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Akute Angina tonsillaris

(Akute Tonsillitis)
Zuletzt bearbeitet: 12.01.2023
Redaktionsprinzipien
FRAGEN
KLINIK
ARZT
GELERNT

Abstract
Die akute Angina tonsillaris oder akute Tonsillitis ist eine Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) und betrifft insb. Kinder und junge
Erwachsene. Sie tritt häufig gemeinsam mit einer Entzündung des Rachens (Tonsillopharyngitis) in Erscheinung. Viren oder β-
hämolysierende Streptokokken der Gruppe A sind typischerweise auslösende Erreger der Erkrankung, die durch Halsschmerzen und
Schluckbeschwerden symptomatisch wird. I.d.R. ist der Verlauf selbstlimitierend. Bei starkem Krankheitsgefühl und protrahiertem Verlauf sollte
bei Verdacht auf eine bakterielle Genese eine Antibiotikatherapie (in erster Linie mit Penicillin V) erfolgen, um insb. immunogene
Folgekrankheiten wie die akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis (APSGN) oder das akute rheumatische Fieber (ARF) zu verhindern. Bei
rezidivierenden akuten Tonsillitiden kann eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden, deren Indikation heutzutage zurückhaltend
gestellt wird.
NOTIZEN
FEEDBACK

Definition
Laut Leitlinie soll bei Patienten mit akuten Halsschmerzen mit und ohne Schluckbeschwerden immer die Festlegung auf eine Diagnose „akute
Tonsillitis“, „akute Pharyngitis“ oder „akute Tonsillopharyngitis“ erfolgen [1][2]
 Akute Tonsillitis (auch: akute Angina tonsillaris): Entzündung der Tonsillen über das physiologische Maß hinaus, also mit zusätzlich
bestehender klinisch relevanter Symptomatik wie Schmerzen und/oder Fieber
 Akute Pharyngitis: Entzündung des Rachenraumes ohne Entzündung der Tonsillen
 Akute Tonsillopharyngitis: Kombinierte Entzündung von Rachenraum und Tonsillen (mit zusätzlich bestehender klinisch relevanter
Symptomatik)
 Rezidivierende (akute) Tonsillitis: Wiederholtes Auftreten akuter Tonsillitiden mit beschwerdefreien oder -armen Intervallen
o Eine genaue Anzahl an Tonsillitiden ist hierbei nicht festgelegt
o Wiederholte akute Tonsillitiden führen zur Fibrosierung der Tonsille, Ausbreitung der Entzündung auf das Peritonsillargewebe
(„Peritonsillitis“) und zur Fixierung der Tonsille in ihrem Bett → Fehlende Luxierbarkeit
o Tonsillengröße hat kaum Bedeutung im Hinblick auf die Diagnose einer rezidivierenden akuten Tonsillitis
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Epidemiologie
 Altersgipfel: Im Schulkindalter, generell in jedem Alter möglich
 Inzidenzzahlen: Nicht vorhanden
 Prävalenzzahlen: Nicht vorhanden
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
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Ätiologie
Der Nachweis pathologischer Erreger ist nur bei 50–66% aller Tonsillitiden möglich.

 Viral (in 70–95% aller Fälle): Dann häufig im Rahmen einer 'Erkältungskrankheit' in Verbindung mit Rhinitis und/oder Pharyngitis
o Rhinovirus, Coronavirus
o Adenovirus
o Influenzavirus A und B, Parainfluenzavirus
o Epstein-Barr-Virus (EBV, sog. Humanes-Herpes-Virus-4 (HHV4))
o Enteroviren (einschließlich Coxsackieviren )
o Respiratorisches Syncytial-Virus (RSV)
o Seltene Erreger: Zytomegalievirus (CMV) und Humanes Immundefizienzvirus (HIV)
 Bakteriell
o Streptococcus pyogenes : Häufigster bakterieller Erreger der akuten Tonsillitis (15–30% aller Fälle)
o Weitere bakterielle Erreger z.B. Staphylokokken-Spezies, Pneumokokken
 β-hämolysierende Gruppe-C- und Gruppe-G-Streptokokken
 Sehr selten: Haemophilus influenza B, Corynebacterium ulcerans, Corynebacterium/Arcanobacterium
haemolyticum, Francisella tularensis, Yersinia pestis, Yersinia enterocolitica, Treponema pallidum, Mycoplasma
pneumoniae, Neisseria gonorrhoeae, Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci
o Sonderformen
 Angina Plaut-Vincenti (sog. Tonsillitis ulcerosa, Tonsillitis ulceromembranacea)
 Mischinfektion mit Spirochäten (Treponema vincentii u.a.) und Fusobakterien (Fusobacterium nucleatum
u.a.)
 Tonsillen- bzw. Rachendiphtherie (Corynebacterium diphtheriae): Sehr selten, aber hochrelevant, kann zur akuten
Notfallsituation durch Atemwegsobstruktion und Ersticken führen
 Lemierre-Syndrom (Fusobacterium necrophorum)
 Weitere Erreger
o Angina agranulocytotica (opportunistische Erreger wie Anaerobier, Pseudomonaden und Candida-Spezies): Bei
immunsupprimierten Patienten (v.a. Agranulozytose) [1]
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Ätiologie der akuten Streptokokken-Tonsillitis


 Erreger: Streptococcus pyogenes (= β-hämolysierende Streptokokken der Lancefield-Gruppe A, sog. GABHS oder GAS)
 Vorkommen: Häufigster bakterieller Erreger der akuten Tonsillitis (15–30% aller Fälle)
 Altersgipfel: Kinder von 3–14 J.
 Übertragungsweg: I.d.R. Tröpfcheninfektion durch Erkrankte bzw. asymptomatische Keimträger
 Immunantwort (bspw. mittels ASL-Titer-Bestimmung nachweisbar): Eine Infektion führt nicht zu einem vollständigen Immunschutz,
wiederholte Streptokokkeninfektionen sind daher möglich
 Bei rezidivierender akuter Tonsillitis in kurzem Zeitabstand
o Reinfektion: Erneute Infektion mit demselben Streptokokkenstamm (auch endogen durch Erregerpersistenz möglich)
o Neuinfektion: Erneute Infektion mit einem anderen Streptokokkenstamm (meist exogen durch andere Personen aus dem
Umfeld)
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Klassifikation
Die akute Tonsillitis wird anhand ihres Ausbreitungsstadiums unterteilt .

 Angina catarrhalis
 Angina follicularis
 Angina lacunaris
Sind toxinbildende Gruppe-A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes) Auslöser, können deren Toxine zu Scharlach führen.
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Symptome/Klinik
Es können sich unterschiedliche, oft unspezifische Symptome zeigen, die meist nicht auf den Auslöser schließen lassen.

 Allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Kopfschmerzen und Husten


 Halsschmerzen
 Schluckschmerzen und -störung, kloßige Sprache und Atemwegsbehinderung mit Stridor
 Foetor ex ore
[3]
 Übelkeit bis Erbrechen, Bauchschmerzen
Für weitere Informationen siehe auch: Differenzialdiagnosen der akuten Tonsillitis
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Diagnostik
 Körperliche Untersuchung mit Inspektion des Rachens
o Zervikale Lymphadenopathie (schmerzhaft geschwollene Kieferlymphknoten)
o Lokalbefund
 Starke Rötung und Schwellung der Tonsillen
 Ggf. Fibrinbeläge und Stippchen (gelb-weißliche Beläge) auf den Tonsillen
 Lakunenartig erweiterte Krypten
 Rachenabstrich
o Streptokokken-Schnelltest (hochspezifisch, aber wenig sensitiv)
o Bakteriologische Kultur
 Blutuntersuchung (als Teil der Routinediagnostik nicht sinnvoll)
o Entzündungsparameter (CRP↑, BSG↑, Leukozytose)
o Bestimmung des Antistreptolysin-Titers
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Weiterführende Diagnostik
Diagnostische Verfahren [1]
 Rachenabstrich
o Indikation: Bei positivem Centor-/McIsaac-Score von ≥3
o Zum Nachweis von β-hämolysierenden Streptokokken der Lancefield-Gruppe A (Streptococcus pyogenes)
 Streptokokken-A-Schnelltest
 Durchführung: Dabei wird Rachensekret mit einer Reagenzlösung gemischt und auf ein Testkit
aufgebracht
 Nach wenigen Minuten ist das Ergebnis ablesbar
 Interpretation: Der Schnelltest ist hochspezifisch, aber wenig sensitiv
 Ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion somit nicht aus
 Ein positives Ergebnis in Kombination mit entsprechender Klinik bestätigt jedoch eine Infektion
 Nachteilig: Hohe Kosten, die deutlich über den Kosten für eine mikrobiologische Untersuchung liegen
 Bakteriologische Kultur
o EBV-PCR in Ausnahmefällen
o Multiplex-PCR oder Schnelltestverfahren auf virale Tonsillitiserreger sind prinzipiell möglich, aber aufgrund fehlender
therapeutischer Konsequenz i.d.R. nicht sinnvoll
 Besonderheiten bei Verdacht auf EBV
o Erregerspezifische Serologie
o Erregernachweis
 Besonderheiten bei Verdacht auf Diphtherie
o Kultureller Erregernachweis auf Spezialnährböden
o Nachweis des Diphtherie-Toxin-Gens mittels PCR
o Nachweis des sezernierten Toxins mittels Elek-Ouchterlony-Immunpräzipitationstest
 Nicht empfohlen werden
o Routinemäßige Blut- und Urinuntersuchung oder kardiologische Diagnostik (EKG) [1][4]
o Bestimmung des Antistreptolysin-Titers (ASL-Titer) oder anderer Streptokokken-Antikörper-Titer
o Routinemäßige Verlaufskontrollen des Rachenabstrichs
Bei Risikofaktoren (chronische Systemerkrankungen, Immunsuppression, ARF/APSGN in der Eigen- oder Familienanamnese,
V.a. Scharlach oder sehr hoher Inzidenz von GAS-Infektionen) sollten fallorientiert Laboruntersuchungen erfolgen und die Indikation zur
Antibiotikatherapie großzügig gestellt werden! [4]

Eine asymptomatische Person hat auch bei positiven paraklinischen Parametern keine β-hämolysierende Streptokokken-Tonsillitis. Sie wird als
Träger bezeichnet!

Scoring-Systeme zur Differenzierung einer Tonsillitis


 Trotz des günstigen Verlaufes der akuten, nicht-obstruierenden Tonsillitis wird beim Verdacht auf eine Infektion mit β-
hämolysierenden Streptokokken eine antibiotische Therapie empfohlen
 Differenzierung zwischen viraler und durch β-hämolysierende Streptokokken ausgelöster Tonsillitis soll anhand klinischer Scores erfolgen
o Einfacher Centor-Score: Geeignet für Patienten ≥15 J.
o Modifizierter Centor-Score (McIsaac-Score): Geeignet für Patienten ≥3 J.
[1]
 Auswertung: Empfohlener Algorithmus ab dem Alter von 3 J.
o McIsaac-/Centor-Score ≤2 Punkte: Wahrscheinlich virale Genese
 Bei günstigem Spontanverlauf: Keine weitere Diagnostik und symptomatische Therapie
 Bei fehlender Spontanremission, relevanter Krankheitsschwere oder unilateralem Befall: Rachenabstrich mit
Schnelltest bzw. Kultur
 Bei Streptokokken-A-Nachweis zusätzlich Antibiotikatherapie (s.u.)
o McIsaac-/Centor-Score ≥3 Punkte: Wahrscheinlich Streptokokken-A-Tonsillitis
 Rachenabstrich mit Schnelltest bzw. Kultur → Immer symptomatische Therapie
 Bei Nachweis oder V.a. Streptokokken-A-Tonsillitis zusätzlich Antibiotikatherapie (s.u.)
Diphtherie ist ein Sonderfall: Jeder klinische Verdacht auf Diphtherie ist ein Notfall und erfordert die unmittelbare stationäre Einweisung und
Abklärung ohne Abwägung mittels Scoring-System!

Einfacher Centor-Score: Geeignet für Patienten ≥15 J.


VOLLBILDTABELLEN-QUIZ

Symptom Punkte

Körpertemperatur (in der Anamnese) >38 °C 1

Kein Husten 1

Zervikale Lymphknotenschwellung 1

Tonsillenschwellung oder -exsudat 1

VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Centor-Score

Punktsumme Wahrscheinlichkeit: β-hämolysierende Streptokokken im Rachenabstrich

0 ∼2,5%

1 ∼6–7%

2 ∼15%

3 ∼30–35%

4 ∼50–60%

Centor-Score (Rechner)

Modifizierter Centor-Score (McIsaac-Score): Geeignet für Patienten ≥3 J.


VOLLBILDTABELLEN-QUIZ

Symptome Punkte

Körpertemperatur (in der Anamnese) >38 °C 1


Symptome Punkte

Kein Husten 1

Zervikale Lymphknotenschwellung 1

Tonsillenschwellung oder -exsudat 1

Alter 3–14 J. 1

Alter 15–44 J. 0

Alter ≥45 J. -1

VOLLBILDTABELLEN-QUIZ

Modifizierter Centor-Score (McIsaac-Score)

Punktsumme Wahrscheinlichkeit: β-hämolysierende Streptokokken im Rachenabstrich

-1 oder 0 1%

1 10%

2 ∼17%
Modifizierter Centor-Score (McIsaac-Score)

Punktsumme Wahrscheinlichkeit: β-hämolysierende Streptokokken im Rachenabstrich

3 ∼35%

4 oder 5 ∼50%

McIsaac-Score (Rechner)

Vorgehen NACH akuter β-hämolysierender Streptokokken-A-Tonsillitis


Entgegen der weit verbreiteten Auffassung gilt nach aktueller Leitlinie die Empfehlung:

 Keine routinemäßigen Verlaufskontrollen des Rachenabstrichs


 Keine routinemäßigen Blut- und Urinuntersuchung oder kardiologische Diagnostik (EKG)
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Pathologie
Histologische Grundlagen: Tonsillae palatinae (Gaumenmandeln) [1][2]

Aufbau
 Teil des Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebes (MALT)
 Bestehen aus lymphatischem Grundgewebe mit Sekundärfollikeln
 Interfollikuläre Zone entspricht der T-Zone
 Oberflächenvergrößerung durch unzählige Krypten
 Im Kryptenlumen finden sich häufig abgeschilferte Epithelzellen, Bakterien, Lymphozyten und Speisereste („Detritus“)
 Die zerklüftete Oberfläche besteht aus mehrschichtigem, unverhorntem Plattenepithel
 Umgeben ist die Tonsille von einer bindegewebigen Kapsel, von der feine Septen ins Organ ziehen

Funktion
 Tonsillen sind Ort der Lymphozytenreifung und Plasmazellbildung mit konsekutiver Antikörpersekretion
o B-Lymphozyten in den Keimzentren
o T-Lymphozyten initiieren zellvermittelte Immunantwort
o Lymphozyten werden über die Krypten in die Mundhöhle und damit an den Gastrointestinaltrakt abgegeben
 Seit Geburt persistierende Exposition des lymphoepithelialen Gewebes
gegenüber Antigenen (Viren, Bakterien, Nahrungsbestandteile etc.) → Induktion einer humoralen (und zellulären) Immunantwort →
Inflammation, an der Lymphozyten, Makrophagen und Granulozyten beteiligt sind → „Reifung“ des Immunsystems mit konsekutiver
Volumenzunahme des lymphatischen Gewebes (Hyperplasie)
 Physiologischer Dauerentzündungsprozess
 Ein bestimmtes Lebensalter, bis zu dem die Tonsillen eine essenzielle Bedeutung für das Immunsystem haben, lässt sich wissenschaftlich
nicht belegen [1]

Akute Tonsillitis
 Entzündung der Tonsillen über das physiologische Maß hinaus, also mit zusätzlich bestehender klinisch relevanter Symptomatik
 Histopathologisch: Unspezifische Entzündungsreaktion mit follikulärer Hyperplasie
o Durchwanderung des mehrschichtigen Plattenepithels mit Leukozyten
o Virale Tonsillitiden: I.d.R. lymphozytäre Entzündungsreaktion
o Bakterielle Tonsillitiden: I.d.R. granulozytäre Inflammation

Rezidivierende akute Tonsillitis


 Wiederholte akute Tonsillitiden führen zur
o Fibrosierung der Tonsille
o Ausbreitung der Entzündung auf das Peritonsillargewebe („Peritonsillitis“)
o Fixierung der Tonsille in ihrem Bett: fehlende Luxierbarkeit
 Tonsillengröße hat kaum Bedeutung im Hinblick auf die Diagnose einer rezidivierenden akuten Tonsillitis

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Differenzialdiagnosen
Klassische Form der akuten Tonsillitis
VOLLBILDTABELLEN-QUIZ

Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Angina  Variable Klinik


Akute Tonsillitis  Meist Viral
catarrhalis (Rötu  Eine reine Tonsillitis
(Angina tonsillari  Seltener bakteriell (insb. Streptococ
s) ng und ohne Pharyngitis lie
cus pyogenes)
Schwellung gt selten vor
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

der Tonsillen ohn


e Beläge)
 Angina

follicularis (gelb-
weißliche
Stippchen)
 Angina

lacunaris (größer
e, fleckartige
Beläge)

Häufige Differenzialdiagnosen der akuten Tonsillitis


VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Gerötete granulierende
(körnige)
Rachenschleimhaut
 Erregerspektr
 Zähe
Akute um
Schleimhautauflagerungen  Variable Klinik
Pharyngitis [3] wie Angina t
 Ggf. eitrige Stippchen
onsillaris
 Ggf.

mitbetroffene Tonsillen (Ton


sillopharyngitis)

 Variable Klinik
 Rötung der Plica
 Erregerspektr  Sonderform der
salpingopharyngea
Seitenstrangangi um (Tonsillo-)Pharyngitis
 Gerötete granulierende
na wie Angina t  Vor allem bei
Rachenschleimhaut
onsillaris bereits tonsillektomierten
 Ggf. eitrige Stippchen
Patienten
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Herpesähnliche

Bläschen (multiple kleine  Grippeartiger Verlauf mit


Bläschen mit rotem Hof) im reduziertem Allgemeinzustand

Herpangina gesamten Rachenraum und  Hohes Fieber


(Zahorsky-  Coxsackie A an den Tonsillen  Hals- und Schluckschmerzen
Krankheit)  Besonders betroffen: Vordere  Häufig im Schul- und Jugendalter

Gaumenbögen (meist im Sommer) [5]


 Im Verlauf fibrinbedeckte  Therapie: Symptomatisch

Ulzerationen

 Generalisierte Lymphknotenschwe
 Fieberhafte Angina tonsillaris
llungen
Angina durch Inf (gerötete,
 Epstein-Barr-  Evtl. Organ-/Hautbeteiligung
ektiöse vergrößerte Tonsillen mit
Virus (EBV)  Gabe
Mononukleose weiß-gräulichen Belägen)
von Aminopenicillin kontraindizi
oder Pharyngitis
ert!
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Nicht-

infektiöse physiologische Tonsill


enhyperplasie im Kindesalter
 Vergrößerung

der Sekundärfollikel als Zeichen


der Immunbereitschaft ohne
Tonsillenhyperpl  Meist beidseitig
 Nicht-infektiös Veränderung der
asie  Keine Beläge
Tonsillengrundstruktur
 Unbeeinträchtigter Allgemeinzusta

nd
 Bei Atem- oder
Schluckbehinderung Tonsilloto
mie-Indikation

Sonderformen der akuten Tonsillitis


VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Starkes Krankheitsgefühl
und Fieber
 Keine Lymphknotenschwellu

ng
 Opportunistische  Im Rahmen
 Schmutzige Nekros
Erreger einer Agranulozytose auftr
en und tiefe
o Anaerob etend (z.B. bei
Angina Ulzera der Gaume
ier Immunsuppression,
agranulocytotica nmandel
o Pseudo Therapie
 Starker Foetor ex
monade mit Metamizol/Thyreostatika,
ore
n Leukämie)
 Tonsillektomie kontraindiziert

 Siehe auch: Angina


agranulocytotica - Weitere
Informationen
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Entzündung der
 Auftreten bei systemischer oder
Mundschleimhaut
lokaler Immunschwäche
und
Angina durch Candida (bspw. durch die Anwendung
 Candida albicans der Tonsillen mit
albicans inhalativer Corticosteroide)
weißlichen,
 Siehe auch: Soor-Stomatitis -
abstreifbaren
Therapie
Belägen („Soor“)

 Verkäsende,

ulzerierende
Tonsillitis  Mycobacterium Gaumentonsillen
 Sehr selten
bei Tuberkulose tuberculosis (flache Ulzera mit
granulierenden
Rändern)

Angina  Stadium 1: Bläschen


specifica (Tonsillen-  Treponema pallidum in der Mundhöhle,  Siehe auch: Angina specifica
Lues) ulzeriert im Verlauf
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Stadium 2:
Schwellung und
rote Verfärbung
der Tonsillen,
kleine
dunkelrote Enanth
eme, später
Papeln
 Stadium 3:
Schmerzloses
Gumma

 Angina tonsillaris mit

Pseudomembrane
Mandel- bzw. Rachen-  Corynebacterium
n  Faulig-süßlicher Mundgeruch
Diphtherie diphtheriae
 Entzündung

überschreitet
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

meist Tonsillen un
d blutet leicht

 Ausgeprägter

Lokalbefund
 Synergistische
 Meist einseitige ulze  Geringe Allgemeinsymptomatik
Mischinfektion
röse Veränderung  Häufig jüngere Männer
mit Treponema
Angina Plaut-Vincenti der Gaumenmand  Siehe auch: Angina Plaut-
vincentii und
el mit Vincenti - Weitere
Fusobacterium
Schluckbeschwer Informationen
nucleatum
den
 Starker Foetor ex ore

Weitere Differenzialdiagnosen
VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Schluckbeschwerden, Ki

eferklemme
 Schwellung und
Bewegungseinschrän
kung
der Zunge mit Sprech
störung
 Streptokokken  Starkes
Angina  Mundbodenphlegmone und ggf. -
 Staphylokokken Krankheitsgefühl, Fie
Ludovici abszess
 Anaerobier ber
 Auftreten meist im
Anschluss an
Stomatitis, Karies,
Infekt der
oberen Atemwege od
er
Zungengrundtonsillitis
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

 Siehe auch: Angina


Ludovici

 Häufig aerob-anaerobe

Mischinfektion  Meist einseitiger Befund

o Streptococ  Asymmetrie bei Inspektion mit


 Rasch progrediente
cus Verdrängung der Uvula zur
Schluckschmerzhaftig
pyogenes ( Gegenseite
keit bis zur
aerob) plus  Schwellung lateral
Peritonsillara Schluckunfähigkeit
o Fusobacter der Gaumenmandel mit
bszess  Kloßige Sprache
ium Verlagerung derselben nach
 Eingeschränkte
necrophoru medial
Mundöffnung, Schmer
m oder  Kurz vor
zen beim Kauen
o Peptostrept Spontanperforation durchschim
okokken mernder Abszess
oder
Erreger/Ätiologie Lokalbefund Klinische Besonderheiten

o Prevotella
spp. (anaer
ob)

 Meist

unbeeinträchtigter All

Malignom gemeinzustand
(insb. Lymph  Nicht-infektiös  Meist einseitige Schwellung  Ggf. B-Symptomatik
om)  Bei Verdacht
immer histologische A
bklärung!

Eine sichere Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese der Tonsillitis kann nur unter Berücksichtigung von anamnestischen
Angaben, klinischen Symptomen und Laborbefunden erfolgen!

Siehe auch: Sonderformen und Differenzialdiagnosen der Angina tonsillaris


AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Therapie
Konservativ
 Symptomatische Therapie der akuten Tonsillitis
o Reichlich Flüssigkeitszufuhr
o Gabe von Analgetika (Paracetamol oder Ibuprofen)
 Keine Aminopenicilline: Lösen bei EBV-Infektion i.d.R. ein Arzneimittelexanthem aus
[6]
 Bei Streptokokkeninfektion zusätzlich: Antibiotikum
o Penicillin V (1. Wahl) oder Cephalosporin der 1. Generation
o Alternativ bei Penicillinallergie: Makrolide oder Clindamycin
o Siehe auch: Antibiotikatherapie bei Streptokokken-Tonsillopharyngitis
Wird klinisch eine EBV-Tonsillitis mit einer bakteriellen Tonsillitis verwechselt und fälschlicherweise ein Aminopenicillin gegeben, wird dadurch
häufig ein Arzneimittelexanthem ausgelöst!

Operativ
 Indikationen
o Rezidivierende akute, eitrige und antibiotikapflichtige Tonsillitis
o Massive Tonsillenhypertrophie („kissing tonsils“)
o PFAPA-Syndrom (periodic fever, aphthous stomatitis, pharyngitis and cervical adenitis)
o Akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis
o Peritonsillarabszess
o Einseitig vergrößerte Tonsille [5]
 Verfahren
o Tonsillektomie (TE)
 Vollständige Entfernung der Gaumenmandeln
 Häufigste bedrohliche Komplikation (in ca. 5 % aller Tonsillektomien) sind therapiebedürftige Nachblutungen
 Primärblutungen (<24 Std.) am OP-Tag, wenn die vasokonstriktiven Anästhetika nachlassen
 Sekundärblutungen (>24 Std.) meist am 5.–8. postoperativen Tag, wenn sich die Fibrinbeläge der
Wunde ablösen
 Meist erfolgt die Blutung aus dem Stromgebiet der A. facialis [2]
o Tonsillotomie (TT)
 Teilentfernung der Gaumenmandel, bei der die Tonsillenkapsel erhalten bleibt
 Insbesondere bei Tonsillenhypertrophie im Kindesalter
 Größter Vorteil: Geringere Nachblutungs- und Schmerzrate
 Trotz zahlreicher Vorteile dieses Verfahrens wird die Tonsillotomie insgesamt immer noch seltener durchgeführt als
die Tonsillektomie
Postoperativ dürfen aufgrund des Blutungsrisikos keine gerinnungshemmenden Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben
werden!
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Konservatives Management
Symptomatische Therapie der akuten Tonsillitis
 Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
 Körperliche Schonung
 NSAID: Paracetamol oder Ibuprofen
 Abschwellendes Nasenspray bzw. Nasentropfen bei verlegter Nasenatmung
 Glucocorticoide (z.B. Prednison systemisch und/oder inhalativ) bei drohender Obstruktion der oberen Luftwege durch die
entzündeten Tonsillen
 Keine Empfehlung von lokalen Antiseptika oder Anästhetika (Rachensprays, Lutschtabletten und Gurgellösungen): Kein gesicherter
Effekt
 Zu beachten bei EBV-Infektion oder V.a. EBV-Infektion
o Glucocorticoide: Wirkung nicht belegt
o Nicht verabreicht werden sollten:
 Paracetamol (Hepatotoxizität)
 Aminopenicilline (Risiko der Entstehung eines Arzneimittelexanthems liegt bei ca. 90% bei Gabe
von Ampicillin oder Amoxicillin)
 Aciclovir
 Metronidazol
Wird klinisch eine EBV-Tonsillitis mit einer bakteriellen Tonsillitis verwechselt und fälschlicherweise ein Aminopenicillin gegeben, kann dadurch
ein Arzneimittelexanthem ausgelöst werden!

Antibiotikatherapie bei Streptokokken-Tonsillopharyngitis [1]


Der Spontanverlauf der akuten nicht-obstruierenden Tonsillopharyngitis ist i.d.R. günstig, mit und ohne Nachweis von β-
hämolysierenden Streptokokken. Die Indikation einer Antibiotikatherapie sollte daher kritisch gestellt und dabei folgende Punkte bedacht werden.

 Indikation: Eine Antibiotikatherapie sollte nur bei Nachweis oder dringendem Verdacht auf eine β-hämolysierende Streptokokken-
Tonsillopharyngitis erfolgen ! Die antibiotische Therapie bei Streptokokken-Tonsillopharyngitis ist identisch mit der Therapie
des Scharlachs.
o Differenzierung mithilfe
 McIsaac-Score und Centor-Score
 und ggf. Streptokokken-A-Schnelltest
 Zu beachten
o Der Unterschied der Symptombesserung zwischen Antibiotika- und Placebobehandlung beträgt durchschnittlich 16 Std.
o Antibiotikabehandelte Patienten sind zwar nach spätestens 24 Std. nicht mehr ansteckend, allerdings konnte keine
verminderte Ansteckungsrate von Kontaktpersonen und auch keine Fehlzeitenreduktion belegt werden
o Das Risiko einer immunogenen Streptokokken-Folgekrankheit ist in Deutschland sehr gering. Bei Nachweis von oder
klinischem Verdacht auf β-hämolysierende Streptokokken wird aktuell jedoch eine antibiotische Therapie empfohlen

Penicillin V (z.B. Infectocillin®)


 Indikation: Mittel der 1. Wahl
 Darreichungsformen
o Saft
o Trinktabletten
o Tabletten
 Dosierungsempfehlungen
o Zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
o Kinder 3–14 J. [2] DOSIS
o Kinder ≥15 J. und Erwachsene DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergien gegen den Wirkstoff oder andere
Bestandteile, Kreuzreaktion bei Allergie gegen Cephalosporine möglich
o Bis zu einer Kreatinin-Clearance von 30–15 mL/min ist bei einem Dosierungsintervall von 8 Std. keine Dosisanpassung
erforderlich

Benzathin-Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin-Benzathin) (z.B. Infectobicillin®)


 Indikation: Alternative (nur bei Kindern von 3–14 J. empfohlen)
 Darreichungsform Saft
 Dosierungsempfehlungen
o Zugelassen ab dem Geburtsalter (nicht zugelassen für Frühgeborene)
o Kinder 3–14 J. DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergien gegen den Wirkstoff oder andere
Bestandteile, Kreuzreaktion bei Allergie gegen Cephalosporine möglich
o Bis zu einer Kreatinin-Clearance von 30–15 mL/min ist bei einem Dosierungsintervall von 12 Std. keine Dosisanpassung
erforderlich

Cephalosporin der 1. Generation (z.B. Cefadroxil) (z.B. Grüncef®, Cefadroxil Hexal®)


 Indikation: Bei Therapieversagen von Penicillin V, häufigen Rezidiven oder Indikationen, die einer zuverlässigen Eradikation von β-
hämolysierenden Streptokokken bedürfen
 Darreichungsformen
o Saft
o Tabletten
 Dosierungsempfehlungen
o Zugelassen ab dem Alter von 28 Lebenstagen
o Kinder 3–14 J. DOSIS
o Kinder ≥15 J. und Erwachsene DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergien gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile, bei Penicillinallergie Kreuzreaktion möglich
o Ab GFR <50 mL/min ist eine individuelle Dosisanpassung erforderlich
o Abschwächende Wirkung durch zeitgleiche ACC-Gabe
o Reversible Blutbild- und Serumveränderungen möglich (Transaminasen↑, AP↑, Neutropenie, Agranulozytose, Anämie)

Clindamycin (z.B. Sobelin®)


[1][7] [6]
 Indikation: Bei Penicillinallergie (1. Wahl)
 Darreichungsformen
o Saft
o Tabletten
o Injektionslösung
 Dosierungsempfehlungen:
o Zugelassen ab dem Alter von 1 Monat
o Orale Applikation
 Kinder 1 Mon.–12 J. DOSIS
 Kinder ≥13 J. und Erwachsene DOSIS
o Intravenöse Applikation
 Kinder 1 Mon.–12 J. DOSIS
 Kinder ≥13 J. und Erwachsene DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergien gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile, chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen oder neuromuskulären Erkrankungen (z.B. Myasthenie)
o Bei schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz: Überwachung der Plasmaspiegel und ggf. Dosisreduktion oder alternativ
verlängertes Dosierungsintervall von 8–12 Std.
o Bei i.v. Applikation
 Keine parenterale Gabe bei jungen Säuglingen (enthält Benzylalkohol)
 Keine unverdünnte Applikation
 Kein Mischen mit Ampicillin, Elektrolyten, Barbituraten oder Phenytoin
 Nicht zu schnell injizieren (Blutdruckabfall!)
o Gut wirksam gegen grampositive Keime und Anaerobier

Azithromycin (z.B. Zithromax®) [7][8]


 Indikation: Bei Penicillinallergie (2. Wahl)
 Darreichungsformen
o Saft
o Tabletten
o Injektionslösung (keine Zulassung für Kinder!)
 Dosierungsempfehlung
o Zugelassen ab dem Alter von 3 Monaten
o Kinder 3 Mon.–12 J. DOSIS
o Kinder >45 kgKG und Erwachsene DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff, andere Makrolidantibiotika oder andere Bestandteile sowie bei
schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz, QT-Verlängerung, Hypokaliämie
o Nicht anzuwenden bei gleichzeitiger Einnahme von Ticagrelor, Ranolazin, Ergotamin-Derivaten, Midazolam, Statinen
oder QT-Zeit-verlängernden Medikamenten
o Bei Anwendung in den ersten Lebenswochen: Möglicherweise erhöhtes Pylorusstenosenrisiko, regelmäßige kinderärztliche
Kontrolle und Aufklärung der Eltern

Clarithromycin (z.B. Klacid®, Clarithromycin-Hikma®) [7][9]


 Indikation: Bei Penicillinallergie (2. Wahl)
 Darreichungsformen
o Suspension
o Tabletten
o Injektionslösung
o CAVE: Im Kindesalter nur orale Applikation!
 Zulassung: Orale Applikation zugelassen ab dem Geburtsalter (für Frühgeborene nicht zugelassen), intravenöse Applikation zugelassen
ab 18 J.
 Dosierungsempfehlung
o Kinder ab Geburt–12 Mon. DOSIS
o Kinder >1–12 J. DOSIS
o Kinder >12 J. und Erwachsene DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff, andere Makrolidantibiotika oder andere Bestandteile sowie bei
schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz, QT-Verlängerung, Hypokaliämie
o Nicht anzuwenden bei gleichzeitiger Einnahme von Ticagrelor, Ranolazin, Ergotamin-Derivaten, Midazolam, Statinen
oder QT-Zeit-verlängernden Medikamenten
o Bei Anwendung in den ersten Lebenswochen möglicherweise erhöhtes Pylorusstenosenrisiko, regelmäßige kinderärztliche
Kontrolle und Aufklärung der Eltern
o Bei einer Kreatinin-Clearance <30 mL/min: Dosishalbierung und max. Behandlungsdauer 14 Tage

Erythromycin (z.B. Infectomycin®) [7]


 Indikation: Bei Penicillinallergie im Kindes- und Jugendalter
 Darreichungsformen
o Orale Applikation als Saft , Tabletten oder Granulat
o Intravenöse Applikation nach Aufbereitung der Trockensubstanz zur Infusion
 Zulassung: Ab dem Geburtsalter
 Dosierungsempfehlung
o Orale Applikation
 Kinder 3 Mon.–12 J. DOSIS
 Kinder >12 J. und Jugendliche DOSIS
o Intravenöse Applikation
 Kinder 3 Mon.–12 J. DOSIS
 Kinder >12 J. und Jugendliche DOSIS
 Zu beachten
o Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff, andere Makrolidantibiotika oder andere Bestandteile sowie bei
schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz, QT-Verlängerung, Hypokaliämie
o Nicht anzuwenden bei gleichzeitiger Einnahme von Ticagrelor, Ranolazin, Ergotamin-Derivaten, Midazolam, Statinen
oder QT-Zeit-verlängernden Medikamenten
o Ab Serum-Kreatinin ≥2,0 mg/dL bei Jugendlichen >14 J. und Erwachsenen: Dosisreduktion bis Tagesmaximaldosis 2 g
o Bei Anwendung in den ersten Lebenswochen: Möglicherweise erhöhtes Pylorusstenosenrisiko, regelmäßige kinderärztliche
Kontrolle und Aufklärung der Eltern
o I.v. Applikation als langsame Kurzinfusion vermindert Phlebitisrisiko
o Bei Übelkeit und Erbrechen: Antiemetikagabe möglich
o Erythromycin stearat wird aufgrund der deutlich schlechteren Verträglichkeit kaum verwendet

Nicht empfohlen werden


 Cotrimoxazol (Trimethoprim/Sulfamethoxazol) und Tetracycline wegen unzureichender Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen
 Aminopenicilline, da sie bei Vorliegen einer EBV-Infektion nahezu immer ein Arzneimittelexanthem auslösen

Bei Beschwerdepersistenz >48 Std. nach Beginn der Antibiotikatherapie


 Prüfung der Compliance
 Ggf. Reevaluation der Diagnose
 Häufig paralleles Vorliegen einer bakteriellen und einer viralen Infektion, die sich durch Antibiotika nicht beeinflussen lässt
Die Beratung von Patienten bzw. Eltern ist wichtig für die Compliance und den Therapieerfolg: Eine Symptombesserung ist nicht gleichbedeutend
mit einer Bakterienelimination; daher sollte die Therapie immer bis zum Ende fortgeführt werden!
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Operatives Management
Tonsillektomie (TE)
 Definition: Vollständige Entfernung der Gaumenmandeln

Indikationen [1][10]
 Rezidivierende akute Tonsillitis
o Entscheidungsgrundlage
 Zahl der Episoden in den letzten 12 Mon.
 <3 Episoden: Tonsillektomie ist keine Option
 3–5 Episoden: Tonsillektomie ist eine mögliche Option, wenn sich innerhalb der nächsten 6 Mon. weitere
Episoden ereignen sollten und die Zahl 6 (innerhalb von 12 Mon.) erreicht wird
 ≥6 Episoden: Tonsillektomie ist eine therapeutische Option
o Paradise-Kriterien (obsolete Kriterien zur Indikationsstellung der TE bei rezidivierender akuter Tonsillitis)
 ≥7 Episoden im vorausgegangenen Jahr oder
 ≥5 Episoden in jedem der beiden vorausgegangenen Jahre oder
 ≥3 Episoden in jedem der drei vorausgegangenen Jahre
 Eine Tonsillitisepisode wird hier wie folgt definiert
 Halsschmerzen plus min. 1 Zusatzkriterium
 Fieber >38,3 °C
 Zervikale Lymphadenopathie >2 cm
 Exsudat auf den Tonsillen
 Nachweis von Streptokokken-A im Rachenabstrich
[10]
 Weitere Indikationen (unabhängig vom Vorliegen einer rezidivierenden akuten Tonsillitis)
o PFAPA-Syndrom (periodic fever, aphthous stomatitis, pharyngitis and cervical adenitis)
o Akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis
o Peritonsillarabszess
o Einseitig vergrößerte Tonsille [5]

Operatives Vorgehen
 Kurzbeschreibung: Kaliberstärkere Gefäße an der Außenseite der Tonsillenkapsel werden durchtrennt und durch Nähte
oder elektrochirurgische Maßnahmen verschlossen
o „Heiße“ Dissektion mit elektrochirurgischen Instrumenten (z.B. monopolare und bipolare Koagulation, LASER und
Radiofrequenzgeräte)
o „Kalte“ Dissektion ohne elektrischen Strom
 OP-Methoden
o Bei Tonsillektomie ohne elektrochirurgische Maßnahmen (bei Dissektion und/oder intraoperativer Blutungsstillung)
 Eingeschränkte intraoperative Übersicht wegen des Blutaustritts
 Scheinbar erhöhtes Risiko von Primärblutungen
o Bei Tonsillektomie mit elektrochirurgischen Maßnahmen (bei Dissektion und/oder intraoperativer Blutungsstillung)
 Scheinbar erhöhtes Risiko von Blutungen insgesamt
 Insb. erhöhtes Risiko von Sekundärblutungen
o Tonsillektomie à chaud: Beim Peritonsillarabszess erfolgt die Abszesstonsillektomie nur bei Auftreten von Komplikationen
durch den Abszess bzw. bei Therapieversagen konservativer Maßnahmen

Postoperative Beschwerden und Komplikationen nach Tonsillektomie [2]


 Postoperative Schmerzen
 Therapiebedürftige Nachblutungen: Häufigste bedrohliche Komplikation (in ca. 5% aller Tonsillektomien )
o Primärblutungen (<24 h): Am OP-Tag, wenn die vasokonstriktiven Anästhetika nachlassen
o Sekundärblutungen (>24 h): Meist am 5.–8. postoperativen Tag, wenn sich die Fibrinbeläge der Wunde ablösen
o Meist erfolgt die Blutung aus dem Stromgebiet der A. facialis
o Nachblutungen sind nicht immer therapiebedürftig, im Einzelfall aber ein lebensbedrohlicher Notfall!
 Siehe auch: Erstmaßnahmen zur Atemwegssicherung, Notfallmanagement - Critical Bleeding, Hämorrhagischer
Schock - AMBOSS-SOP
Eine Tonsillektomie sollte aufgrund des Nachblutungsrisikos stets stationär erfolgen! Die Möglichkeit, zeitnah chirurgisch intervenieren zu können,
ist lebenswichtig!

Jede Nachblutung bedarf einer Krankenhauseinweisung mittels RTW! Auch eine initial leichtgradige Blutung kann innerhalb kurzer Zeit dramatisch
werden. Das Legen eines i.v. Zugangs und das Bereitstellen von Blutkonserven sollte immer sofort erfolgen!

Postoperativ dürfen aufgrund des Blutungsrisikos keine gerinnungshemmenden Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben
werden!

Tonsillotomie (TT) [1]


 Definition: Teilentfernung (Volumenreduktion) der Gaumenmandel in Abhängigkeit der Tonsillengröße (Klassifikation der Tonsillengröße
nach Brodsky)
VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Klassifikation der Tonsillengröße nach Brodsky

Brodsky-Grad Einengung des Oropharynxdurchmessers um

0 0%

1 <25%

2 <50%

3 <75%

4 >75%

Indikationen
Trotz zahlreicher Vorteile dieses Verfahrens wird die Tonsillotomie insgesamt immer noch seltener durchgeführt als die Tonsillektomie.

 Rezidivierende akute Tonsillitis: Tonsillengröße >Brodsky-Grad 1


o Entscheidungsgrundlage
 Zahl der Episoden in den letzten 12 Mon.
 <3 Episoden: Tonsillotomie ist keine Option
 3–5 Episoden: Tonsillotomie ist eine mögliche Option, wenn sich innerhalb der nächsten 6 Mon. weitere
Episoden ereignen sollten und die Zahl 6 (innerhalb von 12 Mon.) erreicht wird
 ≥6 Episoden: Tonsillotomie ist eine therapeutische Option
 Massive Tonsillenhyperplasie („kissing tonsils“)
o Auftreten insbesondere im Kindesalter
o Indikationskriterien in der klinischen Praxis [2]
 Obstruktion der Atemwege durch extreme Tonsillenhypertrophie mit daraus resultierender
alveolärer Hypoventilation
 Gestörtes kraniofaziales (oder Zahn-)Wachstum infolge Atemwegsobstruktion
 Obstruktives Schlafapnoesyndrom (sog. OSAS) ggf. mit daraus folgender Tagesmüdigkeit
 Gedeih- und Entwicklungsstörung durch Schluckbeeinträchtigung

Weitere Aspekte
 Eine Altersbeschränkung für die TT lässt sich nicht rechtfertigen
 Stattgehabte Tonsillitiden sind keine Kontraindikation
 Trotz inkompletter Tonsillenentfernung zeigt sich keine niedrigere Reduktionsrate der Halsschmerzepisoden bei jugendlichen
Erwachsenen im Vergleich zur TE
 Abszedierungen im verbleibenden Tonsillengewebe sind nicht typisch
 Rezidive von Tonsillenhyperplasie oder Tonsillitiden innerhalb des ersten postoperativen Jahres <10%

Operatives Vorgehen
 Es stehen unterschiedliche Methoden zur Teilentfernung (Volumenreduktion) der Gaumenmandel zur Verfügung, bei denen die
Tonsillenkapsel erhalten bleibt. Die Überlegenheit eines bestimmten Verfahrens war bisher nicht nachweisbar.
o Tonsillotomie (TT)
o Subtotale/intrakapsuläre/partielle Tonsillektomie (SIPT)
o Radiofrequenz-induzierte Thermotherapie (RFITT) und Tonsillenablation (TA)

Vorteile der Tonsillotomie gegenüber der Tonsillektomie


 Kürzere OP-Zeit
 Geringerer intraoperativer Blutverlust
 Kürzeres Zeitintervall bis zum Kostaufbau
 Geringere postoperative Schmerzen und kürzerer Zeitraum der Analgetikaeinnahme
 Niedrigere postoperative Komplikationsrate (wie Dehydratation, revisionspflichtige Blutungen)
Eine Tonsillotomie sollte aufgrund des Nachblutungsrisikos stets stationär erfolgen! Die Möglichkeit, zeitnah chirurgisch intervenieren zu können,
ist lebenswichtig!

Jede Nachblutung bedarf einer Krankenhauseinweisung mittels RTW! Auch eine initial leichtgradige Blutung kann innerhalb kurzer Zeit dramatisch
werden. Das Legen eines i.v. Zugangs und das Bereitstellen von Blutkonserven sollte immer sofort erfolgen!

Postoperativ dürfen aufgrund des Blutungsrisikos keine gerinnungshemmenden Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben
werden!
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Komplikationen
 Akute Komplikationen
o Peritonsillarabszess (zwischen Tonsille und Tonsillenkapsel)
o Parapharyngealabszess (im Parapharyngealraum)
 Langzeitkomplikationen
o Rezidivierende akute Tonsillitis (der Begriff „chronische Tonsillitis“ ist obsolet )
 Zerklüftete, schlecht luxierbare Tonsillen
 Narbengewebe im Tonsillengewebe
 Peritonsilläre Rötung („Peritonsillitis“)
 Iritis
 Immunvermittelte Poststreptokokken-Erkrankungen (bei Streptokokken-Tonsillopharyngitis)
o Akutes Rheumatisches Fieber (ARF)
o Akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis (APSGN)
o Endokarditis
o Chorea minor Sydenham
o Poststreptokokken-Arthritis
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
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Prognose
 Hohe Spontanheilungsrate
 80% der Patienten sind am 3. Erkrankungstag auch ohne antibiotische Therapie fieberfrei und zu 30% ohne Schmerzen [2]
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Meldepflicht
Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für die Tonsillitis im Allgemeinen. Es gibt jedoch eine
amtliche Meldepflicht für einige Situationen und Erreger.

 Arztmeldepflicht
o Nach § 6 IfSG
 Namentliche Meldepflicht beim Auftreten von ≥2 gleichartigen Erkrankungen, bei denen
„ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird“ und eine „schwerwiegende Gefahr für die
Allgemeinheit besteht“
 Namentliche Meldepflicht bei Verdachts-, Krankheits- und Todesfällen von Diphtherie (§ 6 (1) IfSG)
o Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ):
 Namentliche Meldepflicht bei Erkrankungs- und Todesfällen aufgrund konnataler
(angeborener) Infektionen durch Treponema pallidum
 Namentliche Meldepflicht bei Ausscheidern von Corynebacterium-diphtheriae
o Nach IfSGMeldeVO und ThürIfKrMVO (nur in Sachsen und Thüringen ): Namentliche Meldepflicht bei Erkrankungs- und
Todesfällen durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A
 Labormeldepflicht
o Nach § 7 IfSG
 Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis von Corynebacterium diphtheriae
 Ein Zufallsbefund von Neisseria meningitidis im Rachenabstrich bei asymptomatischen Patienten
ist nicht meldepflichtig
o Nach ThürIfKrMVO (nur in Thüringen ): Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis von β-
hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, auch bei asymptomatischen Keimträgern
o Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Nicht-namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis von Treponema pallidum, der auf
eine akute Infektion hinweist
 Meldepflicht für Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen nach § 33 und § 34 IfSG
o Namentliche Meldepflicht von allen Infektionen, bei denen die Gefahr der Verbreitung besteht (§ 34 (6) IfSG)
o Namentliche Meldepflicht bei Verdachts- und Krankheitsfällen von Scharlach, sonstigen Streptococcus-pyogenes-
Infektionen und Diphtherie (§ 34 (1) IfSG)
o Namentliche Meldepflicht bei Auftreten von ≥2 gleichartigen, schwerwiegenden Erkrankungen, wenn als deren
Ursache Krankheitserreger wahrscheinlich sind (§ 34 (6) IfSG)
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Studientelegramme zum Thema
 Studientelegramm 196-2021-1/3: AHA I: GOAL – Prophylaktische Antibiotikatherapie bei latenter rheumatischer Herzerkrankung
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zur Inneren Medizin in Kooperation mit HOMe sowie zur Überversorgung in der Inneren Medizin mit der DGIM). Zusätzlich haben wir auch das
englische One-Minute-Telegram und den AMBOSS-Podcast im Angebot. Alle Links zur Anmeldung findest du am Seitenende unter "Tipps &
Links".
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Patienteninformationen

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023


J03.-: Akute Tonsillitis
 Exklusive: Peritonsillarabszess (J36), Halsentzündung o.n.A. (J02.9), Halsentzündung durch Streptokokken (J02.0), Halsentzündung
akut (J02.-)
 J03.0: Streptokokken-Tonsillitis
 J03.8: Akute Tonsillitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
o Exklusive: Pharyngotonsillitis durch Herpesviren [Herpes simplex] (B00.2)
 J03.9: Akute Tonsillitis, nicht näher bezeichnet
o Angina follicularis
o Angina lacunaris
o Angina catarrhalis
o Tonsillitis (akut): gangränös, infektiös, ulzerös, o.n.A.
o Rezidivierende Tonsillitis

J35.-: Chronische Krankheiten der Gaumenmandeln und der Rachenmandel


 J35.0: Chronische Tonsillitis
o Exklusive: Tonsillitis akut (J03.-), Tonsillitis o.n.A. (J03.9)
 J35.1: Hyperplasie der Gaumenmandeln (Vergrößerung der Gaumenmandeln)
 J35.2: Hyperplasie der Rachenmandel
o Adenoide Vegetationen
o Vergrößerung der Rachenmandel
 J35.3: Hyperplasie der Gaumenmandeln mit Hyperplasie der Rachenmandel
 J35.8: Sonstige chronische Krankheiten der Gaumenmandeln und der Rachenmandel
o Mandelstein
o Narbe der Gaumenmandel (und Rachenmandel)
o Ulkus der Tonsille
 J35.9: Chronische Krankheit der Gaumenmandeln und der Rachenmandel, nicht näher bezeichnet
o Krankheit (chronisch) der Gaumenmandeln und der Rachenmandel o.n.A.

Tonsillitis-Sonderformen
 B08.-: Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, anderenorts nicht klassifiziert
o B08.5: Vesikuläre Pharyngitis durch Enteroviren: Herpangina
 B27.-: Infektiöse Mononukleose
o Inklusive: Mononucleosis infectiosa, Monozytenangina, Pfeiffer-Drüsenfieber
 D70.-: Agranulozytose und Neutropenie
o Inklusive: Angina agranulocytotica
o Exklusive: Transitorische Neutropenie beim Neugeborenen (P61.5)
 A69.-: Sonstige Spirochäteninfektionen
o A69.1: Sonstige Fusospirochätosen
 Nekrotisierend-ulzerös (akut): Gingivitis, Gingivostomatitis
 Pharyngitis durch Fusospirochäten
 Plaut-Vincent-Angina, Plaut-Vincent-Gingivitis
 Spirochäten-Stomatitis
 A51.-: Frühsyphilis
o A51.2: Primäraffekt bei Syphilis, sonstige Lokalisationen
 Tonsillenlues im Primärstadium
o A51.3: Sekundäre Syphilis der Haut und der Schleimhäute
 Condyloma latum
 Syphilitisch: Alopezie† (L99.8*), Leukoderm† (L99.8*), Schleimhautpapeln [Plaques muqueuses]
 Sekundäre Lues der Tonsillen
 A52.-: Spätsyphilis
o A52.7: Sonstige floride Spätsyphilis
 Glomeruläre Krankheit bei Syphilis† (N08.0*)
 Gumma (syphilitisch), Syphilis, Spät- oder tertiäre
 Spätsyphilitisch: Augenkrankheit, anderenorts nicht klassifiziert† (H58.8*), Bursitis† (M73.1-*), Chorioretinitis†
(H32.0*), Entzündung im weiblichen Becken† (N74.2*), Episkleritis† (H19.0*), Leukoderm† (L99.8*), Peritonitis†
(K67.2*)
 Syphilis [nicht näher bezeichnetes Stadium]:
 Knochen† (M90.2-*), Leber† (K77.0*), Muskel† (M63.0-*), Synovialmembran† (M68.0-*)
 Lunge† (J99.8*)
 Tonsillenlues

Akute Pharyngitis
 J02.-: Akute Pharyngitis
o Inklusive: Akute Halsentzündung
o Exklusive: Abszess retropharyngeal (J39.0), Abszess pharyngeal (J39.1), Abszess peritonsillär (J36), Akute
Laryngopharyngitis (J06.0), Chronische Pharyngitis (J31.2)
o J02.0: Streptokokken-Pharyngitis: Rachenentzündung durch Streptokokken
 Exklusive: Scharlach (A38)
o J02.8: Akute Pharyngitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
 Exklusive: Pharyngitis durch Herpesviren [Herpes simplex] (B00.2), Pharyngitis durch infektiöse
Mononukleose (B27.-), Pharyngitis durch Influenza-Viren (Vesikuläre Pharyngitis (B08.5), nicht nachgewiesen
(J11.1), nachgewiesen (J09, J10.1))
o J02.9: Akute Pharyngitis, nicht näher bezeichnet
 Pharyngitis (akut) - eitrig, gangränös, infektiös o.n.A., ulzerös, o.n.A.
 Rachenentzündung (akut) o.n.A.
 Seitenstrangangina (akut) - eitrig
 J06.-: Akute Infektionen an mehreren oder nicht näher bezeichneten Lokalisationen der oberen Atemwege
o J06.0: Akute Laryngopharyngitis

Chronische Pharyngitis
 J31.-: Chronische Rhinitis, Rhinopharyngitis und Pharyngitis
o J31.0: Chronische Rhinitis
 Ozaena
 Rhinitis (chronisch): atrophisch, eitrig, granulomatös, hypertrophisch, obstruktiv, ulzerös, o.n.A
 Exklusive: Allergische Rhinopathie (J30.1-J30.4), Rhinopathia vasomotorica (J30.0)
o J31.1: Chronische Rhinopharyngitis
 Exklusive: Rhinopharyngitis, akut oder o.n.A. (J00)
o J31.2: Chronische Pharyngitis
 Chronische Rachenentzündung
 Pharyngitis (chronisch): atrophica, granulosa, hypertrophica
 Chronische Seitenstrangangina
 Exklusive: Pharyngitis, akut oder o.n.A. (J02.9)

J36: Peritonsillarabszess
 Inklusive: Phlegmone peritonsillär, Tonsillarabszess
 Exklusive: Retropharyngealabszess (J39.0), Tonsillitis akut (J03.-), Tonsillitis chronisch (J35.0), Tonsillitis o.n.A. (J03.9)

Mundbodenphlegmone
 K12.-: Stomatitis und verwandte Krankheiten
o K12.2-: Phlegmone und Abszess des Mundes
 Exklusive: Abszess - Kiefer (K10.2-), parodontal (K05.2), periapikal (K04.6-K04.7), peritonsillär
(J36), Speicheldrüse (K11.3), Zunge (K14.0)
 K12.20: Mund-(Boden-)Phlegmone
 Angina Ludovici
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.
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Tipps & Links


 S3-Leitlinie „Halsschmerzen“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
 S2k-Leitlinie „Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis“ (verschiedene Fachgesellschaften)
 Anmeldung Studientelegramm Innere Medizin
 Anmeldung One-Minute Telegram
 AMBOSS-Podcast
 AMBOSS Blog

Quellen
1.
Berner et al.: S2k-Leitlinie Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften - Kooperation von DGPI, DGKJ, BVHNO, DGHNO-KHC und DGHNO-KHC. Stand: 2015. Abgerufen am:
10.08.2016.
2.
Hoppe, Knuf: Tonsillektomie und Tonsillotomie. HNO-ärztliche und pädiatrische Sicht. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Band:
160, 2012, doi: 10.1007/s00112-012-2806-2.| Open in Read by QxMDp.1251-1264.
3.
Reiß: Facharztwissen HNO-Heilkunde: Differenzierte Diagnostik und Therapie. 1. Auflage Springer 2009, ISBN: 978-3-540-89440-7.
4.
Wolf et al.: Lymphocyte–White Blood Cell Count Ratio A Quickly Available Screening Tool to Differentiate Acute Purulent Tonsillitis From
Glandular Fever. In: Archives of Otolaryngology Head and Neck Surgery. Band: 133, Nummer: 1 , 2006, doi: 10.1001/archotol.133.1.61.| Open
in Read by QxMDp.61-64.
5.
Mayatepek: Pädiatrie. 1. Auflage Urban & Fischer 2007, ISBN: 3-437-43560-4.
6.
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie: S2K-Leitlinie Antibiotikatherapie bei HNO-
Infektionen. AWMF. Stand: 2019. Abgerufen am: 16.09.2020.
7.
Wigger, Stange: Medikamente in der Pädiatrie: Inklusive Neonatologie/ Intensivmedizin. 4. Auflage Urban & Fischer 2013, ISBN: 3-437-21454-3.
8.
Pfizer Pharma GmbH: Fachinformation - Zithromax Trockensaft. ifap Service-Institut für Ärzte und Apotheker GmbH. Abgerufen am: 04.11.2021.
9.
Mylan Healthcare GmbH: Fachinformation - Klacid Saft 125mg/5ml bis 20 kg. ifap Service-Institut für Ärzte und Apotheker GmbH. Abgerufen am:
04.11.2021.
10.
Zepp et al.: PädiatrieUpdate: Handbuch Pädiatrie 2016. Med Publico 2016, ISBN: 978-3-863-02300-3.
11.
Strutz et al.: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 2. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-16972-3.
12.
Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 6 . Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie
(DGPI) 2013, ISBN: 978-3-131-44716-6.
13.
Wächtler, Chenot: Leitlinie Halsschmerzen. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Stand: 2009. Abgerufen
am: 14.08.2016.
14.
Zenner: Praktische Therapie von HNO-Krankheiten . Schattauer 2008, ISBN: 3-794-52264-8.
15.
Hahn: Checkliste Innere Medizin. 7. Auflage Thieme 2013, ISBN: 978-3-131-07247-4.
16.
Reineke et al.: Facharztprüfung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: 1000 kommentierte Prüfungsfragen. 1 . Auflage Thieme 2007, ISBN: 3-131-43821-
5.
17.
Stuck et al.: Die Tonsillektomie im Kindesalter. In: Deutsches Ärzteblatt. Band: 105, Nummer: 49, 2008, doi: 10.3238/arztebl.2008.0852.| Open
in Read by QxMDp.852-860.
18.
Herold et al.: Innere Medizin 2020. Herold 2020, ISBN: 978-3-981-46609-6.

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