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MSD MANUAL

Ausgabe für Patienten

MEDIZINISCHE THEMEN SYMPTOME

HEIM / INFEKTIONEN / BAKTERIELLE INFEKTIONEN:


GRAMPOSITIVE BAKTERIEN / PNEUMOKOKKEN-INFEKTIONEN

Pneumokokken-
Infektionen
Von Larry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of
Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Mrz 2023

DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE


ANSEHEN

Symptome und Diagnose Behandlung


Vorbeugung Weitere Informationen

Pneumokokken-Infektionen werden
durch das grampositive kugelförmige
Bakterium (siehe Abbildung Wie
Bakterien geformt sind) Streptococcus
pneumoniae (Pneumokokken)
ausgelöst. Diese Bakterien rufen
häufig Lungenentzündungen,
Meningitis (Hirnhautentzündung),
Sinusitis und Mittelohrentzündungen
hervor.

Pneumokokken breiten sich durch Husten


oder Niesen in der Luft aus.

Pneumokokken-Infektionen rufen gewöhnlich


Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl
hervor. Weitere Symptome sind abhängig vom
infizierten Körperbereich.

Die Diagnose beruht zum Teil auf den


Symptomen oder der Identifizierung des
Bakteriums in Proben von infiziertem
Material.

Die Behandlung mit Penicillin oder einem


anderen Antibiotikum ist normalerweise sehr
wirksam.

Kleine Kinder werden routinemäßig gegen


diese Infektionen geimpft, und eine Impfung
wird allen Personen ab 65 Jahren sowie allen
Personen aus Risikogruppen empfohlen.
(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)

Es gibt mehr als 90 Pneumokokken-Arten. Nur


einige Arten sind allerdings in der Lage,
schwerwiegende Infektionen hervorzurufen.

Pneumokokken kommen bei gesunden Menschen,


ihrem natürlichen Wirt, häufig in den oberen
Atemwegen vor, und zwar hauptsächlich im Winter
und zu Beginn des Frühlings. Die Übertragung der
Bakterien auf andere Personen geschieht wie folgt:

Einatmen infizierter Tröpfchen nach Niesen


oder Husten

Enger Kontakt mit einer infizierten Person


Eine Übertragung ist eher wahrscheinlich in
beengten Situationen, beispielsweise bei Menschen,
die in Pflegeheimen oder
Langzeitpflegeeinrichtungen, Krankenhäusern,
Gefängnissen, Militärstützpunkten, Universitäten
oder Schulen, Obdachlosenheimen oder
Tagesbetreuungseinrichtungen leben, sich dort
aufhalten oder dort arbeiten.

Risikofaktoren
Unter bestimmten Bedingungen erhöht sich das
Risiko und der Schweregrad von Pneumokokken-
Infektionen:

Chronische Erkrankungen (wie Herz- und


Lungenerkrankungen, Diabetes und
Lebererkrankungen)

Alkoholkrankheit

Erkrankungen, die das Immunsystem


schwächen, wie z. B. eine HIV-Infektion

Einnahme von Medikamenten, die das


Immunsystem unterdrücken, wie z. B.
Kortikosteroide oder chemotherapeutische
Medikamente

Nicht vorhandene oder nicht funktionsfähige


Milz

Sichelzellanämie

Bewohner einer Langzeitpflegeeinrichtung

Rauchen

Die Ureinwohner Australiens, Ureinwohner


Alaskas sowie gewisse Stämme der
amerikanischen Ureinwohner
Grippe und chronische Bronchitis können die
Schleimhaut der Atemwege angreifen, sodass
Pneumokokken leichter eine Infektion auslösen
können.

Auch ansonsten gesunde ältere Menschen neigen


zudem zu schwereren Symptomen und
Komplikationen, wenn sie sich eine Pneumokokken-
Infektion zuziehen.

Symptome und Diagnose von


Pneumokokken-Infektionen

Die Symptome von Pneumokokken-Infektionen


variieren je nach Ort der Infektion.

Die meisten Pneumokokken-Infektionen sind an den


folgenden Orten angesiedelt:

In der Lunge (Pneumonie)

Im Mittelohr (Mittelohrentzündung, besonders


häufig bei Kindern)

In den Nasennebenhöhlen (Sinusitis)


Die Bakterien können auch die Blutbahn befallen
und sich darüber weiter ausbreiten (wo sie eine
sogenannte Bakteriämie hervorrufen). Infektionen
können auch in den Geweben auftreten, die das
Gehirn und Rückenmark umgeben (Meningitis), oder
seltener an den Herzklappen (Endokarditis), an
Knochen, Gelenken oder in der Bauchhöhle.

Pneumokokken-Pneumonie
Die Symptome einer Pneumokokken- Pneumonie
setzen häufig plötzlich ein. Die Betroffenen haben
Fieber, Schüttelfrost, ein allgemeines
Krankheitsgefühl (Unwohlsein), Atemnot und
Husten. Der durch den Husten herausgebrachte
Auswurf ist rostrot.

Häufig haben die Betroffenen scharfe, stechende


Schmerzen auf einer Seite des Brustkorbs.
Verschlimmert werden die Schmerzen durch tiefe
Atmung und Husten. Bei etwa 40 Prozent der
Patienten sammelt sich Flüssigkeit im Raum
zwischen den beiden Membranen an, welche die
Lunge umgeben (eine Erscheinung, die als
Pleuraerguss bezeichnet wird). Dadurch können sich
die Schmerzen im Brustkorb und die
Atembeschwerden verschlimmern.

Mit einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs wird


nach Anzeichen für eine Lungenentzündung
gesucht. Eine Probe des Auswurfs wird unter dem
Mikroskop untersucht. Möglicherweise wird eine
Probe des Auswurfs, des Eiters oder eine Blutprobe
ins Labor geschickt, wo Bakterienkulturen angelegt
werden. Pneumokokken sind leicht feststellbar. Es
wird auch geprüft, welche Antibiotika am
wirksamsten sind (ein Prozess, der als
Resistenzprüfung bezeichnet wird).

Pneumokokken-Meningitis
Menschen mit einer von Pneumokokken
ausgelösten Hirnhautentzündung bzw. Meningitis
leiden unter Fieber, Kopfschmerzen und einem
allgemeinen Krankheitsgefühl. Sie haben eine
Genickstarre, durch die Hals- und Kopfbewegungen
schmerzhaft und schwierig sind, jedoch sind diese
Beschwerden zu Beginn der Erkrankung nicht
immer ersichtlich.

Anders als ältere Kinder und Erwachsene haben die


meisten Kleinkinder mit Meningitis
(Hirnhautentzündung) keinen steifen Nacken. Sie
sind möglicherweise nur etwas zurückhaltend beim
Essen und gereizt oder lustlos.

Pneumokokken-Meningitis kann u. a. folgende


Komplikationen mit sich bringen:

Hörverlust (bei bis zu 50 Prozent der


Betroffenen)

Krampfanfälle

Lernbehinderungen

Geistige Funktionsstörung
Zur Diagnose der Pneumokokken-Meningitis ist eine
Lumbalpunktion erforderlich, bei der eine Probe der
Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor
cerebrospinalis) entnommen wird. Die Probe wird
nach Anzeichen auf eine Infektion, wie weiße
Blutkörperchen und Bakterien, untersucht.

Pneumokokken-Mittelohrentzündung
Eine durch Pneumokokken hervorgerufene
Mittelohrentzündung verursacht Ohrenschmerzen
und eine Rötung und Vorwölbung des Trommelfells
oder Eiter hinter dem Trommelfell. Eine solche
Infektion kann Folgendes auslösen:

Leichter Hörverlust

Gleichgewichtsstörungen

Verletzung (Perforation) des Trommelfells

Infektionen der Schädelknochen in der Nähe


des Ohrs (Mastoiditis)

Infektion des Innenohrs (Labyrinthitis)


Pneumokokken-Bakterien verursachen etwa 30 bis
40 Prozent aller Fälle von Mittelohrentzündungen
bei Kindern. Die Pneumokokken-
Mittelohrentzündung kehrt häufig wieder.

Die Diagnose der Pneumokokken-


Mittelohrentzündung basiert auf Symptomen und
dem Ergebnis einer körperlichen Untersuchung.
Gewöhnlich werden keine Kulturen angelegt und
auch keine weiteren Untersuchungen durchgeführt.

Pneumokokken-Sinusitis
Eine Pneumokokken- Sinusitis betrifft meist die
Nebenhöhlen in den Wangenknochen (Kieferhöhlen)
und beide Seiten der Nasenhöhle (der
Siebbeinhöhlen). Die Infektion verursacht
Schmerzen in der Nebenhöhle und Eiterausfluss aus
der Nase. Die Infektion kann chronisch werden. Die
Infektion kann in den Schädel gelangen und
Komplikationen verursachen, wie z. B.:

Blutgerinnsel bestimmter wichtiger Venen im


Gehirn (wie z. B. Thrombose des Sinus
cavernosus)

Hirn-, Epidural- oder Subduralabszesse


(Eitertaschen)

Meningitis (Hirnhautentzündung)
Die Diagnose einer Sinusitis wird anhand der
typischen Symptome gestellt. Eine
Computertomografie (CT) wird durchgeführt, wenn
Patienten Symptome von Komplikationen aufweisen
oder wenn die Patienten an einer chronischen
Nebenhöhlenentzündung leiden.

Pneumokokkenbakteriämie
Die Pneumokokkenbakteriämie bezeichnet
Bakterien im Blut. Es kann sich um eine primäre
Infektion handeln oder sie kann mit einer anderen
Pneumokokken-Infektion einhergehen. Wenn eine
Bakteriämie auftritt, kann sie zu anderen
Infektionen führen, wie z. B. in den Gelenken
(infektiöse Arthritis), der Herzschleimhaut
(Endokarditis) oder im Gewebe, das Rückenmark
und das Gehirn umgibt (Meningitis).

Beim Verdacht auf Bakteriämie wird meist eine


Blutprobe entnommen, um im Labor eine Kultur
anzulegen und die Bakterien nachzuweisen.

Trotz der Antibiotikabehandlung führt eine


Pneumokokkenbakteriämie oft zum Tod,
insbesondere bei älteren Menschen, Menschen mit
Erkrankungen, die ihr Immunsystem schwächen,
oder Personen ohne Milz.

Behandlung von Pneumokokken-


Infektionen

Antibiotika
Bei den meisten Pneumokokken-Infektionen wird
Penicillin (oder ähnliche Antibiotika wie Ampicillin
und Amoxicillin) verabreicht. Die Einnahme
geschieht normalerweise in Tablettenform, jedoch
kann das Medikament auch intravenös verabreicht
werden, wenn die Infektion schwer ist.

Es treten immer häufiger Pneumokokken auf, die


gegen Penicillin resistent sind. Aus diesem Grund
werden oft andere Antibiotika wie etwa Ceftriaxon,
Cefotaxim, Fluorchinolone (wie z. B. Levofloxacin),
Vancomycin, Lefamulin oder Omadacyclin
verabreicht.

Vancomycin ist gegen eine durch Pneumokokken


bedingte Meningitis nicht immer wirksam. Deshalb
erhalten Meningitispatienten in der Regel
Ceftriaxon oder Cefotaxim, Rifampin oder beide
sowie Vancomycin.

Vorbeugung gegen Pneumokokken-


Infektionen

Pneumokokken-Infektionen können mit Impfstoffen


und, bei bestimmten Menschen, mit Antibiotika
verhindert werden.

Impfstoffe
Für weitere Informationen siehe auch
Pneumokokkenimpfung und die Impfkalender für
Kinder und Erwachsene der Centers for Disease
Control and Prevention (CDC).

Es gibt zwei Arten von Impfstoffen gegen


Pneumokokken: Konjugat und Polysaccharid.

Der Konjugatimpfstoff PCV13 schützt vor 13


Arten von Pneumokokken-Bakterien.

Der Konjugatimpfstoff PCV15 schützt vor 15


Pneumokokken-Arten.

Der Konjugatimpfstoff PCV20 schützt vor 20


Pneumokokken-Arten.

Der Polysaccharidimpfstoff PPSV23 schützt


vor 23 Pneumokokken-Arten.
Die Impfkalender variieren je nach Alter und
medizinischem Zustand des Patienten. Alle Kinder
im Alter von 2 Monaten bis 6 Jahren sollten PCV13
im Rahmen des Standardimpfplans für Kinder
erhalten. Erwachsene ab 65 Jahren und diejenigen
im Alter von 19 bis 64 Jahren, die bestimmte
Hochrisikoerkrankungen aufweisen, sollten 1 Dosis
PCV15, gefolgt von PPSV23, oder 1 Dosis PCV20
erhalten.

Antibiotika
Wenn Kinder unter 5 Jahren keine oder eine
funktionsgeschwächte Milz haben, werden sie unter
Umständen zusätzlich zu der Impfung mit
Antibiotika (wie z. B. Penicillin) behandelt. Die
Antibiotikatherapie muss in manchen Fällen bis ins
Erwachsenenalter hinein fortgesetzt werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können


nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL
nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich
ist.

Centers for Disease Control and Prevention (CDC):


Recommended vaccine schedule for children and
for adults

CDC: Recommended vaccine schedule for adults

CDC: Pneumococcal Disease: Informationen


darüber, wie sich die Infektion ausbreitet, welche
Symptome sie verursachen und wie sie verhindert
wird

Für Sie zusammengestellt von Merck & Co, Inc., Rahway, NJ, USA
(außerhalb der USA und Kanadas als MSD bekannt) — einem
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