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In der Vorlesung werden die Fragen wie folgt behandelt: Gegenstand der Phonetik,
aus der Geschichte der Phonetik, Forschungsrichtungen der Phonetik, Zweige der
Phonetik, phonetische Einheiten, Forschungsmethoden der Phonetik.
Das Wort "Phonetik" ist griechischer Herkunft und bedeutet "Laut, Stimme".
Daher bezeichnet man recht oft Phonetik als Lautlehre. Aber diese Definition
erweist sich bei näherer Betrachtung als unzulänglich, denn bei solcher Definition
liegen solche phonetischen Erscheinungen, wie Betonung, Intonation außerhalb
dieser Definition. Diesbezüglich schreibt Prof. L.R.Sinder mit Recht, daß der
Gegenstand der Phonetik die Lautmittel in all ihren Erscheinungsformen und
Funktionen sind. So eine Definition ist umfangreicher, präziser: sie erfaßt nicht nur
die linealen phonetischen Einheiten (Laute), sondern auch die suprasegmentalen -
Betonung, Intonation, Silbe, Akzentgruppe, phonetische Worter, Sprechtakte,
Phrasen etc.).
Bis Ende des 20. Jahrhunderts war Phonetik keine selbständige linguistische
Disziplin. Man behandelte sie als einen Bestandteil der Grammatik (siehe z.B. die
Arbeiten von H.Paul, W.A.Bogorodizkij, I.I.Mestschaninow, Wostokow etc.).
Phonetik als eine Sprach-, Gesellschafts- und gleichzeitig Naturwissenschaft ist
aufs engste mit mehreren linguistischen und nicht linguistischen Disziplinen
verbunden: mit Syntax (durch die Intonation), mit Morphologie (durch den
Phonembestand der Morpheme), mit Lexikologie (durch phonetische
Gesetzmäßigkeiten bei der Bildung der einzelnen Worter), sowie auch mit
Mathematik, Physik, Informationstheorie, Sprachheilpädagogik, Gesangunterricht,
Sprecherziehzung etc.
2. Aus der Geschichte der Phonetik
1. vorhistorische Periode;
2. die Periode der Antike;
3. die Periode des Verfalls;
4. die Periode des Aufbluhens und
5. die Periode des Aufstiegs.
zu 1) Die vorhistorische Periode dauerte etwa bis zum V. Jahrhundert vor Christi
Geburt. Das war die Zeit der Schaffung von Alphabeten.
zu 2) Die Periode der Antike dauerte vom IV. Jahrhundert vor Christi Geburt bis
zum XI. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Man erforschte in dieser Zeit intensiv
vorwiegend die physiologische Seite der Lauterzeugung.
zu 3) Die Periode des Verfalls dauerte vom XI. bis zum XVI. Jahrhundert. Diese
Zeit zeichnete sich durch eine Stagnation in allen Lebensbereichen der
menschlichen Tatigkeitn aus, und Phonetik bildete hierbei keine Ausnahme.
zu 4) Die Periode des Aufbluhens dauerte vom XVI. bis zum XIX. Jahrhundert.
Die Wissenschaftler erforschten intensiv die physiologische und akustische Seite
der Lautbildung (L.Vinchi - Kehlkopfbeschreibung und Funktionen des
Kehlkopfes; Fabrizius - Beschreibung der Stimmbander).
zu 5) Die letzte Periode, die Periode des Aufstiegs, begann im XIX. Jahrhundert
und dauert bis heute an. Die Haupterrungenschaften im Bereich der Phonetik
dieser Zeit sind
Mit der Erforschung der Lautmittel der Sprache aus anatomischer und
physiologischer Sicht befaßt sich die genetische Phonetik (Motorphonetik). Sie
untersucht die Hervorbringung der Laute und die Bewegungsart der menschlichen
Sprechorgane beim Sprechen. Mit anderen Worten, sie beschreibt die
Artikulationsbasis (AB) der Sprache. Man versteht unter der AB die
Sprechbereitschaftslage der Sprechorgane vor dem Sprechen und die
Bewegungsart der Sprechorgane beim Sprechen. Man nennt die deutsche
Sprechbereitschaftslage "Schmeckstellung":
- die Lippen sind etwas vorgestülpt; - gerundet und von den Zähnen abgehoben;
- die Zungenmasse ist etwas vorverlagert und die Vorderzunge befindet sich im
Kontakt mit den unteren Frontzähnen;
- tiefere Kehlkopfstellung;
- Tonhöhe. Sie hängt von Frequenz ab. Je mehr ist die Schwingungsfrequenz, um
so höher ist die Tonhöhe. Die Frequenz wird in Herz gemessen. Ein Herz heißt
eine Luftschwingung pro Sekunde. Das menschliche Ohr nimmt die Frequenzen
von 16 bis 20 000 Herz wahr. Die Klänge haben periodische Schwingungen, die
Geräusche – nicht
.- Tonstärke. Sie hängt von der Amplitude ab. Die Amplitude heißt anders die
Schwingungsweite. Je größer ist die Amplitude, um so stärker ist der Laut. Die
Tonstärke wird in Dezibell gemessen.
- Tondauer.
- Formanten (vgl. "formen"). Man versteht unter den Formanten eines Lautes die
Frequenzbereiche, bedingt durch Resonanzräume im Mundapparat, dank denen der
Laut als solcher zustandekommt. Man unterscheidet vorwiegend folgende
Formantenbereiche: Kehlkopf, Mundraum, Mundvorhof, Nasenraum. Die
Gesamtheit von allen Formantenbereichen ergibt ein Spektrum des Sprachlautes.
Ein reales Bild des Spektrums eines Sprachlautes, das mit Hilfe des
Spektrographen gewonnen wird, heißt ein Spektrogramm.
Die Phonologie erforscht die Funktionen der Sprachlaute. Ihre Aufgabe ist es, sie
zu bewerten, zu klassifizieren und letztendlich ein Phonemsystem aufzubauen.
- allgemeine;
- beschreibende;
- historische;
- vergleichende;
- angewandte;
- experimentelle.
Die angewandte Phonetik ist eine Hilfswissenschaft für viele Gebiete: für
Fremdsprachenunterricht, Logopädie, Sprachheilpädagogik, Gesangunterricht etc.
Man kann noch einen Zweig der Phonetik nennen: Paraphonetik, die sich mit
paralinguistischen phonetischen Erscheinungen befaßt: Gestik, Mimik etc., die das
Sprechen begleiten.
Die menschliche Sprache ist primär eine lautliche Erscheinung, sie ist als solche
entstanden und hat sich lange Zeit in dieser Form entwickelt. Die schriftliche Form
ist sekundär, sie ist später entstanden und hat sich parallel zu der mündlichen
Form entwickelt, indem sie sich einige spezifische Züge aneignete.
Phonetik befasst sich gerade mit der lautlichen Gestalt der Sprache, mit ihren
lautlichen Elementen. Unter lautlichen Elementen der Sprache versteht man in
erster Linie die sogenannten segmentären Elemente, die eine bestimmte Länge in
der Zeit haben. Außer diesen gibt es supersegmentäre phonetische Elemente, die
selbst keine Länge haben und sich über die segmentären Elemente legen, mit
deren Hilfe Wörter und Sätze lautlich geformt werden.
Sprachliche Elemente:
Jeder Sprachlaut kann von verschiedenen Seiten betrachtet werden. Einerseits ist
das ein physiologisches Phänomen, denn er entsteht als Resultat der Tätigkeit des
menschlichen Sprechapparates. Andererseits ist der Sprachlaut eine akustische
Erscheinung. Der Sprachlaut wird von dem menschlichen Ohr wahrgenommen,
wenn darauf die Schallwelle einwirkt. Außerdem ist der Sprachlaut ein Element
der Sprache, eine linguistische Erscheinung.
4) Statistische Methoden;
5) Vergleichende Methoden.
Bis zum Jahre 1871 (Einheit Deutschlands wurde erreicht) war die dialektale
Zersplitterung so stark, so dass die Leute, die verschiedene Dialekte sprachen,
einander schlecht verstehen konnten.
Das verursachte die Auswanderung größer Volksmassen in die Städte. Das Land
hatte eine normative, allgemein verständliche Aussprache nötig. Die Grundlage
für die kodifizierte Aussprache bildet gewöhnlich der Dialekt des administrativen,
wirtschaftlichen und kulturellen Zentrums, dessen Autorität von allen anerkannt
ist. (in Frankreich - Pariser Dialekt; in Rußland – Moskauer Dialekt). In
Deutschland fehlte so ein Zentrum.
Die allgemein gültige Ausspracheweise wurde auf dem Theater gepflegt. Damals
entstand in deutschen Theatern eine Aussprachetradition, die frei von
Dialektismen war. Als Ende des 19. Jahrhunderts das Problem der
Ausspracheregelungen besonders aktuell wurde, befassten sich auch viele
Wissenschaftler damit: Theodor Siebs, Karl Luick usw. Der erste Versuch, die
normative deutsche Aussprache aufzustellen, die als deutsche Hochlautung
bezeichnet wurde und die in dem von Siebs 1898 herausgegebenen Buch
“Deutsche Bühnenaussprache” begründet und beschrieben wurde.
Aber Österreich, die Schweiz und auch der Süden Deutschlands übernahmen die
Ausspracheregeln von Siebs nur in modifizierter Form. Die Aussprache weist hier
auch bis heute bestimmte Sonderformen auf, so dass man von Varianten der
deutschen Standartaussprache sprechen muss.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Aussprachenorm revidiert. Als
Grundlage dafür wurde die Sprache des Hör- und Fernsehfunks gewählt. Die auf
dieser Grundlage ausgearbeitete Norm wurde als Standartaussprache genannt
und dann in verschiedenen Aussprachewörterbüchern fixiert. Unter dem Begriff
“Hochlautung” versteht man jetzt die Idealnorm der Aussprache. Man
unterscheidet reine Hochlautung und gemäßigte Hochlautung. Man nennt die
auch einen vollen und einen reduzierten Stil.
Hochlautung:
Die Phonetik stellt deshalb die Standartaussprache so dar, wie sie im freien
Sprechen gebraucht wird. Es werden solche phonetischen Formen vorgeführt, wie
sie einerseits beim Vorlesen und anderseits bei erregtem, schnellerem Sprechen
auftreten. In diesem Sinne ist die gemäßigte Hochlautung mit der
Standartaussprache im Prinzip identisch.
8. Der Sprechapparat
Die Sprachlaute sind das Grundelement der gesprochenen Sprache. Sie entstehen
im Sprechapparat. Dazu gehören das Atmungssystem (Lungen, Bronchien,
Luftröhre), der Kehlkopf und das Ansatzrohr. Das Ansatzrohr hat 3 Hohlräumen
(einen Mundraum, einen Rachenraum, eine Nasenhöhle). Im Ansatzrohr befinden
sich die meisten Sprechorgane:
die Zunge [lingua] mit ihren Teilen: Vorder-, Mittel- und Hinterzunge.
die Zähne [dentes]: die unteren und die oberen Vorderzähne (Schneidezähne),
Backenzähne
das Zäpfchen [uvula]; das Zäpfchen mit weichem Gaumen nennt man
Gaumensegel