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Rückstoß
Als Rückstoß bezeichnet man die Gegenreaktion, die auftritt, wenn eine Masse beschleunigt wird.
Die Richtung des Rückstoßes ist der Richtung der Beschleunigung entgegengesetzt.

Beim Rückstoß kann zwischen Rückstoßimpuls, Rückstoßgeschwindigkeit, Rückstoßenergie und


Rückstoßkraft unterschieden werden.

Inhaltsverzeichnis
Rückstoß von Schusswaffen
Rückstoß als Antriebsmittel
Rückstoß in der Atom-, Kern- und Teilchenphysik
Rückstoß im Laufsport
Siehe auch
Literatur
Einzelnachweise

Rückstoß von Schusswaffen


Der Rückstoß von Schusswaffen ist eine Größe der Innenballistik.

Der Rückstoßimpuls ist gemäß dem Satz der Impulserhaltung gleich dem Impuls, der dem
Projektil und den nach vorn strömenden Gasen der Treibladung zuteilwird. Der Geschossimpuls ist
das Produkt aus der Masse und der Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses:

Der genaue Anteil der Treibladungsgase am Gesamtimpuls ist schwer zu berechnen und wird im
Allgemeinen experimentell ermittelt. Für praktische (näherungsweise) Rechnungen wird die Hälfte
der Masse der Treibladung zur Geschossmasse hinzuaddiert.

Die Geschwindigkeit der Rückstoßbewegung der Waffe ergibt sich entsprechend dem Satz der
Impulserhaltung aus der Masse des Geschosses , aus der Geschwindigkeit des Geschosses
und aus dem Verhältnis der Waffenmasse zur Geschossmasse:

Die Energie des Rückstoßes ergibt sich aus der Bewegungsenergie des Geschosses, der

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Bewegungsenergie der nach vorn expandierenden bzw. aus der


Laufmündung ausströmenden Gase und aus dem Verhältnis
der Masse dieser Komponenten zur Masse der Waffe.

Die Energie des Rückstoßes kann aus der


Rückstoßgeschwindigkeit errechnet werden:

Hieraus ergibt sich, dass ein leichtes Geschoss, das mit der Mögliche Wirkung des Rückstoßes,
gleichen Mündungsenergie den Lauf verlässt wie ein Standort Musée Militaire Vaudois,
schwereres Geschoss, eine geringere Rückstoßenergie abgibt Morges, Schweiz
als das schwere Geschoss, sofern die Waffenmasse gleich ist.
Vor allem bei starken Ladungen, die aus relativ kurzen Läufen
verschossen werden, kann die Rückstoßwirkung der aus der
Laufmündung strömenden Gase einen bedeutenden Anteil zur
Gesamtenergie des Rückstoßes beitragen (Raketeneffekt).

Die Rückstoßkraft entspricht der Beschleunigungskraft ,


der das Geschoss und die nach vorn strömenden Gase ausgesetzt
sind. Die Beschleunigungskraft ist das Produkt aus
Geschossmasse und Geschossbeschleunigung :
Rückstoßprinzip einer
Schusswaffe

Idealisiert kann die Geschossbeschleunigung aus der


Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses und der Lauflänge der Waffe errechnet werden:

Die Rückstoßkraft wird durch die unter hohem Druck stehenden Gase der Treibladung auf die
Waffe übertragen. Diese Kraft wirkt nur für den kurzen Zeitraum des Abschusses auf die Waffe,
wobei in der Praxis der Verlauf der Rückstoßkraft vom Verlauf des Gasdruckes nach dem Zünden
der Treibladung abhängt.

Der Rückstoß von Waffen kann z. B. durch Mündungsbremsen gesenkt werden. Der Rückstoß
moderner Geschütze wird außer durch Mündungsbremsen meist auch durch einen hydraulisch
gebremsten Rohrrücklauf aufgefangen. Um die unerwünschten Auswirkungen des Rückstoßes fast
ganz vermeiden zu können, wurden auch rückstoßfreie Geschütze entwickelt.

Die Energie des Rückstoßes wird bei Rückstoßladern dazu verwendet, um nach einem Schuss den
Verschluss zu öffnen, die leere Patronenhülse auszuwerfen und eine neue Patrone ins
Patronenlager nachzuführen[1]. Im Gegensatz dazu verwenden Gasdrucklader den Druck der
Pulvergase für die Durchführung dieses Vorgangs[2]. Dabei wirkt der Gasdruck entweder direkt[3],
über die Patronenhülse auf den Verschluss (Masseverschluss)[4][5], oder indirekt[6] über einen
Kolben oder ein Gasröhrchen[7].

Der Rückstoß ist verantwortlich für den Hochschlag, ein Effekt, bei dem die Mündung der Waffe

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schlagartig nach oben gedrückt wird.

Rückstoß als Antriebsmittel


→ Hauptartikel: Rückstoßantrieb

Bei Strahlantrieben wie Raketentriebwerken und


Strahltriebwerken wird die Rückstoßkraft (allgemein
Schubkraft oder Schub genannt) eines in einer Düse
beschleunigten Mediums als Antriebskraft genutzt. Die
Rückstoßkraft ist das Produkt aus der Durchsatzrate der
Düse und der Geschwindigkeit des ausströmenden
Mediums . Rückstoß eines Wasserstrahls hebt
ein Flyboard in die Höhe

Rückstoß in der Atom-, Kern- und Teilchenphysik


Die Erhaltungssätze für Impuls und Energie gelten für physikalische Systeme, die mittels der
Quantenmechanik beschrieben werden müssen, ebenso wie in der klassischen Mechanik (siehe
auch Kinematik). Daher erhält beispielsweise bei der Emission von Gammastrahlung das
abgestrahlte Photon nicht genau die gesamte freiwerdende Energie des Übergangs, sondern der
Atomkern behält einen Bruchteil davon als kinetische Energie seines Rückstoßes; siehe auch
Mößbauer-Effekt.

Die durch elastische Stöße mit schnellen Neutronen in einem wasserstoffhaltigen Material
entstehenden Rückstoß-Protonen lassen sich zum Nachweis und zur Energiemessung dieser
Neutronen ausnutzen (siehe Neutronendetektor).

Rückstoß im Laufsport
Muskel- und Bindegewebe sind elastisch. Werden sie gedehnt und anschließend entspannt,
entsteht ein Rückstoßeffekt. Beim Vorfußlauf lässt sich dies für einen kraftsparenden Vortrieb
nutzen – nicht jedoch beim Rückfußlauf. Um die im Gewebe gespeicherte Energie optimal zum
Vortrieb zu nutzen, ist eine möglichst kurze Kontaktzeit zwischen Fuß und Boden erforderlich.[8]

Siehe auch
▪ Trägheit
▪ Radioaktiver Rückstoß

Literatur
▪ R. Germershausen, E. Schaub et al.: Waffentechnisches Taschenbuch. Hrsg.: Rheinmetall. 3.
Auflage. Düsseldorf 1977, OCLC 664599417 (https://worldcat.org/oclc/664599417).

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Einzelnachweise
1. Robert Weisz: Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik (1912). Kessinger
Publishing, Leipzig 1912, ISBN 978-1-168-35839-4, S. 93–98.
2. Robert Weisz: Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik (1912). Kessinger
Publishing, Leipzig 1912, ISBN 978-1-168-35839-4, S. 88–92.
3. Jaroslav Lugs: Handfeuerwaffen Band I. 8. Auflage. Militärverlag der DDR (VEB), Berlin 1956,
ISBN 3-327-00032-8, S. 302.
4. G. Backstein, P. Bettermann, B. Bispring: Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch. 3.
Auflage. Rheinmetall GmbH, Düsseldorf 1977, S. 243.
5. United States Army Materiel Command: Engineering Design Handbook - Gun Series -
Automatic Weapons. United States Army Materiel Command, Chambersburg, PA 1970, S. 2—1
(englisch).
6. Jaroslav Lugs: Handfeuerwaffen Band I. 8. Auflage. Militärverlag der DDR (VEB), Berlin 1956,
ISBN 3-327-00032-8, S. 303.
7. R. Blake Stevens & Edward C. Ezell: The Black Rifle, M16 Retrospective. 2. Auflage. Collector
Grade Publications, Ontario, Kanada 1992, ISBN 978-0-88935-115-8, S. 29 (englisch).
8. Vor-, Mittel- oder Rückfußlauf? - Vor- und Nachteile der Laufstile (https://web.archive.org/web/2
0121112103259/http://www.sportwelt-verlag.de/Trinews/Blog/Vorfusslauf/vorfusslauf.html)
(Memento vom 12. November 2012 im Internet Archive)

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Diese Seite wurde zuletzt am 22. August 2022 um 21:43 Uhr bearbeitet.

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