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Elektrische Messtechnik - Übungsbuch (Springer-Lehrbuch) (German Edition) (PDFDrive)
Elektrische Messtechnik - Übungsbuch (Springer-Lehrbuch) (German Edition) (PDFDrive)
Lerch Kaltenbacher
Lindinger Sutor
Elektrische Messtechnik
iJbungsbuch
Q
- Springer
Professor Dr.-Ing. Reinhard Lerch
PD Dr. techn. Manfred Kaltenbacher
Dr. techn. Franz Lindinger
Dr.-Ing. Alexander Sutor
Friedrich- Alexander-Universitat
Erlangen-Nurnberg
Lehrstuhl fur Sensorik
Paul-Gordan-Str. 315
9 1052 Erlangen
e-mail:reinhard.lerch@lse.eei.uni-erlangen.de
ISSN 0937-7433
ISBN 3-540-2 1883- 1 Springer Berlin Heidelberg New York
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begrundeten Rechte, insbesondere die der
ijbersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der
Funksendung, der Mikroverfilmung oder Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung
in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine
Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den
Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutsch-
land vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulassig. Sie ist grundsatzlich
vergutungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts-
gesetzes.
Sollte in diesem Werkdirekt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (2.B. DIN, VDI,
VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewahr fur die
Richtigkeit, Vollstandigkeit oder Aktualitat ubernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls fur die
eigenen Arbeiten die vollstandigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gultigen Fassung
hinzuzuziehen.
Die Neuauflage dieses Buches geht einher mit der des dazugehörigen Lehr-
buches “Elektrische Messtechnik” (R. Lerch: Elektrische Messtechnik, Berlin,
Heidelberg: Springer-Verlag 2004). Dementsprechend werden die im Lehrbuch
neu aufgenommenen Kapitel über Ausgleichsvorgänge und nichtlineare elek-
trische Netzwerke hier mit entsprechenden Übungsaufgaben abgedeckt. Wei-
terhin wurde der Abschnitt zur computerunterstützten Messdatenerfassung
ebenfalls um neue Aufgaben und Beispiele ergänzt, so z. B. zu den modernen
Feldbussystemen.
Bei der Erstellung des Manuskriptes haben wir viele Anregungen und große
Unterstützung von allen am Lehrstuhl für Sensorik der Universität Erlangen-
Nürnberg tätigen Mitarbeitern erfahren, denen unser Dank gilt. Die Anfer-
tigung der zahlreichen Abbildungen lag in den Händen von Frau Cornelia
Salley-Sippel und Frau Bettina Melberg, denen wir für diese mühevolle Arbeit
herzlich danken. Den Herren Dr.-Ing. K.P. Frohmader und Dipl.-Ing. Martin
Meiler gilt besonderer Dank für die Unterstützung beim Korrekturlesen.
Die Autoren bedanken sich auch beim Springer-Verlag, und hier insbeson-
dere bei Frau Eva Hestermann-Beyerle sowie bei Frau Monika Lempe für ihre
stetige Hilfsbereitschaft und Unterstützung bei der Erstellung dieses Werkes.
Die Elektrische Meßtechnik ist eines der wichtigsten Teilgebiete der Elek-
trotechnik, welches mehr und mehr Einzug in die anderen Ingenieurwissen-
schaften hält, wie z.B. den Maschinenbau und die Verfahrenstechnik. Denn
für die Charakterisierung bzw. Bewertung technischer Produkte und Prozes-
se stellt die meßtechnische Erfassung von elektrischen und nicht-elektrischen
Größen die entscheidende Grundlage dar. Die Detektion dieser physikalischen
Meßgrößen erfordert, neben der Auswahl eines geeigneten Sensors, die Ent-
wicklung bzw. die Dimensionierung von Meßschaltungen. Weiterhin stellt sich
für den Ingenieur stets die Frage nach der Genauigkeit, mit welcher die Meß-
größen erfaßt werden können, und wie sich Störgrößen auf das Meßergebnis
auswirken. Nach abgeschlossener Messung ist die korrekte Angabe des Meßer-
gebnisses von Bedeutung. Um all diesen Aufgaben gewachsen zu sein, bedarf
es entsprechender Kenntnisse und Fähigkeiten zur Dimensionierung und Ana-
lyse von Meßschaltungen der analogen und digitalen Meßtechnik, welche dem
Leser entsprechend der Zielsetzung dieses Buches vermittelt werden sollen.
Mit der hier getroffenen Auswahl an meßtechnischen Problemstellungen
wurde versucht, den Leser an die Erfordernisse der Praxis heranzuführen. Der
Zugang zu der behandelten Thematik soll durch eine in den jeweiligen Ka-
piteln vorangestellte Zusammenfassung der notwendigen Grundlagen erleich-
tert werden. Zusätzlich werden dem Leser Verfahren vermittelt (z.B. die An-
wendung des Ersatzquellenprinzips), mit deren Hilfe komplexe meßtechnische
Aufgabenstellungen auf einfache bzw. effiziente Weise gelöst werden können.
Zur Vertiefung des Wissens über meßtechnische Grundlagen sowie elektrische
Meßverfahren und Meßschaltungen empfiehlt sich das Studium des gleichzei-
tig erschienenen Lehrbuches Elektrische Meßtechnik“ (R. Lerch: Elektrische
”
Meßtechnik. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 1996). In der vorliegenden
Aufgabensammlung wurden umfangreiche Beispiele und Aufgaben zu allen in
diesem Lehrbuch enthaltenen Themen zusammengestellt.
Der in den einzelnen Kapiteln des vorliegenden Übungsbuches behandelte
Stoff gliedert sich in eine, die jeweiligen Grundlagen enthaltende Einleitung
und einen Abschnitt, der die meßtechnischen Aufgabenstellungen in Form von
Beispielen mit dazugehörigen, ausführlichen Musterlösungen behandelt. Der
Leser sollte bestrebt sein, bereits diese Beispiele eigenständig zu bearbeiten
und ohne Zuhilfenahme der Musterlösung zu einem Ergebnis zu gelangen.
Am Ende eines jeden Abschnittes befinden sich Aufgaben, bei denen auf die
Beschreibung des Rechen- bzw. Lösungsweges bewußt verzichtet wurde, um
VIII Vorwort
den Leser anzuregen, die Aufgaben ohne fremde Hilfe zu lösen. Die jeweilige
Angabe einer Kurzlösung im Anschluß an die Aufgabenstellung soll dabei
der Überprüfung der vom Leser erarbeiteten Ergebnisse dienen. Es sei darauf
hingewiesen, daß sich der Leser beim Studium dieser Aufgabensammlung nicht
an die von den Autoren gewählte Reihenfolge der Kapitel halten muß.
Die in diesem Buch enthaltenen Beispiele und Aufgaben basieren einerseits
auf von den Autoren in ihrer beruflichen Praxis bearbeiteten Meßaufgaben
und entstammen andererseits der Rechenübung Elektrische Meßtechnik sowie
einer gleichnamigen Vorlesung, welche zu den Grundlehrveranstaltungen des
Diplomingenieurstudienganges Mechatronik zählen, der seit dem Jahre 1990
an der Universität Linz angeboten wird. Damit eignet sich dieses Buch sowohl
für den Studierenden zur Vorbereitung auf entsprechende Prüfungen als auch
für den bereits in der Praxis tätigen Ingenieur zur Auffrischung bzw. Ver-
tiefung wichtiger Kenntnisse auf dem Gebiet der Elektrischen Meßtechnik.
Weiterhin wird versucht, die Umsetzung der beim Studium eines Lehrbuches
erlangten theoretischen Kenntnisse in die für den Ingenieur außerordentlich
wichtige selbständige praktische Anwendung zu erleichtern.
Bei der Erstellung des Manuskriptes haben wir viele Anregungen und große
Unterstützung von allen am Institut für Elektrische Meßtechnik der Univer-
sität Linz tätigen Mitarbeitern erfahren, denen unser Dank gilt. Die Anfer-
tigung der zahlreichen Abbildungen lag in den Händen von Frau Ingrid Ha-
gelmüller, Frau Waltraud Kratzer und Frau Sylvia Preßl, denen wir für diese
mühevolle Arbeit herzlich danken. Den Herren Dipl.-Math. Hermann Landes
und cand. Dipl.-Ing. Klaus Hitzenberger danken wir für die Unterstützung
beim Korrekturlesen.
Unser Dank gilt auch dem Springer-Verlag, insbesondere Herrn Dr. Hubertus
Riedesel, der die Anregung zur Abfassung des vorliegenden Werkes gab, sowie
seinen Mitarbeiterinnen Frau Marianne Ozimkowski und Frau Gaby Maas für
ihre Unterstützung bei der Erstellung des kamerafertigen Manuskriptes. Allen
genannten Personen möchten wir auch für ihr Verständnis und ihre Geduld
bei der mehrmals verzögerten Abgabe des Manuskriptes danken.
Da es erwartungsgemäß auch bei noch so sorgfältiger Manuskriptbearbei-
tung nicht möglich sein dürfte, die Erstauflage eines solchen Buches fehlerfrei
zu halten, möchten wir uns schon vorab bei allen Lesern für diese Fehler ent-
schuldigen und sie bitten, von ihnen eventuell entdeckte Fehler an die folgende
Adresse mitzuteilen:
O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Reinhard Lerch
Institut für Elektrische Meßtechnik
Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69
A-4040 Linz
2 Nichtlineare Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.1 Beschreibung nichtlinearer Netzwerkelemente . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.2 Berechnung nichtlinearer Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3 Meßfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.1 Grundlagen der Meßfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.2 Systematische Meßfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.3 Zufällige Meßfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
4 Analoges Messen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
4.1 Grundlagen elektromechanischer Meßwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
4.2 Meßbereichserweiterung von Meßwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
4.3 Grundlagen zur Messung elektrischer Wechselgrößen . . . . . . . . . 53
4.4 Analoge Meßwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
4.5 Vielfachmeßgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
4.6 Messung von Wechselstrom und Wechselspannung . . . . . . . . . . . 73
X Inhaltsverzeichnis
5 Operationsverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
5.1 Der Überlagerungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
5.2 Grundlagen der Operationsverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
5.3 Schaltungen mit idealen Operationsverstärkern . . . . . . . . . . . . . 95
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern . . . . . . . . . . . . . . 105
5.5 Rauschen von Meßverstärkern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
6 Leistungsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
6.1 Grundlagen der Leistungsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
6.2 Leistungsmessung in Gleich- und Wechselstromkreisen . . . . . . . 129
6.3 Wirkleistungsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
6.4 Blindleistungsmessung im Einphasennetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
8 Meßwandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
8.1 Grundlagen der Meßwandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
8.2 Strom- und Spannungswandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
1
Ausgleichsvorgänge und
Laplace-Transformation
Gleichung (1.1) beschreibt also eine Funktion f (t), welche zum Zeitpunkt
t = t0 von der Amplitude k1 auf den Wert k2 springt.
Wenn wir uns auf elektrische Netzwerke mit konzentrierten, linearen und
zeitinvarianten Elementen beschränken, so erfolgt die mathematische Be-
schreibung dieser Einschaltvorgänge anhand von linearen Differentialgleichun-
gen (DGLn) mit konstanten Koeffizienten. Der Grad der Differentialgleichung
entspricht der Anzahl der vorhandenen (unabhängigen) Energiespeicher.
Als Beispiel wollen wir das Einschalten eines Netzwerks aus zwei Wi-
derständen und einer Spule nach Abb. 1.1 betrachten. Die Stromquelle war
lange Zeit vom Netzwerk getrennt. Zum Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter S
eingeschaltet
i(t) = I0 ε(t). (1.3)
Das Netzwerk soll mithilfe einer Maschenstromanalyse [12] analysiert werden.
Man verwendet beispielsweise die beiden Elementarmaschen, wie in Abb. 1.1
2 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
W 5/
LW
, L/
,, ,
5 /
iL (0) = 0 . (1.9)
R1
0 = k + I0 (1.10)
R1 + RL
R1
k = −I0 . (1.11)
R1 + RL
Die Gesamtlösung für t ≥ 0 lautet dann
R1
iL (t) = I0 1 − e−t/τ . (1.12)
R1 + RL
Auch bei komplizierteren Netzwerken ist die Vorgehensweise analog, d.h. un-
ter Verwendung der Kirchhoffschen Gleichungen und den Strom-Spannungs-
Beziehungen von Widerstand, Spule und Kondensator wird ein System von
linearen Differentialgleichungen aufgestellt, dessen Lösung sich aus der Über-
lagerung der Lösung des homogenen Systems und der partikulären Lösung
des inhomogenen Systems ergibt. Sind in einem Netzwerk nun n Energiespei-
cher (Kondensatoren und/oder Spulen) vorhanden, so enthält die Lösung n
Konstanten, die so bestimmt werden müssen, daß die n Anfangswerte der
Energiespeicher erfüllt werden, d.h. es muß ein lineares Gleichungssystem mit
n Unbekannten gelöst werden.
Die Schaltung nach Abb. 1.2 befindet sich in einem stationären Zustand. Zum
Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter S geschlossen. Der daraus resultierende
Ausgleichsvorgang soll untersucht werden.
a) Geben Sie die DGL für den Strom iL (t) und t > 0 an.
b) Berechnen Sie den Strom iL (t).
R1
iq iL
R2 L
U0
S RL
t=0
Musterlösung
a) Verwendet man die eingezeichneten Ströme iq und iL als Maschenströme,
so erhält man das Gleichungssystem zur Beschreibung des Netzwerks
diL
II : (R2 + RL )iL + L − R2 iq = 0 .
dt
Eliminiert man iq aus den Gleichungen, so läßt sich eine DGL in iL formulieren
diL Ra R2
+ iL − U0 = 0 mit Ra = RL + R1 R2 . (1.14)
dt L L(R1 + R2 )
U0
iL (0) = . (1.19)
R1 + RL
Setzt man diese Anfangsbedingung in Gl. (1.18) ein, so erhält man für k
1 1
k = U0 − . (1.20)
R1 + RL Rb
i q1 R R
Uq1 R ic
C uc
Uq2 S
t=0
1 2
1 1 1
iL (t) = U0 + − e−t/τ . (1.21)
Rb R1 + RL Rb
Lösung
a) Differentialgleichung
3 duc 1
RC + uc = Uq1 . (1.22)
2 dt 2
b) Lösung für uc (t)
1
uc (t) = Uq1 + Uq2 e−2t/(3RC) . (1.23)
2
c) Lösung für ic (t)
Uq2 −2t/(3RC)
ic (t) = − e . (1.24)
3R
6 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
t=0
R
S iL
uR
C uC
L uL
Lösung
a) Die DGL lautet
d 2 uc R duc 1
+ + uc = 0 . (1.25)
dt2 L dt LC
b) Die Eigenwerte sind konjugiert komplex für
2
R 4
> . (1.26)
L LC
t=0
R
S iL
uR
C uC
L uL
R
σ=− (1.27)
2L
R2 1
ω= − (1.28)
2L LC
ω
α = − arctan (1.29)
σ
erhält man die Spannung uc (t)
U
uc (t) = eσt sin(ωt + α) (1.30)
sin α
und den Strom iL (t)
CU ω σt
iL (t) = e sin(ωt) . (1.31)
sin2 α
d) Die Verläufe sind in Abb. 1.6 dargestellt.
e) Der Strom iL (t) kann nicht negativ werden, d.h. der Kondensator wird auf
seine maximale negative Spannung umgeladen und behält diese dann.
Gegeben sei ein lineares Netzwerk mit einem Eingangstor und einem Aus-
gangstor. Unter der Sprungantwort h(t) versteht man die Reaktion y(t) eines
8 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
uC (V)
i C (A)
300
iC
200 uC
100
2 t (ms)
10
Abb. 1.6. Zeitverlauf der Spannung uC (t) und des Stroms iC (t)
Systems am Ausgang auf eine Anregung mit der Sprungfunktion x(t) = ε(t)
am Eingang. Die Impulsantwort g(t) ist entsprechend definiert als die Reak-
tion auf eine Anregung mit dem Dirac-Impuls x(t) = δ(t).
Gegeben ist das Netzwerk nach Abb. 1.7 (bei den Eingangs- und Aus-
gangssignalen handelt es sich hier um normierte Spannungen, im allgemeinen
können es aber auch Ströme sein). Für die Sprungantwort des Netzwerkes gilt
mit τ = RC
Gesucht ist nun die Impulsantwort. Da der Dirac-Impuls die zeitliche Ablei-
tung der Sprungfunktion ist und das System als linear angenommen wird,
erhält man die Impulsantwort durch Differenzieren der Sprungantwort
dε(t) dh(t) 1
δ(t) = =⇒ y(t) = g(t) = = e−t/τ . (1.33)
dt dt τ
x(t) C y(t)
Impulsantwort g(t)
Abb. 1.7. RC-Netzwerk, welches durch seine Impulsantwort g(t) beschrieben wird
1.3 Die Laplace-Transformation 9
Wird ein lineares Netzwerk mit einer beliebigen Zeitfunktion x(t) angeregt,
so erhält man das Ausgangssignal durch Faltung des Eingangssignals mit der
Impulsantwort
t
y(t) = g(t) ∗ x(t) = g(ϑ)x(t − ϑ)dϑ . (1.34)
0
Wir wollen nun wieder das Netzwerk nach Abb. 1.7 betrachten. Es soll durch
eine zum Zeitpunkt t = 0 eingeschaltete Sinusfunktion angeregt werden
sin ω0 t für t ≥ 0
x(t) = ε(t) · sin ω0 t = . (1.35)
0 für t < 0
t
1 −t/τ eϑ/τ 1
= e sin ω 0 ϑ − ω 0 cos ω 0 ϑ
τ (1/τ )2 + ω02 τ 0
1 −t/τ et/τ 1 ω0
= e sin ω0 t − ω0 cos ω0 t +
τ (1/τ )2 + ω02 τ (1/τ )2 + ω02
1 ω0 1 −t/τ
= sin ω 0 t − cos ω 0 t + e .
τ (1/τ )2 + ω02 τ ω0
s = σ + jω. (1.38)
Zulässig sind alle kausalen Zeitfunktionen, die nicht schneller als eine geeignet
gewählte Exponentialfunktion für t → ∞ anwachsen und stückweise glatt sind
(d.h. alle vernünftigen“ Funktionen).
”
Linearität
Integration
Differentiation
Die Differentiation soll hier noch einmal genauer betrachtet werden. Es sei f (t)
eine transformierbare Funktion und ε(t) die Sprungfunktion. Zum besseren
Verständnis werden in diesem Abschnitt die zu transformierenden Funktio-
nen durch Multiplikation mit der Sprungfunktion zur Kausalität gezwungen.
Speziell soll auf den Unterschied zwischen
1.3 Die Laplace-Transformation 11
d
[ε(t)f (t)] (1.44)
dt
und
d
ε(t)
f (t) (1.45)
dt
hingewiesen werden. Betrachten wir den ersten Fall. Laut Gl. (1.39) gilt
s=σ+j∞
1
ε(t) · f (t) = F (s)est ds . (1.46)
2πj s=σ−j∞
Faltung
Das Faltungsintegral zweier Zeitfunktionen f1 (t) und f2 (t) spielt in der Be-
schreibung und Analyse von Netzwerken eine wichtige Rolle (Gl. (1.34)). Die
Faltung im Zeitbereich hat die angenehme Eigenschaft, daß sie einer Multi-
plikation im Frequenzbereich entspricht
f1 (t) ∗ f2 (t) ◦−−• F1 (s) · F2 (s) . (1.52)
Man sieht, daß auch diese Operation, wie schon die Differentiation und die
Integration, im Frequenzbereich leichter handzuhaben ist. Der Vollständigkeit
halber sei erwähnt, daß umgekehrt dem Produkt zweier kausaler Zeitfunktio-
nen eine Faltung ihrer Laplace-Transformierten entspricht. Die Berechnung
dieser Faltung ist allerdings wegen des komplexen Integrals meist aufwendig.
12 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
Verschiebung im Zeitbereich
Verschiebung im Frequenzbereich
Eine Dehnung bzw. Stauchung im Zeitbereich wirkt sich als Stauchung bzw.
Dehnung im Frequenzbereich aus. Der Zusammenhang lautet
1 s
f (ct) ◦−−• F , (1.55)
c c
wobei c eine positive Konstante ist. Eine solche Skalierung verwendet man
beispielsweise zur Normierung der Frequenz bzw. der Zeit.
wobei Z(s) den Zähler und N (s) den Nenner von F (s) bezeichnet.
Das einem Pol zugehörige Residuum ist rν .
Für die numerische Auswertung der Entwicklung empfiehlt es sich, die zu Paa-
ren von konjugiert komplexen Polstellen gehörenden Residuen zusammenzu-
fassen, um unnötiges Rechnen mit komplexen Größen zu vermeiden.
1.4 Anwendung des Heavisideschen Entwicklungssatzes 13
C2
t=0
L2
L1 C1
U0 ue (t) R ua (t)
L1 C1
L2
C2
Abb. 1.8. Einschaltvorgang an einer symmetrischen X-Schaltung
Als Beispiel für die Anwendung des Entwicklungssatzes betrachten wir die
Schaltung in Abb. 1.8. Wegen ihres Aufbaus wird sie als X-Schaltung oder
symmetrische Kreuzschaltung bezeichnet. Nachdem der Schalter lange Zeit
geöffnet war, wird im Zeitnullpunkt eine Gleichspannung U0 eingeschaltet.
Um den Einschwingvorgang zu berechnen, ermittelt man zunächst die
Übertragungsfunktion G(s) = Ua (s)/Ue (s). Bei dieser Schaltung empfiehlt
=
=
8H V 5 8D V
=
=
ϕ
sich die Anwendung des Knotenpotentialverfahrens [12]. In Abb. 1.9 ist die
Schaltung im Laplace-Bereich unter Verwendung der Abkürzungen
1 sL2
Z 1 = sL1 + und Z 2 = 2
(1.57)
sC1 s C2 L2 +1
14 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
dargestellt. Man erkennt, daß neben dem Masseknoten und der bekannten
Eingangsspannung die beiden mit 1 und 2 bezeichneten Knotenpotentiale als
unbekannt zu betrachten sind. Sie lassen sich durch ϕ1 und Ua beschreiben.
Man benötigt also zwei Gleichungen, die man durch Anwendung der Knoten-
regel auf die erwähnten Knoten gewinnt
U e − U a − ϕ1 −ϕ1 − Ua Ua
I: + − =0 (1.58)
Z2 Z1 R
ϕ1 U e − ϕ1 Ua
II : − + + =0. (1.59)
Z2 Z1 R
Eliminiert man aus diesen Gleichungen das Potential ϕ1 , so läßt sich die Über-
tragungsfunktion berechnen
Ua (s) Z1 − Z2
G(s) = = . (1.60)
Ue (s) Z 1 + Z 2 + 2Z 1 Z 2 /R
Es sollen nun die Konstanten d und ω0 definiert werden, wobei folgender
Zusammenhang zwischen den Elementen der Schaltung (Abb. 1.8) und diesen
Konstanten bestehen soll
1
2dL1 = R 2dC2 = (1.61)
R
Setzt man in Gl. (1.60) die komplexen Impedanzen aus Gl. (1.57) ein und
verwendet man außerdem die gegebenen Zusammenhänge, so läßt sich die
Übertragungsfunktion wie folgt ausdrücken
u2 (t)
f (t) = (1.66)
U0
erhält man für die Laplace-Transformierte F (s)
1.4 Anwendung des Heavisideschen Entwicklungssatzes 15
2d
f (t) = 1 − e−dt (eωr t − e−ωr t ) . (1.77)
d2 − ω02
Dieser Ausdruck läßt sich für d2 > ω02 in der Form
4d
f (t) = 1 − e−dt sinh( d2 − ω02 t) (1.78)
d2 − ω02
und für d2 < ω02 in der Form
4d
f (t) = 1 − e−dt sin( ω02 − d2 t) (1.79)
ω02 − d2
darstellen. Im aperiodischen Grenzfall d2 = ω02 wird
f (t) = 1 − 4dte−dt . (1.80)
Abbildung 1.10 zeigt den Verlauf von f (t) für d/ω0 = 1/3.
16 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
G −G W
X W H
ω −G
8
Abb. 1.10. Verlauf der Ausgangsspannung u2 (t) für d/ω0 = 1/3 (Schaltung aus
Abb. 1.8)
C1
t=0
L1
L2
U0
u 2 (t)
C2
mit
sL1 1
Z1 (s) = und Z2 (s) = sL2 + . (1.82)
1 + s2 L1 C1 sC2
Damit läßt sich die Übertragungsfunktion unmittelbar angeben
(1 + s2 L1 C1 )(1 + s2 L2 C2 )
G(s) = . (1.83)
(1 + s2 L1 C1 )(1 + s2 L2 C2 ) + s2 L1 C2
Wir wollen nun einige Vereinfachungen durchführen. Zunächst sollen die bei-
den Kapazitäten gleich sein: C1 = C2 = C. Die restlichen Netzwerkelemente
wollen wir mit der Eigenfrequenz des ersten Schwingkreises ω0 und der dimen-
sionslosen Variablen α beschreiben, welche eine Relation zwischen den beiden
Eigenfrequenzen darstellt
1 1
L1 C = und L2 C = α . (1.84)
ω02 ω02
Man sieht unmittelbar, daß sich die Einführung einer normierten Frequenz sn
anbietet
s
sn = . (1.86)
ω0
Damit gewinnt die Darstellung der Übertragungsfunktion an Übersichtlichkeit
Durch Betrachten der Terme mit s3n und sn erhält man sofort C = 0 und
E = 0, des weiteren
s4n : A + B + D = 1 (1.95)
s2n : A(−s2n,2 − s2n,3 ) + B(−s2n,3 ) + D(−s2n,2 ) = 2 (1.96)
s0n : As2n,2 s2n,3 = 1 . (1.97)
Daraus ergibt sich
1 1
A = 1, B=− , D= . (1.98)
5 5
Durch Einsetzen in Gl. (1.93) erhält man die Lösung im Laplace-Bereich
⎛ ⎞
1 − 15 sn 1
5 sn
U2 (sn ) = U0 ω0 ⎝ + √ + ⎠ . (1.99)
sn s2n + 32 − 12 5 s2 + 3 + 1 1
n 2 2 5
s3 · s4 = ω02 . (1.104)
Gegeben ist ein Netzwerk, welches aus einem lose gekoppelten Übertrager,
S
t=0 R i 1 (t) i 2 (t) R
C u 1 (t) L L C u 2 (t)
zwei Widerständen, zwei Kapazitäten und einem Schalter aufgebaut ist. Be-
vor der Schalter zum Zeitpunk t = 0 geschlossen wird, sollen die primärseitige
Kapazität auf die Spannung u1 (t) = U aufgeladen und die restlichen Energie-
speicher leer sein. Für den Übertrag wird der Fall fester Kopplung explizit aus-
geschlossen, so daß der Kopplungsfaktor κ = M/L im Intervall −1 < κ < +1
liegt.
Anmerkung: Die Übertragergleichungen im Laplace-Bereich für einen Über-
trager mit der Primärinduktivität L1 , der Sekundärinduktivität L2 und der
20 1 Ausgleichsvorgänge und Laplace-Transformation
mit den Anfangsbedingungen für den Strom auf der Primärseite i1 (0) und den
Strom auf der Sekundärseite i2 (0).
a) Stellen Sie ein Gleichungssystem auf, welches das Netzwerk im Laplace-
Bereich beschreibt.
b) Berechnen sie die Laplace-Transformierte I1 (s) des Stromes i1 (t).
c) Vereinfachen Sie I1 (s)
√ mit der Annahme R = 0 und normieren Sie auf die
Frequenz mit sn = s LC.
d) Transformieren Sie I1 (sn ) in den Zeitbereich zurück.
Musterlösung
a) Es werden die in Abb. 1.13 eingezeichneten Maschenströme verwendet. Für
die Strom-Spannungs-Beziehung des Kondensators folgt
u1 (0)
IC = sC UC (s) − = −I1 (1.107)
s
I2
II : RI2 + sLI2 + sM I1 + sC =0. (1.109)
S
t=0 R i 1 (t) i 2 (t) R
C u 1 (t) I L L II C u 2 (t)
&
Musterlösung
a) Abbildung 1.15 zeigt das Netzwerk im Laplace-Bereich mit einer einge-
zeichneten Elementarmasche. Man erhält jeweils eine Gleichung für den Ma-
schenstrom I(s) sowie für die Steuerspannung Ud (s)
I(s)
I : −U1 (s) + RI(s) + sC − V Ud (s) = 0 (1.119)
Eliminiert man den Maschenstrom I(s) und setzt man V Ud (s) = U2 (s), dann
erhält man für die Übertragungsfunktion
U2 (s) −V
G(s) = = . (1.121)
U1 (s) 1 + (1 + V )sRC
&
1
U1 (s) = U0 . (1.122)
s + 1/τ
Nach dem Einsetzen in Gl. (1.121) erhält man für die Ausgangsspannung
1 V
U2 (s) = −U0 . (1.123)
s + 1/τ 1 + (1 + V )sRC
u = R · i bzw. i = G · u , (2.1)
LQ
&Q XQ
LQ XQ
L Q
L Q
X Q X Q XQ
Abb. 2.2. Kennlinie des nichtlinearen Widerstands in (un ) nach Gl.( 2.7)
Musterlösung
a) Die Ableitung der Strom-Spannungs-Beziehung lautet
din
= 3u2n − 12un + 10 . (2.8)
dun
Die Nullstellen der Ableitung liefern die Extrema der Funktion
1√
un1,2 = 2 ± 6. (2.9)
3
Abbildung 2.2 zeigt den Verlauf in (un ).
b) Die Strom-Spannungs-Beziehung für den Kondensator lautet
dun
−in = Cn · . (2.10)
dtn
Setzt man Gl. (2.7) ein, so erhält man die DGL
dun
Cn · = −u3n + 6u2n − 10un . (2.11)
dtn
Man wendet die Methode der Separation der Variablen an und integriert beide
Seiten
un (t1 )=1 tn1
1
Cn du n = dtn . (2.12)
un (t0 )=4 −un + 6un − 10un
3 2
tn0
Die gebrochen rationale Funktion auf der linken Seite hat einen Pol bei un = 0
und zwei weitere konjugiert komplexe Pole. Es empfiehlt sich daher eine Zerle-
gung der Funktion, beispielsweise in Partialbrüche. Nach einem Vertauschen
28 2 Nichtlineare Netzwerke
der Seiten und einem Vertauschen der Integrationsgrenzen auf der rechten
Seite erhält man
Cn 4 1 −un + 6
tn1 − tn0 = + 2 dun . (2.13)
10 1 un un − 6un + 10
Um diesen Ausdruck zu integrieren, wendet man den Zusammenhang
f (un )
dun = ln |f (un )| (2.14)
f (un )
mit f (un ) = u2n − 6un + 10 an. Dazu zerlegt man den zweiten Summanden so,
daß sich ein Bruch f (un )/f (un ) ergibt und ein weiterer Bruch mit konstantem
Zähler übrig bleibt
Cn 4 1 1 2un − 6 1
tn1 −tn0 = − +3 2 dun . (2.15)
10 1 un 2 u2n − 6un + 10 un − 6un + 10
Durch Integrieren folgt
4
Cn 1
tn1 − tn0 = ln |un | − ln |un − 6un + 10| + 3 arctan(un − 3)
2
10 2 1
Cn 3π
= ln 40 + + 6 arctan 2 ≈ 0, 752 · Cn . (2.16)
20 2
c) Man wählt ein variables un als obere Grenze der Integration (Gl. (2.12))
und erhält
Cn 3π u2n
tn (un ) = ln 8 + − ln 2 − 6 arctan(un − 3) . (2.17)
20 2 |un − 6un + 10|
Die Kennlinie ist in Abb. 2.3 dargestellt. Man beachte, daß es schon bei dieser
relativ einfachen Konfiguration nicht mehr möglich ist, wie gewohnt nach der
Spannung un (tn ) aufzulösen; daher wird die ungewöhnliche Darstellung tn (un )
angewendet.
d) Für un → 0 muß tn → ∞ gehen. Dies folgt unmittelbar aus der Tatsache,
daß der differentielle Widerstand für un → 0 endlich bleibt. Alternativ kann
man auch un → 0 in Gl. (2.17) einsetzen, was zu demselben Ergebnis führt.
Abbildung 2.4 zeigt die Serienschaltung einer Induktivität und einer Tun-
neldiode, welche als nichtlinearer Widerstand modelliert wird. Die Strom-
Spannungs-Beziehung des nichtlinearen Widerstandes sei
in (un ) = u3n − 6u2n + 9un . (2.18)
Es wurden die Normierungen in = i/I0 , un = u/U0 eingeführt. Weiterhin gilt
U = 2U0 .
2.2 Berechnung nichtlinearer Netzwerke 29
WQ XQ
W Q
XQ
Abb. 2.3. Funktion tn (un ), welche die Entladung des Kondensators über den nicht-
linearen Widerstand beschreibt
S
t=0 u
i
U
a) Berechnen Sie die Nullstellen und Extrema der Kennlinie des Widerstandes
und stellen Sie diese graphisch dar.
b) Unter Verwendung der normierten Zeit
2U0
tn = t (2.19)
3LI0
stelle man für das Netzwerk eine Differentialgleichung in un auf und löse
diese durch Integration mit der Anfangsbedingung un (tn,a ) = un,a .
c) Man gebe für den Anfangszeitpunkt t = 0 die normierten Anfangswerte
tn,a , un,a und in,a an. Da die Zeit bei Änderung von un nur monoton wach-
sen kann, kann sich un nur in eine Richtung ändern. Man gebe das von
un = un,a ausgehende, zusammenhängende und von un monoton durch-
laufene Intervall an. Wo und wann endet dieses Intervall und was passiert
danach?
d) Man berechne die gesamte Zeit, die vergeht, bis der Strom in den Wert
Null zum zweiten Mal erreicht.
30 2 Nichtlineare Netzwerke
Lösung
a) Es existieren zwei Nullstellen bei u1 = 0 und u2 = 3, wobei bei der zweiten
Nullstelle auch das Minimum liegt. Das Maximum befindet sich bei u3 =
1; i3 = 4. Die Kennlinie ist in Abb. 2.5 dargestellt.
b) Die DGL in der normierten Spannung für das Netzwerk aus Abb. 2.4 lautet
dun 2 − un
= 2 . (2.20)
dtn 2un − 8un + 6
Mit der Anfangsbedingung un,a zum Zeitpunkt tn,a erhält man für tn (un )
un,a − 2
2 2
tn (un ) = tn,a + un,a − un − 4(un,a − un ) − 2 ln . (2.21)
un − 2
c) Es ist tn,a = 0. Da der Strom durch die Induktivität nicht springen kann,
gilt außerdem in,a = 0 und damit un,a = 0. Gleichung (2.21) vereinfacht sich
damit zu
1
tn (un ) = −u2n + 4un + 2 ln − un + 1 . (2.22)
2
Die Zeit tn ändert sich selbstverständlich nur in positiver Richtung. Man er-
kennt mit Hilfe der Ableitung dtn /dun , daß un zunächst wächst. Allerdings
hat die Funktion tn (un ) bei un = 1 ein Maximum
so daß die Gl. (2.22) nicht weiter gelten kann. Betrachtet man die Kennlinie
und berücksichtigt wiederum die Tatsache, daß der Strom nicht springt, so
kommt man zu dem Schluß, daß das Netzwerk zum Zeitpunkt tn,1 vom Punkt
un = 1; in = 4 in den Punkt un = 4; in = 4 springt und die Kennlinie von
LQ XQ
XQ
LQ XQ
W Q
W Q
W Q
XQ
Abb. 2.6. Zeitliches Durchlaufen der Kennlinie mit Sprung zum Zeitpunkt tn,1
Entsprechend dieser Funktion wird die Kennlinie solange durchlaufen bis sie
un = 3 zum Zeitpunkt tn (un = 3) = 2tn,1 erreicht. Danach erfolgt ein Sprung
zurück in den Ursprung.
3
Meßfehler
F =A−W . (3.1)
Der relative Meßfehler f gibt den absoluten Meßfehler bezogen auf den wahren
Wert an
F
f= 100 % . (3.2)
W
Da der wahre Wert W in der Regel nicht bekannt ist, kann man diesen unter
der Voraussetzung |F | |A| durch den Anzeigewert A ersetzen
F
f≈ 100 % . (3.3)
A
Die bei einer Messung auftretenden Fehler unterteilt man in:
• Systematische Fehler: Diese Fehler werden durch erfaßbare Unvollkom-
menheiten des Meßgerätes sowie der Meßschaltung (z.B. Innenwiderstand)
verursacht. Sie sind dadurch gekennzeichnet, daß sie einen festen Wert so-
wie ein definiertes Vorzeichen besitzen und sich bei Wiederholungen des
Meßvorganges nicht ändern. Damit sind Fehler dieser Klasse korrigier-
bar.
• Zufällige Fehler: Diese Fehler entstehen aufgrund nicht erfaßbarer Ände-
rungen der Meßgröße, des Meßgerätes oder von Umwelteinflüssen. Betrag
34 3 Meßfehler
und Vorzeichen dieser Fehler sind statistisch verteilt, woraufhin deren Be-
schreibung nur mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich ist. Zur
Beurteilung sind mehrere Messungen notwendig (je mehr desto besser).
Damit sind Fehler dieser Klasse nicht korrigierbar - man kann nur
Grenzen angeben, innerhalb derer sich ein Meßwert mit einer gewissen
statistischen Sicherheit (Wahrscheinlichkeit) befindet.
Systematische Fehler
Zufällige Fehler
Für die Beschreibung zufälliger Fehler benötigt man die beiden Kenngrößen
Mittelwert µ (wird auch als Erwartungswert oder wahrer Wert xw bezeichnet)
N
1
µ = xw = lim xi (3.5)
N →∞ N
i=1
und Standardabweichung σ
1
N
σ = lim (xi − µ)2 . (3.6)
N →∞ N
i=1
Da in der Praxis die Anzahl der Meßwerte N stets endlich ist, kann anstelle
des Mittelwertes µ nur ein Schätzwert x̃ (in der Praxis auch als Nominalwert
bezeichnet)
N
1
x̃ = xi (3.7)
N i=1
angegeben werden.
Tabelle 3.1. Abhängigkeit des Vertrauensfaktors t von der Anzahl der Messungen
N bei verschiedener statistischer Sicherheit P
P = 68, 3% =
ˆ 1, 0σ P = 95% =
ˆ 1, 96σ P = 99% =
ˆ 2, 58σ P = 99, 73% =
ˆ 3, 0σ
√ √ √ √
N t t/ N t t/ N t t/ N t t/ N
2 1,84 1,30 12,71 8,99 63,66 45,01 235,8 166,7
3 1,32 0,76 4,30 2,48 9,9 5,70 19,2 11,10
4 1,20 0,60 3,20 1,60 5,8 2,90 9,2 4,60
6 1,11 0,45 2,60 1,06 4,0 1,63 5,5 2,25
10 1,06 0,34 2,30 0,73 3,2 1,01 4,1 1,30
20 1,03 0,23 2,10 0,47 2,9 0,65 3,4 0,76
50 1,01 0,14 2,00 0,28 2,7 0,38 3,1 0,44
100 1,00 0,10 1,97 0,20 2,6 0,26 3,04 0,30
200 1,00 0,07 1,96 0,14 2,58 0,18 3,0 0,21
1,00 1,96 2,58 3,00
> 200 1,00 √
N
≈0 1,96 √
N
≈0 2,58 √
N
≈0 3,0 √
N
≈0
und
2
n
∂f
sỹ = s2i . (3.13)
∂xi
i=1 (x̃1 ,..,x̃n )
Mit der Schwankung sỹ läßt sich der sog. Vertrauensbereich wie folgt definieren
36 3 Meßfehler
sỹ t
V = ±√ . (3.14)
N
Dabei ist t der sogenannte Vertrauensfaktor (siehe Tabelle 3.1), der sowohl
eine Funktion der statistischen Sicherheit P als auch der Anzahl der Meßwerte
N ist. Die statistische Sicherheit gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein
Meßwert innerhalb des Vertrauensbereiches V liegt.
Leiten Sie die Formel für die Fortpflanzung systematischer Fehler her, indem
Sie das fehlerbehaftete Meßergebnis y(x1 +∆x1 , .., xn +∆xn ) in eine Taylorrei-
he entwickeln und diese nach den linearen Gliedern abbrechen. Unter welchen
Voraussetzungen gilt diese Formel?
Musterlösung:
Das Meßergebnis y ist eine Funktion der einzelnen Meßgrößen xi , also
y = f (x1 , .., xn ). Ist nun jede einzelne Meßgröße xi mit einem absoluten Feh-
ler ∆xi behaftet, läßt sich der absolute Meßfehler ∆y des Meßergebnisses y
folgendermaßen angeben
Dabei bezeichnet xiw den wahren Wert der i-ten Meßgröße. Die Taylorreihen-
entwicklung des Meßfehlers ∆y lautet
3.2 Systematische Meßfehler 37
∂f
∆y = f (x1w , .., xnw ) + ∆x1 + Terme höherer Ordnung
∂x1 (x1w ,..,xnw )
∂f
+ ... + ∆xn + Terme höherer Ordnung
∂xn (x1w ,..,xnw )
a) Wie groß ist der maximale absolute systematische Fehler bei dieser Meß-
methode?
b) Bestimmen Sie den Fehler mit der Regel: Bei der Division von Meßgrößen
werden deren relative Fehler subtrahiert. Zeigen Sie, daß der so ermittelte
Fehler mit dem unter Punkt a) berechneten Fehler übereinstimmt.
Musterlösung:
a) Der absolute Meßfehler für den Widerstand ergibt sich mit Hilfe des Feh-
lerfortpflanzungsgesetzes. Entsprechend dem Ohmschen Gesetz
38 3 Meßfehler
R = U I −1 (3.19)
−1 −2
= Im ∆U − Um Im ∆I . (3.22)
Um ∆U Um ∆I
= − . (3.24)
Im Um Im Im
R R
Dividiert man nun die soeben erhaltene Gleichung durch den Absolutwert des
Widerstandes R, so ergibt sich der relative Fehler fR
FR ∆U ∆I
fR = = −
R Um Im
= fU − fI . (3.25)
Gleichung (3.25) bestätigt die Regel: Bei der Division von zwei Meßgrößen
werden deren relative Fehler subtrahiert.
Es sollte jedoch beachtet werden, daß meistens die absoluten und relativen
Fehler ohne Vorzeichen angegeben werden. In diesen Fällen sind zur Ermitt-
lung des maximalen Fehlers die Beträge der relativen Fehler der einzelnen
Meßgrößen stets zu addieren.
3.3 Zufällige Meßfehler 39
Musterlösung:
a) Ein einzelner Wert yi des Meßergebnisses, der sich aus den Meßgrößen x1i
bis xni berechnet
kann mit Hilfe einer Taylorreihenentwicklung bei Abbruch nach den linearen
Gliedern wie folgt dargestellt werden
∂f ∂f
yi ≈ f (x1w , .., xnw ) + ∆x + .. + ∆xni .
∂x1 (x1w ,...,xnw ) ∂xn (x1w ,...,xnw )
1i
(3.27)
∂f
N
1
≈ lim f (x1w , .., xnw ) + ∆x1i
N →∞ N
i=1
∂x1 (x1w ,..,xnw )
∂f ∂f
+ ∆x2i + .... + ∆xni (3.29)
∂x2 (x1w ,..,xnw ) ∂xn (x1w ,..,xnw )
∂f
N
1
= f (x1w , .., xnw ) + lim ∆x1i + ....
∂x1 (x1w ,..,xnw ) N →∞ N i=1
40 3 Meßfehler
∂f
N
1
+ lim ∆xni . (3.30)
∂xn (x1w ,..,xnw ) N →∞ N i=1
Geht man nun davon aus, daß die einzelnen Meßwerte der Meßgrößen x1 bis
xn gaußverteilt sind, dann sind die jeweiligen Summen
N N
1 1
lim ∆x1i , .... , lim ∆xni (3.31)
N →∞ N N →∞ N
i=1 i=1
Abschließend sei noch angemerkt, daß in der Praxis die Anzahl der Meßwerte
N stets endlich ist. Daher sind anstelle der wahren Werte x1w , .., xnw nur die
Schätzwerte x̃1 , .., x̃n bekannt und Gl. (3.32) ändert sich in
b) Aus der Definition der Standardabweichung σ nach Gl. (3.6) ergibt sich
unter Berücksichtigung der Tatsache, daß sich das Einzelmeßergebnis aus n
Meßgrößen zusammensetzt, also y = f (x1 , .., xn ) gilt, zunächst folgender Zu-
sammenhang
N
σy =
1
lim [f (x1i , ...., xni ) − f (x1w , ..., xnw )]2 . (3.34)
N →∞ N
i=1
a
Entwickelt man nun die Funktion f (x1w + ∆x1i , ..., xnw + ∆xni ) in ihre Tay-
lorreihe, so ergibt sich folgende Darstellung für den Term a
∂f 2 1
N
=
∂x lim (x1i − x1w )2 + ....
1 N →∞ N
i=1
σ12
2
n
∂f
= σi2 . (3.38)
∂xi
i=1 (x1w ,..,xnw )
Bei endlich vielen Meßwerten N ist anstelle des wahren Wertes xiw der Schätz-
wert x̃i und anstelle der Standardabweichung σi die Schwankung si in die
Formel einzusetzen
n
∂f
sỹ = s2i . (3.39)
∂xi i=1 (x̃1 ,..,x̃n )
5/
,
88
8% 8. 8*
88
Messung 1 2 3 4 5 6 7 8
UG /(mV) 4,29 4,18 4,29 4,23 4,28 4,22 4,26 4,31
I/(mA) 40,56 40,35 40,58 40,71 40,43 40,61 40,82 40,53
Messung 9 10 11 12 13 14 15 16
UG /(mV) 4,29 4,19 4,25 4,20 4,28 4,23 4,32 4,33
I/(mA) 40,76 40,39 40,48 40,43 40,53 40,75 40,72 40,63
Musterlösung:
a) Bevor man die Kenngrößen zufälliger Fehler berechnet, sind die Meßwerte
zunächst bezüglich ihrer systematischen Meßfehler zu korrigieren. Da bei der
Messung auch der Spannungsabfall an den bekannten Übergangswiderständen
RU1 und RU2 gemessen wurde, lassen sich die Spannungswerte UKi durch
Subtraktion dieses Spannungsabfalles berichtigen
Die Anwendung von Gl. (3.40) auf die Meßwerte ergibt die folgende korrigier-
te Meßreihe:
Messung 1 2 3 4 5 6 7 8
UK /(mV) 1,495 1,40 1,494 1,425 1,494 1,422 1,448 1,517
I/(mA) 40,56 40,35 40,58 40,71 40,43 40,61 40,82 40,53
Messung 9 10 11 12 13 14 15 16
UK /(mV) 1,482 1,407 1,461 1,414 1,487 1,422 1,514 1,531
I/(mA) 40,76 40,39 40,48 40,43 40,53 40,75 40,72 40,63
Mit den korrigierten Meßwerten berechnen sich die Schätzwerte für die Span-
nung und den Strom zu
16
1
ŨK = UKi = 1, 463 mV (3.41)
16 i=1
16
1
I˜ = Ii = 40, 58 mA . (3.42)
16 i=1
˜ = ŨK
R̃K = f (ŨK , I) = 36, 06 mΩ . (3.43)
I˜
b) Die einzelnen Schwankungen, mit denen die Meßwerte der Meßgrößen UKi
und Ii behaftet sind, berechnen sich mit Hilfe von Gl. (3.8)
1 16
sUK = (UKi − ŨK )2 = 4, 367 · 10−2 mV (3.44)
N − 1 i=1
1
16
sI = ˜ 2 = 0, 14334 mA.
(Ii − I) (3.45)
N−1 i=1
wenn die Werte für den Strom I0 = 1 mA(1 ± 0, 01) sowie den Widerstand
RN = 10 kΩ(1 ± 0, 01) bekannt sind? Geben Sie den Widerstand RK in der
Form
RK = RKnom (1 ± fRK )
an, wobei fRK den relativen Fehler von RK bezeichnet.
Lösung:
Der Wert des gesuchten Widerstandes ergibt sich zu
F = q v × B
. (4.1)
Die Lorentzkraft ist die mechanische Kraft, die auf eine sich mit der Geschwin-
digkeit v in einem Magnetfeld B bewegende Ladung q wirkt. Diese Kraft kann
für den Spezialfall eines stromdurchflossenen Leiters in Form folgender Glei-
chung angegeben werden [5]
dF = I ds × B
. (4.2)
Gleichung (4.2) beschreibt jene Kraft dF , welche auf ein Leiterstück der Länge
ds eines vom Strom I durchflossenen Leiters in einem Magnetfeld B ausgeübt
wird, wobei das Wegelement ds in Richtung des Stromflusses zeigt. Die Ge-
samtkraft auf einen beliebigen stromdurchflossenen Leiter ergibt sich daher
aus der Integration von Gl. (4.2) über die gesamte Leiterlänge S
Fges = =I
I ds × B .
ds × B (4.3)
S S
In Gl. (4.4) bezeichnen r den Ortsvektor von einem beliebigen Punkt auf der
Drehachse zum Wegelement ds und ea den Einheitsvektor in Richtung der
Drehachse. Der Betrag von ea × r entspricht dem Normalabstand von ds zur
Drehachse. Für das dynamische Verhalten des drehbaren Teiles erhält man
unter Verwendung des Drallsatzes [8]
Θω̇ ea = Θα̈ ea = Mges ea , (4.5)
wobei Θ das Massenträgheitsmoment des beweglichen Teiles und α den Dreh-
winkel bezeichnen. Mges ist die Summe der am drehbaren Teil angreifenden
Drehmomente. Folgende Drehmomente treten auf:
• Antriebsmoment Mel aufgrund einer stromdurchflossenen
Spule im Magnetfeld
• Dämpfungsmoment Md aufgrund von Dämpfung
• Rückstellmoment Mmech aufgrund einer Drehfeder .
Zur Dämpfung von elektromechanischen Meßgeräten wird oft die sogenannte
Rahmendämpfung verwendet. Diese Art der Dämpfung beruht auf der Induk-
tion eines Stromes in einer Kurzschlußwindung infolge der Drehbewegung der
Spule. Auf diese Kurzschlußwindung wirkt dann entsprechend Gl. (4.4) ein
Drehmoment, welches der momentanen Bewegung entgegenwirkt (Lenzsche
Regel) und somit die Dämpfung bewirkt. Der Name Rahmendämpfung leitet
sich aus der Tatsache her, daß als Kurzschlußwindung der Rahmen verwendet
wird, welcher zur Aufnahme der Wicklung dient. Das Induktionsgesetz für
eine bewegte und geschlossene Leiterschleife kann in seiner allgemeinen Form
folgendermaßen dargestellt werden [5]
$ $
· ds = − ∂B + · ds .
E · dA (v × B) (4.6)
A ∂t
S
S
Ruheinduktion Bewegungsinduktion
Der erste Term auf der rechten Seite von Gl. (4.6) ist jener Anteil der Indukti-
onsspannung, der durch die zeitliche Änderung des Magnetfeldes hervorgeru-
fen wird, während der zweite Term von Gl. (4.6) den durch die Bewegung eines
Leiters im Magnetfeld erzeugten Anteil der Induktionsspannung beschreibt.
4.1 Grundlagen elektromechanischer Meßwerke 49
dV = 0
divB (4.8)
V
und verwendet den Gaußschen Integralsatz [4], so erhält man das Oberflächen-
integral $
· dA
B = 0. (4.9)
A
An einer Grenzfläche zweier Medien mit verschiedenen Permeabilitäten ist
dieses Oberflächenintegral entsprechend Abb. 4.1 für b → 0 auszuwerten
$
lim · dA
B =B
1 · A
1 + B
2 · A
2 = 0
b→0 A
1 · n1 − B
B 2 · n1 = 0
1 − B
n1 · (B 2) = 0
Anhand von Gl. (4.10) erkennt man, daß die Normalkomponente der magneti-
schen Flußdichte immer stetig von einem Medium mit der Permeabilität µ1 zu
einem Medium mit der Permeabilität µ2 übergeht. Mit der Materialgleichung
(isotropes lineares Medium)
= µH
B (4.11)
erhält man den Zusammenhang zwischen den entsprechenden Normalkompo-
nenten der magnetischen Feldstärke H
· dA
rotH = J · dA
, (4.14)
A A
erhält man unter Anwendung des Stokesschen Integralsatzes [4] den Durch-
flutungssatz $
H · ds = N I. (4.15)
$
lim · ds = 0
H
b→0
1 · s − H
H 2 · s = 0
1 − H
st · (H 2) = 0
4.1 Grundlagen elektromechanischer Meßwerke 51
NI = Θ (4.18)
wird Durchflutung genannt. Das Ringintegral aus Gl. (4.15) wird oft nähe-
rungsweise durch eine Summe ersetzt
n
Hi li = IN = Θ, (4.19)
i=1
φi = Bi Ai . (4.20)
φ1 = φ2 = ... = φn = φ , (4.21)
so erhält man mit den Gln. (4.19) und Gl. (4.20) aus
n n
li
Hi li = φi =Θ
µi Ai
i=1 V ..magnetische Teilspannung
i
i=1
Rmi ..magnetischer Teilwiderstand
(4.22)
das Ohmsche Gesetz für den Magnetkreis
n
Θ
= φ Rmi . (4.23)
=
ˆ elektrische Spannung i=1
=
ˆ elektrischer Strom
Spannungsteilerregel
Fließt durch die Widerstände R1 und R2 (Abb. 4.3) der gleiche Strom I
(unbelasteter Spannungsteiler), so verhalten sich die Spannungsabfälle wie
die entsprechenden Widerstandswerte
U1 R1
= (4.24)
U2 R2
U1 R1
= (4.25)
U R1 + R2
U2 R2
= . (4.26)
U R1 + R2
Stromteilerregel
I1 R2
= (4.28)
I R1 + R2
4.3 Grundlagen zur Messung elektrischer Wechselgrößen 53
I2 R1
= . (4.29)
I R1 + R2
Bei analogen Spannungsmeßgeräten mit mehreren Meßbereichen ist es üblich,
zur Angabe des Eingangswiderstandes einen auf den Meßbereich bezogenen
Eingangswiderstand RVber (Einheit (Ω/V)) zu verwenden. Da die Meßbe-
reichserweiterung eines Spannungsmeßgerätes durch Vorschaltwiderstände er-
folgt, zeigt folgende Gleichung
RE 1
RVber = = , (4.30)
Uber IEend
in der RE den Eingangswiderstand im Spannungsbereich Uber und IEend den
für den Endausschlag notwendigen Eingangsstrom bezeichnen, daß RVber für
das jeweilige Meßgerät konstant ist. Der tatsächliche Eingangswiderstand RE1
des Meßgerätes berechnet sich daher für einen Meßbereichsendwert Uber1 zu
RE1 = RVber Uber1 . (4.31)
Bei der Messung von Wechselspannung und Wechselstrom ist man an der
Ermittlung der im folgenden beschriebenen Kenngrößen interessiert.
Die folgenden Begriffe, die gleichermaßen für die elektrische Spannung u(t)
und den elektrischen Strom i(t) gelten, werden am Beispiel der elektrischen
Spannung erläutert. Eine periodische Spannung u(t) wird durch
beschrieben, wobei k eine beliebige ganze Zahl und T die Periodendauer be-
zeichnen. Durch die Beziehung
1 ω
f= = (4.33)
T 2π
54 4 Analoges Messen
• Gleichrichtwert
T
1
|u| = |u(t)| dt (4.36)
T
0
• Effektivwert
T
1
Ueff = u2 (t) dt (4.37)
T
0
Ueff = u2 + U∼eff
2 . (4.41)
Die folgenden drei Kenngrößen sind nur für reine Wechselspannungen defi-
niert:
4.3 Grundlagen zur Messung elektrischer Wechselgrößen 55
• Scheitelfaktor
Û
C= mit Û = max |u(t)| (4.42)
Ueff 0≤t≤T
• Formfaktor
Ueff
F= (4.43)
|u|
Der Formfaktor für sinusförmige Größen beträgt
Û
√
π
FS = T
2
= √ = 1, 11 . (4.44)
2
%
2 2 2
T Û sin ωt dt
0
• Klirrfaktor
&
∞
2
Uneff
n=2 2 − U2
Ueff 1eff
k= = . (4.45)
Ueff Ueff
Gleichrichtung
gemacht, daß Kenngrößen wie Formfaktor und Scheitelfaktor für eine vor-
gegebene Kurvenform konstant sind. So kann z. B. unter Verwendung eines
Graetz-Gleichrichters der Gleichrichtwert gemessen werden, der dann über
eine Umrechnung mit dem Formfaktor (wird in die Skala einkalibriert)
BL = 0, 5 T Induktion im Luftspalt
M90◦ = 5 µNm Drehmoment der Feder bei 90◦ Zeigerausschlag
2
Θ = 0, 1 µkgm gesamtes Trägheitsmoment des beweglichen Teiles
lB = 15 mm
lR = 20 mm
rR = 7 mm
4.4 Analoge Meßwerke 57
Die Wicklung des Drehspulmeßwerkes wird von einem Rahmen (mit U-förmi-
gem Querschnitt) aus Aluminium getragen. Zur Dämpfung des Meßwerkes
wird der als Kurzschlußwindung wirkende Aluminiumrahmen verwendet. Für
die nachfolgend durchzuführenden Berechnungen ist zwecks Vereinfachung da-
von auszugehen, daß der Meßwerkstrom eingeprägt wird, d. h. es tritt keine
Rückwirkung aufgrund einer in der Drehspule induzierten Spannung auf.
Außerdem sind die Selbstinduktivitäten und Eigenfelder der Drehspule und
des Aluminiumrahmens zu vernachlässigen.
a) Berechnen Sie die benötigte Windungszahl N der Drehspule, damit sich bei
einem Spulenstrom von IMend = 0, 2 mA Vollausschlag (α = 90o ) einstellt.
Welchen resultierenden Innenwiderstand RM hat das Instrument, wenn
für die Drehspule Kupferlackdraht (Leitfähigkeit γCu = 58 Sm/mm2 ) mit
einem Durchmesser von 0, 05 mm verwendet wird?
b) Welchen Querschnitt AR muß der Aluminiumrahmen (Leitfähigkeit γAl =
36 Sm/mm2 ) aufweisen, damit das Meßwerk aperiodisch gedämpft ist
(Grenzfall verwenden)?
c) Berechnen Sie den Ausschlag α(t), wenn an den Eingang des Drehspulin-
strumentes ein Stromsprung iM (t) = Io σ(t) gelegt wird (σ(t) bezeichnet
die Sprungfunktion).
d) Nach welcher Zeit t1% weicht der in Punkt c) berechnete Ausschlag α(t)
um nicht mehr als 1% von seinem Endwert α∞ = limt→∞ α(t) ab?
e) Zeigen Sie unter Verwendung des Frequenzganges G(ω) = α(ω)/I M (ω),
warum ein Drehspulinstrument beim Anlegen eines periodischen Meßwerk-
stromes für ω1 ω0 (ω1 ist die Kreisfrequenz der Grundwelle; ω0 ist die
Eigenkreisfrequenz des ungedämpften Drehspulinstrumentes) den zeitli-
chen Mittelwert dieses Stromes anzeigt.
Musterlösung:
Da das Drehspulinstrument einen zylindersymmetrischen Aufbau hat, ist es
58 4 Analoges Messen
welche für den sich im Magnetfeld befindlichen Teil der Spule gilt, unter Ver-
wendung der Windungslänge lW = 2(lR + 2rR ) zu
⎛ ⎞
el = ⎝iM N
M ⎠ ez
(ez × r) · (ds × B)
lW
⎛ lB 0
⎞
= iM N ⎝ rR eϕ · (dz ez × BL er ) + rR eϕ · (dz ez × BL (−er ))⎠ ez
0 lB
⎛ lB
⎞ ⎛ lB
⎞
= 2N rR lB iM BL ez . (4.48)
Das für den Endausschlag notwendige Drehmoment M90o ergibt sich daher
mit iM = IMend zu
M90o = 2N rR lB IMend BL . (4.49)
Mit Hilfe dieser Gleichung lassen sich die erforderliche Windungszahl N und
der Innenwiderstand RM der Drehspule angeben
M90o
N = = 238 , (4.50)
2rR lB IMend BL
N lW
RM = = 142, 1 Ω . (4.51)
γCu AW
b) Um das dynamische Verhalten des Drehspulinstrumentes zu berechnen,
geht man von Gl. (4.5) aus
× r = α̇rR eϕ
v = ω (4.55)
zu
$ lB 0
1
J · ds = (v eϕ × BL er ) · ez dz + (v eϕ × BL (−er )) · ez dz
γAl
lW 0 lB
$ lB
1
J ds = 2BL v (eϕ × er ) · ez dz
γAl
lW 0
$ lB
JAR
ds = 2BL v −dz
γAl AR
lW 0
lW
iR = −2BL vlB
γAl AR
iR RR = −2lB BL rR α̇ . (4.56)
Unter Verwendung von Gl. (4.48) ergibt sich mit N = 1 und Gl. (4.56) das
Dämpfungsmoment Md
(2lB BL rR )2
Md = 2rR lB iR BL = − α̇ = −Kd α̇. (4.57)
RR
Gleichung (4.57) läßt erkennen, daß das Dämpfungsmoment Md der momen-
tanen Bewegungsrichtung immer entgegenwirkt und außerdem proportional
zur Winkelgeschwindigkeit ω = α̇ ist.
Das Drehmoment Mmech der Drehfeder ergibt sich aus dem für eine lineare
Drehfeder gültigen Zusammenhang
60 4 Analoges Messen
M90o
Mmech = − π α = −Kmech α , (4.58)
90o 180 o
Zur Berechnung der homogenen Lösung αh (t), die das Eigenverhalten des
Drehspulinstrumentes beschreibt, wird der Ansatz
λ1 = λ 2 = λ (4.65)
gekennzeichnet ist, erhält man die folgende Lösung der homogenen Differen-
tialgleichung
αh (t) = C1 eλt + C2 teλt . (4.66)
Aus Gl. (4.64) kann mit Gl. (4.65) die Beziehung für Kd abgeleitet werden
2
Kd Kmech
= =⇒ Kd = 2 Kmech Θ . (4.67)
2Θ Θ
4.4 Analoge Meßwerke 61
(2lB BL rR )2
= 2 Kmech Θ (4.69)
RR
der Rahmenwiderstand RR und der Rahmenquerschnitt AR berechnet werden
2(lB BL rR )2
RR = √ = 9, 77 mΩ , (4.70)
Kmech Θ
lW
AR = = 0, 193 mm2 . (4.71)
γAl RR
c) Da die Anregungsfunktion iM (t) = Io σ(t) für t > 0 konstant ist, wird für
αp (t) der Ansatz
αp (t) = C3 (4.72)
gewählt, der durch Einsetzen in Gl. (4.60) zu der Bestimmungsgleichung für
C3 führt
Kmech Kel Kel
C3 = Io =⇒ C3 = Io . (4.73)
Θ Θ Kmech
Aus Gl. (4.61) ergibt sich nun mit den Gln. (4.66) und (4.72) folgende allge-
meine Lösung für α(t)
Kel
α(t) = Io + C1 eλt + C2 teλt . (4.74)
Kmech
Die Konstanten C1 und C2 werden aus den Anfangsbedingungen α(0) = 0
und α̇(0) = 0 berechnet
Kel Kel
α(0) = 0 = Io + C1 =⇒ C1 = − Io , (4.75)
Kmech Kmech
Kel
α̇(0) = 0 = C1 λ + C2 =⇒ C2 = Io λ . (4.76)
Kmech
Mit den so ermittelten Konstanten folgt aus Gl. (4.74) die endgültige Lösung
Kel
α(t) = Io 1 − eλt (1 − λt) . (4.77)
Kmech
Abbildung 4.8 zeigt den entsprechenden auf α∞ (Gl. (4.78)) normierten Zei-
gerausschlag α(t).
62 4 Analoges Messen
α∞ − α(t1% )
= 0, 01 . (4.79)
α∞
Durch Einsetzen von α(t) in Gl. (4.79) erhält man folgende nicht-lineare Glei-
chung
1 − [1 − eλt1% (1 − λt1% )] = 0, 01 , (4.80)
die mit Hilfe des Newton-Verfahrens [9] gelöst werden kann. Aus
eλtn (1 − λtn ) − 0, 01
tn+1 = tn − (4.81)
λeλtn (1 − λtn ) − λeλtn
eλtn (1 − λtn ) − 0, 01
= tn − (4.82)
−λ2 tn eλtn
ergibt sich für einen Startwert t1% = 1 s nach n = 5 Iterationsschritten fol-
gender Näherungswert für t1%
t1% = 1, 18 s . (4.83)
e) Da sich jede periodische Funktion f (t) durch eine Fourierreihe (Gl. 4.34)
darstellen läßt
∞
f (t) = A0 + An sin(nωt + ϕn ) , (4.84)
n=1
4.4 Analoge Meßwerke 63
(wobei hier ohne Beschränkung der Allgemeinheit der komplexe Zeiger für
den Strom I M auf die reelle Achse gelegt wurde), ergibt sich durch Einsetzen
in die Differentialgleichung (Gl. (4.60))
α̂1 Kel 1
= Kd Kmech
. (4.88)
ˆ
I1 Θ (jω)2 + jω +
Θ Θ
Wenn man nun Gl. (4.88) auf α∞ /Io = Kel /Kmech (Verhältnis von Ausschlag-
winkel zu fließendem Strom für t → ∞) normiert, ergibt sich der Frequenzgang
α̂1
Iˆ1 Kmech Kel 1
G(ω) = α∞ = Kd Kmech
Io Kel Θ (jω)2 + Θ jω + Θ
1
= Θ Kd
. (4.89)
(jω)2 Kmech + jω Kmech +1
läßt sich der Frequenzgang G(ω) aus Gl. (4.89) wie folgt darstellen
1 1
G(ω) = 2 = 2 . (4.91)
jω
ω0 + 2 jω
ω0 + 1
jω
ω0 +1
ω ω0 =⇒ |G(ω)| ≈ 1 (4.93)
1
ω ω0 =⇒ |G(ω)| ≈ 2 . (4.94)
ω
ω0
Der erste Bereich (Gl. (4.93)) ist für alle niederfrequenten Anteile des Ein-
gangsstromes relevant, also speziell auch für seinen Gleichanteil. Der zweite
Bereich (Gl. (4.94)) ist für die höherfrequenten Anteile des Meßwerkstromes
bestimmend, und wie folgendes Zahlenbeispiel für ein 50 Hz Signal zeigt
ist für dieses System die Netzfrequenz von 50 Hz bereits eine Hochfrequenz.
Das Beispiel läßt erkennen, daß für den Zeigerausschlag α nur der Gleichanteil
des Meßwerkstromes relevant ist und die Grundwelle und alle Oberwellen
aufgrund ihrer starken Unterdrückung zu vernachlässigen sind.
Musterlösung:
a) Aus den in Abschn. 4.1 für das magnetische Feld abgeleiteten Stetigkeits-
bedingungen kann der Winkel α2 , unter dem die magnetischen B-Linien aus
der Grenzfläche austreten, entsprechend Abb. 4.11 berechnet werden.
66 4 Analoges Messen
B1t
tan α1 = (4.96)
B1n
B2t
tan α2 = (4.97)
B2n
zu
b
ϕ = arcsin = 56, 44◦ . (4.104)
2(r1 + δ)
Mit Gl. (4.99) erhält man
µ2
α2 = arctan tan α1 = 0, 0144◦ . (4.105)
µ1
r1 2r1 sin ϕ
= [cos(90 − ϕ) − cos(90 + ϕ)] = . (4.110)
ϕ ϕ
Damit hat der magnetische Widerstand Rm2 mit der Querschnittsfläche A2
A2 = 2lr1 sin ϕ (4.111)
den Wert
l2 1 A
Rm2 = = = 0, 0673 · 105 . (4.112)
µ0 µrFe A2 µ0 µrFe lϕ Vs
Man erkennt aus den berechneten Zahlenwerten, daß der gesamte magnetische
Widerstand
Rmges = Rm1 + RmL + Rm2 (4.113)
näherungsweise jenem des Luftspaltes entspricht.
N1 i1 N1 i1
≈ 2δ
= µ0 . (4.114)
µ0 AL AL
2δ
4.5 Vielfachmeßgeräte 69
Mit Abb. 4.15 und Gl. (4.3) berechnet sich die Kraft F auf einen einzelnen,
vom Strom i2 durchflossenen Leiter am Drehzylinder
F = i2 (l × B
L ) = i2 lBL (−ez × −
er ) = i2 lBL eϕ . (4.115)
Aufgrund der Trägheit des Meßwerkes erfolgt eine zeitliche Mittelung, bei
welcher der zeitabhängige Term cos(2ωt − ϕ) Null wird. Mit dem von der
Feder erzeugten Gegendrehmoment
mech = −αKmech ez
M (4.117)
und der Momentengleichung
Mel + M
mech = 0 (4.118)
ergibt sich der gesuchte Ausschlagwinkel α zu
r1 l
α = 2µ0 N1 N2 I1eff I2eff cos ϕ = 10, 88◦ . (4.119)
2δKmech
4.5 Vielfachmeßgeräte
Beispiel 4.3: Dimensionierung eines Vielfachmeßgerätes
Musterlösung:
a) Mit der Abkürzung RPges = R1 + R2 + R3 folgt mit Gl. (4.27) für den
1 mA-Bereich
RM + RV 1 mA − IMend
= = 9. (4.120)
RPges IMend
Unter Berücksichtigung des sich im 1 mA- bzw. 100 mV-Bereich ergebenden
Eingangswiderstandes
100 mV
RE1 = = 100 Ω (4.121)
1 mA
folgt aus
(RM + RV )RPges
= RE1 (4.122)
RM + RV + RPges
mit RM + RV = 9RPges (Gl. (4.120)) folgende Bestimmungsgleichung für den
Widerstand RV
RV = 10RE1 − RM = 800 Ω . (4.123)
Da durch RV maximal der Strom IMend fließt, muß er für folgende Leistung
ausgelegt werden
2
PRV = IMend RV = 8 µW . (4.124)
Der Widerstand RPges folgt aus Gl. (4.120)
4.5 Vielfachmeßgeräte 71
RM + RV
RPges = = 111, 11 Ω . (4.125)
9
Aus der für den 10 mA-Bereich geltenden Gleichung
RM + RV + R3 10 mA − IMend
= = 99 (4.126)
RPges − R3 IMend
berechnet sich der Widerstand R3 zu
99RPges − RM − RV RM + RV
R3 = = = 100 Ω . (4.127)
100 10
Der durch R3 fließende Strom wird im 1 mA-Bereich bei Endausschlag maxi-
mal und führt auf die, zur Dimensionierung von R3 benötigte Verlustleistung
PR3 = (1 mA − IMend )2 R3 = 81 µW . (4.128)
Zur Berechnung der beiden Widerstände R1 und R2 wird jetzt der 100 mA-
Bereich herangezogen. Aus
RM + RV + RPges − R1 100 mA − IMend
= = 999 (4.129)
R1 IMend
ergeben sich R1 und R2 entsprechend den bei der Dimensionierung von R3
angestellten Überlegungen zu
R1 = 1, 111 ΩPR1 = (100 mA − IMend )2 R1 = 11, 1 mW , (4.130)
10 V − 1 V 2
R5 = = 9 kΩPR5 = IEU R5 = 9 mW , (4.133)
IEU
100 V − 10 V 2
R6 = = 90 kΩPR6 = IEU R6 = 90 mW . (4.134)
IEU
b) Die Eingangswiderstände für die Strombereichserweiterung folgen auf ele-
mentare Weise zu
(RM + RV + R3 )(R1 + R2 )
RE2 = = 11 Ω , (4.135)
RM + RV + RPges
(RM + RV + R3 + R2 )R1
RE3 = = 1, 11 Ω . (4.136)
RM + RV + RPges
72 4 Analoges Messen
Mit Gl. (4.30) und dem für den Endausschlag notwendigen Eingangsstrom
IEU = 1 mA ergibt sich
1 kΩ
RVber = =1 . (4.137)
IEU V
c) Aus dem im 100 mA-Bereich durch das Meßwerk fließenden Strom IM
R1
IM = IE (4.138)
RM + RV + R1 + R2 + R3
folgt für dIM der Zusammenhang
RM + RV + R2 + R3 R1
dIM = IE 2
dR1 − dR2
(RM + RV + RPges ) (RM + RV + RPges )2
R1 R1
− dR 3 − dR V .(4.139)
(RM + RV + RPges )2 (RM + RV + RPges )2
dIM
Der relative Fehler berechnet sich aus fIM = IM zu
RM + RV + R2 + R3 R2
fIM = fR1 − fR2
RM + RV + RPges RM + RV + RPges
R3 RV
− fR3 − fRV . (4.140)
RM + RV + RPges RM + RV + RPges
Zur Bestimmung der Genauigkeitsklasse muß der schlechteste Fall herangezo-
gen werden. Weil die Vorzeichen der relativen Fehler nicht bekannt sind, folgt
daher der maximale relative Fehler des Meßwerkstromes aus der Summe ihrer
Beträge
RM + RV + R2 + R3 R2
|fIM |max = |fR1 |max + |fR2 |max
RM + RV + RPges RM + RV + RPges
R3 RV
+ |fR3 |max + |fRV |max
RM + RV + RPges RM + RV + RPges
G = 1%. (4.142)
Abbildung 4.17 zeigt die Schaltung eines Strommeßgerätes mit drei Meßbe-
reichen.
4.6 Messung von Wechselstrom und Wechselspannung 73
Lösung:
a) R1 = 0, 25 Ω, R2 = 2, 25 Ω, R3 = 22, 5 Ω
b) PR1 = 0, 25 W, PR2 = 0, 022 W, PR3 = 1, 4 mW
c) G = 1, 5 % .
Drehspulinstrument:
Anzeige im Gleichspannungsbereich: UDS− = 3 V
Anzeige im Wechselspannungsbereich: UDS∼ = 2, 828 V
Dreheiseninstrument:
Anzeige: UDE = 3, 606 V
Musterlösung:
Da beim
√ Drehspulinstrument im Wechselspannungsbereich der Scheitelfaktor
C = 2 (für den Sinusverlauf) einkalibriert wurde, folgt für u1
√
u1 = 2UDS∼ = 4 V . (4.143)
Die Anzeige UDS− des Drehspulinstrumentes im Gleichspannungsbereich (arith-
metischer Mittelwert der Eingangsspannung)
1 1 1
UDS− = (u1 TE + u2 TA ) = u1 T
+ u2 (4.144)
TE + T A 1+ T A
E
1 + TTE
A
2 1 1
UDE = u21 1 + u22 . (4.148)
1+ v
1+v
der Zusammenhang
u22 − UDE
2
v= 2 − u2 . (4.149)
UDE 1
Durch Gleichsetzen von Gl. (4.146) und Gl. (4.149) erhält man
u2 − UDS− u2 − UDE
2
= 22
UDS− − u1 UDE − u21
− UDS− UDE
2 2
+ u1 UDE (4.150)
u21 − UDE
2 U 2 − u1 UDS−
u22 + u2 + u1 DE = 0. (4.151)
UDS− − u1 UDS− − u1
Diese Gleichung besitzt die Lösungen
Das Einsetzen der Lösung u2,2 in Gl. (4.146) liefert schließlich das gesuchte
Tastverhältnis
TE u2,2 − UDS−
v= = = 4. (4.153)
TA UDS− − u1
Die Lösung u2,1 ergibt hingegen ein negatives Tastverhältnis und scheidet
daher als nicht-physikalisch aus.
Berechnen Sie getrennt für die beiden oben angegebenen Fälle, was die
Meßgeräte anzeigen und für welche Sperrspannung die Diode jeweils di-
mensioniert werden muß.
b) Die in Abb. 4.19 gezeigte Spannung wird zweiweggleichgerichtet (Abb.
4.6) und es werden die gleichen Messungen wie unter a) durchgeführt.
Berechnen Sie getrennt für die beiden oben angegebenen Fälle, was die
Meßgeräte anzeigen und für welche Sperrspannungen die einzelnen Dioden
dimensioniert werden müssen.
Für die Berechnungen sind die Dioden als ideal (d. h. uD = 0 V in Durchlaß-
richtung) zu betrachten.
Musterlösung:
a) Im Falle der Einweggleichrichtung und ohne parallelgeschalteten Konden-
sator liegt die in Abb. 4.20 dargestellte Spannung an den Meßwerken. Vom
u1 u1
= (1 + 1) = , (4.154)
2π π
4.6 Messung von Wechselstrom und Wechselspannung 77
T
1 sin(2ωt) 2
= u 2 t
−
u1
T 1 2 4ω = 2 (4.155)
0
anzeigt.
Bei parallelgeschaltetem Kondensator wird dieser auf den positiven Spit-
zenwert u1 aufgeladen, der schließlich von beiden Meßgeräten auch angezeigt
wird
UDS = UDE = u1 . (4.156)
Die Sperrspannung der Diode ergibt sich unter Beachtung von Abb. 4.5 ohne
Parallel-Kondensator zu
UDSS = u2 (4.157)
und für den zweiten Fall (Kondensator auf u1 aufgeladen) zu
UDSS = u1 + u2 . (4.158)
Da die zeitliche Mittelwertbildung eine lineare Operation ist, zeigt das Dreh-
spulmeßwerk die Summe der zeitlichen Mittelwerte der positiven und der mit
Hilfe des Graetz-Gleichrichters nach oben geklappten negativen Halbwelle an
Mit dem zeitlichen Mittelwert der nach oben geklappten negativen Halbwelle
1 u2 u2
usaege = = (4.160)
2 2 4
78 4 Analoges Messen
⎟
UDE = ⎝ u2sinus (t) dt + u2saege (t) dt⎠
T
0 T
2
2 T
u1 1
=
4 +T u2saege (t) dt (4.162)
T
2
4 2 T3 u22
= u 2 = (4.163)
T3 24 6
zu
u21 u2
UDE = + 2. (4.164)
4 6
Bei parallelgeschaltetem Kondensator zeigen beide Meßgeräte den negativen
Spitzenwert
UDS = UDE = u2 (4.165)
an, da der Kondensator gemäß Abb. 4.6 über D2 und D3 auf u2 > u1 aufge-
laden wird. Die Sperrspannungen der Dioden (werden mit UDiSS bezeichnet)
ergeben sich ohne Parallel-Kondensator mit Abb. 4.6 durch Auswertung der
aus D1 , D3 und RM sowie der aus D2 , D4 und RM gebildeten Maschen zu
Die in Abb. 4.22 gezeigte Schaltung wird zur Spitzenwertmessung von sinusför-
migen Eingangsspannungen verwendet.
Musterlösung:
Mit dem in Abb. 4.23 dargestellten Spannungsverlauf am Kondensator und
unter der Annahme, daß die Entladung des Kondensators zum Zeitpunkt
t = 0 s vom Spitzenwert Û aus erfolgt (d. h. keine Berücksichtigung des
tatsächlichen Entladebeginns zum Zeitpunkt t1 ), berechnet sich der Entla-
devorgang des Kondensators gemäß
80 4 Analoges Messen
t
−
uC (t) = Û e RM C
für0 ≤ t ≤ t . (4.170)
die mit Hilfe des Newton-Verfahrens [9] bestimmt wird. Das Einsetzen von
− t
f (t) = Û e RM C − cos ωt und (4.172)
1 − t
f (t) = Û − e RM C
+ ω sin ωt (4.173)
RM C
Mit dem Startwert t0 = 3T /4 = 0, 075 s ergibt sich nach zwei Iterationsschrit-
ten ein Wert von
t2 = 0, 0822 s . (4.175)
Mit dem vom Drehspulinstrument angezeigten Mittelwert der Eingangsspan-
nung
⎛ t T
⎞
1 ⎝ − t
UDS = Û e RM C
dt + Û cos ωt dt⎠
T
0 t
t T
Û − t sin ωt
= − RM C e RM C
+
T 0 ω t
Û − t sin ωt
= RM C(1 − e RM C
)−
T ω
= 0, 704Û (4.176)
UDS − Û 0, 704Û − Û
f= = = −29, 6 % . (4.177)
Û Û
4.6 Messung von Wechselstrom und Wechselspannung 81
Beispiel 4.7: Meßfehler eines Meßgerätes, das den Effektivwert auf der Basis
des Formfaktors einer Sinusgröße anzeigt
Wie groß ist der relative Meßfehler, wenn der Effektivwert der in Abb. 4.24
dargestellten Spannung mit einem Drehspulinstrument gemessen wird, das
einen Gleichrichter in Brückenschaltung enthält und für sinusförmige Meß-
spannungen den Effektivwert anzeigt?
Musterlösung:
Die Anzeige des Meßgerätes berechnet sich mit
T
T 4
1 4 Û
|u| = |u(t)| dt = T
t dt
T T 4
0 0
42 Û T 2 Û
= 2 2
= (4.178)
T 2 4 2
und dem Formfaktor FS für sinusförmige Größen (Gl. (4.44))
Ueff π
FS = = √ (4.179)
|u| 2 2
zu
π
UDS = FS |u| = √ Û . (4.180)
4 2
Der relative Meßfehler ergibt sich mit dem Effektivwert der Meßspannung
T
2
T 4
1 4 Û
Ueff = u(t)2 dt = T
t dt
T T 4
0 0
43 Û 2 T 3 Û
= =√ (4.181)
T 3 3 43 3
82 4 Analoges Messen
Es soll ein Spannungsmeßgerät (Abb. 4.25) aufgebaut werden, das zur Mes-
sung der Effektivwerte von Gleich-, Sinus- und Dreieckspannungen geeignet
ist. Der Meßbereichsendwert soll für alle Spannungsformen 10 V betragen. Das
Drehspulinstrument hat einen Innenwiderstand RM = 2 kΩ und einen Strom
bei Endausschlag von IMend = 2 mA. Führen Sie die Berechnungen unter der
Annahme durch, daß die Diode D ideal (d. h. uD = 0 V in Durchlaßrichtung)
und die Kapazität des Kondensators C hinreichend groß ist.
Musterlösung:
a) Die einzelnen Vorwiderstände ergeben sich aus der Überlegung, daß an der
Serienschaltung von Drehspulmeßwerk und Vorwiderstand entsprechend den
verschiedenen Kurvenformen bei Endausschlag die Spannung
der Vorwiderstand RG zu
Uber
RG = − RM = 3 kΩ . (4.185)
IMend
Die maximale Verlustleistung an RG tritt bei Endausschlag auf und berechnet
sich zu
2
PRG = IMend RG = 12 mW . (4.186)
√
Da der Scheitelfaktor
√ einer Sinusspannung CS = 2 beträgt, ergibt sich mit
ÛSmax = 2Uber der Vorwiderstand RS nach Betrag und Leistung zu
√
2Uber
RS = − RM = 5, 07 kΩPRS = IMend
2
RS = 20, 3 mW . (4.187)
IMend
√
Mit dem Effektivwert einer Dreieckspannung UDeff =√ ÛD / 3 (Gl. (4.181))
und dem daraus
√ resultierenden Scheitelfaktor CD = 3 berechnen sich mit
ÛDmax = 3Uber der Widerstand RD und die dazugehörige Verlustleistung
PRD zu
√
3Uber
RD = − RM = 6, 66 kΩPRD = IMend
2
RD = 26, 6 mW . (4.188)
IMend
b) Da sich der Effektivwert UReff einer symmetrischen Rechteckspannung ent-
sprechend Gl. (4.147) errechnet, folgt
UReff = u1 , (4.189)
Aus Gl. (4.193) läßt sich der maximal erlaubte relative Fehler |fRV |max des
Vorwiderstandes ableiten
RV + RM
|fRV |max = (G − GDS ) . (4.194)
RV
Durch Einsetzen der einzelnen Vorwiderstände ergeben sich folgende Wider-
standstoleranzen
RM
|fRG |max = 1 + 0, 005 = 0, 83 % (4.195)
RG
RM
|fRS |max = 1+ 0, 005 = 0, 70 % (4.196)
RS
RM
|fRD |max = 1+ 0, 005 = 0, 65 % . (4.197)
RD
e) Die beschriebenen Phänomene treten auf, wenn die Diode einen Kurzschluß
hat.
Drehspulmeßwerk: UDS = 3 V
Dreheisenmeßwerk: UDE = 3, 215 V
Lösung:
a) u = 3 V, Û = 2, 002 V
b) u kann ermittelt werden; Û kann nicht bestimmt werden.
Die in Abb. 4.27 gezeigte Spannung (K = 106 V/s2 ) wird an ein Drehspulin-
strument mit Brückengleichrichter gelegt, das für Spannungen mit sinusförmi-
gen Zeitverlauf deren Effektivwert anzeigt. Berechnen Sie Û , den Effektivwert
und den Klirrfaktor der in Abb. 4.27 angegebenen Spannung, wenn das Meß-
gerät 3 V anzeigt.
Lösung:
Û = 8, 103 V, Ueff = 3, 624 V, k = 34, 4 % .
Der durch eine Induktivität mit Eisenkern fließende Strom kann für si-
nusförmige Betriebsspannungen in erster Näherung durch
π
i(t) = Iˆ1 sin(ωt) − Iˆ3 sin(3ωt)miti(t) ≥ 0 für 0≤t≤ (4.198)
ω
beschrieben werden.
86 4 Analoges Messen
a) Es sollen Iˆ1 und Iˆ3 ermittelt werden. Für diese Messung stehen ein Dreh-
spulmeßwerk mit Brückengleichrichter, das für sinusförmige Eingangs-
ströme den Effektivwert anzeigt und ein Dreheisenmeßwerk zur Verfügung.
Die Meßgeräte liefern folgende Anzeigen:
Drehspulmeßwerk: IDS = 1, 886 A
Dreheisenmeßwerk: IDE = 2, 236 A
b) Welchen Klirrfaktor weist der oben angegebene Strom auf?
Lösung:
a) Iˆ1 = 3 A, Iˆ3 = 1 A
b) k = 31, 62 % .
5
Operationsverstärker
Abb. 5.2. a) Schaltung zur Berechnung der Teilausgangsspannung UA1 als Funktion
der Eingangsspannung UE1 b) Schaltung zur Berechnung der Teilausgangsspannung
UA2 als Funktion der Eingangsspannung UE2
- ideal: V0 → ∞
- real: 104 ≤ V0 ≤ 107
• Leerlaufspannungsverstärkungsmaß
∂uA
V0 [dB] = 20 lg V0 = 20 lg (5.3)
∂uD
- ideal: V0 → ∞
- real: 80 dB ≤ V0 ≤ 140 dB
- ideal: rgl = ∞
- real: rgl = 1 GΩ . . . 100 TΩ
- ideal: rE = ∞
- real: rE = 1 MΩ . . . 1 TΩ
- ideal: rA = 0
- real: rA = 2 Ω . . . 100 Ω
- ideal: UD0 = 0
- real: UD0 = 0, 5 µV . . . 5 mV
uD = uP − uN (5.10)
uA = V0 uD + Vgl ugl = V0 (uD − UD0 ) + Vgl ugl (5.11)
= V0 (uP − uN − UD0 ) + Vgl ugl (5.12)
- ideal: SR → ∞
V V
- real: SR = 0, 5 µs . . . 3000 µs
IN0 + IP0
IB = (5.15)
2
- ideal: IB = 0
- real: IB = 50 fA(FET) . . . 1 µA (bipolar, in Sonderfällen bis 25 µA).
• Eingangsstromdrift
Die Eingangsstromdrift beschreibt die Abhängigkeit des Eingangsstromes
von der Temperatur ϑ
∂(iP , iN )
(5.18)
∂ϑ uN =const.,uP =const.
- ideal: 0
- real: 10 fA/◦ C . . . 1 µA/◦ C
i1 + i2 = 0 (5.21)
i2 = −i1 . (5.22)
R2
uA = R2 i2 = − uE . (5.23)
R1
R2
uA = − uE (5.24)
R1
bzw.
uA R2
= − uE . (5.25)
uE R1
Für die nicht-invertierende Operationsverstärkerschaltung nach Abb. 5.6 folgt
mit uD = 0, daß der Knoten 1 auf gleichem Potential liegt wie der nicht-
invertierende Eingang, d. h. die Spannung am Widerstand R2 entspricht der
Eingangsspannung uE . Damit berechnet sich der Strom i2 nach
uE
i2 = . (5.26)
R2
Da bei einem idealen Operationsverstärker der Eingangsstrom iN gleich Null
ist, fließt der Strom i2 auch durch den Widerstand R1 . Aufgrund dieser Tat-
sache und Gl. (5.26) erhält man
i1 − iN − i2 = 0 . (5.30)
Nimmt man weiterhin eine endliche Verstärkung V0 an, darf die Differenzein-
gangsspannung uD nicht mehr Null gesetzt werden. Damit liegt am Wider-
stand R2 nicht länger die Eingangsspannung uE an, sondern die Spannungs-
differenz uE − uD . Weiterhin ist für diese Berechnung der Zusammenhang
uA = V0 uD zu verwenden.
uA = V (u3 + u4 − u1 − u2 ) . (5.31)
Musterlösung:
Dieses Beispiel läßt sich effizient lösen, wenn man zunächst für die beiden
Stromknoten 1 und 2 aus Abb. 5.7 die Knotenregel anwendet
u1 − u N u2 − u N uN − u A
Knoten 1: + = (5.32)
R1 R2 R3
u3 − u P u4 − u P uP
Knoten 2: + = . (5.33)
R4 R5 R6
Dabei bezeichnen uN und uP die gegen Masse gemessenen Spannungen am
invertierenden bzw. nicht-invertierenden Eingang (Abb. 5.7). Weiterhin gilt
für einen idealen Operationsverstärker, daß die Differenzeingangsspannung
uD Null ist, woraufhin die beiden Spannungen uN und uP gleich sein müssen.
96 5 Operationsverstärker
Durch Umformung erhält man aus den beiden Gln. (5.32) und (5.33) jeweils
eine Darstellung für die Spannung uP
1 1 1 u1 u2 uA
uP + + = + + (5.34)
R1 R2 R3 R1 R2 R3
bzw.
1 1 1 u3 u4
uP + + = + . (5.35)
R4 R5 R6 R4 R5
Das Gleichsetzen dieser beiden Gleichungen führt zu
1 1 1
u3 u4 R1 + R2 + R3 u1 u2 uA
+ = + + . (5.36)
R4 1
R5 R4 + R5 + R16
1 R1 R2 R3
Löst man Gl. (5.36) nach der Ausgangsspannung uA auf, so ergibt sich fol-
gender Zusammenhang
1 1 1
u1 u2 u3 u4 R1 + R2 + R3
uA = R 3 − − + R3 + . (5.37)
R1 R2 R4 R5 R14 + R15 + R16
erfüllt werden. Daraus erhält man die Bestimmungsgleichung für die restlichen
Widerstände
R1 R4
= . (5.40)
R3 R6
Wird die Bedingung gemäß Gl. (5.40) erfüllt, kann Gl. (5.38) schließlich, ent-
sprechend der Forderung nach einer gemeinsamen Verstärkung V , in folgender
Form angegeben werden
R3
uA = (−u1 − u2 + u3 + u4 ) = V (−u1 − u2 + u3 + u4 ) . (5.41)
R1
Daraus folgt der gesuchte Verstärkungsfaktor V
R3
V = . (5.42)
R1
5.3 Schaltungen mit idealen Operationsverstärkern 97
Analysieren Sie die Schaltung nach Abb. 5.8 unter der Annahme, daß Sie
nur ideale Bauelemente enthält. Durch welchen passiven Zweipol kann diese
Schaltung in bezug auf ihre beiden Eingangsklemmen ersetzt werden, und wie
groß ist der Impedanzwert dieses Zweipols als Funktion von C, R1 und R2 ?
Musterlösung:
Durch die Beschaltung des zweiten Operationsverstärkers mit den Widerständen
R1 und R2 arbeitet dieser als invertierender Verstärker, woraufhin sich die fol-
gende Ausgangsspannung ergibt
R2
uA = − uE . (5.43)
R1
Damit berechnet sich die Kondensatorspannung uC zu
R2
uC = u E − u A = u E − − uE
R1
R2
= uE 1 + . (5.44)
R1
Wegen der Annahme eines idealen Operationsverstärkers (keine Eingangsströ-
me) ist der Kondensatorstrom iC gleich dem Eingangsstrom iE der Schaltung
duC
iE = iC = C
dt
R2 duE
= C 1+ . (5.45)
R1 dt
Anhand eines Vergleiches mit der Strom–Spannungsbeziehung eines Konden-
sators erkennt man, daß sich die zu analysierende Operationsverstärkerschal-
tung an ihren Eingangsklemmen wie ein Kondensator mit der Kapazität
98 5 Operationsverstärker
R2
CE = C 1 + (5.46)
R1
verhält. Diese Schaltung wird daher zur dynamischen Kapazitätsvergrößerung
verwendet, z. B. auch zur Kompensation in Operationsverstärkern.
An den Eingang der in Abb. 5.9 gezeigten Schaltung wird die periodische
Spannung uE (t) nach Abb. 5.10 gelegt. Das Drehspulinstrument hat einen
Musterlösung:
a) Aufgrund der Doppelweggleichrichtung ergibt sich der durch das Meßwerk
fließende Strom iM wie folgt
uE (t)
iM = . (5.47)
R
Der Effektivwert UEeff der Eingangsspannung kann aufgrund der Symmetrie
bezüglich t = T /4 auf einfache Weise errechnet werden
⎡ ⎤
2
T
T T
4 8 4
4 4⎢ uH ⎥
UEeff = u2E (t) dt =
T ⎣ T
t dt + u2H dt⎦
T 8
0 0 T
8
4 82 2 T 3 T 1 1
= u + u2H = uH +
T T 2 H 3 83 8 6 2
2
= uH √ . (5.48)
6
Wenn der Effektivwert der Eingangsspannung UEeff = 10 V beträgt, läßt sich
der Spannungswert uH (Abb. 5.10) wie folgt ermitteln
√
6
uH = UEeff = 12, 247 V . (5.49)
2
Der Mittelwert der zweiweggleichgerichteten Eingangsspannung (Gleichricht-
wert) ergibt sich unter Berücksichtigung der Symmetrie zu
4 uH T T 1 1 3
|uE | = + uH = uH + = uH . (5.50)
T 2 8 8 4 2 4
d) Zeigt das Drehspulinstrument bei UEeff = 10 V nur noch den halben End-
ausschlag, also 5 V, dann muß eine der vier Dioden in beiden Richtungen
sperren oder einen Kurzschluß haben.
Musterlösung:
a) Die Spannung uP am nicht-invertierenden Eingang des Operationsverstär-
kers, die aufgrund der verschwindenden Differenzeingangsspannung (uD = 0)
auch am invertierenden Eingang anliegt, berechnet sich mit Hilfe der Span-
nungsteilerregel zu
R2
uP = u N = u E . (5.59)
R1 + R2
Damit beträgt der Strom i, welcher sowohl durch den Widertstand R1 und
als auch durch den Widerstand 2R2 fließt,
uE − u N 1
i= = uE . (5.60)
R1 R1 + R2
Die Ausgangsspannung uA berechnet sich nun mit Hilfe eines Maschenumlau-
fes, der vom Ausgang über den Widerstand 2R2 zum Eingang des Operati-
onsverstärkers führt, zu
uA = uN − u1 = uN − 2R2 i
R2 2R2
= uE − uE
R1 + R2 R1 + R2
R2
= −uE . (5.61)
R1 + R2
b) Die Spannung u1 ergibt sich unter Verwendung des bereits berechneten
Stromes i (Gl. (5.60)) zu
2R2
u1 = 2R2 i = uE . (5.62)
R1 + R2
c) Mit Hilfe von Gl. (5.62) können folgende Fälle unterschieden werden:
102 5 Operationsverstärker
R2
uA = −uE . (5.66)
R1 + R2
Daraus folgt nun für eine beliebige Eingangsspannung uE der Zusammenhang
R2
uA = |uE | . (5.67)
R1 + R2
Berechnen Sie den subtrahierenden Verstärker aus Beispiel 5.1 mit Hilfe des
Überlagerungssatzes und vergleichen Sie zur Kontrolle die Ergebnisse.
Wie müssen Sie bei der Operationsverstärkerschaltung nach Abb. 5.12 das
Lösung:
Der Laststrom IL berechnet sich entsprechend der Formel
UE R1 + R2 − R1 − R3 UE R2 − R3
IL = + IL RL = + IL RL . (5.68)
R1 R1 R3 R1 R1 R3
Anhand dieser Gleichung erkennt man, daß für R2 = R3 der Laststrom IL
von RL unabhängig wird. Gleichung (5.68) vereinfacht sich in diesem Fall zu
UE
IL = . (5.69)
R1
Lösung:
a) Die Ausgangsspannung uA der in Abb. 5.13 gezeigten Schaltung beträgt
R2 R3 + R2 R4 + R3 R4 R4
uA = u E q − .
R2 R3 R2
R4 = 2R2 .
104 5 Operationsverstärker
R2 = R3 .
a) Berechnen Sie für die in Abb. 5.14 angegebene Schaltung das Verhältnis
von Ausgangs- zu Eingangsspannung U A (ω)/U E (ω) = f (R1 , R2 , C1 , C2 , ω)
(idealer Operationsverstärker vorausgesetzt).
b) Welche Bedingungen müssen die Werte der Bauelemente erfüllen, da-
mit die angegebene Schaltung zum integrierenden bzw. differenzierenden
Verstärker wird? Geben Sie die Bedingungen unter Verwendung der Sym-
bole “bzw. “an.
” ”
Lösung:
a) Das Verhältnis von Ausgangs- (U A ) zu Eingangsspannung (U E ) beträgt
U A (ω) R2 1 + jωR1 C1
=− .
U E (ω) R1 1 + jωR2 C2
b) Für eine integrierende Wirkung des Verstärkers muß
1
R1 C1 ω 1 =⇒ R1 C1
ω
1
R2 C2 ω 1 =⇒ R2 C2
ω
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern 105
Es soll der Strom I in einem nach außen geführten Zweig eines linearen Netz-
werkes gemessen werden. Wenn dieser Zweig aufgetrennt wird, läßt sich das
lineare Netzwerk in bezug auf diese Klemmen durch eine Ersatzstromquelle
(Abschn. 7.1) darstellen (Abb. 5.15). Die Messung von I soll auf zwei Arten
durchgeführt werden:
a) durch direkte Beschaltung mit einem Drehspulmeßwerk, das folgende Da-
ten aufweist:
IMend = 10 mA
RM = 100 Ω .
Musterlösung:
a) Entsprechend Abb. 5.17 folgt mit Hilfe der Stromteilerregel (Gl. (4.27))
RQ
IM = IQ = 9, 09 mA . (5.70)
RQ + RM
Dieser Meßstrom weicht aufgrund des endlichen Wertes des Widerstandes RQ
vom wahren Strom IQ des Netzwerkes ab. Es resultiert daraus der relative
Meßfehler
IM − IQ RQ
f= = − 1 = −9, 09 % . (5.71)
IQ RQ + RM
b) Im Falle eines idealen Operationsverstärkers ist die Differenzeingangsspan-
nung uD Null. Damit ist die Spannung über dem Widerstand RQ ebenso Null,
demzufolge durch diesen Widerstand kein Strom fließen kann. Somit ist die
Identität von Netzwerkstrom IQ und Meßstrom IM bewiesen, d. h. der Meß-
fehler ist in diesem Fall Null.
Für den unter Punkt b) angegebenen realen Operationsverstärker ist die Diffe-
renzeingangsspannung uD nicht mehr zu vernachlässigen. Daher ist in diesem
Fall die Ersatzschaltung nach Abb. 5.18 zu verwenden (vergleiche dazu Abb.
5.3). Damit berechnet sich der Zusammenhang zwischen dem Netzwerkstrom
IQ und dem Meßstrom IM zu
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern 107
uD
IQ = IM − . (5.72)
RQ
UA + uD + IM RM + IM rA = 0 . (5.73)
1
IM = IQ RM +rA
= 9, 99 mA . (5.76)
1+ RQ (1+V0 )
Musterlösung:
Ist der Eingang kurzgeschlossen (UE = 0), so liegt am Widerstand R1 die
Differenzeingangsspannung uD des Operationsverstärkers an. Damit gelten
folgende Zusammenhänge
I1 = I2 + IE (5.78)
uD = I1 R1 (5.79)
UA = −uD − I2 R2 (5.80)
U A = V 0 uD + I 2 r A . (5.81)
Setzt man die Gln. (5.78) und (5.79) in Gl. (5.80) ein und löst diese nach uD
auf, so folgt
uD
UA = −uD − − IE R2 (5.82)
R1
R2
uD 1 + = −UA + IE R2 . (5.83)
R1
−UA + IE R2
uD = R1 . (5.84)
R1 + R2
Durch Einsetzen der beiden Gln. (5.78) und (5.79) in Gl. (5.81) ergibt sich
die Spannung UA
uD
U A = V 0 uD + − IE rA . (5.85)
R1
Setzt man nun Gl. (5.84) in Gl. (5.85) ein, so erhält man die Bestimmungs-
gleichung für die Ausgangsspannung UA
−UA + IE R2 rA
UA = R1 V0 + − IE rA
R1 + R2 R1
−UA + IE R2
= (V0 R1 + rA ) − IE rA . (5.86)
R1 + R2
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern 109
R1 (V0 + 1) + R2 + rA V0 R1 R2 + R2 rA − R1 rA − R2 rA
UA = IE
R1 + R2 R1 + R2
V0 R1 R2 − R1 rA
UA = IE . (5.87)
R1 (V0 + 1) + R2 + rA
Die Schaltung nach Abb. 5.20 wird zur Verstärkung der Spannung uQ ver-
Musterlösung:
a) Da der Operationsverstärker zunächst als ideal betrachtet wird (keine Ein-
gangsströme und keine Offsetspannung), berechnet sich der von der Span-
nungsquelle gelieferte Strom iQ zu
uQ
iQ = iE = . (5.88)
2R1 + RQ
110 5 Operationsverstärker
Dieser Strom fließt auch durch die beiden Widerstände R2 und bewirkt (bei
Nichtberücksichtigung der Offsetspannung UD0 ) die Ausgangsspannung
2R2
uA = iQ 2R2 = uQ . (5.89)
2R1 + RQ
Für den geforderten Verstärkungsgrad von V = 100 ergibt sich mit
uA 2R2
V = = (5.90)
uQ 2R1 + RQ
der daraus resultierende Widerstandswert für R1
R2 RQ
R1 = − = 9, 5 kΩ . (5.91)
V 2
b) Die für den Meßverstärker relevante Eingangsspannung entspricht der
Spannung zwischen den Klemmen 1 und 2. Der Eingangswiderstand der Schal-
tung berechnet sich damit entsprechend Abb. 5.20 aus der Beziehung
uE = 2 R1 iE (5.92)
zu
duE
RE = = 2R1 = 19 kΩ . (5.93)
diE
c) Wenn man die aus der Offsetspannung UD0 resultierende Änderung ∆uA
der Ausgangsspannung berechnen möchte, nimmt man die Quellspannung uQ
zu Null an (Superpositionsprinzip). Damit ergibt sich zunächst der Strom iE
aus einem Maschenumlauf im Eingangskreis
−UD0
iE = . (5.94)
2R1 + RQ
Da dieser Strom wiederum durch die beiden Widerstände R2 fließt, liefert
ein Maschenumlauf über diese Widerstände die gesuchte Änderung ∆uA der
Ausgangsspannung
OP1 : IE = 1 µA Eingangsstrom
IAmax = 10 mA maximaler Ausgangsstrom
OP2 : IE = 1 µA Eingangsstrom
Musterlösung:
a) Da es sich bei dieser Schaltung im Prinzip um einen invertierenden
Verstärker handelt, berechnet sich die Ausgangsspannung zu
R2
uA = − uE . (5.96)
R1
Damit beträgt der gesuchte Widerstandswert R2 = 20 kΩ.
uP = −IE R3 . (5.97)
zu
duA IE V
= = 100 . (5.103)
dt C s
Der Parameter Slew-Rate“ wird durch den maximalen Ausgangsstrom des
”
Operationsverstärkers OP1 festgelegt (IE des Operationsverstärkers OP2 wird
vernachlässigt)
duA IAmax V
SR = = =1 . (5.104)
dt max C µs
Für eine sinusförmige Eingangsspannung
R2
uA (t) = − ÛE sin ωt (5.105)
R1
berechnet sich die benötigte Slew-Rate“ nach folgender Gleichung
”
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern 113
duA (t) R2
SR = = ÛE ω . (5.106)
dt max R1
Aus der nach Gl. (5.104) ermittelten Slew-Rate“ läßt sich mit Gl. (5.106)
”
die Frequenz
SR
fmax = R2
= 39, 8 kHz (5.107)
2π R 1
Û E
angeben, welche das Sinussignal maximal aufweisen darf, wenn ihr die in Abb.
5.21 gezeigte Sample & Hold-Schaltung noch folgen soll.
Berechnen Sie für die in Abb. 5.22 angegebene Schaltung den Zusammenhang
Musterlösung:
Bei der Schaltung nach Abb. 5.22 handelt es sich um einen aktiven Zweiweg-
gleichrichter. Die Ausgangsspannung wird anschließend getrennt für positive
und negative Eingangsspannungen berechnet.
Für positive Eingangsspannungen ist die Ausgangsspannung UAOP1 des
ersten Operationsverstärkers negativ und die Diode D2 leitet. Mit der Diffe-
renzeingangsspannung
uAOP1
uD1 = (5.108)
V0
des Operationsverstärkers OP1 berechnet sich die Spannung uA1 zu
uE + uD1
uA1 = − R − uD1 = −uE − 2uD1 (5.109)
R
114 5 Operationsverstärker
uAOP1
= −uE − 2 . (5.110)
V0
Aus dem Zusammenhang
2V0 1 uA
= −uE + uE − 4UD0 −4 . (5.116)
2 + V0 2 + V0 V0
Formt man diese Gleichung entsprechend um
4 2V0 − 2 − V0 1
uA 1 + = uE − 4UD0 , (5.117)
V0 2 + V0 2 + V0
so läßt sich die Ausgangsspannung wie folgt angeben
V0 V0 − 2 V0 1
uA = u E − 4UD0 . (5.118)
4 + V0 2 + V0 4 + V0 2 + V0
Für negative Eingangsspannungen ist die Ausgangsspannung UAOP1 des Ope-
rationsverstärkers OP1 positiv und die Diode D1 leitet. Mit der Differenzein-
gangsspannung
uAOP1 UD0 − uD1 UD0
uD1 = = =⇒ uD1 = (5.119)
V0 V0 V0 + 1
5.4 Schaltungen mit realen Operationsverstärkern 115
2
= −uE − uD2 + (uD1 − uD2 ) − uD2
3
2 8
= −uE + uD1 − uD2
3 3
2 UD0 8 uA
= −uE + − . (5.120)
3 V0 + 1 3 V0
Aus dieser Gleichung ergibt sich mit
8 2 UD0
uA 1 + = −uE + (5.121)
3V0 3 V0 + 1
die Ausgangsspannung uA zu
3V0 2 UD0 3V0
uA = −uE + (5.122)
3V0 + 8 3 V0 + 1 3V0 + 8
Lösung:
Aus dem Verstärkungs-Bandbreite-Produkt
V fg = V0 fg0 = fT (5.123)
erkennt man, daß bei einer Grenzfrequenz von 10 MHz mit einer Verstärker-
stufe nur eine Verstärkung von 20 dB möglich ist. Die Schaltung wird daher
aus zwei invertierenden und einem nicht-invertierenden Verstärker mit jeweils
einer Verstärkung von 20 dB aufgebaut. Der erste invertierende Verstärker
wird außerdem mit einem Eingangswiderstand von RE = 1 MΩ ausgestattet.
116 5 Operationsverstärker
a) Berechnen Sie für die in Abb. 5.23 dargestellte Schaltung den Meßstrom
IM = f (R1 , R2 , IE ) unter der Annahme einer verschwindenden Offsetspan-
nung (UD0 = 0 V), wenn ein idealer Operationsverstärker verwendet wird.
Dimensionieren Sie für R2 = 1 kΩ den Widerstand R1 so, daß IM = 100IE
gilt.
b) Mit der unter Punkt a) berechneten Dimensionierung soll der Quellstrom
IQ = 10 µA der Stromquelle (RQ = 1 kΩ) gemessen werden. Welcher Meß-
fehler tritt auf, wenn RM = 0 Ω ist und der Operationsverstärker eine Off-
setspannung von UD0 = 1 mV sowie eine Leerlaufspannungsverstärkung
von V0 = 1000 aufweist?
Lösung:
a) Aus dem Zusammenhang für den Meßwerkstrom
R1 + R2
IM = IE
R2
folgt für eine Verstärkung von 100 der Widerstandswert R1 = 99 kΩ.
R
R bzw. G = 1R
ur ir
a) b) c)
5DXVFK 5DXVFK
VSDQQXQJVTXHOOH VWURPTXHOOH
X U(DPS
L U(DPS
X( X$ X( X$
5( 5(
9LHUSROPLW
UDXVFKHQGHU9HUVWlUNHU 5DXVFKTXHOOHQ UDXVFKIUHLHU9HUVWlUNHU
5DXVFK(UVDW]
6SDQQXQJVTXHOOH
54 L U(DPS
X( X U(DPS X$
86LJQDO 5(
5DXVFK(UVDW]
6WURPTXHOOH
Infolge der ohmschen Spannungsteilung (Abb. 5.26) ergibt sich die quadrati-
sche Überlagerung der Effektivwerte zu
2 2
2 RE 2 RE RQ
UrEges = Ureff + Ireff . (5.128)
RE + RQ RE + RQ
Die Spannung UrEges ist der Effektivwert der auf den Verstärkereingang bezo-
genen Rauschspannung, welche das gesamte Verstärkerrauschen im Frequen-
zintervall [fmin , fmax ] repräsentiert, d. h. der in Abb. 5.26 gezeigte eigentliche
Verstärker ist frei von Rauschquellen.
X URS
XG X$ XG X$
L URS L URS
R2
R1
ue
ua
6SDQQXQJ Q9√+]
N Q9√+]
N Q9√+]
I& +]
N N N 0 0
)UHTXHQ] +]
D 6SDQQXQJVUDXVFKHQ
$ √+]
6WURP I
N
I$√+]
N N N 0 0
)UHTXHQ] +]
E 6WURPUDXVFKHQ
Musterlösung
a) Siehe Abb. 5.30.
X U5
5
X U5 X URS
5
XH
XD
L URS
u k2 1 f 1 fc
lg − lg = − lg + lg
U0 U0 2 f0 2 f0
u fc
lg = lg
k2 f
fc
u(f ) = k2 . (5.134)
f
R2
u rEamp
R1
ue
ua
i rEamp
Durch Gleichsetzen von (5.136) und (5.137) kann nun die Ersatzrauschspan-
nungsquelle berechnet werden
2
R1 R2
u2rEamp = u2rR1 + u2rop 1 + + i2rop R12 + u2rR2 12 . (5.138)
R2 R2
In analoger Weise betrachtet man den Leerlauffall zur Berechnung der Ersatz-
rauschstromquelle
u2rop + u2rR2
i2rEamp = i2rop + . (5.139)
R22
Man beachte, daß in diesem Fall urR1 keinen Beitrag zum Ergebnis liefert.
u2rR = 4 kT BR (5.143)
Rr ≈ 5.1 kΩ (5.144)
124 5 Operationsverstärker
Gr ≈ 16.2 µS (5.145)
F ≈ 52 . (5.146)
Die Verstärkerschaltung verschlechtert also das Signal/Rausch-Verhältnis deut-
lich, denn sie ist nicht angepaßt an den kleinen Innenwiderstand der Signal-
quelle. Der optimale Innenwiderstand RQopt betrüge
Rr
RQopt = ≈ 20 kΩ . (5.147)
Gr
e) An den Eingang der Rauschersatzschaltung nach Abb. 5.31 wird nun ei-
ne Signalquelle usig mit Innenwiderstand RQ geschaltet (Abb. 5.32). Ein
5
X U4 X U(DPS
54 5
XD
X VLJ L U(DPS
abgesehen von ihrem Rauschen ideal. Für den Operationsverstärker seien Er-
satzrauschquellen urop und irop gegeben.
a) Zeichnen Sie eine Rauschersatzschaltung.
b) Berechnen Sie die Effektivwerte des Signals und der gesamten Rauschan-
teile am Ausgang. Verwenden Sie als Näherung die Tatsache, daß die
Verstärkung wesentlich größer als 1 ist.
c) Ab welchem Effektivwert geht das Signal im Rauschen unter?
Lösung:
a) Siehe Abb. 5.33.
XD
X U4 X URS
54 X5
X VLJ L URS 5
L URS X 5
5
b)
c)
R2 R2
u2sig = u2rop + RQ
2
+ 22 i2rop + 4 kT B RQ + (5.153)
V V
6
Leistungsmessung
die z.B. mit Hilfe eines elektrodynamischen Meßwerkes gemessen werden kann.
Im Gleichstromfall vereinfacht sich Gl. (6.2) zur bekannten Gleichung
P = UI . (6.3)
1
= Û Iˆ [cos ϕui − cos(2ωt + ϕu + ϕi )] . (6.5)
2
Dabei wurde ϕui = ϕu − ϕi gesetzt. Die entsprechende Wirkleistung ergibt
sich nach Gl. (6.2)
128 6 Leistungsmessung
T
1 1
PW = Û Iˆ (cos ϕui − cos(2ωt + ϕu + ϕi )) dt
T 2
0
Û Iˆ
= cos ϕui = Ueff Ieff cos ϕui . (6.6)
2
Wenn mit den in der Wechselstromrechnung üblichen Strom- und Spannungs-
zeigern gearbeitet wird
U = Ueff ejϕu undI = Ieff ejϕi , (6.7)
können folgende Leistungsgrößen definiert werden:
• Komplexe Leistung P :
P = U I ∗ = Ueff Ieff ej(ϕu −ϕi ) = Ueff Ieff ejϕui (6.8)
• Wirkleistung PW :
PW = Re(P ) = Ueff Ieff cos ϕui (6.9)
Die Wirkleistung PW ist die einem Zweipol entsprechend Gl. (6.6) im zeit-
lichen Mittel zugeführte Leistung (Verbraucher) bzw. im Falle einer elek-
trischen Quelle die von dem Zweipol gelieferte elektrische Leistung.
• Blindleistung PB :
PB = Im(P ) = Ueff Ieff sin ϕui (6.10)
Die Blindleistung PB ist auf die in dem Zweipol enthaltenen Speicher-
elemente (Induktivitäten und Kapazitäten) zurückzuführen und pendelt
periodisch zwischen dem Zweipol und der Quelle hin und her. Aus der
Tatsache, daß durch dieses periodische Pendeln dem komplexen Zweipol
im zeitlichen Mittel keine Energie zugeführt wird, leitet sich der Name
Blindleistung her.
• Scheinleistung PS :
PS = |P | = Ueff Ieff = 2 + P2
PW B (6.11)
Leistungsmessung im Gleichstromkreis
α ≈ k̃PRV (6.14)
gilt.
Abb. 6.3. Leistungsmessung mit einem elektrodynamischen Meßwerk, das mit einer
Korrekturspule ausgestattet ist: a) Quellrichtige Messung, b) Verbraucherrichtige
Messung
Leistungsmessung im Wechselstromkreis
• Man dreht die Phase des Stromes, der durch die Spannungsspule fließt,
um −90◦ gegenüber der Phase der Verbraucherspannung.
• Man dreht die Phase des Stromes, der durch die Stromspule fließt, um
+90◦ gegenüber der Phase des Verbraucherstromes.
Da nur die erste Möglichkeit sinnvoll realisierbar ist, wird diese bei der Blind-
leistungsmessung eingesetzt und mit Hilfe von phasendrehenden Netzwerken
implementiert.
Die bei der Leistungsmessung im Gleichstromkreis hergeleiteten Aussagen
über die vom Meßgeräteeigenverbrauch herrührenden Meßfehler und deren
Vermeidung lassen sich unmittelbar auf die Leistungsmessung im Wechsel-
stromkreis übertragen.
Die Wattmeterkonstante
6.3 Wirkleistungsmessung
Beispiel 6.1: Dimensionierung der Korrekturspule eines elektrodynamischen
Meßwerkes
Musterlösung:
Die Anzeige (Zeigerausschlag α) des Meßgerätes ergibt sich im Gleichstromfall
132 6 Leistungsmessung
wobei NWA , NWK und NWV die Windungszahlen der Strom-, Korrektur- und
Spannungsspule bezeichnen. Die im Lastwiderstand RV verbrauchte Leistung
errechnet sich aus
PRV = UV IV = I2 RW V IV = k2 I2 IV . (6.19)
PQ = UQ IQ = I2 RWV IQ = k2 I2 IQ . (6.22)
Aus dem Vergleich von Gl. (6.21) mit Gl. (6.22) ergibt sich wiederum der
Zusammenhang nach Gl. (6.20).
Musterlösung:
a) Aus dem Bereichsendwert PWend
PWend W
CW = = 2, 4 . (6.24)
N Skt.
b) Mit der Definition des Verlustfaktors für die Serienersatzschaltung einer
verlustbehafteten Induktivität (Gl. (7.8))
RLV
tan δ = = 0, 1 (6.25)
ωLV
kann ihr ohmscher Serienwiderstand aus
ermöglicht dann die Berechnung des durch die Stromspule fließenden Verbrau-
cherstromes IZV
UQ
IZV = = 3, 167 A . (6.28)
ZV
Da IZV ≤ 4Imax gilt, kann diese Messung ohne Überlastung des Meßwerkes
durchgeführt werden. Aus der angezeigten Leistung
2
Panz = PZV = IZV RLV = 69, 335 W (6.29)
2 2
PanzI = PWA + PZV = IV RWA + IV RLV (6.31)
2
UV
PanzU − PZV RWV
2
ZV
fU = = 2
UV
= = 0, 7 % (6.34)
PZV 2 RLV RWV RLV
ZV
resultiert.
d) Durch Gleichsetzen der relativen Fehler aus den Gln. (6.32) und (6.34)
2
RWA ZVG
= (6.35)
RLV RWV RLV
erhält man den Grenzwert des Betrages von Z V
ZVG = RWA RWV . (6.36)
Aus Gl. (6.36) lassen sich die beiden folgenden Regeln ableiten:
• spannungsrichtige Schaltung verwenden, wenn
Spannungsspule: Umax = 10 V
RWV = 314 Ω
Stromspule: Imax = 1 A
RWA = 0, 1 Ω
a) Dimensionieren Sie L1 , L2 , R2 und C für folgende Bedingungen:
U V ⊥ I2 (6.40)
I1 ⊥ I2 (6.41)
|I 1 | = |I 2 | (6.42)
b) Zeichnen Sie das Zeigerdiagramm für den Blindleistungsmesser und über-
prüfen Sie damit die im Punkt a) berechneten Werte von L1 , L2 , R2 und
C.
c) Läßt sich der Meßbereich dieses Blindleistungsmessers durch Vorschalten
von ohmschen Widerständen in Serie zu L1 erweitern?
Musterlösung:
a) Unter Verwendung der Abkürzung R2ges = R2 + RWV folgt durch Anwen-
dung der Spannungsteilerregel der Zusammenhang zwischen I 2 und U V
1
(R2ges +jωL2 ) jωC
1
R2ges +jωL2 + jωC 1
I2 = U V 1
+ jωL1 2ges jωL2
R +
(R2ges +jωL2 ) jωC
1
R2ges +jωL2 + jωC
1
jωC
= UV
1 1
(R2ges + jωL2 ) jωC + jωL1 R2ges + jωL2 + jωC
1
= UV . (6.43)
R2ges (1 − ω 2 CL1 ) + jω(L1 + L2 − ω 2 CL1 L2 )
6.4 Blindleistungsmessung im Einphasennetz 137
Um Gl. (6.40) zu erfüllen, muß der Realteil des Nenners von Gl. (6.43) Null
werden, was zu
ω 2 CL1 = 1(Bedingung 1) (6.44)
führt. Durch Einsetzen von Gl. (6.44) in Gl. (6.43) erhält man
UV UV
I2 = =
jω(L1 + L2 − ω 2 CL1 L2 ) jω(L1 + L2 − L2 )
UV
= . (6.45)
jωL1
Durch Anwendung der Stromteilerregel berechnet sich der Zusammenhang
zwischen I 1 und I 2 zu
1
jωC 1
I2 = I1 = I1 , (6.46)
R2ges + jωL2 + 1
jωC
1 − ω 2 CL2 + jωCR2ges
Vergleicht man die Gln. (6.44) und (6.47), so erhält man folgenden Zusam-
menhang zwischen L1 und L2
1
L1 = L2 = . (6.49)
ω2C
Aus Gl. (6.48) in Verbindung mit Gl. (6.42) folgt
Mit dem nun bekannten Wert von L1 ergibt sich mit Gl. (6.44) die Kapazität
C zu
1
C= 2 = 10, 1 µF . (6.54)
ω L1
Mit den Gln. (6.47), (6.50), (6.53) und unter Beachtung von UVmax = Umax
(s. Angabe) ergibt sich aus
1
R2ges = = ωL1 = RWV (6.55)
ωC
in Verbindung mit dem Zusammenhang R2ges = R2 + RWV die Dimensionie-
rung des Widerstandes R2
R2 = 0 Ω . (6.56)
b) Das in Abb. 6.8 gezeigte Zeigerdiagramm für den Blindleistungsmesser
ergibt sich aus folgenden Konstruktionsschritten:
• Strom I 2 in Richtung der reellen Achse auftragen.
• Spannung U R2ges zeigt in Richtung von I 2 .
• Spannung U L2 eilt I 2 um 90◦ vor und hat vorerst unbekannte Länge.
• Mit U C = U R2ges +U L2 und I C = jωCU C folgt mit den Gln. (6.41), (6.42)
und I 1 = I 2 + I C , daß I 1 um +90◦ gegen I 2 gedreht ist und die gleiche
Länge wie I 2 hat.
• Durch Einzeichnen von I 1 , I C und U C ergibt sich aus den geometrischen
Verhältnissen, daß U L2 gleich lang wie U R2ges ist.
• Da U L1 dem Strom I 1 um 90◦ voreilt und U V senkrecht auf I 2 stehen muß
(Gl. (6.40)), ergeben sich daraus die noch fehlenden Spannungen U L1 und
U V.
|U |
|UV | = |U L1 | = |U L2 | = |U R2ges | = √C , (6.57)
2
|I |
|I 1 | = |I 2 | = √C . (6.58)
2
Mit den bei Endausschlag (Nennbetrieb) gelten Werten
Umax 10
|I 2max | = = A (6.60)
RWV 314
kann jetzt die Dimensionierung der Bauelemente erfolgen. Die Induktivitäten
berechnen sich aus
|U L1max | |U |
ωL1 = ωL2 = = Vmax (6.61)
|I 1max | |I 2max |
zu
314
L1 = L2 = = 1H. (6.62)
2π50
Der Widerstand R2 kann entfallen, wie aus
|U R2gesmax | |U |
R2ges = R2 + RWV = = Vmax = RWV (6.63)
|I 2max | |I 2max |
|I Cmax | |I |
ωC = = 2max (6.64)
|U Cmax | |U Vmax |
zu
1
C= = 10, 1 µF . (6.65)
2π50 314
c) Da der Eingangswiderstand des Phasenschiebernetzwerkes ohmsch ist
UV U jωL1
ZE = = V = = ωL1 , (6.66)
I1 jI 2 j
Spannungsspule: Umax = 10 V
RWV = 1 kΩ
Stromspule: Imax = 1 A
RWA = 0 Ω
Die Schaltung ist mit L1 = 1 H, L2 = 0, 1471 H und R1 = 14, 518 Ω so dimen-
sioniert, daß im 50 Hz-Netz die Blindleistung richtig angezeigt wird.
a) Aufgrund eines nicht-linearen Verhaltens des Verbrauchers Z V tritt bei si-
nusförmiger Betriebsspannung im Verbraucherstrom neben der Grundwel-
le auch noch die dritte Harmonische auf, d. h. der Verbraucherstrom wird
durch
iZV (t) = Iˆ1 sin(ωt + ψ1 ) + Iˆ3 sin(3ωt + ψ3 ) beschrieben. Untersuchen Sie,
ob bei einer an diesem Verbraucher durchgeführten Blindleistungsmessung
ein Meßfehler auftritt oder nicht.
Hinweis: Die Blindleistung bei nichtsinusförmigen aber periodischen Span-
nungen und Strömen
∞
√
u(t) = 2Un sin(nωt + ϕn ) (6.67)
n=1
∞
√
i(t) = 2In sin(nωt + ψn ) (6.68)
n=1
ist durch
∞
PB = Un In sin(ϕn − ψn ) (6.69)
n=1
gegeben.
b) Welcher relative Meßfehler tritt auf, wenn mit diesem Blindleistungsmesser
die Blindleistung an einer linearen Induktivität mit tan δ = 0, 1 (bei
50 Hz; s. Gl. (7.8)) im amerikanischen Netz (Netzfrequenz f = 60 Hz)
gemessen wird?
6.4 Blindleistungsmessung im Einphasennetz 141
Musterlösung:
a) Die im Verbraucher Z V umgesetzte Blindleistung berechnet sich unter der
Annahme von ϕ1 = 0 zu
Iˆ1
QZVw = U1 √ sin(−ψ1 ) = −U1 I1 sin ψ1 . (6.70)
2
Ein Vergleich mit der vom Meßwerk angezeigten Blindleistung
T
1
QZVr = Û1 sin(ωt − 90◦ )[Iˆ1 sin(ωt + ψ1 ) + Iˆ3 sin(3ωt + ψ3 )] dt
T
0
T
1
= Û1 Iˆ1 sin(ωt − 90◦ ) sin(ωt + ψ1 ) dt
T
0
T
1
+ Û1 Iˆ3 sin(ωt − 90◦ ) sin(3ωt + ψ3 ) dt
T
0
=0
T
1 1
= Û1 Iˆ1 (cos(−90◦ − ψ1 ) − cos(2ωt − 90◦ + ψ1 )) dt
T 2
0
1
= Û1 Iˆ1 cos(90◦ + ψ1 ) = −U1 I1 sin ψ1 (6.71)
2
beweist, daß die Blindleistung richtig angezeigt wird!
R1 RWV
= UV . (6.72)
R1 RWV − ω 2 L1 L2 + jω(R1 L2 + L1 (R1 + RWV ))
U WV o o
= 0, 045455 e−j90 = k1 e−j90 (6.73)
UV
142 6 Leistungsmessung
und bei f = 60 Hz
U WV o o
= 0, 037874 e−j90,955 = k2 e−j(90 +∆ϕ) (6.74)
UV
auszuwerten. Aus der in Z V umgesetzten Blindleistung
UV
QZVw = UV sin ϕZV (6.75)
|Z V |
und der vom Meßwerk angezeigten Blindleistung
k2 UV
QZVr = UV sin(ϕZV − ∆ϕ ) (6.76)
k1 |Z V |
Phasenfehler
Betragsfehler
k1 |Z V | sin(ϕZV −
k2 1
QZVr UV2 ∆ϕ)
f = −1= −1
QZVw UV2 |Z1 | sin ϕZV
V
Abbildung 6.10 zeigt eine Schaltung zur Blindleistungsmessung, die sog. Hum-
mel-Schaltung.
Das zum Aufbau der Hummel-Schaltung verwendete elektrodynamische
Meßwerk hat folgende Daten:
Spannungsspule: Umax = 10 V
RWV = 1 kΩ
Stromspule: Imax = 1 A
RWA = 0 Ω
6.4 Blindleistungsmessung im Einphasennetz 143
Lösung:
a) R1 RWV = ω 2 L1 L2
b) R1 = 14, 518 Ω, L2 = 0, 147 H .
7
Messung von elektrischen Impedanzen
7.1 Ersatzquellenprinzip
Für die Berechnung linearer elektrischer Netzwerke, die Spannungs- und
Stromquellen enthalten, ist es oft von Vorteil, wenn man mehrere Zweige des
zu analysierenden Netzwerkes bezüglich ihres Klemmenverhaltens zu einem
aktiven Zweipol, der eine Spannungs- oder eine Stromquelle und einen ohm-
schen Widerstand enthält, zusammenfaßt. Ein solcher aktiver Zweipol, der
nach außen hin das Netzwerk hinsichtlich seines Strom-Spannungsverhaltens
an seinen beiden Torklemmen vollständig repräsentiert, wird als Ersatzspan-
nungsquelle bzw. Ersatzstromquelle bezeichnet (Abb. 7.1). Bei Leerlauf (keine
I 1
linearer
aktiver U
Zweipol
2
Ersatzspannungsquelle Ersatzstromquelle
I 1 I 1
IQ
RQ
U RQ U
UQ
2 2
Abb. 7.1. Aktiver Zweipol und Ersatzschaltungen
U = U Q − RQ I . (7.1)
U
I = IQ − . (7.2)
RQ
Diesen Zusammenhang erhält man auch durch Aufstellen der für den inne-
ren Knoten der Ersatzstromquelle geltenden Knotengleichung. Damit sind die
beiden Ersatzquellen hinsichtlich der Berechnung von U und I einander äqui-
valent.
Die rechnerische Bestimmung des Ersatzwiderstandes RQ (Innenwiderstand
der Quelle) erfolgt derart, daß man zunächst alle Spannungsquellen des akti-
ven Zweipols kurzschließt, alle seine Stromquellen unterbricht, um dann den
Widerstand zwischen den Klemmen 1 und 2 des nun passiven Zweipols zu
berechnen.
Das Meßprinzip beruht auf der in Abb. 7.2 dargestellten Meßschaltung, bei der
durch den zu messenden Widerstand RX ein Konstantstrom I0 fließt. Durch
Messung der Spannung UX kann bei bekanntem Strom I0 auf den Widerstand
RX geschlossen werden
UX
RX = . (7.3)
I0
7.2 Grundlagen zur Messung ohmscher Widerstände 147
Meßbrücken
Abbildung 7.3 zeigt die auf einen Vorschlag von Wheatstone zurückgehen-
de Brückenschaltung, deren Funktionsprinzip auf der Verwendung von zwei
ohmschen Spannungsteilern beruht.
Mit
1 1
Z L = RS + jωLS = = 1 1 (7.7)
YL RP + jωL P
Bei dieser Meßmethode wird von der Tatsache gebrauch gemacht, daß bei
einem Auf- bzw. Entladevorgang (Abb. 7.6)
150 7 Messung von elektrischen Impedanzen
t
t
uCauf (t) = Uref 1 − e− RC bzw.uCent (t) = Uref e− RC (7.11)
jenes Zeitintervall, das beim Auf- bzw. Entladen von einem frei wählbaren
Spannungswert
t1auf
t1ent
U1auf = Uref 1 − e− RC bzw. U1ent = Uref e− RC (7.12)
Uref Uref
t2ent − t1ent = RC ln − RC ln
U2ent U1ent
U1ent
= RC ln . (7.15)
U2ent
Meßbrücken
Z 2Z 3 − Z 1Z 4
UD = UE . (7.16)
(Z 1 + Z 2 )(Z 3 + Z 4 )
kann Gl. (7.17) in jeweils eine Gleichung für Betrag und Phase
ϕ2 + ϕ3 = ϕ1 + ϕ4 (7.20)
R2 R3 − X2 X3 = R1 R4 − X1 X4 (7.21)
X2 R3 + R2 X3 = X1 R4 + R1 X4 (7.22)
Resonanzverfahren
variabler Frequenz (z. B. durch Messung der Resonanzfrequenz und der Reso-
nanzüberhöhung beim Durchfahren der Resonanzkurve) oder durch Auswer-
tung von angeregten freien Schwingungen (z. B. durch Messung der Schwing-
frequenz und des Abklingverhaltens) erfolgen.
a) Wie muß unter der Annahme eines idealen Operationsverstärkers für die
Werte UQ = 5 V und RQ = 0 Ω der Widerstand R dimensionieren werden,
damit eine Variation des Rückkoppelwiderstandes RX im Wertebereich
RX = (0 . . . 10 kΩ) zu einer entsprechenden Ausgangsspannung UA im
Wertebereich UA = (0 . . . − 10 V) führt?
b) Berechnen Sie für die unter Punkt a) ermittelte Dimensionierung den ma-
ximalen relativen Fehler, wenn die Spannungsquelle nun einen Innenwider-
stand von RQ = 100 Ω hat und ein Operationsverstärker mit V0 = 1000
(restliche Daten des Operationsverstärkers sind ideal) verwendet wird.
Musterlösung:
a) Da es sich bei der Meßschaltung um einen invertierenden Verstärker han-
delt, folgt aus
RX
UAw = −UQ (7.23)
R
die Dimensionierungsvorschrift für den Widerstand R
RXmax
R = −UQ = 5 kΩ . (7.24)
UAmin
7.4 Messung ohmscher Widerstände 153
IQ (R + RQ ) = UQ + uD (7.25)
UAr = IG RX − uD (7.26)
Der relative Meßfehler berechnet sich mit den Gln. (7.23) und (7.27) zu
R
UAr R+RQ
f= −1= RX 1
− 1. (7.28)
UAw 1+ V0 (R+RQ ) + V0
Abbildung 7.9 zeigt eine Ausschlagbrücke, die zur Messung der Widerstandsän-
derung von RX (potentiometrischer Sensor) verwendet wird.
der Stelle RX0 maximal wird? Beachten Sie, daß am Widerstand RX eine
maximale Verlustleistung von PWmax = 0, 125 W auftreten darf und bei
der Dimensionierung von UE die Änderung von RX vernachlässigt werden
kann.
b) Wie groß darf ∆RX maximal sein, damit der durch die Näherung UD ∼
∆RX verursachte Fehler ≤ 1 % ist.
Musterlösung:
a) Aus der Brückendiagonalspannung (Gl. (7.4))
RX R4
UD = U E − UE (7.30)
R1 + RX R3 + R4
folgt für die Empfindlichkeit bei UD = 0 V
dUD R1 + RX0 − RX0 R1
= UE = UE
dRX RX =RX0 (R1 + RX0 )2 (R1 + RX0 )2
= UE v(R1 ) . (7.31)
R1 = RX0 , (7.33)
bei dem die Empfindlichkeit maximal wird. Für UD = 0 folgt aus Gl. (7.30)
R1 R3
= =⇒ R 3 = R4 (7.34)
RX0 R4
und damit die sinnvolle Wahl
Aus der Proportionalität dUD /dRX ∼ UE kann man schließen, daß die Ver-
sorgungsspannung UE für eine hohe Empfindlichkeit möglichst groß gewählt
7.4 Messung ohmscher Widerstände 155
werden muß. Der maximale Wert von UE wird durch die Verlustleistung an
RX bestimmt
2
UEmax
PWmax = =⇒ UEmax = 2 PWmax RX0 = 22, 4 V (7.36)
4RX0
und führt zu einer maximalen Empfindlichkeit von
dUD R1 1 mV
= UEmax = UEmax = 5, 6 . (7.37)
dRX max (R1 + RX0 )2 4RX0 Ω
b) Mit den Gln. (7.30) und (7.35) berechnet sich die Diagonalspannung als
Funktion von ∆RX zu
RX0 + ∆RX 1
UD = U E −
RX0 + RX0 + ∆RX 2
∆RX
= UE . (7.38)
2(2RX0 + ∆RX )
UD
∆RXw = 4RX0 (7.41)
UE − 2UD
berechnet sich die maximal tolerable Widerstandsänderung |∆RX |max aus dem
vorgegebenen relativen Fehler
∆RXr UE − 2UD UD
f = −1= − 1 = −2
∆RXw UE UE
∆RX
≈ −2 (7.42)
4RX0
zu
|∆RX |max ≤ |fmax 2RX0 | = 20 Ω . (7.43)
156 7 Messung von elektrischen Impedanzen
Musterlösung:
a) Um den durch das Meßwerk fließenden Strom auf einfache Weise berechnen
zu können, wird zunächst bezüglich der Brückendiagonalen eine Ersatzspan-
nungsquelle mit folgenden Komponenten ermittelt
R(ϑ) R1 R(ϑ) − R1
UQ (ϑ) = UE − = UE , (7.45)
R1 + R(ϑ) R1 + R(ϑ) R1 + R(ϑ)
R1 R(ϑ)
RQ (ϑ) = 2 . (7.46)
R1 + R(ϑ)
7.4 Messung ohmscher Widerstände 157
Mit diesen Ersatzgrößen berechnet sich der Strom IM durch das Drehspulin-
strument zu
UQ (ϑ) R(ϑ) − R1
IM (ϑ) = = UE . (7.47)
RQ (ϑ) 2R1 R(ϑ)
Aus der Überlegung, daß der Strom IM bei ϑ = −20 ◦ C gleich Null sein muß,
folgt aus Gl. (7.47) der Brückenwiderstand R1
Abb. 7.11. Verläufe der Ist- und Sollkennlinien des Meßwerkstromes IM (ϑ)
Der Sollwert von IM ergibt sich aus der durch die Endpunkte gelegten Geraden
IM (ϑend ) − IM (ϑstart )
IMsoll (ϑ) = IM (ϑstart ) + (ϑ − ϑstart )
ϑend − ϑstart
IMend
= (ϑ − ϑstart ) . (7.50)
ϑend − ϑstart
Der Istwert ist durch Gl. (7.47) gegeben
R(ϑ) − R1
IMist (ϑ) = UE . (7.51)
2R1 R(ϑ)
IMend
− =0 (7.53)
ϑend − ϑstart
mit folgender Umformung
R0 α ϑend − ϑstart
R2 (ϑRmax ) = UE (7.54)
2 IMend
der Widerstandswert, bei dem der größte Fehler auftritt, zu
Lösung:
a) UQ = 0, 263 V, RQ = 0, 974 KΩ
b) fbel = −1, 91 %
c) fmax = −3, 85 %
Musterlösung:
a) Aus der Überlegung, daß für C = Cmax das Drehspulinstrument Endaus-
schlag haben soll, folgt für die Impulsdauer der Ausgangsspannung uA
TE uA T 1
uA = U B = 5 V =⇒ TE = T = = . (7.59)
T UB 3 3f
Daraus ergeben sich nun die in Abb. 7.14 dargestellten Spannungsverläufe.
Der Widerstand R berechnet sich aus dem Aufladevorgang
UB TE
T
Uschw = = UB 1 − e− RCmax = UB 1 − e− 3RCmax (7.60)
2
zu
T
R= = 48, 09 kΩ . (7.61)
3Cmax ln 2
b) Die Anzeige (Zeigerausschlag) des Meßgerätes ergibt sich zu
UB UB UB
α = S u U A = S u TE = Su RC ln . (7.62)
T UB − Uschw T
Abb. 7.14. Zeitliche Verläufe des Taktsignals sowie der Spannungen u1 , u2 und uA
Da die Periodendauer nur einen negativen Fehler besitzt, ergibt sich für das
gesamte Kapazitätsmeßgerät im schlechtesten Fall folgende Genauigkeitsklas-
se
2
GC = G + |fR |max + 0, 01 + |ffT |max = 4, 89 % . (7.64)
ln 2
c) Wenn die Diode in Durchlaßrichtung nicht leitet, ergeben sich die in Abb.
7.15 dargestellten Zeitverläufe.
Abb. 7.15. Zeitliche Verläufe des Taktsignals sowie der Spannung u2 bei defekter
Diode
162 7 Messung von elektrischen Impedanzen
Aus Abb. 7.15 folgt für den Aufladevorgang (Gl. (10.7)) und somit für den
Spannungswert UH die Beziehung
T
UH = UB + (∆U − UB )e− 2RC . (7.65)
UB TE
= UB + (∆U − UB )e− RC (7.69)
2
die Zeit TE berechnet werden
UB − ∆U
TE = RC ln UB
= 18, 775 µs . (7.70)
2
TE
uA = U B = 2, 816 V =
ˆ 563, 3 pF . (7.71)
T
d) Folgende einfache Möglichkeiten der Meßbereichserweiterung sind vorhan-
den:
• Widerstand R veränderbar ausführen
• Takt variabel ausführen.
1. Die Frequenz des Sinusgenerators wird solange verändert, bis der Zeige-
rausschlag des Amperemeters nicht mehr zunimmt. Die am Sinusgenerator
eingestellte Frequenz beträgt dann f1 = 1591, 5 Hz.
2. Nun wird, ausgehend von√ f1 , die Frequenz solange erhöht, bis das Am-
peremeter nur noch 1/ 2 des Wertes von Punkt 1. anzeigt. Die am Si-
nusgenerator eingestellte Frequenz beträgt jetzt f2 = 1622 Hz.
Die Eingangsspannung UE bleibt während der gesamten Messung konstant!
a) Berechnen Sie die Werte von LX und RX der zu messenden Induktivität.
b) Mit welcher Genauigkeit können LX und RX gemessen werden, wenn das
Amperemeter fehlerfrei anzeigt, der Kondensator C eine Toleranz von 1 %
hat und der Sinusgenerator die eingestellte Frequenz mit einer relativen
Genauigkeit von ±0, 1 % abgibt? Geben Sie LX und RX auf folgende Weise
an:
Musterlösung:
a) Aus der Tatsache, daß ein Serienschwingkreis bei seiner Resonanzfrequenz
minimale Impedanz aufweist und somit bei konstanter Spannung der größte
Strom fließt, folgt, daß es sich bei der Frequenz f1 um die Serienresonanzfre-
quenz handelt. Mit der Resonanzfrequenz (Kreisfrequenz)
1
ω12 = (7.74)
LX C
des Serienschwingkreises folgt für LX
1
LX = = 0, 1 H . (7.75)
ω12 C
Der Betrag von Z ist durch
164 7 Messung von elektrischen Impedanzen
2
1
|Z| = 2
RX + ωLX − (7.76)
ωC
|dRX |max = 37, 97|fC |max + 2038, 39|fω1 |max + 2000, 42|fω2 |max
= 4, 419 Ω (7.83)
Abbildung 7.17 zeigt die Maxwell-Wien Brücke, die zur Messung von Induk-
tivitäten eingesetzt wird. Folgende Daten sind bekannt:
Musterlösung:
a) Aus der allgemeinen Abgleichbedingung nach Gl. (7.17) ergibt sich der
folgende Zusammenhang
RX + jωLX R3 R3 + jωR3 R4 C4
= 1 = . (7.85)
R2 R4 jωC
4 R4
1
R4 + jωC
4
Durch Vergleich von Real- und Imaginärteil (Gln. (7.21) und (7.22)) erhält
man die hier geltenden Abgleichbedingungen
R2 R3
RX = , (7.86)
R4
LX = R2 R3 C4 . (7.87)
166 7 Messung von elektrischen Impedanzen
LX = RX R4 C4 . (7.89)
der Zusammenhang
2 2
RX R4 (1 + ω 2 R42 C42 ) = R22 R32 (1 + ω 2 R42 C42 ) . (7.92)
LX = R2 R3 C4 (7.94)
liefert. Aus dem angegebenen Wertebereich für LX ergibt sich der benötigte
Wertebereich von C4 wie folgt
LX
C4 = =⇒ C4 = (100 nF . . . 1 µF) . (7.95)
R2 R3
Mit Gl. (7.8) und dem in der Aufgabenstellung angegebenen Wertebereich des
Verlustfaktors tan δLX berechnet sich aus
d) Die Brücke kann auch bei fB = 2 kHz betrieben werden, weil die Abgleich-
bedingungen laut Gl. (7.93) und Gl. (7.94) frequenzunabhängig sind.
Lösung:
a) Zum Abgleich der Brücke sind ein Widerstand und eine Induktivität erfor-
derlich. Die Abgleichbedingungen lauten
R2 R3 L4
RX = und CX = . (7.102)
R4 R2 R3
b) L4 = (0, 1 H . . . 1 H), R4 = (6, 3 mΩ . . . 6, 3 Ω)
c) Welche Frequenz muß die Eingangsspannung uE (t) haben, damit das Meß-
gerät für die Messung von LX einen Meßbereich von (0 H . . . 1 H) aufweist?
d) Welchen maximalen Ausgangsstrom muß der Operationsverstärker liefern
können? Für welche Sperrspannung muß die Diode dimensioniert werden?
e) Welche Genauigkeitsklasse hat das Meßgerät für die RX - bzw. LX -Messung,
wenn folgende relative Fehler gegeben sind:
Referenzspannung U0 : |fU0 |max = 0, 5 %
Widerstand R: |fR |max = 1 %
Drehspulmeßwerk: G = 0, 5 %
Frequenz von UE : |ffUE |max = 0, 1 %.
Lösung:
a) R = 500 Ω
c) f = 500 Hz
d) IAmax = 6, 5 mA, UDSS = 15 V
e) GRX = 2 %, GLX = 2, 1 % .
8
Meßwandler
Transformator kann nach [6] durch das in Abb. 8.2 dargestellte elektrische
Ersatzschaltbild beschrieben werden. Dabei bezeichnen U 1 , I 1 Primärspan-
nung und Primärstrom, R1 , L1σ den ohmschen Wicklungswiderstand und
die Streuinduktivität der Primärspule, X1h , R1E die Hauptinduktivität und
den Verlustwiderstand (modelliert Hysterese- und Wirbelstromverluste), I µ
den Magnetisierungsstrom, R2 , L2σ den ohmschen Wicklungswiderstand und
die Streuinduktivität der Sekundärspule, U 2 , I 2 Sekundärspannung und Se-
kundärstrom und ü = N1 /N2 das Nennübersetzungsverhältnis. Die Belastung
der Sekundärseite wird als Bürde bezeichnet. Mit dem Längsspannungsabfall
∆U und dem Nennübersetzungsverhältnis ü berechnet sich das Verhältnis von
Sekundärspannung U 2 zu Primärspannung U 1 wie folgt
∆U
üU 2 = U 1 − ∆U = U 1 1 − (8.1)
U1
172 8 Meßwandler
U2 N2 ∆U
= 1− . (8.2)
U1 N1 U1
Mit Hilfe der Ströme I 1 und I 2 kann der Längsspannungsabfall wie folgt
berechnet werden
Durch Aufstellen der Knotengleichung (Abb. 8.2) erhält man das Stromüber-
setzungsverhältnis
1 Iµ
I2 = I1 − Iµ = I1 1 − (8.4)
ü I1
I2 N1 Iµ
= 1− . (8.5)
I1 N2 I1
δi ≤ 0, 1◦ , | f i |≤ 1 % . (8.6)
Musterlösung:
Der Sekundärstrom I 2 berechnet sich entsprechend der Knotengleichung
1
I = I1 − Iµ . (8.7)
ü 2
Der Magnetisierungsstrom I µ kann mit Hilfe der Stromteilerregel durch den
Primärstrom I 1 ausgedrückt werden
Setzt man nun dieses Ergebnis in Gl. (8.7) ein, so erhält man den gesuchten
Sekundärstrom I 2 als Funktion des Primärstromes I 1
⎛ ⎞
2
ü (R + R + jωL )
I 2 = üI 1 ⎝1 − ⎠
2 L 2σ
R1E L1h
ü2 (R2 + RL ) + jω ü2 L2σ + R1E +jωL1h
jωR1E L1h
=
R1E ü2 (R2 + RL ) − ü2 ω 2 L1h L2σ + jω[L1h ü2 (R2 + RL )+
üI 1 . (8.9)
R1E (ü2 L2σ + L1h )]
und
RA ü2 [tan(89, 9◦ )R1E − ωL1h ] ≤ ω[ü2 L1h R2 + R1E (ü2 L2σ + L1h )]
erhält man die folgende Bedingung für den Innenwiderstand RA des Am-
peremeters
Mit Gl. (8.14) berechnet sich der maximale Wert des Amperemeter-Innen-
widerstandes zu RAmax = 4, 728 Ω.
erhält man durch Einsetzen von RAmax einen Wert von |fi | = 0, 1835 %, womit
der errechnete Wert für RAmax von 4, 728 Ω beide Forderungen erfüllt.
ü = 20/5
R1 = 1Ω
R2 = 0, 5 Ω
L1σ = 5 mH
L2σ = 5 mH
L1h = 550 mH
f = 50 Hz
Musterlösung:
Die Meßspannung üU 2 berechnet sich zunächst durch Anwenden der Span-
nungsteilerregel (Abb. 8.3) mit U 1h zu
RL
üU 2 = U 1h . (8.16)
R2 + jωL2σ + RL
Die Spannung U 1h kann nun wiederum mit Hilfe der Spannungsteilerregel
durch die Primärspannung U 1 ausgedrückt werden
176 8 Meßwandler
1
jω ü2 L1h (R2 +jωL2σ +RL )
. (8.17)
jωL1h +ü2 R2 +jω ü2 L2σ +ü2 RL + R1 + jωL1σ
(8.18)
(R1 + jωL1σ )(ü2 R2 + ü2 RL + jω(L1h + ü2 L2σ ))
j üωRL L1h
=
ü2 R1 (R2 + RL ) − ω L1σ (L1h + ü2 L2σ )
2 − ü2 ω 2 L1h L2σ +
U1 . (8.19)
j(ü2 ω(R2 + RL )(L1h + L1σ ) + ωR1 (L1h + üL2σ ))
ü2 ω(R2 + RL )(L1h + L1σ ) + R1 ω(L1h + ü2 L2σ )
− arctan 2 .
ü R1 (R2 + RL ) − ü2 ω 2 L2σ (L1h + L1σ ) − ω 2 L1h L1σ
Begriffsdefinitionen:
• Rastereinheit ( Division“):
”
Um das Ablesen der dargestellten Spannungsverläufe zu erleichtern, ist
der Bildschirm mit einer gitterartigen Einteilung (Raster) versehen, wobei
der Abstand zwischen zwei Rasterlinien als Rastereinheit ( Division“, ab-
”
gekürzt Div“) bezeichnet wird. In der Regel weist der Bildschirm eines
”
analogen Oszilloskops zehn Unterteilungen in x-Richtung und acht Unter-
teilungen in y-Richtung auf.
• y-Ablenkkoeffizient ky :
Dieser Ablenkkoeffizient beziffert das Verhältnis von der am Leuchtschirm
in y-Richtung auftretenden Ablenkung und der an der y-Eingangsbuchse
anliegenden Meßspannung. Er wird üblicherweise mit einem Drehschalter
direkt am Oszilloskop eingestellt. Bei der Messung muß beachtet werden,
daß bei der Verwendung eines Tastkopfes dessen Teilerverhältnis VT zu
berücksichtigen ist.
• x-Ablenkkoeffizient kx :
Der Ablenkkoeffizient kx stellt in Analogie zu ky den Bezug zwischen einer
Rastereinheit in x-Richtung und dem dazugehörigen Zeitintervall ∆t her.
• AC-DC-Kopplung:
Mit dieser Einrichtung kann die Meßspannung entweder direkt (entspricht
der DC-Kopplung) oder über einen zum Eingangsteiler in Serie geschal-
teten Kondensator, der den Gleichspannungsanteil der Meßspannung ab-
blockt (entspricht der AC-Kopplung), an den Eingangsspannungsteiler des
Oszilloskops gelegt werden.
• 2-Kanal-Oszilloskop:
Das 2-Kanal-Oszilloskop ermöglicht die gleichzeitige Darstellung von zwei
Eingangsspannungen.
Musterlösung:
a) Mit den komplexen Impedanzen der beiden Parallelschaltungen von CT
RT und CE RE
1 RT
ZT = 1 = (9.1)
RT + jωCT 1 + jωCT RT
RE
ZE = (9.2)
1 + jωCE RE
folgt aus der Spannungsteilerregel
ZE
U E2 = U E1 (9.3)
ZE + ZT
das komplexe Spannungsteilerverhältnis
U E1 Z + ZT Z RT (1 + jωCE RE )
VT = = E =1+ T =1+ . (9.4)
U E2 ZE ZE RE (1 + jωCT RT )
Damit V T frequenzunabhängig wird, muß notwendigerweise
RE CE = RT CT (9.5)
gelten. Durch Einsetzen dieser Bedingung in Gl. (9.4) lassen sich aus
RT
V T = V0 = 1 + (9.6)
RE
und Gl. (9.5) die Dimensionierungsvorschriften für RT und CT wie folgt ab-
leiten
RT = RE (V0 − 1) = 9 MΩ , (9.7)
RE 1
CT = CE = CE = 3 pF . (9.8)
RT V0 − 1
b) Die Komponenten RP und CP des in Abb. 9.4 dargestellten Parallelersatz-
schaltbildes berechnen sich aus der komplexen Eingangsimpedanz
9.3 Messungen mit einem Elektronenstrahl-Oszilloskop 181
RT RE
ZP = ZT + ZE = +
1 + jωCT RT 1 + jωCE RE
RE (V0 − 1) RE
= +
1 + jωCE RE 1 + jωCE RE
V0 RE
= (9.9)
1 + jωCE RE
durch Übergang auf den komplexen Leitwert
1 1 + jωCE RE 1 CE
YP = = = + jω
ZP V0 RE V0 RE V0
1
= + jωCP (9.10)
RP
zu
RP = V0 RE = 10 MΩ , (9.11)
CE
CP = = 2, 7 pF . (9.12)
V0
Aus diesen Zusammenhängen und Gl. (9.9) erkennt man, daß die Meßspan-
nung nur noch mit der um den Faktor V0 vergrößerten Eingangsimpedanz Z E
belastet wird.
Da |V T | entsprechend Gl. (9.14) nur größer als V0 werden kann, folgt mit
|V T (fg )|
= 1, 03 (9.15)
V0
durch Einsetzen in Gl. (9.14) aus
10 V/Div
DC-Kopplung
Tastkopf 1:1
Nullpunkt auf Mittellinie eingestellt
x-Ablenkung: 50 µs/Div
a) Berechnen Sie die Wirkleistung, welche sich aus jenen Werten ergibt, die
mit dem nicht-abgeglichenen Tastkopf gemessen wurden.
b) Berechnen Sie unter Verwendung des in Abb. 9.2 angegebenen Ersatz-
schaltbildes die eingestellte Kapazität und den Tastkopfwiderstand des
nicht-abgeglichenen Tastkopfes.
c) Korrigieren Sie die infolge des nicht-abgeglichenen Tastkopfes entstande-
nen systematischen Meßfehler und berechnen Sie damit die tatsächliche
Wirkleistung. Welcher relative Meßfehler ergibt sich, wenn Sie die syste-
matischen Meßfehler nicht korrigieren?
184 9 Analoges Elektronenstrahl-Oszilloskop
Musterlösung:
a) Mit den aus dem Oszillogramm in Abb. 9.5 abgelesenen Werten
3 Div · 10 Div
V
· 10
Ueff = √ = 212, 13 V (9.18)
2
1 Div · 10 Div
A
Ieff = √ = 7, 071 A (9.19)
2
1 Div
ϕ = 360◦ = 72 ◦ (9.20)
5 Div
berechnet sich die Leistung zu
PW = Ueff Ieff cos ϕ = 463, 53 W . (9.21)
b) Abbildung 9.7 zeigt das zur Berechnung der Komponenten des Tastkopfes
benötigte Ersatzschaltbild.
Um das Oszillogramm nach Abb. 9.6 auswerten zu können, muß der Zeitver-
lauf der Oszilloskopeingangsspannung U E2 für eine rechteckförmige Eingangs-
spannung U E1 berechnet werden. Wenn man zu dieser Berechnung die anstei-
gende Flanke von U E1 heranzieht, erhält man, da alle Anfangsbedingungen
Null sind, aus Gl. (9.4) mit der Substitution s = jω die Laplacetransformierte
der Ausgangsspannung
RE (1 + sCT RT )
UE2 (s) = UE1 (s) . (9.22)
RE (1 + sCT RT ) + RT (1 + sCE RE )
Die Spannung uE2 (t) zum Zeitpunkt t = 0+ folgt aus der Anwendung des
Anfangswertsatzes der Laplacetransformation [3] auf Gl. (9.22)
uE2 (0+) = lim sUE2 (s)
s→∞
ÛR RE 1s + CT RT
= lim s
s→∞ s RE 1s + CT RT + RT 1s + CE RE
9.3 Messungen mit einem Elektronenstrahl-Oszilloskop 185
CT
= ÛR , (9.23)
CT + CE
wobei ÛR den Spitzenwert der Rechteckspannung bezeichnet. Aus dem so-
eben erhaltenen Ergebnis kann man ablesen, daß uE2 (0+) nur von den beiden
Kapazitäten CT und CE bestimmt wird, aber nicht von den Widerständen
des Tastkopfes abhängt. Für t → ∞ hingegen sind alle Ausgleichsvorgänge
abgeschlossen und die Ausgangsspannung entspricht der des ohmschen Span-
nungsteilers
RE
uE2 (t → ∞) = ÛR , (9.24)
R +R
E T
1
10
3 Div · 10 Div
V
· 1
0,1116
Ueff,w = √ = 190, 10 V (9.32)
2
und dem tatsächlichen Phasenwinkel
Abb. 10.1 zeigt den Aufbau eines 4-Bit DA-Umsetzers nach dem Prinzip der
gewichteten Ströme. Mit der Referenzspannung Uref berechnen sich die ein-
zelnen Ströme zu
8Uref 4Uref 2Uref Uref
I1 = ; I2 = ; I3 = ; I4 = . (10.1)
R R R R
Diese Ströme werden im Stromknoten 1 aufsummiert und ergeben multipli-
ziert mit dem Gegenkopplungswiderstand Rref des Operationsverstärkers die
Ausgangsspannung uA .
Die hauptsächliche Problematik dieser Schaltung besteht in der genauen Ferti-
gung der unterschiedlich großen Widerstände (der multiplikative Faktor zwi-
schen dem kleinsten und dem größten Widerstandswert beträgt bei einem
188 10 Digitale Meßtechnik
uE < u(Z) vorwärts gezählt und bei uE > u(Z) rückwärts gezählt. Um die
Begrenzung des Quantisierungsfehlers auf ±1LSB (Least-Significant-Bit) [6]
garantieren zu können, darf sich die Eingangsspannung uE während einer
Taktperiode des Zählers nicht um mehr als ein ULSB ändern.
Single-Slope-Umsetzer
tX = KuE (10.2)
NX = Kfref uE . (10.3)
Dual-Slope-Umsetzer
Spannungs-Frequenz-Umsetzer
auf den Integrator gegeben. Bei positiver Eingangsspannung nimmt die Aus-
gangsspannung uA linear ab, und bei Unterschreiten des Spannungswertes
−Uref schaltet der Komparator K2 um und gibt über den Schalter S die in-
vertierte Eingangsspannnug auf den Integrator. Damit steigt (bei konstanter
Eingangsspannung) die Ausgangsspannung uA linear mit der Zeit an. Die obe-
re Umschaltschwelle wird durch die Referenzspannung Uref festgelegt. Die sich
ergebende Frequenz fX ist somit proportional der Eingangsspannung uE .
nach Abb. 10.6, so läßt sich die Zeitkonstante τ , welche sowohl den Auflade-
als auch den Entladevorgang bestimmt, wie folgt berechnen
τ = RQ C . (10.5)
Zum Zeitpunkt t = 0 sei die Kondensatorspannung uC = U1 (Abb. 10.7).
Damit beträgt die verbleibende Spannungsdifferenz, welche ein weiteres Auf-
laden des Kondensators ermöglicht,
∆u = UQ − uC (0) = UQ − U1 . (10.6)
Der zeitliche Verlauf der Aufladekurve ergibt sich somit aus der Differenz von
Endspannung UQ (maximal mögliche Spannung am Kondensator) und der mit
der zeitlichen Exponentialfunktion e−t/τ gewichteten Spannung ∆u
10.3 Digital-Analog-Umsetzer
Beispiel 10.1: DA-Umsetzer nach dem Prinzip der gewichteten Ströme
Abbildung 10.8 zeigt einen 4-Bit DA-Umsetzer, der nach dem Prinzip der
gewichteten Ströme arbeitet.
a) Berechnen Sie für RI = 0 Ω, R = 100 kΩ, C = 0 pF und Uref = 1, 2 V
den Widerstand Rref derart, daß für Z = 1111 (d. h. alle Schalter sind
geschlossen) uAmin = −5 V ist.
b) Bei welcher Eingangskombination Z entsteht der maximale relative Fehler
der Ausgangsspannung uA , wenn der Innenwiderstand der Referenzspan-
nungsquelle RI = 100 Ω beträgt, und wie groß ist er? Verwenden Sie für
Ihre Berechnung die in Punkt a) ermittelte Dimensionierung.
c) Berechnen Sie uA (t), wenn zum Zeitpunkt t = 0 von Z = 0000 (d. h. alle
Kondensatoren sind entladen) auf Z = 1111 geschaltet wird und sowohl
der Innenwiderstand RI als auch die Kondensatoren (C = 5pF) zu berück-
sichtigen sind. Nach welcher Zeit weicht uA (t) um nicht mehr als 1 % vom
Endwert UAend = lim uA (t) ab?
t→∞
10.3 Digital-Analog-Umsetzer 193
Musterlösung:
a) Eine Dualzahl Z läßt sich mit den Variablen zi ∈ {0, 1} auf folgende Weise
darstellen
Z = z3 23 + z2 22 + z1 21 + z0 20 . (10.9)
Mit dieser Darstellung berechnet sich die Ausgangsspannung uA (Innenwider-
stand RI = 0) entsprechend
Uref Uref Uref Uref
uA = −Rref R
z3 + R z2 + R z1 + R z0
8 4 2 1
Rref
= −Uref (z3 8 + z2 4 + z1 2 + z0 1)
R
Rref
= −Uref Z. (10.10)
R
Damit die Ausgangsspannung uA ihren minimalen Wert uAmin = −5 V bei
Z = 1111 annimmt, ergibt sich für den Widerstand Rref
uAmin R
Rref = − = 27, 78 kΩ . (10.11)
Uref Zmax
b) Wird der Innenwiderstand RI der Referenzspannungsquelle berücksichtigt,
so ändert sich die Ausgangsspannung uA zu
Uref
uAr = −Rref . (10.12)
RI + RZ
Mit dem wahren Wert für die Ausgangsspannung uA nach Gl. (10.10) und
dem Widerstandswert RE = R/Z berechnet sich der relative Fehler von uA
zu
194 10 Digitale Meßtechnik
1
uAr RI +RE RE
f= −1= 1 −1= − 1. (10.13)
uAw RE
RI + RE
Um nun den maximalen relativen Fehler fmax zu finden, wird f nach RE
abgeleitet
df RI + RE − RE RI
= = > 0. (10.14)
dRE (RI + RE )2 (RI + RE )2
Da f < 0 ist, tritt der maximale Fehler der Ausgangsspannung uA für den
Widerstandswert RE = REmin auf, also für den Schalterzustand Zmax = 1111
R
fmax = 15
R
− 1 = −1, 48 % . (10.15)
RI + 15
Abb. 10.9. Ersatzschaltung für die Widerstände und Kondensatoren, wenn alle
Schalter geschlossen sind.
R R
CE = 4 C und RE = = (10.16)
Z 15
ergibt. Gemeinsam mit der Referenzspannungsquelle Uref und dem Innen-
widerstand RI kann für diesen aktiven Zweipol die in Abb. 10.10 gezeigte
Ersatzspannungsquelle angegeben werden. Die Ersatzgrößen UQ und RQ der
RE RI RE
RQ = und UQ = Uref . (10.17)
RE + RI RI + RE
Mit der bekannten Ersatzspannungsquelle läßt sich die Spannung uCE (t) nun
sehr einfach ermitteln. Für den Aufladevorgang gilt (Gl. (10.7) mit U1 = 0)
t
uCE (t) = UQ 1 − e− τ mit τ = CE RQ . (10.18)
uCE (t)
uA (t) = −Rref
RE
Rref −
t(RE +RI )
= −Uref 1−e CE RE RI
. (10.19)
RI + RE
Die gesuchte Zeit t1% , bei welcher die Ausgangsspannung uA nur noch 1 %
vom Endwert abweicht (uA (t1% ) = 0, 99 UAend ), berechnet sich nun mit Gl.
(10.21) zu
RE RI
t1% = −CE ln(1 − 0, 99) = 9, 1 ns . (10.22)
RE + RI
10.4 Analog-Digital-Umsetzer
Beispiel 10.2: Nachlauf-Umsetzer
Musterlösung:
a) Die Übertragungskennlinie eines idealen 2-Bit DA-Umsetzers ist in Abb.
10.11 dargestellt. Aus dieser Kennlinie ergibt sich der folgende allgemeingülti-
ge Zusammenhang für die Spannung ULSB des Least Significant Bit (LSB)
eines N-Bit DA-Umsetzers
uAmax
ULSB = ≤ 20 mV . (10.23)
2N − 1
Löst man Gl. (10.23) nach der Bitanzahl N auf und setzt uAmax = uEmax , so
ergibt sich aus den angegebenen Daten der Wert
uEmax
ln 20 mV + 1
N≥ = 7, 97 Bit , (10.24)
ln 2
d. h. es ist ein 8-Bit Umsetzer erforderlich. Die tatsächliche Auflösung ergibt
sich nun entsprechend Gl. (10.23) zu
uEmax
ULSB = = 19, 6 mV . (10.25)
28 − 1
duE
= Û ω cos(ωt) . (10.26)
dt
Der maximale Betrag der Steigung ergibt sich im Nulldurchgang, also für die
Zeitwerte t = kπ/ω (k ist eine ganze Zahl)
duE V
= ± Û ω = ± 314 · 103 . (10.27)
dt max s
± Û ω
fT = = 16 MHz . (10.29)
± ULSB
c) Der zeitliche Verlauf der Spannung u(Z) am Ende des Meßvorganges ist in
Abb. 10.12 für den Fall dargestellt, daß der Zähler bei einer positiven Flan-
ke weiterzählt. Anhand dieses Verlaufes erkennt man, daß im Grenzfall der
Abb. 10.12. Zeitlicher Verlauf der Ausgangsspannung u(Z) des DA-Umsetzers und
des Taktsignals am Ende einer Umsetzung.
1
tKmax = − tDAC = 52, 5 ns . (10.31)
fT
Wäre tK > tKmax , so würde das Umschalten der Zählrichtung zu spät erfolgen
und der Zähler weiter vorwärtszählen. Analoge Überlegungen führen für das
Rückwärtszählen zum selben Ergebnis.
Musterlösung:
a) Damit der Zähler einen Zählerstand von 1000 erreicht, wird eine Torzeit
von
1
TXw = NXw10 = 10 ms (10.33)
f
benötigt. Der Zeitverlauf der Spannung uS (t) (Abb. 10.14) ist durch
t
1 Uref Uref
uSw (t) = dt = t (10.34)
C R RC
0
gegeben, wenn der Schalter zum Zeitpunkt t = 0 geöffnet wird. Mit dem
Zusammenhang uSw (TXw ) = uEmax = 10 V berechnet sich die erforderliche
Kapazität C zu
Uref
C= TXw = 12 nF . (10.35)
uEmax R
b) Zur Berechnung der Schaltung mit einem verlustbehafteten Kondensator
ist das Schaltbild nach Abb. 10.15 zu verwenden. Der Eingangsstrom IE be-
rechnet sich einerseits über die Referenzspannung Uref
Uref
IE = (10.36)
R
und andererseits mit Hilfe der Spannung uS
uS (t) duS (t)
IE = +C . (10.37)
RP dt
200 10 Digitale Meßtechnik
Durch Gleichsetzen von Gl. (10.36) mit Gl. (10.37) erhält man die Differenti-
algleichung zur Bestimmung der Integrator-Ausgangsspannung uS (t)
duS 1 Uref
+ uS = . (10.38)
dt CRP RC
Den Eigenwert λ der homogenen Lösung erhält man durch Einsetzen des
Ansatzes uSh = K1 eλt in die homogene Differentialgleichung
1 1
λ+ = 0 =⇒ λ=− . (10.39)
RP C RP C
Da die Störfunktion eine Konstante ist, genügt es, für die partikuläre Lösung
den Ansatz uSp = K2 zu wählen
K2 Uref RP
= =⇒ K2 = Uref . (10.40)
RP C RC R
Die allgemeine Gesamtlösung erhält man nun durch Überlagerung der homo-
genen und der partikulären Lösung
RP − t
RP C
uS (t) = Uref + K1 e . (10.41)
R
Mit der Anfangsbedingung uS (0) = 0 V läßt sich die Konstante K1
RP RP
0 = Uref + K1 =⇒ K1 = − Uref (10.42)
R R
bestimmen. Die spezielle Lösung dieses Anfangswertproblems lautet somit
RP − t
uS (t) = Uref 1 − e RP C . (10.43)
R
Die eben durchgeführte Berechnung der Spannung uS kann durch Einführung
einer Ersatzspannungsquelle wesentlich vereinfacht werden. Die Leerlaufspan-
nung UQ und der Innenwiderstand RQ dieser Spannungsquelle (Abb. 10.16)
berechnen sich zu
10.4 Analog-Digital-Umsetzer 201
Uref
UQ = RP und RQ = RP . (10.44)
R
Mit diesen Größen läßt sich uS (t) entsprechend der Aufladekurve eines Kon-
densators (Gl. (10.7) mit U1 = 0) unmittelbar angeben
− t
uS (t) = UQ 1 − e RP C . (10.45)
Der ideale Spannungsverlauf uSw (t) nach Gl. (10.34) (idealer Kondensator)
und der reale Spannungsverlauf uS (t) nach Gl. (10.45) (verlustbehafteter Kon-
densator) sind in Abb. 10.17 dargestellt. Löst man Gl. (10.45) nach der Zeit-
Abb. 10.17. Idealer (uSw ) und realer (uS ) Zeitverlauf der Spannung uS (t) des
Sägezahngenerators
Bei einem idealen Kondensator beträgt die äquivalente Zeit TXw nach Gl.
(10.33) 10 ms. Der vom verlustbehafteten Kondensator hervorgerufene relative
Fehler f ergibt sich damit zu
NXr TXr f
f= −1= − 1 = 0, 32% . (10.49)
NXw TXw f
Musterlösung:
a) Der Spannungsverlauf der Ausgangsspannung uA zum Zeitpunkt t2 berech-
net sich zu
t2
1
uA (t2 ) = − [UE + ustoer (t)] dt
RC
t1
t2 t2
1 1
=− UE dt − ustoer (t) dt . (10.50)
RC RC
t1 t1
Für eine reine Wechselspannung gilt nach Abschn. 4.3, daß die zeitliche Inte-
gration einer Wechselgröße über eine Periode oder Vielfache der Periode Null
ergibt
10.4 Analog-Digital-Umsetzer 203
t2
zu
(t2 − t1 )min UEmax
Cmax = − = 7, 5 µF . (10.55)
Rmin UAmin
c) Aus der Bedingung, daß die Ausgangsspannung uA zum Zeitpunkt tX den
Wert Null hat, folgt
tX
1
uA (tX ) = 0 V = uA (t2 ) + Uref dt . (10.56)
Rmin Cmax
t2
Mit Gl. (10.54), welche den Wert der Ausgangsspannung uA zum Zeitpunkt
t2 angibt, erhält man die Beziehung
NXmax Uref
fT = = 10 kHz . (10.59)
(t2 − t1 )min UEmax
UEmax t−t1
−
uA (t) = −uC (t) = − RP 1 − e RP C . (10.63)
Rmin
Zum Zeitpunkt t2 ergibt sich ein Wert von uA (t2 ) = −7, 851 V. Im Zeitbereich
t2 ≤ t ≤ tX läßt sich die Ausgangsspannung uA mit Hilfe einer Aufladekurve
(Gl. (10.7)) darstellen
t−t2
−
−uA (t) = uC (t) = UQ + (uC (t2 ) − UQ )e RP C
t−t2
−
= UQ + (−uA (t2 ) − UQ )e RP C
. (10.64)
10.4 Analog-Digital-Umsetzer 205
Zum Zeitpunkt tX muß die Ausgangsspannung uA (t) Null werden, womit sich
unter Verwendung von I = −Uref /Rmin die folgende Bestimmungsgleichung
ergibt
Uref Uref t −t
− X 2
0= RP + uA (t2 ) − RP e RP C . (10.65)
Rmin Rmin
Daraus berechnet sich der Wert für die Zeitdifferenz (tX − t2 )max zu
Uref
Rmin RP
(tX − t2 )max = −RP C ln Uref
Rmin RP − uA (t2 )
Rmin uA (t2 )
= RP C ln 1 −
RP Uref
Mit diesem Ergebnis erhält man entsprechend den realen Gegebenheiten (ver-
lustbehafteter Kondensator) den Zählerstand
UE = (0 V . . . 10 V)
Uref = 10 V
C = = 470 nF
t2 − t 1 = = 100 ms
Musterlösung:
a) Die Ausgangsspannung zum Zeitpunkt t2 , also jenem Zeitpunkt, bei dem
der Schalter die Eingangsspannung am Integrator von der Meßspannung
auf die Referenzspannung umschaltet, berechnet sich für einen Dual-Slope-
Umsetzer nach
t2
1 uE uE
uA (t2 ) = − dt = − (t2 − t1 ) . (10.69)
C R RC
t1
Daraus ergibt sich für die angegebene Spannung uA (t2 ) = uAmin = −8 V der
Wert des Widerstandes R zu
uEmax
R=− (t2 − t1 ) = 266 kΩ . (10.70)
uAmin C
b) Durch Nullsetzen der Ausgangsspannung uA zum Zeitpunkt tX
tX
1 − Uref
uA (tX ) = uA (t2 ) − dt
C R
t2
uE Uref
=− (t2 − t1 ) + (tX − t2 )w = 0 (10.71)
RC RC
erhält man die für den Dual-Slope-Umsetzer wesentliche Gleichung
uE
(tX − t2 )w = (t2 − t1 ) . (10.72)
Uref
Man beachte, daß die Zeitkonstante τ = RC des Lade- bzw. Entladevorgan-
ges nicht mehr in dieser Gleichung vorkommt. Das maximale Aufintegrati-
onsintervall (vom Zeitpunkt t2 des Umschaltens bis zum Zeitpunkt tX des
Nulldurchgangs) ergibt sich für uE = uEmax zu
uEmax
(tX − t2 )wmax = (t2 − t1 ) = 0, 1 s . (10.73)
Uref
c) Für uE = 10 V soll die Anzeige NX10 = 1000 liefern, womit die Bedingung
erfüllt werden muß. Aus dieser Gleichung läßt sich die notwendige Taktfre-
quenz fT berechnen
NX10
fT = = 10 kHz . (10.75)
(tX − t2 )wmax
10.4 Analog-Digital-Umsetzer 207
d) Abbildung 10.19 zeigt den Zeitverlauf der Spannung uA (t) unter Berück-
sichtigung der Verzögerungszeiten des Komparators tK und des Schalters tS .
Die reale Zeitdifferenz zwischen tX und t2 beträgt somit
uEmax
(tX − t2 )rmax = tS + tK + (t2 − t1 + tS )
Uref
= 100, 02 ms . (10.76)
(tX − t2 )rmax
f= − 1 = 0, 02 % . (10.77)
(tX − t2 )wmax
Es ist der in Abb. 10.20 gezeigte Teil eines Sägezahngenerators gegeben, der
für einen Single-Slope-Umsetzer vorgesehen ist. Der Umsetzer soll folgende
Daten aufweisen:
4-stellige Anzeige (5000=5
ˆ V)
UE = (0 V . . . 5 V)
fT = 100 kHz
Lösung:
a) Mit der Differentialgleichung
duS 1 1 Uref
1+ + uS = (10.78)
dt V0 V0 RC CR
Ein Dual-Slope-Umsetzer soll für eine Frequenz von fT = 25 kHz und einen
Eingangsspannungsbereich von 0 V bis 10 V dimensioniert werden.
a) Berechnen Sie die Integrationszeit (t2 − t1 )min so, daß eine der Eingangs-
spannung uE überlagerte 50 Hz–Störspannung (reine Wechselspannung)
keine Auswirkung auf das Ergebnis der AD-Umsetzung zeigt.
b) Die Eingangsspannung darf mit maximal 1 mA belastet werden. Berechnen
Sie den Widerstandswert Rmin und den zu Rmin gehörenden Kapazitäts-
wert Cmax derart, daß für t2 − t1 = (t2 − t1 )min die minimale Ausgangs-
spannung uAmin = −8 V erreicht wird.
c) Berechnen Sie Uref so, daß eine Eingangsspannung von uE = 10 V zu einem
Zählerstand von NX = 1000 führt.
d) Wirkt sich eine Veränderung der Werte von R, C und fT aufgrund von
Alterungserscheinungen auf die Genauigkeit aus?
Lösung:
a) Die zur Unterdrückung einer 50 Hz–Spannung geforderte Integrationszeit
(t2 − t1 )min beläuft sich auf
10.5 Spannungs-Frequenz-Umsetzer 209
b) Die beiden zu den spezifizierten Werten gehörenden Größen Rmin und Cmax
betragen 10 kΩ bzw. 2, 5 µF.
c) Für uE = 10 V und NX = 1000 berechnet sich die benötigte Referenzspan-
nung Uref zu 5 V.
d) NEIN, da sich alle Größen laut Gl. (10.4) herauskürzen!
10.5 Spannungs-Frequenz-Umsetzer
Beispiel 10.6: Spannungs-Frequenz-Umsetzer
uE = (0 V . . . 5 V)
fX = (0 kHz . . . 10 kHz)
Uref = 5 V
a) Die Eingangsspannung uE darf mit maximal 2mA belastet werden. Berech-
nen Sie den Widerstand Rmin und den zu Rmin gehörenden Kapazitätswert
Cmax .
b) Wie groß ist der relative Fehler, wenn +Uref = 5, 1 V und −Uref = −4, 9 V
betragen?
c) Geben Sie die Bestimmungsgleichung für den relativen Fehler an, wenn
die Verzögerungszeiten der Komparatoren (tK1 und tK2 ) und die Verzöge-
rungszeit des Schalters (tS ) berücksichtigt werden.
d) Wie groß darf die Summe der Verzögerungszeiten von K1 und K2 maximal
sein, wenn die Verzögerungszeit des Schalters tS = 100 ns beträgt und der
maximale relative Fehler ≤ 1 % sein soll? Verwenden Sie die unter Punkt
a) berechnete Dimensionierung.
Musterlösung:
a) Wird die Eingangsspannung direkt auf den Integrator gegeben, so fließt so-
wohl ein Strom durch den Eingangswiderstand des Integrators als auch durch
den Eingangswiderstand des Invertierers. Da beide Widerstände den Wert R
besitzen, ergibt sich ein minimaler Widerstand von
uEmax
Rmin = iEmax
= 5 kΩ . (10.81)
2
fXr − fXw
1
TXr − 1
TXw
f = = 1
fXw TXw
d) Mit der Näherung, daß die Verzögerungszeiten wesentlich kleiner als die
wahre Zeit TXw sind, kann der Term mit den Verzögerungszeiten im Nenner
von Gl. (10.90) vernachlässigt werden
4tS + 2(tK1 + tK2 )
|f | ≈ . (10.91)
4RC Uuref
E
1V
8
( V N N 4V
V V
Lösung
a)
k2
GU e (s) = (10.93)
(s + k)2
b)
s2
GN (s) = (10.94)
(s + k)2
c) Durch die doppelte Polstelle wird das niederfrequente Rauschen noch
stärker gedämpft (Noise shaping).
11
Messung von Frequenz und Zeit
11.1 Phasenwinkelmessung
Das Prinzip der Phasenwinkelmessung (eigentlich handelt es sich um die Mes-
sung einer Phasenwinkeldifferenz zwischen zwei periodischen und gleichfre-
quenten Signalen) beruht auf der Messung des Zeitintervalls, das durch gleich-
sinnige Nulldurchgänge der beiden zu vergleichenden Eingangswechselgrößen
definiert wird. Diese Nulldurchgänge werden zum Öffnen bzw. Schließen eines
zeitlichen Tores genutzt (Abb. 11.1), dessen Torzeit mit Hilfe einer Digital-
schaltung gemessen wird.
2πfs
ϕX = ωs TX = NX (11.2)
fref
genutzt werden.
Frequenz-Spannungs-Umsetzer
ist somit proportional zur Frequenz fX . Basierend auf dieser Tatsache bietet
sich die in Abb. 11.3 gezeigte Realisierungsmöglichkeit mit Hilfe einer mono-
stabilen Kippstufe an. Die monostabile Kippstufe stellt einen Impuls konstan-
ter Dauer und Amplitude zur Verfügung und wird entsprechend Gl. (11.4)
durch die Eingangsspannung mit der Frequenz fX getriggert. Die Mittelwert-
bildung erfolgt wiederum durch einen RC-Tiefpaß.
Harmonische Oszillatoren
ϕV + ϕK = 2πk , (11.9)
Relaxations-Oszillatoren
Abbildung 11.5 zeigt eine Meßschaltung, die für zwei sinusförmige Eingangs-
spannungen uE1 und uE2 mit der Frequenz fs und einer Phasenverschiebung
ϕ zu analysieren ist.
a) Stellen Sie eine Wahrheitstabelle für die Signale Q, A und B auf. Leiten
Sie aus der Wahrheitstabelle den Zusammenhang zwischen Q, A und B
her. Durch welches einzelne Standard-Gatter könnte der aus NOR-Gattern
aufgebaute Schaltungsteil ersetzt werden?
b) Skizzieren Sie den zeitlichen Verlauf von uE1 , uE2 und Q für eine von Ihnen
gewählte Phasenverschiebung ϕ.
c) Berechnen und zeichnen Sie UA = f (ϕ) für −π ≤ ϕ ≤ π und RC 1/fs .
Nehmen Sie für Ihre Berechnungen an, daß die Gatter an ihren Ausgängen
die Betriebsspannungsgrenzen (UB und Masse) erreichen.
11.4 Zeit- und Frequenzmessung 217
Musterlösung:
a) Aus der Wahrheitstabelle (Tabelle 11.1) erkennt man, daß der logische
Zusammenhang zwischen den Signalen A, B und Q durch ein EXOR-Gatter
erfüllt werden kann. Diesen Zusammenhang erhält man auch durch Aufstellen
ABQ
0 0 0
1 0 1
0 1 1
1 1 0
der logischen Funktion für Q entsprechend der Schaltung in Abb. 11.5 und
sukzessiver Anwendung des Morganschen Gesetzes
b) Abbildung 11.6 zeigt die Zeitverläufe der Spannungen uE1 , uE2 und Q für
eine Phasenverschiebung ϕ.
c) Die Ausgangsspannung UA berechnet sich aus dem zeitlichen Mittelwert
von Q unter Verwendung der in Abb. 11.6 angegebenen Bezeichnungen zu
⎛ |ϕ| |ϕ|
⎞
Ts t1 + 2πfs t2 + 2πfs
1 1 ⎜⎜
⎟
UA = Q(t) dt = UB dt + UB dt⎟
Ts Ts ⎝ ⎠
0 t1 t2
1 |ϕ| |ϕ|
= 2UB Ts = U B . (11.11)
Ts 2π π
218 11 Messung von Frequenz und Zeit
Wie muß die Zeitkonstante τ = RC des Tiefpasses gewählt werden, damit die
maximale Welligkeit ∆u der Ausgangsspannung die Bedingung ∆u = u2 −
u1 ≤ ULSB erfüllt.
Musterlösung:
Der Kondensator C wird für uE = u0 entsprechend
t
uA (t) = u0 + (u1 − u0 ) e− RC für0 ≤ t ≤ TX (11.12)
1 − e− RC
TX
T0 −TX
∆u = u0 T0 1 − e− RC
1 − e− RC
TX T0 −TX T0
1 − e− RC − e− RC + e− RC
= u0 T0 . (11.19)
1 − e− RC
Die folgende Diskussion des durch Gl. (11.19) beschriebenen Funktionsverlau-
fes
TX = 0 =⇒ ∆u = 0 (11.20)
TX = T0 =⇒ ∆u = 0 (11.21)
und
T0 ∆umax T0 ∆umax
e− RC 1+ − 2e− 2RC + 1 − =0 (11.28)
u0 u0
T0
bei Verwendung der Abkürzung v = e− 2RC folgende quadratische Gleichung
2 1− ∆umax
u0
v2 − v ∆umax
+ ∆umax
= 0. (11.29)
1+ u0 1+ u0
Mit RC = T0 /(2 ln v1 ) ergeben sich durch Einsetzen der beiden Lösungen die
folgenden Zeitkonstanten
c) Zeichnen Sie den Spannungsverlauf uA555 (t) für fE = 3 kHz und die in
Punkt b) ermittelte Dimensionierung. Berechnen Sie daraus uA .
d) Wie groß ist der maximale relative Fehler von uA , wenn die Widerstände
R1 eine Toleranz von 1% haben?
Musterlösung:
a) Abbildung 11.13 zeigt die Zeitverläufe aller zum Verständnis der Schal-
tungsfunktion benötigten Signale. Es ergibt sich folgender Ablauf:
• Zum Zeitpunkt t1 wird der Timer über den RES-Eingang in einen defi-
nierten Zustand gebracht (Q = 1).
• Zum Zeitpunkt t3 wird das RS-Flip-Flop über die Eingangsspannung uE
gesetzt (Q = 0 und UA555 = UB ). Da der Entladetransistor nun sperrt,
beginnt sich der Kondensator C über den Widerstand R aufzuladen.
• Da die Kondensatorspannung uC zum Zeitpunkt t5 den Wert 2/3 UB er-
reicht (dieser Wert wird durch den mit den drei Widerständen R1 auf-
gebauten Spannungsteiler vorgegeben), wird das RS-Flip-Flop über einen
Komparator zurückgesetzt (Q = 1). Somit wird die Ausgangsspannung
UA555 = 0 V und der Kondensator C wird über den Transistor in sehr
kurzer Zeit entladen. Die Schaltung befindet sich nun im Ruhezustand,
bis der nächste Triggerimpuls am Eingang einen neuen Ausgangsimpuls
auslöst.
b) Unter Verwendung von Gl. (11.4) und den angegebenen Zahlenwerten be-
rechnet sich die benötigte Impulsdauer zu
uAmax
T0 = = 0, 5 ms . (11.33)
UB fEmax
Da die Impulsdauer T0 gemäß Abb. 11.13 der Zeit entspricht, die zum Aufladen
des Kondensators von 0 V auf 2/3 UB notwendig ist, ergibt sich mit Gl. (7.14)
die erforderliche Kapazität zu
1 T0
T0 = RC ln 2 =⇒ C= = 45, 5 nF . (11.34)
1− 3 UB R ln 3
UB
c) Aus der Funktionsweise der monostabilen Kippstufe geht hervor, daß sie
nicht nachtriggerbar ist und es ergeben sich daher die in Abb. 11.14 darge-
stellten Spannungsverläufe.
Die Ausgangsspannung uA berechnet sich zu
T0
uA = UB 2 = 7, 5 V . (11.35)
fE
d) Wenn die toleranzbehafteten Widerstände mit R11 , R12 und R13 bezeichnet
werden, läßt sich aus Gl. (7.14) mit
R12 + R13
U1auf = 0 Vund U2auf = UB (11.36)
R11 + R12 + R13
die Impulsdauer T0 berechnen
R11 + R12 + R13
T0 = RC ln . (11.37)
R11
224 11 Messung von Frequenz und Zeit
Der maximale relative Fehler von uA berechnet sich unter Verwendung von
Gl. (11.4)
duA = u0 fX dT0 =⇒ fuA = fT0 (11.38)
mit den partiellen Ableitungen nach den Widerständen
R12 + R13
= −RC , (11.39)
(R11 + R12 + R13 )R11
∂T0 1
= RC , (11.40)
∂R12 R11 + R12 + R13
∂T0 1
= RC (11.41)
∂R13 R11 + R12 + R13
aus dem totalen Differential
∂T0 dR11 ∂T0 dR12 ∂T0 dR13
dT0 = R11 + R12 + R13
∂R11 R11 ∂R12 R12 ∂R13 R13
2 1 1
= RC − fR11 + fR12 + fR13 (11.42)
3 3 3
zu
2
|dT0 |max RC |fR11 |max + 1
|fR12 |max + 1
|fR13 |max
|fuA |max = = 3 3 3
T0 RC ln 3
= 1, 21 % . (11.43)
11.5 Oszillatoren
Beispiel 11.4: Harmonischer LC-Oszillator
Musterlösung:
a) Mit dem Verstärkungsgrad eines nicht-invertierenden Verstärkers ergeben
sich entsprechend den eingezeichneten Bezugspfeilen folgende Ausgangsglei-
chungen zur Berechnung der Oszillatorausgangsspannung uA
uA − u C duC
iL = i3 − iC = −C (11.44)
R3 dt
diL
uC = iL RL + L (11.45)
dt
R1
uA = 1 + uC = V u C . (11.46)
R2
Durch Einsetzen von Gl. (11.44) in Gl. (11.45)
uA − u C duC L duA duC d 2 uC
uC = R L − RL C + − − LC (11.47)
R3 dt R3 dt dt dt2
erhält man mit Gl. (11.46) die Bestimmungsgleichung für uA
uA RL (V − 1) CRL L(1 − V ) duA LC d2 uA
= uA − + − . (11.48)
V R3 V V V R3 dt V dt2
Faßt man nun die einzelnen Terme zusammen
LC d2 uA CRL R3 − L(V − 1) duA R3 − RL (V − 1)
2
+ + uA = 0 , (11.49)
V dt R3 V dt R3 V
so führt dies zu folgender homogenen Differentialgleichung
d 2 uA CRL R3 − L(V − 1) duA R3 − RL (V − 1)
+ + uA = 0 . (11.50)
dt2 R3 LC dt R3 LC
K1 K2
11.5 Oszillatoren 227
Mit dem Lösungsansatz uA (t) = Keλt erhält man aus der sich ergebenden
charakteristischen Gleichung
λ2 + K1 λ + K2 = 0 (11.51)
Für den Fall einer harmonischen Schwingung müssen λ1,2 rein imaginär sein,
also muß
K1 = 0und K2 > 0 (11.53)
√
gelten. Mit λ1,2 = ±j ω0 = ±j K2 hat die allgemeine Lösung die Form [3]
Die beiden Konstanten ÛA1 und ÛA2 können nun aus den oben ermittelten
Anfangsbedingungen berechnet werden
V (V − 1) V (V − 1)
u̇A (0) = UC0 = ÛA1 ω0 =⇒ ÛA1 = UC0 .(11.60)
R3 C R3 ω0 C
Die sich daraus ergebende Lösung
V −1
uA (t) = V UC0 sin(ω0 t) + cos(ω0 t) = ÛA sin(ω0 t + ϕ) (11.61)
R3 ω0 C
kann mit
228 11 Messung von Frequenz und Zeit
CRL R3 − L(V − 1)
K1 = =0 (11.65)
R3 LC
eine Gleichung zur Berechnung des gesuchten Widerstandsverhältnisses
R1 CRL R3
V −1= = . (11.66)
R2 L
Setzt man nun dieses Ergebnis in den Ausdruck für K2 (Gl. (11.50)) ein
R3 − RL (V − 1) L − RL2 C
K2 = ω02 = = , (11.67)
R3 LC L2 C
so ermöglicht dies die Dimensionierung des Kondensators
L
C= = 2, 53 nF . (11.68)
ω02 L2+ RL2
R1
= 2, 53 . (11.69)
R2
Musterlösung:
a) Da es sich bei dem Verstärker um einen nicht-invertierenden Verstärker
handelt, berechnet sich V direkt aus
R2
V =1+ . (11.70)
R1
Den Frequenzgang des Rückkopplungsnetzwerkes erhält man durch Anwen-
dung der Spannungsteilerregel
R3 R3
K= RC jωC1 = RC (1−jωCRC )
R3 + RL + jωL + 1
R3 + RL + jωL + 2
1+ω 2 C 2 RC
RC + jωC
R3
= 2
. (11.71)
CRC
R3 + RL + RC
2
1+ω 2 C 2 RC
+ jω L − 2
1+ω 2 C 2 RC
ϕV + ϕK = 2kπ (11.72)
ϕK = 0 . (11.73)
erfüllt werden. Dies führt nach einer Umformung auf die Schwingfrequenz
1 CRC 2 −L 1 1 − CR
L
2
C
f0 = 2 2 = . (11.75)
2π C RC L 2π LC
1 = |V ||K|
R2 R3
= 1+
R1 R3 + RL + 1+ωR C
2 C 2 R2
0 C
⎛ ⎞
R2 ⎜ R3 ⎟
= 1+ ⎝ RC ⎠
R1 R3 + RL + CR2 −L
1+ C
L
R2 R3
= 1+ L
(11.76)
R1 R3 + RL + CRC
Abbildung 11.17a zeigt die Schaltung eines mit einem NICHT-Gatter (mit
Schmitt-Trigger-Eingang) aufgebauten Relaxations-Oszillators.
a) Berechnen Sie die Zeiten TE und TA als Funktion von UB , UE1 , UE2 , R1 , R2
und C, wenn das mit einem Schmitt-Trigger-Eingang versehene NICHT-
Gatter den in Abb. 11.17b dargestellten Zusammenhang zwischen uE und
uA aufweist.
b) Welche Bedingung müssen R1 und R2 erfüllen, damit der Oszillator über-
haupt schwingt?
c) Wie müssen Sie für R1 = 100 kΩ, UB = 5 V, UE1 = 2, 2 V und UE2 = 3 V
den Widerstand R2 dimensionieren, damit TE /TA = 2 gilt?
Musterlösung:
a) Für den Aufladevorgang (also während der Zeitphase TE ) erhält man aus
UB = iR1 + uC (11.78)
uC duC
i= +C (11.79)
R2 dt
durch Einsetzen von Gl. (11.79) in Gl. (11.78)
R1 R1
UB = u C + CR1 u̇C + uC = CR1 u̇C + 1 + uC (11.80)
R2 R2
R2
uC (0) = UE1 = UB + K1 (11.86)
R1 + R2
232 11 Messung von Frequenz und Zeit
berechnet werden. Die endgültige Lösung für den Aufladevorgang lautet somit
R2 R2 t
uC (t) = UB + UE1 − UB e− τ . (11.87)
R1 + R2 R1 + R2
Ein einfacherer Lösungsweg bietet sich an, wenn man zunächst die Ersatz-
spannungsquelle (Leerlaufspannung UQ , Innenwiderstand RQ ) für den aus R1
und R2 gebildeten Spannungsteiler ermittelt
R2 R1 R2
UQ = U B und RQ = . (11.88)
R1 + R2 R1 + R2
Die Spannung am Kondensator läßt sich dann nämlich auf einfache Weise
entsprechend einer Aufladekurve (Gl. (10.7)) berechnen
t
−
uC (t) = UQ + (UE1 − UQ )e CRQ
. (11.89)
Das Einsetzen der Formeln für UQ und RQ (Gl. (11.88)) führt wiederum auf
Gl. (11.87). Die Aufladezeit TE ergibt sich mit uC (TE ) = UE2 und Gl. (11.89)
aus T
− E
uC (TE ) = UE2 = UQ + (UE1 − UQ )e CRQ (11.90)
zu
UE1 − UQ
TE = CRQ ln . (11.91)
UE2 − UQ
Der Entladevorgang, der unter Verwendung von RQ durch die Entladekurve
eines auf UE2 aufgeladenen Kondensators beschrieben wird
TE −t
b) Aus der Tatsache, daß der Oszillator nicht anschwingen kann, wenn sich
der Kondensator C beim Einschalten der Versorgungsspannung (uC (0) = 0 V)
nicht mindestens auf UE2 auflädt, folgt aus
R2
UQ = U B > UE2 (11.94)
R1 + R2
die entsprechende Bedingung, die das Widerstandsverhältnis des Spannungs-
teilers erfüllen muß
R1 UB
< − 1. (11.95)
R2 UE2
c) Mit den Gln. (11.91) und (11.93) berechnet sich das Verhältnis TE /TA zu
11.5 Oszillatoren 233
E1 U
Q −U
TE ln UE2 −UQ
= = 2. (11.96)
TA ln U E2
UE1
Die Umformung
2
UE2
UE1 − UQ = (UE2 − UQ ) (11.97)
UE1
führt zur Bestimmungsgleichung für die Spannung UQ
3
UE2
R2 U2
− UE1
UQ = U B = E1 2 . (11.98)
R1 + R2 UE2
UE1 −1
Die in Abb. 11.18 gezeigte Schaltung wird zur Erzeugung einer Rechteck-
schwingung verwendet.
a) Erklären Sie die Funktionsweise dieses Rechteckoszillators in Analogie zu
der Schaltung aus Beispiel 11.3.
b) Berechnen Sie die Periodendauer der Ausgangsspannung uA (t) als Funk-
tion von R1 , R2 und C.
c) Berechnen Sie das Impuls-Pausenverhältnis TE /TA und untersuchen Sie,
ob die Schaltung mit TE /TA = 1 sinnvoll betrieben werden kann.
Lösung:
b) T = (R1 + 2R2 )C ln 2
c) Das Impuls-Pausenverhältnis ist
TE R1
=1+ . (11.101)
TA R2
Daraus lassen sich die folgenden zwei Möglichkeiten für TE /TA = 1 ableiten:
234 11 Messung von Frequenz und Zeit
Abb. 11.18. Schaltung eines mit dem Timerbaustein IC 555 aufgebauten Oszillators
Lösung:
a)
R3 R2
V =1+ , K=
R4 R1 + R2 (1 + C2 /C1 ) + j (ωR1 R2 C2 − 1/ωC1 )
b)
1 R3 C1 R1 + C2 R2
f0 = √ , =
2π R1 C1 R2 C2 R4 R2 C1
12
Rechnergestützte Meßdatenerfassung
U2 U1
1 −(u−Us )2 /2Ur2 1
e−(u−Us )
2
/2Ur2
= √ e du − √ du . (12.3)
Ur 2π Ur 2π
0 0
% 2
Da das Integral eku du keine analytische Lösung besitzt, wurde die sog.
Errorfunction erf(w) eingeführt, welche in Tafelwerken tabelliert ist [1]
w
2
e−c dc
2
erf(w) = √ (12.4)
π
0
schalten eine UND-Verknüpfung bei der active-high Logik und eine ODER-
Verknüpfung bei der active-low Logik. Die IEC-Bus-Leitungen sind bis auf die
beiden Leitungen RFD (Ready For Data) und DAC (Data Accepted) einer
logischen ODER-Verknüpfung zu unterwerfen. Dadurch ist es bei Verwen-
dung der active-low Logik möglich, daß sich die einzelnen Busteilnehmer über
Open-Collector-Ausgänge parallel an den Bus anschließen.
Da für die beiden Handshake-Leitungen RFD und DAC eine UND-Verknüpfung
erforderlich ist (es muß auf den langsamsten Busteilnehmer gewartet werden),
12.3 Quantisierung und Datenübertragung 241
führt man für diese eine active-high Logik ein. Damit die einheitliche Konven-
tion der active-low Logik trotzdem gewährt bleibt, bezeichnet man die Leitun-
gen mit NRFD (Not Ready For Data) und NDAC (Not Data Accepted), d. h.
man negiert ihre ursprüngliche Funktion (Tabelle 12.2). Abbildung 12.3 zeigt
Musterlösung:
a) Die mittlere Leistung P v des an einem 1 Ω-Widerstand anliegenden Span-
nungssignals berechnet sich vor seiner Quantisierung bei gleichwahrscheinli-
cher Amplitudenverteilung mit dem Quantisierungsintervall ∆U und entspre-
chend Abb. 12.4 zu
242 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
∆U/2
1 ∆U 2
Pv = (U + u)2 du = U 2 + . (12.8)
∆U 12
−∆U/2
Pn = U2 . (12.9)
∆U 2
PQ = Pv − Pn = . (12.10)
12
b) Bei n Quantisierungsstufen erstreckt sich der Signalbereich u = n∆U von
−n∆U/2 bis n∆U/2. Die mittlere Leistung vor der Quantisierung ist damit
n∆U/2
2
1 n2 (∆U )
Pv = u2 du = . (12.11)
n∆U 12
−n∆U/2
auftreten (Abb. 12.5), ergibt sich die entsprechende mittlere Leistung aus
folgender Rechnung
n∆U/2
1
Pn = u2 du
n∆U
−n∆U/2
2 2 2
1 n−1 1 1
= − ∆U + .. − ∆U + ∆U + ...
n∆U 2 2 2
2
n−1
+ ∆U ∆U
2
12.3 Quantisierung und Datenübertragung 243
1 / 2 0 ∆U 2
= 1 + 32 + ... + (n − 1)2 ∆U
n∆U 2
n/2
1 ∆U 2
= (2i − 1)2 . (12.13)
n i=1
2
Die Summe der endlichen Reihe aus Gl. (12.13) berechnet sich zu
n/2
n(n2 − 1)
(2i − 1)2 = . (12.14)
i=1
6
Die Gültigkeit dieser Beziehung kann beispielsweise mit Hilfe der vollständigen
Induktion bewiesen werden. Durch Einsetzen von n = 2
1
(2i − 1)2 = 1 (12.15)
i=1
n(n2 − 1)
= 1, (12.16)
6 n=2
erkennt man, daß zunächst die Voraussetzung erfüllt ist. Mit der Folgerung,
daß, wenn En wahr ist, auch En+1 wahr sein muß, kann man entsprechend
den Umformungen
(n + 2)[(n + 2)2 − 1]
[12 + 32 + .. + (n − 1)2 ] +(n + 1)2 = (12.17)
6
En
244 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
n(n2 − 1) n+2 2
+ n2 + 2n + 1 = [n + 4n + 3] (12.18)
6 6
Pn
n= + 1. (12.22)
PQ
Mit dieser Beziehung ist es nun leicht möglich, den zu einer gewählten Quan-
tisierungsstufenanzahl n erreichbaren Signal/Rausch-Abstand zu bestimmen.
Da der Signal/Rausch-Abstand i.a. in der Einheit dB angegeben wird, soll Gl.
(12.22) noch wie folgt umgeformt werden
Pn
[dB] = 10 log(n2 − 1) . (12.23)
PQ
An dieser Stelle sei angemerkt, daß diese Ableitung für ein Signal mit gleich-
wahrscheinlicher Amplitudenverteilung durchgeführt wurde. Somit ergeben
sich auch geringe Unterschiede zu der in [6] abgeleiteten Formel, welche von
einem Sinussignal ausgeht.
Musterlösung:
a) Die Impulsantwort eines Kanals mit der Bandbreite B ergibt sich aus der
inversen Fouriertransformation der Übertragungsfunktion G(ω) [7]
∞
g(t) = G(ω)ejωt dω
−∞
2πB
1 jωt
= e dω
4πB
−2πB
1
= [ej2πBt − e−j2πB ]
4πBjt
sin(2πBt)
= . (12.25)
2πBt
2πBtN = π (12.27)
1
tN = . (12.28)
2B
Aus dem Zeitverlauf von g(t) erkennt man, daß es sinnvoll ist, alle τ = 1/2B
Sekunden einen Impuls zu übertragen. Tastet man am Empfänger das Signal
mit fa = 2B ab, ergeben sich zu den Abtastzeitpunkten beim Empfänger kei-
ne Überlagerungen der einzelnen Impulsantworten.
Das in Abb. 12.8 dargestellte Signal, das einen Scheitelwert von Û = 2 V und
eine Frequenz von f = 1 kHz aufweist, wird zunächst mit Hilfe eines idealen
Tiefpasses (Grenzfrequenz fg = 6 kHz) gefiltert. Die nachfolgende Abtastung
erfolgt mit fa = 2fmax (maximale durchgelassene Signalfrequenz) und einer
Amplituden-Quantisierung ∆U . Wie groß darf ∆U sein, damit dieses Signal
bei optimaler Kodierung über einen Kanal mit
B = 2 kHz Bandbreite
Ps /Pr = 50 dB Signal/Rausch-Abstand
Lösung:
Das Quantisierungsintervall berechnet sich zu ∆U = 441 mV.
12.4 Schnittstellen
Beispiel 12.3: RS 232C-Schnittstelle
Für die serielle Schnittstelle RS232C gelten die Pegelfestlegungen nach Abb.
12.9. Sowohl der Sender als auch der Empfänger ist mit dem integrierten
Baustein MAX232 ausgerüstet, welcher folgende typischen Daten aufweist:
248 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
Musterlösung:
a) Mit den angegebenen Daten ergibt sich eine typische Eingangsspannung
am Empfänger von
rE
UE = U A = 8, 275 V . (12.35)
rE + rA + rL l
Mit der genormten Pegelfestlegung erstreckt sich der Spannungspegelbereich
für eine logische 1 zwischen 3 V und 8, 275 V.
Die Rauschspannung am Empfänger ergibt sich entsprechend der Angabe zu
√
Ur = Ur (f ) Bl = 1, 96 V . (12.36)
PF = P (u ≤ 3 V) , (12.37)
PF = P (UE ) − P (3 V ≤ u ≤ UE )
UE 3V
(u−UE )2 (u−UE )2
1 1 − 1 −
= −√ e 2Ur2
du + √ e 2Ur2
du . (12.38)
2 2πUr 2πUr
0 0
Durch numerische Auswertung der Errorfunction (Gl. (12.4)) erhält man für
die Fehlerwahrscheinlichkeit PF
1 1 3V − UE
PF = − erf(0) − erf √
2 2 2Ur
1 1
= − (0 + 0, 99279) = 0, 36 % . (12.39)
2 2
b) Die Kanalkapazität C berechnet sich mit Gl. (12.1) zu
Ps
C = Bld 1 +
Pr
U2 kBit
= Bld 1 + E2 = 163, 684 . (12.40)
Ur s
250 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
PF = 1 − 200
1 − PFB = 0, 5025 · 10−4 . (12.42)
B = 2R (12.43)
zu
√ √
Ur = Ur (f ) Bl = Ur (f ) 2Rl (12.44)
2
1 1, 35 Bit
R= = 9112, 5 . (12.45)
2 Ur (f )l s
Musterlösung:
Für den Talker-Handshake ergibt sich:
Nachdem der Talker vom Controller adressiert wurde, legt dieser sein erstes
Datenbyte auf den Bus und hört“ die NRFD-Busleitung ab. Geht diese auf
”
High-Pegel, so weiß der Talker, daß alle vom Controller adressierten Listener
bereit sind, Daten zu empfangen, und legt seine DAV-Leitung auf Low-Pegel,
um anzuzeigen, daß die angelegten Daten gültig sind. Nun wartet der Talker,
bis die NDAC-Busleitung auf High-Pegel geht (alle Listener haben die Da-
ten empfangen). Ist diese Leitung auf High-Pegel, dann setzt der Talker seine
12.4 Schnittstellen 251
DAV-Leitung ebenfalls wieder auf High-Pegel (die Daten am Bus sind somit
nicht mehr gültig) und gibt das nächste Datenbyte auf den Bus. Ist er am En-
de der Datenübertragung angelangt, setzt er die EOI-Leitung auf Low-Pegel
und zeigt damit das Ende der Übertragung an.
Lösung:
a) Bei Verwendung des XON/XOFF-Protokolls benötigt man die in Abb. 12.12
Sender Empfänger
TxD 2 2 TxD
RxD 3 3 RxD
SG 7 7 SG
Lösung:
a) Der IEC-Bus besteht aus 16 Leitungen, welche unterteilt werden in Daten-
bus (8), Steuerbus (5) und Handshakebus (3).
b) Man unterscheidet folgende Gerätegrundfunktionen:
12.4 Schnittstellen 253
Lösung:
a) Feldbusse stellen kommunikationstechnische Verbindungen zwischen sog.
Feldgeräten her. Zu diesen Feldgeräten zählen insbesondere speicherprogram-
mierbare Steuerungen (SPS) sowie intelligente Sensoren und Aktoren, die di-
gitale bzw. analoge Signale an einen Steuerrechner senden bzw. von diesem
empfangen. Im allgemeinen handelt es sich bei den Feldbussen um lokale Bus-
se, die über Buskoppler, sog. Gateways, an einen Hauptbus angeschlossen sind,
der sie wiederum mit dem zentralen Leitrechner verbindet. Der Feldbus stellt
dabei in der Regel nicht nur Leitungen für den Austausch von Daten bereit,
sondern auch solche, die der Energieversorgung der Feldgeräte dienen. Dabei
werden meist geringe Datenmengen über größere Distanzen übertragen.
b) Abbildung 12.13 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Feldbusgerätes.
c) ASI: 150kBit/s
BIT: 500kBit/s
CAN: 1MBit/s
FIP: 5MBit/s
Interbus-S: 500kBit/s
Profibus DP: 12MBit/s
EIB: 9,6kBit/s
LON: 1,25MBit/s
254 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
Lösung:
a) Man unterscheidet folgende Netzwerktopologien:
Stern: Hoher Verdrahtungsaufwand; Ausfall eines Teilnehmers hat keine
Auswirkung auf das übrige Netz.
Ring: Der Ausfall eines Knotens führt zum Versagen des Bussystems
Linie: Verdrahtungsaufwand am geringsten
12.4 Schnittstellen 255
Lösung:
a) Wichtigste Hardwarekomponenten: Spannungsversorgung, CPU, Speicher-
module, Ein- und Ausgangsbaugruppen.
Kennzeichen der Software: modularer Aufbau, verschiedenartige Programm-
bausteine (Funktionen, Funktionsblöcke, Organisationsbausteine), permanent-
zyklischer Betrieb (Siehe Abb. 12.14).
b) In der Norm IEC 1131 werden die folgenden Programmiersprachen defi-
niert:
Anweisungsliste (AWL): textorientiert, Anweisungen bestehend aus Ope-
rator und optionalem Operanden
Strukturierter Text (ST): textorientiert, ähnlich Hochsprachen wie C oder
Basic
Kontaktplan (KOP): graphisch, angelehnt an das Prinzip elektrischer Schalt-
pläne
256 12 Rechnergestützte Meßdatenerfassung
Prozessabbild
Eingänge
Steuerungs- Prozess
Programm
Prozessabbild
Ausgänge
Lorentzkraft 47 Kleinsignal-Ersatzschaltbild 88
Operationsverstärkerschaltung
Magnetisierungsstrom 171 invertierende 93
Magnetkreis nicht-invertierende 94
Ohmsches Gesetz 51 subtrahierende 95, 102
Maxwell-Wien-Brücke 165 Oszillator
Maxwellsche Gleichung 49 Grundlagen 215
Meßbrücke 147, 150 harmonischer 215
Meßdatenerfassung 237 Relaxations 216
Meßergebnis 36 Wien-Robinson 234
Meßfehler Oszilloskopeingang 178
absoluter 33
relativer 33 Parallelersatzschaltbild
systematischer 33, 34 Induktivität 148
zufälliger 33, 34 Kapazität 149
Meßwandler Periodendauer 53
Grundlagen 171 Phasenbedingung 216
Meßwerk Phasenwinkelmessung 213
Eigenverbrauch 133 Präzisionszweiweggleichrichter
elektrodynamisches 64, 132 realer 113
elektromechanisches 47 Primärspannung 171
Messung Primärstrom 171
Blindwiderstand 148 Primärwicklung 171
Induktivität 159 Quantisierung 241
Kapazität 159 Quantisierungsfehler 188
komplexe Impedanz 150 Quantisierungsintervall 241
ohmscher Widerstand 146 Quantisierungsrauschleistung 241
Scheinwiderstand 148
Zeit und Frequenz 216 Rahmendämpfung 48, 59
Mittelwert 34 Rausch-Ersatzspannungsquelle 117
Mittelwertbildung 214 Rausch-Ersatzstromquelle 117
Modulationsgrad 244 Rauscheingangsspannung
Momentanleistung 127 äquivalente 118
Morgansche Gesetz 217 Rauschen
Wärmebewegung 117
Nachlauf-Umsetzer 188, 195 Weißes 117
Nennübersetzungsverhältnis 171 Rauschleistung 117, 237
Netzwerke Rauschquelle 117
linear 1 Rauschspannungsdichte 118
nichtlinear 25 Rauschstromquelle 118
Newton-Verfahren 62, 80 RC-Tiefpaß 214, 219
Nyquist-Formel 117 Referenzspannung 187
Reihenersatzschaltbild
Oberwellenbestimmung 85 Induktivität 148
Offsetspannung 90 Kapazität 149
Offsetstrom 92 Relaxations-Oszillator 216
Operationsverstärker mit NICHT-Gatter 230
Grundlagen 88 mit Timerbaustein IC 555 233
Kenngrößen 88 Resonanzverfahren 151
262 Index