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VO2 – Über die Wahrnehmung von Architektur (und

anderen Dingen)

Paul Klee – Beride


- Ohne Vorurteile wahrzunehmen; sehen, betrachten - Musikfragmente; Luftballon; in
Horizontallinien alles gezeichnet;Erkenntnis, Wirkung auf Architektur auf Natur und Menschen
ist nicht Geschmacksabhängig; Es gibt klare Regeln, wie die Architektur auswirkt
Griechengasse, Wien
Kontrapunkte, Überlagerungen – durch zahlreichen Umbauten entstanden;
- Im Kellergeschoss – Zeittypischen Kohle-Keller Fenster;
- 1. OG – sich überlagernde Fensteröffnungen – 3 Bögen;
- 2. OG – Reste von 4 Rechtecks Fenster mit steigenden Mitteltosten; durch kleinere Rechteck
Fenster ersetzt;
- Spannungsverhältnis; Analogien zwischen Musik und Architektur haben ihren Grenzen;
Geometrische Proportionen:
- Fenstermasse im Verhältnis 1:1 – die Einwurfs Richtung für die Kohle –
- Verhältnisse 2:3 – 1.OG Fenster;
- Verhältnisse 1:2 – hohe Fenster rechts unten;
- Verhältnisse im obersten Geschoss – die Tackte in der Musik;

Proportion und Rhythmus


- Gemeinsamkeiten (Architektur und Musik) – in Proportionen und Maßen; Rhythmen;
- Präzisen Gesätze der Proportionen – Harmonie und Rhythmus; in Menschen einprogrammiert,
naturgegebene Wahrnehmung;

Architektur und Rhythmus – Proportionen bei Monochord; Instrument (Werkzeug): die


Verhältnisse bilden die harmonischen Zahlenreichen ab;

Zum Entnehmen:
1. Architektur verlangt genaue Geometrien;
2. Geometrische Verhältnisse sind Träger von Harmonie;
3. Tonreihen und geometrische Reihen sind verwandt;
P Louis Kahn - Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas 1967-1972
Rhythmus, Reihung, Kontrapunkt;
- Rhythmische Hauptthema: die in Beton gegossenen Bogenformen – Tonnenwölbe aufgereiht;
Auf die horizontale Linie - eine Partitur;
- Die Bogen sind durch die ganze Breite durchgezogen; An anderen es gibt Unterbrechungen –
„Pausen“

Merkmale:
- Langgestreckten Räume unter den Tonnengewölben;
- oberen Bereich, im Dach – die Tonnen laufen ruhig durch, geben Rhythmus an; sie modulieren
die Raumfolgen im unteren Bereich - mit Kontrapunkten variierend;
Grundriss:
- Vorhalle ist offen gegen außen;
- 1-geschossigen Bau;
- Offenen Hof, wieder 2 Bogen reich
- Letzten 2 Bogen überspannen den 2-geschossigen Raum;

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Formen wahrnehmen - Was erscheint uns als Wahrnehmung?
- Gehirn sucht nach Gestalten; Dinge, die wir kennen;
Erkennen von Gestalten:
o Formenkenntnis aufgrund von Erfahrung - kollektive Formbasis;
o Erkenntnis einer Spontangestalt;
- Das Wesen der Dinge – wesentlichen, gestalthaften – das, was einer Sache ganz charakteristisch
macht; Das Auge nimmt Teilganze nach den Massen ihrer Einheitlichkeit wahr; Dominante
Formen zuerst; die Wahrnehmung kann korrigiert werden;
- Erkennen von Geometrie – Vertikalität und Horizontalität haben so etwas wie Symbolcharakter
– sind in die Physiologie des Menschen eingeschrieben; sie gelten immer;
Oskar Schlemmer – Tischgesellschaft, 1923; - die menschliche Wahrnehmung kann die Perspektive
interpretieren, und eine Mitte konstruieren;
Optische Täuschungen – Gestalt-Psychologie;
- Geometrie ist abstrakt, wenn sie isoliert bleibt (keine Richtung);
- Horizontale Linien erscheinen kleiner als die vertikalen Linien;
- Die Menschliche Wahrnehmung interpretiert die Realität – sie nimmt die von außen Formen
nicht 1:1 auf, sondern gemäß einem innen geriatrischen System;
- Erkenntnis = Wahrnehmung und Denken; wie gesehene Formen wahrgenommen werden und
interpretiert werden;

P Rudolf Schwarz – St. Antonius, Essen-Frohnhausen 1958-1959


- Aufbau ist vielschichtig; komplexes Gebäude; Grundriss ist nicht erkennbar von Innenraum;
- Alle Teilinformationen müssen in einem Gesamtbild verarbeitet werden;
- Die Augen nehmen zuerst ein zufälliges verwirrendes Gemenge von Geometrie auf;
Merkmale:
- quadratischem Grundriss – komplett genaues
Quadrat;
- über dem Quadrat sind die Seitenschiffe und das
hohe Hauptschiff aufgebaut;
- einfache Grundanlage – Quadrat; entsteht hohe
Komplexität des Raumgefühls – Teilen sind
immer verdeckt; Raumerkenntnis entsteht nicht
sofort – Schritt für Schritt;
- Verhältnis von niedrig (Seitenschiff) zu hoch
(Hauptschiff); in der Mitte des Hauptschiffes
sehen wir das Verhältnis von dem hohen
Raum zu dem ebenso hohen Baukörper;
- Hohe wird hoher, wenn das Verhältnis klein
zu groß dargestellt wird;

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Verständnis von Form durch Handlung, Tätigkeit
Die Wahrnehmung als eine Handlung;

- Mensch als Subjekt steht gegenüber dem Objekt und äußere Form (Architektur);
- Dimension von Länge und Höhe ist völlig unterschiedlich wahrgenommen;
Die Horizontale ist gleichsam schwerelos, erfahrbar;
Die Vertikale ist mit Kraft und Unerreichbarkeit verknüpft- ist übersteigert wahrgenommen;
Robert Morris – Untitled (Concrete, Timbers and Steel) 1970

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- die Betonkuben sind als Grundkörper;
- als Betrachter ist ein Denkprozess ausgelöst; Blick des Denkens sieht nicht nur die Oberflächen;
sondern schließt im Kontext mit ein; Form und Kontext bedienen sich immer einander;

Architektur als Dynamik


Konstruierte Skulptur – Plastiken von Donald Judd und Stühle von Alvar Aalto;
- Dynamik hat damit zu tun, wie wir die Aspekte wahrnehmen; Form, Proportion, Konstruktion,
Führung ihrer Teile;
- Offenen Dialog zwischen Künstler und Betrachter; Selb verständlichen Arrangement; die
Eigenschaften sind leicht erkennbar; halbleeren Raum ohne Menschen, aber man denkt an den
Menschen aufgrund der Sitze (Stuhl);
- Künstler der Bewegung Minimal im Technischen Aufwand, maximal im Denken; Dynamik ist
beim Wahrnehmen des Betrachters;
Peter Märkli – Skizzen;
- Proportion, Masse, Dimensionen; Dialogisches Verhältnis zwischen Haus und Weg – groß unten,
klein oben;
Dynamik der Form – Knospen- Karl Blossfeldt
- Dynamik der Natur; Beobachten des Kommenden; Bewegung der lebendigen, organischen
Form;
- Dynamik bei den Maschinen – direkt erkennbar; Kraft der Maschine – Handlungspotential,
Bewegung der Maschine;
Maschinenästhetik im italienischen Futurismus – Antonio SantÉlla;
- Energieanlagen, Flughafen, Kraft; Kathedralen der Technik  Gotischen Kathedralen mit wilden
Tieren;
Idee – Architekturform als etwas Lebendiges zu gestalten:
- Gesamte Architekturgeschichte begleitet; Ansätze; Naturformen, Pflanzen oder Tieren als
Vorbild;
- In Expressionismus versucht und eingesetzt – organische Form als Garant für Lebendigkeit und
Dynamik – Architektur als Pflanzenanalogie und Tieren Analogie;
Bruno Taut – Analogie aus der Welt der Kristalle – mit dem Bauen verwandt; - Weniger unmöglich;
Grundsätzliches Problem – Expressionismus in der Architektur in Deutschland 1910:
- Umsetzung von lebendige Formen 1:1 in statische Architekturformen widerspricht jede
Konstruktionslogik – Hauser sind keine lebendigen Objekte;
Biomorphe Formen bei speziellen Bauaufgaben:
Günther Behnisch mit Frei Otto – Olympiapark, München 1968-1972;
- Konstruktion hat Logik – modern, als Kunst; Netzkonstruktion; Grundprinzip ist zu verstehen;
3 Bauteilen – stehen unter Spannung
- stabilen geraden Stele, Zeltstammen; (stable straight poles);

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- Seilabspannungen (rope tension, linear);
- gespannten gewölbten Flächen (curved surfaces);
Organischen Analogien mit Seilen (Zug), Knochen (Druck) und Haut (Hülle);
Günther Domenig – Mensa der Schwesternschule, Graz 1972:
- Festgebaute Struktur; gespannte Zelt Form ist Ornament, teuer;
Paul Klee – Gemauert – Schuppen, Basel 1970; und andere Zeichnungen;
- Konstruktionsform ist eine Form geworbene Tätigkeit; zeigt ein Ablauf;
- Bauprozess ist in Form eingeschrieben; von unten nach oben;

Konstruktion Strategien:
- Potential die Vorstellung von Dynamik und Prozess in einem Bauwerk abzubilden;
- Eine ausgeführte Bewegung ist nicht notwendig; Form in Aktion, dynamisch, es fließen Kräfte;
Spannung;
- Stützen gestellt, Balken gelegt, Steige – Kraftakt ist nachvollziehbar - wenn das Zusammenfügen
von den einzelnen Bauteilen sichtbar bleibt;
Auguste Perret –
Reconstruction du Havre, Musée des Travaux Publics, Paris 1939;
- Das Fügen – speziell Betont und in den Bauten eingesetzt;
- Ausdruck des Skelettes – Ordnungsprinzip;
- Organen und Organismen – Treppen als Skulptur eingeschrieben in dem Raster in der
Architekturform; Fenster als interaktiven Organen, Säule, Gelenke, Unterzüge;
- Durch Konstruktive Elemente ist Ausdruck erzielt; Rahmen und Füllung;
Chapelle Sainte-Therese, Montmagny 1927
- Zentrale Betonskelett; Wände sind dünne, wie ein Papier;
- Beton – in Form von Säulen und Tragen im Inneren und leicht und zerbrechlich in der äußeren
Wand; wie eine Membran;

Geometrische Konstruktion – Sol LeWitt 1974;


- Reine geometrische Setzungen als konstruktive Grundlagen anerkannt;
- Große Bedeutung für die Wahrnehmung von Architektur – mathematisch Konstruiert;
- In der Vielfalt ein zentrales Leitendes Prinzip finden; transzendierten Denkprozess; Mehr
Prozesse sind da, als wir erkennen können; der Mensch sucht immer nach den Ganzen;

Thema des Rasters – geometrische Repetition;


Raster als Werkzeug
Peter Märkli – er hat das Prozess gezeichnet; Raster als geometrische System auf Papier;
- Raster als Werkzeug für Gestaltung der Form;

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- Einfamilienhaus, CH – Freisetzung der Fenster, Spannung zwischen Form und Funktion,
Öffnungen; kein Interesse die Raster und Öffnungen in Übereinstimmen zu bringen;
Raster als klares Abbild der Konstruktion
Bürogebäude in Chicago – Lebendigkeit, Proportion des Fensters, Variation im Innen Raum;
- Proportionen – liegendes Fenster als Öffnungen in der Wand; Schtutzraster; Rand Feld und
Zentrisches Feld – Quadrat und Doppelquadrat;
- Wirkung ergibt Symmetrie, erzeugt innere Spannung;
Fassadegestaltung von Schweizer Botschaft, Berlin 2001 –
- Ornamentik vermittelt Kraft; nur Gestalt, Form; auf ersten Blick ganz klassische Bau Logik – das
ist alles aber nur Fassade – nicht traditionell, es gibt Rhythmus und Vertikalordnung – eine
starke Wirkung entsteht; es gibt eine gedeckte Proportion System;
Das Rechteck
Das Buch vom Rechteck, Ravensburg 1956; Wolfgang von Wersin;
- Eigene Identitäten der Rechtecke;
- Dieser Zugang zu Proportionierung betrifft Flächenformen
- Flächen und deren Proportionierung erhalten Kraft, wenn sie mit weiteren Aspekten Form
angereichert werden – mit Material, Licht usw.

Ausdruck durch Proportion und Fügung der Konstruktionselemente – Kamigamo Schrein, Kyoto;
- Das Notwendige verbunden mit echte Proportionierung; Bezüge zwischen den Formen;
- Interessante Asymmetrie bei gleichzeitiger Symmetrie;
Palast Qusair´Amra, Jordanien 710-715 – Proportionsanalysen;
- Kraft der Geometrie, Effekt, Proportionierung; Zeitlosen Form Wert;
- Goldenen Schnitt; Figurativ in 2 Teilen geteilte Mauerwerk; Darstellung von Öffnungen – als
Illusion;
Domkapelle San Cassio di Narni 12 Jh.
- Romanische Wandgestaltung – abstraktes Muster;
- Steine wirken fast metallisch – Verdichtung des Ausdrucks; Sakralbedeutung unterstützt;
- Wechsel von Groß und Klein – eingefügt in ein System eines Rasters;
Rudolf Schwarz – St. Christophorus, Köln 1959
- Form gewinnt eine Lebendigkeit, aktive Kraft, durch Fensterform und Licht;

- Des Tektonischen, Handwerklichen, das Fügens und Bauens der gestalteten Form, vertikale
verkleidete Schützer; Fenster und geschlossene Flächen;
- Sommerhaus im Thurgau 2007 – die vertikale Abteilung spielt eine wichtige Rolle;

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Ausdruck der Architektur durch:
- Das lebendige der Konstruktion;
- Das Lebendige der Proportion;
- Das Lebendige der Form;
Ich verstehe einen Bau, wenn ich weiß, wovon es gestaltet ist;

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