Fachthemen

DOI: 10.1002/stab.200901282

Eckhard Bube
Andreas Hardt

Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech

zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen
Der einwandfreie Betrieb einer Krananlage ist abhängig von der Einhaltung enger Tole- in Hallenkonstruktionen direkt Auf-
ranzgrenzen. Herkömmliche Stahlbetonkonsolen erlauben keinen wirtschaftlichen Aus- lagerungen für Kranbahnträger inte-
gleich der Hochbau- und Fertigungstoleranzen. Qualitätsmängel, Mehraufwendungen griert. Im Gegensatz zu einer eher un-
und Terminverzug durch Montageprobleme sind die Folge. Die neuentwickelte Stahlkon- problematischen Auflagerung von
sole ermöglicht eine bequeme Einstellbarkeit und bietet eine wirtschaftliche Lösung für Kranbahnen in Stahlhallen gibt es bei
den Tragwerksplaner, den Hersteller der Stahlbetonkonstruktion und den Kranbahnliefe- der Auflagerung von Kranbahnen in
ranten. Eine Reihe mit statischen und dynamischen Versuchen bestätigt die Tragfähigkeit
Stahlbeton-Hallen aufgrund der un-
und die Gebrauchstauglichkeit der neuen Stahlkonsole.
terschiedlichen Toleranzanforderun-
gen der beteiligten Bauweisen in der
Adjustable crane way bracket made of steel plates for fastening to a concrete support.
Praxis nicht unerhebliche Schwierig-
The operation of a crane system depends on the realisation of the crane runway toler-
keiten.
ance. Common concrete brackets do not allow an economical compensation of building
and manufacturing tolerances. The result is a lack of quality, additional fitting work and Auf der Grundlage einer ganz-
time delay. The new designed steel bracket allows a comfortable adjustability and offers heitlichen Betrachtungsweise – ange-
an innovative solution for engineering, manufacturing and assembly. Several tests under fangen von der Ausführungsplanung
static and dynamic conditions confirm the load capacity and the service fitness of the und dem Herstellungsprozess der
new steel bracket. Stahlbetonfertigteilelemente bis hin
zur Montage der Kranbahn und dem
verschleißarmen Betrieb der Kranan-
1 Einleitung herwertigen Anlagen auch Seitenfüh- lage – wurde eine einstellbare Stahl-
rungsrollen mit spurkranzlosen Lauf- konsole für Kranbahnen mit starrer
Laufkrane werden zur Ermöglichung rädern zum Einsatz, die für die Kran- Schienenbefestigung entwickelt, die
von Horizontalbewegungen größten- bahn und das Bauwerk günstigere allen Teilprozessen gerecht wird. Die
teils mit Schienenfahrwerken ausge- Lastverhältnisse bedeuten [1]. Anforderungen für diese Stahlkonso-
rüstet. Bei der Laufrad-Schiene-Ver- Moderne Kranbahnen für leich- le ergeben sich aus einer genauen
bindung handelt es sich um einen ten bis mittelschweren Kranbetrieb Analyse der bisher existierenden typi-
Reibradantrieb, dessen Funktionsfä- werden als Stahltragwerk mit Recht- schen Befestigungen von Kranbah-
higkeit insbesondere von der Verlege- eckschienen oder Vierkantschienen nen auf Stahlbetonkonsolen und der
genauigkeit der Kranbahn abhängt. ausgeführt. Im oberen Lastbereich Vermeidung der dabei auftretenden
Auf die Einhaltung der festgelegten kommen verstellbare Profilschienen Probleme.
Toleranzgrenzen für die Lage der zum Einsatz, die für einen späteren
Schiene im Grundriss und in der Austausch mit einer Klemm- oder 2 Typische Befestigungen von
Höhe ist deshalb besonderer Wert zu Schraubverbindung auf dem Stahl- Kranbahnen an Stahlbetonkonsolen
legen. Eine Überschreitung der tragwerk befestigt werden. Rechteck- 2.1 Allgemeines
Grenzwerte kann zu erhöhten Ver- und Vierkantschienen dagegen wer-
schleißerscheinungen führen und die den mittels Schweißnähten starr mit An der Auflagerung von Kranbahnen
Lauffähigkeit des Kranes durch dem Stahltragwerk verbunden und auf Stahlbetonkonsolen treffen sich
Klemmen oder Verkanten einschrän- können so für das Gesamttragwerk die Toleranzwelten des Maschinen-
ken. als statisch mittragend berücksichtigt baus, des Stahlbaus und des Massiv-
Zur Laufrichtungskorrektur und werden. Dies ist ein großer wirt- baus. Da der Verlauf der Kranbahn-
zur Aufnahme der im Betrieb der schaftlicher Vorteil der aufgeschweiß- schiene engen Toleranzgrenzen [7],
Krananlage auftretenden Horizontal- ten gegenüber den geschraubten und [8], [9] unterliegt, muss bei starrer
kräfte ist eine Führung des Kranes geklemmten Schienen. Schienenbefestigung an der Verbin-
über dessen Laufräder an der Schiene Die die Kranbahn unterstützen- dungsstelle der Kranbahn zur Konso-
erforderlich. Hierzu werden Laufrä- de Konstruktion kann eine speziell le die Kompensation sämtlicher Maß-
der mit beidseitigen Spurkränzen ein- für die Kranbahn konzipierte Stahl- imperfektionen erfolgen. Im Folgen-
gesetzt. Zunehmend kommen bei hö- konstruktion sein. Häufig sind auch den werden vier Beispiele typischer

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E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen

Ausführungsarten von Stahlbeton-

konsolen beschrieben und diskutiert,
die in Stahlbeton-Fertigteilstützen in-
tegriert sind.

2.2 Stahlbetonkonsole mit

einbetonierten Bewehrungsstäben

Bei der in Bild 1 gezeigten Stahl-

betonkonsole sind einbetonierte
Bewehrungsstäbe zu erkennen. Für
das Schweißen von Betonstahl
ist ein Eignungsnachweis nach
DIN EN ISO 17660-1 [7] erforder-
lich, den Stahlbaumonteure eher sel-
ten besitzen. Ohne aufwändige Son-
derkonstruktionen ist eine fachge-
rechte Befestigung des Kranbahnträ-
gers nicht möglich. Das Auflegen des
Kranbahnträgers mit direktem Kon-
takt auf dem Beton würde lokale
Schädigungen des Betons bewirken.
Auch ein Höhen- und Neigungsaus-
gleich zur Einhaltung der Verlegetole-
ranzen ist konstruktiv mit sehr ho-
hem Aufwand verbunden. Ein fach-
Bild 1. Stahlbetonkonsole mit heraus-
stehenden Bewehrungsstäben
Fig. 1. Concrete bracket with reinforce-
ment-bars
Bild 3. Stahlbetonkonsole mit einbetonierter Stahlplatte
Fig. 3. Concrete bracket with steel plate
gerechtes Gabellager kann mit den
herausstehenden Bewehrungsstäben
nicht realisiert werden.
2.3 Stahlbetonkonsole mit
einbetonierten Profilschienen
In der in Bild 2 abgebildeten Stahlbe-
tonkonsole wurden Profilschienen
quer zur Fahrtrichtung des Kranes als
Kranbahnauflagerung mit einbeto-
niert. Der Kranhersteller wird oftmals
mit der Situation konfrontiert, dass be-
reits Profilschienen eingebaut wurden,
die entweder nicht für dynamische Be-
lastungen zugelassen [2] oder nicht
ausreichend dimensioniert sind. Auch
die geplante Einbaulage entspricht oft
nicht der zum Kranbahnträger passen-
den Geometrie. Hinzu kommen
Schwierigkeiten, die aus dem Beto-
niervorgang beim Einbau der Profil-
schiene selbst resultieren: Versinkt die
Profilschiene sozusagen im Beton,
entstehen ungewollte Zugkräfte in den
Verankerungen und ungewollte Kan-
tenpressungen an der Konsole. Ein
unpräziser Bewehrungsverlauf mit ei-
ner zu großen Betondeckung und feh-
lender Einbindung der Profilschienen-
verankerung kann unter den auftre-
tenden Belastungen und Trägerverfor-
mungen die in Bild 3 erkennbaren
Schädigungen zur Folge haben.
Geometrie her ungeeignet sind oder
die in der Plattendicke und der An-
zahl der Verankerungsbolzen nicht
ausreichend bemessen wurden. Wei-
tere Schwierigkeiten entstehen beim
Höhenausgleich mit den dazu erfor-
derlichen kraftübertragenden Futter-
stücken (Kap. 5.4.3 in [10]), mit de-
nen – bedingt durch schweißtechni-
sche Anforderungen an die Bauteil-
mindestdicke – ein Ausgleich nur in
Abstufungen von mindestens 5 mm
möglich ist. Der dadurch veränderte
Kraftfluss kann unter der Trägerend-
verformung und den dynamischen
Einwirkungen zu Lastspitzen führen
und das Versagen von Schweißnäh-
ten verursachen – wie in Bild 3 links
erkennbar. Der Ausgleich von Quer-
neigungen der Ankerplatte ist nur mit
sehr hohem Aufwand möglich: Es
müssen passgenau gefräste Futterstü-
cke entsprechend einem vorher anzu-
fertigenden Aufmaß aller Ankerplat-
ten hergestellt und eingebaut werden.
Allein der logistische Aufwand ist
sehr hoch.
Wenn aber dann durch den Ein-
satz von Futterstücken auch noch eine
wie in Bild 4 dargestellte Obergurtan-
bindung erforderlich wird, ist auch

2.4 Stahlbetonkonsole mit

einbetonierten Ankerplatten

Als Alternative zu einbetonierten

Profilschienen können auch Stahl-
platten mit angeschweißten Veranke-
rungsbolzen als Ankerplatten ver-
wendet werden. Diese Konstruktions-
Bild 2. Stahlbetonkonsole mit einbeto- art ermöglicht eine angemessene Ab-
nierten Profilschienen tragung der auftretenden Kräfte [3]. Bild 4. Obergurtanbindung eines
Fig. 2. Concrete bracket with profile Jedoch findet der Kranhersteller oft Kranbahnträgers
rails Platten vor, die von der gewählten Fig. 4. Support of the top flange

12 Stahlbau 79 (2010), Heft 1


dies mit erhöhtem Konstruktions- und
Montageaufwand verbunden.
Die häufigsten Fehlerquellen
dieser Konstruktion sind also:
– ungeeignete Konsolenabmessungen
– fehlende Ankerplatten
– ungeeignete Abmessungen der An-
kerplatten, z. B. Ankerplatten zu
schmal
– ungeeignete Einbaulage der Anker-
platte, z. B. liegt die Ankerplatte für
die obere Anbindung zu tief
– unterdimensionierte Ankerplatten,
z. B. Blechdicke zu gering
– ungeeignete Materialeigenschaften
der Einbauteile, z. B. Material ohne
US-Prüfung
– überhöhte Einbautoleranzen, z. B.
zu große Höhendifferenzen
– Versinken der Ankerplatten im Be-
ton
– fehlerhaftes Anschweißen von Be-
wehrungsstäben
Diese Punkte führen erst bei der End-
montage der Kranbahn zu erhebli-
chem Mehraufwand. Dieser besteht
in der Regel aus
– Sonderkonstruktionen bei ungeeig-
neten Konsol- und Ankerplattenab-
messungen
– Entfernen des Korrosionsschutzes
und der Betonreste auf der Anker-
platte
– Beistellung von Zwischenblechen
– erhöhtem Schweißaufwand unter
engen Einbauverhältnissen beim
Einsatz von Zwischenblechen
– Beistellung von gefrästen keilförmi-
gen Zwischenblechen nach vorher-
gehendem Nivellement
– Sonderkonstruktion als Obergurt-
anbindung beim Einsatz von Fut-
terstücken
2.5 Stahlbetonkonsole mit
Aussparungen
Eine weitere Konstruktionsart mit ei-
ner ansatzweisen Berücksichtigung
der auszugleichenden Toleranzen ist
eine Konsole mit zylindrischen Aus-
sparungen, in die bei der Montage ei-
ne vorgefertigte Auflagerkonstrukti-
on installiert wird, wie Bild 5 zeigt.
Nachteilig ist, dass diese Kon-
struktion nur sehr geringe abhebende
Lasten aufnehmen kann und die
Kranbahn aus unwirtschaftlichen
Einfeldträgern hergestellt werden
muss. Außerdem verzögern sich die
Montagearbeiten um die Zeit der Ver-
E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen
Bild 5. Stahlbetonkonsole mit kleinen
Löchern
Fig. 5. Concrete bracket with small
holes
gussmasseneinbringung und deren
Aushärtezeit.
3 Anforderungen an eine
Kranbahnkonsole
Resultierend aus den immer wieder
auftretenden Schwierigkeiten bei der
Endmontage einer Kranbahn ist oft
versucht worden, mit Sonderkon-
struktionen Abhilfe zu schaffen. Da-
bei sind in Teilbereichen Lösungsan-
sätze gesucht worden. Eine vollstän-
dige Lösung dagegen kann nur gefun-
den werden, wenn alle konstruktiven
und wirtschaftlichen Aspekte ange-
fangen von der Herstellung des Stahl-
betonfertigteils bis hin zu einer kom-
plikationsfreien Endmontage der
Kranbahn berücksichtigt werden. Die
Anforderungen im Einzelnen:
1. vereinfachte Herstellung der
Stahlbetonfertigteile durch Ver-
meidung von Unregelmäßigkeiten
im Schalungs- und Bewehrungs-
verlauf
Bild 6. Montierte Stahlkonsole; a Aussparungen, b Verdrehsicherung, c T-Profil
als Auflage, d Excenter als Scheibe, e Gewindestangen
Fig. 6. Mounted steel bracket
2. Vermeidung eines speziellen Ein-
bauteils für das Stahlbetonfertig-
teil
3. definierter Kraftfluss unter Be-
rücksichtigung der Kranbahnträ-
gerverformungen im Auflagerbe-
reich
4. einfache Montage der Konsole mit
einer bequemen Justierbarkeit der
Auflagerungsfläche für den Kran-
bahnträger, sowohl in der Höhe als
auch in der Neigung
5. einfache Einstellbarkeit des Spur-
maßes bei geschraubter Befesti-
gung des Kranbahnträgers an der
Stahlkonsole
6. einfache Anbringungsmöglichkeit
einer Obergurtanbindung der
Kranbahn zur Übertragung der
Horizontalkräfte in die Stahlbe-
tonstütze
7. einfache Nachrüstbarkeit an Be-
standsstützen
Ziel der Entwicklung einer neuarti-
gen Kranbahnkonsole war es daher,
alle diese Anforderungen durch ge-
eignete Konstruktionsdetails zu be-
rücksichtigen.
4 Entwickelte Stahlkonsole
4.1 Konstruktion
Die in Bild 6 dargestellt Stahlkonsole
besteht aus zwei Seitenblechen, die
über ein T-Profil miteinander verbun-
den sind [1]. Der Kranbahnträger
wird mittig auf dem T-Profil (c) auf-
gelagert. Quer durch die Stütze ver-
laufen zwei Gewindestangen (e), an
deren Enden die Seitenbleche befes-
tigt sind. Die Seitenteile sind aus
Stahlbau 79 (2010), Heft 1 13
E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen
a)
Bild 7. Stahlkonsole mit stufenloser Einstellbarkeit
Fig. 7. Steel bracket with continuous adjustability
Blechen gelasert oder gebrannt und
weisen in der Seitenansicht eine
L-artige Form auf, die aus einem ver-
tikalen und einem horizontalen
Schenkel besteht, deren Längen- und
Breitenverhältnisse in Abhängigkeit
des jeweiligen Anwendungsfalles va-
riiert werden können.
Um die Höhe und Neigung der
Auflagerungsfläche des T-Profils stu-
fenlos einstellen zu können, befindet
sich in dem oberen Teil der Seitenble-
che eine kreisförmige Aussparung mit
einer exzentrisch gelagerten, kreisför-
migen Exzenterscheibe. In dem unte-
ren Teil der Seitenbleche befindet sich
eine rechteckige Aussparung (a), in
die ebenfalls eine exzentrisch gelager-
te Scheibe greift. Beide Exzenterschei-
ben haben eine Verdrehsicherung (b).
Durch Drehen der oberen Scheibe
kann die Höhe und durch Drehen der
unteren Scheibe die Neigung der Kon-
sole eingestellt werden (vgl. Bild 7).
Zur millimetergenauen Ausrich-
tung des Spurmaßes kann der Kran-
bahnträger mit dem T-Profil seitlich
verschoben werden. Nach erfolgter
Einstellung werden die Exzenter
durch das Anziehen der Muttern fi-
xiert. Anschließend wird die Verdreh-
sicherung arretiert.
4.2 Kraftfluss
Der Kranbahnträger wird auf dem
T-Profil (c) mittig befestigt. Dieses
T-Profil nimmt alle vertikalen und
horizontalen Auflagerkräfte, alle ab-
hebenden Kräfte und das aus den
Schräglaufkräften des Kranes ent-
stehende Moment auf. Durch ein
14 Stahlbau 79 (2010), Heft 1
b)
schmales Lasteinleitungsblech (vgl.
Bild 7a) wird die mittige Auflage auf
dem T-Profil sichergestellt, Zwän-
gungszustände aus den Trägerendver-
formungen werden ausgeschlossen.
Das T-Profil teilt alle Auflagerkräfte
aus der Kranbahn gleichmäßig auf
beide Seitenbleche auf. Aus diesem
Grund können die Seitenbleche wirt-
schaftlich bemessen werden. Außer-
dem erfolgt eine symmetrische Last-
einleitung in die Stahlbetonstütze, so
dass diese nicht durch ein zusätzli-
ches Moment beansprucht wird.
Die Lasteinleitung in die Stütze
erfolgt über eine durch Vorspannung
der Gewindestangen erzeugte Reib-
kraft und über eine Querkraftbean-
spruchung der vier Enden der Gewin-
destangen. Die erzeugte Reibkraft ist
so groß, dass die abhebenden Kräfte
darüber aufgenommen werden kön-
nen und ein Lochspiel zwischen Ge-
windestange und Leerrohr zugelassen
werden kann. Die die Reibkraft über-
steigende Vertikallast wird über die
Querkraftbeanspruchung der Gewin-
destange in den Beton eingeleitet. Ein
Vergießen oder Verpressen der Ge-
windestangen ist nicht erforderlich.
Durch das enge Anliegen des Seiten-
bleches an der Stahlbetonstütze wer-
den die Gewindestangen nur gering-
fügig auf Biegung beansprucht. Die
aufgebrachte Vorspannkraft wirkt
günstig hinsichtlich der lokalen
Spaltzugbeanspruchung des Betons.
5 Untersuchungen zur Tragfähigkeit
und Ermüdungsfestigkeit
5.1 Allgemeines
Die beschriebene Konsole wurde für
einen Kran mit einer Hublast von 5 t in
der Hubklasse H2 und der Beanspru-
chungsgruppe B3 nach DIN 15018
[11] ausgelegt. Alle erforderlichen
Nachweise konnten mit den bekann-
ten Regeln der Technik [10], [11], [12]
geführt werden. Zur Bestätigung des
Tragverhaltens unter statischer Last
und Ermüdungslast wurden an der
Universität Stuttgart Versuche durch-
geführt. Das Institut für Konstruktion
und Entwurf der Universität Stuttgart
erstellte zur Bestätigung der in der sta-
tischen Berechnung gemachten Ansät-
ze ein Versuchskonzept. Die Versuche
wurden im Zeitraum von Januar bis
Februar 2006 durchgeführt. Über die
Versuchsdurchführung und Auswer-
tung liegt ein ausführliches Gutachten
vor [4].
Die zu testenden Stahlkonsolen
(Bild 8) wurden durch die Firma
ABUS Kransysteme GmbH bereitge-
stellt. Bei den Versuchen wurde die
Hallenstütze durch einen 1,7 m ho-
Bild 8. Versuchs-
körper ST 6 an der
FMPA Stuttgart
Fig. 8. Test specimen
ST 6 at the FMPA
Stuttgart
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hen Stahlbetonstützenabschnitt mit 400

einer Querschnittsfläche von 50 cm ×
50 cm nachgebildet. Zur Ermittlung
der auftretenden Spannungen wur-
den sowohl an den Bewehrungsstä-
ben als auch an der Stahlkonsole
300
ST 1 Druckversuch (volle Vorspannung)
200 ST 2 Zugversuch (volle Vorspannung)
ST 3 Druckversuch (halbe Vorspannung)

DM-Streifen angebracht. Zur Ermitt- 100

lung der Verformungen wurden ca.

Kraft F [kN]
zehn Wegaufnehmer angebracht.
0
-5 0 5 10 15 20 25
5.2 Statische Versuche
-100

Zur Untersuchung des Last-Verfor-

-200
mungsverhaltens wurden drei Versu-
che unter statischer, also einer ruhen-
-300
den Druck- und Zugbelastungen
durchgeführt:
-400
Vertikalverschiebung [mm]
Versuch ST 1: Druckversuch, volle
Bild 9. Statische Versuche
Vorspannung
Fig. 9. Static test series
Versuch ST 2: Zugversuch, volle Vor-
spannung
Versuch ST 3: Druckversuch, halbe
Vorspannung 225,00

In Bild 9 sind die Ergebnisse dieser ST 6 Ermüdungsversuch

175,00
als Last-Verformungsdiagramm dar- ST 6 Druckversuch Bruchlast

gestellt. Die vertikalen Verformungen

wurden unterhalb der Lasteinleitung 125,00
Kraft [kN]

relativ zur Stahlbetonstütze gemes-

sen.
Als Versuchsergebnis kann fest- 75,00

gestellt werden, dass die erreichten

Tragfähigkeiten mindestens doppelt
so hoch lagen wie die laut Statik ge-
forderten [5]. Bei voller Vorspannung
wurden bei Lasten bis 100 kN nur
sehr geringe Verschiebungen zwi-
schen Stahlkonsole und Stahlbeton-
stütze beobachtet. Erst bei einer Last
zwischen 120 und 150 kN (Versuch
ST 2) wurde die Haftreibung über-
wunden. Auch bei einer reduzierten
Vorspannung sind die Verformungen
im Bereich der Gebrauchstauglich-
keit für den Betrieb einer Krananlage
gering.
Die Gesamtverformungen sind
so gering, dass sie für den einwand-
freien Betrieb der Krananlage kei-
ne Einschränkungen darstellen. Es
konnte gezeigt werden, dass mögliche
auftretende abhebende Lasten von
10 kN [5] ohne große Verformungen
aufgenommen werden können.
5.3 Ermüdungsversuche
Es wurden zwei Versuche mit unter-
schiedlicher Schwingbeanspruchung
bei halber Vorspannung der Gewin-
destangen durchgeführt: Im Versuch
25,00
-0,5 0 0,5
-25,00
Bild 10. Ermüdungsversuch ST 6
Fig. 10. Fatigue test ST 6
ST 5 wurde ein Einstufen-Lastkollek-
tiv mit großer Spannungsamplitude
bei wenigen Lastwechseln gefahren,
im Versuch ST 6 wurde eine niedrige
Spannungsamplitude mit vielen Last-
wechseln geprüft. Die Versuche wur-
den nach 2 Mio. Lastwechseln abge-
brochen und die Resttragfähigkeiten
der Versuchskörper durch eine
Druckbelastung ermittelt. In Bild 10
sind der Verlauf und die Werte des
Ermüdungsversuchs ST 6 dargestellt.
Als Gesamtergebnis der Ermü-
dungsversuche lässt sich festhalten,
dass selbst bei nur halber Vorspan-
nung der Gewindestangen der Nach-
weis der Ermüdungsfestigkeit er-
bracht wurde. Es wurden in beiden
Fällen die vierfachen Lastwechsel er-
1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
Vertikalverschiebung [mm]
reicht. Die Lastwechsel hatten keinen
Einfluss auf die Gesamttragfähigkeit.
Die Verformungen nahmen infolge
der Lastwechsel nicht zu. Die Ge-
brauchstauglichkeit konnte sicherge-
stellt werden.
6 Wirtschaftlichkeit
6.1 Allgemeines
Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
erfolgt für eine Anlage mit einer Län-
ge von 95 m und einem Stützabstand
von 5 m, mit insgesamt 40 Auflage-
rungskonsolen. Außerdem werden
die Kosten für eine einzelne Stahl-
konsole ermittelt und einer konven-
tionellen Kranbahnauflagerung ge-
genübergestellt.

Stahlbau 79 (2010), Heft 1 15

E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen

6.2 Untersuchung für den Einbau der Tabelle 1. Kosten der neuen Stahlkonsole
Stahlkonsole in eine Neubauhalle Table 1. Costs for the new steel-construction

Stahlkonsole 1 Konsole 40 Konsolen

Bei einem Hallenneubau werden
werksseitig in die herzustellenden 1 Vorbereitung für die Anbringung mit Leerrohren 5,00 € 200,00 €
Stahlbetonfertigteile Aussparungen 2 Materialkosten Stahlkonsole 180,00 € 7200,00 €
vorgesehen. Dazu werden handelsüb- (Laserbleche + Zubehör)
liche Leerrohre in der glatt durchge-
3 Montagekosten Stahlkonsole 30,00 € 1200,00 €
henden Schalung befestigt, wie
Bild 11 zeigt. Zusätzliche Einbauteile Summe 215,00 € 8600,00 €
außer den erwähnten Leerrohren
sind nicht erforderlich. Die so her-
Tabelle 2. Kosten einer Stahlbetonkonsole
gestellten Aussparungen ermöglichen
Table 2. Costs for the concrete bracket
auf der Baustelle eine schnelle
Steckmontage der Stahlkonsolen, die Kosten einer Stahlbetonkonsole 1 Konsole 40 Konsolen
mit der Kranbahnmontage durchge-
1 Zeichnungen (Kosten für Erstellung der Schal- 30,00 € 30,00 €
führt wird. Die Gesamtkosten für die pläne, Bewehrungspläne und Biegelisten)
Stahlkonsole sind in Tabelle 1 aufge-
führt. 2 Schalung (Schalungskosten, Schalkosten) 45,00 € 1800,00 €
Dieser Kostenaufstellung werden 3 Bewehrung (Materialkosten) 10,00 € 400,00 €
die Kosten für eine herkömmli-
4 Bewehrung (Biegekosten) 15,00 € 600,00 €
che Stahlbetonkonsole entsprechend
Bild 12 mit zwei Ankerplatten gegen- 5 Bewehrung (Einbau) 50,00 € 2000,00 €
6 Ankerplatten (2 Stk., US-geprüft) 130,00 € 5200,00 €
7 Ankerplatten (stat. Nachweis des 50,00 € 50,00 €
Tragwerkplaners)
8 Ankerplatten (Einbau) 20,00 € 800,00 €
9 Stahlbeton (Materialkosten, Einbau/Verdichten) 10,00 € 400,00 €
10 Baustellen-Nivellement 20,00 € 800,00 €
11 Ausgleich der Fertigungs- und Bautoleranzen 15,00 € 600,00 €
durch Futterstücke
Summe 395,00 € 12680,00 €

übergestellt. Hierbei ist zu berück- technisch sehr aufwändig. Der Weg-

Bild 11. Schalung der Stahlbetonstütze
Fig. 11. Formwork of the reinforced
concrete column
Bild 12. Stahlbetonkonsole mit zwei
Stahlplatten
Fig. 12. Concrete bracket with two
steel plates
sichtigen, dass im Allgemeinen die
Kostenermittlung für die Herstellung
von Stahlbetonfertigteilen als Misch-
kalkulation durchgeführt wird und
die Position der Konsolen meistens
nicht gesondert ermittelt und ausge-
wiesen wird. Entgegen dieser allge-
meinen Vorgehensweise werden in
Tabelle 2 die einzelnen Schritte eines
beispielhaften Herstellungsprozesses
aufgeführt, der schon in der Auswahl
des Schalungssystems variieren kann.
Außerdem wird der Herstellungspro-
zess ganzheitlich betrachtet, also von
der Zeichnungserstellung bis zur Bau-
stelle.
Nicht selten werden im Massiv-
bau auch Stahlbetonstützen einge-
setzt, die nicht nur an der Hallenin-
nenseite eine Kranbahnkonsole, son-
dern auch seitliche Konsolen zur Auf-
nahme von Hallenbindern besitzen.
Diese Stützen, die drei- oder viersei-
tig Konsolen haben, sind schalungs-
fall der Kranbahnkonsole bedeutet
für die Herstellung zusätzliche Ein-
sparungen, der Kostenunterschied
wäre dann noch deutlicher.
6.3 Untersuchung für den Einbau der
Stahlkonsole als Nachrüstung in
eine Bestandshalle
Im Fall einer Nachrüstung werden in
eine bereits vorhandene Hallenstüt-
ze, deren Tragfähigkeit für die erhöh-
te Belastung vorausgesetzt wird, zwei
Kernlochbohrungen für die Steck-
montage der Stahlkonsole unter Be-
rücksichtigung der vorhandenen
Stützenbewehrung eingebracht. In
Tabelle 3 sind die Gesamtkosten für
diese Einbausituation aufgeführt.
Diesen Kosten werden in Tabel-
le 4 die Kosten einer nach Bild 13 zu-
sätzlichen Stahlstütze gegenüberge-
stellt, die in solchen Fällen eine übli-
che Alternative darstellt.

16 Stahlbau 79 (2010), Heft 1

 E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen

Tabelle 3. Kosten der neuen Stahlkonsole bei Nachrüstungen

Table 3. Costs for the new steel bracket for an existing building

Stahlkonsole 1 Konsole 40 Konsolen

1 Kernlochbohrungen 200,00 € 8000,00 €
2 Materialkosten Stahlkonsole 180,00 € 7200,00 €
(Laserbleche + Zubehör)
3 Montagekosten 30,00 € 1200,00 €
Summe 410,00 € 16400,00 €

Tabelle 4. Kosten einer Stahlstütze

Table 4. Costs for a steel collumn

Stahlstützen 1 Konsole 40 Konsolen

1 Stahlstütze (Material) 320,00 € 12800,00 €
2 Stahlstütze (Fertigung) 110,00 € 4400,00 €
3 Montagekosten 150,00 € 6000,00 €
Bild 13. Stahlstütze für einen Kran-
4 Ausgleich der Fertigungs- und Bau- 50,00 € 2000,00 €
bahnträger
toleranzen durch Untergießen der Stütze
Fig. 13. Steel support for a crane way
girder Summe 630,00 € 25200,00 €

Tabelle 5. Kosten im Vergleich

In der Kostenaufstellung für die
Stahlstütze wird vorausgesetzt, dass
die vorhandene Gründung die zu-
sätzlichen Lasten ohne Verstärkungs-
maßnahmen abtragen kann. Zusätzli-
che Fundamente sind für den Fall ei-
nes nicht ausreichend tragfähigen
Bodens mit zu berücksichtigen. Der
Gesamtvergleich der Kosten ist in Ta-
belle 5 dargestellt.
7 Zusammenfassung und Ausblick
Der vorliegende Beitrag stellt eine aus
Stahlblechen gefertigte Auflagerung
für Kranbahnen vor, die an Stahlbe-
ton-Fertigteilstützen befestigt werden
kann. Ein besonderer Vorteil dieser
Konsole ist die einfache Verstellbar-
keit der Kranbahn-Auflagefläche in
Höhe und Neigung. Dadurch können
Bautoleranzen so ausgeglichen wer-
den, dass die für einen einwandfreien
Lauf des Kranes einzuhaltenden Tole-
ranzen nicht überschritten werden.
Der Einsatz dieser Stahlkonsole ver-
einfacht die Planungsphase von Neu-
bauten erheblich. Außerdem können
die Stahlbeton-Fertigteile durch den
vereinfachten Schalungs- und Beweh-
rungsverlauf wirtschaftlicher gefertigt
werden.
Bei einer Neubauplanung kön-
nen auch spätere Kranerweiterungen
– z. B. Konsolkranbahnen oder Halb-
portalkranbahnen in zweiter Ebene
oder auch Kranbahnverlängerungen
Table 5. Comparison of costs
1 Konsole 40 Konsolen
1. Vergleich
Kosten Betonkonsole 395,00 € 12680,00 €
Kosten Stahlkonsole 215,00 € 8600,00 €
Ersparnis beim Einsatz der Stahlkonsole (ca. 62 %) 150,00 € 4080,00 €
2. Vergleich
Kosten Stütze 630,00 € 25200,00 €
Kosten Stahlkonsole 410,00 € 16400,00 €
Ersparnis beim Einsatz der Stahlkonsole (ca. 35 %) 220,00 € 8800,00 €
– einfach vorbereitet werden. Der Be- neuen Stahlkonsolen in der Nähe
treiber kann mit dieser Stahlkonsole von Gummersbach abgebildet.
Erweiterungen seiner Krananlagen Der Kostenvergleich zeigt, dass
kurzfristig und kostengünstig umset- die Stahlkonsole sowohl beim Einbau
zen und so flexibel auf Konjunktur- in eine neue Halle als auch im Fall ei-
schwankungen reagieren. Die vorge- ner Nachrüstung preisgünstiger ist.
stellte Konstruktion kann auch in äl-
teren Hallen eingesetzt werden. Dazu
werden in die bestehenden Stahlbe-
tonstützen unter Berücksichtigung
ihrer Tragfähigkeit und der vorhande-
nen Bewehrung Kernlochbohrungen
eingebracht.
Die Tragfähigkeit der Stahlkon-
sole wurde in einer Versuchsreihe un-
ter statischer und wechselnder Last
nachgewiesen. Die Funktionsfähig-
keit und Praxistauglichkeit konnte
durch den Aufbau erster Anlagen in Bild 14. Kranbahnanlage auf Stahl-
Industriebetrieben bestätigt werden konsolen
(Projekt-Nr. 231403; 231467; 299056). Fig. 14. Railway system on steel
In Bild 14 ist eine Anlage mit den brackets

Stahlbau 79 (2010), Heft 1 17

E. Bube/A. Hardt · Einstellbare Kranbahnkonsole aus Stahlblech zum Anbau an Stahlbeton-Fertigteilstützen
Der größte Nutzen des Systems ist
dann gegeben, wenn Architekt und
Tragwerksplaner die Verwendung der
Stahlkonsole in der Neubauplanung
berücksichtigen.
Die konstruktiven Verbesserun-
gen und die verschiedenen Einsatz-
möglichkeiten machen dieses System
sowohl für Kunden als auch für her-
stellende Unternehmen äußerst inte-
ressant. In weiteren Untersuchungen
sollen mit leistungsfähigen FE-Berech-
nungsprogrammen die Einzelbauteile
der Stahlkonsole optimiert werden.
Literatur
[1] Seeßelberg, C.: Kranbahnen, Bemes-
sung und konstruktive Gestaltung.
3. Auflage, Seite 102, Berlin: Bauwerk
2009.
[2] Hanenkamp, W., Güres, S.: Zum
Tragverhalten von Ankerschienen un-
Aktuell
Wiedereröffnung des Großen Tropen-
hauses im Botanischen Garten Berlin
Am 16. September 2009 wurde das Gro-
ße Tropenhaus im Botanischen Garten
in Berlin nach dreijähriger Sanierung
wiedereröffnet. Nach dreijähriger Um-
bauphase erstrahlt das historische Ge-
bäude in alter Pracht und glänzt mit in-
novativer Technik.
Erbaut wurde das Tropenhaus in den
Jahren 1905 bis 1907 als größtes Ge-
wächshaus des Botanischen Gartens in
Berlin. Es ist noch heute eine der bedeu-
tendsten Stahl-Glas-Konstruktionen
weltweit: Die 60 m lange und fast 27 m
hohe stützenfreie Fachwerkkonstrukti-
on überspannt bogenförmig eine Grund-
fläche von 1750 m2 und war z. Z. ihrer
Fertigstellung eine technische Pionier-
leistung. Der Konstrukteur Heinrich
Müller-Breslau konzipierte ein außen-
liegendes Tragwerk aus stählernen Drei-
gelenkbögen, das die darin eingehängte
Fassade trug. Ihre zierlichen Holzspros-
sen rahmten hunderte von Einzelschei-
ben. Nach Zerstörung der Glasfassade
im Zweiten Weltkrieg – das äußere
Tragwerk war unversehrt geblieben –
wurde das Gebäude Mitte der 1960er
Jahre wieder aufgebaut. Die als neue
Verglasung gewählten 1 m x 2 m großen
Acrylglastafeln galten damals als beson-
ders innovatives Material, zerstörten
aber das ursprüngliche Erscheinungsbild
der Gebäudehülle.
18 Stahlbau 79 (2010), Heft 1
ter ermüdungsrelevanten Einwirkun-
gen. Stahlbau (2004), H. 9, S. 668–675.
[3] Kuhlmann, U., Imminger, Th., Rybin-
ski, M.: Zur Tragfähigkeit von Anker-
platten in bewehrtem Beton. Stahlbau
(2004), H. 4, S. 270–275.
[4] Kuhlmann, U.: Gutachten über Ver-
suche zur Kranbahnkonsole der Fa.
ABUS Kransysteme GmbH. Universi-
tät Stuttgart, Institut für Konstruktion
und Entwurf, 01.02.2007.
[5] Nierstenhöfer, O.: Statische Berech-
nung Stahlkonsole Typ 85–26,5, Ing.
Büro für Statik, Gummersbach.
[6] Kuhlmann, U., Dürr, A., Günther, A-
P.: Kranbahnen und Betriebsfestigkeit.
Stahlbau-Kalender 2003, Berlin: Ernst
& Sohn 2003.
[7] DIN EN ISO 17660-1: Schweißen
von Betonstahl. August 2007.
[8] VDI 3576: Schienen für Krananlagen
– Toleranzen. Ausgabe Oktober 1986
und Entwurf Ausgabe Juli 1995.
[9] Federation Europeene de la Manu-
tention (F.E.M): Berechnungsgrundla-
Die Kuppel des Großen Tropenhauses – die
Stahl-Glasfassade wurde vollständig erneu-
ert (Quelle: Glas Trösch/Stephan Falk)
Daher gehörte die Wiederherstellung
des kleinteiligen Fassadenbildes neben
der Halbierung des jährlichen Energiebe-
darfs zu den Hauptzielen der jetzt erfolg-
ten Sanierung. Um im Inneren des Ge-
bäudes ganzjährig eine Temperatur von
mindestens 20 °C zu halten, war eine
hoch wärmedämmende Isolierverglasung
erforderlich. Zugleich sollten die UV-An-
teile des Lichts möglichst ungehindert ins
Gebäude eindringen können, denn Licht
aus dem UV-Spektrum ist Voraussetzung
für das natürliche Wachstum von Tro-
penpflanzen. Die Lösung bot ein speziell
für diese Anforderungen entwickeltes Si-
cherheitsisolierglas mit einem Lichttrans-
missionsgrad von 81 % – ein in Anbe-
tracht der komplexen Funktionsanforde-
rungen sehr hoher Wert.
Außerdem wurde mit flüssigkeitsfüh-
renden Fassadenprofilen eine Technik
gen für Krane. Prüflasten und Toleran-
zen. Heft 8, 3. Ausgabe, Paris: FEM
1987.
[10] DIN 4132: Kranbahnen – Stahltrag-
werke – Grundsätze für Berechnung,
bauliche Durchbildung und Ausfüh-
rung. Deutsches Institut für Normung
e.V. (DIN), Ausgabe Februar 1981.
[11] DIN 15018: Krane. Deutsches Insti-
tut für Normung e.V. (DIN), Ausgabe
November 1984.
[12] DIN 1055-10: Einwirkungen auf
Tragwerke – Einwirkungen infolge
Krane und Maschinen. Deutsches In-
stitut für Normung e.V. (DIN), Ausga-
be Juli 2004.
Autoren dieses Beitrages:
Dr. Eckhard Bube
eckhard.bube@abus-kransysteme.de
Dipl. -Ing. Andreas Hardt, SFI
andreas.hardt@abus-kransysteme.de
ABUS Kransysteme GmbH, Sonnenweg 1
51674 Gummersbach
gewählt, die bereits an der 2007 eröffne-
ten Münchner BMW-Welt im großen
Maßstab eingesetzt wurde. In den Stahl-
profilen sind Rohrleitungen enthalten,
in denen im Winter nach dem Prinzip
eines Heizkörpers auf einer Gesamtlän-
ge von 7,3 km 36 °C warmes Wasser zir-
kuliert. Diese Fassadenheizung strahlt
Wärme in den Innenraum ab. Möglich
wäre es ebenfalls, das Gebäude im Som-
mer zu kühlen.
Bei den Profilen handelt es sich um
scharfkantige, stranggepresste Hohlprofi-
le. Sie messen in der Breite nur zwischen
55 und 65 mm und sind aus Baustahl
S235. Die Profile wurden nach den Vor-
gaben des Architekten hergestellt. In der
Werkstatt vorgefertigte und auf der Bau-
stelle angelieferte Montageabschnitte von
je 8 x 2 m wurden mit dem Kran zwi-
schen historischen Stahlträgern und Bau-
gerüst eingefädelt und als Pfosten-Riegel-
Konstruktion zu einem 4500 m2 großen
Gitternetz zusammengeschweißt. Die
Tragwerksplaner bildeten die Verbindun-
gen zwischen dem historischen Tragwerk
und der eigentlichen Fassade als gelenki-
ge Koppelstäbe aus, um Spannungen in
der Glasfassade vermeiden.
Weitere Informationen unter
www.stahl-info.de und
www.bauforumstahl.de.