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Übungen zur Physik IV

Prof. Regine von Klitzing


Prof. Emanuel Schneck
Kevin Hagmann, Kay-Robert Dormann, Lukas Bange

Sommersemester 2023
Übungsblatt 3

Präsenzübungen

Aufgabe 3.1: Endliche Potentialstufe

Eine Materiewelle der Energie E laufe aus dem Raum x < 0 gegen eine Potentialstufe der Höhe E0 am Ort x = 0.
Nutzen Sie die aus den Randbedingungen der Stetigkeit und Differenzierbarkeit der Wellenfunktion am Ort x = 0
folgenden Beziehungen der Normierungskonstanten zur Betrachtung der Reflexion im Fall E0 < 0.
a) Berechnen Sie den reflektierten Anteil für E0 = 0, E0 = −E, E0 = −2E und E0 = −∞.
b) Interpretieren Sie ihre Ergebnisse indem Sie mit einem klassischen Teilchen vergleichen.
Hinweis: Berechnen Sie über das Verhältnis aus den Amplituden der nach links und nach rechts laufenden Wellenanteile
den reflektierten Anteil.

Lösungsvorschlag:

a) Die zu lösende Schrödingergleichung ist

HΨi (x) = EΨi (x)


2
 
p
+ V (x) Ψi (x) = EΨi (x)
2m
h̄2 d2
 
− + V (x) Ψi (x) = EΨi (x)
2m dx2
h̄2 00
(V (x) − E) Ψi (x) = Ψ (x)
2m i

Allgemeiner Ansatz:

Ψ1 (x) = Aeikx + Be−ikx , Ψ2 (x) = Ceαx + De−αx


q q
k = 2mE/h̄2 , α = 2m(E − E0 )/h̄2 .

Der reflektierte Anteil ergibt sich aus R = |B|2 /|A|2 .


Für E0 < 0 ist α komplex. Mit α0 = iα ergibt sich die modifizierte Lösung.

0 0
Ψ1 (x) = Ce−iα x + Deiα x

1
Aus den Randbedingungen folgt: A + B = C + D, ik(A − B) = iα0 (D − C). Da kein einlaufender Anteil aus
x < 0 ist C = 0.
Damit folgt:

A(k − α0 )
B=
k + α0
und
E0
p
|k − α0 |2 E− 2 − E(E − E0 )
R= =
|k + α0 |2 E0
p
E− 2 + E(E − E0 )

→ R(E0 = 0) = 0, R(E0 = −E) = 0.029, R(E0 = −2E) = 0.072, R(E0 = −∞) = 1


b) Ein kassisches Teilchen würde entweder von der Stufe abprallen und vollständig reflektiert (evtl. Energieverlust)
oder nicht von der Stufe beeinflusst. Eine Materiewelle dringt sowohl in die Potentialstufe ein und wird auch von
ihr reflektiert.

Aufgabe 3.2: Unendliche Potentialbarriere

Eine Materiewelle der Energie E laufe gegen eine Potentialbarriere unendlicher Höhe am Ort x = 0.
a) Wie lautet die nicht normierte Wellenfunktion im stationären Fall?
b) Diskutieren Sie die Auswirkung der Normierung.

Fügen Sie der Betrachtung eine zweite unendlich hohe Potentialbarriere im Abstand a hinzu, so dass das Teilchen
eingeschlossen ist.
c) Wie lautet nun die Wellenfunktion? Berechnen Sie die Normierungskonstante als Funktion von a.
d) Berechnen Sie die Energien der drei niedrigsten Zustände für ein Elektron und a = 1nm.

Lösungsvorschlag:

Wir nutzen die stationäre Schrödingergleichung analog zur vorherigen Aufgabe.


a) Das einfallende Teilchen befinde sich im Bereich x > 0, die Barriere befinde sich am Ort x ≤ 0.
Ansatz: Ψ(x) = Aeikx + Be−ikx (Ebene Welle).
Forderung: Funktion muss bei x = 0 stetig sein. Daher muss für die unendlich hohe Potentialbarriere Ψ(x = 0) = 0
gelten. Damit folgt: A = −B und Ψ(x) = 2iA sin(kx).
Somit ergibt sich:

; x ≤ 0;
 
0
Ψ(x) =
2iA sin(kx) ; x ≥ 0.

q
Aus der stationären Schrödingergleichung ĤΨ = EΨ folgt k = 2mE/h̄2 .
b) Die ebene Welle besitzt eine maximale Ortsunschärfe x R→ ∞. Da der Ortsraum im positiven Bereich nicht be-

schränkt ist, ergibt sich aus der Normierungsbedingung 0 |Ψ(x)|2 dx = 1 eine verschwindende Normierungs-
konstante A → 0.

2
c) Dies ist ein Kastenpotential. Aus der Forderung Ψ(x = a) = 2iA sin(ka) = 0 ergibt sich die Quantisierungsbedin-
gung ka = nπ.

Damit folgt:

; x ≤ 0;
 
 0 
Ψ(x) = 2iA sin(nπx/a) ; 0 ≤ x ≤ a;
0 ; x ≥ a.
 

Ra Ra
Die Normierung ergibt sich aus 0
|Ψ(x)|2 dx = 0
4A2 sin2 (nπx/a) dx = 1

Die Integratonsgrenzen ergeben sich aus der obigen Bedingung Ψ(x) = 0 für x ≤ 0 und x ≥ a.

Mit der Substitution θ = nπx/a, dx = dθa/(nπ) und der Relation sin2 θ = (1 − cos(2θ)/2 folgt:

nπ
4A2 nπ
θ − sin(2θ)/2)
Z 
p
(1 − cos(2θ) dθ = 4A2 a( = 2A2 a = 1; A = 1/(2a)
2nπ 0 2nπ 0

(Der ursprünglich in der Aufgabenstellung angegebene Wert gilt für A0 = 2A und Ψ(x) = A0 i sin(kx).)
d) Die Eigenenergien ergeben sich aus der stationären Schrödingergleichung.

n2 h̄2 π 2
E(n) =
2me a2

E(n = 1) = 6.03 · 10−20 J


E2 = 2.41 · 10−19 J
E3 = 5.42 · 10−19 J

Aufgabe 3.3: Tunneleffekt und endliche Potentialbarriere

Ein freies Teilchen der Masse m = 1.6 · 10−27 kg und kinetischen Energie E = 1.33meV treffe auf eine rechteckige
Potentialbarriere der Höhe E0 = 3meV und der Breite a = 1nm.
a) Nach welcher Eindringtiefe ist die Wahrscheinlichkeitsdichte |Ψ|2 auf den Wert 1/e abgefallen?
b) Berechnen Sie die Transmission der Welle über das Verhältnis der Amplituden analog zu Aufgabe 3.1.
c) Wie ändert sich die Transmission, wenn die Breite der Barriere auf a∗ = 0.1nm geändert wird?
Hinweis: Sie können bei Teilaufgabe b) die Näherung für große Breiten sinh x = (ex − e−x ) /2 ≈ 12 ex für x  1 nutzen.

3
Lösungsvorschlag:

Erneut, analog zu den vorigen Aufgaben wird die stationäre Schrödingergleichung genutzt.

ΨI (x) = Aeαx + Be−αx


ΨII (x) = Ceαx + De−αx
ΨIII (x) = A0 eαx + B 0 e−αx

Aus den Randbedingungen


ΨI (0) = ΨII (0), ΨII (a) = ΨIII (a)
Ψ0I (0) = Ψ0II (0), Ψ0II (a) = Ψ0III (a)
ergeben sich genau wie oben die folgenden Relationen zwischen den Koeffizienten A, B, C, D, A0 und (E0 − E) 
(E0 /4E) · sinh2 (α · a) :

A+B =C +D
C ·e αa
+ D · e−αa = A0 · eika
ik(A − B) = α(C − D)
αCeαa − αDe−αa = ikA0 · eika .

Auflösung der letzten Gleichung nach A0 und Einsetzen der aus den oberen drei Gleichungen erhaltenen Relationen
zwischen C und A und D und A ergeben dann das Transmissionsvermögen der Barriere zu
2
v · |A0 |
T =
v · |A|2
Setzt man k = p/h und E = p2 /2m ein, so erhält man für das Transmissionsvermögen
1 − E/E0
T =
(1 − E/E0 ) + (E0 /4E) · sinh2 (α · a)

mit α = 2m (E0 − E)/h̄. Für große Breiten a der Barriere (α · a  1) lässt sich die Formel (wegen sinh x =
p

(ex − e−x ) /2 ≈ 12 ex für x  1 ) annähern durch


16E
T ≈ (E0 − E) · e−2αa .
E02

Die Transmission der Materiewelle (und damit der durch sie dargestellten Teilchen) durch die Potentialbarriere hängt
also entscheidend ab von der Barrierehöhe E0 , von der Breite a der Barriere und der Differenz ∆E = E0 − E.
a) Hierbei ist die obige Wellenfunktion für den letzten Teil des Raumes nach der Potentialbarriere. (Barriere am Ort
x = 0, einlaufendes Teilchen von x < 0.)
q
Für E < E0 ist α = 2m(E0 − E)/h̄2 reell. Daher muss B 0 = 0 gelten, sonst ist die Wellenfunktion nicht
normierbar. Die Wahrscheinlichkeitsdichte ist |Ψ(x)|2 = |A0 |2 e−2αx und fällt nach der Strecke d = 1/(2α) auf
e−1 · |Ψ(x = 0)|2 ab. Mit α = 8.8 · 109 m−1 ergibt sich die Eindringtiefe d = 57pm.
b) Es gilt a  d. Daher kann für die Berechnung der Tunnelwahrscheinlichkeit T die Näherung für große Breiten
genutzt werden.
T (a) = 9.4 · 10−8
c) Da a∗ ≈ d ist die Näherung für große Breiten nicht gültig. Es muss exakt gerechnet werden.
T (a∗ ) = 0.5
Im Vergleich zwischen b und c wird deutlich, dass eine Änderung der Breite um den Faktor zehn für diese Para-
meter eine Änderung der Tunnelwahrscheinlichkeit um acht Größenordnungen bewirkt!

4
Hausübungen - 20 Pkt.

Aufgabe 3.4: Harmonischer Oszillator (10 Punkte)

Zeigen Sie, dass für den Grundzustand des harmonischen Oszillators gilt:
Z
h̄ h̄
hx2 i = x2 |ψ|2 dx = =
2mω0 4a
In welchem Verhältnis steht die mittlere potentielle Energie zur Gesamtenergie des harmonischen Oszillators.

Lösungsvorschlag:

Die Wellenfunktion des harmonischen Oszillators ist


2 mω0
Ψ = A0 e−ax mit a= .
2h
Damit ermitteln wir den Erwartungswert
Z +∞ Z +∞
2
x2 = x2 ψ 2 dx = A20 x2 e−2ax dx
−∞ −∞
Z +∞
2
= 2A20 x2 e−2ax dx.
0

Die Lösung dieses Integrals kann in Tabellen nachgeschlagen werden, und wir erhalten
A20
r r
2 21 π π
x = 2A0 3
=
4 (2a) 4a 2a
Die Normierungsbedingung lautet
Z +∞ Z +∞ Z +∞
−2ax2 2
1= |ψ| dx = A0
2 2
e dx = 2A20 e−2ax dx
−∞ −∞ 0

Auch die Lösung dieses Integrals kann in Tabellen nachgeschlagen werden, und wir erhalten
r r
21 π 2 π
1 = 2A0 = A0
2 2a 2a
q
und daraus A20 = 2a π . Dies und a = mω0 /(2h̄) setzen wir in den zuvor ermittelten Ausdruck für x
2
ein:
r r
2 1 2a π 1 2h̄ h̄
x = = = =
4a π 2a 4a 4mω0 2mω0
Damit ergibt sich für die mittlere potenzielle Energie des harmonischen Oszillators
1 1 h̄ 1 1
hEpot i = mω02 x2 = mω02 = h̄ω0 = E0 .
2 2 2mω0 4 2
Damit haben Sie gezeigt, dass die mittlere potenzielle Energie gleich der halben Gesamtenergie ist.

Aufgabe 3.5: Eindringtiefe in einen endlichen Potentialtopf (5 Punkte)

Ein Teilchen mit der kinetischen Energie E befinde sich in einem rechteckigen Potentialtopf der Tiefe E0 und der Breite
a. Wie groß ist die Eindringtiefe δx des Teilchens in die Potentialbereiche x < 0 bzw. x > a, bei der die Aufenthalts-
wahrscheinlichkeit W (x) für x = a+ δx bzw. für x = −δx auf 1/e des maximalen Wertes gesunken ist?
Berechnen Sie δx konkret für ein Elektron im Potentialtopf der Tiefe E0 = 1eV und einer kinetischen Energie von E0 /2.

5
Lösungsvorschlag:

Analog zu den Präsenzaufgaben erhalten wir die Wellenfunktion im Bereich x < 0 bzw. x > a ist
p
ψ(δx) = C · e1/h̄· 2m(E0 −E)·δx

Die Wahrscheinlichkeitsdichte |ψ|2 sinkt auf 1/e des Wertes für δx = 0 für


δx = p .
8m (E0 − E)

Beispiel: m = 9, 1 · 10−31 kg, E = 12 E0 , E0 = 1eV = 1, 6 · 10−19 J

1, 06 · 10−34
⇒ δx = p m
4 · 1, 82 · 10−30 · 0, 8 · 10−19
= 0, 138 · 10−9 m.

Aufgabe 3.6: Eigenfunktion vom harmonischen Oszillator (5 Punkte)

Zeigen Sie, dass


x2
  r

ϕ(x) = α 2x − 1 exp −
2

; x=q
2 h̄
Eigenfunktion des linearen harmonischen Oszillators ist und geben Sie den zugehörigen Energieeigenwert an.

Lösungsvorschlag:

Hamilton-Operator:

p2 1 h̄2 d2 1
H= + mω 2 q 2 = − + mω 2 q 2
2m 2 2m dq 2 2
d2 mω d2
=
dq 2 h̄ dx2
d2
 
1 2
=⇒ H = h̄ω − +x
2 dx2
d 2
ϕ(x) = α 4x − 2x3 + x e−x /2 ,

dx
d2 2
ϕ(x) = α 5 − 6x2 − 5x2 + 2x4 e−x /2

dx 2

d2

2
2
ϕ(x) = α −5 + 11x2 − 2x4 + 2x4 − x2 e−x /2 =

=⇒ − + x
dx 2
2
= 5α 2x2 − 1 e−x /2 = 5ϕ(x)


5
=⇒ Hϕ(x) = h̄ωϕ(x).
2

ϕ(x) ist also Eigenfunktion zum Eigenwert (5/2)h̄ω !

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