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W.

Frobenius

Bakterielle Infektionen
in der Schwangerschaft
Pathogenese geburtshilflicher Infektionen

• Hämatogene
Infekte mit Embryo-
bzw. Fetopathien

• Aufsteigende
Infektionen mit
Frühgeburtlichkeit

( Petersen 2003)

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Problemkreis Frühgeburtlichkeit

 70% der neonatalen Mortalität und


50% der neurol. Langzeitmorbidität
werden durch Frühgeburtlichkeit
verursacht
 Die Rate der Frühgeburten liegt seit
Jahren unverändert bei 7-9%
 Infektionen werden in bis zu 40%
der Fälle verantwortlich gemacht
 Konzepte zur Prävention stoßen auf
zu geringe Resonanz

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Ursachen aszendierender Infektionen

 Exogene Infektionen
z.B. durch sexuell übertragene Keime (STD) wie z.B.
- Chlamydien, Gonokokken

 Endogene Infektionen
durch vaginale Standortflora (Kommensale), wie z.B.
- Staphylokokken, Streptokokken
- Enterokokken
- koliforme Keime
- Ureaplasma urealyticum (?)

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Pathogenese endogener
aszendierender Genitalinfektionen

Normales vaginales Milieu


pH< 4,5; Laktobazillen, Beschwerdefreiheit, Leuko < 10

Bakterielle Vaginose
pH>4,5; clue cells; path. Ausfluss; Amingeruch; Leuko < 10

Endogene Infektion
lokale Entzündungszeichen (Vaginitis, Zervizitis)
systemische Entzündungszeichen (Amnioninfektionssyndrom)

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Symptome der bakteriellen Vaginose
(„Aminkolpitis“, „Gardnerella-Infektion“)

• dünnflüssiger homogener Fluor


• pH-Wert in der Scheide > 4,5
• Amingeruch des Fluors (ggf. nach KOH 10 %)
• clue cells im Nativpräparat (> 20 % der Zellen)

Für die Diagnose müssen mindestens


drei Symptome („Amsel“-Kriterien) vorhanden sein!

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Bakterielle Vaginose
(Aminkolpitis * Gardnerella-Infektion)

Definition:
• Dysbalance der Scheidenflora
Prävalenz:
• gynäkologische Patientinnen 5-30 %
• Schwangere 10-20 %

Klinische Relevanz:
• häufigste mikrobielle Ursache von Fluor vaginalis
• erhöhtes Risiko aufsteigender Infektionen sowie
postop. u. geburtshilfl. Komplikationen

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Präventiver Ansatz: Das vaginale pH-Screening

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Deutliche Senkung des Frühgeburtrisikos

Kiss et al (2004), BMJ 329 (7462) 371


Lamont RF et al (2003), Obstet Gynecol 101: 516-522
Ugwumadu A et al (2003) Lancet 361: 983-988

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Therapie der Bakteriellen Vaginose

• Metronidazol oral
- 2 x 0,5 g über 7 Tage
- einmalig 2 g
- 2 x 2 g in 48 Stunden
• Clindamycin
- Sobelin® Vaginalcreme 5 Tage
- Clindamycin oral 2 x 0,3 g für 7 Tage

• Cephalexin oral 4 x 0,25 g für 7 Tage

• Laktobazillenpräparate für 7 Tage

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Asymptomatische Harnweginfektionen

 2-5 % der Schwangeren leiden an


einer asymptomatischen Bakteriurie
 30 % davon erkranken an einer Pyelonephritis
 Die asymptomatische Bakteriurie ist mit einem
Frühgeburtsrisiko von bis zu 12,8 % assoziiert
 Gezieltes Screening und Behandlung kann das
Frühgeburtsrisiko um 40 % reduzieren
 Mittel der Wahl: Amoxicillin einmalig 3 g

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Infektionen unter der Geburt:
Das Beispiel B-Streptokokken (GBS)

Zur Bedeutung:
• Keime bei 10-20% der Schwangeren nachweisbar
• dauerhafte Sanierung meist nicht möglich
• häufige Erreger postpartaler Endomyometritiden

Mögliche neonatale Morbidität:


• early onset: foudroyante Sepsis (hohe Mortalität)
• late onset: meist Meningitis (häufig bleibende Schäden)

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Empfehlungen zur
Prophylaxe der Neugeborenensepsis

 GBS-Screening zwischen der 35. und 37. SSW


 Abstriche vom Introitus vaginae und Anorektum
(Pooling möglich)
 Untersuchung der Abstriche durch Kultur
 Bei Penizillinallergie: Clindamycin-Resistenz-Test

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Vorgehen bei unbekanntem GBS-Status

 Die Durchführung einer Chemoprophylaxe


erfolgt risikoadaptiert
 Als Risikofaktoren gelten:
- drohende Frühgeburt vor 37+ SSW
- Blasensprung vor mehr als 18 Stunden
- Temperatur der Mutter 38,0 °C oder mehr

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Zusammenfassung

 Aszendierende genitale Infektionen in der Schwangerschaft


führen zu vorzeitigen Wehen, Blasensprung und Frühgeburt.
 Eine gewisse Prävention ist möglicherweise über die frühzeitige
Diagnose und Therapie der Bakteriellen Vaginose machbar.
 Die Behandlung asymptomatischer Harnweginfekte vermag die
Frühgeburtenrate signifikant zu senken.
 Eine wichtige intrapartale Infektionsquelle für Neugeborene
sind B-Streptokokken. Kolonisierte Frauen müssen unter der
Geburt eine Penizillin-Prophylaxe erhalten.

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