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Überblick

Germanistische Sprachwissenschaft
Drin Maria Stopfner
Überblick Germanistische Sprachwissenschaft
Phonologie
ist der Teilbereich der Linguistik,
der die Position und Funktion der Laute einer Sprache als
bedeutungsunterscheidende Einheiten beschreibt.
Drin Maria Stopfner
Phonologische Analyse

Zuordnung der Laute zu Erstellung des Bestimmung der

PHONEMSYSTEM
ERSTELLEN
PHONEME ERMITTELN

ALLOPHONE ERMITTELN
Phonemen durch die Phoneminventars der Regularitäten von
Ermittlung der Einzelsprachen phonetischer
kleinsten bedeutungs- Realisierung und
unterscheidenden Variantenbildung
lautlichen (Allophone) der
Oppositionen Phoneme

Busch, A. / Stenschke, O. (2008): Germanistische Linguistik. Tübingen: Narr.


PHONEME ERMITTELN

MINIMALPAARANALYSE
Ein Minimalpaar besteht aus zwei bedeutungsverschiedenen
Wörtern einer Sprache, die sich lediglich in einem Phon
unterscheiden.

PHONEM
bedeutungsunterscheidende
Funktion

Busch, A. / Stenschke, O. (2008): Germanistische Linguistik. Tübingen: Narr.


Minimalpaare
Ein Minimalpaar besteht aus zwei bedeutungsverschiedenen Wörtern einer Sprache,
die sich lediglich in einem Phon unterscheiden.
Zulässige Minimalpaare bestehen aus:
I. zwei Wörtern, die sich nur in einem Phon unterscheiden;
II. zwei Wörtern, bei denen sich durch den Austausch eines einzigen Phons ein
Bedeutungsunterschied ergibt;
III. indigenen Wörtern (keinen Fremdwörtern);
IV. Wörtern, die keine Eigennamen sind;
V. ein- bis zweisilbigen Wörtern;
VI. Mitgliedern derselben Wortklasse.

Busch, A. / Stenschke, O. (2008): Germanistische Linguistik. Tübingen: Narr.


Kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale Lauteinheit einer Sprache
Einheit der Langue (abstraktes Sprachsystem)

phonetische Varianten von Phonemen, die jedoch keine Bedeutungen


unterscheiden
Einheit der Parole (Sprachgebrauch)
Busch, A. / Stenschke, O. (2008): Germanistische Linguistik. Tübingen: Narr.
ALLOPHONE ERMITTELN

FREIE ALLOPHONE KOMBINATORISCHE ALLOPHONE

treten unabhängig von der stellungsbedingt abhängig von der


Lautumgebung auf Lautumgebung

[ʁ]​ uvulares R Frikativ Ach-Laut [x]


[R] uvulares R Vibrant nach /a/, /ɔ/, /ʊ/ + jeweilige
[r] apikales R Vibrant Langvokale, [aʊ]
(gerolltes Zungenspitzen-‚r')

Ich-Laut [ç]
in allen anderen Fällen
SPRECHERSTEREOTYPE
• bei SprecherInnen mit nicht-muttersprachlichem Akzent fallen
Grammatikfehler auf, die ansonsten überhört werden (Herbst 1991)

• ImmigrantInnen mit jiddischem Akzent wurden schlechter beurteilt


(v.a. Größe, Aussehen, Führungsqualität) (Anisfeld/Bogo/Lambert 1962)

• Nicht-MuttersprachlerInnen können durch Aussprachetraining


Jobaussichten nachweislich verbessern (Hyman 2001)

Hellwig-Fábián, I. (2007). Deutsch mit ausländischem Akzent. Eine empirische Studie zu Einstellungen junger Deutscher gegenüber Sprechern mit ostslavischer
Muttersprache. Frankfurt a. M. et al.: Lang. S. 19-39.
Aussprachewörterbücher
Mündliche Sprache
PHONETIK PHONOLOGIE

Ziel untersucht und beschreibt die untersucht und beschreibt die Funktion
materielle Seite des Sprechens und und Position der Laute im Lautsystem
Hörens als bedeutungsunterscheidende
Einheiten
Methode eher naturwissenschaftlich orientiert eher geisteswissenschaftlich orientiert
(Physiologie, Anatomie, Physik, (Datensammlung, Erkennung
Mathematik) distinktiver Merkmale,
Lautklassenbildung)
Grundeinheit PHON (Sprachlaut) PHONEM (Lautklasse)
= materielle Einheit = abstrakte Klasse

Phänomen des Sprachgebrauchs Phänomen des abstrakten Lautsystems


( PAROLE) (LANGUE)
Transkription eckige Klammern: [ ] Schrägstriche: / /
Busch, A. / Stenschke, O. (2008): Germanistische Linguistik. Tübingen: Narr.
Phonotaktik
Die Phonotaktik einer Sprache bezieht sich auf
▪ die Regelhaftigkeiten, mit denen Laute einer bestimmten Sprache zu Wörtern
kombiniert werden können/dürfen
▪ Silbenstrukturen, die in einer Sprache erlaubt oder nicht erlaubt sind bzw.
präferiert oder nicht präferiert werden (im Dt. komplexe Konsonantenverbindungen,
Silben mit Langvokalen)

▪ Prozesse, mit denen diese Regelhaftigkeiten und Strukturen erzielt werden


(z. B. Tilgung zur Reduktion komplexer Silben)
Silbe
BEDECKT GESCHLOSSEN

Konsonant Konsonant
KOPF Vokal
KODA
KERN

SILBENSCHALE

Baum
12
Silbe
REIM
KOPF KERN KODA
Ei V nackt/offen
sei K V bedeckt/offen
Eis V K nackt/geschlossen
Leid K V K bedeckt/geschlossen

NACKT OFFEN
BEDECKT GESCHLOSSEN

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Prozesstypen
= grundlegende Prinzipien, wie Laute und Silben verändert werden
können bzw. sich verändern

1. Substitutionsprozesse (Ersetzungen)
2. Harmonisierungsprozesse (v. a. Assimilationen) bewirken
Angleichungen zwischen Lauten
3. Silbenstrukturprozesse
betreffen die Gesamtstruktur der Silbe, z. B. Vokalschwächung
oder Tilgungen von Konsonanten zur Vereinfachung der
Silbenkomplexität
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Phonologische Prozesse
Traben – Trab Auslautverhärtung
Tode – Tod
Tage – Tag /b/, /d/, /g/, /v/, /z/
brave Kind – brav werden am Wortende zu
[p], [t], [k], [f], [s]
Hose – raus

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Überblick Germanistische Sprachwissenschaft
Graphematik &
Orthographie
Drin Maria Stopfner
Graphematik Orthographie
Beschreibung des Schriftsystems Normierung des Schriftsystems

Wissenschaft, die die distinktiven Einheiten explizit geregeltes, konventionalisiertes


des Schriftsystems einer bestimmten Sprache System von Normen, nach dem für jedes
und davon ausgehend die möglichen Wort in der Regel nur eine einzige
Schreibungen von gesprochener Sprache Schreibweise gültig ist
ermittelt.
Berg, L./Evertz, M. (2017): „Graphematik – die Beziehung zwischen Sprache und Schrift.“ In: Stefanie Dipper, Ralf Klabunde, Wiltrud Mihatsch (Hg.): Linguistik. Eine Einführung
(nicht nur) für Germanisten, Romanisten und Anglisten. Berlin: Springer, 187-195.

LAUTSPRACHE SCHRIFTSRPACHE

GESPROCHENE SPRACHE GESCHRIEBENE SPRACHE


DEPENDENZHYPOTHESE INTERDEPENDENZ- ODER
AUTONOMIEHYPOTHESE
= gesprochene Sprache hat Priorität gegenüber der = Abhängigkeit bedingt nicht die Art und Weise,
geschriebenen Sprache wie gesprochene und geschriebene Sprache in
▪ Geschriebene Sprache entwickelte sich später als Beziehung zueinander stehen.
gesprochene Sprache.
▪ Schriftsystem kann gesprochene Sprache
▪ Ein Individuum erwirbt gesprochene vor beeinflussen (vgl. schriftgeleitete Aussprache)
geschriebener Sprache.
▪ Schriftsystem kann die korrespondierende
▪ Gesprochene Sprache dient mehr Zwecken als
gesprochene Sprache überleben (z.B. Latein)
geschriebene Sprache.
▪ Geschriebene Sprache dient der Repräsentation
gesprochener Sprache.
Sobald sich Zeichen auf bestimmte
Schriftzeichen sprachliche Einheiten, z. B. Wörter, fest
beziehen lassen, spricht man von Schrift.

SYSTEM ZEICHEN STEHT FÜR BEISPIELE


Piktographie Piktogramm einen abbildbaren Ikone
↓ (Bildzeichen) Gedanken

Ideographie Ideogramm ein abstraktes Konzept Verkehrsschilder


↓ (Begriffszeichen)
Logographie Logogramm eine feste &, %, €, § ... jap. Kanji-Schrift
↓ (Wortzeichen) Wortbedeutung
Syllabographie Syllabogramm eine Silbe der jap. Katakana-Schrift
↓ (Silbenzeichen) gesprochenen Sprache
Alphabetschrift Phonogramm einen Laut der α β γ δ ... griechische Schrift
(Lautzeichen) gesprochenen Sprache а б в г д ... kyrillische Schrift
‫…ثتبا‬ arabische Schrift

Dürscheid, C. (2002): Einführung in die Schriftlinguistik.Wiesbaden: Springer.


Entwicklung der Schriftsprache

ALPHABETSCHRIFT
mit Konsonanten und Vokalen

= Griechen verwendeten nicht benötigte


Konsonantenzeichen als Vokalzeichen und
fügten neue Schriftzeichen hinzu
= erste vollständige Phonemschrift

Dürscheid, C. (2002): Einführung in die Schriftlinguistik.Wiesbaden: Springer.

Wilckens, S. (2018): Lese-Rechtschreib-Störung und Bildungsbiographie. Die Bedeutung des schulischen


Schriftspracherwerbs für die Identitätsentwicklung. Wiesbaden: Springer.

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