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WIRKLICHKEIT ≠ REALITÄT
schaften von der Realität zeichnen. So dürfe man sich Husserl (Hua VI, 129)
zufolge nicht ohne Weiteres »das Seiende im Sinne der objektiven Wissen-
schaft unterschieben lassen, wo das lebensweltliche Seiende in Frage steht«. 67
Dies geschieht etwa, wenn man die Frage danach, was Geräusche oder Farben
eigentlich sind, mit ›Schallwellen‹, ›elektromagnetische Schwingungen‹ oder
›Reflektionseigenschaften wahrnehmungsunabhängiger Gegenstände‹ beant-
wortet.3 In naturwissenschaftlich orientierten Beschreibungen werde auf die-
se Weise ein postuliertes Seiendes im Sinne der Naturwissenschaften demjeni-
gen untergeschoben (bzw. ›substruiert‹), was wir als das sich in der konkreten
Erfahrung den Subjekten manifestierende Seiende der Lebenswelt kennen:
Der Kontrast zwischen dem Subjektiven der Lebenswelt und der »objek-
tiven«, der »wahren« Welt liegt nun darin, daß die letztere eine theore-
tisch-logische Substruktion ist, die eines prinzipiell nicht Wahrnehmba-
ren, prinzipiell in seinem eigenen Selbstsein nicht Erfahrbaren, während
das lebensweltlich Subjektive in allem und jedem eben durch seine wirk-
liche Erfahrbarkeit ausgezeichnet ist. (Hua VI, 130)