Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
• Verstopfung
Ziel
Diese Empfehlungen richten sich an Fachleute im Ge- • Vorgeschichte mit Hinweisen auf frühere HWI oder
sundheitswesen, die im ambulanten und stationären rezidivierende HWI
Setting Kinder (0-16 Jahre) behandeln. Die Empfeh-
lungen gelten für Harnwegsinfektionen (HWI) bei Kin- Empfehlung Nr. 2 – Differenzierung
dern mit und ohne vorbestehende Risikofaktoren ein- zwischen oberer und unterer HWI
schliesslich Kinder mit angeborenen Fehlbildungen Die Differenzierung zwischen oberer (Pyelonephri-
der Nieren und Harnwege (CAKUT; Congenital anoma- tis) und unterer (Zystitis) HWI ist entscheidend für
lies of the kidney and urinary tract). Die Empfehlun- eine korrekte Behandlung
gen gelten nicht für Kinder mit bekannter primärer
oder sekundärer Immunschwäche oder nosokomialen Die klassischen klinischen Zeichen und Symptome
HWI. der HWI sind Pollakisurie, Dysurie, Flankenschmerzen
und Fieber. Säuglinge und Kinder mit signifikanter
Hintergrund Bakteriurie (siehe unten) und Fieber haben eine akute
Eine akute Pyelonephritis (PN) kann zu erheblicher PN und nicht eine Cystitis. Bei Kindern <2 Jahren kann
Morbidität führen.1-3) HWI per se sind jedoch nur in ge- das Fieber auch fehlen, während andere unspezifische
ringem Umfang verantwortlich für zukünftige Morbi- Zeichen und Symptome (reduziertes Trinkverhalten,
dität, z.B. arterielle Hypertonie oder chronische Nie- Gedeihstörung, Lethargie oder Irritabilität) auftreten
renerkrankungen.4) Der Hauptrisikofaktor für diese können. Daher sollte bei Kindern <2 Jahren im Zwei-
Folgen sind angeborene Fehlbildungen der Nieren und felsfall eine PN gesucht und ausgeschlossen werden.
Harnwege (CAKUT).5) Untere HWI (Zystitiden) sind bei Mädchen >2 Jahren
häufig. Die Diagnose einer Zystitis kann bei Kindern
Empfehlung Nr. 1 – Klinischer Verdacht mit Dysurie, Pollakisurie und Bakteriurie, jedoch ohne
auf Harnwegsinfektion (HWI) Fieber und Flankenschmerzen in Betracht gezogen
HWI sollten immer in Betracht gezogen werden bei werden (siehe Empfehlung Nr. 4). Die Bestimmung der
Kindern mit Fieber ohne Fokus Entzündungsmarker alleine hilft nicht, initial eine PN
sicher ein- oder auszuschliessen. 23) Wiederholt tiefe
Für die Diagnosestellung einer HWI ist eine syste- Entzündungsmarker wie z.B. C-reaktives Protein (CRP
matische Untersuchung bei Neugeborenen sowie Kin- <20 mg/l) oder Procalcitonin (PCT < 0.5 ug/l) spre-
Korrespondenz: dern unter 2 Jahren, die sich mit Fieber vorstellen, chen jedoch eher gegen die Diagnose einer PN. 24) Mit-
michael.buettcher wichtig. In dieser Altersgruppe fehlen üblicherweise tels Ultraschall kann eine PN weder bestätigt noch
@luks.ch die typischen klinischen Zeichen. ausgeschlossen werden.
Vol. 31 | 4-2020 45
Fortbildung
Dennoch sollte die Urinkultur nicht als einziges Bei Kindern mit einem schweren Verlauf einer HWI
Kriterium für die Diagnose einer HWI verwendet wer- und zugrundeliegenden medizinischen und/oder uro-
den, sondern immer im Zusammenhang mit der klini- logischen Komorbiditäten kann eine Behandlung über
schen Situation (Vortestwahrscheinlichkeit, Vorge- längere Zeiträume individuell in Betracht gezogen
schichte, Risikofaktoren, klinische Befunde, Ergeb- werden.
nisse von Urinanalyse und Blutuntersuchungen (siehe
auch Empfehlung 1, 2 und 4)) betrachtet werden, um Umstellung auf orale Behandlung
die korrekte Diagnose zu stellen.34) Es gibt nur begrenzte Daten zur Bioverfügbarkeit der
meisten oral verabreichten Antibiotika bei Säuglingen
In seltenen Fällen kann eine PN ohne Pyurie und/ < 3 Monaten. Klinische und Sicherheitsdaten in der
oder Bakteriurie vorliegen. Bei Kindern mit Fieber ohne Altersgruppe < 6 Monate sind jedoch ermutigend. Eine
Fokus, mit erhöhten Entzündungsmarkern, Flanken- große retrospektive Studie an Kleinkindern unter 6
schmerzen oder Erbrechen und normaler Urinanalyse Monaten (68% < 3 Monate; 19% Neugeborene) ergab
und Bakteriologie, kann in ausgewählten Fällen ein keinen Unterschied im Therapieversagen zwischen in-
Uro-MR oder eine Nierenszintigraphie helfen, eine (fo- travenös verabreichten Antibiotika für 3 Tage oder we-
kale) Nephritis zu diagnostizieren.35,36) niger und 4 Tage oder mehr.40) Ein Cochrane-Review
(Einschluss von Kindern ab Geburt bis 18 Jahre) und
Es wird nicht empfohlen, bei Säuglingen und Kin- eine weitere Studie (Einschluss von Kindern 1 bis 36
dern eine asymptomatische Bakteriurie zu suchen Monate) zur akuten PN bei Kindern, die 10-14 Tage
oder zu behandeln, da diese auf eine Besiedlung der lang mit Antibiotika behandelt wurden, ergaben kei-
Blase mit Bakterien hindeutet, die oft nicht virulent nen Unterschied in Bezug auf Fieberdauer oder Nie-
sind. In der Regel haben diese Kinder keine klinischen renfolgeschäden im Vergleich der 3 Therapieformen:
Symptome einer HWI und eine normale Urinana- Durchgehend intravenös behandelt versus 3 Tage in-
lyse.37,38) travenös, gefolgt von oraler Therapie versus durch-
Vol. 31 | 4-2020 47
Fortbildung
gehend oraler Therapie.14,41) In einer retrospektiven sind, sofern verfügbar, in Übereinstimmung mit Swiss-
Studie bei Neugeborenen mit Harnwegsinfektionen PedDose (www.swisspeddose.ch) aufgeführt.
(mit oder ohne Bakteriämie), jedoch ohne Meningitis,
wurde bei einer durchschnittlichen Dauer von 4 Ta- Empfehlung Nr. 7 – Überwachung
gen parenteraler Antibiotikagabe mit anschliessender und Kontrollen während der HWI
oraler Behandlung keine Therapieversagen oder Re- Am Tag 3 (bis 5) nach der Erstdiagnose und dem
zidive beobachtet.42) Beginn der empirischen Antibiotikatherapie sollen
die Kinder klinisch untersucht werden, um das An-
Zusammenfassung der Behandlungsempfehlungen sprechen auf die Behandlung zu beurteilen und die
aller Altersgruppen Diagnose (nach Erhalt der Befunde der Urinkultur)
1. Beginn mit parenteraler Verabreichung der Anti- zu bestätigen. Die Ergebnisse der Urinkultur sol-
biotika bei Kindern < 60 Tage und bei Kindern, bei len überprüft und die Medikation nach Antibio-
denen das Risiko einer schweren Erkrankung be- gramm angepasst werden. Wenn kein signifikan-
steht oder die wahrscheinlich nicht in der Lage tes Wachstum in der Urinkultur zu verzeichnen ist,
sind, Medikamente oral einzunehmen (reduzierter soll die empirische antimikrobielle Therapie ge-
Allgemeinzustand, Erbrechen, schlechtes Trinkver- stoppt und nach einer alternativen Diagnose ge-
halten). sucht werden.
2. Nach Erhalt des Erregers mit Antibiogramm der Anschliessend ist eine erneute Untersuchung des
Urinkultur, Anpassung der Therapie, am besten ge- Kindes nur dann notwendig, wenn Anzeichen einer
zielte Monotherapie (Antibiotika-Optionen und Do- persistierenden oder sich verschlechternden Infektion
sierung sind in Tabelle 1B und 2 aufgeführt). vorliegen, d.h. wenn das Kind noch febril ist oder sich
der klinische Zustand nicht verbessert hat. In diesen
3. Im Falle des Nachweises eines multiresistenten Er- Fällen muss unter Umständen die anfängliche Arbeits-
regers (z.B. ESBL) sollten Hygienemassnahmen diagnose überdacht und weitere Differentialdiagno-
und Therapie mit einem Spezialisten für pädiatri- sen oder Komplikationen wie eine Pyonephrose oder
sche Infektionskrankheiten besprochen werden. ein (peri)renaler Abszess evaluiert werden. In dieser
Situation ist die Durchführung einer Sonographie der
4. Bei unzureichendem Ansprechen auf die parente- Nieren und Harnwege erforderlich (Tabelle 1C). Bei adä-
rale Therapie, Erbrechen oder schlechtem Trink- quatem Ansprechen und gesicherter Diagnose soll
verhalten soll nicht auf eine orale Therapie umge- keine erneute Urinanalyse, Urinkultur oder Entzün-
stellt werden. dungslabor während oder am Ende der Therapie
durchgeführt werden.
5. Die Behandlung soll mit einem Spezialisten für pä-
diatrische Infektionskrankheiten besprochen wer- Empfehlung Nr. 8 – Die Rolle und Zeitpunkt
den, falls kein orales Standard-Antibiotikum auf der Bildgebung der Nieren und Harnwege
Grundlage des Erregers und Antibiogramms in der bei HWI
Urinkultur identifiziert werden kann. Bei allen Kindern, unabhängig vom Alter, soll nach
der ersten Episode einer Pyelonephritis eine Ultra-
6. Bei Kindern mit akuten und/oder chronischen Nie- schalluntersuchung durchgeführt werden. Eine
renerkrankungen, mit schweren renalen/urologi- MCUG wird nur unter bestimmten Umständen
schen Fehlbildungen, neurogener Blase oder geplant.
Fremdmaterial soll initial eine parenterale Thera-
pie erwogen werden; der Wechsel auf eine orale Eine Ultraschalluntersuchung (US) der Nieren und
Therapie soll nach einem interdisziplinären Konsi- Harnwege kann eine PN oder einen vesikoureteralen
lium (päd. Nephrologie, Urologie und Infektiologie) Reflux (VUR) weder bestätigen noch ausschließen. Bei
festgelegt werden. allen Kindern, unabhängig vom Alter, soll diese jedoch
nach der ersten Episode einer Pyelonephritis durch-
7. Im Falle einer Sepsis mit Bakteriämie kann es er- geführt werden.
forderlich sein, die Dauer der parenteralen Behand-
lung zu verlängern. In folgenden Situationen ist bereits in der Akutphase
eine US empfohlen:43-46)
Altersspezifische Empfehlungen für die empirische
Antibiotikatherapie und die Dauer sind in Tabelle 1B und • Kinder mit atypischer PN (Sepsis oder septischer
2 aufgeführt. Optionen für die orale empirische Anti- Schock; pathologischer Urinfluss; palpatorisch ab-
biotikatherapie in der Schweiz sind derzeit Amoxicil- dominelle oder vesikale Resistenzen; erhöhtes Krea-
lin-Clavulansäure oder Cephalosporine der 3. Genera- tinin; Nichtansprechen auf die Behandlung mit re-
tion. Die Entscheidung, welche dieser beiden Optionen sistenzgerechten Antibiotika innerhalb von 48
verwendet wird, soll aufgrund der lokalen Resistenz- Stunden)
profile (falls verfügbar) getroffen werden. Antibio-
gramme nach Erreger, Alter, stationär versus ambulant • Kinder mit rezidivierenden HWI
und Region in der Schweiz sind online publiziert (www.
anresis.ch) und können bei der Entscheidung helfen. Anatomische Fehlbildungen oder die seltene Situa-
Antibiotika-Dosierungen und maximale Tagesdosen tion einer Pyonephrose (Eiter im Nierenbecken und/
A – Pyelonephritis - oral
B – Pyelonephritis – i.v.
Trimethoprim-Sulfamethoxazol 3 – 5 mg/kg/Dosis 2 x tägl. p.o. 320mg Basierend auf Trimethoprim; Alter: > 30d;
kontraindiziert bei Hyperbilirubinämie
Amoxicillin 25 mg/kg/Dosis 2 x tägl. p.o. 4g
Amoxicillin-Clavulansäure 25 mg/kg/Dosis 2 x tägl. p.o. 4g Basierend auf Amoxicillin
Cefuroxim 10 – 15 mg/kg/Dosis 2x tägl. p.o. 1g
D – Antibiotika-Prophylaxe
oder Harnleiter) mit sekundärer Obstruktion können weisen, kann der US ebenfalls nach Abheilung der In-
mit dieser Methode erkannt werden. fektion durchgeführt werden. (Tabelle 1D).
Bei Kindern mit typischer PN, die auf die Behand- Miktionszystourethrographie (MCUG)
lung anspricht, kann die Ultraschalluntersuchung zu Das Ziel des MCUG ist die Aufdeckung von:
einem späteren Zeitpunkt nach Abheilung der Infek-
tion durchgeführt werden. • hochgradiger VUR (Grad IV und V)
Bei Kindern mit nicht-E.coli-HWI, die gut auf Anti-
• posteriore Urethralklappen (PUK) bei Knaben
biotika ansprechen und keine anderen Merkmale ei- • Blasen- und Ureteranomalien
ner atypischen Infektion (wie oben angegeben) auf- (zum Beispiel Ureterozele)
Vol. 31 | 4-2020 49
Fortbildung
Wir empfehlen, die MCUG nur unter den folgenden thodik posteriore Urethralklappen (PUK) jedoch nicht
Umständen durchzuführen: ausschliessen. Je nach Ultraschall- und MCUG-Befund
und nach interdisziplinärer (pädiatrische Nephrolo-
• CAKUT und/oder Dilatation der Harnwege nach Ul- gie/Urologie) Diskussion kann, je nach lokaler Exper-
traschall Untersuchung (eine isolierte leichte Dila- tise der Radiologen und Verfügbarkeit pädiatrischer
tation des Nierenbeckens (≤ 10 mm) ist keine Indi- anästhesiologischer Unterstützung, eine funktionelle
kation für die Durchführung einer MCUG) Bildgebung (MR-Urographie, Szintigraphie) durchge-
führt werden.
• pathologischer Urinfluss (z.B. durch PUK bei Kna-
ben), nicht durch Dehydratation bedingte Oligurie, Empfehlung Nr. 9 – Indikationen
Harnverhalt zur Antibiotikaprophylaxe
Im Allgemeinen wird von einer Antibiotikapro-
• Infektion mit non- E. coli Erregern phylaxe abgeraten.
• Nichtansprechen auf die Behandlung mit geeigne- Unter den folgenden Umständen kann eine Antibioti-
ten Antibiotika innerhalb von 48 Stunden kaprophylaxe angezeigt sein (die geplante Dauer soll
dokumentiert werden):
• erhöhtes Kreatinin (je nach Alter) oder Dyselek-
trolytämie (zum Beispiel Hyponatriämie und Hyper- • Kinder mit komplexer CAKUT oder mit zugrundelie-
kaliämie bei Verdacht auf sekundären transienten gender Blasenfunktionsstörung (nach interdiszipli-
Pseudohypoaldosteronismus) oder arterielle Hyper- närem – pädiatrische Nephrologie/Urologie/Infek-
tonie tiologie -Konsilium)
• rezidivierende PN (2 oder mehr Episoden) • Kinder mit hochgradigem VUR (WHO Grad IV und V)*
Das MCUG soll nicht nach einer ersten Episode einer • Wenn eine MCUG indiziert ist, kann eine Antibioti-
Harnwegsinfektion bei einem Neugeborenen oder jun- kaprophylaxe begonnen und bis zum Zeitpunkt der
gen Säugling als Routineuntersuchung durchgeführt Untersuchung fortgesetzt werden
werden, wenn die oben aufgeführten Umstände nicht
vorliegen.15,47) Wenn eine Familienanamnese mit hö- * Bei Kindern mit VUR Grad III kann die Prophylaxe
hergradigem VUR (Grad IV und V) vorliegt, kann eine individuell mit den Eltern besprochen werden. Die für
MCUG auf individueller Basis in Betracht gezogen wer- die Prophylaxe erforderliche Behandlungszahl (num-
den. Eine MCUG ist vor allem bei Kindern bis zum Al- ber needed to treat – NNT) zur Verhinderung einer
ter von 3 Jahren indiziert, da es selten ist, dass ein Harnwegsinfektion beträgt circa 5500 Antibiotikado-
Kind erst im höheren Alter Anzeichen und klinisch re- sen.49) Es konnte nicht gezeigt werden, dass eine An-
levante Symptome oder Komplikationen eines VUR, tibiotikaprophylaxe die Narbenbildung in den Nieren
PUK oder Blasenanomalien aufweist.7) Bei älteren Kin- reduziert.17,50,51) Nebenwirkungen von Antibiotika, Re-
dern sind Blasen-Darm-Fehlfunktionen und Obstipa- sistenzentstehung49) und Einfluss auf das intestinale
tion wahrscheinlicher für (rezidivierende) HWI verant- Mikrobiom sollen bei der Diskussion ebenfalls berück-
wortlich und sollen daher auf diese untersucht und sichtigt werden52).
grosszügig behandelt werden (siehe Empfehlung 10).
Es gibt keine evidenzbasierten Leitlinien zur Dauer
Zeitpunkt der MCUG der Antibiotikaprophylaxe. Falls eine Prophylaxe er-
Falls die Indikation für eine MCUG vorliegt, soll es folgt, soll die Indikation nach 6-12 Monaten (oder auch
durchgeführt werden, sobald es seitens der lokalen früher) in Korrelation mit dem klinischen Verlauf und
Radiologieabteilung terminlich möglich ist. Ein zeitli- der bildgebenden Nachsorge überprüft werden. Eine
cher Mindestabstand nach Beginn der antimikrobiel- zweite MCUG wird im Allgemeinen nicht empfohlen,
len Therapie für die akute PN bis zur MCUG ist nicht und es soll immer eine interdisziplinäre Diskussion
nötig und hat keinen Einfluss auf die Detektion eines durch die beteiligten Spezialisten vorausgehen.
VUR, wie aus einer kürzlich erschienenen Studie
hervorgeht.48) Wahl des Antibiotikums zur Prophylaxe
Trimethoprim (falls als Einzelsubstanz verfügbar) ist
Antibiotika-Prophylaxe und MCUG eine geeignete prophylaktische Option bei Neugebo-
Wenn ein MCUG indiziert ist, soll eine Antibiotikapro- renen. Um die Entwicklung von Resistenzen zu verhin-
phylaxe begonnen und bis zum Zeitpunkt der Unter- dern, sollten Beta-Laktam- und Chinolon-Antibiotika
suchung fortgesetzt werden (Optionen siehe Ta- nicht verwendet werden. Eine Ausnahme bilden Neu-
belle 2). geborene, bei denen Amoxicillin als Prophylaktikum
akzeptiert ist. Die Prophylaxe soll nicht auf der Grund-
Weitere Bildgebungsmodalitäten lage des Antibiogramms der Urinkultur ausgewählt
Wenn eine pädiatrische Radiologieabteilung Erfahrung werden. Wenn sich unter laufender Prophylaxe eine
mit kontrastverstärktem Ultraschall hat, kann diese oder mehrere Harnwegsinfektionen entwickeln, soll in
Methode vor allem bei Mädchen als Alternative (ohne Betracht gezogen werden, die Prophylaxe auf eine an-
das Kind ionisierender Strahlung auszusetzen) zur dere Substanz umzustellen. Optionen und Dosierun-
MCUG eingesetzt werden. Bei Knaben kann diese Me- gen sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Autoren
Michael Büttcher1, Johannes Trueck1, Anita Niederer-Loher1, Ulrich Heininger1, Philipp Agyeman1,
Sandra Asner1, Christoph Berger1, Julia Bielicki1, Christian Kahlert1, Lisa Kottanattu1,
Patrick M. Meyer Sauteur1, Paolo Paioni1, Klara Posfay-Barbe1, Christa Relly1, Nicole Ritz1,
Petra Zimmermann1, Franziska Zucol1, Rita Gobet2+4, Sandra Shavit2+4, Christoph Rudin1+3,
Guido Laube3, Rodo von Vigier3, Thomas J. Neuhaus 3
1
Pädiatrische Infektiologiegruppe Schweiz PIGS, www.pigs.ch
2
Schweizerischen Gesellschaft für Kinderurologie (SwissPU), www.swisspu.ch
3 Schweizerische Arbeitsgruppe für pädiatrische Nephrologie (SAPN)
4 Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie www.swiss-pediatricsurgery.org
Die Affiliation der einzehen Autoren ist der open acces Publikation zu entnehmen.
Vol. 31 | 4-2020 51