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Die NORDISCHE ZEITUNG ist


die Stimme des Artglaubens. Sie wird
von der Artgemeinschaft – Germani-
sche Glaubens-Gemeinschaft we-
sensgemäßer Lebensgestaltung e.V.,
Postfach 55709, 22567 Hamburg,
herausgegeben und verlegt und er-
scheint vierteljährlich.

Die Stimme des Artglaubens Menschen unserer Art, die Beiträge


zur Entwicklung nordischer An-
schauungen auf religiösem, weltan-
Im Einsatz für schaulichem, kulturellem, erzieheri-
schem, gemeinschaftsbildendem,
 Lebensschutz, insbesondere Überleben unserer Art künstlerischem und wissenschaftli-
chem Gebiet geben wollen, steht sie
 Erhaltung des nordischen Kulturerbes und Förderung einer wesens- zur Verfügung.
gemäßen Kultur Dabei müssen namentlich gekenn-
zeichnete Beiträge nicht in jedem
 Verwirklichung einer sinnerfüllten Lebensgestaltung Falle mit der Auffassung der Schrift-
leitung oder der Leitung der Artge-
meinschaft übereinstimmen.
Schriftleiter und verantwortlich für
den Inhalt, soweit Beiträge nament-
lich nicht gekennzeichnet sind: Jür-
gen Rieger, Auguste-Baur-Str. 22,
22587 Hamburg. Namentlich ge-
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Der Blumen Rache landspostüberweisung oder Scheck,
Dr. Wielant Hopfner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 spesenfrei für den Empfänger.
Die von der Artgemeinschaft – Ger-
Wie die Urzeit noch heute in heimischen Sinnbildern zu uns spricht manische Glaubensgemeinschaft we-
Ing. Messenböck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 sensgemäßer Lebensgestaltung e.V.
verwendete Form der Irminsul ist re-
gisterrechtlich geschützt und darf nur
Unseren jungen Gefährten – von Mitgliedern der Artgemein-
Aus Deutschlands Vorzeit: Die Jungsteinzeit – Teil 5 . . . . . . . . . . . 16 schaft verwendet werden.
Wir setzen an den Beginn unserer
Unseren jüngsten Gefährten – Jahreszählung nicht die Geburt eines
Der Bandwurm – E. H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Christus, von dem niemand weiß, ob
und ggf. wann er geboren wurde, son-
dern die Hochblüte des Gestirnhei-
ligtums Stonehenge.
Neues vom alten Feind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Bezugsgebühr 18,– € jährlich, für
Mitglieder und Förderer im Jahres-
beitrag enthalten. Bestellungen für
Heidenspaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 nur ein Jahr gelten als automatisch
um ein weiteres Jahr verlängert,
wenn nicht bis zum 31. 12. gekündigt
wird. Wenn innerhalb eines Jahres
Buchbesprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 bestellt wird, werden die bereits er-
schienenen Hefte nachgeliefert; die
Bestellungen gelten immer für ein
Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Kalenderjahr.

Beilagenhinweis: Einer Teilauflage liegen Mitteilungen der Leitung, der Gefährtschaftsbrief und die Einladung zum
Gemeinschaftstag bei.
Umschlagbild: v.l.n.r.: Goldhut von Schifferstadt bei Ludwigshafen; Goldkegel von Avanton, Westfrankreich;
Berliner Goldhut, Fundort unbekannt; Goldhut von Ezelsdorf-Buch bei Nürnberg.
1. Die Gemeinschaft
Gemeinschaft ist in den Menschen von
Natur vorgegeben und angelegt, wird
Lebende Wirklickeit
aber erfüllt und gestaltet nur durch das Gemeinwillen und schließlich gemein- meinschaftsleben. Beides steht in der
Geschehen. Ihre Sprache und sonstigen samem Bewußtsein als völkischem und Polarität zwischen Natur und Ge-
Wirkweisen sind darum ebenso natur- politischem Selbstbewußtsein immer schichte. Soweit Gemeinschaft an der
haft wie geschichtlich, rational wie nur durch die schöpferische, geschichts- Geschichte Anteil hat, ist ihr die Kraft
schicksalhaft bestimmt. Alles menschli- bildende, steuernde Tat schicksalsberu- durch Berufung und Begnadung einzel-
che Leben erstreckt sich hier durch die fener Heilträger. Wo der Naturtrieb von ner Glieder und durch das daraus ent-
drei Regionen der Natur, der Vernunft unten mit der Kraft von oben zusam- springende Geschehen (Glauben, Heil,
und des Schicksals oder Glaubens. mentrifft, da wird Geschichte, in ihr und Schöpfung, Kraft der Bewegung und
Die naturrechtlich-rationalistische durch sie aber Gemeinschaftsgebilde, des Wirkens) zuteil geworden. Die Ge-
Lehre läßt die Gemeinschaft erstehen wird Volk in irgend einer faßbaren, der meinschaft wird Kraftbehälter, Kraft-
nach einem Zustand angeblich natur- Volksart angemessenen politischen Ge- bewahrer, Kraftvermittler, Hort des
hafter Vereinzelung und Tierheit, aus stalt. Dasselbe Gesetz des Entstehens Heils; die Vernunft verarbeitet, verteilt,
dem homo homini lupus, durch Vertra- und Geschehens gilt für die Ordnungen, vermittelt, gleicht das Empfangene aus,
gen, durch Zwecküberlegen und Gliederungen und Verrichtungen der bis das Heil erschöpft oder gewichen ist.
Zwecktun. Damit soll die Vernunft zum Gemeinschaft, für Sprache, Erziehung, Ist aber Schöpfung, die schöpferische
Prinzip und zur Grundlage des Gemein- Wirtschaft, Recht, Weltbild, für Berei- Kraft verbraucht, so hört damit die ak-
schaftslebens in allen seinen Verrich- tungen und Werkweisen aller Art. tive Geschichtsgestaltung, die Ge-
tungen, Ordnungen und Gehalten ge- schichtsführung durch den bisherigen
macht werden: das ist der konstitutive Die Vernunft beherrscht und gestaltet Träger auf: Volk wird Bevölkerung, aus
Rationalismus. Es ist aber alles an die- von sich aus, aus eigener Kraft gar dem Träger der Geschichte wird ein
sen Lehren Fiktion und nichts ent- nichts: sie ist überhaupt keine Kraft, Feld der Betätigung für fremde Ge-
spricht der vorgefundenen Wirklich- sondern eine Weise, eine Methode, eine schichtsträger. In der geschichtlichen
keit, als daß Vernunft wohl ein notwen- Form für Denken und Tun. In ihr aber Seite lebt Gemeinschaft aus dem Heil
diges Mittel der Gemeinschaftsgestal- vermitteln und vergleichen sich die Ge- der begnadeten Glieder, die zu ihren
tung ist, weil aufbrechende oder vor- gensätze – sowohl von Natur und Führern, Heilträgern, Schicksalträgern
handene Gegensätze in der tatsächlich Schicksal, wie zwischen allen andern berufen worden sind.
schon vorgegebenen Gemeinschaft Spannungen der Gemeinschaft und Po-
durch Vernunft zum Ausgleich, zur laritäten des Werdens. „Staat“ wird von Von Natur leben die Glieder aus der na-
Verständigung, zur Überbrückung aus Berufenen geschaffen wie sprachliche, turhaft vorgegebenen Gemeinschaft:
dem Gemeinsamen gebracht werden künstlerische, wirtschaftliche und an- von da empfangen sie ihren Lebens-
können. derweitige Möglichkeiten. Ist durch trieb, die Fähigkeit des Wachsens, aus
Schöpfung aber irgendwo ein Vorbild Vererbung ihre Anlagen, aus Anlage
Älter als die bürgerliche Lehre von der
aufgestellt, eine Bahn gebrochen, so und Erziehung ihre naturhafte Sinnrich-
rational gemachten Gemeinschaft,
kann durch Vernunft daraus das über- tung und die Möglichkeiten, die in
zurückgehend auf arische Mythen, sind
tragbare, nachahmbare Modell, die Re- „Wachsen“ beschlossen sind, wozu
die Anschauungen von Welt und Ge-
gel, die allgemeine Norm einer Ord- Zeugung, Geburt, Reifen, Fortpflan-
meinschaft als einem lebendigen, viel-
nung, eines Zwecktuns, einer Arbeit, ei- zung, Welken, Tod gehören. Bewußt-
gliedrigen Leib, etwa einem Baum, also
nes Sprechens oder sonst irgend einer sein, Selbstbewußtsein, Oberbewußt-
nicht gemacht, sondern gezeugt und ge-
Geltung und Betätigung gemacht wer- sein, Vernunft, Erkennen, Zwecktun
wachsen. Diese Anschauung findet sich
den. So ist in allem, was den Menschen stehen immer in der Polarität zwischen
bei Germanen, Griechen und Römern.
angeht, was er lebt und tut, Natur von dem naturhaften Trieb und der ge-
Germanen sehen in der Sippe wie in der
Geschichte gar nicht zu trennen und schickten Kraft, die im Leben der Ge-
Welt einen wachsenden Baum, und
beides wiederum nicht von Vernunft, meinschaft zusammengefunden, sich
wer Ahnenforschung treibt, begreift
obschon Natur und Geschichte eigene gegenseitig durchdrungen, gesteigert,
schnell, sobald er nach der Gesamtheit
Wurzel, je eigenes Daseins- und Wirk- geprägt und gerichtet haben. Da das
der Bluts- und Verwandtschaftszusam-
prinzip haben, also keines aus dem an- „geistige“ Werden der Glieder von
menhänge ausgreift, daß jeder Einzelne
dern ableitbar, keines durch das andere ihrem naturhaften Wachsen, dem Le-
mit allen andern in irgend einem Grad
vorgegeben ist. So und nicht anders ist benstrieb, gar nicht abgetrennt werden
stamm- und blutsverwandt ist in einem
die Wirklichkeit menschlichen Lebens kann, steht auch schon das Wachsen
Lebenskreis, der die einzelnen Völker
beschaffen, die auch alle Möglichkeiten selbst in der Polarität zwischen Trieb
manchmal übergreift. Der Gemein-
und unüberschreitbaren Grenzen des und Heil, ist also Natur vom Geschick-
schaft ist naturhaft als Anlage vorgege-
Menschentums in sich trägt. ten her steuerbar und der Steuerung be-
ben der Strom gemeinsamen Lebens,
dürftig. Das ist das Eigentümliche, Un-
der sich im Generationenwechsel stets Geschichtsbildende Schöpfung aus Heil terscheidende menschlichen Lebens,
neu gestaltet, im mythischen Bild: der und Kraft ist von „oben“ geschickt, daß Gemeinschaft und Glieder einer-
Stamm mit seinen immer neuen Ästen, steht im Glauben. Naturhafter Trieb seits, Natur und Geschichte andrerseits
Zweigen, Blättern, Früchten, oder der kommt von „unten“ und steht im Wach- nicht voneinander gesondert werden
Leib, der durch die beständige Erneue- sen. Beide machen im Ineinanderwir- können, obschon dieses Leben nicht aus
rung seiner Glieder hin ein ewiges Le- ken das eigentümliche Leben des Men- einer einzigen Wurzel entspringt, son-
ben darstellt. schen aus, wobei die „Primitiven“ mehr dern stets in der Polarität zwischen oben
Diese naturhafte Grundlage des Ge- in der Triebhaftigkeit des Naturdaseins und unten, zwischen naturhaftem Trieb
meinschaftslebens ist wirklich, von sich stehen, die geschichtsbildenden Rassen und gespendeter Kraft steht. Natur und
aus aber noch gestaltlos zerfließend, mehr an der Schöpfung Anteil haben. Geschichte sind nicht dasselbe, aber
grenzenlos. Konkrete Gestalt und „Leben des Menschen“ meint aber in je- auch nicht voneinander zu scheiden.
Grenze kommt in Gemeinschaft samt dem Fall ein Doppeltes: Leben der Ge-
ihren Verrichtungen, Sprache, techni- meinschaft aus dem Leben der Glieder Der Mensch ist nicht nur seiner Ab-
schem Zwecktun, Ordnung aller Art, und Leben der Glieder aus dem Ge- stammung und Herkunft nach Gemein-

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schaftswesen – darin unterscheidet er Heil setzt überall ein, wo Schöpfung ge- Bei Paulus tritt der organische Gedanke
sich in keiner Weise von andern Natur- schickt, neue Bahn gebrochen, neue deutlich hervor: die Gemeinde ist Leib,
wesen –, sondern im gesamten Lebens- Weise gezeigt wird: in politischer wachsend wie ein Leib und doch kein
lauf gliedhaft an die Gemeinschaft als Führung, Staatsmannschaft, Feldherrn- naturhafter, diesseitiger lebenswirkli-
ein politisches Gebilde, als seinen Kraft- tum, Arzttum, Verkündung, Lehre, Er- cher Leib, sondern der mystische Leib
und Schicksalsmittler existenziell ge- ziehung. Auf jedem Lebensgebiet kann Christi, ein reiner, naturfremder, natur-
bunden. Vereinzelt kann er allenfalls bewegende, geschichtsbildende Kraft widriger Heilleib, wie bei Johannes
naturhaft vegetieren, aber nicht ein einschlagen. Geschichte mit Volksge- Christus nicht Heilträger ist, sondern
volles menschliches Leben haben und staltung und Sinnerfüllung fordert, daß die gnostisch-mythische Verkörperung
führen: sein Leben wird in Vereinzelung die an einer großen Epoche aufbre- des Heils, der Wahrheit als naturgegne-
und Abgetrenntheit schicksalslos, be- chenden Kräfte gleichsinnig, gleichstre- risches „Leben“ selbst auffaßt. Dieser
stimmungslos, sinnlos: es hat nichts bend seien, daß Führungsheil, Siegheil, Christus und seine unsichtbare Kirche,
mehr, was über sich selbst, über seine Arztheil, Rat, Lehre, Weistum, Ansatz die sein mystischer Körper ist, sehen aus
Spanne hinauswiese; es hat keine Auf- und Weise zwar verschieden, doch zum nach Astralleib, nach immaterieller Ma-
gabe mehr. Es hat Not, aber keine Not- selben Ziel hinwirken: die Kräfte sind terie, nach unwirklicher Wirklichkeit,
wende. Es stirbt nicht nur den natürli- eine Kraft, entspringen demselben Heil, unlebendigem, angeblich überlebendi-
chen Tod, sondern läuft aus, geht unter: wirken unter demselben Schicksal, ent- gem „geistigen“ Leben: das Jenseits der
ein Zweig, der vom Baum herabgefallen falten dieselbe rassische Art, Anlage complexio oppositorum besteht in
ist. und Richtung zur letzten Sinnerfüllung, Wahrheit aus lauter sich selbst aufhe-
zur vollendeten, vorbildlichen Gestalt. benden, sich selbst ausschließenden,
Gemeinschaft ist dem Menschen Ge- alle Möglichkeit zur Unmöglichkeit,
schichtsleib, verleibte Geschichte, Bedingung für die Erhaltung der Kraft
und Erfüllung des Heils ist die Charak- alle Wirklichkeit zur gespenstigen Un-
Schicksals- und Heilvermittler, Kraft- wirklichkeit machenden Wider-
behälter und Kraftspender, wie sie ihm ter- und Willenszucht, der Schutz vor je-
der Ausartung und Fremdverführung. sprüchen. Dazu gehört dann notwendig
überpersönlicher Naturleib, Lebens- als Weg, als Praxis die Zauberwirkung
und Stammbaum, Triebquell, Wurzel Genüßlinge jeder Art sind keine Wil-
lensmenschen, und die Gier bringt Un- des Sakraments, das Mysterium, der
des Wachsens ist. Gemeinschaft ist das mittelnde, gottmenschliche Priester, die
ewige Leben über Geburt und Tod, freiheit. Zum Starken gehört zwar seine
artgemäße Genußfähigkeit, er regelt Theurgie der Sakramente und Myste-
über Einzelmensch und Generationen- rien sowie das ganze Heer des Jehova
wechsel hinaus, vielmehr durch allen und steuert sie aber nach seinem Schaf-
fensziel, hält vor allem Ernährung und Zebaoth, des Herrn der himmlischen
Gestaltwandel hindurch: die lebendige und teuflischen Heerscharen: alle die
Stätte im Wechsel, in der Zeit. An der Geschlechtsleben in Zucht zur Gesund-
heit und produktiven Kraft. Denn wer Dämonen, die himmlischen, höllischen
Gemeinschaft betätigt und erfüllt sich und Sterngeister, die Mächte und die
die geschichtliche Gestaltung: durch ge- befehlen will, muß im Befehlen Selig-
keit erlangen, Genießen macht ge- Mittelwesen wie Michael, Gabriel, Sa-
schichtsbildende Schöpfung wird sie mael, Beelzebub und Genossen, denen
Volk, in Form eines politischen Gebil- mein…
der Mensch oder die Seele durch Ver-
des aber Geschichtsträger und Ge- setzung in ihren obersten Bereich
schichtsführer für sich selbst und für an- 2. Das corpus mysticum
gleichgemacht oder deren Herrschaft
dere Völker, für große Lebenskreise, Im germanischen Christentum wird sie entzogen werden sollen. Streichen
für die ganze Menschheit, und das ist Christus zum idealen Oberherrn und wir einmal diese ganze astrale, höllische
der Weg, darin sie ihre letzte naturhaft- Heilspender des germanischen Reiches, und himmlische Gesellschaft samt ihren
rassische wie ihre schicksalhaft-ge- zur Idealgestalt einer politisch-ge- Sphären und Mächten, dann wird die
schichtliche Bestimmung, ihren ange- schichtlichen Lebenswirklichkeit. Im christliche Gemeinde als ein Reich wie-
legten und geschickten Sinn, ihre An- gnostischen Christentum ist der Chri- der auf die Erde versetzt, zum wahren
lage, ihr Heil und die daraus folgende stus als gottgleicher Sohn Gottes der und vollen Leben gemacht.
Sendung erfüllt im Höchst- und Best- Gesandte eines ewigen, göttlichen Rei-
maß, im führenden Vorbild. In den paulinischen Briefen stehen
ches der oberen astralen Sphären, in die diese Dinge immer in der Schwebelage,
Das Heil, die bewegende Kraft, kommt er nach siegreichem Kampf mit den Dä- im Zwielicht zwischen dem gnostischen,
durch Führer, die aus Glauben berufen monen die erlöste Seele heimholt: es theurgischen Jenseits mit seinem Weg
sind, von oben. Es geht durch Führung, geht da um ein materiell-immaterielles, nach oben und dem Heilglauben als der
Schöpfung, Tat erst auf kleinere Kreise astrales, ätherisches (d. h. rein geistiges) Kraft des kommenden Reiches, der
gefolgschaftsbildend über, erfaßt und Jenseits, das nicht erst begründet wer- wirklichen Geschichte. Das Lebens-
gestaltet zuletzt die ganze völkische Ge- den muß, dazu vielmehr nur der vom prinzip der Gemeinde heißt immer wie-
meinschaft. Volk wird dann im Genera- Leib zu erlösenden Seele der Zugang zu der: ich bin der Weinstock, ihr seid die
tionenwechsel und Zeitenlauf Träger eröffnen ist. Reben; ich bin der Leib, ihr seid die
des Heils und Mittler an die nachwach- Wie die katholische Kirche allenthalben Glieder, wobei die Gemeinde Verkör-
senden Generationen, bis es mit seiner in der Mitte steht, complexio opposi- perung, Leib, Hort des in Christus ge-
Bestimmung seine Zeit erfüllt hat, um torum, so erklärt sie sich auch hier zum sandten Heils ist. Das Sakrament als
neuer Schöpfung, Aufgabe und Epoche Doppelwesen: als sichtbare Kirche ist kultische Darstellung des mythischen
Raum zu geben. Gemeinschaft ist sie diesseitiges, politisches Reich, stets Prinzips kann dabei ebenso hinweisen-
Behälter und Bewahrer der Kraft und Gegenreich allerdings zur Ökumene, ob des Symbol, Heilszeichen sein zur Be-
des Triebes, Vernunft die Weise der zum römischen Imperium oder zum ger- reitung und Ausrichtung der Glieder,
Vermittlung, der Auswirkung und Ver- manischen Reich. Als „corpus mysti- aber auch als magische Bewirkung, zau-
arbeitung in allgemeiner Erziehung, cum Christi“ ist sie konstituiert als ein berische Verwandlung und Vergottung
Ordnung und Zwecktätigkeit zwischen Jenseits der Welt, der Natur, der Mate- dienen, wobei „Leib“ alle Stufen vom
den verschiedenen Gliedern, Ge- rie, des Leibes, als eine von Mittelwesen natürlichen, fleischlichen Leib über die
schlechtern, Tätigkeitsbereichen, Beru- bevölkerte und nach Gottnähe gestufte astrale, ätherische Verdünnung bis zu
fen, Ständen, Klassen, Schichten, Orga- eigene Welt, wie sie Dante in seinem Pa- Psyche und Pneuma durchschillert,
nisationen. Natur aber ist Grundlage radies zur mythischen Darstellung ge- denn die Menschen sollen ja Anteil ge-
von alledem. bracht hat. winnen an Gottes „Natur“, an Gottes

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Wesen, also aufhören, niedere Wesen schichtswirkende, volk- und reichsbil- und Treubindung mit Schwert, Schild,
mit fleischlichen naturhaften Leibern zu dende Kraft wieder hergestellt. Darum Mantel oder Pferd, auch mit Schmuck
sein. Alle nur erdenkbaren Möglichkei- ist bei ihm der germanische Christus als und Namen begabt und damit die Ge-
ten und Wünschbarkeiten sind in die- Heilträger noch einmal, zum letzten meinschaft der Gefolgen in ihrem
sem Synkretismus durcheinanderge- Mal erschienen, ein germanisches Chri- Haupt herstellt.
quirlt, um den Griechen griechisch, den stentum, das nichts anderes ist, als ger-
Juden jüdisch, den Materialisten mate- manischer Heil- und Schicksalsglauben Die Musen, Chariten, Moiren oder Nor-
rialistisch, den Spiritisten spiritistisch, überhaupt. Doch ist ihm ein endgültiger nen begaben an der Wiege das Kind
den Kabbalisten kabbalistisch, den Sieg nicht geworden. nicht mit Trieb und Anlage, die es schon
Gnostikern gnostisch kommen und alle von Geburt haben muß, sondern mit be-
Als der Rationalismus den Glauben sonderem Heil, mit einer zusätzlichen
Schafe in den universalen Pferch ein- getötet, den Mythos vom Heil säkulari-
fangen zu können. Das Prinzip des Syn- Kraft, die es vor andern auszeichnet und
siert hatte, da kam mit dem illuminati- zu schöpferischer Leistung befähigt, die
kretismus ist die Verworrenheit. schen Neokatholizismus die letzte aber auch entzogen werden oder
Der Römerbrief sagt: „Wie wir an ei- Nachbrandung Asiens mit seinem schuldhaft in Verlust geraten und in
nem Leib viele Glieder haben, die Glie- ganzen Dämonen- und Zauberwust, mit Heillosigkeit umschlagen kann für den,
der aber alle ihre besondere Verrich- seinen Sphären, Himmeln und Höllen, der sein Heil durch Zuchtlosigkeit oder
tung, so bilden wir zusammen einen mit seinen Gottmenschen und Über- Hybris verludert. Der Berufene kann
Leib in Christus, als Einzelne aber ste- menschen, seinen Theosophen und My- zum Verworfenen werden. Das, was
hen wir zueinander wie Glieder, ausge- stikern, seinen Kabbalisten und Hoch- hier geschenkt werden kann, ist Cha-
stattet mit verschiedenen Gaben, je staplern nochmal, zum letztenmal her- risma, Rat, Heil, Weistum, schöpferi-
nach der Gnade, die uns verliehen ist. ein. Darin ist das Christentum endgültig sche Kraft jeder Art, die den also be-
Sei es Weissagung: nach Maßgabe des gestorben. Aus diesem Tod aber lebt gabten Menschen zum Schicksalsträger
Glaubens; Verwaltung: im Beruf der jetzt der lebendige Heil- und Schicksals- für sich selbst und seine Gemeinschaft
Verwaltung; wer lehrt: in dem der glaube als Kraft der Gestaltung und des macht – immer nur in der Richtung auf
Lehre …“ Hier ist der Gemeinschafts- Geschehens neu auf, frei von allem se- das vorbestimmte Ziel.
gedanke getroffen, die Stärke der ka- mitischen Spuk.
tholischen Kirche, wo sie gegen den na- Die Begabung muß nicht in der Wiege
turrechtlich-bürgerlichen Vertrags- und erfolgen. Sie kommt, wann sie will und
Summenbegriff der Gesellschaft stand,
3. Die Begabung wo sie will: einem kranken Frontsolda-
wennschon sie selbst in ihre complexio Begabung ist nicht dasselbe wie Anlage, ten im Lazarett, einem jeden Bereiten in
oppositorum mit der Scholastik auch Berufung nicht dasselbe wie Beruf. Es einer tiefen Not; sie setzt nur das voraus,
noch das antike Naturrecht aufgenom- führt aber zum Lebenskonflikt, wenn was sie selbst erst voll macht: den emp-
men hatte. Begabung und Anlage, wenn Berufung fangsbereiten Glauben.
Dieses Bild und Prinzip der leibhaften und Beruf nicht zusammengehen. Bega- Die Begabung mit Heil geht ein in vor-
oder „organischen“ Gemeinschaft ist in bung ist jedoch dasselbe wie Begna- handene Art, in vorgefundene Anlage
sich wahr und wirklich, auch für uns gel- dung, das, was Paracelsus noch mit „Ge- und steigert sie zur Kraft unentrinnba-
tend. Die naturhaft angelegte Gemein- schicklichkeit“ meint, das wiederum ren Müssens; sie erfaßt und nutzt auch
schaft ist auch uns Hort und Mittlerin nicht mit natürlicher Befähigung, son- Vernunft und Verstand als Mittel des
des Heils an die Glieder: daraus ersteht dern dem gespendeten Charisma gleich- schöpferischen Willens, der Tat, des
das Reich, geschieht die Geschichte. zusetzen ist. Handelns, des Kampfes, des unerschüt-
Dann gewinnt auch die kirchliche Lehre Alle Wachstumserscheinungen gehen terlichen Widerstandes gegen den
vom Gnadenschatz der Gemeinschaft, auf den Lebenstrieb zurück und haben Feind. Die Heilwirkung umgeht nie das
gewonnen und erhalten von den Heil- zur Voraussetzung die Anlage, das Ei- helle Bewußtsein, macht aus ihrem Trä-
trägern, den„Heiligen“, zugutekom- gengesetz, die Entelechie. Darin sind ger nicht Nachtwandler und Somnam-
mend den Gliedern als Kraft aus ihrem Pflanze, Tier und Mensch grundsätzlich bule, sondern führt Bewußtsein, steigert
Glauben, einen hohen Sinn. Man gleich. Tier und Mensch sind auch nur Erkennen zum höchsten Grad, gibt der
braucht nur nicht aus der Verrechnung stufenweise darin verschieden, daß und Tat die Sicherheit des Sieges, den rech-
der Gnaden ein Kontor himmlischer wie die Triebe durch Erkenntnis, also ten Zugriff, die bereite, reife Stunde,
Fuggerei und aus den Priestern deren bewußt auf Zwecke gelenkt und so zum den Kairos. Vernunft bereitet die Mit-
Commis auf Erden zu machen, wie es im Willen geformt werden. Auch in der zu- tel, Werkzeuge und Weisen der Erfül-
Tetzelschen Ablaßhandel bis zur wu- gehörigen Lernfähigkeit unterscheiden lung.
cherischen Posse getrieben worden ist. sich Mensch und Tier nur nach Graden, Krankenheilung durch einen berufenen
Die Kraft des Heils ist weder durch Si- und die Individualität, der Eigencha- Heilträger geht wie jede andere Heil-
monie und Fuggerei käuflich, noch rakter ist nach Anlage und Entfaltung wirkung in politischer Führung, in Er-
durch Buße, Messe und anderes Werk, bei Hunden nicht minder vorhanden als ziehung, in der Kunst, in Verkündung,
sei es händlerisch oder theurgisch, ma- bei den Menschen. Begabung im echten im schöpferischen Schauen durch den
gisch oder mystisch zu gewinnen. Auch und ursprünglichen Sinn des Wortes bewußten Willenseinsatz mit stärkstem
gleicht der lebendige, wirkende Gna- aber, die den Menschen zur schöpferi- Zusammenstraffen von Willen und Be-
denschatz der Gemeinschaft nicht der schen Erhebung über seine und seiner wußtsein, das der Glaube wirkt, voll-
geladenen Leidener Flasche, deren Umwelt Naturhaftigkeit führt, hat al- zieht sich auch nicht jederzeit und über-
Kraft sich dem mitteilt, der gerade in lein der Mensch. all, nicht nach Belieben und Willkür,
Exaltation heranläuft, noch auch dem Wenn die Verwandten ein Paar zur sondern nur in der bereiten, vorbereite-
Schokolade-Automaten, der seinen In- Hochzeit „begaben“, so ist nicht nur ein ten Stunde: unter Tyche und Kairos. Es
halt für einen Groschen herausschnar- Wirtschaftsgut und Handelswert, auch wird erzählt: In einer Abendstunde geht
ren läßt. nicht nur „Ausstattung“ gemeint, son- ein Mann hinter einem andern, unbe-
Den ursprünglichen guten Sinn von al- dern eine Heilbewirkung, ein Glück- kannten Mann her aus zufälliger Begeg-
ledem hat Luther, der Deutsche, aus al- segen aus dem Gemeinschaftsgut und nung. Da fällt der Vordermann dem an-
ler Überfremdung und Verzerrung er- Geschlechtsheil. So, wie der Gefolgs- deren auf durch seine Haltung und Be-
löst und aus dem Glauben als ge- herr den Gefolgsmann zur Heilmittlung wegung mit etwas, was andern nicht be-

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merkbar wäre. Er tritt vor, spricht an, und alle andern Heilträger in gleicher Welt und zu allen Zeiten Ähnlichkeit
holt heraus: der Angesprochene ist auf Weise. haben, soweit sie eben aus Schöpfungen
dem Wege zum Selbstmord. Der das hervorgehen; jede einzelne Schöpfung
Man kennt jene Künstler, Maler etwa,
Gesicht hatte, kann dem andern helfen, erfolgt indessen zu ihrer Zeit, aus gege-
denen ein- oder zweimal im Leben in
kann ihn heilen. Der Heilträger hat die bener Lage und Not mit Richtung auf
berufener Stunde Vollkommenes ge-
besondere Sicht auf das, wo er zum Hei- die damit im Zusammenhang stehende
lingt, die sonst aber nie sich über rein
len und Helfen berufen ist, aber nur, einmalige Aufgabe des Geschehens:
handwerkliche Mittelmäßigkeit hinauf-
wenn Stunde, Begegnung, „Zufall“ sei- Hier und jetzt entsteht aus ihr einmali-
zappeln können. Ihr Werk zeigt, wo das
nen Willen und seine Sicht auf den Not- ges Werk, zuvor nicht dagewesene und
Heil aus ihnen wirkte und wo nicht.
fall richten. Wäre Gedanke und Wille nicht wiederholbare Wirklichkeit. Die
Vielleicht steckt etwas dieser Art hinter
des Heilträgers im Augenblick der Be- schöpferische Tat findet dann aber Wei-
allen jenen Hochstaplern, vertreten in
gegnung befangen in einer andern Rich- terwirkung in Nachfolge und Nachah-
Cagliostro und Genossen: einmal ist ih-
tung, von einem andern Sinn, also nicht mung nach rationaler Norm, nach Plan,
nen das Außerordentliche, Ungewöhn-
frei für die Not des andern, so bliebe die Regel, Organisation. Wenn einer mit ei-
liche, Übervernünftige gelungen. Dar-
Begegnung sinnlos, blind, das Heil ner neuen Weise der politischen und mi-
aus haben sie dann ihre Techniken
wirklos. Wie zum Arzt gehört zum litärischen Strategie oder Taktik einen
hochstaplerischer Täuschung und Ver-
Staatsmann und zum Nothelfer jeder entscheidenden Sieg errungen, ein an-
führung gemacht: die leerlaufenden
Art sowohl die Sicht wie die Kraft aus derer ein Flugzeug erstmals erfunden
Techniken der Magie, der Theurgie, der
dem Heil: beides ist dasselbe. „Denn und bewährt, einem dritten eine große
Lebensverlängerung, der Vergottung,
was drinnen ist, ist draußen“. Es gibt in Krankenheilung gelungen, ein vierter
der Krankenheilung: ein magisches
lebenden Wesen keinerlei Inneres, das mit einem Kunstwerk eine Epoche ge-
Handwerk ersetzt das fehlende Heil, in-
sich nicht äußerte in Form, Farbe, setzt, so machen die Nachfahren daraus
dem es diesem stets bereite Gegenwär-
Weise der Bewegung, Haltung und Ge- lehrbare, lernbare und übertragbare
tigkeit und technische Verfügbarkeit
bärde. Darum kann das Innere auch aus Methoden, rationale Techniken, gang-
vortäuscht zu Fang und Ausbeutung der
dem Äußeren abgeleitet, gedeutet wer- bare Typen. Die schöpferische Beru-
Gimpel. Mesmer in Paris ist das klassi-
den: das ist der Grundsatz aller Physio- fung ist zwar nicht mehr mit ihnen; ihr
sche Beispiel. Dasselbe Problem liegt
gnomik und Charakterologie, geltend Werk schreitet doch auf dem Werk ra-
vor in jeder Art von Verführung: bei
auch für Handlesen, Schriftdeutung, tionalen Könnens und Wissens voran,
den hochstaplerischen Revolutionären,
Augenlesen wie für jede Art von prakti- weil ja mit dem schöpferischen Werk
Staatsmännern, Ärzten, Propheten.
scher Menschenkenntnis, Menschen- die gangbare Bahn eröffnet, der Durch-
führung und ärztlicher Diagnostik. Wo die Perioden der Geschichte zum bruch gemacht und das Ziel greifbar
Auch mit jeder Ausschwitzung und Ab- Auslaufen und zum Untergang be- konkret vor sie im Vorbild hingestellt
sonderung kommt Inneres, das nicht stimmt sind, treten die mit Unheil bela- ist. Sie meinen dann nur, weil sie an Re-
bloß Inneres des Hautumfanges ist, zu- steten Menschen als Schicksalsträger gel und Methode und Technik hängen,
tage. Indessen bedarf es wie zum hervor. Ludwig XVI. von Frankreich daß alles, auch der Anfang der Dinge
Führen und Gestalten des Menschen und Nikolaus II. von Rußland sind die- daran hänge, alles von der planenden
durch den Menschen, so zum Lesen und ser Art, menschlich fast ohne Vorwurf Vernunft, der erlernten und gewohnten
Deuten des Menschen der berufenen, und Tadel, besser als ihre Vorgänger; Rechenkunst ausgehe. So haben die
heilbegabten Sicht eines Heilträgers. sie wollen das Gute, machen manches Bürger die rechnende Vernunft zum
Diese Fähigkeiten werden sofort frag- Vernünftige, aber wo sie schicksalhaft Anfang und Urgrund der Welt und des
würdig, wenn daraus lern- und lehrbare ausgreifen, greifen sie fehl und wirken Menschentums erklärt und daraus ihre
Verfahrensweisen, tradierbare Techni- Heillosigkeit, bis die von ihren Händen sagenhaften Fortschrittskonstruktio-
ken und Lehrverfahren gemacht wer- ausgelöste Bewegung sie selbst ver- nen gemacht aus der Einbildung, die
den. Es ist aber mit der Therapie nicht schlingt. Ludwigs XVI. Staatsreform, Späteren, die von den Schöpfungen ih-
anders als mit der Diagnostik; der Arzt gegen den Adel gerichtet, ist Auslösung rer Vorgänger zehren, seien eben als die
ist nur ganz, wenn Heil, Wissen, Kunst und Beginn der Revolution, die ein Späteren auch schon die Besseren,
und Kairos gleicherweise mit ihm sind. Zeitalter beendete, indem sie mit dem Höheren: die „Fortgeschrittenen“. Das
Jeder Schicksalsträger, gleich Bismarck, Königshaus eine Tradition zerbrach. sind die Epigonen.
weiß, daß die Tat nur sieghaft wird in Etwas dieser Art liegt über der deut- Schöpfung ist stets dem Prinzip nach ge-
der reifen Stunde. Die nichtwiederkeh- schen Führung im 1. Weltkrieg; bei all genwärtig, d. h. vom lebenden Men-
rende Stunde nützen, die Zeit recht aus- den ungeheuren Anstregungen, Mühsa- schen grundsätzlich erlebbar, sobald
kaufen, ist das ebenso große wie einfa- len, Opfern, Siegen jedesmal das „Bei- das Schicksal ruft, die Gnade kommt.
che Geheimnis des Sieges, der Schöp- nahe“, eine verhängnisvolle Zwangs- Schöpfung ist nirgends lokalisiert und
fung, der Notwende. Die reife Stunde läufigkeit. Diese Epoche war ein Ende, gebunden, in keiner Vergangenheit an-
aber fordert die Bereitschaft. Wenn der machte damit aber erst eine neue Beru- deres gewesen, hat nichts anderes getan,
Staatsmann in der Stunde der glückhaf- fung und Sendung frei. als sie gegenwärtig und künftig sein und
ten großen Entscheidung kein aufge- vollbringen kann. Die geschichtliche
züchtetes Gefolge, kein schlagfertiges 4. Die Schöpfung Welt ist voll der Wunder vom Außerge-
Heer und keine Waffen hat, so hilft ihm wöhnlichen, Nichtrationalen her, ja, die
kein Gebet und keine magische Praktik. Wo immer die Begabung oder Begna- Geschichte lebt zuletzt überhaupt von
Und wenn er alles technisch und wil- dung in Wirksamkeit tritt, erfolgt dar- solchen Wundern. Wenn der bewe-
lensmäßig Nötige bereit hält und hat das aus Schöpfung eines zuvor Nichtdage- gende Glaube auch keine Berge ins
Heil nicht, so nützen alle Mittel, alle An- wesenen, eines Einmaligen, das Durch- Meer stürzt und keine Krankheitsdä-
strengungen, alle Techniken nichts. Das brechen einer vorgefundenen Wirklich- monen in die Säue treibt, so ist es ein
Glück hängt am Heil, an Begabung und keit zu einer neuen Wirklichkeit und da- weit Größeres, Jahrhunderte, selbst
Stunde, an Charisma und Kairos; aber mit Geschehen, geschichtliche Bewe- Jahrtausende von den Epochen her in
des Glückes Sinn und Verwirklichung gung. Hier spricht das Schicksal durch Bewegung zu setzen, Völker darin unter
ist nicht ohne die Vernunft und ihre seine Berufenen und Gesandten. For- einen Sinn, einen Bann, ein Gesetz zu
Weisen, wie die Vernunft wieder nicht mal mögen Siege, Staatsgründungen, stellen. Nie und nirgends aber ist Schöp-
ohne die Natur ist. Das gilt für den Arzt Kunstwerke, Verkündungen in aller fung anderes als das; immer geschieht

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sie durch den berufenen Menschen des wenn ich einen Menschen mit seinem der Zeit im Sinne einer geschichtlichen
Glaubens; immer ist sie auch gebunden Namen anrufe, ist die Wirkung schnel- Epoche, niemals jedoch Setzung eines
an Art und Schranken möglichen und ler und stärker, befehlender als mit absoluten Anfangs.
wirklichen Lebens des Menschen. Es sonst einem Anruf.
gibt hier Helden, in denen Menschen- Die Erkenntnis, daß Sprachschöpfung
Mögen nun aber bei Jehova, Samael, nicht an einem mythischen Uranfang, in
tum sich zu seiner letzten Höhe aufgip- Uriel, Beelzebub Namen und Wesen
felt, allenfalls noch Schwindler des einer Urzeit als Unzeit, steht, daß
auch eins geworden sein, da hinter den Sprachschöpfung vielmehr in der Folge
Übermenschen- und des Gottmen- Namen überhaupt keine Wesenheit
schentums, niemals aber, durch kein nichts anderes ist als die immer neue
mehr steht, so kann ich wohl über die Gestaltung, Sprachbewegung aus Sinn
Wunder und keinen Zauber, Über- Namen Herr dieser göttlichen und dä-
schreiten der Grenzen des Menschen- und Kraft des sprechenden Menschen,
monischen Wesen werden, aber keinen war der große Wurf W. von Humboldts.
möglichen, die indessen weiter liegen Zauber, keine Kraftwirkung über sie als
mögen, als alltägliche Erfahrungen und Dasselbe gilt für das gesamte Gemein-
meine Gefangenen erzielen, weil keine schaftsleben in allen seinen Verrichtun-
Überlieferungen von Ordnungsbürgern Kraft und keine Wesenheit vorhanden
und Technikern reichen. Alles ist mög- gen, Ordnungen, Formen, Normen,
ist außer dem Namensklang. Mit Gebil- Sinngehalten. Dem steht im Bereich des
lich, dem der da glaubt, soweit Heil und den orientalischer Phantasie können
Glück mit ihm sind, die ihn auch, vor je- Wissens die Tatsache gegenüber: von
wir keine Heilwirkung erzielen. Da hilft absoluten Anfängen wissen wir nichts,
der Hybris warnend, die Grenzen des denn auch das kabbalistische Spiel mit
Möglichen mit seinem Ziel von Fall zu weder von der Welt, noch von den Or-
den Buchstaben und Zahlen JHVH, ganismen, noch vom Menschen, noch
Fall neu abstecken lassen. Daher sind dem Schem hamphorasch, nichts.
auch keine Grenzen der Wirkung von von der Gemeinschaft und ihren Ver-
Mensch zu Mensch – in Arzttum, Erzie- Man kann einen Menschen kaum stär- richtungen und Wesensmitteln wie der
hung, politischer Führung – allgemein ker entwürdigen, als wenn man ihn zur Sprache. Alle Schöpfungsmythen sind
absteckbar, um so weniger, als die hel- auswechselbaren Zahl degradiert und schlechter Ersatz des Wissens, vielmehr
fende Einwirkung von außen ja nur die ihm den Namen nimmt: da ist er als des Nichtwissens, und mit Glauben ha-
nicht vorausberechenbaren Kräfte des Ware, als Sklave gestempelt. Der Name ben sie ohnehin nichts zu tun, so wenig
Angesprochenen mit dem wirkenden prägt in der Tat seinen Träger, daher ist wie die von ihnen abgeleiteten Meta-
Wort oder mit sonst einer Heilbewir- Namengebung eine Tat von hoher physiken.
kung heraufrufen, heraufreißen. Nichts schöpferischer Bedeutung. Noch Linné
hat seine Leistumg, die Namengebung Setzen wir immer Welt und Natur als
anderes können und wollen die germa-
für PfIanzen- und Tierarten, als Schöp- ewig, zugleich als zeitlos und dauernd,
nischen Heilsegen gegen Krankheit, zu
fungswerk, nicht bloß als Katalogisie- da ihre Anfänge so unvorstellbar wie
irgend einer Befreiung, als solche Mitt-
rung und Registrierung angesehen, son- unwißbar sind. Der Eigenbereich
ler von Heilkraft zwischen lebendigen
dern fühlte sich aus Gottes Ratskammer menschlichen Tuns und Wirkens ist die
Menschen sein, stark wirksam, wenn ein
berufen, das anfängliche Schöpfungs- Geschichte, nicht die Natur: der Mensch
Heilträger sie handhabt. In den Segens-
werk mit Prägung der Wesen durch Na- kommt aus der Natur, die Geschichte
formeln selbst liegt so wenig eine ge-
men zu vollenden. Patricius, Vatersohn, kommt aus dem Menschen. In der Ge-
heime wirkende Kraft verborgen als
war in Rom ein Mann, der mit dem Va- schichte ist Schöpfung grundsätz1ich
sonst in einem alltäglichen Wort, einer
tersnamen, dem Geschlechtsnamen die weitergehend, ebenso gegenwärtig und
Gebärde, einem Vorgang wie Runenrit-
höchste Würde, den Ausdruck des Bluts künftig wie vergangen. Keine Schöp-
zen und dergleichen mehr. Die Mittel
empfing im Unterschied zu den Söhnen fung aber bricht aus den Grenzen des
unterliegen der Zweckmäßigkeit, sind
Niemands, auch im Unterschied der Menschenmöglichen, das ist aber: aus
aber schon um deswillen nötig, weil ja
nach dem Wohnviertel benannten der Geschichte, dem für Heil und
jedes Wort, jede Geste, jeder Sinn des
Plebs. So in vielen andern Völkern, und Schicksal jeweils Möglichen, aus.
natürlichen Vehikels bedarf, damit
wer durch Weihe in die Mannheit oder Schöpfung geschieht nur hier, und sie
Kraft wirksam vermittelt werde. Die
einen neuen Lebensstand einzieht, geschieht allemal durch den berufenen,
Kraft des „unaussprechlichen Seuf-
wechselte zuweilen den Namen im glaubenden Menschen als den Mittler
zens“ kann sich nur im Seufzenden
Sinne einer Erhöhung. Mittelalterliche des Heils.
selbst auswirken.
Adelsnamen erhöhten ihre Träger als
Die Grenzen des Menschenmöglichen Herren von Ort, Burg, Stammsitz: das
sind für Gegenwart und Zukunft nicht 5. Die Bereitung
Heil ist hier mit dem Odal verbunden.
weiter, aber auch nicht enger, als sie je Titel ist schon eher äußerlicher, typi-
durch Heil und Schöpfertat, Schöpfer- „Der Wind weht, wo er will, und du
scher Zusatz. Die Nordgermanen haben weißt nicht, von wannen er kommt und
werk in der Vergangenheit ausgefüllt selbst ihre Spitz- und Spottnamen als
worden sind. Darum sind sie aber doch wohin er fährt.“ Wenn Bismarck es als
Ehre getragen, weil sie, oftmals verlie- die Berufung des Staatsmannes erklärt,
nicht auf Maß, auf Rechnung, auf Tech- hen wie Schwert und Schmuck, Gewähr
nik zu bringen. Nur die Schöpfertat das Vorübergehen der Gottheit abwar-
eines Heils und einer Treubindung dar- ten, um hervorspringend den Saum ih-
zeigt, was der Tat möglich ist. Niemals stellten. Daher auch die große, bis zur
überschreitet sie die Grenzen des Men- res Mantels zu fassen, so gilt dasselbe
Wesensgleichsetzung gehende Bedeu- für jede Art von Handlung, die schick-
schentums. tung der Namen bei den göttlichen Heil- salträchtig wird. Keiner kann das Heil
Eine eigentümliche Frage wirft der Na- mittlern, den fulltrui, den Gestalten des und Glück herbeizwingen, weder mit
menszauber auf. Wo ein Name mit ei- Glaubens. Tüchtigkeit, noch mit rationaler oder
nem selbstbewußten Wesen verwach- Alle Heilbewirkung ist Schöpfung, We- magischer Technik, wofern er nicht aus
sen ist, rührt der Name in der Tat an des- sensprägung, Kraftspende, Sinnrich- einem Gläubigen zu einem Betrüger
sen innerste Art und Wesenheit, so daß tung, Sinnstärkung aus dem Glauben; werden will. Keiner kann aber auch nur
er ein Zugangsweg und ein Ausstrah- alle Schöpfung aber ist an Art und hinsitzen, die Hände im Schoß, und war-
lungsmittel für Kraftwirkungen wird. Grenzen des Menschenmöglichen ge- ten, ob und bis ihn das Fatum ruft. Der
Der Name eines Heilträgers löst je bunden. Schöpfung ist stets gegenwär- Staatsmann hat seine laufenden Ge-
nachdem Sympathie und Antipathie, tige Gestaltung, Bewegung der Ge- schäfte, der Arzt muß zu seinen Kran-
Ehrfurcht, Liebe und Haß aus, und meinschaft, Setzung eines Anfangs in ken, wenn sie ihn fordern; jeder Krieg

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muß organisatorisch, erzieherisch, tech- letzt zu Arbeit, Mühe, Einsatz, Können 6. Die Steuerung
nisch bis ins letzte vorbereitet sein, jede und Wissen hinzukommen muß, damit
Berufsübung setzt ein technisches Wis- Glück und Segen aus dem Werk werde. Die Bewegung der Lokomotive geht
sen und Können mit langem Lehren und So gilt selbst hier das Wort: „Denn wer hervor aus den vielen einzelnen Stößen
Lernen voraus. Wenn das Rationale sol- da unwürdig ißt und trinkt, der ißt und der Kolben im Dampfzylinder, die in die
cher Art nicht vorgegeben ist, wird das trinkt sich selber das Gericht.“ Der Drehbewegung der Räder, die Rollbe-
fallende Los zum Lotterietreffer, des- Menschen Haltung ruft nach dem Heil wegung der ganzen Lokomotive und die
sen Gewinn so rasch verdunstet, wie er oder Unheil, die für die Haltung zum Ziehbewegung am Zug umgesetzt wer-
gekommen ist. Wurden in der Antike, Gericht werden. Alles aber hängt davon den. Diese Bewegung ist der einzige
auch in der frühchristlichen Kirche Be- ab, ob solches Werk und Mittel, wie das Sinn der Lokomotive, die im Hinblick
auftragte und Geehrte der Gemeinde Beten, aus der Grundhaltung des freien, auf höchstmögliche Erfüllung dieses
durchs Los, das ist aber: durch den dem Schicksal, der Tat und der Verant- Sinnes höchstmöglich technisiert ist.
Spruch der Moira, berufen, so war vor- wortung stehenden, darum heldischen Entsprechendes gilt für das nicht an
ausgesetzt, daß da nur bereite und be- Menschen folge oder ob der sklavische Schienenbahn gebannte Automobil.
fähigte Glieder dem Los zur Wahl stan- Mensch das Heil durch theurgische, ma- Die Lokomotive ist nach menschlichen
den: des Knaben lockige Unschuld gische Praktik, wozu auch die Gebets- Zwecken erfunden und eingerichtet
sollte so wenig einem blinden Zutappen mühle und jedes technisierte und indu- und ihre Bewegung wird aus menschli-
ausgesetzt sein wie der kahle schuldige strialisierte Exerzitiensystem gehört, cher „Kraft“ d. h. Sinnkraft, – was in der
Scheitel. Aber die Rationalität der gere- erschleichen und erzwingen will. Maschine vorgeht, ist nicht Kraft, son-
gelten Arbeit, der Organisation und der Gleichgültig, ob sich solches Handwerk dern Energieumsatz – nach menschli-
Planmäßigkeit kann auch Heil und des Unglaubens in einer gesonderten chem Sinn zu menschlichen Zwecken
Schicksal verdecken und um der Allein- Sphäre, „Religion“ genannt, vollzieht gesteuert. Steuern ist bewußt menschli-
herrschaft der Vernunft willen bestrei- oder als sonstige „Seelentechnik“ wie che Tätigkeit an Naturbewegungen
ten, bis der Strahl brennend und ver- Hypnose, Psychoanalyse, Fakirtum je- oder an Menschen.
nichtend dazwischen fährt. der Art, ob es bezwingbare Dämonen
voraussetzt oder die technische Zwing- Leib oder Organismus der Lebewesen
Bereitschaft heißt Zucht und Tüchtig- methode selbst dämonisiert und spiritu- ist nicht rational gemacht, sondern
keit, Bereitmachen heißt Erziehen mit alisiert. Für den Menschen des freien, wächst aus dem Lebenstrieb gemäß dem
Sinneinstellung auf die schicksalhaft ge- heldischen Glaubens gilt: alles ist mög- einwohnenden Art- und Eigengesetz,
setzte, geschichtsbildende Aufgabe al- lich, dem der da glaubt; auch alles ist er- aus dem „Bildungstrieb“. Das einwoh-
lein. Daraus kommt noch nicht Erfül- laubt, dem der da glaubt. Denn er wird nende Gesetz steuert am leibhaften We-
lung von selbst; wo aber solche Bereit- sich ohne Verlust seiner selbst, seiner sen alles einzelne, also das gesamte
schaft vorgegeben ist, kann geschicktes Ehre und seines Glaubens nie im Mittel Wachsen, Werden, Formen. Das vollen-
Heil auch nicht in anderem Sinn wirken. vergreifen und im Ziel verirren. Sein det sich in rationaler, bewußt zweckhaf-
Wenn eine Gemeinschaft sich von Leib Glauben ist sein Gesetz, seine Freiheit, ter Beeinflussung der Ernährung, der
und Sünde bedrückt fühlt, so kann nur seine Schranke und Selbsterkenntnis Fortpflanzung, der Organfunktionen,
ein Erlöser von Fleisch und Sünde ihre zugleich. einer bewußten Selbststeuerung des Le-
Bereitschaft erfüllen. Wenn ein Volk in bens, vom Tier gradweise aufsteigend
Not nach einem politischen Führer ruft, Wohl heißt es: alles ist möglich dem, der zum Menschen. Bekanntlich kann man
so kann ihm nur durch einen politischen da glaubt, und in der Folge: Der Beru- z. B. mit bewußter Atemregulierung er-
Führer Befreiung und Notwende zuteil fene kann alles, was er will. Er kann aber staunliche Wirkungen erzielen. Selbst-
werden. Ein Alexander oder Cäsar gar nichts wollen, als was er wollen muß, steuerung des Organismus im Wachsen
hätte den Frühchristen so wenig ge- wozu er berufen ist, und wenn er im ist ein Bild, aber es entspringt nicht dem
taugt, wie uns ein theurgischer oder my- Können fehl greift, ist es ein Zeichen, demiurgischen Mythos oder einer teleo-
stischer Erlöser, etwa ein Buddha mit daß ihn sein Heil verlassen hat. Das logischen Metaphysik.
seinem Weg der Versenkung durch Na- Glück hängt am Glauben, der Glaube Was insgesamt „Geschichte“ heißt, ist
belbeschauung. aber wird nur dem Bereiten, dem Be- weder rational und technisch gemacht,
Wie Zucht und Erziehung für be- fähigten zuteil, dem, der den Sinn schon wie das Naturrecht lehrte, noch natur-
stimmte Ziele den Sinn des Bereitma- hat, der auf das Ziel schon ausgerichtet haft gewachsen, wie die romantische
chens und Ausrichtens haben, für an- ist, zuvor aber nicht die Kraft zur Tat, Naturphilosophie meinte, noch auch
dere Sinnrichtungen die Askese, die zur Erfüllung und Vollendung besitzt. durch eine „List der Idee“ oder List der
Kontemplation, das Exerzitium, so ist Hinzugekommen ist mit der Begnadung Weltvernunft zu deren Zielen gelenkt,
der „Gottesdienst“ der Gemeinschaft oder Begabung, daß die Tat und das wie Hegel phantasierte. Man kann die
beschaffen: seine Weisen sollen den Wort durch die Kraft wirkend gewor- Gesamtheit dessen, was Geschichte
Sinn der Glieder dahin richten und festi- den ist: es dringt zum Ziel durch. heißt, in eine Unsumme einzelner, ra-
gen, wo das Heil erwartet wird und die tionaler, in sich sinn- und zweckhafter
Erfüllung gesucht werden muß. Darum Seine Freiheit besteht in seinem Gesetz, Einzeltätigkeiten des Alltags zerlegen,
sind „Gottesdienste“ in Weisen und das ihn von jedem Mißbrauch und jeder die alle einen ihnen selbst naheliegen-
Mitteln so verschieden, weil sie ganz Hybris fernhält. Wer aus seinem Gesetz den Sinn erfüllen zwischen Ernährung,
verschiedenen Sinnrichtungen dienen. fällt, fällt aus dem Glauben; wer aus Fortpflanzung, Erhaltung des Selbst
dem Glauben fällt, verliert das Heil und und der Gemeinschaft, Bedürfnissen
Könige hatten einst ihre Bereitung, be- die Kraft, weil er dem gesetzten Sinn der Lebensführung und dem Streben
vor sie unter der Krone zur Staatshand- und Ziel untreu geworden ist und das nach Steigerung, nach Verbesserung
lung oder zum Richteramt schritten; Schicksal überlisten will. Uns aber ist und Erhöhung dieser Bedürfnisse und
Schmiede haben, als besonders beru- Weg und Ziel gewiesen aus dem, was Bedürfnisbefriedigungen, wie man die
fene Menschen der Gemeinschaft wie uns mit Rasse und Heil als Lebensauf- Gesamtbewegung der Maschine auf die
die Führer und Kämpfer, ihre Person gabe zuerteilt ist, nichts sonst. Das ge- einzelnen Kolbenstöße zurückführen
zum hohen Werk bereitet, Bauern ha- schichtliche Ziel ist wahrhaft groß ge- kann. Da wirken allenthalben Natur
ben ihre Bitt- und Dankfeiern um nug, als Aufgabe für viele Geschlechter, und Vernunft, Lebenstrieb und bewuß-
Erntesegen: alles geht um das, was zu- die nach uns kommen. tes Machen, Wachsen und Technik zu-

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sammen. Ist die Summe, der Haufe, das an den letzten Punkt, an das Prinzip, von gehört die höchstmögliche Steigerung
Aneinanderreihen von alledem aber dem sie abhängig sind, reichen beide und bestmögliche Gestaltung aller sei-
schon Geschichte? Die Positivisten nicht hin. ner Kräfte zu einem Hochbild des Men-
auch unter den Historikern haben ein- Ich esse jeden Tag meine Mahlzeiten, schentums. Das Ziel wird erreicht, der
mal Miene gemacht, dazu ihr Ja und übe meinen Beruf und allerlei andere Sinn verwirklicht durch politische
Amen zu sprechen. Indessen hat keiner, Tätigkeiten, die allesamt ihre nächstlie- Schöpfung oder Führung.
nicht einmal der Marxist, die letzte Fol- genden Zwecke erfüllen. Daß ich esse, Zu solcher Führung ist befähigt nur der
gerung daraus zu ziehen gewagt, weil ist mein notwendiger persönlicher vom Schicksal Berufene, der mit
sonst die Geschichte selbst völlig sinn- Zweck. Was ich esse, hängt von der Führungsheil Begabte, der Heil- und
und ziellos geworden wäre. Wirtschaftslage ab; diese wird von der Schicksalsträger, der Mann des Glau-
Geschichte hat doch einen weiteren, Wirtschaftspolitik gesteuert. Das bens, der Entscheidung wagen, Verant-
höheren Sinn über die Summe alltägli- wächst nicht von selbst und wird von wortung übernehmen kann und darf,
chen Tuns hinaus. Was sind die politi- keiner List der Idee gemacht, sondern weil seinem Heil die Kraft, das Glück,
schen Gebilde, die Staaten, Reiche, Im- von oben entschieden und geregelt. der Sieg gegeben ist. Darin ist Vernunft
perien, Kulturkreise, Kriege, Revolu- Dasselbe gilt von aller Ernährung, aller und Natur weit überhöht: daraus ent-
tionen? Wie entstehen und vergehen wirtschaftlichen, beruflichen und son- springt die Geschichte. Heil verwirk-
sie? Welchen Sinn erstreben und erfül- stigen Einzelbetätigung; dahin leiten licht Sinn durch Schöpfung, durch
len sie? Vor allem: Wie verhält sich ihr die Institutionen und Normen, die Or- Führungstat. Zumal in den Epochen.
Geschehen und ihre Gestaltung zu jener ganisation der Berufe, der Wirtschaft,
Unsumme einzelnen Tuns im Alltagsle- des Heeres, der Schule, überhaupt alles
ben der Menschen? Hier kommen wir Tun. Gewiß sollen nun alle Deutschen 7. Die Vermittlung
weder mit dem Begriff des rationalen, ihr tägliches, berufliches und anderwei-
Jede Wirkung von Mensch zu Mensch,
zweckhaft-technischen Machens, noch tiges Tun, samt den zugehörigen Ein-
sei es Gebärde, Wort oder Zwi-
mit dem naturhaft unbewußten Wach- zelzwecken selbst regulieren und rich-
schenschaltung dinglicher Mittelglie-
sen, weder mit der physikalisch-techni- ten nach jenen Fernzielen. Auch bei
der, also alles „Mittel“, ist seiner Art
schen, noch mit der naturphilosophisch- wirksamster Zucht und Stärke gemäß
nach leibhaft, körperlich, sichtbar und
biologischen Kategorie durch. Auch dem Leitsatz: „Gemeinnutz vor Eigen-
hörbar, während das vermittelte Heil,
nicht mit Hegels „List der Idee“ und nutz“ würde aber das Ethos nicht aus-
die Kraft, der Sinn unsichtbar und un-
ähnlichen metaphysischen Phantaste- reichen, das Chaos des Einzeltuns und
hörbar bleibt, aber verstehbar, vernünf-
reien. der Einzelzwecke auf das große Ge-
tig aufnehmbar sein muß. B – a – u – m
samtziel abzustellen oder mindestens
Zerlegung des Geschehens trifft allemal ist sichtbar oder hörbar, „Baum“ ist dar-
abzustimmen, das Chaos also zum Kos-
auf die unendliche Vielheit jenes zweck- über hinaus verstehbar: vermittelbar.
mos, zur wirkenden Wohlordnung des
haften, alltäglichen Einzeltuns als sein Gestalt ist verwirklichter Sinn oder
volksgemeinschaftlichen Reiches zu ge-
Element. Auch das Meißeln des Bild- doch Etappe zur Sinnverwirklichung.
stalten. Dahin führt kein Wachsen,
hauers, die Strichführung des Zeich- Sinn und Sinngefüge empfangen die
keine List der Idee, auch keine Planung
ners, das Tun des Staatsmannes oder Elemente (Stoicheia = Buchstaben) al-
der Art, wie ein Bau aufgeführt wird,
Arztes, zerlegt und aus der Nähe be- lemal aus Kraft und Gesetz des Lebens.
wenn die Bedingungen dafür gegeben
schaut, zeigt solche Steuerung, wie Vernunft ist die Weise aller Sinnver-
sind. Das Werden muß mit immer
Rede zuletzt aus natürlich hervorge- mittlung durch Gebärde, Sprache,
neuen Eingriffen und Entscheidungen
brachten Lauten, Schrift aus technisch Schrift, Werk jeder Art, also auch jede
nach Fall und Lage zum sinnhaften Ge-
gemachten Buchstaben besteht. Wie Art des technischen Tuns umfassend.
schehen geführt werden. Was man im
geht durch die Vielheit der Elemente Alles menschliche Kraft- und Sinnwir-
19. Jahrhundert „die Entwicklung“ ge-
ein stetiger zusammenhängender Sinn ken – auch Ackerbau, Technik usw. – ist
nannt hat, ist kein wachsender Selbst-
hindurch? Wie wird eine bloße Summe zunächst auf Natur, auf das Äußere, zu-
vollzug eines Organismus, sondern ge-
und Reihe von Einzeltun zum großen letzt aber auf das Du, den Mitmenschen,
schieht einzig und allein durch die poli-
Geschehen mit seinen Fernzielen, sei- die Gemeinschaft bezogen, selbst im
tische Führung des Ganzen, der viele
nen Gestaltungen, Gebilden, Entschei- rein technischen Werk des Anatomen
Mittel und Weisen zu ihrer Durchset-
dungen gesteuert? Die Steuerung selbst und Chirurgen, die mit dem leb- oder
zung zur Verfügung stehen wie Gesetz-
ist Sinngebung und Sinnverwirklichung. bewußtlosen Leib umgehen wie der
gebung, Gericht und Strafe, Organisa-
Wenn ich die in sich sinnlosen Laute Holzhacker mit dem Baum, der Stein-
tion, Befehlsgewalt, Zucht und Erzie-
m – a – b – u entsprechend meinem Sinn metz mit dem Stein.
hung. Sie hat die Summe einzelzweckli-
steuere und ordne, wird daraus das sinn- chen Tuns mit gemeinsamem Sinn aus- Vernunft als Weise lebendiger Vermitt-
hafte Wort „Baum“. Durch Steuerung zustatten, d. h. daraus gleichgerichtete lung hat die Pole des Gebenden und
wird der Sinn verwirklicht als das un- Sinnreihen zu machen und sie auf die Empfangenden, des Befehlenden und
sichtbare und unhörbare, aber versteh- gemeinsamen Hoch- und Fernziele, auf Gehorchenden, des Lehrenden und
bare Band der Laute und Buchstaben, die geschichtsbildende Aufgabe und die Lernenden, des Helfenden und des
der Elemente jeder Art, also auch der zugehörigen politischen Gebilde hin zu Hilfsbedürftigen, des Arztes und des
Einzelwillen in einer Gemeinschaft zum steuern. Das Geschehen läuft nicht ab- Kranken, also des Ich und des Du, wo-
zielhaften Gesamtwillen, der Einzel- seits einen Weg für sich in einer Welt für bei das lebende Du, im Unterschied
kräfte zur Gesamtkraft, die mehr und sich, sondern mitten durch unser zweck- vom mechanisch bearbeiteten Ding, die
höher ist als Summe und mechanisches haftes Tun und natürliche Funktion hin- Wirkung sinnhaft aufnimmt, vernimmt,
Fügen, zumal wenn sie einem geordne- durch. Wir sind die Glieder eines sol- versteht. Insofern sind dann allerdings
ten Rhythmus unterworfen werden. chen gesteuerten Ganzen. Sinn und Ziel Vernunft, Vernehmen und Verstehen
Geschichte hat auf jeden Fall das Ma- des Geschehens heißt zuletzt: das deut- nicht nur auf die Vermittlung durch den
chen und das Wachsen, die Natur und sche Volk zur höchsten Erfüllung seiner Begriff und die durchgebildete Sprache
das rational-technische Tun zu ihrer Art und seines rassisch angelegten Sin- beschränkt: die weisende Gebärde ver-
Unterlage, und im eigentlichen Gesche- nes in der Geschichte bringen, es zum mittelt verstehbaren Sinn; die Anschau-
hen selbst ist genug des Technischen maßgebenden und führenden Vorbild ung des Malers wird in seinem Werk
und des Wachsenden enthalten. Aber unter den Völkern machen. Dazu bildhaft auf den Beschauer vermittelt;

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ein Schamane, der sich selbst in Ekstase schreitet, wie wenn er nachher Verwun- Menschenwelt herkommen, zum Ver-
versetzt, vermittelt Sinn und Kraft seines deten und Kranken die heilende Hand wechseln und Vermischen nahe beisam-
Wirkens auf dem Wege der Gefühlser- auflegt, was englische und fränkische men, wie denn nach oder neben dem
regung, der Exaltation, auf seine Ge- Könige, z. B. Ludwig XIII. nach der Er- Heiland stets der Charlatan als sein Ge-
meinde und seine Kranken. Entschei- oberung von La Rochelle, durch lange genbild aufersteht.
dend ist, daß das Wirken vom Ich zum Jahrhunderte getan, wenn sie dem full- Auch Rat, Urteil, Weistum, Weltweis-
Du durch das lebendige Empfangen, die trui Opfer bringen, wenn sie Volk und heit, Rechtsetzung, Maß- und Wertbe-
vernehmende Teilhabe, die geöffneten Gefolgschaft mit dem Symbol des stimmung des Menschen sind Weisen
Sinne des Du eingeht. Eine klatschende Schwertes richten, wenn sie Geschlech- und Mittel für Kraftwirkungen und
Maulschelle zwar ist zunächst eine ter oder Herden und Fluren segnen, Kraftspende des Heilträgers. Sie voll-
ebenso mechanische Angelegenheit wie wenn sie Botschaft an Freund oder ziehen sich durch das wirkende Wort
Hammerschlag am Stein, Sägen am Feind senden, wenn sie Rat und Befehl und tragen Heil oder Unheil, dafür der
Holz; sie verfolgt aber einen weiteren als wirkende Kraft, als steuernden Sinn Heilträger verantwortlich ist, wie Heil-
lebendigen Sinn im Empfänger gleich ausgehen lassen. Aus dem Heil steht der tum, wie Tat durch die Kraft des Armes
dem wirkenden Wort, gleich der befeh- Schicksalsträger mit alledem im Glau- und der Waffe. Heil wird ermessen in al-
lenden Gebärde. Dasselbe gilt vom Tö- ben und in der Kraft, aber auch auf Le- len Arten des Agon, des Wettstreites
ten im Krieg zwischen den Kämpfen- ben und Tod in der Verantwortung: und Männervergleichs, darin führendes
den: die Gewaltmittel sollen zuletzt Wil- Heil und Unheil fallen auf ihn selbst und schöpferisches Herrenmenschen-
len brechen, Willen lenken, Willen un- zurück. Alle Heilszeichen, wie Fahne, tum sich bewährt.
terwerfen oder aufrufen. Das ist der Krone, Schwert, Mantel, Speer, Reichs- „Zum Horte nimmt ein kühn Ge-
Sinn von Heil und Kraft im Unterschied apfel, alle vergabten Güter, haben Kraft schlecht sich den zerbrechlichen Kri-
zur bloß mechanisch wirkenden Ener- des Heils nicht aus sich, nicht an sich, stall.“ Nicht der Bruch des Glases fällt
gie und dem organischen Trieb. Alles sondern stets nur aus Heil und Kraft des Heil und Glück von Edenhall, des Ge-
Sinnwirken von Mensch zu Mensch geht Spenders: sie sind Mittel, Mittelweisen schlechtes und der Halle. Sondern weil
über das sichtbare oder hörbare Tun, und Mittelwege, für den Empfänger das Heil verludert, die Haltung, der
das aber nur Medium, Vehikel, Träger darum die Symbole der Treubindung, Wille, die Lebenskraft dahin, zerschlägt
des zu vermittelnden, nur verstehbaren, des schuldigen Dankes, der Verpflich- der Letzte des Geschlechts mit seinen
vernehmbaren Sinnes ist, und unter- tung. Händen das Heilszeichen, das Glücks-
scheidet sich darin wesentlich von allen Aus demselben heldischen Heil hat der glas, in der Stunde des hereinbrechen-
Arten der Bewegung und Wirkung: von Skalde Egil Siege erfochten, Weisen ge- den Unheils: Geschlecht, Halle, Glück
der sogenannten Kausalität. Wie das dichtet, Kranke geheilt. Das Dichten und Glas sind miteinander am Ende,
Sinnwirken sinnhafte Empfängnis vor- und Heilen ist Kraftwirkung, mit der weil die Herren des Glases die Treue ge-
aussetzt, so auch im Sender sinnhafte man selbst Könige bezwingen, Hauptes- brochen haben. Sonst ist kein Zauber
Absicht, Ziel, Zweck, bewußte Steue- lösung erzielen, Gefangene befreien, da. Das Heilszeichen ist Mittler, nicht
rung, Wahl und Gestaltung der Mittel. Stürme überstehen kann. Aus dem Träger der Kraft, Symbol, zu dem der
An diesen Wirkweg, an diese Wirkweise Heilspruch, Heilszeichen, Runenritzen, Glaube aufschaut. So ist es mit der
ist auch jede höhere Heilwirkung, jede Dichten kommen Kraft und Siegheil so Swastika, dem Thorshammer, dem
Schöpfung gebunden. wenig wie aus der Waffe: sie alle sind Doppelbeil, so mit den Heilgebärden
Ein wichtiger Weg der Heilwirkung ne- nur Weisen der Vermittlung. Sobald und Segenshandlungen, den Segens-
ben dem wirkenden Wort ist wie der sich die Mittel selbständig machen, vom sprüchen, dem Gebet, dem Handaufle-
Blick des Auges so die berührende lebendigen Wesen ablösen und als „In- gen: der Glaube des Gebenden und
Hand. Handauflegen als Segensmitt- kubus“, d. h. als materielle Kraftträger Empfangenden, der Sinn des Ausstrah-
lung, Stärkung, Kraftspende: die hei- aus eigener Bestimmung gelten, sei es lenden und Vernehmenden begegnen
lende Hand und die formende Hand, Waffe, Rune, Vers, Schmuck, Hort, sich im Sichtbaren und Hörbaren, in
etwa des Künstlers, gehören zum Men- Tier, da ist Verfall, da ist Dämonisie- Bild und Zeichen. Auf dem Zeichen
schentum überhaupt; sie wirken nach rung, da wird Zauber, Zaubertechnik, sammelt sich die Kraft, die Sicht, der
dem Gesetz der Rasse, des Glaubens Hexenwerk, Zauberindustrie. Dann un- Glaube, und dieses Einen bringt höhe-
und des Heils. Auge und Hand können terscheidet sich germanischer Heil- res Ereignis als die bloße Summe her-
erregen und stillen, steigern und nieder- glaube nicht mehr von orientalischem vor. Geformte Gemeinsamkeit von
halten, befehlen und gehorchen ma- Namen- und Dämonenzauber. Der hel- Kraft und Glauben hebt jedes Glied der
chen, geben und empfangen – unmittel- dische Mensch und Heilträger sinkt zum Gemeinschaft in eine gesteigerte, er-
barer als das Wort, ohne grobe Mecha- Unmenschen herab, der Glaube zum höhte Wirklichkeit. Das Zeichen aber
nik. Beide wirken zwischen den Ge- Afterglauben, wenn er mit solchen Mit- ist Mittel der Steuerung und Führung
schlechtern in der Erotik, zwischen dem teln Heil und Sieg erschleichen, erkau- durch den Heilträger und Heilmittler:
Arzt und dem Kranken, zwischen fen und die gesetzten Grenzen über- so wird das Zeichen sinnhaftes und
Führenden und Geführten, Eltern und springen, überlisten will. Betrogene Be- kraftsteigerndes Band der Gemein-
Kindern, Lehrern und Schülern, in der trüger. Oft liegen diese Dinge, die von schaft.
Freundschaft wie in der Liebe, in Ge- wesensweit verschiedenen Enden der Prof. Dr. Ernst Krieck
sundheit und Krankheit sinnmittelnd,
heilmittelnd. Die Künstler sind auf sie
verwiesen wie die Verkünder, die
Ärzte, die Führer, die Lehrer. An dem Tage, an dem das deutsche
Die Auswirkung hohen Heils unter- Bauerntum zugrunde geht, geht das
scheidet die Kraftwirkungen nach Art
der Mittel zu gegebener Gelegenheit. ganze Volk ohne einen Kanonenschuß
Es ist dasselbe Heil, die Kraft des Glau-
bens germanischer Könige, das den Sieg zugrunde.
im Kampf bringt, wenn der Führer sei- Helmut v. Moltke
ner Gefolgschaft in die Schlacht voran-

8 Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St.


nzwischen ist es unübersehbar ge-

I worden: Heidnisches Denken und


Fühlen greift in unserem Lebens-
Der Blumen Race
raum langsam aber stetig um sich. Meist
unbewußt – bei uns in der AG-GGG al- Von Elfen, Feen, Nymphen und anderen Naturgeistern
lerdings aus der Beschäftigung mit un-
serer Herkunft, der Lebensart unserer schneiderte Feenflügel kann man unter des Blumenkastens“, sah ihn traurig an
Ahnen und den dabei gewonnenen Er- www.fairylove.com bestellen, auch – und begann zu singen. Matthias, der
kenntnissen heraus – richten sich immer Feenstaub ist erhältlich, und wer will, eigentlich gar nicht singen kann, fing an,
mehr Menschen in Nord- und Mitteleu- kann sich mit allerlei Zubehörartikeln mitzusingen. Fortan sang er regelmäßig
ropa nach den Strömungen und Antrie- selbst in eine glänzende Fee der Gegen- mit seiner Blumenelfe und lernte dabei
ben aus ihrem Innersten. Sie tun damit wart verwandeln. Da ist es kein Wun- fliessend isländisch, zur grossen Ver-
genau das, was unsere Gemeinschaft der, daß auch die Unterhaltungsindu- blüffung seines Professors, dem er von
seit fast 100 Jahren unseren Menschen strie mit Büchern und Filmen wie z.B. seiner Elfe erzählte. Was sich der Pro-
nahebringt und was man stark verkürzt „Herr der Ringe“, diese magischen und fessor nach dieser Auskunft allerdings
so zusammenfassen kann: mystischen Gestalten, Zwerge, Geister, dachte, können wir nur vermuten ...
Glaubt nicht an irgendwelche „Offen- Elfen und Feen, lebendig werden läßt. Andere wiederum, wie die Schauspiele-
barungen“ eines fremdländischen Lebendig? Gibt es sie wirklich oder sind rin Ruth Maria Kubitschek, meinen, mit
Gottes, aufgezeichnet in angeblich „hei- Elfen und Feen nur Fantasie? Spiegelt Elfen reden zu können, und wieder an-
ligen Schriften“, dem dumm gehaltenen sich in ihnen etwa nur der tiefe Wunsch dere behaupten von sich, selbst eine Fee
Volk von einer Priesterkaste mit Lug unserer Menschen nach ein wenig Ver- oder Elfe zu sein. Vielleicht ist das eben
und Täuschung und Gewalt in mannig- zauberung wieder, angesichts der Eises- doch Ausdruck des Wunsches, „elfen-
facher Weise eingebleut. Entdeckt kälte in unserer technisierten und büro- gleich“ durchs Leben zu schweben. Der
stattdessen „das Göttliche“ in Euch kratisierten wirklichen Welt? Schlum- Fantasie sind keine Grenzen gesetzt,
selbst. mert dahinter vielleicht auch die allge- und wenn wir daran denken, wie wenig
Heidnisches Brauchtum erlebt derzeit meine Sehnsucht nach Frieden, was ja Fantasie unsere Menschen in jenen un-
eine noch vor zwanzig Jahren nicht für verständlich ist, wenn man sich die glückseligen Zeiten der völligen Bevor-
möglich gehaltene Wiederauferste- Überfälle und Angriffskriege der Ver- mundung durch die christlich-jüdischen
hung. Der Weihnachtsbaum, von der rückten in Washington und Tel Aviv vor Kirchen entwickeln durften, könnte die
katholischen Kirche und ihrem Papst in Augen hält. Diese Fragen scheint die innerlich gefühlte Freude über die Be-
den dreißiger Jahren noch als „heid- Hälfte der Deutschen für sich schon be- freiung vom Geistesterror jener Organi-
nisch“ geschmäht, ist schon lange aus antwortet zu haben. Jeder zweite von ih- sationen ein weiterer Grund für das ver-
unserem Leben nicht mehr wegzuden- nen glaubt an die leibhaftige Existenz mehrte Auftreten von Feen und Elfen
ken. Frühlings- und Osterschmuck, von Naturgeistern und wünscht sich so- sein.
ganz und gar nicht aus christlicher Tra- gar eine Elfe als Mitbewohnerin. Er- Der Buchhandel freut sich ebenfalls
dition entstanden und daher ohne Ver- staunlicherweise soll dieser Wunsch bei über das neue Thema, denn die Verfas-
ständnis von Seiten des Christentums, Erwachsenen mit höherer Bildung be- ser von Elfenliteratur sind fleißig. Und
erfreut uns zur entsprechenden Jahres- sonders ausgeprägt sein. Eine Umfrage so nimmt die Zahl der Bücher, die sich
zeit. Sonnwendfeiern und Erntedankfe- des Meinungsforschungsinstituts Forsa mit Elfen und Feen beschäftigen, er-
ste haben sich bei uns dauerhaft einge- zeigt darüber hinaus, daß jeder siebte staunliche Ausmaße an. Die tatsächli-
richtet. Aus dem jüdisch-christlichen Deutsche fest davon überzeugt ist, daß che Existenz dieser Wesen wird dabei
Amerika gar kommt – welch ein Be- Kobolde, Elfen und Feen „mitten unter als selbstverständlich vorausgesetzt.
triebsunfall – das keltische, rein heidni- uns leben, uns leiten, warnen und be- Für viele Autoren besteht darüber hin-
sche Haloweenfest nach Europa schützen“. aus nicht der geringste Zweifel, daß wir
zurück. alle schon einmal Berührungen mit die-
Viele wollen diese Wesen auch schon sen Wesen hatten. In ihrem Buch „Das
Heidentum verbreitet sich derzeit mal leibhaftig gesehen haben, ja es scheint
leise, mal kraftvoll, aber manchmal Feen Geschenk – Wegweiser zu den
so, als haben Elfen und Feen ihre Ver- Wundern des magischen Königreichs“
auch zauberhaft: stecke verlassen und sind zu uns Men- schreibt die Verfasserin Zina Mager,
Die neueste Entdeckung in unserem schen zurückgekehrt. Vor 200 Jahren daß „die Hausfrau, die in ihrem Blu-
Land sind Trolle, Kobolde, Nixen, Elfen schrieben die Gebrüder Grimm zwar: menkasten Küchenkräuter zieht, si-
und Feen. Auf Briefmarken und Mün- „Normalerweise sind Elfen den Men- cherlich schon mal eine Fee berührt hat,
zen der nordischen Staaten, z.B. der Isle schen unsichtbar, zumal am Tage“, in- und der vielbeschäftigte Rechtsanwalt,
of Man, finden wir schon seit einiger zwischen gibt es aber eine ganze Reihe der im Wald (?) nach einem Golfball
Zeit Abbildungen dieser Wesen, in den von Augenzeugen, die sogar ziemlich sucht, mit seinem Hosenbein (!) todsi-
Gartenabteilungen der Baumärkte wer- glaubhaft von Erlebnissen mit Elfen cher schon mal eine Fee gestreift hat“...
den manchmal recht hübsche figürliche und Feen berichten. In seinem Buch
Darstellungen von ihnen angeboten. „Die Elfe im Schlafsack“ schreibt der Nun sind die meisten von uns zwar in-
Mittlerweile sind sie gar nicht mehr zu „Feen- Experte“ Wolfgang Müller, daß teressierte, aber doch auch skeptische
übersehen. Sie tummeln sich in den Mo- sich der Berliner Matthias Mergl, Stu- Menschen. Da taucht schon mal die
dekatalogen der Versandhäuser, in dent der Nordischen Philologie, in sei- Frage auf, wie man denn die scheuen
Fernsehshows und natürlich auch im nem Fach außergewöhnlich verbessern Wesen zu Gesicht bekommen kann. In
elektronischen Weltnetz. Geld verdient konnte. Er hatte von einer Islandreise den einschlägigen Ratgebern finden wir
wird offenbar auch mit ihnen, denn z.B. einen Stein mitgebracht und ihn nichts- jede Menge Anweisungen dazu:
die „Fairyland-Kette“ in Australien – ahnend in seinen Blumenkasten auf „Berühre einen Baumstamm zärtlich!“
unsere englischen Verwandten spre- dem Balkon gelegt. Eines Tages ent- rät uns Zina Mager. Auf diese Weise
chen bei Elfen und Feen von „fairies“ – deckte er auf diesem Stein „ein Wesen werden wir früher oder später mit den
bietet Feenkleider, Feenkäppchen, mit einem Köpfchen mit langen blei- Wesen, die über ihn wachen, in
Feenschuhe, eben alles, was die Fee so chen Haaren. Es hatte ein dünnes Berührung kommen. Der Baumstamm
braucht, in ihren Läden an. Maßge- Hemdchen an und trippelte zum Rand wird uns dann „ein wunderbares Gefühl

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der Geborgenheit in dieser Welt“ ver- etlichen Jahrhunderten, ist nicht erwie- rung der Natur zu verbieten. Jetzt ist al-
mitteln. Überhaupt finden sich die be- sen. Jedenfalls bekommen wir dank bes- lerdings die Zeit gekommen, mit jenen
sten Gelegenheiten, Feen zu begegnen, serer Nachrichtenverbindungen diese Organisationen abzurechnen. Jetzt ent-
in der unberührten Natur. Aber auch Geschehnisse nun weltweit und sehr decken unsere Menschen ihre Nähe zur
„in der Stadt können feinfühlige Men- schnell berichtet und haben vielleicht Erde wieder und mit ihr die Bewunde-
schen Naturgeister aufspüren“, erklärt deshalb den Eindruck, daß ihre Zahl rung und Ehrfurcht vor der Natur. Und
uns der Holländer Ron van Valkenberg, größer wird. Anstöße zum Nachdenken dabei übernehmen diese uralten Natur-
Autor des „Atlas der Engel und Feen“. sind Naturkatastrophen aber allemal. geister gewissermassen die Vermittler-
„Erdgeister verfügen über enorme En- Auch ein Kennzeichen unserer Men- rolle für die neu entstandene Liebe zu
ergien, weshalb es auch mitten in der schen, nämlich der Wunsch, immer wie- einer magischen, rückverzauberten Na-
Stadt Orte der Kraft gibt. So behüten der einmal positive Veränderungen her- tur, die nun auch nicht mehr nur auf ihre
Pflanzenfeen Bäume, die im Stadtpark beizuführen, kann eine Ursache dafür Funktionen und Mechanismen hin un-
stehen, im Wind offenbaren sich Luft- sein, daß vermehrt der Kontakt zu We- tersucht wird.
geister, da er ja auch durch die Städte sen wie Elfen und Feen hergestellt wird,
weht“, ist eine andere Ansicht des Au- Das derzeit neu zwischen Menschen
von denen man meint, daß sie urtümli- und Naturgeistern entstehende Ver-
tors. Findige Berliner bieten sogar einen che Verbindungen zur Natur haben.
„Elfenrundgang“ durch den Stadtteil hältnis ist auch anders als das bisherige
Und da unsere Menschenart auch ganz Verhältnis zwischen Menschen und
Schöneberg an, bei dem man auf nächt- schön neugierig sein kann, mag ein wei-
lichen Spaziergängen fachkundig an- Göttern. Bekanntlich kann man in un-
terer Grund zum Tragen kommen: serem germanischen Glauben selbst
hand einer „Elfenkarte“ vielleicht Be-
kanntschaft mit diesen Wesen machen Vielleicht sind Elfen und Feen für uns entscheiden, ob man sich Götter als
kann. deshalb so faszinierend, weil sie der ge- tatsächliche, personenhafte Wesen vor-
sunde Menschenverstand eben nicht er- stellen möchte oder als Naturkräfte
Erstaunlicherweise finden die Vorstel- klären kann. Oder weiß jemand einen oder als bloße Gedankengebilde – wie
lungen von uralten Naturgeistern ge- vernünftigen Grund, warum Trolle, auch immer. Gemeinsam ist den ge-
rade heute das Interesse unserer Men- Zwerge, Nymphen, Luftgeister und nannten Glaubensvorstellungen, daß
schen. Das war nicht immer so. Zwar Feen seit Jahrtausenden in unseren sie in „höheren Sphären“ ablaufen,
war es zu allen Zeiten, auch während Glaubenswelten leben, gewissermaßen während Elfen und Feen uns Menschen
der Unterdrückung durch die christlich- als personalisierte Energien aus Wäl- viel näher sind und wie „gute Nach-
jüdischen Kirchen, unterschwellig vor- dern, Quellen, Flüssen, Seen, Feldern barn“ empfunden werden. Das wird
handen, allerdings konnte damals die oder Wolken, unsichtbar für „normale“ zwar heute wiederentdeckt, es ist aber
Beschäftigung mit der Natur und ihren Menschen, aber erkennbar, fühlbar, gar nicht so neu. Zu allen Zeiten glaub-
Geheimnissen ganz schnell zu grausa- sichtbar für die Empfindsamen unter ten unsere bäuerlichen Vorfahren, daß
mer Folter, Inquisition und Tod auf dem uns? Feld- und Baumgeister über Gedeih
Scheiterhaufen führen. Im Zeitalter der und Verderb der Ernte entschieden,
Aufklärung wiederum, als unsere Men- Noch eins kommt hinzu. In unserem
Wesen ist seit Jahrtausenden, trotz aller Hausgeister über das Wohlergehen von
schen begannen, den christlich-bibli- Mensch und Tier. Man erwies ihnen Re-
schen Unrat abzuschütteln, schlug das Verbote, trotz aller Verfolgungen im-
mer wieder „Glut unter der Asche“ vor- spekt, in Zeiten der Verfolgung tat man
Pendel gelegentlich ins andere Extrem es heimlich, heute tut man es wieder un-
aus. Die Natur wurde oft zum reinen handen. Tief im Unterbewußtsein unse-
rer Menschen schlummert sie weiter – gezwungen.
Studienobjekt, die Verehrung ihrer Er-
scheinungen, die Beschäftigung mit Na- die alte, tiefe Verehrung der Natur als Im täglichen Leben unserer Ahnen
turgeistern und Göttern gelangte in den „Wurzel aller Dinge, als Quelle unserer spielten Naturgeister eine wichtige
Geruch des Primitiven, des Irrationa- Kraft, als Abbild des Göttlichen, als Rolle, und die Menschen waren mit ih-
len, der Rückständigkeit. Der englische Hort der Heiligkeit“. Darüber müssen nen vertraut. Man glaubte von ihnen,
Maler Joseph Noel Paton fand wohl den wir uns im Klaren sein, auf sie können daß sie gewissermaßen den Charakter
goldenen Mittelweg. Ausgerechnet im wir uns verlassen, auf sie können wir im- des Milieus annehmen, in dem sie wohn-
puritanisch-verklemmten England des mer zurückgreifen! ten. Windelben sind wild, Wassergeister
Jahres 1847 fertigte er ein Kolossal- Diese Entwicklung wird auch unseren tiefgründig und unberechenbar, Haus-
gemälde an, auf dem sich nicht weniger Feinden nicht verborgen bleiben. Von geister gemütlich u.s.w. Ein sehr altes,
als 165 Zwerge, Gnomen, Nixen, Nym- den Monotheisten, den Anhängern des sogar noch indogermanisches Erbe ist
phen und Feen sinnenfroh und nackt in Wüstengottes Jehova, in Zukunft wohl es, nicht etwa den Stein, Fluß, Berg als
einer wunderschönen Naturlandschaft auch von den hierzulande immer zahl- solchen zu verehren, sondern das We-
tummeln. Shakespeares Drama „Ein reicher werdenden Anhängern Allahs, sen, das sich in ihm offenbart. Dabei fin-
Sommernachtstraum“ hatte ihm wohl werden wir bald den Vorwurf des „Ani- det auch eine gewisse Einteilung statt,
vor dem geistigen Auge gestanden. mismus“ zu hören bekommen. Sie wer- z.B. in Geister der unberührten Natur,
den es abwertend meinen. Im Animis- wie Wald-, Wasser- ,Windgeister, und in
Jahrhundertelang mußte das Interesse mus sind alle Lebensformen beseelt, im
an unseren uralten Naturgeistern im solche der kultivierten Natur, wie Feld-,
Pantheismus ist alles heilig und im Po- Garten-, Hausgeister. Von Ersteren,
Verborgenen bleiben, seit einiger Zeit lytheismus gibt es nicht nur einen Gott,
tritt es frei und offen wieder zutage. den Waldgeistern z.B., glaubt man, daß
sondern viele Gottheiten. Und was ist sie im einzelnen Baum wohnen. Da der
Warum aber wenden sich unsere Men- daran schlecht? Jedenfalls sind im Na- Baum leicht mit dem menschlichen
schen gerade jetzt wieder stärker alten men der Natur nicht im Entferntesten Körper verglichen werden kann – die
Traditionen und eben auch mystischen so viele entsetzliche Verbrechen began- Krone entspricht dem Kopf, die Äste
Gestalten und Geschehnissen zu? gen worden wie im Namen Allahs, Chri- den Armen, die Wurzeln den Füssen –
„Unser Planet befindet sich in einem sti und vor allem Jehovahs. werden diese Geister als besonders
kritischen Zustand – immer häufiger Die brutalen, menschenverachtenden menschenähnlich gedacht. Und da viele
werden wir Zeugen von Naturkatastro- und naturabwertenden Wüstenreligio- Baumnamen weiblich sind – die Esche,
phen und Tragödien“ sagt der Nieder- nen und ihre Organisationen haben es die Birke, die Linde – glaubt man, daß
länder van Valkenberg. Ob Naturkata- zwar für einige Jahrhunderte geschafft, diese Waldgeister vor allem Hüterinnen
strophen wirklich häufiger sind als vor unseren Menschen die religiöse Vereh- des Symbols unseres Lebens, des Le-

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bensbaumes sind. Vielleicht ist von da- Maße wieder von uns Heutigen – die Wintersturm, später auch Velsenstoz,
her auch zu verstehen, daß Baumfrevel Quellen- und Brunnengeister. Fand bei Glockeboz und Klingelbolt genannt.
früher mit drakonischen Strafen belegt den Indogermanen noch eine allge- Eine schwer einzuordnende Gestalt ist
war. Wahrscheinlich war es nicht so sehr meine Hinwendung zu den himmlischen Mimir, der Denker oder der Sinnende.
der Verlust des Baumes an sich – es gab Gewässern statt, so wurden bei den Er ist ursprünglich wohl ein Quellgeist.
ja genügend davon – sondern die Miß- Griechen bereits einzelne Quellen mit Von Saxo wird er als Geist der rau-
achtung des Lebensprinzips, was unsere Kränzen, Lichtern, Brunnenhäusern schenden Waldquelle beschrieben. Spä-
Vorfahren bei einem Baumfrevel so und entsprechenden Festen verehrt. ter, nur im Norden, wird seine Wald-
sehr erregte. Da können wir Heutigen Wir tun das seit einiger Zeit erneut wie- quelle an die Esche Yggdrasil (Mima-
noch einiges lernen. der, und wenn Sie um Ostern herum meidr, Mimirs Baum) verlegt, und er
Waldgeister werden nicht nur dem ein- durchs Frankenland fahren, werden Sie selbst wird der Aufbewahrungsort der
zelnen Baum oder bestimmten Baum- sehen, daß in fast jedem Dorf die öf- Weisheit Odins. Bereits gesamtgerma-
gruppen, sondern auch dem gesamten fentlichen Brunnen wunderschön ge- nisch aber ist seine Verehrung in Orts-
Wald zugewiesen. Dies scheint eben- schmückt sind. Frauen und Mädchen namen wie Mimigerdaford (Münster)
falls ein altes indogermanisches Erbe zu machen das – nicht etwa im Auftrag der oder Mimileba (Memleben an der Un-
sein, denn aus dem berühmten vedi- Kirchen, sondern meist auf Anregung strut). In Mimling (Sohn des Mimo) und
schen Lied an die Waldfrau (Rigveda der örtlichen Fremdenverkehrsorgani- in Mimilo (ein Bach im Odenwald) ist
10, 145; übersetzt von Grassmann, Leip- sation oder, was noch erfreulicher ist, Mimir ebenfalls wiederzuerkennen.
zig 1887) geht dies hervor. Betrachtet aus eigenem Antrieb Der nordische Mythus erzählt uns, daß
man die Waldgeister näher, so finden Auch gibt es bei den Naturgeistern ei- Odin sich Mimirs Weisheit sicherte, in-
wir Waldfrauen, deren Erscheinung gar nige landschaftlich bedingte Sonderhei- dem er ihm eines seiner Augen als Pfand
nicht so zart geschildert wird, wie die ten. Von unseren alemannischen Vor- gab. Mimir selbst ist bekanntlich eine
der einzelnen Baumnymphe oder des fahren z. B. wissen wir, daß sie mit gros- Gestalt des anderen Teils der Götter-
Buschfräuleins z. B. in Mitteldeutsch- sem Respekt Flußwirbel betrachteten. welt unserer Ahnen, der Wanen näm-
land oder der Laubfrauen in Schweden. Sumpfgeister wiederum finden wir in lich, die sich mit den Asen in einem
Es scheint dabei ein Gesetz der Anpas- den Mooren Norddeutschlands und furchtbaren Krieg, dem Asen-Wanen-
sung zu geben: Englands, Schneegeister erscheinen als Kampf, auseinandersetzten. Beim Frie-
In lichten, freundlichen, sonnen- und Riesin Drfa oder Riese Jökull in Nor- densschluß spielte Mimir („Die Weis-
mondbeglänzten Hainen treiben wegen, während Frau Holle, die „ihr heit“) eine bedeutende Rolle.
schöne, feingliedrige Elben ihr Wesen, Bett macht“, wenn es schneit, im ge-
im hochstämmigen, sturmbewegten, Blumengeister kennt das germanische
samten germanischen Siedlungsraum zu Altertum im Gegensatz zu heute nicht,
schaurigen Bergwald hausen wilde, finden ist.
grobschlächtige Riesen. Je höher wir im sie treten erst andeutungsweise im Mit-
Gebirge hinaufsteigen, je rauher die Einige Rätsel geben die Schwanenjung- telalter auf. Später in der Zeit der Ro-
Umgebung wird, desto übermenschli- frauen auf. Sie wohnen in der Nähe von matik finden wir sie etwas häufiger. Ein
cher werden diese Gestalten; Rübezahl stillen oder ruhig fließenden Gewässern wunderliches Beispiel ist Ferdinand
ist ein Beispiel dafür. Dennoch sind im und tragen ein Schwanenkleid, das sie Freiligraths Dichtung „Der Blumen Ra-
Grunde alle diese Geister gutmütig und ablegen können. Im Nibelungenlied che“, das nachstehend wiedergegeben
hilfreich. Aber sie necken die Menschen nimmt Hagen ihnen das Vogelgewand ist. Hier wird die Beseelung der Blumen
auch gerne oder führen sie in die Irre weg und zwingt sie so zur Weissagung. eindrucksvoll dargestellt und ein Kenn-
oder bestrafen sie bei schweren Verge- Wie die Walküren sind sie manchmal in zeichen der Blumenelfen, nämlich das
hen. Liebesabenteuer mit sterblichen Män- Absterben dieser Feen zusammen mit
Andere Naturwesen, vor allem Wasser- nern verwickelt, aber es besteht doch dem Untergang der Blumen, hervorge-
geister wie Nixen und Nymphen, Undi- ein Unterschied: Walküren werben, ja hoben. In der Gegenwart ist das Inter-
nen, Melusinen, Seejungfrauen und fordern oftmals. Schwanenjungfrauen esse an Blumenelfen wieder sehr stark,
Meerjungfauen gehören zu den beson- werden umworben und ergeben sich und man mag darin die zunehmende
deren Lieblingen der Volksfantasie. eher ungern. Beschäftigung unserer Menschen mit
Wasser, das keinen Stillstand kennt, der einzelnen Pflanze und das Erahnen
Man kann auch das historische Alter
sein Fließen, seine Veränderung, die der Beseeltheit der Natur insgesamt
der verschiedenen Geister – wenigstens
manchmal leisen, manchmal tosenden wiedererkennen.
ungefähr – schätzen. Windgeister,
Geräusche, schliesslich die Spiegelbil- Windsbräute, Sturmriesen, das wilde Der Blumen Rache
der im Wasser regten schon immer Heer als Ganzes z. B. gehören dem ur-
Dichter an, in Märchen fortzuspinnen, alten, indogermanischen Erbe an. Sie Auf des Lagers weichem Kissen
was in der Natur zu erleben ist. Da ist es spielen schon in der vedischen Überlie- ruht die Jungfrau, schlaf befangen,
nur zu verständlich, daß die Geister die- ferung eine Rolle und sind dann später tiefgesenkt die braune Wimper,
ses Elements sich manchmal auch nach in der altgermanischen Mythologie weit Purpur auf den heißen Wangen.
menschlicher Liebe sehnen und Kinder verbreitet. Vermutlich hängt dies mit Schimmernd auf dem Binsenstuhle
mit den Sterblichen zeugen als Aus- der immer lebhafter betriebenen See- steht der Kelch, der reichgeschmückte,
druck ihrer Menschennähe. Zum Musi- fahrt unserer Ahnen zusammen. Es und im Kelche prangen Blumen,
schen, das kennzeichnend für sie ist, herrscht die Vorstellung, daß eine An- duft’ge, bunte, frischgepflückte.
kommt ein deutliches erotisches Mo- zahl von Windgeistern vorhanden ist,
ment. Dieses ist nicht wild und überwäl- die sich nur im Sturm offenbaren; wenn Brütend hat sich dumpfe Schwüle,
tigend wie bei den Wald- und Bergrie- er sich auflöst, verschwinden sie wieder, durch das Kämmerlein ergossen,
sen als Ausdruck animalischer Gier, haben also kein festes Heim, wie Wald- denn der Sommer scheucht die Kühle,
sondern eher zart und behutsam, dem oder Wasser- oder Hausgeister. Wir und die Fenster sind verschlossen.
weiblichen Wesen entsprechend. Her- kennen auch einige ihrer Namen: Ving- Stille rings, und tiefes Schweigen!
vorheben muß man bei den Wassergei- nir, der Schüttler ist ein solcher oder Plötzlich, horch! Plötzlich, horch!
stern auch ihre Gabe der Weissagung. Hlora, die Tosende. Andere heißen ein leises Flüstern!
Besonders verehrt wurden früher von Vindsvalr, der Kühle oder Farbauti, der In den Blumen, in den Zweigen
unseren Ahnen – jetzt in zunehmendem gefährlich Schlagende, oder Kari, der lispelt es und rauscht es lüstern.

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Aus den Blütenkelchen Eine welke Blume selber, sich mit Laub und Moos oder haben
schweben geistergleiche Duftgebilde; noch die Wange sanft gerötet, kostbare Gewänder an.
ihre Kleider zarte Nebel, ruht sie bei den welken Schwestern: Dem Menschen sind sie grundsätzlich
Kronen tragen sie und Schilde. Blumenduft hat sie getötet! wohlgesonnen. Wenn man sie allerdings
Aus dem Purpurschoß der Rose Text von Ferdinand Freiligrath (1810-1876) ärgert, können sie aber auch unange-
hebt sich eine schlanke Frau; Vertonung von Johann Karl Gottfried nehm werden. Doch fügen sie uns nie
ihre Locken flattern lose, Loewe (1796-1869), op. 68 no. 3 (1839) großen Schaden zu, sondern greifen viel
Perlen blitzen drin, wie Tau. lieber zu Scherzen und Neckereien. Das
Dieses Gedicht hat es in sich. Man englische Wort „elfish“, gleich
Aus dem Helm des Eisenhutes „neckisch“, weist darauf hin.
könnte es als Schmonzette abtun, die in
mit dem dunkelgrünen Laube
einer Zeit, als es noch kein Fernsehen Nach Sonnenuntergang feiern sie aus-
tritt ein Ritter kecken Mutes;
gab, wohlsituierten höheren Töchtern gelassene Feste und tanzen in den Som-
Schwert erglänzt und Pickelhaube.
ein gruseliges Erschauern verursachen mernächten ihre Reigen auf Lichtungen
Aus der Lilie schwankt ein Mädchen; sollte. und Wiesen. Der englische Maler Wal-
dünn, wie Spinnweb’, ist ihr Schleier; Man kann es auch naturwissenschaftlich ter Jenks Morgan hat um 1860 einige
auf dem Hute wankt die Feder angehen. Das Mädchen hat – bis auf die großformatige Bilder über dieses
von dem silbergrauen Reiher. Rose – nur sehr giftige Pflanzen ge- Thema gemalt. Weibliche Feen, Elfen
Aus dem Kelch des Türkenbundes pflückt: und Nymphen können durchaus verfüh-
kommt ein Neger hergezogen; rerisch auf Männer wirken, und etliche
Den Eisenhut, der so giftig ist, daß die Geschichten, vor allem aus dem nord-
licht auf seinem grünen Turban bloße Berührung der Pflanze bereits zu
glüht des Halbmonds goldner Bogen. europäischen Raum, erzählen, wie El-
einem Übertritt ihres Giftes (namens fen sich mit Männern vermählen und
Prangend aus der Kaiserkrone Aconitin) in den Organismus führt, was mit ihnen Elfenkinder bekommen.
schreitet kühn ein Szepterträger; schwere Kreislaufstörungen bis hin zum
Herzstillstand nach sich ziehen kann. In der „jüngeren“ oder „Prosa-Edda“
aus der blauen Iris folgen berichtet uns der isländische Ge-
schwertbewaffnet seine Jäger. Das Gift war bis vor kurzem noch das
ideale Mittel für Mörder, denn es gab schichtsschreiber Snorri Sturluson
Aus den Blättern der Narzisse bislang keine Methode, mit der seine schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts
schwebt ein Knab’ mit düstern Blicken, winzigen, aber bereits tödlichen Kon- von wunderbaren „Weiß- oder Lichtel-
tritt ans Bett, um heiße Küsse zentrationen, im Organismus nachge- fen“, die in der oberirdischen Welt le-
auf des Mädchens Mund zu drücken. wiesen werden konnten. ben und „Schwarzelfen“, die in der Un-
terwelt hausen und den Zwergen gleich-
Doch ums Lager drehn und schwingen Lilien hat das Mädchen auch gepflückt, zusetzen sind. In der Unterscheidung
sich die andern wild im Kreise; wohl nicht wissend, daß alle Lilienge- zwischen Weiß- und Schwarzelfen spie-
drehn und schwingen sich, wächse giftig sind. Türkenbund, Kaiser- gelt sich der doppelbödige Charakter
und singen der Entschlafnen diese krone, Iris und Narzisse enthalten eben- dieser Wesen. Denn sie gelten einerseits
Weise: falls hochgiftige Bestandteile. Und als gut, schön und die Fruchtbarkeit för-
dann hat es diese Giftgewächse in eine dernd, andererseits aber auch als düster,
„Mädchen, Mädchen! Vase gegeben und in der schwülen
von der Erde hast du grausam uns unheimlich, mit Verderben, Tod und
Kammer bei geschlossenen Fenstern Grab verknüpft.
gerissen, neben sein Bett gestellt. Klar doch, daß
daß wir in der bunten Scherbe die giftigen Dämpfe aus den Blüten ihre Zweihundert Jahre nach Snorri Sturlu-
schmachten, welken, sterben müssen! Wirkung entfalten mußten. son versuchte ein Mann mit dem be-
O wie, ruhten wir so selig achtlichen Namen Philippus Aureolus
Oder wollte uns der Dichter etwas ganz Theophrastus Bombastus von Hohen-
an der Erde Mutterbrüsten, anderes sagen? Wollte er uns sagen, daß
wo, durch grüne Wipfel brechend, heim (1493 -1541), besser als der Arzt
wir die Natur zu achten haben, ihr nicht „Paracelsus“ bekannt, eine systemati-
Sonnenstrahlen heiß uns küßten; gleich all das entnehmen dürfen, was sche Ordnung in die Welt der Feen zu
wo uns Lenzeslüfte kühlten, uns in ihr gefällt? Wollte er sagen, daß bringen: „Dem Feuer entstammen die
unsre schwanken Stengel beugend; die Natur nicht uns gehört, sondern daß Salamander, dem Wasser die Undinen,
wo wir Nachts als Elfen spielten, wir der Natur gehören? Wollte er dar- Nixen und Wassermänner, der Luft die
unserm Blätterhaus entsteigend. auf hinweisen, daß die Natur sehr wohl Sylphen und der Erde die Gnome und
Wege und Mittel findet, sich an uns zu Zwerge“. Den „Gnom“ führte Paracel-
Hell umfloß uns trübe Lache; rächen, wenn wir ihre Gesetze mißach-
wir verblühn; sus erstmals in den deutschen Sprach-
ten? schatz ein. Bald wurde der Begriff von
doch eh’ wir sterben, Mädchen!
trifft dich unsre Rache!“ In der heutigen Zeit schmücken die An- anderen europäischen Sprachen ent-
hänger von Feen, Elfen und Naturgei- lehnt. Die Elfen verdanken ihre Be-
Welch ein Rauschen, welch ein stern deren eigenartige Welt mit ande- zeichnung übrigens einem Überset-
Raunen! ren Zutaten aus, als unsere Ahnen es zu zungsfehler. Als der Dichter Christoph
wie des Mädchens Wangen glühen! ihrer Zeit taten. So können diese Natur- Martin Wieland (1733-1813) das Hel-
Wie die Geister es anhauchen, geister heutzutage Musik machen, tan- dengedicht „Oberon“ aus dem Engli-
wie die Düfte wallend ziehen! zen, singen, unterhalten und gute Laune schen übersetzte, übernahm er auch das
verbreiten. Aber auch Gold und Silber Wort „Elfe“, obwohl der Begriff „Elb“
Stiller wird es nun; sie neigen
können sie schmieden oder Schätze be- im deutschen Sprachraum damals schon
sich zu der Entschlafnen nieder.
wachen und mehren. Sie nehmen mühe- lange geläufig war. Mit „Elb“ bezeich-
Mit dem alten dumpfen Schweigen
los andere Gestalten an, und sie brau- nete man damals einen unbestimmten,
kehrt das leise Flüstern wieder.
chen nur einen Hauch ihres Feenstaubs, lichten, glänzenden Geist. Die althoch-
Da begrüßt der Sonne Funkeln um durch die Lüfte zu fliegen. Je nach deutsche Form von Elb ist „Alb/Alp“,
das Gemach; die Geister weichen. Art sind sie winzig klein und von bizar- und diese blieb u. a. in Landschafts-
Auf des Lagers Kissen schlummert kalt rer Gestalt oder aber hauchzart und von oder Flussbezeichnungen wie Alpen,
die Lieblichste der Leichen! überirdischer Schönheit. Sie bedecken Schwäbische Alb, Elbe erhalten.

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Aber seit damals ist schon wieder viel dern, die etwas über die Beziehungen Die Antwort ist einfach.
Zeit vergangen, und die Gegenwart ist zwischen Menschen- und Elfenwelt wis- In unserer Religion ist es nicht wesent-
doch ganz anders. Auch die Auffassun- sen wollen“. lich, welche Einstellung der/die Ein-
gen von Naturgeistern, Elfen und Feen Da entsteht dann die Frage: Ist der zelne z. B. zu unseren germanischen
haben sich geändert. Fassen wir zusam- ganze Feen-Kult nur ein Hirngespinst? Göttern hat. Es ist jedem/r völlig freige-
men: stellt, ob man lieber an personenhafte
Feen-Anhänger verweisen gern darauf,
Als niedliche, freundliche, unseren daß auch in der Wissenschaft die Mög- Wesen glaubt oder ob man Götter als
Menschen wohlgesonnene Wesen gei- lichkeit von unterschiedlichen Welten „Archetypen“, also Ausprägungen des
stern sie heutzutage durch unseren All- erörtert wird: Die Astrophysik beschäf- gemeinsamen Unterbewußtseins ver-
tag. Nicht zuletzt deshalb, weil man mit tigt sich seit geraumer Zeit mit der so- steht, oder Götter als Naturkräfte emp-
ihnen der kalten, materiell orientierten, genannten „Parallel-Welten-Theorie“ findet oder als weiterlebende seelische
friedlosen, teilweise sogar kriegslüster- oder auf gut Neudeutsch „Many Worlds Substanz besonders hervorragender
nen Welt wenigstens in Gedanken ent- Interpretation“ (MWI). Danach spaltet Menschen unserer Art, oder ob man
rinnen kann – in einen naturnahen sich das Universum in jedem Augen- garnicht an Götter glaubt. Jeder/jede
Traum voller Poesie, Heiterkeit, Gelas- blick in unzählbare neue Universen auf. Einzelne ist diesbezüglich völlig frei in
senheit und Schönheit. So verwundert Etliche Feen-Anhänger glauben, daß in der Ausgestaltung seines/ihres Glau-
es nicht, daß 57 % aller Deutschen un- diesen Parallelwelten die unsichtbaren bens.
sere Naturgeister für gutmütig und hilfs- Wesen zu Hause sind. Die einzelnen Hauptsache ist doch, daß der
bereit halten, die sogar bereit seien, bei Parallelwelten haben keinen Kon- betreffende Mensch sich in
der Bewältigung von „Stress“ beizuste- takt zueinander, doch gibt es freier Entscheidung und
hen. Die Elfen-Ratgeber-Autorin Mar- Möglichkeiten, zwischen ih- nach reiflicher Prüfung zu
cia Zina Mager rät in solchen Fällen nen mit Hilfe von Tunneln dem bekennen kann, was
„herzhaft in eine Mohrrübe zu beißen“ hin und her zu pendeln. wir als wesentliche Eck-
– natürlich erst, nachdem man sich bei Im MWI-Gedanken- punkte einer auf jahr-
der Mohrrübenpflanze bedankt hat. gebäude heißen tausendealtem Grund
Dann wird der Geist der Fee, die über diese Verbin- fußenden germanischen
die Pflanze wacht, „all ihren Ärger in dungstunnel Religion in unserem Art-
sich aufsaugen... und Sie bekommen „Wurmlöcher“. bekenntnis und in unse-
wieder einen klaren Kopf“. Freilich Sie sind gleich- rem Sittengesetz in
sollte man nicht denken, wer so hilfreich sam die U-Bah- Worte gefaßt haben –
ist, hat es verdient, mit Rücksicht be- nen durch Raum weil er/sie es in
handelt zu werden. Einfach mal auspro- und Zeit. Wurm- seinem/ihrem Innersten
bieren, vielleicht ist da doch was dran. löcher entstehen auch genau so fühlt und er-
In Island jedenfalls wacht eine regie- dann, wenn ein Stern in lebt!
rungsamtlich (!) eingesetzte Elfenbe- sich zusammenfällt. Seine Wenn also bei uns in der AG-GGG
auftragte darüber, daß den Naturgei- Masse wird dabei immer völlige Gedankenfreiheit in der
stern kein Leid von seiten unserer Men- dichter zusammengepreßt, bis ein Frage des Glaubens z. B. an germani-
schen geschieht. Erla Stefansdottir hat „Schwarzes Loch“ entsteht, in dem das, sche Götter herrscht, um wieviel mehr
u.a. für das Bauamt der Hauptstadt was wir Raum und Zeit nennen, jegliche ist dann Gedankenfreiheit in der Frage
Reykjavik eine offizielle Karte erstellt Bedeutung verliert. Aus dem schwarzen des Glaubens an Naturgeister wie Elfen
mit den „Wohnstätten von Elfen, Feen, Loch bildet sich im weiteren Verlauf ein und Feen angebracht. Wer es lieber
Zwergen, Trollen und übernatürlichen Tunnel zwischen zwei Orten des Uni- sachlich mag, der soll sich eben so ein-
Geschöpfen“. Dank dieser Karte wurde versums, die u.a. Milliarden von Licht- richten, und wer es lieber blumig mag,
der Verlauf einer Straße bei dem Ort jahren voneinander entfernt sein kön- dem sei auch dieses gegönnt. Was je-
Kopavogur geändert. Jetzt macht die nen. denfalls verpflichtende Grundlage un-
ansonsten schnurgerade Straße einen Sind das die Zugänge, durch welche die seres Glaubens ist, ist die in Küre 6 aus-
jähen Schlenker um einen bemoosten Naturgeister in unsere Welt schlüpfen? gesprochene Sonnen- und Naturvereh-
Steinhaufen. Zeigen sie sich dann als „elektromagne- rung, wonach wir uns in die Natur ein-
„Überall auf der Welt gibt es ähnliche tische Energiefelder, die als helles Licht gebettet sehen und uns Tier und
Plätze“ sagt Erla Stefansdottir. „In wahrgenommen werden“, wie die fran- Pflanze, Berg und Baum, Wind und
Deutschland gibt es vor allem im zösische Biologin Eliane Clarke meint? Wasser Heimat sind.
Schwarzwald viele Feen und Elfen“, er- Die Astrophysiker suchen noch nach ei- Und wenn wir an unsere Kinder den-
klärt Erla. Veranlassung zur Einsetzung ner Antwort: Gibt es die Parallelwelten ken, dann sind jedenfalls Elfen, Feen
einer Elfenbeauftragten waren übrigens tatsächlich oder existieren sie nur als und Naturgeister, und die spannenden
Unfälle an einer bestimmten Stelle ei- Formelwerk? Oder sind sie, wie Psycho- Geschichten über sie (z. B. das in einer
ner anderen Straße, wo die Straßenbau- logen meinen, nur Ausdruck einer tie- wunderschön bebilderten Ausgabe er-
behörden ohne Rücksicht auf einen den fen Sehnsucht nach einer heilen Welt? hältliche Märchen von Hermann Löns:
Bewohnern bekannten Elfenhügel die Lüttjemann und Püttjerinchen), hervor-
Wir wissen es nicht, aber selbst wenn es
Straße errichtet hatten; nach Verlegung ragend geeignet, unseren Nachwuchs an
die Welt der Feen und Elfen nicht gibt,
der Straße in diesem Bereich kam es diesen Teil des Glaubens unserer Art
so wünscht sich doch jeder zweite unse-
nicht mehr zu Unfällen dort. heranzuführen.
rer Menschen, daß es sie gäbe.
Kein Wunder also, daß es in Reykjavik, Dr. Wielant Hopfner
wo jeder zweite von der Existenz un- Bleibt zum Schluß noch die Frage: Wie
sichtbarer Gestalten überzeugt ist, auch läßt sich der Glaube an Feen, Elfen, Na- Literaturhinweis:
eine Elfenschule gibt, geleitet von dem turgeister mit unseren religiösen An- Bei Eingabe der Suchbegriffe „Elfen und Feen“ in
angesehenen Historiker Magnus sichten in der AG-GGG, unserem Sit- eine der großen Suchmaschinen des „Weltweiten Net-
Skarphdinsson. „Unser Bildungsange- tengesetz, unserem Artbekenntnis, dem zes“ erhält man z. Zt. 1841 Literaturhinweise zum
Thema. Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß im
bot richtet sich vor allem an die Men- Glauben unserer Art überhaupt verein- Rahmen des obigen Aufsatzes diese große Anzahl von
schen aus den anderen nordischen Län- baren? Literaturstellen nicht abgedruckt werden kann.

Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St. 13


er Beginn der christlichen Zeit ist

D für den europäischen Norden zu


einer gewaltigen Kulturwende ge-
Wie die Urzeit noc heute in
worden. Nicht nur ein neuer Glaube
kam in unser Land, auch ein anderes
Recht, ein neuer Kunstbegriff gewann
langsam aber sicher Boden. Es war der
heimixen Sinnbildern zu
antike Kulturkreis der Mittelmeerlän-
der, welcher nun auch dem germani-
schen Norden seinen Stempel auf-
drückte. Nun darf man aber nicht glau-
un+ sprict
ben, daß diese aus dem Süden kom-
mende Geistesrichtung auf den ersten Germanien! Dann bekommt die Sam-
Ansturm mit dem germanischen Nor- mel- und Forschertätigkeit einen wahr-
den fertig wurde. Es gab ein gewaltiges haft tiefen Sinn!
Ringen auf allen Gebieten mit den be-
harrenden Kräften, die aus Blut und Bo- In Oberdonau hat uns besonders der
den stammten. Rüstbaum viel zu sagen. Er trägt in un-
serer heimischen Holzbauweise die
Es sind daher zwei große Ströme deut- Decke der bäuerlichen Stube und ist der
schen Kunstschaffens zu unterscheiden, nordischen Hochsäule vergleichbar.
gleichsam an der Oberfläche zur Schau Von dieser wissen wir aber aus den Sa-
gestellt: einmal die sogenannte Macht- gaberichten, daß sie der Gottheit ge-
kunst, ins Leben gerufen und getragen weiht war. Die Hochsäulen wurden von
von den jeweiligen Vertretern des gei- den Nordländern, als sie ihre norwegi-
stigen und politischen Willens. Sie zeigt sche Heimat verließen, um sich auf Is-
die Schicksale des Landes, das Ringen land Land zu suchen, vor der isländi-
nach Ausdruck, das geistige Antlitz ih- schen Küste ins Meer geworfen. Wo sie
rer Schöpfer. Ganz anders die Volks- antrieben, dort schlug man sein Heim
kunst, sie ist unpersönlich. Sie ist ein auf, gleichsam von Gott hingewiesen.
Strom, der seit Urtagen seinen Lauf Der reiche Sinnbildstand an den Rüst-
kaum geändert hat, daher urtümlicher, bäumen, das Bestreichen mit warmem
beständiger und zäher. Sie ist gegenüber Ochsenblut, in der Spätzeit die einset-
der erstgenannten fast zeitlos zu nen- zende christliche Heiligung, dies spricht
nen. In ihr finden wir Ewigkeitswerte. eine klare Sprache.
Mit diesen aber werden wir uns be-
schäftigen, wenn wir uns den Sinnbil- Türklopfer mit Hakenkreuz an der Haustür Sehr häufig treffen wir auf dem Rüst-
dern zuwenden. eines Bauernhauses in Sonnberg. baum den Hagal, eine Art Sechsstern.
Man denkt sich ihn aus den Verbin-
Es ist nicht nur Kunst, wir finden eine dungslinien der Aufgangs- und Unter-
Welt für sich, die Welt unserer nordisch- rer Großartigkeit. Unsere Ahnen fühl- gangspunkte der Sonne entstanden; er
germanischen Ahnen. Sie war uns lange ten und lebten in Gleichnissen, in Sinn- wird aber auch als Abbild des Welten-
verschüttet, mühsam müssen wir uns bildern. Sie muß man unbedingt ken- baumes mit seinen drei Ästen und drei
erst zurechtfinden, überwältigt von ih- nen, will man die nordisch-germanische Wurzeln angesprochen. Wir finden ihn
Geisteshaltung richtig verstehen.
Überblickt man das ganze erhaltene
Sinnbildgut, so findet man im ganzen
deutschen, ja germanischen Raum eine
Gleichartigkeit, die anfänglich ver-
blüfft. Wir finden dieselben heiligen
Zeichen im Alpengebiet genau so wie in
Skandinavien, im Westen Europas und
in den deutschen Sprachinseln des
Ostens oder auf den Spuren der Lango-
barden im Süden. Wir erleben wahrlich
ein Großgermanien!
Betrachten wir nun die heimischen Bau-
ernhäuser, besonders die noch gezim-
merten Holzbauten oder die hölzernen
Teile der gemauerten Häuser, die Mö-
bel, Gebrauchtsgegenstände, aber auch
die Bildstöcke, Kapellen, Kirchen usw.,
dann wird so mancher gestehen, viel
übersehen zu haben. Die Türen und
Einfahrten, die Truhen und Kästen, be-
sonders aber die Staubläden und Rüst-
bäume geben uns Einblicke in die ver-
schollene Welt unserer Vorfahren, rau-
nen uns eine Kunde der Vorzeit zu. Hof- Spätform. Das Sonnensymbol ist zum
fentlich werden sie uns aber, um mit Blumenornament geworden. Haus Riezinger,
Quirl, Herz und Hagal. Pregarten. Arndt zu sprechen, noch zum lebenden Hallstatt.

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wendel oft im Maßwerk von Kirchen-
fenstern. So zum Beispiel an der alten
gotischen Kirche in Wartberg ob der
Aist und in Ratternbach.
Es lag in der Natur der Sache, daß man,
als der Stein als Baustoff eingeführt
wurde, die alten Heilszeichen auch auf
diesen übertrug. So mancher Steinsäule
sieht man das alte, hölzerne Vorbild an.
So findet man im Maßwerk von Kir-
chenfenstern auch öfters das Haken-
kreuz, wie in Hirschbach, Neumarkt im
Mühlkreis sowie Pesenbach und am
Musikchor der Kirche von Perg.
An einem Fenster der Kirche von
Hirschbach finden wir auch den Drei-
fuß, welcher als alte Dreiteilung des
Sonnenjahres aufgesetzt wird und die
Drehung ebenso versinnbildlicht wie
Hagal und Lebensbaum. das Hakenkreuz oder der Quirl. Den
Dreifuß findet man zum Beispiel an ei-
nem Hause am Welser Stadtplatz und in
auf dem Rüstbaum aus dem Jahre 1859, telalterlichen Deckengewölbe. An zwei
Ried im Mühlkreis, in Pesenbach und
welcher sich im Gasthause in Prösels- Rüstbäumen im Gasthause Kleinkam-
am Musikchor in der Kirche von Über-
dorf bei Alberndorf befand und nahe mer in Bad Ischl, Leitenbergerstraße,
aggern.
daran war, verheizt zu werden, wenn ich finden wir den Quirl und den Hagal.
ihm nicht in letzter Stunde dieses Los er- Quirl mit umgebenden vier kleinen Ha- Der Lebensbaum ist uns schon auf man-
spart hätte und ihn in eine Bauernstube gal sieht man beim Grubmüller in Alt- chem Rüstbaum begegnet; er schmückt
der Ortschaft Untereck bei Bad Ischl lichtenberg bei Linz. Hier wie auch aber auch so manche Türe, Staubladen,
versetzen hätte lassen. Wir finden in beim Kleinkammer in Ischl treffen wir Ausleg, aber auch Möbel. Bis in unsere
diesen beiden angegebenen Fällen das überdies auch das Herz als Sinnbild, Zeit herauf erhielt sich der Brauch, an-
Sinnbild allein in alter strenger Rein- Beide Drehrichtungen, der mir einzig läßlich der Geburt eines Kindes oder
heit. Vier kleine Hagal um ein großes bekannte Fall, weist der Quirl am ersten sonstiger Gedenktage im Leben Bäume
Sinnbild „Sieben Sonnen“ treffen wir Stock der Mittermühle in Leopold- in die Heimaterde zu pflanzen.
am Rüstbaum im Hause neben der schlag auf. Die Mutter Erde und deren Fruchtbar-
Ruine Prandegg und im Vockeneder- Über das Wesen des Hakenkreuzes keit wird durch die Raute dargestellt; ins
gute in Gutenbrunn bei Gutau. Einen wurde bereits eingehend geschrieben. Leben des Menschen übertragen, kenn-
dem Quirl eingeschriebenen Hagal fin- Wir finden dieses Sinnbild auch in unse- zeichnet sie aber auch die Fruchtbarkeit
den wir in Martetschlag Nr. 21 beim rem Gau verhältnismäßig nicht selten, der Sippe. Es darf uns daher nicht wun-
Jungwirth. Nicht selten ist der Hagal an wenn auch Hagal, Quirl, Lebensbaum dernehmen, wenn wir diesem Sinnbild
Türen (Altlichtenberg Nr. 27) und in größerer Dichte auftreten. häufig begegnen, ornamentmäßig
Staubläden (Baumüller, Brandhof, gehäuft wird es als das gefurchte Acker-
Schlüsselberg Nr. 27) anzutreffen. Der Rüstbaum beim Altbürgermeister
beet der Mutter Erde angesprochen.
Brandstetter in Walchshof bei Freistadt
Die Sieben Sonnen sind offenbar eine Treten diese Zeichen auf, so ist es ein
weist ein Hakenkreuz auf, ebenso fin-
Zierform. Rings um das Sinnbild an bäuerliches Gebet um Fruchtbarkeit
den wir ein solches beim Niedermayr in
sechs Punkten dasselbe, sich gegenseitig und Ernteertrag. Besonders an Staub-
Brandhof bei Schallerbach. Der Staub-
ergänzend. Es ist eine Häufung dessel- läden und bäuerlichen Haustüren be-
laden des Bauernhofes Brandhof Nr. 9
ben Heilszeichens. Den Namen hat es gegnen wir diesem Sinnbild.
hat eine bemerkenswerte Darstellung:
vom Maßwerk des großen Fensters an einem dem Hakenkreuz umschriebenen
der Südseite des Herforder Münsters. Kreis entwächst der Lebensbaum. Am
Nach ihm heißt die Kirche im Volks- Stadel des Gasthauses Parzer bei
munde die Siebensonnenkirche. Sehr Schönau sowie am Hause Edramsberg
schön weist die Sieben Sonnen auch der Nr. 10 finden sich am Staubladen schöne
Rüstbaum beim Schober in Sandl auf. Sinnbilder, darunter das Hakenkreuz.
Der Quirl oder auch das Wenderad hin- Andere Sinnbilder, welche mit der
gegen erscheint als Sonne an einem mit- Sonne, bzw. mit dem Sonnenjahr in Zu-
sammenhang stehen, sind der einfache
Kreis, der Kreis mit Strahlen, mehrere
konzentrische Kreise, Halbkreise sowie
die Wurmlage oder Wendel. Letztere ist
die Darstellung des Sonnenlaufes, wie
sie beim Nordländer erschien. Nachbil-
dungen dieser Darstellung in der Natur
sind noch erhalten und werden mitunter
Labyrinthe genannt.
Die Doppelwendel stellt den Sonnen-
weg während des ganzen Jahres dar. Ich
fand dieses Zeichen an einem Kasten in
Brandhof Nr. 3. Bad Ischl. Ferner sieht man die Doppel- Hagal, Raute und Lebensbaum. Hagermühle.

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man ein Zeichen auf einem Bildstocke ken, daß dieses uralte nordisch-germa-
bei St. Leonhard in der Nähe des Herr- nische Geistesgut bis in die jüngste Zeit
gottsteines ansprechen. Bezeichnender- völlig unbeachtet und verkannt blieb, so
weise ist es eine Darstellung des heili- daß diese junge Wissenschaft erst müh-
gen Grabes; im offenen Urbogen liegt sam Boden gewinnen muß. Das Wich-
der Leichnam Christi. Aus dem Ur tigste ist für uns, zur Erhaltung des noch
kommt der Mensch und geht auch wie- Bestehenden aufzurufen und die bishe-
der dorthin ein. Ein echt nordisches rigen Zerstörungen (zumeist aus Un-
Gleichnis. Nicht umsonst ist das soge- wissenheit) unmöglich zu machen. Eine
nannte heilige Grab nur im germani- Aufnahme des Bestehenden wird dann
schen Raum heimisch. Derartige heilige die Grundlage für weitere Folgerungen
Gräber finden wir auch an unseren hei- abgeben.
Dreifuß im Maßwerk. Wels, Stadtplatz.
mischen Heiligtümern wie am Heiligen-
stein bei Gaflenz und an der Wald- Wir haben gerade an den Sinnbildern
Ein ausgesprochenes Fruchtbarkeits- kreuzsäule bei Helfenberg. gesehen, wie die reinen Heilszeichen
sinnbild ist auch die durchkreuzte langsam verwässerten und entarteten.
Mir ist ein einziger Rüstbaum bekannt
Raute. Wir bemerken sie auf den Man fand auf dem Lande kein Ver-
im Gasthause „Zur Linde“ in Wolls-
Staubläden am Parzerstadel bei ständnis mehr für sie. Da man ihren
berg, Gemeinde Steinerkirchen an der
Schönau in Edramsberg Nr. 10 und Sinn nicht mehr kannte, brach die Zeit
Traun, welcher eine Hausmarke trägt.
beim Kreglbauer in St. Georgien a. d. der Öldrucke, der Papierblumen und
Diese Zeichen von Sippenstolz und Sip-
Gusen. Auch das Herz dürfte ursprüng- billigen Statuen herein, aber auch die
penheiligung versanken ebenso wie an-
lich durch seine Zusammenhänge zur Häuser, die unschön und nicht erdgebo-
dere Denkmäler nordischer Geisteshal-
Erdmutter ein Fruchtbarkeitssinnbild ren in der Landschaft stehen. Darum
tung. Nach und nach wurde die Haus-
gewesen sein. gilt auch für uns das Wort des isländi-
marke von der Unterschrift des Namens
schen Dichters Gunnar Gunnarson:
Nun sei noch eine Gruppe von Sinnbil- und den Anfangsbuchstaben verdrängt.
„Aus Geschmacklosigkeit aber, worin
dern erwähnt, welche einen Abwehr- Wenn die Forscher sich über den Sinn so sie auch bestehe, entspringt Niedergang
zauber darstellen. Der „Drudenfuß“ ge- manches Sinnbildes noch nicht einig und Unstern. Unser Land ist anspruchs-
nannte Fünfstern „verbannte“ die He- sind, so ändert dies noch nichts an der voll, wenn man darin bauen will.“
xen von der Wiege, verwehrte aber auch Tatsache, daß sie für unsere Vorfahren
den feindlichen Mächten den Eintritt einen solchen hatten. Man muß beden- Ing. Messenböck
über die Schwelle des Hauses. Auch
bannte er, auf Tür oder Bett ange-
bracht, die „Drud“, welche die Schlaf-
stuben aufsuchte, um die Schlafenden
zu drücken.
Ferner sind noch gewisse Verknotungen Unseren jungen Gefährten
zu erwähnen, welche ebenfalls vor Ver-
hexung schützen sollten. Können wir
einen Drudenfuß z. B. an einem Staub-
laden des Baumüllergutes bei Schaller-
bach sehen, so finden wir anderseits
Verknotungen an der Hagermühle in
Kontnerberg bei Taufkirchen an der
Au+ Deutxland+ Vorzeit:
Trattnach. Ein Hemmungszauber
wurde durch das sogenannte Restel-
knüpfen erreicht.
Die Jungyeinzeit
Mitunter findet man auch die Dagrune, Teil 5
welche auch als „Sanduhr“ angespro-
chen wird; man erhoffte sich wahr- DER WESTISCHE KREIS Urmitz
scheinlich gute Zeiten, Fruchtbarkeit
und Segen. Wir finden dieses Zeichen
ebenfalls an der Hagermühle sowie an Die Michelsberger Einen Höhepunkt der Michelsberger
einem Tor in Prandegg und in der Kir- Kultur am Ende des 3. Jahrtausends vor
Wenn wir nun von Lindenthal rheinauf- üblicher Zeitrechnung bezeichnet die
che von Kleinzell. Als Ur-Rune mag wärts gehen, so begegnet uns eine deut- gewaltige Fliehburg Urmitz im Land-
lich von ihren Nachbarn unterscheid- kreis Koblenz. Bei der Anlage dieser am
bare Volksgruppe in der Gegend von Rhein gelegenen Festung, von der unser
Koblenz im Neuwieder Becken. Wir ha- Bild (Abb. 26) einen Ausschnitt gibt,
ben uns gewöhnt, sie die Michelsberger mußten gegen 40000 Kubikmeter Erd-
zu nennen nach ihrer auf dem Michels- massen mit einfachsten Hilfsmitteln
berg bei Untergrombach (Baden) aus- fortbewegt werden. Das setzt voraus,
gegrabenen Festungsanlage. Auch die daß die Bevölkerung, die zu diesen ge-
Michelsberger waren Ackerbauern, waltigen Erdarbeiten herangezogen
und wo sie an Flüssen und Seen siedel- wurde, bereits in eine straffe Arbeitsge-
ten, Fischer. meinschaft zusammengeschlossen war.
Soweit wir heute sehen, reichte Ihr Ge- Die Anlage von Urmitz mißt 1272 Me-
biet von den Alpen bis zum Mittelrhein, ter in der Länge und 840 Meter in der
Doppelwendiger Quirl. Mittermühle, es strahlt aus über Süddeutschland bis Breite. Sie besteht aus zwei in gleichen
Leopoldschlag. nach Nordböhmen. Abständen voneinander umlaufenden

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gen am Bodensee solche Pfahlbauten
mitsamt ihrem Hausrat in ursprüngli-
cher Größe wieder aufzubauen. Jähr-
lich besuchen viele Tausende dieses
Freilandmuseum.
Abbildung 27 zeigt heimkehrende Fi-
scher im sogenannten Einbaum. Der
Einbaum ist das früheste Wasserfahr-
zeug, das wir kennen. Er besteht aus ei-
nem gespaltenen Baumstamm, der mit
der Steinaxt zurechtgehauen, mit Feuer
ausgebrannt wurde. Bis ins Mittelalter
sind Einbäume im Gebrauch gewesen,
und noch heute wird manchmal aus dem
Schlamm unserer Flüsse ein Einbaum
gehoben. Die Fischernetze waren mit
Netzsenkern aus Stein oder gebranntem
Ton beschwert. In der rechten Bilder-
ecke sehen wir einen unverzierten Hen-
kelkrug und eine mit vielen scharfen
Abb. 26 Widerhaken versehene Harpune aus
Knochen. Mit ihr sind Großfische er-
Trockengräben, die fast 9 Meter breit waren rechteckig, vor dem Hausein- beutet worden.
und 2 Meter tief waren und von zahlrei- gang befand sich ein überdachter Vor-
chen Erdbrücken unterbrochen wur- platz. Zweifellos konnte Prof. Reinerth
den. 6 Meter hinter dem inneren Gra- nachweisen, daß diese Häuser nicht von Die Glockenbecherleute
ben lief eine Palisadenmauer. Die Mi- westischen Leuten, sondern von nordi-
Unsere Übersicht der jungsteinzeitli-
chelsberger verschanzten sich übrigens schen Einwanderern errichtet worden
chen Kulturen beschließt ein fremdes
auch sonst gern auf schwer einnehmba- sind. Man nennt ihre Kultur hier die
Volk, das am Ende der Jungsteinzeit in
ren Höhen, wie etwa auf dem Goldberg Aichbühler, nach dem größten ausge-
Deutschland einströmte. Man hat es
bei Nördlingen und anderen Bergen ih- grabenen Dorf der Jungsteinzeit, Aich-
scherzhaft die „Zigeuner der Steinzeit“
res Gebietes. bühl am Federsee in Schwaben.
genannt, oder nach der Glockenform
Die Leitform der Michelsberger Gefäße Auf der Plattform des Pfahlrostes fer- seiner Gefäße, die Glockenbecherleute.
ist der Tulpenbecher, ein am Rande tigte man Fischfanggeräte aus Stein Wahrscheinlich kamen sie aus Spanien.
weit ausladender Becher mit fast spit- oder Knochen an, knüpfte die Netze. Ihre Spuren gehen weit nach Ungarn
zem Boden. Er ist stets unverziert, le- Der Schlick des Sumpfes, die Säure des hinein. Längere Zeit müssen sie sich in
diglich am Rand gehen manchmal Lei- Moores hat uns auch Dinge aus ver- Mitteldeutschland und Böhmen aufge-
sten herum, die aus Fingertupfen gebil- gänglichen Stoffen erhalten, gewebte halten haben. Über ihre Wohnweise
det sind. Daneben gibt es halbkuglige Leinwandstücke, Reste von Flechtmat- sind wir im Verhältnis zu anderen
Näpfe, Henkelkrüge und Schöpfkellen. ten, zahllose Werkzeuge und Waffen, gleichzeitigen Völkern noch sehr
Unser Bild (Abb. 26) zeigt Tulpenbe- die sich noch in ihren Schäften befan- schlecht unterrichtet. Die Glockenbe-
cher und Schöpfkelle rechts unten. den, hölzerne Bogen, Dreschkeulen, cherleute waren ein schweifendes, nicht
Kämme, Quirle aus Holz. Bis in Einzel- seßhaftes Volk. Ihre Toten bestatteten
Der Pfahlbau heiten kann man somit das Leben der sie in einfachen Erdgräbern, die freilich
Uferbewohner vor bald fünf Jahrtau- Dinge enthielten, die uns über Lebens-
Wo die Michelsberger an Seen und senden verfolgen. Daher war es auch weise und Eigenart dieses Volkes über-
Flüssen siedelten, an fischreichen und Prof. Reinerth möglich, in Unteruhldin- raschend aufklären.
schiffbaren Wassern, haben sie ihre
berühmten Pfahlbaudörfer errichtet,
deren Häuser aus Gründen der Sicher-
heit nicht auf dem moorigen Boden der
Ufer, sondern auf große gezimmerte
Pfahlroste gestellt sind. Einige hundert
Pfahlbaudörfer sind heute ausgegraben
und untersucht. Sie liegen an süddeut-
schen Seen, am Bodensee und an den
Seen der Schweiz. Von besonderer
Wichtigkeit waren die Forschungen des
Urgeschichtlichen Forschungsinstituts
der Universität Tübingen, vom dem das
Federseemoor, „ein vorgeschichtliches
Wunschland“, eingehend untersucht
worden ist. Besonders für die Ge-
schichte des Hausbaues in der Jung-
steinzeit sind die Untersuchungen von
Prof. Hans Reinerth, dem Leiter der auf
teilweise ganz neuen Wegen erfolgten
Grabungen, sehr aufschlußreich gewe-
sen. Die gleichartig gebauten Häuser Abb. 27

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Deutschland vor 5000 Jahren
Fassen wir noch einmal auf einer ver-
einfachenden Karte zusammen, was wir
bisher von den wichtigsten Völkern der
Jungsteinzeit auf einzelnen Bildern er-
zählt haben.
Da wir auf einen Zeitraum von über ei-
nem Jahrtausend deutsche Vorge-
schichte blicken, ist es nicht möglich, auf
einer einzigen Karte genau und scharf
die Grenzlinien zu ziehen, die den je-
weiligen Lebensraum eines Volkes um-
schließen. Es wäre geradeso unmöglich,
wollte man etwa auf einer Karte die
Grenzverschiebungen der europäi-
schen Länder vom Mittelalter bis zu un-
seren Tagen verzeichnen. Zur restlosen
Klärung des zeitlichen Nach- und Ne-
beneinanders der uns nicht namentlich,
Abb. 28 sondern immer nur durch Bodenfunde
bekannten Völkergruppen wird oh-
Zunächst die Glockenbecher selber. Es Schlesiens und Westfalens fand man nehin noch viel Arbeit unserer Vorge-
sind gedrungene topfförmige Gefäße Kupfer. Sogar oben in Jütland in einem schichtsforscher zu leisten sein.
mit ausgebogenen Wänden, wie sie eine Ganggrab wurde ein berühmter Schatz- Wir wollen dafür in leicht faßlicher und
Glocke hat, und glattem Boden. Für die fund gehoben, kupferne Beile und eine einprägsamer Weise ungefähr die Hei-
Schmuckweise bezeichnend sind die um kupferne Dolchklinge, in der Form, wie matgebiete der uns greifbaren Völker
das Gefäß laufenden Bänder (Zonen). sie die Glockenbecherleute hatten. durch eingestellte Bauten oder Gefäße
Diese sind ausgefüllt durch Zickzackli- Nach den Forschungen von Prof. Spa- angeben und durch Pfeile ihre Ausbrei-
nien, Dreiecke und Schachbrettmuster. nuth kann es sich bei in germanischen tungsrichtung anzeigen.
Ein zweiter merkwürdiger Fundgegen- Gräbern gefundenem Kupfer aber auch Um aber einen Begriff von der langwie-
stand sind die sogenannten Armschutz- um Helgoländer Kupfer handeln. rigen Arbeitsweise der Vorgeschichts-
platten, meist aus Schieferstein mit ein- wissenschaft beim Feststellen des Ver-
gebohrten Löchern zum Befestigen auf Abbildung 28 zeigt Glockenbecher- breitungsgebietes einer Kultur zu ge-
dem Arm oder zum Annähen an einen leute im Angriff. Die auf Stulpen genäh- ben, zeigen wir eine Karte, in die genau
Lederstulpen. Sie dienten zum Schutze ten Armschutzplatten sind zu erkennen jede einzelne Fundstelle eingetragen ist.
vor der beim Schießen zurückschnellen- und am Gürtel der Bogenschützen die Wo die Funde am dichtesten auftreten,
den Bogensehne. Die Glockenbecher- kleinen kupfernen Dolche. Im Bilde muß das Heimatgebiet des betreffenden
leute müssen ein kriegerisches Jäger- rechts unten steht ein Glockenbecher Volkes gelegen haben. Wir zeigen eine
volk gewesen sein, ausgerüstet mit Pfeil mit seinem bezeichnenden Muster und solche Verbreitungskarte der Riesen-
und Bogen. Sehr häufig fand man Pfeil- eine dieser Armschutzplatten. steingrableute (Abb. 29).
und Speerspitzen aus Unsere Karte Abb. 30
Feuerstein, die herzför- nimmt im Norden, in
mig oder geflügelt wa- Schleswig-Holstein zwi-
ren, gefährliche Waf- schen Elbe und Weser-
fen. mündung das große Bau-
Der überraschende ern- und Kriegervolk ein,
dritte Fund in Gräbern das die Riesensteingräber
der Glockenbecher- errichtet hat. Mit ihm ist
leute sind einfache Dol- später das im Herzen
che aus – Kupfer! Zum Deutschlands beheima-
erstenmal taucht also tete Volk der Schnurtöp-
die Verwendung von fer verschmolzen, zu dem
Metall auf! Jedoch Volk der Germanen, das
nicht das Kupfer, das uns dann in der Bronze-
ein zu weiches Metall zeit als geschlossenes
ist, sondern erst die Volk entgegentreten
Bronze, also die Ver- wird. Ebenfalls zu den
bindung von Kupfer Nordleuten zählt das
und Zinn, löste später weitgewanderte Volk der
den Stein als Werkstoff Kugelflaschenleute. Von
ab. der mittleren Donau aus
zieht das ackerbautrei-
Die Glockenbecher- bende Volk der Bandtöp-
leute müssen auch ein fer den fruchtbaren Löß-
Händlervolk gewesen böden nach. An den Seen
sein und scheinen auch
die Nordleute mit Kup- Abb. 29: Verbreitungskarte der
fer bedacht zu haben. Riesensteingräber
In nordischen Gräbern (Nach Åberg-Sprockhoff)

18 Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St.


hat er recht, der Hansl! Ich kann Ihnen
sagen, Herr Doktor, was der Junge alles
zusammenißt, es ist kaum zu glauben.
Er hat oft einen wahren Heißhunger!
Gestern mittag zum Beispiel hat der
Junge mehr gegessen als Vater und
Mutter zusammen. Und dabei sieht er
so elend aus. Herr Doktor, schauen Sie
nur sein blasses Gesicht und seine mü-
den Augen an! Da stimmt doch was
nicht!“
Der Arzt lächelt.
„Sie haben schon recht, Frau Müller, da
stimmt was nicht. Aber Sie hätten eben
mit Ihrem Jungen schon längst zum
Arzt gehen müssen. Dann wäre Ihnen
und Ihrem Kinde so manches erspart
geblieben.“
Frau Müller wird verlegen und sucht
Abb. 30 nach einer Entschuldigung. Aber der
Arzt meint:
Süddeutschlands errichten die Pfahl- begegnete, waren nordische Völker, die „Ist schon gut.“
bauer ihre Dörfer; sie waren entweder der großen indogermanischen Völker- Dann wendet er sich an den Jungen.
schon Nordleute oder standen im Haus- familie angehörten. „Also, mein lieber Hans, nun werden
bau unter nordischem Einfluß. Die wohl wir mal nachsehen, was dir fehlt.“
stammverwandten Michelsberger legen Was sind Indogermanen? Dieser von dem
Mainzer Sprachforscher Franz Bopp am Die Untersuchung dauert nur wenige
Höhenburgen und Festungen an Fluß-
Anfang des vorvergangenen Jahrhunderts Minuten.
übergängen an. Am Ende der Jung- geprägte Name bezeichnet kein bestimm-
steinzeit zieht ein kriegerisches Volk tes Volk. Es ist der Sammelname für alle „Ist es schlimm, Herr Doktor?“ fragt
aus Spanien über ganz Deutschland, die die Völker, deren Sprache, so fremd sie uns Frau Müller und schaut erschrocken
sogenannten Glockenbecherleute, die heute anmuten mag, auf eine gemeinsame drein.
das erste Metall (Kupfer) mitbringen. In Ursprache zurückgeht. Dazu gehören das „Nein! Aber wenn Sie Ihren Jungen
unsere Karte sind jeweils die bezeich- Indische und alle germanischen Sprachen, nicht zum Arzt gebracht hätten, hätte
nenden Leitbilder dieser Völker einge- das Griechische, Lateinische und alle ro- das noch schlimm werden können!“
stellt. manischen und slawischen Sprachen. Ein
Beispiel für diese Gemeinsamkeit der „Um Gottes Willen! Was hat mein
Während der Jungsteinzeit, also in ei- Sprache: die Mutter heißt altindisch mātar, Junge?“
nem Zeitraum von weit über einem griechisch métēr, lateinisch máter, englisch Der Arzt verschränkt seine Arme und
Jahrtausend, sind gewaltige Völkerbe- mother, französisch mère, italienisch geht auf Frau Müller zu. „Er hat einen –
wegungen über unser Vaterland hin- madre, russisch matj. Aus der Gleichheit Bandwurm!“
weggegangen, die für die spätere Ent- der Worte schließt man auf eine indoger-
wicklung die gleiche Bedeutung haben manische Urheimat, die, wie wir heute wis- „Einen Bandwurm?“ stöhnt Frau Mül-
wie die bekannten Völkerwanderungen sen, weit in der Vorzeit im Norden und an ler, „was ist denn das: ein Bandwurm?
im 4. und 5. Jahrhundert unserer Zeit- unseren Küsten lag. Ist das …“
rechnung. Wie sahen die Landnahme „Was, Sie haben noch nichts von einem
Damit verlassen wir die ereignisreiche Bandwurm gehört?“
der nordisch-indogermanischen Völ-
Jungsteinzeit, die keineswegs plötzlich
ker, und was uns das Wichtigste in die- Frau Müller bekommt einen roten
und an allen Orten gleichzeitig von der
sem Vorzeitabschnitt ist: in ihm stand Kopf.
Metallzeit, der Bronzezeit abgelöst
die Wiege des Germanentums! „Gehört habe ich schon davon. Aber
worden ist.
Noch konnten wir in der Jungsteinzeit Näheres darüber weiß ich heute nicht
nicht von Germanen sprechen. Was uns (Fortsetzung im nächsten Heft) mehr. Bitte, Herr Doktor, erzählen Sie
uns doch!“
„Aber gern“, sagt der Arzt und lädt
Frau Müller und den kleinen Patienten
ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen.
Unseren jüngyen Gefährten Dann beginnt er:
„Der Bandwurm ist – wie der Name
schon sagt – ein langer, bandförmiger
Wurm. Es gibt verschiedene Arten die-

Der Bandwurm ser Würmer. Ebenso verschieden ist


ihre Größe. Manche von ihnen sind so-
gar mehrere Meter lang. Der Band-
wurm hält sich im Darm des Menschen
F rau Müller ist mit ihrem Jungen zum
Arzt gegangen.
„Ach, Herr Doktor!“ jammert Frau
sicht und das Lachen scheint er völlig
verlernt zu haben. Immer wieder habe
ich ihn gefragt: ,Hansl, fehlt dir etwas?
auf. Und so ein Tier, verehrte Frau Mül-
ler, hat auch Ihr Sohn Hans im Leibe!“
Müller, „mein kleiner Hans macht mir Bist du krank?‘ Aber der Junge hat im- Frau Müller ist kreidebleich geworden.
seit einiger Zeit so viele Sorgen. Er ist mer nur den Kopf geschüttelt und ge- „Allmächtiger Himmel! Mein Hans
immer müde und abgespannt. Den sagt: ,Was soll mir denn fehlen? Hab’ hätte einen solchen Wurm! Herr Dok-
ganzen Tag macht er ein trauriges Ge- doch so einen guten Appetit!‘ Und da tor, das kann ich Ihnen nicht glauben!“

Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St. 19


Der Arzt lacht. „So ist es“, lacht der Doktor und nickt
„Ja, das müssen Sie mir schon glauben, befriedigt mit dem Kopf.
gute Frau. Ich als Arzt werde das doch Nun aber meldet sich auch Hans zu
wissen! Im übrigen, Frau Müller, ist Ihr worte, der bisher noch keinen Ton ge-
Sohn nicht der erste Patient, der mit ei- sagt hatte.
nem Bandwurm zu mir kommt. Ich habe „Aber, Herr Doktor, wie werde ich nun
schon Dutzende solcher Kranken be- wieder gesund?“
handelt.“
„Das laß nur meine Sorge sein! Ich ver-
Frau Müller atmet auf. schreibe dir jetzt ein Rezept. Damit soll
„Na, dann ist ja wohl auch die Sache mit deine Mutter in die Apotheke gehen.
dem Bandwurm gar nicht so Die Arznei, die sie dort bekommt, mußt
schlimm …“ du dann regelmäßig einnehmen. Eines
„Sagen Sie das nicht“, fällt ihr der Arzt Tages aber wird der Wurm tot sein und
ins Wort, „ein Bandwurm kann furcht- krankten Tiere kommen die kleinen wird …“
bares Unheil anrichten. Das gilt beson- Würmer lebend in den Magen des Men- „Ich verstehe schon“, unterbricht Frau
ders dann, wenn man ihn nicht beachtet schen und von dort in den Darm.“ Müller den Arzt, „und dann hat Hans
und nicht rechtzeitig dagegen an- „Sehr richtig!“ lobt der Doktor, „und im endlich Ruhe!“
kämpft.“ Darm des Menschen wächst so ein *
„Ich komme immer noch nicht recht Wurm sehr schnell und erreicht nach Die Sprechstunde ist zu Ende. Der Arzt
mit, Herr Doktor“, meint Frau Müller. einiger Zeit eine Länge von mehreren begleitet Frau Müller mit ihrem Jungen
„Sie sagten doch eben, so ein Band- Metern.“ zur Türe. Als Hans bereits im Treppen-
wurm wäre oft mehrere Meter lang.“ Frau Müller ist noch immer nicht zufrie- haus steht, ruft der Doktor Frau Müller
„Stimmt!“ bestätigt der Arzt. den. schnell noch einmal zu sich.
„Und solch ein Bandwurm befände sich „Das verstehe ich zwar. Aber sagen Sie, „Frau Müller, passen Sie gut auf, daß
im Leibe meines Jungen!“ Herr Doktor, was hat das mit meinem auch der Kopf des Bandwurmes zum
Hans zu tun? Warum ist er nun krank Vorschein kommt! Solange nämlich
„Stimmt wieder!“ nicht sein Kopf abgestorben ist, so lange
geworden?“
Aber nun wird Frau Müller böse. wächst der Bandwurm immer wieder
„Herr Doktor, nun hören Sie aber auf „Sehr einfach, Frau Müller! In einem nach. Also, geben Sie acht, damit dieser
und machen Sie mir nichts vor! Wie Teil des Darmes befinden sich bekannt- erbärmliche Schädling auch ganz und
käme denn so ein Riesenwurm in den lich die Speisesäfte, die dem Blute zuge- gar vernichtet wird.“
Leib meines Sohnes! Das hätte er doch führt werden. Diese Speisesäfte geben
dem Körper die Möglichkeit, seine ver- *
zum mindesten spüren müssen!“ Eine Woche später! Der Doktor sitzt an
brauchten Kräfte zu erneuern.“
Dem Doktor fällt es schwer, ernst zu seinem Schreibtisch und liest einen
bleiben. Er verbeißt aber das Lachen „Das weiß ich“, meint Frau Müller. Brief. Dieser Brief hat folgenden Wort-
und wendet sich wieder zur Mutter sei- „Wir müssen deshalb auch immer gut laut:
nes Patienten: essen, um gesund und kräftig bleiben zu
können.“ „Sehr geehrter Herr Doktor!
„Also, Frau Müller, nun hören Sie mal Hans hat fleißig die Arznei genommen.
gut zu! Die Sache ist nämlich so: Band- „Richtig! Und jetzt kommt die Haupt- Heute früh kam die Erlösung. Ich kann
würmer gibt es nicht nur bei Menschen, sache: Wenn nun ein Mensch einen Ihnen melden: Hans ist gesund! Der
sondern auch bei Tieren. Manche Bandwurm hat, dann können nur sehr Bandwurm ist tot!
Schweine und manche Rinder haben wenige Speisesäfte ins Blut übergehen,
da die meisten von ihnen vom Band- Herzlichen Dank für alles!
solch einen Schädling in ihrem Leib.
Diese Bandwürmer legen nun Eier. Aus wurm gefressen werden!“ Frau Müller.“
den Eiern kriechen ganz kleine Würm- Frau Müller reißt vor Überraschung *
chen. Diese Würmchen wieder fressen den Mund auf. Der Bandwurm ist deshalb so gefähr-
sich in das Fleisch der Tiere ein. Haben lich, weil er dem Menschen die zum Le-
Sie das verstanden, Frau Müller?“ „Ach – jetzt – verstehe – ich! Nun weiß
ich auch, warum mein Hans so schlecht ben unbedingt notwendigen Speisesäfte
„Natürlich“, meint die Müllerin, „aber aussieht: Weil ihm der Bandwurm alle entzieht. Während der Mensch von Tag
was soll das nun mit meinem Sohn zu Speisesäfte wegnimmt! Und darum hat zu Tag schwächer wird, wächst der
tun haben?“ der Junge auch so oft so einen furchtba- fremde Wurm immer mehr und erreicht
„Nur langsam!“ mahnt der Arzt, „Sie ren Heißhunger. Der Bandwurm, dieser schließlich eine nie geahnte Größe.
werden es gleich verstehen. Diese klei- erbärmliche Dieb, ist daran schuld!“ E. H.
nen Würmchen befinden sich also im
Fleisch der Tiere. Wenn nun das betref- – Rätsel –
fende Rind oder Schwein geschlachtet
wird und ein Mensch ißt ihr rohes
Da+ graue Hän+cen
Fleisch, dann gelangen diese Würmer Wer hat schon mal eine fliegende Maus gesehn?
auch in den Magen des Menschen.“ Hat weite Flügel und kein Schwänzchen;
„Wenn aber das Fleisch der Tiere ge- mußt du bei Dämmerung durch die Felder gehn,
kocht wird …?“ dann kannst du sehn das graue Hänschen.
„Dann werden die Würmer getötet und Setz einen Hut dir feste auf den Kopf,
schaden nichts!“ versteck die blonden Haare gut darein!
„Ach soooo“, sagt Frau Müller, „jetzt Die fliegende Maus krallt sich gern in den Schopf,
geht mir ein Licht auf. Beim Genuß ro- es soll sehr ungemütlich sein. (Die Fledermaus)
hen Fleisches dieser am Bandwurm er-

20 Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St.


Heidenspaß

Ebeitine attraktive Frau hat sich für tags-


über, wenn der Mann bei der Ar-
ist, einen Liebhaber angelacht.
Der 9jährige Sohn kommt ganz uner-
wartet nach Hause. Sie schließt den
Jungen ins Abstellkämmerchen. Da
kommt plötzlich auch noch der Ehe-
mann ganz unerwartet und viel zu
früh nach Hause. Also steckt sie auch
noch den Liebhaber ins Abstellkäm-
merlein.
Junge: „Dunkel hier drin.“
Liebhaber: „Ja.“
Junge: „Ich habe einen Fußball.“
Liebhaber: „Schön.“
Junge: „Willst Du ihn kaufen?“
Liebhaber: „Nein, danke.“
Junge: „Mein Vater ist da draußen.“
Liebhaber: „Na gut. Wie viel willst
Du?“
Spielanleitung: Junge: „50 Euro.“
Die Kinder bilden einen Kreis und fassen sich an den Händen, sie gehen Einige Wochen später passiert es wie-
*
singend linksherum, drei Kinder stehen in der Mitte und bei ducken sie sich
und die anderen Kinder klatschen in die Hände. Beim nächsten Spiel die
der, und der Junge und der Liebhaber
befinden sich im Abstellkämmerlein:
Kinder in der Mitte abwechseln.
Junge: „Dunkel hier drin.“
Liebhaber: „Ja.“
Junge: „Ich habe ein Paar Fußball-
schuhe.“
Liebhaber: „Wie viel?“
Neue+ vom alten Feind Junge: „150 Euro.“
Liebhaber: „Einverstanden.“
Der Vater des Jungen erkundigt sich
nach dem vermißten Fußball und den
Kirchengemeinde in Nöten halten werden. Drastisch habe, so An- Fußballschuhen.
gelika Bless, der Oberkirchenrat die Fi-
Geldnöte allerorten. Landauf, landab nanzmittel zusammengestrichen und Der Junge behauptet: „Hab ich ver-
sind die Kassen leer. Die sich immer auch einen totalen Baustopp verhängt. kauft.“
weiter verschärfende Finanzkrise macht Vater: „Wie viel hast Du dafür be-
Zurzeit werden in Moosbrunn mehrere kommen?“
auch vor den Kirchengemeinden nicht Möglichkeiten ausgelotet, um die deso-
halt. Die Zahl derer, die keine Kirchen- Junge: „200 Euro.“
late Finanzlage zu verbessern. Neben Vater: „Das ist schrecklich, seine
steuer mehr zahlen wollen und deswe- Einsparungen ist, wie Angelikas Bless
gen in den Pfarrämtern ihre Mitglied- Freunde so über den Tisch zu ziehen.
sagt, auch an die Erhebung eines Kirch- Das ist das Vielfache vom Kaufpreis.
schaft kündigen, steigt seit Jahren. Die geldes für die 360 evangelische Christen
Kosten für Personal und kirchliche Bau- Du gehst sofort zur Beichte!“
umfassende Gemeinde gedacht. Als
ten lassen sich jedoch nur bedingt ver- letzte Möglichkeit bliebe die Auflösung In der Kirche angekommen, bugsiert
ringern. Was tun? Diese Frage stellt sich der eigenständigen Kirchengemeinde in der Vater den Sohn ins Beichthäus-
nun auch im Kleinen Odenwald. Moosbrunn. chen und wartet draußen.
Die kleine evangelische Kirchenge- Junge: „Dunkel hier drin.“
meinde Moosbrunn mußte drastisch auf Im Jet von Manchester Priester: „Oh nein, fängst Du schon
die Sparbremse treten. Organist und wieder damit an!“
Kirchendienerin erhielten ob der leeren
United Gott finden
Kassen unlängst die Kündigung. Doch Eine Schule hat das Privatflugzeug des
***
wie soll’s weiter gehen? Darüber wurde britischen Fußball-Erstligisten Man-
jetzt in der Kirche im Rahmen einer chester United gechartert, um die
einer Gemeindeversammlung beraten. Schüler näher zu Gott zu bringen. Für
umgerechnet 6000 Euro aus der Staats-
Finkelstein kommt tief besorgt zum
Arzt. Dieser untersucht ihn und
Pfarrerin Angelika Bless wies auf die verschreibt ihm Heilbäder.
dramatische Haushaltslage hin. Sie kasse sollen die 11- bis 15jährigen Ju-
gendlichen in knapp zehn Kilometern Dabei rät er: „Sie können ein Abon-
sprach von einigen tausend Euro, die nement für zwölf Bäder nehmen, das
der Kirchengemeinde im diesjährigen Höhe eine Religions- und eine Geogra-
phiestunde erhalten, berichtete der bri- stellt sich billiger.“
Haushalt fehlen. Künftig sollen, so die
Vorstellungen der Pfarrerin, das Kir- tische Rundfunk BBC. 86 der besten Finkelstein, überglücklich: „Herr
chendieneramt auf rein ehrenamtlicher Schüler seien für den Flug ausgewählt Doktor – kennen Se mer wirklich ga-
Basis ausgeübt und die Organistentätig- worden rantieren, daß ich wer leben noch
keit per Einzelabrechnung aufrecht er- volle zwölf Jahre?!“

Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St. 21


- Anzeige -
Dr. Rudolf Wingerneu: Jürgen Rieger:
„Christentum und Kirchen = Sammelsurium „Sittengesetz unserer Art“
vorchristlicher Lehren, Kulte und Gebräuche“ Band 9 der Buchreihe der Artgemeinschaft-GGG,
Band 8 der Buchreihe der Artgemeinschaft-GGG, 3803 n. St., 348 S., 18,00 €
3803 n. St., 234 S., kt. 12,00 € ietzsche hat als erster die verhängnisvolle Bedeutung

D ieses Buch entlarvt die Behauptung der Christen, mit


Jesus sei ein neues Weltzeitalter angebrochen, so daß
N der christlichen Werte erkannt und deswegen eine
„Umwertung aller Werte“ gefordert. Alle Werte müssen
sie mit ihm ja sogar die Jahreszählung beginnen lassen. aber nicht umgewertet werden, sondern nur ein Teil; ferner
Hier wird nachgewiesen, daß diese Behauptungen falsch müssen andere Werte hinzugefügt werden, die aus dem
sind. Es gibt nichts eigenständiges in der christlichen Reli- heidnischen Germanien stammen. Dies ist im „Sittengesetz
gion: Angefangen von der Jungfrauengeburt, den Anfech- unserer Art“ geschehen.
tungen durch den Teufel, über die zwölf Jünger bis hin zum Daß dieses Sittengesetz mit der Auffassung nordischer und
Sterben als Erlöser sind buchstäblich alle Vorstellungen fälischer Menschen der Vergangenheit übereinstimmt, fer-
aus verschiedenen vorchristlichen Religionen übernom- ner mit den Sittengesetzen der Edda, beweist dieser Band.
men worden. Die christliche Moral, die leider auch vielfach von Athe-
Ebenso ist es bei Gottesdienst und Kult: Das Räuchern mit isten vertreten wird, richtet das Abendland zugrunde. Er-
Weihrauch gab es vorher, den Priesterstand, der Vermitt- forderlich ist, sich zu einer neualten Ethik zu bekennen; die
lung zum Göttlichen bewirken sollte, das Abendmahl, Gründe dafür
Opferhandlungen am Al- werden kenntnis-
tar, Mönche, Non- reich in diesem
nen und Klöster. Buch dargelegt.
Und auch die soge- Erfreulich ist be-
nannten „christli- sonders, daß
chen“ Jahresfeste viele Zitate von
sind nichts Neues, Dichtern und
sondern von den Denkern unse-
Kelten oder Germa- res und anderer
nen übernommen, so germanischer
daß die Zeugen Völker verar-
Jehovas keines der beitet wurden,
christlichen Jahres- ferner Volks-
feste feiern, weil sie zu weisheiten.
Recht sagen, daß Unverzichtbar
diese heidnisch seien. für jeden, der
Wer dieses Buch gele- ein heidni-
sen hat, kann die sches Leben
christlichen Anmaßun- führen will!
gen sachkundig zurück-
weisen!

Kirche laufen die Gläubigen dieser Entwicklung liege die Freiburger


davon Diözese im Bundestrend, hieß es. Bucbesprecung
Buchbesprechungen
„Pfarrer“ legt die
Die zweitgrößte katholische Diözese in
Deutschland, die Erzdiözese Freiburg,
Gutgläubigen rein AHNENPASS, herausgegeben vom
leidet unter einem Rückgang der Kir- Die Polizei sucht nach einem falschen Kinderland Verlag, 78 Seiten, 7,00 €
chenmitglieder. Die Zahl der Aus- und Pfarrer, der schon seit Jahren mit wech- Was wir sind,
Übertritte habe in den vergangenen selnden Namen im Bundesgebiet um- sind wir we-
zehn Jahren stark zugenommen, sagte herreist und Gutgläubigen Geld ab- sentlich durch
ein Sprecher der Diözese. Die Folge: nimmt. In den vergangenen Wochen sei unsere Ah-
Von 1992 bis 2002 sei die Zahl der Ka- er verstärkt im Bereich der Badischen nen. Von ih-
tholiken in der Diözese um insgesamt Landeskirche aufgetreten, bestätigte nen mehr zu
knapp 125 900 gesunken. Dies ent- eine Sprecherin des Kirchenbezirkes wissen, zeugt
spricht einem Minus von 5,6 Prozent. Karlsruhe. „Das ist ein professioneller mithin von
Hochstapler, der über ein gutes kirchli- artgläubiger
Eine der Ursachen liegt nach Angaben
ches Basiswissen verfügt.“ In den Kir- Gesinnung.
der Diözese im deutlichen Rückgang
chengemeinden trat der über 60jährige Erfreulich ist,
der Taufen. In den vergangenen Jahren
als angeblicher Pfarrer aus dem Rhein- daß der Ver-
sei die Zahl der Taufen um mehr als 27
land auf, der – was durchaus glaubhaft lag nunmehr
Prozent gesunken. Diese Entwicklung
ist – von seiner Frau verlassen und von einen Ahnen-
habe sich im vergangenen Jahr fortge-
seiner Freundin mit HIV infiziert wor- paß – überar-
setzt.
den sei. Auf diese Weise versuchte er beitet nach einer Vorlage von 3736 –
Wurden 2001 insgesamt 18122 Kinder in Geld zu ergaunern. Seine Betrügereien herausgebracht hat. Der Ahnenpaß ist
die Kirche aufgenommen, waren es seien bereits seit Anfang der 90er Jahre über den Buchdienst der Artgemein-
2002 noch 16850. Dies entspreche einem aktenkundig – „von Bremen bis zum schaft-GGG, Postfach 11 13, 23611 Bad
Minus von knapp sieben Prozent. Mit Bodensee“, so die Polizei. Schwartau zu erhalten. J. R.

22 Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St.


denkmals in Bozen einen Betrag von 4
Millionen EURO zur Verfügung ge-

Nacricten stellt. Italien hat – anders als Deutsch-


land – Bauten und Denkmäler aus der
faschistischen Zeit nach 45 nicht besei-
tigt. Das Faschistendenkmal in Bozen
ist aber eindeutig gegen die Deutschen
Bei Flensburg entsteht ein auch die von Sankelmark zerstört“, sagt gerichtet; im Fries werden beispiels-
Zich. weise Pfeile gegen Norden abgeschos-
Steinzeit-Erlebnispark für sen, und das Denkmal soll die Unter-
Touristen Das Grab von Munkwolstrup ist nach
dem Langbett von Karlsminde bei drückung des Deutschtums in Südtirol
Eckernförde das zweite, vollständig sinnfällig machen. Daß gerade zu einer
Es erstreckt sich über 75 Meter Länge Zeit, wo der italienische Ministerpräsi-
und wird von 140 tonnenschweren Stei- wiederaufgebaute Monument dieser
Art in Schleswig-Holstein, erläutert der dent Ratsvorsitzender der EU ist, eine
nen getragen: Ein über 5000 Jahre altes solche mit europäischem Geist in keiner
Großsteingrab haben Archäologen in Archäologe. „Die Begräbnisse in der
Jungsteinzeit. (4300 bis 2300 v. Ztr.) lie- Weise vereinbare Entscheidung gefal-
vierjähriger Arbeit komplett untersucht len ist, zeigt einmal mehr, daß „Europa“
und rekonstruiert. Das „Langbett von fen nach einem komplizierten Ritus ab:
Zuerst wurden die Toten an zentralen nur ein Hirngespinst im Denken man-
Munkwolstrup“ südlich von Flensburg cher deutscher Idealisten ist.
gilt als eines der größten archäologi- Plätzen aufgebahrt – geordnet wahr-
schen Denkmäler Nordeuropas. Nun scheinlich entsprechend ihres gesell-
schaftlichen Standes. Dann legte man Blaugoldenes Geleuchte
soll es das Herz eines Steinzeit-Erleb-
nisparks werden. sie in die Grabkammern, einige wurden Das Flaggenlied der Nordungen war ge-
auch in Baumsärgen innerhalb des dichtet von F. M. Hildebrandt und fing
Mit dem Meisterstück direkt am histori- Großgrabes beerdigt.“ an „Blaugoldenes Geleuchte vom ho-
schen Ochsenweg wollen die Alter- Die beiden großen Kammern haben die hen Himmel lacht: Die Sonn das Dunkel
tumsforscher endgültig raus aus dem El- Grabungsmitarbeiter, darunter auch scheuchte und siegte ob der Nacht.“
fenbeinturm: „Wir wollen, daß der ar- ABM-Kräfte, unter Fachaufsicht des Strophe 2 fängt an: „Wir stehen zum
chäologisch-naturkundliche Park zum Archäologischen Landesamtes wieder Bund...,“ Strophe 3: „Des Weltalls hei-
Mittelpunkt dieser Region wird“, er- so hergestellt, daß sie gefahrlos betreten lig Weben, der Menschenseele Glut.“
klärt der Projektleiter Dr. Bernd Zich werden können. „Einen anderen Teil Wer hat die Noten für dieses Lied, für
das anspruchsvolle Ziel. Leben soll ein- des Grabes haben wir begehbar ge- das wir im Archiv nur den Text haben,
ziehen zwischen begehbaren Grabkam- macht und werden ihn mit großen Pult- oder wer kann es singen? Wir wollen
mern, Lernpfad, Infopavillon und Ver- tafeln ausstatten. Denn nur mit diesen versuchen, es wieder einzuüben!
anstaltungs-Arena. „Schon jetzt kamen Informationen können die Besucher die
1500 Neugierige jedes Jahr, um uns bei Bedeutung der Anlage verstehen“, sagt
den Arbeiten zuzusehen“, berichtet der Zich.
Bronze-König von
Archäologe und Geschäftsführer der Stonehenge entdeckt?
Damit nicht genug: In den kommenden
Arbeitsgemeinschaft Ochsenweg. „Auf
zwei Jahren soll rund um das Grab eine Sensationsfund in der Nähe von Stone-
dem zwei Hektar großen Areal sollen
Erlebnis-Einrichtung entstehen, die henge: Archäologen haben die bislang
künftig Sommerfeste und Künstlersym-
nach dem Entdecker des Langbettes bedeutendste britische Grabstätte der
posien ebenso möglich sein wie das La-
„Arnkiel-Park“ heißen wird. Die Ge- Bronzezeit entdeckt. Das Grab wird ei-
ternelaufen der Kinder.“
meinde Sankelmark hat jetzt die Trä- nem hochrangigen Krieger oder König
Möglich wurde die Rekonstruktion des gerschaft der Grabstätte von der Ar- zugeordnet, besteht aus 100 Fund-
Jungsteinzeitgrabes durch die Auf- beitsgemeinschaft Ochsenweg über- stücken, unter ihnen goldene Männer-
zeichnungen eines gewissen Troels nommen und weitere Gelder in Aus- ohrringe und ein Feueranzünder. Aus-
Arnkiel, eines Geistlichen aus dem dä- sicht gestellt. Zusätzliche Einnahmen grabungsleiter Dr. Andrew Fitzpatrick:
nischen Apenrade. Der war regelmäßig erwartet Zich von den „Steinpaten“: „Der Mann könnte der König von
an den insgesamt sieben Großgräbern Für 500 Euro bekommt jeder Förderer Stonehenge gewesen sein.“ Das Grab
von Sankelmark vorbeigekommen und eine Urkunde samt persönlichem Stein- wurde durch Zufall entdeckt, als Ar-
hatte sie 1690 in unversehrtem Zustand zeit-Stein-Foto. chäologen nahe Amesbury auf dem
als „ansehnliche Heidenbegräbnisse“ Bauplatz einer Schule zur Probe gru-
beschrieben. „Auf diese genauen Auf- Denkmal faschistischer ben. „Wir hatten erwartet, auf einige
zeichnungen konnten wir uns nun bei Funde aus der Römerzeit zu stoßen“,
der Rekonstruktion stützen. Denn wie
Provokation wird erneuert sagt Fitzpatrick. Die Forscher bargen
fast alle Großsteingräber Schleswig- Der italienische Kultusminister Urbani den größten je auf den Britischen Inseln
Holsteins hatte man vor 200 Jahren hat für die Sanierung des Faschisten- gefundenen Grabschatz der Bronzezeit.
Der Krieger, dessen Skelett erhalten ist,
war etwa 40 Jahre alt. „Daß ihm so viele
wertvolle Objekte mit ins Grab gelegt
wurden, unterstreicht seine Bedeutung.
Womöglich war er an der Errichtung
von Stonehenge beteiligt.“

SEKEM erhält den


Alternativen Nobelpreis
Das ägyptische Agrar-Unternehmen
Das 5000 Jahre alte Langgrab von Munkwolstrup mißt über 75 Meter und besteht aus 140 SEKEM und sein Gründer Ibrahim
mächtigen Steinen. Abouleish erhalten einen Alternativen

Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St. 23


der lutherischen Staatskirche ist, „und Israelisches Gesetz
ich habe es seit langem merkwürdig ge-
funden, daß das, woran die Menschen
verhindert Mischehen
hier in alten Tagen glaubten, keine An- Das israelische Parlament hat Ende Juli
erkennung fand. Jetzt bin ich froh, daß 03 ein Gesetz verabschiedet, das nur
dies so wird.“ Das sind auch die 240 Mit- noch wenig von einem Verbot von
glieder der Forn-Sidr-Gesellschaft, die „Mischehen“ zwischen israelischen und
jahrelang um diese Anerkennung palästinensischen Menschen entfernt
kämpften. Was bedeutet, daß ihre ist.
Goden ebenso wie bislang schon die Wie der britische Independent berich-
Asatru in Island nun juristisch bindende tete, wurde das Gesetz, das von deut-
Trauungen vornehmen können, und sie schen Massenmedien totgeschwiegen
Steuervorteile haben. wurde, sowohl von Amnesty Internatio-
Somit gibt es neben der Staatskirche nal (AI) als auch von Human Rights
Nobelpreis für die Ausbreitung biody- Watch (HRW) als rassistisch, undemo-
namischer Anbaumethoden. SEKEM und elf durch königlichen Erlaß aner-
kannten christlichen und sonstigen Ge- kratisch und diskriminierend bezeich-
hält beim Anbau „Demeter-Standards“ net. Das eilig durch das Paralament ge-
ein und produziert neben Bio-Lebens- meinschaften nun 89 durch ministeriel-
len Beschluß gutgeheißene Glaubens- brachte Gesetz verhindert, daß palästi-
mitteln und Kräutertees auch Öko-Tex- nensische Menschen durch die Heirat
tilien aus ägyptischer Baumwolle, die gemeinschaften, die von der Heilsar-
mee zu den Buddhisten, von Hindus mit einem israelischen Menschen die is-
unter anderem nach Deutschland und in raelische Staatsbürgerschaft oder eine
die Schweiz exportiert werden. Beson- zum islamischen Kulturcenter und von
christlichen Freikirchen bis zu Sekten Aufenthatsgenehmigung für Israel er-
ders geachtet wird auf die Einhaltung halten. Dies bedeutet, daß die Eheleute
eines ehrlichen Handels, sodaß SE- aller Art reichen. Dazu zählt nun eben
auch Forn Sidr – was etwa „alte Sitten“ entweder in den besetzten Gebieten
KEM inzwischen imstande ist, kultu- oder getrennt leben müssen.
relle Initiativen wie Kindergarten, Wal- bedeutet – und der Glaube an die alten
dorfschulen und eine freie Universität nordischen Götter, die für die Anhän- Darüberhinaus trifft das Gesetz auch
zu finanzieren. (Jeder Arbeits-, Kinder- ger des Asakults nicht etwa Gestalten Kinder, die in Palästina geboren wurden
garten-, Schul- und Universitätsplatz, von Wagner-Opern und Wikingersagen und werden. Wenn sie älter als 12 Jahre
der in Ägypten geschaffen wird, erspart sind, sondern Realitäten, „an die man- sind, soll ihnen ebenfalls sowohl die
uns übrigens weitere Asylanten.) che von uns ganz physisch glauben, und Staatsbürgerschaft als auch eine Auf-
andere eher als eine Art Naturkräfte“, enthaltsgenehmigung verwehrt werden.
Auf der grünen SEKEM-Farm mitten wie die Forn-Sidr-Vorsitzende Tissel Die Regierung hatte es eilig, das Gesetz
in der Wüste Ägyptens werden unter Jacobsen zu erläutern versucht. verabschieden zu lassen, und hatte, um
anderem auch Allgäuer Kühe gehalten.
So können sie nun ganz offiziell ihre es durchzubringen, sogar gedroht, die
Bemerkenswert ist aber vor allem die „Blote“ – ihre Opferbitten – zu Odin Vertrauensfrage zu stellen. Es wurde
Bedeutung der Unternehmensbezeich- oder auch Frigg oder Freyja sprechen. mit 53 Ja-Stimmen zu 25 Nein-Stimmen
nung SEKEM: Die Lebenskraft, die von Oder mit viel Met die an den Lauf der bei einer Enthaltung angenommen.
der Sonne ausgeht. Sonne gebundenen Feste feiern, wie es Schon vorher war für das israelische
Kein Wunder also, daß das Firmenlogo ihre Ahnen bis zur Christianisierung Staatsgebiet ein verschleiertes Verbot
dieses Unternehmens das uralte Son- Skandinaviens zwischen dem 11. und 13. von Mischehen gültig, weil nur Rabbi-
nensymbol ist. Jahrhundert taten. ner in Israel gültig Ehen schließen kön-
SEKEM-Produkte sind auch bei uns in nen, und kein Rabbiner gemischte
Im säkularisierten Dänemark ist für jeg- Paare traut.
Apotheken und Reformhäusern erhält- lichen Glauben viel Platz. Wenn Men-
lich. Jürgen Mosler schen ihren Namen ändern, weil sie
ernsthaft glauben, daß eine andere Wir trauern um unseren Förderer
Asenglaube in Dänemark Buchstabenkombination ihr Leben ver-
anerkannt bessern kann, können sie auch an Thors Baldur Springmann
Hammer glauben. Å 31.5.3712 ˇ 24.10.3803
Wenn es donnert, fährt Thor in seinem
von Widdern gezogenen Wagen über Helena Valorinta hat kürzlich ihr gutes
Er hat einen wesentlicen Beitrag
den Himmelsbogen, und die Blitze Examen als Volkswirtin nicht mit den
Kollegen in der Bar gefeiert, sondern im zur Gesundung unsere+ Volke+
schleudert er mit seinem Hammer
Mjöllnir auf Midgard, die Erde der Wald, wo sie den Asen ein Bier opferte. geleiyet.
Sterblichen, nieder. Daß der Donner- Sie glaubt, daß es „ein physisches und Die Artgemeinxaft – GGG
gott seine Zugtiere am Abend davor ein geistiges Leben“ gibt, und an eines
verspeiste, macht nichts. Am Morgen nach dem Tod in Walhalla. Nach der
erweckt Mjöllnir die Reste des Mahls staatlichen Anerkennung hofft Forn
wieder zu Widderleben.
Daran zu glauben ist in Dänemark künf-
tig ebenso legitim wie an christliche und
Sidr auf einen eigenen „heidnisch ge-
weihten“ Grabplatz. „Damit die Asa-
gläubigen nicht in alle Ewigkeit Kir-
chenglocken hören müssen“, sagt Tissel
H andle so, daß Du überzeugt
sein kanny, mit Deinem
Handeln auc Dein Beye+
jüdische, buddhistische und islamische Jacobsen. Dann schon lieber Bechter- und Äußerye+ dazu getan zu
Mysterien. Kirchenministerin Tove klang und Schlachtenlärm aus Walhall,
Fergo hat den Asakult – den Glauben an haben, die Menxenart, au+
wo die ewigen Krieger aus den Hörnern
die in Asgard lebenden Götter – als Re- Met und Bier trinken und feiern, sich
der Du hervorgegangen biy,
ligion und seine Ausübenden als offizi- am nächsten Tag bekämpfen, nieder- beyand+- und entwiqlung+-
elle Glaubensgemeinschaft anerkannt. metzeln bis zum letzten Mann und nach- fähig zu halten.
„Wir haben Religionsfreiheit in Däne- mittags wieder auferstehen, um abends Erwin Guido Kolbenhe¥er
mark“, sagt Fergo, die selbst Pastorin wieder fröhlich zu feiern.

24 Nordische Zeitung 1, 72. Jg. / 3804 n. St.


Badisches Landesmuseum deckt auf einem kleinen Friedhof aus
Au+ye¬ungen Schloß
76131 Karlsruhe, Tel. 07 21 / 9 26 65 14
alamannischer Zeit.
bis 13. 6. 04
Di bis So 10-18 Uhr Ulmer Museum
FREIBURG www.landesmuseum.de Archäologische Sammlung
20 Jahre Museum für Ur- und Marktplatz 9, 89073 Ulm
Frühgeschichte SIEGSDORF
Steinzeit im Chiemgau Tel. 07 31 / 1 61 43 30
Rückschau auf die letzten 20 Jahre des Di bis So 11-17 Uhr
Freiburger Museums sowie auf die Ausstellung zur Besiedlungsgeschichte
Sammlungsgeschichte. des Chiemgau. Die Funde reichen vom ZÜRICH / SCHWEIZ
bis 28. 3. 04 Neandertaler bis in die Jungsteinzeit. Die Pfahlbauer
Museum für Ur- und Frühgeschichte bis 14. 3. 04
Vor 150 Jahren wurde auf den Ufern des
Colombischlößle Naturkunde- und Mammutmuseum Zürichsees die erste Pfahlbausiedlung
Rotteckring 5, 79117 Freiburg Siegsdorf entdeckt. Die romantische Rekonstruk-
Di bis So 10-17 Uhr Auenstr. 2, 83313 Siegsdorf tion solcher Dörfer faszinierte bald die
Tel. 0 86 62 / 1 33 16 breite Öffentlichkeit. Die Ausstellung
KARLSRUHE Di bis So 10-18 Uhr
Das Nibelungenlied und seine Welt konfrontiert die wandelnden Vorstel-
www.museum-siegsdorf.de lungen mit den Fundrealitäten.
Umfassende Einblicke in die Welt des
Nibelungenliedes. Höhepunkt sind drei ULM 27. 2. bis 13. 6. 04
kostbare mittelalterliche Handschrif- Den Räubern entgangen – Schweizerisches Landesmuseum
ten, die hier erstmals gemeinsam zu se- Alamannen-Glanz aus Ulm-Böfingen Museumstr. 2, CH-8023 Zürich
hen sind. Reiche Beigaben wie Silber, Glas und Di bis So 10-17 Uhr
bis 5. 3. 04 Elfenbein aus einem Frauengrab, ent- www.musee-suisse.ch

Gemeingermanischer ergänzter Futhark:

ABCDEFGH I JKLMNOPQRSTUVWXYZ ÄÖÜ


A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Ä Ö Ü

Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft we- FÖRDERER werden. Als Förderer bezahlen Sie einen Bei-
sensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ist die größte heidnische Ge- trag nach Selbsteinschätzung, mindestens aber 55,– € im Jahr,
meinschaft Deutschlands (dazu noch Mitglieder in anderen ger- worin der kostenlose Bezug der Nordischen Zeitung, unseres
manischen Völkern) mit tiefreichenden Wurzeln. Sie wurde 1951 Gefährtschaftsbriefes und unserer Flugblätter, ferner der Neu-
gegründet und vereinigte sich 1965 mit der Nordischen Glaubens- erscheinungen der „Schriftenreihe der Artgemeinschaft“ ent-
gemeinschaft e.V., die 1928 gegründet worden war und sich 1954 halten ist.
in Nordisch-religiöse Gemeinschaft umbenannt hatte. Mit den be-
reits 1924 gegründeten Nordungen fand 1983 die Vereinigung
statt. In der Artgemeinschaft wird ferner das Gedankengut der  Wenn Sie keiner Bekenntnis- oder Religionsgemeinschaft an-
1913 von Ludwig Fahrenkrog gegründeten Germanischen Glau- gehören und sich neu binden wollen, das „Artbekenntnis“ und
bens-Gemeinschaft (GGG) fortgeführt und weiterentwickelt, das „Sittengesetz unserer Art“ voll bejahen sowie überwiegend
nachdem diese 1957 ihre Tätigkeit eingestellt hatte, im Vereinsre- nordisch-fälische Menschenart verkörpern, können Sie Antrag
gister gelöscht wurde, und die Reste ihrer aktiven Mitglieder zur auf Aufnahme als MITGLIED in die Artgemeinschaft stellen.
Artgemeinschaft bzw. Nordisch-religiösen Gemeinschaft gekom- Sie zahlen einen Monatsbeitrag (nach Selbsteinschätzung) in
men waren. Höhe von mindestens 1 % des Nettoeinkommens. Mindestbei-
Wir können auf eine jahrzehntelange Erfahrung bei der Neuge- trag ist ein Betrag von 5,– € je Monat. Im Mitgliedsbeitrag ein-
staltung eines uns gemäßen Glaubens verweisen, da wir die älteste geschlossen ist die kostenlose Lieferung der Nordischen Zei-
germanisch-heidnische Glaubensgemeinschaft mit durchgängigem tung und des Gefährtschaftsbriefes, unserer Mitteilungen und
Wirken sind. Bei uns finden Sie nicht nur ein reges Gemeinschafts- Flugblätter, von Neuerscheinungen der „Schriftenreihe der
leben auf den regelmäßig wiederkehrenden Gemeinschaftstagen, Artgemeinschaft“ und der Reihe „Werden und Wesen der Art-
sondern über die „Nordische Zeitung“, zwei Schriftenreihen, eine religion“. Die Mitglieder der Artgemeinschaft sind gleichzeitig
Buchreihe sowie Einzelschriften auch eine geistige Auseinander- Mitglied im Familienwerk, das einen Familienlastenausgleich
setzung mit dem Christentum, Darstellung alter Bräuche und die erstrebt, Beitrag: gestaffelt (von € 0,– bei drei Kindern bis
Durchformung eines arteigenen Glaubens. Wegen der großen
€ 95,– bei kinderlos jährlich, Ermäßigung möglich). Mit
Nachfrage sind von zahlreichen Veröffentlichungen, die wir her-
ausgebracht haben, viele bereits vergriffen. Nur wenn Sie laufend Eingang Ihres Antrages auf Aufnahme werden Sie zunächst im
mit uns Verbindung pflegen, können Sie mithin sicher sein, auch Regelfall ein Jahr als Anwärter bis zur endgültigen Entschei-
alle neuen Veröffentlichungen von uns zu bekommen. dung über Ihre Mitgliedschaft geführt und haben in dieser Zeit
bereits die Beiträge zu zahlen, erhalten andererseits die für
Sie haben drei Möglichkeiten, mit uns in Verbindung zu bleiben, Mitglieder bestimmten Leistungen mit Ausnahme der Mittei-
wozu Sie bitte einen Vordruck bei uns anfordern oder aus dem lungen. Die Entscheidung über Ihre Aufnahme fällt im Regel-
Internet herunterladen.
fall erst, nachdem Sie einen unserer Gemeinschaftstage be-
 Die am wenigsten verpflichtende ist, daß Sie die NORDISCHE sucht haben, und sowohl Sie als auch wir feststellen konnten,
ZEITUNG für 18,– € einschließlich Versand jährlich bestellen. ob wir zueinander gehören. Wenn Sie aufgenommen wurden,
 Wenn Sie auch zu Tagungen eingeladen und über die gemein- haben Sie eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 30,– €
schaftsinneren Angelegenheiten im Bild sein wollen, aber nicht zu zahlen, wofür Sie die Mitgliedsnadel, nach unserer Wahl
aus einer Bekenntnis- oder anderen Religionsgemeinschaft einige noch lieferbare Schriften aus unseren Schriftenreihen
austreten oder sich noch nicht neu binden möchten, können Sie und einen früheren Jahrgang der Nordischen Zeitung erhalten.

Nordische Zeitung im Internet: http://www.nordzeit.de/ · http://www.asatru.de/ · http://www.artgemeinschaft.org/ · E-Mail: Asatru@GMX.net

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