Schreibübung des Monats
Recyclebare Sätze
Wenn erst einmal geklärt ist, worüber du deine wissenschaftliche Arbeit
schreiben möchtest, wie sie gegliedert sein soll und welche Literatur du
benötigst, dann sollte es doch eigentlich problemlos ans Schreiben gehen
können, oder?! Doch leider kommt man gerade dann ins Stocken, wenn es
darum geht, alle Gedanken in einen Text einzubringen. Oft liegt es daran,
dass einem einfach keine passenden Formulierungen einfallen, oder man
das Gefühl hat, sich ständig zu wiederholen. Die folgende Übung soll dazu
dienen, dass du dir die eigene Sprache vergegenwärtigst und den Werk-
zeugkoffer der dir zur Verfügung stehenden Formulierungen ausbaust.
Geeignet für Schreibende, die…
 … keine massiven Schreibprobleme haben,
 … das Gefühl haben, dass ihre Satzanfänge immer gleich aussehen,
 … nicht genau wissen, wie sie Einleitung/Hauptteil/Fazit formulieren sollen,
 … noch keinen zu großen Zeitdruck haben.
Zeitbedarf:
Mindestens 60 Minuten.
Vorgehen:
Nimm dir Texte aus deinem bisherigen Studium, die du selbst geschrieben
hast, noch einmal zur Hand. Lies dir die Arbeiten durch und streiche dir die
Sätze an, die du selbst für gelungen hältst.
Sammle Beispielsätze zu folgenden Punkten:
 Wie kann der erste Satz einer Einleitung/eines Fazits aussehen?
 Wie kann ich ein Kapitel beginnen/abschließen?
 Was ist ein guter Schlusssatz?
 Wie kann ich Zitate einbauen bzw. auf Autoren verweisen?
Tipps:
Beim Schreiben des ersten Entwurfs kann es hilfreich sein, noch gar nicht
auf konkrete Formulierungen zu achten: Schreibe erst einmal auf, WAS du
sagen willst – das WIE ist dann Teil der Überarbeitungsphase.
Wenn du Texte von anderen AutorInnen liest, dann achte dabei nicht nur
auf den Inhalt, sondern auch auf die sprachliche Gestaltung. Notiere dir
Satzkonstruktionsmöglichkeiten, die du in deinem Sinne verwenden kannst.
Stell dir ein Merkblatt mit für dich nützlichen Formulierungen zusammen.
Auf diese Weise erweiterst du langfristig dein Repertoire und kannst Formu-
lierungen variabel je nach Bedarf einsetzen.
Kläre, ob du in einer wissenschaftlichen Arbeit „ich“ schreiben möchtest und
darfst (z.B. bei der Beschreibung des Vorgehens oder der Argumentation).
Beispiel:
Kapitelbeginn:
Im letzten Kapitel habe ich dargelegt, …, was die Frage xy aufwirft.
Im nächsten Abschnitt werde ich deshalb…
Während in Kap. 2 die Diskussion von … im Vordergrund stand, ist
in Kap. 3 … Gegenstand des Kapitels.
Forschungsmeinungen diskutieren
Ähnlich wie X hat auch Y argumentiert, … Eine abweichende Mei-
nung vertritt Z in seiner Untersuchung…
Die Studienergebnisse bestätigen die Aussage von X…
Nutzen:
 Du bekommst ein Gefühl für wissenschaftliche Formulierungen und Aus-
drücke.
 Du kannst dir bewusst machen, welche Formulierungen du immer wieder
verwenden kannst und für welche Textstellen sie charakteristisch sind.
 Du kannst durch diese Übung dein Repertoire an wissenschaftlichen Aus-
drücken erweitern.
Weitere Literatur mit Formulierungstipps:
Esselborn-Krumbiegel, Helga (2010): Richtig wissenschaftlich schreiben.
Wissenschaftssprache in Regeln und Übungen. Stuttgart: UTB, v.a. Kap. 7,
9, 10, 11 und 12.
Graff, Gerald; Birkenstein, Cathy; Durst, Russel (2009): They Say/I Say.
The Moves That Matter in Academic Writing. 2nd edition. London: W. W.
Norton & Company, v.a. Übersicht S. 491-504. (englisch)
Kruse, Otto (2010): Lesen und Schreiben: Der richtige Umgang mit Texten
im Studium. Konstanz: UVK/UTB, v.a. I.12, III.3 und IV.5.