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Aydin Bülent PDF
Aydin Bülent PDF
März 2019
GUTACHTEN
Via E-Mail vom 19. März 2019 wurde der Gefertigte von Herrn RA
Mag. Dr. Johannes M. Mühllechner LL.M. als Insolvenzverwalter beauftragt, die
vorstehend bezeichnete Bewertung durchzuführen.
Bewertungsstichtag ist der 28. März 2019, der Tag des Lokalaugenscheins.
Am Lokalaugenschein nahm Herr Bülent Aydin teil.
3 Befund:
Örtliche Lage:
Am Südrand des Ortskerns von Naarn.
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Ausformung, Maße, Neigung:
Annähernd rechteckiger Zuschnitt, Länge entlang der Straße ca. 23 m, Tiefe ca. 47 m,
die Liegenschaft ist eben.
Raumordnung:
MB: eingeschränkt gemischtes Baugebiet.
Umgebung:
Wohnhäuser, landwirtschaftliche Betriebe.
Bauweise:
Offen.
Anschlüsse:
Hausbrunnen, Ortskanal, Licht- und Kraftstrom, Telefon, Fernwärme.
Verkehrslage:
Entfernung nach Perg 5 km, nach Linz 25 km, Busverbindungen.
Infrastruktur:
Kindergarten, Volksschule, Mittelschule im Ort, hier auch Einkaufsmöglichkeiten, Arzt.
Kontaminierungen:
Die beiden Grundstücke der Liegenschaft sind weder im Altlastenatlas noch im
Verdachtsflächenkataster verzeichnet.
Energieausweis:
nicht vorhanden
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Standortbeurteilung:
Diese erfolgt nach der vom Hauptverband der allgemein beeideten und gerichtlich
zertifizierten Sachverständigen Österreichs entwickelten Beurteilungsskala:
Auf Grund der beschriebenen Merkmale ist die Lage als gut zu beurteilen.
Wohnhaus:
Dieses wurde vermutlich nach 1945 errichtet, eine Aufstockung erfolgte im Jahr 1961.
Dachform: Satteldach
Dachkonstruktion: Nagelbinder
Dacheindeckung: Welleternit
Blitzschutz: Dacherder, zu überprüfen
Erdungssystem: Fundamenterder
Fundamente: Beton-Streifenfundamente
Aufgehendes Mauerwerk: Tonziegel 30 cm
Zwischenwände: Tonziegel
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Decken: massiv, Rippendecken
Stiege: Holz
Fassade: Sockelputz, Putz über Wärmedämmung
Innenwandbehandlung: grob und fein verputzt, gefärbelt
Isolierungen: Fassade
Fenster: Holz- bzw. Kunststoff-Verbundfenster
Fensterbänke: innen Holz, außen Naturstein
Türen, Zargen: Holz
Heizung: Zentralheizung mit Radiatoren, Fernwärme
Warmwasser: aus Heizung
Windfang: Fliesenboden
Haustüre: Kunststoff/Glas
Erdgeschoß:
Diele: Boden verfliest
Kochen-Wohnen-Essen: Klebeparkett, zT Boden verfliest,
Ofen für feste Brennstoffe
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Schlafzimmer: Boden Klebeparkett
Kinderzimmer: Boden wie vor
Schrankraum: Boden wie vor
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Bad/WC: Boden, Wände verfliest, Decke
Feuchtraumpaneel, Wanne eingemauert,
Stand-WC, Duschecke, Waschbecken
Hobbyraum: Laminatboden
Abstellraum: Bretterboden
Obergeschoß:
Wohnung 1:
Diele: Boden verfliest
Kinderzimmer: Boden Klebeparkett
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Bad/WC: Boden, Wände verfliest, Duschkabine,
Waschtisch, Stand-WC
Schlafzimmer: Boden Klebeparkett
Wohnung 2:
Wohnraum: zT Filzboden, zT Klebeparkett
Küche: ohne Kücheneinrichtung, Filzboden alt
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WC: Boden, Wände verfliest, Stand-WC
Bad: Boden, Wände verfliest, Wanne,
Waschbecken
Zimmer: Boden Klebeparkett
Diele: Terrazzoboden (Fliesen), von dort führt
eine Freitreppe nach unten
Wintergarten/Terrasse: Boden wie vor; diese Räume befinden
sich über der Garage, zT Fenstergitter
aus Schmiedeeise
Dachraum:
Konnte nicht befundet werden.
Die Wohnung im EG und die Wohnung 1 im OG wirken sehr gepflegt und sind ohne
sichtbare Mängel. Die Wohnung 2 im OG ist im vorgefundenen Zustand nicht
benutzbar; folgende Mängel sind anzumerken:
Böden zu sanieren
Anstriche zu erneuern
Küche ohne Ausstattung
Räume zT unverputzt
Zur Erfassung des Zustandes von Gebäuden bzw. Wohnungen wurde von HEIDECK
bereits im Jahr 1935 eine Tabelle entwickelt, die von SEISER-KAINZ für heutige
Verhältnisse adaptiert wurde.
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Diese Tabelle lautet wie folgt:
Halle:
Dieses Gebäude wurde als Werkhalle einer Tischlerei mit Bescheid vom
20. März 1980 errichtet.
Es handelt sich um einen Massivbau, außen und innen verputzt mit Zwischendecke,
Satteldach mit Welleternitdeckung, Dachkonstruktion Nagelbinder, Wasserableitung
über verzinkte Rinnen und Rohre. An der Nordseite befinden sich drei Flügeltore.
Bretter- bzw. Betonboden.
Die Halle ist teilunterkellert, erreichbar über gerade Betonstiege. Dort befinden sich
die Abnahmestation für die Fernwärme sowie ein funktionsloser Ölbrenner.
Die Halle wirkt ausgesprochen verwahrlost.
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Garage:
Für dieses Gebäude wurden bei der Bauabteilung der Marktgemeinde keine
Unterlagen gefunden, möglicherweise wurde die Garage konsenslos errichtet.
Problematisch ist jedoch der Umstand, dass der südliche Teil des Garagendaches
offenkundig in das Nachbargrundstück hineinragt, vgl. Luftbild im Anhang.
Es handelt sich um einen Massivbau, außen und innen verputzt mit Satteldach und
Welleternitdeckung. An der Zufahrt befindet sich ein Vordach
Die Garage verfügt über ein Holz-Schiebetor, Betonboden und einer Zwischendecke,
diese hängt aber deutlich erkennbar herab und zeigt Wasserschäden.
Außenanlagen:
4.1 Allgemeines:
Der Verkehrswert der Liegenschaft EZ 300 Grundbuch Naarn wird unter Beachtung des
Liegenschaftsbewertungsgesetzes (LBG, BGBl. 150/1992) und der ÖNORM B 1802:
Liegenschaftsbewertung – Grundlagen ermittelt.
Als Verkehrswert ist jener Wert anzusehen, der bei einer Veräußerung der Sache
üblicherweise im redlichen Geschäftsverkehr für sie erzielt werden kann. Die besondere
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Vorliebe und andere ideelle Wertzumessungen haben bei der Ermittlung des
Verkehrswertes außer Betracht zu bleiben (§ 2 LBG).
Für die Bewertung sind Wertermittlungsverfahren anzuwenden, die dem jeweiligen Stand
der Wissenschaft entsprechen.
das Vergleichswertverfahren,
das Ertragswertverfahren und
das Sachwertverfahren
in Betracht.
Wenn es zur vollständigen Berücksichtigung aller den Wert der Sache bestimmenden
Umstände erforderlich ist, sind für die Bewertung mehrere Wertermittlungsverfahren
anzuwenden (§ 3 Abs. 1 und 2 LBG).
Vergleichswertverfahren:
Im Vergleichswertverfahren wird der Wert der Liegenschaft durch Vergleich mit tatsächlich, im
redlichen Geschäftsverkehr und in zeitlicher Nähe erzielten Kaufpreisen vergleichbarer
Objekte in vergleichbaren Gebieten ermittelt. Die Vergleichbarkeit ist dann gegeben, wenn
Lage, Art und Maß der baulichen Nutzung, Bodenbeschaffenheit, Größe, Form und
Erschließungszustand, Alter, Bauzustand und Ertrag weitgehend übereinstimmen.
Abweichende Eigenschaften sind nach Maßgabe ihres Einflusses durch Zu- oder
Abschläge zu berücksichtigen, dies gilt auch für Kaufpreise von denen anzunehmen ist,
dass sie durch ungewöhnliche Verhältnisse oder persönliche Umstände beeinflusst
wurden, vgl. § 305 ABGB („außerordentlicher Preis“).
Ertragswertverfahren:
Im Ertragswertverfahren ist der Wert der Liegenschaft durch Kapitalisierung des für die Zeit
nach dem Bewertungsstichtag bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung zu erwartenden oder
tatsächlich erzielten Reinertrages zum angemessenen Zinssatz und entsprechend der nach
dem Zustand des Bewertungsobjektes anzunehmenden Restnutzungsdauer zu ermitteln.
Vom Rohertrag (er umfasst alle bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung nachhaltig erzielbaren
Erträge) sind die Bewirtschaftungskosten, darunter versteht man den Aufwand für Betrieb,
Instandhaltung, Instandsetzung und Verwaltung der Liegenschaft abzuziehen, woraus
zunächst der Grundstücksreinertrag errechnet wird.
Zu berücksichtigen ist auch das Mietausfallwagnis (dies ist das Risiko durch
uneinbringliche Mietrückstände oder Leerstehen von vermietbaren Räumlichkeiten). Vom
Grundstücksreinertrag ist schließlich der Verzinsungsbetrag des Bodenwertes zu
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reduzieren um zum Gebäudereinertrag zu kommen. Der Anteil des Gebäudes am
Ertragswert der Liegenschaft errechnet sich als Barwert einer nachschüssigen Rente,
dessen Höhe auch vom Zinsfuß und der begründet zu wählenden Restnutzungsdauer
abhängt.
Sachwertverfahren:
Der Bodenwert ist in der Regel als Vergleichswert durch Heranziehung von Kaufpreisen
unbebauter Grundstücke zu ermitteln. Wertänderungen, die sich aus einer allfälligen
Bebauung ergeben, sind entsprechend zu berücksichtigen.
Der Bauwert ist die Summe der Werte der baulichen Anlagen. Bei der Ermittlung ist in der
Regel vom Herstellungswert auszugehen.
Dieser umfasst die Summe aller Kosten zur Errichtung des zu bewertenden Objektes am
Wertermittlungsstichtag entsprechend der vorgefundenen Bauweise und
Ausstattungsmerkmale. Dieser Bauwert wird auch als Herstellungswert bzw.
Gebäudenormalherstellungswert bezeichnet und kann auf mehrere Arten ermittelt werden:
Wenn es sich bei der Immobilie um einen Neubau handelt, können die tatsächlichen
Baukosten als Anknüpfungspunkt herangezogen werden, wobei geeignete
Anpassungen erforderlich sind, um die Kosten mit der Bewertung in Einklang zu
bringen.
Wenn es in der Nähe eine Immobilie neueren Baudatums gibt, können die Kosten
dieser vergleichbaren Immobilie als Anknüpfungspunkt dienen.
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Nach Ross errechnet sich bei normaler Gebäudeinstandhaltung die Wertminderung in v.H.
des Sachwertes wie folgt:
Gebäudelebensalter² Gebäudelebensalter
[½x ( Gesamtnutzungsdauer²
+
Gesamtnutzungsdauer ) ] x 100
Bei gewerblich genutzten Gebäuden, die einem verstärkten Verschleiß ausgesetzt sind
sowie bei Gebäuden mit mangelnder Instandhaltung ist in der Bewertungspraxis die
sogenannte lineare Wertminderung anerkannt.
Gebäudelebensalter
x 100
Gesamtnutzungsdauer
Im gegenständlichen Falle empfiehlt es sich, wegen der Nutzung für Wohnzwecke den
Verkehrswert der Liegenschaft allein vom Sachwert abzuleiten und zwar in der Form, dass
vom Sachwert ein Marktanpassungsabschlag in Abzug gebracht wird. Die Höhe dieses
Abschlages ist je nach Art der Nutzung unterschiedlich und wird im Einzelfall begründet.
Erfahrungsgemäß ist ein solcher Abschlag mit etwa 20 % anzunehmen. Hingegen kann
man bei Liegenschaften, mit denen Wohnungseigentum verbunden ist, damit rechnen,
dass die Summe der Verkaufserlöse der Wohneinheiten den Sachwert bzw. die
Herstellungskosten regelmäßig übersteigt.
Es ist Stand der Bewertungspraxis, dass der Verkehrswert eines Anteilseigentums stets
unter dem jeweiligen arithmetischen Wert des Gesamteigentums liegt. Dies liegt darin
begründet, dass Anteilseigentum, bedingt durch mögliche Schwierigkeiten bei der
gemeinsamen Nutzung und Verwaltung nur erschwert zu veräußern sind. Der jeweilige
wertmäßige Anteil bestimmt sich nach dem im Grundbuch eingetragenen Verhältnis des
Miteigentumsanteils. Wegen des zu erwartenden Grades der Erschwernis ist dieser Anteil
um den sogenannten Mitbesitzerabschlag zu kürzen.
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Allgemein gilt: der Abschlag ist umso höher
Eine umfassende Darstellung dieses Problems findet sich bei der WEHINGER, Leitfaden
zur Liegenschaftsbewertung (1990).
4.2 Bewertung:
4.2.1 Grundwert:
4.2.2 Gebäudewerte:
Wohnhaus:
Die Ermittlung des Gebäudewertes erfolgt über den umbauten Raum. Dieser beträgt –
aus dem Bauplan ermittelt – für die jeweilige Geschoßebene:
EG: 422 m³
OG: 385 m³
DG: 85 m³
Als Wert/m³ inkl. USt werden für die Wohngeschoße € 480,00 angesetzt, für das DG € 120,00.
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10 % Wertminderung wegen verlorenem Bauaufwand
Halle:
Bewertung nach der Brutto-Grundfläche, diese beträgt 527 m². Als Wert/m² inkl. USt
werden € 540,00 angesetzt.
Garage:
26 * 1.200 € 31.200,00
4.2.3 Außenanlagen:
Grundwert € 72.000,00
Wohnhaus € 121.700,00
Halle € 42.700,00
Garage € 15.600,00
Außenanlagen € 12.000,00
Summe € 264.000,00
Diese Summe der Teilwerte stellt jedoch noch nicht den Verkehrswert der
Liegenschaft dar. Um diesen zu erhalten, ist noch ein Marktanpassungsabschlag in
einer Höhe von 15 % vorzunehmen, der wie folgt begründet wird:
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Einen guten Anhalt zur Ableitung eines Marktanpassungsabschlages bietet die
folgende Übersicht:
Verkäuflichkeit
sehr gut – befriedigend – schwierig – schlecht –
eingeschränkt
gut durchschnittlich schlecht keine
Abschlag -% 0 5 15 30 50
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