich von einem Extrem zum anderen, und um dies zu erreichen, benutzen sie Alkohol als
emotionale Stütze. Der Feigling wird mutig, der Schüchterne wird kühn, derjenige, der
immer schweigsam und ausdruckslos war, wird redselig und traut sich zu sagen, was er
wirklich fühlt und denkt ("nur Betrunkene und Kinder sagen die Wahrheit"), derjenige, der
gegenüber dem anderen Geschlecht gehemmt ist, wird ungehemmt und sogar wagemutig.),
derjenige, der gegenüber dem anderen Geschlecht gehemmt ist, wird ungehemmt und
sogar wagemutig, und derjenige, der seinen Groll verschwiegen und aus Angst nicht
geäußert hatte, schreit ihn nach ein paar Drinks zu viel genau demjenigen ins Gesicht, dem
er es nüchtern nicht zu sagen gewagt hatte. Sie fallen von einem Extrem ins andere, und es
fällt ihnen schwer, den richtigen Mittelweg zu finden.
Was diese Tendenz zur Überkompensation und zum Extremismus betrifft, so hat Bill W.
verweist in seinem Buch AA Comes of Age, Seiten 55 und 56, auf Folgendes:
Als Teenager musste ich ein Sportler sein, weil ich kein Sportler war. Er musste Musiker
werden, weil er nicht einmal die einfachste Melodie singen konnte. In der Schule musste ich
Klassensprecher werden. Ich musste in allem der Erste sein, denn in meinem perversen
Herzen fühlte ich mich als das unbedeutendste von Gottes Geschöpfen. Ich konnte dieses
tiefe Minderwertigkeitsgefühl nicht akzeptieren und schaffte es deshalb, Kapitän des
Baseballteams zu werden und Geige spielen zu lernen. Es war diese "Alles oder nichts "7
Forderung, die mich später zerbrechen ließ.
In dieser von Bill W. erwähnten Erfahrung kann man deutlich sehen, wie das vom
Mitbegründer der Anonymen Alkoholiker beschriebene "tiefe Gefühl der Minderwertigkeit"
ihn zu einem extremistischen Individuum macht, das diese neurotische Forderung nach
allem oder nichts entwickelt.
Der Egozentriker: von der Hysterie zur Paranoia
Egozentrik ist das neurotische Bedürfnis, immer im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
Das Bedürfnis, von anderen bewundert und beklatscht zu werden. Sie wollen immer Recht
haben und wissen nicht, wie sie dem anderen zuhören sollen. All dies ist ein Beweis für ein
ungesundes Bedürfnis, eine Folge ihrer Angst, nicht akzeptiert zu werden, von anderen
abgelehnt zu werden und nicht berücksichtigt zu werden. Die Egozentrik ist nur eine Folge
dieser Überkompensation des Minderwertigkeitskomplexes. Daher das Bedürfnis, bei allem
aufzufallen, immer der Erste zu sein, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder, mit
anderen Worten, das Bedürfnis, bei Hochzeiten die Braut und bei Beerdigungen der Tote
zu sein.
Die Psychiatrie definiert Egozentrismus als eine psychische Veranlagung, die dazu führt,
dass der Einzelne alles auf sich selbst bezieht und die Probleme, mit denen er konfrontiert
wird, nur von seinem eigenen, streng persönlichen Standpunkt aus betrachtet, ohne
Rücksicht auf die Interessen der Nachbarn oder das allgemeine Interesse. Diesen
Menschen fehlt der Sinn für Altruismus.
Ein solches Gefühl wird oft als einfacher Egoismus empfunden, kann aber auch
ungewöhnliche und manchmal pathologische und gefährliche Formen annehmen. Es ist
daher sinnvoll, sich einige psychiatrische Aspekte dieser Stimmungsneigung ins
Gedächtnis zu rufen.
In geringerem Maße (und dazu gehören viele Süchtige) äußert sich dieser Egozentrismus
in Schwäche, Eitelkeit, Unausgeglichenheit, Mythomanie, Geschwätzigkeit oder Prahlerei.
Bestimmte Hysteriker, die sich in stürmische und spektakuläre Wutanfälle stürzen, haben
kein anderes Motiv, als die Aufmerksamkeit und das Mitleid der ihnen Nahestehenden auf
sich zu ziehen und zu behalten. Ein weiterer Aspekt dieser morbiden Varianten zeigt sich
oft in psychotischen Komplikationen von Alkohol und Drogen, die größenwahnsinnige Bilder
mit diesen Merkmalen präsentieren.
In Fällen schwerer psychischer Pathologie ist der Egozentrismus eines der grundlegenden
Elemente der Mentalität von Paranoikern und Rachsüchtigen, die mit unerbittlicher
Hartnäckigkeit das verfolgen, was sie für ihr Recht halten; oft kommen zu der
Überschätzung des Schadens, den sie angeblich erlitten haben, noch Stolz, Misstrauen und
Aggressivität hinzu, was sie manchmal zu antisozialen Reaktionen (ungerechte
Zumutungen, missbräuchliches Verhalten usw.) veranlasst, die sie dazu bringen, antisozial
zu werden.Zu der Überschätzung des Schadens, den sie angeblich erlitten haben, kommen
oft Stolz, Misstrauen und Aggressivität hinzu, was sie manchmal zu antisozialen
Reaktionen (ungerechte Zumutungen, missbräuchliches Verhalten usw.) veranlasst, die sie
zu konfliktbereiten und unangenehmen Menschen machen.
Deshalb sagt man dem Alkoholiker und dem Süchtigen im Allgemeinen nach, dass er eine
gespaltene Persönlichkeit hat. Die erste, wenn sie nüchtern sind, und die zweite, wenn sie
betrunken sind. Aber es scheint, dass dem Alkoholiker die zweite besser gefällt, diese
falsche Persönlichkeit, die er annimmt, wenn er betrunken ist, weil er sich so verhält, wie er
sich immer verhalten möchte.
Kurz gesagt: Viele Alkoholiker (und Drogenabhängige) haben in ihren wichtigsten
Kindheitsjahren affektive Deprivation und mangelnde Zuneigung erfahren, was zu einem
intensiven Gefühl der Minderwertigkeit und Wertlosigkeit mit vermindertem Selbstvertrauen
und fehlendem Selbstwertgefühl führt. Infolgedessen entwickelt der Süchtige
psychologische Abwehrmechanismen der Überkompensation, die zu einem neurotischen
Egozentrismus mit einem starken Bedürfnis nach Aufmerksamkeit führen; dazu greift er auf
die emotionale Krücke Alkohol und/oder Drogen zurück, die ihm eine zweite Persönlichkeit
verschafft, die es ihm ermöglicht, all seine Unzulänglichkeiten zu kompensieren (zumindest
solange er betrunken ist), und in der er von einem Extrem zum anderen springt.

Vom Egozentrismus zum Perfektionismus


Was passiert nun mit diesen exhibitionistischen, angeberischen, großspurigen,
angeberischen, angeberischen Alkoholikern mit Größenphantasien, wenn sie aufhören zu
trinken? Diejenigen, die gut an ihrem emotionalen Wachstum arbeiten (durch ein 12-
Schritte-Programm oder eine professionelle Psychotherapie oder beides), erlangen
allmählich mehr Selbstvertrauen und Selbstbestätigung, wodurch sich ihr Selbstwertgefühl
verbessert, sie ein besseres emotionales Gleichgewicht erreichen, egozentrische
Tendenzen abbauen und überkompensatorisches Verhalten beseitigen. Aber viele andere,
obwohl sie nicht mehr trinken oder Drogen nehmen, verharren in diesem Egozentrismus,
der sie zu anderen, ebenso neurotischen, kompensatorischen Verhaltensweisen wie
Perfektionismus, neurotischer Selbstgenügsamkeit und, was am schlimmsten ist, Allmacht
verleitet.
Viele Ehefrauen oder Kinder von AA-Mitgliedern beklagen sich darüber, dass ihr
Angehöriger, obwohl er keinen Alkohol oder keine Drogen mehr konsumiert, ein sehr
perfektionistischer, anspruchsvoller Mensch geworden ist, der alles falsch sieht und nur
noch kritisiert und korrigiert. Die Ehefrau eines Alkoholikers beklagte sich darüber, dass ihr
Mann, obwohl er seit fast drei Jahren nicht mehr getrunken hatte, ewig mürrisch und
verbittert sei, nicht mehr auf Partys gehen wolle, sich nicht mehr mit seinen Freunden treffe
und sich außerhalb der Arbeit zu Hause einkapsle, über seine Kinder schimpfe und alles
kritisiere, was seiner Meinung nach falsch sei.Er wollte nicht mehr auf Partys gehen, traf
sich nicht mehr mit seinen Freunden und sperrte sich außerhalb der Arbeit zu Hause ein,
schimpfte mit seinen Kindern und kritisierte alles, was er für falsch hielt. Dies ist ein
typischer Fall eines Alkoholikers, der von einem Extrem zum anderen springt. Wenn er
betrunken war, war er unordentlich, kam zu spät nach Hause, kam seinen Verpflichtungen
nicht nach und vernachlässigte seine Körperpflege. Heute hingegen hat derjenige, der nicht
trinkt und eine Anonyme Alkoholiker-Gruppe besucht, diesen ganzen rigiden, moralischen
Perfektionismus entwickelt, den wir bereits beschrieben haben. Diese Unfähigkeit,
Kompromisse einzugehen, ist ein deutliches Symptom der trockenen Trunkenheit, die für
diejenigen, die mit dem Alkoholiker zusammenleben, weiterhin Leiden verursacht. Obwohl
er nicht mehr trinkt, lebt er immer noch nicht und lässt nicht leben. Viele dieser Angehörigen
von Alkoholikern wünschen sich, dass ihr Verwandter wieder mit dem Trinken anfängt, weil
die Dinge schwieriger und unangenehmer geworden sind als zu seiner Zeit als Alkoholiker.
Man sagt, dass Perfektionisten voller Eitelkeit sind, weil sie sich einbilden, ein unmögliches
Ziel erreicht zu haben, oder in Selbstverurteilung versinken, weil sie es nicht geschafft
haben.
Perfektionismus ist nur ein weiterer Überkompensationsmechanismus des Alkoholikers, der
nicht mehr trinkt, oder des Süchtigen, der nicht mehr konsumiert. In ihrem Inneren denken
sie immer noch, dass sie weniger wert sind als andere, dass sie sehr wenig wert sind, dass
sie immer noch schuldig sind, dass ihnen nicht vergeben wird, dass sie keine Fähigkeiten
oder Fertigkeiten haben, also versuchen sie, das zu kompensieren, indem sie ins andere
Extrem gehen und Perfektionisten werden.
Der Perfektionist ist unangemessen streng mit sich selbst, wenn er sein eigenes Verhalten
bewertet, aber er ist ebenso streng bei der Beurteilung des Verhaltens anderer. Dies hat
wichtige Auswirkungen für Perfektionisten in einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker oder
der Anonymen Narkotiker. Diese Art von Perfektionisten gerät fast immer in die Situation,
"den Splitter im Auge eines anderen zu sehen und nicht den Balken im eigenen": Sie
kritisieren ständig das Verhalten anderer, verurteilen ständig die Unvollkommenheiten
anderer und werden zu Experten darin, anderen Ratschläge zu erteilen. Je mehr sie andere
kritisieren und verurteilen, desto mehr fühlen sie sich selbst gut und glauben schließlich an
die Lüge. Diese genesenden Alkoholiker werden zu wahren Pharisäern, die sich über die
Unzulänglichkeiten ihrer Gruppenmitglieder die Haare raufen und zu echten Kontrolleuren
des Verhaltens anderer werden, während sie gleichzeitig eine wachsende Unfähigkeit zur
Selbstkritik an ihrem eigenen Verhalten entwickeln und sich angegriffen fühlen, wenn
jemand sie kritisiert, korrigiert, aufdeckt oder ihnen ihre Wahrheiten sagt.
Sich zum Inspektor des Verhaltens anderer zu machen, ist nichts anderes als ein
Vermeidungsmechanismus: "Ich würde lieber das Verhalten anderer beurteilen und
verurteilen als mein eigenes". Dieser Mechanismus der Verleugnung der eigenen
Schwächen ist progressiv und führt dazu, dass die Person in die so genannte neurotische
Selbstgenügsamkeit verfällt. Dieses Phänomen führt dazu, dass diese Art von genesenden
Süchtigen glaubt, dass sie von niemandem außer sich selbst Hilfe brauchen. Sie lehnen
jede Art von Hilfe ab. Keiner der Gleichaltrigen in ihrer Gruppe hält ihn/sie für ausreichend
vorbereitet, um ihr Sponsor zu sein, und sie ziehen es vor, keinen zu haben. Er hält die
Priester für zu weit von der irdischen Realität entfernt, um ihnen helfen zu können. Ärzte,
insbesondere Psychiater, werden als unwissend beschrieben, wenn es um Alkoholismus
und Süchte geht, und als nicht wissend über das AA-Programm, weshalb er auch ihre Hilfe
ablehnt. Diese neurotische Selbstgenügsamkeit führt zu Arroganz, Heuchelei, einem
falschen Selbstbild und dazu, dass sie zur "Straßenlaterne auf der Straße und zur
Dunkelheit in ihrem Haus" werden.
Neurotische Selbstgenügsamkeit ist eine Form von intellektueller Arroganz, hinter der sich
eine große Angst vor der Auseinandersetzung mit sich selbst verbirgt. Wenn ein aktiver
Alkoholiker zu einer Anonymen Alkoholiker-Gruppe eingeladen wurde und nicht hingehen
wollte, lautete die Antwort immer: "Nein, vielen Dank, ich weiß, dass ich, wenn ich mich
entscheide, mit dem Trinken aufzuhören, es allein schaffen werde". Dies ist eine Form der
neurotischen Selbstgenügsamkeit gegenüber ihrer alkoholischen Realität. Wenn die Person
jedoch schließlich ihre Niederlage akzeptiert, sich in Behandlung begibt und es schafft, den
Alkohol und/oder die Drogen aufzugeben, wird sie diese neurotische Selbstgenügsamkeit
fortsetzen, nun aber in Bezug auf ihre nicht-alkoholische Realität, da sie, wie bereits
erwähnt, große Angst davor hat, sich ihrer wahren Realität zu stellen, die sie nicht
akzeptiert, weil sie weit von dem entfernt ist, was sie durch überkompensatorische
Mechanismen über sich selbst glaubt.
Die Angst der Alkoholiker, sich selbst zu begegnen, hat ihren Ursprung ebenfalls in der
Kindheit, denn sie müssen erschreckende, beängstigende, schmerzhafte und frustrierende
Dinge erlebt haben, die sie dazu zwangen, Abwehrmechanismen der emotionalen
Verdrängung einzusetzen, um das Leben erträglicher zu machen. Auf diese Weise lernt der
zukünftige Süchtige nur allzu schnell, wie er diese existenziellen Albträume vermeiden
kann. Um zu überleben, gewöhnen sie sich an, so zu tun, als ob ihnen diese schmerzhaften
Realitäten gleichgültig wären, indem sie einen Schild der Verleugnung aufsetzen, um den
psychologischen Schmerz ihrer eigenen Realität zu vermeiden, die sie natürlich nicht
akzeptieren.

Stolz, Arroganz und Allmachtsgefühl


Sagt Bill W. dass der größte Charakterfehler der Stolz ist, der sie alle übertrifft. Sie erzeugt
Arroganz, die wiederum zu Allmacht führt. Diese drei Verhaltensweisen sind zweifellos die,
die den genesenden Süchtigen am meisten belasten und ein gewaltiges Hindernis auf dem
Weg zur Nüchternheit darstellen.
Stolz, eine instinktive Abweichung des Persönlichkeitsgefühls, besteht darin, dass der
Mensch seine tatsächlichen oder vermeintlichen Tugenden überschätzt.
Beim Stolz überzeugt die Hypertrophie des Ichs das Subjekt aufrichtig von seinem Recht
auf Wertschätzung und Anerkennung durch andere.
Im Genesungsprozess des Süchtigen beeinträchtigt Stolz die gesunde soziale Anpassung
und ist gekennzeichnet durch Intoleranz, Tyrannei, Despotismus und Missbrauch von
Autorität in allen Lebensbereichen (Familie, Arbeit und Selbsthilfegruppe).
Hochmut und verächtliche Feindseligkeit sind die beiden Merkmale des Stolzes, die
denjenigen, der darunter leidet, zu einem unangenehmen und verhassten Menschen
machen, auch wenn er ein intelligenter und sogar liebenswürdiger Mensch ist. Die Töchter
des Stolzes sind Eitelkeit und Arroganz. In ihnen liegen der Keim und der Kern des
Größenwahns, der primitive Motor des Ehrgeizes und eines der Elemente der paranoiden
Verfassung. Sie ist ein Nährboden für Argwohn, Misstrauen und Verfolgungsgedanken.

Er kann in den Zwölf und Zwölf gelesen werden (S. 51):


Der Stolz ist die Hauptursache für die Schwierigkeiten der Menschen, das Haupthindernis
für jeden Fortschritt. Stolz verleitet uns dazu, an uns selbst oder andere Forderungen zu
stellen, die wir nicht erfüllen können, ohne unsere gottgegebenen Instinkte zu verletzen
oder zu missbrauchen. Wenn die Befriedigung unserer sexuellen, sicherheitsrelevanten und
sozialen Instinkte zum Hauptziel unseres Lebens wird, scheint der Stolz unsere Exzesse zu
rechtfertigen.

Und in demselben Buch (S. 49) wird der folgende Satz ersetzt:
Diejenigen, die vom Stolz beherrscht werden, sind unbewusst blind für ihre eigenen
Unzulänglichkeiten. Diese Menschen müssen nicht gehoben werden, sondern man muss
ihnen helfen, eine Lücke zu entdecken, durch die das Licht der Vernunft durch die Mauer
scheinen kann, die ihr Ego errichtet hat.
Viele AA-Mitglieder haben sich den Ruf erworben, ein großes Wissen über die AA-Literatur
zu haben, großartige Redner auf dem Podium zu sein und großen Einfluss auf neue
Mitglieder zu haben, die in die Gruppe kommen. Leider können diese Menschen, wenn sie
mit dem Virus der Egozentrik, Arroganz und Allmacht infiziert sind, der Gruppe großen
Schaden zufügen, da sie zu Tyrannen werden, die immer Recht haben wollen und sich
angegriffen fühlen, wenn jemand widerspricht oder ihnen widerspricht. Dieser Typus neigt
dazu, andere Mitglieder der Gruppe, die sich von anderen abzugrenzen beginnen, aber
nicht so denken wie er, mit besonderer Vehemenz anzugreifen. Sie neigen auch dazu,
Personen zu kritisieren, die, ohne Mitglieder der Gruppe zu sein, die moralische Autorität
haben, sie zu beeinflussen, wie z. B. Priester, Ärzte oder Psychologen, die von diesen
Tyrannen wegen ihrer mangelnden Kenntnis des Programms oder anderer Mängel
bloßgestellt werden. Diese tugendhafte Empörung ist nichts anderes als eine
selbstgerechte Art und Weise, andere zu manipulieren, um dem neurotischen
Machtbedürfnis, das durch ihre Allmacht entsteht, treu zu bleiben. Pure trockene
Trunkenheit!
Der ultimative Ausdruck des Stolzes ist die Allmacht, die als das Überlaufen eines
hypertrophierten Egos definiert werden kann, das eine Deformation des Geistes
hervorbringt, die ein narzisstisches Wesen hervorbringt, das überzeugt ist, dass es der Herr
der Wahrheit ist, dass die Vernunft nur ihm gehört und dass seine Vernunft die einzige ist,
die in der Welt existiert.Der ultimative Ausdruck des Stolzes ist die Allmacht, die als
Überfluss eines hypertrophierten Egos definiert werden kann, das eine Deformation des
Geistes hervorruft, die ein narzisstisches Wesen hervorbringt, das überzeugt ist, dass es
der Besitzer der Wahrheit ist, dass die Vernunft nur ihm gehört und dass seine Vernunft die
einzige ist, die in der Welt existiert.
Der Allmächtige schafft sich seine eigenen Wahrheiten, weil er nicht unterscheiden kann,
was real und vernünftig ist und was ein aus der Unvernunft geborener Trugschluss ist. Der
Allmächtige gehorcht immer den Impulsen seiner Instinkte und niemals den Richtlinien
seiner Weisheit, denn die Weisheit, die ein Attribut des Bewusstseins ist, kann dieses
Individuum nicht durchdringen, weil seine Handlungen und Gedanken nur das Ego nähren
und nicht den Geist, denn solche Handlungen sind nur das Produkt der Unvernunft.

Würde, Selbstrespekt und moralische Autorität


Das Gegenstück zum Stolz ist die Demut. Die Demut bringt nüchterne Tugenden wie
Würde und Selbstachtung hervor, die zur Entwicklung moralischer Autorität führen.
Moralische Autorität ist die ideale Eigenschaft einer Führungskraft. Der Allmächtige übt eine
irrationale Autorität aus; derjenige mit moralischer Autorität übt eine rationale Autorität aus.
Dem Allmächtigen wird gehorcht, weil er gefürchtet wird; demjenigen mit moralischer
Autorität wird gehorcht, weil er respektiert wird. Der Allmächtige ist arrogant, der Inhaber
einer moralischen Autorität ist würdevoll. Arroganz ist das Kind des Stolzes; Würde ist das
Kind der Demut. Selbstliebe ist nichts anderes als eine Form des Respekts für die eigenen
Werte und persönlichen Überzeugungen. Selbstliebe ist ein Symptom für ein hohes
persönliches Selbstwertgefühl.
Wenn sie nicht emotional wachsen, können die ersten Erfolge der Abstinenz auf den
verschlungenen Pfad von Stolz, Arroganz und Allmacht führen. Emotionales Wachstum und
längere Abstinenz führen zwangsläufig zur Entwicklung von Selbstachtung und Würde, was
dem Genesenden ein hohes Maß an moralischer Autorität verleiht.
Wir schließen mit dem Zitat des heiligen Augustinus: "Lasst uns unsere Unvollkommenheit
zugeben, damit wir beginnen können, an der Vollkommenheit zu wachsen".
Kapitel 8
Symptom Nummer 6
Die Angst vor der Angst: das Bedürfnis, nicht zu fühlen
Ständige Ängste: ängstliche Haltung gegenüber den Herausforderungen des Lebens
mit ständiger Unruhe und Anspannung.

Ein typisches Merkmal der Persönlichkeit des Süchtigen ist seine Unfähigkeit, mit
Schwierigkeiten umzugehen, weshalb er zu Alkohol und/oder Drogen greift. Wenn diese
Unfähigkeit jedoch nach Erreichen der Abstinenz fortbesteht, lähmt ihn die Angst und
hindert ihn daran, nüchtern zu werden.
Eines der ersten Symptome, die in Dr. Jellineks Alkoholabhängigkeitstabelle aufgeführt
sind, ist das Trinken, um Spannungen abzubauen. Süchtige zeichnen sich durch eines aus:
ihre Intoleranz gegenüber Belastungen. Die Not ist für den Alkoholiker und
Drogensüchtigen ein unerträgliches Leiden, sie ist wie ein schreckliches Zahnweh, das
sofort beseitigt werden muss. Der Süchtige muss seine Gefühle betäuben. Diese
Eigenschaft ist einer der Hauptgründe, warum er zu Suchtmitteln greift: Nikotin, Alkohol,
Beruhigungsmittel, Marihuana oder andere. Diese Substanzen werden zu einer
emotionalen Stütze, die es den Süchtigen ermöglicht, ihre Notlage zu bewältigen.
Alkohol und/oder Drogen ermöglichen es ihnen, mit Situationen umzugehen, die
normalerweise beunruhigend sind: an einem Treffen teilnehmen, bei dem sie neue Leute
kennen lernen, einem Partner einen Heiratsantrag machen, einen Kunden bei einem
Geschäftsessen überzeugen, sich bei einem Treffen enthemmt verhalten, sich trauen, eine
Behauptung aufzustellen oder jemandem etwas zu sagen, was sie sich nüchtern nicht
getraut hätten.
Das Bedürfnis, die Notlage mit Alkohol oder Drogen zu bewältigen, wird zu einer Art
konditioniertem Reflex. Dies ist vor allem für Alkoholiker sehr charakteristisch. Der
Alkoholiker beginnt, Partys, Mahlzeiten, Verabredungen, Sex oder jede Situation, die
Spannungen hervorruft, mit Alkoholkonsum zu verbinden. Auch andere Suchtmittel, wie
Nikotin, Marihuana oder Beruhigungsmittel, lösen diese Assoziationsmechanismen aus.
Alkohol oder Drogen lindern den Kummer. So hat der Süchtige im Rausch ein Gefühl des
Wohlbefindens, das es ihm ermöglicht, die Situation zu bewältigen, in der er in Not ist. Nach
dem Rausch kommt es zum so genannten cruda, einem Rebound-Phänomen: Der
Leidensdruck steigt, was dazu führt, dass man wieder trinken muss, was wiederum den
Leidensdruck lindert.

Der Teufelskreis des Süchtigen


Wie man sieht, gerät der Alkoholiker (und der Süchtige im Allgemeinen) in einen
Teufelskreis, der gekennzeichnet ist durch: Angst - Alkohol- oder Drogenkonsum -
Freisetzung von Angst - Intoxikation - Wut - verstärkte Angst (siehe Abbildung).
Das Verbleiben in diesem Teufelskreis ist einer der Faktoren, die Alkoholiker,
Nikotinsüchtige oder andere Drogenabhängige am stärksten daran hindern, abstinent zu
werden.

Was ist eine Notlage?


Distress oder Angst ist eine Art von Emotion, ein affektiver Zustand, der durch die
folgenden Bedingungen gekennzeichnet ist:
1. Gefühl einer drohenden Gefahr, völlig unbestimmt, noch nicht definiert. Dieses Gefühl
geht oft mit der Ausarbeitung tragischer Fantasien einher und verleiht allen Bildern
dramatische Ausmaße.
2. Eine erwartungsvolle Haltung angesichts der Gefahr, ein echter Zustand der
Wachsamkeit, der das Subjekt vollständig durchdringt und es unweigerlich in eine weitere
unmittelbare Katastrophe treibt.
3. Verwirrung, die aus einem Gefühl der Hilflosigkeit mit einem Gefühl der Desorganisation
und der Vernichtung angesichts der Gefahr resultiert.
Durch die Analyse dieser drei Bedingungen können wir das Konzept der Notlage besser
verstehen, das wie folgt definiert ist: "Eine globale Reaktion der Persönlichkeit auf Reize,
die das Individuum als bedrohlich für seine organisierte Existenz ansieht".

Symptome der Verzweiflung


Die wichtigsten körperlichen Symptome einer Notlage sind: Dyspnoe (Kurzatmigkeit),
Engegefühl in der Brust, Herzklopfen, Zittern, Schwitzen der Hände, des Gesichts und der
Achselhöhlen, Muskelkontraktionen vor allem im Gesicht, im Nacken, im Rücken und in den
Händen, Blässe oder Rötung des Gesichts, Mundtrockenheit, Kribbeln im Gesicht und in
den Händen, Schwindelgefühl oder Unsicherheit, Gefühl der Leere im Bauch (Hohlheit im
Magen) und emotionale Blockade mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen.Zu
den Symptomen gehören Schwindel- oder Unruhegefühl, ein Gefühl der Leere im Bauch
(Hohlheit im Magen) und eine emotionale Blockade mit Konzentrations- und
Aufmerksamkeitsschwäche.
Wir haben bereits erwähnt, dass Not und Angst für praktische Zwecke als Synonyme
betrachtet werden. Die niedrigste Stufe ist die Befürchtung, die sich durch einen
permanenten Zustand der Wachsamkeit gegenüber jeder imaginären oder realen
Bedrohung auszeichnet, die der Einzelne ständig zu bewältigen fürchtet. Ein extremer
Zustand der Angst ist die Panik, bei der die Reaktion auf die Bedrohung so stark ist, dass
die Person die Kontrolle über ihr Verhalten verliert und ihre Persönlichkeit durcheinander
gerät.
Es ist notwendig, zwischen normalen Ängsten und neurotischen Ängsten zu unterscheiden.
Normaler Stress ist ein permanenter Zustand der Wachsamkeit, den der Mensch hat, um
sein Überleben zu sichern, zum Beispiel der Zustand der Wachsamkeit, den man haben
muss, um eine belebte Straße zu überqueren oder ein Auto auf der Straße zu fahren.
Normale Not ist etwas, das jeder Mensch haben muss. Die Abwesenheit von normalem
Stress bei einer Person ist psychopathologisch. Viele Formen der Schizophrenie zeichnen
sich durch das Fehlen von normalem Leidensdruck aus. Im Gegensatz dazu ist
neurotischer Stress eine unverhältnismäßige Form der Stressreaktion auf bestimmte Reize,
z. B. die Angst vor Hunden oder Ratten, die Intoleranz gegenüber Lärm oder die
hypochondrischen Tendenzen vieler Menschen, die sich vor Krankheiten fürchten, ohne
dass diese Ängste wirklich begründet sind.
Schließlich muss zwischen Distress als Krankheit und Distress als Persönlichkeitsstruktur
unterschieden werden: Distress als Krankheit liegt vor, wenn sich eine Distress-Störung wie
Phobien, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen oder Panikattacken
entwickelt. Andererseits ist die Angst als Persönlichkeitsstörung ein dominantes und
grundlegendes Merkmal bestimmter pathologischer Persönlichkeiten, die als
Charakterneurosen oder Neurasthenien bezeichnet werden. Es wurde festgestellt, dass ein
erheblicher Anteil der Alkoholiker und Drogenabhängigen diese chronische Belastung als
charakteristisches psychologisches Merkmal mit ihrer Persönlichkeitsstruktur verbindet.
Im Gegensatz dazu sind viele Suchtkranke duale Patienten, die zusätzlich zu ihrer
Suchterkrankung eine Distress-Störung (Distress als Krankheit) haben, z. B. Alkoholismus
und Panikattacken, Marihuanasucht und Sozialphobie oder Zwangsstörungen und
Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln.

Das Fortbestehen von Ängsten


Wenn die Abstinenz von Alkohol oder Drogen erreicht ist, bleiben viele Menschen in der
Genesung, insbesondere diejenigen mit persönlichkeitsbezogenen Problemen, an ihre
Ängste gekettet. Bei einigen Süchtigen mit diesen Merkmalen dauert der Alkohol- (und/oder
Drogen-) Entzug viel länger als bei Genesenden, die diese Persönlichkeitsmerkmale nicht
aufweisen. Bei diesem Unterdrückungssyndrom handelt es sich um eine anhaltende
Notlage, die ein bis drei Monate andauern kann. Viele dieser Süchtigen werden in dieser
Phase oft rückfällig, eben weil sie nicht in der Lage sind, mit der Notlage umzugehen.
Eine andere Form der anhaltenden Angst ist diejenige von Menschen in der Genesung, die
plötzlich mit der Realität konfrontiert werden und sich nicht mehr durch die Droge ihrer Wahl
retten können. Die Konfrontation mit der Realität und den Verpflichtungen des Lebens ist
viel intensiver und belastender als bisher angenommen, und daher wirkt sich die intensive
Belastung, die sie ertragen müssen, auf ihr Alltagsverhalten aus: Sie sind aufgebracht,
reizbar, intolerant, aggressiv, besorgt, emotional blockiert, und ihre Aufmerksamkeit und
Konzentration sind gestört. Dieses distressbedingte Verhalten hindert sie daran, zu leben
und leben zu lassen, so dass sie ein Trockenheitssyndrom aufweisen.
Der Süchtige ist von Natur aus ein Eskapist. Er versucht, seiner Realität so weit wie
möglich zu entkommen. In einem Zustand der Abstinenz nehmen die
Vermeidungsmöglichkeiten jedoch deutlich ab, so dass der Leidensdruck tendenziell in
gleichem Maße steigt. Oft ist die Bewältigung und Akzeptanz der Realität eine schwere Last
für den genesenden Süchtigen.
Viele genesende Süchtige haben mir in Beratungsgesprächen erzählt, dass sie sich seit
Beginn ihrer Alkohol- und/oder Drogenabstinenz in einem ständigen Zustand der Angst
befinden. "Ich habe schreckliche Angst vor der Tatsache, dass ich existiere", sagte mir ein
Patient. Der nüchterne Umgang mit der Realität und den Pflichten des Lebens, das Lösen
von Alltagsproblemen, das Aushalten von Frustrationen und der Umgang mit Misserfolgen
und sogar Erfolgen werden zu einer schrecklichen Last, die auf dem Rücken der
Betroffenen lastet und oft ein starkes Verlangen nach der Lieblingsdroge auslöst.
Tatsächlich wird ein erheblicher Prozentsatz der sich erholenden Süchtigen rückfällig, weil
sie nicht in der Lage sind, ihre Notlage zu bewältigen. Dieses Phänomen tritt tendenziell
häufiger bei dualen Patienten auf, d. h. bei Patienten, die unter Distress als Krankheit
leiden.
Duale Notlage - Suchterkrankung
Die wichtigsten Doppeldiagnosen, die sich aus dem Binom von Not und Sucht ergeben,
sind die folgenden:
1. Panikattacken
2. Phobien
a. Soziale Phobie
b. Spezifische Phobie
3. Zwangsneurosen (toc)
4. Posttraumatische Belastungsstörung
5. Generalisierte Angststörung
Wir werden kurz ihre Hauptmerkmale beschreiben, damit sie von den Betroffenen erkannt
werden können.
Panikattacken. Plötzliche Angstanfälle ohne Grund, Engegefühl in der Brust, Herzklopfen,
Kurzatmigkeit mit Erstickungsgefühl, Schwindel, Unsicherheit oder das Gefühl, das
Gleichgewicht zu verlieren, Schweißausbrüche, Gefühl der Leere im Magen mit dem
Wunsch, sich zu übergeben, Zittern, Schüttelfrost und Kribbeln im Gesicht und in den
Armen, Verlust der Selbstkontrolle, Gefühl der Depersonalisierung (wie ein Gefühl der
Depersonalisierung).Die Angst, sich nicht beherrschen zu können, ein Gefühl der
Depersonalisation (als ob es nicht real wäre), und die Angst, das Bewusstsein zu verlieren,
den Verstand zu verlieren oder zu sterben. Panikattacken können mit Agoraphobie oder
ohne Agoraphobie auftreten. Agoraphobie ist eine irrationale Angst vor offenen Räumen.
Die vielleicht schwerste Form von Panikattacken ist, wenn sie von einer extremen
Agoraphobie begleitet werden, bei der sich die Betroffenen nicht trauen, allein nach
draußen zu gehen.
Soziale Phobie. Angst oder Unbehagen im Umgang mit anderen Menschen,
Schwierigkeiten bei der Arbeit oder in der Schule, schreckliche Angst, etwas vor anderen zu
tun oder zu sagen, aus Angst, sich lächerlich zu machen oder sich zu blamieren, Angst,
einen Fehler zu machen und von anderen kritisiert oder verurteilt zu werden. Die Angst,
sich zu blamieren, hält Menschen davon ab, Dinge zu tun oder zu sagen, die sie gerne tun
würden; wenn man einen persönlichen oder beruflichen Termin hat, beginnt man einige
Tage oder Wochen vorher Angst und Sorge zu empfinden; Erröten, Schwitzen, Zittern oder
Übelkeit während einer Veranstaltung, bei der man mit Menschen zusammen ist, die man
nicht kennt; Isolation: Nichtteilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen in der Familie,
in der Schule oder am Arbeitsplatz, Angst vor öffentlichen Auftritten (mit Alkohol und
anderen Drogen verschwinden diese Ängste oft).
Spezifische Phobie. Anhaltende, übermäßige und irrationale Angst vor bestimmten
Objekten oder Situationen. Die Exposition gegenüber dem phobischen Stimulus löst eine
Krise des Leidens aus. Die Person erkennt, dass diese Angst übertrieben und irrational ist.
Es entwickeln sich Vermeidungsverhaltensweisen, die den Alltag in der Schule, bei der
Arbeit und in sozialen Beziehungen beeinträchtigen. Die wichtigsten Arten spezifischer
Phobien sind Tierphobien (Reptilien, Ratten, Spinnen), Umweltphobien (Höhe, Dunkelheit,
Zittern, Stürme), medizinische Phobien (Injektionen, Blut, Einführen von Diagnosegeräten)
und situationsbedingte Phobien (Flugzeuge, Aufzüge, Höhe, geschlossene Räume).
Zwangsneurose (ich). Das Gefühl, in einem Kreislauf von unerwünschten und negativen
Gedanken gefangen zu sein. Zwanghaftes Bedürfnis, bestimmte Dinge immer und immer
wieder zu tun, ohne Grund. Eindringen von Gedanken oder Bildern, die stören oder
Schaden verursachen. Das Gefühl, diese Gedanken oder Bilder nicht stoppen zu können,
selbst wenn man es will. Irrationales Bedürfnis, Zahlen zu zählen, Dinge zu überprüfen
("Habe ich das Auto abgeschlossen?" "Habe ich die Schlösser an der Tür richtig
verriegelt?" "Habe ich die Brenner am Herd ausgeschaltet?"), ständiges Händewaschen
während des Tages, Umstellen von Gegenständen, mehrmaliges Wiederholen derselben
Handlung, bis sie gut ausgeführt ist, oder Sammeln von nutzlosen Gegenständen.
Posttraumatische Belastungsstörung. Nach einem traumatischen und sehr gefährlichen
Erlebnis treten folgende Symptome auf: das Gefühl, dass sich das schreckliche Erlebnis
wiederholt. Dieses Gefühl wird oft wiederholt. Albträume und schreckliche Erinnerungen an
das, was passiert ist. Der Betroffene hält sich von Orten oder Situationen fern, die ihn an
das Geschehene erinnern. Emotionale Ausbrüche und Unbehagen, wenn etwas ohne
Vorwarnung passiert. Misstrauen gegenüber Menschen. Neigung zu Paranoia und Isolation
von anderen. Ständige Reizbarkeit und Wut. Schuldgefühle, wenn andere Menschen durch
das traumatische Ereignis verletzt wurden. Schulische, berufliche und soziale
Unbeweglichkeit. Schlaflosigkeit und ständige Muskelkontraktionen.
Generalisierte Angststörung. Ständige Sorge um alles und jeden. Diese Besorgnis steht in
keinem Verhältnis zu den Reizen, die sie auslösen. Kopf- und Muskelschmerzen ohne
ersichtlichen Grund. Ständige Anspannung und Schwierigkeiten, sich zu entspannen.
Konzentrationsschwierigkeiten. Unfähigkeit, den Geist auf eine Sache zu konzentrieren.
Schlechte Laune. Schlaflosigkeit. Ständiges Schwitzen und Ersticken. Ein Kloß im Hals
oder der Drang, sich zu übergeben, wenn man sich über etwas Sorgen macht.
Ungefähr jeder zweite Süchtige leidet an einer mit seiner Sucht verbundenen
Belastungsstörung. In diesen Fällen reichen eine Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen
nicht aus. Vergessen Sie nicht, dass diese Art von Problemen medizinischen Ursprungs ist
und eine Krankheit darstellt, die von einem Facharzt für Psychiatrie behandelt werden
muss, der in vielen Fällen auch Medikamente in Verbindung mit einer
psychotherapeutischen Behandlung verschreibt.
Manchmal ist das Vorhandensein des Syndroms der trockenen Trunkenheit im
Zusammenhang mit Angststörungen auf die Unkenntnis zurückzuführen, dass dieses
Problem eine andere Krankheit im Zusammenhang mit der Sucht darstellt und nicht einfach
ein Symptom der Sucht, wie viele es interpretieren. In anderen Fällen handelt es sich um
Vorurteile gegenüber der Psychiatrie oder Psychopharmaka, die auf die vielen Mythen
zurückzuführen sind, die sich um dieses Thema ranken.
Anhaltender Leidensdruck ist eines der Phänomene, bei denen Selbsthilfegruppen,
psychologische Therapien und Psychiatrie am besten zusammenarbeiten sollten.
Wenn Sie ein Alkoholiker auf dem Weg der Besserung sind oder sich in der
Rehabilitationsphase einer Drogenabhängigkeit befinden und eine dieser pathologischen
Erscheinungsformen des Leidens erkannt haben, die Sie daran hindern, nüchtern zu
werden, sollten Sie nicht zögern, jetzt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denken
Sie daran: Je eher Sie das Problem angehen, desto eher werden Sie die richtige Lösung
finden. Wird das Problem hingegen aufgrund von Unwissenheit, Vorurteilen oder
Realitätsverweigerung nicht angegangen, so ist die Möglichkeit eines Rückfalls und einer
Verschlimmerung der Störung leider Realität.
Kapitel 9
Symptom Nummer 7
Depressionen: die nicht enden wollende Agonie
Zyklische oder dauerhafte Depression mit pessimistischer und demotivierender Haltung.

Die Depression, die Krankheit unserer Zeit, die auch als "unsichtbare Krankheit" bezeichnet
wird, weil viele Menschen an ihr leiden, ohne es zu wissen, ist eine der am stärksten
schwächenden und behindernden chronischen Krankheiten überhaupt. 60 % der
Suchtkranken leiden an einer Form von Depression, die durch Abstinenz nicht geheilt
werden kann.
Sie ist die Krankheit unserer Zeit, denn sie wird heute immer häufiger von Ärzten und
insbesondere von Psychiatern diagnostiziert. Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass sie
daran leiden, und verbringen ihr ganzes Leben mit dieser Krankheit, weil sie denken, dass
die Existenz die dunkelgraue Farbe ist, mit der die depressive Person ihr Leben
wahrnimmt.
Zur Komorbidität von Depression und Sucht ist zu sagen, dass die häufigste duale Störung,
die sowohl mit Alkoholismus als auch mit dem Konsum anderer Drogen einhergeht, die
Depression ist. Viele Menschen, die von Alkohol, Nikotin und anderen illegalen Drogen
abhängig sind, haben damit begonnen, um dem durch die Depression verursachten
psychischen Leiden zu entkommen. Die Flucht aus ihrer depressiven Realität führte sie zu
dem vorübergehenden und gefährlichen Trost des Drogenkonsums. Verschiedene Studien
zur Komorbidität berichten von einer Koexistenz von Sucht und Depression zwischen 30
und 70 %.
Bei vielen Alkoholikern oder Drogenabhängigen, die zu Depressionen neigen, ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass sie eine depressive Episode haben, wenn sie endlich mit
dem Drogenkonsum aufhören und eine Therapie beginnen. Dies liegt daran, dass sowohl
Alkohol als auch die meisten Drogen dazu neigen, Depressionen zu maskieren, und wenn
die Abstinenz erreicht ist, die den Süchtigen zwingt, sich seiner Realität zu stellen und ihr
nicht auszuweichen, wird ein depressiver Zustand durch die starke Veranlagung des
Patienten zu dieser Krankheit hervorgerufen. Die Depression ist eine emotionale Störung,
ein psychologisches Leiden, das den Menschen daran hindert, sich trotz des Verzichts auf
Alkohol und/oder Drogen zu verwirklichen. Es handelt sich also um eine anhaltende
Depression, eine Form der trockenen Trunkenheit.

Was ist eine Depression?


Man könnte die Depression als einen psychischen Zustand definieren, der durch einen
allgemeinen Stimmungsabfall gekennzeichnet ist, der mit einer Abnahme und
Verlangsamung der von der Person ausgeübten Aktivitäten und einer ausgeprägten
Unfähigkeit, sich an allen Dingen des Lebens zu erfreuen, im Rahmen einer Traurigkeit und
existentiellen Demotivation einhergeht.
Traurigkeit sollte nicht mit Depression verwechselt werden. Traurigkeit ist eine häufige
Emotion in der menschlichen Erfahrung, aber wir sollten sie als eine normale Form der
Reaktion auf verschiedene ungünstige Situationen betrachten, die nicht den Grad einer
Pathologie erreicht, weil sie die Person nicht entmündigt. Die Depression hingegen ist eine
behindernde medizinische Störung, eine
Krankheit, ein Syndrom, das eine Vielzahl von Symptomen vereint, die wir später auflisten
werden.
Eine Depression sollte auch nicht mit einer Notlage verwechselt werden. Das Thema Not
wurde im vorigen Kapitel behandelt, als wir über die Angst vor der Angst sprachen. Distress
und Depression sind Störungen völlig unterschiedlicher Art, auch wenn sich ihre Grenzen
oft überschneiden, denn es gibt Depressionen, die von sehr starkem Distress begleitet
werden. In der Antike wurde diese Form der Depression, die mit großer Angst einhergeht,
als "aufgewühlte Depression" bezeichnet. "In der Angst bleibt eine gewisse Bejahung des
"Selbst" erhalten, sagt Ignacio Larrañaga in seinem Buch Del sufrimiento a la paz, "und
eine warme Glut der Hoffnung bleibt. Selbst die Angst birgt in sich reaktive Energien, die in
der Lage sind, auf äußere Reize und Herausforderungen angemessen zu reagieren. Eine
Depression hingegen ist ein völliger Zusammenbruch, inmitten von Hoffnungslosigkeit,
Hilflosigkeit und Unglück. Es ist der Tod, das unergründliche und schmerzhafte Nichts...".
Einige Zahlen zur Depression
Depressionen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Nach Untersuchungen des
Nationalen Instituts für Psychiatrie "Ramón de la Fuente" (inprf) leiden in unserem Land
zwischen 20 und 26 % der Frauen und zwischen 8 und 12 % der Männer darunter.
Unter den Männern neigen Fachleute, Führungskräfte und Unternehmer aufgrund der
Herausforderungen einer hart umkämpften Gesellschaft eher zu Depressionen.
Witwen, Rentner und generell Menschen über 60 sind viel häufiger von Depressionen
betroffen als jüngere Menschen.
30 % der Bevölkerung haben im Laufe ihres Lebens eine schwere Depression (endogene
Depression) erlebt.
Nach einem ersten Anfall von Depression liegt das Risiko eines zweiten Anfalls bei 50 %;
12 % dieser Patienten erholen sich nicht und ihr Zustand wird chronisch; 50 % der
Betroffenen werden nicht als krank erkannt und 75 % werden nicht diagnostiziert.
Frühzeitig diagnostizierte und entsprechend behandelte Depressionen sprechen in etwa 75
% der Fälle an.
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen haben sich in den letzten Jahren in
besorgniserregender Weise verschlimmert, und diese Diagnose wird in Kinderkliniken und
Krankenhäusern immer häufiger gestellt. Die Selbstmordrate unter Jugendlichen hat in den
letzten Jahren zugenommen, und es wurden auch Fälle von Selbstmord bei Kindern
gemeldet.
Frauen im Klimakterium haben ein höheres Risiko, nach der Menopause eine Depression
zu entwickeln. Auch Männer über 50, die sich in der Andropause befinden, können an
Depressionen erkranken.
In Industrieländern und Großstädten sind die Raten für Depressionen höher als in weniger
entwickelten Ländern oder bei Menschen, die in kleinen Städten oder in ländlichen
Gebieten leben.
Anhänger von Religionen, die sich vom Christentum ableiten (Katholiken, Protestanten,
Christen), sind anfälliger für Depressionen als Angehörige anderer Religionen
(Buddhismus, Hinduismus, Islam), da das Christentum die Schuldfrage betont. In anderen
Religionen wie dem Buddhismus gibt es dagegen kein Konzept von Schuld.
In Bezug auf den Familienstand sind Depressionen bei Frauen häufiger bei geschiedenen,
getrennt lebenden und alleinstehenden Frauen über 30 Jahren anzutreffen; bei Männern
treten Depressionen häufiger bei verheirateten Männern auf. Witwer (sowohl Männer als
auch Frauen) sind viel häufiger von Depressionen betroffen.
Wie zu Beginn des Artikels erwähnt, steigt bei Alkoholikern und Drogenabhängigen die
Wahrscheinlichkeit, eine Depression zu entwickeln, von 30 % in der Allgemeinbevölkerung
auf 50 % bei Drogenabhängigen.

Endogene Depression und reaktive Depression


Es gibt zwei Haupttypen von Depressionen: die reaktive Depression oder leichte
Depression und die endogene Depression oder schwere Depression.
Eine reaktive Depression ist dadurch gekennzeichnet, dass die Person eine depressive
Episode als Reaktion auf einen Verlust entwickelt (Tod eines geliebten Menschen, Verlust
des Arbeitsplatzes, Misserfolg im Geschäft, Opfer eines Überfalls oder sexuellen Angriffs,
Trennung von einem Partner usw.). Diese Zustände sind hauptsächlich durch ein intensives
Gefühl der Traurigkeit und der Trauer über das Verlorene gekennzeichnet, und es können
alle Symptome einer schweren Depression auftreten, wenn auch in geringerer Intensität
und vor allem für eine viel kürzere Dauer.
Reaktive Depressionen sollten nicht länger als drei Monate andauern. Wird diese
Zeitspanne überschritten, hat die Person bereits eine chronische Depression entwickelt,
und was als reaktive Depression begann, wird zur endogenen Depression. Die
grundlegende Behandlung der reaktiven Depression ist die Psychotherapie. Viele Patienten
überwinden diese Art von Depression, ohne auf Antidepressiva zurückzugreifen; nur in
Ausnahmefällen werden bei leichten Depressionen Antidepressiva verschrieben.
Die endogene Depression oder Major Depression wird in manchen Kreisen immer noch so
bezeichnet, wie sie von Hippokrates, dem Vater der Medizin, mehrere Jahrhunderte vor der
christlichen Zeitrechnung bezeichnet wurde: Melancholie.
Wie der Name schon sagt, hat die endogene Depression ihren Ursprung im Inneren des
Körpers. Es muss keinen Auslöser für die Depression geben, wie es bei der reaktiven
Depression der Fall ist. In diesen Fällen fängt die Person einfach an, depressiv zu werden,
ohne dass es dafür einen Grund gibt, oder in einigen Fällen ist der Reiz, der die Depression
scheinbar auslöst, sehr schwach oder steht in keinem Verhältnis zu der Reaktion, die er
hervorruft.
Die endogene Depression hat ihren Ursprung in einer genetisch bedingten Veranlagung
(viele Mitglieder derselben Familie neigen zu dieser Krankheit), und das
physiopathologische Substrat, das sie hervorruft, ist neurochemischen Ursprungs, d. h. es
kommt zu einer Veränderung der Konzentration bestimmter Neurotransmitter im Gehirn,
wie Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin.Das pathophysiologische Substrat, das sie
hervorruft, ist neurochemischen Ursprungs, d. h. es kommt zu einer Veränderung der
Konzentration bestimmter Neurotransmitter im Gehirn, wie Serotonin, Adrenalin und
Noradrenalin. Es gibt auch andere hirnphysiologische Faktoren, die an der Entstehung
einer endogenen Depression beteiligt sind.
Die wichtigsten neurobiologischen Aspekte der endogenen Depression sind die folgenden:
1. Eine Abnahme bestimmter Neurotransmitter im Gehirn ist die grundlegende
neurochemische Hypothese der Depression.
2. Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und Acetylcholin sind die Neurotransmitter, die bei
Depressionen am meisten beteiligt sind.
3. In den Gehirnen suizidgefährdeter Patienten wurden geringere Mengen an Serotonin
sowie ein Rückgang des Hauptprodukts der Serotoninausscheidung im Urin, der 5-
Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA), festgestellt.
4. Bei bestimmten Arten von Depressionen ist der Noradrenalin- und Dopaminspiegel
verringert.
5. Der Neurotransmitter Acetylcholin ist beim Psychomotorischen Hemmungssyndrom
ebenfalls niedrig.
6. REM-Schlafstörungen, die für Depressionen charakteristisch sind, werden durch das
Acetylcholin-System beeinflusst.
7. Als Folge des Mangels an diesen Neurotransmittern kommt es bei Depressionen zu
verschiedenen Schlafstörungen. Am charakteristischsten sind Störungen einer bestimmten
Phase des Schlafs, des so genannten REM-Schlafs (aufgrund von schnellen
Augenbewegungen), mehrfaches Erwachen oder vorzeitiges Erwachen am Morgen.
Endogene Depressionen sind fast immer zyklischer Natur. Wie bereits erwähnt, leidet
mindestens die Hälfte der Menschen, die zum ersten Mal an einer endogenen Depression
erkranken, für den Rest ihres Lebens an einem zyklischen Wiederauftreten. Bei manchen
Menschen kann dies einmal alle zwei oder drei Jahre vorkommen, bei anderen dagegen
drei- oder viermal im Jahr, und in noch schwereren Fällen wird die Depression chronisch
und dauerhaft.
Aufgrund des neurobiologischen Ursprungs der endogenen Depression wird ihre
Behandlung hauptsächlich pharmakologisch sein, d. h. die Verabreichung nützlicher und
dauerhafter Dosen von Antidepressiva ist notwendig, um diesen Patienten zu helfen, ihre
Krankheit zu kontrollieren.Es sei daran erinnert, dass Antidepressiva nicht süchtig machen
und unter ärztlicher Aufsicht und ohne Angst vor einer Suchtentwicklung auch an
Alkoholiker und ehemalige Süchtige verabreicht werden können. In solchen Fällen ist auch
eine Psychotherapie angezeigt, allerdings nur als begleitende Behandlung. Es ist naiv zu
glauben, dass eine Psychotherapie allein einen Menschen von einer schweren depressiven
Episode befreien kann.
Im Folgenden werden die wichtigsten Symptome der endogenen Depression aufgeführt,
angeführt von einer Trilogie von Symptomen, die die klinische Grundlage für das Erkennen
einer Depression bilden. Diese klinische Trilogie ist als das dreifache A bekannt.

Das dreifache A der Depression


Man spricht vom dreifachen A der Depression, wenn man die drei Hauptsymptome einer
depressiven Erkrankung bezeichnet:
• Niedergeschlagenheit
• Anhedonie
• Anergie
Niedergeschlagenheit bezeichnet einen Zustand der existenziellen Demotivation. Der
lebenswichtige Impuls, der so notwendig ist, um die täglichen Situationen des Lebens zu
bewältigen, geht verloren. Es gibt keinen Anstoß, die Dinge zu erledigen. Das ist egal. Es
gibt keine emotionale Reaktion auf belohnende Reize wie gute Nachrichten, ein Lächeln
oder eine Streicheleinheit von einem geliebten Menschen oder ein Geschenk von
jemandem. Das Leben fühlt sich bergauf an, die depressive Person scheint eine schwere
Last auf dem Rücken zu tragen, und jede Tätigkeit oder Aufgabe ist sehr schwer zu
bewältigen. Die Person ist entmutigt, apathisch, pessimistisch und neigt dazu, die meiste
Zeit inaktiv zu bleiben oder flach im Bett zu liegen. Hoffnungslosigkeit und geringer
Lebenswille verwandeln sich in den Wunsch zu sterben, was zu Selbstmordgedanken,
Selbstmordversuchen oder vollendetem Selbstmord führt.
Anhedonie ist die Unfähigkeit, Dinge zu genießen. Die Unmöglichkeit, Freude zu
empfinden. Man genießt nicht mehr das, was man früher genossen hat: ein gutes Essen,
einen interessanten Film oder ein Fußballspiel. Die depressive Person zeigt eine große
Unfähigkeit, sich zu amüsieren oder zu unterhalten. Er hat weder Freude am Essen noch
an der Liebe oder am Sex. Eine depressive Person hat einen verminderten sexuellen
Appetit (Libido), der sich auch in Impotenz (bei Männern) oder Frigidität (bei Frauen)
äußert. Deshalb ist es absurd, einer depressiven Person zu raten, ein paar Tage Urlaub zu
machen oder an den Strand zu gehen, um ihre Depression zu überwinden. Wenn eine
depressive Person gezwungen ist, an einen Urlaubsort zu fahren, wird sie die Schönheit
und die Attraktionen des Ortes überhaupt nicht genießen und weiterhin depressiv sein und
höchstwahrscheinlich in ihrem Hotelzimmer bleiben und nicht an den Strand gehen wollen.
Anergie schließlich ist der Verlust oder die Abnahme von Existenzenergie. Ein depressiver
Mensch ist ein Mensch ohne Energie. Es fällt ihm schwer, den Tag zu beginnen. Das
Verlassen des Bettes ist ein ziemlicher Kraftakt. Viele depressive Menschen bleiben
mehrere Tage lang im Bett, ohne aufzustehen, sich zu rasieren oder zu baden. Seine
Bewegungen werden langsam und sein Gang ist sehr träge und etwas gebückt. Sie
ermüden sehr schnell und unterlassen Aktivitäten, die mit großer körperlicher Anstrengung
verbunden sind, wie z. B. Sport oder grobe Tätigkeiten. Die Anergie ist nicht nur körperlich,
sondern auch intellektuell, da es zu einem Verlust an Konzentration, Aufmerksamkeit und
Gedächtnis kommt, was die Arbeitstätigkeit vieler depressiver Menschen stark
beeinträchtigt. Verminderter Appetit und daraus resultierender Gewichtsverlust verstärken
die körperliche Anergie.
Das Vorhandensein dieser drei Symptome ist notwendig, um die Diagnose einer
endogenen Depression zu stellen. Die übrigen Symptome sind nur eine Manifestation
dieser wesentlichen Trilogie, um von einer echten Depression sprechen zu können.

Wichtigste Anzeichen einer Depression


Im Folgenden werden alle klinischen Anzeichen aufgeführt, die auf eine Depression
hindeuten können. Die drei oben beschriebenen grundlegenden Symptome stehen an der
Spitze der Liste. Wenn Sie oder jemand anderes eines dieser Anzeichen aufweist, sind Sie
möglicherweise depressiv:
1. Niedrige Stimmung
2. Unfähigkeit, Dinge zu genießen
3. Abgeschwächte Vitalität
4. Nachlassende Aufmerksamkeit und Konzentration
5. Geringes Selbstwertgefühl
6. Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
7. Ängste
8. Pessimismus
9. Schlafstörungen
a) Schlaflosigkeit: nicht einschlafen können, während des Schlafs aufwachen
oder zu früh aufwachen.
b) Hypersomnie: den ganzen Tag schlafen wollen.
10. Appetitstörungen
a) Anorexie: Abnahme oder Verlust des Appetits.
b) Hyperorexie: gesteigerter Appetit, zwanghaftes Essen.
11. Gewichtsverlust
12. Vermindertes sexuelles Verlangen
13. Reizbarkeit
14. Verzweiflung
15. Trockener Mund und Verstopfung
16. Selbstzerstörerische Gedanken (sehr häufig bei Süchtigen).
17. Selbstmordgedanken oder Selbstmordversuche
18. Abatimiento
19. Depressive Stimmung
20. Spärliches und verzögertes Sprechen
21. Charakteristischer Gesichtsausdruck (depressive Fascies).
22. Langsam und gebückt gehen
23. Depressives Denken
24. Beeinträchtigung der Selbstkritik und des Urteilsvermögens
25. Vernachlässigung der Körperpflege Können Sie sich aus der Grube befreien?
Da es sich um eine unsichtbare Krankheit handelt, haben viele genesende Alkoholiker
(oder Süchtige), die an Selbsthilfegruppen teilnehmen, nicht erkannt, dass sie seit vielen
Jahren an dieser Krankheit leiden, und wenn sie sie nicht behandeln (denn es ist erwiesen,
dass Alkohol- oder Drogenabstinenz Depressionen nicht heilt), leben sie in einem
ständigen Zustand trockener Trunkenheit, der sie daran hindert, nüchtern zu werden und
somit Erfüllung und Glück zu finden, und, was noch schlimmer ist, sie stehen
möglicherweise am Rande eines Rückfalls oder Rückfalls.Sie leben in einem permanenten
Zustand trockener Trunkenheit, der sie daran hindert, nüchtern zu werden und somit
Erfüllung und Glück zu finden, und im schlimmsten Fall stehen sie am Rande des Rückfalls
oder des Selbstmords.
Der Alkoholiker (oder Drogenabhängige), der an einer Depression leidet, ist also ein dualer
Patient mit einer Doppeldiagnose, und daher muss seine Behandlung dual sein. Neben der
Teilnahme an Ihrer Gruppe (da die Aufrechterhaltung der Abstinenz eine
Grundvoraussetzung für die Behandlung von Depressionen ist) müssen Sie einen Arzt
aufsuchen, vorzugsweise einen Facharzt für Psychiatrie, und Sie müssen antidepressive
Medikamente (die nicht süchtig machen) erhalten, um Ihre Depression zu lindern. Dank der
Fortschritte in der Medizin ist es heute möglich, Depressionen als Krankheit zu behandeln
und ihre Symptome mit Hilfe von Medikamenten und professioneller psychotherapeutischer
Unterstützung zu lindern. In Anbetracht der obigen Ausführungen ist es für chronisch
Depressive möglich, aus der Grube herauszukommen.
Vergessen Sie nicht, dass Depressionen ebenso wie Alkoholismus und
Drogenabhängigkeit eine fortschreitende und tödliche Krankheit sind, und wenn man an
beiden Krankheiten leidet, gibt es diese gesegnete Allianz zwischen den Anonymen
Alkoholikern und der Psychiatrie, die die trockene Trunkenheit bei diesen dualen Patienten
verhindern und beweisen kann, dass die endlosen Qualen ein Ende haben können.
Kapitel 10
Symptom Nummer 8
Der Mach-o-less
Sexuelle und emotionale Unbeherrschtheit

"Du hast mich verlassen, Frau, weil ich sehr arm bin / und weil ich das Pech habe,
verheiratet zu sein. Drei Laster habe ich, und ich habe sie sehr tief verwurzelt: / Ein
Trunkenbold, ein Spieler und verliebt zu sein".

Die Strophen dieses mexikanischen Volksliedes zeichnen ein Bild des klassischen
sexuellen und emotionalen Unbeherrschten: der sehr machohaft sein will, aber sehr
unmännlich ist.
Sexuelle und emotionale Unbeherrschtheit ist eines der häufigsten Symptome der
trockenen Trunkenheit bei Alkoholikern und Drogenabhängigen. Diese Menschen, die
keinen Alkohol oder keine Drogen mehr konsumieren, üben weiterhin schlechte
Angewohnheiten in Bezug auf ihr sexuelles oder gefühlsmäßiges Verhalten aus: Sie sind
weiterhin Schürzenjäger, führen ein Doppelleben, bleiben an unmögliche Liebesaffären
oder konfliktreiche Beziehungen mit dem anderen Geschlecht gebunden oder tauschen ihre
Alkohol- und/oder Drogensucht gegen eine sexuelle Sucht aus, die sie gefesselt hält und
unfähig macht, die Freiheit zu erlangen, die wahre Nüchternheit mit sich bringt.
Diese trockenen Trinker sind Opfer bestimmter ungelöster neurotischer Konflikte, die sie zu
einem sehr konfliktreichen, aber vor allem sehr unbefriedigenden Gefühlsleben führen;
auch diejenigen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Traumata erlitten haben, weisen
vielfältige Konflikte mit ihrer Sexualität auf, mit permanenter Unzufriedenheit und der
Unfähigkeit, mit einem festen Partner glücklich zu werden.
Dieses Phänomen wird auch durch soziokulturelle Ursachen beeinflusst, da unsere
Gesellschaft eine ausgesprochene Macho-Kultur und eine unzureichende und repressive
Erziehung in Bezug auf sexuelle Aspekte aufweist. Ein Beweis dafür sind die beliebtesten
Lieder, die gehört und gesungen werden, die Filme oder Fernsehsendungen, die diese
männliche Subkultur weiterhin beeinflussen.
Ein Beispiel dafür ist das Lied der Verlassenen. Eines der Lieblingslieder unserer
alkoholkranken Männer, das man oft in Kantinen und Bars hört:
Du hast mich verlassen, Frau, weil ich sehr arm bin.
und weil sie das Pech hatte, verheiratet zu sein.
Was soll ich tun, wenn ich der Verlassene bin?
Verlassen, um Himmels willen!

Ich habe drei Laster und sie sind tief in mir verwurzelt:
betrunken, spielsüchtig und verliebt sein;
aber nur, weil ich arm bin, weil ich der Verlassene bin,
Verlassen, Frau, von deiner undankbaren Liebe.
Wenn ich Wein trinke, bitte ich niemanden um ein Pfand.
Wenn ich mich betrinke, dann mit meinem eigenen Geld.
Was soll ich tun, wenn ich nur deine Liebe will!
Du hast mich im Stich gelassen, um Himmels willen!
Die psychologische Analyse des Protagonisten dieses Liedes, mit dem die sexuelle und
gefühlsmäßige Unbeherrschtheit so eng verbunden ist, erzählt uns von einem Menschen,
der mit seiner Ehe unzufrieden ist und die Liebe außerhalb seines Hauses sucht.
Wahrscheinlich ist er ein mittelmäßiger Mensch, wenn es um Produktivität geht: Entweder
arbeitet er nicht oder er begnügt sich mit einem kleinen Gehalt, das kaum ausreicht, um in
den Kantinen herumzulaufen. Es ist offensichtlich, dass seine Mittelmäßigkeit und sein
übermäßiger Hang zu Frauen, Glücksspiel und Alkohol dazu führen, dass er von ihnen
abgelehnt wird, aber dann greift er auf den ewigen Vorwand zurück: "Ihr habt mich
verlassen, weil ich verheiratet und arm bin". Neben dem rechtfertigenden Vorwand gibt es
auch die überkompensierende Arroganz: "Wenn ich Wein trinke, bitte ich niemanden um
ein Pfand und betrinke mich mit meinem eigenen Geld". Aber gleichzeitig ist die
unerbittliche Opferrolle präsent: "Was soll ich tun, wenn ich der Verlassene bin, verlassen
von deiner undankbaren Liebe. Du hast mich im Stich gelassen, um Gottes willen!" Zu all
diesen Symptomen der emotionalen Unbeherrschtheit kommt noch die Prahlerei des
Egozentrikers hinzu: "Ich bin stolz darauf, drei Laster zu haben: ein Säufer, ein Spieler und
ein Verliebter zu sein".
Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass diese Alkoholiker, wenn sie mit dem Trinken
aufhören, mit dieser Macho-Trägheit weitermachen: Sie hören auf, Trinker zu sein, sind
aber weiterhin Schürzenjäger und Glücksspieler oder unverantwortlich oder mittelmäßig
oder emotional und/oder sexuell unbefriedigt, was zu einem Dry-Drunk-Syndrom führt, das
ihre emotionale Entwicklung behindert und sie an den Rand eines Rückfalls oder einer
Scheidung bringt.
Ich kenne viele Alkoholiker, die mit dem Trinken aufgehört haben, aber diese
gefühlsmäßige und sexuelle Unbeherrschtheit beibehalten haben, und es ist passiert, was
nie passiert ist, als sie noch getrunken haben: Sie haben sich von ihrer Frau getrennt oder
sich scheiden lassen. Diejenigen von uns, die in der Rehabilitation von Süchtigen arbeiten,
stellen immer wieder eine ganz besondere Statistik fest: Es gibt einen höheren Prozentsatz
von Scheidungen in Ehen, in denen er mit dem Trinken aufgehört hat, als in Ehen, in denen
er weiter trinkt. Angesichts dieses Widerspruchs fragt man sich: Wie kommt es, dass seine
Frau, als er ein unkontrollierbarer und unverantwortlicher Alkoholiker war, ihn nie um die
Scheidung gebeten hat, und gerade dann, wenn er beschließt, mit dem Trinken aufzuhören,
kommt es zur Trennung? Die Antwort ist ganz einfach: Solange er trank, hoffte die Frau,
dass alles anders werden würde, wenn er aufhörte zu trinken, sie verzieh ihm sogar seine
Untreue, weil sie sie irgendwie auf den Alkohol schob. Aber sobald er mit dem Trinken
aufhörte und die Untreue und die Lügen weitergingen, verlor die Frau alle Hoffnung und
erkannte, dass das Problem nicht nur der Alkoholismus war, sondern dass es andere,
tiefere Probleme gab, die nichts mit dem Alkohol zu tun hatten. (Gesunde) Ehefrauen
verzeihen alkoholisches Verhalten, aber sie verzeihen keine Untreue.

Die Frau Mutter und die Frau Sex


Der Mann ist im Grunde ein emotional unreifes Wesen, das in einer Subkultur
aufgewachsen ist, die dazu neigt, Frauen zu unterwerfen, zu dominieren und anzugreifen.
Diese Machista-Subkultur ist in unseren lateinamerikanischen Ländern tief verwurzelt. Die
jüngsten Bewegungen für die Gleichberechtigung und die Würde der Frau haben jedoch zu
einigen hoffnungsvollen Veränderungen geführt, auch wenn es immer noch eine große Zahl
von Männern gibt, die zusätzlich zu ihrem Machogehabe, ihrer emotionalen Unreife und
ihrem übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum das Phänomen verschlimmern.
Einiges davon wurde bereits in Symptom Nummer 1 erwähnt, als es um die emotionale
Unreife des Kinderkönigs ging. Denken Sie daran, dass der Königsknabe sehr abhängig
von der weiblichen Figur ist; einerseits braucht er sie für sein eigenes Überleben,
andererseits will er sie dominieren und unterwerfen, als eine Art Ausgleich für die
angeborene Angst, die Männer vor Frauen haben, so einige psychoanalytische
Beobachtungen.
Daher könnte man den Mann als emotional unreif bezeichnen, der nicht erwachsen
geworden ist, und wenn er das chronologische Alter erreicht, in dem er eine Partnerin
sucht, besteht das angenommene Verhalten darin, die Frau zu benutzen, zu kontrollieren
und zu dominieren. Er neigt dazu, sie mit seinem Geld zu dominieren und zu kontrollieren,
wenn sie wirtschaftlich von ihm abhängig ist; es stört ihn, wenn seine Frau sich schick
macht, sich schminkt oder attraktive Kleidung trägt; er mag es nicht, wenn seine Frau mit
Freunden ausgeht oder eigene Aktivitäten hat, die nicht von ihm abhängen. All dies ist die
Folge einer großen Unsicherheit und gleichzeitig einer großen Abhängigkeit, die der Mann
von der Frau hat, aber nicht wahrhaben will.
Aus sexueller Sicht steckt hinter dem Machismo eine ganz besondere Dualität: Für den
Mann gibt es nur zwei Arten von Frauen: die weibliche Mutter und das weibliche
Geschlecht. Die Frau Mutter ist, wie ihr Name schon sagt, das weibliche Symbol der
Mutterschaft, eine Frau, die sich von der weltlichen Umgebung und den Vergnügungen des
Lebens fernhalten muss. Eine solche Frau sollte sich ausschließlich der bedeutsamen
Aufgabe widmen, ihre Kinder zu versorgen, zu nähren und zu erziehen sowie für alle
Bedürfnisse ihres Mannes zu sorgen, insbesondere in Bezug auf Haus, Kleidung und
Lebensunterhalt. Für den Mann ist die weibliche Mutter seine Mutter, seine Schwestern,
seine Frau und seine Töchter, die er wie in einen Kokon einschließt und praktisch
entsexualisiert.
Diese Entsexualisierung der Frau ist sehr charakteristisch für die jüdisch-christliche
Erziehung in Spanien, charakteristisch für unsere Kultur. Sex wird oft mit Sünde, Unreinheit
und Verunreinigung in Verbindung gebracht. Der Mann möchte, dass seine Frau wie seine
heilige Mutter ist, und wird daher versuchen, sie zu domestizieren und ihr ein Verhalten
aufzuerlegen, das er ihr beibringt und aufzwingt. Als Folge dieser Entsexualisierung der
Frau wird der Mann in der Beziehung zu seiner Partnerin viele sexuelle Probleme haben,
weil er in seiner Frau im symbolischen Sinne die Fortsetzung seiner Mutter sucht, er
entsexualisiert sie und unterdrückt unbewusst den sexuellen Genuss, was eine chronische
Unzufriedenheit bei beiden Mitgliedern des Paares hervorruft.
Die sexuelle Unzufriedenheit und damit der Mangel an Beziehungen zu seiner Frau-Mutter
veranlassen den Mann, außereheliche Beziehungen mit Partnerinnen zu suchen, die er als
das weibliche Geschlecht betrachtet. Hier wird ein Doppelleben etabliert und gleichzeitig
eine Doppelmoral, die der Mann permanent selbst rechtfertigt. Bei der Ehefrau sind
bestimmte sexuelle Verhaltensweisen inakzeptabel, weil sie unmoralisch sind, aber beim
weiblichen Geschlecht sind sie völlig akzeptabel. Mit der Frau-Mutter nimmt er an
bestimmten Aktivitäten, Orten und Zusammenkünften teil, die sich sehr von denen
unterscheiden, an denen er mit dem Frau-Geschlecht teilnimmt.
Ein beträchtlicher Prozentsatz der genesenden Alkoholiker, die an AA-Gruppen teilnehmen,
und auch der genesenden Süchtigen, die an Selbsthilfegruppen teilnehmen, führen dieses
Doppelleben: Sie haben eine Ehefrau und eine Geliebte, und sie haben beiden ein Zuhause
gegeben und mit beiden Kinder bekommen, aber jede behält ihre Rolle bei, die eine als
Mutter-Ehefrau und die andere als Sex-Ehefrau. In anderen Fällen unterhält der genesende
Patient, obwohl er keine feste Geliebte hat, ständige außereheliche Beziehungen zu
anderen Frauen, und es gibt auch den trockenen Trinker, der nur in Bars, auf der Straße
oder in Bordellen nach dem weiblichen Geschlecht sucht.
Untreue, die eine grundlegende Manifestation sexueller und gefühlsmäßiger
Unbeherrschtheit ist, impliziert das Vorhandensein mehrerer Symptome trockener
Trunkenheit: Unreife, Unsicherheit, Unehrlichkeit, mangelndes Engagement,
Unzufriedenheit, Schuldgefühle und Ängste.
Angst ist eines der häufigsten Symptome für trockene Trunkenheit beim Untreuen. Die
ständigen Lügen gegenüber seiner Frau, mit denen er sein untreues Verhalten rechtfertigen
will, setzen ihn unter ständigen Stress. Eine Lüge muss durch zwei Lügen gerechtfertigt
werden und so weiter. Wie oft muss die untreue Person Erklärungen für ihr Verhalten
abgeben. An unentgeltlichen Informanten für die Ehefrau, die den Ehemann in die
Bredouille bringen, der seine ständigen Widersprüche erklären muss, mangelt es nie. Es
gibt eine traditionelle mexikanische Copla, die diese chronische Angst des Frauenhelden
beschreibt:
Derjenige, der Ehepaare dazu bringt, sich zu verlieben
ist immer verblasst.
Sind es die schlaflosen Nächte oder die Angst vor dem Ehemann?

Sexsucht
Alkoholismus und Drogenabhängigkeit stellen eine affektive Störung der
Substanzabhängigkeit dar. Wie wir später bei einem anderen Symptom der trockenen
Trunkenheit sehen werden, ersetzt manchmal der Alkoholiker, der Alkoholabstinenz
erreicht, oder der Süchtige, der mit dem Drogenkonsum aufhört, die Sucht nach
Substanzen durch eine Sucht nach Verhaltensweisen wie Sexsucht.
So wie die Wirkung von Alkohol oder Drogen eine sehr lohnende Erfahrung ist, so ist es
auch mit der Ausübung von Sex. Wenn der Alkoholiker aufhört zu trinken oder der
Drogenabhängige keine Stimulanzien mehr konsumiert, suchen sie nach neuen starken
Gefühlen, die sie in der Ausübung von Sex finden.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Alkohol bestimmte Endorphine produziert, die das
Belohnungszentrum des Gehirns stimulieren. Darüber hinaus regen bestimmte
Stimulanzien wie Kokain oder Amphetamine die Produktion bestimmter Neurotransmitter
wie Dopamin an, die ebenfalls das Lustzentrum des Gehirns stimulieren. Beim sexuellen
Orgasmus werden sowohl Dopamin als auch Endorphine ausgeschüttet, was zu einer
Stimulation der Belohnungsschaltkreise im Gehirn führt. Wie man sieht, ist die gleiche Art
von Gehirnreaktion, nämlich die zwanghafte Suche nach Vergnügen, immer noch
beabsichtigt, wenn eine Sucht gegen eine andere ausgetauscht wird.
Die Sexsucht äußert sich jedoch nicht nur in diesem für Frauenhelden typischen Verhalten
der Untreue. Untreue ist nicht unbedingt eine sexuelle Sucht, sondern die Manifestation
einer Neurose, die aus emotionaler Unreife innerhalb einer Macho-Subkultur resultiert. Bei
der Sexsucht hingegen handelt es sich um ein exzessives, sich wiederholendes und
zwanghaftes Verhalten bei bestimmten Sexualpraktiken, die zu einer orgasmischen
Stimulation führen. In der psychiatrischen Pathologie werden sie als Paraphilien
bezeichnet, früher als sexuelle Abweichungen. Eine solche Bezeichnung war eher
moralisch als gesundheitlich, so dass man beschloss, sie als Paraphilien zu bezeichnen
und einen wissenschaftlicheren und moralisch neutraleren Begriff zu verwenden.
Die wichtigsten sexuellen Paraphilien oder Abhängigkeiten sind die folgenden:

1. Voyeurismus: Erlangung sexueller Lust durch Anblick.


2. Exhibitionismus: Erlangung von Vergnügen durch die Zurschaustellung von
Geschlechtsteilen.
3. Sadismus: Erlangung von Vergnügen durch Gewalt gegen andere.
4. Masochismus: Erlangung von Vergnügen durch Leiden.
5. Pädophilie: Erlangung von Vergnügen durch sexuelle Manipulation von Kindern.
6. Scoptophilie: Lustgewinn durch das Betrachten sexueller Szenen.
7. Telefon-Scatophilie: Erregung durch unflätige Gespräche am Telefon.
8. Zoophilie: sexuelle Beziehungen zu Tieren.
9. Nekrophilie: (Geschlechtsverkehr mit Leichen).
10. Zwanghafte Masturbation: Zwanghaftes Bedürfnis zu masturbieren.
11. Transvestismus: Erlangung sexueller Lust durch das Tragen von Kleidung des
anderen Geschlechts.
12. Fetischismus: Fixierung der sexuellen Lust auf die Kleidung oder Gegenstände
einer Person.
13. Froteurismus: Erlangung sexueller Lust durch Reiben an Menschen.

Wie man sieht, ist die Sexualsucht bereits ein viel pathologischeres Verhalten als der
unbeherrschte Sentimentalist, der im Grunde ein lüsterner Mann ist. Das pathologische
Verhalten der Paraphilie sollte von einem Facharzt für Psychiatrie behandelt werden. Leider
leiden viele Alkoholiker und Drogenabhängige, die sich von der Sucht erholen, unter diesen
Störungen.

Psychosexuelle Konflikte bei Alkoholikern Wir haben bereits zwei häufige sexuelle und
emotionale Probleme erörtert, die zum Dry Drunkenness Syndrom führen können. Wir
werden nun versuchen, die ungelösten neurotischen Konflikte zu analysieren, die den
Süchtigen oft zu sexueller und gefühlsmäßiger Unbeherrschtheit führen.
Viele angehende Alkoholiker beginnen gerade wegen ihrer Beziehungsprobleme mit dem
anderen Geschlecht mit dem Alkoholmissbrauch: Sie sind unsicher, selbstbewusst, haben
ein geringes Selbstwertgefühl und finden es schwierig, sich einer Person des anderen
Geschlechts zu nähern, weshalb sie zu Alkohol und/oder Drogen greifen, um ihre
Hemmungen zu überwinden. Dieses Phänomen ist bei Männern häufiger zu beobachten als
bei Frauen, was vielleicht auf die Regeln des sozialen Spiels zurückzuführen ist, die
Männer in gewisser Weise dazu zwingen, die Initiative zu ergreifen, wenn sie sich Frauen
nähern (obwohl in den letzten Jahren und insbesondere in den neuen Generationen das
Phänomen tendenziell zwischen Männern und Frauen ausgeglichener wird). Wir können
jedoch nicht leugnen, dass es auch unter dem weiblichen Geschlecht viele unsichere und
gehemmte Frauen gibt, die zum Alkohol greifen müssen, um eine Beziehung zu Männern
aufbauen zu können.
Dieses Bedürfnis nach Enthemmung findet im Alkohol (und in manchen Drogen) die
wunderbare Lösung, die es dem Menschen ermöglicht, seine Komplexe zu überwinden,
Mut zu fassen, sich von seinen Spannungen zu befreien und so in der Lage zu sein, sich
einer Frau zu nähern, zu reden, zu tanzen und vielleicht sentimentale und sexuelle
Vorschläge zu machen.
Die systematische Wiederholung dieses Verhaltens (man braucht Alkohol, um mit
jemandem des anderen Geschlechts in Beziehung treten zu können) führt zur Entwicklung
eines konditionierten Reflexes, der darin besteht, Alkohol und/oder Drogen immer dann zu
assoziieren, wenn man neue Freunde treffen, tanzen oder eine neue romantische
Eroberung anbahnen möchte. Selbst viele verheiratete Männer und Frauen müssen Alkohol
trinken, um Sex zu haben.
Viele Alkoholiker, die ihre Abstinenz beginnen, haben mir gestanden, dass sie viele
Probleme mit sexuellen Funktionsstörungen hatten, nachdem sie aufgehört hatten zu
trinken. Diese Probleme reichen von vermindertem sexuellem Verlangen über Erektions-
oder Ejakulationsprobleme bis hin zu völliger sexueller Impotenz. Viele Frauen, die mit dem
Alkohol- oder Drogenkonsum aufgehört haben, berichten auch von Frigidität oder
unbefriedigenden Beziehungen, seit sie nicht mehr konsumieren.
Dieses Problem ist lösbar. Es muss abgewartet werden, bis das Phänomen der
Dekonditionierung auftritt. Es dauert eine gewisse Zeit, bis der Assoziationsmechanismus
zwischen Alkohol und Sex bzw. zwischen Alkohol und gegengeschlechtlicher Annäherung
abbricht. Das Durchbrechen dieses konditionierten Reflexes wird langsam und schrittweise
durch einen Lernprozess erreicht: Der Alkoholiker wird die Erfahrung machen und zu der
Überzeugung gelangen, dass es durchaus möglich ist, eine Beziehung zu einer Frau
aufzubauen, mit ihr zu sprechen oder zu tanzen und sexuelle Beziehungen ohne Alkohol
oder Drogen zu haben. Außerdem wird er durch die Psychotherapie ein besseres
Verständnis und eine bessere Akzeptanz seiner Kindheitsprobleme erlangen, die dazu
geführt haben, dass er Probleme wie Unsicherheit, geringes Selbstwertgefühl, Anspannung
und Hemmungen entwickelt hat, wenn er versucht hat, sich einer Frau (oder einem Mann
im Falle von Frauen) zu nähern.
Sexuelle Unterdrückung ist ebenso unangemessen wie sexueller Missbrauch. Ein
ausgewogener Umgang mit dem Geschlechtstrieb ist angemessen. So sagt er in der AA-
Literatur (As Bill Sees It, S. 142) das Folgende: "Die Instinkte, mit denen wir geschaffen
wurden, haben einen bestimmten Zweck.
Ohne sie wären wir nicht vollständig menschlich. Würden sie sich nicht um die
Fortpflanzung kümmern, wäre die Erde nicht bevölkert. Daher ist das Verlangen nach
Geschlechtsverkehr oder Partnerschaft absolut notwendig und richtig, denn es kommt von
Gott. Aber diese notwendigen Instinkte gehen oft über ihre normalen Funktionen hinaus.
Blind, kraftvoll und oft subtil treiben sie uns an, beherrschen uns und bestehen darauf,
unser Leben zu diktieren".

Der codeabhängige Süchtige


Das Phänomen der Co-Abhängigkeit ist nicht nur bei Familienmitgliedern von Suchtkranken
zu beobachten. Es gibt viele Alkoholiker und Drogenabhängige, die auch co-abhängig sind,
und wenn ein Alkohol- und/oder Drogenabhängiger von seinem Partner co-abhängig ist,
wird er oder sie ernsthafte Probleme mit emotionaler und sexueller Unbeherrschtheit
haben, die zur Entwicklung des Dry-Drunk-Syndroms führen.
Wir haben bereits über den jungen König gesprochen. Diese emotional unreife Person, die
sehr abhängig von ihrer Mutter und allen Frauen-Müttern ist, mit denen sie in ihrem Leben
in Kontakt kommt, sei es eine Freundin, eine Geliebte oder eine Ehefrau. Nun, dieses
Subjekt wird eine große Abhängigkeit entwickeln, die dazu führen wird, dass er versuchen
wird, die Frau zu kontrollieren und zu dominieren, um sie nicht zu verlieren. Dies führt dazu,
dass er oder sie unangemessene Verhaltensweisen wie Besitzdenken, Dominanz,
Eifersucht, Drohungen und manchmal verbale und körperliche Gewalt entwickelt. Der
Verzicht auf Alkohol oder Drogen befreit viele Menschen in der Genesung nicht davon,
weiterhin diese eindeutigen Symptome der trockenen Trunkenheit zu zeigen.
Bei einer ko-abhängigen Beziehung muss man sich fragen, ob man den Partner wirklich
liebt oder ob es sich lediglich um ein Bedürfnis handelt. "Es ist nicht dasselbe zu sagen, ich
liebe dich, weil ich dich brauche, wie ich dich brauche, weil ich dich liebe" (Erich Fromm, in
Die Kunst des Liebens). Wenn Sie sagen: "Ich liebe dich, weil ich dich brauche", ist das ein
Ausdruck von Kodependenz gegenüber Ihrem Partner, während die Aussage "Ich brauche
dich, weil ich dich liebe" ein Ausdruck von reifer Liebe ist.
Der Kern des psychologischen Problems des Co-Abhängigen liegt in seiner Unfähigkeit zu
lieben oder darin, dass er unreif liebt, wie ein Kind, das seine Mutter braucht. Erich Fromm
definiert in seinem Buch "Die Kunst des Liebens" die reife Liebe als "Ausdruck einer
Produktivität, die Interesse, Respekt, Fürsorge, Verantwortung und Wissen beinhaltet, ein
Bemühen, zu wachsen und das Glück in dem geliebten Menschen zu finden, das in der
eigenen Liebesfähigkeit wurzelt". Im Gegensatz dazu definiert Brenda Schaeffer in ihrem
Buch Is it love or addiction die süchtige Liebe als unreif, besitzergreifend, einschränkend,
ängstlich und abhängig.
Brenda Schaeffer selbst fügt hinzu, dass der Liebessüchtige eine Person ist, die
Unterstützung von jemandem außerhalb ihrer selbst sucht, um unbefriedigte Bedürfnisse zu
befriedigen, um Angst oder emotionalen Schmerz zu vermeiden, Probleme zu lösen und
das Gleichgewicht zu halten. "Das Paradoxe ist, dass die Liebessucht ein Versuch ist, die
Kontrolle über unser Leben zu erlangen, und dass wir dabei die Kontrolle verlieren, indem
wir jemand anderem als uns selbst persönliche Macht geben.
Der Alkoholiker, der es geschafft hat, den Alkohol aus dem Zentrum seines Lebens zu
entfernen, dreht sich nun um eine Person, die den Platz eingenommen hat, den früher der
Alkohol innehatte. Deshalb ist er in trockener Trunkenheit, weil er die Abhängigkeit von
einer Substanz gegen die Abhängigkeit von einer Person eingetauscht hat.
Interessanterweise werden viele dieser Alkoholiker, wenn sie die Person, von der sie
abhängig sind, verlieren, wieder rückfällig und nehmen Alkohol oder Drogen. Wie schwer ist
es für sie, die wahre Befreiung zu erreichen!

Sind Sie ein Frauenfeind?


Schließlich müssen wir noch etwas über den Frauenfeind sagen, der eine sehr
pathologische und gefährliche Art von Co-Abhängiger ist. Unter Alkoholikern und
Drogenabhängigen gibt es eine große Zahl von Frauenfeinden.
Ein Misogynist ist ein Mann, der Frauen hasst, aber nicht ohne sie leben kann. Es handelt
sich um eine Form extremer und pathologischer Co-Abhängigkeit, bei der der Frauenfeind
das Gefühl hat, seine Partnerin zu besitzen, und sie deshalb dominiert, unterwirft und
vollständig kontrolliert. Jeder Versuch des Partners, sich solchen Maßnahmen zu
widersetzen, führt zu sehr ernsten Spannungen und Problemen, die bis zu körperlicher
Gewalt führen können.
Susan Forward charakterisiert in ihrem Buch When Love is Hate den Frauenhasser wie
folgt:
1. Sie müssen die volle Kontrolle über die Beziehung haben.
2. Sie sind eifersüchtig und besitzergreifend.
3. Um Kontrolle zu erlangen, greifen sie auf Verführung, Erpressung, Manipulation,
Drohungen, Einschüchterung, Demütigung, verbale und körperliche Aggression
zurück.
4. Sie halten ständig eine Haltung der Überlegenheit gegenüber ihrem Partner aufrecht,
mit dem sie nie einer Meinung sind.
5. Sie entschuldigen sich nie. Der Frauenfeind überzeugt seine Partnerin davon, dass
es den Vorfall nicht gegeben hat.
6. Sie schieben die Schuld immer ab. Wenn etwas schief geht und sie ihren Partner
angreift, ist es ihre Schuld und sie muss sich entschuldigen.
7. Er wird wütend, wenn sich sein Partner über etwas beschwert. Sie hat kein Recht,
sich zu beschweren oder zu weinen.
8. Wenn er das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren, geht er von psychischer zu
physischer Gewalt über.
9. Es reduziert die Welt Ihrer Partnerin: Sie kann keine Aktivitäten oder Freundschaften
haben. Sie kann nicht sie selbst sein. Er muss alles wissen, was er tut.
10. Duldet nicht die Beendigung einer Beziehung. Er wird ihr immer nachstellen und sie
belästigen. Er betrachtet sich als Eigentümer seines Partners.
Es sollte nicht vergessen werden, dass die Beziehung des Frauenhassers zu seiner
Partnerin eine neurotische Symbiose ist, eine gegenseitige Abhängigkeit eines Co-
Abhängigen mit einem anderen Co-Abhängigen. Sie muss auch an ihrer eigenen Krankheit
arbeiten, um sich zu befreien. Die wichtigsten Merkmale des Partners des Frauenhassers
sind folgende:
1. Sie sind süchtig nach Liebe.
2. Sie sind niemand, wenn sie keinen Mann haben.
3. Sie sind autark und stark in anderen Lebensbereichen.
4. Sie sind Masochisten: Je mehr sie angegriffen werden, desto mehr klammern sie
sich fest.
5. Sie hoffen, dass etwas passieren wird, das ihn verändert.
6. Sie leben in Angst und Unsicherheit, ihren Partner zu verlieren.

Misogynie ist eine der schlimmsten Formen der trockenen Trunkenheit. Die Prognose für
diese Menschen ist eher zurückhaltend, da nur wenige akzeptieren, dass sie es sind und
sich nicht ändern wollen. Pathologische Eifersucht und das Syndrom der misshandelten
Frau sind Phänomene, die mit der Anwesenheit eines Frauenfeindes in der Familie
verbunden sind.
Wir schließen mit einem Zitat von Bill W. veröffentlicht in As Bill sees it und entnommen aus
Twelve and Twelve (pp. 282 bzw. 47):
Immer dann, wenn ein Mensch seine Instinkte irrationalerweise anderen Menschen
aufzwingt, entsteht Unglück. Wenn das Streben nach Reichtum auf andere Menschen
trifft, werden Ärger, Eifersucht und Rachegefühle entstehen. Wenn Sex Amok läuft,
gibt es einen ähnlichen Schock. Übermäßige Forderungen nach Aufmerksamkeit,
Schutz und Liebe führen zu Gefühlen der Beherrschung oder Rebellion, zwei
Emotionen, die ebenso ungesund sind wie die Forderungen, die sie auslösen. Dieses
Aufeinanderprallen der Instinkte kann von einer feindseligen Abfuhr bis hin zu einer
aufrührerischen Revolution führen.
Kapitel 11
Symptom Nummer 9
Das Straußensyndrom: Ich kann nicht sehen, nicht hören und nicht sprechen.
Verleugnung ihrer nicht-alkoholischen Realität mit Fortbestehen der Mechanismen der
Rationalisierung und Projektion

Die Akzeptanz des Alkoholismus nützt nichts, wenn die nicht-alkoholische Realität immer
noch verleugnet wird: die fehlgeleiteten Bereiche rund um die Sucht, die sie zum Teil
verursacht haben. Sich damit zu begnügen, mit dem Trinken aufzuhören und sich nicht der
Realität der neurotischen Bereiche stellen zu wollen, die die emotionale
Unbeherrschbarkeit verursachen, ist eine Pseudo-Genesung, die nur zu existenzieller
Mittelmäßigkeit führt.
Der Volksglaube über Strauße besagt, dass sie, wenn sie bedroht werden, ihren Kopf in
den Boden stecken, als wollten sie die Gefahr abwehren. Obwohl Insider behaupten, dass
dies nicht stimmt, passt die Geschichte wie die Faust aufs Auge zu vielen Alkoholikern, die
nicht mehr trinken, die sich scheinbar in der Genesung befinden, die aber nichts mit ihrer
nicht-alkoholischen Realität zu tun haben wollen, jenen verirrten Zonen rund um ihre Sucht,
denen sie sich nicht stellen wollen, weil sie wie ein Strauß Angst haben, sich dieser
Bedrohung ihres Selbstbildes zu stellen, und den Kopf in das Dreierloch stecken.Sie wollen
sich ihnen nicht stellen, weil sie wie der Vogel Strauß Angst haben, sich dieser Bedrohung
ihres Selbstbildes zu stellen, und den Kopf in das Loch der drei beliebtesten
psychologischen Abwehrmechanismen des Alkoholikers stecken: Verleugnung,
Rationalisierung und Projektion.
Seit es Vorwände gibt, ist niemand mehr faul, ineffizient, unfähig, unverantwortlich, formlos,
verlogen, untreu, unerfüllt, aggressiv, eifersüchtig, unehrlich und so weiter, und so weiter,
und so weiter, und so weiter, und so weiter und so weiter.
Wer hat die Vorwände erfunden? Er war wahrscheinlich Alkoholiker. Wir haben bereits
gesagt, dass Alkoholiker Meister der Ausrede und Meister des Vorwandes sind.
Wenn sie tranken, erfanden sie tausend und eine Ausrede, um zu rechtfertigen, warum sie
sich betranken. Jetzt, wo sie nicht mehr trinken und sich angeblich erholen, erfinden sie
weiterhin Vorwände, um ihr unbotmäßiges Verhalten zu rechtfertigen.
Das Vorspiegeln von Tatsachen ist eine der drei Hauptmethoden, mit denen der Alkoholiker
seine nichtalkoholische Realität verleugnet. Diese Vorwände, die oft vom Betroffenen selbst
geglaubt werden, sind das, was in der Psychologie als Rationalisierung bezeichnet wird.
Das bedeutet, dass die Person eine falsche Erklärung konstruiert, die vorgibt,
unangemessenes Verhalten zu rechtfertigen, um die neurotische Realität nicht zu sehen.
Wenn ein Elternteil sein Kind aus Wut und Verzweiflung schlägt (und das tun immer noch
viele Alkoholiker) und dann versucht, dies gegenüber dem Kind zu rechtfertigen, indem er
sagt: "Es tut mir weh, das zu tun, aber es ist nur zu deinem Besten", ist dies ein typisches
Beispiel für die Rationalisierung neurotischen Verhaltens. Die Realität, die diese Person
nicht akzeptieren will, lautet: "Ich bin ein impulsives Individuum, das seine Wut nicht
kontrollieren kann, und das macht mich zu einem prügelnden Elternteil". Da dies für ihn
selbst nicht akzeptabel ist, konstruiert er ein falsches Argument, um sich zu rechtfertigen,
und zwar den folgenden Rationalisierungsmechanismus: "Ich bin ein Elternteil, der sich um
die Erziehung seines Kindes sorgt, also bin ich gezwungen, es manchmal zu schlagen".
Die anderen Mechanismen, die zur Verleugnung der Realität eingesetzt werden, sind
Verleugnung und Projektion.
Der psychologische Mechanismus der Verleugnung wird definiert als die Nichtanerkennung
der Realität, selbst wenn sie offensichtlich ist, weil die Anerkennung einer solchen Realität
eine Bedrohung für das Selbst bedeuten und das Selbstbild des Subjekts beschädigen
würde.
Menschen, die häufig leugnen, haben eine verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen
Selbstbildes, aber auch eine veränderte Wahrnehmung der Menschen, mit denen sie zu tun
haben, und ihres eigenen soziokulturellen Umfelds.
Bleiben wir beim Beispiel des prügelnden Vaters, der nicht nur Mechanismen der
Rationalisierung, sondern auch Mechanismen der Realitätsverweigerung anwendet. Der
prügelnde Elternteil, der argumentiert, dass er sein Kind "zu seinem eigenen Besten"
schlagen muss, hat das Selbstbild eines verantwortungsbewussten Menschen, dem die
Erziehung seines Kindes am Herzen liegt und der sehr hart und streng zu ihm ist. Wie man
sieht, hat dieser Vater ein positives Selbstbild von sich, aber es ist offensichtlich, dass
dieses Selbstbild verzerrt ist, denn bei objektiver Betrachtung ist er ein wütender Mensch
mit schlechter Impulskontrolle, was ihn zum Kinderschänder macht.
Der Verleugner ist ein Mensch, der die Realität immer falsch handhaben wird: die Realität
seiner eigenen Person, die Realität der Menschen, mit denen er in Beziehung steht, und
die Realität seiner Umgebung. Wenn Sie Ihre Realität falsch handhaben, werden Sie auch
die Situationen, die sich in Ihrem Leben ergeben, falsch handhaben und Misserfolge
werden nicht lange auf sich warten lassen. Aus diesem Grund sind solche trockenen
Trinker in der Regel gewohnheitsmäßige Verlierer, auch wenn sie nicht mehr trinken.
Und der dritte psychologische Mechanismus der Realitätsverweigerung ist die Projektion,
ein Mechanismus, mit dem sich ein Individuum von bestimmten schmerzhaften oder
unerträglichen affektiven Situationen befreit, indem es seine eigenen Gefühle nach außen
verdrängt.
Einfacher ausgedrückt: "Der Löwe denkt, sie sind alle wie er".
Die Person, die mit Projektion arbeitet, um ihre eigene Realität nicht zu akzeptieren,
überträgt ihre eigenen Unzulänglichkeiten, negativen Gefühle oder inakzeptables Verhalten
auf andere Menschen.
Ein typisches Beispiel für diesen Projektionsmechanismus ist der untreue Ehemann, der
auch sehr eifersüchtig ist. Je mehr er ein Frauenheld ist, desto misstrauischer und
eifersüchtiger wird er auf seine Frau sein. Denn er projiziert das inakzeptable Verhalten
seiner Untreue und sexuellen Promiskuität auf seine eigene Frau. Auf diese Weise wird die
Sorge um seine Frau ein psychologisches Ablenkungsmanöver sein, das ihn davon abhält,
sich mit seiner eigenen Realität auseinanderzusetzen, nämlich dass er ein unehrlicher,
untreuer und unloyaler Mensch ist, der die gefühlsmäßige Verpflichtung gegenüber seiner
Partnerin nie respektiert hat. In diesem Fall wirkt seine krankhafte Eifersucht wie ein
Schutzschild, das ihn davon abhält, diese unglückliche Realität an sich selbst zu erkennen.
Diese Mechanismen der Verleugnung der nicht-alkoholischen Realität sind nichts anderes
als eine Form des Widerstands gegen Veränderungen. Der Alkoholiker, der in der Regel
ein egozentrisches und narzisstisches Individuum ist, d.h. er braucht unbedingt die
Bewunderung und den Respekt der anderen, wird die dunkle Seite seiner Persönlichkeit
nur sehr ungern akzeptieren. Wenn er zu seiner AA-Gruppe geht, wird er daher nie seine
eigenen Charakterfehler erwähnen, sondern seine langjährige Alkoholabstinenz betonen,
und er wird auch viel über die Fehler anderer Leute reden, aber nicht über seine eigenen.
Sie sehen den Splitter in ihrem eigenen Auge und nicht den Balken in ihrem eigenen.

Ich kann nicht sehen, nicht hören und nicht sprechen


In einem seiner Briefe (1966) erwähnt Bill W., Mitbegründer der AA, Folgendes: "Ich habe
einen zu großen Teil meines Lebens damit verbracht, über die Unzulänglichkeiten anderer
Leute nachzudenken. Dies ist eine subtile und perverse Form der Selbstzufriedenheit, die
es uns erlaubt, uns unserer eigenen Unzulänglichkeiten nicht bewusst zu werden.
"Eine subtile und perverse Form der Selbstbefriedigung". Was für eine meisterhafte Art,
den trockenen, betrunkenen Leugner seiner eigenen Realität zu zeichnen. In ihrem
Bestreben, sich der Veränderung zu widersetzen, verhalten sich diejenigen, die zwar mit
dem Trinken aufhören, sich aber ihren Fehlern nicht stellen wollen, wie bestimmte
Changos: einer, der sich die Augen zuhält (ich kann nicht sehen), ein anderer, der sich die
Ohren zuhält (ich kann nicht hören) und der letzte, der sich den Mund zuhält (ich kann nicht
sprechen).
Genau so ist der Verleugner seiner alkoholfreien Realität: Er will seine Fehler nicht sehen,
er will nicht auf sie hingewiesen werden, geschweige denn darüber sprechen.
Wer seine eigenen Unzulänglichkeiten nicht sehen will, spricht nie darüber und versucht
systematisch, das Thema zu vermeiden. Deshalb ist er damit beschäftigt, die Fehler der
anderen zu sehen. Entweder spricht er deshalb nur von seinen eigenen Erfolgen oder
prahlt damit, wie viele Jahre er schon keinen Alkohol mehr getrunken hat. Deshalb ist er
mehr damit beschäftigt, den 12. Schritt zu üben, als einen vierten Schritt zu tun. Er ist
derjenige, der sagt, dass er keinen Psychiater oder Psychologen konsultieren oder zu
einem spirituellen Berater gehen muss, weil es ihm zu schwer fällt, über sich selbst zu
sprechen, oder weil er zu viel Angst hat, sich einer Realität zu stellen, die ihm Angst macht
und die er nicht akzeptieren will.
Sie wollen auch nicht, dass andere mit ihnen über ihre Charakterschwächen sprechen (ich
höre nichts). Viele Alkoholiker auf dem Weg der Genesung regen sich auf, weil andere
Bemerkungen über ihre Einstellung oder ihr Verhalten machen, und fühlen sich dann von
Gleichaltrigen angegriffen, oder sie fühlen sich auf dem Podium angegriffen, wenn jemand
Charakterfehler anspricht, die sie nicht akzeptieren wollen.
Genauso wie sie früher wütend wurden, als sie in der Phase des aktiven Trinkens waren
und jemand sie auf ihren Alkoholkonsum ansprach, sind sie jetzt, da sie mit dem Trinken
aufgehört haben, genauso verärgert, wenn ihr Ehepartner, ein naher Verwandter oder ein
Freund mit ihnen über den Defekt oder das unangemessene Verhalten spricht, das sie zu
ändern vorschlagen. Wie viele haben schon einen Freund verloren oder ein enges
Familienmitglied entfremdet, nur weil sie es nicht ertragen können, dass man ihnen ihre
Unzulänglichkeiten, die sie nicht zu ändern bereit sind, vorhält.
Das Unterbewusstsein oder der untergetauchte Teil des Eisbergs
Was man an der Realität nicht akzeptieren will, wird im Unbewussten gespeichert. Die drei
genannten Abwehrmechanismen (Verleugnung, Rationalisierung und Projektion) sind
unbewusst, d. h. es handelt sich nicht um vorsätzliche Handlungen mit dem Ziel, etwas
nicht bewusst zu akzeptieren, sondern um automatische Mechanismen der Persönlichkeit,
die das Ich schützen wollen. Wer etwas leugnet oder rationalisiert, lügt nicht und betrügt
auch niemanden, er klammert sich nur an ein idealisiertes Selbstbild, das ihn vor dem Leid
schützt, das die objektive Realität verursacht.
Dies lässt sich besser verstehen, wenn wir uns das Bild eines Eisbergs vor Augen führen,
jener riesigen Eisblöcke, die in den arktischen und antarktischen Meeren treiben. Wenn wir
sie aus der Ferne betrachten, sehen wir nur den Teil, der aus dem Meer auftaucht. Wenn
wir näher herangehen und nach unten tauchen, um es besser zu sehen, werden wir
feststellen, dass der untergetauchte (verborgene) Teil viel größer ist als der sichtbare Teil.
Die Beweggründe für menschliches Verhalten sind vergleichbar mit einem Eisberg. Die
bewussten Beweggründe für unser Verhalten entsprechen dem sichtbaren Teil des
Eisbergs, während die unbewussten Beweggründe, derer wir uns nicht bewusst sind, dem
untergetauchten Teil entsprechen und viel häufiger sind als die bewussten Beweggründe.
Alkoholismus, Drogenabhängigkeit und Co-Abhängigkeit sind Krankheiten der
Verleugnung. Da die meisten Verleugnungen unbewusst ablaufen, sind sich Alkoholiker,
Drogenabhängige und Co-Abhängige ihrer Verleugnung nicht bewusst, wenn sie stattfindet,
daher ist es wichtig, die Verleugnung so bald wie möglich in die Realität zu bringen. Dies
wird durch bestimmte psychotherapeutische Techniken erreicht, die darauf abzielen, die
Abwehrmechanismen zu zerstören.
Wenn ein Mensch einen Partner wählt, hat er oder sie eine bewusste Motivation und viele
unbewusste Motivationen. Die bewusste Motivation könnte lauten: "Ich will schon eine
Freundin haben" oder "Ich will schon heiraten", aber die Wahl des Partnertyps wird von
vielen unbewussten Motivationen beeinflusst: Vielleicht wird ein Partner gewählt, der der
Mutter des Probanden sehr ähnlich ist, oder es ist möglich, dass eine sehr unterwürfige
oder psychologisch starke Person gewählt wird. Alle diese Motivationen sind unbewusst
und haben ihren Ursprung in der psychobiografischen Geschichte des Einzelnen, die auf
die frühesten Erfahrungen seines Lebens zurückgeht.
Wenn der Alkoholiker aufgefordert wird, mit dem Trinken aufzuhören und sich einer
Behandlung zu unterziehen, fühlt er sich angegriffen und beleidigt, weil er seinen
Alkoholismus leugnet. Wenn diese Person behauptet, kein Alkoholiker zu sein, und
verspricht, ihn "runterzukriegen", lügt oder betrügt sie nicht. Der
Verleugnungsmechanismus schützt sein Selbst davor, als bösartig, degeneriert oder sozial
stigmatisiert zu gelten, und sein ideales Selbst möchte ein gesellschaftlich akzeptiertes
Individuum sein, das trinken kann wie alle anderen.
Wenn der Alkoholiker in eine existenzielle Krise gerät, die durch seinen Alkoholismus
ausgelöst wird (Tiefpunkt), kommt es zu einer sehr intensiven inneren emotionalen
Erschütterung, die seine Abwehrmechanismen durchbricht und es ihm ermöglicht, seine
alkoholische Realität zu akzeptieren.
Etwas Ähnliches geschieht mit der nichtalkoholischen Realität, wenn der Patient bereits
eine Entziehungskur begonnen hat oder einer AA-Gruppe beigetreten ist. Obwohl er seinen
Alkoholismus akzeptiert, leugnet er weiterhin bestimmte Anzeichen seiner neurotischen
Bereiche, weil er in diesen Abwehrmechanismen verhaftet ist, um sein ideales Selbst zu
schützen. In diesen Fällen muss der Patient bestimmten psychotherapeutischen Techniken
unterzogen werden, um seine Abwehrmechanismen zu durchbrechen. Feedback, Katharsis
und der Druck, der von einer AA-Gruppe auf den genesenden Alkoholiker ausgeübt wird,
können ebenfalls dazu beitragen, diese Mechanismen zu durchbrechen.
In seinem Buch Del sufrimiento a la paz (Vom Leiden zum Frieden) sagt Ignacio Larrañaga
Folgendes über das Unbewusste: "Das Bewusstsein ist wie eine winzige Insel von wenigen
Quadratkilometern Größe, die sich inmitten eines Ozeans von unergründlicher Tiefe und
schier unendlichen Horizonten befindet. Diesen Ozean nennt man das Unterbewusstsein.
Nichts ist für das Auge sichtbar. Alles ist ruhig. Aber tief im Inneren ist alles Bewegung und
Bedrohung. Es gibt schlafende Vulkane, die plötzlich ausbrechen können, verborgene
Energien, die die Seele eines Wirbelsturms zurückhalten, treibende Kräfte, die die Saat des
Lebens oder des Todes enthalten.
Pater Larrañaga fährt fort: "Der Mensch ist im Allgemeinen ein Schlafwandler, der geht,
sich bewegt, handelt, aber er schläft. Sie tendiert in eine Richtung und weiß oft nicht,
warum. Hier stürmt er herein, dort schreit er; jetzt rennt er, später bleibt er stehen; er
begrüßt diesen, weist jenen zurück, weint, lacht, singt; jetzt ist er traurig, später glücklich:
das sind im Allgemeinen reflexartige Handlungen und nicht voll bewusst. Manchmal hat
man den Eindruck, eine Marionette zu sein, die von geheimnisvollen und unsichtbaren
Fäden gezogen wird".

Die Hilfe von Psychiatrie und Psychotherapie


Wer als Nicht-Alkoholiker seine Realität verleugnet, wird ein verarmtes, mittelmäßiges und
unangepasstes Leben führen, weil er die Realität auf persönlicher, zwischenmenschlicher
und umweltbezogener Ebene nicht richtig einschätzt. Dies führt dazu, dass Sie unter einem
anhaltenden Syndrom der trockenen Trunkenheit leiden. Da diese Mechanismen
unbewusst sind, ist es sehr schwierig, sie zu durchbrechen. Neben dem 12-Schritte-
Programm ist die Hilfe der Psychiatrie und der Psychotherapie durch spezifische Techniken
erforderlich, um diese Abwehrmechanismen zu durchbrechen.
Vergessen Sie nicht, was Bill W. erwähnte. in seinem Buch AA Comes of Age über
Psychiatrie und Verleugnung: "Wir Betrunkenen sind Meister im Rationalisieren und
Ausredenfinden. Es ist die Aufgabe des Psychiaters, unter unseren Vorwänden nach den
tieferen Ursachen für unser Verhalten zu suchen. Obwohl wir keine Ausbildung in
Psychiatrie haben, können wir nach einer Zeit bei den Anonymen Alkoholikern erkennen,
dass unsere Motive nicht so waren, wie wir dachten, und dass wir von Kräften motiviert
wurden, die uns vorher unbekannt waren. Wir sollten uns daher sehr für das Beispiel der
Psychiatrie interessieren, es wertschätzen und versuchen, es zu nutzen.
Und diese Ausgabe, Bill W. Er ergänzt dies in einem seiner Briefe aus dem Jahr 1966: "Die
spirituelle Entwicklung durch die 12-Schritte-Technik kann zusammen mit der Hilfe eines
guten Sponsors normalerweise die meisten tieferen Gründe für unsere Charakterfehler
aufdecken, zumindest in einem Maße, das unseren praktischen Bedürfnissen entspricht.
Dennoch sollten wir dankbar sein, dass unsere Freunde aus der Psychiatrie so
nachdrücklich auf die Notwendigkeit hingewiesen haben, nach falschen und oft
unbewussten Motiven zu suchen".
Die wichtigsten Spezialtechniken, die von der Psychiatrie eingesetzt werden, um die
Abwehrmechanismen von Suchtpatienten zu durchbrechen, sind die psychoanalytisch
orientierte Psychotherapie, die dynamische Gruppenpsychotherapie, das Psychodrama, die
Gestalttherapie, einige konfrontative Gruppentechniken wie die Heiße Bank, das
Soziodrama, die therapeutische Filmdiskussion, die Konfrontationstechniken, die
Konfrontationstherapie, die psychoanalytische Therapie, die psychoanalytische
Psychotherapie, die Psychoanalyse und die Psychoanalyse.Die wichtigsten
Spezialtechniken, die von der Psychiatrie eingesetzt werden, um die Abwehrmechanismen
der Süchtigen zu durchbrechen, sind u. a. die psychoanalytisch orientierte Psychotherapie,
die dynamische Gruppenpsychotherapie, das Psychodrama, die Gestalttherapie,
konfrontative Gruppentechniken wie die "heiße Bank", das Soziodrama, die therapeutische
Filmdiskussion, die Konfrontationstechniken, die Marathontherapie und die Videotherapie.
Die Verleugnung der süchtigen Realität ist ein strukturelles Symptom des Alkoholismus. Die
nicht-alkoholische Realitätsverleugnung ist ein strukturelles Symptom der Neurose. Der
Alkoholiker ist ein Süchtiger und ein Neurotiker, so dass er seine Verleugnung zweimal
überwinden muss. Erstens, zu akzeptieren, dass er ein Alkoholiker oder Süchtiger ist, und
sobald er es schafft, alkohol- und/oder drogenfrei zu werden, zu akzeptieren, dass er in
seiner Fähigkeit, mit Gefühlen umzugehen, krank ist, dass er ein emotionaler
Unbeherrschter ist, der alle neurotischen Bereiche, die um seine Sucht herum gravitieren,
überwinden muss, um emotional zu wachsen und so die Reife zu erlangen, die zusammen
mit seiner Alkohol- und/oder Drogenabstinenz die beiden wesentlichen Elemente für sein
emotionales Wachstum darstellen.Er muss die neurotischen Bereiche, die um seine Sucht
herum kreisen, überwinden, um emotional zu wachsen und so die Reife zu erlangen, die
zusammen mit seiner Alkohol- und/oder Drogenabstinenz die beiden wesentlichen
Elemente für das Erreichen wahrer Nüchternheit darstellen.
Wir schließen mit einem Zitat von Bill W. der auf dieses Symptom der trockenen
Trunkenheit anspielt: "Der perverse Wunsch, ein schlechtes Motiv unter einem guten zu
verbergen, durchdringt die menschlichen Angelegenheiten von oben bis unten. Diese
subtile und schwer fassbare Art von Pharisäertum kann die Grundlage für die kleinste
Handlung oder den kleinsten Gedanken sein. Täglich zu lernen, diese Unzulänglichkeiten
zu erkennen, anzuerkennen und zu korrigieren, ist die Essenz der Charakterbildung und
eines guten Lebens.
Kapitel 12
Symptom Nummer 10
Transformieren statt verändern
Substitution von Alkohol durch andere Drogen oder Suchtmittel

Viele Alkoholiker hören mit dem Trinken auf, bleiben aber von anderen Substanzen oder
anderen süchtigen Verhaltensweisen abhängig. Dies verhindert nicht nur die Nüchternheit,
sondern sie haben es auch versäumt, ihre Suchtkrankheit in den Griff zu bekommen und
haben sich einfach eine neue Verkleidung zugelegt.
Vor einigen Jahren bot ein Mann in einem kleinen Dorf allen Bewohnern der Gemeinde an,
ihre alten Fernsehgeräte gegen einen bestimmten Geldbetrag aufzurüsten. Die braven
Einheimischen hielten das für eine wunderbare Sache, denn für viel weniger als die Kosten
eines neuen Fernsehers konnten sie ihre Receiver aufrüsten. Als sie ihre aufgerüsteten
Geräte erhielten, waren sie unangenehm überrascht, dass sich nur das äußere Gehäuse
des Geräts geändert hatte, der Fernseher aber immer noch die gleichen Mängel aufwies
wie zuvor.
Ich habe nie erfahren, ob der Betrüger gefasst und bestraft wurde, aber das ist relevant,
weil viele Alkoholiker, die mit dem Trinken aufhören, genau dasselbe tun wie der Betrüger
in der Anekdote: Sie versprechen eine Veränderung, aber es ist nur eine oberflächliche
Veränderung, so dass alles beim Alten bleibt. Diese Alkoholiker, die einfach eine Droge
gegen eine andere austauschen, betrügen sich selbst, ihre Familie und die Menschen, die
so viel von ihnen erwarten; sie sind trockene Alkoholiker.
Das Gleiche passiert mit einigen Drogenabhängigen, die ihre Lieblingsdroge aufgeben,
aber auf Alkohol umsteigen, genau wie bei Alkoholikern; der Wechsel von einer Droge zur
anderen löst das Suchtproblem nicht, sondern gibt ihm nur eine neue Verkleidung. Wie der
Volksmund sagt: "Die gleiche Katze, aber mit dem Rücken zur Wand".

Der süchtig machende Kopf des Drachens


Vergessen Sie nicht die Metapher des zweiköpfigen Drachens, mit dem wir die
Suchterkrankung verglichen haben. Die Sucht ist wie ein Drache, dem man zwei Köpfe
abschlagen muss, um ihn zu besiegen: den süchtigen Kopf und den neurotischen Kopf.
Der süchtige Kopf steht für die Krankheit des Alkoholikers: Er ist ein chemisch Abhängiger,
der potenziell von jeder Substanz abhängig ist, die in seinem Gehirn künstliche Paradiese
hervorrufen kann. Aber nicht nur von solchen Substanzen, sondern auch von allen
Verhaltensweisen, die das Belohnungszentrum des Gehirns stimulieren können, wie
Glücksspiel oder zwanghafter Sex, ist es potenziell abhängig.
Der neurotische Kopf steht für die psychosozialen Konflikte des Alkoholikers, d. h. für seine
emotionale Unbeherrschtheit und das Umfeld, das den Alkohol- und/oder Drogenkonsum
begünstigt.
Damit ein Alkoholiker wirklich genesen und nüchtern werden kann, muss er mit dem
Konsum von Suchtmitteln aufhören, psychologisch reifen, um seine Emotionen besser in
den Griff zu bekommen, und sein Umfeld und seine Freunde so verändern, dass sie nicht
mehr mit Alkohol und Drogen in Berührung kommen.
Wenn ein Alkoholiker einfach aufhört zu trinken, aber seine neurotischen Konflikte nicht
überwindet, fällt er in das Dry-Drunk-Syndrom.
Wenn ein Alkoholiker den Alkohol aufgibt, ihn aber durch eine andere Substanz oder ein
anderes Suchtverhalten ersetzt, ist er nicht nur nicht in der Lage, emotional zu reifen,
sondern er hat es auch versäumt, seine Suchterkrankung zu kontrollieren. Diesen
Alkoholikern ist es nicht gelungen, dem Drachen einen seiner Köpfe abzuschlagen.

Belohnungsdefizit-Belohnungssyndrom
Der Alkoholiker ist chemisch abhängig. Das bedeutet, dass er nicht nur an einer
spezifischen Alkoholabhängigkeit leidet, sondern auch an einer neurochemischen Störung
des Gehirns, die sich in Form einer Suchterkrankung manifestiert. Das heißt, der
Alkoholiker manifestiert seine Suchterkrankung durch Alkohol (so wie der Kokainsüchtige
seine Suchterkrankung durch Kokainkonsum oder der Heroinsüchtige durch Heroinkonsum
manifestiert). Die moderne Biopsychiatrie hat eine Hypothese entwickelt, die auf den
neuesten Erkenntnissen der Genetik und der Neurochemie des Gehirns beruht, nämlich die
Theorie des Belohnungsdefizitsyndroms (siehe Libberaddictus, 48).
Diese Theorie besagt, dass alle Süchtigen einen genetischen Defekt haben, der bewirkt,
dass ihr Gehirn weniger von bestimmten Substanzen, den so genannten Neurotransmittern,
produziert. Eine der Funktionen dieser Stoffe besteht darin, ein Gefühl des Wohlbefindens
hervorzurufen, d. h. den Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Eine dieser Substanzen ist
Dopamin, das der wichtigste Neurotransmitter zu sein scheint, der für die Stimulierung des
als Belohnungszentrum bezeichneten Teils des Gehirns verantwortlich ist.
Menschen mit diesem Gendefekt produzieren weniger Dopamin als normal, so dass sie
Substanzen zu sich nehmen müssen, die den Spiegel von Dopamin und verwandten
Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin, Endorphinen und Gamma-
Aminobuttersäure erhöhen.
Verschiedene Untersuchungen auf dem Gebiet der Biopsychiatrie und insbesondere der
Suchtforschung haben gezeigt, dass Alkoholiker diesen Gendefekt haben, der auch bei
anderen Arten von Süchten wie Kokainsucht, Amphetamin- und Methamphetaminsucht,
Spielsucht oder Esssucht festgestellt wurde.
Alkohol, Kokain, Amphetamine und andere Drogen sind Substanzen, die beim Konsum
einen Anstieg dieser Neurotransmitter verursachen. Menschen mit diesem Gendefekt
verspüren beim Konsum dieser Substanzen eine sehr intensive lustvolle Wirkung und
konsumieren diese Drogen daher häufig und intensiv, bis sie süchtig danach werden.
Das Interessanteste an dieser Forschung über das Belohnungsdefizitsyndrom ist, dass
dieser Gendefekt auch bei Menschen mit süchtigem Verhalten gefunden wurde:
zwanghafter Sex, zwanghaftes Glücksspiel und zwanghaftes Überessen.
Es gibt eine große Ähnlichkeit zwischen dem zwanghaften Spieler und dem
Kokainabhängigen: Die Besessenheit des zwanghaften Spielers ist der intensive
Nervenkitzel des Glücksspiels. Dieses intensive Gefühl ist das Ergebnis einer
Dopaminausschüttung, die das Belohnungszentrum des Gehirns stimuliert. Kliniker haben
die Ähnlichkeit zwischen dem euphorischen Erregungszustand des Glücksspielers und dem
beschleunigten Zustand des Kokainintoxikanten hervorgehoben. Der zwanghafte Spieler
entwickelt eine Toleranz, bei der er ein größeres Risiko eingehen und höhere Einsätze
tätigen muss, um das gewünschte Maß an Erregung zu erreichen, und er erfährt Symptome
der Unterdrückung, wenn keine Maßnahmen zur Verfügung stehen. Eine kürzlich
durchgeführte Studie über Spielsüchtige ergab, dass 50,9 % von ihnen denselben
Gendefekt wie Alkoholiker aufweisen. Dieselbe Studie zeigte, dass bei zwanghaften
Spielern, die auch an Alkoholismus oder einer anderen Form der Drogenabhängigkeit litten,
der Prozentsatz der Träger des Gendefekts um 79 % anstieg.
Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass ein sexueller Orgasmus, eine Dosis Kokain
oder der zwanghafte Verzehr von Schokolade die Dopaminausschüttung in den
Belohnungsschaltkreisen des Gehirns ansteigen lassen.
All dies bedeutet, dass aus neurobiologischer Sicht Alkoholismus, Marihuana-, Kokain- oder
Methamphetaminabhängigkeit sowie bestimmte Verhaltenssüchte wie Sex, Glücksspiel
oder Esssucht verschiedene Erscheinungsformen ein und derselben Gehirnstörung sind,
nämlich der Suchterkrankung.
Deshalb sollte ein Alkoholiker (oder jede andere Art von Süchtigem) nicht denken, dass die
einzige Lösung für sein Problem darin besteht, den Alkohol aufzugeben, sondern dass er
alle seine Suchttendenzen überwinden muss (in vielen Artikeln ist von der süchtigen
Persönlichkeit die Rede, von der man ursprünglich annahm, dass sie eine
Persönlichkeitsstörung sei, von der man heute aber sicher weiß, dass sie die primäre
Hirnstörung eines jeden Süchtigen ist).
Diese Suchttendenzen des Alkoholikers führen dazu, dass er, wenn er den Alkohol aufgibt,
die natürliche Trägheit hat, ihn durch eine andere Droge zu ersetzen, weil er das
angeborene Bedürfnis hat, das Lustzentrum seines Gehirns mit bestimmten Substanzen zu
stimulieren. Wenn Sie also auf Alkohol verzichten, können Sie Nikotin, Marihuana, Kokain,
Beruhigungstabletten, Essen, Sex oder zwanghaftes Glücksspiel durch etwas anderes
ersetzen, was eine Form des trockenen Saufens ist.

Substitutionsdrogen: harte und weiche Drogen


Die Drogen, mit denen der Alkoholiker den Alkohol zu ersetzen versucht, können in weiche
und harte Drogen unterteilt werden.
Die wichtigsten weichen Drogen sind Koffein und Nikotin, die wichtigsten harten Drogen
sind Marihuana, Kokain, Amphetamine, flüchtige Inhalationsmittel, halluzinogene Pilze,
Beruhigungspillen, Acid (LSD), Designerdrogen (wie Ecstasy oder Crystal Meth) oder
Opiumderivate wie Heroin oder betäubende Schmerzmittel (Nubain, Darvon, Temazin,
Temazin).(LSD), Designerdrogen (wie Ecstasy oder Crystal Meth) oder Opiumderivate wie
Heroin oder narkotische Schmerzmittel (Nubain, Darvon, Temgesic, Demerol).
Weiche Drogen
Wir bezeichnen Koffein und Nikotin als weiche Drogen, weil es sich um legale Drogen
handelt, die das Verhalten des Einzelnen nicht beeinflussen und gesellschaftlich akzeptiert
sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich um harmlose Stoffe handelt, d. h. dass sie
keinen Schaden anrichten.
Als kranker Süchtiger ist jeder Alkoholiker zwanghaft und seine bevorzugten Ersatzdrogen
sind weiche Drogen: Kaffee und Nikotin.
In den Gruppen der Anonymen Alkoholiker werden diese beiden Ersatzdrogen auf
traditionelle Weise verwendet. Ein übermäßiger Konsum kann jedoch die Gesundheit
ernsthaft schädigen, auch wenn er sich nicht auf das Verhalten des Menschen auswirkt.
Und da Alkoholiker von Natur aus zwanghaft sind, neigen sie dazu, diese Substanzen
exzessiv zu konsumieren.
Die meisten Alkoholiker rauchten, als sie tranken. Wenn sie aufhören zu trinken, erhöhen
sie in der Regel ihre tägliche Nikotindosis. Viele nicht rauchende Alkoholiker fangen an zu
rauchen, wenn sie keinen Alkohol mehr trinken.
Die Tabakabhängigkeit ist ein ebenso schwerwiegendes Gesundheitsproblem wie der
Alkoholismus. Glücklicherweise sind sich die Anonymen Alkoholiker in letzter Zeit immer
mehr dieser schweren Sucht bewusst, und immer mehr Gruppen sind inzwischen rauchfrei.
Dennoch sind viele genesende Alkoholiker immer noch schwer tabakabhängig und rauchen
im Durchschnitt zwischen 20 und 50 Zigaretten pro Tag.
Tabak enthält drei sehr gesundheitsschädliche Stoffe: Kohlenmonoxid, das für die gefäß-
und herzschädigenden Wirkungen des Rauchens verantwortlich ist, Teer, der Krebs
verursacht, und Nikotin, das für die belohnende und süchtig machende Wirkung
verantwortlich ist. Die letztgenannte Substanz stimuliert beim Rauchen das Lustzentrum
des Gehirns.
Eine weitere wichtige giftige Substanz im Tabak ist der Rauch. Rauch schadet nicht nur
dem Raucher selbst, sondern auch den Menschen, die sich in der Nähe des Rauchers
aufhalten, den so genannten Passivrauchern, denn wenn sie den Rauch des anderen
Rauchers einatmen, sind auch sie betroffen. Tabakrauch enthält 4000 Substanzen, von
denen 1200 giftig sind. Zu den wichtigsten gehören Kohlenmonoxid und -dioxid, Ammoniak,
flüchtige Nitrosamine, Stickoxide, Blausäure, Schwefelderivate und Nitrite, flüchtige
Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde und Ketone sowie Nikotin und Teere.
Zu den Komplikationen bei Tabakabhängigen gehören die folgenden:
1. Geringere Lebenserwartung.
2. Neigung zur Obstruktion von Koronararterien, Hirnarterien und peripheren Gefäßen.
3. Beschleunigung oder Verschlimmerung der Arteriosklerose.
4. Chronische Erkrankungen der Atemwege: Sinusitis, Laryngitis, Bronchitis,
Emphysem und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
5. Krebs der Lunge, des Kehlkopfes, des Mundes, der Speiseröhre, der Blase und der
Bauchspeicheldrüse.
6. Potenzierung der Wirkung bestimmter krebserregender Umweltstoffe (Asbest,
Schwefeloxid usw.).
7. Verminderte Fruchtbarkeit bei Frauen und vermehrte Fehlgeburten.
8. Fötales Syndrom aufgrund von Tabakkonsum in der Schwangerschaft: niedriges
Geburtsgewicht, erhöhte perinatale Sterblichkeit und Totgeburten.
9. Magengeschwür.
10. Schlafstörungen, Depressionen, Reizbarkeit und Angstzustände.
11. Verschlimmerung früherer Krankheiten, wie z. B. Kollagenopathien.
12. Veränderung der Wirkung einiger Medikamente wie Analgetika, Theophyllin,
Imipramin, Benzodiazepine, wodurch ihre pharmakologische Wirkung verringert
wird.

Das Rauchen einer Packung pro Tag erhöht das Risiko für:
1. Sterben an Lungenkrebs (100%) oder einer anderen Krebsart (200%).
2. Leidet an chronischen Atemwegserkrankungen (400 %).
3. Verhärtung der Arterien und Venen (150 %) und damit das Risiko einer Hirn- oder
Lungenembolie.
4. Sie leiden an oralen Läsionen (Leukoplakie), die eine Vorstufe von Krebs sind.
5. Zahnschäden (gelblich-braune Verfärbung, Verlust von Zahnschmelz und
Erweichung des Zahnfleisches).
Wie man sieht, birgt das Rauchen ein großes Risiko für die Gesundheit und das Leben. Es
sollte nicht vergessen werden, dass Alkohol und Tabak Jahr für Jahr die beiden Drogen
sind, die weltweit die meisten Krankheiten und Todesfälle verursachen.
Auch die andere weiche Droge, der Kaffee, ist in allen AA-Gruppen allgegenwärtig, und es
gibt sogar einen offiziellen Kaffeemacher in der Gruppe, der dafür zuständig ist, seinen
Mitgliedern Kaffee zu servieren.
Kaffee ist nicht so schädlich wie Tabak, und wenn er in mäßigen Mengen konsumiert wird,
hat er eigentlich keine unerwünschten Wirkungen; leider veranlasst die zwanghafte
Tendenz des Alkoholikers ihn dazu, Kaffee in übermäßigen Mengen zu konsumieren, was
zu Schäden führen kann.
Die wichtigsten Störungen, die durch übermäßigen Kaffeekonsum (mehr als drei Tassen
Bohnenkaffee pro Gelegenheit) verursacht werden können:
1. Unruhe, Nervosität und Aufregung.
2. Schlaflosigkeit.
3. Rötungen im Gesicht.
4. Reizung des Magens.
5. Beschleunigung von Sprache und Denken.
6. Verringerung der Müdigkeit.
7. Herzrhythmusstörungen.
8. Psychomotorische Unruhe.
9. Sucht.

Harte Drogen
Die am häufigsten konsumierten harten Drogen unter Alkoholikern, die mit dem Trinken
aufhören, sind Marihuana, Kokain, Beruhigungstabletten und Methamphetamine. In
geringerem Maße flüchtige Inhalationsmittel (Zement), Halluzinogene (Säuren, Pilze,
Peyote) und Opiumderivate (Heroin und narkotische Schmerzmittel).
Marihuana (Pot, Weed) ist eine neurotoxische Droge. Das bedeutet, dass er bei
regelmäßigem und dauerhaftem Konsum das Gehirn schädigen und die geistigen
Funktionen und das Verhalten beeinträchtigen kann. Der Wirkstoff in Marihuana ist 9-Delta-
Tetrahydrocannabinol. Je höher die Konzentration dieser Substanz in der Droge ist, desto
stärker ist die Wirkung und desto mehr Schaden verursacht sie.
Es gibt verschiedene Arten von Marihuana, je nach der Konzentration von Cannabinolen.
Marihuana hat eine 9-Delta-Tetrahydrocannabinol-Konzentration von 3 %. Haschisch (das
gummiartige Harz aus den Blüten der weiblichen Pflanzen) ist die Form von Marihuana mit
der höchsten Konzentration an Cannabinolen (7 bis 24 %).
Fast unmittelbar nach dem Rauchen von Marihuana zeigen sich Rauschzustände,
Mundtrockenheit, Herzrasen, Ungeschicklichkeit in der Bewegungs- und
Gleichgewichtskoordination, langsame Reaktionen und Reflexe sowie eine Rötung der
Augen. Diese Auswirkungen können zu Problemen bei der visuellen und motorischen
Koordination führen und es den Betroffenen erschweren, komplexe Aufgaben auszuführen.
Sie verändern die Wahrnehmung und setzen den Verbraucher der Gefahr von
Verkehrsunfällen aus. Langfristiger Konsum führt zu den gleichen Problemen wie das
Rauchen, d. h. zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Hinzu kommt eine erhöhte
Infektionsneigung aufgrund der Schädigung des Immunsystems, ein fötales Syndrom bei
Kindern von Müttern, die während der Schwangerschaft Marihuana geraucht haben,
Sterilitätsprobleme bei männlichen Konsumenten aufgrund einer verminderten
Spermienproduktion und, am schwerwiegendsten und häufigsten, Hirnfunktionsstörungen
mit einer Abnahme der intellektuellen Funktionen und existenzieller Demotivation, die dazu
führen, dass Marihuanakonsumenten die Schule oder den Beruf abbrechen.Das
schwerwiegendste und häufigste Problem sind Hirnfunktionsstörungen mit einer Abnahme
der intellektuellen Funktionen und existenzieller Demotivation, die dazu führen, dass
Marihuanakonsumenten die Schule oder den Beruf abbrechen (Amotivations-Syndrom).
Schließlich können akute und chronische psychiatrische Störungen auftreten, wobei das
Bild des Wahnsinns dem der Schizophrenie sehr ähnlich ist.
Kokain ist eine weitere harte Droge, die häufig anstelle von Alkohol konsumiert wird. Bei
dieser Substanz handelt es sich um ein Stimulans für das Gehirn, das in Form von Pulver
durch die Nase geschnupft, in Form von Crack geraucht oder direkt in die Vene injiziert
werden kann. Es handelt sich um eine hochgradig süchtig machende Droge, deren Konsum
ein sehr starkes Verlangen hervorruft, das die Person dazu zwingt, immer mehr von der
Droge zu konsumieren und immer öfter. Es verursacht einen Zustand der Beschleunigung
mit Reizbarkeit und Aggressivität, Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen, die im Falle
einer Überdosierung zum plötzlichen Tod führen können. Außerdem verursacht es
Bluthochdruck, Hirnembolien und Hirnblutungen sowie die als Kokainpsychose bekannte
Geisteskrankheit.
Eine andere Art von Drogen, die erst seit kurzem verwendet wird, sind Amphetamine. Die
am häufigsten konsumierten Drogen sind Ecstasy (Tachas) und Crystal Meth (Ice), die von
Jugendlichen konsumiert werden, obwohl auch Erwachsene zu Konsumenten geworden
sind. Die Droge erzeugt ein intensives und angenehmes Gefühl der unmittelbaren
Stimulation, das mehrere Minuten oder sogar Stunden anhält. Außerdem führt es zu
Schlaflosigkeit, erhöhter körperlicher Aktivität, übermäßiger Geselligkeit und einer Tendenz
zu körperlicher Nähe sowie zu vermindertem Appetit. Zu den medizinischen Problemen, die
durch längeren und übermäßigen Konsum verursacht werden, gehören erhöhte
Körpertemperatur, Krämpfe, erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck, Schädigung der
Blutgefäße im Gehirn und Schlaganfälle, erhöhte Ansteckungsgefahr mit dem AIDS-Virus
aufgrund der sexuellen Promiskuität dieser Drogen, gewalttätiges Verhalten,
Angstzustände, Reizbarkeit, Verwirrung, starke Paranoia und Halluzinationen.
Viele Alkoholiker wechseln vom Alkohol zu Beruhigungstabletten wie Valium, Ativan oder
Rohypnol, um Angstzustände und Schlaflosigkeit zu lindern. Manchmal verschreibt der Arzt
sie vorübergehend, aber dann nimmt der Alkoholiker sie selbst ein. Diese Substanzen, die
Benzodiazepine genannt werden, sind Mittel zur Depression des zentralen Nervensystems
und haben eine ähnliche Wirkung wie Alkohol, so dass der Betroffene nach und nach
höhere Dosen der Droge benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen, die mit einer
niedrigeren Dosis erreicht wurde. Dies ist ein fortschreitendes Phänomen, das mit einer
Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln endet, deren Auswirkungen und Folgen denen des
Alkoholikers sehr ähnlich sind, wenn er oder sie getrunken hat. Es ist sehr heikel und
riskant, Alkoholikern diese Art von Medikamenten zu verschreiben. Daher sollte es von
einem Spezialisten mit viel Erfahrung in der Behandlung von Süchtigen und für einen
kurzen Zeitraum verschrieben werden.
Wie bereits erwähnt, sind andere Drogen, die Alkohol ersetzen können, Halluzinogene
(Säure, Pilze und Peyote), Lösungsmittel (aktiv) und Opiumderivate, sowohl natürliche als
auch synthetische (Morphin, Heroin, narkotische Schmerzmittel).
Viele Alkoholiker glauben, dass sie nur vom Alkohol abhängig sind und dass sie auch
andere Drogen in der Gesellschaft konsumieren können. Nichts könnte falscher sein als
dies. Vergessen Sie nicht, dass die eigentliche Krankheit des Alkoholikers seine
Suchterkrankung ist, die in seinem kranken Gehirn liegt, und dass die Neigung, eine Droge
durch eine andere zu ersetzen, nichts anderes ist als trockener Rausch.
Kapitel 13
Symptom Nummer 11
Die Anbeter des goldenen Kalbes
Fehlende oder sehr verarmte Spiritualität mit intellektueller Arroganz, einer Tendenz zu
Materialismus und wenig oder keinem Glauben.

Das eigentliche Ziel der Rehabilitation eines Alkoholikers ist seine ganzheitliche Genesung,
d. h. seine körperliche, geistige, soziale und spirituelle Genesung. Manche erreichen nur
die ersten drei Stufen und sind an eine intellektuelle Arroganz und einen extremen
Materialismus gekettet, der ihre Spiritualität verkümmern lässt und sie an wahrer Befreiung
hindert.
So wie die Alkoholkrankheit bis zum Tod fortschreitet, so ist auch die Rehabilitation
progressiv und das Wachstum hat keine Grenzen. Aus diesem Grund muss die Genesung
von einer Suchterkrankung die vier Ebenen erreichen, aus denen sie besteht: der
physischen (Entgiftung und Behandlung medizinischer Komplikationen), der psycho-
emotionalen (Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz und Überwindung ungelöster neurotischer
Konflikte), der psycho-sozialen (Wiedergutmachung von Schäden, Versöhnung mit
geliebten Menschen und soziale Verbesserung auf allen Ebenen) und schließlich der
spirituellen Ebene (Akzeptanz der Suchtkrankheit).Schließlich die spirituelle Ebene
(Akzeptanz einer Macht, die über einen selbst hinausgeht, Stärkung des Glaubens und
Überwindung des Materiellen).
Was wir bei der Genesung vieler Alkoholiker beobachtet haben, ist, dass ihre Genesung
selbst eine Selbstgenügsamkeit hervorbringt, die sie zu einer Art intellektueller Arroganz
führt, und sie entwickeln die Überzeugung, dass sie alles sich selbst zu verdanken haben,
dass sie zeitgemäß denken, sehr modern und völlig frei sind und dass sie sich nicht auf
Überzeugungen stützen müssen, für die es keinen wissenschaftlichen Beweis gibt. Dies ist
eine Form der trockenen Trunkenheit, die sie zu einem solchen Maß an
Selbstgenügsamkeit führen kann, dass sie eine solche neurotische Allmacht entwickeln,
dass sie erstens die Gruppe verlassen ("Ich weiß alles und ich brauche es nicht") und
zweitens denken, dass sie geheilt sind und zum kontrollierten Trinken zurückkehren können
(eine große Zahl von Langzeitalkoholikern ist rückfällig geworden). Ich weiß alles und ich
brauche es nicht") und zweitens zu denken, dass sie geheilt sind und zum kontrollierten
Trinken zurückkehren können (eine große Zahl von Alkoholikern, die lange Zeit bei den AA
waren, sind rückfällig geworden). Oder sie leiden an einem unerträglichen
Überlegenheitskomplex, der sie dazu bringt, sich innerhalb und außerhalb ihrer Gruppe so
zu verhalten, als seien sie die Herren der Wahrheit.
Und Tatsache ist, dass viele Menschen in der Genesung mit trockener Trunkenheit lieber
von Geld, Macht, Sex und Prestige abhängig bleiben, als von einer transzendenten Macht.
In der AA-Literatur (Zwölf und Zwölf, S. 39) steht Folgendes:
Je mehr wir bereit sind, uns auf eine höhere Macht zu verlassen, desto unabhängiger
sind wir tatsächlich. Die in den Anonymen Alkoholikern praktizierte Abhängigkeit ist
daher in der Tat ein Mittel zur wahren geistigen Unabhängigkeit. In unserem täglichen
Leben ist es überraschend zu entdecken, wie abhängig wir wirklich sind und wie
unbewusst wir uns dieser Abhängigkeit sind. Jedes moderne Haus hat elektrische
Leitungen, die Strom und Licht ins Haus leiten. Wir sind fasziniert von dieser
Abhängigkeit und versuchen stets zu verhindern, dass ein Schaden entsteht, der uns
die Energieversorgung entzieht. Indem wir akzeptieren, dass wir von diesem
wissenschaftlichen Wunderwerk abhängig sind, genießen wir eine größere
persönliche Unabhängigkeit. Wir haben nicht nur eine größere Unabhängigkeit,
sondern auch mehr Komfort und Sicherheit. Die Energie fließt dorthin, wo wir sie
brauchen. Während wir in den meisten unserer weltlichen Angelegenheiten bereit
sind, dieses Prinzip der gesunden Abhängigkeit zu akzeptieren, widersetzen wir uns
oft hartnäckig, wenn wir es als Mittel zur Entwicklung des geistlichen Lebens
anwenden sollen. Es ist ganz klar, dass wir niemals Freiheit unter Gott erfahren
werden, solange wir nicht seinen Willen für uns suchen. Die Entscheidung liegt bei
uns.
Die oben genannten Ideen sind sehr klug. Man muss sie mehrmals lesen, um zu erkennen,
was wahre Befreiung ist: Je mehr ich von einer transzendenten Macht abhänge, desto
freier bin ich.
Aber andererseits ist die höhere Macht nicht das ausschließliche Monopol der Anonymen
Alkoholiker. Unabhängig von der Genesung von einer Suchterkrankung ist es für den
Menschen, ob Alkoholiker oder nicht, höchst wünschenswert, seine Spiritualität zu
entwickeln, um weiter zu wachsen. Die Armut des Geistes ist ein Problem unserer Zeit. Die
Krise der Werte stürzt den heutigen Menschen in diesen extremen Materialismus, der ihn
zum Anbeter des goldenen Kalbes macht.

Existenzielle Leere und die Abwesenheit von Spiritualität


Ein bedeutender Psychoanalytiker, der Begründer der Logotherapie, Viktor E. Frankl,
schreibt in Bezug auf unser Thema das Folgende:
In Wirklichkeit sind wir heute nicht mehr, wie zu Freuds Zeiten, mit einer sexuellen
Frustration konfrontiert, sondern mit einer existenziellen Frustration. Der typische
Patient unserer Tage leidet nicht so sehr, wie zu Adlers Zeiten, unter einem
Minderwertigkeitskomplex, sondern unter einem abgrundtiefen Komplex der
Sinnlosigkeit, begleitet von einem Gefühl der Leere, weshalb ich geneigt bin, von
einer existentiellen Leere zu sprechen.
Diese existenzielle Leere, dieser Mangel an Lebenssinn ist nichts anderes als die Folge
des Materialismus, in den der heutige Mensch versunken ist, dieser Entfernung von Gott
und dem Wunsch, ihn durch alles zu ersetzen, was man mit Geld kaufen kann (Vergnügen,
Sex, Frivolität, übermäßiger Konsum), durch Macht und durch die Fortschritte der
modernen Technologie. Aber bleiben wir bei Viktor Frankl:
Wenn ich gefragt werde, wie ich die Entstehung dieser existenziellen Leere erkläre,
biete ich in der Regel folgende Kurzformel an: Anders als die Tiere hat der Mensch
keine Instinkte, die ihm sagen, was er tun soll, und anders als die Menschen der
Vergangenheit hat der heutige Mensch keine Traditionen mehr, die ihm sagen, was er
sein soll. Indem er ignoriert, was er zu tun hat, und auch ignoriert, was er sein sollte,
scheint er oft nicht mehr zu wissen, was er im Innersten will. Und dann will er nur das,
was andere tun (Konformismus), oder er tut nur das, was andere wollen, was sie von
ihm wollen (Totalitarismus).
Dr. Frankls Studien gingen jedoch noch weiter. Neben Konformismus und Totalitarismus
(zwei Formen der psychosozialen Anpassung als Folge der Unwissenheit, was zu tun und
was zu sein ist) entsteht eine neue Form der Neurose als Folge der Wertekrise, der
Gewissenskonflikte und der existenziellen Frustration des Menschen. Diese Form der
Neurose (die Frankl als noogene Neurose bezeichnete) ist streng genommen eine andere
Form der Neurose als die traditionelle Neurose, die die Folge einer psychogenen
Erkrankung ist.
Frankl untersuchte auch das Phänomen des Alkoholismus und der Süchte als Folge eines
Mangels an Lebenssinn. Lasst es uns hören:
Wenn der Sinn des Lebens fehlt, dessen Erfüllung einen Menschen glücklich gemacht
hätte, versucht er, das Glücksgefühl über einen Umweg über die Chemie (Alkohol und
Drogen) zu erreichen. In der Tat ist das Glücksgefühl unter normalen Umständen
nicht das Ziel der menschlichen Tendenz, sondern nur eine Begleiterscheinung des
Erreichens dieses Ziels. Aber zufällig lässt sich diese Begleiterscheinung, dieser
"Effekt", auch "im Vorbeigehen" einfangen. Alkohol ist eine der Möglichkeiten, ebenso
wie die Drogensklaverei.
Mit anderen Worten: Der Alkohol- und Drogenmissbrauch ist nichts anderes als die Folge
der Sinnlosigkeit des Lebens, der existentiellen Leere und des Mangels an spirituellen
Werten, in der ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt, so Frankl. Studien von Schülern
Viktor Frankls haben gezeigt, dass 90 % der Alkoholiker einen ausgeprägten existenziellen
Leerekomplex haben. Bei den Drogenabhängigen trat diese existenzielle Leere in 100 %
der Fälle auf.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die existenzielle Leere und das Fehlen eines
Lebensprojekts mit transzendenten Zielen, die über die eigene Person hinausgehen (ein zu
erreichendes Ziel, ein Dienst, den man anderen erweist), dazu führen, dass der Einzelne in
eine existenzielle Entfremdung gerät, die ihn dazu bringt, zwanghaft nach Befriedigungen
zu suchen, die es ihm ermöglichen, im Augenblick zu leben, um ein unmittelbares Glück zu
finden, das das wahre Glück der Person ersetzt, die nach höheren Zielen in ihrem Leben
sucht. All dies führt zu einer schrecklichen Armut des Geistes, die den Betreffenden sehr
anfällig für die Versuchungen und Schwächen des Lebens macht, die zu Unglück und
Bitterkeit führen (typische trockene Trunkenheit). Natürlich ist dieses Phänomen bei
Alkoholikern und Drogenabhängigen häufiger und in größerem Ausmaß zu beobachten.
Deshalb zielt die vierte Stufe der ganzheitlichen Suchtentwöhnung auf die Entwicklung von
Spiritualität und das Setzen höherer Ziele, die über das Individuum hinausgehen. Wie das
Sprichwort sagt: "Wer nicht lebt, um zu dienen, ist nicht würdig zu leben".

Der therapeutische Wert der Spiritualität


Viele Menschen neigen dazu, die verschiedenen Psychotherapien zu vergleichen, um zu
entscheiden, welche für Suchtpatienten am besten geeignet ist. Sie sagen zum Beispiel:
Was wäre besser: ihn zu einem professionellen Therapeuten gehen zu lassen oder ihn zu
den Anonymen Alkoholikern zu schicken? Was sie nicht wissen, ist, dass die beiden
Techniken unterschiedlich sind, sich aber ergänzen. Es gibt eine Reihe medizinischer und
wissenschaftlicher Elemente, mit denen das 12-Schritte-Programm nicht arbeitet, und
umgekehrt hat das 12-Schritte-Programm viele Elemente, die die professionellen
Techniken nicht haben.
Eines dieser Elemente des 12-Schritte-Programms ist die Förderung der Spiritualität. Marty
Mann erwähnt in seinem Buch New Concept of Alcoholism (Neues Konzept des
Alkoholismus) Folgendes, um zu beschreiben, welche Art von therapeutischer Organisation
AA-Gruppen sind:
Die Anonymen Alkoholiker wurden als Organisation, Gesellschaft, Bewegung,
Gemeinschaft, halbreligiöse Gruppe und Behandlungsmethode eingestuft.
Keine dieser Bezeichnungen ist zutreffend und einige sind völlig falsch. Die
Anonymen Alkoholiker sind weder eine Gesellschaft noch eine Organisation im
engeren Sinne des Wortes; sie sind auch keine halbreligiöse Gruppe und auch
keine "Bewegung" irgendeiner Art. Es handelt sich sowohl um eine Bruderschaft
als auch um eine Behandlungsmethode, aber auch um viele andere Dinge, so
dass keine der beiden Bezeichnungen ausreichend aussagekräftig ist. Für ihre
Mitglieder sind die Anonymen Alkoholiker zunächst eine Rückkehr zum Leben
und dann ein Modell für das Leben. Für die Außenwelt war es ganz einfach ein
Wunder.
Und in Bezug auf das, was AA den Alkoholiker lehrt, für sich selbst in Bezug auf Spiritualität
zu tun, weist er darauf hin, dass:
Die spirituelle Grundlage der Anonymen Alkoholiker umfasst wirklich alle Schritte des
Programms, auch für den Alkoholiker, der glaubt, es nicht akzeptiert zu haben, denn
die damit verbundenen Veränderungen der Einstellung sind spiritueller, mentaler und
emotionaler Natur. Mit der Zeit gewinnt der Alkoholiker den Glauben zurück, zuerst an
seinen Sponsor und seine Gruppe, dann an sich selbst, dann an die Menschheit und
schließlich an den Schöpfer dieser Menschheit.
Die spirituelle Komponente des 12-Schritte-Programms ist ein historischer Präzedenzfall für
das, was später ein neuer Trend in der Psychotherapie wurde, die transpersonale
Psychologie. Diese Schule hat mehrere Psychotherapietechniken entwickelt, die auf der
persönlichen Entwicklung der eigenen Spiritualität beruhen und die AA seit 1935 praktiziert.
Die spirituelle Komponente des AA-Programms ist so wichtig, dass das Phänomen der
Bekehrung praktisch der Eckpfeiler für den therapeutischen Erfolg des 12-Schritte-
Programms ist. Bekehrung ist die Handlung des Werdens. Es ist die Mutation von
jemandem zu jemandem anderen. Es ist der Wechsel von einer unerwünschten
Lebensweise zu einer günstigen. Bekehrung wird nur durch geistiges Erwachen erreicht.
Das spirituelle Erwachen ist ein Phänomen, das nach einiger Zeit der Arbeit am
persönlichen Wachstum durch die Anwendung der 12 Schritte des Programms auftritt. Ich
fand die Beschreibung von Rafael P., einem anonymen Alkoholiker, über sein eigenes
spirituelles Erwachen sehr aufschlussreich (Plenitud, 20, Oktober 1982):
Spirituelles Erwachen ist für mich keine Situation, die sich unbedingt in einer
greifbaren Form manifestieren muss, die sich mit Blitz und Donner oder blendenden
Lichtern, Klopfen und Krämpfen ankündigt. Im Gegenteil, ich glaube, das spirituelle
Erwachen kommt subtil, leise, ohne dass wir es bemerken, auf Zehenspitzen auf
einem ein Zentimeter dicken Teppich. Nicht einmal das Reiben der Füße ist zu hören.
Es ist vielmehr ein Geisteszustand, der die Person überwältigt, es ist die emotionale
Reife, die einen über das Gewohnte hinaus sehen lässt, es ist die lebendige Liebe zu
sich selbst, zu denen, die von ihm abhängen, und zu seinen Mitmenschen im
Allgemeinen; es ist der Verzicht auf das persönliche Ich, um sich dem ursprünglichen
Du zu ergeben; es ist eine Veränderung des individuellen Geisteszustandes, des
Standpunktes der Person.Es ist der Verzicht auf das persönliche Ich, um sich dem
ursprünglichen Du zu ergeben; es ist eine Veränderung der individuellen
Geisteshaltung, des Standpunktes der Person. Die Probleme werden von einem
breiteren Bereich aus gesehen und nicht so eng wie bei dem, den wir mit dem Selbst
als Grenze verwendet haben. Es ist ein duftender, schwacher oder dichter Nebel, der
uns umhüllt und in unsere Poren eindringt. Wir atmen ihn ein und er schärft unsere
Sinne, so dass wir Dinge besser sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken.
Zwei Personen hatten großen Einfluss auf die spirituelle Komponente des 12-Schritte-
Programms: der Psychologe William James mit seinem Buch The Varieties of Religious
Experience und der bedeutende Psychoanalytiker Charles Gustav Jung mit seinem
Briefwechsel mit Bill W. Die Entwicklung der Werte des Geistes als heilende Ressource ist
therapeutisch nützlich.

Geist gegen Geist


In einem der Briefe, die Bill W. an Dr. Jung über sein Bekehrungserlebnis und den Einfluss,
den das Buch von William James daraufhin auf das Programm hatte:
Kurz nach meiner Bekehrung kam mein Freund Edwin ins Krankenhaus und brachte
mir ein Exemplar von William James' The Varieties of Religious Experience. Durch
dieses Buch wurde mir klar, dass fast alle Bekehrungserfahrungen, wie
unterschiedlich sie auch sein mögen, einen gemeinsamen Nenner haben, nämlich
einen völligen Zusammenbruch des Ichs. Der Einzelne steht vor einem möglichen
Dilemma. In meinem Fall war das Dilemma durch meinen Zwang zu trinken
entstanden, und das tiefe Gefühl der Hoffnungslosigkeit war durch meinen Arzt noch
verstärkt worden.... Das Konzept, dass jeder Neuankömmling bei AA eine spirituelle
Erfahrung machen kann, ist die Grundlage für den Erfolg, den AA erreicht hat.
Dadurch war es möglich, praktisch alle von James aufgeführten Sorten im
Großhandel zu konvertieren.
Unabhängig von den Kommentaren zu seiner persönlichen Bekehrungserfahrung und dem
Einfluss von William James, hat Bill W. teilte ihm die Erfahrung eines ehemaligen Patienten
von Dr. Jung, Herrn Roland H., mit. den Jung aus seinem unverbesserlichen Alkoholismus
vertrieben hatte. Nach seiner Rückkehr aus Europa von seiner Behandlung bei Jung hat
Herr Roland H. Er wurde erneut rückfällig, bis er sich den "Oxford"-Gruppen anschloss,
dem historischen Vorläufer der AA-Gruppen. In diesen Gruppen wird Roland H. Er hatte ein
Bekehrungserlebnis, trank nie wieder und machte es sich zur Aufgabe, anderen mit
demselben Problem zu helfen. Dies war der Kommentar von Dr. Jung:
...aber was er wirklich über Ronald H. dachte. ist, dass sein vehementes Verlangen
nach Alkohol auf einer niedrigeren Ebene dem spirituellen Durst unseres Wesens
nach Vereinigung mit Gott entspricht (Meine Seele dürstet nach Gott). Psalm 41)...
Der einzig richtige und legitime Weg für eine solche Erfahrung ist, wenn sie dem
Menschen in der Realität widerfährt, und das kann nur geschehen, wenn er einen
Weg geht, der ihn zu einem höheren Verständnis führt. Man kann durch einen Akt der
Gnade oder durch persönlichen und aufrichtigen Kontakt mit Freunden oder durch
eine höhere Bildung des Verstandes, die über die Grenzen des bloßen Rationalismus
hinausgeht, auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Aus Ihrem Brief entnehme ich, dass
Ronald H. wählte den zweiten Weg, der unter den gegebenen Umständen der beste
war.... Sehen Sie, Alkohol heißt auf Lateinisch spiritus, und Sie verwenden dieses
Wort für die höchste religiöse Erfahrung und für das zerstörerischste Gift. Eine
hilfreiche Formel lautet daher: Spiritu contra spiritus.

Das psychologische Profil der Armen im Geiste


Diejenigen, die die geistige Armut aufrechterhalten, sind die Anbeter des goldenen Kalbs,
die trotz langer Abstinenz im Programm der Anonymen Alkoholiker trockene Trinker
bleiben, was sie daran hindern wird, die wahre Befreiung zu erlangen, die sie zur Fülle der
Nüchternheit führt. Diese Form der trockenen Trunkenheit setzt sie der Gefahr eines
Rückfalls aus oder verwandelt sie in allmächtige Pharisäer, die ihren Gruppenkollegen,
ihren Familienmitgliedern und allen, die ihnen nahe stehen, das Leben schwer machen.
Die wichtigsten Merkmale dieser Personen sind folgende:
1. Sie sind materialistisch und skeptisch.
2. Sie sind arrogant und überheblich.
3. Sie verwechseln Spiritualität mit Religion.
4. Ihre Ziele sind Geld, Prestige und Macht.
5. Sie sind kleingläubige Menschen.
6. Sie lehnen die Religion und ihre Vertreter ab.
7. Sie verwechseln Demut mit Unterwürfigkeit, Schwäche und Minderwertigkeit.
8. Sie ersetzen Spiritualität durch menschliche Allmacht.
9. Seine höhere Macht ist sein eigenes Ego.
10. Sie werden zu Predigern (damit ihnen niemand mehr predigt).
11. Sie glauben, dass sie die Wahrheit besitzen.
12. Sie dulden keine Kritik oder Ratschläge von anderen (intellektuelle Arroganz).
13. Seine Lieblingspredigt: "Tu, was ich sage, nicht was ich tue".
14. Sie haben eine existenzielle Leere.
15. Sein Leben hat keinen Sinn.
16. Sie sind wettbewerbsorientiert, eitel und neidisch.
17. Sie beneiden denjenigen, der mehr hat. Sie verachten diejenigen, die weniger
haben.
18. Sie sind leichtsinnig und oberflächlich.
19. Sie sind existenzielle Miesepeter.
20. Sie haben keine transzendenten Ziele.
Natürlich muss man nicht alle diese Merkmale aufweisen, um als geistig arm zu gelten.
Mindestens sechs dieser Symptome reichen aus, um an trockener Trunkenheit zu leiden.
In vielen Fällen müssen viele genesende Süchtige einen zweiten Tiefpunkt erreichen, um
spirituell zu genesen. Nur ein sehr starker existenzieller Schock kann den Zusammenbruch
des Egos auslösen, der zu einem echten spirituellen Erwachen führt.
Wir schließen mit diesem Satz aus dem großen Buch der AA: "Wir sind nicht vom
Alkoholismus geheilt. Was wir tatsächlich haben, ist eine tägliche Aussetzung unserer
Strafe, die von der Aufrechterhaltung unseres geistigen Zustands abhängt".
Kapitel 14
Symptom Nummer 12
Sie schlagen nicht, sie fangen nicht und sie lassen sie nicht schlagen.
Unangemessenes Verhalten in Ihrer Behandlung, sowohl bei Ihrem Therapeuten
als auch in Ihrer Selbsthilfegruppe

Als eine Form der Unregierbarkeit nehmen viele Alkoholiker und Süchtige, selbst wenn sie
Abstinenz erreichen, ihre Behandlung nicht ernst, und selbst wenn sie sich in Behandlung
begeben, halten sie sich nicht an die therapeutische Disziplin und die Grundsätze ihres
Selbsthilfeprogramms. Dies hindert sie daran, nüchtern zu werden, sie sind ständig der
Gefahr eines Rückfalls ausgesetzt, sie geraten in große Schwierigkeiten und entwickeln
sich emotional nicht weiter.
In der Sprache des Baseballs ausgedrückt: Wenn eine Person nicht schlägt, nicht fängt und
Sie nicht schlagen lässt, hilft sie nicht nur einer Sache nicht, sondern steht im Gegenteil im
Weg, stört und sabotiert das Ziel dieser Sache.
Wenn zum Beispiel ein Alkoholiker in seiner AA-Gruppe ein unangemessenes Verhalten an
den Tag legt, wie z. B. Konfrontation mit Gleichaltrigen, Klatsch und Tratsch, eine
Liebesbeziehung mit einem anderen Mitglied, Geschäfte machen oder sich Geld leihen,
entfernt er sich vom wahren und einzigen Ziel der AA, nämlich anderen zu helfen, mit dem
Trinken aufzuhören. Aber er weicht nicht nur vom Ziel des Programms ab, sondern
beeinträchtigt auch die Erholung seiner Kollegen. Dies ist eine Form der trockenen
Trunkenheit. Mit anderen Worten: kein Hit, kein Catch, kein Hitter, kein Batter.
Aber nicht nur in Selbsthilfegruppen kommt es zu dieser Form der Sabotage, sondern auch
in der professionellen Behandlung. Viele Süchtige, die eine professionelle Beratung in
Anspruch nehmen, verhalten sich auch unangemessen und sabotieren die Behandlung,
indem sie z. B. nicht zu den Terminen erscheinen, den Therapeuten anlügen, dessen
Anweisungen nicht befolgen oder die Termine nicht bezahlen. Die Folge dieser
unangemessenen Verhaltensweisen ist ein Rückfall oder das Dry-Drunk-Syndrom. Es
heißt, dass die Disziplinlosigkeit gegenüber den Spielregeln der Behandlung als
therapeutische Adhärenz bezeichnet wird.
Laut Statistik ist der süchtige Patient die Patientengruppe mit der schlechtesten
Therapietreue in allen medizinischen Fachbereichen.
Die Therapietreue ist eine der Grundvoraussetzungen, die jeder Patient erfüllen muss,
damit seine Behandlung erfolgreich ist und die geplanten Ziele erreicht werden.
Unter Therapietreue versteht man die adäquate Einhaltung aller Indikationen, aus denen
sich ein Behandlungsprogramm für einen beliebigen Patiententyp zusammensetzt. Zum
Beispiel die Einnahme der verschriebenen Medikamente zu den vorgeschriebenen Zeiten
und in der vorgeschriebenen Dosierung. Nehmen Sie Ihre Termine pünktlich wahr, halten
Sie sich an die Empfehlungen des Arztes, z. B. die Art der Ernährung, die vorgeschlagenen
Übungen und beachten Sie die ausgesprochenen Verbote (z. B. keine Anstrengung, keine
Flugreisen).
Wenn ein Patient eine angemessene Therapietreue entwickelt, wird der Erfolg seiner
Behandlung viel optimaler und schneller sein als bei anderen und die Wahrscheinlichkeit
eines Rückfalls seiner Krankheit wird viel geringer sein.
Zeigt ein Patient hingegen Disziplinlosigkeit und Inkonsequenz bei der Behandlung, sind
die Ergebnisse sehr negativ, da das grundlegende Ziel der Linderung oder Kontrolle der
Krankheit nicht erreicht wird, oder es treten Komplikationen auf, die das Problem
verschlimmern, oder es kommt einfach zu einem Rückfall.
Alle diese Grundsätze gelten auch für die Behandlung von Suchterkrankungen, aber hier
gibt es eine Besonderheit: Es gibt zwei Haupttypen von Behandlungen in diesem Bereich,
die sich gegenseitig ergänzen: die professionelle Behandlung in Rehabilitationszentren,
Entgiftungskliniken, psychiatrischen Krankenhäusern und medizinischen oder
psychotherapeutischen Kliniken sowie Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker
oder die Anonymen Narkotiker.
Auf professioneller medizinischer Ebene sind die wichtigsten Verhaltensweisen, auf die
man achten sollte, die pünktliche und freiwillige Teilnahme an den Terminen, die genaue
Einhaltung der Dosis und der Häufigkeit der verordneten Medikamente, die Ehrlichkeit bei
allem, was man dem Arzt sagt, und die ständige Kommunikation mit den
Familienmitgliedern, die sich um den genesenden Süchtigen sorgen.
In der professionellen psychotherapeutischen Behandlung sind die wichtigsten Anzeichen
für eine gute therapeutische Adhärenz: ununterbrochene Anwesenheit bei den Terminen,
Pünktlichkeit bei den Terminen, partizipative Mitarbeit des Patienten in der Psychotherapie,
Ehrlichkeit bei dem, was gesagt wird, keine Manipulation, Erfüllung der Aufgaben, die der
Therapeut zwischen den Sitzungen stellt, Einhaltung der vom Therapeuten auferlegten
Spielregeln (in Bezug auf Pünktlichkeit, Anwesenheit, Zahlung der Gebühren, rechtzeitige
Absage der Termine). In der professionellen Gruppenpsychotherapie gehören dazu neben
den bereits erwähnten Merkmalen auch die Einhaltung der für den Ablauf der
Gruppensitzungen aufgestellten Regeln.
Was die Selbsthilfegruppen betrifft, so gibt es Regeln und eine Philosophie des
Programms, die genau befolgt werden müssen. Diese Regeln sind in den so genannten
zwölf Traditionen enthalten, deren Ziel es ist, sowohl die Mitglieder der Gruppe als auch die
AA-Bewegung als Ganzes zu regeln und zu schützen. Andererseits hat jede Fraktion ihre
eigenen Regeln (z. B. zeitliche Begrenzung der Nutzung der Tribüne, Rauchverbot,
Kaffeeregeln usw.).
Es wurde bereits gesagt, dass einige Statistiken zeigen, dass süchtige Patienten die
geringste Therapietreue aufweisen. Der Süchtige ist ein Mensch mit einer kurzen Karriere:
Es kommt häufig vor, dass er das, was er anfängt, nicht zu Ende bringt; er ist wankelmütig,
begeistert sich anfangs für etwas und gibt es bald wieder auf; er mag keine Regeln, die ihm
auferlegt werden, und ist es nicht gewohnt, sich selbst zu disziplinieren. Therapeutische
Adhärenz erfordert all dies, und der genesende Alkoholiker hat es schwer, dies
umzusetzen.
Der Süchtige ist ein kranker Mensch, der nicht nur keine Behandlung akzeptiert, um seine
Krankheit zu kontrollieren, sondern auch danach strebt, weiter an ihr zu leiden. Und wenn
er eine Behandlung akzeptiert, um mit dem Drogenkonsum aufzuhören, ist er mit der
Abstinenz zufrieden, sträubt sich aber dagegen, andere Veränderungen vorzunehmen, die
zur Überwindung seiner neurotischen Bereiche notwendig sind. Seine Haltung gegenüber
der Behandlung ist durch großen Widerstand und Widerwillen gegenüber diesen
Veränderungen gekennzeichnet, sein Verhalten ist anarchisch und widerspenstig, er
respektiert die Regeln der Therapie nicht und zeigt unangemessene und unerwünschte
Verhaltensweisen, die seine Genesung nur gefährden.

Negative Haltungen in der Gruppe


Negative Einstellungen und unangemessenes Verhalten von Mitgliedern der Anonymen
Alkoholiker oder anderer Selbsthilfegruppen sind eindeutige Symptome für den Widerstand
gegen Veränderungen. Typisches trockenes Saufgelage: Der Süchtige hört auf zu trinken
oder Drogen zu konsumieren, zeigt aber weiterhin die gleichen neurotischen
Verhaltensweisen wie im aktiven Stadium der Krankheit.
Viele Alkoholiker kommen unter dem Druck der Familie, der Arbeit oder der Behörden in die
Gruppe. Sie kommen ohne große Überzeugung, aber weil sie ihre Familie nicht verlieren,
nicht arbeitslos werden oder ins Gefängnis kommen wollen, akzeptieren sie die Bedingung,
keinen Alkohol und/oder keine Drogen mehr zu konsumieren, sind sich aber überhaupt
nicht der Notwendigkeit eines emotionalen Wachstums bewusst. Diese Süchtigen sind
diejenigen, die eine Belohnung dafür erwarten, dass sie clean bleiben: Dass seine Frau ihm
verzeiht und zu ihm zurückkehrt, dass er seinen Arbeitsplatz zurückbekommt oder dass er
mit Bewunderung und Dankbarkeit dafür belohnt wird, dass er mit dem Trinken aufgehört
hat.
Andere Süchtige finden in ihrer Gruppe einen Weg, ihre neurotischen Tendenzen
auszunutzen: Einige sind Exhibitionisten und ergreifen das Wort, andere haben ein
neurotisches Bedürfnis nach Macht oder Prestige und nutzen die Gruppe, um ihr Ego zu
befriedigen, so dass sie die Gruppe und ihre Mitspieler kontrollieren, tratschen, andere
Gruppenmitglieder schlecht machen oder sich auf billige Politik mit Gleichaltrigen einlassen,
um ihren Einfluss zu behalten und die Gruppe zu kontrollieren.
Es gibt andere mit sexuellen und gefühlsmäßigen Problemen, die in die so genannte 13.
Stufe fallen: Sie gehen eine romantische oder sexuelle Beziehung mit Partnern des
anderen Geschlechts ein, was zu einer Reihe von Problemen führt, die fast immer damit
enden, dass einer der Beteiligten oder manchmal beide aus der Gruppe ausgeschlossen
werden, weil es Probleme zwischen ihnen gibt oder weil die anderen Partner über ihre
Romanze tratschen.
Die meisten Menschen, die in die Praxis der Stufe 13 verfallen, sind entweder gefühlsmäßig
unbeherrschbar oder sexuell unbeherrschbar oder beides. Sie nutzen die Gruppe als
Ressource für die Ausübung dieser neurotischen Tendenzen. Meistens handelt es sich bei
dieser Art von gefühlsbetonter (oder nur sexueller) Bindung um eine kranke, pathologische
Beziehung, die schon bald zu Konflikten führt, wobei Phänomene wie Eifersucht, Betrug,
Täuschung und Ressentiments auftreten; sie haben in der Regel ein schlechtes Ende und
führen in vielen Fällen zum Ausstieg aus der Gruppe oder zum Rückfall.
Leider neigen viele trockene Betrunkene dazu, dieses Schritt 13-Verhalten in jeder Gruppe,
in die sie kommen, an den Tag zu legen. Diese Fälle weisen eine höhere Pathologie auf
und wechseln wahrscheinlich von ihrer Alkohol- oder Drogensucht zu einer Sucht nach Sex
oder konfliktreichen Beziehungen. In solchen Fällen ist eine professionelle Betreuung durch
einen Psychologen oder Psychiater erforderlich.
In einigen Fällen nutzt der Pate oder eine andere Person in der Gruppe, die eine gewisse
Vormachtstellung gegenüber den anderen hat, diesen Zustand aus, um einen Partner zu
manipulieren oder sexuell zu verführen. Dies ist eine sehr ernste Situation, da sie unethisch
ist und den Grundsätzen des Programms zuwiderläuft, denn sie hilft nicht dem Leidenden,
sondern schafft ein weiteres großes Problem, das die Chance auf Heilung für immer
zunichte machen könnte. Die Kirche in Luthers Händen!
Aber es sind nicht nur Männer, die versuchen, Frauen zu verführen. Viele weibliche
Mitglieder von AA-Gruppen wollen aufgrund ihrer eigenen gefühlsmäßigen Unregierbarkeit
ihr neurotisches Bedürfnis nach Zuneigung befriedigen, indem sie sich mit Gleichaltrigen
einlassen. Dieses Symptom der ungelösten trockenen Trunkenheit schlägt oft in
unangemessenes Verhalten in der Gruppe um und führt zu diesen problematischen
romantischen Verstrickungen.
Andere wiederum sehen die Gruppe als Mittel zur Lösung ihrer wirtschaftlichen Probleme:
Einige machen Geschäfte mit Gleichaltrigen, andere bringen ihre eigenen Waren in die
Gruppe (Schmuck oder Uhren); einige spezialisieren sich darauf, sich von anderen
Gleichaltrigen etwas zu leihen (und es nie zurückzuzahlen), und schließlich gehen einige
auf die Suche nach Arbeit.
All diese Aktivitäten lenken nicht nur von den eigentlichen Zielen des Programms ab,
sondern führen auch häufig zu Konflikten unter Gleichaltrigen, so dass viele aus der
Gruppe aussteigen und andere einen schlechten Eindruck von dem haben, worum es bei
dem AA-Programm eigentlich geht.
Einige missbrauchen das Podium, um andere Kollegen anzugreifen oder zu disqualifizieren,
anstatt es für Geschichte oder Katharsis zu nutzen; Exhibitionisten übernehmen das
Podium, wann immer sie können, und missbrauchen die Redezeit, um andere an der
Teilnahme zu hindern. Einige andere sind besonders aggressiv und respektlos in ihrem
Sprachgebrauch, mit einer Fülle von hochtrabenden Worten oder vulgären Ausdrücken, die
viele Mitglieder der Gruppe einschüchtern oder beleidigen.
Eine andere Form von unangemessenem Verhalten ist die Passivität derjenigen, die nur
Kaffee trinken und auf ihren Plätzen sitzen bleiben und andere Kollegen mit Witzen oder
Kommentaren ablenken, wenn jemand anderes auf der Galerie spricht. Diese Personen
besuchen die Gruppe, um sich zu amüsieren, Kontakte zu knüpfen oder den familiären
Verpflichtungen zu entfliehen. Sie sind diejenigen, die zu spät zur Sitzung kommen, aber
bis spät in die Nacht zur Kaffeetherapie bleiben.
Gleichgültigkeit, Arroganz, Diskriminierung, Misshandlung von Neulingen in der Gruppe
sind weitere negative Einstellungen mancher genesender Alkoholiker und sind nichts
anderes als Symptome der trockenen Trunkenheit. Obwohl der Geist des Programms darin
besteht, den Neulingen die Hand zu reichen und sie bedingungslos, mit viel Verständnis
und Liebe zu unterstützen, halten sich leider einige Mitglieder nicht an diese Grundsätze
und behandeln sie rücksichtslos, indem sie sie ignorieren, diskriminieren oder angreifen.
Manchmal versuchen sie, Ihr Leben zu beherrschen, indem sie die Kontrolle über alle
wichtigen Entscheidungen übernehmen, die Sie zu treffen haben. Diese Haltungen sind
nichts anderes als Manifestationen der trockenen Trunkenheit von Alkoholikern, die
bestimmte neurotische Bedürfnisse ihres Ichs nicht gelöst haben und die solche Haltungen
nutzen, um das Gefühl der Macht zu erleben, das die Ich-Hypertrophie in einer Person
hervorruft, die einen Moment der existenziellen Krise und emotionalen Verletzlichkeit
durchlebt.
Die Missachtung der Anonymität ist eine weitere Form unangemessenen Verhaltens in der
Gruppe. Ursprünglich sollte die Anonymität den Genesenden vor den Missverständnissen
und Vorurteilen schützen, die die Menschen in den Anfangsjahren der Anonymen
Alkoholiker hatten.
Heutzutage jedoch, wo Alkoholismus allgemein als Krankheit anerkannt ist und AA-
Gruppen weithin bekannt sind, geht es bei der Anonymität eher darum, den anderen zu
schützen, die Privatsphäre und die Vertraulichkeit dessen, was auf der Plattform gesagt
wird, zu wahren und die geografischen Grenzen der Gruppe nicht zu verlassen. Manche
kommentieren, tuscheln, kritisieren oder tratschen jedoch über die Vertraulichkeiten ihrer
Kollegen auf der Tribüne. Manchmal nutzen sie diese Informationen aus, um
Vergünstigungen verschiedener Art zu erhalten: wirtschaftliche, berufliche, soziale,
sentimentale oder sexuelle. Welch trockene Trunkenheit!

Unangemessenes Verhalten bei professioneller Behandlung


Was die professionelle Behandlung anbelangt, so wurde erwähnt, dass viele Patienten
nicht von einer Behandlung überzeugt sind, weil sie das Problem zwar akzeptieren, aber
von ihrer Familie, ihrem Chef oder der Gesellschaft unter Druck gesetzt werden, eine
Behandlung zu absolvieren. Diese Patienten gehen nicht aus eigenem Antrieb in die
Therapie, sondern aufgrund des Drucks derer, die sie zu einer Behandlung drängen. Die
Folge ist eine schlechte Zusammenarbeit mit dem Therapeuten, der in Gesprächen nicht
die Wahrheit sagt, über den Konsum lügt, das Thema Alkoholismus oder Sucht vermeidet
und stattdessen über andere Beschwerden wie Schlaflosigkeit oder Nervosität sprechen
möchte.
Andere haben die Absicht, sich über ihren Therapeuten lustig zu machen und den anderen
zu beweisen, dass niemand sie schlagen kann. Wie viele Alkoholiker oder
Drogenabhängige führen den Arzt oder Psychologen ständig in die Irre, indem sie sagen,
dass sie nicht getrunken oder Drogen genommen haben, und verlassen das
Behandlungszimmer sehr zufrieden in dem Glauben, dass der Therapeut ihnen geglaubt
hat und dass sie "die Schlacht gewonnen" haben, als ob die Teilnahme an einer
Psychotherapie eine Schlacht wäre, bei der einer gewinnt und der andere verliert. Der
einzige Verlierer ist der Alkoholiker, der seine Krankheit so lange fortsetzen wird, bis ihm
noch mehr Schreckliches widerfährt. Das einzige, was die Angehörigen des Süchtigen und
der Therapeut verlieren, ist das Geld des Süchtigen und die Zeit des Therapeuten.
Eine weitere Möglichkeit der Selbstsabotage als Ausdruck des Widerstands gegen
Veränderungen besteht darin, systematisch Termine zu versäumen oder abzusagen oder
die Anweisungen des Arztes hinsichtlich der Medikamentendosierung oder bestimmter
Empfehlungen bei den täglichen Aktivitäten zu missachten. Viele Alkoholiker sind nur an
der Verschreibung eines Beruhigungsmittels interessiert, ohne sich an die vom Arzt
angegebene Dosierung zu halten, die fast immer erhöht und als Ersatz für Alkohol
verwendet wird.
Eine andere Form von unangemessenem Verhalten ist das, das manche Patienten im
Sprechzimmer an den Tag legen: Sie sprechen kaum oder antworten nur mit "ja", "nein",
"sehr gut", "nichts", "ich weiß nicht", "wer weiß" usw. Solche Haltungen sind typisch für
drogenabhängige Jugendliche oder junge Erwachsene, die ihre Krankheit nicht akzeptiert
haben und sich nicht ändern wollen. Manche sind sehr streitlustig und wetteifern mit dem
Therapeuten darum, wer mehr weiß. Diese Patienten akzeptieren zwar ihre Krankheit und
stimmen einer Alkohol- und/oder Drogenabstinenz zu, wehren sich aber gegen tief
greifende Veränderungen in ihren Einstellungen, ihrem Verhalten oder ihren
zwischenmenschlichen Beziehungen.
Schließlich sind Aggression oder Verführung zwei Mechanismen, um die Psychotherapie zu
sabotieren. Einige greifen den Therapeuten systematisch an, um dessen Wut zu
provozieren und den Therapeuten zu veranlassen, sie anzugreifen oder aus der Beratung
zu entlassen, und rechtfertigen sich dann vor anderen, indem sie die Rolle des Opfers des
Therapeuten übernehmen. Andere nehmen eine verführerische Haltung ein (Geld, Einfluss,
Macht, Romantik oder Sex), um sich zunächst mit dem Therapeuten zu verbünden und ihn
dann zu kontrollieren, wodurch die Ziele der Behandlung zunichte gemacht werden. Leider
gibt es viele Therapeuten, die auf dieses Spiel hereinfallen.

Was für ein Alkoholiker bin ich?


Abschließend möchte ich eine Nachricht wiedergeben, die in meinem E-Mail-Posteingang
eingegangen ist und die meiner Meinung nach sehr gut zum Thema dieses Kapitels passt.
Die Botschaft lautet: Was für ein Alkoholiker bin ich?
Was für eine Frage, richtig, sie begann mich zu kitzeln.
in seinem Herzen, nachdem er den Heiligen Albert den Großen gelesen hatte, zu
die es in drei Ausprägungen gibt:
Das des Glases: das zurückhält und nicht gibt.
Die des Kanals: geben und nicht vorenthalten.
Die der Quelle: Sie schafft, bewahrt und gibt.
Und dann wurde mir klar, dass es Alkoholiker in menschlichen Gefäßen gibt, deren
einzige Beschäftigung darin besteht, Tugenden, Wissenschaft und Weisheit,
Gegenstände und Geld anzuhäufen. Das sind die Alkoholiker, die glauben, alles zu
wissen, alles zu haben und ihre Aufgabe für erledigt zu halten, wenn sie ihr Lager
abgeschlossen haben.
Sie können ihre Freude nicht teilen, ihre Talente nicht in den Dienst anderer stellen
und nicht einmal ihre Weisheit teilen. Sie sind außerordentlich steril, Diener ihres
Egoismus, Kerkermeister ihres eigenen menschlichen Potenzials. Auf der anderen
Seite gibt es die Alkoholiker, die ihr Leben damit verbringen, Dinge zu tun und zu tun.
Ihr Motto lautet: produzieren, produzieren, produzieren. Sie sind nicht glücklich, wenn
sie nicht viele, viele Aktivitäten machen, und das alles in Eile, ohne eine Minute zu
verschwenden. Sie glauben, dass sie im Dienste der anderen stehen, die Frucht ihrer
produktiven Neurose, während ihre Handlungen in Wirklichkeit die einzige Möglichkeit
sind, ihre Defizite zu stillen: Sie geben, geben und geben, aber sie behalten nicht. Sie
geben weiter und fühlen sich leer.
Aber wir können auch Alkoholiker aus menschlichen Quellen finden, die wahre
Quellen des Lebens sind. Sie sind in der Lage zu geben, ohne sich zu entleeren, zu
gießen, ohne sich zu vermindern, ihr Wasser anzubieten, ohne zu versiegen. Sie sind
diejenigen, die uns mit Tropfen der Liebe, der Zuversicht und des Optimismus
bespritzen und unser eigenes Leben mit ihrem Spiegelbild erhellen. (Emilio)
Unbestreitbar ist der alkoholkranke Quellmensch der Zeuge wahrer Nüchternheit, der hilft,
indem ihm geholfen wird, und dem geholfen wird, indem ihm geholfen wird.
Die beiden anderen Arten sind nichts anderes als raffinierte, maskierte Formen des
trockenen Rausches.
Kapitel 15
DIE 12 SYMPTOME DER NÜCHTERNHEIT

So wie es 12 Symptome der trockenen Trunkenheit gibt, sind auch 12 Symptome der
Nüchternheit klassifiziert worden. Dabei geht es nicht nur um die Vermeidung der
Symptome der trockenen Trunkenheit, sondern auch um die Förderung der positiven
Aspekte der Person.
In den vorangegangenen Kapiteln haben wir jedes der Symptome der trockenen
Trunkenheit besprochen. Wir werden nun die andere Seite der Medaille betrachten, d. h.
die aufgeklärte Seite des menschlichen Verhaltens.
Es gibt sowohl positive als auch negative Potenziale im Menschen. Leider ist es leichter,
negative Potenziale zu entwickeln als positive.
Beim Menschen gibt es schlechte Hefe. Wir sind von Natur aus unvollkommen, und
verdrehte Neigungen, Leidenschaften und Begierden führen zur Entwicklung von
Charakterfehlern, Todsünden oder einfach zur Unbeherrschbarkeit von Emotionen, die wir
fehlleiten. Wenn der genesende Süchtige in diese negative emotionale Trägheit verfällt,
entwickelt er das Dry-Drunk-Syndrom.
Wir alle haben Fehler und Eigenschaften. Die Mängel sind deutlicher erkennbar. Niemand
beschwert sich über diese Eigenschaften, und deshalb fallen sie uns weniger auf. Das Böse
ist immer stärker spürbar als das Gute. In den Medien (Zeitungen, Radio, Fernsehen)
stehen die schlechten Nachrichten an erster Stelle: Verbrechen, Betrügereien,
Aggressionen und Verfehlungen von Politikern. Das treue Ehepaar, das 25 Jahre alt wird,
wird mit keinem Wort erwähnt, ebenso wenig wie der bescheidene Büroangestellte, der seit
15 Jahren in ein und demselben Job arbeitet und ehrlich ist. Stellen Sie sich eine
Nachrichtensendung vor, die nur gute Nachrichten und großzügige Aktionen zeigt. Es
würde wahrscheinlich keine Einschaltquoten erzielen und als sehr langweilig bezeichnet
werden. Das Morbide überwiegt das Saubere.
Manchmal passiert in Selbsthilfegruppen etwas Ähnliches: Die Menschen konzentrieren
sich mehr auf das Schlechte als auf das Gute. Diejenigen, die eine negative Einstellung
haben, fallen immer am meisten auf: derjenige, der sehr aggressiv ist, der Lügner oder
derjenige, der sich mit einem Gruppenmitglied eingelassen hat. Im Gegensatz dazu bleiben
Kollegen, die sich an ihre Abstinenz halten, die konsequent an den Gruppen teilnehmen,
die niemanden schikanieren, die respektvoll mit anderen umgehen, die das Podium nutzen,
aber nicht missbrauchen, und die ein ruhiges und positives Privatleben führen, eher
unbemerkt. Deshalb halte ich es für fair, auch die positiven Seiten des genesenden
Süchtigen hervorzuheben.
In diesem Kapitel werden wir uns mit der positiven Seite des Alkoholikers (und des
Süchtigen im Allgemeinen) befassen, die zum Glück sehr breit gefächert ist. Der Alkoholiker
hat viele Qualitäten, und dank dieser Qualitäten hat eine Handvoll genesender Alkoholiker
eines der schönsten und transzendentesten Projekte der Menschheit aufgebaut: das 12-
Schritte-Programm, das viele Leben gerettet hat, nicht nur von Alkoholikern, sondern auch
von vielen anderen leidenden Menschen, die dank dieses Programms Licht, Frieden und
Gelassenheit in ihrem Leben finden konnten.
Der Grundgedanke, den wir dem genesenden Süchtigen vermitteln wollen, besteht darin,
ihm seine großartigen Eigenschaften bewusst zu machen. Der Alkoholiker ist so
schuldbeladen und wird von anderen so negativ beurteilt, dass er glaubt, er habe keine
Qualitäten. Viele Süchtige glauben, dass sie nur eine einzige große Gruppe von Defekten
sind und dass sie ihr ganzes Leben lang gegen sie ankämpfen müssen. Aber sie erkennen
nicht, dass sie ein großes Potenzial und sehr positive Aspekte haben, die sie im Laufe ihres
Lebens wenig oder gar nicht entwickelt haben. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die
Eigenschaften des Alkoholikers verkümmert sind.
Alkoholiker sind sensible Menschen, sie haben gute Gefühle, sie sind intelligent, und sie
nutzen ihre Intelligenz, um zu bekommen, was sie wollen, sie sind gesellig, freundlich,
angenehm, leichtblütig, edel, loyal zu ihren Freunden, fürsorglich, großzügig, wohltätig und
sehr sentimental. All diese Eigenschaften können jeden sehr weit bringen.
Das Grundprinzip ist dabei das folgende: Um die optimale psychische Gesundheit zu
erreichen, die die Nüchternheit mit sich bringt, ist es nicht nur notwendig, Krankheiten zu
vermeiden, sondern auch die Gesundheit zu fördern, im Falle von Suchtkranken vor allem
die psychische Gesundheit. Um gut zu sein, muss man nicht nur das Böse vermeiden,
sondern auch das Gute fördern.
Daher können wir das Konzept der Nüchternheit als die Abwesenheit von Neurosen oder
emotionaler Unbeherrschtheit definieren, mit dem aktiven Vorhandensein einer Reihe von
Gaben oder Tugenden, die systematisch im täglichen Leben der Person in der Genesung
angewandt werden und die darüber hinaus emotionale Reife und innere Harmonie
implizieren.
Wir haben diese Gruppe von Gaben oder Tugenden die Symptome der Nüchternheit
genannt, und natürlich gibt es auch 12 von ihnen, die gleiche Anzahl wie die Symptome der
trockenen Trunkenheit, aber in ihrem positiven Gegenstück. Die 12 Symptome der
Nüchternheit sind wie folgt
1. Freiheit, Verantwortung und Produktivität.
2. Ehrlichkeit.
3. Großzügigkeit und Versöhnung.
4. Vergebung und Selbstbestätigung.
5. Demut, Würde und Gelassenheit.
6. Sicherheit und Durchsetzungsvermögen.
7. Aktion.
8. Transzendenz in der Beziehung und innere Harmonie.
9. Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz.
10. Selbstdisziplin und Ausgeglichenheit.
11. Beleuchtung.
12. Solidarität und Respekt.

Nüchternheit üben
Wie man sieht, stellen diese 12 Symptome das Gegenstück zu den 12 Symptomen der
trockenen Trunkenheit dar.
Das erste Symptom, Freiheit, Produktivität und Verantwortung, ist ein wesentliches
Merkmal der Reife, das Gegenstück zur Unreife oder das erste Symptom der trockenen
Trunkenheit. Wer verantwortungsvoll mit seiner Freiheit umgeht, erreicht die Produktivität,
die es ihm ermöglicht, sowohl emotional als auch materiell autonom zu sein. Diese Person
ist das totale Gegenstück zum Kinderkönig, der weder frei noch verantwortungsbewusst
noch produktiv ist.
Das zweite Symptom spricht für sich selbst: Ehrlichkeit im Gegensatz zur ständigen
Unehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen, oder das zweite Symptom der trockenen
Trunkenheit. Ehrlichkeit bedeutet, dass man sich zu sich selbst und zu seinen Werten und
Prinzipien bekennt. Ein ehrlicher Mensch betrügt weder sich selbst noch andere, und
deshalb wird seine Lebenseinstellung von Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit geprägt sein.
Großzügigkeit und Versöhnung sind das dritte Symptom der Nüchternheit. Mit anderen
Worten: das Gegenteil von verbittert und existenziell unzufrieden aufgrund anhaltender
Ressentiments. Großzügige Menschen sind positiv eingestellt, sie sehen das Gute in den
Dingen; sie sehen das Glas als halb voll und nicht als halb leer; sie haben die Fähigkeit, zu
vergeben und die Vergangenheit loszulassen; sie schauen nach vorne, leben aber in der
Gegenwart.
Vergebung und Selbstbestätigung sind das vierte Symptom der Nüchternheit, das
Gegenstück zum Fortbestehen von Schuldgefühlen und dem neurotischen Bedürfnis nach
Sühne. Menschen mit diesen Eigenschaften haben den Prozess der Selbstvergebung
angemessen durchlaufen; sie erkennen und akzeptieren ihre Fehler, empfinden
emotionalen Schmerz für alle, die sie betroffen haben, entwickeln echtes Bedauern und
fassen den ehrlichen Entschluss, die gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen.
Dadurch fühlen sie sich gut mit sich selbst und anderen, was ihr Selbstwertgefühl und ihr
Selbstwertgefühl steigert.
Gelassenheit und Demut, das fünfte Symptom der Nüchternheit, sind das Gegenteil des
Egozentrikers, Selbstgenügsamen und Zornigen. Ein gelassener Mensch ist jemand, der
seine Objektivität nicht verliert, der analytisch mit Problemen umgeht, der erst denkt und
dann handelt; der die Realität mit Maß akzeptiert, wie hart sie auch sein mag. Die
Demütigen sind selbstannehmende, tolerante, akzeptierende, geduldige und besonnene
Menschen. Sie sind mit sich selbst und mit anderen versöhnt.
Das sechste Symptom der Nüchternheit ist Durchsetzungsvermögen, d. h. die Fähigkeit, Ja
zu sagen, wenn man Ja sagen will, und Nein zu sagen, wenn man Nein sagen will. Der
durchsetzungsfähige Mensch ist ein selbstbewusster Mensch, während der unsichere
Mensch immer ängstlich ist. In gewisser Weise ist Selbstbehauptung also das Gegenstück
zur Not. Die durchsetzungsfähige Person ist im Allgemeinen eine Person mit hohen
Ambitionen, die weiß, wohin sie will, und die immer nach Erfolg strebt, obwohl sie es
versteht, Niederlagen zu akzeptieren und zu überwinden.
Siebtes Symptom: Aktion. Dies ist eine großartige Eigenschaft der Nüchternheit. Aktion als
Gegenstück zur Depression. Handeln impliziert einen unternehmerischen und konstruktiven
Charakter. Aktivposten sind Personen, die wissen, wohin sie wollen; sie sind ausdauernd
und beständig; sie bringen zu Ende, was sie begonnen haben; sie neigen dazu,
Niederlagen oder Misserfolge zu überwinden; sie wenden das Prinzip "Kleinvieh macht
auch Mist" an. Handeln führt zu Produktivität, Zielerreichung und Selbstverwirklichung.
Diese Menschen sind existenziell zufrieden und selbstverwirklicht, positiv, selbstbewusst
und haben ein gutes Selbstkonzept und ein hohes Selbstwertgefühl.
Das achte Symptom der Nüchternheit ist die Transzendenz in den Beziehungen und die
innere Harmonie. Dies sind die Tugenden, die im Gegensatz zur sexuellen und
gefühlsmäßigen Unbeherrschtheit stehen. Menschen mit solchen Eigenschaften haben
stabile und tiefe Beziehungen zu anderen. Ihre Reife hat es ihnen ermöglicht, die Fähigkeit
zu lieben zu entwickeln. Sie verlieren nicht ihren Gleichmut angesichts der Verlockungen
von Sex, Macht oder Geld. Sie sind stolz auf sich, ihren Partner und ihre Familie im
Allgemeinen. Sie praktizieren Loyalität und Treue und sind monogam. Ihre Beziehungen
sind verantwortungsvoll, transzendent und dauerhaft. Sie kümmern sich aufrichtig um ihre
Angehörigen und schenken ihnen Pflege und Aufmerksamkeit. Sie respektieren die
Individualität des anderen und sind nicht besitzergreifend oder kontrollierend. Sie
akzeptieren die Autonomie der anderen und fordern die Achtung ihrer eigenen Autonomie.
Sie wissen, wie man ein Ende akzeptiert, wenn ein Liebeszyklus endet.
Neuntes Symptom: Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz. Ein nüchterner Mensch
entwickelt ein volles Bewusstsein für seine eigene Realität und lernt, sie zu akzeptieren, so
schwer und schwierig es auch sein mag, im Gegensatz zu jemandem, der seine nicht-
alkoholische Realität systematisch verleugnet. Die Ersteren haben eine existenzielle
Analyse der wichtigsten emotionalen Ereignisse in ihrem Leben entwickelt (Schritt vier).
Sobald sie sich selbst kennen, akzeptieren sie sich so, wie sie sind, einschließlich ihrer
Fehler, Grenzen und Qualitäten. Nachdem sie Selbstakzeptanz entwickelt haben, arbeiten
sie daran, ihre Qualitäten zu maximieren und ihre Unzulänglichkeiten zu minimieren.
Dadurch können sie die Bereiche in ihrem Leben, die einer Veränderung bedürfen,
objektiver sehen.
Zehntes Symptom: Disziplin und Ausgeglichenheit. Diese grundlegenden Gaben der
Nüchternheit hindern den genesenden Alkoholiker daran, eine Sucht durch eine andere zu
ersetzen. Sie neigen dazu, bei ihren Entscheidungen den Mittelweg zu suchen. Sie
vermeiden es, beim Umsteigen von einem Ende zum anderen zu springen. Sie nehmen
regelmäßig an ihrer Selbsthilfe- oder professionellen Behandlungsgruppe teil. Sie werden
nicht selbstzufrieden und entwickeln keine Selbstzufriedenheit in Bezug auf ihre Genesung.
Sie stellen Ansprüche an sich selbst, üben Selbstkritik und setzen ständig das Kreuz der
Nüchternheit (Familie, Arbeit, Spaß, Erholung und Pflege der körperlichen und geistigen
Gesundheit).
Elftes Symptom: Demut, Mitgefühl und Spiritualität. Diese Qualitäten der Nüchternheit
integrieren das Geschenk der Erleuchtung, das die Entwicklung höherer Bedürfnisse
ermöglicht. Es ist das Gegenstück zum elften Symptom der trockenen Trunkenheit, nämlich
dem Fehlen von Spiritualität. Demut bedeutet, den Mut zu haben, zu akzeptieren, dass man
die Hilfe anderer braucht. Zur Demut gehört das Mitgefühl, d.h. die Fähigkeit, sich von den
Leiden anderer berühren zu lassen. Daraus ergeben sich spirituelle Bedürfnisse, wie z. B.
die Entwicklung eines inneren Lebens, das dazu führt, den Glauben wiederzuerlangen oder
zu entwickeln: an sich selbst, an andere und an eine transzendente Macht; sowie die Praxis
des Gebets, der Reflexion und der Meditation als Werkzeuge zur Vertiefung des eigenen
inneren Lebens.
Das zwölfte und letzte Symptom: Solidarität und Respekt. Große Geschenke der
Nüchternheit, die sich auf eine gesunde und respektvolle Beziehung zu anderen beziehen.
Dieses Symptom der Nüchternheit verhindert die Entwicklung des zwölften Symptoms der
trockenen Trunkenheit, d. h. unangemessenes Verhalten in der Gruppe und bei der
Behandlung. Ein fürsorglicher und respektvoller Mensch hat den Geist des Dienens und
eine Berufung, anderen selbstlos zu helfen. Bei seinen Dienstleistungen geht es ihm nicht
um Geld, Prestige, Sex oder Macht. Er strebt nicht nach Anerkennung oder manipuliert
andere als Gegenleistung für seine Hilfe. Sie stellt ihren Dienst nicht zur Schau und drängt
anderen nicht ihre Ideen auf. Sie finden große Zufriedenheit und Befriedigung darin,
anderen zu helfen.
Nüchternheit ist ein langsamer, evolutionärer Prozess, d.h. er dauert nicht lange. Die erste
Bedingung, um dies zu erreichen, besteht darin, über einen längeren Zeitraum mit dem
Trinken aufzuhören, so dass die Person in der Genesung beginnt, die Süße der Abstinenz
auszukosten und zu genießen, und dann mit der therapeutischen Arbeit der verschiedenen
Phasen der Genesung zu beginnen, durch die pünktliche Einhaltung der 12 Schritte, die
professionelle Therapie und die spirituelle Beratung.
Vergessen Sie nicht, dass die Rehabilitation eines Alkoholikers schrittweise erfolgt. Es gibt
keine Grenzen, wie weit ein Mensch gehen kann. Vom Teufelskreis der Alkoholkrankheit,
der zu Wahnsinn, Krankheit und Tod führt, kann man zum Tugendkreis der Nüchternheit
übergehen, der zu Harmonie, existenzieller Erfüllung und Transzendenz führt.
Kapitel 16
Von der Abstinenz zur Nüchternheit

Sobald die 12 Symptome der trockenen Trunkenheit und die 12 Symptome der
Nüchternheit bekannt sind, besteht der nächste Schritt darin, ein aktives Programm zu
entwickeln, um die Symptome der trockenen Trunkenheit in Symptome der Nüchternheit
umzuwandeln.
Mit anderen Worten: Man sollte sich nicht damit begnügen, negative Symptome zu
vermeiden, sondern aktiv daran arbeiten, positive und konstruktive Verhaltensweisen zu
fördern, indem man die Symptome der Nüchternheit täglich praktiziert.
Mit anderen Worten: Umwandlung negativer Verhaltensgewohnheiten in positive
Gewohnheiten. Der Mensch ist ein Sklave seiner Gewohnheiten: Es darf nicht vergessen
werden, dass jeder Alkoholiker, bevor er alkoholabhängig wurde, eine Gewöhnung an den
Alkohol entwickelt hat, d.h. die negative Gewohnheit, Alkohol zu konsumieren, um seine
Spannungen abzubauen, seinen Problemen zu entkommen oder besonders schwierigen
Situationen nüchtern zu begegnen. Schließlich wurde diese Gewohnheit zum Exzess und
der Exzess zur Sucht.
Es gibt zwei Arten von Gewohnheiten: schlechte und gute. Der Mensch ist ein Sklave all
dieser Gewohnheiten, aber wenn er seine schlechten Gewohnheiten gegen gute
Gewohnheiten austauscht, wird er ein Sklave der guten Gewohnheiten, und dies wird sein
Verhalten positiv und konstruktiv verändern.
Eine schlechte Angewohnheit, die bei Alkoholikern tief verwurzelt ist, besteht darin, den
Schlaf-Wach-Rhythmus umzukehren. Sie gehen sehr spät ins Bett und stehen sehr spät
auf. Dies beeinträchtigt ihre existenzielle Funktion und führt zu Problemen in Familie,
Schule und Beruf. Da diese Menschen zu Sklaven ihrer schlechten Angewohnheit werden,
ihren Schlafrhythmus umzukehren, fällt es ihnen jedes Mal, wenn sie früh aufstehen
müssen (weil sie ein Flugzeug zu einer bestimmten Zeit erreichen müssen oder einen
wichtigen Arbeitstermin haben), sehr schwer, früh aufzustehen, und es kommt häufig zu
Problemen (sie verpassen das Flugzeug oder kommen nicht zu ihrem Arbeitstermin).
Diese schlechte Angewohnheit in eine gute Angewohnheit umzuwandeln, d. h. früh zu Bett
zu gehen und früh aufzustehen, erfordert einen langen Prozess der Selbstdisziplin und der
Neuanpassung, um sich diese gute Angewohnheit allmählich anzueignen. Das Verfahren
wird wie folgt ablaufen:
1. Werden Sie sich bewusst, dass Sie eine schlechte Angewohnheit haben.
2. Akzeptanz dieser schlechten Angewohnheit.
3. Entschlossenheit, die schlechte Angewohnheit zu beseitigen.
4. Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle.
5. Ständige Disziplin, um Veränderungen zu erreichen.
6. Sklave der guten Gewohnheit werden.
Mit diesen sechs Anforderungen kann der Wandel erreicht werden. Natürlich wird es nicht
schnell und geradlinig gehen, sondern es wird langwierig sein, mit Fortschritten,
Rückschlägen und Rückfällen.
In unserem Beispiel muss sich ein genesender Alkoholiker, der auch nach dem Aufhören
mit dem Trinken immer noch um 2 oder 3 Uhr nachts ins Bett ging und am nächsten Tag
um 11 oder 12 Uhr aufstand, des Problems bewusst werden und die oben genannten sechs
Schritte anwenden, bis er oder sie die gute Gewohnheit entwickelt, früh ins Bett zu gehen
und früh aufzustehen.
Was bedeutet es, ein Sklave der guten Gewohnheit zu werden? Stellen Sie sich unseren
genesenden Alkoholiker vor, der es innerhalb von vier Monaten geschafft hat, seine
schlechte Angewohnheit in eine gute Angewohnheit zu verwandeln. Er geht jetzt jeden Tag
früh ins Bett (zum Beispiel um 23 Uhr) und steht um 7 Uhr auf, um jeden Tag eine halbe
Stunde zu laufen. Die Gewohnheit ist so tief verwurzelt, dass der Alkoholiker, wenn er sich
die gute Gewohnheit angewöhnt hat (jeden Tag früh aufzustehen und zu laufen), sich an
dem Tag, an dem er nicht aufstehen kann, um zu laufen, schlecht fühlt und bestimmte
Symptome von psychischem Unbehagen und Lustlosigkeit auftreten. Er wird die schlechte
Moral zu spüren bekommen, weil er nicht früh aufgestanden ist, um zu laufen. Er wird ein
Sklave seiner guten Gewohnheit geworden sein, und obwohl ich einräume, dass das Wort
Sklaverei nicht das passendste Wort ist, denn Sklaverei ist niemals wünschenswert; hier
verwenden wir diesen Begriff einfach, um die Bedeutung der Entwicklung guter
Gewohnheiten zu betonen.
Daher muss jeder Alkoholiker eine Liste all seiner schlechten Angewohnheiten (auf der
Grundlage der 12 Symptome der trockenen Trunkenheit) und eine entsprechende Liste
guter Angewohnheiten (auf der Grundlage der 12 Symptome der Nüchternheit) erstellen,
um einen Aktionsplan zu entwickeln und seine Ziele zu erreichen.
In der folgenden Liste sehen Sie auf der einen Seite das Symptom der trockenen
Trunkenheit (negatives Symptom, schlechte Angewohnheit) und auf der anderen Seite das
Symptom der Nüchternheit (positives Symptom, gute Angewohnheit).
1. Unreife und Infantilismus vs. Freiheit, Verantwortung und Produktivität.
2. Unehrlichkeit vs. Ehrlichkeit.
3. Ressentiments vs. Großzügigkeit und Versöhnung
4. Schuld vs. Vergebung und Wiederherstellung des Selbstwertgefühls
(Selbstbestätigung).
5. Hybris und Allmacht vs. Demut, Würde und Gelassenheit.
6. Angst und Furcht vs. Sicherheit und Durchsetzungsvermögen.
7. Depression vs. Aktion
8. Sexuelle und emotionale Unbeherrschtheit vs. Transzendenz in der Beziehung und
innere Harmonie.
9. Verleugnung ihrer alkoholfreien Realität vs. Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz.
10. Pathologische Substitution vs. Selbstdisziplin und Ausgeglichenheit.
11. Abwesenheit von Spiritualität vs. Beleuchtung.
12. Unangemessenes Verhalten in der Gruppe vs. Solidarität und Respekt.
In dieser Liste können wir auf schnelle und schematische Weise die Charakterfehler oder
schlechten Angewohnheiten im Vergleich zu anderen beobachten. Charaktertugenden oder
gute Gewohnheiten.
So kann der Alkoholiker oder Süchtige in der Rehabilitation eine Liste seiner
Hauptsymptome der trockenen Trunkenheit und eine weitere Liste der Symptome der
Nüchternheit erstellen, die er sich aktiv, geduldig und diszipliniert aneignen wird, und sollte
sich von dem Mythos verabschieden, dass das Aufhören mit dem Trinken automatisch alles
in Ordnung bringt und dass die Abstinenz allein die Symptome der trockenen Trunkenheit
in Symptome der Nüchternheit verwandelt. Dies ist eine sehr passive Haltung, die zu einem
mittelmäßigen und bitteren Leben führen wird.
Im Folgenden sind die wichtigsten Merkmale der 12 Symptome der Nüchternheit
aufgeführt.

Freiheit, Verantwortung und Produktivität


Was sind die wichtigsten Symptome für emotionale Reife? Freiheit, Verantwortung und
Produktivität. Freiheit bedeutet, alle Fesseln der neurotischen Abhängigkeit zu sprengen,
die mich an andere ketten; die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und ihre
Folgen zu übernehmen; nicht die Zustimmung anderer zu erwarten, sondern nur die
eigene. Auf diese Weise ist der Mensch wirklich frei. Freiheit ist nicht mit Libertarismus zu
verwechseln. Der grundlegende Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen ist die
Rechenschaftspflicht. Wenn die Freiheit verantwortungsvoll ausgeübt wird, wird ein
erwachsenes Verhalten vorausgesetzt, weil der Einzelne sich selbst Grenzen setzt. Der
Ausschweifung sind keine Grenzen gesetzt. Das Königskind übt sich in Zügellosigkeit, der
reife Erwachsene in Freiheit und Verantwortung.
Die logische Konsequenz aus der Anwendung von Freiheit und Verantwortung ist
Produktivität: Ein Individuum ist autonom, wenn es durch ehrliche und verantwortungsvolle
Arbeit verantwortungsbewusst, engagiert und wirtschaftlich unabhängig ist. Das ist
Produktivität.
Mit anderen Worten: Eine emotional reife Person weist die folgenden Merkmale auf:
1. Trifft eigenständig Entscheidungen, ohne die Zustimmung anderer einzuholen.
2. Er setzt seinen freien Willen verantwortungsbewusst ein.
3. Mut zur Veränderung (Kühnheit ohne Impulsivität).
4. Sie erlaubt keine Aufzwingung, Kontrolle oder Manipulation von anderen.
5. Sie duldet keine Diktaturen, keine irrationale Autorität und keine bedingungslose
Unterwerfung (rationale Rebellion).
6. Sie ist nicht an ein Dogma, eine Sache oder eine Person gebunden.
7. Übernimmt Verantwortung für sich und andere.
8. Hat die Fähigkeit zu lieben, ohne Abhängigkeiten zu entwickeln (emotionale
Autonomie).
9. Er übernimmt Verantwortung für die, die er liebt.
10. Ihre emotionale Distanzierung ist nicht gleichbedeutend mit einem Gefühlsbruch.
11. In der Regel beenden sie, was sie begonnen haben, und erreichen ihre Ziele.
12. Erreichen wirtschaftlicher Selbstständigkeit.
13. Sie ist produktiv durch ehrliche Arbeit.
14. Sie erreicht ihren wirtschaftlichen Aufschwung und ihre materiellen
Errungenschaften.
Ehrlichkeit
Ehrlichkeit ist eine gute Angewohnheit, die man sich nur schwer aneignen kann. Wir haben
bereits bei den Symptomen der trockenen Trunkenheit gesagt, dass der gewohnheitsmäßig
unehrliche Mensch eine solche Trägheit in seine Lügen und unehrlichen Verhaltensweisen
einbringt, dass er sie gewohnheitsmäßig weiter praktiziert, sobald er aufhört zu trinken.
Daher muss er ein starkes moralisches Gewissen in Bezug auf die Achtung der Wahrheit
entwickeln und sich in allen Handlungen seines Lebens rechtschaffen und ehrlich
verhalten. Der Unehrliche, Meister der Ausrede und Verfechter des Vorwandes, tut sich
schwer, dieses Symptom der trockenen Trunkenheit zu akzeptieren, weil es ihm nicht in
den Kram passt, seine Lebensgewohnheiten fortzusetzen. Wer wirklich nach Nüchternheit
strebt, muss ein sehr ethischer und sehr aufrechter Mensch werden, und die Wahrheit
muss sich gegen alle anderen Argumente durchsetzen.
Die wichtigsten Merkmale des ehrlichen Menschen sind folgende:
1. Wahrheit ist ein Grundwert
2. Er sagt, was er denkt, und tut, was er sagt (Kongruenz zwischen seiner Denkweise
und seinem Handeln).
3. Er sagt die Wahrheit, auch wenn sie ihm weh tut.
4. Nutzt andere nicht aus
5. Er hält sein Wort und respektiert die Vereinbarungen, die er trifft.
6. Bringen Sie Ihre Uneinigkeit zum Ausdruck, auch wenn es für andere nicht so
aussieht.
7. Sie akzeptiert weder Bestechungsgelder noch unzulässige Komplizenschaft.
8. Er ist loyal gegenüber seinen Freunden und treu gegenüber seinen Lieben.
9. Er ist ehrlich: Er geht ehrlich und transparent mit Geld um.
10. Respektieren Sie Gesetze und Vorschriften.

Großzügigkeit und Versöhnung


Die Entwicklung dieser beiden großen Tugenden ist das Gegenmittel für diejenigen, die in
ihren Ressentiments gefangen sind. Viele Menschen hegen unversöhnlichen Hass und
Groll, andere halten Großzügigkeit für eine Form von Dummheit oder Schwäche. Der
chronisch verbitterte Mensch ist wütend auf sich selbst, auf andere, auf die Welt und auf
Gott; er hält alles für falsch. Der Pessimist glaubt nicht, dass es in der Welt gute Gefühle
gibt oder dass gute Menschen existieren. Dies ist eine perverse Projektion ihrer eigenen
Bitterkeit und Verbitterung.
Was für eine große Tugend ist es, zu vergeben, sich mit denen zu versöhnen, mit denen
man alten Groll hegt; großzügig zu sein und Stolz und ein falsches Verständnis von
persönlicher Würde beiseite zu legen. Wenn man die schlechte Gewohnheit des Grolls
gegen die gute Gewohnheit der Versöhnung eintauscht, wird eine große Last vom Rücken
genommen. Die grundlegenden Merkmale eines großzügigen Menschen sind folgende:
1. Betont das Positive in anderen Menschen und Situationen (sieht das Glas als halb
voll und nicht als halb leer).
2. Zeigt Interesse und Interesse für andere.
3. Er ist ein guter Zuhörer.
4. Es ist befriedigender, zu geben als zu nehmen.
5. Sie hat eine Berufung zum Dienst.
6. Er ist nicht nachtragend.
7. Er weiß, wie man sich entschuldigt.
8. Nehmen Sie Entschuldigungen von anderen an und gewähren Sie Vergebung.
9. Er hat die Fähigkeit, in Konflikten zu verhandeln und weiß, wie man nachgibt.
10. Leben Sie in der Gegenwart.

Vergebung und Selbstbestätigung


Das Fortbestehen von Schuldgefühlen führt zu einem schrecklichen Phänomen der
emotionalen Unregierbarkeit: dem neurotischen Bedürfnis nach Sühne. Dieses
pathologische Bedürfnis nach Selbstgeißelung führt zur Entwicklung eines sehr geringen
Selbstwertgefühls, der Betroffene denkt, dass er des Erfolgs und des Triumphs nicht würdig
ist. Die besten Gegenmittel gegen diese schreckliche Neurose sind Vergebung und
Selbstbestätigung.
Manchmal ist es leichter, anderen zu verzeihen als sich selbst
Der Alkoholiker ist extrem und perfektionistisch und entwickelt manchmal einen so großen
Selbsthass für sein Versagen, dass er sich nie verzeihen kann und sich permanent
psychisch selbst geißelt. Diese Unfähigkeit, sich selbst zu verzeihen, führt zu einem
anhaltend niedrigen Selbstwertgefühl, das ihn daran hindert, Fortschritte zu machen und
Erfolg zu haben. Deshalb ist es so wichtig, die gute Gewohnheit der Selbstvergebung zu
entwickeln, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, ein wenig von den Tendenzen des starren
Perfektionismus abzulassen und zu akzeptieren, dass der Mensch von Natur aus
unvollkommen ist und dass der menschliche Zustand der Unvollkommenheit uns schließlich
zu unangemessenen Handlungen verleitet.
Selbstvergebung ist eine Form der Selbstakzeptanz. In dem Maße, in dem ich mich selbst
akzeptiere, bestätige ich mich selbst in den positiven und negativen Eigenschaften meiner
Persönlichkeit. Ich werde versuchen, die positiven Eigenschaften so weit wie möglich zu
entwickeln und die negativen Eigenschaften auf ein Minimum zu reduzieren. Auf diese
Weise werde ich nach und nach meine persönlichen Eigenschaften durchsetzen, was mein
Selbstwertgefühl erheblich verbessern wird.
Die wichtigsten Merkmale derjenigen, die Vergebung und Selbstbestätigung praktizieren,
sind die folgenden:
1. Sie haben eine gründliche Gewissenserforschung darüber betrieben, wo sie versagt
haben.
2. Sie erkennen ihre Fehler an und akzeptieren sie; sie sind sich der Konsequenzen
solcher Fehler bewusst.
3. Sie haben emotionalen Schmerz und psychologisches Leid für alle Betroffenen
verursacht.
4. Sie entwickeln tiefe Reue für ihr Versagen und machen sich daran, alles
wiedergutzumachen.
5. Sie sind fest entschlossen, solche Straftaten nicht mehr zu begehen.
6. In aller Bescheidenheit entschuldigen sie sich bei denen, die sie betroffen haben.
7. Wenn sie gläubig sind, bitten sie Gott um Vergebung.
8. Sie führen eine gründliche Selbstanalyse durch, um sich über ihre Schwächen und
negativen Neigungen klar zu werden.
9. Sie suchen und entdecken die positiven Teile ihrer Persönlichkeit, um negativen
Tendenzen entgegenzuwirken.
10. Sie akzeptieren und verzeihen sich selbst und streben eine Veränderung des
Lebens zum Positiven an.

Demut, Würde und Gelassenheit


Eine der solidesten Tugenden der Nüchternheit ist die Entwicklung der Bescheidenheit,
diese überragende Gabe der großen Menschen, derer, die Zeit und Geschichte
überwunden haben; derer, die wirklich einen Samen gesät haben, der für spätere
Generationen unschätzbare Früchte getragen hat: Sokrates, Buddha, Christus, Konfuzius,
der heilige Franz von Assisi, Ghandi, der Dalai Lama, Mutter Theresa.... waren lebendige
Zeugnisse der Tugend der Demut, und ihre Demut hat sie zu Größe und Transzendenz
geführt.
Demut ist das große Gegenmittel gegen Egozentrik, Arroganz und Allmacht. Die Demut
führt zur Entwicklung von Würde und Gelassenheit, den beiden anderen großen Tugenden
dieses fünften Symptoms der Nüchternheit.
Die wichtigsten Merkmale eines Menschen, der sich in Demut, Würde und Gelassenheit
übt, sind folgende:

1. Er ist sehr selbstbewusst.


2. Sie braucht nicht die Zustimmung anderer.
3. Er hat sich mit sich selbst und mit anderen versöhnt.
4. Er ist sparsam und umsichtig in seiner Lebensweise.
5. Der Besitz von materiellen Gütern hat für ihn keine Priorität.
6. Toleranz üben.
7. Das ist klug.
8. Er spricht wenig. Er geht mit persönlichem Beispiel voran.
9. Sie duldet keine Ungerechtigkeit und keinen Missbrauch.
10. Sie prostituiert sich nicht für Macht oder Geld.
11. Denken Sie nach, bevor Sie handeln.
12. Sprechen Sie mit Bedacht. Er schreit nicht und droht nicht.
13. Sie verwendet vernünftige und überzeugende Argumente anstelle von
unangemessenen Drohungen und Auferlegungen.
14. Er hat Vertrauen in Gott, Vertrauen in andere und Selbstvertrauen.
15. Sie ist aufnahmefähig, ohne passiv zu sein; sie ist objektiv, akzeptierend und
geduldig.

Durchsetzungsvermögen
Der chronisch ängstliche Mensch hat Angst zu leben, dass es ihm schwer fällt zu
existieren, er hat Angst vor dem, was in der Zukunft passieren könnte; er wird zum Opfer
seiner eigenen Ängste und reagiert, anstatt zu handeln. Das große Gegenmittel gegen
diese Ängste ist Durchsetzungsvermögen.

Durchsetzungsvermögen setzt Selbstvertrauen, ein klar umrissenes Lebensprojekt und den


Mut und die Entschlossenheit voraus, die Ziele zu erreichen, die ein solches Lebensprojekt
mit sich bringt.
Der selbstbewusste Mensch befindet sich in der Gegenwart und nicht in einer ungewissen
Zukunft; er weiß, was er will, sucht es und kämpft dafür, bis er es erreicht hat. Wir müssen
die schlechte Angewohnheit der Furcht und Angst durch die gute Angewohnheit der
Durchsetzungsfähigkeit ersetzen.
Die wichtigsten Merkmale der Tugend der durchsetzungsfähigen Menschen sind die
folgenden:
1. Sie sagen Ja, wenn sie Ja sagen wollen, und Nein, wenn sie Nein sagen wollen.
2. Sie wissen, wie sie anderen Grenzen setzen können.
3. Sie manipulieren nicht und lassen sich auch nicht manipulieren.
4. Sie haben die Fähigkeit zu protestieren, wenn sie mit etwas oder jemandem nicht
einverstanden sind.
5. Sie wissen, wie sie erkennen können, wann der andere Recht hat und sie im
Unrecht sind.
6. Sie verlangen, dass andere sie so behandeln, wie sie selbst behandelt werden
wollen.
7. Sie haben hohe Ambitionen.
8. Sie wissen, was sie verdienen, und können daher Erfolg und Erfolg erreichen.
9. Sie sind immer auf der Suche nach Erfolg, wissen aber auch, wie sie ihre
Niederlagen akzeptieren können.
10. Sie scheitern effizient (sie wissen, wie sie Misserfolge überwinden können).
11. Sie stellen sich den Problemen, sie weichen ihnen nicht aus.
12. Sie akzeptieren, dass es ein Problem gibt, und stellen sich ihm, um es zu lösen.
Aktion
Gegen Depression, Aktion. Das ist das Axiom, das das Gegenmittel zur Depression predigt.
Unabhängig von den medizinischen Aspekten der Krankheit Depression, zu denen die
Akzeptanz des Vorliegens eines doppelten Problems und die Inanspruchnahme
professioneller Hilfe gehören (dasselbe gilt für die psychopathologischen Aspekte des
Leidens), werfen sich viele depressive Menschen in die Hängematte und entscheiden sich
für ein depressives Leben. Sie fühlen sich als Opfer, sie lieben es, die Rolle des Kranken
zu spielen, sie beschweren sich ständig und ziehen sich aus dem Leben zurück, weil sie
sich als emotional behindert betrachten. Das ist der trockene Trinker, der mit Depressionen
spielt und der eine getarnte Art ist, den Herausforderungen des Lebens zu entgehen.
Also, gegen Depressionen, Action. Die Tugend des Handelns ist die ständige Bewegung,
die den Menschen zu persönlicher Zufriedenheit, Triumph und Transzendenz führt.
Die wichtigsten Merkmale der Vermögenswerte sind wie folgt:
1. Sie sind nur auf sich selbst angewiesen, nicht auf andere.
2. Sie haben einen Lebensplan: Sie wissen, wo sie hinwollen.
3. Sie sind beständig: Sie wenden das Prinzip "Kleinvieh macht auch Mist" an.
4. Sie sind konsequent: Sie bringen zu Ende, was sie begonnen haben.
5. Sie tun eine Sache nach der anderen.
6. Sie bewerten regelmäßig ihren Lebensplan, und wenn es Abweichungen gibt,
korrigieren sie diese.
7. Sie sind weitsichtig und sparsam.
8. Sie sind ausdauernd.
9. Sie üben Selbstkritik.
10. Sie haben einen Aktionsplan für jeden Tag und halten sich immer an ihren
Lebensplan.
11. Sie sind gute Zuhörer: Sie lassen sich von denen, die es am besten wissen,
beraten und beraten.

Transzendenz in der Beziehung und innere Harmonie


Gegen sexuelle und gefühlsmäßige Unbeherrschtheit, Transzendenz in der Beziehung und
innere Harmonie.
Sexuelle und gefühlsmäßige Unbeherrschtheit ist die Folge eines Mangels an Harmonie
zwischen dem inneren Selbst und der äußeren Welt, was zu Oberflächlichkeit und
Instabilität in den Beziehungen führt und die Herrschaft der Gefühle über die Vernunft und
die Diktatur der sexuellen Impulse über die Verhaltensmotivation zur Folge hat.
Wenn emotionale Reife und geistiges Wachstum erreicht sind, wird die Suche nach
Transzendenz in Beziehungen zu einer Notwendigkeit. Es ist nicht mehr das impulsive
Bedürfnis, eine romantische Beziehung einzugehen, um bestimmte neurotische
Bedürfnisse zu befriedigen, oder der unbändige Drang nach Sex, der nur dazu dient, ein
primitives Bedürfnis vorübergehend zu befriedigen.
Wenn Menschen reif sind, wollen sie ihrem Leben einen Sinn geben und suchen daher in
der Beziehung zu ihrem Partner nach Integration und Komplementarität in ihrem
Lebensprojekt. Diese Bindung wird auf Liebe und nicht auf Not beruhen. Eine Folge der
Liebe ist der Genuss von Sex, der jedoch nicht als primäre Triebfeder der Beziehung
verstanden wird, sondern als logische Folge einer liebevollen Bindung.
Die wichtigsten Merkmale derjenigen, die dieses achte Symptom der Nüchternheit
praktizieren, sind die folgenden:
1. Sie haben stabile und tiefe Beziehungen zu anderen.
2. Sie haben die Fähigkeit zu lieben entwickelt.
3. Sie beuten andere nicht aus oder missbrauchen sie.
4. Sie praktizieren Loyalität und Treue.
5. Sie sind stolz auf ihre Familie und ihre Freunde.
6. Sie sind wählerisch bei der Auswahl ihrer Freunde.
7. Sie sind stolz auf sich selbst.
8. Sie verlieren ihre Gelassenheit nicht für Sex, Macht oder Geld.
9. Ihre Ziele sind eher intern als extern. Sie wollen lieber sein als haben.
10. Sie sind monogam.

Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz


In der Verleugnung ihrer alkoholischen Realität steckt Angst, ebenso wie in allem, was mit
dieser Realität zusammenhängt und dem der Alkoholiker sich nicht stellen will, so dass er
es vorzieht, nicht zu sehen, nicht zu hören und nicht zu sprechen, als vorbeugende
Maßnahme, um Gefühle zu vermeiden, ein Mechanismus der Realitätsvermeidung aus
Angst vor Veränderung.
Das Gegenstück dazu sind Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz. Das heißt, der Mut, sich
selbst zu erkennen und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Wenn ein Mensch sich selbst
kennt und akzeptiert, verfügt er über alle notwendigen Elemente und Werkzeuge, um sich
zu ändern, denn Veränderung ist die wesentliche Voraussetzung für Nüchternheit.
Nüchternheit ohne Veränderung ist unvorstellbar.
Die wichtigsten Merkmale derjenigen, die Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz
praktizieren, sind die folgenden:
1. Sie haben eine existenzielle Analyse der wichtigsten emotionalen Ereignisse in
ihrem Leben erstellt.
2. Sie wissen, woher sie kommen und was ihre Vergangenheit ist.
3. Es gibt keine Rätsel oder Lücken in seiner Lebensgeschichte.
4. Sobald sie sich kennen, akzeptieren sie sich so, wie sie sind, einschließlich ihrer
Fehler, Grenzen und Eigenschaften.
5. Sie akzeptieren auch alle Mitglieder der Familie, aus der sie stammen, einschließlich
ihrer Fehler und Eigenschaften.
6. Sie schämen sich nicht für ihre Verwandten, ihren sozialen Status, ihre Rasse oder
sich selbst.
7. Sie ziehen in regelmäßigen Abständen Bilanz über ihren existenziellen Prozess und
bewerten, ob sie die Ziele, die sie sich gesetzt haben, erreichen.
8. Sie akzeptieren ihre Fehler und Qualitäten: Sie versuchen, ihre Qualitäten zu
maximieren und ihre Fehler zu minimieren.

Disziplin und Ausgewogenheit


Der Ersatz von Alkohol durch eine andere Substanz oder ein anderes Suchtverhalten ist
eine Verkleidung, die die Absicht verbirgt, sich nicht zu ändern. Oberflächlich gesehen
verändern Sie sich, aber tief im Inneren bleiben Sie derselbe. Manchmal springt man von
einem Extrem ins andere oder es fehlt an Disziplin, um echte Veränderungen
herbeizuführen.
Aus diesem Grund sind Disziplin und Ausgeglichenheit die beiden Tugenden, die diese
Charakterschwäche ausgleichen.
Disziplin ist die konstante und konsequente Arbeit, die systematisch entwickelt wird, um ein
bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Alkoholiker ist in der Regel eine Person mit kurzer
Karriere, d.h. es fällt ihm schwer, das, was er anfängt, zu Ende zu bringen, weil er es sich
nicht angewöhnt hat, Disziplin zu üben.
Auf der anderen Seite ist der Alkoholiker oft ein Extremist. Deshalb geben viele von ihnen
den Alkohol auf, werden aber arbeits- oder sexsüchtig. Andere steigen einfach von Alkohol
auf andere Drogen um, ohne eine wirkliche Veränderung zu erfahren.
Ausgewogenheit ist das Gegenteil von Extremismus. Die Tugend, in der Mitte von
Situationen zu bleiben, ist eine Gewohnheit, die dazu beiträgt, echte Veränderungen
herbeizuführen und nicht einfach ein pathologisches Verhalten durch ein anderes
pathologisches Verhalten zu ersetzen.
Die wichtigsten Merkmale der disziplinierten und ausgeglichenen Personen sind folgende:
1. Sie neigen dazu, bei ihren Entscheidungen den Mittelweg zu suchen.
2. Sie vermeiden es, beim Umsteigen von einem Ende zum anderen zu springen.
3. Sie wissen, dass Erfolg und Misserfolg zwei Hochstapler sind.
4. Sie vermeiden Fanatismus und Fundamentalismus.
5. Sie sind flexibel; sie wissen, dass jede Regel ihre Ausnahme hat.
6. Sie verwechseln Ausgewogenheit nicht mit Mittelmäßigkeit.
7. Sie vermeiden jede Form der Übertreibung.
8. Sie stellen Ansprüche an sich selbst.
9. Sie verschieben nicht auf morgen, was sie heute tun können.
10. Sie haben einen Aktionsplan für jeden Tag und respektieren ihre Arbeitszeiten
(Vermeidung von Workaholismus).
11. Sie gehen früh zu Bett und stehen früh auf.
12. Sie praktizieren das Nüchterne Kreuz.
Beleuchtung
Erleuchtung ist die Tugend derjenigen, die die spirituelle Dimension erreichen.
Wenn dein Geist mit innerem Frieden erfüllt ist und du eine Stärke erlangst, die dich
befähigt, den Angriffen des Lebens mit Gleichmut und Weisheit zu widerstehen, dann hast
du Erleuchtung erlangt.
Erleuchtet zu sein bedeutet nicht, ein Prophet oder ein Heiliger oder ein Gesandter des
Herrn zu sein, nein. Es ist jeder Mensch, der seine Spiritualität so weit entwickelt hat, dass
er in der Lage ist, die Probleme des Lebens mit Gelassenheit, Akzeptanz und Ruhe zu
bewältigen.
Die Erleuchtung ist die höchste Tugend, die durch den Genesungsprozess erworben wird.
Von der körperlichen Genesung zur sozialen Genesung, dann zur geistigen und
emotionalen Genesung und schließlich zur geistigen Genesung.
Geistliches Erwachen führt den Menschen zur Bekehrung, und Bekehrung bedeutet eine
radikale Veränderung des Lebens. Es gibt sehr berühmte Bekehrte in der Geschichte der
Menschheit: der heilige Paulus, der heilige Augustinus, der heilige Franz von Assisi, der
heilige Ignatius von Loyola... Sie änderten ihr Leben radikal durch einen
Bekehrungsprozess, der zu einer 180°-Wendung in ihrem Leben führte.
Der genesende Alkoholiker, der dieses spirituelle Erwachen, diese Bekehrung, erreicht,
wird sein Leben so verändern, dass seine Chancen auf Wachstum maximiert und seine
Chancen auf einen Rückfall minimiert werden.
Die wichtigsten Merkmale derjenigen, die Erleuchtung erlangt haben, sind folgende:
1. Hat spirituelle Bedürfnisse erlebt.
2. Hat seinen Glauben wiedergefunden oder entwickelt.
3. Er glaubt an eine höhere Macht, die über ihn hinausgeht.
4. Er hat die Praxis des Gebets, der Reflexion und der Meditation entwickelt.
5. Er hat ein Gleichgewicht zwischen seinem äußeren Leben und seinem inneren
Leben erreicht.
6. Er hat die Fähigkeit, sich Situationen hinzugeben, die nicht von ihm abhängen.
7. Er hat den menschlichen Respekt und die gesellschaftlichen Konventionen verloren
(er lebt für sich und seine eigenen Überzeugungen).
8. Sie praktiziert Opferbereitschaft, Selbstdisziplin und Verzicht auf Befriedigung als
eine Form der geistigen Stärkung.
9. Er ist weder ein religiöser Fanatiker noch ein Aktivist für seine Dogmen. Sie
respektiert die Überzeugungen der anderen und neigt eher zur Spiritualität als zur
Religiosität.
Solidarität und Respekt
Schließlich ist unangemessenes Verhalten in der AA-Gruppe auf die Unfähigkeit des
genesenden Alkoholikers zurückzuführen, die Tugenden der Solidarität und des Respekts
zu entwickeln.
Um mit anderen AA-Mitgliedern zusammenleben zu können, muss man sich in erster Linie
der Gruppe zugehörig fühlen, sich als Mitglied des Teams fühlen und bereit sein,
mitzuarbeiten, zu helfen und das beizutragen, was die Gruppe braucht, um ihre Ziele zu
erreichen.
Diese Eigenschaften entsprechen der Tugend der Solidarität, die eine große Großzügigkeit
und Losgelöstheit voraussetzt, um sich der Gruppe zu widmen, um anderen zu dienen, um
die Verantwortung zu erfüllen, die ihm von AA übertragen wurde, und um all diese Pflichten
mit Freude und Losgelöstheit zu erfüllen.
Das heißt, der Hauptzweck der Teilnahme an einer AA-Gruppe besteht darin, mehr zu
geben als zu nehmen. Natürlich erhält der Alkoholiker auch. Ich erhalte Unterstützung,
Hilfe, Anleitung, eine Plattform für seine Katharsis und, was am wichtigsten ist,
bedingungslose Unterstützung von der Gruppe, um ihn vom Trinken abzuhalten und auf der
Suche nach Nüchternheit.
Aber viele genesende Alkoholiker stellen das Erhalten vor das Geben und wollen viele
Dinge von AA erhalten, wie z. B. die Möglichkeit, Geschäfte zu machen, Kredite
aufzunehmen oder ihre neurotischen Bedürfnisse nach Macht und Ansehen zu befriedigen.
Diejenigen, die mehr empfangen als geben wollen, sind trockene Trinker, die sich aufgrund
ihrer mangelnden Solidarität in ihrer Gruppe unweigerlich unangemessen verhalten
werden.
Anderen hingegen fehlt es an der Tugend des Respekts. Sie respektieren weder ihre
Mitmenschen noch die Grundsätze der Gruppe oder sich selbst. Sie sind selbstsüchtig,
verbittert und wütend und haben nur Freude daran, ihren Partner zu kritisieren, über ihn zu
lästern, ihn zu verhöhnen oder seine Katharsis zu sabotieren. Dies ist respektlos und wird
unweigerlich zu unangemessenem Verhalten in der Gruppe führen.
Deshalb ist es wichtig, die negativen Gewohnheiten des Egoismus und der Bitterkeit durch
die des Respekts und der Solidarität zu ersetzen.
Diejenigen, die diese Tugenden entwickeln, weisen folgende Eigenschaften auf:
1. Sie haben den Geist des Dienens und die Berufung, anderen zu helfen.
2. Sie kümmern sich um alles, was sie umgibt, und übernehmen Verantwortung dafür.
3. Sie finden Zufriedenheit und Befriedigung darin, anderen zu helfen.
4. Sie helfen anderen selbstlos: Sie streben nicht nach Geld, Prestige oder Macht.
5. Sie stellen nicht zur Schau, dass sie anderen helfen oder sich für die Sache
einsetzen (sie suchen keine Anerkennung).
6. Sie manipulieren andere nicht im Gegenzug für deren Hilfe.
7. Sie erhalten keine persönlichen Vorteile (Geld, Prestige, Macht oder Sex) als
Gegenleistung dafür, dass sie anderen helfen.
8. Sie respektieren die Entscheidungen der Person, der sie helfen wollen, auch wenn
sie mit diesen nicht einverstanden sind.
9. Sie sind nicht neidisch auf die Leistungen oder den Erfolg derer, denen sie helfen.
10. Sie übernehmen nicht das Leben derer, denen sie helfen, und schreiben ihnen nicht
vor, was sie zu tun oder zu lassen haben.
11. Sie sind in der Lage, sich von den Gefühlen anderer berühren zu lassen.
12. Sie verspotten oder demütigen den Rückfälligen nicht, sondern reichen ihm die
Hand zur weiteren Hilfe.
13. Sie machen keine indiskreten Bemerkungen oder entdecken die Anonymität eines
Kollegen außerhalb der Gruppe.

Wir beenden dieses Kapitel mit den 13 Empfehlungen, die Benjamin Franklin allen
Menschen für ein friedliches, harmonisches und produktives Leben gab:
1. Mäßigung: Essen Sie nicht bis zur Sättigung.
2. Schweigen: Sprechen nur zum eigenen Nutzen und zum Nutzen anderer.
3. Lösung: Lösen Sie das Problem wie erforderlich. Das Vorgeschlagene unverzüglich
in Angriff zu nehmen.
4. Sparsamkeit: Nichts verschwenden und unnötige Ausgaben vermeiden.
5. Ordnung: Alles an seinem Platz, jede Aufgabe zu ihrer Zeit.
6. Arbeit: Tun Sie immer etwas Nützliches und verschwenden Sie keine Zeit.
7. Aufrichtigkeit: Lassen Sie sich nicht täuschen und handeln Sie in gutem Glauben.
8. Gerechtigkeit: Tue niemandem etwas zuleide und sei fair zu allen.
9. Mäßigung: Vermeiden Sie Extreme und handeln Sie nicht im Zorn.
10. Reinigung: Vermeiden Sie innere und äußere Verschmutzungen.
11. Ruhig: Regen Sie sich nicht über Kleinigkeiten, Unfälle oder Probleme auf.
12. Keuschheit: Möge das Vergnügen von der Liebe geleitet sein und nicht zu einem
Verlust des Friedens führen.
13. Demut: Ahmen Sie die Einfachheit von Sokrates und Jesus nach.
Glossar
Abstinenz: Die Beendigung des Konsums eines Suchtmittels oder die Beendigung der
Ausübung eines Suchtverhaltens.
Handeln: Ausübung der Möglichkeit, etwas zu tun. Ergebnis des Handelns. Eine Reihe von
Aktivitäten, die es ermöglichen, ein Ziel zu erreichen.
Sucht: Ein unbändiger Drang, eine Droge einzunehmen oder ein bestimmtes Verhalten
auszuführen, der zu starken Ängsten führt, die nur durch die Einnahme der Droge
oder die Ausführung des Verhaltens gelindert werden können. Dies führt zu einer
Anpassung des Gehirns, die den Betroffenen zu einem chronischen Überkonsum der
Droge oder zu Verhaltensauffälligkeiten veranlasst, die zu schwerwiegenden
gesundheitlichen, familiären, schulischen, beruflichen, sozialen und rechtlichen
Problemen führen. Sucht ist eine chronische Krankheit, die, wenn sie nicht behandelt
wird, zu Behinderung, Freiheitsverlust oder Tod führt.
Süchtig machend: Süchtig machend. Süchtiger: Eine Person, die an einer Sucht leidet.
Alkoholiker: Süchtig nach Alkohol.
Alkoholismus: Eine unheilbare, wiederkehrende, fortschreitende, schleichende und tödliche
Krankheit, die durch die Abhängigkeit von Alkohol gekennzeichnet ist.
Halluzination: Subjektive Wahrnehmung ohne einen äußeren Reiz, der sie hervorruft.
Obwohl akustische und visuelle Halluzinationen am häufigsten sind, können auch
Geruchs-, Tast- und Geschmackshalluzinationen auftreten.
Anergie: Fehlen oder deutliche Abnahme der Energie.
Amphetamine: Stimulans des zentralen Nervensystems. Es verursacht schwere
Abhängigkeiten und Verhaltensstörungen. Chronischer Konsum kann zu
Unzurechnungsfähigkeit führen (Amphetamin-Psychose).
Anhedonie: Unfähigkeit, Dinge zu genießen oder Freude zu empfinden.
Beklemmung: Ein Gefühl der Angst, der Besorgnis oder des Unbehagens, das durch die
Erwartung einer Gefahr entsteht, deren Ursprung unbekannt ist oder nicht verstanden
wird.
Durchsetzungsvermögen: Eine Eigenschaft einer Person, die sich durch Unternehmergeist
und die Fähigkeit auszeichnet, die von ihr gesetzten Ziele zu erreichen. Er bringt
andere dazu, ihn so zu behandeln, wie er behandelt werden möchte, und akzeptiert
keine Aufdringlichkeit oder Manipulation. Sie sagt Ja, wenn sie Ja meint, und Nein,
wenn sie Nein meint.
Selbstabwertung: Ein für Neurosen sehr charakteristischer psychologischer Zustand, der
darin besteht, sich selbst zu wenig Wert beizumessen, sich weniger wert zu fühlen als
andere und die guten Dinge des Lebens nicht zu verdienen.
Koffein: Stimulierende Substanz, die in Kaffee, Tee und Cola enthalten ist. Es ist
wahrscheinlich die beliebteste Droge der Welt.
Zyklisch: sich entwickelnd oder periodisch auftretend.
Kokain: Stimulans, das aus der chemischen Verarbeitung von Kokablättern gewonnen wird.
Es macht süchtig und zwar schwer. Es wird auf drei verschiedene Arten konsumiert:
durch die Nase inhaliert, geraucht (Crack, Stone) oder in die Vene injiziert.
Es führt zu Unzurechnungsfähigkeit oder zum Tod durch Bluthochdruck, Thrombose
oder Herzklopfen.
Co-Abhängigkeit: Neurotische Abhängigkeit von einer anderen Person. Eine Form der
pathologischen Bindung an bestimmte Personen, mit denen eine emotionale
Verbindung besteht. Bei Alkoholismus und Drogenabhängigkeit ist die Co-
Abhängigkeit bestimmter Familienmitglieder von Alkoholikern oder Drogenabhängigen
(Ehefrauen, Mütter, Geschwister, Kinder) sehr häufig.
Crystal: Eine Designerdroge, die zur Gruppe der Meta-Amphetamine gehört. Es macht
süchtig und ist anregend. Es verursacht schwere Verhaltensstörungen und
Unzurechnungsfähigkeit.
Schuld: Ein dauerhaftes Gefühl psychischen Unbehagens, das durch die subjektive
Wahrnehmung eines Fehlverhaltens verursacht wird. Bei einer Neurose ist die
subjektive Wahrnehmung von Schuld oft unverhältnismäßig oder extrem starr, was
dazu führt, dass der Betroffene unversöhnlich ist und unbewusst verschiedene
Formen der Selbstbestrafung sucht.
Sentimentale Erpressung: Eine Art der Manipulation von Menschen, um sie unter Druck zu
setzen und ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn sie das Problem nicht
lösen oder Ihnen nicht geben, was Sie wollen.
Delirium: Ein Symptom des Wahnsinns, das häufig bei Alkohol- und Drogenabhängigen
auftritt. Sie ist gekennzeichnet durch eine falsche Überzeugung, die trotz rationaler
Erklärungen und gegenteiliger Beweise fortbesteht. Der Verfolgungswahn ist die
häufigste Form dieses Phänomens.
Depressionen: Eine psychiatrische Erkrankung, unter der Suchtkranke leiden können. Sie
ist gekennzeichnet durch Energielosigkeit, mangelnde Lebensmotivation, Unfähigkeit,
sich an den angenehmen Dingen des Lebens zu erfreuen, ein tiefes Gefühl der
Traurigkeit und den Wunsch zu sterben, was manchmal zu versuchtem oder
vollendetem Selbstmord führt.
Würde: Eine Qualität der Nüchternheit, die es dem Einzelnen ermöglicht, seine eigenen
Werte und Fähigkeiten zu erkennen, zu akzeptieren und zu schätzen. Es geht um
Respekt und Treue gegenüber ihrer Werteskala und ihrem Lebensprojekt. Es ist die
Loyalität gegenüber den eigenen Überzeugungen. Es geht darum, stolz auf sich
selbst zu sein, ein gutes Selbstwertgefühl zu haben und für sich selbst und nicht für
andere zu handeln.
Dyspnoe: Ein Gefühl der Kurzatmigkeit, das die Person dazu zwingt, schneller und härter
zu atmen (Hyperventilation). Typisches Symptom für eine Notlage.
Dualität, dual: Vorhandensein von zwei verschiedenen Krankheiten bei ein und derselben
Person.
Egozentrik: Neurotisches Bedürfnis, immer im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Eine
verzerrte und aufgeblasene Selbstwahrnehmung von sich selbst. Egozentrische
Menschen fühlen sich anderen überlegen und glauben, sie hätten auf alles eine
Antwort. Egozentrik ist eine künstliche Grandiosität, hinter der sich oft ein
Minderwertigkeitskomplex verbirgt.
Endogen: innerhalb des Körpers, ohne Anregung von außen (z. B. endogene Depression).
Ausgewogenheit: Die Fähigkeit, zwischen dem Angemessenen, dem Unangemessenen
und dem Inakzeptablen zu unterscheiden, indem man die fünf Sinne, die Zeit, das
Geld und die Anstrengung vernünftig einsetzt, und zwar nach richtigen und wahren
Kriterien und mit umsichtigen und maßvollen Handlungen.
Exogen: Entsteht als Folge eines externen Reizes, der die organischen Funktionen
beeinträchtigt (z. B. exogene Depression).
Sühne: Ritueller Akt der Reinigung, um die begangenen Fehler abzuwaschen. Das
neurotische Bedürfnis nach Sühne ist ein pathologischer Drang zur Selbstbestrafung,
indem man seinen Erfolg permanent sabotiert, um die eigene Schuld abzulegen.
Ecstasy: Designerdroge, die gemeinhin als Tacha bekannt ist. Es macht süchtig und hat
eine stimulierende Wirkung. Es verursacht Verhaltensstörungen, Hirnschäden und
Geisteskrankheit.
Kompensationsphantasien: Lügen oder Geschichten, die die unehrliche Person erfindet,
um ein falsches und anderes Bild von sich selbst zu vermitteln, weil sie sich selbst für
sehr selbstbewusst und klein hält.
Loyalität: Eine Tugend, die sich dadurch auszeichnet, dass man freiwillig und aus voller
Überzeugung die Bindungen akzeptiert, die sich aus der Zugehörigkeit zu anderen
ergeben - zu Freunden, Partnern, Arbeitgebern, zur Familie, zu Institutionen, zum
Heimatland -, und zwar in der Weise, dass die von ihnen vertretenen Werte auf Dauer
gestärkt und geschützt werden.
Phobie: Abstoßung oder quälende Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen. Es gibt
zwei Arten von Phobien: die spezifische Phobie, die sich auf ein bestimmtes Objekt
bezieht (Aufzüge, Höhen, Tiere, Flugzeuge usw.), und die soziale Phobie, bei der eine
Abneigung dagegen besteht, unter Menschen zu sein, an Sitzungen teilzunehmen
oder in der Öffentlichkeit zu sprechen.)
Großzügigkeit: Die Neigung oder Neigung des Geistes, selbstlos für andere zu handeln.
Ehrlichkeit: Tugend der Nüchternheit, gekennzeichnet durch die Übereinstimmung
zwischen dem, was man denkt, was man sagt und was man tut. Zur Ehrlichkeit
gehören auch Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.
Ehrlichkeit: Aufrichtigkeit im Denken, Integrität im Handeln. Transparenz bei der
Rechenschaftspflicht. Sie ist ein Merkmal der Ehrlichkeit.
Feindseligkeit: Psychische Aggression gegenüber einer oder mehreren Personen.
Demut: Tugend, die sich dadurch auszeichnet, dass man seine eigenen
Unzulänglichkeiten, Qualitäten und Fähigkeiten anerkennt und sie nutzt, um gut zu
handeln, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder den Beifall der anderen zu
verlangen.
Unbewusst: Psychologische Tatsache, die sich dem Wissen des Subjekts, bei dem sie
auftritt, entzieht.
Unbeständigkeit: Unfähigkeit, etwas Angefangenes zu Ende zu bringen.
Inkonsequenz: Mangelnde Kontinuität der Bemühungen zur Erreichung eines Ziels. Mangel
an Entschlossenheit, Stabilität und Festigkeit, um das zu erreichen, was die Person
sich vorgenommen hat. Infantilismus (emotional): Fortbestehen einer kindlichen oder
jugendlichen Mentalität beim Erwachsenen.
Inhalationsmittel: Psychoaktive Droge, die über die Atemwege verabreicht wird (Inhalation).
Die häufigsten sind Verdünner, Zement, Benzine und Acetone. Sie verursachen
schwere Hirnschäden. Straßenkinder und Heranwachsende sind die größten
Konsumenten dieser Substanzen.
Erleuchtung: Ein spiritueller Zustand, den der Einzelne erreicht, der es ihm ermöglicht, sein
inneres Leben mit den üblichen Belastungen seiner Existenz in Einklang zu bringen
und in jedem Augenblick seines Lebens in einen Zustand des Friedens einzutauchen.
Unreife: Mangel an emotionalem Wachstum.
Frustrationsintoleranz: Unfähigkeit zu akzeptieren, wenn etwas nicht gut läuft. Intolerante
Menschen wollen die Befriedigung in diesem Moment, sie regen sich auf, sie greifen
an und suchen nach Schuldigen, wenn sie etwas nicht bekommen, was sie wollen.
Verantwortungslosigkeit: Charakteristisch für eine Person, die wichtige Entscheidungen
ohne ausreichende Überlegung trifft. Handlung, die auf mangelnder Voraussicht oder
Überlegung beruht.
Freiheit: Ein grundlegendes Merkmal der emotionalen Reife. Frei bedeutet, die Fähigkeit zu
haben, selbst zu entscheiden, verantwortungsbewusst zu wählen, was die Person für
sich selbst am besten hält. Frei von Abhängigkeiten und produktiv zu sein. Freiheit ist
eine der Säulen der Nüchternheit des genesenen Alkoholikers. Verwechseln Sie
Freiheit nicht mit Libertarismus. In der Freiheit gilt die Verantwortung, in der
Zügellosigkeit die Unverantwortlichkeit.
LSD: Lysergsäurediethylamid. Synthetische Droge, die Halluzinationen und mystische
Wahnvorstellungen hervorruft und gemeinhin als Acid bezeichnet wird.
Marihuana: Eine süchtig machende, neurotoxische, illegale Droge, die aus einer
Hanfpflanze namens Cannabis sativa gewonnen wird. Sie verursacht Hirnschäden,
die sich in einem Ausfall der intellektuellen Funktionen und großer Demotivation
äußern. Es macht süchtig, und sein chronischer Konsum verursacht Psychosen
(schizophrenieähnliche Geisteskrankheit).
Manipulation: Menschen benutzen und verwalten, um das zu bekommen, was man will.
Angst: Angst vor etwas Vertrautem (einem Problem, einer Person, einer Prüfung). Sie
unterscheidet sich von der Notlage dadurch, dass die Ursache der Bedrohung nicht
bekannt ist).
Behinderung: Siehe Selbstbeurteilung.
Misogynist: Ein Mann, der Frauen hasst, angreift und kontrolliert, aber nicht ohne sie leben
kann. Pathologische Form der Co-Abhängigkeit.
Narzissmus: Siehe Egozentrik.
Verweigerung: Die Handlung und Wirkung der Verweigerung. Zu sagen, dass etwas nicht
existiert, nicht wahr ist oder nicht so ist, wie jemand glaubt oder behauptet. Die
Unfähigkeit, etwas zu erkennen oder zu akzeptieren. Sie geben ihre Existenz nicht zu.
Verstecken. Verkleidung.
Neurose: Ein Zustand emotionaler Fehlanpassung, der zu psychischem Leid,
Unzufriedenheit mit sich selbst und Problemen mit anderen führt. Die allgemeine
Ursache der Neurose ist die Angst.
Neurotransmitter im Gehirn: Substanzen, die im Gehirn produziert werden und die
Übertragung von Nervenimpulsen bestimmen. Als Folge der veränderten
Konzentration dieser Stoffe treten verschiedene Krankheiten wie Depressionen,
Angstzustände, Alkoholismus oder die Abhängigkeit von anderen Drogen auf. Die
wichtigsten Neurotransmitter sind Serotonin, Adrenalin, ' Dopamin und Endorphine.
Nikotin: Giftige Substanz, verantwortlich für die Tabakabhängigkeit.
Omnipotenz: Stolz in pathologischer Ausprägung. Die Arroganten fühlen sich anderen
überlegen, sie sind im Besitz der Wahrheit, sie sind arrogant, sie zwingen anderen
ihre Ideen und die Art und Weise, wie sie ihr Leben lösen sollten, auf.
Opiate: Abgeleitet vom Opium, das aus dem Mohn gewonnen wird. Sie haben die
Eigenschaft, Schmerzen zu unterdrücken, eine Euphorie mit angenehmer
Schläfrigkeit zu erzeugen und eine starke Abhängigkeit zu entwickeln. Die wichtigsten
Opiate sind Morphin, Heroin und ihre synthetischen Derivate.
Stolz: Die Überschätzung der eigenen Tugenden und Qualitäten (tatsächlich oder
vermeintlich), die zu einer Haltung der Arroganz, des Hochmuts und der verächtlichen
Feindseligkeit führt.
Panik (Panikattacke): Eine Angststörung, die durch einen Verlust der Selbstkontrolle und
ein Gefühl des drohenden allgemeinen Zusammenbruchs der Gesundheit mit der
Angst vor Bewusstlosigkeit oder Tod gekennzeichnet ist. Es handelt sich um eine
psychiatrische Störung, die eine spezielle Behandlung erfordert.
Passivität: Charakteristisch für eine Person, die andere handeln lässt, ohne selbst etwas zu
tun. Er überlässt es anderen, für ihn zu entscheiden oder seine Probleme zu lösen.
Perfektionismus: Die Tendenz, eine Arbeit endlos zu verbessern, ohne sie als
abgeschlossen zu betrachten. Es ist eine starre und zwanghafte Haltung desjenigen,
der alles richtig machen will.
Projektion: Psychologischer Abwehrmechanismus, mit dem sich der Einzelne von
bestimmten schmerzhaften oder unerträglichen Gefühlssituationen befreit, indem er
seine eigenen Gefühle auf andere Personen überträgt.
Rationalisierung: Konstruktion einer falschen Erklärung für bestimmte Realitäten, die die
Person nicht akzeptieren will und die darauf abzielt, unangemessenes Verhalten zu
rechtfertigen (Vorwände).
Wiederkehrend: Entwickelt sich durch Rückfälle. Sucht, Not und Depression treten häufig
wieder auf.
Groll: Psychische Belastung, die durch ein anhaltendes Gefühl des Grolls und Hasses
gegenüber einer Person gekennzeichnet ist, die angeblich eine Straftat, einen
Übergriff oder eine Enteignung begangen hat.
Verantwortung: Eine Eigenschaft einer Person, die sorgfältig und aufmerksam mit dem
umgeht, was sie tut oder entscheidet. Wer verantwortungsbewusst ist, zieht die
Konsequenzen seines Handelns, sorgt für sich und andere, ist es gewohnt,
Rechenschaft abzulegen, hält sich an das Gesetz und ist pflichtbewusst.
Respekt: Achtung, Rücksichtnahme, Ehrerbietung gegenüber anderen oder einer Sache.
Rücksichtnahme auf die eigene Würde und den Selbstwert.
Aufrichtigkeit: Ein Merkmal der Ehrlichkeit, bei dem Sie der richtigen Person zur richtigen
Zeit mit Klarheit über Ihre persönliche Situation oder die anderer Personen erzählen,
was Sie getan, gesehen, gedacht und gefühlt haben.
Syndrom: Eine Reihe von Symptomen, die eine Krankheit ausmachen.
Belohnungsdefizitsyndrom: Eine von einigen Forschern entwickelte Theorie über das
Gehirn und die genetischen Ursachen von Süchten, die davon ausgeht, dass
bestimmte Suchterkrankungen wie Alkoholismus, Drogensucht, Spielsucht und
Esssucht (neben anderen) einen gemeinsamen genetischen und neurochemischen
Nenner haben. Dies erklärt, warum viele Alkoholiker vom Alkohol zu anderen Drogen
oder zwanghaften Verhaltensweisen wechseln.
Stolz: Hochmut und übermäßiges Verlangen, anderen gegenüber bevorzugt zu werden.
Befriedigung und Eitelkeit bei der Betrachtung der eigenen Kleidung mit Verachtung
für andere.
Nüchternheit: Der ideale Zustand eines genesenden Süchtigen. Dazu gehört, dass man
keinen Alkohol und keine anderen Drogen mehr konsumiert und ein emotionales
Wachstum erreicht hat.
Oberflächlichkeit: Charakteristisch für eine Person, die leichtfertig ist oder deren
Urteilsvermögen keine Solidität oder Substanz hat, weil sie nur das schätzt und
beurteilt, was oben ist, ohne die Tiefe oder das Wesen der Dinge zu erfassen.
Anspannung: Siehe Notlage.
Zwangsstörung (OCD): Psychiatrische Erkrankung, die auf Angst zurückzuführen ist und
durch die Entwicklung verschiedener Zwangsvorstellungen gekennzeichnet ist, die
große Angst erzeugen und die Person zwingen, ein zwanghaftes Ritual zu entwickeln,
um diese Angst zu beruhigen. Ein Beispiel: Eine Person, die von Sauberkeit
besessen ist und Angst hat, sich jedes Mal anzustecken, wenn sie mit kontaminierten
Gegenständen hantiert, zwingt diese Besessenheit zu dem zwanghaften Ritual, sich
mehrmals am Tag die Hände zu waschen, um die Angst, sich nicht anzustecken, zu
lindern.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD): Ein psychiatrischer Zustand, der durch
Stress entsteht und bei Personen auftritt, die ein gewaltsames Trauma erlitten haben
(z. B. einen Überfall, eine Entführung oder einen schweren Unfall) und bei denen
anschließend immer wieder dieselben intensiven Ängste und Ängste auftreten, die
das traumatische Ereignis ausgelöst haben. Erfordert professionelle Betreuung.
Scham: Ein aus Schuldgefühlen resultierendes Gefühl der Selbstvorwürfe und des
Selbsthasses, das zu einem geringen Selbstwertgefühl und dem Gefühl der
Ablehnung und Nichtakzeptanz durch andere führt.
Druck und Bindung
Martínez Sánchez Impresores
Yacatas, 515, Col. Vértiz Narvarte,
Mexiko-Stadt.

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