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Anmerkungen und Symbole:

 Photos am rechten Rand sind nicht von mir (aus dem Internet, von Google Maps oder andern Wanderern);
bei ersteren beiden Quellen stimmen die Jahreszeit oder das Wetter nicht unbedingt mit dem überein, was mir begegnet
ist; bei Google Maps sind Straßen beschriftet und andere Symbole im Bild enthalten.
 Symbole:
o ? Unsichere Angaben oder Zeiträume, von denen ich nicht mehr weiß, was gewesen ist.
o // Die beidseitig des Symbols beschriebenen Ereignisse könnten in umgekehrter Reihenfolge stattgefunden haben.
o ~ ungefähr“.
 Zählen tue ich nur die Tage, an denen ich von Ort zu Ort gewandert bin –
d.h. ich war für 92 Tage in Frankreich und Spanien, aber an 17 dieser Tage habe ich
o eine Fahrt mit öfftl. Verkehrsmitteln gemacht und am Zielort übernachtet:
 24. auf 25.4. in LePuy  13. auf 14.7. in Pau
 13. auf 14.6. in Bilbao  20. auf 21.7. in Auch
 10. auf 11.7. in Santiago  21. auf 22.7. in Carcassonne
 12. auf 13.7. in Burgos  24. auf 25.7. im Bus.
o oder bin am selben Ort geblieben:
 11. auf 12.6. Logroño  17. bis 19.7. in Lourdes
 14. bis 16.7. in Bilbao  22. bis 24.7. in Carcassonne.
 11. auf 12.7. in Santiago
 Details wie Wegstrecken, Uhrzeiten, Preise, eingekaufte Waren, Mahlzeiten... sind in denjenigen Fällen
angegeben, in denen die Angaben im Internet oder Wegführern nachzulesen sind oder (in seltenen Fällen)
noch Aufzeichnungen existieren.
 Das Vorhandensein oder Fehlen von Details, Photos oder unerwähnt gebliebenen Zeiträumen hat nicht
unbedingt etwas mit deren Relevanz zu tun.

18. April Um 16:30 von Kassel Wilhelmshöhe mit ICE nach Frankfurt – ungeplanterweise zum Südbahnhof, zum Glück gibt es
Dienstag einen Anschlusszug zum Hauptbahnhof; der Schaffner ist am Telefonieren, sodass ich ihn nicht fragen kann, ob ich für
diese Strecke ein Ticket lösen müsste. Weiter mit Flixbus; der ausländische Fahrer verfährt sich hinter Frankfurt für
eine gute Stunde, weil er Homburg (Saarland) mit Bad Homburg im Taunus verwechselt hat. Ankunft in Saarbrücken
daher zwei Stunden verspätet.

24. April Im Fernbus von Saarbrücken nach Lyon (Abfahrt 21:50 am Vortrag). Hinter mir eine ältere und eine jüngere Frau, die
Mittwoch sich fast die ganze Fahrt unterhielten. Bin ab und zu eingeschlafen. Gegen 5 Uhr in Lyon am Hauptbahnhof
--- angekommen. Vom Busterminal eine Rolltreppe nach oben, durch lange Gänge bis in den Warteraum. In einem Café
im Bahnhof gefrühstückt, erste Email vom Tablet geschrieben . Wollte danach ein wenig in der Stadt herumlaufen, hab
aber den Ausgang aus dem Bahnhofsgebäude nicht gefunden, herumgeirrt bis in die unterste Etage (U-Bahn); es
scheint nur éinen Eingang an der ggü. liegenden Seite zu geben. Etwa einen Kilometer weit gelaufen (mit Gepäck),
über die Brücke (wahrscheinlich diejenige über die Rhône), und wieder zurück.

Zeitvertreib in einem Zeitschriftenladen im Bahnhof. Gegen Mittag in einen Regionalzug nach St. Étienne, nach etwas
Aufenthalt in einem kleinen Zug bis nach Le Puy, insgesamt ca. 2 Stunden.
In Le Puy den steilen Berg bis zur Kathedrale hinauf; hab mich nicht getraut, irgendwo essen zu gehen, also Konserven
zu Mittag auf einer Bank ggü. der Kathedrale. Noch kurz im Innern umgeschaut, alles mit Gepäck.

Ein stückweit von der Kathedrale an einer Herberge vorbeigekommen. Sollte erst um 14h Uhr öffnen; in die Nähe an
die Straße gesetzt und gewartet. Auf Klingeln hereingelassen, bei der Frau an der Rezeption Pilgerpass gekauft; dafür
und für Übernachtung mit Frühstück 22€ bezahlt. Verständigung etwas schwierig, ihr Übersetzungsprogramm hat
unverständliche Sätze produziert. Schlafzimmer und separates Badezimmer.

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In der Stadt herumlaufen. Auf dem einen Hügel steht eine 16m hohe rosa Marienstatue, auf dem anderen die Kirche St.

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Michel d’Aiguilhe aus dem 10. Jahrhundert. – Zuerst hinauf zur Statue (kostet Eintritt); man kann im Inneren eine
Treppe hochsteigen, und schließlich zu einer Öffnung oben hinauskucken; die Leiter für dieses letzte Stück
hinaufzusteigen, habe ich mich nicht getraut. Auf dem Plateau hinter der Statue ist es sehr windig; von hieraus sieht
man weithin in alle Richtungen und zur Kirche St Michel.

Dann den Hügel mit der Marienstatue hinab, ein paar Straßen weiter durch einen Souvenirladen (wo man die
Eintrittskarte für den Felsen inklusive Kirche bekommt – 3,50 €) und dahinter die Treppe hinauf zur Kirche auf dem
andern Hügel.

Auf dem Rückweg wollte ich abkürzen, die hierfür zu durchquerenden Höfe waren allerdings zur gegenüberliegenden
Straße hin vergittert, sodass ich wieder zurück musste. Auf dem Rückweg zur Herberge in einer offenen Kapelle
vorbeigekommen und hineingesetzt.
Gegen 16 Uhr zurück in der Herberge. Im Hinterhof der Herberge ist ein Garten, in dem ich bei dem kalten, windigen
Wetter alleine war.

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1. Tag 1. Via podiensis in Frankreich
25. April
Donnerstag
16 km

Morgens um 7 Uhr in der Kathedrale zur katholischen Messe in der für Frankreich
üblichen Ausführung (ca. 30 Minuten); ich habe mich in die Schlange für die Hostien
gestellt (Wein gibt es keinen) und gehofft, nicht aufzufallen. Nach der Messe gab es am
Rande des Kirchraums ein separaten Segen für die Pilger; zuvor wurde in die Runde der
Versammelten (ca. drei Dutzend) gefragt, aus welchen Ländern sie kämen .
Frühstücken in der Herberge vom spärlichen Büffet – wie sich erweisen sollte, das
übliche in Frankreich: d.h. im Wesentlich nur Weißbrot, Marmelade, Honig, Butter.

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Der Einzige, der mit mir frühstückte, war ein Schwabe, der erst am nächsten Tag seine
Wanderung antreten würde. Anschließend in aller Eile das Zimmer aufräumen, um
rechtzeitig zur Aufbruchsfrist (9:00) fertig zu sein.
Zuerst den Hügel hinab, dann durch die Innenstadt und mühsam bei schon warmer Sonne
eine lange, steile Straße hinauf. Fast schon oben angekommen steht ein Mann und
kümmert sich um einen vollbepackten Esel. Nach einer halbe Stunde (?) über einen
Schotterweg eine Pause auf einer über und über mit Löwenzahl bewachsenen Wiese; hier
entstand das erste Photo von unterwegs.

Während der Pause wurde ich von Vielen überholt, darunter auch der Eselmann. Für
meine Bauchtasche ist die optimale Anbringung noch nicht gefunden und ich bin
unterwegs immer wieder damit beschäftigt; das Auf- und Absetzen des Rucksacks ist
dadurch noch komplizierter. Zwischendurch läuft eine Gruppe Jugendlicher denselben
Weg, vielleicht ein Schulausflug. Durch einige Dörfer hindurch, auf Wanderwegen oder
selten schmalen Sträßchen.
– Geteerte Straßen zwischen Dörfern nenne ich im Folgenden „Landstraße“, sie sind
gewöhnlich gerade so breit, dass zwei Autos aneinander vorbeikommen; gut ausgebaute
Straßen mit Mittel- und Seitenstreifen nenne ich „Bundesstraße“ bzw. in Spanien
„Nationalstraße“. –
In einem Dorf hoch oben überhole ich den Eselmann; er hat dort angehalten und erregt
bei den Vorbeikommenden viel Aufmerksamkeit, Manche fotografieren ihn ungefragt
oder versuchen den Esel zu streicheln.

Nun etwa für eine gute Viertelstunde über eine Hochebene mit fast ständigem starkem
Seitenwind; ein Fuß (?) fängt an wehzutun, ich komme sehr langsam voran.
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Schon reichlich überanstrengt komme ich nach insgesamt 8 km in das Dorf St-
Christophe, 300 Höhenmeter über Le Puy; auf einer Bank auf dem Marktplatz eine

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längere Pause; dort ist es aber ziemlich kalt und windig; ich gehe ein Stück weiter den
Weg entlang durchs Dorf bis in eine geöffnete Kirche in für die Region typischer
Bauweise – vorne statt eines Turms nur eine Wand, in der offen in mehreren parallelen
Reihen die Glocken hängen –, in der wenigstens kein Wind weht. Irgendeine
Gelegenheit, etwas zu essen zu bekommen, sollte sich bis zur Herberge am späten
Nachmittag nicht ergeben, ich wollte allerdings auch nicht ziellos auf gut Glück im Dorf
herumirren, wo ich vielleicht noch etwas gefunden hätte.

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Das Gepäck macht sich immer störender bemerkbar, ich brauche häufig eine Pause; mich
auf den Boden zu setzen, vermeide ich, weil ich dazu den Rucksack absetzen müsste,
dessen Wiederaufsetzen beschwerlich ist. Ich werde von Vielen überholt, häufig von
größeren Gruppen; späterhin werden größere Gruppen immer seltener.
Zwischendurch rufe ich einen Mann zurück, der einen falschen Weg eingeschlagen hat;
wir kommen, bergab laufen, ohne miteinander zu reden, durch winziges altes Dorf, dann
geht es einen steilen Weg wieder hoch; ich merke, dass sein Weg eine Abkürzung
gewesen ohne Ab- und Aufstieg wäre und schäme mich für mein Eingreifen.
Gegen Nachmittag (nach etwa 13 Kilometern) frage ich mich, wie ich die anvisierten gut
24 km für die erste Etappe bewältigen solle. Inzwischen ist längst die Sonne
verschwunden und das Wetter grau und kalt. Ich sehe besagten Mann weit vor mir einen
andern als den offiziellen Weg nehmen, aber da ich keine genaue Karte dabei habe und
ihn nicht einzuholen vermag, muss ich auf dem offiziellen Weg bleiben.
An einer Landstraße entlanglaufend beginnt es zu regnen, alsbald immer stärker. Ich
wusste noch nicht, dass mein Rucksack einen Regenschutz besitzt, und warte in einer
Kapelle am Wegesrand, ob der Regen nicht bald wieder aufhört. Nach einiger Zeit wird
es mir zu kalt, dort herumzusitzen, und ich laufe mühsam weiter durch den strömenden
Regen, einige hundert Meter die Landstraße immer weiter bergauf. Inzwischen hält die
Winterjacke das Regenwasser an den Schultern nicht mehr ab, ebensowenig die
imprägnierte Hose; bei der Durchquerung des nächsten Dorfes – Montbonnet, 500m
höher als Le Puy gelegen – komme ich zufällig an einer Herberge vorbei und beschließe
sofort, für heute die Wanderung nicht weiter fortzusetzen. Ich steige die Treppe außen am
Haus hinab auf die Terrasse; es ist niemand draußen zu sehen.

Die Besitzerin, die irgendwann aufgetaucht sein muss, führt mich eine weitere
Außentreppe hinab zu einem Holzbau mit mehreren Zimmern. Ich komme in einem
Vierbettzimmer mit zwei Australiern und einem Franzosen unter.
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Auf der andern Straße, ggü. der Herberge, ist ein Bistro (in Spanien würde man hierzu

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„Bar“ sagen); ich esse dort zu Mittag (ein typisches überbackenes Toastbrot und noch
etwas anderes, danach einen Kaffee). In den meisten Herbergen und Restaurants gibt es
kostenloses WLAN für Gäste, sodass ich einfach eine Weile an meinem Tisch sitzen
bleibe. Es kommen ab und zu durchnässte Wanderer hinein; manche wollen sogar nach
einer Pause am gleichen Tag noch die Wanderung fortsetzen; einer von ihnen hat sich
Plastikmüllbeutel um die Schuhe gezogen, woran ich mir einige Zeit später als Beispiel
nehmen würde (Tag 14).
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19 Uhr Abendessen im Speisesaal der Herberge, wie immer in Herbergen bestehend aus
mehreren „Gängen“, z. B. Suppe, Hauptgericht(e) und Nachtisch; etwa ein Dutzend
Leute sind anwesend, darunter auch der Eselmann, sowie drei Leute, deren Sprache ich
nicht identifizieren konnte, obwohl sie ein wenig wie ein deutscher Dialekt klang; habe
kaum etwas gesagt, denn alle außer mir verstanden und unterhielten sich zumeist auf
Französisch. Nach dem Essen wurde bezahlt, knapp 50 € für Übernachtung und Essen;
außerdem wurde darüber geredet, an welcher Stelle des Weges morgen aufgrund des
Regens ein Umweg vorzuziehen wäre.
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Gegen 22h wird in Herbergen in Frankreich üblicherweise schlafengegangen, um die Zeit
ist es dann wirklich ruhig (in Spanien offiziell eine Stunde später, aber nicht Alle
kommen um die Zeit schon zur Ruhe). Der Franzose in unserm Zimmer schnarcht
gehörig.
2. Tag Gegen 6h aufstehen. Es hat geschneit (↓ Garten / Herberge von hinten).
26. April
Freitag
15 km

Auf den Treppen ist es etwas glatt. Gemeinsames Frühstück.


Gewöhnlich wird alsbald nach dem Frühstück aufgebrochen. Auf dem Weg liegen einige
Zentimeter Schnee. Bergauf bleibe ich zurück.

Photos zu machen kostet zusätzliche Zeit, da zuerst der Rucksack abgesetzt werden, das
Tablet herausgeholt und anschließend wieder verstaut werden muss.
Knapp 100m über Montbonnet ist der vorerst höchste Punkt erreicht (1206 m üdM); nun
geht es ohne Steigung durch Nadelwald weiter, nach einigen hundert Metern mit
zunehmendem Gefälle talabwärts. Nach einigen hundert Metern ist die Schneegrenze
erreicht. – Am Ende des steilen Abstiegs geht es durch ein kleines Dorf,

dahinter wiederum einen steilen und sehr steinigen Weg bergab, den ich wohl (aus Sicht

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meiner Knie) viel zu schnell zurücklege. – Unten angekommen (8km hinter Montbonnet)
liegt ein größeres Dorf, St Privat, in dem die gestrige Etappe hätte zuende sein sollen.

Die Lokalitäten hier behagen mir nicht oder ich verstehe nicht, ob sie geöffnet haben und
wage es nicht, danach zu fragen. Also esse ich auf einer Bank etwas von meinen
Vorräten; zu längerem Verweilen ist das Wetter zu ungemütlich. Noch innerhalb des
Dorfes führt die Route eine sehr steile Straße hinauf; der eine Oberschenkel fängt an
wehzutun (hat er vielleicht vorher schon, aber jetzt jedenfalls heftig).
Nach einem kurzen Stück geht der Wanderweg von der Straße ab. Dort steht, man solle
bei starkem Regen die Straße weiterlaufen, die hier einen größeren Bogen macht, aber da
es heute bisher nicht geregnet hat, beachte ich die Warnung nicht. Es geht einen steinigen
Weg einige hundert Meter hinab bis zu einer Stelle, an der ein Bach den Weg überquert
und wo es, vielleicht erst beim gestrigen Regen, den als Brücke dienenden Holzbalken
weggespült hat. Meine Schuhe sind nicht völlig dicht, sodass die Füße feucht werden.

Nun geht es wiederum bergauf. Der Oberschenkel fängt nun so heftig an wehzutun, dass
ich alle paar Schritte eine Pause zu machen gezwungen bin. Oben angekommen liegt ein
bloß aus ein paar Häusern bestehendes Dorf, von dem nicht ersichtlich ist, ob es noch
bewohnt wird. Hier holt mich ein Franzose ein, der recht gut Englisch spricht; wir gehen
nun einige Kilometer lang zusammen. Für heute geht es nicht noch einmal bergauf, und
ich kann einigermaßen mit ihm schritthalten.
Wir kommen endlich (seit St Privat sind erst 3km zurückgelegt) an einer Kapelle vorbei;

danach geht es über 150 Höhenmeter einen steinigen Serpentinenweg steil hinab. Unten
ein weiteres Dorf; wir setzen uns auf eine Bank und essen etwas, er gibt mir etwas von
sich ab (sowas wie einen Müsliriegel).
Beim Weitergehen wieder ziemliche Schmerzen, ich bleibe immer weiter hinter ihm
zurück. Es geht noch weiter hinab, über einen steinigen Weg, der eher einem Bachlauf
ähnelt.

Danach eine längere Strecke über Landstraße. Auf einer Bank brauche ich eine längere

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Pause. Im Tal liegt das Dorf Monistrol, zu dem der Weg über eine von Gustav Eiffel
gebauten Stahlbrücke führt.

Vor einer Herberge mit Restaurant im Erdgeschoss treffe ich den Franzosen von vorhin
wieder. Er übernachtet heute hier – er ist heute schon weiter gelaufen als ich (von Le Puy
aus?). Wir bestellen etwas zu essen (ich ein belegtes Brötchen und Kaffee, er ein Bier
und noch irgendwas), dann wird mir mein Schlafsaal gezeigt mit ca. 10 Einzelbetten; der
schnarchende Franzose von letzter Nacht ist auch wieder da. Diese Übernachtung sollte,
inklusive Frühstück, wieder gut 40€ kosten.
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Abends gemeinsames Abendessen im Restaurant an einem langen Tisch, u. a. regionale
Linsen; der schnarchende Franzose sitzt dabei, isst jedoch sein eigenes Essen; während
des Essens kommt ein Mann im Rentenalter in weißer Jacke (ich nenne ihn X) mit einem
großen Fleck auf dem Rücken; er soll heute irgendwo gestürzt sein. Die drei von gestern
mit der unidentifizierbaren Sprache sind auch da, die eine hat ein Heft mit Reiseetappen
und Adressen von Unterkünften (mein Reiseführer ist 10 Jahre alt und hat längere
Etappen, die mir zu weit sind); ich fotographiere alle Seiten ab.
3. Tag Morgens gemeinsames Frühstück wie üblich // ich gehe zur Post und schicke das
27. April Goethebuch zurück, um das Gepäck zu erleichtern ; die Öffnungszeiten für die Post sind
Samstag
12 km gewöhnlich 9-12 Uhr, also ist dies für einige vielleicht die letzte Gelegenheit Tage,
irgendwo ein geöffnetes Postbüro anzutreffen. Auf dem Rückweg zur Herberge, um das
Gepäck zu holen, stellt sich mir eine junge Frau vor, aber ich zu gestresst, um darauf
einzugehen und lasse sie sozusagen stehen. – Im Schlafsaal hat jemand seinen
Hüttenschlafsack vergessen, ich händige ihn vor dem Losgehen dem Wirt aus.
Ich gehe alleine los, durch das Dorf, dann die Landstraße entlang. Nach einigen hundert
Metern vermute ich, dass ich mich verlaufen haben könnte, denn es sollte nach rechts ein
steiler Weg bergauf abgehen, den anzutreten ich mich schon am Vortrag gefürchtet hatte.
Aber umzukehren lehne ich wie gewöhnlich ab, und die Karte zeigt mir, dass die
Landstraße wieder den Wanderweg kreuzen würde – zwar in einem großen Bogen
verlaufen, was einige Kilometer Umweg bedeutet, aber dafür weniger steil. Also geht es
für ein oder zwei Stunden an der kaum befahrenen Straße entlang.
Als der Wanderweg die Straße kreuzt, geht es auf ihm wiederum steil in Serpentinen
bergauf, zuletzt durch dunklen Nadelwald, bis auf etwa 400 Höhenmeter über Monistrol.
Dort, am Ende eines Dorfes, setze ich mich ins Gras am Weg und esse den Inhalt einer
Konservendose zu Mittag. X, den ich vor einer halben Stunde überholt habe, kommt an
mir vorbei, sagt etwas oder stellt mir irgendeine Frage. Etwas an ihm beeindruckt mich,
wir gehen zusammen weiter; er ist Franzose, wohnt jetzt mit seiner Frau in Luxemburg
und spricht hervorragend Englisch. Wir laufen einige Kilometer zusammen, die bisher
vorherrschenden Schmerzen sind weniger geworden. In einem Dorf setzen wir uns auf
eine Bank, er gibt mir eine Banane ab. Er benötigt hier eine längere Pause, aber mir wird
es zu kalt, so gehe ich alleine weiter.
Zuerst habe ich gar keine Schmerzen und laufe übermütig schnell weiter, aber bald
fangen sie wieder an. In einem anderen Dorf am Brunnen fülle ich die Wasserflasche auf.
Eine Frau aus Australien läuft mit mir weiter, aber durch die Schmerzen bleibe ich immer
weiter hinter ihr zurück; ich vermute, dass sie dadurch davon ausging, ich wolle ungern
mit ihr zusammen laufen.
Es geht einige Zeit über einen sandigen Weg mit vielen Steinen; das ständige Anheben

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des Beines ist besonders schmerzhaft. Dann geht es eine sehr steile Straße hinab nach
Saugues (12km ab Monistrol).

Hier bin ich schon am Ende der Kräfte und suche die kommunale Herberge auf (diese
Hergeben sind am billigsten). Die für Pilger reservierten Zimmer scheinen bereits belegt
zu sein, so bekomme ich ein Zweibettzimmer für mich allein im ersten Stock eines
großen hotelartigen Seitengebäudes, mit eigner Dusche im Zimmer; ich wasche mich und
die Wäsche, die ich vor dem Fenster an einer Stange aufhängen kann.
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Ich laufe aus irgendeinem Grund an der Hauptstraße entlang ein Stück des Weges
rückwärts (vielleicht suche ich eine Gelegenheit, etwas zu essen zu kaufen, oder die
Unterkunft von X).
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Wieder gemeinsames Abendessen, die drei von gestern und vorgestern sind auch wieder
da; ich erfahre, dass es flämischsprechende Belgier sind.
Als es schon dunkel wird, gehe ich durch die Stadt, die Kirche ist leider schon
geschlossen.

4. Tag In der Stadt komme ich an einer Bäckerei vorbei und kaufe etwas zu essen für unterwegs
28. April (? und trinke einen Kaffee). Es geht auf einer Landstraße leicht bergauf; einer der Belgier
Sonntag
14,5 km kommt mir entgegen; er fährt jetzt schon wieder nach Hause, nachdem er seine Mutter
und noch jemanden die ersten drei Tage lang begleitet hat. Im nächsten Dorf auf einer
Bank frühstücke ich, nachdem die beiden vor mir losgelaufenen Belgierinnen sie kurz
zuvor verlassen haben.
Es geht durch eine Landschaft aus niedrigen, weit auseinanderstehenden Nadelbäumen;
ich fange an, vor lauter Langeweile die Schritte zu zählen; nach etwa 3000 Schritten ein
grasbewachsener Hang, an seinem Fuß ein Bach. Ich setze mich dort ins Gras und mache
eine Pause. Ein anderer Wanderer sitzt dort und zeichnet (malt?) die Landschaft.
Nach einem steilen Aufstieg und der Durchquerung eines weiteren Dorfes finde ich am
Wegesrand X sitzend; er isst etwas, er gibt mir etwas davon ab, auch zum Mitnehmen
(Salami u.a.). In einem Dorf machen wir draußen vor einem Gasthaus Rast, er bestellt
uns etwas zu essen; die Belgierinnen (oder sonst wer bekanntes) sitzen am Nachbartisch.
Er redet mit den Leuten dort auf Französisch, ich gehe alleine weiter. Wiederum ein Dorf
weiter möchte ich den Weg etwas abkürzen und gehe auf der Landstraße weiter.
In Chanaleille (bei Chazeau, 14,5km ab Saugues) esse und trinke ich vor einem
Restaurant; ich überlege, weiter an der Straße entlang zu gehen, aber ich bin unschlüssig,
denn sie führt in engen Kurven ohne Seitenstreifen bergauf. Eine ältere Französin kommt
mit mir auf Englisch ins Gespräch, ich beantworte ihr einige sprachwissenschaftliche
Fragen, und sie organisiert mir ein Bett in einem Schlafsaal in einer Herberge am Rand

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des Dorfes. (?) Vom Restaurant dorthin nimmt uns jemand im Auto mit, wahrscheinlich
die Wirtin, der in diesem Fall auch die Herberge gehört. In der Herberge selbst sind nur
Wanderer anwesend. Bezahlt habe ich dann wohl schon im Restaurant.

Der schnarchende Franzose ist (nun zum letzten Mal) auch wieder in meinem Zimmer; er
war es, der gestern den Schlafsack vergessen hatte, deshalb wieder zurückgelaufen und
noch immer nicht weiter gekommen ist als ich es bin.
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Im Aufenthaltsraum gibt es einen Kamin.
5. Tag Ich breche alleine auf. Ich komme nicht weit, bevor ich eine Rast brauche; die Sonne
29. Apr zeigt sich ein wenig.
Montag
18 km

Während ich auf einem steinernen Brunnen sitze, überholt mich die Französin, ein
Gespräch kommt nicht zustande, (ob ich ihr später nochmal begegnet bin). Durch einen
Birkenwald↓ geht es wieder bergauf, ich treffe an einer besonders steilen Stelle auf X;
(?) ich laufe vor und warte oben auf einem Holzstapel auf ihn. Es geht ein Stück durch
einen dunklen Nadelwald, dann über eine kahle Hochebene↓.

In der Herberge von LeSauvage an einem See mache ich Rast. X trifft dort an einem
Tisch bekannte / oder er ist mir vorausgelaufen und sitzt schon dort mit mehreren Leuten;
ich möchte die Gruppe nicht stören und setze mich alleine an einen andern Tisch. Ich
bestelle einen Cappuccino (und etwas zu essen?). X gibt mir später noch etwas zu essen
von sich ab, das er nicht mehr benötige (belegtes Brot?), ich esse es auf einer Bank
draußen vor der Herberge.

Ich gehe alleine weiter. Es geht durch einen Forst, einer der höchsten Punkte in
Frankreich (1322m üdM) wird passiert. Ich schaffe es, das Tablet in der Bauchtasche

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einigermaßen unterzubringen, sodass ich unterwegs leichter Bilder machen kann; es kann
dort allerdings herausfallen, und daher mache ich von dieser Methode eher selten
Gebrauch (besonders nicht dann, wenn ich später Wanderstöcke benutzen würde). Der
Forst geht in Heide über.

Als eine Landstraße gekreuzt wird, mache ich eine Pause; ich rechne aus, dass jetzt 1/25
des Weges bewältigt ist, was mich etwas „erleichtert“. Es geht an der Straße entlang;
nach einigen hundert Metern kommt ein Brunnen, der heilkräftig sein soll; ich fülle die
Wasserflaschen auf und mache wieder Pause.

Wieder ein Stückchen weiter eine Kapelle am Wegesrand, die aber abgeschlossen ist;
durchs Gitter lässt sich der Innenraum fotographieren.

Ich ziehe es vor, wegen der Unpässlichkeit weiter an der Straße entlang bergab zu laufen,
während X „korrekterweise“ den Wanderweg benutzt. X holt mich ein. Die Landschaft
erinnert mich an Mittelengland, bsd. auch die grauen Steinmäuerchen zwischen den
Viehweiden.

Als der Wanderweg wieder die Straße kreuzt, warte ich auf X und wir setzen die
Wanderung auf dem offiziellen Wanderweg fort. Mittlerweile ist das Wetter sonnig

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geworden. Es geht bald in einen Wald, ich setze mich an einen Baumstamm und esse
etwas. Einige Wanderer überholen mich, darunter auch X, der wohl zwischendrin
zurückgeblieben sein muss, vielleicht hat er sich einer Gruppe angeschlossen.
Es geht weiter bergab. Eine Niederländerin holt mich ein, die recht gut deutsch spricht.
Auf dem Weg sitzt jemand und malt. Im nächsten Dorf vor einer kleinen Herberge sitzen
X und andere und trinken etwas. Die Niederländerin und ich setzen uns und dazu. Eine
junge Frau läuft vorbei und lehnt es ab, sich dazuzusetzen.
Ich gehe alleine weiter (oder mit X zusammen?) und hole sie ein; sie ist aus Dresden und
spricht kaum irgendeine Fremdsprache. Vor einer Wegetafel stehe ich mit X und wir
besprechen etwas.
Es geht eine steile Straße hinab nach Saint Alban (18km ab Chanaleilles), ich gehe
mittlerweile wohl allein mit der Dresdnerin. Mir wurde eine Herberge empfohlen, dort
frage ich und bekomme ein Zimmer; sie hingegen möchte sich selber etwas suchen.
Gegenüber der Herberge, neben einer regionaltypischen Kirche,

sind einige Tische und Stühle aufgestellt (die vielleicht zu einem Restaurant nebenan
gehören?). Ich sitze dort und unterhalte mich mit irgendjemandem; zwischendurch
kommt die Dresdnerin vorbei, sie hat ein Zimmer in einer Herberge ein paar Häuser
weiter. // Ich gehe durch die Stadt und im großen Supermarkt am Stadtrand einkaufen. //
Ich wasche meine Wäsche und hänge sie im Hinterhof zum Trocknen auf (wo sie
natürlich bis zum nächsten Tag bei dem Wetter nicht trocken wird).
In der Herberge sind nur Franzosen (ca. ein halbes Dutzend) bzw. französischsprechende
Schweizer (zwei), auch die Wirtin spricht nur Französisch. So wird es beim Abendessen
etwas eintönig. Nach dem Essen waschen alle gemeinsam das Geschirr ab; später liest
eine der französischen Gäste eine Geschichte von sich vor, der ich nur marginal zu folgen
imstande bin.
6. Tag Ich breche wieder alleine auf. Vor der Kirche treffe ich X und die Französin, die gestern
30. April die Geschichte vorgelesen hat. Ich will sie nicht stören und gehe weiter. Sie holt mich ein
15,5 km
kurzes Stück weiter ein und wir gehen ein paar hundert Meter zusammen. Oben auf
einem Hügel angekommen brauche ich eine Pause, sie hat es eilig und geht weiter.
Nach Durchquerung eines Dorfes in einem schmalen Tal geht es einen steilen steinigen
Weg bergauf. Oben setze ich mich neben den Weg und frühstücke (u.a. ein gekochtes
Ei). Derweil läuft X mit einigen Anderen sich unterhaltend an mir vorbei.
Irgendwann im Verlauf des Tages wird das Wetter ziemlich warm. Schließlich geht es
durch eine offene Landschaft; dann ein steiler unwegsamer Abstieg, vielleicht ist hier
einmal ein Erdrutsch gewesen. Es folgt ein Dorf, in dem auf einem Plakat eine (?)
Herberge mit Verköstigung für Durchreisende angepriesen wird; beim Abstieg war ich
auf eine ältere Frau aus Irland gestoßen (möglicherweise hab ich sie vorher schon einmal
getroffen?); wir gehen zu der ausgewiesenen Herberge, etwa 200 m abseits der Route; es
ist niemand weit und breit zu sehen, die Küche ist nicht abgeschlossen; wir setzen uns
draußen eine Weile hin; (?) irgendwann erscheint ein Mann, sagt etwas auf französisch
(?) und verschwindet im Haus; wir ziehen unverrichteter Dinge weiter; ich hätte gern das
Plakat entfernt, damit nicht auch Andre darauf hereinfallen.
Es geht mühsam durch eine sandige Landschaft, im wesentlichen bergauf; alsbald holen
wir die Niederländerin ein. Im nächsten Dorf ist vor einer Herberge (?) ein Rastplatz; die
Herberge ist zwar um diese Zeit geschlossen, aber immerhin gibt es einen Automaten, um

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etwas zu essen und zu trinken zu kaufen. Aus irgendeinem Grund gehe ich alleine weiter
(vielleicht als letzter aufbrechend oder weil ich am langsamsten laufe?), ein lange sich
hinziehender Aufstieg durch eine öde und schattenlose Landschaft; die Sonne wird
langsam unangenehm. Nach Überquerung einer Straße scheint der Weg unnötigerweise
einen riesigen Bogen zu vollführen.
Endlich der Abstieg durch die Vorstadt von Aumont-Aubrac (15 km ab StAlban). Am
Weg eine Herberge mit Restaurant, aber die Preise hängen an der Straße nicht aus; ich
entscheide mich fürs Weitergehen. In der Stadtmitte treffe ich die aus Dresden mitten auf
der Straße. Ich habe es jedoch erstmal auf nichts anderes abgesehen als auf ein Zimmer,
daher kommt keine Verabredung zustande, ich sehe sie nicht wieder.
In einer Herberge komme ich in einem Dreibettzimmer unter; ein Bett ist schon belegt,
aber keiner ist im Zimmer. Ich besuche die nahegelegene Kirche.

?
Im Aufenthaltsräumchen der Herberge koche ich mir einen Kaffee . // Ich such in einem
Laden gegenüber der Herberge nach Postkarten, finde aber kaum eine, auf welcher die
dortige Landschaft angemessen zur Geltung kommt. // Im Supermarkt nebenan wird
eingekauft.
?
Aufwendiges Abendessen im Speisesaal. Einige dort kannte ich schon, darunter zwei
Französinnen (keine Ahnung, woher ich sie kenne, vielleicht aus Chanaleilles; wie fast
alle Wanderer kennen sie X auch). // Wir sind inzwischen zu dritt im Zimmer; der eine,
ein Franzose, geht bald schlafen (?), ich rede ein klein wenig mit dem andern aus der
französischsprachigen Schweiz, der recht gut deutsch spricht.
7. Tag ?
1. Mai Kurz hinter der Stadt holt mich X ein. Es geht auf einem breiten Weg durch einen
16 km
Nadelwald, der am Boden durchweg mit Moos bewachsen ist. Ich gehe irgendwann
schneller als er. In einem Dorf nach etwa ½ Stunde mache ich an einem großen
Steinkreuz vor der Kirche Pause und esse etwas. Ich lasse mein Gepäck dort stehen und
schaue mir die Kirche an.

Dann setze ich mich wieder vors Denkmal. Aus einem Fenster werde ich geschimpft,
weil ich meine Füße auf irgendwo hochgesetzt habe (vielleicht auf den steinernen Rand
eines Blumenbeetes). X überholt mich schließlich, wir gehen zusammen weiter, es ist
ziemlich warm mittlerweile.
In einer Kapelle inmitten einer Straße setzen wir uns kurz hin.
?

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Es geht durch eine offene Landschaft. An einem Bach sitzen die beiden Französinnen
und halte ihre Füße hinein. Das Bein tut wieder ziemlich weh, X und die beiden
Französinnen laufen mir voraus.
Ich habe mir den Weg nach der Karte wesentlich kürzer vorgestellt, er will einfach nicht
enden. In Finieyrols (nach 16km) beinhaltet der erste Hof auf dem Weg eine Herberge,
wo ich und die beiden Französinnen unterkommen; X hat einen Hof im selben Ort einige
hundert Meter weiter als Unterkunft. Die Schlafräume sind in einem hinteren Gebäude,
unter meinem Schlafzimmerfenster ist eine Kuhweide.

Ich laufe ein wenig in der Umgebung herum und setze mich in die untergehende Sonne.

Gemeinsames Abendessen gibt es im Speisesaal im Hauptgebäude, diesmal etwas


besonders aufwendiges – Aligot (Kartoffelbrei mit flüssigem Käse, das Gericht muss
warm gegessen werden).

Nach dem Essen gehen die Französinnen und ich den Kuhstall besichtigen; etwa drei
Dutzend Kühe mit Katze darinnen.

8. Tag Ich breche alleine auf. Kurz hinter Finieyrols geht steil und steinig auf den hohen
2. Mai „Wolfshügel“; der Aufstieg glückt heute erstaunlich gut und schnell. Auf der anderen
19 km
Seite im Tal fängt es an zu regnen, ich werde langsamer, habe noch nichts gegessen
heute.
Es geht einige Kilometer auf der Landstraße entlang. Irgendwann ein Dorf, in dem am
Straßenrand Hühner in allen Farben umherlaufen.

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Wieder Landstraße. Einige Zeit später geht es auf einen Hügel; es ist recht windig
geworden. Oben treffe ich die Irin wieder; ich wollte vom Hügel herab ein Foto machen,
wozu ich das Gerät aus dem Rucksack holen musste; sie sollte solange auf mich warten,

aber sie versteht mich falsch: sie solle ein Photo mit mir darauf von meinem Gerät aus
machen; da es vielleicht länger dauern würde, das Missverständnis aufzuklären, lasse ich
sie gewähren. Sie scheint so schnell wie möglich weiterzuwollen – sie sagt, diese
Landschaft erinnere sie an ihre Kindheit. Da ich noch einpacken muss, geht sie alleine
voraus.
Es fängt wieder an zu regnen. Am Fuß des Hügels führt der Weg nun etwa für 1
Kilometer durch die Innenstadt Nasbinals (10 km ab Finieyrols); im Tourismusbüro hole
ich mir einen Stempel. In einem Restaurant setze ich mich hin. Ich wollte probieren, wie
es mir geht, wenn ich gar nichts zum Frühstück esse: am Anfang ging es ganz gut, aber
insgesamt ist es auch nicht wesentlich besser, trotzdem werde ich es noch öfters so
machen. Die Irin sitzt auch im Restaurant; ich lese etwas, und nehme dann ein
ordentliches Mittagessen; // irgendjemand bekanntes ist noch dort und hat einen
interessanten Wegführer, den ich abphotographiere.
Irgendwann nach 12h breche ich auf. Ich war der Meinung, die Route würde dort
weitergehen, wo sie ins Dorf gemündet ist, also gehe ich den Kilometer wieder zurück
zum Ortsausgang; da ich mich darin geirrt habe, geht es nun nochmals denselben durch
die Stadt. // Ich möchte die Kirche, die direkt neben dem Restaurant liegt, betreten, aber
bekomme die Tür nicht auf; (?) irgendwem anders gelingt es dann.

Ich verbringe ein wenig Zeit in der Kirche (ob ich versuche zu schlafen?) und gehe dann
weiter. (?) Ich wollte wohl auch noch in einem Laden etwas einkaufen, habe aber aus
irgendeinem Grund davon Abstand genommen.
Kurz hinter Nasbinals führt die Route von der Landstraße ab und auf einem Schotterweg
bergauf. Nach Durchquerung eines Wäldchens fängt es erneut an zu winden und zu
regnen. Ich versuche, die Kapuze irgendwie so zu befestigen, dass sie mir nicht
runtergeweht werden kann. Wechselnde Landschaft.

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Das Laufen geht nun ganz gut. Der Weg führt fast die ganze Zeit aufwärts. Die Bäume
hören auf, es folgenden steile Kuhweiden, bei denen man mehrere Gatter zu durchqueren
und hinter sich wieder zu schließen hat.

Hinter den Weiden geht es nur noch über spärlich bewachsene Hügel.
Unweit eines verlassenen Hauses überholt mich ein Wanderer schnellen Schrittes ohne zu
grüßen; von ihm abgesehen bin ich zwischen Nasbinals und bis kurz vor dem heutigen
Zielort alleine.

Am höchsten Punkt des Passes (1324m üdM) steht eine Schutzhütte für den Winter.

Ein kurzes Stück weiter treffe ich auf X und einen andern Wanderer. Nach einem kurzen
Stück auf der Landstraße ist Aubrac erreicht (19 km ab Finieyrols); das ganze Dorf ist
aus grauen Steinen erbaut.
X hat schon Zimmer für sich reserviert, ich gehe mit ihm zu seiner Herberge; er wollte
ein Einzelzimmer (weil er schnarcht), das außerdem im Erdgeschoss liegen sollte wegen
seinem Knie (?). Der Wirt hat sich irgendwie vertan, sie reden eine Weile miteinander,
der Wirt in einem Dialekt. Ich wollte anschließend den Wirt fragen, wo die Herberge sich
befinde, die ich mir aus dem Reiseführer für mich ausgesucht habe, aber er antwortet
ungehalten irgendetwas, vielleicht hat er mich auch gar nicht verstanden.
Ich wollte im „Turm der Engländer“ übernachten. Von irgendwem erfahre ich, dass die
Formalitäten hierzu in einem nahen Restaurant erledigt werden. Der Turm selbst ist ein
hohes Steingebäude, ohne Rezeption, unbeheizt, nur im Erdgeschoss gibt es warme
Duschen.

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Ich bin unsicher, ob ich ein Bett im unteren Schlafsaal hätte nehmen sollen (nur eines ist
dort noch frei), aber da hier sowieso nur Gäste zugegen sind und ich erfahre, dass
obendrüber noch ein Schlafsaal ist, begebe ich mich über die Wendeltreppe dort hinauf.
Hier sind nur zwei Betten belegt; die Insassen sind nicht zugegen, aber später stellen sie
sich als Pärchen heraus; ich bekomme ein schlechtes Gewissen, als dritter im selben
Raum zu schlafen.

Ich besuche die Kirche des Dorfes, die nur aus einem großen viereckigen Innenraum
besteht. Hier verweile ich einige Zeit, zwischendurch taucht auch X dort auf.

// Irgendwoher hatte ich erfahren, dass es in einem Gasthaus nebenan lokaltypische


Crêpes (oder was auch immer) geben solle. Ich gehe alleine hinein, der Wirt gebiert sich
ziemlich unfreundlich. Ich nehme also so ein Ding mit Früchten (?) und einen Kaffee,
und setze mich an einen Tisch vor dem Kamin. Später kommen die beiden Französinnen
hinzu und reden mit dem Wirt; plötzlich wird er ganz umgänglich, er gibt uns dreien
einen altertümlichen – nämlich gestanzte – Stempel in den Pilgerpass (sonst ist mir
nirgends so etwas begegnet).
?
Es ist kalt und unfreundlich draußen. Ob ich etwas zu Abend esse?
Ziemlich durchgefroren dusche ich warm und gehe gleich ins Bett.
9. Tag Beim Aufwachen ist es ca. 10°C (?) im Zimmer.
3. Mai Ich gehe alleine los, wieder ohne Frühstück (der Übernachtungsplatz war ohne
>27 km
Mahlzeiten, dafür bezahlt man dann auch „nur“ 10 Euro). Das Wetter ist grau und feucht.

Nach Durchquerung des Dorfes geht es durch eine Art Wald, die Bäume sind kahl oder
(wie der Boden) mit braunen Blättern bedeckt; es könnte einem vorkommen, als wäre es
Herbst, irgendwie ein beklemmender Eindruck Anfang Mai.

16
Zuerst geht es leicht bergab; nach einiger Zeit findet man erleichtert die ersten grünen
Pflanzen, von denen einige sogar am Blühen sind.

Nun geht es steiler bergab. Zwischendrin dichter Nebel; ein Dorf aus wenigen Häusern
mit ungewisser Bewohnung.

Der Weg wird immer steiler und steiniger, bis endlich der Eindruck, dass es eigentlich
Frühling sei, zurückkehrt.

Eine Weide mit zwei oder drei Aubrac-Kühen; // der Weg erreicht sein größtes Gefälle.

Endlich ist nach 8km Wegstrecke (über 700 Höhenmeter) das erste größere Dorf erreicht.
Und es gibt sogar ein Café, und es ist sogar geöffnet, und es gibt sogar etwas zu essen –
ein echter Glücksfall. Die Irin und noch irgendwer Bekanntes ist auch hier. Ich verweile
einige Zeit bis gegen Mittag.
Dann gehe ich alleine weiter, nun immerzu bergauf, zumeist auf Landstraßen an Weiden
vorbei (manche bekuht), manchmal durch Wald, selten durch ein Dörfchen. Das Laufen
ist wieder ziemlich anstrengend, es wird wieder neblig.

Nach einigen Stunden in einem Dorf eine private Pilgerverköstigung in einer Art Garage
(?) – das heißt Kleinigkeiten zu essen, heißes Wasser, Teebeutel, Kaffee, Milch. Habe
eher keine Lust, etwas zu essen oder mich zu den Anwesenden dazu zu gesellen, aber
weiter geht es auch nicht mehr. Drei von den Anwesenden, etwa in meinem Alter, bilden

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eine Gruppe, als sie aufbrechen, gelingt ein Anschluss – ein deutsch-französisches Paar
zusammen mit einem Neuseeländer; wie sich herausstellt übernachten sie in ihren Zelten,
was ich mich bisher wegen Wetter oder eventuellem „Ärger“ nicht getraut habe, bzw. zu
bequem war.
Wir gehen einige Stunden zusammen, zumeist durch Wald, hoch und runter. Aufwärts
gelingt mir, was die Schmerzen betrifft, weit besser als bergab. Selten wird ein Dörfchen
durchquert, in einem hätte es möglicherweise etwas zu essen gegeben, aber die drei
waren nicht besonders erpicht auf so etwas und aßen lieber ihr eigenes Essen, was mir,
um den Anschluss zu behalten, ebenfalls oblag.
Zwischendurch wird das Wetter geradezu sonnig, die Landschaft geradezu üppig.

Irgendwann nach 16h kommt Saint-Côme in Sicht, fast 1000 Höhenmeter niedriger als
der heutige Aufbruchsort; ich habe lange darauf gehofft, endlich das unwirtliche Gebirge
(Zentralmassiv) hinter mir zu lassen. Der Abstieg in die Stadt dauert etwa eine Stunde.

Kaum ist die Innenstadt erreicht, fängt es an zu regnen. Die drei wollen in einem Laden
etwa eine halbe Stunde entfernt einkaufen, ich möchte nicht weiterlaufen (seit heute
morgen sind 24km zurückgelegt, die bisher längste Etappe).
Ich suche ein geöffnetes Café, das als Treffpunkt dienen soll. Um diese Zeit kein leichtes
Unterfangen. Schließlich ist so etwas wie eine Kneipe gefunden, es gibt aber nur etwas
zu trinken, und das auch nur draußen vor der Tür. Ich esse etwas von den Vorräten, bis
die drei zurückkommen. Wir bleiben nicht lange, da es ziemlich kühl geworden ist.
Wir gehen weiter, nach der Stadtgrenze eine Weile auf einem guten Weg in der Ebene,
der schließlich in einen Seitenweg mündet, der eigentlich nur aus Morast mit ein paar
verstreuten großen Steinen dazwischen besteht. Auf diesem Weg geht es einige hundert
Meter in Serpentinen steil bergauf, über einige umgestürzte Bäume hinweg. Das Bein tut
mittlerweile so weh, dass ich immer weiter zurückbleibe. Humpelnd schließlich auf der
Höhe angekommen, brauche ich erst einmal einige Minuten Pause. Dann gehen wir
langsam weiter, nun wieder auf anständigen Wegen. Etwa 4 km hinter St Côme wird
schließlich direkt am Weg eine flache begraste Stelle als brauchbarer Ort für die Nacht
gefunden, es wird langsam dunkel. Um diese Uhrzeit sind wir längst die letzten auf dem
Weg. Mit etwa 28 km die mit Abstand längste Etappe bisher.

Das erste Mal, dass ich unterwegs das Zelt aufbaue; es gelingt auf Anhieb einigermaßen
fehlerfrei, viel schneller als die Zelte der Anderen. Ich gehe sogleich ohne Weiteres
schlafen (ca. 21 Uhr).

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10. Tag Irgendwann nach 8 Uhr wird aufgestanden. Die Andern lassen sich wohl Zeit beim
4. Mai Aufbruch, so gehe ich alleine los; nicht in der Absicht, den Dreien nicht wieder zu
~ 20 km
begegnen, was dann jedoch so eintritt (per SMS erfahre ich einige Tage später, dass
ihnen das Wandern in Frankreich und/oder das Wetter so unbehaglich war, dass sie nach
Portugal gefahren sind, um von dort einen Weg nach Santiago zu nehmen).
Es geht nun, im wesentlichen bergab, durch etwas, das sich ein richtiger Wald nennen
könnte – verknorzelte Bäume, alles über und über bewachsen und bemoost.

Zwischendrin löst sich der Weg so sehr in Matsch auf, dass ich einen dicken morschen
Ast als Wanderstab benutze, um von einer betretbaren Stelle zur anderen zu springen, der
allmählich immer weiter zerbröselt.
Nach etwa 2 Kilometern ist eine Kirche (Église de Perse, 11. Jahrhundert (?)) erreicht,
neben der ein riesiger Friedhof liegt; auf einem Berg in der Ferne ist so etwas wie eine
Burg (?) zu erkennen.

Sie ist zum Glück geöffnet und ich bin alleine dort. Ich bleibe, solange ich noch alleine
bin, in der bemerkenswerten Atmosphäre sitzen.
Dann geht es in die nächste Stadt (Espalion), die eigentlich unweit die Kirche beginnt,
aber sich bis ins Zentrum lange hinzieht. Im Zentrum komme ich an einem Laden für
Wandererutensilien vorbei. Nun kaufe ich mir doch zwei Wanderstöcke, immerhin 50 €.
Den Holzstab lasse ich böserweise vor der Türe einfach stehen.

Die im Reiseführer eingetragenen Cafés kann ich nicht finden. Hier habe ich kein Glück
mit einem Café (so wie gestern), das geöffnet ist und wo man etwas zu essen bekommt.
Den Weg zurück und wieder vorwärts irrend begegne ich X, wir nehmen schließlich
draußen vor einem „Tabac“ Platz; das Essen muss ich in einer Bäckerei besorgen, ich
bringe ihm ein Croissant mit, im Tabac selbst bestelle ich einen Kaffee. Aus
irgendeinem Grund bin ich etwas zittrig in den Händen. Nach diesem Aufwand, endlich
Essen und Kaffee zu bekommen, habe ich keine Lust, Photos zu machen.
Ich breche zusammen mit X auf, er instruiert mich in die Benutzung der Wanderstöcke,
aber alsbald generiere ich meine eigne, vielleicht merkwürdig aussehende Methode. X
kommt immer wieder mit andern Wanderern ins Gespräch, und ich laufe dann meist
schon weiter und warte. Alsbald brauche ich aber eine längere Pause auf einer
Metallbank vor einem Selbstbedienungskaffeestand, immer noch in Espalion, und er
läuft schon voraus.
Nach der Pause geht es mühsam weiter, ausgerechnet an einer Kreuzung mehrerer
Landstraßen lässt die Markierung des Weges zu wünschen übrig und man darf raten. Es

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geht vorbei an einer Kirche, die gerade geschlossen hat, und 3,5 km hinter Espalion
durch ein Dorf. Hier sitzt X vor einem Restaurant und isst zu Mittag. Ich bestelle auch
etwas zu essen, den Tee nach dem Essen trinke ich aber wegen der Kälte lieber im
Innern, wenn auch alleine.
Wir gehen zusammen weiter. Kurz nach dem Dorf ginge der offizielle Wanderweg von
der Straße ab und steil nach oben. X weist mich darauf hin; aus gesundheitlichen
Gründen nimmt er jedoch die Straße. Ob er hier lieber alleine weitergelaufen wäre? Es
geht nun ohne besondere Höhenunterschiede auf einer Landstraße am Fluss entlang, ab
und zu einige mitunter zerfallene Häuschen am Straßenrand; diese Strecke ist um 2 km
kürzer als die offizielle Route.

Im nächsten zu durchquerenden Dorf ist eine (kostenlose) öffentliche Toilette, die wir
benutzen. X geht schon vor. Am andern Ende des Dorfs setze ich mich eine Weile in
eine Kapelle.
Nun geht es an der Landstraße weiter, ein- oder zweimal wird eine weite Kurve der
Straße durch einen extra Wanderweg geschnitten, wobei der Weg gehörig auf und ab
führt.
Nach 12 Kilometern ab Espalion, entlang des Lot, ist Estaing erreicht, von der
Landstraße aus ein bemerkenswerter Anblick.

Über eine alte steinerne Brücke geht es in die Stadt. Im „Café“ gibt es wieder nichts zu
essen (ich esse etwas mitgebrachtes?, heimlich?); im gegenüberliegenden Laden kaufe
ich eine Postkarte mit dem Bild von Estaing darauf, weil ich unterwegs keine Lust
gehabt hatte, für ein Photo extra anzuhalten. Obwohl ich nicht vorhabe, hier zu
übernachten, besichtige ich etwas die Stadt; für die Burg ist keine Gelegenheit mit
Gepäck, also nur für die Kirche.

Während meines Aufenthaltes in der Kirche taucht auch X in Gebärdung eines frommen
Katholiken auf. Ich weiß nicht, ob er mich bemerkt; das letzte Mal, dass ich ihn sehe.
Nachdem das Zelten letzte Nacht geglückt ist, möchte ich es diese Nacht wieder
versuchen. Es sollte sich jedoch nicht ohne weiteres eine Gelegenheit finden. Kurz nach
Verlassen der Stadt beginnt es immer heftiger zu regnen, und großartigen Schutz durch
Bäume oder Gebäude gibt es auch nicht. Ich versuche nun am Straßenrand, das
Regencape über mich und über den Rucksack zu ziehen, was überhaupt nicht gelingen
will (den rucksackeigenen Regenschutz habe ich immer noch nicht entdeckt).
Schließlich gebe ich mich geschlagen und laufe einfach weiter. Nach einem guten

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Kilometer geht es in Serpentinen steil bergauf, immer wieder wird dabei die in weiteren
Bögen verlaufende Landstraße gekreuzt.
Etwa 4 km hinter Estaing (man muss vorher über dieselbe Brücke wieder aus der Stadt
hinaus) wird ein ehemaliges Dorf durchquert, dessen sämtliche Steinhäuser als Ruinen
daliegen. Ich wage es nicht, eine davon als Unterschlupf zu verwenden und gehe weiter.
Nach einigen hundert Metern wird es nun endgültig Zeit, einen Platz für die Nacht zu
finden; da ich nicht gesehen werden möchte, benutze ich dafür einen Forst aus
Nadelbäumen, unter denen es einigermaßen trocken ist, etwa 50m von der Straße
entfernt und um einiges tiefer gelegen, daher vom Weg aus nicht einsehbar. Nachts sind
Geräusche von Tieren ganz in der Nähe zu hören, vielleicht Rehe.

11. Tag Gegen 7h aufstehen. Es geht immer weiter die Landstraße hinauf, ab und zu durch ein
5. Mai Dörfchen; ich friere die ersten ein, zwei Stunden ein wenig; schließlich geht es auf
~20 km
Wanderwegen, auf und ab, durch mehr oder weniger dichten Wald. Erst gegen Mittag,
etwa 10 km entfernt vom Übernachtungsort, ist Golinhac erreicht, wo ich sogar am
Sonntag auf einen geöffneten Dorfladen treffe und einkaufe. Hier bekomme ich sogar
Kaffee und ein frisches Croissant.
Weiter im Dorf ist ein Restaurant, wo ich am Mittags etwas essen könnte. Ich setze mich
vor eine Kirche gegenüber, die Sonne scheint sogar. // Die Irin ist auch im Restaurant,
aber nicht zum Mittagessen. Ob ich mit ihr rede? Jedenfalls lasse ich mein Gepäck neben
ihrem Platz stehen. Sie geht dann weiter. Zur Mittagszeit bestelle ich einen Salat, der sich
als eine ganze Hauptspeise herausstellt. Das Restaurant ist viel zu vornehm für meine
Verhältnisse; ich fühle mich unwohl und bin froh, als ich es wieder verlassen habe.
Nun geht es im großen und ganzen immer weiter bergab. Einige Kilometer weiter geht
die Straße steil hinab bis nach Espeyrac; auf halber Höhe eine kleine Herberge mit
separater Kapelle; hier verweile ich ein wenig, um einer um 17 Uhr (?) stattfindenden
lateinischen Messe beizuwohnen; während der Wartezeit esse ich etwas und kaufe einen
winzigen goldfarbenen Anhänger für den Rucksack. Bei der Messe sind etwa eine
handvoll Leute gegenwärtig, eine ältere Frau (wohl kein Wanderer) ist kundig und
engagiert bei der Sache, die Kommunion wird nur von zwei der Anwesenden
empfangen. –
Im Tal angekommen wird bald Espeyrac durchquert, (?) die dortige Kirche ist schon
geschlossen. Da sich mir beim Durchlaufen nicht ein Quartier anbietet (oder ich gar nicht
vorhatte, eines zu nehmen?), gehe ich weiter. Es geht nun wieder auf schmalen
Wanderwegen bergauf, die Schmerzen werden immer großer, ich brauche immer mehr
Pausen. In der Nähe einer Kuhherde mache ich eine längere Pause . Schließlich erreiche
ich Sénergues; auf einen Platz vor der Stadt mache ich wieder eine längere Pause (19:30).

Die Durchquerung des Städtchens ist unangenehm – um diese Uhrzeit sind längst keine
Wanderer mehr unterwegs, aber immer wieder begegnen mir Leute, in manchen
Unterkünften geht es laut her; ich bin froh, von niemandem angesprochen zu werden und
endlich, immer weiter bergauf, die Stadt hinter mir zu lassen. Ich brauche nun wieder

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dringend einen Platz für die Nacht, von dem ich nicht möchte, dass er vom Weg aus
gesehen wird.
Schließlich beginnt auf der einen Seite des Weges ein Wald (auf der andern Seite sind
Kuhweiden), der einige Schritte vom Weg entfernt von dort aus nicht einsehbar ist
(20:24; heute wurden ca. 22 km zurückgelegt; heute den ganzen Tag alleine gewandert).
Per SMS habe ich von den Dreien (mit denen ich zwei Nächte zuvor gezeltet habe)
erfahren, dass es diese Nacht frieren soll. Ich lege mich mit allen Kleidern in den
Schlafsack. Die Nacht wache ich öfters auf, aber das Frieren hält sich in Grenzen. Auch
die befürchteten Konfrontationen mit Wildschweinen sind ausgeblieben.

12. Tag Ich stehe wieder früh auf, damit mich nicht jemand beim Aufbruch bemerke. Ich friere zu
6. Mai Anfang, aber zum Glück scheint bald die Sonne. Nach einem Stück über Landstraße ist
~~ 27 km
eine Kapelle erreicht, in der ich einige Zeit ausruhe. Es kommt noch ein anderer
Wanderer; seine Gegenwart ist mir irgendwie unangenehm. Nach Verlassen der Kapelle
gehe ich besonders schnell (oder langsam?), um ihn loszuwerden. Auf der Höhe geht es
noch einige Kilometer weiter, bis schließlich der Abstieg nach Conques beginnt. Der
letzte Kilometer (oder weniger) dauert etwa eine halbe Stunde, da der Weg nur aus
unregelmäßig geformten Steinen verschiedenster Größe besteht und jeder Schritt bedacht
sein will.
Schließlich geht es auf einer immer noch sehr steil gepflasterten Straße ins Stadtzentrum
hinab.

Gegenüber des Doms ist ein Café geöffnet. Vor dem Café sitzt eine Gruppe Österreicher
(?), die ich zuletzt in Montbonnet (1. Tag) beim Mittagessen getroffen hatte. Ich lasse
mein Gepäck bei ihnen stehen und gehe im gegenüberliegenden Laden etwas zu essen
kaufen (eigentlich nur Süßkram). Dann bestellt im einen Kaffee und frühstücke am
Nebentisch. Nach dem Essen besichtige ich die Kathedrale, die Sainte Foy geweiht ist, in
einer der Seitenkapellen ist auch Jakobus als Wanderer dargestellt . Ich bin fast alleine im
eindrucksvollen Dom und setze mich kurz hin (ca. 10:30).

// Vor dem Dom ist gerade eine Prozession (?) zuende.


Am andern Ende der Stadt wird eine alte steinerne Fußgängerbrücke überquert (13. Jhd.).
Hinter der Brücke↓ geht eine Treppe bis zum Flüsschen hinab, wo ich kurz verweile;
wieder ein unangenehmer Zeitgenosse (derselbe wie heut morgen). – Nun beginnt der
steile Aufstieg↓ in Serpentinen über 300 Höhenmeter; ich überlege kurz, stattdessen die
Straße zu nehmen, weil deren Gefälle weniger steil ist.

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Zwischendurch eine Kapelle mit als heilkräftig bezeichneter Quelle, aber ich habe keine
Lust, vor dem Erreiche der Höhe eine größere Pause zu machen oder gar das Gepäck
abzusetzen, wodurch ich auf dem Weg schon einmal zum Kleiderwechsel aufgrund der
warmen Sonnenstrahlung gezwungen war.
Nun geht es auf der Höhe an der Straße entlang weiter; den restlichen Tag sollte die
Sonne ziemlich warm scheinen. Nach einiger Zeit esse ich aus den Vorräten zu Mittag.

Nach einigen weiteren Kilometern Straße mache ich vor einem Dorflädchen, wo man
auch warme Getränke bestellen kann, eine längere Rast. Wiederum etwas weiter würde
der offizielle Weg einige hundert Meter bergab und durch die Stadt Décazeville hindurch
führen; es gibt aber auch eine inoffizielle Route, zwar zumeist an der Straße entlang, aber
dafür um einen Kilometer kürzer und mit weniger Gefälle, für die ich mich natürlich
entscheide.
Einige Kilometer weiter ist an der Straße ein „Rastplatz“ für Wanderer (keine Ahnung,
ob noch etwas zu essen oder trinken vorhanden ist) mit einer Sägespänetoilette
(funktioniert wie ein Katzenklo; riecht kaum).

Nun geht es immer weiter schwitzend an der Landstraße entlang, im Wesentlichen


bergab; der ungenauen Karte im Reiseführer ist nicht zu entnehmen, ob man noch
irgendwie auf dem richtigen Weg ist.
Schließlich trifft die Abkürzung in der Vorstadt von Décazeville (knapp 20 km hinter
Conques) wieder auf den eigentlichen Wanderweg. Es geht für einige hundert Meter eine
sehr steile Straße hinauf; oben im Dorf stünde eine Herberge, sie ist aber geschlossen
(weil wenig los ist, hätte man sich wohl telefonisch anmelden müssen, oder sie öffnet
überhaupt noch nicht Anfang Mai). Da es Zeit für einen Lagerplatz wird, nehme ich die
etwas erhöht neben der Straße am Dorfausgang liegende Wiese, die von der Straße kaum
einsehbar ist. Abendessen wieder aus Vorräten. Heute ca. 27 km.

13. Tag Vor 7h aufstehen. Der Weg führt den Berg und über eine lange Brücke in die Stadt
7. Mai Livinhac. Dort kaufe ich etwas zu Essen (in einer Bäckerei?; bekomme ich auch einen
~ 30 km
Kaffee irgendwo?). Gegenüber meinem Sitzplatz eine Kirche, vor der gerade die
französische Flagge gehisst wird (7:42).
23
Es geht nun auf Straßen immer weiter bergauf, alle paar Kilometer ein Dörfchen.

Unterwegs begegnet mir die Niederländerin (vom 5. Tag). Als ich nach kurzer Zeit in
einem Dorf verweile und auf einer Bank ein heute Morgen gekauftes Pizzastück zum
zweiten Frühstück esse (oder zu Mittag – man weiß ja nicht so genau, ob irgendwo etwas
kaufen kann), geht sie schon weiter.
In einem andern Dörfchen ist in der Pfarrei eine kleine Verköstigung für Pilger
eingerichtet (Kaffee, Plätzchen, Stempel...). Ich sitze auf dem Kirchvorplatz und trinke
einen Kaffee. Es ist wieder ziemlich warm heute. Diesmal beginnt der Fuß immer mehr
wehzutun.
Einige Kilometer weiter bekomme ich (gegen 14h?) in einem Restaurant auf einer
Terrasse etwas zu Mittag zu essen; ich war wohl ziemlich verschwitzt, und irgendetwas,
das ich wollte, war nicht verfügbar.
Ich gehe langsam weiter. Möglicherweise ist mir die Niederländerin nochmal über den
Weg gelaufen. Ich brauch immer öfter eine Pause. Nun geht der Weg neben einer
Bundesstraße entlang. Ich setze mich irgendwann einfach an die Böschung ins Gras, da
ich nicht mehr weiterkomme. Wie zu erwarten werde ich in einem solchen Fall von den
Vorbeilaufenden ausgiebig begutachtet.
Irgendwann geht es endlich bergab und ich kann etwas schneller laufen. Fast schon am
Fuß des Berges passiere ich eine Herberge. Ich bin schon ein Stück weiter gelaufen (sie
lag immerhin wohl einen guten Kilometer vor dem anvisierten Ziel Figeac und wohl in
der Absicht, wiederum zu zelten) kehre ich doch wieder um und quartiere mich ein (nach
vier Tagen Zelten waren Duschen und Kleiderwaschen langsam wieder angebracht);
heute knapp 30 km gelaufen. Da es erst Nachmittag ist, laufe ich noch (in den
Barfußschuhen, natürlich ohne Gepäck) in die Stadt und besichtige den Dom und noch
ein oder zwei Kirchen.

In einem Straßencafé nehme ich vor einem Kaffee und benutze das dortige Gäste-
WLAN; bevor ich mit allen Erledigungen fertig bin, fängt es leicht an zu regnen.
Beim Abendessen sitzt ein unangenehmer Zeitgenosse neben mir, der am nächsten noch
fest schlafen würde, als alle andern schon aufgebrochen sind.
14. Tag Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder grau. Ich laufe heute den ganzen Tag alleine.
8. Mai Am Stadtrand von Figeac führt der Weg an einer vielbefahreren Straße entlang,
~ 22 km
schließlich hinter der Stadt den Berg hinauf; auch hier ist der ganze Waldboden

24
moosbewachsen. Auf der Höhe geht es den restlichen Tag fast ausschließlich auf
schmalen Landstraßen, ab und zu wird ein Dörfchen durchquert. In einem von ihnen ist
ein kleiner Dorfladen (inklusive Kneipe?), wo ich draußen etwas kaltes zu Mittag esse; es
ist recht kühl.
Ich gehe bald weiter; in einem Wäldchen fängt es an zu regnen, bald so heftig, dass ich
mich unter große Bäume stelle, wo es relativ etwas trockener ist. Ich versuche es wieder
mit dem Regencape; nach einigen erfolglosen Versuchen kommen Wanderer vorbei und
ziehen es mir hinten über den Rucksack. Den restlichen Tag regnet es mehr oder weniger
heftig in einem fort.
Nach etwa 21 km seit dem Morgen ist fast das Dörfchen Gréalou erreicht. Kurz vor dem
Dorf war laut Beschilderung (oder Reiseführer?), abseits der Straße, eine Herberge
gewesen; aber ich wollte keinen Umweg machen, um am Ende eventuell festzustellen,
dass sie geschlossen sei; jedenfalls war wohl auch an mehreren Stellen des Weges eine
Herberge im Innern von Gréalou, jeweils mit Entfernungsgabe, ausgeschildert; die
Distanz; das Gefühl für die zurückgelegte Strecke wollte allerdings nicht zu diesen
Angaben passen. Jedenfalls war die Herberge in Gréalou geschlossen; eine
Telefonnummer hätte ich zwar gehabt – aber ob man auch für éine Person, die sich
zudem nicht rechtzeitig angemeldet hat, extra öffnen würde? (Auf einer späteren Etappe
wurde ich ja tatsächlich mal abgewiesen). Ich würde also irgendwo im Regen zelten
müssen. Ich verlasse das Dorf wieder, der Weg ist stellenweise eine einzige Pfütze. Ein
weniger hinter dem Dorf begutachte ich, ob eine Wiese zum Zelten taugen würde, aber
sie ist mir zu spärlich mit Bäumen bewachsen, und bei dem Abstecher hole ich mir bloß
nasse Füße. Noch einige hundert Meter weiter ist ein Bäumchen am Weg, hinter ein
sichtgeschützter Platz groß genug für das Zelt vorhanden ist.
In strömendem Regen wird das Zelt errichtet. Wo hab ich die nassen Schuhe und die
Jacke hingetan? Vielleicht unter eine Plastiktüte draußen? – Ich hätte das Regencape
nicht überziehen sollen, denn so ist die Feuchtigkeit von dem schon außen
nassgewordenen Rucksack ins Innere gezogen.
Es ist wohl erst gegen 18 oder 19 Uhr, aber hier ist nichts anderes möglich als schlafen
zu gehen. Heute nur ca. 22 km gewandert, keine Photos, die ganze Zeit alleine, die
meisten Innereien des Rucksacks feucht. Bisheriger psychischer Tiefpunkt der
Wanderung.
15. Tag Morgens nieselt es vielleicht noch. Ich stecke meine Füße mit den frischen Strümpfen in
9. Mai Nylontüten, damit Strümpfe und Füße in den nassen Schuhen trocken bleiben (das
~ 19 km
„Vorbild“ am 1. Wandertag hatte die Tüten glaube ich um die Schuhe drum, was in
meinem Fall jetzt sinnlos gewesen wäre). Nun geht es etwa 10 km (es hat wohl nur ab
und zu genieselt?) auf Wanderwegen weiter . Schließlich geht es bergab nach Cajarc.
Kurz vor der Stadt ist eine geräumige offene Höhle in einem Felsen, an deren einen Ecke
sich wohl ein nicht anwesender Obdachlose einquartiert hat. Da es gerade wieder
angefangen hat zu regnen, sind noch andere Wanderer hier. Frühstück.
In Cajarc wird ziemlich bald ein Restaurant angetroffen. Die Irin ist auch dort. . Nach
einem ausgiebigen Menü ist es gerade dieselbe Uhrzeit, in der gestern der heftige Regen
begonnen hat; und wie gestern dauert das heftigste 30 Minuten lang.

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// Ein paar Häuser weiter liegt zufällig eine Wäscherei. Ich möchte dort meine Sachen
trocknen lassen, wasche sie dann doch noch zuvor fast alle. // Im Tourismusbüro
gegenüber des Restaurants erfrage ich Herbergen in der Nähe; 9km weiter gäbe es ein
Landhaus, in dem ich ein Bett reservieren lasse.
Nun muss ich allerdings noch rechtzeitig diese Strecke zurücklegen. In Cajarc verlaufe
ich mich und muss zweimal nach dem Weg fragen. Es geht am Fluss entlang, an einem
Wehr (?) wird die Straße verlassen, es geht durch einige Dörfchen. Mein Wasser ist
ausgegangen, aber ich traue mich nicht, einen Dorfbewohner zu fragen. Zum Glück stand
im Reiseführer, dass es auf Friedhöfen einen Wasserhahn gibt, was ich nun das erste Mal
ausnutze. Ich lege den Aufstieg von etwa 200 Höhenmetern möglichst schnellen Schrittes
zurück, mache unterwegs eine Pause. Zuerst überhole ich, während der Pause überholt
mich ein eher langsam gehender Wanderer, der sich später, als wir gemeinsam beim
Landhaus ankommen, als ein heute wegen eines Planungsfehlers (?) schon 40 km
zurückgelegt habender Deutscher herausstellt.
Der Aufstieg geht durch ein Wäldchen. Von der Höhe aus erscheinen die Bäume im Tal
vor Vitalität geradezu überzuquellen.

Das Landhaus wird gegen 18h erreicht (?), der Schlafsaal ist fast komplett belegt (ca. 10
Leute). Es wird gemeinsam zu Abend gegessen, was man selber mitgebracht hat, für alle
zusammen gibt es außerdem eine Suppe. In einer Ecke kann man sich auch (wie später
auch in andern Herbergen anzutreffen sein wird) mit einer kleinen Auswahl an Artikeln
wie Lebensmittelkonserven oder Taschentücher käuflich eindecken.
// Ich gehe ein wenig draußen spazieren und mache Fotos.

Wie gewöhnlich geht man zur selben Zeit zu Bett.

16. Tag Ich laufe alleine weiter, den Weg habe ich nicht in Erinnerung. Kurz vor der nächsten
10. Mai Stadt ist am Straßenrand eine Art Park – jedenfalls eine Wiese mit ein paar Bäumen und
~ 20 km
einer oder mehrere Sitzbänken. Auf einer davon mache ich Pause; eine Katze kommt
vorbei; beim Weitergehen laufe ich schneller, damit sie mir nicht folgt.
In Limogne (10km ab heute morgen) kaufe ich in einem Supermarkt (was sich eben so
nennt; in Bezug auf Dörfer und Städtchen ist es etwa mit dem Lädchen in Gertenbach
vergleichbar, in Städten mit einem gewöhnlichen Aldi) Lebensmittel ein. Unweit ist ein
Café (möglicherweise bekomme ich dort etwas Warmes zum Essen).
Ich gehe nun anstelle des offiziellen Weges an der Bundesstraße entlang und spare ein
paar Kilometer. Etwa jeden Kilometer mache ich Pause. Das Wetter ist ziemlich warm.
In Varaires (nach 5 oder 6 km) ist eine Kirche geöffnet, wo Snacks für Wanderer
ausliegen und man unter gewissen Umständen (Jahreszeit? Anmeldung?) übernachten
kann. Ich gehe aber weiter und nehme in einem Café etwas zu trinken; ich muss wohl
wieder arg verschwitzt sein. Unterhalb des Cafés in einem kleinen Park setze ich mich
hin und esse etwas. Hier taucht derselbe Deutsche (?) von gestern Abend wieder auf und

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wir reden ein wenig (? er bleibt heute Nacht wohl hier im Dorf; ? ich sehe ihn zum letzte
Mal).
Nachmittags (gegen 16 oder 17 Uhr?) gehe ich weiter. Es ist immer noch sonnig. Es geht
wieder über Wanderwege an Wiesen vorbei. An einer davon mache ich eine längere
Pause .
Ziemlich plötzlich zieht es zu, wird kühl und fängt bald an zu regnen. Ich reagiere nicht
schnell genug oder finde nicht schnell genug einen geeigneten Platz – oder ich hatte vor,
in der bloß vielleicht 1km vorausliegenden Kirche Schutz zu suchen. Jedenfalls werde ich
äußerlich wieder ziemlich nass. Zuerst lege ich mich am Wegesrand über den Rucksack,
um den Inhalt zu schützen, dann nehme ich alles Gepäck und nehme zwischen den
Bäumen am Wegesrand, wohl durchaus einsehbar vom Weg, ungeplant Quartier. Der
Regen hält nicht besonders lange an, aber nun sitze ich eben hier und habe keine Lust,
nochmal einzupacken und weiterzulaufen. Als es nicht mehr regnet, hänge ich Hose und
Jacke vor den Zelteingang; das Innere des Rucksacks ist trocken geblieben. Heute ca. 20
Kilometer.

17. Tag Am nächste Tag geht es durch das nächste Dörfchen (namens Bach), dann über
11 Mai Wanderwege weiter. Frühstücken auf einer Bank, mich friert. Dann verläuft der Weg ein
~~ 22 km
Stück weit auf einer alten (? gepflasterten) Römerstraße.

Als ich irgendwo am Wegesrand im Gras zu Mittag esse (das Wetter wechselt
mittlerweile zwischen warm, grau oder Regen), kommt der Franzose, den ich am 2. Tag
hinter St Privat getroffen hatte, an mir vorbei. Wir gehen ein Stück, aber dann biegt er
schon bald ab zu seinem Übernachtungsplatz. Ich traue mich nicht, mitzukommen und zu
fragen, ob ich dort, ohne zu übernachten, einen Kaffee bekäme.
Es wird wieder grau und kalt. Nächste Rast in einem Dörfchen; eine überdachte Bank mit
Wasser und Toilette (japanisches Modell ohne Wasser, riecht überhaupt nicht).

Schließlich wird der Weg so eintönig, dass ich zum ersten Mal beim Laufen (über Mp3-
Player) Musik höre. Nach langen Kilometern ein Abstieg. Auf halber Höhe esse ich zu
Abend.

27
Danach verläuft der Weg anders als ich es der Karte entnehme, ich verlaufe mich um
etwa 100 Meter auf eine Wiese. Nun noch ein oder zwei Kilometer weiter. Es will wieder
anfangen zu regnen, während ich zwischen einigen Häusern hindurchlaufe. Nachdem der
Weg auf eine breite Landstraße trifft, wähle ich unweit von ihr am Abhang einen Platz
unter ein paar Bäumen aus. Diesmal entrolle ich das Zelt und tue noch vor dem
Aufrichten der Stangen den Rucksack hinein, damit er auch wirklich trocken bleibe; der
Aufbau gelingt dann auch bis kurz nach Einsetzen heftigeren Regens.
Heute war einer der einsamsten Tage, bis auf die paar Meter mit dem Franzosen war ich
die ganze Zeit völlig alleine, nichts einzukaufen, kein Kaffee.
18. Tag Nun geht es noch etwa 5 Kilometer weiter bis zur Stadt Cahors, den letzten Teil wieder
12. Mai steil bergab; den ganzen Weg über schwanke ich, da Weg, Wetter und Gesundheit mir
~~20 km
die letzten Tage immer mehr zu schaffen machten, zwischen Aufgeben, Weitermachen
oder ein Stück des Wegs per Zug abzukürzen.
Da Sonntag ist, ist das Pilgerbüro am Stadtrand geschlossen. Zum Glück gibt es ein
geöffnetes Café, in dem auch ein Croissant zu haben ist und Akkus aufgeladen werden
können. Ich gehe weiter durch die Stadt, besichtige auch kurz den Dom, in dem man
zweckgebundene Kerzen kaufen und anzünden kann; zur Auswahl stehen: Jesus
Christus, gute Neuigkeit, Heiliger Geist, Jungfrau Maria.

In einem Restaurant esse ich draußen zu Mittag (Fischsuppe, Tagliatelles, Café,


Kaltgetränk: 19,30 €); wieder einmal erscheine ich mir zu wenig „fein“ für diese
Lokalität.
Nach dem Essen einige Zeit auf dem großen Platz sitzen (direkt neben dem Restaurant).

Ich verlasse die Stadt über eine große Brücke aus dem 14. Jhd.; direkt dahinter kommt
ein Aufstieg, anfangs sogar mit Treppenstufen, ähnlich wie nach Conques, aber nur 100
Meter aufwärts; gelingt diesmal ohne Probleme. Von hier oben hat man einen weiten
Ausblick (die Brücke unten links).

28
Es ist nun ca. 15 Uhr ziemlich warm. Es geht auf Straßen weiter. Im nächsten Dörfchen
wieder eine Pilgerverköstigung am Straßenrand mit Kasse des Vertrauens.

Es geht nun, vorwiegend bergauf, auf Sträßchen durch mehrere Dörfchen; es ist nun
schon Nachmittag, längst bin ich ganz alleine unterwegs. Ich möchte eine Abkürzung
nehmen und gehe an der von vielen LKW befahrenen Bundesstraße entlang.

Nach einigen Kilometern hört der Seitenstreifen auf und ich muss die Straße verlassen.
Da meine Karte ungenau ist und im nächsten Dorf die Beschilderung nicht mit dem
übereinstimmt, was laut Karte zu erwarten wäre, verlaufe ich zuerst innerhalb des Dorfes
und verlasse es dann in Ungewissheit auf der Landstraße nach Maßgabe der
Himmelrichtung. Ich komme auf eine Landstraße, die in der Karte verzeichnet ist, gehe
davon aus, dass ich mich also nicht verlaufen habe, und laufe einige Kilometer auf ihr
entlang. Als es anfängt dunkel zu werden (gegen 21h) wähle ich einen großen Baum
unweit der Straße als Zeltplatz.

19. Tag Es geht an der kurvigen Landstraße entlang, früh wird es warm. Zum Glück interessieren
13. Mai sich Autofahrer nicht für mich, ebensowenig einige Feldarbeiter. Nach einigen
~~ 25 km
Kilometern (wohl zwischen 8 und 12) ist Lascabanes erreicht. An einem Kiosk bekomme
ich etwas zu essen und Kaffee. In der nahen Kirche verweile ich ein wenig.

Nun geht es – das erste Mal seit der Bundesstraße gestern wieder auf der offiziellen
Route – auf Wanderwegen etwas bergauf , dann auf der Landstraße zwischen Wald und
Wiese entlang. Neben einer Kapelle mit besonders kitschigen Glasfenstern esse ich an
einem Picknicktisch zu Mittag (ca. 12 Uhr); es ist etwas windig.

29
Nach 8 sich lange hinziehenden Kilometern mit kaum Schatten wird Montcuq erreicht
(ca. 15 Uhr).

Hier nehme ich in einem Restaurant, bei dem die Mittagessenszeit schon vorbei ist, bloß
einen Eisbecher // und kaufe in einem Laden eine Menge Lebensmittel, von denen ich
einige direkt anstelle eines warmen Essens verzehre.
Nun geht es noch einige belanglose Kilometer weiter, bis ich (irgendwann zwischen 20
oder 21 Uhr) neben einer Wiese am Rande eines Dörfchens einen nicht optimal
geschützten Platz zum Zelten einnehme (sofern jemand die Wiese beträte).

20. Tag Hinter dem Dörfchen ein steiler Aufstieg in einem niedrigen Wald. Oben angekommen
14. Mai frühstücken. Ein steiler steiniger Abstieg, dann über eine weite Ebene. In der Ferne
~~ 20 km
erscheint Lauzerte auf einem Hügel.

Am Fuß des Hügels entscheide ich mich leider gegen die Einkehr in ein Café, vielleicht
wollte ich zuerst den Aufstieg in die Stadt bewältigen. Oben in der Altstadt angekommen
finden sich jedoch nur Lokalitäten ohne warmes Essen. Ich nehme etwas zu trinken am
Marktplatz; eine Ecke des Marktplatzes hat ein Eselsohr.

Auf der Suche nach einem Restaurant oder Supermarkt irre ich durch die Stadt, schon

30
außerhalb der Altstadt und talwärts finde ich einen noch geschlossenen Supermarkt
(Mittagspause!) und gegenüber ein Restaurant, wo noch etwas zu essen zu bekommen ist.
Mittagessen bis gegen 16 Uhr. Im Supermarkt einkaufen. Etwas weiter an einer Reihe
Containern umpacken und Müll loswerden.
Nun geht es wieder ins Tal und anschließend, mittlerweile im Grünen (Pause und wieder
etwas essen), wieder aufwärts. Oben angekommen ist ungefähr die Hälfte des Weges
durch Frankreich absolviert. Vom Tal hört man ab und an Schüsse – wahrscheinlich, um
Vögel zu vertreiben; leider wird das Geräusch auf der andern Seite der Hügel nicht leiser.

Beim Abstieg danach am Wegesrand eine Kirche mit einer unbeugsamen Holztür.
Irgendjemand ist wegen irgendwas unhöflich zu mir. Kurze Rast einige Schritte weiter.
Nach einer Weile wird ein Dörfchen durchquert. Hier war wohl eine auf meiner Karte
nicht eingezeichnete Herberge, aber es war schon so spät, als dass ich mich die im Hof
sitzenden Leute getraut hätte, nach einem Platz zu fragen.
Weiter an der offenen Landstraße entlang. Nach einigen Kilometern biegt der
Wanderweg ab. Neben dem Weg auf Gras inmitten einiger Landschaft aus verstreuten
Büschen wird gezeltet, es ist immer noch gutes Wetter.
21. Tag Wie gewöhnlich geht es ohne Frühstück los. Schon früh wird das Wetter ziemlich warm
15. Mai und es sind schon viele Wanderer hier unterwegs. Nach einem kurzen, aber sehr steilen
~~22 km
Aufstieg, den ich relativ gut bewältige, liegt am Weg eine Herberge (?) mit Café. In der
Meinung, dies sei schon der Anfang des nächsten Dorfes trinke ich einen Kaffee (ob ich
auch was esse?). Da sind außerdem noch zwei, drei Leute, mit denen ich kurz
irgendetwas rede. Aber bis zum nächsten Dorf ist es noch ein guter Kilometer weiter,
zuerst noch ein langwieriger Aufstieg.
Ich bleibe auf der Landstraße, um einen oder zwei Kilometer abzukürzen. Sie hat keinen
Seitenstreifen, sodass ich bei herankommenden Autos zwischen den Bäumen am
Straßenrand warte, bis sie vorbeigefahren sind.
Wieder auf dem offiziellen Weg geht es durch ein lang hingezogenes Dorf; vor einer
Kirche raste ich wie etliche Andere auch (ob ich auch zu Mittag esse?; irgendwas war
dort, vielleicht gab es kein Wasser?).Hinter dem Dorf geht die Straße sehr steil nach
unten; am andern Ende des Tales führt ein steiler Weg durch dichten Wald aufwärts.
Nach einiger Zeit auf der Landstraße läuft eine Gruppe an mir vorbei, die an der
Bundesstraße entlang zur nächsten Stadt laufen will. Ich entscheide mich für den
Wanderweg, weil er auf der Karte nicht wesentlich länger aussieht als die Straße; am
Wegesrad esse ich etwas. Es folgt jedoch erst einmal ein langer Aufstieg (während die
Bundesstraße wohl die ganze Zeit leicht bergab geführt hätte), zwischendurch vorbei an
einem Grundstück mit einem äußerst aggressiven Hund. Nach einem kurzen Stück durch
Wald geht es nun kilometerlang auf der offenen Landstraße ohne irgendwelchen Schatten
weiter. Im nächsten Dorf gibt es wenigstens eine Bank (und eventuell Wasser?), die
Kapelle ist jedoch geschlossen.
Beim Abstieg fangen die Unterarme durch die stete Sonnenstrahlung an wehzutun; ich
versuche den Rest des Weges mal zu bedecken, mal sie so zu drehen, dass die Sonne sie
von verschiedenen Seiten aus bescheint. Es geht durch ausgedehnte Häuserreihen (ein
Dorf? mehrere Dörfer? oder die Vorstadt?).
Ungefähr gute 17 km seit dem Aufbruch am Morgen ist endlich Moissac erreicht. Der
Weg zieht sich, immer noch unbeschattet, lange hin. In einem Supermarkt wird

31
eingekauft. In der Stadtmitte angekommen ist dort ein Pilgerzentrum, das bis 18 Uhr (d.h.
noch eine Stunde ab meiner Ankunft) geöffnet hat. Ich bekomme dort im Beisein einer
Helferin einen Kaffee; sie reserviert mir telefonisch für die kommende Nacht (also 16.
auf 17. Mai) ein Zimmer in Espalais (ca. 20 km hinter Moissac) und kann das Gepäck
dort für die verbleibende Öffnungszeit abstellen. Ich laufe in der Nähe durch die Altstadt,
wohl auf der Suche nach einem Geschäft für Wanderutensilien (ich muss irgendwoher
die Information gehabt haben, dass hier so etwas existierte), jedoch erfolglos. Bisher habe
ich 11mal eine Unterkunft genommen, wodurch an jedem dieser Tage fast ein
Fünfzigeuroschein fällig wurde; in Moissac hebe ich zum ersten Mal Geld ab, mit
saftigen Gebühren. Ich kaufe ein Eis und setze mich auf eine Bank vor dem Dom. Am
Domeingang sehe ich zum ersten Mal seit Lyon wieder Polizisten. Es ist nicht mehr viel
Zeit, also schaue ich noch kurz den Dom an, der durch die Musterung der gesamten
Wandfläche auffällig ist.

Neben dem Dom ist noch ein Kloster (?). Gerade schickt sich eine Gruppe an, eine
Besichtigung zu beginnen. Ob ich zuerst eine Eintrittskarte kaufen müsste? Dann wäre
die Gruppe schon weg. Die Zeit wird außerdem knapp. Also gehe ich wieder hinaus,
ohne etwas gesehen zu haben.
Ich nehme mein Gepäck, setze mich einige hundert Meter weiter noch einmal auf eine
Bank am Straßenrand und esse etwas. Nach einem längeren Weg aus der Stadt hinaus,
auch an einem Bahnhof vorbei (den ich aber nicht in Anspruch nehme), gelangt man an
die Garonne. Man hat nun zur Linken die knapp 200m breite Garonne, die eher wie ein
endlos breiter See erscheint, und zur rechten, einige Meter höher, einen schmalen
Seitenkanal. Auf dem kilometerlangen Landstreifen dazwischen gibt es (der nach einige
Zeit endet?) einen Weg auf Höhe der Garonne und einen Fahrradweg auf Höhe des
Kanals. Nach ein oder zwei Kilometern esse ich auf einer Bank am Fahrradweg zu
abend ; ab und zu kommt ein Spaziergänger mit Hund vorbei. (Anstatt am Fluss entlang
zu laufen hätte man auch einen Wanderweg mit bis zu 150m Auf und Ab durch die Berge
nehmen können.)

Richtung Moissac fotographiert


Einige Kilometer hinter Moissac wird es Zeit für einen Schlafplatz. Es lässt sich aber
lange nichts finden, das nicht vom Fahrradweg aus einsehbar wäre. Mittlerweile ist der
Landstreifen unversehens viel breiter geworden, wohl über 100m. Am Rand des Wegs
sind nun einzelne Häuschen, dazwischen Forste aus Bäumen in Reih und Glied
(Platanen?); auf der andern Seite des Kanals kommt ein Dorf, von dort drüben möchte ich
nicht gesehen werden.

32
Ein Stück weiter steht am Weg ein Zelt; es wäre mir unangenehm, gesehen zu werden, so
laufe ich wieder ein Stück zurück. Bevor der Landstreifen breiter wird, ist das Ufer zu
unwirtlich, lauter Rinde und Moder bedeckt den Boden; dort, wo er sich schon
verbreitert, fürchte ich, spätestens am Morgen von Arbeitern gesehen zu werden. Ich
suche mir dann einen Platz am Abhang des Fahrradweges gegenüber einem Forst, der
wenigstens vom Fahrradweg nicht einsehbar ist; muss ich eben am Morgen früh genug
aufbrechen.

22. Tag Gegen halb acht gehe ich nach dem Frühstück los, weiter westwärts entlang des Kanals
16. Mai ↓; vor dem Zelt liegt jemand im Liegestuhl, wohnt wahrscheinlich hier. – Der Weg
> 13 km
zieht sich ganz schön in die Länge und das Wasser ist mir ausgegangen. Vor einem
fabrikartigen Gebäude findet sich zum Glück nach einiger Zeit ein Wasserhahn.

Nach einigen weiteren öden Kilometern eine Schleuse. Die Garonne ist inzwischen nach
Süden abgebogen, zur Linken hat man nun einen weiteren Kanal, etwa 30m breit. Auf der
andern Seite der Schleuse trinken einige Leute Kaffee vor dem Wärterhäuschen; an der
Schleuse steht ein Überqueren-Verboten-Schild; ich wage nicht, die Leute zu fragen, wie
ich trotzdem hinüberkomme und gehe weiter, in der Hoffnung, im nächsten Dorf den
dringend nötigen Kaffee zu bekommen. Aber auch dort wird es nichts. An der staubigen
Durchgangsstraße geht es entlang, das Gehen wird immer mühsamer, es findet sich
nirgends eine geöffnete Lokalität, um etwas zu essen. Hinter der durchquerten Stadt wird
auf einer langen Brücke der Seitenkanal überquert.

Nun geht es durch eine fast baumlose Felderlandschaft noch etwa zwei Kilometer weiter
bis Espalais (nur ca. 13 km ab heute Morgen), wo mir in einer Herberge am Vortag ein
Zimmer reserviert worden war. Kurz vor Espalais hatte ich am Wegesrand an einem See
etwas gegessen; und ich wurde, nun schon reichlich humpelnd, von einem älteren Asiaten
überholt. Ich treffe ihn vor der Herberge wieder, wo etwas zu Trinken für Durchreisende
bereitsteht. Wir reden miteinander – er ist Japaner, wohnt in Australien, ist schon viel in
Europa herumgereist in seinem Leben (im Folgenden T gekannt).
Er übernachtet in Auvillar, der nächsten Stadt, einen guten Kilometer dem Wanderweg
weiter folgend, auf der andern Seite der Garonne. Ich folge ihm (mein Gepäck ließ ich
vor der Herberge stehen, wo noch niemand zu sehen war) bis zu seinem Quartier, danach
besichtigen wir Auvillar, das etwa 50m über der Garonne liegt und über eine steile Straße
zu erreichen ist. Dort ist eine Kirche, die im Laufe ihres Lebens wohl ein- oder zweimal
teilweise eingestürzt und dann in anderer Richtung wieder aufgebaut worden ist, sodass
die alten Mauerüberreste hervorstechen.

33
Wir wollten in einem Restaurant etwas zu Mittag essen, aber Essen gibt es gewöhnlich
nur bis 15 Uhr. In einem Laden kaufe ich Lebensmittel und einen kleinen Regenschirm.
Wir trinken vor einer Art Kneipe sitzend, ich esse wohl auch etwas. Von einem
Aussichtspunkt in Auvillar sieht man weit in die Landschaft hinaus, das
gegenüberliegenden Ufer der Garonne erscheint nach Nordwesten hin ganz mit Forst
bedeckt (Platanen?); in der Ferne ist ein Atomkraftwerk zu sehen.
Ich gehe zurück über die lange Hängebrücke nach Espalais; in der Herberge bekomme
ich ein Zimmer zugewiesen; seltsamerweise mit Klavier. Ich spiele ein wenig, während
das Abendessen zubereitet wird.

Wir essen draußen zu Abend, bis ich absolut satt bin.


?
23. Tag Am nächsten Morgen regnet es. Ich habe es nicht eilig mit dem Aufbrechen und spiele
17. Mai och vielleicht eine Stunde Klavier, ein älterer Mann von der Herberge ist dabei, hat auch
~10 km
einige Noten dort. Da das Wetter aber nicht besser werden will, breche ich gegen Mittag
auf.
In Auvillar esse ich in einem Restaurant zu Mittag. Dort isst auch ein Amerikaner, mit
dem ich kurz irgendwas rede. ?
Ich laufe trotz Regen los, zuerst durch die Stadt, dann ein Stück auf matschigen Wegen,
und wieder für mehrere Kilometer Landstraße; unter einer Autobahnbrücke mache ich
Rast. Der Regen ist heftiger geworden und es bläst ein starker Seitenwind, sodass ich
trotz des gestern erworbenen Regenschirms (wenigstens von links) äußerlich ziemlich
durchnässt bin; bis auf die Schultern ist die Jacke wasserdicht, aber um das Gepäck habe
ich Bedenken. Ein Stück vor mir läuft der Amerikaner, aber er ist zu schnell für mich, ich
sehe ihn erst am Abend wieder. Im nächsten Dorf suche ich einen trockenen Ort; ich
finde einen solchen nur im offenen Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes. Es gibt zwar
nichts weiter zu kaufen, aber immerhin einen funktionierenden Baguette-Automaten. Ich
esse ein wenig vom Baguette und gehe dann, weil es zu kalt zum Verweilen ist, weiter.
Einige Zeit danach wird der Wind so heftig, dass er mir alsbald den Regenschirm zerlegt;
ich lasse ihn einfach am Wegrand liegen. Nun führt die Route von der Landstraße ab,
einen matschigen Weg durchs Grüne hinab. Ich versuche, nicht auszurutschen, aber nach
einigen hundert Metern umfängt bleibe ich wohl an einem Gewächs hängen und lande
der Länge nach im Morast.
Bis zur nächsten Stadt ist sind es noch etwa zwei Kilometer, die ich möglichst eilig
zurückzulegen suche. Dort angekommen ist wenigstens die Kirche geöffnet für ein
Päuschen. Die Herberge innerhalb der Stadt hat dicht gemacht, sodass ich noch einen
guten Kilometer weitermuss. (Ob ich dort ein Zimmer reserviert habe?) Die Herberge
von Villeneuve ist wieder ein umgewandeltes Landhaus, etwa 100m abseits der

34
Landstraße, von einem ausladenden Garten umgeben.

Die Wirtin bietet, meine Kleider zu waschen und zu trocknen; das wäre hier umsonst,
aber man sollte doch für irgendwelche Kinder in Madagaskar spenden, oder
irgendsoetwas. Ich bekomme ein Zweibettappartment in einem separaten Gebäude
zugewiesen mit Badezimmer im Obergeschoss. Mein Zimmernachbar ist P aus Quebec,
mit dem ich mich recht gut zu verstehen scheine und mit dem ich noch bis nach Spanien
hinein immer wieder zu tun habe (keine Ahnung, ob ich ihm mit der Zeit nicht auf die
Nerven ging, er ist immerhin, wenn ich es nicht richtig verstanden habe, genau wie seine
Frau ein wohlhabender Geschäftsmann gewesen.)
Ich tue zuerst duschen und mich ausruhen. Beim von Hausherr und -herrin servierten,
förmlich ausgerichteten Abendessen wird der Amerikaner wieder angetroffen; wie üblich
wird zumeist Französisch gesprochen. Zugegen ist auch ein Franzose, den ich einige
Tage später wieder treffen würde.
Heute wurden nur ca. 10 Kilometer zurückgelegt.
24. Tag An den vormittäglichen Weg kann ich nicht erinnern. In einer weiten flache Landschaft
18. Mai mache ich am Wegesrand Rast. Ich überlege, schon in der nächsten Stadt die Nacht über
~ 24 km
zu bleiben, weil es wieder zu regnen anfangen könnte.

Schließlich dort angekommen, verweile ich einige Zeit in der Kirche und esse auf den
Bänken im offenen Vorbau zu Mittag.

Da der Regen partout nicht zu kommen scheint, entscheide ich mich fürs Weiterlaufen,
aber ich beeile mich, so gut es geht. Zuerst geht es auf einem Fußweg an der
Bundesstraße entlang, später auf Wanderwegen durch Wiesen und Felder, ab und zu
durch ein Wäldchen. Auf einmal treffe ich T auf dem Weg – er hat sich hier mitten in der
Pampa eine Herberge organisiert, weil sein Knie Probleme macht. Ich möchte aber weiter
zur nächsten Stadt.
Gegen 16:30 Uhr zieht sich rasch der Himmel zu; während einer Rest mit Mahlzeit
erfahre ich, dass es bis zur nächsten Stadt – Lectoure –, die doch direkt vor mir im Tal zu
liegen scheint, noch eine Stunde Wegs sein. Also beeile ich mich; ich überlege, ob ich an

35
der Bundesstraße entlanggehen soll, aber sie scheint keinen Seitenstreifen zu besitzen
und ist stark befahren. Also laufe ich der offiziellen Route folgend auf einer Landstraße,
obwohl sie zu meinem Unbehagen bald einen großen Bogen einschlägt. Zuerst geht es
steil hinab ins Tal, der Fuß macht sich mittlerweile unangenehm bemerkbar; am
Straßenrand unter Bäumen ist ein Rasttisch platziert, auf einem Schild wird das
Übernachten (oder Zelten?) ausdrücklich untersagt. Nun geht es wieder bergauf, vorbei
an einem riesigen Friedhof, es fängt schon an zu tröpfeln. Zum Glück ist bald das
Stadtzentrum von Lectoure bald erreicht; ich betrete das Tourismusbüro, um mir einen
Platz für die Nacht zu besorgen, als es heftig zu regnen anfängt. Während der starke
Regen anhält, setze ich mich an einen Tisch und warte .
Als der Regen aufgehört hat, gehe ich einige Straßen weiter zur Herberge, die ich mir im
Tourismusbüro ausgesucht hatte. Auf mein Klingeln geschieht zuerst nichts, dann wird
schließlich von einer Frau (aus der Schweiz) geöffnet, die selber dort zu Gast ist.
Ich esse etwas im Aufenthaltsraum vor dem Kamin etwas Kaltes zu Abend, die
Hausherrin ist inzwischen aufgetaucht, ich bekomme einen Tee (?), und ich solle nicht
auf den Sesseln essen. // Ich gehe ein wenig in der Stadt herum, so gut es der Fuß zulässt,
unter anderem den Dom besichtigen.

25. Tag Gemeinsames Frühstück (wird sind wohl nur zu dritt oder viert). Ich gehe mit der
19. Mai Schweizerin los, zunächst durch die Stadt und wieder ins Tal hinab. Meist auf
~~ 14 km
Landstraßen, viele Dörfchen. Der Fuß macht mir zu schaffen; nach etwa zwei Stunden
Wegs nehme ich eine Abkürzung auf der Landstraße, wir treffen uns im nächsten
größeren Dorf wieder und essen etwas in einem Café. Danach läuft sie alleine weiter.
Ich nehme ab hier eine direkte Abkürzung über die Landstraße, wodurch ich mir einige
Kilometer spare. Der Fuß ist mittlerweile in einem solchen Zustand, dass ich mich alle
paar hundert Meter an den Straßenrand setzen muss.
Nach 6 solchen Kilometern ist La Romieu erreicht (auf der offiziellen wären es doppelt
soviele gewesen);

zufällig läuft auf der Straße die Schweizerin an mir vorbei (das letzte Mal, dass ich sie
sehe). Gegen 12:30 beginne ich mit der Besichtigung der Stiftskirche („Collégiale“)
inklusive Kreuzgang und Garten (das Gepäck bleibt derweil irgendwo stehen).

36
Gegenüber dem Besucherbüro für die Kirche findet sich eine Herberge. Da es nicht
sinnvoll ist, weiterzugehen, quartiere ich mich ein. Zunächst bin ich alleine; es gibt eine
Küche und einen Schlafsaal;

man soll sich selbst einrichten; der Besitzer kommt gewöhnlich nur einmal am Abend zur
Bezahlung und morgens, um Baguette fürs Frühstück zu bringen, persönlich vorbei.
Ich esse in einem nahegelegenen Restaurant zu Mittag (es gab nur das Tagesgericht, in
diesem Fall einen großen Berg Paella – inklusive Kaffee 18,20€) und laufe ein wenig in
der Stadt herum (ohne Gepäck geht das ganz gut); in der Stadt ist eine Art Blumenmarkt;
an einer Stelle wird Flechtkunst angeboten; ich laufe auch wieder ein Stück nach
außerhalb der Stadt, um ihre besondere Silhouette nachträglich zu fotographieren (s.o.).

Irgendwann am Abend taucht der einzige Mitgast auf, ein Franzose mit moderatem
Englisch (den ich Mitte Juli in Lourdes kurz wiedertreffe).
26. Tag Ich gehe alleine weiter, immer, um abzukürzen, auf der Bundesstraße. Die Landschaft ist
20. Mai recht hügelig.
~ 17 km
Nach einigen Kilometern verlasse die Bundesstraße und treffe bald auf den offiziellen
Weg. Das Gehen fällt mittlerweile wieder recht beschwerlich und der Weg zieht sich
länger als erwartet.
Schließlich ist die Vorstadt von Condom erreicht; an einer Herberge, die, wie ich wohl
gelesen hatte, auch als Restaurant dienen sollte, scheint geschlossen. Auf eine Bank an
der Straße macht ich Rast und ziehe die Schuhe aus. In einem Supermarkt wird
eingekauft (Knabberzeug sowie eine Powerbank, um nicht mehr so viel auf Steckdosen
angewiesen zu sein – 11,29 €).
Gegenüber des Doms ist ein Restaurant, wo ich im Freien zu Mittag esse. An einem
Tisch im selben Restaurant sitzen zwei, die schon in Villeneuve mit zu Abend gegessen
hatten.
Danach besichte ich den Dom.

37
Das Gepäck lasse ich irgendwann stehen; für Pilger stehen zwei ältere Frauen mit
Informationen, Getränken und Keksen bereit.
Nach etwa einer Stunde, gegen 16h, laufe ich weiter. Auf Bänken am Wegesrand mache
ich mehrere Pausen. Es geht nun stundenlang über Landstraßen, kaum steht irgendwo ein
Baum. Der Fuß macht weiterhin zu schaffen.
Als es nicht mehr möglich ist, weiterzugehen, um einen passenden Schlafplatz zu finden,
setze ich mich auf eine Wiese und esse etwas, danach errichte das Zelt im Gestrüpp am
Wegrand. Aufgrund seiner Farbe dürfte es hier kaum auffallen (ca. 20 Uhr).

27. Tag Wohl gegen 8 Uhr losgehen. Es ist Nebel. Nach kürzerer Zeit ist die mittelalterliche Stadt
21. Mai Larressingle (eigentlich nur Burg mit ein paar Häusern darum) erreicht, die von einem
? km
Graben umgeben ist.

Über eine Zugbrücke (?) in die Stadt gelangt, finde ich darinnen nichts unzweifelhaft
Geöffnetes, um einen Kaffee zu bekommen.
Ich möchte weiterhin entlang der Landstraße abkürzen (3 km ggü. der offiziellen Route),
aber laufe zuerst in die falsche Richtung, und anschließend bin ich immer noch längere
Zeit unsicher, ob ich die richtige Straße gefunden habe. Das Wetter wird langsam warm
und sonnig.
Schließlich ist Montréal erreicht, der Weg durch die Vorstadt ist kaum zu bewältigen. Im
Touristenbüro lade ich Akkus auf. // Einkaufen in einem Lädchen // Ein Restaurant
scheint nicht vorhanden, also etwas trinken in einem Café am zentralen Platz. Ich treffe
P, er erzählt etwas von einer Römersiedlung (?) in der Nähe und wie ich dorthinkäme.
Ich trinke Saft auf einer Bank inmitten des Platzes. Dann verweile ich in einem Park
einige Zeit mit ausgezogenen Schuhen.

38
Auf dem Rückweg zum Zentrum komme ich wieder an dem Café vorbei; dort sitzt nun T;
er gibt mir etwas von einer Salbe für den Fuß; (?) die Stelle wird ordentlich warm.
Ich gehe bergab, um die Stadt zu verlassen; auf einem Rastplatz an der Bundesstraße
sitze ich eine Weile und esse etwas. Dann gehe ich den bezeichneten Weg in Richtung
Römersiedlung, es soll sich wohl so um 2 km Strecke handeln (worin etwa ein Kilometer
Umweg gegenüber der offiziellen Route inbegriffen ist). Die Sonne brennt heiß; ich
komme erst kurz vor 19 Uhr an, da ist schon alles geschlossen. Es hätte auch nichts
spektakuläres gegeben – bloß ein paar Ruinen und einen überdachten Weg darüber hin.

Die Straße weiter ist als privat ausgezeichnet, ich wage nicht, sie entlang zu gehen,
obwohl ich so einige hundert Meter Umweg in Kauf nehmen musste. Irgendwann am
Straßenrand esse ich zu abend. Ich treffe nach unerwartet langer Zeit wieder auf eine
Bundesstraße und gehe dort ein Stück entlang, um schließlich wieder auf den offiziellen
Weg zu treffen.
Gegen 21:00 raste ich kurz auf einer Wiese, solange noch etwas die Sonne scheint, dann
gehe ich weiter durch Weinplantagen. Hier würde sich nirgendwo ein geschützter Platz
für die Nacht ergeben, also zelte ich eben auf einem Wiesenstreifen am Wegrand. Kurz
bevor es ganz dunkel geworden ist, ist das Zelt aufgebaut (kurz vor 22h).

28. Tag Sehr früh breche ich auf, irgendwo sind Traktorgeräusche zu hören (?). Es geht immer
22. Mai weiter durch Weinplantagen, das Gras ist nass, und die Nässe dringt in die Schuhe.
? km
Nach etwa zwei Stunden das erste Dorf; in einer kleinen Herberge sind wohl noch Leute,
aber ich wage nicht, nach Kaffee zu fragen. Vor dem Eingang zum Friedhof frühstücke
ich. Danach geht der Weg weiter auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke (die Schienen
sind entfernt), die ganze Zeit unter Bäumen; der Weg ist zwar flach und gut zu laufen,
aber zieht sich in endloser Eintönigkeit dahin. Unterwegs wieder jemand mit Esel, ich
möchte alleine laufen und versuche, schneller zu sein. Als ein Dorf (?) durchquert wird,
scheint der Mann mit dem Esel dort zurückbleiben (vielleicht wegen Futter), und ich
stelle fest, dass es sich eigentlich um ein Pferd gehandelt hat.
Ausgerechnet an diesem Tag ist die erste Bäckerei in Eauze geschlossen. Einige hundert
Meter weiter bekomme ich aber endlich den ersten Kaffee für heute. Auf einer Bank esse
ich ein wenig. Tourismusbüro? Dann wird der Dom besichtigt.

39
Etwas weiter finde ich einen Laden, in dem ich einiges zu essen kaufe. Gegenüber ist
eine Pizzeria, wo ich irgendeine ausgefallene Pizza zu Mittag esse. Dann gehe ich wieder
hinauf auf den Domvorplatz, wahrscheinlich, um dort eventuell T wiederzutreffen. Ich
trinke einen Café in einem Restaurant und treffe irgendwen anderes, aber nicht den
Gewünschten.
Irgendwann nach 14 Uhr geht es weiter. Es dauert nicht allzu lange, bis die Stadt
verlassen ist; schließlich mache ich außerhalb der Stadt eine ausgiebige Pause auf der
Böschung am Wegrand. Es geht nun einige Zeit auf Wanderwegen weiter bis auf eine
stürmische Höhe. Hier wieder Rast und essen (bis ca. 18 Uhr).

Für den weiteren Weg fehlt wieder die Beschilderung, ich fürchte mich zu verlaufen.
Nach einem Kilometer durch Weinplantagen (?) geht es in ein Wäldchen. Abseits des
Weges an einem Bach finde ich eine nicht einsehbare Stelle für die Nacht.

29. Tag Am nächsten Morgen ist es wieder warm und sonnig. Nach kurzer Zeit holt mich ein
23. Mai Belgier ein, wir gehen zusammen bis zum nächsten Dorf. Dort kaufen wir im Lädchen
? km
ein, dann muss ich aber erst frühstücken, er geht weiter.
Ich trinke etwas in einem Café (vielleicht gab es auch was zu essen); irgendjemand treffe
ich dort auch an. Dann geht es ein Stück weiter an der lauten Bundesstraße , danach
zumeist durch eine schattenlose ländliche Gegend.
Irgendwann auf der Höhe eines Hügels ist eine Ausstellung mit ein paar Dutzend
überlebensgroßen Portraits von Pilgern (gezeichnet?). Der Fuß macht sich wieder
bemerkbar. Irgendwann begegnete ich einer Pfälzerin, wir gehen zusammen bis Nogaro.
Weiter möchte ich heute nicht, sie geht weiter (wir sehen uns nochmal am letzten Tag vor
der Pyrenäenüberquerung).
Ich esse in einem Restaurant zu Mittag, unterhalte mich dabei mit einem Niederländer (?)
und suche dann eine bestimmte Herberge, die ich trotz mündlicher Wegbeschreibung
nicht finden kann; ich muss zuerst in der kommunalen Herberge mir den Weg dorthin
zeigen lassen.
?
Ich gehe einkaufen, reserviere im Tourismusbüro Zimmer für die nächsten zwei Nächte
und besichtige die Kirche.

40
Eine größere Gruppe hat sich in der Herberge ein ausgiebiges Abendessen zubereitet; ich
bekomme ein paar Happen ab. Abendessen und Bett habe ich in dieser Herberge nicht
bestellt, sondern zelte (als einziger) auf der Wiese im Garten. Nachts fängt es bald an zu
regnen, irgendwas von meinen Sachen wird nass, ich ziehe um unter die überdachte
Terrasse.

30. Tag Beim Losgehen ist es grau, regnet aber noch nicht. Ein langer Aufstieg durch die Stadt;
24. Mai bei den letzten Häusern fängt es an zu nieseln. Es geht ein Stück über Fußwege weiter,
~16 km
dann nur noch auf Landstraßen.
Irgendwann fragt mich ein vorbeifahrender Autofahrer, ob er mich mitnehmen soll, was
ich ablehne. Nach einigen Kilometern ein Dorf mit einer geöffneten Kirche; der Vorbau
ist überdacht, hier gibt es Gebäck und warmen Kaffee. (ca. 11 Uhr)

Ich warte hier, dass der Regen nachlässt und die Kleider etwas trocknen; die Wolken
hellen sich langsam auf, aber so richtig will es nicht nachlassen. T kommt vorbei. Wir
gehen zusammen weiter; der Fuß macht sich deutlich bemerkbar, ich bleibe hinter ihm
zurück.
Es geht durch waldige Gegend, zuerst durch Morast, dann zumeist auf Landstraßen.
Zwischendurch hört kurz der Regen auf, ansonsten regnet es mehr oder weniger stark bis
zum Abend.
Kurz bevor die Herberge für diese Nacht, die einige hundert Meter abseits der Route
liegt, erreicht ist, fängt es wieder heftig an zu regnen. T ist schon dort und wartet
draußen, ebenso eine Katze. Im Obergeschoss des Landhauses gibt es zwei große
Schlafräume. Er hat ein Bett neben einer Niederländerin (nicht die von vor drei Wochen).
Ich möchte die Powerbank aufladen, sie verhält sich aber anders als in der Anleitung
beschrieben, ich fürchte, dass es misslingt. Nasse Sachen hänge ich auf, die besten Plätze
vor dem Kamin sind schon belegt.
Abendessen koche ich mir selber (keine Ahnung, ob die anderen auch alle separat
gegessen haben). Gegen 20h klart es auf, ich gehe ein wenig spazieren .

41
31. Tag Ob die nassen Sachen alle getrocknet sind?
25. Mai Gemeinsames Frühstück. Einer der Gäste humpelt anschließend, während alle Anderen
~ 12 km
aufbrechen, wieder in sein Zimmer. Von der Hausherrin erfahren wir, dass die Familie in
die Pyrenäen Schifahren geht, mit dem Auto seien sie ziemlich nahe.
Mit T und der Niederländerin zusammen breche ich auf. Nach einigen Hügeln geht es
durch eine gänzlich flache und eintönige Landschaft dahin. Auf der Landstraße sind hier
und dort einige Pfützen auf ganzer Breite, sodass die Füße etwas nass werden. Unterwegs
auch einige Eukalyptusbäume.
Nach einigen öden Kilometern ohne irgendeine Sitzgelegenheit wird Barcelonne erreicht,
wo die Niederländerin übernachtet. Ich hatte mir vor zwei Tagen (in Nogaro) einen Platz
in der nächsten Stadt reserviert. Mit T gehe ich weiter. Die Vorstadt zieht sich lange hin,
ich bleibe wegen dem Fuß immer weiter zurück. Damit ich T nicht ganz verliere, mache
ich unterwegs kein Rast, etwa um Kaffee zu trinken.
Es geht über eine Brücke über einen breiten Fluss, danach in die Innenstadt von Aire-sur-
L’Adour.

In der Innenstadt klingle ich an meiner Herberge. Ein unfreundlicher Mann kommt
schließlich heraus, was ich da wolle, es sei alles voll, jemand mit meinem Namen hätte
hier nichts reserviert (die Herberge ist ausgeschrieben als von einem orthodoxen Priester
geleitet). Mit T gehe ich zurück in die Stadt, ich brauche dringend etwas zu essen. Über
Handy reserviere ich mir schnell in der Herberge, in der er unterkommt, auch einen Platz.
Schließlich essen wir bei einem Vietnamesen zu Mittag. Danach der steile Aufstieg bis
zu einem ehemaligen Kloster, in dem heute Übernachtungsmöglichkeiten sind; der große
Raum dient als Speisesaal, die Nebenräume zur Übernachtung.

Gegen 14:30 gehe ich alleine noch einmal hinunter in die Innenstadt, um einzukaufen
und die Kirche anzuschauen. Auch das Tourismusbüro wurde heute aufgesucht (entweder
gleich beim Betreten der Innenstadt oder jetzt bei der Besichtigung; vielleicht um
Zimmer zu reservieren).

42
Ebenfalls Besichtigung der Kirche gegenüber der Herberge. (bis ca. 16:00).

?
Gemeinsames Abendessen (Nudeln; von der Menge her viel zu viel). T füllt sich auf
mein Anraten heimlich vom Wein etwas in eine Plastikfasche.
32. Tag Wir brechen zu zweit auf. Zuerst ein Weg durch eine endlose Vorstadt. Dann ein
26. Mai Wanderweg an einem See entlang. Schließlich eintönige Wege an riesigen Feldern
~ 18 km
entlang. Zwischendurch steht mitten auf dem Weg eine junge Frau (im Folgenden C
genannt) und schreibt Textnachrichten. Ein Stück weiter setzen wir uns mitten auf dem
Weg für eine Pause. C läuft an uns vorüber. Die Niederländerin kommt vorbei, ich gehe
zusammen mit ihr ein Stück, dann aber alleine schneller, um C vielleicht einzuholen;
nach einigen Kilometern (immer noch an Feldern entlang) vermute ich, dass ich sie
irgendwo unversehens überholt habe (ich treffe sie in Navarrenx wieder). Schließlich
bemerke ich, dass hundert Meter hinter mir T steht und winkt; er geht einen andern Weg
als ich, zur nächsten Herberge; laut meiner veralteten Karte hätte die Wanderroute dort
vorbeikommen sollen, sodass ich erwartet hatte, ihn dort anzutreffen (wir sehen uns nicht
wieder, wegen seinem Knie setzt er den Weg nicht fort, sondern wandert stattdessen für
einige Tage an den Pyrenäen entlang, schreibt er mir). Ich setze den öden Weg fort.

Nach einiger Zeit geht es von der Straße ab. In einem Wäldchen abseits des Weges esse
ich kurz zu Mittag, es droht wieder zu regnen.
Kurz vor dem Dorf Miramont überquere ich eine Landstraße. Unvermittelt hält ein Auto
an, eine Frau steigt aus und fragt mich aus, sie hat (zufällig?) gerade einen Haufen
Süßigkeiten im Auto, ich bekomme mehrere Tüten in die Hand gedrückt. Es tröpfelt
schon, ich habe es eilig.
Noch über einen Hügel hinweg findet sich das Dorf und die Herberge. Dort muss zuerst
das Gepäck mit Insektenspray desinfiziert werden; dann wird man in eine Altersgruppen-
Statistik eingetragen; schließlich bekommt man noch ein „Herbergsticket“ mit Name und
Datum. Ich gehe ein Stück des Wegs zurück bis zur Kirche am Ortseingang.

Auf einer Bank auf der Wiese vor der Kirche sitze ich eine Weile; im Dunst in der Ferne
sind die Pyrenäen zu sehen.

43
Gemeinsames Abendessen, ca. 20 Leute. In meiner Nähe eine ältere Amerikanerin, deren
Gehabe mir unangenehm ist, und eine junge Deutsche; beide zusammen treffe ich noch
mehrmals wieder. Heute ca. 18 km.
33. Tag
27. Mai In der Nacht übergibt sich jemand lautstark und langwierig.
~ 27 km
Heute wieder den ganzen Tag alleine auf mehr oder weniger gut begehbaren Wegen. Im
nächsten Dorf mache ich kurz Pause in der Kapelle. Danach überhole ich die
Niederländerin. Danach geht es etwa ca. 2km bergauf und bergab durch einen
aufgeweichten Weg. Hier komme ich an dem Franzosen vorbei, der in Villeneuve mit bei
Abendessen saß, und an der Amerikanerin; ersterer zieht sein Gepäck in einem
Handwagen hinter sich her, was beim aktuellen Terrain etwas unpraktisch ist. Im
nächsten Ort verweile ich etwas in der Kirche . Nach einem steilen Anstieg nehme ich
wieder eine Abkürzung auf der Landstraße entlang. Der Fuß erfordert häufiges Anhalten.
Etwa 15km hinter Miramont beginnt endlich die Stadt Arzacq-Arraziguet. Ich überhole
eine sehr langsam vorankommende Frau. In der Stadtmitte versuche ich, in der
kommunalen Herberge unterzukommen, aber da ist gerade kein Personal; die
Amerikanerin und die Deutsche sind auch hier. In einem nahen Restaurant sitzt der
Franzose mit dem Handwagen, er lädt mich zum Essen ein (er läuft später in Logroño
noch einmal an mir vorüber).
Zurück an der Herberge ist immer noch keiner da, aber es scheint wenig Aussicht zu
geben, hier ein Bett oder die Erlaubnis zum Zelten zu bekommen, also gehe ich eben
weiter.

Einige Kilometer weiter ein kleines Dorf, dort steht ein Schild, man könne dort
übernachten. Irgendwann klopfe ich, aber niemand öffnet. Ich gehe weiter, nach einiger
Zeit fängt es an zu regnen, ich warte unter einigen großen Bäumen, die mir gerade recht
kamen, vielleicht eine Viertelstunde lang ab, bis der Regen nachlässt.
Im nächsten Dorf ist die Kirche geöffnet, es gibt auch öffentliche Toiletten, um Wasser
zu besorgen. Ich verweile in dem Ort ein wenig.

Es ist eine nahe Herberge ausgeschildert. An der Landstraße entlang laufe ich die 2 km
bis dorthin. Niemand ist zu sehen. Vor dem Landhaus setze ich mich hin und warte;

44
durch das Fenster sehe ich auf der gegenüberliegenden Wand den WLAN-Code hängen,
kann ihn aber auf die Entfernung nicht sehen. Nach etwa einer halben Stunde kommt ein
Mann und sagt, ich hätte mich anmelden müssen. Er fragt für mich telefonisch im
übernächsten Dorf nach einem Bett an. Bis dorthin sind es 7 Kilometer, um 19 Uhr gäbe
es Abendessen. Gegen 17h laufe ich los, bergauf auf einer Landstraße, dann auf
Wanderwegen durch ein tiefes Tal, ab dem nächste Dorf wieder auf der Landstraße.
Gegen 19:20 komme ich in Lareulle an, man hat mit dem Essen auf mich gewartet.
Neben mir ein steifer Franzose, dem ich später noch ab und zu begegne.

34. Tag Ich lasse mir von der Hausherrin die Telefonnummer einer Herberge für heute Abend
28. Mai geben; ich soll selbst anrufen, zum Glück funktioniert es auf Englisch.
~25 km
Ich gehe alleine weiter. Der Weg ist die ersten Kilometer eben, aber eintönig.

Beim Laufen höre ich wieder Musik. Unter Bäumen warte ich einen Schauer ab.
Schließlich einen steilen Berg hinauf nach Castillon (12 Uhr). In der Kirche verweile ich
ein wenig.

Dann auf der Landstraße weiter, inzwischen im Sonnenschein, geht es zu einer alten
Kapelle, vor der ich mich auf eine Bank setze und esse (13:30).

Das Wetter scheint wieder schlechter zu werden; ich beeile mich, nach Arthez-de-Béarn
zu gelangen; die Stadt scheint im Wesentlich nur aus einer kilometerlangen Straßenzeile
zu bestehen. Es fängt an zu regnen. Unter dem Vordach des Postbüros warte ich
schließlich ab, bis es aufhört. Ein Café schließt gerade, in der ganzen großen Stadt ist
nichts zu sehen, wo man einen Kaffee bekommen könnte.
Als die Stadt weitgehend bewältigt ist, fängt es heftig an zu regnen. Ich komme an einem

45
überdachten Wandererrastplatz vorbei, aber da sitzt schon jemand, ich gehe weiter. Der
Regen hört bald auf und die Sonne trocknet die Kleider bald wieder. Irgendwann nach
dem nächsten Dorf setze ich mich an den Feldrand und esse ein wenig. C läuft an mir
vorbei.
Ziemlich erschöpft komme finde ich den Weg nach Argagnon. Der Besitzer ist
Engländer; ich erfahre, dass P schon da ist (ich kriege zuerst einen Schreck, weil ich den
Namen mit dem des Franzosen verwechselte, der die ersten Nächte so desaströs
geschnarcht hat, aber es ist wieder der Kanadier, wir haben auch wieder ein Zimmer für
uns). Im Zimmer haben wir unsern eigenen Wasserkocher sowie eigne Getränke
(Teebeutel, Kaffeepulver).
Duschen und Kleider am Waschbecken waschen. Von der Terrasse sieht man in den Hof,
mit vietnamesischem Schwein und Geflügel irgendwo.

Beim Abendessen sitzen einige von denen, die letzte Nacht schon in Lareulle zugegen
waren, darunter auch der steife Franzose. Die Unterhaltung läuft wieder auf Französisch.
Das Schwein schläft schon.

35. Tag Ich breche als letzter auf. Im nächsten Dorf (2 km entfernt) gehe ich einkaufen – u. a.
29. Mai Geschirrschwämme als Einlagen für die Schuhe. Auf einer Landstraße geht es durch
~ 25 km
Felder, es regnet ein wenig (?); dann geht es etwa 100 m Höhenmeter empor über einen
Berg. Bald wird es ziemlich warm. Zumeist geht es über Landstraßen, ab und über
Fußwege, die dort, wo sie im Schatten liegen, immer noch von vergangenem Regen
völlig aufgeweicht sind. Nach einigen beschwerlichen Kilometern und einer Pause neben
einem kläffenden Hund wird endlich ein Dorf mit Kirche erreicht, die ich kurz besichtige.

Es gibt auch ein gut besuchtes Restaurant. Ich esse zu Mittag. Sehr weit wollte ich heute
nicht gehen, aber ein Franzose kommt auf mich zu – er habe in Navarrenx ein Bett
reserviert, sich aber nun umentschieden, ich könne es haben. Ich rufe dort an und bestelle
das Bett auf meinen Namen; der Besitzer ist Deutscher. Allerdings sind es bis dorthin
noch 16 km, fast schon mehr, als ich an dem Tag überhaupt zurücklegen wollte; und es
war schon 14 Uhr.
Ich versuchte mich zu beeilen, aber bald zwang der Fuß zu Langsamkeit und vielen
Pausen. Der steife Franzose holte mich ein. Wir gingen ein wenig zusammen – auf
gerade Strecke funktioniert das einigermaßen in akzeptablem Tempo. Bei einem steilen
Abstieg konnte ich endgültig nicht mehr mithalten. Er ging voraus und wartete an einem

46
Rastplatz. Er ging voraus und wollte in der nächsten Stadt warten – er würde nicht in
derselben Herberge wie ich unterkommen, also was meinte er? am Stadtrand?; ich habe
ihn an diesem Tag nicht mehr getroffen.
In sehr bescheidenem Tempo schaffte ich es bis zum nächsten Dorf. Von hier aus hieß es
die letzten zwei Kilometer etwa alle ein-, zweihundert Meter Rucksack aus und hinlegen,
bis der Fuß für kurze Zeit wieder zu benutzen war. Zum Glück war auf der Landstraße
und dann in der Stadt eigentlich niemand auf der Straße. Unterwegs wurde ich angerufen,
wann ich käme, man wolle eine Waschmaschine anwerfen. Gegen 19h (?) bin ich dann
wohl in der Herberge in Navarrenx angekommen.
Duschräume im ersten Stock, Schlafsaal im zweiten Stock; die Treppen waren mir
beschwerlich zu bewältigen.
Gemeinsames Abendessen, C saß neben mir, um uns herum eine Gruppe französischer
Rentnerinnen; eine davon (ich nenne sie L) sprach gut Englisch, wir verabredeten uns,
den nächsten Tag zu zweit zu wandern.
36. Tag Mit L und C gemeinsam einkaufen und losgelaufen. Kurzes Verweilen in der Innenstadt
30. Mai auf der Stadtmauer.
~ 20 km

C verließ und schon im Vorort von Navarrenx, wo sie die Nacht blieb, um jemanden zu
treffen (?). Mit L recht bald auf den Wanderwegen im Wald verlaufen. Wir kamen auf
die Bundesstraße und sie fragte ein Auto, in welche Richtung wir laufen müssten (sie
war zuerst mit mir gegenteiliger Meinung). Einige Kilometer bei blauem Himmel auf
der Straße, im Wesentlichen bergauf.
Dort, wo schließlich der Wanderweg unsere Straße kreuzte, war eine Fabrik für
Stopfleberprodukte, draußen ein Verkauf, und man konnte Getränke bestellen. Der
Besitzer riet uns davon ab, bei seinem Nachbarn einzukehren, also blieben wir vor der
Fabrik draußen sitzen, aßen von unsern Vorräten, (?) ich bestellte einen Kaffee. Danach
schauten wir aber doch einmal beim Nachbarn vorbei. An einer Wiese mit Pferd und
Esel vorbei kamen wir zu einem Haus mit einen Tischen und Bänken davor. Hätten wir
es besser gleich hier versucht.

Wir bestellten irgendetwas zu essen und zu trinken und verweilten ein wenig dort (bis
ca. 14 Uhr).
Dann wieder auf freier Landstraße weiter. Unterwegs überholte uns der steife Franzose.
Ein oder zwei Dörfer weiter eine besonders üppige private Wandererverköstigung (wie
immer mit Kasse des Vertrauens), wo wir wiederum verweilten.
Um den umständlichen Wanderweg abzukürzen ein Abstecher über eine Weide (?) und
einen Zaun. Dahinter ein Stück Bundesstraße, dann wieder Landstraße – nun im
Baskenland.
Irgendwann nach einem Dorf eine Pause im Schatten einiger Bäume. Wiederum ein
Stück weiter war eine Raststätte angekündigt, aber wir bemerkten nichts. Zwischendrin

47
hervorragende Aussicht auf die schneebedeckten Berge. Schon reichlich langsam
geworden blieb ich, als wir ins Tal kamen, zurück; beim Aufstieg in die Stadt kamen
wir an dem Eselmann mit Esel vorbei (siehe 1. Tag), der gerade mit Essen beschäftigt
war. Wir nahmen gleich die erste Herberge am Ortseingang von Aroue; ich zeltete
wieder auf der Wiese (kostenlos (?), diesmal ohne Regen), anstatt mir eine Pritsche zu
leisten.

Ich schaute mir alleine die Kirche an (der Schlüssel war irgendwo hinterlegt).

Die Straßenschilder waren mittlerweile zweisprachig.

Abendessen gab es kein gemeinsames, man konnte sich aber am Nachmittag, als die
Bezahlung geregelt wurde, in der Herberge etwas zu essen kaufen; außerdem standen
Herd und Geschirr zur Verfügung.
Im überdachten Vorraum waren mehrere lange Tische. An einem davon saß eine
Deutsche, die auch in dem Kloster in Aire-sur-L’Adour schon zu Gast war, und
unterhielt sich mit einem Österreicher, der von zu Hause aus losgelaufen war und jeden
Tag 40km zurücklegte; sie nahmen keine Notiz von mir, und ich entfernte mich alsbald.
Auf der Wiese hinterm Haus graste der Esel;

da der Eselmann aber nur Französisch sprach, fing ich kein Gespräch mit ihm an.
Heute ca. 20 km.
37. Tag L wollte wieder zu ihrer Gruppe, also ging ich alleine weiter. In Aroue nahm ich eine um
31. Mai 3 km kürzere Route über Landstraße alternativ zur Hauptstrecke, heute wieder den
~ 24 km
ganzen Tag Sonne. Mit zwei Leuten fing eine Unterhaltung an, aber als ich eine Kirche
abseits des Weges anschauen wollte, gingen sie einfach weiter. Die Kirche war
geschlossen; nebenan auf dem Friedhof frühstückte ich. Zwischendrin kam der steife
Franzose kurz vorbei.

48
Nach eintönigen Kilometern bergauf und bergab an einem ziemlich steilen Hang ein
Traktor, der so aussah, als müsse er jeden Augenblick hintenüber kippen; ein kurzes
Stück weiter L mit ihrer Gruppe unter einem Baum beim Rasten. Um nicht zu stören,
ging ich weiter. Bald zweigte die alternative und hoffentlich weniger beschwerliche
Route (die offizielle wäre 3 km länger und mit einem langen steilen Anstieg versehen)
von der Landstraße ab und verlief mit ungenügender alternativer Beschilderung durch ein
Dorf, danach an Weiden↓ vorbei (13:19). Nach einigen Kilometern Uhart-Mixe mit
vielen auffallenden Häusern (weiß gestrichen, aber das Holz kräftig rot).↓

In der Kirche standen für Vorbeikommende Cola und Becher bereit. Ich suchte etwas zu
essen und Kaffe und fand (möglicherweise hatte ich davon irgendwo bereits erfahren)
einen Getränkeautomaten, an dem wenigstens Kaffee zu bekommen war. Als ich es
danach noch mit einer Suppe versuchte, misslang das, vielleicht war das Wasser
ausgegangen. Am Friedhof gegenüber bekam ich Wasser. Neben der Kirche im Schatten
aß ich zu Mittag.
Irgendein Dorfbewohner sprach mich an und zeigte mir schließlich unnötigerweise den
Weg. Die schmale Landstraße führte steil bergauf; oben wieder eine Rast. Nach einigen
Kilometern das nächste Dörfchen, die Kirche geschlossen. Der Rest des Weges
weitgehend ohne Schatten.

Kurz vor der nächsten Stadt lag der Weg noch einmal im Schatten und war wieder
entsprechend aufgeweicht. Irgendwann zwischen 18 und 19 in Ostabat angekommen.
Ich erfuhr irgendwo von andern Wanderern, dass man auf einem schmalen Stück Wiese
mitten im Dorf zelten dürfe und es öffentliche Duschen gebe.

Ich kaufte ein, bestellte trank einen Saft. Über dem Laden war wohl eine Herberge;
irgendwann sah ich P die Außentreppe hinaufgehen; ich rief ihn, ohne dass er reagierte.
Ich ging ihm einfach hinterher bis auf die Terrasse im ersten Stock und unterhielt mich
mit ihm, (?) während er seine Wäsche aufhängte; ich klärte ihn darüber auf, dass Google
Maps bei der Berechnung der Zeitdauer für Fußwegstrecken die Laufgeschwindigkeit

49
mit 5 km/h berechnet, Wanderführer jedoch mit 4 km/h; vielleicht war es auch hier, dass
er uns Zimmer in Orisson (s. übernächster Tag) reservierte; wir verabredeten uns dann
wohl auch für den nächsten Morgen. Den Sonnenuntergang verbrachte ich vor dem
Zelteingang. Schließlich bauten hinter meinem noch zwei, die schon vor dem Dorfladen
saßen und alles um sich herum ignoriert hatten, ihr Zelt auf; in der Nacht nervten sie
eine zeitlang (Musik oder lautes Reden?).
38. Tag Irgendjemanden suchte ich am Morgen, L oder P. Ich fand schließlich beide in einem
1. Juni Herbergs-Restaurant. Mit P würde ich heute fast die ganze Strecke gemeinsam laufen.
~ 22 km
Fast die ganze Zeit auf der Landstraße, ohne Schatten; die offizielle Route hätte viele
Steigungen und Gefälle gehabt und wäre 3 km länger gewesen. Zwischendurch ein Laden
mit baskischem Käse. Ich machte irgendwann einen Umweg, weil ich einen Kaffee oder
Mittagessen wollte; ich hätte auch, was er bezweifelte, eine Gelegenheit gefunden, die
ich aber nicht aufsuchte, um ihn nicht abzuhängen. Im nächsten Dorf traf ich wieder auf
ihn, wir aßen etwas von unsern Vorräten.
Bald folgten zwei oder drei Kilometer, auf denen ich wegen des Fußes im Tempo absolut
nicht mehr mithalten konnte und er vorauslief. Im nächsten größeren Dorf traf ich ihn vor
einem Restaurant an, ich bestellte irgendwas. Eine Gruppe aus Reunion saß auch da. Die
letzten 4km bis zum heutigen Zielort gingen wir zu zweit, ab und zu trafen wir auf
Réunionesen.
Schließlich am Nachmittag Saint-Jean-Pied-de-Port, auf dieser Route die letzte Stadt auf
der französischen Seite. Ich suchte das Pilgerbüro auf – wegen Kartenmaterial, einem
neuen Pilgerpass und Informationen, die ich von einem Freiwilligen (?) aus Luxemburg
bekam; es stand dort auch eine Thermoskanne mit Kaffee zur Verfügung. Ich traf P, wir
gingen in seine Herberge, aber sie war angeblich voll. Im Tourismusbüro konnte ich ins
Internet und mir wurde der Campingplatz ausgewiesen; per Email Verabredung mit L
und ihrer Gruppe für heute Abend.
Der Campingplatz liegt am Fluss, gegen 17h bin ich wohl dort angekommen.

Kurze Stadtbesichtigung, darunter der Dom.

Unterwegs wiederum P getroffen, irgendeine (lose?) Verabredung für morgen früh. // Das
Pförtnerhäuschen auf dem Campingplatz war zunächst unbesetzt; als ich während des
Spaziergangs dort entlangkam, ging ich einfach vorbei; am nächsten Morgen war
wiederum niemand dort, und so sparte ich mir die Zeltkosten; ich lies zwei Packungen
mit Süßigkeiten, die mir in Miramont geschenkt worden waren und die ich nicht
brauchte, dort. // Die Pfälzerin (s. 23. Mai) traf ich auch dort. Sie war schon wegen
irgendeiner Verletzung fünf Tage dort und würde am nächsten Tag auf einem anderen
Weg als ich weitergehen.
?

50
Schließlich fand ich L und die anderen vor einem Restaurant. Jeder nahm irgendein
Menü (?ich wurde von allen zusammen eingeladen). Dabei saß auch ein junger Franzose,
der Priester werden wollte; er erzählt mir von allerlei Katholischem und schenkte mir
einen Rosenkranz; auch Lourdes wurde mir empfohlen – hierher der Entschluss, später
einmal dort vorbeizuschauen. Einige Zeit nach dem Essen verabschiedete ich mich; für
L’s Gruppe war die Wanderung, im Gegensatz zu mir, ohnehin beendet.
39. Tag Ich hatte in Erinnerung, möglicherweise P um 8 Uhr zu treffen, aber schließlich ging ich
2. Juni alleine los, vielleicht hatte ich was falsch verstanden. Der Weg führte stetig bergauf.
8 km
Nach ein paar Kilometern eine Pause auf einer Bank, als P an mir vorbeikam. Wir gingen
gemeinsam weiter. An einer besonders steilen Stelle überholten wir eine Mutter mit zwei
Kindern (?) aus den USA, die sich an diesem Tag – dem ersten ihrer Wanderung – die
gesamte Pyrenäenüberquerung vorgekommen hatten. Kurz darauf ein Café, ein wenig
essen und Kaffee. Nun einige steile Serpentinen; dem Fuß ging es wieder gut und ich lief
voraus und wartete oben auf P. Pause und Mittagessen aus Vorräten.
Schließlich 8km nach St Jean eine große Herbergsanlage (Orisson), die letzte mögliche
Unterkunft vor Spanien. P hatte für uns dort irgendwann schon etwas reserviert und wir
mussten rechtzeitig dort ankommen (13 Uhr?). Wir bezogen unser Zimmer (6 Betten)
und die Betten. ?
P saß auf der Terrasse mit der amerikanischen Familie, bis sie weitergehen mussten. Ich
setzte mich kurz dazu.
?
Ich ging alleine spazieren, hinter der Herberge den Hang hinauf (ohne Weg), an einer
Kuhweide vorbei.

Oben auf dem Kamm verweilte ich vielleicht eine Stunde.

Es gab in der ganzen Herberge keine Steckdosen, nur abschließbare Boxen mit jeweils
besonderen Ladekabeln für verschiedene moderne Geräte; mein altes Handy konnte ich
dort nicht aufladen. Auch mit irgendwas anderem war ich unzufrieden (kein
Wäschewaschen?, kein WLAN?); die Herberge war teurer und schlechter ausgestattet als
die meisten bisher – weil es hier oben eben keine Alternative gab.
Gemeinsames Abendessen. In meiner Nähe ein Schotte mit einem mehrsprachigen
Sprachführer (u.a. Baskisch) und ein Amerikaner. Nach dem Abendessen sollte jeder am
Tisch einzeln irgendetwas sagen. Das gelang den Meisten ganz gut, und in weinseliger
Stimmung wurde ordentlich darüber gelacht. Ich stahl mich bei erster Gelegenheit aus
dem Raum.
In meinem Schlafraum war auch älterer ein Deutscher, der schon oft in Spanien den Weg
gewandert war und mit dem ich ein bisschen redete; er empfahl mir irgendeine
Unterkunft in Pamplona. Er war allerdings einer von denen, die morgens noch vor
Sonnenaufgang aufbrechen (d.h. zwischen 4 und 5 Uhr).
Heute mit 8 km kürzeste Wanderung insgesamt (von Tagen ohne Wandern abgesehen). Dafür mit 725 der zweithöchste
Aufstieg an éinem Tag.

51
40. Tag Früh mit P zusammen los. Unterwegs trafen wir auf eine Deutsche, die eine Weile
3. Juni zusammen mit uns lief. Ich blieb irgendwann zurück, vielleicht um P alleine zu lassen.
~ 16 km
Ein Schäfer mit Herde, später eine weitere Schafherde ohne Schäfer; und schließlich
noch eine Herde Wildpferde.

Dann ein Imbisswagen mit allem möglich. Ich kaufe Käse, ein gekochtes Ei und anderes.
Gegessen wurde auf dem Gras am Weg. Hier waren wieder der Schotte und der
Amerikaner (ich nennen sie A und K); letzterem war ich gerade damit zuvorgekommen,
das kleinste (und billigste) Stück Käse zu kaufen. Weiter ein Stück hinter den anderen
hinauf.

2. Via podiensis in Spanien

Ein Brunnen an der Landesgrenze. Ein Norweger läuft an uns vorbei, wechselt kaum ein
paar Worte mit uns.

Ich blieb bis zur nächsten Rast hinter den anderen zurück.
Kurz vor dem Abstieg zum ersten Ort auf spanischer Seite eine längere Rast mit P, A und
K. A verteilt Chips.

Dann mit ersteren beiden zusammen nach unten; ich ließ die beiden miteinander reden
und hielt mich im Hintergrund; K war mit irgendwas beschäftigt (wahrscheinlich wie
üblich mit aufwendigen Fotos.) Von der Höhe aus war der Zielort schon zu sehen,
dazwischen lag aber noch ein langwieriger steiler Abstieg. A klagte über
Rückenschmerzen (?).
An der „Klosterherberge“ von beachtlichen Dimensionen in Roncesvalles angekommen,

52
wurden erst die Formalitäten erledigt – was in Spanien grundsätzlich bedeutet, dass die
Daten aus dem vorzuzeigenden Reisepass notiert werden; in Roncesvalles bekommt man
einen Zettel mit der Nummer des Bettes (in meinem Fall 234 – 12 €), für das Abendessen
zahlt man 10 € obendrauf und erhält einen weiteren Zettel als Eintrittskarte in eines der
beiden Restaurants in derselben Ortschaft, in denen es für alle Angemeldeten zur selben
Zeit serviert wird; auch das Frühstück wird an zwei verschiedenen Orten ausgerichtet, es
bestand die Auswahl wählen zwischen kleinem und großem Frühstück.
Es gab wohl mehrere große Schlafsäle, mit Abteilen zu je zwei Doppelstockbetten.

?
Am Nachmittag wurde mir für einige Stunden ordentlich übel . In dem Zustand konnte
ich nicht zum Abendessen gehen und legte mich wohl früh schlafen.
41. Tag Von der Herberge lief ich einige hundert Meter durch das Städtchen bis zum Café, wo
4. Juni das Frühstück serviert wurde. Gestern bei der Ankunft hatte ich mich für die kleine
~24 km
Variante entschieden; es stellte sich dann auch wirklich als klein heraus, etwa von
französischen Verhältnissen. Die Deutsche, die mit P und mir gestern ein Stück
gewandert war, saß glaube ich kurz bei mir am Tisch und beklagte sich über die
Verhältnisse, brach dann aber bald auf.
Da ich mein Gepäck nicht mithatte, musste ich zurück zur Herberge und rechtzeitig (9
Uhr?) mit allem fertig sein. Ich wanderte die ersten Kilometer alleine auf einem
Waldweg. Dann treffe ich auf K (ob A auch dabei ist?). Durch ein Gitter fotographiert er
die Reihen von absolut gleichförmigen Grabsteinen auf einem Friedhof.

?
Wir durchqueren ein Dörfchen. Danach geht der Wanderweg über einige Hügel. Ich laufe
mit A, unterwegs rasten wir einige Zeit und essen etwas. Irgendwo unterwegs sollten wir
K wiedertreffen; er legt den gesamten Jakobsweg im gleichen (schnellen) Schritttempo
zurück, weil er die ganze Zeit eine Kamera mitlaufen lässt; A und ich brauchen länger,
sodass K immer wieder auf uns wartet. Irgendetwas scheint bei der aktuelle Verabredung
schiefgelaufen zu sein, oder K hatte, als wir ihn auf der Höhe des ersten Hügels
wiedertreffen, Probleme mit seiner Technik (zwei Kameras, mehrere Akkus, Solarpanel...
– insgesamt 14 Kilo Gepäck, in einem Rucksack ohne Hüftgurt).
?
Wieder alleine mit A wandernd reden wir über sprachliche Themen; er war seinerzeit
(jetzt ist er glaube ich schon an die 80 Jahre alt) Englischlehrer in Tokio, zumindest zur

53
damaligen Zeit wohl eine ziemliche Herausforderung; in Japan hat er auch K
kennengelernt; beide haben sich verabredet, einige Tage miteinander zu wandern, wo K
schon mal in Europa ist. Wir denken uns einige japanische Sätze aus, mit denen wir K
beim nächsten Antreffen necken können.
?
Irgendwann (gegen Mittag) sitzen wir in einem kleinen Restaurant und essen etwas.
Einige Dörfer weiter wieder eine Rast neben der Straße.
?
Möglicherweise wollten wir uns zu irgendeiner bestimmten Uhrzeit in Zubiri, dem Ort
unserer heutigen Herberge treffen; oder das Wetter macht den Anschein, als ob es bald
anfangen würde zu regnen. Nachdem also A und ich einige Kilometer gemächlich
zurückgelegt und in nach der Uhr bemessenen Zeitabständen kurze Pausen am Wegrand
gemacht haben, beeilen wir uns das letzte Stück.
Zubiri liegt abseits des Weges, was man in die Stadt hineinläuft, muss man eben auch
wieder zurücklaufen. Vom Wanderweg aus überquert man eine Steinbrücke.

an der nächsten Kreuzung trifft man auf die Nationalstraße Pamplona-Roncesvalles, die
mitten durch Zubiri hindurchführt. An dieser Straße liefen wir etwa einen Kilometer
entlang, um zur reservierten Herberge zu gelangen. Auf einmal sehen wir – die Herberge
ist schon in Sichtweite –, wie K uns entgegenkommt, nachdem er wohl schon einige Zeit
in der Herberge auf uns gewartet hat.

Nicht lange nach unserer Ankunft fängt es an zu regnen. Als Gäste sind P und die
Deutsche, mit der P und ich nach Orisson ein Stück gewandert sind, sowie die
Amerikanerin und der Deutschen (s. Tag 32 / Miramont) dort.
Im Wasch- und Putzraum werden die Formalitäten erledigt, wir melden uns zum
Abendessen an. Im Obergeschoss sind mehrere Zimmer mit je einigen
Doppelstockbetten.

?
Gemeinsames Abendessen an zwei großen Tischen.

54
Mein Tisch ist leider der langweiligere. Mein Tischnachbar ist fast der einzige, der redet,
und das nicht einmal unterhaltsam.
42. Tag P würde heute bis nach Pamplona wandern und am nächsten Tag zurück nach Kanada
5. Juni fliegen; ich bekomme von ihm zum Abschied zwei paar braune Schnürsenkel, die er
> 5 km
angeblich übrig hat; angesichts meiner mehrfach gerissenen und wieder
zusammengeknoteten Schnürsenkel durchaus sinnvoll; angesichts meiner nach dieser
Wanderung ohnehin unbrauchbaren Wanderschuhe habe ich die neuen Schnürsenkel aber
nie in dieser Schuhe eingefädelt.
Da es draußen stark regnet, haben A, K und ich es nicht eilig mit dem Aufbruch. Nach
dem Frühstück (das Büffet ist im Vergleich zu Roncesvalles und den französischen
Verhältnissen durchaus annehmbar) geht die Hauswirtin und wir sind alleine. Wir sitze
wohl eine halbe Stunde oder länger im Wohnzimmer, schauen im Internet auf die
Wetterkarte oder ob draußen der starke Regen vielleicht langsam etwas nachlasse.
Schließlich entschließen wir uns, wenigstens schon einmal den Kilometer bis in die
Innenstadt von Zubiri zu bewältigen und in einem Café abzuwarten.
An der Kreuzung von Nationalstraße und der Straße, an deren Ende die Steinbrücke über
den Fluss führt, finden wir ein Café (rechts vorne auf dem Bild). Gegenüber ist ein Laden.

A und ich gehen ein paar Sachen einkaufen, ich unter anderem eine Packung Mülltüten.
Wie ich es am ersten Tag in Montbonnet gesehen hatte, ziehe ich mir, nachdem wir etwas
gegessen und getrunken haben, nun eine Mülltüte über jeden Schuh bis an die Knie hoch
und nehme wohl irgendwelche anderen Verkleidungen vor.
A und ich gehen schon einmal vor, während K aus irgendeinem Grund noch längere Zeit
im Café sitzen bleibt. Es regnet immer noch nicht unerheblich, die Mülltüten leisten
zuerst gute Dienste angesichts der vielen Pfützen auf dem Weg. In einem Dorf machen
wir irgendwann Rast unter irgendeinem Dach, ein Haufen Katzen interessiert sich für
uns.
Der heutige Weg war wohl eher eintönig, zumeist auf Schotterwegen.

Im Dorf Esquiroz wollten wir glaube ich ein Café suchen und auf K warten; wir
verfehlten das Dorf jedoch, da wir an einer Kreuzung von der Route hätten abweichen
müssen. Es dauert einige Versuche, K über SMS oder so etwas in Kenntnis zu setzen; wir
würden dann im Zielort Larrasoaña der heutigen Wanderung auf ihn warten. Von Zubiri
bis dorthin waren es wohl nur um die 5 oder 6 km (insgesamt mein Minimum für eine

55
Tagestour); angesichts des heutigen Wetters und da wir es nicht eilig hatten, genügte uns
das.
In Larrasoaña angekommen nahmen wir uns vor einem Restaurant, das direkt an der
ersten Straßenkreuzung lag, einige Stühle und setzten uns an die Straße; erst später
würden wir feststellen, dass es an dem Tag überhaupt geschlossen hatte. Inzwischen hat
es wohl nicht mehr geregnet, oder es gab dort irgendeinen Regenschutz.
Wir aßen von unseren Vorräten, auch zwei (?) Katzen waren da, die wir mit irgendwas
fütterten. Etliche Zeit später kam K auch dort an. Wir liefen etwa einen Kilometer an ein
der Hauptstraße des Dorfes entlang bis zur Herberge. Im Erdgeschoss waren
Aufenthaltsräume,

in den oberen Stockwerken Schlafräume mit je mehreren Betten. In unserem Zimmer


waren noch ein Taiwanese und ein Franzose. Einige Häuser weiter ein
„Supermarkt“ (also ein kleiner Dorfladen), in dem ich nachmittags einkaufte.

?
Gemeinsames Abendessen, verteilt auf mehrere Tische. An unserem Tisch drei (?)
ordentlich beleibte Leute aus Texas, die mir später noch ab und zu begegnen würden.
In der Herberge war auch C, die den Rückstand von ihrer zweiten Übernachtung bei
Navarrenx (36. Tag) mittlerweile aufgeholt hatte; sie war wohl nicht beim Abendessen
dabei, aber ich habe an dem Tag noch kurz mit ihr geredet.
43. Tag Ich ging wohl wieder mit A zusammen; C war wohl vorübergehend auch bei uns (ich
6. Juni weiß nicht, ob ich an diesem Tag vielleicht einen Teil des Wegs allein mit ihr gewandert
16 km
bin. Einige Kilometer weiter war ein Café, in dem wir auf K warteten (ob C auch dort
war?)
Der teilweise noch matschige Weg nach Pamplona nahm sich etwas langwierig aus; am
heutigen Tag schien (jedenfalls ab dem Mittag) durchgängig die Sonne.
Es kann sein, dass ich einen Teil des Weges allein oder mit irgendjemand anderem
gewandert bin. Zwischendrin jedenfalls ein Mann am Wegesrand, der Kaffee (angeblich
den besten auf dem Weg?), Saft und wohl auch einiges zu Essen verkauft hat. Und noch
eine alternative Route zu einer Kirche mit irgendeiner besonderen Glocke drauf, die die
Besucher wohl selbst läuten durften (C war möglicherweise auch dabei?).
Zur Zeit der größten Hitze überquerten wir einen Fluss, wo ich C noch einmal traf; da sie
es eilig hatte, in Santiago anzukommen und ich mir keine 30km-Touren zutraute, lief sie
ab hier alleine weiter.
Direkt hinter der Brücke besichtigten wir noch kurz eine Kapelle, dann gingen wohl
wieder A und ich alleine weiter. In einem Café aßen wir etwas (ich nahm wohl ein nicht-
süßes Vollkorncroissant, A hingegen irgendetwas sehr zuckriges, was er gleich nach dem
Essen auch schon bereute; die Toilette war in Baskisch beschriftet).
Nun ging über viele Kilometer durch die Vororte von Pamplona. In einem Laden kaufte
A frisches Obst. Irgendwelche Probleme stellten sich wohl wieder bei mir ein,

56
wahrscheinlich die Füße. Irgendwo trafen wir K wieder, nach einiger Zeit rasteten wir zu
dritt an einer Brücke auf Bänken.

Eine Niederländerin (die dritte bisher?) war auch dort (ich begegne ihr wohl zuletzt in der
Meseta, 54. Tag). Hinter der Brücke ist Pamplona erreicht. .
Noch an die zwei Kilometer durch die drückende Innenstadt bis zu unserer Herberge. Wir
waren zu viert in unserm Zimmer, dabei noch ein junger Engländer mit einem mir
ziemlich unverständlichen Dialekt. (Irgendwas war da noch – ob der Engländer gerade
geschlafen hat, als wir das Zimmer bezogen? Oder bei unserer nächtlichen Rückkehr in
die Herberge nicht mehr da war?)
Im Aufenthaltsraum habe ich wohl einen Kaffee vom Automaten getrunken.
Wir liefen durch die Stadt; ich hätte gerne bald etwas ordentliches gegessen, aber die
beiden Andern schienen es damit nicht eilig zu haben. Einige Zeit in einem Kitschladen
voller Stierzeugs (in Pamplona ist jedes Jahr ein Stiertreiben durch die Innenstadt). Bei
irgendeiner Kirche nahmen wir Abstand, sie zu besichtigen, vielleicht war uns der Eintritt
zu teuer. Im Hof vor der Kirche eine Tafel, in der versucht wurde, die übliche Floskel für
„Tschüss“ auf dem französischen und spanischen Jakobsweg (bon chemin bzw. buen
camino) in andere Sprachen zu übersetzen; die letzte Zeile lautete drum-bum, was wir
drei von nun an benutzten, wenn wir unter uns waren.

Erst als es schon dämmerte, suchten wir langsam etwas zum Einkehren. Zuerst wurde
noch im Supermarkt eingekauft. Wie es in Spanien üblich ist, suchten wir mehrere (zwei
oder drei) Lokalitäten auf und aßen in jeder nur ein wenig (obwohl ich mich gerne
einfach irgendwo hingesetzt und etwas ordentliches gegessen hätte).

Es war wohl schon lange dunkel, als wir in die Herberge zurückkamen; sie lag direkt an
einer größeren Straße, auf der wohl auch nachts einiges los war (irgendein Geschrei war
wohl vorübergehend tief in der Nacht).
44. Tag Ich brach später auf als die andern. K begleitete A irgendwohin, von wo aus der heute
7. Juni wieder nach Hause fahren würde; ich lief auf direktem Weg durch die Stadt, um wieder
24 km
auf den Jakobsweg zu treffen. Im nächsten Ort hinter Pamplona wollten K und ich uns in
einem Café treffen (er war wohl vor mir dort), aber ich habe dort keines entdeckt und bin
eben weitergelaufen. Am Rande der eintönigen und wohl ziemlich neue Vorortsiedlung
Zizur Mayor frühstückte ich in einer Art Park (auch hier ist kein Café in Sicht),

57
wo Hunde eigentlich verboten waren (?), aber mich trotzdem einer wiederholt beim
Essen störte.
Einige Kilometer geht es nun auf einer Straße an Feldern entlang durch eine Ebene,
hinter der schon die das Tal um knapp 400 Meter überragende Bergkette zu sehen ist,

dann weiter auf Schotterwegen. Auf einer Bank eine Pause; an mir lief eine junge Russin
vorbei, die wir vor ein oder zwei Tagen zum ersten Mal getroffen hatten, und schließlich
auch K, den ich nach der Rast bald einhole. Nach einem kurzen Anstieg ist das Dorf
Zariquiegui erreicht. In einem Laden kaufe ich ein paar Kleinigkeiten sowie einen Kaffee
am Automaten. Auf einer Bank vor der Kirche eine längere Rast, während K die Kirche
besucht und den inzwischen auch dort angekommenen Esel (samt Herrchen)
fotographiert.

Nach der Durchquerung eines Tälchens geht es nun steil den Berg hoch. Ich nehme mir
vor, den Anstieg in möglichst schnellem Tempo zu bewältigen, weil mir das leichter
erscheint, als da im Schneckentempo hochzustapfen, wie es die meisten machen. Es
gelingt auch ohne Schwierigkeiten. Auf dem gesamten Gebirgsrücken eine lange Reihe
von Windrädern.

Auf dem Kamm des Berges ist ein flacher Platz mit ein paar Bänken, direkt dahinter eine
Straße. Man hat nun zwei verschiedene Landschaften um sich herum – im Osten
Richtung Pamplona erscheint alles bräunlich und staubig, gegen Westen eine üppig grüne
Weite.

Dort oben treffe ich auch (zum letzte Mal) den Eselmann wieder; wir sitzen einige Meter
abseits der Wege, er teilt sein Mittagessen mit mir (Baguette, Wurst, Käse). K bleibt noch

58
eine Weile hier oben (wo es recht frisch und zugig ist), wohl um seine Akkus aufzuladen.
Ich mache mich alleine an den Abstieg. Es geht einen unbequemen Geröllweg steil hinab,
an einer Stelle teilt sich der Weg in zwei Varianten – eine für Fußgänger, eine für
Fahrradfahrer...

Einige Dörfer weiter trinke ich etwas in einer Bar; hier treffe ich wieder auf K; ich zeige
ihm einen Apotheken-Automat vor der Bar (s. a. Tag 50). Ich lege mich an der Straße in die
Sonne, während K Probleme mit seiner Technik hat. Nachdem sie sich nicht so schnell
lösen lassen, gehe ich schon vor und mache einen Umweg von einigen Kilometern, um
die Kirche Santa Maria de Eunate (gebaut 1170 aus ungewissen Gründen,
möglicherweise von den Templern) zu besichtigen, während er auf direktem Wege zur
schon reservierten Herberge laufen wollte, um rechtzeitig anzukommen (?).
Ich gehe also alleine weiter, im nächsten Dorf finde ich den Abzweig zu dem Umweg
nicht und muss jemanden fragen. Nun geht es für zwei gute Kilometer in praller Sonne
auf einem staubigen Weg durch Felder bis zur Kirche, die isoliert mitten in der Ebene
steht, in der Nähe nur ein Haus, in dem der Eintritt entrichtet wird (als Pilger zahle ich
1 €).

Ich verbringe einige Zeit in der Kirche oder auf der Mauer des Säulenganges.

Irgendwann nach 17 Uhr breche ich auf, um rechtzeitig im Zielort anzukommen (wir
hatte eine Verabredung in der Herberge um 19 Uhr (?)). Es geht nun an einer breiten
Nationalstraße entlang, dann – wieder auf der normalen Route – nach einem steilen
Aufstieg durch das Dorf Obanos;

der direkte Weg zum Zielort wäre an der Straße entlang gewesen; durch diesen von mir
nicht vorhergesehenen Umweg bin ich noch mehr zur Eile gedrängt.
Schließlich erreiche ich fast auf die Minute die reservierte Herberge – bei der es sich
eigentlich um ein Hotel handelt, bloß mit einem Schlafsaal und Küche im
Kellergeschoss, bei dessen Betreten die Schuhe auszuziehen sind –,

59
die sich zum Glück schon ganz am Rand der Stadt Puente la Reina befindet; K wartet im
Hof auf mich, wir bezahlen und beziehen unser Abteil im Schlafsaal. In unserem Abteil
zu zwei Doppelstockbetten ist noch ein junger Koreaner, der nur für eine Woche ein
Stück auf dem Weg wandert und dafür einen straffen Zeitplan hat. In den Abteilen neben
an eine größere Gruppe Jugendlicher, vielleicht eine Klassenfahrt.
Da K ein Ersatzteil für seine Technik braucht, das erst in einigen Tagen (aus den USA?)
geliefert werden kann und der Schlafsaal keine Schließfächer besitzt, (?) bucht er sich
noch ein Zimmer für einige Tage.
Abendessen zu dritt im Hotelrestaurant an einem üppigen Büffet. Danach ein
Spaziergang durch die Stadt, und natürlich an die alte Brücke (puente), von der die Stadt
ihren Namen hat. Wir suchen noch etwas in der Stadt (vielleicht – für den nächsten Tag –
einen Supermarkt) und gehen zurück ins Hotel, vorbei an einer Haus (Kirche?), auf dem
ein Storch nistet.

45. Tag Heute und morgen würde ich alleine wandern. Am andern Ende der Stadt wird die alte
8. Juni Brücke überquert und dahinter Rast gemacht.
23 km

Nun geht es weiter auf Schotterwegen ohne Schatten. Dann plötzlich ein langer sehr
steiler Anstieg, den ich wieder so schnell wie möglich bewältige; unterwegs steht hier
und da ein erschöpfter Wanderer auf dem Weg. Ich gehe immer noch so schnell wie
möglich (ob ich hoffte, den Koreaner einzuholen?). In Cirauqui kaufe ich ein wenig ein
und trinke einen Kaffee am Straßenrand.
Dann geht es einige Kilometer weiter, teilweise entlang an Nationalstraßen und einer
Autobahn, hinauf nach Lorca.

Ein Café treffe ich dort nicht, in einer Garage steht jedoch ein Automat für Snacks und
Getränke und Stühle, wo ich einige Zeit raste. Die Russin kommt dort vorbei, hat aber
kein Kleingeld für den Automaten.
Dann wieder durch Felder nach Villatuerta. Am Fluss mache ich Rast (bis gegen 15 Uhr).

60
(?) Dann esse ich vor einer Bar ein Eis. Und wieder einige Kilometer weiter der Zielort
Estella (früher Sitz des Königs von Navarra). Am Ortseingang ein Rast an einem Park.

Ich hatte mich dagegen entschieden, eine der Herbergen am Ortseingang zu nehmen, da
ich nun mit weniger Geld auszukommen trachtete. In der kommunalen Herberge bekam
ich ein Bett in einem großen Schlafsaal (? wie üblich 6 €). Es gab dort eine gemeinsame
Küche, in der jeder sein eignes Essen kochen konnte.
Besichtigung der Altstadt mit Brücke↓ und der gegenüber dem einstigen Königspalast
gelegenen Kirche San Pedro↓ mit Rundgang↓ (bis ca. 18 Uhr).

Auf der andern Seite des Flusses einkaufen in einem Supermarkt fürs Abendessen; dort
begegne ich einer Deutschen, die auch schon im Kloster zu Aire-sur-L’Adour
übernachtet hat (31. Tag).
Zubereitung des Abendessens (gebratene Pilze). Im Garten einige Tische, darunter eben
genannte Deutsche und ein anderer Deutscher, der von seiner Arbeit bei Audi erzählt;
(außerdem der Koreaner?). Am Tisch gegenüber zwei (?) Schwedinnen und die Russin.

46. Tag Frühstücken in einem Café in der Stadt. Am Vorabend war wohl irgendein Fest, in
9. Juni manchen Straßen liegt alles voller alter Flaschen u.a.
21 km
Ein kurzes Stück hinter Estella ein Kloster, wo es einen frei zugänglichen Wein-Hahn
gibt.

Ein Stück dahinter treffe gehen die Russin und die Texaner (s. 42. Tag). An einer
Kreuzung gibt es zwei mögliche Wege: einen längeren, der stetig steil bergauf führt, und
einen um einen Kilometer kürzeren, der nur am Anfang für einige Zeit sehr steil ist. Die
Texaner und ich entscheiden uns für letztere Möglichkeit, die Russin für erstere.
Die Texaner reden kaum mit mir und miteinander, ich gehe schließlich schneller voran,
mein gewöhnliches Bergauf-Tempo. Zuerst geht es durch einen (?) Eichenwald, dann auf
Schotterstraßen ohne Schatten bis in ein kleines Dorf. Vor der Kirche ein

61
Selbstbedinungsstand für Pilger, u.a. mit Walnüssen; dort auch ein alter Amerikaner, der
in den 1970er Jahren an der deutsch-deutschen Grenze eingesetzt war. Kurze
Besichtigung der Kirche (11 Uhr).

Für den Rest des Tages würde es auf dem gesamten Weg so gut wie keinen Schatten
mehr geben. Unterwegs – die zweigeteilt Route hat sich mittlerweile wieder vereinigt –
überhole ich noch einmal die Texaner. Unter einem der wenigen die Straße
überschattenden Bäumen rasten einige Wanderer, aber ich gehe weiter. Dann ein Wagen,
wo warmes Essen verkauft wird, davor eine Reihe überdachter Tische und Stühle. Hier
esse ich zu Mittag. Dort treffe ich den Engländer aus dem Zimmer in Pamplona wieder.
An einem der Tische ein Asiate mit Gitarre; als er weiterläuft, schließe ich mich ihm an.
Er stellt sich als Japaner heraus (hinfort Y genannt), der nicht nur mit Gitarre, sondern
auch mit einem Wäschekorb unterwegs ist (vielleicht, um sich bei einer Rast
daraufzusetzen?), vom riesigen Rucksack ganz zu schweigen; er hatte wohl im Voraus
keine rechte Vorstellung davon gehabt, was es bedeutet, mit all dem Gepäck tatsächlich
auch zu laufen.

Etwa zwei Kilometer weiter auf den staubigen Wegen, bei der ersten Gelegenheit in
Gestalt einiger Bäume eine Rast. Später, an einem ähnlichen Ort, eine zweite.
Endlich wird Los Arcos erreicht.

Wir beziehen eine Herberge am andern Ende der Stadt. Wieder ein mehrere Schlafräume
zu je zwei Doppelstockbetten. In unserm Zimmer eine Italienerin, die die ganze Zeit laut
jammernd mit ihren Blasen beschäftigt ist. Vor der Hergerbe ein überdachter Tisch, an
dem der Amerikaner von heute Mittag sitzt; er scheint ganz beeindruckt davon, dass ich
schon über 900 km zurückgelegt habe.
Am Nachmittag gehen wir wieder in die Stadt, etwas zu essen gibt es erst am Abend.
Vorher würde noch ein Stiertreiben durch die Gassen und auf dem Marktplatz stattfinden.
Gegen 17:30 finden Y (mit Gitarre natürlich) und ich uns auf letzterem ein und warten
ab.

An den Säulen des vom ersten Stockwerk der Häuser überdachten Fußweges entlang des
Marktplatzes wurden nun Bretter befestigt, um den Zuschauern dort einen sicheren Platz

62
zu gewährleisten. Manche Zuschauer stellten sich an oder auf den umzäunte Brunnen. (?)
Zuerst eine Blaskapelle, dann die ersten Stiere, Zuschauer auch auf den Balkonen
ringsum.

Ab und zu ein junger Mann, der sozusagen mit einem der Stiere fangen spielte.
Zwischendrin wieder eine Blaskapelle, und das gleiche nochmal. Zwischendurch der
Angriff eines Stieres auf den Brunnen; von einer der Steinsäulen fiel das obere Stück
hinab.

Dann großes Abendessen; an einem großen Tisch im Keller etliche aus unserer Herberge.
Y und ich teilten uns eine (in Spanien wie gewöhnlich) dürftige Portion Paella.

47. Tag Ich gehe alleine los, da ich es nicht eilig habe, wie gewöhnlich als einer der letzten, wohl
10. Juni so gegen 8 Uhr. Y ist wohl schon eine Stunde vorher gegangen, aber ich habe keinen
19 km
Zweifel daran, ihn bald einzuholen. Am Automaten vor der Herberge, der vorwiegend
Essen beinhaltet, erstehe ich eine Pilgermuschel aus Plastik (2 €).
Von der Herberge am Stadtrand von Los Arcos gehe ich auf die Innenstadt zu; mir
kommt ein vermummter Asiate entgegen, der mich an einen Ninja-Krieger erinnert; ich
werde darauf hingewiesen, dass ich in die falsche Richtung laufe. Wir marschieren in
schnellem Tempo einige Zeit nebeneinander her, sein Englisch ist äußerst dürftig; ich
erfahre kaum mehr als dass er Koreaner ist, heute schon um 4 Uhr losgelaufen ist (?um
40 Kilometer am Tag zu schaffen) – und es wahrscheinlich eilig hat (Vielen ist wohl die
Mittagshitze zu unangenehm, sodass sie schon am frühen Nachmittag am Zielort
ankommen wollen). Nach einiger Zeit gehe ich, in meinem schnellsten Tempo, voran
(vielleicht wird es mir unangenehm, so nebeneinander herzulaufen, ohne sich unterhalten
zu können; oder er scheint mir etwas langsamer zu werden und ich interpretiere das als
Zeichen, dass er alleine laufen möchte).
Einige Zeit später am Wegesrand auf einer Bank wieder die Russin; ich entscheide mich
dagegen, sie anzusprechen. Nun geht ein oder zwei Kilometer über Landstraße, was den
Füßen langsam unangenehm wird. Ich wundere mich, dass es mir gelungen ist, knapp 7
Kilometer in einer guten Stunde zu bewältigen. Im nächsten Dorf kaufe ich im Laden ein
und esse draußen ein kleines Frühstück; der Koreaner ist inzwischen auch angekommen.
Ich gehe alleine weiter. Im nächsten Dorf (Torres del Rio) die achteckige „Kirche des
Heiligen Grabes“ (12. Jhd.), in der ich mich kurz hinsetze. Dann eine Landschaft mit viel
Auf- und Ab. Am Wegesrand sitzt ein Mann mittleren Alters hinter einem Tisch und
verkauf etwas zu essen und zu trinken und hat eine Stereoanlage laufen. Ich kaufe etwas,
setze mich auf einen Stuhl und frühstücke zum zweiten Mal. In der Nähe eine große
Anzahl irgendwelcher Skulpturen, die wahrscheinlich selbiger Mann hergestellt hat.
Nach einiger Zeit auf einem Weg, der ständig auf und ab führt, ein Verkaufswagen am
Wegrand; ich setze mich hin und esse ein Croissant; sogleich werde ich dabei mit
„Musik“ beschallt; hinterher lief es sich schlechter, ich wäre besser einfach
weitergegangen.

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Ein sehr steiler unwegsamer Abstieg – ob ich ihn für den eigentlichen Weg halte oder
weiß, dass es sich bloß um eine alternative Abkürzung handelt? Jedenfalls beschwert sich
hinter das rechte Knie (?) hinterher. Zwischendrin der Koreaner, der am Wegrand sitzt
und etwas isst. Ein kurzes Stück weiter an einem Rastplatz mit Bänken treffe ich auf Y
und noch jemanden (vielleicht die Deutsche aus den Pyrenäen, 40. Tag).
Ich gehe danach aus irgendeinem Grund alleine weiter, mal auf Landstraße, mal auf
Schotterwegen.

Y holt mich bei einer Rast ein.


Eigentlich hätte ich wohl an diesem Tag noch weiter laufen wollen, aber ich bleibe dann
doch mit Y in der nächsten Stadt. Wie viele Städte hier liegt auch Viana auf einem
Hügel; Rast auf einer Bank am Ortseingang.

Wir kommen – für meine Verhältnisse recht früh – in der Herberge an, wohl noch vor 14
Uhr; der Koreaner auch etwa zeitgleich mit uns. Jeder Gast bekommt einen Zettel mit
Zimmer- und Bettnummer, 8 €.
Y und ich beschließen, gemeinsam Abendessen zuzubereiten. Dafür wollen wir einen
Supermarkt suchen. Vorher möchte Y an einer Bank Geld abheben; da er am Automaten
mit irgendwas zu lange zögert, wird seine Karte einbehalten; es dauert eine Weile, bis
drinnen jemand aufmacht und sie herausgibt.
Irgendwann an diesem Tag sitzen wir auf dem Platz vor der Hauptkirche vor einem Café
in der Sonne und essen Eis (und ich trinke wahrscheinlich auch Kaffee); irgendwann setzt
sich jemand (Bekanntes?) an unsern Tisch und erzählt uns von einer Herberge im Ort.

Dieses Photo scheint veraltet; heute ist dort Fußgängerzone.


(?) Da die Supermärkte erst irgendwann am Nachtmittag nach der Mittagspause wieder
öffnen, müssen wir noch warten mit dem Einkaufen; am Ende waren wir glaube ich aus
irgendeinem Grund in zwei verschiedenen Supermärkten einkaufen; wir besorgen wohl
Nudeln, rohes Fleisch und frisches Gemüse.
// In der Herberge gibt es kein WLAN, dafür steht dort ein alter PC mit Münzeinwurf zur
Internetbenutzung, wovon ich bis ca. 17 Uhr beim Warten (auf Öffnungszeiten oder
Abendessen?) Gebrauch mache.
Abends bereite ich unser Abendessen zu; der Koreaner kommt irgendwann herein,
möchte zuerst nichts abhaben, scheint dann aber recht angetan zu sein und isst mit.
Später kommen zwei Dänen herein und bereiten sich ein Essen; ich unterhalte mich ein
Weilchen mit ihnen.
Anschließend besichtige ich (alleine?) die Kirche bis gegen 20:30.

64
Danach laufe ich (auf jeden Fall alleine) durch eine verfallene Kirche und sitze eine
Weile im Park dahinter.

Die Russin läuft mit einer gleichaltrigen Begleitung an mir vorbei, das letzte Mal, dass
ich sie sehe.
48. Tag Ich breche mit Y auf. Bald hinter Viana beginnt es zu regnen; wir machen wohl an einem
11. Juni (unüberdachten) Rastplatz Pause und er ist mit seinem Gepäck beschäftigt. Im Regen
10 km
laufen wir weiter, er bringt mir Japanisch bei. Keine gute Gelegenheit für eine Rast
unterwegs; ich hätte dringend einen Kaffee benötigt.
Etwa einen Kilometer nach der Überquerung der Nationalstraße auf einer
Stahlüberführung wird ein Industriegebiet erreicht;

hier endet Navarra und damit das Baskenland (betreten am 36. Tag). Kurze Pause auf den
Pfeilern unter einer Brücke an der Nationalstraße. Nach nur ein paar Metern fällt ihm auf,
dass er etwas – wohl bei der Rast – vergessen habe und lässt mich mitsamt seinem
Gepäck auf dem Weg auf ihn warten.

Nach wiederum einem guten Kilometer, am äußersten Rand der Vororte von Logroño,
setzen wir uns eine Weile irgendwohin. Dann eine unerquickliche Strecke an ein paar
Häusern vorbei, durch unbebautes Gelände und an einem park-ähnlichen Streifen entlang
der Nationalstraße.

Y wollte wohl irgendeine Einrichtung am Stadtrand aufsuchen (?Touristeninformation),


aber das ist nicht irgendwie zustande gekommen. Nun über eine Ebro-Brücke in die
Altstadt.

65
Die Herberge für heute Nacht hat wohl Y irgendwann ausgewählt; als wir nach Logroño
kamen, war sie jedenfalls noch nicht geöffnet. Nach einem ermüdeten Weg durch eine
schmale Gasse, ohne dass wir irgendwo ein Café oder das Tourismusbüro angetroffen
hätten, fanden wir in einer Parallelstraße schließlich ein Café, wo wir eine zeitlang
blieben. Das Tourismusbüro schien irgendwie nicht dort zu sein, wo wir es suchten. Ob
wir es nun zuerst suchen gingen oder zuerst unser Herbergszimmer bezogen, weiß ich
nicht.
Als wir zur Herberge kamen, war die Türe schon geöffnet und man konnte sich in den
Vorplatz setzen, wo schon etwa ein Dutzend Leute warteten. Gegen 13 Uhr muss wohl
Empfang gewesen sein; es gab wohl mehrere Schlafräume zu je etwa zwei Dutzend
Plätzen und wohl eine Küche pro Etage.

Fünf Tage Wanderpause


Nachfolgende Ereignisse innerhalb der ca. 48 Stunden in Logroño können zum Teil
dem falschen Tag zugeordnet oder nicht in der Reihenfolge aufgezählt zu sein.
// Schließlich fanden wir in der Nähe des Cafés, in dem wir verweilt hatten, das Tourismusbüro. (Ob es schon geöffnet
war oder wir noch warten mussten?)

Im Tourismusbüro konnten wir weder unser Gepäck stehen lassen noch sonstige Dienstleistungen erhalten, die in
Frankreich selbstverständlich gewesen wären. (Gegenüber des Büros – auf dem Photo links – ein Café, in dem wir am
nächsten Morgen frühstücken würden.)
Wir gingen wohl noch einkaufen für das Abendessen.
Ich hatte einen Granatapfel gekauft, den wir in der Nähe der Herberge in einem Park zusammen aßen (ich glaube, Y
kannte so etwas noch nicht).

Für ein paar Stunden, während der unserer Zeit in Logroño hat sich Y irgendwo in eine Gasse gesetzt, um Gitarre zu
spielen (heute oder morgen Nachmittag); wir trafen uns danach auf einem großen Platz und haben etwas gegessen; ich
glaube, Y war schon früher dort, weil man ihn verjagt hatte.

Zurück in der Herberge kochte wohl wieder ich Abendessen für uns beide. Später am Abend mit Einigen aus der
Herberge in einem katholischen Gottesdienst in der Co-Kathedrale.

66
12. Juni

Heute (oder morgen?) früh hatte ich mich mit K verabredet, der den Rückstand durch seine Wartepause mittlerweile
aufgeholt hatte und nun in Tagesmärschen zu mindestens 30 km die verlorene Zeit wieder aufholen wollte, da er als
Lehrer rechtzeitig (7. Juli oder so) wieder zuhause sein musste. Ich lief mit Y über die Ebro-Brücke, auf der anderen
Seite warteten wir eine Weile auf einer Bank; während des Wartens kam der Franzose mit dem Handwagen vorbei (ob
er mich bemerkt / begrüßt hat?). Schließlich trafen wir auf K und liefen die offizielle Route entlang bis zum Platz, an
dem das Tourismusbüro liegt und setzten uns in das gegenüber befindliche Kaffee (s. 11. Juni) zum Frühstück. Nach
spätestens einer Stunde setzte K seinen Weg fort.
Ich war danach irgendwie alleine unterwegs. Um 10:44 kaufte ich am knapp 2 km von der Herberge entfernten
Busbahnhof↓ an einem Schalter von einer nur Spanisch sprechenden Verkäuferin zwei Fahrkarten für den nächsten
tag nach Bilbao (je 10 €, das Ticket ist durchgehend zweisprachig gedruckt). Irgendwann gegen Mittag saß ich einige
Zeit in einem Park unweit der Herberge.

Weiter in Richtung Herberge eine Prozession (gegen 12:30). Die Glocken einer Kirche auf dem Wege stimmten ein
fürchterliches Getöse an.

Für diesen Tag würden wir eine andere Herberge beziehen, ein paar hundert Meter entfernt von der letzten, neben
ebengenannter Kirche und zur selben Institution gehörig. Einlass war wohl erst gegen 14 Uhr.

Irgendwann an diesem Nachmittag besuchte ich alleine ein „Viktorianisches Café“.


?
Abends gemeinsames Abendessen mit dem Priester der Kirche (?) nebenan (ich saß neben einem jungen Deutschen),
sowie gemeinsames Abwaschen. Danach gingen alle über einen unterirdischen Gang mit glattem Steinfußboden in die
Kirche, wo die Anwesenden sich vorne auf im Halbkreis aufgestellte Stühle setzen und in Gruppen, nach ihrem
Muttersprachen geordnet, jeweils eine Übersetzung irgendeines Spruches rezitierten (ob Y auch dabei war?); die
deutsche Version zu zweit fiel etwas kläglich aus.
13. Juni Morgens Frühstücksbüffet (jeder, wann er wollte), ich war ziemlich alleine dort.
?
Um 12.30 Uhr zusammen mit Y per Bus zum Busbahnhof von Bilbao.

?
Auf dem etwa anderthalb Kilometer langen Weg zur kommunalen Herberge (auch hier gibt es Pilgerherbergen, da
Bilbao an einem anderen Jakobsweg liegt) musste man eine Treppe aus etwa 300 Stufen emporsteigen. Oben
angekommen, gelangt man alsbald an ein unansehnliches Gebäude, Eingang über die Seitentreppe rechts.

Am Eingang ist eine Klingel und ein Sprechgerät (auch eine Kamera?). Wir klingeln mehrmals und immer länger ohne
Erfolg (es war wohl schon später als die Öffnungszeit um 15 Uhr). Möglicherweise hat über das Sprechgerät jemand
etwas gefragt, aber eine Verständigung kam jedenfalls nicht zustande. Schließlich öffnete eine hagere alte Frau die Tür

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und schimpfte irgendwas. Sie hat stets nur Spanisch gesprochen, glaube ich. Irgendwann waren die Formalitäten dann
auch erledigt (Schuhe in den Schuhschrank...); eigentlich hätte ich am gemeinsamen Abendessen teilnehmen wollen,
aber irgendwie hat da jemand was falsch verstanden.
Im jedem Schlafsaal standen ein gutes Dutzend Einzelbetten.

Das ganze Gebäude machte einen merkwürdigen Eindruck – lange kahle Flure, vergitterte Fenster, weitere
Sonderbarkeiten im Keller; es gab hier kein Internet, aber Waschmaschine und Trockner im Keller (jeweils
Münzeinwurf 2 €); die Übernachtung kostet offiziell nichts, aber 5 € „Spende“ wurden von der Frau eindringlich
„erwartet“. Toilette und Duschraum (jedenfalls für Männer) machten einen recht desolaten Eindruck
Y und ich wuschen und trockneten unsere Wäsche gemeinsam, um Geld zu sparen.
In unserm Schlafsaal waren später u. a. noch zwei deutsche Schülerinnen, die eine Woche auf dem Camino del Norte
wandern wollten und die, während ich mich ausruhte, Maumau spielten.
?
Irgendwann aßen Y und ich etwas im Speisesaal, auch Andere waren dort am essen.

Es war dort auch eine Gruppe, die sich vorwiegend auf Deutsch unterhielt. Ich setzte mich irgendwann dazu, wurde
aber konsequent ignoriert.
Irgendwann heute oder morgen war ich noch damit beschäftigt, die Küchenzeile zu putzen.
In der Nacht besorgte ich mir heimlich im Schrank hinter der Rezeption noch einen Pilgerpass und hinterließ den
Kaufpreis zu 2 €; der Frau am Schalter zu erklären, was ich damit anfangen wollte, hätte sicher eine Unmöglichkeit
dargestellt.
14. Juni Morgens lief ich mit Y zum Busbahnhof, von wo er im Laufe des Vormittags (?) nach Gernika weiterfahren würde – er
war wohl ein Liebhaber Picassos oder irgendsoetwas. Ich hingegen lief (mit Gepäck) zum nahesten Tourismusbüro – es
hatte noch geschlossen; so lief ich weiter zum anderen Büro (links) in der Innenstadt am Hauptbahnhof (rechts)
(insgesamt etwa 4 Kilometer).

An der Rezeption fragte ich nach Campingplätzen und Stränden; im Internet weitere Recherchen – einer der beiden
infrage kommenden scheint nicht mehr zu existieren. Mittagessen beim Asiaten, in einem Café im Bahnhofsgebäude
Kaffee trinken (oder war das erst am Nachmittag?).
Mit U-Bahn (Ansagen zweisprachig) und Bus

etwa eine Stunde lang zum Campingplatz fahren; ich steige an der falschen Bushaltestelle aus und habe einen guten
Kilometer Umweg. Am Campingplatz anmelden und Zelt aufbauen.

Zurück in die Stadt, in einem Supermarkt im Bahnhofsgebäude einkaufen, dann ebenfalls im Bahnhof noch einen

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übersichtlichen Wegführer für die Via Podiensis in Spanien kaufen (9,50 €).
In Bilbao auf der Suche nach etwas zu essen etwa zwei Kilometer herumirren (– der Asiate, wo ich zu Mittag gegessen
hatte, hat schon zu, ein Chinarestaurant würde erst um 20 Uhr öffnen; als Ausweg bleiben nur Tapas); während der
Suche kurz in die Kirche eines Jesuitenkollegs (?) hineinschauen. Zum zweiten Mal zum Campingplatz fahren. Abends
noch ein wenig an den Strand bis Sonnenuntergang.
15. Juni Frühstücken in einem Café. Ein Stück am Strand entlang und weiter auf einem der hier über die Berge am Strand
entlangführenden Jakobswege,

und gegen Mittag langsam wieder zurück; noch einige Zeit am Strand verbringen; „Mittagessen“ in einer Bar am
Strand (das Gericht wurde dem Namen nach ausgewählt; es sollte sich als Schinkenplatte herausstellen).

Abendessen im Restaurant auf dem Campingplatz (Fisch).


16. Juni Gegen Mittag vom Campingplatz – nach dem Bezahlen, 24,50 € für zwei Nächte – wieder mit Bus und U-Bahn in die
Innenstadt von Bilbao. Die Herberge aufsuchen und Gepäck abstellen. // „Mittagessen“ in einer Pizzeria. In einem Park
Eis essen. Schließlich Abendessen beim Chinesen.

49. Tag
17. Juni
> 30 km Fortsetzung der Wanderung

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Gegen 10h am Tourismusbüro losgelaufen; bei nächster Gelegenheit Einkehr in einem
Café, um ausgiebig zu frühstücken. Dann in einem Laden noch eine Flasche zu trinken
einkaufen.
Der Weg aus Logroño heraus zieht sich lange hin. Am Stadtrand nach zwei bis drei
zurückgelegten Kilometern begegnet mir ein Neuseeländer; er will in einer Bar
einkehren, aber ich hatte ja gerade gefrühstückt und gehe weiter – er meinte, er würde
mich einholen, was aber nicht geschehen ist. Ich versuchte, sobald ich das Stadtgebiet
verlassen hatte, sehr schnell zu laufen, um gut voranzukommen; schließlich hatte ich mir
wahrscheinlich da schon vorgenommen, K einzuholen, was im Durchschnitt Strecken
von 35 km pro Tag bedeuten könnte.
Der Weg insgesamt leicht ansteigend; die Landschaft hat keine Eindrücke hinterlassen,
bis auf einen See und einen ausgedehnten Park an seinem Ufer.

13 km hinter Logroño ist das Städtchen Navarrete erreicht; kurz zuvor noch die Ruinen
eines 1185 gegründeten Pilger-Krankenhauses.

In einem Café am Ortseingang esse ich zu Mittag. Weil das Café um 14 Uhr schließt,
werde ich unvermittelt früher als mit lieb ist vertrieben.
Nach der Durchquerung von Nájera wieder eine trockene karge Landschaft.

An einer Eremitage und porta romanica Wasser nachfüllen.


Dann weiter auf staubigen Wegen, die zumeist an Autostraßen, ein ganzes Stück auch
direkt an der Autobahn entlang führten; vielleicht waren meine Karten fehlerhaft (oder
ich zu optimistisch), jedenfalls war ich oft im Unklaren darüber, wo ich mich gerade
befand.
Nun ging der Schotterweg abseits von Straßen weiter. Ein kurzes steiles Stück, dann
wurde der höchste Punkt des heutigen Weges (330 m höher als Logroño gelegen)
erreicht. Der Weg dort oben zog sich in praller Sonne elend lange hin; ich habe um die
relativ späte Uhrzeit auf einigen Kilometern wohl nur einen einzigen Menschen
angetroffen (von dem Fahrer eines großen Industrie-Lastwagens abgesehen, welch
letzterem ich mehrmals ausweichen musste). Endlich ging es wieder ins Tal, nun
allerdings durch eine eher industriell geprägte Landschaft.

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Schließlich etwas Grün an einem Bach entlang; unter der Brücke über denselben zwei
Pilger beim Ausruhen; ich hätte mich auch gerne dorthin gesetzt, wollte aber lieber
alleine bleiben; aus demselben Grund hielt ich bei einem nahegelegenen schattigen
Rastplatz auch nicht an.
Wohl gegen 17 Uhr erreichte ich schließlich Nájera. An den Herbergen am Ortseingang
ging ich vorbei – hatte ich schon eine bestimmte ausgewählt? oder wollte ich am
nächsten Morgen nicht erst noch durch die ganze Stadt laufen? oder waren sie mir zu
teuer?
Schließlich begab ich mich in eine Herberge am andern Rande der Stadt, der von breiten
roten Felsen gebildet wird; eine Slawin besorgte die Formalitäten, insgesamt eine der
seltensten Volksgruppen auf diesem Weg.

Ich aß wohl eine Kleinigkeit zu Abend; mit einem Anwesenden kam ich nicht ins
Gespräch.
Abends begab ich mich an den Fluss und blieb dort für eine Weile sitzen und aß eine
Kleinigkeit .

In meinem Zimmer, ausgestattet mit etwa vier Doppelstockbetten, waren neben mir noch
drei oder vier andere Wanderer.
Heute mit über 30 Kilometern die längste Etappe bisher.
Abends bekomme ich eine Email von K, den ich in den folgenden zweieinhalb Wochen einzuholen versuche: er ist
diese Nacht in Hornillos, d. h. 5 durchschnittliche Tagestouren bzw. 114 km weiter als ich.
50. Tag Meine Herberge in Nájera der vorigen Nacht lag direkt fast schon an der Stadtgrenze.
18. Juni Dahinter ging es auf einer Straße bergauf und durch eine etwas eintönige Landschaft
31 km
weiter bis zum Dorf Azofra (5,8 km).

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Frühstück in einem Café an der Straße.

Hinter Azofra wird die Landschaft ziemlich trocken und karg; die Sonne brennt schon
vormittags recht heiß, und nirgends gibt es Schatten auf mehreren Kilometern.

Schließlich ein langer, zum Schluss sehr steiler Anstieg (bis ca. 150m über Azofra), der
in meinem gewöhnlichen Bergauf-Tempo gut zu bewältigen war. Auf der Höhe ein
Rastplatz mit Wasserhahn;

ein paar Meter vor dem Rastplatz, direkt an der Straße, ein Stand, an dem alles mögliche,
von kalten Getränken bis (?) Melonenstücken verkauft wurde. Hier machte ich einige
Zeit Rast und unterhielt mich mit einer jungen Amerikanerin.
Kurze Zeit später traf ich eine junge Norwegerin, die wegen irgendeiner Verletzung
ziemlich langsam ging. Wir liefen ein oder zwei Kilometer miteinander; dann hatte ich
den Eindruck, dass sie lieber alleine liefe und nahm mein schnelles Tempo wieder auf,
was mir auf dem folgenden Anstieg entlang eines Mohnfeldes keine Schwierigkeiten
bereitete. Von der Höhe aus sieht man schon Santo Domingo de la Calzada.

Auf dem darauffolgenden Abstieg verläuft der Weg wellenartig auf und ab. Vom
Stadtrand in die Innenstadt ist es noch ein guter Kilometer; unterwegs kaufe ich an einem
Automaten etwas zu trinken.
Im Tourismusbüro frage ich, reichlich verschmitzt, nach verschiedenen Sachen. Der Dom
war wohl gerade geschlossen, außerdem wurde eine Straße neu gemacht, wodurch ein
Umweg außerhalb der Stadtmauer zu gehen war.

Wieder auf der offiziellen Route folgt bald hinter der Stadt eine lange Brücke über einen

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zu der Zeit ausgetrockneten Fluss. Vor der Brücke ist ein kleiner Rastplatz am Flussufer,
wo ich zu Mittag esse. In der Nähe eine Stange mit Storchennest obendrauf.

Es geht weiter an der Landstraße entlang – zuerst mit Bürgersteig, dann ohne
Bürgersteig, dann auf einem Schotterweg nebendran, für etwa 4 km. Kein Schatten.

Dann geht die Route auf einem andern Weg weiter, der sich von der Straße entfernt, und
nach einem guten Kilometer wieder direkt auf die Straße zu. Nach diesem Umweg geht
es auf einer Landstraße steil bergauf ins Dorf Grañón; gleich nach der ersten Kreuzung
ein kleiner Park unter ein paar Bäumen, mit Wasserhahn; dort stand ein aufgebautes Zelt,
irgendwo (nebendran?) lag jemand und schlief.

Nach einer Rast wurde das Dorf durchquert.

Ich wollte es wohl auf jeden Fall noch ins nächste Dorf schaffen; möglicherweise hatte
ich schon durch eine der üblichen am Wegrand aufgestellten Werbeplakate für Herbergen
eine bestimmte Lokalität im Auge, als ich das Dorf verließ.
Immer noch trockene Landschaft, langwierige Überquerung einer Hügelkette.

Oben angekommen wieder eine Landesgrenze (zwischen Rioja und Castilla y León); die
Provinz Burgos wird betreten. Es wird wohl schon auf die 18 Uhr zugehen. Heftiger
Wind bläst einem entgegen, zusammen mit viel Staub und Sand; nur die Kappe tief
herabgezogen ist ein Vorwärtskommen möglich. Das nächste Dörfchen, Redecilla,
kommt schon von weitem in Sicht. Ein stückweit ist der Weg weiß betoniert, relativ
unangenehm zu laufen. Ich bin seit Grañón nur ein oder zwei Menschen begegnet.
Das Dorf besteht nur aus wenigen Sträßchen, aber eine Nationalstraße führt hindurch.

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Gegenüber der Kirche liegt die Herberge; neben der Eingangstür steht ein Apotheken-
Automat.

Zwei (oder mehr?) Schlafräume im Obergeschoss mit jeweils etwa einem halben Dutzend
Doppelstockbetten. Im Hinterhof schreibe ich ein Email an T // Ich lasse mich im
benachbarten Restaurant zum Abendessen anmelden, zusammen mit einem knappen
Dutzend Gäste aus der Herberge.
Beim Essen haben wir einen großen Tisch für uns, es gibt mehrere Tagesgerichte und
Vorspeisen zur Auswahl. Außerdem am Tisch ein alter Japaner und wohl auch ein
Koreaner (evtl. der aus Puente la Reine, 44. Tag); der Japaner ist Lehrer und scheint
daher eine besonders hohe Meinung von sich zu haben, spricht aber kaum Englisch.
Außerdem am Tisch noch ein oder zwei Chinesen (oder Taiwanesen?) und einige Andere
(die ich am nächsten Tag wiedertreffe?).
51. Tag Auf einem Schotterweg neben der Nationalstraße.
19. Juni
32 km

Nach knapp 2 km das erste Dorf.

Einen weiteren Kilometer an der Nationalstraße entlang, dann ebenso weit auf einer
abzweigenden Landstraße

bis Viloria de Rioja (9 Uhr),

weiter auf derselben Landstraße und schließlich wieder entlang der Nationalstraße

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bis ins 3,5 von Viloria entfernte Villamayor del Río; dort Frühstück am Stadtrand in
einem Gasthaus (?);

die Rucksäcke sind am Eingang abzulegen; drinnen beim Einkaufen nicht besonders
freundlich behandelt; es gibt frischen Schinken und frisches Brot, ich kaufe nach dem
Essen noch einen halben Laib. Ich befestige die Tüte mit den gekauften Lebensmitteln
außen am Rucksack, damit sie nicht zerdrückt werden, habe aber unterwegs irgendwelche
Schwierigkeiten mit dieser Methode.
Und wiederum eine gute Dreiviertelstunde an der Bundesstraße entlang, dann auf einer
Nebenstraße durch die Vorstadt, später durch die Innenstadt von Belorado.

Etwa eine Stunde Wegs hinter Villamayor ist die Kirche von Belorado erreicht (11 Uhr);
oben auf dem Kirch„turm“ mehrere Storchennester.

Rast auf der Bank vor der Kirche. Weiter durch die Innenstadt und die wenig einladende
Vorstadt.

Weiter auf einem Schotterweg durch Felder; unterwegs ist eine Schulklasse (?) mit
Fahrrädern unterwegs. Nach einer Stunde der nächste Ort; hier hab ich wohl höchstens
eine kurze Pause gemacht, das Wetter war nicht einladend an diesem Tag. Wieder eine
halbe Stunde später, in Villambista, eine Herberge mit Bar am Ortseingang. Hier esse ich,
wegen der Kälte im Innenraum, eine Suppe (und noch etwas?), und setze mich dann im
Hinterhof zu anderen Gästen an den Tisch. Es war wohl eine Gruppe aus drei Personen,
darunter ein Engländer und eine Amerikanerin (?), mit denen ich dann weiterwanderte.

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Zwei Dörfer, in Villafranca, weiter wollen die drei übernachten; der Dorfladen, in dem
sie einkaufen wollten, war zu dieser Stunde (19 Uhr?) schon geschlossen (?).

Ich war mir unschlüssig, ob ich mich anschließen sollte; schließlich hatte ich gehört, dass
es nicht ratsam – vielleicht sogar verboten – ist, bei Regen die direkt hinter Villafranca
aufragenden Oca-Berge zu durchqueren; die dunklen Wolken scheinen nichts Gutes für
den nächsten Tag zu verheißen, und ein Tag Zwangspause würde meine es unmöglich
machen, K einzuholen. Außerdem entschieden sich die drei für eine Herberge, bei der
man durch ein Tor und einen steilen Weg hochlaufen musste, und die Preise dieser
stattlich anmutenden Anlage waren mir nicht bekannt; mehr als 10 € würde ich kaum
mehr für eine Übernachtung investieren.

Da sie nun schon, ohne auf mich zu achten, zum Herbergsgebäude hochgelaufen waren,
lief ich kurz entschlossen weiter, um möglichst noch am selben Tag die Oca-Berge zu
überqueren.
Villafranca liegt auf 950m üdM, der höchste Punkt der Oca-Berge 200m höher; bis zur
nächste Stadt wären es 12 Kilometer; aber ich hatte ja ein Zelt. Eine weitere Herberge auf
meinem Weg aus dem Städtchen hinaus ignorierte ich. Während ich im bisherigen
Tagesverlauf eher träge dahintrottete, hatte ich nun, wohl begünstigt durch die
Notwendigkeit, mindestens die andere Seite der Berge zu erreichen, genügend Energie,
um den Aufstieg im mittlerweile üblichen Marschtempo zurückzulegen.

Auch den ersten Rastplatz ignorierte mich, da Anhalten nicht nötig schien, ja geradezu
kontraproduktiv hätte sein können, obgleich ich wohl Hunger hatte. Auch an dem
Denkmal auf dem Gipfel ging ich ohne mich umzuschauen vorüber;

kurz zuvor hatte ich eine Gruppe Asiaten, die sich am Wegesrand ausruhten, überholt; sie
schienen verwundert, jemanden den Berg hocheilen zu sehen. Zwischendrin eine
Schlucht, mit sehr steilem Ab- und Wiederaustieg; mitten in der Schlucht ein Pärchen; sie

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schien große Probleme mit dem Fortkommen zu haben.

Als es schon wieder stetig bergab ging (vielleicht 7 km hinter Villafranca), machte ich
etwa 10 Minuten Pause an einem Abzweig; der Weg war hier sehr breit, sandig und
ausgeschwemmt (ca. 16 Uhr).

Da ich niemandem begegnen wollte – wer kein Zelt mithatte, musste noch mehrere
Kilometer bis zur nächsten Herberge zurücklegen, sodass noch Viele hier vorbeikommen
würden –, ging ich bald weiter. Diese Rast hätte ich besser unterlassen, denn nun fing der
Fuß wieder an wehzutun, bald so heftig, dass ich viel langsamer lief als die Meisten; auf
diese Weise konnte ich die nächste Ortschaft heute nicht mehr erreichen und musste
einen Zeltplatz suchen. Da ich nicht wusste, wie es hier mit Jagden bestellt ist und
manche Waldstücke mit Hinweisen wie „privat“ versehen waren, musste es unbedingt ein
vom Weg nicht einsehbarer Platz sein. Schließlich nahm ich mit dem nächstenbesten
Platz in Mischwald Vorlieb, etwa 30 Meter vom Weg entfernt. Es war erst 17 Uhr, als ich
das Zelt aufgebaut hatte, aber ich ging wohl nach dem Essen alsbald schlafen, wieder mal
in der Hoffnung, dass bei nächtlichem Sturm kein Ast aufs Zelt falle.

52. Tag Nicht allzu früh brach ich auf. Nach etwa einem Kilometer traf ich die Amerikanerin von
20. Juni gestern (aus der Dreiergruppe), die heute morgen schon die Berge überquert hatte; wir
30 km
liefen die restlichen 2 km zusammen bis San Juan de Ortega.
Im Café an einem großen Platz frühstückte ich; gegenüber des Cafés ein typischer
Trinkwasserbrunnen.

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Die andern beiden der gestrigen Dreiergruppe saßen draußen vor dem Café, sodass ich
mich kurz dazusetzte. Dann besichtigte ich für etwa eine Viertelstunde die Kirche des am
andern Ende des Platzes gelegenen Klosters (12. Jhd.; nach ihm ist die Ortschaft benannt,
und das Kloster selbst ist wiederum nach „Johannes dem Einsiedler“ benannt, dessen
Sarkophag in der Kirche zu besichtigen ist) bis ca. 10:30; das Gepäck ließ ich derweil
wohl einfach am Café stehen.

Weiter auf einer Landstraße. An einer Kreuzung wurde ein Alternativweg angeboten, den
ich zu nehmen überlegte, bis ich die Information fand, dass er für Fahrradfahrer gedacht
war. Der Fußweg führte nun auf sandigem Weg durch einen Wald. Als der Wald langsam
offener wurde, eine Kuhherde auf dem Gras beiderseits des Weges – und auf dem Weg
(11 Uhr).

In der nächsten Ortschaft eine Pause auf der Mauer eines Brunnens (?), in der Nähe sah
ich den Engländer von gestern zum letzten Mal; es nieselte wohl gerade.
Dann auf einer ermüdend langen Landstraße bis Atapuerca (6 km seit San Juan).

Ich machte hier kaum eine Pause, vielleicht fürchtete ich eventuellen Regen oder dass ich
die verbleibenden 21 km bis Burgos nicht rechtzeitig bewältigen würde.
Hinter Atapuerca ging es wieder steil bergauf über die Höhe des Matagrande (ca. 120
Höhenmeter über dem Umland); das letzte Stück des Aufstiegs über sehr unangenehm zu
laufende Felsen, am Gipfel ein Plateau mit einem Kreuz und dem üblichen Steinhaufen
zu seinen Füßen; gegen den Horizont zu war bereits die Großstadt Burgos zu sehen.

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Beim Abstieg fingen die Füße wohl bald wieder an wehzutun. Wieder im Tal schien die
Route einen großen Umweg zu machen, was in Anbetracht meines Zustandes mir sehr
unwillkommen war. Ein kurzes Stück die Landstraße hinab war eine Rast unumgänglich,
am Rande eines Mohnfeldes aß ich zu Mittag (nach 13 Uhr).

Würde ich weiterhin so schleichen wie seit dem Abstieg vom Gipfel, würde ich Burgos
heute kaum noch erreichen; hier kam mir das beim Aufstieg auf die Oca-Berge benutzte
„Mantra“ zur Hilfe, sodass ich von hier an darauf achtete, beim Marschtempo nicht
nachzulassen. Immer weiter auf der Landstraße.
Inwiefern ich in den nächsten beiden Dörfchen anhielt, weiß ich nicht mehr; im
übernächsten Dorf nach dem Mittagessen (nach etwa 5 Kilometern) aß ich vor einer
Restaurant-Herberge ein Eis, trank wohl auch einen Kaffee (falls ich das nicht in einem
Dorf zuvor schon getan hatte); das Wetter war mittlerweile recht sonnig geworden.

Vor einer Brücke über die Autobahn ein Pärchen mit einem defekten Handwagen (wie
bei dem Franzosen, s. Tag 33 ff.). Dann, immer noch auf der Landstraße bzw. auf dem
Straßengraben, wurde der Flughafen von Burgos umgangen.

Schließlich in Villafria eine Rast auf einer Bank

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Villafría geht quasi spurlos in die Vorstadt von Burgos über (sofern der Ort nicht selbst
schon zum Stadtgebiet gehört).
Unschöner Weg auf dem Bürgersteig an einer Hauptstraße entlang, die ersten 3,5 km
durch Industriegebiet – im Reiseführer wurde vorgeschlagen, für die 10 km bis in die
Innenstadt den Bus zu nehmen.

Nach dem Übergang in Wohngebiet eine Rast in einem Café; als Wanderer war ich dort
wohl ein eher seltenes Exemplar, weil die meisten eine Busfahrt zu bevorzugen scheinen.
Irgendwann gelangte ich in die Innenstadt, hatte aber die ausgeschilderte Route durch
Übersehen verlassen und wusste den Weg zur kommunalen Herberge nicht; auf der
Suche nach ihr auf einem Stadtplan am Rande eines großen Platzes spricht mich ein
Deutscher an, dem ich noch öfter begegnen würde (ich nenne ihn Z).
Eine Treppe hinauf geht es zu genannter Herberge, nur etwa 100 m vom Dom entfernt.
Ein großes modern ausgebautes Gebäude auf 4 oder 5 Stockwerken; sie wollen dort nur
Pilger aufnehmen, die zu Fuß gekommen sind (oder eine ähnliche Einschränkung). Im
Erdgeschoss ein riesiger Schuhschrank und eine Küche inklusive Aufenthaltsraum;

in den oberen Stockwerken (mit Fahrstuhl zu erreichen) die Schlafsäle zu je etwa einem
Dutzend Doppelstockbetten, insgesamt jedoch nur eher bescheidene 150 Schlafplätze
angesichts der Dimensionen

Zur Kathedrale. Um sie von innen zu besichtigen, war es wohl schon zu spät (19 Uhr).

80
?
Abendessen vor einem Café in einem Park mit aufwändig beschnittenen Eiben (?) am
Fluss (bis ca. 20 Uhr).

In dem Bett neben mir war wohl das Pärchen untergekommen, das ich gestern in den
Oca-Bergen überholt hatte.
53. Tag Das Café von gestern Abend hatte mir gut gefallen, so suchte ich es für das Frühstück
21. Juni erneut auf. Hinter einer Glasscheibe konnte man dem Bäcker gerade bei den Anbringung
37 km
einer Schokoglasur zuschauen. Am Tisch neben mir zwei Italiener, ich unterhielt mich
eine Weile mit ihnen.
Vom Café aus am Fluss entlang, um wieder auf die Wanderroute zu treffen. Durch einen
am Fluss entlang sich erstreckenden Park.

Auf der andern Seite des Flusses eine gute halbe Stunde an der Straße entlang.

Hinter Villalbilla de Burgos ist eine große Autobahnkreuzung umständlich zu umgehen.


Nach einer weiteren halben Stunde ist Tardajos erreicht. An Anfang des Dorfes
Frühstück in einem Zelt vor einem Café; die Texaner (s. 42. Tag) sitzen auch dort. Am
Ausgang von Rabé de las Calzadas (Pause auf dem Platz nahe der Kirche, 12 Uhr) eine
Eremitage, die ich besuche und mir einen Stempel in den Pilgerpass besorge.

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Hinter dem Dorf beginnt die Meseta (hier hole ich bald die vor mir in Tardajos
aufgebrochenen Texaner wieder ein; wahrscheinlich das letzte Mal, das sie mir begegnet
sind): weite, nur mit Feldern bedeckte, von Tälern oder breiteren Ebenen umrandete
Hochplateaus; Dörfer finden sich nur in den Ebenen; die Plateaus, auf denen es nur
Schotterpisten gibt, überragen an ihren höchsten Punkten das Tal um bis zu 100 Meter.
Von sehr vereinzelten Bäumen abgesehen kilometerweit nichts Schattenspendendes und
kein Wasser.

Etwa 7 km hinter Rabé kommt endlich das nächste Dorf, Hornillos del Camino, in Sicht.

Mittagessen im Innenhof eines Restaurants. Hinter Hornillos beginnt die nächste


Hochebene.

Bis zur nächsten Siedlung kommt nun auf 11 Kilometern nichts als Wege, kaum jemand
ist um diese Zeit (ich laufe hier etwa zwischen 15 und 17 Uhr) unterwegs. Hontanas als
nächste Siedlung kommt sehr plötzlich in Sicht, da hier der Hang viel steiler abfällt als
vor Hornillos.

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Bevor die Stadt betreten wird, findet sich am Wegesrand eine Eremitage mit Bank und
(ausgetrocknetem) Brunnen daneben. Hier verweilend kommt nach einiger Zeit ein
Belgier (?) dazu, der mir allerlei erzählt.

In Hontanas spricht mich vor einer Bar der Deutsche, der mir am Vortrag in Burgos
begegnet ist; ich setze mich zu ihm an den Tisch, ein Engländer ist auch noch da, und
esse zu Abend.

Ich möchte aber nicht schon in Hontanas übernachten, da ich nun, nach der längeren
Rast, noch um einiges weiterzugehen vermag und ohnehin vorhatte zu zelten.
Hinter Hontanas kommt für eine Weile eine grünere Landschaft; ich überlege schon, hier
zu zelten, aber die Büsche oder Baumgruppen scheinen mir keinen ausreichenden
Sichtschutz zu gewährleisten.

Nach einiger Zeit auf einem Wanderweg führt die Route auf einer Landstraße weiter.

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Etwa 7 Kilometer hinter Hontanas die Ruinen des Klosters San Antón, die die Straße
überwölben; ein Teil des Komplexes wurde zu einer Herberge ausgebaut. Bis auf die
Straße hört man Singen und Gitarrespiel, da ich gerade aber weder hierauf Lust habe
noch erst zu so später Stunde (ca. 21 Uhr) eine Herberge aufsuchen möchte, suche ich,
wie vorgehabt, eine Gelegenheit zum Zelten. Sie findet sich auch hundert Meter hinter
dem Kloster in einer Vertiefung neben der Straße.

SMS an C, vielleicht würde ich rechtzeitig in Santiago ankommen, um sie dort noch anzutreffen.

54. Tag 3km zur nächste Stadt Castrojeriz; auf dem dahinter eine Burg. Mir ist aber keineswegs
22. Juni danach, Zeit und Kräfte auf deren Besuch aufzuwenden.
>31 km

Am Ortseingang eine Bar mit etlichen Gästen; ich möchte lieber alleine sein und
frühstücke vor einem Laden-Café in der Innenstadt; kaufe auch Proviant – die nächsten
10 km würde es nur durch „Wüste“ gehen. Eine Kirche möchte ich noch anschauen,
auffallend sind die Metallrampen, die von der Straße aus hinab zum Eingang führen; dort
stellt sie sich als geschlossen heraus.

Hinter der Stadt beginnt eine Ebene; danach auf einem Weg mit 12% Gefälle 100m nach
oben (in meinem gewöhnlichen Tempo keine Schwierigkeit). Auf der Höhe ein Rastplatz,
(?) leider ohne Wasser oder sonstige Angebote.

Alsbald geht es ebenso steil wieder hinab in eine weite, zumindest zu dieser Jahreszeit
steppenartig erscheinende Ebene voller Stoppelfelder.

Es geht nun etwa eine Stunde lang durch die gleiche abwechslungslose Landschaft; die
einzige „Oase“ auf diesem Abschnitt ist ein Rastplatz nach 4/5 der Strecke; als ich dort

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vorbeikomme, ist ein Stand aufgebaut, an dem Wasser, Melonenscheiben u. a. verkauft
werden; allerdings lagern mir dort zuviele Wanderer, sodass ich weitergehe.

Ein Stück weiter treffe ich auf die Niederländerin (s. 43. Tag), wir gehen ein Stück
zusammen; sie läuft viel langsamer als ich und heißt mich, nicht auf sie warten (ob ich sie
danach noch einmal treffe?). Eine Viertelstunde nach dem Rastplatz eine (auf
Googlemaps nicht eingetragene) Erimitage; auf der Bank davor verweile ich einige Zeit.
Dahinter eine Brücke über den Pisuerga. Nach 10 Minuten ein Rastplatz in einem Park,
wo ich einige Zeit verweile, die Schuhe ausziehe und (?) die Wasserflaschen auffülle.

Im sich anschließenden Ort trinke ich einen Kaffee in einer Bar. (?) Ich meine mich zu
entsinnen, dass dort jemand war, mit dem zusammen ich weitergehen wollte; er brach vor
mir auf, und ich habe ihn dann eingeholt? Möglicherweise wollte ich auch auf der
folgenden Strecke jemanden abschütteln?
Es geht eintönig, aber wohl in weniger trockener Umgebung weiter; allmählich
ansteigend führt der Weg über eine Hügelkette, und ebenso langsam abfallend hinab in
die nächste Ortschaft Boadilla; auf dem letzten Kilometer stehen sogar Bäume am
Wegrand.

Längere Pause auf einem Rastplatz vor der Stadt. Das Städtchen macht keinen
einladenden Eindruck. In der Stadtmitte eine luxuriös anmutende Herberge mit
Swimming Pool.

Ich laufe durch den Garten bis zu einer Bar, (?) die auch als Empfangsraum und Laden
dient. Ich wollte dort etwas (übernachten wahrscheinlich nicht – gemäß der mittlerweile
üblichen Etappenlänge fehlten noch 10 km), ziehe aber unverrichteter Dinge wieder
weiter.
Hinter der Stadt rastet ein Wanderer in einem Wäldchen (ich auch?). Nun geht es für drei
Kilometer an einem Kanal entlang. Der Fuß fängt wieder reichlich an wehzutun und ich
bin wohl schon recht spät dran, jede zurückgelegte Wegbiegung wird ungeduldig
erwartet.

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Notwendige Rast im Schatten eines kleinen Steingebäudes. Endlich die Schleuse über
den Kanal.

Wohl viel später als erwartet die Stadt Frómista betretend gehe ich einem Café vorbei, da
nur Einheimische darin zu sein scheinen. Gegen 18 Uhr ich gehe am Rande der
Innenstadt und in der Touristeninformation etwas nachfragen (vielleicht ein Zimmer für
kommende Nacht?). Danach Rast in einem Zelt vor einem Café; kaufe dort noch eine
Tüte Chips. Gleich danach muss ich mich im Weg geirrt haben; statt auf der offiziellen
Route am Stadtrand entlang gerate ich in eine Wohnsiedlung; Pfeile auf der Straße
interpretiere ich wohl fälschlicherweise für Wegangaben.

Schließlich kommt mir der Weg spanisch vor; ich biege ab und gerate in die Innenstadt;
vor einem Restaurant der Deutsche aus Burgos noch jemand, den ich kannte. In der
Innenstadt herumgeirrt. Ich habe dann wohl noch in einer Herberge nach dem Weg
gefragt, was mich aber kaum weitergebracht hat; von einem Passanten erkundige ich
wenigstens die ungefähre Richtung. Habe insgesamt wohl eine gute halbe Stunde und
eine entsprechende Wegstrecke in der Stadt vergeudet.
Am Stadtrand geht es über eine Autobahnbrücke, um einen Kreisel herum (dahinter Rast
unter einigen Bäumen), und dann für 3 Kilometer an einer absolut geraden und
einförmigen Straße entlang. Höre derweilen Musik. Vor der nächsten Ortschaft wieder
eine Eremitage (natürlich geschlossen); Rast und den umgebenden Bäumen; (?)
Trinkwasser finde ich dort auch keines.

Am Ortsrand eine Herberge mit großem Garten davor, aber etwas hält mich vor dem
Betreten zurück. In der Ortsmitte finde ich glücklicherweise eine Herberge; ein
einstöckiges Gebäude, hinter dem Eingang eine Küche, rechts zwei Schlafräume,
dahinter das Bad.

Die Tür ist offen, niemand drinnen zu sehen. Einem Zettel entnehme ich, das Check-In
im Hotelrestaurant einige Häuser weiter sei. Irgendwelche Verständigungs-
schwierigkeiten hinsichtlich des Abendessen; die eigentliche Abendessenszeit für Gäste
der Herberge ist wohl schon vorbei; trotzdem bekomme ich für in etwa einer halben
Stunde das Pilgermenü zugesagt. In der Herberge schnell auspacken und duschen. Etwas

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verspätet wieder im Hotel sitze ich alleine in einem wieder mal viel zu noblen
Speiseraum. Hier ist das 9-Euro-Menü sogar einmal richtig gut, Fischsuppe, Hauptspeise,
Nachtisch; der Wein muss natürlich extra abbestellt werden. Gegen 21 Uhr wieder in der
Herberge; sitze noch im Garten vornedran, wahrscheinlich Wegekarten studierend; werde
alsbald von Ameisen (?) vertrieben. – In der Herberge findet sich mittlerweile mein
einziger Mitgast für diese Nacht, ein älterer Ire. Er nimmt den andern Schlafsaal, sodass
ich seit langem wieder ein Zimmer für mich alleine habe.

55. Tag „Pilgerpfad“ entlang der Straße für die nächsten 15 Kilometer.
23. Juni
~33 km

Nach einer halben Stunde finde kann ich in der nächsten Ortschaft kein Café ausmachen;
auf unnötige Umwege auf der Suche nach einem habe ich auch keine Lust. Dafür am
Eingang der nächsten Ortschaft eine Herberge mit Bar. Ich frühstücke dort; im
Innenraum die Wände vollgekritzelt mit Wörtern oder Sprüchen in allen möglichen
Sprachen; an einer Wand weiter hinten ein verstimmtes Klavier; ich spiele eine Weile,
niemand scheint Notiz von mir zu nehmen

Hier treffe ich wieder auf den Deutschen (s. gestern und Burgos). Wir laufen die nächsten
10 Kilometer bis zur nächsten Stadt; in der Ortschaft auf halben Wege eine Pause auf
einer Bank an der Straße.
In Carrión de los Condes ein Umzug zu Corpus Christi mit lauter Blüten auf der Straße
neben der Kirche; wir sind kaum angekommen und haben uns auf eine Bank vor der
Kirche gesetzt, als mit entsprechender Lautstärke eine Prozession darüber hinschreitet.

Mein Begleiter wollte für die Nacht in selbiger Stadt bleiben, in einer Herberge bei
irgendwelchen Nonnen, wohingegen ich erst die Hälfte meiner geplanten Strecke
zurückgelegt habe. Enttäuscht zieht er ab zur Herberge, ich kaufe ein in einer Bäckerei
und esse, wieder auf der Bank, inmitten des Trubels zu Mittag.

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Die Straßen ringsum sind voller Leute; in einer Bar einige Straßen weiter trinke ich einen
Kaffee. – Nach der Überquerung des Flusses wieder ein besonders anstrengendes Kapitel,
nämlich 16 Kilometer „nichts“

Die nächsten zwei Stunden begegne ich niemandem; es geht auf einer endlosen
Schotterpiste durch Felder; jede kleine Abwechslung (Bachläufe, Wegbiegungen, die
zuerst in einiger Entfernung parallel zum Weg verlaufende, aber schließlich sich von ihm
immer weiter entfernende Autobahn...) wird „begrüßt“. Ganz weit in der Ferne zwei
Wanderer mir voraus; obwohl ich ziemlich schnell laufe (aber allmählich nachlasse),
würde ich sie nicht unbedingt einholen. Gegen 16 Uhr nach etlichen Kilometern eine
Rast am Wegesrand.

Etwa zwei Stunden hinter Carrión – zwar angekündigt, aber man weiß ja nie, wie aktuell
so etwas ist – eine Oase, oder, besser gesagt, die „Bar Oasis“: ein Stück Wiese, von
Bäumen umrandet, mit Tischen und Stühlen und einem Wohnwagen. Ich nehme einen
Saft und einen Apfel (und Wasser? und noch etwas?) und mache dort Rast. Ich habe zwar
auf Spanisch bestellt, aber man meint alsbald zu mir, ich sei sicher ein Deutscher –
meinem Akzent nach zu urteilen. Der Besitzer der Oase sitzt auch dort und unterhält sich
mit zwei, drei Leuten auf Spanisch; ob sie Wanderer oder seine Bekannten oder
Verwandten sind, erschließt sich mir nicht.

Dann geht es ebenso eintönig weiter. Meiner Karte (die tatsächlich etwas zu wünschen
übrig lässt) lässt sich nicht recht entnehmen, wie weit ich schon gekommen bin – es gibt
ja so gut wie keine Anhaltspunkte. Unterwegs überhole ich zwei auf einem Rastplatz sich
aufhaltende Wanderer (wenn ich mich recht entsinne, einer von ihnen auf dem Bauch
liegend und vom anderen irgendwie „versorgt“) – wahrscheinlich die beiden, die ich zwei
Stunden zuvor in der Ferne gesehen und während meiner Rasten aus den Augen verloren
hatte.
Wohl wegen meines nachlassenden Tempos stelle ich immer wieder fest, dass ich hinter
meinen Erwartungen zurückliege. Schon halte ich irgendwelche Wassertürme oder was
auch immer für die nächste Ortschaft; dieselbe findet sich schließlich in einem Tal,

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sodass ich sie freilich vom Weg aus nicht sehen konnte. Gleich am Ortseingang die
kommunale Herberge, ich komme gegen 18 Uhr an. Warum ich es so eilig hatte?
Vielleicht befürchtete ich, sie sei schon belegt (offiziell 34 Betten)?

An der Rezeption habe ich wohl geklingelt; eine etwa 16jährige hat dann die
Formalitäten übernommen. Im Restaurant nebenan hätte ich wohl Abendessen
bekommen, entschied mich aber dagegen (mir zu teuer? oder hatte ich gehört, es solle
nicht gut sein?).
Im Innenhof Stühle und Tische, im Innern eine Küche zur freien Verfügung.

Im ersten Stock der Schlafraum; manche Betten sind schon belegt; ich belege glaube ich
zuerst eines unten, später ziehe ich dann „nach oben“ um (um weniger gesehen zu
werden? oder weil mein Nachbar unten WLAN benutzt?).

In der Nacht bin ich wohl aufgewacht und etwas dort muss für mich recht unbequem
gewesen sein; am Ende eines Ganges zum Badezimmer ist eine Tür, ich schaue einfach
mal hinein und finde einen eben so eingerichteten, aber doppelt so großen und leeren
Schlafraum. Ich lege mich einfach am anderen Ende in eines der Betten.
Wieder spätabends eine Email von K: er ist nur noch 85 km voraus, der Abstand hat sich also um 29 km verringert.
56. Tag Noch bevor ich aufgestanden bin – ein Angestellter im Schlafraum, der dort irgendetwas
24. Juni besorgt. Ich glaube, er hat gar nichts zu mir gesagt; war wohl nicht der Besitzer, sondern
31 km
bloß jemand zum Putzen. Möglich, dass er mich irgendwie verwundert angeschaut hat –
weil ich einfach mich hierein gelegt habe? oder weil ich wie gewöhnlich einer der letzten
(oder der letzte) war, der sich auf den Weg macht?
Schon hinter der Ortschaft treffe ich immer wieder auf andere Wanderer; sie müssen
wohl in andern Herbergen desselben Dorfes untergekommen sein. Nach einiger Zeit wird
mir der Wanderweg am Rande der Nationalstraße zu unbequem bzw. steinig, und ich
laufe auf dem Seitenstreifen weiter. Die Atmosphäre ist düster, wohl wegen der dunklen
Wolken; unverhofft würde ich aber den ganzen Tag um Regen während des Laufens
herumkommen.

Bis zur nächsten Ortschaft sind es 6 Kilometer; bis zur Hälfte der Strecke geht es leicht
bergauf, dann in gleicher Weise wieder bergab. Kurz vor Ledigos führt der Weg von der
Straße ab. Frühstück in einer Bar.

89
Wieder auf einem Schotterweg an der Nationalstraße entlang – erst auf der rechten, dann
nach einer Straßeüberquerung auf der linken Seite.

Die nächste Ortschaft durchlaufe ich wohl ohne Aufenthalt; nun geht es abseits der
Nationalstraße weiter auf Schotterwegen oder Landstraße bis Moratinos. Am Ortseingang
eine Herberge mit Bar.

Ich trinke dort einen Kaffee; ein Deutscher, der letzte Nacht im selben Zimmer wie ich
übernachtet hat, und eine Deutsche (die ich wohl noch nicht getroffen habe) sitzen auf
der Terrasse vor der Bar an einem Tisch über einem Schirm. Ich setze mich dazu, rede
eine Weile mit ihnen; sie gibt mir die Hälfte von irgendeiner Speise ab, die ihr zuviel
geworden ist. Ich gehe alleine weiter, weil ich noch viel Strecke vor mir habe.
Nach 2,5 Kilometern auf einem Feldweg das nächste Dorf; hier wohl wieder kein
Aufenthalt. Nun wieder an der Nationalstraße entlang. Unheilvolle 6 km bis zur nächsten
Stadt, Sahagún, werden ausgeschildert.

Hinter einer Brücke, in knapp 4 Kilometern zu den ersten Häusern, kommt die Stadt in
Sicht. 2 Kilometer weiter überquert die Wanderroute die Nationalstraße und führt erst
einmal im 90°-Winkel auf einem Schotterweg 400 Meter von dieser ab. Ich habe es wohl
ziemlich eilig, vielleicht befürchte ich Regen oder habe irgendwelche Unpässlichkeiten
(diesmal waren es durch die Reibung des Hüftgurtes verursachte Schmerzen), sodass
mich dieser Bogen ziemlich ärgert. – Eine besonders erhebender Anblick ist der Eintritt
in diese Stadt nicht gerade.

Gegenüber einer Pilgerherberge, die eher wie ein Gefängnis aussieht (und vor der meine
ich sogar eine Art „Wachposten“ stand) ein Hostel mit Souvernirladen und Café, in ich
wohl etwas gegessen und Kaffee getrunken haben. Die beiden Deutschen von heute
Vormittag; sie versuchen wohl, mich zum Bleiben zu überreden, aber ich gebe meinen
Plan nicht auf (noch 10 km liegen vor mir).

90
Hinter Sahagún geht es unspektakulär weiter; zuerst neben einer Land-, dann wieder
neben einer Nationalstraße; letztere nähert sich einer Autobahn und zweigt plötzlich nach
Südwesten ab. In der Ferne tiefdunkle Wolken. An dieser Stelle ist eine etwas längere
alternative Route möglich, die an einer Herberge vorbeiführt; ich entscheide mich für die
kürzere Route, die nun wieder an einer Landstraße entlang weiterführt.

Alle paar Minuten eine steinerne Bank am Wegrand, sie werden für Pausen genutzt,
ebenso ein Rastplatz, der nur aus Steinbänken und -tischen besteht. Gegen 16:30 ist etwa
die Hälfte der Strecke bis zum nächsten Ort zurückgelegt. Nach einer Einsiedelei in den
Feldern beginnen die letzten zwei Kilometer. Die Wolken verheißen nichts Gutes.

Vor einer großen Herberge am Ortseingang wird gerade Wäsche aufgehängt; da die
Anlage mich eher an eine Autobahnraststätte als ein wünschenswertes Quartier erinnert,
gehe ich weiter. In der kirchlichen Herberge (albergue parroquial) könnte ich schließlich
gegen Spende unterkommen.

Die gesuchte Herberge findet sich nicht gleich, so frage ich zwei Passanten, die so
aussehen wie Pilger, die nach Ankunft in ihrer Herberge durch die Stadt spazieren; da die
beiden am erfragten Ziel abgestiegen sind, kennen sie auch den Weg. Unweit findet sich
das gesuchte.

In der Eingangshalle zwei ältere Frauen hinter einem großen Tisch. Nur kurze Zeit nach
meiner Ankunft fängt es draußen heftig an zu regnen. Im Erdgeschoss ist der Speisesaal,
im Obergeschoss die Schlafräume (mein Bett ist das linke auf dem Bild, obere Etage, das Treppenhaus ist
linkerhand); die Herberge scheint ganz oder fast voll belegt zu sein.

Vor dem Essen eine Andacht; ich nehme nicht teil. Gemeinsames Abendessen (wohl
auch gegen Spende); die beiden Frauen sind Freiwillige vonseiten irgendeiner
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katholischen Einrichtung, ebenfalls mithelfend ist ein Freiwilliger aus irgendeinem
südamerikanischen Land. Es gibt Pizza und noch dies und das anderes. – Bei mir am
Tisch sitzen die beiden, die mir den Weg gezeigt haben; er ein Schwede, sie eine Russin.
Außerdem am Tisch zwei oder drei jüngere Leute, einer davon aus den USA; er habe in
seinem Land schon den Küstenweg am Pazifik entlang zurückgelegt, an die 5000
Kilometer. Nach dem Essen setze ich mich mit dem Schweden in ein leeres Zimmer und
wir reden ein wenig.
57. Tag Ich gehe alleine los, der Schwede ist wohl schon weit voraus. Wieder auf einem
25. Juni Schotterweg entlang einer Landstraße. Eine Autobahn wird unterquert, dann folgt eine
26,3 km
Eisenbahnbrücke.

Da letztere auf meiner Karte (MICHELIN ) überhaupt nicht verzeichnet ist und ich zudem
einen eher unglücklich angebrachten Pfeil auf dem Boden als einzige hier vorhandene
Wegmarkierung missinterpretiere, biege ich vor der Eisenbahnbrücke ab und laufe auf
einem Schotterweg unterhalb des Bahndamms entlang; an diesem Abzweig steht einer
der drei, die gestern Abend mit mir am Tisch saßen (und wartet auf jemanden oder schaut
in seine Karte); er setzt mich nicht von meinem Irrtum in Kenntnis oder weiß es selbst
nicht besser. Nach ein paar hundert Metern vor einer Autobahnausfahrt endet der Weg
plötzlich an einem Zaun. Da ich wenig von Zurücklaufen halte, übersteige ich den Zaun
und klettere die Böschung zum Autobahnzubringer hinauf; auf dem Seitenstreifen
überquere ich auf der Brücke den Bahndamm und habe nun das Dorf El Burgo Ranero
vor mir.

Da die Anzahl der Straßen in diesem Dorf übersichtlich ist, finde ich bald wieder auf die
Wanderroute zurück. Ich frühstücke in einem Café; von dort aus sieht man eine Kirche,
auf der wieder Störche brüten (ca. 10 Uhr). Im Café auch wieder der von der Kreuzung
eben; hat sich wohl gewundert, wie trotz meines Fehler sobald wiederzusehen. Die
Häuser hier sind aus Adobe (Lehmziegeln) gebaut; sie sind empfindlich gegenüber hoher
Feuchtigkeit (am Ortsausgang eine Ruine).

Weiter an der Landstraße, nun wieder im schnellsten Tempo.

Nach kurzer Zeit hole ich den Schweden und die Russin ein. An einem Bachlauf eine
Rast auf Betonsockel und Stahlgitter; es fängt an zu regnen. Mittlerweile habe ich auch
den Regenschutz des Rucksacks entdeckt, also alles halb so wild. Eine weitere Pause
unter einem überdachten Rastplatz; heftiger Regen; in der Nähe wäre ein Dorf, aber ich
(und der Schwede?) sind gegen einen Umweg und es wird beschlossen, bis zur nächsten

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Ortschaft auf der Route weiterzugehen; zwei Italiener gesellen sich dazu. Der Schwede
und die Russin gehen vor, ich bleibe aus irgendeinem Grund noch eine Weile dort.
Anderthalb Kilometer weiter hole ich die beiden unter einer Eisenbahnbrücke ein.

Auf einem Schild am Wegesrand wird eine Herberge in 300m angekündigt.

Der Regen hatte mittlerweile aufgehört. Die Russin ist ganz wild auf irgendein lokales
Gericht mit Blutwurst und fragt im Herberge-Restaurant, ob es das dort gibt; dass es das
dort nicht gab, war wohl der Grund, dass wir weitergingen, um etwas anderes im selben
Ort zu suchen. Wir aßen dann zu Mittag vor einer Bar am Straßenrand; derweil fing es

Aus irgendeinem Grund ging die Russin schon vor, wir holten sie aber bald ein. Nun
schien warm die Sonne, aber ich hatte keine Lust, mein Gepäck abzusetzen und die
warmen Kleider auszuziehen, wozu ich mich dann aber wohl doch irgendwann
gezwungen sah. Nach etwa einer Stunde entlang oder auf der Landstraße kommt Mansilla
in Sicht.

Der Schwede und ich entschieden uns, die Nacht hier zu bleiben, die Russin wollte aber
unbedingt noch zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit weiter (7 km). Wir suchten die
kommunale Herberge, mussten wohl auch nach dem Weg fragen. Nach der
Unterbringung unseres Gepäcks in nicht besonders einladenden Räumlichkeiten tranken
wir noch zu dritt etwas in der Bar gegenüber, dann lief die Russin weiter. Am Nachmittag
verbrachte ich einige Zeit im Innenhof.

?
Zur Abendessenszeit ging ich mit dem Schweden ins Restaurant nebenan und nahm das
Pilgermenü; hat mich, wie gewöhnlich in Spanien, nicht recht überzeugt, besonders nicht
von der Menge her.
Der Abstand zu K hat sich auf ca. 46 km verringert. Er schreibt mir, dass er in derselben Herberge wie der Eselmann
übernachtet.
58. Tag Ich war wohl wieder einer der letzten, die von der Herberge aus aufbrachen, der Schwede
26. Juni war mir mutmaßlicherweise schon ein, zwei Stunden voraus. Um ihn einzuholen – oder
~27 km
besser gesagt: damit das Wiedertreffen auf dem Weg nach oder in León so bald wie
möglich stattfinde – lief ich im schnellsten Marschtempo über den Schotterweg auf der

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linken Seite der Nationalstraße entlang. Bis zur nächsten Ortschaft eine Stunde lang ein
schnurgerader Weg; ich frühstückte an einem Tisch vor einer Bar gegenüber einer
Kirche.

hier weiter auf dem Seitenstreifen, dann wieder auf einem extra Weg für Fußgänger an
der Straße entlang. Abermals in der nächsten Ortschaft führt der Wanderweg vor einer
Restaurant-Herberge von der Straße ab und durch eine Parklandschaft.

Nach Überquerung des Flusses geht an der Straße (nun auf der rechten Seite) weiter
durch Villarente, wo die Russin übernachten wollte. Unschöner Weg durch die Stadt bei
recht heißem Wetter. Dahinter wird der Weg auch nicht viel angenehmer, liegt aber etwas
abseits der Nationalstraße.

Viele Wanderer sind unterwegs, ich laufe schneller als die meisten von ihnen. Kurz vor
dem nächsten Dorf auf einem Hügel ein großer überdachter Rastplatz, wo schon zwei
Dutzend oder Wanderer sich niedergelassen haben.

Nun geht es weiter durch Felder. An der wiederum nächsten Ortschaft (13 km ab
Mansilla) führt Weg dran vorbei; ich hätte wohl einen Kaffee gebrauchen können, aber
da ungewiss ist, ob es in dem Ort eine Bar gibt, entschied ich mich dafür, die
verbleibenden 7 km bis zur Großstadt León durchzuhalten. Kurz hinter dem Ort ein
steiler Anstieg, der das Herz ganz gehörig in Anspruch nahm

Nun geht es weiter durch Industriegebiet. Auf einer umständlichen Stahlkonstruktion


wird die Nationalstraße überquert.

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Nun geht es (wieder auf der linken Seite) an der Nationalstraße entlang; hinter einem
Kreisel hat man nun einen Blick auf die ganze Stadt.

Nach einem weiteren Kreisel die ersten Häuser; dringend benötigte Rast mit Mahlzeit auf
einer Bank unter Bäumen auf dem Bürgersteig.

Ein ebenso dringender Kaffee sollte sich aber vorerst nicht finden. Nun geht es lang und
breit durch León hindurch, über eine Fußgängerbrücke, dann an Hauptstraßen entlang;
endlich eine Bar, wo ich einen Espresso nehme. An der römischen Stadtmauer treffe ich
die Amerikanerin wieder (s. 32. Tag); ihre Wanderung sei hier beendet, die Deutsche in
ihrer Begleitung sei schon weitergegangen.
Nach guten 3 Kilometern ab den ersten Häusern der Stadt ist das Stadtzentrum in Form
der Kathedrale erreicht. Auf dem Platz davor ist gerade ein Markt. Ich besichtige die
durch den besonderen Lichteinfall imposante Kathedrale (notgedrungen mit Gepäck); es
ist wohl gegen 15 Uhr

?
Am Eingang der Kathedrale finde ich den Schweden sitzen; die Russin sei noch nicht
hier angekommen. Ich lasse mein Gepäck bei ihm stehen und gehe in einen Supermarkt
um die Ecke einkaufen, und kaufe noch Salami (?) auf einem Stand auf dem Markt. (?)
Irgendwie ist es dem Schweden nicht gelungen, auf dieser Wanderung (er hat den
spanischen Jakobsweg schön öfter absolviert) die Kathedrale zu besichtigen (ist wohl
schon geschlossen). Als die Russin sich endlich blicken lässt, setzen wir uns in eine Bar
am Kathedralenvorplatz; sie isst wohl wieder ihre Blutwurst, der Schwede und ich etwas
Süßes (er hat mich wohl eingeladen). Die Russin faselt zuerst etwas davon, dass sie
Gemüse einkaufen und uns dann in der Herberge in der nächsten Ortschaft eine Suppe
kochen wolle... Aber bald sind der Schwede und ich allein unterwegs zur nächsten
Herberge, wo die Russin an dém Tag nicht mehr auftauchen würde (ich sehe sie nicht
wieder).
Nach einigen unbeachtet gelassenen Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt geht wieder
durch die Vorstadt. Ich habe wohl in der Stadt nicht an das Auffüllen der Wasserflasche

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gedacht, aber wenigstens gibt es vor einem Park eine Art steinerner Wasserspender, bei
dem man den Mund in einen Wasserstrahl hält; für die nächsten Kilometer sollte das alles
sein.
Die Route geht nun so weiter, wie sie vor León gewesen ist, jedoch in umgekehrter
Reihenfolge; zuerst durch die Vorstadt; dann, nach der einzigen wesentlichen Steigung
auf dieser Strecke, durch Industriegebiet; und bald danach wieder an einer Nationalstraße
entlang.

León geht quasi nahtlos über in die Ortschaft La Virgen del Camino; eine Viertelstunde
später ist die Herberge (einige hundert Meter abseits der Route) erreicht. Das einstöckige
Gebäude umfasst zwei oder drei große Schlafräume, große Baderäume und eine
Selbstbedienungsküche mit „Bibliothek“.

Wir waschen unsere Wäsche und hängen sie an den Büschen, die den bewiesten Vorplatz
der Herberge von der Straße abtrennen, zum Trocknen auf.
?
Der Schwede geht ins Ortszentrum ein Bier trinken, wir verabreden uns (für 19 Uhr?)
zum Abendessen.
?
Ich treffe ihn vor einer Bar und wir lassen uns ein paar Häuser weiter in einer
Seitenstraße vor einer Bar nieder; diesmal keine Version „für Fremde“, sondern
reichliches und gutes Essen für wenig Geld; er schafft nicht alles und ich nehme einen
Teil mit für morgen.
Er bleibt noch „in der Stadt“, um wohl noch irgendwas zu trinken; gegen 21 Uhr komme
ich in der Herberge an, ich bin noch alleine im Zimmer.
59. Tag Der Schwede wollte heute (wie gewöhnlich?) um 6 Uhr aufbrechen; zwei Tage zuvor hatte ich ihn (und die Russin) ja
27. Juni auch unterwegs eingeholt, und er hatte mir auch gesagt, in welcher Stadt er die kommende Nacht verbringen wolle;
35 km trotzdem würde wir uns nicht wiedersehen.
Es geht nun an der Nationalstraße weiter. In der nächsten Ortschaft ist am Ortseingang
ein Laden; Einkaufen, Frühstücken und Kaffeetrinken neben dem Gebäude.

Weiter an der Nationalstraße, ohne Schatten auf dem Weg. Hinter der nächsten Ortschaft
beginnt ein auf der gegenüberliegenden Straßenseite sich erstreckendes kilometerlanges
Industriegebiet. Schließlich ein Hostel am Weg, in dem es auch eine Bar gibt.

Ich bestelle im Innern Kaffee (und etwas zu essen?); kurz nach mir kommt ein anderer

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Wanderer an die Theke, ein junger Schwede; in der Annahme, er würde sich auch im
Freien niederlassen, verlasse ich schon die Bar, aber er bleibt drinnen.
Immer noch an der Nationalstraße entlang geht es bis Villadangos; da ich noch viel Wegs
vor mir habe und nicht zufällig gleich auf ein Lokal treffe, gehe ich ohne anzuhalten
hindurch. Hinter dem Ort ein Brunnen, an dem ich Wasser nachfülle; hier überholt mich
der Schwede. Er läuft ziemlich schnell, diesmal kann ich nicht mithalten.
Wieder geht es an einer Nationalstraße weiter; hier sind viele Fahrradfahrer unterwegs,
ständig wird man zum Platzmachen geklingelt. Nach einer knappen Stunde ein gutes
Mittagessen in einer Herberge mit Bar in San Martín del Camino; hier treffe ich auch den
jungen Schweden wieder.

Es folgt eine besonders anstrengende Strecke – für eine Stunde in praller Sonne weiter an
der schnurgeraden Nationalstraße entlang, zur Abwechslung nun auf der rechten Seite,
auf einem von Straße durch eine Leitplanke abgetrennten Schotterweg. Auf dieser
Strecke brauche ich wohl mehrere Pausen am Wegrand. Nicht weit vor Hospital de
Órbigo führt der Weg endlich von der Straße weg; Rast bei einem Turm vorm
Ortseingang.

Glücklicherweise findet sich alsbald eine Bar, in deren Garten ich einen Espresso trinke
(kurz 15 Uhr). Von der Straße aus ist nun schon die Altstadt zu sehen; dorthin gelangt
man über eine alte Steinbrücke mit gut 100 Metern Länge – viel länger, als das kleine
Flüsschen, das sie anfangs überspannt (Puente Paso Honroso).

Auf dem Weg durch den Ort komme ich ein zwei oder drei Herbergen vorbei; ich weiß
nicht, in welcher von ihnen der Schwede abgestiegen ist, er hätte ja auch mal
zwischendrin auf mich warten können; da ich noch mindestens 5 weitere Kilometer
eingeplant hatte, gehe ich gleich weiter.
Hinter der Stadt geht es durch Felder; weiterhin ohne Schatten auf dem Weg.

Im nächsten Ort esse ich ein Eis; ich bin wohl der letzte Gast in der Bar, bevor sie
schließt, die Terrasse, auf der ich saß, wird schon mit einem Schlauch gereinigt.
Die Landschaft wird karger, keine Felder mehr. Hinter einer nicht besonders angenehm
zu bewältigen Hügelkette kommt das nächste Dorf in Sicht.

In einer Herberge mit Bar nehme ich Kaffee (?) und Kuchen ein. Die dortigen Gäste

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waren vielleicht erstaunt, dass ich zu so später Stunde noch weiterwandere. Bis zur
nächsten Stadt geht es nun über Land durch eine Landschaft mit trockenem Boden, aber
grünen Baumgruppen; gegen 18:30 Abendessen unter Bäumen am Wegrand.

Nun geht es auf steinigen Wegen auf und ab noch eine Weile weiter; zwischendrin, vor
einigen Zelten, hinter einem Tisch zwei Leute am Wegrand; ich bleibe vor ihnen stehen,
keiner rührt sich oder sagt etwas. Ich gehe weiter, durch umzäunte Plantagen; hier auf gut
einsehbarem Privatgelände wäre es nicht einfach zu zelten. Zum Glück findet abseits der
Weges in einem Hain ein ruhiges Plätzchen; zwar hört man nicht allzu weit Leute
vorbeispazieren, es scheint hier aber sicher zu sein.

Das Zelt ist gegen 19:30 aufgebaut, die Sonne scheint noch warm, allerlei Insekten sind
unterwegs. – Mit etwa 35 Kilometern eine der längsten Etappen bisher.
Nur noch 263 Kilometer bis Santiago! Allerdings verheißt das Landschaftsprofil für die nächsten Tage nichts Gutes.

60. Tag Gegen 7:30 losgelaufen. Bald kommt das Cruceiro Toribio in Sicht, eines von mehreren
28. Juni Monumenten in den nächsten Tagen.
35 km

In der nächsten Ortschaft sind die Stühle vor einer Bar belegt; bis zur nächsten Stadt sind
es noch 4 Kilometer.
Es geht einen langweiligen Weg entlang (parallel zu, aber nicht neben der Straße);
Bahngleise werden auf einer umständlichen Stahlkonstruktion überquert (8:40).

Bald danach kommt Astorga in Sicht (von den Römern anno 17 v. Chr. erobert). Auf einer steilen
Straße geht es hinauf in die Stadt; ich frühstücke auf einer Bank am Rande eines Platzes,
gegenüber dem nächstbesten Café (bzw. eher einer kleinen Schokolaterie), in dem ich
dann einen Kaffee ergänze –

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im Nachbarraum ist ein Schokoladen-Museum mit etwa 100 Jahre alten Gerätschaften zu
sehen (9:30).

Das Tourismusbüro ist noch geschlossen (ich bekomme also keinen Stempel); in der
bemerkenswerten Kathedrale ist gerade Gottesdienst, ich gelange aber trotzdem in den
Vorraum.

Am andern Ende der Stadt geht es wieder vom Hügel hinab. Es geht an der
Nationalstraße entlang bis zum nächsten Ort (natürlich ohne Schatten). In einer Bar trinke
ich einen Orangensaft; am Nachbartisch ein alter und völlig zerfurchter Portugiese, der
angeblich schon auf diversen Pilgerwegen rauf und runter an die 15.000 Kilometer
zusammengelaufen habe; so wie er aussieht, hat er wohl die letzten Jahre nichts anderes
gemacht; da er Spanisch redet, bekomme ich nicht allzuviel mit.

Hinter dem Ort beginnt nun der lange Aufstieg bis zum nächsten großen Kreuz-
Monument auf dem Weg (über 23 Kilometer Wegstrecke 600 Höhenmeter aufwärts). Es geht auf einem
eintönigen staubigen Weg weiter (natürlich ohne Schatten); ich höre wieder Musik.

Mit viel Mühe wird der nächste Ort erreicht, wo ich vor einer Bar eine Kleinigkeit esse;

wiederum einen Ort weiter gibt es Mittagessen in einer Bar (drinnen ist es kühler, da
halte ich mich einige Zeit auf); die Paella ist hier zur Abwechslung einmal reichlich und
preiswert.
Nun wird der Weg besonders ungemütlich – in unermüdlicher Mittagshitze neben der
Straße; gegen Ende der Durststrecke an einem Forst entlang.

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Vor einer Brücke ein Rastplatz mit einem mobilen Verkaufsstand für Getränke; ich habe
noch genug, und setze mich ein Stück weiter an einem merkwürdig unaufgeräumten Ort
hin und esse etwas.

Nun geht es über krumme „Wald“wege weiter, bald wieder neben der Straße. Der nächste
Ort Rabanal wird sehnsüchtig erwartet.

In einer Bar am Ortseingang ein Espresso. Auf dem Weg aus der Stadt hinaus mag sich
Mancheiner gewundert haben, dass zu dieser Stunde noch jemand weitergeht.
Nach Überquerung der Landstraße wird der Weg immer steiler, er wechselt nach einer
Weile auch wieder auf die rechte Straßenseite.

Gegen 17:30 eine Rast.

Etwa zwei Stunden später gelange ich in den nächsten Ort; unterwegs habe ich nur zwei
Wanderer angetroffen. Am Ortseingang eine Hausruine mit einem Herbergs-Schild
davor. In einer Herberge mit Laden und Bar esse ich ein Eis (ca. 19 Uhr).

Im selben Ort treffe ich auch den Deutschen wieder, der bei Audi arbeitet (45. Tag); er
sei mit einer Norwegerin unterwegs und würde morgen versuchen, bis oben auf den Berg
gestiegen zu sein, um vor dem Kreuz-Monument den Sonnenaufgang abzuwarten.
Ich gehe bald weiter, ein kurzes Stück steil bergauf. Oben angelangt die nächste Rast
(19:25).

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Ein paar Minuten später ist das Cruz de Ferro erreicht, um seinen Sockel ein beachtlicher
Steinhaufen. Am Waldrand esse ich zu Abend.

Auf dem Gelände nebenan scheint sich jemand für die Nacht niedergelassen zu haben;
ich möchte nicht stören und ignoriere ihn. Auf einem schmalen Pfad geht es weiter. Etwa
eine Stunde später ein Stand am Wegesrand mit Getränken und Obst; ein Plätzchen
nebendran ist zum kostenlosen Zelten ausgewiesen. Da ich nicht weiß, ob die nächste
Herberge (die ganz außerhalb jeglicher Ortschaft einfach in der Landschaft steht),
geöffnet hat oder noch existiert, bleibe ich hier. Während des Zeltaufbaus (kurz vor 21
Uhr) kommt der Deutsche vorbei, der beim Abendessen in Logroño neben mir gesessen
hat (s. 12. Juni).

Heute vom niedrigsten bis zum höchsten Punkt ca. 650 m Aufstieg. Noch 234 Kilometer bis Santiago.
61. Tag K ist mir noch um anderthalb Tagestouren voraus. Er schreibt mir, dass er am 5. Juli in Santiago ankommen würde.
29. Juni Ich breche früh auf, denn das Zelt steht schließlich direkt am Weg.
>40 km Einen guten Kilometer weiter findet sich die Herberge, die ich gestern nicht aufsuchen
wollte; wie ich später am selben Tag von einem Mitwanderer höre, würde sie von einem merkwürdigen Kauz
betrieben und es herrschten dort wenig einladende Zustände.
Nun geht es erstmal bergauf; nach dem „Antennenhügel“ ist der höchste Punkt auf de
Weg über die Montes de León geschafft (1515 m üdM).
Ich gehe bald am Seitenstreifen der Straße entlang, da der steinige Weg mir zu mühsam
ist; ich frühstücke in der Böschung am Straßenrand (ca. 8:15).

Nach der nächsten Kurve laufe ich auf dem Weg weiter – aber nun wird er erst recht
unwegsam, irgendein Wehwehchen in den Beinen meldet sich dabei wieder. Als der Weg
die Straße kreuzt, gehe ich auf ihr weiter bis zur nächsten Ortschaft, obwohl das einige
hundert Meter Umweg bedeutet und die kurvige Straße keinen Seitenstreifen hat.

In der nächsten Ortschaft Frühstück in einer Bar, wo ich lange aufs Essen warte; es sind
sehr viele Leute da; die überforderte Kellnerin wird vom Chef unsanft zurechtgewiesen.

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Erst nach dem Essen merke ich, dass der Deutsche von gestern Abend (und die mir noch
unbekannte Norwegerin) auf der Terrasse neben der Bar sitzen; ich sitze eine Weile mit
ihnen am Tisch; dann wird es mir zu lang – ich habe schließlich noch viel vor an diesem
Tag, und ich gehe alleine weiter (ich sehe beide nicht wieder).
Nun geht es steil die Straße hinab und schließlich auf der Landstraße weiter;

dann auf einem unbequemen Wanderweg ein Stück abseits der Straße.
In der Kapelle des nächsten Ortes eine Gruppe Jugendliche aus Italien (?) beim Singen.
Wassernachfüllen am Brunnen. Es sollte in dem Ort auch ein Lokal abseits des Weges
geben, aber ich finde es nicht und ärgere mich über den unnötigen Umweg.
Es geht weiterhin steil und steinig bergab. Kurz vor 12 Uhr eine Rast an einer Wiese. Der
Weg wird nun ordentlich felsig und verläuft abschnittsweise hoch über der Straße. Bei
einer Gelegenheit laufe ich runter auf die Landstraße und laufe auf dieser die letzten
Kurven bis zur Stadt Molinaseca (gute 900 Höhenmeter tiefer als der „Antennenhügel“)
weiter. – Im Fluss baden Leute.

Vor einer noblen Bar am Ortseingang einen Espresso. Dann gleich wieder aus der Stadt
hinaus. Einige Kilometer auf dem Bürgersteig an der Nationalstraße entlang (ohne
Schatten); schließlich eine Schotterpiste von der Straße weg; es geht durch Felder; in der
Ferne erscheint die Skyline von Ponferrada, der sich der Weg aber noch nicht annähert.

In einem Dörfchen hat ein Bewohner eine Kühlkiste mit Wasserflaschen an den Weg
gestellt, was mir sehr gelegen kommt. Außerdem des Dorfes Mittagessen auf einer Wiese
(ca. 14:30) neben der Straße.

Weiter auf der Landstraße zur wärmsten Zeit des Tages. Nach dem langen Umweg durch
die Felder und einem guten Kilometer durch Wohnsiedlungen hindurch ist die Innenstadt
erreicht. Einen Espresso in einer Bar gegenüber der Burg (bis ca. 15:45). Es muss wohl
gerade irgendein Fest im Gange sein, da überall um die Burg herum Wimpelgirlanden
angebracht sind.

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Es wäre vorteilhaft, nun noch 10 weitere Kilometer zurückzulegen – oder 15, bis zur
nächsten Herberge. Eine öde Strecke aus der Stadt hinaus. In der nächsten Ortschaft
(nach 5 Kilometern) Eisessen im Innenhof einer Herberge mit Bar; an den Wänden
Kreideinschriften in verschiedenen Sprachen.

Auf einer Landstraße durch Felder. Im nächsten Örtchen gibt es nichts anderes als eine
schattig Bank und einen Wasserhahn – aber auch das sehr willkommen.

Schließlich ist Camponaraya (knapp 10 Kilometer ab der Innenstadt von Ponferrada)


erreicht; auf der Route durch die Stadt ist keine geeignete Gaststätte auszumachen (Tapas
sind mir zu teuer und zu wenig). So bin ich schließlich bald wieder aus der Stadt (an der
Hauptstraße entlang) hinausgelaufen. Gleich hinter der Stadt ein Rastplatz an einem
Wäldchen,

sogar mit Brunnen. Hier esse ich zu Abend in Gegenwart einiger Stechmücken (ca. 19
Uhr).

Streckenmäßig bin ich eigentlich schon genug gelaufen (an die 33 km), aber es ist noch
früh und ich habe noch Kräfte, also warum nicht noch ein paar Kilometer hinzufügen. es
geht nun auf Schotterweg durch eine grüne Landschaft (wohl v. a. Weinberge); da das
nicht sichtgeschütztes Privatgelände ist, möchte ich hier nicht zelten. Auch ein Rastplatz
mit einer um die Zeit geschlossenen Verkaufsbude sowie das umgebende Wäldchen
erscheinen mir nicht sicher genug.

Und nach Überquerung einer Landstraße ist die nächste Stadt sowieso schon erreicht...
In einer Bar trinke ich einen Saft, Chips gibt es gratis dazu (es wird wohl schon gegen
20:30 Uhr gewesen sein). // Vor einer Bar treffe ich den jungen Schweden (zum letzten
Mal) an (s. Tag 59).
An der kommunalen Herberge vorbeilaufend überlege ich dort zu bleiben; aber sie macht
keinen besonders einladenden Eindruck auf mich; außerdem: wenn ich jetzt sowieso
schon an die 38 km geschafft habe, warum nicht auch einmal 40 draus machen. Also
beschließe ich, noch bis zum nächsten Dorf durchzuhalten, auch wenn die Füße langsam
aber sicher genug haben.
Es geht an der Landstraße entlang, überall nur Weinberge ohne Sichtschutz.

103
Als ich endgültig an die Kapazitätsgrenze komme, mache ich vor der nächsten Siedlung
Pieros einen Abstecher von der Straße, um es (?) in ein paar Bäumen inmitten einer
Weinplantage zu versuchen, aber ich kehre alsbald um, vielleicht wegen der vielen
Möglichkeiten, auf dem Weg dorthin von jemandem in den nahen Häusern gesehen zu
werden. Der Ort hat sogar, was mir nicht bekannt war, eine Herberge, aber die sieht
geschlossen aus, da wahrscheinlich eher selten jemand dort übernachtet und schon gar
nicht so spät abends noch zufällig jemand ankommt.
Doch da tut sich am Ortsausgang unvermittelt eine Möglichkeit zwischen Bäumen auf
halber Höhe einer Böschung links der Straße auf. Gegen 21:30 ist das Zelt aufgebaut.

Beginne, solange es noch einigermaßen hell ist, mit der ersten Tabelle über täglich zurückgelegte Entfernungen ab St
Jean. – Mit über 40 Kilometern die längste Tagesetappe der gesamten Reise; außerdem der tiefste Abstieg (1036 m:
von 1515 am Antennenhügel auf 479 m in Cacabelos). Weniger als 200 Kilometer bis Santiago.
62. Tag Zuerst ging ich davon aus, dass des Schotterweg durch Weinberge verglichen mit der
30. Juni Landstraße eine Abkürzung zur nächsten Stadt darstelle. Nachdem der Weg sich aber
34,7 km
immer weiter von der Stelle entfernte, an der ich die Stadt vermutete, wurde ich langsam
ungehalten. In einem Kuhdorf versuchte ich, auf gut Glück von der ausgewiesenen Route
weg in die vermutete Richtung zu laufen, wurde aber von einem vorbeikommenden
Bauern nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ich in die andere Richtung laufen müsste.

Einerseits hatte ich Recht – es hätte auch einen mehr als 1 km kürzeren Weg gegeben als
derjenige, über den die Wanderer geschickt wurden; andererseits hatte ich aber am
Horizont eine andere als die zu erreichende Stadt gesehen. Nach einem ziemlichen Auf-
und Ab unter zunehmendem Hunger kommt endlich rechterhand in der Ferne Villafranca
in Sicht. Ein kleines Café unter den ersten Häusern des Ortes ließ ich aus, da ich
befürchtete, dort nichts ausreichendes zu essen zu bekommen. Am Rande der „Altstadt“ eine
Kirche, wo einst für das Durchschreiten des Nordportals den Pilgern, die durch Schwachheit oder Krankheit nicht bis
Santiago weiterreisen konnten, ein äquivalenter Ablass erteilt wurde – hatte aber keine Zeit, Kraft und Lust, mir
irgendetwas in dem Ort näher anzuschauen. Eine Kreuzung weiter geht es steil die Straße hinab;
Frühstück in einem Café (oder Bar?) und Mitnahme von Proviant (da das Antreffen eines
ordentlichen Mittagessens in den nun folgenden Dörfchen ungewiss war).

Längerer Weg durch die Stadt und über eine Brücke. – Nun stehen zwei verschiedene
Routen zur Auswahl; die eine nach links, 18 km ohne Steigung an einer Nationalstraße
entlang; der rechte steil nach oben. Ich entscheide mich wohl aus mehrere Gründen für
ersteres.

104
Es geht nun an der Landstraße entlang – zuerst auf einem Bürgersteig, dann auf dem
Seitenstreifen, und schließlich endlose Kilometer hinter einer Betonabsperrung neben der
Nationalstraße; ab und zu Radfahrer, die einen zur Seite klingeln – oder auch nicht.

Endlich ein Abstecher durchs nächste Dorf (4,5 km ab Villafranca), Kaffee trinken; nach
einer Stunde wieder ein Dorf weiter zu Mittag essen (Menü);

Ein Stück weiter Einkehr in einer Raststätte (wahrscheinlich einen Espresso) gegenüber
einem 3-Sterne-Hotel. Im sich daran anschließenden Örtchen (oder eines weiter?) werde
ich von einer Frau angehalten, die so tut als kennte sie mich und bietet mir an, mich zum
Essen einzuladen, ich sehe so aus, als hätte ich in letzter Zeit wenig gegessen; ich habe
aber schon zu Mittag gegessen und noch einen weiten Weg vor mir.
Auf dem Seitenstreifen geht es weiter. – In Vega de Valcarce Eisessen.

Vor dem Betreten von Ruitelán eine Pause auf einer Mauer mit Pferd dahinter; im
Hintergrund hoch über einem die Autobahnbrücke (nach 17 Uhr).

In Las Herrerías eine Pause an oder in einem schattigen Bach (ca. 18 Uhr); irgendeine
Deutsche (ob ich sie kannte?) ist auch da und wir unterhalten uns eine Weile.

Seit heute Morgen sind über 27 km zurückgelegt, aber es ist kein Hindernis in Sicht,
sogleich mit dem Aufstieg zu beginnen, wenigstens bis zum ersten (300 Meter höher
gelegenen Dorf). Die höheren Regionen des Berges sind (soweit man das von hier unten
sehen kann) von dunklen Wolken umgeben. Ob ich da oben in Regen kommen werde?
Zuerst geht es auf der Straße entlang, dann ein Stück über einen Waldweg, schließlich
auf gepflasterten Serpentinen hinauf. – In La Faba Kaffee in der Bar einer Herberge;
draußen rede ich mit ein paar Leuten; sie wüssten nicht, ob es weiter oben regnet (sonst
wäre ich nicht weitergegangen). Die Herberge ist schon voll (sonst wäre ich wohl
versucht gewesen, da zu bleiben), und zurücklaufen zur kommunalen (?) Herberge im

105
selben Ort kommt natürlich nicht in Frage. Also weiter.

Unterwegs wird es langsam nebliger (ca. 20 Uhr)

Im nächste Ort (nach 2,3 km bzw. 300 Höhenmetern) scheinen mir (von außen) soviele
Leute in der Herberge zu sein; und es ist schon so spät, soll ich da wirklich noch
ankommen? und wenn sie voll ist? – Aber wenn ich schon einmal hier bin, schaffe ich
doch auch noch den Rest bis ganz nach oben. Am Ortsausgang läuft eine Kuh (oder zwei)
an mir vorbei, dann irgendwann ein Bauer, er sagt auf Spanisch etwas zu mir (nach
seinem Gebaren und dem Wörterbuch zu urteilen: „du bist verrückt“ (oder als Frage?).
Unterwegs wird der Nebel immer dichter und es wird kalt und feucht. An der Grenze zu
Galicien halte ich kurz an für ein Photo und um einen Pulli über das T-Shirt zu ziehen
(ca. 20:45).

Jetzt sollte es höchstens noch eine Viertelstunde bis O Cebreiro auf dem Gipfel sein.
Eigentlich hatte ich vorgehabt zu zelten, aber nun beginnt es auch noch zu nieseln.
Endlich am Ortseingang überlege ich unter einer Überdachung zu zelten, aber bei dem
Wetter ein Zelt aufbauen – da wäre alles alsbald feucht und ich fröre. Die kommunale
Herberge in O Cebreiro soll bis 22 Uhr Empfang haben, also will ich es dort versuchen.
Das Dorf ist nun in dichten Nebel gehüllt, man sieht wohl mit Mühe mehr als 10 Meter
weit; hier etwas zu suchen, hat wenig Aussicht, es sind auch keine Leute auf der Straße.
Man erkennt aber trotz des Nebels noch die merkwürdige Bauweise der Häuser (das
folgende Photo ist natürlich bei besserem Wetter aufgenommen).

Da ich die kommunale Herberge nicht finde, lasse ich mein Gepäck draußen stehen und
schaue in eine andere zufällig an der Straße liegende hinein. Es ist niemand an der
Rezeption, aber als ich die Preise sehe (20 € pro Nacht oder mehr), drücke ich mir schnell
einen Stempel in den Pilgerpass und gehe wieder hinaus. In einem Restaurant erfrage ich
den Ort der Herberge – am Ortsausgang.
Dort angekommen sitzt tatsächlich um diese Zeit (nach 21 Uhr) noch jemand am
Schalter; ich stelle mich zuerst an einer falschen Stelle an; draußen sitzen drei Gäste und
lachen. – In der Herberge gibt es leider nichts zu essen, ich muss mit meinen Vorräten
auskommen. Die Zimmer haben Einzelbetten, im Kellergeschoss (?) sind Waschräume.

106
Ich sitze im Gang auf einem Sofa und bin beim Essen mit irgendwas auf dem Tablet
beschäftigt.
Heute mit 825 Höhenmetern der höchste Aufstieg an éinem Tag (von Villafranca nach O Cebreiro ).
63. Tag Um 8 als letzter noch im Schlafsaal; draußen ist immer noch Nebel. Weiter geht es auf
1. Juli einem Schotterweg entlang der Landstraße, ständig geht es mehrere Meter auf und ab. Es
35 km
fängt wohl wieder an zu nieseln.

Im nächsten Ort scheint kein Lokal vorhanden zu sein. Irgendwo zwischendrin wird die
Straßenseite gewechselt, das Auf- und Ab wird noch unbequemer. Ein Dorf weiter gibt es
endlich eine Bar, drinnen ist es trocken und warm! Hier frühstücke ich und verweile
längere Zeit an einem der Tische.

Nun habe ich keine Lust mehr auf Wege durch den Wald und laufe auf dem
Seitenstreifen der Straße weiter; hier bin ich so gut wie alleine. Am Eingang des nächsten
Ortes (9 km nach O Cebreiro) ist eine Albergue mit Bar; hier trinke ich einen Saft und
kaufe Proviant (?belegtes Brot).

Weiter an der Landstraße. Der Fußweg verläuft nun direkt neben der Straße. Ein
Polizeiauto fährt vorbei. 3 km weiter im nächsten Ort esse ich in einer Herberge mit Bar
eine Kleinigkeit und lese Emails; es geht jetzt auf Mittag zu.
Nun beginnt der Abstieg (wohl wieder auf dem nun eben verlaufenden Fußweg). Es
folgenden sehr steile und ungemütlich zu laufende Abschnitte. Der Nebel hört langsam
auf.
In Filloval (17 km ab heute Morgen und 300 Meter tiefer gelegen) vor der Herberge esse
ich zu Mittag; sie ist heute „aus persönlichen Gründen“ geschlossen; es sind Einige hier,
die wohl in ihr hätten übernachten wollen und nun noch bis ganz ins Tal hinab
weitermüssen.

Steil geht es weiter, an einer Stelle wird die Landstraße passiert.

107
Es geht, zum Teil auf gepflasterten Wegen, durch ein oder zwei Dörfchen, alle aus
grauen Steinen gebaut. Im letzten Dorf vor der Stadt im Tal steht ein 800 Jahre alter
Kastanienbaum (ca. 15 Uhr). Mit weit weniger Gefälle geht es nun nach Triacastela. Am
Ortseingang esse ich draußen vor einer Bar eine Suppe.

Am Ortsende ist wieder eine Entscheidung zwischen zwei Routen zu treffen – eine über
das Kloster Samos (7 km länger), die andere durch ländliche Gegend.

Ich entscheide mich natürlich für letzteres, auch wenn diese Strecke im Vergleich zur
Alternative alles andere als flach verläuft. In manchen Wanderführer oder Karten wird nur die von mir
gewählte Route ausgewiesen (z. B. der Profilkarte der „Jakobswegfreunde“ aus St Jean), in anderen nur die um 7 km
längere Route über das Kloster von Samos (z. B. im MICHELIN).
Es geht nun auch gleich wieder aufwärts, insgesamt noch einmal 200 m ab Triacastela. In
einem Dörfchen ein Dach auf vier Säulen, das nur wie durch ein Wunder noch zu halten
scheint (ca. 16:30). Auf einem Waldweg geht es steil hinauf bis zu einem Brunnen (Rast,
17 Uhr). Mittlerweile ist es warm geworden.

Auf der Höhe angekommen scheint die Sonne; irgendwas tut wieder weh (wohl der Fuß)
und Pause am Straßenrand. In der Ferne Berge (ca. 18 Uhr); dann geht es durch Wald. In
einem Dorf ein verwahrloster Hof mit einem Tisch voller Lebensmittel hinter der
Einfahrt; ich trinke und esse etwas gegen Spende; eine Art Hippie erscheint, bald gefolgt
von einer ebenso gekleideten Gästin; ich fühle mich unwohl – am Ende werde ich noch
zum Übernachten aufgefordert; als beide mit dem Aufhängen eines Teppichs über eine
Tür beschäftigt sind, suche ich das Weite.
Weiter geht es über Land, mindestens einmal vorbei an einer Kuhweide (ca. 19 Uhr).

Oder durch ein Dorf mit gepflasteter Straße, die gerne von Kühen benutzt wird (ca.
19:30). Eine halbe Stunde später Rast an einem Weg.

Nun wird es langsam Zeit für einen Schlafplatz, bis zur nächsten Stadt schaffe ich es
heute nicht mehr. Mit lauter Weiden und wenig Bäumen ringsum wird es nicht leicht,
einen Platz zu finden. Nach Durchquerung eines Dörfchens, wo die Alten an der Straße
sitzen, finde ich doch noch eine größere Baumgruppe zwischen Straße und Feldern, um

108
ungesehen unterzukommen (ca. 21:30).

Heute gut 800 m Höhenmeter abwärts. – Mittags hat K mir geschrieben, dass er die Nacht vor Santiago in Arca bleiben
würde. Es wäre also vorteilhaft, bis 4. Juli dort zu sein. Das würde heißen: gut 100 Kilometer in 3 Tagen.
64. Tag Einige Kilometer weiter an der Landstraße entlang bis in die nächste Stadt Sarría.
2. Juli Frühstück in einer Herberge mit Bar (Spiegelei); die Gäste sind schon weg; der Besitzer
36 km
streitet mit seiner Frau. Wegen mir? Weil die Herberge um diese längst (bis zum
Nachmittag) hätte geschlossen sein sollen?
Ab Sarria sind besonders viele Leute unterwegs, auch in größeren Gruppen (da man schon für
die letzten 100 Kilometer irgendeines der verschiedenen Wege nach Santiago eine
Bescheinigung über einen absolvierten Pilgerweg erhält, die in Spanien bei einer
Stellenbewerbung von Vorteil sein soll).
Hinter der Stadt geht es durch Wald, Felder und einige Dörfer. Unterwegs in
verschiedenen Orten Kaffeetrinken, Mittagessen in einer Gaststätte, Espresso mit
Katzestreicheln. Die 100-km-Marke wird überschritten.

Kurz vor der nächsten Stadt (21 km nach Sarria) gibt es wieder eine alternative kürzere
Route mit steilem felsigem Abstieg, die ich natürlich nehme.

Kurz danach gelangt man, am Ufer eines Sees, zu einem Informationsstand über das
ehemalige, nun auf dem Seegrund befindliche Dorf Portomarín, von dem einige Gebäude
vor Fertigstellung des Stausees abgetragen und in der heutigen Innenstadt desselben
Namens wieder aufgebaut wurden (ca. 17 Uhr). Zur Stadt gelangt man über eine knapp
300 m lange Brücke und eine Treppe.

In der Stadt einkaufen, nach einer Bar suchen, in der man Eis bekommt und schließlich
welches essen.

Irgendwann nach 18 Uhr geht es weiter; um diese Uhrzeit ist schon wieder – ganz im
Gegensatz zum bisherigen Tagesverlauf – niemand anderer mehr unterwegs. Der Weg
aus der Stadt heraus macht einen Bogen und überquert dann auf einer anderen Brücke
einen Seitenarm des Stausees. Am andern Ende der Brücke stehe ich vor dem
Meilenstein – entweder war mir der Weg unklar oder ich konnte die Kilometer-Angabe
nicht lesen; eine alte vorbeikommende Frau weist mir nachdrücklich die Richtung.
Es geht auf einem Waldweg bergauf, dann an der Landstraße entlang. Ein unansehnlicher
Gebäudekomplex wird passiert – es handelt sich leider noch nicht um das nächste Dorf.
109
Der Fuß (?) macht nun gar nicht mehr mit; längere Rast mit Abendessen am Straßenrand
an einem Busch. Bei der nächsten Häuseransammlung handelt es sich um eine
Industrieanlage, danach ein paar Häuschen.

Bis zum nächsten „echten“ Dorf ist noch (nun abseits der Straße auf einem Feldweg) eine
stürmische Anhöhe zu passieren; wieder eine Pause (ca. 20 Uhr). Ich überlege, wegen des
Fußes schon im sich anschließenden Wald zu zelten.

An der Herberge im nächsten Ort laufe ich vorbei. Am übernächsten Ort (Castromaior)
betrete ich kurz eine Bar (oder Herberge?), um mir einen Stempel zu holen – auf den
letzten 100 Kilometern braucht man zwei davon pro Tag, und wenn ich in keiner
Herberge übernachte, sind Bars oder Kirchen die einzige Möglichkeit, einen zu
bekommen.
Hinter dem Ort findet sich zum Glück ein Forst, der vom Weg aus nicht gut einsehbar ist,
um darin zu zelten (ca. 21:30).

Eine der wenigen Wanderungen bis nach 21 Uhr. – K hat mir heute geschrieben, dass er morgen für die Nacht in Arca
buchen würde. Das heißt, ich müsste es also in zwei Nächten bis dort schaffen (64 Kilometer).
65. Tag Es geht auf einem Weg abseits der Straße weiter. Im nächsten Ort, nach kaum einer
3. Juli halben Stunde, Kaffee auf der Terrasse einer Bar. Auch eine Gruppe ausgelassener
35 km
Jugendlicher ist gerade dort und hinterlässt ein ziemliches „Schlachtfeld“; Frühstück aus
den Vorräten.

Neben der Straße entlang oder mitten darauf geht es weiter. Im nächsten Ort laufe ich
hindurch; dahinter eine Kapelle, in der jemand steht und einen Pilgerpass nach dem
andern stempelt. Ich halte ihn zuerst für unfreundlich, da er nichts sagt und an mir
vorbeischaut; jemand in der Schlange hinter mir weist mich darauf hin, dass er blind ist.

Weiter an der Straße geht es bergab. Irgendwann hinter einer Straßenkurve auf einer
Wiese steht ein altes Steinkreuz (ca. 10:45). Dahinter, unter einem großen Baum, sitzt
während der ganzen Zeit, die ich mich dort aufhalte, eine Frau mit geschlossenen Augen
und „Meditationshaltung“.

110
Hier wird auch der ehemalige amerikanische Soldat (s. Tag 46) wiedergetroffen; er macht
ein Photo von mir neben dem Steinkreuz (von meinem Tablet aus?); jetzt ist er wohl noch
beeindruckter, dass ich ihn nach fünf Tagen Pause wieder eingeholt habe.
Es geht durch ein weiteres, ganz landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Ein Stück dahinter
ein Gasthaus, wo ich mir einen Stempel hole und im Garten etwas trinke.

War es am Morgen wohl noch grau und kühl gewesen, so ist es jetzt jedenfalls wie
gewohnt sonnig. – Wieder durch ein Dorf und weiter an oder auf der Straße,
zwischendrin auch ein kurzes Stück unter Bäumen, weiter neben der Nationalstraße. Es
wird nun endgültig Zeit fürs Mittagessen, aber die nächste Stadt ist noch einige
Kilometer entfernt.
Endlich zweigt ein gepflasterter Weg von der Nationalstraße ab. Nicht weit danach ist,
noch einige hundert Meter vor der Stadt, eine große noble Herberge erreicht; da ein
Pilgermenü angeboten wird, lasse ich mich, obwohl zwei Nächte im Zelt und reichlich
Mittagshitze hinter mir liegen, auf der Terrasse nieder.

Die Innenstadt von Palas de Rei ist bald erreicht. Weiter an der Nationalstraße entlang;
ein Umweg durch ein Dörfchen, das bei Google nicht mal beschriftet ist; dahinter eine
Überquerung der Nationalstraße – wenn ich mich recht entsinne, zum ersten und letzten
Mal mithilfe einer Fußgängerampel (?).
Nun führt die Route über Land von der Straße weg. Es geht durch den chinesischen Ort
San Xiao. Hier fotographiere ich zum ersten Mal einen der galizientypischen Mais-
Speicher (ca. 15:30). Im selben Dorf, vor einer Kirche, sitzt ein Franzose und spricht
mich im Vorübergehen an. Da er kein Gepäck dabei zu haben scheint, halte ich ihn für
einen (ausgewanderten) Dorfbewohner und gehe bald weiter, anstatt auf ihn zu warten.

Hinter dem Dorf Rast unter einem Baum am Wegrand. An der nächsten oder
übernächsten Bar, in Casanova, Eis essen (oder bei dem Wetter eher trinken?). Der
Franzose läuft, nur mit einem winzigen Rucksack bepackt, unversehens an mir vorbei,
ohne dass ich ihn rechtzeitig aufzuhalten vermag.
Hinter dem nächsten Dorf geht es irgendwann vorbei an einem Industriegelände; vorher
noch eine Rast auf dem Gras am Wegrand; dabei schlafe ich ein.

111
Zwischendrin geht es auch mal ein Stück durch Wald. In der nächsten Stadt (Melide)
hole ich mir im zufällig passierten Tourismusbüro am Anfang der Stadt (ein Wunder,
dass es gegen 19 Uhr noch geöffnet war) einen Stempel. Öder Weg in und durch die
Innenstadt, bald wieder an der Nationalstraße entlang. Längere Zeit einkaufen in einem
Laden. Ich treffe auf dem Bürgersteig einen Franzosen wieder, dem ich vor einem Monat
oder länger mal begegnet bin (bei der Übernachtung in Orisson?). An einem Kreisel
übersehe ich die Wegmarkierung und laufe weiter an der Nationalstraße lang;
irgendwelche Leute haben mir wohl etwas zugerufen, das ich aber nicht verstand.

Die eigentliche Route hätte rechterhand auf einer Parallelstraße weitergeführt, aber sie
kreuzt einige Zeit wieder die Nationalstraße. Als die Stadt endlich verlassen ist, führt die
Route von der Straße weg. Wieder ein Umweg? Nun geht es vorbei an einer romanischen
Kapelle und wieder über Land. Vor den nächsten Häusern eine Rast am Wegrand. Weiter
durch Wald.

Rast auf einer Wiese gegenüber einer „Brücke“ über einen Bach (ca. 20:45) und
Abendessen.

Irgendwas tut schon wieder weh, darum geht es nur schleppend voran, immer öfter ist
eine Pause einzulegen. Nachdem die Route kurz an die Nationalstraße heranführte, biegt
er doch wieder ab. Manchmal ist der Wald von Lichtungen unterbrochen; während einer
Rast kommt ein- oder zweimal ein Auto an mir vorbei; ich befürchtete schon, gefragt zu
werden, was ich um diese Uhrzeit hier vorhabe (ca. 21:45).

Bei einem Rastplatz, etwa 1 km vor der nächsten Ortschaft, ein breiteres Waldstück, das
vom Weg nicht einsehbar ist. Zelt aufbauen kurz bevor es dunkel wird (ca. 22:15).

Am Mittag die vorerst letzte Email von K erhalten: Er habe in Arca die Herberge „Ports de Santiago“ reserviert, für
ihn, einen Mitwanderer und mich. Man müsse bis 15 Uhr dort sein, aber sein Bekannter laufe schnell und könne für die
Aufrechterhaltung der Reservierung sorgen. Ab jetzt wird die Kommunikation wohl per SMS geregelt.
66. Tag Laut Plan noch zwei Tage bis Santiago. Bis heute Abend müssen die 28 km bis Arca zurückgelegt sein.
4. Juli In der nächsten Ortschaft geht es vorbei einer Herberge mit „Deutschem Café“, dessen
28 km Speisekarte allerdings genauso aussieht als die einer Bar. Die eigentliche Ortschaft
(Boente) beginnt erst 500 Meter weiter, wo die Route wieder an der Nationalstraße
112
entlangführt. Frühstück in einer Herberge mit Bar.

Bald hinter dem Ort wird die Nationalstraße wieder verlassen. Zwischendurch einzelne
Gruppen von Eukalyptusbäumen (ca. 9:45). Es geht durch den Ort Castañeda (wo K wohl
diese Nacht übernachtet hat), durch ein Tal↓ und dann wieder an der Nationalstraße entlang ↓
bis Arzúa.

Schon reichlich erschöpft Rast in einem Café am Straßenrand in Arzúa (13 km seit heute
Morgen). Ich fühle mich nicht wirklich fit, aber es sind, obwohl es schon auf Mittag
zugeht, noch etwa 20 Kilometer zurückzulegen. Weiter an der Landstraße entlang durch
die Stadt.

Bis zum Zielort Arca sind es (laut Wegführer) noch 7 Dörfer. In dem einen oder anderen
Mittagessen oder Kaffeetrinken. Die Strecke führt meist über Land, erst gegen Ende
wieder, stets leicht ansteigend, ein Stück an der Nationalstraße entlang.

Es ist wieder sonnig und warm; heute tut mir die Hüfte weh, ich komme immer
langsamer vorwärts und überlege schon, ob ich es in diesem Zustand überhaupt noch
schaffe.
Weiter über Bäumen auf der rechten Seite parallel zur Nationalstraße; bald sind zwei
verschiedene Routen ausgeschildert, die ein geradeaus, die andere unter der Straße
hindurch und durch ein Dörfchen. Ich entscheide mich aus Unkenntnis falsch und wähle
letzteren; dieser Umweg wäre wohl nur für Gäste der Herberge vorgesehen. Nach Ende
des Umwegs komme ich wieder auf die Nationalstraße und müsste sie wieder
überqueren ↓, um auf die Haupt-Route zu stoßen. Dazu habe ich jetzt keine Lust mehr
und laufe auf dem linken Seitenstreifen weiter. Die Straße wird kurvig und ist von großen
Lastwagen befahren; auch die Möglichkeit, hinter der Leitplanke zu laufen, hört
irgendwann auf ↓; also ein recht ungemütlicher Kilometer. Endlich überquert auch die
Wanderroute die Nationalstraße und es geht auf einem Schotterweg weiter ↓. Gleich zu
Anfang dieses Weges eine umfangreiche (beleuchtete?) Werbetafel für die zu erreichende
Herberge in Arca – noch 2 Kilometer, wo ich doch nur noch éinen erwartet habe; ich
würde mich also auf jeden Fall verspäten.

113
Die nächste Ansammlung von Häusern ist leider noch nicht Arca. Erst geht es nochmal
den Hügel hinab und weiter neben der Nationalstraße ↓. Am Ortseingang eine unbedingt
nötige Rast auf einer Steinbank↓.

Das Wetter war wohl wieder grau geworden. Nun endlich beginnt die Stadt Arca (O
Pedrouzo), aber die Herberge will nicht auftauchen. Ich habe wohl vorher schon gesmst,
dass ich zu spät komme. Schließlich taucht sie dann doch auf der andern Straßenseite auf,
ich bin etwa eine Viertelstunde zu spät (also 18:15?).

K hat irgendwo vorne auf mich gewartet; sein Bekannter war wohl schon
weitergegangen. Erstmal duschen. Wäsche muss gewaschen werden; da mir die Preise für
waschen und trocknen zu hoch sind, wasche ich im Hinterhof am Waschbecken und
stecke sie dann in den Trockner. K hat irgendwelche Probleme mit den Füßen; da morgen
sein letzter Tag ist, überlässt er mir einige seiner pharmazeutischen Artikel. Irgendein
Band zum Aufkleben auf Blasen an den Füßen würde sich mir am nächsten Tag eher
hinderlich erweisen, woraufhin ich es wieder so mache, wie die bisherigen 1500
Kilometer auch funktioniert hat, nämlich die Blasen einfach ganz und gar ignorieren.
Ich gehe mit K in der Bar nebenan essen (er hat mich glaube ich eingeladen); zwischen
nachschauen, ob die Wäsche trocken ist. Ganz in der Nähe ist ein Laden, wo ich (wohl
während des Wartens aufs Essen und im Regen?) noch kurz einkaufen gehe (z.B.
Postkarten). Er hat mit seinem Email-Postfach zu tun, das wohl kürzlich gehackt worden sei.

67. Tag Aus der Stadt hinaus; auf einem Schotterweg durch Eukalyptuswald, durch ein Dörfchen,
5. Juli Laubwald. Es sind schon viele Leute unterwegs. Rast an einer Bar.
20 km

Ich laufe aus irgendeinem Grund schon vor. Die letzte große Steigung auf dem Weg, gut
100 Höhenmeter über einen steilen Waldweg. Oben auf dem Berg ein Verkaufsstand; ich
hole mir einen Stempel. K holt mich ein, läuft bald schneller als ich. Ein Stück an der
Autobahn entlang. Längere gemeinsame Rast im nächsten Örtchen. Hier treffe ich auch
die Deutsche aus Miramont (32. Tag) wieder.

Weiter durch ländliche Gegend, meist auf Landstraßen. Mehrere Dörfchen werden
durchquert; hinter einem davon steht, mitten am Tag, ein Zelt am Wegrand – wenn das so
ist, hätte ich mir wohl nicht soviel Mühe zu machen brauchen, einen „unsichtbaren“ Platz
zu finden.
Eine längere Strecke an einem durch einen Zaun abgetrennten Waldstück entlang; ich
bleibe wohl wegen irgendwelcher Unpässlichkeiten hinter K zurück. Ein Stück weiter der

114
Campingplatz San Marcos; etwas essen in der Bar und Rast auf der „Terrasse“.

Eine Viertelstunde später steht man auf dem Monte Gozo unmittelbar vor Santiago; von
hier aus sieht man zum ersten Mal die Kathedrale von Santiago (in einer Wegstunde
Entfernung). Beim Abstieg kommt man an einem hässlichen Herbergskomplex .

Über eine Brücke gelangt man in die Vorstadt; ein paar Minuten weiter hinter einem
Kreisel auf der andern Straßenseite das Straßenschild; K hätte es einfach übersehen,
wenn ich ihn nicht darauf hingewiesen hätte.

Ein öder Weg durch eine gewöhnliche Großstadt. Pause in einer Bar am Straßenrand.

Nach einiger Zeit noch eine Pause an einer Bar zwecks Toilettenbenutzung. Jetzt endlich
geht es in die Altstadt. Auf einem Platz kurz vor der Kathedrale treffe ich C (35. Tag);
wir verabreden uns lose für den Abend.

Dann ist endlich der Kathedralenvorplatz erreicht; romantischerweise findet dort gerade
ein Oldtimer-Treffen statt.

Wir suchen die Touristeninformation auf; K wegen eines Zuges heute Abend irgendwo
nach Portugal, um dort einen Tag „Urlaub“ zu machen; ich wegen einer Herberge,
möglichst in der Nähe – bloß nicht noch weitere Kilometer irgendwo herumlaufen; mit
billig ist hier natürlich nicht zu rechnen; aber immerhin findet sich eine ganz in der Nähe

115
für ca. 20 € pro Übernachtung (also in etwa die üblichen Preise in Frankreich – hier aber
in bester Lage). K kommt mit, während ich einchecke. Dann gehen wir zum Pilgerbüro,
um die Beglaubigung für den Weg ausfertigen zu lassen. Dort angekommen (schon gegen
16 Uhr – am selben Abend würde ja noch K’s Zug abgehen) eine lange Schlange, vom
Innenhof in einen Gang, dann um die Kurve und noch durch einen weiteren Gang. Eine
Stunde würde man hier wohl warten müssen.

Während des Wartens schreibe ich eine Postkarte. Vor der Rezeption ein Bildschirm, auf
dem angeschrieben ist, welcher Schalter (etwa ein Dutzend) gerade frei ist.
Hinter meinem Schalter sitzt ein wohlbeleibter ständig lächelnder Mönch, schaut nur
kurz in alles hinein und füllt den Vordruck aus (gegen ein paar Euro Gebühr natürlich);
für einen Aufpreis gibt es sogar eine Papprolle zum Verstauen der Dokumente.
Es hat dann wohl nicht ganz so lange gedauert wie befürchtet. Anschließend ein
Stückchen weiter „Mittagessen“ vor einem Restaurant; wir setzen uns zu einem Paar aus
Slowenien (?), das K schon kannte, an den Tisch. Nach dem Essen bricht K bald auf.
Ich gehe alleine die Kathedrale besichtigen; zum Glück ist zu so später Stunde noch
Einlass (nach 18 Uhr). Ein Teil wird gerade renoviert↓, darunter das große
Weihrauchfass. Eine lange Schlange, um eine Figur des Apostels von hinten umarmen zu
dürfen↓. Ein Abstieg zu Jakobs Grabmal↓.

Am Abend treffe ich mich irgendwo mit C und wir suchen ein Lokal zum Abendessen.
Leider findet sich auf Anhieb nur wieder etwas Nobles; ihr Englisch und mein
Französisch sind leider eher rudimentär; Abschied auf dem Platz vor der Kathedrale (sie
ist schon einige Tage in der Stadt gewesen und zu müde, um weiterzulaufen).

Von Santiago nach Finisterre


68. Tag Am Morgen bringe ich den größten Teil meines Gepäcks zur Post, wo man es für eine
6. Juli geringe Gebühr für mehrere Tage aufbewahren lassen kann.
~22 km
Die gesamten Tage bis Finisterre habe ich mich – trotz beträchtlicher Reduktion des
Gepäcks (das im Wesentlichen nur noch aus einem kleinen Rucksack, Zelt, Isomatte,
Schlafsack bestand) ↓ – beim Laufen nicht recht wohlgefühlt; vielleicht hätte ich in
Santiago eine Pause machen sollen. Aber bei den Preisen? Und ich wollte ja hinterher
auch noch nach Lourdes.

Hinter der Stadt wird die Gegend wieder ländlich; auf einem Hügel der letzte Blick auf
die Kathedrale↓ (11:38).

116
Durch Eukalyptuswald. Am Wegesrand ein aufgebautes Zelt, davor ein Schild mit der
Bitte um eine Spende, um den Weg fortsetzen zu können. – Ich komme langsamer voran
als gedacht; vielleicht waren die Barfußschuhe doch keine so gute Idee.

... Ein langer Abstieg durch ein Städtchen. In einer Bar einen Stempel holen (da ich im
Zelt übernachten würde, die einzige Möglichkeit unterwegs)... Ein ausgiebiges
Mittagessen in Alto do Vento (Schweinefleischstücke mit Knochen), soviel, dass ich
einiges fürs Abendessen einpacke.

Immer weiter führt die Straße hinab, bis auf 58 m üdM, der niedrigste Punkt in ganz
Spanien bisher. Nun geht es dafür auch wieder 200 m steil bergauf; von den Kräften her
kein Problem. Auf der Höhe angekommen, geht es auf der Landstraße weiter. In einem
Örtchen ein paar Kilometer danach Kaffeetrinken. – Wieder einige Kilometer weiter eine
Steinbrücke über einen Fluss, in dem einige Leute baden.

Schließlich ein Stück an einer Nationalstraße entlang. Auf der Landstraße in ein Dorf.
Dahinter beginnt Negreira, die letzte größere Stadt vor der Küste.

Auf dem Weg durch die Stadt weist mich eine Passantin auf eine Herberge hin, vielleicht
die Besitzerin? Aber ich habe nicht vor, mir eine zu leisten, und sage, dass ich keine
brauche. – In einem Supermarkt einkaufen für die nächsten Tage.
Hinter der Stadt zweigt die Route von der Straße ab. An der Abzweigung spricht mich
ein Mann an und sagt, der Fußweg hier sei nicht schön, ich solle lieber an der Straße
entlang abkürzen. Ich höre auf seinen Rat. Es geht noch etwa einen Kilometer an der
Straße entlang aufwärts. Der Weg führt nun von der Straße ab durch Eukalyptuswald. Ein
ganzes Stück abseits des Weges baue ich das Zelt auf; der ganze Boden ist von
Rindenstücken bedeckt (ca. 19 Uhr).

117
Abendessen in einiger Entfernung (damit die Knochen keine Tiere anlocken). Später am
Abend Schüsse in einiger Entfernung – Jäger?
69. Tag
7. Juli

Es geht weiter durch Wald, dann auf Landstraße, durch ein Dörfchen mit einem kleinen
Laden.

An einem Weg, wieder abseits der Straße, frühstücken. – In dieser Gegend war es wohl,
dass mir ein anderer Wanderer erzählt hat, er sei ein Stück per Anhalter gefahren, nur
leider eine falsche Route, und er hätte dadurch einige Kilometer Umweg gehabt.
Etwa eine Stunde weiter führt der Weg unweit einer Herberge mit Bar vorbei (Alto da
Pena), zu der man über einen steilen Weg gelangt. Es ist recht kühl, darum Mittagessen
im Innern. Die Bar ist recht voll, aber ich bin zunächst der einzige Wanderer.

In einer Bar in irgendeinem Dorf unterwegs treffe ich einen Deutschen, wir laufen
zusammen bis zu einer an der Nationalstraße gelegenen Herberge, wo er diese Nacht
bleiben würde. Dort gibt es zwar eine Bar, aber zu essen oder zu trinken bekommt man
gerade nichts (erst wieder für die Herbergsgäste das gemeinsame Abendessen); wir sitzen
eine Weile auf der Terrasse (mit Katze), dann gehe ich weiter.
Es geht auf Landstraßen durch ein oder zwei Dörfchen.

dann führt der Weg plötzlich steil hinauf bis zu einer Aussichtsplattform (ca. 19 Uhr);
ich befürchte, dass es jeden Moment zu regnen anfangen könnte.

Beim Weitergehen laufe ich so schnell wie möglich die lange steile Straße hinab. Nun
geht es weiter durch ein oder zwei kleine Dörfchen, dann eine Häuseransammlung, die
nicht einmal Google verzeichnet, und endlich für längere Zeit weiter abseits jeglicher
Ortschaften. Langsam suche ich nach einem Schlafplatz, die Vegetation wird nur immer
spärlicher.

118
Ein Hügel mit einem kahlen Felsen obendrauf (20:11), das Wetter recht windig. Ich
mache einige vergebliche Abstecher von der Straße ab. Bald ist schon die nächste
Siedlung erreicht; ich laufe wieder zurück, aber es will sich keine uneinsichtige Stelle
finden; nach einer guten halben Stunde ist immer noch nichts gefunden.

Schließlich probiere ich es am Rande einer Wiese am Anfang des Ortes neben einem
Friedhof (ca. 21:00).

70. Tag
8. Juli
>21 km

Es geht weiter durch ein kleines Örtchen, dann auf Landstraße immer geradeaus bis zu
einer Bar neben einer Herberge (Ponte Oliveira); frühstücken (im Innern).

Im nächsten Ort in einer Bar mit Lädchen etwas trinken und Lebensmittel einkaufen. Ein
paar Meter weiter hole ich den Deutschen von gestern ein, der inzwischen an der Bar
vorbeigewandert ist (also heute schon einige Kilometer mehr als ich zurückgelegt hat).
Hier treffe ich auch einen bekannten Franzosen wieder (s. Tag 39 und 65).
Einen Ort weiter findet sich tatsächlich eine Herberge mit „Cafeteria“ fürs Mittagessen;
der Deutsche nimmt ein Spiegelei in Toastbrot (12:54).

Ein Stück weiter ist ein Informationszentrum für Pilger, aber es ist gerade an diesem
Wochentag (oder dieser Uhrzeit?) geschlossen.

Ein paar Meter weiter an der Landstraße entlang das letzte Gasthaus für etwa 14
Kilometer; aber wir haben ja schon gegessen. Auf einer kleineren Landstraße geht es

119
noch ein Stück weiter, dann kommt die Kreuzung, an der man nach Finisterre oder Muxía
weiterlaufen kann. Da der Deutsche richtung letzteres weitergeht, verabschieden wir uns
hier

Noch 500 Meter an der Landstraße entlang, dann kommt für längere Zeit erstmal
„nichts“ mehr. Rast auf einem großen Felsen am Wegrand (ca. 14:45).

Ich laufe für längere Zeit völlig alleine, irgendwann taucht hinter mir eine Gruppe auf,
der ich nicht begegnen möchte. Ich laufe schneller. Dann kommt endlich eine Kapelle mit
Brunnen (San Pedro Martir); Wasserflasche auffüllen; während dessen läuft die Gruppe
ohne sich umzusehen an dem Platz vorbei. – Ein Stück weiter der erste Punkt des Weges,
von dem aus das Meer sichtbar ist; wieder etwas weiter geht ein schmaler Pfad vom Weg
ab zu einem Steinkreuz. Abendessen auf den Stufen.

Nun führt ein steiler Weg hinab in die Stadt Cee, von Anfang des Weges an der erste Ort
auf Höhe des Meeresspiegels. Während des Abstiegs merke ich irgendwann, dass ich
etwas verloren habe und der Tagesrucksack offensteht; vielleicht ein Problem mit dem
Reißverschluss.
Längerer Weg durch die Stadt. Einkaufen? In einem kleinen Elektroladen in einem
Einkaufszentrum bekomme ich vom Verkäufer einen Adapter für das Tablet rausgesucht.
Als die Stadt endlich hinter mir liegt, eine Pause auf einer Mauer am Meer (20:00); etwas
essen; ein Ersatzarmband für die Uhr basteln und andere Dinge erledigen. Ab und zu
kommen derweil Spaziergänger vorbei.

Noch ein Stück am Meer entlang durch das Städtchen Concurbión, dann einen Pfad
hinauf zum nächsten Dorf, nun wieder etwa 100 m üdM. Nach einer Kreuzung

findet sich endlich ein Wäldchen an einem steilen Hang zum Übernachten.

120
71. Tag
9. Juli
>15 km

Der letzte Tag der Wanderung, noch etwa 15 Kilometer.


Gegen 8 Uhr weiterlaufen; den ganzen Tag über scheint die Sonne. An der Landstraße
durch ein Dörfchen, dann geht es bergab bis nach Estorde, wieder auf Meereshöhe. Am
Ortsausgang ein nobles Restaurant mit Bar am Meer; auf der Terrasse hinter dem Haus
ein Frühstücksmenü einnehmen, das leider so belanglos ist wie das in Frankreich übliche;
auch in der Nähe eine Gruppe Jugendlicher, was dem Kellner unbehaglich zu sein
scheint.

Weiter neben der Landstraße entlang, durch das Städtchen Sardiñeiro de Abaixo, wo die
Route wieder bergauf von der Landstraße wegführt. Es geht abseits der Straße weiter,
durch Wald oder Buschlandschaft.

An einer Kurve kommt Finisterre in Sicht (11 Uhr). Nach Überquerung der Landstraße
führt ein Pfad, der eine Kurve der Straße abkürzt, einige Meter oberhalb des Meeres am
Hang entlang. An einer Stelle kann man hinunter an einen fast menschenleeren Strand
(ca. 11:30) .

Nach einem Stück auf dem Seitenstreifen der Landstraße geht es auf einem Sträßchen
hinab und an den Strand.

Auf einem Holzsteg oder gepflasterten Weg↓ geht es bis in die Stadt Finisterre.
Die Innenstadt wird eher auf gut Glück durchquert. Einkaufen in eine Supermarkt↓.

121
In der Touristeninformation erfrage ich den Ort des Pilgerbüros und kaufe eine oder zwei
Postkarten. – Irgendwie finde ich aus der Stadt hinaus. Es geht nun etwa 3 km an der
Landstraße entlang.

Kurz vor einem Abstellplatz für Busse mit einem Brunnen ist ein Rastplatz; Mittagessen
(ca. 14:30).

Bald danach beginnt der letzte Kilometer bis zum Ende des Weges. Hinter einem
Parkplatz ein Gebäude mit (nicht empfehlenswerten) Toiletten, wo allerlei Souvenirs
verkauft werden. Ein Stück weiter eine Bar, und oberhalb einer Treppe ein Zwei-Sterne-
Hotel. Gegenüber der Bar ist der Kilometer Null, ein paar Meter weiter der Leuchtturm.

Auf der rechten Seite des Leuchtturms eine Weile auf einem Felsen sitzen (ca. 15 Uhr).
Danach, hinter dem Leuchtturm am Abhang, ein wenig über die Felsen laufen. Eine Tafel
mit Absturzwarnung. An zwei oder mehr Stellen deuten Überreste auf verbrannte Schuhe
hin.

Als ich gerade den Kilometer-Null-Stein fotographiere, bietet mir jemand an, ein Photo
mit mir drauf zu machen. Da hat mich auch kurz irgendein Deutscher angesprochen, der
mir irgendwie bekannt vorkam, aber ich weiß bis heute nicht, woher.
Abendessen in der Bar.
Ich laufe ein Stück an der großen Straße zurück, bis zu einem Abzweig, wo eine
Nebenstraße in Serpentinen hinabführt; ich hoffe, bis hinunter als Meer zu gelangen.
Kurz vor Ende der Straße überholt mich ein Auto und bleibt einige Meter vor mir stehen;
ob jemand dachte, ich hätte mich verlaufen und mich zurückbringen wollte? Ich bleibe
eine Weile stehen und tue so, als sähe ich nichts, bis das Auto wieder davonfährt.
Nun geht es auf einem Trampelpfad weiter. An einer Stelle scheint tatsächlich die
Andeutung eines Weges hinab zu sein, aber der Hang ist hier so steil und die Schneise
versinkt immer mehr in dornigem Gestrüpp, dass ich wieder umkehre.
Ich versuche es noch mit verschiedenen anderen Abzweigungen, aber sie werden früher
oder später alle unpassierbar. Ein gutes Plätzchen für die Nacht findet sich auch nicht so

122
schnell; schließlich eines mit (bedingtem) Meerblick, allerdings etwas zugig (ca. 20 Uhr).

Vier Tage ohne wandern


10. Juli Gegen 9:30 Aufbruch; jetzt habe ich sogar Sonne an meinem Schlafplatz.
> 2 km

Die Strecke nach vom Übernachtungsplatz zurück zur Straße und an derselben entlang wieder in die Stadt, etwa 2
Kilometer. Frühstück in einer Bar. In Finisterre die Post aufsuchen↓ (Postkarten abschicken); in einer Herberge frage
ich nach dem Pilgerbüro (wo ich eine Bescheinigung für den Pilgerweg nach Finisterre bekäme), das ich laut den
gestern eingeholten Angaben der Touristeninformation nicht gefunden habe. Die Formalitäten sind im Handumdrehen
erledigt. – Nun habe ich hier nichts mehr zu erledigen und würde den nächsten Bus zurück nach Santiago nehmen
wollen. Der Bus steht schon da; am Schalter nebenan bekomme ich gerade noch rechtzeitig eine Fahrkarte, bevor es
losgeht.

Längere Fahrt im Reisebus. – In Santiago am Busbahnhof weiß ich nicht, wo ich nun hinsoll oder wann ich
weiterreisen kann. Ich suche schließlich den Weg vom Busbahnhof zum Bahnhof; zuerst verlaufe ich mich, recht
unangenehm bei dem heißen Wetter. An der Nationalstraße entlang durch die Stadt. Dann eine für Fußgänger, die
unwissenderweise auf der falschen Straßenseite laufen, schier unüberwindliche Kreuzung.

An die Ereignisse während der anderthalb Tage in Santiago kann ich mich kaum erinnern; bei manchem weiß ich
nicht, ob es am 10. oder 11. Juli stattgefunden hat.
Endlich ist der Bahnhof erreicht. Die Fahrkartenautomaten sind nur für Regionalzüge (oder man braucht eine
Kreditkarte?). Aber am Schalter sitzt ja jemand. Doch Fahrkarten werden hier erst ab 16 Uhr (?) verkauft... Solange
möchte ich hier nicht warten und gehe zur Herberge, wo ich schon einmal eine Nacht verbracht hatte; nicht billig, aber
irgendwo herumsuchen?; und außerdem war ja die Poststation, wo mein restliches Gepäck aufbewahrt wurde, ganz in
der Nähe. Einchecken und Gepäck holen.
?
Abendessen in einem Restaurant ganz in der Nähe; leider kommt ein anderes Gericht, als ich bestellt hatte.
11. Juli ?
Am frühen Nachmittag gehe ich an den Bahnhof eine Fahrkarte kaufen; dort gilt immer noch dieselbe Uhrzeit-
Regelung wie gestern. Deshalb erstmal im Bahnhofsrestaurant für teuer Geld etwas essen. Um 16:55 zwei Fahrkarten
für morgen kaufen. Auf dem Rückweg esse ich ein Eis in einem Park und tue dort „Zeit absitzen“ (bis ca. 17:30).

In meinem Schlafsaal ist auch ein Kroate (er reist wohl am nächsten Tag ab oder wandert weiter bis zur Küste). Wir
gehen durch die Stadt, er sucht Souvenirs für seine Familie. Vor der Kathedrale ein Orchester und ein spanische
Volksweisen gefühlvoll vortragender Solist, stürmischer Beifall aus der Menge.
?
Vom Badezimmer der Herberge ein guter Ausblick auf die Kathedrale (ca. 22:30).

123
12. Juli Um 8:34 vom Bahnhof in Santiago mit dem Zug nach Burgos bis ca. 15 Uhr. Im Bahnhofsgebäude auf den Bus warten.
Irgendwie verpasse ich den ersten Bus; mit dem nächsten Bus in die Innenstadt. In der kommunalen Herberge
akzeptiert man mich, obwohl ich nicht zu Fuß gekommen bin.
Besichtigung der Kathedrale von Burgos (ab ca. 16:45 bis 18:15), in der man sich schon mal verirren kann.

Eine Orgel mit waagerechten Pfeifen.

Es ist gerade eine Führung auf Englisch im Gange, ich geselle mich dazu.
Sogar ein Innenhof↓. Außerdem eine Ausstellung mit Photos und Zeichnungen zur Geschichte der Kathedrale. (Die
Außenwand der Kathedrale wurde vor irgendeiner Zeit mal gereinigt; vorher war der Stein recht schwärzlich, heute ist
er strahlend weiß – siehe Photo einer Postkarte aus den 70ern↓).

Ich laufe durch die Stadt, um etwas zu essen zu finden. Schließlich, als letztes Abendessen in Spanien, eine recht teure
Paella in einer Fußgängerzone.
WLAN in der Herberge ist sehr instabil, es gelingt mir nicht, eine Email zu verfassen.
13. Juli Der WLAN funktioniert jetzt besser, aber bevor ich alles erledigt habe, werde ich schon wiederholt vom Personal zum
Aufbruch gedrängt.
Um 10:28 mit dem Zug von Burgos nach Bilbao (geplante Ankunft 13:04 – 24,40 €).
?
Um 16:05 per Flixbus von Bilbao ...

bis Pau. An der französischen Grenze werden die Pässe kontrolliert und ein ausländischer Fahrgast mitgenommen.
Gegen 20 Uhr in Pau. Ich laufe einige Kilometer durch die Vorstadt bis zum Bahnhof und hoffe, dort irgendwo einen
Übernachtungsplatz zu finden, es wird langsam dunkel. Steiler Abstieg von der einen Stadthälfte zur niedriger
gelegenen anderen. Am Bahnhof warte ich eine Weile, nur eine Person sitzt noch da, kümmert sich nicht um mich,
schläft oder tut so. Wie an vielen Bahnhöfen steht hier ein Klavier, das ich einige Zeit lang benutze. Dann gehe ich mit
Gepäck die Straße entlang parallel zu den Schienen, für die keine Überquerungsmöglichkeit ersichtlich ist. An einer
freien Stelle gegen den Fluss zu will ich mein Glück versuchen, aber da scheinen schon Andere zu campieren und ich
gehe sogleich weiter. Endlich eine Brücke über die Schienen und den Fluss. Auf der andern Seite gehe ich am Fluss
entlang, bis sich gegen 22:30 endlich ein schmaler Uferstreifen neben einer „Holzhütte“ anbietet.

2ff

124
72. Tag Am nächsten Morgen gegen 6:30 aufbrechen. Einige Meter von mir entfernt liegt inzwischen ein Obdachloser mit
14. Juli Hund, wir wechseln ein paar Worte. Zurück über die Brücke zum Bahnhof laufen (knapp 2 km).

und dort einige Stunden auf den Fernbus warten. In der Zwischenzeit frühstücken, im Zeitschriftenladen nach Karten
der Gegend von Lourdes suchen und Akku aufladen. 13 Uhr bis 14.37 mit dem Bus von Pau mit Zwischenhalt in Aire-
sur-l’Adour bis Nogaro.
Von Nogaro nach Lourdes
In Nogaro brauche ich lange und mehrere Gehversuche in verschiedene Richtungen, um
mir über die einzuschlagende Richtung und die zu laufende Landstraße sicher zu sein;
von nun geht es stets auf nummerierten Landstraßen weiter, da ich über keine Karte mit
Wanderwegen bis Lourdes verfüge. Schließlich laufe ich irgendwann nach 15 Uhr los,
ohne irgendwo etwas zu essen oder Kaffee zu trinken.
Die Straße ist eintönig und ohne Seitenstreifen. Bald wird Urgosse passiert.

Das Laufen wird recht beschwerlich, nach 19:30 ist endlich Termes d’Armagnac erreicht.

Hier findet sich hinter dem Friedhof in einem Wäldchen ein geschützter Platz, am
Friedhof gibt es (wie gewöhnlich) Wasser.

73. Tag Eigentlich wollte ich um die Ecke in einem Laden einkaufen gehen, der bis 12 Uhr
15. Juli geöffnet hat. Ich fühle mich jedoch bis gegen 15 Uhr zu schlaff und kränklich, um
~~22km
(davon 6 aufzustehen und zusammenzupacken.
per Auto) Natürlich geht es weiter auf der Landstraße, ohne Schatten. Ich höre ein Hörbuch.
Zwischen zwei weit auseinanderliegenden Dörfern hält ein Auto neben mir an und eine
Frau frägt mich, ob sie mich mitnehmen kann. Da die Strecke nach Lourdes nicht zum
eigentlichen Weg nach Santiago gehört und mein Zustand nicht der beste ist, lasse ich
mich darauf ein. Die Frau kommt aus dem spanischen Baskenland. An einer Kreuzung
lässt sie mich raus und gibt mir noch eine volle Wasserflasche von sich mit. Für die
Strecke hätte ich zu Fuß eine gute Stunde gebraucht.
Ich habe unbedingt vor, in der Nähe der nächsten Stadt zu zelten, um am Morgen gleich
einkaufen und frühstücken zu können. Gegen 21:40 mache ich eine dringend nötige
Pause am Straßenrand, es wird bald dunkel, und hier kann ich schlecht bleiben.
Für die letzten zwei Kilometer finde ich einen Wanderweg abseits der Straße. Bei der
erstbesten Gelegenheit an einem Feldrand baue ich (im letzten Rest Tageslicht oder mit
Taschenlampe?) das Zelt auf.

125
(↑photographiert am nächste Morgen)
74. Tag Nach 9 Uhr geht es, durch ein Wäldchen an einem Bach entlang, nach Maubourguet. Im
16. Juli erstbesten Laden kaufe ich ein, im Café gegenüber frühstücke ich. Kurz danach ginge ein
>22 km
ausgeschilderter Wanderweg von der Straße ab – da aber alle Fernwanderwege in
Frankreich rot-weiß markiert sind, habe ich keine Ahnung, wo er hinführt.
Ich laufe einen guten Kilometer weit in die Innenstadt. Als ich nach etwas Herumirren
die Touristeninformation finde, lasse ich mir dort eine Beschreibung des Wanderwegs
nach Lourdes geben und ein Bett in einer empfohlenen Herberge in Lourdes für in zwei
Tagen reservieren (im „Home Jacquaire ‚La Ruche’, 15 € pro Nacht inkl. Frühstück) –
unterwegs würde ich angesichts der Preise wohl eher zelten; um rechtzeitig in Lourdes
anzukommen, darf heute und morgen also nicht zu sehr trödeln. Vielleicht benutze ich
noch das WLAN und fülle die Wasserflasche auf.
Ich laufe sogleich los. Es geht an der Straße entlang aus der Stadt hinaus. Am Ende der
Stadt entscheide ich mich kurzfristig, mich nicht auf das Kreuz-und-Quer des
Wanderweges einzulassen, sondern dass ich, wo ich nun schon soviel Landstraße hinter
mir habe, auch die letzten 50 Kilometer auf diese Art bewältigen würde.

Im nächsten Ort (Larreule) und anderen in dieser Gegend sind akkurat errichtete
Natursteinmauern (13:19). Mittagessen auf einem Platz in der Stadtmitte.

Die Strecke habe ich (wohl in der Touristeninformation in Maubourguet) im Internet


berechnen lassen und die Karten gespeichert, für den Fall, dass Orte auf der Strecke nicht
an der Straße ausgeschildert sind. Obwohl ich nicht vorhatte, das nächste Städtchen zu
passieren, gerate ich doch irgendwie da hindurch (Vic-en-bigorre). Danach kommt einige
Kilometer „nichts“. Als die Straße durch ein Wäldchen führt, eine Rast am Beginn eines
Waldweges . Dann weiter an der D7 durch Felder; es ist schon gegen 19 Uhr; ich bin
beständig von einem äußerst lästigen Mückenschwarm begleitet; die Hände sind schon
von den Wanderstöcken in Anspruch genommen – da hilft nur, die Kappe tief vors
Gesicht zu ziehen.

bis zu den Dörfern Talazac und Siarrouy; am Ende des letzteren Ortes eine Rast bei einer
Kirche mit Friedhof; am Wasserhahn ist leider ein Schlauch angeschlossen, den ich nicht
abbekomme; so muss ich eben Wasser vom andern Ende des Schlauches her in meine
Flasche einfüllen. – Weiter an der D7.

126
Im nächsten Ort (Lagarde) ist es schon arg am dämmern; ich komme hier zufällig an
einer Herberge vorbei, aber ohne Reservierung und um die Uhrzeit wäre da wohl sowieso
nichts zu bekommen gewesen, selbst wenn ich gewollt hätte. – Am Ende des Ortes ist
eine Wiese, aber das scheint mir nicht sicher genug zu sein; hier ist schließlich kein
Pilgerweg, wo Zeltende öfters vorkommen. Hinter dem Ort sind Felder – wieder nichts.
Ein Stück weiter nehme ich dann notgedrungen mit einer Wiese vorlieb; das Gelände ist
leider abschüssig und ich hätte nachts wohl auch in einen Graben rutschen können.

75. Tag Nach 9 Uhr Aufbruch, der letzte Wandertag auf dieser Reise.
17. Juli Alsbald ist Oursbelille erreicht. Ganz unerhörter Weise gibt es hier einen Bioladen mit
>22km
Restaurant, sodass ich also hier tatsächlich Frühstücken und Kaffeetrinken am selben Ort
erledigen kann, und dass auch noch bio.

Ich bin um diese Zeit der einzige Gast. Ich bekomme eine Abkürzung gewiesen, bin an
deren Ende aber nicht sicher, in welche Richtung auf der Straße es nun weitergeht und
nehme prompt die falsche, zumal die Beschilderung an der nächsten Kreuzung mir auch
nicht weiterhilft.

Nachdem ich zufällig dann doch den Weg aus dem Dorf hinausgefunden habe, gleich
eine Pause in den Feldern. Einige Kilometer weiter Zwangspause an der Straße (12:26)
und Mittagessen.

Endlich in der Innenstadt von Ibos angekommen, findet sich eine öffentliche Toilette
gegenüber der merkwürdigen Kirche. Selbige ist aber leider geschlossen (ca. 14 Uhr);
auch ein Café begegnet mir nicht. – Also weiter. Nächste Rast schon gleich hinter Ibos
neben einer Brücke über die Autobahn. – Nun geht es (stellenweise ohne Bürgersteig)
durch Azereix; die Stadt ist aus irgendeinem Anlass geschmückt (ca. 16:15).

127
Und irgendwann, hinter einem Kreisel, ist dann Ossun erreicht. Die Hoffnung, hier einen
Kaffee zu bekommen, hat sich nicht erfüllt – falscher Wochentag, falsche Stunde...

Vom Bahnhof ist auch nicht mehr viel übrig (17:42). Das einzige, was sich von hier
mitnehmen lässt, ist Wasser vom Friedhof.

Auf einem Park in der Stadtmitte studiere ich längere Zeit die ausgehängten Wegekarten
und überlege mir eine Route bis Lourdes. Der kürzeste und (was das Verlaufen angeht)
sicherste Weg wäre entlang einer Nationalstraße.
Ein Stück weiter spricht mich aus einem Garten heraus unvermittelt ein Schwarzafrikaner
an, ob ich etwas zu trinken bräuchte; aber ich war ja gerade am Friedhof gewesen und
brauche nichts. – Auf der Landstraße geht es weiter, parallel zu den Bahngleisen.
Zwischendurch Abendessen am Straßenrand. Ein oder zwei Kilometer weiter ein
Bahnübergang, dahinter die Nationalstraße; diesseits der Gleise verläuft ein Weg, aber da
ich nicht weiß, ob er nicht irgendwann einfach aufhört, kommt er nicht in Frage. Ich bin
nicht einmal der einzige, der auf dem Seitenstreifen entlang der Nationalstraße läuft;
darum lasse ich die Wanderwege auf sich beruhen und laufe die zwei Kilometer bis zum
nächsten Dorf die Straße entlang.

Bald führt ein Abzweig in den Ort Adé mit der grauen Kirche. Rast hinter einer Brücke
über die Eisenbahn (fast schon 21 Uhr); in der Ferne ein durch die dunklen Wolken
bedrohlich erscheinender Berg. Ob es noch regnet?

Ab hier kann ich für die restlichen Kilometer immer noch den Wanderweg nehmen.
Hinter Adé kommen erst einmal Felder, aber schließlich doch noch ein Wäldchen in einer
Senke (ca. 21:30).

128
18. Juli Gegen 11 Uhr geht es an die letzten ca. 5 Kilometer nach Lourdes, diesmal auf
~5 km
„Wanderwegen“. In irgendeinem Dorf hätte ich an einer Kreuzung eine Wegmarkierung
+ Wege gebrauchen können und verlaufe mich einige hundert Meter.
innerhalb
v. Lourdes
Gegen 12:45 ist dann endlich die Vorstadt von Lourdes erreicht; ich werde gleich von
einem LIDL begrüßt. Einkaufen.

Ein Stück weiter eine Bäckerei, wo ich tatsächlich wieder einmal Kaffee und Frühstück
zugleich bekomme. An der Kreuzung nebenan scheint Unsicherheit über die Vorfahrt zu
bestehen – jedenfalls kommt es während meines Aufenthaltes zweimal zu Gehupe und
Geschrei. – Nun geht es weiter Richtung Innenstadt. Hinter einer großen Kreuzung ist es
dann fast geschafft.

Ende der Wanderungen

Ich gelange wie vorgesehen am richtigen Tag zu passender Stunde an die reservierte Herberge.

Im Erdgeschoss mehrere kleine Schlafräume, im Obergeschoss Küche und Speiseraum (Abendessen und Frühstück
sind inklusive). Vom Balkon des Speiseraums hat man (die Bäume abgerechnet) eine gute Aussicht auf die Stadt und
die dahinter liegenden Berge.

In meinem Zimmer ist außer mir vorerst nur ein Pärchen aus den USA.
Wohl an diesem Tag suche ich aus irgendeinem Grund die Touristeninformation auf. Ich werde auf ein „Bernadette-
Musical“ mit entsprechenden Eintrittpreisen hingewiesen. Ich esse in einem tibetischen Restaurant zu Mittag.
Ich gehe dann wohl am gleichen Tag hinab ins „Heiligtum“, einmal das „Baden“ ausprobieren – aber die Bäder sind für
heute schon geschlossen.
?
Um 19 Uhr gibt es Abendessen. – Mit einem Paar aus Italien gehe ich zu einer allabendlichen (?) Veranstaltung ins
„Heiligtum“ hinab; vorher wird noch ein Souvenirladen abgeklappert. Jeder Anwesende bekommt eine brennende
Kerze, dann kommen irgendwelche Lesungen in verschiedenen Sprachen über Lautsprecher oder (?) es wird gesungen.

129
Hinterher wollten wir noch zu dritt in einen Gottesdienst, der um die Zeit gerade auf Italienisch stattfindet, aber ich bin
zu müde und gehe schlafen.

19. Juli Frühmorgens gehe ich zu den „Bädern“ und setze mich in die Wartereihe (etwa 30 Leute vor mir, alle paar Minuten
werden ein paar ins Innere gerufen); ausgerechnet neben mir sitzt jemand mit Smartphone. Im Innenraum wieder eine
Warteschlange; endlich auch eine Toilette. Man wird einzeln aufgerufen, zieht sich aus und legt sich ein Handtuch um,
dann führt einen jemand die Stufen hinab ins etwa einen halben Meter tiefe Becken; von hinten wohl wird man dann
einmal kurz bis zum Hals rücklings eingetaucht, und das war es schon.
Irgendwann, wohl an diesem Tag, besuche ich noch eine lateinische Messe in einer Kirche außerhalb des Bezirks;
knapp ein Dutzend Besucher sind Anwesend. Die, die vorne sitzen, wissen, was sie zu tun haben, ich und zwei andere
auf den hinteren Plätzen schauen nur zu.
In einem Restaurant in der Innenstadt esse ich eine Pizza zu Mittag.
Nachmittags schaue ich mir die Gebäude im „Heiligtum“ an; aber zunächst einmal Eisessen am Fluss (ca. 14:45) unter
dem Hügel mit Chateau.

Dann geht es auf den langen Weg vom Eingang des Bezirks zu den drei übereinandergestapelten Basiliken. – Aber
zuerst vorbei am Amt für Wunder (oder wie das heißt); im Obergeschoss ist eine Ausstellung mit Bildern und
Beschreibung aller anerkannten Wunderfälle (etwa ein gutes Dutzend wohl; ich weiß nicht mehr, an welchem Tag ich
sie angeschaut habe).

Dann geht es über den Vorplatz die Treppen hinauf; unten sieht man die Menge vor den Brunnen Wasser fassen oder
vor der Grotte sitzen (in der ich während des Aufenthaltes in Lourdes wohl zweimal vorbeigelaufen bin).

Danach schaue ich die unterirdische Basilika an (15:33). An den Wänden des ringsum laufenden Ganges lauter
beleuchtete Bilder oder Vaterunser-Übersetzungen. In der Mitte ein riesiger Innenraum.

Etwa eine Stunde später besichtige ich auch das Innere der drei Basiliken. – In der Ferne das Hotel „Zum Heiligen
Retter“.

(?) Irgendwann zwischendurch oder danach eine Rast und essen auf einer Wiese am Rande des Komplexes.
Wohl an diesem Nachmittag Klavierspielen im Speiseraum. Irgendwann kommt die Wirtin und bittet mich, aufzuhören,
weil gerade ein Gast angekommen sei, der schlafen wolle.
Selbiger stellt sich dann als ein Schwabe heraus. Die Amerikaner sind inzwischen abgereist, wir haben das Zimmer für
uns.
?

130
20. Juli Am Morgen im Speiseraum ist ei Franzose, der ein Buch von sich dort lässt. Er erkennt mich wieder, und nach einiger
Zeit kommen wir darauf, dass wir uns in La Romieu das Herbergszimmer geteilt hatten (s. Tag 25); er hat es aber eilig;
ich spiele ihm vor dem Abschied noch ein Stück vor.
?
Nach dem Frühstück unterhalte ich einige Zeit mit dem Schwaben im Speiseraum.
?
Ich gehe mit dem Schwaben zum „Informationszentrum für Jakobswegpilger“ (oder so ähnlich). Ich bekomme dort
sogar ein Herbergszimmer in Auch für den Abend – allerdings muss ich dazu jemanden vom Bahnhof aus anrufen und
in die Stadt laufen, wo er extra wegen mir öffnen würde.
Wir gehen zum Bahnhof, ich kaufe Fahrkarten für die nächsten Tage; am Schalter neben mir eine Amerikanerin (?), die
sich anhaltend und lauthals darüber beschwert, dass die Bahnangestellte ihr von ihrer Kreditkarte (vielleicht wegen
einer unnötig teuren Fahrkarte) 400 Dollar zuviel abgezogen habe; der Vorgesetzte taucht schließlich auf; wie es
ausgegangen ist, weiß ich nicht.
?
Mit dem Zug um 16:32 von Lourdes nach Tarbes (16:47). Um 18:18 mit dem Bus weiter nach Auch, Hauptbahnhof
(20:11). Gut das ich ein Zimmer habe, hier wäre Zelten wirklich schwierig geworden. Ich rufe die angegebene Nummer
an: ich solle warten, er würde mich abholen. – Die Herberge befindet sich in bester Innenstadtlage hinter einem
Innenhof. Die Zimmer sind im zweiten oder dritten Stock.
Ich habe ein Zimmer für mich alleine, aber im Nebenzimmer ist doch noch jemand, ein Italiener, der am nächsten
Morgen aber schon, bevor ich aufgestanden bin, abgereist sein würde.

21. Juli Gegen 8 Uhr aufgestanden (der Zimmernachbar ist schon weg). Frühstücken. Die Stadt besichtigen (ca. 9:30): die
„monumentale Treppe“↓ mit einer Statue von Artagnan, eine Feuergasse↓ und die Kathedrale (bis 10:15 Uhr).

Ferner ein angeblich 500 Jahre altes Fachwerkhaus und ein Park. Eine Straße weiter gehe ich einkaufen.

Mittagessen in der Küche der Herberge. Kurz vor 15 Uhr Aufbruch. Die Herberge hat jetzt offiziell geöffnet, im Foyer
ist der Empfangstisch besetzt und jemand ist am Einchecken. Man wundert sich wohl, dass jemand um die Zeit
aufbricht; ich werde etwas nach einem Weg gefragt, aber von den Wegen in dieser Gegend habe ich natürlich keine
Ahnung.
Auf dem Weg zum Bahnhof mache ich noch einen Abstecher zu einem „Römischen Turm“ (15 Uhr).

Etwa 20 Minuten Fußweg zum Bahnhof, dort Wartezeit; der Kaffeeautomat war glaube ich kaputt.
Um 17:36 mit dem Zug von Auch nach Toulouse (17:36) und direkt umsteigen in einen Zug nach Carcassonne (17:50
bis 18:31). – Ich sitze eine Weile am Bahnhof, schreibe eine Email an eine Herberge in Carcassonne für in ein oder
zwei Nächsten und ändere die Pläne für die nächsten Tage (ich hatte vielleicht nur mit 2 Übernachtungen in
Carcassonne gerechnet, aber nun werden es drei); dazu muss ich ein oder zwei Zugtickets stornieren und neukaufen,
was sich ganz einfach am Automaten erledigen lässt.
Auf einer Landkarte im Internet habe ich ein Waldstück am Rande der Stadt ausgemacht. Bis dahin ist es etwa eine
Dreiviertelstunde, die meiste Zeit am Kanal entlang. Gegen 21:30 ist ein uneinsichtiger Platz in einem Wäldchen
gefunden.

131
22. Juli Ich breche wohl erst nach 10 Uhr in die Stadt auf. Der Weg dorthin ist mir nicht genau bekannt, ich verlaufe mich
jedoch kaum. Gegen 11:30 bin ich in der Altstadt. Ich trinke noch einen Kaffee (und esse etwas?), gegen 12 Uhr geht
es dann die Straße aufwärts zur Burg; die meisten Teile derselben sind unentgeltlich begehbar.

Mittagessen? – In einer der vielen Lokalitäten trinke ich einen Kaffee. // Draußen am Gebäude des Touristenbüros ist
eine Steckdose zum Akku-Aufladen. Kurzer Besuch des Doms (ca. 15:30).

Nachdem ich weitgehend alle Straßen abgegangen bin, verlasse ich die Burg gegen 16 Uhr. Über einen anderen Weg
gehe ich in die Neustadt.

Bei einem Orientalen esse ich etwas, und mache mich gegen 18 Uhr auf den Rückweg zum Zelt.

23. Juli Wohl gestern schon habe ich Antwort bekommen wegen meines Zimmergesuches vom 21. Juli – ab einer bestimmten
Zeit nachmittags könnte ich kommen. Den Weg vom Übernachtungsplatz in die Stadt also diesmal mit vollem Gepäck.
?
Die Herberge wird über einen Hof erreicht. Vom Zimmer aus ist Carcassonne zu sehen.

Zunächst bin ich alleine im Zimmer, später kommt noch ein anderer Gast, auch ein Deutscher.
?
24. Juli Von meinem Mitgast bekomme ich (heute oder gestern?) 20 € geschenkt, vielleicht weil ich so arm aussehe?
Gemeinsames Frühstück (das heißt, zu zweit) im Speisesaal. Vor 8 Uhr Aufbruch.

Die Wand zwischen Herbergsgrundstück und Straße ist mit Bildern der Stadtgeschichte bemalt. Weg durch die noch
fast menschenleere Stadt.

132
Um 8 Uhr wird die Brücke überquert, letzter Blick auf die Burg.

Kurz vor dem Bahnhof ist die Fußgängerzone mit Regenschirmen überspannt.

8:24 mit dem Zug von Carcassonne nach Montpellier, Ankunft gegen 10 Uhr.
Ob ich vorhatte, in Montpellier zu übernachten? In der Großstadt erscheint mir das allerdings zu gefährlich; da noch
lieber auf dem Bahnhof in Lyon. Darf man das überhaupt? Jedenfalls buche ich – wohl auf dem Dach des
Bahnhofgebäudes – noch eine Busfahrt für heute Nachmittag.
Um 14:10 von Montpellier mit Flixbus nach Lyon Hauptbahnhof, geplante Ankunft 18:30.

(↑ Photo um 18.31 aus dem Bus)


Am Bahnhof übernachten scheint auch keine gute Idee. Gegen 21 Uhr taucht eine Dreiergruppe in Soldatenuniform,
mit Maschinen im Anschlag und patrouillert im Gang zwischen Busterminal und Ausgang hin und her. Ein
Nordafrikaner „macht Ärger“. Ich buche um, anstatt hier (oder draußen?) zu übernachten, lieber eine Nachtfahrt.
Ich verbringe Zeit im Zeitschriftenladen, spiele Klavier. Die Toilette ist um diese Uhrzeit schon geschlossen; ich suche
eine andere Möglichkeit in der Umgegend, was allerdings nicht gut möglich ist. Auf einem Stück Wiese vor dem
Bahnhof bauen gerade zwei Leute ein Zelt auf und bitten mich zu helfen; wohl eine Obdachlose; wenn die sich traut,
könnte ich ja eigentlich auch hier übernachten; aber ich habe ja schon gebucht.
Um 22:30 Fernbus bis Tübingen (geplant war am nächsten Tag um 10:40).

25. Juli An Schweizer Grenze wurden nachts alle Pässe kontrolliert, ein Ausländer wurde vom Grenzschutz mitgenommen.
Ankunft mit Flixbus in Freiburg 6:10. Etwas zu essen und Kaffee kaufen; mein Begleiter über die Nacht verschwindet
einfach. Um 7:40 Flixbus nach Tübingen bis 10:10.
29. Juli
31. Juli Morgens mit dem Bus von Tübingen zum Stuttgarter Flughafen. Der Bus nach Köln, der um 9:10 abfahren und dort
14:45 ankommen sollte, wird immer mehr als verspätet angezeigt, die Fahrt lohnt sich irgendwann nicht mehr; ab zwei
Stunden Verspätung (?) kann man stornieren, was ich telefonisch erledigt habe. Stattdessen für 16:25 einen Fernbus
direkt nach Saarbrücken genommen, Sitzplatz ganz vorne.
2. August
?. August Mit dem Zug nach Köln.

Vom Gesamtweg wurde ich vor Maubourguet 6 km mit dem Auto mitgenommen
und habe über Landstraßen ca. 30 Kilometer abgekürzt.

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