AUSGABE NR.

2 – 2019

Münchner Mieter
Magazin
Uns glangt’s! Über ein Volks-
begehren wollen wir einen
Mieten-Stopp für angespannte
Wohnungsmärkte in Bayern
durchsetzen – Seite 8

ALLES ZUM
mieterverein-muenchen.de – facebook.com/mieterverein-muenchen

VOLKSB EGEHREN

Jetzt
Mieten-
Stopp!

Rausgeworfen Belebt Gewählt

Immer mehr Eigenbedarfs­ So helfen sich Jung und Alt bei Der Vorstand bedankt sich
kündigungen neuen Formen des Wohnens für das Vertrauen
Seite 4 Seite 10 Seite 20
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 Vorwort Inhalt 2 - 2019

Titelthema
Alles Wichtige zu unserem Volks­
begehren „Uns glangt’s!
Mieten-Stopp in Bayern!“ – S. 8

München
Eigenbedarfskündigungen:
So werden Mieter aus
ihrer Heimat vertrieben – S. 4

»Gemeinsam sind Hohenzollernkarree: Verhandlungs-

termin für unsere Muster-

wir stark«
feststellungsklage steht – S. 7

Wohnen für Hilfe: So leben Alt und

Jung zusammen – S. 10

Zeitreise: Sendling früher

und heute – S. 26

Liebe Mieterfreundinnen und Mieterfreunde, die Öffentlichkeit diskutiert das

Thema bezahlbare Mieten derzeit so heiß wie selten zuvor. In Berlin führt der Gastro
Senat einen Mietendeckel ein – und auch wir haben im Frühjahr den Startschuss Das neue Café „Crönlein“ als
für unser Volksbegehren „Uns glangt’s! Mieten-Stopp in Bayern!“ gegeben. Nach Viertel-Treffpunkt in der Au – S. 14
dem Oktoberfest wollen wir in München mit dem Sammeln der ersten Unter-
schriften beginnen, alle wichtigen Infos bekommen Sie schon jetzt (Seite 8). Ich Mietrecht
bitte Sie um Ihre Unterstützung: Unterschreiben Sie alle, und machen Sie unser
An Übergabeprotokoll bei Ein- und
Anliegen auch im Freundeskreis und in der Familie bekannt. Denn nur gemein-
Auszug denken – S. 13
sam sind wir stark!
Ein weiteres Thema, mit dem wir als Mieterverein vermehrt zu tun be-
Fünfter Teil unserer Serie „Der Ver-
kommen, sind Eigenbedarfskündigungen (Seite 4). Im Jahr 2018 hatten wir etwa
mieter“: Das Schlitzohr – S. 18
880 Fälle von dieser Art der Kündigung, zu denen wir beraten haben. Doppelt so
viele wie 2017. Für dieses Jahr gehen wir davon aus, dass die Zahlen weiter steigen
Wann darf der Vermieter eigentlich
werden. Unsere Forderung: Es müssen endlich strengere Regeln für Eigenbe-
in die Wohnung? – S. 19
darfskündigungen her. Denn zahlreiche Vermieter benutzen sie als willkomme-
nes Vertreibungsinstrument.
Wohnen
Der Verhandlungstermin für die von uns eingereichte Musterfeststel-
lungsklage in Sachen Hohenzollernkarree steht (Seite 7). Außerdem geben wir So holen Sie sich Urlaubsflair

Tipps, was beim Thema Wohnungsübergabe zu beachten ist (Seite 13). nach Hause – S. 16
Titel-Illustration: Silvia Neuner; Foto: Sebastian Krawczyk

Zu guter Letzt möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken: dafür,
dass Sie mir bei der Mitgliederversammlung (Seite 20) für weitere vier Jahre Aus dem Verein
das Vertrauen als Vorsitzende geschenkt haben. Gemeinsam mit meinen Stell-
So war die Mitgliederversammlung
vertreterinnen Simone Burger und Anne Hübner werde ich mich für Ihre Be-
mit Vorstandswahlen – S. 20
lange mit aller Kraft einsetzen.

Abschied vom Mieterverein nach

27 Jahren – S. 24

Herzliche Grüße Ihre Beatrix Zurek, Serviceleistungen & Impressum – S. 23

1. Vorsitzende des Unsere Berater*innen – S. 25
DMB Mieterverein München e.V. Beitrittserklärung – S. 27

3
München     Eigenbedarf

Müssen
sie TEX T
Ramona Weise

FOTOS
Philipp Gülland

Immer mehr Münchner bekommen eine

Eigenbedarfskündigung. Der Mieterverein
fordert: Um die Vertreibung zu stoppen,
müssen endlich strengere Regeln
für diese Art von Kündigung her

Foto: Lorem Ipsum Fotograf; Foto Lorem Ipsum

4
 Eigenbedarf     München

Fall 1
–– Seit vielen Nächten schläft Sühel S. (41) schlecht, weiß nicht,
wie es weitergehen soll. Sein Vermieter hat seine Wohnung in
der St.-Paul-Straße in der Nähe der Theresienwiese gekündigt:
wegen Eigenbedarfs. Genauso wie dem Mitglied des DMB Mie-
terverein München erging es fünf von sieben Mietparteien des
Mehrfamilienhauses in der Ludwigsvorstadt. Sühel S.: „Laut
der Kündigungen wollen unter anderem die Tochter, der Sohn,
der Neffe sowie der Vermieter selbst in die Wohnungen einzie-
hen. Wir haben das Gefühl, dass wir aus den Wohnungen ver-
trieben werden sollen, weil wir sehr niedrige Mieten zahlen.
Wir haben aber auch in der Vergangenheit selbst viel in die
Wohnungen investiert.“
Im Vorfeld der Eigenbedarfskündigung habe der Eigen-
tümer die Mieter überreden wollen, neue Mietverträge mit
deutlich höheren Mieten zu unterschreiben, so Sühel S. Und
bei einem Nicht-Unterschreiben mit Eigenbedarfskündigungen
gedroht, so der Münchner. Zunächst sei ihm dann wegen eines
Eigenbedarfs der Mutter des Vermieters gekündigt worden. Als
die Mutter dann verstorben sei, sei eine Kündigung wegen Ei-
genbedarfs für den Neffen des Vermieters gefolgt. Auch eine
von Sühel S. Nachbarn, Kinderpflegerin Heike K. (60), soll

gehen?
Foto: Lorem Ipsum Fotograf; Foto Lorem Ipsum

Die Nachbarn Heike K. und

Sühel S. haben beide eine
Eigenbedarfskündigung für
ihre Wohnungen in der
St.-Paul-Straße bekommen

5
München     Eigenbedarf
aus ihrer Wohnung raus, in der sie seit mehr als 30 Jahren mit
ihrer Familie lebt. „Das ist eine Katastrophe für mich. Wir haben
selbst um die 50 000 Euro in die Wohnung gerichtet“, sagt sie.
„Auf dem Mietmarkt haben wir keine Chance.“ Das Haus liegt
im Erhaltungssatzungsgebiet, eine Modernisierung und an-
schließende Mieterhöhung ist dadurch schwer durchsetzbar.
Also die Eigenbedarfskündigungen. Diese sind in vielen Fällen
nur vorgeschoben, um Mieter aus Wohnungen zu bekommen,
weiß Mietervereins-Geschäftsführer Volker Rastätter. „Wenn
fast ein ganzes Haus wegen Eigenbedarfs verschiedenster Fa-
milienangehöriger entmietet wird, wirft das schon Fragen auf.“
Fall 2
–– Seit 12 Jahren lebt Gastronom Florian Falterer (S. 14) in sei-
ner Wohnung in der Watzmannstraße in Giesing. Sein Sohn
Quirin (11) ist dort aufgewachsen. „Das ist unsere Heimat“, sagt
der 41-jährige Falterer. Doch im Mai vor einem Jahr flatterte bei
dem Mietervereins-Mitglied eine Kündigung ins Haus: Eigen-
bedarf! Zwei weiteren Familien im Haus erging es ebenso, sie
sind mittlerweile ausgezogen. In zwei Wohnungen wollen die
neuen Eigentümer mit ihrem Sohn einziehen. In der dritten
Wohnung soll ein Familienmitglied wohnen. „Ich verstehe
nicht, dass man Wohnungen kauft, in dem Wissen, dass sie ver-
mietet sind. Und dann den langjährigen Mietern kündigt und
Existenzen zerstört. Das finde ich moralisch nicht vertretbar“,
sagt Falterer. Auf dem Wohnungsmarkt sei es derzeit so gut wie
unmöglich für ihn, eine neue Wohnung zu finden.
Fall 3
–– Ein besonders extremer Fall ist auch der unseres Mitglieds
Rudolf Kluge. Er soll im Alter von 89 Jahren noch aus seiner
Neuperlacher Wohnung raus: auch eine Eigenbedarfskündi-
gung! Nach 44 Jahren zur Miete. Doch auch Kluge findet ein-
fach keine neue Wohnung.
»Ich verstehe nicht, warum man
Wohnungen kauft, in dem
Wissen, dass sie vermietet sind.
Und dann die Existenzen lang-
jähriger Mieter zerstört.«
FLORIAN FALTERER
6
Das sagen wir
Im Jahr 2018 hatte der Mieterverein 880 Fälle von
Eigenbedarfskündigungen. Doppelt so viele wie noch
2017. Für das laufende Jahr geht Mietervereins-Ge-
schäftsführer Volker Rastätter von noch mal mehr
Fällen aus. Seit einigen Jahren beobachtet der Mieter-
verein eine rasante Zunahme dieser Art von Kündi-
gungen in der Stadt. „Die Eigenbedarfskündigung ist
eine einfache Art, Mieter loszuwerden“, erklärt Rastät-
ter. Die Vorgaben seien nicht sehr streng. So könne
ein Eigentümer Eigenbedarf für einen großen Kreis
anmelden – etwa für Pflegepersonal oder auch einen
Neffen. „Das muss auf die eigenen Eltern und Kinder
beschränkt werden“, so Rastätter. Auch entschieden
Gerichte schon, dass ein Eigenbedarf vorliegen kann,
wenn die Wohnung nur für einen Luxus wie gelegent-
liche Opernbesuche genutzt wird. „Hier fordern wir
strengere Regeln. Nur so werden wir die Situation in
den Griff bekommen“, betont der Geschäftsführer des
DMB Mieterverein München.
So entschied
nun der BGH
Das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) Mitte Mai zum
Thema Eigenbedarfskündigungen war mit viel Spannung
erwartet worden. Doch eine wirkliche Veränderung der
Lage für Mieter bringt es nicht. Die Richter in Karlsruhe
entschieden, dass bei Kündigungen wegen Eigenbedarfs
Gerichte nicht pauschal urteilen dürfen. Demnach gibt es
auch kein Alter eines Mieters, ab dem ihm nicht mehr we-
gen Eigenbedarfs gekündigt werden darf. Oder eine be-
stimmte Wohndauer. Gerichte müssen in jedem Einzelfall
klären, ob ein Härtefall vorliegt. Wenn der Mieter eine
Verschlechterung seiner Gesundheit geltend macht und ein
ärztliches Attest vorliegt, ist von den Gerichten in der Re-
gel ein Sachverständigen-Gutachten einzuholen. Ein Ver-
mieter kann einem Mieter laut Gesetz kündigen, wenn er
Eigenbedarf für sich, seine Familie oder Angehörige seines
Haushalts geltend macht. Der Mieter kann sich unter Ver-
weis auf einen Härtefall wehren. Wichtig ist, die erfolglo-
se Wohnungssuche zu dokumentieren. Richter müssen zwi-
schen den Mieter- und Vermieter-Interessen abwägen.
 Gerichtstermin
im Oktober
Für unsere Musterfeststellungsklage
in Sachen Hohenzollernkarree
steht der erste Verhandlungstermin fest
E
s ist die erste Musterfeststellungsklage im Mietrecht
überhaupt, eingereicht vom DMB Mieterverein Mün-
chen. Und für diese Klage steht nun der erste Verhand-
lungstermin: nämlich der 15. Oktober. Dann wird sich
das Oberlandesgericht München damit beschäftigen, ob die Kosten
der Modernisierungsmaßnahmen im sogenannten Hohenzollern-
karree in Schwabing nach altem oder nach neuem, mieterfreund-
licherem Recht auf die Mieter umgelegt werden dürfen. Die Ar­
beiten an den Häusern hat der Vermieter, die Max-Emanuel
Immobilien GmbH, gerade noch Ende 2018 angekündigt. Neues
Recht gilt seit 1. Januar 2019. Jedoch wird die eigentliche Moderni-
sierung erst mehr als zwei Jahre später umgesetzt. Trotzdem noch
schnell altes Recht abzugreifen, das hält der Mieterverein für nicht
zulässig. Deswegen die Musterklage.
Seit 10. Mai können sich betroffene Mieter des Karrees in das
Klage­register eintragen. Dies entweder online (bundesjustizamt.de)
oder sie holen sich im Mieterverein ein Formular und senden es
ein. Eine Mitgliedschaft im Verein ist keine Voraussetzung, um sich
Foto: Philipp Gülland (2)
über das Klageregister anschließen zu
können. Bis einen Tag vor der Verhand- Ihre Miete soll sich fast
verdoppeln: Karin und
lung ist dies noch möglich. Achtung: Das
Otto H. (Foto unten links)
Urteil gilt nur für Mieter, die sich ins Re- aus dem Hohenzollern-
gister eingetragen haben. „Wir sind opti- karree (Foto rechts)
Foto: Lorem Ipsum Fotograf; Foto Lorem Ipsum
Modernisierung     München
mistisch, dass die Bewohner des Hohenzollernkarrees
heuer noch wissen, welche Mieterhöhungen nach der
Modernisierung auf sie zukommen“, sagt Mieterver-
eins-Geschäftsführer Volker Rastätter. Und der Un-
terschied für die rund 230 Mietparteien des Karrees
ist beträchtlich, je nachdem, welches Recht ange-
wandt wird. Nach den bisherigen Ankündigungen
würden sich die Mieten für viele von ihnen nach den
Arbeiten fast verdoppeln. Früher durften jährlich elf
Prozent der Modernisierungskosten auf die Mieter
umgelegt werden. Nach neuem Recht sind es nur
noch acht Prozent jährlich. Und noch wichtiger:
­Zusätzlich gilt eine Obergrenze von einer erlaubten
Er­höhung von ( je nach Höhe der Ausgangsmiete)
zwei oder drei Euro pro Quadratmeter im Monat
­innerhalb von sechs Jahren nach der Modernisierung.
„Und genau diese maximal drei Euro monatliche
Miet­erhöhung pro Quadratmeter wollen wir durch
die Klage für die Mieter des Hohenzollernkarrees
durchsetzen“, so Rastätter.
Ein Rechenbeispiel: Das betroffene Ehepaar Otto
(83) und Karin H. (81) bezahlt bislang für seine 76,65
Quadratmeter große Wohnung 763,48 Euro an Miete
nettokalt. Laut Modernisierungsankündigung nach
altem Recht soll sich die Miete nach den Arbeiten
um 729 Euro im Monat erhöhen, sie verdoppelt sich
also fast. Nach neuem Recht, dessen Anwendung der
­Mieterverein mit der Musterfeststellungsklage für
die Mieter des Hohenzollernkarrees erreichen will,
wäre aber eine maximale Erhöhung von 229,95 Euro
(76,65 qm x 3 Euro) im Monat im Fall des Ehepaars
möglich. Karin und Otto H. leben seit fast 60 Jahren
im Hohenzollernkarree – und haben große Sorge,
ihre Heimat zu verlieren.
Infos zur Eintragung ins Klageregister gibt es auf
unserer Homepage mieterverein-muenchen.de
7
München     Volksbegehren
Mieter zeigen die rote
Karte: Mit unserem
Volksbegehren for-
dern wir einen Mieten-
Stopp in Bayern

Jetzt gilt’s!
und Mayer. „Soweit sich aus dem Grundgesetz keine Sperre
ergibt, bleibt es bei der grundsätzlichen Regelungskompetenz
der Länder. Bayern kann also aktiv werden. Es kommt auf den
politischen Willen an.“ Eine Bundeszuständigkeit für das „Woh-
Der Startschuss für das Volksbegehren
nungswesen“ existiere seit 2006 nicht mehr. Die Länder können
zu einem Mieten-Stopp ist hier tätig werden. Die beiden Bielefelder Rechtsprofessoren
gegeben. Nach der Wiesn beginnt das haben in einem Gutachten für das Land Berlin bereits dargelegt,
dass ein Mietendeckel auf Landesebene möglich sei. Der Ber-
Unterschriftensammeln
liner Senat hat Mitte Juni bereits die Eckpunkte für einen Mie-
tendeckel beschlossen.

K
eine Mieterhöhungen in den angespannten Woh- Die Professoren Mayer und Artz haben nun auch den Ge-
nungsmärkten in Bayern für eine befristete Zeit: setzesentwurf für das bayerische Volksbegehren ausgearbeitet.
Das ist die zentrale Forderung des Volksbegehrens „Die Verfassung des Freistaates Bayern ist die beste Vorausset-
„Uns glangt’s! Mieten-Stopp in Bayern!“, das der zung für ein solches Gesetz. Denn sie betont in Artikel 106,
Mieterverein München im Frühjahr auf den Weg gebracht hat. Absatz 1: ­‚Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine ange-
„Es glangt, und uns glangt’s. Es muss endlich was in Bayern messene Wohnung.‘ Und genau diesen Anspruch möchten wir
passieren, damit der außer Kontrolle geratene Mietmarkt wie- sichern“, sagt Mietervereins-Vorsitzende Beatrix Zurek. Mit der
der in geregelte Bahnen gelenkt wird“, sagt Mietervereins-Vor- Münchner SPD ist bereits ein starker Mitstreiter an Bord.
sitzende Beatrix Zurek. Und das geht auf Landesebene: nämlich Die Professoren gehen von einer Notsituation auf dem Miet-
über das öffentliche Recht. markt in Bayern aus. „Es besteht die Gefahr, dass einzelne Quar-
Die zwei renommierten Mietrechts- und Verfassungsexper- tiere nicht mehr funktionieren. Weil Normalverdiener wie
ten Prof. Dr. Markus Artz und Prof. Dr. Franz C. Mayer haben Krankenpfleger, Kindergärtnerinnen oder Polizisten verdrängt
einen Gesetzesentwurf für das Volksbegehren ausgearbeitet. werden“, sagen sie. Zur Gefahrenabwehr dürfe der Staat über
Nach dem Oktoberfest sollen die ersten Unterschriften für die das öffentliche Recht auf Länderebene über eine Mietpreis­
Zulassung gesammelt werden (siehe: „So geht es nun weiter“). regulierung dafür sorgen, dass eine Notsituation abgewendet
Wenn der Bund – wie derzeit – nicht umfassend werde. Prof. Dr. Mayer: „Ein Eingriff in den Markt
und abschließend handle, könnten die Länder im ILLUSTR ATION ist für uns verhältnismäßig, da eine Notsituation
Mietpreisrecht agieren, sagen die Professoren Artz Silvia Neuner vorliegt. Die Staatsregierung sollte nicht versu-

8
 chen, sich für das eigentliche Verfassungsthema aus der Verant-
wortung zu stehlen: das Recht auf eine Wohnung nach der
Bayerischen Verfassung (Artikel 106).“
Die zentralen Forderungen
für das Volksbegehren:
–– Bestandsmieten in Bayern einfrieren! Mieten dürfen für
einen befristeten Zeitraum – wie etwa fünf Jahre lang – nicht
mehr erhöht werden und bleiben auf dem derzeitigen Stand.
–– Auch Staffel- und Indexmieten werden auf dem jetzigen
Stand eingefroren!
–– Mieten bei Wiedervermietungen dürfen nicht höher als der
Mietspiegel liegen. Mit Mietpreisbremse dürften die Mieten bei
Neuvermietungen maximal zehn Prozent über dem Mietspie-
gel liegen. Derzeit ist ungeklärt, ob die Mietpreisbremse in
Bayern gilt (Redaktionsschluss 10. Juli), deswegen gibt es aktu-
ell keine Begrenzung bei Wiedervermietungen in Bayern. Das
muss geändert werden.
–– Mieten weit unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete
können bis zu einem Niveau erhöht werden, das immer noch
deutlich unter der ortsüblichen Vergleichsmiete festgesetzt
wird. Dadurch soll fairen Vermietern wie vielen Genossenschaf-
ten ein gewisser finanzieller Spielraum zugestanden werden.
Simone Burger, stellv. Mietervereins-Vorsitzende: „Entschei­
dend ist für uns, dass es zu einer tatsächlichen und spürbaren
Entlastung der Mieterinnen und Mieter kommt. Deshalb darf
es keine Hintertüren geben. Wer sich nicht an die Regelungen
hält, muss außerdem mit Sanktionen zu rechnen haben.“
Stichwort Volksbegehren/
Volksentscheid:
–– Um ein Volksbegehren beantragen zu können, sind 25 000
gültige Unterschriften nötig (= Antrag auf Zulassung des Volks-
begehrens). Nach der Zulassung müssen sich innerhalb eines
Zeitraums von 14 Tagen zehn Prozent der bayerischen Wahl-
bevölkerung in den Rathäusern eintragen, es werden also etwa
eine Million Unterschriften benötigt (= eigentliches Volksbegeh-
ren). Der Landtag kann den Gesetzesentwurf annehmen oder
nicht. Nimmt er ihn nicht an, kommt es zum Volksentscheid.
So geht es nun weiter:
Foto: DGB München/Ingrid Theis
–– Ein von den Professoren erstellter Entwurf für den Geset-
zestext des Volksbegehrens wird Ende Juli vorgestellt. Nach der
Wiesn beginnt das Sammeln der Unterschriften für die Zulas-
sung des Volksbegehrens. Wir bitten Sie alle um Ihre Hilfe! Ma-
chen Sie das Volksbegehren bekannt, werben Sie im Bekannten-
und Freundeskreis um Unterstützung.  – Ramona Weise
Darum braucht es
den Mieten-Stopp!
„Der Mietmarkt ist in vielen bayerischen Ballungsräumen
und insbesondere in München außer Kontrolle geraten.
Nicht nur Geringverdiener haben keine Chance mehr, auch
der Mittelstand wird aus der Stadt an die Ränder gedrängt.
Senioren finden keine Wohnung mehr, die sie sich mit ihrer
Rente leisten können, und Familien leben auf extrem beeng-
tem Wohnraum. Der Staat muss so schnell wie möglich ein-
greifen! Denn dass der Markt die Situation nicht regeln
wird, haben die vergangenen Jahre gezeigt.
Deswegen haben wir vom DMB Mieterverein München
das Volksbegehren ‚Uns glangt’s! Mieten-Stopp in Bayern!‘
in die Wege geleitet. Ein solcher Mieten-Stopp ist auf Lan-
desebene möglich und muss nicht durch den Bund beschlos-
sen werden, wie die Mietrechts- und Verfassungsexperten
Prof. Dr. Markus Artz und Prof. Dr. Franz C. Mayer in
einem Gutachten darlegen. Bayern könnte aktiv werden: Es
kommt alleine auf den politischen Willen an. Das Volks­
begehren fordert, das umzusetzen, was schon die Verfassung
des Freistaats in Artikel 106, Absatz 1 eindeutig festhält:
‚Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemes-
sene Wohnung.‘ Ein Mieten-Stopp-Gesetz könnte nach Ab-
lauf verlängert werden, sollte sich an der Lage nichts gebes-
sert haben. Es ist also unangebracht, da­rauf zu verweisen,
Vermieter würden dann eben nach Ablauf des Gesetzes die
Mieten erhöhen. Genauso dürfen Vermieter, bevor das Ge-
setz gelten würde, nur im rechtlich erlaubten Rahmen die
Mieten erhöhen. Das sind derzeit 15 Prozent in drei Jahren,
die Obergrenze ist die im Mietspiegel abgebildete ortsübliche
Vergleichsmiete. Und auch gedeckelte Mieten würden sich
in Bayern weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen.
Die Umsetzung des Volksbegehrens darf nicht die ein-
zige Maßnahme sein: Parallel muss massiv auf den Neubau
von bezahlbarem Wohnraum gesetzt werden. Die Neubauten
würden auch nicht unter den Mieten-Stopp fallen. Außerdem
muss der Mietspiegel um Bestandsmieten erweitert sowie
eine Bodenrechtsreform durchgeführt werden. Dann können
auch unsere Kinder und Enkelkinder ohne Existenzängste
in Zukunft in Bayern leben.“ – Simone Burger (stellvertre-
tende Vorsitzende, Foto) und Beatrix Zurek (Vorsitzende)
9
München     So wohne ich Münchner Mieten sind für junge Leute extrem hoch,
gleichzeitig leben viele Ältere alleine in großen
Wohnungen. Hier kommt das Angebot »Wohnen für
FOTOS TE X T
Hilfe« ins Spiel. Werner Blumenberg (99), Cecilia
Philipp Gülland Ramona Weise Crespo (25) und Lina Barajas (22) machen als Trio mit

Barajas aus Kolumbien. 2017 entschied sich Werner

Blumenberg, beim Projekt „Wohnen für Hilfe“ des
Seniorentreffs Neuhausen (mehr Infos Kasten S. 12)
mitzumachen.
Das Konzept: Ein älterer Mensch lässt einen

A
m 5. Dezember wird Werner Blumenberg wohl oder jüngeren Menschen kostenlos oder kostengünstig
übel Aufhebens um seine Person machen müssen. bei  sich in einem Zimmer wohnen. Pro Quadrat­
Denn dann feiert der Münchner seinen 100. Geburts- meter Wohnraum hilft der Studierende oder Azubi
tag. Und neben seiner Familie und Freunden werden dem Senior monatlich eine Stunde bei täglichen Din-
auch zwei junge Frauen mit Herrn Blumenberg anstoßen: Cecilia gen. Bei einem 15-Quadratmeter-Zimmer wären das
Crespo und Lina Barajas. 15 Stunden Hilfe im Monat. Die jungen Menschen
Die beiden haben je ein Zimmer in Werner Blumenbergs übernehmen dabei keine Pflegeleistungen.
Fünfzimmerwohnung in der Nähe des Luitpoldparks. Miete be- Cecilia Crespo zog 2017 als Erste bei Werner
zahlen müssen sie für ihre Unterkunft in Schwabing nicht. Dafür Blumenberg ein, lebte in seiner Wohnung, ging dann
helfen Cecilia Crespo und Lina Barajas dem 99-Jährigen im Alltag. für ein Jahr in eine andere Stadt – und kam doch wie-
Räumen die Wohnung auf, putzen, kochen. Begleiten den alten der zurück. Es passte einfach. Heute studiert sie im
Herren auf seinen Spaziergängen im Viertel. zweiten Semester Technologie & Management an der
Sie machen das gerne, sagen die beiden jungen Frauen. TU. Lina Barajas stieß im Mai 2019 zu der kleinen
„Werner ist ein sehr netter Mensch, er ist wie ein Opa für uns“, sind Wohngemeinschaft. Sie macht derzeit ein Freiwilliges
sie sich einig. Wie eine kleine Familie seien sie mittlerweile. „Wir Soziales Jahr, will im Herbst mit dem Studienkolleg
passen aufeinander auf.“ Die biologischen Familien der beiden anfangen. Ein solches Kolleg bereitet Studienbewerber
wohnen weit entfernt: Cecilia Crespo stammt aus Bolivien, Lina aus dem Ausland auf ein Studium in Deutschland vor.
„Ich muss Rücksicht nehmen auf die Ausbil-
dung von Cecilia und Lina“, sagt Werner Blumenberg.
Wohl auch ein Grund, warum es mit dem Gespann
aus Jung und Alt so gut klappt. Die drei haben genau
abgesteckt, was die Aufgaben der jungen Frauen sind.
Für Werner Blumenberg ist klar: Seine Mitbewohne-
rinnen brauchen auch Zeit für sich. Der 99-Jährige
findet: „Es ist toll, junge Menschen hier zu haben. Ich
habe Unterhaltung und Hilfe, und die jungen Leute
eine gute Unterkunft.“
1960 hatte er mit seiner Familie die Eigen-
tumswohnung in Schwabing bezogen, seine Tochter
und sein Sohn wuchsen hier auf. Seit seine Frau Mar-
garete vor 18 Jahren gestorben war, wohnte er alleine
in den 125-Quadratmetern. Bei einem Krankenhaus-
aufenthalt hörte er von „Wohnen für Hilfe“ – und
entschied sich, es einmal zu probieren. Der Münchner
ist in seinem Leben viel in der Welt herumgekom-
men. Gebürtig stammt er aus dem ehemaligen Hin-
terpommern, heute Polen. Dort be-
Cecilia Crespo (Foto trieb seine Familie eine Buchhandlung
oben) und Lina Barajas und Buchdruckerei. Im Zweiten
in ­ihren Zim­mern.
Weltkrieg kämpfte Blumenberg als
­Beide freuen sich, nicht
­alleine in der frem- Soldat, danach kam er nach Mün-
den Stadt zu wohnen chen. Und blieb hängen. Werner

10
 Zusammen
ist man
weniger allein
Foto: Lorem Ipsum Fotograf; Foto Lorem Ipsum

Ein bewährtes Gespann:

Werner Blumenberg
mit Cecilia Crespo (links)
und Lina Barajas

11
München     So wohne ich

Wohnen für Hilfe

Werner Blumenberg
hält sich gerne über das
Blumenberg machte Karriere: Er aktuelle Geschehen
wurde 1957 Direktor des Deutschen auf dem Laufenden
(Foto rechts). In seiner
und später auch des Europäischen
Wohnung erinnert
Patentamts in München. Seine ge- vieles an seine Reisen
hobene Stellung ermöglichte ihm
Erlebnisse, von denen viele seiner Zeitgenossen in den
1960er-Jahren nur träumen konnten. Jahrelang war er be­
geisterter Fluglehrer, zudem segelte er gerne mit seinem Boot
auf dem Starnberger See. In der Türkei reiste er mit dem
Wohnwagen genauso umher wie in Russland und der Sahara.
„Bei Kriegsende hätte ich nie gedacht, dass ich so in der Welt
rumkommen werde“, sagt er. Erinnerungen an seine Reisen
schmücken heute seine Wohnung.
Und die Erlebnisse haben Werner Blumenberg tolerant
gemacht. Er kann sich gut in seine Mitbewohnerinnen hinein-
fühlen. Ihre Familien leben tausende Kilometer entfernt. „Ich
kann Werner alles erzählen: Wenn ich traurig bin, wenn ich
glücklich bin. Er gibt mir Mut, dass ich hier in Deutschland
vorankommen kann“, sagt Cecilia Crespo. Mit den drei Enkeln
des fast Hundertjährigen verstehen sich die beiden jungen
Frauen gut. „In Südamerika leben die Familien noch viel mehr
zusammen. Wir beide mögen das sehr, dass wir auch hier je-
manden haben“, sagen sie. Sie dürfen auch Freunde in die Woh-
nung einladen, dann wird viel gelacht und getanzt. Und auch
Werner Blumenberg sagt meistens kurz Hallo.
Ins Leben gerufen wurde »Wohnen für Hilfe« in München 1996 vom
Seniorentreff Neuhausen e.V. Von Beginn an bestand eine
enge Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk München. Der Se-
niorentreff vermittelt generationsübergreifende Wohnpartner-
schaften. Die Jüngeren bekommen ein Zimmer - und helfen dafür
den Älteren bei Dingen wie Einkaufen, Kochen oder Putzen.
Ein Quadratmeter Wohnfläche entspricht dabei in etwa einer Stun-
de Hilfe im Monat. Meist bezahlen die jungen Leute nur die
Nebenkosten in Form einer Pauschale, manche Senioren verzich-
ten auch darauf. 87 Partnerschaften gebe es derzeit in München
und Region, sagt Brigitte Tauer vom Seniorentreff. Die Mit-
arbeiter von »Wohnen für Hilfe« kümmern sich auch nach der Ver-
mittlung. »Wir geben Tipps: etwa, dass der ältere und der junge
Mensch am Anfang der Woche aufschreiben, was die Hilfe für
die Woche umfasst«, sagt Tauer. Wer steuerliche Fragen zu »Woh-
nen für Hilfe« hat, sollte einen Steuerberater um eine kurze
Einordnung bitten. Zwischen dem jungen und älteren Menschen
werden Vereinbarungen zur Wohnraumüberlassung abge-
schlossen. Als Wohnraumgeber können sowohl Eigentümer als
auch Mieter mitmachen. Wer Mieter ist, sollte ähnlich wie bei
einer Untervermietung seinen Vermieter informieren und
sich eine Genehmigung zur teilweisen Untervermietung einholen,
sagt Anja Franz, Rechtsberaterin im Mieterverein. Auf diese
hat einen Anspruch, wer ein berechtigtes Interesse an der Unter-
vermietung hat. Ein solches berechtigtes Interesse wäre
etwa, dass der Senior auf eine Hilfe im Haushalt angewiesen ist.

Wie ergeht es Ihnen? Schreiben Sie uns!

Wie hat sich Ihr Viertel verändert, wie Ihre Miete und wie kommen Sie
damit zurecht? Haben Sie einen Vermieter, der Sie als langjähriger
Illustration: Julia Wörle

Mieter schätzt, oder einen, der jede denkbare Mieterhöhung durchsetzen

will? Können und wollen Sie sich München noch leisten? Wenn
Sie bei unserer Reihe »So wohne ich« mitmachen wollen, melden
Sie sich gerne unter: presse@mieterverein-muenchen.de

12
 Soll fast 4000 Euro
­»Schadenersatz« an seine
Vermieterin bezahlen:
Sunil C. hat sich Hilfe beim
Mieterverein geholt
»Fühle mich
ausgenutzt«
Alles sei okay, hörte Sunil C. bei der Wohnungs-
übergabe von seiner Vermieterin. Doch
danach meldete sie sich mit angeblichen Schäden
N
ichts zu bemängeln hatte die Vermieterin von
Sunil C. (34) bei der Wohnungsübergabe Ende
März. Doch der Schock kam für das Mieterver-
eins-Mitglied im Nachhinein: Plötzlich meldete
sich die Vermieterin mit angeblichen Schäden und Mängeln in
ihrer 65-Quadratmeter-Wohnung in der Lerchenau. Beispiel:
Kratzer im vergoldeten Geschirr der Oma. Vier Monate lang
hat Sunil C. für immerhin rund 1670 Euro monatlich Gesamt-
miete dort gewohnt – und der Vermieterin eine Kaution von
über 3900 Euro bezahlt. Diese will die Vermieterin ihm aber
nun nicht zurückzahlen – sie bekomme insgesamt einen Betrag
von 3998,80 Euro „Schadenersatz“ von Sunil C.
„Ich bezahle, wenn ich etwas kaputt mache. Aber ich habe
das Gefühl, die Vermieterin nutzt es aus, dass ich nicht aus
Deutschland komme – und ich denke, dass sie mir Angst ma-
chen will. Denn bei der Wohnungsübergabe hat sie gesagt, dass
alles okay ist“, sagt Sunil C. Er stammt aus Indien und arbeitet
in München bei einem Telekommunikationsunternehmen.
Unser Verein berät immer wieder Menschen, die nicht aus
Deutschland stammen und sich mit dem deutschen Mietrecht
nicht auskennen. „Leider gibt es immer wieder Vermieter, die
diese Situation der rechtlich unerfahrenen Mieter ausnutzen“,
sagt der Geschäftsführer des Mietervereins, Volker Rastätter.
Foto: Philipp Gülland
Denn diese Menschen benötigen häufig schnell eine Wohnung,
zudem gibt es fast immer eine Sprachbarriere.
„Wichtig bei der Übergabe einer Wohnung ist das Erstellen
eines sogenannten Übergabeprotokolls – und zwar bei Beginn
Lorem
Mietrecht
Ipsum     München
     Ressort
und Ende des Mietverhältnisses. Bei Bezug der Woh-
nung sollte wirklich jeder kleinste Mangel schriftlich
festgehalten werden, der Kratzer im Parkett genauso
wie der Sprung im Waschbecken. Nur dann kann am
Ende bewiesen werden, dass dieser Schaden schon von
Anfang an da war und eben nicht vom Mieter ver­
ursacht wurde“, erklärt Rastätter. „Bei Rückgabe der
Wohnung dient das Protokoll dann dazu, festzuhalten,
in welchem Zustand sie nun ist. Wenn keine zusätzli-
chen Schäden passiert sind, muss das Protokoll auch
dies festhalten. So sind beide Seiten abgesichert.“
Im Fall von Sunil C. wurde weder bei Bezug noch
bei Auszug ein Übergabeprotokoll erstellt. Dies be-
deutet aber nicht automatisch, dass er die von der
Vermieterin geforderte Summe bezahlen muss. „Die
Vermieterin kann dann nicht im Nachhinein noch
mit Beanstandungen kommen – das hätte sie gleich
am Tag der Übergabe mitteilen müssen“, so Volker
Rastätter. Zur Absicherung sei ein Übergabeprotokoll
aber wichtig, auch einen Zeugen sollten Mieter bei
einer Wohnungsübergabe an ihrer Seite haben. Das
war Sunil C. nicht bewusst. „Mir ist es wichtig, andere
Mieter vor einer solchen Situation zu bewahren, des-
wegen gehe ich an die Öffentlichkeit“, sagt er.
Wichtig zu wissen:
– Bei Beginn und Ende des Mietverhältnisses immer
ein Übergabeprotokoll erstellen
– Alle Mängel beim Einzug genau festhalten, beim Auszug
notieren, ob es neu entstandene Schäden gibt
– Wenn möglich, einen Zeugen zur Wohnungsübergabe mitnehmen
– Bei Problemen Ruhe bewahren und sich immer
von Experten beraten lassen
13
München     Gastro
Das ist die
Krönung
Die Au ist um eine Attraktion reicher: Ein ehemaliges
Florian Falterer in sei-
nem Café »Crönlein«. Klohäusl hat sich zum Café »Crönlein« gemausert. In den
Das ehemalige Klohäusl
am Nockherberg hat
kommenden Jahren wird sich im Viertel viel verändern
er aufwendig umgebaut

F
lorian Falterer (41) ist ein Mensch fürs Detail, einer,
der sich für Kleinigkeiten begeistern kann. Und so
fiel ihm und seinem Kumpel Timothy Hanghofer
vor ein paar Jahren auf, dass da unterhalb des
Kroneparks am südlichen Rand der Au „doch dieses Klohäus-
chen ist“, wie er sagt. Die nicht mehr benutzte, ehemals öffent-
liche Toilette aus dem Jahr 1904 am Nockherberg: ein jahrelang Gin Fizz, 8,50 Euro) und diversen Auf dem Cafédach
nicht gehobener Schatz. Denn über dem Häusl liegt ein Plateau Weinen, außerdem Bier – derzeit von ­sitzen die Münchner an
lauen Abenden drau-
auf der Freitreppe, das als Freischankfläche genutzt werden Hopf, Lammsbräu und Hacker, das
ßen (oben). Unten: die
kann. Genau dort sitzen seit etwas über einem Jahr die Münch- zum Nachbarn Paulaner gehört. Maria­hilfkirche in der Au
ner auf der Terrasse und lassen sich eine hausgemachte Limo Genau dieser Nachbar sorgt auch
(3 Euro), eine Waffel am Steckerl (3,50 Euro) oder eine kleine, für große Veränderung im Viertel. Am
selbst gemachte Pizza (4,50 Euro) schmecken. südlichen Rand der Au, an der Grenze zu Giesing, sind nur die
„Crönlein“ haben Hanghofer und Falterer das verwunsche- Zentrale der Brauerei und das Flaggschiff-Wirtshaus „Paulaner
ne Café genannt. Gemeinsam haben sie es konzipiert und aus- am Nockherberg“ verblieben. Die Brauerei selbst ist nach Lang-
gebaut, Betreiber ist Falterer alleine. Gemietet ist das ehema­lige wied gezogen, dort braut sie seit 2016. Auf dem ehemaligen
Klohäusl vom Kommunalreferat. 2014 stellten die Freunde den Brauereigelände entstehen rund 1500 Wohnungen. 30 Prozent
ersten Antrag, 2016 folgte die Baugenehmigung für den Umbau. davon öffentlich gefördert. Doch die Preise der frei finanzierten
Wirt Falterer ist es wichtig, möglichst viele Bio-Zutaten für Wohnungen haben es in sich: Der Großteil der Wohnungen soll
seine Speisen zu verwenden. Bei den Getränken bei Preisen um die 11 000 bis 13 000 Euro pro Qua-
TEX T
gibt’s neben Limos und Cappuccino (3,20 Euro) dratmeter liegen. Bei einer 100-Quadratmeter-­
Ramona Weise
auch eine Auswahl an alkoholischen Drinks (etwa Wohnung wäre das ein Kaufpreis von 1,1 bis 1,3
FOTOS
Monika Hoffmann
14
 Erfrischend! Selbst ge-
machte Limonaden
sind genau das Richtige
bei heißen Temperaturen.
Für Kinder gibt’s haus-
gemachtes Steckerleis

Schmuckstück: die 1901

er­richtete Gebsattelbrücke
(oben). Auf dem Ex-Brau­­
e­rei-Gelände entstehen
neue Wohnungen (rechts)

Millionen Euro. Für die teuerste Wohnung kursieren

Preise von fast 20 000 Euro pro Quadratmeter. „Crön-
lein“-Betreiber Florian Falterer sieht dem Bauprojekt
mit gemischten Gefühlen entgegen. Klar, mehr Men-
schen im Viertel bedeute auch mehr Zulauf für sein
Café. „Aber ich bin ein Liebhaber der gewachsenen
Struktur. Und ich bin schon sehr besorgt, dass sich das
Viertel extrem verändert. Denn wer kann sich diese
neuen Wohnungen denn schon leisten?“
Falterer kommt ursprünglich aus Erding, seit 1999 lebt er in Waffeln (Für ca. 8 Stück, je nach Waffeleisen-Größe)
München. Und betreibt neben dem „Crönlein“ die Sechziger-
und Kulturkneipe „riffraff“ in Giesing. Der 41-Jährige bezeich- 125 g Butter, 100 g Zucker, 2 Eier, 250 g Dinkelvollkornmehl,
net sich selbst als „überzeugten Giesinger“. Doch wie sich die 1 TL Backpulver, 1/2 Packung Vanillezucker, Zimt je nach Belieben,
Au und Giesing derzeit entwickeln, erlebt er gerade am eigenen 100 ml Sahne, 150 ml Milch
Leibe. Denn Falterer hat 2018 eine Eigenbedarfskündigung für
seine Wohnung in der Watzmannstraße erhalten (Seite 6). Wie Butter mit Zucker schaumig schlagen, Eier zugeben,
lange er und sein Sohn Quirin (11) noch in der Wohnung bleiben Mehl, vermischt mit Backpulver, Vanillezucker und Zimt,
können: ungewiss. im Wechsel mit Milch und Sahne zugeben und ordent-
Gewiss ist für Florian Falterer, dass sein „Crönlein“ ein An- lich verrühren. Im Waffeleisen backen. Wir wünschen
laufpunkt für alle Menschen aus dem Viertel sein soll. Und nicht einen guten Appetit!
nur für die, deren Geldbeutel reich gefüllt ist. „Für Ältere, die
hier seit 40 Jahren im Viertel wohnen, für Familien mit Kindern,
für Studenten“, sagt er. Und wer sich nicht ins Café setzen mag,
sondern ein Picknick im Kronepark machen möchte, der kann
sich ganz neu eine Picknickdecke gegen Pfand bei Falterer aus-
leihen. Eine Kooperation mit der jungen Firma „Kuniri“, bei der
Geflüchtete in Nähkursen unterrichtet werden. „Die Au soll
bunt bleiben“, findet Florian Falterer.

Adresse und Kontakt: Crönlein, Am Nockherberg 8,

81541 München, Telefon 089-21 56 29 90, croenlein.com, geöffnet
Dienstag bis Samstag 16 bis 23, Sonntag 14 bis 23 Uhr,
bei Dauerregen geschlossen. Von September bis Mai kann das
„Crönlein“ für private Feiern gemietet werden.

15
 Farbenfrohe Kissen, ein
zartes Terrakotta an
der Wand und exotische
Pflanzen lassen von
­fer­nen Ländern träumen

Urlaubsflair
fürs Zuhause
Wieso in die Ferne schweifen, wenn es
doch auch daheim so schön sein
kann! So schaffen Sie es, dass Sie sich
zu Hause wie im Urlaub fühlen

4&7
Foto: Lorem Ipsum Fotograf; Foto Lorem Ipsum

16
 TEX T
Janina Ventker
1 – Rattan, Bambus & Seegras
Naturmaterialien lassen jedes Zuhause gleich wohn-
licher wirken. Neben dem Klassiker Holz bekommen
im Moment gerade vor allem Materialien wie Rattan,
Bambus und Seegras viel Aufmerksamkeit. Rattan,
das aus den tropischen Regionen Afrikas oder Asiens
stammt, wird aus dem Stamm der gleichnamigen
Palme gefertigt; Bambus aus oft meterlangen gras­
artigen Halmen, die im Laufe ihres Wachstums ver-
holzen; Seegras wiederum wächst im Wasser, wird
getrocknet und dann gewebt oder geflochten. Möbel,
Körbe und Lampen aus Rattan und Co. wirken edel,
zugleich aber herrlich leicht und luftig.
– Spiegel über westwingnow.de; Lampe:
2
Tine K Home
2 – Exotische Pflanzen
Waren viele Pflanzen in der Wohnung
lange Zeit den Großmüttern vorbehal-
ten, schmücken sich heute auch junge
Leute gerne mit einem „Urban Jungle“.
Die prächtige Monstera (Fensterblatt)
mit ihren löchrigen Blättern soll den
Trend ausgelöst haben. Mittlerweile ziert
die Pflanze auch Kleider, Servietten, Ge-
schirr … Exotische Gewächse sind generell schwer
angesagt, etwa Bananenpflanzen, Kakteen, Palmen
oder Korbmaranten. Wer keinen grünen Daumen hat,
kann sich einfach ein hübsches Poster mit Pflanzen-­
Print bestellen. – Poster: Desenio
3 – Handgemachte Keramik
Auf Märkten in Italien oder Portugal locken
die Händler mit wunderschöner, handbe-
malter Keramik. Was eine Zeit lang als
spießig galt, erlebt derzeit ein großes Re-
Fotos: H&M Home; Desenio; westwingnow.de; Lónja Living; Granit; tinekhome
vival. Steingut-Geschirr in pastelligen
Farben etwa, das ruhig ein wenig unper-
fekt aussehen darf, nehmen wir aus dem
Urlaub nur allzu gern mit nach Hause –
oder kaufen es online und träumen uns dann
bei jedem Mahl an schöne Strände. – Handge­
machte Keramik aus Portugal: Lònja Living
4 – Farbenfrohe Kissen
Oft braucht es nur kleine Veränderungen, um einem
Raum ein neues Gefühl zu geben. Einfach austauschen
lassen sich etwa Kissenhüllen oder Vorhänge, auch
schon für wenig Geld. Leichte Textilien bringen fri-
schen Wind in die Wohnung. Und mit verspielten
oder exotischen Mustern zieht gleich ein Hauch Som-
mer mit ein. – Kissen (großes Foto links): H&M Home
Trends     Wohnen
5 – Lichterketten
Sehnsucht nach Süden: In lauen Sommernächten
draußen sitzen, bei einem Glas Wein und guten Ge-
sprächen, gerne auch noch weit nach Mitternacht.
Und nichts ist da stimmungsvoller als ein Paar Lich-
terketten über den Köpfen, die das Szenario in sanftes
Licht tauchen. Doch so eine Be-
5 leuchtung ist auch zu Hause
schnell angebracht – und schafft
innen wie außen gleichermaßen
eine warme Atmosphäre. – Lichter­
kette von Granit
6 – Makramee
Schon in den 70er-Jahren erlebte
die orientalische Knüpftechnik
Makramee in deutschen Wohn-
zimmern eine Blütezeit. Jetzt ist
sie  zurück: Wandteppiche, Blu­
men­
ampeln und Hängematten
dürfen wieder bei uns einziehen.
– Wanddeko über westwingnow.de
1 1
6
Bambus um einen
Spiegel, eine Lampe mit
Palmenblättern,
Lichterketten, bunte
3 Keramik und Pflanzen
auf Postern: Achten
Sie auf Details, und
schaffen Sie Ihr Urlaubs-
paradies zu Hause
7 – Die Farbwelt
Sanfte Erd- und Pastelltöne geben diesen Sommer
den Ton an: von Beigebraun über Rosa bis hin zu Pfir-
sichorange und gedämpftem Gelb – nüchterner
Scandi-Chic in Weiß und Grau ist passé. Diese Farben
machen sich auch an den Wänden gut. Ein zartes Ter-
rakotta etwa erinnert an Wüstenlandschaften und
schafft eine stimmungsvolle, aber zugleich unauf-
dringliche Leinwand für luftige Möbel und Acces-
soires. – Farbwelt (großes Foto links): H&M Home
17
Mietrecht     Der Vermieter – Folge 5
Das Schlitzohr
Den einen sieht man nie, der an­dere kümmert sich
mehr, als einem lieb ist: Vermieter sind sehr
unterschiedlich. Wir präsentieren Ihnen in unserer
Serie einige Charaktertypen. Erkennen Sie Ihren?
Das Schlitzohr weiß: Von nichts kommt nichts.
Und so ist dieser Vermieter stets be­müht,
für sich das Beste aus jeder Situation heraus-
zuholen. Die Spülung der Toilette ist kaputt:
Das Schlitzohr ist davon überzeugt, dass
der Mieter für die Reparatur aufkommen muss.
Dieser Vermieter versucht, alles auf den
Mieter abzuwälzen. Und das auf eine char-
mante Art, die trotzdem anstrengend ist. Da
heißt es dranbleiben: Das Schlitzohr will
zwar seine (Geld-)Schäfchen zusammen­hal­
ten, doch sich dabei offiziell unkorrekt
­verhalten, das will dieser Vermieter nicht.
18
ILLUSTR ATION
Sylvia Neuner
Der juristische Hintergrund:
Kleinreparaturen & Klauseln
Was muss der Vermieter bezahlen? Grundsätzlich
ist der Vermieter für alles verantwortlich, was we-
gen Abnutzung erneuert werden muss. Er muss
also den 20 Jahre alten, fest verlegten Teppich, die
alten, bereits morschen Holzfenster oder auch die
mittlerweile aufgeraute und nicht mehr nutzbare
Badewanne erneuern. Und auch für die Kosten
aufkommen.
Und was muss der Mieter leisten? Der Mieter ist
für „Kleinreparaturen“ verantwortlich. Doch nur,
wenn dies im Mietvertrag wirksam festgehalten
ist. Kleinreparaturen werden an Gegenständen
notwendig, die der Mieter täglich benutzt und
deren Kosten einen bestimmten, im Mietvertrag
festgelegten Betrag nicht übersteigen. Beispiele
sind gebrochene Lichtschalter, tropfende Wasser-
hähne oder defekte Fenster- oder Türgriffe.
Klauseln prüfen lassen! Liegen die Kosten der
Reparatur über dem im Mietvertrag festgehalte-
nen Betrag, handelt es sich eben nicht mehr um
eine Kleinreparatur und der Vermieter muss die
gesamten Kosten übernehmen – nicht nur anteils-
mäßig! Achtung: Viele der Kleinreparatur-Klauseln
sind ohnehin unwirksam formuliert, sodass sie
nicht gelten. Der Mieter muss die Kosten daher
nicht übernehmen. Lassen Sie diese Klausel am
besten im Mieterverein überprüfen!
Eine Haftpflichtversicherung ist wichtig! Für
Schäden an der Wohnung, die ein Mieter selbst
verursacht hat, muss er selbst aufkommen. Ein
Beispiel ist das heruntergefallene Bügeleisen, das
eine tiefe Delle in den Parkettboden geschlagen
hat. Für solche Fälle sollte eine Haftpflichtversi-
cherung abgeschlossen werden. Sie übernimmt
die Kosten der Reparatur oder Neuanschaffung.
Sind sich Mieter und Vermieter uneins, ob Schä-
den durch den Mieter verursacht wurden oder
eine normale Abnutzung vorliegt, sollten sich
Mieter immer den Rat von Experten einholen.
Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter.
Dort informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle
Rechtsfragen. Tipps gibt es außerdem auf
unserer Homepage mieterverein-muenchen.de
Ungewollte
Stippvisite
Ich wohne seit zwei Jahren in einer Wohnung
in der Isarvorstadt. Meine Vermieterin hat mir
einen Brief geschrieben, dass sie nun meine
Wohnung besichtigen möchte. Sie beruft sich
auf einen Passus im Mietvertrag, wonach es
dem Vermieter erlaubt ist, alle zwei Jahre eine
Wohnungsbesichtigung durchzuführen. Sie
­wolle einfach so mal sehen, in welchem Zustand
die Wohnung sei, so die Vermieterin. Kann ich
mich dagegen wehren, obwohl ich den Miet-
vertrag mit der Klausel unterschrieben habe?
Anja Ein generelles Besichtigungs-
Franz recht der Vermieterin gibt es
nicht. Mit dem Abschluss des
Mietvertrages steht Ihnen als Mieterin
grundsätzlich das Recht zu, in Ihrer Woh-
nung in Ruhe gelassen zu werden. Auch
ist eine Klausel, die der Vermieterin ein
generelles Besichtigungsrecht einräumt,
nach der Rechtsprechung des Bundesge-
richtshofs unwirksam. Die Vermieterin
muss, wenn sie die Wohnung unbedingt
besichtigen will, einen konkreten sachli-
chen Grund nennen. Etwa einen geplan-
Zur Person: Die Rechtsanwältin Anja Franz
arbeitet seit 1999 beim Mieterverein Mün-
chen e.V. als Rechtsberaterin. Zusätzlich ist
sie Mitarbeiterin in der Pressestelle.
Leserfragen     Mietrecht
dass ein Mieter zu Schadensersatz ver-
pflichtet ist, wenn er eine in neutraler
Dekoration übernommene Wohnung bei
Mietende in einem ausgefallenen farbli-
chen Zustand zurückgibt. Ein Mieter hat
zwar das Recht, die Wohnung während
der Mietzeit nach seinem Geschmack zu
dekorieren. Der Vermieter hat aber das
Recht, die Wohnung bei Beendigung des
Mietverhältnisses in einem Zustand zu-
rückzuerhalten, der dem Geschmack ei-
nes größeren Interessentenkreises ent-
spricht. Dies, damit er die Wohnung
baldmöglichst weitervermieten kann.
Allerdings könnten Sie mit dem Ver-
mieter in schriftlicher Form eine Verein-
barung darüber treffen, dass die Wände
im Wohnzimmer in roter Farbe belassen
werden können, wenn Sie ausziehen.
Achtung: Eine Vereinbarung mit dem
Nachmieter genügt hierfür nicht!
Helena V. aus der Isarvorstadt
ten Wohnungsverkauf oder anstehende
Instandsetzungsarbeiten. Auch die bevor-
stehende Beendigung des Mietverhältnis-
ses ist ein solcher Grund. Die Vermieterin
muss die Besichtigung mindestens drei
bis vier Tage vorher ankündigen und den
Termin zu den allgemein üblichen Zeiten
ansetzen. In der Regel schlägt die Vermie-
terin drei Termine zur Auswahl vor. Sie als
Mieterin können entscheiden, ob sie an
einem der Termine Zeit haben, oder
selbst Alternativtermine unterbreiten.
In meiner Wohnung habe ich die Wände
im Wohnzimmer vor etwa zwei Jahren in
weinroter Farbe gestrichen. Die Wände
sind noch in tadellosem Zustand. Kann
ich dies bei Auszug so belassen?
 Thomas M. aus Pasing
Anja Nein, davon ist abzuraten.
Franz Selbst wenn hier Streichar­
beiten an den Wänden an sich
noch nicht notwendig wären, sollten Sie
die farbigen Wände neutral – sicherheits-
halber in weißer Farbe – streichen. Der
Bundesgerichtshof hat 2013 entschieden,
19
Aus dem Verein     Einblick
Wahlen, Dank
und Appelle
FOTOS
Philipp Gülland
E
s war wieder an der Zeit: Am 29. Mai stand die jähr-
liche Mitgliederversammlung des DMB Mieterver-
ein München an. Die zahlreich gekommenen Mit-
glieder wählten den neuen Vorstand des Vereins.
Als Gastredner beschäftigte sich Oberbürgermeister Dieter
Reiter (SPD) mit den Herausforderungen, denen sich die Lan-
deshauptstadt in Sachen „Zukunft des Wohnens“ gegenüber-
sieht. Auch die wiedergewählte Mietervereins-Vorsitzende Be-
atrix Zurek sprach zu den Mitgliedern, außerdem hatte die
Bürger­initiative „ausspekuliert“ einen kurzen Auftritt.
Unsere Mitglieder haben bei der Mitgliederversammlung
drei Frauen an die Spitze des Mietervereins gewählt. Als Vor-
sitzende sprachen sie Beatrix Zurek mit großer Mehrheit erneut
das Vertrauen aus. Die Rechtsanwältin und hauptamtliche
Stadtschulrätin hat bereits seit zwölf Jahren dieses Amt inne.
Stellvertreterin bleibt Anne Hübner (Fachreferentin für Senio-
renpflege, Stadträtin). Als weitere Stellvertreterin wählten die
Mitglieder Simone Burger (DGB-Regionsgeschäftsführerin
München, Stadträtin), die bisherige Schatzmeisterin des Ver-
eins. Auch beide Stellvertreterinnen wurden mit großer Mehr-
heit gewählt. „Ich freue mich sehr über die Wahl und das aus-
20
Der Kolpingsaal (links). Oben
OB Dieter Reiter bei sei-
ner Rede, unten Geschäfts­-
führer Volker Rastätter
Alle vier Jahre wählt der Mieterverein einen
neuen Vorstand – heuer war es so weit.
Außerdem sprach Oberbürgermeister Dieter
Reiter auf der Mitgliederversammlung
gesprochene Vertrauen der Mitglieder. Gerade, da es
viele wichtige Dinge anzupacken gilt für Münchens Mie-
terinnen und Mieter: etwa unser Volksbegehren zu einem
Mieten-Stopp in Bayern“, so Beatrix Zurek. Auch Simone
Burger und Anne Hübner bedankten sich für das Vertrau-
en. Sie freuten sich sehr auf die kommenden Aufgaben,
sagten die beiden Stellvertreterinnen.
Als Schatzmeister neu gewählt wurde Hans Dieter
Kaplan (Stadtrat). Neue Beisitzerin ist Inge Brümmer
(Leitung Schuldner- und Insolvenzberatung der AWO im
Gewerkschaftshaus). Außerdem wird den Verein als Bei-
sitzer der bisherige stellvertretende Vorstand Christoph
Frey (Kämmerer der Landeshauptstadt München) unter-
stützen. Die sechs Vorstandsmitglieder sind ehrenamtlich
für den Verein tätig.
Als Revisoren haben zukünftig Constanze Lindner-­
Schädlich (ehemalige Stadträtin) und Rainer Volkmann
(Ehrenvorsitzender) – beide lang jährige Vorstandsmit-
glieder – die Aufgabe, die Bücher des Vereins zu über-
prüfen. In die Schiedskommission gewählt wurden Pro-
fessor Gero Himmelsbach ( Jurist und Honorarprofessor),
Monika Schmid-Balzert (Geschäftsführerin DMB Lan-
desverband Bayern) und Friedrich Graffe (ehemaliger
Sozialreferent der Landeshauptstadt).
 Links.: Die Mitglieder stimmten
über den neuen Vorstand ab.
Unten: Die Bürgerinitiative »aus-
spekuliert« stellte sich vor
Der Mieterverein bedankt
sich für die teils jahr-
zehntelange Treue seiner
Mitglieder (Foto links)

Der neu gewählte

Vorstand: Beatrix Zurek
(1. Vorsitzende,
hinten), ihre Stellver­
tre­te­rinnen Anne
­Hübner (links) und
­Simone ­Burger (rechts)
sowie Schatzmeister
Hans Dieter Kaplan
(vorne) und die Beisit-
zer Christoph Frey
­(unten links) und Inge
Brümmer (Mitte).
Foto links: Beatrix Zu- Ein besonderer Dank ging an den
rek bei der Ehrung Ehrenvorsitzenden Kurt
­langjähriger Mitglieder Mühlhäuser, der sich aus seinem
Amt als Revisor zurückzieht

Danke an Kurt Mühlhäuser

Die Neuen im Vorstand
–– Inge Brümmer (60) ist Sozialpädagogin und leitet die
Schuldner- und Insolvenzberatung im Gewerkschaftshaus in
der Schwanthalerstraße. Seit 30 Jahren lebt sie in München,
ursprünglich kommt sie aus Niedersachsen. In ihrer täglichen
Arbeit hat sie immer wieder mit den Themen Mietschulden
und Wohnungslosigkeit zu tun. „Und auch die steigenden Mie-
ten beschäftigen uns“, sagt sie. Den Mieterverein unterstützt sie
nun als Beisitzerin.
–– Der gebürtige Memminger Hans Dieter Kaplan (63) ist nun
das 30. Jahr für die SPD im Stadtrat. Seit 1976 lebt er in Mün-
chen, hat zwei Kinder. Seit 1990 ist der gelernte Gymnasial­
lehrer finanzpolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion. „Ich
hatte immer etwas mit Finanzen zu tun und freue mich nun
auch auf die Arbeit als Schatzmeister im Mieterverein. Es ist
wichtig, dass der Verein auf stabilen finanziellen Beinen steht.“
–– Der Mieterverein hat ihm viel zu verdanken: Der eins-
tige Vorsitzende Dr. Kurt Mühlhäuser hat zuletzt als Re-
visor für den Verein gearbeitet. Nun zieht er sich aus
dieser Funktion zurück, die er seit 2007 innehatte. Doch
als Ehrenvorsitzender bleibt er dem Verein natürlich er-
halten. Dr. Kurt Mühlhäuser wurde 1986 an die Spitze des
Vereins gewählt. Unter seiner Leitung verdoppelte sich
die Anzahl der Mitglieder von 26 000 im Jahr 1987 auf
52 000 zehn Jahre später. 1997 gab er das Amt als Vorsit-
zender ab, da er Chef der Stadtwerke München wurde.
Zahlen und Fakten zum Verein
–– Der Mieterverein hat rund 68 000 Mitglieder. 2018
führten die 23 Rechtsberater des Vereins, alles Voll­
juristen, mehr als 35 000 Beratungen durch. Wichtigste
Themen dabei waren Modernisierungsankündi­gungen,
Eigenbedarfskündigungen, Betriebskosten- und Kauti-
onsabrechnungen. 99 Prozent der Streitfälle konnten
außergerichtlich gelöst werden.

21
Aus dem Verein     Einblick
Zurek: »Müssen gemeinsam aufstehen«
–– Gegen den Mieten-Wahnsinn in München müsse etwas un-
ternommen werden, so die Vorsitzende des Mietervereins, Be-
atrix Zurek, in ihrer Rede. „Ich kann jeden nur dazu aufrufen,
die Situation nicht hinzunehmen. Wir müssen alle gemeinsam
aufstehen“, so Zurek. Deswegen sei es wichtig, Mitglied im Mie-
terverein zu sein und damit auch die Lobbyarbeit zugunsten
von Mietern zu unterstützen.
Besonders froh zeigte Zurek sich, dass im Herbst mehr als
10 000 Mieter in München demonstriert haben. „Unter der Füh-
rung der Bürgerinitiative ‚ausspekuliert‘, der wir dafür sehr
dankbar sind.“ Auch der Mieterverein hat bei der Organisation
der Demo mitgeholfen. Weitere Meilensteine in jüngster Ver-
gangenheit waren im Frühjahr diesen Jahres das Einreichen der
ersten Musterfeststellungsklage im Mietrecht (Seite 7) und der
Startschuss für das Volksbegehren zu einem Mieten-Stopp in
Bayern (Seite 8).
„Mieter müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Wir hoffen, dass sehr viele von ihnen nach dem Oktoberfest für
unser Volksbegehren unterschreiben.“ Stolz sei sie auf die neue,
barrierefrei umgebaute Geschäftsstelle, so Zurek. „Ich denke,
das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Neu ist außerdem die
Möglichkeit der Online-Beratung, die Mitglieder in Anspruch
nehmen können.
Reiter: »Werden weiter bauen«
–– Ein zusätzlicher Höhepunkt der Mitgliederversammlung
war die Gastrede von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
„Beim Thema Mieten und Wohnen merkt man, dass man nicht
warten kann, dass die Zeit die Wunden heilt“, so Reiter. Denn
Wohnungsmangel sei alles, nur nicht neu. Es sei wichtig, zu
handeln. Einmal durch den Bau von bezahlbarem Wohnraum –
hier müsse auch der Freistaat endlich aktiver werden. „Da muss
dringend mehr passieren, damit auch der Freistaat die Bayeri-
sche Verfassung einhält.“ Denn die Verfassung sage eindeutig,
dass jeder Bewohner Bayerns den Anspruch auf eine angemes-
sene Wohnung habe, der Bau billiger Volkswohnungen sei Auf-
22
Mieter müssen ihr Schicksal
selbst in die Hand nehmen, davon
ist Mietervereins-Vorsitzende
Beatrix Zurek (links) überzeugt.
Auch unser Mieter Magazin wurde
auf der Versammlung verteilt
gabe des Staates und der Ge-
meinden. Die öffentliche Hand
müsse Wohnungen in ihrem
Besitz auch behalten und nicht so agieren wie der Frei-
staat, der die einst landeseigenen GBW-Wohnungen ver-
kauft habe. „Die Landeshauptstadt wird ihre Wohnungen
nicht verkaufen, sondern behalten. Und wir werden wei-
ter bauen“, sagte Reiter.
Ebenfalls sei eine Bodenrechtsreform anzugehen, die
Baulandpreise seien über die Jahre hinweg in München
exorbitant gestiegen. Und hohe Baulandpreise führten
zu hohen Mieten. Gewinne aus der leistungslosen Stei-
gerung des Bodenwerts sollten der Allgemeinheit zukom-
men, so Reiter.
„Wir müssen aufpassen, dass sich auch die Kranken-
schwester, die Erzieherin oder der Altenpfleger München
noch leisten können“, sagte der Oberbürgermeister in
seiner Rede. So sei er etwa dafür, dass die Grundsteuer
nicht mehr auf die Mieter umgelegt werden könne. Au-
ßerdem sollten in den Mietspiegel auch Bestandswoh-
nungen aufgenommen werden. „Denn momentan ist der
Mietspiegel ein reiner Mieterhöhungsspiegel.“ Wichtig
sei es, sich als Mieter Gehör zu verschaffen und auf die
Straße zu gehen. „Der Protest muss öffentlich werden,
erst dann wird sich etwas ändern.“ Reiter dankte dem
Mieterverein München für seine Arbeit. „Ich bin froh und
stolz, dass München eine Institution hat, die da ist, wenn
es nötig ist.“
»ausspekuliert«: Für ein Miteinander
–– Auch die Bürgerinitiative „ausspekuliert“ stellte sich
als Partner unseres Vereins vor. Die Schere zwischen Arm
und Reich gehe in München immer weiter auseinander.
„Das Thema Spekulation hat Auswirkungen auf uns alle,
die Interesse an einer Stadtgesellschaft haben, die mitei-
nander und nicht gegeneinander lebt“, so Tilman Schaich
und Thorsten Bühner. Deswegen werde die Initiative das
Mieten-Stopp-Volksbegehren auch unterstützen.
Satzungsänderung beschlossen
–– Die Mitgliederversammlung hat eine Satzungsände-
rung beschlossen. In §5, Abs. 2 wird das Wort „Rech-
nungszahler“ aufgenommen, und somit die Satzung
konkretisiert. Da die Zahlung des Mitgliedsbeitrags per
Rechnung für unsere Verwaltung einen stark erhöhten
Aufwand im Vergleich zur Teilnahme am Lastschriftver-
fahren darstellt, erhebt der Mieterverein für Rechnungs-
zahler eine Gebühr von 10 Euro – die bei Erteilung einer
Einzugsermächtigung sofort entfällt.
 Service     Aus dem Verein 

Unsere Leistungen Öffnungs-

zeiten &
Hier finden Sie die Vorteile einer Mitgliedschaft im Überblick. Geschäfts­-
Mehr Details unter: mieterverein-muenchen.de stellen
des DMB Mietervereins

K
ostenfreie Beratung Wir sind ab dem ersten Tag Ihrer Mitgliedschaft für Sie da. München e.V.
Unsere Experten beraten Sie kostenfrei zu allen Mietrechtsfragen wie Miet-­ Sonnenstraße 10
erhöhung, Kündigung oder Kaution. Sei es per E-Mail, am Telefon, über unser 80331 München
Tel. 089-55 21 43-0
neues Online-Mitgliederportal oder persönlich – und so oft es für Sie nötig ist.
Fax: 089-55 45 54
mail@mieter­verein-
Betreuung von Mietergemeinschaften Oft haben mehrere Mieter im Haus ähnliche Proble- muenchen.de
me, zum Beispiel bei Modernisierungen. Wir bündeln die Fälle und beraten auch Gruppen.
Öffnungszeiten
Mo–Do 8:00 bis 18:00,
Übernahme der Korrespondenz Unsere Mitarbeiter kümmern sich um den Schriftverkehr Fr 8:00 bis 14:00 Uhr
mit dem Vermieter oder der Hausverwaltung.
Außenberatungsstellen
Rechtsschutzversicherung Als Mitglied sind Sie rechtsschutzversichert. Nach einer drei­
Germering (Termin nötig)
monatigen Wartefrist übernimmt die Ver­sicherung die Kosten eines Prozesses, falls alle Vo-
»Zenja-Haus«,
raussetzungen erfüllt sind. Dabei gilt eine Selbstbeteiligung von 180 Euro pro Fall.
1. OG, Planegger Straße 9,
82110 Germering
Hilfe vor Ort: Wohnungsübergabe Wenn Sie ausziehen, können Ihnen unsere Experten hel- Beratungszeiten:
fen, den Zustand Ihrer Wohnung zu beurteilen, Sie bei der Wohnungsübergabe begleiten Mo 18:00 bis 20:00,
Do 8:00 bis 18:00 Uhr
und gegebenenfalls als Zeugen zur Verfügung stehen. Manchmal kann es auch sinnvoll sein,
eine Wohnung beim Einzug fachmännisch dokumentieren zu lassen. Für die Arbeit des Haar (Termin nötig)
Wohnungsabnehmers berechnen wir eine Aufwandsentschädigung zwischen 50 und 120 VHS/Musikschule Haar,
2. OG, Raum Nr. 12,
Euro – je nach Aufwand und Größe der Wohnung. Sehr große Wohnungen und Häuser
Münchner Str. 3, 85540 Haar
werden gesondert berechnet. Beratungszeiten:
Di 8:00 bis 11:30,
Hilfe vor Ort: Vermessung der Wohnung Unsere Profis messen unter Beachtung der gesetz- Fr 8:00 bis 13:00 Uhr
lichen Bestimmun­gen Ihre Wohnung aus. Die Grundgebühr beträgt 50 Euro. Bei größeren
Ausflug & Brückentag
Wohnungen, Erschwernissen und Häusern können 20 bis 100 Euro aufgeschlagen werden.
Am Mittwoch, 28. August,
veranstaltet der Mieter-
Energieberater: Experten beraten Sie nach Voranmeldung zu Ihrem Energie- und Heiz- verein seinen jährlichen Be-
kostenverbrauch. triebsausflug. Wir bitten
Sie um Verständnis, dass
keine Beratungen stattfin-
Starke Interessenvertretung Der DMB Mieterverein München e.V. ist mit rund 68 000 den. Auch am Brücken-
Mitglie­dern einer der größten deutschen Mietervereine. Wir sorgen dafür, dass Ihre berech- tag, 4. Oktober, bleibt der
tigten Anliegen in Politik und Verwaltung gehört werden. Jedes Mitglied bekommt das Verein geschlossen.

Münchner Mieter Magazin viermal im Jahr kostenlos.

Impressum E-Mail Redaktion Krawczyk, Sylvia Neuner, Druck

mail@mieterverein- Ramona Weise-Tejkl, Anja ­Janina Ventker, Julia Wörle Mayr Miesbach GmbH
Herausgeber muenchen.de Franz, Dagmar Leschke, Angela Am Windfeld 15,
Mieterverein München e.V. Lutz-Plank, Volker Rastätter Art Direktion 83714 Miesbach
Sonnenstraße 10 Homepage IAN In a Nutshell GmbH mayrmiesbach.de
80331 München mieterverein-muenchen.de Mitarbeiter der Ausgabe (ext.) Marion Schaal
Bezugspreis im Mitglieds­beitrag
Facebook Mona Feyrer, Philipp Gülland, Rottmannstraße 5 enthalten. Bezugspreis für Nicht-
Verantwortlich facebook.com/mieterverein. Anne Hilmer, Monika Hoffmann, 80333 München Mitglieder: € 15,–/Jahr. Erscheinungs-
Beatrix Zurek muenchen Sebastian Hofmann, Sebastian nutshell.de weise ein­mal im Vierteljahr.

23
Aus dem Verein     Service
Ihr Weg zur
Rechtsberatung
S
ie senden uns Ihr Anliegen – per E-Mail an mail@
mieterverein-muenchen.de oder per Post an DMB
Mieterverein München e.V., Sonnenstraße 10,
80331 München. Eine weitere Kontaktmöglichkeit
ist unser Mitgliederportal auf unserer Homepage. Eine Abgabe
Ihrer Unterlagen in der Geschäftsstelle zu unseren Öffnungs-
zeiten ist auch möglich. Ihr*e Rechtsberater*in schickt Ihnen
die Antwort in der Re­­gel innerhalb von drei Arbeitstagen per
E-Mail. Oder sie*er kontaktiert Sie telefonisch zur Terminver-
einbarung, falls eine persönliche Rücksprache erforderlich ist.
Sie können Ihren*Ihre Berater*in auch anrufen – die Durch-
wahl und Beratungszeiten finden Sie auf der rechten Seite.

27 Jahre A
m schönsten ist es, wenn ich die Menschen trotz
aller Sorgen zum Lächeln bringen kann“, sagt Rose-
marie Lange (links auf dem Foto). 19 Jahre lang hat

am Empfang
das Energiebündel mit den blonden Locken tausen-
de Mitglieder an unserem Empfang in der Sonnenstraße 10 be-
grüßt, sich Nöte und Probleme angehört, Termine mit den
Rechtsberatern vereinbart. Ende Juni hat sich unsere „Rosi“ nun
in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
27 Jahre war Rosemarie Lange insgesamt beim Mieterverein
beschäftigt. „Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht“, sagt die
65-Jährige. Freilich war es nicht immer einfach. Etwa wenn
plötzlich Riesenhunde die nette Frau hinter dem Tresen auch
mal von ganz Nahem sehen wollten, wenn Mitglieder aus dem
Krankenhaus emotionale Briefe schrieben oder wenn besonders
fiese Vermieter, wie es Rosi Lange so schön sagt, plötzlich per-
sönlich vor ihr standen und den Rechtsberater verlangten, der
ihnen den aktuellen Brief geschrieben hatte.
„Ich bin mit den Mitgliedern alt geworden“, sagt Rosemarie
Lange. Und so kennt sie die Geschichte von so manchem
Münchner Mieter schon seit Jahrzehnten, nimmt Anteil. Mit
Menschenliebe ist sie ausgestattet, aber auch mit einem gesun-
den Pragmatismus. „Viele Menschen, die zu uns kommen, sind
hilflos. Wenn sie dann ein Gespräch
Rosi Lange (links) mit mit den Beratern hatten, merken sie,
Nachfolgern: An­dreas
dass ihre Lage nicht ausweglos ist.
Vones und Martina
Forster empfangen zu- Und das ist schön“, sagt die gebürtige
künftig die Mitglieder Kiefersfeldenerin. In ihrem Ruhe-
stand freut sie sich nun, Zeit mit ih-
rem Mann und ihren Töchtern zu verbringen. Und ganz viel
Zeitung zu lesen – besonders den Wirtschaftsteil.
Auf Rosi Lange folgt Martina Forster (49, Foto rechts). Sie

»Die Arbeit im Mieterverein hat hat lange als Empfangsdame in Hotels gearbeitet. „Mit Men-
schen reden, das kann ich also“, sagt sie und lacht. Unterstützung

mir immer Spaß gemacht.« bekommt sie von Andreas Vones (30, Foto Mitte), der bereits
seit einem Jahr beim Mieterverein arbeitet und vorher im Lo-
ROSEMARIE L ANGE gistikbereich beschäftigt war. „Wir werden Rosi vermissen und
wünschen ihr alles Gute“, sagen die beiden. Da schließt sich der
Rest des Mietervereins an!

24
Unsere Berater*innen
Frau Franz
Ludwigsvorstadt,
Isarvorstadt
Tel. 089-55 21 43-3007
Mo–Mi 11:00–12:00,
Mo–Mi 15:00–16:00 Uhr
Frau Ebert
Thalkirchen, Obersendling,
Forstenried, Fürstenried, Solln,
Pasing, Obermenzing
Tel. 089-55 21 43-3004
Mo, Mi–Fr 9:00–10:00,
Di 15:00–16:00 Uhr
Herr Braun
Trudering, Riem, Obergiesing,
Fasangarten
Tel. 089-55 21 43-3003
Mo, Di, Do 9:00–10:00,
Mo, Do 15:00–16:00 Uhr
Herr Kast
Ramersdorf, Perlach,
Untergiesing, Harlaching
Tel. 089-55 21 43-3024
Di–Fr 11:00–12:00,
Di, Do 14:00–15:00 Uhr
Frau Mersch
Unterhaching, Baierbrunn,
Schäftlarn
Tel. 089-55 21 43-3016
Mo, Do 10:00–11:00 Uhr
Herr Gelbert
Maxvorstadt, Sendling
Tel. 089-55 21 43-3025
Mo–Fr 10:00–11:00,
Mo-Do 15:30–16:30 Uhr
Herr Gödeke
Schwanthalerhöhe, Hadern,
Allach, Untermenzing, Laim
Tel. 089-55 21 43-3008
Mo–Do 9:00–10:00,
Mo-Do 16:00–17:00 Uhr
Herr Chavez
Schwabing-Freimann,
Bogenhausen
Tel. 089-55 21 43-3039
Mo–Fr 10:00–12:00,
Mo-Mi 16:00–17:00 Uhr
Frau Modler
Haar, Putzbrunn, Ottobrunn, Garching, Unterföhring, Asch-
Grasbrunn heim, Kirchheim, Feldkirchen
Tel. 089-55 21 43-3017
Mo, Mi, Do 11:00–12:00,
Mo, Di, Do 15:00–16:00 Uhr
Herr Kör
Neubiberg, Taufkirchen, Gräfelfing, Planegg, Neuried,
Grünwald, Pullach i. Isartal
Tel. 089-55 21 43-3036
Mo, Fr 10:00–11:00,
Do 16:00–17:00 Uhr
Service     Aus dem Verein
Herr Vill Herr Woryna
Schwabing-West, Altstadt, Lehel, Au,
Sendling-Westpark Haidhausen
Tel. 089-55 21 43-3026 Tel. 089-55 21 43-3029
Di-Fr 8:15–9:30, Mo, Mi–Fr 11:00–12:00,
Di-Do 15:00–16:00 Uhr Mo, Mi 16:00–17:00 Uhr
Frau Hansen-Resch Herr Vollmar
Moosach, Feldmoching, Neuhausen, Nymphenburg,
Hasenbergl Aubing, Lochhausen, Langwied
Tel. 089-55 21 43-3028 Tel. 089-55 21 43-3027
Mo–Do 9:00–10:00 Uhr Mo–Fr 8:15–9:00,
Mo 16:00–17:00, Di 15:00–16:00,
Do 14:00–15:00 Uhr
Frau Goldstein Frau Malinke
Milbertshofen, Am Hart, Sauerlach, Straßlach-Ding-
Berg am Laim harting, Hohenbrunn,
Tel. 089-55 21 43-3030 Oberhaching, Oberschleißheim,
Di, Do 10:30–12:00, Unterschleißheim, Ismaning
Di, Do 13:30–14:30 Uhr Tel. 089-55 21 43-3013
Mo, Mi 11:00–12:00, 15:00–16:00,
Do 9:00–10:00, 15:00-16:00 Uhr
Kostenlose Vorträge unserer
Rechtsberater in
Kooperation mit der Volks­
hochschule SüdOst:
Herr Steiger
2. Oktober, 18:00 Uhr,
»Betriebskosten«
Tel. 089-55 21 43-3023
Referent Peter Irrgeher,
Mo–Fr 10:00–11:00, Evangelisches Bildungswerk
Di, Do 16:00–17:00 Uhr ­München
6. November, 19:00 Uhr,
»Mieterhöhung gem. §558 BGB«,
Referentin Angela Lutz-Plank,
vhs Starnberger See
4. Dezember, 18:30 Uhr,
Herr Irrgeher »Eigenbedarfskündigung«
Referent Stephan Immerfall,
Germering, Puchheim vhs SüdOst
Tel. 089- 55 21 43-3010
Mo-Do 10:00–11:00, Um Anmeldung beim jeweiligen
Di, Do 16:00–17:00 Uhr Veranstaltungsort wird gebeten.
25
München     Zeitreise
1908
Wohnträume für­
­jedermann
Unsere Stadt im Wandel. Diesmal: ein Wohn-
block in Sendling. Einst geschaffen, um
der Wohnungsnot etwas entgegenzusetzen
Ein viergeschossiges Wohngebäude, im Erdge-
schoss wartet die „Bavaria Bäckerei“ auf hungrige
Kunden. Das sieht der Münchner im Jahr 1908
beim Blick von der Ecke Aberlestraße durch die
Oberländerstraße in Richtung Plinganserstraße in
Sendling. Der Wohnblock mit dem markanten
Türmchen und den Erkern steht auch mehr als
hundert Jahre später noch in dem einstigen Arbei-
terviertel, heute säumen jedoch Autos – und auch
Bäume – die Straßen rundherum.
Erbauen lassen hat den Wohnblock zwischen
Aberle-, Daiser- und Oberländerstraße von 1901
26
2019
bis 1905 der „Verein zur Verbesserung der Wohnungsverhält-
nisse in München e.V.“ Diesen hatten Angehörige des gehobe-
nen Bürgertums wegen der in der Stadt damals herrschenden
Wohnungsnot ins Leben gerufen. „Wohnungsnot“ bedeutete
nicht, dass es generell zu wenig Wohnraum gab. Es gab nur zu
wenig Wohnraum, den sich arbeitssuchende Menschen aus den
ländlichen Gebieten Bayerns leisten konnten. Hier setzte der
Verein an und baute sogenannte Kleinwohnungen. Diese um-
fassten nicht mehr als drei Wohnräume und eine
Küche und waren auch von den Quadratmetern
kleiner als die bisher angebotenen Wohnungen.
Alle Räume betrat der Mieter über einen Flur.
Dies im Gegensatz zu Arbeiterwohnungen ohne
Flur oder Vorplatz. Auf gute Lichtverhältnisse in
Fotos: Monika Hoffmann, Volk Verlag
allen Räumen achteten die Erbauer. Auch eine
Die Entwicklung Send- Toilette in jeder Wohnung war erwünscht. Zur
lings bis heute zeigen jetzigen Situation auf dem Mietmarkt gibt es
Christine Rädlinger Parallelen: Auch heute ist es in München sehr
und Eva Graf im Buch schwierig für Normalverdiener und die Mittel-
„Sendling. Zeitreise ins schicht, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wer
alte München“ auf. im hochpreisigen Segment unterwegs ist, hat da-
Volk Verlag, 19,90 Euro gegen weniger Schwierigkeiten.
 Beitrittserklärung Nur vom Mieterverein auszufüllen:

Ordentliches Mitglied – Wohnraummieter

Mieterverein München e.V., Sonnenstraße 10 (Stachus), 80331 München Mitgliedsnummer

Hiermit beantrage ich die Aufnahme in den Mieterverein München e.V. gemäß den Bedingungen der Vereinssatzung und der vom V
­ orstand
­festgesetzten Beitragsordnung als ordentliches Mitglied. Aktueller Jahresbeitrag 108 Euro, Aufnahmegebühr 15 Euro.
Hinweis: Ordentliches Mitglied kann nur der Unterzeichner des Mietvertrages werden.
Herr Frau

Nachname Vorname

Straße, Hausnummer

PLZ, Wohnort Geburtsdatum

Telefon privat Telefon mobil

E-Mail

Ich bin derzeit Mitglied im Mieterverein mit der Mitgliedsnr.

Die ARB der Rechtsschutzversicherung, soweit sie mich betreffen, sind mir ebenfalls bekannt. Mit der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung
meiner personenbezogenen Daten für Vereinszwecke sowie der Übermittlung für Rechtsschutzzwecke bin ich einverstanden. Im Falle
einer Ummeldung willige ich in die Datenweiterleitung meiner Mitgliedsdaten ein. Mir ist bekannt, dass ein Widerruf der Mitgliedschaft nicht
­möglich ist, da es sich hierbei nicht um ein Haustürgeschäft im Sinne des §312 BGB handelt. Weitere Informationen zum Datenschutz gem.
Art. 13, 14 und 21 DSGVO finden Sie unter mieterverein-muenchen.de/datenschutz oder können Sie über 089 552143-0 telefonisch anfordern.*

Ort, Datum Unterschrift

Ich wurde geworben durch

Name Mitgliedsnummer

Zahlungsart
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich aus Kostengründen ohne Erteilung einer Einzugsermächtigung der Mitgliedsbeitrag um 10,00 € erhöht.
Ich bezahle per SEPA-Lastschriftmandat Ich bezahle per Rechnung

Erteilung eines SEPA-Lastschriftmandats

Gläubiger-Identifikationsnummer des Mieterverein München e.V.: DE67MVM00000266386. Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt.

Ich ermächtige den Mieterverein München e.V., Zahlungen von meinem Konto ­mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein
Kreditinstitut an, die vom Mieterverein München e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften e
­ inzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von
acht Wochen, beginnend mit dem B ­ elastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem
Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Name des Kontoinhabers * Ich willige ein, dass mir der DMB Mieterverein
München e.V. per E-Mail das aktuelle Mieter Magazin
und den Newsletter des Vereins übersendet.
Straße, Hausnummer
Sie können darüber hinaus jederzeit ohne Angabe
von Gründen von Ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch
machen und die erteilte Einwilligungserklärung
Postleitzahl Ort mit Wirkung für die Zukunft abändern oder gänzlich
widerrufen. Sie können den Widerruf entweder
postalisch, per E-Mail oder per Fax an uns übermitteln.
Kreditinstitut

DE
IBAN Ort, Datum

BIC Unterschrift Kontoinhaber

Der Puls unserer Stadt

Münchens Puls schlägt. Angetrieben von Energie und Wasser, von Daten, Bussen und Bahnen. Die
Stadtwerke München liefern quellfrisches Trinkwasser aus dem bayerischen Voralpenland, bieten moderne
Bäder und betreiben ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem. Seit vielen Jahrzehnten sind wir der sichere,
preiswerte und umweltschonende Partner an Ihrer Seite. Als Gestalter der Energiewende bauen wir die
erneuerbaren Energien für Strom und Wärme konsequent aus – damit München auch weiterhin pulsiert.
SWM. Der Puls unserer Stadt.