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[WS 2023/24]

Empfehlungen zur Anfertigung schriftlicher Seminararbeiten


(Stilgeschichte des Spielfilms, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)

1. Zur Charakteristik und Funktion von Seminararbeiten


Eine Seminararbeit dient dazu, eine spezifische, klar erkennbare Fragestellung in schriftlicher
Form zu verfolgen und in der Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand zu
Erkenntnissen zu gelangen, die in verständlicher Weise dargelegt werden und die für den Leser
nachprüfbar sein müssen. Die Verfasserin bzw. der Verfasser stützt sich dabei nicht
ausschließlich auf ihre/seine eigenen Beobachtungen und Einsichten, sondern diskutiert und
hinterfragt diese unter Hinzuziehung der vorliegenden Literatur zum Themengebiet. Die
wissenschaftliche Arbeit bedient sich der Textsorten Darstellung und Argumentation, wobei sich
eigene Beobachtungen, Beobachtungen und Erkenntnisse anderer, empirische Belege, Thesen
und Gegenthesen wechselseitig erhellen. Reine Behauptungen, persönliche Geschmacksurteile
und bloße Aufzählungen von Beobachtungen und Thesen sind unbedingt zu vermeiden. Bedienen
Sie sich eines präzisen Sprachstils und vermeiden Sie die Phrasen der Filmkritik.

Die Seminararbeit ist als eine „wissenschaftliche Übungsart“ anzusehen: Hier sollen Fertigkeiten
und Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens vor dem „Ernstfall“ der schriftlichen Bachelor-
oder Masterarbeit erprobt werden. Das Verfassen der Seminararbeit soll Sie in die Lage
versetzen, mit dem Problem der Themenfindung und -spezifizierung, der Literaturrecherche, der
Stoffgliederung, dem Umgang mit vorliegenden Quellen, mit Argumentationsweisen, aber auch
mit den formalen Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens (Techniken des Zitierens,
Erstellen von Literaturverzeichnissen) umzugehen.

2. Zur Vorgehensweise
Am Anfang der Arbeit steht die Themenwahl. Diese wird manchmal von der Seminarleiterin
bzw. dem Seminarleiter vorformuliert, aber Sie müssen sich fragen, ob diese Aufgabenstellung
auch Ihrem Interesse entspricht. Ohne die Lust, etwas wissen und in Erfahrung bringen zu
wollen, wird eine solche Übung zur bloßen Pflicht und damit langweilig und anstrengend. Das
Thema der Arbeit ist in jedem Fall mit der Seminarleiterin bzw. dem Seminarleiter abzusprechen.

Was ist ein Thema? Die bloße Nennung eines Filmtitels jedenfalls nicht. Wenn Sie
beispielsweise zu einem ausgewählten Film eine Analyse anfertigen wollen, dann fragen Sie sich
zunächst: Was interessiert mich an diesem Film oder was ist mir aufgefallen? D.h. Sie müssen
Ihren Gegenstand perspektivieren. Aus „APOCALYPSE NOW. Eine Filmanalyse“ wird dann
beispielsweise „Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW im Kontext des New Hollywood“
oder „Zur Ton-Bild-Montage in Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW“. Mit der
Perspektivierung des Themas ist folglich dessen Eingrenzung verbunden. Versuchen Sie nicht,
vollständige, erschöpfende Analysen eines Gegenstands zu liefern. Die gibt es nicht. Sie
überfordern sich mit dieser Aufgabenstellung und müssen schließlich oberflächlich bleiben (auch
hier gilt die alte Regel: Weniger ist oft mehr). Spitzen Sie die Fragestellung also zu Gunsten einer
größeren Genauigkeit zu!

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Zu Beginn der Beschäftigung mit einem Thema sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

− Was ist mein Gegenstand?


Gehe ich von einem Film oder von mehreren Filmen aus? Interessiere ich mich für
ein vermutlich singuläres historisches Phänomen oder eher für eine Strömung, die
ich möglichst umfassend analysieren möchte?
− Was ist mir aufgefallen?
Über welche Beobachtung bin ich gestolpert? Was kennzeichnet mein spezifisches
Interesse? Um welche Frage, welche Beobachtung soll meine Arbeit kreisen?
Tipp: Zunächst einmal alle Beobachtungen, Fragen, Ideen sammeln und
aufschreiben. Dann nach den möglichen Zusammenhängen der Ideen suchen.
− Welche Fragen muss ich sinnvoller Weise an meinen Gegenstand richten, um meinem
Erkenntnisinteresse auf die Spur zu kommen?
Auch: Habe ich schon Hypothesen, die ich verfolgen möchte?
− Wie organisiere ich meine Argumentation?
Möchte ich von einer allgemeinen filmtheoretischen oder -historischen
Fragestellung ausgehen? Möchte ich zunächst eine filmhistorische Strömung
vorstellen und anschließend den Film als ein Beispiel heranziehen? Oder möchte
ich zunächst eine Filmanalyse leisten und nach den Rahmenbedingungen, unter
denen die Gestaltungsweise des Films möglich wurde, erst später fragen?

Suchen Sie nach geeigneter Literatur, die Ihnen bei der Bearbeitung des Themas weiterhelfen
kann. Legen Sie Exzerpte an: Notieren Sie sich die für Ihre Arbeit nützlichen Argumente und
schreiben Sie Textstellen ab, die Sie zitieren möchtet (zu den verschiedenen Zitierweisen s.
„Umgang mit Quellen“).

Nach dieser Erkundungsphase ist das Thema inhaltlich zu gliedern (Gliederungen können
selbstverständlich jederzeit revidiert werden, aber es hilft, schon zu Beginn einen „roten Faden“
für die Untersuchung zu haben). Eine Gliederung strukturiert den Argumentationsgang und ist
daher für den Schreibprozess wichtig.

Jetzt kann die schriftliche Ausarbeitung losgehen. Am Anfang (evtl. in einem gesonderten
Einleitungskapitel) sollte die Fragestellung skizziert und die Themenwahl begründet werden, am
Schluss ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Thesen, eine Zuspitzung der Hauptthese oder
ein Resümee nützlich. Der Schluss sollte in jedem Fall abgerundet sein.

Tipp: Bleiben Sie nicht allein mit Ihrem Thema, sondern suchen Sie sich einen Adressaten, dem
Sie über den Stand der Dinge berichten und an dem Sie Ihre Thesen „ausprobieren“ können, der
Ihnen aber auch (unbequeme) Fragen stellen kann und so den Erkenntnisprozess befördert.

Und ganz wichtig: Geben Sie das fertige Manuskript vor der Abgabe einer Kommilitonin/einem
Kommilitonen, einer Freundin/einem Freund zum Lesen und Redigieren!

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3. Zur Form der schriftlichen Arbeit


Deckblatt:
Jede schriftliche Arbeit erhält ein Deckblatt, auf dem festgehalten sind:
– Name der Hochschule;
– Titel des Seminars;
– Nennung des Semesters;
– Name der Seminarleiterin bzw. des Seminarleiters;
– Titel der Seminararbeit;
– Name der Verfasserin bzw. des Verfassers; Studiengang und -jahr;
– Anschrift, Matrikelnummer, Tel.-Nr. und Email-Adresse.

Inhaltsverzeichnis:
In einem gesonderten Inhaltsverzeichnis sollten die Kapitel als Gliederungspunkte mit den
entsprechenden Seitenzahlen aufgeführt werden.

Fließtext:
− Die Seitenränder sollten ausreichend breit sein, damit Korrekturen und Anmerkungen darauf
vorgenommen werden können (mindestens 3,5 cm am rechten Seitenrand).
− Alle Seiten des laufenden Textes werden mit Seitenzahlen versehen.
− Der Fließtext wird mit 11⁄2-zeiligem Zeilenabstand geschrieben.
− Längere Zitate (ab drei Zeilen Länge) sollten der Übersichtlichkeit halber eingerückt werden.

Umgang mit Quellen:


Die Literatur, die Sie heranziehen, ist Ergebnis der Arbeit anderer und damit deren geistiges
Eigentum, mit dem vorsichtig umzugehen ist, d.h. jedes Zitat muss sorgfältig abgeschrieben und
unter Angabe der Quelle kenntlich gemacht werden. Dazu existieren verschiedene Verfahren. Ein
populäres und empfehlenswertes Verfahren wird als amerikanische Norm bezeichnet und lässt
sich folgendermaßen illustrieren:

„Ein Film sollte auf einmal mehr sein als Doris Day beim Waffelbacken“ (Hüetlin 2001, 32).

Also: „Zitat” (Nachname Publikationsjahr, Seitenzahl).

Im Literaturverzeichnis folgt dann die vollständige bibliografische Angabe, also:

Hüetlin, Thomas (2001) Weltmacht Hollywood. In: Spiegel Reporter, Nr. 4, S. 22-37.

Für Zeitschriftenartikel: Nachname, Vorname (Publikationsjahr) Haupttitel, ggf. Untertitel. In:


Zeitschrift, ggf. Jahrgangsnummer, Heftnummer, Seitenzahlen.

Für Beiträge aus Sammelbänden: Nachname, Vorname (Publikationsjahr) Haupttitel, ggf.


Untertitel. In: Buchtitel. Hrsg. v. Vorname Nachname. Verlagsort: Verlagsname, Seitenzahlen.

Für Bücher Nachname, Vorname (Publikationsjahr) Titel, ggf. Untertitel, Verlagsort: Verlag,
z.B. Bünting, Karl-Dieter / Bitterlich, Axel / Pospiech, Ulrike (2000) Schreiben im Studium: mit
Erfolg. Ein Leitfaden. Berlin: Cornelsen Verlag.

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Für Quellen aus dem Internet: ggf. Name, Vorname, (Jahr) Titel <Internetadresse (URL)>
zugegriffen am Datum des Abrufs, z.B. Celeste, Reni (2005) Love and Catastrophe: Filming the
Sublime in _Hiroshima Mon Amour_ < http://www.film-philosophy.com/vol9- 2005/n38celeste>
zugegriffen am 17.10.2006.

Auf jeden Fall muss die Internetadresse und das Zugriffsdatum einer Internetquelle angegeben
werden. Generell gilt für die Nutzung von Quellen aus dem Internet: zurückhaltend und bedacht
mit ihnen umgehen. Nicht alle Quellen sind zitierfähig. Aktuelle Daten und Fakten, die noch
nicht in wissenschaftlichen Publikationen zugänglich sind, lassen sich über das Internet jedoch
oft gut ermitteln. Eine systematische Literatursuche zum Thema der Arbeit kann eine
Internetrecherche jedoch nicht ersetzen.

Die Kennzeichnungspflicht gilt auch für Zitate, die nicht wortwörtlich, sondern dem Sinn nach
übernommen wurden, die entsprechenden Quellen werden dann mit dem Zusatz „vgl.“
aufgeführt. Also:

Der Auftrag des New Hollywood bestand etwa darin, mehr zu zeigen als Doris Day beim
Waffelbacken (vgl. Hüetlin 2001, 32).

Für weitere Hinweise bezüglich des Umgangs mit Zitaten und Literaturangaben siehe auch die
Literaturtipps weiter unten.

Status von Anmerkungen:


In Anmerkungen gehören alle Nebenbemerkungen, Hinweise auf einschlägige Diskussionen zu
speziellen Aspekten des Themas etc., die den Argumentationsfluss im laufenden Text
unterbrechen oder aufhalten würden. Wenn Sie Ihre Quellenangaben nicht nach der
„amerikanischen Norm“ direkt im Text unterbringt, dann gehören auch diese in die
Anmerkungen. Leserfreundlich ist es, die Anmerkungen unten auf der Seite unterzubringen.
Stehen sie am Textende, dann zwischen dem Hauptteil und dem nachfolgenden
Literaturverzeichnis.

Literaturverzeichnis:
Sämtliche im Text wörtlich oder sinngemäß zitierte Literatur (und nur die!) ist am Ende der
Arbeit in einer gesonderten Literaturliste in alphabetischer Form aufzuführen.

Anhang:
Hier können Sie Material aufführen, das keinen Platz in der eigentlichen Arbeit hat, auf das Sie
sich aber bezogen haben, wie z.B. Abschriften von selbst durchgeführten Interviews,
Zusammenstellungen von Pressematerial (z.B. Filmkritiken), Fotos etc.

4. Zur Abgabe und zum Umfang der schriftlichen Arbeit


Diejenigen Studierenden, die ihre Hausarbeit an die jeweilige Seminarleiterin bzw. Seminarleiter
adressieren, geben ihre Arbeit bitte in zweifacher Ausfertigung ausgedruckt ab (bitte nicht in
Heftern, sondern lediglich in eine Klarsichtfolie verpackt). Auf Wunsch erhalten Sie ein
kommentiertes Exemplar wieder zurück. Dieses könnte Grundlage eines Gesprächs über die
Hausarbeit werden, zu dem Sie ausdrücklich eingeladen sind.

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Hausarbeiten sollen einen Textumfang von 10-12 Seiten aufweisen.

Die Abgabefrist endet spätestens und wenn von der Seminarleiterin bzw. dem Seminarleiter
nicht anders vorgegeben mit dem Wintersemester, also am 31. März. Die Seminararbeiten
können, wenn nicht der Seminarleiterin bzw. dem Seminarleiter persönlich, auch bei Frau
Hillmann im Büro der Studiengänge Digitale Medienkultur/Medienwissenschaft (Zi. 1402)
abgegeben werden.

5. Literaturtipps
Die Anleitungen zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten sind inzwischen zahllos, deshalb
seien hier nur zwei einschlägige Titel genannt, die beide als Anregungen und nicht als „Bibel“
aufzufassen sind.

Bünting, Karl-Dieter / Bitterlich, Axel / Pospiech, Ulrike (2000) Schreiben im Studium: mit
Erfolg. Ein Leitfaden. Berlin: Cornelsen Verlag.

Franck, Norbert (2001) Fit fürs Studium. Erfolgreich reden, lesen, schreiben. München:
Deutscher Taschenbuch Verlag.

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