Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Markandeya de FN PDF
Markandeya de FN PDF
auf der Basis der englischen Übersetzung von M.N. Dutt (1896)
unter Zuhilfenahme der Übersetzung von F.E. Pargiter (1904).
November 2009 / Überarbeitung Juli 2012
www.pushpak.de
DAS MARKANDEYA PURANA
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 - Fragen von Jaimini an Markandeya und der Fluch der Apsara ........................................................ 5
Kapitel 2 - Geburt der vier Söhne als Vögel .......................................................................................................... 7
Kapitel 3 - Leben und Herkunft der vier Vögel .................................................................................................... 9
Kapitel 4 - Jaimini befragt die vier Vögel ............................................................................................................ 12
Kapitel 5 - Der Fall Indra's und die Inkarnation auf Erden................................................................................ 14
Kapitel 6 - Die Geschichte von Balarama ............................................................................................................ 15
Kapitel 7 - König Harishchandra und der Asket Vishwamitra.......................................................................... 16
Kapitel 8 - Der Leidensweg des Königs Harishchandra..................................................................................... 19
Kapitel 9 - Der Kampf zwischen Vashistha und Vishwamitra .......................................................................... 29
Kapitel 10 - Die Frage nach dem Werden und Vergehen ................................................................................... 30
Kapitel 11 - Das Werden eines Wesens ............................................................................................................... 34
Kapitel 12 - Die Beschreibung der Höllen ........................................................................................................... 35
Kapitel 13 - Die Frage nach dem Leiden an den Boten Yama's .......................................................................... 37
Kapitel 14 - Der Bote Yama's erklärt die Ursachen für Freude und Leiden ...................................................... 37
Kapitel 15 - Wiedergeburt und Mitgefühl mit den leidenden Wesen ............................................................... 41
Kapitel 16 - Die Frage nach Erlösung und die Geschichte von Anusuya .......................................................... 44
Kapitel 17 - Die Geburt der Himmlischen als die drei Söhne von Anusuya ..................................................... 47
Kapitel 18 - Die Geschichte vom tausendarmigen Arjuna ................................................................................. 49
Kapitel 19 - König Arjuna verehrt Dattatreya ..................................................................................................... 51
Kapitel 20 - Die Geschichte von Hritadwaja, dem Sohn von König Satrujit ..................................................... 52
Kapitel 21 - Der Pfad von Kuvalayashwa ........................................................................................................... 55
Kapitel 22 - Die Rache des Dämonen Talaketu ................................................................................................... 58
Kapitel 23 - Die Macht des Schlangenkönigs ...................................................................................................... 60
Kapitel 24 - Die Macht der Illusion...................................................................................................................... 64
Kapitel 25 - Madalasas Belehrung über die Essenz ............................................................................................ 66
Kapitel 26 - Über die Bedeutung von Benennungen .......................................................................................... 67
Kapitel 27 - Über die Herrschaft in der Welt ...................................................................................................... 69
Kapitel 28 - Über die Kasten und Lebensweisen ................................................................................................ 70
Kapitel 29 - Über die Aufgaben eines Hausvaters .............................................................................................. 72
Kapitel 30 - Über die Ausführung der Riten ....................................................................................................... 73
Kapitel 31 - Über die Riten für die Ahnen........................................................................................................... 75
Kapitel 32 - Weiter über die Riten ....................................................................................................................... 77
Kapitel 33 - Über das Kamya Sraddha ................................................................................................................ 79
Kapitel 34 - Über die vier Lebensziele, speziell über Dharma ........................................................................... 79
Kapitel 35 - Über die Reinigung .......................................................................................................................... 84
Kapitel 36 - Alarka wird zum König geweiht ..................................................................................................... 87
Kapitel 37 - Die Suche nach dem Selbst............................................................................................................... 87
Kapitel 38 - Dattatreyas Belehrung über das Selbst ............................................................................................ 89
Kapitel 39 - Über den Yoga .................................................................................................................................. 91
Kapitel 40 - Über die Hindernisse und Früchte des Yogas................................................................................. 94
Kapitel 41 - Über den Yoga-Pfad und die Meditation ........................................................................................ 95
Kapitel 42 - Über die heilige Silbe OM ................................................................................................................ 96
Kapitel 43 - Über die Anzeichen des Todes ........................................................................................................ 97
Kapitel 44 - Suvahu spricht über seine Motivation und den Yoga .................................................................. 100
Kapitel 45 - Was Markandeya einst über die Entstehung der Welt sprach ..................................................... 102
Kapitel 46 - Über unfassbare Dimensionen und periodische Schöpfung ........................................................ 105
Kapitel 47 - Über die Schöpfung der Wesen ..................................................................................................... 108
Kapitel 48 - Über die Entstehung der Lebewesen............................................................................................. 110
Kapitel 49 - Über die Entstehung des Menschengeschlechtes.......................................................................... 112
Kapitel 50 - Über die Entstehung weiterer Wesen ............................................................................................ 115
Kapitel 51 - Über die Geburt der weltlichen Übel ............................................................................................ 119
Kapitel 52 - Über die Geburt und die Namen der Rudras................................................................................ 124
Kapitel 53 - Über das erste, das Swayambhu Manwantara.............................................................................. 125
Kapitel 54 - Über Jambudvipa als harmonisches Mandala .............................................................................. 127
Kapitel 55 - Über Jambudvipa als reines Land ................................................................................................. 129
Kapitel 56 - Über die heilige Ganga................................................................................................................... 129
Kapitel 57 - Über den Bharata Varsha ............................................................................................................... 131
Kapitel 58 - Über die Kosmologie in Form einer Schildkröte........................................................................... 133
Kapitel 59 - Über die vier äußeren Varshas....................................................................................................... 136
Kapitel 60 - Über die weiteren fünf Varshas ..................................................................................................... 138
Kapitel 61 - Die Geschichte des Brahmanen im Swarochisha Manwantara .................................................... 139
Kapitel 62 - Die Geschichte von Varuthini und Kali......................................................................................... 142
Kapitel 63 - Die Geburt von Swarochi und seine Ehe mit Manorama ............................................................. 144
Kapitel 64 - Swarochi heiratet Vibhavari und Kalavati .................................................................................... 146
Kapitel 65 - Swarochi und der Pfad der Liebe .................................................................................................. 147
Kapitel 66 - Die Geburt des Manu Swarochisha ............................................................................................... 148
Kapitel 67 - Über das zweite, das Swarochisha Manwantara .......................................................................... 150
Kapitel 68 - Über die acht Nidhis ...................................................................................................................... 150
Kapitel 69 - Die Geschichte von König Uttama................................................................................................. 152
Kapitel 70 - König Uttama auf der Suche nach der Frau des Brahmanen ....................................................... 154
Kapitel 71 - König Uttama wird über den Wert der Ehe belehrt ..................................................................... 156
Kapitel 72 - Das Ende der Geschichte von Uttama ........................................................................................... 157
Kapitel 73 - Über das dritte, das Auttama Manwantara................................................................................... 159
Kapitel 74 - Über das vierte, das Tamasa Manwantara .................................................................................... 160
Kapitel 75 - Über das fünfte, das Raivata Manwantara .................................................................................... 162
Kapitel 76 - Über das sechste, das Chakshusha Manwantara .......................................................................... 165
Kapitel 77 - Die Geschichte vom Sonnengott und seiner Frau Sajna ............................................................... 168
Kapitel 78 - Die Hymne an die Sonne und das Ende der Geschichte .............................................................. 170
Kapitel 79 - Über das siebente, das Vaivasvata Manwantara .......................................................................... 171
Kapitel 80 - Über das achte, das Savarni Manwantara ..................................................................................... 172
Kapitel 81 - Das Devi-Mahatmya, die Geburt von Mahamaya ........................................................................ 172
Kapitel 82 - Der Kampf der Devi gegen die Dämonen ..................................................................................... 176
Kapitel 83 - Der Sieg über die Dämonenführer und Mahisha.......................................................................... 178
Kapitel 84 - Das Lob von Indra an die Göttin ................................................................................................... 180
Kapitel 85 - Die Anrufung der Göttin und ihr Gespräch mit dem Boten ........................................................ 183
Kapitel 86 - Der Tod des Dämonengenerals Dhumralochanas ........................................................................ 185
Kapitel 87 - Der Tod der Dämonen Chanda und Munda................................................................................. 186
Kapitel 88 - Der Tod des Dämonen Rackta-Bija ................................................................................................ 187
Kapitel 89 - Der Tod des Giganten Nisumbha .................................................................................................. 189
Kapitel 90 - Der Tod des Giganten Sumbha...................................................................................................... 190
Kapitel 91 - Die Hymne an die Göttin Narayani............................................................................................... 191
Kapitel 92 - Die Segnungen der Göttin.............................................................................................................. 193
Kapitel 93 - Das Ende des Devi-Mahatmya ...................................................................................................... 195
Kapitel 94 - Über das neunte bis dreizehnte Manwantara ............................................................................... 195
Kapitel 95 - Die Geschichte des Ruchi ............................................................................................................... 196
Kapitel 96 - Ruchi verehrt die Ahnen ................................................................................................................ 197
Kapitel 97 - Der Segen der Ahnen ..................................................................................................................... 200
Kapitel 98 - Die Geburt des Rauchya Manu...................................................................................................... 201
Kapitel 99 - Die Hymne von Shanti an das Feuer ............................................................................................. 201
Kapitel 100 - Über das vierzehnte, das Bhautya Manwantara ......................................................................... 205
Kapitel 101 - Die Frage nach dem Ursprung des Lichtes ................................................................................. 206
Kapitel 102 - Die Geburt des Lichtes ................................................................................................................. 207
Kapitel 103 - Die Hymne von Brahma an die Sonne ........................................................................................ 208
Kapitel 104 - Die Hymne von Aditi an die Sonne ............................................................................................. 209
Kapitel 105 - Die Geburt von Martanda ............................................................................................................ 210
Kapitel 106 - Die Mäßigung der Sonne.............................................................................................................. 211
Kapitel 107 - Die Hymne von Vishwakarma an die Sonne .............................................................................. 214
Kapitel 108 - Die Herrschaft der Sonne ............................................................................................................. 214
Kapitel 109 - Die grauen Haare des Königs ...................................................................................................... 216
Kapitel 110 - Die Macht der strahlenden Gottheit ............................................................................................ 218
Kapitel 111 - Die Geschichte von König Sudyumna (Ila) ................................................................................. 220
Kapitel 112 - König Prishadhra und die Wut .................................................................................................... 221
Kapitel 113 - Prinz Nabhaga und die Ordnung der Kasten ............................................................................. 222
Kapitel 114 - Fortsetzung der Geschichte.......................................................................................................... 223
Kapitel 115 - Fortsetzung der Geschichte.......................................................................................................... 224
Kapitel 116 - Fortsetzung der Geschichte.......................................................................................................... 225
Kapitel 117 - König Khanitra und die Tugend.................................................................................................. 228
Kapitel 118 - Fortsetzung der Geschichte.......................................................................................................... 229
Kapitel 119 - König Kshupa und die Entsagung............................................................................................... 230
Kapitel 120 - König Khaninetra und das Opfern .............................................................................................. 231
Kapitel 121 - König Balashwa und das Kaisertum ........................................................................................... 232
Kapitel 122 - Prinz Avikshita und die Gattenwahl ........................................................................................... 233
Kapitel 123 - Prinz Avikshita und die Ritterlichkeit......................................................................................... 234
Kapitel 124 - Prinz Avikshita und die Entsagung............................................................................................. 235
Kapitel 125 - Prinz Avikshita und die Nachkommenschaft ............................................................................. 237
Kapitel 126 - Prinz Avikshita und seinen Kampf.............................................................................................. 239
Kapitel 127 - Die Geburt von Marutta ............................................................................................................... 240
Kapitel 128 - Über den Sohn Marutta ................................................................................................................ 242
Kapitel 129 - König Marutta und das Wohlergehen ......................................................................................... 243
Kapitel 130 - König Marutta und der Pflichtenkonflikt.................................................................................... 245
Kapitel 131 - Die Lösung des Konfliktes ........................................................................................................... 245
Kapitel 132 - König Narishwanta und das ununterbrochene Opfer ................................................................ 247
Kapitel 133 - Prinz Dama und die Gattenwahl ................................................................................................. 249
Kapitel 134 - König Dama und der Tod seines Vaters...................................................................................... 251
Kapitel 135 - Dama's Rache ................................................................................................................................ 252
Kapitel 136 - Dama's Kampf .............................................................................................................................. 253
Kapitel 137 - Segnung......................................................................................................................................... 254
Kapitel 1 - Fragen von Jaimini an Markandeya und der Fluch der Apsara
OM! Gruß und Verehrung dem Göttlichen Vasudeva.
Mögen die zwei Lotusfüße von Hari dich reinigen, die das Leiden der Existenzangst auflösen
können, die von den Asketen mit konzentriertem Geist angebetet werden und, wenn sie in
ihre Sicht gelangen, wahrlich Himmel, Erde und Hölle überschreiten. Möge er dich schützen,
der alle Sünden zerstören kann, der auf der Schlange ruhte, die im Inneren des Milchmeeres
lebt, und in dessen Gemeinschaft der Ozean zu tanzen scheint, obwohl durch seinen Atem
die Wogen seines Wassers fürchterlich sind. Mit Verehrung der höchsten Gottheit Narayana
und dem höchsten männlichen Wesen Nara, sowie der Göttin des Lernens Sarasvati, lasst
uns um Sieg bitten.
Der hoch energetische Jaimini, ein Jünger von Vyasa, fragte einst den großen Asketen
Markandeya, der mit harter Buße und dem Studium der Veden beschäftigt war: „Oh
verehrter Herr, die Geschichte der Bharatas, welche vom hochbeseelten Vyasa berichtet
wurde, ist voll von geistreichen Texten aus verschiedenen heiligen Schriften und besteht aus
göttlichen Metren und Redekunst, hervorragenden Belehrungen, Fragen und ihren
Lösungen. Wie Vishnu unter den Himmlischen, ein Brahmane unter den Männern, das
einzigartige Juwel unter allen Ornamenten, der Donnerblitz unter den Waffen und das
Gehirn unter allen Organen, so ist das Mahabharata unter allen heiligen Schriften besonders
hervorragend. Darin werden Wohlstand, Streben nach Tugend und Befreiung sowohl für die
Gemeinschaft als auch für den Einzelnen beschrieben. Es ist die erste aller religiösen
Schriften, die vorzüglichste aller Abhandlungen über Wohlstand, die führende aller Arbeiten
bezüglich des Strebens und die Beste aller Belehrungen über die Befreiung. Oh großer Herr,
in diesem beschreibt Vyasa durch vorzügliches Wissen die Praxis, die Art des Lebens und
das Erreichen der Ziele, die den vier Zuständen des Lebens (z.B. Schüler, Hausvater, Einsiedler
und Bettelmönch) angehören. Oh Herr, dies ist durch den großzügigen Vyasa so
zusammengesetzt worden, dass diese heilige Schrift, obgleich sehr umfassend, durch
Widersprüche nicht angegriffen wird. Die Erde wird von Staub befreit durch die reinigenden
Wogen aus Vyasa's Worten, die vom Berg der Veden herabkommen und fähig sind, die
Wurzeln der Illusion zu zerstören. Der riesige See der Veden, von Krishna (Dwaipayana
Vyasa) in Form einer Dichtung zum Ausdruck gebracht, hat süße Worte als seine großen
Schwäne, bedeutsame Geschichten als seine ausgezeichneten Lotusblüten und die
Belehrungen als das grenzenlose Wasser.
Oh verehrter Herr, ich nähere mich dir hochachtungsvoll mit dem Wunsch nach Belehrung
über die Geschichte der Bharatas, die von tiefer Bedeutung durchdrungen ist und voll von
Überlieferungen. Warum nimmt Krishna (Janardana), der Sohn von Vasudeva, obwohl er
ohne Eigenschaften ist, eine menschliche Form an, zur Schöpfung, Bewahrung und
Zerstörung dieses Universums? Warum wurde Draupadi, die Tochter von Drupada, die
alleinige Königin der fünf Söhne des Pandu? Das sind meine großen Zweifel. Warum büßte
der höchst kraftvolle Balarama, der den Pflug als Waffe trägt, für die Sünde des
Brahmanenmordes durch den Besuch heiliger Orte? Warum starben die hochgesinnten
Söhne Draupadis, diese mächtigen Wagenkrieger mit den Pandavas als ihre Väter, bevor sie
verheiratet wurden, wie schutzlose Wesen? Ich bitte dich, mir all dies im Detail zu erklären,
denn du kannst unwissende Menschen erhellen.“
Diese Worte hörend sprach der große Asket Markandeya, der von den achtzehn Mängeln1
Befreite: „Oh Bester der Munis, die Stunde zur Ausübung meiner Riten ist gekommen. Dies
ist keine passende Zeit für detaillierte Erklärungen. Ich werde dir einige Vögel nennen, Oh
Jaimini, diese werden dir alles erklären und deine Zweifel beseitigen. Diese Besten der
1
Schlaf, Müdigkeit, Angst, Wut, Bestürzung, Stolz, Wahnsinn, Nachlässigkeit, Überraschung, Zweifel, Eifersucht,
Böswilligkeit, Neid, Falschheit, Lüge, Treulosigkeit, Parteilichkeit und Unwissenheit
Kapitel 14 - Der Bote Yama's erklärt die Ursachen für Freude und Leiden
Der Sohn (Sumati) sprach: So von diesem Hochbeseelten in unserem Beisein angesprochen
antwortete der schreckliche Bote von Yama mit sanften Worten: „Du hast die Wahrheit
gesprochen, Oh großer König, darüber gibt es keine Zweifel. Aber ich werde dich jetzt an
eine kleine, von dir begangene Sünde erinnern. Du hattest eine Frau, Pivari genannt, die in
Vidharbha geboren wurde. Als sie in ihrer fruchtbaren Phase war, ließest du sie unfruchtbar.
Du hattest dein Herz an die höchst bezaubernde Kaikeyi gebunden. Und infolge dieser
Unterlassung wurdest du dieser schrecklichen Hölle übergeben. Wie zur Zeit eines Homa
Opfers das Feuer die Opfergaben erwartet, so erwartet der Herr aller Wesen zur Zeit der
fruchtbaren Phase den Samen. Ein Mann, der dieses Gesetz ignoriert und während dieser
Zeit eine andere Frau begehrt, der fällt wegen dieser Sünde in eine Hölle, weil er die Schuld
seinen Ahnen gegenüber nicht begleicht. Das ist deine Sünde und nicht mehr. Doch folge mir
nun, Oh König, um die Früchte deiner Tugend zu genießen.“
Der König sprach: „Oh Abgesandter des Gottes Yama, ich werde überall hingehen, wo du
mich führst. Doch ich möchte dich etwas fragen, und du sollst mir die Wahrheit sagen. Diese
Krähen, die unerbittliche Schnäbel haben, hacken diesen Menschen die Augen aus, aber
Kapitel 16 - Die Frage nach Erlösung und die Geschichte von Anusuya
Der Vater sprach: „Mein Sohn, du hast mir aufrichtig das leidvolle Rad der Welt
beschrieben, das sich fortwährend wie eine Uhr weiterdreht. Auch ich habe das alles
erfahren. Doch wenn es so ist, dann sage mir, was ich tun sollte.“
Der Sohn (Sumati) sprach: Oh Vater, wenn du ohne Zweifel meinen Worten vertraust, dann
entsage dem Leben eines Hausvaters und gehe in die Wälder. Trete aufrichtig in dieses
Leben ein. Den rituellen Opferfeuern entsagend, alle Bande trennend und von den
Gegensätzen befreit, konzentriere den Geist auf das Selbst. Nimm nur jeden zweiten Tag
Nahrung zu dir, kontrolliere dein Denken, werde ein Bettler und schüttle die Trägheit von
dir ab. Dann übe aufmerksam Yoga und überwinde die äußeren Einflüsse. So wirst du den
unvergleichbaren und unbeschreiblichen Yoga erreichen, das Heilmittel für die Leiden der
Existenz, das Mittel zur Befreiung, der nur in der Einsamkeit erworben werden kann. Damit
wird sich deine Verhaftung an die Welt der Erscheinungen langsam lösen.
Der Vater sprach: „Beschreibe mir, Oh mein Sohn, diesen Yoga, der das beste Mittel zur
Befreiung ist, um die Ursachen für das Leiden und die Verhaftung an die Dinge aufzulösen.
Erkläre mir diesen Yoga, der ungebunden ist, durch den meine äußerst verhaftete Seele von
den weltlichen Fesseln frei werden kann. Bitte, lasse den klaren kühlen Regen des
Brahmawissens auf meinen Körper und Geist herabkommen, der durch die Hitze der
weltlichen Sonne bedrängt ganz verwirrt ist. Lass mich die nektargleichen Worte trinken
und belebe mich wieder neu, der ich tot bin, von der schwarzen Schlange der Unwissenheit
gebissen und von ihrem Gift besessen. Öffne schnell das Tor der allumfassenden Liebe und
der erlösenden Erkenntnis und befreie mich, der durch die Ketten von Sohn, Frau, Haus und
Feld gefesselt ist.“
Der Sohn sprach: Höre, Oh Vater, wie damals der weise Dattatreya, als er aufrecht gefragt
wurde, das System des heiligen Yogas dem Alarka ausführlich erklärte.
Und der Vater fragte: „Wessen Sohn war Dattatreya? Warum erklärte er den Yoga? Wer war
der große Alarka, der die Frage über den Yoga stellte?“
Der Sohn sprach: Einst gab es einen gewissen Kausika, ein Brahmane in der Stadt von
Prathisthana, der infolge seiner früheren Sünden an Lepra erkrankt war. Seine Frau diente
ihrem kranken Mann wie einer Gottheit, indem sie seine Füße und Glieder pflegte, ihn
badete, ernährte, ankleidete und seinen Schleim, Urin, Kot und sein Blut abwusch. Sie diente
Kapitel 17 - Die Geburt der Himmlischen als die drei Söhne von Anusuya
Der Sohn (Sumati) fuhr fort: So geschah es, dass nach einer langen Zeit Brahma's Sohn, der
göttliche Atri, den Blick auf seine Frau Anusuya wendete. In ihrer fruchtbaren Phase waren
Kapitel 20 - Die Geschichte von Hritadwaja, dem Sohn von König Satrujit
Der Sohn (Sumati) fuhr fort: Einst gab es einen hoch energetischen König mit Namen
Shatrujit, in dessen Opfer beim Somatrinken Purandara (Vasudeva) befriedigt wurde. Auch
1
Purusharthas, die vier Ziele des Lebens: Dharma, Artha, Kama, Moksha, grob übersetzt als: Gerechtigkeit,
Erwerb, Liebe, Erlösung
1
Jagdfieber, Spielsucht, Träumerei, Unentschlossenheit, Verleumdung, Begierde, Tanz, Singen, Vergnügen,
Trinksucht, Gewalt, Intrigieren, Böswilligkeit, Täuschung, Grausamkeit, Verachtung
2
Herrschaft, Berater, Freunde, Ämter, Justiz, Königreich und Reichtum
1
z.B. Kutapa, dar achte Muhurta oder Teil des Tages. Es ist eine günstige Zeit für die Ausführung der Ahnenriten.
1
Die vier Ziele des Lebens: Dharma, Artha, Kama, Moksha, grob übersetzt als: Gerechtigkeit, Erwerb, Liebe,
Erlösung
2
Brahma Muhurta: Ein Tag wird gemäß der Hindus in dreißig Muhurtas eingeteilt. Jener, indem die Sonne
aufgeht, wird Brahma genannt. Dieser ist für Meditation und Rezitation besonders geeignet.
1
Mit einem Kusha Grashalm wird z.B. etwas verschmutztes Ghee aufgenommen und ins Feuer getropft.
Kapitel 45 - Was Markandeya einst über die Entstehung der Welt sprach
Jaimini sprach: „Oh ihr Besten der Zweifachgeborenen, möget ihr mir den zweifachen
vedischen Pfad von Pravritti (Handeln) und Nivritti (Nichthandeln) beschreiben. Was für ein
großes Wunder, dass ihr durch die Gnade eures Vaters solches Wissen erhalten habt,
wodurch sich eure Unwissenheit, trotz der Geburt als Vögel, auflösen konnte. Gesegnet seid
ihr, da euer Geist im ursprünglichen Zustand verweilt und nicht durch Unwissenheit
verwirrt wurde, die aus den weltlichen Erscheinungen entsteht.
Freudig sprach der verehrte und weise Markandeya von euch, der alle Zweifel und
Unwissenheit vertreiben kann. Während die Menschen in dieser höchst lebensbedrohlichen
Welt umherziehen, können sie eine Verbindung zu solchen Asketen wie euch kaum finden.
Wenn ich mein hohes Ziel in Gesellschaft solch weiser Wesen nicht vollbringen kann, wo
sollte ich dann Erfolg finden? Ich glaube, dass sich niemand anders mit solch klarem Wissen
über die Erscheinung des zweifachen Handelns finden lässt, wie ihr es bezüglich der
Betätigung in weltlichen Erfolgen und dem Rückzug von weltlichen Taten entfalten könnt.
Oh Beste der Zweifachgeborenen, wenn euer Geist gewogen ist, mir diese Gunst zu erfüllen,
dann beschreibt mir all dieses vollkommen. Wie ist dieses Weltall mit allem Belebten und
Unbelebten entstanden? Wohin geht alles während der Zeit der universalen Auflösung? Wie
wurden die verschiedenen Familien der Himmlischen, Rishis, Pitris und der anderen Wesen
geschaffen? Was sind die Manwantaras und wie ist die Geschichte der verschiedenen
Familien, all der verschiedenen Schöpfungen, all der verschiedenen Zerstörungen und all
der verschiedenen Manwantaras? Welchen Standort und welches Ausmaß hat die Erde, und
was ist das Wesen der Ozeane, Berge, Flüsse und Wälder? Was sind die Bereiche der Erde,
des Himmels und der Unterwelt? Wie bewegen sich Sonne, Mond, Sterne, Planeten und
andere leuchtende Körper? Ich möchte alles über sie vom Ursprung bis zur Auflösung
hören. Ich möchte auch wissen, was nach der Auflösung dieses Weltalls noch bleiben wird.“
Die Vögel sprachen: Oh Erster der Weisen, furchtlos sind die Fragen, die du uns gestellt hast.
Höre, Oh Jaimini, wir werden sie ausführlich behandeln. Genau dieses Thema wurde damals
von Markandeya dem Sohn des Zweifachgeborenen Kraushtu beschrieben, welcher
intelligent und mit ruhiger Seele, gerade seine Studienzeit vollendet hatte. Oh Herr, eben
1
Die fünf feinen und die fünf groben Eigenschaften von Klang, Fühlbarkeit, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch.
1
sechs Bhagas (göttlichen Werte, Vorzüglichkeiten): Aishvarya (Herrlichkeit), Dharma (Gerechtigkeit), Yasha
(Ruhm), Shri (Schönheit, Glück), Gyana (Weisheit), Vairagya (Freiheit)
(Anmerkung des Übersetzers: Diese Modelle von Jambudvipa sind meine vereinfachten Interpretation.
Ich habe allerdings keine Variante gefunden, wo all die vielen Maße in einem Modell zusammen
passen würden. Vielleicht ist dies auch beabsichtigt...)
Kapitel 70 - König Uttama auf der Suche nach der Frau des Brahmanen
Markandeya sprach: Dann grüßte er den großen Muni, stieg auf seinen Kampfwagen und
erreichte damit den Utpalavatam Wald. Dort erblickte der Herr der Menschen die Ehefrau
des Zweifachgeborenen, wie von ihrem Mann beschrieben, beim Essen der Früchte vom Bel
Baum.
Kapitel 71 - König Uttama wird über den Wert der Ehe belehrt
Markandeya sprach: Nachdem der König diese Frau zum Haus ihres Mannes gesandt hatte,
begann der König wieder nachzudenken und seufzte: „Was wäre nun gut für mich unter
diesen Umständen? Jener hochgesinnte Rishi sprach zu meinem Leidwesen von meiner
Unwürdigkeit, das Arghya zu empfangen, welches einem Gast wie mir zustände. Und jener
Wanderer der Nacht sprach von meiner Schwächung, wie im Falle des Brahmanen. So ist es,
doch was soll ich tun? Meine Frau wurde von mir verstoßen. Vielleicht sollte ich jenen
Höchsten der Munis befragen, der mit Hellsicht begabt ist? Mit solchen Gedanken bestiegt
dieser Herr der Erde seinen Kampfwagen, und fuhr dorthin, wo der gerechte große Muni
lebte, der die drei Zeiten kennt (Vergangenheit, Gegenwart, und Zukunft). Vom Kampfwagen
abgestiegen, näherte er sich dem Muni mit angemessener Ehrerbietung und berichtete von
seinem Gespräch mit dem Rakshasa, genauso wie es geschah, und ebenfalls vom Gespräch
mit der Frau des Brahmanen und von der Heilung ihrer schlechten Gesinnung, sowie von
ihrer Rückkehr zum Haus ihres Mannes, und auch über das Ziel seines Besuches hier.
Der Rishi sprach: „Das, was von dir getan wurde, Oh Herr der Menschen, wie auch der
Grund deiner Ankunft hier, ist mir alles bereits bekannt. Du möchtest mich fragen: „Was soll
ich nun tun, denn ich komme mit besorgtem Geist zu dir?“ Höre, Oh Herr der Erde, wie du
handeln solltest. Die Ehefrau ist der stärkste Ansporn des Mannes zur Bewahrung von
Der Rishi sprach: So pries der Schöpfer, damit jene erregte Göttin Vishnu erwecken möge,
um Madhu und Kaitabha zu töten. Und sie quoll hervor aus den Augen von Vishnu, aus
Nase, Mund und all seinen Gliedern, und erschien vor Brahma, dessen Geburt rein ist. So
verließ sie Vishnu und der Herr der Erde stand auf, von seinem Schlangenbett im ewigen
Ozean und erblickte Madhu und Kaitabha, diese übelgesinnten Helden, kriegerisch, mit
zornesroten Augen, die bestrebt waren Brahma zu entwurzeln. Sich selbst erhebend,
kämpften sie beide gegen den göttlichen Vishnu für fünftausend Jahre. Sie wurden durch die
große Illusion berauscht, und voller Stolz wünschten sie sich, dass Vishnu einen Wunsch
äußern möge. Und Vishnu antwortete: „Ihr sollt beide durch mich sterben! Was für einen
anderen Wunsch sollte ich haben? Wisset, dies ist mein einziger Wunsch.“
Der Rishi fuhr fort: So betrachteten sie diese Welt, welche überall von Wasser bedeckt war,
mit ihren verblendeten Augen und sprachen zum lotusäugigen Gott: „Wir sind vom Kampf
mit dir begeistert und loben dich dafür. Wenn es dein Wunsch ist, dann besiege und
überwinde uns an einem Ort, welcher nicht vom Wasser erfüllt ist!“ Der göttliche Träger von
Keule und Diskus sprach darauf „So sei es.“, zog sie beide auf seinen Schoß und trennte
ihnen mit dem Diskus die Köpfe ab. Und Brahma lobte diese Tat und war höchst entzückt.
So höre nun von mir über viele weitere Wunder dieser Göttin.
1
Das Wort im Text ist Vrisha, d.h. Stier. In den Puranas ist ein Stier mit vier Beinen das Symbol der
Gerechtigkeit.
1
zur Geschichte siehe Ramayana, Buch 7, Canto 100