Zwei Siege an einem Tag: Gut-Behrami

und Odermatt führen im Gesamtweltcup

Jetzt träumt die

Schweiz von
zwei grossen
Kugeln
Im Sport
Nº 6 | 11. Februar 2024 | Fr. 5.20

Büros sollen
zu Wohnungen
werden

Wie der Bund die

Immo-Krise lösen will
Freddy
und was die Mieter Nock († 59):
davon halten.  Seite 8 Sein letztes,
unheimliches
SRF-Wirbel Interview
um N-Wort Seiten 2 bis 7
Leutschenbach hadert
mit einer Sendung im
TV-Archiv. Seite 14

Gewalt im
Gebärsaal
Eine Hebamme macht
ein Tabu- «Weshalb musste
man mich so
Ein Gespräch über
Ganga Jey AratnamAltersvorsorge Seite 10

thema
Migration und

öffentlich
Sophie Stieger/13PHOTO, Keystone

Nº 6 | 2024

– und

fertigmachen?»
mischt die
Gesund-
heitsbran-
Geborgen gebären che auf. Grenzerfahrung. Bei vielen
Frauen
Eine Geburt ist an sich eine onal eine Grenze. Sie erfahren Gewalt.
überschreitet auch das Klinikpers der Umgang mit

Im Magazin
hsel trägt dazu bei, dass
Ein Generationenwec
Fotos

wird.
er und wertschätzender
Gebärenden einfühlsam
Seiten 4–9

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 11. Februar 2024
2 | SonntagsBlick

EDITORIAL |
Reza Rafi
Chefredaktor
Freddy Nock (1964–2024)

Putins Interviewer: «Im Gefäng

erlebt man
Donald Trump

A
m Dienstag prallten zwei Titanen des
Journalismus aufeinander. Christiane
Amanpour teilte gegen Tucker Carlson

die totale
aus: «Glaubt Tucker wirklich, dass wir Journalisten
seit der russischen Invasion nicht jeden Tag
versucht haben, Wladimir Putin zu interviewen?
­Absurd!», schrieb sie auf ihrem X-Account.

Amanpour, Chefkorrespondentin bei CNN und

Ohnmacht»
vielleicht die berühmteste Politjournalistin der
Welt, ist sauer. Der Grund: Wie Tucker Carlson,
US-Journalist und Held der Neuen Rechten,
sein Interview mit dem russischen Präsidenten
ankündigte. Carlson warb für seinen Coup in
der Pose des publizistischen Freiheitskämpfers,
der im Gegensatz zur Konkurrenz auch die
andere Seite anhöre. «Nicht weil ich Russland
­liebe, sondern weil ich die USA liebe.»

Natürlich ist Carlsons Behauptung, niemand

ausser ihm habe versucht, Putin zu befragen,
blanker Unsinn. Er weiss, dass sich weltweit
­Medienschaffende um ein Treffen mit dem Kreml-
Chef bemühen. Die Show beleuchtet aber einen
zentralen Aspekt von Interviews: Politiker über-
legen sich sehr genau, wem sie eine Audienz
gewähren – und wem nicht. Das gilt überall,
Schweiz inklusive. Auch Tamara Funiciello,
Ueli Maurer oder Karin Keller-Sutter wählen die
­Kanäle für ihre Verlautbarungen bewusst aus.

Putins wichtigste Botschaft beim Treffen mit

dem Amerikaner ist denn auch die Wahl seines
Interviewers: Er nimmt sich zwei Stunden Zeit
für den Lieblingsjournalisten von Donald Trump,
auf d ­ essen Wahlsieg er hofft. Carlson war beim
­T V-Sender Fox News als Wegbegleiter des repub-
likanischen Ex-Präsidenten aufgestiegen. Seine
­Vasallentreue ging weit und war teuer: Selbstver-
ständlich übernahm er kritiklos Trumps «Fraud
Claims», also die Behauptungen, Joe Bidens Wahl
zu seinem Nachfolger sei gefälscht. Das kostete
Fox 787 Millionen Dollar Schadenersatz zuguns-
ten des Wahlmaschinenherstellers Dominion.
Carlson wurde gefeuert und ist nun Publikums-
magnet auf Elon Musks Online-Plattform X.

Putin muss sich im Hoch fühlen; seine Soldaten

an der Front metzeln gerade im Akkord Ukrainer
nieder, weil die Republikaner im US-Parlament
den Nachschub für Kiew blockieren – selbst­
verständlich unter dem Applaus Tucker Carlsons.

Einen schönen Sonntag

wünscht Ihnen Reza Rafi

Wie Extremsportler Freddy Nock († 59)
den Boden unter den Füssen verlor – und
nis
versuchte, sich wieder aufzurappeln. Das
letzte Gespräch mit dem grossen Artisten.
INTERVIEW THOMAS RENGGLI
D
ie Stimme am Telefon war freundlich
und zurückhaltend. Doch aus ihr
drang auch Verzweiflung: «Wir ken-
nen uns nicht, aber ich würde Sie ger-
ne treffen.» Es war Freddy Nock, der Hoch-
seilartist, der jede Herausfor­ derung
scheinbar spielend überwunden und Welt-
rekord um Weltrekord aufgestellt hatte.
Er kontaktierte mich, weil ich im
­Dezember 2019 für die «Schweizer Illus-
»
trierte» über seinen Gerichtsfall berich-
tet hatte – und er sich in meinem Text fair
behandelt fühlte.
Persönlich waren wir uns bis dahin
nie begegnet. Für mich war er der Mann,
der keine Grenzen kannte – der in der
­«Todeskugel» mit dem Motorrad Kopf und
Kragen riskierte und sich auf dem «Höllen-
rad» in neue Sphären katapultierte. Nock
war ein Star auf allen Kontinenten.
Im echten Leben prallte
er hart auf den Boden der
Realität. Die Beziehung
zu seiner Ex-Frau eska-
«Ich erhielt
lierte bis zu einem Straf-
prozess. Danach kämpfte
nie eine echte
der Aargauer um seine Chance, mich
Ehre – und um das Sorge-
recht für seinen Sohn. zu recht­
Wir verabredeten uns
an einem sonnigen No- fertigen»
vembernachmittag auf
halbem Weg zwischen un-
seren Wohn­orten, auf der
Autobahnraststätte Würenlos AG. Ich
traf einen herzlichen Mann – aber einen,
der an jedem Bilderrahmen eine Wanze
und hinter den verspiegelten Fenstern
eine Kamera fürchtete. Deshalb setzten
wir uns vor dem Burger King an einen
Holztisch.
Erst beim dritten Treffen im Dezember
«Ich bin willigte er in eine Tonbandaufnahme ein.
nicht reich»: Für Nachrichten verwendete er aus-
2014 vor einer schliesslich einen verschlüsselten Mes-
Töfffahrt in
der «Todes­
sage-Dienst. Die letzte erhielt ich von
kugel». ihm am 27. Januar.
Zu einem weiteren Treffen kam es nicht
mehr. Hier das von Nock abge­segnete
Protokoll aus unseren drei Gesprächen
im November und Dezember 2023.
Freddy Nock, Sie wurden im Dezember
2019 vom Zofinger Bezirksgericht
­wegen versuchter vorsätzlicher Tötung
zu zweieinhalb Jahren Gefängnis ver­
Philippe Rossier
urteilt. Elf Monate später sprach Sie das
Aargauer Obergericht frei. Seither wurde
es ruhig um Sie. Wie geht es Ihnen?
Freddy Nock: Nicht besonders gut.
Foto
Die grösste Liebe habe ich verloren. Den
FREDDY NOCK | 3
Sohn habe ich verloren. Alle reden von
2019. Aber begonnen hat die Geschichte
2015 – mit drei Verhaftungen. Ich be­finde
mich seit acht Jahren in einem permanen-
ten Kampf, mit ständigem Auf und Ab.
Auch wenn ich freigesprochen wurde,
bleibt die mediale Berichterstattung sozu-
sagen an mir kleben. Es ist keine schöne
Sache, so etwas zu erleben. Aber mit
­dieser Erfahrung bin ich nicht a­ llein. Der
Einzige, der aus einer solchen Situation
etwas Positives machen konnte, war
wohl Johnny Depp, der von seiner ­Ex-Frau
Amber Heard verklagt wurde. Er nutzte
den Stoff, um einen Film zu drehen – und
verdiente gutes Geld damit.
Sie würden sich mit Johnny Depp
­vergleichen? Mit jemandem also, der
Opfer einer Verleumdungskampagne
geworden ist?
Ja, das mache ich. Aber es gibt Unter-
schiede. Drogen waren
bei mir nie im Spiel, ob-
wohl mir dies ständig vor-
geworfen wurde. Und
auch nicht Alkohol in Mas-
sen. Aber wie bei Depp
kam jemand auf mich zu,
der mir das Angebot mach-
te, meinen Fall zu ver­
filmen – und auf Netflix zu
veröffentlichen. Als ich
mich damit be­fasste und
Netflix schaute, stiess ich
auf den Film mit Johnny
Depp. Der ist clever gemacht.
Sind Sie wirklich das unschuldige
Opfer?
Ganz sicher. Ich erhielt nie eine echte
Chance, mich zu rechtfertigen. Ich wur-
de vorverurteilt, quasi schubladisiert.
Und was besonders wehtut: Mein Sohn
wurde mir entzogen.
Aber die Anschuldigungen gegen Sie
waren massiv. Ihnen wurde versuchte
Tötung vorgeworfen .
… und Gefährdung des Lebens, versuchte
schwere Körperverletzung, Nasenbein-
bruch, Kniebruch. Insgesamt wurden
mir zehn Delikte vorgeworfen. Acht da-
von wurden fallengelassen. Zwei blieben
bestehen. Und Ende Juni 2020, als ich
auf dem Kabel der Bergbahn Glacier
3000 auf dem Col du Pillon drei Welt­
rekorde gebrochen hatte, kam noch der
Vorwurf der Vergewaltigung dazu.
Wie erklären Sie sich das?
Meine Ex-Ehefrau trieb ein fieses Spiel.
Im Kampf um das Sor-  Bitte umblättern
4 | FREDDY NOCK
Fortsetzung von Seite 3  gerecht für un­
seren gemeinsamen Sohn passte sie ihre
Aussagen immer der Situation an. Ich
sah mich immer wieder mit neuen Vor­
würfen konfrontiert.

Sie geben ihr die Schuld, dass die

Situation ausser Kontrolle geriet?
Etwas müssen wir noch klarstellen:
Ines* und ich kennen uns seit 1997. Wir
hatten damals eine sechsmonatige
­Beziehung. Ich traf sie in einer Bar im
Thurgau. Es war Liebe auf den ersten
Blick – eine unglaubliche Geschichte.
Sie war 22, ich 32. Meine Ex-Frau hatte
ich damals verlassen. Aber auch die Be­
ziehung mit Ines hielt nicht. Acht Jahre
später meldete sie sich wieder bei mir –
quasi aus heiterem Himmel. Ich lernte
auch ihren Ex-Mann kennen. Sie beglei­
tete mich zu Anlässen, hatte ein Büro bei
mir. Eine Beziehung hatten wir damals
nicht. Erst ein Jahr später fanden wir uns
wieder.

Wie kam es zur Wiederbegegnung

2006?
Das war, als ich mit Joey Kelly einen
Weltrekord auf dem Todesrad aufstellte.
Ines und ich waren in ähnlichen Lebens­
situationen. Wir hatten beide Kinder, wir
hatten beide Probleme. Als ich mich von
meiner ersten Frau Karin* trennte, such­
te ich eine gütliche Einigung. Aber wenn
Kinder im Spiel sind, wird es kompliziert.
Ines konnte sich von ihrem Ex-Mann
­innerhalb von drei Monaten scheiden
lassen – bei mir dauerte die Scheidung
fünf Jahre. Sogar während der Tournee
mit dem Circus Knie 2010 musste ich in
­Lausanne vor Gericht. gewonnen. Weshalb
ver­loren Sie im zivilen
War es so kompliziert, weil Sie reich Leben die Balance?
sind? Ich würde sagen, dass ich
Ich bin nicht reich. Ich besitze nur eine mich selber immer im
Firma, aber mit Reichtum hat das nichts Griff hatte – bis im No­
zu tun. Damals war Ines Geschäftsführe­ vember 2022. Damals
Ein Bild aus
rin. Früher hatten wir auch eine Firma, besseren Tagen:
v­ erhinderte es. Deshalb verliess ich die nahm mir das Gericht das zweite Mal mei­
die lief sehr gut. Karin und ich leiteten Akrobatische Firma und eröffnete mit Ines 2010 ein nen Sohn weg. Ausgerechnet in einem Mo­
die Geschäfte. Aber wegen ihrer bösen Hochzeit mit neues Unternehmen. 2016 verliess sie ment, als es so schön war – und als sich
Spielchen ging vieles bachab. Ich hätte Ines 2013 in die ­Firma aus eigenem Antrieb. Tim* als Hochseilartist hervorragend ent­
Dietikon ZH.
auf dem Hochseil über den Rheinfall wickelte. 2018 stellte ich in Zofingen einen
­gehen können. Zum dritten Mal wurde Sie haben als Hochseilartist spektaku­ neuen Rekord auf dem Todesrad auf. Tim
mir dies angeboten. Aber meine Frau läre Weltrekorde gebrochen und Preise war bei mir. Er machte alles – fuhr Motor­

Ein verstörendes Zeugnis

W
er war Freddy Nock? Als Hoch­
seilartist verblüffte er das Publi­
kum mit waghalsigen Darbietun­
gen; er balancierte Hunderte Meter
zwischen Bergspitzen, tänzelte über
Flüsse und Seen. Mit seinen Rekorden
setzte er in einer auf Sicherheit ge­
lich zwar unbescholten und zweitins­
tanzlich freigesprochen, sah er sich mit
heftigen Vorwürfen seiner Ex-Partne­
rin konfrontiert.
War der Abkömmling einer Zirkus­
dynastie ein Showman, der sein Tem­
perament hinter der Bühne bis ins
Der Journalist und Buchautor Thomas
Renggli (51) hat den gefallenen Star
während der letzten Monate mehr­
mals getroffen. Im Dezember gab ihm
Nock ein autorisiertes, aber bis heu­
te nie veröffentlichtes Interview. Wir
haben uns entschieden, das Gespräch
Sabine Wunderlin, Keystone

trimmten Wohnzimmergesellschaft Gewalttätige hinein nicht im Griff

wohltuende, adrenalingetränkte Kon­
trapunkte.
Als Vater, Gatte und Privatmann
­hingegen hinterliess Nock, der diese
Woche 59-jährig verstorben ist, einen
zwiespältigen Eindruck – strafrecht­
­ im SonntagsBlick abzudrucken. Nach
hatte? Oder das Opfer eines erbar­ Nocks Ableben wirkt es streckenweise
mungslosen Trennungsstreits? Ein unheimlich – es kann die oben genann­
zu ­Unrecht Verstossener vom Schlage ten Fragen nicht restlos klären, ist aber
eines Jörg Kachelmann oder Kevin das verstörende Zeugnis eines ehemals
Spacey, mit denen er sich freimütig gefeierten Menschen am existenziellen
verglichen hatte? Rand. l REZA RAFI
Fotos
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 5

Opfer? Täter?
Oder etwas
dazwischen? Nock
2018 mit ­seinem
Sohn vor dem
«Todesrad».

rad, lief übers Seil. Er ist hochtalentiert. zum Haus hinüber-

Aber jetzt steht er extrem unter Druck. Mit schauten. Rückbli-
Ines ist er zurück in den Thurgau gezogen. ckend muss ich sa-
Erneut wurde er aus seinem Umfeld geris- gen: Er erinnert
sen. Dabei wollte er immer zum Papi. mich an mich. War er
auf Tournee, schick-
Die psychische Belastung auf dem Seil te er alles Geld nach
muss enorm sein … Hause zu seiner Fa-
Ich empfand das nie so. Sonst wäre es milie. Am Schluss
mir kaum gelungen, 2020 nach vier Ge- hatte er fast alles ver-
fängnisaufenthalten drei Weltrekorde loren.
auf­zustellen – mitten in der Corona-Zeit.
Damit wollte ich auch ein Zeichen der Was geschah?
Stärke setzen. Obwohl a ­ lles gegen mich Als wir in Kanada
lief, schaffte ich es. ankamen, erhielt ich
einen Anruf von
Treten Sie noch auf? meinem Onkel. Er
Sicher. Ich bin nicht alt, ich fühle mich fragte mich, ob ich
nicht alt. Aber nun hat man mich vier schon gehört habe,
Jahre blockiert. Trotzdem habe ich ge­ was mit Gene Men-
arbeitet, war beispielsweise in Bulgarien. meiner Familie besuchten wir ihn und Extremsportler dez passiert sei. Ich wusste von nichts.
Freddy Nock
Ich bin auch wieder in die Motorrad­ verbrachten eine wunderbare Zeit. Da- erscheint am Dann sagte er mir: «Er hat sich erhängt –
kugel gestiegen. nach reisten wir nach Kanada weiter, wo 11. Dezember 2019 an einem der grossen Bäume in seinem
wir ein Engagement hatten. Bevor wir in zu seiner Anklage Garten.»
Gibt es ein Verfalldatum für Hochseil­ den Bus stiegen und in Richtung Kanada wegen versuchter
vorsaetzlicher
artisten? losfuhren, sagte ich ihm: Gene, komm Toetung. Weshalb?
Diese Frage hatte ich einst Gene Mendez uns besuchen. Ich erin­nere mich genau, Mendez hatte Alkoholprobleme, pro­
gestellt. Der war in den 50er- und 60er- wie wir unter einem Baum standen und voziert durch die Schwierigkeiten mit
Jahren der Beste der Besten und trat seiner Frau. Er überspielte mir seine
­unter anderem in der legendären Ed-Sul- ­Videokassetten. Als ich 2015 aus dem
livan-Show auf, wo auch ein gewisser
­Elvis Presley seine Spuren hinterliess.
«Ich hatte mich selber immer im Griff – Gefängnis in unser Haus zurückkam und
realisierte, dass Ines weg war, warf ich
Mendez arbeitete bis im Alter von 63 auf
dem hohen Seil. Ich durfte ihn 1993
bis im November 2022» das ganze Inventar des Hauses in einen
Container. Darunter auch die Video­
­kennenlernen, in Sarasota, Flo­rida. Mit kassetten von Mendez.  Bitte umblättern
 6 | FREDDY NOCK
Fortsetzung von Seite 5  Dabei waren diese
Kassetten extrem wertvoll für mich.
Sie sagen, dass Sie vier Jahre blockiert
waren. Wie lange sassen Sie im
­Gefängnis?
Insgesamt 65 Tage, auf vier Tranchen
verteilt: 15 Tage, 15 Tage, 26 Tage und
dann noch die neun Tage nach dem
Schuldspruch. Das war die schlimmste
Zeit, im Dezember 2019. Das war heavy.
Kommen wir zur Eingangsfrage zurück:
Wie es mir geht? Ich habe acht Jahre
­gekämpft mit meinen Inhaftierungen.
Und auch wenn ich letztlich freigespro­
chen wurde – was in der öffentlichen
Wahrnehmung bleibt, ist vor allem der
Urteilsspruch.
Wie erlebten Sie die Zeit in Gefangen-
schaft?
Es ist das Gefühl der totalen Ohnmacht
und der Fremdbestimmung. Und man
begegnet Menschen, die man unter nor­
malen Umständen nie getroffen hätte.
Als ich zum ersten Mal im Gefängnis war,
sass ich zusammen mit einem Drogen­
delinquenten. Er wurde wegen eines
­Kilogramms Hasch verhaftet. Das zweite
Mal teilte ich die Zelle mit einem Häft­
ling, der wegen Anabolikamissbrauch
sass. Das dritte Mal war ich allein – dann
setzten sie mir einen Kleinkriminellen
dazu, der in eine Pizzeria eingebrochen
war. Damals hatte ich eine Gehirn­
erschütterung, nach einem Unfall in der
Motorradkugel. Mein Mitgefangener
schlief den ganzen Tag und schaute TV
in der Nacht. Deshalb wechselte ich die
Zelle.
Und dann?
Ich kam zu einem Mann, der in einer ähn­
lichen Situation wie ich war: Kinder ver­
loren, Ehe kaputt, Anschuldigung wegen
häuslicher Gewalt. In diesen drei Mona­
ten, in denen sie dich in Untersuchungs­
haft sperren können – ohne Schuld­
Dem Himmel nah:
spruch –, verlierst du alles: Versicherun­
2011 stellte er
auf der Corvatsch- gen, Konto, Zugang zu deinen persönli­
bahn einen chen Dossiers. Der Mann sass insgesamt
Weltrekord auf. 22 Monate in Haft – und wurde frei­
gesprochen. Aber sein Leben war kaputt.
Er wurde zum Sozialfall. Unverschuldet.
Er sah seine Tochter fünf Jahre nicht
mehr – verlor seine ganze Existenz. Bei mir
kamen die entgangenen Aufträge dazu.
Erhielten Sie keinen Schadenersatz?
Man zahlte mir eine Genugtuungsent­
schädigung für 55 Tage Haft aus. Dabei
sass ich 65 Tage. Ich erhielt 23 000 Fran­
ken. 11 000 Franken für die Haft, 12 000
Franken für die entgangenen Auftritte.
Dabei waren meine Verdienstausfälle
viel grösser. Allein für den Auftritt an der
Fête des Vignerons am 6. August 2019
war mir eine Gage von 50 000 Franken
zugesichert worden. Doch nach den An­
Keystone
schuldigungen wurde ich ausgeladen.
An meiner Stelle kamen andere Artisten
Foto
zum Zug.

Was war das härteste an dieser Zeit?
Was mich fast gebrochen hätte, war das
Hin und Her: Ich musste ins Gefängnis –
dann kam ich frei und musste wieder ins
Gefängnis. Die Verhaftungen und Ein­
vernahmen: Das ist schwer demütigend
und bringt einen komplett aus der
Fassung.
Welche Rolle spielten die Medien?
Dass ich von gewissen Medien fallen­
gelassen wurde, kann nicht überraschen.
Schmerzen tut es aber sehr. Störend ist,
dass niemand die ganze Geschichte
­erzählen will. Niemand interessierte sich
dafür, dass ich dreimal unschuldig im
Gefängnis sass. Erst bei der vierten
­Inhaftierung wurde es zum Thema. Wes­
halb musste man mich so fertigmachen?
Weshalb interessiert sich niemand für
die Wahrheit?
«Was mich fast gebrochen hätte,
Aber was ist die Wahrheit?
Gegenfrage: Bin ich ein Mörder?
Sagen Sie es mir …
Sicher nicht. Ich bin ein lieber und lie­
bender Mensch. Sonst müssten sich ja
alle vor mir fürchten.
Aber etwas muss doch vorgefallen sein!
Es war ein grosses Durcheinander. Was
alles geschah zwischen 2008 und 2013,
ist fast nicht mehr nachvollziehbar. Mir
wurde Drogenkonsum unterstellt, dabei
waren alle Tests negativ.
Und was ist mit den Gewaltvorwürfen?
Es sind Dinge passiert, das gebe ich zu.
Aber mit Mordabsichten hatte das über­
haupt nichts zu tun. Als die Polizei auf­
kreuzte, dachte ich zuerst, es handle sich
war das Hin und Her»
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 7
Rührende Worte
Gestern Abend meldeten sich die
Kinder und Eltern des Artisten in
­einem Statement zu Wort. «Wie
packt man ein ganzes Leben in ein
paar Zeilen?», heisst es darin. «Für
die Leistungen, die er vollbracht
hat, durfte er viele Erfolge feiern.»
Leider seien die letzten Jahre «sehr
schwer und kräfteraubend» für ihn
gewesen, «da er viel Missgunst
und Leid» habe ertragen müssen.
Zur Todesursache schreibt die
Familie: «Sein gebrochenes Herz
hat es in dieser Welt leider nicht
mehr ausgehalten.» Zu Einzel­
heiten werde man sich nicht weiter
äussern. «Papa, wir wünschen dir
­einen tollen letzten Lauf und hoffen,
du hörst deinen Applaus. The Sky is
the Limit.»  Flavia Schlittler
um «Verstehen Sie Spass?». Das war a­ lles
komplett surreal für mich. Noch als man
Tim von mir wegnahm, habe ich die Lage
völlig falsch eingeschätzt. Ich ging im­
mer davon aus, dass sich alles klären
wird. Ich dachte immer, dass es nur ein
Spiel sei – und dass es gut komme.
Gleichzeitig werden Dinge ausgeblen­
det, die tragische Fakten sind.
Machen Sie es sich nicht ein bisschen
zu einfach, wenn Sie allen anderen die
Schuld geben?
Wir hatten eine so schöne Beziehung.
Aber irgendwann muss in ihr eine Angst
entstanden sein – eine Angst, ich könnte
ihr Tim wegnehmen.
Aber nun lebt Ihre Ex-Frau mit Tim.
Und Sie versuchen, ihn zurück­
zugewinnen. Sehen Sie eine realistische
Chance?
Alle, die ich frage, antworten gleich: Ich
habe keine Chance mehr. Er ist nun vier
Jahre von mir getrennt – zwei Jahre
­lebten wir im gleichen Dorf. Bevor ich
am 11. Dezember 2019 verurteilt wurde,
nahm mir die Kesb das Kind weg. Dabei
hatte ich damals keine Angst, dass ich ins
Gefängnis muss. Aber da habe ich mich
schwer getäuscht. Als Mann kann es dir
geschehen, dass du von heute auf mor­
gen inhaftiert wirst – ohne Schuld­
spruch, ohne Grund.
Was wünschen Sie sich?
Da gibt es nur etwas: dass ich wieder mit
meinem Sohn zusammenleben kann –
und dass Ruhe in mein Leben kommt.
Tim ist seit zwei Jahren im Thurgau. Und
in behördlichen Berichten stehen Lügen
über mich, beispielsweise dass ich
­Drogen nehme. Die Chance, dies richtig­
zustellen, erhalte ich nicht. Deshalb wird
meine Situation mit jedem Tag aussichts­
loser. l 
* Namen geändert
Freddy Nock wurde am 7. Februar in seinem
Haus in Uerkheim AG tot aufgefunden.
Er hinterlässt vier Töchter und einen Sohn.
8 | NACHRICHTEN
«Aktionsplan Wohnungsknappheit»
35 Massnahmen gegen die Krise: Ausriss aus dem «Aktionsplan Wohnungsknappheit».
Bund setzt auf
Verdichtung und
höhere Hürdden
bei Einsprachen
Guy Parmelin präsentiert am
Dienstag Massnahmen gegen die
Wohnungskrise. Im Zentrum steht
das Angebot: In Zukunft soll mehr
und schneller gebaut werden.
PETER AESCHLIMANN
E
in Bild aus der vergangenen Woche
bringt die Misere auf den Punkt:
Hunderte Interessenten stehen sich
für eine Wohnungsbesichtigung im
Zürcher Aussenquartier Seebach die Bei-
ne in den Bauch (Bild oben).
Mit der Warteschlange, die gegen
Abend auf 150 Meter ange-
wachsen ist, nimmt auch
die Verzweiflung zu. So et-
was habe er noch nie gese-
hen, sagt einer, der sich ohne
viel Hoffnung eingereiht hat.
Kein Zweifel: In der Schweiz
herrscht Wohnungskrise.
Der Bund hat das Problem erkannt. Im
Mai bat Wirtschaftsminister Guy Parme-
lin (64) die zentralen Akteure an einen
runden Tisch. Vertreterinnen und Vertre-
ter der Kommunen, der Immobilienbran-
che oder von Interessenverbänden fass-
ten den Auftrag, Massnahmen auszulo-
ten, die der Wohnungsknappheit entge-
genwirken sollen.
Am Dienstag ist in Bundesbern die
zweite Gesprächsrunde geplant. Im An-
schluss will SVP-Magistrat Parmelin
Ergebnisse präsentieren. Eine aktuelle
Version des «Aktionsplans Woh-
nungsknappheit» liegt Sonntags-
Blick bereits vor. Im Vorwort schreibt
der Bundesrat: «Die Wohnraumver-
sorgung ist für die wirtschaft-
liche und gesellschaft­
liche Entwicklung unse-
res Landes von grosser
Bedeutung.» Wie Nah-
Hat alle Player
an einen Tisch
rung, Arbeit oder Bil-
gebracht: Wirt- dung sei auch Wohnen
schaftsminister ein Grundbedürfnis.
Guy Parmelin. Doch schon im
nächsten Abschnitt
folgt ein Dämpfer für all jene, die einen
grossen Wurf erwartet haben. Niemand
könne die Herausforderung der sich ab-
zeichnenden Wohnungsknappheit allei-
ne lösen – «erst recht nicht der Bund».
Die Lösung liege in einem ausgewoge-
nen Mix von Massnahmen, der von allen
Akteuren getragen werde. Das Papier
empfiehlt 35 Massnahmen zur Umset-
zung, drei weitere sollen geprüft werden.
Weil der Rückgang der Bautätigkeit ein
wesentlicher Grund der sich abzeichnen-
den Wohnungsknappheit sei, steht die
Steigerung des Angebots im Fokus.
Seit drei Jahren verringert sich der Be-
stand freier Wohnungen beinahe überall
im Land. Gemäss Bundesamt für Statistik
betrug der Leerstand im letzten Sommer
nur 1,15 Prozent (siehe Grafik). In der
Stadt Zürich, wo Angebot und Nachfrage
stärker als anderswo auseinanderklaffen,
waren es mikroskopische 0,06 Prozent.
Und die Aussichten bleiben düster.
Raiffeisen hat die auf den Immobilien-
portalen ausgeschriebenen Wohnungen
gezählt. 34 000 sind es zurzeit, so wenige
wie seit zehn Jahren nicht. Das Angebot
ist innert zwei Jahren um die Hälfte zu-
rückgegangen, die Baubewilligungen für
Wohnungen sackten auf ein 20-Jahres-
Tief. «Das bedeutet nichts anderes, als
dass sich die Wohnungsknappheit in den
Keystone
nächsten Jahren weiter verschärfen
wird», schreibt Raiffeisen-Chefökonom
Foto
Fredy Hasenmaile.
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 9
Die Anzahl leerer Wohnungen
nimmt ab
Leerwohnungsziffer (in Prozent)
1,7
1,6
1,5
1,4
1,3
1,2 2023
1,1 1,15 %
1,0
2013 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
Quelle: BFS © Blick Grafik

den mit keinem Wort erwähnt», kritisiert

der SP-Ständerat aus Genf.
In der Bundesverfassung steht, dass die
Landesregierung in Krisen auf dem Woh­
nungsmarkt Massnahmen ergreifen
kann. Das tue sie mit diesem Aktionsplan
nicht, sagt Sommaruga. Das Papier sei
weit davon entfernt, eine taugliche
«Roadmap» zu sein. Griffige Massnah-
men fehlten, es handle sich um eine «am-
bitionslose To-do-Liste».
Ganz anders sei man vorgegangen, als
sich in der Schweiz eine Strommangel­
lage abgezeichnet hatte, so Sommaruga.
«Da waren Bundesrat und Parlament in
der Lage, mit dem Mantelerlass sehr
schnell Lösungen aufzugleisen.» Bei der
Wohnungsknappheit fehle dieser Wille
zum raschen Handeln offenbar. «Deshalb
bleibt die Situation auch in den nächsten
fünf bis zehn Jahren prekär.»
Mehr Kredit bekommt Parmelins Akti-
onsplan von den Kantonen. «Wer Wunder
Anstehen in
Die Teilnehmer des rundes Tisches wol­ dämmt werden. Zudem empfiehlt der Seebach:
erwartet, wird enttäuscht», sagt der Frei­
len auch bei der Verdichtung ansetzen, runde Tisch die Erstellung eines juristi­ Hunderte Inter­ burger SP-Staatsrat Jean-François Stei­
der intensiveren Nutzung von Siedlungs­ schen Gutachtens, das aufzeigt, wie sol­ essentinnen und ert, Vizepräsident der Bau-, Planungs-
flächen, etwa durch höhere Gebäude. che Einsprachen zu reduzieren wären, Interessenten und Umweltdirektorenkonferenz. Es sei
wollten ver­
­Zudem sollen Gemeinden bei der Erar­ ohne dass dabei der Rechtsschutz infrage gangene Woche
die Summe verschiedener mehrheitsfähi­
beitung von Strategien zur räumlichen gestellt wird. zur Wohnungs­ ger Massnahmen, die zum Erfolg führe.
Entwicklung unterstützt werden. Nicht in den Aktionsplan geschafft ha­ besichtigung in «Ein einziges Rezept für die ganze
Es stelle sich die Frage, ob die Trennung ben es verschiedene Massnahmen, die ­dem Zürcher Schweiz gibt es nicht.»
von Arbeits- und Wohnzonen an geeigne- vom Mieterverband oder den Wohnbau­ Aussenquartier. Den Kantonen sind besonders die que-
ten Orten gelockert wer- genossenschaften gefor­ rulatorischen Einsprachen ein Dorn im
den kann, so der Aktions­ dert werden. Verworfen Auge. Verfahren, die oft erst nach langer
plan weiter: «Damit lies­
Sonntags-Frage wurde etwa der Plan, Zeit vor Bundesgericht enden. Der Bund
sen sich z. B. auch Büro- einen Fonds zu schaffen solle prüfen, wie die Gesetze so angepasst
und Hotelimmobilien für den Erwerb von Lie- werden könnten, damit diese in Zukunft
einfacher zu Wohnun­ Können Sie genschaften für ge- weniger würden, so Steiert. «Wenn jemand
gen umnutzen.» Es soll sich Ihre Miete meinnützige Wohnbau- eine grosse Summe in die Hand nimmt,
eine Studie zur Ermitt­ noch leisten? träger. Grund: «Ange­ bloss um sich zehn Jahre freie Sicht auf die
lung von Potenzial und spannte Finanzlage des Voralpen zu sichern, geht das nicht.»
Grenzen einer höheren Bundes.» Unzufrieden mit dem Resultat des
Durchlässigkeit und So beschränkt sich der runden Tisches äussert sich dagegen
­
Durchmischung in Auf­ Bitte schreiben Sie an: insgesamt 18 Seiten um­ ­Rebecca Omoregie, Vizedirektorin beim
Redaktion SonntagsBlick,
trag gegeben sowie eine Dufourstrasse 23, 8008 Zürich
fassende Aktionsplan im Verband Wohnbaugenossenschaften
Anpassung der kanto­ Grossen und Ganzen auf Schweiz. Zwar seien sich alle einig, dass
Per E-Mail an:
nalen Raumplanungs- leserbriefe@sonntagsblick.ch Empfehlungen zur Er­ Handlungsbedarf bestehe, konkrete
und Baugesetze geprüft stellung von Analysen Massnahmen würden aber nicht er­
werden. und Leitfäden, Ideen zur griffen. «Wir appellieren deshalb an die
Einen zweiten Schwerpunkt setzt der Stärkung des Dialogs oder Projekten zur Kantone, gegen die Wohnungsnot vor­
Aktionsplan bei der Stärkung von Bau- Förderung des Erfahrungsaustauschs. zugehen. Etwa mit der Festlegung von
bewilligungsverfahren, die derzeit län- Ernüchtert zeigt man sich deshalb beim Mindestanteilen an preisgünstigen Woh­
ger dauern denn je. Besonders ärgerlich Mieterverband. Hauptproblem seien die nungen bei Mehrausnützungen.»
seien sogenannte querulatorische Ein­ hohen Mieten, sagt Mieterverbandspräsi­ Der Aktionsplan in seiner jetzigen
sprachen – offenbar missbräuchliche Ein­ dent Carlo Sommaruga (64) zu Sonntags­ ­Fassung sei eine Sammlung von Empfeh­
sprachen, die einzig der Verzögerung von Blick. Im Aktionsplan werde dies weit­ lungen und Analysen, sagt Omoregie. «So
Projekten dienen. Diese sollen unter an­ gehend ausgeblendet. «Die viel zu hohen lösen wir die Probleme nicht.» l
derem mit einer Kostenauflage einge­ Renditen, welche Vermieter ­erzielen, wer­  Kommentar, Seite 26
10 | NACHRICHTEN
Ericas Mann ist seit
21 Jahren Fahnenträger
bei der Noggeler
Guuggenmusig Luzern.
CÉCILE REY TEXT UND
LINDA KÄSBOHRER FOTOS
E
r ist fester Bestandteil der Luzerner
Tradition: der Schmutzige Donners-
tag (Schmudo). Diese Woche war es
wieder so weit. Mit dem Urknall um
Punkt 5 Uhr in der Früh wurde die
Fasnacht eingeläutet, am Nachmittag
folgte der Fritschi-Umzug. Sonntags-
Blick machte sich auf die Suche nach den
schönsten Kostümen und nach beson-
ders eindrücklichen «Grende» – so nen-
nen die Luzernerinnen und Luzerner
ihre liebevoll gestalteten Masken.
In der dicht gedrängten Menschen-
masse springen die knallgelben Kostüme
von Erica und Antoinette ins Auge. Die
beiden Luzernerinnen sind ­unter dem
Motto «Limoncello» unterwegs. Passend
dazu hängen an ihren Mänteln Zitronen-
flaschen, voll mit selbst gemachtem
­Limoncello. Erica erzählt, dass sie die
Kostüme selber genäht hat. Ungefähr
drei ­Wochen habe sie dafür gebraucht.
Die Freundinnen sind schon seit den
Für Erica und Antoinette
war es «der schönste Urknall».
Am Schmudo ist
die Kapellbrücke voll von
Besuchenden.
frühen Morgenstunden hier – pünktlich
zum Startschuss. «Ich habe noch nie
einen so schönen Urknall erlebt»,
schwärmt sie.
Gabi, Pia, Catherine und Esther
sind als Planted Chickens verklei-
det. Die Idee für das Kostüm kam
ihnen spontan: Sie brauchten ein
Sujet für einen Maskenkurs. Gabi:
«Das Motto trifft den Zeitgeist.»
Die vier Frauen besuchen die
­Luzerner Fasnacht schon seit über
30 Jahren. Auch sie sind seit dem
Urknall hier. «Es war ein magischer
Moment», erzählt Catherine.
Und zwar m
selbst gemacht it
em
Limoncello!
SonntagsBlick an der Lu
So rüüd
der «Sch
Maddalena, Enea, Joan und Barbara
waren hingegen nicht am Urknall. Grund
dafür sei der Regen am frühen Morgen
gewesen. Ihre Kostüme glitzern. Aber
was stellen sie dar? Madda­lena: «Seifen-
blasen. Oder Super-­ Donuts. Haupt­
Pädi und Sohn sache auffällig.» Die vier haben sich
Mattia sind dieses erst kurz vor Weihnachten für d ­ iese
Jahr als Bergsteiger Verkleidung entschieden. «Aber ab
und Jäger dann haben wir Vollgas gegeben», er-
unterwegs.
zählt Bar­bara und lacht.
Etwas ganz Besonderes haben sich
Pius Koller
Nora, Marco und Leandra für diese
Fasnachtssaison einfallen lassen.
Foto
Sie sind als Fisherman’s Friends ver-
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 11
«Pro Tag legen wir so 50 Eier», bilan
Giro di Lucerna: Die fünf zieren
die veganen Hennen. Auch sie
Freunde sind heute als haben ihre Kostüme selbst gem
Profi-Rennfahrer unterwegs. acht.

zerner Fasnacht Nadine hat

ig war
ein Kleid in der «Hauptsache
Brocki gekauft auffällig» lautet
und daraus das Motto von
ein Kostüm Maddalena,
gebastelt. Enea, Joan und
Barbara (v. l.).

mudo»

Eulenfamilie (v. l.): Dorian,

Mattia und Laura
freuen sich auf den Kinder-
umzug vom Dienstag.

Ewige Liebe: Dieses

Paar hat sich vor
51 Jahren am Urknall
kennengelernt.

kleidet. «Zuerst wollten wir uns als Ge-

schirrtücher verkleiden, aber das war
dann doch nicht so sexy», sagt Nora. Auf
die Frage, ob sie denn von Fisherman’s
Friends gesponsert sind, schütteln alle
den Kopf. «Nein, dabei haben wir sie
­sogar angefragt», meint Nora enttäuscht.
Später wollen die drei noch an die
Kafischlacht gehen: Da gibts nämlich
­
Kafi Schnaps à discrétion im Park Vöge-
ligärtli.
Für die Luzernerinnen und Luzerner Nicht gesponsert: Nora, Marco
und Leandra geniessen
ist die Fasnacht noch lange nicht vorbei: die Fasnacht als Fisherman’s
Sie dauert bis spät in den Aschermitt- Friends.
woch hinein. l
12 | NACHRICHTEN
ETH-Präsident im Interview
«Wir brauchen
ein Cern für
künstliche
Intelligenz»
Die Schweizer Technik-Hochschulen
sollen 100 Millionen Franken sparen. «Das
gefährdet Spitzenforschung», warnt Joël Mesot –
und fordert zusätz­liche Gelder.
RAPHAEL RAUCH INTERVIEW
UND THOMAS MEIER FOTOS
Herr Mesot, der bekannteste ETH-­
Student war Albert Einstein. Was würde
er zu den drohenden Kürzungen sagen?
Joël Mesot: «Wir spielen mit unserer
­Zukunft.»
Die ETH Zürich soll 50 Millionen
weniger bekommen. Sie wehren sich
und s­ chlagen einen runden Tisch vor.
Hat der Bundesrat schon zugestimmt?
Wir sind im Gespräch. Ich habe Verständ-
nis für die schwierige finanzielle Lage des
Bundes. Die Schweizer Spitzenforschung
darf aber nicht darunter leiden. Wir
wollen in der Champions League der
­ Schweizer Politiker sagen gern, Bildung
­Forschung bleiben – und das kostet Geld.
Was sagen Sie einem SVP-Politiker,
der findet, junge Leute sollten statt
Gymnasium lieber eine Lehre machen?
Ich warne davor, Studium und Lehre ge-
geneinander auszuspielen. Die Schweiz
ist deswegen so gut, weil wir unterschied-
liche Berufswege einschlagen können.
Jeder Franken, der in die ETH fliesst, ist
ein Investment mit hervorragender
­Rendite. Für jeden investierten Franken
erhält die Schweiz fünf Franken zurück.
An der ETH entstehen viele Patente und
Spin-offs – wir sind ein Motor für Innova-
tion und forschen etwa zur Zukunft der
Energiespeicherung.
Der Bundesrat behauptet, die Kürzungen
hätten keine Konsequenzen für die
­Forschung, weil Sie Reserven haben.
Das stimmt nicht.
Lügt der Bundesrat?
Es gibt ein Missverständnis. Der Bundes-
rat ist der Ansicht, dass wir die Kürzungen
über Reserven auffangen können. Das ist
Das Hauptgebäude
der ETH Zürich aber nicht möglich. Wir brauchen sie für
in der Nähe des wichtige Infrastruktur-Programme. Auch
Hauptbahnhofs. vergisst der Bundesrat, dass wir mit der
I­ nflation zu kämpfen haben. Die Teuerung
wird nicht kompensiert – und das bei
wachsenden Studierendenzahlen. Kumu-
liert fehlen uns wohl gegen zehn Prozent!
sei der einzige Rohstoff unseres Lan-
des. Sind das nur Sonntagsreden?
Bildung ist das Kapital der Schweiz –
doch leider ist Bildung nicht von obers-
ter Priorität. Wenn wir im Bildungs- und
Forschungsbereich sparen, werden wir
in zehn oder 20 Jahren die Zeche dafür
zahlen. Ein Beispiel: Wir haben einen
Supercomputer in Lugano, der auch zur
ETH gehört. Er ist weltweit einzigartig,
um Simulationen für Wetterprognosen
oder Modelle für vertrauenswürdige KI
zu rechnen. Künftig könnten wir uns
Xxx
diese Grundlagenforschung nicht mehr
Fotos
leisten.

Die ETH hat eine Professur für Literatur-
wissenschaft und betreibt das Thomas-
Mann-Archiv. Passt das auch in finanziell
angespannten Zeiten zu ihrem Profil?
Wenn eine Professorin oder ein Professor
in den Ruhestand geht, überlegen wir
uns: Ist das Profil noch zeitgemäss?
Wie sollen wir die Stelle ausschreiben?
Als eidgenössische Universität haben wir
den Anspruch, das kulturelle Erbe zu
pflegen und ein breites Feld des Wissens
abzu­decken, deshalb haben wir bewusst
auch ein Departement für Geistes-,
Sozial- und Staatswissenschaften. Trotz-
dem kann kein Stein auf dem anderen
bleiben, wenn wir massiv Geld sparen
müssen.
Warum erhöhen Sie nicht einfach die
Studiengebühren, um das Finanzloch zu
stopfen?
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 13
eine der wichtigsten Entwicklungen des
21. Jahrhunderts.
Wie attraktiv ist die ETH als Arbeit­
geberin?
Wir sind eine der besten Unis der Welt,
weil viele kluge Köpfe bei uns studieren
und arbeiten. Wir verlieren aber immer
wieder Talente, weil sie anderswo ein bes-
seres Angebot bekommen. Ich bedaure
sehr, dass sich die Schweiz noch nicht mit
Brüssel einigen konnte. Es ist ein grosser
Standortnachteil, dass wir beim EU-For-
schungsprogramm Horizon Europe nicht
als Vollmitglied mitmachen können.
Bedauern Sie, dass Wissenschaftsmi-
nister Guy Parmelin der SVP angehört,
die der EU ablehnend gegenübersteht?
Herr Parmelin versteht unser Anliegen
sehr gut.
Sie konnten den Lidl-Millionär Dieter
Schwarz als Mäzen gewinnen. Er wird
Millionen für Lehrstühle in Zürich und
im deutschen Heilbronn investieren.
Lidl ist ein Billig-Discounter. Passt das
zur ETH, der Crème de la Crème
der Forschung?
Die Dieter-Schwarz-Stiftung hat eine
­klare Vision: Bildung und Forschung zu
fördern. Wir sind glücklich, dass die
­Stiftung die ETH dabeihaben möchte, um
diese Vision umzusetzen, und haben vom
Bund zudem den klaren Auftrag, mehr
Drittmittel einzuwerben. Ich sehe hier
kein Problem, zumal die Gelder keinen
Einfluss auf die Forschung haben und die
wissenschaftliche Unabhängigkeit ge-
wahrt ist.
Die Präsidentin der US-amerikanischen
Universität Harvard musste wegen
umstrittener Aussagen zum Angriff der
Hamas auf Israel zurücktreten. Gibt es
einen solchen Kampf der Kulturen auch
an der ETH?
Wir haben Studierende und Forschende
aus aller Welt, da gibt es manchmal Mei-
nungsverschiedenheiten. Wir haben das
auch zu Beginn des russischen Angriffs-
krieges gegen die Ukraine gemerkt. Aber
bei uns kam es zu keinem Politikum wie
in den USA.
Persönlich Ich möchte bei uns keine amerikani-
schen Verhältnisse. Ich bin dagegen, dass Wie schützen Sie sich vor Spionage aus
Der Genfer Joël
Mesot (59) ist seit sich junge Menschen verschulden müs- dem Ausland?
2019 Präsident der sen, um eine gute Aus­ Wir entwickeln derzeit
ETH Zürich. Der Phy- bildung zu erhalten. In eine Strategie. Studieren-
siker studierte einst
selbst an der ETH
meiner Familie war ich
der Erste, der studierte.
«Bildung ist de, die an militärnahen
chinesischen Universitä-
das Kapital der
und machte sich in
der Forschung mit Ich konnte auch deswe- ten studiert haben, müs-
Quantenmaterialien gen an die ETH gehen, sen wir von bestimmten
einen Namen. Mesot
ist verheiratet und
hat zwei Kinder.
weil das Studium prak-
tisch gratis war.
Schweiz» Forschungsprogrammen
ausschliessen.
Die künstliche Intelligenz Ist das eine Lex China?
boomt. Bräuchten Sie Nein. Es geht darum, in
nicht mehr Geld, um hier mithalten zu gewissen Fällen zu prüfen, ob Regeln der
können? Exportkontrolle oder Sanktionen einge-
Doch. Statt jetzt massiv zu sparen, müss- halten wurden, unabhängig von der Na-
ten wir eigentlich in diese Technologie tionalität der Forschenden. Wir haben
investieren, die gerade die Welt ver­
­ dafür an der ETH schon seit 2017 eine
ändert. Wir brauchen ein Cern für künst- entsprechende Fachstelle. l
liche Intelligenz – sonst verpassen wir  Kommentar, Seite 27
14 | NACHRICHTEN

Bis zu 138 Kilometer pro Stunde

Föhn sorgt
für Orkanb
böen Heikle
Kindersendung
Ein Tiefdruckgebiet über dem Südwesten
­Englands hat der Schweiz gestern heftigen Wind und von 1996

N-Wort
frühlingshafte Temperaturen gebracht.

A
uf dem Gütsch oberhalb von Ander­ bänder. Für Skigebiete in diesen
matt UR war es gestern besonders Höhen­lagen sei in der Regel kein Be­
stürmisch. Laut SRF Meteo wurde trieb möglich. Und entlang der Vor­
dort eine Böe mit einer Geschwindig- alpen sei die Schneelage auch zwi­
keit von 138 Kilometern pro Stunde ge- schen 1500 und 2000 Metern weit un­

sorgt beim
messen. Fast gleich stark wehte der terdurchschnittlich.
Wind auf dem Jungfraujoch im Berner In höheren Lagen sieht die Situation
Oberland: 137 Kilometer pro Stunde. besser aus. Sowohl der Dezember als
Bereits am Freitagabend registrierten auch der Januar haben dort hohe Nie­
Meteorologen auf den Bergen Föhn­ derschlagsmengen gebracht. Entlang

17,5
böen von mehr als 100 Ki­ der Glarner Alpen sowie
lometern pro Stunde. in Graubünden ist die
Das Tief Karlotta über Schneehöhe oberhalb von

SRF für
England brachte Teilen 2500 Metern überdurch­
der Schweiz auch früh­ schnittlich.
lingshafte Temperaturen. Die Wintersaison läuft
In Altdorf UR stieg das für viele Schweizer Berg-
Thermometer am Mittag bahnen denn auch nach
auf 17,5 Grad, in Sevelen wie vor gut. Insbesondere
im St. Galler Rheintal auf dank guten Wetterbe­
17,4 Grad. Je 16 Grad gab dingungen an Wochen­

Nervositä
es in Evionnaz VS, Glarus enden sind die Gästezah­
und Bad Ragaz SG. len bis im Januar deutlich
Vor allem in den Vor­ an­gestiegen, wie der
alpen fehlt es für die Win- Branchenverband Seil­
tersportferien derzeit an Grad wurden gestern bahnen Schweiz diese
Schnee. In einigen Gebie­ dank Föhn in Altdorf Woche mitteilte.
ten sind die Talabfahrten gemessen. In der Wintersaison
nicht oder nur teilweise 2023/24 kletterte die
möglich. Der Föhn hat diese Situation Zahl der Ersteintritte bei den Schwei­
nun weiter verschlechtert. Zum Teil ist zer Seilbahnen gegenüber der ent­
die Nullgradgrenze auf über 3000 Me­ sprechenden Vorjahresperiode um ein
ter angestiegen. Die Kombination aus Fünftel in die Höhe. Vor allem im Arc
Sonne, Wind und milden Temperaturen Jurassien (+79%), dem Tessin
setzt vor allem tiefen Lagen zu. (+67%), in der Ostschweiz (+61%)
Um 1000 Meter gibt es laut Meteo­ oder den Waadtländer Alpen (+43%)
news höchstens noch Kunstschnee­ legten die Bahnen zu.  l
Das SRF löschte eine alte Folge
der Schüler-Show «Hau Ruck» von
seiner Website – angeblich verse-
hentlich. Im Ratespiel von 1996 war
die Lösung ein r­ assistischer Begriff.
Nun ist der Beitrag ­wieder online.
FABIAN EBERHARD

D
as Schweizer Fernsehen hat sich
Regeln für die Berichterstattung
­
auferlegt, mit denen jede Form der
Diskriminierung verhindert wer­
den soll. «Wir beschreiben Menschen
nicht mit stereotypen Sprachbildern und
Peitschende reduzieren sie nicht auf vermeintlich
Wellen frauen-, männer- oder herkunftstypische
Vierwaldstättersee Äusserlichkeiten», heisst es in den publi­
bei Brunnen. zistischen Leitlinien des SRF. Nun aber
wird der Sender trotz aller politischen

m
t In der Sendung
Korrektheit von seiner Vergangenheit
eingeholt.
In einer Kindersendung aus dem Jahr
1996, die bis heute auf der SRF-Website
zu finden ist, fiel das N-Wort. 28 Jahre
später verbreitet sich die Aufnahme
plötzlich im Netz – und sorgt am Leut-
schenbach für Hektik.
Rückblende: In der beliebten Sendung
«Hau Ruck» traten zwischen 1994 und
1998 immer dienstags zwei Schulklassen
gegeneinander an. Im April 1996 kam es
zum Duell Menzingen ZG gegen Rafz ZH.
Die Schülerinnen und Schüler mussten
erraten, was das Wort «Regen» rückwärts
gesprochen ergibt. Ein Menzinger Schü-
ler rief die Lösung – das N-Wort. «Rich-
tig», gratulierte die Moderatorin, «zehn
Punkte für euch!» Die Klasse jubelte.
In den sozialen Medien sorgt der Aus-
schnitt aus dem SRF-Archiv seit Tagen für
Foto Keystone
Diskussionen. Was heute ein Rassismus-
Skandal wäre, fiel 1996 kaum jemandem
auf. Das Wort war zwar schon damals ver-
pönt, aber noch kein Tabu. Erst um die
Jahrtausendwende änderte sich das. Der
Ausdruck galt zunehmend als rassistisch
und verschwand aus der Alltagssprache.
Das N-Wort war
schon damals
Letzte Woche war der Beitrag im SRF-
verpönt, aber Archiv plötzlich nicht mehr zu finden.
noch kein Tabu. Wer auf das Video klickte, erhielt die
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 15
«Hau Ruck»
­traten zwei
Schulklassen
gegeneinander
an.
Meldung, es sei «aus rechtlichen Grün-
den» nicht abrufbar.
Blick fragte bei SRF nach. Sprecherin
Nadine Gliesche antwortet: «Die Sen-
dung ist versehentlich aus dem Archiv
gelöscht worden.» Reiner Zufall also?
Auf Nachfrage räumt Gliesche ein, dass
über den Beitrag in den vergangenen
­Tagen intern diskutiert worden sei. Und:
«Die Sendung wurde unterdessen wieder
aufgeschaltet.»
Dass SRF die heikle «Hau Ruck»-Folge
trotz strenger Anti-Diskriminierungs-
Richtlinien auf der Website stehen lässt,
begründet die Sprecherin mit den publi-
zistischen Leitlinien. Demnach sollen
historische Sendungen für Recherche-
zwecke allen zur Verfügung stehen. Als
unveränderte Zeitdokumente würden sie
den damaligen gesellschaftlichen Kon-
text widerspiegeln, obwohl sie «in ihrer
Machart, Sprache oder Aussagen heute
geltenden Konventionen zuwiderlaufen»
könnten. l
16 | NACHRICHTEN

Long Covid ist ein

medizinisches Rätsel.
Onur Boyman von der
Uni Zürich fand erste
Hinweise, es zu lösen.
Bis zur Heilung von
Betroffenen wird es
aber noch dauern.
RAPHAEL RAUCH INTERVIEW
UND LINDA KÄSBOHRER FOTOS

Herr Boyman, waren Sie an Corona

erkrankt?
Onur Boyman: Heftig sogar. Ich hatte
eine Atemwegsinfektion und mehrere
Tage Fieber. Glücklicherweise wurde da-
raus kein Long Covid.

War das wirklich Glück?

Ich habe das Glück, kein Asthma zu
­haben – das ist ein Risikofaktor für Long
Covid. Auch die Impfung habe ich gut
vertragen und ausreichend Antikörper
gebildet, was mein Long-Covid-Risiko
stark gemindert hat.

Was ist Long Covid überhaupt?

Ein Langzeitschaden nach einer akuten
Virusinfektion. Bei Long-Covid-Patien-
ten kommt ein Teil des Immunsystems
nicht mehr zur Ruhe; dieser Teil heisst
Komplementsystem.

Warum ist es schlimm, wenn ein Teil

des Immunsystems nicht mehr zur Ruhe
kommt?
Stellen Sie sich einen Haushalt vor. Das
Komplementsystem säubert den Haus-
halt, indem es einerseits Viren und ande-
re Mikroben bekämpft. Es arbeitet so lan-
ge, bis diese Viren und Mikroben aus­ Onur Boyman ist
geknockt sind. Andererseits wischt das Professor für klinische
Komplementsystem auch tote Zellen Immunologie und
weg, die normalerweise anfallen. Bei Allergologie an der
Universität Zürich.
Long-Covid-Patienten kommt dieses
Komplementsystem jedoch nicht zur
Ruhe. Es wischt weiter und weiter, ob-

Schweizer Medienbeitrag gelöscht – Chefredaktor kritisiert:

«Facebook beschneidet die Pressefreiheit»

Die US-Plattform sperrte
einen Beitrag des Fach­
magazins «Inside IT», in
dem ihr Gründer Mark
Zuckerberg angegriffen
E
r sei «fassungslos», sagt Reto Vogt
(39), Chefredaktor des Schweizer
Fachmagazins «Inside IT»: «Face-
book zensiert unsere unabhängige
Berichterstattung. Das ist ein Einschnitt
in die Pressefreiheit.»
Auslöser dieser Kritik ist ein zunächst
gesperrter, inzwischen «unauffindba-
Keystone

wird. Der Chefredaktor rer» Beitrag des Facebook-Kanals von

«Inside IT». Darin hiess es: «Dieses Wo-
spricht von Zensur.
Fotos

chenende wird Facebook 20-jährig. Die


Interview mit einem Pionier der Corona-Forschung
«Für die Betroffenen
ist es sehr dramatisch»
wohl längst alles gut ist –
dadurch werden gesun-
de Zellen und gesunde
Organe beschädigt. Das
führt unter anderem zu
einem massiven Leis-
tungsabfall.
Was bedeutet das
konkret?
Erschöpfung, Müdigkeit,
Antriebslosigkeit,
Schwäche, Atemnot.
Menschen können sich
nicht mehr so rasch von
­körperlichen Anstren-
gungen erholen.
Was genau haben Sie
jetzt über Long Covid
herausgefunden?
Das Komplementsystem
besteht aus v­ielen Ei-
weissen. Wir haben
heraus­ gefunden, welche Proteine im
Blut von Long-Covid-Patienten von den
Normwerten abweichen und dass dieser
Teil des Körperabwehrsystems einfach
nicht zur Ruhe kommt.
Wie kann man das heilen?
So weit sind wir noch nicht – es geht hier
um Grundlagenforschung. Wir haben un-
sere Blutanalysen in einem Speziallabor
mit sehr speziellen Methoden angefertigt.
Eine Blutanalyse kostet 100 000 Franken
und dauert mehrere Monate. Wichtig
Datenskandale haben dem Konzern
kaum geschadet.»
Verlinkt war der Beitrag mit einem
­Artikel Vogts über Facebook-Skandale
der Vergangenheit, etwa die Weitergabe
von Millionen Nutzerdaten an die in­
zwischen insolvente Beratungsfirma
Cambridge Analytica. Erwähnt wird
auch ein Rechtsstreit, in dem die Grün-
der des Netzwerks ConnectU dem
Facebook-Gründer vorwarfen, ihnen
­ ­kritisch über Mark Zuckerberg oder Face-
die Idee für seine Plattform gestohlen zu
haben. Mark Zuckerberg (39) einigte
sich ­ aussergerichtlich mit ConnectU.
­«Zuckerberg zahlt 65 Millionen Dollar,
für Ideenklau?», fragt Vogt im besagten
Artikel.
Neue
Erkenntnis
wäre nun, dass Pharmafirmen diesen Boyman und sein
Test vereinfachen und flächendeckend er­ Team haben her-
möglichen. Und dass sie einen Hemmer ausgefunden, dass
sich gewisse
entwickeln, der das wild gewordene Kom- ­Eiweisse bei Long-
plementsystem zur Ruhe bringt. Covid-­Erkrankten
anders verhalten
Wie dramatisch ist Long Covid? als bei Gesunden
oder Genesenen.
Für die Betroffenen ist es sehr drama-
tisch. Corona hat sie aus dem Leben
­gerissen – danach können sie nicht mehr
zurück. Manche, zum Teil junge Men-
schen, können förmlich nicht mehr im
normalen Leben Fuss fassen. Sie können
Kurz nachdem «Inside IT» den Face­
book-Beitrag veröffentlicht hatte, erhielt
das Magazin eine Meldung, er sei nicht
länger öffentlich sichtbar, da er gegen
Regeln der Plattform verstosse. Weiter
drohte Facebook, die Seite von «Inside IT»
ganz vom Netz zu nehmen: «Beim nächs-
ten Verstoss gegen unsere Gemeinschafts-
standards wird dein Konto möglicher­
weise eingeschränkt oder deaktiviert.»
«Das ist kein vernünftiger
Umgang mit öffentlicher Kritik»
Chefredaktor Reto Vogt
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 17
sich kaum konzentrieren. Es
ist wichtig, dass wir als Gesell-
schaft Long Covid als Krank-
heit anerkennen, die Betroffe-
nen solidarisch unterstützen
und Wissenschaft und Politik
hierfür die Rahmenbedingun-
gen setzen.
Wie hoch ist die Dunkel­
ziffer?
Die ist hoch, weil die Men-
schen zum Teil gar nicht mer-
ken, dass ihr Leistungsabfall
mit Long Covid zu tun hat. Es
gibt ganz verschiedene For-
men von Long Covid.
Das Kantons­spital Grau­
bünden hat die Long-Covid-
Sprechstunde ­abgeschafft.
Was halten Sie davon?
Ich finde das sehr schade.
Denn Menschen mit Long
­Covid haben ein wirkliches Gesundheits­
problem und benötigen medizinische
Hilfe. Manche denken vielleicht, Long-
Covid-Betroffene simulieren oder bau-
schen ihr Leiden auf. Das ist ein Fehl­
gedanke. Es ist wichtig, dass die
­Betroffenen einen schnellen Zugang zu
Long-Covid-Spezialisten erhalten. Das
kann auch bei einem niedergelassenen
Arzt sein – aber in einem Kantonsspital
ist eine Long-Covid-Sprechstunde eigent-
lich gut angesiedelt, weil hier ja auch die
schwierigeren Fälle landen. l
Laut Vogt sei der Beitrag kurz darauf
nicht mehr im Konto von «Inside IT» sicht-
bar gewesen, auch die Meldung von Face-
book sei verschwunden.
Reto Vogt ist sich sicher, dass die «kriti-
sche Tonalität» des Artikels zur Sperrung
geführt habe. «Facebook lässt auf seiner
Plattform haufenweise Hateespeech,
Mobbing und Fake News zu. Das ist also
offenbar kein Problem. Aber wenn wir
book berichten, dann wird ­unser Beitrag
gesperrt. Das ist kein v­ ernünftiger Um-
gang mit öffentlicher Kritik.»
Facebook hat auf eine Anfrage von
SonntagsBlick nicht reagiert. l
 VANESSA MISTRIC
 POLITIK |

Streit
um
Neutralität

Amherds
Experten
kontern die SVP
Bundespräsidentin Viola Amherd
am vergangenen Montag
bei ihrer Ankunft in Tallinn.
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 19

Eine von VBS-Chefin Viola Sollte ein europäisches Land oder die
Schweiz angegriffen werden, müsse die
Amherd eingesetzte Studien- Neutralität ausgesetzt werden können.
Ein völkerrechtlich verbindlicher Ent-
kommission kritisiert die scheid des Uno-Sicherheitsrats würde
dazu genügen.
Neutralitätsinitiative. Sie Mit der Frage, ob die Neutralitätspoli-
tik über dem Neutralitätsrecht stehen
gefährde die Glaubwürdigkeit soll, hat sich die Kommission ebenfalls
beschäftigt. Auch hier seien Beschlüsse
der Schweiz. der Vereinten Nationen entscheidend.
Angesichts der Tatsache, dass längst
nicht nur Staaten Krieg führen, sondern
RAPHAEL RAUCH auch kleinere bewaffnete Organisatio-
nen in Bürgerkriege eingreifen, wirke

E
s war eine Reise ganz nach Viola das Neutralitätsrecht des 19. Jahrhun-
­Amherds Geschmack: Ihr erster derts wie aus der Zeit gefallen.
­Auslandstrip als Bundespräsidentin Die Studienkommission kann sich
führte sie an die Ostflanke der Nato. eine Revision des Kriegsmaterialgeset-
In den Hauptstädten Tallinn (Estland) zes vorstellen. Allerdings: «Insellösun-
und Oslo (Norwegen) machte sich die gen (Lex Ukraine) sind ein verzweifelter
VBS-Chefin ein Bild der Lage. Versuch, aus der selbst verschuldeten
Dabei warb Amherd für die Ukraine- Sackgasse herauszukommen», heisst es
Friedenskonferenz, die sie mit Aussen- in dem Berichtsentwurf.
minister Ignazio Cassis (62) in Genf Seit dem Angriff Russlands auf die
­ausrichten will. Und liess keinen Zwei- ­Ukraine zeigen sich Nato-Partner über
fel daran, dass sie die Schweiz näher an die Schweizer Exportvorschriften für
die Nato rücken will. Kriegsmaterial verärgert.
Was auch bedeutet, die So rosten in Norditalien
Schweizer Neutralität
neu auszulegen.
«Es wäre eine 96 Leopard-1-Panzer der
Ruag vor sich hin, weil
Der norwegische Kö-
nig Harald V. (86) ist für
staatspolitische sie nicht über die Nieder-
lande in die Ukraine ge-
Viola Amherd (61) eine
Art Kronzeuge dafür,
Niederlage» langen dürfen. Aufgrund
des Neutralitätsrechts
Studienkommission zur
dass geopolitischer Neutralitätsinitiative hat der Rüstungsstand-
Dogmatismus in Kriegs- ort Schweiz an Attraktivi-
zeiten nicht weiterhilft. tät eingebüsst. «Nach
Norwegen ist Nato-Mit- den Erfahrungen aus
glied, also alles andere als neutral. Und dem Ukraine-Krieg werden sich Staaten
doch gelingt es dem Land am Polarkreis, überlegen, ob sie Rüstungsgüter von der
seine «guten Dienste» beiden Konflikt- Schweiz kaufen», sagte die dänische
parteien anzubieten. Botschafterin Susanne Hyldelund (55)
Zwar hält Amherd eine aktive Mit­ im November zu SonntagsBlick.
wirkung der Schweiz im westlichen Das Beispiel des deutschen Rüs-
Bündnis für ausgeschlossen. Auch in der tungsunter­nehmens Rheinmetall zeigt,
von ihr eingesetzten Studienkommis- was dies praktisch bedeuten kann.
sion Sicherheitspolitik sind nach In­ Früher produzierte der Konzern Muni­
formationen von SonntagsBlick die Be­ tion für den Flug­abwehrpanzer Gepard
fürworter eines Nato-Beitritts in der in Altdorf UR, setzt wegen der Schwei-
Minderheit. Dennoch steht die Kommis- zer Exporthürden nun aber ganz auf
sion der Neutra­litätsinitiative kritisch «Made in Germany».
gegenüber. So geht es aus einem gehei- Letztes Jahr investierte Rheinmetall
men Entwurf hervor, der SonntagsBlick mehrere Millionen Euro in eine neue
vorliegt. Anlage im Südteil der Lüneburger
­
Die von SVP-Kreisen lancierte Initia­ Heide. Der Schweiz entgehen ­dadurch

300
tive will die Schweizer Neutralität in der Millionen, denn der Heide-Standort
Verfassung verankern. Dort soll es künf- Unterlüss (D) wird weiter ausgebaut, die
tig heissen: «Die Schweiz ist neutral. Wertschöpfung in der Schweiz hingegen
Ihre Neutralität ist immerwährend und reduziert.
bewaffnet.» Doch die Studienkommis- Wie das deutsche Nachrichten­ ma­
sion hält das für kontraproduktiv: Die gazin «Spiegel» berichtet, wird Bundes-
Glaubwürdigkeit und Berechenbarkeit kanzler Olaf Scholz (65) morgen in
der Schweiz, so der Entwurf des ­Unterlüss zur Grundsteinlegung eines
Positions­ papiers, würde durch eine Munitionswerks erwartet. Es geht um
­Annahme der Initiative «stark infrage ein 300-Millionen-Investment. «Unser
­gestellt. Es wäre eine staatspolitische Ziel ist es, ab 2025 die Versorgungs­
Niederlage.» Stattdessen solle sich die sicherheit für den Munitionsbedarf
Millionen Euro
investiert Deutsch-
Schweiz zur be­waffneten Neutralität be- ­ herzustellen», sagt Rheinmetall-Boss
land in ein Muniti- kennen. Dies bedeute eine «möglichst Armin Papperger (61). «Wir müssen in
onswerk von Rhein- vollständig ausgerüstete, genügend ali- Deutschland endlich unabhängiger
metall. Der Stand- mentierte und professionell ausgebil­ ­werden bei der Produktion von Mittel-
Keystone

ort Altdorf gilt

­wegen der Export-
dete Milizarmee». kalibermunition.» Will heissen: auch
hürden als unat- Die Studienkommission warnt vor ei- unabhängiger von der Eidgenossen-
Foto

traktiv. nem «sturen Neutralitätsautomatismus». schaft.  Bitte umblättern

20 | POLITIK
Fortsetzung von Seite 19  Trotz des
sperrigen Kriegsmaterialgesetzes
sind Schweizer Rüstungsgüter nach
wie vor begehrt. So konnte Rheinme-
tall im Dezember 2023 zwei lukra­tive
Verträge mit dem Ableger in Zürich-
Oerlikon abschliessen: Österreich be-
stellte ein Sky­guard Flugabwehrsys-
tem im Wert von mehr als 532 Milli-
onen Euro, das Nato-Land Rumänien
ein Flugabwehr-Artilleriesystem im
Wert von 328 Millionen. Der Schwei-
zer Rüstungsindustrie geht es also
besser, als die Lobbyisten von Swiss-
mem im Bundeshaus bisweilen unter-
stellen.
Viola Amherds Studienkommission
fasst zusammen: «Der Drache, der
dieser Industrie auf den Fersen ist,
heisst nicht nur Wiederausfuhr­verbot,
sondern es wird zu wenig verstanden,
dass das Kriegsmaterialgesetz nicht
in jedem Fall dem Neutralitätsrecht
unterliegt. Dies führt zu Verunsiche-
rungen und schadet letztendlich der
Zuverlässigkeit der Schweiz als Liefe-
rant und Dienstleister.»
Künftig solle für bestimmte Länder
mit strikten Ausfuhrgesetzen die
Nichtwiederausfuhr auf wenige Jah-
re beschränkt bleiben. Danach müss-
ten die mehrheitlich westlichen Staa-
ten das Kriegsmaterial exportieren
dürfen.
Die Studienkommission hält es
auch für denkbar, dass die Schweiz
den Begriff der humanitären Hilfe
umfassender auslegt. Momentan
sei es schwie-
rig, ukraini-
«Das Kriegs- sche
russische
oder
materialge- Soldaten in
der Schweiz
setz unter- zu behan-
deln – dabei
liegt nicht in sehe das Völ-
kerrecht et-
jedem Fall was anderes
dem Neutra- vor. «Ob der
geheilte Sol-
litätsrecht» dat wieder
zur Waffe
Studienkommission greifen will
zu Rüstungsexporten oder muss,
ist irrele-
vant. Das In-
ternationale
Rote Kreuz, der Inbegriff des Neut­
ralen, versorgt bedingungslos und
ohne Rücksicht auf die Zukunft die
‹most vulnerable people›», also die
Verwundbarsten, hält die Kom­ - nicht nur der offenbar bereitwillige Ver-
mis­sion fest. «Das muss auch für die
neutrale Schweiz gelten. Dies gilt
es durch die Neutralitätspolitik zu
regeln.»
Im Sinne einer revidierten «ko­
operativen Neutralität» kann sich
die Studienkommission vorstellen,
den Handlungsspielraum für «mehr
Mitverantwortung für die Sicherheit
in Europa zu übernehmen». Mit ande-
ren Worten: «Die Neutralen sind
nicht immer die Gleichgültigen.» l
VBS in Geldnot
Finanzplan
der Armee gibt
neue Rätsel auf
Es fehlten Milliarden von
Franken, um das Heer
komplett auszurüsten, klagt
Vorgeschlagener Ausgabenpfad de
der Armeechef. Doch Pläne
und Prioritäten sind diffus, in Mio. CHF
viele Projekte unausgereift. Aktueller Ausgabenpfad mit Zielwert
1% des BIP (aktuelle Planung: 9,4
Mrd. im 2030)
ANDREAS SCHMID
I
Wachstumspfad neu (real 3% p.a.)
n Dokumenten des Finanzdeparte-
ments zu den Beratungen über den
Voranschlag 2024 finden sich bemer- Delta zu aktuellem FP 2024-26
kenswerte Passagen. Vor allem, wenn
es darin um die Finanzplanung des Ver- Delta zum FP 23-25 (real 1,4% p.a.)
teidigungsdepartements (VBS) geht.
Den Unterlagen vom Januar 2023, die
SonntagsBlick auf der Grundlage des Öf-
fentlichkeitsgesetzes einsehen konnte,
Im Vergleich zum geltenden Finanzpl
die Armee (V, ar Immo) im Jahr 2024
ist zu entnehmen, dass Finanzministerin noch 330 Mio. höher als im letztjährig
Eidgenössisches F
den linearen Kürzungsvorgaben, die
Karin Keller-Sutter (60) und Verteidi-
gungsministerin Viola Amherd (61) über- Wochen zu definieren sind, ausgenom
Sparvorgaben.
eingekommen waren, die Armeeaus­
gaben gegenüber dem ursprünglichen
3 Auswirkungen / Beurteilung au
Plan um 286 Millionen Franken zu re­
duzieren. Die Tamedia-Zeitungen be-
Beilage 1 - Faktenblätter Bereinigungskon
Die aktuelle Finanzplanung sieht für d
richteten letzte Woche zuerst darüber. [Hinweis: Im Vergleich zu den Faktenblättern, die den Departeme
Das erstaunt, meldete Armeechef vor. Die Armee kalkulierte im Vergleic
verteilt wurde, ist lediglich im Faktenblatt zu den Armeeausgaben
­Thomas Süssli (57) doch zuletzt ­riesigen Ausgabenwachstum von lediglich 1,4
Faktenblatt 1: Armeeausgaben
Finanzbedarf für das Heer an. Der Öf- die Beschaffungen des NKF und BOD
fentlichkeit erklärte er, allein im laufen- 1 Ausgangslage geringem Umfang zusätzliche Bescha
den Jahr müssten Ausgaben in der Höhe Beschaffungen zur Erhöhung der Dur
Das Parlament hat als Reaktion auf den Ukraine-Krieg den Bund
von 800 Millionen Franken zurück­ zusätzliche
gleichlautenden Motionen Vorhaben
22.3367 beschaffungsre
und 22.3374 Schrittweise Erh
gestellt werden. Beschaffung
beauftragt, eine schrittweise vonder
Erhöhung Munition bedingtabzw
Armeeausgaben 2
Angesichts dieser Geldnot überrascht gestaffelt
sie spätestens bis 2030 werden.
mindestens Sowohl
1% des bei den
BIP betragen. Rü
Der B
im Hinblick auf dasBetriebsausgaben
in der Motion erwähnte(~3,2
Ziel die Entwicklung
Mrd. p.a.) bed
Lichte der Gesamtausgaben des Bundeshaushaltes laufend beur
zicht Amherds. Auch andere Passagen
zur Finanzplanung des Verteidigungs­ Im2024-2026
Im VA2023 mit IAFP Vergleich
ist zum letzten Zahlungsrah
eine Erhöhung der Armeeaus
departements werfen Fragen auf. So gibt (konstantes nominales
mehr Wachstum von 8%
als doppelt sop.a., damit die
schnell. Ausgab
Dennoch
erreichen):
das VBS lediglich an, mehr Geld für den erhöhen, wäre ein wesentlich stärkere
Bevölkerungsschutz zu benötigen, für werden kann, kann im Verlauf2024
der nä
in Mio. CHF 2023
die Cybersicherheit und für Swisstopo, für familienexterne Kinderbetreuung
das Bundesamt für Landestopografie. oder das elektronische Patientendossier,
Keystone
Finanzplan 2023-25 5’186 5’319
Während die anderen Departemente das Aussendepartement für Wiederauf-
Finanzbedarf für ihre zentralen Projekte bauhilfe in der Ukraine, 5’498
VA 2023 mit FP 24-26
das Justiz- und
5'935
Foto
anmelden – das Innendepartement etwa Polizeidepartement für die Migration –,
Delta 312 616
2 Vorgeschlagene Massnahme
 SonntagsBlick
| 21

|
11. Februar 2024

POLITO
MISTO

Sieg mit dem

Kochlöffel
Die Schlagzeilen
über klamme
­Finanzen dürften
Armeechef Tho-
mas Süssli (57)
sauer aufstossen.
Dabei gibts aus
dem VBS auch
Positives zu
­berichten. So hat das Swiss
Armed Forces Culinary Team
an der «Olym­piade der Köche»
in Stuttgart (D) in der Kategorie
«Community Catering» den
­ersten Rang belegt. Die «beste
Armee der Welt» (Ueli Maurer) ha-
ben wir weiterhin nicht, aber im-
er Armeeausgaben: merhin die besten Käseschnitten.

2024 2025 2026 2027 2028

Girod kommt
ins Rudern
5'935 6'408 6'918 7’470 8’065 Der Zürcher Na-
tionalrat Bastien
Girod (43) spürt
den Frühling, es
zieht ihn auf den
5'649 5’886 6’122 6’367 6’621
See – als Grünen
Armeechef na­türlich mit
-286 -522 -796 -1’103 -1’444 Thomas Süssli Ruder- statt Mo-
wird zum Erklären torboot. «Nach
nach vorne
+330 +483 +623 +736 +855 geschickt. 24 Jahren Pause habe ich mich
mit meinen alten Ruderfreunden
wieder aufs Wasser getraut»,
lan resultiert aus dem Vorschlag eine Sparvorgabe für
schreibt Girod auf Linkedin.
4 von -286 Mio. (damit sind die Armeeausgaben
Die Dokumenteimmer
des Vorlauf», bis neue Vorhaben «beschaf­ «Das Boot lief erstaunlich gut.»
gen Finanzplan). Die Armee würde im Gegenzug von
Finanzdepartements fungsreif» seien; zudem sei es möglich, Das nächste Ziel sei die Teilnah-
Finanzdepartement EFD
im Rahmen des Gesamtpakets in den nächsten
werfen verschiedene
geplante Ausgaben dadurch zu staffeln, me an der Vogalonga-Regatta
Fragen zur Finanz­
mmen. In den Folgejahren resultieren deutlich höhere
planung der Armee auf. dass man Prioritäten setzte. in Venedig (I). Ob Fotovoltaik-
Angesichts der Finanzmisere in der Freund Girod dort ins «O sole

us Sicht EFD
 Armee wird Amherd nun heftig dafür mio» der Gondolieri einstimmen
­kritisiert, dass sie den Sparvorschlägen wird, lässt er offen.
nzept 2024
zugestimmt hat. Ihr Sprecher Lorenz
die Armee ein nominales Wachstum von 8% pro Jahr
enten anfangs Januar
ch dazu bis im Februar 2022 noch mit einem jährlichen
Frischknecht entgegnet, das VBS habe Couchepin
n etwas geändert worden.]
4% real (+ Teuerung). Sie hätte mit diesen Mitteln auch
­lediglich seinen Beitrag geleistet, damit
der Bundesrat das Sparziel überhaupt er­ und die SVP
DLUV abdecken müssen. Seither wurden nur in reichen konnte. Dafür sei man im Gegen­ Alt Bundesrat
affungen beschlossen (RP2022). Weiter sind satz zu den anderen Departementen von Pascal Couche-
rchhaltefähigkeit geplant (insbesondere Munition). Bis linearen Kürzungen verschont worden. pin (81, FDP) hält
desrat mit den
eif sind,
höhung derbraucht es einen zeitlichen Vorlauf. Die
Armeeausgaben Frischknecht widerspricht auch Vor- nicht viel von der
war
2023einen geringeren
zu beantragen, Vorlauf, kann aber auch zeitlich
sodass würfen, die Ausrüstungslücken in der Ar- SVP. Das war
üstungsvorhaben
Bundesrat (~2,5
hielt fest, dass er Mrd. p.a.) wie auch bei den mee seien ausser wegen Geldmangels schon immer so.
der Armeeausgaben
estehen im
Priorisierungsmöglichkeiten. auch mangels ausgereifter Vorhaben in Die Populisten-
rteilen werde.
den nächsten Jahren nicht zu schliessen. partei habe kei-
hmen 1wachsen
sgaben die Ausgaben trotz der Kürzung künftig
wie folgt eingestellt Es gebe genügend Projekte, die sich bald nen Respekt vor
benUm
h: 2030 1%Armeeausgaben
die des BIP auf 1 Prozent des BIP zu realisieren liessen. den Institutionen, sie schade
es Wachstum nötig. Ob und wie dieses finanziert So solle 2026 etwa ein neues Artille­ der politischen Kultur. In einem
ächsten2025
Zahlungsrahmenperiode geklärt werden. riesystem ins Rüstungsprogramm auf­ Interview mit dem «Tages-An-
2026
ist in den Dokumenten von Grossvor­ genommen werden, auch die Werterhal­ zeiger» legt der Walliser nun
haben der Armee keine Rede. tung der Leopard-Panzer sei vorbereitet. nach. Gefragt, ob es ihn über­
5’403 5’499
In einer Beilage erwähnt das Finanzde­ Frischknecht räumt aber ein: «Rüstungs­ rasche, dass viele SVPler eine
partement im6'918
6'408
Zusammenhang mit dem beschaffungen sind komplex und brau­ 13. AHV-Rente befürworten,
VBS sogar, es brauche «einen zeitlichen chen ihre Zeit.» l ­antwortet der Walliser: «Ich bin
1'005 1'419 kein Psychiater der SVP.»
22 | NACHRICHTEN
Kampf
um die
13. AHV-
Rente
Aktion
mit Absender-
Problem
Alt Bundesräte trommeln
gegen die Gewerkschafts-
Initiative. Doch die Attacke der
Polit-Pensionäre könnte
zum Eigentor werden:
Schon der Teuerungs-
ausgleich ihres
Ruhegehalts entspricht
einer monatlichen
AHV-Rente.
REZA RAFI
D
er 3.März rückt näher, die
Nervosität nimmt zu – und
dies mit gutem Grund: Die
Gewerkschaften sind drauf
und dran, mit ihrer Volksinitiative
für eine 13. AHV-Rente die Sensa-
tion zu schaffen. So jedenfalls las-
sen es die Umfragen vermuten.
Kein Wunder, wirft das gegne-
rische Lager alles in die Schlacht,
was nicht niet- und nagelfest ist.
Der neueste Coup: Fünf alt Bun-
desräte warnen in einem vergan-
gene Woche versandten Brief
die Bevölkerung vor einer Annah-
me der Initiative. Dölf Ogi (81),
Johann Schneider-Ammann (71), Doris
Leuthard (60), Pascal Couchepin (81)
und Joseph Deiss (78) nennen die Vor­
lage in ihrem Schreiben «brandgefähr-
lich», denn sie gefährde die nachhaltige
Finanzierung des Sozialwerks.
Zwar ist dieses Argument ernst zu neh-
men. Allerdings könnte das Manöver der
Ehemaligen auch zum Rohrkrepierer
werden – und stattdessen brandgefähr-
lich für das bürgerliche Nein-Komitee.
Die Politiker mögen ihre Verdienste ha-
ben; sie erfreuen sich noch i­ mmer
grosser Beliebtheit im Volk.
Doch pensionierte Ma-
gistraten mit einer jähr-
lichen Bundes­ratsrente
von 228 000 Franken
sind ein denkbar
schlechter Absender,
um die Schweizer
Büezerinnen und
Büezer von einer Er-
höhung der AHV-
Auch alt
Bundesrat
Renten abzuhal-
Adolf Ogi ten.
hat den Überdies gehört
Brief unter- Schneider-Am-
zeichnet.
mann einer Indust-
riellenfamilie an,
die es laut «Bilanz»
auf 475 Millionen
Franken Vermögen
bringt. Dass der Frei-
sinnige einst den Ver-
zicht auf sein Ruhegehalt
«Brandgefährlich»:
Abstimmungs-
kämpfer Doris
Leuthard und
­Johann Schneider-
Ammann.
ankündigte und die Ammann Group
3000 Leuten einen Arbeitsplatz bietet,
geht im Getöse unter.
Wie die Idee zu dieser Werbeaktion in
den Sitzungszimmern des Nein-Lagers
alle Hürden nehmen konnte, wird für im-
mer ein Rätsel bleiben.
Doch das ist noch nicht das ganze Pro-
blem: Wie alle Bundesangestellten kom-
men auch die ehemaligen Bundesratsmit-
glieder dieses Jahr in den Genuss ­eines
Teuerungsausgleichs von einem Prozent.
Insgesamt macht das für Leuthard, Ogi
und Co. zusätzlich je 2341 Franken aus –
was fast dem AHV-Maximalbetrag von
2450 Franken entspricht.
Mit anderen Worten: Den Ex-Magist-
raten winkt allein durch den Teuerungs-
ausgleich bereits ein Zustupf in der Höhe
einer 13. AHV-Rente.
Wen wunderts, dass Gewerkschafts-
kreise diesen Fakt – den sie sich eigens
von der Bundeskanzlei bestätigen lies-
sen – mittlerweile genüsslich verbreiten.
Das ist Wasser auf die Mühlen der Ini-
tianten. Und für die breite bürgerliche
Allianz, die gegen die 13. AHV-Rente
­antritt, eine weitere unnötige Angriffs­
fläche. Im Übrigen fehlt ein äusserst be-
Keystone, Sven Thomann
kannter alt Bundesrat als Absender des
erwähnten Briefs: SVP-Patron Christoph
Blocher (83). Ihn haben die Strategen
nicht angefragt. «Ich gehöre offenbar
nicht zu den alt Bundesräten», sagte er
auf seinem Web-Sender. Den Brief findet
Fotos
er «nutzlos». l
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 23

China
V
ielleicht eröffnen drei brechend Neues, stattdessen
Sätze aus der «Neuen ­entwickle es westliche Techno­
Zürcher Zeitung» e­ ndlich logien weiter, und dies nicht
einen klaren Blick auf das chine­ einmal auf höchstem Niveau.
sische Blendwerk. Sie lauten, so
lakonisch wie l­ ogisch: In der Tat, China schirmt sich
ab  – um es sanft und in höflichen
«Nebst viel Billigware produziert Worten auszudrücken. Anders
China längst auch Hochtechno­ gesagt, also unsanft und in
logie. Meist handelt es sich dabei unhöflichen Worten:
um Entwicklungen aus dem
­Westen. Selbst er­findet das Land China ist eine Diktatur.
kaum je etwas Bahnbrechendes.»
Wo aber das Denken dem Diktat
Bis vor kurzem noch liessen west­ unterliegt, kann der kreative
liche Wirtschaftsweise bei jeder Bürger im Unternehmen, an der
Gelegenheit den Lock- und Lobruf Universität, im Labor nicht krea­
erschallen: tiv sein – nicht frei denken, nicht
frei erfinden, denn freies Forschen
ChinaChinaChina! im unfreien Leben funktioniert
nicht, weil die Beschränkung
Entzückt sangen sie das Halleluja der Freiheit aufs Forschen eben­
eines Kapitalismus ohne Demo­ dieses Forschen verhindert.
kratie. Das Wasser lief ihnen im
Mund zusammen, wenn sie Lob­ Freiheit ist unteilbar – nicht ma­
gesänge über die Segnungen des nipulierbar und nicht diszipli­
chinesischen Systems anstimm­ nierbar. Sie hört nicht auf, wenn
ten: diskus­sionslose Entscheide, der forschende Bürger die Labor­
willige Arbeitskräfte, gewaltige tür hinter sich schliesst, den
­Gewinne! Was konnten sich global ­Hörsaal oder das Entwicklungs­
operierende Manager Schöneres zentrum seines Unternehmens

|
wünschen – verdienten es die verlässt. Berufliches Gegen­
­Verhältnisse im Reich der Mitte
doch, paradiesisch genannt zu
FRANK A. MEYER denken als Voraussetzung für
technologischen Fortschritt
werden. ­verwandelt sich unweigerlich
in bürgerliches Gegendenken –
Bis gerade gestern. und wird zum Antrieb für gesellschaftlichen Fortschritt.

Heute klingt es kritischer: «Xi Jinping gefährdet Chinas
­Innova­tionskraft», titelt die NZZ.
Was geschieht da eigentlich? Befand sich die Volksrepublik nicht
gerade noch auf der Überholspur, was Chiptechnologie betrifft?
Galt nicht der Markenname Huawei international als Zauber­
formel für diesen Siegeszug? Mittlerweile ist die Eroberung der
westlichen Märkte rabiat gebremst. Die USA verweigern China
die dazu nötige Hochtechnologie.
Aber so ist es nun mal: Die Aggressivität des kommunistisch
­beherrschten Kapitalismus lebt von westlichem Erfindergeist.
­Unschlagbar ist Chinas Wirtschaft lediglich im fleissigen Kopieren
und Verfertigen von Konsumprodukten. Der Politologe Zheng
Yongnian aus der explosiv gewachsenen Sonderwirtschaftszone
Shenzhen im Südosten des Riesenreichs konstatiert trocken:
«Wenn ein Land sich abschirmt, wird es definitiv zurückfallen.»
Antje Berghäuser
Da aber sei die Kommunistische Partei davor! Der allmächtige
­Vorsitzende Xi Jinping muss nur mit dem Finger schnippen, damit
aus Denken Schweigen wird.
Freie Wirtschaft, unfreie Bürger? Nein, es klappt einfach nicht
mit der Wunschformel der globalen Managerkaste.
Dabei gibt man sich im freien Westen doch jede erdenkliche Mühe,
der wirtschaftlich weltmeisterlichen Diktatur zu Willen zu sein.
Es beginnt schon damit, dass der Begriff Diktatur um­gedichtet
wird in Autokratie, was einschmeichelnd klingen soll – und nicht
wie das böse Gegenmodell zur Demokratie: Autokrat Xi, Demokrat
Biden – was unterscheidet sie ausser der ersten Silbe? Wohin­
gegen Diktator Xi und Demokrat Biden doch ätzend gegensätzlich
klingen.
Nein, der Westen dankt keineswegs ab als Werkstatt von Kreativi­
tät und Fortschritt. Er denkt gar nicht daran.

Aufs eigene Land bezogen, kommt Zheng zur Erkenntnis, China

mangele es an originären Technologien: Es erfinde nichts bahn­ Denn er denkt.
Foto
24 | POLITIK

Kritisiert
Sanktionen
und schreibt
Lieder:
Oskar
Freysinger.

Neuer Verein für

Putin-Freunde

SVP-Freysinger macht
jetzt Russen-Propaganda
Der Verein Russisch-Schweizerischer Freundschaft
verbreitet Putins Sicht. Zu den Mitgliedern gehören
SVP-Ikone Oskar Freysinger und Mass-Voll-Boss Rimoldi.
PETER AESCHLIMANN teln, teilt Wyss auf Anfrage mit. «Ausser-
dem wollen wir die Unwahrheiten, die

S
eit Wladimir Putin gegen die Ukrai­
ne Krieg führt, hat Russland hier­
zulande nicht mehr viele Freunde.
Der Baselbieter Wilhelm Wyss (24)
will das ändern. Im letzten November hat
über die aktuelle Situation in Russland
und der Ukraine verbreitet werden, auf-
decken und richtigstellen.»
Wie das geschehen soll, steht in den «Unwahrheiten
Vereinsstatuten, die SonntagsBlick vor­ richtigstellen»: Vereins-
Blaise Kormann / L'illustré, Keystone

der Aktivist den Verein Russisch-Schwei-
zerischer Freundschaft (VRSF) gegrün-
det, in dem er seither als Generalsekre­
tär und Pressesprecher agiert.
Man setze sich in erster Linie für die
Verbesserung der Beziehungen zwischen
der Schweiz und Russland ein, wolle die
Kooperation von Unternehmen aus bei­
den Ländern fördern und ein positives
liegen. Erwähnt werden darin etwa die
Schaffung einer Internetplattform oder
die Durchführung von Vorträgen, Info­
abenden und Standaktionen, bei denen
laut Wyss auch russisches Essen serviert
und russische Musik dargeboten wer­
den sollen.
Prominentestes Mitglied des VRSF ist
der ehemalige Walliser Staatsrat Oskar
gründer Wilhelm Wyss.
habe ihn angerufen und gefragt, ob er
mitmachen wolle, sagt der alt SVP-Na­
tionalrat zu SonntagsBlick. Weil die
Richtung stimme, habe er zugesagt.
Freysinger, der sich seit seinem Rück­
zug aus der Politik dem Bücherschreiben
Fotos

Bild von Russland in der Schweiz vermit­ Freysinger (63). Gründer Wilhelm Wyss widmet und unlängst auf dem Sender
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 25
TV Oberwallis seine Karriere als Lie-
dermacher «Der Frei Singer» lanciert Die letzte Bastion der Hamas-Terroristen

Israel startet Angriffe auf Rafah –

hat, glaubt, dass sich der Westen in
der Ukraine auf dem Holzweg befin-
det. Mit den Sanktionen gegen Russ-

die Welt warnt vor einer Tragödie

land schiesse man sich ins eigene
Bein. «Eines Tages werden wir mit
den Russen wieder auskommen müs-
sen», so Freysinger.

Andere Mitglieder des Vereins
sind Mass-Voll-Präsident Nicolas A.
­Rimoldi (29), ein Vertreter der SVP
Reinach und zwei Frauen des umstrit-
tenen Vereins Russkij Basel. Letzterer
organisierte bis im Herbst 2022 einen
Russischunterricht für Primarschüler.
Nachdem ein Russkij-Mitglied am Eid-
genössischen Schwing- und Älplerfest
mit dem Kriegssymbol Z aufgetreten
war, beendete die Erziehungsdirek­
tion die Zusammenarbeit.
Wilhelm Wyss, der selbst noch nie
in Russland war, ist Putin-Versteher
und stolz darauf. Am Fenstersims
­seines Wohnhauses hängen Fahnen
der Sowjetunion, auf der Plattform X
(vormals Twitter) verbreitet er immer
wieder Russen-Propaganda. Als der
ukrainische Präsident Wolodimir
­Selenski Mitte Januar die Schweiz
­besuchte, kommentierte Wyss: «Es ist
eine wahre Schande, dass unser Bun-
desrat den korrupten Kriegstreiber
Selenski freundlich empfängt, an­
stelle sich auf die Seite der russischen
Befreier zu stellen, die täglich ihr
Leben für den Frieden in Europa hin­
I
sraels Armee hat gestern trotz interna-
tionaler Warnungen Ziele in der Stadt
Rafah im Süden des Gazastreifens
bombardiert. Bei den Angriffen aus
der Luft sind laut Augenzeugen mehr als
20 Menschen getötet worden. Die Anga-
ben liessen sich zunächst nicht unabhän-
gig überprüfen.
Rafah ist die einzige Ortschaft im ge-
samten Küstenstreifen, die noch unter
Kontrolle der Hamas steht. Noch sind in
der Stadt keine israelischen Bodentrup-
pen im Einsatz. Die Hinweise verdichten
sich jedoch, dass eine Offensive kurz
bevorsteht.
Rafahs Bürgermeister Mohammed
­al-Sufi warnte vor einem Vorstoss der
­Armee in den Ort. «Jeder Militäreinsatz
in der Stadt, in der mehr als 1,4 Millionen
Palästinenser leben, wird zu einem Mas-
saker und einem Blutbad führen.»
Israels Ministerpräsident Benjamin
Netanyahu hatte zuvor der Armee den
Befehl erteilt, eine Offensive vorzube­
In der Stadt Rafah
reiten. In der Stadt gebe es noch immer droht eine humani-
nirgendwo anders hin. Auch die US-
vier verbleibende Hamas-Bataillone. täre Katastrophe. Regierung und die deutsche Aussen­
Demnach soll die Militärführung die ministerin Annalena Baerbock hatten
Eva­kuierung der Zivilisten in dem Ort sich in den vergangenen Tagen deutlich

geben.»
Die bedingungslose Russland-
Treue hat Wyss in der jüngeren Ver-
gangenheit viel Ärger eingebracht.
Weil seiner Partei, der SVP Baselland,
die Putin-Propaganda nicht passte,
trat Wyss schon im Oktober 2022 aus.
Neuer Ärger droht auch wegen des
Vereinslogos, in dem ein offiziell anmu-
tendes Schweizerwappen abgebildet
ist. Gemäss dem Eidgenössischen Ins-
titut für Geistiges Eigentum ist das
streng verboten: «Schweizer­ wappen
dürfen nur von dem Gemein­wesen, zu
dem sie gehören, gebraucht werden.
Für Private ist der Gebrauch des Wap-
pens nicht gestattet. »l
ANZEIGE
planen.
Eine Militäroffensive in Rafah gilt als
hoch problematisch. In dem Ort, der
vor dem Krieg rund 300 000 Einwohner
hatte, sollen sich inzwischen weit mehr
als eine Million Palästinenserinnen und
­Palästinenser aufhalten. Die meisten von
ihnen flohen vor dem Krieg aus anderen
Teilen des Gazastreifens dorthin, zum
Teil auf Anordnung des israelischen
Militärs.
Uno-Generalsekretär António Guter-
res hatte bereits zuvor vor einer huma­
nitären Katastrophe und den Folgen für
die gesamte Region gewarnt. Die Hälfte
der Bevölkerung des Gazastreifens sei in
­Rafah zusammengepfercht und könne
1,4
gegen ein militärisches Vorgehen in
­Rafah ausgesprochen.
Auch das Schweizer Aussendeparte-
ment (EDA) zeigte sich gestern besorgt
über die Pläne Israels. Es rief dazu auf,
die Regeln des humanitären Völker-
rechts unter allen Umständen zu respek-
tieren.
Netanyahu geht einem israelischen
Medienbericht zufolge davon aus, dass
Israel aufgrund des internationalen
Drucks nur rund einen Monat Zeit für
eine Offensive in Rafah habe. Der Ein-
satz muss demnach bis zum 10. März
Millionen Men-
schen sollen sich
­abgeschlossen sein. An dem Tag beginnt
derzeit in Rafah für Muslime weltweit der Fastenmonat
aufhalten. Ramadan. l
 KLARBLICK |
Aktionsplan
ohne Aktion
Statt Beton
und Stahl:
Heisse Luft
Peter
Aeschlimann
Bundeshaus-
Redaktor

A m Dienstag stellt Wirt-

schaftsminister Guy
­Parmelin den Aktionsplan
­Wohnungsknappheit vor. Dass
der SVP-Bundesrat sämtliche
Player an einem runden Tisch
versammeln konnte, um über
geeignete Massnahmen gegen
die Wohnungskrise zu disku­
tieren, verdient Anerkennung.
Mehr aber nicht. Der Aktions-
plan, der SonntagsBlick vor-
liegt, ist verblüffend aktions-
frei – mehr heisse Luft als Beton.
Griffige Massnahmen, um die
Situation auf dem Wohnungs-
markt schnell zu entschärfen,
fehlen weitgehend.
Parmelins Amt für Woh-
nungswesen präsentiert bloss
ein Sammelsurium an Emp­
fehlungen, Analysen und Leit­
fäden. Dem runden Tisch
­fehlen, um im Bild zu bleiben,
Ecken und Kanten.
Keine Chancen hatte etwa
der Vorschlag, mehr Bundes-
mittel zur Förderung von preis-
günstigen Mietwohnungen zur
«Berner Platte» – die SonntagsBlick-Kolu

Arm, ärmer, Armee

Verfügung zu stellen. Ebenfalls
abgeschossen wurde der Plan,
einen Fonds für den Erwerb von
Liegenschaften für gemeinnützi-
ge Wohnbauträger zu schaffen.
Der Grund: «Angespannte
­Finanzlage des Bundes».
Vorderhand bleibt also alles
beim Alten: Die Verantwortung
liegt bei den Kantonen. Eine
Chiffre, die schon zu Beginn
der Corona-Krise zum Einsatz
kam – als Freibrief fürs Nichts-
tun. Die Probleme werden so
nicht gelöst.
Schön, haben wir darüber
geredet. Bericht, Seite 8
D ie Schweiz mutmasst,
wie schlecht es ihrer Ar-
mee geht. Wie viel Geld fehlt?
Wo liegt das Problem? Wer hat
welche Fehler gemacht? Steht
die Bundespräsidentin Viola
Amherd endlich hin?
Womöglich ist das alles ein
toller Marketingcoup. Mit dem
Resultat: mehr Geld.
Begonnen hat das Ganze
mit der Absage von Armee-
Grossanlässen. Sofort star­
teten Diskussionen über die
finan­zielle Lage der Armee.
Dann hat das Schweizer Fern-
sehen vertrauliche Dokumen-
te ver­öffentlicht, die ein Fi-
nanzloch von 1,4 Milliarden
Franken aufzeigen.
Die Armeespitze erklärte,
das habe mit der verzögerten
Aufstockung ihres Budgets zu
tun. Nach dem Angriff Russ-
lands auf die Ukraine hatte
das Parlament 2022 beschlos-
sen, der Armee bis 2030 ein
Prozent des BIP zur Verfügung
zu stellen. Doch der Bundesrat
entschied wenige Wochen
­später, der Erhöhung bis 2035
Zeit zu geben.
Nun stellt sich unsere
Armee auf den Standpunkt,
ein massives Finanzproblem
zu haben, weil ihr durch den
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 27

Der wichtigste
Rohstoff
Mehr Geld für
Bildung und
Forschung!
Raphael
Rauch
... mehr Bundeshaus-
als Redaktor

mne
langsameren Zeitplan
über zehn Milliarden ent­
gehen. I­ nnert drei Wochen,
wirklich?
Die Ursache des Finanz­
problems ist jedoch nicht die
Verzögerung durch die Re­
gierung, sondern der Kampf­
jet F-35.
Im Planungsbeschluss
des Bundesrats war allerdings
nie die Rede von Extrageld
für den Flieger. War das politi­
sches Kalkül? Die Armee war
AFP
tausend
Worte
Charles (75) steht vor
seinem grössten
Kampf: Der König hat
Krebs. Am Dienstag
verliess der britische
Monarch zusammen
mit seiner Gattin
Camilla (76) die ge-
meinsame Residenz
Clarence House. Mit
Tränen in den A­ ugen
winkte er vom Rück-
sitz eines Bentley – es
ist das erste Foto von
Charles nach der
Schock-­Diagnose.
Das Budget der Armee
v­ erdoppelt sich bis ins Jahr
2035 auf knapp zehn Milliar­
den. Von den Querschnitts­
kürzungen im Voranschlag
2024 war das Verteidigungs­
departement als einziges
­ausgenommen. Trotzdem gibt
es jetzt ein ­Finanzloch und die
Armee sagt nicht, was Sache
ist. Die Politik sieht sich wieder
im Zugzwang, mehr Geld zu
sprechen. Das ist absurd. Die
Grünen-Nationalrätin Aline Trede Armee hat ihre Finanzen nicht
schreibt hier abwechselnd mit
SVP-Nationalrat Alfred Heer. im Griff und statt am Führungs­
defizit zu arbeiten, soll noch
mehr Geld in die Armee ge­
gewinnen lässt, wenn zusätzli­ steckt werden. Und die haupt­
A ls Goethe durch die Schweiz
reiste, fand er Granit und
Gneis. Andere Rohstoffe fand er
nicht. Als Einstein an der späte­
ren ETH studierte, fand er die
besten Forschungsbedingungen
Kontinentaleuropas vor.
Sparmassnahmen, wie sie den
eidgenössischen Hochschulen
drohen, sind gefährlich. Investi­
tionen in Bildung und Forschung
versprechen die nachhaltigste
Rendite. Das Chaos bei der Armee
zeigt, wie Steuermilliarden ver­
brannt werden. Investitionen für
die Ausbildung hingegen zahlen
sich ein Leben lang aus.
Die ETH ist eine Hochschule,
die mit Harvard und MIT, Oxford
oder Cambridge mithalten kann.
Auch die Universitäten in Lau­
sanne, Basel, Zürich und Bern
ziehen Forschende aus aller Welt
an. Diesen Standortvorteil gilt es
aus-, nicht abzubauen.
Von der Kita bis zur Promo­
tion: Für Bildung und Forschung
sind mehr Investitionen notwen­
dig. In den Pisa-Studien nimmt
die Schweiz nicht den Platz ein,
der von einem der reichsten Län­
der zu erwarten wäre, und der
Mangel an Lehrern zeigt, dass
ihr Beruf nicht die nötige Wert­
schätzung geniesst. Dass auch
kantonale Hochschulen sparen
müssen, verschärft die Bildungs­­-
mi­sere. Empörend ist, dass der
Schweizerische Nationalfonds
Kürzungen von 25 Millionen
Franken hinnehmen muss.
2023 war das Jahr, in dem die
Schweiz alles für die Banken tat.
2024 sollte das Jahr für Bildung
und Forschung werden. Auf
Sonntagsreden, in denen Bildung
und Forschung als wichtigste Roh­
stoffe gerühmt werden, müssen
montags Taten folgen. Wissen­
schaftsminister Parmelin und

sich b
­ ewusst, dass sich die che Milliarden beantragt wer­ verantwortliche Bundesrätin Finanzministerin Keller-Sutter,
Fotos

Kampfjet-Abstimmung nicht den. schweigt. handeln Sie!  Interview, Seite 12

 WIRTSCHAFT |
«Verschärfte
finanzielle Lage»
SBB stoppen
Testproje mit automatisierten Zü
Bern streitet über Hunderte
Millionen an Zuschüssen für die
Bundesbahnen. Die haben nun
einen öffentlichen Auftrag
widerrufen – es fehle das Geld.
THOMAS SCHLITTLER
D
ie SBB hatten eine Vision: den
­automatisierten Bahnbetrieb
durch den Gotthard-Basistunnel.
Im Sommer suchten die Bundes-
bahnen nach einer «Güterlok mit ATO-
Bordausrüstung» – also einer Lok, die
zu «Automatic Train Operation» fähig
ist. Geplant waren gemeinsame Test-
fahrten mit der Bahnindustrie.
Vor einigen Wochen jedoch hat es
sich die SBB-Spitze um CEO Vincent
Ducrot (61) plötzlich anders überlegt.
­
«Publi­kation wurde widerrufen», heisst
es jetzt auf der Beschaffungsplattform
­Simap.
Der Rückzug eines öffentlichen Auf-
trags hat Seltenheitswert. Noch bemer-
kenswerter ist, wie der Widerruf begrün-
det wird: mit «der verschärften finanziel-
len Lage» der SBB.
Auf Anfrage von SonntagsBlick prä­
zisiert eine Unternehmenssprecherin:
«In der aktuellen Leistungsvereinba-
rungs­ periode stehen nicht genügend
Mittel zur Verfügung.»
Das Bundesamt für Verkehr (BAV), des-
sen Direktor Peter Füglistaler (64) die
ÖV-Branche zuletzt zu mehr Wirtschaft-
lichkeit und Effizienz aufgefordert hatte,
zeigt sich irritiert über das Wehklagen
des grössten Schweizer Transportunter-
nehmens. «Für uns ist unklar, was die SBB
mit ‹finanziellen Engpässen› meinen»,
schreibt ein Sprecher. Welche Mittel zur
Verfügung stünden, sei bereits seit vier
bis fünf Jahren bekannt.
Dennoch scheint das BAV kein Problem
darin zu sehen, dass die SBB-Verantwort-
lichen dem geplanten Testprojekt für den
automatischen Zugbetrieb keine Prio­
rität mehr einräumen: «Da ATO auf an-
deren Funktionalitäten aufbaut, die zu-
erst weiterentwickelt werden müssen,
steht ATO aktuell nicht mehr so stark im
Fokus», so der Sprecher. Das BAV könne
die «Repriorisierung» des Vorhabens
­deshalb nachvollziehen.
Im Parlament dürfte der Stopp des
Keystone
­Zukunftsprojekts dennoch zu reden ge-
ben. Dort werden die Finanzen der SBB
Fotos
derzeit nämlich heiss diskutiert.

kt
gen
Im Dezember entschied der National-
rat, dass die SBB für den Schuldenabbau
einen «einmaligen Kapitalzuschuss» von
1,15 Milliarden Franken erhalten. Der
Finanzkommission des Ständerats ist
das aber zu viel. Sie will den Betrag auf
600 Millionen Franken kürzen, also um
fast die Hälfte.
Eine knappe Mehrheit sprach sich Ende
Januar dafür aus, dass die SBB einen Teil
der Verschuldung, die insbesondere wäh-
rend der Corona-Krise entstanden ist,
selbst abbauen sollen.
Als Nächstes wird sich mit dem Ge­
schäft die Verkehrskommission des
Ständerats befassen, danach die kleine
Kammer als Ganzes. Die Tatsache, dass
die SBB bereits geplante Investitionen
stoppen, dürfte den Befürwortern einer
grosszügigen Zuschussfinanzierung ten-
denziell Auftrieb geben.
Der Gotthard-Basistunnel
ist mit 57 Kilometern der
längste Eisenbahntunnel
der Welt.
Die SBB betonen, die Tests des auto­
matisierten Zugverkehrs seien nicht
endgültig abgesagt. Der Konzern plane,
das Projekt «in einem optimierten Vor-
gehen und mit einem noch stärkeren
Einbezug der Industrie» weiterzu-
führen. «Das weitere Vorgehen ist ak-
tuell in Klärung», so die Sprecherin.
Das langfristige Ziel der SBB sei
es nach wie vor, mit der «frühzeiti-
gen Technologieerprobung» die
Grundlagen zu schaffen, um
für die «Bahn der Zukunft»
eine wirtschaftliche,
moderne und at-
traktive Arbeits-
umgebung zu
schaffen – ge-
meinsam mit an-
deren Bahnen
in Europa. l
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 29
Nach Entgleisung eines Güterzugs
im Gotthard-Basistunnel
SBB engagieren
zusätzliche Lokführer
für Bauarbeiten
A
Massive Schäden: m 10. August 2023 entgleiste im
Der Normalbetrieb Gotthard-Basistunnel ein Güter-
beim Zugverkehr
­im Gotthard zug und verursachte massive
wird erst im Sep- Schäden an der Fahrbahn. Die Folgen
tember wieder des Unfalls sind bis heute spürbar.
möglich sein. Diese Woche gaben die SBB zwar be-
kannt, dass ab März wieder etwas
mehr Züge durch den längsten Eisen-
bahntunnel der Welt fahren können.
Der Normalbetrieb wird voraussicht-
lich aber erst im September 2024 wie-
der möglich sein.
Die Reparaturarbeiten bringen die
SBB an ihre Kapazitätsgrenzen. Um
den Tunnel «schnellstmöglich» wieder
befahrbar zu machen, ist das Unter-
nehmen auf externe Unter­ stützung
angewiesen. Seit Dezember beschäf­
tigen die SBB deshalb zu­ sätzliche
Lokführer der Konkurrentin BLS sowie
des Privatunternehmens MEV, wie
­Simap, dem Informationssystem über
das öffentliche Beschaffungswesen in
der Schweiz, zu entnehmen ist.
Vincent Ducrot: Auf Anfrage von SonntagsBlick er-
Die Bahn der
Zukunft hat beim
klärt eine SBB-Sprecherin das Enga-
SBB-Chef nicht gement so: «Für die Reparaturarbei-
erste Priorität. ten im Gotthard-Basistunnel wird zu-
sätzliches Lokpersonal für die Fahrt
von Bauzügen auf der Baustelle benö-
tigt.» Nun könnten die SBB bei BLS
und MEV jeweils auf einen Pool von
Lokführern zugreifen, die «je nach Be-
darf und interner Auslastung» zusätz-
lich eingesetzt werden könnten.
Wie viel das Ganze kostet, behalten
die SBB für sich. Von einem generel­
len Lokführermangel will der Konzern
aber nichts wissen. Die Spre­
cherin versichert, dass er
nach einer «Ausbildungs­
offensive» in den letz-
ten Jahren heute
einen «ausgeglichenen
Personalbestand»
habe. l
 THOMAS SCHLITTLER
30 | WIRTSCHAFT

Mitarbeiterentwicklung
bei Swisscom
Der Telekomkonzern hat in den vergangenen
fünf Jahren nur im Ausland Stellen geschaf-
fen. In der Schweiz gingen Arbeitsplätze
verloren.
Mitarbeiter –1097
17 147
in der Schweiz 16 050
Mitarbeiter
im Ausland

+981
3679
2698
2018 2023 2018 2023
Quelle: Swisscom © Blick Grafik
Swisscom-CEO Christoph
Aeschlimann am Hauptsitz
in Ittigen bei Bern.

«Offshoring» mit dem Segen des Bundesrates

Fast jeder fünfte Swisscom-

Angestellte sitzt im Ausland
Der Telekomkonzern wächst
in Italien, baut grosse IT-Teams
in Lettland oder Holland auf und
stationiert Callcenter-Personal im
Kosovo, in Bulgarien und Polen.
THOMAS SCHLITTLER
dy- und Internet-Pauschale, Fitnessabo
sowie arbeitsfreiem Geburtstag umgarnt.
In der holländischen Hafenstadt Rot-
terdam buhlt Swisscom ebenfalls um
Spezialisten für Informations- und Kom-
munikationstechnik. 2019 wurden die
ersten Entwickler engagiert, heute be-
schäftigt man an beiden Standorten zu-
sammen mehr als 500 IT-Fachleute.
Über den gesamten Konzern gesehen
sitzt heute, wie dem Geschäftsbericht
2023 zu entnehmen ist, fast jeder fünfte
Fastweb zählt mittlerweile mehr als 3000
Mitarbeitende.
In dieser Statistik noch nicht einmal
eingerechnet sind Callcenter-Mitar­
beitende, die im Ausland stationiert sind
und sich telefonisch um Swisscom-­
Kunden kümmern. Sie bleiben im Ge-
schäftsbericht unerwähnt, da sie über
Dritt­firmen angestellt sind.
2022 eröffnete eine Swisscom-Part-
nerfirma ein Callcenter im Kosovo. Seit
dem laufenden Jahr werden zusätzliche

S
wisscom präsentiert sich in der let-
tischen Hauptstadt Riga als Traum-
arbeitgeberin: «Schlechtes Wetter?
Kein Problem, arbeite von zu Hause
aus», verspricht der Telekomkonzern in
Werbespots. Auch arbeiten von einer
Swisscom-Mitarbeitende im Ausland.
Von 19 729 Arbeitsplätzen waren
18,6 Prozent ausserhalb der Schweiz
­angesiedelt, vor fünf Jahren lag diese
Quote bei 13,6 Prozent (siehe Grafik).
Neben dem Aufbau der IT-Teams in
Standorte in Polen und Bulgarien getes-
tet, wie «20 Minuten» vor einigen Wo-
chen publik machte.
Im Gespräch mit SonntagsBlick be­
stätigt Swisscom-CEO Christoph Aesch-
limann (46) diese Pläne, versucht aber
Keystone

Ferieninsel aus sei möglich. Zudem

­ Rotterdam und Riga ist das starke Wachs- zu relativieren: «Die Dimension dieser
werden junge IT-Fachleute mit einer
­ tum der italienischen Tochterfirma Fast- Auslagerung ist sehr überschaubar.
Fotos

­Homeoffice-Zulage von 500 Euro, Han- web Haupttreiber dieser Entwicklung. Im Kosovo sind es aktuell gerade einmal

1 praktisch Vollbeschäftigung», sagt er und
45 Leute, die sich um Swiss-
com-Kunden kümmern.»
Zum Vergleich: Insgesamt
widmen sich rund 1500 Call-
center-Mitarbeitende den Fra-
gen und Sorgen von Swisscom-
Kunden. Aeschlimann: «Rund
die Hälfte sind Swisscom-Mit-
arbeitende in der Schweiz, die andere
Hälfte arbeitet bei Partnerfirmen.»
Auch die Politik beschäftigt sich mit
der «Offshoring»-Strategie. Da der Tele-
komkonzern mehrheitlich der Eidgenos-
senschaft gehört, wollte Nationalrätin
Greta Gysin (40, Grüne) Ende 2023 vom
Bundesrat wissen: «Wie viel Schweiz
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SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 31
Die Landesregierung sieht es anders.
In einer Stellungnahme stärkte sie der
Swisscom-Führung vor zwei Wochen
den Rücken: «Der Aufbau von Stellen im
Ausland ist mit den strategischen Zielen
vereinbar, insbesondere, wenn er dazu
dient, IT-Talente auf dem internatio­
nalen Arbeitsmarkt zu rekrutieren.»
Aeschlimann akzeptiert die Kritik erst
2 recht nicht: «In der Schweiz herrscht
betont, dass Swisscom im vergan­genen
Jahr auch hierzulande rund 300 Stellen
1 «Swisscom is
­coming to Riga»:
geschaffen habe. Eine Abkehr von seiner
So verkündete der Strategie schliesst der CEO aus. Im Ge-
Telekomkonzern genteil, er kündigt einen weiteren Ausbau
vor zwei Jahren das im Ausland an: «Mittelfristig werden wir
Offshoring nach
Lettland. 2 «Arbeite
in Rotterdam und Riga voraussichtlich
vom Fitness aus, 700 IT-Fachleute beschäftigen.»
wenn das dein Ding Die Swisscom-Spitze will diese Aus­
ist»: So wirbt Swiss- lagerungen jedoch keinesfalls als Spar-
com in Riga um IT- übungen verstanden wissen. Aeschli-
Fachleute. 3 «2000
3 bis 3300 Euro pro mann: «Der Hauptgrund ist, dass wir die
Monat»: So viel spezialisierten IT-Fachkräfte in der
bezahlt Swisscom Schweiz kaum finden.»
einem lettischen Dennoch dürfte das tiefere Lohn­
Softwareent­wickler.
steckt noch in der Swisscom?» In einer niveau im Ausland zumindest ein will-
Interpellation schrieb die Tessinerin, als kommener Nebeneffekt sein. So werden
grösstes IT-Unternehmen des Landes einem «Software Developer» in Riga
habe Swisscom eine «besondere Verant- zwar wie erwähnt zahlreiche Goodies
wortung als Arbeitgeberin». «Die zuneh- geboten, der monatliche Bruttolohn je-
menden Offshoring-Projekte der Swiss- doch liegt bei 2000 bis 3300 Euro. Für
com lassen eine Schmälerung dieser dieses Geld starten IT-Fachleute in der
Verantwortung annehmen», so Gysin. Schweiz nicht einmal den Rechner. l
 PEOPLE |
Heute startet
«Late Night Switzerland»
haben
eine
kurze
Zündsch
Im Licht der Halbierungs-Initiative
sind alle Augen auf das neue
SRF-Comedy-Format gerichtet.
Durch die knapp 40-minütige
Sendung führen zwei Veteranen:
Stefan Büsser und Michael
Schweizer.
INTERVIEW LASZLO SCHNEIDER
E
s mutet ironisch an, dass uns
­Stefan Büsser (38) ausgerechnet
in ein Kirchgemeindehaus zum
Gespräch eingeladen hat. Am Fuss
«Wir
des Zürcher Albis hat sich der Comedian
mit seinem Sidekick Michael Schweizer
(44) und dem Autor Aron Herz im Hoch­
parterre einer herrschaftlichen Villa ein­
gemietet, um am gemeinsamen satirisch-
frivolen Programm zu tüfteln.
Die Iltis Media Group – so heisst die
Firma von Büsser, Schweizer und Herz –
ist nebst dem erfolgreichen Podcast
­«Comedymänner» auch für «Late Night
Switzerland» zuständig. Dass SRF die
Produktion der Sendung ausgelagert
hat, kann als Vertrauensvorschuss ge­
wertet werden, immerhin lastet auf der
SRG in diesen Tagen besonders viel
Druck.
Besonders die Unterhaltungssparte
beobachtet das Publikum traditioneller­
weise genau.
Stefan Büsser, was mögen Sie an
Michael Schweizer am meisten?
Stefan Büsser: Seine ruhige und beson­
nene Art! (Lacht und schaut zum Pult rü-
ber, an dem Schweizer lautstark hantiert)
Im Ernst: Er ist sehr authentisch, verstellt
sich nicht. Darum mögen ihn die Leute
auch. Manchmal ist er etwas ungehobelt,
aber nie bösartig. Seine Sprüche entste­
hen immer aus einer gewissen Wärme.
Sie schämen sich also nie für ihn.
Büsser: Weniger ich für ihn, als er sich
für mich (lacht).
SRF/Gian Vaitl
Michael Schweizer, Stefan Büsser bringt
Sie also ab und zu aus der Fassung?
Michael Schweizer: Nur, wenn er mich
Foto
umarmen möchte. Das darf er schon –
 SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 33
Darf man sich denn auch über Sie lustig
machen?
Schweizer: Ich fühle mich bei keinem
Thema angegriffen.

Sie haben bei Radio SRF 3 zusammen-

gearbeitet, dann kam der Podcast. Jetzt
übernehmen Sie die wichtigste Comedy-
Show des Landes und kennen sich privat
gut. Können Sie noch Geheimnisse vor-
einander bewahren?
Büsser: (Lacht) Willst du mir noch ­etwas
sagen?
Schweizer: Ich bin wirklich froh, dass ich
nicht alles über dich weiss.
Büsser: Ich glaube sogar, dass unser
Das Comedy-Duo
Stefan Büsser (l.)
­privater Kontakt durch die Show weni­
und Michael ger wird. Für das Konzept der Sendung
Schweizer tritt ist es wichtig, dass wir uns bei gewissen
heute die «Deville»- ­Themen immer wieder überraschen­kön­
Nachfolge an.
nen. Wir möchten echt bleiben – wir sind
beide nicht besonders gute Schauspieler.
Schweizer: (Fällt Büsser ins Wort) Ganz
ehrlich: Ich bin ein relativ guter Schau­
spieler. Du sagst das immer von dir selbst
und inkludierst mich.
Büsser: (Fällt Schweizer ins Wort) Man
kennt dich ja auch aus zehn grossen Ki­
nofilmen!
Schweizer: (Lacht) Ich fange halt erst
mit 50 an!

Fühlen Sie sich manchmal von Büssi

in den Schatten gestellt? Ihre Rolle als
Sidekick bei «Late Night Switzerland»
ist klar definiert.
Schweizer: Ich wollte diese Rolle als
­Sidekick nicht. Ich bereue seit Tag eins,
dass mich Büssi dazu überredet hat
(lacht). Aber nein, in den Schatten
­gedrängt fühle ich mich nicht. Ob es

nur»
wirklich passt, sehen wir, wenn die erste
Show über die Bühne gegangen ist. Ich
mache es einfach wie immer: Ich lasse
Büssi die Arbeit machen und ruf rein,
wenn mir etwas dazu einfällt.

«Late Night Switzerland» wird also eine

wenn es nötig ist. Wenn ich merke, dass er
einen schlechten Tag hat, lasse ich es zu.
Ihre Zusammenarbeit wirkt
harmonisch. Trügt der Schein?
spontane Angelegenheit.
Schweizer: So viel wie Fernsehen in
35 Minuten halt zulässt.
Büsser: Das hat auch technische Gründe:
Wenn die Kameraleute nicht wissen, wen
sie im Bild haben müssen, und ­Michael
ständig reinruft, wirds schwierig. Ein Teil
ist natürlich schon gescriptet.
«BIS JETZT HABEN UNS Das klingt tatsächlich wenig spontan.
Büsser: Wir haben eine Rubrik, die
DIE LEUTE VON SRF «Ohne Üben» heisst. Da sind wir kom­
plett spontan.

Schweizer: Wir haben nie gross Streit.
Wir sind uns in den wichtigen Sachen
immer einig – das ist das Geheimnis
­ Büsser: Wir haben pro Sendung eine
­unserer Beziehung.
Büsser: Wir haben die gleichen Grund­
werte.
Die da wären?
Büsser: Wenn es um gesellschafts­
politische Themen geht, sind wir uns ei­
nig. Wir teilen auch viele Interessen. Al­
lerdings haben wir beide eine kurze
Zündschnur. Das kann schon zu Diskus­
sionen führen. So schnell, wie wir auf
NICHT DREINGEREDET»
Stefan Büsser
180 sind, haben wir uns wieder lieb. Am
Schluss geht es ­immer um die Sache. Ich
habe mich von Michael noch nie persön­
lich angegriffen gefühlt.
Schweizer: Es geht uns immer darum,
ein Produkt – einen Witz – besser zu ma­
chen. Und nicht dem anderen eins rein­
zudrücken.
Nennen Sie mir ein Beispiel.
­Herausforderung, die uns das Publikum
vorgibt – etwas, das wir eben noch nie
gemacht haben. Wir haben zum Beispiel
noch einmal die Autoprüfung gemacht.
Da wissen wir nicht, was passiert.
Wie muss man sich den Aufbau
der Sendung vorstellen?
Büsser: Wie eine klassische Late-Night-
Show: Host, Sidekick und Band auf der
Bühne. Dann haben wir  Bitte umblättern
34 | PEOPLE
Fortsetzung von Seite 33  Reporter, die
beispielsweise an lustigen Events unter-
wegs sind. Vom «Donnschtig-Jass» habe
ich mitgenommen, dass man uns via
Whatsapp und soziale Medien auf ei-
nem Redaktionshandy erreicht. Es wird
auch jedes Mal ein Gast im Studio sein.
Was Sie noch nicht wissen, ist, wie die
Sendung beim Publikum ankommt.
Der Druck muss enorm sein.
Büsser: Ja, ich schlafe momentan
schlecht. Allerdings nicht aus Angst,
sondern weil mir ständig etwas Neues
einfällt. Mein Leben ist gerade komplett
auf die Show ausgerichtet, Vorfreude
und Respekt davor wechseln sich ab.
Wie sehr darf SRF beim Inhalt der
Sendung mitreden? Haben Sie Carte
blanche?
Büsser: Der Vorteil als Moderator ist,
dass du das letzte Wort hast. Wir arbei-
ten mit SRF in einem engen Austausch,
sie sind auch an unseren Redaktionssit-
zungen. Bis jetzt haben sie uns aber
nicht dreingeredet. Bei meinem Einstel-
lungsgespräch damals hiess es: «Du
darfst alles machen, solange es inhalt-
lich korrekt ist.» Daran halten wir uns.
Dennoch ist die Situation am Leut-
schenbach angespannt. Stichwörter
­Halbierungs-Initiative, Nachfolge von
Generaldirektor Gilles Marchand ...
Büsser: Wir stehen nicht zur Ver­
fügung! (Lacht)
Schweizer: Also ich glaube, ich könnte
das. Du musst ja auch nur einen Wel-
schen spielen! (Lacht)
Aber ernsthaft: Sie haben bestimmt im
Hinterkopf, dass Ihre Sendung eine
Wirkung haben kann – in die eine oder
andere Richtung.
«WEGEN EINES DUMMEN
WITZES VERLIEREN KAUM
TAUSENDE IHREN JOB»
Michael Schweizer
Schweizer: Ich glaube nicht, dass ein
paar Tausend Leute ihren Job verlieren,
TV-Star der Null
Der Fenk-
weil wir einen dummen Witz machen.
Wer solche Ängste hat, sollte so eine
Sendung wirklich nicht moderieren.
Büsser: Das Einzige, was wir zum posi-
tiven Bild von SRF beitragen können,
ist, eine möglichst lustige Sendung zu
läuft noc
machen, die vielen Leuten gefällt. Alles
Persönlich andere liegt nicht in unserer Macht –
Nach seiner KV-
und es ist auch nicht unsere Aufgabe.
Lehre arbeitete
Stefan Büsser (38) In Ihrem Aufgabenbereich liegt aber
bei Radio und Fern- das Thema Diversität. Nach dem Aus
sehen. Seit 2019 ist von «Deville» wurde Kritik laut, wonach
er Co-Moderator
beim «Donnschtig- keine weibliche Nachfolge berücksich-
Jass». Ab heute tigt wurde.
führt er durch «Late Büsser: Unser Team ist sehr divers. Und Vor 20 Jahren blickte die
Night Switzerland».
Er wohnt mit Zwerg-
spitz Foxy im Kanton
zwar nicht, weil uns das jemand aufge-
zwungen hätte – wir wollten genau mit
Schweiz auf Carmen Fenk.
Zürich. diesen Menschen zusammenarbeiten. Die Rheintalerin gewann
Es ist gut, dass diese Diskussion geführt
worden ist. Die Frage nach den Frauen die erste SRF-Casting­
in der Comedy ist überhaupt nicht
falsch. Das hat aber überhaupt keine show. Heute kann sie von
Auswirkungen mehr auf die aktuelle
Planung von «Late Night Switzerland».
der Musik leben, wenn
Auch bei den Gästen ist mir total egal, auch nicht auf der ganz
welches Geschlecht er oder sie hat – es
muss lustig sein. grossen Bühne.
Persönlich Sie sprechen Ihre Gäste an. Damit
JEAN-CLAUDE GALLI
Michael Schweizer steht und fällt ein Comedy-Format.
arbeitete bis 2019 Büsser: Wichtig ist: Sie kommen nicht
M
unter anderem für nur aus der Comedy-Branche, sondern usicStar» war vor 20 Jahren das
Radio Energy und aus Politik, Wirtschaft und Sport. Und letzte Schweizer TV-Massenphä-
SRF 3 als Comedy-
Autor. 2019 holten wenn Thomas Gottschalk noch einmal nomen. 1,587 Millionen Zuschau-
ihn Büsser und auftreten will, sagen wir nicht Nein. ende waren dabei, als Carmen
Herz zum Podcast Fenk (heute 45) aus Sevelen SG Ende
«Quotenmänner», Um welche Themen machen Sie einen ­Februar 2004 die erste von vier «Music-
später «Comedy-
männer».Seit 2016 grossen Bogen? Star»-Staffeln gewann und ihrer kraft-
führt er mit Ex-SRF- Schweizer: Angenommen, ein Ge­bäude vollen Stimme und ihrer dynamischen
3-Moderator Fabio brennt, dabei sterben Menschen. Und Art wegen den Übernamen Fenk-­Motor
Nay eine Video- wenn wir am nächsten Tag Sendung bekam. Lange hatte sich Direktor Peter
und Audioagentur.
­haben, machen wir garantiert ­keinen Schellenberg (1940–2021) gegen den
Witz darüber. Bei 9/11, das bald 23 Jah- Casting-Trend gesträubt, bevor SRF ge-
re her ist, kann man aber durchaus einen schlagene drei Jahre nach dem früheren
Witz auf Kosten der Atten­täter machen. Privatsender TV3 doch noch einstieg,
vom ORF für bescheidene 50 000 Fran-
Gibt es denn ein Rezept für den ken die Rechte an «Starmania» kaufte
perfekten Witz? und es zu «MusicStar» umtaufte. Allein
Büsser: Spontanität kann man sich die elf Millionen Voting-Anrufe brachten
nicht antrainieren. Aber es gibt Techni- ein Vielfaches ein.
ken, um sich das Pointen-Handwerk an- Die zehn Finalisten wurden über Nacht
zueignen. Dafür haben wir auch ein bekannt und hielten sich zum Teil bis heu-
Team.Und wir haben lange geübt. l te im Gespräch, darunter Piero Esteriore
(46), Katy Winter (40) oder Tina Masafret
(35). Als Einzelkünstler nutzte vor allem
Gehören auch
zum «Late Sebastian Bürgin (37) alias Baschi das
Night Switzer- Sprungbrett. Doch auch Carmen Fenk
land»-Team machte ihre Leidenschaft für die Musik
von Büsser zum Beruf. «Ich bin sehr zufrieden und
und Schweizer
(stehend, v. l.):
natürlich auch ein bisschen stolz darüber,
Sandro Galfetti wie ich meinen Weg gehe», sagt sie zu
sowie Nadia SonntagsBlick. «Ich arbeite als Dozentin
­Goedhart von am Weiterbildungsinstitut SAE, einmal
Radio Energy
und Satirikerin
pro Woche bin ich in der Gitarrenwerk-
Martina Hügi statt eines Musikfachgeschäfts tätig, ich
Toini Lindroos, Keystone
und Comedian gebe Kurse im Bereich Audio- und Hör-
Milan Milanski spielproduktion und bin ich auch noch als
als Aussen­
reporter.
Tontechnikerin und Produzentin tätig.»
Nach ihrem Sieg wurde Fenk zuerst in-
tensiv von der am Format beteiligten
Plattenfirma Universal unterstützt, die
Fotos
die Gunst der Stunde nutzen wollte. Mit

erjahre
-Motor
h!
ihrem Album «Fenkadelic» und der Single
«In Love with You Again» eroberte sie
2004 auf Anhieb die Hitparadenspitze.
Doch die Welt stand nicht still. Und be-
reits ein Jahr später folgte mit Salome
Clausen (heute 37) der nächste Music-
Star. «Künstlerinnen und Künstler, die
aus einem Castingformat kommen, sind
gefordert, sich um den weiteren Werde-
gang selbst zu kümmern», sagt Fenk. Zu-
dem spürte sie phasenweise auch Wider-
stände. «Ich hatte damals schon ab und
zu das Gefühl, nicht als Musikerin gese-
hen zu werden, sondern nur als eine Per-
son, die bei einem Castingformat gewon-
nen hat. Und: ‹Igitt, das kann doch gar
keine Künstlerin sein.›»
Trotzdem hat sie ihre Teilnahme nie
bereut. Fenk verfolgte ihre eigene Stra-
tegie und konzentrierte sich wieder
­vermehrt auf ihre Moderationstätigkeit,
zuerst bei Radio Ri (heute FM1), später
bei Radio Life Channel des christlichen
Medienunternehmens ERF. Nebst vielen
Fenk heute (o.) und
mit 25 bei ihrem
Konzerten veröffentlichte sie 2015 die
Final-Auftritt am Studioproduktionen «Eleven» – die Zahl
21. Februar 2004 in stand für die Jahre seit «MusicStar» –
der Maag-Halle. und «Leaves & Branches» 2016. «Nach
Damals holte sie
mit ihren Interpre-
dem Verlust meiner Mutter 2019 habe
tationen der Songs ich mich entschieden, mir ein Audioen-
«I Don’t Wanna gineering-Studium zu schenken. Ich
Miss a Thing» von weiss noch, mit welcher Leichtigkeit ich
Aerosmith und diese neue Welt betreten habe – fast wie
«Ewigi Liebi» von
Mash am meisten damals bei ‹MusicStar›. Mit der Idee, dass
Publikumsstim- ich meiner Band bessere Demos l­iefern
men. kann und dass die Umsetzung neuer
Songs einfacher würde.»
Nach branchenbedingten wirtschaft­
lichen Schwierigkeiten während der
Pandemie ist sie wieder voll in der Spur.
«Diesen Frühling schliesse ich meine
Weiterbildung als Erwachsenenbildne-
rin ab und freue mich darauf, dass es et-
was ruhiger wird. Ich wünsche mir für
2024 auch ein bisschen mehr Lange­
weile. Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass darin ganz viel Kreativität steckt.»
Für Fenk ist die Zeit seit 2004 wie im
Flug vergangen: «Zwanzig Jahre sind ja
schon eine Hausnummer, quasi fast mein
halbes Leben. Ich erinnere mich gerne
zurück. Wir waren Pioniere, niemand
wusste, was nach der Show passieren
würde. Für uns schien alles offenzuste-
hen. Gleichzeitig lebten wir in einem
sehr intensiven Jetzt. Wir waren es da-
mals, die etwas prägten und über die
SonntagsBlick
11. Februar 2024 | 35
man sprach, mit denen man mitfieberte
und die man ins Herz geschlossen hatte.»
Fenk wird heute immer noch auf der
Strasse erkannt. «Autogramme sind aber
aus der Mode gekommen. Jetzt sind eher
Selfies gefragt, oder es ergibt sich ein
schönes Gespräch.» Auch die Verbin-
dung zu ihren früheren «Konkurrenten»
ist nie ganz abgerissen. «Ich habe noch
nach wie vor Kontakt zu Daniela Brun.
Und Claudio Naef war über all die Jahre
hinweg ein sehr treuer SMS-Schreiber.
Ich glaube, von ihm ist auch die Idee ge-
kommen, dass wir zehn uns dieses Jahr
alle wiedersehen. Darauf freue ich mich
schon sehr. Wir stecken aber noch in der
Findungsphase für ein Datum.»
Zu einem Wiedersehen mit «Music-
Star»-Teilnehmern aus allen vier Staffeln
kommt es auch am 30. März in der ein-
maligen «Revival-Show» auf SRF 1, wenn
Carmen Fenk, Baschi, Fabienne Louves
(37), Salome Clausen, Katharina Michel
(35), Daniel Kandlbauer (40), Börni
Höhn (37) und Leo Ritzmann (34) ge-
geneinander antreten. Der Siegerscheck
von 10 000 Franken geht an eine wohltä-
tige Organisation. Rund ums Jubiläum
läuft auf SRF auch die Science-Fiction-
Comedy-Serie «Mindblow» mit Schau-
spieler Dimitri Stapfer (35). In weiteren
Rollen dabei sind Baschi und Ex-Juror
Chris von Rohr (72). l
NUR EIN BIER.
ABER EIN
BESSERES.*

Mit Verantwortung geniessen.

* 5 RAPPEN PRO DOSE

FÜR DEN SCHUTZ DES
SCHWEIZER WALDES.
Weitere Infos auf: www.uszit-bier.ch
 Dan Tangnes
Ski Gut-Behrami feiert 43. Weltcup-Sieg Seite 21

Nº 6 | 2024 SPORT Auf Kurz-Urlaub in

Schweden mit dem
Zug-Trainer  Seite 18

Bayern
gedemütigt
Xhakas Leverkusen
schickt den Meister
mit einer Packung
nach Hause!

Bayer-
Seiten 2–5

Feier!
3:0! Jetzt darf
Vizekusen mit
Xhaka vom
Double träumen
Toto Marti
Fotos
2 | FUSSBALL | LEVERKUSEN – BAYERN

Ausgerechnet Stanisic bringt

Leverkusen auf die Siegesspur

Ur-Münchner
schiesst die
Bayern ab
Gehört
den Bayern,
trifft für
Bayer: Josip
Stanisic. Mittelfeld-
strategen unter
sich: Granit
Ein Bayern-Spieler bringt Bayer auf die Sie- Xhaka (l.) und
Xabi Alonso.
gesspur. Xhaka beisst auf die Zähne. Kane
ist praktisch unsichtbar. Und Thomas Müller
spricht nach dem Abpfiff Tacheles.
SEBASTIAN RIEDER TEXT UND spiellosen Sturmlauf die Bayern aus
TOTO MARTI FOTOS AUS LEVERKUSEN München vorgeführt haben. Ungläubig
und mit glänzenden Augen verlässt Alon-

X
abi Alonso kann es nicht lassen.
Noch einmal in die Kurve. Schwarz.
Rot. Bis aufs Blut. Noch einmal zu-
rück zu den Ultras, die sich hinter
dem Tor den Leib aus der Seele geschrien
haben und auch am Ende den Namen ih-
res Erfolgstrainers skandieren. «Die Fans
so den Nordblock und kann sein Glück
kaum fassen. Hoch über ihm flackert das
Resultat 3:0 auf der überdimensionalen
Anzeigetafel – ein Bild für die Ewigkeit in
Leverkusen. neval – von der Weiberfasnacht bis zum
Die Festtage gehen weiter in Leverku- Aschermittwoch. Sieben Tage Jubel, Tru-
sen. Die Stadt ist schon die ganze Woche bel, Heiterkeit. Und dazwischen das Gip-
Toto Marti, Getty Images, Keystone

waren unglaublich. Sie haben uns so viel
Energie gegeben. Da dachte ich, dass ich
ihnen unbedingt etwas zurückgeben
muss», sagt Alonso, «das war ein sehr
schöner Moment – zusammen mit dem
ganzen Team und dem Staff, die alle so
fantastisch gearbeitet haben.» Die volle
Leidenschaft für Bayer Leverkusen, das
im Ausnahmezustand. Angefangen hat
alles mit dem 3:2-Sieg gegen Stuttgart
im Viertelfinal des DFB-Pokals. Der Last-
Minute-Sieg gegen die Schwaben ver-
setzte die sonst schon euphorisierte
Stadt in totale Ekstase. Kaum war der
erste Rausch ausgeschlafen, knallten die
Korken schon wieder. Und das schon am
feltreffen in der Bundesliga gegen Bay-
ern München. Das Spitzenspiel elektri-
sierte im Vorfeld nicht nur die Bayer04-
Fans – es magnetisierte die Menschen im
ganzen Land. Über 180 000 Ticketanfra-
gen gingen für das Spiel der Spiele beim
Werksverein ein. Bis kurz vor dem Spiel
am Samstagabend lagen die Preise für
Fotos

an diesem Samstagabend mit einem bei- Donnerstag, mit dem Auftakt zum Kar- eine Karte bei über 3000 Euro.
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 3

Harry DEUTSCHLAND 21. Runde

harmlos Bundesliga
Superstar Harry
Kane (r.) hat FREITAG, 9. FEBRUAR
noch nie einen Dortmund – Freiburg3:0
Titel gewonnen.
SAMSTAG, 10. FEBRUAR
Union Berlin – Wolfsburg1:0
Tor: 45.+25 Doekhi 1:0. – Wolfsburg
mit Zesiger (ab 46.).
Frankfurt – Bochum1:1
Tor: 14. Marmoush 1:0.
17. Broschinski 1:1. – Bochum ohne
Loosli (nicht im Aufgebot).
Gladbach – Darmstadt0:0
Gladbach mit Elvedi und ohne Omlin
(verletzt).
Bremen – Heidenheim1:2
Tor: 12. Maloney 0:1. 18. Beste 0:2.
19. Schmid 1:2.
Augsburg – Leipzig2:2
Tor: 35. Tietz 1:0. 39. Openda 1:1.
52. Sesko 1:2. 60. Demirovic 2:2. –
Augsburg mit Mbabu und Vargas
(bis 83.).
Leverkusen – Bayern München3:0
Tore: 18. Stanisic 1:0. 50.
Grimaldo 2:0. 95. Frimpong 3:0.
– Bemerkungen: Leverkusen mit
Xhaka.
SONNTAG, 11. FEBRUAR
Stuttgart – Mainz15.30
Hoffenheim – Köln17.30
Berlin  120 statt 90
Minuten dauert das
Duell zwischen Uni-
on Berlin und Wolfs-
burg. Fan-Proteste,
die sich gegen den
Einstieg von Investo-
ren richten, sorgen um ein Haar für
den Spielabbruch. Immer wieder
fliegen Tennisbälle auf den Rasen,
der Schiri aber bleibt cool.
Nichts gegen einen Abbruch hätte
wohl Wolfsburgs Trainer Niko
Kovac (Foto) gehabt. Der holte
mit Frankfurt einst den Pokal und

«GRANIT HAT AUF DIE

Wer sich den Wucher ohne Dauerkar-
mit den Bayern das Double,
te leistete, wurde im Stadion Zeuge einer mittlerweile aber kriegt er nicht
verkehrten Fussballwelt. Die beste De- mehr viel auf die Reihe. Unter
fensive der Liga überraschte die beste Of-
fensive des Landes mit frechem Angriffs-
fussball. Die sonst so torgefährlichen
ZÄHNE GEBISSEN, ER IST Kovac ist Wolfsburg zur grauen
Maus der Bundesliga geworden.
Bloss 1,38 Zähler holte er in seinen
Bayern völlig impotent – wie vor Ehr-
furcht erstarrt.
Bayer diktierte das Spiel, ohne zu über-
EIN ECHTER KRIEGER» 61 Pflichtspielen als VfL-Trainer.
Zu wenig für die hohen Ansprü-
che des Werksklubs. Gut möglich,
dass das Spiel gegen den BVB am
beissen – mit Granit Xhaka im Mittelfeld,
der das Tempo zu Beginn drosselte. Erst Xabi Alonso, Leverkusen-Coach Samstag für Kovac zum Endspiel
werden wird.
nach zehn Minuten wagte sich Bayer04
in den gegnerischen Strafraum, wo der sekunde für das Team um Trainer Xabi RANGLISTE
quirlige Adli die erste Salve abfeuerte. Alonso. Nach kurzer Pflege konnte Xha- 1. Leverkusen 21 55 : 14 55
Auf der Gegenseite reagierte Goretzka ka das Spiel wieder aufnehmen. «Er hat 2. Bayern 21 59 : 22 50
mit einem Distanzschuss – ein Signal auf die Zähen gebissen. Er ist ein echter 3. Stuttgart 20 46 : 26 40
ohne Wirkung. In der Folge forcierte Krieger», sagt Alonso. 4. Dortmund 21 43 : 26 40
Xhaka die Offensive. Wie auf Knopfdruck Xhaka kommt auch nach der Pause 5. Leipzig 21 46 : 28 37
6. Frankfurt 21 31 : 25 32
mündete der Sturmlauf zum 1:0 durch wieder aufs Feld. Gleich nach Wiederan-
7. Freiburg 21 26 : 37 28
Josip Stanisic nach 18 Minuten. Ausge- pfiff entfachen die Leverkusener mit dem
8. Heidenheim 21 30 : 36 27
rechnet Stanisic, Kroate, in München ge- 2:0 von Grimaldo den nächsten Jubel- 9. Hoffenheim 20 37 : 39 26
boren, seit sieben Jahren bei Bayern sturm. Kurz vor dem Schlusspfiff macht 10. Bremen 21 30 : 34 26
München unter Vertrag, aber seit vergan- Frimpong nach einem Konter zum 3:0 11. Augsburg 21 31 : 39 23
genem Jahr an Leverkusen ausgeliehen. den Deckel drauf. Das Stadion explodiert 12. Wolfsburg 21 25 : 33 23
Der Jubel der Fans über die Führung vor Freude – und Granit Xhaka und Alon- 13. Gladbach 21 36 : 41 22
aber verstummte kurzzeitig, als In der so liegen sich in den Armen. 14. Bochum 21 23 : 39 22
34. Minute die Nummer 34 zu Boden Beide wissen: Die Schale ist zum Grei- 15. Union Berlin 21 20 : 35 21
ging. Granit Xhaka wälzte sich mit fen nah. Auch wenn Alonso nichts von 16. Köln 20 14 : 34 15
schmerzverzerrtem Gesicht und hielt verfrühten Glückwünschen hören will. 17. Mainz 20 15 : 32 12
sich den linken Oberschenkel. Schreck- «Darüber sprechen wir im Mai.» l 18. Darmstadt 21 22 : 49 12
4 | FUSSBALL | LEVERKUSEN – BAYERN
Nowotny belegte mit Leverkusen viermal Platz 2
«Auf den
Spitznamen
Vizekusen
bin ich stolz»
Droht Bayer04 die gleiche Blockade wie zur Jahrtausend-
wende, als die Werkself mehrere Titel verspielte?
Die Konfrontation mit Ex-Captain Jens Nowotny (50),
der das Stigma mit positiven Gefühlen sterilisiert und
Leverkusen diese Saison erstmals als Meister sieht.
INTERVEW SEBASTIAN RIEDER
Jens Nowotny, ist der Begriff «Vize­
kusen» ein Reizwort für Sie?
Jens Nowotny: Überhaupt nicht – ich bin
sogar stolz darauf. Was wir zu dieser Zeit
geschafft haben, löst bei mir positive
Gefühle aus. Natürlich wären wir gerne Jens Nowotny hat
Spass daran, gegen
Meister geworden, aber heutzutage sehe das grosse Bayern
ich das grosse Bild. Wenn man die gan- zu sticheln.
ze Geschichte der Bundesliga anschaut,
gibt es nicht viele Mannschaften, denen
es gelungen ist, so lange vorne mitzu-
spielen und so oft Zweiter zu werden.
Für Sie ist das Glas also halb voll und
nicht halb leer.
Auf jeden Fall. Immer wenn jemand
meint, einen spöttischen Spruch ma-
chen zu müssen, dann entgegne
ich, dass ich lieber viermal Vize-
meister bin, anstatt einen Abstieg
im Palmarès zu haben. Wir haben
damals konstant stark gespielt
und waren in der Champions
League vertreten.
Das ist aller Ehren wert. Trotzdem
die Frage: Was hat in dieser Zeit
gefehlt, um Meister zu werden?
Eine gewisse Kaltschnäuzigkeit und
Frechheit hat gefehlt. Wir hätten wäh-
rend der Saison als Tabellenführer mit
einer forscheren Attitüde nach aussen
auftreten sollen. Mit einer Arroganz, die
das klare Signal von Norden nach Süden
sendet – so quasi von oben herab –, um
dann unten bei der Konkurrenz eine
Nackensteife auszulösen.
Sie meinen eine positive Arroganz – im
Sinne von mehr Selbstbewusstsein?
Genau. Immer wieder mal eine grosse
Klappe haben und ein paar freche Sprü-
che platzieren. Geschadet hätte uns das
sicher nicht – dafür waren wir viel zu gut
drauf. Und am Ende spielt es eh keine
Rolle mehr, was du gesagt hast. Das in-
teressiert dann niemanden mehr. Wenn
du am Ende trotzdem verlierst, hast du
verloren.
mehr einzuholen. Dafür ist die qualitati-
Die Sticheleien kamen meist nur von ve Stärke zu gross. Das haben auch die
Bayern München – auch diese Sai­ letzten Spiele mit einigen Last-Minute-
son. Nun hat Leverkusen das Spit­ Toren gezeigt – wie zuletzt im DFB-
zenspiel 3:0 gewonnen. Pokal-Viertelfinal gegen Stuttgart.
Dieser Sieg war wegweisend. Er
gibt der Mannschaft noch einmal Und Sie glauben, das Glück ist Leverku­
einen richtigen Schub. So ist sen tatsächlich bis Ende Saison hold?
Leverkusen für die Bayern nicht Ohne Zweifel. Die Bayern sind nicht
mehr so gefestigt, wie sie das in der Ver-
gangenheit waren. In der aktuellen Meis-
«Die Bayern haben terschaft war es bisher so, dass bei einem
Unentschieden von Leverkusen auch die
hausgemachte
Getty Images, Eric-Lafargue
Bayern plötzlich Punkte liegen lassen.
Sie haben viele hausgemachte Probleme
Probleme, sie werden – mehr als sonst. Die Bayern werden im-
mer wieder stolpern.
immer wieder stolpern» Sie haben offensichtlich gelernt, zu
Bayer-Legende Jens Nowotny sticheln.
Fotos
Ja, aber ich bin noch nicht fertig (lacht).
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 5

2000 verspielte
Leverkusen den Titel
im letzten Moment
Jens Nowotny führte Bayer Leverkusen
von 1996 bis 2006 als Abwehrchef und
Captain viermal zum Vizemeister.
Besonders prägend war das Jahr 2000,
als Leverkusen als Tabellenführer am
letzten Spieltag gegen Unterhaching
verlor und so Bayern München zum
Meister machte. Der Begriff Vizekusen
war geboren – mit einer unfassbaren
Fortsetzung. 2002 verspielte Nowotny
mit Leverkusen erneut die Meisterschaft
– diesmal am vorletzten Spieltag. Wäh-
rend die Schale in Dortmund landete,
verlor Leverkusen auch den DFB-Pokal-
final gegen Schalke und unterlag später
auch noch Real Madrid im Endspiel der
Champions League. Für Deutschland
absolvierte Nowotny 48 Länderspiele.
Höhepunkt war die Heim-WM 2006 mit
der Halbfinal-Niederlage gegen Italien.
Nach seinem Rücktritt stieg der gebür-
tige Karlsruher als Nachwuchscoach
beim DFB ein. Im Herbst 2023 wur-
de er als U17-Co-Trainer Welt-
meister – der erste grosse
Titel seiner Karriere.

Leverkusen-
Legende
Abwehrturm Jens Nowotny (l.)
im Luftkampf mit Giovane Elber.
Insgesamt viermal wurde
der langjährige Bayer-Captain
Vizemeister.

Der Trainer-Stuhl von Thomas Tuchel ist ehemaliger Leverkusener wieder zu ei- kulärste Spieler, aber er haut auch mal
auch nicht sicher. Gut möglich, dass Xabi nem Fan – viele Menschen in Deutsch- dazwischen. Und wenn es darauf an-
Alonso nächste Saison mit der Meister- land sind begeistert. Und es ist schon er- kommt, dann kommt der entscheidende
schale nach München kommt und dort staunlich, wie Alonso im Sommer mit ein Pass in die Schnittstelle, und dann geht
Trainer wird. Vielleicht wird er aber auch Total 48-mal lief paar neuen Puzzleteilen ein komplettes die Post ab.
Nowotny (hier ge-
Nachfolger von Jürgen Klopp in Liver- gen Chapuisat) für Bild kreiert hat.
pool. Deutschland auf. Eine besondere Spielintelligenz.
Welche Figuren stechen für Sie heraus? Ja, er hat dieses ganz spezielle Gefühl für
Welches Zeugnis Mich überzeugt vor allem die Defensive, das Spiel und weiss oft, was die Mann-
geben Sie Alonso die kaum ein Gegentor zulässt. Als ehe- schaft wann braucht. Dieses Selbstver-
in Leverkusen? maliger Abwehrspieler sehe ich diese ständnis überträgt er auch auf die Fans
Grosse Klasse. Verteidigung als ein Kunstwerk. Und da im Stadion.
Seine Hand- gehört auch Granit Xhaka dazu.
schrift ist deutlich Im Dialog mit Alonso wirkt Xhaka wie
zu sehen. Es Er ist eines dieser Puzzleteile. ein Adjutant.
macht im Mo- Seine Präsenz auf dem Platz ist beein- Da herrscht eine unheimliche Harmonie.
ment einfach druckend. Dieses Selbstbewusstsein, Aber ich glaube auch, dass Alonso sehr
grossen Spass, dieses aufrechte Selbstvertrauen, das wohl weiss, was er an Xhaka hat. Der
dem Team zuzu- reisst die Mannschaft mit. Xhaka führt Trainer gibt seinem Chef die Freiheiten,
schauen. Da wird das Team durch sein Spiel. Er ist mit sei- die er braucht, um sich zu entfalten und
man nicht nur als nen einfachen Pässen nicht der spekta- weiterzuentwickeln. l
6 | SONNTAGSBLICK-SERIE

Wir waren
Helden

War früher alles

besser? Oder
bloss anders?
Dieser Frage
gehen wir in der
SonntagsBlick-
Serie «Wir waren
Helden!» nach.
Und reden in
loser Folge mit
einer Schweizer
Sport-Persön-
lichkeit über
die guten
alten
Zeiten.

waren unsere Tore und unser Stadion. Ich

Wer mit ihm redet, der braucht Zeit. Viel Zeit, denn Hanspeter habe dann schnell einmal gemerkt, dass
Latour (76) hat einiges zu erzählen. Wie er einen Diebstahl ich am Fuss gleich gut wie die anderen
war, Bälle fangen konnte ich aber deutlich
verhinderte, warum ohne eine «Wöschhänki» seine Karriere besser. Deshalb wurde ich Goalie.
nicht möglich gewesen wäre und welches «Träumli» er noch hat. Sie schafften es dann sogar in die
­Junioren-Nationalmannschaft.
DANIEL LEU INTERVIEW
UND BENJAMIN SOLAND FOTO dann auch. Mein grosser Kindheitstraum, Ich nahm an zwei Turnieren teil und spiel-
einmal mit Thun in der höchsten Liga zu te dort gegen Beckenbauer, Vogts, Nees-
spielen, wurde endlich Wirklichkeit. kens und Cruyff. Einmal kickten wir in
Herr Latour, unter Ihnen stieg der Lörrach gegen Deutschland. Abends gab
FC Thun 2002 zum ersten Mal seit fast Ihr Traum war demnach nicht der einer es ein Bankett mit einem Überraschungs-
einem halben Jahrhundert wieder in die grossen Fussballkarriere, sondern der, gast.
höchste Liga auf. Wie viele Zuschauer mit Thun in der höchsten Liga zu
waren am entscheidenden Spiel gegen ­spielen? Wer war es?
Winterthur? Genau so war es. Als ich klein war, spielte Der legendäre Sepp Herberger, der wäh-
Hanspeter Latour: Offiziell waren es 4922, Thun eine Saison lang in der Nati A und rend der WM 1954 mit seinen Deutschen
doch in meinen privaten Unterlagen ste- stand 1955 im Cupfinal. Mein Vater nahm unweit von hier in Spiez residiert hatte. Er
hen zwei mehr, 4924. mich damals regelmässig ins Lachen- sagte uns jungen Spielern: «Jeder hier hat
stadion mit, und später war ich dort gar die Chance, eine Karriere zu machen.»
Warum? Balljunge. Da dachte ich mir, es sei alles bloss eine
Ich war vor dem entscheidenden Spiel am Frage des Willens.
Grab meiner Eltern. Dort sagte ich ihnen: Wie wurde aus Ihnen eigentlich ein
«Heute Abend müsst ihr ins Lachenstadion ­Goalie? Nachdem Sie bei Thun gespielt hatten,
kommen und genau hinschauen, denn Wir wohnten in Thun in einem Block. wechselten Sie als 19-Jähriger zum
heute geschieht Historisches.» So kam es Draussen hatte es eine «Wöschhänki». Das FC Le Locle in die Nati B.

Fussball-Legende Hanspeter Latour
«Ich musste
meine Frau
verstecken»
Ich hatte damals ein kleines Zimmer, mit
Etagendusche und nur kaltem Wasser. Ich
musste jeweils meine ganze Trainings­
wäsche im Lavabo waschen. Ich konnte
zwar nicht gut Französisch, aber ein Wort
habe ich bis heute nicht vergessen: Ther­
moplongeur, Tauchsieder. Mit dem mach­
te ich das Wasser heiss für die Wäsche.
Und einmal machte ich damit im Lavabo
ein Suppenhuhn, das ich an einem Lotto-
Abend gewonnen hatte.
Das klingt jetzt alles nicht nach der
­glamourösen Fussballwelt …
Das stimmt, aber jenes Jahr hat mir gut­
getan und mich abgehärtet. Am Wochen­
ende kam mich jeweils meine heutige
Frau besuchen, doch wir mussten das
­geheim halten, weil damals der Trainer
Damenbesuche verboten hatte. Deshalb
musste ich Thilde jeweils verstecken.
Später schafften Sie es als Goalie bei
YB in die Nati A. Was haben Sie damals
verdient?
2000 Franken pro Monat, inklusive
­Prämie. Klingt auf den ersten Blick nach
wenig, war für uns aber viel Geld. Denn
meine Frau hatte einen Lohn, ich einen als
Laboranten, und dann kam noch mein
Fussballgehalt zusätzlich obendrauf.
Nach Ihrer Spielerkarriere wurden
Sie d
­ irekt Trainer des 1.-Liga-Klubs
FC Dürrenast. Auch das klingt nicht
nach der glamourösen Fussballwelt.
Das war es auch nicht. Nach der Arbeit
fuhr ich jeweils direkt mit dem Velo zum
Klubhaus und heizte dort den Ofen mit
Holz ein, damit wir nach den Trainings
warm duschen konnten. Ich war aber
schon damals innovativ.
Inwiefern?
Bei YB hatten wir zwei Regenerations-
becken mit kaltem und warmem Wasser.
Ich fand, dass wir das bei Dürrenast auch
brauchten. In Fronarbeit bauten wir des­
halb zwei Becken und plättelten sie sogar
selbst. Als sie endlich fertig waren und wir
uns darauf freuten, realisierten wir, dass
der Boiler viel zu klein war und wir nur
etwa zehn Zentimeter hoch warmes
Wasser hatten. Deshalb ging ich zum
­
SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 7
DAS LEBEN VON LATOUR
Der Spieler: Thun (1964–1966, NLB),
Le Locle (1966/67, NLB),
Thun (1967–1971, NLB/1. Liga),
YB (1971–1974, NLA).
Der Trainer: Dürrenast (1974– 1978,
1. Liga), Thun (1978–1983, 2. Liga,
Aufstieg 1. Liga 1983), Solothurn
(1983–1996, 1. Liga/NLB, Aufstieg NLB
1987, Abstieg 1. Liga 1988, Aufstieg
NLB 1994), GC (1997/98, Assistent/
für zwei Spiele Interimstrainer, NLA,
Meister), Baden (1998, NLB), Wil
(1999, NLB), Basel (2000–2001, NLA),
Thun (2001–2004, NLB/NLA, Aufstieg
NLA 2002), GC (2005, NLA), Köln
(2006, 1./2. Bundesliga, Abstieg),
GC (2007–2009, NLA).
Der Privatmensch: Seit 1972 mit
Thilde verheiratet, ein Sohn und
eine Tochter (leben beide in Zürich),
drei Enkelkinder.
­ räsidenten und forderte einen neuen,
P
grösseren Boiler.
Wie reagierte der darauf?
Er sagte, sie hätten kein Geld dafür. Also
gab ich ihnen ein Darlehen über 3000
Franken. Für uns war das halt damals
wichtig, denn die 1. Liga war für uns
unsere Weltmeisterschaft. Ich bekam
­
­übrigens alles pünktlich zurückbezahlt.
1978 aber kündigten Sie bei Dürrenast.
Warum?
Wir hatten schlechte Trainingsbedingun­
gen und mussten bei Regen oft auf einer
Wiese trainieren, auf der tagsüber die
Hunde ihr Geschäft verrichtet hatten. Bei
einem Schulhaus gab es aber einen wun­
derbaren Platz, doch darauf Fussball zu
spielen war verboten. Ich konnte dann
den Abwart davon überzeugen, dass wir
dort gelegentlich trainieren durften. Das
Ganze hatte aber einen Nachteil.
Welchen?
Ich war so stolz darauf, dass ich das einge­
fädelt hatte, doch dann gab es regelmäs­
sig Diskussionen, welche Spieler von der
Klubgarderobe aus mit ihren Autos zum
Schulhaus fuhren und die anderen mit­
nehmen mussten. Als unser Sohn Yves zur
Welt kam, eilte ich danach vom Gebärsaal
direkt zum Training, um es ja nicht zu
Sind seit über
50 Jahren glücklich ­verpassen. Doch dann gab es wieder die
verheiratet: Diskussion ums Fahren. Da sagte ich: «Ich
Thilde und habe dieses Gestürm  Bitte umblättern
­Hanspeter ­Latour.
8 | SONNTAGSBLICK-SERIE
Fortsetzung von Seite 7  satt. Jetzt fahren
wir dorthin zum Trainieren, und danach
seht ihr mich nie mehr wieder.» So war es
dann auch. Abends schrieb ich dem Präsi-
denten einen Brief, in dem ich meinen
Rücktritt bekannt gab.

Auch später überraschten Sie gelegent-

lich. Zum Beispiel beim FC Solothurn.
Nach sechs Jahren dort wollte ich aufhö-
ren. Ich arbeitete da noch immer in Thun
in einem Labor, und das tägliche Pendeln
hatte mich müde gemacht. Als ich deshalb
gehen wollte, machte mir der Präsident
ein Angebot als Vollzeittrainer. Man muss
sich das mal vorstellen: Damals gab es
kaum Schweizer als Profitrainer, doch ich
wurde dann in der 1. Liga Vollzeittrainer.

Wie reagierte Ihr Umfeld darauf?

Die dachten: Jetzt spinnt er komplett, denn
ich gab dafür nach 21 Jahren meine siche-
re Beamtenstelle im Labor auf, obwohl wir
zwei schulpflichtige Kinder hatten.

1997 kamen Sie der grossen Fussballwelt

endlich einen Schritt näher. Sie wurden
bei GC Assistent von Christian Gross.
Der Name GC klingt edel, ich hatte in
­Zürich aber nur ein kleines Zimmer, da ich
nach Auswärtsspielen oft nicht mehr
mit dem Zug nach Hause in Solothurn
kam, wo ich mittlerweile wohnte. Dieses
Zürcher Zimmer war im Keller, hatte nur
einen winzigen Lichtschacht und kostete
keine 100 Franken im Monat.

Als es Gross Ende 1997 nach London zu

Tottenham zog, wollte er Sie mitnehmen.
Warum schlugen Sie dieses Angebot aus?
Ach, das wäre nichts für mich gewesen.
­Zürich war mir gross genug, und mir gefiel
es bei GC.
Via Baden, Wil und Basel landeten Sie
2001 endlich wieder bei Ihrem Herzens-
klub Thun.
Als ich von Thun das Angebot erhielt, war
ich noch beim FCB Assistent von Gross. Die
Chefs dort verhielten sich grossartig. Sie
sagten mir: «Wenn das dein grosser Buben-
traum ist, legen wir dir keine Steine in den
Weg.» Im Gegenteil, sie liehen dann Thun
noch Spieler aus und bezahlten einen Teil
ihrer Löhne weiter. Die konnten da ja noch
nicht ahnen, dass wir später ein Konkur-
rent von ihnen sein werden und wir sie aus
dem Cup raushauen werden.
meinsam die schlechte Leistung vergessen
zu machen. Oder die Aktion, als ich wäh-
rend eines Spiels ein Mikrofon trug.
Das war 2002 im Spiel gegen Servette,
als Sie zu Schiri Urs Meier sagten: «Das
isch doch e Gränni!»
Wir steckten damals mitten im Strich-
kampf und wussten, dass wir uns mit
­einem Sieg für die Finalrunde qualifi­zieren
würden. Da wir alle nur Verträge für die
Super League hatten, war uns ­allen klar:
Schaffen wir das, haben wir ein ­weiteres
Jahr einen gültigen Vertrag und damit ein
Einkommen. Auf diesen Spruch werde ich
bis heute regelmässig angesprochen.
hier in der Provinz das genau Gleiche
­passierte.
Legendär war auch schon damals Ihre
Liebe zur Natur.
Wir haben häufig hinter dem Stadion im
Bonstettenpark ein Auslaufen gemacht.
Da habe ich schon versucht, den Spielern
den Unterschied zwischen einer Buche
und einer Eiche zu erklären. Da fällt mir
gleich noch eine lustige Geschichte ein.
Auf der Jagd nach Erzählen Sie.
tollen Motiven: Im Park gab es einen Kiosk, geführt von den
­Latour verbringt Wittwers. Dort spendierte ich den Spielern
viel Zeit
in der ­Natur.
manchmal einen Eistee oder eine Cola. Ein-

Damals spielte Thun noch in der Nati B.
Ich sagte immer: Was ist ein Blatt Papier,
ein Bleistift und Hanspeter Latour? Eine
Besprechung des Trainerstabs beim
FC Thun. So war es in der Zeit wirklich.
Doch mit Thun feierten Sie wie zu Beginn
erwähnt den Aufstieg in die NLA. Was
haben Sie damals verdient?
In der Nati A etwa 10 000 Franken monat-
lich. Trotz all unserer Erfolge blieben wir
Im gleichen Spiel passierte auch noch
die Trikot-Szene mit Gil.
Er schoss damals das entscheidende Goal,
zog sich dann das Leibchen aus und hatte
danach grosse Mühe, dieses neuartige
Trikot mit integriertem Unterleibchen
­
wieder anzuziehen. Wissen Sie aber, was
das Lustige daran war?
Nein.
Am selben Wochenende hatte Diego For-
Toto Marti, imago

ein bescheidener Klub mit einem kleinen
Budget. Doch das hat uns auch kreativ ge-
macht. So zum Beispiel mit der Aktion, als
ich mit den Spielern nach einer Niederlage
lan von Manchester United exakt dassel-
be Problem. Der spielte danach mit nack-
tem Oberkörper und dem Leibchen in der
Hand für rund 30 Sekunden weiter.
Fotos

durch die Autowaschanlage lief, um ge- ­Verrückt, dass dort in der Metropole und

mal hatte ich aber kein Geld dabei. Also
sagte ich der Frau Wittwer, dass ich am
Nachmittag noch einmal mit den 38 Fran-
ken vorbeikäme. Das tat ich dann auch,
doch als ich bezahlen wollte, sagte sie
bloss: «Der FCB hat doch diese Schigi oder
wie die heisst, und wir hier haben auch
Sponsoren, die Getränke gehen auf mich.»
Trotz der Wertschätzung haben Sie
Thun 2004 wieder verlassen. Warum?
Ich habe damals schon gemerkt, dass sich
in Thun zu vieles um den Latour gedreht
hat und dass das auch manche Neider
­hervorgerufen hat. Als ich dann erneut ein
Angebot von GC erhielt, dachte ich, es sei
der richtige Moment zu gehen.
Bei GC blieben Sie aber nur eine Rück-
und eine Vorrunde.
Nach der Vorrunde war ich mit meiner
­Familie in Prag in den Ferien. Auf einmal
klingelte mein Telefon, am anderen Ende
Köln-Sportchef Michael Meier. Er erklär-
te mir, dass sie einen neuen Trainer such-
ten. Ich sagte ihm dann, dass ich nur ein-
mal im Jahr richtig Ferien hätte und ich
nicht von meiner Familie wegkönne.
Was antwortete er Ihnen?
Dies sei kein Problem, er komme nach
Prag. Dort trafen wir uns am Flughafen
und redeten zwei Stunden lang. Später
trafen wir uns noch ein zweites Mal,
­diesmal in Köln am Flughafen in einem
Container, damit uns niemand sieht.
­ als Trainer. Stimmt es, dass Sie nie einen
­Danach ging alles sehr schnell, und ich
war plötzlich Bundesliga-Trainer.
Waren Sie stolz darauf?
Das war mir nicht so wichtig, doch rück-
blickend kann ich sagen: Köln war super.
Schade, dass das Abenteuer nach knapp
einem Jahr schon wieder zu Ende war.
Wenn Sie jetzt an die Köln-Zeit zurück-
denken, was kommt Ihnen spontan in
den Sinn?
Einmal war ich im Park joggen. Dort spiel-
ten Erwachsene auf einer Wiese Fussball,
ohne einheitliche Trikots und mit einem
­alten Ball. Ich ging zu ihnen hin und sagte:
«Wisst ihr was, das hier ist der wahre Fuss-
ball und nicht das Theater, was wir ge­
legentlich im Spitzenfussball machen.»
Dann machten sie noch ein Foto, und ich
joggte weiter. Beim Geissbockheim ging
ich zum Materialwart und sagte ihm, er
­solle mir ­einen Matchball geben. Danach
ging ich wieder in den Park zurück, über-
reichte ­ihnen den Ball und sagte: «Ihr habt
einen besseren Ball verdient.» Die sind fast
«verreckt» vor Freude. Zwei Tage später
­übrigens spielten wir bei Bayern München
2:2, es war eines der schönsten Spiele
­meiner Karriere, trotzdem war die Begeg-
nung im Park genauso schön.
In Köln haben Sie einmal auch einen Dieb
verfolgt.
Montagmorgen, meine Frau
war mit mir auf dem Weg zum
Coiffeur. Plötzlich sah ich, wie
auf der anderen Strassenseite
Kölle ein Mann eine Frau zu Boden
Alaaf ! stiess und ihr die Handtasche
entriss. Da niemand etwas
Köln-Trainer
­Hanspeter Latour dagegen unternahm, sagte
­
­jubelt mit Lukas ich mir, das geht doch nicht,
­Podolski (M.) und und nahm die Verfolgung auf.
Marco Streller. Dabei habe ich die ganze Zeit Passten perfekt
mit meinem bescheidenen zusammen: Der
Hochdeutsch «Haltet den FC Thun und Latour.
Dieb» geschrien.
Wie ging die Verfolgungsjagd aus?
Irgendwann nahm auf der anderen Stras-
senseite ebenfalls einer die Verfolgung auf,
und deshalb warf der Dieb dann die Tasche
weg. Darin 1800 Euro. Jahre später hielt
ich vor Berner Polizisten einen Vortrag. Am
Ende bekam ich vom Kommandanten
Handschellen. Er sagte mir: «Dann können
Sie beim nächsten Mal den Dieb gleich
­selber auf den Posten bringen.»
«ICH HABE LEIDER NOCH
NIE EINEN LUCHS IN FREIER
WILDBAHN GESEHEN»
Hanspeter Latour
SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 9
Nach Ihrem dritten Engagement bei
GC beendeten Sie 2009 Ihre Karriere
Berater hatten?
Ja, ich wusste immer selber, was ich wert
bin. Weil ich nie einen Berater hatte, bekam
ich auch nie ein Angebot aus Griechenland
oder der Türkei, was ich eh nicht angenom-
men hätte.
Wie sieht Ihr Leben heute aus?
Ich bin glücklich und habe genug zu tun.
Ich beobachte und fotografiere gerne im
Garten und in der Natur, halte Vorträge
und schreibe Bücher zum Thema Bio­
diversität. Eben erst habe ich für einen
­Regional-TV-Sender eine achtteilige Serie
mit dem Namen «In der Natur mit Latour»
gedreht.
Die Natur beschäftigt Sie sehr. Wenn Sie
noch jung wären, würden Sie sich dann
auf die Strasse kleben?
Nein, es gibt Leute, die kleben sich auf die
Strasse, kennen aber nicht einmal vier
Schmetterlingsarten. Ich verstehe mich
eher als Brückenbauer zwischen den
Fronten, denn als Vorbild würde ich nicht
dienen, da ich zum Beispiel nebst einem
GA auch Auto fahre und gerne ein Stück
Fleisch esse. Geflogen wird aber nicht
mehr, ich will das gar nicht mehr.
Haben Sie noch Träume?
Ich habe noch Träumli.
Welche?
Ich habe zum Beispiel noch nie den Luchs
in freier Wildbahn gesehen. Könnte ich
das einmal noch erleben und ihn foto­
grafieren, ginge schon ein Träumli in Er-
füllung. Beim Thema Tierfotografie ärgert
mich übrigens etwas bis heute.
Was?
Ein Freund von mir hat 2017 einen Braun-
bären fotografiert. Den ersten frei leben-
den im Kanton Bern seit 164 Jahren. Der
dachte zuerst, es sei ein Hund, hat dann
aber ein super Foto gemacht.
Und was ärgert Sie daran?
Dass mir das nicht widerfahren ist. Ich
war am selben Tag dort auch mit der
­Kamera im Gelände, habe aber ausser
­einem Hund nichts gesehen. Da hat der
Herrgott also definitiv einen Regie-Fehler
gemacht. l
 10 | FUSSBALL | CREDIT SUISSE SUPER LEAGUE

Dämlich-
SUPER
LEAGUE |
23. Runde
SAMSTAG, 10. FEBRUAR
SLO – Lausanne1:1
Zürich – GC1:0
Lugano – YB3:3
SONNTAG, 11. FEBRUAR
Winterthur – Luzern14.15
Basel – St. Gallen16.30
Yverdon – Servette16.30
 Alle Spiele live auf Blue
Rangliste
1. YB 23 50 : 22 48
2. Servette 22 39 : 26 41
3. Zürich 23 35 : 24 36
4. St. Gallen 22 35 : 28 36
5. Lugano 23 42 : 37 34
6. Luzern 22 31 : 32 34
7. Winterthur 22 40 : 46 29
8. Yverdon 22 29 : 44 27
9. GC 23 29 : 30 25
10. Basel 22 27 : 35 25
11. Lausanne 23 29 : 37 22
12. Stade-LS-Ouchy 23 25 : 50 15
Nach 33 Runden wird die Tabelle in der Mitte
geteilt, und die Klubs auf den Rängen 1–6 und
7–12 treffen erneut einmal aufeinander.

24. Runde
SAMSTAG, 17. FEBRUAR
Lausanne – Yverdon  18.00
St. Gallen – Winterthur  18.00
GC – Basel  SRF 2 20.30
SONNTAG, 18. FEBRUAR
YB – Stade-Lausanne-Ouchy14.15
Servette – Lugano  16.30
Luzern – Zürich 16.30

DIECI CHALLENGE LEAGUE

21. Runde
FREITAG, 9. FEBRUAR
Xamax – Bellinzona
Schaffhausen – Thun
0:1
1:1
Ausgerechnet gegen GC kehrt FCZ
Sion – Baden 4:1
SAMSTAG, 10. FEBRUAR Trendwende Erstmals seit von spielerischen Offenbarungseiden
und einer leidigen Diskussion über
Aarau – Nyon 5:2
Tore: 4. Fazliu 1:0. 20. Demhasaj 2:0. 32.
November holt der FC Zürich Henriksens Zukunft. Zufall, dass die
­
Avdyli 3:0. 48. Fazliu 4:0. 76. Dugourd
4:1. 78. De Pierro 4:2. 84. Toure 5:2.
wieder einen Dreier. Nach Mannschaft ausgerechnet im ersten
Spiel nach Bekanntwerden, dass der
Wil – Vaduz 
Tor: 15. Montolio 1:0.
1:0 einem der schwächsten Derbys Däne spätestens im Sommer weg ist,
zum Siegen zurückkehrt? Wohl kaum.
der Geschichte. Ebenfalls speziell macht die Trend-
Rangliste wende aus FCZ-Sicht, dass sie in einem
1. Sion 21 40 : 15 46 SEBASTIAN WENDEL UND LUCAS WERDER Derby gegen GC gelingt. Zwei Wochen
nach der 1:2-Pleite an gleicher Stätte ge-

S
2. Thun 21 42 : 23 42
chritt für Schritt schleicht sich FCZ- gen den gleichen Gegner. Vor diesem
3. Aarau 21 32 : 32 29 Präsident Ancillo Canepa in den Hintergrund ist auch egal, dass der Sieg
4. Wil 21 30 : 31 29 letzten Spielsekunden von hinten auf dem vielleicht schwächsten Stadt-
5. Bellinzona 21 19 : 27 27 an seinen Trainer ran. Um dann derby in diesem Jahrtausend basiert.
nach dem Schlusspfiff der erste Gratu- Stellvertretend dafür diese Statistik: Bei-
6. Xamax 21 31 : 29 24 lant bei Bo Henriksen zu sein. Beide de Mannschaften bringen je einmal (!)
7. Nyon 21 29 : 34 24 strahlen, umarmen sich. Sind einfach den Ball aufs gegnerische Tor. Und einer
8. Vaduz 21 37 : 34 21 ­erleichtert über den ersten Dreier seit dieser zwei Schüsse bringt das Siegtor:
November. Damals, nach einem 3:1 ge- Es ist, was auch sonst, ein Penaltytreffer.
9. Schaffhausen 21 21 : 31 21
gen YB, war der FCZ Tabellenführer. Es Verwandelt von Antonio Marchesano,
10. Baden 21 19 : 44 20 folgte der Absturz auf Rang 5, begleitet aber nicht unhaltbar. Und entstanden
 SonntagsBlick Sport
| 11

Derby
11. Februar 2024

Gute Nacht Zürich – GC

Zuerst fliegt bei Letzigrund, 18 523 Fans
GC Abubakar, SR: Horisberger (5)

   1·0
dann beim
FCZ Katic (Bild). Tore: 38. Marche-
sano (Penalty) 1:0.
Bemerkungen: (1:0)
FCZ ohne Conde
(gesperrt), Dante, M. + N. Reichmuth,
Hodza, Guzzo, Omerovic, Sabobo (kein
Aufgebot). GC ohne Momoh (gesperrt),
Kempter, Kuttin, Mabil, Ndenge, Nigg,
Shabani, De Carvalho (verletzt).
Einwechslungen: FCZ: Kryeziu (46. für
Daprelà). Rohner (71. für Marchesano).
Okita (86. für Conceição). Wallner (87.
für Boranijasevic). GC: Kameri (46. für
Meyer). Fink (61. für Babunski). Batista
Meier (61. für Schürpf). Ndicka (71. für
Hoxha). Bollati (86. für Abels).

Brecher 4

Kamberi 4 Katic 2 Daprelà 4

Boranijasevic 4 Mathew 4 Guerrero 4

Conceição 3 Krasniqi 5 Marchesano 4

Afriyie 3

Babunski 3 Abubakar 1

Schürpf 3 Morandi 3

Meyer 2 Abrashi 4

Hoxha 4 Laws 4 Tobers 4 Abels 4

Hammel 4

Noten von 1 bis 6

Gelb: 37. Meyer (Foul). 93. Okita (Foul).
Rot: 12. Abubakar (Tätlichkeit).
26. Katic (Foul).
Der Beste: Bledian Krasniqi. Provoziert
den Platzverweis und holt den spielent-
scheidenden Penalty heraus.
Der Schlechteste: Asumah Abubakar.
Der GC-Neuzugang aus Luzern fliegt in
der Startphase mit Rot vom Platz.
Spielwertung: Note 3 WEN/LAW.

Datenbank
FCZ
 GC
1 Corner 4

zum Siegen zurück 3

aus einer Situation, die nie und nimmer
zu einem Penalty führen darf. Weil sich
der FCZler Bledian Krasniqi in der 36.
Minute am Strafraumeck vom Tor weg-
bewegt – und ihm GC-Eigengewächs Tim
Meyer trotzdem auf den Knöchel tritt.
Ein Foul der Marke «dämlich», nett for-
muliert «unnötig». Meyers Trainer Bruno
Berner sagt: «Wir lassen die jungen
­Spieler bewusst auch in solchen Partien
­laufen. Tim muss in dieser Szene die
Ruhe bewahren, darf nicht reinlangen.
Und Krasniqi ist ein Spieler, der solche
Momente sofort zu seinen Gunsten
­ausnutzt.»
Dass Berner auf Krasniqi verweist, hat
freshfocus, Pius Koller
5
Offside
Schüsse total
0
8
1 Schüsse aufs Tor 1
11 Fouls 10
­ türmer Asumah Abubakar Krasniqi an
S 39 Ballbesitz (%) 61
den Hals. Klar, Krasniqi nimmt dankend
an und fällt hin – aber mogeln, wie
­Berner ihm vorwirft? Na ja.
Viel mehr zu denken sollte dem GC- seit Wochen im Krisenmodus, leistet sich
Coach das Verhalten von Abubakar nach 26 Minuten eine schlechte Ball­
­geben. Dieses verdient mindestens die annahme und tritt beim Versuch, den
gleiche Bezeichnung wie Meyers Penal- ­Fehler auszubügeln, dem entwischten
tyfoul: dämlich. Dass Abubakar nach Meyer auf den Knöchel. Auch das: däm-
dem völlig korrekten Platzverweis durch lich. Und absolut korrekt geahndet vom
Schiri Horisberger auch noch zwei souveränen Schiedsrichter: mit der
­Alustühle wegschmeisst und dem Spie- ­Roten Karte.
lereingang einen Tritt verpasst, wird die Was für ein Dämlich-Derby! Mit drei
Dauer seiner Sperre kaum positiv beein- Szenen in der ersten Halbzeit, in denen
flussen. Drei Spiele dürften es werden. sich die «Täter» alles andere als ge-
Dabei wurde Abubakar in der Winter- schickt anstellen und den Spielausgang

mit einer anderen Szene vor dem Penal-
ty zu tun. «Wir kennen Bledian und wis-
sen, wie er mogelt», meint Berner zur
Szene in der 12. Minute. Passiert ist Fol-
gendes: Ein kurzes Wortgefecht scheint
Fotos
Matchwinner pause aus Luzern geholt, um das GC- entscheidend beeinflussen. Den Preis
Marchesano trifft Sturmproblem zu lösen. ­dafür zahlen am Ende die knapp 20 000
nach fünf torlosen Zwei Mal stellen sich die Hoppers in Fans im Stadion: Denn was sich in der
Spielen wieder – der ersten Halbzeit dämlich an. Doch zweiten Halbzeit auf dem Letzigrund-
per Penalty.
was sie können, kann auch der FCZ. Rasen abspielt, kann man mit zwei Wor-

bereits vorbei, da langt GCs neuer ­Namentlich Nikola Katic, ein Verteidiger ten zusammenfassen: Gute Nacht! l
12 | FUSSBALL | CREDIT SUISSE SUPER LEAGUE

YB-Leihe trifft sogleich

Spektakel
Rettet Rrudhani Ein Kapitel des
Hin und Hers: Der

Trainer Magnin?
Hajrizi-Ausgleich
für Lugano.

L
ausanne-Ärger im alten Wohnzim-
mer. Nach dem Remis im Stadtderby
auf der Pontaise diskutiert das Team
von Ludovic Magnin mit den Fans, es
wird wild gestikuliert. An vorderster
Front: der Cheftrainer höchstpersönlich.
Klar ist: Die Luft für ihn wird dünn. Lau-
sanne befindet sich im Abstiegskampf
und wartet nun seit acht Spielen auf ei-
nen Sieg. Wird ausgerechnet Neuzugang
Donat Rrudhani (24, Bild) zum Retter?
Der Kosovare kam
erst vor vier Tagen
leihweise von Leader
YB. In der Nachspiel-
zeit der ersten Halb-
zeit sorgt er mit sei-
nem Treffer dafür,
dass Lausanne im-
merhin einen Punkt
holt. Möglich, dass er zum Glücksgriff

Wilder Ritt macht

wird, Lausanne besitzt eine Kaufoption.
In Rückstand geriet Lausanne durch
ein Traumtor des 19-jährigen SLO-Juwels
Ismaël Gharbi. Nach seiner Rot-Sperre,
die drei Partien andauerte, war die PSG-
Leihgabe gleich entscheidend. Er zieht
nach einem kurz getretenen Eckball von

Croci-Torti vogelwild
der Strafraumgrenze ab. Der Knaller lan-
det leicht abgelenkt in der Nähe des Lat-
tenkreuzes im Netz (32.).
Lausanne besitzt seit diesem Winter
mit Simone Pafundi (17) auch ein Juwel.
Doch Magnin mahnte: «Er ist nicht
Jesus.» Zumindest gestern behält er
­
­absolut recht. Nach zwei guten Spielen Hauptstadt-Beamten-Manier gewinnen
taucht der Super-Teenager aus Italien
Was ist denn das für eine Achterbahn- kann, also im Verwaltermodus. Der Meis-
beim Derby unter. Zum möglichen Lau- fahrt, auf die uns Lugano und YB mit- ter legt los, wie wenn es kein Morgen gäbe.
sanne-Retter wird mit Rrudhani ein an- So stehts nach zehn Minuten 1:0. Nur 1:0,
derer. l  TIM GUILLEMIN, SIMON STRIMER
nehmen! Am Ende teilt man sich die durch das Tor von Colley. Und als alle
Punkte. Und Croci-Torti explodiert! ­Berner geistig schon in der Kabine sind,
gleicht Bislimi aus.
ALAIN KUNZ
Schon die erste Halbzeit ist gut. Doch
SLO – Lausanne die zweite toppt alles. Also weiter im

E
Pontaise, 3154 Fans
SR: Dudic (3)
s geht hin und her im Tessin. In der ­Telegramm-Stil: Joker Mvuka bringt YB

   1·1
Regen-Hauptstadt Lugano. Von der
­ schnell wieder in Führung. Hajrizi gleicht
Tore: ersten bis zur letzten Sekunde. Oder per Kopf für Lugano erneut aus. Ugrinic
32. Gharbi fast. Sagen wir bis zur 80. Minute. Bis bucht das 3:2 für YB. Und Celar egalisiert
(Mahmoud) 1:0. (1:1)
45.+2 Rrudhani zum Pfostenschuss von Ugrinic und dem das Skore. Und dies gleich doppelt. Doch
(Sène) 1:1. Nachschuss, den Mvuka übers leere Tor der erste Ausgleichstreffer wird vom VAR
Aufstellungen: haut. YB-Abwehrchef Fabian Lustenberger beanstandet. Das Adlerauge von Sandro
SLO: Vachoux; Kadima, Hajrulahu, hat schon viel erlebt in seinem Leben. Aber Schärer macht einen massiven Trikot­
Ouédraogo; Abdallah (89. Camara), so ein Spiel? «Für den neutralen Zuschau- zupfer von Mahmoud an Hadjam aus.
Akichi, Bayard, Mahmoud (89. Obexer);
Gharbi, Ajdini (73. Qarri); Damascan er war es sicher ein cooles Spiel, extrem Völlig zu Recht wird das Tor annulliert.
(80. Kyeremateng). ­attraktiv. Doch auch auf dem Platz hat es Nur der Tessiner Coach Mattia Croci-
Lausanne: Letica; Giger, Dussenne, Spass gemacht. Dafür spielt man Fussball, Torti mag in diese Sichtweise nicht ein-
Szalai, Poaty (75. Kablan); Roche, für diese Emotionen. Wir nehmen diesen stimmen, tobt, ist völlig ausser sich, muss
Bernede; Ilie, Pafundi (75. Custodio),
Rrudhani (82. Diabaté); Sène (82. La­ Punkt mit. Aber es geht Schlag auf Schlag. von seinen Betreuern mit roher Gewalt
beau). Am Donnerstag schon gegen Sporting ­zurückgehalten werden, um nicht auf den
Gelb: 28. Abdallah, 64. Giger, 72. Poaty, ­Lissabon.» Lustenbergers Trikot ist vom vierten Offiziellen David Huwiler loszu­
freshfocus, Keystone, FCZ

75. Dussenne, 84. Szalai (alle Foul). Fühlt sich unge-

Dreck auf dem tiefen Cornaredo nach zwei recht behandelt: gehen. Er schreit etwas von «Geschenk!»,
Bemerkungen: Lugano-Trainer
SLO ohne Pos (gesperrt), Abi (krank),
Tagen Dauerregen nicht mehr weiss, son- dann von «Scandalo!» Das muss nicht
dern braun. «Und es ist das zweite, das Croci-Torti. übersetzt werden.
Eberhard, Gassama, Heule und
Tsoungui (alle verletzt). erste war noch schmutziger», sagt der Doch ein paar Minuten später wieder
Lausanne ohne Kalu, Sanches, Coyle ­Luzerner lachend gegenüber SRF. VAR-Aufregung: Schiri Gianforte sieht das
und Grippo (alle verletzt).
Am Anfang ist es YB, das endlich zeigen klare Hands von Itten nach einem Freistoss
Fotos

will, dass es nicht nur Spiele in Bundes- von Grgic nicht. Schärer schon. Und es ist
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 13

FCZ-Frauen trösten sich mit Sieg

Lugano – YB

Kein Rekord im Doppelderby

Cornaredo, 2824 Fans
SR: Gianforte (5)

Tore: 8. Colley (Ugri-

nic) 0:1. 45+1. Bisli-
mi (Valenzuela,
Mahmoud) 1:1. 52.
   3·3
(1:1)
Das Zürcher Derby in der Women’s Super rund um den Rasen vorgenommen
Mvuka (Itten, Blum) werden.
1:2. 56. Hajrizi (Grgic) 2.2. 62. Ugrinic League endet ohne Zuschauerrekord, Der knappe Zeitraum zwischen den
(Mvuka) 2:3. 80. Celar (Handspenalty) 3:3.
Bemerkungen: Lugano ohne Aliseda,
aber mit einem Sieg der FCZ-Frauen. beiden Spielen sorgt zudem dafür, dass
Babic, Cimignani, Doumbia, Marques, sich die Frauen auf einem Platz direkt ne-

A
Steffen (verletzt). YB ohne Imeri, Benito m Ende wird der angepeilte Zu- ben dem Stadion aufwärmen müssen.
(verletzt), Elia, (Afrika-Cup). schauerrekord doch klar verpasst. Für FCZ-Urgestein Fabienne Humm
Einwechslungen: Lugano: Espinoza Mehr als 8923 Zuschauer hätten es (37) kein Problem. «Dass wir in einem
(67. für Hajdari). Vladi (78. für Mah-
moud). Macek (78. für Mahou). Bottani beim Derby zwischen den Frauen solchen Rahmen im Letzigrund spielen
(85. für Celar). des FCZ und GC sein müssen, um die bis- dürfen, ist ein schönes Zeichen des
YB: Mvuka (5, 46. für Colley). Ganvoula
(83. für Monteiro). Persson (83. für
herige Bestmarke zu übertrumpfen. Sehr Klubs, der Liga und auch der Stadt
Hadjam). Males (83. für Lakomy). grosszügig gerechnete 7465 Zuschauer Zürich», freut sich die Stürmerin.
weisen die Zürcher schliesslich aus. In ihrer langen Karriere hat Humm
Dabei hatte sich der FCZ für seinen zehn Meistertitel, sieben Cupsiege und
Saipi 4 Rekordversuch etwas ganz Besonderes mehrere WM- und EM-Teilnahmen er-
Hajrizi 4 Mai 3 Hajdari 3 Valenzuela 4 überlegt: ein Doppelderby, in dem sich lebt. Ein Doppelderby ist allerdings auch
unmittelbar nach den Männern auch die für sie eine Premiere.
Grgic 4
Frauen-Teams des FCZ und GC im Letzi­ «Wir haben uns immer mal wieder
Sabbatini 5 Mahmoud 5 grund duellieren. dafür eingesetzt, ein Spiel unmittelbar
Mahou 5 Celar 5 Bislimi 5
Es ist ein Projekt, das neben einem nach den Männern austragen zu dür-
deutlich erhöhten Personalaufwand Hielt überragend: fen», sagt die Ex-Nationalspielerin zu
auch andere Herausforderungen mit Torhüterin Benz Blick. «Dass es nun ausgerechnet beim
Itten 4 Monteiro 4 sich bringt. Weil die Männer- und Frau- rettete dem FCZ Derby geklappt hat, ist umso schöner.»
en-Teams des FCZ unterschiedliche die drei Punkte. Ausgerechnet Humm ist es dann auch,
Colley 5 Ugrinic 5 Lakomy 5
Sponsoren haben, müssen in den rund die den FCZ in der 18. Minute per Penal-
Lauper 4 40 Minuten zwischen den beiden ty in Führung bringt und sich vor der im-
Hadjam 3 Lustenberger 4 Camara 4 Blum 4 Partien unter anderem Anpassungen an mer noch vollen Südkurve feiern lassen
Werbebannern und den LED-Banden darf. GC reagiert und kommt noch vor
Von Ballmoos 4 der Pause durch Papai zum Ausgleich.
Ibishaj mit ihrem Treffer zum 2:1 und die
Noten von 1 bis 6 überragende FCZ-Torhüterin Benz sor-
Gelb: 45+2. Von Ballmoos (Reklamie- gen aber dafür, dass sich die FCZ-Frauen
ren). 60. Camara (Foul). 75. Croci-Torti nach dem verpassten Zuschauerrekord
(Reklamieren). 82. Grgic (Foul). 87. immerhin mit einem Derbysieg trösten
Espinoza (Unsportlichkeit).
können. l  LUCAS WERDER
Der Beste: Ugrinic. Tor, Assist. Und viel
Pech, dass er am Pfosten scheitert.
Der Schlechteste: Hadjam ist offensiv AXA WOMEN’S SUPER LEAGUE
12. Runde
stark. Aber beim 1:1 schaut er nur zu.
Spielwertung: Note 6 A. KU.
SAMSTAG, 10. FEBRUAR
Rapperswil – Servette0:1
Datenbank Luzern – Basel1:8
Aarau – YB0:5
Lugano
 YB
3 Corner 6 Thun – St. Gallen0:1
3 Offside 1 Zürich – GC2:1
12 Schüsse total 14
4 Schüsse aufs Tor 6 FCZ-Urgestein RANGLISTE
8 Fouls 18 Humm zieht an 1. Zürich 12 30 : 10 28
48 Ballbesitz (%) 52 Lampérière vorbei.
2. Servette 12 28 : 8 28
3. Basel 12 41 : 12 27
4. YB 12 37 : 15 23
5. St. Gallen 12 23 : 18 20
so klar, dass Gianforte nach drei Sekunden
6. GC 12 19 : 17 16
Bildschirmzeit den Elfer gibt. Diesmal 7. Luzern 12 10 : 26 11
zählt Celars erstes Meisterschaftstor ge- 8. Rapperswil-Jona 12 7 : 34 7
gen YB in seinem elften Spiel gegen die 9. Thun 12 10 : 37 4
Berner und in seinem 100. Match für 10. Aarau 12 3 : 31 2
­Lugano. 3:3. Dabei bleibts!  l
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11. Februar 2024 AUSLAND | FUSSBALL | 15

ENGLAND 24. Runde FRANKREICH  21. Runde ITALIEN  24. Runde SPANIEN 24. Runde

Premier League Ligue 1 Serie A La Liga

SAMSTAG, 10. FEBRUAR FREITAG, 9. FEBRUAR FREITAG, 9. FEBRUAR FREITAG, 9. FEBRUAR
Manchester City – Everton2:0 Marseille – Metz1:1 Salernitana – Empoli1:3 Cadiz – Betis Sevilla0:2
Tore: 70. Haaland 1:0. 85. Haaland
SAMSTAG, 10. FEBRUAR SAMSTAG, 10. FEBRUAR SAMSTAG, 10. FEBRUAR
2:0. – ManCity mit Akanji (bis 57.).
Lens – Strassburg3:1 Cagliari – Lazio1:3 Alaves – Villarreal1:1
Fulham – Bournemouth3:1
Tor: 16. Wahi 1:0. 30. Da Costa 2:0. Tore: 26. Deiola (Eigentor) 0:1. Tore: 25. Omorodion 1:0. 42.Cuenca 1:1.
Tore: 5. Cordova-Reid 1:0. 36. Muniz
43. Delaine 2:1. 58. Sotoca 3:1. 49. Immobile 0:2. 51. Gaetano 1:2. Real Sociedad – Osasuna0:1
2:0. 50. Senesi 2:1. 52. Muniz 3:1.
Paris SG – Lille3:1 65. Anderson 1:3. Tor: 49. Budimir 0:1.
Liverpool – Burnley3:1
Tor: 6. Yazici 0:1. 10. Ramos 1:1. 17. Roma – Inter2:4 Real Madrid – Girona4:0
Tore: 31. Diogo Jota 1:0. 45. O’Shea
Ribeiro (ET) 2:1. 80. Kolo Muani 3:1. Tor: 17. Acerbi 0:1. 28. Mancini 1:1. ­ Tore: 6. Vinicius 1:0. 35. Bellingham
1:1. 52. Diaz 2:1. 79. Nuñez 3:1.
SONNTAG, 11. FEBRUAR 44. El Shaarawy 2:1. 49. Thuram 2:0. 54. Bellingham 3:0. 61. Rodrygo
– Bemerkungen: Burnley mit
2:2. 56. Angelino (Eigentor) 2:3. 93. 4:0.
Amdouni (bis 86.). Le Havre – Rennes13.00 Bastoni 2:4. – Inter mit Sommer. Las Palmas – Valencia2:0
Luton – Sheffield1:3 Toulouse – Nantes15.00 Sassuolo – Torino1:1 Tore: 89. Suarez 1:0. 95. Cardona 2:0.
Tore: 30. Archer 0:1. 36. McAtee 0:2. Lorient – Reims15.00 Tore: 5. Pinamonti 1:0. 9. Zapata 1:1. –
52. Morris 1:2. 72. Souza 1:3. Clermont – Brest15.00 SONNTAG, 11. FEBRUAR
Torino mit Rodriguez (bis 20.).
Tottenham – Brighton2:1 Montpellier – Lyon17.05 Getafe – Celta Vigo14.00
Tore: 17. Gross 0:1. 61. Sarr 1:1. SONNTAG, 11. FEBRUAR Mallorca – Vallecano16.15
Nizza – Monaco20.45 Firoentina – Frosinone12.30
90. Johnson 2:1. Sevilla – Atletico Madrid18.30
Wolverhampton – Brentford0:2 Paris  Die Gretchenfrage bei PSG: Bologna – Lecce15.00 Barcelona – Granada21.00
Tore: 35. Nörgaard 0:1. 77. Toney 0:2. Geht Superstar Mbappé (25) im Monza – Hellas Verona15.00
Nottingham – Newcastle2:3 Sommer ablösefrei zu Real? Das Genoa – Atalanta18.00 MONTAG, 12. FEBRUAR
Tore: 10. Guimarães 0:1. 26. Elanga Angebot liegt gemäss spanischen Milan – Napoli20.45 Almeria – Athletic Bilbao21.00
1:1. 43. Schär 1:2. 45. Hudson- Medien vor. Die Rede ist von 60 Milli-
onen Franken Handgeld, einem MONTAG, 12. FEBRUAR Madrid  Überraschungsteam
Odoi 2:2. 66. Guimarães 2:3. – ­ irona hat in LaLiga kein einziges
G
Bemerkungen: Newcastle mit Schär. Gehalt von15 Millionen und Benefits. Juve – Udinese20.45
Doch Paris lässt nicht locker! Wie Spiel verloren – ausser gegen Real.
SONNTAG, 11. FEBRUAR «Le Parisien» erfahren hat, haben die Sassuolo  Nati-Verteidiger und Nach dem 0:3 im September gibts
West Ham – Arsenal15.00 ­Franzosen das Real-Angebot gekon- Torino-Captain Ricardo Rodriguez erneut eine Klatsche. Real-Trainer
Aston Villa – Manchester City17.30 tert – und offenbar deutlich übertrof- humpelt vom Platz. Es ist unklar, wie Ancelotti: «Es war das beste Spiel
fen. Fortsetzung folgt. Gegen Lille schwer die Verletzung ist. dieser Saison, in jeglicher Hinsicht.»
MONTAG, 12. FEBRUAR
sitzt Mbappé ­übrigens auf der Bank. 1. Inter 23 55 : 12 60 1. Real Madrid 24 52 : 15 61
Crystal Palace – Chelsea21.00
2. Juventus 23 36 : 14 53 2. Girona 24 52 : 29 56
Newcastle  Es gibt ein Lied, das 1. Paris SG 21 51 : 18 50 3. Milan 23 46 : 27 49 3. Barcelona 23 47 : 30 50
die Wertschätzung der Newcastle- 2. Nizza 20 20 : 11 39 4. Atalanta 22 40 : 22 39 4. Atletico Madrid 23 45 : 25 48
Fans für ihren torgefährlichsten 3. Brest 20 29 : 17 36 5. AS Roma 24 42 : 30 38 5. Bilbao 23 42 : 21 45
Innenverteidiger unterstreicht: 4. Lille 21 29 : 17 35 6. Lazio Rom 23 28 : 24 37 6. Betis Sevilla 24 28 : 25 38
«Fabian Schär, Fabian Schär, 5. Monaco 20 37 : 28 35 7. Bologna 22 29 : 22 36 7. Real Sociedad 24 32 : 22 37
woah-oh-oh, scoring like he’s 6. Lens 21 27 : 20 35 8. Napoli 22 32 : 26 35 8. Las Palmas 24 25 : 20 35
Shearer in attack.» Alan Shearer, in 7. Marseille 21 29 : 23 30 9. Fiorentina 22 31 : 25 34 9. Valencia 24 29 : 29 35
Newcastle geboren, eine Klub-Iko- 8. Reims 20 27 : 27 30 10. Torino 23 21 : 20 33 10. Getafe 23 29 : 31 30
ne, über 200-mal hat der amtieren- 9. Rennes 20 30 : 25 28 11. Genoa 23 24 : 26 29 11. Osasuna 24 27 : 36 29
de Rekordtorschütze der Premi- 10. Strassburg 21 22 : 29 25 12. Monza 23 21 : 28 29 12. Alaves 24 24 : 31 27
er League für die Magpies getrof- 11. Le Havre 20 23 : 24 24 13. Lecce 23 24 : 33 24 13. Villarreal 24 34 : 46 25
fen. Schär kommt in 174 Spielen für 12. Toulouse 20 19 : 27 20 14. Frosinone 23 31 : 44 23 14. Vallecano 23 20 : 30 24
Newcastle auf 14 Treffer. Eine sa- 13. Montpellier 20 20 : 25 19 15. Empoli 24 18 : 37 21 15. Sevilla 23 29 : 37 20
genhaft gute Zahl für einen Innen- 16. Celta Vigo
14. Nantes 20 20 : 31 19 16. Sassuolo 23 29 : 42 20 23 24 : 32 20
verteidiger. Ende Januar traf Schär
15. Lyon 20 20 : 33 19 17. Udinese 23 23 : 37 19 17. Mallorca 23 19 : 30 20
beim 3:1-Auswärtssieg gegen Ever-
16. Metz 21 18 : 32 17 18. Hellas Verona 23 21 : 32 18 18. Cadiz 24 15 : 33 17
ton doppelt, nun sorgt er mit sei-
17. Lorient 20 26 : 42 16 19. Cagliari 24 22 : 45 18 19. Granada 23 23 : 45 12
nem Treffer gegen Nottingham er-
18. Clermont 20 14 : 32 15 20. Salernitana 24 20 : 47 13 20. Almeria 23 22 : 51 6
neut dafür, dass Newcastle mit drei
Punkten im Gepäck zurück in den
Norden fährt.
die No-Name-Truppe aus Katar, die aller-
1. Liverpool 24 55 : 23 54
NEWS dings Titelverteidiger war. Kurios: Im
2. Manchester C. 23 56 : 25 52 Heim-Final vor 86 000 Fans erzielt Akram
3. Arsenal
4. Tottenham
23
24
47
51
:
:
22
36
49
47
Frey-Tag bei QPR Afif (ex Villarreal) beim 3:1-Sieg gegen
Jordanien drei Tore, alle per Penalty.
5. Aston Villa 23 49 : 30 46 London  Mit 21 Jahren sagte Michael
6. Manchester U.
7. Newcastle
23
24
31
51
:
:
32
39
38
36
Frey, dass er einer der weltbesten
Stürmer werden wolle. Hat zwar nicht Hürzeler verliert
8. West Ham 23 36 : 36 36 ganz geklappt, eine solide Karriere aber Hamburg  Alles, was Fabian Hürzeler
9. Brighton 24 43 : 40 35
hat der Berner trotzdem hingelegt. Beim bis vor kurzem angefasst hat, wurde zu
10. Wolverhampton 24 37 : 39 32
2:2 seiner Queens Park Rangers gegen Gold. Nun aber kassiert sein FC St. Pauli
11. Chelsea 23 38 : 39 31
Norwich erzielt der Sturmtank sein 121. innert kurzer Zeit zwei empfindliche
12. Fulham 24 33 : 39 29
13. Everton* 24 26 : 32 29
Profi-Tor. Die Weltspitze ist gleichwohl Pleiten. Erst der verlorene Pokal-
14. Bournemouth 23 31 : 44 27 weit entfernt. Frey kämpft mit seinen Viertelfinal gegen Düsseldorf, nun die
15. Brentford 23 34 : 39 25 «Super Hoops» aus dem Londoner erste Liga-Niederlage in dieser Saison.
16. Crystal Palace 23 26 : 40 24 Westen gegen den Abstieg in die dritt- 0:1 auswärts gegen Magdeburg. In
17. Nottingham 24 30 : 44 21 klassige League One. Tränen bricht Hürzeler deswegen aber
18. Luton 23 33 : 45 20 Endlich wieder nicht aus. Weil seine Kiez-Kicker noch
19. Burnley
20. Sheffield U.
24
24
25
22
:
:
50
60
13
13 Katar triumphiert ­Torjubel: Michael
Frey (l.) trifft in
immer auf dem ersten Platz stehen. Und
weil der Stadtrivale HSV nach einem 3:4
­seinem zweiten ­
Lusail  Nicht Japan, nicht Südkorea, gegen Hannover eine Trainerdiskussion
Imago

* Wegen finanzieller Unregelmässigkeiten Spiel für QPR.

sollen 10 Punkte abgezogen werden. Everton
geht in die Berufung. Punktabzug noch nicht nicht der Iran ist Asienmeister, sondern um Tim Walter führt.
Foto

in der Tabelle berücksichtigt.

16 | AMERICAN FOOTBALL | SUPER BOWL

«Mr. Irrelevant» und Taylor Swift spielen H

Beim 58. Super Bow

läuft alles anders
Der Super Bowl ist
jedes Jahr das Sport-
Highlight in den USA.
In diesem Jahr gerät
aber das uralte Foot-
ball-Fundament ins
Wanken – ganz zur
Freude der Liga.
ANDREA CATTANI

F
ür seinen Einsatz in Jacksonville im
sonnigen US-Bundesstaat Florida
hat sich Ian Eagle (54) etwas Beson- «Herr Unbedeu-
tend» Brock Purdy
deres überlegt. Bei diesem Gastspiel hat sich als
der Chiefs, dieser zuletzt immer so domi- 49ers-Quarterback
nanten Football-Mannschaft aus Kansas durchgesetzt.
City, will der Kommentator des TV-
Senders CBS eine spezielle Reminiszenz
einstreuen. von Travis Kelce wieder verlässt. Kelce, Swift zitiert, ver-
Eagle muss sich bis in die zweite Halb- dieser 1,96 m grosse Schrank von einem breitet sich das
zeit gedulden. Dann erst dreht Chiefs- Mann, der eben noch in Florida diesen neuerdings in
Quarterback Patrick Mahomes (28) und Pass seines Quarterbacks gefangen hat. Windeseile im
mit ihm das ganze Team langsam auf: Und spätestens ab da ist auch dieses Duo Netz und macht
Ein locker geworfener Pass von Maho- ein Stück Internet-Geschichte. den Sport zugäng-
mes fliegt in einem Bogen in die End­ Mit Taylor Swift als Edel-Footballfan lich für Leute, die zuvor nie etwas von
zone, wo sein Mitspieler Travis Kelce kommt zusammen, was Jahrzehnte ein- einem Touchdown (Punktegewinn im
(34) den Ball unbedrängt fangen kann. fach nicht zusammenpassen wollte. Die American Football), geschweige denn
Genau darauf hat Eagle gewartet. Sängerin, die einst im US-Country ihre von einem Tight End (die Position, die
«Kelce findet eine freie Stelle (engl.: Karriere gestartet hatte und mittlerwei- Travis Kelce spielt) gehört haben.
«blank space») für die Punkte», brüllt er le im Mainstream-Olymp angekommen 21 Wochen und 19 Spiele sind seit
mit seiner in solch aufregenden Momen- ist, erschliesst der National Football dem Spiel in Jacksonville – die Chiefs
ten oft röhrigen Stimme ins Mikrofon. League (NFL) Märkte, von denen sie siegten im Übrigen 17:9 – vergangen. In
Und ab da ist Eagle ein Stück Internet- zuvor trotz jahrelangen Millionen-Inves- 1 Popstar Taylor der NFL steht in der Nacht auf Montag
Geschichte. titionen nur träumen konnte. Der archa- Swift wird zum mit dem Super Bowl das grosse Saison-
An jenem Wochenende Mitte Septem- ische Sport musste sich seit jeher vor­ Fan-Magnet im finale an, und Kansas City hat sich mal
Football. 2 Swifts
ber hat Taylor Swift für einmal frei. Nach wiegend aufs männliche Publikum be- Freund Travis Kelce
wieder bis ins Endspiel vorgearbeitet. In
drei Monaten und insgesamt 50 Konzert- schränken. Mit Swift in Fan-Utensilien im hat das Football-Ei den letzten vier Finals war das Team
auftritten in ganz Europa hat sich die Stadion kommt auf einen Schlag eine fest im Griff. dreimal dabei. Und doch
34-Jährige ein paar ruhige Wochen aus- sehr junge und vor unterschei-
bedungen, ehe es für einen weiteren allem weibliche Ziel- det sich die-
Konzert-Marathon nach Südamerika gruppe dazu. 1 ser Super
und Asien geht. Doch das mit der Ruhe Über eine halbe Mil-
ist so eine Sache bei Swift. Denn die Par- liarde Menschen ver-
tie in Jacksonville sollte eins der letzten folgen Swift auf den
Chiefs-Spiele sein, das der Pop-Superstar sozialen Medien.
von nun an verpassen würde. Wenn nun also Ian Ea-
Schon am Wochenende darauf ver- gle auf CBS plötzlich
folgt sie zum allerersten Mal ein Heim- von Travis Kelce in ei-
spiel von Kansas City live aus einer der nem «blank space» re-
gediegenen Logen. Nach dem Match er- det und damit gewitzt
spähen TV-Kameras dann, wie sie das aus einem der gröss-
Stadion spät am Abend in Begleitung ten Hits von Taylor 2
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 17

auptrollen

wl Mit ihrer Musik

hetzt Taylor Swift
rund um die Welt –
hier im November
in São Paulo.

Bowl tiefgreifend von den letzten

Jahren.
Zwölfmal wurde Taylor Swift in dieser
Saison an Chiefs-Spielen gesichtet. Und
Noch mehr Freude dürften Goodell
aber die zusätzlichen Einnahmen berei-
ten. Experten erwarten, dass der dies-
jährige Super Bowl alle Zuschauerrekor-
4
Mal erhielt Swift
einen Grammy fürs
Album des Jahres.
Das schaffte
vor ihr niemand.

schätzigen Beinamen «Mr. Irrelevant»

jeder Auftritt wirkte wie ein Katalysator
für die neue Liaison zwischen der glit-
zernden Pop-Welt mit Fans aus aller Welt
und dem Football, der sich mit patri-
otischen Festakten und der im
Sport wohl einzigartig brachia-
len Art als ur-amerikanisch
sieht. Dass Swift und Kel-
ce ein Liebespaar sind,
ist längst kein Geheim-
nis mehr. Und so äus-
sert sich mittlerweile
sogar schon NFL-
Boss Roger Goo-
dell (64) zu dem
neuen Phäno-
de brechen wird. Und bei den Werbeein-
nahmen mischen neben den traditionell
auf Männer ausgerichteten TV-Spots für
LIVE Bier, Pick-ups und Fast Food laut «For-
bes» nun auch aussergewöhnlich viele
Super Marken mit Fokus auf eine weibliche
Zielgruppe mit.
Bowl Alles anders ist in diesem 58. Super
In der Nacht Bowl auch beim Aufeinandertreffen auf
auf Montag dem (Kunst-)Rasen. Die letzte Hürde auf
dem Weg zum vierten Titel für Kansas
00.30 Uhr City sind in diesem Jahr die San Francis-
im Live- co 49ers mit ihrem Spielmacher Brock
Purdy. Der 24-Jährige ist wie Taylor Swift
Ticker auf auch so eine Figur, die im traditionellen
Blick.ch und Football-Verständnis keinen Platz in ei-
ein, weil den letztgezogenen Spielern ei-
gentlich nie eine grosse Karriere in der
Liga vergönnt ist.
Gute Umstände und offenbar von vie-
len Scouts übersehenes Talent liessen
den jungen Mann aus der Kleinstadt
Queen Creek in Arizona aber kometen-
haft aufsteigen, sodass Purdy in der
Nacht auf Montag als erster Mr. Irrele-
vant (Herr Unbedeutend) überhaupt auf
der Position des Quarterbacks im Super
Bowl triumphieren könnte.
Wieder im Stadion in Las Vegas dabei
sein wird dann wohl auch Taylor Swift.
Am Samstagabend steht sie zwar noch in
Tokio auf der Bühne, soll aber dank Zeit-
verschiebung und Privatjet pünktlich
fürs Endspiel in der Stadt in der Wüste
Nevadas landen.
Getty Images, Keystone, AP

men: «Sie ist eine nem Super Bowl hätte. Kritik hagelte es ob dieser wilden Flug-
tolle Künstlerin, auf RTL Im üblichen Auswahlverfahren, bei pläne – am 16. Februar tritt Swift wieder
er ist ein toller dem alle NFL-Teams der Reihe nach in Melbourne (Aus) auf – ausgerechnet
Sportler. Es ist völlig Nachwuchsspieler aus den College- vom konservativen US-Newskanal Fox,
klar, dass wir uns Mannschaften rekrutieren dürfen, war der sonst nicht für eine ausgedehnte Be-
über diese Auf- Purdy 2022 als allerletzter Akteur ausge- richterstattung zum Klimawandel be-
merksamkeit wählt worden. Das brachte ihm den lie- kannt ist. Aber bei diesem Super Bowl ist
Fotos

sehr freuen.» bevoll gemeinten, aber auch etwas ab- eben alles ganz anders. l
18 | EISHOCKEY

Mit Zug-Trainer Dan

Tangnes auf Kurzurlaub
daheim in Schweden

«Ich
liebe
dieses
Haus»
Ob bei garstigem Wetter am
Strand oder in seinem im «Nordic
Chic»-Stil eingerichteten Haus: In
Ängelholm kann EVZ-
Trainer Dan Tangnes
auftanken. Die kleinen
Auszeiten bei seiner
Familie bedeuten dem
Norweger viel. ben meine Frau und ich 2017 unsere
Hochzeit gefeiert.» Eine Traumkulisse.
Und diese Liebe ist mit ein Grund, wes-
halb der Norweger in Schweden hei-
NICOLE VANDENBROUCK TEXT
UND TOTO MARTI FOTOS AUS ÄNGELHOLM misch geworden ist: Anja Tangnes (39)
stammt aus Ängelholm, hat bis auf vier
Jahre in Zug immer dort gelebt.

E
in typischer Wintertag in Ängelholm
sei das, «extrem windig und deshalb
trotz Plusgraden sehr kalt am Meer».
Dan Tangnes muss es wissen. Die pit-
toreske Stadt an der Westküste Schwe-
dens ist seit vielen Jahren die Wahlheimat
des Norwegers. Auf dem Strand-Spazier-
gang hat der 44-Jährige ein Ritual mit
Tango, dem Labradoodle-Rüden. Tang-
nes versteckt sich irgendwo in den Dünen
hinter Sträuchern und Bäumen, und der
Vierbeiner muss ihn suchen. Es dauert
selten lange.
Tango tollt am Strand herum. Da deu-
tet der EVZ-Trainer plötzlich auf Spuren
im Sand. Die Pfotenabdrücke sind zu
gross, als dass sie von einem Hund stam-
men könnten. «Das müssen Wolfsspuren
sein», sagt Tangnes. Die Abdrücke der
langen Krallen erkennt man deutlich. «In
den letzten zwei Wochen wurde über
mehrere Wolfssichtungen berichtet in
den News», erklärt er.
Schnell weiter, denkt man da. Im Hin-
tergrund taucht die Silhouette des über
die Landesgrenzen hinaus bekannten
Hotels und Restaurants «Klitterhus» auf.
Es ist das beliebteste Foto-Sujet in den
Dünen. Auch Tangnes hat eine besonde-
re Erinnerung ans «Klitterhus»: «Hier ha-
Seit letzter Saison wohnt sie mit Toch-
ter Wilma wieder im Heimatort, weil die
Seine zweite Lei-
denschaft neben
13-Jährige die Oberstufe in Schweden ab-
dem Hockey – solviert. Tangnes besucht seine Liebsten
Tangnes’ Weinkel- wann immer möglich, in dieser Saison je-
ler ist gut bestückt. weils für wenige Tage in den drei Nati-
Pausen sowie an Weihnachten. «Viele se-
hen nur den Glitzer und Glamour meines
Trainerjobs. Aber dass nach vier gemein-
samen Jahren in Zug meine Familie plötz-
lich wieder weg ist, ist nicht immer ein-
fach.» Mutter und Tochter besuchen ihn
jedoch regelmässig in der Schweiz.
Ihr Traumhaus aber, das haben die
Tangnes’ in Ängelholm gefunden. «Es war
ein Spontankauf», verrät der Meistertrai-
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 19

Auch in seiner Sitzecke lässt Tango sein

Herrchen nicht aus den Augen.

Das Cheminée ist Tangnes zum Abschalten

vom Alltagsstress wichtig.

Beim Umbau zu seinem Traumhaus hat

Dan Tangnes oft selbst Hand angelegt.

ner der Jahre 2022 und 2021 grinsend.
2020 fährt er bei einem seiner Besuche in
der Wahlheimat durch eine beliebte
Wohngegend in der Nähe der Fussgänger-
zone der Stadt. In jener Strasse wohnt
auch Rögle-Legende, Weltmeister, Olym-
pia-Sieger und Ex-NHL-Verteidiger Kenny
Jönsson (49), der Bruder von Ex-HCD-As-
sistenztrainer Jörgen Jönsson (51).
Tangnes weiss von Freunden, dass das
gegenüberliegende Haus schon länger
zum Verkauf steht, es aber kürzlich vom
Markt genommen worden ist. Er sieht zu-
fällig den Besitzer
im Garten und
spricht ihn an. «Er
hatte es vom «Dass in Zug meine Familie
Markt genom-
men, weil er plötzlich wieder weg ist,
dachte, dass in
der Corona-Krise
ist nicht immer einfach»
niemand ein Dan Tangnes
Haus kaufen
Liebe ist, möchte.» Tangnes will es. «Ich machte
wenn … ihm ein Angebot. Er hatte 24 Stunden
Zeit, um es sich zu überlegen, weil ich
… Dan Tangnes da-
heim in Schweden wieder nach Zug zurück musste.» Der
ist und mit Hund Verkäufer schlägt am nächsten Tag ein.
Tango am Pool Die Tangnes’ sind stolze Besitzer eines tra-
«schmüselet». ditionellen Stadthauses, Baujahr 1923.
«Ich liebe dieses Haus», sagt der einsti-
ge Trainer von Ängelholms Stadtklub
Rögle BK, bevor er die Türe öffnet. Am
Strand ist es zu garstig geworden, da
springt sogar Tango sofort ins Auto und
möchte nach Hause. Kurz die sandigen
Pfoten geputzt und getrocknet, und rein
gehts. Es ist beeindruckend schön. Die
Familie hat ihr neues Zuhause über drei
Jahre fortwährend renoviert. «Wir woll-
ten den Charme und die Geschichte erhal-
ten, ihm aber einen modernen Touch ver-
leihen.»
Das ist gelungen. Das Haus ist im «Nor-
dic Chic»-Look eingerichtet, das skandi-
navische Wohngefühl ist perfekt getrof-
fen. Der Stil ist puristisch und zeitlos, mit
vielen Naturfarben Ton in Ton. Die Acces-
soires sind zurückhaltend. Für die Küche
wurde ein spezielles Holz verwendet, der
Steinboden ist modern. Der Holzboden
im Wohnbereich dafür «heimelig», die
Holztreppe ins Obergeschoss knarrt. In
einem schwedischen Einrichtungsmaga-
zin wäre dieses Haus nicht fehl am Platz.
«Wir haben schon Anfragen erhalten»,
verrät Tangnes, «aber alle abgelehnt.»
Sein Lieblingssessel steht in der Lese-
ecke, von dort aus sieht er sowohl aufs
Cheminée als auch auf den Fernseher.
«Hier kann ich abschalten und bin weit
weg vom Hockey.» Die Krimis im Regal
sind von seiner Frau, auf dem Tischchen
stapeln sich seine Wein-Fachbücher.
Wein, das ist Tangnes’ zweite Passion.
Deshalb zeigt er im Untergeschoss seinen
mit einem Code gesicherten Weinkeller,
den er in seinem neuen Heim unbedingt
wollte. In diesem Keller-  Bitte umblättern
20 | EISHOCKEY
Gassi
gehen
Dan Tangnes beim
Strand-Spazier-
gang mit seinem
Hund Tango.
Fortsetzung von Seite 19 geschoss
hat er beim Umbau selbst mit ange­
packt, im Garten beim Pool-Bau eben-
so. Irgendwann steht noch ein letztes
Projekt an: Aus der ungenutzten Gara­
ge im Garten soll ein Gästehäuschen
mit Wellness-Bereich entstehen.
Tangnes macht Kaffee. Manchmal
müsse er in der Küche die Dinge suchen,
sagt er schulterzuckend – und grinsend.
Was unterscheidet den Privatmann Dan
Tangnes vom Hockey-Trainer? «Als Coach
muss man täglich die beste Version von
sich selbst sein, die Spieler fordern und
fördern, ob man einen guten oder schlech­
ten Tag hat.» Während er in Zug praktisch
ständig von Leuten umgeben ist, liebt er
die Ruhe in Ängelholm. «Hier kann ich
meine Batterien aufladen und mit meiner
Familie und dem Hund Zeit verbringen.»
Obwohl Tangnes versichert, stolzer
Norweger zu sein, Schweden ist sein
Zuhause, Schwedisch seine Sprache.
Denn bereits als 16-Jähriger zieht er von
Oslo (No) nach Ängelholm. Damals ist
Rögle der erste Klub, der sich für den
Nach der Saison 2020/21 stemmt Zug-
Trainer Dan Tangnes den Meisterkübel.
Stürmer interessiert. Er spielt von
1996 bis 1999 bei dessen Junioren.
«In Ängelholm bin ich erwachsen ge-
worden, hier hatte ich mein ganzes
Sozialleben.» Hier lernt er seine Lie­
be Anja kennen, die auch heute noch
als Lehrerin arbeitet.
Als Spieler schafft er den Sprung in
Schwedens höchste Liga
SHL nie, 2005 beendet er
seine Karriere bei Jons­ «Hier kann ich
torps IF, einem Klub in der
dritthöchsten Liga 20 Mi­
meine Batterien
nuten ausserhalb Ängel­
holm, weil ihn eine
aufladen»
Rückenverletzung dazu Dan Tangnes
zwingt. Dass er eine Lauf­
bahn als Trainer einschla­
gen wird, daran denkt er keine Minute. Er
beginnt einen Job als Projektleiter bei
­einer Baufirma, sieht dort Karrierechan­
cen. Als Rögle ihn anfragt, ob er als Assis­
tent beim Junioren-Team aushelfen könn­
te, tut er dies nur nebenbei.
Mit 31 entscheidet er sich zur Überra­
schung vieler, der «normalen» Arbeitswelt
den Rücken zu kehren, und wird 2010
erstmals Vollzeit-Trainer von Rögles U20
– just als er mit seiner schwangeren Frau
das erste Eigenheim bezogen hat. Im No­
vember 2011 übernimmt er das Fanion­
team nach einer Trainerentlassung und
steigt sogleich in die höchste Liga auf.
Tangnes lässt sich überreden, trotz wenig
Erfahrung auch in der SHL Headcoach zu
bleiben. Was folgt? Die Degradierung zum
Assistenten, der Abstieg, die Entlassung.
«Das hat am Ego gekratzt.»
Tangnes nimmt sich
eine Pause, bevor er im
350 Kilometer entfernten
Linköping anheuert. Doch
dort wird die Distanz zur
Familie mehr und mehr
zur Belastung, trotz zwei
weiteren Vertragsjahren
schmeisst er nach vier
Saisons hin – und unterschreibt wenige
Wochen später bei Zug, wohin ihn Frau
und Tochter begleiten. Was folgt? Cup-
Triumph, Meistertitel Nummer eins und
zwei. Auch die ersten bitteren Erfahrun­
gen als Trainer haben Tangnes zu jenem
passionierten und zugleich besonnenen
Coach gemacht, der er heute ist. Und zu
jenem Menschen, der weiss, was ihm gut­
tut. Wie diese kleinen Auszeiten voller
Glück im schwedischen Zuhause. l
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 21

Riesig! Ski-Fürst Büchel begeistert

«So gut war ZDF-Experte

Marco Büchel

Lara noch nie!»

ist begeistert.

Sieg-Hattrick für Lara Gut-Beh-
rami (32)! Die Tessinerin gewinnt
auch in Soldeu und übernimmt die
Führung im Gesamtweltcup. Kann
sie Shiffrin noch abfangen?
MATHIAS GERMANN
Büchel (52) ist entzückt: «So gut wie jetzt
war Lara noch nie. Sie schaut weder nach
– es wäre nach 2016 ihr zweiter. Dennoch
sei sie stolz, auf der Zielgeraden ihrer Kar-
rechts noch nach links, sondern zieht ihr
Ding durch – einfach genial! Ich hoffe
riere um die grosse Kristallkugel zu kämp-
fen. «Dass ich mit 32 Jahren diese Mög-
wirklich, dass Lara nicht wie angekündigt lichkeit habe und mit den Besten mithal-
schon nach dem nächsten Winter zurück-
tritt. Bleibt sie gesund und fit, kann sie
ten kann, ist eine Ehre.»
Das Wort «mithalten» ist dabei eine
noch länger an der Spitze mitmischen.»
Mit ihrem dritten Sieg in Serie überholt
glatte Untertreibung. Zwar ist Gut-Beha-
mi in Soldeu nach dem ersten Lauf nur
Gut-Behrami im Kampf um die grosse Neunte («habe ihn verpennt»), dann
Kristallkugel ihre Rivalin Mikaela Shiff- drückt sie aber mächtig aufs Gaspedal.

D
as Alter? Ist nur eine Zahl. Mit rin (28, USA). Sie hat nun fünf Punkte
32 Jahren, 9 Monaten und 14 Tagen Vorsprung. Tönt nach wenig? Ist es auch.
übernimmt Lara Gut-Behrami mit Noch stehen 14 Rennen auf dem Pro-
ihrem Riesen-Sieg in Soldeu (And) gramm, das ist knapp ein Drittel aller
die Führung im Ge- Wettkämpfe. Gleichzeitig ist völlig un-
samtweltcup. klar, wann die am Innenband verletzte
Liechten- Shiffrin zurückkehren wird.
steins Ski- «Und ob Mikaela dann gleich wieder an
Fürst ihre Glanzleistungen anknüpfen kann, ist
Marco die grosse Frage», so Büchel. Der ZDF-
Ski-Experte kann sich gut vorstellen, dass
das Duell bis zum Weltcupfinale heiss
bleibt. «Zwar gibt es noch mehr Speed-
als Technik-Rennen – das spricht für Lara.
Aber andererseits werden Abfahrten und
Super-Gs wegen des Wetters auch häufi-
ger abgesagt.»
Sollte Gut-Behrami bis zum Ende des
Winters den Ski-Thron behaupten, wäre
sie die älteste Gewinnerin der grossen
Kristallkugel in der Geschichte des
Weltcups. Büchel: «Bei meinem Kitz-
bühel-Sieg 2008 war ich 36 – auch
das war damals ein Altersrekord.
Lara Doch diesen wurde ich rasch
los. Heute kann man viel län-
zeigt Biss ger als früher vorne mithalten.»
Von Rang 9 fährt Noch will Gut-Behrami
Gut-Behrami noch
zum Sieg. nichts von einem mögli-
chen Gesamtwelt-
cup-Sieg wissen
EPA
Sie fährt aggressiv, verschenkt keinen
Meter, driftet nie. Nur bei einem Rumpel-
Tor im Steilhang verschlägt es die Ski –
fast allen andern passiert dies aber auch.
«Ich hätte nicht gedacht, dass es zum
Sieg reicht. Umso glücklicher bin ich»,
sagt Gut-Behrami. Kurz darauf bedankt
sie sich in perfektem Spanisch beim Pub-
likum. Man fragt sich einen Augenblick
lang: Gibt es eigentlich etwas, das diese
Frau nicht kann?
Dank ihr und Marco Odermatt dürfen
wir jetzt sogar vom grossen Kristallkugel-
Double träumen. Nur dreimal gewann die
Schweiz im gleichen Jahr den Gesamt-
weltcup der Frauen und Männer. Immer
war Pirmin Zurbriggen beteiligt. 1984 mit
Erika Hess, 1987 mit Maria Walliser und
1988 mit Michela Figini. l
SKI FRAUEN
RIESENSLALOM IN SOLDEU (AND)
1. Lara Gut-Behrami (Sz)1:59,27
2. Alice Robinson (Neus)0,01
3. A.J. Hurt (USA)0,15
4. Brignone (It) 0,22. 5. Stjernesund
(No) 0,29. 6. Bassino (It) 0,32.
7. Holtmann (No) 0,41. –
Weitere Schweizerinnen:
15. Rast 1,40. 26. Wild 2,32.
Riesenslalomweltcup: 1. Gut-Behrami
685. 2. Brignone 550. 3. Hector (Sd)
481. – Weitere Schweizerinnen:
21. Rast 97. 28. Gisin und Wild 56.
Gesamtweltcup: 1. Gut-Behrami 1214.
2. Shiffrin (USA) 1209. 3. Brignone
928. – Weitere Schweizerinnen:
7. Gisin 530. 20. Rast. 21. Flury 275.
25. Hählen 219.
Nationen: 1. Schweiz 7683 (Männer
4208/Frauen 3475). 2. Österreich 6512
(3271/3241). 3. Italien 4706 (1791/2915).
DIE NÄCHSTEN RENNEN
11.02. Slalom Soldeu (And)
 SRF 2 10.30/13.30
16.02. Abfahrt Crans-Montana (Sz)
17.02 Abfahrt

18.02. Super-G
Foto
22 | SKI ALPIN | MÄNNER

6 Rennen – 6 Siege: Oderm

Aber diese fünf Riesen-
Talente könnten ihm
gefährlich werden
Marco Odermatt ver­
bucht beim Riesen­
slalom im bulgarischen
Bansko seinen 34.
Weltcupsieg. Stellt sich
die Frage: Gibt es ein
Riesen-Talent, das dem
Nidwaldner in Zukunft
gefährlich werden
könnte? Experten
geben die Antwort.
MARCEL W. PERREN

D
ie Riesenslalom-Serie von
Marco Odermatt wird immer
gigantischer. Sechs Weltcup-
rennen wurden in diesem
Winter in der elementaren Alpin-Diszi-
plin ausgetragen, sechsmal hat der Welt-
meister und Olympiasieger vom Vier-
waldstättersee triumphiert. Saisonüber-
greifend hat Odermatt neun Riesensla-
loms in Folge gewonnen. Damit fehlen
ihm noch fünf Siege auf die Rekordserie
von Ingemar Stenmark (Sd, 67). Insider
sind sich einig: In diesem Winter kann
sich Odermatt im Riesen nur selber
schlagen. Fachleute erkennen aber sechs
U25-Talente, die den Buochser ab nächs-
ter Saison ernsthaft herausfordern könn-
ten.
1 Filippo Della Vite
und Carlo Janka auf der «Streif» in Kitz-
bühel triumphierte.
2 Alexander Steen Olsen
Im Slalom hat der 22-jährige Norweger
bereits im letzten Winter in Palisades
Tahoe seinen ersten Triumph im Weltcup
gefeiert. Nun hat Steen Olsen in Bansko
als Zweiter hinter Odermatt sein bestes
Riesenslalom-Ergebnis realisiert (neun
Zehntel Rückstand). Was fehlt dem Tech-
nikspezialisten aus der Region Oslo zum
ganz grossen Coup? «Er besitzt noch nicht
den 90er-Jahren mit neun Weltcupsiegen
im Slalom zu den herausragenden Tech-
nikern gehörte. «Ich zweifle aber nicht da-
ran, dass Alexander diesen Feinschliff er-
halten wird. Und dann könnte der selbst
für Odermatt richtig gefährlich werden.»
3 Leo Anguenot
Bis zu seinem 24. Lebensjahr hat der
Franzose als Alpiner wenig überzeugen-
de Leistungen abgeliefert, deshalb hat er
bei den ersten Weltcuprennen dieses Win-
ters sehr hohe Startnummern getragen.
Keystone, Sven Thomann, AFP

Der Italiener hat bei der vorletzten Juni-
oren-WM im Riesenslalom hinter Steen
Olsen (No) die Silbermedaille gewonnen.
Im Weltcup hat der 22-Jährige aus Berga-
mo mit vier Platzierungen in den Top 10
sein Talent unter Beweis gestellt. «Wenn
ich Trainer wäre, würde mich die Zusam-
menarbeit mit Filippo besonders reizen»,
für sämtliche Bedingungen das passende
Set-up, und manchmal steht Alexander
noch der Kopf im Weg», glaubt Neureu­
ther. «Alexander benötigt auch noch ei-
nen technischen Feinschliff», ergänzt der
Österreicher Thomas Sykora (55), der in
Nachdem der ehemalige Junioren-Euro-
pameister im Wasserski in Val-d’Isère mit
der 60 auf den 21. und in Alta Badia mit
der 62 auf den 20. Rang gefahren war,
durfte er in Bansko mit der 29 starten. Re-
sultat: Rang 15. Und Thomas Sykora ist
Fotos

verrät Deutschlands Ski-Papst Felix Neu-

reuther (39). «Della Vite ist für mich auch
deshalb ein hochinteressanter Rennfah-
rer, weil er nicht wie aus der Schablone
fährt. Er bringt Eigenheiten mit, die man
nicht lernen kann. Im Moment ist er für
mich noch zu wenig Profi. Aber aus die-
sem Rohdiamanten kann man ganz sicher
viel herausholen.» Der Trainer, der Della
Vite zu einem ernsthaften Odi-Widersa-
cher modellieren soll, ist Abfahrts-Legen- 1 2 3
de Peter Fill (41), der 2016 vor Beat Feuz

matt unschlagbar
überzeugt, dass Anguenot den Sprung
nach ganz vorne schaffen kann. Begrün-
dung: «Leo steht besonders neutral auf
dem Ski und besticht mit einer sehr star-
ken Vorwärtsbewegung.» Anders ausge-
drückt: Anguenot könnte sich im Riesen-
slalom ähnlich stark entwickeln wie sein
Landsmann Cyprien Sarrazin (29) in den
Speed-Disziplinen.
4 Atle Lie McGrath
Weil der Sohn von Ex-Weltklasse Slalom-
Fahrer Felix McGrath bereits seit fünf Jah-
ren im Weltcup eingesetzt wird, verges-
sen viele, dass der Norweger im April erst
24 wird. Und obwohl er sich vor elf Mo-
naten das Kreuzband am linken Knie ge-
rissen hat, hat er in der laufenden Saison
bereits wieder den
Sprung aufs Slalom-Po-
Der Alles- dest geschafft (Zweiter
Könner in Adelboden und Wen-
Marco Odermatt gen). Im Riesenslalom
gibt auch in Bansko war er 6. in Alta Badia
den Tarif durch. und 7. am Chuenisbär-
gli. Die Experten sind
ANZEIGE
sich sicher, dass McGrath im nächsten
Winter nach einer verletzungsfreien
Saison­vorbereitung noch viel stärker sein
wird.
5 Sandro Zurbrügg
Der gelernte Automechaniker aus Fruti-
gen BE hat im Dezember etwas geschafft,
was nicht einmal Superstar Odermatt ge-
packt hat: Zurbrügg hat sich in Val-d’Isè-
re auf der ultraselektiven «Face de Belle-
varde» bei seiner Weltcup-Premiere als
17. in den Punkterängen klassiert. Und
das mit Startnummer 69. In Schladming
hat der 21-Jährige als 24. erneut gepunk-
SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 23
SKI MÄNNER
RIESENSLALOM IN BANSKO (BUL)
1. Marco Odermatt (Sz)2:15,75
2. Alexander Steen Olsen (No)0,91
3. Manuel Feller (Ö)1,08
4. Brennsteiner (Ö) 1,29. 5. Kranjec
(Sln) 1,47. 6. Kristoffersen (No) 1,49.
7. Meillard (Sz) 1,51. 8. Tumler 1,59.
9. Zubcic ( Kro) 1,75. 10. Della Vite (It)
2,01. Weitere Schweizer: 13. Caviezel
2,21. 18. Janutin 2,58. 22. Murisier 2,88.
25. Simonet 3,16.
Riesenslalomweltcup: 1. Odermatt
600. 2. Zubcic 314. 3. Kranjec 271.
Weitere Schweizer: 8. Meillard 168.
15. Tumler 103. 19. Caviezel 83.
Gesamtweltcup: 1. Odermatt 1506.
2. Sarrazin (Fr) 684. 3. Feller 669.
4. Meillard 514. Weitere Schweizer:
17. Yule 285. 19. Murisier 278.
27. Rogentin 218.
DIE NÄCHSTEN RENNEN
11.02. Slalom Bansko (Bul)
 SRF 2 09.30/12.30
17.02. Abfahrt Kvitfjell (No)
18.02. Super-G
tet. «Je anspruchsvoller eine Piste ist,
umso besser fährt Sandro. Seine Technik
ist wirklich sehr gut», schwärmt Swiss-
Ski-Alpinchef Hans Flatscher. Beim gest-
rigen Riesenslalom in Bulgarien hat der
Berner Oberländer den zweiten Lauf um
32 Hundertstel verpasst. l
 24 | FORMEL 1
Noch zehn Tage
bis zum Test-Start
5 Autos:
Wer wird
2024
Letzter?
Formel 1
inside
roger.benoit
@ringier.ch
E
s war wohl Zufall, dass die letzten
fünf Teams der vergangenen Saison
ihre neuen Autos oder eben die
­Lackierungen als erste Rennställe für
2024 vorstellten. Ab Montag geht es dann
Schlag auf Schlag: Aston Martin,
Ferrari, McLaren, Mercedes und Red Bull
am Donnerstag. Bereits vor dem ersten
Bahrain-Testtag am 21. Februar kann
man die Frage in den Raum stellen: Wer
der fünf hinteren Teams wird Letzter?
Praktisch ausser Konkurrenz fährt da
­Alpine mit. Die Franzosen werden auch
diesmal zu langsam für die Top Five und
zu schnell fürs Quartett am Ende sein. Zu-
dem will sich Esteban Ocon (27) für den
freien Mercedes-Sitz 2025 empfehlen.
l l l
Kick Sauber, RB, Alpine F1 Team, Lukas Gorys, AFP
DA WAREN ES ALSO NUR NOCH VIER.
Interessant wird die Umfrage bei Blick
sein. Wie gut kommt der giftgrüne Kick-
Sauber im Kampf um die Plätze 7 bis 10
weg? Wird Haas-Ferrari das Schlusslicht
bleiben. Letztes Jahr hatten die «Hasen»
mit den Comeback-Piloten Hülkenberg
und Magnussen nur vier Punkte weniger
als der Alfa-Sauber. Während das US-
Team mit neuer Führung vor allem das
Reifenproblem (zu grosser Verschleiss)
lösen muss, herrscht in Hinwil wieder
Fotos
einmal Aufbruchstimmung. Im vorletz-
1
2 l
3 dem oft unterschätzen Japaner Tsunoda.
4 Technik-Guru Newey aus der letzten Sai-
1 Williams-Mercedes dürfte 2024 wieder WM-Siebter werden.
2 Alpine ist mit Gasly/Ocon zu stark für die letzten vier Teams.
3 Haas-Ferrari ist auf einer Runde schnell, dann greift der Gummi.
4 Racing Bulls glänzt mit Sponsoren wie Visa, Boss und Orlen.
Attacke mit
der Farbe der
Hoffnung:
Geldgeber
Stake ist nicht
überall erlaubt.
Also fährt da
der Kick-Sauber.
ten Jahr ohne Audi muss Sauber endlich
abliefern. Die Deutschen wollen die
Belegschaft im Zürcher Oberland bis
zum Einstieg 2026 von rund 600 auf
über 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter aufstocken. Klar, dass die Deutschen
bereits ein wachsames Auge auf die Leis-
tungen von Bottas und Zhou im C44 wer-
fen. Hat der neue Technikdirektor James
Key wieder mal ins Schwarze getroffen?
Sonst wird es auch dieses Jahr für die
Fans mühsam! Wie für Ferrari, das seine
zwei Partner-Teams mit der Power aus
Maranello bestimmt nicht gerne auf den
zwei letzten WM-Plätzen sieht.
l l
BEIM WM-SIEBTEN WILLIAMS muss es
einmal mehr Alex Albon richten. Der
Thai hat bereits ein Red Bull-Angebot für
2025. Mit US-Pilot Logan Sargeant wäre
Williams der «Favorit» für den letzten
Platz! Fahrermässig ist Visa Cash App RB
von den letzten Teams am besten aufge-
stellt: mit Dauerbrenner Ricciardo und
Das Team aus Faenza bei Imola übersie-
delte die Technikabteilung nach England
und hat sich auf allen Positionen neu auf-
gestellt. Das B-Team vom grossen Bruder
Red Bull will vom 8. WM-Platz weg – mit
wieder verstärkter Familien-Hilfe. Klar,
dass der VCARB01, der in Las Vegas vor-
gestellt wurde, eine Kopie des RB 19 von
son ist. Damals gewann Max Verstappen
19 der 22 Rennen. Die meisten Medien
haben sich bereits auf den Namen von
Visa Cash App RB geeinigt. Dieses Team
heisst jetzt einfach Racing Bulls. l
 Lotto Ziehungen WETTER SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 25
Aufgang Untergang Sonntag, 11. Februar 2024 Aufgang Untergang
Swiss Lotto Der Februar hat seine Mucken, baut von Eis oft feste
7:38  17:42 Brucken. 8:43  19:50
17 20 32 35 36 42

Glückszahl 2 Replay 7
Milder, aber recht
bewölkter Sonntag
Gewinnquoten
6+ 0 0
6 0 0
5+ 26 à Fr. 8084.10
5 96 à Fr. 1000.00
4+ 1125 à Fr. 131.15
4 5294 à Fr. 72.35 Heute im Norden Heute im Süden Aussichten
3+ 16 367 à Fr. 22.65 Der heutige Sonntag beginnt im Nach einem bewölkten und zeit- Morgen Montag geht es ver-
3 78 663 à Fr. 10.05 Norden mit vielen Wolken und weise nassen Vormittag trocknet änderlich mit etwas Sonne und
im Jackpot Swiss Lotto 48 000 000.00 entlang der Alpen sowie im es am Nachmittag ab, die vielen einzelnen Schauern weiter.
Osten nass mit Flocken ab rund Wolken bleiben aber. Schneeflocken tanzen dabei mit
Joker 505387 1000 bis 1100 Metern. Tagsüber einem schwachen bis mässi-
6 0 0 erwarten wir nur noch einzelne gen Südwest- bis West-
5 4 à Fr. 10 000.00 Schauer, vor allem gegen Wes- Basel wind bis knapp unter
ten gibt es auch etwas Sonne. Winterthur 1000 Meter hinun-
4 31 à Fr. 1000.00 6° 10°
3 304 à Fr. 100.00 Die Temperaturen sind in 5° 9° ter. Am Diens-
den Bergen deutlich tag ziehen
2 3197 à Fr. 10.00
tiefer als zuletzt, im nach einem
im Jackpot1 900 000.00 Zürich
Flachland bleibt recht sonnigen
es aber für die
Neuenburg
5° 9° St. Gallen Vormittag
Jahreszeit mild. dichte Wolken
Deutsches Lotto  6 aus 49 5° 9° Bern 5° 7° auf.
Luzern
5° 8°
1 19 33 37 39 47 5° 9°
Chur
Superzahl 6 Gotthard 5° 9°
Lausanne Interlaken
9° –5° –4°
2581821
SPIEL 77 6° 4° 9° St. Moritz
SUPER 6 043155
Genf
Sitten Locarno
–1° 1°
Euromillions 5° 9° 4° 10° 6° 11°
Zermatt
23 24 35 37 45 –3° 2°
Lugano
9 12
7° 11°
5  0 0
5 1 à Fr. 651 482.60
5 4 à Fr. 38 065.55
BIS ZU
4  19 à Fr. 2496.10
4 600 à Fr. 322.95
5-TAGES-PROGNOSE
120.–
RABATT *
3  1209 à Fr. 169.45 BERGWETTER
4 1310 à Fr. 109.90 Montag
2  18 226 à Fr. 39.50 Norden Süden
Norden Süden
3 27 565 à Fr. 29.10
3 67 644 à Fr. 22.10 4000 m –15° –14°
1 
2
101 495 à Fr.
421 884 à Fr.
17.85
13.50
5° 8° 1° 12° 3000 m –9° –8°
2 1 039 739 à Fr. 8.85 Dienstag 2000 m –3° –2°
im Jackpot 46 000 000.00 Norden Süden
1000 m 3° 6°
2 CHANCE

4 6 24 37 44
0° 9° –1° 11°
Mittwoch WELTWETTER NIEDERSCHLAGSMENGE
5 0 0 Norden Süden Bangkok 33° Während 24 Stunden kommen folgende
4 236 à Fr. 831.35 Berlin 9° Niederschlagsmengen zusammen:
3 7490 à Fr. 19.75
13° 13°
Budapest 12°
5° 1° Kairo 22° >50 mm 6–15 mm 1–5 mm
Super-Star K283W Kapstadt 34° 16–50 mm trocken
K283W 0 0 Donnerstag
Los Angeles 18°
K2_3W 4 à Fr. 3012.65 Norden Süden
Mexiko-Stadt 28°
K28_W / K_83W 3 à Fr. 3347.35
Moskau –8°
14° 13°
K283_ /_283W 14 à Fr. 1004.20
K2__W / K__3W 48 à Fr. 251.05 4° 3° New York 9°
K28__ /__83W 114 à Fr. 57.35 Paris 10°
Freitag Peking 11°
K___W 196 à Fr. 23.10
K2___ /___3W 1228 à Fr. 10.60 Norden Süden Rio de Janeiro 33°
K____ /____W 11 879 à Fr. 4.25 Rom 15°
Erwarteter Hauptgewinn
pro Gewinner:250 000.00 8° 11° 3° 12° Sydney
Tokio
25°
10°
 alle Angaben ohne Gewähr
 26 | NEWS & ZAHLEN

LIVE
SPORT
AM TV | Völlig
überfordert
Nygard trifft in der 6. Minute
zum 1:0. Goalie Charlin guckt
dumm aus der Wäsche.

07.50 Freestyle Weltcup

in Bakuriani (Georg),
Skicross Frauen und
Männer Eurosport
09.15 Ski Weltcup in
Bansko (Bul), Slalom
Männer, 1. Lauf SRF 2
10.30 Ski Weltcup in
Soldeu (And), Slalom
Frauen, 1. Lauf SRF 2
11.45 Freestyle Weltcup in
Bakuriani, Skicross
Frauen/Männer SRF 2
11.50 Eishockey Euro Ho-
ckey Tour in Karlstad
(Sd), Tschechien –
Schweiz SRF info
12.20 Ski Weltcup in
Bansko, Slalom
Männer, 2. Lauf SRF 2
12.25 Rugby Europe
Championship 2024,
Spanien – Deutsch-
land PRO 7maxx
13.15 Fussball FA Cup,
5. Runde, Frauen,
Arsenal –
Manchester CityBBC 2
13.30 Ski Weltcup in
Soldeu, Slalom
Frauen, 2. Lauf SRF 2
13.55 Fussball Super
League, Winterthur –
Luzern Blue 15. Pleite in Folge gegen Schweden

Lehrstunde für die

14.30 Biathlon Weltcup in
Nove Mesto (Tsch),
Verfolgung Frauen
 SRF 2
15.15 Skispringen Weltcup

Nati beim «Jubiläum»

in Lake Placid (USA),
Männer HS 128
 Eurosport
15.15 Rugby Six Nations,
Irland – Italien ITV 1
15.55 Fussball
Super League,
Yverdon – Servette,
Für eine überforderte Nati gibt es beim zweiten Schweden – Schweiz
Basel – St. Gallen Blue Auftritt an den Beijer Hockey Games Haue. Zum
5·2
16.55 Biathlon Weltcup in Tore: 6. Nygard
Nove Mesto, Verfol- Glück geht Schweden ab Spielmitte vom Gas. (Heed) 1:0.
14. Hardergard
gung Männer SRF 2
(Ejdsell) 2:0. 7000 Fans
17.00 Schwimmen WM in
MARCEL ALLEMANN Mit Dario Wüthrich und Tino 20. Lindberg
Doha (Katar) SRF info
(Ejdsell, Heed/PP) 3:0. 25. Strömwall
18.40 Langlauf Weltcup in Kessler stehen bei den ersten beiden (Lindberg/PP) 4:0. 30. Fröden (Töm-

D
Canmore (Ka), 20 km ieses 2:5 ist die 15. Niederlage Gegentoren zwei weitere Neulinge mernes/PP) 5:0. 44. Senteler (Moy,
klassisch, Massenstart Scherwey/PP) 5:1. 60. Kessler
Frauen SRF info in Folge gegen ihr Schreckge- im Schilf. Dieses Debakel allein an
(Schmutz, Kreis/PP) 5:2.
19.00 Eishockey NHL, spenst. Und nie ist die Nati in ihnen festzumachen, wäre jedoch zu
Montreal – St. Louis der Neuzeit weiter von einem einfach. Es sind vor allem auch die
 TV 24 Erfolgserlebnis gegen Schweden erfahreneren Nati-Spieler, die bitter LÄNDERTURNIER 
20.00 Basketball NBA, entfernt als an diesem Vorabend in enttäuschen. Allen voran Gregory BEIJER HOCKEY GAMES
Miami – Boston
 Pro 7maxx Karlstad. Zwischen dem mit acht Hofmann, der mit zwei Strafen zwei IN KARLSTAD
20.10 Langlauf Weltcup in National-League-Ausländern promi- weitere Gegentore provoziert, an- DONNERSTAG, 8. FEBRUAR
Canmore, 20 km klas- nent bestückten schwedischen Team sonsten jedoch unsichtbar ist. Auch Tschechien – Schweden1:4
sisch, Massenstart und der international zu einem mar- der Versuch, sich mit mehr Aggres- Finnland – Schweiz4:2
Männer SRF info
kanten Teil ziemlich unerfahrenen sivität zu wehren, geht krachend SAMSTAG, 10. FEBRUAR
20.30 Fussball Ligue 1,
Nizza – Monaco Nati besteht ein Klassenunterschied. schief. Marc Marchon kassiert nach Finnland – Tschechien 4:2
 Blue Zoom Zugriff auf die Partie erhält die einem Check gegen den Kopf von Ex- Schweden – Schweiz5:2
23.15 Football Superbowl in Mannschaft von Patrick Fischer erst, SCB-Spieler Oscar Lindberg einen SONNTAG, 11. FEBRUAR
Las Vegas, Kansas – als die Schweden nach einer Restausschluss, der ein weiteres Schweiz – Tschechien SRF info 12.00
San Francisco RTL
5:0-Führung zur Spielmitte (!) merk- schwedisches Tor zur Folge hat. Schweden – Finnland16.00
IM STUDIO lich vom Gas gehen. Die nervösen Diese 15. Niederlage in Folge ge-
und hektischen Schweizer laufen bis gen Schweden zieht noch ein zwei- zwei Powerplay-Toren von Sven Sen-
11.00 Doppelpass  Sport 1
zu diesem Zeitpunkt stets hinterher, tes unrühmliches «Jubiläum» nach teler und Kessler (erstes Nati-Tor)
18.00 Sportpanorama
Studiogast: sind völlig überfordert. Ungemüt- sich. Saisonübergreifend ist die Nati das Schlussdrittel mit 2:0. Was ihr
Noè Ponti SRF 2 lich ist das alles vor allem für Goalie nun bei zehn Pleiten in Folge ange- für das abschliessende Spiel heute
19.00 Fussball Super League Stéphane Charlin, der bei seinem langt, und an der Euro Hockey Tour Mittag gegen das diese Woche eben-
Highlights SRF 2 Nati-Debüt auf wenig Mithilfe seiner sieht sie weiterhin kein Land. Im- falls noch sieglose Tschechien viel-
Vorderleute zählen kann. merhin gewinnt die Schweiz dank leicht etwas Mumm gibt. l
 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 27

Wird Di Matteo
Curling Sport
Aarau und Genf in Zahlen
wieder Meister
In Thonex GE gewinnen
Yakins Assistent? Biathlon
WM in Nove Mesto (Tsch).

die Frauen vom CC Aarau
gegen GC ihren fünften
Schweizer Meistertitel in
sechs Jahren. Die vierfa-
chen Weltmeisterinnen um
Skip Silvana Tirinzoni
schlagen im Final GC mit
Skip Xenia Schwaller 5:4.
Auch bei den Männern set-
zen sich die Vorjahres-
meister durch. Genf mit
Skip Yannick Schwaller
schlägt Limmattal mit Skip
Andrin Schnider mit 7:2.
BMX
Marquart holt
I
n gut einem Monat trifft sich die
Schweizer Nati für den letzten Zusam-
menzug vor der EM. Neben der Frage,
welche Spieler Trainer Murat Yakin für
die Testkicks gegen Dänemark und
Irland aufbieten wird, stellt sich eine an-
dere wichtige: Wer wird Yakins Assis-
tent?
Nach dem Abgang von Vincent Cavin
in die USA brauchts einen neuen. Drei
Namen wurden bislang medial genannt:
Deutschlands Weltmeister (2014) Miro-
slav Klose, Ex-Nationalspieler Léonard
Thurre und Davide Callà. Letzterer wur-
de im Sommer 2022 von Alex Frei als As-
sistenztrainer zum FC Basel geholt und
hat seither mehrere Cheftrainer «über-
lebt». Sein Name dürfte auf der Suche
nach dem geeigneten Yakin-Assistenten
de Figur beim sensationellen Meister­titel
des FC Aarau. Danach machte Di Matteo
als Spieler Karriere bei Lazio Rom und
Chelsea und nahm mit Italien an der EM
1996 und der WM 1998 teil (insgesamt
34 Länderspiele).
Champions-League-Triumph
2008 stieg er beim englischen Unter-
klassigen Milton Keynes Dons ins Trai-
nergeschäft ein, ehe 2012 der grösste
Erfolg seiner Karriere folgte: In einem
epischen Final gegen Bayern besiegte
Di Matteo mit Chelsea die Münchner in
deren Heimstadion im Penaltyschies-
sen und erfüllte dem früheren Chelsea-
Besitzer Roman Abramowitsch den
Traum von der Champions-League-
Trophäe. Weitere Stationen waren
Männer. Sprint 10 km.
1. Lägreid (No) 25:23,9/0
Strafrunden. 2. J. Bö (No) 3,5
zur./1. 3. Christiansen (No)
18,6/1. 4. Perrot (Fr) 28,9/1.
5. Samuelsson (Sd) 36,6/0. –
Die Schweizer: 22. Hartweg
2:06,3/1. 46. Finello 3:17,1/3.
50. S. Stalder 3:25,0/1.
57. Burkhalter 3:33,0/3.
Langlauf
Weltcup in Canmore (Ka).
Männer. 15 km freie Tech-
nik. 1. Krüger (No) 36:06,5.
2. Amundsen (No) 9,8 zur.
3. Vermeulen (Ö) 10,3. – Die
Schweizer: 12. Klee 31,9.
20. Baumann 48,5.
43. Fähndrich 2:57,3.

Podestplatz im Gegensatz zu Klose und Thurre noch

Beim ersten BMX-Racing-
Weltcuprennen der Saison
in Rotorua (Neus) schafft
es Simon Marquart – 2022
Weltmeister – mit Rang
drei aufs Podest. Cédric
Butt wird Vierter.
Skicross
Fiva Dritter –
nicht vom Tisch sein, doch der
Schalke 04 und West Ham, jedoch mit
mässigem Erfolg. Seit dem Abgang
FC Basel verweigert Callà
gemäss «Nau» die Freiga-
be für ein Doppelmandat.
Wenn die eine Lösung
nicht klappt, müssen an-
dere geprüft werden. Und
eine solche heisst gemäss
Blick-Infos Roberto Di Mat-
teo (53). So sollen bereits
Gespräche zwischen
Yakin, Di Matteo und
dem SFV stattge-
2016 bei West Ham wurde es ruhig
um Di Matteo.
Gibts nun das Comeback auf der
grossen Bühne als Yakin-Assistent?
Der Name von Di Matteo mag auf
den ersten Blick überraschen, der
53-Jährige würde wichtige Vor-
aussetzungen mitbringen: Aus-
landserfahrung und Erfolge als
Spieler und
Trainer auf
höchstem Ni-
Frauen. 15 km freie Tech-
nik. 1. Diggins (USA) 40:26,0.
2. Claudel (Fr) 2,6 zur. 3. H.
Weng (No) 3,3. – Ferner:
27. Fähndrich (Sz) 2:54,2.
Männer. Skating-Sprint.
1. Kläbo (No) 2:44,40. 2. Val-
nes (No) 0,43 zur. 3. Anger
(Sd) 0,63. – 6. Riebli (Sz)
3,43.
Frauen. Skating-Sprint.
1. Skistad (No) 3:09,88.
2. Dahlqvist (Sd) 0,57 zur.
3. Svahn (Sd) 1,40. – Fähn-
drich (Sz) im Halbfinal out.

Gantenbein 4. funden haben.

Der Schaff-
veau, womit
die Akzeptanz
Skispringen
Weltcup in Lake Placid
Beim Weltcup in Bakuriani hauser mit itali- der Nati-Stars (USA). HS 128. 1. Kos (Sln)
(Georgien) fährt Skicros- enischen Wur- Roberto Di Matteo um Xhaka, 278,9 (123,5/125 m).
ser Alex Fiva (38) als Drit- zeln gehört zu brächte viel Shaqiri und 2. R. Kobayashi (Jap) 278,1
Erfahrung mit.
ter zum vierten Mal in die- den grossen Akanji sicher (125,5/122). 3. Lindvyk (No)
ser Saison aufs Podest. Nummern im Ge- wäre. l 277,8 (121,5/133). – Die
Jonas Lenherr wird 6., schäft: 1993 war SEBASTIAN Schweizer: 9. Deschwanden
Ryan Regez schaffts auf er die überragen-  WENDEL
268,7 (129,5/120,5). 27. Peier
235,4 (118,5/112,5). 35. Imhof
Rang 8. Mit Talina Ganten-
113,0 (109). 38. Ammann 111,2
bein (25) ist auch im Frau- (112).

Aufholjagd reichte Frauen nicht

en-Final eine Schweizerin
dabei. Für sie gibts Rang 4.
Handball
NLA. Männer. 22. Runde.
Leichtathletik
Beim Fünfländer-Turnier der Hockey-Frauen in Libe- Wacker Thun – Kriens-Lu-

Werro und rec (Tsch) bringen die Schweizerinnen beim Schluss-

zern 27:26. Kreuzlingen –
Kadetten SH 29:30. GC Ami-
auftritt die Gastgeberinnen trotz zwischenzeitlichem
Moser stark
citia ZH – Pfadi Winterthur
25:25. – Tabelle: 1. Kadetten
0:2- und 2:3-Rückstand noch ins Schwitzen. Zweimal SH 22/39. 2. Kriens-Luzern
Beim internationalen Hal- 22/31. 3. GC Amicitia 22/31.
len-Meeting in Liévin (Fr) schaffen sie dank 4. Pfadi Winterthur 22/27.
duellierten sich die besten Toren von Janine 5. Suhr Aarau 21/19. 6. St. Ot-
mar SG 21/16. 7. Kreuzlingen
Schweizer 800-m-Läufe-
rinnen Audrey Werro und Hauser, Lara Stal- 22/16. 8. BSV Bern 21/15.
Lore Hoffmann. Mit 2:01,43 der und Alina Marti 9. Wacker Thun 22/15.
10. Chenois Genf 21/7.
Minuten hat die jüngere
Werro (19) eine Sekunde
den Ausgleich. Erst in NLA. Frauen. Finalrunde.
Yellow Winterthur – Brühl SG
hinter Siegerin Jemma der fünften Minute der 30:34. Kreuzlingen – Zug
Reekie (Gb) gegenüber Overtime können die 31:27. – Tabelle: 1. Brühl SG
imago, Keystone

Hoffmann (27, Fünfte in 15/22. 2. Spono Eagles 14/20.

2:01,88) die Nase vorn.
StabhochspringerinAnge-
lika Moser schafft 4,65 m.
Fotos
So feiern die Schweizerinnen
den Anschlusstreffer zum 1:2
gegen die Tschechinnen.
Tschechinnen mit 3. Kreuzlingen 15/17. 4. Zug
dem 4:3-Siegtreffer 15/15. 6. GC Amicitia 14/14.
6. Yellow Winterthur 15/13.
ruhig durchatmen.
BOULEVARD |
Super Bowl

Die Trouvaille
Die Zahl

Pelé gab NFL 21 000 000 Der Jubilar

einen Korb
Dollar
kosten 90 Sekunden TV-Wer-
bung heute Nacht beim Super
Bowl. Genauso lang ist auch der
Werbespot, in welchem Lionel

Beide sind sie Legenden. Pelé (1940– Messi für ein US-Bier die
Werbetrommel rührt. Der

2022), der dreifache Fussball-Welt- Miami-Star zeigt darin an einem

Strand in Florida an-

meister, und Joe Namath (80), der deren Gästen seine

Dribbelkünste,

1969 den Super Bowl gewann. Beide während er auf

ein frisch ge-

genossen das (Nacht-)Leben, Namath zapftes Bier

warten

betrieb während der Aktivzeit sogar muss.

eine Bar. Bei einem Treffen fragte der

Quarterback der New York Giants den
Superstar von New York Cosmos, ob er Jake Matthews
nicht American Football spielen wolle. Sein Bruder, sein
Vater, sein Onkel
Football League
(NFL). Jake Mat­
Seine Antwort: «Ich kann keine Tore und auch zwei sei-
ner Cousins spielten
thews selbst schaff-
te es 2017 mit Atlan-
schiessen, wenn ich einen Helm trage.» alle in der National ta in den Super
 ÜBRIGENS ... |
SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 29

Die Top 5
Felix Bingesser
NFL: Die höchsten Reporter
Jahreslöhne

1
Joe Burrow (27)
Cincinnati Bengals
55 Millionen Dollar
Der bestbezahlte NFL-Spieler –
Durchschnittsgehalt pro Jahr – Die Schlammkönige
heisst Joe Burrow.
Der Quarterback
der Nation
führte Cincinnati

D
2021/22 nach 33 ie eineiigen Zwillinge Chris- tingent der Schweiz ist ausgefüllt,
Jahren Abwesen-
toph und Andreas Hüsser sie starten für Liechtenstein.
heit in den Super
Bowl. 2023 unterzeichnete er ei-
sind in der Hochblüte des Moto- Im ersten Jahr werden sie WM-
nen Fünfjahresvertrag für 275 Mio. cross-Sports die Schlammkönige Fünfte, in den beiden Jahren da-
des Landes und feiern als Gespann nach Weltmeister. Bei schlammi-

2
Justin Herbert (25) in den Achtzigerjahren zwei WM- gen Verhältnissen sind sie eine
Los Angeles Chargers Titel in Serie. Jetzt sind die beiden Klasse für sich. «Wir sind mit unse-
52,5 Millionen Dollar Aargauer Haudegen 70 Jahre alt. rem Bus und einem zum Wohn­
Herbert brach sich Mitte Dezem- Der Beginn ihrer Geschichte ist mobil umgebauten Anhänger
ber bei der 7:24-Heimpleite gegen nicht romantisch. «Wir waren kei- durch ganz Europa gefahren. Es
Denver den Mit- ne Wunschkinder», sagt Chris- gab 1000 Franken Startgage und
telfinger der Wurf- toph, der zwanzig Minuten jünger 1000 für jeden Laufsieg. Nach den
hand – Operation ist als sein Bruder. Ihre Mutter WM-Läufen in Holland, Tschechien
und Saisonende.
bringt die Buben nach der Geburt oder Deutschland ging es sofort
Vor dem Draft
2020 galt er als auf den kleinen Bauernhof im aar- ­zurück, damit wir am Montag um
Risiko-Projekt. 2023 unterschrieb gauischen Stetten, wo Christoph sechs wieder bei der Arbeit waren.»
er für 5 Jahre und 262,5 Mio. und Andreas bei den Grosseltern Vor ihnen und nach ihnen
aufwachsen. «Wir hatten saubere ­haben auch Bollhalder/Büsser,

3
Lamar Jackson (27) Kleider und genug zu essen. Es hat Bächtold/Fuss und zuletzt Fuhrer/
Baltimore Ravens uns an nichts gefehlt», so Christoph. Käser bei den Seitenwagen für
52 Millionen Dollar Schon als Schulkinder packen ­Furore und ein goldenes Zeitalter
Mehr Läufer als Quarterback zu sie mit an. Mit im Motocross
sein, das wurde Jackson früher dem Grossvater ­gesorgt.
immer mal wieder frühmorgens das Zum Ende der
vorgeworfen.
Gras mähen, dann Karriere organi-
Nach monatelan-
die Kühe melken sieren sie Rennen
gem Hin und Her
verlängerte er im und in den Gum- in ihrer Heimat.
April 2023 seinen mistiefeln in die Als ein Österrei-
Vertrag bei Baltimore um fünf Jah- Schule. «War Heu- cher auf dem
re für 260 Millionen Dollar. ernte, hat man Renngelände
zwei Kühe vor den Christoph Hüsser (l.) und Andreas Christoph Hüsser

4
waren im Motocross 1988 und
Jalen Hurts (25) Wagen gespannt 1989 Seitenwagen-Weltmeister.
den Tipp gibt, mit
Philadelphia Eagles und ist hinaus aufs mobilen Toiletten
51 Millionen Dollar Feld. Dann war könne man Geld
Hurts besuchte die High School in nichts mit Schule», sagt Christoph. verdienen, ist seine Geschäftsidee
Channelview, Texas, wo sein Vater Unweit des grosselterlichen geboren. Weit mehr als 1000 Hüs-
Football-Trainer
Bauernhofs gibts eine Kiesgrube. ser-WCs stehen mittlerweile auf
war. Im Februar
2023 verlor er im
Dort wird Motocross gefahren. Baustellen und Festplätzen in der
Super Bowl gegen Christoph hat auf dem Bau etwas Nordwestschweiz. Irgendwie ist
Kansas 35:38. Geld verdient und kauft sich mit er dem Schlamm treu geblieben.
Trotzdem erhielt 17 Jahren den ersten Cross-Töff. Die Hüsser-Buben haben es zu
er zwei Monate später einen Fünf- Seine Solokarriere führt ihn in die sportlichem Erfolg und Wohlstand
jahresvertrag über 255 Millionen. erweiterte Weltspitze, in Russland gebracht. Mit Fleiss und Durch­
fährt er Rennen vor 70 000 Zu- setzungsvermögen, mit eisernem

5
Russell Wilson (35) schauern. Sein Bruder Andreas Willen, der nicht zuletzt auf die
Denver Broncos wird einer der besten «Plampis», entbehrungsreiche Jugend zu-
49 Millionen Dollar wie man die Passagiere im Seiten- rückzuführen ist.
Auch der Fünfte dieser Top 5 ist wagensport nennt. Was sich in all den Jahren nicht
ein Quarterback, aber auch Wil-
Bereits im gesetzten Alter ent- geändert hat, ist die tiefe Verbun-
son ist heute
Nacht im Super
scheiden sie sich, gemeinsam als denheit. «Ist Andreas krank, spüre
Bowl, den er 2013 Gespann an den Start zu gehen. Sie ich das. Dann brauche ich ihn
Bowl, wo es gegen New mit Seattle ge- bauen auf der Wiese der Grosseltern nicht mal anzurufen», sagt Chris-
imago, Keystone

England aber eine eine Trainingspiste, trainieren einen toph. Und zuckt mit den Schul-
28:34-Pleite absetzte.
wann, nicht dabei.
Der Texaner feiert heu- Denver warb ihn ganzen Winter pickelhart und stei- tern. «So ist das halt, bei eineiigen
te den 32. Geburtstag. 2022 Seattle ab. Sein Fünfjahres- gen 1987 in die WM ein. Das Kon- Zwillingen.»
vertrag ist mit 245 Mio. dotiert.
 felix.bingesser@ringier.ch
Fotos
 AUTO &
MOBILITÄT
Das Start-up Czinger will
die Autofabrik revolutionieren
Die Überflieger aus
Die Marke Czinger kennen nur Autoexperten. Der Klein-
serienhersteller aus Los Angeles ist seit einigen Jahren der
stille Star von Luxusevents wie der Monterey Car Week.
Czinger sind exklusiv,
wahnsinnig schnell
und entstehen zum
Teil im 3D-Drucker.
STEFAN GRUNDHOFF
E
s geht nichts über eine klare
­Aussprache. Dafür sind viele der
Amerikaner allerdings nicht gerade
bekannt. Wenn jemand an einem
Treffen von Autofans in Kalifornien von
der neuen, spektakulären Sportwagen-
marke Czinger spricht, erntet er oft nur
gelangweilte Blicke. Singer – die ma-
chen doch schon seit 15 Jahren coole
Retro-Porsches auf Basis alter 911er –
sehr exklusiv, sehr schnell, sehr teuer
und sehr bekannt. Aber Irrtum – hier
geht es nicht um Singer, sondern um
Czinger.
|
gründet, veredeln sie keine Porsches und
machen auch um Sportwagen anderer
Marken einen grossen Bogen: ein Ko-
enigsegg ist ein Koenigsegg – und ein
Czinger ein Czinger.
«Czinger will die Art
und Weise, wie Autos
entworfen und gebaut
werden, grundlegend
verändern. Keine krea­
tiven Fesseln durch
Werkzeuge oder Kos-
ten», sagt David O’Con-
nell, Mitbegründer der
Marke und verantwort-
lich fürs Design. Er setzt
auf ästhetische Reinheit
und technische Inno­
vation – nur, was un­
bedingt nötig ist, gehört
auch ans Auto. Klare
Oberflächen schaffen
ein originelles, zeitloses
Design. Doch in erster
Vater und Sohn:
Die Marke trägt den Namen von Kevin 2019 gründeten Linie sollen die Fahrleistungen begeistern
(63) und Lukas Czinger (28) – Vater und ­Kevin und Lukas und selbst eingefleischten Sportwagen-
Sohn aus Los Angeles und mit selbst nach Czinger ihr fans den Atem rauben.
Xxx
US-Massstäben überbordender Autobe- Start-up. Der Hypersportler 21C als Erstlings-
Fotos
geisterung gesegnet. Im Jahre 2019 ge- werk wurde komplett per Computer er-

Los Angeles
schaffen; künstliche Intelligenz (KI) kal-
kulierte die Aerodynamik bei Maximal-
tempo. Der analoge Start verlief dennoch
harzig: Seiner Weltpremiere am Genfer
Autosalon 2020 machte die Corona-Pan-
demie einen Strich durch die Rechnung.
Der Hybridantrieb des 21C leistet in der
Basis 1250 PS (932 kW); optional lässt
sich ein Zuschlag von 100 PS (74 kW)
­ordern. Die Leistung je Liter Hubraum
verspricht mit 330 PS (245 kW) einen
Weltrekord. Ein nur 2,9 Liter grosser
Acht­zylinder mit E-Unterstützung kata-
pultiert den Boliden in unter zwei Sekun-
den auf Tempo 100. Weil konventioneller
Sprit für die Czingers nur als Notlösung
gilt, verträgt der Bolide auch aus Kohlen-
stoff recyceltes Methanol oder andere
­E-Fuels – und fährt so im optimalen Fall
emissionsfrei. Der Abtrieb, also der An-
pressdruck auf den Asphalt, ist bei hohen
­Tempi kaum weniger beeindruckend. Bei
Tempo 305 wird der flache Zweitürer mit
einem Gewicht von zwei Tonnen auf den
Boden gedrückt und könnte demnach
auch an der Decke fahren, ohne dabei
­herunterzufallen.
Doch Czinger sind nicht nur schnell,
sondern auch teuer und exklusiv. Vom
21C sollen in den kommenden Monaten
gerade einmal 80 Exemplare entstehen.
1 Czinger 21C.
­Genau 80 Exem­
Davon abgeleitet wurde der 21C Vmax
mit verlängertem und aerodynamisch
­optimiertem Heckprofil – ganz ähnlich
wie bei den Longtail-Modellen von Kon-
kurrent McLaren. Dank glattem Karosse-
riedesign bringt er noch mehr Tempo auf
die Strasse; bis zur 400-km/h-Marke ver-
gehen nur 27,1 Sekunden. Die Spitze des
1,4-Tonnen-Autos liegt bei 407 km/h.
Noch beeindruckender ist für einmal
die Entstehung des Zweisitzers. Jeder
21C wird digital kreiert – mit Supercom-
puter und künstlicher Intelligenz. Doch
was bedeutet das überhaupt – computer-
gestütztes Design ist ja ein alter Hut? Das
Fahrgestell wurde generativ entworfen:
Jedes Bauteil wurde auf seine Funktion
hin so optimiert, dass kein einziges
Gramm Material verschwendet oder un-
nützes Gewicht ins Auto gebracht wird.
Gefertigt werden die Teile in 3D-Tech-
nik aus patentierten Legierungen und
danach mit lasergesteuerter Roboter-
­ nen exklusiven Innenraum aus Karbon
technik zum grossen Ganzen zusammen­
gesetzt. Über Realisierbarkeit, die Limi-
tationen von Werkzeugmaschinen sowie
von Blechpressen für den Karosseriebau
SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 31
plare sollen vom bis
407 km/h schnellen
und 1250 PS starken­
Hybrid-Supersport­
ler aus LA ­gebaut
werden. Kosten­
mussten sich die Czingers keine Gedan-
ken machen.
marken in Sachen Leichtbau, Ressour-
cenverbrauch, Haltbarkeit, Festigkeit
und ­Sicherheit setzen. «Der 21C steht
3
Dennoch soll das 21C-Fahrgestell Best-
punkt: Über zwei für mehr als sieben Jahre Technologie­
Millionen Dollar. entwicklung und Hunderte Millionen
2 Voll digital. Der ­US-Dollar an Investitionen», sagt Lukas
Zweisitzer entsteht
digital – mit Super­ Czinger. «Seine Technologie wird die
computer, KI und ­Autoindustrie grundlegend verändern.»
Komponenten aus Bei aller Autobegeisterung steckt genau
dem 3D-Drucker. darin auch der eigentliche Sinn des Sport-
3 Leichtbau. Jedes
Bauteil ist auf seine wagens. Vater Kevin arbeitet als Gründer,
Funktion hin so op­ CEO und kreativer Geist in seinem Start-
timiert, dass kein up Divergent an neuen Entwicklungs-
einziges Gramm und Produktionsverfahren für die Auto­
Material verschwen­
det oder unnützes industrie. Der V8-Bolide ist da nur eine
Gewicht ins Auto Fingerübung, um die Anwendungsmög-
gebracht wird. lichkeiten zu demonstrieren.
Hightech bei Entwicklung und Ferti-
gung bringt nicht nur beeindruckende
Fahrleistungen und maximale Effizienz
mit sich, sondern auch den gigantischen
Preis von über zwei Millionen US-Dollar.
Immerhin, dafür gibts nicht nur einen
spektakulären Hybridsportler für maxi-
male Aufmerksamkeit, sondern auch ei-
und ein kleines Staufach mit Platz fürs
massgeschneiderte Gepäckset. Und des-
sen Grösse hat natürlich auch die KI be-
rechnet. l
32 | AUTO & MOBILITÄT

Elektroauto-Wintertest:
Grosse Unterschiede bei Kälte

Bis 194 Kilometer

weniger Reichweite
Ein grosser Wintertest des norwegischen
Autofahrerverbands NAF unter 23 aktuell
in Europa erhältlichen Elektroautos zeigt
zum Teil eklatante Unterschiede zwischen
den vom Hersteller angegebenen und der
bei tiefen Temperaturen tatsächlich
möglichen Reichweite.
RAOUL SCHWINNEN
Mit 12,1 % Reichweitenverlust schneidet 194 Kilometer oder 32 Prozent verliert
der BMW i5 gut ab. der VW ID.7 bei Kälte an Reichweite.

B
eim Kauf eines Elektroautos ist für
viele Kundinnen und Kunden die
Reichweite das wichtigste Krite­
rium. Doch viele Fahrer von Stro­
mern kennen das Problem: Im Winter bei
tiefen Temperaturen ist die effektive
Reichweite ihres Elektroautos oft deut-
lich geringer als im Sommer und weicht
deshalb auch deutlich von den verspro-
chenen WLTP-Herstellerangaben ab.
Der norwegische Autofahrerverband
NAF testet deshalb zweimal im Jahr die Gefahren wurde jeweils mit einer ein- der getesteten Modelle sind jedoch auch
effektiven Reichweiten verschiedener zigen Akkuladung. Und die Resultate bei uns in der Schweiz erhältlich. So hat
batterieelektrischer Modelle, die aktu­ waren sehr unterschiedlich. Betrug die der chinesische HiPhi Z mit nur 33 Kilo-
ell auf dem Markt erhältlich sind. Be­ Differenz beim BMW i5 zwischen der metern Differenz noch besser als der
sonders interessant ist dieser Test im von BMW angegebenen WLTP-Reich­ BMW i5 abgeschnitten. Aber weil es den
Winter. Denn der NAF prüft die Elektro­ weite und der vom NAF gemessenen HiPhi Z in der Schweiz (noch) nicht
fahrzeuge auf normalen Strassen und Winter-Reichweite 61 Kilometer (444 gibt, haben wir ihn in unserer Tabelle
«unter typisch nordischen Bedingun­ statt 505 WLTP-Kilometer), betrug die nicht aufgeführt. Das Gleiche gilt für die
gen», wie er auf seiner Website schreibt. Differenz beim schlechtesten der ge­ weiteren, ebenfalls erstaunlich gut ab­
Für den jüngsten, im letzten Monat testeten Stromer, dem VW ID.7, hap­ schneidenden China-Stromer XPeng G9
­gemachten Test bedeutet dies konkret: pige 194 Kilometer. Statt der von VW (Differenz 68 km), Nio EL6 (73 km), Nio
Alle Autos wurden am selben Tag und 608 versprochenen WLTP-Kilometer ET5 (79 km) und BYD Dolphin (88 km),
bei den gleichen Aussenbedingungen schafften die NAF-Tester lediglich 414 die alle im vordersten Drittel klassiert
getestet. Die Temperaturen lagen zwi­ Kilo­meter. wären. Der schlechteste aller getesteten
schen minus zwei und minus zehn Grad, Der norwegische Autofahrerverband Chinesen-Stromer war der MG4 Trophy
dazu blies oft kräftiger Wind. NAF hat 23 Modelle getestet. Nicht alle mit 120 Differenz-Kilometern. l

Rückläufige Verkaufszahlen 2024 Schlecht

D
er PW-Neuwagenmarkt in der
Schweiz und Liechtenstein zeigt
nach 16 Monaten mit ständigem
Zuwachs im Januar 2024 erstmals
wieder in die andere Richtung. Es wur-
den 7,3 Prozent weniger Neuimmatri­
kulationen registriert als noch im Januar
2023. Vom Rückgang betroffen sind ins­
besondere die Elektroautos. Die reinen
Stromer verloren im Vergleich zur selben
Periode im Vorjahr satte 16,8 Prozent.
Um dieser negativen Tendenz ent­
gegenzuwirken, fordert der Importeur-
verband Auto Schweiz, endlich die Rah-
menbedingungen zu verbessern. «Der
Zugang zur Ladeinfrastruktur muss
schweizweit benutzerfreundlicher
werden», fordert Auto-Schweiz-­
Präsident Peter Grünenfelder. «Die
Stromversorgungssicherheit ist mit
dem Mantelerlass zu stärken und die
starken Strompreissteigerungen im
staatlich dominierten Energiemarkt
durch eine konsequente Liberalisierung
Auto-Schweiz-
Präsident Peter
zu bekämpfen.» Grünenfelder weiter:
Grünenfelder. «Damit die Schweiz den Weg zu einer
CO₂-freien Mobilität fahren kann,
 33

NEWS |
|
SonntagsBlick
11. Februar 2024

Elektrisch
oder als
Verbrenner

Seit vergangenem Jahr gibts die

5er-Limousine, jetzt präsentiert
BMW den 5er-Kombi Touring
(Bild). Auch den gibts wie die
­Limousine mit grosser Antriebs-
palette – vom vollelektrischen i5
Nicht alle Akkus der Elektro- über Diesel- und Benziner bis
­autos vertragen die Kälte zum Hybriden mit einer Leis-
gleich gut. Die Testergebnisse
variieren von 12,1 bis 32 Prozent tungsbandbreite von 184 bis 601
Reichweitenverlust. PS (135 bis 442 kW). Mit 5,06
Metern Länge ist der Kombi
gleich lang wie die Limousine,
aber fast zehn Zentimeter län-
ger als der Vorgänger. In den
Testübersicht, sortiert nach Kilometerdifferenz Kofferraum passen 570 bis 1700
Liter Gepäck. Die Preise für den
Modell WLTP–Reichweite Test–Reichweite Differenz in km Differenz in % zum Marktstart Ende Mai erhält-
lichen 520d Touring starten bei
BMW i5 505 km 444 km –61 km –12,1 %
72 700 Franken. Das elektrische
Kia EV9 505 km 442 km –63 km –12,5 % Basismodell i5 eDrive 40 Touring
gibts ab 87 900 Franken, wäh-
Lotus Eletre 530 km 465 km –65 km –12,3 %
rend das elektrische Topmodell
Ford F-150 Lightning 429 km 338 km –92 km –21,4 % i5 M60 xDrive Touring stolze
126 900 Franken kostet.
Mercedes EQE SUV 491 km 399 km –92 km –18,7 %
Audi A8 E-Tron Sportback 515 km 411 km –104 km –20,2 % Modell geliftet
Jeep Avenger 395 km 286 km –109 km –27,6 % und bald auch
Peugeot e308 409 km 297 km –112 km –27,4 % elektrisch
Hyundai Kona Electric 454 km 341 km –113 km –24,9 %
Opel Astra Electric 413 km 296 km –117 km –28,3 %
Nissan Arya 498 km 369 km –129 km –25,9 %
Hyundai Ioniq 6 614 km 468 km –146 km –23,8 %
Toyota bZ4X 460 km 314 km –147 km –32,0 % Man muss genau hinsehen, um
Volvo C40 572 km 395 km –177 km –31,0 % die Retuschen beim 4,20 Meter
langen Ford Puma (Bild) zu
Polestar 2 Long Range 614 km 430 km –184 km –30,0 % ­erkennen. Aussen neue Matrix-
Tesla Model 3 629 km 441 km –188 km –29,9 % LED-Scheinwerfer, im Cockpit
neue Displays. Dazu wurde der
VW ID.7 608 km 414 km –194 km –32,0 % Einliter-Dreizylinder-Turbo mit
­einem Mildhybridsystem mit
­Riemen-Startergenerator kom­

er Januar für Stromer

muss die Politik diese Hausaufgaben
endlich anpacken.»
Trotz des Einbruchs bei den Immatri-
kulationen der reinen Elektroautos gibts
im ersten Verkaufsmonat des neuen Jah-
res auch Gewinner. So legten die Plug-
in-Hybride stark um 14,1 Prozent zu.
Zusammen mit den reinen Elektroautos
machen sie inzwischen 25,9 Prozent des
biniert. So gibts den neuen Puma
in drei Leistungsvarianten mit
125 PS (92 kW), 155 PS (114 kW)
und 160, mit Boost 170 PS (117–
Gesamtmarkts aus. Damit ­liegen sie nur 125 kW). Doch die wichtigste
noch knapp hinter den ­Autos mit Hyb- Neuerung: Ende Jahr kommt
ridantrieb ohne Stecker (30,3 Prozent) der Puma auch als vollelektri-
und den Benzinern (32,6 Prozent). scher Puma ­Gen-E. Zu dieser
Überraschend: Auch die Dieselfahr­ Variante verrät Ford noch keine
zeuge haben im Januar wieder ­etwas technischen ­Details. Und auch
­zugelegt – um 1,2 Prozentpunkte. Damit keine Preise zu den facegelifte-
beträgt ihr Anteil am Gesamtmarkt wie- ten Varianten.
der 11,1 Prozent. l DENIS FRIED
 FORUM |
Leserbriefe an: Redaktion SonntagsBlick, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich E-Mail: leserbriefe@sonntagsblick.ch

diese Wahl ein unerreichbarer Wunsch-
traum. Fragen Sie doch einmal diese hart
arbeitenden Seelen, ob sie die Aussicht,
bis 70 oder noch länger zu malochen,
­genauso reizvoll finden.
Armee in der Defensive – VBS-Chefin Amherd auf Tauchstation
 Don Rindlisbacher, Zürich
«Bedingt abwehrbereit»
Leserbriefe
Seiten 2–5
das Stadion herum. Es kann nicht sein,
dass die Gewinne den Klubs zufliessen
und die Allgemeinheit auf den Kosten
sitzen bleibt. Willi Frischknecht
Das Problem ist im Wesentlichen, dass
sich die Klubs nicht von den sogenann-

Einer, der jahrelang Millionen ten «Fans» distanzieren und das Thema
Nº5 | 4. Februar 2024 | Fr. 5.20

Die Frau der

gescheffelt hat, kann leicht gekonnt an die Polizei bzw. an die Stadt
Superlative
­sagen, dass er keine 13. AHV- abschieben. Solange kein sinnvolles, ge-
«Bis 70 arbeiten wäre für mich Leben mit einer
kleinen Rente: Drei
AHV-Bezügerinnen
Rente braucht.  meinsames Konzept gegen die Gewalt
überhaupt kein Problem»
erzählen – und der
Economiesuisse-

vorliegt, wird sich nichts ändern. Zudem

Präsident warnt
vor einem Ja zur
linken Initiative.
Seiten 14 und 22
 Friedhelm Herold, Interlaken BE
SonntagsBlick vom 4. Februar 2024 Altstars schwärmen
von Ski-Ass Lara Gut- «Am Monatsende müssen auch die normalen Fans einsehen,
bleibt nichts übrig» dass es alle braucht, um die Krawallmacher
Behrami. Im Sport

FCZ zieht wegen Kurven-

Rettet sie
Julius Bär? Helen Fischer, Rentnerin
In der fabelhaften finanziellen Welt von Auch UBS-Managerin
Sabine Keller-Busse ist
einzudämmen. Antonio Riberoni,
sperren vor Gericht
im Gespräch. Seite 28

Christoph Mäder schwebt die luxuriöse Albtraum im

Pferdestall
Wie ein toxi-
Diplomatischer Eklat um OSZE-
Wahlbeobachter Nik Gugger  Bucaramanga (Kolumbien)
Aserbaidschan-Diktator
Möglichkeit, sich zwischen Arbeit und SonntagsBlick
scher Ross-
Leben verändert Seite 14
hat das Netzwerk unser
20 Jahre Facebook So

Nº 5 | 2024

besitzer
die Karriere
von Spring- wirft Nationalrat
aus dem Land
Thomas Meier, Keystone

reiterin

dem süssen Nichtstun des Ruhestands zu vom 4. Februar 2024

Im Anna
GALOPP Siegmann

Deutsche Firma verklagt

Richtung Abgrund Seite 12
Sie war eines der grossen
Springreit-Talente
der Schweiz. Dann verwandelte
ein Pferdebesitzer das Leben
von Anna
Siegmann in einen Albtraum.
zerstörte.
zerstörte
Im Magazin
Seiten 4–8
Fotos

entscheiden – ein echtes Dilemma der

Internet www.sonntagsblick.ch E-Mail redaktion@sonntagsblick.ch Abos 058 510 73 03 Aboservice kundenservice@sonntagsblick.ch
Redaktion SonntagsBlick, Postfach, 8021 Zürich, Tel. 044 259 62 62 Recherche-Hinweise Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch

Oberschicht. Für diejenigen, die nicht Die Klubs sollten endlich dazu die Ruag
das Glück haben, ein finanziell uner- NO 5 verpflichtet werden, die Sicherheitskos- SonntagsBlick vom 4. Februar 2024
schütterliches Polster zu besitzen, bleibt ten zu übernehmen – und zwar auch um
Die Anwaltskosten sind bald höher als
der Panzerpreis. Weg mit dem Alteisen.
 bluewin.ch, 4. Februar: «Der Ver- diesem Kontext werden mögliche Nachfolger gebt den Deutschen, was sie wollen.
Echo band will die Entscheide des Zentral- für die Spitzenposition diskutiert, wobei UBS-­ Dann sind sie glücklich.
vorstands künftig klar kommunizieren, sagte Pie- Managerin Sabine Keller-Busse als aussichts­  Georg Salletmeier, Killwangen AG
ro Mazzoleni in einem Interview mit dem Sonn- reiche Kandidatin gilt, meint der SonntagsBlick.»
tagsBlick. ‹Es braucht jetzt Ruhe, die Streitereien  Tages-Anzeiger, 5. Februar: «Die Behörden von Es ist wirklich unglaublich, wie da mit
müssen ein Ende haben›, sagte der Tessiner.» Aserbaidschan haben dem Zürcher EVP-National- ­unseren Steuergeldern umgegangen
 cash.ch, 4. Februar: «Die Bank Julius Bär steht, rat Nik Gugger die Einreise verweigert. Polizisten wird. Und das natürlich einmal mehr
nachdem CEO Philipp Rickenbacher abgesetzt beschlagnahmten seinen Pass, wie der Sonntags- ohne jegliche Konsequenzen für die
wurde, vor einem einschneidenden Wandel. In Blick schrieb.» ­Verursacher der Verschleuderung.
 Eric Lang, Rapperswil SG

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 SonntagsBlick Sport
11. Februar 2024 | 35

Antworten zur Frage der Woche vom 4. Februar 2024

«Wie so oft fehlt die

nötige Transparenz»
Nach dem Finanz­ EDITORIAL |
2 |
SonntagsBlick
4. Februar 2024 BAUSTELLE VBS | 3

debakel bei unserer

Sollten Amherd und Süssli die Fragen
nicht bei der nächsten Sitzung im März
klären, müsse die Geschäftsprüfungskom-
Reza Rafi mission die Vorgänge untersuchen.
Chefredaktor Befremdet über das Finanzgebaren der
Armee zeigt sich auch Priska Seiler Graf
(55, SP), Präsidentin der SiK im Natio-

Armee vertrauen
nalrat: «Es kann doch nicht sein, dass be-
reits bewilligte Verpflichtungskredite nun
wegen Liquiditätsproblemen nicht innert
der geplanten Frist abgetragen werden
Nicht weinen, ihr können.» Auf der
anderen Seite müs-
Migros-Kinder! Sonntags-Frage

7390 Leserinnen
se sich das Parla-

D
ment aber auch fra-
as öffentliche Wehklagen war ungewöhn- gen, ob es nicht zu
lich laut. Es hallt bis heute nach. Was ist Vertrauen grosse Rüstungs-
geschehen? Am Freitagmorgen kündigte programme bewil-
Sie der Armee-
der Migros-Genossenschaftsbund einen grossen ligt habe.
führung?
Umbau an: Die Tochterunternehmen Hotelplan, Die Zürcher Grü-

und ­Leser deren

SportX, Melectronics und Mibelle werden nen-Nationalrätin
abgestossen, 1500 Arbeitsplätze abgebaut. Marionna Schlatter
Bitte schreiben Sie an: (43) bestreitet die
Redaktion SonntagsBlick,
Wenn es noch einen Beweis dafür gebraucht Dufourstrasse 23, 8008 Zürich
Aussage von Ar-
hätte, wie fest der Konzern mit dem orangefarbe- meechef Süssli
Per E-Mail an:
nen Logo in der Volksseele verankert ist, dann
haben ihn die Schweizer Medien durch ihre Verteidigungsministerin in Not leserbriefe@sonntagsblick.ch nicht, dass dieser in
der Sicherheitspo-

Führung nicht mehr.

Amherd in
Schlagzeilen geliefert. «Migros zerschlägt Erbe», litischen Kommis-
sion wiederholt über die Finanzen infor-
donnerte es aus den Redaktionen, von «Ausver-
miert habe. «Es war aber stets so eingebet-
kauf» war die Rede und davon, dass der Betrieb

Vertrauen
tet, dass man es als politisches Bitten um
«ein Stück DNA abschneidet»; Meinungsführer höhere Beiträge verstehen musste.»
witterten einen Verrat am Gründervater Gottlieb Der einzige Spitzenpolitiker, der das
Duttweiler und stellten die bange Frage: «Ist die VBS dezidiert verteidigt, ist FDP-Partei-
Zeit der Migros-Kinder vorbei?» chef Thierry Burkart (48): «Es war klar,
dass bei einem Budgetbeschluss, der vom

Sie der
Deckung
Es sind Reflexe, die von tief unten kommen. Da ursprünglichen Plan abweicht, die Zah-
äussert sich, man kann es kaum anders deuten, lungen für mehrjährige Beschaffungen er-
der Phantomschmerz einer Schweiz in ruhigen VBS-Chefin Viola streckt werden müssen und dadurch das

Wo sind die Kontrollorgane, die diese

Fahrwassern, die es so nicht mehr gibt, einer Amherd steht Geld für notwendige Investitionen fehlt.
wegen der Armee- Das ist alles nicht neu.»
Eidgenossenschaft, deren Institutionen von der

Armee­
finanzen in
Armee über die SRG bis zum Dutti-Konzern ins der Kritik. Die Prioritäten in der Finanzplanung
Wanken geraten sind. des VBS geben auch in der Bundesver-

­Miseren hätten verhindern sollen? Da

waltung zu reden, auch wenn es nicht im-
Berechtigter wird das mediale Meckern des- mer um Milliarden geht. So hat das VBS
wegen nicht, im Gegenteil: Dass sich die Verant- einiges an Zeit und Geld in einen neuen

führung?
wortlichen der Migros – grösste private Arbeit- Markenauftritt der Armee investiert: Er

die Regierung ihre Verantwortung nicht geberin und nationaler «Love Brand» Nummer besteht aus einem schwarz-weissen Logo,
das Helvetias Schutzschild symbolisiert
eins – ihrer Zukunftsbewältigung widmen, sollte


und mit dem Slogan «Schweizer Armee
vielmehr für Erleichterung sorgen. Kritikerinnen
Die Armee steckt in finanzieller Schieflage, sidentin mag sich nicht mit Krisenkommu- verteidigt» untermauert wird. Letzten

wahrnimmt, bräuchte es diese ja nicht –

und Kritiker wissen nämlich sehr wohl, dass die
bekannten Herausforderungen des digitalen
Wandels auch nicht vor dem grossen, leuchtenden
M haltmachen. Der Konsum wandert ins Internet
nikation abgeben. Sie konzentriert sich September wurde die neue visuelle Iden-
gönnt sich aber Goodies wie etwa ein eigenes ganz auf Glanz und Gloria: Nächste Wo-
che reist sie mit ihrem neuen Staatsse-
tität vorgestellt. Sie wurde losgelöst vom
einheitlichen Auftritt der Bundesver-
Logo. Die Bundespräsidentin schickt ihren kretär Markus Mäder (52) nach Estland waltung, hat eine andere Schrift und ein

Nein
und man kann sich die Millionen sparen.
ab, und längst ist es ein offenes Geheimnis, dass
sich die Migros de facto in ein Kreditinstitut mit
dazugehöriger Detailhandelskette verwandelt –
die Migros Bank ist heute die Cashcow der
und zum norwegischen König. Während eigenständiges Design.
Armeechef vor – der in Erklärungsnot gerät. Amherd in Deckung geht, schreitet Ver- Der Logo-Alleingang ist der Armee
teidiger Süssli zum Angriff. Es gehe um zugestanden, weil sie rechtlich von der
RAPHAEL RAUCH UND ANDREAS SCHMID Erstaunen sorgte auch, wie Süssli die ver- normale Vorgänge und Abläufe, die den Verwaltung unabhängig ist. Konzipiert

 Urs Jeger, Oberbuchsiten SO

Genossenschafter. hältnismässig geringen Einsparungen bei parlamentarischen Kommissionen längst von der PR-Agentur Farner, kostete der

Will die Gruppe nicht das gleiche Schicksal er-
leiden wie Swissair oder Credit Suisse, ist das
Management am Zürcher Limmatplatz schlicht
zum Handeln gezwungen. Deshalb wirkt es
besonders absurd, wenn die lautesten Klagen
S
o hat sich Bundespräsidentin Viola
Amherd (61, Die Mitte) die Woche
bestimmt nicht vorgestellt. Nicht ein-
mal die Unterstützung des Bundes-
rats für die Frauen-Fussball-Europa-
meisterschaft 2025 in der Schweiz erntete
Applaus. Die vier Millionen Franken, die
den Publikumsanlässen «Air Spirit 24»
und «Defense 25» begründete. Nämlich
damit, dass die Armee nur noch finanzie-
re, was ihre Verteidigungsfähigkeit stärke.
Diese Einsicht sei erst Ende Januar ge-
reift, zumindest was die Absage der zwei
geplanten Veranstaltungen von Luftwaffe
bekannt seien, teilt die Armee mit.
Eine Behauptung, die vor allem bei SVP
und auf linker Seite für Ärger sorgt. «Die
Aussage, dass die SiK das wissen musste
und so informiert wurde, stimmt nicht»,
sagt SVP-Politiker Werner Salzmann (61),
Präsident der Sicherheitspolitischen Kom-
Auftrag laut Armeesprecher Mathias Vol-
ken 227 000 Franken. Hinzu kommen
Ausgaben und Aufwand für die Verbrei-
tung und Einführung des Logos.
Die Artillerie ist nicht funktionsfähig,
die Schweiz bedingt abwehrbereit – aber
Teures Auch SP-Ständerätin Franziska Roth es bleiben Geld und Mannstunden für ein

Korpskommandant Thomas Süssli ver-

über die Umbaupläne des Detailhändlers aus der Sportministerin Dank hätten eintragen und Bodentruppen angehe, sagen hohe mission (SiK) im Ständerat. «Kein Wort (57) ist unzufrieden mit dem VBS: Bei der neues Logo? Die Armee sieht hier kein
Medienhäusern ertönen, die sich selbst noch viel sollen, wurden als Almosen abgetan. Offiziere. Süssli habe panikartig gehan- über Liquiditätsengpässe», kritisiert Salz-
Logo Beratung des Budgets habe Amherd kein Problem. Die Schweizer Armee könne nur
eifriger an die galoppierende Realität anpassen. Alles andere als mickrige Beträge delt, ohne involvierte Armeekreise in den mann die VBS-Kommunikation. «Im Ok- Die PR-Agentur Wort über Liquiditätsprobleme verloren. verteidigen, wenn sie genügend An-

75 %
Farner kassierte
musste dafür Amherds Armeechef Entscheid einzubeziehen. tober 2023 wurde erwähnt, dass es zu «Damit hat sie das Parlament im falschen gehörige habe. «Entsprechend muss die

traue ich, Bundesrätin Viola Amherd

für das neue Logo
Einen schönen Sonntag Thomas Süssli (57) in den letzten Tagen Dass es derart schlecht um die Liqui- Engpässen in den nächsten zwei bis drei 227000 Franken. Glauben gelassen, bei den Finanzen sei Armee ihre Zielgruppe mit einer moder-

Keystone
wünscht Ihnen Reza Rafi öffentlich verteidigen, weil SRF-Ent- dität stehen soll, bestreitet das Vertei- Jahren kommen werde. Uns wurden aber alles im Lot.» Sie sehe nach wie vor ein nen und zeitgemässen Identität anspre-
hüllungen über ein Milliardenloch in der digungsdepartement (VBS) und verweist keine Details, keine Zahlen und keine Versagen der Finanzplanung, «auch wenn chen.» Eine Identität mit schwarz-weisser

Fotos
Armee nach Erklärungen verlangten. Für auf Armeechef Süssli. Die Bundesprä- Unterlagen unterbreitet.» die Armee dies bestreitet», kritisiert Roth. Etikette.  Kommentar, Seite 27

seit einiger Zeit nicht mehr. Ihre Arbeit

scheint vor ­allem darin zu bestehen, ihr
­Kader mit Oberwallisern und ehemaligen in anderen wichtigen Sachen der Schweiz «Armeechef Süssli sagt
(oder noch b ­ estehenden) CVPlern auszu- auch an der nötigen Transparenz gegen-
wechseln. Süssli musste für sie hin­stehen über dem Bürger fehlt. dies, Bundespräsidentin
und die ihm übertragenen Erklärungen  Josef Bühler, Dietwil LU Amherd sagt das. Eine
ab­geben. Vermutlich wird Viola Amherd
auch ihn auswechseln, weil e­ iner aus Wie unsere Armeeführung mit unseren ­vertrauenswürdige
­ihrer Riege einen Posten sucht. 25 % Steuergeldern umgeht, ist fahrlässig – ­Armeeführung sieht
 Heidi Charles, Muri BE

Die Schweiz braucht eine schlagkräftige

gut ausgebildete Armee. Daher ist die
­Beschaffung der besten Waffen ein Muss.
Ja und gefährlich für uns alle. Die Schweiz
könnte sich im Kriegsfall nicht verteidi-
gen – die hat die Mittel nicht.
 Robert Manz, Zürich
­anders aus» 
Fritz Häuselmann, Gelterkinden BL

in ihrem Präsidialjahr und beschädigen

Um dies zu erfüllen, braucht es Geld. Es Bundesrätin Viola Amherd lässt ihren das Image der Schweiz. Wer sich in der
ist kein Weder oder Aber zulässig. Wieso ­Armeechef im Regen stehen. Ihre unsäg- Privatwirtschaft in der Finanzplanung
dieser «Schlamassel» entbrannt ist wegen liche Finanzplanung und die verheeren- um 1,4 Milliarden Franken verrechnet,
der Finanzierung, ist einzig und allein de Kommunikation des VBS gehen allein muss den Sessel räumen. 
dem Umstand zu verdanken, dass es wie auf ihre Kappe. Die Skandale häufen sich  Roger E. Schärer, Herrliberg ZH

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keine Haftung. nam), Ringier South Africa (Pty) Ltd (Südafrika)
 Ganga Jey Aratnam Ein Gespräch über
Migration und ­Altersvorsorge Seite 10

Nº 6 | 2024

Geborgen gebären
Eine Geburt ist an sich eine Grenzerfahrung. Bei vielen Frauen
überschreitet auch das Klinikpersonal eine Grenze. Sie erfahren Gewalt.
Ein Generationenwechsel trägt dazu bei, dass der Umgang mit
­Gebärenden einfühlsamer und wertschätzender wird.
Seiten 4–9
 SonntagsBlick Magazin

Inhalt
11. Februar 2024

No 6

Die Schweiz
und die
Migration
Der Soziologe Ganga
Jey Aratnam bezeich-
net die Schweiz als
«hypervielfältiges
Land». Er sagt im Inter-
view, dass wir mehr in
Asylsuchende investie-
ren müssen.

10

Laaaaangsam kauen! Der König der Musicals

Geniessen Sie Ihr Essen oder 1997 sah Freddy Burger am Broadway «Lion King».
schlingen Sie es runter? In Er brachte den Klassiker in die Schweiz. Ende letzten
ihrem Buch «Kau dich schlank» Jahres erhielt Burger den Tony Award, den Oscar der
erklärt Biologin Barbara Plaschka, US-Theaterbranche. Ein Treffen mit dem Tausendsassa.
warum langsames Kauen beim
­gesunden Abnehmen hilft. 20
Guten Appetit!
18

Sali, Sali, d Sunne

Thomas Meier, Philippe Rossier, Getty Images, Instituto Arara Azul

schiint für alli

Unser Autor Lukas Bärfuss glaubt
nicht an die Megasolarprojekte in
den Bergen. Solarenergie müsse
dezentralisiert werden – auf jedes
Dach ein Sonnenpanel.
14

Zoologisch Die grosse Frage

Der Papagei Hyazinthara ist gefährdet. Was bedeutet
Direktor Severin Dressen erklärt, Erholung für Sie?
wie der Zoo Zürich die Art rettet.
Kolumnen
Inhalt

Antworten per E-Mail an

27 magazin@sonntagsblick.ch,
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Betreff: «Die grosse Frage», oder

Krimikolumne auf www.blick.ch/sonntagsblick

26 34

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Cover
4 | THEMA

GEWALT
im Gebärsaal

Erneut zeichnet ein Buch ein düsteres Bild der Geburtshilfe:

Eine Hebamme schildert alltägliche Gewalt im Gebärzimmer.
So unbequem das Thema ist: Anlass, hinzuschauen – und positive
Veränderungen zu würdigen.
KAREN SCHÄRER
Keystone
Foto

E
va Placzek (26) fühlte sich zur Hebamme berufen. Doch Ge-
walterfahrungen als Hebammenschülerin in Deutschland
liessen sie die Ausbildung abbrechen. Erst ein paar Jahre später
nahm sie einen neuen Anlauf. Heute setzt sie sich als Aktivis-
tin für eine menschlichere Geburtshilfe ein. Ihr Buch «Ich,
Hebamme, Mittäterin», das am 27. Februar erscheint, zeichnet ein
düsteres Bild von weit verbreiteter Gewalt unter der Geburt.
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 5
An den Alltag in ihrer ersten Ausbildungsklinik hat Eva Plac-
zek verstörende Erinnerungen; etwa daran, wie die diensthaben-
de Hebamme sie anwies, bei einer Frau die vaginale Untersu-
chung weiterzuführen: «Die Frau will sich wehren und versucht,
ihre Beine zu schliessen und sich wegzudrehen. Schnell greift die
Hebamme ihre Beine und drückt sie nach aussen weg. Ich versu-
che so schnell wie möglich, etwas zu ertasten, damit ich diese
­gewaltvolle Untersuchung beenden kann. Ich spüre, wie die Frau
sich verkrampft, wie sie versucht, mich wegzutreten. Sie schreit
laut «Nein!», aber ich höre nicht auf. (...) Ich hatte noch nie das Ge-
fühl, selbst einer Frau Gewalt angetan zu haben, aber in diesem In so einem
Kreisssaal
Moment gerade, mit meiner Hand in der Vagina einer fremden verbringen
verletzlichen Frau mit Wehen, die mich anschreit, aufzuhören, Gebärende
und ich ihr immer mehr wehtue, das war der Zeitpunkt.»  viele Stunden.
6 | THEMA

Die öffentliche Diskussion hat das geburtshilf

Jede vierte
Gebärende in
der Schweiz
soll während
der Geburt
Zwang erfah- können als Schätzung für die ganze Schweiz gelten. Das Wort
ren haben. ­Gewalt sucht man in der Studie vergeblich. Stattdessen wird von
informellem Zwang gesprochen, worunter im medizinischen
Kontext jede Handlung verstanden wird, die gegen den selbstbe­
 Gewalt unter der Geburt? Das war bis vor wenigen Jahren ein stimmten Willen oder den Widerstand einer Patientin oder eines
Tabuthema. Heute ist das anders: Die Weltgesundheitsorganisa­ Patienten durchgeführt wird.
tion (WHO) hat sich in einer Erklärung besorgt geäussert über Die Studie belegt, dass auch in der Schweiz nicht nur einzelne
den missbräuchlichen Umgang mit Frauen in geburtshilflichen Gebärende Zwang erfahren, sondern jede vierte: 27 Prozent. Fast
Einrichtungen auf der ganzen Welt. Vor knapp zehn Jahren s­ orgte jede zweite Betroffene fühlt sich über Interventionen schlecht
das Buch der deutschen Soziologin Christina Mundlos über ­informiert, jede zehnte erlebt Interventionen trotz fehlendem
­Gewalt in der Geburtshilfe auch in der Schweiz für Aufsehen. ­Einverständnis oder trotz Gegenwehr, ebenfalls jede zehnte Frau
Seit 2011 breitet sich in vielen Ländern der Welt die sogenann­ fühlt sich manipuliert.
te Roses Revolution aus: Rosen als Symbol für die erlittene Ge- Wer mit Hebammen, Ärztinnen oder Ärzten über das Thema
walt werden jeweils am 25. November von Betroffenen vor ihrer spricht, landet schnell bei der Frage: Was ist Gewalt? Der Gynä­
Geburtsklinik abgelegt. Auch hierzulande ist die Bewegung seit kologe Thomas Eggimann (57) ist Geschäftsführer der Schwei­
2018 präsent; der Verein tritt heute unter dem Namen Gewalt­ zerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG).
freie Geburtshilfe Schweiz auf. Er bietet online die Möglichkeit, Er sagt: «Ich hatte in 30 Jahren in der Geburtshilfe nie den Ein­
Geburtserfahrungen zu dokumentieren. druck, es werde Gewalt angewendet, wie man sie etwa von sinn­
Dass Vorfälle, wie sie Eva Placzek schildert, auch in der loser Gewalt in der Familie oder von Jugendgewalt kennt. Die
Schweiz vorkommen, zeigt möglicherweise als Gewalt
folgende Passage aus einem empfundenen Handlungen
Geburtsbericht: «Der Frauen­
arzt drückte mir mit dem
«Die als Gewalt empfundenen Handlungen während einer Geburt hat­
ten immer einen medizini­
­Ellenbogen auf den Bauch,
während die andere Hand
hatten immer einen medizinischen Sinn» schen Sinn.»
Dabei stellt er gewaltvolle
Gynäkologe Thomas Eggimann
in mir drin war. Ich schrie Handlungen nicht in Abre­
und weinte fürchterlich. Es de: «Jede Vakuumentbin-
fühlte sich an wie eine Ver- dung, jedes Aufschneiden
gewaltigung. Die Hebamme, die dabei war, drehte sich weg und eines Bauches zum Kaiserschnitt ist eine gewaltvolle Handlung.
sagte, sie könne dies nicht mit ansehen.» In dem Moment versuche ich, wie wohl alle Kolleginnen und Kol­
Wie häufig Frauen in der Schweiz Gewalt bei der Geburt er­ legen, einfach das Beste für Mutter und Kind, fern jeglicher sa­
leben, wird vom Bundesamt für Statistik nicht erhoben. Doch distischer, machthungriger oder anderer schräger Gedanken.»
Keystone

eine Studie der Berner Fachhochschule aus dem Jahr 2020 gibt Der Arzt hält also einen Eingriff für notwendig, der aber von
Aufschluss über das Geburtserleben von über 6000 Frauen in den der fachfremden Person als Gewalt empfunden wird? Gewalt­
Fotos

Jahren 2018 und 2019. Die Ergebnisse wurden gewichtet und freie Geburtshilfe Schweiz listet verschiedene Kategorien von Ge­
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 7

liche Personal SENSIBILISIERT Ein Kaiser­

schnitt kann
von einer
Als Gewalt bezeichnet Isabel dagegen, was nach der Geburt des Gebärenden
als gewalt­
Kindes geschah, als sich die Plazenta nicht von der Gebärmutter- tätiger Eingriff
wand löste: Der Chefarzt rammte ihr den Ellenbogen mit vollem wahrgenom­
Körpergewicht in den Bauch, während er an der Nabelschnur zog. men werden.
Vor Schmerz schlug Isabel nach dem Arzt. Dieser bat später um
walt auf. Als physische Gewalt gelten zum Beispiel: Dammschnitt Entschuldigung für sein Verhalten.
ohne Information und Einwilligung, Berühren von Geschlechts- Bei ihrer dritten Geburt hatte sie «panische Angst» davor, wie-
teilen oder der Brust ohne Einwilligung, Alleinlassen aufgrund der auf die Hebamme vom letzten Mal zu treffen. Und tatsäch-
von Zeitdruck, unnötige Eingriffe ohne medizinische Indikation lich sollte ihre Schicht bald beginnen. Mit Isabels Einverständnis
(z. B. Dehnung des Muttermunds, Sprengung der Fruchtblase). punktierte die anwesende Hebamme die Fruchtblase, um die We-
Psychische Gewalt umfasst unter anderem Beleidigung, Abwer- hentätigkeit anzuregen – und es gelang, das Kind noch vor dem
ten, Auslachen, nicht ernst nehmen, Herabsetzung, Machtmiss- Schichtwechsel auf die Welt zu bringen.
brauch, mangelnde Information. Forschung zeigt: Kann die Frau ihre Geburt selbstbestimmt
Die Auflistung suggeriert Klarheit, als liesse sich Gewalt tabel- mitgestalten, ohne das Gefühl des Kontrollverlusts zu haben, för-
larisch darstellen. Doch so einfach ist es nicht. Ob eine Situation dert dies ein positives Geburtserlebnis. Ebenso wie eine einfühl-
als Gewalt registriert wird, hat mit der Wahrnehmung der betrof- same Haltung der begleitenden Fachkräfte.
fenen Person zu tun. Die öffentliche Diskussion der letzten Jahre hat das geburts-
Dies zeigt die Geschichte von Isabel, einer dreifachen Mutter hilfliche Personal dafür sensibilisiert, dass sich Gewalterfahrun-
aus dem Kanton St. Gallen. Ihre zweite Geburt habe sie trauma- gen nicht auf offensichtliche Situationen beschränken. Der
tisiert, sagt sie. Und doch: «Ich würde nie sagen, dass die Hebam- ­Gynäkologe Thomas Eggimann sagt: «Viele waren bestürzt dar-
me mir körperlich oder über, dass unterstützende
­verbal Gewalt angetan hat. Massnahmen, die gerade in
Sie war einfach eine sehr
schlechte, gefühllose Heb-
«Sie war einfach eine sehr kritischen Situationen
manchmal ohne grosse An-
amme, die mir mein Leben
lang sehr negativ in Erinne-
schlechte, gefühllose Hebamme» kündigung im Interesse der
Gebärenden und/oder der
Isabel, dreifache Mutter aus dem Kanton St. Gallen
rung bleiben wird.» Kinder ergriffen werden, als
Was die 39-Jährige dann gewalttätig interpretiert
erzählt, ist aber nach den wurden.»
oben genannten Kategorien Gewalt: Ihre Hebamme habe sie In Frauenkliniken sind es nicht nur Notfallsituationen, in d
­ enen
nicht ernst genommen, abgewertet, nur spärlich informiert und es an Kommunikation mangeln kann. Oft ist eine einzige Assis-
habe Sätze gesagt wie: «Tun Sie doch nicht so blöd. Es hat noch tenzärztin für fünf oder sechs Gebärende und noch für den Not-
jede ein Kind geboren. Da kann ich nichts machen, da müssen Sie falldienst zuständig, hetzt von Geburt zu Geburt und konzentriert
durch.» Andauernd liess sie das Elternpaar ohne Erklärung allein, sich aus Zeitmangel darauf, «Feuerchen zu löschen», wie es eine
bot der vor Schmerzen schreienden Frau und dem überforderten Gynäkologin ausdrückt. Der Fokus liegt in solchen Momenten auf
Ehemann keine Unterstützung an. dem Medizinischen; der behutsame Umgang mit der Gebären- 
8 | THEMA

KOMMUNIKATION
ist auch von der Ärzteschaft als zentral erkannt worden
Kann die Frau die Geburt
selbstbestimmt mitge-
stalten, ohne das Gefühl
des Kontrollverlusts zu
­haben, fördert dies ein
positives ­Geburtserlebnis. mer darüber informieren, was sie tun, und sie um ihr Einver-
ständnis bitten.» Die ehemalige Präsidentin des Schweizerischen
Hebammenverbands erzählt, sie habe sich immer schon daran
gestört, wenn die Frauen nicht einbezogen wurden und einfach
 den und ihrer Begleitperson wird in der Hektik vergessen. Für über sie verfügt wurde.
diese ist die Situation aber kein Berufsalltag, sondern eine emo- «Gewalt und Übergriffe – das wurde früher nicht so benannt»,
tionale Extremsituation, in der sie sich gut begleitet fühlen wol- sagt sie. Früher gehörten zum Beispiel vaginale Untersuchungen
len – und sollten. auch ohne Wehen zum festen Protokoll; dabei wurde oft nicht be-
Eine Forschungsarbeit von der Zürcher Hochschule für Ange- sonders auf die Wahrung der Intimsphäre geachtet und das Ein-
wandte Wissenschaften (ZHAW) aus dem Jahr 2019 hält fest, dass verständnis selten oder gar nicht eingeholt.
Gewalt rund um die Geburt oft mit suboptimalen Arbeitsbedin- Dass dies heute anders ist, hat mit der Emanzipation der F
­ rauen
gungen zusammenhängt – weshalb auch die Politik und das Ge- zu tun, die sich vieles nicht mehr gefallen lassen, aber auch mit
sundheitswesen die Bedeutung des Themas erkennen sollten. Dies der weltweiten #MeToo-Debatte über Übergriffe. Frauen, die
war auch das Ziel einer Petition des Vereins Gewaltfreie Geburts- heute in der Schweiz gebären, sind es gewohnt, Entscheidungen
hilfe 2021 an den damaligen Gesundheitsminister Alain Berset. zu treffen und sich Gedanken zu machen, was sie wollen. Dieser
«Wir haben damit die Rose nach Bern geschickt statt wie üb- neue Typus der Schwangeren verträgt sich schlecht mit einer
lich an die Geburtskliniken», sagt Geschäftsführerin Monika Di ­patriarchalischen Geburtskultur, wie sie früher üblich war.
Benedetto (47). Neben Müttern und Vätern meldeten sich beim Ein Generationenwechsel, verbunden mit zeitgemässen Leit­
Verein immer wieder auch Hebammen oder Assistenzärztinnen, linien in den Kliniken, trägt dazu bei, dass der Umgang mit Ge-
die unter der Situation lit- bärenden generell einfühl-
ten, erzählt sie. Wichtig ist samer und wertschätzender
ihr zu betonen, dass Gewalt
unter der Geburt kaum je
«Früher dachte man, dass die Frau in Panik wird. Auch wenn die Hierar-
chien zwischen Ärzten, Ärz-
absichtlich geschieht. Es sei
ein Zusammenspiel ver-
gerät, wenn man ihr alles genau erklärt» tinnen und Hebammen in
den Spitälern immer noch
Hebamme Lucia Mikeler Knaack
schiedener Faktoren. «Wir spürbar sind: Das Bild des
wollten deshalb Schuld vom Gottes in Weiss verblasst;
geburtshilflichen Personal mehr Ärztinnen sind im Ein-
wegnehmen und den Fokus auf die politische Ebene lenken.» satz, die einen anderen Umgang gelernt haben. Auch die Verbrei-
Das Thema Gewalt unter der Geburt ist in Fachkreisen angekom- tung der hebammengeleiteten Geburt trägt wesentlich dazu bei,
men. Der Schlüssel, da sind sich Praxis und Wissenschaft einig, dass Frauen eine möglichst selbstbestimmte und interventions-
Shutterstock

liegt in einer behutsamen und transparenten Kommunikation. arme Geburt erleben.

Der Wendepunkt sei vor etwa fünf Jahren gekommen, sagt die Hebamme Lucia Mikeler Knaack sagt: «Kommunikation ist das
freiberufliche Hebamme Lucia Mikeler Knaack (65). «Heute bil- oberste Gebot. Früher dachte man, dass die Frau in Panik gerät,
Fotos

det man angehende Hebammen so aus, dass sie die Frauen im- wenn man ihr alles genau erklärt, zum Beispiel wenn die Herztö-
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 9

Positives Geburtserlebnis
Das kann helfen
Ein positives Geburtserlebnis lässt sich durch
­Eigenverantwortung und Information fördern.
­Folgendes kann dazu beitragen:
l
Den Geburtsort – Klinik, Geburtshaus, zu Hause –
abgestimmt auf Ihre Vorstellungen
und medizinischen Befunde auswählen.
l
Informieren Sie sich über Ihre Rechte, stellen Sie
am Klinik-Infoabend Fragen, sprechen Sie mit
­anderen über Geburtserfahrungen.
l
Vorgängig anhand eines Geburtsplans Wünsche
und Vorstellungen schriftlich festhalten – im
­Wissen darum, dass es anders kommen kann.
l
Eine Doula mitnehmen. Die erfahrene
­Geburtsbegleiterin vermittelt, kommuniziert und
setzt sich für Ihre Interessen ein. Diese Rolle kann
auch eine andere Begleitperson einnehmen.
l
Bei hebammengeleiteten Geburten, bei denen
nur bei Komplikationen ärztliche Unterstützung
geholt wird, ist die Zahl der Untersuchungen und
­Interventionen tiefer. Viele Spitäler bieten
­hebammengeleitete Geburten an; im Geburtshaus
oder bei einer Hausgeburt steht ohnehin die
­Hebamme in der Verantwortung.
l
Eine Beleghebamme ist bei der Geburt die ganze
Zeit an Ihrer Seite, ohne Schichtwechsel. Wenn Sie
schon in der Schwangerschaft zu ihr in die
­Kontrolluntersuchungen gehen, baut sich ein
­Vertrauensverhältnis auf.

ne des Kindes in einen kritischen Bereich kommen.» Die Erfah­

rung zeigt, dass dem nicht so ist. Wenn die Frau informiert und
einbezogen wird, ist vieles nachvollziehbar und wird auch bes­
ser akzeptiert.
Kommunikation ist auch von der Ärzteschaft als zentral er­
kannt worden. Thomas Eggimann sagt: «Notfallsituationen er­
fordern manchmal rasches Handeln, sodass nicht alle Schritte
ausdiskutiert werden können. Hier möglichst zu antizipieren und
die Gebärenden und ihre Begleitpersonen so gut wie möglich vor-
zubereiten, wurde als noch wichtiger erkannt.»
Dass die Geburt im Wandel ist und dass sich die Situation zum
Positiven verändert, beobachtet auch Geburtsaktivistin Monika
Di Benedetto. «Im Vergleich zu vor zehn
Jahren sehen wir Bemühungen, einiges zu
verändern. Es geht nur sehr langsam.»
Bleibt zu hoffen, dass keine Gebärende
mehr Sätze hört wie: «So einfach, wie es
reingegangen ist, kommt es halt nicht
raus.» Denn ein solcher Satz ist nicht nur
abwertend. Er kann auch bleibende see­
lische Auswirkungen haben. l

Eva Placzek, «Ich, Hebamme, Mittäterin.

Mein Einsatz gegen Gewalt im Kreisssaal
und für eine sichere Geburtshilfe», Goldegg.
Das Buch erscheint am 27. Februar.
10 | INTERVIEW

Ganga Jey
Aratnam
bezeichnet die
Schweiz als
«hypervielfäl-
tiges» Land.

«Wir integrieren
Asylsuch
hende
zu
u schnell in den
Arbeitsmarkt»
Der Schweizer Soziologe Ganga Jey Aratnam findet,
in der Migrationsdebatte gebe es zu viele blinde Flecken.
Zum Beispiel das Thema Grenzgänger. Und auch bei
der Rentendebatte werde am Kern des Themas vorbeigeredet.
BENNO TUCHSCHMID INTERVIEW UND THOMAS MEIER FOTOS
A
ls Ganga Jey Aratnam (50) zum Interview
in der Redaktion vorbeikommt, hat er
­einen Laptop dabei. Zu jedem Argument
zeigt er Zahlen und Statistiken, die seine
Aussagen stützen. Aratnam steht quer in
der Landschaft, denn der Soziologe folgt keinem
klassischen Links-rechts-Muster. Er findet, in
der Schweiz werde über die grossen Themen
­Migration und Altersvorsorge zu wenig fakten-
basiert diskutiert.
Was sagen Sie, wenn Schweizer Sie fragen:
Verstehen Sie Schwiizertüütsch?
Ganga Jey Aratnam: (Lacht.) Diese Frage
kommt immer wieder.
Nervt Sie die Frage?
Gar nicht. Bei mir sieht man ja, dass ich aus­
ländische Wurzeln habe. Also ist mein Gegen-
über vielleicht unsicher: Ist er hier aufge­
wachsen oder ist er neu hier? Das ist halt die
­hypervielfältige Schweiz.
Was meinen Sie mit «hypervielfältig»?
Innerhalb der OECD-Länder hat die Schweiz
den höchsten Anteil an im Ausland geborenen
Menschen nach dem Ministaat Luxemburg. Es
gibt nur ein wirtschaftlich vergleichbar entwi-
ckeltes Land, das ähnlich durchmischt ist wie
die Schweiz: Australien. Und das haben wir letz-
tes Jahr überholt. Es gibt kaum ein vielfältigeres
Land als die Schweiz.
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 11
In Katar ist der Anteil Migranten höher. In der Schweiz ist ein Thema im Bereich
Aber dort haben die Migrantinnen und Migran- ­Migration dominant: Asyl. Zu Recht?
ten fast keine Rechte durch das sogenannte Wenn man die Zahlen anschaut: nein. Wirt-
­Kafala-System. Das ist eine Zweiklassengesell- schaftlich sind Geflüchtete allerdings wichtig,
schaft. Bei uns können sich Ausländerinnen das geht oft vergessen.
­integrieren und Einfluss neh-
men. Das ist vorbildlich. Aber Wie meinen Sie das?
Vielfalt trennt auch. Denn sie Der Soziologe Die heutigen Asylbewerber
umfasst auch wirtschaftliche sind die früheren «Italiener».
Aspekte, die viele Bürgerinnen Ganga Jey Aratnam (50) stu- In den 1960er-Jahren haben
und Bürger nicht mehr verste- dierte Sozialmedizin. An der wir niedrig qualifizierte Ar-
hen. Universität Basel doktorierte beitskräfte aus Italien, Spa­
er in Soziologie. Er publizierte nien, Portugal, aus der Türkei
unter anderem zu Rohstoff-
Wie meinen Sie das? und aus dem damaligen Jugo-
handel, Musik, Arbeitsmarkt,
Die fünf umsatzstärksten Un- Migration und Reichtum und
slawien für viel Geld in die
ternehmen in der Schweiz sind war auch Mitverfasser der Schweiz geholt, damit sie in
Rohstofffirmen. Die grösste ­Studie «Wie Reiche denken unseren Fabriken, auf unseren
Firma heisst Vitol. Ihr Umsatz und lenken». Jey Aratnam ist Baustellen und Bauernhöfen
ist von 279 Milliarden US-Dol- seit 28 Jahren in der Schweiz, arbeiten. Das waren sehr viele
lar im Jahr 2021 auf 505 Milli- Schweizer Bürger und lebt Menschen. 1961 war der Ein-
arden im Jahr 2022 hochge- mit seiner Partnerin in wanderungssaldo bei über
schnellt – und niemand weiss, Zürich. Er arbeitet für ein 100 000. Seit den 1980er-Jah-
wie. Vitol muss das auch nicht international tätiges ren ersetzen zunehmend Asyl-
Beratungsunternehmen.
offenlegen, weil es ein privates suchende die einstigen Gastar-
Unternehmen ist. 74 Prozent beiter. Und es sind weniger als
der Unicorn-Start-ups in der Schweiz wurden damals: In den letzten vier Jahren kamen durch-
von Ausländern gegründet. Solche «Einhörner» schnittlich gut 20’000 Asylsuchende ins Land.
sind mindestens 1 Milliarde wert. In der Stadt
Zürich haben mehr als 70 Prozent der Personen Wenn es weniger sind, wieso wird dann so
im Arbeitsalter einen Elternteil mit Migrations- ­hitzig darüber gestritten?
hintergrund. Diese rasanten Entwicklungen Weil eine politische Spa ltung stattgefunden hat.
zählen zur Hypervielfalt, in der wir leben. Nehmen Sie die migrationsfeindliche 
12 | INTERVIEW
«Unser Alltag funktioniert nicht ohne
ausländdische Arbeitskräfte.
Dieverstärkt
Gleichstellung
das noch»
 Schwarzenbach-Initiative aus dem
Jahr 1970: Da waren alle grossen Par-
teien mehrheitlich dagegen. Denn
wer wollte Arbeitsmigranten reinho-
len? Die bürgerlich geprägte Indust-
rie und die Gewerbler. Die Gewerk-
schaften waren zähneknirschend
ebenfalls gegen die Initiative, auch
wenn dort die Kritik an der Zuwande-
rung grösser war, weil man sich Sor-
gen um die Löhne machte.
Heute gibt es einen Graben
zwischen links und rechts. Wieso?
Die liberalen Parteien sagen: hoch
qualifizierte Einwanderer ja, niedrig
qualifizierte Einwanderer nein. War-
um? Weil durch Asylmigration so oder
so günstige Arbeitskräfte ins Land kom-
men. Schutz durch Asyl ist ein Men-
schenrecht. Fakt ist: Selbst wenn wir
unsere Asylgesetze weiter verschär-
fen, ändert das in Zahlen nicht viel.
Was soll die Schweiz tun?
Wir müssen mehr investieren in diese
Menschen: Es gibt da gute Versuche
wie die Integrations-Vorlehre, die wir
noch besser verankern müssen. Im
Moment integrieren wir die Asyl­
suchenden zu schnell in den Arbeits-
markt. Das ist gefährlich.
Zu schnell?
Die Statistiken zeigen: Wer ohne Ausbildung in
den Arbeitsmarkt geht, hat ein grosses Risiko,
früher oder später in der Sozialhilfe zu landen.
Etwa 45 Prozent der Zugewanderten von aus-
serhalb der EU haben nur die obligatorische
Schulbildung. Das reicht nicht. Denn wir ­müssen
wissen: Die Rückkehrquote ist tief. Die Men-
schen bleiben in der Schweiz.
Viele Menschen haben Angst, dass durch
­Zuwanderung die Schweizer Kultur verloren
geht. Zu Recht?
2022 kamen 7000 Menschen aus Afghanistan.
Da gibt es Herausforderungen, denen man sich
ohne Scheuklappen annehmen muss. In Afgha-
nistan ist es strafbar, vor der Ehe Sex zu haben.
Bei uns können Minderjährige Sex haben, sogar
im Schutzalter, wenn der Altersunterschied
nicht mehr als drei Jahre beträgt. Aber sie dür-
fen nicht heiraten. Das sind diametral unter-
schiedliche Vorstellungen, die es bei der Integ-
ration zu überbrücken gilt. In Integration inves-
tieren lohnt sich – auch finanziell. Früher gab
die Wirtschaft nämlich viel mehr Geld aus, um
Arbeitskräfte ins Land zu holen.
Man kann als Land aber auch sagen: Wir wollen
nicht investieren. Die sollen wieder nach Hause!
Unser Alltag funktioniert nicht ohne ausländi-
sche Arbeitskräfte. Die Gleichstellung verstärkt
das noch.
Wieso?
Die Frauen gehen immer stärker in
den Arbeitsmarkt – zum guten Glück.
Die Männer übernehmen aber nicht
im selben Ausmass Aufgaben zu
Hause. Die Lücken füllen Wäsche­
­
reien, Putzkräfte, Kitas. Es gibt einen
wachsenden, niedrig qualifizierten
Arbeitsbereich, der auf Migration
­angewiesen ist. Und diese Migran­
tinnen und Migranten ziehen ihre
­Familien nach, was ein Menschen-
recht ist.
Sie sagen also eigentlich: Über die
Einwanderungsgesellschaft zu
­streiten lohnt sich nicht, sie ist längst
eine Realität.
Pro Jahr heiraten in der Schweiz
37 000 Personen, davon hat in mehr
als der Hälfte der Fälle eine Person
einen ausländischen Pass. Das ist
eine Zahl, die fast so hoch ist wie die
Zahl der Asylsuchenden in der
Schweiz. Es sind übrigens auch
migrationskritische Männer, die
­
Aus­ länderinnen heiraten, weil sie
Schweizer Frauen für zu emanzipiert
halten. Sie heiraten dann Frauen von
den Philippinen, aus Thailand,
­Südamerika oder Osteuropa. Später
merken sie: Diese Frauen lassen
sich auch nicht alles gefallen. Es
gibt nur einen Bereich, wo man etwas ändern
kann: bei der Personenfreizügigkeit. Wir
­müssen uns einfach im Klaren sein, was das
­bedeutet.
Was?
Es hätte ökonomisch grosse Auswirkungen. Ich
sage absichtlich nicht auf den Wohlstand, denn
der Wohlstand hängt nicht nur von der
­Wirtschaft ab.
Wo ist das Problem bei
der Personenfreizügigkeit?
Die Personenfreizügigkeit hat Schwächen.
Man hat die Thematik der Grenzgänger k
­ omplett
verschlafen. Allein aus Frankreich arbeiten
­

In der Asyl­debatte
gehe oft vergessen,
dass die Schweiz
­wirtschaftlich
auf die G
­ eflüchteten
angewiesen sei.
220 000 Frontaliers in der Schweiz. Die müssen
offiziell nur einmal pro Woche zurück, kon­
trolliert wird es nicht. In der dauerhaften
­Wohnbevölkerung werden sie nicht eingerech-
net. Das Thema ist unterbelichtet, und das ist
nicht gut.
Finden Sie persönlich,
es braucht Massnahmen?
Ja, denn in den Städten kommen wir tatsäch-
lich an Grenzen, zum Beispiel bei der Woh-
nungsknappheit. Für die alteingesessene Be­
völkerung – mit oder ohne Migrationshinter-
grund – ist es eine enorme Herausforderung, zu
verstehen, wie und weshalb sich die Schweiz
so rasant ­ verändert. Artikel 6 unserer Inte­
grationsverordnung besagt, dass die einhei­
mische Bevölkerung auch miteinbezogen
­werden muss. Da sollte mehr passieren. Wenn
wir das nicht machen, dann bröckelt der so­ziale
Kitt.
Sie sind seit 28 Jahren in der Schweiz.
Wie leicht fiel Ihnen die Integration?
Leicht. Ich bin in der Schweiz wegen meiner
Partnerin. Sie ist meine Heimat. Sie ist die
Schweiz für mich. Dazu kommt: Ich gehöre
zu den Hochqualifizierten. In dieser Position
fühlt man sich hier schnell pudelwohl, Diskri­
minierungen kriegt man weniger mit. Mich
stört einfach, dass ich kein Schweizerdeutsch
spreche. Ich kam erst mit 22 ins Land – und es
reichte nicht mehr. Dafür verstehe ich alle
­Dialekte. Ich kann zwischen Wallisern und dem
Rest über­ setzen. Aber mein Hochdeutsch
entfremdet ­
­ gewisse Leute, das merke ich
­manchmal.
Eine Debatte, die die Schweiz beschäftigt,
ist die Altersvorsorge. Wie lange möchten Sie
arbeiten?
Lange. Ich arbeite gerne. Aber ich muss auch
keine Gestelle auffüllen oder Strassen bauen.
Darauf zielt eine Initiative der Jungen FDP ab,
die das Rentenalter erhöhen will. Sind Sie
dafür?
Das scheint wegen der demografischen Ent-
wicklung verlockend. Zudem sind ältere Men-
schen statistisch weniger arbeitslos als der Rest
der Bevölkerung. Aber da muss man genauer
hinschauen. Der Anteil der Langzeiterwerbslo-
sen liegt bei Personen über 55 bei über der Hälf-
te. Zudem ist mehr als jede dritte Person ab 55
bis 64 durch Behinderungen eingeschränkt. Bei
unter 25-Jährigen ist das im einstelligen ­Bereich.
Der Economiesuisse-Boss Christoph Mäder
sagte im Blick, Arbeiten bis 70 sei für ihn gar
kein Problem.
Soll er doch. Es gibt ja kein Arbeitsverbot: Wir
reden seit diesem Jahr nicht mehr vom Pen­
sionsalter, sondern vom Referenzalter. Bei der
Initiative der Jungen FDP steckt Folgendes
­dahinter: Statt staatlich für eine nachhaltige Lö-
sung zu sorgen, machen wir die Altersfinanzie-
rung zur individuellen Angelegenheit. Das ist
gesellschaftlich eine gefährliche Entwicklung.
Die Initiative würde die Ungleichheit verschär-
fen: Herr Mäder würde länger arbeiten und gut
verdienen – ein Langzeitarbeitsloser hätte noch
mehr Probleme.
Dann finden Sie also als Wissenschaftler,
wir brauchen eine 13. AHV-Rente.
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 13
Massnahmen gegen Altersarmut sind wichtig.
Aber das grundsätzliche Problem ist: Unser
­Sozialsystem beruht letztlich auf einer Idee,
die vor 135 Jahren unter dem deutschen
Reichskanzler Otto von Bismarck entwickelt
­
wurde: Ganz viele Junge finanzieren wenig Alte.
Dem zugrunde liegt die klassische Alters­
pyramide. Doch diese steht heute fast auf dem
Kopf, und die Form ähnelt einer Urne: Weniger
Junge müssen mehr Ältere finanzieren.
Was ist Ihre Lösung?
Wir müssen uns vom Umlageverfahren ver­
abschieden und einen steuerfinanzierten
­Zukunftsfonds einführen. Das ist nichts Neues:
Denken wir an den Bahninfrastrukturfonds. In
die Sozialversicherungen fliessen seit Beginn
auch Bundessteuermittel, aber hauptsächlich
aus Konsumsteuern: auf dem Schnaps, auf dem
Tabak sowie Mehrwertsteueranteile.
Wer soll den Zukunftsfonds zahlen?
Wieso nicht die Rohstoffbranche besteuern?
Oder eine Luxussteuer einführen? Das ist ­besser,
als die AHV über eine höhere Mehrwertsteuer
aufzupäppeln, die vor allem die wenig Privile-
gierten spüren.
Davon redet in der Schweizer Politik aber
­niemand.
Für grosse Würfe braucht die Politik Fachwissen
und Wissenschaft. Ich hoffe, dieses Einsehen
kommt irgendwann. Was wir derzeit tun, ist je-
denfalls nicht nachhaltig, wenn wir die Finan-
zierung nicht langfristig sichern. Wir versuchen,
unser Rentensystem durch Migration zu retten.
Aber auch Migranten werden alt. l
In mehreren Schweizer Berggemeinden wurde über riesige
Solaranlagen abgestimmt. Essayist Lukas Bärfuss plädiert
für Sonnenpanels auf jedem Dach, weil die Energiewende
Aufgabe der gesamten Gesellschaft ist.
Das Jahrhundert
der Sonne
D
as 21. Jahrhundert muss das Jahrhundert der Sonne
­werden. Wenn wir weiter Öl verbrennen, wird unsere
­Zivilisation untergehen. Das ist Common Sense. Alle
­wissen es. Nicht alle haben verstanden, was es bedeutet,
und es wird dauern, bis es jeder begriffen hat und
­danach handelt. Wir haben alles zu gewinnen: Die Energie des
Sonnenlichts ist zweihundertmal grösser als unser aktueller
Verbrauch. Ein Segen, aber die aktuelle Debatte reproduziert
vor allem die Probleme von gestern.
In mehr als dreissig Schweizer Gemeinden wurde in den
­vergangenen Wochen und Monaten über Solaranlagen abge-
stimmt. Im bündnerischen Laax, im Walliser Grengiols und im
schönen Adelboden im Berner Oberland wurden die Vorlagen
angenommen. Es kann also gebaut werden. In ­Saanen
allerdings wurde eine Vorlage abgelehnt, dasselbe bei
einer Abstimmung über zwei Grossprojekte im
­Kanton Graubünden. Bald steht eine Weichenstellung
in Oberiberg im Kanton Schwyz an.
In den Städten kratzt man sich die frisierten Köpfe,
wie man die zerzausten Starrköpfe in den Bergen zu
ihrem Glück zwingen könnte. Man erkennt koloniale
Reflexe: Die Wilden in den Bergen haben die Zeichen
der Zeit nicht erkannt. Wir müssen dem Alpöhi Mores
lehren!
Ein Problem hat man ausgemacht und pflegt es mit
Sorgfalt. Es sind die geheimen Abstimmungen. Offe-
ne an Gemeindeversammlungen, so sagt die Politolo-
gie, versprechen die gewünschte Zustimmung.
Wir kennen dieses Problem: Alle brauchen
Strom, keiner will sehen, wie er gemacht
wird. Keiner will den Meiler vor dem Einfa-
milienhaus. Keiner will die Windturbine in
der Aussicht. Wer lässt sich freiwillig seine Landschaft
verbauen? Wer will die schöne Aussicht verderben
mit hässlichen Paneelen? Diesen Kelch lässt
man gerne an sich vorbeigehen. Geheime
Abstimmungen helfen dabei. Das ist ver-
ständlich, aber unsolidarisch und unver-
nünftig.
Geheime Abstimmungen wurden aus
redlichen Gründen eingeführt. Sie soll-
ten die Bürger immunisieren gehen Be-
stechung, Korruption und Einschüchte-
rung. Das sind reale Gefahren, immer noch. Politische Gewalt,
körperlich und verbal, bleibt in einer Demokratie eine ständige
Bedrohung. In einer geheimen Abstimmung, so die Theorie,
entscheiden die Bürgerinnen und Bürger souverän und frei. Sie
lassen sich nicht unter Druck setzen, niemand kann sie
­kontrollieren, nicht der Mächtige, nicht das soziale Umfeld, das
Konformismus erwartet.
Die Zahlen scheinen diese Idee zu bestätigen. Die Beteiligung
an den offenen Gemeindeversammlungen ist niedrig. Nur jene,
die annehmen, in der Mehrheit zu sein, gehen zur Abstimmung.
Wer begibt sich sehenden Auges in eine Niederlage? Wer er-
klärt gerne, warum er Nein sagt, wenn alle Ja sagen? Soziale
Ausgrenzung durch eine abweichende politische Haltung, die
Scham, die damit verbunden ist. Alles Folgen der
­offenen Abstimmung.
ESSAY Geheime Abstimmungen galten als Goldstandard der
Demokratie. Niemand kann den Bürger für seine
von Lukas Entscheidung zur Verantwortung ziehen. Er kann öf-
Bärfuss fentlich behaupten, Ja zu sagen. Und im Geheimen
doch Nein stimmen.
Er ist der
­ ichtigste
w Und genau deshalb sind sie seit jeher umstritten. Im
zeitgenössi- England des 19. Jahrhunderts hielt man sie passend
sche Schweizer
für verlogene, durchtriebene und hinterhältige
Schriftsteller –
und schreibt
­Nationen. In England, wo Ehrlichkeit, Unabhängig-
einmal im keit und Edelmut regiere, könne jeder Bürger frei zu
Monat im ­seiner Meinung stehen und sie offen kundtun. Keine
SonntagsBlick falsche Diagnose, wenn man auf die geheime und
Magazin ­fatale Abstimmung über den Brexit schaut. Hier
über die wäre etwas sozialer Druck nicht schädlich gewesen.
Schweiz und Rule, Britannia!
die Welt.
Offene Abstimmungen folgen dem Ideal, dass am
Ende die besseren Argumente und damit das
­Gemeinwohl siegen werden. In einer deliberativen Demokratie
hören die Menschen zu, denken nach und ändern nötigenfalls
die bisherige Meinung.
Geheime Abstimmungen folgen einem pragmatischen
­Gedanken. Aus vielen Stimmen soll sich das Gemeinwohl
­bilden, in einem akkumulativen Prozess.
Beide Vorstellungen liegen richtig, und beide liegen falsch.
Niemand kann ewig diskutieren. Irgendwann muss mit dem
­Palaver Schluss sein und entschieden werden. Deshalb ist 
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 15

«Die Energie
des Sonnen-
lichts ist
zweihundertmal
grösser als
Getty Images

­unser ­aktueller
­Verbrauch»,
schreibt­
Lukas Bärfuss.
Fotos
16 | ESSAY
Sie scheint auf
Knopfdruck,  das deliberative Modell mit der offenen Abstimmung zwar
die künstliche schön, scheitert aber an der Wirklichkeit. Und die geheime
Sonne, ­Abstimmung ist vielleicht souverän, führt aber häufig zu unver-
entwickelt nünftigen, der Gesellschaft schädlichen Entscheidungen. Aus
von der ETH.
Eigensucht stellen wir das eigene über das Gemeinwohl. Solar-
energie allerdings ist eine gesellschaftliche, keine persönliche
Notwendigkeit. Der Einzelne profitiert von ihrem Nutzen nur
indirekt.
Was sollen wir also tun, wenn wir wissen, was zu tun wäre,
aber niemand bereit ist, dafür einzustehen? Sind die demokra-
tischen Prozesse tauglich, um die anstehende Transformation
konstruktiv zu bewältigen? Denn sie wird kommen, unaus-
weichlich, die Frage ist bloss, wie wir sie gestalten.
Statt uns auf fehlerhafte Verfahren zu versteifen, sollten wir
bessere Vorlagen entwickeln. Heute kranken sie an der
­Glaubwürdigkeit ihrer Verfasser. Nicht die Bürgerinnen, die
Strombarone und Strombaroninnen bestimmen, wie die
­Projekte aussehen. Die Menschen in den Standortgemeinden
sind argwöhnisch. Sie fragen sich, was für sie dabei abfällt.
Der Bau von Grossanlagen geht von einer Vorstellung aus, die
aus dem Petrozän stammt. Bei Atom- und Kohlemeilern strebt
der Produzent Grösse und negative Skalierung an. Je grösser
das Kraftwerk, umso kleiner die Gewinnungskosten pro Kilo-
wattstunde. Energie wird zentral produziert.
Sonnenenergie ist nicht skalierbar. Sie hängt von der geografi-
schen Zone, der Topografie, der Jahreszeit und der Witterung
ab. In diesem Rahmen verteilt sie die Karten an alle Mitspielen-
Die Bürger
von Savognin GR
trafen sich im
Gemeindehaus,
um über ein
Solarprojekt
abzustimmen.
Sind demokratische
Prozesse tauglich,
um die Transformation
zu bewältigen?
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024
den gleich. Hier ist Dezentralisierung das Mittel
der Wahl. Auf jedem Dach ein Sonnenpaneel.
Überschüsse und Mangellagen werden solida-
risch und kollektiv bewältigt. Jedes Haus, jedes
Gebäude ein semi-autonomes Kraftwerk,
­interdependent, durch ein intelligentes Netz
­verbunden mit den anderen Produktionsanla-
gen und mit den wenigen Grosskraftwerken, die
in den Mangellagen anspringen. So sieht die
Energieversorgung der Zukunft aus.
Die urbane Arroganz ist dumm: Gebäude sind für fast die
Hälfte des Energieverbrauchs zuständig – gleichzeitig liegt
hier das grösste Produktionspotenzial: auf Dächern, an
­Fassaden und Parkplätzen.
Die Schweiz ringt um technologische und politische Lösun-
gen. Probleme bei den Lieferketten, zu wenig Fachkräfte: Wir
entwickeln uns nicht schnell genug. Spanien, Deutschland,
die Niederlande, Griechenland, Ungarn, Italien decken im
Durchschnitt die doppelte Menge ihres Stromverbrauchs
durch Photovoltaik. Die Solarwärme ist ein veritables Sor-
genkind, obwohl sie ein wichtiger Teil der Lösung sein müss-
te. Warum zuerst Strom produzieren, wenn wir direkt mit
Sonnenwärme heizen können? Leider nehmen die Zahlen ab:
Zehnmal weniger gebaute Kollektoren als vor zehn Jahren,
selbst die jährliche Produktion ist mittlerweile rückläufig.
Es gibt viel zu tun. Pflege und Ausbau des Stadt-Land-Gra-
bens bringen uns nicht weiter. Die Energiewende ist eine
Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Schaden und Nutzen
sollen gerecht verteilt werden. Die Sonne geht jeden Morgen
auf, und bis sie abends wieder untergeht, scheint sie überall,
unterschiedslos, auf Haus und Hof, auf Jung und Alt, auf
Stadt und Land. Sali, Sali, d Sunne schiint für alli. l
Gian-Carlo Cattaneo, Keystone
Fotos
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024
Das Tal
der Frauen
D ie Engadiner Sportferien
­meiner Kindheit waren zum
Kotzen. Nicht des Ziels wegen,
nein, keineswegs: Die Ferienwoh-
nung bei Frau Costa im verschnei-
ten Pontresina war gemütlich.
Aber bei der An- und Rückfahrt mit
dem Auto musste ich nach den 26 Keh-
ren über den Julierpass immer erbre-
chen – und das, obwohl mein Vater die
Kurven besonders sanft nahm. Es half
nichts: Nach den 43 Kilometern links,
rechts, rauf und runter musste er stets
einen Stopp einlegen, damit ich am
Strassenrand den Krähen rufen konnte.
«Strassenreste oberhalb von Silvaplana und
nördlich der Passhöhe deuten auf eine inten-
sive Nutzung des Juliers hin», schreibt der
Historiker Karsten Plöger (54), der von 2010
bis 2018 in der Schulleitung des Lyceums
­Alpinum in Zuoz GR sass. Als Wahlengadiner
auf Zeit hat der Deutsche kürzlich eine «Bio-
grafie der Landschaft» veröffentlicht, «die
­erste Gesamtdarstellung zur Geschichte des
Engadins» – von der Gletscherschmelze
(9000 v.  Chr.) über die Eroberung durch die
Römer (15 v. Chr.) und den Beginn des
­Tourismus (1860) bis zur Gegenwart.
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Neue Sachbücher, ausgelesen
von Dr. phil. Daniel Arnet
Vom heutigen Jetset in St. Moritz GR
weit entfernt, war das Engadin über
lange Zeit ein von Landwirtschaft ge-
prägtes, ärmliches Tal. Viele Männer
suchten ihr Glück als Söldner oder
Zuckerbäcker im Ausland. «Die Aus-
wanderung verschob allein schon in
numerischer Hinsicht das Ver-
hältnis zwischen den Geschlech-
tern», schreibt Plöger. In drasti-
scher Weise sei das im Oberenga-
din geschehen: «In der Wohnbe-
völkerung Celerinas übertraf um
1800 der Anteil der Frauen und
Mädchen den der Männer und
Knaben um gut das Doppelte.»
«Engadinerinnen» heisst ein
­dieser Tage erscheinendes Buch
der im Unterengadiner Dorf Sent
lebenden deutschen Schriftstellerin und Jour-
nalistin Angelika Overath (66). Sie porträtiert
darin 18 Frauen aus dem Bündner Hochtal –
von der Tierarztassistentin aus Samedan über
die Weberin aus Madulain bis zur Musikerin
aus Scuol. Aus dem Universitätsstädtchen
­Tübingen kommend, fiel Overath vor
17  Jahren auf, dass die Engadinerinnen
­anders sind: «Sie schienen mir auf eine
­besondere Weise stark zu sein.»
Zum Beispiel Adriënne Hanegraaf-Kruit (48)
aus Ftan, die seit dem Tod ihres Mannes Peter
Zur Sache!
Kruit 2018 Direktorin des Hotels Val Sinestra
ist: «Eine gewisse Waghalsigkeit habe ich von
Peter gelernt.» Oder die Primarlehrerin
­Ramona Clalüna (26) aus Sils Maria, deren
portugiesische Mutter im Fextal im Service
arbeitete und einen Pferdekutscher heiratete.
Oder die Studentin Seraina Campell (25) aus
Pontresina, die sich für ihr Dorf nur eines
wünscht: «Einheimische, die Traditionen ken-
nen, und Zugezogene, die Neues mitbringen.»
Pontresina war früh offen für Neues, wie Plöger
in seinem Buch aufzeigt: Nach der Erstbestei-
gung des Piz Bernina (1850) entwickelte sich
der Ort zum Mekka für englische Bergsteiger.
Durch den aufkommenden Tourismus bildete
sich eine Parallelgesellschaft, die der Schrift-
steller Stefan Zweig (1881–1942) treffend als
«Brüderschaft der Sorglosen» bezeichnete.
Erkenntnis:
Jetzt ist wieder das halbe Mittel-
land für Skiferien im Engadin.
Starke Frauen sorgten dafür, dass
es sich zur Brüderschaft der
­Sorglosen entwickeln konnte.
 Karsten Plöger, «Das Engadin – Biografie einer Land-
schaft», Hier und Jetzt.
 Angelika Overath, «Engadinerinnen – Frauenleben in
einem hohen Tal», Limmat; ab 14. Februar im Handel.
18 | GESUNDHEIT SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024

S
ie hat sämtliche Diäten ausprobiert,
­Kalorien gezählt und Sport gemacht,
um einen Teller Pasta zu verdienen.

Warum
«Mein Verhältnis zum Essen war lange
alles andere als entspannt», sagt die deutsche

richtiges
Biologin und Ernährungsberaterin Barbara
Plaschka (45). Essen sei für sie immer der
grosse Feind gewesen. Erst als sie Mutter der Magenschleimhaut andocken kann.» In
wurde, hat sich ihre Einstellung geändert: der Magenschleimhaut befinden sich wiede­
«Ich habe erkannt, dass viele Menschen ver­ rum Rezeptoren, die dem Gehirn die Infor­

Kauen
lernt haben, beim Essen auf den
Körper zu hören.»
In unserer Gesellschaft
geht es oft darum, was wir
essen dürfen und was nicht
mation weiterleiten, dass der Körper
mit Nährstoffen versorgt wird.
Landet das Essen als Klumpen,
die nur wenig zerkaut sind, im
Barbara Plaschka
Magen, werden weniger

beim
oder was als gesund gilt
und was nicht. «Dem Wie
wir essen haben wir bisher
(45) ist diplomierte Rezeptoren aktiviert, und
­
Biologin und medizi- es dauert länger, bis das
nisch geprüfte, Sättigungsgefühl eintritt.

Abnehmen
gar keine Beachtung ge­
schenkt», sagt Plaschka.
Seitdem sie sich auf das Wie
ganzheitliche Ernäh- Oft heisst es, dass man
rungsberaterin aus jeden Bissen 20 bis 30 Mal
Holzkirchen (D). Mit kauen soll. «Ich habe schnell
ihrer Plattform Kau-

hilft
fokussiere und nicht mehr gemerkt, dass diese Faust­
gegen, sondern mit ihrem Genau unterstützt regel viel zu allgemein ist»,
sie Menschen, die
Körper arbeite, habe sich sagt Plaschka. Es gehe nicht
mit ihrem Körperge-
eine ganz neue Welt auf­ wicht kämpfen. Wie darum, eine bestimmte An­
getan. Eine genussvolle Welt das gelingt, be- zahl von Kaubewegungen zu
Barbara Plaschka kämpfte ohne Verzicht und Verbote. schreibt sie in ihrem machen, sondern darum, dass
«Ich kann problemlos eine hal­ Buch «Kau dich der Geschmackssinn, die Zunge
viele Jahre lang mit ihrer be Pizza auf dem Teller liegen schlank» (Piper). Ab und der Schluckreflex gemein­
Figur. Bis sie herausfand, lassen, weil ich satt bin.» Ihr Ge­ heute vertieft Plasch-
ka in einem Online-
sam arbeiten.
heimnis ist ziemlich simpel. Nachdem man einen Bissen in
dass der Schlüssel zu Spüren, wenn man satt ist. Buchklub gewisse den Mund genommen hat, sollte
­einem gesunden Gewicht Plaschka kann die Signale ih- ­Inhalte vertieft.
man gemäss Expertin langsam
res Körpers so gut wahrneh- kauen und einfach mal wahr­
im Kauen liegt. Jetzt hilft men, weil sie bewusst und lan- nehmen, wie das Essen
die deutsche Biologin ge kaut. «Ob man das Essen schmeckt. «Dann muss man auf
und Ernährungsberaterin herunterschlingt oder nicht, der Hut sein vor dem Schluck-
spielt beim Abnehmen eine reflex», sagt sie. «Wenn er
­anderen Menschen, mit ­entscheidende Rolle», sagt sie. kommt, darf man ihn befriedi­
ihrer Methode von Diäten Durch das sorgfältige Kauen gewin­ gen.» Aber nur mit jenem Teil
ne man Zeit. Die benötige der Körper, der Nahrung, der bereits weich
­loszukommen. damit die Sättigungssignale im Gehirn oder flüssig ist. Das helfe nicht
JANA GIGER
­ankommen können. Jemand, der schnell isst, nur beim Abnehmen, sondern
spürt erst, dass er satt ist, wenn er bereits ­intensivere auch den Geschmackssinn. «Man
über den Hunger gegessen hat. geniesst das Essen viel mehr.»
Beim Kauen und Einspeicheln wird das Es- Plaschka rät davon ab, während der regu­
sen weich und voluminös. Die Expertin lären Mahlzeiten mit dem sorgfältigen K ­ auen
sagt: «Das hat den Vor­ zu beginnen. «Wir konkurrieren mit einer
teil, dass die Nahrung ­Gewohnheit, die wir seit vielen Jahren mit uns
an mehreren Stellen herumschleppen.» Deshalb sei es sinnvoller,
sich einige Wochen separat Zeit zu nehmen,
um das Kauen zu trainieren. Am besten mit
verschiedenen Nahrungsmitteln wie Nüssen
oder knackigem Gemüse. «Irgendwann
Sie sind keine schleicht sich das Geübte auto­
Wiederkäuer, matisch beim Frühstück oder
dennoch kauen Mittagessen ein.» l
Kamele ihre
Nahrung
zwei Mal.
Shutterstock
Foto

Am Start
Danielle Brooks
SCHAUSPIELEN,
SINGEN UND
AWARDS
ABRÄUMEN
Sie kann sogar Oprah Winfrey (70)
zu Tränen rühren. Schauspiele-
rin Danielle Brooks (34) ver-
bucht einen Erfolg nach dem
anderen. Die US-Amerikanerin
überzeugt nicht nur in i­ hren
­Rollen, sondern begeistert viele
Fans auch mit ihrer herzlichen
Art. Bekannt wurde sie durch
ihre Rolle als Taystee in der
­Serie «Orange Is the New Black».
Doch Danielle Brooks belässt es
nicht beim Schauspielen. Im
Musical «The Color Purple», das
auf dem gleichnamigen Buch
von Alice Walker basiert, beweist
sie 2015 mit ­einer kraftvollen
Stimme, dass sie auch singen
kann. Dort ist sie so erfolgreich,
dass sie ihre Rolle Sofia auch in
der Neuverfilmung von «The
­Color Purple» spielen darf. Der
Film handelt von drei afroameri-
kanischen Frauen im Süden der
USA zu Beginn des 20. Jahrhun-
derts und ist seit dem 8. Februar
in den Kinos zu sehen. Für
Brooks ist Teil des Films zu sein
der Höhepunkt ihrer Karriere,
wie sie auf Instagram schreibt.
Bis jetzt scheint sie recht zu
­haben, denn sie wurde bereits
für zahlreiche Preise nominiert,
­darunter auch für einen Oscar.
20 | KULTUR
Bei der Premiere von
«The Lion King» 1997
in New York war auch
Elton John (M.) dabei.
E
s ist 1997, und Freddy Burger (78) sitzt mit also über 150 Leuten, die in die täglichen Auf-
seinem guten Freund, Udo Jürgens (1934– führungen eingebunden sind.» Die Produktion
2014), in einem Theater am New Yorker stelle alles Bisherige in den Schatten. «Über
Broadway (USA). «Ich erinnere mich noch 232  Puppen sind bei den Vorstellungen betei-
gut daran, wie ich mit Udo als Ehrengäste ligt. Sie erwecken 25 verschiedene Tiere zum
auf der Estrade ganz vorne sass», sagt Burger Leben, die alle auf der Bühne dargestellt wer-
zum SonntagsBlick Ma- den.» Hinzu kämen über
gazin. «Als das Licht aus- 350 Kostüme, die immer
ging und die ersten Tän- wieder gewechselt wer-
zer und Sänger in ihren den müssen. «Das alles
Tierkostümen die Bühne mit 24 Sattelschleppern
betraten, hatten wir nach Zürich-Oerlikon zu
­beide Gänsehaut. Diese bringen, ist eine giganti-
spielerische Perfor- sche Herausforderung»,
mance in Kombination sagt Burger. Umso stol-
mit der Musik war sensa- zer ist der Musical-Kö-
tionell und unvergleich- nig, dass er Ende letzten
lich», so der Unterneh- Jahres mit «The Lion
mer. Sie hätten beide fas- King» das erfolgreichste
ziniert das Theater ver- Musical der Welt in sein
lassen. «Uns war klar, Theater 11 nach Zürich
das ist ein völlig neuer holen konnte. «Wir ha-
Weg, ein Musical zu in- ben jetzt schon über
szenieren. Wir waren 150 000 Tickets ver-
uns sicher, ‹Lion King› kauft. Das ist enorm, im-
wird ein grosser Erfolg – merhin läuft die Show ja
und so war es auch.» noch bis zum 10. März.»
Seit diesem entschei- Mit 78 Jahren und da-
denden Moment Ende von über 50 Jahre im
der 1990er-Jahre träum- Showbusiness tätig ist
te Freddy Burger davon, Freddy Burger heute
das Musical um den tieri- erfolgreicher denn je.
­
schen Thronfolger in der 2023 durfte der Unter-
afrikanischen Steppe nehmer, der 1969 mit
Diverse Auszeichnungen
nach Zürich zu bringen. zieren die Wand in Rent-a-Show AG seine
Doch er musste sich ­Burgers Büro im Zürcher erste Firma gegründet
noch einige Jahrzehnte Kreis 7. hatte, gleich drei der be-
gedulden. Dies hatte deutendsten Ehrungen
einerseits mit den an-
­ in seinem Fach in Emp-
spruchsvollen Verhandlungen mit dem Riesen fang nehmen: den Tony Award als Co-Investor
Disney zu tun, andererseits auch mit den logis- bei «Moulin Rouge!», den Prix Walo für «Oh läck
tischen Herausforderungen der Mega-Ver­ du mir!» und den Deutschen Musical Theater
anstaltung, erklärt Burger. «Wir arbeiten mit Preis für das beste Revival mit «Dällebach Kari».
­einem über 50-köpfigen Cast, 100 Technikern, «Es ist schon verrückt, ich habe noch nie so 
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 21

Ende 2023 brachte

Burger «The Lion
King» in sein Thea-
ter 11 nach Zürich.

Der
MUSICAL-KÖNIG
Im Alter von 78 Jahren kann Freddy Burger nicht nur auf eine
über 50-jährige Karriere in der Eventbranche zurückblicken, der
Zürcher wurde kürzlich mit mehr Preisen geehrt als je zuvor.
Dennoch übergibt er sein Lebenswerk an die jüngere Generation.
PATRICIA BRODER TEXT UND PHILIPPE ROSSIER FOTOS
Getty Images

Freddy Burger mit dem

Tony Award, dem O­ scar
Fotos

­der US-Theaterbranche.
22 | KULTUR
Als Co-Investor
bei «Moulin
Rouge!» in Köln
Für «Oh läck du gewann Freddy
mir!» wurde der Burger letztes
Zürcher 2023 mit Jahr den
dem Prix Walo Tony Award.
ausgezeichnet.

Sein Unternehmen hat auch dunkle Zeiten

DURCHGEMACHT
 viele Auszeichnungen wie mit Ende 70 be- Doch auch Freddy Burger hat mit seinem Un- meinen Freunden. Auf der anderen Seite habe
kommen», sagt Burger. «Das ehrt mich sehr und ternehmen dunkle Zeiten durchgemacht. «Wäh- ich ein Unternehmen aufgebaut, das zu meiner
ist auch ein weiteres Zeichen, dass ich alles rich- rend der Corona-Pandemie stand mein ganzes zweiten Familie wurde. Das hat mir mein star-
tig mache.» Vor allem der Tony Award, der als Unternehmen während 640 Tagen still. Wir hat- kes Fundament gegeben und dafür gesorgt, dass
Oscar der US-amerikanischen Theaterbranche ten keine einzige Veranstaltung. Null Einnah- ich dementsprechend gute Mitarbeitende um
gilt, ehrt den Zürcher Unternehmer. mich herum habe, die teilweise seit
«Als mein Geschäftskollege mir vergan- 40  Jahren bei mir sind.»
genen Frühling das Paket mit dem Tony 2024 wird für Freddy Burger ein be-
in meinem Büro im Kreis 7 überreichte, sonderes Jahr. Nach «The Lion King»
dachte ich, er macht einen Witz. Das bringt der Produzent ein weiteres gros-
war wirklich eine ganz besondere ses Erfolgsmusical in die Schweiz. «Ak-
­Ehrung und hat mich sehr gefreut.» Er- tuell kann ich noch nicht verraten, was
folgsgeheimnis habe er keines. «Ich es ist, aber es wird einmal mehr bombas-
habe mein Leben nach meinem Credo tisch», verspricht Burger. Und Ende des
versucht zu leben: Liebe, Lust und Jahres übergibt der Unternehmer FBM
­Leidenschaft. Und dabei höre ich auf Entertainment an seinen Sohn Oliver
Hirn, Herz und Bauch.» Burger (36). «Ich habe ihm bereits Ende
Bereits zu seinem 50. Firmenjubilä- Jahrzehntelange 2023 49 Prozent der Firma übergeben.
um 2019 habe man ihn gefragt, welche Freundschaft: Udo Ende dieses Jahres wird er die restlichen
Jürgens und Freddy Burger
Berufsbezeichnung er für sich bevorzu- 1982 in Rio de ­Janeiro. 51 Prozent bekommen.» Dann werde er
ge, erklärt Freddy Burger. «In den 60er- noch ein Jahr Verwaltungsratspräsident
Jahren nannte ich mich selbst Manager. sein und schliesslich seinen 80. Geburts-
Damals war ich einer der Ersten mit dieser men. Bei 150 Festangestellten – das muss man tag feiern. «Ein guter Zeitpunkt, mich etwas zu-
­Berufsbezeichnung.» Im Lauf seiner Karriere sich mal vorstellen.» Doch auch in dieser Zeit rücklehnen und mehr repräsentative Aufgaben
organisierte Burger unzählige Konzerte und gab der 78-Jährige nicht auf. «Ich habe weiter- zu übernehmen. Bei Oliver ist mein Unter­
Tourneen berühmter Sängerinnen und Sänger gemacht, bin positiv geblieben und nehmen in besten Händen», so Burger.
Getty Images, Christian Knecht, Zamir Loshi

wie Cliff Richard (83), Pepe Lienhard (77) oder habe nebenbei ein wunderschönes Oliver Burger ist seit sieben Jahren bei
Nana Mouskouri (89). «Als dann plötzlich alle Boutique-Hotel in Portugal gekauft.» FBM und war unter anderem Ge-
Manager wurden, sagte ich, ich bin Kaufmann.» Nach Portugal zieht sich der Tau- schäftsführer der Thunerseespiele.
Doch auch dieser Jobtitel sei für seine Tätigkeit sendsassa der Schweizer Zuvor durchlief er verschiede-
nicht akkurat, sagt Burger. «Ich fand für mich Eventbranche auch gerne ne Stationen im Unterneh-
­heraus, dass ich dazu berufen bin, andere Men- mit seiner Ehefrau Isabella men seines Vaters. «Dass
schen glücklich zu machen. Das trifft es am bes- Burger (59) und seiner mein Sohn meine Firma
ten. Bei allem, was ich gemacht habe, ging es ­Familie zurück. «Ich habe übernimmt, schliesst den
mir nie um Geld. Sondern immer um den Dienst ­ eigentlich immer zwei Freddy Burger übergibt sein Kreis. Ein wunderschöner
am Menschen, und das macht schliesslich auch Leben gelebt. Das Leben Unternehmen an Sohn Oliver. Abschluss und Neubeginn
Fotos

mich glücklich.» mit meiner Familie und für mein Lebenswerk.» l

 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 23
Kultur-Tipp

Ein ausgestorbenes Ungetüm

im Hier und Jetzt
AUSSTELLUNG  Seien Sie ehrlich: Haben Sie schon mal einen echten
Tyrannosaurus rex gesehen? Wohl kaum, denken Sie sicher. Die Tiere sind
ausgestorben. Dann gehen Sie doch mal ins Sauriermuseum Aathal ZH.
Seit kurzem steht dort das Skelett von T. rex «Trinity». Ganze 11,6 Meter
lang, 3,9 Meter hoch und etwa 65 Millionen Jahre alt ist es. Ein seltener
Auszeichnungen: Anblick. Seltsam ist auch die Geschichte, wie es nach Aathal kam: durch
Mann mit dem eine Versteigerung. Der anonyme Bieter kaufte es für 4,8 Millionen Dollar.
Fagott, Deutscher Nun können es alle ein Jahr lang anschauen.
Musical Theater Preis,
Rose d’Or, Prix Walo, Ausstellung T. rex Trinity
Swiss Nightlife Award
Wo Sauriermuseum Aathal
und Tony Award (v. l.).
Wann Bis 19. Januar 2025

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24 | KULTUR | EVENTS
Mit «Purple
Jam» zollt die
Gruppe ­ihrem­
ver­storbenen
Freund Prince
Tribut.

Die wahren
Zeugen
seines Talents

Sie haben das Schaffen und Wirken von Prince hautnah

miterlebt. Eine Gruppe von Freunden des Künstlers ehrt ihn mit
ihrer Show «Purple Jam» live in Bern und Zürich.
MARISA CALUORI

S
elbst Leute, die nicht besonders musik­
bewandert sind, sollten bei «Purple Rain»
nur einen Namen im Kopf haben. Der
­Rocksong ist nicht nur einer der erfolg­
reichsten der 80er, sondern repräsentiert auch
die Brillanz des US-amerikanischen Künstlers
Prince. Prince Rogers Nelson (1958–2016)
war einer der grössten Musiker des 20. Jahr­
hunderts. Er gewann sieben Grammy Awards,
1985 einen Oscar sowie 2007 einen Golden
­Globe Award. 2004 wurde er in die Rock and
Roll Hall of Fame aufgenommen. Mit seiner
Leidenschaft liess er Genres v­erschmelzen
­ ­heraus, dass die zwei zeitweise ein Paar waren
und begeisterte Millionen von ­ Menschen.
Als ­Pionier in Funk, Rock und R&B beeindruck­
te er mit ­ seinem T ­alent und be­sonders mit­
seiner Inno­ vativität. Eine Ära, die v­orerst
­vor­über war, wird im April wieder zum Leben
erweckt.
Und zwar nicht von irgendwem: Einige seiner
engsten Freunde und Mitarbeiter haben sich dazu
entschieden, ihren Freund und Chef noch einmal
ganz besonders zu würdigen. Vereint treten sie
mit ihrer Show «Purple Jam» auf die Bühne.
Eine, die dabei wortwörtlich den Takt angeben
wird, ist die US-amerikanische Schlagzeugerin
und Sängerin Sheila E. (66). Prince und die
Perkus­sionistin lernten sich bereits am Anfang
­ihrer ­Karrieren kennen und pflegten anschlies­
send eine enge Freundschaft und Zusammen­
arbeit. Nach dem Tod des Musikgenies kam
und sich sogar ­verlobt hatten, bevor ihre Be­
ziehung 1988 zu Bruch ging.
Prince arbeitete ebenfalls lange mit seiner
Lieblings-Saxofonistin Candy Dulfer zusam­
­ Wo
men. Mit ihrer Saxofonkunst hat sie nicht nur
seine Musik b ­ ereichert, sondern ist auch mit­
­nderen renommierten Künstlern wie Pink
a
­Floyd, Blondie und Aretha Franklin aufgetreten.
Auch die für Prince typische hohe Kopfstim­
me darf natürlich nicht fehlen. Ihr versuchen
gleich mehrere Musiker und Musikerinnen ge­
recht zu werden. Die letzten Zeugen der Genia­
lität von Prince spielen in Bern und Zürich seine
bekanntesten Hits, teilen Insiderstorys und
­
­bringen seine wahre Grösse wieder einmal live
auf die Bühne. Unterstützt wird die Gruppe von
­Sänger und Songwriter Ivan Peroti sowie der
neunköpfigen Band von Candy Dulfer. l
Was Purple Jam
Wann 18. und 19. April 2024
Volkshaus Zürich und Bierhübeli Bern
Eintritt Ab 91.50 Franken
www.ticketcorner.ch
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024 | 25
Nicht
verpassen

NEUE HITS UND KLASSIKER

Schlager- und Popstar Kerstin Ott (42)
Konzerte
landete mit «Die immer lacht» ­einen
Hit, der Rekorde brach. Auf ihrer
Johnny Cash «Best Ott»-Tour lässt sie vergangene
Roadshow:
Am 31. März ist die Glanzmomente aufleben und
­erfolgreichste Johnny spielt neben altbekannten auch
Cash Show Europas
im Z7 in Pratteln BL brandneue Stücke wie
zu Gast. «Alte Liebe rostet nie».
Country Music Festival
Bis am 3. März findet im Kerstin Ott, 24. Februar 2024,
Gasthaus Albisgüetli in Kongresshaus Zürich,
Zürich das 38. Interna­ ab 92.50 Franken
tionale Country Music
Festival statt.

The 1975 (UK)

Am 16. März tritt die
englische Rockband
The 1975 im Hallen­ legen­dären Club «Jilly’s» in New York,
stadion in Zürich auf. bevor er mit seinen Montreux-Kon­
zerten in den 70ern berühmt wurde.
Musical Seine ­Fähigkeit, afrokubanische und
ka­ ribische Elemente in den Jazz
zu ­integrieren, trugen dazu bei, dass
er zum Pionier in der Jazz-Szene
Robin Hood –
­wurde. Dem entgegen steht die lang-
Das Musical
jährige ­ Banderfahrung des Frauen-
Die weltbekannte Saga
von Robin Hood ist felders Pepe Lienhard. 1980 gründete
­zwischen 15. und der ­ Saxofonist und Arrangeur eine
23. März in Form eines Big Band, das Pepe Lienhard Orches-
Musicals im Theater 11 ter, mit dem er bei vielen Galas und
in Zürich zu sehen. ­Bällen, auftrat. So war er unter ande-

Swing-Supertreffen
ren schon mit Sammy Davis Jr., Frank
Thunerseespiele – ­Sinatra und Udo Jürgens auf Tour.
Mary Poppins Dass er nun mit Monty Alexander
Zwischen dem 6. Juli ­zusammen auftritt, ist dennoch eine
und 24. August kommt kleine Sensation. Das gemeinsame

H
das berühmte ier wird die Brillanz zweier Swing-Legenden vereint. Konzert verspricht eine faszinierende Verschmelzung
­Kindermädchen Doch das ist nicht alles, denn mit dem gemeinsamen von zwei musikalischen Meistern, die unterschiedliche
Mary Poppins auf die Auftritt des Jazz-Pianisten Monty Alexander(79) Kontinente und Genres repräsentieren. l
Seebühne in Thun BE. und des Schweizer Bandleaders Pepe Lienhard (77)
­treffen auch verschiedene Kulturen aufeinander. Der aus Was Monty Alexander & Pepe Lienhard Big Band – «Jazz Classics»
Jamaika stammende Monty Alexander ist bekannt Wann 8. April 2024
Diese und weitere Events bei für seine Jazz-Sternstunden mit karibischem Flair. Er Wo KKL Luzern
sammelte erste Erfahrungen in lokalen Calypso- und Eintritt Ab 56.90 Franken
Rhythm-&-Blues-Bands auf Jamaika. Später spielte er im www.ticketcorner.ch

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26 | KULTUR | BLICK ZURÜCK

29. Februar 1950

Fasnacht in Basel
 Das Ringier Bildarchiv (RBA) umfasst mit rund ­sieben
Millionen Pressebildern den analogen Bildbestand
der Ringier AG sowie fotografische Nachlässe von
­ ingier-Fotografinnen und ­-Foto­grafen – und ist damit
R schlossen, konserviert und ­digitalisiert. Das «Schau­
das ­grösste Fotoarchiv der Schweiz in öffentlicher archiv» im Stadt­museum ­Aarau gibt einen um­fassen­
Hand. Es wird durch Bibliothek und Archiv ­Aargau er- den Einblick in die ­Bildproduktion und Archivarbeit.

Krimikolumne
S
ubunternehmer. Ein fieses Wirt-
schaftssystem, bei dem grosse Auf-
traggeber Teilaufträge an kleinere
Firmen weitergeben, die die Aufträge
Der heutige Lindholm-
«Tatort» kann sich ­nochmals weitergeben, ist der eigentliche
sehen lassen, findet­ Bösewicht im heutigen Furtwängler-­
Silvia Tschui.
«Tatort». Denn schlussendlich bleibt für die
ausführenden Arbeiter kaum genug zum
Leben übrig.
Aufgezeigt wird das völlig legale System
Dreifachschichten sind nötig, um auf einen
grünen Zweig zu kommen, die Arbeiter
sind also auch mal 36 Stunden am Stück
unterwegs. Dies geht nur, weil die Frau des
Subunternehmers im Spital arbeitet und
sich dort grosszügig und widerrechtlich am
Wachmacher-Medikament Ritalin bedient.
Das wiederum wird an die Fahrer verteilt.
Bis einer wegen einer Überdosis unkontrol-
liert in Passanten fährt.

EIN ABGANG am Beispiel eines Paketlieferdiensts: Der

Subunternehmer eines Grossunternehmers
Heute Abend flimmert der «Lindholm»-­
Tatort zum letzten Mal mit Kommissarin

MIT KRACH steht unter Druck – und wälzt diesen auf

seine Arbeiter ab. Doppel- und manchmal
Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) über
die Bildschirme. Danach wird die von Furt-
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024
Severin Dressen (35) ist Direktor
des ­Zoos Zürich und kennt die wilden
­Geheimnisse seiner ­Bewohner.
RETTET DEN PAPAGEI
V orwitzig, fast schelmisch
kann er sein, wenn er um die
Ecke lugt und sein Gegenüber
­genau beobachtet. Auch wenn er
zum Kreischen tendiert, im Grund
ist er enorm sprachbegabt, zudem
hochintelligent und – wenn er will
– zerstörerisch. Dann hält fast
nichts seinen Kräften stand. Der
«blaue heilige Fluss», so sein
Name übersetzt aus der südameri-
kanischen Sprache Quechua, ist
voller Gegensätze. Wir kennen ihn
besser unter seinem deutschen
Namen Hyazinthara. Er ist der
grösste Papagei der Welt, hat ein
Auch das RBA knallig kobaltblaues Gefieder, und
­befindet sich in
Fasnachtsstimmung: sein Bestand ist in der Natur ge-
Das heutige Archiv­ fährdet: Seine Schönheit und sein
bild zeigt, dass sich Redetalent wurden ihm zum Ver-
Diskussionen über hängnis.
Schleiniger/Jack Metzger © StAAG/RBA1-9-120
die Anschaffung von
Kampfjets schon
über 75 Jahre halten Tausende Tiere wurden für den il-
und ebenso stets ein legalen Handel gefangen und lan-
gefundenes Fressen deten in (oftmals schlechten) Hal-
für Persiflagen an der
Fasnacht bereit­
tungen angeblicher Tierfreunde.
stellen. Das damals Zusätzlich wurde ein grosser Teil
geschaffene Modell des Lebensraums der Papageien
war der De Havilland zerstört. Das Pantanal, das grösste
DH.100 Vampire,
der noch bis in
Binnen-Feuchtgebiet der Erde, ge-
die Achtzigerjahre legen mitten im Herzen von
im Einsatz war. ­Südamerika, eignet sich für den
Foto
Anbau von zwei globalen Export-
schlagern: Soja und Rindfleisch.
Aktuell im Stadtmuseum Aarau: 4300 wilde Hyazintharas gibt es
Siegfried Kuhn – Einblicke in ein Leben als Pressefotograf heute noch, und die Gefahren sind
nicht gebannt. 4300 sind nicht
viel. Es hat mehr E-Trottis in Zü-
rich als Hyazintharas in der Natur.
wängler gespielte Kommissarin Lindholm, Damit ist der Hyazinthara ein ide-
die bei Kollegen unbeliebt und beim ales Beispiel dafür, wie moderne
Zoos durch ihre vier Aufgaben Na-
­Publikum aber umso lieber gesehen wird,
turschutz, Artenschutz, Forschung
wieder zurück nach Hannover gehen. Ihre und Bildung helfen können.
Strafversetzung ist beendet. Zuvor sorgt sie
aber noch einmal mächtig für Stunk: Denn Seit 2020 arbeitet der Zoo Zürich
Kriminaldirektor Liebig (Luc Feit) scheint mit der brasilianischen Natur-
aus dubiosen Gründen die Ermittlungen zu schutzorganisation Instituto Arara
Azul zusammen, die sich dem
behindern. Und ausserdem gefällt Lind- Schutz des Pantanals und beson-
holm der Mann ihrer Kollegin etwas zu gut. ders seiner blauen Papageien ver-
schrieben hat. Ein grosses Problem
Fazit: Geben Sie Ihrem Paket- oder
für die Aras ist der Verlust grosser
­Essenskurier grosszügig Trinkgeld! alter Bäume, in die sie ihre
­Bruthöhlen bauen können. Daher
Tatort: «Geisterfahrt», SRF 1, 20.05 Uhr 
Zoologisch
fördern wir den Ausbau zusätz­
licher Nisthöhlen. Knapp 60 ka-
men in der letzten Brutsaison
dazu, was die Gesamtzahl der
­Nester auf über 320 erhöhte.
Parallel dazu bauen wir eine
­Reservepopulation in Europa auf.
Über 300 Tiere bilden das Euro-
päische Erhaltungszuchtpro-
gramm, das seit kurzem vom Zoo
Zürich organisiert wird. Mit über
70 Tieren haben wir auch die
grösste Zuchtpopulation weltweit.
Um die Aras effektiver schützen zu
können, müssen wir sie und ihre
Bedürfnisse besser verstehen.
­Forschungsprojekte, im Pantanal
und hier in Zürich, helfen uns
­dabei. Nach der Fertigstellung der
Pantanal-Voliere werden wir dort
unsere Hyazintharas im Schwarm
beobachten können und so wich­
tige Prozesse wie beispielsweise
die Partnerwahl besser verstehen.
Schon jetzt nutzen wir unsere
Zuchtpaare für die Erforschung
des Brut- und Fortpflanzungsver-
haltens der Tiere und können so
erfolgreich nachzüchten. Etwas,
was vielen Zoos noch nicht gut ge-
lingt. Obwohl wir nur etwa 20 Pro-
zent aller Aras in Europa halten,
schlüpften bei uns im letzten Jahr
75 Prozent aller europäischen
Nachzuchten.
Mit der Pantanal-Voliere starten
wir ab 2028 auch unsere Bildungs-
arbeit für Hyazintharas. Wir lassen
unsere Gäste eintauchen in den
Lebensraum des Pantanals,
­begeistern sie für die Schönheit ih-
rer tierischen Bewohner und
­zeigen ihnen am Ende ganz kon-
kret auf, wie unser Essverhalten –
weniger Rindfleisch und Soja aus
dem Pantanal – direkt zum Schutz
der Aras beiträgt.
Vier verschiedene Ansätze, die
alle dazu beitragen sollen, dass es
auch in Zukunft den «blauen
­heiligen Fluss» geben wird.
Fernsehen heute
SRF 1
16.20 Tierische Momente –
Grosse Emotionen 17.10 Minis-
guard (W) 17.25 Cuntrasts
18.00 Tagesschau 18.05 Meteo
18.15 L’ultim Rumantsch 18.45
G&G Weekend. Magazin 19.15
mitenand 19.25 Bundesrätin
Karin Keller-Sutter spricht zur
Initiative für eine 13. AHV-Rente
19.30 Tagesschau 19.55 Meteo
20.05 Tatort: Geisterfahrt
Krimireihe (D 2023) mit
Maria Furtwängler, Flo-
rence Kasumba
21.45 Late Night Switzer-
land Talkshow. Mode-
ration: Stefan Büsser
22.30 Tagesschau
22.40 Meteo Nachrichten
22.50 Roger Cox: Ein Anwalt
kämpft für das Klima
Die Formen, sich gegen
das Fortschreiten des
Klimawandels einzu-
setzen, sind vielfältig.
Der Anwalt Roger Cox
hat den Weg gewählt,
den er am besten kennt:
jenen vors Gericht.
23.55 Queer glauben
0.55 Good Fellas – Drei
Jahrzehnte in der Ma-
fia Mafiafilm (USA 90)
3.10 Sternstunde
Philosophie (W)
3+
15.45 Achtung, Zoll! Willkom-
men in Australien (W) 16.45
Border Patrol USA – Einsatz an
der Grenze (W) 17.45 CSI: Den
Tätern auf der Spur 18.40
Border Control – Spaniens
Grenzschützer 19.40 Border
Patrol USA – Einsatz an der
Grenze 20.15 Notruf – Bergret-
ter im Einsatz 21.30 Lastwagen
Ladys 0.30 Last Action Hero.
Actionkomödie (USA 1993)
ARTE
17.35 Igor Levit spielt Beetho-
ven 18.25 Karambolage 18.40
Zu Tisch ... 19.10 Arte Journal
19.30 Australiens unbekanntes
Paradies – Die Inseln der Tor-
res-Strasse 20.15 Ein süsser
Fratz. Musikkomödie (USA
1957) 21.55 The Wolf of Wall
Street. Tragikomödie (USA
2013) mit Leonardo DiCaprio
0.45 Martin Scorsese – Von
Little Italy nach Hollywood
SRF 2
15.20 Turbo. Animationsfilm
(USA 2013) 16.55 Biathlon:
Weltcup. Verfolgung Herren.
Aus Nove Mesto na Morave
(CZ). Kommentar: Manuel Köng,
Matthias Simmen 18.00 sport-
panorama. Moderation: Fabien-
ne Gyr 19.00 Super League –
Highlights. Alle Spiele, alle Tore
19.55 Langlauf: Weltcup
20.10 Langlauf: Weltcup
Herren, 20 km klassi-
sche Technik, Massen-
start. Aus Canmore
(CAN). Kommentar:
Mathias Winterberg,
Adriano Iseppi
Beim letzten Wettbe-
werb in Oberhof im Ja-
nuar waren es die Nor-
weger, die dominierten.
Der erste Platz ging
nach einer tollen Leis-
tung an Erik Valnes.
21.25 James Bond 007: Ca-
sino Royale Agenten-
film (GB/CZ/USA 2006)
mit Daniel Craig, Eva
Green, Mads Mikkelsen
23.55 Memento
Thriller (USA 2000)
mit Mark Boone Junior
1.45 sportpanorama (W)
2.40 Super League –
Highlights (W)
4+
14.00 Bigfoot Junior – Ein tie-
risch verrückter Familientrip.
Animationsfilm (B/F 2020)
16.10 Morgen gehört uns (W).
Dokumentation 17.55 RoboCop
(W) Actionfilm (USA 2014) 20.15
Moonfall. Actionfilm (USA/GB/
CDN 2022) 23.05 The Hurrica-
ne Heist. Actionfilm (GB/USA
2018) 1.00 Moonfall (W) Action-
film (USA/GB/CDN 2022) mit
Halle Berry, Patrick Wilson
3SAT
19.08 3sat-Wetter 19.10 Atom-
kraft, Klima und Russland –
Brauchen wir doch Kernener-
gie? 19.40 Schätze der Welt –
Erbe der Menschheit 20.00 Ta-
gesschau 20.15 Till Reiners’
Happy Hour 21.00 Nuhr im Ers-
ten 21.45 Besser als du. Komö-
die (D 2015) 23.15 Tod im
Strandhaus. Thriller (USA 2020)
0.40 Besser als du (W) Komö-
die (D 2015) mit C. Maria Herbst
ARD
18.00 Bericht aus Berlin 18.30
Weltspiegel. Magazin. Aus-
landskorrespondenten berich-
ten. Moderation: Andreas Ci-
chowicz 19.15 Sportschau. Fuß-
ball: 2. Liga, 21. Spieltag, Hol-
stein Kiel – FC Schalke 04,
SpVgg Greuther Fürth – Hertha
BSC, VfL Osnabrück – F.C. Han-
sa Rostock 20.00 Tagesschau
20.15 Tatort: Geisterfahrt
Krimireihe (D 2023) mit
Maria Furtwängler, F.
Kasumba, Luc Feit
21.45 Brokenwood – Mord in
Neuseeland Mörderi-
sche Seiten. Krimireihe
(NZ 2019) mit Neill Rea,
Fern Sutherland
23.15 Tagesthemen
23.35 ttt – titel, thesen,
temperamente
0.05 Offenes Geheimnis
Drama (E/F/I 2018) mit
Penélope Cruz, Javier
Bardem, Ricardo Darin
2.10 Tagesschau
2.15 Brokenwood – Mord
in Neuseeland (W)
Mörderische Seiten
Krimireihe (NZ 2019)
mit Neill Rea, Fern Sut-
herland, Nic Sampson
3.45 Verrückt nach Meer
Dokureihe
VOX
14.20 Deutschland im Football
Fieber – Der Wahnsinn hinter
dem Mega-Event (W) Doku-
mentarfilm (D 2023). Exklusive
Einblicke hinter die Kulissen
der American Football Germa-
ny Games in Frankfurt. 17.00
auto mobil 18.10 Die Urlauber –
Auf die Koffer, fertig, los! 20.15
Hot oder Schrott – Promi Spezi-
al 23.30 Prominent! 0.15 Medi-
cal Detectives. Dokureihe
SWR
15.50 Ein seltsames Paar. Ko-
mödie (USA 1968) 17.30 SWR
Kultur 18.00 Aktuell 18.15 Hand-
werkskunst! 18.45 Treffpunkt
19.15 Die Fallers. Der grösste
Schwachsinn 19.45 Aktuell
20.00 Tagesschau 20.15 Ba-
disch-Pfälzische Fasnacht aus
Frankenthal 23.35 Sportschau –
Bundesliga am Sonntag 23.55
SWR Sport 0.40 Konstanzer
Fasnacht aus dem Konzil
ZDF
16.15 Die Rosenheim-Cops. Kri-
miserie 17.00 heute. Magazin
17.15 Die Tricks der Lebensmit-
telindustrie. Reportagereihe
18.00 Usedom im Winter: Aus-
zeit auf der Insel 18.30 Nutze
deine Gedanken! 18.55 Aktion
Mensch – Glückszahlen der
Woche 19.00 heute 19.10 Berlin
direkt 19.30 Unsere Erde. Reihe
20.15 Frühling Die ver-
schwundenen Eltern
Melodram (D 2024) mit
Simone Thomalla, Kris-
to Ferkic, Jan Sosniok
21.45 heute journal Wetter
22.15 Annika – Mord an
Schottlands Küste
Krimiserie. Väter und
Söhne. Mit Nicola Wal-
ker. Am Loch Katrine
wird ein toter Wissen-
schaftlers gefunden.
Schnell wird klar, dass
es genügend Men-
schen mit Motiven gibt.
23.00 Annika – Mord an
Schottlands Küste
23.50 Mord und Totschlag.
Kriminalität unterm
Hakenkreuz
0.35 heute Xpress
0.40 Ein Taunuskrimi
Tiefe Wunden
Kriminalfilm (D 2015)
RTL 2
17.15 Mein neuer Alter. Doku-
Soap. Die alleinerziehende Mut-
ter Tanja benötigt dringend ein
neues Auto. 18.15 GRIP – Das
Motormagazin 20.15 Wer ist
Hanna? Mysterythriller (USA/
GB/D 2011) 22.25 Das Bourne
Vermächtnis. Actionthriller
(USA/J 2012) mit Jeremy Ren-
ner 1.00 Wer ist Hanna? (W)
Mysterythriller (USA/GB/D
2011) mit Saoirse Ronan
S1
17.00 MediaShop – Immer et-
was Neues. Mag. 18.00 Schweiz
pur 18.40 Die Aquarium-Profis
19.40 Die Unbeugsamen von
Cherson. Dokumentation 20.15
Countdown zur Katastrophe.
Dokumentationsreihe 21.05
Dirty Jobs – Arbeit, die keiner
machen will. Dokureihe 23.10
Countdown zur Katastrophe
0.05 Dirty Jobs – Arbeit, die
keiner machen will. Dokureihe
ORF 1
15.10 Skispringen 17.05 Biath-
lon: WM. Verfolgung Herren. Di-
rekt aus Aus Nove Mesto. Kom-
mentar: D. Wolff, C. Sumann.
17.05 (VPS 17.04) Soko Kitzbü-
hel 17.50 ZIB Flash 18.00 Sport
am Sonntag 19.15 Fussball. Hö-
hepunkte der Bundesliga-Run-
de 19.51 Wetter 19.56 ZIB Flash.
Mag. 20.02 ZIB Magazin Kino
20.15 Monika Gruber – Zu
wahr um schön zu sein
Die bayerische Kaba-
rettistin Monika Gruber
legt gnadenlos den Fin-
ger in die Wunden des
trostlosen Alltags.
21.50 Willkommen Fa-
sching! Doku. Modera-
tion: Christoph Grisse-
mann, Dirk Stermann
22.35 Die unabsichtliche
Entführung der Frau
Elfriede Ott Komödie
(A/D 2010) mit Elfriede
Ott, Michael Ostrowski,
Andreas Kiendl
0.20 Der Metzger und der
Tote im Haifischbe-
cken Kriminalfilm (D
2014) mit Robert Pal-
frader, Dorka Gryllus,
Christoph Luser
1.50 Monika Gruber – Zu
wahr um schön zu sein
KABEL 1
16.00 Kabel Eins :newstime.
Magazin 16.15 Mein Lokal, Dein
Lokal – Der Profi kommt. Re-
portagereihe. «LA MESETA»,
Krefeld/«Verve», Krefeld 18.10
Roadtrip Amerika – Drei Spit-
zenköche auf vier Rädern (W).
Doku-Soap 20.15 Trucker Ba-
bes – 400 PS in Frauenhand
22.15 Abenteuer Leben am
Sonntag. Magazin 0.20 Road-
trip Amerika (W). Doku-Soap
ORF 2
17.05 Aktuell nach fünf. Maga-
zin 17.30 Silvia kocht 17.55 Zu-
rück zur Natur 18.25 Öster-
reich-Bild 19.00 Bundesland
heute 19.17 Lotto 6 aus 45 mit
Joker 19.30 Zeit im Bild 19.51
Wetter 19.56 Sport aktuell
20.05 Seitenblicke 20.15 Tatort:
Geisterfahrt. Krimireihe (D
2023) 21.50 ZIB 2 22.10 Im Zen-
trum 23.05 Ikonen Österreichs
23.40 Stams. Sport (A 2023)

RTL
5.10 Der Blaulicht-Report. Do-
ku-Soap 11.15 Das Supertalent
(W) 14.20 Die Unvermittelbaren.
Doku-Soap 16.45 Dein perfekter
Hund. Dokumentation 17.45 Ex-
clusiv – Weekend. Mag. 18.45
RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –
Das Wetter 19.05 Martin Rüt-
ter – Die Welpen kommen. Do-
kureihe. Keine Leckerli für Hilde!
20.15 American Ice Football
Prominente wie René
Casselly und Thorsten
Legat spielen in vier
Mannschaften Ameri-
can Football on Ice,
kämpfen mit profillosen
Schuhen um den Touch-
down auf dem härtesten
Spielfeld der Welt.
23.15 American Football:
NFL Super Bowl San
Francisco 49ers – Kan-
sas City Chiefs. Aus
dem Allegiant Stadium
in Las Vegas. Kommen-
tar: Florian Schmidt-
Sommerfeld. Moderati-
on: Jana Wosnitza. Ex-
perten: Patrick Esume,
Markus Kuhn, Mitja La-
fere, Sebastian Vollmer,
Björn Werner
4.30 Alone – Überlebe die
Wildnis Dokureihe
SKY CINEMA
15.10 Maggie Moore(s). Krimi-
komödie (USA 2023) mit Jon
Hamm, Tina Fey, Nick Moham-
med 16.50 Marcel the Shell with
Shoes On. Animationsfilm (USA
2021) 18.20 The Stand In. Ko-
mödie (USA 2020) 20.00 Tár.
Drama (USA 2022) mit Cate
Blanchett 22.35 Asking for It.
Thriller (USA 2021) mit Kiersey
Clemons 0.15 Control. Sci-Fi-
Film (CDN 2022)
BLUE ZOOM
17.55 Go! – Das schweizer Mo-
bilitätsmagazin 18.25 World of
Freesports. Kitesurfing World
Tour 2023 19.00 Fussball: Su-
per League 19.30 LÄSSER – Die
Talkshow 20.00 Andri Ragettli
on Tour. Fun- und Extremsport
20.30 Fussball: Ligue 1. Nice –
Monaco 22.50 Fussball: Super
League 23.20 Fussball: Serie A.
Roma – Internazionale Milano
1.25 LÄSSER – Die Talkshow
SonntagsBlick Magazin
SAT 1
9.00 SAT.1-Frühstücksfernse-
hen am Sonntag. Magazin 11.10
The Biggest Loser (W). Show
13.45 Phantastische Tierwesen
und wo sie zu finden sind (W)
Fantasyfilm (GB/USA 2016)
16.20 Mein Mann kann (W)
18.55 Julia Leischik sucht: Bitte
melde Dich. Reportagereihe
19.55 SAT.1 :newstime. Magazin
20.15 Independence Day
Sci-Fi-Film (USA 1996)
mit Will Smith, Bill Pull-
man, Jeff Goldblum
Raumschiffe greifen
die Erde an, und eine
Welle der Zerstörung
vernichtet alle grossen
Städte. Der Satelliten-
techniker David Levin-
son und der Kampfflie-
ger Steven Hiller star-
ten einen Gegenangriff.
23.25 Alien: Covenant
Sci-Fi-Film (USA/GB
2017) mit Michael Fass-
bender, Katherine Wa-
terston, Billy Crudup
1.40 Independence Day (W)
Sci-Fi-Film (USA 1996)
mit Will Smith, Bill Pull-
man, Jeff Goldblum
4.15 Auf Streife Der Baa-
der-Ponyhof-Komplex
(1)/Danke für Nichts
SIXX
20.15 How to Be Single. Komö-
die (USA 16) mit Dakota John-
son 22.30 So Undercover. Ac-
tionkomödie (USA 2012) 0.15
How to Be Single (W) Komödie
(USA 2016) mit Dakota Johnson
RTS 1
16.55 Chicago Fire. Série dra-
matique 18.25 Sport dimanche
19.20 Météo 19.30 Le 19h30
20.05 Météo 20.10 Mise au
point. Société + Social 21.05
Les soeurs Spencer 22.40 Sep-
tième ciel 23.30 Undercover
DMAX
14.15 Die Schatzsucher – Gold-
rausch in Alaska. Reihe 17.20
Man vs Food Nation 18.45 Man
vs. Food mit Casey Webb. Doku-
Soap 20.15 Goldrausch: Hoff-
man Family Gold 22.15 Australi-
an Gold – Schatzsuche Down
Under 0.20 AEW Dynamite
11. Februar 2024 | 29
TV-Tipps
PRO 7
6.25 Galileo. Magazin 9.40 Mis-
sion Erde mit Robert Marc Leh-
mann 10.10 Die beste Show der
Welt. Show (W) 13.35 Wir gegen
die! Die Kebekus Geschwister
Show (W) 16.25 taff weekend.
Magazin 17.45 Schudel’s Food
Stories. Magazin 17.54 Schweiz
Wetter. Magazin 17.55 Galileo
Stories 19.05 Galileo X-Plorer
SRF 1 20.05
Tatort: Geisterfahrt
In der Altstadt von Göttingen ist ein Transporter
in eine Menschenmenge gerast. Es gibt Tote und
Verletzte. Während der Fahrer des Wagens auf
die Intensivstation einer Klinik gebracht wird,
werden Lindholm (Maria Furtwängler) und
20.15 Wer stiehlt Schmitz bei ihren Ermittlungen von der Ärztin Te-
mir die Show? reza Liebig unterstützt. Um zu klären, ob der Pa-
Heute wollen Lena ketbote eine Amokfahrt geplant hatte, führen
Meyer-Landrut, Sarah erste Spuren in die Welt der Niedriglohnarbeiter.
Connor, Klaas Heufer-
Umlauf und Wildcard-
Gewinnerin Freya Joko
Winterscheidt die
Show stehlen.
23.35 Das Duell um die
Welt – Team Joko ge-
gen Team Klaas Die
Entertainer Joko Win-
terscheidt und Klaas
Heufer-Umlauf schi-
cken prominente Weg-
gefährten wieder auf
irrsinnige, atemberau-
bende, schwindelerre-
ZDF 20.15
gende und gefährliche Frühling
Reisen in fremde Länder. Ein Ehepaar ist verschwunden – nicht zurückge-
3.40 Galileo X-Plorer (W) kehrt von einem romantischen Ausflug. Katja (Si-
Magazin mone Thomalla) muss sich um die Kinder küm-
4.35 taff weekend (W) mern, während die Polizei nach den Eltern sucht.
Magazin Am Vorabend wollte das Paar seinen Hochzeits-
tag mit einem Picknick am See feiern. Dort werden
das Auto, eine leere Sektflasche und Kleidung der
EUROSPORT Eheleute gefunden, aber von den beiden fehlt jede
18.00 Langlauf: Weltcup 19.10 Spur. Alles deutet auf einen Badeunfall hin.
Snowboard 20.05 Langlauf
21.15 Snowboard 22.10 Rad-
sport: UAE Tour der Damen (W)
23.15 Biathlon: WM (W) 0.00 Bi-
athlon (W) 0.45 Langlauf (W)
RSI 1
20.30 Allocuzione 20.35 Meteo
20.40 Storie 21.55 Ding Dong:
Mostrami la tua casa! 22.40 Info
notte 22.55 Meteo notte 23.05
Le indagini di Roy Grace 0.35
Memento. Film thriller (USA SRF 2 21.25
2000) mit M. Boone Junior
007: Casino Royale
Der Finanzhai Le Chiffre hat mit dem Geld einer
SRF INFO paramilitärischen Terrororganisation spekuliert
20.00 Tagesschau (W) 20.20 und sich dabei gründlich verrechnet. Um die Milli-
Meteo (W) 20.30 gesundheit- onen seiner gefährlichen Kunden wieder zu be-
heute (W) 20.55 Meteo (W) schaffen, nimmt Le Chiffre an einer Pokerrunde
21.05 Schweizer Hotelge- im «Casino Royale» von Montenegro teil. Auch Ge-
schichten 21.55 mitenand (W) heimagent James Bond (Daniel Craig) wird an den
22.00 G&G Weekend (W) 22.25 Spieltisch abkommandiert und erhält dabei Un-
sportpanorama (W) 23.25 Su- terstützung von der anziehenden Vesper Lynd.
per League – Highlights (W)
 11. Februar 2024Magazin
30 | SonntagsBlick
SUDOKU
So gehts  Das Sudoku besteht aus jeweils 9 Quadraten à 9 Felder.
Die leeren Felder müssen mit Zahlen von 1 bis 9 gefüllt werden, sodass in erhöhte äusserst
Wein- Staat
­jeder ­horizontalen und vertikalen Linie, aber auch in jedem Quadrat flaschen- Hinreise in Süd- Tempe- schöpfe-
in sich keine Zahl zweimal vorkommt. öffner amerika ratur rischer
haben Mensch

leicht

6 1 Wort
der Ab-
Vieh-
hüter
3 8 6 1 lehnung
Zollaus-
schluss-
3 5 9 gebiet
a. Wasser

8 5 1 4 7 3
9
2 8 9 sich grob Ver- Inbegriff
höchster Auspuff-
gebender pflich-
Vollkom- ausstoss
9 3 7 6 8 5 Mensch
Selten-
tung menheit

heit;
6 7 1 Kostbar-
keit
frz.
1 4 9 2 Stadt a.
Genfer-
see
2 6 Zeit-
Teil-
nahms-
Schweizer
Spring-
Schweizer
Chemiker
einheit losig- reiter (Richard
keit (Steve) R.) †
mittel süd-
portug.
Provinz
7 8 6 Ex-Beatle Gegen-
(... Mc- teil von
4 8 1 2 Cartney) Uniform

engl., Greif-
4 6 7 frz.:
Alter
werk-
zeug

2 5 4 festge-
setzter
Zeit-
1 9 5 punkt
Schweizer Fluss Schweizer
Tabak- Maler, durch Kinder-
9 2 6 ware Designer
(HR) † Luzern buchfigur
Auflösung
9 5 3 vom 4. Februar:
7 8 1 6 3 4 9 5 2

3 7 2 5
5 6 3 2 7 9 1 8 4
2 9 4 1 8 5 3 6 7 «SRF beilie-
6 3 5 4 9 2 7 1 8
Meteo»- gend,
8 2 7 3 1 6 5 4 9
Modera- in der
8 5 9 1
9
4
5
9
6
8
7
5
4
7
1
2
8
3
2
6
3
tor (Jan)
Miss Gross- Trumpf
Anlage

3 1 2 9 6 8 4 7 5 eilig, Schweiz land- im Kar-

4 7 8 5 2 3 6 9 1 dringlich 2006 schaft tenspiel
(Christa) Asiens (frz.)
schwer 2 1 8 5 6 9 3 7 4
7 3 9 8 1 4 5 2 6
4 6 5 3 2 7 1 8 9
9 1 6 1
5
9
2
7
6
6
4
5
9
3
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8
7
4
3
2
1
Vorname
3
3 8 4 2 7 1 6 9 5 Hemm-
d. Schau-
2 1 9
8
5
4
2
1
7
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6
3
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spielerin
Berben
system
6 7 3 1 4 2 9 5 8
ugs.:
2 9 8 3
5
2
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1
5
2
4
7
amerik.
Schwirr-
Unwahr-
heit
Schub-
karre,
vogel Karrette
5 1 9
1 6 4 2 7 5 8 9 3
4 9 2 5 3 6 7 1 8
6 5 1 8 2 7 4 3 9
8 7 3 9 1 4 2 6 5
3 6 4 9
2
4
3
8
5
6
7
5
8
2
1
3
9
7
4
1
6
Abk. für Haupt-
7 1 6 3 4 9 5 8 2 kurz für: stadt v.
4 3 2 zu der
einen
Spreng-
stoff
Afgha-
nistan

1 6 8 Dauer der
Noten-
werte;
Tempo
3 7 Herbst-

2 7 5 12
blume

nur, aus- 1
schliess- Wasser-
lich, vogel
speziell
 bereits ugs.:
Das grosse Rätsel
legendäre trad. für Schweizer Schneide- Zelt
säch- Zeichen der
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treide- gadinisch kurz- gang,
blüten- (Sprache) name Nichts-
stand tun
über der Jass- essbares
Baum- Gesun-
karten- Tierein-
grenze dung
befindlich farbe geweide

grosser ausrei- Gleich-

Laub- ugs.: chend,
Greif- klang
baum Kleingeld hinläng-
vogel 5 lich im Vers
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münze stein wichts-
der USA einheit
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(Kw.) Friedens (Büne) heim †
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mutter, mensch- reaktor- wort der
Vor- weshalb Frz. Re-
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Beauf- Hoch-
sichti- Luft- ebene engl.:
gung, strom in Grau- Biene
Schutz 4 bünden
Zufluss Gründer Ferienort elas-
der Thur über dem tischer hab-
(Ost- des Türk. Reit-
Walensee süchtig
schweiz) Reiches (SG) stock
afro- Teilge- kalter Insel-
amerik. biet der Nordost- euro-
Musik- Mathe- wind im
stil matik Mittelland päerin

Trödler, engl. Hack-

Anteil, Abk.
Müssig- werk-
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Rauch Bern zählen † 2016
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stoff zu-
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Beweg- Kranz, Licht-
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geogra- Unent-
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werk (frz.)
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Atmo- F R U S T L I F T B O Y D L I E B E N A H
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Wochenhoroskop | 11.–17. 2. 2024
Unsere Astrologin Erika Herrmann weiss, wie die Sterne stehen.
Widder 21. 3.–20. 4.
Kreative Ideen entwickeln Sie ohne Ende.
Doch es gibt auch viele Kleinigkeiten, die
Sie erledigen müssen und die sich als zeit­
raubend entpuppen. Mit einem guten Zeit­
management klappt das. Was Sie darüber
hinwegtröstet: Beim Shopping finden Sie
Schnäppchen, und in einer Beziehung bauen
Sie diese Woche neue Nähe auf.
Tipp: Am Dienstag/Mittwoch haben Sie die meiste
Power. Erledigen Sie Anstrengendes möglichst an
diesen Tagen, dann tun Sie sich leichter.
Stier 21. 4.–20. 5.
Sonst sind Sie eher der zurückhaltende Typ
Mensch, doch in diesen Tagen sind Sie feurig
und leidenschaftlich. Liierte brauchen häufi­
ger erotische Ansprache. Singles möchten
flirten und ihr Glück beim Schopf packen,
denn jetzt wartet etwas Besonderes auf sie.
Auch im Job reissen Sie alle mit Ihrer
­Begeisterung mit.
Tipp: Lassen Sie heute Sonntag und morgen Mon-
tag Ihre Fantasie spielen, statt immer streng nach
Plan ­vorzugehen. Spontane Ideen ernst nehmen!
Zwillinge 21. 5.–21. 6.
Sie sind charismatisch und enorm beliebt.
Singles sind aktiv und erfolgreich auf der
­Suche. Da ist mehr als nur ein kleiner Flirt
drin. Liierte frischen ihre Beziehung auf
und geniessen prickelnde Stunden zu zweit.
Diese Woche ist zudem für kreative Köpfe
wie ­gemacht. Sie entwickeln gute Ideen
und s­ etzen die gleich um.
Tipp: Am Samstag profitieren Sie von einem Tipp
oder einer anderen Meinung. Suchen Sie das
­Gespräch, Sie erhalten dadurch neue Inspiration.
Krebs 22. 6.–22. 7.
Spannungen sind angesagt, und es gilt cool
zu bleiben. Liierte brauchen Samthand­
schuhe und viel Verständnis für den Partner.
­Singles schlagen vielleicht ein bisschen über
die Stränge, doch die Wirbelwindaffäre
­verpufft. Zumindest in geschäftlicher
­Hinsicht agieren Sie aber klug und vor allem
wunderbar vorausschauend.
Tipp: Gut möglich, dass Ihnen das Klima am
­Samstag zu nüchtern ist. Jetzt können Sie mehr
mit Fakten punkten als mit Ihrem Feingefühl.
Löwe 23. 7.–23. 8.
Das Miteinander läuft harmonisch ab.­Singles
knüpfen interessante Kontakte, und Liierte
verstehen sich gut mit ihrem G
­ efährten.
­Alles, was Sie gemeinsam machen, macht
Spass, und romantisch wird es auch noch.
Auch Ihre Sympathiewerte im Job steigen.
Das ist gut fürs Teamwork und für den zwi­
schenmenschlichen Zusammenhalt.
Tipp: Der Mittwoch ruft nach Abwechslung. Spon-
tane Aktionen tun Ihnen gut. Sie brauchen das Ge-
fühl, nach Lust und Laune entscheiden zu können.
Wollen Sie mehr über die Geheimnisse der Sterne wissen? Wie sieht es in Zukunft mit Liebe,
Glück oder Finanzen aus? Testen Sie uns in einer persönlichen Beratung – 15 Minuten gratis – unter 0800 111 080 (gebührenfrei).
Waage 24. 9.–23. 10.
Das sieht nach einer ganz schön explosiven
Stimmung aus. Da gilt es spontan und flexi­
bel zu sein. Auf einen Treuetest sollten Paare
zudem verzichten. Singles geniessen ihre
­Unabhängigkeit und setzen auf eine Dating­
pause. Bringen Sie Ihre Power lieber bei
­Ihren beruflichen Projekten ein, die können
Sie voranbringen.
Tipp: Gegen Ende der Woche sind Sie mutig ­genug,
sich von dem zu trennen, was Sie nicht mehr glück-
lich macht. Misten Sie ordentlich aus.
Skorpion 24. 10.–22. 11.
Jetzt erwacht Ihr Eroberungsdrang, und in­
tensive Leidenschaft liegt in der Luft. Ideal
für alle, die eine Beziehung auffrischen oder
Liebling der Sterne einen Flirt entscheidend voranbringen möch­
ten. Doch auch in Sachen Kommunikation
Schütze
23. 11.–21. 12.
und Finanzen erweisen Sie sich als geschickt.
Sie vergleichen Preise und handeln gute
­Konditionen aus.
Tipp: Gleich am Montag können Sie die Lösung für
ein nerviges Problem finden. Auch gute Vorsätze
Intensität ist Trumpf. lassen sich jetzt leichter umsetzen.
Singles erleben einen
Steinbock 22. 12.–20. 1.
Flirt, der ihnen unter
Saturn treibt Sie an. Kollegen, die auf der
die Haut geht. Paare Bremse stehen, haben nichts zu lachen. Sie
­geniessen das Miteinan­ haben kein Problem, auch mal auf den Tisch
der und erleben harmo­ zu hauen. Es geht zwar viel Geld für Schönes
raus, doch genauso schnell verdienen Sie es
nische Schmusestunden wieder. Bei Singles funkt es jetzt schneller als
und viel Schönes sonst. Doch es könnte nur eine kurze Liebelei
sein.
­zusammen. Bei der Tipp: Am Freitag beweisen Sie die nötige Klarheit
­Arbeit gilt: Je kreativer und Übersicht, um eine Entscheidung zu treffen,
die langfristige Konsequenzen für Sie hat.
Ihre Aufgaben nun sind,
umso besser. Man mag Wassermann 21. 1.–19. 2.
Sie und Ihre gross­ Der Fokus liegt ganz klar auf dem Job, hier
zügigen Ideen. Stellen geht mit Merkur im Wassermann eine Menge
Sie diese vor. voran. Es lohnt sich, auch mal etwas aus­
zuprobieren und neue Impulse aufzugreifen,
Tipp: Am Samstag tut alles gut, was den statt bei Bewährtem stehen zu bleiben.
Horizont erweitert. Wie wäre es daher
mit einer spannenden Doku oder mit In der Liebe ist dagegen mehr Verlässlichkeit
tiefen Gesprächen? ­gefragt. Eine Verabredung oder eine Ab­
machung sollten Sie einhalten.
Tipp: Gegen Ende der Woche macht es Ihnen
Spass, die Freizeit mal etwas abwechslungsreicher
zu gestalten. Sie brauchen neue Inspiration.
Jungfrau 24. 8.–23. 9. Fische 20. 2.–20. 3.
Jetzt geht es darum, schnell und produktiv Jetzt sehen Sie vieles von der praktischen
zu sein. Sie packen Ihre Aufgaben voller Seite, und es ist Ihnen wichtiger, dass Sie sich
­Begeisterung an und bieten Können und auf den Partner verlassen können, als dass
­Zuverlässigkeit. Allerdings neigen Sie dazu, die Funken der Leidenschaft sprühen. Die
Daniel Ramirez Perez
finanziell zu bescheiden zu sein. Fordern Zeit ist auch günstig für konkrete Planungen.
Sie ruhig das ein, was Ihnen zusteht, und Ob allein oder gemeinsam mit der Familie.
trauen Sie sich auch, etwas offensiver auf Sie sind bereit, mehr Verantwortung zu
Verführungskurs zu gehen. ­übernehmen.
Tipp: Gehen Sie am Donnerstag das an, was auf Tipp: Grössere Einkäufe sollten Sie am Donnerstag
Illustration
lange Sicht angelegt ist. Sie sind vorausschauend tätigen. Sie kaufen nur das Nötige und lassen sich
und erkennen, welche Trends sich halten werden. nicht so leicht von Werbung verführen.
 SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024

Impressum
Schweizer
Sonntags-
Blick
Magazin
Rätsel
Berg- 3. und gesell- ver- Garten- Haupt-
Herausgeber: kamm d. schaftl. engl.: Hülsen- Muskel- stehen, junges
Walliser 4. Fall Umgangs- gerät schlag-
zwei frucht zucken Bescheid Schwein
Ringier AG,
Alpen von wir formen wissen (Laub) ader
Ringier Medien Schweiz,
Brühlstrasse 5, histor. Insel
4800 Zofingen Wiese Grie-
am Ur- chen-
nersee lands
Verlag und Redaktion:
Ringier AG, fotogr. schnell
Ringier Medien Schweiz, Chemi- beför-
kalie derte
Blick, Fracht
Dufourstrasse 23,
8008 Zürich Strassen-
bahn Nutzland
Tel.: 044 259 62 62,
Fax: 044 259 66 65
8
E-Mail: redaktion@­ unwirk- hart-
liche Zimmer- näckiges
sonntagsblick.ch Erschei- pflanze Ver-
Persönliches E-Mail:
nung halten 1
vorname.name@ Berg-
Wald- stock
ringier.ch
vogel der Do-
lomiten
www.sonntagsblick.ch
Schweizer Gebets-
Chief Content Officer: Platz, TV- Kirchen- Wasser-
Stelle Auslands- schluss- bauform fahrzeug
Steffi Buchli magazin wort 4
Chief Digital &
empfeh-
­Distribution Officer:
lenswert Lauferei Knabe
Sandro Inguscio

Chefredaktion ital.:
SonntagsBlick: Gelege Glace
Reza Rafi 2
Schweizer Abk.: gründlich organi- Granulat
Leitung SonntagsBlick Fussball- Adminis- sche für die
Magazin: putzen, Bodenab-
spieler Katzen-
Alexandra Fitz und (Gökhan) tration scheuern deckung haltung
Benno Tuchschmid längliche
(Co-Leitung) Vertie- Stall-
fung für dung
Samen
Schweizer Vorname Tisch-
Schau- d. Schau- aufsatz kurz für:
Bekanntgabe von namhaften spieler spielers für ein an das
Beteiligungen der Ringier AG (Ueli) Sandler Buch
i.S. von Art. 322 StGB: aromat. frühere
Admeira AG, DeinDeal AG, Gewürz, ital.
Heil- Währungs-
­Energy Broadcast AG, Energy
Schweiz Holding AG, Energy pflanze 6 einheit
Bern AG, Energy Zürich AG, Koch-, Miss-
Energy Basel AG, Grupa Ringier Binder, Back- Gast-
anwei- fallen
Axel Springer Polska AG, Schlips geberin
sung erregen
­JobCloud AG, OneLog AG,
­Ringier C ­ entral and Eastern
­Europe AG, Ringier Magazine AG, Gebäude
Ringier Digital Ventures AG,
Ringier Print Holding AG,
3
Ringier Sports AG, Ringier Schweizer niederl. CH-Model, Auflösung vom 4. Februar:
Sports Media Group AG, SMD Kaba- Star- Modera-
rettist geiger Tierkleid torin
T L X
Schweizer ­Mediendatenbank
AG, Ticketcorner Holding AG,
(Vorname) 5 (André) (Manuela) A K T E G E R B E R A
Ringier Emerging Markets Radiote- GO E T T I N O V A L
GmbH (Deutschland), Ringier Motor- levisione Felsen- L E N Z T ON L A G E
MediaTech GmbH ­(Österreich), teil svizzera klippe I L T R A N E O
S.C. Ringier R ­ omania S.R.L.
(Abk.) R A N K E R T R A UM
­(Rumänien), EJOBS GROUP T A T R A V O L T A
S.R.L. (Rumänien), ­REALMEDIA EMP OR E O O M
NETWORK SA (­Rumänien),
L E U E A S S I S I
L I T S CH I E S P E
Ringier Pacific Limited
Abk.: G E S T I K D N I
(Hongkong), Homsters Asia Unter-
Paul T M B E S T E C K
Pte. Ltd. (Singapur), Ringier arm-
Scherrer B E AME R P A R K A
­South Africa (Pty) Ltd (Süd-
afrika), Ringier One Africa
Institut 9 knochen MA R N E E O N E U
L B G I F T P I L Z
Media (Pty) Ltd. (Südafrika) Künstler
aus A D I G E I
Marketplace Group Africa Ltd. N I E WA D E
Freiburg
(Mauritius)
† 1991 7 C A T H OME N
R E N E GO L D
1 2 3 4 5 6 7 8 9 A R T E R I E

Antarktis sl1321-6

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34 | DIE GROSSE FRAGE
Haben auch Sie Antworten auf grosse Fragen?
Jetzt teilnehmen auf www.blick.ch/sonntagsblick/grosse-frage

Was für Unsinn haben Sie

als Kind getrieben?
Christian Gysi (48)
Mitglied des Comedy-Duos
Pasta del Amore

Wir hatten früher eine

­vierköpfige Bandi. Mein bester
Freund und ich waren die
Chefs, unsere kleinen Brüder
die Mitglieder. Wer auf einen
bestimmten Baum in unserem
Garten klettern konnte, hatte
die Aufnahmeprüfung
­bestanden. Als Mitglied
­bekam man einen selbst­
gebastelten Bandiausweis mit
Finger­abdruck und Foto. Und
dann waren da unsere erklärten
­Feinde: einerseits Abwart
Röschger und andererseits – die
Mädchen! So steht es zumin-
dest auf einem Zettel, den
­meine Mutter aufbewahrt hat:
«Wir feseln die Medchen Christian
und begisen sie mit Waser.» Gysi war
als Kind
Zum Glück ist es, wie so oft, «Chef»
­einer vier-
beim Zettel geblieben … köpfigen
«Bandi».

Leserinnen und Leser antworten

Ueli Baltensberger
Beim Bauern Kirschen von
den Bäumen geklaut und
Schiss gehabt, dass er auf uns
schiesst.
Kurt Waldvogel
Kind nicht, eher Jugendli-
cher. Das Treppenhaus im
Metropole in Interlaken zu
Fuss beklommen und
­zwischendurch mein Stern­
zeichen Jungfrau mit Blick
auf die Jungfrau «verloren».
Fritz Häuselmann
Ich habe meiner Schwester
eine kleine Nähnadel ins Sitz-
kissen gesteckt. Des l­ angen
Wartens müde g ­ eworden, bin
ich ­versehentlich selber
­darauf gesessen. Autsch!
Johann Schwartz
Wir haben mal einen
­Haflinger (Armeefahrzeug)
aus ­einer Scheune
­«ausgeliehen». Er hatte fast
keinen Most mehr im Tank,
was wir mitten im Wald
­erfahren mussten. Also zu
Fuss zum nächsten
­Bauernhof. Der gab uns eine
1,5-l-PET-Flasche mit Ben-
zin. Danach wieder zurück,
auftanken und den Haflinger
wieder in die Scheune.
Der Besitzer hat nie was
­davon erfahren.

Nächste Woche interessiert uns Ihre Antwort auf die Frage: Was bedeutet Erholung für Sie?
Antworten  Antworten per E-Mail an magazin@sonntagsblick.ch, Betreff «Die grosse Frage», oder auf www.blick.ch/sonntagsblick/grosse-frage
SonntagsBlick Magazin
11. Februar 2024

Milena Moser | Nach dem Sturm

D Der kalifornische
as Erste, was ich sehe, als ich nach einer Woche
zum ersten Mal wieder das Haus verlasse, ist
das eingedrückte Auto unserer Nachbarn, halb
unter einem eingestürzten Baum begraben. War der Wintersturm
war international ein
Sturm wirklich so schlimm? Ich habe kaum etwas davon
mitbekommen. Die Krankheit wickelte uns in ihre eige-
nen Spinnfäden, die Aussenwelt drang nur noch ge-
dämpft zu uns durch.
Doch jetzt ist das Schlimmste überstanden, wettermäs-
Nachrichten­
sig und auch in unserem Mikrokosmos, und ich stelle
mich den Dingen, die ich verdrängt habe. Unter ande- thema. An uns ist
er vorbeigezogen –
rem das Ferienhäuschen an der Küste, das ich vor Mo-
naten für uns gemietet hatte. Und dessen Buchung nicht

wir hatten unser

rückerstattbar ist. Warum mache ich so etwas, ange-
sichts der Unberechenbarkeit unseres Lebens? Viel-
leicht aus Trotz. Um der Krankheit eine lange Nase zu
drehen. Gemeinsame Reisen gehören zu den vielen Din-
gen, die uns nicht möglich sind. Aber wir trösten uns
mit kleinen Ausflügen. Schliesslich leben wir in einer
der schönsten Landschaften der Welt. Im Umkreis von,
sagen wir, zwei Stunden Fahrzeit von der Uniklinik ent-
fernt gibt es unzählige tolle Orte. Immer wieder mal
müssen wir absagen oder vorzeitig abreisen, einmal so-
gar mitten auf der Fahrt umkehren. Aber immer wieder
gelingen uns diese kleinen Fluchten aus dem Alltag
auch.
«Ausserdem kann man sich auch an der Küste erholen»,
sagt meine pragmatische Freundin. Und so setzen wir
uns, sobald es Victor wieder besser geht, tatsächlich ins
Auto und fahren gegen Süden, wo der Sturm noch hefti-
ger gewütet hat als bei uns.
Als ich im Laden an der Ecke alles zu Hause Verges-
sene nachkaufe, weicht ein redefreudiger Herr
nicht von meiner Seite. Er trägt einen Regenman-
tel über seinem Pyjama und erzählt, dass er zu
Hause keinen Strom mehr habe. Ausgerechnet
jetzt, wo es zum ersten Mal seit
­Tagen wieder Eier zu kaufen gäbe.
Die seien nämlich vor dem Sturm
gehamstert worden wie Toiletten-
papier während der Pandemie.
«Wegen des Hühnersterbens, Sie
wissen schon.» Hühnersterben?
Die Schriftstellerin
Milena Moser (60) schreibt
jeden Sonntag über das
Leben. Die Autorin mehrerer
Bestseller wohnt in
San Francisco. Ihr neues Buch
heisst: «Der Traum vom
Fliegen».
eigenes Unwetter.
Auch das ist komplett an mir vorbeigegangen. «Wir ha-
ben so was von Glück», sage ich zu Victor, als ich in un-
ser Ferienhäuschen zurückkomme. Denn wir haben
Strom. Und frische Eier. Und tellergrosse Croissants.
«So was von Glück!»
Das ist vielleicht das Wichtigste, das ich von Victor
­lerne: Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. «Die Krankheit
nimmt ohnehin zu viel Platz ein», sagt er. Jedes Mal,
wenn er wieder eine gesundheitliche Krise überwun-
den hat, schüttelt er sie ab wie ein Hund die
­Wassertropfen nach einem unfreiwilligen Bad.
Das geht so weit, dass er sich nicht einmal
mehr an Einzelheiten erinnert, wenn er
­danach gefragt wird. Und er meint es absolut
ernst, wenn er sagt, es gehe ihm «muy very
good». Ich hingegen, ich brauche immer ein
wenig länger. Oft spüre ich die Wucht der
Bedrohung erst dann so richtig, wenn
sie vorüber ist. Dann knicken mir schon
mal die Knie ein. Doch ich lasse mir
nichts anmerken und gehe ein wenig
später, als Victor sich ausruht, am
Meer spazieren. Das Licht schimmert
silbern auf dem spiegelglatten Wasser.
Als sei nichts gewesen. Plötzlich
­begreife ich, was Victor meint. Es geht
um diesen Moment zwischen zwei
Wellen, zwischen zwei Stürmen, zwei
Atemzügen. Um diesen Moment, der
friedlich ist und klar und still.