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Grundlagen
der
Kosten- und
Leistungsrechnung (KLR)
- Bereich Teilkostenrechnung-
Uwe Widenmeyer
Dipl.-Ökonom (Univ.), Dipl.-Betriebswirt (FH)
Die Kosten- und Leistungsrechnung verfolgt nicht nur das Ziel, die Kosten und Leis-
tungen einer Abrechnungsperiode (z. B. Monat oder Geschäftsjahr) vollständig zu er-
fassen und daraus das Betriebsergebnis (Erfolgsrechnung) zu ermitteln.
Darüber hinaus hat sie folgende wichtige Aufgaben für die Unternehmen zu erfüllen:
1. Ermittlung der Selbstkosten und Leistungen einer Abrechnungsperiode:
Durch die Erfassung aller Kosten und Leistungen einer Abrechnungsperiode
außerhalb der Finanzbuchhaltung wird die Kosten- und Leistungsrechnung zu
einem hervorragenden Instrument der kurzfristigen (z. B. monatlichen) betrieb-
lichen Erfolgsermittlung.
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E x t e r n. R e c h n u n g s w e s e n (Buchhaltung)
I n t e r n e s R e c h n u n g s w e s e n (KLR)
Kosten, denen ein Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) oder überhaupt kein Auf-
wand (Zusatzkosten) gegenübersteht, werden kalkulatorische Kosten genannt.
Daraus lassen sich die wichtigsten Teilbereiche der klassischen Kosten- und Leistungs-
rechnung einteilen:
Die Vorkalkulation berechnet die zu erwartenden Kosten und ist Grundlage für die
Festlegung des Verkaufspreises. Die Nachkalkulation ermittelt die tatsächlich ange-
fallenen Kosten. Dieser Plan (Soll)-Ist-Vergleich zwingt oft zu Korrekturmaßnahmen.
Die Aufgabe der Kostenrechnung besteht in der Erfassung, Verteilung und Zuordnung
der Kosten, die bei der Leistungserstellung entstehen.
Die Zwecke der Kostenrechnung im Überblick:
• Dokumentation:
Durch die Ermittlung der Verbräuche und die Verrechnung der Kosten können die
Gesamtkosten und die Stückkosten der Leistungen (Produkte) festgestellt werden.
• Kontrolle:
- Durch den Vergleich der geplanten Kosten mit den Ist-Kosten kann die Kosten-
entwicklung innerhalb des Planungszeitraumes überwacht werden (Soll-lst-Ver-
gleich).
- Durch den Vergleich der Kosten mit den Erlösen können der Kostendeckungs-
grad und die Rentabilität bis auf Produktebene bestimmt werden.
- Durch Vergleich mit anderen Kostenstellen können verfahrensbedingte Kos-
tenabweichungen festgestellt werden.
- Durch Vergleich mehrerer Rechnungsperioden einer Kostenstelle können men-
genbedingte Kostenabweichungen ermittelt werden.
• Planung:
Durch Kenntnis der Kosten- und Leistungsstrukturen der Einrichtungen werden
künftige Selbstkosten je Kostenträger und Rechnungsperiode kalkulierbar.
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Beispiel: Die XY KG rechnet aufgrund der guten Auftragslage im nächsten Jahr mit einer Zunahme
der Absatzmenge. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden insgesamt 200.000 Gehäuse un-
terschiedlicher Größe und Form hergestellt. Hierbei konnten die Arbeitskräfte und die
technischen Anlagen zu 80 % ausgelastet werden. Eine größere Produktionsmenge ist also
ohne zusätzliche Investitionen und Neueinstellung von Arbeitskräften produzierbar.
Die XY KG plant, die Produktion im nächsten Jahr auf insgesamt 225.000 Gehäuse zu
erhöhen.
Ist diese Produktion im Rahmen der bestehenden technischen Anlagen zu realisieren? Wie
hoch werden die Kosten dieser Produktion sein?
Die geplante Produktion von 225.000 Gehäusen lässt sich also mit den vorhandenen Ar-
beitskräften und technischen Anlagen durchführen; diese Produktion würde den Be-
schäftigungsgrad wie folgt erhöhen:
225.000 Gehäuse
Beschäftigungsgrad für 225.000 Gehäuse = = 90 %
250.000 Gehäuse
Kosten können nur dann zuverlässig geplant werden, wenn vorher alle Kosten-
arten auf ihre variablen und fixen Kostenanteile untersucht worden sind.
Mit Hilfe dieser Rechenvorschrift lassen sich die Kosten für unterschiedliche Produk-
tionsmengen bestimmen.
Beispiel: Ein Unternehmer ermittelt für die Produktion eines bestimmten Gutes die
Abhängigkeit der Kosten von der Beschäftigung nach der Gleichung:
K(x) = 150 · x + 100.000
Wie hoch sind die Kosten bei einer Produktionsmenge von 20.000 Stück?
Durch die Funktionsvorschrift wird die Kostensituation wie folgt beschrieben: Für die
Produktion sind 100.000 € fixe Kosten aufzuwenden, die unabhängig von der Beschäf-
tigung als Kosten der Betriebsbereitschaft anfallen. Zusätzlich entstehen variable
Kosten in Höhe von 150 € für jedes produzierte Stück.
K(20.000) = 150 · x + 100.000 = 3.100.000
insgesamt je Stück
0 0 0
100 1.000,00 10,00
200 2.000,00 10,00
300 3.000,00 10,00
400 4.000,00 10,00
500 5.000,00 10,00
600 6.000,00 10,00
0 100 200 300 400 500 600 700 0 100 200 300 400 500 600 700
Produktion in Stück Produktion in Stück
Neben dem Fertigungsmaterial sind auch Hilfsstoffe und z. T. die Fertigungslöhne pro-
portionale Kosten.
Beispiel: Auf einer Stanze werden Gehäuseaussparungen gestanzt. Bei einer wirtschaftlichen Kapa-
zität von 75 % beträgt der Ausschuss 2 %. Um 1.000 Gehäuse herzustellen, sind also 1.020
Rohlinge einzusetzen. Bei einem Einkaufspreis von 10 € je Rohling beträgt der Material-
einsatz 10.200 €. Würde man den Beschäftigungsgrad steigern, so würde der Materialein-
satz nach folgender Tabelle überproportional zunehmen:
In der folgenden Grafik ist die Abhängigkeit des Materialeinsatzes vom Beschäftigungs-
grad dargestellt:
Materialkosten insgesamt Materialkosten je Stück
12.000 - 12 -
11.000 - 11 -
10.000 - 10 -
75% 80% 85% 90% 95% 100% 75% 80% 85% 90% 95% 100%
Beschäftigungsgrad
Beschäftigungsgrad
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Beispiel: Das Blech für ein Gehäuse wird auf einer Stanze ausgestanzt. Die monatlichen Abschrei-
bungen dieser Maschine betragen 1.000 €. Dieser Betrag soll gleichmäßig auf die in einem
Monat hergestellte Stückzahl verteilt werden.
0 1.000.00 0,00
100 1.000,00 10,00
200 1.000,00 5,00
300 1.000,00 3,33
400 1.000,00 2,50
500 1.000,00 2,00
600 1.000,00 1,67
. . .
. . .
EUR EUR
Fixe Gesamtkosten Fixe Kosten je Stück
10 -
9-
3000 - 8-
7-
6-
2000 5-
4-
3
1000 2
1
0 100 200 300 400 500 600 700 0 100 200 300 400 500 600 700
Merke: Die Abschreibungen verändern Merke: Die auf ein Stück umgerechne-
sich mit steigender oder sinkender ten Abschreibungen verringern
Produktion nicht. Sie treten in sich mit steigender Produktion
jeder Abrechnungsperiode unver- und erhöhen sich bei rückläufi-
ändert auf. ger Produktion.
Außer Abschreibungen gelten z. B. Gehälter, Steuern, Beiträge, Miete als fixe Kosten.
Die Gesamtkosten für die geplante Produktion von 225.000 Gehäusen belaufen sich
dann auf:
Variable Kosten (Kv) 225.000 Stück · 28 €/Stück: 6.300.000 €
+ fixe Kosten (Kf): 4.100.000 €
= Gesamtkosten (K) der geplanten Produktion: 10.400.000 €
Die Lösung ist einfacher mit Hilfe der Kostenfunktion K(x) = Kv + Kf zu finden, wo-
bei an die Stelle von x beliebige Mengen gesetzt werden können. Für das obige Beispiel
ergibt sich folgende Kostenfunktion:
K(x) = 28 x + 4.100.000
Hieraus lassen sich die Kosten für die Produktion von 225.000 Gehäusen berechnen:
K (225.000) = 28 ∙ 225.000 + 4.100.000 = 10.400.000
Eine genaue Kostenplanung in Abhängigkeit von der Beschäftigung setzt die Auf-
teilung der einzelnen Kostenarten in ihre variablen und fixen Kostenanteile voraus.
Diese Aufteilung ermöglicht die Aufstellung von Kostenfunktionen zur schnellen
Berechnung von Gesamtkosten für alternative Produktionsmengen.
Für den Fall, dass kein Absatz erzielt wird, fallen dennoch fixe Kosten (diese Kosten
verändern sich über den gesamten Absatzbereich hinweg nicht). Die Kostenfunktion be-
ginnt also an der Stelle x = 0 und steigt im Ausmaß der variablen Kosten an. Die Um-
satzfunktion verläuft linear vom Ursprung bis zur Kapazitätsgrenze.
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Beispiel: Um die Aussagefähigkeit der Rechnung zu erhöhen, sollen die Kostenfunktion K(x) und die
Umsatzfunktion E(x) grafisch dargestellt werden.
Die Kostenfunktion lautet K(x) = 28 · x + 4.100.000. Für die Aufstellung der Umsatzfunk-
tion verwendet das Unternehmen den Durchschnittspreis, der sich aus den Umsatzerlösen
(= 10.520.000 €) und der Absatzmenge (= 194.330 St.) ergibt. Der Durchschnittspreis be-
trägt hiernach ca. 54 €; also lautet die Umsatzfunktion E(x) = 54 x.
10 Gewinn- K
8- schwelle
6-
4 Verlustzone Kf
2-
0-
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 x Absatzmenge
Break Even in 1.000 Stück
Die Gewinnschwelle wird bei derjenigen Absatzmenge erreicht, bei der Umsatzerlöse
= Gesamtkosten sind.
- Die Verlustzone liegt im Bereich Umsatzerlöse < Gesamtkosten.
- Die Gewinnzone liegt im Bereich Umsatzerlöse > Gesamtkosten.
Der Betriebsgewinn ist bei linearem Verkauf der Kosten- und Umsatzfunktion an der
Kapazitätsgrenze am größten.
Lösungshinweise:
zu a)
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= 980.000 € Betriebsergebnis
zu b)
Fixkosten (Kf) : (Preis p – var. Stückkosten kv) = Break-Even-Menge (x)
4.270.000 € : 700 € = 6.100 St. Break-Even-Menge
zu c)
Preis (p) Menge (x) = var. Kosten (Kv) + fixe Kosten (Kf) + prozentualer Gewinn
2.250 x = 1.550 x + 4.270.000 + 10 % von 2.250 x
x = 8.989,47 (gerundet 8.990 Stück)
zu d)
2.350 € neuer Stückpreis (p) - 1.705 € var. Stückkosten (kv) = 645 € neuer Stückdeckungsbeitrag (db)
Fixkosten (Kf) : (Stückdeckungsbeitrag (db) = Gewinnschwelle (x)
4.270.000 € : 645 € = 6.620,16 St. (ger. 6.621 Stück) neue Gewinnschwelle
Beispiel: Es soll angenommen werden, dass die XY KG nur einen Gehäusetyp für einen Großunter-
nehmer herstellt. Aus der Kostenrechnung des Geschäftsjahres 2005 liegen folgende Anga-
ben vor: Absatzmenge 194.650 Gehäuse, Umsatzerlöse 10.520.000 €. Hierbei fielen fixe
Kosten in Höhe von 4.100.000 € und variable Kosten je Stück von 28 € an. Wie hoch ist der
Deckungsbeitrag je Gehäuse?
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Jedes verkaufte Gehäuse erbringt einen Erlös (= Preis) von (10.520.000 € : 194.650
Stück = 54,0457, gerundet) 54,05 €, verursacht aber nur variable Kosten von 28 € (=
variable Stückkosten). Die Differenz zwischen Preis und variablen Stückkosten von
(54,05 € - 28 € =) 26,05 € je Gehäuse trägt zur Deckung der ohnehin anfallenden fixen
Kosten bei oder führt zu Betriebsgewinnen, sobald die fixen Kosten gedeckt sind. Diese
Differenz heißt Deckungsbeitrag je Stück (db).
Umsatzerlös je Stück (= p) 54,05 €
- variable Stückkosten (kv) 28,00 €
Deckungsbeitrag je Stück (= db) 26,05 €
Die langfristige Preisuntergrenze legt den Preis fest, der zu kostendeckenden Erlösen
führt. Die Produktion kann in dieser Situation über längere Zeit fortgesetzt werden, da
Ersatzinvestitionen durchgeführt sind. Zur Erhaltung der Arbeitsplätze und zur Stabili-
sierung des Absatzes wird die Unternehmensleitung diese Preisuntergrenze anstreben.
Beispiel: Es soll angenommen werden, dass der Absatz des Gehäuses Typ B, von dem in der abge-
laufenen Periode 61.140 Stück verkauft wurden, rückläufig ist. Bei den Gehäusen A und C
sind keine Absatzeinbußen zu verzeichnen.
Liegt der Stückpreis, zu dem ein Auftrag ausgeführt werden kann, unterhalb der variab-
len Stückkosten, so decken die zusätzlichen Umsatzerlöse nicht die zusätzlichen Kosten,
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und die Erfolgssituation des Unternehmers verschlechtert sich; der Auftrag wird dann
nicht angenommen.
Der Unternehmer könnte den Preis so weit senken, dass der Umsatzerlös gerade die auf
das Stück umgerechneten variablen Kosten deckt; anders ausgedrückt: bis der De-
ckungsbeitrag je Stück gleich Null ist. In dieser Situation ist die kurzfristige bzw. abso-
lute Preisuntergrenze erreicht.
Die kurzfristige oder absolute Preisuntergrenze ist erreicht, wenn der Nettoverkaufs-
preis gerade die variablen Stückkosten des Erzeugnisses deckt. Auf den Ersatz der oh-
nehin anfallenden fixen Kosten wird vorübergehend verzichtet.
Beispiel: Die XY KG analysiert das Ergebnis des Geschäftsjahres 01 auf Grundlage der Deckungs-
beitragsrechnung. Hierfür verwendet sie die Zahlen der Ergebnistabelle sowie die Aus-
führungen einschließlich der grafischen Darstellung des Kosten- und Umsatzverlaufs.
Die Abweichung gegenüber der errechneten Betriebsgewinn ergibt sich dadurch, dass in
den fixen Kosten von 4.100.000 € auch die fixen Kosten für die Lagerleistung enthalten
sind. Berücksichtigt man also die Lagerleistung mit dem Betrag von 125.200 € (=
275.000 € Mehrbestand - 149.800 € variable Kosten, so ergibt sich der in der Ergebnis-
tabelle ausgewiesene Gewinn von 1.095.000 €.
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Beispiel: Die Gewinnschwellenmenge ist bei einem Stückdeckungsbeitrag von 26,05 € und fixen
Kosten von 4.100.000 € zu bestimmen.
db · x = Kf
26,05 · x = 4.100.000
4.100.000
26,05 = 157.390 Stück
Gewinnschwellenmenge = Kf : db
Aus der grafischen Darstellung geht anschaulich hervor, dass bei dem derzeitigen Ab-
satz von 194.650 Gehäusen die Gewinnschwelle überschritten wurde. Eine Ausweitung
der Produktion und des Absatzes vergrößert den Gewinn.
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Lösungshinweis:
zu a)
13.500 St. (x) = 285.000 € Kosten (K)
./. 12.000 St. (x) = 255.000 € Kosten (K)
zu b)
60 % von 13.500 St. = 8.100 St. (x)
8.100 St. zu 21,50 € Preis/St. (p) = 174.150 € Erlös (E)
8.100 St. zu 20 € var. K./St. (kv) = -) 162.000 € var. Kosten (Kv)
zu c)
20
zu d)
Nein, denn bei einem Deckungsbeitrag von nur 1 € liegt die Nutzenschwelle bei einer Produktion von
15.000 Stück. Die Kapazitätsgrenze liegt jedoch bereits bei 13.500 Stück!
zu e)
kurzfristige Preisuntergrenze = var. Stückkosten (kv) = 20 €
langfristige Preisuntergrenze bei 10.800 Stück = ges. Stückkosten (k)
langfristige Preisuntergrenze = var. St.kosten (kv) + (fixe Kosten (Kf) : 10.800 St. (x))
langfristige Preisuntergrenze = 20 € (kv) + (15.000 € (Kf) : 10.800 St. (x))
langfristige Preisuntergrenze = 21,39 € (k)
Die folgende Darstellung zeigt mögliche Ansatzpunkte für das Controlling, um eine Er-
gebnisverbesserung zu erreichen:
Verbesserung
der
Stückdeckungs
beiträge?
Desinvestition?
Beschäftigung
(Menge)
Eine Absatzsteigerung wird zu einer Erhöhung der Deckungsbeiträge und damit letzt-
lich auch zu einer Gewinnsteigerung führen. Zu beachten bleibt allerdings die Kapazi-
tätsgrenze, bei deren Überschreitung dann eine sprunghafte Fixkostenerhöhung (Stufen-
fixkosten) zu erwarten ist.
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Die Verbesserung der Deckungsbeiträge pro Stück führt zu einer steileren De-
ckungsbeitragslinie, beispielsweise durch eine Anhebung der Verkaufspreise oder einer
Senkung der variablen Stückkosten durch Rationalisierungsmaßnahmen.
Eine Senkung der Fixkosten bedeutet häufig Eingriffe bei den (fixen) Personalkosten.
Typische Ansatzpunkte gegen das wachsende Fixkostenniveau sind auch Maßnahmen
zur Verringerung der Fertigungstiefe (Outsourcing).
Wenn bei den drei genannten Ansätzen keine Verbesserung zu erwarten ist, müssen De-
fensivstrategien überlegt werden. Dabei sind zwei Aspekte zu beachten:
- Eine rasche und kurzfristige Stilllegung führt zu einer Verringerung der Deckungs-
beiträge und damit zu einer Vergrößerung der Verluste;
- Ein Rückzug sollte möglichst mit einem konsequenten Fixkostenabbau beginnen, um
eine übermäßige Ergebnisbelastung zu vermeiden.
Als wesentlicher Nachteil der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung gilt, dass den Fix-
kosten als kurzfristig nicht beeinflussbare Kosten relativ wenig Beachtung geschenkt
wird und diese en bloc in das Betriebsergebnis übernommen werden.
Für eine aktive Steuerung ist es deshalb erforderlich, auch diesen Bereich aufzuspalten.
Der Grundgedanke der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung (auch Fixkostenrech-
nung genannt) besteht darin, die anfallenden Fixkosten möglichst exakt den einzelnen
Erzeugnissen zuzurechnen, ohne aber – wie in der Vollkostenrechnung – mit Vertei-
lungsschlüsseln zu operieren. Dies ist insbesondere bei Unternehmen erforderlich, bei
denen die Fixkosten im Vergleich zu den variablen Kosten überproportional hoch sind,
bspw. Handelsbetriebe.
Umsatzerlöse
./. variable Kosten
= Deckungsbeitrag I
./. Erzeugnisfixkosten
= Deckungsbeitrag II
./. Bereichsfixkosten
= Deckungsbeitrag III
./. Unternehmensfixkosten
= Betriebsergebnis
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Auf dem Markt lässt sich diese Strategie unterschiedlicher Preise nur durchsetzen, wenn
sich die Abnehmer untereinander nicht kennen.
Beispiel: Die XY KG ermittelt für das abgelaufene Geschäftsjahr folgende Produktions- und Absatz-
situation:
Im kommenden Geschäftsjahr rechnet die XY KG mit einer unveränderten Produktions- und Absatzsi-
tuation. Es besteht allerdings die Möglichkeit, einen Zusatzauftrag von einem bisher nicht belieferten
Kunden über 10.000 Gehäuse Typ B zu erhalten, wenn ein Verkaufspreis von 30 € je Gehäuse akzeptiert
wird.
Welche Erfolgssituation ergibt sich für die XY KG ohne Berücksichtigung des Zusatzauftrags und
einschließlich des Zusatzauftrags?
Die Annahme des Zusatzauftrags empfiehlt sich unbedingt: Der Zusatzauftrag er-
bringt einen positiven Stückdeckungsbeitrag von 30,00 € - 23,17 € = + 6,83 €. Jedes zu-
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sätzlich produzierte und verkaufte Gehäuse hilft also bei der Deckung der fixen Kosten
bzw. erhöht den Betriebsgewinn um 6,83 €.
- Die Annahme eines Zusatzauftrags empfiehlt sich immer dann, wenn sein Preis
über den variablen Stückkosten liegt.
- Zur Arbeitsplatzerhaltung ist ein Zusatzauftrag immer zu befürworten.
= Betriebsgewinn 918.665 €
Interpretation: Der Absatzrückgang bei Gehäuse Typ B von 61.140 Stück auf 50.000
Stück - also um ca. 18,2 % - bei gleichem Absatz der wesentlich umsatzstärkeren Ge-
häuse A und C wirkt sich unterproportional auf den Gewinn aus: Der Betriebsgewinn
sinkt von 1.095.000 € auf 918.665 €; er geht also um 16,1 % zurück.
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Umsatzerlöse aus
laufende Produktion 4.696.820 € 1.950.000 € 3.438.720 € 10.085.540 €
+ Umsatzerlöse aus
dem Zusatzauftrag ------- 300.000 € ------ 300.000 €
= Betriebsgewinn 986.965 €
Sofern die absetzbaren Mengen auch hergestellt werden können, richtet sich die
Rangfolge, in der die Erzeugnisgruppen produziert werden, nach der Höhe der von
ihnen erzielten Deckungsbeiträge je Stück.
Beispiel: Die 4 Gehäusetypen A, B, C und D durchlaufen die gleiche Montageabteilung. Diese Abtei-
lung bildet mit 16 000 Stunden/Monat den betrieblichen Engpass. Für die Monate der
Gehäusetypen werden folgende Zeiten aufgewendet:
Montagezeit
in Minuten 5 3 6 4
Das Gehäuse A hat einen Deckungsbeitrag von 27,25 € je Stück erzielt. Dieses Gehäuse
weist eine Montagezeit von 5 Minuten je Stück auf. In 1 Stunde können also (60 Minu-
ten : 5 Min./Stück =) 12 Gehäuse montiert werden.
12 Gehäuse erbringen einen Deckungsbeitrag von (12 Stück · 27,25 €/Stück =) 327 €.
Dieser Deckungsbeitrag je Stunde heißt relativer Deckungsbeitrag.
60 Minuten
Relativer Deckungsbeitrag = ∙ Stückdeckungsbeitrag
Bearbeitungszeit/St.
In der folgenden Aufstellung sind für alle Gehäusetypen die relativen Deckungsbeiträge
aufgeführt:
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Die Produktionsentscheidung richtet sich nunmehr nach der Höhe der relativen De-
ckungsbeiträge. Die vier Gehäusetypen werden in der Rangfolge
C - A - B - D
produziert. Von der Kapazität des Engpasses und der Absatzsituation hängt es ab, ob
alle Gehäusetypen in den absetzbaren Mengen hergestellt werden.
Sofern ein betrieblicher Engpass vorliegt, richtet sich die Produktionsrangfolge der
Kostenträger nach der Höhe der relativen Deckungsbeiträge.
Interpretation: Die auf dem Rang I - III stehenden Gehäusetypen C, A und B können
im Umfang ihrer absetzbaren Mengen produziert werden. Im Engpass „Montage“ wer-
den hierfür insgesamt 14.979 Arbeitsstunden verbraucht. Für das im letzten Rang ste-
hende Gehäuse Typ D stehen noch 1.021 Montagestunden zur Verfügung. Diese Zeit
reicht für eine Produktionsmenge von (1.021 Stunden · 15 Stück/Std. =) 15.315 Gehäu-
se. Damit können von diesem Gehäusetyp monatlich nur noch 43,8 % der absetzbaren
Menge produziert werden.