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Das Fundament 3/2008

Gott unser Vater


– Er kennt uns!
Die Qualität der Gegenwart
Armin Bachor, Korntal, hielt diesen Vortrag auf der Regionaltagung im Herbst
2007 in Hattingen. Das Anliegen ist, von einer Theologie, also einer biblischen
Lehre von Gott, zu einem gottgemäßen Miteinander in menschlichen Bezie-
hungen zu gelangen.

Philosoph Augustinus fragt: „Was


ist also ‚Zeit‘? Wenn mich niemand
Viele haben darüber schon danach fragt, weiß ich es; will ich
nachgedacht und sich den Kopf einem Fragenden es erklären, weiß
zerbrochen. Der Existenzphilosoph ich es nicht.“ Das ist eine ehrliche,
Martin Heidegger meint: „Zeit- alltagsrelevante Antwort. Aber
lichkeit ist der Seinssinn der Sorge. auch Wikipedia, die Online-En-
Die Verfassung des Daseins und zyklopädie im Web 2.0, weiß etwas
seine Weisen zu sein sind ontolo- über die Zeit zu sagen: „Zeit ist die
gisch nur möglich auf dem Grunde fundamentale, messbare Größe,
der Zeitlichkeit, abgesehen davon, die zusammen mit dem Raum das
ob dieses Seiende „in der Zeit“ Kontinuum bildet, in das jegliches
vorkommt oder nicht.“ Verstan- materielle Geschehen eingebettet
den? Vielleicht. Albert Einstein ist. Zeit und Raum gestatten es,
sieht das Ganze einfacher: „Der kausal verknüpfbaren Ereignissen
Unterschied zwischen Vergan- und Handlungen eine Reihenfol-
genheit, Gegenwart und Zukunft ge zuzuordnen. Das menschliche
ist für uns Wissenschaftler eine Empfinden von Zeit ist von ihrem
Illusion, wenn auch eine hartnä- Vergehen geprägt, einem Phäno-
ckige.“ Und der Kirchenvater und men, das sich bisher einer natur-

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

Gerade die Gegenwart lässt sich


nicht definieren, denn sie fließt uns
ständig davon. Die Gegenwart ist
nicht aufhaltbar, nicht fassbar, son-
dern immer schon Vergangenheit,
wenn wir über sie nachdenken.
Und selbst ein Tagebuch kann die
Zeit nicht festhalten, wenn auch
die Ereignisse. Ein Tagebuch ist
lediglich ein Medium, in dem in
der Zukunft die Vergangenheit zur
Gegenwart wird, das aber nur in
einer gedanklichen Verschränkung
der verschiedenen Zeitebenen.

wissenschaftlichen Beschreibung
entzieht und als Fortschreiten der
Gegenwart von der Vergangen-
heit kommend zur Zukunft hin
wahrgenommen wird. Zeit hängt In unseren Beziehungen leben wir
mit Veränderung zusammen. Die oft nicht in der Gegenwart. Wir
wohl markanteste Eigenschaft der flüchten vor den Anforderungen
Zeit ist der Umstand, dass es stets und Schwierigkeiten in unseren
eine in gewissem Sinne aktuelle Arbeitsverhältnissen, Freund-
und ausgezeichnete Stelle zu geben schaften, Ehen und Familien
scheint, die wir die Gegenwart entweder in die Vergangenheit
nennen, und die sich unaufhaltsam oder in die Zukunft. Wir träu-
von der Vergangenheit in Rich- men von der Vergangenheit und
tung Zukunft zu bewegen scheint. leben in Wunschbildern von einer
Dieses Phänomen wird auch als besseren Zukunft. Wir wünschen
das Fließen der Zeit bezeichnet. uns die guten alten Tage zurück
Dieses Fließen der Zeit entzieht oder warten ungeduldig auf eine
sich jedoch einer naturwissen- Zukunft, in der sich die Zustände
schaftlichen Betrachtung.“ und Verhältnisse geändert haben

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Das Fundament 3/2008

werden. Für die Gegenwart und jetzt. Tu was du willst.“ Oder mit
deren Herausforderungen haben dem bekannten Werbeslogan einer
wir oft so wenig Kraft. Sportbekleidungsfirma: Just do it.
Ehepartner sind sich oft so Tue jetzt und sofort, was dir gerade
fremd. Kein Wunder, oft kennen gefällt. Die Gründe dafür liegen
sie ihre gegenseitige Vergangenheit entweder in der Vergangenheit, die
so wenig. Für die Gegenwart stellt nur noch „verwünschenswert“ ist,
einen das manches Mal vor schwie- oder in einer schleichenden Angst
rige Fragen. Die Gegenwart schreit vor der Zukunft. Sie scheinen in
nach einer offenen und intensiven der Gegenwart zu leben, aber wie
Kommunikation. Wann haben ist die Qualität?
wir endlich einmal Zeit, zusam-
men ganz alleine in Ruhe Dinge
zu bereden, uns auszutauschen,
am Leben und den Problemen des
anderen Anteil zu nehmen?
Kinder sind anders. Sie leben
zukunftsorientiert. Je nach Alter Es gibt ein Lied von Manfred
sehen sie sich weitaus weniger Pro- Siebald, in dem es in der ersten
blemen gegenüber als Erwachsene. Strophe heißt:
Sie verstehen auch nicht immer,
„Jesus ist immer da,
warum der Rückblick auf die Ver-
er ist dir heute nah,
gangenheit, die Geschichte, eine
er ist der Herrscher der Welt.
Hilfe sein soll, die Zukunft in An-
Jesus ist immer da,
griff zu nehmen. Warum soll immer
er ist dir heute nah,
das, was früher war, besser sein?
er, der dich stets erhält.
Für die Gegenwart haben wir
Er kennt die Fragen,
so wenig Zeit. Wir nehmen uns so
die dich bewegen,
wenig Zeit für die Gegenwart. Sie
und er hat die Antwort bereit.
rinnt uns durch die Finger davon.
Jesus ist immer da,
In der Zukunft sagen wir dann:
er ist dir heute nah,
„Ach, hätten wir doch...“
er liebt dich allezeit.“
Es gibt nicht wenige Zeitgenos-
sen um uns herum, die sagen aus Wenn wir doch diese Qualität
lauter Frust: „Lebe dich aus, lebe der Gegenwart begriffen! Wenn

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

wir erfahren würden, wie er dieses


Jetzt ausfüllen kann! Dann wäre
es möglich, im Heute zu leben, die
Herausforderungen anzupacken.
Jesus kennt uns: unsere Vergan-
genheit, Gegenwart und Zukunft.
Der Sohn Gottes, der ewige Gott,
der Schöpfer des Universums ist
immer gegenwärtig. Ihm können
wir vertrauen.

Für mich persönlich gesehen ist


Vertrauen das wichtigste biblische
Grundprinzip. Das sollte auch das
zentrale Anliegen in den Bezie- eine gewisse Anzahl von stabileren
hungsgeflechten von Christen sein, Beziehungen zu knüpfen und sich
in der Ehe, Familie, Gemeinde und so Partner zu sichern, denen man
dem Freundeskreis. einigermaßen vertrauen kann, mit
In der Financial Times Deutsch- denen man also relativ problem-
land schrieb Guy Kirsch, Professor los Geschäfte machen kann: In
für Volkswirtschaftslehre an der einem Meer der Vertrauenslosig-
Université de Fribourg, im Januar keit werden Inseln des Vertrauens
2007: „In der Welt flüchtiger und geschaffen. Networking heißt das,
oberflächlicher Beziehungen, in der Beziehungen pflegen.“
wir heute leben, ist es schwierig, Ist aber Networking schon
Vertrauensbeziehungen aufzubauen. wirkliches Vertrauen? Ich denke
Wenn Vertrauen fehlt, ist es schwie- nein. Dafür ist es zu oberflächlich.
rig, Geschäfte zu machen; die Kon- Vertrauen bauen wir, indem wir uns
troll-, gar Gerichtskosten sind zu kennen lernen. Und das kostet Zeit.
hoch. In dieser Lage liegt es für die Der erste Schritt ist, die Frage
Einzelnen nahe, gezielt wenigstens zu beantworten, was denn „ken-

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Das Fundament 3/2008

nen“ bedeutet und ab wann ich ein kurzes Gespräch, ein Interview,
davon sprechen kann, dass ich dass ich selber mit ihm führe,
jemanden kenne. „Kennen“ ist erlaubt mir zu sagen, dass ich ihn
nicht ein nur theoretisches Wissen wirklich kenne.
über einen Menschen. Wenn ich
über Horst Köhler ein Buch oder
Nachrichten im Internet lese oder

Es geht darum, an der Lebensge-


schichte eines anderen Menschen
teilzunehmen. Wo anders als in ei-
ner Freundschaft, Ehe oder in einer
Familie geschieht genau das. Die
- hoffentlich freiwillige - Teilnah-
me am Leben meines Ehepartners
oder Kindes ist die Voraussetzung
für eine gelingende Freundschaft
und Ehe und ein ausgeglichenes
Familienleben.
„Kennen“ ist das aktive Miterle-
ben der Gegenwart, Vergangenheit
und Zukunft eines anderen Men-
schen. Eltern kennen ihre Kinder
ihn im Fernsehen sehe, kann ich besser, als sie sich selbst kennen,
eigentlich noch nicht sagen, dass denn sie kennen das Kind von Ge-
ich ihn kenne. Natürlich weiß ich burt an. Die eigene Vergangenheit
etwas über ihn. Ich habe auch seine der ersten Lebensjahre kann ich
Gestik und Mimik mitverfolgt, mir nur von meinen Eltern erzäh-
aber wenn ich ihn noch nicht len lassen oder auf Bildern an-
leibhaftig gesehen habe, dann kann schauen. Erlebt habe ich sie zwar,
ich nicht behaupten, dass ich ihn doch nicht so bewusst, dass ich
kenne. Erst ein verbaler Austausch,

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

mich daran erinnern könnte. Aber einen immer geringeren Wert.


meine Eltern kennen mich genau. Kinder sind eine Last, die der Staat
Damit spiegeln Vater und Mutter den Eltern mit großem finan-
Gott wieder, der auch unsere Ver- ziellen Aufwand abnehmen will.
gangenheit kennt. Und noch viel Dafür gibt es dann Krippen und
mehr: Er kennt sogar unsere Zu- Horte und Kindertagesstätten. Als
kunft. Eine wichtige Aufgabe für die Alternative zu den leiblichen Eltern
Eltern besteht darin, dass auch sie werden neben Tagesmüttern nun
sich kennen lernen. Denn sie kennen auch die Großeltern in die öffent-
sich in der Regel weniger gut, als sie liche Diskussion miteinbezogen. In
gemeinsam ihre Kinder kennen. Das Krippen allerdings werden unsere
wird auch daran deutlich, dass die Kinder als Massenware gehalten.
Kinder mit ihren Eltern verwandt In außerhäuslichen Einrichtungen
sind, während die Eltern nicht mit- müssen Kinder in aller Regel
einander verwandt sind. funktionieren, zu Hause dagegen
können sie leben. Die Eltern werden
ihre eigenen Kinder nur dann
wirklich kennen lernen, wenn sie
sie die ersten Jahre selber erziehen.
Es bestreitet niemand, dass es für
Vertrauen bauen wir, indem wir soziale Schieflagen und Notfälle,
uns kennen lernen. Und das kostet die allerdings eine Minderheit sind,
Zeit. Genau darum geht es essentiell solche Einrichtungen geben muss.
in der Eltern-Kind-Beziehung. Die
aktuelle Diskussion um den Kinder-
krippenausbau in Deutschland setzt
genau an diesem Punkt an.
Wie heiß umkämpft sind die
ersten drei Jahre eines Kindes in Unser Staat hat den Schutz von Ehe
unserer Republik. Dabei werden und Familie in Artikel sechs des
Kinder als Ausnahmezustand ange- Grundgesetzes geregelt. Da heißt es:
sehen, denn normal sei, so sagt man
immer häufiger, dass beide Partner (1) Ehe und Familie stehen un-
erwerbstätig sind. Das Vater- und ter dem besonderen Schutze
besonders das Muttersein erhält der staatlichen Ordnung.

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Das Fundament 3/2008

(2) Pflege und Erziehung der Ich möchte dem Thema neben
Kinder sind das natürliche den menschlichen Aspekten die
Recht der Eltern und die entscheidende, nämlich eine theo-
zuvörderst ihnen obliegende logische Dimension hinzuzufügen.
Pflicht. Über ihre Betäti- Dabei möchte ich folgende Fragen
gung wacht die staatliche beantworten:
Gemeinschaft. Wie gut kennt uns Gott?
(3) Gegen den Willen der Er- Wie können wir uns in unseren
ziehungsberechtigten dürfen verschiedenen menschlichen Be-
Kinder nur auf Grund eines ziehungen besser kennen lernen?
Gesetzes von der Familie
getrennt werden, wenn die
Erziehungsberechtigten ver-
sagen oder wenn die Kinder
aus anderen Gründen zu „1 Mose hütete die Schafe und
verwahrlosen drohen. Ziegen seines Schwiegervaters Jitro,
(4) Jede Mutter hat Anspruch des Priesters von Midian. Als er die
auf den Schutz und die Für- Herde tief in die Wüste hineintrieb,
sorge der Gemeinschaft. kam er eines Tages an den Gottes-
berg, den Horeb. 2 Dort erschien
Diese besondere Wertschätzung ihm der Engel des Herrn in einer
der Familie beruht darauf, dass lodernden Flamme, die aus einem
sie nach Ansicht des Verfassungs- Dornbusch schlug. Mose sah nur
gebers das ideale Umfeld für das den brennenden Dornbusch, aber es
Heranwachsen von Kindern ist, fiel ihm auf, dass der Busch von der
ohne die auf Dauer keine staatliche Flamme nicht verzehrt wurde. 3 ‚Das
Gemeinschaft existieren kann. ist doch seltsam‘, dachte er. ‚Warum
Eine Rückbesinnung auf diese verbrennt der Busch nicht? Das muss
Grundregel würde der Debatte ich mir aus der Nähe ansehen!‘ 4 Als
ganz guttun. der Herr sah, dass Mose näher kam,
An dieser Stelle noch einmal rief er ihn aus dem Busch heraus an:
das Grundprinzip für christliche ‚Mose! Mose!‘ ‚Ja‘, antwortete Mose,
Familien: Vertrauen bauen wir, ‚ich höre!‘ 5 ‚Komm nicht näher!‘,
indem wir uns kennen lernen. Und sagte der Herr. ‚Zieh deine Schuhe
das kostet Zeit. aus, denn du stehst auf heiligem

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

Boden.‘ 6 Dann sagte er: ‚Ich bin der Berg Opfer darbringen und mich
Gott, den dein Vater verehrt hat, der anbeten. 13 Mose sagte zu Gott:
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‘ ‚Wenn ich nun zu den Leuten von
Da verhüllte Mose sein Gesicht, Israel komme und zu ihnen sage:
denn er fürchtete sich, Gott anzu- Der Gott eurer Vorfahren hat mich
sehen. 7 Weiter sagte der Herr: ‚Ich zu euch geschickt und sie mich dann
habe genau gesehen, wie mein Volk fragen: Wie ist sein Name? - was soll
in Ägypten unterdrückt wird. Ich ich ihnen sagen?‘ 14 Gott antwortete:
habe gehört, wie es um Hilfe schreit ‚Ich bin da‘, und er fügte hinzu: ‚Sag
gegen seine Antreiber. Ich weiß, zum Volk Israel: Der Ich-bin-da hat
wie sehr es leiden muss, 8 und bin mich zu euch geschickt: 15 der Herr!
herabgekommen, um es von seinen Er ist der Gott eurer Vorfahren, der
Unterdrückern zu befreien. Ich will Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
es aus Ägypten führen und in ein Denn Herr (Er-ist-da) ist mein
fruchtbares und großes Land brin- Name für alle Zeiten. Mit diesem
gen, ein Land, das von Milch und Namen sollen mich auch die kom-
Honig überfließt. Ich bringe es in menden Generationen ansprechen,
das Land der Kanaaniter, Hetiter, wenn sie zu mir beten. 16 Geh nun
Amoriter, Perisiter, Hiwiter und und rufe die Ältesten des Volkes
Jebusiter. 9 Ich habe den Hilfeschrei Israel zusammen! Sag zu ihnen: Der
der Leute von Israel gehört, ich habe Herr, der Gott eurer Vorfahren, ist
gesehen, wie grausam die Ägypter sie mir erschienen, der Gott Abrahams,
unterdrücken. 10 Deshalb geh jetzt, Isaaks und Jakobs. Er hat zu mir
ich schicke dich zum Pharao! Du gesagt: Ich habe genau gesehen, was
sollst mein Volk, die Israeliten, aus man euch in Ägypten antut. 17 Da-
Ägypten herausführen.‘ 11 Aber Mose rum bin ich entschlossen, euch aus
wandte ein: ‚Ich? Wer bin ich denn! diesem Land herauszuführen, in
Wie kann ich zum Pharao gehen dem ihr so unterdrückt werdet. Ich
und das Volk Israel aus Ägypten bringe euch in das Land der Kana-
herausführen?‘ 12 Gott antwortete: aniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter,
‚Ich werde dir beistehen. Und das ist Hiwiter und Jebusiter, ein Land, das
das Zeichen, an dem du erkennst, von Milch und Honig überfließt“ (2.
dass ich dich beauftragt habe: Wenn Mose 3, 1 - 17).
du das Volk aus Ägypten herausge- Dieser Text aus der Bibel be-
führt hast, werdet ihr mir an diesem richtet eine alte Geschichte, die

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Das Fundament 3/2008

aber ganz entscheidend dafür ist, Gott ruft Moses Namen. Daran
wie wir Gott verstehen und wie wird deutlich, dass er seine Lebens-
sich unser Bild über Gott letzt- geschichte genau kennt (Apostel-
lich zusammensetzt und was wir geschichte 7, 17 - 36). Allein schon
von ihm lernen können für unser der Name macht einen bekannt.
Leben miteinander. Der Name steht für eine Person,
deren Charakter und Geschich-
te. Wird der Name einer Person
genannt, die ich wirklich kenne,
die ich schon selber „erlebt“ habe,
In Vers 4 lesen wir, dass Gott geht ein emotionales Feuerwerk bei
redet, kommuniziert und Moses mir hoch.
anspricht. Gott beginnt das Ge- Ich sehe ganze Kurzfilme ab-
spräch, er durchbricht das eiserne laufen. Ich höre die Stimme der
Schweigen. Er arbeitet an der Person, sehe das Lachen oder Wei-
Beziehung. nen oder Drohen dieses Menschen.

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

Der Name steht für diese Person. Indem Gott uns zu verstehen
Stellvertretend. gibt, dass er uns kennt, lädt er uns
Gott hat Mose begleitet und be- ein, ihm zu vertrauen, um ihn
wahrt. Jetzt lädt er ihn ein, ihm zu dadurch besser kennen zu lernen.
vertrauen, denn Moses Lebensge- Das Vertrauen ist Ausdruck der
schichte wird eingewoben in Gottes Liebe. Wenn wir unserem Schöpfer
Heilsgeschichte, indem Mose vertrauen, lieben wir ihn. Wenn
Träger von Gottes Auftrag wird. wir ihn lieben, dann zeigen wir
Sind wir uns darüber im ihm unser Vertrauen, indem wir
Klaren, dass der Herr uns kennt, ihm nachfolgen und seinen Willen
wirklich kennt, unsere Lebensge- tun. Weißt du dich geliebt von
schichte überblickt, die Vergan- Gott?
genheit, Gegenwart und Zukunft?
In gleicher Weise kennt er auch
unseren Ehepartner, unsere Kinder,
unsere Enkel, Verwandten und
Freunde, viel besser als wir es je Und was können wir für unsere
könnten. Beziehungen, für unsere Ehen und
In Psalm 139 bekommen wir Familien und den Umgang in der
einen Eindruck von der gewaltigen Gemeinde lernen?
Intimität Gottes mit unserem Le- 1. Reden, reden, nochmals
ben: „Herr, du erforschest mich und reden: Die Kommunikation, das
kennst mich; du weißt es, ob ich sitze aktive und teilnehmende Gespräch
oder aufstehe, du verstehst, was ich darf nicht verstummen. Und
denke, von ferne; ob ich wandre oder warten wir nicht, bis der andere be-
ruhe, du prüfst es und bist mit all ginnt, den Faden wieder aufzuneh-
meinen Wegen vertraut; denn ehe ein men. Gott beginnt immer als erster
Wort auf meiner Zunge liegt, kennst das Gespräch. Das hat er in der
du, o HERR, es schon genau. Du Geschichte mit seinem Volk Israel
hältst mich von hinten und von vorne immer wieder veranschaulicht.
umschlossen und hast deine Hand 2. Eine freundliche Kommu-
auf mich gelegt. Zu wunderbar ist nikation: Wie heißt es dazu? Der
solches Wissen für mich, zu hoch: ich Ton macht die Musik.
vermag’s nicht zu begreifen!“ 3. Eine herzliche Anteilnahme:
so ein Gespräch kostet Zeit. Das

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Das Fundament 3/2008

lässt sich in der Regel nicht schnell Die göttliche Kommunikation


zwischen Arbeit und Computer besteht hier in der Zuwendung
als irgendein Tagesordnungspunkt seines Angesichtes zu uns. Er
abwickeln. möchte Augenkontakt. Das Wort
„Angesicht“ in der hebräischen
Sprache kommt von einem Verb,
das bedeutet: sich umdrehen, sich
zuwenden. Das Wort „Gesicht“
steht im Hebräischen immer im
Wir sehen in Vers 7, 9 und 16, dass Plural. Es bezeichnet die Gesamt-
der Herr sieht. Er schaut genau heit der Teile, aus der das Gesicht
hin, was dem Volk Israel durch die zusammengesetzt ist: die Augen,
Ägypter angetan wird. Er kennt es, den Mund, die Nase und die
weil er genau hinsieht. Und wir le- Ohren. Wenn Gott das Angesicht
sen, dass er das Schreien und Beten
des Volkes hört.
Er kennt es, weil
er genau zuhört.
Blaise Pascal
sagte: „Men-
schen und
menschliche
Dinge muss man
kennen, um sie
zu lieben. Gott
und göttliche
Dinge muss man
lieben, um sie zu
kennen.“ Zuwendung
Wie schwer
ist es, Menschen,
die man genau kennt, mit denen uns zuwendet, dann sieht er, dann
man schon lange Umgang hat, de- hört er uns, er riecht und redet mit
ren Schwächen und Macken man uns. Das ist vollkommene göttliche
kennt, zu lieben. Gott tut das. Aufmerksamkeit.

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

geliebten Brüder: es sei jeder Mensch


schnell bereit zum Hören, langsam
Gott wendet sich uns zu und sieht, zum Reden und langsam zum Zorn“
was um uns herum geschieht und (Jakobus 1, 19).
was in unserem Inneren vor sich Wieviel Zeit verbringen wir mit
geht. Der Herr liest es uns am Ge- anderen Menschen? Wie gestalten
sicht ab, was uns bewegt. Und wir? wir die Gegenwart? Wie genau se-
Was tun wir so oft als Ehepartner, hen wir hin, und wie gut hören wir
in der Familie, in der Gemeinde? zu? Kennen wir unseren Ehepart-
Nehmen wir die Not des anderen ner, unsere Kinder, unsere Freunde
wahr, bevor er um Hilfe schreit? wirklich? Wissen sie sich von uns
Sehen erfordert ein erhöhtes Maß geliebt? Können sie sicher sein, dass
an aktiver Energie. Hier bin ich sie uns vertrauen können?
zuerst gefragt. Das Sehen ist keine
Reaktion auf eine Not, sondern
eine von mir geforderte Aktion, die
dem anderen zuvor kommt.

Der Name macht einen bekannt.


Der Name steht für eine Person,
deren Charakter und Geschichte.
Der Name steht für diese Person.
Gott wendet sich uns zu, und in Stellvertretend.
direktem Augenkontakt hört er auf Wir haben uns bei der Namens-
das, was wir sagen. Er hört auch gebung unserer sechs Kinder jedes
zwischen den Zeilen. Und wir? Mal viele Gedanken gemacht, wie
Was tun wir so oft als Ehepartner, wir den neuen Erdenbürger nennen
in der Familie, in der Gemeinde? wollen. Mit diesen Namen haben
Hören wir wirklich zu, wenn wir wir insbesondere auch geistliche
mit unseren Kindern reden? Sind Wünsche verbunden. So haben wir
wir nicht schnell dabei, Ratschläge jedem Kind einen Brief geschrie-
zu geben? ben, in dem wir erklären, warum
Jakobus rät uns in seinem Brief: sie so heißen und was wir ihnen
„Lasst es euch gesagt sein, meine und uns von unserem Herrn her

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wünschen. Diesen Brief bekom- Gegenwart mit seiner immerwäh-


men sie von uns, wenn sie vierzehn renden Gegenwart ausfüllen.
Jahre alt werden. Im Neuen Testament sehen wir,
In unserem Text (2. Mose 3, dass sich Jesus als der Sohn Gottes
13 -1 5) geht es um den Namen ganz und gar mit dem Gott des
des einzig wahren und alleinigen Alten Testamentes identifiziert,
Schöpfergottes, der den Kosmos im Sinne von: in eins setzt. Er ist
und diese Erde gemacht hat. Sein Gott. Wenn Jesus von sich sagt:
Name: Jahwe, der Herr, steht für „Ich bin...“, dann hören wir auf
absolute Verbundenheit und Ver- Hebräisch beziehungsweise Aramä-
bindlichkeit. isch das Echo von 2. Mose 3, 14.
Zum Ersten beschreibt er sich In Johannes 8, 58 sagt Jesus:
als den Urquell allen Lebens, allen „Wahrlich, wahrlich ich sage euch:
Seins. Er selber lebt immer, er ist Ehe Abraham geboren ward, bin ich.
ewig, ohne Anfang und ohne Ende. Da hoben sie Steine auf, um sie auf
Und er hat auch die Zeit geschaf- ihn zu werfen; Jesus aber verbarg sich
fen. „Ich werde sein, der ich sein und ging aus dem Tempel hinaus.“
werde“ oder „Ich bin, der ich bin“, Die Reaktion der Juden ist ver-
so übersetzen die meisten Bibelaus- ständlich. Hier sagt ein Mensch
gaben den Namen Jahwe. Ich bin von sich, er sei der „Ich bin“, Jahwe,
der Seiende, der, der immer ist. der Herr. Das ist Gotteslästerung
Man könnte auch vermuten, höchsten Grades! Das verdient den
dass es der Schöpfergott der Bibel Tod! Denn in den Augen vieler
ist, wonach die Menschen suchen, Juden galt Jesus nicht als der inkar-
wenn sie versuchen, das Phänomen nierte Gottessohn, der wesensmä-
„Zeit“ zu beschreiben. Denn es gibt ßig eins mit Gott war.
eine Gegenwart, und das ist der In Hebräer 13, 8 steht: „Jesus
lebendige Gott selber. Er ist immer Christus ist gestern und heute dersel-
gegenwärtig, er ist immer da, in be und bleibt’s auch in Ewigkeit!“
der Vergangenheit, heute und in Das Buch der Offenbarung Jesu
der Zukunft. Er geht mit der Zeit Christi an Johannes beschreibt an
und begleitet uns. Weil er die Zeit drei Stellen, dass Gott der ewig
geschaffen hat, kann er das „Flie- Seiende, der immer Gegenwärtige
ßen der Zeit“, das eigentümliche, ist: „Ich bin das A und O“ (1, 8;
nicht erklärbare Verschwinden der 21, 6; 22, 13).

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

Gott ist uns so nahe. Zu jeder genwärtige Schöpfer und Erhalter


Zeit ist er da, aufmerksam und vol- ist: „Wir wissen aber, dass denen, die
ler Anteilnahme beobachtend, und Gott lieben, alle Dinge zum Guten
er kümmert sich um die Menschen mitwirken, nämlich denen, welche
seines Bundes, um sein Volk Israel nach seinem Vorsatz berufen sind...
und um seine Gemeinde, damals Er, der seinen eigenen Sohn nicht
und heute. Er kennt uns wirklich. verschont, sondern ihn für uns alle
Jesus selber hat ausdrücklich in den Tod dahingegeben hat: wie
erklärt, uns beizustehen, überall sollte er uns mit ihm nicht auch alles
und bis ans Ende der Weltzeit schenken? Wer sollte Anklage gegen
(Matthäus 28, 20). Das ist ein die Auserwählten Gottes erheben?
besonders wichtiger Trost für alle, Gott ist es ja, der sie rechtfertigt. Wer
die wegen des Glaubens an seinen sollte sie verurteilen? Etwa Christus
Namen benachteiligt, unterdrückt Jesus, der doch für uns gestorben
und leibhaftig verfolgt werden. ist, ja, mehr noch, der auferweckt
Der Herr gibt Geborgenheit, worden ist, der zur Rechten Gottes
weil er der immer lebendige, ge- sitzt und auch für uns eintritt? Wer

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Das Fundament 3/2008

sollte uns von der Liebe Christi schei- die da ist in Christus Jesus, unserem
den? Etwa Trübsal oder Bedrängnis, Herrn“ (Römer 8, 28. 32 - 39).
Verfolgung oder Hunger oder Mangel Der Glaube schenkt diese Ge-
an Kleidung, Gefahr oder Henker- borgenheit. Auch unabhängig von
beil? Wie geschrieben steht: ‚Um den vielleicht chaotischen Zustän-
deinetwillen werden wir den ganzen den in unseren Ehen und Familien,
Tag gemordet; wir sind geachtet Gemeinden und Betrieben.
wie Schlachtschafe.‘ Nein, in allen Und sind wir nicht auch oft-
diesen Nöten siegen wir überlegen mals mit daran schuld, wenn es
durch den, der uns geliebt hat. Denn chaotisch läuft? Können wir uns
ich bin dessen gewiss, dass weder immer freisprechen von Schuld?
Tod noch Leben, weder Engel noch Die Sünde hat doch auch uns zu
Geisterfürsten, weder Gegenwärtiges Egoisten gemacht!

Vertrauen

noch Zukünftiges noch irgendwelche Lassen wir uns den Glauben an


Mächte, weder Himmel noch Unter- die Liebe Gottes zu uns nicht neh-
welt noch sonst irgendetwas anderes men. Er hat uns in Jesus Christus
Geschaffenes imstande sein wird, uns vergeben. Er will uns nicht an den
von der Liebe Gottes zu scheiden, Kragen. Auch wenn uns der Teufel

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Gott unser Vater - Er kennt uns!

das vielleicht sagen möchte durch Heute ist die Gegenwart. Und
die chaotischen Verhältnisse, in ganz entscheidend ist: Jesus ist
denen wir stecken. Der Herr steht immer da! Rechnen Sie mit Ihm!
zu uns, in absoluter Verbundenheit
1. Jesus ist immer da, er ist dir
und Verbindlichkeit. ER möchte,
heute nah, er ist der Herrscher
dass wir umkehren, unseren Sinn
der Welt. Jesus ist immer da, er
ändern, Buße tun.
ist dir heute nah, er, der dich
stets erhält. Er kennt die Fra-
gen, die dich bewegen, und er
hat die Antwort bereit. Jesus ist
immer da, er ist dir heute nah,
er liebt dich allezeit.
Und wie steht es mit unserer
Matthäus 28, 20
Verbindlichkeit zueinander? Gilt
uns noch das Jawort der Eheschlie- 2. Jesus ist immer da, er war
ßung? Und wie sieht es aus mit dir gestern nah, als in den Tod
der Verbindlichkeit zu unseren er ging. Jesus ist immer da, er
Kindern, und zu unseren Freunden war dir gestern nah, als an dem
und Bekannten in der Gemeinde? Kreuz er hing. Er kennt die
Vertrauen bauen wir, indem wir uns Sünden, die auf dir lasten, und
kennen lernen. Und wie sagte Blaise er will sie dir ja verzeih‘n. Jesus
Pascal? „Menschen und mensch- ist immer da, er war dir gestern
liche Dinge muss man kennen, um nah, er will dich ganz befrei‘n.
sie zu lieben. Das kostet viel Zeit.“ 1. Korinther 15, 3
Nehmen wir uns diese Zeit.
3. Jesus ist immer da, er ist
Kaufen wir die Zeit aus. Fangen
dir morgen nah, er bleibt in
wir noch heute damit an! Die
Ewigkeit. Jesus ist immer da,
Vergangenheit ist vorbei. Sie darf
er ist dir morgen nah, bist du
unter der Vergebung Gottes stehen.
für ihn bereit? Er kommt einst
Auf dieser Grundlage dürfen wir
wieder und richtet auch dich,
uns auch gerne an sie erinnern.
verliere doch ja keine Zeit. Jesus
Die Zukunft ist für uns nicht
ist immer da. Er ist dir morgen
absehbar. Aber wir können dem
nah, bist du für ihn bereit?
vertrauen, der als der Schöpfer und
Hebräer 13, 8
Vater alles in seinen Händen hält.

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