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8 Können Erich und Rösli nach der Scheidung ihre Kinder auch gemeinsam betreuen ?

9 In welchem Umfang bewegen sich die Alimente für die Kinder, die der unterhaltende Partner
bezahlen muss ?

10 Zwischen Rösli und Erich klappt die friedliche Einigung nicht und die Ehescheidungskonvention
kommt nicht zustande. Somit kommt es zu einer Kampfscheidung : Rösli stellt den Antrag, dass
ihr Lieblingskind Julia ( 12 ) bei ihr wohnen kann. Erich im Gegenzug bekommt das Sorgerecht
für Sohn Jonathan ( 10 ) und ist mit diesem Handel einverstanden. Als jedoch Rösli ihrer Tochter
die Neuigkeit verkündet, stösst sie keineswegs auf Gegenliebe. Julia möchte nämlich mit ihrem
Bruder Jonathan zusammenbleiben.
Muss sich nun Julia dem Diktat ihrer Eltern beugen ?

11 Mona hat nach der Scheidung den Namen ihres Ex-Mannes beibehalten, damit sie gleich heisst
wir ihr minderjähriger Sohn. Jetzt lebt sie im Konkubinat zusammen mit ihrem neuen Freund
und ist von diesem schwanger. Wird das neue Kind den Namen des Ex-Mannes haben ?

3.3 Güterrecht der Ehegatten

Im Ehegüterrecht werden die Wirkungen der Ehe auf das Vermögen der Eheleute geregelt. Je
nach gewähltem Güterstand gelten andere Regelungen. Sehen die Eheleuten keinen speziellen
Güterstand vor, so unterstehen sie der Errungenschaftsbeteiligung ( sog. ordentlicher Güter-
stand ). In einem Ehevertrag können sie aber auch den Güterstand der Gütergemeinschaft oder
der Gütertrennung wählen ( sog. vertragliche Güterstände ). Für den Abschluss eines Ehevertra-
ges müssen die Eheleute urteilsfähig sowie volljährig sein. Ausserdem bedarf der Ehevertrag für
seine Gültigkeit der öffentlichen Beurkundung.

Güterstände

Gesetzlich Vertraglich
– Ordentlich : Errungenschaftsbeteiligung – Gütergemeinschaft
– Ausserordentlich : Gütertrennung – Gütertrennung

Die Errungenschaftsbeteiligung
Von Mann und Frau gemeinsam
( ZGB 196 – 220 ) erwirtschaftete Errungenschaften

Erträge + Erträge
Eigengut Einkünfte + Einkünfte Eigengut
Mann Errungenschaft Errungenschaft Frau
des Ehemannes der Ehefrau

Ordentlicher Güterstand
(Errungenschaften
zusammengelegt)

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Der ordentlichen Wenn keine besonderen Abmachungen getroffen werden, gilt der ordentliche Güterstand.
Güterstand der ZGB 196 – 220 : Die Errungenschaftsbeteiligung gilt für alle Eheleute, die nicht in einem Ehever-
Errungenschaftsbeteiligung trag einen anderen Güterstand vereinbart haben, oder bei denen ein Richter nicht einen anderen
Güterstand angeordnet hat.

Situation bei der Heirat ZGB 198


Eigengut sind von Gesetzes wegen :
➞ Gegenstände zum persönlichen Gebrauch
➞ Eingebrachte Vermögenswerte
➞ Genugtuungsansprüche
➞ Ersatzanschaffungen aus Eigengut

Situation während der Ehe ZGB 197


Errungenschaft sind die Vermögenswerte, die ein Ehegatte während der Dauer des Güterstandes
entgeltlich erwirbt.

Die Errungenschaft eines Ehegatten umfasst insbesondere :


➞ Arbeitserwerb
➞ Leistungen von Personalfürsorgeeinrichtungen, Sozialversicherungen
➞ Entschädigungen wegen Arbeitsunfähigkeit
➞ Erträge aus dem Eigengut
➞ Ersatzanschaffungen für die Errungenschaft

Jeder Ehegatte kann sein Vermögen/seine Errungenschaft selber verwalten und nutzen und
verfügt auch hier selbstständig darüber. Selbstverständlich können die Eheleute das Vermögen
auch gemeinsam verwalten, oder der eine kann den andern mit der Verwaltung beauftragen. Ein
solcher Auftrag ist allerdings widerrufbar. Jeder Ehegatte haftet für seine Schulden selbst. Die
gemachten Schulden werden von seinem persönlichen Vermögen abgezogen. Erbschaften und
Schenkungen während den Ehejahren werden dem jeweiligen Eigengut zuerkannt.

Situation nach Auflösung ZGB 204


des Güterstandes durch Tod Nach dem Ableben eines Ehegatten oder mit der Scheidung / Trennung wird der Güterstand der
oder Scheidung Errungenschaftsbeteiligung nach gesetzlichen Grundsätzen aufgelöst. Es erfolgt die güterrecht-
liche Teilung : Jeder Ehegatte erhält sein Eigengut und die Hälfte seiner Errungenschaft ( Vor-
schlag ) sowie den halben Vorschlag des anderen Partners.
Der Vorschlag ist die Errungenschaft abzüglich allfälliger Verpflichtungen der Ehegatten zuzüg-
lich ausstehender Vermögenswerte ( ZGB 196 – 220 ).

Weitere Gründe für Auflösung des Güterstandes durch :


➞ Verschollenenerklärung eines Ehegatten ( ZGB 38 )
➞ Vereinbaren eines anderen Güterstandes
➞ Ungültigkeitserklärung der Ehe

Gütergemeinschaft Der Güterstand der Gütergemeinschaft umfasst das Gesamtgut und das Eigengut jedes Ehe-
( ZGB 221 ff.) gatten ( ZGB 221 ). Es gibt die allgemeine Gütergemeinschaft, die Errungenschaftsgemeinschaft
sowie die Ausschlussgemeinschaft.

Ehevertrag

EG Mann
+
Gesamtgut
+
EG Frau

Gütergemeinschaft

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Gesamtgut ( ZGB 222 ) Als Gesamtgut bezeichnet man das gemeinschaftliche Eigentum der Eheleute an einem Teil des
Vermögens, welches beiden Eheleuten während der Ehe zur Verfügung stehen soll. Die Eheleute
können selbst bestimmen, was zum Gesamtgut werden soll ; vorbehalten bleiben die Gegenstän-
de, die von Gesetzes wegen Eigengut ( z. B. Gegenstände, die ausschliesslich dem persönlichen
Gebrauch eines Ehegatten dienen ) sind. Das Gesamtgut steht im Gesamteigentum der Ehegat-
ten, dies bedeutet, dass eine gemeinsame Verwaltung und Verfügung im Interesse der ehelichen
Gemeinschaft zu erfolgen hat.

Eigengut ( ZGB 225 ) ➞ Ehevertrag


➞ Zuwendung Dritter
➞ von Gesetzes wegen ( ZGB 225 ) z. B. Velo, Kleider, Schmuck der einzelnen Eheleute etc.

Das Eigengut steht im Alleineigentum jedes Ehegatten. Er kann sein Eigentum selbst verwalten
und darüber verfügen ( ZGB 232 ).

Auflösung der ➞ Tod eines Ehegatten


Gütergemeinschaft durch ➞ Verschollenenerklärung eines Ehegatten ( ZGB 38 )
( ZGB 236 ) ➞ Vereinbarung eines anderen Güterstandes
➞ Scheidung, Trennung
➞ Ungültigkeitserklärung der Ehe
➞ Gerichtliche Anordnung der Gütertrennung

Gütertrennung Ehevertrag
( ZGB 247 ff.)

Vermögen Vermögen
des Mannes der Frau

Gütertrennung

Die Gütertrennung kann nicht nur durch einen Ehevertrag der Eheleute entstehen, sondern auch
von Gesetzes wegen. Die Gütertrennung bewirkt, dass die Eheleute vermögensmässig wie unver-
heiratete Personen behandelt werden. Die Ehe hat während der Dauer des Güterstandes und auch
bei der Auflösung keinen Einfluss auf die Vermögensverhältnisse der Eheleute.

Während der Ehe stimmt die Gütertrennung zu einem grossen Teil mit der Errungenschafts-
beteiligung überein. Die Eheleute verwalten, nutzen und verfügen über ihr Vermögen alleine
( ZGB 247 ). Bei einer Auflösung kommt es, im Gegensatz zur Errungenschaftsbeteiligung und
zur Gütergemeinschaft, zu keiner wirklichen güterrechtlichen Auseinandersetzung, da es ja kein
gemeinsames Vermögen gibt.

Auflösung der Gütertrennung durch :


➞ Vereinbarung eines anderen Güterstandes
➞ Scheidung
➞ Ungültigkeitserklärung der Ehe

Ausserordentlicher Mit der Gütertrennung wird die Trennung der vermögensrechtlichen Interessen der Eheleute
Güterstand der bezweckt :
Gütertrennung Liegt ein wichtiger Grund vor, z. B. Überschuldung oder dauernde Urteilsunfähigkeit eines
( ZGB 185 ff.) Ehe­gatten, kann auf Begehren des anderen Ehegatten die Gütertrennung angeordnet werden
( ZGB 185 ). Bei Konkurs und Pfändung eines in Gütergemeinschaft lebenden Ehegatten tritt von
Gesetzes wegen bzw. auf gerichtliche Anordnung hin Gütertrennung ein ( ZGB 188 ff.)

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Güterrechtliche Fallspeispiel : Inventar zur Erbschaft ( Ernst Muster, Susi Muster Keller, 2 Kinder )
Auseinandersetzung : Nach dem Tod eines Ehegatten werden zunächst die vier Vermögensmassen, Eigengut Ehemann,
Errungenschaftsbeteiligung Eigengut Ehefrau, Errungenschaft Ehemann, Errungenschaft Ehefrau ermittelt. Das Eigengut der
Ehefrau wird der Ehefrau, jenes des Ehemannes dem Ehemann zugewiesen. Weiter wird die Er-
rungenschaft unter den Ehegatten aufgeteilt. Wesensmerkmal der Errungenschaftsbeteiligung
ist die gegenseitige Beteiligung an der Errungenschaft. Jedem Ehepartner steht die Hälfte der
Errungenschaft des anderen zu, sofern der entsprechende Errungenschaftssaldo positiv ist ( Vor-
schlag ). Eine Beteiligung an einem allfälligen Verlust ( Rückschlag ) erfolgt hingegen nicht. Diesen
muss der Beteiligte alleine tragen. ( Zahlen in CHF )

* Errungenschaft Konto, Vermögen Ehefrau


Wertschriften wird geteilt Eigengut : Schmuck 20 000.–
Erbschaft Mutter 60 000.–
** Errungenschaft Nettowert
Errungenschaft : Konto, Wertschriften 90 000.– 170 000.–
Haus, Konto wird geteilt
Hinweis Errungenschaft :
Vermögen Ehemann
wenn positiv ➞ Vorschlag,
Eigengut : in die Ehe eingebracht 40 000.–
wenn negativ ➞ Rückschlag
Errungenschaft : Nettowert Haus, Konto 420 000.– 460 000.–

Güterrechtliche Ansprüche Ehefrau : Eigengut 80 000.–


1⁄2 eigener Vorschlag * 45 000.–
1⁄2 Vorschlag Ehemann ** 210 000.– 335 000.–

Güterrechtliche Ansprüche Ehemann : Eigengut 40 000.–


1⁄2 eigener Vorschlag ** 210 000.–
1⁄2 Vorschlag Ehefrau * 45 000.– 295 000.–

AUFGABEN | ZUR GÜTERRECHTLICHEN AUSEINANDERSETZUNG


1 Werner Rutishauser heiratet Marlies Breitenmoser. Er bringt Bargeld im Wert von
CHF 600 000.– in die Ehe, w
­ ährend sie Sachen im Wert von CHF 50 000.– einbringt.
Güterrechtlich haben die beiden nichts Spezielles geregelt.

a) Welchen Güterstand haben die Eheleute ?


b) Wie bezeichnet man die Vermögenswerte, welche die Eheleute in die Ehe einbringen ?
c) Wie bezeichnet man die Vermögenswerte, welche die beiden nach ihrer Heirat
erwirtschaften werden ?
d) Wie ist die Vermögensverwaltung und -nutzung geregelt ?

2 Marcel und Eliane leben im Güterstand der Errungenschaftsbeteiligung.


Unterscheiden Sie in folgenden Fällen zwischen Eigengut und Errungenschaft :

a) Marcels Kleider
b) Elianes Tennisausrüstung
c) Eliane studiert noch und erhält Stipendien.
d) Eliane, die schon vor der Heirat eine eigene Wohnung hatte,
hat ihre gesamte Wohnungseinrichtung in die Ehe gebracht.
e) Marcel wohnte bis zur Heirat in einem billigen möblierten Zimmer.
Er konnte deshalb viel sparen und besitzt zwei Sparhefte und einige Kassaobligationen.
f) Eliane arbeitet während der Semesterferien.
g) Während des ersten Ehejahres schloss Marcel sein Studium ab. Als Anerkennung
erhielt er von seinen Eltern ein Auto geschenkt.

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3 Da sowohl Werner als auch Marlies aus der Aufgabe 1 einen anspruchsvollen Beruf haben,
der viel Zeit wegfrisst, haben sie sich im Verlauf ihrer gemeinsamen Ehejahre auseinander-
gelebt und wollen die Ehe nach neun Jahren durch Scheidung auflösen. Er verfügt nach
wie vor über CHF 600 000.–. Zu diesem Betrag kamen CHF 200 000.– aus einer Erbschaft
und CHF 300 000.– aus Kapitalerträgen dazu. Aus geleisteter Arbeit konnte er zudem
CHF 100 000.– zu seinen Ersparnissen hinzufügen. Sie verfügt über ihre ursprünglichen
CHF 50 000.–. Daneben sparte sie CHF 250 000.– aus geleisteter Arbeit.
Wie sehen die finanziellen Verhältnisse der beiden nach einer Scheidung aus ?

4 Niklaus Frei und Susanne Eggenberger heiraten. Er bringt persönliche Gegenstände im Wert
von CHF 60 000.– in die Ehe, sie solche von CHF 80 000.–. Da beide bereits eine gescheiterte
Ehe hinter sich haben, wollen sie diesmal wenigstens finanziell keine Risiken eingehen und
vereinbaren vertraglich den Güterstand der Gütertrennung. Nach fünf Jahren ist es dann
tatsächlich wieder so weit. Die Ehe wird geschieden. In der Zwischenzeit ist das Vermögen
von Niklaus aus Kapitalerträgen noch um CHF 45 000.– angewachsen, dasjenige von Susanne
um CHF 53 000.–. Aus Arbeitsleistung erwirtschaftete Niklaus zusätzliche Ersparnisse von
CHF 40 000.–. Zudem haben die beiden aus einer Erbschaft CHF 100 000.– ( Niklaus ) bzw.
CHF 120 000.– ( Susanne ) erhalten. Wie sieht die güterrechtliche Situation aus ?

5 Wie sähe die güterrechtliche Situation bei der Scheidung von Niklaus und Susanne Frei aus,
wenn sie Gütergemeinschaft vereinbart hätten ?

6 Beurteilen Sie die güterrechtliche Situation von Niklaus und Susanne Frei, wenn kein
Ehevertrag existieren würde.

7 Sandra Haller bringt bei der Eheschliessung CHF 12 000.– in die Ehe, ihr Gatte Fritz Aeschbacher
CHF 20 000.–. Nach zehn Jahren erbt Sandra von ihrem Vater CHF 40 000.–. Die Errungenschaft
von Fritz beträgt zur gleichen Zeit CHF 60 000.–, Sandras Errungenschaft dagegen CHF 30 000.–.
Sandra möchte wissen, wie gross zu diesem Zeitpunkt ihr güterrechtlicher Anteil wäre.
Es existiert kein Ehevertrag.

8 Bei der Eheschliessung hatte der Mann ein Eigengut von CHF 100 000.–,
die Frau ein solches von CHF 20 000.–. Ein Ehevertrag wurde nicht abgeschlossen.
Nach zehn Jahren wird die Ehe geschieden. Die Errungenschaft der Frau beträgt zu diesem
Zeitpunkt CHF 120 000.–. Wie gross ist die Errungenschaft des Mannes,
wenn sein güterrechtlicher Anteil zum gleichen Zeitpunkt CHF 240 000.– beträgt ?

9 Das Ehepaar Franz und Rita hat durch Ehevertrag bestimmt, dass Erträge aus dem Eigengut
nicht in die Er­rungenschaft fallen ( ZGB 199 Abs. 2 ). Franz hatte bei der Eheschliessung ein
Eigengut von CHF 20 000.–, Rita ein solches von CHF 40 000.–. Beim Tode von Rita hat sie
eine Errungenschaft von CHF 60 000.–, Franz eine solche von CHF 80 000.–. Die Erträge der
Eigengüter betragen für Franz CHF 15 000.– und für Rita CHF 32 000.–.
Wie gross sind die güterrechtlichen Anteile von Franz und Rita ?

10 Rainer kauft ein Haus für CHF 800 000.–. Rainer zahlt aus seinem Eigengut CHF 600 000.–.
CHF 200 000.– erhält er von seiner Frau Ines aus deren eingebrachtem Vermögen. Einige Jah-
re später wird die Ehe geschieden. Ines verlässt das Haus, welches inzwischen in seinem Wert
um CHF 200 000.– gestiegen ist. Was hat Ines jetzt für einen güterrechtlichen Anspruch ?

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