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Arbeitsblatt: Berufswelt Ausgabe 2010/2011

Tarifpolitik
In Deutschland wird die Tarifpolitik nicht durch den Staat, sondern durch Gewerkschaften und Arbeitgeber bestimmt.
Sie vereinbaren in Tarifverträgen grundlegende Arbeitsbedingungen wie Löhne, Gehälter oder Arbeitszeiten. Das
nennt man Tarifautonomie. Oft vergehen Wochen und Monate, bis die Tarifparteien sich einigen.
Führen Verhandlungen oder ein Schlichtungsverfahren nicht zum Erfolg, kann es zum Arbeitskampf (mit Streiks)
kommen.

Beispiel: Tarifkonflikt im Bahnverkehr Meinungen:


„Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) sitzt meh-
Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der GDL:
reren Vertretern der Arbeitgeberseite (…) gegenüber, die „Es gibt genügend Gründe, (…) für unsere gemeinsam entwi-
Deutsche Bahn, sechs Privatbahnen des Personennah- ckelten Ziele zu kämpfen, auch mit längeren Streiks. (…) Die
Lokomotivführer in der GDL, also im ganzen Land, machen jetzt
verkehrs (…) und sechs Güterverkehrsunternehmen. Die
ein für allemal Schluss mit der Angst um den Arbeitsplatz und
zentrale Forderung der GDL ist ein Flächentarifvertrag für Lohndumping im Eisenbahnverkehr.“
alle 26.000 Lokführer in Deutschland, unabhängig davon, (Pressemitteilung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer/GDL vom
09.03.2011)
ob sie bei der Deutschen Bahn (DB) oder bei Privatbahnen
arbeiten. (…) Dabei fordert die GDL ein einheitliches Ein- Ulrich Weber, Personalvorstand der DB:
kommen auf dem Niveau des Marktführers DB plus fünf „Es macht keinen Sinn, die Deutsche Bahn und ihre Kunden zu
Prozent. Die teils bis zu 30 Prozent niedrigeren (Gehäl- bestreiken, wenn man vor allem etwas von unseren Konkur-
renten fordert. (…) wir sind bei den Beschäftigungsbedingungen
ter) bei Privatbahnen sollen stufenweise angeglichen vorbildlich, bei der Bezahlung, bei den Sozialleistungen. Und wir
werden. Diese fürchten höhere Kosten durch Löhne, die haben von Anfang an der GDL Unterstützung bei der Forderung
nach einem Flächentarifvertrag zugesagt.“
auf DB-Standard liegen. Mittelständische Unternehmen
(http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ich-hoffe-wir-muessen-keinen-streik-
könnten sich die Entgelte des Marktführers nicht leis- mehr-aushalten/3875886.html)

ten, sagen die Privatbahnen. Sie erklärten Anfang März


Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident:
ihre Verhandlungen mit der Gewerkschaft für beendet.
„Ich habe Sorge, dass die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen
‚Die GDL hat sich bei ihren Forderungen nicht bewegt‘, wird. Es gibt zahlreiche Branchen, die stark von Just-in-time-
begründete die Verhandlungsführerin der Privatbahnen, Zulieferungen abhängig sind – zum Beispiel die Auto- und die
Stahlindustrie. Je länger die Streiks dauern und je intensiver sie
Ulrike Riedel. ‚Sie hat alle Kompromissangebote zurück- sind, desto stärker werden die negativen Folgen spürbar sein.“
gewiesen.‘“ (http://www.shz.de/nachrichten/schleswig-holstein/artikeldetail/article/111/
ein-unternehmen-ein-tarifvertrag.html)
(Zitiert nach: www.spiegel.de, Stand: 29. März 2011)
in Zusammenarbeit mit dem BMAS; Stand: 04/2011
© Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V.

Arbeitsaufträge
1. Stellen Sie die Tarifparteien vor und fassen Sie ihre wichtigsten Forderungen zusammen.

2. Recherchieren Sie im Internet die Chronologie der Ereignisse und erläutern Sie den bisherigen Ablauf des
­Konflikts mithilfe des Schaubilds „So entsteht ein Tarifvertrag“. Welchen Schritt empfehlen Sie den Tarifparteien
als Nächstes? Begründen Sie Ihre Entscheidungen.

3. Laut Grundgesetz (Artikel 9) haben die Arbeitnehmer das Recht, für ihre Interessen zu kämpfen und ihre Arbeit
für eine bestimmte Zeit niederzulegen. Diskutieren Sie mithilfe der Texte, welche Argumente für bzw. gegen
­einen Streik sprechen.

Mehr unter www.sozialpolitik.com Weitere Arbeitsblätter: www.jugend-und-bildung.de

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