6

—
22

MEGATREND
VIRTUELLE REALITÄT
Lieber in die
Fantasiewelt als in
die reale Welt?
Ein
guter
GESELLSCHAFT
Was wird aus
den Cannabis-

Lehrer
Verkäufern,

?
wenn diese
Substanz bald
legalisiert wird?
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 Deutsch perfekt EDITORIAL  3

Sind die Sprachlernapps

wirklich so gut,
wie es aussieht?
MITTEL

E
s ist ein Milliardenmarkt. Egal, ob sie Babbel, Bussuu oder Duolingo heißen:
der Milli„rdenmarkt 
Sprachlernapps sind in den letzten 15 Jahren extrem populär geworden. ,  ≈ Angebote ähnlicher
Und Corona hat bei diesen Anbietern die Profite noch einmal maximiert. Produkte, mit denen die Fir-
Angesichts dieser Erfolge könnte man schon mal fragen: Wer braucht da men insgesamt Milliarden
verdienen
eigentlich noch eine Sprachschule, einen Volkshochschulkurs oder eine
„ngesichts (v¶n) 
private Sprachlehrerin? Wir wollten aber wissen: Sind Apps zum Lernen wirklich so
, wegen
gut, wie es aussieht? Unsere Autorin Pauline Schinkels hat sich genauer mit dem Phä-
schon 
nomen beschäftigt – und Überraschendes herausgefunden (ab Seite 32). , hier: m doch
Zu einem neuen Milliardenmarkt werden gerade diese Objekte: Virtual-Reality-Bril-
Überr„schendes 
len. Alle IT-Giganten arbeiten zurzeit an Angeboten, mit denen man in Fantasiewelten ,  ≈ Überraschungen
kommt. Gründe, sich für eine Weile aus der realen, zurzeit so bösen Welt zu verab- herausfinden 
schieden, gibt es genug. Was aber sagt der beginnende Boom der VR-Brillen über die , hier: entdecken
Welt von morgen aus? Reporter Thomas Fromm hat Firmen besucht, die schon jetzt eine Weile 
Ausflüge in Fantasiewelten anbieten – und neben vielen Vorteilen auch so manche ,  eine (kurze) Zeit lang
Nachteile entdeckt (ab Seite 14). s“ch ver„bschieden aus 
Wie gewinnt ein Reporter das Vertrauen eines Dealers? Der Journalist Artur Wei- , hier: weggehen von

gandt hat in Frank­furt am Main Äs­the­tik stu­diert und in dieser Zeit ei­ni­ge Dea­ler ken­ aussagen über 
nen­ge­lernt. Ende letzten Jahres wurde klar, dass die damals neue Regierung Can­na­ ,  ≈ sagen über

bis in Deutschland le­ga­li­sie­ren wür­de. Da frag­te sich der Journalist, wie Dea­ler diese so m„nche  
, L wenige
Nachricht wohl finden. Einer war bereit, ihn zu treffen. Sehr wichtig war diesem Mann
aber, dass ihn niemand ­er­kennt. Deshalb durfte Weigandt kei­nen Fo­to­gra­fen in sei­ne der Dealer, - engl. 
, hier: Cannabisverkäufer
Woh­nung mitbringen. Sehr interessant ist die Reportage des Autors, den das Medium
einige 
Magazin 2021 zu einem der besten 30 Journalistinnen und Journalisten unter 30 Jahren
,  ein paar
wählte, auch ohne Bilder von dem Dealer (ab Seite 48).
wohl 
Zum Schluss freue ich mich, von einer kleinen Verbesserung unseres Angebots , hier: ≈ vielleicht; wahr-
berichten zu können: Ab sofort sind die drei Hörtexte, die wir zu jedem Heft gratis scheinlich
anbieten (in diesem auf den Seiten 11, 53 und 63), nicht mehr nur bis zum Erscheinen bereit sein, zu … 
des nächsten Hefts zu hören, sondern zwölf Monate lang. Wir korrigieren damit, dass , hier: in Ordnung finden,
zu …
dieses Angebot manchmal etwas zu kurz zur Verfügung stand.
(jemanden) wählen zu 
, hier: als Jury entschei-
Viel Freude mit diesem Heft wünscht Ihnen Ihr den, dass jemand … ist
erscheinen 
, hier: in den Verkauf
Titelillustration und Illustration: Paul Craft/Shutterstock.com; Foto: Blende11Fotografen

kommen
zur Verfügung stehen 
Jörg Walser ,  da sein

?
Chefredakteur der Chefredakteur, -e
franz. 
, hier: Leiter von allen Jour-
nalisten bei einer Zeitschrift
der W¡ltmarkt, ¿e 
,  ≈ internationaler Kauf
PS.: Noch immer kann es und Verkauf
leider passieren, dass die
Papierqualität in diesem
Heft nicht so gut ist wie sonst.
Wie schon berichtet, ist der
Weltmarkt für Papier schwer
gestört. Deshalb können wir
leider nicht wählen, auf wel-
ches Papier gedruckt wird.
4  DIE THEMEN

Themen 16 Seiten Sprachteil

28 Debatte S 32 Deutsch per App M

 Sollen Reiche mehr  ie gut lernt man mit
W
Steuern zahlen? dem Handy eine Sprache?

30 Wie Deutschland L 35 Atlas der L

funktioniert Alltagssprache
Der Heilpraktiker-Beruf Ich muss noch schnell …

54 Geschichten aus M+ 36 Wörter lernen L+

der Geschichte In der Gärtnerei

Vor 100 Jahren: Berlin –
ein Tanz auf dem Vulkan 37 Übungen zu LMS
den Themen
60 Wie geht es S  iese Übungen machen
D
eigentlich dem … Sie fit in Deutsch!
Zivilschutz?
38 Grammatik M+
64 Perspektive mit Poesie L  erb, Präposition
V
Eine Reise mit dem Zeppelin und Kasus

Standards 40 Deutsch im Beruf S+

Mehr lernen
6 Deutschland-Bild L
8 Panorama L 43 Schreiben LMS+
13 Die deutschsprachige L Sprechen
Welt in Zahlen Verstehen
53 Mein erstes Jahr L  ragen beim Buchen /
F
56 Kulturtipps M Wie war's im Urlaub? /
63 Kolumne – Alias Kosmos S Arzttermin
68 D-A-CH-Menschen M

32
45 Deutsch im Alltag M+

22
Plötzlich weg!

46 Raten Sie mal! LM

Rätsel zu den Themen
Kuckuck!
S 47 Wortkompass LMS Wie gut
Er ist ein deutscher Popstar – und ein
Spionage-Talent. Warum ist der


Extra-Service
Übersetzungen in Englisch,
Spanisch, Französisch,
sind
Kuckuck so ein spezieller Vogel?


Italienisch, Polnisch,
Russisch, Arabisch
Sprachlern-
Apps?
M
Deutsch ganz bequem
auf dem Handy üben:
Millionen Menschen
benutzen Sprachlern-
Apps. Aber warum
funktioniert diese Art
des Lernens oft nicht?
 Deutsch perfekt DIE THEMEN  5

Lernen mit Deutsch-perfekt-Produkten

14 Deutsch-perfekt-App
Schöne Die Zeitschrift, das Übungs-
heft und den Audio-Trainer
neue Welt? zusammen in einer App:
Das macht die praktische
M Deutsch App von Deutsch perfekt
Virtual-Reality-Brillen möglich. Überall, wo Sie
sind der nächste große sind – und mit interaktiven
Technik-Boom: IT- Übungen.
Giganten wie Meta www.deutsch-perfekt.com/kiosk
und Apple investieren
Milliarden. Und schon Deutsch perfekt Audio
jetzt bieten Firmen Aus- Der Trainer für Hörverstehen
flüge in Fantasiewelten und Aussprache, auf CD oder
an. Aber was bedeutet als Download. Achten Sie
es, wenn vieles nur noch im Heft auf diese Symbole:
virtuell stattfindet? AUDIO und kurz . Zu diesen
Artikeln können Sie Texte
und Übungen auf Deutsch
perfekt Audio hören.

Deutsch perfekt Plus

24 Seiten Übungen und Tests
zu Grammatik, Vokabeln und
mehr. Achten Sie im Heft auf

48
diese Symbole: PLUS und kurz
+. Zu diesen Artikeln finden
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und will wissen: Was
macht er, wenn sein
Beruf nicht mehr L M S
GER:
kriminell ist? LEICHT MITTEL SCHWER Gemeinsamer
Texte auf Stufe Texte auf Stufe Texte auf den Stufen europäischer
A2 des GER B1 des GER B2 - C2 des GER Referenzrahmen

m lockere Umgangssprache L Gegenteil von ...

d negativ o langer, betonter Vokal
a Vorsicht, vulgär! ¢ kurzer, betonter Vokal
≈ ungefähr, etwa , ¿er Pluralformen
6 DEUTSCHLAND-BILD Deutsch perfekt

Tief im Berg
LEICHT  Mikkel ist weg. So beginnt die
deutsche Netflix-Serie „Dark“. Später
wird klar: Der Junge ist jetzt in einer an-
deren Zeit. Die Serie ist schwer zu ver-
stehen, und ihre Atmosphäre mysteriös:
Der Wald ist dunkel. Von oben fallen tote
Vögel. Zu hören ist passende Musik. Sehr
wichtig ist dabei eine Höhle. Bevor Mik-
kel plötzlich weg ist, hören ein paar Kinder
etwas Schreckliches aus dem Höhlenein-
gang. Was stimmt nicht? Höhlen haben
Menschen schon immer fasziniert und
ihnen auch Angst gemacht. Warum haben
Menschen vor langer Zeit die Höhlen in
den Schlossberg in Homburg (Saarland)
gebaut? Das weiß niemand. Heute ha-
ben die Schlossberghöhlen zwölf Etagen.
Touristen dürfen drei Etagen besuchen.
Dort sieht es wirklich magisch aus – aber
die größte Buntsandsteinhöhle Europas
macht viel weniger Angst als die in „Dark“.
Gänsehaut gibt es aber trotzdem. Denn
mit zehn Grad ist es dort ziemlich kalt.

mysteriös  die Etage, -n franz. 

, hier: ≈ so, dass man ,  z. B. 1. Stock, 2. Stock …
wenig darüber weiß und es
der B¢ntsandstein 
nicht versteht
, hier: ≈ spezieller weicher
die Höhle, -n  Stein in verschiedenen
,  natürliche Grotte Farben
bevor  die Gænsehaut 
,  ≈ in der Zeit vorher ,  spezielles Aussehen der
Haut: Die Haare stellen sich
faszinieren 
nach oben, z. B. weil es kalt
, hier: ≈ sehr gut gefallen
ist oder man Angst hat.
bauen 
,  ≈ machen
Fotos:CC
Foto: xxxxxx
BY-SA 4.0, Pascal Dihé, https://www.dihe.eu
 Deutsch perfekt 14  /   2019

LEICHT
das Ges¡tz, -e 
,  schriftliche Norm: Die
EINKAUFEN Regierung macht sie, und
alle müssen sich daran

Weniger Lebensmittel
Ältere Lebensmittel
werden jetzt viel orientieren.
günstiger. die Hændlerin, -nen 

kommen in den Müll , hier: Geschäft

der [blauf 
, hier: Ende
Deutsche Supermärkte werfen jedes Jahr 500 000 Tonnen alte
das M“ndesthaltbarkeits-
Lebensmittel weg. Ein neues Gesetz soll das ändern: Ab Mai datum, -daten 
dürfen Händlerinnen und Händler manche Produkte leichter ,  Datum: Bis zu diesem
und günstiger verkaufen. Zum Beispiel nicht mehr ganz fri- Datum kann man Lebens-

3,- sches Obst und Gemüse oder Joghurt kurz vor dem Ablauf des
mittel mindestens essen.
k¡nnzeichnen 
Mindesthaltbarkeitsdatums. Die Supermärkte mussten diese
, markieren
Produkte mit dem alten und einem neuen Preis kennzeichnen.
der Aufkleber, - 
Weil das viel Arbeit war, haben sie vieles lieber weggeworfen – , hier: Zettel: Man drückt
auch wenn man es noch gut essen konnte. Mit dem neuen ihn auf etwas, und er bleibt
Gesetz ist jetzt ein Aufkleber auf den Produkten genug. Das dort hängen.
ist natürlich auch positiv für die Kundinnen. Denn speziell das Kühlregal, -e 
,  hohe Vitrine für Lebens-
bei Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Lebensmitteln aus dem
mittel, wie ein Kühlschrank
Kühlregal soll es jetzt mehr Rabattaktionen geben.
 Deutsch perfekt PANORAMA  9

die K¡tte, -n  der Tierschutzbund, ¿e  3 FRAGEN

, hier: Sequenz; auch:
Modeaccessoire aus mehre-
ren Teilen: Man legt es um
den Hals.
der D•nger, -  mer mehr. Dann müssen Bäuerinnen
,  spezielle Substanz: Sie
hilft, dass Pflanzen schneller
groß werden.
die Bäuerin, -nen  hersteller ihre Preise anheben. Dann
,  Frau: Sie stellt Lebens-
mittel her, z. B. Kartoffeln
und Gemüse, und/oder
hat Tiere, z. B. Rinder und
Schweine.
„nheben  dann, dann … – eine Kettenreaktion.
, hier: teurer machen
Fotos: Alexandr Podvalny/Unsplash.com; picture alliance/Thomas Frey/dpa; Jiang Hongyan/Shutterstock.com; Deutscher Tierschutzbund
WAS HEISST …
Kettenreaktion?
Zuerst kosten Diesel und Dünger im-
und Bauern ihre Produkte teurer ver-
kaufen. Dann müssen Lebensmittel-
auch Supermärkte. Und dann müssen
alle Menschen für Lebensmittel mehr
bezahlen. Genau das passsiert gerade,
nicht nur in Deutschland. Erst, dann,
GESAGT
,  Organisation: Sie
kümmert sich um ein gutes
Leben für Tiere. „Extremer Stress“
der/die Gefl•chtete, -n 
,  Person: Sie ist oder war Sie haben Hunger, Durst,
auf der Flucht.
sind müde und traumatisiert:
(die Fl¢cht, -en 
, von: fliehen = hier: weg-
Hester Pommerening vom
gehen, damit man an einem Deutschen Tierschutzbund
sicheren Ort leben kann)
hilft Tieren aus der Ukraine –
das Meerschweinchen, - 
,  kleines (Haus-)Tier und so auch den Menschen.
p„cken 
,  wählen: Was kommt mit
ins Gepäck? Frau Pommerening, Sie waren bei einer
Hilfsaktion für Tiere an der polnisch-
der W¡llensittich, -e 
,  kleiner blauer oder ukrainischen Grenze. Was war da zu tun?
grüner Vogel In einem Tierhilfe-Camp haben wir
die Kapuze, -n  uns um die Haustiere der Geflüchte-
, hier: Stück Stoff oben ten gekümmert. Das sind meistens
bei einem Hoodie: Man
kann ihn über den Kopf tun. Hunde und Katzen, aber zum Beispiel
auch Meerschweinchen oder Vögel.
die Ruhe 
, von: ruhig Die Menschen haben vor ihrer Flucht
die Bes“tzerin, -nen  oft kaum Zeit zum Packen. Sie trans-
, von: besitzen = haben portieren ihre Haustiere in einer Box
das H„lsband, ¿er  oder in der Jackentasche. Eine Frau
,  Accessoire: Man legt hat ihren Wellensittich in der Kapuze
es um den Hals von einem
ihres Pullovers mitgenommen. Die
Haustier.

Tiere sind genauso traumatisiert wie

s“ch ver„bschieden  „Man verab­
,  „Auf Wiedersehen“
sagen
einen Kloß “m H„ls haben 
, m kaum sprechen
können, weil man starke
sagt: ‚Auf Wieder-
Emotionen hat
je 
, hier: noch einmal
die Leine, -n 
, hier: dünnes, langes die Menschen. Ihnen ist kalt, sie sind
Ding: Man macht es stabil dehydriert und haben oft seit Tagen
an das Halsband von einem nichts mehr gegessen. Die Situation ist
Hund, z. B. zum Spazieren-
gehen. für sie extremer Stress.
Wie helfen Sie den Tieren?
die Sp¡nde, -n 
,  Geld oder Dinge als Hilfe, Wir geben ihnen einen Platz für sich,
z. B. für Menschen oder
Tiere in Krisensituationen
an dem es warm ist. So können sie
Ruhe finden, etwas essen und trinken.
schiedet sich und raus 
, m hinaus
Ihren Besitzerinnen und Besitzern
der Käfig, -e 
, hier: Metallkonstruktion
geben wir Halsbänder, Leinen und
spezielle Boxen für den Transport –
sehen.‘ Und ich als Vogelhaus finanziert mit Spenden. Der Wellensit-
tich zum Beispiel konnte raus aus der
habe einen Kloß das Tierheim, -e 
,  ≈ Haus für Tiere ohne
Besitzer
Kapuze und ein bisschen fliegen. Seine

im Hals, weil ich m“t aufnehmen 

Besitzerin hat für die weitere Reise
einen Käfig bekommen.

nicht weiß, ob ich

, hier: auch zu sich nach
Wie ist die Situation für die Tiere
Hause nehmen
in Deutschland?
diesen Menschen In den meisten Unterkünften für
Geflüchtete sind leider keine Tiere
je wieder sehen erlaubt. Die Tierheime haben aktuell

werde.“ sehr viel Arbeit und oft nicht genug

Platz. Deshalb hilft es, wenn Privat-
personen Tiere mit aufnehmen. Sie
Marietta Slomka, TV-Journalistin, über sind für die Geflüchteten ein Teil der
Interviews mit Menschen in der Ukraine Familie und geben ihnen Stabilität.
10 PANORAMA Deutsch perfekt

LEICHT
der G“pfel, - 
,  höchste Stelle von einem NATUR
Forschern der Hochschule Wei-
Berg
Mehr Bäume im henstephan-Triesdorf. Ein Beispiel
der Gr¢nd, ¿e 
, hier: Erklärung: Warum Bergpanorama ist die Stechpalme. Im Jahr 1854
passiert etwas? hat es sie maximal auf einer Höhe
der Klimawandel  Den Blick auf die grandiosen von 907 Metern gegeben. Heute
,  Änderung vom Klima Gipfel der deutschen Alpen wird findet man sie auf bis zu 1300
die F¶rscherin, -nen  es in ein paar Dekaden nicht mehr Metern. Von 1854 bis heute ist es
,  Frau: Sie arbeitet für geben: Hoch auf den Bergen gibt in den Alpen zwei Grad wärmer
mehr Wissen.
es immer mehr Wald. Grund dafür geworden. Informationen auch
die Hochschule, -n  ist der Klimawandel. Denn mit zu anderen Bäumen gibt es auf
,  ≈ Universität
den höheren Temperaturen ist dem Portal www.baysics.de. Man
die St¡chpalme, -n 
es für die Bäume auf den Gipfeln kann außerdem selbst Daten in
,  Baum mit immergrünen
Blättern nicht mehr zu kalt. Das zeigt ein den Bergen sammeln und bei dem
die Höhe, -n 
Projekt von Forscherinnen und Projekt mitmachen.
, von: hoch

TIERE
Putin heißt
jetzt Apollo AUDIO

Putin hat viel zu

tun. Am Flugha-
fen Frankfurt am
Main sucht der der Spr¡ngstoff, -e 
,  ≈ Dynamit
Polizeihund nach r¡cht 
, hier: ziemlich
Sprengstoff. Jetzt der G¶tt, ¿er 
muss er auch ei- , hier: wichtiges Sein in ei-
ner Religion: Die Menschen
nen neuen Namen im historischen Rom und
Griechenland hatten für
verschiedene Aspekte im
lernen. Denn so Leben verschiedene Götter.

wie der russische KOMMUNIKATION

Präsident soll der
Polizeihund nicht
Schicken Sie ein Fax! AUDIO

Die Techniker Krankenkasse (TK) bietet ihren

mehr heißen. Sein das M“tglied, -er  
Mitgliedern jetzt einen speziellen Service an: , hier: Person: Sie ist
neuer Name ist Wenn sie beim Arztbesuch ihre Versicherten- bei einer Krankenkasse
versichert.
karte vergessen haben, hilft ihnen die TK-App.
recht positiv: Apol- Mit Hilfe der App kann die Arztpraxis eine die Bescheinigung, -en 
, hier: Dokument über
lo. Denn in der My- Bescheinigung bekommen – mit einem Fax. In den Versicherungsstatus
der Zeit der Digitalisierung ist diese Nachricht
thologie ist das der lustig bis absurd. Aber sie ist keine Überra-
die Digitalisierung, -en  
, hier: Tendenz: Immer
Gott des Lichts. schung. Denn Deutschland ohne Faxgeräte, das mehr funktioniert mit
Computertechnik.
wird noch ein bisschen dauern. Der Bundestag
hat seine 8400 Exemplare letztes Jahr wegge- b“s , hier:
aber zur gleichen Zeit auch
worfen. Aber aktuell benutzen noch rund 43
Prozent der Firmen im Land Faxgeräte. Ins der B¢ndestag 
,  deutsches Parlament
Museum kommen sie also noch lange nicht.
 Deutsch perfekt

WIRTSCHAFT

Gut fürs Klima,

gut fürs Land AUDIO

Mehr Elektroau-
die erneuerbaren Energien
Pl.  ,  ≈ Energien aus der tos, mehr erneu-
Natur: Sie enden nicht. erbare Energien,
der Ökolandbau  mehr Ökolandbau:
,  Agrikultur: Sie stellt Die deutsche Regie-
ökologisch her.
rung hat für den Kli-
der Klimaschutz  maschutz viel geplant.
, von: das Klima schützen
Auch plant sie speziell
(sch•tzen 
für Menschen mit wenig
, hier: aufpassen, dass …
gut bleibt) Geld jedes Jahr 100 000 güns-
das Institut für tige Wohnungen mehr. Manche
[rbeitsmarkt und sehen diese Pläne kritisch. Sie haben
Berufsforschung  die Sorge, dass die Aktionen für die
,  Institut: Es untersucht
neue Berufe und Änderun- Menschen im Land sehr viel Geld kosten.
gen auf dem Arbeitsmarkt. Eine Untersuchung des Instituts für Arbeits-
der soziale Wohnungsbau  markt und Berufsforschung (IAB) zeigt jetzt aber das
,  ≈ Konstruieren von Gegenteil. Die Expertinnen und Experten haben auf Basis von
günstigen Wohnungen
Modellrechnungen zwei Szenarien simuliert und verglichen – ein Sze-
die F„chkraft, ¿e  nario mit den geplanten Aktionen und eines ohne. Das Resultat: Mit den
,  Person mit speziellem
Können und Wissen in ihrem Aktionen für Klimaschutz und sozialen Wohnungsbau wird die Produk-
Beruf tivität in Deutschland im Jahr 2030 rund 1,2 Prozent höher sein als ohne.
das H„ndwerk, -e  Auch wird es so ab 2025 circa 400 000 Jobs mehr geben. Das IAB zeigt in
,  Arbeit mit Händen und seiner Analyse aber auch: Deutschland braucht für die ambitionierten
Werkzeug Diesen Text kostenlos hören!
Pläne mehr Fachkräfte, zum Beispiel für Häuser und Infrastruktur, im
www.deutsch-perfekt.com/
Handwerk und in der Energietechnik. audio-gratis/06

NAVIGATOR Küssnach
t
Diesen Ort gibt es wirklich
Fotos: Christoph Blumbach, Ipoc Studio, Lucia Fox/Shutterstock.com; CSA Images/iStock.com

Das Wort  tun sie das besonders gern in

Es kann ziemlich schön sein,
einen anderen Menschen zu
küssen – speziell dann, wenn
man es mit der Person zum
ersten Mal tut. Und wenn die-
se gut küssen kann. Aber auch
das Setting ist beim Küssen
¢m … zu bek¶mmen 
der Nacht? Um Antworten auf , hier: ≈ wenn man …
diese Fragen zu bekommen, bekommen will
muss man in den Schweizer liegen , hier: sein
Kanton Schwyz fahren. Dort die Gemeinde, -n 
liegt Küssnacht in der Idylle , Kommune
zwischen dem Vierwaldstät- die ]ndung, -en 
tersee und dem Zugersee. Der , Suffix

wichtig. Manche machen es Name der Gemeinde ist eine das L„ndgut, ¿er 
besonders gern in der Nacht, Kombination aus einem latei- ,  ≈ (großes) Stück Land
mit Häusern: Dort wohnt
weil sie das romantisch finden. nischen Personennamen wie und arbeitet eine Familie
Cossinius und der keltischen (mit Angestellten). Sie
Der Ort  Endung -akos/-acum. Zusam- stellt Lebensmittel her,
z. B. Gemüse, und/oder
Küssen die Menschen in men bedeutet das: Landgut des hat Tiere, z. B. Rinder und
Küssnacht besonders gut? Und Cossinius. Schweine.
12 PANORAMA Deutsch perfekt

Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 37.

START-UP

Mit der App die Stadt neu kennenlernen

Die Idee Eine App für Alte Fassaden, versteckte Damit hat der 52-Jährige Erfahrung. Die Inspiration Andree Sadilek
Schnitzeljagden in der Stadt organisiert für seine
Warum braucht die Welt
Höfe, kleine Ateliers und für Lialo hat er mit Co-Gründer Christian Wegner Kinder im Urlaub
das? Weil es überall etwas manchmal eine Hausru- im Familienurlaub in Schweden bekommen. Dort selbst gern Rallyes.
zu entdecken gibt – und ine: Viele Orte und Din- haben die beiden für ihre Kinder Schnitzeljagden or-
unsere App Lialo dabei
ge in Städten haben eine
hilft. Man lernt ganz einfach ganisiert. „Das hat ihnen viel Spaß gemacht. Aber es
neue Orte kennen und hat Geschichte. Manche ha- war schade, dass danach niemand anders die Touren
eine schöne Zeit.
Der schönste Moment? ben ein Geheimnis. „In machen konnte“, erzählt Sadilek. die Schn“tzeljagd, -en 
,  Spiel für draußen: Eine
Bei der Testtour mit einer Städten gibt es besonders Die ersten Routen für Lialo hat er selbst geschrie-
Familie zu sehen, dass die Gruppe sucht den richtigen
Lialo-Stadtführung speziell
viel zu entdecken“, sagt ben. Sadilek weiß: Die Konzeption einer guten Weg. Tipps von den Spiele-
Andree Sadilek. Seine App
auch für Kinder funktioniert Schnitzeljagd ist nicht einfach. Deshalb findet bei machern helfen dabei.
und allen Spaß macht. Lialo soll dabei helfen. Lialo eine Prüfung statt, bevor das Team neue Touren entd¡cken 
Stadtführungen mit online stellt. „Nicht nur Technik und Logik müssen , hier: neu kennenlernen

dem Smartphone kann man schon länger machen. funktionieren“, sagt der 52-Jährige. „Die Informatio- die Rallye, -s engl. 
, hier: Schnitzeljagd
Lialo hat aber einen speziellen Aspekt: Die Routen in nen sollen wirklich interessant sein. Und der Spaß-
der App sind Schnitzeljagden. Manche dauern 20 Mi- faktor ist natürlich wichtig.“ verst¡ckt 
, hier: nicht (gut) zu
nuten, andere einen ganzen Tag. Auf jeder Tour gibt Heute bietet die App rund 200 Schnitzeljagden in sehen/finden
es kleine Quiz mit Fragen, Aufgaben, Informationen verschiedenen Städten an. Viele sind in Berlin. Dort
der Hof, ¿e 
und Insidertipps. Die Autorinnen und Autoren der ist der Sitz des Start-ups. Aber auch kleinere Städte , hier: Platz hinter einem
Touren leben oft selbst in den Städten – Lialo steht wie Esslingen in Baden-Württemberg sind dabei. Haus und zwischen anderen
Häusern
für like a local. Man kann die Touren aber nicht nur Die Benutzerinnen können die Touren bewerten
gehen. „Interessierte können selbst Schnitzeljagden und kommentieren. Manche sind kostenlos mit die Gesch“chte 
,  ≈ Historie
und Rallyes erstellen, zum Beispiel für einen Jung- Trinkgeld-Option für den Autor. Andere muss man
gesellenabschied oder einen Kindergeburtstag. Wir bezahlen. 70 Prozent des Preises bekommt die Auto- das Geheimnis, -se 
, hier: Sache: Nur wenige
helfen gern bei der Konzeption“, erklärt Sadilek. rin, 30 Prozent Lialo. Menschen wissen davon.
stehen für 
, hier: ein kurzes Wort
sein für
erst¡llen 
,  ≈ machen

der J¢nggesellen­
abschied, -e 
,  Abend für einen Mann:
Er feiert mit Freunden
ein letztes Mal vor der
Hochzeit.
der/die 52-Jährige, -n 
,  Person: Sie ist 52 Jahre alt.

der Co-Gr•nder, - 
,  Person: Sie startet mit
anderen zusammen eine
Firma.
die Prüfung, -en 
, hier: Kontrolle
Fotos: Lialo; Claudio Schwarz/Unsplash.com

bevor 
,  ≈ in der Zeit vorher

online st¡llen 
,  online publizieren

der S“tz, -e 

, hier: Ort: Dort ist eine
Firma.
bewerten , hier:
seine Meinung sagen über
 Deutsch perfekt
Immer
sicherer
Deutschland ist eines der
sichersten Länder der Welt.
Wie sieht es aber im Detail
aus? Die neuesten Statistiken
sind sehr positiv: Lange hatte
die Kriminologie nicht mehr
so gute Zahlen.
LEICHT
Fotos: Puckung, 90 miles, artemiya, Valiyev, Atstock Productions, Ad van Brunschot/Shutterstock.com; Quellen: Bundesinnenministerium, Bundeskriminalamt, Statista, Wikipedia
3 von 4
Tatverdächtigen
sind Männer. Von den Inhaftierten in
Deutschland sind seit vielen Jahren stabil
nur circa fünf Prozent Frauen.
Eine genaue Statistik dazu gibt es nicht.
543
Bitcoins
im Wert von rund 23 Millio-
nen Euro hat die Polizei im
April konfisziert – zusam-
men mit den Servern von
Hydra Market. Das war der
größte illegale Dark-
net-Marktplatz der Welt.
DIE DEUTSCHSPRACHIGE WELT IN ZAHLEN  13
2
der/die Tatver­dächtige, -n 
,  ≈ Person: Man glaubt:
Sie hat eine Straftat
gemacht.
(die Straftat, -en 
, Delikt)
der Inhaftierte, -n 
,  Person, die gefangen ist
der F„ll, ¿e 
, hier: Beispiel
die Verbreitung, -en 
, von: verbreiten = hier:
publizieren und/oder
anderen schicken
alarmiert sein 
,  in großer Sorge sein
der W¡rt, -e 
, hier: ≈ Preis
Mal
der Wohnungs­
so oft wie 2020 hat die Polizei 2021 Fälle von
einbruch, ¿e 
Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten ,  Straftat: Man geht in
gezählt. Die Politik ist alarmiert. eine fremde Wohnung
oder ein fremdes Haus
und nimmt z. B. Geld oder
Dinge.
5 047 860
ges¢nken 
,  Part. II von: sinken =
weniger werden
aufklären 
Straftaten , hier: ≈ durch Unter-
suchungen lernen: Wer
hat die Polizei im Jahr 2021 registriert. Das sind
hat wann eine Straftat
4,9 Prozent weniger als im Jahr 2020 – und es ist die gemacht?
niedrigste Zahl seit 1991. der M¶rd, -e 
,  Straftat: Jemand verletzt
einen Menschen so, dass
er stirbt.
28 59
Prozent Prozent
weniger Wohnungs- der Fälle kann die Polizei
einbrüche hat es im aufklären. Besonders
Jahr 2021 gegeben. Eine hoch ist die Quote bei
Erklärung dafür: Mord: Nur fünf von
Corona. Schon 2020 ist 100 Fällen konnte die
die Zahl um 14 Prozent Polizei im Jahr 2020 nicht
gesunken. aufklären.
 Deutsch perfekt TRENDS  15

Auf Wiedersehen,
reale, böse Welt?
Manchmal wünscht man sich zurzeit, einfach nur weg zu sein. Der nächste
große Technik-Boom macht das möglich: Findet vieles bald nur noch virtuell statt?
Besuche bei denen, die schon jetzt Ausflüge in Fantasiewelten anbieten.
Von Thomas Fromm MITTEL

D
as alles funktioniert nur, weil man das Ge-
hirn des Menschen einfach austricksen
kann. Es ist nämlich so: Ein Mensch setzt
sich eine Virtual-Reality-Brille mit einem
Bergfilm auf. Irgendwann hat er dann das
Gefühl, auf einem Berg zu stehen – weil er ja nichts an-
deres sieht als einen Berg. Das funktioniert auch dann
ganz gut, wenn dieser Mensch eigentlich in der Fußgän-
gerzone von Bielefeld unterwegs ist.
Das Gehirn kann vieles. Aber in zwei unterschied-
lichen Welten gleichzeitig sein, das ist schwierig. Und
genau das ist der Trick. Es geht gerade erst richtig los
mit diesen Brillen. Und dabei geht es um ein großes
Geschäft. Und um das Wissen: Die Technologie kann
dem Menschen dienen. Aber ihr Effekt kann auch das
Gegenteil sein. Treffen und Gespräche mit sehr unter-
schiedlichen Menschen, die heute schon mit Virtual
Reality ihr Geld verdienen.
„Wenn unser Sehen und Hören in einer anderen
Umgebung sind, dann schaltet unser Gehirn einfach
um“, erklärt Rolf Illenberger, Gründer des Münchener
Virtual-Reality-Start-ups VR Direct. „Mein Gehirn sagt
mir: Ich sehe den Strand, ich höre den Strand – ich bin
am Strand.“ Egal ob auf einem Bürostuhl oder in einem
Kinderzimmer in Delhi: „Die Endorphin-Ausschüttung
ist immer die gleiche.“
Der Berg, der Strand, die Endorphine. Die Prophetin-
nen und Propheten der neuen virtuellen Welten nen-
nen das, was da passiert, „Immersion“. Eintauchen – in
diesem Fall eintauchen in eine andere, virtuelle Welt.
Immer mehr Menschen werden solche VR-Brillen
tragen – im Büro, in der Fabrik, am Abend auf dem
Sofa. Deshalb muss man sich schon fragen: Wenn das
die Zukunft ist, wer bleibt dann überhaupt noch hier?
Werden sich viele früher oder später verabschieden in
diese Parallelwelt? „Gerade junge Menschen werden
zunehmend Freizeitaktivitäten in der virtuellen Welt
erleben“, sagt Illenberger.
Sportverein, Skatabende, die Hobbyband aus der
Garage: bald alles nur noch virtuell? Was machen die
neuen Welten mit unserer Gesellschaft?
Den Kölner Dom kann man auch virtuell
besuchen. Aber ist das wirklich das Gleiche?
Illenberger war früher Digitalstratege beim Medien-
konzern Pro Sieben Sat 1. Über Bilder weiß er also viel.

das Geh“rn, -e  das Geschæft, -e  die Ausschüttung, -en  schon  zunehmend 
,  Organ im Kopf, mit dem , hier: wirtschaftliche , von: ausschütten = hier: , hier: m doch ,  immer mehr
man denkt und fühlt Aktivität im Gehirn herstellen
überhaupt  erleben 
austricksen  dienen  die Prophetin, -nen  , hier: eigentlich , hier: als Erfahrung
Fotos: fmgt, Master 1305/Shutterstock.com

, hier: die Illusion geben, , hier: gut sein für , hier: Frau, die etwas als machen
s“ch ver„bschieden “n 
dass etwas anderes real ist Erste bekannt macht
¢mschalten  , hier: aufhören, in der der Digitalstratege, -n 
s“ch aufsetzen  , hier: in einen anderen eintauchen  Realität zu leben, um in … ,  Berater für Änderungen
, hier: ≈ für den Kopf Modus wechseln , hier: anfangen, ganz zu sein in einer Firma, sodass
anziehen in einer neuen Umgebung alles mit Computertechnik
einfach  gerade 
zu sein funktioniert
r“chtig  , hier: m Das ist die , hier: speziell
, hier: m wirklich Erklärung. s¶lche  der Medienkonzern, -e 
, diese ,  Gruppe von Medienfirmen
¡s geht ¢m … 
mit einer Leitung
, hier: wichtig ist …
16 TRENDS Deutsch perfekt

Wer Venedig, Jerusalem oder Barcelona nur durch eine

virtuelle Brille gesehen hat, war nie richtig dort. Aber
vielleicht ist das in Zukunft ja gar nicht mehr wichtig?

Dann hat er sein Start-up für Virtual-Reality-Technik
gegründet. Es verkauft Software für Filme und Inhalte,
die über Virtual-Reality-Brillen ausgespielt werden. Für
Produktpräsentationen, virtuelle Seminare oder eine
Tour durch den Kölner Dom. Eigentlich ganz praktisch,
wenn man sich für gotische Kathedralen interessiert,
aber keine Zeit hat, ins Rheinland zu fahren. Man kann
vor dem Altar im Kölner Dom stehen und trotzdem in
Bielefeld sitzen. Es ist alles eine Frage der Perspektive,
der richtigen Brille, des richtigen Films.
Nach Venedig, Jerusalem oder Barcelona reisen? Il-
lenberger sieht keinen Grund für diesen „Stress“. Denn:
„Ich kann Jerusalem doch digital besuchen.“ Er denkt,
dass junge Menschen das öfter so machen werden.
Das ist ein fundamentaler Aspekt: Wer Jerusalem
oder Barcelona nur durch eine virtuelle Brille gesehen
hat, war nie richtig da. Stand noch nie in der Altstadt von
Jerusalem oder vor der Casa Batlló von Antoni Gaudí.
Hat nie dort auf dem Platz gesessen, mit Menschen
gesprochen und dabei einen Kaffee getrunken. Aber:
Vielleicht ist das in Zukunft ja gar nicht mehr wichtig?
Und wenn bei einem Konzert der Popgruppe Abba
statt der vier Schwedinnen und Schweden nur virtuel-
le Avatare, also animierte Kunstfiguren auf der Bühne
stehen, dann ist die Frage: Ist das wirklich das Gleiche
wie ein Konzert mit Menschen aus Fleisch und Blut?
IIllenberger sagt auch, dass es die virtuelle Reali-
tät Menschen möglich macht, dem Alltag komplett
zu entfliehen. Für die Menschen, die im realen Leben
nicht glücklich sind oder denen etwas fehlt. Für sie kann
„die Versuchung schon sehr groß sein, morgens eine
VR-Brille aufzusetzen und den Tag in einer virtuellen
Welt zu verbringen“.
Die Brille als Eskapismus – wenn die Welt draußen
schon schlecht ist. Wenn im Fernsehen und im Inter-
net schreckliche Kriegsbilder zu sehen sind. Dann kann
man es sich in der virtuellen Welt gemütlich machen.
Die IT-Giganten investieren Milliarden
Die IT-Industrie hat das Gehirn des Menschen und das,
was es braucht, gut verstanden. Meta, Apple, Alphabet,
Microsoft, chinesische Firmen wie Bytedance – alle
wollen in den nächsten Jahren dabei sein, wenn sich
die Menschen die Brille aufsetzen. Kaum irgendwo
in der Industrie wird zurzeit so viel investiert. Face-
book-Gründer Mark Zuckerberg nennt seinen Konzern
jetzt nicht zufällig Meta und arbeitet am Metaverse. Für
ihn ist die virtuelle Welt das nächste ganz große Ding.
Und ein potenzielles Milliardengeschäft.
Das Wort Metaverse ist aus den 90er-Jahren. Es
meint digitale, dreidimensionale Räume. Dort sind
Menschen unterwegs, treffen sich, reden miteinander,
spielen. Noch ist aber nicht klar, wie weit dieses Meta-
verse am Ende gehen wird.
Martin Koppehele sitzt in seinem Keller in Neufahrn
bei München und fragt: „Welche Technologie hat keine

gr•nden  die Kathedrale, -n  aus Fleisch ¢nd Blut  die Versuchung, -en  das g„nz große D“ng 
, starten , hier: große, alte und , m als wirklicher ,  starker Wunsch, etwas zu , m grandiose Sache
künstlerisch dekorierte Mensch; hier: L virtuell tun, was man besser nicht tut
ausspielen  dreidimensional 
Kirche
, hier: zeigen entfliehen  ¡s s“ch gemütlich m„chen  , 3-D
das Rheinland  , hier: weggehen, weil man , hier: entscheiden, an
das Seminar, -e  weit gehen 
,  Region in Nordrhein-West- nicht mehr zurechtkommt einem angenehmen Ort
Foto: Master 1305/Shutterstock.com

, hier: Kurs , hier: mehr anbieten und

falen und Rheinland-Pfalz länger zu bleiben
so die Grenzen des Mögli-
animiert  chen testen
,  in Animation
18 TRENDS Deutsch perfekt

Waldspaziergänge, Videos vom Urlaubsort, die Hochzeit

einer Enkelin im Ausland: Mit der neuen Technologie
können alte Menschen weiter am Leben teilnehmen.

Schattenseiten? Diese hier hat bestimmt einige.“ Des-
halb muss man jetzt vor allem darüber sprechen, wie
man sie einsetzt. Koppehele sitzt in einem Ton- und Vi-
deostudio. Vor drei Jahren hat er zusammen mit seinem
Bruder die Firma Magic Horizons gegründet.
Die Firma produziert Videos von Bergen, kleinen
Flüssen und grünen Landschaften. Koppehele nennt
sie Entspannungsübungen. Angeschaut werden sie in
Seniorenheimen, Kliniken, Zahnarztpraxen oder ein-
fach nur von Firmenangestellten in der Mittagspause.
Toskanischer Surrealismus?
Eines der Videos heißt „Magischer Garten“. Zu sehen
sind eine Villa und eine Art Zypressen-Allee, dazwi-
schen bunte Blumen, vorne ein gedeckter Tisch. Viel-
leicht Toskana rustikal, oder besser: Toskana surreal.
Plötzlich fliegt ein animiertes Weinglas los. Der rote
Wein fließt und fliegt durch die Luft. Ein mittelitalie-
nischer Drogentrip als Relax-Methode? Nein, einfach
nur: Immersion. „Man schafft es ziemlich schnell abzu-
schalten. Es ist sehr einfach gestrickt“, sagt Koppehele
über das Gehirn.
Ich sehe Toskana, ich höre Toskana, ich fühle Toskana.
Also bin ich in der Toskana.
Das Problem ist leider, dass es nicht nur die Toska-
na-Idylle gibt. Es gibt auch viele interaktive Kriegs-
spiele, die sich ohne Brillen nicht spielen lassen. Viele
virtuelle Gewaltexzesse. So eine VR-Brille lässt sich für
alles Mögliche einsetzen.
Koppehele produziert keine Kriegsspiele, sondern
das Gegenteil. Er hat für seine Produkte eine Zertifizie-
rung für den Einsatz bei medizinischen Behandlungen
bekommen. Mit einem Antarktis-Video gegen die Panik
auf dem Zahnarztstuhl – das soll wirklich helfen: Wenn
das Gehirn in einer kühlen Umgebung unterwegs ist,
fühlt man automatisch weniger Schmerzen, sagt der
Magic-Horizons-Gründer.
Es gibt Geschichten von Seniorinnen mit aufgesetz-
ten Brillen. Sie sitzen in einem Freizeitraum zusammen,
die nackten Füße im Sand. Dazu läuft ein Virtual-Reali-
ty-Video – es ist so etwas wie ein kollektiver Ausflug ans
Meer, mit den Füßen im Freizeitraum.
Carolina Bendlin erzählt von einem älteren Herrn,
dem man Videos von Waldspaziergängen zeigte. Wie
früher bei unseren gemeinsamen Spaziergängen im
Odenwald, sagte er. Danach bat er seine Frau, alte Ur-
laubsbilder mitzubringen. Eine emotionale Situation.
Man trifft Bendlin in einem Café mit Blick auf das
Münchener Rathaus. Ein Besuch in einem der Seni-
orenheime, die sie mit ihrem Start-up Granny Vision
beliefert, ist wegen der Corona-Pandemie schwierig.
Bendlins Firma bietet VR-Anwendungen für Senio-
ren an. Alte Familienbilder, Videos vom Urlaubsort, die
Hochzeit einer Enkelin im Ausland, zu der man selbst

die Sch„ttenseite, -n  die Allee, -n  der Drogentrip, -s  s“ch einsetzen l„ssen  n„ckt 
, hier: Nachteil ,  ≈ Straße mit Bäumen auf ,  Zustand nach dem ,  eingesetzt werden können , hier: ohne Schuhe
Foto: iacomino FRiMAGES, Master1305/Shutterstock.com

beiden Seiten Nehmen von psychoaktiven

einige  „lles Mögliche  laufen 
Substanzen wie Cannabis,
, mehrere ged¡ckt , hier: , m viele verschiedene , hier: gezeigt werden
Heroin …
mit Geschirr und Dekoration Dinge
einsetzen  gemeinsam 
M„n sch„fft ¡s zu … 
, verwenden rustikal  die Zertifizierung, -en  ,  ≈ zusammen
,  Man kann mit Erfolg …
,  einfach; wie im Dorf , hier: Bestätigung in einem
das Tonstudio, -s  beliefern 
„bschalten  offiziellen Dokument, dass
,  Studio für Audioproduk- fließen  ,  Waren und Produkte
, hier: Ruhe finden etwas zum Standard passt
tionen ,  (als Wasser) in Bewegung liefern an
sein einfach gestr“ckt sein  die Beh„ndlung, -en 
die Entsp„nnungsübung, -en  die [nwendung, -en 
, m L kompliziert sein , hier: Therapie
,  Übung, durch die man m“ttelitalienisch  , hier: technische Lösung;
ruhiger wird und weniger ,  aus Regionen in der Mitte der Gew„ltexzess, -e  s¶ll … h¡lfen  auch: App
Stress fühlt Italiens ,  Exzess aus Aggressionen , hier: man sagt, dass … hilft
Deutsch perfekt BLINDTEXT  19
20 TRENDS Deutsch perfekt

Was kommt nach dem Virtual-Reality-Boom? Meta,

Microsoft, Apple und die anderen investieren keine
Milliarden, nur um Seniorinnen Strandvideos zu zeigen.

nicht mehr fahren kann – es kann vieles über eine solche
Brille gezeigt werden. Ein Lifestyle-, kein Medizinpro-
dukt, stellt Bendlin fest. „Wir möchten, dass Senioren
weiter am Leben teilnehmen können – wenn auch vir-
tuell.“ 20 bis 30 Minuten am Tag sind optimal. Bendlin
sagt auch: „Einen Pfleger ersetzen wird die Virtual Re-
ality aber nicht.“
Der Neurologe Philipp Kellmeyer von der Univer-
sitätsklinik Freiburg sieht für die Praxis deshalb klare
Grenzen: „Eine typische Anwendung in einem Seni-
orenheim könnte ja sein: Die Menschen bekommen
eine Brille mit einem Video, das ihr ehemaliges Zuhau-
se zeigt. Sie setzen sich virtuell in ihren alten Sessel,
sehen die eigene Wohnstube, die Bilder der Kinder auf
dem Schrank.“ Speziell demente Menschen kann das
ruhiger machen. Und dann? „Eigentlich lässt man die
Leute über längere Zeit in einem simulierten Raum
leben“, sagt Kellmeyer. Das findet er problematisch. Es
kann nämlich „eine Verletzung der Menschenwürde
sein, sie werden in die Irre geführt“.
Virtuelle Übungen
Ein Videogespräch mit dem Siemens-Manager Martin
Lindstedt in Göteborg. Im Sommer 2020 hat der Mün-
chener Konzern eine schwedische Service- und Soft-
Zukunft sein. Lindstedt erklärt: „Mit Virtual Reality
können wir eine 3-D-Umgebung aufbauen und unse-
re Ingenieure auf eine spielerische und unterhaltsame
Weise schulen, noch bevor die Produktion beginnt.“ Di-
gital Twin nennen sie solche Dinge. Digitaler Zwilling.
Der Münchener Start-up-Gründer Rolf Illenberger
sieht sich mitten in einem Umbruch, der gerade erst
begonnen hat. In den „nächsten ein bis drei Jahren“
werden sich die „Giganten“ viel Konkurrenz machen,
um zu entscheiden: Wer wird die dominante Rolle im
nächsten Technologiezeitalter spielen?
Die Frage ist aber auch, was danach kommt. Denn
wenn Meta, Microsoft, Apple und all die anderen Milli-
arden in das nächste große Ding investieren, dann tun
sie das sicher nicht nur, um Ingenieurinnen zu trainie-
ren oder alten Menschen Strandvideos und gestressten
Großstadtmenschen perfekte Berg- und Picknickland-
schaften zu zeigen.
Um Senioren nach einem Ausflug in die virtuelle
Welt wieder zurück in die Realität zu bringen, hat Gran-
ny-Vision-Gründerin Carolina Bendlin eine Methode:
Die alten Menschen machen die Augen zu und denken
sich, dass sie jetzt wieder nach Hause gehen. Eine sehr
schöne Beschreibung für das, um das es geht: Augen
schließen, die Welt wechseln. Am Ende wird es darum

Foto: xyxy; Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus der Süddeutschen Zeitung.
warefirma gekauft, die ihr Geld mit virtuellen Trainings gehen, immer wieder nach Hause zu kommen – und
für die Industrie verdient. Für Siemens soll das Teil der nicht in der falschen Welt hängen zu bleiben.

w¡nn auch  die Wohnstube, -n  aufbauen  der Zw“lling, -e  das Technologiezeitalter, - 
,  auch wenn , Wohnzimmer , konstruieren ,  eines von zwei Kindern, die ,  ≈ Technologieära
am selben Tag von derselben
ers¡tzen  die Verl¡tzung, -en  spielerisch  „ll die 
Mutter geboren wurden
,  an die Stelle kommen von , von: verletzen = hier: ,  wie im Spiel , alle
etwas tun, was gegen … ist s“ch “n einem }mbruch sehen 
klare Gr¡nzen sehen  unterh„ltsam  hængen bleiben 
,  merken, das sich die Situa-
, hier: sicher sein, dass die die M¡nschenwürde  , L langweilig , hier: keinen Weg mehr aus
tion gerade sehr ändert
Möglichkeiten limitiert sind ,  Qualität von allen … finden
die Weise, -n 
Menschen, dass sie etwas s“ch Konkurr¡nz m„chen 
ja  , Art
wert sind , hier: wirtschaftlich stark
, hier: m wie man weiß
schulen  kämpfen, um für sich Vorteile
“n die |rre führen 
ehemalig  ,  einen Kurs zu einem auf dem Markt zu bekommen
, hier: d austricksen
,  von früher speziellen Thema geben
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Dazu leisten wir mit unseren Brillenvermessungen und -fertigungen
den entscheidenden Beitrag. Ein schöner Beruf.
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Welt. Selbst wir als kleines mittelständisches
Unternehmen merken tagtäglich, wie wichtig
es ist, mit Kunden und Lieferanten in aller Welt
kommunizieren zu können, sei es per Email oder telefonisch. Insbe-
sondere Englisch nimmt in der Geschäftswelt eine Schlüsselrolle
ein. Dabei kommt es nicht darauf an, die Sprache perfekt zu be-
herrschen. Viel wichtiger ist die Bereitschaft, sich offen auf die ver-
meintlich neue und ungewohnte Situation einer fremdsprachigen
Konversation einzulassen und diese als Chance für die persönliche
Weiterentwicklung zu sehen. Dr. Christian Groth, Geschäftsführer
mth Ultraschalltechnologie GmbH & Co. KG
22 BLINDTEXT Deutsch perfekt
 Deutsch perfekt NATUR  23

... ruft’s aus

dem WaldJetzt ist der Kuckuck wieder
zurück – ein Spezialist für
Vogelrufe und ein Talent
für Spionage, über den
Ornithologen in den letzten
Jahren viel gelernt haben.
Warum spielt er in der
deutschen Kultur eine so
besondere Rolle?
Von Andreas Beerlage
SCHWER

W
enn Karsten Gärt-
ner durch das Ber-
gedorfer Billetal im
Osten Hamburgs
geht, denkt der
72-Jährige noch heute an einen Juni-Tag
vor mehr als 50 Jahren. Damals entdeck-
te er als Biologiestudent im Nest eines
Sumpfrohrsängers ein Ei, das dort nicht
hingehörte. Ein Kuckucksweibchen hatte
es dem Singvogel untergeschoben. „Dort
ist es gewesen“, sagt Gärtner und zeigt auf
Foto: Peter Garrity/Shutterstock.com

das N¡st, -er  d¶rt h“ngehören 

,  Wohnplatz, den ein ,  dort am richtigen Ort sein
Vogel für seine Eier baut
das Weibchen, - 
der S¢mpfrohrsänger, -  ,  weibliches Tier
, Singvogel
¢nterschieben , hier:
im Geheimen ins Nest legen
24 NATUR
einen Busch. Zehn Jahre lang beobachtete
er nach dieser Entdeckung die Rohrsän-
ger-Nester im Tal und notierte die Zahl
der Kuckuckseier darin. 1981 promo-
vierte er darüber. Seitdem gab es keinen
Frühling, in dem Gärtner sich nicht mit
dem Kuckuck beschäftigte.
Der Blick des Ornithologen, der 32
Jahre als Biologielehrer in Bergedorf un-
terrichtete, scannt an einem Frühlings-
morgen die Spitzen hoher Bäume auf
den feuchten Wiesen. Ohne Erfolg. Der
Vogel ist permanent unterwegs. Er fliegt
zwischen seinen „Rufrevieren“ und den
Orten hin und her, wo er Insekten und
Raupen frisst: „Für eine
Mahlzeit fliegt er gern
20 Kilometer hin und Sie entdeckt ihr
zurück.“ Mehrere Male
am Tag. Neun Monate
nächstes Opfer.
im Jahr sucht man den Dann passiert
Vogel in Deutschland
vergeblich, sagt Gärtner: es ganz auto-
„Nur zwei, maximal drei
Monate verbringt der
matisch – die
Kuckuck in Deutsch-
land, von Ende April bis
Ovulation.
Anfang August.“
Für die Deutschen ist er der deutsches-
te Vogel. Der Grund ist ein Lied: „Ku-
ckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald“. Der
Text ist vom Dichter der deutschen Nati-
onalhymne, Hoffmann von Fallersleben,
und extrem bekannt. Und doch lebt genau
dieser Vogel vom Spätsommer bis in den
Frühling im tropischen Afrika südlich der
Sahara. Denn dort gibt es in den Savannen
und Regenwäldern sehr viele Insekten.
Man weiß das so genau, seit dem rund
100 Gramm leichten Vogel Satellitensen-
der aufgeschnallt wurden. „Da konnte die
Technik endlich so komprimiert werden,
dass die Geräte knapp fünf Gramm wo-
gen“, erinnert sich Martin Wikelski, Direk-
tor des Max-Planck-Instituts für Verhal-
tensbiologie in Radolfzell am Bodensee.
Im Jahr 2010 schnallte Wikelski mit
einem internationalen Team Kuckucken
aus dänischen und südschwedischen
Brutrevieren die Sender auf. Die Forsche-
rinnen und Forscher wollten wissen, auf
welchen Korridoren sich die Vögel bei ih-
ren Flügen in der Nacht bewegten. Und
Deutsch perfekt
der B¢sch, ¿e  die Satellitenüber­
wo genau auf den Migrationsrouten ihre ,  Pflanze, ähnlich wie ein wachung, -en 
Rast- und Futterplätze lagen. Dabei wur- Baum, aber kleiner und mit ,  Kontrolle durch Satelli-
de klar, dass die Vögel sehr genau und ko- mehr Grün tenbilder
ordiniert navigierten. Wikelski vermutet promovieren über  die Br¡nnnessel, -n 
, hier: zum Abschluss des ,  Pflanze mit Blättern, die
deshalb, dass die Vögel über einen „tieri- Studiums über … schreiben, feine Haare haben: Sie sind
schen Flugfunk“ kommunizieren. um den Titel Doktor zu unangenehm auf der Haut.
Letztes Jahr gab es noch ein Großpro- bekommen
„nlegen 
jekt. Solche Satellitenüberwachungen scannen engl.  , hier: anfangen, zu bauen
, hier: genau ansehen,
zeigen überraschende Leistungen wie die Spionin, -nen 
weil man etwas sucht
die von Star-Kuckuck Onon. Er flog von ,  Agentin für Spionage
die Sp“tze, -n 
2019 bis 2020 aus der Mongolei ins südli- , hier: Ende oben von
das N“stmaterial, -ien 
che Afrika und zurück: 26 000 Kilometer ,  Material zum Bauen
einem Baum
eines Nests
durch 16 Länder. das Rufrevier, -e 
der Schnabel, ¿ 
Der Vogel ohne Namen aber, auf den , hier: Areal, in dem ein
,  ≈ harter Mund eines
Gärtner wartet, ist abwesend. Der Orni- Vogel zu finden ist
Vogels
thologe zeigt auf dicht die Raupe, -n 
der Eisprung, ¿e 
,  Insekt mit langem
wachsende Brennnes- , Ovulation
seln: „An solchen Stel-
Körper, Haaren und vielen
Beinpaaren, aus dem später das Gelege, - 
len legen Sumpfrohr-
sänger ihre Nester an.“
ein fliegendes Insekt wird
vergeblich 
,  alle Eier, die ein Vogel in
ein Nest legt
Sie werden dabei von ,  ohne Erfolg
der Regenwald, ¿er 
ähnlich sehen 
, hier: ähnlich aussehen
Spioninnen beobachtet:
den Kuckucksweibchen.
,  tropischer Wald
wie
der W“rtsvogel, ¿ 
der Satellitensender, - 
Entdeckt ein Weibchen
einen der Singvögel mit
,  Gerät, das Signale an
Satelliten sendet
,  Vogel, der von einem
Parasiten benutzt wird
Nistmaterial im Schna-
bel, findet bei der Spio-
aufschnallen 
ahnungslos 
,  ohne eine Idee davon,
,  ≈ stabil machen auf
was wirklich passiert
nin der Eisprung statt. komprimieren 
die t“ckende Zeitbombe, -n 
Die Rohrsängerin füllt am vierten oder ,  kleiner machen
, hier: m Sache, die
fünften Tag nach der Entdeckung ihr Ge- das Brutrevier, -e  sicher zu einer Katastrophe
lege. Und dann passiert es: Das Kuckucks- , hier: Areal, in dem ein wird
Vogel sein Nest hat
weibchen stiehlt in wenigen Sekunden der K¢ckuckspapst, ¿e 
mit dem Schnabel ein Ei aus dem Nest der R„stplatz, ¿e  , m bekannter Experte
,  Ort zum Ausruhen über Kuckucke
und legt ihr eigenes hinein. Es sieht den
der F¢tterplatz, ¿e  schl•pfen 
Eiern der Wirtsvögel sehr ähnlich. Und es
,  Ort, an dem ein Tier ,  aus dem Ei kommen
ist kaum größer. Nahrung hat/findet
der R„nd, ¿er 
Elf bis zwölf Tage sitzen die Vo- navigieren  ,  äußeres Ende
geleltern dann ahnungslos auf einer , hier: sich orientieren und
das Verd¡rben 
„tickenden Zeitbombe“, wie der „Ku­ so den Weg wählen
, Unglück
ckuckspapst“ Nick Davies es formuliert, der Flugfunk 
Fotos: privat; Peter Clayton Photography/iStock.com; Karsten Gärtner
, hier: Kommunikation
Verhaltensökologe der Universität Cam-
zwischen Vögeln im Flug;
bridge. Dann schlüpft der Kuckuck und auch: Radiokommunikation
schiebt alles, was noch im Nest liegt – in der Luft (z. B. zwischen
Flugzeugen)
Eier oder Jungvögel – über den Rand
ins Verderben. Davies hat in den letzten
Karsten Gärtner
ist ein Kuckucksexperte: Der
Ornithologe beobachtet den
Vogel seit mehr als 50 Jahren.
 Deutsch perfekt TIERE  25

Mit seinen Eiern imitiert der

Kuckuck die Eier von anderen
Vögeln. Er legt sie einfach dazu.
Fotos: xxxxxx
26 NATUR Deutsch perfekt

Jahrzehnten dazu wichtige Experimente Eine logistische Leistung! Und wenn die das W¡ttrüsten  das Nischenmodell, -e 
, hier: Streit um Vorteile , hier: seltenes Phänomen
gemacht. Alle zeigen, dass der Kuckuck mal nicht gelingt, frisst das Kuckucks- in der Evolution; auch:
und seine potenziellen Opfer sich seit weibchen alle Eier eines Nests auf. s“ch ausbreiten 
Streit, bei dem jede Seite
,  immer mehr werden
Jahrtausenden ein „Wettrüsten“ liefern. Dieser Brutparasitismus ist ein selte- immer mehr Waffen kauft/
produziert baumfrei 
Kuckucksweibchen sind, genetisch pro- nes Nischenmodell der Evolution. Es brei-
,  ohne Bäume
grammiert, auf die Fälschung genau eines tete sich trotzdem über Nordafrika und s“ch liefern 
, hier: m miteinander der Naturschutzbund, ¿e 
Eier-Fabrikats spezialisiert: das der Wirts- ganz Eurasien aus, von Portugal bis nach haben , Naturschutzorganisation
vögel. Die Wirtsvögel aber legen mit der Japan. Nur in den nördlicheren baumfrei- die Fælschung, -en  die bedrohte Vogelart, -en 
Zeit immer komplizierter gezeichnete en Zonen ist der Kuckuck nicht zu finden. ,  imitiertes Produkt ,  Vogelsorte, von der es
Eier. Doch die Kuckucke reagieren darauf. In Gärtners Gebiet ist die Zahl der Ku- das Fabrikat, -e 
nur noch wenige gibt
Für die Wirtsvögel wird die Fütterung ckucke seit 30 Jahren gleich geblieben. An , hier: Fälschung verschw“nden 
des Kleinen extrem anstrengend: Der jun- anderen Orten in Deutschland wird sie je- , hier: aufhören, zu
der Maßstab, ¿e 
existieren
ge Kuckuck ist schnell siebenmal so groß doch kleiner. Speziell dort, wo die Insek- ,  Kriterium; Norm
der Zugvogel, ¿ 
wie sie. Um ihm Insekten zu bringen, ar- ten weniger werden und Landschaften „nlocken 
,  Vogel, der im Herbst aus
beiten sie ohne Pause. unter intensiver Landwirtschaft leiden. ,  jemandem Lust machen,
dem Norden in ein warmes
an einen Ort zu kommen
Eine ethische Diskussion über das Eric Neuling vom Naturschutzbund Land fliegt und im Frühling
das Techtelm¡chtel, -  zurückkommt
Verhalten des Ku­ Deutschland erklärt,
, m hier: kurze, sexuel-
ckucks möchte Gärtner dass der Kuckuck zwar der St¶ff, -e 
le Begegnung; auch: Flirt
nicht: „Ob Parasitismus Wo man den nicht zu den seltensten befr¢chten 
, hier: Substanz

irgendwie böse wäre, ist
für mich eine sinnlose
der Zeiger, - 
oder bedrohtesten Vo-
Kuckuck in gelarten im Land gehört.
, hier: ≈ mit dem männli-
chen Samen mischen
, hier: Indikator

st“mmen 
Frage, mit der ich mich
nicht beschäftige. Die
Deutschland oft Aber in Regionen, in
denen ihre Zahl kleiner
die Adoptiveltern Pl. 
,  Eltern eines Kinds,
, hier: in Ordnung sein

Natur probiert alles aus. hört, geht es wird, „könnte er in ein

Menschliche Maßstäbe
interessieren da nicht.“
das biologisch nicht ihr
eigenes ist
die Rahmenbedingung, -en 
,  allgemeine Bedingung
paar Jahrzehnten ver-
auch den schwunden sein.“
auffressen 

Mitten hinein in die-
se Worte ruft der Vogel:
Menschen gut.
„Ku-ckuck! Ku-ckuck!“
Er sitzt auf einem Baum weit oben – wie
fast immer. Mit dem Ruf markiert er sein
Revier. Vielleicht will er auch den Wirts-
vögeln Angst machen, sagen manche Ex-
pertinnen. Gärtner meint, dass der perma-
nente Ruf des Vogels vor allem ein Signal
sein soll, dass er fit ist.
Mit dem angelockten Kuckucksweib-
chen gibt es allerdings nur ein kurzes
Techtelmechtel – die Vögel sind promisk.
Das Weibchen lässt sich seine rund 20
Eier pro Saison befruchten und verteilt
sie auf die Wirtsnester – immer passend
zu den Gelegen der Adoptiveltern. Denn
das Ei muss einen solchen Platz bekom-
men, dass der Kuckuck als Erster schlüpft.
Martin Wikelski
dokumentiert und analysiert
mithilfe von Satellitendaten die
Migrationsrouten des Kuckucks.
Fotos: picture alliance/Soeren Stache/dpa; Biosphoto/FOTOFINDER.COM; Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus dem Stern.
,  komplett fressen
Warum es weniger
der Vögel gibt, weiß
man noch nicht genau.
Gärtner denkt, dass die Ursache eine sin-
kende Zahl der Wirtsvögel in manchen
Gegenden ist.
Die meisten Wirtsvögel sind Zugvögel
wie der Kuckuck. Deshalb, so vermutet
Max-Planck-Forscher Wikelski, könnte
die häufige Verwendung von Insektizi-
den in Afrika verantwortlich sein. „Da
werden Stoffe eingesetzt, die bei uns
schon seit Jahrzehnten verboten sind.“
In Deutschland sagt man über den
Kuckuck, dass er ein „Zeiger“ für gesun-
de Lebensräume ist. Wo es ihm gut geht,
stimmen die natürlichen Rahmenbedin-
gungen nicht nur für andere Tiere und
Pflanzen, sondern auch für Menschen.
Das hat ein Team um den dänischen Evo-
lutionsforscher Anders Pape Møller beob-
achtet. Wo der Kuckuck oft zu hören ist,
werden die Landwirte im Durchschnitt
etwas älter als an anderen Orten. Denn
dann sind die Betriebe meist kleiner – die
Bäuerinnen haben weniger Stress. Und
das ist gut für ihre Gesundheit.
Deutsch perfekt BLINDTEXT  27

Irgendwie unfair:
Ein unfreiwilliger
Elternvogel füttert
den viel größeren
jungen Kuckuck.
28 DEBATTE Deutsch perfekt

Sollen Reiche mehr

Steuern zahlen?
Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie, Klimakrise: Wegen der aktuellen
Katastrophen muss die Bundesregierung viele Milliarden Euro mehr ausgeben
als geplant. Sollen die reichen Menschen im Land helfen, das zu finanzieren?
SCHWER
 Deutsch perfekt DEBATTE  29

Ja „An der Supermarktkasse fragt

niemand nach dem Einkommen.“ Nein „Wir haben ein unrealistisches
Bild davon, wer reich ist.“

Reiche sollten sich stärker an der Finan- Deutschland ist schon heute ein Land mit
s“ch beteiligen „n  die Sp“tze, -n 
zierung des Staats beteiligen. Die staat- , hier: ≈ helfen bei hohen Steuern: Seit Langem liegen wir an , hier: höchste Position in
lichen Ausgaben können grundsätzlich der Spitze der Länder in der Organisation einem Ranking
die Ausgaben Pl. 
nur durch Steuern, Abgaben und Kredi- , von: ausgeben für wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Entl„stung, -en 
te finanziert werden. Es ist für alle klar, Entwicklung (OECD). Wir brauchen also , von: entlasten ≈ hier:
die [bgabe, -n 
finanzielle Nachteile
dass ein funktionierender Staat in einer , von: abgeben = hier: als nicht mehr Steuern, sondern deutliche weniger machen
Demokratie notwendig ist. Dazu muss Steuer oder Gebühr an den Entlastungen – gerade für Menschen mit
Staat zahlen m“ttlere (-r/-s) 
genug Geld in der Staatskasse sein. niedrigem oder mittlerem Einkommen. ,  in der Mitte des Spekt-
der Einkommen­
Tatsächlich zahlen in Deutschland Aktuell müssen Menschen, die das rums; hier: nicht sehr hoch
steuersatz, ¿e 
Menschen mit höheren Einkommen ei- 1,4-fache des durchschnittlichen Ein- und nicht sehr niedrig
,  Steuertarif, der sich am
nen höheren Einkommensteuersatz. An Einkommen orientiert kommens verdienen, schon den Spitzen- der Sp“tzensteuersatz, ¿e 
,  ≈ höchster Steuertarif
der Supermarktkasse oder an der Tank- m“t der Zeit  steuersatz zahlen. Wir haben heute also
stelle fragt jedoch niemand nach dem ,  ≈ nach etwas Zeit ein unrealistisches Bild davon, wer reich die Bel„stung, -en 
, von: belasten = hier:
Einkommen. Alle – arm und reich – zah- das Vermögen, -  ist. Im Jahr 1965 haben den Spitzensteu- finanzielle Nachteile
,  Besitz einer Person oder
len den gleichen Mehrwertsteuersatz. ersatz noch Personen gezahlt, die das bringen
Institution insgesamt (z. B.
Deshalb kann es sein, dass Menschen mit Geld, Häuser, Autos …) 18-fache des durchschnittlichen Einkom- leistungsfeindlich 
geringem Einkommen im Vergleich viel mens verdient haben. Die Belastung von ,  so, dass es Menschen
ver¡rben 
die Motivation wegnimmt,
Steuern zahlen. ,  den eigenen Besitz nach Menschen mit kleinem und mittlerem mehr zu leisten
Menschen mit viel Geld können spa- dem Tod an eine andere Einkommen ist so stark gestiegen. Das
Person weitergeben s¶lch eine 
ren. Sie geben also gar nicht alles aus. ist leistungsfeindlich und ungerecht. ,  so eine
die ]rbschaftsteuer, -n 
Beim Sparen müssen sie keine Steuer be- Deshalb hat die Freie Demokratische
,  Steuer, die man auf der W“rtschafts­
zahlen. Im Gegenteil: Sie können mit der geerbte Beträge oder den Partei (FDP) in der Bundesregierung er- standort, -e 
Zeit ein Vermögen aufbauen – steuerfrei. Wert von geerbtem Besitz reicht, dass der Spitzensteuersatz bei der , hier: Ort mit speziellen
zahlen muss Bedingungen, an dem
Der Staat schützt das Eigentum und die Einkommensteuer nicht steigt. Solch wirtschaftliche Aktivität
Vermögensrechte. Und wenn das Vermö- (¡rben  eine Steuererhöhung würde Deutschland stattfindet
,  etwas nach dem Tod
gen vererbt wird, muss in Deutschland einer anderen Person als Wirtschaftsstandort weniger interes- die Wiedereinführung, -en 
kaum Erbschaftsteuer gezahlt werden. bekommen) sant machen: Investorinnen und Inves- , von: wiedereinführen
Polizei, Gerichte und das gesamte Rechts- toren würden ins Ausland gehen. Auch = hier: entscheiden, dass
das R¡chtssystem, -e 
… wieder gezahlt werden
system werden mit Steuern finanziert. , Justizsystem würden viele Familienunternehmen, die muss
Vor allem Reiche haben durch funktio- die Rahmenbedingung, -en  durch die Folgen der Corona-Pandemie der Verbraucher, - 
nierende rechtliche Rahmenbedingun- ,  allgemeine Bedingung schon Probleme haben, darunter leiden. ,  Person, die Waren kauft
gen Vorteile. Es sind aber die Steuern aller die }mverteilung, -en  Die FDP ist außerdem klar gegen eine oder einen Service braucht
, von: umverteilen
Menschen, die diese Rahmenbedingun- Erhöhung der Erbschaftsteuer und eine die M“tte 
= anders verteilen
, hier: mittlere Schicht in
gen finanzieren – das kann man als unge- Wiedereinführung der Vermögenssteuer.
gerade  der Gesellschaft
recht sehen. Es ist eine Umverteilung von , hier: speziell Normalerweise sind es Arbeitnehmerin-
die Steuerhinter­
„unten“ nach „oben“ in der Gesellschaft. nen und Verbraucher, die unter neuen ziehung, -en 
die V¶lkswirtschaftslehre 
Die Konsequenz ist, dass Reiche im- ,  Ökonomie als wissen- Steuern leiden. Am Ende bezahlen sie ,  kriminelle Tat, bei der
Fotos: Tobias Koch; Rainer Sievert; hanohiki/Shutterstock.com

mer reicher werden und Arme arm blei-
ben. Das kann für längere Zeit nicht gut
funktionieren. Solidarität ist aktuell be-
sonders wichtig. Deshalb ist es dringend
notwendig, dass sich Menschen mit viel
Geld auch stark an der Finanzierung un-
serer Gesellschaft beteiligen. Gerade jetzt.
schaftliche Disziplin
die Kosten. Wir dürfen die Mitte der Ge- man Geld im Geheimen
behält, um keine Steuern
sellschaft nicht noch stärker belasten. dafür zu zahlen
Deshalb hat die FDP gemeinsam mit den
Koalitionsparteien in der Regierung das
Ziel, das geltende Steuerrecht entschlos-
sen umzusetzen und gegen Steuerhinter-
ziehung zu kämpfen.

Mechthild Schrooten ist Professorin Christian Dürr ist Fraktionschef der

für Volkswirtschaftslehre an Freien Demokratischen Partei (FDP)
der Hochschule Bremen. im deutschen Parlament.
30 BLINDTEXT
WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT
Parallelwelt mit Risiko
Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker arbeiten mit Methoden aus der Alternativmedizin –
und sind bei nicht wenigen Deutschen populär. Warum gibt es an dem Beruf aber viel Kritik? LEICHT
E
in Blick in das Auge eines
Menschen sagt sehr viel. Eine
Analyse von verschiedenen
Teilen der Iris gibt Informatio­
nen darüber, wie es den Orga­
nen eines Menschen geht. Dazu braucht
man ein spezielles Mikroskop und ein
Foto des Auges. Das ist die These der
Irisdia­gnostik. Heilpraktikerinnen arbei­
ten damit – aber für Wissenschaftler ist die
Analyse so effektiv wie Kaffeesatzlesen.
Wie die meisten anderen Methoden
der Heilpraktiker kommt die Irisdia­
gnostik aus der Alternativmedizin. Und
wie viele andere dieser Methoden hat
sie ein großes Problem: Es gibt keine
Deutsch perfekt
wissenschaftlichen Belege für ihre The­
die Iris, der Beleg, -e , hier:
se. Aber nicht alle Menschen macht es Iris/Iriden/Irides   Sache: Sie soll zeigen: Eine
skeptisch, wenn theoretische und empiri­ , hier: farbiger Teil von Aussage ist richtig.
sche Untersuchungen und Daten fehlen. einem Auge
der B¢nd, ¿e 
In Deutschland gehen jeden Tag rund der W“ssenschaftler, -  , Organisation
,  Person: Sie untersucht
128 000 Personen zu einem Heilpraktiker, etwas systematisch.
das Meinungsforschungs-
sagt der Bund Deutscher Heilpraktiker. portal, -e 
das K„ffeesatzlesen  ,  Institut: Dort untersucht
Eine Untersuchung der Meinungsfor­ ,  Technik: Man liest man: Was denken die Leute
schungsportale Yougov und Statista zeigt, im Kaffeesatz von einer über ein Problem?
dass fast jede zweite Person im Land Person: Was wird ihr in der
die Beh„ndlung, -en 
nächsten Zeit passieren?
schon einmal eine alternative Behand­ , hier: Therapie
(der K„ffeesatz, ¿e 
lungsmethode versucht hat. Besonders , hier: sehr kleine
der D„rm, ¿e 
bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen ,  langes Organ im Bauch
Kaffeeteile: Sie bleiben
und Magen-Darm-Problemen ist der nach dem Trinken unten in der/die Befragte, -n 
der Tasse.) ,  Person: Sie antwortet
Besuch einer Heilpraktikerin für die
auf Fragen.
Befragten eine Option. So ist es keine
 Deutsch perfekt
Überraschung, dass in diesen Praxen rund
60 000 Menschen arbeiten.
Die Behandlung dort müssen die Pati­
enten meistens selbst bezahlen. Denn nur
sehr wenige gesetzliche Krankenkassen
übernehmen einen Teil der Gebühren.
Warum also gehen trotzdem so viele
Deutsche zur Heilpraktikerin?
Eine Antwort ist: Sie bekommen dort
Zeit und Aufmerksamkeit. Beides fehlt
vielen, wenn Patienten bei einem Arzt in
einer Praxis oder im Krankenhaus sind.
Ein erstes Gespräch bei einer Heilprakti­
kerin aber dauert oft länger als eine Stun­
de, damit der Patient von seinen Sorgen
und Ängsten erzählen kann.
Deshalb kann man den Besuch beim
Heilpraktiker als privaten Luxus sehen.
Auch hilft es manchen Kranken, zusätz­
lich zu einer Behandlung beim Arzt zur
Heilpraktikerin zu gehen. Es kann aber
ein Problem daraus werden,
wenn kranke Menschen
nur noch zum Heilpraktiker
Für den Beruf
gehen – und gar nicht mehr muss man nur
zur Ärztin. Denn manche eine Prüfung
Patienten sehen Heilprak­
tiker als eine Alternative zur
bestehen. Eine
wissenschaftlichen Medi­ Ausbildung ist
zin. Das sind sie aber nicht. nicht nötig.
In Deutschland braucht
man als Heilpraktikerin
keine wissenschaftliche Ausbildung,
Staatsexamen oder praktische Erfahrung.
Man muss einen Hauptschulabschluss
haben und 25 Jahre oder älter sein. Dann
kann man eine Prüfung beim Gesund­
heitsamt machen. Das sind ein Multip­
le-Choice-Test und ein mündlich-prakti­
scher Teil. Um zu bestehen, braucht man
Basiskenntnisse in Anatomie und Patho­
logie. Außerdem muss man wissen, was
in dem Beruf erlaubt ist und was nicht.
Zum Beispiel dürfen Heilpraktiker kei­
ne Infektionskrankheiten wie Covid-19
behandeln. Wenn man die Prüfung be­
standen hat, darf man eine eigene Praxis
aufmachen.
Foto: vetre/Shutterstock.com
Die Basis für die aktuelle Situation
ist das Heilpraktikergesetz aus dem Jahr
1939. Das sehen viele Menschen kritisch.
Zum Beispiel der Münsteraner Kreis.
Diese Gruppe von Medizinexpertinnen
WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT  31
die ges¡tzliche die Chemikalie, -n 
sieht im deutschen Gesundheitssystem Kr„nkenkasse, die ges¡tz- ,  chemische Substanz
„zwei Parallelwelten: die Welt der aka­ lichen Kr„nkenkassen  
der Niederrhein 
,  Krankenkasse: Die meis-
demischen Medizin und die Welt der , hier: Region im Westen
ten Angestellten sind bei ihr
Heilpraktiker“. Der Münsteraner Kreis von Nordrhein-Westfalen
versichert. Ihr Katalog von
will den Beruf abschaffen – oder radikal Therapien orientiert sich an das Ger“cht, -e 
einer Norm. , hier: offizielle Insti-
reformieren und regulieren. Das ist 2015
tution: Dort untersucht
in der Schweiz mit der Einführung eines übernehmen 
man: Hat jemand etwas
, hier: bezahlen
Heilpraktiker-Di­ploms passiert. In Öster­ Kriminelles gemacht?
reich ist die Arbeit als Heilpraktiker kom­ die Aufmerksamkeit 
die H„ft auf Bewährung 
, hier: Interesse
plett verboten. ,  Sanktion: Für eine
dam“t der Pati¡nt … k„nn  vereinbarte Zeit darf eine
Vor ein paar Jahren ist das Thema in ,  so, dass der Patient … Person nicht wieder etwas
Deutschland auch in der Politik ange­ kann Kriminelles machen. Sonst
kommen – nach einem schockierenden muss sie ins Gefängnis.
zusätzlich zu 
Fall. 2016 sind drei Krebskranke nach der , hier: als Extra neben (das Gefængnis, -se 
,  Haus: Dort müssen kri-
Behandlung mit der Chemikalie 3-Brom­ gar n“cht 
minelle Personen bleiben.)
opyruvat gestorben. Ein Heilpraktiker ,  absolut nicht
(jemanden) verurteilen zu 
vom Niederrhein hat sie ihnen gegeben. das Staatsexamen, -/
,  jemandem … als Sanktion
Ein Gericht hat ihn zu zwei Jahren Haft -examina 
geben
, hier: große Prüfung am
auf Bewährung verurteilt. In seinem Be­ Ende vom Studium: Danach die Gesch“chte, -n 
ruf darf er noch arbeiten. kann man z. B. als Arzt, , hier: Mitteilung in den
In den Medien war letztes Jahr auch Lehrer oder Jurist arbeiten. Nachrichten
die Geschichte einer Krebs­ der Hauptschul­ „bgebrochen 
abschluss, ¿e  ,  Part. II von: abbrechen
kranken aus Passau (Bay­
ern). Sie hat ihre Chemo­
,  Ende von der Hauptschu-
le nach einer Prüfung
= hier: aufhören mit
therapie abgebrochen und ¢m zu bestehen 
das Schl„ngengift, -e 
,  Gift von einem Reptil mit
bei ihrer Heilpraktikerin ,  ≈ für das Bestehen sehr langem Körper, aber
ohne Beine
ein Präparat aus Schlangen­
gift genommen. Die junge
aufmachen 
, hier: starten das Schm¡rzensgeld, -er 
Mutter ist gestorben. Die das Heilpraktikergesetz, -e 
,  Geldsumme als Sank-
tion: Man hat eine andere
Heilpraktikerin muss dem ,  schriftliche Norm
für Heilpraktiker: Die
Person verletzt und muss
kleinen Sohn 30 000 Euro das Geld an sie oder ihre
Regierung macht sie, und
Familie zahlen.
Schmerzensgeld zahlen. alle müssen sich daran
Ende 2019 hat das Bundesgesundheits­ orientieren. das Bundesges¢ndheits-
ministerium 
ministerium eine Untersuchung zu dem „bschaffen 
, Gesundheitsministerium
, hier: machen, dass es …
Beruf begonnen. Im Zentrum waren da­ nicht mehr gibt
für ganz Deutschland
bei speziell juristische Aspekte und die verbieten 
die Einführung  
Frage, wie man die Situation für Patien­ , L erlauben
, von: einführen = hier: ab
ten sicherer machen kann. Die Heilprakti­ jetzt offiziell machen „bhängen v¶n 
, hier: sich orientieren an
kerinnen im Land hat das ziemlich nervös das Thema, Themen 
gemacht. Passiert ist bis heute aber nichts , hier: Diskussion ]s k„nn gut sein, d„ss … 
,  Es ist wahrscheinlich,
– auch wenn die Resultate der Untersu­ der F„ll, ¿e 
dass …
chung schon publiziert sind. , hier: Sache: Man muss
sie untersuchen. st„mmen v¶n 
Klar ist: Es ist schwer möglich, den Be­ , hier: ≈ sein von
der/die Krebskranke, -n 
ruf zu verbieten. Alles andere hängt da­
,  Person mit einer der S„tz, ¿e 
von ab, was der aktuelle Bundesgesund­ gefährlichen Krankheit: Es ,  ≈ Aussage
heitsminister Karl Lauterbach aus den gibt einen Tumor in ihrem
¡ntweder … oder … 
Körper.
Resultaten der Untersuchung macht. Es , hier: nur … oder nur …
kann gut sein, dass es den Heilpraktike­ (nicht beides)
rinnen nicht gefallen wird. Denn der Sozi­
aldemokrat Lauterbach ist Arzt – und kein
Fan der Berufsgruppe. Von ihm stammt
der Satz: „Man ist entweder Arzt oder
Heilpraktiker.“ Eva Pfeiffer
32 BLINDTEXT Deutsch perfekt

Deutsch
auf dem
Handy lernen
– geht das
wirklich?
Auf dem Sofa bequem
eine Sprache üben:
Sprachlern-Apps
versprechen genau das –
aber oft klappt es nicht.
Warum nicht?
Von Pauline Schinkels
MITTEL
 Deutsch perfekt
R
eisen und Emigrieren
sind in der Pandemie
schwerer geworden.
Trotzdem hat Corona
das Interesse nicht ge-
bremst, neue Sprachen
zu lernen. Computer, Tablet oder Smart-
phone machen es möglich – und vor allem
bequem. In den Wochen nach dem ersten
Lockdown begannen beim US-amerika-
nischen Sprach­lernanbieter Duolingo
mehr als 30 Millionen Menschen, eine
Fremdsprache zu lernen. Das Berliner Un-
ternehmen Babbel hat seit 2007 mehr als
zehn Millionen Abonnements für seine
App mit dem gleichen Namen verkauft.
Bis 2025 kann das digitale Sprach-
lerngeschäft zwischen sieben und zwölf
Prozent wachsen, schreibt die Strategie-
beratung OC&C in einer von Babbel in
Auftrag gegebenen Studie. Global
wurde der Onlinemarkt 2020 auf
ungefähr 14 Milliarden Euro ta-
xiert. Im Sommer letzten Jahres
ging Duolingo an die Börse.
Ende November wurde dann
bekannt: Die US-Bil-
dungstechnologiefirma
Chegg hat die Sprach­lern­
Wie gut ist ein
plattform Busuu gekauft Angebot?
– für 385 Millionen Euro.
Für den Urlaub, für die Nicht wenige
Karriere, aus kulturellem
Interesse oder einfach
Menschen
aus Spaß: Einmal ange- suchen online
meldet, entscheidet vor
allem die Ausdauer darü- Antworten.
ber, ob man eine Sprache
wirklich lernt oder nicht. „Die Abbruch-
quoten sind hoch, wenn man allein auf
Illustrationen: Paul Craft, Kate Pilko, Marina Akinina/Shutterstock.com
sich gestellt ist“, sagt Daniel Otto, wis-
senschaftlicher Mitarbeiter am Learning
Lab der Universität Duisburg-Essen. Er
glaubt zwar, dass es immer weniger Gren-
zen zwischen analogem und digitalem
Lernen gibt. „Aber online allein lassen
sich Sprachen nur sehr schwer lernen.“
Funktioniert das digitale Lernen also
gut? Oder fehlt schnell die Motivation?
Wer einen Deutschkurs sucht, der
überlegt erst einmal: Wie teuer ist der
Kurs? Wie gut ist die individuelle Be-
gleitung beim Lernen? Wie qualifiziert
SPRACHFEATURE  33
das Unternehmen, -  die Begleitung 
sind die Lehrerinnen und Lehrer? Lernt , Firma , von: begleiten = hier:
man vielleicht in einer Gruppe? Wenn ja, digital 
helfen bei; unterstützen
wie viele Teilnehmerinnen gibt es noch? , L analog die Bewertung, -en 
Nicht wenige suchen dann noch im In- , von: bewerten = sagen,
das Sprachlerngeschäft 
ob etwas gut oder schlecht
ternet Bewertungen und Kommentare. , hier: wirtschaftliche
ist
Schwieriger als solche Referenzen zu Aktivitäten in der Branche
des Sprachenlernens s¶lche (-r/-s) 
finden, ist es, von außen die Didaktik, ,  ≈ so; von der genannten
taxieren auf 
Qualität und die Reihenfolge einzelner , hier: ungefähr kalku-
Art; wie diese
Kurskomponenten zu beurteilen. lieren, wie viel Geld etwas die Refer¡nz, -en 
So sieht es auch Detmar Meurers. Der wert ist , hier: gute Beurteilung
früherer Teilnehmer
Computerlinguist beschäftigt sich an der „n die Bœrse gehen 
Universität Tübingen damit, wie Men- ,  beginnen, an der Börse beurteilen 
Aktien zu verkaufen , hier: eine Meinung/Idee
schen Fremdsprachen lernen und welche bekommen, wie etwas ist
(die Bœrse, -n  
digitalen Werkzeuge ihnen dabei helfen ,  Markt, auf dem Aktien s“ch beschæftigen m“t 
können. Was Meurers vermisst, sind Stu- gekauft und verkauft , hier: zum Thema haben;
dien. Zum Beispiel darüber, was eine App werden) untersuchen
für den Lernerfolg genau bringt – im Ver- (die [ktie, -n  verm“ssen 
,  Dokument darüber, dass , hier: nicht gut finden,
gleich zu einer Kontrollgruppe, die ohne
man einen Teil einer Firma dass es … nicht gibt
App lernt. besitzt)
br“ngen für 
Jeder Mensch lernt anders, sagt Meu- die B“ldungstechnologie- , hier: ≈ Vorteile bringen
rers. Wichtig ist zum Beispiel, wel- firma, -firmen  für; helfen bei
che Muttersprache oder welche ,  Firma, die technologi-
gel“ngen 
sche Produkte im Bereich
anderen Sprachen man schon der Bildung anbietet
, hier: ≈ gut werden durch
spricht. Wichtig sind auch die die Arbeit von
(die B“ldung 
Motivation oder kognitive Un- der/die Lehrende, -n 
,  Wissen und Können auf
,  z. B. Lehrer(in)
terschiede. Nicht immer gelingt verschiedenen Sektoren;
hier: Lernen) der Präs¡nzkurs, -e 
es Lehrenden, in einem
, hier: Kurs, bei dem
Präsenzkurs genug auf
solche Unterschiede zu
die Ausdauer 
, hier: ≈ Qualität, dass
sich Lehrer und Schüler im
selben Raum treffen
achten. „So eine Adap-
man lange und konzentriert
bei einer Sache bleibt bieten 
tivität bieten die typi- ,  ≈ anbieten
schen Sprachlern-Apps
die [bbruchquote, -n 
, hier: ≈ Quote, wie viele beitragen 
aber auch noch nicht.“
Um eine Sprache zu
Lernende vor dem wirk-
lichen Ende eines Kurses
aufhören
, hier: einen Teil zu einer
Sache geben
lernen, braucht man allein auf s“ch gest¡llt sein 
der Originalton, ¿e 
, hier: Originalsprache
Input. „Da haben Strea­
minganbieter und
,  allein zurechtkommen
müssen
und Laute bei einem Film
ruhig 
Youtube in den ver- der w“ssenschaftliche , hier: ≈ gern; nach
M“tarbeiter, -  Wunsch
gangenen Jahren sicherlich mehr beige-
, hier: Angestellter an der
tragen“, sagt Meurers. Schließlich hören der }ntertitel, - 
Universität: Er macht wis-
,  Textzeilen zum Film in
wir viel öfter als früher Lieder in anderen senschaftliche Projekte und
unterrichtet Studierende. der Originalsprache oder
Sprachen oder sehen Filme und Serien als Übersetzung
im Originalton an. Da kann man ruhig (w“ssenschaftlich 
, hier: ≈ systematisch mit b“lden 
auch Untertitel benutzen, damit man Expertenwissen) , hier: formen; machen
den Inhalt versteht. Das ist zum Lernen
von Sprachen nämlich wichtig, findet der
Wissenschaftler.
Beim Sprachenlernen braucht man
auch systematische Informationen da­
rüber, wie die Sprache funktioniert – zum
Beispiel, wie Vergangenheitsformen ge-
bildet werden. Meurers nennt das Noti-
cing. Digitale Werkzeuge können durch
34 SPRACHFEATURE
automatische Hervorhebungen und
Feed­back eine individuelle Lernbeglei-
tung bieten.
Das haben auch die Sprachlernanbieter
erkannt. Sie versuchen, auf diesen Aspekt
zu reagieren. Babbel zum Beispiel ver-
schickt Push-Nachrichten auf das Smart-
phone oder Erinnerungsmails. „Aber au-
tomatisch generierte Erinnerungen oder
Hinweise auf dem Handy werden natür-
lich gerne und oft ignoriert“, sagt Ulrich
Schmid, Leiter des privaten Bildungs­
instituts mmb. Das Institut analysiert den
deutschen E-Learning-Markt.
Das ganz autonome Lernen ist bei
Babbel inzwischen nicht mehr das abso-
lute Ziel. Seit Februar 2021 bietet
das Unternehmen auch Livetu-
toring an.
Zu festen Zeiten treffen sich
jetzt Lehrende und Lernende in
virtuellen Klassenzimmern und
üben gemeinsam. Wer
den Onlinegruppen-
unterricht wählt, zahlt
Mit Herzen
99 Euro im Monat – in- wollen manche
klusive der App.
Zum Vergleich: Bei Anbieter
der Volkshochschule in
Berlin kosten 100 Unter-
Lernende wie in
richtsstunden Deutsch einem Spiel
à 45 Minuten im güns-
tigsten Fall rund 200 motivieren.
Euro.
Beim Sprachlernprogramm Chatter-
bug lassen sich die Profile der Tutoren
bewerten. Das soll Lernenden bei der
Entscheidung helfen. „Manche suchen
eher einen Lehrer-Lehrer, andere einen
lockeren Gesprächspartner“, sagt Chat-
terbug-Chef Scott Chacon.
Demotivierte Lernende sind speziell
für kostenpflichtige Anbieter wie Babbel
oder Chatterbug ein Problem. Bei Babbel
verlängern zurzeit 56 Prozent der Nutze-
rinnen ihre Abonnements. Um sie zu mo-
tivieren, bieten manche Unternehmen
auch immer mehr spielerische Elemente
an. Eine Idee ist, dass in Zukunft künst-
liche Intelligenz das Lernverhalten und
die persönlichen Lern­erfolge analysiert.
Statt modularer Lektionen bekommen
die Lernenden dann individuelle Inhalte.
Deutsch perfekt
die Hervorhebung, -en  zus„mmenfügen 
Das dauert zwar noch. Manche spieleri- , von: hervorheben ≈ hier: , hier: zusammenbringen
schen Elemente gibt es aber schon. So markieren; deutlich zeigen,
steigern 
kann man Wochenziele erreichen, Her- z. B. durch Farbe oder eine
, hier: intensiver/größer
andere Schrift
zen verbrauchen oder Teile von Wörtern machen
versch“cken 
gegen die Uhr wieder zusammenfügen. ,  ≈ schicken
kn„pp 
Alles, um die Motivation zu steigern und , hier: nicht ganz; fast
der H“nweis, -e 
zahlende Lernende nicht zu verlieren. , hier: Information;
}msatz m„chen 
,  ≈ Geld verdienen
Motivieren kann außerdem der Preis: Nachricht
„Bei 250 Euro bleibt man eher dran als (der }msatz, ¿e 
“m g•nstigsten F„ll 
,  Summe aller Verkäufe in
bei 9,99 Euro“, sagt Ulrich Schmid. Ganz , hier: ≈ wenn es am
einer speziellen Zeit)
günstigsten ist
so teuer ist das virtuelle Sprachenlernen
einsammeln 
nicht. Bei Babbel kostet das normale eher 
,  ≈ sammeln;
,  ≈ mehr
Sprachlernabo für drei Monate knapp 39 hier: ≈ verdienen
l¶cker 
Euro, also fast 13 Euro im Monat. das M„rktumfeld, -er 
, hier: offen; nett
Um nicht auf die Ausdauer jedes ,  ≈ Situation und Bedin-
k¶stenpflichtig  gungen, um mit einer Firma
Einzelnen hoffen zu müssen, versucht , L umsonst Geld zu verdienen
Babbel es mit Unternehmens-
das Abonnement, -s franz. ers¡tzen 
kunden. Die motivieren ihre , hier: Bestellung von , hier: an der Stelle
Angestellten, mit Babbel zu ler- Produkten für längere Zeit einer Sache sein / benutzt
werden
nen. Ungefähr 800 Firmen hat das L¡rnverhalten, - 
der Sprachlernanbieter laut ei- ,  persönliche Lernmetho- beobachten 
den; Art, wie man lernt , hier: versuchen zu
genen Angaben inzwischen als sehen, was passiert
die Lektion, -en  
Kundinnen. Er macht
, hier: Thema und Gram- der N¢tzer, - 
damit aber nur 2,5 Milli-
onen Euro Umsatz. Bei
matik im Unterricht , hier: Person, die eine
App benutzt
so  
den Privatkunden sind , hier: zum Beispiel w¡llenartig 
, hier: ≈ nicht immer
es rund 165 Millionen.
Letztes Jahr hatte
verbrauchen 
, hier: ≈ brauchen;
gleich, sondern in wech-
selnden Bewegungen;
Babbel eigentlich große
Pläne: Die Firma wollte
benutzen
gegen die Uhr 
manchmal mehr, manchmal
weniger
an die Börse und so bis
, hier: ≈ mit einem
Zeitlimit
zu 1,2 Milliarden Euro
einsammeln. Im Ok-
tober verschob sie den
Börsengang wegen des zu unsicheren
Markt­umfelds. Ob der Plan noch nach
Corona realisiert wird, wenn das Präsenz-
lernen wieder sicherer wird?
Der Trend zum digitalen Sprachenler-
nen wird nach der Pandemie weitergehen,
glaubt mmb-Leiter Schmid. „Irgendwann
werden Apps die klassischen Sprachschu-
len dann vielleicht sogar ganz ersetzen.“
Es bleibt das Problem mit der Ausdau-
er. „Irgendwann werden im Alltag wieder
Illustration: Kate Pilko/Shutterstock.com
andere Dinge priorisiert“, sagt Chatter-
bug-Chef Chacon. Das beginnt damit,
ein paar Onlineunterrichtsstunden zu
verpassen. Ganz vorbei ist es mit dem
Sprachenlernen dann aber nicht: „Wir be-
obachten, dass unsere Nutzer wellenartig
lernen“, sagt Chacon. Wer Pausen macht,
kommt nämlich oft wieder zurück.
 Deutsch perfekt ATLAS DER ALLTAGSSPRACHE  35

LEICHT
○ HAMBURG
schnell
g(e)schwind
fix
flott
○ BERLIN
○ HANNOVER

○ KÖLN

○ FRANKFURT

○ STUTTGART

○ WIEN

○ MÜNCHEN

○ SALZBURG
○ BASEL ○ ZÜRICH
○ GRAZ

○ GENF
erledigen 
, machen

bes¶rgen 
Illustration: Artur Balytskyi/Shutterstock.com; Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache

, einkaufen

so  
, hier: zum Beispiel
Wo spricht man wie? Ich muss noch schnell … gebrauchen 
, benutzen
Wenn man etwas in kurzer Zeit erledigen will, das Geschirr.“ Von geschwind kommt das Substan-
dann tut man es am besten schnell. Zum Beispiel, tiv Geschwindigkeit. Es sagt, wie schnell oder lang- zählen 
, hier: relevant sein
wenn man kurz vor dem Abendessen merkt: „Ich sam etwas passiert. In Sachsen und Thüringen
f¡st 
muss noch schnell Brot besorgen.“ Dann muss gebrauchen die Menschen außerdem das Wort , hier: genau vereinbart
man sich wirklich beeilen, weil viele Bäckerei- fix: „Ich reserviere im Restaurant fix einen Tisch
die Eifel 
en in Deutschland am frühen Abend oder auch für heute Abend.“ Hier zählt besonders der Kon- ,  deutscher Teil von
schon am späten Nachmittag schließen. Wenn text, weil fix nicht nur schnell bedeuten kann, son- einer Bergregion in
man in dieser Situation das Wort schnell benutzt, dern auch fest. Auch die Variante flott hat mehrere Rheinland-Pfalz und Nord-
rhein-Westfalen
verstehen das in den deutschsprachigen Ländern Bedeutungen. Man hört sie in der Eifel westlich
der Ausruf, -e 
alle. Es gibt aber auch regionale Varianten. So sa- von Mainz in Ausrufen wie „Jetzt aber flott!“, ,  Aussage: Man sagt sie
gen die Menschen in Baden-Württemberg und wenn sich jemand beeilen soll. In anderen Regi- laut.
in Österreich geschwind oder gschwind, wenn et- onen sagen die Leute flott, wenn sie etwas schick sch“ck 
was nicht lang dauert: „Ich spüle noch geschwind finden – zum Beispiel ein „flottes Outfit“. ,  modisch und schön
36  WÖRTER LERNEN Deutsch perfekt

In der Gärtnerei
LEICHT  PLUS  AUDIO

9
7

6
2

3
4

10

1 14
11
15
18
16

12

13

17

1. das (Blumen-)Beet, -e 4. die Samen, - Pl. 7. d ie Gærtnerin, -nen 10. der W„sserhahn, ¿e 13. die Schubkarre, -n 16. die (H„nd-)H„rke, -n
2. die Blüte, -n 5. d ie W¢rzel, -n 8. d as Bl„tt, ¿er 11. der G„rtenschlauch, ¿e 14. die Gærtnerschürze, -n 17. die Gießkanne, -n
3. der Blumenkasten, ¿ 6. d er Stængel, - 9. d as Gewæchshaus, ¿er 12. der Blumentopf, ¿e 15. die (H„nd-)Schaufel, -n 18. die Erde

1. Besuch bei der Gärtnerin L 2. Gartenarbeit S

Suse kauft direkt bei der Gärtnerei. Was passt? Was macht ein Gärtner alles? Verbinden Sie!
Ergänzen Sie!
1. bei Trockenheit die A umtopfen
Gießkanne – Samen – Blumentopf – Blüten – Erde Pflanzen
B jäten
1. Guten Tag. Ich möchte gern selbst ein paar Blumen 2. Blumen von einem
pflanzen. Dazu brauche ich zehn Kilo . Topf in den anderen C lockern

2. Für welche Blumen haben sie denn da? 3. Unkraut D gießen

3. Welche Farbe haben denn die dieser Blu- 4. neue Pflanzen E züchten
me?
5. Erde mit einer Harke
Illustration: Alana Keenan

4. Und dann hätte ich gern diesen gelben .

Lösungen:
5. Eine neue nehme ich auch gleich mit. Die 5. Gießkanne 2. Samen
Blumen brauchen ja Wasser. 1D 2A 4E 5C 4. Blumentopf 1. Erde
2. 3. Blüten 1.
 Deutsch perfekt ÜBUNGEN ZU DEN THEMEN  37

Übung macht den Meister

Das heißt: Durch viel Training wird man sehr gut in einer Sache. Diese Übungen zu
verschiedenen Texten aus dem Heft machen Sie fit in Deutsch!

Start-up Geschichten aus der Geschichte M

1. Alles verstanden? Seite 12
L 2. Präteritum Seite 54 - 55

In der Prüfung Goethe-Zertifikat A2, Lesen, Teil 1, sollen Wie heißen die Verben im Präteritum? Ergänzen Sie!
Sie einen Zeitungstext verstehen. Wählen Sie für die
Aufgaben die richtige Lösung A, B oder C! 1. In den 1920er-Jahren Berlin eine pulsierende
Metropole. (sein)
1. Auf jeder Lialo Tour …
A isst man ein Schnitzel. 2. Nach 1923 sich die Wirtschaft. (stabilisieren)
B gibt es ein Quiz.
C geht man immer eine Stunde durch die Stadt. 3. Viele die Nacht zum Tag. (machen)

2. Bei Lialo …
4. Es viel getanzt und getrunken. (werden)
A kann auch jeder eine Tour selbst schreiben.
B gibt es nur Routen in Berlin.
5. Viele Künstler nach Berlin und sich
C gibt es nur zwei Autoren.
inspirieren. (ziehen, lassen)

3. Andree Sadilek …
A hat keine Kinder.
B ist 52 Jahre alt.
C hat noch nie eine Tour selbst geschrieben.

Kolumne S
3. Glück und Unglück Seite 63

Was passt? Verbinden Sie!

1. Ein anderes Wort für A ein Fliegenpilz.

das Unglück ist Alle Übungen
B abergläubisch. aus dem Sprachteil
können Sie hier
2. Kleine Schweine aus auch online und
Marzipan sind C das Pech. interaktiv machen.

3. Und Glück bringt auch D Schnapszahlen.

4. Wer daran glaubt, dass E Glücksbringer. Lösungen:

manche Dinge Glück
Illustration: Alana Keenan

bringen, ist
1C 2E 3A 4B 5D
5. zogen, ließen
2. stabilisierte

5. Doppelte Ziffern nennt

3. machten
1B 2A 3B

4. wurde

man
1. war
2.

3.
1.
38 GRAMMATIK Deutsch perfekt

Worauf
freuen Sie
sich?
Das Verb regiert den Satz. Aber die
Präposition bestimmt den Kasus. Was?!
So geht's!
MITTEL PLUS

Sie wissen es: Viele Verben haben eine Akkusativ-Ergänzung

⋅⋅⋅⋅
und/oder eine Dativ-Ergänzung:
Sie ruft ihren Kollegen an. (Akkusativ)

⋅⋅
Er glaubt seinem Kollegen nicht. (Dativ)
Er glaubt seinem Kollegen kein Wort. (Dativ + Akkusativ)

⋅⋅⋅⋅
Manchmal haben Verben auch noch eine Präposi­tional-
Ergänzung. Das heißt, zum Verb gehört eine Präposi­tion. Diese Er bewirbt sich um eine Stelle.
Die Mieter wehren sich gegen die Renovierungspläne.

⋅⋅⋅⋅
Präposition bestimmt, in welchem Kasus das Nomen steht:
Er antwortet auf den Brief. (Akkusativ) (= kämpfen/protestieren)
Sie arbeitet an einem neuen Projekt. (Dativ)
Verben mit Präposition + Dativ
Es gibt auch Verben, die Ergänzungen mit und ohne Präpo­ Nach diesen Präpositionen steht immer der Dativ:

⋅⋅ ⋅⋅⋅⋅
sition haben: aus, bei, mit, nach, unter, von, vor, zu
Er dankt ihr für das Programm. (Dativ; Präposition + Akkusa- Das Buch wurde aus dem Deutschen übersetzt.

⋅⋅⋅⋅
tiv) Sie ruft bei ihrer Tochter an.
Er fängt jeden Tag um 8 Uhr mit der Arbeit an.

⋅⋅⋅⋅
Und ein paar Verben können mehrere Präpositionen (gleich­ Die Wohnung riecht nach Putzmittel.

⋅⋅
zeitig) haben: Was verstehen Sie unter diesem Punkt?

⋅⋅
Sie spricht immer nur von ihrer Arbeit. Er spricht mit seiner Familie Sie träumt von einem Urlaub am Meer.

⋅⋅
vor allem über seine Hobbys. Die Experten warnen vor einer Inflation. (= sagen, dass etwas

⋅⋅
Die Kinder freuen sich schon im Sommer auf Weihnachten. Denn Unangenehmes kommen wird)
an diesem Tag freuen sie sich immer über die vielen Geschenke. Er lädt die Nachbarn zum Grillfest ein.
Illustration: Alana Keenan

Verben mit Präposition + Akkusativ Verben mit Präposition + Dativ oder Akkusativ
Nach diesen Präpositionen steht immer der Akkusativ: Nach diesen Präpositionen steht manchmal der Akkusativ,

⋅⋅⋅⋅
für, über, um, gegen manch­mal der Dativ. Man muss diese Verben auswendig lernen:

⋅⋅
Mein Sohn interessiert sich für das Universum. an, auf, in
Sie ärgert sich über ihre Nachbarin. Sie denkt an ihre Familie.
Deutsch perfekt GRAMMATIK  39

⋅⋅⋅⋅ Er arbeitet an einem neuen Projekt.

2. Ein Traum

⋅⋅
Die Eltern achten auf die Ernährung ihrer Kinder. M
Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte. (= als Basis

⋅⋅⋅⋅
haben) Welcher Kasus muss stehen? Ergänzen Sie den indefi-
Sie hat sich in ihren Lehrer verliebt. (= anfangen, zu lieben) niten Artikel in der korrekten Form!
Das Problem besteht darin, dass wir zu wenig Zeit haben.
1. Gestern Nacht habe ich von großen Haus
geträumt.
Verben mit als + Gleichsetzungskasus
Mit als kann man Dinge oder Personen mit etwas gleichsetzen. 2. Es stand in wilden Garten.
In diesem Fall steht das Nomen nach als im gleichen Kasus wie
das Ding oder die Person, die vor als steht – im Akkusativ oder 3. Ich dachte sofort an Haus, das ich in

⋅⋅⋅⋅
im Nominativ: englischen Film gesehen hatte.
Sie arbeitet als Ärztin. (Nominativ)
Er sieht sich als einen großen Gewinner. (Akkusativ) 4. In diesem Haus habe ich mich mit alten
Freundin getroffen.

Haben Sie es gemerkt? Zu den Verben mit präpositionaler 5. Sie hat mit mir über Lied gesprochen, dass
Ergänzung gehören viele reflexive Verben! wir früher beide geliebt haben.

1. Melissa L 3. Was machen die Leute? S

Welche Präposition passt? Markieren Sie! Welche Präposition fehlt? Ergänzen Sie!

1. Melissa arbeitet für / vor eine große Firma. 1. Jana sucht den Hausschlüssel ihrer Hand­
tasche.
2. Sie beschwert sich oft um / über lange Arbeitstage.
2. Harry tippt eine Textnachricht seinem Handy.
3. Sie fährt mit dem Auto zur Arbeit und parkt dort in /
über einem Parkhaus. 3. Iris vereinbart am Telefon einen Termin dem
Zahnarzt.
4. Seit dem Beginn der Pandemie hat sie persönlich
nicht mehr an / in Konferenzen teilgenommen. 4. Werner erzählt oft seiner Frau.

5. Sie freut sich schon am Montag auf / über das Wo- 5. Louise weist ihre Tochter eine interessante
chenende. Veranstaltung hin.

6. Dann verabredet sie sich von / mit ihren Freundin-

6. Jens füllt seine Trinkflasche Wasser.
nen.

7. Oma Grete erzählt ihren Enkeln ihr Leben.

Lösungen:
3. ein, einem
2. einem
1. einem

4. einer
2. über

7. über
4. von
6. mit

6. mit
2. auf
3. mit
5. auf

5. auf
5. ein
4. an
1. für

3. in

1. in
2.

3.
1.
40  DEUTSCH IM BERUF Deutsch perfekt

Mehr lernen
Wer nicht stehen bleibt, sondern weiterlernt, hat einen großen Vorteil in der
Berufswelt. Welche Möglichkeiten gibt es?
Illustration: Alana Keenan

SCHWER  PLUS
Deutsch perfekt
V
iele denken sogar schon in ihrer Ausbildung daran,
wie sie sich dann im Beruf weiterentwickeln und
besser werden können. Lebenslanges Lernen ist
nämlich auch im Job wichtig, wenn man weiter-
kommen will. Sie möchten in Ihrem Beruf auf dem neuesten
Stand bleiben? Oder vielleicht Ihrer Karriere neue Impulse ge-
ben? Dann ist eine Weiterbildung genau richtig für Sie!
Weiterbildung
Zur beruflichen Weiterbildung gehört jeder Bildungsvorgang,
der das Wissen im jetzigen Beruf vertieft oder vergrößert. Es
gibt zum Beispiel Lehrgänge, Sprachkurse, Umschulungen oder
das Nachholen von Schulabschlüssen.
Weiterbildungen sind auch für Firmen wichtig. Denn es ist
immer gut, wenn die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
beruflich auf dem aktuellsten Stand sind. Und durch das Ange-
bot von Weiterbildungen können sie sich Fachkräfte sichern.
Aber bezahlen Unternehmen eigentlich eine Weiterbildung?
Wer bezahlt?
Weiterbildungen sind oft teuer. Und nicht jede Firma bezahlt
ihren Mitarbeiterinnen eine Weiterbildung. Solche Maßnah-
men müssen nur vom Unternehmen finanziert werden, wenn
die Firma ihren Mitarbeitern vorschreibt, Weiterbildungen
machen zu müssen. Manche Weiterbildungsangebote sind
auch vertraglich geregelt.
Wenn aber eine Mitarbeiterin selbst die Initiative zeigt, eine
Weiterbildung machen zu wollen, muss die Firma das nicht
bezahlen. Deshalb ist es immer wichtig, dass der Arbeitnehmer
mit seiner Arbeitgeberin spricht, wenn er eine Weiterbildung
⋅⋅
machen möchte:
Ich möchte gern eine Weiterbildung machen. Welcher Bereich käme
⋅⋅⋅⋅⋅⋅
für die Firma infrage?
Ich würde gern eine Fortbildung zum Thema … machen.
Würde die Firma eine solche Weiterbildung finanzieren?
Gibt es eine Chance, dass die Firma diese Fortbildung finanziell
⋅⋅⋅⋅
unterstützt?
Wie könnte ein solches Finanzierungsmodell aussehen?
⋅⋅
Bietet das Unternehmen interne Sprachkurse an?
Ich würde gerne (noch einmal) einen Sprachkurs machen.
s“ch weiterentwickeln  der B“ldungsvorgang, ¿e  die F„chkraft, ¿e  vorschreiben  die R•ckzahlung, -en  berufsbegleitend
, hier: mehr und neue ,  ≈ Lernen , Experte/Expertin
Kenntnisse bekommen
vertiefen  s“ch s“chern  infrage k¶mmen für  der Zeitraum, ¿e  das Berufsfeld, -er
lebenslang  , hier: verbessern , hier: garantiert
,  ≈ das ganze Leben bekommen
der Lehrgang, ¿e  die F¶rtbildung, -en  das {nlineseminar, -e  die Agentur für [rbeit
auf dem neuesten St„nd  , Kurs das Unternehmen, -  ,  Weiterbildung für eine
, hier: mit den aktuellsten , Firma
die }mschulung, -en  l„ngfristig  fœrdern
Kenntnissen
,  Ausbildung für einen die Maßnahme, -n  ,  für längere Zeit
die Weiterbildung, -en  Berufswechsel ,  Aktion, um ein spezielles
,  Kurs für mehr oder Ziel zu erreichen
nachholen 
aktuelles Wissen im Beruf
, hier: später machen
DEUTSCH IM BERUF  41
Manche Unternehmen unterstützen ihre Arbeitnehmer mit
einer sogenannten Rückzahlungsvereinbarung: Sie bezahlen
am Anfang die Weiterbildung, aber die Arbeitnehmer zahlen
das Geld dann in einem bestimmten Zeitraum wieder an die
Firma zurück.
Viele Unternehmen geben ihren Arbeitnehmerinnen auch
Zuschüsse: Sie bezahlen also einen bestimmten Teil der Fort-
bildung.
Zwei Varianten
Es gibt zwei wichtige Varianten bei der Fortbildung: die soge-
nannte Off-the-job-Weiterbildung, die außerhalb des Arbeits-
platzes stattfindet; und die On-the-job-Weiterbildung, die in
den Räumen der eigenen Firma passiert.
Wenn Sie eine Off-the-job-Fortbildung machen wollen, fra-
gen Sie Ihre Firma nach Bildungsurlaub: In fast allen Bundes-
ländern (nicht aber in Bayern und Sachsen) erhalten Arbeitneh-
merinnen zehn Tage bezahlte Bildungszeit innerhalb von zwei
Jahren. Manche Firmen unterstützen ihre Mitarbeiter außer-
dem durch reduzierte Arbeitszeit oder volle Bezahlung während
der Weiterbildung.
On-the-job-Trainings werden meistens vom Arbeitgeber be-
zahlt. Oft sind diese Weiterbildungen zum Beispiel Onlinesemi-
nare oder Sprachkurse in der Firma.
Regeln für danach
Es gibt auch langfristige Weiterbildungsmaßnahmen, wie ein
berufsbegleitendes Studium. Diese Fortbildungen dauern oft
mehrere Jahre und sind teuer. Wenn Unternehmen diese Din-
ge unterstützen, gibt es oft eine sogenannte Bleibefrist: Es wird
vertraglich geregelt, dass die Arbeitnehmerin nach der Weiter-
bildung für eine bestimmte Zeit bei der Firma bleiben muss.
Umschulung
Wollen oder müssen Sie Ihren Beruf wechseln? Dann machen
Sie eine Umschulung: Dabei vertiefen Sie nicht die Kenntnisse
in Ihrem Berufsfeld, sondern Sie lernen einen neuen Beruf. Viele
Umschulungen in Deutschland werden von Jobcentern oder
der Agentur für Arbeit gefördert. Es gibt verschiedene Arten
von Umschulungen: Bei der schulischen Umschulung findet der
 
,  sagen, dass … zu tun ist ,  Zurückzahlen von Geld ,  neben dem Beruf
 
,  eine Option sein für , Periode , Sektor
 
, Onlinekurs , Arbeitsamt
aktuelle oder spezielle
 
Aufgabe im Beruf
, hier: für jemanden
int¡rn  bezahlen
, hier: von/in der Firma
42  DEUTSCH IM BERUF Deutsch perfekt

1. Umschulung und Weiterbildung S

Was passt? Verbinden Sie! Mehrere Antworten kön-

nen richtig sein!

1. Eine Weiterbildung … A ist eine Ausbildung zu

einem neuen Beruf.
2. Eine Umschulung …
B kann zum Beispiel ein
Sprachkurs sein.

C ist eine Fortbildung.

D kann in einem dualen

System stattfinden.

Unterricht in einer Berufsschule statt. Die Teilnehmer machen E findet für den theore-
dazu oft Praktika, um Berufserfahrung zu sammeln. tischen Teil oft in einer
Die duale Umschulung ist eine betriebliche Umschulung. Berufsschule statt.
Hier gibt es einen theoretischen und einen praktischen Teil.
Die Theorie findet in der Berufsschule statt, der praktische Teil
in einem Ausbildungsbetrieb. Der Vorteil hier ist: Umschüler
2. Gespräch mit der Firma S
bekommen ein festes Gehalt während der Umschulung.
Bei der überbetrieblichen Umschulung findet der praktische
Was passt? Ergänzen Sie!
Unterricht in einem privaten Bildungsträger statt, manchmal
auch der theoretische Teil. Diese Art der Umschulung ist die
Fortbildung – Finanzierungsmodell – Möglichkeit –
teuerste Variante und wird deshalb meistens von der Agentur
Weiterbildungen – Bleibefrist
für Arbeit oder einem Jobcenter finanziert.
Man kann eine Umschulung auch in Teilzeit machen. Bei die-
1. Ich möchte gern eine in einem
ser Methode wird die wöchentliche Arbeitszeit im praktischen
neuen Grafikprogramm machen.
Teil reduziert. So können Eltern zum Beispiel während der Um-
schulung trotzdem ihre Kinder betreuen. Der theoretische Teil
2. Habe ich hier die , einen Sprach-
in der Berufsschule ist aber trotzdem in Vollzeit.
kurs zu machen?
Warum eine Umschulung?
Eine Umschulung lohnt sich nicht nur für Menschen, die in ei- 3. Gibt es auch On-the-job- in die-
nem neuen Berufsfeld arbeiten möchten oder die ihren Beruf sem Unternehmen?
aus körperlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Vor al-
lem Arbeitslose erhöhen durch eine Umschulung die Chance, ei- 4. Wie lang ist die , wenn ich diese
nen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zu bekommen. Weiterbildung mache?

5. Was ist das für diesen Kurs?

Lösungen:
der }mschüler, -  der private sozialversicherungs-
,  Teilnehmer einer B“ldungs­träger, -  pflichtig 
Umschulung ,  private Organisation , hier: so, dass der
Illustration: Alana Keenan

oder Firma, die Kurse Arbeitgeber dem Staat Geld

3. Weiterbildungen

f¡st 
5. Finanzierungs-

anbietet zahlen muss, damit der Ar-

, hier: vereinbart
2. Möglichkeit
1. Fortbildung
1B, C; 2A, D, E

beitnehmer bei Krankheit,

4. Bleibefrist

ausüben 
überbetrieblich  Arbeitslosigkeit und im
modell

, hier: arbeiten in
, hier: als Kooperation Alter finanziell sicher ist
von mehreren Firmen
2.
1.
 LEICHT
Geht das?
Ferienwohnungen oder ande-
re Unterkünfte buchen viele
im Internet – oft auch von
Privatpersonen. Die Buchung
ist meistens ein Formular. Sie
haben aber Fragen? So kom-
munizieren Sie schriftlich mit
Ihrer Vermieterin oder Ihrem
Vermieter.
MITTEL PLUS
Wie war’s im
Urlaub?
So können Sie andere fragen
oder darauf antworten.
SCHWER
Arzttermin
Sie haben ein gesundheitli-
ches Problem, aber Sie wis-
sen nicht, zu welcher Ärztin
oder welchem Arzt Sie gehen
sollen? Über Onlineportale
können Sie Ärzte finden und
Termine buchen.
Illustrationen: Alana Keenan
⋅⋅
Fragen bei der Buchung
Wie schnell und zuverläs-
sig (= so, dass es immer
funktioniert) ist das
WLAN in der Ferienwoh-
nung? Ich brauche es zum
⋅⋅
Arbeiten.
Kann man das Haus auch
⋅⋅
ohne Auto erreichen?
Ist in der Nähe der Woh-
⋅⋅
nung ein Supermarkt?
Haben Sie ein Zustellbett
(= Extrabett, das ins
Zimmer gestellt wird)
für Kinder / ein Babybett?
⋅⋅⋅⋅
Allgemeine Fragen
Wie war dein/euer Urlaub?
⋅⋅
Wie war’s im Urlaub?
Hattest du / Hattet ihr einen
⋅⋅
schönen Urlaub?
Erzähl/Erzählt doch mal
⋅⋅
von deiner/eurer Reise!
War es ruhig/erholsam
(= so, dass man sich erho-
⋅⋅
len kann)?
War der Urlaub so, wie ihr
ihn euch vorgestellt (= sich
⋅⋅
denken) habt?
Würdest du wieder dorthin
fahren?
Ärzte oder Fachkräfte
(= Experten) finden
Auf fast allen Onlinepor-
talen müssen Sie zuerst
aussuchen, welche Art von
Ärztin oder Fachkraft Sie
konsultieren wollen. In
diesen Drop-down-Menüs
finden Sie wahrscheinlich
⋅⋅
diese Wörter und mehr:
Allgemeinmedizin (= alle
⋅⋅
Krankheiten)
Innere Medizin (= innere
⋅⋅
Organe)
Hautkrankheiten
⋅⋅
Auf Ihrer Seite steht, dass
in dem Haus zehn Leute
schlafen können. Wie viele
Betten stehen denn in jedem
⋅⋅
Zimmer?
Wir kommen leider erst sehr
spät abends an. Ist das ein
⋅⋅
Problem?
Kann man den Pool auch
noch im September/Oktober
/… benutzen? Oder ist es
⋅⋅
dann schon zu kalt?
Ich buche die Wohnung für
meine Freundin und mich.
Meine Freundin wird zuerst
⋅⋅
Seit wann bist du wieder
⋅⋅
zurück?
Wie lange hattest du (eigent-
⋅⋅
lich) Urlaub?
Bist du weggefahren, oder
hast du Urlaub auf Balko-
nien (= m zu Hause auf
⋅⋅
dem Balkon) gemacht?
Was habt ihr euch ange-
⋅⋅
schaut/angesehen?
Warst du auch in …?
⋅⋅⋅⋅
Fragen zum Wetter
Wie war (denn) das Wetter?
War das Wetter gut?
⋅⋅⋅⋅ Geschlechtskrankheiten
Frauenheilkunde (= Wis-
sen über die Anatomie
und Krankheiten von
⋅⋅
Frauen)
Orthopädie und Unfallchi-
⋅⋅
rurgie
Hals-Nasen-Ohrenheil-
⋅⋅
kunde
Psychotherapie und Psy-
⋅⋅
chologie
Gefäßchirurgie (= Ope-
rationen an Bahnen im
Körper, in denen sich das
Blut bewegt)
Sammelkarte Schreiben
ankommen. Könnte sie bei
Ihnen den Wohnungsschlüs-
⋅⋅
sel abholen?
Die Wohnung liegt ja sehr
zentral. Wie laut ist es denn
⋅⋅
dort?
Wie viele / Welche Sehens-
würdigkeiten/Museen/
Klubs/Restaurants … gibt es
⋅⋅
in diesem Stadtteil?
Gibt es in dem Haus genug
Handtücher für zehn Per-
⋅⋅
sonen?
Haben Sie einen Hochstuhl
für Babys/Kleinkinder?
Sammelkarte Sprechen
⋅⋅
Hattet ihr Glück mit dem
⋅⋅
Wetter?
War es noch warm genug
zum Baden?
⋅⋅
Fragen zur Unterkunft
Wo habt ihr denn (eigent-
⋅⋅⋅⋅
lich) gewohnt?
Wie war das Hotel?
War die Ferienwohnung
⋅⋅
schön?
Warst du zufrieden mit der
⋅⋅
Unterkunft?
Hattet ihr auch einen
Hotelpool?
Sammelkarte Verstehen
Dazu geben Sie Ihre Post-
leitzahl ein und starten die
Suche. Wenn Sie einen Arzt
gefunden haben, können
Sie einen Termin verein-
baren.
Anmeldung
Um einen Termin buchen
zu können, müssen Sie sich
mit Ihrer E-Mail-Adresse
und Ihrem Passwort anmel-
den. Wenn Sie noch nie auf
dem Portal waren, müssen
Sie sich registrieren.
Sammelkarte Schreiben
⋅⋅
Fragen in der Unterkunft
Die Klimaanlage/Heizung
geht plötzlich nicht mehr.
Könnten Sie sich bitte darum
⋅⋅
kümmern?
Dürfen wir im Garten ein
Lagerfeuer (= Feuer, das
man draußen macht)
⋅⋅
machen?
Uns sind zwei Teller kaputt-
gegangen, das tut uns sehr
leid. Sollen wir neue kaufen
oder einfach Geld dafür in
der Wohnung lassen?
Sammelkarte Sprechen
⋅⋅ War das Hotel in der Nähe
⋅⋅
von …?
Habt ihr ein Auto gebraucht,
oder konntet ihr vom Hotel
⋅⋅
aus alles zu Fuß machen?
Hatte euer Hotel eine gute
⋅⋅⋅⋅
Lage?
Wie war der Service?
Würdest du das Hotel wei-
terempfehlen?
⋅⋅
Positiv antworten
Wir haben uns (richtig) gut
erholt!
Sammelkarte Verstehen
Dazu müssen Sie einige
Informationen über sich
selbst angeben: Wie sind Sie
versichert? Gesetzlich oder
privat?
Termin vereinbaren
Wenn Sie einen Arzt in
Ihrer Nähe gefunden haben,
dann klicken Sie auf die
Ärztin, und suchen Sie nach
einem Termin. Nicht immer
sind Termine frei, also ver-
fügbar. Wenn Sie dringend
⋅⋅
Wir würden gern ein
Feuer im Kamin (= Ort im
Haus, in dem man Feuer
machen kann) machen.
Dürfen wir dazu das Holz im
⋅⋅
Garten nehmen?
Könnten Sie uns Tipps geben,
was wir bei schlechtem Wet-
⋅⋅
ter machen könnten?
Im Kühlschrank sind
Lebensmittel. Dürfen wir die
⋅⋅
essen?
Das Internet funktioniert
nicht. Was sollen wir tun?
⋅⋅ Es war (echt) toll/wunder-
⋅⋅⋅⋅
bar!
Der Urlaub war total schön!
Wir hatten wirklich Glück
mit dem Wetter. In den zwei
Wochen hat es nur einmal
⋅⋅
kurz geregnet!
Das Wetter war sehr gut,
und der Strand war
⋅⋅
fantastisch!
Die Unterkunft lag sehr
⋅⋅
zentral, das war klasse!
Das Hotel kann ich (wirk-
lich) (nur) empfehlen!
einen Termin brauchen,
können Sie natürlich anru-
fen und fragen.
Grund des Besuchs
Was ist der Behandlungs-
grund? Also warum brau-
chen Sie einen Termin? In
diesen Drop-down-Menüs
lesen Sie vielleicht Wörter
⋅⋅⋅⋅
wie:
Gesundheitscheck
⋅⋅
Impfberatung
Laborbesprechung (= mit
⋅⋅
Die Waschmaschine macht
komische Geräusche (= man
hört komische Dinge).
Könnten Sie sich die einmal
⋅⋅
ansehen?
Könnten Sie uns bitte noch
ein paar Decken (= großes
Stück Stoff, das man
beim Schlafen über sich
legt) bringen? Uns ist nachts
⋅⋅
sehr kalt.
Haben Sie vielleicht zwei
Fahrräder, die Sie uns leihen
könnten?
⋅⋅ Da würde ich sofort wieder
⋅⋅
hinfahren!
So einen tollen Urlaub hatte
⋅⋅
ich schon lange nicht mehr!
Es war so schön, ich wäre am
liebsten dort geblieben!
⋅⋅⋅⋅
Negativ antworten
Leider war es nicht so schön.
Mir hat es nicht so gut
⋅⋅
gefallen.
Wir hatten (total) Pech mit
⋅⋅
dem Wetter.
Es hat die ganzen zwei
dem Arzt über Untersu-
chungsergebnisse aus
dem Labor sprechen, z. B.
von einer Blutuntersu-
⋅⋅⋅⋅
chung)
Sprechstunde Neupatient
Verlaufskontrolle (= Unter-
suchung von Patienten,
die schon länger eine
Krankheit haben)
Manchmal werden Sie zu-
sätzlich nach einem Grund
für den Termin gefragt.
⋅⋅
Ich muss morgen sehr früh
abreisen. Soll ich dann ein-
fach den Wohnungsschlüssel
in den Briefkasten werfen?
Wochen geregnet. Wir konn-
ten kaum etwas unterneh-
⋅⋅
men.
Ich bin froh, dass ich wieder
⋅⋅
zu Hause bin.
Das Hotel war total teuer.
Und trotzdem waren der
Service und das Essen (sehr)
⋅⋅
schlecht.
Es war (ziemlich) kalt. Wir
konnten eigentlich nie an
⋅⋅
den Strand.
Das Hotel sah in Wirklichkeit
ganz anders aus als online.
In dieses Feld (= Viereck
für Text) können Sie dann
Details eintippen.
Termin buchen
Sie können nicht nur für
sich selbst einen Termin
buchen („persönlich“),
Illustration: Alana Keenan
sondern auch für eine Ange-
hörige / einen Angehörigen
(= Verwandte/Verwandter)
oder Freunde.
 Deutsch perfekt DEUTSCH IM ALLTAG  45

Plötzlich weg!
Es ist immer sehr ärgerlich, wenn man etwas verliert! Aber verloren die Kralle =
Finger vom Fuß
bedeutet nicht immer gleich weg. Kennen Sie diese Ausdrücke? eines Vogels
MITTEL  AUDIO  PLUS der Lappen = kleines
Stück Stoff
die Flöte = Musikinstrument
aus Holz oder Metall, in
das man mit dem Mund
Luft stößt
1 Der Geldbeutel 2 Das Start-up

Wo ist denn mein Geldbeutel? … Das gibt es Wie geht es dir denn? Hast du immer
doch nicht … Er ist nirgends. Ich muss ihn ver- noch so viel Stress mit deinem Start-up?
loren haben! Oh nein! Geld, Kreditkarte, Aus- Tja, es ist leider noch schlimmer gewor-
weis – alles futsch! den. Ein Sponsor ist abgesprungen. Des- Das g“bt ¡s d¶ch n“cht! 
, hier: m Das darf
Bist du dir sicher, dass du ihn nicht einfach ver- halb ist uns sehr viel Geld durch die Lap-
nicht sein!
legt hast? pen gegangen. Ich weiß gar nicht, was ich
einfach , hier:
Dann muss er ja hier irgendwo sein. Ist er aber jetzt machen soll. m Das ist die Erklärung.
nicht. Das tut mir leid zu hören. Gibt es denn
sp¡rren l„ssen 
Oje! So etwas Blödes! Dann musst du sofort noch andere Investoren, die interessiert , hier: die Bank darum
bei der Bank anrufen und deine Kreditkarte sind? bitten, … zu deaktivieren
sperren lassen. Im Moment nicht. Jeden Tag schreibe M“st! 
So ein Mist! Aber vielleicht finde ich ihn ja wie- ich E-Mails und rufe total viele Leute an, , m a Wie ärgerlich!

der … Er kann mir eigentlich nur auf dem Weg aber nichts passiert. Und nachts recher- længst 
,  schon lange
vom Supermarkt nach Hause aus der Tasche chiere ich dann, wen ich am nächsten Tag
gefallen sein. anrufen kann. Ich habe noch nicht einmal „bspringen , hier:
m nicht mehr mitmachen
Hoffentlich hast du Glück! Aber wahrschein- mehr Zeit, zu schlafen.
lich hat sich schon längst jemand deine Geld- Also, bitte! Das Start-up ist die eine Sa- recherchieren , genaue
Informationen suchen
börse gekrallt. che. Aber wenn du so weitermachst, geht
n¶ch n“cht einmal 
Das weiß ich erst, wenn ich selbst gesucht noch deine Gesundheit flöten! Und das
, hier: d ≈ auch nicht
habe. ist es wirklich nicht wert!
wert sein 
Warte, ich komme mit und helfe dir. Was soll ich denn machen?! , hier: ≈ es ist richtig, dass
es deswegen … gibt

1. Bedeutungen M 2. Verloren und genommen M

Was bedeuten die Ausdrücke? Verbinden Sie! Was passt? Ergänzen Sie!

1. Alles (ist) futsch!
2. Hast du ihn verlegt?
3. Jemand hat sich deine
Geldbörse gekrallt.
4. Mir ist das Geld durch
die Lappen gegangen.
5. Deine Gesundheit geht
flöten!
Illustration: Alana Keenan
A Ich habe es nicht
bekommen.
B Hast du ihn an eine
andere Stelle gelegt?
C Sie geht verloren!
D Jemand hat sie schnell
genommen.
E Alles ist weg!
flöten – gehen – verlegt – futsch – gekrallt
1. Georg, hast du dir das letzte Stück Schokolade
?
2. Ich habe schon wieder meine Brille .
Hast du sie gesehen?
3. Jeden Monat gehen 1200 Euro – nur
für die Miete!
4. Meine Schlüssel sind . Ich weiß nicht,

Lösungen: wo ich sie verloren habe.

5. Dieses Projekt darf uns auf keinen Fall durch die
Lappen !
1E 2B 3D

1. gekrallt
2. verlegt

4. futsch
5. gehen
3. flöten
4A 5C

2.
1.
46  RATEN SIE MAL! Deutsch perfekt

Guten Tag, Herr Dealer M

1. Auf anderen Wegen Seite 48 - 52

Mit der Legalisierung von Cannabis ändert sich viel für „den Dealer“.
Lösen Sie das Rätsel, und lernen Sie Wörter zum Thema.

2. Fix! L

Das kurze Adjektiv fix bedeu-

tet meistens, dass etwas genau
vereinbart oder immer gleich ist.
Einen fixen Preis kann man nicht
ändern. Aber die Bedeutung von
fix kann sich ändern – je nach
deutscher Region. Was kann
das Wort noch bedeuten, und
welches Synonym davon erklärt
Ihnen das Nomen Geschwindig-
keit? Die Lösung finden Sie in
einem leichten Text.

Lösungen:
1. Gerät, das das Gewicht 7.  m Person, die z. B. Cannabis
anzeigt: die … verkauft: der …
2. Person, die Cannabis benutzt: der … 8. m Marihuana nennt man
Alltagssprache“,
dazu: „Atlas der
deren Regionen

geschwind. Von
Regionen auch

auch das Wort

schnell. In an-

Geschwindig-
benutzt man

diesem alten
Fix bedeutet

Wort kommt

3. Cannabis kann man in auch: das …

in manchen

keit. (Mehr
dafür auch

Zigaretten … 9. orientalische Vase mit Wasser, mit

Lösung:

S. 35)

4. z. B. Cannabis, Heroin: die … der man rauchen kann: die …

2.

5.  m Marihuana rauchen 10. wirtschaftliche Aktivitäten: das …

6. überraschende Polizei- 11. sich um Cannabis-Pflanzen küm-
10. Geschaeft =
9. Wasserpfeife

zugedroehnt =
2. Konsument

Lösung: breit;
Geschäft

kontrolle: die … mern und ihre Blätter sammeln

zugedröhnt
11. anbauen
3. rauchen

6. Razzia
1. Waage

7. Dealer
4. Droge
5. kiffen

8. Gras
1.

Lösung: Wer Cannabis geraucht hat, ist high. Wenn er diesen Zustand ange-
nehm findet, kann er sagen, er ist …
Illustration: Alana Keenan

Eine Person, die extrem viel Cannabis geraucht hat, ist …

ä = ae
ö = oe
 Deutsch perfekt WORTKOMPASS  47

„Mein aktueller Lieblingsausdruck ist

der Blick hinter die Fassaden. Ich bin
neugierig und würde mir wünschen,
hinter jede Fassade schauen zu können.“
Matthieu Rouil kümmert sich bei
Deutsch perfekt Audio um die Technik.

Die polyglotte Seite

Kennen Sie die deutschen Wörter zu diesen Themen im Heft? Testen Sie sich nach dem Lesen:
Legen Sie die Hand auf die deutschen Wörter, und finden Sie die richtige Übersetzung!

DEUTSCH ENGLISCH SPANISCH FRANZÖSISCH ITALIENISCH POLNISCH RUSSISCH ARABISCH

WÖRTER ZUR STADTTOUR, TEXT: START-UP SEITE 12
der Blick hinter die glance behind the la mirada más allá de jeter un œil dans les lo sguardo dietro la rzut oka za kulisy взгляд за фасады ‫ النظر‬:‫مصطلح بمعنى‬
Fassaden curtains las apariencias coulisses facciata ً ‫عميقا‬
die Stadtführung guided tour la visita guiada le tour de ville guidé la visita della città zwiedzanie miasta экскурсия по городу ‫جولة في المدينة‬
erkunden to explore explorar explorer visitare zbadać исследовать ‫استكشف‬

die Schnitzeljagd scavenger hunt la yincana le jeu de piste la caccia al tesoro podchody квест ‫لعبة خريطة الكنز‬
der Hinterhof backyard el patio trasero l’arrière-cour il cortile interno tylny dziedziniec задворки ‫الفناء الخلفي‬
abseits liegen to be off the beaten estar apartado être situé à l’écart; en essere isolato leżeć nieopodal лежать в стороне ‫يقع على األطراف‬
path hors-piste
berühmt famous famoso célèbre famoso znany известный ‫مشهور‬
die Innenstadt city centre el centro de la ciudad le centre-ville il centro della città śródmieście центральная часть ‫مركز المدينة‬
города
überqueren to cross atravesar traverser attraversare przekraczać пересечь ‫يعبر‬
errichten to construct construir ériger costruire wznosić возвести ‫تشييد‬
die Gegend neighbourhood los alrededores les environs la zona circostante okolica местность ‫المنطقة‬

WÖRTER ZUM AUSGEHEN, TEXT: GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE SEITE 54 - 55

weggehen ugs. to go out salir sortir uscire wychodzić уйти ‫الخروج من المنزل‬
sich schick machen to dress up ponerse elegante s’apprêter; se mettre mettersi in tiro ubrać się elegancko наряжаться ‫يتأنق‬
sur son trente-et-un
tanzen gehen to go dancing ir a bailar aller danser andare a ballare wyjść potańczyć пойти на танцы ‫الخروج للرقص‬
etwas trinken gehen to have a drink ir a tomar algo aller prendre un andare a bere wyjść na drinka пойти выпить ‫التالقي لشرب شيء‬
verre qualcosa ‫ما‬
feiern gehen to party ir de fiesta aller faire la fête uscire a divertirsi wyjść na imprezę праздновать ‫الذهاب لالحتفال‬
(noch) eine Runde to order a/another pedir una ronda commander une ordinare un (altro) zamówić (jeszcze) (еще раз) заплатить ‫طلب جولة جديدة من‬
bestellen round (pedir otra ronda) (nouvelle) tournée giro jedną kolejkę за заказ для всех ‫الشراب‬
Theaterkarten to get theatre tickets comprar entradas réserver des billets procurare i biglietti załatwić bilety do раздобыть билеты ‫تأمين بطاقات‬
besorgen para el teatro de spectacle per il teatro teatru в театр ‫المسرحية‬
absagen to cancel cancelar décliner disdire odmówić отменить ‫إلغاء الموعد‬
glitzernd shimmering deslumbrante scintillant scintillante błyszczący искрящийся ‫المع‬
die Nacht durch­ to stay up all night trasnochar passer la nuit jusqu’à stare in giro tutta la zostać na noc праздновать всю :‫مصطلح بمعنى‬
machen l’aube notte ночь напролет ً‫السهر طويال‬

WÖRTER ZUM ABERGLAUBEN, TEXT: KOLUMNE SEITE 63

Foto: Maria Bergmann; Illustration: Sudowoodo/Shutterstock.com

der Aberglaube superstition la superstición la superstition la superstizione przesąd суеверие ‫الخرافة‬

abergläubisch superstitious supersticioso superstitieux/se superstizioso być przesądnym суеверный ‫يؤمن بالخرافات‬
die übernatürlichen supernatural powers las fuerzas sobrena- les pouvoirs surna- i poteri sovranna- siły nadprzyrodzone сверхъестественные ‫القوى الخارقة للطبيعة‬
Kräfte Pl. turales turels turali силы
(kein) Glück bringen to bring (no) luck (no) traer suerte (ne pas) porter (non) portare przynosić szczęście/ (не) приносить ‫ال يجلب الحظ‬
chance fortuna nie przynosić счастье
szczęścia
das Pech misfortune la mala suerte la malchance, la la sfortuna pech неудача ‫النحس‬
poisse
vermeiden to avoid evitar éviter; prévenir evitare unikać избегать ‫يتجنب‬
anziehen to attract atraer attirer attirare tutaj: przyciągać притягивать ‫يجذب‬
befürchten to fear temer craindre temere obawiać się опасаться ‫يخاف‬
Scherben bringen Break a thing, mend Los vidrios rotos Casser la vaisselle I frammenti portano Rozbite szkło przy- Посуда бьётся к ‫ انكسر الشر‬:‫بمعنى‬
Glück. your luck. traen buena suerte. porte bonheur. fortuna. nosi szczęście. счастью.
48 BLINDTEXT Deutsch perfekt
 Deutsch perfekt GESELLSCHAFT  49

Guten Tag, Herr Dealer

Er verkauft Marihuana. Natürlich würde er das gern auch legal machen.
Das wird in Deutschland bald möglich. Für eine Lizenz wird er sich aber lieber nicht
mit seiner Berufserfahrung bewerben. Oder? Von Artur Weigandt
MITTEL PLUS

Z
ehn Uhr morgens. Er Der Dealer ist keiner von denen, die im
der Dealer, - engl.  die Kriminalität 
steht an einer Berliner Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg Gras ,  ≈ Drogenverkäufer ,  alle kriminellen Akti-
U-Bahn-Station und war- an Spaziergängerinnen und Touristen vitäten
(die Droge, -n 
tet. Sonnenbrille, Kapuze verkaufen. Der Dealer rennt auch nicht ,  z. B. Heroin, Cannabis …) das Gras 
über dem Kopf und eine bei Polizei-Razzien. Er nennt sich einen die Kapuze, -n 
, hier: m Marihuana

blaue Jeans. Der Dealer. Cannaisseur. Ein Connaisseur, ein Can- ,  Teil oben von einem r¡nnen 
Ungefähr 30 Jahre ist er alt. „Kleidest du nabis-Kenner. Er lebt irgendwo in Berlin Hoodie, das man über den ,  schnell laufen; hier:
Kopf ziehen kann schnell weglaufen
dich so, weil du nicht erkannt werden in einem gutbürgerlichen Viertel. Er hört
s“ch kleiden  die R„zzia, R„zzien 
willst?“, frage ich ihn. „Nein, ich ziehe Nachrichten. Radiosendungen. Podcasts.
, hier: spezielle Kleidung ,  überraschende Kontrolle
mich immer so an“, ant- Bevor wir in sein als Stil wählen der Polizei
wortet er. Ein unschein- Wohnhaus hineingehen, ¢nscheinbar  der Cannaisseur, -e franz. 
barer Typ. Machen bald alle erklärt der Dealer, dass , hier: durchschnittlich;
normal im Aussehen
, Wortspiel mit: Connais-
seur = Kenner / Cannabis
Wir laufen um die wir im Flur nicht über
Häuser. Er will mich Dealer Canna- seine Arbeit reden kön- „bchecken  das gutb•rgerliche
, m ≈ kontrollieren; Viertel, - 
abchecken, bevor wir
zu ihm gehen. „Du
bis-Shops auf? nen. Mit den Nachbar-
innen will er eine gute
versuchen, Informationen
zu bekommen über
,  Stadtteil, wo meistens
konservative Menschen in
kümmerst dich schon Riecht es dann Beziehung. Sie sind sein schon 
sicherer sozialer und finan-
zieller Situation leben
darum, dass man mich größtes Risiko, sagt er.
Fotos: Kawin Ounprasertsuk, irichai Puangsuwan, Dotted Yeti/Shutterstock.com

, hier: m ≈ doch;
nicht erkennt, oder?“, überall nach Sie beobachten. Sie se- wirklich beobachten 
,  genau sehen, was
fragt er. „Niemand wird
dich in der Zeitung er-
Marihuana? hen, riechen und hören
alles, vermutet er.
die Konsum¡ntin, -nen 
, hier: Frau, die Cannabis
passiert
konsumiert der Pl„ttenbau, -ten 
kennen“, antworte ich. Seine Wohnung sieht ,  hohes Wohnhaus aus
(konsumieren 
In diesem Text heißt er der Dealer. Und aus wie ein Einzimmer­apartment eines , hier: rauchen)
geraden, flachen Stücken
mit wenig Dekoration
der ­Dealer, er lebt in Berlin. Studenten. Ein Bett, Schwarz-Weiß-Fo-
der Sieg, -e 
Die Bundesregierung will den Verkauf tos von Plattenbauten an der Wand, ein r¢mliegen 
, Gewinnen
, m ohne Ordnung
von Cannabis legalisieren. Wann genau, schwarzes Ledersofa, ein Fernsehtisch über  irgendwo liegen
weiß man noch nicht. Für die Konsumen- aus Holz, ein großer Fernseher. , hier: gegen
der Ger¢ch, ¿e 
tinnen und Konsumenten ist dieser Plan Es liegt keine schmutzige Wäsche rum. ,  Art, wie etwas riecht
positiv. Aber was passiert mit den Deale- Es gibt kein dunkel gemachtes Zimmer
rinnen? Sind sie dann weg? Ein Sieg über mit UV-Lampen und Cannabis-Pflanzen.
die organisierte Kriminalität? Machen Und: Es riecht nicht nach Cannabis. Kein
alle Dealer Cannabis-Shops auf? Riecht süßer, penetranter Geruch, der an billiges
es bald überall nach Gras? Parfum erinnert. „Warum riecht es hier
50 GESELLSCHAFT
nicht nach Gras?“, frage ich. Er holt eine
Tupperdose vom Schrank. Darin ist eine
weiße klebrige Substanz. „Geruchsneu­
tralisator“, sagt er.
Vor 15 Jahren, als der Dealer noch kein
Dealer war, hat er mit dem Kiffen ange-
fangen. Das war in einem kleinen Dorf
im Osten Deutschlands. Mehr soll hier
nicht stehen. Noch ist das ja alles verbo-
ten. Die ersten Male hat er in einem klei-
nen Holzhaus im Garten der Großeltern
eines Freundes gekifft.
„Ich hatte fast gar kein Taschengeld“,
erzählt der Dealer. Das wollte er ändern.
Seinen Berufsstart mit 16 beschreibt er
so: „Je mehr man kennt, die verkaufen
und konsumieren, desto höher ist die
Wahrscheinlichkeit, dass man irgend-
wann jemanden trifft,
der jemanden kennt,
der gutes Zeug hat.“ Der Dealer gibt
Über einen Bekannten
traf er einen Dealer, der
dem Kunden das
sein Cannabis aus den Wochenmenü
Niederlanden impor-
tierte. Und einen, der ir- auf dem Handy
gendwo in Berlin selbst
anbaute.
und empfiehlt
Seiner Mutter ver- eine Sorte.
sprach er, nicht zu viel
zu kiffen. Ein Verspre-
chen, das er nicht an jedem Wochenende
halten konnte. Heute weiß sie von dem
Geschäft. Sie akzeptiert es. Vielleicht
auch, weil sie weiß, dass er selbst inzwi-
schen sehr kontrolliert kifft. Drei, vier
Joints in der Woche, sagt er.
Aus einem kleinen Schrank holt er
mehrere Einmachgläser, alle voll mit
Gras. Gesamtwert: 6000 Euro. Er stellt
sie in einer Reihe auf den Tisch. Verschie-
dene Sorten: Lemon Haze, Afghan Kush,
Chronic Blueberry. In den Gläsern liegen
Feuchtigkeitspads, damit das Gras nicht
zu trocken wird. Auf den Gläsern kleben
bedruckte Preisschilder: 13, 15, 16 Euro
pro Gramm. Weiter unten sind die Wir-
kungen beschrieben.
Positive Effects: Happy, Euphoric,
Relaxed, Heightened Sense, Sleepy. Ne-
gative Effects: Dry Eyes, Dry Mouth,
Anxious, Dizzy, Cotton Mouth. Alles auf
Englisch. Der Dealer findet eine stilvolle
Deutsch perfekt
die T¢pperdose, -n  führen 
Präsentation seiner Ware sehr wichtig. ,  Dose aus Plastik von der , hier: den Weg zeigen;
An der Tür klingelt es. Der Dealer schaut Firma Tupperware, in der bringen
man Lebensmittel lagern
auf sein Handy. „Elf Uhr, das ist der Zau- promovieren 
kann
berer!“, sagt er. Er läuft zur Tür und führt ,  eine systematische
klebrig  Untersuchung machen,
einen Mann mit dunklen, langen Haaren ,  so, dass es klebt um den Titel Doktor zu
ins Zimmer. „Hi, nice to meet you!“ bekommen
der Ger¢chsneutralisator,
Der Zauberer ist aus Asien. Er pro- -en  die Naturwissenschaft, -en 
moviert in Naturwissenschaften und ,  Substanz, die Gerüche ,  z. B. Biologie, Chemie,
neutralisiert Physik
braucht das Gras, um nicht permanent an
die Zahlen zu denken. Mit welcher Sorte k“ffen  entsp„nnen 
, m Marihuana , hier: ≈ sich ausruhen
kann er beim Fernsehen entspannen, konsumieren
ohne einzuschlafen? Der Dealer gibt ihm der }mweltschutz 
ja  , von: die Umwelt
das Wochenmenü auf seinem Handy und , hier: m wie man schützen
empfiehlt ihm eine Grassorte. Der Zaube- weiß
vakuumieren 
rer riecht an einem, dann an einem ande- das T„schengeld, -er  ,  mit einem technischen
ren Glas. „That smells good“, stellt er fest. ,  Geldsumme, die Kinder Gerät die Luft komplett
jede Woche oder jeden drücken/ziehen aus
„Hast du deine leeren Tüten dabei? Monat von ihren Eltern
Umweltschutz ist wichtig“, sagt der De- das Bügeleisen, - 
bekommen
,  heißes, elektrisches
aler. Der Zauberer holt das Zeug  Gerät, mit dem man Wä-
leere kleine Plastiktü- , hier: m Gras schestücke glatt macht
ten aus seiner Tasche. „nbauen  der H„ndschlag, ¿e 
Und 200 Euro. Der Dea-
ler vakuumiert die Tüte
, hier: sich um die Canna-
bispflanzen kümmern und
,  Geben der Hände
s“ch ver„bschieden 
ihre Blätter sammeln
mit einem Bügeleisen.
h„lten 
,  „Auf Wiedersehen“
sagen
Handschlag. Der Zau-
berer verabschiedet sich.
, hier: sich orientieren an;
tun, was man versprochen
tr¡nnen v¶n 
, hier: so organisieren,
hat
Einmal, erzählt der
Dealer, wollte der Zau- das Geschæft 
dass etwas unabhängig von
… bleibt
berer ein Bier mit ihm
, hier: wirtschaftliche
Aktivitäten
s“ch ¢mschauen 
,  in alle Richtungen
trinken. Er hat aber Nein
das Einmachglas, ¿er  schauen
gesagt. Das Privatleben ,  spezielles Glas, in das
so ’n¡ 
trennt er vom Geschäft. man konservierte Lebens-
, m kurz für: so eine
mittel legt
Der Dealer schaut sich in seiner Woh-
Scheiß– 
nung um. Er sagt, dass er ohne das Dealen der Ges„mtwert, -e 
, m a blöde (-r/-s) …
,  Geldsumme insgesamt
nicht so schnell Geld für alle seine Sachen
nur 
hätte. „Aber so, so geht alles schneller. das Feuchtigkeitspad, -s 
, hier: aber
,  ≈ dünnes Kissen, das
Mein Apple-Computer ist kaputt? Ich man in eine Dose legt: ¢nter 
kauf mir einen neuen.“ So wird der Inhalt nicht , hier: mit
trocken. Fotos: MWesselPhoto, Branding Pot, nattaphol phromdecha/Shutterstock.com
Seine Wohnung sieht schon fast aus schl¡cht 
wie ein Coffeeshop. Aber was passiert, bedr¢ckt  , hier: m kaum; besser
, hier: mit Text darauf nicht
wenn Gras legalisiert wird? „Ich versu- gedruckt
che auf jeden Fall, so ’ne Scheißlizenz nachweisen 
stilvoll  , hier: mit Dokumenten
zu bekommen. Vielleicht mit mehreren , elegant zeigen, dass etwas wahr ist
Kollegen. Das wäre ein Cannabis-Konglo- der Zauberer, - 
merat. Ich frage mich nur: Unter welchen , Magier
Bedingungen kann man einen Shop auf-
machen? Ich meine: Meine berufliche Er-
fahrung kann ich ja schlecht nachweisen“,
stellt er fest.
Der Dealer, er hat keine Angst vor der
Legalisierung. Er denkt, er hat genug
Zeit zur Vorbereitung. „Die Politik ist in
Deutschland sehr langsam.“ Die Dealer
Deutsch perfekt BLINDTEXT  51
52 GESELLSCHAFT Deutsch perfekt

der Fl•chtling, -e  die M“sche, -n 

im Görlitzer Park, überlegt er, die werden Gras. Ich merke, dass das nicht gut ist in , hier: Mensch, der wegen , m Mischung
ihren Job wahrscheinlich verlieren: „Oft Kombination mit privaten Problemen“, Krieg und Not aus seiner
die Brieftasche, -n 
Heimat nach Deutschland
sind das Flüchtlinge, die keine Arbeits- sagt der Kunde. Der Dealer nickt. „Was , Geldbeutel
kommt / gekommen ist
erlaubnis haben. Sie haben keine andere kann ich sonst für dich tun?“ – „Deine wiegen 
der Freiberufler, - 
Option.“ Er aber hat Optionen. Er ist ja Nummer darf ich ja nicht einfach so wei- ,  Person, die selbstständig
,  das Gewicht feststellen
nicht nur Dealer, sondern auch Freiberuf- tergeben. Also möchte ich, dass du einem arbeitet; L Angestellter die W„sserpfeife, -n 
ler – auch wenn der Job während Corona Kumpel von mir Gras schickst. Jeden auswählen 
,  ≈ orientalische Vase
mit Wasser, mit der man
nicht besonders viel Geld bringt. Monat. Mach ihm eine gute Mische.“ Er ,  aus mehreren wählen
rauchen kann
Und noch hat er seine loyalen Kun- holt 250 Euro aus seiner Brieftasche und s“ch „nsehen 
der Baumarkt, ¿e 
dinnen. Er wählt sie sehr genau aus, sieht eine Adresse. Der Dealer wiegt. Füllt. Va- , hier: ansehen und so
,  Geschäft, in dem man
kontrollieren
sie sich erst einmal draußen an, in einem kuumiert. Schreibt eine Adresse auf den Werkzeug und Material
Park, bevor sie in seine Wohnung dürfen. Umschlag. Gibt seine Daten für Krypto der Schw„rzmarkt, ¿e  zum Bauen kaufen kann
,  Markt, auf dem Produkte
Er hofft, dass seine Kunden die Beratung weiter. Verabschiedet sich vom Kunden. ökologisch „bbaubar 
schwarz verkauft werden
, hier: organisch; so,
bei ihm so gut finden, dass sie nicht gleich „Ich muss noch Tüten kaufen“, sagt der (schw„rz  dass Mikroorganismen das
in die nächste Apotheke gehen, wenn Dealer jetzt. Wir steigen auf unsere Fahr- , hier: illegal; ohne Material nach einer Zeit
Cannabis legal wird. räder und fahren zu einem Headshop in Erlaubnis) in extrem kleine Stücke
machen können
Um den Preis macht sich der Dealer der Nähe. In dem Laden gibt es alles für s¡lbst 
keine Sorgen. „Einen Schwarzmarkt wird den Cannabis-Konsum. Wasserpfeifen, , hier: ≈ auch das Pf„ndsystem, -e 
, hier: System, bei dem
es immer geben. Selbst Tüten, Zeitschriften versch“cken 
man beim Kauf einer Tüte
,  ≈ schicken
Zigaretten werden im- über Gras – so etwas wie eine Geldsumme bezahlt:
mer noch schwarz ver- Der Dealer will ein Baumarkt für Kiffe- der Vakuumbeutel, -  Man bekommt das Geld
zurück, wenn man die Tüte
,  kleine, vakuumierte
kauft“, sagt er. Der De-
aler, er hat keine Angst
die Umwelt rinnen und Drogendea-
ler. Nur ohne Cannabis.
Tasche zurückbringt und noch
einmal benutzt.
vor der Legalisierung. schützen. Aber Dort will er ökolo-
die Waage, -n 
,  Gerät, das das Gewicht etablieren 
, hier: starten und populär
„Wir haben zwei gisch abbaubare Tüt- anzeigt
Stunden Zeit, bis der die Cannabis- chen kaufen. Gibt es die Kr¥ptowährung, -en 
machen
ums¶nst 
nächste Kunde kommt“,
sagt er. „Ich muss Gras
Tüten aus Plas- nicht. Oder, genauer ge-
sagt: nur Tüten, die eine
,  z. B. Bitcoin, Etherium …

die obere M“ttelschicht, -en 

, hier: kostenlos

verschicken.“ – „Gras tik sind billiger.
verschicken?“, frage
ich. „Gras verschicken.
Manche Kunden leben nicht in Berlin.“
Er holt einen Vakuumbeutel und einen
Umschlag. Legt Gras auf eine Waage.
Die Käuferinnen schicken Geld per Post.
Oder online in Kryptowährungen.
„Wer sind diese Menschen, die Canna-
bis per Post bestellen?“, frage ich. „Obere
Mittelschicht: Ärzte, Ingenieure, Bioinfor-
matiker. Mütter, die nachts nicht schlafen
können. Aber auch kranke Menschen:
Menschen, die Leukämie haben. Men-
schen, die viel zu lange warten müssen,
um medizinisches Cannabis zu erhalten.
Die Bürokratie macht es ihnen schwer.“
Es klingelt an der Tür.
Der zweite und letzte Kunde des Ta-
ges. Weiße Trainingsjacke, kurze Haare:
Er sieht aus wie ein Hipster. Der Kunde
setzt sich auf die Couch. Vor den Tisch
kniet sich der Dealer: „Was darf es diesen
Monat sein?“ Er gibt ihm das Wochen-
menü. „Ich mache gerade eine Pause vom
Mischung aus Papier ,  soziale Klasse, der es
finanziell gut geht
der Vers¶rger, - 
, von: versorgen = hier:
und Plastik sind. 100 alles liefern, was man für
erh„lten  das Geschäft braucht;
Stück kosten 20 Euro. , bekommen Cannabis liefern
Dafür kann er sich 500 normale kaufen.
die Trainingsjacke, -n  der M¡ngenrabatt, -e 
Tüten aus Plastik sind günstiger. Deshalb ,  Sportjacke aus syntheti- ,  Rabatt, den man
kauft er die, obwohl ihm Umweltschutz schem Material bekommt, weil man eine
wichtig ist. Er entdeckt ein Heft zum The- s“ch knien/knien  große Menge von einem
,  auf die Knie gehen Produkt kauft
ma Cannabis. Kauft es.
Kurze Zeit später in der Wohnung W„s d„rf ¡s sein?  die Stereoanlage, -n 
, m Was möchtest du / ,  Gerät zum Spielen von
sagt der Dealer: „Ich muss mir überlegen, Musik
möchten Sie?
ob ich nicht ein Pfandsystem für die Tü-
n“cken  radeln 
ten etabliere. Wer zehnmal die gleiche ,  den Kopf wiederholt , m Rad fahren
Tüte wieder zurückbringt, der erhält ein nach oben und unten bewe- der S¶nnenuntergang, ¿e 
Gramm umsonst.“ Er lacht. gen und damit „Ja“ sagen ,  langsames Sinken der
„Ich muss in einer halben Stunde zu weitergeben  Sonne unter den Horizont
,  an andere geben
meinem Versorger. Da kann ich dich
nicht mitnehmen“, sagt der Dealer dann. der K¢mpel, - 
, hier: m Freund
Er holt aus einem kleinen Kasten mehre-
re Hundert Euro. „Bei ihm bekomme ich
Mengenrabatt.“
Über die Stereoanlage läuft die „Kif-
fer-Playlist“ auf Spotify. Eine Mischung
aus Techno, Rap und Reggae. Er packt sei-
ne Tasche. Wir verabschieden uns. Hand
auf Hand. „Ich kann dir vertrauen, oder?“ Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 46.
 Deutsch perfekt
Dayana Dairova
Heimat: Kasachstan
Alter: 24
Beruf: Webentwicklerin
Start: November 2017
Hobbys: Bloggen
Saarbrücken
Dort liegt es: Saarland
Dort wohnen: 182 566 Menschen
Interessant ist: Das Saarland
hat Grenzen zu Frankreich und
Luxemburg. So kommt man von
Saarbrücken schnell in beide
Länder. Auch historisch und
kulturell ist diese Nähe wichtig. In
der Landeshauptstadt gibt es viele
deutsch-französische Institutionen.
Mein Tipp
Saarbrücken hat ein schönes
Schloss und eine kleine Altstadt
mit hübschen alten Häusern. Über-
all hört man Menschen Franzö-
sisch sprechen. Mein Lieblingscafé
in der Stadt ist The Bakery. Dort
habe ich zum ersten Mal deut-
schen Apfelstrudel gegessen.
Fotos: Urban-Photographer/iStock.com; privat
Sie wollen auch von Ihrem ersten
Jahr in Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erzählen?
Schreiben Sie einfach eine kurze
E-Mail (Name, Nationalität, Ort) an
redaktion@deutsch-perfekt.com.
  53
MEIN ERSTES JAHR
„Deutsch hat eine schöne Melodie“
Am Sonntag einkaufen? Als Dayana Dairova neu in Saarbrücken
war, wusste sie nichts über den deutschen Alltag und die Sprache.
Nach einem Integrationskurs war das anders. LEICHT AUDIO
A
n meinem ersten Wochenende in Saarbrü­
die W¡bentwicklerin, -nen  „nstrengend  
cken habe ich gleich eine Überraschung , hier: Frau: ≈ Sie schreibt , hier: ≈ schwer und so,
erlebt. Mein Mann und ich sind an einem Programme/Software fürs dass man davon sehr müde
Samstagabend in unsere Wohnung eingezogen. Am Web. wird
nächsten Morgen wollten wir völlig ahnungslos Le­ erleben  die Gesch“chte 
, hier: ≈ als Erfahrung , Historie; hier auch:
bensmittel kaufen. Aber alle Läden waren geschlos­
machen ≈ Autobiografie
sen! Wir haben vorher in Russland gewohnt. Dort
vœllig  die Abonn¡ntin, -nen 
sind die meisten Geschäfte 24 Stunden am Tag geöff­ , ganz , hier: Frau: Sie ist ein Fol-
net, auch am Sonntag. Schließlich sind wir in ein Res­ lower von einem Account
ahnungslos 
taurant gegangen und haben unser erstes Essen in bei Instagram oder Tiktok.
,  so, dass man nichts weiß
Deutschland bestellt: einen mexikanischen Burrito. das Abenteuer, - 
Wir haben diesen Start als ein großes Abenteuer , hier: spezielle Erfahrung: Saarbrücken
betrachtet. Alles war neu, fremd und faszinierend. Ich Sie ist toll, macht aber auch
die L„ndeshauptstadt, ¿e  
ein bisschen nervös.
habe vorher in Sankt Petersburg als Radiomoderato­ , hier: Hauptstadt von
betr„chten „ls  einem Bundesland
rin und Journalistin gearbeitet. Dann hat mein Mann
, hier: meinen/finden,
einen Job in Saarbrücken bekommen. Die deutsche (das B¢ndesland, ¿er  
dass … ist
,  kleines Land als Teil
Sprache konnte ich noch gar nicht. Heute empfehle faszinierend  von einer föderalistischen
ich anderen, sie schon vor einem Umzug zu lernen. ,  so, dass man enthusias- Republik)
In Saarbrücken habe ich einen Integrationskurs tisch wird
besucht. Dort habe ich mit rund 20 Menschen aus die Radiomoderatorin, -nen 
Mein Tipp
, hier: Frau: Sie spricht im
verschiedenen Ländern Deutsch gelernt. Der Kurs
Radio die Texte zwischen die [ltstadt, ¿e  
war sehr interessant. Wir haben auch zusammen Musikstücken oder vor und ,  historisches Stadtzen-
Dinge unternommen. Einmal haben wir ein inter­ nach Sendungen. trum
nationales Frühstück mit Nationalgerichten aus gar  der [pfelstrudel, -  
unseren Heimatländern gemacht. , hier: absolut ,  spezieller Apfelkuchen
Natürlich war der Kurs aber auch anstrengend. der }mzug, ¿e 
, von: umziehen
Wir hatten vier Stunden Unterricht an fünf Tagen
in der Woche. Und wenn ich nach Hause gekommen
bin, musste ich noch einmal drei Stunden lernen und
üben. Dabei hat mir Deutsch perfekt sehr geholfen.
Mit der Zeitschrift habe ich viele neue Wörter und
Sprachkonstruktionen gelernt. Ich mag die deutsche
Sprache. Sie hat eine schöne Melodie.
Auf Instagram habe ich ein Projekt begonnen. Dort
erzählen Deutschlernende ihre Geschichte. Auch auf
Tiktok habe ich einen Kanal. Er heißt @­deutschblog
und hat circa eine Million Abonnentinnen und
Abonnenten. In Videos erzähle ich Interessantes
und Lustiges aus dem Leben in Deutschland. Nach
zwei Jahren in Saarbrücken sind wir nach Lindau
am Bodensee umgezogen. Auch dort habe ich einen Diesen Text
kostenlos hören!
Deutschkurs gemacht. Ich finde die Integrationsan­
www.deutsch-perfekt.
gebote hier super. Aufgeschrieben von Eva Pfeiffer com/audio-gratis/06
54 BLINDTEXT
Tanz auf dem Vulkan
Vor 100 Jahren ist Berlin eine pulsierende Metropole. Aber die Dekade der 1920er-Jahre
ist nicht nur positiv – und ihr Ende kommt schnell.
D
ie 20er-Jahre in Berlin?
Sehr viele Menschen ha-
ben schnell Bilder vor Au-
gen, wenn sie dieses Wort
hören. Es sind glitzernde
Bilder, voll von Leben und Energie: Frau-
en mit kurzen Haaren und in Hosen oder
glitzernden Kleidern, in der Hand eine
lange Zigarettenspitze. Tänzerinnen mit
viel nackter Haut auf der Bühne. Elegan-
te Männer, tanzende Paare, Musiker auf
Nachtklubbühnen, opulente Revuesze-
nen. Werbeplakate, Autos neben Pferde-
kutschen, Straßenbahnen, gigantische
Restaurants. Vor den Augen erscheint das
Berlin der 1920er-Jahre als ein glitzerndes
MITTEL PLUS AUDIO
Bild mit vielen Details, das die ganze Zeit
in Bewegung ist. Kaum ein Bericht über
diese Zeit, in dem die Metapher vom
„Tanz auf dem Vulkan“ fehlt.
In den 1920er-Jahren atmet die Stadt
auf. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, die
Monarchie am Ende – Deutschland ist
zum ersten Mal eine Demokratie. Nach
der Rekord-Inflation zu Beginn des Jahr-
zehnts stabilisiert sich nach 1923 die
Wirtschaft. Viele Menschen haben zum
ersten Mal seit Langem die Hoffnung auf
eine bessere Zukunft. Sie haben Lebens-
lust – vor allem in den Nächten.
Viele Menschen machen die Nacht
zum Tag. In den Bars tobt dann das Leben.
Deutsch perfekt
ein B“ld vor Augen haben  das W¡rbeplakat, -e 
,  ≈ konkret denken, wie ,  Plakat, das Werbung für
es war ein Produkt macht
gl“tzernd   die Pferdekutsche, -n  
,  so, dass es sehr hell Licht ,  Wagen, der von Pferden
reflektiert; hier auch: gezogen wird
≈ bunt und elegant
aufatmen 
die Zigar¡ttenspitze, -n  , hier: ohne Sorge Luft
,  ≈ langes, elegantes holen; wieder froh sein
Mundstück für Zigaretten
der Erste W¡ltkrieg  
die Tænzerin, -nen  ,  Streit zwischen vielen
,  Frau, die tanzt Nationen 1914 - 1918
n„ckt  das Jahrzehnt, -e  
,  ohne Kleidung ,  ≈ Zeit von zehn Jahren
opul¡nt  toben  
,  luxuriös; mit viel , hier: ≈ laut und fröhlich
Dekoration stattfinden
 Deutsch perfekt
e Auch im Alten Ballhaus
war das Nachtleben in den
1920er-Jahren ziemlich wild.
Überall in den Nachtklubs spielen Musi-
ker Live-Musik, es gibt Nackttänzerinnen
und Separees für schnellen Sex mit Pros­
tituierten. Es wird getanzt, getrunken,
geliebt. Und überall gibt es Kokain. Das
weiße Pulver ist im Berliner Nachtleben
der 1920er-Jahre neben Morphium die
populärste Droge – bis zum Verbot 1929.
Viele Künstler ziehen nach Berlin
und lassen sich von der besonderen At-
mosphäre inspirieren. Das Kulturleben
boomt. Drei Opernhäuser, sehr, sehr
viele Theater, Revuen und Kinos locken
Publikum an. 1928 zum Beispiel zählen
die Kinos der Stadt rund 60 Millionen
Zuschauer. Auch Boxkämpfe und Rad-
rennen locken Tausende Besucher an. Die
1920er-Jahre sind in Berlin der Beginn ei-
ner Unterhaltungsindustrie.
Sicher ist: Das Freizeitangebot in der
Vier-Millionen-Metropole
ist sehr viel größer als das
in der Provinz. Aber noch In den Klubs
etwas ist in Berlin größer wird getanzt,
und stärker als anderswo:
der Druck auf die Arbeiter.
getrunken,
1920 ist Berlin die wich- geliebt. Und
tigste Industriestadt Euro- überall gibt es
pas. Vor allem die Elektro-
nikfabriken Siemens und
Kokain.
AEG boomen, im Stadtteil
Wedding steht eine gigantische Lam-
penfabrik von Osram. Zehntausende
Menschen ziehen schon vor 1920 nach
Berlin, in der Hoffnung auf Arbeit und
ein besseres Leben. Viele finden zwar
eine Arbeit in einer der Fabriken. Aber der
Lebensstandard der Arbeiter ist katastro-
phal. Die meisten leben in engen Hinter-
hofwohnungen, oft teilen sich bis zu drei
Menschen ein Bett – geschlafen wird in
Schichten. Die hygienischen Verhältnisse
in den Arbeiterwohnblöcken sind katas­
trophal. Licht, Luft, sauberes Wasser – das
alles ist für die meisten Arbeiter ein kaum
erreichbarer Luxus.
Und Hunderttausende sind ganz
ohne Arbeit. Nach dem Ende des Ersten
Weltkriegs 1918 kommen Tausende mit
Foto: Interfoto/Friedrich
schrecklichen Verletzungen und Behin-
derungen zurück. Überall in der Stadt
stehen uniformierte Männer, denen ein
Arm oder ein Bein fehlt, auf der Straße
GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE  55
das Separee, -s franz.   b¡tteln 
und betteln. Tausende Berliner brauchen ,  ≈ kleiner, geschlossener ,  um Geld bitten, weil man
Hilfe. Viele der Kriegsheimkehrer sind au- Raum in einem Restaurant arm ist
ßerdem abhängig von Morphium. das P¢lver, -   der Kriegsheimkehrer, - 
Berlin in den 1920er-Jahren ist beides: ,  trockene Substanz aus ,  Person, die aus dem
sehr kleinen Teilen Krieg nach Hause zurück-
glitzernde Metropole voller Lebenslust kommt
und Ort sehr großer Armut. Die wilden das M¶rphium  
, Morphin v¶ller 
Nächte, Drogen, Freizeitvergnügungen – , hier: voll mit
die Droge, -n  
für die Menschen sind sie auch eine Über-
,  z. B. Heroin, Kokain … die [rmut 
lebensstrategie, ein Mittel gegen die Not. , von: arm
„nlocken  
Nach den Kriegsjahren sind die Men- ,  jemandem Lust machen, die Freizeitvergnügung, -en 
schen hungrig auf das Leben.  an einen Ort zu kommen ,  Veranstaltung, die man
Perfekt symbolisiert wird diese Kon­ in seiner Freizeit zum Spaß
das Radrennen, -  
besucht
stellation in der Figur von Charlotte Rit- ,  sportliches Kämpfen auf
dem Fahrrad: Wer ist am die Überlebens­strategie, -n 
ter, der weiblichen Hauptperson der Serie
schnellsten? ,  Strategie, um in einer
„Babylon Berlin“: Die junge Frau lebt mit sehr schwierigen Situation
die Unterh„ltungs­
ihrer Familie in großer Armut in einer am Leben zu bleiben; hier:
industrie, -n  
Strategie, um nicht die
Hinterhofwohnung. Sie kämpft jeden Tag ,  ≈ alle Firmen, die Dinge
Hoffnung zu verlieren
darum, einen Job zu finden. Nachts zieht anbieten, die die Freizeit
schöner machen sollen ziehen d¢rch 
sie durch die Nachtklubs, tanzt, trinkt, (z. B. Theater, Tanzlokale, ,  von einem … zum
genießt das Leben – und prostituiert sich, Bars …) anderen gehen
um Geld für ihre Familie zu „nderswo  genießen 
verdienen. Sie ist schön, ,  an anderen Orten ,  Freude haben an
klug und ambitioniert und der Dr¢ck  ¡s sch„ffen, zu … 
, hier: (psychischer) , hier: ≈ eine schwere
schafft es am Ende, bei der
Stress Aufgabe gut machen,
Polizei zu arbeiten.
100 Jahre später domi-
die H“nterhofwohnung, -en 
sodass …
g¶lden  
niert in der Erinnerung
,  Wohnung in einem
kleinen Haus hinter , hier: in der Farbe wie
das Glitzern, der Boom von einem anderen Haus oder
zwischen den Mauern der
Gold; hier auch: sehr gut
Kultur und Vergnügen, das entstehen  
wilde Nachtleben. Aber
Nachbarhäuser
, hier: ≈ gestartet werden;
s“ch teilen  gemacht werden
wirklich golden sind die , hier: zusammen
der Bereich, -e 
1920er-Jahre für die Menschen damals benutzen
, hier: Aspekt
nicht. Viele Historiker halten die „Gol- “n Sch“chten 
die Entw“cklung, -en 
denen Zwanziger“ deshalb für einen My- , hier: zu verschiedenen
,  Änderung einer Situation
festen Zeiten
thos, der erst später entstanden ist.
der Aufbruch, ¿e  
Aber es steht fest: Die 1920er-Jahre die Verhæltnisse Pl.  
, hier: positiver Neu-
, hier: Situation
sind eine intensive Zeit und vor allem insgesamt
beginn
eine Zeit der Innovationen in allen Berei- explodieren 
der [rbeiterwohnblock, ¿e 
chen des Lebens. Berlin ist der Motor die- , hier: in kurzer Zeit
,  Gruppe von mehreren
schnell mehr werden
ser Entwicklung. Aber der Aufbruch dau- großen Häusern mit vielen
einfachen Wohnungen für n¢tzen  
ert nur kurz. Mit dem Kollaps der New Arbeiter ,  ≈ benutzen
Yorker Börse im Oktober 1929 beginnt
erreichbar  der Gr“ff nach  
die Weltwirtschaftskrise. Die Arbeitslo- ,  so, dass man etwas (gut) , von: greifen nach =
sigkeit explodiert auch in Deutschland – erreichen kann nehmen
und viele Menschen verlieren ein zweites die Beh“nderung, -en  die M„cht  
Mal jede Hoffnung.  , hier: ≈ gesundheitliches , hier: politische Kontrolle
Problem, das man seit dem
Das nutzen die Nationalsozialisten für Krieg hat
ihren Griff nach der Macht. Nachdem sie
im Januar 1933 an die Regierung kom-
men, macht Adolf Hitler Berlin zum Zen-
trum seiner Ideologie. Die goldene Zeit
der Metropole ist erst einmal für viele
Jahre vorbei. Barbara Kerbel Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 37.
56 KULTURTIPPS
MUSIK MITTEL
Hört
auf diese
Stimme
Auf ihrem aktuellen Album
interpretiert die Opernsängerin
Sarah Traubel Stücke von
bekannten Komponisten.
O
pern-Fans denken bei
dem Namen Traubel
wahrscheinlich zuerst an
sie: Helen Traubel. Die
US-Amerikanerin war im
20. Jahrhundert eine der wichtigsten Sän-
1
gerinnen von Richard Wagners Werken.
Vor allem für ihre Rollen als Brünnhilde
in seinem Opernzyklus „Der Ring des Ni-
belungen“ und als Isolde in seiner Oper
„Tristan und Isolde“ war sie bekannt. Vie-
le Jahre sang Traubel an der Metropolitan
Opera in New York. Sie hatte den Status
einer Operndiva.
Heute aber tritt eine andere Musikerin
mit demselben Nachnamen in ihre Fuß-
stapfen: Sarah Traubel. Die deutsche So-
pranistin ist die Großnichte von Traubel
und stolz auf ihre berühmte Verwandte.
Die 1986 geborene Sängerin hat mit
Günter Wand außerdem einen bekann-
ten Dirigenten in ihrer Familie. Ihre ei-
gene Karriere begann sie mit 17 Jahren
in Mannheim. Dann studierte Traubel in
Berlin, am Salzburger Mozarteum und in
New York Gesang.
Als sie am Opernhaus Zürich spontan
die Rolle der Konstanze in Wolfgang
Amadeus Mozarts Oper „Die Entführung
Deutsch perfekt
aus dem Serail“ übernahm, gab es großes
das Jahrh¢ndert, -e  die Entführung, -en 
internationales Interesse. Seitdem hat sie
,  ≈ Zeit von 100 Jahren , von: entführen = jeman-
mit vielen bekannten Dirigenten und Re- den (gegen seinen Wunsch)
das W¡rk, -e 
gisseurinnen zusammengearbeitet. 2020 , hier: Produkt eines
an einen Ort bringen
publizierte sie ihr Debütalbum Arias for Jo- Künstlers übernehmen 
sepha. Darauf interpretierte sie Stücke, die , hier: spielen; singen
“n ihre Fußstapfen treten 
Josepha Hofer gesungen hat. Die Opern- ,  (beruflich) das Gleiche die Regisseurin, -nen
tun wie ihr Vorbild franz.  
sängerin war die Schwägerin von Mozart
, hier: Leiterin, die Opern-
und die erste Interpretin der Königin der (das Vorbild, -er 
sängern Instruktionen gibt
, hier: positives Beispiel,
Nacht in seinem Werk „Die Zauberflöte“. an dem man sich orientiert) das St•ck, -e  
Auch dieses ist in Traubels Repertoire. ,  hier: ≈ Komposition
die Sopran“stin, -nen 
Traubel ist nicht nur auf Opernbüh- ,  Frau, die Sopran singt die Schwägerin, -nen 
nen zu sehen und zu hören – sie ist auch die Großnichte, -n 
,  Ehepartnerin des Bru-
ders oder der Schwester
Oratorien- und Liedsängerin. In meinem ,  Enkelin des Bruders oder
Lied heißt ihr aktuelles Album, das sie der Schwester die Zauberflöte, -n 
,  Musikinstrument mit
mit dem österreichischen Pianisten Hel- der Dirig¡nt, -en 
magischer Kraft
,  Chef eines Orchesters
mut Deutsch aufgenommen hat. Darauf
aufnehmen 
singt sie Stücke von Gustav Mahler, Franz der Ges„ng, ¿e 
, hier: ≈ Musik speichern
, von: singen
Liszt, Erich Wolfgang Korngold und

Sarah Traubel und
der Pianist Helmut
Deutsch entdecken
Klassiker neu.
Richard Strauss. Es sind Werke, die Trau-
bel schon lange begleiten und die sie nun
zusammen mit Deutsch neu interpretiert
hat. So sind auf dem Album vier der fünf
„Rückert-Lieder“ von Mahler zu hören.
Er schrieb sie Anfang des 20. Jahrhun-
derts nach Texten des Dichters Friedrich
Rückert. Auch interpretiert Traubel „Vier
letzte Lieder“ von Strauss. Sie entstanden
1948 nach Poesie von Hermann Hesse
und Joseph von Eichendorff.
Schon im Sommer will Traubel noch
eine CDpublizieren, auf der neben an-
Fotos: Eric Larrayadieu; Max Sand
derem Arien und Duette von Johann
Sebastian Bach zu hören sein werden. Ab
Herbst wird sie als neues Ensemblemit-
glied der Oper Leipzig zum Beispiel als
Undine in Albert Lortzings Oper zu hö-
ren und zu sehen sein. Ana Maria Michel
KULTURTIPPS  57
seitdem 
Ein Album wie , hier: seit dieser Zeit
die Vielfalt 
Berlin im Sommer , hier: viele Varianten; viel
Variation
Ein spontanes Konzert in einer Berliner der Klimawandel 
,  Änderung des Klimas
U-Bahn machte il Civetto 2010 populär.
Seitdem ist die Band für ihre Vielfalt
2
bekannt. Sie mischt aber nicht nur Folk,
Balkan- oder orientalische Musik, son-
dern eigentlich auch verschiedene Spra-
chen. Auf ihrem neuen Album Späti del
Sol (ab 20.5.) sind aber zum ersten Mal
alle Lieder auf Deutsch. Denn il Civetto,
die über Themen wie Gentrifizierung
oder den Klimawandel singen, mussten
ihre Texte oft erklären. Nun möchten sie
besser verstanden werden.
Pop-Sängerin
Mia Morgan
Stalking und mehr
Stalking auf Instagram, toxische
3
begleiten  Beziehungen oder gestellte Fotos:
, hier: dabei sein; wichtig
sein für Auf ihrem Debütalbum mit dem Ti-
so 
, hier: zum Beispiel tel Fleisch (ab 29.4.) beschäftigt sich
nach  die Pop-Sängerin Mia Morgan aus
, hier: auf Basis von;
passend zu Kassel mit den Schwierigkeiten des
entstehen 
, hier: gemacht werden Erwachsenwerdens. Im Mai will sie
das Ensemblemit­
glied, -er franz.  
mit ihrer Platte auf Tour gehen.
,  Mitglied einer Gruppe
von Schauspielern oder
Musikern gest¡llt  die Pl„tte, -n 
, hier: Lnatürlich; so, dass man , hier: Album
sich vorher die Position/Situation …
auf dem Foto genau überlegt hat
s“ch beschæftigen m“t 
, hier: zum Thema haben; unter-
suchen
 Deutsch perfekt

Feministisch

5
Hanna Nagel war vor 100 Jahren
eine Pionierin der feministischen
Kunst. Die Kunsthalle Mannheim
zeigt ihre Zeichnungen in der
Schau „Hanna Nagel“ (bis 3.7.),
etwa zum Verhältnis zwischen
Mann und Frau oder dem Konflikt
zwischen Beruf und Muttersein.

die K¢nsthalle, -n  ¡twa 

, Kunstmuseum , hier: zum Beispiel

Der Verlorene die Schau, -en  das Verhæltnis, -se 

von 1951 war ein , hier: Ausstellung , hier: Beziehung
Film noir.

AUSSTELLUNGEN MITTEL

Ein Ort für

spezielle Filme

4
Eine Ausstellung erzählt die fantastische
Geschichte der Filmstadt Hamburg.
Regisseurinnen und Regisseure wie Fritz Lang, Wim Wenders
oder Nora Fingscheidt, Schauspielerinnen und Schauspieler
wie Hans Albers, Sophia Loren oder Pierce Brosnan als James

6
Bond: Sie alle drehten hier. Zwar ist Hamburg als Filmstadt
nicht so bekannt wie Berlin oder München. Aber hier werden
Malen, nur w“dmen 

zum Spaß
, hier: … vorstellen in; …
immer wieder spezielle Filme gemacht. Ein Name, der mit zeigen in Fotos: Staatsarchiv Hamburg; Buchheim Museum der Phantasie; Erol Gurian
Hamburg verbunden ist, ist Fatih Akin, der das deutsch-tür-
die Schau, -en 
kische Kino prägte und hier zum Beispiel Der goldene Hand- Schon im Barock malten Men- , hier: Ausstellung
schuh drehte. Durch die Kulisse der Kneipe mit dem gleichen schen, die keine Künstlerinnen
die Laienkunst 
Namen, in der der Frauenmörder Fritz Honka in den 70er-Jah- oder Künstler waren, in ihrer ,  Kunst von Laien
ren seine Opfer traf, kann man nun in einer Ausstellung Freizeit. In den letzten 200 (der Laie, -n 
in Hamburg laufen. Mit „Close-up. Hamburger Film- und Jahren wurde diese sogenannte , L Experte; Person, die
Sonntagsmalerei noch popu- etwas nicht professionell
Kinogeschichten“ (bis 18.7.) zeigt das Altonaer Museum die
macht)
Filmgeschichte der Stadt von den Anfängen bis heute. lärer. Das Buchheim Museum
in Bernried bei München der Museumsgründer, - 
,  Person, die ein Museum
widmet dem Phänomen die gestartet hat oder startet
die Regisseurin, -nen prägen , hier: der Frauenmörder, -  
franz.  ,  Leiterin, die den einen Effekt haben auf ,  ≈ Person, die Frauen Schau „Sonntagsmalerei“ (bis
Schauspielern Instruktio-
g¶lden  
totmacht 6.3.2023). Gezeigt werden Arbei-
nen gibt
, hier: in goldener Farbe das {pfer, -  , hier: Person, ten aus der Laienkunst-Samm-
drehen , hier: die durch Kriminelle verletzt lung des Museumsgründers
die Kul“sse, -n 
≈ einen Film machen oder totgemacht wird
,  Ort, wo der Film spielt Lothar-Günther Buchheim.
Deutsch perfekt
Autorin
Petra Hucke
BUCH MITTEL
Das Ultimatum
Ignorieren, was oben im Berg
passiert – oder ignorieren, was im
Tal ist? Im Roman Vom Gehen und
Bleiben ist das die Frage.
Sich in einem Schweizer Dorf
zu integrieren, kann schwierig
sein. Den Gigers ist das in 20 Jah-
ren in Vischnanca nie wirklich
gelungen. Ria aus dem Ort ist im
Landfrauenverein aktiv. Sie fin-
det die Gigers „merkwürdig“, hat
bei den Neuen aus Deutschland
aber Hoffnung. Werden sie bei
ihnen in der Schweiz zurecht-
kommen? Vischnancas sprach-
liche Topo­grafie ist komplex:
Da gibt es das Hochdeutsche,
das Schweizerdeutsche und das
7
Romanische. Irgendwie funkti-
oniert das Dorfleben aber trotz-
dem. Bis der Berg den Menschen
ein Ultimatum stellt: Wollt ihr
bleiben oder gehen? In einem
Votum sollen sie entscheiden,
ob sie Platz für Arbeiten im Berg
machen oder für immer weg-
gehen. Wenn alle mitmachen,
würde die Regierung ihnen eine
Kompensation zahlen. Andern-
falls droht aber ein Kollaps am
Berg und eine Katastrophe.
Vom Gehen und Bleiben heißt
Petra Huckes neuer Roman, und
davon handelt er auch. Deutsch-
kenntnisse ab Niveau B2 helfen
bei der Expedition in das vom
Berg bedrohte Vischnanca.
Sprachkurse und Sprachferien
der L„ndfrauenverein, -e 
,  Verein, der sich um
eine bessere soziale und
finanzielle Situation von
Bäuerinnen kümmert
m¡rkwürdig  Dann kommen Sie zu uns!
, seltsam
die sprachliche
Topografie, -n 
,  komplexe sprachliche
Situation an einem Ort
das Hochdeutsche  La Cascina dei Banditi
,  deutsche Standardspra-
che; L Dialekt
www.la-cascina-dei-banditi.com
st¡llen 
, hier: ≈ geben
„ndernfalls 
,  wenn nicht, dann …
drohen 
, hier: ein reales Risiko
sein
das Niveau, -s franz.  www.patreon.com/vamosalaplaya
, hier: Qualität der
Sprachkenntnisse
bedroht 
, hier: in einer gefährli-
chen Situation
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10/2022 20.07.2022
 Deutsch perfekt

WIE GEHT ES EIGENTLICH DEM …

Zivilschutz?
Alarmsirenen, Bunker und Schutzkleidung werden in Deutschland schon lange nicht
mehr gebraucht. Was wäre, wenn sich das ändern würde? Die russische Invasion in der
Ukraine hat die Frage wieder aktuell gemacht. Von Maria Fiedler und Svenja Schlicht
SCHWER
 Deutsch perfekt
e Atombunker wie diesen aus
dem Berlin der 70er-Jahre gab es
V
bis 2007 in ganz Deutschland.
ierzehn Tage. So lan-
ge hätten knapp 3500
Menschen leben kön-
nen im „Schutzraum“
im Berliner U-Bahnhof
Pankstraße. So lange hätten das Wasser
und die Eintopfkonserven ausgereicht.
Eine genau bestimmte Ration Klopapier
und ein Stück Seife hätte jeder für diese
Zeit bekommen. Die Menschen hätten
ihre Zeit verbracht in den engen Betten,
aufgestellt selbst auf den Bahnsteigen.
Der Bereich wäre luft- und strahlungs-
dicht verschlossen gewesen bis zu dem
Moment, an dem die Menschen wieder
zurückgegangen wären – ohne zu wissen,
was sie dort erwartet.
Heute bietet dieser
Ort eine Zeitreise in
Am „Warntag“
eine Epoche, als wäh-
rend des Kalten Krieges
2020 wurde
Bombardierungen oder klar: In vielen
ein Angriff mit nuklea-
ren Waffen als realisti- Orten gibt es
sches Szenario galt. Ver-
wendet werden könnte
keine Sirenen
die Anlage heute nicht. mehr.
Öffentliche Schutzräu-
me gibt es in Deutschland nicht mehr.
Viele Bunker sind verkauft worden, oder
sie funktionieren inzwischen als Muse-
en. Dieser hier gehört den Berliner Ver-
kehrsbetrieben. Und trotzdem ist der
Besuch hier unten auf eine unheimliche
Art ziemlich aktuell.
Mit dem russischen Angriffskrieg auf
die Ukraine ist vielen deutlich geworden,
dass Deutschland auch beim Zivilschutz
nicht vorbereitet ist. Manche Verände-
rungen sind zwar auf dem Weg, aber vie-
len Politikerinnen und Politikern ist das
nicht genug. „Jahrzehntelang nicht für
möglich gehaltene Szenarien sind plötz-
Foto: picture-alliance/Bildagentur-online/Schöning
lich nicht mehr auszuschließen“, sagt
zum Beispiel der Christdemokrat Alexan-
der Throm. „Die Bundesregierung muss
nun schnellstmöglich alle Bereiche des
Zivilschutzes der neuen Lage anpassen.“
Aber wie? Wer wissen will, wie es
dem deutschen Zivilschutz geht, muss
einen Unterschied kennen. Der Katas-
trophenschutz etwa im Fall von Hoch-
wassern oder Pandemien ist Aufgabe der
WIE GEHT ES EIGENTLICH ...?  61
der Zivilschutz  das Hochwasser, - 
Bundesländer. Der Schutz der Bevölke- ,  alle Mittel und Aktionen ,  Wasser, das hoch aus
rung in einem Krieg, der Zivilschutz, ist des Staats zum Schutz dem Meer oder einem Fluss
aber Aufgabe der Bundesregierung. der Bevölkerung im Fall über die Ufer steigt
eines Kriegs oder einer
Während des Kalten Krieges gab es ein b¢ndesweit 
Katastrophe
,  in der ganzen Bundes-
bundesweites Sirenennetz. „Weil man die Eintopfkonserve, -n  republik
später die Gefahr eines Krieges für gering ,  in einer Dose oder einem
h„lten für 
hielt, wurden die Sirenen an die Länder Glas konservierter Eintopf
, hier: meinen, dass etwas
übergeben. Diese konnten sie entweder (der Eintopf, ¿e  … ist
,  einfaches Essen, für
abbauen oder weiterbetreiben“, sagt Ma- übergeben „n 
das verschiedene Gemüse
rianne Suntrup vom Bundesamt für Be- ,  jemandem geben
oder Gemüse und Fleisch
völkerungsschutz und Katastrophenhilfe zusammen in einem Topf „bbauen 
gekocht werden) , hier: in mehrere
(BBK). Der Regierung gehört heute nur
Teile bauen und diese
noch eine Sirene. Sie steht im Foyer des s¡lbst 
wegbringen
, hier: sogar
Bundesamtes – als Museumsobjekt.
weiterbetreiben 
Zum „Warntag“ im Jahr 2020 sollte l¢ftdicht 
, hier: machen, dass sie
, hier: so, dass kein Gas
bundesweit mit einem Alarm getestet noch länger funktionieren
von außen nach innen
und man sie benutzen kann
werden, wie gut die Äm- kommen kann
vorh„nden (sein) 
ter vor Gefahrenlagen
wie Sturm oder Terror
strahlungsdicht 
, hier: so, dass nichts
,  da sein
warnen können. Damals
wurde klar, dass es an
Radioaktives von außen
nach innen kommen kann
„nschließen „n 
, hier: integrieren in
vielen Orten Deutsch-
der K„lte Krieg 
,  Konflikt zwischen
“m ]rnstfall 
,  wenn tatsächlich
lands, wie etwa in Berlin,
keine Sirenen mehr gibt.
Staaten mit verschiedenen
Ideologien im Zeitraum
1945 bis 1990
passiert, was man (schon)
erwartet hat
Und dass die vorhande-
nen nicht zentral kon­
der [ngriff, -e 
auslösen 
, aktivieren
trolliert werden können.
, Attacke
g¡lten „ls 
das Fœrderprogramm, -e 
,  Programm, bei dem
Die Bundesregierung , hier: nach Meinung Firmen und Institutionen
investierte knapp 90 Millionen Euro, um vieler … sein Geld als Hilfe für ein Projekt
die Länder und Kommunen dabei zu un- bekommen
die Berliner Verkehrs­
terstützen, Sirenen zu kaufen und aufzu- betriebe Pl.  laut 
,  Firma, die sich um den , hier: wie … sagt
stellen. „Diese müssen dann so modern U-Bahn-, Straßenbahn-
sein, dass sie an das bundesweite Warn- und Busverkehr in Berlin die Leitstelle, -n 
kümmert , hier: Zentrale, wo
system MoWaS angeschlossen werden Warnungen ankommen und
können und im Ernstfall auch zentral schn¡llstmöglich  Alarme an andere Stellen
,  so schnell wie möglich weitergeschickt werden
ausgelöst werden können“, sagt Suntrup.
Zwar haben inzwischen alle Bundes- einer Lage „npassen  der W„rnkanal, ¿e 
,  so ändern, dass … zu ,  Möglichkeit, zu warnen,
länder Geld aus dem Förderprogramm er- einer Situation passt z. B. über eine Plattform
halten. Aber das Problem ist: Die Summe
(die Lage, -n 
ist nicht genug für ein Sirenensystem im , hier: Situation)
ganzen Land. 5000 Sirenen können laut
BBK mit dem Geld gefördert werden.
Zentrale Plattform in Deutschland so-
wohl für den Katastrophen- als auch für
den Zivilschutz ist das System MoWaS.
Es verbindet alle Leitstellen miteinan-
der. Hier sind auch die verschiedenen
Warnkanäle angeschlossen: vorhande-
ne Sirenen, Radio- und Fernsehsender,
Apps wie die „Notfall-Informations- und
Nachrichten-App“, kurz: Nina, Bahnsteig-
displays der Deutschen Bahn.
Beim BBK gibt es außerdem eine
62  WIE GEHT ES EIGENTLICH ...?
bundesweite Warnzentrale. Für den Zi-
vilschutz hat diese zwei Verbindungsbe-
amte bei der NATO, die permanent den
Luftraum kontrollieren. Wenn in der
Zentrale eine Warnung ausgelöst wird,
könnte bundesweit über die vorhande-
nen Kanäle gewarnt werden.
Bald gibt es noch einen anderen Kanal:
das sogenannte Cell Broadcasting. Des-
sen Start wurde nach der Hochwasser-
katastrophe 2021 beschlossen, als viele
Menschen nicht früh genug gewarnt
worden waren. Diese Technologie macht
möglich, dass alle Menschen in der Nähe
eines für die Warnung aktivierten Mo-
bilfunkmasts eine Warnung auf ihr Mo-
biltelefon bekommen
– egal, ob sie eine War-
napp installiert haben
15 Jahre nach
oder nicht. Spätestens ihrem Ende sind
Anfang 2023 sollen die
Mobilfunkanbieter das die deutschen
möglich gemacht haben.
1961 empfahl ein
Bunker wieder
Bundesamt, sich bei ei- ein Thema.
ner atomaren Explosion
auf den Boden zu legen und die Aktenta-
sche über den Kopf zu halten. Zwar gab
es Tausende von Sirenen. Aber: „Selbst
auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges
existierten lediglich für etwa drei Prozent
der Bevölkerung Schutzraumplätze“, sagt
Jochen Molitor, der zum Zivilschutz wäh-
rend des Kalten Krieges geforscht hat.
Nach dem Kalten Krieg änderte sich
die Sicherheitslage. Lange Zeit hatte es
Eskalationsstufen gegeben und Vorwarn-
zeiten, sodass Zeit war, die Schutzräume
vorzubereiten und dorthin zu kommen.
Heute gehen Experten von einem Sze-
nario ohne Vorwarnzeit aus, heißt es aus
dem BBK. Deshalb könnten Schutzräume
keinen ausreichenden Schutz bieten.
2007 hat man sich für das Ende der
Schutzräume entschieden. „Man ging
nach dem Ende des Kalten Krieges davon
aus, dass kriegerische Auseinanderset-
zungen auf NATO-Territorium der Ver-
gangenheit angehören“, sagt Marianne
Suntrup vom BBK.
Aber mit der russischen Invasion in
der Ukraine sind die Bunker wieder ein
Thema. „Dass Deutschland vor dem
Deutsch perfekt
der Verb“ndungs­ “nnenliegend 
Hintergrund des bewaffneten Konflikts beamte, -n  , hier: L mit Wand nach
in der Ukraine einem Luftangriff ausge- ,  Mitarbeiter einer staat- außen
lichen Institution, der für
setzt sein wird, ist unwahrscheinlich“, ist möglichst wenig 
einen Auftrag ins Ausland
nun auf der Webseite des BBK zu lesen. ,  so wenig wie möglich
geschickt wird
Trotzdem gibt das Amt Tipps: „Im Fall der L¢ftraum, ¿e 
die Dr¢ckwelle, -n 
,  plötzliche, starke Bewe-
eines Angriffs gehen Sie am besten in ei- ,  Luftbereich, der
gung der Luft
nen innenliegenden Raum mit möglichst identisch ist mit den
Landesgrenzen zerspl“ttern 
wenigen Außenwänden, Türen und Fens- ,  in extrem viele Teile
der Mobilfunkmast, -en 
tern: Glasflächen können bei Explosionen kaputtgehen (bei Glas)
,  ≈ Antenne zum Senden
durch die Druckwelle zersplittern und von Handysignalen das R•ckbaukonzept, -e 
Verletzungen verursachen.“ die [ktentasche, -n 
, hier: Idee, wie und in
Die Regierung prüft nun „das aktuelle welcher Menge die Zahl
,  Tasche, in der man Doku-
von Bunkern reduziert
Rückbaukonzept für Schutzräume“. Dazu mente oder Bücher trägt
werden soll
werden die vorhandenen Schutzräume der Höhepunkt, -e 
t¡chnisch ver„ltet 
, hier: schlimmste Zeit
analysiert. Christdemokrat Throm fordert ,  mit alter Technik
innerhalb einer längeren
zu prüfen, ob eine Reaktivierung Sinn Zeit einstürzen 
macht, und dabei nichts lediglich 
,  bei einem Kollaps
auszuschließen.
Aber wäre eine Reak-
, nur
kaputtgehen
der [bstand, ¿e 
die Vorwarnzeit, -en 
tivierung wirklich rich- ,  bestimmte Zeit, die man
nach dem Auslösen eines
, Distanz
der Ausbau, -ten 
tig? Viele Bunker sind
technisch veraltet und
Warnsignals hat, um sich
zu retten
, von: ausbauen = hier:
noch mehr bauen
in schlechtem Zustand.
Deshalb könnten sie vor
ausgehen v¶n 
, hier: vermuten, dass …
heutzutage 
, heute
modernen Waffensys- wahr ist
der |nnenpolitiker, - 
temen oder Atomwaf- ¡s heißt …  ,  Politiker, der sich um
, hier: es wird mitgeteilt Themen der Sicherheit
fen nicht schützen. „Bei ‚gewöhnlichen‘
kümmert, z. B. Polizeiauf-
Bomben, einem einstürzenden Haus oder die kriegerische
gaben
Ausein„ndersetzung, -en 
größerem Abstand zum Explosionszen­ , Krieg der ABC-Sch¢tz 
trum können Schutzräume helfen“, sagt ,  Schutz vor Atombom-
der Verg„ngenheit
Molitor. „ngehören 
ben, biologischen und
chemischen Waffen
Er glaubt: Der Ausbau von Luftschutz- ,  nicht mehr aktuell sein
bunkern würde die Bevölkerung stark længst 
vor dem H“ntergrund
,  schon lange
verunsichern. „Heutzutage wäre Bun- (v¶n) 
,  ≈ im Kontext von; mit der das Digitale 
kerbau wohl höchstens in sehr reduzier- Möglichkeit von , hier: das Internet
ter Form, etwa dem Ausbau von Kellern, und alle Geräte für seine
bew„ffnet 
U-Bahn-Stationen, möglich – wenn über- ,  mit Waffen
Infrastruktur
haupt.“ Wichtiger findet Molitor andere (¡twas) ausgesetzt sein 
Aspekte: Erste-Hilfe-Kurse oder das La-
Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus dem Tagesspiegel.
, hier: Ziel sein von
gern von Lebensmitteln für einige Tage.
Auch Innenpolitiker sind unabhängig
von der Frage von Sirenen und Bunkern
der Meinung, dass der Zivilschutz stärker
gefördert werden muss. So fordern die
Grünen deutlich mehr Ressourcen für
das BBK. Der Freidemokrat Manuel Hö-
ferlin fordert, den Zivilschutz zu moder-
nisieren. „Wo es früher zum Beispiel um
den ABC-Schutz der Bevölkerung ging,
geht es heute – wie man es beim Krieg
in der Ukraine beobachten kann – längst
schon um den ABCD-Schutz, also auch
den Schutz von Digitalem.“
 Deutsch perfekt
KOLUMNE – ALIAS KOSMOS
Ein giftiger Pilz bringt Glück?
Aus ihrer Heimat kennt unsere Lieblingsrussin viele nicht ganz
rationale Alltagsreaktionen. Bei den so rational denkenden
Deutschen hat sie das nicht erwartet. Wie naiv! SCHWER AUDIO
E
s ist schon wahr: Ich komme aus
einem Land, in dem Aberglaube
fest in den Alltag integriert ist.
Die Liste der Sachen, die man
tun oder lassen soll, um Unglück zu ver-
meiden, ist lang – sehr lang. Jeder Schritt
ist so stark mit Aberglaube assoziiert, dass
man schon Mut braucht, um das Haus zu
verlassen. Bevor ich nach Deutschland
kam, konnte ich mir deshalb nicht vor-
stellen, dass ich hier zu diesem Thema
noch etwas Neues lernen kann. Das war
ein Fehler: Da geht noch was.
Dass sich der Teufel per-
sönlich die Zahl 13 ausge-
Nicht nur in
dacht hat, wusste ich schon. Hotels fehlt
Aber nicht, dass man sie
einfach aus dem Leben
das 13. Stock-
streichen kann. Überrascht werk – auch
stellte ich fest, dass in Ho-
tels das 13. Stockwerk fehlt.
bei Gesetzen
Vor einiger Zeit wurde die war die Zahl
Zahl sogar aus einem Ge-
setz gestrichen: Sozialmi-
schon tabu.
nister Hubertus Heil hat bei
der Gesetzbuchreihe seines Ressorts die
Zahl 13 einfach übersprungen. Das neue
Foto: Stephan Sperl; Illustration: 300 librarians/Shutterstock.com
Gesetzbuch über Opferentschädigungen
wurde die Nummer 14, obwohl die 13 an
der Reihe gewesen wäre.
Bei doppelten Ziffern werden die
Deutschen wirklich euphorisch. Wenn
eine Uhr zum Beispiel die Zahlen 11 oder
22 anzeigt, trinken sie Schnaps. Deshalb
heißen solche Zahlen auch Schnapszahlen.
Okay, die Erklärung stimmt nicht ganz,
aber sicher ist: Am 11.11. um 11.11 Uhr be-
ginnt in Deutschland der Karneval. Und
an einem Tag wie dem 22.2.22 heiraten
Alia Begisheva
wurde in Moskau geboren. Heute
lebt die 45-Jährige mit ihrem
kanadischen Mann und ihren zwei
Kindern in Frankfurt
am Main und weiß viel besser als
viele ihrer deutschen Nachbarn,
dass man Papier und Glas nicht in
dieselbe Mülltonne wirft.
Für jedes Heft schreibt sie diese
Kolumne.
gefühlt mehr Paare als an allen anderen
der Aberglaube  gefühlt 
Tagen im Jahr zusammen, an einem 13. ,  ≈ Glaube an Dinge, die , hier: so, dass man
im Gegensatz dazu fast niemand. Glück oder Pech bringen glaubt, es sind …
Ein weiteres Novum in meiner langen vermeiden , hier: das Novum, Nova 
Aberglaube-Liste: Nie zum Geburtstag nicht geschehen lassen; , Neuheit
vor dem eigentlichen Tag gratulieren! erreichen, dass es nicht gibt
“m Zus„mmenspiel m“t 
Auf die Idee wäre ich zwar sowieso nicht Da geht n¶ch w„s.  , hier: in Kombination mit
, m hier: Da gibt es
gekommen. Aber dass man davor ex- noch mehr zu lernen.
die Vorliebe, -n 
,  besonderes Interesse;
plizit Angst haben kann, hat mich dann
der Teufel, -  Sache, die man besonders
doch gewundert. Vor allem im Zusam- ,  Satan; das Böse als gern macht
menspiel mit der seltsamen Vorliebe, in Person
der Vortag, -e 
die Geburtstage reinzufeiern, also die s“ch ausdenken  ,  Tag vor einem anderen
Gäste am Vortag einzuladen, ,  sich etwas Neues Tag
überlegen
aber mit der Gratulation bis ein Spiel m“t dem
Mitternacht zu warten. Ich streichen  Feuer sein 
, hier: wegmachen; statt … , m ein Risiko / gefähr-
finde: Das ist ein Spiel mit etwas anderes verwenden lich sein (hier iron.)
dem Feuer! Die Gefahr, dass
der eine oder andere Gast
die Reihe, -n 
, hier: Zahl von Büchern
versehentlich 
,  ohne Absicht
versehentlich doch zu früh mit einem speziellen Thema
in einer Reihenfolge
„nstoßen 
gratuliert, ist doch hoch! , hier: ≈ vor dem Trinken
Beim Anstoßen auf das das Ressort, -s franz.  gute Wünsche sagen
, hier: Abteilung, die für
Geburtstagskind müssen einen bestimmten Bereich
das Geb¢rtstagskind, -er 
,  Person, die Geburtstag
Sie übrigens darauf achten, zuständig ist
dass Sie allen Anwesenden überspr“ngen , hier:
hat
P¢nkt … 
in die Augen schauen. Sonst nicht berücksichtigen
,  genau um …
geht die Freundschaft kaputt, hat man die {pferentschä­
der Fliegenpilz, -e 
sieben Jahre schlechten Sex und passie- digung, -en 
,  giftiger, roter Pilz mit
, hier: Kompensation
ren andere schlimme Dinge. Deshalb sind durch den Staat für Opfer
weißen Punkten
Geburtstage in Deutschland Punkt Mit- von Gewalttaten
ternacht zu Ende – für mich auf jeden Fall.
Natürlich gibt es auch viele merkwür-
dige Sachen, die in Deutschland Glück
bringen, das Schwein zum Beispiel. Wie Diesen Text
das mit dem extrem hohen Schweine- kostenlos hören!
www.deutsch-perfekt.
fleischkonsum zusammenpasst, habe ich com/audio-gratis/06
noch nicht verstanden. Glück sollen auch
Fliegenpilze bringen. Die sind übrigens
giftig. Wenigstens muss man sie nicht
essen, um Glück zu haben. Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 37.
64 BLINDTEXT Deutsch perfekt

Langsamer fliegen
Vor 100 Jahren haben Zeppeline Menschen von Deutschland direkt nach Amerika gebracht –
bis zur Katastrophe von Lakehurst. Heute nehmen moderne Zeppeline wieder Gäste mit.
Ein Risiko? Von Andreas Spaeth
LEICHT
 Deutsch perfekt REISEN  65

M
artin Schuster ist Vielflieger. Aber keiner mit Rollkof-
der Flug, ¿e  die Fliegertruppe, -n 
fer und Bonuskarte. Der 79 Jahre alte Münchener ist , von: fliegen , hier: ≈ Teil des Militärs:
Stammgast im Zeppelin NT. Das moderne Luftschiff Er fliegt mit Flugzeugen.
der R¶llkoffer, - 
macht Rundflüge – meistens am Bodensee. „Seit 2015 ,  Koffer mit kleinen Reifen l„nden 
bin ich schon 17 Mal mitgeflogen, ich will ja den Erben die Bonuskarte, -n 
, hier: nach dem Fliegen
ankommen
nicht zu viel Geld hinterlassen“, sagt Schuster und lacht. ,  Karte: Damit bekommt
Der Startplatz heute ist die historische Flugwerft Schleißheim nördlich man Rabatt. der Sp¶rtflieger, - 
, hier: m Sportflug-
von München. Sie war vor 100 Jahren ein wichtiger Stützpunkt der könig- der St„mmgast, ¿e 
zeug
,  Gast: Er kommt oft.
lich-bayerischen Fliegertruppe. Hier landen sonst nur Sportflieger. Aber
br¡nnen 
zweimal pro Jahr kommt der Zeppelin für Rundflüge über München. der ]rbe, -n 
, hier: ≈ ein Feuer haben
,  Person: Sie bekommt
Die Fluggäste stehen draußen in der warmen Sonne. Jeder hat 525 Euro etwas nach dem Tod eines das }nglück, e 
für das Ticket bezahlt. Eine junge Frau in blauer Uniform erklärt die Sicher- Verwandten. , hier: Unfall
heitsnormen beim Luftschiff-Fliegen. „Niemand muss sich Sorgen ma- hinterl„ssen  verbr¡nnen 
chen“, sagt sie. Denn der Zeppelin ist mit Helium gefüllt. Das Gas brennt , hier: ≈ nach dem Tod , hier: durch Feuer
dalassen kaputtgehen
nicht. Bei einem historischen Unglück mit 36 Toten war das nämlich anders:
1937 ist der Luxus-Zeppelin LZ 129 Hindenburg in Lakehurst bei New York (der Tod  der W„sserstoff 
,  Ende vom Leben) ,  Gas ohne Farbe: Es
verbrannt. Er war mit Wasserstoff gefüllt – der kann brennen. riecht nicht; hier: H
Die Passagierinnen und Passagiere an der Flugwerft Schleißheim ma- die Flugwerft, -en 
, hier: Fabrik: Dort wer- gehören zu 
chen sich keine Sorgen. Sie freuen sich. Die meisten sind noch nie in einem den Luftschiffe konstruiert ,  ein Teil sein von
Luftschiff geflogen. Das ist keine Überraschung: Es gibt ja auch nur zwei im und repariert.
das Allgemeinwissen 
Passagierverkehr erlaubte Luftschiffe in Europa. Und die starten fast immer der St•tzpunkt, -e  ,  Wissen auf vielen
vom Zeppelin-Heimatflughafen am Bodensee. , hier: Basis; Ort: Von dort verschiedenen Sektoren
aus starten Flüge.

Mit dem ersten Zeppelin-Flug

über den Atlantik hat 1919 der
Boom der Luftschiffe begonnen.
Genau dorthin soll heute die Reise gehen. Es ist nicht oft möglich, eine
größere Distanz mit dem Luftschiff zu fliegen. Drei Tage hat in den frühen
30er-Jahren die Luxusreise mit dem Zeppelin von Friedrichshafen am Bo-
densee ohne Stopp nach Rio de Janeiro gedauert. Heute sind alle Gäste froh,
in zweieinhalb Stunden rund 200 Kilometer im Zeppelin fliegen zu dürfen.
Es ist eine spezielle Form der Luftreise – mit einer bekannten und tra-
gischen Historie. Schon im Juli 1900 war in Friedrichshafen das erste Zep-
pelin-Luftschiff gestartet. „Den Mythos der alten Zeppeline, das tragische
Unglück von Lakehurst 1937, das gehört zum Allgemeinwissen“, sagt Jürgen
Bleibler vom Zeppelinmuseum Friedrichshafen.
Das Museum dokumentiert die Historie der Zeppeline. Im Juli 1919 ist
das britische Luftschiff R34 zum ersten Mal über den Atlantik geflogen. Da-
nach hat der Boom der Zeppeline begonnen. Ab 1931 hat es einen Fahrplan
für Interkontinentalverkehr durch die Luft gegeben – bis die Katastrophe
von Lakehurst alles wieder gestoppt hat. Trotzdem waren die Zeppeline für
Innovationen im Luftverkehr extrem wichtig, erklärt Bleibler.
Seit 2001 gibt es mit dem in Friedrichshafen gebauten Zeppelin NT (NT
bedeutet „Neue Technologie“) wieder Passagierfahrten mit Luftschiffen.
Bis heute sind mehr als 300 000 Personen ohne Unfall mit ihnen geflogen.
Foto: Michael Häfner

Die weißen Giganten sind 75 Meter lang. Das ist trotzdem sehr klein im
Vergleich zu den Zeppelinen in der Zeit des Booms: So war die LZ 129 Hin-
denburg fast 247 Meter lang. Mit ihr konnten bis zu 72 Gäste mit allem Luxus
in circa 59 Stunden von Europa nach Amerika reisen.
66 REISEN Deutsch perfekt

Heute haben bis zu 15 Passagierinnen in der Gondel des Zeppelin NT Platz.

das Seil, -e  der L¡nkpropeller, -  
Reisen im Luftschiff sind populär. Am Bodensee hat man vor Corona fast ,  ≈ dünner, langer Gegen- , hier: Propeller: Damit
25 000 Gäste pro Jahr gezählt. stand z. B. aus Nylon: Daran kann man das Luftschiff in
kann man etwas halten. verschiedene Richtungen
Vor der Flugwerft Schleißheim landet jetzt der Zeppelin Baden-Würt-
bewegen.
temberg. Er ist zurück von einem München-Rundflug. Mit einem Kleinbus die Gew“chts­
schwankung, -en  die Flughöhe, -n 
kommen die elf Passagiere zu dem Luftschiff. Man hört wenig. Ein Heli- , hier: starke Änderung ,  Position: So hoch fliegt
kopter oder ein Jet sind viel lauter. Die Crew hält die Seile des Zeppelins, vom Gewicht etwas; Distanz vom Boden
damit er am Boden bleibt. s“ch „nschnallen  steigen 
Das Einsteigen und das Aussteigen funktionieren wie eine Choreogra- ,  sich mit einem Gurt am , hier: höher werden
Sitz festmachen
fie: Zwei Menschen steigen aus und kommen die Gangway herunter. Zur s“ch „bschnallen 
gleichen Zeit gehen schnell zwei neue Gäste hinein. So soll es keine starken (der G¢rt, -e   ,  den Gurt am Sitz öffnen
,  langes, elastisches Ding:
Gewichtsschwankungen geben. In wenigen Sekunden sind alle neuen Pas- Damit sichert man sich im
w„ckeln 
, hier: sich unruhig
sagierinnen an Bord. Die Gondel ist modern, hell und groß. Es gibt auch eine Auto oder im Flugzeug.)
bewegen
Bordtoilette. Alle schnallen sich an. (f¡stmachen 
der Treibstoff, -e 
Im Cockpit sitzen die Piloten Marko Hollerer und Edwin Almanzar. Die , hier: ≈ so machen, dass
,  z. B. Benzin, Diesel
man nicht vom Sitz fallen
Bodencrew lässt die Seile los. Die Piloten starten. An den zwei Seiten trei-
kann) die St¢nde, -n 
ben 200 PS die Zugpropeller an. Hinten am Heck dreht sich ein Druckpro- , hier: Unterricht
loslassen  
peller. Außerdem läuft an der Seite ein kleiner Lenkpropeller. Drei Motoren ,  nicht länger halten das Voralpenland 
hat das Luftschiff. Sie sind für den Flug elementar. , hier: Region zwischen
„ntreiben 
Mit dem Joystick lässt der Pilot das Luftschiff auf 300 Meter Flughöhe München und den Alpen
, hier: ≈ machen, dass sich
steigen. Der Zeppelin fliegt mit circa 75 Stundenkilometern viel langsamer ein Propeller bewegt das [llgäu  
,  Region an den Alpen in
als ein Flugzeug. Es geht zum Stadtzentrum von München. Die Passagiere (s“ch bewegen 
Bayern und Baden-Würt-
dürfen sich abschnallen, aufstehen und durch die Gondel gehen. Ein kurzes , hier: die Position
temberg
ändern)
der Knoten, -  
das PS 

Aus der Luftschiff-Perspektive

,  Schnelligkeit von 1,852
,  kurz für: Pferdestärke:
km/h
Sie zeigt: Wie stark ist ein
Motor? w¡ltweit 

bekommt die Landschaft eine der Zugpropeller, - 

,  Propeller: Er zieht das
,  auf der ganzen Welt

die Urkunde, -n 

eigene Dynamik und Poesie. Luftschiff durch seine

Position.
, hier: Dokument, dass
man an einem Flug teilge-
nommen hat
(ziehen 
, hier: ≈ von einem Ort an der S¡kt, -e 
Gespräch mit den Piloten, dann wieder ein Blick aus den offenen Fenstern einen anderen bringen) ,  alkoholisches Getränk,
vorn rechts oder hinten links in der Tür. Und eine Pause auf der Panora- fast wie Champagner
das H¡ck 
ma-Heckbank. So macht Fliegen großen Spaß. Es ist leise. Nur manchmal ,  hinterster Teil von einem die Eigenmarke, -n 
Schiff, Auto oder Flugzeug ,  spezielle eigene Sekt-Va-
wackelt das Luftschiff ein kleines bisschen. Klimafreundlich ist der Zep- riante
s“ch drehen  
pelin auch: Nur 50 Liter Treibstoff brauchen die drei Motoren pro Stunde.
, hier: sich im Kreis das Brimborium 
Das Panorama ist grandios. So hat man München noch nie gesehen. Die bewegen , m d ≈ Spektakel
Allianz-Arena von oben, der Olympiaturm ganz nah. Alle stehen an den der Dr¢ckpropeller, -  der B•rgermeister, - 
Fenstern. Euphorie bei Martin Schuster. „Jeder Flug ist anders“, erzählt der ,  Propeller: Er drückt ,  Chef von einem Ort
Luftschiff-Veteran. Es ist eine feine Geografiestunde. das Luftschiff durch seine
Position nach vorn. entk¶mmen 
Nach München geht es über das Voralpenland, den Ammersee und bald ,  weglaufen von
über das Allgäu. Links die Silhouette der Alpen. Aus dieser privilegierten
Perspektive bekommt die Landschaft eine eigene Dynamik und Poesie.
Leider ist die Zeit viel zu schnell vorbei. „Wir haben sieben Knoten Rü-
ckenwind und können nicht langsamer fliegen“, erklärt Pilot Almanzar im
Cockpit. Er ist einer von nur circa 15 aktiven Luftschiffpiloten weltweit,
„von uns gibt es weniger als Astronauten“, sagt der Flugkapitän.
Der Zeppelin fliegt weiter über Lindau, dann nach Friedrichshafen. Nach
zweieinhalb Stunden landet er. Im Terminal gibt es Urkunden und ein Glas
Sekt der Eigenmarke „Graf Zeppelin Secco Dry“ für alle.
Schuster hat schon neue Pläne: „Im August nächstes Jahr werde ich 80 –
da buche ich wieder einen Zeppelinflug. Ich will dem Brimborium zu Hause
mit dem Besuch des Bürgermeisters entkommen.“ Nur Fliegen ist schöner.
 Deutsch perfekt IM NÄCHSTEN HEFT  67

chste
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, hier: ihre Firma haben ,  ≈ große Wünsche realisieren
68  Deutsch perfekt

D-A-CH-MENSCHEN – EINE VON 100 MILLIONEN

Christiana Bukalo (28)

„Inzwischen habe ich Hoffnung“

ist in München geboren
und staatenlos. Ende 2021
ging ihre Plattform
statefree.world online.
Sie darf nicht wählen, auch Reisen ist für sie schwierig: Dort möchte Bukalo
anderen Staatenlosen
Christiana Bukalo ist ohne Pass in Deutschland aufgewachsen – Informationen geben –
und will anderen in dieser Situation helfen.  MITTEL und die Motivation, ihre
Geschichte zu erzählen.

Frau Bukalo, warum haben Sie keine
Staatsangehörigkeit?
Meine Eltern sind in den 90er-Jahren aus
Westafrika nach Deutschland immigriert.
Damals haben sie den Status „ungeklärte
Staatsangehörigkeit“ erhalten. Den habe
ich bei meiner Geburt in München von
ihnen geerbt. Vor ein paar Jahren hat sich
mein Status in „staatenlos“ geändert. Ich
weiß nicht, warum. Bei einem Behörden-
gang habe ich ein Dokument bekommen,
in dem nicht mehr „XXX“ für „ungeklär-
te Staatsangehörigkeit“ stand, sondern
„XXA“ für „staatenlos“.
Was bedeutet dieser Unterschied?
Als offiziell Staatenlose bin ich eine Stu-
fe weiter. Wenn ich diesen Status sechs
Jahre lang habe, kann ich versuchen, mich
einbürgern zu lassen. Mit einem deut-
schen Pass ist vieles einfacher. Aktuell
ist für mich manches gar nicht möglich.
Zum Beispiel darf ich nicht wählen. Ich
darf auch keine Beamtin werden. Reisen
war sowieso schon immer schwierig. Am
Anfang der Corona-Pandemie etwa gab
es eine Rückholaktion der Regierung für
Deutsche in verschiedenen Ländern. In Si-
tuationen wie dieser ist es oft nicht sicher,
ob ich berücksichtigt werde. Das lässt ei-
nen sehr vorsichtig werden. Ich habe aber
erst vor ein paar Jahren erkannt, was die-
se Einschränkungen wirklich bedeuten –
durch eine traumatisierende Erfahrung.
Was ist passiert?
Seit meinem 18. Lebensjahr habe ich
wollte mich gut darauf vorbereiten. Es
staatenlos  ber•cksichtigen 
war aber sehr schwierig, Informationen ,  so, dass man keine , hier: bei der Organisati-
zu bekommen – außer der, dass man aus Staatsangehörigkeit hat on denken an
Deutschland ohne Visum nach Marokko (die Staatsangehörig­ Das læsst einen … werden. 
reisen darf. Ich dachte, das gilt auch für keit, -en  ,  Das macht, dass man …
, Nationalität) wird.
mich. Heute weiß ich, dass das naiv war.
Warum? online gehen  die Einschränkung, -en 
, hier: im Internet publi- , hier: Sache, die die
Am Flughafen in Marrakesch standen ziert werden Möglichkeiten reduziert
plötzlich sechs Männer in Uniform ne-
¢ngeklärt  ¡twas Bes¶nderes 
ben mir. Man sagte mir, dass ich als Staa- ,  nicht klar; nicht fest- ,  spezielle Sache
tenlose ohne ein Visum nicht einreisen gestellt
g¡lten für 
darf. Ich musste fast 24 Stunden im Tran- erh„lten  , hier: die Norm sein für
sitbereich des Flughafens verbringen, , bekommen
einreisen 
um das nächste Flugzeug zurück nach ¡rben  ,  in ein Land reisen
, hier: von seinen
Deutschland zu nehmen. In dieser Nacht der Transitbereich, -e 
Eltern durch die Geburt
habe ich viel geweint. Ich war enttäuscht ,  ≈ Transitareal
bekommen
und habe mich geschämt. Aber irgend- der Behördengang, ¿e 
s“ch schämen 
, hier: sich schlecht
wann auf dem Flug zurück wurde daraus ,  Besuch bei einem Amt,
fühlen, weil einem eine
ein Gefühl der Fassungslosigkeit: Wie um etwas zu erledigen
Sache vor anderen unange-
kann es sein, dass ich absolut keine Quel- eine Stufe weiter  nehm ist
, hier: etwas näher am
len habe, um mich richtig zu informieren? die F„ssungslosigkeit 
Ziel
So etwas soll mir nie wieder passieren. ,  Schock und Traurigkeit
s“ch einbürgern l„ssen 
War das der Anfang Ihrer Onlineplattform? ,  als Ausländer die Staats-
die Qu¡lle, -n 
, hier: Medium, von
Da hatte ich die erste Idee. Es hat aber angehörigkeit eines Landes
dem man Informationen
noch länger gedauert, bis die Plattform bekommen
bekommt
real wurde. Am Anfang habe ich unter ei- sowieso 
¢nter 
, hier: unabhängig von
nem Pseudonym daran gearbeitet. Heute , hier: mit
allem
benutze ich meinen wahren Namen. Ich (jemanden) vers¶rgen m“t 
¡twa 
will andere Staatenlose nicht nur mit In- , hier: zum Beispiel
, hier: anbieten, weil das
formationen versorgen, die mir gefehlt jemand braucht
die R•ckholaktion, -en 
haben. Ich will ihnen auch die Chance geschætzt 
,  Aktion, bei der Men-
, hier: L auf Basis von
geben, ihre Geschichte zu erzählen. Viele schen wieder an einen Ort
genauen Zahlen
zurückgebracht werden
fühlen sich allein, aber das sind sie nicht.
Es gibt in Deutschland geschätzt rund
26 500 Staatenlose und mehr als 91 000
Jenak

einen Reiseausweis für Staatenlose. An- Menschen mit ungeklärter Staatsange-

Fotos:Benjamin

fang 2019 wollte ich damit meine erste hörigkeit. Inzwischen habe ich Hoffnung,
xxxx

In Deutschland, Österreich und der Schweiz

große Reise machen, nach Marokko. Das dass wir die Situation zusammen verbes- (D-A-CH) leben 100 Millionen Menschen. An dieser
Foto:

war etwas ganz Besonderes für mich. Ich sern können.  Interview: Eva Pfeiffer Stelle interviewen wir jedes Mal einen von ihnen.
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