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So nde rabdr uc k aus der

E L E K T R 0 TECH N ISCH EN ZEITSCH RIFT


53. Jahrg. 1932, Heft 25, Seite 596; Heft 26, Seite 625; Heft 29, Seite 700.
( I m Buchhandel durch J u l i us S p r i n g e r in Berlin.)
( N a c h d r u c k n u r m i t Ge ne hmigun g des Verfasse rs u n d d e r S c h r if tle i tu n g der El ektro techn isch en Z e its c h rif t u n d m i t Quellenangabe ge stattet.)

Wirk-, Blind- und Scheinleistung in elektrischen Stromkreisen mit nichtsinusförmigem


Verlauf von Strom und Spannung*.
Von Prof. Dr.-Ing. S. F ryze, L w öw (L em b erg).

Ü b e r s i c h t . Im folgenden wird eine neue Lösung des l e r - L ü b e c k * auf, zw ei Arten von Leistungsfaktoren zu
Problems der Leistungsdefinition im nichtsinusoidalen Zwei­ unterscheiden: einen elektrischen X e und einen magneti­
leitersystem angegeben. D ie Definitionen werden so erfaßt, schen Xm-
daß die für Sinusströme geltenden Formeln auch in nicht­ D ie Internationale Elektrotechnische Kommission
sinusoidalen Stromkreisen bestehen bleiben. Es wird die all­ (IE C ), deren T agung im Sommer 1930 in Stockholm statt­
gemeine physikalische Deutung der abgeleiteten Beziehungen fand10, hatte alle ihr vorgelegten V orschläge mit Recht ver­
angegeben und die experim entelle Prüfungsm öglichkeit be­ worfen, denn es gab unter ihnen keinen, der ganz allge­
sprochen. mein gültig wäre, also eine einheitliche Behandlung aller
E in leitu n g. Strom kreise gestattete.
In sinusoidalen Strom kreisen unterscheiden w ir drei D ie vorliegende Arbeit soll beweisen, daß die bisheri­
Arten von L eistung: W irkleistung P , Blindleistung Pb und gen D efinitionen der Blindleistung unrichtig waren. Sie
Scheinleistung P s , die miteinander durch die Formel P«3 = formuliert den B egriff der B lindleistung (vorläufig für
P 2 + Pb1 verbunden sind. In der P raxis haben w ir es je­ Z weileitersystem e) in einer F assung, die eine einheitliche
doch durchwegs mit verzerrten Stromkurven zu tun. E s Behandlung aller Stromkreise, unabhängig von der Form
entstand daher die Frage, w ie man den B egriff der Blind­ ihrer Spannungs- und Strom kurve, erm öglicht. E s b l e i ­
leistung auf nichtsinusoidale Strom kreise übertragen soll, ben dabei die für S i n u s s t r ö m e a b g e l e i t e t e n
ohne daß die für Sinusström e bestehenden Gleichungen ihre F o rm eln w eiter bestehen und erfah ren nur
Gültigkeit verlieren. D iese Frage wurde bis jetzt noch in n i c h t s i n u s o i d a l e n Strom kreisen eine
nicht gelöst. Verallgemeinerung. Insbesondere bleibt
F. E m d e bew eist1, daß der B egriff der B lindleistung die q u a d r a t i s c h e L e i s t u n g s g l e i c h u n g
nur auf Sinusström e anwendbar ist und sich nicht auf P s2 = P 2 + P b2
verzerrte Stromkurven übertragen läßt. H. S c h e r i n g
sch lägt vor2, die B lin d leistu n g m it der pendelnden E n ergie für b e li e b ig e S t r o m k r e i s e erhalten.
des magnetischen und elektrischen F eldes in Zusammen­
hang zu bringen. D a diese B eziehung in nichtsinusoidalen A llgem ein e D efinitionen der W irk-, Blind- und Scliein-
le istu n g in Z w eileitersystem en .
Strom kreisen eine andere Gestalt hat als in sinusoidalen,
so muß man sich nach Schering mit einer N äherungsrech­ W ir betrachten eine Strom quelle I, die einen der B e­
nung zufriedenstellen. E. W e b e r behauptet3, daß es un­ schaffenheit nach unbekannten ’ Verbraucher I I sp eist
möglich sei, die Blindleistung in nichtsinusoidalen Strom­ (Abb. 1). D ie Verbindungsleiter seien der Einfachheit we­
kreisen ebenso zu definieren w ie in sinusoidalen Stromkrei­ gen widerstandslos; ebenso vernachlässigen w ir ihre In­
sen, w eil die dort bestehende Gleichung P s2 = P 3 + Pb2 für duktivität und Kapazität11. Strom und Spannung sollen be­
verzerrte Stromkurven ihre G ültigkeit verliert. liebige einw ertige periodische Zeitfunktionen Ut und It von
C. B u d e a n u ' berechnet die Scheinleistung Ps mit­ derselben Frequenz f = H T sein. D ann zeigt das Hitz­
tels Fourierscher Reihen und erhält die B eziehung P s3 = drahtvoltmeter V die effek­
P 2 -\ -Pb2 - \ - P v2, wobei er eine neue Größe, die sog. „Ver­ tive Spannung
zerrungsleistung“ Pv einführt.
L. P. K r i j g e r macht den V orschlag5, den L eistu n gs­
faktor X als ein Produkt von zw ei Faktoren darzustellen: ü - l / j,- j tVdl,
k = L,cosil>, wobei X0 den „V erzerrungsfaktor“ und ip den
(Phasen-) „V erschiebungsfaktor“ bezeichnen soll. Einen
ähnlichen aber anders begründeten V orschlag machen
B r y n h i l d s e n und K e r n ® . K. E. M ü 1 1 e r das H itzdrahtam perem eter
w endet ein 7, daß man dabei in ein igen F ä llen cos tp > 1 A den e ffek tiv en Strom
erhält, w as m athem atisch sin n w id rig ist, und rät, den
L eistu n gsfak tor auf ein e andere W eise zu zerlegen.
Im Jahre 1930 w eist E m d e auf eine mit der Blindlei­ dt
stung verwandte Größe, die „Entohmung“, hin8. In dem­ = 1 H0 I
selben Jahre taucht schließlich der V orschlag von M ü 1 -
* N ach einem V ortrag im Polnischen Elektrotechnischen Verein in
und das elektrodynamische Wattmeter W die mittlere L ei­
Lwów (Lem berg). Sonder-A bdrucke w erden vom „ A E E “ in beschränkter stung

P =± f Ptdi=-^rJ Uthät.
Anzahl besorgt. T T
1 Elektrotechn. u. M aschinenb. Bd. 39, S. 545 (1921).
* ETZ 1924, S. 710.
» ETZ 1929, S. 1547.
1 Puissances réactives e t fictives sowie Les différentes opinions e t 0 0
conceptions concernant la notion de puissance réactive en régime non W ir nennen diese L eistung W irkleistung und bezeich-
sinusoïdal. V eröffentl. Nr. 2 u. 4 des In s t. n a t. R oum ain p o u r l'étude
de l’am énagem ent e t de l ’u tilisatio n des sources d ’énergie. 1927.
‘ ETZ 1925, S. 48. Forsclm ng u. Technik, S. 134. Verlag Julius Springer, Berlin 1930.
* BBC-M itt. Bd. 14, S. 204 u. 205 (1927). 10 “Vgl.
' ETZ 11930, S. 1349,
9 f ~..... 1381, 1413 u. 1418
..............................................
1 ETZ 1928, S. 25,1. 11 Selbstverständlich
istverstäm sind dabei auch die M eßinstrum ente verlustlos
a ETZ 1930, S. 533. gedacht.
— 2 —

nen sie mit P w- D as Produkt U I heißt Seheinleistung und D i e W i r k s p a n n u n g Gl. (4) u n d d e n W i r k -


wird mit P s bezeichnet. D as V erhältnis s t r o m Gl. (5) k ö n n e n w i r n u n a l s E f f e k t i v ­
P werte folgender Zeitfunktionen auffas­
Pw sen:
X=
UI h T
Uwt = p It ( 6)
wird L eistungsfaktor genannt. Dabei muß X < 1 sein, was
man m it H ilfe der U n gleich u n g von S c h w a r z 12
iwt = pJ!2 U t . (7)
[ / « * ) » (* )d * U I f2 (a;) d ^ J ifi (x) ( 1 j (1)
Es ist in der Tat

leich t b ew eisen kann.


W ir stellen nun die F rage: W ann erreich t der L ei­ K t = 'p [/ l f h P i t = 7 ’ = Uu
stun gsfak tor, von dem die W irtsch a ftlich k eit der A nlage i f
abhängig ist, den H öchstw ert 1? Auch d iese F rage läßt
sich m it H ilfe der Schw arzschen U n gleich u n g beantworten. usw . W ir betrachten Uwt und Iwt als Teilfunktionen von Ut
D ie U n gleich u n g (1) geh t nämlich dann in eine G leichung und It und setzen
über, w enn der Quotient Ut “ Uwt -f- Ubt (8)
It — Iwt -f- I i t , (9)
dabei ist
T0T) = fe
g
eine von x unabhängige Funktion ist. In diesem F alle wird
Uu — Ut — - ß - It (10)

Ibt — I t Ut ■ ( 11)
J f (x) g (x) da: = J P (x) Ax ■~ |/ J' g- ( x ) A x .
W ir setzen diese Werte in die Gleichung
D en F unktionen f ( x ) und g ( x ) entsprechen in unse­ T
rem F a lle die Z eitfu n k tion en Ut und It, der V ariablen x
unsere V ariable t. D a sich säm tliche p h y sik alisch e V or­ PW — y. ^ Ut It dt
gänge in der Z eit abspielen, so bedeutet eine von der Z eit 0
unabhängige (also m it der Z eit unveränderliche) Größe ein und erhalten:
p h ysikalisch eine K onstante. Ist also in unserem F alle T
Ut ’ — rp J Ut It d t — ,j, j Uwt It d i -)— y - f Ubt It d t (12)
= R — konst. *13,

som it von t unabhängig, dann folgt:


P w — j, J
Ut Iwt d i —
f- y j* Ut Ibt d t. (13)
,= UI = R J / r ' d l ] / }r f W d t-R P ; 5 o
A us Gl. (6) und (7) folgt aber
dabei ist r r
Ut Pw U_
R = j* Uwt It d t — ^ Ut Iwt d i — Pw-
It p 1
o o
U nsere Frage läßt sich also folgendermaßen beantwor­
ten: Setzen w ir das in Gl. (12) und (13) ein, so erhalten wir:
B e s t e h t z w i s c h e n dem Strom e und der T T
S p a n n u n g d i e B e z i e h u n g , d a ß Ut/It = R = konst. f Ubt h ä t = 0 , fU tlbtdt-O
e i n e n von der Zeit u n a b h ä n g i g e n Wer t a n ­ o o
nimmt, dann e r r e i c h t der L e i s t u n g s f a k t o r
1 se in e n H ö c h s t w e r t , die Einheit. Ist d a g e ­ oder, wenn w ir It und Ut durch die Werte aus Gl. (6)
g e n Utjlt = Rt e i n e Z e i t f u n k t i o n , d a n n m u ß und (7) ausdrücken:
der L e i s t u n g s f a k t o r X k l e i n e r als 1 werden.
E s ist dann [Uwt Ubt d t = 0 (14)
P W = X U I < U I. o
T
Zur E rzeugung einer bestimmten W irkleistung Pw
m üssen w ir allgemein bei gegebenem Strome I eine Span- f Iwt Ibt d t ~ 0 . (15)

D ie Gl. (14) und (15) sind für unsere Z erlegu ng ge­


U =
IX (2) mäß Gl. (8) und (9) charakteristisch: Sie besagen, daß die
Teilfunktionen Uwt und Ubt bzw . Iwt und Ibt orthogonal
oder bei gegebener Spannung U einen Strom sind. E ine solche Z erlegung erm öglicht die A bleitung der
quadratischen Strom- und Spannungsgleichungen.
r PW
(3) W ir quadrieren nämlich Gl. (8) und (9), integrieren
Hx sie und bilden den M ittelw ert; berücksichtigen w ir (14)
liefern. A us Gl. (2) ist ersichtlich, daß die Speisespannung und (15), so ergeben sich die gesuchten Form eln, die nur
dann ihr Minimum erreicht, wenn X = 1 ist. D i e s e n E ffek tiv w erte enthalten:
Wert w ollen wir als W irk sp an n u n g b e­ U2 = Uw2 -|- UP (16)
zeichnen:
P - Iw->-4- IbL (17)
U w = ^ = U X . (4)
Aus ihnen folgt unmittelbar die quadratische L eistungs­
Bei gegebener Spannung wiederum erreicht der Speisestrom gleichung in derselben Form wie sie für Sinusström e gilt.
seinen K leinstwert im F alle X = 1. D i e s e n K l e i n s t ­ E s ist nämlich
wert nennen wir Wirkstrom: (72 P = (Uw2 + Ub2) P - 1/2 (Iw2 + m ,
ferner laut Gl. (4) und (5)
Iw = ^ j ß = I X . (5) Uw I — U Iw — Pw,
Nun setzen w ir
12 P ö l y a u. S z e g ö , A ufgaben u n d L ehrsätze aus der A nalysis, Ub I = U lb — Pb
B erlin 1925. und erhalten
* 13 Die Bezeichnung R w urde hier deshalb gew ählt, weil der Q uotient
Ut j l t als ein W iderstand aufgefaßt w erden kann. P P ^ P w t + PP. (18)
Um diese (vorläufig noch rein formalen) Gleichungen fassen ihn als den W i r k b e s t a n d t e i l u n seres Ver­
((16), (17) u. (18)] physikalisch zu deuten, müssen wir brauchers auf. D er andere T e ils R i verh ält sich, w as
die Funktionen
den E nergieverbrauch anbelangt, genau so w ie der T eil
Pt = Ut It (19)
und R \ t in Abb 2. W ir nennen ihn also den B l i n d b e ­
s t a n d t e i l d e s V e r b r a u c h e r s und den durch ihn
Rt = r ß (20) fließenden Strom Ib Blindstrom.
A us vorstehendem erhellt, daß jeder V erbraucher, un­
untersuchen. Durch unsere Zerlegung (8) und (9) zer­ abhängig von seiner inneren B eschaffenheit, durch zw ei
fallen auch Gl. (19) und (20) in zw ei Teilfunktionen: hintereinander bzw. parallel gesch altete E lem ente Rw und
Rbt ersetzt werden kann.
Pt — Uwt It Ubt It — P i t P\t (21 a) A us Abb. 2 ersehen w ir, daß z u r S p e i s u n g e i n e s
V e r b r a u c h e r s, der ein B l i n d e l e m e n t e n t ­
Pt = Ut Iwt + Ut Ibt = P i t + P i (21 b) h ä l t , bei gegebener W irk leistu n g P w und dem Strom e I
eine S p a n n u n g U n ö t ig ist, die g r ö ß e r als
d i e W i r k s p a n n u n g Uw — P w ß s e i n m u ß ; denn
R t= h := ur + Ei bf = Ri + Rit (22a) es ist laut Gl. (16) :
U - Y U w2 + U b 2 > U w .
Gt = i i t = Ii r + 1ü t =(^ + ti" f (22b) Abb. 3 zeigt, daß die S p e i s u n g e i n e s V e r b r a u ­
Dabei gelten: chers, der einen B l i n d b e s t a n d t e i l enthält,
bei gegebener W irk leistu n g Pw und der Spannung U
T T e i ne n g r ö ß e r e n S t r o m e r f o r d e r t al s im
\ j p lw t A t - \ f U w t I t d t = : P w = U w I = P R l F a l l e e i n e s r e i n e n W i r k v e r b r a u c h e r s , denn
es ist ja laut Gl. (17)
0 0
T T
I — YIw2 I b ' -> Iw •

\ f p wtA t- \
0
/ 0
UtIwtät = P w = U I w = U 2 G i In beiden F ällen ist die Sch ein leistu n g Ps des E rzeu­
gers größer als die vom Verbraucher benötigte W irk ­
leistung Pw'-
und P s-U I> P w ,

T T T denn es ist lau t Gl. (18):


l /
0
P l d t = -}r J U b t I t A t = \
0 0
f W R l t dt = 0 p s = Y l w + Pb2 > P w .
W ir sehen, daß hier der Größe Pb dieselbe Bedeutung
T T T zukommt w ie der B lin d leistu n g bei Sinusström en. Sie ist
ein Maß für die zur E rzeu gu n g ein er bestim m ten W irk­
\ f p i t dt = ^ f Ut Ibt A t - r} J UPGlb\ d t = 0. leistung n ötige Strom- bzw. Spannungserhöhung. W i r
o o o wollen also diese Größe B lin d le istu n g
nennen. Der a l l g e m e i n e A u s d r u c k für sie
Gl. (22 a) besagt physikalisch, daß w ir unseren unbe­ ist das P r o d u k t aus den E f f e k t i v w e r t e n
kannten Verbraucher II (Abb. 1) durch zwei h i n t e r ­ von S tr o m und S p a n n u n g eines reinen
e i n a n d e r g e s c h a l t e t e Elemente R i und H\t er­ B l i n d e l e m e n t e s , w obei unter einem reinen B lind­
elem ent ein solches E lem ent zu versteh en ist, dessen
setzen können (Abb. 2). Der schraffierte Teil R^w ver­ E nergieverbrauch während einer Periode g leich N ull ist,
hält sich w ie ein fester ohmscher Widerstand, dessen Größe für das also bei Reihen- bzw. P a ra llelzerleg u n g (Abb. 2
nur von der W irkleistung P w und dem Effektivwerte des lind 3) die G leichungen
Strom es I abhängt. Er verbraucht die ganze W irkarbeit,
T T
die der Erzeuger liefert, und verwandelt sie in eine andere
Energieform. W ir wollen daher diesen T eil den W i r k - Ubt I t A t = 0, J Ut Ibt At — 0
b e s t a n d t e i l d e s V e r b r a u c h e r s nennen. Der o
andere T eil R \ t verhält sich w ie ein periodisch veränder­ gelten.
Zu den bekanntesten Blindelem enten zählen ideale
licher ohmscher W iderstand. D ie von ihm während einer verlustlose Induktionsspulen und Kondensatoren. D iese
Periode verbrauchte E n ergie is t gleich N ull. Er ver­ Elemente speichern w ährend des B ru ch teiles einer Periode
braucht also entw eder gar keine E nergie oder gibt die Energie auf, um sie während des nächsten B ruchteiles
während eines B ruchteiles einer Periode aufgenommene wieder zurückzugeben. Dadurch entstand die .irrige Mei­
E nergiem enge in dem anderen B ruchteile der Periode w ie­ nung, daß die B lin d leistu n g an das Pendeln der E nergie
der an den E rzeuger zurück. D iesen T eil nennen w ir den gebunden ist. D as ist jedoch im allgem einen nicht richtig,
B l i n d b e s t a n d t e i l d e s V e r b r a u c h e r s , die denn es gibt, w ie w ir bald sehen werden, Strom kreise, in
Spannung Ub an seinen Klemmen die Blindspannung. denen gar keine E nergiependelungen stattfinden und in
denen die B lin d leistu n g trotzdem einen von N ull verschie­
I denen W ert aufw eist.

Gl. (22 b) drückt physikalisch aus, daß der Verbrau­


cher II in Abb. 1 durch zw ei p a r a l l e l g e s c h a l t e t e
E lem ente R^ und R\\ ersetzt werden kann (Abb. 3). W ir betrachten eine D rosselsp u le m it der In d u k tivität
L und dem ohmschen W iderstand R, die an eine sinusoidale
D er schraffierte T eil R^ verhält sich w ie ein fester W ochseistrom quelle angeschlossen ist. D er Strom bleibt
ohmscher W iderstand, dessen Größe nur von der W irk­ hinter der Spannung um den P hasenw inkel cp zurück, und
leistu n g Pw und dem E ffek tiv w erte der Spannung U ab­ die Strom quelle lie fe r t die W irk leistu n g P w = U 1 cos cp
hängt. In ihm wird die ganze vom E rzeuger gelieferte und die B lin d leistu n g Pb = U I sin cp. Abb. 4 zeig t den
W irkarbeit in eine andere E nergieform um gesetzt. W ir zeitlichen V erlau f von Strom, Spannung und L eistung.
— 4 —

Z erlegen w ir noch die L eistu n g sk u rv e P t in eine W irk- Er belastet den Generator mit Strom, ohne Energie zu
und eine B lin d leistu n g sk u rv e Pwt und Pbt (Abb. 5 ), dann verbrauchen. W ir m üssen ihn also als Blindelement und
entspricht die zw ischen der letzteren und der A b szissen ­ das Produkt aus den Effektivwerten von Strom und Span­
achse ein gesch lossen e sch raffierte F läche der E nergie, nung (10 A . 100 V = 1000 V A ) als B lin d leistu n g auffassen.
w elche im m agnetischen F elde der D ro sselsp u le bald auf­ D as stimmt mit unseren früheren Überlegungen voll­
gesp eich ert und bald zu rü ck erstattet w ird. D enken w ir kommen überein, denn nach ihnen muß der L eistungsfak­
uns an S telle der D ro sselsp u le einen derart veränderlichen tor X kleiner als 1 werden, also B lindleistung auftreten,
ohmschen W iderstand, daß der' Spannungs-, Strom- und sobald
L eistu n g sv erla u f derselbe bleibt, dann treten E n ergiep en ­
delungen anderer A rt auf: der veränderliche W iderstand f= « ‘
gibt einen E nergieb etrag, w elcher dem horizontal schraf­
fierten F lächenstück in Abh. 4 proportional ist, an die eine Zeitfunktion ist. In unserem Beispiele ist das tat­
Strom quelle zurück. D ie B lin d leistu n g is t in beiden F ällen sächlich der F all. In dem Z eitpunkte nämlich, in welchem
die gleiche. der Unterbrecher die Strombahn schließt, ist die Spannung
Nun überlagern w ir dem Strom e und der Spannung an den Klemmen des Voltmeters verschwindend klein,
ein e entsprechend große G leichstrom kom ponente (Abb. 6 ); Ut ~ 0, während der Strom rd. 17,3 A b eträgt (Abb. 8).
W irk- und B lin d leistu n g nehmen einen anderen W ert an, E s ist dann
es verändert sich auch der W ert der im m agnetischen Mp - ° - = 0
F elde der D rosselsp u le pendelnden E nergie. E rsetzen It ' 17,3 - ■
w ir die D rosselsp u le durch unseren veränderlichen W ider­
stand, der denselben V erlau f von Spannung, Strom und In einem anderen Zeitpunkte, in welchem der Stromkreis
L eistu n g im Strom kreise bedingt, dann v erh ä lt er sich in unterbrochen ist, erreicht die Spannung an den Klemmen
jedem Zeitm om ent w ie ein V erbraucher, g ib t also nichts des Voltmeters den Wert 122,5 V, während der Strom gleich
an die Strom quelle zurück. E s g i b t d a n n a u c h N ull ist. D er W ider-
k e i n e E n e r g i e p e n d e l u n g e n im S t r o m k r e i s e , stand unseres Verbrau- Ul.r UK122,5
der v e r ä n d e r l i c h e W i d e r s t a n d nim m t nur chers ist dann — theo­
p o s i t i v e W e r t e a n . Trotzdem ist die B lin d leistu n g retisch — unendlich
die gleiche w ie im F a lle ein er ein gesch alteten D ro ssel­ groß. W ährend der
spule. D araus ist ersich tlich , daß die E n ergiependelung D auer einer Umdrehung
im M agnetfelde einer D ro sselsp u le verschieden ist von der des rotierenden U nter­
zw ischen E rzeu ger und V erbraucher tatsächlich sta ttfin ­ brechers ändert sich der
denden. D a w ir bei einem W iderstand unseres
unbekannten V er­ Verbrauchers von N ull
b r a u c h e r nur die le tz ­ auf Unendlich. E s muß
tere fe ststellen können, so also B lin d leistu n g auf­
haben w ir kein Recht, im treten, w as auch tat­
Innern des V erbrauchers sächlich der F a ll ist.
irgendw elche E n ergiepen­ In der P ra x is kann ein ähnlicher F a ll bei der Spei­
delungen anzunehmen, sung eines Induktors m it U nterbrecher aus einem G leich­
denn bei derselben Blind­ strom netze auftreten (solche Induktoren werden zum B e­
leistu n g und demselben trieb von Röntgenröhren b en u tzt). In einer solchen A n­
äußeren V erhalten kann la g e von 10 kW L eistu n g z e ig t bei 200 V N etzspannung
ein V erbraucher in seinem das D eprez-A m perem eter 50 A an, während ein H itzdraht­
Innern ebenso gut eine strom m esser einen größeren W ert, z. B. 71 A, anzeigen
D ro sselsp u le als auch muß. B ei konstanter N etzspannung U — konst. z eig t ein
einen veränderlichen ohm­ D eprbz-Instrum ent denselben W ert w ie ein H itzdraht­
schen W iderstand enthal­ instrum ent an, nämlich 200 V. D as W attm eter muß den
ten. A naloge B etrachtun­ A usschlag 10 000 W ergeben. D er L eistu n gsfak tor beträgt
gen lassen sich fü r einen K ondensator anstellen. D araus
is t ersichtlich, daß die B lin d leistu n g im allgem einen nicht Pw 10 000
an die E n ergiep en d elu n gen gebunden ist.
X=
irr 200 • 71
: 0,704,

Es gibt ü b r ig e n s auch B li n d e le m e n t e , die Scheinleistung


bei d e n e n die E n e r g i e a u f n a h m e in jedem
Z e i t p u n k t g l e i c h N u l l i s t , bei denen also über­ p — P w — 10 ~ 14 2 kV 4
haupt kein Pendeln X ~ 0,704 ’
m öglich ist und die den­ und die B lindleistung
noch den E rzeu ger mit
B lin d leistu n g belasten. Pb - V P j ~ P u? ~ Y U ^ P - 102 = 10 kVA.
Zu solchen zählt, so
überraschend es auch D as bedeutet aber, daß man einen G leichstrom generator
erscheinen mag, ein pe­ von fa st 15 kW b en ötigt und die Sp eiseleitu n gen nicht für
riodisch w irkender v er­ 50 A, sondern fü r 71 A bem essen muß.
lu stloser U nterbrecher. D ie B lin d leistu n g steht ferner in keinem Zusammen­
D a sein V erhalten im hang m it unseren T eilfunktionen
elek trisch en Strom kreis
zur klaren E rfassu n g der B lin d leistu n g v ie l b eiträgt, so P l = P t~F U t l t - Uwt It = Ut It Ir
w ollen w ir hier folgen d es E xp erim en t besprechen.
W ir schalten einen ohmschen W iderstand Rz = 7,08 £2,
einen rotierenden verlu stlosen U nterbrecher und einen p£ = pt - p” = ut h - Ut iwt - U t h - -jjy ui\
dicken M etalldraht von verschw indend kleinem W iderstand
in R eihe und verbinden sie m it den Klemmen einer w ider­ denn obwohl w ir unseren Verbraucher durch zw ei in Reihe
standslosen G leichstrom quelle E von 122,5 V (Abb. 7). oder parallel gesch altete Elem ente ersetzen können, so
W ir stellen dabei fest, daß das W attm eter W fa st gar k e i­ haben w ir kein Recht anzunehmen, daß er tatsächlich aus
nen A usschlag ergibt, obwohl das Hitzdraht-Am perem eter nur zw ei solchen E lem enten besteht. Er kann ebenso gut
A 10 A und das H itzdraht-V oltm eter V 100 V an zeig t14. aus beliebig v ielen verschiedenen E lem enten (Motoren,
D ie W irkleistung ist also verschwindend klein und es findet D rosselspulen, Unterbrechern u sw .) zusam m engesetzt sein.
auch kein Pendeln der E nergie statt. D ürfen wir aber
darum behaupten, daß auch die Blindleistung gleich Null Es läßt sich auch der F a ll verw irklichen, in dem P \ t = P^t
ist? K einesfalls! D ie Stromquelle liefert ja einen effek­ = 0 ist und Pb einen von N ull verschiedenen W ert auf­
tiven Strom von 10 A und w eist an ihren Klemmen die w e ist (s. B eispiel 2 im A nhang).
e ffek tiv e Spannung (w elch e hier gleich der EMK der D as e i n z i g e M e r k m a l für das V o r h a n ­
Strom quelle is t) 122,5 V auf14., Ist sie für 1,225 kW Leistung d e n se in oder F e h le n der B l i n d l e i s t u n g ist
bemessen, so kann sie keinen anderen Verbraucher mehr d i e A b h ä n g i g k e i t bzw. U n a b h ä n g i g k e i t
speisen. Der Unterbrecher mit dem dicken Metalldraht d e s Q u o t i e n t e n Ut/It — Rt v o n d e r Z e i t . Da
verhält sich hier also genau so w ie eine ideale Induktions­ die A usdrücke für W irk-, Blind- und Schein leistu n g gleich
spule an den Klemmen einer sinusoidalen Strom quelle: den Produkten aus den entsprechenden E ffek tivw erten
sind, so hat auch die G estalt der Strom- und Spannungs­
S . B e is p ie l 2 im A nhang:. kurven keinen E influß a u f das R esultat, so lange die E f-
— 5 —

fek tivw erte dieselben bleiben. D ie harmonische A nalyse Analog leiten w ir aus Gl. (17) ab:
ist zur E rm ittlung der B lin d leistu n g unnötig. E s lassen P _ U ? , Ib\
sich unendlich viele, v e r s c h i e d e n e Strom- und Span­
nungsfunktionen It und Ut bilden, für die der L eistu n gs­ U2 ~~ TP ^ U2
faktor X und die E ffek tiv w erte U und I d i e g l e i c h e n G .2 = G“ 2 + G ^ , (27)
sind. W ir berechnen die B lin d leistu n g einfach aus der
Formel wobei Ga dem Schein-, G^ dem W irk- und G{/ dem B lind­
p bi - p s2 - p wi
leitw ert entspricht.
ohne uns um die Kurvenform selb st zu kümmern, über W ollen w ir Gl. (1 6 ), (1 7 ), (1 8 ), (26) und (27) gra­
deren V erlau f uns nur ein Oszillogram m unterrichten phisch d arstellen, so erhalten w ir fünf ähnliche recht­
kann. w inklige D reieck e (Abb. 9 ... 13), denn es is t ja
D ie B lindleistun g läßt sich ebenso w ie die W irk- und UWI
Pu U Iw . Uw
Scheinleistung als ein Produkt von Strom und Spannung
darstellen, nur m üssen w ir für jede der drei L eistu n gs­ Pa U I U I ' ~U "
arten die entsprechenden Komponenten nehmen. So ist die 4W_ = GI[ W -i
W irk leistu n g gleich dem Produkt aus den E ffek tivw erten — ^ — K — COS Cp (28)
der W irkspannung und des Speisestrom es (R eihenschal­ Ra G.
tung Abb. 2) bzw. der Speisespannung und des W irkstro- und analog
mes (P arallelsch altu n g Abb. 3 ):
4 G _ii
L*> Ib - — Xb — sin tp. (29)
Pu} ~ Uw I — U Iw , (23) P. U I Rs Gs
die B lindleistun g gleich dem Produkt aus den E ffek tiv ­ D ie _________
Bedeutung_ von X als cos cp kann also auch hier
w erten der Blindspannung und des Speisestrom es bzw. der aufrecht erhalten bleiben, wobei <p den W inkel in den Lei-
Speisespannung und des Blindstrom es: stungs-, Spannungs-, Strom-, W iderstands- und L eitw ert-
Dreiecken bezeichnet.
Pb=UbI=UIb (24) W ir bem erken dabei die vollstän d ige Ü bereinstim ­
und die Scheinleistung gleich dem Produkt aus den E ffek ­ mung dieser Form eln m it den für Sinusström e bestehen­
tivw erten der Speisespannung und des Speisestrom es den G leichungen. Nur hat dort außerdem der W inkel cp
die B edeutung einer P hasenverschiebung, und der B lind­
P s - U I. (25) widerstand Rb h än gt m it L und C durch die Formel
B esteht also unser Verbraucher nur aus einem W irk- und
einem Blindclem ent, dann kann man alle drei L eistungen Rb = t o L ~ - ^ c

I X
4 I P ,x
•b X ^ h s '
Gl
X f X v X v X v

Iw Rw
4-
A b b . 10. A bb. 11. A b b . 12. A b b . 13.

mit H ilfe von Strom- und Spannungsm esser nach Gl. (23-), zusammen. D er B eg riff der Phasenverschiebung läßt sich
(24) und (25) bestimmen. Ist er anders beschaffen, dann natürlich auf b elieb ige Strom kreise nicht übertragen, er
muß man (w enn man m it Strom- oder Spannungsm essern g ilt nur für Sinusström e. Ebenso g eh t in nichtsinusoida-
allein auskommen w ill) sich der Flem ingschen oder S w i­ len Strom kreisen der p o sitiv e (in d u k tiv e) und n egative
neburneschen Schaltung bedienen. In der P raxis ziehen (k ap azitive) Charakter der B lin d leistu n g verloren. T rotz­
w ir es selbstverständlich vor, zur E rm ittlung der drei dem is t auch hier eine Kom pensierung der B lindleistung
L eistungen den Strom-, Spannungs- und L eistungsm esser durch in R eihe oder parallel gesch altete E lem ente m ög­
zu benutzen. D iese drei Instrum ente genügen auch v o ll­ lich. A us den G leichungen
kommen, um in jedem Z w eileitersystem (unabhängig von
der Strom- und Spannungskurve) die W irk-, Blind- und Rt — R \t 4 *= « + < ) + «< -Kt) (30)
Scheinleistung zu bestimmen. Trotzdem w äre ein Blind­ und
leistungsm esser (w ie er bei Sinusström en verw endet wird)
auch für nichtsinusoidalc Strom kreise sehr erwünscht. Die Gt = G \ \ + G<> = (G 2, + G” ) + (G g t + G» ) (31)
K onstruktion eines solchen Instrum entes bildet auch kein
unlösbares Problem mehr, nachdem der allgem einste A us­ is t ersichtlich, daß eine v ollstän d ige Kom pensierung der
druck für die B lin d leistu n g hier erfaßt wurde. D as ist durch den V erbraucher 1 hervorgerufenen B lindleistung
jedoch eine A ufgabe für sich, m it der w ir uns hier nicht dann ein tritt, wenn das kom pensierende Elem ent 2 sich
befassen w ollen. derart verhält, daß
Obwohl alle drei L eistungsarten durch das Produkt R it + K t = o
aus Strom und Spannung ausgedrückt worden, so ist doch oder
ihre B edeutung verschieden. D ie W irkleistung ist für den Ggt + G Ł = 0
E nergieverbrauch maßgebend, die B lindleistung ist ein
Maß für die zur Erzeugung einer bestimm ten W irk lei­ w ird. Ist das nicht der F all, dann muß B lin d leistu n g auf-
stung notw endige Erhöhung des Speisestrom es bzw. der treten . D urch ein entsprechendes zugeschaltetes Elem ent
Speisespannung, und die Scheinleistung entscheidet über kann man aber ihre Größe verringern (teilw e ise Kompen­
die Größe der K raftanlage, da diese Größe von dem Pro­ sie r u n g ).
dukt des Speisestrom es und der Speisespannung abhängi. A us Gl. (16) und (17) fo lg t noch, daß man in a l l e n
E s ist also vollkom m en richtig, für diese drei Größen e l e k t r i s c h e n S t r o m k r e i s e n , unabhängig von
drei verschiedene E inheiten (die natürlich physikalisch ih rer Stromart, d i e E f f e k t i v w e r t e d e r W i r k -
von derselben D im ension V A sind) zu wählen, w as auch u n d B l i n d s p a n n u n g e n , bzw. der W i r k - und
in einem B eschlüsse der I E C seinen Ausdruck fand. B l i n d s t r ö m e g e o m e t r i s c h und r e c h t w i n k ­
A us den quadratischen Spannungs-, Strom- und L ei­ l i g z u s a m m e n s e t z e n m u ß ! D iese bisher unbe­
stungsgleichungen (16), (17) und (18) ergeben sich qua­ kannte, sehr w ich tig e B eziehung bildet den P rü fstein un­
dratische B eziehungen zw ischen W iderständen bzw. L eit­ serer T heorie. W ird sie durch das E xperim ent bestätigt,
w erten. A us Gl. (16), die der Z erlegung (8) entspricht, dann is t die R ich tig k eit unserer A usführungen experim en­
folgt te ll bew iesen. Um die Form eln (16) und (17) zu prüfen,
U2 _ Uwl , W _ m üßten w ir ein reines W irk- und ein reines B lindelem ent
p - p -r p ■ zu V erfü gu n g haben. D as lä ß t sich praktisch folgen d er­
maßen verw irklichen: A ls W irkelem ent benutzt man einen
F assen w ir U/I = Rs als Schein-, Uw/I = RL als W irk- ohmschen W iderstand m it sehr kleinem T em peraturkoeffi­
und Ub/I — R \ als B lindwiderstand auf, dann g ilt zienten, der außerdem so ausgebildet ist, daß seine S elbst­
induktion und K apazität gerin g sind. Dem idealen B lind­
Ra- — R [w2 +Rp- (26) elem ent kommt ein periodischer Unterbrecher am nach-
— 6 —

sten, wenn er so beschaffen ist, daß die K ontaktgebung A us diesen drei H auptgrößen lassen sich alle anderen
bzw. U nterbrechung sehr rasch vor sich g eh t und der Größen berechnen:
Ö ffnungsfunke sofort abreißt (so n st treten E nergiew and­
lungen auf, die das reine B lindelem ent te ilw e ise in einen Scheinleistung: P s - U I
W irkverbraucher um w andeln). Schalten w ir also einen Pw Pw
L eistu n gsfak tor: X =
ohmschen W iderstand und einen v erlu stlo sen U n ter­ Pa ~ U l
brecher hintereinander und verbinden sie m it den Klem ­
men ein er b e l i e b i g e n Strom quelle (Abb. 2 ), dann er­ B lindleistung: Pb = V P p — Pw2 — Ub I = U Ib
gib t die M essung tatsächlich B lin d leistu n gsfak tor: Xb = V l — X2
U2=IV-f Ub2, W irkspannung: Uw = X 17
Blindspannung: U b — V 1 — X2 U = Xb U
vorau sgesetzt, daß die Spannungsm esser E ffe k tiv w e r te an-
zeigen, also H itzdraht- oder elektrodynam ische In stru ­ W irkstrom : Iw — XI
mente sind. Ebenso lä ß t sich Gl. (17) an Hand der Schal­ Blindstrom : Ib = V l — X2 / = Xj i .
tu n g Abb. 3 experim en tell bestätigen.
A us unseren A usführungen fo lg t, daß der E n tw u rf V Zahlenbeispiele.
des A E F , wonach die für Sinusström e g ü ltig e n Form eln 1. B eisp iel: Den V erlau f der Speisespannung Ut
3. a) Ns — E I Scheinleistung an den Klemmen ein es V erbrauchers und des durch ihn
fließenden Speisestrom es It ste llt das Diagram m in Abb. 14
b) N = L eistung dar. D ie zahlenm äßigen A usw ertungen der verschiedenen
c) Nb = VNS2 — N2 Blindleistung G rößen sind in Z ahlentafel 1 enthalten.
IN
V
6. a) F -rr r L eistu n gsfak tor (W irkfaktor)
Lj 1 W-

Blindfaktor

auch in nichtsinusoidalen Strom kreisen gelten sollen, in 30 U I


Z w eileitersystem en aufrecht erhalten bleiben kann. D iese
Ü bertragung ist nicht rein form al, w ie H. S c h e r i n g 15
meint, sondern sie hat, w ie aus unseren Ü b erlegu n gen er­
hellt, p hysikalisch en Inhalt. eo
Im A nhang geben w ir noch ein e Z usam m enstellung
der w ich tigsten hier vorkom m enden Form eln und ein ige
Z ahlenbeispiele.
E rgebn isse, F orm elfibersicht und B eisp iele. LJ
D ie w ich tigsten E rgeb n isse vorliegen d er A rb eit la s­
sen sich auf folgen d e W eise zusam m enstellen: T l.:
1. D er L eistu n gsfak tor X erreich t seinen H öchstw ert, die 0- -
E inheit, nur dann, w enn der Strom in jedem A u gen ­ '■¡/w
blick der Spannung proportional ist. In allen anderen
F ällen muß der L eistu n gsfak tor klein er werden.
2. Es w ird die Spannung (der Strom ) in zw ei Kompo­
nenten zerleg t, von denen die W irkkom ponente den -10■
K lein stw ert der Spannung (des Strom es) darstellt,
der zur Speisung des V erbrauchers bei gegebener
L eistun g Pw und dem Strom I (der Spannung 17)
nötig ist. -20
3. A us dieser Z erlegung fo lg en die quadratischen Span­
nungs-, Strom- und L eistu n gsgleich u n gen in derselben
Form w ie fü r sinusoidal veränderliche W ech sel­ -roJ
ströme.
4. Es w ird der p h ysik alisch e Inhalt der Z erlegung an­ -3 0 - A b b . 14.
gegeben und die F o lg en der E x isten z der Blindele-
m ente w erden besprochen.
5. E s w ird die allg em ein ste D efin ition der B lin d leistu n g
angegeben und ihre U nabhängigkeit von der pendeln­ - 10-
den E n ergie bew iesen.
6. E s w ird ein B eisp iel fü r das A u ftreten der B lin d lei­
stun g in einem G leichstrom netz angegeben. P w2 = Uw2 P = 11,66866 • 19,8 = 231,039468 = 231,04
7. E s w ird auf die U n n ötigk eit der harm onischen Ana­ P w2 = U2 Iu? - 26,8 • 8,620884 = 231,039691 = 231,01
ly se zur E rm ittlung der B lin d leistu n g hingew iesen. Pb2 - Ub2 P = 15,13132 • 19,8 = 299,600136 = 299,6
8. E s werden die B eg riffe W irk-, Blind- und Schein­
w iderstand auf n ichtsinusoidale Strom kreise a u sge­ Pb2 = U2 Ib- = 26,8-11,179098 = 299,599826 = 299,6
dehnt und die Bedeutung des cos (p daselbst erklärt. Pw- + Pb- = 231,04 + 299,60 = 530,64
9. Es w erden die B edingungen ein er vollstän d igen Kom­ P p = U2 P = 26,8 • 19,8 = 530,64
p ensierun g der B lin d leistu n g a u fg estellt.
10. Es werden die exp erim en tellen Prüfm ethoden vor­ Pw _
15,2
Xw — - = 0,65985
stehender Behauptungen erw ogen. 5,17687-4,44971
U I

Formeln. Ub ____ 17,3089 _ q 7513988


Xb ■
W irkleistun g: U I ~ 5,17687• 4,44971 “ ’ -
T Uw2 + Ub2 = 11,66866 + 15,13132 = 26,79998
Pw - ~ J P t d i = L J U t I t d t = UWI = U I u W — — 26,8
0 0 Iw2 + Ib2 = 8,620884 + 11,179098 = 19,799982
P = = 19,8
E ffek tiv w ert der Speisespannung: U — [ / “j r J U P dt D iese E rgebnisse bestätigen ziffernm äßig die R ich tigk eit
unserer Formeln.
2. B eisp iel. E s ist ein Strom kreis w ie in Abb.
gegeben, w obei E eine G leichstrom quelle ist. D er rotie­
E ffek tiv w ert des Speisestrom es d i. rende U nterbrecher ist so beschaffen, daß die Dauer der
U nterbrechung zw eim al so groß ist w ie die Schließungs­
dauer. D er W iderstand Rz verhindert den K urzschluß der
ls E T Z 1924, S. 712, A b s c h n itt C. Strom quelle E. D en Strom- und Spannungsvcrlauf wäh-
— 7 -

rend einer Periode zeig t das Diagram m in Abb. 8. In


diesem B eisp iel hat die B lin d leistu n g einen von N ull v er­
schiedenen W ert, obwohl, w ie Z ahlentafel 2 zeig t, die
Funktionen Pj,t und P jj gleich N ull sind.

Z a h l e n t a f e l 2 (zum 2. Beispiel),

Funk­ T
© 'S Nr. tio n Wert
II £
® S“ N
CO W CO „. ii I II in
^
00
| CO
iH M
CO ^hJ b~
s tr 3 ^ S CO
| N II i?. I 1 u, 0 122,5 122,5
** 43 b
1-1 ll II II II „ ii 00 II 2 0 15006,25
II II 'ä f ß j U] 15006,25 C7* = 10004,16 U= 100,2 V
M S h < H S M -3
i Qs ii ii Sä ’•+ a< ft, Qs ^ 3 I, 17,3 0 0
4 A 299.29 0 0 l 2 = 99,763 7 ^ 9,988 A
CO Ol CD (M
rH COCO00 00 ■
00
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CO H O) lO co 00 05 © p,
© © © K5 iO in CO CO ^ CO co oo O I> (M
IM (N N S N H CO05 © rH “ 6 U wl 0 0 0 u » t-P J P -it - 0
+ + + + + COco" -h rH rH IM 00 O f 05 © Th O <
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2 0 0 0 U l = 0; Uw = 0 V
+ + + + + + + + + + ++ + ++ + +
8 UM 0 + 122,5 + 122,5 Ubt = u , — U wt
9 tj 2 0 15006,25 15006,25
© © © © u bt u l =10004,16; ¡7,, = 1 0 0 , 02V
IV © co
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Ol 0 0 IM CM IM CM IV ©
........................ IV IM © © Th 7tot
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rH rH (M 00 (M Th CM © rH
+ 17,3

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+ + I + + + + + + 1 + + + ++ 1 + 12 hl 0 0

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14 rP wt
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1. Beispiel).

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rH © © © © ©
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Th
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© © © Xi
IM ^ S CO IM P W= U W1 - 0 • 9,988 = 0 W
CO N N © t- 00 ©
+ 1 + + co" HiHihTjoooooacOriOOOOO Pw — U I w — 100,02 ■0 = 0 W
I + | + | + | + + + + + + + +■ + + P b = U b I = 100,02 • 9,988 - 999 Var
P b = V l b - 100,02 • 9,988 = 999 Var
P s = ¡7 / = 100,02 • 9,988 = 999 VA
N
©
IM N
CO © N CO
© CO © 00 co © ©
CO © © © ©
O O h- _ . Pu? + P s2 = O2 + 9992 = 998001
© o o © © c o c o c o © ©
c3 © 1’ © I V I V lM C M O lV lV © © P s 2 = 9992 = 998001
+ + I + © cm l CM Th © IM CM Th im ©" im" © ©
CS3 I + + + + + | + + I I I + I Pw 0 = 0 ■ _ Pb _ 999 _ .
Ü T “ 999 b ~ U l ~ 999 “ -
U w 2 + U b 2 = 02 +100,022 = 100,022 = TP
N M C O lM C lM M H i 00 CM © ©
© CO CO © 0 0 COCO C-l
I> © C M (M © r H © ©
©
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I u r + I b 2 = 0 2 + 9,9882 =9,9882 — ja
© co
IV <M^ <M^
+ + + + + C © Th i v <M 00 I © Th ©
B. B eisp iel. E s ist ein Strom kreis w ie in Abb. 15
+ + + + + + + | + + + + cv>
gegeben^ E s bedeuten Et eine sinusoidale W echselstroin-
quelle, E eine G leichstrom quelle, B, einen f e s t e n ohm­
© 00 CM
©
<M
©
©
CO
© schen W iderstand.
C0 © IM Th CO © rH
IV Th © rH © 00 CM © IV
CO © IM Th © ( © © Th © © © IM © © C0 © ©
GO IM CO © IV IV © © Et = 100 Y2 sin (co t) V olt, E = 50 V, R = 10 Q.
IM © © C0 (M © © • © © © © ©

+ + + Wir vern ach lässigen den W iderstand der Strom quellen


und der V erbindungsleitungen sow ie ihre In d u k tivität
und K apazität. Dann ist die Klemmenspannung
© © © ©
Th IV IM © CO IV Ut — Et = 100 >^2 sin (ra f) Volt
Th IM T ■# m
© © ©
CO Th 00 h~ ©i. .v IV
IM ©
©© IV
©
_ rH
00
©
IV
©
IM ©
rH
o o © © i v i v © i v i v
<M ©
co co
+ I + +“ IM © " © CO ©
-
IM ©
“= «©
©
und der Strom
+ + + + + + I+ + + + + I
It — ~^t -g—— — 1 0Y2 sin (to f) — 5 Amp.
il
CO © CO rH oo 00 © ©
Ihre E ffek tiv w erte sind I/ = IS = 100V.
© © © CO © . . © © © ©
© CO C5C0oCO COCO
0 0 © CM 00 © © IV IV
© © ©
Y co co co © Th © © © Th © IV IV © ©
+ + + I im r ©" Tr©* ©" CM
©" oo" oo" co" Th" IM
© oo"
UH rn. CO
im"

-b + l + | + + + + I + I I + [ I + I
IM ©"
I= 1/ 2' / h' ät
~t ¿CV> / CV> 1
di
°>b ff* .I5 ^ iA ^b? .A (¡low Sh SKs HS , h Sh S . w 3 - l l / f Ri

E'i E2 , ________
- ° + W =1^100 + 25: : 11,18 A.
— 8 —

D ie L eistu n g ergib t sich aus nur einen T eil des idealen E rsatz-W irkbestandteiles dar­
T 05 /OS
T<y> \ 05 stellt. D ie G leichstrom quelle E könnte also in unserem
Et ( E t - - e ) d t _ _ E 2_ 0 _ 1000Wi F a lle als ein E lem ent betrachtet werden, das aus einem
P w = Y f Uth <u= + il ii W irkbestandteil (in unserem
F alle aus einem gedachten
festen n e g a t i v e n W ider­
der L eistungsfaktor stand) und einem Blindbe­
1000 „ Q„. standteil zusam m engesetzt
Eui — ist. Obwohl also unser Strom­
Ul lOtU^T/liT ~ 1 k reis w eder Kondensatoren
F erner ist noch D rosselspulen, noch
P, 1000 irgendw elche veränderliche
Vwt = h = It = 8 It; 11* = 8 7 = - 89,44 V ohmsche W iderstände enthält,
L25
sondern aus Elem enten zu­
1000 sam m engesetzt ist, die der
lwt = ^ U t 10000 Ut = 0,1 V t ' I"> = °>1 U = W A „ P ra k tik er“ als „reine W irk­
Uw l = 89,44 ■11,18 = 8 • 11,182 = 8- 125 = 1000 W = P w elem en te“ bezeichnen würde,
U Iw = 100 ■10 = 1000 W - P w so tr itt trotzdem B lin d lei­
stu n g auf, w as übrigens nach
Ub = V U 2~ U w 2 - V 1X1000 — 8ÖÖ0 = 44,721 V früheren A usführungen ein­
Ib = y i 2 — Iw2 = V125 - 100 = 5 A leuchtend ist. da eben in unse­
rem F a lle d i e Klemmenspannung Ut dem
U b l — 44,721 • 11,18 = Y2Ö00 • y i2 5 = 500 V ar = Pb S t r o m e lt n i c h t p r o p o r t i o n a l i s t .
U Ib = 100 • 5 = 500 Var = Pb B e m e r k u n g : In obigen A usführungen habe ich
Ps = U I = 1118 V A = y 1250000 = ] / / V + W . die M ehrphasensystem e absichtlich nicht berücksichtigt,
w eil sich aus meinen U ntersuchungen ergeben hatte, daß
Es w äre hier noch zu bemerken, d a ß d i e W i r k s p a n - bezüglich der B eg riffe der B lind- und Scheinleistung [w ie
n u n g Uw n i c h t m i t d e r E f f e k t i v s p a n n u n g a n b ereits H. Schering in seinem G utachten (E T Z 1924,
d e n K l e m m e n u n s e r e s W i d e r s t a n d e s ff = S. 710) richtig hervorgehoben hatte] noch in sinusoidalen
10 £1 i d e n t i s c h i s t , sondern die E ffek tivsp an n u n g an­ M ehrphasensystem en eine große V erw irru n g herrscht.
gibt, die bei ein er gedachten R eih en zerlegu ng nach Gl. (8) Ü brigens w ill ich der U ntersuchung der n-L eitersystem e
an den Klemmen des W irk elem en tes au ftreten würde. D a eine besondere A rbeit: „D ie E rw eiteru n g der Kirchhoff-
die Spannung Uw = 89,44 V is t und die Spannung an den schen Sätze und das A bsonderungsprinzip“ voraus­
Klemmen u n seres W iderstandes R gleich U = I ■R = schicken, da die daraus sich ergebende Methode die B e­
11,18- 10 = 111,8 V, so sehen w ir, daß der W iderstand R handlung der M ehrleitersystem e w esentlich erleichtert.

D ruck von H. S. H erm ann G. m. b. H ., B erlin SW 19.


P rin te d in G erm any.

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