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1. Einleitung schwindigkeit, wenn das Fahrzeug durch eine äußere Kraft be-
Die ständig zunehmende Mechanisierung in der landwirtschaft der schleunigt wird
DDR hat zu einem hohen Bestand an landwirtschaftlichen Fahrzeu- - Verzögerungsbremsung; das ist die am häufigsten vorkommende
gen und zwangsläufig auch zu deren verstärkter Teilnahme am öf- Bremsung, z. B. zum Vermeiden von Auffahrunfällen; zum Einhal-
fentlichen Straßenverkehr geführt. Die landwirtschaft verfügt gegen· ten von Richtgeschwindigkeiten, zum Verringern der Geschwin-
wärtig über 160000 Traktoren, 55000 GKW, 290000 Anhänger SOwie digkeit vor Kurvenfahrten u, a.
über 40000 selbstfahrende Erntemaschinen und Spezialfahr- Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen (§ 17 der 3. OB der
zeuge [1]'1. StVZO, Gesetzblatt-Sonderdruck Nr, 1312) haben Kraftfahrzeuge eine
Neben den von G KW und Traktoren ausgeführten traditionellen mit dem Fuß zu betätigende Betriebsbremsanlage und eine Feststell-
Transportaufgaben hat das Umsetzen von selbstfahrenden landma- bremse, die mindestens auf zwei Räder wirkt sowie von Hand betä-
schinen und Aggregaten der verschiedensten Art und Größe einen tigt wird . Größere GKW mit einer Gesamtmasse von mehr als 12 t
nicht zu unterschätzenden Anteil im öffentlichen wie im innerbetrieb- müssen in der "DDR zur Entlastung der Betriebsbremsen zusätzlich
lichen Verkehr erreicht. mit einer Dauerbremse ausgerüstet sein, Überwiegend handelt es
Die Bremsfunktionen und die diesbezüglichen Fragen der Fahrstabili- sich um Motorbremsen, bei denen der Abgasstau durch eine Aus-
tät und -sicherheit sind neben anderen Hauptkriterien der Verkehrs- puffdrosselklappe zum Bremsen genutzt wird ,
sicherheit auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge (Traktoren und
selbstfahrende landmaschinen) von besonderer Bedeutung . Von der
absoluten Zuverlässigkeit 'und leichten Bedienbarkeit hängt in hohem
Maß die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr ab. Die extrem un-
terschiedlichen Fahrbahnverhältnisse und die dementsprechend be- Bild 1
sonderen fahrmechanischen Anforderungen an Fahrzeuge in der Kräfte am gebremsten
landwirtschaft haben zu einer Spezifik geführt, die auch in der Brem- Rad (Trommelbremse);
senproblematik ihren Niederschlag findet und eigene Kriterien hat. F;. Bremskraft zwischen
So gelten für landwirtschaftliche Fahrzeuge im wesentlichen auch R'ad und Fahrbahn. F.
-
FohrlriclJlung
spezielle Vorschriften und Festlegungen, und vor allem für die nur an • vertikale Achsbela-
einer Achse gebremsten selbstfahrenden landmaschinen und Aggre- stung. FN Normalkraft
(Reaktionskraft zu F.).
gate ergeben sich besondere Bedingungen zur Auslegung der Brems · FR u Reibkräfte an der
anlage, Im folgenden soll ein Überblick über Aufgaben, Bremsenar- Bremse, F u Spann·
s
ten sowie einige Grundlagen' und Bauelemente der Bremsentechnik kräfte. FT Trägheits·
gegeben werden . Zur Berechnung von Betriebsbremsanlagen wird kraft. d T Trommel·
'5l/
auf [2] verwiesen. Auf die Bremsentechnik von Straßenfahrzeugen, durchmesser, r w wirk -
vor allem bei Anhängerbetrieb - d. h. auch Traktoren betreffend -, samer Reifenradius
wird nicht eingegangen . ~
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0 20 40 fiJ /1J '1. 100
1) Anmerkung der Redaktion : Das komplene literaturverzeichnis wird zum Ab- Bremsschlupf tfBr
schluß der Artikelfolge veröffentlicht,
l Bremsen
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Dynamische Bremsen
(Relorder )
LuflWlderslondbremsen
I l Reibungsbremsen
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- Wirbelstrombremsen I I
- Wasserwirbelbremsen Ilage u, farm der 8remSf/äcA!'1 Bremsbetäfigung
I
- ffolorbremsen I
(Auspuffklappe, Noc*en- - 6estänge
wellen verschiebung ) ITrommelbremse I IScheibenbremse I -
-
Set/zug
Hydraulik
- Druckluft
- Saugluft .
Innenbocken-I Außenbocken -I 1 Teilscheiben - 1 1 Val/scheiben - r - Hydraulik - Luft
bremse bremse bremse bremse kombiniert
I I I I I
J Art der I Art der Brem-I Ibremse
fes/sa//el- ISChWimmsalle/1
Bremssystem
Spreizg/ieder senabs/ü/zung I bremse
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Trommel will durch die entstehende Reibung die Backen mitnehmen .
Dadurch wird die in Fahrtrichtung liegende Backe noch zusätzlich ge-
gen die Bremstrommel gepreßt, während die gegenüberliegende
Backe in ihrer Bremswirkung geschwächt wird. Damit übernimmt die
"auflaufende" Backe etwa y. und die "ablaufende" Backe nur etwa X
der Bremsleistung . Die Simplexbremse ist einfach im Aufbau und hat
in beiden Fahrtrichtungen die gleiche Wirkung.
, Duplexbremse (Bilder 7b und c)
Sie hat zwei "auflaufende" Bremsbacken und erreicht dadurch etwa
die 1,5fache Wirkung der Simplexbremsen.Benötigt werden zwei
Spreizelernente, die einander gegenüberliegen . Nachteilig ist, daß
bei Rückwärtsfahrt zwei "ablaufende" Backen vorhanden sind, so daß
gegenüber einer Simplexbremse nur die halbe Bremsleistung er-
reicht wird,
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360 agrartechnik, Berlin 39 (1989) 8
Bild 5. Bauformen der Bremsbackenabstützung; Orehbac/{en Schwimmbacken
a) Drehbacken (auf· und ablaufend),
Sleifbacken Lenkerbacken
b) Gleitbacke mit Senkrechtabstützung,
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c) Gleitbacke mit Schrägabstützung,
d) Gleitbacke mit Servowirkung,
e) Lenkerbacke,
f) Lenkerbacke mit Drehgelenk,
g) Lenkerbacke mit Servowirkung ...+ -+ +- ~
auflaufende Backe
(Primärbacke)
~ ~
.~ . -+- +
. ~
.+
ablaufende 8ac~e
rSelwndärbacke
SenfJwirkung Servowir/{ung
.
Servowirkung
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Bild 6. Größe und Verteilung der Flächenpressljng am Bremsbelag in Abhän·
b)
gigkeit von der Backenanordnung und ·abstützung; a) Drehbacken,
b) Gleitbacken; 1 auflaufende Backe (Selbstverstärkung), 2 ablaufende
Backe (Selbstschwächung)
5_ Bremsanlage
Jede Bremsanlage besteht aus der Betätigungseinrichtung (Pedal-
werk), der Übertragungseinrichtung und der Bremse (Bild 8) (2].
Die Übertragungseinrichtung (hydraulisch) umfaßt vom Hauptzylin-
der bis zur Spanneinrichtung (Radzylinder) alle Bauelemente der
Kraftübertragung auf die eigentliche Bremse, einschließlich Brems-
kraftverstärker, -übersetzer, -begrenzer und -verteiler, falls diese
zum Einsatz kommen.
Bei hydraulisch betätigten Bremsanlagen mit Hilfskraftunterstützung
wird die Druckstangenkraft (vom Pedal kommend) durch einen Ver-
stärker erhöht, wobei sich das Verstärken nach dessen Kennlinie
richtet. Bis zum sog . Aussteuerungspunkt erfolgt i. allg . eine lineare
Verstärkung der Pedalkraft Po (Betätigungskraft), darüber hinaus wird
die Pedalkraft nicht mehr verstärkt und wirkt direkt. Werden mehrere
Achsen gebremst, kann der hydraulische Druck für die Hinterrad -
bremsen geregelt werden. Dadurch wird infolge besserer Kraft·
schlußausnutzung (s. Bild 2) an den gebremsten Rädern ein höheres
Bremsvermögen erreicht. Die Druckregelung erfolgt dabei durch ei-
nen Druckübersetzer (Bild 9). Die Bremskräfte eines' aliradgebrem-
sten Fahrzeugs können auch durch einen Druckbegrenzer an der
Hinterachse geregelt werden. Ferner werden Druckbegrenzer in
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selbstfahrenden Landmaschinen verwendet. bei denen nur mit den Bild 8. Blockschaltbild, Anordnung und Übersetzungen der Bremsanlage;
Vorderrädern gebremst wird. Hier wird die maximal mögliche Verzö- F, Betätigungskraft. FH Stangenkraft (Kraft am Hauptzylinder),
gerung begrenzt, um beim Bremsen ein Kippen der Maschine in F, 1.2 Spannkräfte. F'm gesamte Spannkraft, F. Reibkraft an der Bremse.
F~, Bremskraft zwischen Rad und Fahrbahn, Ss Spannwege (Simplex-
Fahrtrichtung zu vermeiden.
bremse)
Als eigentliche Bremsen kommen an landwirtschaftlichen Fahrzeu-
gen die im Abschnitt 4 aufgeführten Bauformen (Bremssysteme) zur Bild 9. Aufbau eines Druckübersetzers (Bremskraftbegrenzer); 1 Druckfe·
Anwendung: z. B. die Duo-Duplexbremsen an den Maschinen E512, der, 2 Radialbohrung, 3 Axialbohrung, 4 Ringspalt. 5 PIastdichtke-
E301, E280 und die Duo-Servobremse am W50 sowie Scheibenbrem - gel, 6 Gehäusebohrung, 7 Ausgleichventil, 8 Kolben
sen an den Traktoren der MTS-Baureihe. international nimmt die An-
wendung von Scheibenbremsen an Traktoren zu. Zum Vermindern Bild 10. Zugeordnete zeitliche Verläufe der Betätigungskraft und der Brems·
von Wendekreisdurchmesser und Wendezeit auf dem Feld werden verzögerung (Bremsvorgang); t. Ansprechzeit. t, Betätigungszeit, t,
Schwel/zeit einer Bremse
die Bremsanlagen bei Traktoren und selbstfahrenden Landmaschinen
als sog. Lenkbremssysteme ausgef.ührt. Während des Lenkens wird
dabei das kurveninnere Rad der nicht gelenkten Achse zusätzlich ge- Tafel 1. Richtwerte für die Verlustzeit t, von Betriebsbremsanlagen mit ver-
bremst. Auf öffentlichen Straßen ist der Lenkbremsvorgang nicht zu- schiedenen Übertragungseinrichtungen [2J
lässig [§ 17 (3c) der 3. OB der StVZO]. Beide Räder der gebremsten Betri ebsb remsan lage t,
Achse müssen hier gleichmäßig bremsen . s
Lenkbremssysteme können als Ein- oder Zweipedalanlagen ausge-
führt sein. Bei Einpedalanlagen wird vor dem Lenkbremsvorgang das . ~ydr. Bremsanlage ohne HilfskrafWnterstülZung 0,2 ... 0,3
jeweils abzubremsende Rad durch ein manuell zu bedienendes Lenk- hydro Bremsanlage mit Hilfskraftunterstützung 0,35 ... 0,45
Druckluftbremsanlage über 0,45
bremsventil vorgewählt. Beim Betätigen des Bremspedals wird nun
der Lenkbremsvorgang durch Abbremsen des vorgewählten Rades
ausgeführt. Nach Beenden des Lenkbremsvorgangs wird der Wähl- gangs und das Festlegen diesbezüglicher Forderungen nicht geeig-
hebel des Lenkbremsventils durch eine automatische Rückführung net ist (2)- Der Mittelwert der Verzögerung über dem Weg kann bei
wieder in seine Ausgangsstellung gebracht, so daß eine unbeabsich- einer Bremsprüfung aus der Ausgangsgeschwindigkeit VF und dem
tigte Lenkbremsung nicht möglich ist. Bremsweg St, wie folgt ermittelt werden :
Bei Zweipedalanlagen wird das Lenkbremsen durch wahlweises Betä-
2
tigen eines der beiden Bremspedale für die getrennten Bremsanlagen b • = _vF . (2)
m
des rechten oder linken Rades bewirkt. Für das Befahren öffentlicher 2 Sb
Straßen sind beide Bremspedale durch eine schwenkbare Klinke mit- Die geforderte mittlere Verzögerung über dem Weg steckt mittelbar
einander starr zu verbinden. in der Vorschrift nach § 18 (1) der 3. OB der StVZO (so Abschn. 8) .
Über einen vereinfachten Ansatz (Fehler 2 %) (2) läßt sich nach [3] der
6_ Bremsvorgang Bremsweg bei vorgegebener Ausgangsgeschwindigkeit in Abhängig-
Im Bild 10 ist der für den praktischen Bremsvorgang typische Verlauf keit von der Vollverzögerung und von der Verlustzeit darstellen:
der Pedalkraft Fa und die dazugehörige Verzögerung eines Fahrzeugs
über der Zeit dargestellt. Kenngrößen dieses Verlaufs sind die Ver- (3)
lustzeit tu und die Vollverzögerung bv. Nach ihnen wird eine Brems-
anlage konstruktiv ausgelegt. Die Verlustzeit ist wie folgt definiert: Mit GI. (2) ergibt sich die dazugehörige mittlere Verzögerung zu
(1) b = VF bv (4)
m. Vf + 2 b v tu
Die Verlustzeit ist von der verwendeten Übertragungseinrichtung ei- Damit ist das Berechnen und Gestalten von Bremsanlagen aus vorge-
ner Bremsanlage abhängig (Tafel 1). Als Vollverzögerung bv wird die schriebenen Kennwerten, die durch eine einfache Prüfung nachweis-
bei maximaler Pedalkraft Fa (Bild B) erreichbare. maximale Verzöge- bar sind, möglich.
rung eines Fahrzeugs bezeichnet. Unter Vereinfachung des in Wirk-
lichkeit nicht stetigen Vorgangs werden beide Größen als konstant
betrachtet. Im Bild 10 ist weiterhin die mittlere Verzögerung bm • über
der Zeit dargestellt, die allerdings für die Bewertung des Bremsvor- Fortsetzung im nächsten Heft