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PBSF im Hauptstudium SS 2002

Finanzielle Mitarbeiterbeteiligungssysteme

Methodische Überlegungen zu qualitativen Befragungsmethoden,


insbesondere Experteninterviews

I. Methodische Vorgehensweise: Qualitative Einzelfallanalyse

Begriff:

Qualitative Einzellfallstudien sind gekennzeichnet durch einen besonderen Untersuchungs-


plan, der die Erhebung und Auswertung eines singulären Untersuchungsobjekts betrifft.

(1.1) Erkenntnisziele:

- Erfassung subjektiver Einschätzungen, Deutungsmuster und Handlungsorientie-


rungen unter Berücksichtigung der situationsspezifischen Kontextbedingungen,
- Ermittlung individueller Perspektiven und Verläufe, die in den Varianzen von
quantitativen Gruppenstudien untergehen (Einzelfallstudien als Korrektiv für
quantitativ-statistische Analysen).

ð exploratives Erkenntnisziel

- Gleichfalls besitzen Einzelfallstudien eine überprüfende Funktion, wenn eine Ge-


genüberstellung von theoriebasierten Untersuchungshypothesen mit den Auswer-
tungsresultaten der Fallanalysen erfolgt.

ð überprüfendes Erkenntnisziel

(1.2) Forschungslogik:

Qualitative Forschungsprozesse basieren häufig auf dem Induktionsprinzip, also dem Grund-
satz von einzelnen Beobachtungen auf generelle Aussagen schließen zu können. Insofern
können induktive Schlussfolgerungen innovative Hinweise und Erkenntnisse liefern (explora-
tives Erkenntnisziel) sowie zur Plausibilisierung von theoretischen Ursache-Wirkungs-
Zusammenhängen beitragen. Theorietestende Untersuchungen beziehen Einzelfälle auf theo-
retische Aussagen und Hypothesen. Sie suchen nach Erklärungen und geben Antworten auf
„Warum“-Fragen.

(1.3) Kritik:

Die Kritik in Bezug auf qualitative Forschungsansätze bezieht sich vorrangig auf den wissen-
schaftstheoretischen Mangel des induktiven Wissenszuwachs, weil dieser nicht vollständig
auf konkreten Beobachtungen basiert und folglich die logische Eindeutigkeit verloren geht
(Induktionsproblem).
Aufgrund dieses wissenschaftstheoretischen Problems von Einzelfallstudien sind die ermit-
telten Resultate generell mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren.

II. Planung und Durchführung von leitfadengestützten Experteninter-


views

Begriff:

Experteninterviews werden in der empirischen Sozialforschung insbesondere dazu genutzt,


um spezifisches und konzentriertes Wissen ausgewählter Personen zu einem eingegrenzten
Themenbereich abzufragen. Dem Leitfaden kommt dabei eine Strukturierungsfunktion in Be-
zug auf Gesprächsinhalte und ihre Abfolge zu. Er ist also letztlich das zentrale Steuerungsin-
strument für den Ablauf des Experteninterviews.

(2.1) Auswahl von Experten

Experten sind sachkundige Personen, die als Akteure des Untersuchungsfeldes über spezifi-
sches Handlungs- und Erfahrungswissen verfügen. Sie repräsentieren i. d. R. bestimmte Or-
ganisationen oder Institutionen und verfügen über internes Organisationswissen (Betriebswis-
sen).
Die Auswahl von Experten richtet sich folglich
- nach der Auswahl bestimmter Organisationen,
- nach Reputation und Position von relevanten Akteuren bzw. Personen,
- nach Einflussmöglichkeiten bzw. Beteiligung von Personen an relevanten Entscheidungen
bzw. Handlungen.
Bei betrieblichen Falluntersuchungen sind die befragten Experten häufig Personen von Füh-
rungsebenen oder Stabsabteilungen.
Die Befragung verschiedener Experten einer Organisation in bestimmten Falluntersuchungen
soll alternative Wahrnehmungen, Interessenpositionen und Sichtweisen in einer Organisation
kontrastieren (Mehr-Perspektiven-Ansatz).

(2.2) Funktionen der Experten im Forschungsdesign

Experten bilden vielfach als Beteiligte oder Insider eine unmittelbare Zielgruppe von Unter-
suchungen, deren Erfahrungs- und Betriebswissen unmittelbar den hauptsächlichen Gegen-
stand von Experteninterviews bilden. Die Analyse von betrieblichen Prozessen, Programmen
oder Handlungsstrukturen erfolgt auf der Basis des fachspezifischen Insider-Wissens. Darauf
bezogene Fragestellungen, Hypothesen und theoretische Erklärungen können aus der Sicht
der Experten erkundet, beantwortet und geklärt werden.
Experten können andererseits auch eine explorative, felderkundende Funktion haben und
Kontextwissen für eine andere Zielgruppe der Untersuchung liefern. Experten gelten hier in
erster Linie als indirekte Informanten anderer, weiterer Zielgruppen des Untersuchungsfeldes.
Diese Funktion indirekter Informanten werden häufiger in Vorstudien zu breiten Felduntersu-
chungen verwendet.

(2.3) Vorbereitung des Leitfadens

(i) Untersuchungsziele/Untersuchungshypothesen vergegenwärtigen (Projektplan).

(ii) Intensive Dokumentenanalyse zum Untersuchungsgegenstand (Literaturbeiträge, Un-


ternehmensmaterial etc.), um ein kompetenter Gesprächspartner zu sein.

(iii) Auf der Basis von (i) und (ii) einen Leitfaden entwickeln. Diesbezüglich sind folgende
Gestaltungsaspekte zu beachten:

• Der Leitfaden sollte klar strukturiert sein und eine logische, d.h. für den Inter-
viewten nachvollziehbare Ordnung erkennen lassen.
• Die Fragen sollten kurz und allgemeinverständlich formuliert sein. Komplizierte
Satzkonstruktionen, Abkürzungen usw. sollten demnach vermieden werden.
• Es sollten vorrangig Einschätzungsfragen gestellt werden, die Auskunft über Er-
fahrungshintergründe und Beurteilungsmuster der Experten geben (z.B. Wie be-
werten Sie diesen Sachverhalt?; Wie schätzen diesen Sachverhalt ein?). Stan-
dardinformationen, die relativ leicht aus anderen Quellen zu beziehen sind (z.B.
aus Geschäftsberichten) sollten nicht in einem Experteninterview erfragt werden.
• Der Leitfaden sollte detaillierte Steuerungsanweisungen für den Gesprächsverlauf
enthalten, um die inhaltliche Linie nicht zu verlieren (z.B. Falls ja: „Was sind die
Gründe dafür?“; Wenn nein: „Warum nicht?“, „Wenn die Frage nicht beantwortet
werden kann, die folgende Frage überspringen!“).

(2.4) Durchführung der Interviews

(i) Zustimmung für Bandmitschnitt einholen und den Gesprächspartner informieren, was
mit den Daten geschieht (wichtiger Hinweis an den Gesprächspartner: Originalquellen
werden nicht nach außen verwendet, ohne die explizite Zustimmung des Unterneh-
mens.).

(ii) Zeitliche Restriktionen des Gesprächspartners vorab klären.

(iii) Inhaltliche Linie des Gesprächs beachten.

(2.5) Probleme der Durchführung

(i) Zwischen Interviewer und Experten wird meistens ein erhebliches Informationsgefälle
bestehen. Die Fachsprache des Experten und die Spezialität der Themen erschweren
das Vorverständnis. Der Interviewer mag versuchen, seine Verständnisprobleme zu
verdecken, gezieltes Nachfragen deshalb zu unterlassen, auch wenn die befragten Ex-
perten allzu schnell und mehr oder weniger global antworten.
Um diese Gefahr des „Informationsgefälles“ zu verringern, sollte der Interviewer im
Vorfeld bereits gewisse Fachkenntnisse erworben haben und mitbringen. Der Inter-
viewer sollte sich daher im Vorfeld zum „Quasi-Experten“ entwickelt haben und die
Steuerung des Interviews auf der Basis eines (teil) strukturierten Leitfadens zu über-
nehmen in der Lage sein. Ein Experteninterview sollte nicht ohne Leitfaden und
strukturierte Gesprächsführung durch den Interviewer erfolgen.

(ii) Wenn der Interviewpartner dazu neigt, vom Thema abzuschweifen, dann ist der Ge-
sprächsverlauf stärker mit Hilfe des Leitfadens zu steuern

(iii) Nachfragen bis alle Unklarheiten beseitigt sind. In Bezug auf die Antworten der Ex-
perten können u.a. zwei Probleme auftreten:

a) Der Experte setzt zuviel Informationen voraus (Studien, Diskussionszu-


sammenhänge, Gesetzestexte, Abkürzungen)

und/oder

b) Der Experte liefert „oberflächliche“ Standardinformationen.

In beiden Fällen sollte der Interviewer nachhaken bis inhaltliche Klarheit herrscht
bzw. „Standardantworten“ sollten kritisch hinterfragt werden.

III. Zur Auswertung von Experteninterviews

(3.1) Gütekriterien qualitativer Forschungsergebnisse

Systematische Verfahren der Inhaltsanalyse qualitativer Materialien (Texte) sollten allzu „im-
pressionistische“ Deutungen von Interviews vermeiden. Der Auswerter sollte nicht einfach
den Interviewtext hören oder lesen, anschließend seine subjektiven Assoziationen hervorhe-
ben, einzelne Passagen willkürlich auswählen, andere vernachlässigen und seine persönlichen
Vorurteile einbringen. Es geht darum, intuitive, beliebige Deutungen des Interviewtextes
durch eine geplante, systematische Vorgehensweise der Bearbeitung und Interpretation von
Textmaterialien zu vermeiden.

Ähnlich der Gütekriterien der Auswertung quantitativer Daten sollen qualitative Inhaltsanaly-
sen und Auswertungen nach Prinzipien der Objektivität und Gültigkeit von Interpretationen
ausgerichtet sein. Qualitative Inhaltsanalysen werden hier als Oberbegriff für interpretative
Auswertungsverfahren von Textmaterialien verstanden.

Zur Validität der Interpretation dient


(i) deren konzeptionelle Planmäßigkeit, der Ausrichtung an ein Konzept bzw. am Projekt-
plan der Untersuchung;
(ii) deren interne Konsensbildung im Projektteam. Die Gültigkeit von Interpretationen ver-
langt die übereinstimmende Deutung durch verschiedene Mitglieder der Projektgruppe.
(iii) Zu prüfen ist, ob die Interpretationen der untersuchten Einzelfälle generalisierbar bzw.
übertragbar (vergleichbar) sind. Ähnliche oder kontrastierende Vergleichsfälle sind bei
der Deutung besonders zu berücksichtigten.
(iv) Zur „gültigen“ Deutung von Interviewtexten sind ferner relevante Aussagen von fachwis-
senschaftlichen Theorien, themenbezogene Literatur und andere Experten zu verwenden
(fachliche Validität).

(3.2) Überlegungen zu Auswertungsverfahren

(3.2.1) Transskription der Interviewtexte (?)

Zum Zweck der Auswertung des Befragungsmaterials muss dieses i. d. R. aufbereitet und
dokumentiert werden. Hierzu wird meist ein Transskript oder eine Abschrift der Tonbandauf-
zeichnungen erstellt. Der zeitliche Aufwand für eine reine Transskription dürfte allerdings
erheblich sein. Bereits wenige Interviews genügen, um eine größere Zahl von Textseiten zu
erzeugen. Als Faustregel mag gelten, dass eine Interviewminute eine Seite des Transskripts
füllt, ein zweistündiges Interview kann dann bereits zu ca. 100 Seiten Text führen.

Also empfiehlt es sich, den Aufwand der reinen Abschrift zu beschränken. Es gibt keine Re-
geln, die eine genaue Transskription des Tonbandmaterials zwingend vorschreiben. Übertrie-
bener Aufwand der Abschrift zahlt sich in der Mehrzahl von Studienprojekten nicht aus, zu-
mal das Interview gelegentlich unvollständige Sätze, Füllwörter des Experten etc. enthält. Wir
meinen, sofern es nicht auf die exakten Formulierungen des Experten ankommt, sofern Zitate
der jeweiligen Ausschnitte des Interviews nicht für den Abschlussbericht für erforderlich ge-
halten werden, reicht eine schriftliche Zusammenfassung des Tonbandmaterials. Nach unserer
Ansicht sollten die Projektgruppen daher wie folgt vorgehen:
- Das Tonband sollte der Projektgruppe als Dokumentationsquelle dienen; es sollte in Zwei-
felsfällen auch dem Betreuer in Ergänzung zum Abschlussbericht zur Verfügung gestellt
werden.
- Ein Transskript sollte als Kombination von Zusammenfassungen und Zitaten (bei wichti-
gen Textausschnitten) erstellt werden. Das Erstellen eines Transskripts kann somit als ein
erster Schritt der Interpretation, der Auswertung des Interviews betrachtet werden.
- Im Übrigen sollte das Transskript eine kurze Fallbeschreibung sowie eine detaillierte Glie-
derung der Themen bzw. der inhaltlichen Abschnitte des Interviews enthalten.

Also: Zusammenfassungen von Interviews bzw. Interviewteilen beschränken den zeitlichen


Aufwand der Projektgruppen im Vergleich zu einer reinen Tonbandabschrift. In Analogie
zum ersten Schritt des Auswertungsverfahrens nach Mayring der zusammenfassenden In-
haltsanalyse, werden folgende Verfahrensschritte empfohlen:

• Orientierung, Einordnung des Einzelfalls,


• Interview per Band reproduzieren,
• gleichzeitig Stichwortregister erstellen; wichtige Themen sortieren,
• strukturierte Zusammenfassung des Interviewtextes schreiben (i. d. R. sequentielle Struktur
• nach Interviewverlauf),
• Überprüfung von Band und Zusammenfassung durch andere Projektgruppenmitglieder.
(3.2.2) Inhaltsanalysen der Interviewtexte

Nachfolgend werden die Schritte der Strukturierenden Inhaltsanalyse (Mayring) beschrieben.


Hierzu wird die zusammengefasste Textversion des Interviews unter Bezug zu den Fragestel-
lungen bzw. Basishypothesen der Untersuchung geordnet und gegliedert. Die Gliederung er-
folgt nach einem Kategoriensystem oder –schema. Das Verfahren einer inhaltlichen Struktu-
rierung zielt darauf, bestimmte Themen und Inhalte (Aussagen) des Interviews herauszuar-
beiten. Hierzu werden nun die empfohlenen Verfahrensschritte erläutert.

- Kategoriensysteme: Deduktive/induktive Vorgehensweise

Den ersten Schritt der Inhaltsanalysen bildet die bereits angesprochene Erstellung eines Kate-
goriensystems oder –schemas. Kategorien stehen für Variablen (Themen) der Basishypothe-
sen bzw. für zusammenhängende Inhalte des Interviewleitfadens (-materials).
Die relevanten Kategorien werden i. d. R. deduktiv aus den Basishypothesen des Projekts-
plans oder (ergänzend) induktiv aus der Aufarbeitung des Interviewmaterials gewonnen.

Häufig werden Mischformen verwendet: Ein grobes Kategoriensystem (Interpretationssche-


ma) wird zuerst auf der Basis der a priori formulierten Hypothesen des Projektplans gebildet.
Dieses Basisschema wird dann induktiv bei der Analyse des Materials durch weitere Katego-
rien oder Subkategorien ergänzt und verfeinert, um die Interviewinhalte einzuordnen und ab-
zubilden.

- Kodierung: Zuordnung von Interviewteilen zu Kategorien

Die Kodierung umschreibt eine Zuordnung von Textteilen zu den zuvor beschriebenen „Kate-
gorien“. Der Begriff der Kodierung wird hierbei in Anlehnung an die Zuordnung von Ant-
wortkategorien zu Variablen der quantitativen Forschung verwendet, er meint allerdings nicht
notwendigerweise den Einsatz von Codes, wie bei der Kodierung von Fragebogen. Hier geht
es vorrangig darum, das Textmaterial des Interviews systematisch durchzuarbeiten und für die
inhaltliche Interpretation der Kategorien aufzuarbeiten.
Bei induktiver Vorgehensweise ist der Schritt des Kodierens bereits unmittelbar mit der Bil-
dung des Kategorienschemas verknüpft.

- Interpretationen

Die Auswertung von Interviewtexten zielt auf die Interpretation von Expertenaussagen. Die
Interpretationen der Kategorien (Textteile) sollten plangemäß – geleitet durch den Projektplan
-erfolgen. Ähnlich der Validierung von Daten sind bei qualitativen Inhaltsanalysen die Kate-
gorien bzw. Textteile bezüglich ihrer Aussagen (Inhalte) zu interpretieren. Als Grundform der
Interpretation gilt hier die strukturierende Inhaltsanalyse der Expertenaussagen. Ergänzend
können zu fraglichen Aussagen bzw. Textteilen Formen der explizierenden Analyse auf der
Basis spezifischer Kontextmaterialien erfolgen, um un- oder schwerverständliche Textauszü-
ge des Interviews besser zu verstehen bzw. zu interpretieren.

Die Interpretationen habe teils deskriptiven Charakter, wenn sie Sachverhalte aus der Sicht
der Experten beschreiben (deskriptive Aussagen). Andere Interpretationen betreffen wertende
Beurteilungen von Experten (normative Aussagen). Beide Arten von Expertenaussagen wer-
den im Rahmen deskriptiver Analysen verwendet, die Interpretationen sollen exakt die jewei-
lige Sicht der Experten spiegeln (deskriptive Analysen).
Weitere Interpretationen (Analysen) betreffen Zusammenhänge von Kategorien oder Varia-
blen. Hypothesen und Theorien liefern i. d. R. Aussagen über relevante Zusammenhänge. Im
Rahmen der Zusammenhanganalyse werden die Aussagen der Experten gezielt in Bezug zu
den Hypothesen geprüft und interpretiert.

Die Interpretation der Expertenaussagen sollten in einem Projektteam nicht allein von einzel-
nen Mitgliedern in spezialisierter Form erfolgen, sondern von mehreren Teammitgliedern. In
einem heterogenen Projektteam gilt der interpersonale Konsens der Interpretationen, die
übereinstimmende Deutung, als Indiz für „Validität“: Übereinstimmende Deutungen der
Textteile gelten als Gültigkeitskriterium von Interpretationen. Kann unter den Mitgliedern der
Projektgruppe kein Konsens in der Deutung der Textteile (Kategorien) erzielt werden, sollten
die alternativen Interpretationen im Endbericht vermerkt werden.
Die Auswertung von Interviewtexten zielt auf die Interpretation von Expertenaussagen. Die
Interpretationen der Kategorien (Textteile) sollte plangemäß – geleitet durch den Projektplan
erfolgen.

- Generalisierbarkeit, Vergleichbarkeit von Deutungen (Ergebnissen)

In der quantitativen Forschung wird die Generalisierung von Ergebnissen durch wahrschein-
lichkeitstheoretische Auswertungsmethoden vorgenommen; die qualitative Forschung ver-
wendet hingegen das Konzept der „exemplarischen Verallgemeinerung“. Ausgangspunkt sind
Einzelfallbeschreibungen. Diese können als „repräsentative Fälle“ gelten, wenn sie typische
Ausprägungen einer Gruppe ähnlicher Verlaufsprägungen bilden. Die Zahl der untersuchten
Fälle dürfte bei qualitativen Verfahren gering sein. Folglich wird die repräsentative Deutung
ein schwieriges Problem sein. Bei einer begrenzten Auswahl von untersuchten Fällen sind
daher Theorien oder Literaturbezüge erforderlich, um die Repräsentativität des Einzelfalls
beurteilen zu können.
Die „exemplarische Verallgemeinerung“ von Einzelfällen dürfte dennoch häufig problema-
tisch sein, so dass lediglich Typenbildungen, Typisierungen von vergleichbaren Fällen vorge-
nommen werden können.

Die vergleichende Betrachtungsweise von Einzelfällen bildet vielfach die wichtigste Methode
von Falluntersuchungen. Die Vergleichsmethode erleichtert eine relativierende Interpretation
und eine relative Beurteilung von bestimmten Kategorien der Einzelfälle. Einerseits können
ähnliche Fälle mit gleichen Merkmalsausprägungen beobachtet und herausgearbeitet werden.
Andererseits werden unterschiedliche Fälle verglichen, um die jeweils unterschiedlichen
Merkmalskategorien gegenüberzustellen und Zusammenhänge unterschiedlicher Kategorien
zu erkennen. Ein exakter Vergleich der Falluntersuchungen sollte dann gleiche Kategorien
(Ausprägungen) und unterschiedliche Kategorien möglichst herausarbeiten. Die vergleichen-
de Analyse von Einzelfalluntersuchungen sollte insgesamt nicht nach mehr oder weniger zu-
fälligen Kriterien vorgenommen werden, sondern in einer bewussten, durch den Projektplan
gesteuerten Vorgehensweise.
Der Projektplan sollte möglichst den Bezugspunkt der Auswertungen und Interpretationen der
Einzelfälle bilden.

Der Projektplan sollte deshalb Teil des Abschlussberichts sein. Es empfiehlt sich für jede
Projektgruppe, den (korrigierten) Projektplan in den Anhang des Abschlussberichts aufzu-
nehmen.

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